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WIESBADEN IV

Die Eingemeindung Nieder-Eschbachs durch die Stadt Frankfurt stieß noch 1991 auf harsche Ablehnung Die Selbständigkeit gilt heute aber als illusorisch

NIEDER-ESCHBACH. März 1991: In der dritten Sitzung des laufenden Jahres lag dem Nieder-Eschbacher Ortsbeirat 15 ein Antrag der FDP-Fraktion vor. "Betreff:", stand dort zu lesen, "Ausgemeindung von Nieder-Eschbach aus Frankfurt." Hintergrund war eine rund vier Wochen zurückliegende Bürgeranhörung, bei der Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) die Pläne für den Schlachthof-Neubau im Nieder-Eschbacher Gewerbegebiet präsentiert hatte.

Dabei habe sie sich so aufgeregt, erklärte die Freidemokratin Renate Sterzel, daß sie kurzerhand den provokativen Antrag formuliert habe.

Die folgende Diskussion entwickelte sich gewissermaßen zur Schlüsselszene für das Verhältnis der örtlichen Politiker zur Großstadt Frankfurt: Mit Schaudern erinnerten sich die Ortsbeiräte an die "Zwangseingemeindung" im Jahre 1972, vermerkten die "Vernachlässigung" in der Zwischenzeit und brandmarkten die Schlachthof-Verlagerung schließlich gar als "Vergewaltigung" des kleinen Stadtteils im Frankfurter Norden.

Und dennoch: Nach einigen markigen Sätzen wird der Vorstoß - den selbst die Autorin "nicht ganz ernst" gemeint hat - als "indiskutabel" verworfen. "Wollen Sie die Probleme Nieder-Eschbachs etwa alleine lösen?", fragte noch schnell ein Christdemokrat, bevor sich das Gremium dem nächsten Antrag zuwendete.

20 Jahre nach dem harschen Protest zu Beginn der 70er Jahre, so scheint es, haben sich die Nieder-Eschbacher an Frankfurt gewöhnt. Hin und wieder als selbsbewußtseinsförderndes Mittel hervorgeholt, führt das Thema Eingemeindung im übrigen ein eher bescheidenes Dasein. Denn, darin sind sich die Vorsitzenden aller Ortsbeirats-Fraktionen einig, als politisches Ziel ist die Selbständigkeit längst passé.

"Wir haben uns damals gewehrt, bis es nicht mehr ging", erinnert sich der CDU- Fraktionsvorsitzende Walter Beck, der vor 1972 "an vorderster Front" gegen die Eingemeindung gekämpft hat und später erster Vorsteher im neuen Ortsbezirk 15 wurde. "Aber für die politische Arbeit spielt die Sache heute keine Rolle mehr."

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Gerhard Tiedemann sieht es genauso; selbst die kämpferische FDP-Frau Renate Sterzel schließt sich dem Votum der Kollegen an. Und Michael Paul, seit 1985 für die Grünen im Ortsbeirat 15 und zugleich deren Fraktionsvorsitzender, geht sogar noch einen Schritt weiter: "Ich sehe heute keine Chance mehr, ein Gemeinwesen Nieder-Eschbach zu schaffen, das lebensfähig wäre."

Trotz dieser nüchternen Sicht des politisch Machbaren - zufrieden mit der Entwicklung der vergangenen 20 Jahre sind die Stadtteilpolitiker aus dem Norden keinesfalls. Nicht erst der Bürgerzorn gegen die geplante Schlachthof-Verlagerung hat beispielsweise den Vorwurf aufgebracht, die städtische Verwaltung kümmere sich nicht sonderlich um Nieder-Eschbacher Belange. Schon in den 70er und 80er Jahren, beobachtete Walter Beck, sei das Verhältnis zur Stadt "mehr so dahingeplätschert". Vor allem im alten Ortskern habe sich "kaum etwas getan".

Und als zum Ende der 70er Jahre zwischen Bonames und Nieder-Eschbach die Hochhaus-Siedlung "Am Bügel" entstand, glaubte nicht nur Renate Sterzel, daß den Neu-Frankfurtern da wohl ein "Kukkucksei" ins Nest gelegt worden war. Nach blumigen Versprechungen in Sachen Infrastruktur war plötzlich eine "Wohnwüste" (Gerhard Tiedemann) entstanden, der es noch an den nötigsten Grundeinrichtungen fehlte.

Erst in den folgenden Jahren "tröpfelten" dann beispielsweise das Jugendhaus und der Kindergarten nach. Zumindest eine grundlegende Befürchtung aus der Zeit der Eingemeindungsdiskussionen hat sich für die Nieder-Eschbacher Ortsbeiräte also bestätigt: Die zentralen Planungsstellen der Stadt arbeiten weniger flexibel, gehen weniger auf Stadtteil-Belange ein, als dies für die Verwaltung einer selbständigen Gemeinde möglich gewesen wäre.

"Wenn Sie hier etwas entschieden haben", erinnert sich Walter Beck an die Zeit vor 1972, "da konnten Sie noch genau sehen, was daraus wurde."

Für die Stadtteilpolitiker ist deshalb klar, daß zumindest einige der seit langem geforderten Projekte in der Selbständigkeit längst unter Dach und Fach wären.

Der Ortsmittelpunkt etwa würde in neuem Glanz erstrahlen und auch in dem Baugebiet westlich der Homburger Landstraße stünden schon seit Jahren die ersten Häuser; von einem "echten" Bürgerhaus und einer weiteren Turnhalle ganz zu schweigen.

Alles weitere indes gehört wohl ins Reich der Spekulationen. Oder, wie Michael Paul es ausdrückte: "In der Selbständigkeit wäre sicher einiges anders gelaufen - ob es immer besser gelaufen wäre, kann man nicht sagen." nei

DOKUMENTATION 11

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BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT IV

LOKALE SPORTRUNDSCHAU VII

Theaterpremieren im August

Bad Hersfeld Carl Maria von Weber: Der Freischütz (Insz.: Václav Véznik; Dir.: Siegfried Heinrich) am 5. August in der Stiftsruine. Berlin Jochen Berg: Iphigenie (Insz.: Frank Lienert; Bühne: Richard van Luijk) am 31. August im Garten des Deutschen Theaters. Brandenburg William Shakespeare: Ein Sommernachtstraum (Insz.: Sylvia Kuckhoff und Jürgen Heidenreich; Bühne: Jürgen Heidenreich) am 15. August im Park um das Theater. Ludwigsburg Wolfgang Amadeus Mozart: Die Zauberflöte (Insz. u. Bühne: Axel Manthey; Dir.: Wolfgang Gönnenwein) am 26. August im Schloßtheater. Luzern Georges Auric und andere: Die Hochzeit auf dem Eiffelturm / Francis Poulenc: Die Brüste des Teiresias (Choreogr.: Thorsten Kreissig / Insz.: Philipp Himmelmann; Dir.: Olaf Henzold; Bühne: Bettina Munzer) am 20. August im Stadttheater. Potsdam Eugène Ionesco: Die Stühle (Insz.: Katja Wolff; Bühne: Fe Berger) am 22. August auf der Probebühne Zimmerstraße.Rheinsberg Benjamin Britten: Ein Sommernachtstraum (Insz.: Winfried Bauernfeind; Dir.: Stefan Sanderling; Bühne: Martin Rupprecht) am 7. August im Schloß.

Christoph Willibald Gluck: La Corona / Le Cinesi (Insz.: Götz Fischer; Dir.: Dieter Gerhardt Worm; Bühne: Olaf Zombeck) am 14. August im Schloß. Salzburg Richard Strauss: Die Frau ohne Schatten (Insz.: Götz Friedrich; Dir.: Sir Georg Solti; Bühne: Rolf Glittenberg) am 5. August im Großen Festspielhaus. Olivier Messiaen: Saint François d'Assise (Insz.: Peter Sellars; Dir.: Esa-Pekka Salonen; Bühne: Georges Tsypin) am 17. August in der Felsenreitschule. Richard Strauss: Salome (Insz.: Luc Bondy; Dir.: Christoph von Dohnányi; Bühne: Erich Wonder) am 20. August im Kleinen Festspielhaus. Zwingenberg am Neckar Wolfgang Amadeus Mozart: Die Zauberflöte (Insz. u. Dir.: Guido Johannes Rumstadt) am 15. August im Schloßhof.

Carl Maria von Weber: Abu Hassan (Insz.: Marianne Berglöf; Dir.: Guido Johannes Rumstadt) am 22. August im Innenhof des Schlosses.

Vor 20 Jahren Vier kleine Dörfer wurden Großstadt

FRANKFURT-NORD. 1. August 1972: Harheim, Nieder-Eschbach, Nieder-Erlenbach und Kalbach wurden im Zuge der hessischen Gebietsreform eingemeindet. Frankfurt wuchs und bekam etwa 16 000 Neubürger.

Längst ist im Frankfurter Norden die Zugehörigkeit zur Großstadt Alltag. Dennoch sind die 20 Jahre nicht spurlos an den Dörfern vorübergangen - vieles hat sich verändert. Die Stadtteil-Rundschau fragte nach: Was ist aus den Hoffnungen und Ängsten von 1972 geworden? Wie sehen die hiesigen Politiker und Bürger heute das Verhältnis zu Frankfurt? *nei

Unrepräsentative "Blitzumfrage"

NIEDER-ESCHBACH. Die resolute Dame, eine prominente Vertreterin der örtlichen Bürgerinitiative (BI), hält mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg: "Wir fühlen uns hier oben behandelt wie die Kolonien." Kein vollwertiges Bürgerhaus, der Bügel, und nicht zuletzt der Schlachthof: "Für Nieder-Eschbach hat es sich nur verschlechtert", meint sie betrübt.

Blitzumfrage bei einer Veranstaltung im "Darmstädter Hof", dem Esatz-Bürgerhaus von Nieder-Eschbach. In unrepräsentativer Auswahl resümieren Stadtteil-Bewohner, wie sich Nieder-Eschbach ihrer Ansicht seit der Eingemeindung entwickelt hat. Harsche Töne sind die Regel, Anflüge von Sarkasmus bisweilen nicht zu überhören. "Was ich Positives aus der Eingemeindung ziehe?", überlegt einer. Kurze Pause. "Der Straßenbahn-Tarif hat sich verbilligt - sonst sehe ich beim besten Willen nichts."

Immer wieder klingt auch der Vorwurf durch, Frankfurt habe sich das wohlhabende Nieder-Eschbach vor allem des Geldes wegen unter den Nagel gerissen. "Durch die Eingemeindung", schmunzelt ein Alt-Nieder-Eschbacher, "ist die Pro-Kopf-Verschuldung der Stadt stark gesunken."

Andere stören sich vor allem an den alltäglichen Problemen, die sich aus der Distanz zur städtischen Verwaltung ergeben. "Wenn wir dort irgendwo anrufen, werden wir immer nur weitergereicht", berichtet eine Frau.

Trotz aller Schwierigkeiten - ihr Selbstbewußtsein haben die Nieder-Eschbacher offenbar nicht verloren. "Wir gehören zwar seit 20 Jahren zu Frankfurt, haben aber unseren ländlichen Charakter bewahrt", verkündet stolz ein Bürger unter eifrigem Kopfnicken der Umherstehenden. Und sein Nachbar fügt zufrieden hinzu: "Bei uns werden die Leute eben nicht zur Nummer degradiert." nei

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BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT III

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Entnommen aus: Jörg Weber, "365 Öko-Tips", Eich-

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BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT V

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Luftverschmutzung

Die Luftbelastungswerte vom 31. Juli, gemessen in Milligramm je Kubikmeter.Stoffe und Grenzwerte*

Hanau Maintal

SO2 (1,00) 0,02 (0,02) 0,01 (0,01) NO2 (0,20) 0,07 (0,08) 0,05 (0,08) Staub (0,45) - (0,04) - (0,03) Ozon (0,18) 0,05 (0,15) 0,07 (0,15)

- = kein Meßwert bekannt (Vortags-Werte in Klammern)

SO2 = Schwefeldioxid

NO2 = Stickstoffdioxid

bei Ozon- (O3) Konzentration:

"empfohlener Richtwert"

Alle Werte laut Messungen der Hessischen Landesanstalt für Umwelt. Im Sommerhalbjahr keine Messungen der Kohlenmonoxid-Werte (CO).

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Leitung: Manfred Lochner, Tel. 0 61 81 / 1 30 93

Auch die Ehrungen muß man anmelden

FRANKFURT A. M. Langvermählte Paare und die ältesten Bürger haben in Frankfurt ein Anrecht auf Ehrungen bei Jubiläumsfeiern. Der Hessische Ministerpräsident und der Oberbürgermeister gratulieren (oder lassen ihre Glückwünsche überbringen) - doch die Jubilare müssen sich rechtzeitig darum bemühen.

Unaufgefordert kommen die Stadt- und Landesväter nämlich nicht, vorher müssen noch Formalien erledigt werden. Sechs Wochen vor der Feier, so empfehlen jetzt die Städtischen Mitteilungen, sollen sich die Jubilare anmelden und mit Geburts- oder Heiratsurkunde nachweisen, daß sie tatsächlich ein Jubiläum begehen.

Der Stadtbezirksvorsteher und der Sachbearbeiter im Römer, Zimmer 308, sind die Anlaufstellen für die Ehrungswilligen.

Zur goldenen (50 Jahre), diamantenen (60 Jahre), eisernen (65 Jahre) und Gnadenhochzeit (70 Jahre) übermitteln die Vertreter von Stadt und Land ihre Wünsche, ebenso zum 90., 95., 100. und jedem folgenden Geburtstag: Vorausgesetzt, die Verwaltung weiß Bescheid. star

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LOKALE SPORTRUNDSCHAU VIII

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LOKALE SPORTRUNDSCHAU VIII

Kein Platz für wilde Menschen Die immer weiter voranschreitende Umweltzerstörung in Amazonien treibt den Stamm der Kaiowa in den Selbstmord Von Romeo Rey (Dourados)

70 Indios vom Stamm der Kaiowa, die im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso do Sul leben, haben in den vergangenen Jahren Selbstmord begangen. Akte einer Verzweiflung, die dem Wesen der Ureinwohner Amerikas völlig widerspricht. Junge Männer und Frauen, Entwurzelte in ihrem eigenen Land, Menschen, die keine Zukunft mehr sahen. "Sie haben die Hoffnung verloren", bemerkt Häuptling Ailton Bigua resigniert. Er trägt keinen Federschmuck mehr auf dem Kopf. Sein Volk ist "akkulturiert".

Die Selbstmörder sagen ihrer Mutter oder der Frau: "Ich geh rasch in den Busch", oder "ich mach meinen Freunden einen Besuch". Ein paar Stunden später findet man sie tot. Meistens an einem Baum erhängt. Die Bäume, die es in ihrem Reservat noch gibt, sind so schwach oder so klein, daß sich die Äste unter dem Gewicht der Unglückseligen durchbiegen bis fast auf den Boden. Manche Selbstmörder hat man, das Seil am Hals, fast auf der Erde kniend aufgefunden. Andere schlucken Gift.

Bis vor einigen Jahrzehnten lebten die guaranisprachigen Kaiowa vom Jagen, Sammeln und Fischen. Als Halbnomaden besiedelten sie das weite, flache, bewaldete Land rund um das Sumpfgebiet Pantanal. Ihre einzige Grenze war der Horizont, der Himmel ihr Dach. In lockeren Gemeinschaften, "Tekoha", entfaltete sich ihr soziales, kulturelles und religiöses Leben in voller Harmonie mit der Natur.

Heute sind 7000 Kaiowa am Rand der Kleinstadt Dourados auf 3500 Hektar zusammengepfercht. Ihr Reservat wird von einer Asphaltstraße durchschnitten, über die schwere Lastwagen und Busse donnern. Sie hausen in Bretterverschlägen, die primitiver sind als in der elendesten Favela. Kein einziger Weiher oder Bach ist auf diesem jämmerlichen Rest ihrer einstigen Freiheit zu finden. Die letzten Waldstreifen werden jetzt von Bulldozern niedergerissen. Nach Ansicht der FUNAI, der staatlichen Behörde, die für die Indios verantwortlich ist, soll "Nutzland" für die Kaiowa geschaffen werden. Diese haben von Landwirtschaft aber kaum eine Ahnung. Weitere 6000 Eingeborene desselben Stamms sind in etwa 20 kleineren Reservaten der Region zerstreut.

Was bei der Rodung des Dschungels zum Vorschein kommt, ist ein Boden, der viel mehr Fruchtbarkeit verspricht als sonstwo in Amazonien. Die Weißen haben das längst entdeckt. Im Norden und Süden von Mato Grosso - einer Landfläche wie Deutschland und Frankreich zusammen - ist in den vergangenen Jahrzehnten massiv abgeholzt worden. Immense Felder, mit Soja bepflanzt, soweit das Auge reicht. Ein einziger "Sojakönig" Olacyr de Morais, besitzt hier 100 000 Hektar: Das Kernstück seiner rasch expandierenden "Itamaraty-Gruppe", zu der eine eigene Bank sowie Industrie- und Handelsfirmen in diversen Zweigen der Wirtschaft gehören. Da der Sojapreis auf dem Weltmarkt zur Zeit fällt, läßt de Morais immer mehr Baumwolle und Zuckerrohr pflanzen.

Mit dem Land haben sie ihre Freiheit verloren. In der nahen Stadt, die in den letzten Jahren des Soja-Booms auf 150 000 Einwohner angeschwollen ist und das Reservat zu "verschlucken" droht, werden die Indios zum Alkohol verführt. In die Geldwirtschaft gezwungen, suchen sie Arbeit als Knechte und Handlanger auf den Fazendas. Besoffen und geschunden, manche auch von den Chemikalien der Agrarindustrie halb vergiftet, kehren sie in ihr Ghetto zurück. Sie schleppen Krankheiten ein, zwingen ihre Frauen zur Prostitution, sie verrohen und verkommen. Und wie wenn des Elends damit nicht genug wäre, werden sie noch von Sekten belagert, die ihnen fremde Vorstellungen von Glauben und Moral eintrichtern.

Man hat ihnen alles geraubt: das Land, die Freiheit, das Wasser, das Holz, die Sprache und auch noch die Religion, faßt ein Bruder des Franziskaner-Ordens zusammen, der lange in dieser Gegend lebt. "Das ist der tiefere Grund der Suizide, die Ursache des ganzen Dramas." Einer der Selbstmörder hat vor seinem Tod mit einem Stecken auf guarani das Wort in den Boden gekratzt: "Es gibt hier keinen Platz für mich."

Fälle von Selbstmorden in Serie unter Eingeborenen, so berichtet der Publizist und Umweltsekretär des Bundesdistrikts Brasilia, Washington Novaes, habe es - letztlich aus denselben Gründen wie bei den Kaiowa - in den USA und Australien ebenfalls gegeben. Nachrichten von Indios, die sich in wachsender Zahl das Leben nehmen, treffen auch aus dem Gebiet des Amazonas-Oberlaufs ein. Insbesondere unter den Ticunas, deren Reservate sich in der Nähe von Tabatinga am Rio Solimoes befinden, greift die Verzweiflung um sich.

Laut den Bestimmungen der neuen Verfassung Brasiliens sollten alle Reservate des Landes bis Ende 1993 abgegrenzt sein, die entsprechenden Dekrete vom Justizministerium und schließlich vom Staatspräsidenten homologiert werden. Doch dieser Prozeß schleppt sich mit äußerster Langsamkeit voran. Außerdem: Mit der legalen Konsolidierung der Reservate wird nur ein Zustand bestätigt, der für viele - zum Beispiel die Kaiowa - einem Todesurteil gleichkommt.

"500 schreckliche Jahre lasten auf uns", sagt Idjarruri Karaja, einer der führenden Köpfe des "Comite Intertribal - Quinhentos Anos de Resistencia". Zu diesem Komitee haben sich Vertreter praktisch aller Eingeborenenvölker Brasiliens zusammengeschlossen. Es soll ihre Meinung zu den Feierlichkeiten bekunden, mit denen die weiße Gesellschaft in Iberien und Amerika in diesem Jahr der Ankunft von Christoph Kolumbus in der "Neuen Welt" gedenken. "Viele unserer Völker sind vom Erdboden verschwunden, unsere Kultur ist barbarisch verstümmelt und unser größter Reichtum, die Natur, vergewaltigt worden."

Im fünf Millionen Quadratkilometer großen Amazonasgebiet hat der Völkermord unter portugiesischer Herrschaft die Ureinwohner fast vollständig vernichtet. Ihre Anzahl ist von mehreren Millionen (die Schätzungen der zuständigen Wissenschaftler gehen von drei bis fünf Millionen weit auseinander) auf ungefähr 250 000 geschrumpft. Sie teilen sich in rund 200 vom brasilianischen Staat offiziell anerkannte Stämme auf. Eine neue, akute Gefahr ist für viele von ihnen das Aufflammen neuer und alter Krankheiten. (Tuberkulose, Malaria, Cholera) - Ergebnis einer seit über zehn Jahren anhaltenden Krise, die Brasiliens wirtschaftliche und soziale Strukturen stetig untergräbt.

Der weiße Eroberer hat nicht nur die Naturvölker beinahe ausgerottet. Er hat auch die Natur selbst geschändet. Nahezu ein Zehntel des amazonischen Dschungels ist schon in Flammen aufgegangen, ein größtenteils verletzlicher Urwaldboden damit der Erosion preisgegeben und gleichzeitig die größte Samenbank der Erde bombardiert worden. Unzählige Spezies der Tier- und Pflanzenwelt, wo Hunderte von Insektenarten auf einem einzigen Baum leben, sind der "modernen" Landwirtschaft zum Opfer gefallen. In diesem Holocaust am Äquator ist zusammen mit ganzen Indionationen auch deren Wissen über die Zusammenhänge und Gesetze der Natur blindlings zerstört worden.

Präsident Juscelino Kubitschek hat die "Erschließung" Amazoniens Ende der fünfziger Jahre drastisch beschleunigt. Von einem Entwicklungsoptimismus beseelt, der keine Grenzen kannte, machten sich die Brasilianer daran, den immensen unberührten Raum im "Bauch" ihrer Nation wirtschaftlich zu nutzen. Unmittelbar nach der Grundsteinlegung zur neuen Hauptstadt wurden Schneisen kreuz und quer durch den Urwald geschlagen: Fernstraßen von Brasilia nach Belem und Cuiaba und weiter bis nach Porto Velho. Das Militärregime setzte das Werk der Penetration fort: die Transamazonica vom Nordosten bis an die peruanische Grenze, von Porto Velho nach Manaus, erste Stücke der Perimetral Norte, am Limes zu Guayana und Venezuela. Man nahm den Bau gigantischer Kraftwerke in Angriff, deren Stauseen Zehntausende von Quadratkilometer Wald mit aller Fauna und Flora überschwemmten und die Ureinwohner zur Umsiedlung zwangen.

Zwar ist bei weitem nicht alles nach den Plänen der Technokraten abgelaufen. Der Dschungel wuchert an zahllosen Stellen über die Transamazonische Straße hinweg. In der Regenzeit sind große Stücke total versumpft. Und die Finanzkrise, an der die Nation seit Jahren laboriert, hat den Kraftwerkbau stark gehemmt. Aber bereits sind an die neun Millionen Menschen aus allen anderen Landesteilen in das Amazonasbecken hereingeflutet. Schon will es scheinen, als gebe es in dem Riesengebiet, das Europa von Lissabon bis Moskau und von Südskandinavien bis an die Küste Nordafrikas überdecken würde, zu wenig Platz. Die Indios jedenfalls werden in den Reservaten, die als "Lebensraum" für sie übrigbleiben, immer dichter zusammengedrängt.

Die brasilianische Regierung hat seit 1964 zehn Milliarden Dollar Subventionen nach Amazonien gepumpt, um dessen landwirtschaftliche Erschließung zu fördern. Doch 500 der 700 Großprojekte in der Dschungelregion, so berichtet der frühere Rektor der Universität Sao Paulo und Erziehungsminister Jose Goldemberg gestützt auf amtliche Papiere, seien vollständig gescheitert. Hunderttausende von Quadratkilometern Urwald sind mit dem Segen Brasiliens niedergebrannt und in Viehzuchtfarmen umgewandelt worden. Doch die jungfräuliche Erde hält das Getrampel des Zebu- und Neloreviehs nicht lange aus. Nach wenigen Jahren ist sie erschöpft. Die Produktivität der Farmen sinkt rapide ab - und was zu Schluß zurückbleibt, ist ein verwüstetes Land. Ähnliche Erfahrungen, wenn auch in viel kleinerem Ausmaß, machen Scharen von Colonos. Entlang der Fernstraße Brasilia-Belem, im Teilstaat Rondonia und an anderen Orten sind viele Kolonisierungsprojekte total gescheitert.

Verrücktheiten hat es in Amazonien schon früher gegeben. Von Porto Velho nach Guajaramirim an der Grenze zu Bolivien wurde um die Jahrhundertwende herum eine Bahnlinie gelegt, die den Abtransport von Kautschuk erleichtern sollte. Das Bauwerk soll fast soviel Geld wie der Panamakanal und viel mehr Menschenleben als jener gekostet haben. Jetzt verrostet das Rollmaterial im Bahnhof der Hauptstadt Rondonias: Die Strekke hat jeden wirtschaftlichen Sinn schon lange verloren. Auch die Ford-Dynastie ist in den vierziger Jahren dem Wahn erlegen, am Amazonas ein Gummi-Eldorado aus dem Urwaldboden zu stampfen. Das Experiment ist kläglich mißlungen. Der US-Großkapitalist Daniel Ludwig steckte 700 Millionen Dollar in das Jari-Projekt (vor allem Zellulose) am Unterlauf des Flusses. Er war vor ein paar Jahren froh, daß er es für ein Drittel jenes Betrages an eine brasilianische Unternehmergruppe abstoßen konnte.

Nach der Verwüstung, die mit der Viehwirtschaft angerichtet wurde, haben die Goldgräber Unheil gestiftet. In nahezu 2000 Garimpos (Fundorten) arbeiten sie unentwegt mit Quecksilber, das die Gewinnung des Edelmetalls erleichtert. Dutzende von Tonnen des hochgiftigen Elements werden jedes Jahr in die Flüsse geschüttet und durch Verbrennung in die Atmosphäre gepustet. Fischsterben und Intoxikation der Indios sind an manchen Orten die Folge. 40 000 Garimpeiros belagern das Reservat der Yanomamis im Gliedstaat Roraima, um nach dem Mammon zu buddeln. Über rund hundert geheime Fluglandepisten wird das Gold aus diesem letzten Eldorado abtransportiert. Den sporadischen Eingriffen der Bundespolizei zum Trotz blüht das Geschäft weiter.

Im Jahr 1988 erreichte der Raubbau in Amazonien einen dramatischen Höhepunkt. 80 000 Quadratkilometer Wald (zweimal die Schweiz) sollen in zwölf Monaten zerstört worden sein. Ein Tribunal, das Anfang des folgenden Jahres in Belem tagte, warf der Regierung massive Umweltverbrechen vor. Führende Persönlichkeiten der Kulturszene Lateinamerikas - unter ihnen Carlos Fuentes, Vargas Llosa und Ernesto Sabato - warnten Präsident Jose Sarney in einem Brief, die zukünftigen Generationen des Kontinents würden es ihm nicht verzeihen, wenn nicht alles unternommen würde, um die Zerstörung des Regenwaldes in Amazonien zu verhindern. Der Staatschef ignorierte den Aufruf der Prominenten kaltschnäuzig.

Erst ein Jahr danach zeichnete sich anläßlich der Machtübernahme von Präsident Fernando Collor und der Ernennung des inzwischen wieder entlassenen Ökologen Jose Lutzenberger zum Umweltsekretär in Brasilia ein Gesinnungswandel ab. Heute noch halten in diesem Land jedoch viele Militärs die Grünen für Subversive.

Carlitos, der Schwager von Ailton Bigua, ist bisher schweigend dagesessen und hat zugehört, wie der Häuptling von den Nöten der Kaiowa berichtete. Jetzt bricht die Not aus ihm heraus: "Wir haben mit den Ältesten unseres Volkes in der Versammlung oftmals und lange beraten. Aber es gibt keinen Ausweg. Der Indio ist für den Weißen keine Person. Er ist nur sein Leben lang ein "Vagabund". Wir möchten die Kunst der Landwirtschaft erlernen. Auch wenn hier auf jede Familie nur eine halbe Alqueire (das ist wenig mehr als ein Hektar) entfällt. Doch niemand hilft uns dabei."

Der österreichische Anthropologe Georg Grümberg, der die Guaranivölker seit 20 Jahren studiert, hat die Selbstmordwelle unter den Kaiowa zu deuten versucht. "Sterben wollen ist für den Guarani ein wichtiger kultureller Akt. Es ist eine Option des Lebens, nicht des Todes", schreibt er in einem Artikel, der in der brasilianischen Zeitschrift Tempo e Presenca erschienen ist. Grümberg schließt: "Ich glaube, sie bringen sich um, um Guarani bleiben zu können."

In Rio de Janeiro lebt Macsuara Kadiweu. Er ist einer der bekanntesten Indios Brasiliens: In der Telenovela O Guarani des Manchete-Fernsehens hat er eine der Hauptrollen gespielt. Die Kadiweu, sein Volk, leben im Pantanal von Mato Grosso do Sul. Die Kaiowa sind ihre Nachbarn. Macsuara, ein junger Mann mit langen Haaren bis unter die Schultern und einem ernsten Gesicht, das kaum einen Filmschauspieler verraten würde, sagt: "Der weiße Mann ist in dieser Umweltdebatte zur Einsicht gekommen, daß er selber es ist, der Selbstmord begeht. Nicht die Kaiowa. Gift in die Flüsse schütten, die Luft verpesten, die Wälder zerstören: Was anderes ist denn das, wenn nicht Suizid?"

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Das fehlte dem Kollegen gerade noch zu seinem Glück. Neben der horrend hohen Telefonrechnung lag in seinem Postkasten eines von diesen beliebten Schreiben, die angeblich seit Jahrzehnten um den Erdball kursieren. "Behalte den Brief nicht länger als 96 Stunden, dann muß er weitergeleitet werden." Sonst, so die Drohung, könnte es dem Hanauer wie dem "Angestellten Charles" ergehen.

Wer das auch immer sei. Dieser Mann verlor seinen Arbeitsplatz, weil er das Schreiben ignoriert hatte. Noch schlimmer erging es Bruno P., wie der Kollege aus dem anonymen Schreiben erfuhr. Bei der Leere Drohungen Geburt seines Kindes starb die Frau. Nur weil er nicht die geforderten 20 Kopien des Briefs an Verwandte, Bekannte oder Freunde geschickt.

Angesichts dieser Bedrohung fühlte sich der Empfänger des Briefes plötzlich unter Druck. Vielleicht sollte er doch das von einem "Missionar auf den Antillen geschriebene" chinesische Gebot erfüllen, das Glück bringen soll. Dieser Gedanke brachte ihn zwar nicht gerade um den Schlaf, aber nagte doch etwas in seinem Unterbewußten. Sechs Wochen liegt nun der Kettenbrief bei ihm. Jetzt endlich traut er sich aufzuatmen. Das Pech hat ihn nicht ereilt: Die jüngste Telefonrechnung ist wesentlich niedriger ausgefallen. Und ärgere Schicksalsschläge sind ihm auch erspart geblieben. jur

Das "traumhafte Haus für alle" Broschüre über Bildungsstätte des BDP erschienen

NEU-ANSPACH. Vielen Neu-Anspachern war die Sache anfangs nicht geheuer. Da kamen ein paar junge Leute vom Bund Deutscher Pfadfinder (BDP) in ihr Dorf und begannen damit, die ehemalige Anspacher Grundschule auf Vordermann zu bringen. Die CDU befürchtete, daß sich dort eine rote Kaderschmiede etabliert. Die Ängste von damals sind verflogen. Die Alte Schule ist aus dem Angebot für Jugendliche nicht mehr wegzudenken. Im vergangenen Jahr feierten die Pfadfinder zehnjähriges Bestehen der Bildungsstätte. Etwas verspätet ist nun eine Broschüre über die Alte Schule erschienen. "Ein traumhaftes Haus für uns alle", heißt sie.

Diethelm Damm, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Deutschen Jugend-Instituts hat sie geschrieben. Der promovierte Pädagoge war selbst einer der Initiatoren des Projekts und hat die Entwicklung der Alten Schule von ihrer ersten Stunde an wissenschaftlich begleitet.

Raum für Raum renovierten die Pfadfinder das alte Haus. Zahlreiche Seminare finden in jedem Jahr statt. Rund 6000 Übernachtungen werden jährlich gezählt - Tendenz steigend. Doch der BDP kümmert sich auch um die Jugend vor Ort. Es gibt einen offenen Treff, das Café Provinz. Auch können sich die Neu-Anspacher Jugendlichen einer der zahlreichen BDP-Gruppen anschließen. Die Pfadfinder bieten Hilfe bei der Berufswahl und der Lehrstellensuche an.

Das Ergebnis der Arbeit in Anspach deutet Damm schon mit dem Titel der Broschüre an. Vorbildcharakter hat für den Jugend-Wissenschaftler das Konzept der Alten Schule, weil im Pfadfinder- Haus die verschiedensten Bereiche von Jugendarbeit zusammengefaßt sind. Damm versucht, in seiner Broschüre nachzuweisen, daß diese Mixtur das Richtige ist. Denn dadurch hätten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Möglichkeit, die Bedürfnisse der Jugendlichen zu erfahren. Daraus könnten Ideen für Projekte und Seminare entwickelt werden.

Doch Damm klopft nicht nur dem BDP auf die Schultern. Die Broschüre soll zum Nachmachen animieren. In dem 80 Seiten dicken Heft stehen jede Menge praktische Anregungen für alle, die sich mit zeitgemäßer Jugendarbeit beschäftigen. Die Untersuchung enthält Beschreibungen aus dem Alltag der Arbeit von Kinder- und Jugendgruppen. Sie zeigt, wie sich das Mitarbeiter-Team, in dem alle weitgehend gleichberechtigt sind, Strategien zur Lösung von Konflikten entwikkeln. Und nicht zuletzt macht Damm die finanziellen Probleme deutlich, mit denen die von großen Institutionen unabhängige Bildungseinrichtung zu kämpfen hat.

Die Broschüre kostet sechs Mark und kann bei der BDP-Bildungsstätte, Schulstraße 3, 6392 Neu-Anspach, Schulstraße 3, Tel. 0 60 81 /4 17 72, bestellt werden. fw

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MWESTKREIS OFFENBACH · KREIS GROSS-GERAU VII

MÖRFELDEN · WALLDORF · KELSTERBACH · KREIS GROSS-GERAU VI

OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN II

HOCHTAUNUSKREIS

HOCHTAUNUS

HOCHTAUNUS V

HOCHTAUNUS VII

Mehr als Ermahnen verbietet das Gesetz Hoechst muß in punkto Sicherheit auf die Mitarbeiter vertrauen / 327 Unfälle in 1991

HÖCHST. Beim Chemiekonzern Hoechst hat es 1991 etwa acht Prozent weniger meldepflichtige Arbeitsunfälle gegeben als im Vorjahr. Wie die Sicherheitsüberwachung des Unternehmens jetzt mitteilte, kam es im Höchster Stammwerk und der benachbarten Betriebsstätte in Kelsterbach zu 327 Zwischenfällen, nach denen die Arbeit für mindestens drei Tage unterbrochen werden mußte. Dabei wurden mehrere der rund 30 000 Mitarbeiter schwer verletzt; der letzte Todesfall liegt allerdings bereits sieben Jahre zurück.

"In der chemischen Industrie wird der einzelne Mitarbeiter immer der wesentliche Bestandteil des Sicherheitskonzeptes bleiben." Was Christian Jochum mit diesem scheinbar lapidaren Satz ausdrückt, umreißt das Dilemma, in dem der Sicherheitschef und seine 50köpfige Truppe stecken. Sie dürfen bei der Entwicklung von Produktionsverfahren ihre Meinung sagen, die Sicherheitsstandards der Einzelbetriebe des Chemieriesen begutachten, den jeweiligen Leitern Ratschläge geben und die Beschäftigten zu vorsichtigem Umgang mit den gefährlichen Stoffen ermahnen. Doch niemand ist gezwungen, sich danach zu richten. Anders ausgedrückt: Im deutschen Arbeitssicherheitsgesetz ist keine "direkte Weisungsbefugnis" vorgesehen. In den vergangenen Jahren seien die Kontrollaufgaben, so Jochum, zugunsten von "Beratung und Kooperation" sogar zurückgegangen, "wenn auch nicht auf Null".

Den Sicherheitsabteilungen von Unternehmen per Gesetzesänderung mehr Kompetenzen einzuräumen, hält Christian Jochum für gefährlich. Eine "Verwischung der sinnvollen Grenzen" sei die Folge: "Es ist schon in Ordnung, daß wir als kompetente Ratgeber zur Verfügung stehen und die Leute vor Ort die Verantwortung selbst tragen." Eine Rollenverteilung, die nach außen hin zu funktionieren scheint. So schneide Hoechst im Vergleich zur übrigen chemischen Industrie und vor allem zu anderen Wirtschaftszweigen in punkto Sicherheit außerordentlich gut ab: Dort gebe es - bezogen auf die Zahl der Beschäftigten - bis zu fünfmal mehr Arbeitsunfälle.

Daß die "Leute vor Ort" der ihnen übertragenen Verantwortung jedoch nicht immer gerecht werden und damit sich selbst und andere in Gefahr bringen können, zeigt das Beispiel der Isocyanat- Produktion im Höchster Stammwerk: Im Juli 1991 erlitten dort drei Mitarbeiter zum Teil schwere Gasvergiftungen und mußten wochenlang krankgeschrieben werden. Wie später bekannt wurde, galt dieser Betrieb bereits seit Anfang der 80er Jahre als verbesserungsbedürftig, was die Sicherheit der Mitarbeiter anbelangt.

Erst vier Wochen nach dem Vorfall erfuhren Christian Jochum und das zuständige Gewerbeaufsichtsamt in Frankfurt von den mit Phosgen vergifteten Beschäftigten. Der verantwortliche Isocyanat-Leiter hatte zunächst geschwiegen und noch Anfang August seinen Betrieb als mittlerweile 182 Tage unfallfrei gemeldet. Was ihn dazu bewogen haben mag, ist Teil des Sicherheitskonzeptes von Hoechst: Unfallfreie Zeiten werden mit Prämien belohnt.

Die die werksinternen Sicherheitsexperten haben keinen leichten Job. Das zeigt ein weiterer Blick in die Statistik. Mit den aufgeführten 327 Unfällen sind lediglich die "meldepflichtigen" erfaßt - jene, die mit mindestens dreitägige Arbeitsunterbrechung als Folge. Die übrigen, weniger augenscheinlichen Zwischenfälle sagen weit mehr über die Sicherheit bei Hoechst. Deren Zahl liegt sechsmal höher und damit bei rund 2000. Dazu kommen Situationen, bei den Schaden gerade noch verhindert wurde. leo

Notdienste

MAIN-TAUNUS-KREIS

Ärzte Ärzte, Zahnärzte, Krankentransporte, Rettungsdienste, Feuerwehr: Zu erfragen über die Leitstelle in Hofheim unter Telefon 0 61 92 / 50 95.

Flörsheim. Ärztlicher Wochenend- und Feiertagsdienst: Ausk. bei Notdienstzentr. Raunheim, Ringstr. 107, Tel. 0 61 42 /3 33 50. Tierärzte Sa., So.: Jörg Sossenheimer, Hauptstr. 76, Eppstein 2, Tel. 0 61 98 / 3 38 29.

Dr. Margret Klatt, Theresenstr. 51, Kelkheim, Tel. 0 61 95 / 6 48 29. Apotheken Bad Soden, Eschborn, Schwalbach, Sulzbach. Sa.: Quellen-Apotheke, Zum Quellenpark 45, Bad Soden, Telefon 0 61 96 /2 13 11.

So.: Dreilinden-Apotheke, Hauptstr. 19, Bad Soden-Neuenhain, Tel. 0 61 96 / 2 29 37.

Hattersheim. Sa., So.: Stadt-Apotheke, Hauptstr. 24, Tel. 0 61 90 / 36 51.

Hochheim, Flörsheim. Sa.: Schäfers Apotheke, Grabenstr. 19, Flörsheim, Telefon 0 61 45 / 76 78.

So.: Amts-Apotheke, Frankfurter Str. 8, Hochheim, Tel. 0 61 46 / 53 67.

Hofheim, Kriftel. Sa.: Brücken-Apotheke, Alte Bleiche 9, Hofheim, Telefon 0 61 92 /2 74 82.

So.: Rosen-Apotheke, Rheingaustr. 46, Hofheim, Tel. 0 61 92 / 78 72.

Kelkheim, Liederbach. Sa., So.: Staufen-Apotheke, Frankfurter Str. 48, Kelkheim, Tel. 0 61 95 / 24 40.

Eppstein, Niedernhausen, Wi.-Auringen, Wi.-Naurod. Sa.:Falken-Apotheke, Kirchhohl 14, Wiesbaden-Naurod, Telefon 0 61 27 / 6 17 00.

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Notdienste

WESTLICHE STADTTEILE

Gemeindeschwestern

Höchst, Unterliederbach, Sossenheim, Sindlingen. Zu erreichen über die Zentrale für ambulante Krankenpflege, Hospitalstr. 42, Tel. 31 89 31.

Tierärzte

Tierärztin Röhnicke, Am Buchwald/Ecke Saalburgallee, Frankfurt 60 (Bornheim), Tel. 43 21 11.

Zahnärzte

Der Notdienst ist zu erfragen bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Tel. 6 60 72 71.

Ärzte Der ärztliche Notdienst für Frankfurt, Georg-Voigt-Str. 15, ist unter der Sammel-Nummer 1 92 92 erreichbar (nur wenn der Hausarzt verhindert ist).

Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265. Apotheken Sa.: Bahnhof-Apotheke, Dalbergstr./Ekke Antoniterstr., Ffm.-Höchst, Tel. 30 10 54.

So.: Bechtenwald-Apotheke, Bechtenwaldstr. 64, Ffm.-Zeilsheim, Tel. 36 43 32.

Mozart-Apotheke, Alte Falterstr. 24, Ffm.-Griesheim, Tel. 38 30 48. Giftnotrufzentrale Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66. - ohne Gewähr -

Notdienste in Wiesbaden

Apotheken Sa.: Linden-Apotheke, Dotzheimer Str. 61 (Höhe Klarenthaler Str.), Tel. 4 82 96.

Möwen-Apotheke, Reichsapfelstr. 26, Schierstein, Tel. 2 27 44.

Rheingold-Apotheke, Adolfstr. 10 (Nähe Rheinstr.), Tel. 30 31 16.

So.: Carolus-Apotheke, Bleichstr. 37 (rechte Seite), Tel. 40 52 40.

Geissels-Apotheke, Patrickstr. 26, Bierstadt, Tel. 56 06 73.

Rosen-Apotheke, Straße der Republik 17 - 19 (Galatea-Anlage), Biebrich, Tel. 6 64 95. Ärzte Notfalldienst: DRK-Haus, Flachstraße 1, Tel. 46 10 10.

Feste Notarztsprechstunden: 11 bis 13 und 15 bis 20 Uhr.

Augenärzte Sa., So.: Dr. W. J. Eichstaedt, Rheinstr. 68, Tel. 06 11 / 30 32 32 (Praxis) und 06 11 / 52 26 64 (Wohnung). Zahnärzte Zu erfragen beim DRK, Tel. 4 90 50. Tierärzte Notfalldienst: Tel. 06 11 / 46 10 10.

Sa., So.: Dr. Tyrell, Sonnenberger Str. 68, Wiesbaden, Tel. 06 11 / 56 75 15. Giftnotrufzentrale Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66.

- ohne Gewähr -

Subventionierte Freunde

Mit den Wörtern "Freund" und "Freundschaft" geht unsere Zeit sparsa- mer um als frühere Jahrhunderte es ta- ten. Keinem Freund wagt man unter vier Augen zu sagen, daß er unser Freund sei. Leichter fällt es gegenüber Dritten, die- sen oder jenen als unseren Freund zu bezeichnen.

Im akademischen Brauchtum bietet je- doch das Vortragswesen Gelegenheit da- zu, öffentlich von Freundschaft zu spre- chen. Der Redner und der, der ihn einge- laden hat, verleihen sich gerne gegensei- tig den Titel "Freund", und mancher unter den gelehrten Zuhörern darf hof- fen, während des Vortrags mit diesem schönen Zusatz zitiert zu werden.

Wer nach den Lebensumständen fragt, aus denen eine solche verwunderliche Freundschaft unter Kollegen hervorge- gangen ist, der wird kaum auf Spazier- gänge zu zweit, gemeinsame Begeisterun- gen, durchzechte Nächte, Austausch von Geheimnissen und intensive Briefwech- sel stoßen, wie sie doch zum überlieferten Bild der Freundschaft gehören.

Vielmehr steht am Anfang eine Veran- staltung wie die, auf der gerade die "Freunde" sich befinden: eine Vortrags- reise, eine Tagung, ein "Symposion" (was für ein enthusiastisches Wort und welch schnöde Wirklichkeit!) - und darin be- steht dann auch schon die Freundschaft: im fortgesetzten Besuch solcher Veran- staltungen, auf denen die Anforderungen des Spezialgebiets und die Gesetze der Statistik immer wieder die gleichen Teil- nehmer zusammenführen.

Die Kosten solcher "Freundschaften" übernimmt die Institution, die das gelehr- te Treffen arrangiert hat, meistens also der Staat. Er ist der Schutzherr der Freundschaften unter Wissenschaftlern. Würden seine Mittel gestrichen, so fän- den wohl auch die subventionierten Freundschaften bald ihr Ende. Eine sol- che harte Prüfung würden sie nicht über- stehen.

Gewiß, es gibt sie noch, obgleich sie rar geworden ist: die gute, alte Freundschaft unter Gelehrten. Zu erkennen ist sie ein- zig daran, daß die Freunde selbst für Rei- se, Übernachtung, Essen zahlen, zu kei- nem anderen Zweck, als miteinander zu reden. Deshalb sollte streng zwischen Ko- stenträgerfreundschaften und Selbst- zahlerfreundschaften unterschieden und die Anrede präzisiert werden: "mein be- zahlter Freund" oder "mein zahlender Freund". HEINZ SCHLAFFER

Aus einem Totenhaus Zhang Yimous meisterhafter, beklemmender Film "Rote Laterne"

FRANKFURT A. M. Manchmal sind Zensoren die wahren Sachverständigen. Deutlicher als die Berufs-Deuter erahnen sie die feinsten subversiven Regungen und durchtriebensten Winkelzüge, entschlüsseln die subtilste Metaphorik, erlauschen die leisesten Anspielungen. Und nicht selten - so zynisch geht es zu in der Welt - sind Zensoren so verständnissinnig, daß sie sich noch bei ihren Repressalien von dem Verbotenen inspirieren lassen. Als Zhang Yimou, der 40jährige Regisseur aus dem Studio Xian, im letzten Jahr nach Venedig kam, um seinen Film "Rote Laterne" zu begleiten, da behielt man Gong Li, seine Hauptdarstellerin und Lebensgefährtin, als Faustpfand zurück in der Volksrepublik. Yimou wurde verpflichtet, sich jedweder politischer Äußerung zu enthalten.

Die Zensoren hatten nur zu gut begriffen, worum es in "Rote Laterne" geht, und sie haben uns Europäern das Verständnis erleichtert, indem sie dem Film den amtlichen Verbotsstempel aufdrückten. Die eingesperrte und gedemütigte Ehefrau, die an der Gefangenschaft zerbricht, die zeitlose, geschlossene Welt ihres recht komfortablen Gefängnisses - das reichte, um den Film in der Volksrepublik China für alle Zeit zu verbieten. Er teilt das Schicksal von Yimous "Judou", der 1991 vereinzelt auch in deutsche Kinos kam. Und weil chinesische Zensoren wie ihre Kollegen auf der ganzen Welt ebenso gründliche wie dumme Leute sind, haben sie auch "Das rote Kornfeld", mit dem Yimou 1988 auf der Berlinale den Goldenen Bären gewann, aus dem Verkehr gezogen, nachdem nicht weniger als 300 Millionen Chinesen es bereits gesehen haben.

Zhang Yimous Filme erzählen von Unterdrückung, von patriarchalischen Strukturen und Gesten des Aufbegehrens. Sie sind ästhetisch eigenständig und zugleich Allegorien einer Gesellschaft, deren genius loci Tianmen-Platz heißt. "Rote Laterne" ist der bitterste, der formal strengste und der kühnste Film des Mannes aus Xian. Er ist kühl wie Eis, scharf wie ein Skalpell und ein künstlerischer Monolith im gegenwärtigen Kino.

Vier Frauen, ein Herr, eine Dienerschar: Die Frau, bei der der Herr schläft, kommt in den Genuß entspannender Fußmassagen, vor ihrem Wohntrakt werden rote Laternen entzündet. Immer zehn, vier an den beiden Seitentrakten, zwei neben der Tür zur Wohnung. Abend für Abend wird eine Frau ausgezeichnet und auserwählt: Eine Belohnung für Verfügbarkeit und ein Zeichen der Demütigung. Frontal fixiert das erste Bild die 19jährige Songlian, die jüngste der vier Herrinnen. Gong Li, die auch in Zhang Yimous ersten Filmen die Hauptrolle spielte, strahlt einen wilden Trotz und darin eine Schönheit aus, die vom Stereotyp der mandeläugigen Kindfrau oder der patenten Rotgardistin meilenweit entfernt ist. Songlian wird einen reichen Mann heiraten - "was sonst ist eine Frau als eine Mätresse?", sagt sie zu ihrer Mutter, die man nicht sieht. Songlian hat studiert, doch nach dem Tod des Vaters reichte das Geld nicht mehr für den Besuch der Universität. Die Ehe inszeniert der Film als Abschied von der Außenwelt. Man sieht sie mit ihrem Koffer durch eine ländliche Gegend gehen - ein weiter Horizont, eine ländliche Ebene, der einzige Schein von Freiheit während der gesamten zwei Stunden.

Das Reich der roten Laternen ist ein wohnliches Gefängnis. Seine Hausordnung besteht in einem Netzwerk feinersonnener Demütigungen, eherner Bräuche und Traditionen. Keine der vier Frauen rebelliert. Jede nutzt das Regelwerk für sich und befestigt es auf diese Weise. Das ist die List der totalitären Vernunft, die sich die kleinen Listen der Unterworfenen zunutze macht. Ein Ort, von dem aus sich das Dickicht aus Konkurrenz und Feindschaft, aus Intrigen und Ränkespiel durchdringen ließe, existiert nicht.

Songlian ist die stolzeste und unbeherrschteste der Frauen. Mit geringster Mimik erzeugt Gong Li ein Maximum an Ausdruck. Was in ihr vorgeht, spiegelt sich in sekundenlangem Zucken des Mundes, in kleinen Blitzen der Augen und in Körperhaltungen, die das ganze Spektrum von Resignation über Wut bis zur Rachsucht umfassen. Songlians anfängliche Arroganz weicht vorsichtigen Annäherungsversuchen. Doch es gibt in dieser Welt keine Beziehung ohne Taktieren und Belauern. Das Kalkül des Mißtrauens und der Eifersucht verschlingt alle Energien.

Die zweite Herrin kommt zu Songlian, um sich die Haare schneiden zu lassen. Sie rechnet fest damit, von der Nebenbuhlerin mit der Schere verletzt zu werden. Die Verletzung ist ihr Einsatz, ihr Risiko, um sich die Gunst des Herrn zu sichern, den sie wie alle haßt. Songlian spielt dieses Spiel mit, indem sie eine Schwangerschaft vortäuscht. Ihre Dienerin verrät sie. Der Herr bleibt eine bloße Funktion. Die Kamera reduziert ihn auf die Rituale seiner Herrschaftsausübung. Nur verschwommen erinnert man ein Gesicht, weil er nie von nahe zu sehen ist. Er verkörpert eine Instanz, der die Individuation verweigert wird.

Sein Sohn hingegen, geboren von der ersten Ehefrau, tauscht einmal ein paar Blicke mit Songlian, und sie reden miteinander. Er wird zur Person. An ihrem 20. Geburtstag betrinkt sich die verzweifelte Songlian. Im Rausch macht sie Andeutungen über die Affäre der dritten Herrin mit dem Arzt. Die einstige Opernsängerin wird gehenkt, in jenem "Haus des Todes" auf dem Dach, das Songlian bei ihren ruhelosen Gängen aufgespürt hatte. Man sieht die Verurteilte vor Todesangst zappeln, während grau und mitleidlos der Schnee rieselt.

Ein Schnitt mit der Wucht eines Axthiebs zwingt uns in Songlians Perspektive. Die subjektive Kamera bewegt sich zitternd ein paar Schritte vorwärts. Nicht die äußere, die innere Ordnung ist aus den Fugen: Songlian wird verrückt vor Scham, Schmerz und Ohnmacht. Als ihre Nachfolgerin, die fünfte Herrin, eintrifft, sieht man Songlian über den Hof gehen. Zhang Yimou findet ein so einfaches wie zwingendes Zeichen für ihren Zustand. In einer quälend-langsamen Folge von Überblendungen vervielfacht sich Songlians Gestalt. Die Räume durchdringen einander und lösen sich auf. Das ist das Ende.

"Rote Laterne" ist ein Film über die Herrschaft des Raums, über die Macht, die aus seiner Beherrschung erwächst. Der Ort des Geschehens ist ein großer Palast, der nie als Ganzes überschaubar wird. Die Gleichzeitigkeit von Übersichtlichkeit und zwanghafter Symmetrie im Detail und labyrinthischer Gesamtanlage gewährleistet Kontrolle. Die Frauen bewohnen vier im Grundriß identische Höfe. Ihre Wohnbezirke sind nahezu unterschiedslos gestaltet. Die einzige wirkliche Differenz wird durch den wechselnden Laternenschmuck gesetzt. Der graue Stein der Häuser umgibt die Menschen wie ein unbezwingbares Gebirge aus sanft gewellten Dächern und spitzen Giebeln, Verzierungen und schuppigen Ziegeln.

Yimou vermißt diese Räume mit der Strenge eines Rituals. Es dominieren Raumtotalen und statische Aufsichten, die den Palast zum Modell machen - immergleiche Ansichten, allein das Licht variiert mit dem Wechsel der Tages- und Jahreszeiten. Doch ob trübes Grau oder Nachtblau, stets erliegt es dem schreienden Orange-Rot der Laternen. In den Innenräumen füllt das Laternenlicht jeden Winkel, zerstört jede Nuance und läßt nichts gelten außer sich selbst. Die Ambivalenz der Rottöne, die Yimous bisherige Filme beherrschte, ist getilgt.

In China ist es nicht nur unmöglich, Filme wie diesen zu zeigen, es ist auch fast unmöglich, sie zu produzieren. Zhang Yimou, der zur fünften Generation chinesischer Filmemacher gehört, profitiert(e) von der relativen Liberalität des Studios Xian im Südwesten des Landes, in dem auch Chen Kaige ("Die Weissagung") arbeitete. Yimou ist jedoch ein Fremder im eigenen Land, der ausländische Finanziers benötigt. "Rote Laterne" entstand mit taiwanesischem Geld, "Judou" mit japanischem. Je prekärer seine Lage geworden ist, desto mehr sind aus Yimous Filmen die farbenprächtigen Bilderbögen des ländlichen Chinas verschwunden. "Rote Laterne" fehlt das Spielerisch-Expressive und die Opulenz der beiden ersten Arbeiten. Geblieben ist ein starrer, unbeirrter Blick auf das Grauen, der gerade deshalb nicht teilnahmslos ist, weil er alle unmittelbaren Gesten der Teilnahme und des Kommentars verweigert. Es sind protokollarisch klare Aufzeichnungen aus einem Totenhaus.

Yimou macht einen geradezu minimalistischen Gebrauch von den erzählerischen Mitteln des Kinos und gibt diesem Vokabular eine kaum für möglich gehaltene Wucht. Die Rigidität und Pointierung der Bildsprache lassen zugleich die Redundanzen und leeren Manierismen sichtbar werden, an die wir uns längst gewöhnt haben - die Beliebigkeit der Close ups, der schwindelnden Kranfahrten und rauschenden Musiken. "Rote Laterne" ist ein politisches Lehrstück, weil es zugleich ein ästhetisches ist. Die visuellen Formen, die es findet, sind keine bloßen Mittel, um etwas zu erzählen - sie gehören zur Erzählung wie deren Haut. Deshalb kann Zhang Yimou sich auch von der Gegenwart der chinesischen Gesellschaft abwenden, um mitten in ihr anzukommen. - (Berger-Kino, sowohl synchronisiert als auch Originalfassung mit deutschen Untertiteln.) PETER KÖRTE

STADT UND KREIS OFFENBACH II

NEU-ISENBURG · DREIEICH · LANGEN · EGELSBACH V

Was wollen die Bürgerinitiativen?

FRANKFURT A. M. Seit drei Jahren regieren im Römer SPD und Grüne und seit drei Jahren wehren sich Menschen im Frankfurter Norden gegen die Politik der neuen Stadtherren. Bürgerinitiativen (BI) schießen wie Pilze aus dem Boden, um gegen Wohnungsbau, Gewerbeansiedlungen und Verkehr zu kämpfen.

Haben die Politiker versagt? Sind die Bürger nicht mehr bereit, über ihren Tellerrand zu blicken? Die Stadtteil-Rundschau hat versucht, dieser Frage auf den Grund zu gehen. Interviews mit BI-Vertretern und Politikern, aber auch theoretische Essays, fügen sich zu einem facettenreichen Mosaik zusammen. Die Rolle der Opposition, die Politikverdrossenheit vieler Menschen, die Erklärungsversuche von Ortsbeiräten: All' das ist auf der Sonderseite 8 nachzulesen. *ind

Klaus Herding Vor dem Abgrund des Unbewußten Erwin Panofsky und das Problem der Psycho-Ikonologie

Die Untersuchung der Frage, wie psychische Faktoren bei der Analyse von Kunstwerken behandelt werden und welche Modelle es dafür gibt, scheint um so mehr geboten, als Psycholinguistik und Psychohistorie florieren, während die Kunstgeschichte immer noch zögert, das von den Nationalsozialisten verwüstete Gebiet einer tiefenpsychologischen Kunstanalyse erneut zu betreten.

An Panofsky gerichtet, ist unsere Frage von doppeltem Interesse. Zum einen berufen sich heutige "Psycho-Ikonographen" auf ihn; zum anderen ist damit Panofskys methodisches Verhältnis zu Aby Warburg berührt. Der erste Eindruck ist, daß Warburgs Umgang mit Pathosmodellen und magischen Dimensionen bildender Kunst bei Panofsky erhöhter rationaler Kontrolle und philologischer Auslegung unterworfen wird. In Wahrheit verhält sich die Sache weit differenzierter: Kaum ein Kunsthistoriker hat sich so intensiv mit psychischen Kräften bildender Kunst auseinandergesetzt wie Erwin Panofsky, aber kaum einer hat diese Dimensionen zugleich so vehement abgewehrt.

In Dürers Kunsttheorie (1915) fällt zuerst die Fülle emotionsspezifischer Beobachtungen auf. Von Dürers Bitterkeit, von seiner Verachtung des menschlichen Urteils ist die Rede; die "Kapitulation vor der Nicht-Rationalisierbarkeit des Wirklichen", heißt es, "bedeutete für Dürer einen Verzicht . . . "

Auf den ersten Blick verwandt wirkt es, wenn 1960 in Renaissance and Renascences von der "Entstehung des gefühlsbezogenen Subjektivismus" im Quattrocento und der "neuen Betonung der Leidenschaft" die Rede ist, "die im Fries des Pergamonaltars und in der Laokoongruppe gipfeln sollten". Aber mit der Feststellung, daß es Plinius zufolge Aristides von Theben war, der als erster "Gemüt und Gefühle des Menschen . . . ebenso wie seine Leidenschaften" ausdrückte, sind die Warburgschen Probleme der pathetischen Neubelebung vergangener Stoffe fast schon abgestreift. Dennoch ist das Interesse an psychologischen Fragen auch dem Panofsky von 1960 nicht fremd. Immer wieder fällt eine scheue Faszination durch die Psychoanalyse auf; sie berührt sich mit der Kunstgeschichte (wie Panofsky sie definiert) darin, daß sie Theologie, Philosophie und Naturwissenschaft zusammenführt.

Dürers Kunsttheorie und Renaissance and Renascences bezeichnen die beiden Eckpfeiler, zwischen denen sich Zugriff und Abwehr, in jedem Falle die fortwährende Auseinandersetzung Panofskys mit psychologischen Fragen entfaltet. Doch wird dieses Interesse erst deutlich, wenn wir die Gegenkräfte bedenken. Das entscheidende Hindernis einer konsequenteren Hinwendung zu (tiefen)psychologischen Problemen war ohne Zweifel der zum Beispiel bei Ernst Cassirer vorherrschende Neukantianismus, dessen antipsychologische Einstellung dem Wunsch nach einem von zufälliger Empirie gereinigten Erkenntnisprozeß entsprang.

So ergibt sich in den 20er Jahren ein zwiespältiges Bild. In Dürers Stellung zur Antike (1922) stehen Fragen des Körperausdrucks obenan: "Aber wie das italienische Quattrocento die ,tragische Unruhe' der Antike früher und lebendiger erfaßte als ihre ,klassische Ruhe'", "so ist auch der junge Dürer, bevor ihn die Schönheit des belvederischen Apollo begeisterte, von der Leidenschaft wilder Todes- und Entführungsszenen ergriffen." "Früher und lebendiger" - das ist bereits eine wesentliche Korrektur von Warburgs Aussage, wonach "die klassisch-veredelte, antike Götterwelt" überhaupt erst eine "Neuschöpfung der gelehrten humanistischen Kultur" ist.

Als wolle er zu einer Bändigung Warburgs aufrufen, fährt Panofsky fort: "Selbst die wildeste Raserei der Mänaden . . . bleibt in den Grenzen des Natürlichen, die gleichzeitig die Grenzen . . . der Schönheit sind. Man mag, mit Recht, die Polarität der griechischen Seele betonen und der Winckelmannschen Formel von der ,edlen Einheit und stillen Größe' das Nietzschewort vom Kampf des Dionysischen wider das Apollinische entgegensetzen: In der antiken Kunst treten diese beiden Prinzipien nicht feindlich oder auch nur gesondert einander gegenüber, sondern sie sind . . . zur Einheit verbunden: . . . das Apollinische &lab;ist> der Anlage nach schon dionysisch und das Dionysische der Grundlage nach noch apollinisch."

Was Panofsky in der Renaissance sucht, ist also ein Ausgleich der Gegensätze. Demgegenüber schränkt er "das Psychologische" (wie er schreibt) auf Phänomene ein, in denen er keinen Ausgleich entdeckt. So habe Dürer mit der aufrüttelnden Formgebung seines Kupferstichs Christus als Sonne der Gerechtigkeit und der schmerzlich-wilden Physiognomie des anthropomorphen Löwen auf diesem Blatt eine "Wendung des sonst . . . rein physiologisch gefaßten Gedankens von der Entsprechung zwischen manchen Menschen und bestimmten Tieren ins Psychologische" erreicht. Überhaupt habe es Dürer verstanden, "die scheinbar nicht zu vereinenden psychologischen Gegensätze dennoch zu einer künstlerischen Einheit zusammenzuschließen". Einen Schlüssel für das fortwährende Interesse am Irrationalen, Dämonischen, an tiefenpsychologischen Sachverhalten, soweit sie anschaulich werden, enthält das Melancholie-Buch. Für unseren Aspekt ist vor allem die erste, 1923 erschienene Ausgabe von Panofsky und Saxl entscheidend. Tatsächlich nähert sich Panofsky der Renaissance hier unter tiefen- und wahrnehmungspsychologischen Perspektiven. Nun "war auch psychologisch . . . der Augenblick gekommen", heißt es etwa, "in dem die hohe Auffassung vom Wesen des Saturn aufs neue Wurzel fassen . . . konnte".

Das Konfliktpotential, das in diesen Überlegungen steckt, wird theoretisch ausgelotet in den berühmten Essays der 20er und frühen 30er Jahre zu Grundfragen der Kunstwissenschaft. So stoßen in dem Aufsatz "Der Begriff des Kunstwollens" von 1920 (einem neukantianischen Versuch, diesen Rieglschen Begriff zu retten und ihn "rein kritisch", das heißt mit a priori gewonnenen Grundbegriffen aufzufüllen) tiefenpsychologische und philosophische Dimensionen unvermittelt aufeinander. Indem Panofsky den Begriff des Kunstwollens bei Wölfflin allzu sehr "auf das psychologisch Willensmäßige" zugespitzt sieht, erkennt er die tiefenpsychologische Grundkategorie des Unbewußten an - um dann plötzlich vor diesem Abgrund innezuhalten.

Den Höhepunkt der Annäherung an tiefenpsychologische Fragen stellt wohl der Essay über "Die Perspektive als ,symbolische Form'" von 1924/25 dar, wo sich der junge Forscher voller Begeisterung der "Region des im höchsten Sinne Psychologischen" hingibt. Aber bereits in dem Beitrag "Zum Problem der Beschreibung und Inhaltsdeutung von Werken der bildenden Kunst" (1932) kommt das alte Dilemma wieder zum Vorschein. Die Quelle für die tiefste Erkenntnis des Kunstwerks soll nämlich in einem "eigenen weltanschaulichen Urverhalten des Interpreten" bestehen, das heißt in einer "absolut persönlichen Erkenntnisquelle", die ihrerseits ein "objektives Korrektiv" hervortreibt. Aber kaum ist dies ausgesprochen, naht auch schon die Furcht vor dem Rationalismus dieses Gedankensystems. Bei aller persönlichen Reserve Panofskys vor der (auch) zerstörerischen Macht tiefenpsychologischer Aussagen muß man insgesamt wohl konzedieren, daß es nicht Antipathie, sondern der höchst unbefriedigende Zustand der psychoanalytischen Forschung war, der ihn auf Distanz hielt. So projizierte etwa Alfred Winterstein in einem Essay über Dürers Melencolia I (1929) die Lehrsätze einer noch ganz auf sexuelle Symptome fixierten Psychoanalyse auf Dürer: Die Hauptfigur zeige eine Vereinigung männlicher und weiblicher Geschlechtsmerkmale; unbewußt gestaltender Faktor sei der Kastrationskomplex gewesen; die Leiter verweise auf den Geschlechtsakt; Wasser und Fledermaus zeugten von einer Geburtsphantasie; der Hund sei Vaterersatz. Vielleicht ist es Wintersteins Fehlleistung zuzuschreiben, daß die große Buchfassung von Saturn und Melancholie (1964, deutsch 1990) in der Deutung der Ausdrucksqualitäten noch zurückhaltender ist als die bescheidene Erstfassung von 1923.

Auch unter dem Eindruck des amerikanischen Pragmatismus scheint sich die Abwehr der Psychoanalyse verstärkt zu haben. So heißt es 1955 in einem Brief an Alfred Neumeyer: "Ich meine, daß die Psychonalayse in der Kunstgeschichte nur dort einen legitimen Ort hat, wo andere Quellen zur Deutung fehlen oder unklar sind - es sei denn, daß Künstler wie Dali und andere sich mit Absicht auf psychoanalytische Quellen berufen. Aber wenn es ihnen gelingt, alles Dunkle . . . auf die Ebene bewußter Realisierung zu heben, was bleibt dann in ihrem Unterbewußtsein zurück? . . . Wenn mir jemand sagt, daß die merkwürdige Art, in der Michelangelos Figuren sich gewaltsam bewegen ohne Raum zu finden, auf einem ,Komplex' beruhe, der bei anderen Leuten zu Agoraphobie führt, so meine ich, daß solch eine Erklärung Michelangelo nur . . . herabsetzt." Charakteristisch ist, daß hier der Jungsche Terminus "Unterbewußtsein" eingesetzt wird, ein ontologischer Begriff, der im Unterschied zum Freudschen "Unbewußten" auf dräuende Gefahren verweist. (Übrigens sehen heutige Psychoanalytiker keine Schwierigkeit in der Annahme, daß hohe Formbegabung einen Künstler über erworbene Agoraphobie, also Platzangst, hinwegzutragen vermag.)

Ein tiefenpsychologisches Interesse, verbunden mit einer kuriosen Polemik gegen abstrakte Kunst, spiegelt auch der folgende (leicht gekürzte) Passus aus einem Brief von 1957 über ein "Erlebnis mit Betsy, der malenden Schimpansin": "Entfernt man das Element der Vernunft und Vorüberlegung aus dem künstlerischen Schaffensvorgang, dann ist es methodisch unmöglich, die Produktionen von Betsy von denen, sagen wir, Jackson Pollocks zu unterscheiden. Ich konnte Betsy am Fernseher beobachten, und es war wunderbar zu notieren, wie sie vorging, abwechselnd zwischen tiefer Überlegung, Versuchen, sich der Leinwand zu nähern, bald (wie van Gogh) auf ihren Pinseln kauend, bald von einer Art furor divinus erfüllt, so daß sie endlich Füße und Hände zum Malen benutzte. Der Vorgang liefert tendenziell den Nachweis dafür, daß gerade die angeblich niedere Funktion der ,gegenständlichen' Nachahmung menschliche Wesen von Tieren unterscheidet. . . . So gibt der Künstler, der sich in der Hoffnung auf Selbstbefreiung kopfüber in die Ungegenständlichkeit stürzt, tatsächlich eben jene Freiheit preis, die Gott dem menschlichen Verstand gewährt, den Tieren aber vorenthalten hat."

Panofsky fürchtete im Umgang mit Kunstwerken ebenso den unmittelbaren, geschichtsentleerten Zugriff (daher das gelehrte Gespinst, das er dem Betrachter mitunter zumutet), wie andererseits die Erstarrung zu einem Schema. Beides sah er aber vor allem in der Psychoanalyse gefährlich wirksam werden. So darf sich der von den Amerikanern erfundene Terminus "Psycho-Ikonographie" (auch wenn man ihn als "Psycho-Ikonologie" historisch-prozessual wendet) nur dann auf Panofsky berufen, wenn man seine Methode psychohistorisch erweitert. Panofsky meinte offenbar, "the inward wits" einzubüßen, wenn er seine Erkenntnisse dem strengen Schema (wie er es sah) einer psychoanalytischen Doktrin unterwerfen würde. Aber gerade er hat, indem er auf "unconscious meaning" und "disguised symbolism" verwies, die methodischen Affinitäten betont, und mit dem Begriff der "synthetischen Intuition" auch ein wenigstens teilweise analoges Verfahren beschrieben.

Inzwischen ist es überfällig, den Aspekt der psychischen Dimensionen bildender Kunst neu zu bearbeiten und dafür Bausteine zu nutzen, die Panofsky bereits geliefert hat. Ein solches Projekt könnte, in Zusammenarbeit mit Tiefenpsychologen, folgende Felder bearbeiten:

1. Ausdrucksmomente bildender Kunst, nicht so sehr an der Tradition von Ausdruckslehren als vielmehr an deren Kritik orientiert. Zu bedenken wären vor allem solche "Ausdrucksgebärden" (Warburg), die sich nicht nur motivisch auf das Phänomen des Traumes beziehen, also die Frage einschließen: Wann und wo wird Traum zur Form?

2. Psychoanalytische Deutungen bildender Kunst. Freuds Analysen von Leonardos Anna Selbdritt und von Michelangelos Moses, um nur zwei grundlegende Arbeiten zu nennen, sind bis heute zwar unter Teilaspekten aufgegriffen worden; doch verdient es Freuds (und nicht nur seine) Kunsttheorie insgesamt, neu beleuchtet zu werden.

3. Überlegungen zur Geschichte des therapeutischen Anspruchs von Kunst. Das letzte gewichtige Beispiel ist Beuys' lapidarer Ausspruch, Kunst sei Therapie. Von da aus lassen sich therapeutische Kunstkonzepte zurückverfolgen bis hin zur Praxis antiker und mittelalterlicher Kunsttherapien.

In einem Brief an Warburg zitiert Panofsky Jean Paul: "Noch mangelt eine rechte Geschichte des Wunder-Glaubens oder vielmehr des Glaubens-Wunders . . . - aber kein engsichtiger und engsüchtiger Aufklärer könnte sie geben, sondern eine heilige dichterische Seele, welche die höchsten Erscheinungen der Menschheit rein in sich und in ihr anschauet." Diese "Seele" erblickte Panofsky in Warburg. Die heutige Forschung wird Wüsten und Meere überwinden müssen, ehe sie, kunsthistorische und tiefenpsychologische Fragen verknüpfend, wieder zu gültigen Erkenntnissen vorstoßen kann.

Landessportbund Hessen: Randgruppen in den Sport integrieren

FRANKFURT A. M. "Der Sport muß noch mehr in die gesellschaftliche Offensive gehen, denn bisher haben sich viele Vereine bei der Erfüllung sozialer Aufgaben bewährt und ein hohes Maß an Anerkennung erworben." Heinz Fallak, Präsident des Landessportbundes Hessen (LSBH), wies in einer Presseerklärung auf die Schwerpunkte seines Verbandes in der Arbeit der kommenden zwei Jahre hin. Fallak hob die angestrebte "soziale Offensive" hervor.

Mit dieser Aktion verstärke der Landessportbund die Integration gesellschaftlicher Randgruppen in den Sport, heißt es in der Mitteilung weiter. Gleichzeitig sorge der LSBH für eine verstärkte öffentliche Anerkennung der sozialen Arbeit, die im Verein geleistet werde. "Die Sportorganisationen", so Fallak, "haben nicht nur dafür Sorge zu tragen, daß bewährte Sporttraditionen gepflegt werden, sondern müssen auch bereit sein, neue Herausforderungen anzunehmen und auf Wandlungen zu achten."

Weitere Schwerpunkte wird der Landessportbund in der Zeit bis zur nächsten Vorstandswahl Ende 1994 auf die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, eine Stärkung der Leistungsfähigkeit von Vereinen und den Bereich "Sport und Gesundheit" legen. Ein Katalog mit den Schwerpunkten der gesamten Vorstandsarbeit, die für die kommenden Jahre geplant ist, kann für 1,40 Mark beim Referat Öffentlichkeitsarbeit des LSBH, Otto-Fleck- Schneise 4, bestellt werden. Weitere Themen der Zusammenstellung: "Sport und Politik" sowie "Gezielte Förderung von Mädchen und Frauen im Sport". fs

MEDIENRUNDSCHAU 19

EUROPA 6

Trauerschein Von Peter Maiwald

Hast du heute schon getrauert, Bodo? Was heißt hier Anlaß? Ich hab schon getrauert: Die ganze Linke spaltet sich doch heute in trauerfähige und trauerunfähige Linke, und ich frage dich, Bodo: Sag mir, wo du stehst?

Was heißt hier, das sei ein kommunistisches Kampflied? Ich jedenfalls hab heute schon getrauert, Bodo, und ich höre, du nicht!! Jedenfalls bin ich heute morgen gleich zum Fritz. Ich sagte: Fritz. Den kennst du doch noch. Den alten KP-Fritz! Dem hab ich doch vor fünfzehn Jahren noch ein paar Solidaritätszehner zugesteckt! Hab ich mir wiedergeben lassen! Und ihm gesagt, daß er sich schämen soll, meine Jugend für einen Unrechtsstaat ausgenutzt zu haben! Da hat der aber Augen gemacht, Bodo, richtig traurige, kann ich dir sagen und mir gings danach echt besser. Verzeihen erleichtert eben ungemein.

Natürlich ist Trauerarbeit anstrengend, Bodo. Ist doch Arbeit, nicht? Ich komm schon vor lauter Trauern zu nichts anderem. Wer einmal mit dem Augenauswischen angefangen hat, dem fällt es doch wie Schuppen von denselben. Ich muß mir schon dreimal täglich die Zähne putzen, weil vom Zerknirschen soviel Zahnstaub anfällt und ich mit dem Nachspülen nicht mehr nachkomme. Aber nicht mehr im "Cuba libre", Bodo, nicht mehr im "Cuba libre". Da geh ich nicht mehr hin. Ich unterstütze doch keine trauerunfähigen Zapfbrüder und Edelzwickerstalinisten. Die können ja nicht einmal zeitgemäß den Namen ihrer Kneipe ändern!

Bin dann zu Inge. Inge kennst du doch noch, Bodo? Nein, nicht die, die andere. Die mich mit dem Typen vom Vietnam- Komitee verlassen hat. Was soll ich dir sagen? Inge will wieder mit mir trauern. Nein, nicht über den Typen vom Vietnam-Komitee. Über die verlorenen Jahre, Bodo, über die verlorenen Jahre. Hab ihr natürlich meine Meinung gesagt, und daß ich es von Anfang an gewußt habe wie es endet. Und was das Schönste ist, Bodo, Inge ist echt trauerfähig. Die hat richtig Trauer-Power! Das soll ihr mal einer nachmachen von den Trauerunfähigen! Ich überlege schon, ob ich Inge nicht meinen Zweit-Mitscherlich schenken soll, zur Belohnung, aber den habe ich schon Richard anonym zugeschickt. Richard kennst du doch noch, Bodo? Der immer die Mundwinkel nach unten verzog, nur weil ich ihn freundlich zum Dritte-Welt- Kurs eingeladen hab. Aber Trauer war das nicht, Bodo, dafür hab ich einen Blick. Aber den Richard, Bodo, den arbeite ich auch noch auf, da kannst du dich drauf verlassen. Irgend was Unaufgearbeitetes wird sich wohl auch noch über den finden lassen!

Natürlich macht Trauerarbeit die Finger schmutzig, Bodo. Du, ich bin stolz auf meine Trauerränder! Ich schon! Ich scheu den Dreck nicht, auch wenn er vor anderer Leute Haustür liegt! Trauer ist machbar, Herr Nachbar? Haben wir das nicht schon immer gesagt, Bodo? Jedenfalls so ähnlich. Mir ist jedenfalls endlich klargeworden, wozu der Mensch eine Faust braucht, Bodo, zum an die Brust schlagen. Und man vergibt sich und anderen nichts, wenn man nur an die eigene schlägt, das mußt du doch einsehen, Bodo, der Mensch lebt nicht von seiner Brust allein.

Ich jedenfalls hab heute schon getrauert, Bodo, hast du? Und mir gehts super. Es gibt doch keinen unschuldigeren Genuß ohne die Reue der Schuldigen. Das weiß doch jeder Werbefritze und jeder Talkshowheini. Ich kann dir nur eins sagen, Bodo, Mach deinen Trauerschein, mach deinen Trauerschein. Noch heute! Und du fährst gut! Bodo? Bodo?? Bodo??? Hat aufgelegt. Ist doch total trauerunfähig, der Typ.

Dem Alltag ein wenig Tristesse nehmen Offene Tür im "Sozialwerk Main-Taunus": Seit zwei Jahren hat sich viel geändert

FRANKFURT-NORDWEST. "Ein Sommerfest feiern wir dieses Jahr nicht", erklärte Franz Biebl, Sozialarbeiter des "Sozialwerk Main-Taunus". Der Aufwand für solche Feste sei sehr groß und das Ergebnis nicht immer zufriedenstellend. In diesem Jahr begnügten sich die Mitarbeiter der Tagesbetreuungsstätte "Nordwest Pavillon" (Hammarskjöldring 186) mit einem "Informationstag".

Etwa 50 Besucher sahen sich bei Kaffee und Plätzchen die Räume der Tages- und Beratungsstätte an, informierten sich über das Arbeitskonzept und die Aufnahmekapazität. Regelmäßige Besucher und "Neulinge" begegneten sich im Pavillon, hielten ein Schwätzchen und überwanden so locker die ersten Hemmschwellen. Der Pavillon hat vier "Standbeine": Beratungsstelle, Tagesbetreuung, "Club Regenbogen", und seit einem Jahr auch das "betreute Wohnen". "Das wird immer wichtiger", erklärte Franz Biebl. Insgesamt neunzehn Betroffene besucht Sozialarbeiter Thomas Lengner mindestens einmal in jeder Woche: eine fünfköpfige Wohngemeinschaft (WG) und 14 Einzelwohnungen. Ob Gänge auf die Ämter oder die Beerdigung eines Haustiers - "oft ist da überhaupt kein Qualitätsunterschied", meinte Biebl.

Die Menschen, die im Projekt "Betreutes Wohnen" untergebracht sind, "müssen zumindest nicht um jeden Termin kämpfen" (Biebl).

Ganz anders sieht das in der Beratungsstelle aus. Es gibt Zeiten, in denen jede Stunde ein anderer Gesprächspartner in dem gemütlich eingerichteten Büro Platz nimmt. Die Probleme, mit denen die Sozialarbeiter konfrontiert werden, sind vielfältig: das geht vom "Bedürfnis sich auszuquatschen", über "Beziehungskisten" bis hin zu psychischen oder Suchtproblemen. Biebl: "Während des ersten Telefonats versuchen wir zu sondieren, ob der Betroffene mit der Adresse einer Beratungsstelle alleingelassen werden kann, oder ob ein Vorgespräch notwendig ist."

Einzugsgebiet des "Nordwest Pavillons" ist der gesamte Frankfurter Norden. Laut Statistik, so Krankenpfleger Martin Frenchkowski, hätten 41 Prozent der 144 000 Bewohner Probleme - die Palette reicht von leichten psychischen Isolationsgefahr Störungen, Neurosen und Persönlichkeitskonflikten bis hin zu Alkohol- und Drogenabhängigkeit, Schizophrenie oder Depressionen. "Jeder zweite hat Angehörige, die in einer psychiatrischen Klinik behandelt wurden", ergeben wissenschaftliche Erhebungen.

Die Gefahr der Isolation ist groß. Biebl: "Deshalb ist das Angebot der Tagesbetreuung enorm wichtig." Es richtet sich an Menschen im Alter von 30 bis 60 Jahre, die zur Bewältigung des Alltags Hilfe brauchen. "Vor zwei Jahren haben wir unser Konzept verändert", ergänzte Biebl. Zu viele alte Menschen hätten damals die Tagesbetreuung in Anspruch genommen. "Die Jüngeren blieben fern", wurde bemängelt.

Montags bis donnerstags ist der Pavillon von 8 bis 16 Uhr offen, freitags nur bis 14.30 Uhr. Ab 9 Uhr wird ein gemeinsames Frühstück angeboten. Freizeitgestaltung ist der Dreh- und Angelpunkt: Gymnastik, Handarbeiten, Lesen, Ausflüge. Die Gäste gehen gemeinsam einkaufen und kochen im Haus. Wer mittags müde ist, kann im Ruheraum ein Nickerchen machen. Neuerdings gibt es den Gesprächskreis über "Gott und die Welt". Falls notwendig, können Besucher vom Fahrdienst abgeholt werden.

15 Plätze bietet die Tagesstätte an. "Wir benötigen mindestens 25 Gäste, damit die Plätze ständig besetzt sind", erläuterte Biebl. Denn Geld gibt es nur, wenn das Angebot auch in Anspruch genommen wird. Der Landeswohlfahrtsverband und die Stadt Frankfurt teilen sich die Kosten.

Der "Club Regenbogen" dagegen wird ausschließlich von der Stadt finanziert und steht allen offen, die mit einer Lebenskrise nicht fertig werden und Gespräche suchen. Er will ein "farbiger Lichtblick" sein und dem Alltag die Tristesse nehmen. Die Clubmitglieder treffen sich dienstags von 17.30 bis 19.30 Uhr und freitags von 16 bis 20 Uhr im "Nordwest Pavillon". *tin

Nur wenige schaffen den Weg zurück Die "Frankfurter Werkgemeinschaft" gibt psychisch Kranken Schutz und Arbeit

OSTEND. Seit siebzehn Jahren ist Klaus Zeller als Werkstattleiter in den Räumen der "Frankfurter Werkgemeinschaft" (FWG) tätig. Gelernt hat er eigentlich das Buchbinder- und Etuimacherhandwerk. "Ich bin da so reingerutscht, und jetzt kann ich mir etwas anderes gar nicht mehr vorstellen", sagt Zeller, während er eine Tasse Kaffee serviert. Allzu viele Besucher hat der "Tag der offenen Tür" nicht in die Wingertstraße geführt, so daß sich der Betriebsleiter viel Zeit nehmen kann, um die Arbeitsräume und pädagogischen Konzepte vorzustellen.

1967 gründete sich die FWG auf Drängen von Patienten der Sozialpsychiatrie als erste Institution, die sich ausschließlich mit seelisch Kranken beschäfigte. "Es hat doch keinen Sinn, Geistig- und Körperbehinderte mit psychisch Kranken zusammenzustecken, nur um irgend etwas zu tun", erläutert Zeller die Anfänge der Organisation.

Die 130 Beschäftigten von 22 bis 65 Jahren in seinem Haus haben einen normalen Arbeitstag - der entscheidende Unterschied ist, daß sie fast ausschließlich manuelle Tätigkeiten ausüben und nicht dem Tempo einer Maschine folgen müssen. Viele der Kranken sind gerade daran in der "Normalität" des Arbeitslebens gescheitert. Zeller: "Die psychisch Kranken sollen hier so wenig wie möglich den Produktionsdruck spüren."

Im Haus untergebracht sind Metall- und Holzverarbeitung, Elektromontage, Verpackungsabteilungen und eine Töpferei. 21 Angestellte - die meisten sind gelernte Handwerker - kümmern sich während der Arbeitszeit um die Beschäftigten, zwei Sozialarbeiter sind ständig erreichbar. Zweigstellen gibt es in der Schubertstraße - dort ist ein textverarbeitender Betrieb - und in der Bornheimer Landwehr, wo eine Druckerei ihr Domizil hat. Die produzierten Waren verkauft die FWG in der hauseigenen Boutique, per Vereinbarungen oder an freie Kunden wie Ärzte, Banken und Supermärkte.

Die Finanzierung des Betriebes wird zum einen durch den Verkauf erreicht; einen Großteil zahlt aber der Landeswohlfahrtsverband Hessen, der zugleich Arbeitgeber und Träger der Werkgemeinschaft ist.

Wichtig ist, so betont Klaus Zeller, der geschützte Rahmen im Haus. Viele der psychisch Kranken sind sehr labil, nur wenige schaffen den Weg zurück ins "normale Leben". Um diesen Schutz zu gewährleisten, ist in jeder Arbeitsgruppe der Leiter zugleich Ansprechpartner, zudem gibt es zahlreiche Ruheecken, Gesprächskreise, eine Tanztherapie und einen Gymnastikraum, wo sich die Kranken erholen können. Jeder hat seinen eigenen Arzt, was auch Voraussetzung für die Aufnahme in die Werkstätten ist. Leider ist der Psychologe, der im Haus war, verstorben, ein neuer hat die Arbeit noch nicht aufgenommen.

80 Wohnplätze stehen den Beschäftigten zur Verfügung; zum Teil in FWG-eigenen Wohnkollegs. Einige Beschäftigte wohnen alleine, werden aber nach Bedarf betreut. "Große Sprünge können die Leute hier nicht machen, dafür ist der Stundenlohn, den wir bezahlen können, zu gering."

Das leidige Thema Bezahlung regt auch Klaus Zeller auf. "Junge Mitarbeiter werden durch den niedrigen Verdienst abgeschreckt. Die Fluktuation ist merklich größer als in anderen Betrieben. Die Politiker reden seit Jahren, aber sie unternehmen nichts." Eine große Portion Idealismus sei nötig, um diesen Job zu machen, bei besserer Bezahlung würden sich auch mehr Menschen bereit erklären, in den Werkstätten oder als Sozialpädagogen zu arbeiten.

Die Beschäftigungs- und Arbeitstherapeutin Sabine Funk ist eine von ihnen. Sie leitet eine neunköpfige Gruppe, die leichte Verpackungsarbeiten ausführt. "Das verstehe ich mehr als Sozialtraining, die meisten aus dieser Gruppe haben sich extrem zurückgezogen und lernen hier langsam wieder den Umgang mit anderen", erläutert sie ihr Konzept.

Die Beschäftigten sind übrigens an diesem "Tag der offenen Tür" nicht da: "Sie würden sich wie im Zoo fühlen", erklärt Klaus Zeller. Denn schließlich dürfe man nie vergessen, daß es sich bei diesen Menschen um Opfer der Leistungsgesellschaft handelt. jot

FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 19

Den Papageien fehlen die Worte Im Vogelhaus wird viel gezwitschert, doch die Sprache verlernen die Vögel Von unserem Mitarbeiter Peter Hanack RÜSSELSHEIM. Wer durch den Rüsselsheimer Stadtpark spaziert, braucht nur seinem Gehör zu folgen: Wo es am lautesten zwitschert, kreischt und plappert, steht das Vogelhaus. Hunderte von Kanarienvögeln, Sittichen und allerlei anderes exotisches Gefieder sind hier am Schimpfen und Jubilieren, flattern aufgebracht von einem Ast zum anderen oder sind eifrig damit beschäftigt, den eigenen Nistplatz gegen die aufdringliche Konkurrenz zu verteidigen. Inmitten des Trubels und der Aufgeregtheit steht August Ruppert und ist gerade dabei, seinen Schützlingen eine Portion Körner in die Futterkästen zu schütten. Seit langem versorgt er schon die Flattermänner und -frauen im Vogelhaus. Zu dieser Aufgabe sei er eigentlich gekommen "wie die Jungfrau zum Kinde", meint der städtische Tierpfleger. Man habe damals wohl keinen Dümmeren gefunden, und nun sei es eben an ihm hängen geblieben. Wenn der geborene Flörsheimer dabei ein wenig mürrisch tut, kann er den Spaß, den er an seiner Arbeit hat, doch nicht verbergen. Da, die Scheiben seien schon wieder dreckig, schimpft er, dabei habe er die doch erst gestern geputzt. Und hier, der Sand muß auch wieder ausgewechselt werden, wie der schon wieder aussehe. Dabei habe er ja auch noch die Viecher drüben im Ostpark zu versorgen. Dort müssen jeden Tag 14 Dammhirsche, dazu noch Tauben, Enten und Hühner gefüttert werden.

Den Umgang mit Tieren hat der Flörsheimer Bub von klein auf gelernt. In der Nachbarschaft gab es viele Bauern, und als Junge sei er dort fast jeden Nachmittag gewesen, erzählt er. Früher hatte er selbst einmal einen Schlag Tauben unter dem Dach. Seit er die Exoten im Stadtpark pflegt, ist er schon ein paar mal in eines der Herkunftsländer der Vogelhaus-Bewohner geflogen, um sich dort die Lebensbedingungen seiner Schützlinge zu besehen.

Angefangen hat das ganze mit ein paar Vögeln, die der Stadt gehörten und die anständig untergebracht werden sollten. Das war vor 23 Jahren. Heute ist aus dem ehemaligen Gewächshaus ein kleines Paradies für Vogelfreunde geworden: Alexander-Papageien putzen eifrig ihr schimmernd-grünes Gefieder, Wachteln flitzen über den Sandboden und dazwischen sorgt ein Prachtrosella immer wieder für Unruhe.

Die Wellensittiche stellen die größte Gruppe. Da sie untereinander sehr aggressiv sind und dabei auch andere Vögel nicht verschonen, haben sie ihre eigene Box (fast) für sich allein. Die seien wie die Menschen, meint Ruppert: Wenn da einer eine Schwäche zeige, würden die anderen gleich auf ihn einhacken. Nur ein paar Täubchen und die Wachteln halten es mit ihnen aus.

Ständig kommen neue Vögel hinzu. Viele Paare haben das Brutgeschäft begonnen und erzeugen fleißig Nachwuchs. Dazu stellen immer wieder Menschen die ihnen lästig gewordenen Hausgenossen dem Tierpfleger vor die Tür. So hat Ruppert schon öfters einen "Findelvogel" im Vogelhaus aufgenommen. Neulinge kommen zuerst einmal in eine der Quarantäneboxen und werden erst nach sechs bis acht Wochen in die großen Volieren entlassen - wegen der Seuchengefahr. Überhaupt müsse alles möglichst sauber gehalten werden, damit die Tiere nicht krank würden, brummt Ruppert und fährt mit der Schuhspitze durch den Sand, auf dem Kotflecken von der guten Verdauung des Federviehs zeugen.

Unter den Neuankömmlingen waren auch schon einige sprechende Vögel, Beos zum Beispiel oder auch Papageien. Doch wenn die Tiere erst einmal ein paar Wochen unter Artgenossen sind, verlernen sie schnell wieder, was ihnen bei den Besitzern an "Sprache" beigebracht wurde. Zum Job von Ruppert gehören auch aufwendige Arbeiten: Nach den Bestimmungen des Artenschutzes müssen alle Vögel beringt und mit Papieren versehen werden. Doch das sei gar nicht so einfach. Zuerst einmal müssen alle nacheinander eingefangen werden, um sie überhaupt beringen zu können. Das sei zwar viel Arbeit, meint Ruppert, aber immerhin noch machbar. Doch wie solle er denn von jedem Vogel Herkunftspapiere bekommen, wo die doch nicht selten von Fremden bei ihm abgegeben würden? Doch ohne Papiere dürfe er eigentlich gar keinen Vogel aufnehmen.

Die Leute in den Ministerien wüßten gar nicht, was sie mit ihren Verordnungen so alles veranlassen würden - aber einfach einen Vogel vor der Türe stehen lassen? Na, das ginge ja wohl auch nicht - spricht's, besinnt sich wieder auf die Papiertüte mit dem Körnern für das Vogelvolk in seiner Hand und geht hinüber zum anderen Ende der Voliere. Vor lauter Erzählen haben die Wellensittiche heute noch gar nichts zu futtern bekommen.

Die Werbetrommel dreht sich ständig, doch an Wochenenden sind viele Betten in den Kronberger Hotels leer "Tourismus braucht eine Lobby" Suche nach Lösungen Von Annette Wittkopf

KRONBERG. "Ein fein wohlerbaut Städtlein, in einer schönen und fruchtbaren Gegend gelegen." So schilderte Matthaeus Merian 1655 die Stadt Kronberg. Daran hat sich bis heute nichts geändert. "Ein idealer Erholungsort zu jeder Jahreszeit" werben denn auch Stadt und Verkehrsverein in ihren Broschüren für den Luftkurort am Südhang des Altkönig mit seinen Sehenswürdigkeiten. Doch an den Wochenenden sind viele Gästebetten leer, stellt Verkehrsamtsleiter und Verkehrsvereins-Geschäftsführer Horst Neugebauer in seinem Geschäftsbericht fest. "Vielleicht kann mit Pauschalangeboten und Sonderrabatten etwas getan werden."

Unter der Woche ist die Bettenkapazität (siehe Kasten) gut ausgelastet. "Die Nähe zur Messestadt Frankfurt ist für unsere Hotels und Gastronomie ein großer Vorteil", weiß Neugebauer. Der Fremdenverkehr ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für die Stadt.

An mangelnder Werbung kann es nicht liegen, daß an den Wochenenden Übernachtungsgäste fehlen. Ein Bündel an handlichen Faltblättern liegen in den Reisebüros und im Rathaus. Eine Kurzdarstellung gibt Einblick in die Geschichte Kronbergs und seiner Stadtteile Schönberg und Oberhöchstadt. Der Stadtwald mit seinen Wandermöglichkeiten, der sich bis zum Altkönig hinaufzieht, ist in einem Extrablatt beschrieben. Ein weiteres Heftchen stellt Kronberg alphabetisch von A wie Altstadt bis W wie Wintersport vor.

Ein anderes umfangreiches Werk beschreibt detailliert die Rundwanderwege und Sehenswürdigkeiten. Kronbergs buntbebildertes Werbefaltblatt wurde 1991 in 10 000 Exemplaren verteilt. Dazu kamen je 5000 Prospekte in Englisch und Französisch. 12 000mal wurde das Unterkunftsverzeichnis ausgegeben.

"Die Fremdenverkehrswerbung läuft immer auf vollen Touren", versichert der Verkehrsamtsleiter und verweist auf Anzeigen in regionalen und überregionalen Zeitungen sowie in Branchenbüchern und die Werbeaktionen bei Touristikmessen und Ausstellungen mit dem Fremdenverkehrsverband Main und Taunus.

Der Verkehrsverein trägt mit seinen 160 Mitgliedern, davon 16 Vereinen, neben dem Verkehrsamt im Rathaus ehrenamtlich die Hauptlast der Werbung für Kronberg. Zu seinem Service gehören die Führungen durch die Altstadt mit ihren zahlreichen Sehenswürdigkeiten. Horst Neugebauer und Hanna Feldmann, Vorsitzende des Vereins für Geschichte und Heimatkunde, geleiteten letztes Jahr 25 Besuchergruppen durch die Stadt.

"Jeder Gastwirt und Hotelier sollte Mitglied im Verkehrsverein sein", fordert denn auch dessen langjähriger Vorsitzender Horst Görner. Bürgermeister Wilhelm Kreß weiß das Engagement des Vereins zu schätzen. "Kronberg", erfährt er immer wieder, "hat einen hohen Bekanntheitsgrad und seine Restaurants in der Umgebung haben einen guten Ruf."

Dennoch wünscht sich Neugebauer, daß der Stellenwert des Fremdenverkehrs in der öffentlichen Diskussion und in der Politik einen höheren Rang einnimmt. Bei Planungen und Durchführungen von öffentlichen Ereignissen sollte frühzeitig und umfassend an die Belange des Fremdenverkehrs gedacht werden; er fordert: "Auch der Tourismus braucht eine starke Lobby."

Hoffnungen, neue Besucherschichten zu erreichen, setzen die Kronberger in ihre Stadthalle. Dort könnten während der Woche Seminare, Kongresse und Tagungen stattfinden. Das aber ist abhängig von einer guten Gastronomie. Der vom Bürgermeister angeregte Verkauf des unmittelbar angrenzenden Hotels "Zur Post" an einen potenten Investor gilt unter diesem Aspekt als wichtiger Beitrag zur Belebung des Fremdenverkehrs.

Wetterauer Bauern bringen auf 32 000 Hektar Ackerland Weizen, Gerste, Roggen und Hafer ein / Trockenheit schmälerte Ertrag Landwirte müssen nach Regen Zwangspause einlegen Europäische Agrar-Reform zwingt zu Flächenstillegungen / In einem Jahr etwa 500 Höfe dichtgemacht

WETTERAUKREIS. Ab halb fünf rauschte gestern das Wasser vom Himmel. Drei bis 15 Millimeter Gewitterregen zwangen die Bauern zur unfreiwilligen Pause. "Wir wären sonst am Wochenende fertig geworden", meint Heinz-Christian Bär vom Roggauer Margarethenhof. Der Chef des Kreisbauernverbandes bewirtschaftet 65 Hektar Land. Rund 32 000 Hektar Weizen, Gerste, Roggen und Hafer sind nach Schätzung des Friedberger Landwirtschaftsamtes in der ganzen Wetterau abzuernten. Ende nächster Woche ist das Korn nach dessen Prophezeiung im Speicher. Falls der Regen aufhört.

Um bis zu 20 Prozent sinkt 1992 die Ausbeute, so Amtsleiter Dr. Werner Schaaf. "Der trockene Mai hinterließ Spuren. Die Ausbildung der Körner ist zum Teil mangelhaft". Nur wasserhaltige Lößböden brachten den üblichen Ertrag von etwa 50 Doppelzentner Weizen je Hektar. Knapp 30 Mark bekommt der Landwirt in der Mühle für einen Doppelzentner. Lediglich 20 Mark könnte er auf dem Weltmarkt erlösen, doch da gibt es ja noch die Subventionen aus der EG- Kasse. Ab 1993 bekommen die Landwirte für ihre Erzeugnisse nicht mehr diesen künstlich erhöhten Erlös. Innerhalb von drei Jahren wird er auf Weltmarktniveau herabgesetzt. Zum Ausgleich erhalten die Landwirte direkte Subventionen für das jeweilige Produkt. Sie messen sich nur an der bebauten Fläche - nicht mehr an der geernteten Menge. Das ärgert die Bauern, weil sie für mehr Fleiß und Dünge-Raffinesse nicht entsprechend mehr Geld bekommen. Voraussetzung für die pauschale Subvention ist außerdem, daß der jeweilige Landwirt 15 Prozent seiner Betriebsfläche stillegt. Ausgenommen sind nur Kleinbetriebe mit maximal 90 Jahrestonnen Getreide-Produktion. Das entspricht Bauernhöfen mit etwa zwölf Hektar Anbaufläche, schätzt der Kreisbauernverbands-Geschäftsführer Klaus Zando. Bis zu 4800 Hektar Wetterau würden durch die Agrar-Reform demnächst zur Brache. Pro stillgelegtem Hektar könne ein Landwirt jährlich 583 Mark Prämie einstreichen.

Die neue Abrechnungspraxis probiert man dieses Jahr beim Raps aus. Bisher wurde die Subvention an die Großhändler ausgezahlt und über den erhöhten Raps-Kaufpreis an die Bauern weitergegeben. Nun muß sich jeder einzelne Landwirt selbst um sein Geld bemühen. 637 Anträge auf Zahlung von rund 1200 Mark "Flächenbeihilfe" für jeden der rund 2500 Hektar Wetterau-Raps liefen diesen Sommer im Landwirtschaftsamt ein. Amtsleiter Werner Schaaf schickte Kontrolleure auf die Felder. Sie sollten prüfen, ob die angegebenen Flurstücke tatsächlich mit Raps bestellt waren. Für die Antrags-Bearbeitung und Raps-Kontrolle mußte Schaaf zeitweise fünf Arbeitskräfte aus anderen Abteilungen seiner Behörde abziehen. Viel mehr Arbeit droht ab 1993, wenn auch der Getreide-Anbau per Kataster-Auszug und Ortsbesichtigung zu kontrollieren ist.

Auf den guten Wetterauer Raps-Böden ist dieses Jahr knapp 300 Hektar weniger Margarine-Rohstoff angebaut worden. Denn bei hohem Raps-Ertrag verdienen die Bauern mit der neuen Regelung weniger Geld als früher. Auf 300 Hektar bauen sie stattdessen lukrativere Sonnenblumen an (das sind mehr als je zuvor). Diese Ölfrucht braucht weniger Stickstoff-Dünger als Raps.

Raps-mäßig hätten die Landwirte 1992 auch ohne EG-Reform weniger als sonst verdient. "Das ist ein Drama", stöhnt der Landwirtschafts-Beamte Schaaf. Die Trockenheit habe die üblichen Hektar-Erträge von 35 auf acht bis 30 Doppelzentner gedrückt. Dennoch empfiehlt Schaaf den Bauern, auch 1993 Raps zu säen - damit sie das Anrecht auf die Brüsseler "Flächenbeihilfe" nicht verlieren. Bauernführer Bär rät außerdem, den Weizen und Raps "nicht vorschnell zu jedem Preis zu verkaufen". Denn während der Ernte sind die Preise wegen des großen Angebots besonders niedrig. Doch der Bauernstand stirbt weiter - und wenn er noch so perfekt mit Preisen und Beihilfen jongliert. 2507 Wetterauer Betriebe zählte das Statistische Landesamt 1991. Heuer hat der Kreisbauernverband nur noch etwa 2000 Landwirte in seiner Beitragsliste. Davon sind die meisten "Flutlicht-Bauern", die ihr Geld tagsüber in anderen Berufen verdienen müssen. KLAUS NISSEN

Verein beklagt Nachwuchsmangel

FRANKFURT A. M. Die Vogelkundliche Beobachtungsstation Untermain (VBU) ist eine der ältesten Organisationen in Frankfurt, die sich um Naturschutz und Umwelterziehung bemüht. 1924 wurde die "Vereinigung für Vogelschutz" von Sebastian Pfeifer und Rektor Philipp Schilling gegründet. Auf dem Grundstück, das die Gemeinde Bergen-Enkheim den Ornithologen zur Verfügung stellte, wurden im Auftrag der Vogelflugwarte Helgoland Vögel beringt, um Erkenntnisse über Lebensräume und Flugrouten zu gewinnen. Durch die Fusion mit der "Zweigbereingungsstelle Untermain" 1938 kam der Verein zu seinem heutigen Namen.

Das Durchschnittsalter der 345 Mitglieder liegt bei 56 Jahren. Der Verein gibt die naturkundliche Zeitung "Luscinia" mit einer Auflage von 1000 Exemplaren heraus. Sie wird an die Mitglieder und viele Abonnenten im In- und Ausland verschickt.

Die VBU organisiert Dia- und Filmabende, vogelkundliche Wanderungen und ökologische Lehrgänge. In der Stadthalle Bergen geht es bei Referaten um so unterschiedliche Themen wie "Die erlebte Natur in Mühlheim und Umgebung" oder "Die Vögel Senegals". Die Exkursionen, die mal ins Naturschutzgebiet Waghäusel, mal ins Naturschutzgebiet Rheinhausen und immer wieder ins Enkheimer Ried und an den Berger Hang führen, lokken meist etwa zwei Dutzend Teilnehmer an.

Wer mehr über den Verein wissen möchte, kann sich an den Vereinsvorsitzenden Ulrich Eidam wenden. Er hat die Telefonnummer 72 46 37. *eik

Frevler "latschen quer durchs Biotop" Vogelkundliche Beobachtungsstation kämpft für Frankfurts Naturschutzgebiete

FRANKFURT A. M. Vor der Trockenmauer, die aus roten Backsteinen aufgeschichtet wurde, sitzt Ulrich Eidam immer öfter. "Es ist einfach toll zuzusehen, was sich da entwickelt", sagt der Vorsitzende der Vogelkundlichen Beobachtungsstation Untermain (VBU). Blindschleichen und Schlingnattern hat er schon beobachtet; vor den angebohrten Baumstämmen summen Bienen. Vor allem aber ist das Klein-Biotop ein Symbol für die voranschreitenden Umgestaltungsarbeiten auf dem Gelände der Vogelschützer am Berger Hang. Die Backsteine stammen aus der bereits 1931 errichteten ersten Beobachtungsstation des Vereins. Die kleine Hütte wird gerade renoviert. Wenn sie erst einmal die Maschinen zur Beringung der Zugvögel aufnehmen kann, die jetzt noch im größeren Sebastian-Pfeifer-Heim untergebracht sind, wären die Voraussetzungen für das geplante "Info-Zentrum" mit Blick auf die Naturschutzgebiete "Berger Hang" und "Enkheimer Ried" erfüllt. Doch aus eigener Kraft wird der Verein das Projekt nur schwer verwirklichen können.

Die Innenbeleuchtung, Projektoren, Computer und Mikroskope des Info-Zentrums müßten mit Strom versorgt werden. Die VBU stellt sich zwei Lösungen vor: ein unterirdisches Stromkabel zu verlegen oder eine Solar-Anlage anzuschaffen. Die Kosten von insgesamt etwa 30 000 Mark würden die Vereinskasse allerdings "auf das extremste belasten", klagt Ulrich Eidam. Er ist enttäuscht darüber, daß die Stadt sich bisher noch nicht dazu durchringen konnte, das Projekt zu unterstützen. Ulrich Eidam: "Da werden Grüngürtel-Planungen und Umweltlernen in Frankfurt propagiert, und zu unserem Info-Zentrum kommt gar nichts." Offensichtlich sei der Verein, eine der ältesten Naturschutz-Organisationen Frankfurts (siehe Kasten), bei den Behörden zu wenig bekannt - beim "Umweltlernen"-Programm sei man noch nicht einmal angeschrieben worden.

Zusammen mit Schulen und dem Hessisichen Institut für Lehrerfortbildung (HILF) hatte die VBU im vergangenen Jahr zahlreiche Lehrgänge organisiert. Die Weiterbildung der Lehrer, die bei Vogelstimmen-Exkursionen, Kartierungen und Bodenuntersuchungen einen "Rundumschlag" in Sachen Freilandbiologie mitmachen, lag Eidam besonders am Herzen. Er als Biologie-Lehrer weiß um die vollen Lehrpläne an den Schulen, "bei denen die meisten Lehrer dankbar für jede praktische Anregung sind". Bei den Seminaren mit den Lehrern habe sich auch gezeigt, daß das Sebastian-PfeiferHeim mit seinem Blick auf den Fechenheimer Wald und den Mainbogen ein geeigneter Unterrichtsraum ist.

Der widmet sich insbesondere der Jugendarbeit. "Keimzelle" dafür ist die Umwelt AG des Albert-Einstein-Gymnasiums in Maintal-Bischofsheim. Sie wurde ins Leben gerufen von dem ehemaligen Zivildienstleistenden Manfred Sattler, der seine Zeit bei der "Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz" (HGON) und der VBU abgeleistet hat. Seither legen die Jungen und Mädchen Nisthilfen an und beobachten das Leben in den beiden Naturschutzgebieten. "Erst wenn die Schüler wissen, was es hier alles gibt, werden sie erkennen, warum es schützenswert ist", betont Eidam.

Zur Zeit sammelt die VBU auf Karten Daten über Vögel, Insekten und Pflanzen in den Naturschutzgebieten Berger Hang, Enkheimer Ried und Umgebung. Mit umfangreichem Informationsmaterial soll die Obere Naturschutzbehörde davon überzeugt werden, daß die Gebiete besser überwacht werden müssen, daß durch die Erweiterung der beiden Naturschutzgebiete "Puffer um die Kerngebiete angelegt werden müssen", so Eidam.

Eine "Jugend-Forscht"-Arbeit von Schülern, die beim hessischen Landesentscheid im März dieses Jahres mit dem dritten Preis bedacht wurden, hat mit jährlich etwa 120 000 Gästen nicht nur einen enormen Besucherdruck auf das NSG "Berger Hang", sondern auch erhebliches Fehlverhalten von jedem Zehnten der Spaziergänger in der empfindlichen Natur registriert. Da wurden Bodenbrüter wie Goldammer und Baumpieper von freilaufenden Hunden aufgeschreckt. Picknick-Fans verließen die vorgeschriebenen Wege und "zerstörten beim Kreuzund-Quer-Latschen und anschließendem Sonnenbaden" wertvolle Vegetation, beklagt Eidam.

Ein anderer Grund für die Erweiterung der Naturschutzgebiete sind die schützenswerten Arten in den unmittelbar angrenzenden Gebieten. Der Wendehals etwa ist auch in den Streuobstwiesen am Berger Hang beheimatet.

Bei den Besucher-Studien für die "Jugend-Forscht"-Arbeit zeigte sich auch, daß die angesprochenen Umwelt-Frevler nur in 16 Prozent der Fälle einsichtig reagieren. Der Rest der Befragten war entweder "trotzig" oder sogar "aggressiv". Die Sperrung sensibler Bereiche mit Zäunen oder Balustraden in dem Naturschutzgebiet, das zu den ältesten "aber auch sensibelsten" im Rhein-Main-Gebiet gehört, wird von allen Naturschutzverbänden gefordert.

Schließlich schwebt Ulrich Eidam als Ideal ein tagsüber geöffnetes SebastianPfeifer-Haus vor, in dem eine Ansprechperson, Stellwände und die umfangreiche Buchsammlung der VBU über die bedrohte Natur informieren könnten. Denn was für die Schüler zutrifft, gilt auch für zuweilen uneinsichtige Erwachsene: Nur das, was man kennt, sieht man auch als schützenswert an. *HEIKO RAUBER

DOKUMENTATION 18

Südbahnhof Bis Mai 1994 fahren die Bahnbusse weiter

FRANKFURT-SÜD. FVV-Kunden aus dem Südosten Frankfurts können aufatmen: Die Linienbusse der Verkehrsgesellschaft Untermain (VU), die am Südbahnhof halten, fahren vorerst weiter. Das geht aus einem Magistratsbericht hervor, dem der zuständige Ortsbeirat 5 (Niederrad, Oberrad, Sachsenhausen) allerdings noch zustimmen muß.

Gewährleistet wird der Service, da das Regierungspräsidium in Darmstadt einen entsprechenden Antrag der Verkehrsgesellschaft Untermain genehmigt hat. Die Kosten für die erneut konzessionierten Linien 960, 961, 963, 972 sowie 973 übernimmt die Deutsche Bundesbahn; die Genehmigung gilt bis zum 31. Mai 1994.

Bereits im September vergangenen Jahres hatte der Ortsbeirat angeregt, die Linien keinesfalls einzustellen. Die Begründung der Stadtteilparlamentarier damals: Vor der Stillegung muß erst die S-Bahn ausgebaut sein, damit "den Berufspendlern ein ausreichendes Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln zur Verfügung steht". ask

HESSEN 27

Menschen aus dem Stadtteil: Der Goldsteiner Pfarrer Dieter Steup Von Selbstdarstellung hält er nichts

GOLDSTEIN. "Eigentlich müßte ich mal ein Buch schreiben", sinniert Dieter Steup, während er seine bisherigen Erlebnisse als Pfarrer an der evangelischen Dankeskirche Revue passieren läßt. Von Drogenhandel und Schlägereien als "schlimme Erlebnisse" bis zu vertrauensvollen Freundschaften als positive Erfahrung hat der Goldsteiner Pfarrer einiges mitgemacht. Seit 20 Jahren ist Dieter Steup in der Dankesgemeinde tätig.

In Wiesbaden wuchs er auf und machte dort sein altsprachliches Abitur, was ihn für seinen späteren Beruf "sehr prägte". Theologie und Philosophie studierte er in Mainz, Heidelberg und Bonn. "Wobei ich in Heidelberg mehr Student als Theologe war", schmunzelt er. Die Arbeit mit philosophischen Texten beschäftigt und prägt ihn heute noch. "Ich beobachte immer öfter, daß viele Menschen unter einem regelrechten Selbstdarstellungswahn leiden. Jeder will der Schönste, Reichste, Beste sein. Von solchen Oberflächlichkeiten halte ich nichts."

Seine Vikarzeit verbrachte der Pfarrer in Haiger im Lahn-Dill-Kreis. Während des zweiten Examens arbeitete er im Akkord bei MAN in Mainz. "Diese Knochenarbeit war eine wichtige Erfahrung für mich. Zum ersten Mal war ich mit Arbeitern konfrontiert", sagt er. Der Kirchenmann wirkt bescheiden und zurückhaltend, während er erzählt.

Seine erste Stelle als Pfarrer trat er in Hausen an. Eineinhalb Jahre später wechselte er als Religionslehrer ans Lessing-Gymnasium, wo er auch heute wieder tätig ist. "Anfangs war es für mich als Lehrer schwer, ich hatte ja keine pädagogische Erfahrung. Nachdem mich der Direktor im Unterricht besucht hatte, sagte er: Sie machen alles falsch und haben dennoch die Kinder voll im Griff. Von da an war ich als Vollzeitkraft am Lessing-Gymnasium engagiert." Nach einiger Zeit kündigte er jedoch den sehr anstrengenden Job. "In allen neun Jahrgängen zu unterrrichten war einfach zuviel für mich. Die Qualität des Unterrichts hat sehr gelitten." Bald darauf folgte er dem Ruf, eine Stelle in der Zachäusgemeinde Niederrad anzutreten. Dort gründete er 1968 den "Plebs-Club", in dem Jugendliche aus Niederrad eine Anlaufstelle fanden. Vor allem um Kinder aus sogenannten Problemfamilien kümmerte er sich von da an. "In den Hochhaussiedlungen Frankfurts gab es damals schon Kinder, die ziellos und gelangweilt umherzogen. Ich habe mich dieser besonders gefährdeten Gruppe angenommen. Das waren die ersten Schritte zur offenen Jugendarbeit, wie sie heute üblich ist."

Die Integration von Jugendlichen in die Gesellschaft ist dem Pfarrer immer wichtig gewesen. Einfach war das nicht immer: So mußte einst ein Jugendlicher im Club davon abgehalten werden, sich öffentlich zu vergiften. "Überhaupt war die Zeit um '68 sehr turbulent. Auch im Schulunterricht hatte ich Schwierigkeiten - das wurde damals als Aberglaubenunterricht abgetan."

1972 kam er nach Goldstein, wo er mit seiner Frau, einer Lehrerin, lebt. Vor ihm hatte sich ein geflüchteter Leipziger Pfarrer um die Dankesgemeinde gekümmert - aber: "Der war kein Pfarrer, sondern ein Pfarrherr", erinnert sich Steup. "Ich fand eine Wüste vor, was das Gemeindeleben anging. Mein Vorgänger hatte durch sein autoritäres Verhalten jegliches Vertrauen der Gemeindemitglieder verspielt. Für mich war Goldstein eine echte Herausforderung."

Steup mußte das Gemeindeleben neu erwecken. Über 100 Hausbesuche machte er 1973, um Mitarbeiter für den Kirchenvorstand zu gewinnen. Auch in Goldstein gründete er einen Jugendtreff, den "Park-Club". "Jugendliche gewannen wieder Vertrauen zur Institution Kirche, das war ein echter Erfolg." Stück für Stück formierten sich weitere Gruppen: der Posaunenchor, ein Bibelkreis, eine Frauengruppe. Allein 26 Jugendliche sind heute als Leiter in Jugendgruppen aktiv.

In den 70er Jahren machten die Drogen auch vor der Goldsteiner Gemeinde nicht halt. "Die Mitglieder des ,Park-Clubs' trafen sich regelmäßig im Gemeindekeller. Irgendwann schlichen sich Dealer ein, es gab oft Ärger, und mir blieb nichts anderes übrig, als den Club zu schließen", erzählt er etwas wehmütig. Seitdem ist er in der Jugendarbeit nicht mehr sehr aktiv. Richtig verziehen hat er sich die Entscheidung wohl nie. "Es beißt einen schon, wenn man sieht, wie viele Probleme Heranwachsende heute haben."

In jüngster Zeit engagiert sich die Dankeskirche in Rumänien. Dort unterstützen sie ein Kinderheim. Wie im vergangenen Jahr wird auch in diesem September ein Lkw mit Medikamenten, Spielzeug und technischem Gerät beladen dorthin fahren. "Vor diesem 4000-Kilometer-Trip werde ich im Westerwald noch einmal Kraft schöpfen", freut er sich auf seinen Urlaub. HENNING EICHLER

Ein Gang über den Wochenmarkt am Südbahnhof Dünne Runde ist der Star

SACHSENHAUSEN. Die "Dünne Runde" aus Kassel liegt zusammengerollt im Körbchen. Sie ist der Star unter den Wurstspezialitäten aus Oberhessen, die auf dem Wochenmarkt am Südbahnhof angeboten werden. Ganz vorne im Präsentierkorb, mit viel Knoblauch gewürzt, lächelt das gute Stück den Kunden an.

Und sie hat es nicht einfach, sich unter all den anderen Delikatessen der umliegenden Stände durchzusetzen. Da gibt es Putensalami, Camemberts aus der Normandie, mit Schokolade glasierte Ingwerspitzen, Walnußoel, Dijon-Senf in Weißwein, in Zitronenmelisse eingelegte Oliven und und und . . . Bei solch internationaler Vielfalt tut der plötzlich aufziehende vertraute Geruch von Bratwurst erschreckend gut, oder signalisiert dem Marktbesucher wenigstens: Du bist immer noch in Sachsenhausen.

Jeden Freitag von 8 bis 18 Uhr bieten etwa 15 Händler auf dem Vorplatz des Südbahnhofs frische Lebensmittel aus nah und fern an. Außer dem reichhaltigen Angebot an Obst und Gemüse fallen vor allem die Spezialitätenstände auf.

"Für unsere Käsespezialitäten kommen manche Kunden auch von weit her", berichtet die Verkäuferin des Käsehandels Strenz. Immerhin bietet die Theke mehr als 130 Sorten, die zum Großteil aus unbehandelter Milch hergestellt sind und deshalb die Bezeichnung "Rohmilchkäse" tragen dürfen. Viele Sorten importieren die Verkäufer direkt aus Frankreich. "Durch die traditionelle Herstellung sind die Sorten kräftiger im Geschmack", erläutert die Frau in der weißen Schürze.

Fünf Schritte weiter, vorbei an frischer deutscher Faßbutter und Sauerteigbrötchen aus dem Steinofen, strömen dem Einkäufer orientalische Düfte entgegen. In kleinen Fläschchen werden ätherische Öle für das geistige und körperliche Wohlbefinden angeboten.

Eine weitere Delikatesse des Marktes am Südbahnhof sind eingelegte Oliven. Verschiedene Sorten von Fingernagel- bis Taubeneigröße lagern in Holzbottichen in speziellen Kräuter- und Gewürzmischungen, die jeweils frisch vom Händler zubereitet werden. "Sehr scharf mit Peperoni oder frisch mit Zitronenmelisse, ich habe für jeden Geschmack etwas", sagt der Verkäufer nicht ohne Stolz. Er hat nach eigenem Bekunden eine "intime Beziehung" zu seinen Oliven.

"Der Sachsenhäuser Markt ist eigentlich gar kein richtiger Stadtteilmarkt", schränkt er ein. "Die meisten Einkäufer sind Pendler, die am Südbahnhof umsteigen und die Gelegenheit zum schnellen Einkauf nutzen. Nur sehr wenige Sachsenhäuser Bürger machen regelmäßig ihre Besorgungen hier." Ein gemütliches Schlendern an den Ständen vorbei fällt deshalb auch schwer. Viele Kunden sind in Eile, weil sie die nächste U-Bahn noch erwischen wollen.

Da kommt der Bratwurststand mit Sitzgelegenheit unter den Sonnenschirmen gerade recht. Bei einem Ebbelwei läßt sich das hektische Treiben auf dem "Durchgangsmarkt" aus sicherer Entfernung beobachten. Und zum Nachtisch gibt es eine knusprig gebackene, frische Waffel. hen

Betreuung nach dem Unterricht In Unterliederbacher Schule gibt es ab September 40 Plätze

UNTERLIEDERBACH. 40 Kinder der Klassen eins bis vier können ab September an der Walter-Kolb-Schule über den Unterricht hinaus betreut werden. Zwei Sozialpädagog(inn)en werden für die Mädchen und Jungen von 7.30 bis 15 Uhr da sein, bei den Hausaufgaben helfen und mit ihnen spielen.

Nach Höchst (Hostato-Schule) und Zeilsheim (Adolf-Reichwein-Schule) erhält damit auch Unterliederbach eine betreute Grundschule. Profitieren sollen davon besonders Kinder alleinerziehender Mütter und Väter.

Vor allem die soziale Situation in Unterliederbach Ost hat laut Wolfgang Fuchs, Mitarbeiter im Büro von Schuldezernentin Jutta Ebeling (Grüne), den Ausschlag gegeben, die Walter-Kolb- Schule zu berücksichtigen. Insgesamt 40 Schulen im Stadtgebiet hatten sich zum neuen Schuljahr um ein Betreuungsangebot beworben. Nur sechs bekamen schließlich die Zusage.

"Wir haben in unserem Einzugsbereich eine soziale Monostruktur", begründet Rektorin Margot Häuser den Beschluß der Gesamtkonferenz und des Elternbeirates, ein Betreuungsangebot für Erst- bis Viertkläßler zu beantragen. "Viele Mütter und Väter erziehen ihre Kinder allein, und auch der Anteil der Familien, in denen beide arbeiten gehen, ist hoch." In nicht wenigen Familien spiele außerdem der Alkohol eine wichtige Rolle. Schulleiterin Häuser glaubt: "Ein großer Teil der Kinder ist emotional verwahrlost."

Die über die Unterrichtszeiten hinaus betreuende Grundschule sieht sie da als Möglichkeit, Kindern einen Erfahrungs- und Lebensraum zu bieten, den sie sonst nicht kennenlernen. Für viele von ihnen sei die Schule die einzige Regelmäßigkeit in ihrem Leben. "Und da sollen sie sich aufgehoben und betreut fühlen."

Zwei Sozialpädagog(inn)en will die Stadt bis zum 1. September einstellen. Sie sollen den Kindern allerdings nicht nur bei den Hausaufgaben helfen. Die Zeit vor und nach dem Unterricht werden sich die Jungen und Mädchen zum Beispiel auch spielend, erzählend, singend und gärtnernd vertreiben.

"Viele haben zu Hause ja nicht einmal eine Topfpflanze in ihrem Zimmer", sagt Pädagogin Häuser und blickt auf den Pausenhof, in dem die Kinder gemeinsam mit ihren Lehrern vor den Ferien wieder eine Fläche "entsiegelt" und bepflanzt haben. Auf dem großen Schulgelände gibt es noch einige Ecken und Flecken, die demnächst von den betreuten Grundschülern begrünt und dann in Schuß gehalten werden sollen. "Denn wer selbst den Pausenhof sauber hält und Blumen und Bäume pflegt, identifiziert sich stärker mit seiner Schule und verhält sich dann auch weniger zerstörerisch und aggressiv", weiß die Pädagogin.

Untergebracht werden sollen die 40 Grundschüler in zwei ehemaligen Unterrichtsräumen. Die müssen für den neuen Zweck allerdings erst noch gründlich renoviert und umgestaltet werden. Ob der bereits von 1. August auf den 1. September verschobene Betreuungsstart eingehalten werden kann, hängt vor allem vom Fleiß der Firmen ab, die mit den Renovierungs- und Umbau-Arbeiten beauftragt werden.

Zu Beginn des neuen Schuljahres jedenfalls können Mütter und Väter ihre Sprößlinge per Formblatt für die Betreuung anmelden. Vor bürokratischen Hürden brauche aber niemand Angst zu haben, beruhigt Rektorin Häuser. "Wir kommen auf die Eltern zu und bieten unsere Hilfe an."

Erwartet werden weit mehr als 40 Anträge. Häuser: "Gemeinsam mit dem Elternbeirat werden wir dann entscheiden, wer berücksichtigt wird." Bevorzugt werden sollen vor allem Kinder alleinerziehender Väter und Mütter.

Kosten für die Betreuung der Kinder entstehen den Eltern nicht. Finanziert wird das Projekt von der Stadt. Vom Land gibt's einen Zuschuß von 50 Prozent der Kosten, maximal jedoch 70 000 Mark. Die Einrichtung des Betreuungsangebotes an der Walter-Kolb-Schule wird laut Wolfgang Fuchs im Schuldezernat aber tatsächlich zwischen 170 000 und 180 000 Mark jährlich kosten. tos

Schlemmerplatten, auf

Leitern herbeigeschleppt

"Unschlagbares" Weinfest in Mettenheim

Von unserer Mitarbeiterin Elisabeth Regge

Von den rheinhessischen Winzern in den zahllosen rebenumgebenen Weinorten zwischen Worms und Bingen hieß es bis dato in ihrer Hauptstadt Mainz, sie seien stur, zugeknöpft, schwer zugänglich. Dieses Urteil haben die Mainzer revidiert, seit die neue Generation der Weinbauern und Weingutbesitzer immer zahlreicher genau das Gegenteil kultiviert: Ihre blumigen, lauschigen Höfe werden einladend geöffnet. Mann kann in sie hineinspazieren und sich in einigen auch zum Umtrunk oder Schmaus niederlassen - gewissermaßen am Originalschauplatz.

In Mettenheim, dem kleinen Straßendorf mit Bahnstation zwischen Worms und Oppenheim, begann man sogar vor zehn Jahren, zum Weinfest am ersten Augustwochenende den ganzen Ort den Gaumenfreuden zu reservieren. Auch wenn andere es nachahmten, Mettenheim ist unschlagbar mit der "längsten kulinarischen Rheinhessentafel" mitten auf der Hauptstraße zwischen Fachwerkhäusern und -rathaus und der barocken Bartholomäuskirche im zarten Gold- und Farbenschmuck, wo zum Fest auch die berühmte Orgel der Gebrüder Stumm von 1748 erklingen wird. 100 Winzer und Winzerinnen bereiten auf teils ausgeliehenen Herden auf zwei Höfen für 1000 Mäuler ein Schlemmermenü mit drei Gängen selbstverständlich unter Verwendung des Rebensaftes zu vier passend abgestimmten Sekten und Weinen, und schleppen, wie bei weiland Pieter Bruegel und seiner Bauernhochzeit, zum allgemeinen Vergnügen die Schlemmerplatten stilvoll auf Leitern herbei. Musik und Tanz wird es geben, und für Zaungäste, die sich den Schmaus nicht leisten können, gängige Speisen und Trank eigens auf einigen Höfen.

Den Auftakt zum Weinfest bildet bereits am Freitagabend, 31. Juli, der "Sektbummelpaß" zu klassischen Köstlichkeiten der feinen Küche, und am Samstag, 1. August, 19 Uhr, ist die offizielle Eröffnung vor dem Alten Rathaus mit Rundgang durch die Weinkeller. Am Sonntag, 2. August, wird um 10 Uhr auf dem Michelsberg beim malerischen Winzerhäuschen beim Feldgottesdienst für all die Delikatessen gedankt.

Wie jedes Weinfest geht auch dieses zu Ende. Wer dabei Geschmack gefunden hat an der weinorientierten neuen rheinhessischen Küche, braucht auch zu Hause nicht darauf zu verzichten, denn die spezielle Kochkunst kann erworben werden. Im Kochseminar von Marie-Louise Weiß in Mainz-Hechtsheim (Telefon 0 61 31 / 59 32 35) werden den Teilnehmern all die Küchentricks neuer, raffinierter, mit Wein zubereiteter Gerichte beigebracht, die sie zusammen mit Winzern und Fremdenverkehrsleuten entwickelt hat. Die abschließende Küchenparty beweist, wie der Rebensaft Speisen verschiedenster Geschmacksrichtungen veredelt.Jenseits der Staatskultur Autonome Kunst in der DDR

Der Blick auf die Künste in der DDR war in Ost wie West in einen fatalen Zirkel von Oppositionen gebannt, dem zu entrinnen unmöglich schien. Der Kunst, die sich in den Dienst der sozialistischen Gesellschaft und ihrer Machthaber stellte, wurde eine Kunst gegenübergestellt (mit Eifer begrüßt, zuweilen unzulässig auf das Podest gehoben), die auf ihrer eigenen ästhetischen Gesetzlichkeit, Formensprache und Traditionen beharrte. Solcher Anspruch auf ,Autonomie' war jedoch in einer Gesellschaftsordnung, die alle Bereiche des menschlichen Daseins, also den ,ganzen Menschen' erfassen wollte, eminent politisch. So wird, was ,autonome Kunst' sein will, sofort zu Kunst in ,fremder' (heteronomer) Funktion: sei es zur Äußerung von Dissidententum, sei es zu einer Spielwiese, die ,repressive Toleranz' zugesteht, da damit die Macht nur bestätigt wird, die diesen Freiraum läßt.

Immer wieder haben Künstler versucht, aus diesem Zirkel herauszukommen, sich weder zu Dissidenten machen zu lassen noch zu Vorzeigeobjekten einer angeblich kunstfördernden sozialistischen Politik. Gabriele Muschter, Kunsthistorikerin und 1990 Staatssekretärin im Ministerium für Kultur in Ost-Berlin, und Rüdiger Thomas, Mitarbeiter der Bundeszentrale für politische Bildung, durch viele sachkundige Arbeiten über die DDR bekannt, legen jetzt einen Band mit Aufsätzen vor, in denen versucht wird, die Geschichte einer Alternativkultur in der DDR nachzuzeichnen, die sich auf dem schmalen Grat zwischen Dissidententum und unfreiwillig systemstabilisierender ,autonomer' Kunst bewegt. Das heißt zuerst einmal zu belegen, daß es diese Art Kunst in der DDR gab; sodann versuchen die Beiträger des Bandes darzulegen, daß diese Kultur der Verweigerung in den achtziger Jahren der DDR, die wir jetzt als deren Spät- oder Agonie-Phase kennen, nach allen Seiten das relevante Kunst-Leben zunehmend bestimmt hat und die vorherrschende Orientierung der in die DDR ,Hineingeborenen' (also der Generation nach dem Mauerbau) war.

Dieser Nachweis wird in kenntnisreichen Aufsätzen zu den verschiedenen Künsten geführt. Für den Spezialisten der jeweiligen Kunstgattung wird dabei kaum Neues gesagt. Zusammengenommen - und eben das ist das Verdienst des Bandes - belegen die Aufsätze aber eindrucksvoll, gerade weil sie sehr viele Künste abdecken, daß es eine Kunst-,Bewegung', die sich der Opposition von systemkonform und -nichtkonform verweigern wollte, in der DDR (und zwar nicht erst in den achtziger Jahren) gegeben hat. Übersichten zur Kunst der ,Verweigerung' oder ,Alternativkultur' (Manfred Jäger) in den verschiedenen Sparten geben: Alexander von Bormann (Lyrik), Karin Thomas (Malerei), Heinz Klunker (Theater), Rolf Richter (Film), Christoph Tannert (Rock- und Punk-Musik), Jürgen Rostock (Baukunst) und Gabriele Muschter (Fotografie).

Der Gewinn des Bandes liegt in der Detailkenntnis, die er ausbreitet. Das methodische Problem, aus der Opposition von fremdbestimmter und autonomer Kunst herauszukommen, statt sie erneut zu reproduzieren, wird in der Regel gar nicht erkannt, geschweige denn gelöst (Ausnahmen: die Beiträge von Bormann, Muschter und der Schluß-Essay von Uwe Kolbe). Die Kategorien der Beschreibung bleiben unscharf, fallen ständig in die Opposition zurück, aus der man heraus will. Das belegt schon der Titel des Bandes: Einerseits geht es um ein Jenseits der Staatskultur, dann ist aber sofort wieder von 'autonomer' Kunst die Rede, was den Gegenbegriff einer fremdbestimmten Kunst immer mitsetzt. Weiter werden Kategorien und Denkmuster des 19. Jahrhunderts fraglos weiter eingesetzt, als ob sie durch Erfahrungen des 20. Jahrhunderts nicht zutiefst erschüttert worden wären. Da ist vom 'Ich' die Rede, das in der Kunst den "authentischen Ausdruck der Selbstbehauptung gegenüber den herrschenden Zuständen sucht". Individuum und Gesellschaft, Bewußtsein und Wirklichkeit, werden einander entgegengestellt, als ob dies alles selbstverständlich abrufbare Größen wären, die nicht durch Psychoanalyse, Strukturalismus, Diskursanalyse und Medientheorie als Illusionen diskreditiert sind. Die Beschreibung bleibt überwiegend der Naivität mancher der Vertreter dieser autonomen Kultur verhaftet, daß aus der Haltung konsequenter Verweigerung gegenüber der Staats- und der Dissidentenkunst schon eine Alternativkultur entstehe, die einen "herrschaftsfreien Diskurs" ermögliche.

Entsprechend hat der Band zwei empfindliche Leerstellen. Zum einen wird Heiner Müller nicht zum Gegenstand, obwohl dessen Dramen- und Theaterarbeit seit Mitte der siebziger Jahre bestes Beispiel einer Verabschiedung der Opposition von Staats- und Gegenkultur auf der Höhe des Wissens und der Formensprache der Gegenwart ist. Zum anderen bleibt die Erschütterung der hier zur Debatte stehenden Kunstszene durch die Stasi-Debatte um Sascha Anderson und Rainer Schedklinski unerwähnt, obwohl (also gerade weil?) sie das hier leitende Konzept einer Alternativkultur radikal in Frage stellt: trat doch die Macht mit dem Agieren der beiden Genannten statt als repressiver Gegner in der Rolle des Anregers und Gestalters auf, um dann in der Kontrolle dieses selbst angeregten Raumes der Verweigerung sich zu erhalten und zu mehren.

Diese Struktur hätte man bei Foucault beschrieben finden können oder in Müllers Farce Kentauren, wenn man solches denn zu lesen für angebracht gehalten hätte. Stattdessen hinterläßt gerade Klaus Michaels Beitrag über die literarischen Aktivitäten der Prenzlauer Berg-Autoren den niederschmetternsten Eindruck. In den Druckfahnen dieses Beitrags sind, wo immer dies möglich war, die Namen Anderson und Schedlinski durch andere Namen oder durch ein 'u. a.' ersetzt worden. Das aber war eben die Praxis der DDR-Kulturfunktionäre: wer sich mißliebig gemacht hatte, wurde ausgestrichen, durfte nicht mehr erwähnt werden. Gespenstisch feiert das eben dort fröhliche Urständ, wo man sich solcher Praxis gänzlich zu verweigern behauptet. Das Buch bestätigt, wie schwierig es ist, sich an ein Durcharbeiten der DDR-Geschichte zu machen.

BERNHARD GREINER

Gabriele Muschter / Rüdiger Thomas (Herausgeber): Jenseits der Staatskultur. Tradition autonomer Kunst in der DDR. Hanser Verlag München 1992, 264 Seiten, 22 Abbildungen, 29.80 DM.

Medien/Sprache ."Wichtig ist beim Sprechen, daß wir unsere Hörer führen" Von dpa-Korrespondent Carsten Hoffmann Frankfurt/Main (lhe) - "Es ist sieben Uhr, Sie hören Nachrichten ... ". Diese Worte sind Elisabeth Böhm und Hans- Jürgen Jensen nur zu vertraut. Die beiden sind Berufssprecher und bringen Journalisten den richtigen Ton am Mikrofon bei. Aber auch Sprecher und Moderatoren erhalten den letzten Schliff für Nachrichten, Magazine und Unterhaltung. Zu den Kunden des Institutes für Mediensprechen "logo", das die Sprechwissenschaftlerin Böhm in Frankfurt gegründet hat, gehören mittlerweile fast alle ARD-Anstalten sowie private Fernseh- und Radiosender. Bundesweit gilt es als einzigartig.

"Wichtig ist beim Sprechen, die Hörer zu führen und mit Betonungen und Pausen Inhalte kenntlich zu machen", sagt Jensen. "Im Gespräch machen wir das aus dem Gefühl heraus". Viele Schüler betonten am Anfang falsch, zum Beispiel immer das letzte Wort eines Satzes. "Da werden aus Unsicherheit Sprech-Klischees benutzt, um sich zu verstecken", meint der ausgebildete Regisseur. Außerdem gilt es, mit dem richtigen Zungenschlag eine saubere Artikulation zu lernen. Atemtechnik dämpft den Streß im Studio und ist Basis für die Arbeit am Mikrofon.

Zu den Schülern der fünf logo-Dozenten - alle sind Berufssprecher - gehören Christoph Plum und Renate Beyer. In Einzelstunden und Seminaren beschäftigen sie sich seit zwei Jahren mit der Präsentation von Texten. "Heute achte ich schon beim Schreiben meiner Texte darauf, ob ich sie vorlesen kann", berichtet die freie Fernsehjournalistin. Außerdem ahme sie andere Sprecher nicht mehr nach. Für eine angenehme, tragende Stimme gibt es eine Grundvoraussetzung, hat Christoph Plum erfahren: "Man muß seine Stimme mögen lernen".

"Nur etwa ein Viertel der Leute hat stimmliche Schwächen", hat Elisabeth Böhm festgestellt. Als häufigsten Fehler erlebt sie, daß beim Lesen von Texten nicht mitgedacht wird. "Wer mehrere Nachrichten hintereinander liest, hat deren Inhalt danach schon vergessen", beschreibt die Sprech-Expertin das Ergebnis eines Tests, der zu Anfang der Ausbildung gemacht wird. Was sich aber der Sprecher nicht merken kann, das geht auch am Hörer vorbei. Wird nicht dem Textsinn entsprechend betont, gehen die Inhalte verloren.

Etwa 300 Medienleute sind bisher bei "logo" in die Schule gegangen. Arbeitsplätze in den neuen elektronischen Medien werden die Zahl noch steigen lassen. Die meisten sind Journalisten und sehen die Ausbildung als zusätzliche Qualifikation, um ihre Beiträge sicher und angemessen präsentieren zu können. Um die Zukunft des gesprochenen Wortes auch in den Unterhaltungswellen macht sich Elisabeth Böhm keine Sorgen: "Es gibt offenbar eine kritische Schwelle, von der an zuviel Gedudel für die Hörer zuwenig Zuwendung bedeutet". lhe ww b ch

1600 falsche US-Dollar waren im BH versteckt Nigerianerin wegen Einfuhr von "Blüten" verurteilt

Wer auf dem Schwarzmarkt Geld eintauscht, muß damit rechnen, daß ihm Blüten angedreht werden und er später dafür belangt werden kann. Mit dieser Begründung verurteilte ein Frankfurter Schöffengericht eine 32jährige Nigerianerin wegen Schmuggels von falschen Dollarnoten zu einem Jahr Freiheitsstrafe auf Bewährung. Ohne Paß und mit 1600 US-Dollar Falschgeld in ihrem BH war sie am 11. Dezember vergangenen Jahres auf dem Rhein-Main-Flughafen festgenommen worden.

Nach Angaben der Angeklagten hatte sie keine Ahnung, daß die eingetauschten Banknoten gefälscht waren. Den Rat, ihr Geld auf dem Schwarzmarkt in der Hauptstadt Lagos einzutauschen, habe ihr der Pastor ihrer Kirchengemeinde gegeben. Wie sie berichtete, war sie im November 1991 nach dem Tod ihres Vaters in Schwierigkeiten geraten. Ihre Familie habe von ihr verlangt, ihren christlichen Glauben abzulegen, und ihr sogar mit dem Tod gedroht. Daraufhin sei sie zum Pastor geflüchtet, der ihr Geld zum Umtauschen und später auch das Flugticket nach Frankfurt besorgt habe.

Auf Rhein-Main gelandet, bat die Frau um Asyl. Da sie keinen Reisepaß besaß, wurden ihre Sachen durchsucht. Dabei fanden die Beamten die 16 offensichtlich gefälschten Hundert-Dollar-Scheine. Auch bei zwei anderen Nigerianern, die an Bord der Maschine waren, wurde Falschgeld in gleicher Höhe entdeckt. Ihrer Darstellung zufolge hatten sie das Geld ebenfalls von einem Geistlichen erhalten. Beide Männer - sie sind bereits verurteilt worden - will die Angeklagte jedoch erst auf dem Frankfurter Flughafen kennengelernt haben.

Während die Staatsanwaltschaft der Angeklagten ihre Geschichte nicht abnahm, sah die Verteidigung keinen Grund, ihre Glaubwürdigkeit in Zweifel zu ziehen. Sie sei unerfahren und naiv gewesen und habe ihrem Pastor vertraut. Da sie bis zu diesem Zeitpunkt auch noch nie US-Dollars gesehen habe, seien ihr die Banknoten auch nicht als Fälschung aufgefallen.

In seinem Urteil erkannte das Gericht denn auch auf einen minderschweren Fall. Für eine professionelle Falschgeld- Kurierin sei die Angeklagte zu dilettantisch vorgegangen. Ihre "gewaltige Naivität" könne sie gleichwohl nicht vor einer Strafe bewahren. esi

HESSEN 22

MÖRFELDEN · WALLDORF · KELSTERBACH · KREIS GROSS-GERAU IV

Spannungen unter den Müllwerkern beigelegt Nach zwei Jahren Projekt Kommunikation verbessert Von unserer Mitarbeiterin Sabine Riedel Der ausländische Kollege war zumeist der "Ali". Wenn sich der Ton verschärfte, wurde er auch schon mal "Kanake" gerufen. Von Vorgesetzten fühlten sich die Männer aus der Türkei, Marokko und Italien im "Kasernenhofton" kommandiert. Und stets mit Beginn der Sommerferien begann unter deutschen und ausländischen Kollegen der Streit um die Urlaubsplanung. Die Spannungen zwischen Deutschen und den Beschäftigten fremder Nationalität im Frankfurter Amt für Abfallwirtschaft wuchsen derart, daß selbst die Amtsleitung in der Rückschau von "schwerwiegenden Auseinandersetzungen" spricht. Die sind nun, weitgehend, beigelegt. Ein zweijähriges Fortbildungsprojekt, das Behördenleitung und Mitarbeiter der Volkshochschule gemeinsam den Müllwerkern anboten, hat den Betriebsfrieden weitgehend wiederhergestellt. Amtsleiter Manfred Morgenstern: "Ein sehr guter Erfolg."

Ein multikulturelles Kollegium voller Spannungen: Von derzeit bei der Stadt beschäftigten Müllwerken sind 355 deutscher, 162 türkischer, 68 marokkanischer Nationalität, weitere Mitarbeiter: 27 Italiener. Gerade die jüngeren unter den ausländischen Mitarbeitern, so Morgenstern, seien nicht länger bereit gewesen, "althergebrachte" Formen des teilweise diskriminierenden Umgangs und den ihnen zugewiesenen Platz in Betriebsstruktur und -hierarchie widerspruchslos hinzunehmen. Als konfliktträchtig habe sich auch die betriebliche Urlaubsplanung in der schulfreien Zeit erwiesen. Deutsche Mitarbeiter hätten zumeist mit Unverständnis auf die Bedeutung des Heimaturlaubs reagiert, der für die ausländischen Kollegen nicht nur Erholung, sondern auch eine Rückkehr zu Sprache und eigener Kultur, für deren Kinder Kontakt mit ihrer kulturellen Identität sei.

Ein im März 1990 gestartetes Projekt, an dem fast die gesamte Belegschaft der 93 Mann zählenden Abteilung Wertstoffsammlung teilnahm, sollte helfen, Konflikte und lang angestauten Ärger zu thematisieren und zu diskutieren. Weiteres Ziel: das geringe Selbstbewußtsein der Müllwerker stärken, damit die Arbeitsmotivation steigern und die "alarmierend" hohen Fehlzeiten verringern.

Vorläufiges Ergebnis: Die Kommunikation habe sich verbessert; und im Personalrat stritten nun drei ausländische Beschäftigte für die Interessen ihrer Landsmänner. Die "Investitionskosten" von 90 000 Mark werden sich laut Morgenstern amortisieren. Denn "ein gutes Arbeitsklima ist eine Produktivkraft". Auf die setzt er, will er mit seiner Belegschaft in Zeiten zunehmender Konkurrenz von privater Seite auf dem Markt der Abfallentsorgung wettbewerbsfähig bleiben.

Das Lesertelefon in der Stadtteil-Rundschau Radfahrer müssen warten

FRANKFURT-SÜD. Der Weg von Oberrad nach Sachsenhausen ist für Fahrradfahrer ein angenehmes Pflaster - möchte man meinen. Doch was sich strampelnderweise so gut anläßt in Oberrad (entlang der Offenbacher Landstraße mit abmarkierter Fläche auf der Fahrbahn und eigenem Weg auf dem Trottoir), das endet abrupt an der neuen S-Bahn-Haltestelle Mühlberg: Dort knickt nach gut 100 Metern der grün gepflasterte Fahrradweg plötzlich ab auf die an dieser Stelle vierspurige Offenbacher Landstraße. Riskant ist die Einmündung für Radfahrer, da die beiden Spuren stadteinwärts recht knapp bemessen sind. Fahren die Autos in Kolonne nebeneinander her, bleibt überhaupt kein Raum mehr zum Ausweichen. Hinzu kommt: Der Fahrradweg endet direkt vor der Kreuzung Seehofstraße - die Autofahrer konzentrieren sich eher auf die Ampelphasen als auf die zweirädrigen "Randerscheinungen". So gefährlich müßten die Radler nicht leben, meint FR-Leser Alfred H. Sie könnten eine eigene Trasse durch die Seehofstraße bekommen; dort wäre ausreichend Platz vorhanden. Doch die städtischen Plänemacher, so moniert Herr H., seien wohl nicht auf die Idee gekommen, daß die meisten Zweiradfahrer gerade die Seehofstraße auf dem Weg in die City wählten.

Dem widersprach Jürgen Häußler, Referent von Planungsdezernent Martin Wentz. Natürlich sei vorgesehen, die Radler auf sicheren Wegen zu führen. Es sei jedoch zur Zeit noch zu früh für konkrete Schritte: Solange nicht klar ist, wie die gesamte Verkehrsplanung in Sachsenhausen-Ost einmal aussieht, könne nicht mit provisorischen Radwegen begonnen werden.

Erst kürzlich hatte Planungsdezernent Wentz die Pläne zur Verkehrsführung rund um das als Wohnviertel geplante Schlachthofgelände im Ortsbeirat 5 vorgestellt (die Stadtteil-Rundschau berichtete). Danach soll die Kreuzung Wasserweg / Siemens- / Seehof- / Gerbermühlstraße ein ganz zentraler Knotenpunkt werden. Häußler nannte das derzeitige Stadium nun eine "Vorplanung". Bevor dort nicht Klarheit im Sinne einer Baugenehmigung herrsche, sei an den Radweg wohl nicht zu denken.

Das trifft auch auf weitere Vorhaben in diesem Bereich zu. So liegt beispielsweise der von der SPD-Fraktion im Ortsbeirat 5 (Sachsenhausen, Niederrad, Oberrad) eingebrachte Vorschlag, einen Fahrradweg ab dem Wendelsplatz in Richtung Oberrad zu führen, auf Eis. Kommentar des Fraktionsvorsitzenden Gerhard Kadelbach und Ortsvorsteher Edmund Löffler (SPD): "Wir warten, bis die Verkehrsführung Sachsenhausen-Ost steht." ask

Die Termine im Juli Das Schadstoffmobil ist wieder unterwegs

FRANKFURT-OST. Das Schadstoffmobil macht auch im Juli wieder in allen Stadtteilen Station. Abfälle wie Lacke, säurehaltige Flüssigkeiten oder Medikamentenreste, Batterien, Chemikalien und ätzende Substanzen sollten daher nicht in den normalen Hausmüll wandern.

Am heutigen Donnerstag, 23. Juli, kommen die städtischen Schadstoffsammler um 9 Uhr ins nördliche Ostend (Rhönstraße / Luxemburgerallee), um 11 Uhr nach Seckbach (Wendehammer Arolser Straße). Am Freitag, 24. Juli, steht ab 11 Uhr ein Fahrzeug auf dem Paulsplatz in der Altstadt.

Am Samstag, 25. Juli, können die Bornheimer ihre Schadstoffe von 11 bis 12 Uhr in die Weidenbornstraße 40 bringen. Zwei Tage später, am Montag, 27. Juli, 9 Uhr, hält das Schadstoffmobil an der Ekke Pfortenstraße / Gründenseestraße.

Am Ende des Monats sind noch zweimal die Bornheimer dran: am Dienstag, 28. Juli, 16 Uhr, und am Mittwoch, 29. Juli, 9 Uhr, können sie ihre Schadstoffe in der Weidenbornstraße 40 loswerden. *ind

Die Werkstätten wachsen 240 neue Arbeitsplätze für Behinderte in Frankfurt

FRANKFURT A. M. 240 betreute Arbeitsplätze für Behinderte haben die Praunheimer Werkstätten mit ihrer Zweigwerkstatt in der Wächtersbacher Straße in Fechenheim eingerichtet. Dort hat die gemeinnützige Organisation für mehr als 14 Millionen Mark einen Komplex von Werkstätten, Lagerräumen, Küche und Speisesaal sowie einen bepflanzten Innenhof angelegt. Die Büros, die Verwaltungsräume und ein Teil der Werkstätten sind in einem Gebäude untergebracht, das ein Elektrogeräte-Hersteller nach Auflösung der Firma verkauft hatte.

Die Bauarbeiten hatten bereits im Frühjahr 1987 begonnen. Zwei Jahre später konnten 100 Behinderte aus dem bis dahin aufgegebenen Werk Fechenheim in der Gründenseestraße an ihren neuen Arbeitsplatz umziehen. Im Mai dieses Jahres nahmen die Praunheimer Werkstätten die Anlage offiziell in Betrieb. Zu dieser Zeit waren dort 160 Behinderte beschäftigt. Metall- und Holzverarbeitung, Malen, Siebdruck - die Arbeitsbereiche sind vielfältig. Dazu kommen Büro- und Lagerarbeiten sowie das Verpacken und der Versand des berühmten "Praunheimer Holzspielzeugs" mit dem charakteristischen roten Punkt, das mit 800 000 Mark etwa ein Fünftel des Jahresumsatzes ausmacht. Mit Dienstleistungen und eigener Produktion konnte die Organisation im Jahre 1991 rund vier Millionen Mark umsetzen. Von knapp 13 Millionen Mark, die für die Finanzierung des Neubaus in Fechenheim gesichert sind, übernehmen die Praunheimer Werkstätten etwa 18 Prozent aus eigenen Mitteln. 27 Prozent kommen vom Bund, 16 Prozent zahlt das Hessische Ministerium für Frauen, Arbeit und Sozialordnung. Weitere Träger der Einrichtung sind der Landeswohlfahrtsverband, das Landesarbeitsamt, die Stadt Frankfurt und mit fünf Prozent die "Aktion Sorgenkind".

Lange Zeit hatten sich die Praunheimer Werkstätten um einen geeigneten Standort für eine neue Produktionsstätte bemüht, nachdem die 180 Plätze des "Stammwerks" in Praunheim mit insgesamt 230 behinderten Arbeitnehmern überbelegt waren. Die Kapazität der im Jahre 1984 neugebauten Werkstatt in Höchst war mit 180 Beschäftigten von Anfang an voll ausgeschöpft. Im selben Jahr stieß man auf die Liegenschaft in Fechenheim.

Für das bestehende Fechenheimer Werk in der Gründenseestraße sollte der Mietvertrag bis 1987 auslaufen. Zudem galt die Lage der mit 100 Plätzen recht kleinen Werkstatt als ungünstig, ein Arbeitstrainingsbereich konnte dort wegen der geringen Größe beispielsweise nicht eingerichtet werden.

Mit der neuen Anlage in Fechenheim bieten die Praunheimer Werkstätten jetzt insgesamt 600 Stellen an, womit die Nachfrage nach betreuten Arbeitsplätzen für Behinderte nach Auskunft der Organisation in Frankfurt "quantitativ voll befriedigt" sei - zumindest vorübergehend. Bis zum Jahr 2000, so rechnet man dort, wird sich der Bedarf jedoch um weitere 120 Plätze in Behindertenwerkstätten erhöhen. *gap

Mit "etwas Ähnlichem wie Punk" kamen die Erfolge

Eine der dienstältesten Frankfurter Bands feiert Geburtstag: 15 Jahre Independent-Rock mit "Strassenjungs"

FRANKFURT A. M. Seit fünfzehn Jahren mischen sie schon in der Frankfurter Musikszene - und auch außerhalb der Mainmetropole - mit. Die Zeit der größten Erfolge ist zwar vorbei, doch auch im Jubiläumsjahr können sich die Verkaufszahlen ihrer Tonträger sehen lassen: Gemeinsam mit Eintracht-Trainer Dragoslav ("Stepi") Stepanovic produzierten sie kurz vor Ende der vergangenen Fußball-Saison die "Eintracht-Hymne" und verkauften bis Saisonende noch knapp 10 000 CDs: die Strassenjungs gehören irgendwie zu Frankfurt.

Die Idee mit dem "Eintracht"-Song hatte der neue Sänger der Strassenjungs, Andy Mengler. Selbst Fußball-Fan, bat er "Stepi" so lange um stimmgewaltige Unterstützung, bis dieser schließlich zusagte. Die Tatsache, daß der Erlös der CD an "Integrationssport Hessen" gespendet wird, räumte letzte Zweifel bei Stepanovic aus. Und nach Meinung von Strassenjungs-Produzent und Komponist Nils Selzer hat "Stepi wirklich Talent". Mit vielen "professionellen" Musikern habe er weitaus mehr Schwierigkeiten gehabt, etwas Gutes auf Band zu bringen, als mit dem jugoslawischen Fußballtrainer und Kneipenwirt. Der Lohn: "13 Fernsehauftritte hatten wir in einem Monat - mehr als die ganzen Jahre davor", sagt Selzer, der bis vor zwei Jahren selbst noch Sänger der Strassenjungs war.

Zehn Langspielplatten, mehr als 600 Live-Auftritte und insgesamt mehr als 200 000 verkaufte Tonträger, von der LP bis zur CD - darauf blicken die Musiker nach 15 Jahren Deutschrock zurück. "Angefangen hatte alles chaotisch", erinnert sich Selzer. Zwei Frankfurter Freaks, ein Texter und ein Musiker, versuchten 1977, "so etwas Ähnliches wie Punk" zu produzieren. Eine große Frankfurter Plattenfirma nahm sich des Experiments an und trennte sich genauso schnell wieder von den Strassenjungs, wie sie diese ins Programm genommen hatte. "In beiderseitigem Einverständnis", grinst Selzer, "wurde der Vertrag aufgelöst."

Die eigentliche Zeit als "Independent-Band" hatte begonnen: Die Nase voll von den "Musikfunktionären", gründete Selzer seine eigene Plattenfirma "Tritt Records" und begann, mit geliehenem Geld die erste "unabhängig produzierte" LP "Wir ham ne Party" zu verwirklichen. Ein lockerer Vertriebszusammenschluß, der später unter dem Namen "Energie für Alle" (EfA) bekannt wurde, und Auftritte bei Großveranstaltungen wie den "Rock-gegen-Rechts"-Festivals machten die Strassenjungs schnell in ganz Deutschland bekannt. Ihre zweite Eigenproduktion "Los!" verkaufte sich in der ersten Woche nach ihrem Erscheinen bereits mehr 10 000mal - und die Strassenjungs waren mehr als ein Jahr lang ganz oben in den Independent-Charts vertreten. Ihre Songs wurden auf Demonstrationen genauso gesungen wie bei anderen politischen Veranstaltungen, Lieder wie "Bankfurt" oder "Freßgass" erinnern an die Zeit, als Frankfurt seinen Büro- Boom noch vor sich hatte.

Mit dem Abebben der "Neuen Deutschen Welle" wurden die Frankfurter, die einen Stil irgendwo zwischen Rock 'n' Roll, Punk und New Wave in zeitgemäßer Weise spielen, für tot erklärt. Vor allem die Musikpresse ließ kein gutes Haar mehr an irgendeiner Band, die noch deutsche Texte sang, obwohl der Trend schon wieder vorbei war.

Doch die Strassenjungs blieben mit Fleißarbeit dabei; viele Schallplatten und Konzerte folgten. Und noch heute füllen sie Hallen in München ebenso wie in Flensburg. Nils Selzer hörte aus gesundheitlichen Gründen 1990 auf, bei Live- Auftritten zu singen. "Außerdem der Streß", sagt er in einem Gespräch mit der Stadtteil-Rundschau, "der war schlimm. 24 Stunden Autobahn, Hotelzimmer, leere Konzerthalle vor und nach dem Konzert für letztlich nur 90 Minuten Auftritt - das macht irgendwann keinen Spaß mehr." Er beschränkt sich seitdem auf Studioaufnahmen, Manager- und Toningenieurarbeiten für die Band und die Organisation seiner Firma "Tritt Records".

Anfang dieses Jahres erschien die zehnte Langspielplatte "Duell" mit gewohnten schnellen Rocksongs, etwas später der Eintracht-Song, von dem Selzer eigentlich dachte: "Naja, ein Lied für die paar hundert Eintracht-Fans unter unseren Anhängern . . ." Aus den "paar hundert" wurden immerhin 10 000.

Obwohl es die Strassenjungs seit 15 Jahren gibt, ist das Durchschnittsalter der Musiker niedriger als in den Gründungsjahren. Nach und nach wechselten einzelne Musiker, so daß bei der heutigen Formation mit Andy Mengler (Gesang), Volker Picard (Baß), Torsten Dechert (Schlagzeug) und Micha Liebert (Gitarre) keines der Gründungsmitglieder mehr dabei ist.

Darauf weist Selzer hin und erzählt lachend von dem "idiotischen Zeitungsmenschen", der kürzlich schrieb: "Den Frankfurter Altrockern merkte man ihr Alter an." "Das kann ja wohl gar nicht sein", sagt der Texter und Produzent und setzt dagegen: "Bands kommen und gehen, die Strassenjungs bleiben bestehen." col

Heimatverein Treisberg lädt zu seinem Dorffest

SCHMITTEN. Mit einem Dorffest begeht der Heimatverein Treisberg vom 31. Juli bis 2. August sein zehnjähriges Bestehen.

Es beginnt am Freitagabend mit einem gemeinsamen Gottesdienst und einem anschließenden gemütlichen Beisammensein. Dem Mittagessen am Samstag um 12 Uhr folgen der Verkauf selbstgebackenen Brots, eine große Kaffeetafel und - über den Nachmittag verteilt - ein buntes Programm mit Spiel und Spaß. Ab 20 Uhr kann getanzt werden.

Mit einem Frühschoppen und einem Platzkonzert klingt das Dorffest am Sonntagvormittag aus. c

Heilpädagogik: Träger gründeten LAG

Achtzehn Träger der Jugendhilfe haben sich zu einer "Landesarbeitsgemeinschaft der Hessischen Träger der Heilpädagogischen Intensivbetreuungen" zusammengeschlossen. Diese Art Betreuung verfolgt das Ziel, bei in ihrer frühen Persönlichkeitsentwicklung zum Teil schwer gestörten Jugendlichen Verhaltensänderungen zu erreichen. Michael Lotz vom Internationalen Familienzentrum e. V. in Frankfurt wurde zum Vorsitzenden der LAG gewählt.

Ein Museum für Freunde und Eingeweihte Im Steinhausen-Haus lebt der Frankfurter Künstler fort

Museen in Frankfurt: Das sind nicht nur die Häuser am Museumsufer, die in großen, hellen Räumen ihre Kostbarkeiten zeigen. Das sind auch kleine Zimmer, Kellerräume, in denen Dinge von Privatleuten zusammengetragen wurden. Wir stellen Frankfurter Privatmuseen vor.

Sie erzählt von Rose, als habe sie sie gekannt. Nadja Mühler, die sich im Steinhausen-Haus der Besucher annimmt, berichtet über Rose Steinhausen, die vor allem ein Anliegen hatte: Das Werk ihres Vaters der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dafür setzte sie alles daran, das Haus in der Wolfsgangstraße, in dem der Maler 40 Jahre lebte, zu kaufen. Da dies der neugegründeten Stiftung allein nicht möglich war, erwarb die Stadt Frankfurt die restlichen zwei Drittel des Hauses und stellte sie der Stiftung zur Verfügung.

Durch diese für die Stiftung glückliche Fügung können heute auf relativ großem Raum die Gemälde von Wilhelm Steinhausen, der von 1846 bis 1924 lebte, gezeigt werden. Allerdings nur ein Teil von ihnen: Zum einen reicht bei aller Großzügigkeit der Raum im Museum nicht aus, zum anderen sind einige Werke fest an andere Museen vergeben.

Der Kunstbesitz des Hauses geht in erster Linie auf den Nachlaß der beiden Töchter Steinhausens zurück, die sich für das Museum einsetzten. Ein Teil des Wirkens des tief gläubigen Künstlers läßt sich aber ohnehin nicht im Museum zeigen: Wilhelm Steinhausen ist vor allem durch die Kunst am Bau bekannt geworden. Bevor sie durch den Krieg zerstört wurden, konnten in Frankfurt zahlreiche Wandbilder von ihm betrachtet werden. So malte Steinhausen etwa die alte Lukaskirche aus. Von diesen Arbeiten sind nur noch die Entwürfe erhalten.

Das Museum dagegen zeigt im Erdgeschoß vor allem die Landschaftsbilder und Porträts des Malers, der in diesem Haus Wand an Wand mit seinem Malerfreund Hans Thoma wohnte. "Hans Thoma war ja eigentlich der berühmtere von beiden", meint Nadja Mühler, die sich alle Kenntnisse über den Maler angelesen hat, um die Fragen der Besucher zu beantworten. Zweimal in der Woche hält sie abends das Museum für zwei Stunden geöffnet und hat beobachtet, daß "vor allem Verwandte und Bekannte des Malers, aber auch Kunststudenten, die sich mit dem Werk des Künstlers beschäftigen", ins Steinhausen-Haus hineinschauen. Mit zehn bis 15 Besuchern im Monat ist das Museum aber eher ein Treffpunkt für Eingeweihte. Ab und zu verirrt sich auch mal ein Nachbar in die Räume, der wissen möchte, was sich hinter der Fassade des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes verbirgt. So kann sich Nadja Mühler für jeden Besucher Zeit nehmen, und ihn nach dem Rundgang durch das Erdgeschoß, in dem auch einige Möbel aus der Zeit um die Jahrhundertwende stehen, die Treppe zum Dachgeschoß hinaufführen. Am Treppenaufgang hängen Kopien von Porträtzeichnungen. "Die Originale können wir hier nicht hinhängen", erläutert Nadja Mühler. Durch die Sonne, die durch die Fenster in das Treppenhaus hineinfällt, würden die Bilder Schaden nehmen. Oben, unter dem Dach befindet sich das Atelier des Malers, das so eingerichtet ist, als würde der Künstler gleich wieder die Palette in die Hand nehmen und sich vor die Staffelei stellen.

Obwohl nur noch von Nadja Mühler bewohnt, die eigentlich Verwaltungsangestellte ist, ist im Haus so noch etwas von dem Leben zu spüren, das der Maler hier geführt hat. Das ist es auch, was die Stiftung, deren Vorsitzende Frolinde Balser ist, nach außen tragen möchte. Nicht nur das Werk des Künstlers, sondern auch sein Wirken in seiner Zeit, sein Einfluß auf Künstlerkollegen sollen dargestellt werden. Dafür steht der Stiftung das Archiv zur Verfügung, das sich im Dachgeschoß neben dem Atelier befindet und zahlreiche Schriften von und über Steinhausen, außerdem dessen eigene Bibliothek, enthält.

Aus diesem Archiv schöpfen die Mitglieder der Stiftung, wenn sie Ausstellungen im Haus selbst oder anderen Museen gestalten. Für jede weitere Unterstützung muß die Stiftung jedoch kämpfen. "Wenn hier ein Bild restauriert werden muß", erläutert Nadja Mühler, "muß jedes Mal neu verhandelt werden."

Steinhausen-Haus, Wolfsgangstraße 152, Telefon 069 / 597 23 26, geöffnet dienstags und freitags von 17 bis 19 Uhr, sonntags von 11 bis 13 Uhr.

CONSTANZE ANGERMANN

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OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN IV

OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN I

WETTERAUKREIS II

Kein Lärm bei Tempo 30 Die neuen "Kölner Teller" werden nur bei Rasern laut

SECKBACH. Klein, silbergrau und - wirkungslos? Die Kölner Teller, die kürzlich am Eingang der Tempo-30-Zone an der Ecke Wilhelmshöher Straße / Hofhausstraße auf die Fahrbahn geklebt wurden, sorgen im Stadtteil für Unmut. Wenn die in zwei gegeneinander versetzten Reihen angebrachten Metallhindernisse überfahren werden, so meinen Anwohner, entstehe nur Lärm, aber langsamer würden die Autos deshalb noch lange nicht fahren.

Eine Meinung, der sich Experten nicht anschließen wollen: "Die Erfahrungen aus anderen Städten wie Darmstadt oder Köln zeigen, daß die ,Kölner Teller' nicht als lärmerzeugend gelten können, wenn sie mit 30 Stundenkilometern überfahren werden. Es sind zudem nicht die Teller, die den Lärm erzeugen, sondern die Fahrzeuge. Die Dinger sind klein, aber wirksam", sagte Walter Schäffner vom Straßenbauamt der Stadt Frankfurt auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau.

In einer ersten Bestellung hat das Straßenbauamt 1000 Kölner Teller nach einem Magistratsbeschluß angeschafft, und weitere Bestellungen sind geplant. Die Geschwindigkeitsbegrenzer werden an den Einfahrten zu allen Tempo-30-Zonen auf der Fahrbahn befestigt, um die Autofahrer deutlich daran zu erinnern, das Tempo zu reduzieren. "Nur ein Schild allein ist zuwenig", erläuterte Walter Schäffner die bislang gemachten Erfahrungen. Auch vor Schulen und Kindertagesstätten sollen die Hindernisse angebracht werden, da dort die zulässige Geschwindigkeit häufig überschritten wird. Damit die Kölner Teller insbesondere bei Regen nicht zu einer gefährlichen Falle für Fahrrad- und Motorradfahrer werden können, sollen die halbrunden Metallscheiben so angebracht werden, daß auf der rechten und der linken Fahrbahnseite ausreichend Platz für ein Zweirad bleibt.

"Bei mir hat sich erst einer beschwert - der war der Meinung, er käme wegen der Kölner Teller nicht mehr zügig genug von der Hofhausstraße in die Wilhelmshöher Straße hinein", sagte Ortsvorsteher Peter Reinwart (SPD). Er habe den Beschwerdeführer daran erinnern müssen, daß an dieser Stelle ein Kavaliersstart überflüssig sei, da auch auf der Wilhelmshöher Straße von der Leonardsgasse bis Im Trieb Tempo 30 vorgeschrieben ist. In die gleiche Kerbe schlägt auch Walter Schäffner. "Es ist ein Gewöhnungseffekt damit verbunden", gibt er zu und fragt sich: "Aber vielleicht beschweren sich ja nur die Leute, die ohnehin schneller als Tempo 30 fahren wollen?" kan

Menschen im Stadtteil: Uschi Rüssmann vom AW-Bezirksvorstand Hessen-Süd "Sonst wäre ich nicht ausgefüllt"

GRIESHEIM. Uschi Rüssmann rückte vor kurzem als erstes Mitglied einer neuen, jüngeren Generation in den Bezirksvorstand der Arbeiterwohlfahrt (AW) Hessen-Süd auf. Auf Bitten von Freunden aus der SPD, die eng mit der AW verbunden ist, entschloß sie sich zu kandidieren, und erreichte auf Anhieb das drittbeste Wahlergebnis. Das war für die Griesheimerin - und viele andere - eine Überraschung.

Uschi Rüssmann wurde 1942 im Odenwald geboren und ist mit 50 Jahren eine der jüngsten in den durch Überalterung gekennzeichneten Vorstandsetagen der AW. In der ungewöhnlich kurzen Zeit von nur drei Jahren hat sie ihren Weg vom Ersten Vorsitz des AW-Ortsvereins Griesheim über den Frankfurter Kreisvorstand bis zur Bezirksebene einer Organisation gemacht, die im gesamten Bundesgebiet als sogenannter "freier Träger der Wohlfahrtspflege" Altenheime, Drogenberatungsstellen, Obdachlosenheime und Sozialstationen unterhält.

Die "Bodenhaftung" hat sie trotzdem nicht verloren, zu tief reichen die Wurzeln in die Griesheimer AW und die SPD-Ortsgruppe hinein, für die sie bei der nächsten Kommunalwahl für den Umlandverband kandidieren will.

Ehrgeizig ist sie dennoch: Den Sprung auf die Bundesebene der AW hat sie bereits ins Visier genommen. Sie hat klare Vorstellungen über den künftigen Kurs der Organisation, der sie seit zehn Jahren angehört: "Die AW muß verjüngt werden und wir müssen den Mut aufbringen, uns gesundzuschrumpfen. Wir müssen effektiver arbeiten und möglichst bald von Zuschüssen unabhängig werden."

Zusammen mit ihren zwei Brüdern wuchs sie in Griesheim auf als Tochter eines Arbeiters, der in der Farbenherstellung bei der Hoechst AG als "Rotwerker" sein Brot verdiente. Nach der mittleren Reife begann sie eine Ausbildung zur Bankkauffrau. "Ich konnte damals kein Abitur machen, da das Geld gefehlt hat", bedauert sie. Heute arbeitet sie bei der Bank für Gemeinwirtschaft; im nächsten Jahr feiert sie dort ihr 25. Dienstjubliäum.

Seit mehr als 15 Jahren ist ihre kinderlose Ehe geschieden. "Die Arbeit bei der AW ist ein wenig Ersatz, sonst würde ich mich nicht ausgefüllt fühlen", erklärt sie zur Motivation: "Es ist einfach meine Ader, anderen Menschen zu helfen."

Vor drei Jahren wurde sie Erste Vorsitzende des Ortsvereins Griesheim. Ein Leben zwischen Beruf und Arbeit für die AW begann. Sie verjüngte die Organisation und belebte sie neu. So formierte sich in Griesheim eine AW-Jugendgruppe, was über die Grenzen Frankfurts hinweg Aufmerksamkeit erregte.

Die Jugendlichen kegeln, machen Fahrten und unterstützen manchmal den Altenclub der AW. "Die finanzieren ihre Unternehmungen durch Benefizveranstaltungen selbst", betont Uschi Rüssmann mit einigem Stolz, "das find' ich gut, die kommen so von der Straße weg." Eine Ausnahme in der überalterten AW: "Wir haben in Griesheim zwischen 10 und 20 Todesfälle im Jahr; erst in den letzten Jahren steigt die Zahl der Mitglieder wieder."

"Es ist machbar!" Mit dieser im Ortsverein gesammelten Erfahrung trat sie erfolgreich auf der Kreisebene an und wurde vor zwei Jahren in den Frankfurter Kreisvorstand gewählt. "Wir wollen demnächst auf Kreisebene das Thema Armut stärker thematisieren, denn die Situation hat sich stark verschlechtert. Vielleicht müssen wir demnächst wieder Suppenküchen für die Obdachlosen einrichten", sorgt sich die "kleine Frau mit dem großen AW-Herzen", wie sie von ihren Freunden genannt wird.

Auch hier müßten innerhalb der AW einige "Verkrustungen" gelöst werden und die Organisation wieder zu den Anfängen zurückfinden, meint sie. Auf den härtesten Widerstand der Alten, verbunden mit Boykottandrohungen, stieß sie beispielsweise mit ihrem Plan, zur Weihnachtsfeier der AW-Griesheim einige Obdachlose einzuladen.

"Das finde ich nicht in Ordnung, weil ich das für engstirnig halte", betont sie etwas aufgebracht. Der Bezirk Hessen-Süd der AW hat 19 Kreisverbände. Eine Antwort auf die Frage, welche Aufgaben dort gelöst werden müssen, fällt der Frau, die fest in der Organisationsdisziplin von SPD und AW eingebunden ist, nicht leicht. Es seien vor allem die Schulden, die die AW drückten, gibt sie dann zu. Schon seit längerem ist von einer Schuldenkrise bei der AW die Rede; bis zu zweistellige Millionenbeträge wurden genannt. Uschi Rüssmann meint besorgt: "Das müssen wir unbedingt auf die Reihe bringen. Wir haben ein Ziel vor Augen - die AW darf nicht untergehen." VOLKHARD KANTNER

Kurz notiert

Der Hessische Rundfunk wird beim Vertrieb seiner Programme ins Ausland künftig mit der Münchner Telepool zusammenarbeiten. In einem jetzt unterzeichneten Vertrag hat die Vertriebstochter des HR, Junior-Film GmbH, der Telepool das Mandat für einen zweiten Vertriebsweg übertragen. Der HR hat sich für den neuen Partner entschieden, nachdem Studio Hamburg seine Vertriebsaktivitäten eingestellt hatte. Die Telepool, eine Tochtergesellschaft des Bayerischen Rundfunks und der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG), ist eine der ältesten und erfolgreichsten Vertriebsgesellschaften für deutsche Film- und Fernsehproduktionen.

Der Rundfunkrat des SDR hat den Hauptgeschäftsführer der IHK Nordschwarzwald, Gerhard Haeussler (58) zu seiem Vorsitzenden einstimmig wiedergewählt. Haeussler wurde von den Industrie- und Handelskammern erstmals 1981 in den SDR-Rundfunkrat entsandtseit 1987 war er auch Mitglied des Verwaltungsrats. Vor einem Jahr war er das erste Mal zum Vorsitzenden des Rundfunkrates gewählt worden. Zur stellvertretenden Vorsitzenden wählte der Rundfunkrat einstimmig wiederum Erika Stöffle, Vertreterin der Frauenarbeit der Evangelischen Landeskirche in diesem Gremium seit 1979.

Auf der letzten Sitzung des Rundfunkrates des Südwestfunks wurde als Termin für die Neuwahl des Intendanten Montag, der 28. September 1992 festgelegt. Der ursprünglich vom Koordinierungsausschuß des Rundfunk- und Verwaltungsrates geplante Termin - 11. September 1992 - wurde aufgrund von Terminschwierigkeiten zahlreicher Rundfunkratsmiglieder verschoben.

Das Mitte Juli gestartete "Morgenmagazin" von ARD und ZDF wird jetzt auch über die Satellitenprogramme des öffentlich-rechtlichen Fernsehens ausgestrahlt. Wie das ZDF in Mainz mitteilte, kann das von der ARD produzierte Magazin über Eins Plus empfangen werden, das ZDF verbreitet sein Frühstücksfernsehen über 3sat. Das erste und das zweite Programm produzieren das "Morgenmagazin" im wöchentlichen Wechsel.

Am Wasser entlang Claude Monet auf der Schwäbischen Alb

BALINGEN. Wenn die Erde bebt, macht die Schwäbische Alb Schlagzeilen; im vermischten Teil des Blätterwaldes. Danach versinkt sie mitsamt ihren Hohenzollern-Prinzen erneut in den Dornröschenschlaf. Seit einigen Jahren nun drängelt immer wieder mal ein Nachbar der Hohenzollern in die feuilletonistische Bel-Etage der Publizistik: Balingen lockt sommers mit Kunst. Picasso, Miró, Chagall waren hier, jetzt gibt Claude Monet ein impressionistisches Gastspiel.

Als eine der Wegbereiterinnen für den Impressionismus gilt die "Schule von Barbizon". Am Rande dieses Dorfes der Wald von Fontainebleau, Ort allerlei Mysterien, Ort, an dem Monet gemeinsam mit Bazille, Renoir und Sisley in freier Natur begann, Landschaft in (ihnen) adäquat scheinender Bilderschrift zu chiffrieren. Mit "La Foret de Fontainebleau" von 1865 ist denn ein Auftakt gesetzt in der Stadthalle des 30 000-Seelen-Städtchens, wo 33 Gemälde einen kurz gefaßten Aufriß geben über die gesamte Schaffensperiode des 1840 in Paris geborenen Künstlers.

Der Maler des Lichts, dessen nachmals unsterbliche "Impression, soleil levante" von 1872 erst der Kritik zu spöttischen Tiraden, schließlich der gesamten Kunstrichtung zum Namen verhalf, prägte diese (neben Eduard Manet) wie kein anderer. Und überlebte sie sogar. Als er 1926 starb, mußte die dann schon seit einem runden Vierteljahrhundert geschlossene Abteilung der Kunstgeschichte erneut geöffnet und erweitert werden um das Spätwerk Monets: Nympheas (die Seerosen), und das Wasser darum, die Brücke darüber, die er in seinem Garten von Giverny dreißig Jahre lang unermüdlich auf die Leinwand brachte. In Wartezellen des Gesundheitswesens, in Salons und Amtsstuben kann man ihnen (in Reproduktionen) nicht entkommen - auch hier nicht: Konzessionen an beengten Raum zwangen die Ausrichter, das Ende am Anfang zu plazieren; freilich der geringste Einwand gegen die sonst chronologisch geordnete Schau.

Bedeutsamer, daß dem "Erfinder" der Serie, der Bilderreihen als Folge schuf, als Abfolge von Tageszeiten und im Jahreslauf aus je verschiedenen Blickwinkeln, daß diesem eloquenten Bilder-Rhetor das Stottern aufgezwungen wird. Im Bemühen, möglichst umfassend aus jedem wichtigeren Kapitel zu zitieren, wurden die Sentenzen zerpflückt. Eine vielstimmig die "Kathedrale von Rouen" besingende Motette aus Morgen-, Mittag- und Abendlicht, aus sfumantischen Rot- oder Blauspektren - von nur einem Solisten intoniert; von den "Meules", den Heuhaufen, oder -schobern, für Kandinsky Schlüssel zur Moderne, ist ein einziges, zugegeben auch als Solitär noch überaus beeindruckendes Exponat präsent. Es stammt, wie "La Barque à Giverny", aus dem Pariser Musée d'Orsay. Diese und vor allem auch die (wenigstens eine Doublette) in Nebel gehüllte, möwenumkreischte, farbflirrende Silhouette von Westminster zählen zu den etwa zehn erstrangigen Arbeiten in Balingen.

Wie ein roter Faden durchzieht das blaue Band aus Wasser die Schau. Allein zwei Drittel der Exponate spiegeln Monets Affinität zu diesem Element. In Le Havre, wo er Kindheit und Jugend verbrachte, entstand die emblematische "Impression", kurz darauf, 1874, der hier diese Phase des "Hochimpressionismus" markant markierende "Handelshafen" der Stadt, in dem der Maler bereits routiniert den von ihm entwickelten "kurzatmigen" Pinselduktus vorträgt.

Und stets am Wasser entlang offenbart die thematisch-zeitlich organisierte Schau, daß Wasser und Nebel, Licht und Luft, Stichwortgeber für die flirrende Pinselschrift waren. Ablesbar das allmähliche Verschwinden der anfangs gleichberechtigt auftretenden menschlichen Figur zugunsten der Landschaft, als deren Darsteller in vibrierender Schönheit keiner der impressionistischen Kollegen Monet übertraf. Ablesbar endlich aber auch, daß Claude Monet nicht, auch nicht ante notionem, auf dem Weg weg vom Gegenstand war, wie beharrlich und nichtsdestoweniger unrichtig stets aufs neue kolportiert wird. Die Unschärferelation in den späten Seerosenbildern oder dem (hier) letzten Blick auf Haus und Rosengarten von Giverny, zwei Jahre vor seinem Tod, rührt offenkundig daher, daß dunkle Schatten das Augenlicht trübten. "Ich sehe die Natur nur entstellt", schrieb Monet 1923, und dennoch nahm er sich "täglich zehn Stunden für meine Arbeit", die sein Leben lang darin bestand, zu malen, was er sah.

In der intimen Kabinettausstellung von Balingen kann gewiß nicht der ganze Monet aufgeblättert werden. Und auch für einen repräsentativen Blick auf das über 2000 Arbeiten umfassende Gemäldekorpus reicht der Platz nicht. Gleichwohl eine Gelegenheit, aus der Begegnung mit mannigfachen Facetten eine grobe Orientierung über das Oeuvre des Malers zu erhalten - vor allem angesichts dessen, daß dies seit 1928 (!) die erste halbwegs umfassende Ausstellung überhaupt ist, die Claude Monet in Deutschland würdigt. WERNER JACOB

(Bis 31. August; täglich 10-19 Uhr, Katalog 45 Mark).

Brot bringt den Fischen den Tod Neues Informations-Heft: Die Tiere an Weihern nicht füttern

HÖCHST. Von wegen lahme Enten: Blitzschnell schnappen sie nach den Brotstückchen, die der Junge in den Weiher des Höchster Stadtparks wirft. 20 gefiederte Wassersprinter lauern auf die Häppchen. Und mehrere Karpfen, die mit offenem Maul auftauchen, zubeißen und sofort wieder weg sind. Ein opulentes Mahl für Fische, Stockenten, Teich- und Bläßhühner - mit fatalen Folgen. "Wer die Tiere füttert, stört den ökologischen Kreislauf", betont Dagmar Beckmann aus dem Frankfurter Umweltdezernat, "und das schadet Vögeln und Fischen."

Daß dennoch viele Tierliebhaber füttern, hat das Umweltamt jetzt auf den Plan gerufen. Im Römer hat man erkannt, daß Aufklärung not tut. Das Amt von Tom Koenigs (Grüne) hat deswegen eine Broschüre drucken lassen, die über die Folgen informiert.

Am und im Weiher leben so viele Tiere, wie der Tümpel ernähren kann, heißt es im Info-Heft. Der Artbestand reguliert sich durch die natürliche Auslese, der im Winter die schwächsten Tiere zum Opfer fallen. Wird jedoch gefüttert, überleben auch jene, die ansonsten sterben müßten. Mit Folgen: "Sie übertragen Krankheiten." Und das kann die ganze Art bedrohen.

Damit der Konsequenzen nicht genug: Enten und Karpfen schmeckt Brot zwar, aber es bekommt ihnen nicht. Es ist zu salzhaltig, schwächt die Tiere und macht sie krank, warnen die Experten. Auch Brot, das auf den Grund sinkt, wird zur Gefahrenquelle: Es setzt giftigen Schimmel an, den die Fische fressen.

Das Wasser im Höchster Stadtweiher ist trüb. Ein Zeichen für Algen, die den Tieren ebenfalls gefährlich werden können; denn die Pflanzen entziehen dem Wasser Sauerstoff, der den Fischen zum Atmen fehlt.

Die Algenplage kommt hauptsächlich durch den Kot von Tauben, Enten und anderen Vögeln, der im Wasser wie Dünger wirkt. Wer füttert, trägt zu der Plage bei: Die Vögel vermehren sich, ebenso ihre Hinterlassenschaften.

Ob die Broschüre die Tierliebhaber überhaupt erreicht, ist indes fraglich. Das Heft soll in Schulen und Altersheimen sowie der städtischen Infostelle auf dem Römerberg verteilt werden - aber nicht dort, wo Fische und Enten schwimmen.

Im Höchster Stadtpark stehen nur Schilder, die ohne große Erläuterung auffordern, "aus ökologischen Gründen" nicht zu füttern. Erfolgversprechender dürften jedoch Tafeln sein, wie sie die Gemeinde Sulzbach (Main-Taunus-Kreis) an ihrem Weiher aufgestellt hat. Dort wird anhand einer Skizze umfassend erklärt, welche Folgen das Tierfüttern hat. In Frankfurt sind die Tafeln allerdings kein Thema, sagt Beckmann. "Wir sehen die Notwendigkeit zur Information am Teich. Überlegungen, bessere Schilder aufzustellen, gibt es im Moment aber nicht." dis

MAIN-TAUNUS-KREIS III

Dietrich Bonhoeffer, der große evangelische Theologe, der von den Nazis hingerichtet wurde, hat die christliche Sozialethik als "Für-den-anderen-Dasein" in der diesseitigen Welt verstanden. Heute bewerten viele Jugendliche soziales und politisches Engagement nur noch als Wichtigtuerei und sind sich selbst genug. Eine radikale Ich-Bezogenheit und Abneigung gegen jede Art von Anpassung an Institutionen charakterisieren die Einstellungen der Mehrheit, belegt die erste umfassende Untersuchung über Jugend und Religion seit mehr als 30 Jahren. Der Heidelberger Sozialwissenschaftler Heiner Barz hat die Studie im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Jugend mit Unterstützung des Bundesjugendministeriums erstellt. "Das heilige Diesseits" heißt das Kapitel der zweibändigen Analyse, das wir gekürzt dokumentieren, wobei wir auf den wissenschaftlichen Apparat verzichten. Die Bände "Religion ohne Institution?" und "Postmoderne Relgion" sind im Leske Verlag + Budrich (Opladen) erschienen.

Sommerfest am Samstag "Falken"-Fähre bei der SPD Fechenheim

FECHENHEIM. Ein von den "Falken" betriebenes ehemaliges Fährboot steht im Mittelpunkt der gemeinsamen Sommerfest-Aktion des SPD-Ortsvereins aus Fechenheim und der Genossen aus Rumpenheim und Bürgel. Am Samstag, 25. Juli, verkehrt das Schiff von 13 bis 18 Uhr zwischen den Bootshäusern des Fechenheimer und Bürgeler Rudervereins.

Die eintägige Aktion soll nicht nur eine symbolische Verbindung zwischen den beiden Städten herstellen, sie gibt zugleich eine Kostprobe für die geplante Fährverbindung zwischen Fechenheim und Offenbach. "Wir kommen rüber" heißt das Motto des Uferfests. Initiatoren sind der Fechenheimer SPD-Stadtverordnete Lothar Birzer und die Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Rumpenheim, Grete Steiner.

Wenn das Fährboot am Mainufer die Leinen loslegt, erwartet die Fährenbenutzer auf der Bürgeler Seite ein Sommerfest-Programm. Fahrradfahrer und Fußgänger erreichen die Feier über den Arthur-von-Weinberg-Steg.

Es wird außer Grillwürsten, Kuchen und Bier einen Info-Tisch des Offenbacher Magistrats zu Fragen der Stadtentwicklung geben, das Umweltmobil des Umlandverbandes sowie Selbstdarstellungen der ansässigen Sportvereine. *orf

Asche landet nicht mehr auf Deponien

SINDLINGEN. Rund 11 300 Kubikmeter Asche sind im vergangenen Jahr in der Sindlinger Schlammentwässerungs- und -verbrennungsanlage angefallen. Das geht aus einem Bericht des Magistrates an die CDU-Stadtverordnetenfraktion hervor.

80 Prozent der Asche wurden als "Zuschlagsstoff" bei Rekultivierungen in Nordrhein-Westfalen verarbeitet, der Rest ging nach Wiesbaden und Hanau. Dort wird die Asche in Kläranlagen bei der Schlammbehandlung verwendet.

Bis Mitte 1990 mußte die bei der Verbrennung von Klärschlämmen übrig bleibende Asche noch vollständig auf Hausmülldeponien gefahren werden. tos

Der DLRG-Bezirk stellt Bilanz '91 vor

FRANKFURT A. M. Seit über 70 Jahren besteht der Bezirk Frankfurt der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), dem neun Ortsgruppen sowie eine Tauch- und Bootsgruppe (insgesamt etwa 3650 aktive und passive Mitglieder) angehören. Im Kampf gegen den "nassen Tod" üben die Aktiven das ganze Jahr über ehrenamtlich die vielseitigsten Tätigkeiten aus. Gut ausgebildete Rettungsschwimmer versehen freiwilligen Wachdienst in Bädern, Rettungstaucher (darunter auch junge Frauen) sind am Mainufer und auf dem Wasser stets bereit, helfend einzugreifen.

Die Zahl der ehrenamtlich geleisteten Dienste am Nächsten ist enorm. Für 1991 weist der jetzt herausgegebene Statistische Jahresbericht über 50 000 Stunden aus. Den Löwenanteil leistete die Boots- und Tauchergruppe mit über 12 000 Stunden. Abgegrenzt von anderen ehrenamtlichen Tätigkeiten wie Lehrgangs- und Übungszeiten gab es 1991 folgende Einsatz- und Wachstunden der DLRG-Ortsgruppen: Mitte fast 4050, Nieder-Eschbach über 9000, Nordweststadt etwa 300, Fechenheim 920, Bergen-Enkheim 630 und Bornheim 967 Stunden.

In den DLRG-Lehrgängen des Frankfurter Bezirks wurden 1991 insgesamt 668 Schwimm-Anfänger registriert. 657 Teilnehmer erwarben den Deutschen Jugendschwimmpaß, 62 den Deutschen Schwimmpaß und 369 den Deutschen Rettungs-Schwimmpaß. Zudem wurden je sechs Boots- und Taucherprüfungen sowie acht Lehrscheinprüfungen abgelegt, gab es 102 Erste-Hilfe-Lehrgänge und 133 Schulungen für Herz-Lunge-Wiederbelebung. Die Bilanz des gesamten Rettungswachdienstes im Bezirk Frankfurt weist im Berichtsjahr insgesamt 275 Erste-Hilfe-Leistungen durch Rettungsschwimmer, 19 Lebensrettungen, 28 Bootsbergungen und 24 "besondere Einsätze" aus.

Auskunft über die Frankfurter DLRG gibt die Geschäftsstelle im Nizza an der Untermainbrücke mittwochs von 15 bis 19 Uhr (Telefon 28 05 12). dixi

Autobahn-Stümpfe wachsen zusammen Seckbacher Teilstück der A 661 ist noch im Zeitlimit / 57 Millionen Mark verbaut

FRANKFURT-NORDOST. Die Enden des Betonbands der Autobahn 661 im Frankfurter Nordosten wachsen immer enger zusammen. Die Seckbacher Talbrücke ist nach Auskunft des Hessischen Straßenbauamtes bis auf den Belag fertig. Das aufwendige "Galeriebauwerk" - Schallschutz unter anderem für das Hufeland-Haus - sei ebenfalls zum großen Teil fertiggestellt.

Die Autobahnverbindung von den nördlichen Stadtteilen Nieder-Eschbach, Bonames, Eckenheim und Preungesheim zum Osten Frankfurts wird in etwa zweieinhalb Jahren geschlossen sein.

"Ich gehe davon aus, daß wir Ende 1994 ganz fertig sind, aber nur, wenn es bei kritischen Arbeiten keine Verzögerung gibt", sagte Amtsleiter Karl Fritz Hirsch. Diese "kritischen Arbeiten" sind nach seiner Ansicht vor allem das Legen der Wasserleitungen, für die die Stadtwerke verantwortlich sind.

Hierbei waren die Bauarbeiten in Verzug geraten, weil nach Auskunft von Stadtwerke-Sprecher Dirk Hess ein 125 Meter langes Teilstück südlich des Blumengroßmarktes insgesamt elf Meter unter die Erde gegraben werden mußte. Ursprünglich verlief das 80 Zentimeter starke Rohr nur in einer Tiefe von zwei Metern. "Die Autobahn läuft dort in einem Einschnitt, die Leitung mußte entsprechend tiefer laufen", erklärte Hess. Außerdem seien die Bodenverhältnisse schwierig gewesen, weil das Grundwasser an der Stelle sehr hoch stehe.

Die Probleme seien inzwischen jedoch bewältigt, alle anderen Leitungen würden bis November 1992 verlegt sein, versicherte Hess. Als "dicksten Brocken" erwarte die Stadtwerker noch die Verlegung der Wasserleitung von Seckbach zum Riederwald, die parallel zur Autobahn verläuft. Auch dieses Rohr muß elf Meter tief in den Boden gelegt werden.

Die Kosten blieben trotz der unerwarteten Schwierigkeiten bislang im vorgegebenen Rahmen. "Wir haben 56 bis 57 Millionen Mark verbaut", sagte Straßenbauer Hirsch. Insgesamt sind für den zwei Kilometer langen Abschnitt der Autobahn 120 Millionen Mark einkalkuliert, davon allein 85 Millionen Mark für die sogenannten konstruktiven Teile in dem Teilstück wie Brücken, Lärmschutzwände oder die Galerie. Die Arbeiten für die Talbrücke im Erlenbruch hatten im Februar dieses Jahres mit dem Bau der Stützpfeiler begonnen. Für den Anschluß am Ratsweg fehlen noch verschiedene Stützmauern und auch eine Richtungsfahrbahn. Außerdem müsse noch die Brücke über die Seckbacher Landstraße gebaut werden, sagte Hirsch.

Unklar ist außerdem noch die endgültige Gestaltung des Galeriebauwerkes, das die Autobahn von oben und von ihrer östlichen Seite umschließt, die Westseite Richtung Bornheim aber offen läßt. Die Entwürfe des Hessischen Straßenbauamtes sehen eine intensive Begrünung - einer Parklandschaft ähnlich - mit Teichen und Spazierwegen vor.

Hirsch klagte, die Stellungnahme der Stadt zu diesem Thema lasse seit langem auf sich warten. Wie die Stadtteil-Rundschau auf Anfrage vom zuständigen Umweltdezernat erfahren hat, ist das angemahnte Papier vom städtischen Gartenamt allerdings in der vergangenen Woche auf den Weg gebracht worden.

Eine Gestaltung mit Wasserbecken sei zu aufwendig, urteilte das Gartenamt und plädierte in seiner Stellungnahme für eine einfache Platzgestaltung. Angebote zum Verweilen für Spaziergänger seien über der Autobahn überflüssig. *big

Kallweit will mehr Polizisten

WESTLICHE STADTTEILE. Die stillgelegten Polizeiposten in Frankfurts Westen sollen wiederbelebt werden. Das fordert der FDP-Kandidat für die Kommunalwahlen 1993 Michael Kallweit.

Für den Liberalen fehlt der "Schutzmann an der Ecke", weil die Polizeireviere in den westlichen Stadtteilen überlastet seien. Die Beamten litten unter "Dauerstreß". Früher hätten sich Polizisten noch der vorbeugenden Verbrechensbekämpfung widmen können. wbt

Die Fußballer von "Achilleas" kicken jetzt in der B-Klasse / Nicht so tragisch Der Abstieg der griechischen Helden

FRANKFURT-OST. Achill, der tapferste griechische Held vor Troja, war durch ein Bad im Styx, dem Unterweltfluß, bis auf einen Fleck an der Ferse unverwundbar, doch gerade dort hin surrte der von Paris abgeschossene Pfeil: Apollo, der Sohn des Zeus und Griechenfeind, hatte ihn gelenkt.

Ein ähnliches Schicksal, neuerer Zeit allerdings, ereilte in der abgelaufenen Saison den Frankfurter Fußballklub, der sich mit dem Namen dieses Helden geschmückt hat. Der 1980 gegründete Verein "Achilleas", der ein Jahrzehnt lang in der A-Klasse kickte, mußte in den sauren Apfel beißen und stieg in die B-Klasse ab. 17:39 Punkte und 26:67 Tore reichten am Ende nicht für den Klassenerhalt.

"Wir sind nicht entsetzt, weil es passiert ist", sagt Thomas Milosis, Kassierer, Libero und Gründungsmitglied des Vereins, der hauptberuflich einen Kiosk an der Mainzer Landstraße betreut. Nach seiner Meinung gibt es für die tapferen Achilleaner noch wichtigere Dinge als den Fußball.

Das Kicken dient nur dem Spaß und als Mittel für vereinte Unternehmungen. Denn die Spieler der ersten und zweiten Mannschaft trainieren zusammen, organisieren große Grillfeten mit Tanz und starten zu gemeinsamen Reisen wie beispielsweise im vergangenen Jahr an die Cote d'Azur.

Da spielt die griechische Mentalität sicherlich eine Rolle. Denn warum sonst kickt der Spielführer, Nikolas Vlachavas, immer noch mit seinen Freunden, obwohl er vom Talent her "bestimmt in der Bezirksliga mithalten könnte" (Milosis). Der junge Mann betrachtet die Angelegenheit Abstieg dann auch gelassen. "Ich denke, wir werden im nächsten Jahr wieder aufsteigen, und wenn nicht, dann ist das auch nicht tragisch", meint er lakonisch.

Im Jahre 1980 gründeten Thomas Milosis und einige seiner Freunde, die alle bei der SG Westend in der Jugend gespielt hatten, den neuen Klub. Der Name wurde in einer demokratischen Abstimmung ermittelt; einer der Griechen zeichnete Achill gekonnt mit Helm, Lanze und Schild: fertig war das Emblem, es konnte losgehen. Selbstverständlich mußten die Fußballer ganz unten anfangen, in der damaligen C-Klasse an. Aber schon zwei Jahre später schaffte die Mannschaft den Aufstieg in die A-Klasse.

"Da gehören wir auch von der Spielstärke hin", betont selbstbewußt Vlachavas. Die letzte Saison verlief etwas unglücklich; hinzu kam, am grünen Tisch wurden Entscheidungen getroffen die den Achilleanern nicht so ganz schmeckten. Aber darüber wollen sie nicht mehr so gerne diskutieren. "Da gibt es nur Ärger", sagt einer von ihnen.

Der Blick der Mitglieder richtet sich nach vorne. Als einer der ersten Vereine hat Achilleas eine "Ü-30" Mannschaft, in der Thomas Milosis demnächst auch mitspielen wird, denn er ist 33 Jahre alt.

Die Vereinsstruktur ist ziemlich schlicht. Jedes Mitglied - derzeit sind alle gleichzeitig Aktive - zahlt im Monat zehn Mark Beitrag. Ablöse und Prämien gibt es nicht. Deswegen sind nach der letzten Saison die drei Jüngsten im Team zu höherklassigen Mannschaften gewechselt. Milosis: "Dort sollen sie Erfahrung sammeln, wir wollen sie nicht aufhalten."

Mit den Beiträgen werden große Feiern finanziert - im Programm des Klubs eine feste Größe. Achilleas ist ein multikulturelles Team. In der ersten Mannschaft spielen neben den Griechen auch ein Türke, ein Italiener und zwei Deutsche. Der "Präsident" ist sogar ein US- Amerikaner: Michael Großhans, genannt "Yankeedoodle", ein Abkömmling deutscher Vorfahren.

Dankbar sind die Achilleaner der Spielvereinigung Oberrad 05, die ihre Anlage am Waldsportplatz mit Flutlicht für das Training von Achilleas zur Verfügung stellt, denn die meisten der Spieler sind berufstätig und können erst abends "antreten". Die Spiele trägt der Verein in Fechenheim aus; dort hatte ihnen die Stadt vor zehn Jahren einen Platz zugewiesen.

Wichtige Entscheidungen werden von der gesamten Mannschaft getroffen; der Tormann Dimitrios Choutos, von Vereinen aus höheren Klassen trotz der vielen Gegentore umworben, ist Vizepräsident und Co-Trainer, der eigentliche Trainer spielt in Rödelheim - es geht kunterbunt zu bei den griechischen "Helden". Milosis formuliert es einmal knapp und präzise: "Hauptsache Spielen",zeigt dabei auf den leichten Bauchansatz und lächelt verschmitzt. Der moderne Achill hat es wohl nicht mehr an der Ferse . . . jot

Wentz stößt auf Widerstand "Große Koalition" für die Markthalle

FRANKFURT A. M. Die noch vom früheren CDU-geführten Magistrat einst als wichtigstes städtebauliches Vorhaben angekündigte Verlegung der Großmarkthalle in ein "Frischezentrum" nach Fechenheim und der Bau von 1200 Wohnungen zwischen Main und Sonnemannstraße stößt im Stadtteil auf breite Ablehnung; auch die Römer-Grünen sind gegen die Verlagerung.

Selbst in der eigenen Partei stieß Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) auf Gegenwehr. Und zwar nicht nur bei den Ortsbeirats-Politikern, sondern auch in der Stadtverordneten-Fraktion der SPD. Wentz stützt sich dabei auf einen Beschluß, der noch vor dem rot-grünen Wahlsieg mit CDU-Mehrheit gefaßt worden war.

Der Widerstand gegen die Wentzpläne (sein Ziel war, mit privaten Investoren das Projekt zu verwirklichen) formierte sich schnell. Die Grünen im Römer, Stadtteilpolitiker von Grünen und SPD, das Bürgerforum Ostend und die Interessengemeinschaft Großmarkt (IGG) befürchten eine negative Entwicklung der Sozialstruktur im Stadtteil, überteuerte Mieten und den Verlust der marktlichen Vielfalt sowie zahlreicher Arbeitsplätze. Sie plädieren für eine Modernisierung am bisherigen Standort und den Bau von Wohnungen, die das Ostend nicht zu einem schicken Modeviertel mit unbezahlbaren Wohnungen werden lassen.

Wentz wollte sogar die Koalitionsvereinbarungen umgehen und das Projekt mit den Stimmen der CDU durchsetzen. Jetzt sieht es so aus, als sollte er am massiven Widerstand von allen Seiten scheitern.

Die Händler im Großmarkt sehen jedenfalls den Plänen des Politikers mit großer Sorge entgegen. Vor allem Kleinbetriebe könnten die höheren Mieten bei der geringen Gewinnspanne im Obst- und Gemüsegewerbe nicht verkraften: sie müßten aufhören. Betroffen wären dann auch die in den Stadtteilen beliebten Wochenmärkte, da sie von den Großmarkthändlern beliefert werden. Ein Stück Lebenskultur, meinen Vertreter der Zunft, ginge verloren. *jot

Die Händler plädieren für eine Sanierung der denkmalgeschützten Halle "40 bis 50 Millionen Mark wären tragbar"

FRANKFURT A. M. 90 Prozent der Händler sind in der Interessengemeinschaft Großmarkt (IGG) vertreten. "Und 90 Prozent der Mitglieder sind absolut gegen die Verlegung nach Fechenheim", erklärt Hans Kress, Vorstandsmitglied in der IGG. Besonderen Ärger verursachte ein Satz des Wentz-Referenten Michael Kummer, der gesagt haben soll, daß die Supermarktketten die Nachfrage nach Obst und Gemüse allein erledigen könnten.

Zustimmung findet in der IGG, die 200 Anbieter mit 2000 Arbeitsplätzen vertritt, ein vom Bürgerforum Ostend, Stadtteilpolitikern von SPD und Grünen sowie Händlern ausgearbeiteter Plan, der Erhaltung und Sanierung der Großmarkthalle und den Bau von bezahlbaren Wohnungen um das Gelände herum vorsieht. "Die Kosten von etwa 40 bis 50 Millionen Mark für eine Sanierung sind tragbar, die Händler würden sich an daran beteiligen, wenn die Stadt bereit ist, einen Teil beizusteuern" , sagt Jürgen Schröder, Vorsitzender der IGG. Sanierung hieße: eine neue Verkaufshalle für die Händler, Bau eines Parkdecks und Umwandlung der Gleisanschlüsse in Lkw-Rampen. Kress: "Mit der Bahn dauert der Transport fast doppelt so lang, das lohnt sich nicht." Was die Vertreter der IGG stört, ist die Tatsache, daß sich bisher nur die Fraktion der Grünen, - die eine Verlegung rundweg ablehnt und beteuert, der Magistrat werde dies nie beschließen - an Ort und Stelle informiert hat. "Planungsdezernent Wentz jedoch tauchte erst einmal um 11 Uhr auf, als die Halle leer war. Herr Wentz ist der einzige, der dieses Projekt durchsetzen will; alle anderen haben abgewunken", meint Schröder ironisch.

Der IGG-Vorsitzende hofft dennoch auf das in wenigen Wochen geplante Gespräch mit dem Dezernenten. "Wir wollen und werden alles daransetzen, daß der Magistrat den Grundsatzbeschluß zurücknimmt." *jot

Vor allem die Kleinen fürchten um ihre Existenz: Rund um die Großmarkthalle stehen die Zeichen auf Sturm "Den zweiten Schlachthof brauchen wir hier nicht" Mittelständler rechnen bei Umzug mit höheren Mieten

FRANKFURT A. M. Großes Gedränge herrscht auf dem Parkplatz, Gemüse- und Obstkisten werden auf Gabelstaplern umhergefahren, verstreut liegen Reste einer Ladung herum, ein Transporter biegt auf das Gelände ein, die ersten Sonnenstrahlen lugen hinter den Fassaden hervor und werfen einen zarten Glanz auf die Dächer. 6.30 Uhr, früher Morgen: für Händler, Zulieferer und Einkäufer ein ganz gewöhnlicher Arbeitstag auf dem Gelände der Großmarkthalle in der Sonnemannstraße.

Doch der Schein trügt. Viele der Händler sind verunsichert und sauer: Planungsdezernent Martin Wentz (SPD), die städtischen Marktbetriebe und Oberbürgermeister Andreas von Schoeler bilden die Angriffspunkte.

Seit Monaten sorgt hier der Plan des Magistrats, die Großmarkthalle zu verlegen, für Unruhe. Als neuer Standort ist ein Gelände in der Carl-Benz-Straße in Fechenheim avisiert. Dort soll ein "Frischezentrum" entstehen, um dem Projekt "Wohnen am Fluß" im Ostend Platz zu machen.

"Wenn die Kosten im Rahmen bleiben, habe ich nichts dagegen", sagt einer, der hier seit Jahren einen festen Stand hat. Er begründet dies mit der schlechten Logistik, dem miserablen Zustand der sanitären Anlagen und der unzureichenden Organisation des Vertriebs durch die städtischen Marktbetriebe. "Zustände wie nach dem Krieg" seien das hier, klagt er, es gebe kein fließendes Wasser und keinen Strom und fügt hinzu: "Wenn die Stadt nur Geld verlangt, kann sie keine Liebe erwarten." Pech für den Händler: Sein Stand liegt vor der Großmarkthalle: Wenn es regnet oder im Winter kalt ist, sind die Arbeitsbedingungen denkbar schlecht.

Mit seiner Abneigung gegen die Großmarkthalle steht der Unternehmer freilich fast alleine. Die meisten Händler und Erzeuger, vor allem die "Kleinen", haben eindeutig einen Schuldigen ausgemacht: Planungsdezernent Martin Wentz (SPD). "Die Hälfte aller mittelständischen Betriebe muß bei einem Umzug nach Fechenheim dichtmachen", weil die erhöhten Mietkosten - und davon sind alle hier überzeugt - nicht mehr zu begleichen sind. Ein Bauer schimpft in breitem Dialekt: "Der Mittelstand fliegt zum Fenster raus." Ein anderer pflichtet ihm bei: "Seit Jahrzehnten haben die Herren Politiker die Sanierung hier verschlafen, aber eins ist sicher wie das Amen in der Kirche: das Frischezentrum kriegt er (Wentz) da nicht hin."

Wut steht in vielen Gesichtern, wenn die Rede auf die Politiker kommt. "Lauter Phantasten", schimpft ein Gartenbauer. Um ihn herum bildet sich eine Gruppe. "Die" haben keine Ahnung von der freien Marktwirtschaft, ist man sich an seinem Stand einig. "Die reden von sozial, tun aber nichts und haben gar kein Geld", meint ein anderer verächtlich, "du mußt christlich tun und heidnisch sein, dann bist du so wie die." Es sei schon jetzt für viele Einkäufer schwierig, ihre Waren zu besorgen. Für Obst und Gemüse müssen sie hierherkommen, um andere Produkte zu bekommen, in andere Stadtteile. Fisch hier, Fleisch da, Gemüse dort. Das sei anderen Städten wesentlich besser organisiert, meinen die Händler.

Eine Frau, die an der Ecke eine winzige Fläche zum Verkauf von Petersilie hat, beklagt sich über die hohe Miete. Sie muß für ihren kleinen Stellplatz 300 Mark im Monat bezahlen. Ein Kollege kommt hinzu. "Wenn wir umziehen müssen, kann das keiner mehr bezahlen. Die Politiker haben den Schlachthof schon totsaniert, und jetzt wollen sie das gleiche hier tun. Das ist eben das Staatliche", verkündet er lautstark.

Einigkeit herrscht zwischen den Händlern darüber, daß die Politiker versagt haben. Ob aber eine Privatisierung nützlich oder gefährlich wäre, beurteilen sie verschieden. Kurt Strentz, seit 22 Jahren in der Großmarkthalle als Händler zu Hause und Sprecher der Interessengemeinschaft Großmarkt, meint: "Privatisierung zieht auf jeden Fall höhere Mieten nach sich, ein Großteil der Händler kann da nicht mithalten. Wir haben hier langfristig investiert, in Kühlhäuser, kleine Büros und anderes."

Ein Umzug in das Frischezentrum würde eine neuerliche Verschuldung nach sich ziehen und sei deshalb unpraktikabel. "Man muß unterscheiden zwischen politischer Entscheidung und der Realität", sagt er an die Adresse des Planungsdezernenten Wentz. Es bestünde die Gefahr, daß bei Verlegung des Standortes ein Kartell die Macht übernehme und die Preise diktiere. Strentz hat keine Angst davor, er führt einen größeren Betrieb, aber die Kleinen, so betont er, würden kapitulieren.

Die Großmarkthalle, 1928 errichtet, ist die größte freitragende Halle Europas. Die Struktur ist gewachsen, einige der Händler sind seit Beginn hier.

So wie Käthe Bunn, die von ihrem Büro aus das morgendliche Geschäftstreiben beobachtet. Auf die Pläne des Dezernenten angesprochen, holt sie tief aus: "Das ist eine bodenlose Frechheit sondergleichen. Das funktioniert doch gut hier, einen zweiten Schlachthof brauchen wir nicht." Damit spielt sie wie viele andere auf das Hickhack um die Schlachthofpläne an.

Die Idee mit den Wohnungen auf der Südmole findet Käthe Bunn "ja ganz gut", aber die Großmarkthalle muß bleiben. Außerdem steht die unter Denkmalschutz. *JÜRGEN OTTEN

Kurzweilige Sommerferien in der "Cantate Domino" Überwiegend deutsche Kinder haben das Spielangebot der evangelischen Gemeinde in der Nordweststadt genutzt

FRANKFURT-NORDWEST. Die Sommerferien unterbrechen den öden Schulalltag: Sechs Wochen ohne Stundenplan und ohne Wecker. Doch was tun mit der vielen Zeit - vor allem, wenn Eltern weiterhin arbeiten gehen und der nächste Urlaub im Herbst oder Winter ansteht? "Ferienspiele" ist die Zauberformel.

Die zwei hauptamtlichen Pädagoginnen des Kinderklubs "cantate domino", Ulrike Eitel und Sabine Klinkmüller, boten den Kleinen aus der Nordweststadt ein buntes Freizeitprogramm an.

"Die erste Woche war ein magerer Anfang unserer Ferienspiele", zieht Ulrike Eitel Bilanz. Zwölf bis 20 Kinder im Alter von sechs bis 14 Jahren kamen in den Kinderklub der evangelischen Gemeinde Cantate Domino. Ab der zweiten Woche war der Kinderklub besser besucht. Aufgefallen sei, daß hauptsächlich deutsche Kinder teilgenommen hätten. Denn viele "türkische und marokkanische Familien fahren während der Sommerferien in ihre Heimatländer", sagt die Pädagogin.

Auch Kinder aus Heddernheim fanden sich in der Nordweststädter Kirche ein. Denn wenn es vor der Haustür kein Programm gibt, "wandern die Kinder und Jugendlichen schon einmal in den nächsten Stadtteil ab".

Mangels Interesse wurde die geplante viertägige Zelt-Freizeit am Nieder-Mooser Teich abgesagt und das Ferienprogramm spontan verlängert. Das zusätzliche Angebot orientierte sich an den Erfahrungen der Vorwoche: die Kinder wollten vor allem ins Schwimmbad, basteln und gemeinsam kochen.

Auftakt der Veranstaltungsreihe war eine Karton-Aktion in der Holzwerkstatt: Kinder haben ihre eigenen Wege, sich kennenzulernen. Der eine baute einen Kiosk, der andere eine U-Bahn aus Kartons - ab ging's in eine Phantasiewelt. Außerdem wurden T-Shirts bemalt und Buttons gedruckt. Zwölf Kinder rasten bei einer Stadtteilrallye durch die Nordweststadt. Die Gewinner erhielten eine Mao-Kappe, die sie dann jeweils bemalen konnten. Eine Gruppe von zehn Kindern fuhr in den Opel-Zoo. Die geplante Fahrradtour ins Grüne mußte allerdings abgeblasen werden, weil die meisten Schüler nur über kaputte Drahtesel verfügten.

Jugendhäuser sind oftmals Jungenhäuser: diese Erfahrung machten auch die Pädagoginnen Eitel und Klinkmüller. Deshalb bietet der Kinderklub "cantate domino" montags von 15 bis 18 Uhr und freitags von 14 bis 17 Uhr einen Mädchen-Treff an. Die Sechs- bis 13jährigen kommen zum Spielen, Basteln, Tanzen und Theaterspielen.

"Mittlerweile haben wir eine verbindliche Mädchengruppe", sagt Ulrike Eitel. Und in Planung ist eine weiblich besetzte Theatergruppe. Während des Ferienprogramms sind die Besucherinnen des Kinderklubs ins Schwimmbad gefahren oder waren Minigolf spielen.

Träger der Einrichtung ist die evangelische Kirchengemeinde Cantate Domino, die gemeinsam mit der Stadt die Kinder- und Jugendarbeit finanziert. 1991 erhielt der Kinder- und Jugendklub jeweils 72 000 Mark Zuschuß. Ulrike Eitel: "Ein Drittel der Kosten wird aus Eigenmitteln abgedeckt." Zu den Arbeitsschwerpunkten gehört nicht nur der Freizeitbereich.

Wichtige Angebote sind die Hausaufgabenhilfe (montags bis donnerstags von 13 bis 16 Uhr), Unterstützung bei Schwierigkeiten mit Eltern oder in der Schule, Lehrstellensuche und Lebensplanung für Jugendliche. Das Motto des Klubs lautet: "Gemeinsam können wir Probleme besser lösen." *tin

Die Macht der Bilder

"Der neue Duden. Immer noch ohne Bilder. Aber mit vielen neuen Wörtern." Dieser Slogan, der vor einiger Zeit die Schaufenster etlicher Buchhandlungen geschmückt hat, bezieht seine Wirkung nicht zuletzt aus der wachsenden Bedeu- tung von Bildern und aus dem kulturkri- tischen Ressentiment, das sie oft beglei- tet. Die Allgegenwart visueller Medien hat Kommunikationstheoretiker und Kul- turphilosophen auf den Plan gerufen; sie sehen in der uns ins Haus gelieferten "Bilderflut" ein Symptom, wenn nicht sogar die Ursache für das Verschwinden literaler Kompetenzen.

Auch Kunsthistoriker beschäftigen sich qua Amt mit Bildern, wenn auch bis- her nur mit ihren ontologisch "höheren" Ebenen, ihrem ikonologischen Sinn oder ihrem ästhetischen Wert. In letzter Zeit richten sie ihr Interesse immer häufiger auf die Tatsache, daß Malerei nicht nur Kunst ist, sondern zunächst einmal: Bild. So hat vor einiger Zeit Hans Belting unter dem Titel Bild und Kult eine um- fassende "Geschichte des Bildes vor dem Zeitalter der Kunst" geschrieben. Vor der Ästhetisierung der Kunst in der Renais- sance war der Gebrauchsaspekt der Bilder, vor allem ihre magische und religiös- kultische Funktion, der entscheidende.

Etwa gleichzeitig mit Bild und Kult hat Beltings amerikanischer Kollege David Freedberg seine große Studie The Power of Images. Studies in the History and Theory of Response veröffentlicht. Wie Belting will auch Freedberg nicht über Kunst schreiben, sondern darüber, wel- che Funktion Bilder haben und welche Macht sie auf den Betrachter ausüben. Anders aber als Belting will er gerade die Kontinuität der Bild-Wirkungen betonen:

Die unmittelbare Reaktion auf visuelle Darstellungen ist keine historisch über- wundene Stufe unserer Entwicklung, kei- ne Eigenart primitiver Völker, vergange- ner Kulturen oder weniger gebildeter Klassen. Und sie ist nicht beschränkt auf qualitativ minder wertvolle Bilder. Auch in unserem heutigen Umgang mit Bil- dern aller Art verschleift sich die Unter- scheidung von Abbild und Abgebildeten.

Freedbergs Hauptthese ist, daß eine emotionale Art der "response" auf Bilder immer in ihre kognitive Beurteilung mit eingeht. Er versucht, diese Behauptung durch die genauere Untersuchung einiger Fallbeispiele zu erhärten. Dabei beschäf- tigen ihn vor allem drei Bereiche. Am ausführlichsten analysiert er den religiö- sen: die göttliche Präsenz in Bildern, Re- präsentationen von Heiligen, die be- handelt wurden, als sei in ihnen das Re- präsentierte selbst präsent, die Funktion der "wundertätigen Bilder" bei Pilger- fahrten, die Bedeutung von Votivgaben, den Stellenwert der Bildmagie . . . Zwei- tens weist Freedberg auf die Rolle von Bildern bei der Erregung des sexuellen Begehrens hin. Schließlich widmet er sich ausführlich den Energien, die in Bilderstürmen freigesetzt wurden und immer noch werden.

Was Freedberg anstrebt, ist eine "De- mokratisierung der ,response'". Das Bild- hafte, einerlei ob es sich um Gebrauchs- fotografie, um Wachsfiguren oder um hohe Kunst handele, sei ein Teil unserer Wirklichkeit, auf den wir wie auf die drei- dimensionale Realität reagieren. Im Fall der Kunst unterdrücken wir diese Reak- tionen nur, weil wir uns ihrer schämen. Bei dieser Repressionsthese könnte man Bedenken anmelden. Aber Freedberg ge- steht selbst zu, daß es ihm zunächst nur darum geht, Belege zu sammeln, ohne daß er schon eine elaborierte Theorie an- zubieten hätte. Es geht vorerst darum, historisches Material für eine zentrale Streitfrage der Gegenwart fruchtbar zu machen. RÜDIGER ZILL

David Freedberg: The Power of Images. Studies in the History and Theory of Re- sponse. The University of Chicago Press, Chicago and London 1989, 440 S., 39,95 $ (Paperback edition 1991, 535 S., 22,50 $).

MEINUNG UND BERICHT 3

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Herausgeber und Chefredakteur: 1946-1973 Karl Gerold

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Suchtkrankenhelfer bieten Beratung an

HÖCHST. Für alkoholabhängige Kraftfahrer bietet die evangelische Kirchengemeinde Alt-Höchst ab sofort einen Treffpunkt im Gemeindehaus, Leverkuser Straße 7, an. Die Suchtkrankenhelfer Angelika Feuerstein und Horst Kleuber leiten dort jeweils mittwochs von 18 bis 21 Uhr einen Gesprächskreis.

Darüber hinaus führen sie auf Wunsch auch vertrauliche und kostenlose Beratungsgespräche mit alkohol- und tablettenabhängigen Menschen. Nähere Informationen gibt es unter Tel. 0 61 95 / 6 49 77; dort kann man sich auch anmelden. tos

Konzerte "kommen an" Evangelische Dornbuschgemeinde hat aber keinen Chor

DORNBUSCH. Gott hat es schwer heutzutage. Die Kirchen sind leer und Drewermann ist populärer als der Papst. Die Misere ist nicht nur an der Zahl sonntäglicher Kirchgänger abzulesen, auch für anderweitige Aktionen in der Gemeinde fehlen die Leute. So ist es leider nicht ungewöhnlich, wenn eine Frankfurter Innenstadtgemeinde keinen Kirchenchor mehr hat. Dem aktuellen Negativ-Image der Kirche war die evangelische Dornbuschgemeinde weit voraus. Seit beinahe 20 Jahren existiert dort schon kein stetig probender Chor mehr. "Wir haben es immer wieder versucht, doch ohne Erfolg." Pfarrer Joachim Grein registriert es kühl, seine Resignation ist nicht zu überhören. Er hat sich mittlerweile damit abgefunden.

Die Gemeinde in Frankfurts Norden ist deshalb noch lange kein kulturelles Brachland. Sie kümmert sich um musikalische Früherziehung der Kinder, bietet Blockflötenunterricht und auch Kirchenmusiker Lothar Lämmer versucht - neben regelmäßigen Konzerten mit seinem Arco-Ensemble - mit neuen, ungewöhnlichen Ideen das Interesse für die Kirchenmusik zu wecken. Paradebeispiel sind die Kompositionsgottesdienste, zu denen die Dornbuschgemeinde zweimal im Jahr einlädt.

Die Kombination aus bekannten Psalm- und Bibeltexten und moderner, von Lothar Lämmer komponierter Musik hat offenbar einen besonderen Reiz und kommt beim Publikum gut an. Zwar werden die schwierigen Werke Lämmers meist von Berufsmusikern gespielt, doch die Sprechmotetten - mehrstimmige, unbegleitete Stücke, die nicht gesungen, sondern gesprochen werden - interpretieren Mitglieder aus der Gemeinde.

Das rege Interesse an den Kompositionsgottesdiensten spiegeln nicht nur die Besucherzahlen, sondern auch die Beteiligung beim anschließenden "gemütlichen Beisammensein" wider. "Dort wird dann oft lebhaft über Inhalte und die Musik diskutiert."

Zufrieden ist Pfarrer Joachim Grein auch mit dem Besuch der Orchesterkonzerte. Lothar Lämmer, seit 1965 Kantor an der Dornbuschgemeinde, gründete 1988 das Arco-Ensemble. Das kleine Streichorchester besteht hauptsächlich aus Studenten und Absolventen der Musikhochschule und arbeitet "projektbezogen", das heißt, man trifft sich vor Konzerten zu wenigen, aber intensiven Proben. Fünf bis sechs Konzerte im Saal der Dornbuschgemeinde und ein weiteres im Rhein-Main-Gebiet - so sieht der jährliche Terminkalender aus.

Professionell sind nicht nur Geiger und Cellisten, auch die Bläser des Arco-Ensembles verdienen ihr Geld als Musiker. Die meisten spielen im Opern- und Museumsorchester und werden vom Dirigenten, je nach Bedarf des zu spielenden Werks, engagiert. Das Kammerorchester hat in Frankfurts Kulturleben mittlerweile seinen festen Platz, und Lämmer blickt nicht ohne Stolz auf die vielen Konzerte mit zum Teil namhaften Solisten.

Die kleine Kammerbesetzung ist ideal für Musik des Barocks und der Frühklassik, doch zählen auch Stücke von Boris Blacher, Samuel Barber und Edvard Grieg zum Repertoire des Arco-Ensembles. Und weil die Orgel der Dornbuschkirche nur bedingt konzerttauglich ist, bearbeitet Komponist Lothar Lämmer gern Orgelchoräle Johann Sebastian Bachs für sein Kammerorchester.

Viele junge Leute treten aus der Kirche aus, ziehen hinaus in die Vororte und haben auch sonst andere Dinge im Kopf als die Kirche. Zurück bleibt die ältere Generation - mittlerweile 70 bis 80 Prozent der Dornbuschgemeinde sind Senioren, schätzt Lämmer. Doch das ist nicht der einzige Grund, weshalb ein regelmäßig probender Kirchenchor hier offenbar keine Chance hat.

Die Gemeinde plagt ein weiteres Handicap: Ihre Kirche an der Mierendorffstraße hat eine miserable Akustik. "Wer in einem Chor mitsingt, der will wenigstens einmal im Jahr ein Oratorium oder eine große Messe singen." Die Kosten für Orchester und Solisten ließen sich, so Pfarrer Grein, wohl noch aufbringen. "Die Gegebenheiten der Kirche für ein großes Konzert sind aber einfach zu schlecht. Doch ein guter Chor will mehr, als nur hin und wieder den Gottesdienst musikalisch zu umrahmen."

Keine rosigen Aussichten für die Kirchenmusik in der evangelischen Gemeinde am Dornbusch. Trotzdem bemüht man sich, das Beste daraus machen. So ist die Musik für Pfarrer Joachim Grein auch alles andere als nur eine lästige Pflicht: "Es ist ein Stück Kultur, das wir in unserem Stadtteil dringend brauchen." *bai

Neue Serie von Blake Edwards

HOLLYWOOD. Blake Edwards, der amerikanische Komödienregisseur, der mit seinen "Rosaroten-Panther"-Filmen eine der erfolgreichsten Serien der Filmgeschichte drehte, wird einen neuen Anlauf zu einer Fortsetzung machen. Für Peter Sellers, dem die Rolle des Detektivs auf den Leib geschrieben war, wird Roberto Benigni - als "Sohn" des Detektivs - verpflichtet werden. "Ich wollte zuerst Gérard Depardieu für die Rolle", erklärte Edwards, "weil er so ganz anders aussieht und einen solchen wundervollen Sinn für die Komödie hat." Aber der Italiener Benigni (weltberühmt seit "Down by Law") sei ein "physischer Clown, der eine fast surreale Sicht der Komödie besitzt. Das bringt etwas ganz anderes in den Charakter Clouseaus". fr

Elisabeth Taylor filmt wieder HOLLYWOOD. Elisabeth Taylor, die jüngst durch die letzte ihrer Hochzeiten und als Sponsorin der US-Aids-Hilfe von sich reden machte, wird demnächst in einem Thriller wieder auf der Leinwand erscheinen. "Faithfull" wird die Geschichte einer Hochzeit und eines Mordes heißen; ihr Gegenspieler ist Chazz Palminteri, der auch das Drehbuch nach seinem Theaterstück schrieb. Gleichzeitig wird Palminteri als Drehbuchautor und Darsteller für den ersten Film in Erscheinung treten, den Robert de Niro dreht. fr

Neuer Sart von "Cotton Club" HOLLYWOOD. Francis Ford Coppelas 47-Millionen-Dollar-Reinfall mit dem 1984 gedrehten "Cotton Club" soll durch einen Neustart wettgemacht werden. Der Film wird aus dem mehrstündigen Restmaterial um eine Stunde ergänzt werden, um die Entwicklung der Hauptcharaktere deutlicher hervortreten zu lassen. fr

"Orlando" wird verfilmt HOLLYWOOD. Virginia Woolfs gerade neu besetzter Roman "Orlando" wird in einer europäischen Coproduktion auf die Leinwand kommen. Die Geschichte eines Elisabethaners, der quer durch die Jahrhunderte wandert und sich dabei in eine Frau verwandelt, endet in dem Film von Sally Potter in unserer Gegenwart. Die britische Regisseurin und Drehbuchautorin drehte in Richmond (England), St. Petersburg und in Usbekistan. Zu ihrer Crew gehören die niederländischen Designer Ben Van Os und Jan Roelfs, die für Peter Greenaway zuletzt in "Prosperos Books" und die Kostümbildnerin Sandy Powell, die für Derek Jarmans "Edward II" gearbeitet haben. Es hat sieben Jahre gedauert, bis der englische Produzent den Stoff nun verfilmen konnte: mit Tilda Swinton ("Edward II") in der weiblichen Hauptrolle. fr

• 9. bis 12. September: "Ranger" in Schutzgebieten - Ehrenamt oder staatliche Aufgabe?, 12. Internationaler Wattenmeertag in der Stadthalle Wilhelmshaven. Veranstalter: Umweltstiftung WWF Deutschland mit Norddeutscher Naturschutzakademie, Föderation der Natur- und Nationalparke Europas, Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer. Gebühr: 60 Mark (30 Mark für Studenten). Auskunft: Tel. 04 21/65 84 60 oder 0 51 99/3 18

• 9. bis 13. September: Solar Mobil '92, Internationaler Langstreckenwettbewerb Kassel - Berlin. Veranstalter: Verein zur Förderung der Solarenergie in Verkehr und Sport mit Stiftung Warentest. Informationen: Tel. 0 30/6 93 88 34

• 16. und 17. September: Recycling - Von der Praxis für die Praxis, 2. Internationaler Umweltkongreß in Darmstadt, Posttechnisches Zentralamt. Veranstalter: Dr. Jürgen Schneider Stiftung. Gebühr: 950 Mark (199 Mark für Studenten). Anmeldung: Tel. 0 61 51/42 52 72

•16. bis 18. September: Umwelt Forum Offenbach, Symposium mit Fachausstellung. Thema: Altlasten, Deponietechnik, Kompostierung. Veranstalter: Umweltinstitut und Messe Offenbach. Gebühr: 1250 Mark (+14 % Mwst.). Anmeldung: Tel. 0 69/8 00 14 24

• 18. bis 22. September: Deutscher Umwelttag '92. Ökopolis - Die Stadt der Zukunft, Forum und Messe in Frankfurt. Informationen: Geschäftsstelle Deutscher Umwelttag, Tel. 0 69/79 58 11 oder CONPLAN GmbH, Tel. 0 69/5 97 02 11

• 22. und 23. September: Wärmenutzung - Chancen und Risiken durch Wärmenutzungsverordnung und CO2-Minderungsziele, Tagung in Mannheim. Veranstalter: Verein Deutscher Ingenieure. Anmeldung: Tel 02 11/62 14 245/-451/-329. Ort: Kongreßzentrum Rosengarten, Mannheim

• 22. und 23. September: Energiekosten senken, Lehrgang in Ostfildern. Veranstalter: Technische Akademie Esslingen. Ort: TAE-Weiterbildungszentrum in Ostfildern. Gebühr: 567 Mark. Anmeldung: Tel. 0711/34 008 -23, -24, -25.

• 22. und 23. September: Rechte und Pflichten des Betriebsbeauftragten für Abfall, Lehrgang in Langebrück. Veranstalter: Technische Akademie Esslingen. Gebühr: 500 Mark. Anmeldung: Tel. 0711/34 008 -23, -24, -25.

• 24. und 25. September: Umweltschutz ohne Grenzen, Fachtagung in Berlin über das EG-Verpackungsregelmentarium. Veranstalter: Institut für ökologisches Recycling, Tel. 0 30/2 61 61 86

• 24. und 25. September: Sammlung und Transport von Sonderabfall, Seminar in Köln zum Thema: Das Kennenlernen der Vorschriften im Abfallrecht, Abfall- und Gefahrenguttransport mit Praxisbeispielen. Ort: TÜV-Akademie Rheinland, Taubenholzweg, Köln-Poll. Gebühren: 695 bis 750 Mark plus MwSt. Anmeldung: Tel. 02 21/8 06-30 55/73/79

Terminkalender erstellt in Zusammenarbeit mit den

"Ökologischen Briefen", Frankfurt/Main.

Am Sabbat wird nicht Fußball gespielt Makkabi pflegt jüdische Kultur und Freundschaft zu nicht-jüdischen Mitgliedern

FRANKFURT-NORD. Ein Foul. Ein ganz normaler Zusammenprall - wie er beim Fußball eben passiert. Doch dann: "Saujude", schimpft der Gefoulte. Ein Wort gibt das andere. "Dich haben sie wohl damals vergessen." Fäuste fliegen.

"Daß wir uns wegen so etwas geprügelt haben auf dem Platz, das ist schon ein paar Jahre her", erinnert sich Harry Schnabel, Vorsitzender der Fußballabteilung des jüdischen Klubs Turn- und Sportverein Makkabi. Mittlerweile sei man solche antisemitischen Beschimpfungen der Gegner gewohnt - gewöhnen könne er sich daran jedoch niemals.

Aber eines stimmt ihn hoffnungsvoll: Viel mehr als die jüdischen Spieler zeigten sich nicht-jüdische Spieler "in unserer Mannschaft von so etwas betroffen". In ihrer Zeit, die sie bei Makkabi verbringen, lernten sie hautnah, was Antisemitismus bedeute.

TuS Makkabi - der Name geht auf den biblischen Stamm der Maccabäer zurück. Ahnherr Yehuda Maccabi galt als Held; die Stammesmitglieder waren berühmt als Kämpfer und für ihre Ausdauer bekannt. In Erinnerung daran wurde 1898 die Makkabi-Weltbewegung als jüdische Turnerschaft ins Leben gerufen. Der 1923 gegründete Weltverband richtet seit 1932 Makkabiaden, eine jüdische Olympiade mit Tausenden von Teilnehmern, aus. In Frankfurt entstand die Makkabi- Ortsvereinigung 1913. Nach der Machtübernahme der Nazis wurde sie 1933 verboten und erst 1965 wiedergegründet.

Makkabi heute: ein Verein, der das Zusammenleben von jüdischen und nicht-jüdischen Mitgliedern pflegt, der bei seinen nicht-jüdischen Mitgliedern um Verständnis für jüdische Positionen wirbt, die den Außenstehenden oft unverständlich bleiben. Auch bei den jährlichen Reisen nach Israel wird den Kikkern die jüdische Kultur nähergebracht.

Der Klub ist aber gerade für die jüdischen Sportler Frankfurts eine Heimat, in dem sie Bräuche und Traditionen (koscheres Essen, am arbeitsfreien Sabbat wird nicht gespielt) wahren können.

TuS Makkabi ist kein "millionenschwerer Verein", wie Harry Schnabel ironisch lächelnd anderslautenden Gerüchten entgegentritt: Dort hätten zwar früher bekannte Fußballgrößen wie Istvan Sztani, Friedel Lutz oder Holger Obermann als Trainer gearbeitet, doch mittlerweile sind die finanziellen Möglichkeiten begrenzt. Vielleicht sind die Fußballer deshalb nach nur einem Jahr in der Bezirksliga wieder abgestiegen.

"Unsere Spielerdecke war dünn", blickte der Vorsitzende auf die abgelaufene Punktrunde zurück, gerade mal 16 Mann standen im Kader. Damit ließ sich zwar in der Hinrunde ein für den Aufsteiger respektabler achter Platz erzielen, doch als in den Rückrundenspielen die Kräfte schwanden, der Mißerfolg eine Eigendynamik entwickelte, konnte sich die Mannschaft unter Trainer Jerzy Potz nicht mehr aufrappeln. Und als dann noch der ehemalige Eintracht-Eishockeyspieler sechs Wochen vor dem letzten Spieltag das sinkende Schiff verließ, war der Weg in die Kreisklasse fast unvermeidlich: 24:44 Punkte und 48:69 Tore standen am Ende auf dem Konto.

Jetzt gibt es einen deutlichen Umbruch. Mindestens acht Kicker verlassen den Verein. Da nur wenige erfahrene Spieler zum Kader hinzustoßen, muß der Nachwuchs ran. Viel Arbeit bedeutet das für den neuen Trainer Christoph Jochems. Die Vorgabe für ihn: während der nächsten zwei Jahre eine Mannschaft zu formen, die dann den Aufstieg schafft.

"Keine leichte Aufgabe", meint auch Schnabel. Die Fußballabteilung stehe nicht mehr wie früher bei der Vereins-Neugründung im Mittelpunkt. Sie umfasse zwar ein Fünftel der etwa 500 Mitglieder, doch tummeln sich beispielsweise in der Tennisabteilung nur vier Jahre nach deren Eröffnung schon 300 Racket-Schwinger.

Trotz des eher rückläufigen Interesses kann Makkabi in allen Altersklassen von F- bis A-Jugend jeweils eine Mannschaft zum Spielbetrieb melden, obwohl es einen Bruch gab nach dem Umzug vom Sportgelände Am Dachsberg - das dortige Grundstück der Jüdischen Gemeinde mußte einer Autobahn weichen - zur Bertramswiese am Dornbusch Anfang der 80er Jahre.

Erfreulich aber findet Schnabel, daß die Vorurteile in der Bevölkerung gegen den jüdischen Verein abgenommen haben. "Von unseren Mitglieder ist heute ein ganzes Drittel nicht-jüdisch." ask

Wasser, ein besonderer Stoff Das Frankfurter Institut für sozial-ökologische

Forschung besteht mittlerweile seit drei Jahren

"Soziale und ökologische Zusammenhänge sind oft so verflochten, daß die Probleme manchmal unlösbar erscheinen", sagt Professor Egon Bekker, Mitarbeiter des Frankfurter Instituts für sozial-ökologische Forschung. Sein Institut habe sich deshalb für eine fachübergreifende Zusammenarbeit entschieden.

1989 gegründet ist das ISOE, das acht Natur- und Sozialwissenschaftler beschäftigt und interdisziplinär arbeitet, das einzige Forschungsinstitut dieser Art in Deutschland. Ausgangspunkt für die neuartige Konzeption sozial-ökologischer Forschung bildet, nach Angaben der Wissenschaftler, die Erkenntnis, daß sich die gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen durch die ökologische Krise weder allein mit naturwissenschaftlich-technischen noch mit sozialwissenschaftlichen Mitteln bewältigen ließen. Eine solche interdisziplinäre Zusammenarbeit sei aufgrund "von engen Fachinteressen, disziplingebundener Karrieremuster, Überlastungen durch einen Ausbildungsbetrieb" innerhalb anderer Forschungsstätten nur sehr begrenzt möglich.

Angefangen hatte alles mit einem Gutachten einer Forschungsgruppe für die hessische Landesregierung 1986/87 zu "Stand und Perspektiven einer sozial-ökologischen Forschung in Hessen". Die Wissenschaftler gründeten 1989 das Institut, das damals nach Angaben des Geschäftsführers Thomas Jahn auf wenig mehr aufbauen konnte, als auf einem "intellektuellen Startkapital".

Doch nach zwei Jahren sei es gelungen, die Forschungsarbeit auf eine solide Finanzierung zu stellen. 1991 standen dem Institut rund 620 000 Mark an Einnahmen zur Verfügung, darunter etwa 420 000 Mark aus Projektaufträgen und ein Zuschuß der Stadt Frankfurt über 100 000 Mark. In diesem Jahr sei eine institutionelle Förderung durch das Land Hessen hinzugekommen.

Studien des Instituts umfassen vier Forschungsbereiche: "Wissenschaft", "Alltagsökologie und Stoffströme" sowie "Ökologie, Entwicklung und Demokratie" und "Wasser", letzteres bildet derzeit den Forschungsschwerpunkt. Angebote des ISOE reichen von größeren wissenschaftlichen Gutachten, beispielsweise für die Umweltorganisation "Greenpeace" oder das Niedersächsische Umweltministerium, über Fachgespräche und Expertenrunden bis hin zu individuellen Hinweisen auf konkrete Lösungsmöglichkeiten oder weitere Informationsquellen.

Bei Untersuchungen zum Thema "Wasser" hat sich das Frankfurter Institut verstärkt mit der Lage in den neuen Bundesländern befaßt, vor allem in den Städten Rostock, Berlin und der Region Halle-Leipzig. Nach Ansicht der Wasserfachleute sind dort zum einen die Gefährdungen, insbesondere der Trinkwasserversorgung eklatant, zum anderen scheinen ihnen dort die "Chancen für eine Wende auch der Wasserpolitik" als besonders groß. Sie warnen eindringlich davor, Leitungsnetze und Wasserwerke in der Ex-DDR lediglich im Sinne einer "nachholenden technischen Modernisierung" zu erneuern. Mit solchen Maßnahmen werde lediglich eine Behandlung der Symptome betrieben und die eigentliche Problemlösung aufgeschoben.

Der Wasserexperte Thomas Kluge berichtete von seiner Arbeit in Rostock, wo die Stadt Grundwasser aus der Ferne herbeileiten wolle, um die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung garantieren zu können. Als Wasserquelle soll nach Plänen der Stadt das Gebiet der Mecklenburger Seenplatte dienen. Das ISOE schätzt zur Zeit die ökologischen Folgen der geplanten Fernwasserversorgung. Die Wissenschaftler haben als Alternativlösung vorgeschlagen, den Fluß Warnow, aus dem sich Rostock versorgt, zu sanieren. GEMMA PÖRZGEN

Frauen-Union feiert ihr zehnjähriges Bestehen

HATTERSHEIM. Ein "Highlight" nennt die Frauen-Union ihre Modenschau, mit der das Jubeljahr zum zehnjährigen Bestehen eingeläutet wurde. Bei allen künftigen Terminen steht dann der politische Alltag, aber auch Geselligkeit auf dem Programm - so beim nächsten Stammtisch am Dienstag, 25. August, um 20 Uhr im "Goldenen Anker" in Okriftel.

Anne Kemper gründete die Frauen- Union (FU) vor zehn Jahren. Bis zu ihrem Wegzug 1986 führte sie die CDU- Tochter, dann übernahm Ursula Worms den Vorsitz und wurde 1991 von Gisela Mayer abgelöst.

Ihren Geburtstag beging die FU mit der Modenschau und etlichen Stammtischen. Folgen soll am 5. September eine Familien-Radtour, am 19. September ein großer Hessenabend sowie ein Kegelturnier Mitte November. kkü

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Marionetten-Spiele Von Bernhard O. Prattler

Spiele sind Tätigkeiten, die ausschließlich zum Vergnügen ausgeübt werden, heißt es im Lexikon. Für Olympische Spiele gilt das allerdings mit gewissen Einschränkungen. Nicht allein zum Vergnügen finden sie statt, sondern auch zum Ruhme des Sports.

Gleichwohl sind sie natürlich echte Spiele, bei denen die Teilnahme wichtiger ist als der Sieg. Nur die Sponsoren weigern sich, Teilnehmern mehr zu zahlen als Goldmedaillengewinnern. Bei manchen Spielen ist nun mal auch ein bißchen Geld im Spiel.

Wir verstehen daher gut, daß H. S. in Barcelona mitspielen möchte, und zwar in seinem Lieblingsspiel, dem Langlauf. Drücken wir dem verspielten Mann also die Daumen! Hoffen wir, daß es ihm besser geht als seinem Freund Andreas, dem Fußballer. Der erfuhr, als er nach seiner Meniskusoperation aus der Narkose erwachte, aus der Zeitung, daß sein Verein mit ihm Monopoly gespielt und ihn an einen Club in Anatolien verkauft hatte.

H. S. hat allerdings wesentlich bessere Karten. In Barcelona muß er nur den Endlauf gewinnen und den Weltrekord ein bißchen verbessern, dann kann er die Rennschuhe an den Nagel hängen und in Zukunft nur noch sein Geld spielen lassen.

Sollten sich aber zwei, fünf oder gar acht Spielkameraden, und sei es um Brustbreite, vor ihm durchs Ziel drängeln, dann wird H. S. bei seinem Sponsor wahrscheinlich nicht mehr die erste Geige spielen. Es ist sogar ziemlich sicher, daß er dann gar keine Geige mehr spielen, sondern allenfalls noch die Konzertkarten abreißen wird.

Was will man machen? So streng sind sie eben heutzutage, die Spielregeln.

Gedanken über die Möglichkeiten der neuen Spanischen Küche unter dem Einfluß teutonischer spanophil gestimmter Campingfreunde.

Die Autoren dieser Seite

KLAUS HERDING, Professor für Kunst-

geschichte an der Universität Hamburg.

CHRISTOPH MARX, Historiker, lebt in Freiburg.

HEINZ SCHLAFFER, Professor für Literatur-

wissenschaft an der Universität Stuttgart.

RÜDIGER ZILL, freier Autor, lebt in Berlin.

BÜCHER VON HEUTE 12

Den Frauen mit Beratung die Angst nehmen Ein Büro für Umwelt- und Gesundheitsfragen ist in Hoechst geplant / Noch fehlt das Geld

WESTLICHE STADTTEILE. Mit ihren Sorgen wegen verschmutzter Luft und belasteter Lebensmittel sollen Frauen nicht mehr länger alleine gelassen werden. Das Frauenreferat plant für die westlichen Stadtteile eine Beratungsstelle für Gesundheits- und Umweltfragen. Anfang 1993, so die Leiterin des Frauenreferates, Renate Krauß-Pötz, könnte das Büro die Arbeit in Höchst aufnehmen - wenn bald Geld dafür fließt. Zuschüsse für das Modellprojekt sind beim Umwelt- und Gesundheitsministerium sowie bei Stiftungen bereits beantragt.

Hintergrund des Projektes ist eine Studie zum Thema "Umweltbelastungen und Gesundheitskompetenz der Frauen", die das Frauenreferat im Sommer 1991 für die westlichen Stadtteile in Auftrag gegeben hatte. Irmgard Schultz, Kulturwissenschaftlerin vom "Frankfurter Institut für sozial-ökologische Forschung", führte mit 15 Frauen "qualifizierte Interviews" und verschickte 200 Fragebögen. Zielgruppe waren vorwiegend Mütter zwischen 20 und 30 Jahren, deren "Umwelt- und Gesundheitskompetenz als Teil der unbezahlten Hausarbeit anfällt. Ihre Problemsicht, ihre gesundheitspolitischen Bedürfnisse und Vorschläge sollten ermittelt werden", erklärt Renate Krauß-Pötz. Denn vor allem junge Mütter nähmen die Gesundheitsverantwortung wahr. Sie entscheiden, welche Lebensmittel daheim auf den Tisch kommen, haben es beim Einkauf mit dioxinverseuchter Milch, und cadmiumbelastetem Salat zu tun. "Gesellschaftlich verursachte Probleme", so die Leiterin des Frankfurter Frauenreferates, "müssen die jungen Mütter zu Hause individuell lösen."

Insgesamt, das hat die Studie gezeigt, werden die Frauen in den westlichen Vorträge sind vorgesehen Stadtteilen dabei wenig unterstützt. Die Folge sind Angst vor Asthmaerkrankungen und Krebs zum Beispiel, heißt es in der Studie. Lediglich 30 Prozent der Befragten fühlten sich ausreichend über Gesundheitsgefährdungen in den westlichen Stadtteilen informiert.

Die jungen Mütter glauben, daß diese Gefahren vor allem von der Hoechst AG - im Westen größter industrieller Emittent - und vom Straßenverkehr ausgehen. Eine von vier Empfehlungen, die Irmgard Schultz am Ende ihrer Studie ausspricht, ist die Einrichtung der Beratungsstelle für Gesundheits- und Umweltfragen. Das Frauenreferat möchte dieses Büro in Höchst eröffnen. Eingestellt werden sollen zwei Berater - je eine mit besonderer Qualifikation für die Bereiche Gesundheit und Umwelt.

Laut Renate Krauß-Pötz könnten zum Beispiel Vorträge in Schulen, Kirchengemeinden oder Vereinen zu ihrer Arbeit zählen. Rat könnte sich auch holen, wer wissen will, mit welchen Emissionen die Luft wie hoch belastet ist und wie man sich mit seinen Kindern deshalb verhalten soll. Die Beratungsstelle solle zudem die bereits bestehenden Umwelt- und Gesundheitsinitiativen vernetzen. Weil die Stadt für das Projekt kein Geld flüssig machen kann, sind nach Angaben von Renate Krauß-Pötz Zuschüsse beim Umwelt- und Gesundheitsministerium sowie bei Stiftungen beantragt worden. Insgesamt, überschlägt die Leiterin des Frauenreferates, müssen im Jahr rund 300 000 Mark für das Büro veranschlagt werden. Die Berater sollen von einer Sekretärin unterstützt werden. tos

BERICHTE 5

Durch die Brille der Selbstwahrnehmung Im Umgang mit dem Fremden spiegelt sich das eigene Gesellschaftsbild

Die Wiederbelebung des Nationalismus, die "Neuentdeckung" der Fremden vor der eigenen Haustür, irrationale Ausbrüche von Fremdenfeindlichkeit verleihen einer wissenschaftlichen Beschäftigung mit Fremdenbildern großen Aktualitätsbezug.

Jede Gesellschaft ist ethnozentrisch und hat ihre eigenen Bilder von den Fremden. Diese gestalten sich freilich äußerst unterschiedlich und sind vom inneren Zustand der Gesellschaft abhängig. In der Regel wird der Fremde durch die Brille der Selbstwahrnehmung gesehen: alle Fremden oder bestimmte Gruppen werden zum Gegenstück des Selbstbildes.

Die Komplexität des Problems läßt sich anhand der Folgen aufzeigen, die die unterschiedlichen Formen der Wahrnehmung des Fremden haben. Dem Kriterium der Perfektibilität kommt dabei eine zentrale Bedeutung zu. Wird dem Fremden Entwicklungsfähigkeit zuerkannt, das Potential zur Veränderung, so wird der Kontakt mit der Hoffnung verbunden sein, die Fremden ließen sich entwickeln, etwa im Sinn der Christianisierung oder Zivilisierung. In dieser Haltung offenbart sich ein Menschenbild, das von der grundsätzlichen Gleichheit der Menschen ausgeht.

Im Gegensatz dazu stehen die Fremdenbilder, die in den Fremden entwicklungsunfähige Kreaturen sehen, deren Kultur mit der eigenen nicht vergleichbar ist, weil die Fremden selbst keine wirklichen Menschen sind. Hier zielt das Bild vom Fremden auf die Menschen selbst, weniger auf ihre Kultur, wenn diese auch der Ausgangspunkt ist.

Nach dem Kriterium der Perfektibilität lassen sich die Umgangsformen mit dem Fremden in zwei Gruppen einteilen. Toleranz, Integration und Assimilation setzen einen Perfektibilitätsglauben voraus; Segregation und Extermination schließen ihn aus. Toleranz, Integration und Assimilation haben zumindest gemeinsam, daß die Fremden Menschen sind, mit denen zusammenzuleben sich lohnt, auch wenn die Bereitschaft, von ihrer Kultur zu lernen, sich in höchst unterschiedlichem Maß äußert. Für Segregation und Extermination sind Apartheid und Holocaust die entsprechenden Schlagworte aus der jüngeren Geschichte: das eine ist "nur" gewaltsame physische Trennung von den Fremden, das andere deren Vernichtung.

Andererseits können selbst Umgangsformen, die die Entwicklungsfähigkeit der Fremden an sich bejahen, zur Vernichtung führen, zwar nicht der Menschen, wohl aber ihrer Kultur. Von daher ergibt sich die Unterscheidung zweier Formen von Vernichtung: Genozid und Ethnozid. Ersteres ist die physische Vernichtung der fremden Völker, letzteres die Vernichtung ihrer Kultur, wobei die Menschen selbst im Sinn der Sieger kulturell heraufgehoben werden - eine beliebte Umgangsform mit Minderheiten in "Nationalstaaten".

In weltgeschichtlicher Perspektive scheint absichtliche Vernichtung freilich eher die Ausnahme als die Regel gewesen zu sein, auch wenn sich diese Ausnahmen gerade im 20. Jahrhundert häufen. Selbst Assimilation kann unter veränderten Bedingungen in Segregation oder Extermination umschlagen, wie die jüngere deutsche Geschichte gezeigt hat.

Auch das Bestehenlassen des Fremden wirkt sich je nach dem Glauben an dessen Entwicklungsfähigkeit unterschiedlich aus. Toleranz will das Fremde bewahren, um von ihm zu lernen, um mit ihm zu kommunizieren, um es zu verstehen. Dagegen schiebt der Segregationismus das Fremde von sich weg. Es wird als nicht entwicklungsfähig und als so andersartig empfunden, daß ein Zusammenleben nicht vorstellbar erscheint. Die Umgangsformen resultieren demnach aus der Wahrnehmung des Fremden, aus dessen Einordnung in Selbstverständnis und Bild der Welt.

In der Forschung wurde die Wahrnehmung des und der Umgang mit dem Fremden bislang überwiegend im Rahmen von Einzelstudien erörtert, seltener jedoch in einer welthistorischen, vergleichenden Perspektive. Dazu lieferte ein vom Breuninger-Kolleg vor kurzem veranstaltete Tagung einen wegweisenden Beitrag. Sie versuchte, sich vor allem der Wahrnehmungsebene beim Thema "Umgang mit dem Fremden" interdisziplinär anzunähern, indem nicht nur Geisteswissenschaftler unterschiedlicher Fachrichtungen, sondern auch Beiträge aus Verhaltensforschung und Psychologie vorgelegt wurden. Es ging dabei in erster Linie um Formen der Wahrnehmung des Fremden, weniger um den oben beschriebenen Umgang im Sinn aktiven Handelns. Der Ethologe Wolfgang Wickler (Starnberg) konnte aus dem Bereich der Verhaltensforschung zeigen, wie sich die Reaktion auf Fremdes in der Tier- und, soweit nicht kulturell vermittelt, in der Menschenwelt vollzieht. Wenn die Umwelt nicht mehr voraussagbar ist, tritt eine Verunsicherung ein. Lebewesen leben in einer ihnen bekannten Umwelt streßfreier, sie streben deshalb danach, in der bekannten Umgebung zu bleiben. Die Bindung an das Vertraute ist darum auf lebensökonomische Ursachen zurückzuführen. Natürlich lassen sich diese Erkenntnisse nur bedingt auf Gesellschaften übertragen, da im Fall des Menschen die Kultur als vermittelndes Moment hinzutritt und die Reaktionen auf Fremdes entsprechend modifiziert sind. Dazu kommen noch situations- und interessenabhängige Bedingtheiten der Fremdenbilder, die sich verändern können, je nachdem, ob der Fremde als Handelspartner, als Bedrohung, als Ausbeutungsobjekt oder "nur" als Merkwürdigkeit angesehen wird.

Die grundlegende Voraussetzung für das Verständnis von Fremdbildern ist die Kenntnis des Bildes der "Wir-Gruppe" von sich selbst. Schließlich dient häufig die Verfremdung des Fremden der schärferen Konturierung der Identität einer Gruppe, wie es sich etwa im Zeitalter des Nationalismus leicht zeigen läßt, der sich in der Regel gegen eine reale oder imaginierte Fremdgruppe absetzt - sei es innerhalb der eigenen Gesellschaft, indem etwa eine Aristokratie als fremd ausgegeben wird, oder gegenüber der Außenwelt, indem ein benachbartes Volk in seiner Kultur verfremdet wird. In der Regel entfernen sich beide Bilder, das von der eigenen wie das von der fremden Gruppe, gleichermaßen von der Wirklichkeit.

Das Referat des Archäologen Paul Zanker (Universität München) machte deutlich, daß dies nicht erst für das Zeitalter des Nationalismus gilt, sondern schon für die Antike. Die Bedeutung der Identität der "Wir-Gruppe" trat hervor in der Unterschiedlichkeit der Darstellungen von Fremden bei Griechen und Römern. Anhand bildlicher Darstellungen läßt sich zeigen, daß die Griechen ihren Ethnozentrismus darin ausdrückten, daß freie Griechen sich durch schöne Körper und elegante Bewegungen auszeichneten, während Sklaven und Barbaren ungestalt aussahen und sich unbeholfen bewegten. Dahinter verbarg sich möglicherweise ein ursprünglich aristokratisches Selbstverständnis, das sich mit dem Aufkommen der Demokratie auf alle Bürger ausdehnte.

Bei den Römern der Kaiserzeit bestimmte sich die Identität dagegen nach territorial-politischen Kriterien; ethnische Besonderheiten wie Haartracht und Kleidung blieben untergeordnet. Entscheidend war, ob die Barbaren innerhalb der Reichsgrenzen siedelten oder außerhalb lebten. Im einen Fall waren sie als dem Reich zugehörig Teil eines sich als multiethnisch empfindenden Imperiums, im anderen Fall waren sie Feinde.

Ein imperiales Selbstverständnis war ebenfalls der Ausgang für das Bild der Fremden in China. Die Sinologin Gudula Linck (Universität Kiel) ging in ihrem Referat darauf ein, wie funktional die Fremdenbilder der Chinesen waren, was sie starken Wandlungen unterwarf. Die literarische Elite des Reiches der Mitte pflegte einen kulturellen Ethnozentrismus, der genaue Beobachtung und wertfreie, ethnographische Beschreibung durchaus nicht ausschließen mußte. Daneben bestand aber noch die Vorstellung von tierähnlichen Wesen an den Rändern der Welt, wobei verstärkte Kommunikation in der Regel zu einer Entmythologisierung der Fremden führte.

Von solchen Umgangs- und Wahrnehmungsformen unterscheidet sich der Westen in einem entscheidenden Punkt. Der Historiker Wolfgang Reinhard (Universität Freiburg) zeigte, daß Europa eine zwiefache Form der Arroganz gegenüber Fremden aufwies: einerseits die Arroganz des Glaubens gegenüber den Heiden, daneben aber noch die Arroganz des Wissens - ein kultureller Ethnozentrismus, der die Antike zum Maßstab der Kultur schlechthin erhob. Beide Arten der Arroganz traten in der Regel gemeinsam auf und ergänzten, ja verstärkten sich gegenseitig. Reinhard zeigte, das Kritiker des europäischen Vorgehens gegenüber den Völkern Amerikas in der frühen Neuzeit, wie Las Casas, nur dann wirkungsvoll sein konnten, wenn sie die eine Arroganz gegen die andere ausspielten. Die Indianer gerieten ihnen zu antikisierten Gestalten, weil sie nur so zeigen konnten, daß es sich durchaus um Kulturvölker handle, denen eben nur die Segnung des Christentums bislang gefehlt habe.

Die Untersuchung von Wahrnehmungsformen des Fremden erweist sich demnach als ein außerordentlich komplexes Unterfangen. Ihrer Multidimensionalität läßt sich nur durch einen Ansatz gerecht werden, der sich dem Thema sowohl von der Ebene der Einzelstudie als auch vergleichend und interdisziplinär annähert. Aus dem Selbstverständnis einer Gesellschaft resultiert ihre Wahrnehmung des Fremden und daraus ergibt sich wiederum ihr handelnder Umgang damit. Für die Erforschung und Beurteilung des Umgangs mit dem Fremden ist es deshalb unabdingbar, die Selbst- und Fremdenbilder von "Wir"-Gruppen zu thematisieren und zu problematisieren. Nur so kann die wissenschaftliche Beschäftigung der Gefahr entgehen, ihrerseits die eigenen Wertmaßstäbe auf das Fremde zu übertragen. CHRISTOPH MARX

Sein Holz ist gut für Schiffe, Zahnräder und Billardstöcke / Der Saft seiner Früchte gehört zum Apfelwein Kaum einer kennt ihn, (fast) jeder trinkt ihn Der Speierling ist auch im Taunus zur Rarität geworden Von Norbert Glaser

HOCHTAUNUSKREIS. Auch wenn es Gegenden geben soll, wo man aus ihnen Obstwein oder Konfitüre macht - wer aus Unkenntnis in die kleinen, birnen- bis apfelähnlichen Früchte beißt, spuckt den Happen meist ganz schnell wieder aus. Wundern muß das nicht. Möglicherweise hat der "sorbus domestica" ja daher seinen umgangssprachlichen Namen: Speierling.

Doch die Chancen sind heutzutage ohnehin nicht groß, versehentlich in einen "Speierlingsapfel" zu beißen. Die wenigsten Menschen bekommen die Früchte zu Gesicht. Und das nicht nur, weil sie zumeist im flüssigen Zustand genutzt werden, sondern auch, weil Speierlingsbäume ausgesprochen selten in unserer Landschaft geworden sind.

Wie andere einst weit verbreitete Tiere und Pflanzen steht der Speierling heute auf der "Roten Liste" der vom Aussterben bedrohten Arten. Bundesweit wird seine Zahl auf 3500 bis 4500 geschätzt, mit Schwerpunkten in Hessen, der Pfalz, im Fränkischen und am Neckar. Das Verzeichnis der Naturdenkmale im Hochtaunuskreis nennt sechs Speierlinge. Alle so um die 80 Jahre alt. "Drei weitere kommen demnächst hinzu", sagt Jürgen Horbach, der zuständige Mann im Landratsamt.

Wie viele insgesamt im Kreis wachsen oder früher hier wuchsen? Da muß auch Horbach passen. "Wir haben den Speierling nie vollständig erfaßt."

In der Flur ist der Speierling schon von weitem zu erkennen: Mit Höhen bis zu 30 Meter überragt er alle anderen Obstbäume. Ein weiteres wichtiges Indiz ist sein dichtes Blätterkleid. Lange galt er deshalb nicht nur als einer der ältesten, sondern auch der markantesten Kulturbäume unserer Region.

Daß er gehegt und gepflegt wurde, hatte freilich andere Gründe: Bereits im Mittelalter wurde der sehr bitter schmeckende Saft bei Magen- und Darmerkrankungen verabreicht. Vor allem aber nutzte man ihn, um zu einer Zeit, wo es Zucker nicht gab, Marmeladen und Gelees haltbar zu machen. Nicht nur im Frankfurter Raum wurden die vollreifen Früchte - für den Apfelwein werden sie unreif geerntet - aber auch als Obst gerne gegessen.

Weit verbreitet war der Baum, der nach der letzten Eiszeit aus mediterranen Gefilden bei uns einwanderte, auch wegen seines Holzes. Weil es Fett und Öl aufsaugt und dadurch elastisch, zäh und stark belastbar wird, nahm man es häufig für Zahnräder. Aber auch als Bugholz für Schiffe, als Achsen, Ackergerät, Gewindespindeln und Flaschenzug-Rollen tat es seinen Dienst. Geblieben sind von den zahllosen Verwendungsmöglichkeiten weniger als zehn: Billardstöcke, Dudelsackpfeifen, Kunsttischlerei . . .

Auch deshalb ist die wirtschaftliche Bedeutung des Baumes in den vergangenen Jahrzehnten immer geringer gewor- Bäume im Taunus den. Damit schwand auch das Interesse am Speierling. Vielerorts ist der Baum inzwischen nicht mehr anzutreffen. Und dort, wo er noch vorkommt, sind die Bestände völlig überaltert.

Mit dazu beigetragen hat, daß sich der Baum nur schwer natürlich verjüngt. Aber auch, wenn der Mensch nachhilft, vergehen 20 Jahre, bis er die ersten Früchte trägt. Wie Kirschen hängen sie an den Ästen. Sie mühsam zu pflücken, erschien vielen in der Vergangenheit zu beschwerlich. Auch das ein Grund, warum kaum noch neue Speierlingsbäume gepflanzt wurden. Erst in jüngster Zeit hat sich die Tendenz etwas umgekehrt. Nicht zuletzt dank des Engagements der hessischen Apfelwein-Keltereien.

Denn von den bis zu zehn Doppelzentner Speierlingsäpfel, die pro Baum geerntet werden, geht in der Bundesrepublik der größte Teil zu den südhessischen Obstkeltereien - um das "Stöffche" damit anzureichern: Der Saft klärt den Apfelwein, verfeinert seinen Geschmack und verleiht ihm durch den hohen Anteil an Gerbsäure eine größere Haltbarkeit. Letzteres war früher nicht ganz unwichtig. Heute hilft oftmals die Chemie nach.

In den vergangenen Jahren hatten die Apfelweinkeltereien darüber geklagt, daß das begehrte Obst so rar und teuer geworden ist. Die Folge: Der Zusatz an "sorbus domestica" mußte reduziert werden. Wurde früher ein bis drei Prozent Speierlingssaft zugegeben, liegt der Anteil heute zwischen einer Promille und zwei Prozent.

Kein Vergleich zu früher: Aus "Cronberg" wurde 1913 berichtet, daß dort 50 bis 60 Liter Speierlingsmost auf ein Stück ( = 1200 Liter) kamen. Damit ließ sich der Apfelwein bis zu zwei Jahre haltbar machen.

Gezielt als Apfelweinzusatz verwendet wird der Speierling erst seit dem Ende des 18. Jahrhunderts. Damals wurde dem Apfelmost bis zu 40 Prozent Speierlingssaft beigemischt. Glaubt man einem alten Sprichwort, muß es damals recht lustig zugegangen sein. Der heutige Speierling wäre wohl unter die Rubrik "Schonkost" gefallen.

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Eine Tonne für die Korken Einzigartige Umweltaktion der Heilig-Kreuz-Gemeinde

BORNHEIM. "Was mache ich eigentlich mit all den Korken, die sich nach einer Party anhäufen?" Für den umweltbewußten Menschen, der seine Flaschen zum Container bringt, gab's auf diese Frage bisher keine Antwort. Doch jetzt steht seit etwa zwei Monaten eine Korktonne im Hof der katholischen Pfarrgemeinde Heilig Kreuz (Kettelerallee 49) in Bornheim. Sie ist die einzige ihrer Art in Frankfurt.

Wolfgang Bargon und Gabriele Diekneite vom BUND Frankfurt-Ost haben die Tonne, die früher als Sammelstelle für Aluminium diente, kurzerhand umgerüstet und starteten ihre Aktion. Den Anstoß dazu hatten einige Artikel über das nordhessische Städtchen Frankenberg gebracht, in dem bereits sieben Korktonnen erfolgreich genutzt werden. Mit Informationen im Pfarrblatt der Heilig- Kreuz-Gemeinde und im persönlichen Gespräch mit den Anwohnern, machten die engagierten Frankfurter auf ihr Projekt aufmerksam.

"Zur Zeit ist nur der Boden der Tonne bedeckt, aber bis jetzt haben wir sehr positive Reaktionen erlebt", berichtet Bargon. "Eine Weile wird es wohl noch dauern, bis die Leute diese Tonne wirklich wahrnehmen und sonntags vor dem Gottesdienst ihre Korken hier abladen." Auch die Besitzer umliegender Lokale versprachen Wolfgang Bargon, die anfallenden Korken aufzubewahren.

Wenn die Tonne voll ist, werden die Korken zunächst in einer Garage gelagert. Die einzige Einrichtung in Deutschland, die den Kork wieder verarbeiten kann, ist die Schweinfurter Kork GmbH. Sie wurde vor zwei Jahren vom Arbeitsförderungszentrum in Schweinfurt gegründet und wandelt die Altkorken in umweltfreundliche Materialien um. So stellt sie Produkte wie Korkparkett und Dämmkork her, die im biologischen Hausbau verwendet werden.

Wolfgang Bargon zählt die Vorteile der Arbeit auf: "Gerade im umweltgerechten Bau wird immer mehr mit Kork gearbeitet." Der Hauptbestand der Korkeichen befinde sich im Mittelmeerraum, vorwiegend in Portugal. Die Korkrinde könne, so Bargon weiter, aber erst nach einer Zeit von 25 bis 30 Jahren abgeschält werden. Dann dauere es wiederum zehn Jahre bis zur nächsten Schälung. "Durch die Wiederverwertung der Korken können die Bäume geschont werden."

Gabriele Diekneite fügt hinzu: "Außerdem trägt das Sammeln dieses wichtigen Produktes auch zum Abbau unserer Müllberge bei." Kork erzeuge in den Müllverbrennungsanlagen giftige Gase. "Als Recyclingprodukt kann er hingegen völlig umweltfreundlich verarbeitet werden und ersetzt beispielsweise FCKW-geschäumte Materialien", betont Frau Diekneite.

Inzwischen hat sich die Schweinfurter Firma bereit erklärt, die gelagerten Korken in Frankfurt abzuholen. Die Initiatoren hoffen, daß viele sich an der Sammlung beteiligen und planen weitere Tonnen im Nordend und Westend. Auch der städtische Abfallberater will sich in Zusammenarbeit mit der Werkstatt Frankfurt an dem Projekt beteiligen und eine großflächige Sammlung einleiten. Bis es soweit ist, rufen Wolfgang Bargon und Gabriele Diekneite alle Frankfurter auf, die Aktion zu unterstützen und vielleicht auch in anderen Stadtteilen Tonnen aufzustellen. "Unser Ziel ist es, das Umweltbewußtsein der Menschen zu stärken. Viele Dinge, die wir einfach in den Müll werfen, können problemlos wiederverwertet werden." Wolfgang Bargon gibt Tips und Anregungen; Telefon 4 00 23 10 oder 45 51 64. sil

Altheim hat wieder eine Grundschule

MÜNSTER. Der Ortsteil Altheim der Gemeinde Münster, der heute rund 2600 Einwohner zählt, hat wieder eine eigene Grundschule. Pünktlich zum Schuljahresbeginn am Montag, 3. August, wird der Neubau auf dem ehemaligen Altheimer Festplatz fertiggestellt sein. Der Kreis Darmstadt-Dieburg als Schulträger hat dann rund vier Milionen Mark investiert.

Vor knapp 30 Jahren war die Altheimer Grundschule aufgelöst worden. Die Mittelpunktschule wurde damals in Klein- Umstadt gebaut, das Altheimer Schulhaus wurde zum Kindergarten. Das Dorf Altheim, im Zuge der Gebietsreform Münster zugeschlagen, entwickelte sich rasant. Die Zahl der Kinder wuchs, so daß bei den Eltern der Wunsch nach einer Grundschule erwachte. Hinzu kam, daß an der Kennedy-Schule in Münster mit 600 Schülern akuter Raummangel herrschte. Daher hielten es schließlich auch die Politiker für vernünftig, die Kinder im Dorf zu lassen und die Kennedy- Schule nicht weiter auszubauen.

Nachdem vor drei Jahren der Kindergarten ein eigenes Gebäude erhalten hat, wurde im Gustav-Schoeltzke-Haus wieder eine provisorische Grundschule eingerichtet. 1990 dann wurde mit dem Bau einer neuen, 770 Quadratmeter großen Schule in Altheim begonnen, die jetzt mit Leben erfüllt wird. sch

Viele Weiher könnten den Grundwasserspiegel heben - Vorschlag des Geologen Ernst Landschaft saugt sich voll wie ein Schwamm Einspruch von Wack: Sparen rettet den Taunus Von Jürgen Dickhaus HOCHTAUNUSKREIS. "Das hat fatale Auswirkungen für uns alle", sagt Professor Eugen Ernst. Der Geologe und Leiter des Freilichtmuseums Hessenpark sieht die Versorgung des Hochtaunus mit Wasser gefährdet. Werde dem Taunusboden wie bisher in großem Stil Grundwasser entnommen, könnten die unterirdischen Speicher ihre Funktion nicht mehr erfüllen. "Helfen könnte allein, den raschen Abfluß von Regenwasser aufzuhalten und es so lange wie möglich an der Oberfläche zu speichern." Alleiniges Ziel im Taunus war es nach Ansicht von Eugen Ernst bisher, Wasser möglichst umfassend und schnell für den Menschen nutzbar zu machen - sei es durch Grundwasserentnahme oder dadurch, daß Ackerböden entwässert und Sümpfe trockengelegt wurden. Das sei eine Umweltsünde ersten Grades. "Durch begradigte Bäche und Entwässerungsgräben fließt das Wasser sofort in die Klärwerke ab. Auf diese Weise wird es dem Grundwasser und der Vegetation entzogen", erklärt Eugen Ernst - und das bei kontinuierlich abnehmenden Niederschlagsmengen. Not tue deshalb eine längere Verweildauer des Wassers an der Oberfläche. Das käme nach Ansicht von Eugen Ernst dem Grundwasser zugute und würde sich auch positiv auf das lokale Klima auswirken: durch größere Verdunstung bei warmer Witterung und dadurch entstehende Wolken - die sich wieder abregnen und so für Feuchtigkeit sorgen würden.

Ernst plädiert dafür, viele kleine Wasserstaus in Form von Weihern anzulegen. Wo irgend möglich, müßten die Entwässerungsrohre (Drainagen) unter den landwirtschaftlich genutzten Wiesen gekappt werden; die dadurch entstehenden Versumpfungsflächen würden dann wie Schwämme in der Landschaft wirken und "vielleicht allmählich den Grundwasserspiegel heben". Wo Entwässerungsgräben angelegt wurden, müßten die ursprünglichen Bachläufe mit Ufergehölz wieder geschaffen werden, außerdem kleine Weiher wie früher die Mühlteiche.

Als "Negativbeispiel" könnte hier der Erlenbach in Friedrichsdorf dienen. Das Gewässer ist unnatürlich mit Wehren und Uferbefestigungen verbaut, Kleingärtner stehen mit ihren Anlagen dicht am Ufer. Die Folge: Die Bachauen sind fast verschwunden, das Fließwasser gräbt sich immer tiefer. Sogenannte "Bachpaten", darunter der BUND Friedrichsdorf, wollen das dreistufige Wehr entfernen und Erlen nachpflanzen, um auf diese Weise wieder eine naturgemäße Bachlandschaft zu schaffen.

Hans-Otto Wack, Biologe aus Schotten im Vogelsbergkreis, ist von dem Erfolg solcher Projekte in bezug auf das Grundwasser nicht sehr überzeugt. Der Taunuskamm sei als 70 Kilometer lange Gebirgszone sehr klüftig und verfüge über keine unterirdischen Wassersperren wie zum Beispiel der Vogelsberg. Das Regenwasser versickere deshalb größtenteils ungehindert nach unten. "So sinnvoll das sein mag: dem Grundwasserpegel hilft es wenig, wenn der Abfluß oben etwas aufgehalten wird." Der Taunus sei nicht ohne Grund ein traditionelles Wassermangelgebiet, obwohl es auf der Westseite relativ viel regne, sagt Hans-Otto Wack. Allenfalls im Hintertaunus mit seinem tonreichen Schiefergestein wäre ein solches Vorgehen erfolgversprechend. Auf breiter Sicht helfen würde nach Ansicht von Hans-Otto Wack allein rigoroses Sparen durch Brauchwassersysteme sowie Gebrauch von Waschmaschinen- und Duschwasser für die Toilette. In der Tat: Der Bereich des Wasserbeschaffungsverbandes Usingen ist nach Aussage von Geschäftsführer Reinhold Schlicht zu gut 50 Prozent von Fremdlieferungen abhängig - und das ist genau die Menge, die konsequent einzusparen wäre. "Das wäre sehr schön, ist aber illusorisch", sagt Wack. "Laut Landesplanungsbehörde in Wiesbaden stehen die Baufirmen schon Spitzhacke bei Fuß, die Wohn- und Gewerbegebiete sollen kräftig ausgebaut werden." Der Siedlungsdruck sei zu groß, auch wenn Landrat Jürgen Banzer jetzt einen Baustopp verhängt habe. "Das ist nur eine taktische Maßnahme, um noch mehr Wasser für den Taunus herauszuschlagen", argwöhnt Wack - womit sich der Wassernotstand im Taunus Jahr für Jahr noch verschlimmern dürfte.

SPD versteht beide Seiten Partei für Flüchtlings-Unterkunft in McNair-Kaserne

HÖCHST/UNTERLIEDERBACH. Die SPD-Ortsvereine Höchst und Unterliederbach haben "volles Verständnis" dafür, daß in der Höchster McNair-Kaserne im Spätsommer 200 Asylsuchende untergebracht werden. Das betonen die Sozialdemokraten in einer Erklärung.

In ihrem Schreiben heißt es weiter, sie könnten aber auch die "Ängste und Befürchtungen der in der Nachbarschaft wohnenden Menschen verstehen" und würden sie ernstnehmen. Die Partei begrüße daher die Initiative von Pfarrer Hans-Georg Döring aus der Christophorusgemeinde.

Der Geistliche hat eine Flüchtlings- Initiative gegründet, die sich für mehr Verständnis zwischen Deutschen und Asylsuchenden einsetzen will.

Wie berichtet, einigten sich vor einigen Wochen die Hessische Landesregierung und die Stadt Frankfurt darauf, nach den Sommerferien 200 Flüchtlinge in der Kaserne unterzubringen, die bis dahin von der US-Army geräumt sein soll.

Der Entscheidung war ein heftiger Disput zwischen Stadt und Land vorausgegangen, weil die zuständige Ministerin Iris Blaul sogar 500 Menschen in dem barocken Bau einquartieren wollte. Diese Pläne und die jetzt gefällte Entscheidung beunruhigen die Anwohner beträchtlich. Die Menschen fühlen sich übergangen und lehnen Flüchtlinge in McNair ab.

Für die SPD ist der zwischen Stadt und Land gefundene Kompromiß jedoch auch deswegen unterstützenswert, weil außer den Asylsuchenden auch Bereitschaftspolizisten und Studenten in der Kaserne wohnen sollen.

Die Partei sieht sich zudem in der "moralischen und sozialen Pflicht", Flüchtlingen "ausreichende finanzielle Mittel und menschenwürdige Unterkünfte" bereitzustellen. Solange es vielerorts in der Welt Kriege und Hunger gebe, hier aber Wohlstand herrsche, "müssen wir uns damit abfinden, daß Menschen Hilfe und Schutz erbitten".

Die SPD will sich für eine intensive Betreuung der Flüchtlinge einsetzen. Sozialarbeiter sollten sich "rund um die Uhr" um die Menschen kümmern. Und zwar auch, damit sich deren Probleme.

Gesamtprogramm folgt SPD III-Süd wählte Ortsbeiratskandidaten

NORDWESTSTADT. Der SPD-Ortsverein Nordweststadt III-Süd hat jetzt seine Kandidaten und Kandidatinnen für den Ortsbeirat 8 (Niederursel, Nordweststadt und Heddernheim) nominiert.

Die Reihenfolge der Vorschläge ist zugleich eine Rangfolge: In der Mitgliederversammlung des Ortsvereins wurden die Postangestellte Eveline Krönung, der Betriebsratsvorsitzende Werner Brauburger, der Lehrer Werner Roth, der Bäcker und Konditor Bruno Rapsch vorgeschlagen.

Ebenfalls nominiert wurden die ehmalige Kindergartenleiterin Else Kliebenstein, der Richter Otto Kästner und der Hochschullehrer Michael Hergenhahn.

Nominiert wurden ferner die Studiendirektorin Bettina Czölsch, der Verwaltungsbeamte Jürgen Reininger und die Verwaltungsangestellte Maxi Menzel.

Die Einführung eines Parkplakettensystems um das Nordwestzentrum und weitere Verkehrsberuhigungsmaßnahmen werden die Arbeit des Ortsbeirats künftig inhaltlich bestimmen. Mit dem Gesamtprogramm für die Ortsbeiratsarbeit will sich der Ortsverein aber nochmals im Herbst beschäftigen. orf

800 Stellen fallen weg Hoechst baut Arbeitsplätze ab / Betriebsrat stimmt zu

HÖCHST. Auf heftige Kritik der oppositionellen Betriebsratsgruppe "Die Durchschaubaren" ist der Stellenabbau bei der Hoechst AG gestoßen. Der Betriebsrat hatte vor einigen Tagen erstmals konkrete Zahlen bekanntgegeben. Danach sollen in den Bereichen Zentralforschung II, Verkaufskoordination, Informatik und Kommunikation sowie Ingenieurtechnik zunächst insgesamt fast 800 Arbeitsplätze wegfallen.

Die Betriebsratsmehrheit hatte dem Abbau in einer Sitzung am Mittwoch zugestimmt. Einzige Bedingung: Die Stellenstreichung darf ausschließlich über Frühpensionierungen, Versetzungen oder Aufhebungsverträge erfolgen.

Am härtesten wird es das Ressort Ingenieurtechnik treffen. Von derzeit insgesamt 1089 Stellen will Hoechst 612 ersatzlos streichen. Im Bereich Verkaufskoordination sollen bis Ende 1994 rund 100 Arbeitsplätze eingespart werden.

"Es ist unbegreiflich, daß ein kerngesundes Unternehmen so viele Arbeitsplätze vernichtet", erklärte Knut Riedel von der Gruppe "Die Durchschaubaren" der FR. Harsche Kritik übte Riedel auch an der Art und Weise, wie die Geschäftsleitung mit dem Betriebsrat umspringt. "Der bekommt Fakten präsentiert." Die Entscheidung über den Stellenabbau sei längst gefallen, bevor der Betriebsrat überhaupt einmal Zahlen auf den Tisch bekomme.

Zudem würden der Arbeitnehmervertretung Informationen vorenthalten, sagte Riedel. Noch immer warte der Betriebsrat auf eine genaue Auflistung der Frühpensionierungen, Versetzungen und Aufhebungsverträge, die bereits im Vorfeld der Strukturanalyse erfolgten.

Der Mehrheit unter Betriebsratschef Rolf Brand (IG Chemie) und Vize Oswald Bommel (DAG) kreidet Knut Riedel an, sich auf einen "unverantwortlichen" Stellenabbau eingelassen zu haben, dessen Notwendigkeit niemand begründen könne. Riedel: "Von einer schlechten Lage der Chemie kann jedenfalls keine Rede sein." Habe die Hoechst AG doch im vergangenen Jahr immerhin einen Gewinn von 881 Millionen Mark nach Steuerabzug (1,461 Milliarden vor Steuern) verbuchen können.

Bei den jetzt veröffentlichten Zahlen zum Stellenabbau handele sich im übrigen nur um einen Brocken. Nach Riedels Einschätzung werden aber weitere Arbeitsplätze wegfallen - wenn auch vielleicht nicht unter dem Stichwort "Strukturanalyse". Weil das bereits "belastet" sei, würden neue Begriffe eingeführt. Immer häufiger sei jetzt von "Budgetkonstanz" die Rede. Die Logik: "Wenn die Gehälter steigen, müssen Stellen abgebaut werden." tos

Wasserlieferant rät zum Sparen Schutzgemeinschaft Vogelsberg lobt Broschüre des Landes

WETTERAUKREIS. "Tragen Sie mit Ihrem Verhalten dazu bei, unser kostbares Grundwasser nachhaltig zu schonen", heißt es in einem Aufruf zum Trinkwassersparen der Oberhessischen Versorgungsbetriebe AG (OVAG), die die oberhessische Bevölkerung und die Stadt Frankfurt mit Wasser beliefern. Das Wasserversorgungsunternehmen appelliert an die Verbraucher, "mit dem wertvollen Trinkwasser sparsam, bewußt und sorgsam umzugehen".

In Frankfurt sei der Wasserverbrauch dank großer Einsparbemühungen offenbar bereits rückläufig, in anderen Regionen - nicht zuletzt wegen der wachsenden Bevölkerung - dagegen noch zunehmend. In traditionell wasserarmen Gebieten komme es dadurch schon jetzt zu Versorgungsproblemen, da auch die notwendige Grundwasserneubildung im vergangenen Winter nicht ausreichend gewesen sein, erläutert die OVAG.

Das Wasserversorgungsunternehmen weist darauf hin, daß wassersparende Geräte, Armaturen und Verfahren auf dem Markt sind und ständig verbessert werden. Substitutionsmöglichkeiten sollten dort genutzt werden, wo Trinkwasserqualität nicht unbedingt erforderlich ist. Unnötige Wasserverluste sollten vermieden werden.

Zum Thema Wassersparen hat sich jetzt auch die Schutzgemeinschaft Vogelsberg zu Wort gemeldet. In einer Erklärung wird die vom Hessischen Umweltministerium herausgegebene Broschüre "Nutzung von Regenwasser - Empfehlungen zur Nutzung in privaten und öffentlichen Gebäuden" gelobt, die Bauherren, Architekten und kommunale Entscheidungsträger und interessierte Bürger ansprechen und alle mit der Regenwassernutzung zusammenhängenden Fragen erläutern soll.

Der Geschäftsführer der Schutzgemeinschaft, Dr. Hans-Otto Wack (Schotten), betonte, daß die Nutzung von Regenwasser für WC-Spülungen, Auto-Wäsche, Gartenbewässerung sowie für die Waschmaschine einen bedeutenden Beitrag zum Wassersparen darstelle, der bis zu 50 Prozent des gesamten Haushaltswasserverbrauchs betrage. Damit könnten Regenwasseranlagen auch wirtschaftlich betrieben werden.

Für den 1. Vorsitzenden der Schutzgemeinschaft, Reiner Hildebrand (Mücke), ist mit der Broschüre eine lange geforderte und zuletzt überfällige Kehrtwende in der Haltung der hessischen Wasserbehörden zu dieser Frage erfolgt. Hildebrand wünscht nicht nur, daß die Broschüre reichlich angefordert wird (Hessisches Ministerium für Umwelt, Mainzer Straße 80, 6200 Wiesbaden), sondern auch, daß der Einstieg in die Brauchwassernutzung von weiteren Schritten begleitet wird.

So sei erforderlich, daß diejenigen, die die Umwelt entlasten möchten, dafür auch finanzielle Anreize erhielten. Hildebrand: "Die Gelder, die die Verbraucher jetzt durch das neue Grundwasserabgabegesetz entrichten, müssen zielgerichtet zur Förderung wassersparender Einrichtungen an die Verbraucher zurückfließen."

Die Kommunen müßten zudem ihre Entwässerungssatzungen so ändern, daß grundsätzlich die Nutzung von Regenwasser erlaubt wird, abgabenfrei bleibt und in jeder Hinsicht gefördert wird. str/ieb

Fotos: Aus dem Buch "Europa unter dem Halbmond" (Südwest Verlag München), FR-Graphik

Hobbys bitte umweltfreundlich

Die Bundesrepublik ist auf dem Weg zur Freizeitgesellschaft. Immer mehr Menschen arbeiten im Durchschnitt immer weniger. Der Trend geht deutlich in Richtung Arbeitszeitverkürzung. Längst hat sich eine sogenannte "Freizeitindustrie" etabliert, die sich auf die Vermarktung unserer freien Zeit spezialisiert hat. Jeder von uns sollte sich fragen, ob und in welchem Umfang das eigene Freizeitverhalten für unsere Umwelt eine vermeidbare Belastung darstellt.

Neben den unterschiedlichsten Sportarten widmen wir unsere Freizeit vor allem handwerklichen Hobbys. Für viele steht, um nur zwei Beispiele zu nennen, die Beschäftigung in Haus und Garten ganz vorn auf der Beliebtheitsskala. Gerade in diesen Bereichen kann und sollte jeder Verantwortung für unsere Umwelt übernehmen.

Allen Hobbygärtnern rät das Bundesumweltministerium, nach Möglichkeit biologische Dünge- und Pflanzenschutzmittel zu verwenden, die das ökologische Gleichgewicht nicht stören. Für Freizeittischler wiederum gilt: Vermeiden Sie giftige Holzschutzmittel aus Altbeständen, die oft noch das inzwischen verbotene Pentachlorphenol oder Lindan enthalten. Lacke, Verdünner und Pinselreiniger enthalten teilweise noch hohe Konzentrationen von Lösemitteln und können so die Umwelt und die eigene Gesundheit belasten. Fragen Sie den Fachmann nach umweltverträglicheren Alternativen. Der Blaue Umweltengel ist dabei ein verläßlicher Wegweiser. FR

Im Porzellan-Schlößchen steht ein Umzug an Prinz-Georg-Palais wird saniert / Fayencen und Geschirr vorübergehend nach "Wolfsgarten"?

orläufig vorbei sind die Zeiten, als Besucher gleich hinter dem tür kisfarbenen mächtigen Holztor im

V zugigen Treppenhaus ihren Eintrittsobolus entrichteten, an den mannshohen prächtigen chinesischen und japanischen Vasen vorbeigingen, ein paar Stufen erklommen, um dann in grauen Filzpantoffeln übers Parkett zu schlurfen oder zu rutschen und die wunderschönen Fayencen zu bewundern. Denn im Darmstädter Prinz-Georg-Palais, auch "Porzellanschlößchen" genannt, stapeln sich Umzugskartons: Die wertvollen Ausstellungsstücke werden verpackt und abtransportiert. In den nächsten Monaten, ja vielleicht Jahren haben Sanierungsfachleute das Sagen.

Das Schloßmuseum wurde 1908 eingerichtet und beherbergt außer prächtigen Stilmöbeln, englischen Gartenhockern und Leuchtern besonders kostbare Tafel-, Tee- und Kaffeeservices, geschmackvolles Geschirr und Porzellan-Zierat. Eben vieles, was das Großherzogliche Haus Hessen-Darmstadt im 18. und 19. Jahrhundert für das leibliche Wohlbefinden nutzte und zum Wohlgefallen sammelte. Bisher bot der Rundgang durch die Ausstellung ein Spiegelbild der einst weitverzweigten Verwandtschaftsbeziehungen Darmstadts zu Herrscherdynastien - etwa zum Zarenhaus, das gerne Erzeugnisse aus der Kaiserlichen Manufaktur Sankt Petersburg zum Geschenk machte.

Andere Filigranarbeiten stammen aus Wien, Berlin und Meißen. In Vitrinen standen bisher Nymphenburger "pots à soup", Schokoladebecher und eine zartrosa getönte Veilleuse mit Silberrand, eine Kombination aus Nachtlicht und Warmhalter für Suppen und Getränke. Verstaut sind nun die erlesenen Stücke aus der Kelsterbacher Manufaktur, die Landgraf Ludwig von Hessen-Darmstadt 1761 in der kleinen Enklave begründete und als "Fürstliche feine Porzellan- und Fayencefabrik" bis zu seinem Tod 1768 führte - etwa eine Bouillontasse für die Wöchnerin oder Barbierschalen mit Seifenablage. In feines Papier gerollt und gut verwahrt sind die Riechfläschchen, Parfumflacons, der Sorbet-Kühler, die Kaffeemaschine.

Um 1710 ließ sich der damalige Darmstädter Landgraf in einem schon länger existierenden französischen Lustgarten einen kleinen Landsitz bauen. Das Sommerhaus wurde danach peu à peu etwas luxuriöser ausgebaut. 1764 erhielt Prinz Georg Wilhelm das Rokoko-Palais, das heute ein wenig versteckt hinter hohen Mauern am nordöstlichen Zipfel von Darmstadts grüner Lunge, dem Herrngarten, liegt, als Geschenk von seinem Vater. Während der Sommermonate war das Schlößchen Mittelpunkt eher bescheidener Empfänge, es gab Theateraufführungen und Konzerte. Aus Geldnot verkaufte Prinz Georg Sohns die Residenz seiner Schwester Großherzogin Luise als Ruhesitz. Alljährlich lud sie am Gedenktag der Völkerschlacht bei Leipzig die Waisenkinder Darmstadts zum Feiern und Essen in ihren Garten.

Später diente das Palais als Gärtnerwohnung, um die Jahrhundertwende bezogen Jugendstilkünstler hier Ateliers. In der Bombennacht 1944 blieb der Fürstenbau nahezu unversehrt, die Sammmlung war schon vorher in Sicherheit gebracht worden. 1951 konnte das Museum wiedereröffnet werden.

Keinem Schloßbesucher blieb verborgen, daß die Decken ramponiert sind, die Wände reißen und sich beulen, die Farbe abblättert. Schon seit einem Jahrzehnt ist durch mehrere Fachuntersuchungen bekannt, daß der Barockbau dringend sanierungsbedürftig ist. Nur: es fehlte am Geld. Als die Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Evelies Mayer (SPD), voriges Jahr ihr Amt antrat, war die Darmstädterin ihrer Stadt etwas schuldig. Beim Finanzministerium eiste sie endlich Mittel los, damit die gesamte Außenhülle, Fenster, die wertvolle Innenausstattung mit Holzvertäfelungen, Parkettfußböden und Stuckdecken instandgesetzt werden können. Im Landeshaushalt 1992 sind 310 000 Mark reserviert, nächstes Jahr 350 000 Mark. Ob der Betrag ausreicht, ist allerdings fraglich.

Gudrun Illgen, seit 1951 Leiterin der Großherzoglichen Porzellansammlung, ist nicht so recht froh über die Kunde aus Wiesbaden. Sie, die jedes einzelne der einige tausend Porzellanstücke wie ein rohes Ei behandelt und sorgfältig für den Umzug in Papier einwickelt, ist verbittert. Jahrzehntelang seien Landesgelder in andere Denkmalprojekte geflossen, habe man "nichts gemacht und alles verwahrlosen lassen". Auch der 1,8 Hektar große französische Garten hinter dem Palais sei "verwildert". Tatsächlich ist das "Parkpflegewerk" der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten, um die Anlage nach historischen Plänen zu rekonstruieren, längst nicht abgeschlossen.

Benachbarte Stallungen und Remise sind deutlich heruntergekommen. "Und jetzt muß alles vorgestern passiert sein", kritisiert Frau Illgen die plötzliche Betriebsamkeit. Dabei hätte man, wie es einmal geplant war, "ganz kontinuierlich restaurieren können", meint die Museumsleiterin. Sie kann "nicht nachvollziehen", daß im Palais jetzt "alles geradegebogen werden muß". Das sei so, "wie wenn man einem 65jährigen noch so spät die Zähne richten" wolle.

Das Ministerium für Kunst sieht das anders: Schönheitsreparaturen "wären für die Katz' gewesen, der Putz wäre bald wieder abgeplatzt", sagt Reinhard Raack, Sprecher des Wissenschaftsministeriums. Nicht nur, daß sich der Dachstuhl als komplett marode erwies, weil der Holzbock ganze Arbeit geleistet hat: Die Bausubstanz ist wegen einer kapitalen Bausünde aus dem Jahre 1907 schon lange hinüber, haben Experten festgestellt.

Sie bewerteten die Tragfähigkeit des Dachstuhls als "gering", weil beim damaligen Einbau einer Dachgeschoßwohnung aus Platzgründen Verstrebungen an den Fußbändern entfernt wurden. Die Folge: die Dachlasten wurden nicht mehr gleichmäßig auf den Unterbau verteilt, sondern belasteten nur noch "punktförmig" die tragenden Wände des Palais - die Statik war aus den Fugen geraten. Nun wäre es "aus Denkmalschutzgründen wünschenswert", wenn die noch genutzte Wohnung verschwände, sagt Raack. Ob das durchsetzbar ist?

Wenn das Porzellan weggeschafft ist, werden die Stuckdecken abgestützt, damit sie bei den Bauarbeiten keinen Schaden nehmen. Dann wird dem Palais eine winterfeste "Kopfbedeckung" verpaßt, bevor an den Balken des Dachstuhls gewerkelt wird. Kunstliebhaber sollen derweil nicht darben: Gudrun Illgen hofft, ihre Schätze im Darmstädter Schloß Wolfsgarten bei der Besitzerin der Sammlung, Margaret Prinzessin von Hessen und bei Rhein, unterbringen und Leihausstellungen organisieren zu können. Wenn das nicht geht, bleiben nur Container, die bei einer Spedition abgestellt werden müßten. JÖRG FEUCK

An Erwin Panofskys ambivalentem

Umgang mit den psychologischen

Faktoren von Kunst arbeitet

Klaus Herding die Aspekte

heraus, die noch heute die Kunst-

geschichte weiterführen würden.

Volleyball-Turnier hilft "Dritter Welt"

MAIN-TAUNUS-KREIS. Zu einem offenen Volleyball-Turnier am Samstag, 22. August, in Hattersheim, an dem nur Volleyball-Vereinmannschaften nicht teilnehmen dürfen, ruft die Evangelische Jugend im Dekanat Kronberg Jugendgruppen und -initiativen im Kreis auf.

Auf das Sieger-Team wartet ein "Kupferkessel", der nicht mit Sekt, sondern mit Reis gefüllt ist. Daraus erwächst die symbolhafte Aufgabe, ein möglichst einfaches Reisessen zu organisieren und den Erlös für ein Hilfsprojekt in der dritten Welt zu spenden. Nach dem Turnier-Motto "Dritte-Welt-Arbeit" soll Kreise ziehen" fließt auch der Turnier-Erlös in ein Hattersheimer Hilfsprojekt.

Infos und Anmeldung: Dekanatsjugendbüro (Königsteiner Straße 62, 6232 Bad Soden, Tel. 06196 / 62015). ana

Ortsbeirat 8 möchte Graffitis fördern In der Nordweststadt sollen Parolen mit bunten Sprühbildern überdeckt werden

NORDWESTSTADT. Einen regelrechten Boom erleben Wandparolen in der Nordweststadt derzeit. Die übliche Verfahrensweise ist meist: Malertrupps schwärmen aus und tünchen die beschmierte Wand neu - oft in "provozierendem" Weiß. "Das lädt doch geradezu zum Sprühen ein", kommentiert Helmut Gärtner Sinn und Unsinn der üblichen Praxis.

Da der Ortsvorsteher (SPD) die vorwiegend rechtsextremen Parolen langfristig beseitigt haben will, kam ihm eine unkonventionelle Idee: Graffitis. Würden die Parolen mit bunten Wandbildern übersprüht, "gibt es bestimmt keine Reaktionen mehr".

"Drei Fliegen mit einer Klappe" (Gärtner) könnten mit einer solchen Aktion geschlagen werden: die dann offziell beauftragten Sprayer treten mit ihrer Kunst aus der Illegalität heraus, die tristen Ecken in der Nordweststadt könnten farblich belebt und rechtsextreme Parolen beseitigt werden.

Vor zwei Monaten diskutierten die Mitglieder des Ortsbeirats 8 diesen Vorschlag. Verabschiedet wurde ein Antrag, in dem um finanzielle Hilfe und die "Freigabe" öffentlicher Wände für Sprühaktionen gebeten wird. Auch Kulturdezernentin Linda Reisch zeigte sich in einem Telefongespräch mit dem Ortsvorsteher von dieser Idee beeindruckt. Was sie dem Sozialdemokraten damals nicht sagte, war, daß die ABM-Stelle im Kulturamt für Graffiti-Kunst nach einjähriger Dauer jetzt eingestellt wurde.

Peter Loewy, der bis dato diese ABM-Stelle innehatte und zahlreiche Frankfurter Sprüher betreute, sieht auch keine Chance zur schnellen Umsetzung: "Alles, was über die Ämter läuft, dauert ewig." Man wolle aber so schnell wie möglich handeln, sollen doch den Sympathisanten der rechtsgerichteten "Freien Wählergemeinschaft Frankfurt" (FWF) die illegalen "Werbeflächen" entzogen werden. Gärtner: "Gutgemeinte Ideen werden oft durch den hohen Verwaltungsaufwand verzögert und kaputt gemacht."

Als die FWF unter der Federführung des ehemaligen NPD-Mitglieds Uschi Gerold vor ein paar Wochen Handzettel mit ausländerfeindlichen Parolen in der Nordweststadt verteilte, "organisierte der CDU-Vorstand sofort eine Dreier-Gruppe, die die Zettel entfernten", erläuterte Gärtner. Man will der FWF keine Chance lassen, die Stimmung in der Bevölkerung anzuheizen. Die Diskussion um eine Gemeinschaftsunterkunft am Niederuseler Hang beispielsweise verlief laut Gärtner "auf hohem Niveau", und "die Bevölkerung hat das Thema ohne negative Reaktionen aufgenommen".

Auch die am Hang ansässigen Firmen würden sich nicht gegen die für 1993 geplanten Unterkünfte stellen. Helmut Gärtner: "Wir wollen gegen die Bildung eines Gettos arbeiten." Weiter will der Ortsbeirat 8 vom Magistrat prüfen lassen, ob gegen die nächtlichen Sprüher Strafantrag gestellt und auf Schadenersatz geklagt werden könnte, sagte der Ortsvorsteher. Die Parolen sind vorwiegend an der U-Bahn-Station, an Bushaltestellen, auf Transformatorenhäuschen, auf Stützmauern um Mülltonnen und auf Schaltkästen der Post wiederzufinden.

"Die Anfrage muß dann verschiedene Ämter durchlaufen", erklärte Peter Loewy dazu. Mit Graffiti-Künstlern könne er dem Ortsbeirat aushelfen: "Ich könnte eine Graffiti-Agentur aufmachen."

Gärtner macht keinen Hehl aus seiner Sympathie für die "zeitgenössische Kunstgattung": "Der Druck und das Engagement, mit dem das Graffiti-Sprühen vorgetragen wird", beeindrucken den Stadtteilparlamentarier. Die Nacht- und Nebel-Aktivisten würden Vorentwürfe zeichnen, hätten ein Gespür für Farben und Formen. Natürlich spiele "der Reiz des Verbotenen eine große Rolle", so Gärtner.

Er ist aber zuversichtlich, daß die Straßenkünstler auch ohne "das Stigma des Verbotenen" arbeiten können. "Wir würden gerne Avantgarde sein in Frankfurt", meinte der Sozialdemokrat. Ein Plagiat sei die Idee dennoch - in Langen wurde vor kurzem ein Graffiti offiziell von den Stadtvätern bestellt. tin

Gäste spielten Flamenco Sommerfest im Sound-Depot / Subventionen gefordert

OSTEND. "Wir wollten den Sommer beschwören, aber der Sommer hat nicht mitgespielt", bedauerte Bernd Reisig, Mitinhaber vom Sound-Depot in der Ostparkstraße. Zum erstem Mal organisierten die Betreiber im Biergarten der Alten Brauerei ein Sommerfest. Bei "Drinnen und Draußen '92" sollten die Gäste Gelegenheit haben, kreativ zu sein.

"Zwischen 40 und 400 Gäste haben wir erwartet, es sind wohl eher 40", konstatierte Bernd Reisig. Die wenigen Besucher ließen sich die Laune nicht verderben. Spätestens als eine Gruppe von spanischen Stammgästen Flamenco spielte und dazu tanzte, kam ein wenig sommerliche Stimmung auf. Am späteren Abend unterhielt die Gauklertruppe "Double Trouble" das Publikum mit Jonglage, Feuerspuckerei und einer "Magic- Show" in fluoreszierenden Anzügen.

"Wir sind der einzige Frankfurter Musikclub mit Garten vor der Tür", sagte Bernd Reisig. "Außerdem haben wir keine Nachbarn, die sich wegen zuviel Lärm Keine Sommerpause beschweren könnten. Diese Gegebenheiten muß man einfach mal für eine Gartenparty nutzen." Hinzu kommt, daß das Sound-Depot im Gegensatz zu anderen Clubs keine Sommerpause macht. "Drinnen und Draußen" war also auch eine Fete für die Daheimgebliebenen.

Der Verzicht auf eine Pause ist jedoch nicht nur auf besonderes kulturelles Engagement der drei Gastwirte zurückzuführen, sondern hat finanzielle Gründe. "Andere Livemusik-Kneipen werden von der Stadt subventioniert. Wir haben schon zweimal einen entsprechenden Antrag gestellt und bekommen bisher keinen Pfennig", beschwerte sich Dieter Ebert, ebenfalls im Depot aktiv.

Vor etwa drei Jahren, in der Anfangsphase der Kneipe, mußten die Betreiber für neun Monate vorübergehend schließen, da die Bauaufsicht fehlende Notausgänge bemängelte. "An diesen Schulden haben wir heute noch zu knabbern", sagte Dieter Ebert. "Eigentlich können wir immer nur für die nächsten vier Wochen sagen, ob wir durchhalten", fügte Kompagnon Bernd Reisig hinzu, der nebenher eine Künstleragentur betreibt. "Vom Sound-Depot allein können wir nicht leben", so der Wirt.

Einen Subventionsbetrieb streben die Betreiber nicht unbedingt an, aber: "Es ist einfach die absolute Ungerechtigkeit, mit der die Stadt Mittel für Kultur vergibt. Sogar im Nachtragshaushalt kriegen manche Frankfurter Kulturbetriebe noch Geld bewilligt, während wir weder Miete, geschweige denn Werbekosten erstatten bekommen", so Ebert.

Dieter Bassermann, im Kulturdezernat für Subventionsangelegenheiten zuständig, sieht das anders: "Wir haben 1991 dem Sound-Depot mit 10 000 Mark aus der Patsche geholfen, und das Dezernat hat in den letzten Wochen mehrmals mit den Gastwirten über mögliche Förderung verhandelt. Wir sind jedoch nicht auf einen gemeinsamen Nenner gekommen."

Für Bassermann sind jetzt die Kneipiers am Zuge. "Auf Wirtschaftlichkeit eines Betriebes müssen die Betreiber selbst achten, wir unterstützen nur das kulturelle Programm." Bassermann schließt nicht aus, im Etat 1994 Mittel für das Depot einzuplanen: "Voraussetzung ist, daß die Wirte Entgegenkommen zeigen und von uns keine pauschale Unternehmensförderung verlangen."

Trotz der angespannten Finanzlage der Stadt sehen die Betreiber die Stadt verpflichtet, "gerade im kulturell dünn besiedelten Ostend" mehr zu tun. "Irgendwann ist unsere Lust nämlich auch mal am Ende", meinte Bernd Reisig. hen

Kühne Pläne im Ostend Entwürfe für neues Stadtviertel mit 4000 Bewohnern

OSTEND. Ein neues Stadtviertel soll zwischen Flößer- und Deutschherrnbrükke und der Sonnemannstraße entstehen, mit der mächtigen Großmarkthalle als Mittelpunkt. Die Stadt hatte deshalb ein Gutachterverfahren ausgelobt, an dem sich sechs Architekturbüros beteiligten. Das schlüssigste Gesamtkonzept legte nach Ansicht der Gutachter das Hamburger Architektenbüro Ohrt/von Seggern vor (die FR berichtete). Aber auch die übrigen fünf Entwürfe bieten interessante, zum Teil spektakuläre Ideen für das 22 Hektar große Areal. Die Stadtteil-Rundschau stellt deshalb alle Beiträge des Gutachterverfahrens in einer mehrteiligen Serie vor.

Die städtischen Planer teilen das Gebiet in zwei Hauptabschnitte. Denn der westliche, von der Flößerbrücke bis etwa zur Großmarkthalle, ist als Sanierungsgebiet ausgewiesen. Folglich könne hier relativ schnell neu gebaut werden, meint man im Stadtplanungsamt, auch wenn ein gut Teil der Grundstücke noch nicht verfügbar ist. Geklärt werden müßten außerdem noch die Fragen nach Altlasten auf den jetzigen Gewerbeflächen.

Der Bebauung des östlichen Abschnitts bis zur Bahnlinie nach Hanau liegt momentan noch ein ganz dicker Brocken im Weg: die Großmarkthalle. Planungsdezernent Martin Wentz will den Markt zwar nach Fechenheim verlegen - wann er sich damit aber beim grünen Koalitionspartner und den Händlern durchsetzt und wer den Umzug bezahlt, ist noch völlig unklar. Deshalb lautete eine zentrale Forderung an die Entwürfe der Architekten, daß der westliche Teil des neuen Viertels auch ohne den Abschnitt rund um den jetztigen Großmarkt "lebensfähig" sein solle.

Etwa 4000 Menschen sollen in den 1400 Wohnungen des neuen Quartiers einst leben, wobei ein Drittel Sozialwohnungen, ein Drittel nach dem "Frankfurter Programm" für mittelständische Familien und ein Drittel frei finanzierte Wohnungen sein werden. Eine Grundschule und zwei Kindertagesstätten sind für den Nachwuchs vorgesehen. Für Büros und Handwerksbetriebe bleiben etwa 75 000 Quadratmeter reserviert.

Das Mainufer soll der Park des südlichen Ostends werden, der zum einen Verbindungen mit der Uferzone westlich der Flößerbrücke und dem Anlagenring hat, zum anderen über eine Allee mit dem Ostpark verknüpft werden könnte. big

Durch großzügige Alleen weht der Wind Der Sieger-Entwurf für das Ostend sieht klar gegliederte große Wohnblöcke vor

OSTEND. Bäume stehen entlang der Uhland-, Rückert- und Holzmannstraße. Die neuen Alleen ziehen sich hinunter bis zum Main und weiten sich dort zu luftigen, zum Wasser hin offenen Plätzen. Das Ende der verlängerten Rückertstraße senkt sich sanft, dem Geländeniveau entsprechend, hinunter zum Main. Diese gelungene Verbindung der "Grünachsen" von Mainufer, Anlagenring und dem Ostpark (über Holzmann-, Gruson- und Ostparkstraße) ist ein Grund, warum die Jury den Entwurf des Hamburger Architektenbüros Ohrt/von Seggern zum Sieger des Gutachterverfahrens kürte. Denn die Alleen dienen auch als Schneisen für die Belüftung der hinteren Viertel mit frischer Luft, die über den Main in den Frankfurter Osten hineinweht.

Zentrum des neuen Viertels zwischen Sonnemannstraße und Main wird der Platz westlich der Großmarkthalle. Hier und in der denkmalgeschützten Halle mit Einzelhandelsgeschäften und öffentlichen Einrichtungen spielt sich das Leben ab. Die Menschen wohnen am Fluß in zu Dreiergruppen geordneten Blöcken. Dabei sehen die Architekten parallel zum Main durchweg höhere Gebäude vor als in Nord-Süd-Richtung. Die Gartenhöfe sind für jedermann zugänglich und öffnen sich zum Main hin.

Die Wohnhäuser entlang der Sonnemannstraße folgen dem gleichen Prinzip: Maximal sechs Geschosse in Längsrichtung, flachere Bauten quer zum Main. Die Blockrandbebauung an der Straße bleibt geschlossen - als Lärmschutz. Rund 85 Prozent der Wohnungen liegen nach Berechnungen der Architekten auf der Südseite. Von den Höfen aus ist der Fluß zu sehen, oder aber die Innenräume orientieren sich zur Großmarkthalle.

Der Riesenbau, 220 Meter lang, 60 Meter breit und an den Seiten 35 Meter hoch, prägt das Viertel als unübersehbarer Mittelpunkt. Die Wohnhäuser nördlich und südlich bleiben in respektvollem Abstand. Damit sie von der riesigen Halle nicht "erschlagen" werden, soll eine breite, "repräsentative" (Planer-Jargon) Straße Wohnungen und Großmarkt trennen.

Ohrt/von Seggern wollen den Stadtteil über die jeweils verlängerten Rückert- sowie die Holzmannstraße erschließen. Über die Oskar-von-Miller-Straße soll das Viertel nur vorläufig zu erreichen sein. Gleichwohl ist in diesem Entwurf nicht eindeutig zu erkennen, daß die Hauptlast des Verkehrs in West-Ost-Richtung über die Sonnemannstraße abgewickelt werden soll.

Die Bewohner stellen ihre Autos in Tiefgaragen ab. Die unterirdischen Parkplätze sollten nicht zu groß sein, in der Nähe der Hauseingänge liegen und vom eigenen Keller aus zu erreichen sein, schlagen die Architekten vor. Denn so sei die "soziale Kontrolle" gewährleistet. Als Ergänzung könnte unter der Großmarkthalle eine große Garage gebaut werden, auch als Voraussetzung für ein künftiges "Carsharing"-Projekt (mehrere Autofahrer teilen sich je nach Bedarf ein Auto).

Das Stadtplanungsamt hat allerdings auch Nachteile bei dem Siegerentwurf ausgemacht. Problematisch sei vor allem die fehlende "Hierarchie" zwischen Sonnemann- und Oskar-von-Miller-Straße - also die Kennzeichnung als Hauptverkehrs- beziehungsweise Wohnstraße - und die Orientierung der nördlichen Wohnblocks auf die Markthalle. Außerdem haben Ohrt/von Seggern die Gebäude so dicht an den Main gezogen, daß die Hafenbahn wegfallen müßte - und die soll erhalten bleiben. Aber, so Stadtplaner Dieter von Lüpke: "Alle Entwürfe müssen überarbeitet werden." big

Osthafenpläne im Museum: Besucher reagierten verstört oder mit Schweigen "Wer soll denn da später wohnen?"

FRANKFURT-OST. "Noch Fragen?" Mit dieser rhetorischen Wendung leitet der junge Mann das Ende seiner Führung durch die Ausstellung "Wohnen am Fluß" im Architekturmuseum ein. Allerdings war ihm bis hierhin nur noch ein "harter Kern" von zehn Ausstellungsbesuchern gefolgt. Der Rest der Gruppe, zu Beginn vielleicht 30 Personen, hatte sich nach und nach in den verschachtelten Räumen des Museums verloren: schweigend, kopfschüttelnd, nachdenklich.

Was ihnen da, verteilt auf zwei Museumsetagen, vorgestellt worden war, was sich Architekten aus Deutschland, Spanien und der Schweiz für die Zukunft des Frankfurter Osthafens (insbesondere seiner Südmole) ausgedacht hatten - das war nicht immer nachvollziehbar; phantastisch zwar, kaum aber praktikabel.

Zum Beispiel die provozierende Idee des Spaniers Enric Miralles: Er will das Gebiet zerstören, die jetzigen Strukturen auflösen, nichts so lassen, wie es heute ist. Dadurch soll der Ursprung des Hafenareals wiederentdeckt und schließlich neu gestaltet werden. Die Ausstellungsbesucher nahmen Miralles' zerfetzte Wasserbecken und sein Labyrinth aus Brücken stillschweigend zur Kenntnis, mehr nicht.

"Wer wohnt dort?" fragte ein älterer Mann seine Frau. "Yuppies", stellte diese fest und brachte damit auf eine kurze Formel, was viele Ostend-Bewohner angesichts der großen Pläne für den Frankfurter Osten befürchten. Steigende Attraktivität des Viertels bedeutet steigende Mieten, die angestammte Bevölkerung wird früher oder später vertrieben. Aber ob es tatsächlich jemals soweit kommt - der ältere Ausstellungsbesucher hatte da seine Zweifel. "Die werden da so viele Blindgänger aus dem Krieg finden und so viele Altlasten, da ist es sowieso sinnlos, zu bauen."

Derlei pragmatische Argumente hatten allerdings für Sinn und Zweck der Ausstellung nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Denn die internationale Architektengilde war aufgerufen, Ideen zu entwickeln für die zukünftige Nutzung des Osthafens als Wohnstadt. Was schließlich machbar ist, das steht auf einem anderen Blatt. Ob auf der Südmole und drumherum jemals ein eigenständiges Quartier - nachempfunden einer mittelalterlichen Stadt mit verwinkelten Giebelhäusern - entsteht? "Klein-Venedig Marke Disneyland" apostrophierte der Museumsführer diesen Entwurf des Architekten Christopf Langhof, und auf den Gesichtern seiner Zuhörer spiegelte sich ironisch lächelnde Zustimmung.

"Interessant" fand dagegen ein Architekturstudent den Entwurf des Berliners Hans Kollhoff, der sich konsequent aktuellen Konzepten von aussagekräftiger Architektur verweigert. Kollhoff hatte ein paar Pappkartons als Häuser im Raum verteilt, ein blauer Streifen markierte den Main. Die Kartons sollen an die Container erinnern, die zur Zeit noch im Hafen verladen werden. Wohnen im Container? Mehr als "interessant" fiel dem Architekturstudenten dazu auch nicht ein. big

Anmeldung für das Gauturnfest moniert

FRANKFURT A. M. Turn- und Sportvereine aus Frankfurt, die noch nicht für das Gauturnfest am Samstag, 22. August, gemeldet haben, können das bis Samstag, 1. August, nachholen.

Um einen reibungslosen Ablauf des Festes sicherzustellen, sind diese Meldungen für den Turngauvorstand wichtig. "Wir haben umfangreiche Vorbereitungen zu treffen. Unter anderem müssen wir vorab wissen wer, wie viele und an welchen Wettbewerben die Vereine teilnehmen möchten", weist Turngauvorsitzender Helmut Lang auf Riegeneinteilungen, erforderliche Gerätschaften sowie auf ein großes Helfer-Personal hin.

Ausgeschrieben hat der Turngau vier Wahlwettkämpfe: Geräteturnen, Leichtathletik, Gymnastik und Schwimmen. Außerdem werden Fitneßtests angeboten, die schon bei Landes- und Deutschen Turnfesten großen Anklang fanden.

Im Rahmen des Gaufestes gibt es auch Faustballspiele, Prellball, Volleyball, Wanderungen, Vereinsvorführungen und anderes mehr. Wettkampfstätten sind das Stadion des Post-Sportvereins Blau-Gelb am Ginnheimer Wäldchen, die Sporthalle der Ernst-Reuter-Schule sowie die Titus-Therme in der Nordweststadt.

Meldungen werden von der Turngau- Geschäftsstelle Jahnstraße 13 in 6368 Bad Vilbel entgegengenommen. Auskünfte können bei der Geschäftsstelle (Horst Pleyer) telefonisch unter der Rufnummer 45 09 / 8 65 72 eingeholt werden.

Informationen geben auch Brigitte Kaminski (Telefon 34 54 29), Josef Ullrich (Ruf 57 53 48) oder Günter Heidt (Telefonnummer 78 49 08). dixi

Harmonie mit Ball und Instrumenten Bezirksligist Germania Enkheim will den Klassenerhalt packen / Eigene Jazzband

ENKHEIM. Die Vorbereitungen für die kommende Saison laufen beim Aufsteiger Fußballclub (FC) Germania 1911 Enkheim auf Hochtouren. Kein Wunder: Schließlich weht in der Bezirksliga ein anderer Wind als in der Kreisklasse. Rückblick: Nach einer erfolgreichen Punktrunde kassierte die Mannschaft am letzten Spieltag erst ihre zweite Niederlage; die Luft war nach einer anstrengenden Saison raus, und die Fußballer des A- Ligisten, Gruppe Ost, standen bereits als Aufsteiger in die Bezirksliga fest.

Nur ein Jahr spielte der Klub in der Kreisliga: "In der Saison davor sind wir unglücklich abgestiegen, aber die Mannschaft ist zusammengeblieben, um den direkten Wiederaufstieg zu schaffen", erklärt Oswald Kröpl, Schriftführer des 1911 gegründeten Vereins.

400 Mitglieder hat der Traditionsklub, die meisten davon sind aktiv. Außer vier Seniorenmannschaften gibt es eine große Jugendabteilung (180 Jugendliche kicken in zehn Mannschaften von der F- bis zur A-Jugend), aus der die Erste Mannschaft jedes Jahr die Talente herauspickt und in die Seniorenteams integriert. Darauf sind die Enkheimer auch stolz. Kröpl: "90 Prozent der jetzigen Ersten kommen aus der eigenen Jugend. Bekannte Oberligaspieler wie Thomas Roth und Detlef Krebs (beide waren beim FSV) haben in der Jugend bei der Germania gespielt.

Die abgelaufene Saison begann gar nicht gut für die Enkheimer. Unentschieden häuften sich, mehr schien nicht drin zu sein. Deshalb entschloß sich der Vorstand zu einem Trainerwechsel, und siehe da: Es gab nur eine Niederlage mit 2:6 gegen den härtesten Konkurrenten Heilsberg; im Rückspiel revanchierten sich die Enkheimer mit 6:1. Ausschlaggebend für die Dominanz des Klubs war die Tatsache, daß die Mannschaft eingespielt war und den festen Willen hatte, wieder in der Bezirksliga zu spielen.

Für die neue Saison sind die Vorbereitungen in vollem Gange. Etliche neue Spieler wurden verpflichtet ("wichtig ist, daß sie ins Gefüge passen") und ein Trainer: Horst Semmelbauer, früher Landesligaspieler, betreute schon einmal die Junioren von Germania Enkheim, bevor er aus beruflichen Gründen den Verein verließ. Sein Ziel ist der Klassenerhalt, doch liebäugelt man im Vorstand durchaus mit einem oberen Mittelplatz. "Vom Vermögen her können wir da oben mitspielen", ist Oswald Kröpl überzeugt.

Finanziell geht es dem Verein gut. Jedes Mitglied zahlt 7,50 oder sechs Mark Beitrag. Hinzu kommen Geld oder Spenden von Sponsoren, verkauften Eintrittskarten und Erträge aus der Bandenwerbung: auf die Zuschüsse des Ortsbeirates Bergen-Enkheim warten die Verantwortlichen noch. Für die neue Saison hat die Germania einen Ausrüstervertrag mit einer großen Firma abgeschlossen. Die Voraussetzungen für den Erfolg in der Bezirksliga sind also gegeben.

"Fußball ist trotz unserer Bemühungen nicht alles", betont der Schriftführer, der nebenher eine Jugendmannschaft betreut. Nach dem sportlichen Wettstreit treffen sich die Spieler im Klubheim zum Essen und gemütlichen Beisammensein. Als der Aufstieg gesichert und die Meisterschaftsfeier verdaut war, fuhr die Mannschaft auf eigene Initiative an den Mondsee bei Salzburg; kein Zufall, ist Kröpl doch gebürtiger Österreicher.

Sogar eine Jazzband haben Spieler gegründet, die "Sweeky Wheels". Auftritte gab es bereits bei Vereinsfesten und im Jazzklub Hanau. In die dortige Bezirksliga wollen die Verantworlichen übrigens wechseln. Begründung: Die Auswärtsspiele im Frankfurter Raum erfordern wesentlich weitere Fahrten. So ist der Weg zu einem Punktspiel nach Griesheim im Westen Frankfurts fast schon eine kleine Reise, während Hochstadt, Dörnigheim und Bischofsheim gleich um die Ecke liegen. Ein Antrag beim Hessischen Fußballverband ist gestellt; die Antwort wird erwartet.

Zur Zeit trainieren die Spieler dreimal in der Woche, das Unternehmen Bezirksliga soll diesmal auf jeden Fall gelingen. Vorbereitungsspiele sind bereits geplant. Und Torjäger Michael Buschbeck, der in der vergangenen Saison immerhin 29 der 74 Tore erzielte (das 30. wollte ihm in den letzten Spielen trotz größter Anstrengung nicht mehr gelingen), soll auch in der höheren Klasse für die Treffer sorgen. jot

Menschen aus dem Stadtteil: Altfußballer Hugo Schmitt von "Union" Niederrad "Ich habe stets mit meinen Kräften hausgehalten"

NIEDERRAD. Als der Niederräder Fußballclub (FC) "Union" 1987 sein 80jähriges Bestehen feiern wollte, da erinnerte man sich im Vorstand an einen Mann, der sich besonders in den Nachkriegsjahren und auch noch lange danach sehr verdient gemacht hatte um den traditionsreichen Verein: Hugo Schmitt war 22 Jahre lang Zweiter Vorsitzender der Union. Gemeinsam mit dem damaligen Ersten Vorsitzenden Albert Esser und Karl Hoffmann als Spielausschußvorsitzenden, hatte er den Verein seinerzeit zu neuem Leben erweckt.

In der Braubachstraße als "waschechter Frankfurter" geboren, fand er mit 15 Jahren bei der "Fußballvereinigung 1913 Frankfurt" den Weg zum Sport. Zu der Zeit hatte er seine kaufmännische Lehre nahezu abgeschlossen. Er arbeitete in Mannheim und in Stuttgart, blieb seinem Heimatverein aber bis 1925 treu.

Nachdem er ein "Niederräder Mädchen" geheiratet hatte, wechselte er schließlich nicht nur die Mainseite sondern auch den Verein. Von da an spielte er im FC Union Niederrad in der Ersten Mannschaft.

Seine Spielerkarriere sollte jedoch unter dem NS-Regime bald ein Ende finden, und auch mit der "Union" ging es bergab. Anfangs konnte der eigensinnige Kicker seine innere Ablehnung gegen die Nationalsozialisten mit kleinen Tricks durchhalten. "Wenn die anderen Spieler schon auf dem Platz standen, habe ich mir bis zum Anpfiff die Schuhe gebunden", erinnert er sich, "damit ich nicht die Hand zum ,Hitler-Gruß' heben mußte." Doch bald verließ der Kaufmann seinen Verein.

In den Jahren nach 1933 hatte es Hugo Schmitt nicht gerade leicht. Als Kind überzeugter Sozialdemokraten eckte er bald an, denn "die Nazi" (Schmitt) und ihr Gruß waren ihm ein Greuel. Sein jüdischer Chef, Direktor eines großen Kaufhauses, mußte emigrieren. Er selbst wurde entlassen, da er als einziger seiner Kollegen nicht "geschlossen in der Deutschen Arbeitsfront stand".

Fortan wechselte er häufig den Arbeitsplatz, bis er einen Arbeitgeber in der Hanauer Landstraße fand, der ihn mit "Grüß Gott" statt mit erhobener Hand empfing. Den Weg dorthin legte er zu Fuß zurück, um sich dem von ihm gehaßten Handheben auch in der Straßenbahn zu entziehen.

1943 kam dann doch noch der Stellungsbefehl. Seine Frau war längst mit der kleinen Tochter aus der ausgebombten Niederräder Wohnung in den Westerwald "verschickt" worden. Hugo Schmitt ließ es daurauf ankommen, und entging tatsächlich als "wehrunwürdig" der Front. Bis die Alliierten einmarschierten, konnte er sich irgendwie über Wasser halten.

Sein ablehnendes Verhalten, das ihm im NS-Regime große Schwierigkeiten gemacht hatte, wurde dem dickköpfigen Mann später zum Vorteil: Er galt als unbescholten, ebenso wie Albert Esser und Karl Hoffmann.

Kaum hatten die amerikanischen Besatzungsbehörden grünes Licht für die Wiederzulassung der "Union" gegeben und die Lizenz für den Spielbetrieb erteilt, machten sich die drei an die Arbeit. Daß es mit der "Union" bald wieder bergauf ging, lag nicht zuletzt am besonderen Talent des Zweiten Vorsitzenden, Spenden zu sammeln. Von Tür zu Tür zog der gelernte Kaufmann, weckte bei Niederräder Bürgern und Geschäftsleuten Interesse und begeisterte sie für seinen FC.

Damals habe er sich auf dem Polizeirevier eine Liste geben lassen, erzählt der heute 87jährige, mit den Anschriften all derer, die neu in den Stadtteil zugezogen waren. "Dann habe ich die Leute besucht, als neue Mitbürger begrüßt und unseren Verein vorgestellt. So haben wir eine Menge neuer Mitglieder gewonnen."

Auch mit seinem eigenen Geld, das er als Abteilungsleiter in einem großen Frankfurter Kaufhaus verdiente, stand er voll hinter der Union. "Wenn meine Frau je erfahren hätte, wieviel Geld mich unser Verein damals gekostet hat", schmunzelt der rüstige Altfußballer, "sie hätte sich mit Sicherheit scheiden lassen."

Sein Organisationstalent und die Fähigkeit, mit Geld wirtschaften zu können, hat er sich bis heute bewahrt. So wandten sich die "Unions"-Kicker vor fünf Jahren wiederum an ihn, als es darum ging, ein großes Fest zum "80jährigen" des FC auf die Beine zu stellen. Der frühere Vorsitzende, der bereits bei den Feiern zum 50. und 60. Jahrestag der Vereinsgründung Regie geführt hatte, zögerte nicht lange.

"Die wollten ohne einen Pfennig ein Fest organisieren", so naiv seien sie gewesen. Wie ein verständisvoller Vater spricht er von den Vorstandsmitgliedern, und sieht wohl die meisten von ihnen noch in den Trikots der Schülermannschaft vor sich.

Kurzerhand setzte sich der damals 82jährige in Ruppertshain, wo er seit 1973 bei der Familie seiner Tochter lebt, in sein Auto und fuhr nach Frankfurt. Wochenlang pendelte er täglich zwischen Taunus und Main. Die Niederräder hatten Hugo Schmitt nicht vergessen: In kürzester Zeit sammelte er mehrere tausend Mark Spenden, organisierte Preise für die Tombola. In einem Altenheim spürte er ein fast 100jähriges Gründungsmitglied des Vereins auf, das dann auch prompt in Begleitung einer Schwester beim Fest erschien.

Ökonomisch war Schmitt schon zu Zeiten, als er noch in der Ersten Mannschaft der Union Niederrad kickte. Er habe immer mit dem Auge gespielt, sei nur gerannt, wenn der Einsatz auch lohnte. "Wenn den anderen der Schweiß schon in Strömen lief, war mein Trikot in der Halbzeit noch trocken." Nach ihm, so sein nicht ganz uneitler Vergleich, habe das nur der Franz Beckenbauer so gemacht.

"Hausgehalten habe ich auch stets mit meinem Körper", sagt abschließend Hugo Schmitt und sein moralischer Zeigefinger geht dabei im Wortsinn in die Höhe. "Nur wer sich beizeiten schont, bleibt auch im Alter gesund", mahnt der agile Rentner. Wer dem alten Sportsmann dabei in die lebhaften Augen schaut, mag diesem Grundsatz kaum widersprechen. GABOR PAPP

Die Sozialstation des ASB ist in Nöten Der Mangel an Pflegekräften stellt Arbeiter-Samariter-Bund vor große Probleme

FRANKFURT-SÜD. Jens Gillmann ist ein Einzelkämpfer. Und das in einem Beruf, wo sonst nur im Team und dann um das Leben der Menschen gekämpft wird: Er ist Krankenpfleger. Doch in der vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) am 1. Januar eingerichteten Sozialstation Dielmannstraße 52 (die Stadtteil-Rundschau berichtete) ist Gillmann mittlerweile der einzige, der die pflegerischen Tätigkeiten ausübt: Das zu Beginn so hoffnungsvoll gestartete Unternehmen hängt nach nur einem halben Jahr "in den Seilen".

Statt die erhofften neuen Pfleger begrüßen zu können, geht in der Dielmannstraße der Frust um. Leiterin Gaby Keller, neben Gillmann die zweite Arbeitskraft, ist vollauf mit organisatorischen Aufgaben beschäftigt. Zur Zeit sind es zwar "nur" 17 Patienten, die im Einzugsbereich Sachsenhausen und Oberrad betreut werden. Doch auch der Papierkram will erledigt sein. Überhaupt nicht möglich ist bei dieser Konstellation eine Betreuung der vielfach bettlägerigen Patienten während des Wochenendes; dafür bräuchte es einen Stamm von mindestens fünf Mitarbeitern. "Auf diese Weise gehen uns schon von vornherein etwa 70 Prozent der Anfragen verloren", beschrieb die Leiterin die Auswirkungen. Für kurze Zeit sah es etwas rosiger in der Station aus: Eine zweite Pflegekraft war im Februar hinzugekommen. Aus gesundheitlichen Gründen mußte sie jedoch nach wenigen Wochen wieder gehen.

An der Situation wird sich kurzfristig wohl auch nichts ändern. Wie Hans-Peter Schreiner, kaufmännischer Geschäftsführer beim ASB-Ortsverband, sagte: "Der Markt hier ist leergefegt." Insgesamt schätzte er, in Frankfurt gebe es 300 unbesetzte Stellen im Pflegebereich. Dem steht eine steigende Nachfrage nach häuslicher Pflege und Betreuung gegenüber. In letzter Zeit, so die Beobachtung des Geschäftsführers, bieten vermehrt private Firmen ihre Dienste an. Die allerdings leisten nicht die aufwendige Krankenpflege, sondern setzen für Zugeharbeiten im Haushalt ungelernte Hilfskräfte ein und "schöpfen mit hohen Stundensätzen bis zu 40 Mark den Rahm ab".

Ähnliche Arbeiten zu viel besseren Preisen könnte der ASB auch anbieten: Wenn der Antrag als Zivildienststelle beim Bundesamt anerkannt wird. Dann könnten die Zivis für 15 Mark die Stunde Putzen, Kochen oder Einkaufen. Doch für das Verfahren braucht die Bonner Behörde mindestens ein Jahr, vor Ende 1992 ist eine Antwort nicht zu erwarten. Und ob dann sofort Dienstverpflichtete zu haben sind, das bezweifelt Schreiner bei der augenblicklichen Lage stark.

Außer den personellen Problemen hat der ASB mit der Sozialstation aber auch finanzielle Sorgen: "Im Moment legen wir drauf." Schreiner hat durchgerechnet, um kostendeckend zu arbeiten, müßte ein Pfleger 190 Stunden im Monat arbeiten. Um die Station halten zu können habe er schon an Sozialdezernent Martin Berg geschrieben und um einen jährlichen Zuschuß von 1,5 Millionen Mark gebeten.

Wie es weitergeht, das soll im September bei der Gesamtvorstandssitzung des Frankfurter ASB entschieden werden. Mit Sicherheit bringt das Gremium die Preisfrage zur Sprache. Außerdem steht dann wohl auch eine kurzfristige personelle Entscheidung an: Im Oktober wird nämlich Stationsleiterin Gaby Keller ihren Schwangerschaftsurlaub antreten.

Informationen über die Pflegeangebote der Station können unter Telefon 61 69 37 oder 28 09 21 (Zentrale des ASB) erfragt werden; ebenfalls Auskünfte erteilt die Beratungs- und Vermittlungsstelle für mobile Dienste unter 62 80 66. ask

Viele Arbeitszimmer sind doppelt belegt Sozialstation: Martin Berg will intervenieren

SACHSENHAUSEN. Die Raumnot in der Sozialstation Sachsenhausen wird sich kurzfristig nicht beheben lassen. Das geht aus einem Magistratsbericht an den Ortsbeirat 5 (Niederrad, Oberrad, Sachsenhausen) hervor. Den Vorschlag, für eine Übergangszeit Büroräume anzumieten, lehnte die Stadt mit Hinweis auf die Haushaltslage ab. Mit dem negativen Bescheid will sich Sozialdezernent Martin Berg nicht abfinden: "Ich werde dem Kämmerer einen Brief schreiben, er soll die Entscheidung nochmals überprüfen."

35 Räume gibt es in der Station am Neuen Wall 2. Davon sind 16 doppelt belegt. Stünden für alle 50 im Stellenplan ausgewiesenen Arbeitsplätze Fachkräfte zur Verfügung, so sähe es noch beängstigender aus. Doch zur Zeit sind, wie Stationsleiter Jürgen Kohl berichtete, anderthalb Stellen unbesetzt.

Die Doppelbelegung der 18 Quadratmeter großen Räume hat ganz erhebliche Auswirkungen: Der Publikumsverkehr - und damit die Beratungstätigkeit der Sozialarbeiter - läßt sich nur schwer aufrecht erhalten. "Es geht schon aus Gründen des Datenschutzes nicht, daß in einem Zimmer zwei verschiedene Parteien ihren ,Fall' vortragen." Zudem haben Kohls Mitarbeiter beobachtet, daß sich die Hilfesuchenden oft nicht trauen, ihr Problem zu erzählen, wenn das Gespräch nicht unter vier Augen läuft.

Um "solch unglückliche Situationen" zu vermeiden, muß in der Station mittlerweile ein Zeitplan aufgestellt werden, wann welcher Mitarbeiter ein Zimmer benutzen kann. Das ständige Lavieren mit dem Terminkalender koste viel Zeit, die sinnvoller genutzt werden könnte. "Außerdem ist es nervenaufreibend für die Mitarbeiter", fügte Kohl hinzu. Die "Mängelverwaltung" geht so weit, daß auch der Aufenthaltsraum als Dienstzimmer genutzt wird - manche Mutter sitzt dann auf dem Flur und stillt ihr Kind.

"Gut ging es uns 1980, als die Sozialstation Goldstein eröffnet wurde. Da zog ein Teil aus und wir hatten bei derselben Raumzahl 31,5 Stellen." Seither hat die Sozialstation zusätzliche Aufgaben: So wird das Wohngeld von Sozialhilfeempfängern nicht mehr beim Wohnungsamt, sondern direkt abgerechnet. Auch das neue Kinder- und Jugendgesetz bedeutet erhebliche Mehrarbeit bei Scheidungsfällen: Früher erhielt das Gericht einen Bericht, heute müssen zusätzlich die (Noch-)Ehepartner ausführlich beraten werden. Zeichnete der Sozialarbeiter bei der Heimunterbringung von Kindern bis vor kurzem noch mit einigen knappen Sätzen ab, so ist heutzutage ein seitenlanger Erziehungsplan Pflicht.

Schließlich macht sich auch der Krieg in Jugoslawien bemerkbar. "Das sind etwa 150 Fälle nur bei uns", schätzte der Leiter. Das habe dann direkte Konsequenzen: Ausbildungsplätze gibt es am Neuen Wall nicht mehr, der Nachwuchs muß anderswo geschult werden.

Um Abhilfe zu schaffen, geht Jürgen Kohl sogar selbst auf Zimmersuche. Doch als er kürzlich in der Darmstädter Landstraße geeignete Büroräume fand, winkte die Kämmerei prompt ab: Zu hohe Kosten. Damit will sich jedoch Martin Berg als verantwortlicher Sozialdezernent nicht abfinden, sondern alles daransetzen, die Ausweichgelegenheit doch noch genehmigt zu bekommen. Eine Antwort auf die Frage, was im Falle einer Ablehnung kurzfristig geschehen kann, hatte der Dezernent noch nicht parat.

Geplant ist dagegen, mittelfristig Räume in einer städtischen oder bereits angemieteten Liegenschaft zu übernehmen. Langfristig gesehen bietet sich der Sozialstation eine hervorragende Alternative: Bei einer Neubebauung des Schlachthof- Geländes wäre für ausreichend Raum gesorgt, heißt es im Magistratsbericht. ask

Tempo-30-Zone gefordert In "Engelsruhe" Raser stoppen

UNTERLIEDERBACH. Autofahrer, die sich mit ihren Wagen durch enge Wohnstraßen zwängen, um den Staus auf den breiten Pisten auszuweichen: "Schleichverkehr" ist das größte Ärgernis für die Menschen im Unterliederbacher Wohngebiet "Engelsruhe". Derlei Mißbrauch zu erschweren und Raser abzubremsen, ist das Ziel einer Tempo-30-Zone, die zwischen Königsteiner Straße und dem Teutonenweg einerseits sowie der Autobahn und dem Sossenheimer Weg andererseits eingerichtet werden soll.

Ein gutes Dutzend Anwohner traf sich kürzlich mit Planern und Kommunalpolitikern, um vor Ort die "Problemzonen" zu begutachten und Lösungsmöglichkeiten zu besprechen. Das Grundübel war rasch ermittelt: Jene automobilen Zeitgenossen, Rechts-vor-links gefordert die sich, vom Sossenheimer Weg kommend, durch den Teutonenweg, die Rugierstraße und den Burgunder- oder Chattenweg "mogeln", um dann auf die Königsteiner Straße zu gelangen.

"Wir werden uns etwas einfallen lassen, um diese Route für den Durchgangsverkehr extrem unattraktiv zu machen", kündigte CDU-Ortsbeirat Hans Georg von Freyberg an, der ebenso zur Arbeitsgruppe gehört wie die Kinderbeauftragte Christine Schwab (Grüne) und Ortsvorsteher Rudolf Hartleib von der SPD.

Eines der möglichen Gegenmittel könnte sein, den Chattenweg zur Einbahnstraße zu erklären, um nur noch die Fahrzeuge passieren zu lassen, die aus Richtung Königsteiner Straße kommen. Obwohl die Gotenstraße nördlich des Burgunderweges formal nicht mehr zur geplanten Tempo-30-Zone gehört, soll auch sie einbezogen werden.

Nach den Worten von Joachim Seiler, Mitarbeiter beim beauftragten Planungsbüro, könnte es statt "Vorfahrt frei" künftig "Rechts-vor-links" heißen: "Obwohl wir es mit einer Grundnetzstraße zu tun haben, sollte sich die Stadtverwaltung nicht gegen diese Neuerung sperren." Denn dieser Abschnitt sei nicht für den Durchgangsverkehr gedacht, sondern diene vor allem als Zufahrt ins Wohngebiet. Und in solchen Fällen könne Autos und Stadtbussen schon einmal das Vorfahrtsrecht versagt werden. Ansonsten glaubt Seiler wenig verändern zu müssen. "Schon wegen der engen Straßen kann hier kaum jemand rasen", sagte er. Nur der breite Cheruskerweg könne Schikanen und Mittelinseln "vertragen".

Was der Planer in den nächsten Wochen zusammen mit der Kinderbeauftragten und den beiden Ortsbeiräten austüftelt, wird der Bevölkerung am 27. August vorgestellt. Ort der Anhörung soll, so Hans Georg von Freyberg, voraussichtlich ab 19 Uhr das evangelische Gemeindehaus an der Wartburgstraße sein. leo

Jugendamt verstärkt

VOGELSBERGKREIS. Beim Jugendamt des Kreises wurde das Pflegekinderwesen neu organisiert und personell verstärkt. Ein spezialisierter Fachdienst wurde als Voraussetzung für eine Verbesserung der Pflegekinderarbeit geschaffen.Im Blickpunkt: Grenzen gehen durch die Jugend

KRONBERG. "Die Jugendlichen sind mir selbst ein Rätsel", sagt Recepturbetreuer Franz-Josef Specht, der immer wieder versucht, mit neuen Angeboten junge Kronberger in den Keller zu lotsen. "Wenn sie schon ,Kultur im Keller' hören, kommen viele nicht, weil sie sich nicht zulabern lassen wollen. Sie wollen was serviert kriegen, das richtig happy macht."

Diese konsumorientierte Haltung ist für Specht verständlich: "Kaum kommen sie auf die Welt, fängt alles an, auf sie einzureden. Die Anerkennung für die einzelnen Lebensalter fehlt." Sprunghaftigkeit und Spontaneität würden jungen Menschen von Erwachsenen oft geneidet und daher verurteilt.

Vielen Jugendlichen fehlten auch die "familiären Geborgenheitsräume, in denen sie sich glücklich fühlen". Gleichaltrige sollten oft möglichst nicht nach Hause eingeladen werden.

Auf der Suche nach Lebensinhalten und Lebenssinn saugten sie sich mit Parolen voll. Eine Abgrenzung finde über die Klamotten statt. Die einen wollten sich irgendwie engagieren oder politisch aktiv werden, andere nur Musik hören, wieder andere nur schwätzen. "Die Grenzen gehen mitten durch die Jugendlichen durch", faßt Specht seinen Eindruck von Zerrissenheit und Orientierungslosigkeit zusammen. Schon Zwölf- und Dreizehnjährige wüßten nicht mehr, wo sie hingehörten.

In der Receptur, so hält er anderslautenden Urteilen entgegen, seien alle Schichten vertreten. Am Anfang sei es eben "in" gewesen, ins Gewölbe hinabzusteigen. Dadurch sei der Eindruck entstanden, dort verkehre nur die "Schickymicky"-Szene. Auch habe es Probleme mit Neonazis gegeben. Diese Zeiten seien aber vorbei. mk

62 Quadratmeter für 3000 Patienten Riederwälder Arztpraxis klagt über Platzmangel / Kaum Gewerberaum im Viertel

RIEDERWALD. "Wegen Raummangel können wir leider keine weiteren Patienten mehr aufnehmen." So oder ähnlich könnte von Herbst an das Schild an der Tür der Arztpraxis von Ulrich Seibert und Susanne Lieber in der Raiffeisenstraße 77 aussehen. Denn die beiden Allgemeinmediziner klagen schon seit einiger Zeit darüber, daß ihre Praxis mit 62 Quadratmetern viel zu klein für die Behandlung von Kranken sei. Seibert: "Wir haben hier nur ein Beratungszimmer, das Wartezimmer und den Anmeldungsraum mit zwei Kabinen. Wenn einer von uns Sprechstunde hält, muß der andere Hausbesuche machen."

Ein Problem, das sich den Ärzten bereits seit Jahren stellt, und das sie schon seit geraumer Zeit versuchen, in den Griff zu bekommen. Zuerst wie jeder andere privatwirtschaftliche Betrieb in Eigeninitative. "Wir haben gesucht und gesucht, aber im Riederwald gibt es eine Festschreibung von Wohnraum, kaum Gewerbegebiet, hier kann nichts wachsen", klagen die Ärzte, die weit mehr als 100 Patienten am Tag behandeln wollen und etwa 3000 Namen in ihrer Kartei führen. Für 5000 Einwohner einschließlich der Pendler (so das statistische Bundesamt) im Riederwald ist neben den beiden Allgemeinmedizinern nur noch ein praktischer Arzt in der Rümelinstraße zuständig.

Nach dem Bedarfsplan der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen (KV) ist damit der Riederwald zwar ausreichend mit Ärzten versorgt (im Riederwald müssen laut Statistik 1,9 Allgemeinmediziner praktizieren). Doch diese Statistik habe nach Aussage der Gemeinschaftspraxis Lieber/Seibert "nun einmal nichts mit der Realität im Riederwald zu tun". Dort wohnten überwiegend ältere Menschen, denen eine Fahrt in andere Stadtteile nicht zuzumuten sei, und die auch öfter einen Arzt benötigten als der Durchschnitt der Bevölkerung.

Deshalb haben sich die Ärzte an den Ortsbeirat 11 gewandt. "Die Politiker", stellt sich Seibert vor, "könnten vielleicht über den Magistrat dafür sorgen, daß wir größere Räume im Riederwald bekommen." Eine Umwidmung von Wohn- in Gewerberaum wäre eine Möglichkeit, meint Seibert. Die andere wäre, daß das Liegenschaftsamt der Gewerkschaft der Polizei (GdP) neue Räume zuweist. Denn die GdP ist bereit, ihre etwa 110 Quadratmeter große Geschäftsstelle in der Schäfflestraße 16 für die Gemeinschaftspraxis aufzugeben, wenn sie im Gegenzug eine andere Unterkunft bekäme. Diese Räume müßten zwar nicht im Riederwald liegen. "Aber dennoch müssen sie für die Gewerkschafter akzeptabel sein", weiß Seibert, "und von allein fangen die verständlicherweise auch nicht an zu suchen." Peter Reinwart (SPD), Ortsvorsteher des Ortsbeirates 11, sagt zu der Situation der Gemeinschaftspraxis: "Wir haben eine Anregung an die Stadtverordnetenversammlung geschickt, den beiden Ärzten bei der Suche nach geeigneten Räumen behilflich zu sein." Mehr könnten auch die Politiker nicht für ein privatwirtschaftliches Unternehmen tun. "Wir haben nur die Pflicht, uns darum zu kümmern, daß die ärztliche Versorgung im Stadtteil gewährleistet bleibt." Ob dem Riederwald im Herbst eine ärztliche Unterversorgung droht, bleibt dennoch fraglich. Peter Horst, stellvertretender Geschäftsführer der KV: "Zugegebenermaßen ist die Praxis Lieber/Seibert recht klein. Doch im Riederwald gibt es laut Bedarfsplan eine gute Versorgung mit Ärzten. Die Suche nach größeren Räumen ist zu hundert Prozent Privatsache der Unternehmen. Raumprobleme haben gerade in Frankfurt noch viel mehr Ärzte." mug

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Hochzeitsgeflüster - in der SPD Die Ortsvereine der Nordweststadt wollen fusionieren / Behutsame Annäherung

NORDWESTSTADT. In der Nordweststadt-SPD ist Hochzeitsgeflüster zu vernehmen: Die SPD-Ortsvereine I und II liebäugeln seit geraumer Zeit mit Fusionsplänen. Noch ist der Wunsch nach Vereinigung allerdings von behutsamen Annäherungsversuchen und vorsichtigem Herantasten geprägt. Oder mit den Worten des Vorsitzenden vom Ortsverein II, Helmut Gärtner: "Vor jeder Heirat gibt es erst einmal eine Verlobung - die kann man im Notfall auch leichter wieder auflösen."

Auch der Verlobungstermin wurde vorläufig noch einmal verschoben. Auf der jüngsten Mitgliederversammlung des Ortsvereins II haben die Genossen entschieden, daß zunächst alle Kräfte darauf konzentriert werden müssen, die anstehenden Kommunalwahlen vorzubereiten. Bis dahin - also bis März 1993 - "ist das Thema Fusion nicht akut", betonte Gärtner.

Dennoch sind die beiden Gruppierungen grundsätzlich geneigt, enger zusammenzuarbeiten. Als erster Schritt sollen von nun an vierteljährlich gemeinsame Sitzungen der geschäftsführenden Vorstände stattfinden. Darüber hinaus soll das Für und Wider einer Fusion in beiden SPD-Gruppen noch ausführlich diskutiert werden.

Die Idee einer Zusammenlegung der SPD-Ortsvereine kommt nicht von ungefähr. Das Phänomen einer allgemeinen Parteienverdrossenheit macht sich auch an der Basis bemerkbar: Die Ortsvereine verzeichnen schwindende Mitgliederzahlen. Deshalb wird nach 15 Jahren über eine Umkehr der Trennung nachgedacht - damals entstand die Teilung der SPD Nordweststadt in die Ortsvereine I, II und III, weil der Verein so groß war, daß die verschiedenen Belange innerhalb der Nordweststadt nicht mehr von einem Vorstand bewältigt werden konnten.

Heute zählen die Ortsvereine I und II jeweils 120 Köpfe, im Ortsverein III sind es unter 100 Mitgliedern.

Dennoch gibt es innerhalb der Ortsvereine Bedenken wegen einer Fusion, die "nicht immer rationale Hintergründe haben", gab Helmut Gärtner zu. Er führte ein paar der nachvollziehbaren Argumente zu Pro und Contra einer Zusammenlegung an: Beispielsweise seien in der jetzigen Konstellation in den Ortsvereinen I und II je 15 Genossen im Vorstand tätig. Ein gemeinsamer Vorstand müßte sich auf maximal 20 Mitglieder beschränken - damit blieben zehn Leute übrig, die man "möglicherweise vor den Kopf stößt". Die Punkte "Mehrarbeit" und "längere Wege für die Mitglieder" sind ebenfalls auf der Contra-Seite aufgelistet.

Für eine Fusion sprechen vor allem die Mitgliederzahlen: "Je größer der Verein, desto größer die Schlagkraft", lautet Gärtners Formel. Mit zusammen 240 Leuten sei es auch einfacher, Neigungsgruppen zu bilden, eine Frauen-AG zu organisieren oder die Ortsvereinszeitung auf Vordermann zu bringen. All diese Vor- und Nachteile wollen die beiden SPD-Gruppen im Laufe des nächsten Jahres gründlich abwägen. Die Tendenz für eine enge Zusammenarbeit sei da, betonte Gärtner, doch man wolle sich den Rückzug so lange wie möglich offen halten. Oder wie Schiller dichtete: "Drum prüfe, wer sich ewig bindet . . ." *rea

Ein simpler schwarzer Kasten sorgt für Wärme Flachkollektoren nutzen kostengünstig Sonnenenergie, werden aber zu selten eingesetzt Von Karl-Heinz Franke (Staffelstein)

Dunkelgestrichenes Metall heizt sich in der Sonne auf. Was für Autofahrer im Sommer bisweilen eine leidige Erfahrung ist, ermöglicht Sonnenkollektoren zur Warmwassergewinnung für Haushalte und Schwimmbäder. Eine Metallplatte mit aufgelöteten Kupferrohren erhält eine schwarze Spezialbeschichtung, die das Sonnenlicht fast vollständig absorbiert. Das ganze kommt zur Wärmeisolation in einen Kasten mit Glasabdeckung. Fertig ist der einfachste Sonnenkollektor, der Flachdachkollektor. Metallplatte und Rohre werden durch die Sonnenstrahlung so heiß, daß langsam durch die Rohre fließendes Wasser sich auf 50 bis 100 Grad Celsius erwärmen kann: Warmwasser gratis, mit zusätzlichem Wasserspeicher im Sommerhalbjahr unterbrechungslos verfügbar.

Auf diese Weise wird in vielen Schwimmbädern bereits das Wasser wirtschaftlich erwärmt. Für "fehlerfrei installierte Systeme" rechnet Joachim Nitsch von der Studiengruppe Energiesysteme der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt in Stuttgart mit einer "typischen Energieausbeute bei Flachdachkollektoren von pro Jahr zwischen 300 und 550 Kilowattstunden je Quadratmeter Kollektorfläche".

Beim "2. nationalen Symposium thermische Solarenergie", zu dem kürzlich das Oberbayerische Technologie-Transfer-Institut (OTTI) ins Kloster Benz in Staffelstein eingeladen hatte, erklärte Nitsch, daß Flachkollektoren in Deutschland dennoch viel zu wenig genutzt werden. Zwar seien bis 1990 etwa 400 000 Quadratmeter Kollektorfläche installiert worden, rund 60 000 Quadratmeter kämen seither jährlich hinzu. Pro Kopf der Bevölkerung seien das aber dennoch lediglich 0,006 Quadratmeter. Und dies, obwohl von den derzeit 14,6 Millionen Gebäuden in der alten Bundesrepublik aufgrund günstiger Gebäudeausrichtung (nach Süden) und Dachflächenneigung rund acht Millionen Gebäude "solargeeignet" seien.

Nach Herstellerangaben werden für ein Einfamilienhaus (vier bis fünf Personen) etwa sieben Quadratmeter Kollektorfläche und ein Wasserspeicher mit 400 Liter Fassungsvermögen benötigt. Mit einem Flachkollektor könnte der jährliche Bedarf an Warmwasser bis zu 65 Prozent aus Sonnenenergie gedeckt werden. Material- und Montagekosten für eine derartige Anlage sollen sich derzeit im Durchschnitt auf 11 000 Mark belaufen. Bei einem Gebäude mit sechs Familien würden sich diese Kosten auf rund 8000 Mark je Partei reduzieren.

Mehrere Bundesländer gewähren Zuschüsse aus öffentlichen Mitteln. "Trotzdem sind die gegenwärtig hohen Einstiegskosten in die solarthermische Energienutzung in Deutschland ein Markthemmnis ersten Ranges", sagte Nitsch. Deshalb forderte der Wissenschaftler ein "100 000-Dächer-Sollarkollektoren-Programm" der Bundesregierung. Zusätzlich müsse ein Demonstrationsprogramm für solare Nahwärmesysteme geschaffen werden. Würden die entsprechenden Investitionen von rund einer Milliarde Mark innerhalb von fünf Jahren getätigt und zu 50 Prozent von der öffentlichen Hand gefördert, so beliefe sich die Unterstützung der Markteinführung solarthermischer Anlagen auf jährlich 100 Millionen Mark.

Auch in Österreich zögerten die Politiker bei der Einführung solarer Energietechniken, sagte Werner Weiß von der dortigen "Arbeitsgemeinschaft Erneuerbare Energie". Offensichtlich ist aber die Bevölkerung Österreichs der Sonnenenergie gegenüber aufgeschlossener als die Deutschen. Die 7,6 Millionen Österreicher installierten bis 1990 rund 461 000 Quadratmeter Sollarkollektoren - mehr als die 62 Millionen Alt-Bundesbürger, die es laut Statistik auf etwa 400 000 Quadratmeter brachten. Pro Kopf wurde also in Österreich rund die zehnfache Kollektorfläche installiert.

In der Alpenrepublik vermindert allerdings oft ein organisierter Eigenbau die Herstellungskosten der Flachkollektoren. Weiß: "Bis 1991 wurden so rund 12 000 Solaranlagen mit 120 000 Quadratmetern Kollektorfläche gefertigt." Nun will die österreichische "Arbeitsgemeinschaft Erneuerbare Energie" (A-8200 Gleisdorf, Postfach 1 42, Telefon 00 43 / 31 12 / 40 30), auch in Italien, in der Schweiz und in Deutschland Selbstbaugruppen organisieren. In Bonn gibt außerdem die "Bürgerinformation Neue Energietechniken - BINE" (5300 Bonn 1, Mechenstraße 57, Telefon 02 28 /23 20 86), Auskunft über Hersteller von Komponenten und kompletten Systemen, ausgeführte Anlagen, Fördermaßnahmen, Planungshilfen und Selbstbauanleitungen.

Riesengebrüll: "Wir wollen Wasser" Ferienspiele auf dem Merianplatz / Spielstube wünscht einen "bespielten Platz"

NORDEND. Vor einiger Zeit war dort noch eine öde Baustelle. In den vergangenen Tagen ging es auf dem Merianplatz laut und lebendig zu. Eine Horde Kinder planscht so wild in einem Bassin, daß es fast leer wird. Die Folge: Ein Riesengebrüll - "Wir wollen Waaaasser! Wir wollen Waaaasser!"

Jahrelang rosteten auf dem Platz ein paar vernachlässigte Spielgeräte vor sich hin. Vor kurzem wurde der Platz endlich renoviert.

Bis zum 31. Juli gibt es dort Ferienspiele, das heißt in dem Fall: einen "betreuten Aktivspielplatz". Die Spielstube des Caritas-Verbandes in der Gaußstraße und das Jugendamt hatten sie organisiert.

Am ersten Tag machten sich die Kleinen miteinander bekannt. Jedes Kind konnte eine Anstecknadel mit seinem Namen beschriften, mit einem persönlichen Erkennungszeichen bekleben oder bemalen. Wer nicht mit Button-Basteln beschäftigt war, stöckelte auf Stelzen über den Platz, spielte Tischtennis, rollte mit dem Pedalo, drehte sich auf der "Holländerscheibe" oder balancierte auf einem Hüpfstab. Andere zeichneten und malten. In den darauffolgenden Tagen konnten die agilen Kleinen sich auch als Künstler mit Gips und Schminke versuchen.

Zwei Ausflugs-"Bonbons" standen für Kinder ab sieben auf dem Programm. Mit Bus und Schiff ging es nach Sankt Goar zu einer Wanderung zum Schloß Rheinfels. Am vergangenen Dienstag wurde ein Ausflug nach Schloßborn im Taunus angeboten.

Am ersten Tag standen die Ferienspiele unter einem guten Stern; das Wetter spielte mit, der befürchtete Regen blieb aus. Das hat schon Tradition: "Seitdem es die Ferienspiele gibt, ist es immer trokken geblieben", sagt Friedrich Berndt, der Leiter der Spielstube in der Gaußstraße. Die organisierte 1988 erstmals die Spiele für Sechs- bis 14jährige auf dem Merianplatz. Doch der war noch nie so schön - und so neu - wie in diesem Jahr.

Spielstubenleiter Friedrich Berndt sind die wenigen Wochen der Ferienspiele nicht genug. Er wünscht sich einen von den Oster- bis zu den Herbstferien täglich betreuten "bespielten Platz". Alles, was dazu gehört, ist vorhanden - Spielgeräte und ein Container voller Spielzeug. Die Stadt Frankfurt hatte eine solche Einrichtung auch geplant. Doch das Geld fehlt, um die Betreuer zu bezahlen. Dennoch: Die Spielstube will mit Unterstützung des Caritas-Verbandes bis zu den Herbstferien weitere Spielaktionen organisieren. Damit will die Spielstube der Stadt Frankfurt zeigen, daß Bedarf für den betreuten Spielplatz besteht.

Auch die Erfahrung mit den Ferienspielen in den vergangenen fünf Jahren bestätigt das Vorhaben: Die Resonanz bei den Kindern war immer riesig. Karina, Alexandra, Arzu und Sonay freuen sich ganz besonders auf das Abschlußfest am morgigen Freitag. "Wir haben gemalt, Federball gespielt, Tischfußball und Tischtennis", sagt Karina. Schon im letzten Jahr waren sie dabei.

Alle Hände voll zu tun hatten die fünf Betreuer - vier Studenten und eine Erzieherin. Die Arbeit macht ihnen Spaß; ernsthaftere Probleme als hier und da mal einen blauen Fleck gab es nicht. Auch Sprachbarrieren zwischen Kindern unterschiedlicher Nationalitäten wurden schnell abgebaut. Betreuerin Monika Steul: "Das haben die ruckzuck drauf. Die Verständigung ist gar kein Problem." orf

Geschichtsverein berichtigt Das Corpus delicti war keines gewesen

BONAMES. Der Teufel sitzt im Detail: Plastikmüll fiel beim Sommerfest "Unter der Linde" des Heimat- und Geschichtsvereins nicht an. Denn die Veranstalter hatten mit gutem ökologischen Gewissen vorgesorgt. "Gläser haben wir aus einem Getränkemarkt vor Ort gemietet", informierte Loni Biermann. Und Tassen, Teller und Unterteller - alles aus Keramik - habe der Verein aus dem Haus Nidda bezogen. "Gerade als Heimatforscher sind wir darum bemüht, die Umwelt so gering wie möglich mit Müll zu belasten", betonte die Vorsitzende.

Der gesamte Abfall, der während eines Festes anfalle, werde "selbstverständlich" sortiert: Papier, Glas, Hausmüll. Der beim Sommerfest verwendete blaue Plastikmüllsack, das Corpus delicti, "wird ausgeleert und immer wieder verwendet", erklärte Loni Biermann. Mehrarbeit der Umwelt zuliebe: "Wir achten darauf, die Natur zu pflegen." tin

Im Hintergrund: "Stiefkind" Jugendarbeit

KRONBERG. "Daß es Jugendarbeit nicht zum Nulltarif gibt, würde die Stadt Kronberg merken, wenn aus irgendwelchen Gründen das Konzept für den Recepturkeller nicht mehr weitergeführt werden könnte." Das sagt Dieter Kaiser, Gastwirt und Sozialarbeiter in einem. Er hat den Kneipenkeller an der Friedrich- Ebert-Straße seit 1985 gepachtet und zum Jugendtreff umgemodelt.

Apfelwein und Bier werden über den Tresen gereicht, harte Drinks nicht ausgeschenkt. Dafür aber eine Unmenge von Säften, und das zu zivilen Preisen, die sich auch mit wenig Taschengeld bezahlen lassen. Verzehrzwang besteht ohnehin nicht. Manche kommen und spielen Schach oder quatschen stundenlang, ohne sich die Kehle zu befeuchten. Andere sitzen im Hof und bringen sich ihre Getränke selbst mit. "Irgendwann konnte ich das nicht mehr finanzieren", beschreibt Dieter Kaiser die wirtschaftliche Kehrseite des bewußt jugendfreundlichen Konzepts.

Der gelernte Sozialarbeiter und Pädagoge wollte eine Sozialarbeiterstelle, bekam aber nur eine halbe. Die nicht im Keller, sondern im darüber gelegenen Recepturtreff, wo er nun von 15 bis 19 Uhr ansprechbar ist. Die Kneipe ist von 19 bis 24 Uhr offen. "Recepturtreff und -keller lassen sich nicht trennen, das geht ineinander über", hat Kaiser gemerkt. Immerhin 500 Gäste, überwiegend zwischen 15 und 25 Jahre alt, zählt er zu seinem Stammpublikum. Die Bedingungen im Keller, so meint Kaiser, entsprächen "fast" denen eines Jugendhauses.

Und wie bewertet er die Jugendarbeit der Stadt? "Sie ist immer ein Stiefkind gewesen und wurde nur halbherzig betrieben." Am besten sei es, "man macht erst mal was. Und wenn das läuft, wird es einfach hingenommen, bis die Initiatoren ausgepowert sind." mk

Grüne mit Bauchschmerzen Für das Verkehrskonzept Nachbesserungen gefordert

HÖCHST. Norbert Wildhirt irrt: Hatte der SPD-Fraktionschef im "Sechser" vermutet, daß alle Fraktionen des Ortsbeirats 6 dem vom Magistrat vorgelegten Verkehrskonzept für Höchst-Süd zustimmen würden, so bereitet dieser Plan den Grünen "Bauchschmerzen". Denn die Öko-Partei will den Durchgangsverkehr vollständig aus der Bolongarostraße verbannen. Und der drohenden Verkehrsverlagerung in die Emmerich-Josef-Straße will sie mit einer verengten Straße und einer "Pförtnerampel" in der Leunastraße begegnen.

Die Grünen plädieren dafür, die westliche Bolongarostraße zur Sackgasse zu machen. Sprecher Thomas Schlimme sagte der FR, eine Sperre in Höhe Königsteiner Straße solle die Fahrer zur Umkehr zwingen. Würden zudem Parkplätze gestrichen und Ausweichbuchten geschaffen, könne auch wieder aus der Sackgasse herausgefahren werden. "Was bleibt, ist eine reine Anliegerstraße."

Auch der Magistrat will eine Sperre in der Bolongarostraße aufstellen. Jedoch soll den Wagen in Richtung Nied der Weg Mainberg, Seilerbahn und Amtsgasse geöffnet werden. Die Durchfahrt von West nach Ost bliebe somit möglich. Gegen die Lösung spreche aber, daß sie auf Kosten der Fußgänger gehe, so Schlimme. "Die Autos kreuzen die Spaziergänger zum Main, zur Fähre und auf die Wörthspitze." Das gefährde das Erholungsgebiet.

Die Grünen plädieren für harte Maßnahmen, um der zu befürchtenden Verkehrsverlagerung in die Emmerich-Josef- Straße entgegenzuwirken. Die vom Magistrat angeregte Busspur sei zwar eine "gute Idee"; sie bringe aber nur etwas, wenn die FVV-Spur auch wirksam gegen Mißbrauch geschützt werde. Um Autofahrer noch mehr abzuschrecken, müsse die Straße außerdem mit Pollern oder Blumenkübeln stark verengt werden.

Dafür, daß sich die Autos nicht in der Emmerich-Josef-Straße stauen, soll die "Pförtnerampel" in der Leunastraße sorgen. Nur soviele Fahrzeuge dürften Grün erhalten, wie die Straße verkraften kann.

Die Grünen lehnen das Magistratskonzept dennoch "nicht grundsätzlich ab", betonte Schlimme. Ohne die genannten

Anekdoten auf zehn Kilometer Wanderung rund um Frankfurt in zehn Etappen

Treffpunkt Kalbach, an der U-Bahn- Station. Peu-à-peu karrt die U 2 freitagsmüde Männer und Frauen heran. Einige steigen aus und gehen zielsicher auf den grauhaarigen Mann mit dem Schulbubenlächeln zu. Rudolf Herzog begrüßt jeden einzelnen mit einem Händedruck; man plaudert. Kurz nach halb fünf gibt Herzog den 34 Wanderlustigen das Zeichen zum Abmarsch.

Der Mann, den fast alle nur "Rudi" nennen, ist Wanderführer und leitet mehrere Etappen auf der Tour "Rund um Frankfurt". Auf zehn Teilstücken will der "Verein der Oberhessen" nicht nur Clubmitgliedern die Randbezirke Frankfurts näherbringen. Jeweils zehn Kilometer sind diese Etappen lang, "mehr wäre zuviel", meint Rudi. "Die Mini-Wanderungen am Freitag nachmittag sollen entspannen; drei Stunden sind das Maximum." Schließlich kommen einige der Wanderfreunde fast direkt von der Arbeit. Nach den Zielen Schwanheim, Sindlingen, Sossenheim, Praunheim und Bonames führte die sechste Etappe von Bonames nach Bergen. "Vor zehn Jahren, zum 75. Vereinsjubiläum, haben wir zum ersten Mal diese Tour angeboten", klärt Oberhessen-Chef Walter Dieterle auf. "Schon damals haben wir gemerkt, daß viele Frankfurter die äußeren Stadtteile überhaupt nicht kennen." Deswegen finde die Wanderung bereits zum dritten Mal statt, jeder Interessierte könne daran teilnehmen.

Nach einem Kilometer ist die Gruppe in Bonames angekommen; Rudi steigt auf eine Holzbank und hält einen kleinen Vortrag über den Stadtteil. Das Publikum - die meisten im Pensionsalter - lauscht interessiert. Statistik-Daten sind dabei lediglich nur eine lästige Pflichtübung. Viel lieber erzählt Rudi kleine Histörchen und Anekdoten, "aus meiner Jugendzeit", grinst der 63jährige.

An der Nidda entlang geht's Richtung Berkersheim. Schnell noch ein paar Zahlen über die Eingemeindung 1910, dann zieht der Wanderführer ein kleines Fläschen aus der Reisetasche. "Jetzt gibt's den Schwajo." Die meisten Wanderer wissen schon Bescheid und schlürfen genüßlich ihren Anteil. Schwajo ist Schwarzer-Johannisbeer-Likör, "natürlich selbstgemacht", sagt Rudi. Er weiß genau, wie er seine Gruppe bei Laune hält.

Nächste Station: Heiligenstock. Vorbei an Klee, Weizen und Rüben hin zur Bundesstraße. Die meisten Wege sind asphaltiert, "doch das läßt sich schwer vermeiden", bedauert Rudi. "Auf Wanderwegen würden wir die Stadtteile nicht in der kurzen Zeit schaffen." Am alten Sendemast der Nachrichtenagentur Dena hat Rudi wieder ein Histörchen parat. Er erzählt die Geschichte der Kleingärtner, die die Stromleitung des Sendemastes in den 30er Jahren anzapften und damit ihre Gärten beleuchteten.

Durch Frankfurts einzigem Weingut auf dem Lohrberg geht's endlich nach Bergen, dem Etappenziel. Einigen Wanderern werden nach den drei Stunden zum Schluß die Beine doch recht schwer. Die Gruppe zieht sich in die Länge.

Doch alle wissen, was in Bergen auf sie wartet, und das gibt wieder Kraft: Ebbelwei in der "Alten Post". Denn die Einkehr in eine Kneipe steht am Ende jeder Etappe. ert

Die siebte Etappe der Wanderung rund um Frankfurt führt am Freitag, 31. Juli, von Bergen nach Fechenheim. Treffpunkt ist um 16.30 Uhr die Haltestelle Marktstraße/Landgraben der Buslinie 43 in Bergen. Wer mitwandern will, sollte sich telefonisch bei Engelbert Pfaller (46 41 26) anmelden.

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Patsch und Schnitt - nächste Sequenz

Wer Leos Carax' "Die Liebenden von Pont-Neuf" gesehen hat, kann vielleicht enttäuscht sein, weil verschiedene Stimmen vorab zu große Erwartungen geweckt haben mögen, doch verstehe ich als Mann diesen Film anders als ihre Kritikerin, die sich besonders auf den männlichen Protagonisten einschießt (FR vom 3. 7. 1992 "Die neue Unbedenklichkeit"). Der ist zum einen nicht "drogenabhängig", sondern muß ein Schlafmittel nehmen, weil er sonst nicht zur Ruhe kommen kann. Er begeht auch keinen Mord aus Liebe, jene fahrlässige Tötung eines Plakatierers wirkt wie ein Unfall. Vielmehr ist die weibliche Hauptfigur die erste, die im Film tötet - aus niederen Beweggründen ihren ehemaligen Liebhaber (und sei es nur im Traum).

Sie verläßt den Clochard und entscheidet sich erst gegen Ende des Films für ein Leben mit ihm, nachdem er etliche schlüssige Gelegenheiten ausgelassen hat, sie aufzugeben. Er ist der Mann, der sich um die Frau bemüht und das so lange tun muß, bis sie sich für ihn entscheidet. Und wenn sie das nicht getan hätte - hätte dieser Mann nicht einfach diese Frau weitergeliebt? Das klingt unmodern und ist doch realistisch, die Frau ist so schwach, daß sie erst nach vielerlei kraftvollen Liebesbezeugungen ihres Gegenübers ihre Gefühle bloßlegt wie dieser. Sie tut es, wenn ihr schon gar nichts mehr passieren kann.

Und der Mann macht nicht den Anschein, als wolle er sie erobern. Er ist ein Liebender, seiner Zweifel selbst Herr, auch im Gefängnis. Auf mich machte er nie den Eindruck eines Psychopathen. Er war sich sicher, sie nicht. Die Frau muß erst klar sehen lernen, bevor sie die Liebe des Mannes versteht. Das dauert manchmal lange. Wie in diesem Film.

Es ist töricht, ihn mit Werbespots zu vergleichen. Wo sehen wir da Amputierte, wo vom Leben Gezeichnete, wo das Leiden der Menschen? Die Frau fährt Wasserski auf der Seine, verliert das Gleichgewicht, stürzt. Der Mann im sie ziehenden Boot bemerkt es. In der Werbung hätte er einen eleganten Kopfsprung gemacht, um sie zu retten. Bei Carax schmeißt sich der Clochard sofort bei hoher Geschwindigkeit des Bootes aufs Wasser. Bedenkenlos und mit gekrümmtem Rücken. Patsch und Schnitt - nächste Sequenz. Das ist der Unterschied. Wenn Carax' Held, seiner Liebe bewußt, zögerliche Bedenken gehabt hätte, wären seine Handlungen dann so kraftstrotzend gewesen? Mit dieser unausgesprochenen Frage verstört der Film.

Guido Keller, Frankfurt am Main

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Die Öffnungszeiten der Hanauer Museen

Museum Großauheim, Pfortenwingert 4, Telefon 0 61 81 / 29 55 16 und 29 55 10, geöffnet Donnerstag bis Sonntag von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr.

Hessisches Puppenmuseum, Parkpromenade 4, Hanau-Wilhelmsbad, Telefon 0 61 81 / 8 62 12, geöffnet Dienstag bis Sonntag von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr; Eintritt: Erwachsene 1,50 Mark, Kinder 0,50 Mark, Schüler, Studenten und Behinderte eine Mark.

Deutsches Goldschmiedehaus, Altstädter Markt 6, Telefon 0 61 81 / 29 54 30, geöffnet Dienstag bis Sonntag 10 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr.

Museum Schloß Philippsruhe, Philippsruher Allee 45, Telefon 0 61 81 / 29 55 16 und 29 55 10, geöffnet Dienstag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr durchgehend.

Museum Schloß Steinheim, Telefon 0 61 81 / 29 55 16 und 29 55 10, geöffnet Donnerstag bis Sonntag von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr.

Eine Rast am Bildstock An der Homburger Landstraße steht ein Kulturdenkmal

ECKENHEIM. "Willst du ins Unendliche schreiten, geh nur im Endlichen nach allen Seiten. Willst du dich am Ganzen erquicken, so mußt du das Ganze im Kleinsten erblicken", schrieb einst Johann Wolfgang von Goethe. Vielleicht ahnte er, daß der Blick der Menschen sich nur noch auf Großes und Mächtiges richten und niemand Zeit für die kleinen und unwichtigen Dinge des Lebens haben würde.

In der heutigen Zeit erwacht wieder der Wunsch, seine Umwelt und die damit verbundene Geschichte zu ergründen. Geleitet von diesem Gedanken, erstellte das Presse- und Informationsamt für die Frankfurter Bürger eine Auswahl von Kulturdenkmälern.

Sie liegen abseits der Touristenattraktionen, sind aber trotzdem sehenswert. Die Broschüre "Verborgene Kostbarkeiten" stellt 21 unauffällige, aber interessante Wegweiser auf dem Pfad der Geschichte vor.

Der alte Bildstock an der Homburger Landstraße in Eckenheim ist einer dieser geheimen Stätten. Er war einst ein Rastplatz für Landbewohner, die mit ihren schweren Lasten zum Markt nach Frankfurt zogen. Dort, wo jetzt das Haus Nummer 87 steht, ließen sich die müden Händler nieder, ruhten sich aus und beteten. Regen, Wind und Luftverschmutzung zerstörten im Laufe der Zeit die Skulpturen des Bildstocks, aber die Jahreszahl 1516 ist trotz der Verwitterung zu erkennen. Unklar bleibt, was die Buchstaben E. und H. bedeuten. Sie könnten auf den Stifter der Betsäule hinweisen oder den Standplatz Eckenheim kennzeichnen.

Die Geschichte lebt und begleitet uns sogar im Alltag. Der Name der Oberen Kreuzäckerstraße gibt den Hinweis auf ein Kreuz, das bereits 1383 erwähnt wurde und dem Bildstock weichen mußte. Auch der Straßenname "An den drei Steinen" ist mit der Geschichte des Steinmals verknüpft. Bis Ende der 20er Jahre lagen zwei große Basaltblöcke neben ihm. Die Bewohner der Gegend nannten den Platz daher: "On de drei Staa".

Die Steine waren Bestandteil einer Ruhebank, die mit Eisenringen versehen war. Hier konnten die vorbeiziehenden Händler, Wäscherinnen oder Weinbergsarbeiter die Tragetiere anbinden und ein wenig ausruhen. Die Bänke standen damals überall im Stadtgebiet. Einige stehen noch heute, beispielsweise an der Kennedyallee, am Oberforsthaus und im Palmengarten.

Wer den historischen Rundgang fortsetzen möchte, kann einen Besuch auf dem Hauptfriedhof anschließen. 1828 wurde er, ursprünglich weit ab von besiedeltem Raum, eröffnet. Einige Persönlichkeiten und alte Frankfurter Familien fanden hier die letzte Ruhe. Der Stadtgärtner Sebastian Rinz legte das Gelände im englischen Stil an. Friedrich Rumpf gestaltete das Portal und die Gruftenreihe, zur gleichen Zeit entstand der jüdische Friedhof. Ein zweiter wurde 1929 eingerichtet.

Seit dem Beginn des Jahrhunderts dehnte sich der Hauptfriedhof immer weiter nach Norden und Osten aus, ein neues Portal entstand. Als Kulturdenkmal ist er, wie der Bildstock, nicht gleich zu erkennen. Doch ob Friedhof, Brunnen oder Säule: alle kleinen Schätze dieser Stadt sind einen Blick wert.

Die Broschüre "Verborgene Kostbarkeiten" gibt es kostenlos bei der Bürgerberatung, Römerberg 32. Die Öffnungszeiten sind: montags bis freitags, jeweils von 8 bis 16.30 Uhr. sil

Selbst Kuckucksuhren sind zu haben Souvenirläden bieten Typisches und Unerwartetes / "Trend geht zum Billigartikel"

FRANKFURT A. M. Frankfurt hat viele Gesichter. An jedem Postkartenstand in der Stadt sind sie in zig Varianten zu haben. Beispielsweise der Messeturm. Frankfurts schickster Wolkenkratzer von oben, von unten, schräg von der Seite, gemalt und fotografiert. Als Ansichtskarte ist er ein Renner. Ein Muß für jeden Touristen, der sich für Goethes allgegenwärtiges Konterfei nicht erwärmen kann, und der trotzdem seine Lieben aus der Ferne grüßen will.

Wer Frankfurt-Mitbringsel sucht, hat in den Geschäften am und um den Römer die Qual der Wahl. Vom schrillen "Römer"-T-Shirt bis zum patenten Frankfurt-Führer und kostbaren Radierungen sind der touristischen Kauflust keine Grenzen gesetzt.

Dauerbrenner ist die gute alte Postkarte, derzeit beliebtestes Frankfurt-Andenken. Dieser Meinung ist jedenfalls Klaus Braungart, der am Römerberg einen Souvenirladen besitzt. "Der Trend geht zum Billigartikel. Touristen kaufen lieber kleine Sachen, die wenig Geld kosten." Aber bevor der Tourist am Römerberg zur Geldbörse greift, wundert er sich. Was haben Bayerns Ludwig und eine Ansicht von Herrenchiemsee an einem Frankfurter Postkartenstand zu suchen? Was ist an Solinger Messern und Scheren, an "antiken" Pistolen typisch frankfurterisch?

Klaus Braungart erklärt sich das Kaufverhalten seiner oft weitgereisten Kunden so: "Deutschland ist für die halt

Auch Dirndl sind im Sortiment

ein Dorf." Folglich fehlen weder Kukkucksuhren noch Dirndl im Sortiment, das besonders auf japanische Bedürfnisse zugeschnitten ist.

Außerdem läßt sich mit ausgesprochenen Frankfurt-Souvenirs kein großes Geschäft machen. "Mit Bethmännchen, Bembel und Ebbelwei kommt man nicht über die Runden", sagt der Geschäftsmann. Zumal die Lebensmittel leichtverderbliche - oder rasch getrunkene - Güter sind, wenig geeignet, auf lange Zeit die Erinnerungen an den Besuch in der Stadt am Main frisch zu halten. Wer trotzdem auch in der Ferne nicht auf die in Frankfurt genossenen Gaumenfreuden verzichten will, der kauft sich in einer Buchhandlung vielleicht das "Frankforter Koch-Buch worinnen ganz leicht zu erlernen, wie allerley Speisen gut und schmackhaft zuzubereiten sind".

Das Büchlein ist die originalgetreue Kopie einer Kochfibel von 1789, "ehedem von einer in der Koch-Kunst erfahrenen hiesigen Haus-Frau zum eigenen Gebrauch in Druck gegeben, nunmehro aber wegen dessen allgemeinem Nutzen öffentlich und in etwas vermehrt auch von Fehlern gereinigt herausgegeben". Der heutige Leser erfährt beispielsweise, wie vor dreihundert Jahren "Eine Wilde Ente" oder "Ein Rahm Toertger zu machen" waren.Mutige dürfen sich selbst in den Kochkünsten der "hiesigen Haus-Frau" aus der Goethezeit versuchen.

Weniger Experimentierfreudige können es mit Frankfurts heißestem Exportartikel probieren - dem Würstchen. Das Buch zum Würstchen heißt schlicht "Frankforter" und ist mit zahlreichen Rezepten und Abbildungen versehen, die das volkstümliche Nahrungsmittel in ein mondänes Licht rücken. Das Titelblatt ziert ein Würstchenpaar, symmetrisch und matt glänzend auf schlicht schwarzem Untergrund.

Um sich außer den ortsüblichen Spezialitäten auch mit der Stadt selbst vertraut zu machen, kann der Ortsfremde zu zahlreichen Bildbänden wie etwa "So schön ist Frankfurt" greifen. Eingeweihte aber können mit Walter Gertreis "Das unbekannte Frankfurt" kennenlernen.

Kleine Touristen treffen in einer Buchhandlung vielleicht einen alten Bekannten in einem neuen Sprachgewand - "De Hessische Struwwelpeder", der Kinderbuchklassiker des Frankfurter Arztes Heinrich Hoffmann in Mundart.

Wer sich "Francofurtensien" an die Wand hängen will, wird in der Bethmannstraße 11 fündig - im "Bilder- und Bücher"-Laden.

In der Zwischenzeit muß der Kunde sich mit dem Anblick der Schaufensterauslagen begnügen. Zahlreiche Radierungen zeigen Stadtansichten und Szenen der alten Freien und Reichsstadt Frankfurt am Main. Das Goethehaus ist zu sehen, eine Treppe am Römerhof und sogar die "Vorstellung der Feyerlichen Crönung Ihro Römisch-Kayserlichen Majestaet Leopold des II. in der Bartholomai Stiftskirche zu Franckfurt am Main am 9. October 1790", aber auch eine unprätentiöse Stadtansicht vom Main.

Kein Messe- oder Europaturm, bestimmten seinerzeit als prominentestes Gebäude die "Skyline" der Stadt, sondern der Dom. MARION LÖHNFORF

Mit der Bank kommt auch neuer Verkehr Die BfG zieht um nach Nieder-Eschbach

NIEDER-ESCHBACH. Wenn die BfG-Bank bis Ende kommenden Jahres mit einem Großteil ihrer Belegschaft von der Innenstadt nach Nieder-Eschbach umgezogen ist, kommen auf den Stadtteil im Frankfurter Norden vermutlich große Verkehrsprobleme zu. Wie mehrfach berichtet, plant das Kreditinstitut eine solche Verlagerung, die dem Unternehmen jährlich eine Kosteneinsparung von zwölf Millionen Mark einbringen soll. 1000 Beschäftigte werden dann täglich zusätzlich nach Nieder-Eschbach pendeln.

Der Pressesprecher der Bank, Hans Detmar, versicherte allerdings auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau, daß die Bank möglichen Verkehrsproblemen entgegenwirken möchte. So soll beispielsweise ein täglicher Pendelbusverkehr vom Frankfurter Hauptbahnhof aus BfG-Angestellte zu ihren neuen Büros im Industriegebiet des nördlichen Stadtteils bringen. Außerdem werde ein Teil der Verkehrsbelastung sogar entfallen, da einige der Angestellten direkt aus dem Taunus nach Nieder-Eschbach kämen und so die Frankfurter Innenstadt entlasteten.

"Trotzdem", räumte Detmar ein, "der Verkehr in Nieder-Eschbach wird bald dichter." Die Bank selbst biete ihren Angestellten zinsgünstige Kredite zur Anschaffung eines Autos oder für einen Umzug in den Frankfurter Norden an. Sie sollen durch den Umzug des Geldinstituts "nicht benachteiligt" werden.

Untergebracht werden die BfG-Mitarbeiter teilweise in Räumen des TZN (Technisches Zentrum Nieder-Eschbach), daß die Bank dort schon seit etwa 15 Jahren betreibt, oder in angemieteten Bauten. Langfristig plant die BfG, auf ihrem Grundstück selbst weiter zu bauen.

Ortsvorsteher Karl Herrmann (SPD) sieht dem Einzug der Bank in "seinen Stadtteil" nicht besonders skeptisch entgegen. Nur wenn der Schlachthof "doch nach Nieder-Eschbach kommt, wird der Verkehr zusammenbrechen". Das jedoch will er verhindern: "50 Millionen Mark zu dieser Zeit für den Umzug des Schlachthofes auszugeben ist doch Unsinn", sagte der Kommunalpolitiker.

Die Ansiedlung der BfG sei dagegen eine große Chance. Herrmann: "Im Endeffekt kommt die Bank mit Arbeitsplätzen zu uns, die etwa in der Wohnsiedlung Am Bügel dringend benötigt werden." Und der Verkehr? "Nieder-Eschbach bekommt möglicherweise eine neue Anschlußstelle an die A 661", meinte der im Straßenbauamt beschäftigte Nieder-Eschbacher Ortsvorsteher. Wenn der Autobahnanschluß nicht wegen "Mittelknappheit" doch wieder aus den Plänen gestrichen wird, sei das "die Lösung" für den Stadtteil.

Überhaupt sei die BfG als Bank dem "schonenden Gewerbe" zuzurechnen - im Gegensatz zum Schlachthof, der ja ebenfalls Arbeitsplätze in den Norden verlagern würde. "Wenn die Bank kommt, bitteschön - wir haben nichts dagegen. Aber den Schlachthof will hier keiner haben", meinte der Ortsvorsteher.

Die BfG jedenfalls spart "bis zu 60 Mark pro Quadratmeter an Mietkosten", erklärte ihr Sprecher. Von den 1600 derzeit in der Zentrale und den Frankfurter Filiale Beschäftigten sollen 600 in das neue Hochhaus an der Mainzer Landstraße umziehen, der Rest verläßt die Innenstadt gen Industriegebiet Nieder-Eschbach. Der "alte" BfG-Turm am Theaterplatz gehört bereits seit einigen Jahren einer schwedischen Immobiliengruppe. col

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Mit Schmuggelwodka startet der Grenzhandel tröpfchenweise Norwegen und Rußland wollen bei der wirtschaftlichen Entwicklung der Barents-Region am Nordmeer zusammenarbeiten Von Hannes Gamillscheg (Kirkenes)

Hundert Kronen soll die Gitarre kosten. Der junge Mann schlägt in die Saiten, greift ein paar Akkorde. Das Instrument ist verstimmt, doch der Klang ist gut. Nicht gerade eine Stratocaster, aber für umgerechnet 25 Mark ein Schnäppchen. Andererseits sind die hundert Kronen in Murmansk 2000 Rubel wert, und das ist dort ein Monatslohn. Zufrieden besiegeln Kunde und Verkäufer in der Fußgängerzone des norwegischen Grenzstädtchens Kirkenes ihren Handel. Die rostrote Banknote wandert von der norwegischen Hosentasche in die russische. Dann folgt, nunmehr im Flüsterton, das magische Wort: "Wodka?"

Der Russenmarkt in Kirkenes hat keine festen Stunden. Wenn ein Bus aus Murmansk eintrifft oder ein Schiff den Hafen anläuft - manchmal dreimal täglich, manchmal drei Tage lang gar nicht - dann werden die Tische und Sitzbänke der Einkaufsstraße in Windeseile zu Verkaufsständen umfunktioniert. Militärmützen, Orden, russische Puppen: Die gängigen Souvenirs sind alle zu haben, aber auch Uhren und Handarbeiten, Kleider und gebrauchter Hausrat. Manche sagen, der Handel sei fest in den Händen der russischen Mafia. Andere meinen, hier verkauften die Menschen aus Not ihr letztes Hab und Gut.

Doch was über den Verkaufstisch geht, ist nur ein Teil des russisch-norwegischen Grenzhandels, der legale. Unter dem Tisch gibt es Wodka und andere Spirituosen - zum halben Preis des gleich neben dem Rathaus gelegenen staatlichen norwegischen Alkoholmonopols. "Jedes Schiff, das hier anlegt, hat Hunderte Flaschen Schnaps an Bord, und es ist ein aussichtsloses Unterfangen, sie zu kontrollieren", gibt Kari Moan, die Vizebürgermeisterin von Kirkenes, zu. Die Polizei fürchtet, daß außer dem Alkohol auch Rauschgift über die Grenze geschmuggelt wird, auch wenn sie bisher nur ein bißchen Haschisch und Amphetamine fand. Und hinter den Hafencontainern betreiben russische Prostituierte für harte Währung ihre Geschäfte.

Die Händler von Kirkenes murren über die unlautere Konkurrenz, ziehen aber Nutzen daraus, daß der Russenmarkt die Leute in die Geschäftsstraße lockt. Auch Kari Moans Gefühle sind zwiespältig. "Wir brauchen mehr Kontrolle. Aber ich freue mich, daß unsere Nachbarn uns endlich besuchen können." Seit einem halben Jahr erst ist die Straße geöffnet, auf der die Fahrt von Murmansk nach Kirkenes - Grenzkontrollen nicht eingerechnet - vier Stunden dauert. Seit einem Jahr bringt ein norwegisches Schnellboot Reisende auf dem Seeweg nach Murmansk und verfrachtet sie am gleichen Abend mit Samowaren und Kaviar bepackt wieder zurück. Dafür ist nicht einmal ein Visum nötig. Der Ritt auf dem Luftkissen-Katamaran über die rauhe Barentsee ist allerdings auch alles andere als ein Vergnügen.

Immerhin: Der kleine Grenzverkehr ist ein erster Ansatz für eine Zusammenarbeit an Europas Nordrand, die in den kommenden Jahren viel stärker ausgebaut werden soll. "Wir wollen dort weitermachen, wo wir 1917 unterbrochen wurden", sagt Norwegens Außenminister Thorvald Stoltenberg. Schon im Mittelalter gab es Handelswege vom russischen Archangelsk bis zu den westnorwegischen Lofoten, und anfangs des 20. Jahrhunderts unterhielten alle europäischen Großmächte Konsulate in Hammerfest, Europas nördlichster Stadt. Doch mit der russischen Revolution brach der Nordhandel abrupt ab. Jetzt propagiert Stoltenberg eine "Barents-Region", die das nördliche Skandinavien, die Kola-Halbinsel und das anschließende russische Festland umfassen soll, und sein russischer Kollege Kozyrew stimmt den Plänen zu.

Noch ist ein bißchen vage, was die regionale Zusammenarbeit bringen soll. Doch die Barents-Region, zweimal so groß wie Deutschland, aber in Rußland nur von drei und in Skandinavien von einer Million Menschen bewohnt, ist reich an Naturschätzen - und Problemen, die nach grenzüberschreitender Hilfe verlangen. In der Barentsee ruht ein Großteil der ungenützten europäischen Öl- und Gasvorkommen, die Nordmeere sind Europas beste Fischgewässer und Kola ist reich an Erzen und Mineralien. Die mit veralteter Technik produzierende russische Schwerindustrie hingegen hat Teile der Region in ein ökologisches Notstandsgebiet verwandelt. Unzureichend gesicherte Atomkraftwerke, verrostende Atom-U- Boote und ins Meer gekippter Atommüll machen die Menschen zu Geiseln der atomaren Bedrohung.

Rußland hat die Ostseehäfen der baltischen Staaten und die in der Ukraine gelegenen Schwarzmeerhäfen verloren. Um so wichtiger wird der nördliche Meereszugang für das Riesenreich. Da könnte der eisfreie Hafen von Kirkenes, der 130 000 Tonnen schwere Schiffe aufnehmen kann, während jener von Murmansk nur für 50 000 Tonnen geeignet ist, als Exporttor dienen. Für die nordnorwegischen Regionen ist Rußland, zu dem der Zugang so lange verschlossen war, ein logischer Absatzmarkt. "80 von 120 Unternehmen unserer Gegend treiben Osthandel", sagt Kari Moan, und Kare Hauge, Planungschef im Außenministerium in Oslo, meint gar: "Für Kirkenes ist Murmansk wichtiger als Brüssel."

Der EG ist dennoch eine nicht unwesentliche Rolle in der Barentsregion zugedacht. Mit der EG im Rücken könnte Norwegen die Zusammenarbeit mit dem großen Nachbarn weiter vorantreiben als ohne sie, findet Thorvald Stoltenberg, und die Regionalfonds der EG wären als Finanzierungsquelle sehr willkommen. Die EG-feindliche Sozialistin Moan hegt denn auch den Verdacht, daß der EG-begeisterte Sozialdemokrat Stoltenberg die hochfliegenden Barents-Pläne nur ausgeheckt habe, um den Nordnorwegern die Skepsis gegen einen EG-Beitritt auszutreiben und ihnen vor Augen zu führen, wie sehr sich die ferne Gemeinschaft auch um die Anliegen des europäischen Nordzipfels kümmere.

Das allerdings ist höchstens ein Nebeneffekt. Norwegen will sich an der Seite des neuen, demokratischen Rußland so betten, daß man auch später bequem liegt. "Wir tun jetzt nichts, was wir in dreißig Jahren bereuen würden", umschreibt Hauge die Zusammenarbeit mit einem derzeit geschwächten, aber immer noch mächtigen großen Nachbarn, dessen Existenz zu jeder Zeit das Leben der Nordnorweger beeinflußt hat.

Früher lebte diese Region von der Bedrohung: Hier war Militär stationiert, hier fanden Manöver statt, hier subventionierte der Staat das Leben mit Milliardenzuschüssen, um die Besiedlung des Grenzlandes aufrechtzuerhalten. Jetzt ist der Kalte Krieg vorbei. Norwegens militärische Präsenz wird drastisch reduziert. Da soll die Zusammenarbeit um die Barents-See ein bißchen Ausgleich schaffen - "moralischen Rückenwind", sagt Hauge, "für eine depressive Region".

"Industrie, Verkehr, Tourismus: überall gibt es neue Möglichkeiten", betont Außenminister Stoltenberg und verweist auf die 50 Jahre lang gesperrte Schiffspassage nördlich von Sibirien durch das Arktische Meer, die dem Frachtverkehr von Europa nach Japan die Fahrt durch den Suezkanal erspart. Noch ist die seit einem Jahr geöffnete Route nur während vier eisfreier Monate befahrbar, doch mit dem Einsatz von neuen Eisbrechern soll sie ganzjährig zugänglich werden.

Vorerst sollen die Pläne für die Barents-Region nur die Landgebiete umfassen. Wenn aber Moskau und Oslo erst einmal die seit Jahrzehnten umstrittene Grenzziehung in der Barents-See geklärt haben, soll auch das Meer in die Zusammenarbeit aufgenommen werden. Stoltenberg ist überzeugt, daß die "zu 75 Prozent gelösten" Grenzprobleme bald endgültig aus der Welt geschafft sind. Dann könnten riesige Erdgasprojekte das Ausbautempo der Barents-Region bestimmen, und nicht mehr die unter der Hand verschobenen Wodkaflaschen auf dem Russenmarkt von Kirkenes.

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Mit Radar auf Raserjagd Kinder kontrollierten Autos in der Landmann-Straße

PRAUNHEIM. Mit einer Pistole auf Autos geschossen haben die Kinder der Kindertagesstätte der evangelischen Wicherngemeinde in Praunheim. Scharf geladen war die Waffe allerdings nicht. Vielmehr handelte es sich um eine Radarpistole, mit deren Hilfe die Kleinen, unter Aufsicht der Erzieherinnen und Erzieher, die Geschwindigkeiten der Autofahrer auf der "Rennstrecke" der Ludwig-Landmann-Straße im Bereich Praunheim ermittelten.

63, 65, 70, 80 und sogar 95 Kilometer pro Stunde notierten sie auf ihrer Liste. "Und dann wird auch schon mal bei Rot durchgerauscht", stellten die Kinder fest. Erlaubt aber sind auf diesem Abschnitt der Schnellstraße gerade mal 50 Kilometer pro Stunde.

Irritierend für die Autofahrer aber sind auch die verschiedenen Geschwindigkeitsbegrenzungen auf der Ludwig-Landmann-Straße. Aus Richtung Hausen oder der Autobahn A 66 kommend, dürfen die Autos zunächst 70 Stundenkilometer fahren, am Einkaufszentrum Heinrich-Lübke-Straße wird dann die Geschwindigkeit auf 50 beschränkt, und die Autos müssen, ohne ausreichende Vorwarnung, abrupt abbremsen.

Für die Kinder ist die Kreuzung Am Ebelfeld / Ludwig-Landmann-Straße jedenfalls eine "mulmige Sache", wie die Erzieherinnen und Erzieher der Kindertagesstätte berichten.

Vor einigen Jahren wurde der kleine Daniel an dieser Kreuzung von einem Auto angefahren. Damals hatte eine Elterninitiative darauf gedrungen, in der Fahrbahn der Ludwig-Landmann-Straße Schwellen einbauen zu lassen. Doch die bremsen die Raser nicht - wie die Erfahrung zeigt.

Für die Autofahrer, die mitunter plötzlich abstoppten, als sie die Kinder mit der Radarpistole am Straßenrand sahen, bleibt diese Geschwindigkeitskontrolle ohne Konsequenzen. Es waren ja nur Kinder, die auf die überhöhten Geschwindigkeiten hinwiesen. Die "interessante Statistik der Schnellfahrer" aber soll als "50 Kilometer" Arbeitsmaterial Eingang in den Verkehrsunterricht der Kindertagesstätte finden.

Stadtbezirksvorsteher Rudi Gesell dagegen nahm die Aktion der Kinder zum Anlaß, um an das Ordnungsamt zu schreiben. Er verweist darin auf eine Anregung des Ortsbeirats 7, auf der gesamten Ludwig-Landmann-Straße die Geschwindigkeit auf 50 Kilometer pro Stunde zu beschränken. Außerdem solle auf dieser Schnellstraße die Polizei regelmäßig Geschwindigkeitskontrollen durchführen. Die überhöhten Geschwindigkeiten seien nicht nur eine zusätzliche Lärmquelle, sondern auch ein Gefahrenpunkt für Fußgänger und Autofahrer, besonders an den Auf- und Abfahrten zur Autobahn A 66, schreibt Gesell. rw

Vegetation der Kalksümpfe in Gefahr

Die Vegetation der Kalksümpfe gehört in Hessen zu den äußerst gefährdeten Lebensgemeinschaften. Zwischen 1987 und 1990 haben die beiden Wissenschaftler Thomas Gregor und Christel Wedra alle im Main-Kinzig-Kreis bekannten 31 Kalksumpfstandorte untersucht und für 21 Standorte Pflegehinweise erarbeitet. Die größte Gefahr für die Sümpfe geht nach den Untersuchungen der Wissenschaftler von der landwirtschaftlichen Nutzung aus. Die Ergebnisse der Untersuchung sind in der neuesten Ausgabe der BVNH-Zeitschrift "Botanik und Naturschutz in Hessen" abgedruckt.

Einsichten in den ganz "alltäglichen Schrecken"

Ich muß Ihnen sagen, daß mich die von Ursula März beschriebenen Einsichten (FR vom 11. Juli 1992 "Die Käseecke im Niemandsland") in den "ganz alltäglichen Schrecken in einer Unterkunft für Asylbewerber" ungemein berührt und innerlich getroffen haben.

Selten gelingt es, Strukturen von Gewalt nur durch das Wort und unter Verzicht spektakulärer Erscheinungen so eindringlich vor Augen zu führen, daß man sie nach ihrem Anblick nicht mehr zu schließen vermag. Die Lager-Haltung von Menschen - geflüchteten Menschen, gequälten Menschen, einsamen Menschen - ist einfach nicht hinnehmbar. Nicht mehr.

Gisela Wuttke, Billerbeck

Phönix-Haus nicht geschlossen Neues Konzept für Drogenfachklinik: Individuelle Therapie

SINDLINGEN. Das Phönix-Haus muß aller Voraussicht nach nicht geschlossen werden. Nach Monaten der Ungewißheit einigten sich Vertreter der hessischen Landesversicherungs-Anstalt (LVA) und des Trägervereins der Sindlinger Drogenfachklinik, nach welchem Stufenplan wieder bis zu 30 Patienten aufgenommen werden dürfen.

Somit kann Leiter Klaus Paul sofort beginnen, sein neues Therapiekonzept Schritt für Schritt umzusetzen: Künftig soll die Arbeit mit den gerade "clean" gewordenen Drogenabhängigen mehr auf den einzelnen abgestimmt werden. Die Zeit ist offenbar vorbei, in der "Sünder" nach einem Verstoß gegen die Hausordnung schon mal über Stunden auf einem Stuhl sitzen bleiben mußten.

"Das Ende der Probleme ist in Sicht." Gerd Schneider von der LVA in Frankfurt ist vorsichtig geworden, wenn er eine Prognose über die Zukunft des Phönix- Hauses abgeben soll. Allzu häufig mußte er in der Vergangenheit Aussagen wieder zurücknehmen.

Mittlerweile verhandelt er mit der in München ansässigen Phönix-Haus-Gesellschaft seit 1989 darüber, welche räumlichen und personellen Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit die LVA für die Patienten in Sindlingen die Pflegekosten übernimmt - immerhin rund 120 Mark pro Person und Tag.

Erst im Spätsommer vergangenen Jahres entschloß sich die Landesbehörde erneut dazu, keine Neuaufnahmen mehr zuzulassen. Doch das Ende Boykotts ist nahe: Bereits im August, so Schneider, können im Phönix-Haus zunächst bis zu zehn Patienten auf Kosten der LVA therapiert werden.

"Selbsthilfe unter professioneller Anleitung" ist das Motto in der ehemaligen Meister-Villa, seit sie 1983 zur Rehabilitationsklinik "umfunktioniert" wurde. An diesem Grundsatz möchte auch Klaus Paul nichts ändern, der zu Jahresanfang Kreative Kurse geplant die Leitung des Hauses übernommen hat: "Wir wollen unsere Leute weiterhin dazu bringen, für sich und andere Verantwortung übernehmen zu können. Immer ein klein wenig mehr."

Was der 34jährige Psychologe in einem Satz zusammengefaßt hat, sieht im Alltag so aus: Wer im Phönix-Haus anruft, hat zuerst einen Patienten an der Strippe. Die Verwaltung des Hauses, der Papierkram und auch der Telefondienst sind Sache derjenigen, denen geholfen werden soll. Auch wer sich schriftlich um einen Therapieplatz bewirbt, dem antwortet ein Patient; nämlich jener, der gerade für die "Außenkontakte" zuständig ist.

Essen kochen, den weitläufigen Garten pflegen, im Gewächshaus arbeiten, Reparaturen im Hauptgebäude mit seinen rund 40 Zimmern - für all das gibt es keine dienstbaren Geister; diese Aufgaben sind Teil der Arbeitstherapie. Wer sich anderweitig betätigen möchte, kann zwischen dem Fotolabor, der Holz- und der Tiffany-Werkstatt wählen.

Neu hinzukommen sollen bald Kreativ- Kurse, die, so Pauls Idee, von Studenten geleitet werden könnten: "Es ist bestimmt gut, wenn die Patienten Menschen erleben, die sich für eine Sache total begeistern."

Weniger starr als bislang möchten Klaus Paul und sein elfköpfiges Betreuerteam mit dem therapeutischen Stufenmodell umgehen. Zwischen den vier Phasen - von der Eingewöhnung bis hin zur Außenorientierung - sollen die Übergänge flexibler gehandhabt werden: "Es kommt nicht mehr auf Zeiten an, sondern darauf, wie weit der einzelne in sich gefestigt ist." Gerade weil sich die Patienten in der ersten Phase ohnehin einer strengen Hausordnung unterwerfen müssen, hat Paul das berüchtigte "auf dem Stuhl sitzen" bereits abgeschafft.

Je höher die ehemaligen Drogenabhängigen die Stufenleiter emporklettern, um so mehr dürfen sie ihren Tagesablauf selbst bestimmen, Verantwortung übernehmen, Neulinge, sinnbildlich ausgedrückt, an die Hand nehmen - und ihnen damit zeigen, was auch nach einer Drogenkarriere noch möglich ist. "Giving back" nennt das Klaus Paul. leo

Idylle für Roß und Reiter Der Verein Reiterhof Oberrad besteht seit 15 Jahren

OBERRAD. Leises Wiehern ertönt und im schummrigen Licht des Stalls zeichnet sich der Kopf eines Pferdes ab. Es schaut kurz auf und wendet sich dann wieder seinem Heu zu. Friedlich kauend steht es da und läßt sich nicht mehr stören.

"Biene" ist eines der acht Pferde im Reiterhof Oberrad im verlängerten Hansenweg. Vor 15 Jahren übernahm Herbert Wolf den Stall. Doch nicht die Liebe zu den Pferden war der Grund. Seine Frau berichtet lächelnd: "Eigentlich wollten wir hier Baugeräte abstellen. Erst nach dem Kauf des Grundstücks haben wir erfahren, daß der Stall stehen bleiben muß." So sei die Familie - völlig pferdeunerfahren - Hofbesitzer geworden. Heute steht ein eigenes Pferd im Stall und der Sohn betreibt mit Leidenschaft Springreiten.

Vier Pferde hat Herbert Wolf 1977 übernommen. Er vergrößerte den Hof und kann nun 16 Pferde in Außen- und Innenboxen beherbergen. Ein Sandplatz und zwei Koppeln gehören ebenfalls zum Gelände. Abends kommen die Besitzer der wertvollen Tiere. Es sind Freizeitreiter aus dem Frankfurter Raum, die sich bei einem Ritt durch den Stadtwald mit seinen insgesamt 80 Kilometern Reitwegen entspannen.

Auf dem Reiterhof werden Pferde und Besitzer verwöhnt. Jedes Tier hat eine eigene Betreuerin, die sich um alles kümmert. "Die Besitzer brauchen nicht mal zu striegeln, die Mädchen machen einfach alles", sagt Renate Wolf. Ein Ritt mit dem Liebling sei Belohnung genug.

Mensch und Tier fühlen sich wohl auf dem Reiterhof in Oberrad. Im Sommer organisiert der Verein Grillfeste und im Winter eine Weihnachtsfeier. In der kleinen Hütte, gleich neben dem Stall, geht es dann zu wie in einer großen Familie. "Der Nachteil an unserem Hof", meint die Besitzerin, "ist die fehlende Reithalle." Dort könne man, wenn es draußen zu kalt sei, reiten, und damit Pferd und Reiter schonen. "Außerdem wäre eine Möglichkeit zum Springen geschaffen", fügt sie hinzu. Doch die Stadt habe bis jetzt das Projekt nicht genehmigt.

Auch der Schulbetrieb wurde wegen des unbeständigen Wetters eingestellt. Oft kam es vor, daß Schulpferd und Lehrer allein vor dem Stall standen, weil die Schüler nicht erschienen. Nun stehen also nur noch Privatpferde in den Boxen. Ein Stallmeister sorgt dafür, daß die Warmblüter, unter ihnen Halbaraber und Holsteiner, täglich ihre Ration Heu bekommen.

"Pferde sind sehr intelligente Tiere", meint Renate Wolf zum Abschied. "Sie bemerken gleich, ob ein Mensch sie mag. Manchmal sind sie mir fast unheimlich." Ein Blick aus großen braunen Pferdeaugen trifft sie. "Ich jedenfalls", scheinen sie zu sagen, "fühle mich hier wohl." sil

Hoechst'e Erotik läßt in Höchst keinen kalt Sex-Shop an der Bolongarostraße steht möglicherweise Klage des Chemiekonzerns ins Haus

HÖCHST. Tummelt sich der Weltkonzern Hoechst neuerdings auf freizügigem Terrain, weil die Chemiekonjunktur allzu sehr erschlafft ist? Oder engagiert sich das Unternehmen auch in diesem Fall als Sponsor, um noch mehr im Gespräch zu sein? Monika Mörchen findet derlei Fragen höchst anregend, zeigen sie doch gesteigertes Interesse an ihrem Laden. "Hoechst'e Erotik" heißt das kleine Geschäft, in dem sie seit Mitte Mai alles feilbietet, was zu Hause beim geschlechtlichen Miteinander nicht nur die Stimmung heben soll.

"Ich freue mich natürlich, daß die Leute darüber rätseln, was es mit dem ,oe' auf sich hat", sagt die Inhaberin von drei Sex-Shops. Mehrere Kunden hätten sie bereits gefragt, ob Hoechst seinen Beschäftigten denn jetzt eine weitere, besonders reizvolle Sozialleistung anbiete - etwa in Form eines Firmenrabatts. Möglicherweise steht der Geschäftsfrau wegen des neckischen Firmennamens gerichtlicher Ärger ins Haus. Nach Auffassung von Rechtsanwalt Karlheinz Weimar ist das keine Utopie.

Wenn sich die Hoechst AG durch Monika Mörchens Verkauf von Lust-Utensilien "in ihren geschäftlichen Aktivitäten behindert" fühle, könne sie dagegen privatrechtlich vorgehen, meinte der ehemalige hessische Umweltminister und derzeitige Landtagsabgeordnete auf Anfrage der FR: "Aber die müßten ja besoffen sein, so etwas wirklich zu tun."

Ob die Manager des Chemieriesen versuchen werden, der "Hoechst'en Erotik" durch einen hochrichterlichen Akt die Spitze zu nehmen, darüber beraten derzeit, so Pressesprecher Hans- Bernd Heier, die juristischen Experten des Konzerns. Er versicherte: "Selbstverständlich sind wir an diesem Unternehmen in keiner Weise finanziell beteiligt." Zwar erregt das Sex-Kaufhaus nicht die öffentlichen Gemüter, es läßt jedoch auch die wenigsten völlig kalt.

Der Höchster "Bürgermeister" Alfons Kaiser hält den Laden für "wahrlich keine Bereicherung des Stadtteils". Renate Grossbach von der Bürgervereinigung Altstadt sieht darin gar einen wenig schmeichelhaften Hinweis auf die "Qualität" der Bolongarostraße. Dagegen ist SPD-Ortsbeirat Norbert Wildhirt, der wenige Meter entfernt in der Königsteiner Straße wohnt, davon überzeugt, "daß es in Höchst einen Bedarf dafür gibt".

Worauf die Höchster besonders scharf sind, verriet Monika Mörchen. Unter all den Magazinen, Videos, Kondomen und Scherzartikeln seien vor allem "Party-Puppen" und vibrierende Massage-Stäbe gefragt. Die Zeit, in der sich die Kunden mit hochgeschlagenem Mantelkragen näherten, die sei lange vorbei: "Mein Schaufenster findet viel Beachtung. Die Höchster wissen genau, was sie wollen." leo

Wunde Knie auf der Expo TGS-Sportler warben in Sevilla für die Gymnastrada

BORNHEIM. Die Expo-Besucher in Sevilla wissen schon jetzt, was sie erwartet - falls sie auch zur "Weltgymnastrada" 1995 nach Frankfurt reisen: Denn als Abgesandte des Austragungsortes am Main fuhren 18 Mitglieder der Turngesellschaft Bornheim 1879 zur Weltausstellung nach Sevilla. Die Gruppe, die aus Turnern, Rhönradlern und Gymnastinnen bestand, startete mit zwei Betreuern nach Malaga. Ein Bus brachte sie in ihr Quartier. Dort ließen sie den Abend bei Sekt und Weißbrot mit der Hamburger Showgruppe ausklingen, die für das Deutsche Turnfest in Hamburg im Jahre 1994 warb.

Am nächsten Tag allerdings funktionierte vieles nicht so wie geplant. Erst um zwölf Uhr konnte die Chefhostess die Gäste aus Frankfurt begrüßen und ein Frühstück für die ausgehungerten Sportler organisieren: Der ganze Terminplan hatte sich verschoben, weil dem Fahrer Busschlüssel und Expo-Eintrittskarten gestohlen worden waren. Am Nachmittag fehlte dann der Barren für die Turner, die Bühne war zu klein und der Bodenbelag zu hart. Doch die Sportler, die vier Tage lang jeweils um 14 und um 21 Uhr auftraten, ließen sich nicht beirren. Der Applaus des Publikums entschädigte sie dann auch für wunde Knie und aufgerissene Füße.

Am folgenden Tag lud der Chef des deutschen Pavillons die Frankfurter Gruppe in die VIP-Etage zum Cocktail ein. Zusammen mit der niederländischen Königin Beatrix und dem französischen Staatspräsidenten François Mitterrand bewunderten die Frankfurter anschließend das weltberühmte niederländische Tanztheater.

Manchmal ruhten sich die Sportler von den anstrengenden Vorführungen auf dem Expo-Gelände aus, oder besuchten die Vertreter anderer Nationen. Zum Abschluß ließ sich die lustige Gruppe noch etwas Besonderes einfallen. Nach der Verabschiedung stürzten sie sich auf der Suche nach Abkühlung in den Brunnen des deutschen Pavillons. Die Repräsentanten der Weltgymnastrada konnten viele positive Eindrücke in Sevilla sammeln. Sie freuen sich, als Vertreter ihrer Heimatstadt dabei gewesen zu sein. sil

Grüne wollen kräftig sparen Spender gesucht / Teilung der Staatszuschüsse vorgeschlagen

hll BONN, 26. Juli. Als erste Partei haben die Grünen Überlegungen zur Neuregelung der Parteienfinanzierung veröffentlicht. Eine Reform der Parteienfinanzierung ist erforderlich, weil das Bundesverfassungsgericht die gängige Praxis verworfen hat.

Grünen-Schatzmeister Henry Selzer erinnerte seine Partei daran, "daß sie das Problem der merklichen Steigerung der Eigeneinnahmen endlich angehen" müsse. Eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge, Spendenwerbung, Mitgliederwerbung und Kosteneinsparungen stünden "jetzt mehr denn je auf der Tagesordnung".

Zu den Staatszuschüssen schrieb Selzer in seinen Thesen: "Die Grünen müssen demokratietheoretisch begründen können, welche Zuschüsse sich aus welchen Quellen rechtfertigen lassen." Eine nachvollziehbare und durchschaubare Parteienfinanzierung müsse Berechnungsformeln als Ausdruck von theoretischen Begründungen finden, die möglichst einfach sind.

Der Geschäftsführer der Grünen-Fraktion im Düsseldorfer Landtag, Michael Vesper, empfahl, die gesetzliche Neuregelung solle "das Ziel verfolgen, die unteren Ebenen der Parteien zu stärken und eine ehrliche Verteilung zu gewährleisten, also interne Verschiebungen zwischen Bundes- und Landesverbänden überflüssig zu machen". Bei einer Halbierung des gesamten Staatsbeitrags von 250 Millionen Mark je Partei (Jahresdurchschnitt) bekämen die Landesverbände künftig 125 Millionen Mark zugewiesen.

Außerdem sprach sich Vesper dafür aus, auch Parteien, die "nicht bei Wählern, wohl aber bei Mitgliedern Erfolg" haben, sollten an staatlichen Zuwendungen teilhaben. Als Mindestzahl kämen 50 000 Mitglieder bundesweit oder entsprechende Größenordnungen auf Länderebene in Betracht. Beides solle in einem Bundesgesetz mit Rahmenvorgaben für die Länder geregelt werden, schlug Vesper vor.

Die anderen Parteien äußerten sich bisher öffentlich nicht dazu. Bundespräsident Richard von Weizsäcker hat eine siebenköpfige Kommission berufen, die Grundzüge für eine verfassungsrechtlich einwandfreie Parteienfinanzierung erarbeiten soll.

40 Leute folgten Aufruf Initiative will Flüchtlingen in Kaserne helfen

HÖCHST/UNTERLIEDERBACH. Pfarrer Hans-Georg Döring von der evangelischen Christophorusgemeinde ist hochzufrieden. 40 Menschen folgten seinem Aufruf, eine Flüchtlings-Initiative zu gründen. Döring: "Für die Ferienzeit eine beachtliche Zahl."

Hintergrund der Initiative: In die Höchster McNair-Kaserne sollen im Spätsommer 200 Asylsuchende einziehen (die FR berichtete). Und Seelsorger Döring befürchtet, die darauf nicht vorbereiteten Anwohner könnten sich "radikalisieren. "Viele der Menschen fühlen sich hier übergangen und lehnen Asylsuchende in der Kaserne ab." Der Flüchtlings- Arbeitskreis hat sich daher jetzt vorgenommen, Information und Begegnungen zwischen Nachbarn und Asylsuchenden zu ermöglichen. "Kontakte können drohende Konflikte verhindern oder entschärfen", hofft Döring.

Zu dem Gründungstreffen der Initiative waren auch Ortsbeirat Norbert Wildhirt (SPD), die Leiterin des Amtes für multikulturelle Angelegenheiten, Rosi Wolf-Almanasreh, Vertreter des Sozialamtes und der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge (HGU) in Schwalbach gekommen.

Es bildeten sich zwei Arbeitsgruppen: Aufgabe des Arbeitskreises 1 wird es sein, die gründliche Information der Anwohner vorzubereiten.

Arbeitskreis 2 soll sich darum kümmern, daß die Flüchtlinge wirklich "menschenwürdig" untergebracht werden. Das bedeutet nach Pfarrer Dörings Vorstellungen beispielsweise, den Kindern genügend Spielfläche zu bieten. Und er will verhindern, daß am Ende nicht 400 oder gar 600 statt 200 Menschen in die Kaserne kommen.

Auch die Betreuung der Mädchen und Jungen, die mit ihren Eltern als Asylsuchende nach Höchst sollen, beschäftigt die neue Flüchtlings-Initiative. Denn solange die Kleinen von der künftigen HGU-Dependance Höchst aus noch nicht auf hessische Kommunen und Gemeinden verteilt sind, dürfen sie nicht die Schule besuchen.

Problematisch könnte nach Dörings Einschätzung auch werden, daß Asylsuchende und Bundesgrenzschutzbeamte gemeinsam auf dem ehemaligen US- Areal unterkommen. "Bestimmt keine einfache Situation. Denn die kennen sich ja bereits."

Wie berichtet, werden außer Studenten noch Grenzschützer in die Kasernen einziehen. Auch hier will die Initiative vermitteln. Sorge bereitet den Helferinnen und Helfern zudem die Vorstellung, das Land könne für die Asylunterkunft in der McNair-Kaserne einen privaten Betreiber beauftragen, "der damit nur Geld machen will".

Die Arbeitsgruppen, die für Interessierte jederzeit offen sind, trafen sich Anfang der Woche im Saal der Christophorusgemeinde. Die gesamte Initiative kommt am Montag, 27. Juli, im Gemeindesaal zusammen. tos

HÖCHST UND WESTLICHE FRANKFURTER STADTTEILE II

Phänomenologie der Bewegung Die Großstadt als Wahrnehmungsproblem

"Wir werden das Bild der Straße festhalten, wie wir sie durcheilen, ihre Häuser, die sich neben uns überstürzen und zurückgleiten. Das Bild der Straße vom Auto aus gesehen, das mit höchster Geschwindigkeit fährt." Dieses Programm einer futuristischen Photographie, wie es Anton Giulio Bragaglia 1911 formulierte, macht sich eine dem Erleben in der Großstadt angemessene Kunst zur Aufgabe.

Auch im Zeitalter wuchernder postmoderner Megalopolen hat die moderne Großstadt, wie sie sich im 19. Jahrhundert herauszubilden begann, nichts von ihrer Faszination eingebüßt. Als ein Leitmotiv jüngerer theoretischer Bemühungen um die Großstadterfahrung in Kunst, Literatur und Wissenschaft hat sich die Analogie von Stadt und "Text" herauskristallisiert. Auch der jetzt von dem Bielefelder Anglisten Manfred Smuda publizierte Band versteht sich als Beitrag dazu. Besonders durch die Konfrontation verschiedener Disziplinen - Literaturwissenschaft (Manfred Smuda, Karlheinz Stierle, Eckhard Lobsien, Jacques Leenhardt, Dagmar Buchwald, Rainer Hank), Soziologie (Ilja Srubar), Geschichtswissenschaft (Rolf-Peter Sieferle), Philosophie (Norbert Bolz) und Kunstgeschichte (Jutta Hülsewig-Johnen, Walter Grasskamp) - verspricht man sich eine Vielfalt von Lektüren des "Stadttextes". Der Titel des Bandes erweist sich jedoch bald als irreführend. Fokus der meisten Beiträge ist nämlich nicht die Stadt als "Text" oder als Zeichensystem, sondern vielmehr die Stadt als "Wahrnehmungsfeld" (Eckhard Lobsien). Die methodische Ausrichtung ist daher der Phänomenologie verpflichtet, nicht der Semiotik.

Die Fragestellung, die einen Großteil der Beiträge verbindet, läßt sich als eine "Archäologie der Wahrnehmung" kennzeichnen. Ihre methodologischen Prämissen versucht der Phänomenologe Alexandre Métraux zu bestimmen. Wie Walter Benjamin geht es von der Geschichtlichkeit menschlicher Wahrnehmung aus: "Innerhalb großer geschichtlicher Zusammenhänge verändert sich mit der gesamten Daseinsweise der menschlichen Kollektiva auch die Art und Weise ihrer Sinneswahrnehmung." Die Urbanisierung von Paris stellte für Benjamin eine für die Wahrnehmung nicht folgenlose historische Veränderung dar. Eines der Hauptmerkmale der neuen "Wahrnehmungsdispositionen" (Manfred Smuda) in der modernen Großstadt hat der Soziologe Georg Simmel kurz nach der Jahrhundertwende beschrieben. Er sieht den Großstadtmenschen als einen Neurastheniker, der auf den "raschen und ununterbrochenen Wechsel innerer und äußerer Eindrücke", auf die Überforderung seiner Wahrnehmungsorgane durch die schnell wechselnden und zusammenhanglosen Reize im großstädtischen Leben mit wachsener Nervosität reagiert.

Diese von der Großstadt erzwungene "nervöse" Wahrnehmungsweise hat sich in Literatur und Kunst ausgeprägt, die Smuda als "Wahrnehmungsmodelle" versteht. Smuda kann am Beispiel des Futurismus zeigen, wie das urbane Verkehrsgetümmel, die hastenden Menschenmassen, der Strom von simultanen visuellen und auditiven Eindrücken in der Großstadt nach einer Neugestaltung der künstlerischen Medien verlangte. Vor allem das traditionelle Erzählen war unter den Bedingungen der urbanen Reizüberflutung und Atomisierung der Erfahrung fragwürdig geworden. Die Futuristischen Manifeste verkünden daher nicht umsonst eine Ästhetik der Bewegung, deren wesentliches Ziel es war, die Dynamik des großstädtischen Lebens im Kunstwerk wahrnehmbar zu halten.

Gesteigert erscheint die großstädtische Bewegungserfahrung in der Metapher des Strudels oder Wirbels, an der sich das poetologische Konzept des "Vortizismus" von Ezra Pound orientiert. Eckhard Lobsien verfolgt diese "Strudelerfahrung" bis in Joyces "Ulysses". In der Prosa und in den Gedichten von Pound werden die Wörter als "Strudel" behandelt, deren Bedeutung sich immer nur einen Moment lang feststellen läßt, bevor sie sich wieder verflüssigt: der Text schafft damit sprachliche Äquivalente zum schwindelerregenden Erleben im großstädtischen Kontext. Die Auflösungsbewegung durch "Verstrudelung" der Sprache erfährt noch eine Steigerung in den Texten von Gertrude Stein. Sie arrangiert das Wortmaterial so, daß Serien mit geringsten Variationen entstehen, als Ausdruck des Gehens in der Stadt und seiner Rhythmik. Dagmar Buchwald untersucht die "Modulationen" im "Textfeld", in das Gertrude Stein ihre Erfahrung des Wahrnehmungsfeldes Großstadt zu übertragen versucht.

Nicht nur die künstlerische Avantgarde des beginnenden 20. Jahrhunderts verarbeitet die Stadtwahrnehmung. Ilja Srubar weist nach, daß die Problemstellungen der gerade entstehenden Soziologie nicht von dem "großstädtisch geübten Blick" zu trennen sind. Als Flaneur in der Großstadt trainiert der zukünftige Soziologe das distanzierte Beobachten und das Erkennen von typischen Merkmalen. Gleichzeitig wird die Großstadt für Soziologen wie Durkheim und Tönnies paradigmatisch für menschliche Vergesellschaftung. Die Anonymität der Großstadtindividuen, wie sie auch in den Bildern der Expressionisten und ihrer Menschendarstellung zum Ausdruck kommt (was Jutta Hülsewig-Johnen untersucht), bedeutet für Tönnies das Ende gemeinschaftlichen Zusammenlebens; die Großstadt funktioniert nach seiner Unterscheidung nicht als Gemeinschaft, sondern als Gesellschaft, in der sich die Individuen vereinzelt gegenüberstehen und soziale Beziehungen ausschließlich von äußerlichen Faktoren geregelt werden.

Oswald Sprengler begreift diese negativen Auswirkungen der Großstadt als Anzeichen des bevorstehenden Zusammenbruchs einer Kultur: "am Ende jeder großen Kultur" steht für ihn "der Steinkoloß Weltstadt". Der Romanist Karlheinz Stierle kann zeigen, daß Spengler mit seinem Modell einer zirkulär verlaufenden Geschichte zurückgreift auf Anschauungsformen, wie sie im Diskurs der Großstadt schon lange vorher existierten. Der Topos vom "Tod der großen Stadt" läßt sich in der Parisliteratur des 19. Jahrhunderts verfolgen. Paris erscheint dort als neues Rom und neues Karthago. Spengler hat dieses Modell nur noch auf die Weltgeschichte übertragen.

IRENE ALBERS

Manfred Smuda (Herausgeber): Die Großstadt als "Text", Fink Verlag, München 1992, 295 Seiten mit 29 Abbildungen, 58 DM.

Die Notlagen der Menschen nehmen weiter rasch zu

Eigentlich hatte das Bundesverfassungsgericht mit seiner jüngsten Entscheidung, den Familien und Alleinerziehenden nun endlich den ihnen zustehenden staatlichen Schutz zu geben, zu dieser ostdeutschen Sammlungsbewegung das Signal gegeben (FR vom 11. Juli 1992 "Aufruf für Ostkomitees löst heftige Schelte aus").

Mit dem Anspruch, sich für die "soziale Gerechtigkeit" einzusetzen, bildet sich hier eine neue politische Bewegung im Osten unserer Republik, die sicher auch hier im Westen einen starken Zulauf finden wird. Die Notlagen der Menschen nehmen weiter rasch zu, bei stellenweiser großer Armut und der Wohnungsnot breiter Bevölkerungsschichten, besonders unter der Angestellten- und Arbeiterschaft in Ost und West. Es wird also eine weite bundesrepublikanische Bewegung werden, die da ins Leben gerufen wurde, ein Zusammenschluß von Bürgerinnen und Bürgern, die es ernst meinen müssen mit der Forderung nach sozialer Gerechtigkeit, andernfalls werden sie nicht lange ernst genommen werden.

Allein mit moralischen Appellen an das Gewissen - wie gehabt - ist es nicht getan; die neue politische Aufgabe muß gestaltet werden, will sie der Sache, um die es geht, gerecht werden, wozu auch der Wille zur Macht zählt; auch weil wir in der Vergangenheit erfahren mußten, daß die etablierten Parteien, mitsamt der Reformpartei DIE GRÜNEN, nicht mehr die politische Kraft besitzen, eine Politik der gerechten Einigung in Ost und West zu verwirklichen.

Hans-Jürgen Volke, Emden

Park-Tour à la Botanik Palmengarten-Freunde erkundeten Hochschulgarten

FRANKFURT A. M. Was verbirgt sich hinter den seltsam anmutenden Hieroglyphen "Taxodium ascens Bronga, Acer cissifolium und Quercus turneri"? Nichts weiter als die südostasiatische Sumpfzypresse, der zissusblättrige Ahorn, der aus Japan stammt, und die wintergrüne Eiche. Dies und vieles mehr erfuhren die etwa 60 Besucher, die einer Einladung der "Gesellschaft der Freunde des Palmengartes" gefolgt waren und in den großen Park der philosophisch-theologischen Hochschule St. Georgen vor den Toren Oberrads gekommen waren, um eine Führung mitzumachen.

Pater Rainer Koltermann, Professor für Naturphilosophie in St. Georgen und für Zoologie an der Universität Mainz, leitete durch die 8,3 Hektar große, durch Mauern abgegrenzte Anlage, zeigte ihnen die unterschiedlichen Bäume, erklärte Fachliches und lieferte einen historischen Abriß über die Hochschule und den Park.

1780 war es ein Landgut, das dem Bankkaufmann Johann Jakob Hollweg gehörte. Dieser verkaufte es 1803 an den Kurfürstlichen Hofbankier Heinrich Mühlhenz, der dort einen gesellschaftlichen Treffpunkt einrichtete. Nach dem Tod seiner Gattin erwarb die älteste Tochter Marianne das Landgut, bis es schließlich 1840 in die Hände von Johann Georg Konrad von St. George überging, der, wie vermutet wird, ein Abkömmling eines Hugenotten aus der Languedoc war. Wahrscheinlicher, berichtete Koltermann, ist aber, daß er einen deutschen Ahnherrn dieses Namens hatte.

St. George erwarb das Frankfurter Bürgerrecht durch die Heirat mit einer Bethmann-Hollweg. Im gleichen Jahr, 1840, legte der berühmte Gartenbaudirektor Sebastain Rinz - er ist der Erbauer der Festungsanlagen des heutigen Anlagenrings - den schönen Park so an, wie er auch jetzt noch erhalten ist. Zeugnis legt beispielsweise eine 150 Jahre alte Blutbuche, "Fagus sylvatica L." ab, die majestätisch ihre knorrigen Arme ausbreitet. Der Park ist in seiner jetzigen Form seit 1866 erhalten.

1892 erwarb Moritz Eduard von Gronelius den schloßartigen Prunkbau, in dessen Räumen heute über 300 Stundenten - 75 davon sind Doktoranden - aus vielen Ländern der Welt (unter anderem aus Nigeria, Korea, Indien, Vietnam und Polen) studieren. Im Jahr 1926 ging die "Villa Gronelius" samt Park in den Besitz des Bistums Limburg über. Seitdem werden dort Pfarrer und Theologen ausgebildet.

Professor Koltermann pflegt den Park selbst; die lateinischen und deutschen Beschriftungen an den Bäumen und Sträuchern hat er angebracht. Zwei Gärtner unterstützen den Hobbybotaniker bei seiner Arbeit. Die Gäste, die trotz des Regens gekommen waren, staunten während des Gangs über kleine Pfade immer wieder über die Vielfalt der natürlichen Schönheit und folgten aufmerksam den Erklärungen Koltermanns, etwa wenn er den Unterschied zwischen Rot- und Blutbuche erläuterte.

Und schon bald hatten sie keine Schwierigkeiten mehr mit abenteuerlichen Namen wie "Gingko biloba" oder "Colyrus colurna" - die nämlich kann Koltermann bei Baumschulen in der näheren Umgebung kaufen. *jot

Park-Tour zum "Colyrus" Palmengarten-Freunde erkundeten Hochschulgarten

FRANKFURT A. M. Was verbirgt sich hinter den seltsamen Namen "Taxodium ascens Bronga", "Acer cissifolium" und "Quercus turneri"? Nichts weiter als die südostasiatische Sumpfzypresse, der zissusblättrige Ahorn, der aus Japan stammt, und die wintergrüne Eiche. Dies und vieles mehr erfuhren 60 Besucher, die auf Einladung der "Gesellschaft der Freunde des Palmengartes" in den Park der philosophisch-theologischen Hochschule St. Georgen gekommen waren.

Pater Rainer Koltermann, Naturphilosoph und Zoologe, leitete durch die 8,3 Hektar große abgegrenzte Anlage, zeigte ihnen die unterschiedlichen Bäume, erklärte Fachliches und lieferte einen historischen Abriß über die Hochschule und den Park. 1780 war es ein Landgut, das dem Bankkaufmann Johann Jakob Hollweg gehörte. Dieser verkaufte es 1803 an den Kurfürstlichen Hofbankier Heinrich Mühlhenz, der dort einen gesellschaftlichen Treffpunkt einrichtete. Nach dem Tod seiner Gattin erwarb die älteste Tochter Marianne das Landgut, bis es schließlich 1840 in die Hände von Johann Georg Konrad von St. George überging.

St. George erwarb das Frankfurter Bürgerrecht durch die Heirat mit einer Bethmann-Hollweg. Im gleichen Jahr, 1840, legte der berühmte Gartenbaudirektor Sebastain Rinz den schönen Park so an, wie er auch jetzt noch erhalten ist. Zeugnis legt beispielsweise eine 150 Jahre alte Blutbuche, "Fagus sylvatica L." ab, die majestätisch ihre knorrigen Arme ausbreitet. Der Park ist in seiner jetzigen Form seit 1866 erhalten.

1892 erwarb Moritz Eduard von Gronelius den schloßartigen Prunkbau, in dessen Räumen heute über 300 Stundenten unter anderem aus Nigeria, Korea, Indien, Vietnam und Polen studieren. Im Jahr 1926 ging die "Villa Gronelius" samt Park in den Besitz des Bistums Limburg über. Seitdem werden dort Pfarrer und Theologen ausgebildet.

Professor Koltermann pflegt den Park selbst. Zwei Gärtner unterstützen den Hobbybotaniker bei seiner Arbeit. Die Gäste, die trotz des Regens gekommen waren, staunten während des Gangs über kleine Pfade immer wieder über die Vielfalt der natürlichen Schönheit und folgten aufmerksam den Erklärungen Koltermanns, etwa wenn er den Unterschied zwischen Rot- und Blutbuche erläuterte.

Und schon bald hatten sie keine Schwierigkeiten mehr mit abenteuerlichen Namen wie "Gingko biloba" oder "Colyrus colurna" - die nämlich kann Koltermann bei Baumschulen in der näheren Umgebung kaufen. *jot

Stille Zuflucht am "duftenden Wasser" Im Chinesischen Garten findet der Großstädter Ruhe - zwei Minuten von der City

FRANKFURT A. M. Richter und Staatsanwälte aus dem nahen Gerichtsviertel verbringen hier ihre Mittagspause, Studenten suchen in der Stille bei der Lektüre eines Buches Kraft zu neuem Denken und Rentner füttern die unendlich vielen Goldfische im "Jaspisgrünen Teich". "Für mich ist es hier wie in einer anderen Welt" - dieser Satz kehrt immer wieder, wenn man die Besucher des Chinesischen Gartens im Bethmannpark nach ihren Eindrücken fragt. Der Garten lädt mit seiner Idylle inmitten der lauten Großstadt zum Verweilen ein.

Nach der chinesischen Inschrift am Haupttor heißt der Park eigentlich "Frühlingsblumen-Garten". Zur Erinnerung an das Massaker an Tausenden von friedlichen Demonstranten auf Pekings "Platz des Himmlischen Friedens" im Juni 1989 wurde der zu diesem Zeitpunkt gerade fertiggestellte Park jedoch in "Garten des Himmlischen Friedens" umbenannt.

Auch wenn die Planer in Frankfurt bei der Anlage des Gartens an politische Symbolik nicht gedacht hatten, spielt sie doch im Ursprungsland bei der Gestaltung chinesischer Gärten oft eine Rolle. Denn in einem Land, in dessen Sprache, Schrift und Kunst alles mehrere Bedeutungen haben kann, verschieden voneinander und doch in Beziehung zueinander, verfließen die Grenzen zwischen Philosophie, Religion und Politik.

Der Chinesische Garten will Stille und Abgeschiedenheit bieten, ein Platz zum Nachdenken sein: Vom Felsen im rechten Teil der Anlage schweift der Blick über zierliche Pavillons mit filigranen Ornamenten zu einer geschwungenen Brücke, die sich über einen Bach zieht, und zu den zahlreichen exotischen Bäumen und Pflanzen. Das Zwitschern der Vögel vermischt sich mit dem leisen Rauschen des Wasserfalls und dem Rascheln des Windes, der die Bambussträucher immer in Bewegung hält.

Das Paradies liegt nur wenige hundert Meter von der Zeil entfernt, Deutschlands umsatzstärkster Einkaufsstraße; einige Schritte nur sind es von der weißge- Das Ganze im kleinen tünchten Mauer bis zur vierspurigenFriedberger Anlage, auf der Tag und Nacht der Straßenverkehr tost.

Aus den Gelben Bergen der Provinz Anhui, auf halben Weg zwischen Peking und Kanton in Chinas Osten gelegen, stammte der Großteil des Baumaterials für Deutschlands dritten chinesischen Garten (neben Duisburg und München). Die Gestaltung des 4000 Quadratmeter großen Grundstücks im Oktober 1989 war aufwendig: Natursteine aus rotem Granit, weißer und grauer Marmor, Holzschnitzereien aus Gingko- und Kiefernholz - insgesamt 400 Tonnen empfindlichen Materials aus fünf Produktionsstätten in Anhui mußten nach Frankfurt transportiert werden. 15 chinesische Bau-Künstler arbeiteten Monate an der "Brücke des halben Bootes", dem "Wasserpavillon des geläuterten Herzens" und der "Galerie des duftenden Wassers".

Die Kraft des großen Ganzen aus der Wiedergabe im Kleinen zu schöpfen, steckt als Absicht hinter der mehr als 2000 Jahre alten chinesischen Gartenkultur - der Garten als eine Landschaft en miniature, in dem die Harmonie der Welt konzentriert ist. Jedes Teil und jede Pflanze haben Bedeutung: Kiefer und Bambus, die Immergrünen, stehen für Treue, Chrysanthemen symbolisieren langes Leben, und der Lotus neben der Reinheit der Seele die Unbestechlichkeit des Beamten.

Der Park wird tagsüber bewacht; nachts ist das Haupttor geschlossen, um "böse Geister" in Gestalt zerstörungswütiger Menschen fernzuhalten. Viel Schaden ist bisher allerdings noch nicht angerichtet worden - nur eine bunte, freundlich dreinblickende Kuhherde ziert an einer Stelle die Außenwand der Mauer. Graffitti-Künstler hatten sie in einer Nacht- und Nebelaktion an die Wand gesprüht.

Nach anfänglicher Aufregung haben sich nun auch die Stadt und das Gartenamt an die komisch anmutende Alpenromantik in fernöstlicher Umgebung gewöhnt. Den Frankfurter Bürgern - besonders den Kindern - gefällt's schon lange. *KAREN WEISSHAAR

Von den Taschenspielern auf der Bühne lernen Im "Theater in Bornheim" soll es bald auch ein "English Pocket Theatre" geben

Englisch lernen im kleinen Kreis - das wird von September an im Frankfurter "Theater in Bornheim" (TIB) möglich sein. Natürlich spielerisch, auf der Bühne, im Theater eben. Das TIB öffnet sein enges Kabuff für fremde Zungen: "English Pocket Theatre" heißt das Projekt, bei dem zunächst einmal pro Monat drei Tage lang ein Stück in englischer Sprache von einem "native speaker" gezeigt wird.

"Die Idee ist entstanden, weil Dorothys Vorstellungen immer knallvoll waren", sagt Esme Bromhead, Halb-Neuseeländerin mit "Vatersprache Englisch" und eine der beiden künstlerischen Leiterinnen des "Pocket Theatre". Dorothy ist Dorothy Stuart, Autorin und Schauspielerin aus England, die seit mehreren Jahren in Frankfurt lebt und zusammen mit Bromhead das Programm organisiert und bestreitet.

Die knallvollen Vorstellungen, das waren im April dieses Jahres im TIB die von "Virginia Woolf Is Afraid", einem Solo-Stück über die depressive Schriftstellerin in ihrem letzten Lebensjahr. Damals habe sich herausgestellt, daß sich in Frankfurt sehr viele Zuschauer für Theater in englischer Sprache interessieren; ein Potential, das bisher noch lange nicht ausgeschöpft sei.

Eigentlich erstaunlich. Immerhin gibt es das schicke "English Theatre" im Bahnhofsviertel, wo fast täglich englische oder amerikanische Inszenierungen gezeigt werden. Auch das Gallus-Theater lädt regelmäßig englische Gruppen ein - die dann meist ebenfalls vor ausverkauftem Haus spielen. Doch genauso wie die Leute vom Gallus-Theater sieht das "Pokket Theatre" im großen "English Theatre" keine Konkurrenz: Das sei eine ganz andere Klientel, die in das Haus in der Kaiserstraße gehe, meint TIB-Leiter Wolfgang Andreas. Sowohl die Stücke-Auswahl als auch die hohen Eintrittspreise machten den Besuch dort für Schüler und Studenten kaum lohnend.

Auf dieses Publikum aber setzen die Leute vom "Pocket Theatre". Andreas Werner hat an 500 hessische Schulen zwischen Darmstadt und Gießen, Schlüchtern und Wiesbaden Briefe verschickt, in denen er fragt, ob sie an fremdsprachigen Aufführungen in Frankfurt interessiert sind. Resonanz? Sehr gut, so Andreas. Er plant daher auch Schülervorstellungen am Nachmittag - und eventuell sogar eigene Aufführungen an Schulen.

Der Lehr-Effekt ist also ganz wichtig. Dorothy Stuart: "Wir wollen zwar nicht direkt Unterricht auf der Bühne geben, aber der Schwerpunkt liegt bei der Sprachvermittlung." Wer ins "Pocket Theatre" kommt, soll sich an den Reizen der englischen und amerikanischen Sprache erfreuen können und dabei auch etwas "mitnehmen".

Auf dem Programm stehen vor allem moderne Stücke mit wenigen Personen, die sich gut auf der Mini-Bühne unterbringen lassen; "kleine, feine, literarische Stücke, die Lust auf Sprache machen und dem Betrachter viel von der Kultur und Wesensart des Engländers oder Amerikaners vermitteln. Auch der typisch englische Humor wird nicht zu kurz kommen." Das alles in der intimen Atmosphäre des Hinterzimmers in der Bornheimer Landwehr, mit der Trägersäule mittendrin, um die die maximal 45 Zuschauer herumkukken. Das paßt dazu: "Das TIB ist so ähnlich wie eines der vielen Londoner Fringe-Theater", schwärmt Dorothy Stuart.

Den Anfang macht sie selbst mit einer Bearbeitung von Daniel Defoes "Moll Flanders", im Oktober und November gibt es zwei Gastspiele, und im Dezember beschließt wiederum Dorothy Stuart die erste Pocket-Spielzeit mit "A Picture of Oscar Wilde".

Was danach kommt, ist noch offen; momentan suchen die Theater-Macher in England und den Vereinigten Staaten nach geeigneten Gruppen. Bei der Auswahl der Stücke soll indirekt auch das Publikum mitbestimmen können: "Angenommen, die behandeln einen bestimmten Stoff in der Schule, dann versuchen wir, eine Gruppe zu bekommen, die so etwas spielt", verspricht Andreas.

Das sind längst nicht alle Ideen der Taschen-Spieler. Dorothy Stuart möchte nach britischem Vorbild "Playreading Groups" einrichten, in denen Engländer und Deutsche gemeinsam Theatertexte lesen; und sie erzählt vom Londoner "New Shakespeare Theatre", wo "man beim Reinkommen aus einem Hut eine Rolle zieht, die man anschließend selber spielt". Das will sie auch in Frankfurt machen, vielleicht mit der Volkshochschule zusammen.

Kann das Theater in Bornheim das alles schaffen? Momentan hält Werner Andreas Ausschau nach Sponsoren. Vor allem aber sucht er neue, größere Räume. Die schöne Studiobühne, von deren Wohnzimmer-Ambiente Dorothy Stuart, Esme Bromhead und er selbst eben noch so geschwärmt haben, soll nach fünf letztlich erfolgreichen Jahren aufgegeben werden? Wenn da nur das Publikum mitspielt . . .

"Zukunftsmusik", meint Andreas und bringt dennoch das alte Kino am Schweizer Platz als Wunsch-Ort ins Gespräch. Denn der Theaterleiter hat noch ganz andere Pläne: Vom Frühjahr 1993 will er das "English Pocket Theatre" durch ein ähnlich strukturiertes "Theatre Français" ergänzen - "eine echte Lücke in Frankfurt und Hessen", denkt er. Tatsächlich verirrt sich nur selten ein Ensemble aus Frankreich an den Main.

Aber auch das französische Theater ist für ihn nur ein Schritt hin zu einem "International Theater", einem Zentrum für spanisches, italienisches, griechisches, türkisches - Andreas sagt es kurz: "multikulturelles Theater" einschließlich "folkloristischer Veranstaltungen".

(Vorgsehene Aufführungen im "TIB- English Pocket Theatre" Frankfurt, Bornheimer Landwehr 35, vom 7. bis 9. September "Moll Flanders", vom 19. bis 21. Oktober "The Pickwickians at Manor Farm" nach Charles Dickens, vom 2. bis 4. November "Memoirs", über Sarah Bernhardt und vom 7. bis 9. Dezember "A Picture of Oscar Wilde".)

DIRK FUHRIG

Die Werkstätten wachsen 240 neue Arbeitsplätze für Behinderte in Frankfurt

FRANKFURT A. M. 240 betreute Arbeitsplätze für Behinderte haben die Praunheimer Werkstätten mit ihrer Zweigwerkstatt in der Wächtersbacher Straße in Fechenheim eingerichtet. Dort hat die gemeinnützige Organisation für mehr als 14 Millionen Mark einen Komplex von Werkstätten, Lagerräumen, Küche und Speisesaal sowie einen bepflanzten Innenhof angelegt. Die Büros, die Verwaltungsräume und ein Teil der Werkstätten sind in einem Gebäude untergebracht, das ein Elektrogeräte-Hersteller nach Auflösung der Firma verkauft hatte.

Die Bauarbeiten hatten bereits im Frühjahr 1987 begonnen. Zwei Jahre später konnten 100 Behinderte aus dem bis dahin aufgegebenen Werk Fechenheim in der Gründenseestraße an ihren neuen Arbeitsplatz umziehen. Im Mai dieses Jahres nahmen die Praunheimer Werkstätten die Anlage offiziell in Betrieb. Zu dieser Zeit waren dort 160 Behinderte beschäftigt. Metall- und Holzverarbeitung, Malen, Siebdruck - die Arbeitsbereiche sind vielfältig. Dazu kommen Büro- und Lagerarbeiten sowie das Verpacken und der Versand des berühmten "Praunheimer Holzspielzeugs" mit dem charakteristischen roten Punkt, das mit 800 000 Mark etwa ein Fünftel des Jahresumsatzes ausmacht. Mit Dienstleistungen und eigener Produktion konnte die Organisation im Jahre 1991 rund vier Millionen Mark umsetzen. Von knapp 13 Millionen Mark, die für die Finanzierung des Neubaus in Fechenheim gesichert sind, übernehmen die Praunheimer Werkstätten etwa 18 Prozent aus eigenen Mitteln. 27 Prozent kommen vom Bund, 16 Prozent zahlt das Hessische Ministerium für Frauen, Arbeit und Sozialordnung. Weitere Träger der Einrichtung sind der Landeswohlfahrtsverband, das Landesarbeitsamt, die Stadt Frankfurt und mit fünf Prozent die "Aktion Sorgenkind".

Lange Zeit hatten sich die Praunheimer Werkstätten um einen geeigneten Standort für eine neue Produktionsstätte bemüht, nachdem die 180 Plätze des "Stammwerks" in Praunheim mit insgesamt 230 behinderten Arbeitnehmern überbelegt waren. Die Kapazität der im Jahre 1984 neugebauten Werkstatt in Höchst war mit 180 Beschäftigten von Anfang an voll ausgeschöpft. Im selben Jahr stieß man auf die Liegenschaft in Fechenheim.

Für das bestehende Fechenheimer Werk in der Gründenseestraße sollte der Mietvertrag bis 1987 auslaufen. Zudem galt die Lage der mit 100 Plätzen recht kleinen Werkstatt als ungünstig, ein Arbeitstrainingsbereich konnte dort wegen der geringen Größe beispielsweise nicht eingerichtet werden.

Mit der neuen Anlage in Fechenheim bieten die Praunheimer Werkstätten jetzt insgesamt 600 Stellen an, womit die Nachfrage nach betreuten Arbeitsplätzen für Behinderte nach Auskunft der Organisation in Frankfurt "quantitativ voll befriedigt" sei - zumindest vorübergehend. Bis zum Jahr 2000, so rechnet man dort, wird sich der Bedarf jedoch um weitere 120 Plätze in Behindertenwerkstätten erhöhen. *gap

Die Werkstätten wachsen 240 neue Arbeitsplätze für Behinderte in Frankfurt

FRANKFURT A. M. 240 betreute Arbeitsplätze für Behinderte haben die Praunheimer Werkstätten mit ihrer Zweigwerkstatt in der Wächtersbacher Straße in Fechenheim eingerichtet. Dort hat die gemeinnützige Organisation für mehr als 14 Millionen Mark einen Komplex von Werkstätten, Lagerräumen, Küche und Speisesaal sowie einen bepflanzten Innenhof angelegt. Die Büros, die Verwaltungsräume und ein Teil der Werkstätten sind in einem Gebäude untergebracht, das ein Elektrogeräte-Hersteller nach Auflösung der Firma verkauft hatte.

Die Bauarbeiten hatten bereits im Frühjahr 1987 begonnen. Zwei Jahre später konnten 100 Behinderte aus dem bis dahin aufgegebenen Werk Fechenheim in der Gründenseestraße an ihren neuen Arbeitsplatz umziehen. Im Mai dieses Jahres nahmen die Praunheimer Werkstätten die Anlage offiziell in Betrieb. Zu dieser Zeit waren dort 160 Behinderte beschäftigt. Metall- und Holzverarbeitung, Malen, Siebdruck - die Arbeitsbereiche sind vielfältig. Dazu kommen Büro- und Lagerarbeiten sowie das Verpacken und der Versand des berühmten "Praunheimer Holzspielzeugs" mit dem charakteristischen roten Punkt, das mit 800 000 Mark etwa ein Fünftel des Jahresumsatzes ausmacht. Mit Dienstleistungen und eigener Produktion konnte die Organisation im Jahre 1991 rund vier Millionen Mark umsetzen. Von knapp 13 Millionen Mark, die für die Finanzierung des Neubaus in Fechenheim gesichert sind, übernehmen die Praunheimer Werkstätten etwa 18 Prozent aus eigenen Mitteln. 27 Prozent kommen vom Bund, 16 Prozent zahlt das Hessische Ministerium für Frauen, Arbeit und Sozialordnung. Weitere Träger der Einrichtung sind der Landeswohlfahrtsverband, das Landesarbeitsamt, die Stadt Frankfurt und mit fünf Prozent die "Aktion Sorgenkind".

Lange Zeit hatten sich die Praunheimer Werkstätten um einen geeigneten Standort für eine neue Produktionsstätte bemüht, nachdem die 180 Plätze des "Stammwerks" in Praunheim mit insgesamt 230 behinderten Arbeitnehmern überbelegt waren. Die Kapazität der im Jahre 1984 neugebauten Werkstatt in Höchst war mit 180 Beschäftigten von Anfang an voll ausgeschöpft. Im selben Jahr stieß man auf die Liegenschaft in Fechenheim.

Für das bestehende Fechenheimer Werk in der Gründenseestraße sollte der Mietvertrag bis 1987 auslaufen. Zudem galt die Lage der mit 100 Plätzen recht kleinen Werkstatt als ungünstig, ein Arbeitstrainingsbereich konnte dort wegen der geringen Größe beispielsweise nicht eingerichtet werden.

Mit der neuen Anlage in Fechenheim bieten die Praunheimer Werkstätten jetzt insgesamt 600 Stellen an, womit die Nachfrage nach betreuten Arbeitsplätzen für Behinderte nach Auskunft der Organisation in Frankfurt "quantitativ voll befriedigt" sei - zumindest vorübergehend. Bis zum Jahr 2000, so rechnet man dort, wird sich der Bedarf jedoch um weitere 120 Plätze in Behindertenwerkstätten erhöhen. *gap

Zachäusgemeinde Das Interesse an Südamerika geweckt

NIEDERRAD. 500 Jahre Lateinamerika, Entdeckung oder Eroberung? Unter diesem Motto veranstaltete die evangelische Zachäusgemeinde sechs Clubnachmittage. In den vergangenen drei Monaten beschäftigten sich die Senioren der Gemeinde immer wieder mit Themen, die von den Elendsvierteln in Caracas bis zur Kultur der Mayas und Azteken reichten.

Zum Abschluß wurden jetzt bei Kaffee und Kuchen noch einmal Erfahrungen ausgetauscht. Mit den Worten eines Mexikaners begann Erwin Renz, Mitarbeiter im Seniorenbeirat, seinen Vortrag: "Gott ist weit, die Vereinigten Staaten von Amerika sind nah." Renz berichtete über Mexiko und seine Einwohner. Angeregt von eigenen Reiseerfahrungen konnte er vieles über Gefühle und Gewohnheiten des Mischvolkes erzählen.

Einige Eindrücke von der Armut in den südamerikanischen Ländern vermittelte auch der brasilianische Pfarrer Dorival Ristoff, der in Eckenheim tätig ist. Er besuchte vor einiger Zeit die Zachäusgemeinde und stellte sein Heimatland vor. Um die Verbundenheit mit den Christen der Elendsviertel zu zeigen, sangen die Gemeindemitglieder brasilianische Kirchenlieder, die Pfarrer Ristoff aus seinem Land mitgebracht hatte.

Das Thema der Clubnachmittage fand großes Interesse. Viele der Senioren möchten noch mehr über Lateinamerika erfahren. "Die Dias haben uns das Land näher gebracht. Auch diese flotten Lieder waren mal was anderes", meinte eine Besucherin. Nicht nur die schönen Seiten, sondern vor allem die Probleme Lateinamerikas, wurden aufgezeigt. Die Frage, ob Kolumbus nun Entdecker oder Zerstörer Amerikas war, blieb offen. sil

Eine kleine Adelstochter korrigierte die Geschichte Archäologen des Denkmalamtes legten bei Ausgrabung im Boden des St. Bartholomäus-Dom Grabstätte frei

FRANKFURT A. M. Eine kleine Adelstochter ist schuld daran, daß die Ursprungsgeschichte der Stadt Frankfurt am Main möglicherweise neu geschrieben, mit Sicherheit aber korrigiert werden muß. Bei Grabungsarbeiten im Boden des St.-Bartholomäus-Doms nämlich legten Archäologen des städtischen Denkmalamtes die Grabstätte eines etwa vier- bis fünfjährigen Kindes frei, dessen Ausstattung es ganz offensichtlich als Sprößling einer reichen und bedeutenden Familie ausweist.

Die eigentliche Sensation besteht darin, daß sich mit Hilfe der Kostbarkeiten, Gold- und Silberschmuck, welche die Eltern einst ihrer so früh verstorbenen kleinen Tochter mit in ihre letzte Ruhestätte legten, das Alter dieses Fundes bestimmen ließ (die FR berichtete).

Wie die Wissenschaftler erklären, handelt es sich bei dem Kindergrab im Kaiserdom ziemlich eindeutig um ein klassisches Holzkammergrab aus der späten Merowingerzeit zwischen 650 bis 720. Demnach muß man im Gegensatz zu früheren Erkenntnissen davon ausgehen, daß also schon um das Jahr 700 eine Steinkirche an diesem geschichtsträchtigen Ort gestanden hat - ein Geheimnis, das die tieferen Schichten von St. Bartholomäus, die schon manches Interessante freigaben, bisher gut gehütet hatten. "Kirchenbauten vor rund 13 Jahrhunderten", erklärte die Leiterin der archäologischen Grabungen, Dr. Andrea Hampel, "sind grundsätzlich selten nachgewiesen und dokumentieren besonders als Steinbauten stets ein entsprechendes Macht- und Geldpotential vor Ort, mit dem zugehörigen Umfeld an Untergebenen und Einrichtungen."

Fort also mit der irrigen Ansicht, Frankfurt sei bis zu jenem denkwürdigen Jahr 794, als Kaiser Karl der Große es mit seiner Einladung zur Kirchensynode und Reichsversammlung erstmals namentlich aus dem dunkel der Geschichte hob, nur ein unbedeutendes, kleines Provinznest mit ein paar Holzbauten gewesen! Nicht nur älter muß es sein, sondern offenbar auch viel früher schon ein wichtiger Platz.

Besorgte Vermutungen, ob nach diesem aufregenden Fund, mit dem sich nichts in der Stadt und ihrer Umgebung vergleichen läßt, nun etwa die für 1994 geplante, aufwendige 12-Jahr-Feier ausfallen werde, zerstreute Oberbürgermeister Andreas von Schoeler allerdings mit dem Hinweis darauf, daß man ohnehin die erste schriftliche Erwähnung der Stadt feiern wolle. Und Schriftliches ließ sich im Kindergrab im Vorgängerbau des heutigen Domes in der Tat nicht nachweisen. Selbst vom Skelett des kleinen Mädchens hat der aggressive Mainsand des Bodens nicht viel unzerstört gelassen.

In der in vier Metern Tiefe ausgehobenden Grube an der Westmauer der nun entdeckten ältesten Steinkirche ließe sich lediglich anhand es Schädels und Resten von Armknochen seine Lage an der nördlichen Kammerwand mit Blick nach Osten rekonstruieren. Eine unter dem Kopf des Kindes gelegene Amulettkapsel bildete offenbar einigen Schutz gegen die zersetzenden Einflüsse von Zeit und Erde.

Im Dommuseum hatte man für die erste öffentliche Vorstellung des unverhofft aufgetauchten "Schatzes" auf Karton die Silhouette eines Mädchens in der Tracht jener Zeit skizziert und an den entsprechenden Stellen mit dem aufgefundenden Schmuck belegt. Wenn man wohl auch niemals den Namen des Kindes oder die Ursache für seinen frühen Tod erfahren wird, so läßt sich aber davon ausgehen, daß es zur Adelsschicht gehörte, möglicherweise zu der Familie, die an diesem Ort einst die Kirche stiftete.

Reich geschmückt wie ein Fürstenkind haben die Eltern ihre offenbar tief betrauerte kleine Tochter auf den Weg in die Ewigkeit geschickt. Goldene, granulierte Ohrringe, in denen wahrscheinlich Perlen saßen, und eine diademartige Stirnkette mit goldenen und gläsernen Perlen und verschieden geformte Goldplättchen lagen noch in der Nähe des Kopfes. Silber- und Bronzearmreifen zierten die Handgelenke, an den Fingern trug die Kleine goldene Ringe, auf der Brust Gold in Form einer kleinen Scheibenfibel. An einer eisernen Gürtelkette hingen wohl kleine Gegenstände des täglichen Bedarfs, ein beinerner Kamm oder ein eisernes Messer - nicht alle Funde konnten bisher schon näher bestimmt werden. Vorn auf dem Kleid war mit Goldbrokatfäden ein ziemlich großes Kreuz aufgenäht oder gestickt.

Trotz dieses christlichen Symbols muten andere Beigaben für die letzte Reise der kleines Adelsdame eher heidnisch an. Schließlich dürften sich in jener Epoche die religiösen Vorstellungen der Menschen noch gemischt haben. Zwar setzte sich das Christentum östlich von Mainz bereits durch, doch erschlug man noch im Jahr 689 in Würzburg den dort missionierenden Heiligen Kilian. So finden sich im Kindergrab Keramiktöpfe mit Resten von Fisch und Hühnerfleisch für die Reise ins jenseits. Woher ein kleiner blaugrüner Glasbecher stammt, weiß man noch nicht genau. In Höhe der Arme war eine Fleischgabe mit deutlichen Schnittspuren am Knochen niedergelegt.

Bei so vielen, phantasieanregenden Einzelheiten ist es fast prosaisch, daß all das im Zusammenhang mit der geplanten Heizungsanlage im Dom und den dafür notwendigen Ausschachtungsarbeiten zutage kam.

Das Denkmalamt nutzte die günstige Gelegenheit zu Untersuchungen über die frühe Baugeschichte des Gotteshaues, das eigentlich gar kein Dom im Sinnes eines Bischofssitzes ist, sondern erst seit den Krönungen deutscher Kaiser und Könige in Frankfurt den Namen Kaiserdom trägt. Mehrere Bauphasen konnten seither ergraben werden, bis man nun die wohl ältesten Kirchenfundamente unter dem Langhaus fand.

Bei der erwähnten Reichssynode von 794, zu der Karl der Große Erzbischöfe, Bischöfe und andere Würdenträger aus ganz Westeuropa geladen hatte, stand dem Frankenherrscher also offensichtlich mehr als nur eine bescheidene Holzkirche auf dem Hügel am Main zur Verfügung. Eigentlich wäre es ja auch verwunderlich gewesen, wenn er zu einer so glänzenden Versammlung, bei der es um bedeutende Reichs- und Kirchenbeschlüsse ging, ausgerechnet an einen völlig unbekannten Platz gerufen hätte. Zumal er noch im selben Jahr 794 in einer anderen Urkunde vom "loco celebri, qui dicitur Franconfurd" (in den berühmten Ort, Frankfurt genannt) spricht.

Überdies standen dem Kaiser in seinem weitläufigen Reich prächtige Pfalzen zur Verfügung, während in Frankfurt - heute muß man sagen: vermutlich - nur ein Haus mit Wirtschaftshöfen gestanden haben soll. Ob Karl besondere Beziehungen zu der Stadt hatte, die ihn bis heute als ihren Schutzheiligen verehrt, steht dahin. Immerhin starb hier - ebenfalls 794 - seine vierte Frau, die "stolze, hochmütige und grausame Fastrada". Vielleicht lassen sich solche Ungereimtheiten in der frühen Stadtgeschichte im Licht neuer Entdeckungen irgendwann einmal schlüssiger erklären.

Der unweigerlich auftauchenden Spekulation, ob bei weiteren Grabungen im Domboden vielleicht noch andere Gräber und Funde auftauchen, begegnet Andrea Hampel sekptisch: "Eine solche Sternstunde erlebt ein Archäologe meist nur einmal in seinem Berufsleben." Im Sommer sollen die Funde aus dem Kindergrab im Kaiserdom im Dommuseum öffentlich ausgestellt werden. *pia

"Narren-Kongreß" 1993 in Fechenheim

FRANKFURT A. M. Mit dem Vorsitzenden Klaus-Jürgen Koch geht der Frankfurter Karnevalverein 1911 und seine Maagard in die Kampagne 1992/93, in deren Mittelpunkt wieder der "Kongreß der Narren" stehen wird. Dabei überrascht der Vorstandsbeschluß, mit der Veranstaltung im Januar 1993 in die Fechenheimer Turnhalle zu gehen.

Bei der Jahreshauptversammlung 1992 standen die Neuwahlen im Vordergrund. Neben dem Vorsitzenden Koch wurden Eckhart Demel (Zweiter Vorsitzender), Inge Zitouni (Erste Kassiererin), Willi Lindenfeld (Zweiter Kassierer), Gabriele Gilg (Erste Schriftführerin) sowie Archivar Theo Müller wiedergewählt.

Neu im Vorstand sind: Waltraud Hofmann (Zweite Schriftführerin), Gerfried Gatzka (Archivar) sowie als Archivarinnen Ingrid und Katharina Koch. Hans- Uwe Diehl blieb Gardekommandeur (Stellvertreter: Egon Koch), Manuela Koch Gardekommandeuse. *dixi

Frankfurt-Infos in Neuausgabe

FRANKFURT A. M. Das Presse- und Informationsamt hat zwei seiner Broschüren aktualisiert: "Daten, Fakten, Zahlen" und "Stadtkontakte". Das Faltblatt "Daten, Fakten, Zahlen 1992" umfaßt 20 Seiten und gibt Auskunft über Einwohnerzahlen, Wirtschaftskraft und Besonderheiten der Stadtentwicklung. Besucher wie Bürger erfahren wichtige Zahlen aus der Geschichte Frankfurts und erhalten Auskunft über Freizeit- und Kultureinrichtungen.

Die "Stadtkontakte" helfen, den richtigen Ansprechpartner in den Ämtern der Stadt zu finden. Von A bis Z führt diese Broschüre durch den "Dschungel" der öffentlichen Verwaltung. Die beiden Hefte können in der Bürgerberatung am Römer, Römerberg 32, abgeholt werden. *sil

Ski-Akrobatik auf nassem Quarzsand

FRANKFURT A. M. Erfolgreicher als das Herrenteam der "Mainhattan Snowboarders" schlugen sich die Frauen bei den 2. Sandboard-Weltmeisterschaften in Hirschau bei Amberg.

Barbara Röschinger schaffte zwei dritte Plätze im Slalom und Riesenslalom, Kerstin Weitmann belegte zweimal den fünften Platz unter insgesamt 200 Teilnehmerinnen.

Für die Herren der "Mainhattan Snowboarders" waren Matthias Lenz, Stefan Köstner, Markus Eckhard, Ralf Widmann und Jörg Aumüller am Start. Sie alle konnten sich im Riesenslalom unter den 90 Besten behaupten. Matthias Lenz schlitterte als erfolgreichster Teilnehmer der Frankfurter Snowboarder nur knapp an der Qualifikation für die besten 32 Sportler vorbei.

Ausgetragen wurde der Wettbewerb allerdings nicht auf Schnee, sondern auf Sand. Das Abfallprodukt einer Quarzsandhalde war Schau- und Sportplatz der Sandboard-Weltmeisterschaften.

In Amberg wird auf einem 150 Meter hohen Kaolinsandhügel, "Monte Kaolino" genannt, gestartet. Denn: Sandboard, das dem Surfen und dem Snowboard-Fahren verwandt ist, braucht feinsten, nassen Sand als "rutschfähigen" Untergrund.

Nach den Rennen herrschte drei Tage lang Partystimmung bei hunderten von "Snowboardfreaks", die gekommen waren, um ihre Mannschaften lautstark zu unterstützen. *orf

Ski-Akrobatik auf nassem Quarzsand

FRANKFURT A. M. Erfolgreicher als das Herrenteam der "Mainhattan Snowboarders" schlugen sich die Frauen bei den 2. Sandboard-Weltmeisterschaften in Hirschau bei Amberg. Barbara Röschinger schaffte zwei dritte Plätze im Slalom und Riesenslalom, Kerstin Weitmann belegte zweimal den fünften Platz unter insgesamt 200 Teilnehmerinnen.

Für die Herren der "Mainhattan Snowboarders" waren Matthias Lenz, Stefan Köstner, Markus Eckhard, Ralf Widmann und Jörg Aumüller am Start. Sie alle konnten sich im Riesenslalom unter den 90 Besten behaupten. Matthias Lenz schlitterte als erfolgreichster Teilnehmer der Frankfurter Snowboarder nur knapp an der Qualifikation für die besten 32 Sportler vorbei.

Ausgetragen wurde der Wettbewerb allerdings nicht auf Schnee, sondern auf Sand. Das Abfallprodukt einer Quarzsandhalde war Schau- und Sportplatz der Sandboard-Weltmeisterschaften.

In Amberg wird auf einem 150 Meter hohen Kaolinsandhügel, "Monte Kaolino" genannt, gestartet. Denn: Für den Sport mit dem Sandboard, der dem Surfen und dem Snowboard- Fahren eng verwandt ist, braucht man feinsten, nassen Sand als "rutschfähigen" Untergrund.

Nach den Rennen herrschte drei Tage lang Partystimmung bei hunderten von "Snowboardfreaks", die gekommen waren, um ihre Mannschaften lautstark zu unterstützen. *orf

Eine kleine Adelstochter korrigierte die Geschichte Archäologen des Denkmalamtes legten bei Ausgrabung im Boden des St. Bartholomäus-Dom Grabstätte frei

FRANKFURT A. M. Eine kleine Adelstochter ist schuld daran, daß die Ursprungsgeschichte der Stadt Frankfurt am Main möglicherweise neu geschrieben, mit Sicherheit aber korrigiert werden muß. Bei Grabungsarbeiten im Boden des St.-Bartholomäus-Doms nämlich legten Archäologen des städtischen Denkmalamtes die Grabstätte eines etwa vier- bis fünfjährigen Kindes frei, dessen Ausstattung es ganz offensichtlich als Sprößling einer reichen und bedeutenden Familie ausweist.

Die eigentliche Sensation besteht darin, daß sich mit Hilfe der Kostbarkeiten, Gold- und Silberschmuck, welche die Eltern einst ihrer so früh verstorbenen kleinen Tochter mit in ihre letzte Ruhestätte legten, das Alter dieses Fundes bestimmen ließ (die FR berichtete).

Wie die Wissenschaftler erklären, handelt es sich bei dem Kindergrab im Kaiserdom ziemlich eindeutig um ein klassisches Holzkammergrab aus der späten Merowingerzeit zwischen 650 bis 720. Demnach muß man im Gegensatz zu früheren Erkenntnissen davon ausgehen, daß also schon um das Jahr 700 eine Steinkirche an diesem geschichtsträchtigen Ort gestanden hat - ein Geheimnis, das die tieferen Schichten von St. Bartholomäus, die schon manches Interessante freigaben, bisher gut gehütet hatten. "Kirchenbauten vor rund 13 Jahrhunderten", erklärte die Leiterin der archäologischen Grabungen, Dr. Andrea Hampel, "sind grundsätzlich selten nachgewiesen und dokumentieren besonders als Steinbauten stets ein entsprechendes Macht- und Geldpotential vor Ort, mit dem zugehörigen Umfeld an Untergebenen und Einrichtungen."

Fort also mit der irrigen Ansicht, Frankfurt sei bis zu jenem denkwürdigen Jahr 794, als Kaiser Karl der Große es mit seiner Einladung zur Kirchensynode und Reichsversammlung erstmals namentlich aus dem dunkel der Geschichte hob, nur ein unbedeutendes, kleines Provinznest mit ein paar Holzbauten gewesen! Nicht nur älter muß es sein, sondern offenbar auch viel früher schon ein wichtiger Platz.

Besorgte Vermutungen, ob nach diesem aufregenden Fund, mit dem sich nichts in der Stadt und ihrer Umgebung vergleichen läßt, nun etwa die für 1994 geplante, aufwendige 12-Jahr-Feier ausfallen werde, zerstreute Oberbürgermeister Andreas von Schoeler allerdings mit dem Hinweis darauf, daß man ohnehin die erste schriftliche Erwähnung der Stadt feiern wolle. Und Schriftliches ließ sich im Kindergrab im Vorgängerbau des heutigen Domes in der Tat nicht nachweisen. Selbst vom Skelett des kleinen Mädchens hat der aggressive Mainsand des Bodens nicht viel unzerstört gelassen.

In der in vier Metern Tiefe ausgehobenden Grube an der Westmauer der nun entdeckten ältesten Steinkirche ließe sich lediglich anhand es Schädels und Resten von Armknochen seine Lage an der nördlichen Kammerwand mit Blick nach Osten rekonstruieren. Eine unter dem Kopf des Kindes gelegene Amulettkapsel bildete offenbar einigen Schutz gegen die zersetzenden Einflüsse von Zeit und Erde.

Im Dommuseum hatte man für die erste öffentliche Vorstellung des unverhofft aufgetauchten "Schatzes" auf Karton die Silhouette eines Mädchens in der Tracht jener Zeit skizziert und an den entsprechenden Stellen mit dem aufgefundenden Schmuck belegt. Wenn man wohl auch niemals den Namen des Kindes oder die Ursache für seinen frühen Tod erfahren wird, so läßt sich aber davon ausgehen, daß es zur Adelsschicht gehörte, möglicherweise zu der Familie, die an diesem Ort einst die Kirche stiftete.

Reich geschmückt wie ein Fürstenkind haben die Eltern ihre offenbar tief betrauerte kleine Tochter auf den Weg in die Ewigkeit geschickt. Goldene, granulierte Ohrringe, in denen wahrscheinlich Perlen saßen, und eine diademartige Stirnkette mit goldenen und gläsernen Perlen und verschieden geformte Goldplättchen lagen noch in der Nähe des Kopfes. Silber- und Bronzearmreifen zierten die Handgelenke, an den Fingern trug die Kleine goldene Ringe, auf der Brust Gold in Form einer kleinen Scheibenfibel. An einer eisernen Gürtelkette hingen wohl kleine Gegenstände des täglichen Bedarfs, ein beinerner Kamm oder ein eisernes Messer - nicht alle Funde konnten bisher schon näher bestimmt werden. Vorn auf dem Kleid war mit Goldbrokatfäden ein ziemlich großes Kreuz aufgenäht oder gestickt.

Trotz dieses christlichen Symbols muten andere Beigaben für die letzte Reise der kleines Adelsdame eher heidnisch an. Schließlich dürften sich in jener Epoche die religiösen Vorstellungen der Menschen noch gemischt haben. Zwar setzte sich das Christentum östlich von Mainz bereits durch, doch erschlug man noch im Jahr 689 in Würzburg den dort missionierenden Heiligen Kilian. So finden sich im Kindergrab Keramiktöpfe mit Resten von Fisch und Hühnerfleisch für die Reise ins jenseits. Woher ein kleiner blaugrüner Glasbecher stammt, weiß man noch nicht genau. In Höhe der Arme war eine Fleischgabe mit deutlichen Schnittspuren am Knochen niedergelegt.

Bei so vielen, phantasieanregenden Einzelheiten ist es fast prosaisch, daß all das im Zusammenhang mit der geplanten Heizungsanlage im Dom und den dafür notwendigen Ausschachtungsarbeiten zutage kam.

Das Denkmalamt nutzte die günstige Gelegenheit zu Untersuchungen über die frühe Baugeschichte des Gotteshaues, das eigentlich gar kein Dom im Sinnes eines Bischofssitzes ist, sondern erst seit den Krönungen deutscher Kaiser und Könige in Frankfurt den Namen Kaiserdom trägt. Mehrere Bauphasen konnten seither ergraben werden, bis man nun die wohl ältesten Kirchenfundamente unter dem Langhaus fand.

Bei der erwähnten Reichssynode von 794, zu der Karl der Große Erzbischöfe, Bischöfe und andere Würdenträger aus ganz Westeuropa geladen hatte, stand dem Frankenherrscher also offensichtlich mehr als nur eine bescheidene Holzkirche auf dem Hügel am Main zur Verfügung. Eigentlich wäre es ja auch verwunderlich gewesen, wenn er zu einer so glänzenden Versammlung, bei der es um bedeutende Reichs- und Kirchenbeschlüsse ging, ausgerechnet an einen völlig unbekannten Platz gerufen hätte. Zumal er noch im selben Jahr 794 in einer anderen Urkunde vom "loco celebri, qui dicitur Franconfurd" (in den berühmten Ort, Frankfurt genannt) spricht.

Überdies standen dem Kaiser in seinem weitläufigen Reich prächtige Pfalzen zur Verfügung, während in Frankfurt - heute muß man sagen: vermutlich - nur ein Haus mit Wirtschaftshöfen gestanden haben soll. Ob Karl besondere Beziehungen zu der Stadt hatte, die ihn bis heute als ihren Schutzheiligen verehrt, steht dahin. Immerhin starb hier - ebenfalls 794 - seine vierte Frau, die "stolze, hochmütige und grausame Fastrada". Vielleicht lassen sich solche Ungereimtheiten in der frühen Stadtgeschichte im Licht neuer Entdeckungen irgendwann einmal schlüssiger erklären.

Der unweigerlich auftauchenden Spekulation, ob bei weiteren Grabungen im Domboden vielleicht noch andere Gräber und Funde auftauchen, begegnet Andrea Hampel sekptisch: "Eine solche Sternstunde erlebt ein Archäologe meist nur einmal in seinem Berufsleben." Im Sommer sollen die Funde aus dem Kindergrab im Kaiserdom im Dommuseum öffentlich ausgestellt werden. *pia

"Narren-Kongreß" 1993 in Fechenheim

FRANKFURT A. M. Mit dem Vorsitzenden Klaus-Jürgen Koch geht der Frankfurter Karnevalverein 1911 und seine Maagard in die Kampagne 1992/93, in deren Mittelpunkt wieder der 1956/57 aus der Taufe gehobene "Kongreß der Narren" stehen wird. Dabei überrascht der Vorstandsbeschluß, mit dieser bedeutenden Veranstaltung im Januar 1993 in die Fechenheimer Turnhalle zu gehen.

Bei der Jahreshauptversammlung 1992 standen die Neuwahlen im Vordergrund. Neben dem Vorsitzenden Koch wurden Eckhart Demel (Zweiter Vorsitzender), Inge Zitouni (Erste Kassiererin), Willi Lindenfeld (Zweiter Kassierer), Gabriele Gilg (Erste Schriftführerin) sowie Archivar Theo Müller wiedergewählt.

Neu in den Vorstand zogen ein: Waltraud Hofmann (Zweite Schriftführerin), Gerfried Gatzka (Archivar) sowie als Archivarinnen Ingrid und Katharina Koch. Hans-Uwe Diehl blieb Gardekommandeur (Stellvertreter: Egon Koch), Manuela Koch Gardekommandeuse (Stellvertreterin: Tanja Himmelein). *dixi

Frankfurt-Infos in Neuausgabe

FRANKFURT A. M. Das Presse- und Informationsamt hat zwei seiner Broschüren aktualisiert: "Daten, Fakten, Zahlen" und "Stadtkontakte". Das Faltblatt "Daten, Fakten, Zahlen 1992" umfaßt 20 Seiten und gibt Auskunft über Einwohnerzahlen, Wirtschaftskraft und Besonderheiten der Stadtentwicklung. Besucher wie Bürger erfahren wichtige Zahlen aus der Geschichte Frankfurts und erhalten Auskunft über Freizeit- und Kultureinrichtungen.

Die "Stadtkontakte" helfen, den richtigen Ansprechpartner in den Ämtern der Stadt zu finden. Von A bis Z führt diese Broschüre durch den "Dschungel" der öffentlichen Verwaltung. Die beiden Hefte können in der Bürgerberatung am Römer, Römerberg 32, abgeholt werden. *sil

Pläne für Behinderten-Wohnanlage in "Phase 4" Praunheimer Werkstätten wollen renovieren / Kosten: etwa drei Millionen Mark / Finanzierung noch unklar

FRANKFURT A. M. Auf dem Grundstück der ehemaligen Mühle in Praunheim, die erstmals 1396 urkundlich erwähnt wurde, stehen heute die Geschäftsstelle der Praunheimer Werkstätten (PW) und eine Wohnanlage für Behinderte. "Diese wunderschöne Wohnanlage, bestehend aus drei Gebäuden, gleicht zunehmend potemkinschen Dörfern. Die Fassaden stehen und sehen gut aus. Bloß darf niemand dahinterblicken", erklärt Lothar W. Andres, Geschäftsführer der PW: "Um diesen Zustand zu verändern, benötigen wir drei Millionen Mark!"

Beispiele für den Zustand: Seit geraumer Zeit wird das Holzhaus nur noch zum Teil genutzt; von den insgesamt sieben Zimmern sind nur vier bewohnt. Nach dem Zweiten Weltkrieg erbaut, gleicht das Gebäude eher einer Hütte; ohne Keller oder Fundament, mit dünnen Wänden ("Energiesparen unmöglich!") und kleinen Zimmern. Unter dem Dach sind die Räume im Schnitt sechs Quadratmeter klein. Andres: "Heute entspricht solch ein Raum nicht mehr den veränderten Bedürfnissen der Behinderten. Ganz zu schweigen von Richtlinien wie beispielsweise dem Brandschutz."

Bad oder Toiletten gibt es im hölzernen Wohnhaus überhaupt nicht. Über den Hof, im gegenüberliegenden Haus, sind die sanitären Anlagen untergebracht. Auch dort herrscht kein Luxus. Zwei Badewannen für 25 Behinderte und die einzige behindertengerechte Naßzelle (Toilette, Dusche und Alarmanlage; Kosten: 60 000 Mark).

Ein Konzept sieht vor, die Praunheimer Mühlen zu modernisieren und 45 Behinderten (statt wie bisher 25) in Wohngruppen mit Familien-Charakter ein Zuhause zu geben. In den Gebäuden sollen Wohngruppen leben, die je eine Küche und ein Bad gemeinsam benutzen. "Mit den dazugehörigen Zimmern können wir dann unserer Klientel eine individuellere Gestaltung ihres Lebens ermöglichen", hofft Andres. Pläne für eine Renovierung seien vorhanden, und es könne sofort mit dem Umbau begonnen werden.

Die Pläne wurden von der Frankfurter Aufbau-Aktiengesellschaft (FAAG) ausgearbeitet. "Sie sehen einen gründlichen Umbau vor. Fassaden- und Grundrißänderungen sind in dem Plan genauso enthalten wie der Umbau der Großküche in Wohn- und Schlafräume mit Küche und Bad", erläuterte Friedrich Schmitt, Technischer Direktor und Vorstandsmitglied der FAAG. "Die Pläne für den Umbau sind bereits in Phase 4 (die Phasen im einzelnen: 1. Grundlagenermittlung oder auch Gespräch mit Bauherrn; 2. Entwurf; 3. Rücksprache mit Bauherrn; 4. Baugesuch bei den zuständigen Ämtern, Anm. d. Red.) und haben bisher etwa 100 000 Mark gekostet. Für die gesamten Planungskosten rechnen wir mit 500 000 Mark," erläuterte er. "Die drei Millionen Mark zu beschaffen, dürfte allerdings das größere Problem sein."

Aus Erfahrung weiß er, wie schwierig es ist, solch einen Betrag zusammenzutragen. Doch wäre ein Umbau in Etappen möglich. Das erwähnte Holzhaus könnte in einem ersten Schritt für etwa 400 000 Mark renoviert werden.

Andres: "Eine Renovierung der gesamten Einrichtung ist dringend erforderlich, da wir in naher Zukunft etwa 120 Wohnplätze für Behinderte in Frankfurt benötigen (siehe Kasten). Außerdem müssen wir unseren Mitarbeitern akzeptable Arbeitsbedingungen bieten, sonst laufen sie uns weg. Die Mitarbeiter haben in den letzten Jahren durch kleine Reparaturen zwar immer wieder versucht, das Schlimmste zu verhindern, aber mehr als Stückwerk kam dabei leider nicht heraus," erklärt er. Denn: Immer wieder entstanden neue Schäden; hier eine feuchte Wand, dort ein kaputter Boden.

Die Liste der Mängel ist lang, doch die Finanzierung des Umbaus ist noch nicht abgeschlossen (siehe Kasten). *ara

Praunheimer Werkstätten: Etat 1991 umfaßte 20 Millionen Mark

Frankfurt A. M. Die Praunheimer Werkstätten GmbH (PW) sind eine privatrechtlich organisierte gemeinnützige Gesellschaft mit Sitz in Frankfurt und haben die Aufgabe, geistig und mehrfach behinderte erwachsene Menschen aus Frankfurt und Teilen des Main-Taunus-Kreises beruflich und sozial einzugliedern.

In den Behindertenwerkstätten der PW stehen 600 Plätze zur Verfügung, die derzeit alle belegt sind (in Praunheim sind das 180 Plätze, in Höchst 180 und in Fechenheim 240). Die PW bietet noch über 100 Plätze in Wohneinrichtungen, die in kleineren Einheiten über das gesamte Stadtgebiet verteilt sind. 20 behinderte Menschen werden zusätzlich ambulant in Einzelwohnungen betreut.

1991 hatte die PW einen Etat von 19,5 Millionen Mark. Davon entfielen 15,5 Millionen Mark auf Betreuungsmaßnahmen, die im wesentlichen durch staatliche Pflegesätze und Zuwendungen finanziert wurden. Spenden der Aktion Sorgenkind und anderer Einrichtungen machen etwa zwei Prozent des Etats aus. Die restlichen vier Millionen erwirtschaftete die PW durch Industriedienstleistungen und Lohnfertigung (drei Millionen Mark) sowie Eigenproduktionen (vorwiegend Holzspielzeug) und Dienstleistungen an den Endverbraucher (etwa eine Million Mark, davon durch den Verkauf von Holzspielzeug 800 000 Mark).

Von den 190 Mitarbeiter-Planstellen der PW entfallen 30 auf Zivildienstleistende. "Bis zum Jahr 2000 wird sich die Nachfrage nach Plätzen in Behindertenwerkstätten im Einzugsbereich der PW voraussichtlich auf 720 erhöhen. Derzeit gibt es 600 bei der PW. Mittelfristig ergibt sich ein Fehlbetrag von 120 Plätzen", erklärte Andres. Nach den Worten des Geschäftsführers sieht es im Bereich "beschützter Wohnraum" nicht besser aus. "Mittelfristig werden 360 Wohnplätze benötigt. Derzeit gibt es erst 185. Die Werkstätten haben zwar weitere 55 Plätze geplant, trotzdem werden in Zukunft etwa 120 Plätze fehlen."

Derzeitige Wohnplätze im einzelnen: 100 Plätze der PW, 65 bei kooperierenden Trägern, 20 Plätze in ambulant betreuten Einzelwohnungen. *ara

Praunheimer Werkstätten: FAAG-Pläne sind noch nicht bezahlt

FRANKFURT A. M. Die Situation im Behinderten-Wohnheim "Praunheimer Mühlen" wurde von den Verantwortlichen schon vor langer Zeit als "schwierig" erkannt und deshalb 1990 Pläne für den Umbau beim hessischen Ministerium für Frauen, Arbeit und Soziales eingereicht. "Für das Jahr 1991 konnten wir das Projekt nicht mehr in unseren Etat aufnehmen. Aber im laufenden Jahr sollen Mittel dafür bereit gestellt werden, wenn Gespräche aller Beteiligten stattgefunden haben", erklärte Gerhard Schaller, Referatsleiter beim hessischen Ministerium für Frauen, Arbeit und Soziales.

Die anderen Beteiligten sind der Landeswohlfahrtsverband, der Bund (dort das Ministerium für Ausgleichsabgaben), das Landesarbeitsamt, die Stadt Frankfurt (dort das Dezernat für Soziales) und der Träger selbst.

"Die Gespräche müssen geführt und alle Richtlinien geprüft werden, bevor die Mittel genehmigt werden können", erläuterte Peter Furth, Referent für Planung, Investitionen und Einrichtungen beim Landeswohlfahrtsverband. Über einen Zeitpunkt für konkrete Ergebnisse könne er derzeit keine Angabe machen.

"Unser Problem ist folgender Teufelskreis: Ein Umbau erfordert Geld, das wir von den zuständigen Ämtern und Behörden nur bekommen, falls wir Pläne zum Umbau vorlegen, die selbst wieder Geld kosten, das wir nicht haben", erklärte Lothar Andres, Geschäftsführer der Praunheimer Werkstätten. Promptes Dilemma: Die Pläne, die von der Frankfurter Aufbau-AG (FAAG) erarbeitet wurden, sind noch nicht bezahlt. "Da die Praunheimer Werkstätten ein ,alter Kunde' sind, haben wir den kleinen Auftrag angenommen", erklärte Friedrich Schmitt, technischer Direktor und FAAG-Vorstandsmitglied.

Die Aufbau-AG hat ein Volumen von etwa 500 Millionen Mark an Bauabwicklungen pro Jahr. "Außerdem haben wir vom hessischen Sozialminister eine mündliche Zusage für die Finanzierung des Projekts. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis wir unser Geld bekommen werden", erläuterte Schmitt weiter. *ara

"Hinter 75 Prozent der Fälle verbergen sich Fehlentscheidungen" Harte Kritik der "Tu was"-AG an Sozialämtern / Besonders Ausländer werden benachteiligt / Fast 100 Ratsuchende im Monat

FRANKFURT A. M. Mehr als 55 000 Soziahilfeempfänger gibt es in Frankfurt. Die Anzahl der Bedürftigen steigt, die Probleme sind bekannt: hohe Mieten, Arbeitslosigkeit, Verschuldung, Krankheit werfen täglich Familienväter, Alleinerziehende, Ausländer, "Menschen wie du und ich" aus der Bahn. Ob und wieviel Anspruch auf Sozialhilfe besteht, wissen die wenigsten. Auf dem Sozialamt erhalten die Antragsteller oft nur unzureichend Auskunft oder werden - bewußt oder aus Nachlässigkeit - falsch informiert.

Diesen Mißstand hat Rainer Roth vom Fachbereich Sozialarbeit der Fachhochschule Frankfurt (FH) schon vor 17 Jahren erkannt. Damals gründete er die Arbeitsgruppe "Tu was", um Sozialhilfeempfängern und solchen, die vorhaben, Sozialhilfe zu beantragen, mit kompetenter Beratung und Rechtsbeistand zu helfen.

Zusammen mit Studenten des Studiengangs Sozialarbeit der FH bietet Rainer Roth eine wöchentliche Beratungsstunde sowie schriftliche und telefonische Auskunft für Ratsuchende an. Die Arbeitsgruppe (AG) besteht aus etwa 25 Studenten, die vor allem die Erfahrung mit der rauhen Wirklichkeit dazu bewegt, bei "Tu was" mitzuarbeiten. "Ein Paragraph im Bundessozialhilfegesetz sieht harmlos aus. Was er aber in der Realität für einen Antragsteller bedeuten kann, wurde mir erst durch die Arbeit in der AG klar", sagt Studentin Ursula Herzberg.

Im Monat beraten die ohne Bezahlung arbeitenden Studenten 80 bis 100 Menschen aus Frankfurt, dem Umland und in jüngster Zeit auch aus Ostdeutschland. Durch die praktische Arbeit kann "mancher Student jedem Sachbearbeiter auf dem Amt was vormachen", meint Roth.

Die meisten Anfragen kommen per Brief oder Telefon. Anhand des Bundessozialhilfegesetzes (BSHG) kann ein Großteil der Probleme in Sitzungen der AG rasch gelöst werden. Innerhalb von ein bis zwei Wochen werden die von den Studenten selbständig verfaßten Antworten verschickt. "Viele gehen vom Sozialamt mit dem Gefühl, da stimmt doch was nicht' weg. Fast immer ist es dann so, daß wir Fehlentscheidungen des Amtes entdecken, wenn diese Leute zu uns kommen", sagt Rainer Roth. "Da werden Zahlungen unterschlagen, verwirrende Rechnungen aufgestellt und falsche Informationen an die Klienten weitergegeben."

Etwa hinter 75 Prozent der Fälle, die die AG bearbeitet, verbergen sich nach Schätzungen des "Tu was"-Leiters "krasse Fehlentscheidungen, die als Rechtsbrüche anzusehen sind". Vor allem die Sozialämter der umliegenden Landkreise sind ihm durch knauseriges Verhalten aufgefallen. "Es wird ein Sparkurs gefahren. Ich habe noch nie erlebt, daß jemand wegen eines Irrtums zuviel Sozialhilfe erhalten hätte", erzählt Anita Köbler, die in der Gruppe mitarbeitet. Besonders Ausländer würden von Sachbearbeitern immer wieder vertröstet, um eine Entscheidung über die Gewährung von finanzieller Hilfe zu verzögern.

"Muß mir das Sozialamt ein Bett für mein Kind bezahlen?" fragt eine alleinerziehende Mutter; "Wieviel Geld darf die Bank monatlich vom meinem Konto pfänden?" fragt der verschuldete Arbeiter; "Bin ich für meinen Sohn unterhaltspflichtig?" möchte der geschiedene Ehemann wissen. Mit solchen speziellen Fragen beschäftigt sich die Arbeitsgruppe bei ihrer wöchentlichen Beratungsstunde. In Zweifelsfällen begleiten Studenten die Ratsuchenden beim Gang zur Behörde. "Erfahrungsgemäß bearbeiten die Beamten dann Fälle viel schneller und unkomplizierter", weiß Anita Köbler.

Zusätzlich zur Sozialberatung stellt die AG einen Leitfaden her, in dem das Sozialhilferecht überschaubar erklärt ist. Das Nachschlagewerk wurde inzwischen rund 100 000mal verkauft. Auch künftig will die AG "Tu was" aktiv bleiben. Es gab Tiefpunkte während der vergangenen 17 Jahre, ans Aufgeben hat Roth jedoch nie gedacht: "Wir sind so bekannt, daß der Druck von außen viel zu hoch wäre, um den Laden zu schließen."

Die Beratungsstunde der AG "Tu was" ist - außer in den Semesterferien - montags von 17 bis 19 Uhr im Raum 10 der Fachhochschule Nordweststadt. *hen

Deutsch büffeln für den Job in der Klinik Englische Pflegerinnen verstärken das Personal in den Frankfurter Krankenhäusern

SACHSENHAUSEN. Auf wackeligen Gartenstühlen sitzen sie im Garten einer alten Villa in der Darmstädter Landstraße bei Pizza, Chips und Coke und haben Heimweh. Zwanzig Krankenschwestern aus England, Schottland und Irland wollen von August an in Frankfurter Krankenhäusern arbeiten. Noch sprechen sie kaum Deutsch, und auch von Frankfurt haben Pauline, Ann-Marie, Vicki, Harjit, Dawn und die anderen noch nicht viel gesehen.

Yvonne Stringham, die seit zehn Jahren in Frankfurt lebt und aus den Vereinigten Staaten stammt, kennt viele der Probleme aus eigener Erfahrung. Und da sie Englischlehrerin ist, die lange Zeit Kurse für deutsches Pflegepersonal an Krankenhäusern gegeben hatte, kam ihr vor einem Jahr der Gedanke, in Frankfurt eine englische Sprachschule für Krankenschwestern auf die Beine zu stellen. "Center for Communication in Health Care" (Zentrum für die Kommunikation in Pflegeberufen, Red.) heißt die kleine Schule in der Darmstädter Landstraße 109.

Der Mangel an Nachwuchs-Pflegepersonal in deutschen Krankenhäusern auf der einen und die Stellenknappheit in englischen Hospitälern auf der anderen Seite macht eine solche Einrichtung nicht nur sinnvoll, sondern auch notwendig. Und so kommt es, daß die Ankömmlinge aus Fife, Widdlesbrough, Surrey, Nottingham, Kildare und anderen Teilen von Großbritannien bis zu ihrem Arbeitsbeginn in Intensiv-Sprachkursen sechs Stunden am Tag vor allem eines festzustellen: daß die deutsche Sprache eine schwere Sprache ist.

Den beiden Fionas im Nachmittagskurs von Frau Beckermann fällt das Lernen heute besonders schwer. Am Tag zuvor hatten sie ihren Geburtstag mit einigen Mitschülerinnen ausgiebig gefeiert. Als die Lehrerin dazu auffordert, eine Tätigkeit mimisch darzustellen, die von den anderen dann auf Deutsch beschrieben werden soll, legt Emma den Kopf auf den Tisch. "Emma schläft", errät eine Kursteilnehmerin. Daß ihre Schülerin tatsächlich müde aussieht, bemerkt auch Frau Beckermann: "Wann sind Sie denn ins Bett gegangen?" Für die knappe Antwort reicht Emmas Deutsch auch nach ein paar Tagen schon aus: "Kein Bett."

Ihren Humor brauchen die jungen Frauen aus dem Commonwealth, wenn sie ihren Dienst im Krankenhaus beginnen. "In den angelsächsischen Ländern sind Krankenschwestern und Pfleger viel mehr anerkannt als in Deutschland", sagt Schulleiterin Yvonne Stringham. Für manche britische Schwester wurde der Alltag in deutschen Kliniken schon zur kalten Dusche. Die Sprachbarriere macht am Anfang alles noch schwieriger. Deshalb gilt Yvonne Stringhams Satz: "Je besser man Deutsch kann, desto besser kann man's mit Humor nehmen."

Aber nicht alle Schwestern haben schlechte Erfahrungen in Frankfurt gemacht. Manche hatten Mitte des letzten Jahres einen sechsmonatigen Aufenthalt geplant - sie sind immer noch hier.

Nicht nur die schlechten Berufschancen auf dem englischen Arbeitsmarkt - durch die Privatisierungspolitik der vergangenen Jahre sind viele Stationen einfach geschlossen worden - treiben die Schwestern nach Frankfurt, manche kommen auch aus Neugier auf ein fremdes Land, eine neue Sprache. Dabei verdienen sie in Deutschland weniger als in ihren Heimatländern, obwohl sie hier händeringend gesucht werden. Britische Agenturen inserieren für deutsche Krankenhäuser in Zeitungen. Die englischen Krankenschwestern melden sich bei den Agenturen, die wiederum führen Auswahlgespräche und vermitteln sie an deutsche Krankenhäuser.

Die stellvertretende Pflegedienstleiterin in der orthopädischen Universitätsklinik "Friedrichsheim", Renate Fahrenbruch, ist begeistert von ihren englischen Krankenschwestern: "Das englischsprachige Personal ist sehr gut ausgebildet, und die Arbeit läuft rasch an. Vor allem ist die englische der deutschen Mentalität recht ähnlich - auch in dieser Hinsicht gibt es nur wenig Probleme. Die Schwestern sind uns schnell eine große Hilfe." orf

Vier englische Krankenschwestern und Krankenpfleger suchen von Samstag, 1. August bis Montag, 31. August, eine Unterkunft mit Frühstück und einer warmen Mahlzeit am Tag (Vergütung 750 Mark). Sie werden im "Center for Communication for Health Care" auf ihre Arbeit an deutschen Krankenhäusern vorbereitet. Nähere Auskunft unter Rufnummer 61 87 53. ml

Kinder freuten sich über Schokolade Liljana Schmidt organisiert Hilfstransporte für Bulgarien / Katastrophale Not

GRIESHEIM. "Solange es meine Kräfte erlauben, werde ich alles tun, um zu helfen." Liljana Schmidt nimmt ihre Aufgabe ernst. Allein begann sie vor zwei Jahren, eine Hilfsaktion für Bulgarien zu organisieren. Inzwischen hat Schwester Lilli einige Menschen gefunden, die sie bei ihrer Arbeit unterstützen.

Schon drei Transporte konnte die Krankenschwester a. D. in ihre Heimatstadt Kjustendil, 85 Kilometer südlich von Sofia, schicken. Die bulgarische Fluggesellschaft übernahm die Lieferung der ersten Pakete im Sommer 1990, seitdem unterstützt eine humanitäre Organisation in Bulgarien die Aktion und sendet Lkw und Fahrer kostenlos nach Deutschland.

Die Ladung besteht hauptsächlich aus medizinischen Hilfsmitteln wie Spritzen, Kathetern und Rollstühlen. Damit werden Alten- und Kinderheime sowie das städtische Krankenhaus versorgt. Die ehemalige Gemeindeschwester der evangelischen Pfingstkirchengemeinde Griesheim begleitet die Lastwagen stets und sorgt für eine gerechte Verteilung.

Wie sich das Engagement von Lilli Schmidt erklärt? 1990 war sie zum ersten Mal nach langen Jahren wieder in ihre Heimatstadt gekommen - und erschüttert von den katastrophalen Verhältnissen. Sie beschloß zu helfen. Die Pfingstkirchengemeinde förderte sie sehr zu Beginn ihres Projektes, mittlerweile leistet auch die Kelkheimer Pfarrgemeinde Sankt Martin gute Dienste. "Ich werde großartig unterstützt", sagt Schwester Lilli dankbar, "fremde Leute drücken mir Geld in die Hand oder stellen Körbe mit Spenden vor die Tür."

Jürgen Habicht und Klaus Estlinger von einer Recyclingfirma helfen Lilli nach besten Kräften. Habicht erreichte, daß die Firma Sherwood-Medical medizinische Geräte stiftete, die in Deutschland nicht mehr auf dem Markt erscheinen dürfen, aber trotzdem qualitativ gut sind.

Lilli Schmidt hat auch ermöglicht, daß in einem Pflegeheim in Kjustendil eine Kapelle gebaut wurde. Ikonen, Kreuze und Kerzen sendete sie in die Stadt. "Eigentlich brauchen diese Menschen alles, von der Matratze bis zu Lebensmitteln wie Öl und Margarine. Stellen Sie sich mal ein Altenheim vor, in dem es kein Bad gibt", klagt die Frau. Was in Deutschland normal sei, wäre in Bulgarien ein Wunder, ein Luxus, der für die Menschen momentan nicht erreichbar sei.

Jetzt startete der vierte Hilfstransport mit einer Ladung im Wert von 70 000 Mark. Während eines Zwischenstopps in Ludwigsburg wurden zusätzlich die Waren aufgeladen, die dort Ursula Bender für Bulgarien gesammelt hatte. Dann wurde er versiegelt und begann seine Reise über Polen, die GUS und Rumänien. Schwester Lilli reist nun mit dem Flugzeug nach und sorgt dafür, daß die Ladung ihren Bestimmungsort erreicht.

Eines der schönsten Erlebnisse für die Schwester: 240 Kilogramm Schokolade an Kinder eines Waisenhauses zu verteilen. Die Kinder hatten noch nie in ihrem Leben Schokolade gegessen, sie freuten sich wie die Könige. Lilli legt viel Wert darauf, alten und kranken Menschen zu zeigen, daß sie nicht vergessen werden. Dafür scheut sie sich auch nicht, in den Ministerien und bei öffentlichen Ämtern Hilfe zu erbitten.

Der Erfolg gibt ihr Mut. "Wir haben schon Hilfe aus Stuttgart und Hamburg erhalten", sagt sie stolz. Sie wünscht sich, daß noch viele Menschen auf ihre Aktion aufmerksam werden und sie unterstützen. Schwester Lilli hat ein Sonderkonto (Volksbank Griesheim, BLZ 501 904 00, Kontonummer 129 500 04) eingerichtet. Mit den Spenden kauft sie Lebensmittel und schickt sie an die Ärmsten ihrer Heimatstadt.

"Als Kind", sagt sie leise, "besaß ich nie eine Puppe, weil meine Eltern so arm waren. Damals nahm ich mir vor, später einmal ein großes Haus zu bauen und alle armen Kinder einzuladen und zu beschenken." Das habe sie nie erreicht, meint sie dann lächelnd. Sie gibt, ohne zu nehmen. Wer ihr selbstloses Werk unterstützen möchte, kann sie unter der Telefonnummer 39 14 75 erreichen oder im Denisweg 226 besuchen. sil

Raumnot bremst das Angebot Arbeiterwohlfahrt Oberstedten hofft auf städtische Hilfe

OBERURSEL. "Die Leute sind am Meutern, und das mit Recht." Die Arbeit der Arbeiterwohlfahrt Oberstedten ist laut ihrer Vorsitzenden Heidi Lohmann bedroht. Mehrere Angebote wie Krabbelkreis und Yoga mußten schon eingestellt werden. Der Grund: "Wir haben überhaupt keinen eigenen Raum."

Yoga und autogenes Training mußte die Arbeiterwohlfahrt (AWO) streichen, weil immer mehr Teilnehmer abgesprungen sind, erklärt Heidi Lohmann. Die Meuterei und das Abspringen sind ihr jedoch verständlich: "Sie können nicht erwarten, daß die Leute, wenn sie sich entspannt haben, nachher Stühle und Tische rücken." Für die Entspannungskurse kann die AWO den Tagesraum eines Altenheims nutzen, muß ihn jedoch jedesmal erst leer- und später wieder einräumen. So läuft dort momentan vor allem Seniorengymnastik im Sitzen auf Stühlen. Auch sie leide unter der Raumnot, meint Heidi Lohmann, "etwas Praktisches können Sie ja gar nicht mehr machen".

Ein eigener Raum wäre nicht nur wegen des Tischerückens "sehr dringend" nötig. Die Kursleiterinnen und -leiter müssen alle ihre Utensilien jedesmal mitbringen. In den Wohnungen der AWO-Vorstandsmitglieder stapeln sich die Materialien. Der Arbeiterwohlfahrt fehlt auch eine Gelegenheit, sie für die Kurse zu verstauen und zu verschließen.

Der Krabbelkreis fiel dem Platzmangel schon vor zwei Jahren zum Opfer. Junge Eltern trauern ihm aber heute noch hinterher. An einem Info-Stand klagten einige erst kürzlich über das Krabbelkreis- Ende. Der damalige erste Treffpunkt wurde für den Krabbelkreis unbrauchbar, als für andere Vereine Glasschränke darin aufgestellt wurden. Aus dem Ersatzraum vertrieben Glasscherben und ähnliche Hinterlassenschaft von Mitbenutzern die Krabbelkinder.

"Einzig und allein am Raummangel" sei der Krabbelkreis gescheitert, betont Heidi Lohmann. Die Stadt habe leider die ehrenamtliche Arbeit nicht mit geeigneten Räumen unterstützt.

"Das wundert uns schon", meint Sozialdezernent Gerd Krämer (CDU) zur AWO-Kritik. Weder im Sozial-, noch in dem für die Raumvergabe zuständigen Kulturdezernat habe die Arbeiterwohlfahrt jemals ihre Not geklagt: "Im Kulturamt ist kein Brief bekannt."

Allzuviel hätte das Amt aber auch nicht anzubieten. Krabbelstube und Yogakurs könnten weiter wie alle anderen Vereine im ehemaligen Rathaus Räume buchen, eventuell müsse man halt die Reinigung verbessern. "Mit einem festen Raum, das wird nicht klappen", stellt Krämer klar und verweist auf die vielen ähnlichen Wünsche anderer Vereine. Der Arbeiterwohlfahrt bleibt so noch die Hoffnung auf Ortsvorsteher Roland Bohn, der ihr seine Hilfe zugesagt hat, und auf ein Gespräch mit dem Sozialdezernenten zur Lösungssuche: "Die AWO soll kommen, dann reden wir über die Sache." Die Lösung muß allerdings schnell kommen. Sonst ist am Ende die ganze Teilnehmer-Mannschaft meuternd ausgestiegen. stk

Altstädter verärgert über den Marktplatz

HÖCHST. Die Bürgervereinigung Höchster Altstadt fordert den Magistrat auf, "alle Anstrengungen zu unternehmen", um die Verkehrssituation rings um den Marktplatz zu entschärfen. Eine Verzögerung mit dem Hinweis, die Zustände würden künftig schon verbessert werden, könne nicht länger hingenommen werden, heißt es in einer Pressemitteilung. Anlaß des Schreibens ist die Entscheidung des Magistrats, die geplante Tiefgarage unter dem Marktplatz wegen Geldmangels zu streichen (die FR berichtete).

Besonders an Marktagen herrschten in der Altstadt chaotische Zustände, erklärt der stellvertretende Vorsitzende der Bürgervereinigung, Edgar Schwickert. Marktbeschicker und Kunden blockierten die Straßen. Ein Strom von Fahrzeugen umkreise den Marktplatz auf der Suche nach einem Parkplatz.

Außer Ankündigungen des Magistrates sei in den vergangenen Jahren nichts geschehen, um diese Zustände zu ändern. Im Gegenteil: Die Einrichtung der Fußgängerzone, die Verzögerung beim Bau und bei der Anbindung der Leunabrücke sowie beim Anschluß der Südumgehung an die Mainzer Landstraße hätten die Probleme sogar verschärft. Die Bürgervereinigung kritisiert zudem, der Magistrat habe die seit Jahren in Arbeit befindlichen Struktur- und Verkehrsführungspläne für Höchst noch immer nicht vorgelegt. tos

Eishockey-Zweitligist EC Bad Nauheim vor dem Eis-Trainingslager Ed Zawetzky soll die Sturmreihen verstärken Nicht nur 62 Tore hat der Stürmer auf dem Konto / Umfangreiche Erfahrung mit Strafminuten

Eishockey-Zweitligist EC Bad Nauheim sucht dringend einen Sportplatz für sein Sommertraining. Bekanntlich mußten die Sindelar-Schützlinge wegen der "Betriebsferien" im Bad Nauheimer Stadtgebiet nach Beienheim ausweichen. Inzwischen beanspruchen dort aber die einheimischen Fußballer verständlicherweise das angestammte Terrain. Nun ist guter Rat teuer. Erst am 1. August können die Probleme im wahrsten Sinne des Wortes aufs Eis gelegt werden. Dann beginnt das Eis-Trainingslager in der CSFR . . .

Noch weitere neue Gesichter neben den schon genannten Zugängen werden dabeisein. Der Tölzer Verteidiger Thomas Kettner hat sich angeboten, für den Ex- Berliner Lars Tabert (die FR berichtete über seine anstehende Vertragsverlängerung) wird noch ein Job als Versicherungskaufmann gesucht. "Versichert" werden sollen die noch qualitativ schwach bestückten Sturmreihen endgültig durch Übersee-Boy Ed Zawetzky, der zuletzt im sogenannten Farm-Team des NHL-Clubs Buffals Sabres 62 Tore markierte. Großartige Zahlen, denen aber auch für einen Stürmer fast unglaubliche 92 Strafminuten - da wird in der Bundesliga doch penibler gepfiffen - gegenüberstehen. Ein neuer EC-Star mit zwei Gesichtern, wie einst der heute noch in Bad Nauheim unvergessene Torschützen- und Strafbank-König Bill Lochead?

Urplötzlich wegen der Verteidiger-Not und eines geplatzten Erstliga-Transfers wieder im Gespräch: Lubomir Lang. Seinen Landsmann würde Trainer Rudolf Sindelar gerne neben seinem Sohn Roman in einer Verteidigung sehen.

Streit um die Ablösesumme gibt es nun um den für Füssen stürmenden und hochtalentierten Jörg Stetter (23), dessen Vertragsrechte beim Allgäuer "Partnerverein" Kölner "Haie" liegen. Der seit einigen Tagen im Gespräch befindliche Stetter muß nun wahrscheinlich bis zum Transferschluß am 15. August abwarten, ob die Kölner von ihren hohen Forderungen ablassen. Offensichtlich benötigen die Domstädter nach der kostspieligen Trennung von Kapitän und Rekord-Nationalspieler Udo Kießling (bei den Frankfurter "Löwen" gehandelt) jeden Pfennig . . .

Ins Gespräch gekommen sind dagegen der ehemalige EC-Spieler und jetzige Eintracht-Manager (auch noch aktiv) Roger Nicholas und die Badestädter. Außenstürmer Michael Eckert wechselt nun definitiv von der Wetterau an den Main, stürmt für die "Löwen". Nicholas überzeugte sich davon, daß die Vertragsrechte beim EC liegen. Der bereits für unausweichlich gehaltene Gang zum Verbandsschiedsgericht kann wohl doch noch verhindert werden. Eine vernünftige Ablösesumme in Verbindung mit zwei lukrativen Freundschaftsspielen wäre eine durchaus denkbare Lösung angesichts der Annäherung der beiden in den letzten Jahren in finanzieller Hinsicht einiges "hinter sich bringenden" Eishockey- Hochburgen.

Inzwischen steht der Termin (22. August, Eintrittskarte 40 Mark) und der Ort (Konzertsaal des Kurhauses) für die groß angekündigte "Eis-Gala" des Zweitligisten fest. Bis spätestens dahin soll das Team stehen. Die ganz großen Namen sind bisher - mit Ausnahme der Ausländer Schnobrich und Zawetzky - immer noch nicht zu finden.

Sehr viele, möglicherweise hoffnungsvolle Talente, die aber alleine nicht ausreichen, um ernsthaft den achten Platz im Zwölferfeld anzupeilen. Da müssen noch eine oder zwei "Schippen" draufgelegt werden. jo

Die Spvgg. Bad Homburg steht in der am Freitag begonnenen Saison der hessischen Fußball-Oberliga vor einem Neuaufbau Trainer Harald Faust will sich beim Vize-Meister durchboxen Ex-Profi Ralf Haub kommt als erfahrener Stürmer / Zehn Abgänge / Wirtschaftliche Engpässe müssen gemeistert werden

Der Abgang wurde von Größen des internationalen Musik-Geschäftes untermalt. Da feierte sich eine Mannschaft mit berechtigtem Stolz selbst. Frisch geduscht und mit kühlem Kopf schlenderten die Spieler der Spvgg. Bad Homburg aus den Kabinen hinaus zu den Journalisten, die da in den Katakomben des Essener Georg-Melches-Stadion auf die ungekrönten Pokalhelden warteten. Sie hatten in der Verlängerung des Endspiels gegen Rot-Weiß Essen denkbar unglücklich verloren (2:3), waren dennoch bester Laune - und die Aufgabe ihres erträglichen Nebenjobs quittierten sie ebenfalls mit einem Lächeln. "Ich sehe in Bad Homburg keine Perspektiven mehr." Egal, wer von den potentiellen Stützen des deutschen Amateur- und hessischen Vize-Meisters die beschallten Umkleideräume verließ, wer von ihnen den internen Kreis einer verschworenen Gemeinschaft letztmals verließ und in die Öffentlichkeit trat, er hatte diesen Standardsatz auf den Lippen.

Das Team verlor "nur" ein Fußballmatch, der Verein aber verlor das Spiel mit der Glaubwürdigkeit, weil den Beteuerungen des Vorstandes die finanzielle Basis und klare Worte fehlten. Die Akteure verspürten dies freilich bereits seit dem April diesen Jahres. Seit diesem Zeitpunkt fehlten Teilbeträge der Gehälter und den Spielern allenthalben die Lust, für Bad Homburg weiter in der Oberliga zu spielen. "Das war der letzte Auftritt einer großen Mannschaft", verabschiedete sich auch der nach dem Rauswurf von Herbert Schäty neu verpflichtete Trainer Jürgen Strack mit Wehmut.

Von der Mannschaft, die in der abgelaufenen Runde trotz ständiger Querelen ihren eigenen Weg suchte, durch den späten Verzicht des Vorstands auf einen möglichen Aufstieg, der Motivation, den Meistertitel anzupeilen, beraubt wurde, und letztlich den zweiten Tabellenplatz erreichte, von ihr gehen nunmehr individuelle Impulse für die Liga-Konkurrenz aus. Das Kollektiv ist gesprengt und wird sich in der kommenden Saison vereinzelt als Gegner wiedersehen. Die Frage, welcher Zukunft die Spielvereinigung entgegensteuert, ist nur unzureichend zu klären. Sicher ist, daß der Neuaufbau, wie auch bei den letztjährigen unmittelbaren Kontrahenten aus Kassel und Aschaffenburg, die umformierte Mannschaft als unbekannte Größe in eine neue Saison gehen läßt. Der gewaltige Aderlaß - mit Borkenhagen, Croonen, Gärtner, Kloss, Sven Müller, Pistauer und Rexroth verlor Bad Homburg bei seinen insgesamt zehn Abgängen gleich sieben Spitzenkräfte - bedingt einen neuerlichen Einstieg, bei dem gleich eine ganze Anzahl ungewisser Komponenten zusammenkommen.

Trainer Harald Faust muß sieben Spieler in den neuen Kader integrieren, die so viel Erfahrung in dieser Klasse vorweisen können, wie er selbst - keine. Doch der Coach will sich auch durch sein Oberliga-Debüt boxen. Einzig Torhüter Voigt, Sassenroth, Röder und natürlich Ex-Profi Ralf Haub können Eindrücke aus Ober- und Bundesliga einbringen. Wie gut, daß zumindest Kall, Stoll, Ossenbrink, Liebe und Gorges dem Verein die Treue hielten. Der Verlauf der kommenden Runde wird vor allem vom Geschick des Vorstandes abhängen. Gelingt das Ziel, sich zu konsolidieren und durch sachliche Arbeit das Image der "Skandalnudel" abzustreifen, eben die wirtschaftlichen Engpässe zu meistern, dann wäre zumindest eine Basis für den sportlichen Neuaufbau vorhanden. Den Talenten, die aus der eigenen Jugendarbeit hervorgingen oder aus der näheren Umgebung den Weg zur Spielvereinigung fanden, wird allenthalben der Sprung in die höchste deutsche Amateurklasse zugetraut. Also macht sich auch bei dem neuen Trainer, der vom Bezirks-Oberligisten SG Ober- Erlenbach an die Sandelmühle kam, Optimismus breit.

Die Erwartungen herunterschrauben, Unterstützung gewinnen - die Spvgg. Bad Homburg steht vor einer schweren Saison, die am morgigen Mittwoch, 19 Uhr, mit dem Heimspiel gegen RW Walldorf beginnt, auch auf den Realitätssinn seiner sportlichen Kundschaft.

CHRISTIAN FROMMERT

Kein Geld aus Bonn für Fischtreppen an der Lahn

LIMBURG. Für den Bau von Fischaufstiegsanlagen in der Lahn können keine Mittel aus dem Haushalt des Bundesverkehrsministeriums zur Verfügung gestellt werden. Das teilte das Bundesverkehrsministerium mit.

Nach Auffassung des Ministeriums dienten solche Treppen ausschließlich ökologischen Zielen. Dafür seien allein die Länder zuständig. Der Bund habe weder Verwaltungs- noch Finanzierungskompetenz für Umweltmaßnahmen an den Bundeswasserstraßen. lhe

Römische Eindrücke

Mit Hans Werner Henze bin ich der Meinung, daß die Vorgänge um die Villa Massimo sich zu einem traurigen Theater, einem Schmierenstück, entwikkelt haben (FR vom 15. Juli 1992 "Ich bin traurig, peinlich berührt"). Ich teile ebenfalls die Ansicht, daß die Kandidaten/innen an Kultur und Sprache des Gastlandes interessiert sein sollten. Doch wie wäre dies Interesse im einzelnen feststellbar?

Kulturelle Neugier liegt eventuell gerade dann vor, wenn sich der Kandidat/die Kandidatin niemals vorher in Italien aufhielt, die Sprache nicht beherrscht, sich aber erfüllen läßt von den Eindrücken des Aufenthaltes in Rom. Aus seiner solchen Konstellation kann ein lebendiger Text entstehen (und damit meine ich nicht den letzten Modick, sondern "Rom, Blicke" von R. D. Brinkmann).

Andererseits: Es kann von den Stipendiaten/Innen nicht in jedem Fall erwartet werden, daß römische Momente unmittelbar ins Werk einfließen. In vielen Fällen wird während des Aufenthaltes in Rom an Werken gearbeitet, die nicht in Zusammenhang stehen mit dieser Stadt. Auch das muß legitim sein. Möglicherweise finden sich in späteren Werken römische Eindrücke wieder.

Es wird also nicht helfen, die Art und Weise der Stipendiaten/Innen-Auswahl zu verändern. Sollte die Misere vielmehr darin begründet sein, daß zu wenige der zeitgenössischen Künstler/Innen den Satz Max Liebermanns beherzigen: "Inhalt der Kunst ist die Persönlichkeit des Künstlers"? Künstlerpersönlichkeiten, mithin nicht nur ausgeprägte Individualisten/Innen, sondern Menschen mit Humor und weitem Blick, würden andere Möglichkeiten des Umgangs miteinander finden, als solch ein Schmierentheater anzubieten.

Ute Menzner, Leer

Minderjähriger soll mehr als zwei Jahre ins Gefängnis Er beraubte und verletzte mit anderen Jugendlichen ahnungslose Passanten / Urteil ist noch nicht rechtskräftig

FRIEDBERG. Wer Menschen massiv bedroht oder körperlich verletzt, der muß mit harten Strafurteilen des Friedberger Amtsgerichtes rechnen. Das bestätigte erneut ein Urteil des Jugendschöffengerichtes, das zwei minderjährige Haupttäter einer Jugendgruppe wegen mehrerer räuberischer Erpressungs- und Körperverletzungsdelikte zu einer Freiheitsstrafe ohne Bewährung verurteilte.

Die Serie begann Anfang September 1991 und währte bis Mitte Februar diesen Jahres. Es fing damit an, daß ein Mitglied der Jugendgruppe von einem Butzbacher Jugendlichen des Fahrraddiebstahles bezichtigt wurde. Darauf schlug der Verdächtigte den ihm körperlich weit Unterlegenen mit Hilfe eines Komplizen nieder. Als das Opfer flüchtete, setzten die Schläger ihm nach und schleuderten es so gegen die Glastür eines Geschäftes, das es im Krankenhaus Lich versorgt werden mußte.

Zwei Tage später am Friedberger Bahnhof: Mehrere Jugendliche der Bande schlagen und treten gemeinsam einen zufällig vorbeikommenden 15jährigen.

Als die Clique nach Frankfurt mit der S-Bahn fährt, stört sie, daß ein Jugendlicher seine Füße auf den Sitz legt. Weil er angeblich eine Freundin des Täters angemacht haben soll, schlagen mehrere der Bande auf ihn ein. Als er in ein anderes Abteil flüchtet, folgen ihm nach den Feststellungen des Gerichtes etwa vier bis fünf der Gruppe. Sie verprügeln den Jugendlichen, unter anderem auch mit einem Schlagstock. Das Opfer stürzt bewußtlos zu Boden. Der Zugschaffner alarmiert den Arbeiter-Samariter-Bund in Bad Vilbel. Weil die Sanitäter einen schweren Schock diagnostizieren, bei dem Folgeschäden nicht ausgeschlossen werden können, wird der Jugendliche mit dem Rettungshubschrauber in die Universitätsklinik nach Gießen geflogen.

Neue Szene, wenige Tage später vor dem Friedberger Bahnhof: Die Bande verlangt vor einer Telefonzelle von einem ihr bis dahin unbekannten Jugendlichen die Herausgabe von einer Mark, ansonsten bekäme er "halt eins auf die Fresse". Bei der anschließenden Rangelei wird ihm der Geldbeutel entwendet. Als der Vater des Geschädigten hinzukommt und einen der Täter stellt, schlägt dieser den Vater mit einem Schlagring aufs Auge. In den folgenden Tagen fallen die Haupttäter erneut bei Diebstählen auf.

Der nächste aktenkundige Vorfall ereignete sich im Bad Nauheimer Jugendzentrum. Obwohl dort mit Hausverbot belegt, betrat einer der Angeklagten das Juz, woraufhin er von einer Betreuerin aufgefordert wurde, das Haus zu verlassen, was er jedoch erregt ablehnte. Plötzlich richtete er aus einer Entfernung von nur einem Meter eine Gaspistole auf den Kopf der Betreuerin. Einen ihr zu Hilfe eilenden Besucher schlug der Jugendliche mit dem Knauf seiner Waffe nieder und flüchtete.

Derselbe Jugendliche bedrohte mit einem Komplizen wenige Tage später am Friedberger Bahnhof einen wildfremden Jungen mit der Waffe. Beide zwangen ihn zur Herausgabe einer Chevignon-Jacke im Wert von 350 Mark.

Der letzte Fall geschah im Februar diesen Jahres ebenfalls am Friedberger Bahnhof: Einer der Haupttäter erweckte bei einem Passanten den Eindruck, unter seiner Jacke eine Waffe zu halten, und zwang ihn mit diesem Bluff zur Herausgabe seines Geldbeutels. Seine Beute betrug 50 Mark.

Das Friedberger Jugendschöffengericht verurteilte den Jugendlichen, der bei allen sieben Straftaten (außer im Juz Bad Nauheim) dabei war, zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und zwei Monaten ohne Bewährung. Damit soll dem bereits zweimal von einer Schule Gewiesenen die Chance gegeben werden, im Jugendstrafvollzug den Hauptschulabschluß nachzuholen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, weil der Anwalt des Angeklagten Berufung einlegte. Dieses Rechtsmittel beansprucht auch der zweite Jugendliche, der wegen des Vorfalls im Juz und wegen des Raubs der Chevignon-Jacke zu einer Haftstrafe von einem Jahr und zwei Monaten - ebenfalls ohne Bewährung - verurteilt wurde. Der 16jährige ist bereits wegen Körperverletzung und wegen uneidlicher Falschaussage vorbestraft.

Mit einer Haftstrafe von zehn Monaten auf Bewährung kam der dritte Angeklagte davon, der maßgeblich an der Schlägerei in der S-Bahn und beim brutalen Verprügeln des 15jährigen Jungen vor dem Friedberger Bahnhof beteiligt war. Der Jugendliche wurde einem Bewährungshelfer unterstellt. Alle drei Jugendliche waren zum Tatzeitpunkt 16 Jahre alt. Alle drei haben sich weitgehend der Kontrolle ihrer Eltern entzogen, die als Nichtdeutsche schon seit vielen Jahren in Deutschland leben. Die Jungen sind hier geboren und aufgewachsen.

REINER STRACK

Die Köpfe sind da, aber die Nägel fehlen Vereinsringvorsitzender Klaus Döge: Die Kleinstadt Steinbach ist weltstädtischer geworden

STEINBACH. "Steinbach ist schon lebenswert", meint Klaus Döge, seit 18 Jahren Vorsitzender des Vereinsrings. Vor 30 Jahren heiratete der gebürtige Kronberger nach Steinbach. Die Entwicklung von der 1500 Einwohner großen Gemeinde zur über 10 000 Bürger zählenden Stadt hat er "durchweg positiv" erlebt. "Steinbach ist weltstädtischer geworden." Doch der 49jährige meint auch: "Es hakt an vielem. Einen kleinen Nagel zum Beispiel werden Sie hier nicht finden." So findet Döge "an den Einkaufsmöglichkeiten einiges verbesserungswürdig", gibt aber zu bedenken, daß die Nähe großer Märkte Grenzen setzt.

Nach Nachteilen gefragt, fällt ihm der "große Verkehr" ein. Er möchte nicht an der Bahnstraße leben und bemängelt, "daß lange nichts gemacht wurde, obwohl man doch wußte, daß das Auto das Verkehrsmittel Nummer eins würde." Charakteristisch für die kleinste Stadt im Kreis findet er die Zweiteilung der Bevölkerung. Die Trennlinie verlaufe zwischen den Alteingesessenen und den Neuzugezogenen, "einem Teil, der am städtischen Leben teilnimmt, und einem anderen, der Steinbach als Schlafstadt empfindet". Am Vereinsleben nehmen nach Döges Rechnung etwa 30 Prozent der Bevölkerung teil, überwiegend die "alten" Steinbacher eben. Er zählt zwar in 38 Vereinen 4200 Mitglieder, doch seien einige gleich in mehreren Clubs, so daß sich letztlich nur 3500 Steinbacher an Vereine gebunden hätten. Etwa die Hälfte davon verbucht Döge als "Aktive".

Schwerpunkte der Vereinsarbeit sieht er im Sport und in der Kultur. 1 100 Mitglieder stark ist allein die Turn- und Spielvereinigung (TuS). Döge lobt hier die "intensive Jugenarbeit, die von vielen anderen Vereinen vernachlässigt wird". So habe zum Beispiel der Gesangverein "wahnsinnige" Nachwuchsprobleme. Seine 150 Mitglieder hätten sich vor allem der Pflege traditionellen Liedgutes verpflichtet. Döge: "Sie sind nicht mit der Zeit gegangen." Der jetzt aufgezogene Kinderchor sei eine Chance.

Und was fällt für ihn sonst noch unter Kultur im Verein? Die Kerbeburschen, der Karnevalsclub und der Akkordeonverein. Und was ist mit Kabarett und Konzerten? "Da herrscht Nachholbedarf."

Generell seien die Steinbacher "schwer hinter dem Ofen hervorzulocken". Mit Schauspielergrößen im Theaterabonnement schon, nicht aber mit "Durchschnittskost". So suche man inzwischen einen Faschingsball vergeblich auf dem Steinbacher Veranstaltungskalender. Obwohl zum Schluß drei Vereine zusammen dazu eingeladen hätten, seien gerade mal 100 Leute gekommen. Die meisten Clubs blieben bei ihren öffentlichen Tanzveranstaltungen trotz großen Werbeaufwands unter sich. "Wenn ein, zwei Bekannte pro Mitglied mitkommen, ist das schon gut."

So würden denn nach Döges Einschätzung auch vor allem die etwa 1700 "Aktiven" etwas vermissen, wenn das Vereinsleben auf einmal tot wäre. Seine Außenwirkung stuft Döge eher gering ein - trotz der vom Vereinsring (mit-)veranstalteten Großereignisse Bürgerschoppen, Rathauskonzert, Wald- und Stadtfest sowie Sport- und Musikschau.

Sind Vereine und Altbürgerschaft zu abgeschlossen, um sich Neubürgern zu öffnen? Döge: "Das glaube ich nicht. Wir werben ständig; ich denke, die Neuen haben kein Interesse, sich zu integrieren". An anderer Stelle gibt er unbewußt doch einen Hinweis darauf, daß attraktive Angebote durchaus neue Leute anziehen können. Die lockere Freizeitgruppe "Er und Sie" habe einige Neubürger integriert. "Die sind da nicht so eingebunden. Wenn man mal nicht kommt, ist's auch gut." Beim letzten Bürgerschoppen habe er unter den 500 Gästen auch erstaunlich viele unbekannte Gesichter gesehen. Döge: "Das kostet keinen Eintritt, es wird Krach gemacht, die Verzehrpreise sind volksnah." Müßte der Vereinsring also konzeptionell auf Erneuerungskurs gehen? Döge verneint nicht grundsätzlich, doch die Kapazitäten des Vorstands seien ausgelastet. MONIKA KAPPUS

Ein Käfig bleibt ein Käfig Über 300 Wehrdienstverweigerer sitzen derzeit in griechischen Militär- und Zivilgefängnissen

Jorgos Antonopoulos kam 1973 als Kind griechischer Eltern in München zur Welt. Dort ist er aufgewachsen, ging zur Schule, hat das Abitur gemacht. In München sind Familie und Freunde. Sein bayrisch eingefärbtes Deutsch ist fast akzentfrei. Der pausbäckige, blasse Junge scheint überglücklich, endlich jemanden gefunden zu haben, mit dem er deutsch sprechen kann. Denn seit drei Monaten ist er von zu Hause fort, in der Fremde. Jorgos Antonopoulos sitzt in Griechenland, der Heimat, in der er bisher immer nur zu Besuch war, in Untersuchungshaft. Sein Verbrechen: er verweigert aus Gewissensgründen den Wehrdienst.

Wir treffen Jorgos Antonopoulos im Militärgefängnis von Sindos am Stadtrand von Thessaloniki in Nordgriechenland. Der 19jährige ist einer von 152 Kriegsdienstverweigerern in Sindos. Sie alle gehören, wie er, der Religionsgemeinschaft "Zeugen Jehovas" an. Ihr Bekenntnis verbietet den Militärdienst. Zwar bieten die Streitkräfte den Verweigerern an, ihren Wehrdienst ohne Waffe abzuleisten. Aber auch davon machen die "Zeugen Jehovas" keinen Gebrauch. Schon das Tragen einer Uniform widerspricht ihren Glaubensgrundsätzen.

Die Möglichkeit eines zivilen Ersatzdienstes gibt es in Griechenland nicht. Zwar unternahmen 1988 die damals regierenden Sozialisten einen Anlauf zur Einführung des Zivildienstes, aber der seinerzeit ausgearbeitete Gesetzentwurf kam nie ins Parlament. Der heutige konservative Verteidigungsminister Ioannis Varvitsiotis, der sich seit seinem Amtsantritt besonders intensiv um die Probleme der Verweigerer kümmerte, ließ den damaligen Gesetzentwurf überarbeiten und legte ihn dem Staatsrat, Griechenlands oberstem Verwaltungsgericht, zur Prü-

fung vor. Doch die Juristen kamen zu dem Schluß, daß die geplante Reform verfassungswidrig sei. Denn das griechische Grundgesetz bestimmt in Artikel 13, daß niemand wegen seiner religiösen Anschauungen von der Erfüllung seiner Pflichten gegenüber dem Staat befreit werden darf - und zu diesen Pflichten gehört auch der Wehrdienst.

Und so werden Verweigerer, die dem Einberufungsbescheid nicht Folge leisten, von der Militärpolizei festgenommen und vor ein Militärgericht gestellt. Die dort gefällten Urteile sind hart. Das Gesetz Nr. 731/77 sieht als Mindeststrafe Haft von doppelter Dauer des regulären Wehrdienstes vor. Der beträgt zur Zeit in Griechenland, je nach Waffengattung und Dienstort, 15 bis 24 Monate. In der Regel liegen die gegen Verweigerer verhängten Haftstrafen bei vier Jahren.

358 von ihnen sitzen zur Zeit in griechischen Militär- und Zivilgefängnissen. Es sind fast ausschließlich "Zeugen Jehovas". Seit Jahren übten Menschenrechtsorganisationen wie amnesty international immer wieder scharfe Kritik an den Haftbedingungen in den griechischen Militärgefängnissen. Als besonders berüchtigt galt die Haftanstalt von Avlona bei Athen: Zellen, die für vier Gefangene vorgesehen waren, wurden mit bis zu sechzehn Menschen vollgestopft. Zur qualvollen Enge kamen unzumutbare hygienische Zustände. Die Gefangenen von Avlona klagten über Schikanen, Einschränkungen bei Hofgang und Besuchsmöglichkeiten sowie eine völlig unzureichende medizinische Versorgung.

Die beharrliche Kritik der in- und ausländischen Menschenrechtsorganisationen blieb nicht ohne Wirkung. Verteidigungsminister Varvitsiotis hat sich der Beschwerden angenommen und mit beachtlichem persönlichen Einsatz, sicher auch gegen anfängliche Widerstände einiger Militärs, eine deutliche Verbesserung der Haftbedingungen durchgesetzt: "Die Zustände in Avlona waren untragbar", räumt der Minister offen ein. Kern der neuen Konzeption ist es, die Verweigerer in einer separaten, eigens für sie geschaffenen Haftanstalt unterzubringen. Diese Haftanstalt ist Sindos - ein Gefängnis ohne Gitter, ohne Wachtürme, ohne Stacheldraht. Mitunter stehen gar die Tore zur Straße sperrangelweit offen. Aber "ausgebrochen" ist hier noch niemand, seit das Gefängnis im vergangenen Jahr in Betrieb genommen wurde.

Als Unterkünfte dienen zwei einstöckige Gebäude, ehemalige Armeekasernen, die teils von den Gefangenen selbst renoviert wurden. Ein weiterer Trakt soll im Laufe dieses Jahres fertig werden. Auf eigene Initiative haben die Gefangenen inzwischen Blumen- und Gemüsegärten angelegt, Obstbäume gepflanzt und Wege angelegt. Ein Fischteich ist in Vorbereitung, auch die landwirtschaftliche Anbaufläche soll vergrößert werden. Viele der Gartengeräte haben die Häftlinge aus der eigenen Tasche angeschafft.

"Für uns alle ist es eine ermutigende Erfahrung, daß man unserer Kreativität als Gemeinschaft hier freien Lauf läßt", sagt Christian Kostopoulos. Der 29jährige hat in Bielefeld Betriebswirtschaft studiert. Er ist seit dem 19. November 1990 in Haft, war bis Mitte Dezember vergangenen Jahres in Avlona und weiß deshalb die Bedingungen in Sindos besonders zu schätzen: "In Avlona war es fürchterlich - fünfzehn Gefangene in einer Zelle von nicht einmal zwanzig Quadratmetern Größe! Die Enge, der Gestank, die Schikanen . . ."

In Sindos sind die Schlafräume geräumig und hell, sechs Betten auf fünfzig Quadratmetern, es gibt sogar Doppelzimmer. Kein griechischer Rekrut hat soviel Platz wie ein Häftling in Sindos. Keine Tür wird hier nachts abgeschlossen. In Sindos gibt es keine Zellen. Wer wo schläft, wie man sich seine Ecke einrichtet, bleibt den Gefangenen überlassen.

"Dürfen wir Ihnen etwas anbieten?", fragt Christian Kostopoulos mit der höflichen Gewandheit eines geübten Gastgebers, als machte er das jeden Tag, und führt die Besucher zu einem kleinen Buffet mit Kaffee, Tee, Erfrischungsgetränken und Gebäck, das die Gefangenen für die Leute von der ausländischen Presse hergerichtet haben. Man hat fast den Eindruck, daß Christian Kostopoulos, der

junge Jorgos Antonopoulos und ihre 150 Mitgefangenen sich hier als die Hausherren betrachten, und nicht die Offiziere. Auch beim Rundgang durch den Gebäudekomplex hat man nicht das Gefühl, ein Gefängnis zu besichtigen. Eine Bibliothek, einen Computerraum, Sportplätze, Gärten - das alles mag es auch in anderen Haftanstalten ge-

ben (wenngleich nicht in Griechenland), aber es ist das Atmosphärische, der Umgangston, der den Unterschied macht, zumal im Vergleich zu Militärgefängnissen wie Avlona.

Oder ist das alles hier nur eine für die Presse geschickt inszenierte Schau? Kein Offizier, kein Aufpasser ist in Sichtweite, aber die Gefangenen schütteln energisch die Köpfe: Sicher, wenn jemand von der Presse kommt, werden die Kieswege geharkt, die Fenster geputzt, und auch die Offiziere bequemen sich zu einem besonders entspannten Lächeln. Aber eine Schau? "Nein", beteuern die Gefangenen, "so wie heute ist unser Alltag."

Die allerwenigsten müssen volle vier Jahre absitzen. Wer als Tischler oder als Maler, als Koch, Klempner oder Gärtner arbeitet, verkürzt seine Haftzeit. Jeder Arbeitstag zählt doppelt. Außerdem gibt es auch in den Militärgefängnissen wie Sindos die Möglichkeit der vorzeitigen Entlassung. So dauert die Haft unter dem Strich selten länger als 25 oder 26 Monate. Ein ziviler Ersatzdienst würde dagegen, gäbe es ihn in Griechenland, immerhin 30 bis 38 Monate umfassen. Aber natürlich ist das eine nicht mit dem anderen vergleichbar. "Besser, menschlicher könnten die Haftbedingungen kaum sein", sagt Christian Kostopoulos. Auch die internationalen Menschenrechtsorganisationen loben das "Modell Sindos" als "beeindruckenden Fortschritt".

Das alles freilich ändert nichts am grundsätzlichen Problem. Daß Griechenland als einziges westeuropäisches Land Wehrdienstverweigerer vor ein Militärgericht stellt und ins Gefängnis steckt, ist ein Anachronismus, den auch die in Athen vielzitierte "Bedrohung aus dem Osten", also die chronischen Spannungen mit dem Nachbarn Türkei, nicht länger rechtfertigen können. Wenn wirklich, wie die Richter des griechischen Staatsrates meinen, die Einführung eines zivilen Ersatzdienstes verfassungswidrig ist, dann bedarf es eben einer Verfassungsänderung, um auch in Griechenland das Grundrecht auf Verweigerung des Wehrdienstes zu garantieren.

GERD HÖHLER (Athen)

Südliches Niederrad wird jetzt beruhigt Arbeiten sollen bis Mitte August beendet sein / Verkehrsführung bleibt unverändert

NIEDERRAD. Weit über ein Jahr ist es her, daß der Ortsbeirat 5 die Tempo-30- Zone "Südliches Niederrad" beschlossen hat: Nun endlich haben die Bauarbeiten begonnen. Sie sollen laut Gabriele Dehmer, persönliche Referentin von Baudezernent Hanskarl Protzmann, bis Mitte August abgeschlossen sein.

Die erste in Niederrad eingerichtete Zone erstreckt sich von der Galopprennbahn (Schwarzwaldstraße) bis zur S-Bahn-Linie westlich der Waldfriedsiedlung sowie vom Rand des Stadtwaldes (Waldfriedstraße) bis zur Adolf-Miersch- und Triftstraße im Norden. Die Verkehrsführung im Quartier bleibt unverändert. Aufpflasterungen und verengte Straßen sollen zu einer Verlangsamung des Verkehrs in dem von Wohnbebauung geprägten Viertel sorgen. Wie die beiden Niederräder SPD-Ortsbeirätinnen Johanna Hoffmann und Elke Tafel berichteten, sei die "mitunter hemmungslose Raserei" das Hauptproblem in dem Gebiet gewesen. Von untergeordneter Bedeutung sei dagegen der Schleichverkehr aus der Bürostadt Niederrad. Selbst in den Verkehrsspitzenzeiten hätten sie nur etwa 200 Wagen gezählt, die durch das Viertel zur Mörfelder Landstraße gefahren wären.

Das Vorhaben im einzelnen: Auf der platzartigen Kreuzung Reichsforst-, Gerauer und Waldstraße wird die Fahrbahnfläche deutlich verkleinert, der verbliebene Bereich aufgepflastert. Schmalere Einmündung und eine aufgepflasterte Fläche in der Mitte der Fahrbahn (Berliner Kissen) zwingen auch an der Ecke Gerauer Straße / Güntherstraße zu vorsichtiger Fahrweise. Mit vorgezogenem Bürgersteig verengen die Straßenbauer die Kreuzung Schwarzwald- / Rennbahnstraße, eine der Zufahrten zur Tempo-30-Zone. Vorsichtiger fahren müssen die Autos demnächst auch an der Kreuzung Königslacher- / Waldstraße: Dort werden die Trottoirs ebenfalls verbreitert.

Eine Pollerreihe vor der Pizzeria an der Ecke Adolf- / Schwarzwaldstraße soll die recht schmale Straße als Zufahrtsweg für die Feuerwehr sichern: Bisher parkte nach Beobachtung der beiden Ortsbeirätinnen dort meist die Laufkundschaft der Pizzabäcker und versperrte die Durchfahrt für größere Fahrzeuge.

In einer ganzen Reihe von Straßen werden die Fahrbahnen schmaler: Die Parkplätze werden vom Gehweg in den Straßenraum verlegt. Durch Schrägparkplätze oder Längsparkstreifen werden ausreichend Stellflächen geschaffen. So kleben die Arbeiter auf der ganzen Gerauer Straße neue Markierungsstreifen für die Parkbuchten; auch die Waldstraße wird enger. Zusätzlich zu den (teilweise versetzt angeordneten) Parkwannen kommen in die Herbert-Boehm- und in die Schwarzwaldstraße Berliner Kissen.

Zwei Zebrastreifen in der Gerauer Straße sollen den Passanten zukünftig mehr Schutz bieten. Ein (zudem aufgepflasterter) Überweg kommt vor den Supermarkt; der zweite befindet sich an der Ecke zur Güntherstraße. Dort queren vor allem Schul- und Hortkinder die Fahrbahn.

Bereits vor sieben Jahren hatten die Verantwortlichen den Verkehr in der Heinrich-Seliger-Straße verlangsamt. Nachdem ein Kind überfahren worden war, hatte der Ortsbeirat versetzt angelegte Parkbuchten gefordert.

Hoffmann und Tafel begrüßten die jüngst vorgelegten Pläne unisono. Sie erklärten darüber hinaus, als nächstes stünde die Zone Niederrad-Nord auf dem Programm: Um die Verkehrsführung im Gebiet zwischen Kelsterbacher- und Bruchfeldstraße bürgernah zu gestalten, wollen die Sozialdemokraten demnächst mit einer Umfrage unter den Anwohnern beginnen.

Davon unabhängig will sich der Ortsverein Gedanken machen, wie der Verkehr - vor allem zur Bürostadt - auch von den Grundnetzstraßen fernzuhalten ist. Wenn etwa auf der Adolf-Miersch- Straße "Tempo 80" normal sei, dann "müssen prinzipielle Änderungen ins Auge gefaßt werden", sagte Elke Tafel. Eine Möglichkeit sei, pflichtete Johanna Hoffmann bei, den Durchgangsverkehr auf die Mainuferstraße zu drängen. ask

Hilfe für Rumänien Der Verein bittet um Unterstützung

SACHSENHAUSEN. "Den Rumänen ein Lächeln ins Gesicht zaubern" ist das Motto des Sachsenhäuser Vereins "Hilfe für rumänische Kinder". Damit das Lächeln aber nicht einfriert, darf es nicht bei sporadischen Aktionen bleiben. Das Ehepaar Trautmann hat deshalb den nächsten Transport für Ende September geplant. Dafür brauchen sie noch Spenden, auch tatkräftige Helfer sind willkommen. Vor allem aber fehlt es an medizinischen Gütern - der Verein hofft, für die jetzt schon sechste Reise nicht nur Privatspender zu haben, sondern endlich auch bei den Frankfurter Unternehmen deutlich mehr Unterstützung zu finden.

Das Konto mit der Nummer 61 58 15 ist bei der Frankfurter Sparkasse 1822 (Bankleitzahl: 500 501 02) eingerichtet; Trautmanns sind unter der Telefonnummer 62 15 96 in der Oppenheimer Landstraße 72 zu erreichen. ask

Der Mini-Kader stieg ab SG 1946: Den Kickern klebte das Pech an den Schuhen

GRIESHEIM. Wenn's einmal läuft, dann läuft's: Eine Binsenweisheit unter Fußballern. Und doch haben die Kicker von der Sportgemeinschaft (SG) Griesheim 1946 eine unangenehme Erfahrung damit machen müssen: Was in der abgelaufenen Saison schieflaufen konnte, das ging auch prompt daneben.

Abgestiegen ist die SG von der Bezirksliga in die Kreisklasse A. Dafür machen Schriftführer Norbert Riepl und Norbert Tewes (Spielausschuß) zu einem großen Teil auch die miserablen Platzverhältnisse verantwortlich: Zahlreiche Verletzte gab es nach Trainings- und Wettkampfunfällen - Bänderrisse und Zerrungen waren an der Tagesordnung, sogar ein Lungenriß war dabei. Schon in der Hinrunde fehlten Trainer Peter Düring wochenlang sieben Stammspieler der Ersten Mannschaft. Resultat: Zu Weihnachten lagen die Griesheimer fast schon aussichtlos hinter den 17 anderen Teams ihrer Liga zurück. Als im Frühjahr - immer noch ohne die Dauerverletzten - dann gleich zwei Spiele gegen abstiegsgefährdete Konkurrenten verloren gingen, "war der Ofen ganz aus", erinnert sich Tewes. Am Ende standen 13:55 Punkte und 41:125 Tore auf dem Konto, auf den Vorletzten betrug der Abstand am Ende der Runde elf Zähler.

Zwölf Spieler haben den Verein jetzt verlassen. Und das sei nicht nur auf den Abstieg zurückzuführen, meinen die Funktionäre: "So wie der Platz und die sanitären Anlagen aussehen, das ist kaum zumutbar." Ob die "46er" die Lükken schließen können, müssen die kommenden Monate zeigen. Die Spielerdecke für Erste Mannschaft und Reserveteam ist jedenfalls ganz dünn geworden, Neuzugänge konnten die Verantwortlichen bisher nicht vermelden.

"Wie sollen wir die Leute denn noch motivieren?", fragen sich Tewes und Riepl. Die Fußballabteilung hat zwar 140 Mitglieder, 70 davon sind Aktive, doch die Zahl ist rückläufig; so ging vor wenigen Jahren die Jugend zum Nachbarklub Spvgg 02 Griesheim. Am härtesten aber trifft den Verein, daß wegen der tristen Sportanlage kein Sponsor mehr Lust hat, auch nur ein paar Mark in zu investieren. Da hilft auch die "gute Kameradschaft" (Riepl) früherer Tage nicht mehr.

Dennoch: Die Verantwortlichen gehen optimistisch in die kommende Saison, ein vorderer Platz ist angepeilt. So hoffen sie zunächst auf Hilfe vom Sport- und Badeamt: Container mit Duschen sollen die maroden sanitären Anlagen bis zum Neubau des Funktionsgebäudes ersetzen. Zerschlägt sich das jedoch und kommt zur Platzmisere noch der sportliche Mißerfolg hinzu, dann dürfte in Griesheim wohl bald Frankfurts größtes Distelfeld blühen (siehe Bericht). ask

Rund um den Hartplatz blühen Disteln SG Griesheim klagt über marode Sportanlage / Zähe Verhandlungen mit der Stadt

GRIESHEIM. "Wenn sich da nichts bessert, dann erlebt unser Verein den 50. Geburtstag nicht mehr." Mit bekümmerter Miene stehen die beiden Funktionäre Norbert Tewes (Spielausschuß) und Norbert Riepl (Schriftführer) der Sportgemeinschaft (SG) Griesheim 1946 auf dem Spiel- und Trainingsgelände an der Lärchenstraße und schauen über den staubigen und tristen Hartplatz.

Blühte dort vor Jahren noch ein Verein mit mehreren Abteilungen in fröhlicher Kameradschaft, so blühen hier jetzt nur noch die üppigen Distelfelder rings um den Platz herum.

Doch das ungemähte "Biotop" ist nur eines der Probleme: In mehreren Duschen läuft das Wasser neben den veralteten Armaturen aus der Wand - breite Rost- und Kalkspuren zieren die Kacheln. Unangenehm muffig riecht's im veralteten Vereinsheim. In den Umkleidekabinen fehlt seit über einem Jahr eine Scheibe, notdürftig ist das Loch mit Sperrholz verschlossen. Davon wissen die Verantwortlichen im Sport- und Badeamt. Zuletzt konnte sich auch Sportdezernentin Sylvia Schenk - im April 1991 - vom Zustand der Anlage überzeugen.

Schon seit über fünf Jahren steht die SG Griesheim mit der Behörde in Verhandlung wegen neuer Spielfelder und Funktionsgebäude - wobei das Verb "steht" die Situation am treffendsten umschreibt: Seit dem ersten Kontakt 1986 türmen sich immer neue Hindernisse auf, nirgends geht es voran. Ursprünglich hieß es, für den maroden Hartplatz kämen zwei neue Spielfelder.

Doch der Plan scheiterte: Auf einmal war es nicht mehr möglich, das dafür notwendige Terrain, einen Schrottplatz, vom Nachbarn zu pachten. Der hatte zwar, nach Aussage von Beteiligten, eine Ausnahmegenehmigung für die Randbebauung seines Grundstücks erhalten, doch als im Gegenzug der Sportplatz erweitert werden sollte, war das nach Ansicht der Amtsjuristen plötzlich nicht mehr möglich. Begründung laut Willi Baier, im Sport- und Badeamt für Bauangelegenheiten zuständig: "Mit der Konstruktion würden wir vor jedem Gericht verlieren - falls die Nachbarn sich irgendwann einmal zu einer Klage wegen Lärmbelästigung entschlössen."

Neuen Aufschub erfuhr das Projekt durch den Quecksilberskandal in Griesheim Ende der achtziger Jahre. Die Untersuchungen ergaben zwar, daß das Sportgelände nicht betroffen war, doch der SG lief weiter die Zeit davon.

Schließlich einigten sich Amt und Verein auf (wie bisher) einen Platz - allerdings mit Kunstrasenbelag. Für diese Lösung mußten dann erneut die Pläne des Funktionsgebäudes umgezeichnet werden. Mit allen Konsequenzen: Der lange Marsch durch die prüfenden Behörden begann nochmals. War also 1992 als Endpunkt des "stacheligen" Weges ins Auge gefaßt, so müssen sich die "46er" nun auf 1993 einrichten - "bei normalem Ablauf", fügte Baier hinzu.

Das betrifft nur das Funktionsgebäude. Der Kunstrasenplatz ist frühestens im Haushalt 1994 aufgeführt und dürfte wohl erst - so ein Spötter - rechtzeitg zum Jubiläum 1996 fertig werden. Bei der Zeitspanne wundert sich der Verein um so mehr, wie die Konkurrenz 500 Meter weiter, die Spvgg 02 Griesheim in der Eichenstraße, es innerhalb kürzester Zeit schaffte, ihren Hartplatz in einen prächtigen Rasen umwandeln zu lassen.

Zwei Gründe fallen dazu den Verantwortlichen in der Behörde ein: "Einerseits gehört das Grundstück in der Lärchenstraße dem Land, und nicht, wie andere Sportanlagen, der Stadt", was die ganze Sache erschwert hätte. Zum anderen sei die SG selbst "ein bißchen mitschuld". Sie habe sich für die Entscheidung ob Rasen oder Kunstrasen "eine kleine Auszeit erbeten".

Im Verein dagegen hat man das Gefühl: "Hier wird mit zweierlei Maß gemessen." So klingt Norbert Tewes (Spielausschuß) und Schriftführer Norbert Riepl noch die Bemerkung eines Amtsdieners im Ohr, der im Januar den Hartplatz in Augenschein nahm, weil der Verein Reparaturen gefordert hatte. Sein Kommentar: "Was wollen Sie, der Platz ist doch hin. Da machen wir nix mehr dran" - die Disteln lassen grüßen.

Und noch etwas stößt der SG Griesheim sauer auf: Die Stadt ist knauserig. Als der Verein privat die Duschen ausbesserte, erhielt er von den 300 Mark Materialkosten nur die Hälfte zurück. Seit Anfang des Jahres ist die Platzwartin krankgeschrieben. Was zu tun war, haben die Griesheimer auf eigene Rechnung machen lassen; etwa 5000 Mark haben sie vorgestreckt. Auf eine Überweisung der Stadt warten sie noch immer. ask

"Der vergessene Norden Rumäniens" Das Ehepaar Trautmann hilft armen Kindern in der Bukowina / Verein gegründet

SACHSENHAUSEN. "16 Quadratmeter ist der Raum groß. Darin schlafen die neun Kinder mit ihren Eltern und auch die Feuerstelle befindet sich da drin." Susanne und Hermann Trautmann können ihre Erschütterung kaum in Worte fassen. Fünf Mal haben sie bereits Konvois mit Hilfsgütern in die Bukowina, den Norden Rumäniens gefahren. Elend haben sie gesehen, bitterste Not. Doch die Eindrücke ihrer letzten Fahrt übertreffen zuvor Gesehenes. "Umgerechnet 20 Mark verdient der Vater im Monat. Das ist weg, wenn er zweimal richtig was zu essen für die Familie kauft."

Die Bukowina: Einst ein blühendes Land, war sie touristisch ein attraktives Ziel mit alten Schlössern und Klöstern, den rauhen Karpaten (der Heimat Draculas) am Horizont. Doch heute: "Der vergessene Norden Rumäniens", wie das Ehepaar Trautmann sagt. Von Ceaucescu zugrunde gerichtet - Landwirtschaft in Monokultur; Verfall, wohin der Reisende schaut. Auch die internationale Hilfe rollt am Norden vorbei, die Gütertrecks fahren nach Siebenbürgen, ins Banat, nach Bukarest.

"Durch Zufall" kamen sie auf den Norden Rumäniens: Die Mutter einer Arbeitskollegin kommt von dort", erläutert Hermann Trautmann. In deren Heimatstadt Radauti fuhr das Sachsenhäuser Ehepaar im Februar 1990 den ersten Hilfskonvoi. Mittlerweile haben sie es sich zur Aufgabe gemacht, zweimal im Jahr in die Bukowina zu kommen. Und ihre private Initiative hat Unterstützung gefunden: Im vergangenen November als Verein angemeldet, stehen nun schon 50 Mitglieder hinter der "Hilfe für rumänische Kinder".

Gut fünf Tonnen Hilfsgüter sind bei der jüngsten Fahrt transportiert worden, außer den Trautmanns waren dabei: Luise und Josef Dörr aus Sachsenhausen, Joachim Talmon-Groß und der junge Gerhard Heller aus der Nordweststadt, der sich, einem Zeitungsaufruf folgend, spontan zur Mitreise entschlossen hatte.

Die neuntägige Tour war strapaziös und von Hindernissen aller Art begleitet. Die überraschenden Schneefälle bei der Überquerung der rumänischen Pässe (etwa 1300 Meter hoch) waren da fast noch das geringste Problem. Viel schlimmer empfanden die Reisenden die Schikanen an der ungarischen Grenze: 4000 Mark verlangten die Zöllner als "Kaution" für die Waren, damit hatten die Trautmanns nach den Erfahrungen der letzten Jahre nicht gerechnet. Auf der Rückreise, bei der Auslösung der Schuldscheine, behielten die Ungarn schließlich 240 Mark ein - jetzt liegt dem magyarischen Botschafter in Bonn ein geharnischter Protestbrief des Vereins vor.

Zwei Tage nach dem Zwischenfall kam der Konvoi an. "Wenn man die strahlenden Gesichter sieht, vergißt man vieles", beschreibt Susanne Trautmann die Gefühle beim Wiedersehen. Bekannt sind sie mittlerweile in Radauti und Umgebung, auf ihre Hilfe - fast ausschließlich von privaten Spendern aufgebracht - warten die Menschen dort.

In Falcau beispielsweise wurden 800 Kilo Lebensmittel, über eine Tonne Kleidung, 500 Tüten Sämerein, eine Näh- und zwei Schreibmaschinen entladen. Oder das Krankenhaus in Radauti: Dort blieben Medikamente und Sachspenden im Wert von etwa 40 000 Mark, darunter 14 000 Einwegspritzen, 7500 OP-Handschuhe und fünf große Kartons Medikamente. Die Kindersanitäts-Station Fratautii schließlich erhielt Spenden im Wert von 10 000 Mark.

Über all die Begeisterung, mit der die Deutschen empfangen wurden, vergessen die Trautmanns aber auch nicht die Kritik. Die richtet sich, zu einem geringen Teil, auch an die Betroffenen: "Apathisch sind sie. Die Menschen da unten bringen es manchmal kaum fertig, die mitgebrachten Samen auszusäen." Doch dieses Verhalten sei nur ein Reflex auf die jahrzehntelange Unterdrückung. Die Rumänen können kaum anders. Und das schlimmste: Viele der alten Strukturen existieren immer noch.

Um dem Land und seinen Bewohnern dennoch eine Zukunft zu ermöglichen, haben die Trautmanns auch schon an den Bundesaußenminister geschrieben. Er soll sich für internationale Hilfe stark machen. Über zwei Monate ist es her, daß sie ihm vom Elend im nördlichen Rumänien berichteten. Auf eine Antwort warten sie noch immer. ask

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STEINBACH. Das FR-Mobil steuert am Donnerstag, 30. Juli, um 16.30 Uhr den Pijnacker Platz an. Mitarbeiterinnen der FRANKFURTER RUNDSCHAU wollen im Gespräch mit Passanten in Erfahrung bringen, wie es sich in Steinbach lebt, was den Steinbachern an ihrem Städtchen gefällt und was sich ändern müßte, damit sie sich wohler fühlen würden.

Um die Kritik gleich an die richtige Adresse zu bringen, hat die FR auch Bürgermeister Edgar Parnet und einen Vertreter des Gewerbevereins an ihren Stand eingeladen. Beide sollen sagen, welche Wünsche sie für realistisch halten, was sich wann umsetzen ließe und wie sie Steinbach im Jahr 2000 sehen. mk

Hochtaunus-Landwirte versuchen sich auf neuen Wegen: Direktvermarktung soll ihre Chancen verbessern Der Kunde sieht, womit das Schwein gemästet wird Bauern setzen verstärkt auf Klasse statt auf Masse Von Constanze Angermann HOCHTAUNUSKREIS. "Auf dem Bauernhof gibt es eben im Januar keine Tomaten." Damit ist für Heinz Reinhardt das Dilemma der Landwirte, die ihre Produkte selbst verkaufen, fast schon umrissen. Der Vorsitzende des "Arbeitskreises direktvermarktender Landwirte im Hochtaunuskreis" fügt aber gleich hinzu, daß dennoch immer mehr Kunden zu Beginn des Jahres bewußt auf das rote Gemüse verzichten und dafür dann ab Mitte August, wenn die heimische Tomate ihre Saison hat, sich daran satt essen. Nur hat auch dieser Trend seine Grenzen. "Der Zuspruch wächst", hat der Landwirt festgestellt. Trotzdem geht er davon aus, daß sich die Zahl von durchschnittlich 25 Kunden pro Tag auch in Zukunft kaum ändern wird. Das Potential an Leuten, die sich die Mühe machen, genau zu schauen, welcher Hof was anbietet, und die dafür auf den schnellen und bequemen Einkauf im Supermarkt verzichten, scheint ausgeschöpft.

Das schätzt auch Carsten Beck vom Usinger Amt für Landwirtschaft und Landentwicklung (ALL) so ein. Er betreut die 16 Landwirte, die sich in dem Arbeitskreis zusammengeschlossen haben. Neben denen, die bereits ihre Nahrungsmittel direkt beim Erzeuger einkaufen, gibt es aus seiner Sicht nur noch wenige, die von dieser Idee überzeugt werden können. Für viele Verbraucher sei dabei allerdings nicht vorrangig, daß die Produkte nach den strengen Regeln des ökologischen Anbaus hergestellt würden. Sie schätzen die Atmosphäre auf dem Bauernhof und die Tatsache, "daß der Weg von der Produktion bis zum Verkauf" zu verfolgen ist.

Das hält auch Heinz Reinhardt für das entscheidende Kriterium bei der Direktvermarktung: "Ich kann dem Kunden das Schwein zeigen und das Futter, das es bekommt. Und am nächsten Tag erhält er schlachtfrisches Fleisch von diesem Schwein." Immer könne der Kunde nachvollziehen, wie der Apfel am Baum gereift, das Huhn gemästet worden ist. Und vor allem merke er sich, bei wem er die Produkte gekauft hat. Das verleihe ihm eine größere Kontrolle.

Trotzdem haben sich die Landwirte vor vier Jahren nicht nur aus Dienst am Kunden dazu entschlossen, den Arbeitskreis ins Leben zu rufen: "Es ging uns vor allem um den Erfahrungsaustausch", berichtet Reinhardt. Viele der Landwirte versuchen sich nämlich auch im integrierten Anbau, "und da kann schon auch mal was schiefgehen". Der Rat eines Kollegen, der den Besuch der Falter (und der Maden) schon einmal ohne die chemische Keule abgewehrt hat, ist für jeden anderen Landwirt bares Geld wert. Außerdem gibt es dabei eine ganze Reihe von Verordnungen zu beachten. In dem Wust von Vorschriften, das haben die Landwirte gemerkt, macht man sich leichter gemeinsam kundig.

Das war auch für das ALL der Grund, den Arbeitskreis zu unterstützen und zu betreuen: "Die Landwirte sollen ja beraten werden, und nun können wir das in einer Gruppe tun, indem wir etwa Seminare veranstalten", erklärt Carsten Beck. Das Land Hessen unterstützt Betriebe, die ihre Produkte selbst vermarkten wollen, finanziell. Denn auch in Wiesbaden hat man erkannt, daß die Landwirte - wollen sie überleben - auf zusätzliche Einnahmequellen angewiesen sind. Auch über diese Möglichkeit der finanziellen Förderung müssen die Landwirte aufgeklärt werden. Wer etwa aus eigenem Getreide in seinem Betrieb Nudeln herstellen möchte, um diese so zu vermarkten, hat mit 20 000 bis 40 000 Mark Investitionskosten zu rechnen. Davon kann das Land die Hälfte übernehmen.

Traditionell am stärksten entwickelt ist der Direktverkauf bei den Kartoffeln. Viele Leute kaufen sie von alters her beim Bauern. Das Getreide dagegen geht den anderen Weg: zu einem Hersteller, der es verarbeitet und zu einem höheren Preis weiterverkauft.

Das bereitet den Bauern in Zeiten sinkender Preise die meisten Bauchschmerzen. Sie sehen es lieber, wenn der Gewinn der Zwischenhändler und -produzenten in die eigene Tasche wandert. Das bedeutet natürlich mehr Arbeit für die ganze Familie. Denn die Produkte müssen nicht nur verarbeitet, sondern auch verkauft werden. Da die meisten Höfe im Hochtaunuskreis reine Familienbetriebe sind, arbeiten dann die Frauen außer in Haus und Hof auch noch im Laden. Diese Arbeitsteilung in der Familie bedingt aber auch, daß kaum ein Landwirt aus dem Kreis seine Produkte auch noch freitags in Usingen auf dem Wochenmarkt verkaufen kann. Dazu fehlt einfach das Personal.

Die Bauern gewinnen durch die Direktvermarktung also nicht nur. Der Kunde aber kann - wenn er sich die Mühe macht - schon einen Nutzen aus dem Besuch beim Bauern ziehen. Bei dem ist oft nämlich leichter nachzuprüfen, was mit dem Obst von der Blüte bis zur Ernte passiert. Obst aus andern Ländern hingegen, das ergeben Messungen immer wieder, ist dagegen vielfach höher belastet und in vielen Fällen bestrahlt oder anders für den Transport und die Klimaschwankungen haltbar gemacht.

"Dann halten die Himbeeren aus Chile natürlich vier Tage", ereifert sich Reinhardt. "Meine müssen am gleichen oder nächsten Tag gegessen werden. Dafür weiß ich aber auch genau, was drin ist."

Darüber ist er sich mit seinen Kollegen aus dem Arbeitskreis im klaren: "Wir halten uns schließlich alle an eine Norm." Deshalb macht es den beteiligten Bauern auch keine Probleme, ihre Produkte untereinander auszutauschen. Heinz Reinhardt kann also auf seinem Hof in Burgholzhausen zwar keine Tomaten im Januar, dafür aber außer Kartoffeln und Äpfeln immerhin noch Wurst, Gemüse und Honig anbieten.

502. Brunnenfest Die Vorbereitungen sind in vollem Gang

SACHSENHAUSEN. Immer kürzere Schatten wirft das 502. Sachsenhäuser Brunnenfest, das - in Verbindung mit der Kerb - vom 15. bis 18. August gefeiert wird. Seit Wochen laufen die Vorbereitungen der Sachsenhäuser Kerbegesellschaft auf Hochtouren.

Kerbepräsident Wolfgang Stumpf und seine Kerbeburschen sind unter anderem mit der Reinigung verschiedener Brunnen beschäftigt. So säubern sie beispielsweise den Carolus-Brunnen am Wendelsplatz, dessen Wasserbecken von Passanten immer wieder als "Abfalleimer" benutzt wird. Allzu häufig werden die Brunnen in Sachsenhausen auch mutwillig beschädigt.

Im Zuge der umfangreichen Vorbereitungen wurde mittlerweile auch eine neue Brunnenkönigin nominiert. Sie wird am Montag, 27. Juli, im kleinen Carolussaal der Binding Brauerei zunächst der Presse vorgestellt und eine Woche später gekürt. Damit endet die Regentschaft der noch amtierenden Majestät Anja I., deren improvisierter Sitz seit der Schließung ihres Stammhauses "Sachs" der Klubraum der Kerbegesellschaft im Affentorhaus ist. dixi

Germania 06 lädt ein zur Sportwerbewoche

SCHWANHEIM. Insgesamt 48 Mannschaften aus Frankfurt und dem Rhein- Main-Gebiet beteiligen sich an der traditionellen Sportwerbewoche des Fußballclubs Germania 06 Schwanheim vom Samstag, 25. Juli, bis einschließlich Sonntag, 2. August. Auf dem Programm stehen vier Turniere. Turnierauftakt auf der Sportanlage an der Schwanheimer Bahnstraße ist am Samstag, 25. Juli, 11 Uhr.

Auf Kleinfeld spielen Altherren-Vertretungen aus Schwanheim, Goldstein, Niederrad, Griesheim, Seckbach, Rüsselsheim, Sindlingen, Hattersheim, Hornau, Niederems, Bickenbach und Nieder- Erlenbach. Die ersten Spiele bestreiten Schwarzweiß Griesheim und Opel Rüsselsheim auf Platz eins, die Spielvereinigung 02 Griesheim und Sportfreunde Schwanheim auf Platz zwei. Ermittelt werden zunächst vier Gruppensieger, die dann die Endrunde bestreiten.

Schwanheims Vereine tragen am Sonntag, 26. Juli, die fünfte Stadtteil-Fußballmeisterschaft aus. Los geht es um 10 Uhr mit der Begegnung Tennisclub gegen 1. Pistolenclub. Mit von der Partie beimTurnier sind noch die Freiwillige Feuerwehr, die Kegler, St. Mauritius, Musikzug Blau- Gold, Gesangverein "Frohsinn", Polizei- und Schutzhundeverein, die Aquarienfreunde, Turngemeinde, der Dart-Club sowie die Biologische Gesellschaft.

Von Montag, 27. Juli, bis Mittwoch, 29. Juli (jeweils ab 17.45 Uhr), sind die Gruppenspiele des Seniorenturniers. Der Sieger wird am 2. August ermittelt. Einen Tag zuvor präsentieren die Schwanheimer Brandschützer den "1. Fußballtag der Freiwilligen Feuerwehren" des Stadtkreisfeuerwehrverbandes Frankfurt. dixi

Achter

Was, zum Beispiel, die Kapitänsbinde von Andy Brehme mit einem Fünfer zu tun hat? Ganz einfach: eigentlich nichts. Zumal ohnehin kaum noch einer weiß, daß Brehme mal Kapitän der deutschen Fußballnationalmannschaft war. Das war im Juni 1992 bei der Europameisterschaft, die jeder vernünftige Mensch mit einer einigermaßen intakten Seele längst verdrängt hat. Brehme trug also die Kapitänsbinde am Oberarm, die in den Nationalfarben gehalten und vielleicht mal falsch gewaschen worden ist. Jedenfalls war das Rot etwas bleich, hatte einen ganz leichten Blaustich, und das biß sich fürchterlich mit dem Feuerrot auf dem Nationaltrikot, das ja auch mit den Nationalfarben geschmückt ist. Schließlich ist es das Hemd der Nationalmannschaft.

Wo waren wir stehengeblieben? Ach ja, der Fünfer. Früher war ein Fünfer ein Fünfer, in Berlin auch Sechser genannt, klein und gelb (nein, hier ist noch nicht der Schnittpunkt mit Andy Brehme). Früher war auch ein Heiermann ein Heiermann. Heute nennt man einen Heiermann einen Fünfer, und der Fünfer ist groß und silbrig. Das soll einer verstehen.

Und dann geht's weiter. Ein Zehner war ein Groschen , fast genauso klein wie der Fünfer (alt) und gelb (nein, immer noch nicht). Heute ist ein Zehner blau-lila und aus Papier.

Übergehen wir den Werteverfall, der auch den Fünfziger nicht schont. Ein Hunderter ist immerhin noch ein Hunderter, wird aber, um ihn klein zu machen, seit ein paar Jahren Hunni genannt. Und verfärbt ist er neuerdings auch.

So. Und dann gibt es den Achter. Noch nie gehört? Das hat zwar nicht direkt mit Andy Brehmes Kapitänsbinde zu tun, sitzt aber irgendwie im gleichen Boot. Denn ein richtiger Achter ist ein Gold- Achter. Und der allergeilste Achter ist der Deutschland-Achter. Deutschland, gell! Da kann man fünfe ruhig mal gerade sein lassen.

LEGURT S. SMATTSERSSON

"Bis unsere Leben wieder eins sind" hat die Kugel zwei Hälften

Rudolf L. Reiter schenkt der Stadt Bad Homburg eine Landschaftsinstallation: Lebens-Zeichen / Standort im Kurhausgarten

BAD HOMBURG. Die Kugel ist in zwei Hälften zerfallen, der Kern, den sie schützen soll, liegt offen, ist schutz-los. Dennoch bleibt erkennbar, daß beide Teile der Kugel, wenn auch getrennt, zu einer Einheit gehören: "Lebens-Zeichen" nennt Rudolf L. Reiter die Skulptur, die im Kurhausgarten Bad Homburgs installiert wurde und die der Künstler der Stadt schenkt. Reiter ist mit der Kurstadt durch die Galerie NEWART (Michael Wessling) verbunden, die zehn Jahre besteht, es gab zahlreiche Ausstellungen seiner Bilder in der Stadt. Das Kunst-Geschenk soll Reiters Verbundenheit demonstrieren, sagt Wessling.

Die Installation im Kurhausgarten ist der erste Teil eines Projektes von drei Landschaftsinstallationen, die bis zum Jahr 2000 aufgebaut sein sollen: die zweite ist mit dem Titel "Schau in das Land der Wiederkehr" für ein nordisches Land geplant, für die dritte gibt es noch keinen Standort, nur den Titel "Kraftfeld der Emotionen".

Rudolf L. Reiters Installationen bedeuten nicht die Abkehr von der Malerei: Die Skulpturen sind zusätzliches Mittel, seine Philosophie sichtbar zu machen, die seine Bilder beherrscht. Der Kreis als Symbol ohne Anfang und Ende, und damit auch Symbol der Reinkarnation, der Widerkehr, der Erneuerung. Die Kugel ist die plastische Darstellung des Kreises.

Die gespaltene Kugel wird mit Bedacht in den Kurhausvorgarten gestellt, in einer Achse mit den beiden Wasserfontainen im Kurpark. So ensteht der Eindruck, steht der Betrachter mit dem Rükken zum Kurhaus, als springen die Fontainen aus der Kugel, eine neue Einheit entsteht.

Der Ausgangspunkt für Reiters Objekt, mit dem er erstmals die plastische Umsetzung seiner kreativen Impulse versucht, ist sein Gedicht "Bis unsere Leben wieder eins sind", das Mitte der siebziger Jahre entstanden ist und in dem Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft als Einheit gesehen werden.

Die kleine Kugel, die von den großen Hälften geschützt werden soll, ist für Reiter auch Sinnbild für die Energiequelle, die alles in Bewegung hält: "Sie erlaubt Veränderungen, stellt Unveränderbares in Frage und führt ständige Wandlungen herbei.

So wie alles in ständigem Fluß ist, Verharren Rückschritt bedeutet und in der Bewegung gleichzeitig der Fortschritt begründet ist. Aber in diesem Fortschritt lauern auch enorme Gefahren, wenn er unkontrollierbar freigesetzt wird, wenn er über alles andere gestellt wird." Auch daran soll das Objekt erinnern und Mahnung sein, "daß wir das Kostbare, das uns geschenkt wurde, unser Leben in einer von Gott geschaffenen wunderbaren Natur, behüten und schützen, wie die beiden Kugel-Hälften".

Sie sind aber auch Sinnbild dafür, "daß wir uns öffnen", die Gefühle nicht begraben, sondern sie zeigen. Für den Künstler ist Malerei und Bildhauerei das ihm adäquate Mittel, in die Diskussion über den Zustand der Welt einzugreifen.

Das Kugel-Objekt besteht aus Beton, eingefärbt in der Farbe von Rot-Sandstein. Der Rohabguß der beiden Kugelhälften erfolgt in Dorfen in Bayern. Die glatten Außenflächen werden vom Künstler mit Hammer und Meißel bearbeitet und mit flüssigem Beton durch Druckluft.

Das Objekt ist auf einem festen Sockel im Kurhausgarten verankert, jede Kugelhälfte hat einen Durchmesser von 1,20 Metern und ein Gewicht von 1,7 Tonnen. Zur Skulptur wird eine Tafel gestellt, auf der das Gedicht Reiters zu lesen ist, das Ursprung der Skulptur-Idee war.

HEITKEN SCHWARZENAU

Nichtrauchen gibt es seit einem Jahr auch als Unterrichtsfach Mediziner als Pädagogen / 2200 Frankfurter Jungen und Mädchen wurden schon unterrichtet / Dreizehnjährige "Profis"

"Wer angefangen hat, hört nicht mehr auf." Diese Erkenntnis hat ein Team von 15 jungen Medizinern in Frankfurt mit sorgenvollem Blick auf jugendliche Zigaretten-Raucher auf den Plan gerufen. Seit einem knappen Jahr läuft an 30 hessischen Schulen Unterricht im Nicht-Rauchen. Am Katheder stehen Herr oder Frau Doktor - nicht im weißen Kittel, sondern "in Zivil".

Bisher ließen sich 2200 Jungen und Mächen der siebenten Jahrgangsklassen in Gymnasien, Real-, Haupt- und Gesamtschulen von den Gesundheits-Experten kompetent zum heiklen Thema Zigaretten unterrichten. "Die Kinder müssen das Nein-Sagen lernen. Nicht-Raucher müssen Nicht-Raucher bleiben", umschreibt Dr. Manfred Scholz die Botschaft, die er als Arzt den Schulkindern übermitteln möchte.

Immerhin gelten statistisch rund zehn Prozent der 13jährigen bereits als erfahrene Raucher. Kein Bekenntnis zur Nikotin-Abstinenz, aber ein "Verteidigen" des Nicht-Rauchens betrachtet der hauptamtliche Mediziner am Frankfurter Universitäts-Klinikum als vordergründig für seine Schul-Arbeit.

1991 wurde der Anti-Raucher-Unterricht in 140 hessischen Schulklassen eingerichtet. Im Main-Kinzig-Kreis sowie im Raum Offenbach und Darmstadt stehen Ärzte und Ärztinnen im Auftrag der Deutschen Herzstiftung am Pult. Für ihre Schulstunden haben sie spezielle Lehrmaterialien ausgesucht, um die Halbwüchsigen wirkungsvoll anzusprechen. Die auf vier Wochen verteilten acht Lehreinheiten beginnen mit leicht verständlicher Anatomie des menschlichen Körpers und Erklärungen über die Funktion von Organen und Gefäßen.

Auch die Wirkung von Nikotin und Teer, ausgeklügelte Strategien der Zigarettenwerbung oder einschlägige Quizfragen stehen auf dem Stundenplan. Häufig eingebaut in klassische Schulfächer wie Biologie, Deutsch, Sozialkunde und Deutsch, stellen die ärztlichen Pädagogen auf Zeit den Kindern Videos und Folien vor, lassen sie anonym Fragebögen beantworten und sich gegenseitig Blutdruck und Puls messen.

Beim Abklopfen des Für und Wider zum Zigarettenrauchen werden die Argumente gesammelt, die beim Ja für den Glimmstengel von Neugier, Mutprobe und Dazugehören-Wollen bis zum Gruppendruck reichen. Die Contra-Meinungen umfassen Begriffe wie "gesundheitsschädlich", "schmeckt nicht", "zu teuer" oder "Raucher stinken". All dies können die Siebt-Kläßler in Rollenspielen vertiefen, zu denen ihre lehrenden Ärzte kleine Gruppen und eigene Spielszenen zulassen.

Wenn schließlich Reaktionen wie: "Bombig" oder "es hat was gebracht" der Anti-Rauch-Schüler zu vernehmen sind, freuen sich auch die Mediziner. Die eigentliche Bilanz aber wird in zwei Jahren gezogen. Erst dann wird in einem Wiederholungs-Unterricht getestet, ob noch immer 90 Prozent der 13jährigen "Nein danke" zum Zigarettenrauchen sagen. lhe

"Rechnungsprüfer" bemängeln großen Verzehr Herrschaftliche Beamte kritisierten im Jahre 1698 die pauschale Bezahlung des Wirtes

MÜNSTER. Daß Rechnungsprüfungsämter keine Erfindung der Neuzeit sind, weist der Münsterer Heimatforscher Karl J. Müller jetzt anhand einer Bürgermeisterrechnung aus den Jahren 1698/99 nach. Sein Aufsatz über den bald 300 Jahre alten Prüfungsbericht ist jetzt in der jüngsten Ausgabe des Organs des Breuberg-Bundes, "Der Odenwald", erschienen.

Im Gemeindearchiv von Münster hat Müller diese Bürgermeisterrechnung von 1698/99 gefunden, die von Jakob Braun und Hanspeter Schäfer ausgestellt wurde. Akribisch sind in den Unterlagen alle Einnahmen und Ausgaben des Ortes aufgelistet, der damals rund 300 Einwohner hatte: 1179 Gulden, 23 Albus und vier Pfennige. Dabei durfte das Geld bis auf einen kleinen Teil die Gemeinde nicht selbst behalten. Es mußte an die Herrschaft abgeliefert werden, es mußten Dienste der Obrigkeit bezahlt werden.

Unter den Einnahmen stellt die Steuer auf Besitz den größten Betrag dar. Die "Abtragung", eine alte Naturalabgabe, brachte 243 Gulden, für einen neuen Gemeindeeber mußten 25 Gulden aufgebracht werden. Weitere Einnahmequellen waren "beambtete Diätengelder", Pflasterzoll, das Judenschutzgeld und die Weinsteuer.

Der größte Posten unter den Ausgaben sind die 780 Gulden, die an den Kurfürsten in Mainz und an die "gnädige Mitherrschaft naher Offenbach" abgeführt werden mußten. Letzteres war die Isenburgische Regierung, zu der Münster zu fünf Sechsteln gehörte. Die Herrschaft bekam aber noch mehr, schreibt Karl Müller. Für eine "Conferenz" mußte gezahlt werden, für Schreiberlohn und anderes. Und auch der Weinkauf ist dazuzurechnen, denn oftmals wurden die "Amtsakte" anschließend mit Essen und Trinken besiegelt.

In einem Prüfungsvermerk reklamieren zwei "herrschaftliche Beamte" den großen Verzehr und legen fest, daß der Wirt Jakob Bader nicht mehr pauschal abrechnen dürfe, sondern detailliert. Dabei sei auch zu nennen, "wer solche genossen" hat. Ebenso müsse der "Bodtenlohn" im einzelnen aufgelistet werden.

Bürgermeisterrechnungen geben, schreibt Müller, einen Einblick in die Infrastruktur eines Ortes. Das Heft "Der Odenwald" kann direkt beim Breuberg- Bund in 6107 Groß-Bieberau, Am Wittumsacker 7, bezogen werden. sch.

Das "Land der Freien" auf die Leinwand gebannt

BAD HOMBURG. "Königreich Thailand - Das ,Land der Freien' im Spannungsfeld Südostasiens" ist ein Dia-Vortrag von Horst Liebelt betitelt, den er am Mittwoch, 29. Juli, um 19.30 Uhr im Kino im Schwedenpfad (KiS) hält.

Liebelt hat Thailand in den zurückliegenden 25 Jahren häufig bereist, zuletzt im Herbst 1991. c

"Inhaftierte haben einfach keine Angehörigen" Petra Schäfer-Bienert will mit dem Verein Möve den "Knackis" und ihren Familien beistehen

SCHAAFHEIM. Es passierte auf dem Weg von der Schule nach Hause. "Dein Vater ist ein Vergewaltiger", schrien sie ihm nach. Das traf tief ins Herz. Der 12jährige wußte sich nicht anders zu helfen, als mit den Fäusten zu antworten. - Ein Tag im Leben des Sohnes von Petra Schäfer-Bienert, ein Tag von so vielen, an denen der Junge schmerzlich daran erinnert wird und damit fertig werden muß, daß sein Vater schon zum zweitenmal wegen Sexualdelikten im Knast sitzt. Schätzungsweise 50 000 Kinder in Hessen haben einen "Knacki" in der Familie, sind Schikanen, unerträglichen Hänseleien und Gemeinheiten ausgesetzt, fühlen sich wie die zurückgebliebenen Elternteile mit ihren Problemen alleingelassen.

Petra Schäfer-Bienert aus Schaafheim-Radheim (Kreis Darmstadt-Dieburg) hat vor wenigen Wochen, ermutigt von ihren Eltern, einer befreundeten Sozialpädagogin und anderen, die Mithilfe versprachen, den Verein "Möve" gegründet: zur "Unterstützung unschuldig betroffener Angehöriger von Inhaftierten" - damit die Familien "aus dem Dschungel der Gefühle, Paragraphen und Mißverständnisse leichter herausfinden", wie die 34jährige es ausdrückt.

Wer, so fragt die Ex-Frau eines "Triebtäters", denkt an die "draußen", die "von einem auf den anderen Tag vor dem Nichts stehen"? Denen der Gang zum Sozialamt nicht erspart bleibt, weil es keine Unterhaltspflichten des Strafgefangenen für seine Kinder gibt? Der Vermieter beginnt um sein Geld zu bangen. Anfeindungen gegen die Frau eines Verbrechers, Isolation, beim Bäcker verstummt das Gespräch, wenn sie den Laden betritt. "Dinge, die einem lieb und teuer sind, gehen verloren, obwohl man doch gar nichts verbrochen hat", sagt Petra Schäfer-Bienert.

Wie wohltuend muß es da sein, jemanden zu haben, der sich Zeit nimmt, zuhört, Heulen erträgt, der mit zum Jugendamt geht, im Sozialamt auf die zustehenden Rechte pocht, die Erziehungsberatung und Therapeuten für die Kinder einschaltet. Da mag sich eine Frau beim ersten Mal im Sozialamt vielleicht aus Scham ungeschickt anstellen, aber solche Menschen, urplötzlich aus einem sicher geglaubten Leben gerissen, "sind doch nicht asozial oder auf den Kopf gefallen, kennen sich mit Behörden einfach nicht so aus", sagt Frau Schäfer-Bienert.

"Sie können lesen, was Sie wollen - Parteiprogramme, Broschüren über Resozialisierung - aber Inhaftierte haben einfach keine Angehörigen." Mit den Politikern, die den Wert der Familie so hoch preisen, geht die Radheimerin scharf ins Gericht: "Der Staat erzählt immer was von intakter Familie und wie wichtig sie für die Resozialisierung ist, aber für die Familie tut er nichts." Während der viel zu kurzen Besuchszeiten im Gefängnis müssen die Kinder "den Mund halten", weil "wichtigere" Dinge zu besprechen sind - die Familie "bleibt vor den Toren der JVA zurück".

Vor ein paar Tagen war Frau Schäfer-Bienert beim Statistischen Landesamt, doch das von ihr gesuchte Material aus Erhebungen war ernüchternd: "Bei Strafgefangenen wird nicht einmal nach der Zahl der Kinder gefragt." Ihr Fazit: "Auch in der Wissenschaft liegt unheimlich viel im argen."

Sie erzählt geduldig ihre eigene "unendliche Geschichte", die 1985 begann. Von der Verhaftung ihres Mannes, vom schlagartig wegfallenden Lohn und der fristlosen Kündigung, durch die sie plötzlich nicht mehr krankenversichert war. Petra Schäfer-Bienert bekam anonyme Briefe, häßliche Anrufe. Wie sollte sie sich ihrer dreijährigen Tochter, ihrem fünf Jahre alten Sohn gegenüber verhalten? Sie ging zu einer Psychologin, die noch heute unschätzbare Dienste mit Spiel- und Maltherapie leistet, die die Alpträume der Tochter überwinden hilft.

"Ich wäre damals so froh gewesen, wenn noch jemand zum Reden und Ratholen dagewesen wäre. Leute in ähnli-cher Situation zu treffen, das hätte beruhigt und gezeigt, man ist nicht allein", erzählt die "Möve"-Gründerin. Und gleichzeitig sollte sie "den ganzen Tag über die perfekte Mutter spielen und funktionieren".

Der Mann kam 1988 aus dem Knast zurück, fand keine Arbeit. Sie half ihm auf die Beine, sie machten sich selbständig: Baubranche, das Geschäft florierte - da wanderte er im Januar 1991 wieder wegen sexueller Delikte in Haft, legte ein Geständnis ab. Jetzt gab es den Kindern gegenüber "nichts mehr zu vertuschen, zu verheimlichen. Und es war wieder niemand da". Also mußte sie auf eigene Mit den Problemen allein Faust die Initiative ergreifen - die "Möve" macht nun seit wenigen Wochen von sich reden bei Rechtsanwälten, Ärzten, Seelsorgern, Sozialarbeitern. Mitarbeit von Ehrenamtlichen tut not, der Vereins-"Kern" ist erst acht Leute groß.

Rund 30 Betroffene haben sich bislang gemeldet und kommen zur Selbsthilfegruppe, wenn sich ein Babysitter findet. Oder sie bringen ihre älteren Kinder zum Spielen mit, denen dann plötzlich ein Licht aufgeht: "Mensch, dein Papa ist ja auch im Gefängnis." Aus Heppenheim, Zwingenberg, dem Odenwald reisen sie zum Dorfgemeinschaftshaus Radheim an, im Kopf ihren eigenen "Fall". Einer der jüngsten: Der Mann sitzt seit sieben Monaten in Untersuchungshaft, die Ehefrau muß das Haus verkaufen, ihr ist nichts geblieben außer einer Menge Schulden.

"Freundliche Briefe" zuhauf hat Möve von Institutionen erhalten, die den Verein "großartig" finden, das "beispielhafte Modell" loben - die üblichen unverbindlichen Phrasen. Das hessische Justizministerium hat noch keine definitive Finanzzusage gegeben, vielleicht im nächsten Jahr. Dabei ist der Verein wohl einmalig in Hessen und weit darüber hinaus: Einzig in Mainz macht der Verein "I-Punkt" Angehörigenarbeit, betreut derzeit 17 Familien. Und an der JVA Butzbach soll ein Projekt "Eheberatung" entstehen.

Einen Hoffnungsschimmer gibt es immerhin aus Bonn: Auch wenn das Bundesministerium für Familie und Senioren in einem Brief die Hürden zur Anerkennung eines überregionalen Modells - erst dann fließt Geld - hochgesteckt hat, will Petra Schäfer-Bienert sich um die Förderung der "Möve" bemühen.

Die Sozialdienste der Region sind aufgeschlossen, kleben "Möve"-Plakate. Auch die JVAs, so sagt die Vereinsgründerin, ziehen mit und sind "froh, daß Möve entsteht". Und sie sagen, daß "unsere Arbeit verdammt viel wert ist".

Jetzt hat die Staatsanwaltschaft erlaubt, daß U-Häftlinge wie Gefängnisinsassen in Dieburg, Preungesheim, Darmstadt-Eberstadt und Butzbach auf Postkarten ankreuzen dürfen, ob und welcher Kontakt zu "Möve" gewünscht ist. Eigentlich muß der Verein künftig "an jeder JVA präsent sein", parallel zu den regulären Besuchszeiten im Knast, um den Kontakt zwischen drinnen und draußen "erträglich" zu machen. Besonders in der U-Haft, "wo alles drunter und drüber geht, müssen wir oft schlichten, beruhigen, entkrampfen", schreibt der Verein über sich selbst.

Erste Erfolge sind schon da: Ein seit einem halben Jahr in U-Haft sitzender Mann hatte Haftprüfungstermin, sollte einen Arbeitsplatz nachweisen. Eigentlich "ein Witz", sagt Frau Schäfer-Bienert, denn wie soll er sich bei einem Arbeitgeber vorstellen können? Dennoch hat "Möve" einen Job aufgetrieben. Aber "Wunder können wir auch nicht vollbringen. Etwa jemand aus der Haft auslösen, die Wohnung erhalten oder die teuren Hypotheken auf das neugebaute Haus bezahlen".

Wenn sich eine neue Hilfesuchende meldet, fährt eines der Möve-Mitglieder sofort hin. Die Spritkosten werden noch aus eigener Tasche bezahlt. Aber vielleicht hat ja Möve bald Zweigstellen, verteilt übers ganze Land: Man brauche jeweils "nur ein, zwei Zimmer und Telefonanschluß. Möbel holen wir uns gebraucht oder zimmern etwas zusammen", sagt Frau Schäfer-Bienert. - Wünsche einer Frau, die beim "Möve"-Namen an etwas gedacht hat: an die Geschichte der Möwe Jonathan, die wie ein Adler fliegen wollte und es am Ende auch schaffte, "weil sie sich nicht unterkriegen ließ".

JÖRG FEUCK

Die Anschrift von Möve: 6117 Schaafheim-Radheim, Hauptstraße 76, Tel. 0 60 73 / 80 00 44.

Walldorfer Sänger als Botschafter

MÖRFELDEN-WALLDORF. Große Ereignisse werfen beim Gesangverein Liederzweig-Frohsinn ihre Schatten voraus: Die Walldorfer Sänger werden im September eine Woche lang als musikalische Botschafter des Kreises Groß-Gerau in der mit diesem verschwisterten britischen Grafschaft Cheshire unterwegs sein. Der Höhepunkt: Die Teilnahme des Chors am geistlichen Konzert zum 900jährigen Bestehen der Kathedrale von Chester.

Reiseleiter Heinz-Günther Höltermann, als Pädagoge seit langem in der partnerschaftlichen Arbeit mit Cheshire engagiert, präsentierte den aktiven Sängern das vom 12. bis 19. September dauernde Programm für die Konzert- und Besichtigungsreise jenseits des Kanals. Mit dem Bus gehts am 12. Setpember los, von Rotterdam aus mit dem Schiff weiter nach Kingston upon Hull. Der nächste Tag gehört dann dem Einleben und der Unterbringung im College von Chester.

Das erste Konzert der Walldorfer findet am Abend des 14. September in der Pfarrkirche von Nantwich statt. Dem folgt ein Empfang bei der örtlichen Malbank School, die partnerschaftliche Bande in den Kreis Groß- Gerau unterhält.

Der ganz große Auftritt ist für den 15. September eingeplant. Damit die Zeit bis zum Konzert ab 19.30 Uhr in der Kathedrale von Chester nicht so lang wird, steht vormittags unter anderem ein Ausflug in den idyllischen Süden der Grafschaft an. Auch am 16. September werden die Walldorfer Sänger zu hören sein, und zwar in der Kirche von Malpas, zur Grenze von Wales hin gelegen.

Hierfür haben auch Mörfelden-Walldorfs Erster Stadtrat Hans-Jürgen Vorndran und Erster Kreisbeigeordneter Baldur Schmitt ihr Kommen zugesagt. Eine Tagesfahrt durch Wales und die Rückreise bestimmen den weiteren Verlauf des Programms. cas

Germania Weilbach, Fußball Diesmal soll es keine Zittersaison geben

In die überregionalen Schlagzeilen rückte Fußball-Bezirksligist Germania Weilbach nur einmal in seiner langen Vereinsgeschichte. Ralf Balzis entsprang dem Verein aus dem Flörsheimer Stadtteil, dessen Hartplatz direkt an der Autobahn liegt. Bei Kickers Offenbach, dem Hamburger SV und Eintracht Frankfurt sowie später in Österreich ging das Germania-Eigengewächs auf Torejagd. Aber auch mit Balzis schaffte Weilbach in den frühen achtziger Jahren nicht den Sprung in die Bezirksliga. Der gelang vor einem Jahr. Erst in letzter Sekunde wurde der erneute Absturz in die A-Liga - jahrelang fristete die Germania ein noch kargeres Dasein in der B-Klasse - verhindert.

"In dieser Saison wollen wir nicht wieder solange zittern", hat Trainer Robert Jung die Devise ausgegeben. Die ersten Eindrücke nach dem wieder aufgenommenen Training konnten noch keinen Eindruck über die Leistungsstärke vermitteln. Gegen den letztjährigen Bezirksliga-Absteiger SG Sossenheim unterlag Gastgeber Weilbach etwas überraschend mit 0:1. "Besser jetzt verlieren als das Meisterschafts-Auftaktspiel am 9. August", meinte Rückkehrer Roland Klepzig im Hinblick auf den Punktespielbeginn. Da geht es gleich hoch her, denn der Erz- und Ortsrivale SV 09 Flörsheim (ein heißer Meisterschaftsfavorit) taucht an der A 66 auf.

Klepzig kehrte drei Jahre nach seinem "Schwanengesang" bei der Germania in Richtung Wallau und später Fischbach wieder zurück. Insgesamt drei "Neue" tragen die Hoffnungen, daß für die "Autobahnler" in der Saison 92/93 ein gesicherter Mittelfeldplatz herausspringt. Neben Klepzig soll Dirk Jürgens den zuletzt wenig durchschlagkräftigen Sturm verstärken. Jürgens kommt vom SV Zeilsheim, trug mit seinen sieben Toren mit zum Aufstieg seines bisherigen Klubs bei. Jürgen Stroer schaffte beim SV Kriftel nicht den Sprung in die "Erste", will sich einen Stammplatz nun im Germania-Mittelfeld suchen.

Beim ersten Testspiel konnten die "Neuen" noch nicht die Angriffsmisere beheben. Das soll in den kommenden Spielen besser werden. Der "General- Test" für das Meisterschafts-Derby gegen Flörsheim - es werden 500 Zuschauer erwartet - steigt beim FV Neuenhain wenige Tage vor dem Punktspielstart. Außerdem steht noch am 1. und 2. August ein Abstecher an den Edersee zu einem Wochenend-Turnier auf dem umfangreichen Programm.

Neben den Neuzugängen baut die kaum nennenenswerte Abgänge beklagende Germania auf den bewährten Keeper Bernd Höntsch und natürlich auf den Torjäger Klaus Launhardt, der in erster Linie den Abstieg verhinderte. Seine Freistöße sind in der gesamten Bezirksliga gefürchtet. jo

Studenten fürchten um ihre Freiheiten Die Fachhochschule will ihr Wohnheim am Nidaforum an neuen Träger abgeben

NORDWESTSTADT. Wie ein Fremdkörper wirkt das Hochhaus am Nidaforum 1 inmitten einer makellosen Umgebung: Gegen die strahlend-weißen Wände der Titus-Thermen erscheinen die hohen Betonmauern noch grauer, um etliche Meter überragen die 13 Stockwerke den benachbarten Glaspalast. Die 120 Studenten der Fachhochschule (FH) Frankfurt leben jedoch gerne in diesem Wohnheim, in dem sie Freiheiten genießen, die sie anderswo nicht hätten. Damit könnte es ab dem nächsten Jahr vorbeisein - wenn das Studentenwerk den Betonklotz in der Nordweststadt übernimmt. Das Wohnheim ist nicht irgendeines: Die Fachhochschule verwaltet das Gebäude seit zwei Jahrzehnten selbst - eine in Hessen nahezu einmalige Regelung. Daß es sich dabei um einen nicht ganz rechtmäßigen Umstand handelt, monierte kürzlich der Landesrechnungshof. Seither ist die Fachhochschule auf der Suche nach einem neuen Träger.

Loswerden will die FH ihr Wohnheim aber noch aus ganz anderen Gründen: "Das ist auch eine finanzielle Frage", gestand der designierte Kanzler Reiner Frey auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau. Schließlich sei das Gebäude ein Zuschußbetrieb, und den könne sich das Land Hessen auf Dauer nicht leisten.

Zudem sei das Wohnheim dringend renovierungsbedürftig - fünf Millionen Mark stünden dafür aus einem "Bund-Länder-Topf" zur Verfügung. "Die aber können nur dann abgerufen werden, wenn der Träger nicht mit dem Land identisch ist", sagt Frey. Mit dem Frankfurter Studentenwerk habe es daher bereits eine "Vorbesprechung" gegeben - der neue Träger zögere aber noch. Wie die Verhandlungen auch ausgehen, eines verspricht Frey: "Wir werden uns dafür einsetzen, daß sich die Situation unserer Studenten nicht verschlechtert."

Genau das aber befürchten die 120 Bewohner. "Das Studentenwerk", argwöhnt etwa Hans-Peter Jourdan, "wird das Wohnheim nur übernehmen, wenn bestimmte Sachen abgeschafft werden." So liege die Ausländerquote heute bei 50 Prozent, das Studentenwerk werde nur noch 30 Prozent dulden, "obwohl's die Leute besonders schwer haben."

Auch über 30jährige und Studenten aus der näheren Umgebung müßten künftig außen vor bleiben, fürchtet Jourdan. Die Tage des selbstverwalteten "Cafe Betonic" seien ebenfalls gezählt, "weil es angeblich der Mensa Konkurrenz macht". Der "Wohnheimrat" hat sich daher kürzlich an das Studentenwerk gewandt, um den Sonderstatus ihres Hauses zu retten. "Die Gestaltung und Organisation des Wohnheims", heißt es in dem Brief, "muß weiterhin Angelegenheit der Bewohner bleiben." "Unantastbar" sollten auch die Pauschalmiete, die "Waschraumgelegenheiten" und die weitgehende Selbstverwaltung bleiben. Bei den weiteren Verhandlungen wollen die Bewohner "Mitspracherecht".

Ob das Schreiben etwas nutzen wird ist fraglich: "Wir haben Grundsatzregeln", sagt Christian Francke-Weltmann, "und die halten wir auch weiterhin für notwendig." Sonderrechte will der Geschäftsführer des Studentenwerks dem Wohnheim am Nidaforum nicht einräumen: Studenten über 30 Jahre und solche "aus dem FVV-Bereich" sollen dort künftig nur noch "in Einzelfällen" wohnen dürfen. Die Ausländerquote will Frankke-Weltmann auf 30 Prozent "angleichen". Entschieden sei noch nichts - "wir sind noch dabei zu überlegen, was man wollen soll". Erschließt jedoch nicht aus, daß die Verhandlungen mit der FH scheitern könnten. "Wir müssen ja nicht alle Wohnheime in Frankfurt betreiben - das könnte auch ein Trägerverein oder ein freier Träger übernehmen." ind

Kurz notiert

Am Fachbereich Sprachwissenschaften der Universität Hamburg wird ab kommendem Wintersemester ein Studiengang "Medienkultur" eingeführt. Er kann von den Studierenden in Kombination mit anderen Fächern als Nebenfach gewählt werden. Ziel des Studiengangs Medienkultur ist laut Studienordnung, "spezifische Kenntnisse in der historisch-analytischen Beschäftigung mit medienspezifischen Kulturformen, vor allem mit den Massenmedien Film, Hörfunk, Fernsehen, Video und Datenverarbeitung, zu vermitteln". Im Unterschied zu anderen medienwissenschaftlichen Studienmöglichkeiten an der Universität Hamburg werde hier eine Betrachtung von Phänomenen der modernen Massenmedien gesetzt, heißt es in einer Mitteilung der Uni Hamburg.

Eine Karawane zieht durchs Völkerkundemuseum

Kinderprogramm wird nach Ferien fortgesetzt / Spielerisch Interesse an Ausstellungen wecken

SACHSENHAUSEN. "Richtig Gold waschen können wir noch nicht" - da müssen Andrea Roh und Dr. Rudolf Gerharz noch viel üben. Eigentlich ist das auch nicht ihr Ziel. Vielmehr wollen die beiden freien Mitarbeiter Kindern im Alter von sieben bis zwölf Jahren den Museumsbesuch schmackhaft machen. In den Sommerferien bietet das Völkerkundemuseum mittwochs eine "Schatzsuche" an: im Haus und im Park. Zwei aktuelle Ausstellungen werden in das abenteuerliche Versteckspiel miteinbezogen: "Fremdes Geld" und "Gold aus Mali".

Wie kann man Kindern eine Ausstellung erklären, ohne daß sie von den Informationen erschlagen werden? "Wissenschaftlich darf man an das Problem nicht herangehen", stellte Rudolf Gerharz fest. Die Hemmschwellen müßten abgebaut werden, sagte Andrea Roh. Und das gelingt am besten durch Spiele.

Mit einem "Mini-Etat" von 150 Mark kauften die beiden Mitarbeiter das nötige Material ein, um in Afrika auf Goldsuche zu gehen: Siebe und Plastikeimer, bunte Tücher, Perlenketten. Nuggets gibt es auch: klein und golden, "schöne Imitationen aus Blei" (Gerharz). Den Kindern reichen die spärlichen Untensilien, um ihre Phantasie in Schwung zu bringen. Für zwei Stunden werden sie zu Goldsuchern, Karawanentreibern, Händlern oder Kamelen. Dann ziehen sie als Karawane durchs Museum, waschen Gold und lauschen Erzählungen aus fremden Ländern.

"Wir wollen die Kinder zunächst mit dem Material Gold vertraut machen", erklärte Rudolf Gerharz das pädagogische Konzept. Wie Gold entsteht, wie es abgebaut wird und welchen Wert es hat - alle diese Fragen werden im Laufe der "Schatzsuche" beantwortet. Die Kinder dürfen die falschen Nuggets drehen, wenden und wiegen. Exponate werden ihnen erklärt, ein bißchen afrikanische Geschichte vermittelt.

Doch nicht immer gelingt es den beiden Museumsführern, die Kinderschar mit abenteuerlichen Erzählungen zu fesseln. "So einiges ist schon in die Hose gegangen", zog Gerharz Bilanz. Kinder seien eben unberechenbar, die Gruppen sehr verschieden gewesen. "Da muß man flexibel sein", sagte Andrea Roh.

Am Ende der Sommerferien wird der Probelauf gemeinsam mit der Museumspädagogin Dr. Gerda Kroeber-Wolf ausgewertet. Denn schon jetzt steht fest: "Das Kinderprogramm im Völkerkundemuseum wird auch nach den Ferien fortgesetzt", sagte Gerharz.

Nächste und vorläufig letzte "Schatzsuche" ist am Mittwoch, 29. Juli, 11 und 15 Uhr. Anmeldungen unter Telefonnummer 21 23 59 13. tin

Jugendliche finden's "unheimlich toll" Eckenheimer Treff wurde vor vier Monaten eröffnet / Mitarbeiter-Bilanz positiv

ECKENHEIM. Die Wände haben inzwischen den einen oder anderen Fleck abbekommen, das grüne Billardtuch ist aufgerissen. Der Geruch von Hamburgern und Zigaretten liegt in der Luft, aus den turmhohen Lautsprechern tönt Techno und Rap - dazwischen flätzen sich Jugendliche an Chromtischen. Noch keine vier Monate ist es her, daß das "Café Skyline" seine Pforten öffnete - und inzwischen ist der Jugendtreff in Eckenheim bekannt.

"Sehr positiv" sieht die Bilanz aus, die Werner Krone und Thomas Hesse in diesen Tagen ziehen können. Schon kurz nach der Eröffnung am 2. April konnten die beiden Pädagogen Abend für Abend 60 bis 70 Jugendliche in den Räumen an der Sigmund-Freud-Straße zählen. Jetzt sind Ferien, und trotzdem schauen jede Woche etliche Halbwüchsige vorbei - "besser", sagt der Sozialpädagoge Werner Krone, "könnte es nicht laufen".

Den reibungslosen Start hat das neue Jugendbüro nicht nur den beiden Betreuern, sondern auch dem Engagement der 15- bis 18jährigen zu verdanken. Die führen das "Café Skyline" - Herzstück des Jugendtreffs - inzwischen "fast selbständig". Lediglich bei der "Menüauswahl" reden Krone und Hesse noch ein Wörtchen mit, meist jedoch ohne Erfolg: "Hamburger, Pizza und Pommes" setzen sich immer wieder durch.

"Unheimlich toll" sieht es auch in den anderen Bereichen aus: Zwei Fitneßgruppen schwitzen regelmäßig im Keller des Jugendbüros, die hauseigene Band hat zwar noch immer keinen Namen, dafür aber bereits den ersten Auftritt im Jugendhaus Bornheim hinter sich. Die Videogruppe schreckt mittlerweile vor nichts mehr zurück, der bisherige Höhepunkt der Filmarbeit: Eine Persiflage auf den "Levis"-Werbespot im Billardsalon.

Auch ihre Idee, monatlich thematische Schwerpunkte zu setzen, konnten Krone und Hesse verwirklichen: Nach "Beruf" und "Freizeit" rückten "Aids und Sexualität" in den Mittelpunkt. Fachleute aus Ämtern, Vereinen und anderen Institutionen standen den Jugendlichen aus Ekkenheim, Preungesheim und vom Frankfurter Berg Rede und Antwort. Das Thema erwies sich als so interessant für die Jungen und Mädchen, daß es im August erneut auf der Tagesordnung stehen wird. Der "Beratungsansatz" hat sich nach Ansicht von Werner Krone ebenfalls hervorragend bewährt: In dem kleinen, gemütlichen Raum neben dem Café werden permanent Einzelprobleme besprochen. Die Bandbreite reicht von "Wie krieg ich den Frankfurt-Paß?" bis "Kommst du mit zum Gericht?". Dank der Hilfe aus dem Jugendbüro konnten einige Jugendliche den Schulabschluß nachholen oder eine Lehrstelle finden.

Bei allem Grund zur Freude gibt es in dem neuen Treffpunkt aber nach wie vor ein entscheidendes Problem: Die dritte Planstelle ist bis heute nicht besetzt worden. Händeringend suchen Krone und Hesse nach einer Betreuerin, die sich gerade auf Mädchenarbeit spezialisieren soll - derzeit wird der Job notgedrungen von zwei Honorarkräften erledigt.

Die Zahl der Überstunden nimmt bei Krone und Hesse unterdessen immer mehr zu, die Fülle der Angebote läßt ihnen keine andere Wahl. Aber auch das Problem, da ist sich Werner Krone sicher, müßte sich über kurz oder lang lösen doch lassen. ind

Main-Piraten blasen zum Angriff Abenteuerspielplatz: Ferienspiele im Park und auf dem Main

SACHSENHAUSEN. "Alles klar machen zum Entern!" Mit verblüffender Regelmäßgikeit wird Frankfurt nun schon seit mehreren Tagen zum Raubobjekt kleiner Piraten. Mit ihrem Fährboot tukkern sie den Main hoch und runter. Alle in Schwimmwesten gepackt, die einen mit, die anderen ohne tatkräftige Unterstützung ihrer Eltern. Bisher konnte ihnen noch nicht das Handwerk gelegt werden. Die "Piraten auf dem Main" blasen weiterhin zum Angriff.

Als Bootsausflug getarnt laden die Mitarbeiter des Abenteuerspielplatz Riederwald unregelmäßig zur Fahrt aufs Fährboot ein. "Man muß sich durchfragen", sagte Spielmobilleiter Eberhard Roth, denn die Tage der Piraterei auf dem Main werden geheimgehalten. Täglich zwischen 11 und 12 Uhr ist Treffen an der Piratensammelstelle, auf der Wiese hinter dem Völkerkundemuseum. Wenn der "Seegang" ungünstig ist, vergnügen sich die kleinen Räuber auf dem Festland.

Das Spielmobil hat im Museumspark Spielsachen deponiert. Es gibt Lagerfeuer und eine Hüttenbauaktion. Wer den ganzen Tag verbringen will, kann sich Essen mitbringen. Während der Sommerferien betreuen die Pädagogen des Abenteuerspielplatzes Riederwald (montags bis freitags von 11 bis 18 Uhr) die Kinder, die auch spontan an der "Schatzsuche" im Völkerkundemuseum teilnehmen können. tin

Sein Zauberwort ist Geschwindigkeit Martin Zabel, Westend-Stadtteilberater: "Noch nicht Hopfen und Malz verloren"

WESTEND. Das Westend hat wieder einen Stadtteil-Berater: Ende April hat Martin Zabel seine Arbeit aufgenommen. Einmal pro Woche, jeweils dienstags zwischen 15 und 18 Uhr, hält er im Bürgertreff Westend in der Ulmenstraße 20 seine Sprechstunden: Dann können ihn Bewohner des Stadtteils zu allen Dingen, die mit Bau und Planung zu tun haben, befragen. Dabei liegt der Schwerpunkt nach wie vor bei den Fällen von Wohnraumzweckentfremdung. Zabel versteht sich als "Schaltstelle", als Bindeglied zwischen Bürger und Verwaltung: "Mein Ziel ist, auf möglichst kurzem Wege tätig zu werden, damit dringliche Probleme auch schnell gelöst werden können."

Seit seinem Amtsantritt wurde Martin Zabel immer wieder mit der Frage konfrontiert, wozu das Westend jetzt noch einen Stadtteil-Berater brauche, da inzwischen doch alles "gelaufen" sei: Die Büros hätten schon vor Jahren ihren Siegeszug angetreten und sich im Westend eingenistet, die Mietpreise hätten die Schmerzgrenze längst überschritten. Der Druck nach weiteren Gewerbeflächen verlagere sich allmählich in andere Stadtteile, was sich vor allem im Gallus zunehmend bemerkbar mache.

Diesen Beobachtungen stimmt Martin Zabel nur teilweise zu. Er hat sich freiwillig für die Stelle gemeldet, findet die Aufgabe "schwierig, aber reizvoll". Seiner Meinung nach ist im Westend noch nicht "Hopfen und Malz verloren". Er setzt seine Hoffnungen vor allem auf die rechtlichen Möglichkeiten, die die Erhaltungssatzung der Stadt in die Hand gibt. Seit 1989 gibt es für das Viertel diese Satzung, die die städtebaulichen Eigenarten und die Struktur der Wohnbevölkerung erhalten soll - sozusagen ein Milieuschutz. Die Satzung liegt sämtlichen Genehmigungsverfahren der Bauaufsicht zugrunde, "damit läßt sich einiges machen", erläuterte der Stadtteil-Berater.

Zabel selbst ist fest in die Verwaltung eingebunden. Er hat jahrelang in der Abteilung Stadterneuerung gearbeitet und hat Erfahrungen mit Bebauungsplanverfahren. Inzwischen hat er sein Büro im neunten Stock des Technischen Rathauses und ist dort als Sachbearbeiter im Planungsamt, Bezirk Westend, tätig. Er beurteilt Bau-Anfragen aus dem Westend und sämtliche Fälle von Zweckentfremdung landen automatisch auf seinem Schreibtisch. Eine "ideale Voraussetzung" für seine neue Aufgabe als Stadtteil-Berater, findet er. Denn gerade im Bereich Bau und Planung gebe es in den Ämtern die "klassische Trennung zwischen Entwurf und Vollzug". Und wenn ein Fall von Behörde zu Behörde wandern muß, gehe oft zuviel Information verloren, kritisiert er. Hier will Zabel neue Wege einschlagen: Abgegrenzt für ein Gebiet - eben das Westend - will er diese Trennung aufheben und "an allen Fäden gleichzeitig ziehen".

Geschwindigkeit heißt das Zauberwort des Stadtteil-Beraters. Im Prinzip, sagt er, kümmert er sich um dieselben Aufgaben, für die sich sonst die Aktionsgemeinschaft Westend (AGW) eingesetzt hat - "aber ich kann schneller die richtigen Stellen ansprechen". Deshalb sieht er den kommenden Verfahren zur Wohnraumzweckentfremdung "durchaus optimistisch" entgegen.

Die Sprechstunden von Martin Zabel sind dienstags von 15 bis 18 Uhr im Bürgertreff Westend (Clubraum 7), Ulmenstraße 20. Darüberhinaus ist er im Technischen Rathaus (Zimmer 942), Braubachstraße 15, montags und donnerstags von 8 bis 12 Uhr, sowie telefonisch unter der Nummer 2 12-4 04 95, zu erreichen. rea

Asbest stoppt Bauarbeiten Bornheimer Volksbank-Areal seit Kriegsende verseucht

BORNHEIM. Büros und Wohnungen möchte die Frankfurter Volksbank zwischen Heidestraße und Berger Straße bauen: Die Baulücke gegenüber dem Straßenbahndepot in der Heidestraße soll geschlossen werden, um das Grundstück hinter der Bornheimer Filiale in der Berger Straße 207 - 209 wirtschaftlich zu nutzen. Bis zu 20 Millionen Mark will die Bank nach Auskunft ihres Generalbevollmächtigten Theodor Kamp investieren. Allerdings steht noch ein großes Fragezeichen hinter den Plänen: Denn das Areal ist mit großer Wahrscheinlichkeit mit Asbest verseucht. Bis 1944 stand hier die bei einem Bombenangriff zerstörte Frankfurter Asbestfabrik.

Hinter der Volksbank-Filiale befinden sich auch Garagen und eine inzwischen geschlossene Tankstelle. Zur Zeit wird dort der Boden untersucht. Die Analyse soll zeigen, wie stark das Grundstück belastet ist. Gleichzeitig wird die von der Volksbank beauftragte Firma ein Sanierungskonzept vorlegen.

Das Umweltamt und die Bauaufsichtsbehörde begleiten die inzwischen 200 000 Mark teuren Untersuchungen. Denn schon im vergangenen Jahr hatte die Anwohnerin Martina Henninger die städtischen Ämter alarmiert, nachdem sie von der Asbestfabrik erfahren hatte. Sie befürchtete, daß bei den Abriß- und Aushubarbeiten krebserregender Asbeststaub freigesetzt werden könnte. Stichproben ergaben damals erste Hinweise auf eine Verseuchung mit den gefährlichen Mineralfasern, aber auch mit Schwermetallen und Benzol - Rückstände der bis 1991 dort betriebenen Tankstelle. Die Volksbank zog darauf hin einen Bauantrag für eine Erweiterung ihrer Filiale zurück.

"Die Bank hat ein Interesse zu sanieren", versicherte Theodor Kamp. Er erwartet bis Ende September ein schlüssiges Sanierungskonzept, mit dem sichergestellt wird, daß die Nachbarn bei Entsorgung und Neubau nicht gefährdet werden. Sowohl das Umweltamt als auch die städtische Bauaufsicht teilten auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau mit, daß ein Entwurf für das Konzept derzeit zur Ab- stimmung vorliege. "Es ist allerdings noch nicht flüssig", sagte Dieter Hasselbach von der Bauaufsicht. Aber die Volksbank habe sich bisher sehr kooperativ gezeigt, so daß mit einer sicheren Entsorgung gerechnet werden könne. "Und so lange der Boden asphaltiert ist, besteht keine Gefahr für die Anwohner."

Auch der Bankmanager zeigt sich optimistisch: "Vielleicht müssen wir die Pläne noch verändern - aber wir werden bauen." Rund 2000 Quadratmeter für Büros, verteilt auf vier Stockwerke, sollen an der Heidestraße entstehen. Wohnraum in der gleichen Größenordnung ist im Innenhof geplant, dazu eine Tiefgarage und jede Menge Pflanzen drum herum - "ein grünes Idyll sozusagen", meinte Theodor Kamp (siehe nebenstehenden Kasten). big

Frankfurter Asbestfabrik 1886 entstand die heutige "Altlast"

BORNHEIM. Rein zufällig erfuhr Martina Henninger von der Frankfurter Asbestfabrik. Eine Nachbarin erzählte ihr von der im Krieg zerstörten Fabrik zwischen Heide- und Berger Straße. Sie habe als kleines Kind die Bombardierung in einem Keller in der Saalburgstraße überlebt und nach Kriegsende auf dem Trümmergrundstück gespielt, erzählte die Nachbarin.

Frau Henninger recherchierte nach. Das Institut für Stadtgeschichte teilte ihr mit, daß ein Louis Wertheim im Adreßbuch von 1886 als Inhaber einer "Fabrik von Asbest und Seifendichtungsmaterial für den Dampfkesselbetrieb" stand. Der Betrieb befand sich seit 1870 in der Berger Straße 207 und 209. Und die erste europäische Asbestherstellung außerhalb Englands war sehr erfolgreich. Aus kleinsten Anfängen heraus entwickelte sich eine der führenden Fabriken des Kontinents.

Im Jahr 1898 kaufte Wertheim ein Grundstück in Niederrad und firmierte nun unter "Frankfurter Asbestfabrik". In Bornheim wurden bis zur Bombardierung weiterhin textile Asbestprodukte hergestellt. Auf dem Nachbargrundstück Heidestraße 146 b waren im Krieg Löschwasserbecken angelegt worden. Das gesamte Areal wurde später eingeebnet - mitsamt dem Bauschutt und den krebserregenden Asbestrückständen. big

Piraten erobern den Main Spielschiff "Roter Falke" bietet Platz für 15 Kinder

FRANKFURT A. M. Ahoi, die Flußpiraten kommen! Die Totenkopfflagge knattert im Wind, daneben flattern bunte Wimpel. An Bord winken zehn fröhliche Piraten, ein schwarzes Tuch in Freibeutermanier um den Kopf gebunden und eingepackt in dicke Schwimmwesten. Stolz zerschneidet der "Rote Falke" die Wellen des Mains, als Kapitän Eberhard Roth Richtung Ufer steuert. Ein gekonntes Anlegemanöver, Leinen fest - geschafft, die Jungfernfahrt des Spielschiffes vom Verein Abenteuerspielplatz Riederwald ist beendet. Die Piraten, vier- bis zehnjährige Jungen und Mädchen, haben wieder festen Boden unter den Füßen.

Nach den Spielmobilen, die überall dorthin rollen, wo es zuwenige Spielplätze für Kinder gibt, nun ein Spielschiff. "Der Gedanke liegt eigentlich nahe", erklärte Betreuer Roth: "Der Main fließt mitten durch die Stadt, aber die Kinder können ihn nicht erfahren, höchstens mal mit dem Tretboot." Mit dem "Roten Falken" können Frankfurter Kinder nun über die Mainwellen reiten, um Fluß und Stadt zu erkunden. "Die Kids waren ganz aufgeregt, als sie merkten, daß es auch auf dem Main richtige Wellen gibt und es ganz schön schaukelt, wenn man quer liegt", berichtete Roth von den ersten Erfahrungen von Kindern und Betreuern.

Zwölf Meter lang und knapp drei Meter breit ist das dieselgetriebene Flußboot. Gebaut als Personenfähre für die Fahrt zwischen Fechenheim und Offenbach war das Schiff später als Forschungsfahrzeug der Senckenberggesellschaft im Dienst. Nachdem es dort ausgemustert worden war, gehörte es erst einem Privatmann, schließlich kaufte der Abenteuerspielplatz das Boot für 10 000 Mark. Ebensoviel war für die gründliche Überholung des "Roten Falken" fällig.

15 Kinder mit zwei Betreuern passen ins Boot. "Aber ohne Schwimmweste kommt kein Kind an Bord", versicherte "Käpt'n" Roth. Das Spielschiff soll als zusätzliches Angebot immer dort festmachen, wo auch das Spielmobil gerade steht: In Fechenheim. Dort macht das Spielmobil von Montag, 27. Juli, bis Freitag, 31. Juli, auf dem Burglehen Station. Von montags bis donnerstags, jeweils zwischen 13 und 18 Uhr, sind Ausflüge mit dem Spielschiff geplant. Dazu gehören nicht nur Rundfahrten, sondern auch Gewässeruntersuchungen. Die Biologiestudentin Annette Kiehl will zusammen mit Kindern herausfinden, was alles im Main schwimmt.

Bei der Jungfernfahrt war es jedoch vor allem das Schiff selbst, das die Kinder begeisterte. Sofort hatten sie das Boot erobert, wie sich das für richtige Piraten gehört. "Käpt'n" Roth mußte erklären: wie das Ruder funktioniert oder die beiden Gashebel. Jungen und Mädchen rannten durch die Kajüte oder kletterten übers Deck. Isabella (vier Jahre) und Sabrina (acht Jahre) hatten aber bald ihren Lieblingsplatz entdeckt: vorne am Bug, wo es besonders schön schaukelt und manchmal Wasser über die Reling spritzt. "Das ist viel schöner als mit dem Tretboot", lachte Sabrina. big

Hier fühlen sie sich "heimisch" CDU-Frauengruppe trifft sich regelmäßig im Haus Dornbusch

DORNBUSCH. Eigentlich sei es schwer, sich in einer großen Partei wirklich "heimisch" zu fühlen, sagt Gisela Zalewski. Sie leitet die Frauengruppe der CDU, die sich einmal im Monat im Café des "Haus Dornbusch" trifft. In dieser Gruppe jedoch, sagt sie, gebe es die familiäre Atmosphäre noch.

Darum nimmt sich der Kreis auch nur dann ein festes Thema vor, wenn ein Gastredner eingeladen ist und einen Vortrag hält. "Sonst reden wir über alle möglichen politischen Themen", erklärt Frau Zalewski: "Über alles, was uns interessiert." Schließlich seien die 30 Damen, die regelmäßig zu den Treffen kommen, "politisch sehr beschlagen" und "gut informiert".

So beschäftigt auch die Kommunalpolitik die engagierten Frauen, die aus verschiedenen Stadtteilen kommen. Ein wichtiges Thema ist die Verkehrsberuhigung. So werde es den Autofahrern in der Stadt so schwer gemacht. Die Unsicherheit in U- und S-Bahnen, in der Innenstadt und am Bahnhof macht den Frauen zwischen 50 und 85 Jahren zu schaffen. "Viele ältere Menschen trauen sich ja nicht mehr auf die Zeil", macht Frau Zalewski deutlich.

Gelegentlich organisiert der Kreis auch Ausflüge und Besichtigungen: Demnächst soll es in die BASF-Fabrik gehen, eine Fahrt nach Hofheim steht an. Im September wird die Gruppe wie jedes Jahr einen Flohmarkt vor dem "Haus Dornbusch" organisieren. Geschirr, Kleidung, Bücher - alles, was über das Jahr hinweg gespendet wird, bietet der Frauenkreis zum Verkauf an. Der Erlös geht auch diesmal an den Verband "Weißer Ring".

Weitere Informationen gibt Gisela Zalewski, Telefon 47 38 08. sen

Wohin mit dem Bolzplatz? Ortsbeirat 7 bemängelt Pläne für Niddatal-Spielplatz

HAUSEN. Die Frage ist nicht ob, sondern wo die Kinder und Jugendlichen aus dem Stadtteil Hausen auf dem künftigen Spielplatzgelände "Am Niddatal" Fußball spielen werden. Für den etwa 800 000 Mark teuren Umbau des Geländes zwischen der Nidda und der Willi-BrundertSiedlung liegen die Pläne vor, nach denen der Bolzplatz vom Rand des Spielgeländes, wo er sich heute befindet, in die Mitte verlegt werden soll.

Ganz anders sieht es eine Mehrheit des Ortsbeirats 7 (Hausen, Industriehof, Praunheim, Rödelheim, Westhausen), die in diesem Fall aus SPD, CDU und FDP besteht und die gegen die Verlegung des Fußballfeldes ist. "Die Verletzungsgefahr, die von dem Bolzplatz an neuer Stelle ausgehen würde, ist zu groß. Ansonsten stimmen wir dem Umbau zu", erläuterte Horst Hofmeister, Fraktionsvorsitzender der SPD, die Position seiner Partei.

Als einzige Partei im Ortsbeirat 7 unterstützen die Grünen die Umbaupläne ohne Vorbehalte. "Der neue Bolzplatz wird zwar in der Mitte liegen, aber die Verletzungsgefahr ist durch die Entfernung zu den anderen Spielgeräten praktisch nicht vorhanden", erklärte Peter Gärtner, Fraktionsvorsitzender der Grünen, und fügte hinzu: "Ansonsten ist die naturnahe Gestaltung hervorzuheben."

"Auf dem 30 000 Quadratmeter großen Gelände in der Nähe der Nidda soll nach den Plänen der Hannoveraner Garten- und Landschaftsarchitektinnen Christine Früh und Dörthe Büttner eine Art Spielpark entstehen", erläuterte Thomas Maertens, städtischer Landschaftsplaner beim Garten- und Friedhofsamt. Im Frühjahr des vergangenen Jahres hatte die Stadt einen Architektenwettbewerb ausgeschrieben, den die beiden Planerinnen aus Hannover für sich entscheiden konnten.

Deren Entwurf sieht vor, mehr "aktive" Spielgeräte aufzustellen und Kies, Sand und Holz zum Spielen und Bauen anzubieten. Für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren sind Rutschbahnen, Kletterfelsen und eine Seilbahn vorgesehen, die sich auf einem durch Hecken abgegrenzten Gebiet befinden werden. Jugendliche können sich zukünftig auf dem Gelände für BMX-Fahrräder vergnügen oder dem runden Leder auf der Bolzwiese hinterherjagen. Denn: Aus dem derzeitigen Aschenplatz wird ein Rasenplatz, dessen Boden nach den Worten von Thomas Maertens "besonders belastbar" angelegt werden soll.

Der Umbau ist für das kommende Frühjahr geplant. "Bis dahin bleibt noch Zeit, etwaige Fragen zu klären und auf die Ablehnung des Ortsbeirats 7 einzugehen", kommentierte Landschaftsplaner Maertens. Nach seinen Angaben wird im September Umweltdezernent Tom Koenigs die Umbaupläne mit den Stadtteil- Politikern diskutieren. ara

Ohne Haushaltsfallen: ein Haus für Blinde Arbeiterwohlfahrt baut 44 Appartements

GUTLEUT. Seit 1986 wollen sich Blinde und stark Sehbehinderte in Frankfurt einen eigenen Altersruhesitz bauen. Jetzt scheint die örtliche Bezirksgruppe des Blindenbunds in Hessen am Ziel zu sein: letzte Woche wurde der Bauantrag für das Appartementhaus gestellt. Das Gelände für das blindengerechte Haus steht schon seit langem fest. Die 44 Appartements, zwölf Zwei-Personen- und 32 Ein-Personen-Wohnungen, werden auf dem ehemaligen Joest-Gelände im Gutleutviertel errichtet.

Das Grundstück zwischen der Werner- von-Siemens-Schule und dem Johanna- Kirchner-Haus (Gutleutstraße 319) "liegt schon seit Jahren brach", sagte Esther Weitzel-Polzer. Ursprünglich sei die Berufsschule in drei Bauabschnitten, von denen aber nur zwei verwirklicht wurden, geplant gewesen, erklärte die Geschäftsführerin der Arbeiterwohlfahrt (AW) und Johanna-Kirchner-Stiftung. "Um das Grundstück haben sich so einige Bewerber bemüht", wußte Werner Fries, Vorsitzender der Blinden-Bezirksgruppe.

Häufiger Dezernentenwechsel und Unverständnis für das Konzept verzögerte den Bau der Blinden-Appartements erheblich. "Bundesweit gibt es keine vergleichbare Einrichtung", erklärte Werner Fries. Und so mußten die Engagierten zunächst gegen das Vorurteil ankämpfen, mit dem Wohnhaus würde ein Getto für Blinde geschaffen und sehbehinderte Menschen würden aus dem öffentlichen Leben ausgeschlossen.

Fries: "Das Gegenteil ist der Fall." Gerade die geforderte Integration werde oft gestört, weil in den üblichen Alten- und Pflegeheimen nicht angemessen auf Wünsche und Forderungen der Blinden eingegangen werden könne. In Frankfurt leben 120 Blinde und stark Sehbehinderte in 45 Heimen. "Häufig werden blinde Alte mit altersverwirrten Menschen in Zimmern zusammengelegt", erklärte Ester Weitzel-Polzer. Blinde seien jedoch oft bis ins hohe Alter geistig wie körperlich sehr rüstig und kämen nur in ein Heim, weil sie auf fremde Hilfe angewiesen seien. Was ältere blinde Menschen brauchen, "ist ein schützender Raum", sagte Werner Fries.

Da der Blindenbund zwar die Idee, aber nicht das Geld zur Verwirklichung hatte, suchte er einen Trägerverein. 1988 übernahm die Frankfurter Arbeiterwohlfahrt diese Funktion und engagierte einen Architekten. "Wir wollten ein Konzept vom grünen Tisch vermeiden", sagte Werner Fries. So beteiligten sich Vereinsmitglieder des Blindenbundes aktiv an der Erstellung der Baupläne, Erfahrungen der Blinden flossen so in das Projekt ein. So liegt keine Wohnung im Norden, "denn gerade sehbehinderte Menschen sind besonders licht- und wärmeempfindlich", erklärte Weitzel-Polzer. Übliche Haushaltsfallen werden vermieden: so sollen alle Küchentüren und Fenster zum Schieben sein, in jedem Stockwerk werden unterschiedliche Bodenbeläge ausgelegt, Handläufe an den Wänden angebracht, breitere Türen und zahlreiche taktile sowie akustische Hilfsmittel eingebaut. "Gewünscht ist ein klarer und eindeutig strukturierter Bau", ergänzte die AW-Geschäftsführerin.

"In diesem Haus wird die Infrastruktur für blinde Menschen stimmen", so Fries. Das Konzept des Blindenbundes sieht eine Art soziales Zentrum vor. Schwere und leichte Pflegefälle sollen dort ebenso unterkommen wie Blinde, die sich selbst versorgen können. "Explizit wird es keine Altersgrenze geben", sagte Weitzel-Polzer. Denn je nach persönlicher Situation soll entschieden werden, wer ein Appartement mieten kann. Die Anbindung an das Johanna-Kirchner-Heim bleibt flexibel: wer will, kann dort Essen gehen oder seine Wäsche waschen lassen - gegen entsprechende Bezahlung.

Zehn Millionen Mark wird der Neubau kosten. Großzügige finanzielle Unterstützung erhofft sich Weitzel-Polzer von der Stadt im Rahmen des "Frankfurter Wohnungsbauprogramms". Sicherlich nicht finanziert "wird der geplante Gemeinschaftsraum", vermutet die AW-Geschäftsführerin. So ist der Trägerverein auf Spenden angewiesen, denn auf den Gemeinschaftsraum will man nicht ver- Fortsetzung auf Seite 7

In den Titus Thermen Disco-Tänze im Badeanzug

NORDWESTSTADT. "Mein Süßer wird am Samstag mit mir tanzen gehn" - und zwar ins Schwimmbad. So könnte - in Abwandlung eines berühmten Schlagers - das neue Motto für die Freizeitgestaltung im Nordwesten der Stadt Frankfurt lauten.

Zum dritten Mal gab es jetzt in den vor kurzem eröffneten Titus Thermen eine Disconacht mit dem HR 3-Moderator Heinz Günther Heygen. Unterhalb einer Brüstung hatte er seine Musik-Anlage aufgebaut und legte drei Stunden lang flott und sehr vergnügt alte und neue Scheiben auf.

Die Reihe "Summertime in den Titus Thermen", finanziert durch Stadion GmbH und die städtische Saalbau GmbH, ist als Freizeitprogramm für die Daheimgebliebenen gedacht. Angesprochen werden sollten aber vor allem die Jugendlichen.

Doch die trauten sich nicht so recht auf die Tanzfläche; lieber turnten sie am Beckenrand herum oder saßen in der Snack-Bar bei Fisch und Chips (ganz wie die Engländer) und einer Cola.

Ganz anders die Älteren: Ein Ehepaar - er in schmucken Bermudas, sie im blauen Badeanzug - swingte über die weißen Kacheln zu Chubby Checkers "Let's twist again" und den souligen Melodien des berühmten Barry White.

Andere Schwimmbad-Besucher ließen sich durch die dröhnende Musik nicht beirren und zogen gleichmäßig ihre Bahnen im Schwimmbecken, gemäß dem Motto "Training ist alles".

Der Rundfunk-Moderator animierte zwar stetig zum Mitmachen und forderte die Besucher auf, ihren persönlichen Plattenwunsch zu äußern: Das Publikum aber gab sich mehr der Beschaulichkeit hin, schaute versonnen in das blaurot leuchtende Wasserspiel und schleckte lieber ein kühles Eis am Stiel.

Die geruhsame Unterhaltung stand an diesem Abend in den Titus Thermen eindeutig im Vordergrund: Wenn da nicht die älteren Thermen-Besucher wie bei "Baby come back" von den "Equals" getanzt hätten - die Tanzfläche wäre glatt leer geblieben.

Großen Spaß an der Disco-Nacht hatten wohl aber dennoch alle Besucher. jot

Die Junkies drängen in Wohngebiete Anwohner fühlen sich bedroht / Kritik an der Vertreibung aus der Taunusanlage

BAHNHOF. Münchner Straße. Eine Frau fährt mit dem Kinderwagen an einem Einkaufsmarkt vorüber. Davor stehen Dealer und Junkies; sie streiten sich. Plötzlich fliegt ein Heroinbesteck knapp am Wagen vorbei auf den Asphalt. Was wäre gewesen, wenn es das zweijährige Kind getroffen hätte? Wütend spricht die Mutter einen vorbeikommenden Polizisten an. Der jedoch weist sie darauf hin, sie könne ja einen anderen Weg nach Hause einschlagen.

Die Mutter ist verängstigt und wütend. Und sie hat auch gleich die Schuldigen für diesen Vorfall ausgemacht. "Die Vertreibungsaktionen der Polizei führen dazu, daß die Junkies in die Wohngebiete gedrängt werden. Ich wohne seit zehn Jahren im Bahnhofsviertel und fühle mich hier wohl. Aber jetzt fürchte ich, daß ein normales Leben, vor allem für Kinder, nicht mehr möglich ist", beklagt sich Kirsten W. Sie habe nichts gegen die Drogensüchtigen, aber die Gefährdung könne sie nicht mehr hinnehmen. "Das Viertel wird zur sozialen Müllhalde".

Im Juni begannen Polizeibeamte damit, die Drogensüchtigen aus der Taunusanlage zu vertreiben. Hintergrund ist der Plan von Stadtregierung und Polizei, die Szene zu zerschlagen. Vor allem auswärtige Junkies sollen durch diese Aktionen davon abgehalten werden, nach Frankfurt zu kommen.

Gleichzeitig haben Magistrat und Drogenreferat ein Hilfsprogramm für einheimische Süchtige in Bewegung gesetzt, um die Lage zu entschärfen und den Drogenabhängigen zu helfen. In drei Krisenzentren und einer Ambulanz in der Friedberger Anlage sollen sie Methadon erhalten und medizinisch versorgt werden.

Gerd Fürst, stellvertretender Amtsleiter im Drogenreferat, hat Verständnis für die Sorgen der Mutter: "Aber es ist mit einem enormen Aufwand verbunden, die Hilfsangebote bereitzustellen. Wir müssen Gebäude anmieten, Personal anstellen und das Hilfsprogramm finanzieren. Wir bemühen uns nach Kräften, aber können nicht vermeiden, daß Drogensüchtige in Wohngebieten auftauchen." Die Polizei hat, so Fürst, dem Drogenreferat versichert, daß sie genügend Kräfte hat, um die Situation in den Wohngebieten unter Kontrolle zu halten.

Eugen Stendebach, Leiter des 4. Polizeireviers am Wiesenhüttenplatz, bestätigt diese Einschätzung. "Unsere Leute sind ständig im Einsatz, um die Sicherheit der Bürger zu gewährleisten. Aber ganz ausschließen kann man solche Vorfälle nicht."

Er hat sich bei Kirsten W. für die Reaktion des Polizisten entschuldigt, wirbt aber gleichzeitig um Verständnis für die Beamten. "Die Lage ist angespannt, die Beamten sind einer großen Belastung ausgesetzt, da kann das mal passieren." Die Situation in der Taunusanlage habe die Polizei zum Eingreifen gezwungen, erklärt Stendebach. Die Szene wachse bedrohlich an, und bald könne man nichts mehr unternehmen. Einig ist man sich bei Polizei und Drogenreferat darüber, daß die Polizei die Szene lediglich verlagern kann. Um aber das Problem zu lösen, bedarf es dringend sozial- und gesundheitspolitischer Maßnahmen.

Kirsten W. wird damit leben müssen, daß Junkies in den Wohngebieten auftauchen. Die Vertreibung zieht diesen Effekt nach sich. Gerd Fürst: "Wichtig ist, daß die Bevölkerung akzeptiert, daß in dieser Stadt Drogenabhängige leben. Es hat keinen Zweck, sie zu verleugnen." Das Drogenreferat setzt darauf, daß die anlaufenden Hilfsangebote, insbesondere das Methadonangebot, Wirkung zeigen. jot

Ohne Bezahlung werden künftig Lebensretter fehlen Bei anderen Organisationen gibt es Geld: Bergen-Enkheimer Wache muß Prinzip der Ehrenamtlichkeit aufgeben

BERGEN-ENKHEIM. Der Rettungsdienst wandelt sich immer mehr zu einem professionellen Gewerbe. Das spürt jetzt auch die Rettungswache in Bergen-Enkheim, die zwar laut Statut noch ein gemeinnütziger Verein ist, längst aber vorwiegend mit hauptamtlichen Kräften arbeitet. Grund dafür ist das 1990 ratifizierte und gerade in Kraft getretene hessische Rettungsdienstgesetz. Jede Fahrt wird mit den Krankenkassen abgerechnet, die die Kosten von etwa 350 Mark übernehmen.

Der Gesetzgeber stellt hohe Anforderungen an das Personal. Zwei Jahre dauert die Ausbildung zum Rettungssanitäter. Im zweiten Jahr werden die Azubis zu einer Rettungswache abgeordnet. Der Haken an der Sache: Die künftigen Lebensretter müssen im ersten Jahr Schulgeld bezahlen. Das hat zur Folge, daß die Zahl der Bewerber für diesen Beruf abnimmt. Matthias Füllner, Technischer Leiter der Bergen-Enkheimer Rettungswache, beklagt dies: "Die Krankenkassen sind nach wie vor nicht bereit, eine Ausbildungsvergütung zu bezahlen. Das schreckt viele ab." Druck auf politischer Ebene ist nach seiner Meinung erforderlich, um diesem Zustand abzuhelfen.

Früher war es möglich, neben dem Beruf abendliche Schulungen zu besuchen; die Arbeit wurde vor allem von ehrenamtlichen Mitgliedern des Vereins geleistet. Inzwischen ist es zumindest an Wochenenden schwierig, Rettungssanitäter zu finden. Denn viele überlegen sich, ob sie in Bergen-Enkheim Dienst leisten oder lieber für den "Arbeiter Samariter Bund" oder die "Johanniter Unfallhilfe" fahren. Denn die bezahlen für jeden Einsatz. Geschäftsführer Walter Barthelmes meint dazu: "Wir werden nicht darum herumkommen, ehrenamtliche Mitarbeiter künftig als Teilzeitbeschäftigte anzustellen und sie zu entlohnen."

Bundesweit fehlen etwa 10 000 Stellen im Rettungsdienst. Die Situation spitzt sich, ähnlich wie in den Pflegeberufen, dramatisch zu. In der Rettungswache Bergen-Enkheim gibt es nach Angaben von Barthelmes bislang - mit Ausnahme des Wochenendes - keine Engpässe. Ein Rettungswagen ist rund um die Uhr im Einsatz, zwei andere fahren von montags bis freitags. Damit leisten die Bergen-Enkheimer fünf Prozent des öffentlichen Rettungsdienstes der Stadt. "Wir sind ein Dienstleistungsunternehmen", erklärt der Technische Leiter.

Doch das Vereinsleben leidet unter der Professionalisierung. Bis auf Jahreshauptversammlung, Weihnachtsfeier und gelegentliche Unternehmungen geschieht nichts mehr. Das sei bis vor drei Jahren anders gewesen, klagt der Geschäftsführer. Die Zahl der Freiwilligen nehme immer weiter ab. So engagieren sich im Florianweg in Bergen-Enkheim nur noch 15 der 40 ehrenamtlichen Helfer: Tendenz weiter fallend.

Immerhin arbeiten acht bis neun Zivildienstleistende in der Rettungswache. Voraussetzung ist für sie ein vierteljährlicher Kurs. Doch auch hier ist der Trend negativ: Wegen der im Vergleich zur Gesamtdienstzeit langwierigen Ausbildung erklären sich immer weniger Kriegsdienstverweigerer dazu bereit.

Viel zu spät habe man mit der kontinuierlichen Jugendarbeit begonnen, übt Barthelmes Selbstkritik. Seit zwei Jahren gibt es eine Gruppe von etwa zehn Jungen und Mädchen, denen ehrenamtliche Helfer theoretisches Wissen vermitteln.

Die Professionalisierung hat zwei Seiten. Zum einen werden die Bürger zwar von qualifizierten Sanitätern gerettet, zum anderen wird es immer schwieriger, ehrenamtliche Helfer zu finden. So ist sich Walter Barthelmes sicher, "daß die Bezahlung kommen wird". jot

Stadt denkt an Umzug Der Betriebshof versperrt Weg in Brentanopark

RÖDELHEIM. Der Betriebshof in Rödelheim soll in mittelfristiger Zukunft verlegt werden. Dies ist der Wunsch von Stadtentwässerungsamt, Stadtplanern und Bürgern.

Zwei Gründe sprechen dafür: Der nach dem Zweiten Weltkrieg gebaute Hof entspricht nicht mehr den räumlichen und sanitären Einrichtungsvorschriften, so sind die Sozialräume für die Mitarbeiter zu klein. Zudem versperrt das Gelände den freien Zugang zum Brentanopark von Alt-Rödelheim aus.

Ortsbeirat 7 und Bürger des Stadtteils schlugen eine Verlegung vor und plädierten für eine Neugestaltung des Geländes. Roland Kammerer, Leiter der Abteilung Betrieb, Kanalisation und Wasserläufe im Stadtentwässerungsamt, hat nichts gegen diesen Plan: "Wir haben uns bereits nach Alternativen umgesehen und favorisieren den "Sonnenhof" in Sossenheim, eine ehemalige Kiesgrube.

Weitere mögliche Standorte liegen in Fechenheim und an der Homburger Landstraße. Probleme bereiten nur die Altlasten auf dem Gelände in Rödelheim. Kammerer: "Die müssen umweltgerecht entsorgt werden."

Die Entscheidung des Magistrats über den Umzug läßt noch auf sich warten. Zudem steht die Stellungnahme des Regierungspräsidenten in Darmstadt aus. Nach Ansicht Kammerers besteht aber kein dringender Handlungsbedarf. Besucher des Brentanoparks müssen lediglich einen Umweg von 50 bis 100 Metern in Kauf nehmen, um dorthin zu gelangen. Und schließlich seien die zwanzig Mitarbeiter des Betriebshofes auch am Rödelheimer Wehr für das Wohl der Bürger zuständig.

Ihre Aufgaben umfassen Flußreinigung, Überwachung der Wasserqualität und naturnaher Rückbau. Wichtigste Aufgabe ist nach Worten Kammerers der Hochwasserschutz. Denn durch die Ansammlung von Müll an Wehren tritt das Wasser leicht über die Ufer und gefährdet Wohnhäuser.

Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis die Bürger über den Wehrsteg in den Brentanopark spazieren können. Die Finanzierung ist noch nicht geklärt, und bei der derzeitigen Sparpolitik des Magistrats bleibt es zweifelhaft, ob gerade in dieses Projekt investiert wird. jot

SPD will Raser bremsen

Schranken an der Hofhausstraße weiterhin umstritten

FRANKFURT-NORDOST. Der Streit um die Schranken im Frankfurter Nordosten ist noch nicht beendet. Der Beschluß des Regierungspräsidenten (RP) in Darmstadt, daß Hofhausstraße und Heiligenstockweg künftig wieder ungehindert befahren werden können, wollen die Preungesheimer Sozialdemokraten nicht tatenlos hinnehmen. "Wir werden abwarten, ob die Entscheidung endgültig ist", kündigte Jörg Stelzer (SPD) gegenüber der Stadtteil-Rundschau an - "und wenn ja, werden wir andere Schritte in die Wege leiten."

Der "Schrankenkrieg" am Frankfurter Stadtrand hatte in den vergangenen Monaten immer weitere Kreise gezogen. Autofahrer aus Berkersheim, Preungesheim, Seckbach und Bad Vilbel, die partout keine Umwege in Kauf nehmen wollten, waren den Sperren mit immer rabiateren Methoden zu Leibe gerückt: Mit Sägen, Hämmern, Klebstoff und Kaugummis schufen sie sich während der "rush-our" ihr eigenes Recht.

Gleichwohl hielt der rot-grüne Magistrat, allen voran die SPD-Dezernenten Hanskarl Protzmann (Bau) und Martin Wentz (Planung), an der Maßnahme fest, um den "Schleichverkehr" aus den Stadtteilen fernzuhalten. Den absurden Streit beendete nun der Regierungspräsident: Die Verkehrsbelastung der Hofhausstraße und des Heiligenstockweges, so verlautete aus Darmstadt, sei nicht groß genug, als daß die Sperrung gerechtfertigt wäre.

Zudem handele es sich bei den Strekken um "Ortsverbindungsstraßen" und nicht um Schleichwege.

Die Entscheidung des RP stößt vor Ort auf ein geteiltes Echo: Während die SPD nach wie vor die Schrankenlösung favorisiert, sehen sich Bürgerinitiativen (BI) aus Berkersheim und Preungesheim ebenso wie die Christdemokraten im Ortsbeirat 10 voll bestätigt. "Der RP hat die Sache so gesehen, wie sie ist", glaubt etwa BI-Sprecher Franz Flügel. Durch die Schranken seien "eine Handvoll" Anwohner entlastet worden, während sich der Verkehr auf der Homburger Landstraße "bis sonstwo gestaut" habe.

Es sei einfach "unbegreiflich", daß "gewachsene Verbindungen" zwischen Stadtteilen gekappt wurden - die Leidtragenden seien "Anwohner und nicht Pendler" gewesen. Die SPD, findet Flügel, sollte daher schleunigst mit ihrem "Geheule" aufhören.

Die Sozialdemokraten denken aber gar nicht daran. Nur durch die Schranken, glaubt Jörg Stelzer, der auch stellvertretender Vorsteher des Ortsbeirats 10 ist, könne Preungesheim wirksam beruhigt werden. In einigen Jahren würden schließlich Preungesheim-Ost und das Kasernengelände am Frankfurter Berg bebaut: "Und dann wird es mit Sicherheit noch mehr Verkehr geben als jetzt."

Die Hofhausstraße und der Heiligenstockweg seien lediglich "besser ausgebaute Feldwege", die von zahlreichen Pendlern genutzt würden. Die Hofhausstraße zwischen Preungesheim und Seckbach, auf der Ende März über 4000 Fahrzeuge gezählt wurden, sei dabei "der eigentliche Knackpunkt", erklärte Stelzer.

Sollte der Regierungspräsident seine Entscheidung nicht zurücknehmen, müsse diese Straße "in anderer Weise beruhigt werden". Wie genau das geschehen soll, weiß derzeit niemand. Eines aber ist für Jörg Stelzer schon jetzt klar: "Es wird in Zukunft erheblich schwieriger werden, da entlang zu rasen." ind

Kanadische "Buam" platteln in Frankfurt

FRANKFURT A. M. Etwa 200 "Deandln und Buam" aus Frankfurt und Kanada werden Ende August im Haus Dornbusch (Eschersheimer Landstraße 248) eine gemeinsame Trachten- und Plattlerprobe bestreiten. Darauf bereiten sich derzeit die Aktiven der Gaugruppe Rhein-Main sowie der Vereine "Almrausch" Bornheim, "Edelweiß" Nied, D'Gamskofler Sachsenhausen, "Enzian" Frankfurt, die aktiven Mitglieder des Trachtenvereins Griesheim und der Bayerischen Vereinigung Frankfurt vor.

Die Kanadier aus der Bundeshauptstadt Ottawa reisen zunächst am Donnerstag, 20. August, nach München und sind dort eine Woche lang Gäste des bayerischen Ministerpräsidenten Max Streibl. Anschließend kommen sie für einige Tage nach Frankfurt.

Verantwortlich als Gastgeber für die insgesamt 35 Kanadier ist der Bornheimer Verein "Almrausch", der ein Besuchsprogramm zusammenstellt. Unter anderem bemüht sich "Almrausch" um einen Empfang im Römer durch die Stadt Frankfurt. dixi

14. Internationale Wandertage Tausende erwartet der Volkssportverein

FRANKFURT A. M. Zum festen Programm in Frankfurt gehören seit 13 Jahren die Internationalen Volkswandertage des Volkssportvereins 1977 Frankfurt. Am Start in der Goldsteiner Carl-von- Weinberg-Schule erwarten die Gastgeber am Wochenende (25./ 26. Juli) tausende Wanderlustige nicht nur aus Hessen.

Der Volkssportverein ist auf den Massenbesuch gut vorbereitet und bietet unter anderem einen Verpflegungs- und Informationsservice. Zwei Strecken stehen zur Auswahl (elf und 20 Kilometer), die fast nur durch den Stadtwald führen und gut ausgeschildert sind, sagt Wanderwart Thomas Ecetersky.

Start (ohne Zeitlimit) vom Hof der Schule aus: Samstag von 7 bis 14 Uhr, Sonntag von 7 bis 13 Uhr (Zielschluß: 17 Uhr). Angeboten wird am Samstag auch eine 11-Kilometer-Abendwanderung von 16 bis 18 Uhr (Zielschluß: 21 Uhr). Startgebühr beträgt zwei Mark je Teilnehmer einschließlich Teeversorgung und Versicherung.

Wird eine Auszeichnung gewünscht, sind von Nachzüglern 8,50 Mark zu entrichten. Zur Erinnerung an eine erfolgreiche Teilnahme wird diesmal der Stoffaufnäher "500 Jahre Amerika" vergeben.

Auskunft über die Volkswanderung geben Wanderwart Thomas Ecetersky (Rufnummer 35 54 46) oder der Zweite Vorsitzende Eric A. Sanders, der unter Telefon 45 09 / 8 60 77 zu erreichen ist. dixi

Als zweite Frau den Kanal bezwungen Schwimmerin Anni Weynell leistete Außergewöhnliches / DLRG pflegt das Grab

FRANKFURT A. M. "Ein ehrendes Andenken an die einst ebenso ungewöhnliche wie vielseitige Sportlerin Anni Weynell zu bewahren, ist für uns Verpflichtung": Horst Maier, Vorsitzender der Frankfurter Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), versprach, die DLRG werde die Dauergrabpflege auf dem Hauptfriedhof übernehmen.

Zunächst wird die DLRG-Ortsgruppe Nieder-Eschbach die letzte Ruhestätte der 1991 im Alter von 87 Jahren Verstorbenen herrichten. Auf Dauer werde sich dann der DLRG-Bezirk Frankfurt um das Grab kümmern, kündigt Maier an. Der Grund: Es gibt keine Angehörigen.

Anni Weynell gehörte der DLRG 66 Jahre an, war Anfang der dreißiger Jahre als ausgebildete Schwimmeisterin in Breslau tätig, bevor sie 1938 als Turn-, Sport- und Schwimmlehrerin in den Dienst der Stadt Frankfurt trat. Unzähligen Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern hat sie das Schwimmen beigebracht und 25 Menschen vor dem Ertrinken gerettet.

Die DLRG-Ortsgruppe Nieder-Eschbach hatte ihr 1977 die Ehrenmitgliedschaft verliehen. Sie war unter anderem seit 1949 auch Mitglied in der Turngemeinde 1860 Bornheim, für die sie bei Deutschen Turnfesten und Meisterschaften Erfolge errang. So in Köln, Hannover, Osnabrück, Hagen und Hamburg. 1955 beteiligte sie sich letztmals für die Turngemeinde Bornheim an einem Wettbewerb: Sie gewann das 30-Kilometer-Stromschwimmen im Main in achteinhalb Stunden, mittlerweile 51jährig.

Mit dieser großartigen Leistung krönte sie damals eine ungewöhnliche sportliche Schwimm-Karriere: Anni Weynell umschwamm im Juli 1927 die Insel Helgoland bei Windstärke 7 in vier Stunden und acht Minuten, durchquerte einen Monat später das "Frische Haff" von Pillau nach Brandenburg als erste Deutsche (rund 23 Kilometer) in neun Stunden und 21 Minuten. Im Breslauer Hallenbad stellte sie im Mai 1928 einen Weltrekord im Dauerschwimmen auf (25 Stunden) und schwamm im gleichen Jahr Rhein-Rekord in 18 Stunden und 30 Minuten (130 Kilometer von St. Goar nach Köln). Im August 1928 startete sie in Calais (Frankreich) beim Kanalschwimmen. Als zweite Deutsche nach der Berlinerin Gertrude Ederle überquerte Anni Weynell 1931 im zweiten Versuch den Ärmelkanal von Cap Grize Nize bei Calais zur englischen Hafenstadt Dover in einer Rekordzeit von dreizehn Stunden und drei Minuten. 1938 schwamm die Gerarer Ärztin Dr. Poma Wendl die gleiche Strecke, erst 37 Jahre später zog es wieder eine Deutsche an den Kanal: Angela Hofmann vom Schwimm-Sport-Club "Sparta" Frankfurt. Ihr Versuch scheiterte jedoch - am ungenügendem Schutz vor der Kälte des Wassers.

Inzwischen hatte Anni Weynell ihre sportliche Laufbahn beendete. Die mehrfache Meisterin im Schwimmen, Kunstspringen und in der Leichtathletik verabschiedete sich vom Sport nach 52 Jahren beim Deutschen Turnfest 1973 in Stuttgart. Dort errang sie im Mehrkampf noch einmal eine Bronzemedaille. dixi

SCHLUSSWORT

"Indurain: "Killer" mit sauberen Händen"Aus einer Ankündigung der Deutschen Presse-Agentur (dpa) zu einem Artikel über den Radprofi.

Von der Heimat erholen 80 Jugendliche aus Kiew sind zu Gast bei der Feuerwehr

FRANKFURT A. M. Die Feuerwehrmänner der Feuerwache 6 in der Mörfelder Landstraße in Sachsenhausen haben ungewöhnliche Gäste: Etwa 80 Kinder und Jugendliche aus der ukrainischen Stadt Kiew kamen am Freitag nach Frankfurt, um hier einen dreiwöchigen Erholungsurlaub zu verbringen. Ermöglicht wurde der Aufenthalt am Main durch die Partnerschaft, die seit 1990 zwischen der Feuerwehr Frankfurt und den Kollegen in Kiew besteht.

Angefangen hatte alles mit einer Geschenkaktion, die die Frankfurter zu Weihnachten organisiert hatten. "Damals gab jeder Feuerwehrmann etwa 20 Mark, und wir konnten einige Pakete mit Lebensmitteln nach Kiew schicken", erinnert sich Walter Meinel, Wachleiter der Feuerwache 6.

Bei der Organisation des Aufenthalts ergab sich die Möglichkeit, 30 Kinder mit Hilfe der Freiwilligen Feuerwehr Bad Vilbel dort bei Familien unterzubringen. Für die übrigen 50 Jugendlichen sowie die Betreuer und Dolmetscher mietete die Frankfurter Feuerwehr für 30 000 Mark Unterkünfte im Schullandheim Wegscheide in Bad Orb. "Der gesamte Aufenthalt in Deutschland und die Reisekosten wurden nur aus Spenden der Berufs- und der Freiwilligen Feuerwehr Frankfurt finanziert", berichtet Günther Burbaum, der Amtsleiter der Branddirektion Frankfurt.

Am frühen Freitagmorgen war Burbaum mit seinem Kollegen Walter Meinel nach Kiew geflogen, um die Gäste abzuholen. Um die Stadt zu besichtigen blieb zwar nicht genug Zeit, doch für ein kurzes Gespräch mit den Kollegen in Kiew reichte es. Einige Wehrleute aus Kiew waren auch an den Löscharbeiten während der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl im Jahre 1986 beteiligt.

Früher als geplant konnte die Gruppe dann den Weg nach Frankfurt antreten. Walter Meinel: "Alles ist reibungslos gelaufen, und so waren wir schließlich eine ganze Stunde früher in Frankfurt als geplant." In der Feuerwache 6 wurden die Besucher dann mit einem Essen empfangen. Nachdem sich die jungen Besucher die italienischen Nudeln mit Soße und den gemischten Salat hatten schmecken lassen, dürften sie nach Ansicht einer der Dolmetscherinnen "endgültig satt" gewesen sein, da sie im Flugzeug schon reichlich versorgt worden waren.

In den kommenden drei Wochen haben die Feuerwehrmänner für die acht bis 16 Jahre alten Gäste einiges geplant. Besichtigungen, Spiele und Ausflüge, ein Besuch im Zoo und ein Nachmittag im Schwimmbad sind vorgesehen. Walter Meinel: "Ich hoffe, wir werden den Kindern einmal etwas nicht Alltägliches bieten können. Doch wollten wir uns auch nicht zu viele Programmpunkte ausdenken, um keinen Streß zu produzieren." jan

Denkmalschutz für ein "wahres Kleinod" Ein Parkpflegewerk für den Goldsteinpark

GOLDSTEIN. Der Vorschlag, den Goldsteinpark mit seinem beeindrukkenden Baumbestand als Kulturdenkmal für kommende Generationen zu bewahren, hat in jüngster Zeit neuen Auftrieb erfahren und namhafte Befürworter gefunden (die FR berichtete). Im Herbst soll ein zweiter Antrag auf Denkmalschutz gestellt werden. Das Vorhaben voranzutreiben, wird unterdessen immer dringlicher: Nach mehreren sehr trockenen Jahren leiden die Gehölze zusehends unter Wassermangel.

Frank Blecken, der Leiter des städtischen Referats "Übergeordnete Grün- und Freiflächenplanung", nennt die Frankfurter Parks ein "Kapital der Stadt" - die Anlage in Goldstein verdiene zudem ein besonderes Interesse, da sie auf den Frankfurter Gartenarchitekten Heinrich Siesmayer zurückgehe. Unterstützt wird die Idee vom "Naturkundlichen Arbeitskreis im Taunusklub Stammklub in Frankfurt", der kürzlich unter Leitung des bekannten Baumkundlers Heribert von Esebeck den Gehölzbestand des etwa sechs Hektar großen Parks aufnahm. Ranghöchster Pate des Vorhabens ist Oberbürgermeister Andreas von Schoeler; er bezeichnete die Anlage bei einem Besuch als "wahres Kleinod".

Die Idee zum Denkmalschutz stammt aus Goldstein selbst. Sogar ein Club wurde 1989 eigens zu diesem Zweck gegründet: der Verein Kultur und Natur. Vorsitzender Karl Leißner bezeichnete es als ersten großen Erfolg, daß zu Beginn des Jahres im Ortsbeirat 6 (Goldstein, Schwanheim und westliche Stadtteile) ein parteiübergreifender Antrag auf den Weg gebracht wurde, der die Unterschutzstellung verlangt.

Frank Blecken, bis vor wenigen Monaten noch Leiter des Garten- und Friedhofsamtes, hat das Ganze zur Chefsache in seinem Referat gemacht. Zur Zeit läßt er Parkpflegewerke erstellen: außer für den Goldsteinpark auch für den Rothschild- und Brentanopark. Sie sollen eine Grundlage für Erhalt und Pflege der grünen Oasen sein. Die Pflegewerke entwikkeln Konzepte, "um den Charakter der historischen Parks zu erhalten und zu verstärken".

Wichtig ist zum einen, die Geschichte der Parks nachzuzeichnen. So sind die Daten über das um 1860 angelegte Gelände im Herzen Goldsteins bisher noch recht spärlich. Aufklärung erhofft sich Blecken nun durch die Arbeit des Instituts für Landschaftsarchitektur der Technischen Universität Dresden. Drei Studentinnen sichten die Frankfurter Archive und wurden auch schon fündig: Eine alte Aufstellung des Baumbestandes - wahrscheinlich noch von Siesmayer selbst angefertigt - liegt jetzt vor. Damit lassen sich neue Aussagen über das Gelände machen, das 1933 in städtischen Besitz überging, aber schon im 13. Jahrhundert - zusammen mit dem Hofgut Goldstein - erstmals erwähnt wurde.

Zweiter Bestandteil der Parkpflegewerke ist eine Liste des aktuellen Bestandes. Damit betraut wurde der Naturkundliche Arbeitskreis des Taunusklubs, bei dessen Arbeit Blecken "ins Schwärmen gerät": "Soviel Engagement und Sachkenntnis kostenlos zur Verfügung zu bekommen, das ist ein Glücksfall."

628 Bäume haben die Mitglieder in mehr als 50 Arbeitsstunden im Goldsteinpark begutachtet, bestimmt und in einem Lageplan verzeichnet. Gut 70 davon sind "von der Art her wertvoll und besitzen einen bemerkenswerten Umfang" - eine der Blutbuchen bringt es auf stolze 4,70 Meter. Sie und einige Eichen, Linden und Eiben dürften noch aus der Gründungszeit des Parks stammen.

Als echte Rarität sind eine Reihe von Flatterulmen entlang des ausgetrockneten Schwarzbachbettes anzusehen. Ebenfalls von Interesse sind eine Reihe exotischer Nadelhölzer, ein Geweihbaum und einzeln stehende Blutbuchen, zwischen denen sich herrliche Durchblicke auf die sanft gewellten Rasenflächen und die dichter bestandenen Randzonen des Parks öffnen.

Mit dem Parkpflegewerk als Gutachten will Blecken im Herbst über das Denkmalamt einen zweiten Antrag auf Schutz als Kulturdenkmal und - für einzelne Bäume - auf Naturschutz stellen. Damit, so hofft er, "können wir die Kollegen von Unterer und Oberer Naturschutzbehörde überzeugen".

Das ist allerdings auch "dringend notwendig", sagte Vereinsvorsitzender Leißner. Seitdem der Park 1960 drainiert wurde, leiden die Bäume unter Wassermangel: "Die Blutbuchen sind jetzt schon braun." Ist der Park erst einmal unter Schutz gestellt, könnten die drei, für Teilstücke des Geländes verantwortlichen Behörden (Gartenamt, Stadtentwässerungsamt und Untere Naturschutzbehörde) auch einen gemeinsamen Plan für den Wasserhaushalt des Parks ausarbeiten: Dann, so glaubt Leißner, wird wieder Wasser im Schwarzbach fließen, der kleine Weiher werde wieder Heimat für Wasservögel, und die Bäume könnten neu austreiben. ask

Kinder lebten und tanzten wie Indianer Ferienspiele auf dem Abenteuerspielplatz

BOCKENHEIM. Dumpf dröhnen die Indianertrommeln über Bockenheim. Ein kleiner Kreis von Tänzern formiert sich ums Lagerfeuer. Ein Tänzer schnappt sich ein ausrangiertes Autofell: Der Medizinmann. Er fleht die Götter um ihre Gunst für die Jagd an. Dann tanzen die Krieger. Immer schneller wird der Rhythmus, die Füße stampfen auf die Erde. Das Jahr war schlecht, jetzt muß die Jagd gut werden, sonst . . .

Nun, überleben wird es der Stamm vom Abenteuerspielplatz Bockenheim schon: Schließlich waren es nur Freizeit-Indianer, die eine Woche lang auf dem Gelände hinter der Häuserzeile an der Ginnheimer Landstraße so "hautnah" wie möglich das Leben ihrer nordamerikanischen Vorbilder nachempfanden. Dennoch, die "Kriegstrommel" wollen die beiden Betreuer Margit Schmidt und Wolfgang Pohl schon schlagen: Das Jahr und der geplante Umzug auf das neue Gelände verliefen für den Bockenheimer Spielplatz alles andere als angenehm. Nach den Ferien wollen sie deshalb von den Verantwortlichen "endlich Klarheit über unsere Zukunft".

Angesichts solcher Sorgen "tat die eine Woche Ferienspiele richtig gut". 15 Kinder hatten sich angemeldet, sie durften ihr Zeltdorf auf dem Grundstück Tag und Nacht bewohnen. Über ein Dutzend "Rothäute" stieß jeden Tag noch dazu. "Wir wollten einfach mal ausprobieren, wie man sich nur ganz auf sich und die Natur gestellt durchschlagen kann. Das war für die Kinder eine völlig neue Erfahrung", erzählten die beiden Diplompädagogen.

Viele Kinder hätten beispielsweise noch nie einen Saunagang gemacht. Nun konnten sie es einmal probieren, und richtig urig dazu: Ein kleines Tippi aus Zweigen, mit Fellen und Decken abgedichtet, als "Ofen" glühende Feldsteine - da war für Stimmung gesorgt.

Begeistert nahmen die kleinen Indianer auch die Bastelarbeiten in Angriff. Schmuck stellten sie her, Kleidung und Lendenschürze entwarfen sie. Und selbstverständlich durften auch Pfeil und Bogen nicht fehlen. Als dann die aus Stroh geflochtene Zielscheibe fertig war, stöhnte "Stammeshäuptling" Wolfgang: "Jetzt fallen mir gleich die Finger ab." Dem konnte Margit Schmidt nur zustimmen, bei dem Naturleben sei vor allem eine Erfahrung zu machen: "Da steckt überall wahnsinnig viel Handarbeit drin."

Da es allen Beteiligten viel Spaß gemacht hat, ist das "wilde Leben" noch lange nicht vorbei: Bis zum Ende der Ferien werden beispielsweise Messer gebastelt und Mokassins genäht. Zudem dürfen auch andere Kinder nochmals auf dem Spielplatz übernachten: Von Donnerstag, 30. Juli, auf Freitag, 31. Juli.

"Bei der Indianerwoche haben wir unser neues Gelände zum erstenmal richtig genutzt", stimmten die beiden Betreuer überein. Zufrieden sind sie mit dem Terrain jedoch (noch) nicht. Schon für den Winter hatte das Gartenamt die Fertigstellung versprochen. Bis heute fehlen das Spielhaus sowie Klettergestelle; der Wasseranschluß ist nicht verlegt - ganz zu schweigen von Kanalisation und Toiletten.

Mit dem "sehr zögerlichen Fortschritt" könnten die beiden Pädagogen leben. Doch für ein "ganz dickes Ding" halten sie, daß ihre Gehaltszahlungen nicht mehr gesichert sind. "In den letzten Jahren war es immer klar, das Geld für die zweite Stelle ist da." Das jedoch scheint beim aktuellen Sparkurs der Stadt nicht mehr gewährleistet. Deshalb wollen die beiden Bockenheimer zusammen mit ihren Kollegen von den anderen Abenteuerspielplätzen voraussichtlich im September "mit diesem Mißstand" an die Öffentlichkeit gehen. Denn: Obwohl der Job viele (unbezahlte) Überstunden kostet - im vergangenen Jahr in Bockenheim 41 Überstundentage - machen ihn die meisten gern. Doch wenn nun die Gehaltszahlungen zum Glücksspiel werden, haben selbst die ausdauerndsten Pädagogen "keinen Bock mehr". ask

Mainkrokodile: Jeder ist willkommen Integrativer Hort eröffnete in Sachsenhausen / Stadt Frankfurt gewährt Zuschuß

SACHSENHAUSEN. Ein bißchen angedotzt sehen sie schon aus, die Möbel im Aufenthalts- und Bastelraum des Kinderhorts. Gar nicht so, wie sich die meisten das wohl bei einer Neueröffnung vorstellen. Doch dieses "etwas andere" - die Möbel wurden billig aus Beständen anderer Horte erworben - ist für die "Mainkrokodile" nichts Ungewöhnliches, ja sogar Programm: Der 1987 gegründete Verein leistet integrative Arbeit, behinderte und nicht-behinderte Kinder spielen und toben zusammen. Und das Improvisationstalent der Verantwortlichen lobte Schuldezernentin Jutta Ebeling bei der Eröffnung des Horts (die FR berichtete) ausdrücklich: "Integrative Arbeit wird durch hochgeschraubte Forderungen oftmals geradezu verhindert. Hier ist das zum Glück anders."

Ungewöhnlich an sich ist schon der Hort. Er ist der erste seiner Art in Frankfurt, der von einem freier Träger unterhalten wird. Entsprechend groß ist auch das Einzugsgebiet: Die Kinder kommen aus der halben Stadt. Werden von den meisten Organisationen integrative Gruppen bisher nur bis zum Kindergartenalter angeboten, so bietet der Verein unter Trägerschaft des Bundes Deutscher Pfadfinder mehr: Jeder im Alter von ein bis zwölf Jahren ist in der Schifferstraße 42 und im Abtsgäßchen 9 willkommen.

Im Abtsgäßchen hat auch alles angefangen. Dort fand der Verein 1987 mit seiner integrativen Krabbelstube ein erstes Quartier. Eine Kindergartengruppe schloß sich zeitlich nahtlos an: "Wir wußten, wie wichtig es für die behinderten Kinder ist, kontinuierlich von denselben Personen betreut zu werden", erläuterte Geschäftsführer Bernd Niedergesäß das pädagogische Konzept.

Mit diesem Wissen hielten es die Verantwortlichen für sinnvoll, die Betreuung über das bisher übliche Alter hinaus fortzusetzen und für die Jungen und Mädchen auch nach Schulschluß da zu sein. Die Stadt, um Geld für neue Räume gebeten, sprang bereitwillig ein. Durch das unter der rot-grünen Regierung aufgelegte Sofortprogramm für freie Träger standen 75 000 Mark zur Verfügung. Das Land Hessen beteiligte sich mit weiteren 44 700 Mark am Umbau der Gewerberäume im Hinterhaus in der Schifferstraße. Auf 350 Quadratmeter können sich die Kinder nun im Gruppen- und Werkraum oder im "Toberaum" ausleben. Und in der Küche wird für die Kindergartenbesucher gekocht. Geöffnet ist von 8 bis 17 Uhr.

Insgesamt vier Gruppen mit 46 Jungen und Mädchen betreuen die Mainkrokodile. In allen wird integrativ gearbeitet. Sind bei den beiden Krabbelstuben mit acht Kindern jeweils zwei Behinderte dabei, so sind es in der je 15köpfigen Kindergarten- und Hortgruppe sogar ein Drittel. Dabei achten die Verantwortlichen bei der Besetzung darauf, sie für Erzieher wie Besucher gleichermaßen "verkraftbar zu machen", wie Niedergesäß erläuterte. Und das Konzept scheint zu stimmen: Sowohl körperlich als auch geistig Behinderte nehmen rege am Gruppenleben teil, die Erzieher können kontinuierliche Fortschritte feststellen. Lernprozesse gibt es auch bei den Nicht-Behinderten: "Sie können mit der Verschiedenheit ganz locker umgehen."

Zahlen nach dem üblichen Modell die Eltern als Träger zwei Drittel der laufenden Kosten, so übernimmt bei den Mainkrokodilen diesen Anteil die Stadt: Mit 535 Mark pro Monat und Platz bezuschußt die Stadt die Einrichtung. Solche Summen seien notwendig, erläuterte Jutta Ebeling, da Kinder in Großstädten heutzutage nicht mehr "familienergänzend" sondern regelrecht "familienersetzend" betreut werden müßten. Sie forderte angesichts "der ungeheuren und nicht mehr tragbaren Belastung der Stadt" Land und Bund zu finanziellem Ausgleich auf. ask

Grüne Soße kommt frisch vom "Teller" Im Süden Oberrads wird in der Tellersiedlung seit 1926 Erwerbsgärtnerei betrieben

OBERRAD. Die "Grie Soß" frisch auf den Teller - frisch direkt vom "Teller": Das ist tatsächlich ein ungewöhnlicher Name, den die kleine Gärtnersiedlung südlich Oberrads führt: "Im Teller". Und wer nicht gerade aus dem Südosten Frankfurts kommt, der runzelt zuerst einmal verwundert die Stirn: "Wo soll das denn bitte sein? Und was ist das?"

So und ähnlich lauten die typischen Repliken der "Innenstädter". Das ist aber auch kein Wunder: Sie versteckt sich fast, die kleine Siedlung mit den 20 kleinen einstöckigen Flachdachhäusern, und gerät deshalb schnell in Vergessenheit. Von Oberrad aus nur über schmale Asphaltwege zu erreichen, liegt sie noch jenseits des Waldfriedhofs; nur wenige Spaziergänger kommen bis dorthin. Wahrhaft Einschneidendes jedoch ereignete sich für die Teller-Bewohner 1966: Da begann der Bau der Autobahn A 661 und der ehemals lebendige Kontakt nach Offenbach fand ein jähes Ende.

"Da schimpfen wir jetzt noch drüber", berichtete einer, der es wissen muß. Seit 1927, als die Erwerbsgärtner in die Siedlung Einzug hielten, lebt er dort. Er hat die ganze Geschichte miterlebt, die wirtschaftliche Krise, in die der Gartenbau wenige Jahre nach dem Siedlungsbau schlidderte, die immensen Zerstörungen im Krieg, den Aufbau und den Wandel, der sich in den letzten Jahrzehnten vollzogen hat.

Begonnen hat alles mit der zunehmenden Not im deutschen Erwerbsgartenbau. Der Markt sei von ausländischen Produkten überschwemmt, jammerte ein zeitgenössischer Schreiber. Da den kleinen Gärtnereien Geld und Boden fehlte, um kostengünstig unter Glas zu produzieren, halfen Stadt und Land nach. Der "Teller" war so ein Projekt.

1926 errichtete die eigens für den Bau gegründeten Gärtnersiedlungsgenossenschaft "Teller" auf dem etwa 7,4 Hektar großen Gelände zehn Doppelhäuser in Ziegelbauweise. Hinzu kamen auf jeder der 37 Ar großen Parzellen eine Treibhausanlage von etwa 300 Quadratmetern sowie 150 Mistbeetfenster.

Architekt der von Stadtrat Ernst May geförderten Siedlung war Franz Roeckle, ein Vertreter der Frankfurter Moderne. 28 000 Mark kostete jedes Anwesen, davon übernahm die Stadt 15 000 Mark und das Landwirtschaftsministerium 10 000 Mark.

Die knapp bemessenen Grundrisse galten damals als wegweisend, ebenso die kleinen hochliegenden Fenster - das sparte Heizkosten. Heute haben die meisten Gärtner ein wenig umgebaut: "Wir mußten ja auf einen Stuhl klettern, um richtig rauszuschauen". Auch die ursprünglich streng T-förmigen Grundrisse der zehn Doppelhäuser sind mittlerweile durch Anbauten "verwaschen".

Der Anfang war hart für die Siedler. Strenge Winter minderten die Erträge; Pachtkosten mußten trotzdem weiter an die Stadt gezahlt werden. "Zwei Pfennig haben wir 1934 für das Pfund Tomaten auf dem Markt bekommen." Doch sie wurschtelten sich durch, Sanierung und Entschuldung halfen.

Die Bombenangriffe auf Oberrad 1943 trafen auch den "Teller". Den Aufbau bewerkstelligten die Gärtner in Eigeninitiative. So konnte bei der Feier zum 25jährigen Bestehen im Juli 1951 Stadtrat Georg Treser immerhin schon wieder auf 22 000 Quadratmeter überglaste Beete schauen, ein Drittel weniger als vor der Zerstörung.

Im "Wirtschaftswunderland" blühten dann Salat und Tomaten, Karotten und Blumenkohl oder Rettiche und Kohlraben richtig auf. Der Rückschlag kam Mitte der sechziger Jahre. Wieder war es der Konkurrenzdruck aus dem Ausland, die Gärtner brauchten Treibhäuser und mußten automatisieren. Daraus entstand eine kuriose Situation: War die Genossenschaft zum Bau der Siedlung notwendig, so stand sie nun dem weiteren Wohl im Wege. Sie wurde aufgelöst, nun konnten die Siedler auf ihre Grundstücke Hypotheken aufnehmen. Doch manch einer hängte da die Gärtnersschürze an den Nagel.

Heute hat sich das Bild weiter gewandelt: Eine Friedhofsgärtnerei verkauft Blumen und Kränze, die Erwerbsbetriebe stellen zunehmend auf die Grüne Soße um - "das lohnt sich am meisten in Frankfurt", erklärte der Bewohner, der seinen Namen nicht nennen wollte. - A propos: Namen. "Im Teller" stammt wohl von der alten Flurbezeichnung von einem mit Erlen (Ellern) bewachsenen Waldstück. Nach "Im Deller" hieß es ab 1730 "Im Teller". Und wenn die Siedlung in unserer hektischen Zeit ein wenig vergessen ist, so finden die Bewohner das mitunter auch ganz angenehm: Dann schaut ihnen nicht jeder über den Tellerrand (siehe auch Kasten). ask

"Einen Roten Filz gibt's bei uns nicht" Die SPD wehrt sich gegen die Vorwürfe des Christdemokraten Max Josef Meier

ECKENHEIM. Den Vorwurf, "rotem Filz" Tür und Tor zu öffnen, will die Ekkenheimer SPD nicht auf sich sitzenlassen. Die Anschuldigungen des CDU- Stadtbezirksvorsitzenden Max Josef Meier findet die ehrenamtliche Stadträtin Lilli Pölt nicht nur "unberechtigt", sondern auch "schamlos".

Mit dem gleichen Adjektiv hatte Meier kürzlich die angebliche Vetternwirtschaft der Sozialdemokraten im Frankfurter Norden bedacht (die Stadtteil-Rundschau berichtete). Die SPD wähle nur eigene Leute, nach drei Jahren rot-grünen Magistrats werde kaum noch ein Amt von rechten Christdemokraten bekleidet. Meiers Tirade gipfelte in der Aussage, die Eckenheimer Sozialdemokraten würden nur noch die eigene Macht kennen. In jeder Hinsicht falsch findet Lilli Pölt Meiers Behauptungen. "Die Zustände, die er beklagt", schreibt die Sozialdemokratin, "hat er selbst herbeigeführt." Vor einigen Monaten etwa habe der Ortsbeirat 10 (Berkersheim, Bonames, Eckenheim, Frankfurter Berg, Preungesheim) einen neuen Schiedsmann wählen müssen. Die Sozialdemokraten haben dafür einen Ekkenheimer nominiert, "der zufällig CDU- Mitglied war". Der Mann wurde denn auch mit den Stimmen von SPD und Grünen gewählt, konnte seinen Posten jedoch nie antreten. Dahinter, argwöhnt die ehrenamtliche Stadträtin, steckt kein anderer als Meier: Der habe den Gewählten "unter Androhung eines Parteiausschlußverfahrens" von dem Amt ferngehalten. Begründung: "Von SPD und Grünen dürfe sich kein CDU-Mitglied wählen lassen." Erst danach wurde ein SPD-Mitglied zum Schiedsmann erkoren.

Die rot-grüne Mehrheit im Ortsbeirat 10 "ist nach wie vor prinzipiell bereit, auch CDU-Mitglieder in Ämter hineinzuwählen", versichert Lilli Pölt. Meier dagegen habe den Sachverhalt absichtlich auf den Kopf gestellt und damit "falsche Legenden" gebildet und "alte Klischees" wiederbelebt. Das Verhalten des Konservativen erklärt Lilli Pölt so: "Meier hat den Vorwahlkampf eingeleitet." ind

61 Kleingärtner als Garten-Berater aktiv

FRANKFURT A. M. 61 neue Garten- Fachberater gibt es in Frankfurt: Die Teilnehmer eines Grundlehrgangs der Stadtgruppe Frankfurt der Kleingärtner erhielten nach eineinhalbjähriger Ausbildung den Fachwarteausweis. Gründezernent Tom Koenigs und Stadtgruppenvorsitzender Dieter Steinhauer überreichten das Dokument im Rahmen eines Abends im Kleingartenzentrum in Eckenheim.

Der Lehrgang war abgestimmt mit dem Hessischen Landesamt für Landwirtschaft. Die 54 Männer und sieben Frauen vermißten ausreichendes schriftliches Lehrgangs-Begleitmaterial, Informationen könnten sie nun nicht mehr nachschlagen. Die behandelten Themen reichten von "Bodenkunde" (Bodenschichten, Zusammensetzung des Gartenbodens), "Anpflanzungen im Kleingarten" (Die Pflanze und ihre Ernährung, Pflanzenschutz heute und morgen) bis hin zur "Kompostierung", zum "Baumbestand" (Anpflanzung, Baumschnitt allgemein und Kirschbaumschnitt), "Wasserschutz" und zum "Hessischen Nachbarschaftsgesetz". Nun sollen die Lehrgangsteilnehmer die Gartenfreunde in ihren Kleingartenanlagen fachgerecht beraten. dixi

2800 Zuschauer verfolgten das Gastspiel der Frankfurter Eintracht in Wenings Der Unterschied war oft geringer als gedacht Bezirksligakicker hielten sich gar nicht schlecht / Quanz brachte Eintracht-Abwehr durcheinander

Das hat es im Gederner Ortsteil Wenings noch nicht gegeben: 2800 Zuschauer verfolgten das Gastspiel des Bundesligisten Eintracht Frankfurt auf dem VfR-Sportplatz. Für einen Großteil der Besucher war das hautnahe Erleben, das "Autogrammesammeln", die Atmosphäre schlechthin wichtiger als das Geschehen auf dem Rasen. Dabei war der Unterschied zwischen den Bezirksober-/Bezirks- und Kreisliga-Kickern und den "ausgewachsenen Profis" oftmals geringer als gedacht.

Einer, der auf keiner Rechnung stand und nicht aus dem Fußballkreis Büdingen kommt, sorgte für das meiste Aufsehen: Der bereits 32 Jahre alte Langenbergheimer KSV-Spieler Bernhard Quanz. Der ehemalige Landesliga-Akteur, der bei der Spvgg. 1910 Langenselbold, Germania Niederrodenbach, Germania Rückingen, FC Rommelhausen und last but not least seinem Heimatverein KSV Langenbergheim (Bezirksliga Hanau) seit über einem Jahrzehnt als "Tore-Fabrik" (etwa 80 Saisontreffer stehen in seinem Rekordbuch) eine bekannte Größe in dieser Region ist, "vernaschte" die Abwehr der Riederwälder mehr als einmal, schickte indirekt den Norweger Dan Eggen (spielt bei Frem Kopenhagen) nicht nur des öfteren in die Irre, sondern auch wieder in seine Heimat zurück. "Ich habe selbst mit 19 Jahren gegen einen Spieler dieser Statur sehr schlecht ausgesehen", brachte Trainer Dragoslav Stepanovic dem Norweger zwar Verständnis entgegen, sah jedoch, daß es für höhere Aufgaben nicht reicht.

Andererseits sah jeder der Zuschauer, was Quanz heute noch drauf hat und vermutlich eine wesentliche größere Karriere verschenkte. Eine mentale Sache bei dem 1,90 Meter großen und etwa 100 Kilogramm schweren Stürmer, der mit dem Ball besser als mit Worten und Sprüchen umgehen kann. Vielleicht fehlte auch nur der richtige "Berater". Nicht nur Quanz, auch Bernd Spitzhorn (SV Orleshausen) und Jürgen Mulfinger (TV Kefenrod) zeigten der Weningser Rekordkulisse Fußball vom Feinsten. Insgesamt kamen 20 Akteure, darunter mit Steffen Riedel ein Spieler vom SC Weimar, zum Einsatz. Riedel hat in der Wetterau noch nicht den richtigen Klub gefunden. Mit Axel Müller (SV Reichelsheim) und Stefan Kämmerer (Melitia Roth) kamen zwei weitere Spieler zum Einsatz, die nicht im Fußballkreis Büdingen aktiv sind.

Enttäuschend für den Ausrichter: Albert Repp (SV Bernbach) sagte gegen Mittag ab, spielte lieber mit seinem Verein in Fulda (3:3)."Wir zogen uns besonders vor dem Wechsel sehr gut aus der Affäre, unsere geplanten Auswechslungen wirkten sich nachteilig auf die Leistung aus", resümierte Auswahltrainer Haas. Unverständlich: Schiedsrichter Helmut Kessler (Usenborn) pfiff nach den alten Regeln, verpaßte damit acht Tage vor dem Oberligastart eine echte Generalprobe. Das Schiedsrichter-Gespann verteidigte sich mit einer Anweisung vom Verbands-Schiedsrichter-Obmann Rudi Gischler (Steinberg-Glashütten). Es ändert nichts an diesem Versäumnis, zumal bei vielen Turnieren und Testspielen fleißig nach dem veränderten Regelwerk gespielt und gepfiffen wird.

Schade nur, daß Quanz bei seinen tollen Attacken kein Tor gelang. Es hätte die Stimmung wesentlich belebt. Die Rekordkulisse blieb insgesamt erstaunlich ruhig. Zu unterkühlt waren die Aktionen der Riederwälder, während in der Auswahl zu wenige mit dem Namen Quanz spielten . . .

Es ging mit einem kleinen Fußballfest in Gelnhaar weiter, denn eine Büdinger Kreisauswahl spielte dort gegen die Oberliga-Amateure des besonders populären FC Schalke 04 (0:5). dip

Zwei Frauen am Strand Galerie an der Galluswarte zeigt eine Accrochage

GALLUS. Alte Bekannte trifft man derzeit in der Galerie an der Galluswarte. Arbeiten von Künstlern, die aus der Galerie nicht mehr wegzudenken wären: die Bilder Elke Ulrichs hängen dort mit schöner Regelmäßigkeit aus, und auch Inge Jastram ist kein unbeschriebenes Blatt. Die Sommer-Accrochage der Galerie bietet nun Gelegenheit, den Besuchern Arbeiten vor Augen zu führen, für die es in vorangegangenen Ausstellungen keinen Platz gab.

Doch auch völlig neue Kunstwerke gibt es zu bewundern: Die experimentierfreudige Elke Ulrich hat einmal mehr eine andere Technik ausprobiert: den Laser-Kopierer. Ihre vierteilige Serie "Kind auf der Flucht" war ursprünglich eine Collage, die die Künstlerin nun dem Medium der Copy-Art zugute kommen ließ. Das Resultat waren vier unterschiedliche Bilder: Durch veränderte Farbkompositionen erkennt man erst auf den zweiten Blick, daß hinter diesen Unikaten eine einzige Vorlage steckt.

Die "Tänzerin" und "Zwei Frauen am Strand" sind weitere geglückte Versuche mit der Kopiermaschine. Ergänzt wird die Reihe durch zwei Original-Collagen mit den sinnigen Titeln "Ostblick" und "Westblick". Der tiefere Sinn der Benennung sei dem Betrachter überlassen.

Gänzlich andere Sujets und Techniken wählte dagegen Inge Jastram. Ihre Radierungen und Zeichnungen beschäftigen sich mit dem menschlichen Körper, spiegeln jedoch auch Zeitkolorit wider: Die nackte Dame mit Halskette und kurzen Locken ist sicherlich in den 20er Jahren einzuordnen, während die "Umarmung" eine zeitlose Geste ist.

Vielleicht ist es das, was die Arbeiten von Inge Jastram so faszinierend machen: Es sind nicht bloße Aktzeichnungen und erotische Momentaufnahmen, sondern Bilder, die die Phantasie anregen. Umfeld und Situation der Figur auf dem Papier werden automatisch mitgedacht.

Der dritte Künstler, den die Galerie präsentiert, ist eine Neuentdeckung. Hans-Ruprecht Leisz kehrte mit seinen Bildern zum ersten und sicherlich nicht zum letzten Mal ein in die Mainzer Landstraße 269. Seine bunten Farbstiftzeichnungen auf Karton runden die abwechslungsreiche Schau ab. "Teufel in Kopf" heißen seine Zeichnungen, "Rollstuhlmann" oder "Reptil mit Äpfeln". Dahinter steckt eine quasi-realistische Abbildung technischer Konstruktionen; der Rollstuhlmann etwa ist ein vollautomatischer Roboter. Bei genauerem Betrachten erweist sich die Maschinerie als nicht funktionstüchtig: Die Roboter-Teile sind Teilstücke aus anderen Konstruktionen.

Noch extremer ist die "Kleine Konferenz", ein turmähnliches Gebilde auf dem Rücken eines Nashorns. Hier sind die Bausteine Türgriffe, Trompeten und Tische. Auch glaubt man darin Zitate aus der Malerei zu finden: Dürer, Max Enst ode Hironymus Bosch standen bei der einen oder anderen Idee Pate. So entfaltet sich ein Sammelsurium von Kuriositäten, Scheinkonstruktionen, exotischen Tieren und ungewöhnlichen Stilleben mit beängstigendem Realitätsbezug.

Die bunte Mischung ist noch bis 13. August zu sehen. Die Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstraße 269, ist dienstags bis freitags von 15 Uhr bis 19 Uhr und samstags von 10 Uhr bis 14 Uhr geöffnet (Telefon 7 30 60 00). amo

Aus dem Geschäftsleben: Die "Kleingartenkantine" Oase an der Bundesbank

GINNHEIM. Daß der Wirt Manfred Schiele seine Wirtschaft am Ginnheimer Stadtweg direkt unter dem Fernsehturm "Kleingartenkantine" nennt, ist nur eine der vielen Untertreibungen des bescheidenen Mannes: Der Koch und seine gutbürgerliche Küche sind stadtbekannt, und sowohl alteingesessene Ginnheimer und Bockenheimer als auch die Mitarbeiter der nahen Bundesbank lassen sich gerne von Schiele und seiner Frau Bärbel bewirten.

Beim Edelgastronomen Steigenberger in die Ausbildung gegangen, war Schiele dann erst einmal Küchenchef im Henninger Turm, bevor er sich mit dem Florastübchen in Bockenheim selbständig machte. Im Juni 1983 übernahm er dann das Vereinslokal in der Kleingartenanlage Marbachweg.

Rund 250 Essen gehen an sonnigen Wochenendtagen über den Tresen, und natürlich unzählige Liter Bier und Apfelwein. Einige seiner Stammgäste feiern auch Hochzeiten, Taufen und andere Familienfeierlichkeiten bei Schiele oder lassen sich sich einfach seine Büfetts ins Haus bringen.

"Viele Gäste kommen nur wegen unserer ausgezeichneten Hähnchen", berichtet Bärbel Schiele stolz und erntet mit dieser Bemerkung die anerkennenden Blicke der Gäste am Tresen. "Hier stimmt noch das Preis-Leistungsverhältnis", fügt ein anderer Gast hinzu, der gerade einen riesengroßen Haspel verdrückt hat.

Daß Manfred Schiele nur ein "Zugezogener" ist, haben seine Stammkunden dem gebürtigen Bayer vom Chiemsee längst verziehen. Immerhin wohnt der Wirt bereits seit 1963 in Frankfurt. "Bayrisch spreche ich nur noch zu besonderen Anlässen", lacht Manfred Schiele. Außerdem gefalle es ihm bei den Kleingärtnern, es gäbe keine Probleme mit dem Verein, und für seine beiden kleinen Kinder sei das abgeschlossene Gelände im Grünen ideal.

Wie überall in der Gastronomie haben auch die Schieles auch mit Personalproblemen zu kämpfen. In diesem Jahr kündigte der langjährige, beim Publikum sehr beliebte Kellner. Ersatz war nur mit großer Mühe zu finden. "Man muß in diesem Job mit Leib und Seele dabeisein", erläutert Bärbel Schiele. "Die Gäste merken sofort, ob es einer gerne macht, oder ob er nur Dienst nach Vorschrift schiebt."

Momentan besteht die Mannschaft der Wirtsleute aus einem festangestellten Kellner, einer Aushilfe, und einem Buffetier. Da ist besonders am Wochenende oftmals Rekordarbeit verlangt.

Das macht der quirligen Bärbel Schiele aber gar nichts aus: Haushalt, Familie und Restaurant bringt sie ohne Probleme unter einen Hut. "Wenn's so richtig rappelt im Karton, dann lebe ich erst auf."

Die Gartenwirtschaft in der Anlage "Marbachweg" ist täglich ab 11.30 Uhr geöffnet, am Wochenende schon ab 10 Uhr. Montag ist Ruhetag. aar

Erste Hilfe in schwierigen Lebenslagen "Scivias"-Verein berät in Fechenheim / "Selber machen" war das Gründungsmotto

FECHENHEIM. Wer sich im Zentrum Fechenheims auf die Suche nach dem Verein "Scivias" begibt, muß erst einmal der lateinischen Bedeutung des Namens Rechnung tragen: "Scivias" heißt "Kenne die Wege", und ohne ausreichende Ortskenntnis fällt es dem Besucher tatsächlich schwer, das kleine Backsteinhaus in der Baumertstraße 57 auszumachen.

Kein Schild, sondern nur der handgeschriebene Name neben dem unscheinbaren Klingelknopf weisen auf die Existenz der psychosozialen Beratungsstelle hin. "Uns fehlt sogar das Geld für ein ordentliches Türschild", erklärt Thomas Venado, Vorstandsmitglied von Scivias, mit einem ironischen Lächeln. Mit dem einmaligen Zuschuß der Stadt von 50 000 Mark habe man gerade die drei Räume in dem 80 Quadratmeter großen Haus herrichten können.

Der seit 1988 bestehende Verein will die sogenannte psychosoziale Versorgung in Fechenheim verbessern. Die 13 Mitglieder - meist selbst in sozialen Berufen tätige Fechenheimer - wollen helfen, die vielen Mängel in ihrem Stadtteil zu beheben. "Wenn nichts dagegen unternommen wird, dann machen wir es eben selber", war das Motto der ersten Stunde.

Wegen des fehlenden Geldes waren zu Beginn der Vereinsarbeit nur begrenzte ehrenamtliche Angebote wie Supervision (Hilfestellung in Krisen und Gespräche mit Erzieherinnen, Red.) in Kindergärten und informierende Gespräche möglich.

Anfang 1990 gab es dann in Absprache mit der Sozialstation Bergen-Enkheim eine provisorische Lösung: Zu vereinbarten Zeiten konnte der Verein zwei Räume in Alt Fechenheim 62 kostenlos nutzen. Die Therapiekosten der Kinder wurden - je nach Fall - vom Jugendamt übernommen. Diese Regelung ermöglichte es dann dem Verein, erstmals auch Fachkräfte für die therapeutische Arbeit einzusetzen.

In den neuen, weiß und rosa gestrichenen Räumen bietet Scivias jetzt auch sozialpädagogische Schularbeitenhilfe in Kleingruppen und Erwachsenenbildung an. Bei der Kindertherapie werden die Eltern in den psychotherapeutischen Prozeß miteinbezogen, und wo es allen Beteiligten nötig erscheint, machen die Mitarbeiter Hausbesuche und arbeiten auch intensiv mit den Schulen und den Ärzten zusammen.

Fechenheim gilt mit seinem hohen Anteil an Sozialhilfeempfängern (8,7 Prozent), Ausländern (21,3 Prozent) und nichtehelichen Kindern und Jugendlichen (14 Prozent) als "sozialer Brennpunkt". Den vielfältigen Bedürfnissen der Bevölkerung stehen jedoch nur wenige Einrichtungen gegenüber: So hat der Stadtteil nur eine Kinderärztin, es gibt keine Erziehungsberatungsstelle und lediglich eine in Privatinitiative entstandene Kinderkrippe mit sehr begrenzter Kapazität.

Der Betreuungsbereich der zuständigen Sozialstation Bergen-Enkheim ist nach Ansicht der Scivias-Gruppe mit den Stadtteilen Riederwald, Seckbach, Bergen-Enkheim und Fechenheim viel zu groß; viele Kinder befänden sich "auf Warteschleife" für einen Beratungsplatz. "Wir können zwar nicht die Aufgaben der Stadt übernehmen, aber vielleicht in vielen Bereichen sozusagen Erste Hilfe leisten", erklärt Thomas Venado das Anliegen seines Vereins. aar

Die Kinder "paßten" nicht nach Deutschland

Der baden-württembergische Innenminister Frieder Birzele hat seiner Empörung über den neuerlichen Mordanschlag gegen Ausländer Luft gemacht, indem er den Überfall auf ein Arbeiterwohnheim im Kreis Esslingen als "sinnlosen und grausamen Akt des Hasses auf alles Fremde" verurteilte (FR vom 11. 7. 1992 "Skinhead-Überfall verurteilt").

In diese Formulierung schleicht sich ganz gegen Birzeles Absicht ein Element ein, das unwillkürlich zur Verharmlosung des Skinhead- und Neonazi-Terrors beitragen kann, nämlich die Verbindung der anonymisierten Form des unbestimmten Pronomens "alle" mit dem substantivierten Adjektiv "fremd".

Schwingt schon bei der Verwendung des unpersönlichen "alles", das ja nicht von ungefähr der militärischen Kommandosprache entlehnt ist, immer ein abwertendes, disqualifizierendes und das Persönliche deklassierendes Moment mit, so birgt der Ausdruck "alles Fremde" vollends die Gefahr eines sprachlichen Neutralisierungseffekts, indem die Opfer unbeabsichtigt den Charakter eines Neutrums erhalten.

Dadurch werden ja nicht nur die Konturen des jeweiligen Gewaltakts selbst verblassen, sondern es droht auch im allgemeinen das Bestreben der Neonazis, alle "anderen" als unpersönliche und anonyme Masse (gemäß neuerer deutscher Tradition als "Fremdkörper am völkischen Organismus") auszugrenzen, also eine semantische Bestätigung zu erhalten.

Aber selbst die Verwendung des persönlichen Substantivs "Fremde" statt der unpersönlichen Adjektivform wäre fragwürdig, da es die Betroffenen letztlich nur exotisiert und damit den Gewaltakt marginalisiert zu etwas, was nur einige ,am Rand Lebende' angeht und nicht uns alle, weil es den innersten Kern eines normalen Zusammenlebens betrifft.

Es empfiehlt sich also, auf der primären Ebene zu bleiben: und das heißt, die angefeindeten, bedrängten, bedrohten Ausländer sind in allererster Hinsicht nicht "Fremde", sondern Menschen (und zwar Mitmenschen).

Sie als "Fremde" zu klassifizieren mag zwar in einem Land, wo man statt von "Tourismus" allen Ernstes weiterhin immer noch von "Fremdenverkehr" spricht, naheliegen, begünstigt aber die wahnhaften Projektionsmuster der Rechtsextremen. Hat nicht gerade das Gericht im Prozeß gegen die Attentäter von Hünxe ganz routinemäßig auf solche "Fremden"- Stereotypie zurückgegriffen, als es den Angeklagten quasi eine Notwehrsituation zusprach?

Ganz klar, die libanesischen Kinder waren halt anders, sie waren halt fremd, mithin: sie ,paßten' nicht nach Deutschland.

Leutselig haben die Richter in deutscher Tradition auf diesen alles erklärenden Tatbestand erkannt.

Georg Duhr, Pavia (I)

Geschäftsleben "Querlenker" bietet Räder für Vielfahrer

SACHSENHAUSEN. "Eigentlich ist der neue Laden mit dem alten Geschäft garnicht zu vergleichen", stellt Jürgen Girnus, Inhaber des Fahrradgeschäfts "Querlenker" fest. Mußte sich der Sachsenhäuser Fahrradhändler drei Jahre lang mit einem viel zu kleinen Laden in der Kranichsteiner Straße zufrieden geben, so konnte er dieser Tage in die neuen Geschäftsräume in die Mörfelder Landstraße 78 umziehen. Jürgen Girnus hieß seine Kunden bei einem Glas Sekt oder Apfelwein in den neuen großen und hellen Räumen willkommen.

"Das alte Geschäft, hatte ich als ,Fahrradladen Sachsenhausen' von dem ehemaligen Besitzer übernommen, dessen Vater es 1925 gegründet hatte", erzählt Jürgen Girnus. Seinem Konzept ist Girnus treu geblieben. Auch in Zukunft will er Räder an Leute verkaufen, die Vielradler sind und das Fahrrad für die verschiedensten Besorgungen und Alltagsgeschäfte benutzen.

So können die Kunden aus einem Angebot von 60 Fahrrädern wählen, wobei sich die Preisspanne im allgemeinen von 700 bis 1300 Mark bewegt. Wer auf Individualität Wert legt kann sich allerdings auch sein "Wunschrad" zusammenstellen lassen. Dienstags bis freitags von 11 Uhr bis 18 Uhr und samstags von 9.30 Uhr bis 13.30 steht Jürgen Girnus für Beratungen zur Verfügung. jan

Stadt prüft Vorwurf des Ortsbeirats 10

ECKENHEIM. Die rot-grüne Stadtregierung prüft derzeit, ob die Einfamilienhäuser in der Steinkleestraße 14 b, d, e und f zweckentfremdet werden. Auch die Bauaufsichtsbehörde will den Fall bald "baurechtlich bewerten", so ein Magistratsbericht an den Ortsbeirat 10. Dieser hatte vor einigen Monaten erfahren, daß in den Häusern teilweise bis zu 16 ausländische Bauarbeiter wohnen müssen (die FR berichtete). Der Eigentümer, so hatten Anwohner beobachtet, pferche die Männer auf engstem Raum zusammen, in den Häusern gebe es jeweils nur eine Toilette - die Zustände seien mithin menschenunwürdig.

Grund genug für den Ortsbeirat, genauer nachzufragen. Der Magistrat, so hieß es in dem Antrag, solle prüfen, ob für die Nutzung der Häuser eine "genehmigungsrechtliche Grundlage" existiere. Andernfalls sollte die Stadt "die notwendigen Schritte einleiten, um die Häuser wieder der normalen Nutzung als Einfamilienhäuser zuzuführen".

Sollte in Eckenheim tatsächlich ein Gesetzesverstoß vorliegen, wird der Magistrat dem Wunsch des Ortsbeirats folgen. Die Rechtslage wird derzeit jedoch noch in einem "Pilotverfahren" geklärt. "Vom Ausgang dieses Verfahrens", so der Magistrat, "ist die weitere Vorgehensweise des Amtes für Wohnungswesen abhängig." ind

Ein klares Nein der Riederwälder SPD Lietz: "Südumgehung ist ein alter Hut" / Wentz soll zu einer Anhörung kommen

RIEDERWALD. "Eine Autobahn verträgt der Riederwald nicht, deshalb sollte man die Alternativen bis zum Erbrechen diskutieren", empörte sich eine Besucherin des SPD-Dämmerschoppens. Der aktuelle Stand der Diskussion über die A 66 und A 661 beschäftigte die etwa 40 Besucher am meisten. Personaldezernent Joachim Vandreike umschiffte diese Klippe jedoch lieber: "Dazu wollte ich mich nicht ausgiebig äußern." Die Verkehrssituation im Riederwald sei auf die Dauer nicht hinnehmbar, und deshalb "ist eine Verbindung der Autobahnstümpfe unvermeidbar", sagte der Dezernent lediglich.

Was derzeit vom rot-grünen Magistrat als neue Lösung präsentiert wird, "ist ein alter Hut", erklärte der Riederwälder SPD-Stadtverordnete Heinz Lietz. Vor Jahren schon sei versucht worden, den Anwohnern die Südumgehung schmackhaft zu machen. Würde sie gebaut, "müßten 50 Gärten des KGV-Ostend, 35 Anlagen des Geflügelzuchtvereins, ein Teil des Riederwälder Forstes und des Licht- und Luftbades geopfert werden."

Lietz machte deutlich, daß die Vertreter des SPD-Arbeitskreises Ost, dem die Ortsvereine Bornheim, Ostend, Fechenheim, Seckbach, Riederwald und Bergen- Enkheim angehören, die "Südumgehung Riederwald" ablehnen. Und der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Winfried Naß mahnte, daß sich vor Wahlen niemand davor drücken könne, Stellung zu beziehen: "Der Planungsdezernent muß zu einer öffentlichen Anhörung kommen."

Unter dem Titel "Kommunalpolitik zum Anfassen" nutzte Dezernent Vandreike die Chance zum Vorwahlkampf. Kinder seien ein "wichtiges Kapital", und durch die Förderung von Elterninitiativen "wurden 1000 neue private Kindergartenplätze geschaffen." In städtischen Tagesstätten gebe es mittlerweile 1500 neue Plätze. Vandreike. Der Magistrat strebe auch eine enge Zusammenarbeit mit Firmen an, um betriebliche Kindergärten einzurichten. Inzwischen gebe es außerdem zehn Betreuungsschulen, und bis Februar 1993 sollen sechs weitere eröffnet werden.

Mit 254 Millionen Mark jährlich fördert die Stadt den Wohnungsbau. "Wir haben bei Null angefangen", meinte Vandreike. Mittlerweile liegen Bauanträge für 1500 Wohnungen vor. Oberstes Ziel sei es, Wohnraumzweckentfremdung zu verhindern und Altbausubstanz zu erhalten.

Zufrieden stellte der Dezernent fest, "daß wir das CDU-Programm zur schienenfreien Innenstadt eingestellt haben." Bus und Bahn hätten eine "wichtige Entlastungsfunktion vom individuellen Autoverkehr." Geplant sei auch ein Park-and-Ride-System in der Nähe des Südbahnhofs: "Je öfter die Autos von der Stadt fernbleiben, desto besser." Bis 1994 sollen die S-Bahn-Verbindungen nach Hanau und Darmstadt ausgebaut sowie vier neue Nachtbuslinien eingerichtet werden. Als "Bombenerfolg" bezeichnete Vandreike das Umwelt- und das Job-Ticket.

Die "Sicherheitspolitik" des Magistrats unterstützt der Dezernent vollständig. Die Zahl der City-Streifen seien erhöht, das Wachpersonal "unter der Erde" aufgestockt worden. Vandreike: "Raubdelikte sind wesentlich zurückgegangen." Zahlen nannte der Politiker nicht. So wurden zum Beispiel zur Bewachung des Flughafens Beamte des Bundesgrenzschutzes eingesetzt und die dort "ehemals beschäftigten 120 Polizisten in die Innenstadt verlegt", erklärte der Dezernent.

Zu den Erfolgen zählte Vandreike die Vertreibung der Straßenprostitution aus dem Westend und die der Hütchenspieler aus dem Bahnhofsviertel. Und "nur noch die Hälfte der ehemaligen Bewerber erhielten eine Nachtkonzession". Dagegen verteidigte der Dezernent die Duldung der Prostitution im Bahnhofsviertel: "Damit vermeiden wir eine Verteilung in andere Stadtgebiete."

Abschließend forderte Winfried Naß, daß die Haltestelle der Linie 12 - jetzt am Ratsweg/Am Bornheimer Hang - zur Saalburgallee/Kettelerallee verlegt werden müsse. Damit "könnte eine unmittelbare Umsteigebeziehung zwischen der U 7 und der Straßenbahnlinie 12 hergestellt werden", sagte auch Heinz Lietz. Für die Verlegung macht sich vor allem der Elternbeirat der Pestalozzi-Schule stark. tin

Eine seltsame Totenstarre Das Reha-Zentrum Rödelheim zeigt Bilder Isac Levys

RÖDELHEIM. Mit 84 Jahren ist "Gick" Isac Levy ein seltenes Energiebündel. Vor zehn Jahren erst begann er zu malen. Levy ist Autodidakt. In mühsamer Kleinstarbeit hat er sich in die Kunst der Farbenlehre und Federführung eingelesen, geübt, geprobt. Er arbeitet immer an mehreren Bildern gleichzeitig und ziert sich nicht, ein Werk als "nicht gelungen" zu bezeichnen. Dann wird eben das Konzept verworfen und wieder von neuem begonnen. Manche Bilder schwirren dem Hobbymaler jahrelang durch den Kopf, bevor er sie auf Leinwand fixiert. Derzeit sind Werke Levys im Reha-Zentrum Rödelheim, Alexanderstraße 94, zu sehen.

Als einen seiner Vorbilder nennt der 1908 geborene Bulgare den niederländischen Maler Vincent van Gogh. Dessen ungestüme Art zu malen, die Bewegung in seinen Werken, die typische Impulsivität begeistern Isac Levy. Er versuchte es, dem Niederländer gleichzutun, was ihm jedoch nicht gelang. "Ich bin zu sehr Ingenieur", spielt der Offenbacher auf seinen erlernten Beruf an.

Levys Bilder haben nichts von aufbrausender Emotionalität. Seine Werke strahlen Ruhe aus. Meistens verwendet der Hobbykünstler gedeckte Farbtöne. Er arbeitet mit Öl- und Acrylfarben. Neben Stilleben und Landschaftsbildern sind Porträts seine Spezialität. Das Charakteristische an einem Menschen vermag der Freizeitmaler durchaus herauszuarbeiten, auch wenn manche Bilder nicht in die Tiefe gehen. Beispielsweise die "Skatspieler und Äppelwoi" - eine Sachsenhäuser Kneipenszene. Die drei Kartenspieler bleiben plakativ. Levy deutet kaum Bewegung an, läßt die Männer in eine Art seltsame Totenstarre verfallen.

Der "Alte Fischer in Tracht" dagegen strahlt eine erfrischende Lebensfreude aus. Und Levys monatelange Auseinandersetzung mit dem Werk "Sebastian Bach und seine Welt" fand Ausdruck in einer verspielten Collage: der Komponist im Zentrum, um ihn herum Notenblätter geklebt, Musiker mit antiquierten Instrumenten, die ihn engelsgleich bezirzen.

Seit 1963 lebt Isac Levy wieder in der Bundesrepublik, nachdem er in den 30er Jahren vor den Nationalsozialisten flüchten mußte. Eine Hommage an Frankfurt zeigt seine tiefe Verbundenheit mit seiner Wahlheimat. Auf Sperrholz (53 auf 120 Zentimeter) malte der Hobbykünstler das "Frankfurter Panorama" in Öl: die Skyline der Mainmetropole, der Eiserne Steg in der Bildmitte und das nächtliche Lichtermeer. Ein wenig schimmert Postkartenidylle - Frankfurt bei Nacht etwa - durch dieses Werk.

Es ist ein bewußter Entschluß von Isac Levy, lediglich peripher soziale und politische Probleme auf seinen Exponaten zu thematisieren. Sein Bild "Dritte Welt", nicht in der aktuellen Ausstellung zu sehen, ist so ein Beispiel. Isac Levy reist viel, verarbeitet malerisch seine Eindrükke, liebt ausgefallene Landschaften - er ist ein Schöngeist.

Noch bis Ende Oktober ist im Rehabilitationszentrum Rödelheim, Alexanderstraße 94 ein Teil des Werkes ausgestellt. Die 25 Exponate können montags bis freitags von 11 bis 18 Uhr sowie samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr besichtigt werden. CHRISTINE PETERS

FR kommt Ihnen näher Redaktion fährt auf FR-mobil ab - zu Ihnen

Was Sie uns schon immer mal sagen wollten, jetzt können Sie es ganz direkt loswerden: Das FR-mobil kommt zu Ihnen. Noch eine Woche tourt es zwischen Steinbach und Grävenwiesbach durch den Taunus, machen FR-Mitarbeiter "vor Ort" Station, klappen Stühle und den hoffentlich nötigen Sonnenschirm auf und stehen Ihnen Rede und Antwort.

Ob Ihnen in Ihrer Umgebung ein Arzt, eine Kneipe oder ein Gemüseladen fehlen, ob Ihnen der Verkehr zuviel oder die Straßen zu wenig sind, ob Sie per Bus, Bahn oder Fahrrad zur Arbeit und zum Einkaufen gelangen können? Oder auch, ob Sie einen Ort suchen, an dem Sie sich abends mit Freunden treffen können, ob Ihnen der Bürgermeister zusagt und die FR gefällt, oder ob sie Sie ärgern?

Sagen Sie es uns. Nur was wir wissen, können wir vielleicht ändern.

An folgenden Orten wird das Auto mit dem grün-schwarzen FR-Logo in den nächsten Tagen vorfahren:

Heute um 13 Uhr beim "Bad Homburger Mehrkampf" im Jubiläumspark, am Dienstag, 4. August, zum ersten Schultag ab 8.30 Uhr auf dem Hof der Neu-Anspacher Grundschule, am Mittwoch, 5. August, in der Mittagspause im Foyer der NUR-Verwaltung in Oberursel, am Freitag, 7. August, ab 16 Uhr in den Taunus-Arkaden in Grävenwiesbach und am Samstag, 8. August, beim Open-air-Konzert auf der Königsteiner Burg.

Damit Sie nicht gemeinsam mit uns im Regen stehen, sind Änderungen bei schlechtem Wetter möglich. Und weil wir ein paar Überraschungen vorhaben, kommt noch eine Reihe weiterer Termine dazu. Zum Beispiel in Friedrichsdorf, Neu-Anspach und Usingen. Versprochen!

P.S. Wenn Sie nicht zum FR-mobil kommen wollen, oder Ihnen erst nachher etwas Wichtiges einfällt, Sie können die LOKAL-RUNDSCHAU natürlich wie bisher jederzeit anrufen: die Redaktion in Bad Homburg unter Tel. 0 61 72 / 2 51 92 und die Redaktion in Oberursel unter Tel. 0 61 71 / 5 10 12.

"Urteil unerklärlich"

Unter dem Titel "Die Lok ist fast schrottreif" berichtete die Stadtteil-Rundschau in ihrer Ausgabe vom 9. Juli über den Abenteuerspielplatz Wildgarten. Hierzu schrieb uns Jürgen Reichel-Odié, Pfarrer der evangelischen Ostergemeinde in Sachsenhausen, folgende Zeilen:

Mit einigem Erstaunen habe ich gelesen, daß nach dem Urteil der beiden CDU-Stadtverordneten Karin Meulenbergh und Ursula Gauls der Wildgarten nicht nur in einem verwahrlosten Zustand sein soll, sondern auch nur von wenigen Kindern besucht werde. Als unmittelbarer Nachbar des Wildgartens ist es mir unerklärlich, wie ein solches Urteil möglich ist.

Während ich diese Zeilen schreibe, spielen und toben etwa 40 Kinder im Wildgarten und ich höre ihren fröhlichen Lärm herüberschallen. Zwar laufen gerade die Ferienspiele, aber auch ohne Ferienspiele sind während der warmen Jahreszeit immer Kinder im Wildgarten zu beobachten und zu hören, naturgemäß vor allem nachmittags, wenn der Betreuer Josef Mayer da ist. Die Anwesenheit der Sechs- bis 12jährigen schwankt je nach Witterung zwischen zehn und 50 Kindern.

Natürlich gibt es Tage, an denen kaum Kinder kommen, und auch Tage, an denen es der Kinder für zwei Betreuer einfach zu viele sind. Alles in allem werden fast 200 Kinder aus der Nachbarschaft erfaßt, die auf einem von Josef Mayer gestalteten wunderschönen Plakat dokumentiert sind. Zu wenige Kinder? Im übrigen überrascht es mich immer wieder, wie selten Obdachlose Unterschlupf im Wildgarten suchen, und, daß sie den Wildgarten als Toilette nutzen, davon kann schon gar nicht die Rede sein. (Als Toilette dienen dafür schon eher die Hecken und Büsche vor unserem Haus, aber das hat nichts mit dem Wildgarten zu tun, sondern mit dem Parkplatz davor.)

Natürlich müssen eine Reihe von Reparaturen durchgeführt werden. Mit den 300 000 Mark, die für das Museumsuferfest vorgesehen sind, ließe sich schon einiges bewerkstelligen. Aber auch mit weniger Geld läßt sich die hervorragende Nachbarschaftskinder-Arbeit fortsetzen und fördern, die Josef Mayer im Wildgarten betreibt.

Asche landet nicht mehr auf Deponien

SINDLINGEN. Rund 11 300 Kubikmeter Asche sind im vergangenen Jahr in der Sindlinger Schlammentwässerungs- und -verbrennungsanlage angefallen. Das geht aus einem Bericht des Magistrates an die CDU-Stadtverordnetenfraktion hervor.

80 Prozent der Asche wurden als "Zuschlagsstoff" bei Rekultivierungen in Nordrhein-Westfalen verarbeitet, der Rest ging nach Wiesbaden und Hanau. Dort wird die Asche in Kläranlagen bei der Schlammbehandlung verwendet.

Bis Mitte 1990 mußte die bei der Verbrennung von Klärschlämmen übrig bleibende Asche noch vollständig auf Hausmülldeponien gefahren werden. tos

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Praunheimer Kerb Familienfest an der Nidda

PRAUNHEIM. Eine frisch gemähte Wiese in der Niddaaue, umschlossen von den Wasserläufen des Flüßchens, und mächtige Bäume in Hintergrund: Das ist die idyllische Kulisse der Praunheimer Kerb an der Niddabrücke zwischen Hausen und Praunheim. Auch Petrus hatte in diesem Jahr Gefallen an dem kleinen Volksfest und schickte warmes Sommerwetter auf den Rummelplatz.

Gleich am Eingang verführte eine Lokomotive mit vielen süßen Sachen kleine und große Besucher zum Naschen. Schräg gegenüber vermischte sich der Duft von gebrannten Mandeln mit dem von frischem Heu. Wenn auch die heutige Kerb der Schausteller zu den Festen und der Geschichte des alten Dorfes an der früheren Römerstraße (der Heerstraße) keine Beziehung mehr hat, so ist sie doch ein Treffpunkt für die Daheimgebliebenen.

Der große Andrang beim Autoscooter, am Kinderkarussell oder den Schieß-, Wurf- und Glücksbuden blieb freilich aus: An diesem Wochenende fanden die Besucher vielmehr einen Juxplatz ohne Hektik in gemütlicher Atmosphäre vor.

Radfahrer auf ihrer Wochenendtour durchs Niddatal machten hier einen kurzen Abstecher. Sei es zum Karussellfahren, zum Beinevertreten oder zu einer kurzen Rast in der Gartenwirtschaft der Wurst- und Spießbraterei im Schatten der Bäume des Nidda-Altarms - für viele junge Familien war die Praunheimer Kerb das Ziel eines Nachmittagsspaziergangs. Auch für die Rentner ist die Kerb eine willkommene Abwechslung. Statt auf der Bank am Fluß erinnerten sie sich bei Bier vom Faß am Getränkerondell an die Kerb von früher.

Lange Zeit war dieser Rummel auf der Niddawiese das einzige Volksfest des Stadtteils gewesen. Heute dagegen haben das Blumenfest der evangelischen Auferstehungsgemeinde oder das Zehntscheunenfest des Bürgervereins und viele Straßenfeste der Kerb längst den ersten Rang abgelaufen.

Die Schausteller kommen folglich "gerade so" auf ihre Kosten. Trotzdem kommen sie gerne an die Nidda nach Praunheim, der gemütlichen und überschaubaren Atmosphäre wegen. Eine geruhsame Verschnaufpause vor dem großen Mainfest in der Innenstadt. rw

Viele Medaillen ,kassiert' Schwimmsenioren zogen erfolgreiche Halbjahresbilanz

FRANKFURT A. M. Für Frankfurts Seniorenschwimmer zog in diesen Tagen Karl Herber vom Schwimm-Sport-Club "Sparta" Halbjahresbilanz. Die Frauen und Männer der Frankfurter Schwimmvereine, Clubs oder Schwimmabteilungen, vereint in einer Startgemeinschaft, gehören nach wie vor zu den leistungsstärksten Vertretungen in Deutschland.

Die Ergebnisse von Januar bis Juni 1992 bestätigen das. Bei nationalen und internationalen Schwimmfesten sowie Meisterschaften zahlreichen Städten der Bundesrepublik belegten die Seniorinnen und Senioren 113 erste, 64 zweite und 31 dritte Plätze. Außerdem schwammen sie 32mal auf die Plätze vier bis sechs ein.

Herausragende Leistungen schaffte die Frankfurter Frauenstaffel bei den internationalen deutschen Meisterschaften in Wuppertal in der 4x200-Meter-Freistilkonkurrenz. Die Frankfurterinnen schwammen in der A-Klasse in 11:10,3 Minuten deutschen Rekord in der Besetzung Annerose Trobisch, Irmgard Nix, Micaela Gröber und Iris Teckentrupp.

In den Einzeldisziplinen bedeuteten die 4:56,37 Minuten von Hans-Joachim Habrecht über 400 Meter Freistil in der A- Klasse ebenfalls deutschen Rekord. Die meisten Medaillen "kassierten" die Unentwegten bei den Landesmeisterschaften in Darmstadt: 45 Gold-, 31 Silber- und 15 Bronzemedaillen. Die größten Erfolge dabei verbuchten Hans-Joachim Habrecht (14mal Gold und je einmal Silber und Bronze), Iris Teckentrupp (11-6-2), der mehrfache Weltmeister und Weltrekordler Walter Minnich (zwölf Goldmedaillen), Micaela Gröber (zehnmal Gold), Hermann Lüning (9-2-0), Annerose Trobisch (siebenmal Gold), Susanne Wortmann (5-5-2), Harald Knüppel (5-5-2), Irmgard Nix (3-5-0), Alfred Schmidt (3-3-0), Gernot Endreß (2-5-0), Hans-Thomas Geidt (2-3-1) und der Vorsitzende des Ersten Frankfurter Schwimm-Clubs, Michael Wolski (6-2-1).

Gold, Silber oder Bronze errangen außerdem Udo Keil, Wolfgang Rotermund, Fritz Vollmar, Rolf Willmanns, Hans-Peter Ewert, Heike Lewak, Uwe Gröber, Heike Finster, Wolfgang Müller, Nadja Khalil, Elke Lais, Luciano Scapin, Reinhold Schnabel, Axel Widmer, Sebastian Moll, Trainer Hans Nix, Christine Wichert, Holger Hofmann und "Wettermacher" Karl-Heinz Nottrodt. dixi

Ausstellung: Architektur zwischen 1900 und 1950

Das Deutsche Architekturmuseum zeigt von Mitte August bis Ende November eine Ausstellung über "Moderne Architektur in Deutschland 1900 bis 1950 - Reform und Tradition".

Die Schau soll die erste von drei Ausstellungen über moderne Architektur in Deutschland zwischen 1900 und 1950 sein. Geplant sind im Anschluß Ausstellungen über "Expressionismus und Neue Sachlichkeit" und "Macht und Monument".

"Reform und Tradition" soll sich mit der "moderaten architektonischen Moderne" auseinandersetzen. Es werden überwiegend Originalzeichnungen gezeigt, Schwerpunkte sind: "Lehrer der Moderne" (Peter Behrens, Theodor Fischer, Friedrich Ostendorf und Hans Poelzig), "Die moderne Siedlung", "Die reformierte Großstadt", "Technik und Landschaft" und "Architektur des Wiederaufbaus nach dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg".

Die Ausstellung am Schaumainkai soll am 14. August eröffnet werden und bis zum 29. November zu sehen sein. fr

Rätsel ums "oe" gelöst Höchster Sex-Shop ändert seine Schreibweise

HÖCHST. So jung und schon die Unschuld verloren: Der neue Sex- Shop an der Bolongarostraße verzichtet ab sofort freiwillig auf einen seiner augenfälligsten Reize. Künftig brauchen sowohl Kunden von "Hoechst'e Erotik" als auch Passanten nicht mehr darüber zu rätseln, ob hier vielleicht der nahe Chemieriese seine Finger im Spiel hat. "Um eventuelle weitere Unannehmlichkeiten zu vermeiden, haben wir heute die Schreibweise abgeändert." Das teilte die Geschäftsführerin Monika Mörchen in einem Schreiben an unsere Redaktion mit.

Die FR hatte berichtet, daß der nekkische Firmenname möglicherweise gerichtliche Folgen haben könnte, wenn sich Hoechst dadurch in seinen "geschäftlichen Aktivitäten" beeinträchtigt fühlt, wie ein Rechtsanwalt meinte.

Monika Mörchen ist offenkundig nicht auf Konfrontation aus: "Es ist doch selbstverständlich, daß wir als Kleingewerbetreibender uns nicht mit einem Riesenkonzern, der viel Macht und Einfluß hat, anlegen." Die Schreibweise von "Hoechst'e Erotik" mit "oe" habe einfach harmonischer gewirkt, "denn zu einem ' sehen zusätzliche ö-Strichelchen nicht so gut aus". Trotz aller Einbußen an Sinnlichkeit änderte sie jetzt in einer Nacht-und-Nebel-Aktion den Namen ihres Kaufhauses für Lust-Utensilien in "Höchst'e Erotik".

Ebenfalls als wenig befriedigend empfindet die Geschäftsfrau die freizügige Art und Weise, wie "amtliche Stellen" mit ihrem eigenen Namen umgehen: So sei sie bereits wiederholt mit "Frau Moerchen" angeschrieben worden. Nach bislang unbestätigten Gerüchten wird die Geplagte gegen derart fahrlässige Beamten spätestens dann gerichtlich vorgehen, wenn aus dem "Mörchen" ein "Möhrchen" geworden sei. Das wäre denn doch zu anzüglich. leo

Patientenakten lagen im Garten herum Kartei des Höchster Chirurgen Dr. Malic entdeckt / Staatsanwaltschaft ermittelt.

HÖCHST / LIEDERBACH. Stapelweise Patientenakten, Untersuchungsbefunde und Abrechnungen des verstorbenen Höchster Arztes Dr. Hrvoje Malic lagen Monate offen im Garten seines verlassenen Hauses in Liederbach herum. Die Frankfurter Staatsanwaltschaft hat die Unterlagen nach einem Hinweis der FR von der Polizei sicherstellen lassen. Den Erben des niedergelassenen Chirurgen droht jetzt eine Anklage. Für Oberstaatsanwalt Helmut Koller steht fest: "Ein schwerer Verstoß gegen die Datenschutzbestimmungen."

Liederbach, Fasanenweg 26: Auf der Terrasse liegen zwei Berge Müll. Blaue Plastiksäcke mit Abfall. Dazwischen Hügel von Patientenakten, ganze "Leidensgeschichten", intimste Befunde fliegen offen herum.

"Das liegt hier genau seit 28. Juli vergangenen Jahres", erinnert sich eine Nachbarin. Der Tag, an dem der in Zagreb lebende Sohn - einer der Erben des Arztes - die Möbel packte, die Aktenstapel wie Müll auf den Balkon verfrachtete und nach Kroatien zurückfuhr. Kinder, die im verwilderten Garten spielten, entdeckten die Papierberge. Ein Nachbar wohlinformiert: "Das Vertrauen der Landsleute in den Chirurgen war groß: Die sind auch wegen Halsschmerzen und anderer Wehwehchen zu ihm gegangen."

Wie die FR erfuhr, ist das Haus im Fasanenweg 26 seit dem Tode des Mediziners 1988 unbewohnt. Erben des Hauses sind der in Kroatien lebende Radovan Malic und ein zweiter, unehelicher 14jähriger Sohn, den der Arzt mit seiner jetzt in Unterliederbach wohnenden Lebensgefährtin hatte. Beide streiten sich vor Gericht um das Haus.

Den Nachlaß, erklärte die Frau, habe Rechtsanwalt Uwe Adam verwaltet. Adam bestätigte der FR, die Praxis in Höchst (Liederbacher Straße 9) nach dem Tod des Arztes aufgelöst zu haben. Ein Teil der Patientenkartei - Aufzeichnungen, die nicht älter als zehn Jahre waren - habe er der Landesärztekammer übergeben, die älteren Dokumente seien Radovan Malic in Anwesenheit von dessen Bevollmächtigten ausgehändigt worden.

Dem waren die "Aktenberge im Wohnzimmer" (eine Nachbarin) dann wohl lästig. Im Sommer 1991 stapelte er die Unterlagen auf der Terrasse. "Als ich das entdeckt habe", sagte die frühere Lebensgefährtin Malics, die ab und zu den Bürgersteig vor dem Haus fegt, "habe ich alles in eine Ecke geschoben und mit Zweigen abgedeckt." Handwerker, die vor Monaten die Wände des benachbarten Reihenhauses anstrichen, räumten die "Berge" wieder aus dem Weg.

"Ungeheuerlich", reagierte Ann-Katrin Helberg-Lubinski von der Landesärztekammer auf den für jedermann zugänglichen Fundort der Patientenkartei. "Die Erben", so die Juristin, "sind, auch wenn sie keine Mediziner sind, verpflichtet, die ärztlichen Unterlagen unter Wahrung der Schweigepflicht aufzubewahren" - laut hessischer Berufsordnung für Ärzte noch mindestens zehn Jahre nach Abschluß der Behandlung. Röntgenbefunde müssen sogar 30 Jahre archiviert werden. Ist die Frist abgelaufen, sollen die Dokumente restlos vernichtet werden.

Die Landesärztekammer könne nur einschreiten, wenn ein Mediziner selbst gegen diese Bestimmungen verstoße, erklärte Ann-Katrin Helberg-Lubinski. "Gegen Erben dürfen wir als Berufsaufsicht nicht vorgehen."

Ein Fall für die Justiz also. Oberstaatsanwalt Helmut Koller ließ die Unterlagen sofort sicherstellen und nahm die Ermittlungen auf. "Verantwortlich sind auf jeden Fall die Erben", erklärte Koller. "Solch hochbrisantes Material kann man nicht quasi auf der Zeil verstreuen." tos

Oeder Weg ist ruhiger geworden Linksabbieger fehlt noch

NORDEND. Das Experiment hat begonnen, die Zufahrt zum Oeder Weg ist gesperrt: Vor knapp zwei Wochen ist die Rechtsabbiegespur am Eschenheimer Turm abgeriegelt worden. Jetzt können nur noch Radfahrer von der Großen Eschenheimer Straße in den Oeder Weg gelangen, auf einer eigenen Fahrspur. Autofahrer, die von der City aus in den unteren Oeder Weg wollen, können die Straße über den Anlagenring erreichen. Nach dem Willen des Ortsbeirates 3 soll die Sperrung zunächst für sechs Monate auf Probe gelten.

Die ersten Reaktionen der Geschäftsleute und Anwohner des Oeder Weges sind zurückhaltend bis positiv. "Es ist noch zu früh, um die Konsequenzen richtig beurteilen zu können", betonte Anna Graßl, Sprecherin der Gewerbetreibenden. Zwar sei zur Zeit tatsächlich "tote Hose" in den Geschäften, aber das könne ebensogut an den Sommerferien liegen. Dem stimmte auch Irene Ploch zu, die ein Schmuckgeschäft in dem betroffenen Bereich führt. "Erst mal abwarten", lautete ihre Devise. Annemarie Polley begrüßte die neue Verkehrsregelung: Früher seien an der Buchhandlung ganze Autokolonnen vorbeigebraust, "das ist schlagartig besser geworden".

Allerdings soll jetzt auch die Forderung, eine Linksabbiegespur in die Jahnstraße einzurichten, "schnellstens erfüllt werden", verlangte Anna Graßl. Das war die Bedingung, die die Geschäftsleute an ihr Einverständnis zu der Zufahrtssperrung geknüpft hatten: Jahnstraße und Blumenstraße sollten befahrbar bleiben, damit Autofahrer, die von oben in den citynahen Teil des Oeder Wegs wollen, nicht den riesigen Umweg über den Anlagenring machen müssen. Bislang war es möglich, die Schleife über die Querstraße Forsetzung auf Seite 2

AW Niederrad lädt zum Kinderfest ein

NIEDERRAD. Am Samstag, 1. August, ist es wieder soweit: Die Arbeiterwohlfahrt (AW) Niederrad veranstaltet ihr traditionelles Kinderfest (Im Mainfeld 16). Ab 15 Uhr warten Torwand und Negerkußschleuder auf die unternehmungslustigen Kinder, ebenso wie ein großes Sprungkissen und eine Maltafel. Den Siegern der zahlreichen Spiele winken Preise.

Das Kasperletheater wird, wie in den vergangenen Jahren, bestimmt die Herzen der Gäste erobern. Zur Stärkung gibt es Kaffee, Kuchen und Würstchen sowie kalte Getränke. Das Kinderfest steht in diesem Jahr unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Andreas von Schoeler. Er hat seinen Besuch bereits angekündigt. sil

Namen + Notizen

MARGOT BAIER verstärkt künftig die CDU-Fraktion im Ortsbeirat 1 (Bahnhof, Gallus, Gutleut, Innenstadt). Sie tritt die Nachfolge von Karl-Heinz Schultheis an, der sein Mandat niederlegte. Margot Baier ist Hausfrau und engagiert sich als Sozialpflegerin; im Ortsbeirat will sie sich vor allem für die Belange ältere Leute einsetzen. Sie wohnt seit 40 Jahren in der Gutleutstraße und ist mit dem Viertel "bestens vertraut", wie sie sagt. Auch in Sachen Stadtteilpolitik hat Margot Baier bereits einige Erfahrung: Seit rund drei Jahren ist sie stellvertretende Vorsitzende des CDU-Ortsverbands Gallus/Gutleut. rea

Auch die Eintracht-Adler ließen Federn Die Spvgg 02 Griesheim blickt auf eine ereignisreiche Vereinsgeschichte zurück

GRIESHEIM. "Es ist kein Verein in Europa, der die Eintracht schlagen kann." So lautete ein selbstbewußter Spruch der Frankfurter Fußballfans gegen Ende der 20er Jahre. Bei einem Privatspiel gegen die Spielvereinigung (Spvgg) 02 Griesheim im Jahr 1928 mußte sich die "launische Diva" vom Riederwald dann doch mit 3:4 eines Besseren belehren lassen. Fortan hieß es: "Es ist kein Verein in Europa, der die Eintracht schlagen kann - außer Griesheim."

Eine schnurrige Geschichte, aber sie zeigt doch, welch guten Fußball die Griesheimer in den vergangenen 90 Jahren, so alt werden die "02er" dieser Tage, boten. Gegründet wurde der Club am 4. Mai in der Wirtschaft "Zur guten Quelle". Den Anstoß hatten Rödelheimer Kollegen gegeben, die sich nur wenige Wochen zuvor zum 1. Rödelheimer Fußballclub zusammengerauft hatten. Unter dem Namen Fußball-Club Alemannia lieferten die in grün-weiß-rot spielenden Griesheimer dann schon wenig später auf "ihrem" Platz, dem Griesheimer Exerzierplatz, den Rödelheimern die erste Partie.

1903 traten die Alemannen dem Verband Süddeutscher Fußballvereine bei; verstärkt hatten sie ihr Team mit zwei Legionären aus dem (damaligen) Kicker- Dorado England. In den Jahren bis 1920 ging es beständig bergauf: Bis zur ersten Hessen-Liga schaffte es der Griesheimer FC. In diese Periode fiel die Eröffnung des neuen Sportfeldes an der Eichenstraße, wo der Verein heute noch sein Domizil hat. Ehrenmitglied Jean Ickstadt erinnert sich an das Eröffnungsspiel gegen den SV Wiesbaden: "Zur Halbzeit hieß es 5:0, am Ende stand's 6:6."

Fußballerisch mußten die Griesheimer zurückstecken. 1923 "zwangen wirtschaftliche und finanzielle Ereignisse zu einer Vereinigung mit dem FV Viktoria 07 Griesheim", schreibt der Chronist über jene Zeit. Damals entstand der noch heute gültige Name Spvgg 02 Griesheim.

Obwohl sich die "02er" fortan in die Siegerlisten ihrer Ligen eintrugen, rutschten sie aus finanziellen Gründen bis in die Kreisliga ab. Da erklärten sich Vereine wie die Eintracht, der FSV, Union Niederrad oder Neu-Isenburg bereit, dem gebeutelten Konkurrenten mit Privatspielen aus der Patsche zu helfen - und verloren so manche Partie. 1932 errang Griesheim mit einem 4:3 über die Union den Frankfurter Goldpokal.

In den Kriegsjahren verlor die Spvgg zahlreiche Mitglieder. Der Wiederaufbau danach ging nur zögerlich voran. 1950 stieg der Club dann doch in die Landesliga auf und mußte erst 1961 wieder den Weg zurück in die Frankfurter Amateurliga antreten; kurz zuvor war man noch knapp am Aufstieg in die Regionalliga Süd gescheitert. Dafür stellten die Griesheimer 1962 - der Chronist vermeldet's stolz - "mit Erwin Stein erstmals in der Vereinsgeschichte einen Spieler für die Nationalelf". Allerdings spielte Stein da schon für die Eintracht.

Nach neun Jahren Zugehörigkeit zur A-Klasse gelang der Sprung in die Bezirksliga, die Meisterschaft im Jahr darauf (1973) berechtigte zur Gruppenliga Süd. Der Rückschlag kam prompt, danach ging es zwischen Bezirks- und Kreisklasse beständig auf und ab.

Ein "Zitterjahr" war 1990. Nach der Hälfte der Punkterunde standen gerade mal 10:24 Zähler auf dem Konto. Doch der neue Trainer, Metin Cangör, machte das "kleine Fußballwunder vn Griesheim" möglich und die Mannschaft erreichte noch den 6. Platz (29:31 Punkte).

Ein Höhepunkt fiel ins Jahr 1988. Da feierte die Spvgg ihren neu angelegten Rasenplatz. Ehrengast Borussia Mönchengladbach bescherte den Gastgebern prompt eine saftige 0:9-Niederlage.

Erfreut kann der Verein auf die jüngste Entwicklung im Jugendbereich blikken: Mit 130 Aktiven wurde der höchste Spielerbestand seit zwölf Jahren erreicht. Zu Zeiten, da andere Vereine händeringend nach Nachwuchs suchen, ist das eine gute Basis für die Zukunft. ask

Die "Kickers" kommen Spvgg 02 Griesheim feiert eine Woche lang Jubiläum

GRIESHEIM. Ihr 90jähriges Bestehen feiert die Spielvereinigung (Spvgg) 02 Griesheim mit einem großen Jubiläumsprogramm. In einer akademischen Feier am Samstag, 1. August, um 11 Uhr im Bürgerhaus Griesheim (Schwarzerlenweg) werden Stadträtin Sylvia Schenk sowie Prominenz aus Wirtschaft und Vereinen die Festreden halten. Zudem stehen viele Ehrungen, auch durch den Hessischen Fußballverband, auf dem Programm; für die Musik sorgt der Akkordeon-Verein "Heiterkeit".

Schon am Vorabend (Freitag, 31. Juli, 19.15 Uhr) tritt die Erste Mannschaft gegen den FV Stierstadt an. Ort dieser wie auch aller anderen Begegnungen: dDer Rasenplatz an der Eichenstraße. Richtig zur Sache geht es am Sonntag, 2. August: Ab 10 Uhr laufen die F-Schüler-Mannschaften zum Wettstreit um den Frankfurter Sparkassen-Cup auf. Für 13 Uhr ist das Finale der Ersten Mannschaften um den Sparkassen-Cup angesetzt.

Am Montag, 3. August, bestreitet die Reserve der "02er" um 19.30 eine Partie gegen die SG Griesheim. Tags darauf will es die "Erste" gegen die Offenbacher Kikkers wissen (Anpfiff um 19 Uhr). Der Mittwoch, 5. August, gehört den Damen. Um 19 Uhr zeigt die SG Praunheim (1. Bundesliga) ob sie sich gegen die Kickerinnen vom Zweitligisten TSG 1951 Frankfurt durchsetzen kann. Am Donnerstag, 6. August, tragen die "Ehemaligen" der Spvgg eine Partie aus (19 Uhr). Montags bis donnerstags, jeweils für 17 Uhr, sind zudem Jugendspiele angesetzt.

Freitags (7. August) mißt sich die Reserve mit der SG Westend (17.45 Uhr) und die erste Mannschaft wird um 19 Uhr versuchen, sich gegen den Landesligisten FC Italia achtbar aus der Affäre zu ziehen. Für Samstag ist ein Altherren- Turnier angesetzt (ab 10 Uhr), am Abend gegen 19 Uhr ist Musik im Festzelt angesagt, das auch unter der Woche geöffnet ist. Den Abschluß macht am Sonntag, 9. August, das A-Jugend-Turnier zum Gedächtnis von Rainer Raab, Beginn ist um 10 Uhr. Ab 16 Uhr öffnet die Disco im Festzelt. ask

Rödelheimer Pflaster war stets hart 1. FC 02 feierte Jubiläum

RÖDELHEIM. Der Sekt im Jubeljahr schmeckt schal in Rödelheim: Die Feiern zum 90jährigen Bestehen des 1. Rödelheimer Fußballclubs (FCR) 02 waren gerade vorbei und die Punktrunde beendet, da verließen 14 Spieler den Verein. Dabei ist der FCR nicht einmal abgestiegen. Die Erklärung ist ganz einfach: Der Verein versteht sich als "Amateurclub reinsten Wassers" und ist deshalb nicht in der Lage Summen zu zahlen, die laut Aussage des Vorsitzenden Manfred Struck selbst in den tieferen Klassen schon über den Tisch gehen.

Der Aderlaß trifft die Rödelheimer im Jubiläumsjahr besonders hart, vor allem, nachdem der Abstieg aus der Bezirksoberliga Frankfurt-West gerade noch abgewendet werden konnte - der neunte Rang am letzten Spieltag täuscht über die Dramatik der Saison ein wenig hinweg. Struck hofft im Blick nach vorn, mit den verbliebenen Spielern dennoch "die kommende Runde gut zu überstehen".

Dabei mag ihn ein Blick in die Chronik der vergangenen 90 Jahre bestärken. Sie zeigt, daß die Rödelheimer schon mit ganz anderen Miseren fertig wurden: Am 12. April 1902 riefen zwölf Kicker im Gasthaus Taunus den 1. Rödelheimer Fußballclub 02 ins Leben. Mit mannigfaltigen Schwierigkeiten hatten die Kicker zu kämpfen: In der "Hausener Kuhle" mußten die Tore jedesmal neu aufgestellt werden und den Ball hatte man zwar billig beim SC 1880 erworben, doch er war "rund" wie ein Ei. Immerhin: Die Rödelheimer Bevölkerung fand nach anfänglicher Skepsis langsam aber sicher Gefallen an dem "neuartigen Sporttreiben". Schließlich bekam der FCR 1907 auch einen Sportplatz an der Sossenheimer Landstraße.

1919 wurde ein neuer Platz an der Westerbachstraße bezogen - es sollte nur eine der Stationen in den folgenden Jahren sein. Sportlich taten sich die Rödelheimer, die 1908 im Südwestdeutschen Fußballverband Mitglied wurden, nicht sonderlich hervor. Zum "runden" Geburtstag 1932 fusionierte der FC mit dem Fußballclub Wacker Rödelheim. Trotz des größeren Spielerkaders verlief der Weg nach unten bis in die Kreisklasse.

1938 fanden sich die Spieler des 1. FC Wacker 02 als Fußballabteilung im VfL Rödelheim wieder. Damit begann - kurioserweise - der sportliche Aufstieg. Der Chronist vermerkte zudem, in jener Zeit sei für namhafte Gegner wie Union Niederrad, Rot-Weiß oder Germania 94 "das Rödelheimer Pflaster stets sehr hart gewesen".

Als der Spielbetrieb 1944 / 45 fast darniederlag, sorgten die Brüder Heini und Jean Opper für frischen Wind. 1946 nannte sich der Verein wieder 1. Rödelheimer FC und konnte prompt seine erfolgreichste Periode einläuten. Dem Aufstieg in die Landesliga folgten weitere gute Plazierungen. Der Durchbruch bis zur Spitze, in die Süddeutsche Oberliga, gelang jedoch erst 1948. Dort kam es, wie es kommen mußte: Eine Niederlage nach der anderen. Dem stand mancher Überraschungssieg gegenüber - die Rödelheimer hatten deshalb ihren Spitznamen als "Totoschreck" schnell weg. Ebenfalls in diese Zeit fiel ein Match gegen eine Fortsetzung auf Seite 5

Kinder aus Tschernobyl Feuerwehrnachwuchs überreichte Spende

OBERRAD. "Kinder helfen Kindern": Auf diese prägnante Formel brachte Michael Trautmann, Leiter der Jugendfeuerwehr Oberrad, die Hilfe, die seine 30 Schützlinge für Kinder aus Tschernobyl erbrachten. 500 Mark sammelte der Oberräder Wehrnachwuchs beim Sommerfest vor wenigen Wochen (die Stadtteil-Rundschau berichtete). Dieser Tage übergaben sie in Bad Vilbel die Summe den aus Kiew angereisten 81 Jungen und Mädchen: Sie sind Kinder der bei der Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl ums Leben gekommenen Feuerwehrmänner.

Eigentlich sei der Erlös des Oberräder Festes samt den Einnahmen vom Kinderflohmarkt für die Kinder-Krebsklinik der Universität gedacht gewesen, informierte Trautmann. Doch dann hörten die Brandlöscher aus Oberrad vom Plan der Feuerwache 6 (Mörfelder Landstraße) unter Federführung von Gerhard Stengel, Walter Meinel und Kurt Weihe: Die ermöglichten es den russischen Kindern, einen dreiwöchigen Erholungsurlaub in Frankfurt anzutreten (die FR berichtete).

"Da kam dann bei uns spontan die Idee auf, das Geld den Angehörigen der Opfer zu geben." Die Kinder-Krebsklinik, versicherte Trautmann, werde dennoch nicht leer ausgehen: Spätestens beim "Riesenfest auf dem Messegelände" am Samstag, 8. August, bei dem auch die Wehren vertreten seien, werde erneut Geld für eine Spende zusammenkommen. ask

Die "Luftnummer" fiel aus Beim Kinderfest der SPD war Spiel und Spaß Trumpf

NIEDERRAD. "Das muß ich doch auch mal probieren." Verlockend liegt es da, das knallrote Riesenhüpfkissen, geradezu einladend. Fünf auf fünf Meter groß, dick mit Preßluft aufgeblasen: Ein (Kinder-)Traum. Und wie es sich da drauf springen läßt! Also: "Das muß ich jetzt auch mal probieren." Dankwart Breithaupt, Vorsitzender des Niederräder SPD-Ortsvereins und immerhin schon 54 Jahre alt, ist von seiner Idee nicht mehr abzubringen. Da. Jetzt sind die Kinder mal runter von dem Springkissen: Schuhe aus und nichts wie rauf. Endlich. Doch nach ein paar vorsichtigen Hüpfern am Rand - Ende der Vorstellung. Auf die enttäuschten "Ohs" der Genossen, die ihrem Vorstand gern bei der "Luftnummer" zugesehen hätten, winkt er ab: "Zu gefährlich."

Zur Ehrenrettung: Breithaupt war nicht der einzige unter den Erwachsenen, der mit der roten Riesen-Luftmatratze beim Kinderfest des Ortsvereins heftig liebäugelte. "Die anderen haben sich nur nicht getraut", stellte keck ein Kind fest.

Aber auch ohne den großen Sprung des Vorsitzenden war beim Fest auf der Fröbelwiese für beste Unterhaltung gesorgt. Die Falken hatten das Spielmobil vom Abenteuerspielplatz Riederwald mitgebracht. Hauptattraktion außer dem Hüpfkissen: die Rollenrutsche. Mit viel Geschrei ging's in kleinen Plastikwannen das zehn Meter lange "Förderband" runter - und das pausenlos. Wer es ruhiger mochte, durfte seine Phantasien am Schminktisch ausleben.

"Wenn wir das Fest mitten in die Sommerferien legen, so ist das Absicht", klärte Dankwart Breithaupt auf. Es sei für die gedacht, die keinen Urlaub haben buchen können - ein kleines Bonbon, um ihnen das Zuhausebleiben zu erleichtern.

Elke Tafel, Mitglied im Ortsverein und Kinderbeauftragte im Ortsbeirat 5, freute sich über die Resonanz: "So viele Besucher hatten wir noch nie." Vielleicht läge das am Spielmobil, das zum ersten Mal in den neun Jahren, die es das SPD- Kinderfest gibt, dabei war.

Aber Rollenrutsche und Schminke waren schnell vergessen als Puppenspieler Otto Bausch zum Kasperletheater läutete. Und als die berühmte Frage kam: "Seid ihr alle da?" da fehlte keiner von den weit mehr als 70 Jungen und Mädchen. "Er ist ein echter Künstler", zollte Breithaupt ihm Bewunderung. Seit 44 Jahren ist Bausch mit den Puppen auf Achse, der Familienbetrieb ist sogar schon mehr als 100 Jahre alt. "Ein richtig schönes, altmodisches Figurentheater", waren sich da die Erwachsenen einig.

Sie saßen derweil bei Ebbelwei und Gebäck im Schatten der Birken und plauschten. Die Eltern informierten sich bei den Stadtteilpolitikern über neue Vorhaben. "Was wird denn mit der Tempo-30-Zone?" und wie das mit der Villa Manskopf denn weiterginge. Oder sie lauschten den Geschichten, die Forstdirektor Werner Ebert - er war selbst fünf Jahre lang Vorsitzender der Niederräder SPD - zu erzählen wußte. Der genoß es, das Kinderfest nach neun Jahren einmal mit viel Muße zu verbringen: War er doch in früheren Jahren als Spiel-Organisator stets der gefragteste Mann Fest. ask

Leben im Taunus

vor 100 Jahren

Am 1. August im Fernsehen

BAD HOMBURG. Nicht die Idylle von der "guten alten Zeit", sondern das wirkliche Leben im kargen Mittelgebirge Taunus vor 100 Jahren zeigt der Hessische Rundfunk am Samstag, 1. August, um 17 Uhr in seinem dritten Fernsehprogramm.

In dem halbstündigen Film wird von der endlosen Handarbeit der Frauen und Kinder, dem Nagelschmieden der Männer in drangvoller Enge und der auszehrenden Feldarbeit der Bergbauern im hohen Taunus berichtet.

Autorin Renate Beyer hat die Forschungen von Gottlieb Schnapper-Arndt ausgewertet, der vor rund 100 Jahren fünf Dörfer im hinteren Taunus auswählte und als erster mit Fragebögen in die ländlichen Wohnküchen eindrang.

Anhand seiner Expertisen läßt sich verdeutlichen, wie grundsätzlich sich das dörfliche Leben in den zurückliegenden 100 Jahren gewandelt hat. jom

Kulturspiegel · Kulturspiegel

vom Mittwoch, 29. Juli, bis Dienstag, 4. August

DIETZENBACH. Beim Fiesta Americana Latina am Samstag, 1. August, 14 Uhr, auf dem Platz vor dem Rathaus, treten unter anderen die Gruppen "Maltaltol", "Sunshine-Steelband" und "Los Qinteros" auf.

HAINBURG. Sein Sommernachtsfest feiert der Country- & Western- Club "Laredo" vom 31. Juli bis 2. August auf dem Sportplatz der Freien Turnerschaft Hainstadt. Am Freitag, 19 Uhr, spielen "Canyon" und "Plava- Trava-Zaborava", am Samstag, 18 Uhr, "Canyon", "Main-Country" und die "Nashville-Music-Company" sowie am Sonntag, 10 Uhr, "Main Country" und "Pacely". Der Eintritt ist kostenlos.

SELIGENSTADT ist am kommenden Wochenende ein Dorado für Jazzfreaks von nah und fern: Die Seligenstädter Jazztage sorgen von Freitag, 31. Juli, 19.30 Uhr, an auf der Terrasse am Palatium für viel Swing und Drive. Es treten das Peter-Linhart-Quartett und die Gruppe "Basement" auf. Am Samstag, 1. August, 19.30 Uhr, spielen "High Jinks" zu dem Engländer Ray Austin Mainstream-Jazz mit einem schönen Touch Rhythm & Blues. Zum Abschluß des Abends interpretiert das Torsten-Plagenz-Quartett "Clarinet à la swing". Am Sonntag, 2. August, 11 Uhr, geht's weiter mit der Maryland- Jazzband aus der Domstadt Köln. Die Formation ist musikalisch zu Hause im "schwarzen" New Orleans.

In der Band der Bandleader wird für den erkrankten Gustl Mayer der italienische Klarinettist Paolo Tonelleri einspringen. Für junge Leute unter 14 Jahren ist der Eintritt kostenlos. Am Sonntag wird die DLRG-Ortsgruppe Seligenstadt für Kinderbetreuung sorgen. fin

Renovierung gleicht einem Trauerspiel Jugendhaus Frankfurter Berg: Wiedereröffnung wurde immer wieder verschoben

FRANKFURTER BERG. Leitungen baumeln von der Decke, im diffusen Licht, das durch kleine Dachluken fällt, wirken die unverputzten Wände noch kälter. Mörtel und Putz, Reste von Styropor und leere Farbeimer liegen auf dem kahlen Boden, unter einer halbfertigen Pergola stapeln sich kubikmeterweise Bretter und Bauschutt. Vor über einem Jahr wurde im Jugendhaus am Frankfurter Berg Richtfest gefeiert - doch die Bezeichnung Jugendhaus hat der Rohbau an der Julius-Brecht-Straße bis heute nicht verdient. Zigmal mußte der Eröffnungstermin aufgeschoben werden.

1988 mußte das gerade zehn Jahre alte Jugendhaus seine Pforten schließen - Schimmel an den Wänden, ein undichtes Dach und die defekte Heizung ließen den Betreuern keine andere Wahl. Mitte 1989, so hieß es damals, werde der Treffpunkt wieder öffnen, der Umbau werde 600 000 Mark kosten. Doch die Planer irrten.

Ende 1989 hatte noch kein Handwerker seinen Fuß in das Haus gesetzt - der Evangelische Verein für Jugendsozialarbeit hatte schlicht vergessen, bei der Bauaufsichtsbehörde einen entsprechenden Antrag zu stellen. Die Wiedereröffnung wurde nun für Juni 1990 anvisiert - aber auch daraus wurde nichts.

Ungeklärte Grundstücksfragen und der Fund von Asbest sorgten für weitere Verzögerungen - immerhin: Im Herbst 1990 rückten am Frankfurter Berg erstmals Bauarbeiter an. Die Baukosten waren inzwschen auf 1,1 Millionen Mark angestiegen. Im April 1991 wurde in dem Rohbau dann Richtfest gefeiert. "Es geht wieder nach vorne", freute sich Alfred Bender vom Jugendamt. Aber auch mit dieser Prognose lag der Mann falsch. Denn keine zwei Monate später drohte das Dach des Jugendtreffs einzustürzen, die Dämmplatten hatten sich nach starken Regenfällen mit Wasser vollgesogen.

"Im September 1991", sagt Angela Koch, Jugendhaus-Leiterin in spe, "war dann wieder Feierabend": Die beauftragten Baufirmen hatten ihre Arbeit niedergelegt, neue ließen sich nach Ansicht des verantwortlichen Architekten Vitezslav Fara nicht finden.

Ihren vorläufigen Höhepunkt erreichte die Misere im vergangenen Winter: Bauarbeiter hatten nach einem Test vergessen, Wasser aus den neuen Heizungsrohren abzulassen - nach einem Kälteeinbruch platzte die gesamte Anlage. Frau Kochs Kommentar: "Dieser Bau nervt."

Dabei hat der letzte Akt dieses absurden Theaters noch nicht einmal begonnen: Seit Januar 1992 geht es mit dem Umbau zwar "häppchenweise" voran - der Jugendtreff aber sieht noch immer aus wie ein halbfertiges Kartenhaus. Zwar wurde der Eingang planmäßig an die Julius-Brecht-Straße verlegt, zwar wurden bereits Fenster und Toiletten eingebaut. Und auch die Versorgungsleitungen sind nach langem hin und her angeschlossen. Ob das Jugendhaus aber in diesem Jahr noch eröffnet werden kann, erscheint mehr als fraglich.

Die Hauptschuld an der unendlichen Geschichte um das Jugendhaus trägt nach Ansicht von Angela Koch - die derzeit "unter miesesten Bedingungen" provisorische Jugendarbeit leistet - der Architekt Vitezslav Fara. Der arbeite völlig "konzeptionslos" und "ohne sich an Absprachen zu halten". Die Tatsache, daß immer wieder Firmen absprangen, habe Fara selbst zu verantworten - neue habe er erst auf Druck des Evangelischen Vereins für Jugendsozialarbeit gesucht. Die "stinkenden" Toilettenräume, moniert Frau Koch, habe Fara erst gar nicht renovieren wollen - die Sache haben Jugendliche vom Frankfurter Berg nun selbst in die Hand genommen.

Permanent würden zudem "zwei, drei Bauarbeiter" vorbeischauen, "die etwas machen wollen, aber nicht wissen, was". Das Fazit der Sozialarbeiterin: "Fara unterläuft Absprachen", der "Pfusch am Bau" gehe fast ausschließlich auf das Konto des Architekten.

Der jedoch findet die Vorwürfe "völlig unsinnig". Alle Bauarbeiten am Jugendhaus, beteuerte Fara gegenüber der Stadtteil-Rundschau, "waren abgesprochen" - "ich sehe bei mir keine Schuld".

Vielmehr sei bei dem Projekt am Frankfurter Berg "eines zum anderen gekommen": Unzuverlässige Firmen, nicht vorhersehbare Pannen und eine "enorme Vernichtungswelle" der Jugendlichen selbst. Die hätten im vergangen Sommer durch Vandalismus ganze Tagewerke zerstört. "Der Vandalismus", kontert dagegen Angela Koch, "bestand in einigen, wenigen Schmierereien und drei kaputten Glasbausteinen."

Den Jugendlichen am Frankfurter Berg wird es egal sein, wer die permanenten Verzögerungen zu verschulden hat. Sie müssen seit über vier Jahren ohne Jugendhaus auskommen, aus dem "Café Provisorium" in der Albert-Schweitzer-Schule ist längst eine feste Einrichtung geworden. Wann das Jugendhaus endlich wieder seine Pforten öffnen wird, kann den Jungen und Mädchen derzeit niemand sagen: Architekt Fara ist überzeugt davon, daß er den Bau "Ende August" übergeben kann. Aber auch dieser Termin ist nach Ansicht von Angela Koch "inzwischen überholt". ind

Gäste standen Schlange Kleintierzüchter feierten ein gemütliches Sommerfest

HEDDERNHEIM. Schon früh am Samstag nachmittag - lange vor dem offiziellen Beginn um 16 Uhr - standen die ersten Gäste vor dem Tor der Farmanlage am Zeilweg. Die Heddernheimer Kleintierzüchter hatten zum Sommerfest eingeladen. Das wollten die Freunde des Vereins offensichtlich nicht versäumen.

Bald wurde der Grill angeheizt und die ersten Steaks, Rinds- und Bratwürste und Bratenstücke aufgelegt. Der appetitliche Duft lockte weitere Gäste an. Walter Schmid unterhielt sie mit volkstümlichen Weisen, mit seinem Akkordeon, immer unterwegs zwischen den Tischen.

Inzwischen waren auch die Ehrengäste gekommen, Lokalpolitiker der SPD und der CDU, angeführt von Ortsvorsteher Helmut Gärtner. Geo Wahl, der Vizepräsident des Großen Rates der Frankfurter Narrenzunft, saß am Ehrentisch, neben ihm Alfons Resch, Heddernheims närrischer Statthalter, und sein Prokurator Michael Robra. Vertreter fast aller Heddernheimer Vereine waren unter den Besuchern zu finden.

"Wenn jetzt nicht so mancher im Urlaub würe, würde es eng mit dem Platz", schmunzelte Fritz Hofmann, Vorsitzender der Kleintierzüchter: "Wir sind fürs Gemütliche, das mögen die Leute." Ihm blieb dennoch Gelegenheit für einige ernsthafte Worte mit dem Ortsvorsteher über die Situation des Vereins. Auf seinem jetzigen Standort gekündigt, wartet er auf das von der Stadt versprochene Ersatzgelände. Doch das ist immer noch anderweitig besetzt.

Die Stadt habe, wie Hofmann erklärte, mit Rechtsproblemen zu kämpfen: "So lange hängen wir eben sozusagen in der Luft, das bringt Nachteile. Wir tun uns schwer, neue Mitglieder aufzunehmen, obwohl wir schon viele Interessenten haben. Aber was sollen wir denen sagen, wie sicher ihr Farmplatz ist?"

Solche trüben Gedanken wurden in der allgemeinen gelösten Stimmung auf dem - noch alten und vertrauten - Farmgelände rasch verdrängt. Als der Musikzug der Heddernheimer Turnerschaft 1860 eintraf und seine schmissigen Weisen spielte, schunkelten und sangen alle mit. Bis in die Nacht feierten die Heddernheimer mit den Kleintierzüchtern.

Auch wenn es kein Fest gibt, sondern - am 8. und 9. August - die Jungtierschau zu besichtigen sein wird; mit Kaninchen verschiedener Rassen und diesmal über 500 Stück Geflügel. li

FC Oberursel, Fußball-Turnier um den "Heide-Pokal" Im nächsten Jahr Jubiläum Stierstädter Heide beliebtes Ausflugsziel der Fans

Das traditionelle Heide-Pokalturnier des FC 04 Oberursel wurde auch in diesem Jahr gut besucht. Besondere Beliebtheit erfreut sich das Fußballtreffen auf dem Platz an der Stierstädter Heide angesichts der schönen Umgebung. Das idyllisch gelegene Fußballfeld wird gern zum Heidepokal-Termin als Ausflugsort genutzt. Auch in diesem Jahr lohnte sich der Ausflug nach Oberursel insbesondere natürlich für Fußballfreunde.

Den Verantwortlichen des FC war es einmal mehr gelungen, ein attraktives Teilnehmerfeld zusammenzustellen. Trotz hochsommerlicher Temperaturen ließen die Aktiven das Geschehen auf dem Platz nicht zu einem müden "Ausflugs-Kick" werden, sondern begeisterten die insgesamt 500 Besucher mit offensivem, attraktiven Fußball. Den dramatischen Höhepunkt dieser gutklassigen Veranstaltung stellte das Finale zwischen der SG Rodheim und der Spvgg. Oberrad dar. Die beiden Teams, welche als Titelanwärter der Bezirksoberliga Frankfurt West gehandelt werden, boten ein ausgeglichenes Finale. Sowohl Rodheim als auch Oberrad hatten sich in den Gruppenspielen ohne Punktverlust deutlich von der Konkurrenz abgesetzt.

Den Oberräder Führungstreffer durch Selligs Foulelfmeter (25.) glich Köstess drei Minuten später aus. Das Elfmeterschießen mußte entscheiden. Hirsch, Schmitt (Rodheim), Sellig und Spahn (Oberrad) gaben sich zunächst keine Blöße. Auch Ludwig traf für Rodheim, ehe Oberrads Messinger mit einem Pfostentreffer Pech hatte. Rodheims Hoffardt konnte die SG-Führung auf 4:2 ausbauen. Als SG-Keeper Lubig den Schuß von Gruler parierte, war der Turniersieg und die Titelverteidigung der SG Rodheim perfekt.

Im Spiel um Platz drei hatte Landesligist SGK Bad Homburg, der etwas überraschend nicht ins Finale einzog, den Gastgeber und Bezirksliga-Vertreter FC Oberursel zum Gegner. Der FC schlug sich wacker, verzeichnete zwei Aluminium-Treffer durch Michalik, mußte am Ende jedoch eine standesgemäße Niederlage durch die Treffer von Parafinczyk (6.), Wunderlin (33.) und Büntemeyer (40.) hinnehmen. Mit dem vierten Rang darf das Team des Ausrichters jedoch hochzufrieden sein.

Den fünften Rang sicherte sich mit Inter Oberursel ein weitere Bezirksligist. Durch Treffer von Quaranta (11.) und Marino (35.) machten die Italiener noch einen Rückstand gegen den Gießen/Marburger Bezirksoberligisten FC Burgsolms wett, den Höchst in Führung gebracht hatte (2.).

Auch die neunte Austragung des Heidepokal-Turnieres fand bei den Beteiligten guten Anklang. Einmal mehr sorgten die Organisatoren Fuchs und Bellmann für einen reibungslosen Ablauf. Diskussionen gab es lediglich ab und an um die neue Rückpaß-Regelung. Zu Problemen kam es allerdings auch in dieser Beziehung nicht. So kann der FC Oberursel damit rechnen, seinen Fans auch im kommenden Jahr - wenn das Heidepokal- Turnier zehnjähriges Jubiläum feiert - ein hochkarätiges Teilnehmerfeld präsentieren zu können.

RESULTATE DES 9. OBERURSELER HEIDEPOKAL-TURNIERES: Tabellen nach Abschluß der Vorrunde, Gruppe 1: 1. SG Rodheim 8:0 Punkte/9:0 Tore, 2. SGK Bad Homburg 4:4/5:5, 3. Inter Oberursel 4:4/3:5, 4. FV Stierstadt 2:6/2:5, 5. TSG Frankfurter Berg 2:6/2:6.

Gruppe 2: 1. Spvgg. Oberrad 8:0/10:0, 2. FC Oberursel 6:2/8:3, 3. FC Burgsolms 4:4/5:7, 4. EFC Kronberg 2:6/4:5, 5. Eintracht Oberursel 0:8/0:12.

PLAZIERUNGSSPIELE: Spiel um Platz fünf: Inter Oberursel - FC Burgsolms 2:1, Spiel um Platz drei: SGK Bad Homburg - FC Oberursel 3:0.

FINALE: SG Rodheim - Spvgg. Oberrad 5:3 (1:1, 1:1) nach Elfmeterschießen. jbp

Namen + Notizen

WERNER SCHNEIDER, Schriftkünstler und seit 1973 Professor an der Fachhochschule Wiesbaden, wurde von einer internationalen Jury der 15. Biennale des Grafik-Designs in Brünn mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Damit ehrten die Juroren die Entwicklung einer neuen Schrift, die nach ihrem Urheber inzwischen "Schneider-Antiqua" heißt. Für Werner Schneider, Absolvent der früheren Wiesbadener Werkkunstschule, ist es nach 1988 bereits die zweite Goldmedaille, die ihm auf der Brünner Biennale zuerkannt wurde. Sie findet alle zwei Jahre statt und ist Treffpunkt von 300 Künstlern und Designern aus 37 Ländern. Die Brünner Ausstellung über Illustration und Buchgrafik dauert noch bis 23. August.

Statt der Kunst gibt es Kohle

BORNHEIM. Eigentlich sollte hier einmal eine Künstlerkolonie entstehen. Doch nun stehen die Räume des ehemaligen Getränke- und Kohlenhandels in der Eichwaldstraße 53 - 55 wieder leer. Im April dieses Jahres hatte Harald Caspari versucht, dort eine Künstlerkolonie zu gründen (die Stadtteil-Rundschau berichtete).

Nachdem Heinz Löffler, der Besitzer des Getränkehandels, in den Ruhestand gegangen war, blieben die Räume lange Zeit unbenutzt. Caspari wollte gemeinsam mit fünf anderen Hobbykünstlern eine "Kunstfabrik in Bornheim" errichten. Der Keller sollte in erster Linie ehemaligen Drogenabhängigen ein Forum bieten, sich mit Kunst ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Dazu ist es jedoch nie gekommen.

"Weil Caspari seine Miete nicht mehr bezahlen konnte, haben wir den Keller schließlich zwangsräumen lassen", erklärt Löffler. "Der Mann hat sich einfach nicht mehr bei uns gemeldet, ist untergetaucht." Löffler hat bereits neue Interessenten für den Brennstoffhandel, den es seit 1920 in Bornheim gibt. Erst vor 15 Jahren war eine Getränkeabteilung dazugekommen. "Einen Künstlerkeller wird es dort jedenfalls nicht mehr geben", stellt Löffler klar. Er habe Harald Caspari und seinen Freunden eine Chance geben wollen, sei jedoch stark enttäuscht worden.

"Es ist noch nicht einmal zur Gründung eines Vereins gekommen, so daß natürlich auch keine Zuschüsse von der Stadt kommen konnten. Die haben sich dort wohl alle sofort zerstritten." Chance vertan, dachte sich Löffler und ließ sich die Kaution auszahlen, da sich niemand mehr bei ihm gemeldet hatte. Nachdem er mehrere Wochen nach Caspari gesucht hatte, ließ er "den Krempel, der noch in meinem Laden stand, in Containern abholen". Ein Geschäft, empört sich Löffler, kann doch so nicht geführt werden.

Statt Hobby-Kunst wird es deshalb in der Eichwaldstraße wohl bald wieder Kohlen und Getränke geben. mug

Gekrönte Häupter gaben sich die Ehre

BERGEN-ENKHEIM. Wer kann es schon verwehren - das Tänzchen in Ehren? Doch Karl Halbow, Vorsitzender des Verkehrsvereins Bergen-Enkheim, hat heute Pech. Die Besucher des Sommerfestes scheuen die Tanzfläche. Da kann er über Mikrophon so oft auffordern, wie er will: Sie bleiben lieber gemütlich im Grünen um das Vereinshaus des Kleingartenvereins am Dorfelder Weg sitzen.

Bei Kaffee, Kuchen, Spielen und Gegrilltem bewiesen die rund 120 Gäste: Man kann auch zu Hause eine Menge Spaß haben. Als Attraktion des Festes stellte Halbow seinen Gästen die neue Apfelweinkönigin Sandra I. vor. Sie wird Ende August auf dem Berger Markt gekrönt und wird dann Caroline I. ablösen.

"Der Verkehrsverein will sich verstärkt für hessisches Brauchtum einsetzen", erklärte Halbow. Dazu gehöre das Ausrichten von Heimatfesten, aber auch kulturelle Arbeit. Ganz besonders natürlich die alljährliche Wahl der Apfelweinkönigin und die Vergabe des Apfelwein-Preises. "Doch dafür haben wir unsere Kriterien jetzt geändert. Der Träger des Apfelwein- Preises muß nichts mehr unmittelbar mit Apfelwein zu tun haben, sondern sich einfach nur für hessisches Brauchtum eingesetzt haben."

Der andere Aufgabenbereich des Verkehrsvereins ist nach wie vor der Fremdenverkehr. Halbow gibt das Stichwort "Apfelweinstraße", an deren Gründung der Verkehrsverein maßgeblich mitbeteiligt gewesen ist. "Da wir aber mit der Zeit gehen und das Auto nicht mehr so im Trend liegt, propagieren wir heute einen Radfahr-Rundweg." Ausgangspunkt ist der große Parkplatz vor dem Hessen-Center. Die Strecke führe dann über das Enkheimer Ried, Bischofsheim, Wilhelmsbad und Steinheim. mug

Der einzige Weg

Von Peter Nonnenmacher

Es ist schon eine merkwürdige Sache mit Nordirland. Jahrzehntelang, in einer Phase relativ stabiler Verhältnisse in Europa, sorgte die kleine britische Provinz mit ihrem Kriegsschauplatz und ihren blutigen Konvulsionen für Schlagzeilen. Nun aber, da nach dem Kollaps des Kommunismus Europa von seiner eigenen Geschichte eingeholt wird, und bittere ethnische, religiöse, rassische Gegensätze sich in Krieg und täglichem Terror Bahn brechen, scheint Ulster es sich anders überlegt zu haben.

Allen Ernstes suchen Katholiken und Protestanten, Iren und Briten in diesen Wochen auf dem Verhandlungsweg ein geschichtliches Erbe aufzuarbeiten, das das Leben der Bewohner Nordirlands so lange und so dramatisch überschattet hat. Erstaunliche Dinge geschehen, geradezu sensationell im Kontext der nordirischen Verhältnisse. Der britischen Regierung gelingt es, alle streitenden Parteien an einen Tisch zu bekommen. Nordirlands Unionisten reisen nach London, um mit Repräsentanten der irischen Regierung über eine Lösung des Konflikts zu verhandeln. Dubliner Minister reisen nach Belfast, um Ian Paisley Rede und Antwort zu stehen. Und ehemals sakrosankte Statuten wandern auf den Verhandlungstisch - die Republik stellt ihren Alleinvertretungs-Anspruch für ganz Irland, ihre wichtigsten Verfassungsartikel, zur Disposition.

Anlaß für Optimismus? Nordirland hat so viele Friedensinitiativen erlebt, daß man dort eher zurückhaltend ist mit Zuversicht und frohen Erwartungen: Gescheitert ist schließlich noch jede Initiative in der Vergangenheit. Dennoch räumen alle Beteiligten ein, daß es diesmal etwas anderes sei. Es liegt was in der Luft in Belfast. Es ist, als sei eine Tür ins Freie geöffnet worden - vielleicht nur einen Spalt, aber immerhin geöffnet. Die Entscheidung der Unionisten, sich in diese Verhandlungen ziehen zu lassen, hat die Qualität der Initiative verändert. Eine Garantie für eine Einigung, für ein tragfähiges Abkommen am Ende des Verhandlungsprozesses ist die Teilnahme noch nicht. Aber sie signalisiert den Willen zur Einigung, der bislang auf unionistischer Seite nicht zu erkennen war.

Dieser Wille, diese Bereitschaft ist der Schlüssel zur Lösung des Nordirland-Konflikts. Keine Befriedung Nordirlands ist möglich ohne eine Verständigung zwischen der protestantischen Bevölkerung im Nordosten der Insel und dem katholischen Rest. All die Jahre, in denen Ulsters Protestanten mit Rückhalt aus London ihre privilegierte Stellung in der Provinz genossen, konnten sie die Ansprüche ihrer katholischen Mitbürger, im Norden wie im Süden Irlands, ignorieren. Nun haben sie, mit ihrer Teilnahme an den Verhandlungen, erstmals zugestanden, daß es eine "irische Dimension" des Problems gibt, und daß es eine entsprechende Dimension bei dessen Bewältigung geben muß. Die Unionisten haben damit, nach langem Zögern, anerkannt, was die britische Regierung schon 1985, beim anglo-irischen Abkommen von Hillsborough, unterschrieb: Daß auf der Route zu einer Befriedung Nordirlands kein Weg an Dublin vorbeiführt.

Der unionistische Gesinnungswandel ist erstaunlich, aber kein Wunder. Die Kriegsmüdigkeit hat alle Teile der nordirischen Bevölkerung, auch die extremen Protestanten, ergriffen. Der Vertrag von Hillsborough, der Dublin erstmals eine Mitsprache in nordirischen Angelegenheiten einräumte, hat die Unionisten ins politische Abseits gestoßen: Und so verhaßt er bei Paisleys Gesinnungsgenossen anfangs war, so wenig Aufregung erzeugen seine Provisionen heutzutage unter unionistischen Wählern. Anders gesagt: Die Protestanten haben entdeckt, daß Dublins Mitwirkung keine Katastrophe für sie war, daß niemand ihnen ihre Trommeln und orangistischen Schärpen wegnehmen will. Dialog mit Dublin wird heute nüchterner, geschäftsmäßiger betrachtet. Dazu hat auch ein nüchternerer Ton in Dublin, verbunden mit der Ablösung des Alt-Republikaners Charles Haughey Anfang des Jahres, beigetragen.

All das, und ein gewisses Vertrauen in den neuen britischen Nordirland-Minister Sir Patrick Mayhew, hat es den Unionisten leichter gemacht, in den Dialog mit Dublin und mit den eigenen katholischen Mitbürgern einzusteigen. Noch liegen zwar die Vorstellungen beider Seiten darüber, wie Nordirland künftig fair verwaltet werden soll, weit auseinander.

Noch wird viel Wasser die Liffey und die Themse hinunterfließen müssen, bevor die Kontrahenten sich darüber einigen, wer wieviel Anteil an der Macht erhalten und in welcher Weise Ulster mit dem Rest der Insel verknüpft werden soll. Ein falscher Schritt, und mühsame Verhandlungsarbeit wäre zunichte gemacht; ganz abgesehen von der stets präsenten Gefahr neuer IRA-Aktionen, die die Gespräche jederzeit sabotieren könnten.

Aber immerhin, Rückschläge und Verzögerungen sind in Nordirland nichts Neues. Neu ist dagegen das allseitige Bedürfnis nach Verständigung, der gemeinsame Aufbruch auf dem Weg der Verhandlungen. Es ist der einzige Weg, der Erfolg verspricht. Der einzige Weg aus dem nordirischen Dilemma.

Vier Bands rockten im Juz Fechenheimer Zentrum wurde in den Ferien zur Bühne

FECHENHEIM. "Vollmond", dröhnt die voluminöse Stimme der Sängerin der Darmstädter Band "Le Griesheimers" ins Mikrofon: Vier Bands gaben im Fechenheimer Jugendzentrum in der Borsigallee ihre Songs zum Besten. Angefangen hatten die jungen Musiker der Gruppen einmal bei dem Projekt "Rockmobil", einer Einrichtung, die auf Initiative der "Landesarbeitsgemeinschaft Soziale Brennpunkte" gegründet wurde.

Hier wurde jungen Menschen aus benachteiligten Stadtteilen die Möglichkeit gegeben, ihre Fähigkeiten an den verschiedensten Musikinstrumenten auszuprobieren, die sonst vielleicht unerschwinglich für sie gewesen wären. Uli Becker, ehemaliger Mitarbeiter des "Rockmobils", erinnert sich: "Wir sind mit einem Transporter in die verschiedenen sozialen Einrichtungen gefahren und haben dort den Jugendlichen die Musik nahegebracht. Leider wurde meine ABM-Stelle aus Kostengründen von der Stadt Frankfurt gestrichen, und das Rockmobil mußte teilweise aufgegeben werden." Zur Zeit ist nur noch ein Mitarbeiter mit den Instrumenten unterwegs.

Außergewöhnliches boten "Monika & Andrea", zwei Mädchen, die nur mit Gitarre und Stimme das Publikum begeistern konnten. Sie boten auch Stücke von den Beatles, die sie noch zusätzlich mit Mundharmonika untermalten. Den Hauptteil des Nachmittags gestaltete die Gruppe "Mary B.", die das Publikum in Stimmung brachte. Die vier Frauen und der Mann am Schlagzeug überzeugten mit ihren Songs, beispielsweise zum Thema Drogenabhängigkeit. Hier beschrieben sie die vermeintliche Freiheit, die die Drogen vorgaukeln, was aber schließlich in die Abhängigkeit nicht nur vom Rauschmittel führt, sondern auch vom Dealer.

Als letzte Band spielte "Dr. Froghouse", eine reine Männergruppe, die "Pink Floyd" und "Die Toten Hosen" nachspielte. Im Moment fehlt der Gruppe allerdings ein stimmgewaltiger Sänger, und deshalb sind die fünf Jungs noch auf der Suche.

Damit Jugendliche, denen das Geld für teure Instrumente fehlt, in Zukunft wieder die Möglichkeit haben, das Musik machen zu lernen, will Uli Becker eine neue Initiative starten: "Ich will in eigener Arbeit ein neues ,Rockmobil' ins Leben rufen und wieder Einrichtungen wie Jugendzentren anfahren. Damit will ich erreichen, daß in Frankfurt wieder alle Jugendlichen in den Jugendzentren die Möglichkeit zum Musik machen haben."

Ein Wochenende später stand beim Fechenheimer Jugendzentrum schon ein neues Musikspektakel auf dem Programm: die Haus-Band "Line out". jan

Geld für Austausch fehlt Stadt kürzt Zuschüsse / Schüler aus Israel empfangen

FRANKFURT A. M. "Wir haben mit großen finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen, die Stadt hat ihre Zuschüsse um zwei Drittel gekürzt", beklagte Lutz Witkowski, Vorsitzender des "Fördervereins für Familienschüleraustausch zwischen Tel Aviv und Frankfurt am Main" die derzeitige Situation. Es werde zunehmend schwieriger, den jährlichen Schüleraustausch zwischen Israelis und Deutschen zu organisieren. Der Verein habe zwar Verständnis für die gespannte Finanzlage der Stadt. Doch der Fortbestand des Austauschprogramms habe kulturelle und historische Bedeutung.

Ein weiteres Problem für den privaten Förderverein ist die Angst der Eltern auf beiden Seiten, ihre Kinder in das fremde Land zu schicken. Die israelischen Eltern beobachteten mit Sorge die zunehmende Ausländerfeindlichkeit und die gewalttätigen Übergriffe in Deutschland, während den deutschen Eltern die politische Situation Israels zu unsicher erscheine.

Bis 31. Juli halten sich bereits zum 13. Mal wieder 16 junge Israelis der Holtz Technical School in Tel Aviv für zwei Wochen bei deutschen Gastfamilien in Frankfurt auf. Die deutschen Schüler wurden Lutz Witkowski vom Stadtschulamt aus verschiedenen Frankfurter Schulen vermittelt. Die Gruppe wurde am Montag von Stadträtin Ilse Vaupel bei einem Empfang im Kaisersaal im Frankfurter Römer begrüßt.

Auch der Direktor der Holtz School, Eli Brandeis, betonte die Bedeutung des Austauschs: "Beiden Nationen ist durch die Partnerschaft die Möglichkeit gegeben, voneinander zu lernen und sich besser zu verstehen."

Der Förderverein hat auch dieses Jahr wieder ein interessantes Programm für die Schüler zusammengestellt, bei dem unter anderem Besichtigungen des Hessischen Rundfunks, des Flughafens und der Deutschen Bank vorgesehen sind.

Außerdem werden Ausflüge an den Rhein, nach Worms und nach Weimar unternommen. Ein trauriges Kapitel deutsch-jüdischer Geschichte wird den Schülern beim Besuch des Konzentrationslagers Buchenwald in der Nähe von Weimar begegnen. "Auch deswegen muß der Austausch weiterbestehen, damit das deutsche und israelische Volk die Vergangenheit zusammen verarbeiten können", mahnte Witkowski. aar

Aufträge für Hochwasserhebewerk

HANAU. Seit der Gebietsrefom 1974 wird es gefordert, nun scheint es Realität zu werden: das Hochwasserhebewerk am Steinheimer Hellenbach.

Der Hanauer Magistrat vergab Aufträge im Wert von rund drei Millionen Mark.

Darin enthalten ist auch die Graben-Verrohrung. him

Altkleiderbehälter steht auf dem Bauhof

KRONBERG. Altkleider können jetzt auf dem Bauhof der Stadt in der Westerbachstraße 13 abgegeben werden. Dort steht ein Container, in den saubere Kleidungsstücke geworfen werden können. Sie werden dem Deutschen Roten Kreuz zur Verfügung gestellt, das die Sachen in Krisengebiete oder Entwicklungsländer schickt. Kronberger können Altkleider montags bis donnerstags von 7 bis 12.30 und 13.15 bis 16 Uhr, freitags von 7 bis 12.30 Uhr und samstags von 7.30 bis 13 Uhr anliefern. Die Container stehen im Wertstoffhof innerhalb des städtischen Bauhofgeländes. Die Annahme ist gebührenfrei. w

Am Nidda-Ufer finden sich Spaziergänger, Radfahrer und auch mancher Angler Entengeschnatter als Geräuschpegel

FRANKFURT-NORDWEST. Das Wasser der Nidda ist graugrün und fließt träge dahin, in der Mitte tänzelt ein roter Schwimmer auf den Wellen. Die Sonne steht fast senkrecht am Himmel und die Angler vermeiden jede überflüssige Bewegung, sitzen regungslos in den Stühlen und blicken anscheinend gleichgültig auf das Wasser. Dann geht alles blitzschnell: Der rote Schwimmer taucht unter - aufspringen, der Griff mit der Linken zur Angel, die Spule mit der Rechten aufrollen und die Rute schwungvoll nach oben ziehen sind eine Bewegung. Der erfolgreiche Angler strahlt: Ein fetter Karpfen hängt am Haken.

Geübt löst er den glitschigen Fisch vom Haken und packt das zappelnde Tier behutsam in den Setzkescher, den er dann wieder im Fluß versenkt. Diesmal hat der Karpfen Glück gehabt; er endet nicht als Abendschmaus: Denn der Angler mag gar keinen Fisch. "Für mich ist das Angeln nur ein Sport, ich werfe die Fische abends wieder zurück ins Wasser", erzählt er. Manchmal verschenkt er seine Beute auch an Spaziergänger, die gerade vorbeikommen. Und das können gerade an den Sommerwochenenden ziemlich viele sein: Der Nidda-Uferweg ist ein beliebtes Ausflugsziel der Frankfurter.

Ob auf dem Fahrrad oder zu Fuß, allein, zu zweit oder in Gruppen - derzeit herrscht Hochbetrieb entlang der Nidda. Der kleine Fluß, der sich quer durch den Frankfurter Nordwesten schlängelt, hat viele Freunde gefunden, die es genießen, sich an seinen Ufern zu tummeln. Die gut ausgebauten und beschilderten Wege laden ein, dem Lauf der Strömung eine Weile zu folgen. Wer etwa in Heddernheim startet und flußabwärts radelt, kommt zunächst an den Parzellen der Heddernheimer Kleingärtner vorbei. Viele Beerensträucher verlocken immer wieder Spaziergänger, geschwind über den Zaun zu greifen und eine Handvoll Früchte zu stibitzen.

Beliebter Stopp ist auch die Minigolf-Anlage zwischen Heddernheim und Ginnheim. An 18 Bahnen muß die knifflige Aufgabe gelöst werden, den Ball mit einem Schläger in ein kleines Loch zu befördern. Weiter geht's Richtung Praunheim, wo eine der Wehranlagen zu passieren ist - eine gute Möglichkeit, den Fluß zu überqueren.

Die Wehre stauen die Nidda in unterschiedlichen Abständen. An diesen Stellen erhält das gemütliche Flüßchen etwas Gefährliches: Jede Anlage ist mit einem großen Schild - Achtung Wehr! Sogwirkung! Lebensgefahr! - ausgestattet. Tatsächlich hat es an manchen Wehren schon böse Unfälle gegeben, als Kinder bei "Mutproben" von der Brücke ins Wasser sprangen, vom Sog unter Wasser gezogen wurden und ertranken.

Die Wehranlagen muß man übrigens nicht sehen, um sie zu erkennen - man kann sie riechen. An den Stellen, wo der Fluß durch das Aufstauen in kleinen Wasserfällen hinunterrauscht, verbreitet die Nidda ihren typischen Geruch, eine schwer definierbare Mischung aus Flußalgen, Fisch, aufgeschwemmtem Boden und - Dreck, jede Menge Dreck. "Die Nidda ist teilweise eine widerliche Brühe", schimpft Angler Balduin Vogt.

Vor allem an Regentagen würden Bretter, Plastiktüten und leere Flaschen den Fluß heruntergeschwemmt, an manchen Stellen gar komplette Mopeds ins Wasser geworfen. "Manche Leute glauben, der Fluß sei eine Müllkippe", ärgert er sich.

Dabei ist an Mülleimern wirklich kein Mangel: In regelmäßigen Abständen stehen Abfallbehälter am Weg. Und Jugendliche gaben neulich ein Beispiel, als sie auf einer Wiese am Ufer eine Grillparty feierten: sie brachten Müllsäcke mit.

Wer sich dem Trubel entziehen will, der an manchen Stellen des Niddaufers herrscht, wird zwischen Praunheim und Rödelheim fündig - etwa in Höhe des Praunheimer Nachtigallen-Wäldchens, einem ausgewiesenen Vogelschutzgebiet: Dort gibt es noch Plätze, an denen Entengeschnatter die Lautstärke bestimmt. rea

Kommentar

FRANKFURTER BERG. Wichtige Anträge gehen verloren, Firmen pfuschen am Bau, Ämter jonglieren mit Millionen, verantwortliche Planer waschen ihre Hände in Unschuld. Seit vier Jahren ist das Jugendhaus am Frankfurter Berg inzwischen Schauplatz einer beispiellosen Groteske. Keiner weiß, wann sie ihr Ende finden wird und keinen stört's, daß die Jugendlichen aus der Siedlung dabei immer mehr ins Abseits geraten.

Dabei ist es gerade der Frankfurter Berg, der immer wieder genannt wird, wenn es um "soziale Brennpunkte" geht. Jugend ohne Lobby Für die Jungen und Mädchen aus den Hochhäusern gibt es hier - zwischen Kasernen, Kleingärten und Gewerbegebieten - so gut wie nichts. Treffpunkte sind eine Videothek, ein Kiosk oder die Straße. Die Jugend hat hier keine Lobby.

Wer so, wie am Frankfurter Berg, seine Kinder jahrelang auf dem Abstellgleis parkt, der sollte sich nicht wundern, wenn die Halbwüchsigen tatsächlich aggressiver werden. Vier Jahre mögen für Politiker und Planer keine lange Zeit bedeuten, für Jugendliche ist das eine Ewigkeit.

Vielleicht wird der Treffpunkt wirklich in diesem Jahr geöffnet - doch bis dahin ist eine Jugendgeneration erwachsen geworden. JÖRG SCHINDLER

Recycling-Firma am Ende Gerichtsvollzieher räumt Gelände / Betreiber gibt auf

SOSSENHEIM. "Aus" für die Firma "Behälter-Service Werner Wethmüller" in der Westerbachstraße 114: Das Amtsgericht Höchst hat den Antrag des Unternehmens auf einstweilige Einstellung der Zwangsvollstreckung abgewiesen. Widerspruch will Werner Wethmüller gegen die Entscheidung nicht mehr einlegen: "Ich hab' keine Lust mehr." Der Gerichtsvollzieher wird das Gelände im Auftrag der Stadt jetzt räumen lassen. Bereits im Dezember vergangenen Jahres hatte das Liegenschaftsamt dem Unternehmen gekündigt und einen rechtskräftigen Räumungstitel erwirkt. Grund: Die Firma auf städtischem Areal war in Zahlungsrückstand geraten. Zudem hatten Anwohner immer wieder über Staub geklagt, der bei trockener Witterung vom Schuttberg des Unternehmens in die Gärten und Wohnungen wehe.

Belästigt fühlten sich die Nachbarn außerdem von dem Lärm, der sowohl morgens um 6.30 Uhr als auch abends um 20.30 Uhr und samstags von der Recycling-Anlage ausgehe."Wenn die Herren im Römer das so wollen, dann sollen sie sehen, wie sie den Schuttberg wegkriegen", kommentierte Werner Wethmüller gestern das endgültige Aus für seine Firma. Er selbst werde das Gelände nicht räumen. Auf seinen Vorschlag, den Mietvertrag regulär 1995 auslaufen zu lassen, sei die Stadt nicht eingegangen. Dann, so Wethmüller, wäre er ohnehin in den Ruhestand gegangen.

Die Stadt muß nun einen "Berg" für teures Geld versetzen und weiß noch nicht wohin. Unklar ist bislang auch, was überhaupt in der Halde steckt. Alfred Gangel, Leiter des Liegenschaftsamtes, hat jetzt erst einmal das Umweltamt auf das Gelände geschickt, um zu bohren. Erst wenn Bauschutt abfallrechtlich klassifiziert ist, kann entschieden werden, ob das Material auf eine Deponie muß oder verfüllt werden kann.

Inzwischen hat der Sossenheimer Landwirt Eberhard Weber der Stadt angeboten, sein Gelände am Flurscheideweg mit dem Schutt aufzufüllen. Das etwa 6200 Quadratmeter große Grundstück - eine frühere, fünf Meter tiefe Lehmgrube - ist 500 Meter von der Firma Wethmüller entfernt. "Wir prüfen die Offerte noch", erklärte Gangel gestern.

Der Chef des Recycling-Unternehmens ist aber sicher, daß der Gerichtsvollzieher so schnell nicht anrücken wird. Wethmüller: "Das wird noch einige Monate dauern, bis der weiß, wohin mit dem Zeug." Der Weg der 14 Angestellten allerdings sei klar. "Die müssen dann demnächst aufs Arbeitsamt." tos

Bald rücken Bagger an Im Herbst: Abwassersystem für die Tellersiedlung

OBERRAD. Im Herbst ist es soweit: Die Bauarbeiten an der Abwasserleitung für die Oberräder Gärtner-Siedlung "Im Teller" beginnen. Wie der Leiter des Stadtentwässerungsamtes, Volkmar Holzhausen, sagte, seien die Probleme mit dem verseuchtem Erdreich jetzt "so gut wie gelöst", die Behörde warte nur noch auf den Bescheid des Darmstädter Regierungspräsidenten.

Bisher gab es in der 1926 erbauten Siedlung nur ein Grabensystem, mit dem das Regenwasser aufgefangen wurde. Jeder Haushalt hatte zudem eine Grube, in der das anfallende Schmutzwasser sich sammelte; das durften die Gärtner auf die Felder ausbringen. Bei Untersuchungen im Jahr 1989 stellte das Umweltamt fest, die Gruben seien undicht. Um ein weiteres Versickern zu verhindern, gab das Entwässerungsamt den Plan für den Bau eines Rohrsystems samt Pumpstation in Auftrag.

Dann tat sich lange nichts - bei Bodenproben im vergangenen Jahr hatte sich Quecksilber bis in eine Tiefe von 30 Zentimetern gefunden: Der Boden muß somit als Sondermüll behandelt werden. Da nach dem Hessischen Abfallgesetz der Verursacher Sorge für die Lagerung des verseuchten Erdreichs trägt, muß die Stadt die Verhandlungen mit der Hessischen Industriemüll erst zu Ende bringen, bevor die Bagger anrücken können. Wie das Quecksilber ins Erdreich kam, darüber können die Fachleute nur spekulieren. Holzhausen: "Wahrscheinlich ist das mit gebeiztem Saatgut ausgebracht worden."

Das Vorhaben kostet die Stadt etwa 650 000 Mark, teilte Holger Krier mit, der Leiter der Abteilung Bau und Planung beim Entwässerungsamt. Die Kosten seien "mit einem Trick" gesenkt worden: Anstatt Rohre mit großem Umfang zu nehmen, wird eine kleine Pumpstation installiert, die das schmutzige Wasser durch die nur zehn Zentimeter dicken und in geringer Tiefe verlegten Leitungen treibt. Wenn ab Herbst die Gußeisen- und Steinzeugrohre verlegt werden, dann hofft Krier auf einen zügigen Fortgang der Arbeiten: Das Gelände bestehe aus sandigem Boden, richtiger Fels sei erst in einer Tiefe von zwei bis drei Metern anzutreffen. ask

Glauburgs Straßen sollen sicherer werden

GLAUBURG. Wie Fußgänger und Radfahrer ohne Lebensgefahr die Glauburger Straßen überqueren können, berät das Gemeindeparlament am Montag (3. August) ab 20 Uhr im Stockheimer Gemeinschaftshaus. Die CDU beantragt eine Fußgängerampel in der Glauberger Ortsdurchfahrt. Durch den wachsenden Pendlerverkehr aus dem Vogelsberg zum Autobahn-Anschluß Lindheim werde die Straße immer gefährlicher, heißt es sinngemäß im Antrag. Die SPD beantragt am Montag eine Verkehrsschau mit dem Straßenbauamt. Ziel sei es, den Autoverkehr auf der Enzheimer- und Hauptstraße in Glauberg zu verringern. Ebenso auf der Glauberger-, Vogelsberg- und Bahnhofstraße in Stockheim. Die Radwege in der Gemeinde seien zu verbessern; außerdem solle ein Kreisverkehr am Stockheimer Ortseingang von Selters her entstehen. Weitere Themen der öffentlichen Sitzung sind die Offenlegung des Bebauungsplanes "Am Bahnhof" in Stockheim und die mögliche Bildung eines gemeinsamen Ordnungsbehörden- Bezirkes der Wetterauer Städte und Gemeinden. Damit solle der Transport gefährlicher Güter besser als bisher überwacht werden können, heißt es in den Sitzungsunterlagen. nes

Remer preist Vorzüge der Schärttner-Halle

HANAU. Der zuständige Dezernent Klaus Remer wird nicht müde, die Vorzüge des Sport- und Veranstaltungszentrums August-Schärttner-Halle zu würdigen.

Nach seinem Resümee war die Aufführung des "Phantoms der Oper" ausverkauft, und zur "Flash-Light-Disco" kamen mehr als 4000 junge Menschen.

Lediglich die "Golden Oldie Night" sei nicht nach den Erwartungen gelaufen.

Der Vorverkauf für die Volksmusikveranstaltung mit Marianne und Michael am 24. Oktober "läuft wie verrückt".

Am 3. Oktober steht eine große Thai- Fest-Show anläßlich des Lotosblütenfestes auf dem Programm, am 6. Oktober ein Gastspiel der "Flippers", am 28. November die Travestie-Show von "Mary" undam 8. Januar die "West Side Story" auf englisch. him

Nur kleinere Mängel in der Tempo-30-Zone Zu wenig Information / Autos parken falsch

NORDEND. Die Einrichtung der Tempo-30-Zone sei "schlecht koordiniert" worden, es habe nur "mangelhafte Informationen" gegeben, die ganze Aktion habe dazu geführt, daß der Verkehr nicht beruhigt, sondern "zu Lasten einiger Anwohner verschoben" worden sei - so lauten die Beschwerden einiger Anwohner. Zwei Wochen nach Errichtung der ersten Tempo-30-Zone im Nordend, im sogenannten Gebiet 8, wird nun Kritik an der Planung und Durchführung der Verkehrsberuhigung laut. Für den SPD-Verkehrsexperten im zuständigen Ortsbeirat 3, Armin Eikenberg, ist das jedoch "kein Grund zur Panik". Beschwerden seien bis jetzt nur vereinzelt aufgetaucht, insgesamt sei man aber mit dem Ergebnis der ersten Tempo-30-Zone "sehr zufrieden", betonte Eikenberg.

Seit zwei Wochen weisen die Schilder mit der rot umringten "30" darauf hin, daß in dem Karree zwischen Friedberger Landstraße, Glauburgstraße, Eckenheimer Landstraße und Eschenheimer Anlage die allgemeinen Verkehrsregeln der Tempo-30-Zonen gelten: Es darf nicht schneller als 30 Stundenkilometer gefahren werden, grundsätzlich gilt rechts vor links.

Um die Gebiete möglichst effektiv zu beruhigen, hatte der Ortsbeirat 3 zusammen mit dem Verkehrsplaner Hannes Uhlig vor allem auf zwei Mittel gesetzt: Zum einen wurden die Richtungen der Einbahnstraßen so gedreht, daß die direkte Durchfahrt durch das Viertel unmöglich wird. Zum anderen sollte der "ruhende Verkehr" vom Bürgersteig auf die Straße verlagert werden, damit die parkenden Autos als "natürliche Hindernisse" die Straße verengen und so ein langsames Fahren erzwingen.

Genau diese beiden Punkte sorgen zur Zeit für einigen Ärger. Eine Anwohnerin der Lenaustraße regte sich darüber auf, daß sich der Verkehr in ihrer Straße seit der Einführung der Tempo-30-Zone "verdoppelt" habe. "Alle Autos, die früher die Neuhofstraße geradeaus durchfahren konnten, müssen jetzt abbiegen und brausen unter meinem Fenster entlang", beklagte sie.

Auch mit der Parkdisziplin hapert es noch. So stellen die Anwohner in der Lortzingstraße und der Lenaustraße ihre Wagen weiterhin auf beiden Seiten längs zur Fahrbahn ab - obwohl die Markierungen deutlich ein einseitiges Schrägparken anzeigen. Allerdings fehlt dort noch die entsprechende Beschilderung - "das wird schnellstens nachgeholt", versprach Eikenberg. Halteverbotsschilder auf der einen, blaue Parkvorschriftsschilder auf der anderen Seite sollen das gewünschte Verhalten herbeiführen.

Umgekehrt in der Gluckstraße: Hier stehen die Autos den Markierungen entsprechend schräg auf dem Bürgersteig. Doch durch einen Planungsfehler bleibt den Fußgängern nur noch ein knapp 90 Zentimeter schmaler Gehweg, auf dem sie sich an den Fahrzeugen vorbeiquetschen müssen. "Wird korrigiert", entschuldigte sich der Verkehrsexperte der SPD. In der Gluckstraße wird demnächst auf beiden Seiten längs geparkt.

"Schlechtes Timing" warf ein Anlieger aus der Eisernen Hand dem Ortsbeirat vor. In dieser Straße wurden die Parkplätze von rechts nach links verlegt. Anfangs habe das zu "völligem Chaos" geführt, weil teilweise auf beiden Seiten Autos standen und so die Straße blokkiert wurde. Schließlich sei ein Wagen, der immer noch auf der "alten Seite" geparkt hatte, abgeschleppt worden. Nicht böse Absicht, sondern der Urlaub sei der Grund dafür, daß das Auto falsch gestanden habe, vermutete der Nachbar. "Das hätte der Ortsbeirat berücksichtigen müssen - immerhin sind Sommerferien", monierte er.

Überhaupt habe es "zuwenig Informationen" gegeben. Er habe nur durch die Skizze in der Stadtteil-Rundschau von den einzelnen Änderungen erfahren. Auch andere Anwohner bemängelten, daß sie keinen Handzettel erhalten hätten. Eine Panne, die sich Armin Eikenberg nicht erklären konnte: Die Wurfzettel seien rechtzeitig fertig gewesen und hätten "theoretisch" an alle betroffenen Haushalte verteilt werden müssen.

Doch Beobachtungen zeigen, daß sich die neue Verkehrsführung allmählich Fortsetzung auf Seite 2

Bei der Großveranstaltung soll der Dialog mit der Chemieindustrie gepflegt werden / "Raus aus der Müsli-Ecke" Schlußspurt für den Umwelttag 100 000 Besucher erwartet Von unserem Redaktionsmitglied Peter Holle Er pafft französische Filterlose in Kette, rast schon mal mit "Tempo 160" über die Autobahn und würde auch ein paar Millionen Mark Sponsorengelder von "Mc Donalds" akzeptieren. Wolfgang Weinz (38), der den "Deutschen Umwelttag" (DUT) organisiert, geht das, wie er sagt, "Glaubwürdigkeitsgesülze" müsligestählter Ökos "auf den Keks". Seit 18 Monaten bereitet er mit jetzt 25 Profis aus Werbung, Medien und Wissenschaft ein Großereignis vor, zu dem er vom 18. bis 22. September mehr als 100 000 Besucher in Frankfurt erwartet. Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth ist Schirmherrin, Bundespräsident Richard von Weizsäcker und der Indianerhäuptling Evaristo Nugkuag aus Amazonien werden am Freitag, 18. September, den Umwelttag auf dem Römerberg eröffnen. Der Platz wird dazu andere Optik und Akustik bieten als gewohnt: Die Textil-Künstlerin Gudrun Witt hat die Fläche mit Stoffbahnen drapiert und "eingewikkelt", der Komponist Bernd Konrad intoniert sein Musikstück "The Whales".

Auch ansonsten haben die Frankfurter kaum Chancen, dem DUT zu entgehen oder auszuweichen. In der City ist vier Tage lang - von der Konstablerwache über Zeil, Hauptwache, Freßgass', Opernplatz bis Bockenheimer Warte - ein Kranz von "Öko-Märkten" aufgebaut. An 120 Ständen gibt es Infos, Präsentationen, Essen und Trinken. 160 Aussteller haben bis jetzt gemeldet zur DUT-Messe "Ökopolis - Die Stadt der Zukunft". Sie nehmen 6000 Quadratmeter in den Messehallen 1.1 und 1.2 in Beschlag.

Zudem sind alle Säle und Veranstaltungsräume im Ort vom "Umwelttag" okkupiert: Es tagen ja 22 Arbeitskreise und fünf Foren, es gibt jede Menge "Streitzeiten", "Grüne Tische" und den wissenschaftlichen Fachkongreß "Mobilität in der Stadt". Auf dem Programm stehen 300 Einzelveranstaltungen. Weinz: "Vom Veranstaltungsvolumen, Organisationsaufwand und der Logistik her ist das vergleichbar mit einem evangelischen Kirchentag. Nur sind da für das Managament 200 Leute fest angestellt. Wir müssen mit 25 auskommen."

Die sind im Schnitt "so um die 30 Jahre alt" und haben "teilweise feste Jobs aufgegeben, um hier mitzumachen". Weinz, der zuvor als Euro- und Umweltreferent bei der Gewerkschaft "Nahrung, Genuß, Gaststätten" (NGG) in Hannover arbeitete, hat sie aus allen Winkeln der Republik zusammengeholt: aus Verlagen, Zeitungen, Werbe-, PR- und Messe-Agenturen, den wissenschaftlichen Diensten von Bundestag, Gewerkschaften, Verbänden.

Ausgestiegen aus solider Stellung sind sie - das hört man auf Befragen - ob der Chance, an einem "spannenden gesellschaftlichen Großexperiment teilzunehmen". Das besteht laut Weinz darin, die Wirtschaft, die Gewerkschaften, die Politik und die Umweltverbände an fünf Tagen im September in Dialog zu bringen: "Jeder schwätzt über ökosoziale Marktwirtschaft und den Umbau der Industriegesellschaft, aber keiner weiß und sagt, wie sie tatsächlich umzusetzen ist." Für Weinz und sein Team steht fest: "Ohne die Wirtschaft und die Industrie geht da gar nichts!"

Beim DUT werde die Nagelprobe darauf gemacht, "ob die Beteiligten und die Entscheidungsträger ernsthaft ins Gespräch kommen, um herauszufinden: Wo klemmt's denn?" Viel erhoffen sich die DUT-Macher dabei vom "Chemiedialog" auf dem Umwelttag. Der mächtige "Verband der Chemischen Industrie" (VCI) sei "voll und vorbildlich in die Vorbereitungen eingestiegen", habe in 16 der 22 Arbeitskreise mitgemischt. Das solle nun in Tagungen und Streitveranstaltungen umgesetzt werden.

Weinz freut sich drauf, hält das "für spannend, denn die Umweltbewegung kennt sich in den Betrieben nicht aus. Die bleiben vor den Werkstoren und entdecken den neuesten Schadstoff des Tages. Man ist entsetzt, und das war's dann aber auch wieder."

Dialog sei vonnöten, dafür aber müsse, so Weinz, die Öko-Seite aber erst mal "raus aus der Müsli-Ecke". Der "Deutsche Umwelttag" wolle das schaffen und werde dafür "von Struktur und Konzept weit über die bisherige Umweltbewegung hinausgehen": "Wir arbeiten nicht für irgendeine Körner- und Kräutermesse. Der ökologische Honigbau und die Krötenbrunft in der Wetterau sind nicht unsere Themen." Man habe nichts am Hut "mit Öko-Pietismus, Verkniffenheit, Verzagtheit und Apokalypse", die Botschaft sei: "Im Sinne der Umwelt zu handeln, ist eine andere Form guter Lebensqualität."

Das rüberzubringen und dem Dialog zwischen Industrie und Umweltschützern Ort, Raum und Termin zu geben - dafür treten Weinz und seine Leute jetzt zum Finish an. Im fünften Stock der Philip- Reis-Straße 84 fiepen Faxgeräte und Computer, stehen Drucker unter Dampf, laufen Telefone heiß. Finanzchef Theo Goedderz hat am Abend zuvor bei Verhandlungen in Wiesbaden alles klargemacht: Der Etat von sechs Millionen Mark, die fast schon verbraten sind, steht nun endgültig. Mehr als die Hälfte davon sind öffentliche Gelder: Zuschüsse von Bund, Land, Stadt und EG. 39 Prozent der Ausgaben sollen wieder durch Eintrittseinnahmen hereinkommen, zehn Prozent haben Sponsoren und Spender lokkergemacht. Stefan Zwoll nimmt die frohe Botschaft mit auf die Reise. Er ist der DUT-Beauftragte für die neuen Bundesländer und muß nochmal rasch "auf einen Sprung" nach Berlin und zum DUT-Außenbüro nach Halle. Filialen gibt es auch noch in Freiburg und in Frankfurt in der Hanauer Landstraße.

Hauptanlaufstelle bleibt jedoch Philipp-Reis-Straße 84. "Da wird Lebenserfahrung im Crash-Tempo geliefert", behauptet Weinz, und Organisationschef Jürgen Reusch meldet "die ganzen Promis, die uns kurzfristig entdeckt haben und kommen": der russische Umweltminister, Vizekanzler Möllemann, der FDP- Bundesvorstand.

Andere vom DUT-Team müssen die 13 Verbände koordinieren, die den Trägerverein "Deutscher Umwelttag" bilden. Denen ist man schließlich verantwortlich, die haben das Sagen. Es allen recht zu machen, fällt schwer, denn es mischen nicht nur die Umweltverbände, sondern auch der DGB und der Deutsche Sportbund mit. Weinz: "Nimmt man die Liste der DUT-Träger, dann gehört rechnerisch jeder zweite Bundesbürger zu den Veranstaltern des Umwelttages."

(Siehe auch: "Vom Rio-Gipfel . . .")

Neues Programm ist da Katholische Familienbildungsstätte bietet Exotisches

NORDWESTSTADT. Die katholische Familienbildungsstätte hat ihr Jahresprogramm für 1992/93 vorgelegt. Erhältlich ist es am Tituscorso 1 oder an der Information des Nordwestzentrums. Neu ist eine Reihe für Alleinerziehende. Ein Gesprächskreis ermöglicht den Austauschfür alle, die Kinder ohne Partner erziehen - währenddessen werden die Kleinen versorgt.

Fragen zu Mietangelegenheiten, Sozial- und Arbeitsrecht werden im Kurs "Rechtsansprüche Alleinerziehender" erörtert. Im "Wochenende für alleinerziehende Frauen" gibt es Erfahrungsaustausch.

Eine weitere Reihe ist der Eroberung Amerikas gewidmet, Themen wie "Entwicklungspolitik der BRD" und "500 Jahre Christentum in Lateinamerika" stehen an. Als Einstieg ist ein Vortrag über die "Entdeckung" oder "Eroberung" Lateinamerikas anhand von aktuellen Dias und Filmausschnitten vorgesehen; abschließend gibt's Musik aus Brasilien.

Ebenfalls neu ist "Schwimmen für Kleinkinder", an dem Ein- bis Vierjährige in Begleitung von Vater oder Mutter erste Schwimmversuche unternehmen können. Das Leben mit Kindern ist in den "Montagabendgesprächen" Thema. Probleme wie Mini-Videospiele im Kinderzimmer, Kinder-Ängste oder Allergien werden besprochen. Viele Angebote gibt es unter der Rubrik "Gesundheit": Exotisches wie die "Shiatsu Fingerdruckmassage" ist dort erlernbar, aber auch eine "Fastenwoche" wird angeboten. Wer etwas über die Lebensregeln von Sebastian Kneipp unter dem Motto "Gesünder leben" erfahren will, sollte eine Wolldekke und bequeme Kleidung mitbringen.

Neben herkömmlichen Kursangeboten wie "Rhetorik und Kommunikationstraining" gibt es auch Ungewöhnliches, wie etwa ein Seminar über "Kreatives Streiten". Wer sich für die Moderne in der bildenden Kunst interessiert, kann sich darüber in einem Seminar über die "Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts" informieren (mit Museumsbesuchen).

Auch Literaturliebhaber kommen nicht zu kurz. Im "Treffpunkt für Theaterfreunde" gibt es die Möglichkeit, zwei Theaterstücke gemeinsam anzusehen und sich im Gespräch auseinanderzusetzen. Auch Literaturkreise und Literaturgespräche sind zu finden. Darüber hinaus gibt es breitgefächerte Kursangebote unter Rubriken wie "Religiöse Themen", "Ökologie", "Selbsterfahrung", "Fort- und Weiterbildung", "Erziehung", "Musik", "Gymnastik" sowie "Tanz" und "Kreativwerkstatt". orf

Aus den Ortsbeiräten Ebbelwei schwappte in die Tagesordnung

FRANKFURT-NORDWEST. Das Sommerloch scheint einige Politiker zu langweilen. Die Vertreter der Ortsbeiräte 8 (Nordweststadt, Niederursel, Heddernheim), 12 (Kalbach) und Weißkirchen trafen sich jedenfalls zur außerparlamentarischen Sitzung in der Gaststätte "Papiermühle" an der Oberurseler Landstraße. Die 20 Stadtteilpolitiker wollten sich "zwanglos kennenlernen", wie Sozialdemokrat Helmut Gärtner meinte.

Der Ortsvorsteher des "Achters" hatte seine Kollegen aus den anderen Stadtteilen eingeladen. Schließlich hört die Politik ja nicht an den eigenen Gemarkungsgrenzen auf - und der Urselbach schon gar nicht. Deshalb war der Ausbau der Kläranlage an der Krebsmühle auch das Hauptthema zwischen den Frankfurtern und den Weißkirchern um Ortsvorsteher Hans Gerlach (CDU). Geplaudert wurde auch über die Südumfahrung von Steinbach nach Weißkirchen, die Niederurseler Ortsumfahrung und die Verlängerung der U-Bahn-Linie 6 nach Steinbach. Ernsthaft politisiert wurde allerdings nicht - dazu war das Wetter zu schön und der Ebbelwei zu süffig.

Das heiße Eisen, das künftige Neubaugebiet Bonifatiusbrunnen, wollten die Männer und Frauen auch nicht anpakken. Immerhin hatte sich der Ortsbeirat 8 das Gebiet auf Kalbacher Gemarkung unter den Nagel reißen wollen. Die Stadtteilpolitiker aus Kalbach hatten abgelehnt. Die einmalige Chance, die Zukunft der etwa 4500 Neubürger beim Gerippten zu klären, blieb ungenutzt. So mußten Franz Syha (CDU), Ortsvorsteher in Kalbach, und Wolfgang Diel von den hiesigen Grünen ohne Neuigkeiten heimkehren. Aber schließlich wird bis zum ersten Spatenstich am Bonifatiusbrunnen noch einige Zeit vergehen. "Bislang ist da noch nichts geschehen", berichtete Syha.

Die Schnupperrunde mit Ebbelwei soll jetzt regelmäßig eingeläutet werden. Initiator Gärtner: "Schließlich weiß man dann, mit wem man's zu tun hat." cob

Tennis-Damen flogen nur ungern zurück TC Cassella erwies sich als perfekter Gastgeber für die Federation-Cup-Spielerinnen

FECHENHEIM. Die letzten Bälle auf dem Center Court am Frankfurter Waldstadion waren geschlagen, Steffi Graf hatte mit dem deutschen Federation-Cup- Team zum zweiten Mal die FrauenMannschaftsweltmeisterschaft gewonnen, und die Teams mußten sich nach einer mehr oder weniger erfolgreichen Woche von Frankfurt verabschieden. Daß der Abschied den meisten Spielerinnen in diesem Jahr schwerer fiel als bei den vorherigen Turnieren, lag zum einen an einem attraktiven Rahmenprogramm. Zum anderen aber hatten die Frankfurter Organisatoren erstmals sogenannte Patenschaften an die Tennisvereine in der näheren Umgebung vergeben - und das erwies sich als gute Idee.

Auf der Clubanlage des Tennisclubs Cassella (TCC) am Roten Graben in Fechenheim konnten Vereinsmitglieder und Besucher schon von weitem die Nationalität der Tennisgäste erkennen: Am Fahnenmast hing neben der bundesdeutschen Flagge und den Frankfurter Farben eine grün-weiß-rote Nationalflagge mit Adler und Schlange im Wappen. Zudem beseitigte der Schriftzug "Mexico" auf den Trainingsanzügen der Spielerinnen die restliche Ungewißheit. Für die gesamte Dauer des Wettbewerbs hatte der Tennisclub aus dem Frankfurter Osten die Betreuung der mexikanischen Mannschaft übernommen und dabei ein geschicktes Händchen bewiesen, denn die Gäste fühlten sich rundum sehr wohl.

Das war kein Wunder, denn die beiden Betreuer, die der Verein für diese Aufgabe berufen hatte, waren pausenlos und unermüdlich im Einsatz. Das Tüpfelchen auf dem Service-i gelang dem TCC aber damit, daß die Cassellaner auf eine Mexikanerin als Hosteß für die tennisspielenden Landsfrauen zurückgreifen konnten: Monica Conchello, vor einem halben Jahr von Mexico City zu ihrem Verlobten nach Fechenheim übergesiedelt und seitdem TCC-Clubmitglied, zählte vom Empfang am Flughafen an zusammen mit Oliver Sust, dem Sohn des TCC-Pressewarts, praktisch zum erweiterten Kreis der mexikanischen Mannschaft. Egal, ob bei den Fahrten ins Stadion, zum Training auf der Clubanlage oder zum Schuhkauf nach Geschäftsschluß an den Frankfurter Flughafen: Die beiden brachten die Spielerinnen und deren Betreuer immer an das gewünschte Ziel.

Sehr zufrieden und glücklich zeigte sich auf der Anlage am Roten Graben Jesus Topete, der Präsident des mexikanischen Tennisverbandes, angesichts der vorbildlichen Betreuung. "Wir hatten ja keine Ahnung davon, was uns hier erwartet, und sind sehr überrascht und erfreut darüber, wie herzlich wir hier empfangen und betreut werden", meinte Topete, bevor ihn TCC-Pressewart Gerhard Sust zum Tennismatch bat.

Der Präsident, dessen Familie die Fechenheimer Gastfreundschaft ebenfalls genoß, hätte sich nur eine glücklichere Auslosung gewünscht, denn als Qualifikanten waren die Mexikanerinnen in der ersten Runde gegen Argentinien chancenlos und verloren mit 0:3. Und nach einem Sieg über Indonesien und einer Niederlage gegen Südafrika in der Trostrunde war auch die direkte Teilnahme für den Federation-Cup im nächsten Jahr verspielt.

Der wird dann wieder in Frankfurt ausgetragen, und da sollte es eigentlich ein großes Wiedersehen geben. Jetzt hoffen beide Seiten, daß es Mexiko über die Qualifikationsrunde doch noch gelingt, 1993 am Turnier teilzunehmen. Vielleicht sind die Spielerinnen in den entscheidenden Begegnungen ja besonders motiviert, wenn sie sich an die Woche in Frankfurt und die Gastfreundschaft des Tennisclubs Cassella erinnern. chs

Streit um den Stromzähler Installationskosten beim Mieter oder Vermieter?

Den Einzug ins Seniorenwohnheim am Grethenweg hatte sich Ute B. anders vorgestellt. Nagelneu ist das Gebäude am Sachsenhäuser Berg, und neu sind daher auch alle Installationen - wie zum Beispiel der Stromzähler. 75 Mark wollen die Stadtwerke für das Anbringen des Zählers; "der Vermieter will das Geld nicht bezahlen, jetzt holen die Stadtwerke es von uns", klagt die FR-Leserin. Die Stadtwerke pochen auf ihr Recht: "Seit 15 Jahren steht uns laut Bundesgesetz die Erstattung der Montagekosten für Stromzähler zu", erklärt ein Mitarbeiter der Stadtwerke. Die Kosten müsse entweder Mieter oder Vermieter tragen. "Meistens übernimmt der Vermieter automatisch die Kosten, der Mieter merkt das gar nicht", meint der Sprecher. Lehnt der Vermieter die Kosten aber ab, müsse der Mieter zahlen. Das Idsteiner Unternehmen Bücher, Erbauer und Vermieter des Seniorenheims, gibt den Schwarzen Peter an das Stromunternehmen zurück. "Die Stadtwerke verlangen vom Antragsteller eine Gebühr, und das ist der Mieter", behauptet die Firma.

Für den Interessenverband Mieterschutz ist der Fall klar: "Die Baufirma muß zahlen", betont Geschäftsführer Raimund Schaub. Der Vermieter müsse für die Grundversorgung der Wohnung mit Wärme, Wasser und Strom Sorge tragen. "Das ist eine Kardinalpflicht", versichert Schaub. "Und Strom kann man nur beziehen, wenn auch ein Zähler installiert ist." Den Stadt- werken sei es zwar gleichgültig, wer die Kosten übernehme. "Doch das entbindet den Vermieter nicht von seiner Pflicht."

Der Mieter könne sich allerdings zur Wehr setzen: "Die alte Dame kann die Baufirma auffordern, die Kosten zu übernehmen", versichert Schaub. "Kommt der Vermieter dem nicht nach, kann sie die Firma abmahnen und notfalls klagen." ert

Vom Rio-Gipfel nach Ökopolis Zahlreiche Veranstaltungen beim Deutschen Umwelttag

Jugendliche können hoch hinaus: Die Steilwand, auf der Europas Sportkletterer ihre Meisterschaft auskraxelten, wird während des Deutschen Umwelttags (DUT) in der City aufgebaut. Trainer stehen daneben und helfen jungen "free climbing"-Interessenten hinauf.

Zentraler Treff für die Jugendlichen beim DUT ist indes das Camp im Brentanobad. Von da aus schwärmt man aus zu Open-air-Konzerten (Rock, Beatles- Revival-Show, Flamenco mit Nina Corti), zum Jugendtheaterfestival, zur Umwelt-Filmschau und Aktionskunst in die City.

Die DUT-Jugend ist aber auch hochwillkommen bei den fünf Foren des "Umwelttags". Im ersten wird unter dem Motto "Philosophie und Strategie der Umweltbewegung" beispielsweise das Thema "Die Ökos und der Spaß" oder das Problem "Ökosponsoring" debattiert. In "Forum II" ("Weltklima und Weltwirtschaft") gibt's Nachfolgeveranstaltungen zum Rio-Umweltgipfel: Die Klima-Enquete-Kommission des Bundestags und das zuständige EG-Gremium tagen öffentlich in Frankfurt, und Bundesumweltminister Klaus Töpfer moderiert.

Eine Ost-West-Konferenz von Politikern und Fachleuten läuft in "Forum III", das sich mit "Umwelt in Ost und West" befaßt und in dem die deutsche Frage "Aufschwung Ost - auch für die Umwelt?" gestellt wird. "Ökobilanzen aus dem Alltag" macht Forum IV auf, das "Wegen zur ökosozialen Marktwirtschaft" nachgeht und dabei auch dem "Weg eines Joghurtbechers" folgt.

In Forum V will man "Perspektiven der Ballungsräume" aufzeigen, die "Vision der ökologischen Stadt" entwerfen und über ein "Europa ohne Bauern?" nachdenken. Das schließt an zur DUT-Messe "Ökopolis - Die Stadt der Zukunft" und zum DUT-Generalthema "Europolis - Europa in der Welt".

Gut 200 Workshops, Runde Tische, Seminare, Exkursionen arbeiten dem zu. Und 22 themenbezogene Arbeitskreise tagen, machen Papiere beispielsweise zu "Konsum und Lebensstil", "Sanftem Tourismus".

Wer zum DUT anreisen will, sollte das mit dem Super-Spar-Ticket (SST) in der Tasche tun. Es kostet 65 Mark, verschafft Ermäßigung beim Bundesbahn-Tarif für die Anfahrt; in Frankfurt hat man mit dem SST freie Fahrt mit dem FVV, kriegt Gratis-Übernachtungen in Turnhallen (oder im Jugendcamp) und kann die Kinderbetreuung beanspruchen. Zudem zahlen SST-Besitzer keinen Eintritt für die "Ökopolis"- Messe und bei den DUT-Forums- und Kulturveranstaltungen.

Der Vorverkauf für SST und Tages-, Weekend- und Familientickets (ermäßigt) läuft in der Frankfurter DUT-Zentrale, Philipp-Reis-Straße 84, Telefon 069 / 79581 - 150. peh

Beschwingte Sommerlinne Kulturkreis lädt zur "Summertime" in Fechenheim ein

FECHENHEIM. Beim ersten Aktionstag der Reihe "Sommerlinne" hatte der Kulturkreis Östliches Frankfurt (KÖF) noch Pech gehabt: Wegen starker Regenfälle mußte das Konzert der Big Band der Philharmonie Fechenheim abgesagt werden. Aber beim zweiten Anlauf, eine Woche später, klappte es dann reibungslos auf dem Linneplatz im Herzen Fechenheims. Pünktlich um elf Uhr begrüßte das Akkordeon-Orchester aus Mühlheim bei strahlendem Sonnenschein das Publikum mit den Stücken "Malaga" und "Granada" und brachte damit südländische Atmosphäre auf den Platz am Burglehen.

Im Laufe des gut zweistündigen Konzertes spannten die 16 Musikerinnen und Musiker unter der Leitung von Hartmut Hübner einen Bogen von klassischen Stücken wie der 5. Sinfonie von Ludwig van Beethoven bis zu Interpretationen von modernen Stücken aus den Musicals "Cats" und "Cabaret". Hartmut Hübner moderierte unaufdringlich und kenntnisreich, geschickt ließ er Informationen über die Verbreitung von Akkordeon-Orchestern und die Geschichte dieses Musikinstruments in den Auftritt des Ensembles einfließen.

Nach einer guten halben Stunde hatte die Zahl der Zuhörer von 50 auf mehr als 100 verdoppelt, die Bierzeltgarnituren reichten gerade noch aus. Unzureichend war dagegen für viele ältere Musikfreunde der Sonnenschutz, denn die Bänke und Tische standen in der prallen Mittagssonne, und die großen Sonnenschirme spendeten nur an wenigen Plätzen Schatten. So verschaffte sich das Publikum schon mal mit dem ersten Bier oder Apfelwein Abkühlung. Die Versorgung mit Speisen und kühlen Getränken hatten wieder Mitglieder des Jugendzentrums (Juz) übernommen.

Eigentlich hatten sich auch andere Vereine aus dem Stadtteil am Programm der Sommerlinne beteiligen wollen, aber aus dem grundsätzlichen Interesse sei "keine konkrete Mitarbeit entstanden", bedauerte die Kulturkreis-Vorsitzende Gertrud Ringelstetter. Nur das Jugendzentrum und die Fechenheimer Philharmonie hätten sich bei gemeinsamen Aktionen in der Vergangenheit als zuverlässige Partner erwiesen.

Zusammen mit dem Jugendzentrum hat der KÖF für Mitte August auch ein Open-Air-Festival im Heinrich-Kraft- Park organisiert. Unter dem Titel "Der Park ruft" werden in der Grünanlage die Gruppen "The Gipsys", "Game Over" und "Second Spring" zu hören sein. Und weil der Kulturkreis mit seinen Programmen ein möglichst großes Publikum ansprechen will, wird vorher im Rahmen der "Sommerlinne" am kommenden Sonntag, 2. Juli, entweder das ins Wasser gefallene Big Band-Konzert der Philharmonie nachgeholt, oder eine Blues- oder Rockband gibt sich auf dem Platz am Burglehen ein Stelldichein.

Allerdings sollten die Organisatoren des KÖF für weitere Konzerte auf dem Linneplatz die Stadt um eine zeitweilige Verkehrsberuhigung bitten. Denn beim Gastspiel des Mühlheimer Akkordeon-Orchesters fuhren ständig Autos zwischen den Musikern und dem Publikum über den Platz: Ein einfaches rot-weißes Absperrband könnte hier für ungestörtes Konzertvergnügen sorgen. chs

FRC Fechenheim 1887 Der Rudernachwuchs gewann Meistertitel

FECHENHEIM. Berlin war eine Reise wert: Zu diesem Resümee kommt der Frankfurter Ruderclub Fechenheim (FRCF) 1887 nach der deutschen Meisterschaft in der Bundeshauptstadt. Auf dem Tegeler See konnten sich die beiden FRCF-Ruderer Norman Debes und Peter Pagenkopf im Kinder-Doppelzweier der Leichtgewichtsklasse gegen die Konkurrenz durchsetzen. Mit neun Längen Vorsprung gewannen sie überlegen den Titel.

Zuvor hatten die beiden gleichaltrigen Freunde schon bei den hessischen Meisterschaften in Weilburg in ihrer Altersklasse (Jahrgang 1978) das Siegerpodest erklommen. Nach einer besonders intensiven Saisonvorbereitung mit zwei Trainingslagern hatten die anschließenden Regattasiege in Offenbach und Bamberg schon erkennen lassen, daß die jungen FRCF-Skuller in Topform sind.

Im vergangenen Jahr hatte mit Diana Hantusch schon einmal eine Nachwuchsathletin aus Fechenheim mit dem Hessentitel und bei Regatten im Bundesgebiet für Aufsehen gesorgt.

Diana Hantusch und die beiden deutschen Meister Norman Debes und Peter Pagenkopf werden, wie der gesamte FRCF-Nachwuchs, von Francisco Cotoli trainiert, der bis vor kurzem noch selbst als Ruderer beim FRCF aktiv war. Unter seiner Führung scheint eine talentierte Ruderergeneration heranzuwachsen, die an die großen Erfolge der Fechenheimer in den 70er Jahren anknüpfen könnte.

Zudem rechtfertigten die Jugendlichen mit den Erfolgen auch die Anschaffung von drei mehrere tausend Mark teuren Rennbooten, die der Verein zusammen mit der Stadt finanziert hatte. chs

Musikverleger Lucien Ades gestorben

PARIS. Der französische Musikverleger Lucien Ades ist im Alter von 72 Jahren gestorben. AFP

MDR übernimmt ARD- Studio in Neu-Delhi

Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) wird vom 1. September an die Verantwortung für das ARD-Fernseh-Studio in Neu- Delhi übernehmen. Damit sei die Dreiländeranstalt von Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen künftig für die Berichterstattung aus Indien, Pakistan, Afghanistan, Sri Lanka, Nepal, Bhutan, Bangladesch und von den Malediven zuständig, hieß es in einer Mittelung des Senders. Das Studio, das bislang vom Norddeutschen Rundfunk (NDR) geführt wurde, werde Beiträge für die Tagesschau, die Tagesthemen, das Morgen- und Mittagsmagazin sowie den Weltspiegel liefern. Außerdem sei die Versorgung der Dritten Programme vorgesehen. FR

Publizist Jürgen Landeck gestorben

BERLIN. Der Publizist und Übersetzer sowie langjährige Leiter der Bibliothek der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Jürgen Landeck, ist im Alter von 69 Jahren gestorben. Das teilte die "Jüdische Gruppe Berlin", der Landeck angehörte, mit. Landeck war einem breiteren Publikum vor allem durch eine Übersetzung von Joshua Sobols Schauspiel "Ghetto", das der Regisseur Peter Zadek inszenierte, bekannt geworden. Landeck wurde 1923 in Magdeburg geboren und wanderte als 16jähriger 1939 nach Palästina aus. 1964 kehrte er nach Deutschland zurück. dpa

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Verantwortung wächst aus der Gesinnung

Vorausgeschickt sei, daß Amos Oz den Friedenspreis sicherlich zu Recht erhält und die nachfolgende Kritik und Auseinandersetzung mit seinen Positionen dieser Anerkennung keinen Abbruch tun kann und soll (FR vom 16. 7. 1992 "Einen Traum zu bewahren heißt, ihn nicht zu erfüllen"). Es ist äußerst anregend, sich mit seinen Positionen auseinanderzusetzen, da sie tatsächlich kritikfähig sind. Viele Kritiker der Friedensbewegung während des zweiten Golf-Krieges, beispielsweise Wolf Biermann und Hendrik M. Broder, waren dagegen auch nur Ideologen wie manche in der Friedensbewegung. Sehr geehrter Herr Oz,

Friedensaktivist sein, das kann an verschiedenen Orten zu verschiedenen Zeiten auf dieser Welt etwas sehr verschiedenes, vordergründig auch gegensätzliches bedeuten. Falsch ist jedoch, einen Gegensatz zwischen "Friedensaktivist" und "Pazifist" zu konstruieren, der dann suggeriert, der Pazifist würde Frieden nur erhoffen oder auf ihn warten. Der Ursprung des Wortes Pazifismus liegt gerade darin, daß sich seine Schöpfer von "Friedensfreunden" abgrenzen wollten. "Pazifismus" sagt, daß wir "Frieden machen" müssen, also aktiv werden müssen. Und es gibt 1000 bessere Möglichkeiten für den Frieden aktiv zu werden, als mit einer Waffe in der Hand.

Um Frieden machen zu können, müssen wir wissen, was wir darunter verstehen wollen. Im Wort "Pazifismus" steckt das lateinische "pax" für "Frieden". Der römische Frieden war tatsächlich nur der Vertrag über den Nicht-Krieg zwischen (ehemaligen) Feinden. Im griechischen "Eirene", im arabischen "Salem" und im hebräischen "Shalom" steckt mehr. Und die Mehrheit Friedensbewegung in Deutschland ist ebenfalls auf der Position: Nicht-Krieg ist viel, aber Frieden ist mehr.

Sie wollen nicht kämpfen für nationale Interessen, für Gebietsansprüche oder für Ressourcen, jedoch für Freiheit und für den Schutz ihrer Familie, ihr eigenes Leben und sicher auch für den einen oder anderen Freund. Können sie selber mitentscheiden oder auch nur vorher klar sagen: Dieser Krieg wird aus nationalen Interessen oder für Ressourcen geführt, da mache ich nicht mit und jener Krieg wird zum Schutz meines/unseres Lebens geführt, da mache ich mit? Zugespitzt behaupte ich, ein Krieg wird immer um nationale Interessen begonnen. Die Gefährdung der Bevölkerung resultiert daraus und legitimiert den Krieg nachträglich. Saddam Hussein hat die Raketen auf Israel erst abgeschossen, nachdem der Rückeroberungskrieg gegen den Irak begonnen hatte.

Max Webers Trennung zwischen Verantwortungsethik und Gesinnungsethik, die als Gegensatz konzipiert ist, ist falsch, töricht und verheerend. Verantwortungslosigkeit resultiert aus Gesinnungslosigkeit; Verantwortung wächst aus der Gesinnung, denn Verantwortung enthält die Frage nach dem Warum und Wofür. Die Gesinnung ist die Antwort darauf, die, zugegebenermaßen, sehr unterschiedlich ausfallen kann. Und wenn die deutsche Regierung Verantwortung nur in der pervertiertesten und phantasielosesten Form versteht, nämlich mehr bewaffnete Macht in der Welt zu präsentieren, dann ist es die verdammte Pflicht und Schuldigkeit der Friedensbewegung, nein zu sagen. Es war die Friedensbewegung in Deutschland, die jahrelang, schon vor dem ersten Golf-Krieg, immer wieder gegen die Rüstungsexporte und illegalen Geschäfte mit dem Irak versucht hat, die Öffentlichkeit zu mobilisieren. Unsere Regierung, die jetzt so viele "Verantwortung" zeigen will, hat immer wieder schärferes und konsequenteres Vorgehen gegen Rüstungsexporteure unterlaufen. Dies ist der Hintergrund, vor dem Pazifisten und Pazifistinnen in Deutschland Position beziehen.

Viel Erfolg für die weitere Arbeit.

Niels Petring (Bundesgeschäfts- führer der DFG-VK), Velbert

Eine extreme Einseitigkeit ausgemacht

In dem Artikel von Rita Neubauer (FR vom 14. 7. 1992 "Castro wird noch mächtiger") sind inhaltliche Gewichtungen enthalten, die für LeserInnen der FR wohl so nicht nachvollziehbar sein mögen. Immerhin hat die Autorin eine ganzseitige Spalte zur Verfügung, schaffte es aber nicht, eine adäquate Komplexität zu transportieren, die diesem heiklen und mit immensen Vorurteilen behafteten Thema angemessen erschiene.

In dem Artikel wird lediglich auf die erweiterten Machtbefugnisse Castros im Falle einer Krise eingegangen. Nun ist dies sicherlich wichtig, doch warum ignoriert der Artikel völlig die 76 Artikel, die verändert worden sind? Entspricht dies nicht den ideologischen Präferenzen oder politischen Vorurteilen (gegenüber einem zugegebenermaßen nicht schicken, khaki- bekleideten "Maximo Lider") der Autorin? Wie kommt eine solch extreme Einseitigkeit in einem Artikel der FR zustande?

Hier wäre meines Erachtens ein weiterer Artikel vonnöten der die Lage Kubas differenzierter, "verstehender" und doch auch kritisch unter die Lupe nimmt.

Es erschiene mir für eine liberale Zeitung äußerst notwendig, die derzeitige Bundesregierung zu kritisieren, die keinen einzigen Vertrag der früheren DDR mit Cuba einhält: die Zinklieferungen Cubas mußten eingestellt werden, etc., und sogar die Lieferung von Milchpulver zur Versorgung von cubanischen Schulkindern ist von der Bundesregierung gestoppt worden.

Dagegen ist im Vereinigungsvertrag zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der ehemaligen DDR in Artikel 12 ("Völkerrechtliche Verträge und Vereinbarungen") festgelegt, daß die Regierung der Bundesrepublik die Verträge übernehmen solle.

Edgar Göll, Berlin

"Ein Massensender muß auf Massenattraktivität setzen" Sat 1-Chef Werner Klatten über Sport im Fernsehen, die Konkurrenz, Synergieeffekte und Marktnischen: Regionalprogramme neu entdeckt

FR: Sat 1 setzt auf Fußball, auf die Bundesliga, und hat dafür viel Geld investiert. Man spricht von 700 Millionen für fünf Jahre. Nun wächst Ihnen Konkurrenz aus der eigenen Gesellschafterriege zu. Befremdet Sie nicht, daß Tele 5 nach dem Einstieg von Leo Kirch künftig auf Sport setzen will?

KLATTEN: Nein, überhaupt nicht. Bei Investitionen dieser Größenordnung ist es aus Sicht der Gesellschafter richtig, nach einer optimalen Verwertung zu suchen. Daß eine optimale Verwertung zusätzlich durch einen Sportkanal sichergestellt werden kann, ist offensichtlich. Darum empfinde ich ein solches Vorgehen nicht als Konkurrenz, sondern als eine Abrundung im Sinne einer Kostensynergie.

FR: Ist für Sat 1 gewährleistet, daß der große Sender die Rosinen picken kann?

KLATTEN: Wir geben sehr viel Geld aus und dafür brauchen wir natürlich die Sicherheit, auch erstklassige Rechte zu bekommen. Das gilt nicht nur für die Attraktivität unseres neuen Programms, das gilt natürlich auch im Wettbewerbsverhältnis zu ARD und ZDF.

FR: Da gibt es also die erste Auswahl und Zugriffsmöglichkeit für Sat 1?

KLATTEN: Wir haben die Erstrechte für die Erste Bundesliga. Und damit haben wir alle Möglichkeiten, die Bundesliga so abzudecken, wie wir das wollen. Sicherlich auch unter den Gegebenheiten, unter denen die Rechteeinräumung der ISPR gegenüber ARD und ZDF erfolgt ist. Was, wann und in welcher Form dann noch ein Sportsender mit einer sehr begrenzten technischen Reichweite macht, das spielt für uns keine Rolle.

FR: Die Rechtefirma ISPR - bekanntlich eine gemeinsame Tochter von Springer und Kirch - soll, so ist aus deren Gesellschafterkreis zu hören, noch viel mehr Rechte in anderen Sportbereichen kaufen, wie etwa Leichtathletik. Wie ist Ihre Planung - in Absprache oder nicht in Absprache mit der ISPR?

KLATTEN: Für uns gilt: Wir sind ein Massensender, der nur Sportrechte erwerben kann, die unter dem Gesichtspunkt der Massenattraktivität zählen. Wir haben in den letzten Jahren erfahren, daß wir uns auf ganz wenige Sportarten reduzieren müssen, nämlich Fußball und Tennis. Dazu kommen vielleicht noch ein paar große Ereignisse. Etwa Leichtathletik-Weltmeisterschaft und auch da nur bestimmte Disziplinen. Das sind jedoch Spezifizierungen, die einzeln nicht zu haben sind. Also ist es erfolgsträchtiger und finanziell effizienter, wenn eine Agentur die Gesamtrechte erwirbt und eine Verteilerfunktion übernimmt. Die attraktivsten Sportarten oder Disziplinen bekommt der Massensender, der am meisten zahlen kann und gleichzeitig in der Lage ist, das Programm journalistisch überzeugend zu präsentieren. Schon daraus ergibt sich, daß Sat 1 ein chancenreicher Kandidat ist.

FR: Für Sie bleibt damit nur Fußball und Tennis attraktiv - und letzteres auch nur, solange deutsche Spieler dabei sind?

KLATTEN: Ja, richtig. Und zusätzlich noch Spitzenveranstaltungen bzw. Teile davon. Von der Eishockey-Weltmeisterschaft z. B. kann man auch nur die Spiele mit deutscher Beteiligung zeigen. In der Leichtathletik sind es wenige Disziplinen, die zählen. Und wiederum nur, wenn deutsche Athleten Medaillenchancen haben. Dies sind Erkenntnisse, die wir aus allen entwickelten Märkten haben: Massensender müssen sich im Sport auf ganz wenige Angebote konzentrieren.

FR: Laufen Sie dennoch nicht Gefahr, zu viel Sport anzubieten, wenn die Devise von Sat 1 jetzt heißt "Jeden Tag ein Stück Fußball"?

KLATTEN: Wir wollen das tun, was bisher ausschließlich Tageszeitungen getan haben - nämlich, daß sie täglich verarbeiten, was am Wochenende passiert ist, oder das vorbereiten, was am nächsten Spieltag passieren wird. Die tägliche Sendung bedeutet gleichzeitg auch eine Promotion der Sendungen, die am Wochenende kommen. Ich denke, eine tägliche Leiste von netto acht Minuten, die sich mit Sport und im Schwerpunkt mit Fußball beschäftigt, ist darum nicht zuviel.

FR: Denken Sie, daß ein Sportkanal eine Chance hat, seine Nische zu finden und profitabel zu werden?

KLATTEN: Ich glaube, daß jeder Zielgruppensender eher eine Chance hat, sich zu finanzieren als der bisherige Sender Tele 5. Und wenn ich das richtig verstehe, ist hier nicht an einen reinen Sportkanal gedacht, sondern an ein erweitertes Zielgruppenprogramm. Das würde bedeuten, daß sich die Finanzierungsmöglichkeiten verbessern. Und noch einmal: Es geht darum, daß hier ein sehr potenter Rechtehändler in Sachen Sport entstanden ist. Ein solcher Rechtehändler läßt die Anbindung an ein Sportprogramm, an ein Zielgruppenprogramm, als sinnvoll erscheinen.

FR: Es ergibt sich also aus der Gründung der ISPR zwingend, daß deren Gesellschafter weitere Verwertungs- und Abspielmöglichkeiten in Form eines Sportkanals brauchen?

KLATTEN: Nicht zwingend. Aber bei uns sind z. B. nicht alle Rechte zu verwerten. Andere Verwertungsmöglichkeiten müssen aus Sicht der ISPR erschlossen werden.

FR: Bleiben wir bei dem Stichwort "Synergien": Sat 1, der massenattraktive Sender; Pro 7, ein Spartenprogramm mit Synergieeffekten für die Lieferanten, der "Kabelkanal" als "Resteverwertung" von Pro 7, Tele 5 als Sportkanal für Ereignisse, deren Rechte die anderen nicht auswerten können? Ist das die optimale Ausnutzung von Rechten?

KLATTEN: Es wäre leichtfertig, wenn man so ein Gesamtsenderkonzept unterstellen würde, weil die Gesellschafter nicht deckungsgleich sind. Jeder der Gesellschafter und damit jeder Sender verfolgt vor allem seine eigenen Interessen. Pro 7 z. B. ist ein Konkurrent, der sich zu einem klassischen Film- und Seriensender entwickelt, der im Bereich Film eine Qualität hat, von dem man nicht sagen kann, sie sei zweite Wahl.

FR: Das heißt, Pro 7 hat durchaus Filme, die Sie gerne haben möchten.

KLATTEN: Ja, natürlich. Da besteht eine besondere Kompetenz in diesem Bereich. Insofern befindet sich Pro 7 bereits auf der zweiten Stufe in der Entwicklung eines Spartenprogramms, die der Sender sehr viel schwerer erreicht hätte, wenn er den zweiten Teil des Filmpakets, den Sat 1 leider vor drei Jahren aufgrund des noch schwebenden Gesellschafterstreits nicht erworben hat, nicht bekommen hätte. Pro 7 hat sehr schnell eine Reputation gewonnen, die den Sender jetzt schon als gewichtigen Mitbewerber dastehen läßt, ungeachtet der Tatsache, daß er kein Vollprogrammanbieter ist.

FR: Das heißt, die Programmentwicklung bei Sat 1 wäre anders gelaufen, wenn Sie seinerzeit den zweiten Teil des Filmpakets hätten erwerben können? Hätten Sie dann weniger auf Eigenproduktionen gesetzt?

KLATTEN: Nein. Aber wir hätten einen Wettbewerber gehabt, der nicht in dieser Form aus dem Stand heraus in den Markt hätte eintreten können. Das hätte einige Marktanteile mehr für Sat 1 und RTL plus bedeutet. Für uns ein paar mehr, weil wir dieses Programmgenre stärker vertreten. Aber das ändert überhaupt nichts an der Zielsetzung des Senders Sat 1: nämlich der Entwicklung von Eigenproduktionen. Ich sehe den Filmbereich als finanzielles Rückgrat an, das notwendig ist, um Eigenproduktionen zu realisieren. Eigen- bzw Auftragsproduktionen - und das heißt letzten Endes nichts anderes als Exklusivität - sind längst ein notwendiges Element, um dem Sender Profil zu geben. Das ist über Filme allein nicht zu schaffen.

FR: Vollzieht Pro 7 aus Ihrer Sicht diese Entwicklung jetzt nach? Pro 7-Geschäftsführer Georg Kofler hat Eigenproduktionen ebenso angekündigt wie ein politisches Magazin. Sehen Sie da eine Entwicklung hin zum Vollprogramm?

KLATTEN: Wenn ich mir den Markt anschaue, dann sehe ich schon zwischen RTL plus und Sat 1 leicht verschobene Kompetenzen. Das gilt erst recht für Pro 7. Eine Erweiterung des Programmangebots über Filme und Serien hinaus ist bei Pro 7 als Versuch erkennbar. Ob dies bis zu einem Vollprogramm gelingen kann, möchte ich bezweifeln. Aber den Versuch ist es natürlich für jeden Geschäftsführer eines solchen Unternehmens wert, nicht unbedingt für jeden Gesellschafter.

FR: Und wie beschreiben Sie das Profil von Sat 1 . . .?

KLATTEN: Bei Sat 1 sehe ich den Kompetenzbereich Film als unverändert groß an. Ich sehe ihn zunehmend in den Eigenproduktionen,im Genre Serie und Unterhaltungsshow, ich sehe ihn natürlich im Sport. Ich erwarte noch viel vom Bereich infotainment, der Mischung von Information und Unterhaltung. Sei es die Talkshow "Talk im Turm", oder sei es talk im Sinne von Margarete Schreinemakers. Das sind dann auch die vier Schwerpunkte. Die Unterschiede zu RTL werden sicherlich im Show-Bereich zu suchen sein.

FR: Wie sehen Sie im Bereich Nachrichten das Konkurrenzverhältnis?

KLATTEN: Unverändert ist dies der schwierigste Bereich für alle neuen Beteiligten im Wettbewerb. Hier wird es am längsten dauern und das heißt nicht zwei, drei oder vier Jahre, sondern zehn Jahre. Hier liegen die größten Vorteile der öffentlich-rechtlichen Sender. Ich glaube nicht, daß wir ARD und ZDF mit ihren eigenen Waffen schlagen können, also müssen wir andere Wege gehen, die nicht darin bestehen können, eine bessere "Tagesschau" machen zu wollen.

FR: Das heißt für Sie infotainment à la "Talk im Turm"?

KLATTEN: Nein, wir brauchen ein tägliches Nachrichtenangebot. Aber auch da müssen wir sehen, wie es anders aussehen kann. Ich sehe mit großem Interesse das Herausgehen der öffentlich-rechtlichen aus der regionalen Berichterstattung. Dem rechne ich für uns große Chancen zu. Wir versuchen - wieder nach amerikanischem Beispiel -, in diesen teuren Teil der Berichterstattung einzusteigen, um dem meines Erachtens eher zunehmenden regionalen Informationsbedürfnis unserer Zuschauer gerecht werden zu können.

FR: Wenn ich das richtig verstehe, wird das ehemals "ungeliebte Kind" Regionalfenster, das die Mediengesetze Ihnen abverlangt haben, nun nützlich?

KLATTEN: Richtig. Wenn man dieses Kind schon hat, kann man es entweder so kostengünstig ernähren, wie es nur geht. Man kann also auf Synergieneffekte zwischen den Regional-Fenstern setzen, das Material mehrfach nutzen und eine geminderte Attraktivität des Angebots aus Kostengründen akzeptieren.

Das ist die eine Möglichkei, die andere ist es, die Regionalberichterstattung als Chance zu begreifen. Da habe ich den Eindruck, daß durch die Harmonisierung der ARD-Vorabendprogramme, die doch sehr stark zu Lasten der Regionalprogramme geht, uns auch dieser Teil der Grundversorgung allmählich zufällt.

FR: Wie soll das konkret aussehen? Sie haben sich früher über die unterschiedlich festgelegten Zeitfenster beklagt. Was hat sich da geändert?

KLATTEN: Wir haben in der Vergangenheit versucht, zeitlich zu harmonisieren. Die Regionalfenster liegen jetzt zwischen 17.45 und 18.45 Uhr. Das ist schon mal ein Fortschritt. Nun geht es darum, die halbstündige Informationsleiste zeitlich zu harmonisieren. Und der dritte Schritt war immer, regionale Berichterstattung zu machen, ohne daß es genaue zeitliche Festlegungen seitens der Landesmedienanstalten gibt.

Ich bin mit den Landesmedienanstalten insoweit gar nicht unzufrieden. Dort wird verstanden, daß wir die Regionalfenster nicht mehr als Alibi, sondern als Marktchance sehen.

FR: Wenn sich die ARD nicht zur Harmonisierung ihres Vorabendprogramms entschlossen hätte, um ein nationaler Werbeträger zu sein, sondern bei ihren alten Leisten geblieben wäre, hätten Sie anders reagiert?

KLATTEN: Ja - ganz sicher. Wir sind Wettbewerber in einem Markt um die gleichen Zuschauer. Wenn ein System mit einem so großen Kompetenzvorsprung das Thema Regionalität nicht vernachlässigen würde, wäre es für uns keine Aufforderung gewesen, in diese Richtung zu gehen. Aber da sie das Feld räumen, entsteht für uns hier eine Marktchance. Auch das Konzept des öffentlich-rechtlichen Frühstücksfernsehens, nicht auf Regionalität, sondern auf Internationalität zu setzen, bestärkt mich, die Regionalität zu suchen und nicht die Internationalität.

FR: Was heißt das für das Werbeaufkommen. Eine Entdeckung regionaler Werbemärkte?

KLATTEN: Ich glaube, es wird eine Mischung sein. Die lokalen, regionalen Märkte werden unseren finanziellen Bedürfnissen noch nicht gerecht. Man muß beides machen - auf der einen Seite harmonisierte Werbeinseln anbieten, die die Qualität von nationalen Werbefenstern haben, gleichzeitig muß man regionalen Werbebedürfnissen nachkommen.

FR: Gibt es bereits eine steigende Nachfrage nach regionalen Werbemöglichkeiten? KLATTEN: In jedem Jahr haben wir unsere Werbeerlöse gesteigert. Wir haben sie durch die Kombination gesteigert, daß wir einerseits eine Werbeinsel national angeboten haben, auf der anderen Seite Werbeinseln haben, die ausschließlich mit regionaler Werbung bestückt sind. Diese Kombination ist unsere Marktchance auch in der Zukunft, vorausgesetzt, wir finden genügend Zuschauer. Mit Werner Klatten, dem Vorsitzenden der Sat 1-Geschäftsführung, sprach FR-Redakteurin Ingrid Scheithauer.

FR-Interview mit dem obersten Hoechst-Werksarzt Fritz Schuckmann Promillegrenze wäre keine Alternative

HÖCHST. Das absolute Alkoholverbot beim Weltunternehmen Hoechst gibt es offenkundig nur auf dem Papier. Ahnen die verantwortlichen Manager, wie professionell sie von den Beschäftigten tagtäglich düpiert werden? Was tun sie dagegen? FR-Redakteur Gerhard Bayer sprach darüber mit Fritz Schuckmann, dem leitenden Werksarzt des Unternehmens. Schuckmann hatte im Frühjahr für Aufsehen gesorgt, als er in einem Gespräch mit der FR zugab, sich seit Jahrzehnten bei Behörden und Ärzten auf illegale Weise Krankheitsdaten von verstorbenen ehemaligen Mitarbeitern besorgt zu haben, um das werksinterne Krebsregister fortzuführen.

FR: Wieviele Hoechst-Beschäftigte sind nach Ihrer Einschätzung alkoholabhängig oder stehen kurz davor?

Schuckmann: Zwischen Alkoholsüchtigen und -gefährdeten zu unterscheiden, halte ich nicht für sinnvoll. Das geht zu sehr ineinander über. Man nimmt an, daß fünf Prozent der Gesamtbevölkerung Probleme mit Alkohol haben. In unserem Werk mit 30 000 Menschen wird das nicht anders sein. Das heißt, daß 1000 bis 1500 Hoechster mit Alkoholproblemen zu tun haben dürften.

FR: Wie es scheint, trinken viele Hoechster auch während der Arbeitszeit. Wie viele Unfälle sind direkt oder indirekt auf Suff am Arbeitsplatz zurückzuführen? Welche Kosten sind Hoechst dadurch schon entstanden?

Schuckmann: Die Arbeitgeberverbände schätzen, daß in Deutschland die Schäden durch Alkoholunfälle in die Milliarden gehen. Jeder Arzt, der einen verletzten Mitarbeiter behandelt, muß prüfen, ob Alkohol im Spiel gewesen sein könnte. Nach meiner Erfahrung ist der Anteil von Alkoholunfällen bei Hoechst verschwindend gering - etwa ein Prozent.

FR: Fachleute der IG Metall glauben, daß viel mehr, nämlich bis zu einem Drittel aller Arbeitsunfälle, auf Alkoholkonsum zurückzuführen sind. Wie erklären Sie diese Diskrepanz?

Schuckmann: Das mag daran liegen, daß es in den traditionellen Metall-Betrieben kein Alkoholverbot gibt. Zudem sind in der IG Metall unzählige Kleinbetriebe zusammengefaßt, die in den meisten Fällen keine werksärztliche Abteilung haben. Und bieten damit nicht - wie Hoechst - Seminare für Vorgesetzte und Vertrauensleute an, in denen das Bewußtsein geweckt werden soll, wie gefährlich Alkohol am Arbeitsplatz ist.

FR: Nach den gesetzlichen Unfallverhütungsvorschriften darf niemand während der Arbeitszeit soviel Alkohol trinken, daß er sich oder andere gefährdet. Warum geht die Konzernspitze darüber hinaus und hält am absoluten Alkoholverbot fest, das bereits 1880 in den Gründungstagen des Unternehmens ausgesprochen wurde?

Schuckmann: Wir glauben, daß der Ablauf von chemischen Prozessen soviel Aufmerksamkeit erfordert, daß auch kleine Mengen Alkohol schlimme Folgen haben könnten. Es ist ja etwas völlig anderes, ob Sie als Schlosser ein Werkstück bearbeiten, als kaufmännischer Angestellter Rechnungen kontrollieren oder ob Sie die Steuerung eines sehr schwierigen, chemischen Prozesses überwachen.

FR: Wissen Sie und der Vorstand davon, daß im Werk seit vielen Jahren Alkohollager existieren, Zuliefererfirmen auf Bestellung Alkohol einschleusen und mit Gewinn an die Beschäftigten verkaufen?

Schuckmann: Davon ist mir nichts bekannt. Im übrigen macht unser Werkschutz an den Werkstoren immer wieder Stichproben auf Alkohol, indem er die Fahrzeuge kontrolliert. Solche Alkohollager machen auch nicht soviel Sinn, weil ohnehin jeder während der Pausen außerhalb des Werksgeländes Alkohol zu den üblichen Preisen trinken könnte, wenn er das wollte. Und dort können und wollen wir nicht mit unserem Werkschutz Wache stehen. Sicherlich haben wir Mitarbeiter, die während der Mittagszeit das Werk verlassen und zum Essen ein Glas Bier trinken. Wenn es aber all das gibt, was Sie herausgefunden haben wollen, dann würden wir alle rechtlichen Konsequenzen gegen die Alkohollieferanten ziehen.

FR: Offenbar greift das absolute Verbot auch deswegen nicht wie gewünscht, weil Alkohol außerhalb der Werksmauern beim Großteil der Bevölkerung nicht als Droge, sondern vor allem als Genußmittel angesehen wird. Warum also ein Verbot, das nur auf dem Papier steht?

Schuckmann: Ich glaube schon, daß unser Alkoholverbot sinnvoll ist. Die überwiegende Mehrzahl der Mitarbeiter und der Betriebsrat akzeptieren diese Regelung und auch die Gründe dafür. Daß es natürlich in Einzelfällen immer wieder Verstöße dagegen gibt, ist möglich. Aber was wäre denn die Alternative? Etwa eine Promillegrenze von 0,3? Dann, und das würde ich strikt ablehnen, bräuchten wir eine Kontrollinstanz, die ständig Blutalkoholproben nimmt. Wir appellieren mit dem Alkoholverbot an die Vernunft unserer Fabriker.

FR: Sie sprachen von Mitarbeitern, die sich mal ein Bier genehmigen. Im Werk gibt es aber eine komplette Infrastruktur der Alkoholversorgung. Deutet das nicht auf fehlendes Problembewußtsein hin?

Schuckmann: Ich sagte schon, daß mir eine solche Infrastruktur nicht bekannt ist. Ich glaube auch nicht, daß das Problembewußtsein fehlt. Wir bemühen uns unermüdlich, den Beschäftigten in Seminaren, mit unseren Suchtberatern und mit einer neuen Broschüre klarzumachen, daß Alkohol kein harmloses "Stöffsche" ist. Ein Fall für sich ist die Aufklärung der Vorgesetzten. Es gab schon Betriebsleiter, die seit mehr als einem Jahr von einem Kollegen mit Alkoholproblemen gewußt haben. Dann informiert er uns irgendwann doch. Auf meine Frage, warum er nicht früher gekommen ist, sagt er mir: "Ich bin doch kein Denunziant." Da könnt' ich an die Decke gehen.

(Beim abgedruckten Text handelt es sich um eine von Fritz Schuckmann autorisierte Fassung des Gesprächs)

Im Blickpunkt: Finanzlage der ÖTV Die Kassen sind leer

Weniger Sitzungen, kürzere Treffen, kleinere Gremien mit den richtigen Leuten - diese Empfehlung zum Sparen gab unter Beifall von Kongreßdelegierten die Revisionskommission der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV). Angesichts leerer Kassen und steigender Kosten schlugen die Finanzexperten jüngst Alarm. "In erheblichem Umfang", so hieß es, müsse künftig auf das Vermögen der ÖTV zurückgegriffen werden, um anfallende Ausgaben zu decken. Grund für die angespannte Finanzlage ist nicht nur der letzte Streik, der nach offizieller ÖTV-Lesart mit mehr als 200 Millionen Mark (hinter vorgehaltener Hand aber bis zu 250 Millionen) zu Buche schlug. Seit Jahren schon - so der Leiter der Hauptkasse, Herbert Gutekunst - laufen die Kosten im Vergleich zu den Einnahmen davon. In zehn Jahren seien die Beitragseinnahmen der Gewerkschaft um knapp 40 Prozent gestiegen, die Personalkosten dagegen um 65 Prozent, rechnete Gutekunst jüngst vor. Die Steigerung der Sachkosten habe mit den Beitragseinnahmen Schritt hal- ten können. Mittlerweile gibt es ein Finanzloch: In diesem Jahr wird mit einem Haushaltsdefizit von mindestens 15,9 Millionen Mark gerechnet.

Es gibt viele Gründe für das Defizit. Der Leiter der Kasse weist auf die Mitgliederstruktur. Über viele Jahre sei die Zahl der vollbeschäftigten Mitglieder zurückgegangen. Zugänge habe es nur bei Teilzeitbeschäftigten gegeben oder bei solchen Mitgliedergruppen, die nur geringe Beiträge zahlen müssen. Die Vorsitzende der Revisionskommission, Ingrid Schmidt-Kohlhas, führt auch Kosten für die Aufbauarbeit in den neuen Bundesländern als Grund an.

Doch war der Trend schon rückläufig, als an Vereinigung noch nicht zu denken war. Seit Jahren zeigt die Tendenz in der ÖTV-Kasse schon "in Richtung immer geringere Streikrücklagen". In den Jahren 1988 und 1989 wurden dem Streikfonds insgesamt 5,9 Millionen Mark zugeführt. Ursprünglich vorgesehen waren 25,6 Millionen, das wären sechs Prozent der Beitragseinnahmen gewesen. In den Jahren 1990 und 1991 wurden gar keine Streikrücklagen erwirtschaftet.

Demgegenüber muß für Streiks jedoch immer mehr Geld ausgegeben werden. 1979 bis 1982 - so die Revisionskommission - wies die ÖTV ihrer Vermögensverwertungsgesellschaft 75,9 Millionen Mark zu und bezog von ihr 0,6 Millionen an Streikgeldern. In den folgenden drei Jahren sank die Überweisung auf 53,7 Millionen, die Kosten für Streiks kletterten auf 4,4 Millionen Mark. Zwischen 1987 und 1990 aber erhielt die Vermögensgesellschaft nur noch 11,3 Millionen Mark, mußte aber 20 Millionen an Streikgeldern herausrücken.

"Ernsthaftere Anstrengungen zur Konsolidierung" gab die Revisionskommission als Devise ihrer Gewerkschaft aus. "Schmerzhafte Ausgabenkürzungen" seien angesagt, hieß es. Dem bisherigen Verhalten des Hauptvorstandes wurden schlechte Noten ausgestellt. Die Gewerkschaftsspitze habe "schwammige" Beschlüsse gefaßt, die der "schwierigen Situation überhaupt nicht angemessen" seien. Auch von "fahrlässig" ist die Rede.

So seien - ein Beispiel - Rücklagen, die für den Gewerkschaftstag 1988 zur Verfügung standen, "viel zu niedrig" gewesen. Um 3,8 Millionen Mark hatten sich die Planer da verschätzt. Rücklagen in Höhe von 7,5 Millionen, die für den jüngsten Mammutkongreß in Nürnberg beiseite gestellt wurden, würden "wieder einmal nicht im entferntesten an die tatsächlichen Kosten heranreichen". Schließlich müßten nicht nur der Nürnberger, sondern auch noch ein Sondergewerkschaftstag im Vorjahr bezahlt werden. Zum Vergleich: Schon der Kongreß 1988 kostete rund sieben Millionen Mark - und war erheblich kleiner, weil das östliche Drittel fehlte.

Noch 1990 wies die ÖTV ihrem Geschäftsbericht zufolge ein Vermögen von insgesamt 568 Millionen Mark aus. Nach dem Streik dürfte das kräftig geschmolzen sein. Auf dem jüngsten Gewerkschaftstag jedenfalls warnte die Revisionskommission, daß sich die Ausgangslage durch die "kaum faßbare Höhe der Streikkosten ganz erheblich verschlechtert" habe.

ULRIKE FÜSSEL

Entengeschnatter als Geräuschpegel Am Nidda-Ufer finden sich Spaziergänger, Radfahrer und auch mancher Angler

FRANKFURT-NORDWEST. Das Wasser der Nidda ist graugrün und fließt träge dahin, in der Mitte tänzelt ein roter Schwimmer auf den Wellen. Die Sonne steht fast senkrecht am Himmel und die Angler vermeiden jede überflüssige Bewegung, sitzen regungslos in den Stühlen und blicken anscheinend gleichgültig auf das Wasser. Dann geht alles blitzschnell: Der rote Schwimmer taucht unter - aufspringen, der Griff mit der Linken zur Angel, die Spule mit der Rechten aufrollen und die Rute schwungvoll nach oben ziehen sind eine Bewegung. Der erfolgreiche Angler strahlt: Ein fetter Karpfen hängt am Haken.

Geübt löst er den glitschigen Fisch vom Haken und packt das zappelnde Tier behutsam in den Setzkescher, den er dann wieder im Fluß versenkt. Diesmal hat der Karpfen Glück gehabt; er endet nicht als Abendschmaus: Denn der Angler mag gar keinen Fisch. "Für mich ist das Angeln nur ein Sport, ich werfe die Fische abends wieder zurück ins Wasser", erzählt er. Manchmal verschenkt er seine Beute auch an Spaziergänger, die gerade vorbeikommen. Und das können gerade an den Sommerwochenenden ziemlich viele sein: Der Nidda-Uferweg ist ein beliebtes Ausflugsziel der Frankfurter.

Ob auf dem Fahrrad oder zu Fuß, allein, zu zweit oder in Gruppen - derzeit herrscht Hochbetrieb entlang der Nidda. Der kleine Fluß, der sich quer durch den Frankfurter Nordwesten schlängelt, hat viele Freunde gefunden, die es genießen, sich an seinen Ufern zu tummeln. Die gut ausgebauten und beschilderten Wege laden ein, dem Lauf der Strömung eine Weile zu folgen. Wer etwa in Heddernheim startet und flußabwärts radelt, kommt zunächst an den Parzellen der Heddernheimer Kleingärtner vorbei. Viele Beerensträucher verlocken immer wieder Spaziergänger, geschwind über den Zaun zu greifen und eine Handvoll Früchte zu stibitzen.

Beliebter Stopp ist auch die Minigolf- Anlage zwischen Heddernheim und Ginnheim. An 18 Bahnen muß die knifflige Aufgabe gelöst werden, den Ball mit einem Schläger in ein kleines Loch zu befördern. Weiter geht's Richtung Praunheim, wo eine der Wehranlagen zu passieren ist - eine gute Möglichkeit, den Fluß zu überqueren.

Die Wehre stauen die Nidda in unterschiedlichen Abständen. An diesen Stellen erhält das gemütliche Flüßchen etwas Gefährliches: Jede Anlage ist mit einem großen Schild - Achtung Wehr! Sogwirkung! Lebensgefahr! - ausgestattet. Tatsächlich hat es an manchen Wehren schon böse Unfälle gegeben, als Kinder bei "Mutproben" von der Brücke ins Wasser sprangen, vom Sog unter Wasser gezogen wurden und ertranken.

Die Wehranlagen muß man übrigens nicht sehen, um sie zu erkennen - man kann sie riechen. An den Stellen, wo der Fluß durch das Aufstauen in kleinen Wasserfällen hinunterrauscht, verbreitet die Nidda ihren typischen Geruch, eine schwer definierbare Mischung aus Flußalgen, Fisch, aufgeschwemmtem Boden und - Dreck, jede Menge Dreck. "Die Nidda ist teilweise eine widerliche Brühe", schimpft Angler Balduin Vogt.

Vor allem an Regentagen würden Bretter, Plastiktüten und leere Flaschen den Fluß heruntergeschwemmt, an manchen Stellen gar komplette Mopeds ins Wasser geworfen. "Manche Leute glauben, der Fluß sei eine Müllkippe", ärgert er sich.

Dabei ist an Mülleimern wirklich kein Mangel: In regelmäßigen Abständen stehen Abfallbehälter am Weg. Und Jugendliche gaben neulich ein Beispiel, als sie auf einer Wiese am Ufer eine Grillparty feierten: sie brachten Müllsäcke mit.

Wer sich dem Trubel entziehen will, der an manchen Stellen des Niddaufers herrscht, wird zwischen Praunheim und Rödelheim fündig - etwa in Höhe des Praunheimer Nachtigallen-Wäldchens, einem ausgewiesenen Vogelschutzgebiet: Dort gibt es noch Plätze, an denen Entengeschnatter die Lautstärke bestimmt. rea

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Kinos / Filme Dreieich-Sprendlingen. Rex: Batmans Rückkehr (20.30 Uhr). - Viktoria: Die Hand an der Wiege (20.30 Uhr).

Langen. Hollywood: Batmans Rückkehr (20 Uhr). - Fantasia: Wayne's World (20 Uhr).

Neues UT-Kino: Betriebsferien.

Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Schlafwandler (20 Uhr). - Bambi: Eiskalte Leidenschaft (20.30 Uhr).

Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Batmans Rückkehr (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Rex II: Wayne's World (15, 17.45, 20.30 Uhr). - Cinema: Feivel im Wilden Westen (14.45 Uhr); Die Hand an der Wiege (16.15, 18, 20.45 Uhr).

Nauheim. Ried-Casino: Basic Instinct (19.30 Uhr); Die schreckliche Wahrheit (21.45 Uhr). Parteien / Parlamente Mörfelden-Walldorf. AsF: Politische Gespräche, 20 Uhr, im Frauentreff Mörfelden. Kelsterbach. Sitzung des Planungs- und Bauausschusses, 18.30 Uhr, Rathaus.

Verschiedenes Kelsterbach. Altenclub Nord: Überraschungsausflug, Treffen 13 Uhr, an den üblichen Haltestellen.

Gernsheim. Fischerfest: Stadtmeisterschaften im Kegeln, ab 19.45 Uhr, im Rheingold. Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. Jugendbüro, Frankfurter Straße 11: Beratung 12 bis 18 Uhr, Telefon 0 61 02 / 1 74 15.

Arbeiterwohlfahrt, Kronengasse: Mobiler Sozialer Hilfsdienst, 8 bis 10 Uhr, Telefon 3 37 77.

Verein Hilfe für ältere Bürger, Ludwigstraße 75 - 79: Sprechstunde, 9 bis 13 Uhr.

Sanitätsverein, Ludwigstraße 75 - 79: Sprechstunde, 10 bis 12 Uhr.

Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", Löwengasse 8: Sprechstunde 11.30 bis 12.30 Uhr, offener Treff 16 bis 18 Uhr.

Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, Friedrichstraße 43: Beratung, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 61 02 / 66 55.

Dreieich. Ehe- und Familienberatungsstelle der Caritas und des Diakonischen Werkes, Robert-Bosch-Straße 28: 9 bis 12 Uhr, Anmeldung unter 0 61 03 / 3 63 65.

Psychische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Sprendlingen, Eisenbahnstraße 8: 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Anmeldung unter 0 61 03 / 6 87 33.

Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF): Sprechstunden 9 bis 16 Uhr, Robert-Bosch-Str. 26, Telefon 0 61 03 / 37 11 42, Fahrdienst: 37 11 49.

Paritätischer Wohlfahrtsverband, Sprendlingen: Beratung für Wohnungslose, 10 bis 13.30 Uhr, Frankfurter Straße 100, Tel. 0 61 03 / 6 93 29.

Suchtberatungsstelle Kreisgesundheitsamt, 14 bis 17 Uhr, Sprendlingen, Frankfurter Str. 42, Tel. 0 61 03 / 6 20 03.

Jugend- und Drogenberatung Wildhof, Sprendlingen, Hauptstraße 32-36 (Hinterhaus): 14 bis 18 Uhr, Tel. 0 61 03 / 6 49 47.

Langen. Arbeiterwohlfahrt, Wilhelm- Leuschner-Platz 5: Sprechzeiten für "Essen auf Rädern" u. "Mobiler Sozialer Hilfsdienst", 8-14 Uhr, Tel. 0 61 03 / 2 40 61.

Mütterzentrum, Zimmerstr. 3: Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen, 15 bis 17 Uhr, Telefon 0 61 03 / 5 33 44.

Kinderschutzbund, Fahrgasse 2: 14 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 12 11.

Mutter-Kind-Gruppe für Kinder unter drei Jahren, 15.30 bis 17.30 Uhr, Ev. Martin-Luther-Gemeinde, Berliner Allee, Oberlinden.

Mörfelden-Walldorf. Sozialarbeiterin Jugendamt, 10-12 h, Rathaus Mörfelden.

Mütterberatung in Mörfelden, 13.30 bis 15.30 Uhr, DRK-Zentrum, Annastraße 27.

Jugend- und Drogenberatung, Mörfelden, Hermannst. 3: Sprechstunde 10 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.

Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club": Sprechstunde, 15.30 bis 16.30 Uhr, offener Treff 17 bis 20 Uhr, Schillerstraße 16, Telefon 0 61 05 / 7 67 60.

Blaues Kreuz Mörfelden-Walldorf: Telefonkontakt 18.30 bis 20 Uhr, Tel. 0 61 05 / 2 19 10.

Sport- und Kulturgemeinschaft Walldorf: Lauftreff, 18 Uhr, SKG-Heim.

Kelsterbach. Freundeskreis für Alkohol-, Drogen- und Medikamentengefährdete: Treff um 19.30 Uhr im alten Schloß, 1. Stock, Telefon 0 61 07 / 52 54.

Groß-Gerau. Kinderschutzbund: 9 bis 12 Uhr, 14 bis 16 Uhr, Mainzer Str. 12, Tel. 0 61 52 / 8 24 24, psychologische Beratung unter 0 61 52 / 4 02 89.

Diakonisches Werk: Lebensberatung, 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Telefon 0 61 52 / 78 35.

Sexualberatung beim Kreisjugendamt von 8 bis 12 Uhr im Landratsamt.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Adolf-Kolping-Str. 38, Tel. 0 61 52 / 78 98.

Verein Frauen helfen Frauen: 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Schönekkenstr. 2, Tel. 0 61 52 / 3 99 99.

Kreuzbundgruppe, 19.30 Uhr, Ev. Gemeindehaus, August-Bebel-Straße.

Partnerschaftsverein Masatepe: Treffen, 20 Uhr, im Kulturcafé, 1. Stock.

Rüsselsheim. Beratung für Suchtkranke und Angehörige, Caritasverband, 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstr. 10, Tel. 6 82 22.

Pro Familia, 9 bis 12 Uhr, Lahnstr. 30, Tel. 0 61 42 / 1 21 42.

Kreuzbund-Selbsthilfegruppe, 19.30 Uhr, Caritas, Freiligrathstr.10.

Wildwasser Kreis Groß-Gerau: Vereinstreffen, 20 Uhr, Haßlocher Straße 150.

Verbraucherberatung, Markstr. 29: Sprechstunden, 9 bis 13 und 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.

Raunheim. Frauentreff, Frankfurter Straße 13: Beratung 10 bis 12 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung, Telefon 0 61 42 / 4 63 11.

Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Westkreis Offenbach. Frauenhaus Telefon 0 61 03 / 5 18 84.

Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.

Raunheim / Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.

(Ohne Gewähr)

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Batman's Rückkehr (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Palast: Peter Pan (15 Uhr); Die Hand an der Wiege (17.30, 20 Uhr). - Lux: Feivel im Wilden Westen (15.15 Uhr); Der Rasenmähermann ( 17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Wayne's World (15.15, 17.45, 20 Uhr).

Broadway: Die Abenteuer des Pico und Columbus (15.30 Uhr); Basic Instinct (17.45, 20.30 Uhr).

Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Batmans Rückkehr (20.15 Uhr). - Zeitlos: Die Hand an der Wiege (19.45 Uhr).

Seligenstadt. Turmpalast: Batmans Rückkehr (20.15 Uhr). - Turmstudio: Die Hand an der Wiege (20 Uhr).

Jügesheim. Saalbau: Wayne's World (20.15 Uhr). - Kronen-Lichtspiele: Batmans Rückkehr (20.15 Uhr). Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Psychologische Beratungsstelle Stadt und Kreis, Geleitsstr. 94: 9 bis 17 Uhr, Termine nach Vereinbarung, Tel. 80 65 - 23 47 oder 24 90.

Psychologische Beratungsstelle der Caritas, Kaiserstr. 67: 9 bis 17 Uhr, Termine nach Vereinbarung; offene Sprechstunde, 17 bis 18 Uhr; Tel. 80 064 - 230 oder 231.

Frauenzentrum, Kaiserstraße 34: Beratungsstelle für Frauen, 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Telefon: 81 65 57.

Jugend- und Drogenberatung des Wildhof, Herrnstr. 16: 14 bis 19 Uhr, Tel. 0 69 / 81 17 11.

Bella Vista, Kontaktladen und Drogenberatung, 14 bis 19 Uhr, Berliner Str. 118, Tel. 81 84 02.

Mütterberatung, 13.30 bis 15.30 Uhr, Buchhügelallee 25.

Pro Familia, Bahnhofstraße 35: Telefonische Terminvereinbarung 8 bis 12.30 Uhr, Telefon 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 8 00 13 13.

Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57, 14 bis 16 Uhr, Tel. 800 12 99.

Beratungsstelle Neusalzer Straße 77: 18 bis 20 Uhr, Telefon 0 69 / 84 71 72.

Aids-Hilfe Offenbach, Frankfurter Straße 48, 10 bis 12.30 Uhr und 13.30 bis 16 Uhr, Tel. 88 36 88.

RKB Solidarität: Fahrradselbsthilfewerkstatt, 14 bis 18 Uhr, Frankfurter Straße 63, HH.

Seniorenbildungstreff: Gruppe Stadtgeschichte, 14 Uhr, im Büsing-Palais.

Anthroposophische Arbeitsgruppe, Offener Abend, 19.15 Uhr, Frankfurter Straße 57.

Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43: Telefon 0 61 06 / 7 40 99.

Heusenstamm. Psychologische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Paulstr. 49: 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Telefon 0 61 04 / 20 01.

Dietzenbach. Treffen der Stillgruppe, 14.30 bis 16.30 Uhr, AWO-Elternschule, Wiesenstr. 9.

Mütterberatung, 14 bis 15 Uhr, Kita Friedensstraße.

Guttempler Gemeinschaft Hexenberg: Beratung und Gesprächstreff für Alkoholgefährdete und Angehörige, 20 Uhr, Haus des Lebens, Steinberg, Limesstraße 4, Kontakt-Tel. 0 61 06 / 2 20 84.

Rodgau. Arbeiterwohlfahrt Hainhausen: Beratung für Frauen, 10 bis 12 Uhr, Altes Rathaus Hainhausen, Heinrich- Sahm-Str. 14, 0 61 06 / 6 15 27.

Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Dockendorffstr. 2, Ober-Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.

Flüchtlingshilfe: Beratung für AsylbewerberInnen, 9 bis 12 Uhr, Urberach, Wagnerstr. 35, Tel. 6 16 49.

Verein für Erziehungs- und Familienfragen (VEF), Halle Urberach: Krabbelkreis für Kinder bis 15 Monate, 15 Uhr, Telefon 0 60 74 / 9 67 59.

Seligenstadt. Psychologische Beratungsstelle, Caritasverband Offenbach, Frankfurter Str. 33: Tel. 0 61 82 / 12 11.

Mütterberatung, 14 Uhr, Ev. Gemeindezentrum, Jahnstraße.

Hainburg. Mädchentreff für 11-13jährige, 17.30 bis 19 Uhr, Kinderhaus Hainstadt, Liebfrauenheidestraße 15. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.

Frauenhaus des Kreises DarmstadtDieburg: Telefon 0 60 71 / 3 30 33.

(Ohne Gewähr)

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Kinos / Filme Groß-Gerau. Lichtspielhaus und Bambi: Keine Vorstellungen.

Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Batmans Rückkehr (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Rex II: Wayne's World (15, 17.45, 20.30 Uhr). - Cinema: Feivel im Wilden Westen (14.45 Uhr); Die Hand an der Wiege (16.15, 18, 20.45 Uhr).

Open-air-Kino, Wiese am Amtsgericht: Frantic (20 Uhr).

Nauheim. Ried-Casino: Basic Instinct (19.30 Uhr); Die schreckliche Wahrheit (21.45 Uhr). Parteien / Parlamente Groß-Gerau. AsF-Diskussionsabend über die wirtschaftliche, soziale und ökologische Entwicklung im Rhein-Main-Gebiet, 19 Uhr, im Landratsamt. Vereine / Organisationen Mörfelden-Walldorf. Ev. Frauenhilfe Walldorf: Bunter Nachmittag, 15 Uhr, Gemeindezentrum Walldorf.

Kelsterbach. Freizeit-Sport-Club: Sitzung, 20 Uhr, Langer Kornweg 13. Verschiedenes Gernsheim. Gernsheimer Fischerfest: Buntes Programm ab 19.45 Uhr, im Rheingold und auf dem Festgelände. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin- Club": Treff, 10 bis 12 Uhr, Schillerstraße 16, Telefon 0 61 05 / 7 67 60.

Jugend- und Drogenberatung: Sprechstunde 10 bis 19 Uhr, Hermannstraße 3 in Mörfelden, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.

Groß-Gerau. Kinderschutzbund: Beratung, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Straße 12 (0 61 52 / 8 24 24); psychologische Beratung, Tel. 0 61 52 / 4 02 89.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Adolf-Kolping-Str. 38, Tel. 0 61 52 / 78 98.

Diakonisches Werk: Lebensberatung, 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Telefon 0 61 52 / 78 35.

Verein Frauen helfen Frauen: Beratung, 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Schöneckenstraße 2, Tel. 3 99 99.

Rüsselsheim. Beratungsstelle für Suchtkranke und deren Angehörige, Caritasverband, 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10, Telefon 6 82 22.

Guttempler-Gemeinschaft "Die Chance": Treffen, 19 Uhr, Seniorenheim.

Verbraucherberatung, Markstr. 29: Sprechstunden, 9 bis 13 und 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.

Telefonische Beratung der Aids-Hilfe Darmstadt in Rüsselsheim für den Kreis Groß-Gerau, 10 bis 13 Uhr, Tel. 0 61 42 / 1 33 55.

Riedstadt. Anonyme Alkoholiker: Treffen, 20 Uhr, Katholisches Pfarramt Goddelau, Friedrichstr. 11, Telefon 0 61 58 / 57 42.

Raunheim. Frauentreff, Frankfurter Straße 13: Beratung 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Telefon 0 61 42 / 4 63 11.

Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.

Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.

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Kinos / Filme Dreieich-Sprendlingen. Rex: Batmans Rückkehr (20.30 Uhr). - Viktoria: Die Hand an der Wiege (20.30 Uhr).

Langen. Hollywood: Feivel, der Mauswanderer I (10 Uhr); Batmans Rückkehr (20 Uhr). - Fantasia: Wayne's World (20 Uhr).

Neues UT-Kino: Betriebsferien. Vereine / Organisationen Dreieich. Odenwaldklub: Seniorenwanderung, Treffen 14 Uhr, der Bus startet am Sprendlinger Rathaus in der Frankfurter Straße. Verschiedenes Neu-Isenburg. Seniorennachmittag, Interessierte treffen sich um 16 Uhr, Haus Dr. Bäck.

Dreieich. Sommerfest im Seniorenclub, die Veranstaltung beginnt um 14.30 Uhr, Zeppelinstraße 15 a. Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. Verein Hilfe für ältere Bürger, 9 bis 13 Uhr, Ludwigstraße 75/79.

Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Stoltzestraße 8, zu erreichen unter der Rufnummer 25 47 47.

Jugendbüro, Frankfurter Straße 11: Beratung in der Zeit von 12 bis 18 Uhr, zu erreichen unter der Telefonnummer 0 61 02 / 1 74 15.

Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", Sprechstunden in der Zeit von 11.30 bis 12.30 Uhr, Offener Treff in der Zeit von 16 bis 18 Uhr, Löwengasse 8.

Arbeiterwohlfahrt: Mobiler sozialer Hilfsdienst, in der Zeit von 8 bis 10 Uhr, Kronengasse, zu erreichen unter der Telefonnummer 3 37 77.

Sanitätsverein, Sprechstunden 10 bis 12 Uhr, Ludwigstraße 75 - 79.

Familienfürsorgerin Kreis Offenbach: für den Westteil der Stadt ab Frankfurter Straße einschließlich des Stadtteils Zeppelinheim (14 bis 16 Uhr), Haus der Sozialen Dienste, Ludwigstraße 75-79, Telefonnummer 2 36 47.

Verbraucherberatung in der Stadtbücherei, 16 bis 19 Uhr, in der Frankfurter Straße.

Guttempler: Beratung und Gesprächstreff für Alkoholgefährdete und Angehörige, 19.30 Uhr, Hugenottenhalle im Raum II.

Big-Band-Probe, 20.15 Uhr, im St.-Franziskus-Gemeindesaal in der Bahnhofstraße 218.

Dreieich. Ehe- und Familienberatungsstelle der Caritas und des Diakonischen Werkes, 9 bis 12 Uhr, Robert-Bosch-Straße 28, Anmeldungen unter der Rufnummer 0 61 03 / 3 63 65.

Psychische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Sprendlingen, in der Eisenbahnstraße 8, in der Zeit von 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Anmeldung erbeten (0 61 03 / 6 87 33).

Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF): Sprechstunden 9 bis 16 Uhr, Robert-Bosch-Str. 26, Telefon 0 61 03 / 37 11 42, Fahrdienst: 37 11 49.

Paritätischer Wohlfahrtsverband, Sprendlingen: Beratung für Wohnungslose, 10 bis 13.30 Uhr, Frankfurter Straße 100, Tel. 0 61 03 / 6 93 29.

Sprechstunde der Frauenbeauftragten, in der Zeit von 14 bis 18 Uhr, Frankfurter Straße 3.

Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, in der Zeit von 14 bis 17 Uhr, Hauptstraße 32 - 36 (Hinterhaus), Sprendlingen, Telefonnummer 6 49 47.

Guttempler: Gesprächskreis, 19 Uhr, Zeppelinstraße 15.

Langen. Mütterzentrum, Zimmerstr. 3: Frühstückstreff, in der Zeit von 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen: in der Zeit von 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 33 44.

Stillgruppe: Offener Treff für Eltern, 15 bis 17 Uhr, Wießgäßchen 27.

Arbeiterwohlfahrt: Sprechzeiten für "Essen auf Rädern" und "Mobiler Sozialer Hilfsdienst", in der Zeit von 8 bis 14 Uhr, Wilhelm-Leuschner-Platz 5, zu erreichen unter der Telefonnummer 0 61 03 / 2 40 61.

Kinderschutzbund: Beratung, 9 bis 12 Uhr, Fahrgasse 2, zu erreichen unter der Telefonnummer 5 12 11.

Tips und Termine

Kinos / Filme Seligenstadt. Turmpalast: Der Club der toten Dichter (20.15 Uhr). - Turmstudio: Die Hand an der Wiege (20 Uhr).

Jügesheim. Saalbau: Keine Vorstellung. Kronen-Lichtspiele: Batman's Rückkehr (20.15 Uhr).

Rödermark-Urberach. Neue Lichtspiele: Schlafwandler (20.30 Uhr). Vorträge / Kurse Dietzenbach. Referat und Diskussion: Der Kulturschock der Indigenen Bevölkerung, 20 Uhr im Bürgerhaus. Beratungen / Offene Treffs Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Straße 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.

Dietzenbach. Pro Familia, Friedensstraße 38: 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 60 74 / 22 65.

Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Babenhäuser Str. 23-27, Tel. 0 60 74 / 4 37 96.

Rodgau. Selbsthilfegruppe "Seelisches Gleichgewicht", 17 bis 18.30 Uhr, Vordergasse 53, Tel. 069 / 80 68-593.

Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Dockendorffstr. 2, Ober-Roden, Telefon 0 60 74 / 9 40 11. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.

Frauenhaus des Kreises Darmstadt-Dieburg, Rufnummer 0 60 71 / 3 30 33.

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Kinos / Filme

Offenbach. Kino-Center: Gloria: Batman's Rückkehr (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Palast: Peter Pan (15 Uhr); Die Hand an der Wiege (17.30, 20 Uhr). - Lux: Feivel im Wilden Westen (15.15 Uhr); Der Rasenmähermann ( 17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Wayne's World (15.15, 17.45, 20 Uhr).

Broadway: Die Abenteuer des Pico und Columbus (15.30 Uhr); Basic Instinct (17.45, 20.30 Uhr).

Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Batmans Rückkehr (20.15 Uhr). - Zeitlos: Die Hand an der Wiege (19.45 Uhr).

Beratungen / Offene Treffs

Offenbach. Pro Familia, Bahnhofstraße 35: Telefonische Terminvereinbarung, 15 bis 19 Uhr, Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 16 bis 18 Uhr, Tel. 8 00 13 13.

"Emotions Anonymous", 19.30 Uhr, Zentrum Lauterborngemeinde, Richard-Wagner-Straße 115, Telefon 84 57 14 (Eckhard).

Psy. Beratungsstelle Stadt und Kreis Offenbach, Geleitsstr. 94: 9-17 Uhr, Termine unter Tel. 80 65 - 23 47 oder 24 90.

Mütterberatung, 14 bis 15.30 Uhr, Friedrich-Ebert-Schule, Waldheim, Am Wiesengrund 43.

Psy. Beratungsstelle der Caritas, Termine nach Vereinbarung von 9 bis 17 Uhr, Kaiserstr. 69, Tel. 80 064 - 230 oder 231.

Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 14 bis 20 Uhr, Herrnstraße 16, Telefon 0 69 / 81 17 11.

Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57, 14 bis 16 Uhr, Tel. 8 00 12 99.

RKB Solidarität: Fahrradselbsthilfewerkstatt, 16 bis 20 Uhr, Frankfurter Straße 63, HH.

Treffen "PISA" (Privatinitiative für Singles und Alleinerziehende e.V.), 20 Uhr, Ludwigstraße 180 A, Telefon 81 29 23.

Seniorenbildungstreff: Musikgruppe, 14 Uhr, im Büsing-Palais.

Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau: Telefon 80 65-22 19.

Heusenstamm. Psy. Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Paulstr. 49, 9-12 Uhr und 14-16 Uhr, Tel. 0 61 04 / 20 01.

Beratung für Kriegsdienstverweigerer, ev. Kirchengemeinde, Frankfurter Str. 80, 20 Uhr, Kontaktadresse: Matthias Paul, Telefon: 0 61 04 / 6 13 27.

(Ohne Gewähr))

Tempo 30 . . .

Fortsetzung von Seite 1 einpendelt. Szenen, bei denen sich zwei Autofahrer in der "gedrehten" Weberstraße plötzlich Kühler an Kühler gegenüberstanden, spielen sich nach der Verwirrung der ersten Tage immer seltener ab. Und der Lastwagenfahrer, der - wie seit Jahren gewohnt - über die Neuhofstraße zur Eckenheimer Landstraße abkürzen wollte und dann in anstrengenden Wendemanövern sein zehn Meter langes Gefährt aus dem Gebiet wieder herausrangieren mußte, wird diesen (ehemaligen) Schleichweg sicher zum letzten Mal benutzt haben. rea

Fußballkreis Main-Taunus Immer weniger Frauen Für die neue Runde reihenweise das Handtuch geworfen

Nach dem Ende der Oberliga-Ära (zumindest 92/93 stellt der Main-Taunus-Kreis keinen Verein im Amateur- Oberhaus) konzentriert sich das Fan- Interesse in dieser Region auf die Landesliga Mitte (mit den drei Nachbarrivalen SG 01 Höchst, VfB Unterliederbach und FC Viktoria Sindlingen), die Bezirksoberliga Wiesbaden (mit den MTK-Vereinen FC Sportfreunde Schwalbach, SG 01 Höchst II, Spvgg. 07 Hochheim, SV 1910 Hattersheim, SV 07 Kriftel und 1. FC 1930 Eschborn) sowie die 16 Vereine umfassende Bezirksliga Main-Taunus. Dort stellte Kreisfußballwart Horst Zeiser (Hattersheim) inzwischen im Vereinsheim des FC Eddersheim die Weichen für die neue Runde.

Vorab wurden bereits die Auf- und Abstiegsregularien festgelegt, vom Verbands-Spielausschuß sanktioniert. Prinzipiell steigt nur der Meister in die Bezirksoberliga auf und nur ein Verein in die A-Liga ab. Dabei ist einkalkuliert, daß bis zu drei Bezirksoberligisten aus diesem Kreis aufgefangen werden können.

Die höchste Kreisklasse (Bezirksliga) setzt sich 92/93 aus den Vereinen SG Kelkheim, SV 09 Flörsheim, FC Lorsbach, DJK-Sportgemeinschaft Hattersheim, 1. FC Viktoria Kelsterbach, Turn- und Sportfreunde Hornau, FV Alemannia 08 Nied, FC 31 Eddersheim, SV 09 Hofheim, DJK Rot-Weiß Zeilsheim, 1.FC Sulzbach, SV Fischbach, FC Germania Weilbach, FC Germania Okriftel, SV 19 Zeilsheim und VfB Unterliederbach II zusammen.

Unmittelbar vor den Bezirksligisten trafen sich die A-Klassen-Vertreter und Klassenleiter Karl-Heinz Hochgesand im Eddersheimer Vereinsheim, um die Rahmenbedingungen für die ebenfalls 16 Klubs umfassende zweite Kreisliga festzulegen. Für die Kreisliga A wurde eine Gleitklausel in punkto Aufstieg festgelegt: Bis zu vier Klubs(!) können aufsteigen, wobei es allerdings nicht mehr als einen Bezirksoberliga-Rückkehrer in die Bezirksliga geben darf. Nur der Meister 92/93 spielt mit Sicherheit in der Bezirksliga, die anderen Spitzenklubs müssen den heimischen Bezirksoberliga-Vereinen die Daumen drücken, daß sie die Klasse erhalten.

Im Spieljahr 93/94 werden die beiden oberen MTK-Ligen mit 18 Klubs bestückt sein. Damit soll die - in dieser Saison geteilte - Kreisliga B auf etwa 16 bis 17 Klubs verkleinert werden. Die Regularien in der geteilten Kreisliga B wurden von Klassenleiter Horst Jendrasch im Vereinsheim der TuS Niederjosbach fetsgelegt. Er hantiert in der Saison 92/93 mit einem bescheidenden Elfer-Feld (Gruppe 1) sowie einer Zehner-Staffel (Gruppe II).

Die endgültige Aufteilung durch den Kreisfußballausschuß ergab: FC Viktoria Sindlingen II, Rotweiß Sindlingen, Fortuna Höchst, Club Recreativo Espanol Höchst, 1. FC Blau-Weiß Zeilsheim, DJK-Sportclub Hochheim, Germania Schwanheim, FG Eichwald Sulzbach, Espanol Kriftel, SG Oberliederbach und Türk Spor Hattersheim (Gruppe I) sowie FV 09 Neuenhain, FCCB Niederhöchstadt, SV Ruppertshain, Sportfreunde Vockenhausen, TuS Niederjosbach, FC Schloßborn, Moskito Hofheim, Primavera Hofheim, SG Wildsachsen und Türk Öncü Kelsterbach (Gruppe II).

Um aus diesem Pool von 21 Klubs eine entsprechend kleinere gemeinsame Klasse bilden zu können, steigen bis drei Klubs aus jeder Gruppe auf. Bei mehr als einem A-Klassen-Absteiger reduziert sich die Zahl der Aufsteiger. Die jeweiligen B-Klassen-Vierten absolvieren im günstigen Fall den Teilnehmer zur Relegationsspiele mit dem entsprechenden A-Klassisten.

Ebenfalls im Rahmen der Bezirksliga-Besprechung wurde die erste Runde im Kreispokal-Wettbewerb 92/93 von Pokalleiter Karl-Heinz Hochgesand (Flörsheim), zugleich stellvertretender Kreisfußballwart, ausgelost. Festgelegt wurden bereits die Spieltermine in den Punktrunden: Die beiden höheren Kreisligen starten am 8./9. August in die Saison 92/93, die beiden B-Klassen aufgrund ihrer kleinen Mannschaftszahl erst am 29./30. August.

Im Junioren-Bereich ist dieser Fußballkreis mit der SG Kelkheim, dem FCCB Niederhöchstadt, FC Germania Weilbach und FC Viktoria Sindlingen vertreten.

Einen deutlichen Rückgang vermeldet der Frauen-Fußball. Neben der Hochburg SV 09 Flörsheim (in der Ober- und Landesliga vertreten) jagen lediglich noch der zusammen mit Flörsheim II in die Landesliga aufgestiegene SV 09 Hofheim sowie die neue Spielgemeinschaft Kelkheim/ Schwalbach (Bezirksoberliga Wiesbaden) dem runden Leder nach. Die früheren Bezirks- und Bezirksober-Ligisten haben das Handtuch geworfen. Trotz Bundesliga- und Nationalmannschaftserfolge haben die Frauen ihre spezifischen Probleme immer noch nicht überwunden. Das dauerhafte Verweilen in der Punktrunde hängt oftmals an einer Person (Trainer/in, Betreuer/in), den Gesamtverein interessiert die Existenz nur in wenigen Ausnahmefällen. Die "Männerwirtschaft" feiert auch im Fußballkreis Main-Taunus weiterhin fröhliche Urständ'. HANS-DIETER PUTH

Fußballkreis Main-Taunus Kaum Verlegungen wegen Platzmangel

Die Vorrunden-Terminbesprechungen der Bezirksliga und Kreisliga A Main- Taunus im Fußball, die nacheinander im Vereinsheim des FC Eddersheim stattfanden, offenbarten in puncto Bestrafungen eine bedauerliche Entwicklung; Kreisfußballwart Horst Zeiser (Hattersheim) mußte in der höchsten Kreisklasse allein 65 Einzelrichter-Urteile (entspricht roten Karten) fällen. Dazu gesellten sich 14 Verwaltungsstrafen (gegen Vereine, Trainer, Mitglieder etc.) sowie sechs Fälle vor dem Bezirks-Rechtsausschuß.

Noch krasser war es in der Kreisliga A, die mit 72 Hinausstellungen sowie 25 (!) Verwaltungsstrafen und sechs Rechtsausschußfällen belastet war. In der Kreisliga B, die in Niederjosbach tagte, mußten zwar "nur" 46 rote Karten verteilt werden und fielen 16 Verwaltungsstrafen an, dafür mußte jedoch der Kreis-Rechtsausschuß zehnmal tagen. "Mein größter Wunsch für die bevorstehende Runde wäre, daß es weniger Bestrafungen gibt", setzt Zeiser auf die Vernunft der Spieler und Trainer.

Ein anderer Wunsch dürfte sich kurzfristig nicht erfüllen: Ein Zuwachs an Spielmöglichkeiten. Viele Kommunen und Städte sind finanziell ausgereizt, für weitere Sportplätze bleibt im Main-Taunus-Kreis wenig Spielraum. "Etwa 80 Prozent unserer Anlagen sind mit zwei Vereinen belegt, manche sogar mit drei", zeigt der Fußballwart die Terminprobleme auf. "Um den Jugendspielbetrieb nicht zu gefährden oder weiter einzuschränken, stimme ich nur in Ausnahmefällen Verlegungen auf Samstag zu", verteidigt Zeiser seine starre Haltung.

In der Bezirksliga kommt es nach dem jetzigen Stand nur zu drei Samstagspielen. Wochentagsspiele sind bei den hiesigen Kreisvereinen nicht gefragt, demzufolge auch die andernorts lukrativen Freitagabendspiele kein Thema. Der FC 31 Eddersheim und der VfB Unterliederbach wollen mit einem der wenigen Samstagspiele am 8. August (15.30 Uhr) die neue Saison einläuten. Vorrundenabschluß ist definitiv am 15. Dezember. Nach dem 6. Dezember wird die Rückrunde bis zum 7. Februar 93 wegen der Winterpause unterbrochen. Die geteilte B-Klasse beginnt später (29./30. August) und hat auch eine längere Winterpause.

Dem negativen Trend in Sachen Bestrafungen steht ein leichter Zuschauer-Anstieg - zumindest gab es nirgends einen weiteren Rückgang - gegenüber. "Einige Spiele waren sehr gut besucht, auch die Relegation kommt bestens an", rekapitulierte Zeiser. Auch die Entwicklung im Jugend- und Schiedsrichter-Bereich weist einen Stillstand auf. Die Talsohle scheint erreicht. In der Bezirksliga liegt nur ein Verein unter dem Schiedsrichter-Soll, in der A-Klasse deren drei. "Ich mußte kein Turnier wegen fehlender Schiedsrichterquote ablehnen. Die säumigen Klubs wissen Bescheid, daß ich auf diesem Gebiet nicht mit mir handeln lasse", so Zeiser.

Ebenso sicher dürfte sein, daß am 9. Januar in der Krifteler Kreissporthalle der Offensiv-Cup ohne Kreiskonkurrenz ablaufen dürfte. Für die Klubs ist dieser Tag tabu, soll sich die gesamte Kreis-Familie wie gewohnt in Kriftel treffen. ppa

Oeder Weg . . .

Fortsetzung von Seite 1 und die Große Eschenheimer Straße zu fahren. "Im Moment müssen die Kunden eine kleine Weltreise unternehmen, um zwei Brötchen einzukaufen", beschwerte sich Frau Graßl.

Der Ortsbeirat 3 hatte im Einvernehmen mit den Geschäftsleuten die Errichtung einer Linksabbiegespur vom Oeder Weg in die Jahnstraße beantragt. Jedoch habe es im städtischen Ordnungsamt Bedenken gegeben, erklärte SPD-Sprecher Armin Eikenberg auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau. Er sei aber zuversichtlich, daß die geforderte Spur bald gebaut werde. Für diese Woche ist nochmals eine Besprechung der zuständigen Ämter geplant.

Ein weiteres Problem, das sich durch die geänderte Verkehrsführung ergibt, wird in der ersten Ortsbeiratssitzung nach der Sommerpause ganz oben auf der Tagesordnung stehen. Noch ist es möglich, daß die Autofahrer, die den Oeder Weg bislang als Schleichweg nach Norden (parallel zur verstopften Eschersheimer Landstraße) benutzt hatten, einfach einige hundert Meter weiter stadtauswärts von der "Eschersheimer" nach rechts abbiegen.

Diese Abkürzung würde dann mitten durch die Wohngebiete zwischen Eschersheimer Landstraße und Oeder Weg führen. Denkbar wäre beispielsweise, daß sich der Verkehr über die Finkenhofstraße - die auch als Einbahnstraße fast schon zu schmal für Autos ist - seinen Weg bahnt.

Hier will der Ortsbeirat vorbeugen. Der Plan der SPD sieht vor, die Einbahnstraßenrichtungen in der Finkenhofstraße und der Fichardstraße zu drehen; im Bornwiesenweg sollen sogenannte Diagonalsperren die Durchfahrt verhindern. So könnten die Autos zwar über die Fichardstraße in das Gebiet einbiegen, würden aber nicht bis zum Oeder Weg gelangen, sondern müßten über die Finkenhofstraße zurück auf die Eschersheimer Landstraße.

Betroffen wären dann noch die Holzhausenstraße - obwohl man von dort nicht nach links in den Oeder Weg abbiegen darf - und die Wolfsgangstraße. Diese Straße habe allerdings schon immer eine übergeordnete Funktion gehabt, sagte SPD-Sprecher Eikenberg. "Wir wollen ja das Viertel nicht dichtmachen. Es geht uns lediglich darum, daß bestimmte Verkehrsverbindungen im Nordend unattraktiver werden." rea

Briefe an die Redaktion Thema: Kieselrot

Um die Kieselrotsanierung der Schulsportanlagen Kreis ist es zum Streit zwischen der stellvertretenden FDP-Kreisvorsitzenden Barbara Uhdris und dem Schuldezernenten Joachim Pollmar (SPD) gekommen. Uhdris hatte die Sanierung kritisiert (FR vom 3. Juli "Kieselrot wird abgetragen"). Pollmar hatte ihr deshalb "Polemik im Stammtischstil" vorgeworfen (FR vom 14. Juli "Pollmar sieht bei der FDP nur Polemik"). FR-Leser Horst Neuwert schreibt uns dazu:

"Wenn der gelernte Lehrer und jetzige Schul- und Gesundheitsdezernent Joachim Pollmar die Kritik von Frau Barbara Uhdris an der Kieselrotsanierung der Schulsportanlagen als ,Polemik im Stammtischstil' bezeichnet, so wirft dies doch ein bemerkenswertes Licht auf den Umgang, den Politiker mit Bürgern pflegen, die von verbrieften Rechten unserer Demokratie Gebrauch machen.

Es hätte ihm gut angestanden, die Handlungsweise der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen (SPD-regiert) in Sachen Kieselrotsanierung gründlich zu bewerten, und ausführlich uns Bürgern bei dieser Gelegenheit zu erklären, was die zusätzliche Analyse eines privaten Untersuchungsinstitutes (auf Kosten des Steuerzahlers) rechtfertigt. Schließlich wird man der Landesregierung von NRW schlecht vorwerfen können, sie würde leichtfertig und zum Schaden ihrer Bürger handeln.

Also: ein vom Volk gewählter Mandatsträger hat der Kritik aus der Bürgerschaft nicht Noten zu erteilen, schon gar nicht mit einer Abqualifizierung."

Horst W. M. Neuwert 6364 Florstadt

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Kleine Lokalrundschau

CDU feiert am Rathaus RODGAU. Zum Fest auf dem Rathaus- Vorplatz in der Hintergasse lädt die Jügesheimer CDU für Freitag, 31. Juli, um 18 Uhr ein. Kerb rund um die Kirche RODGAU. Kerb rund um die Kirche wird in Weiskirchen am Wochenende, 1./2. August, gefeiert. Senioren-Kaffeenachmittag RODGAU. Zum Kaffeenachmittag für Senioren bittet die Arbeiterwohlfahrt am Freitag, 31. Juli, um 15 Uhr in die Sozialstation Weiskirchen am Bürgerhaus. Erneut drei Waldfeste RODGAU. Unter drei Waldfesten können die Rodgauer und auswärtige Besucher am Sonntag, 2. August, wählen: An der Jügesheimer Heinrich-Roßbach- Anlage ist die Egerländer Gmoi z'Rodgau Gastgeber, am Nieder-Röder Don-Bosco- Heim die Kolpingfamilie und auf dem Waldfestplatz am verlängerten Wingertsgrund in Hainhausen der dortige Sport- und Kulturverein. Neuer Traktor DIETZENBACH. Für den Betriebshof der Stadt will der Magistrat einen neuen Traktor kaufen. Das Fahrzeug soll knapp 50 000 Mark kosten. Den Lieferauftrag hat eine Dietzenbacher Firma erhalten. Jetzt wird gepflastert DIETZENBACH. Auf dem alten Teil des Friedhofes sollen weitere Wege gepflastert werden. Einen neuen Untergrund dieser Art erhält auch die Zufahrt zur Halle D des Bauhofes und die Fläche an der Trauerhalle. Zuerst der Spielplatz RÖDERMARK. Wenn im nächsten Jahr die ersten Richtfeste im Baugebiet Am Alten Sägewerk gefeiert werden, ist der Spielplatz für die künftigen jüngsten Bewohner vielleicht schon fertig. Der Magistrat hat jetzt einen entsprechenden Planungsauftrag vergeben.

Dinos aus Pappmaché Ferienspiele auf dem Abenteuerspielplatz Riederwald

RIEDERWALD. Ein unansehnliches Drahtgestell ragt in den Himmel, getragen von vier Holzpflöcken. Kaum vorstellbar: Daraus soll einmal ein Dinosaurier werden. Doch Jochen Vesper war guter Dinge. Zusammen mit der Frankfurter Künstlerin Moni Jahn und einer Gruppe von Kindern aus dem Riederwald machte er sich an das Dino-Projekt. "Reise in die Vergangenheit" hieß das Thema der Ferienspiele auf dem Abenteuerspielplatz im Riederwald. Jochen Vesper: "Wir dachten uns, Dinosaurier sind in diesem Jahr in."

Moni Jahn war sofort bereit, den Kindern beim Saurier-Basteln zu helfen. Zwei Tage brauchten sie, um das Drahtgestell des "Dinos" zu gestalten. Die jungen Künstler verkleideten danach das Tier mit Pappmaché und bemalten es mit bunten Farben. Damit der Drache, wenn er fertig ist, richtig lebendig wirkt, setzte Vesper ihm eine Nebelmaschine ins Maul.

Saurierbauen war nicht alles: Die Kinder besuchten das Exotarium im Zoo und die "Dino"-Ausstellung in Wiesbaden. Sie züchteten Salinenkrebse und bastelten Schmuck aus Steinen. Jeden Donnerstag konnten die Akteure auf dem Luftkissen toben.

Zu der Ausrüstung des Abenteuerspielplatzes Riederwald gehören außerdem zwei Spielmobile und ein Skatemobil. Vor neun Jahren fuhr das Spielmobil zum ersten Mal durch Frankfurt. Seitdem haben die drei Aktionswagen viele Freunde gefunden. Vesper: "Wir stehen auch in Gebieten, in denen es soziale Probleme gibt. Wir wollen die Kinder und Jugendlichen durch sinnvolle Freizeitgestaltung beschäftigen."

Den Spielplatz im Riederwälder Forst gibt es seit 19 Jahren. In diesem Sommer wird ein Haus gebaut, das beheizt werden kann und sanitäre Anlagen hat. Dort sollen die Kinder bei Regen und im Winter spielen. Der Spielplatz wird dann das ganze Jahr über geöffnet sein.

Bei gutem Wetter kommen bis zu 200 Kinder in den Riederwald. Durch Vermietung des Luftkissens und Zuschüsse der Stadt ist es möglich, Betreuer anzustellen, die sich um Spiele und Organisation kümmern und auch für die Probleme der Kinder da sind.

Zum Abschluß der Ferienspiele gibt's am morgigen Freitag, 31. Juli, um 20 Uhr ein großes Lagerfeuer. Es werden Würstchen gegrillt, und die Kinder zelten auf dem Gelände. In der Schulzeit ist der Abenteuerspielplatz Riederwald von Montag bis Freitag (von 13 bis 18 Uhr) geöffnet.

Wer mehr Informationen über den Abenteuerspielplatz Riederwald will, kann dort direkt anrufen. Die Telefonnummer ist 42 10 50. sil

Swing im Badeanzug auf weißen Kacheln

FRANKKFURT-NORDWEST. "Mein Süßer wird am Samstag mit mir tanzen gehn" - und zwar ins Schwimmbad. So könnte, in Abwandlung eines berühmten Schlagers, das neue Motto für die Freizeitgestaltung im Frankfurter Nordwesten lauten. Zum dritten Mal gab es jetzt in den Titus Thermen eine Disconacht mit dem HR 3-Moderator Heinz Günther Heygen. Unterhalb einer Brüstung hatte er seine Anlage aufgebaut und legte drei Stunden lang alte und neue Scheiben auf.

Die Reihe "Summertime in den Titus Thermen", finanziert durch Stadion GmbH und Saalbau GmbH, ist als Freizeitprogramm für die Daheimgebliebenen gedacht, angesprochen werden sollten die Jugendlichen. Doch die trauten sich nicht so recht auf die Tanzfläche; lieber turnten sie am Beckenrand herum oder saßen in der Snack-Bar bei Fisch und Cola. Ganz anders die Älteren: Ein Ehepaar - er in schmucken Bermudas, sie im blauen Badeanzug - swingte über die weißen Kacheln zu Chubby Checkers "Let's twist again" und den souligen Melodien Barry Whites.

Andere ließen sich durch die dröhnende Musik nicht beirren und zogen gleichmäßig ihre Bahnen im Schwimmbecken. Der Rundfunk-Moderator animierte zwar ständig zum Mitmachen und forderte die Besucher auf, ihren persönlichen Plattenwunsch zu äußern: Das Publikum aber gab sich mehr der Beschaulichkeit hin, schaute versonnen in das blaurot leuchtende Wasserspiel und schleckte lieber Eis am Stiel.

Die geruhsame Unterhaltung stand an diesem Abend in den Titus Thermen eindeutig im Vordergrund: Wenn da nicht die Älteren wie bei "Baby come back" von den Equals aufs Parkett gedrängt hätten, die Tanzfläche wäre leer geblieben. Spaß an der Disconacht hatten wohl aber dennoch alle Besucher. jot

Im Blickpunkt: Suchtberater

HÖCHST. Wer sind die größten Experten in Sachen Bier, Wein und Schnaps? Natürlich die Trinker selbst. Aber taugen sie auch dazu, anderen zu helfen, vom Alkohol loszukommen? In den Augen des leitenden Werksarztes Fritz Schuckmann ist das keine Frage: "Die besten Suchtberater sind trockene Alkoholiker. Sie haben all das bereits durchlebt, was der Patient schildert."

Ärger mit dem Vorgesetzten, Krach zu Hause, finanzielle Nöte - pro Jahr sprechen Helmut Löcher und Harald Scheu mit etwa 400 Hoechst-Beschäftigten über deren individuellen Anlaß, immer häufiger zur Flasche zu greifen. Die beiden Suchtberater setzen fort, was ihre Vorgänger Anfang der 70er Jahre begonnen haben: einen Ausweg aus der Krankheit aufzuzeigen. Einem Viertel der Alkoholiker kann nur durch eine oder - was häufig vorkommt - mehrere Entziehungskuren geholfen werden. Vielen ist bereits damit gedient, sie an eine Selbsthilfegruppe des Guttempler-Ordens, des Blauen Kreuzes oder der Anonymen Alkoholiker zu vermitteln.

Drei von zehn Hoechstern werden, so Fritz Schuckmann, dennoch rückfällig. Ohnehin gelte: "Wer einmal alkoholabhängig war, der ist es sein Leben lang. Es gibt deswegen strenggenommen keine ehemaligen Alkoholiker, sondern nur trockene." leo

Depots im Keller für den täglichen Suff Bei Hoechst floriert Schwarzhandel mit Alkohol / Vorgesetzte sehen darüber hinweg Von Gerhard Bayer HÖCHST. Geheime Alkohollager in vielen Betrieben, Zuliefererfirmen, die mit der Fracht auf Bestellung auch Bier und Schnaps ins Werk einschleusen und mit Gewinn an die Beschäftigten verkaufen: Wer beim Chemieriesen Hoechst trotz des absoluten Verbots zum Alkohol greifen will, braucht seinen "Stoff" nicht schon vor den Werkstoren zu schlucken oder in der Thermoskanne hereinzuschmuggeln. Nach Informationen der FR gibt es seit Jahrzehnten eine komplette Infrastruktur, die den täglichen Suff am Arbeitsplatz möglich macht. "Schwarzhandel mit Alkohol": Nach dem Hinweis eines Hoechst-Beschäftigten hörte sich die FR im Stammwerk um. Aus den Schilderungen von Mitarbeitern, die allesamt anonym bleiben möchten, ergibt sich dieses Szenario: Wer seine persönliche Ration Bier, Sekt oder Schnaps nicht selbst an den Eingangskontrollen vorbeischleusen will, kann zusammen mit Kollegen eine "Sammelbestellung" beim "Vertrauensmann" des jeweiligen Betriebs aufgeben.

Dieser nimmt daraufhin Kontakt zu Fahrern von Fremdfirmen auf, die regelmäßig die unterschiedlichsten Materialien anliefern oder zu Wartungs- und Reparaturarbeiten ins Werk kommen. Sind die Alkoholkisten - versteckt unter der Ladung - am Ziel angekommen, können nicht nur die Farbwerker zufrieden sein. Denn der Fahrer kann die Differenz zwischen dem Preis, den er im Großhandel bezahlen mußte, und der Verkaufssumme in die eigene Tasche stecken.

Als Vorratslager dienen meist Putzkammern und Abstellräume in den Kellern der Betriebe. Der Werkschutz versucht, diese Depots in Blitzaktionen "auszuheben". Ein Augenzeuge berichtet, wie die "Hoechst-Polizei" bei einer dieser Razzien zusätzlich einen Lastwagen kommen lassen mußte, um die Alkoholmengen abtransportieren zu können.

Die Werksküchen sollen seit zwei Jahren weitgehend "trocken" sein. Der oberste Kantinenchef hatte 1990 mit sofortigen Kündigungen bei weiteren Verstößen gedroht. Den letzten Anstoß dazu gab ein schwerer Unfall auf dem Werksgelände. Ein Mitarbeiter war mit seinem Auto, in dessen Kofferraum "haufenweise" Alkohol gefunden wurde, volltrunken unter einen Lastwagen gefahren.

Weitaus unkomplizierter versorgen sich Hoechst-Beschäftigte im Werk Griesheim mit dem verbotenen Hochprozentigen. Wie es heißt, werden ganze Kästen mit Flaschen offenbar unbemerkt über den Werkszaun gereicht - trotz der zahlreichen Überwachungskameras. Tagsüber verhielten sich die meisten Farbwerker diszipliniert: "Richtig rund geht's erst nach 16 Uhr, wenn der Meister weg ist. Oder nachts, auf der langen Schicht."

Von alledem soll, so die FR-Informanten, auch die Mehrzahl der unmittelbar Vorgesetzten wissen. Und geflissentlich darüber hinwegsehen.

Suff am Arbeitsplatz - ein Problem, mit dem sich die Betriebsräte des Konzerns schwertun. Nach anfänglichem Zögern räumt Ragnhild Paul ein, daß es vor allem in den Werkstätten des Unternehmens "Depots" gibt. "Aber in den chemischen Betrieben, in denen wirklich was passieren kann, wird darauf geachtet. Da ist Alkohol tabu", beeilt sie sich zu sagen. "Problematisch" sieht die Gewerkschafterin die Situation in den kaufmännischen Abteilungen an: "Die Leute dort sehen einfach nicht ein, warum sie nicht auch mal bechern sollen."

Wer von den Beschäftigten deutlich über seinen täglichen Bierdurst getrunken habe, falle meistens erst am Werkstor auf - "dann, wenn die Leute rappeldicht sind". Die Kollegen schwiegen in der Regel: "Keiner will den anderen anschwärzen. Auch Vorgesetzte schrecken davor zurück."

Wie gefährlich der Griff zur Flasche in einem Chemieunternehmen werden kann, an dieser Einsicht scheint es nicht nur in vielen Betrieben zu mangeln. Elisabeth Aporta von den oppositionellen "Forum"-Betriebsräten kritisiert, daß die "großen Tiere" bei Hoechst in Sachen Alkohol nicht als Vorbilder taugten. Vorstandsmitglieder und höhere Angestellte kredenzten ihren Gästen bei "Arbeitsessen" stets "einen guten Tropfen". Angesichts dessen dürfe sich niemand wundern, wenn auch der einfache Hoechster während der Arbeitszeit nicht enthaltsam bleiben wolle: "Wer anderes sagt, der ist nicht ehrlich."

Ferien für Daheimgebliebene (XXXII): Die Kinder- und Jugendbibliothek zieht ins Freie Erde, Luft, Wasser und Feuer Aktion "Bücher im Park"

Was sich bewährt hat, wird beibehalten: Wie im Vorjahr zieht die Zentrale Kinder- und Jugendbibliothek (KiBi) wieder für ein paar Ferien-Tage ins Grüne um. Der Günthersburgpark ist Schauplatz der Aktion "Bücher im Park". Dabei geht es für Kinder ab fünf Jahren um spannende Geschichten und deren spielerische Umsetzung. Von morgen, Dienstag, bis zum Freitag, 31. Juli, jeweils von 15 bis etwa 17 Uhr, wird es also auf der Wiese zwischen Bäumen bunt zugehen.

Die KiBi im Bornheimer Bürgerhaus (Arnsburger Straße 24) bleibt in dieser Woche wie üblich geöffnet, aber die Betreuerinnen der Park-Aktion und die interessierten Kinder hoffen, sie nicht in Anspruch nehmen zu müssen. Denn nur bei Regen müßte man ins Gebäude ausweichen - lieber vertrauen alle auf ebenso freundlich gesonnenes Wetter wie im vergangenen Jahr.

Die Idee zu dem Projekt stammt von der Bibliothekspädagogin Linda de Vos. Bibliothekarinnen und zwei Studentinnen der Sozialpädagogik helfen ihr bei der Umsetzung. Treffpunkt ist an allen vier Tagen um 15 Uhr am Parkeingang Burgstraße. Von dort sind es nur ein paar Meter bis zur Spielfläche, die auch durch ein weithin sichtbares Transparent gekennzeichnet ist. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Einfach hingehen, heißt die Devise.

Die vier Tage stehen jeweils im Zeichen eines der vier Elemente. Am Anfang wird immer eine dazu passende Geschichte vorgelesen; anschließend ranken sich Spielaktionen drumherum. Die Themen stammen von Indianer-Erzählungen und aus Nepal; sie sind "gezielt und lange ausgesucht" worden, wie Linda de Vos bemerkt.

Der Dienstag ist der "Tag der Erde". Spielmaterialien sind Erde, Sand, Steine, Ton. Das Element kann sinnlich erfahren, zu Bildern gestaltet oder zur Erzeugung von Geräuschen benutzt werden. Zum Schluß tanzen alle einen afrikanischen Tanz.

"Eselstränen bringen Regen", heißt die Geschichte, die am Mittwoch, dem "Tag des Wassers", vorgestellt wird. Dann zaubern die Kinder mit Wasser, machen kleine Experimente, lassen Dinge schwimmen und sinken; sie gestalten Wellen und Fische zu entsprechender Musik, machen mit gefüllten Wassergläsern selbst Musik, malen mit Wasserfarben große Gemeinschaftsbilder und kühlen sich schließlich am Brunnen ab, wobei "Wasserbomben" - mit Wasser gefüllte Luftballons - fliegen.

Das Indianermärchen "Der Windadler" deutet darauf hin, daß der Donnerstag der "Tag der Luft" ist. Seifenblasen, Windräder, Windtüten, Zeppeline, Ballons und Fallschirme sind die Stichworte; nach dem Motto "alles, was fliegt" denken sich Gruppen Pantomimen mit Windgeräuschen aus.

Mit dem "Tag des Feuers" am Freitag endet die Elemente-Serie. Die Sonne spielt eine Rolle, die Kerze, Licht und Schatten; Kinder schminken sich feurig, führen einen Sketch aus der Wüste auf und geben im Pantomime-Kreis Heißes oder Kaltes weiter. Es wird gezaubert und gefeuert. Am Schluß kommen in einem großen Gewitter alle vier Elemente zusammen: Mit einem Riesenlärm ist zu rechnen.

Die Aktion im Park ist nicht nur dazu da, mal den Ort zu wechseln; wie aus der Beschreibung deutlich wird, enthält sie Teile, die sich in den Räumen der Bibliothek nur schwer durchführen lassen. Die Einrichtung geht dahin, wo die Kinder im Sommer in den Ferien ohnehin sind und stellt sich dabei auch im Stadtteil vor - denjenigen nämlich, die auch dort wohnen, aber bisher nicht auf die KiBi aufmerksam geworden sind. tom

Tiere anschauen - das geht nicht nur im Frankfurter Zoo oder im Opel-Zoo bei Kronberg - beide schon Gäste der FR- Ferienserie -, sondern auch im Kobelt- Zoo. Der ist kleiner, aber ebenfalls informativ und unterhaltend, und er liegt in Schwanheim. Dazu in der morgigen Folge mehr.

Farbkompositionen, beflügelt von Musik Eine Ausstellung zum Werk des Malers Johnny Friedlaender im Landesmuseum Mainz

Die Liebe Johnny Friedlaenders zur Musik verführt die Interpreten seines Werkes. Mit Hilfe der Terminologie der Musikwissenschaft weben sie flugs Klangteppiche aus seinen Arbeiten. "Takte und Tonfolgen" ergeben den Bildkontext, seine Zeichnungen lassen sich "wie kleine Partituren lesen". Sobald Friedlaenders Kunst erratisch erscheint und sich mehr oder weniger mühevoll Gegenstandsbezüge destillieren lassen, ist die Synästhesie als Erklärungsmodell zur Hand.

Friedlaender hat die Lesart selbst beflügelt. Er arbeitete mit Musikern wie Carl Orff und Hans Werner Henze zusammen, und wurde nicht müde, seine musikalischen Götter zu benennen. Er verehrte Bach und Haydn, vor allem aber Monteverdi. "Ich möchte im nächsten Leben Musiker werden, entweder ein Pianist oder ein Cembalist . . . und dann werde ich in meinem Garten sitzen und werde eine Suite von Bach spielen", hat er gesagt. Eine Retrospektive auf sein Schaffen seit 1933 wurde im Mainzer Landesmuseum an seinem 80. Geburtstag eröffnet. Wenige Tage vorher ist Johnny Friedlaender gestorben.

Gewiß war die Musik für ihn ein Stimulans seiner Arbeit, untrennbar von seinem Leben. Aber die Farbkompositionen, die er hinterlassen hat, stehen trotz des Charakters der musikalischen Etüde doch in konkretem Bezug zur Welt. Mal hält Friedlaender jahreszeitliche Stimmungen fest wie in den Blättern "September" und "Februar", dann pflegt er zeichnend Zwiesprache mit Tieren und Pflanzen. Ausgehend von der Distel oder der Kapsel des roten und grünen Mohns findet er irdische Formen und Strukturelemente. In Arbeiten wie "In der Nacht" oder "Über den Wolken" kann er sie in kosmische Bereiche transponieren.

Von der Beschäftigung mit der menschlichen Figur war Friedlaender allerdings in den fünfziger Jahren abgekommen, sicher auch ein Reflex der Pariser Umgebung. Hier feierte die Ecole de Paris, der Friedlaender zugerechnet wird, allmählich erste Triumphe. Die Gegenständlichkeit wurde unwichtig im Zuge der Entdeckung tachistischen Neulands.

Das hat der Wahlpariser indes eher brachliegen lassen. Die überlegte Formgebung war ihm wichtiger als die zufällige Formfindung. Zwar grenzt er sein Bemühen ab von "Zwang und Regel", verpflichtet seine Arbeiten aber doch einer kalkulierten Eigengesetzlichkeit. Sie bestimmt die vielen Farbradierungen mit neun und mehr Tönen.

In Anbetracht der Arbeit des in Oberschlesien geborenen Apothekersohnes, der an der Breslauer Akademie studierte, 1936 nach Holland emigrierte und sich 1945 für immer in Paris niederließ, ist die seit dem 19. Jahrhundert geläufige Bezeichnung des peintre-graveur, des auch graphisch sich ausdrückenden Malers, umgedreht worden. Friedlaender war nämlich ein Künstler, den die Radierung jahrzehntelang völlig ausfüllte. Er konnte ohne die Malerei existieren.

Zwar hatte er auch mit dem Pinsel zu arbeiten gelernt, eine Zeitlang die Klasse des Brücke-Expressionisten Otto Mueller besucht. Nachdem er aber genügend schwarzen Tee bei ihm getrunken hatte, "in dem sehr viel Fliegen rumschwammen", und den Eindruck gewann, Mueller disqualifiziere seinen Zeichenstil, ging Friedlaender nach Dresden und erarbeitete sich sein persönliches Repertoire.

Neben dem Interesse an der Farbe hatte er das für die Linie und die Modulation in Schwarzweiß schon mit 16 Jahren ausgeprägt. Erste Entwürfe zu Radierungen und Lithographien entstehen. Aber erst 1936 verzeichnet er eine Einzelausstellung, die nur mit Radierungen bestückt ist. Von 1944 an kreiert er komplette Zyklen, zunächst die "Images du Malheur", dann die "Reves Cosmiques".

Friedlaender ist für Zeitschriften tätig, illustriert Gedichte von Paul Eluard und Texte von Rimbaud und Baudelaire. Das Aquarell gibt er nicht ganz auf, wohl aber bis in die späten sechziger Jahre die Malerei. Deren Rahmenbedingungen setzt nun die Graphik.

Die neuen Gemälde orientieren sich thematisch und formal an der Farbradierung. Es kommt vor, daß Friedlaender in beiden Medien dasselbe Motiv parallel bearbeitet wie 1977 die "Paysage Esnon".

Die Ölgemälde verunklären Einzelformen, wirken eher impressionistisch. Die "Abgrenzung", die ihm bei den Radierungen so wichtig ist, verschwimmt hier. Allein in der farbigen Druckgraphik wird sie zu dem von Friedlaender apostrophierten "Raum, welcher sich zu einem Farbbild öffnen konnte, im Inneren dessen ein nächstes lag, und wieder ein nächstes . . . gleich der chinesischen Schachtel" (bis 6. September, Große Bleiche 49-51).

DOROTHEE BAER-BOGENSCHÜTZ

Rödelheim . . .

Fortsetzung von Seite 1 schwedische Mannschaft: Für Nachkriegsdeutschland ein außergewöhnliches Ereignis. Auch die Landesliga konnte der FCR nicht halten. Und trotz der guten Jugendarbeit kamen die "02er" nie mehr richtig nach oben: Zu viele Talente gingen - die "Erste" pendelte regelmäßig zwischen A-Klasse und Gruppenliga.

Dafür tat sich auf dem Sportgelände etwas: Dem Vorsitzenden Heinrich Opper gelang es in Zusammenarbeit mit dem Sportamt, 1973 ein Vereinsheim zu errichten. Doch mittlerweile ist der Zustand der Umkleiden ein Ärgernis. Seit fünf Jahren versuchen die Sportler bei der Stadt einen Termin für die notwendigen Renovierungsarbeiten zu bekommen. Bisher vergeblich - "selbst Gespräche mit Frau Sylvia Schenk halfen nichts". ask

Elritzen als Nahrung für Fische und Vögel

OBER-MÖRLEN. 5000 Elritzen sind in der Usa ausgesetzt worden, 3000 von der Notgemeinschaft Usa und 2000 vom Angelverein Ober-Mörlen. Die Elritze ist ein Kleinfisch, der früher in großer Zahl in der Usa heimisch war, dann jedoch der Verschmutzung des Baches zum Opfer fiel. Er gehört zur Familie der karpfenartigen Fische, wird jedoch nur 7 bis 14 Zentimeter lang. Er ist Hauptnahrungsfisch für Forellen, Döbel, Barsche, Aale, Eisvögel, Wasseramseln und Graureiher. Bereits 1985 hatte der Angelsportverein Ober-Mörlen mit Fischen aus Bayern die Wiedereinbürgerung der Elritze versucht, doch dieser Besatz fiel dem Fischsterben im Juli 1987 zum Opfer. Inzwischen hat sich herausgestellt, daß für die Wiedereinbürgerung von Elritzen Fische aus der heimischen Region gewählt werden sollten, weil die Tiere recht empfindlich sind. Bereits mineralogische Abweichungen im Bachbett verleiten die Fische zum Abwandern. Die nun in der Usa ausgesetzen Elritzen stammen aus Taunusbächen. ieb

Der Schlachthof wird stehen, bevor Entlastungsstraßen da sind Genehmigungsverfahren für Nieder-Eschbach kommt nur zäh voran / Planungsdezernent Martin Wentz macht jetzt Druck

Das Genehmigungsverfahren für das beabsichtigte Verkehrsnetz im Frankfurter Norden rund um den künftigen Schlachthof in Nieder-Eschbach kommt nur zäh voran - die alte Hoffnung von Planungsdezernent Martin Wentz (SPD), schon Anfang 1992 ein Planfeststellungsverfahren einleiten zu können, hat sich nicht erfüllt. Es geht um zwei insgesamt 50 Millionen Mark teure Projekte: Die sogenannte Westumgehung Nieder-Eschbach von der Homburger Landstraße nördlich des Stadtteils bis zum neuen Autobahnanschluß Bonames der A 661 - und eben die Autobahnauf- und -abfahrt selbst.

Um beide Vorhaben in Gang zu bringen, ist tatsächlich "überhaupt noch nichts geschehen" (Otto Brandau, stellvertretender Leiter des Straßenbauamtes). Für die Bürger bedeutet das: Der neue Schlachthof wird schon stehen, bevor das Verkehrsnetz da ist. Und solange fahren die Viehtransporter dann tags und nachts über die enge Berner Straße und den Ben-Gurion-Ring in Nieder-Eschbach - zum Teil an Wohnhäusern vorbei.

Und deswegen macht Frankfurts Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) jetzt Druck. Am 3. April 1992 hatte die Stadt beim Regierungspräsidium Darmstadt beantragt, künftig vom Regionalen Raumordnungsplan (RROP) abweichen zu dürfen. Denn wo künftig die Autos über Westumgehung und Autobahnanschluß fahren sollen, breiten sich heute noch Grünfläche und Ackerland aus. Und die sind rechtlich derzeit noch gesichert.

Eigentlich sollte erst am 11. September der Haupt- und Planungsausschuß der Regionalen Raumordnungsversammlung (RROV) über den Antrag Frankfurts entscheiden. So lange will die Kommune nicht warten. Um das Verfahren zu beschleunigen, hat das Regierungspräsidium (RP) auf Bitte der Stadt hin einfach den sechs im Regional-Parlament vertretenen Parteien seine Entscheidung schon schriftlich mitgeteilt: Die Stadt darf zugunsten der neuen Westumgehung und des Autobahnanschlusses ins Grün eingreifen. Der "wichtigste Grund für die Zulassung" (RP): Der "hochbelastete Verkehrsraum in Nieder-Eschbach und Bonames" soll entlastet werden.

Jetzt warten der rot-grüne Magistrat und die Fachleute im Regierungspräsidium ungeduldig "auf Rückäußerungen" der Parlamentarier (RP-Sprecher Dieter Ohl). Sobald auch die Fraktionen im Regional-Parlament dem Projekt schriftlich zugestimmt haben, kann das städtische Straßenbauamt das Planfeststellungsverfahren für die Westumgehung einleiten - für den Autobahnanschluß übernimmt diese Arbeit das hessische Straßenbauamt.

Doch das nächste Problem steht dann bereits an: Die Stadt muß nämlich einen Teil der Äcker und Grünflächen erst von den Nieder-Eschbacher Bauern erwerben. Fachmann Brandau vom Straßenbauamt besitzt keinen Überblick darüber, welcher Anteil der Grundstücke der Kommune noch nicht gehört.

Etwa zwei Kilometer lang soll die Westumgehung Nieder-Eschbach sein. Sie zweigt von der Homburger Landstraße nördlich des Stadtteils nach rechts ab und und folgt zunächst dem Verlauf der Autobahn A 5. Die zweispurige Umgehungsstraße knickt auf den Skizzen der Planer dann nach Südosten ab und führt ***entlang der Autobahn A 661 bis zur künftigen Anschlußstelle Bonames. Der heutige Autobahnanschluß Bonames in Höhe des Oberen Kalbacher Weges wird stillgelegt, sobald der neue Knotenpunkt zur Verfügung steht.

Der Ablauf des Planfeststellungsverfahren hängt stark davon ab, ob Bürger gegen das neue Straßennetz vor Gericht gehen - womit die Fachleute im Römer rechnen. Otto Brandau schätzt die Dauer des Verfahrens, auch ohne juristische Auseinandersetzungen, auf mindestens zwei Jahre. Frühestens 1995 dürften also die Bagger anrücken, um mit dem Straßenbau zu beginnen.

Die eigentlichen Arbeiten an Westumgehung und Autobahnanschluß nehmen noch einmal mindestens ein Jahr in Anspruch. Bis 1996 also, eher länger, müssen die Bürger deshalb mit einem provisorischen Straßenanschluß des neuen Schlachthofs über Berner Straße und Ben-Gurion-Ring rechnen. Damit die schweren Viehtransporter rollen können, wird eigens ein Durchbruch vom heutigen Wendehammer der Berner Straße auf den Ben-Gurion-Ring geschaffen.

Ein nur 30 Meter langes, aber sehr wichtiges Straßenstück, um das die Stadt lange mit dem privaten Grundstückseigentümer verhandelt hat. Auf welches Gegengeschäft sich beide Seiten am Ende verständigten, ist nicht bekannt. Fachmann Brandau vom Straßenbauamt hofft, daß zumindest am Durchbruch die Arbeiten "noch 1992" beginnen. jg

In einer der seltenen bedeutsamen religionssoziologischen Arbeiten der letzten Jahrzehnte, in Thomas Luckmanns "Invisible Religion", wurden bereits vor annähernd 30 Jahren wichtige Fragen aufgeworfen: "Welche Normen bestimmen die tatsächlichen Prioritäten im Alltagsleben durchschnittlicher Mitglieder der Gesellschaft? Welche subjektiven Relevanz- systeme sind im heutigen Leben von überragender, sinnintegrierender Bedeutung? . . . In welchem Maße wird das traditionelle Modell der Religion noch verinnerlicht, und welches Verhältnis hat es zum vorherrschenden System ,letzter' Bedeutung?" Luckmanns resignierte Feststellung, daß die Forschungsergebnisse der gleichwohl umfänglichen Religionssoziologie keine Antworten auf diese eminent wichtigen, ja unter religionssoziologischer Perspektive zentralen Fragen erlaubten, galt indessen bis heute. Um so erstaunter ist man allerdings, wenn man die ungeschützten, sozusagen aus der Hüfte geschossenen Spekulationen liest, die Luckmann vor 30 Jahren "auf der Grundlage verstreuter, begrenzter und im wesentlichen schwacher Belege" anstellte. Neben seiner Vermutung des fortschreitenden Auseinandertretens von christlich-kirchlicher Religion und gesellschaftlichem Wertsystem liest sich insbesondere sein "provisorischer Abriß der im modernen Heiligen Kosmos herausragenden Themen" fast wie eine Zusammenfassung der im vorliegenden Band referierten Forschungsergebnisse! (. . .)

Vergleichen wir Luckmanns "Provisorische" Extrapolationen nun mit unseren empirischen Befunden, so zeigt sich, daß seine theoriegeleiteten Prognosen weitgehend ins Schwarze getroffen haben. Man vergegenwärtige sich beispielsweise nur noch einmal meine Darstellungen zum "Sinn des Lebens" oder zum "Glück". Als die für die junge Generation subjektiv wichtigsten Säulen des individuellen Glücks wurden dort identifiziert:

• Bewährte Freundschaft • Geborgenheit in der Partnerbezie- hung/Familie • Gehobener Lebensstandard • Freiheit und Selbstkongruenz • Zufriedenheit im Beruf

Während der vergleichsweise hohe Stellenwert, den Freunde, Freundschaft und Peers in unserer Stichprobe haben (zumindest teilweise), als Jugendspezifikum anzusehen ist, wird einzig in der anhaltend hohen Bedeutung der Liebessehnsüchte eine womöglich grundlegende Modifikation des Luckmannschen Szenarios notwendig. Die große subjektive Relevanz der Partnerbeziehung und der Familie wird zwar bestätigt, sie scheint sich jedoch nicht unbedingt, wie Luckmann erwartete, "von den Begriffen der romantischen Liebe zum, etwas salopp gesagt, sexuellen Polytheismus" zu entwickeln. Vielmehr beobachten wir eine eher steigende Konjunktur von Treueansprüchen und Geborgenheitswünschen gerade an die Partnerbeziehung.

Die Zweierbeziehung und auch die Institution Ehe scheinen sich bei wie immer gewandelten Rollenmustern als Institutionen ohne Alternative durchaus zu behaupten. Das sexuelle Glück rangiert in der subjektiven Präverenzskala zwar ebenfalls mit an der Spitze, scheint aber dem Bedürfnis nach Nähe, Geborgenheit und Rückhalt eher neben- als übergeordnet zu sein. (. . .)

Selbstverwirklichung als individuelles Glücksstreben, dies scheint in der Tat die Dominante der Werte von letzter Bedeutung zu sein, zumindest was den Sinnkosmos der jungen Menschen betrifft. Besonders deutlich wird das etwa am Leitbild des erfolgreichen, selbstsicheren, unabhängigen einzelnen, den Traumberufen ("selbständig, reich und berühmt") und der Indienstnahme okkulter, aber durchaus auch modifizierter christlicher Techniken wie dem Gebrauch des Gebets als bewußter Autosuggestion. Es zeigt sich weiter unzweifelhaft in den subjektiven Bestimmungsgründen ethischen Handelns: Während der christliche aber auch der kategorische Imperativ kaum noch wirksam sind, gewinnt die Subjektivierung der Normen zusehends an Einfluß.

Nicht was Gott befiehlt, auch nicht was jeder tun könnte und sollte, sondern nur was die je individuelle, biografische, historische, gesellschaftliche Situation dem einzelnen zwecks Glücksoptimierung nahelegt, soll das Handeln bestimmen. Diesem "eudämonistischen Imperativ" gegenüber hat der kategorische nur noch insoweit Geltung, als die Orientierung am subjektiven Glücksstreben jedem gleichermaßen möglich sein soll. Nicht daß also z. B. Abtreibung von der Mehrheit abgelehnt wird, ist hier der bedeutsame Befund, sondern daß Gegner wie Befürworter des Schwangerschaftsabbruchs ausdrücklich gegen eine Allgemeinverbindlichkeit ihrer persönlichen Auffassungen Stellung bezogen.

Generell zeigt sich in der Orientierung der jungen Generation am eigenen Ich als letztem Sinnhorizont so etwas wie der rote Faden durch die verschiedensten Kapitel dieses Bandes. Ob man auf die eher intellektuellen und glaubensbezogenen Dimensionen oder die eher gefühlsmäßig-erlebnisbezogenen Dimensionen blickt - überall begegnen uns heute die Symptome fortschreitender Individualisierung: Vom eigenen Zimmer und eigenen Bett als "Heiliger Stätte" und Ort der Geborgenheit über die existentiell erschütternden Evidenzen der Einsamkeitsgefühle bis zur modernen "Prädestinationslehre" als genialem Supermenschentum. Vom Bekenntnis zum eigenen Ich als letzter Instanz, von der radikalen Subjektivierung der Wahrheit und dem soupçon gegenüber jeglicher Doktrin und allen traditionellen Institutionen über das Mißtrauen gegenüber den eigenen, von Eltern und Kirche übernommenen Überzeugungen bis zur mitleidigen, deutlich distanzierten Tolerenz gegenüber denjenigen, "die sowas noch brauchen" - nämlich Kirche und Gottesdienst, Dogma und religiös geprägte Alltagsstrukturen.

Im Vergleich mit dieser letzten Wertbindung im selbstreferenziellen Eudämonismus haben die traditionellen christlichen Lehren eine bestenfalls marginale Bedeutung: So ist die Überzeugung, daß in Jesus Christus der Sohn Gottes auf Erden gewirkt und jeden einzelnen von seinen Sünden erlöst habe, nur noch in den Mentalreservaten der Kirchennahen anzutreffen - und selbst dort regt sich unübersehbar der Zweifel. Die Existenz des Menschen Jesus von Nazareth wird zwar nicht rundweg in Abrede gestellt, aber seine Wirkung als singulärer Charismatiker wird sozialpsychologisch statt eschatologisch gedeutet.

Der Glaube an Gott scheint weniger gründlich abgedrängt: Zwar hat die Projektionsthese der Religionskritik des 19. Jahrhunderts (Feuerbach, Marx, Freud) inzwischen auf breiter Front das Alltagsbewußtsein erreicht, und die gerade von Jugendlichen wohl schon immer sehr radikal aufgeworfene Theodizeefrage trägt ein übriges dazu bei, daß die "feste Burg", die unser Gott einst war, bereits bedenklich unterminiert wurde.

Gerade in Notsituationen - und das wird oft offen eingestanden - siegt der irrationale "Kinderglaube" dann aber doch noch häufig über den Zweifel. Unzweifelhaft ist dabei allerdings, daß das genuin jüdisch-christliche Gottesbild auf der Bewußtseinsebene kaum noch vertreten ist: Soweit Gott heute noch denkbar scheint, wird er monistisch, immanent und technomorph (statt dualistisch, transzendent und anthropomorph) vorgestellt und die Ausgrenzung des vermeintlich widergöttlichen Bösen kritisiert.

Daß christliche Inhalte oft schon nicht einmal mehr gewußt werden ("Sieben Gebote") und daß asiatischen Religionen generell ein erheblich besseres "Image" zukommt - auch und gerade weil sie als Selbstfindungstechniken wahrgenommen werden - weist in dieselbe Richtung. Weiter ist die Auferstehung im christlichen Sinne als Glaubensinhalt außerhalb der Kirchennahen praktisch verschwunden. Unsterblichkeitshoffnungen in Form von Reinkarnation (gestützt durch die "harten" empirischen Belege "déjà-vu" und "Near-Death-Experiences") und nüchterner materialistischer Realismus teilen sich das Erbe der alten Jenseits-Vorstellungen. Zusammenfassend läßt sich hinsichtlich der Alltagsrelevanz christlicher Lehren aus heutiger Sicht bestätigen, daß sie zu einem "System bloßer Rhetorik" geworden sind, "das von niemandem mehr ernstgenommen wird". Besonders kraß etwa wird einem dieses Auseinandertreffen von offizieller christlicher Rhetorik und den das Alltagsleben faktisch leitenden Grundüberzeugungen vor Augen geführt in der Gegenüberstellung des apostolischen Glaubensbekenntnisses (aus dem Jahre 291), das noch immer jeden Sonntag in unseren Kirchen gebetet wird, und dem "Credo 1991", das die heute relevanten Bekenntnisse versammelt.

Auch im Hinblick auf die im Vergleich mit den vergangenen Jahrzehnten steigende Zahl "unsterblicher Jugendlicher" hatte Luckmann offenbar ins Schwarze getroffen, wenn er im völligen Fehlen der Thematisierung des Todes ein weiteres zentrales Charakteristikum des Überbaus moderner Gesellschaft sah: "Der ,autonome' einzelne ist jung, und er stirbt nie."

"Ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen." Jesaja 65, 17

Andererseits deutet sich in der großen subjektiven Brisanz des Themas "Was kommt nach dem Tod?" bei Jugendlichen womöglich bereits ein kompensatorischer Reflex dieser Tabuisierung von Alter, Sterben und Tod in unserer Zeit an. Wie überhaupt auch unter den "okkulten Potentialen des Alltags" der Tod eine prominente Rolle einnimmt. Okkultismus wäre in dieser Hinsicht unter Umständen auch als eine Art Selbsthilfe zu interpretieren. Denn die Todesproblematik als eines der letzten ungelösten Rätsel, als durch keinen Fortschritt und kein Sedativum zu eliminierende Grenzerfahrung wurde wohl in keiner bisherigen Kultur so gründlich verdrängt wie in der unsrigen. Altertumswissenschaften wie Ethnologie berichten aus so gut wie allen bekannten Kulturen von Ahnenverehrung und Totenkulten - meist in Verbindung mit einer Zwiesprache mit dem Geist des Toten. Und auch dem Alten Testament war die heute von der Kirche verbotene Anrufung Verstorbener noch selbstverständlich. Okkulte Praktiken in der heutigen Jugend wären insofern eine Form der autotherapeutischen Ökologie des Geistes, insofern hier verdrängte Gehalte wieder ans Licht gebracht werden. Übrigens noch in einer zweiten Hinsicht: Als Erschließung des Unbewußten, als Zugang zur Weisheit von Intuition und Inspiration, für die eine vordergründige rationalisierte Kultur sonst kaum Techniken zur Verfügung stellt.

Die (nicht nur!) jugendliche Do-it-yourself-Wahrsagerei steht diesbezüglich immerhin in einer ehrenvollen Tradition: Noch die alten Griechen hatten größtes Vertrauen in die Wahrheit der Inspirationen, wie sie sie in Trance, in Träumen oder auch aus anderen Zeichen, etwa dem Flug der Vögel, empfingen. Das wichtigste griechische Orakel in Delphi z. B. wurde in so gut wie allen Lebensfragen um Rat gebeten: Ob zu Stadtgründungen, in Kriegen oder Hungersnöten, bei Seuchengefahr oder Eheschließungen, zu Geschäften, Liebeskummer oder vor Reisen befragt - von den Ausdünstungen der dampfenden Erdspalte berauscht, verkündete die delphische Pythia "mit rasendem Munde", was der Gott Apollon dazu zu sagen hatte.

Freilich wächst die Gefahr solch mantischer Techniken mit der Rigidität der Ich-Strukturen. So zeigen auch die Befunde der vorliegenden Studie die enge Beziehung zwischen persönlichen Angstpotentialen und okkulten Interessen: Eher fundamentalistisch kirchennahe Jugendliche und "Häretiker" scheinen sich in ihren vergleichsweise großen Angstpotentialen ähnlich zu sein - entsprechend real werden in beiden Gruppen die mit okkulten Praktiken verbundenen Möglichkeiten und Gefahren erlebt. Nur daß sich die beiden Gruppen in ihrer Bereitschaft, diese Ängste zu aktualisieren, diametral unterscheiden: "Häretiker" lassen sich darauf ein, christliche Fundamentalisten meiden die mit der eigenen Angst verbundenen Gefahren dagegen wie der Teufel das Weihwasser und projizieren sie nach draußen.

Dem unspektakulären "Verdunsten" des Christentums entspricht also auf der anderen Seite die Offenheit für neue (bzw. alte) religiöse und quasireligiöse Angebote. Die werden weniger als tragende Säulen, aber doch als Elemente im neuen diesseitigen Sinnkosmos integriert. Das Angebot auf dem religiös-weltanschaulich-seelentherapeutischen Markt hat sich entsprechend diversifiziert. Und auch Jugendliche machen davon nach der Regel von trial-and-error Gebrauch: Alles wird ausprobiert und nach Maßgabe seiner Nützlichkeit für das eigene Wohlbefinden selektiert. Das persönliche, private Glück ist zur einzigen Instanz geworden. Vielleicht ist damit ja eine auch im Christentum angelegte Hoffnung endlich zu sich selbst gekommen.

Die Hoffnung nämlich von einem dem einzelnen angenehmen, erfüllten Leben, die im Versprechen ewiger Glückseligkeit ja durchaus, wenngleich verbrämt und ins Jenseits verlegt, enthalten war. Der moderne Glaube will diese Transzendenz nicht mehr, er sucht sich sein Heil radikal im diesseitigen Glück. Im philosophischen Begriff des Eudämonismus scheint mir eine treffende Charakterisierung dieser neuen Eschatologie bereitzustehen, insofern Eudämonismus sowohl ein praktisches Verhalten als auch eine Lehre meint, "die für das menschliche Verhalten die Qualität ,gut' nur gelten läßt, wenn es auf Glück und Glückseligkeit ausgerichtet ist. Jede aus anderen Gründen hervorgehende Tätigkeit ist nach dieser Theorie ethisch verwerflich, wahnhaft oder jedenfalls unecht und unfruchtbar. Unter Glück hat man aber keineswegs ein lustvolles Vergnügen, sondern die Erfüllung des Daseins zu verstehen; auch die religiöse Mystik gehört also teilweise hierher."

Hervorzuheben ist an dieser Begriffsbestimmung, daß Eudämonismus nicht mit Hedonismus als kurzfristiger Lustmaximierung und auch nicht mit rücksichtslosem, gemeinschaftschädigenden Egoismus verwechselt werden darf! Nichtsdestoweniger haben die christlichen Kirchen größte Schwierigkeiten mit dem individuellen Streben nach Glück: So verzeichnet - um nur ein kleines Indiz anzuführen - das Standardwerk der evangelischen Theologie, die "Theologische Real-Enzyklopädie" (TRE), die Begriffe "Glück" oder "Eudämonismus" gleich überhaupt nicht! Glücklicherweise gibt es auch weniger bornierte Stimmen innerhalb der christlichen Theologie, die im Streben nach individueller Glückseligkeit ein völlig legitimes Anliegen des Menschen sehen: "Es geht nicht an, sich auf die These zu versteifen, daß Seligkeit wohl das letzte Ziel der menschlichen Tätigkeit ist, in keiner Weise jedoch ein wenn auch untergeordnetes Motiv sein darf."

"Wenn sich eine neue Epoche der Religiosität in unserer Gegenwart andeutet, dann in diesem Miteinander von Weltoffenheit und Innerlichkeit. Und wenn die Menschheit eine neue Form der Spiritualität dringend braucht, dann wiederum dieses Ineinander von Weltgestaltung und Selbstfindung. Der wache Mystiker, der verinnerlichte Realist ist der Homo religiosus der Zukunft." Georg Schmid

Der Auswahl der Stichprobe lag der Gedanke zugrunde, daß gerade bei der Frage nach dem Wandel der letzten Sinnhorizonte und religionsanalogen Erlebnisweisen nicht so sehr der aktuelle Ist- Zustand unserer Gesellschaft als vielmehr "das heiße Zentrum" der Werteevolution ins Visier zu nehmen sei. Nicht etwa weil die Minderheiten der okkult, beziehungsweise esoterisch interessierten Jugendlichen und Erwachsenen im öffentlichen Diskurs der letzten Jahre einen vergleichsweise breiten Raum eingenommen haben, wurden sie in unser Forschungsdesign an prominenter Stelle einbezogen. Sondern weil es eine in der Sozialgeschichte immer wieder zu machende Beobachtung ist, daß Minderheiten als Trendsettern entscheidende Bedeutung zukommt.

Thomas Wind und Carlo Sommer etwa analysierten die schleichende Einflußnahme unbeirrter Minderheiten am Stilwandel der Jugendästhetik: durch hartnäckiges Beharren und kompromißlose Offensive konnte z. B. der Minderheitenstil "Punk" ästhetischen Einfluß bis ins Establishment gewinnen. Auch die "konservative Kaufmannsgattin" verdankte ihre flotte hochgestellte Kurzhaarfrisur mit der frechen Strähne oder auch die schwarze Lederhose den Punks: "Unsere Dame der Gesellschaft hat das nur selbst nicht mitgekriegt. Sie findet die Punks weiterhin widerwärtig."

Ein zweites Beispiel für die allmähliche Übernahme von ursprünglich "ausgeflippten" Minderheitspraxen durch die Mehrheit ist die "freie Liebe" der Hippies und 68er: Zwar haben wir heute keine allgemeine freie Sexualität, aber ein Pärchen ohne Trauschein wird heute von Vermietern und Hotelportiers anstandslos akzeptiert. Ein dritter Beleg wäre die rasante Einbürgerung des Umweltschutzgedankens: Innerhalb eines knappen Jahrzehnts wurde er von einer nachsichtig belächelten Marotte weniger ökologischer Fundis zu einem beherrschenden Thema (z. B. in Politik und Produktwerbung).

Gerade hinsichtlich der grundlegenden Veränderungen zentraler Lebensorientierungen hat auch der Jugendforscher Rudolf Tippelt darauf hingewiesen, "daß der öffentlich sichtbare Wandel der Wertvorstellungen kleiner Minderheiten von einem wesentlich größeren Potential ,verhaltensunauffälliger' Jugendlicher sympathisierend mitgetragen wird."

Das Überleben der Menschheit ist für Ervin Laszlo in erster Linie eine systematische und in der Folge eine ethische Frage. Ihm geht es darum, die Menschheit als System in ein Stadium zu bringen, wo sie sich weiterentwickeln kann. Um die Existenz der Spezies zu sichern, muß die Reaktion der Einzelnen auf Bedrohungen radikal verkürzt werden. Zwar existieren die technischen Voraussetzungen, aber sie taugen nicht dazu, die notwendigen Informationen der Mehrheit der Menschen zu vermitteln. Wir dokumentieren ein von Klaus Burmeister und Weert Canzler geführtes Gespräch mit Prof. Ervin Laszlo, das im Juli-Heft von "ZUKÜNFTE" (Gelsenkirchen) erschienen ist. Laszlo ist vor allem als Mitbegründer des "Club of Rome" bekannt.

Und im Blick auf Religion hatte Ingrid Riedel bereits 1976 ein Modell des Wandels in drei Schritten entworfen, das Nipkow 1981 zustimmend aufgriff: "Der Phase des Entwurfs von Elementen einer Gegenkultur durch Minderheiten folgt die Phase der Auseinandersetzung mit der dominierenden Gesellschaftsmehrheit und vielleicht darauf die Phase der langsamen Übernahme einzelner Elemente, weil diese die Werte darstellen, die von allen entbehrt werden und daher untergründige Faszination ausüben."

Auf diesem Hintergrund wurde in den "Häretikern", wie sie in der vorliegenden Untersuchung genannt wurden, Repräsentanten der fortgeschrittensten religiösen Bewußtseinsbildung vermutet. Und ich denke, die in diesem Band vorgestellten Befunde können als Belege dieser Annahme gelesen werden. Ich erinnerte - Pars pro Toto - nur noch einmal an die immer wieder deutlich werdende extreme Ich-Bezogenheit und das hohe Selbstreflexionsniveau dieser Gruppe, die als Reflex des gesellschaftlichen Individualisierungsschubes auf der Ebene der Bewußtseinsbildung anzusehen sind. (. . .)

Nicht zuletzt hat der Diskurs des radikalen Konstruktivismus hier bereits am nachhaltigsten Eingang in die Alltagswelt gefunden. Die These also, daß auch die vermeintlich empirische Welt immer die Welt ist, die wir selbst machen, indem wir sie denken, wird hier immer wieder vertreten. Daraus resultiert nicht nur der gleichsam spielerische Umgang mit der Frage nach dem Sinn des Lebens, sondern beispielsweise ebenfalls die Auffassung des Gebets als bewußter Autosuggesion oder die ins Positive gewendete Projektionsthese der Religionskritik insgesamt. Diese besagt in der modifizierten Form, daß religiöse Mythen zwar in der Tat selbstgeschaffene Lebenshilfen sind. Da das Bedürfnis nach diesen Hilfen aber als anthropologisch vorgegeben angesehen wird, ist die Konsequenz nicht Abschaffung, sonder Neu- und Selbstschaffung von Religion. Die folgende Einsicht eines der schärfsten Religionskritiker des letzten Jahrhunderts hat heute offenbar die Lebenswelt erreicht - zumindest ihre fortgeschrittensten Exemplare:

"Die eine, gewiss hohe Stufe der Bildung ist erreicht, wenn der Mensch über abergläubische und religiöse Begriffe und Aengste hinauskommt und zum Beispiel nicht mehr an die lieben Englein oder die Erbsünde glaubt, auch vom Heil der Seelen zu reden verlernt hat; ist er auf dieser Stufe der Befreiung, so hat er auch noch mit höchster Anspannung seiner Besonnenheit die Metaphysik zu überwinden. Dann aber ist eine rückläufige Bewegung nöthig; er muss die historische Berechtigung, ebenso die psychologische in solchen Vorstellungen begreifen, er muß erkennen, wie die grösste Förderung der Menschheit von dorther gekommen sei und wie man sich, ohne eine solche rückläufige Bewegung, der besten Ergebnisse der bisherigen Menschheit berauben würde." Friedrich Nietzsche

Während Religion in der "Häretiker"- Gruppe also wieder in den Blick rückt, ist sie bei den Kirchennahen noch unbefragt alltagsprägend. Im Milieu der missionarisch-biblisch Kirchennahen als "Lebensleitfaden", der Halt, Geborgenheit und nicht zuletzt Heimat in einer homogenen Kleingruppe gewährleistet. Im Milieu der politisch-diakonisch Kirchennahen als eher selbstgewählter, fragiler Symbolrahmen für die Bearbeitung der eigenen Lebenserfahrung. Während also insbeondere die Gruppe der missionarisch-biblischen Fundamentalisten ein Reservat vormodernen Bewußtseins zu repräsentieren scheint, manifestiert sich in der "häretischen" Religiosität eine typisch postmoderne Geisteshaltung.

Die große Bedeutung, die der Religion (noch oder wieder) in den Spezialstichproben der "Häretiker" und der Kirchennahen zukommt, sollte freilich nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, daß die sog. "normalen" Jugendlichen von Religion ganz überwiegend nicht viel wissen wollen. Auch dies muß als zentrales Ergebnis dieser Studie festgehalten werden:

Die Religionskritik eines Feuerbach, Marx oder Freud und der Glaube an die Wissenschaft prägen heute das Denken des Durchschnittsmenschen in wohl noch nie dagewesenem Maße. Überprüfbarkeit im Sinne des wissenschaftlichen Experiments und Machbarkeit sind zentrale Koordinaten des diesseitsorientierten Weltbildes, vor denen metaphysische und theologische Spekulationen einen schweren Stand haben. Und dies gilt für das überkommene Religionssystem genauso wie für die Auswüchse der neuen spirituellen Szene. Desinteresse, Mitleid und Spott allen derartigen Angeboten gegenüber scheinen weit verbreitet. Genauso denen gegenüber, die ihr Heil von einem vor 2000 Jahren gestorbenen Menschen mit großem Redetalent abhängig machen, wie denen gegenüber, die eine stumpfe Rasierklinge unter eine Drahtpyramide legen und meinen, sie werde dadurch nach vier Wochen wieder scharf. Die Diesseitigkeit der Wertmaßstäbe (Eudämonismus) und das Ideal der vermeintlichen mentalen Autarkie des autonomen Individuums, das nur glaubt, was durch die eigene Erfahrung (bzw. stellvertretend durch die Wissenschaft) verifizierbar ist, prägen den durchschnittlichen Alltagsglauben.

Gesetzt, wir leben dennoch in einer Zeit des welthistorischen Epochenumbruchs, wie es die Rede vom Wassermannzeitalter postuliert, so sollte es nicht verwundern, daß das neue Bewußtsein nicht als fix und fertige, konsistente Gestalt auftritt. Daß es vielmehr in einer Gemengelage aus Altem und Neuem, aus Fortschritt und Regression, aus Abstrusitäten und echten Transformationen den Boden der Weltgeschichte betritt. (. . .)

"Es ist so gewiß als wunderbar, daß Wahrheit und Irrtum aus einer Quelle entstehen; deswegen man oft dem Irrtum nicht schaden darf, weil man zugleich der Wahrheit schadet." Goethe

"Das Licht Gottes scheint jedenfalls nicht in irdische Finsternis, sondern mitten in große irdische Helle."

Hans Otto Wölber

Das Licht ist von jeher ein Lieblingsobjekt religiöser und philosophischer Metaphorik gewesen. Noch die Epoche der Vernunft und der Religionskritik benannte sich nach ihm "Aufklärung" (engl. "enlightenment"; frz.: "les lumières"). Und wenn der evangelische Theologe und spätere Bischof Wölber 1959 die "große irdische Helle" beklagte, dann waren ihm gerade die Früchte der Aufklärung, der von allen traditionellen Fesseln befreiten Ratio, ein Dorn im Auge.

Die entfesselte Vernunft, die auch vor den christlichen Dogmen nicht Halt machte, war, das mußte Wölber seinen empirischen Daten damals bereits unzweideutig entnehmen, vom Königsberger Katheder inzwischen in die Alltagswelt der Großstadt heruntergestiegen. Hans Otto Wölberts Appell zum sacrificium intellektus, zum Opfer des Zweifels zugunsten des Glaubens indessen, das zeigen u. a. die in diesem Buch vorgestellten Ergebnisse, hat sich die Jugend offenbar nicht sehr zu Herzen genommen.

Dennoch sind wir Zeugen einer im Vergleich zu den 50er Jahren dramatisch veränderten Situation. Denn es ist heute nicht mehr die kalte Vernunft, die sich nach Licht sehnt und dabei das Gehäuse des Glaubens notwendig hinter sich läßt. Folgerichtig wird heute von einer angeschlagenen Theologie auch nicht mehr vorrangig die Ratio für den Abfall der Menschen vom Glauben verantwortlich gemacht. Vom Kältestrom nüchterner Verlichtung hat die Menschheit offenbar vorerst genug. Heute ist es eher die darbende Seele, die, von traditionellen kirchlichen Angeboten wie im modernen Arbeits- und Medienalltag gleichermaßen vernachlässigt, sich ans Licht des Tages sehnt und deren Erfahrungshunger in der boomenden Psycho-, Selbsterfahrungs- und Ausdrucks-Workshop-Szene von der traditionellen kirchlichen Apologetik perhorresziert wird.

Wir erleben offenbar am Ende des 20. Jahrhunderts eine tiefgreifende Krisis des einseitigen Rationalismus, der seinen Ursprung im Leben, im Gefühl, im Drang vergaß. Diesen Ursprung mahnen nicht nur manchem vielleicht suspekte Denker wie Schopenhauer und Nietzsche an, sondern auch unverdächtigere, zeitgenössische Beobachter unterschiedlichster Provenienz. Da mir in der Dialektik von Vernunft und Nicht-Vernunft sozusagen der Universalschlüssel zum Verständnis von Religion und Philosophie zu liegen scheint, greife ich diesen Gedanken noch einmal auf: z. B. bei Adorno kann man lernen, daß auch die Ratio letztlich im Irrationalen wurzelt, daß ohne Bedürfnisse und Sehnsüchte das vermeintlich so sinnlichkeitsfreie, "reine" Denken gar nicht zustande käme. Ihm fehlte schlicht die Existenzgrundlage.

"Wenn wir gar nicht aus Bedürfnis mehr denken, wenn wir also so denken, daß aus unseren Gedanken das wishful thinking, der Wunsch als Vater des Gedankens, ganz und gar unterdrückt ist, dann können wir eigentich überhaupt nichts mehr denken. Weil wir dann über das, was ist, gar nicht mehr hinausreichen, weil wir das bloß Seiende dann gar nicht mehr zu transzendieren vermögen."

Und Alfred Lorenzer, ein bedeutender Sozialpsychologe unserer Tage, widmete dem religiösen Symbolsystem als dem traditionell wichtigen Ausdrucksfeld der affektiven, vorrationalen Bedürfnisse des Menschen, eine spannende Studie. Selbst Psychoanalytiker und erklärter Atheist, schreibt er:

"Die ,innere Transzendenz' des Menschen, die Verankerung seines Erlebens, Denkens und Handelns im ,Jenseits vom Rationalen' ist in den religiösen Mythen sinnlich angemessener aufbewahrt als in den metapsychologischen Konstruktionen der Psychoanalyse."

Freilich muß Lorenzer dann den großen christlichen Konfessionen gerade die Preisgabe dieser, der "inneren Transzendenz" angemessenen Symbol- und Ritualangebote zum Vorwurf machen: sofern der christliche Glaube sinnlich erlebbare und der expressiven Handlung Raum gebende Möglichkeiten enthielt, wurden sie im Protestantismus von Anfang an und im Katholizismus entscheidend im Zuge des Zweiten Vatikanischen Konzils ausgemerzt - zugunsten einer vordergründigen Rationalisierung, die Lorenzer als faktische Unterwerfung unter die Diktatur der instrumentellen, halbierten Vernunft kritisiert.

Wo sich das "amtliche" Christentum solcherart des Schlüssels zum Herzen der Menschen begibt, nimmt es kaum Wunder, daß die Erschließung des emotionalen Innenraums sich heute größtenteils außerhalb christlicher Zusammenhänge realisiert. Allenthalben und unübersehbar wird zur Wiederentdeckung des "inneren Auslands" geblasen, zu Selbstverwirklichung und Selbsterfahrung, zur "Entdeckung des inneren Reichtums", zur "Reise ins Ich" etc.

Von "Durch die Fußsohle zum Selbst" bis zu "Tiefschneefahren als Selbsterfahrung" umfaßt die Angebotspalette so gut wie alle Lebensbereiche, selbst ein "transformatorisches Bordell" wird mittlerweile (in Dieter Duhms "Projekt Meiga") offeriert. Kurzum: Von "Aufklärung" redet heute - zumindest auf "freier Wildbahn", sprich: in der Alltagswelt - kaum noch jemand. Die Discotheken heißen heute "Karma", die Popbands "Nirvana" und die Buchläden - und damit sind wir wieder zur Lichtmetaphorik zurückgekommen, "Lichtblick".

"Erleuchtung" (nicht mehr "Aufklärung") ist das neue Zauberwort, die "Begegnung mit dem göttlichen Licht" wird versprochen und das Neue Zeitalter firmiert inzwischen unmißverständlich als "Light Age". Bei aller begründeten Skepsis gegenüber den Ansprüchen und Verirrungen der erklärten Jünger des "Wassermannzeitalters" sollten wir diese Zeichen der Zeit nicht vorschnell als modische Torheiten abtun. Immerhin begann auch die Weltherrschaft jener geistigen Vormacht, deren Auflösung uns heute verunsichert, zunächst "unterirdisch" und skandalös und von niemandem ernst genommen: "Sueton schreibt in seiner Biographie des Kaisers Claudius: "Zu jener Zeit erregen die Juden auf Anstiften eines Gewissen Chrestus in Rom Streitereien und Verdruß und mußten deshalb ausgewiesen werden.' Sueton war allerdings kein genialer Durchleuchter der Historie wie etwa Thukydides, sondern bloß ein ausgezeichneter Sammler und Erzähler von welthistorischem Tratsch, eine geschmackvolle und fleißige Mediokrität, aber gerade darum erfahren wir aus seiner Bemerkung ziemlich genau die offizielle Meinung des damaligen gebildeten Durchschnittspublikums über das Christentum: man hielt es für einen obskuren jüdischen Skandal. Und doch war das Christentum damals schon eine Weltmacht. Seine ,Wirkungen' waren längst da und verstärkten sich mit jedem Tag; aber sie waren nicht greifbar und sichtbar." Bereits Egon Friedell, dem wir diesen Hinweis verdanken und dessen "Kulturgeschichte der Neuzeit" sich immer neu als zuverlässiger Führer durch das Dikkicht der Geistesgeschichte erweist, endete 1931 sein 1500seitiges Opus magnum hellsichtig mit dem Hinweis auf das Ende der Vorherrschaft der äußeren, materiellen Wirklichkeit und mit der These von der zunehmenden Bedeutung der Innenwelt, des "Lichts von der anderen Seite":

"Das nächste Kapitel der europäischen Kulturgeschichte wird die Geschichte dieses Lichtes sein."

Rendels M30-Faustballer wurden bei den "Westdeutschen" nur Fünfter Traum von deutschen Meisterschaften geplatzt Mißlungener Auftakt / Im Halbfinale am letztjährigen Sieger Duisburg die Zähne ausgebissen

Die Faustballer des TV Rendel werden nicht an den Deutschen Seniorenmeisterschaften der Klasse M 30 teilnehmen. Die Hoffnungen der Rendeler auf einen Titel zerplatzten bei den "Westdeutschen", die in Ennepetal ausgetragen wurden. Dort belegten sie nur den fünften Rang und schieden somit aus.

Bereits der Auftakt ging für die Rendeler Truppe um Spielertrainer Harald Damovsky gehörig daneben: Gegen den vermeintlichen Außenseiter TUS Halden- Herbeck setzte es unerwartet eine 22:25- Niederlage. Doch mit einer guten Leistung gegen den ehemaligen Ligarivalen DJK Oberwesel und einem 33:26-Erfolg holten die Rendeler die "Kastanien" wieder aus dem Feuer. Gegen Gruppensieger TSG Benrath boten die Rendeler zwar eine ansprechende Leistung, doch die technisch versierten Rheinländer setzten sich mit 30:25 durch und sicherten sich den direkten Einzug ins Halbfinale.

Da die Rendeler ebenso wie Halden- Herbeck und Oberwesel (alle 2:4 Punkte) hinter Benrath rangierten, mußte eine Entscheidungsrunde ausgetragen werden. Diese entschieden die Rendeler zu ihren Gunsten. Als Gruppenzweiter trafen sie jedoch im Halbfinale überraschend auf den letzjährigen Westmeister TKD Duisburg. Die Duisburger boten gegen Rendel ein hervorragendes Spiel, siegten mit 33:29 und warfen damit den TV Rendel aus dem Rennen um die Deutsche Meisterschaft. Der abschließende 34:25-Sieg im Spiel um Platz fünf über Oberwesel spendete den Rendelern sicher nur wenig Trost. Nun gilt es für die Rendeler im neuen Jahr einen weiteren Anlauf zu unternehmen.

TV RENDEL: Harald Damovsky, Dr. Michael Wittich, Gerit Schnierle, Frank Röger, Klaus Schmid, Hartmut Sadlowski, Kahrlheinz Hoos. jbp

Zur Blutspende bittet DRK nach Diedenbergen

HOFHEIM. Eine harte Zeit fürs Rote Kreuz ist die Sommerzeit. Denn wenn viele Bürger in Ferien sind, ist es für die Sanitäter schwierig, genügend Freiwillige für die Blutspende-Termine zu finden. Dabei richtet sich der bundesdeutsche Bedarf von rund 4600 Blutspenden wöchentlich keinesfalls nach Ferienplänen.

Um einen Versorgungs-Engpaß im Sommerloch vermeiden zu helfen, ruft die DRK-Ortsvereinigung Diedenbergen für Mittwoch, 29. Juli, zum Blutspenden auf. Spendewillige im Alter zwischen 18 und 65 Jahren können von 17 bis 20 Uhr ins Alte Rathaus Diedenbergen kommen. Anschließend sind sie zu einem kleinen Imbiß am Brunnen eingeladen. ubk

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Am Montag beginnt die Schule Termine für die Kinder in Karben und Niddatal

KARBEN. Die Selzerbachschule nimmt den Unterricht für die zweiten bis vierten Schuljahre am Montag, 3. August, wieder auf. Für die evangelischen und katholischen Kinder ist um 8.15 Uhr ein Schulanfängergottesdienst in der evangelischen Kirche Klein-Karben und in der katholischen Kirche St. Bonifatius vorgesehen. Der Schulbus fährt um 8 Uhr ab Bushaltestelle Rendel. Der eigentliche Untericht beginn um 9.40 Uhr und endet um 11.30 Uhr.

Die Schulanfänger werden am Dienstag, 4. August, um 10.30 Uhr in der Aula mit einer kurzen Feier begrüßt. Für die Anfänger aus Klein-Karben ist um 9.15 Uhr ein ökumenischer Gottesdienst in der katholischen Kirche vorgesehen.

Für die Rendeler Schulanfänger gibt es erstmalig einen Gottesdienst um 9 Uhr in der evangelischen Kirche.

Der Schulbus für die Rendeler fährt um 10.15 Uhr an der Haltestelle "Am Hain" ab und um 11.30 Uhr zurück von der Selzerbachschule nach Rendel.

NIDDATAL. Am 3. beziehungsweise 4. August beginnt auch für die Niddataler Schulanfänger der Ernst des Lebens. Am Montag, 3. August, lädt die Schule Bönstadt zunächst um 10.30 Uhr zu einem Gottesdienst für Schulanfänger und deren Angehörige in der evangelischen Kirche ein, und um 11.15 Uhr findet die Einschulung statt.

Die Schule Assenheim bietet am Dienstag, 4. August, um 9 Uhr einen ökumenischen Gottesdienst für Schulanfänger und deren Angehörige in der evangelischen Kirche Assenheim an. Die Einschulung in der Aula der Geschwister- Scholl-Schule beginnt um 9.45 Uhr.

Ebenfalls am Dienstag, 4. August, werden die Schulanfänger/-innen in Kaichen um 10.30 Uhr einen Gottesdienst in der evangelischen Kirche besuchen können. Die Einschulung findet um 11.15 Uhr statt.

Für die Klassen drei bis zehn findet in den Niddataler Schulen der Unterricht von 8.30 bis 11.10 Uhr statt. In allen Ortsteilen fährt um 8.15 Uhr ein Sonderbus zu den jeweiligen Schulen für Kinder der dritten Klassen. Dieser Bus wird von einer Lehrkraft begleitet.

Zwei weitere Busse holen die Schüler der Klassen vier bis zehn ab. Auch diese Busse fahren um 8.15 Uhr mit Halt an der Görbelheimer Mühle ab. hm

Dackelkampf

Im Park stehen sie, zwei ältere Damen und halten vergnügt ihren Plausch. Der Rauhhaardackel mit Namen Friedhelm zu ihren Füßen zeigt sich wenig begeistert, ihn drängt es weiter. Doch Frauchen ist eigenwillig, will nun mal tratschen. Als es endlich weitergehen soll, beweist Friedhelm seine edle Herkunft: Stolz bleibt er stehen. Frauchen zieht und zerrt an der Leine. Für Friedhelm eine Herausforderung: Er stemmt seine durchtrainierten Dackelbeine in den Kies und gewinnt das Tauziehen.

Leider ist die alte Dame schlecht im Verlieren, mit der Hand gibt's was auf den Dackelhintern. Friedhelm nimmt es gelassen, legt sich auf den Rücken und zeigt seine Spielbereitschaft. Erst als Frauchen die Hundeleine fortwirft und entnervt ruft, "dann bleib' doch da", folgt er ihr eiligst.

Schade Friedhelm. Konntest du nicht länger durchhalten? Nur noch ein paar Augenblicke, und ich bin mir sicher, deine Besitzerin hätte dich nach Hause getragen. Ihr Bastian

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Funkkolleg dreht sich um den Menschen

MAIN-TAUNUS-KREIS. Ein Funkkolleg "Der Mensch - Anthropologie heute" bietet die Volkshochschule in Zusammenarbeit mit vielen Rundfunksendern an. Das Weiterbildungsangebot für Lehrer, Schüler, Studenten und Berufstätige umfaßt 30 Radio-Kollegstunden und kostet 124,80 Mark. Zum Abschluß gibt es ein Zertifikat, das von den Ministerien der Länder anerkannt ist.

Interessenten können sich beim Funkkolleg-Zentralbüro in der Robert-Mayer- Straße 20, 6000 Frankfurt 90, anmelden. Es ist telefonisch zu erreichen unter den Nummern 0 69 / 79 82 556 und 77 28 69. Meldeschluß ist der 30. September. ubk

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Süskinds "Die Taube" dramatisiert

EDINBURGH. Patrick Süskinds Erzählung "Die Taube" ist von John Harvey dramatisiert worden. Diese Bühnenfassung wird in einer Inszenierung Luka Irwins bei den diesjährigen Edinburgher Festspielen am 17. August uraufgeführt und danach bis zum 29. August zu sehen sein. fr

Kaum bekannte Paisiello-Oper GELSENKIRCHEN. Das Musiktheater im Revier bringt am 10. April Giovanni Paisiellos Singspiel "Nina oder Wahnsinn aus Liebe" zum ersten Mal seit der deutschen Erstaufführung im Jahre 1793 in einer Inszenierung Karin Maukschs heraus. Alfred Schnittkes "Leben mit einem Idioten" wird, inszeniert von Friedrich Meyer-Oertel, zusammen mit Wuppertal produziert. Die Spielzeit beginnt am 3. Oktober mit der verschobenen Premiere von Mozarts "Don Giovanni" in der Regie Dietrich Hilsdorfs. Außerdem stehen Benjamin Brittens "Tod in Venedig", Bizets "Carmen" und Verdis "Ein Maskenball" auf dem Programm sowie - im Kleinen Haus - Purcells "Dido und Aeneas" zusammen mit einem noch zu bestimmenden weiteren Einakter. Außerdem sind die Operette "Der Zigeunerbaron" von Johann Strauß und das Musical "Non(n)sens" von Dan Goggin vorgesehen. fr

Cranach-Preis an Furtwängler KRONACH. Der mit zehntausend Mark dotierte Lukas-Cranach-Preis der fränkischen Stadt Kronach wurde dem 54jährigen Maler Felix Furtwängler (Dietratried/Allgäu) zuerkannt. epd

Märkische Stipendien ausgeschrieben ALTENA. Die Märkische Kulturkonferenz vergibt in diesem Jahr wieder drei Stipendien in Höhe von je 24 000 Mark für die Bereiche Bildende Kunst, Musik und Literatur. Abgabetermin von Bewerbungen ist der 5. Oktober (Informationen bei Märkische Kulturkonferenz, Bismarckstraße 15, 5990 Altena). fr

Im Jahr der

ersten documenta

Die Lebenskultur im Jahr 1955

KASSEL. Wie Phönix aus der Asche, so erstand das zerstörte Kassel nach dem Krieg neu: Nicht nach historischem Vorbild, sondern im modernen Stil wurden Wohn- und Geschäftshäuser in der Innenstadt wiederaufgebaut. "Schon heute eine Stadt von morgen", lobte eine Zeitung in den fünfziger Jahren gar. Doch so neu, wie es schien, war ihr Outfit nicht: Die Treppenstraße beispielsweise - für viele Inbegriff der Innenstadtgestaltung in den "Fünfzigern" - hatten Planer schon 1944 für die Gauhauptstadt Kassel erdacht. Das dokumentiert eine Ausstellung, die noch bis Mitte Dezember im Kasseler Stadtmuseum zu sehen ist. "Kassel 1955 - die Stadt im Jahr der ersten documenta" ist der Titel dieser Schau, die Alltags- und Lebenskultur vor rund vierzig Jahren beschreibt.

Zu sehen sind da unter anderem die unvermeidlichen Tütenlampen und Salzstangenständer, Haushaltsgeräte, Mopeds, Radios und Fernseher. Daneben trugen die beiden Ausstellungsmacher Alexander Link und Christian Bromig aber auch alte Plakate, Filme und Zeitungsartikel zusammen, die das öffentliche und politische Klima jener Zeit beleuchten. Denn ihnen ging es nicht um einen nostalgischen Rückblick auf die "Fünfziger". Sie versuchten, Traditionslinien sichtbar zu machen: Krieg und Nationalsozialismus - das verdeutlicht die Kasseler Ausstellung - haben ihre Spuren bis heute in Kassel hinterlassen. Nicht nur in der Treppenstraße.

Deshalb gingen die Ausstellungsmacher über das Geburtsjahr der documenta, in dem auch die Bundesgartenschau erstmals in Kassel zu Gast war, weit hinaus: Wer den ersten Stock des Stadtmuseums betritt, steht zunächst vor einem Modell der zerstörten Stadt. Und durch einen dunklen Tunnel, vorbei an einem Care-Paket, ersten Proklamationen der Militärregierung und einer Tasche, in die das Parteiabzeichen eines NSDAP-Mitgliedes eingenäht war, erschließen sich die Ausstellungsräume.

Drinnen erwarten den Besucher die Symbole des "Neu"-Anfangs: Ein aus Ziegelbröckchen gegossener Hohlstein und zahlreiche Fotos von neuen Geschäftshäusern stehen für den Wiederaufbau. Eine Ausgehuniform und der Aufruf zu einer Protestdemonstration erinnern an die Wiederbewaffnung der jungen Republik. Werbeplakate und Geräte aus der Produktion Kasseler Firmen dokumentieren den wirtschaftlichen Neubeginn.

Und das neue Design wird hier durch die Wohnzimmereinrichtung eines Kasseler Bauunternehmers, das Interieur einer Bar und Tapetenmustern - entworfen in der Kasseler Werkakademie - präsentiert. Eine besondere Bedeutung kommt in den fünfziger Jahren dem Kino zu. Wie Pilze schossen die Lichtspielhäuser in jener Zeit auch in Kassel aus dem Boden, wie zahlreiche Außen- und Innenaufnahmen dieser neuen Paläste der Unterhaltung belegen. Attraktion der Ausstellung ist indes ein Pavillon mit stilgerechter Stoffbespannung und der geschwungenen Leuchtschrift des erst kürzlich geschlossenen "Bambi"-Kinos.

1955 - das war für Kassel aber auch das Jahr der ersten documenta und der Bundesgartenschau. Diesen Ereignissen sind deshalb zwei eigene Abteilungen der Ausstellung gewidmet. Alte, dann doch nostalgisch anmutende Fotos zeigen Frauen in Blümchenkleidern vor der Blumenpracht in der Aue. Und in die erste internationale Kunstausstellung Kassels, die den im Nationalsozialismus geschmähten Künstlern und ihren Werken gewidmet war, gewährt das Stadtmuseum nicht nur fotografische Einblicke: Die einfache Ausstellungsarchitektur im damals noch zerstörten Fridericianum - graue Plastikfolien und Stellwände aus geweißten Dämmplatten - wurde hier nachgestellt.

Die fünfziger Jahre waren für die zerstörte Fuldastadt, wohl mehr noch als anderswo, also eine Periode des Aufbruchs. Allerdings nicht in jeder Hinsicht eine Periode des Neuanfangs, wie die Ausstellung belegt.

Als Dokument einer wohl eher konservativen Grundhaltung mag da auch das Ergebnis einer Umfrage von Allensbach gelten: Danach konnten sich nur sieben Prozent der befragten Frauen für eine Wohnungseinrichtung im neuen, nüchternen Stil erwärmen. Die meisten von ihnen bevorzugten dagegen eine gemäßigte Form des typischen 50er-Jahre-Designs oder sogar die üppigen, runden Formen des Gelsenkirchener Barocks.

ELKE BOCKHORST

Die Ausstellung im Stadtmuseum, Ständeplatz 16, ist dienstags bis freitags von 10 bis 17 Uhr, samstags und sonntags von 10 bis 13 Uhr geöffnet. Der begleitende Katalog kostet 25 Mark.

"Commitments" unter freiem Himmel zu sehen

HATTERSHEIM. Den täglichen Frust reagieren sie an ihren Instrumenten ab, die Musiker der Band "The Commitments". Von ihnen erzählt der gleichnamige Film, der am kommenden Freitag, 31. Juli, im Open-air-Kino im Hattersheimer Jugendzentrum, Mainzer Landstraße, zu sehen ist.

Der Streifen schildert den Werdegang der Gruppe, einer Handvoll Figuren aus dem unteren Viertel der irischen Hauptstadt Dublin. "Sie packen E-Gitarre, Trompete und Background-Singers zu einem Groove zusammen, der den Schaum vom Guinness pustet", heißt es in der Ankündigung des JuZ. Bevor der Film über die Leinwand flimmert, ist noch ein Grillfest angesagt. Und das beginnt um 19 Uhr. kkü

Bretonen spielen auf dem Dudelsack

HOFHEIM. Der Bagad "Cap Caval", ein bretonischer Spielmannszug, tritt am Sonntag, 2. August, von 11 Uhr an im alten Wasserschloß auf. Die "Bagaou" stammen von den schottischen Pipe-Bands ab und sind typische Musikgruppen aus der Bretagne, heißt es in einer Pressemitteilung aus dem Rathaus. Die französische Band nimmt jeden Sommer an Volksfesten und Festspielen teil und macht diesmal auch Station beim Hofheimer KreisStadtSommer.

Eine kleine Kostprobe ihres Könnens werden die jungen Musiker mit Dudelsäcken und Schlaginstrumenten bereits am Samstag, 1. August, in der Hofheimer Innenstadt geben. Betreut wird die Gruppe vom Deutsch-Französischen Club.

Der Eintritt zu dem Konzert am Sonntag ist frei. Bei Regen spielt sich alles in der Stadthalle ab. Und natürlich gibt es auch ein paar Spezilitäten fürs leibliche Wohl: Crêpes und andere Leckereien. ubk

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Umstrittener König Johann Strauß und das Problem der Popularität

BAD HOMBURG. Seinen Verehrern ist er ein König, kaufmännisch denkenden Intendanten ein Zugpferd, den Autoren eines zweibändigen Musikatlas indessen ganze vier Zeilen wert. Johann Strauß (1825 - 1899), musikalischer Schöpfer des "Zigeunerbarons" und der "Fledermaus", nach deren Melodien alljährlich Tausende in der Silvesternacht ins neue Jahr tanzen. Ist solche Popularität ein Makel?

Am Beispiel des "Walzerkönigs" suchte Professor Albrecht Riethmüller (Berlin) kürzlich im Bad Homburger Kurzentrum eine Antwort auf diese selbst-gestellte Frage. Hochkarätige Wissenschaftler hatten sich zuvor in einem mehrtägigen Symposium in der Werner-Reimers-Stiftung versammelt. Und "damit die Bad Homburger auch mal sehen, was wir eigentlich machen" (Stiftungsleiter Konrad von Krosigk), lud man sie zum öffentlichen Vortrag dorthin, wo ansonsten bei Regenwetter die Kurkapelle spielt.

Riethmüllers Referat begann - nein, nicht mit einem Walzer - mit einer französischen Polka und einer wissenschaftlichen These: Die großen Symphonie-Orchester, die noch größeren Musikkritiker und die sonstigen Repräsentanten der E(rnsten)-Musik - sie alle verbannen Johann Strauß, den Sohn, aus ihrem Repertoire. Warum nur?

Der gebürtige Wiener lebte in der Ära des Glanz und Gloria der Kaiserzeit, erinnerte Riethmüller. Er komponierte eine Musik, die für diese Epoche repräsentativ war: leichte Musik, schieres Vergnügen. Wenn sie den Kaiser-Walzer hörten, habe es den Leuten damals unwiderstehlich in den Beinen gezuckt, versucht der Referent im nüchtern-strengen Kurzentrum nachzuempfinden.

Mit dem Niedergang der Monarchien und neuen gesellschaftlichen Verhältnissen aber sei die Kritik der Intellektuellen an solchen Tönen lauter geworden, meint Riethmüller. Ihnen seien die Glückseligkeit im Dreivierteltakt wohl eher verlogen vorgekommen, dem Zeitgeist zuwider.

Richtig oder falsch? Riethmüller läßt die Verehrer des "Walzerkönigs" zu Wort kommen. Richard Wagner beispielsweise soll den Schöpfer der "Nacht in Venedig" den "musikalischsten Schädel in ganz Europa" genannt haben. Und Arnold Schönberg, der Zwölftöner, habe den Operetten-Helden zwar nicht gelobt, aber beklaut: "Er verwendete Strauß'sche Themen, um seine Musik faßbarer zu machen." far/che

"Rödermark Rockt nachts" - aller guten Dinge sind zehn Am Samstag zum letzten Mal großes Festival auf der Bulau / Zum Jubiläum spielen drei Bands unter freiem Himmel

RÖDERMARK. Das Jubiläum ist zugleich das Finale. Das zehnte Festival des "alternativen zentrums" (AZ) mit dem im ganzen Rhein-Main-Gebiet klangvollen Namen "Rödermark Rockt Nachts" wird am Samstag, 1. August, von 18 Uhr an wieder Tausende Fans auf die Bulau lokken. Voraussichtlich aber zum letzten Mal. Das Open-air "Bulau '92" mit neuem Konzept hat Mitte Juni bereits seine Feuerprobe bestanden. Rockmusik wird auch künftig auf dem Festplatz ertönen, allerdings sollen auch Kleinkunst, Folk und Kultur für Kinder nicht zu kurz kommen.

Drei Bands spielen zum Jubiläums- Open-air, für das bei miserablem Wetter als Ausweichtermin der 15. August vorgesehen ist. Den Anfang macht "Jennifer's Tears". Nicht Technik, sondern Musikalität und ausgefeilte Arrangements zeichnen diese Rodgauer Band aus: eine Mixtur aus Rock, Pop und Jazz, angerührt von fünf Musikern um die Sängerin und Saxophonistin Sabine Hoffmann.

Von "Hands On The Wheel", der zweiten Band des Abends, könnte schon bald bundesweit die Rede sein. Noch im August erscheint nämlich bei einer großen Plattenfirma die zweite CD der Gruppe um Sänger Thomas Ripphahn, der in Australien aufwuchs und sich in England als Straßenmusiker durchschlug. "Hands On The Wheel", eine der musikalischen Überraschungen der Frankfurter "Kick '91", konnten sich nicht nur über zahlreiche positive Kritiken ihrer Promotion-CD "Restless Heart" freuen, sondern auch über einen zweiten Platz beim "Sony Talent Award" unter 1500 Bewerbern. Sie fusionieren kraftvoll Rock, Folk und Blues und klingen nach amerikanischer Weite und karger Steppenlandschaft - nur nicht wie eine deutsche Band. Die Ursprünge von Rock, Jazz und Blues kommen aus Westafrika. Genau von dort, aus Togo, kommt auch "Susu Bilibi", die als letzte Band bis Mitternacht mit traditionellen Rhythmen, Highlife, Afro-Rock und Reggae für Stimmung sorgen wird. Verschiedene Percussionselemente afrikanischen Ursprungs werden mit Gitarre, Baß, Tasteninstrumenten, Congas und Timbaletts ergänzt und bilden zusammen ein vielschichtiges Klangorchester. "Susu Bilibi", das ist pulsierende Energie und aufwühlende Emotion, urtümlich und unverfälscht. Aber auch die, denen Musik nur nebensächlich ist, können auf dem bunt illuminierten Waldfestplatz eine herrliche Sommernacht verbringen. Speisen und Getränke gibt es bar von Plastik, der Eintritt ist frei, Parkplätze stehen nur begrenzt zur Verfügung. Es empfiehlt sich also, zu Fuß oder per Drahtesel zu kommen. ttt Ob am ersten oder am letzten August- Wochenende, die Bulau kommt nicht zur Ruhe: "Rock im Busch" ist zum achten Mal übrigens - für Samstag, 29. August, angesagt, und als Veranstalter bietet das Jugendzentrum von 17 Uhr an die drei Gruppen "Into The Void", "Revolting Boil" und "Three o'Clock Heros" auf. Den Abschluß des Open-airs bildet diesmal der Film "Der kleine Horrorladen". Die Stadt honoriert die Initiative und steht für ein eventuelles Defizit gerade. ttt

Hahn mit Kieler Dialekt Bremer Stadtmusikanten als Figurentheater im Depot

OBERRAD. "Womit fängt ein Märchen an?" Jedes der Kinder im Bürgerhaus "Depot" an der Offenbacher Landstraße konnte die Frage des Puppenspielers Michael Staemmler beantworten: "Es war einmal..."

Das Figurentheater "Gingganz" spielte für Kinder ab vier Jahren das Märchen "Die Bremer Stadtmusikanten" mit Marionetten, Masken und Musik. So wie es im Grimmschen Buche steht, hatte Staemmler die schlicht und anschaulich erzählte Geschichte inszeniert: Eine alte Katze, die keine Mäuse mehr fängt; ein Hund, der nicht mehr zur Jagd taugt. Ein Esel, der keine Mehlsäcke mehr schleppen kann; und ein Hahn, der "der Köchin geradewegs aus der Pfanne gehopst" ist. Sie nehmen Reißaus vor ihren "Herren", die ihnen das Gnadenbrot verweigern. Sie beschließen, als Stadtmusikanten nach Bremen zu wandern, schlagen auf dem Weg dorthin Räuber in die Flucht und lassen sich im Räuberhaus nieder. In Bremen kommen sie nie an.

Die Tiere betreten als massiv geschnitzte, bunt bemalte Holzfiguren die Bühne. Sie werden an Drähten mit Holzgriffen bewegt; der Puppenspieler verschwindet dabei aber nicht hinter den etwas schmucklosen Kulissen. Vielmehr erzählt er, was sich nicht in Dialoge fassen läßt. Für die Tierfiguren hat er sich mit Phantasie, Erzähltalent und Sprachwitz einiges einfallen lassen. Esel, Hund, Katze und Hahn "synchronsiert" der Puppenspieler in jeweils eigener, charakteristischer Tonlage. Der Hahn etwa spricht mit hoher Stimme im Kieler Dialekt.

Aber Michael Staemmler läßt die Bremer Stadtmusikanten nicht nur reden; immer wieder machen sie ihrem Namen alle Ehre und singen ein "Wanderlied". Zum Ende der Vorstellung kann jedes Kind das Lied mitträllern. Der Erzähler spielt dazu Akkordeon.

Die Menschen, von Staemmler in grotesken Masken dargestellt, spielen in den "Bremer Stadtmusikanten" durchweg unrühmliche Rollen. Immer wieder wollen sie den Tieren an den Kragen. Aber schließlich sind wir im Märchen und es gibt, zur Freude des brav und andächtig lauschenden und zuschauenden Publikums, ein Happy-end. orf

zweistellige Millionenbeträge wurden genannt. Uschi Rüssmann meint besorgt: "Das müssen wir unbedingt auf die Reihe bringen. Wir haben ein Ziel vor Augen - die AW darf nicht untergehen." VOLKHARD KANTNER

Zeit arbeitet gegen Brokdorf Revisionsprozeß gegen Betriebsgenehmigung ist wahrscheinlich

Von unserem Redaktionsmitglied Karl-Heinz Karisch

FRANKFURT A. M., 26. Juli. Der Prozeß um die Betriebsgenehmigung des Atomkraftwerks Brokdorf muß möglicherweise neu aufgerollt werden, weil das Oberverwaltungsgericht Lüneburg (OVG) zwischen der Ablehnung einer Klage gegen den Atommeiler und der schriftlichen Urteilsbegründung gut fünf Monate verstreichen ließ. Einer der Richter hatte gesagt, er "könne sich angesichts des langen Zeitraumes zwischen Beratung und Zuleitung des Urteils . . . nicht mehr daran erinnern, ob die Urteilsgründe dem Beratungsergebnis entsprechen".

Im dem Fall hatte der in Brokdorf wohnende Meteorologe Karsten Hinrichsen gegen das Kieler Energieministerium als Genehmigungsbehörde für Brokdorf geklagt, weil er sich durch die Höhe der gestatteten radioaktiven Abgabewerte in seinem Recht auf körperliche Unversehrtheit verletzt sieht. Diesen seit 1986 dauernden Rechtsstreit hatte Hinrichsen vor dem OVG Lüneburg verloren. Eine Revision war nicht zugelassen worden. Dennoch dürfte der Kläger nach Meinung von Rechtsexperten mit seiner Beschwerde Erfolg haben, da das von ihm angerufene Bundesverwaltungsgericht den Zeitraum von über fünf Monaten zwischen Urteil und schriftlicher Begründung ebenfalls als zu lang ansieht.

Einem Beschluß zugunsten Hinrichsens steht aber nach Meinung der Richter die Praxis anderer Gerichtshöfe entgegen. Bundesfinanzhof, Bundesarbeitsgericht oder Bundessozialgericht lassen oft Zeiträume von einem Jahr und mehr zwischen Urteil und schriftlicher Begründung zu. Der "Gemeinsame Senat der obersten Gerichtshöfe des Bundes" soll nun die Rechtsfrage klären, wie lange der Zeitraum maximal sein darf.

Hinrichsen hofft, daß sich die Rechtsmeinung des Bundesverwaltungsgerichts durchsetzt. Erstens würden dadurch die Gerichtsverfahren in der Bundesrepublik beschleunigt, meint er. Zweitens rechne er sich gute Chancen aus, doch noch die Stillegung Brokdorfs durchzusetzen.

Ausstellung informiert über das Leben der Äbte Von den Anfängen mit Einhard bis Marcellinus II. Molitor aus Kastell

SELIGENSTADT. Anno 1792 wurde Marcellinus II. Molitor aus Kastell bei Mainz letzter Abt der Benediktinerabtei zu Seligenstadt. Grund genug für das Landschaftsmuseum und den früheren Ersten Stadtrat Hubert Post, aus Anlaß dieses 200. Jahrestages vom 12. bis 28. August in der Niederlassung Seligenstadt-Mitte der Sparkasse Langen-Seligenstadt die Ausstellung "Äbte von Seligenstadt - zu ihrer Geschichte und ihren Wappen" zu arrangieren.

Der erste Abt der Seligenstädter Benediktinerabtei war - bis 840 - Einhard, der Vertraute und Biograph Karls des Großen.

Das Kloster war um das Jahr 830 nach dem Tode von Einhards Gattin Emma gegründet worden.

In den nachfolgenden rund tausend Jahren lebten und wirkten mehr als 60 Äbte für das Kloster Seligenstadt. Seine Zeit ging zu Ende mit dem französischen Revolutionskrieg 1793 - 1801. Einquartierungen der verfeindeten Truppen zwangen Abt Molitor wiederholt zur Flucht.

Mit dem Frieden von Luneville 1801 fiel das Seligenstädter Kloster mit seinen Besitzungen an das Großherzogtum Hessen. Aufgelöst wurde die Abtei am 1. April 1803. Bis zu seinem Tode am 20. Januar 1815 wohnte Abt Marcellinus II. Molitor im Kloster.

Seine letzte Ruhe fand der letzte Abt der Benediktinerabtei in der benachbarten Einhardbasilika.

Die Ausstellung in der Sparkasse wird am Mittwoch, 12. August, um 16 Uhr von der Kreisbeigeordneten und Kulturdezernentin Adelheid D. Tröscher und vom Hausherrn Dr. Friedrich Hornbach eröffnet. ttt

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Kinos Hanau. Arabella: Mein böser Freund Fred (15, 17.30, 20 Uhr).

Central: Die Hand an der Wiege (15.15, 17.45, 20.15 Uhr).

Kino-Center im Grimm-Center: Kino I, Kino II und Kino III: Keine Meldung.

Palette: Feivel der Mauswanderer im Wilden Westen (15.15 Uhr); The Player (18 und 20.30 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Delicatessen (19.45 Uhr); Der Club der toten Dichter (22 Uhr).

Mühlheim. Augenblick: Batman's Rückkehr (20.15 Uhr).

Zeitlos: Die Hand an der Wiege (19.45 Uhr).

Gelnhausen. Pali: Batman's Rückkehr (15.30 und 20.15 Uhr).

Casino: Basic Instinct (20.15 Uhr). Beratung/Selbsthilfe Hanau. Selbsthilfe-Kontakt-Telefon 17 bis 20 Uhr, 25 55 00.

Treffen der Emotion Anonymous, Selbsthilfegruppe für seelische Gesundheit, 19.30 Uhr Dietrich-Bonhoeffer-Haus, am Goldschmiedehaus, Kontakt-Telefon 0 61 81 / 8 12 31 oder 3 97 26.

Beratung für Kriegsdienstverweigerer durch die kirchliche Beratungsstelle, 17.30 bis 19 Uhr Sozialhaus im Bangert.

Hanauer Hilfe Beratung für Opfer und Zeugen von Straftaten (montags bis freitags) 9 bis 18 Uhr, Telefon 2 20 26 und 2 48 71, Salzstraße 11.

Anonyme Beratung für straffällig gewordene Jugendliche und deren Eltern durch den Verein zur Förderung der Jugendgerichtshlfe, 15-18 Uhr, Tel. 1 58 56.

Sprechstunde pro familia 9 bis 12 und 17 bis 19 Uhr Vor dem Kanaltor 3, Telefon 2 18 54.

Sprechstunde der Lawine, Beratungsstelle für Betroffene von sexuellem Mißbrauch 10 bis 12 Uhr Nürnberger Straße 11, Telefon 25 66 02.

Treff für Jugendliche in Berufsnot 10 bis 16 Uhr offener Treff, Bruchköbeler Landstraße 39a, Telefon 8 48 00.

Information und Beratung für Alkoholgefährdete und Angehörige durch den Guttempler-Orden, 19.30 Uhr Pavillon auf dem Schulhof der alten Hola, Julius- Leber-Straße 2, Kontakt-Telefon 0 61 09 / 6 62 39 oder 0 61 81 / 1 39 21.

Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung 11 bis 16 Uhr Gustav-Hoch-Straße 10, Telefon 8 20 08.

Beratung für Jugendliche und junge Erwachsene durch die Familien- und Jugendberatung 9 bis 17 Uhr Sandeldamm 21, Telefon 1 40 51.

Maintal. Beratung in Kriegsdienstverweigerungs- und Zivildienstfragen, 18 Uhr Wachenbucher Straße 2, Hochstadt, Telefon und Telefax 0 61 81 / 44 13 68.

Linsengericht. Sprechstunde des Versichertenältesten der BfA, 7 bis 17 Uhr Altenhaßlau, Blumenweg 6.

Gelnhausen. Beratung für Selbsthilfe in der SEKOS, 16 bis 20 Uhr Altenhaßlauer Straße 21,Telefon 7 45 77.

Frauenzentrum Kuhgasse 8, Beratung und Information 9 bis 12 Uhr Telefon 0 60 51 / 1 50 03.

Information und Beratung für Alkoholgefährdete und Angehörige durch den Guttempler-Orden, 19.30 Uhr Romanisches Haus, am Untermarkt, Kontakt-Telefon 0 60 55 / 56 52 oder 0 60 51 / 7 27 63.

Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, 13 bis 16 Uhr Berliner Straße 58,Telefon 0 60 51 / 44 78.

Gymnastik der Frauenselbsthilfe nach Krebs, um 14 Uhr in der Mehrzweckhalle Haitz.

Schlüchtern. Rosengarten Kontakt- und Beratungsstelle für Menschen mit seelischen Problemen 9 bis 12 Uhr Weitzelstraße 11, Telefon 0 66 61/ 7 14 14. Verschiedenes Hanau. Kindertreff für Kinder ab drei Jahren, 15 Uhr Bürgerkeller im Alten Rathaus Großauheim.

Maintal. Evangelische Kirchengemeinde Dörnigheim, Berliner Straße 58, 15 Uhr Frauenhilfe; Hobbythek: 20.15 Uhr Schwangerschaftsgymnastik, 18.30 Uhr Säuglingspflegekursus.

Evangelische Kirchengemeinde Hochstadt, Ringstraße 13, 14 Uhr offener Spieleflur. Langenselbold. Seniorentreff: 14.30 Uhr DRK-Seniorengymnastik und -tanz, Turnhalle der Gründauschule, 14 Uhr offener Betrieb, 18.30 Uhr Handarbeitsgruppe der Arbeiterwohlfahrt, Sozialstation Uferstraße.

Erlensee. Arbeiterwohlfahrt, Langendiebach, 14 Uhr Skat, Hanauer Straße 11.

Das Spielmobil ist in der Zeit von 14 bis 17 Uhr an der Wasserburg.

Hammersbach. Elterninitiative: Spielkreis für 2 bis 3jährige 9.30 bis 11.30 Uhr Gemeindesaal der evangelischen Kirchengemeinde Langenbergheim.

Schöneck. Jugendtreff Café Mars, 14.30 Uhr Umwelt AG für Jungen und Mädchen ab 12 Jahren, 16.30 Uhr Mädchencafé, 18.30 Uhr Projekte für Mädchen ab 14 Jahren, 20 Uhr offener Treff für Mädchen und junge Frauen.

Tips · Termine · Notdienste · Tips · Termine

Theater / Mustik / Literatur

Mörfelden-Walldorf. Konzert: P.O.S.I.T.I.V.E., Sa., 20 Uhr, anschließend Open-Air-Kino: Boyz'n the Hood, Bertha- von-Suttner-Schule.

Rüsselsheim. Kultursommer: Kindertheater, Sa., 10 und 11 Uhr; Straßentheater Titanick, Sa., 20 Uhr, Marktstraße.

Frühstück im Park: Trio Brillante, So., 10 Uhr, Ostparkspielplatz.

Kelsterbach. Rock im Spritzenhaus, Sa., ab 18 Uhr, im Feuerwehrhaus.

Orgelkonzert mit Rainer Noll, So., 20 Uhr, St. Martinskirche.

Kinos / Filme

Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Wayne's World (Sa., 15, 19.30 Uhr; So., 15, 17, 20 Uhr); Doppelprogramm: Wayne's World + Schlafwandler (Sa., 21.30 Uhr). - Bambi: Schlafwandler (Sa., 15.15, 20.30 Uhr; So., 14.30, 16.30, 20.30 Uhr).

Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Otto, der Liebesfilm (Sa., So., 15, 17.30, 20.15 Uhr; Sa., 22.30 Uhr; So., 11, 13.30 Uhr). - Rex II: Batmans Rückkehr (Sa., So., 15, 17.45, 20.30 Uhr; Sa., 23 Uhr; So., 11 Uhr); Ein Hund namens Beethoven (So., 13.30 Uhr). - Cinema: Wayne's World (Sa., So., 15.15, 18, 20.45 Uhr; Sa., 22.45 Uhr); Feivel der Mauswanderer im Wilden Westen (So., 11, 13.30 Uhr).

Nauheim. Ried-Casino: Wayne's World (Sa., So., 19.30 Uhr); Betty Blue (Sa., So., 21.45 Uhr). Parteien / Parlamente Mörfelden-Walldorf. SPD-Walldorf: Sommerfest der SPD, Sa., 15 Uhr, Parkplatzgelände der Waldenserschule, Waldstraße. Dalles-Fest der CDA, So., ab 11 Uhr, am Dalles. Vereine / Organisationen Mörfelden-Walldorf. Sommerfest im Altenhilfezentrum, Sa., ab 12 Uhr, Schubertstraße und Brügermeister-Klingler-Grundschule. GV-Liederzweig-Frohsinn: Grillfest, Sa., ab 14 Uhr, Platz zwischen den beiden evangelischen Kirchen.

Freunde der Walldenser Walldorf: 1. Gemarkungsrundfahrt, Radtreff Sa., 14 Uhr, an der dicken Eiche am Vereinsgelände der Schlichterfeld-Kleingärtner.

CVM-Die Sandhasen: Grillfest, Sa., 15 Uhr, Hofreite des Goldenen Apfels.

Groß-Gerau. 24. Groß-Gerauer Volksradfahren, Start So., 9.30 bis 11.30 Uhr, Sparkassen-Parkplatz, Friedrich- Ebert-Anlage.

Kelsterbach. Tag der offenen Tür bei der Feuerwehr, Sa., ab 10 Uhr, Feuerwehrgelände. Männergesangverein Teutonia: Grillparty, Sa., ab 18 Uhr, im Südpark.

Freizeit-Sport-Club: Kindersommerfest, So., 15 Uhr, Vereinsheim Langer Kornweg. Tierschutzverein: Vegetarisches Grillfest, So., 17 Uhr, Südpark. Verschiedenes Groß-Gerau. AOK-Erlebnistag: Spiel und Spaß im Naß, Sa. ab 10 Uhr, im Freibad. Gernsheim. Rheinisches Fischerfest: Programm Sa., ab 14 Uhr, So., ab 10 Uhr, Festzelt; Höhenfeuerwerk über dem Rhein, Sa. und So., 22 Uhr. Ausstellungen Groß-Gerau. Eröffnung: Kunst im Grünen - Metall-Skulpturen von Karlheinz Erhardt-Reuss, Sa., 18 Uhr, im Garten des Kulturcafés. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club", Schillerstr. 16, Tel. 0 61 05 / 7 67 60.

Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe, Steinweg 22: Begegnungstreff, So., 14.30 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 05 / 12 95.

Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Ärzte Mörfelden-Walldorf. Sa., 8 bis Mo., 8 Uhr: Notdienstzentrale, Schubertstr. 37 (Ärztehaus Mörfelden), Tel. 0 61 05 / 14 14.

Kelsterbach. Sa., 8 bis Mo., 7 Uhr: Notdienstzentrale Raunheim, Ringstraße 107, Tel. 0 61 42 / 2 33 50. Zahnärzte Kreis Groß-Gerau. Sprechstunden: Sa., 10 bis 12 Uhr und 16 bis 18 Uhr, So., 10 bis 12 Uhr, Rufbereitschaft, Sa., 8, bis So., 24 Uhr.

Nördlicher Bereich: Walter Krumb, Trebur-Geinsheim, Schulstr. 26, Tel. 0 61 47 / 84 35.

Südlicher Bereich: Dr. Pirzadeh, Rüsselsheim-Königstädten, Im Reis 39, Tel. 0 61 42 / 3 15 46.

Südliches Ried. Sprechzeiten: 10 bis 12 und 16 bis 18 Uhr. Sa. und So.: Helmut Aumann, Biebesheim, Gernsheimer Str. 5, Tel. 0 62 58 / 62 88. Apotheken Kelsterbach. Sa., 12.30 bis 21 Uhr; So., 8 bis 21 Uhr: Flughafen-Apotheke, Terminal-Mitte, Abflug B.

Mörfelden-Walldorf. Sa. u. So.: Steinweg-Apotheke, Mörfelden, Berliner Str. 5, Tel. 0 61 05 / 14 88.

Medikamenten- und Pflegenotdienst für Mörfelden-Walldorf / Kelsterbach / Raunheim und Flörsheim: Fr., 20, bis Mo., 5 Uhr; Service-Nr. 01 30 / 82 10 10 (zum Ortstarif).

Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.

Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.

(Ohne Gewähr)

Tips · Termine · Notdienste · Tips · Termine · Notdienste

Theater / Musik / Literatur Neu-Isenburg. Jazz: Lady Bass & Real Gone Guys und Prowizorka Jazzband, Sa., 17 bis 22 Uhr, im Bansapark.

Spott-Licht-Theater: Hannibal Sternschnuppe - der unmögliche Weihnachtsmann, Sa. und So., 20 Uhr, Hoftheater im Haus zum Löwen, Löwengasse 24.

Jazz: Blue Rhythm Aces, So., 11 Uhr, Hotel Kempinski Gravenbruch.

Dreieich. Burgfestspiele: Salome, Sa., 21 Uhr; Matinee: wie Frauen . . . , So., 11 Uhr, Burg Dreieichenhain; Liederabend, Sa., 20.15 Uhr, Kirche St. Stephan, Sprendlingen, Am Wilhelmshof; 3. Sinfoniekonzert, So., 20.15 Uhr, Bürgerhaus Sprendlingen, Fichtestraße. Kinos / Filme Dreieich-Sprendlingen. Rex: Otto, der Liebesfilm (Sa., So., 16, 18.30, 20.30 Uhr). - Viktoria: Batmans Rückkehr (Sa., 20.30 Uhr; So., 16.30, 20.30 Uhr); Doppelprogramm: Batmans Rückkehr + Otto, der Liebesfilm (Sa., 22.45 Uhr).

Langen. Hollywood: Otto, der Liebesfilm (Sa., So., 15, 17.30, 20 Uhr; Sa., 22.30 Uhr). - Fantasia: Die Hand an der Wiege (Sa., So., 17.30, 20 Uhr; Sa., 22.30 Uhr).

Neues UT-Kino: Betriebsferien. Vereine / Organisationen Dreieich. Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehren Götzenhain-Offenthal: Waldfest, Sa. und So., Bieranstich Sa., 15 Uhr, im Ringwäldchen Götzenhain.

Bürgerverein Buchschlag: Fest rund ums Rathaus Buchschlag, So., ab 15 Uhr. Verschiedenes Neu-Isenburg. Flohmarkt, Sa., 9 bis 13 Uhr, auf dem Wilhelmsplatz.

Langen. Familienspielfest, So., 10 bis 17 Uhr, alter SSG-Sportplatz, Zimmerstraße. Ärzte Neu-Isenburg. Medizinisches Institut (Ärztehaus), Georg-Büchner-Str. 1, Tel. 0 61 02 / 2 74 73, Fr., 20, bis Mo., 7 Uhr.

Dreieich. Notfalldienst, Dreieichenhain, Ringstr. 114 (Ecke Hainer Chaussee), Tel. 0 61 03 / 8 10 40, Sa., 7, bis Mo., 7 Uhr.

Egelsbach. Sa., 8, bis Mo., 7 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 21 11 und 1 92 92 (wenn der Hausarzt nicht erreichbar ist).

Langen. Sa., 7, bis Mo., 7 Uhr, Ärztliche Notdienstzentrale Langen, Tel. 0 61 03 / 5 21 11 und 1 92 92 (wenn der Hausarzt nicht erreichbar ist). Zahnärzte Rufbereitschaft: Sa., 8, bis Mo., 8 Uhr; (Sprechstunden Sa., 15 bis 18 Uhr, So., 9 bis 12 und 15 bis 18 Uhr).

Im westlichen Kreisgebiet. Sa. und So.: Joanna Reczek-Wasiak, Neu-Isenburg, Frankfurter Str. 89, Tel. 0 61 02 / 15 17; priv. 0 61 02 / 16 81. Apotheken Neu-Isenburg. Sa.: Rathaus-Apotheke, Frankfurter Str. 49, Tel. 2 22 49; So.: Dreieichen-Apotheke, Bahnhofstr. 92, Tel. 2 27 78.

Dreieich. Sa.: Brunnen-Apotheke, Dreieichenhain, Fahrgasse 5, Tel. 8 64 24; So.: Breitensee-Apotheke, Sprendlingen, Hegelstr. 62, Tel. 37 37 14 und Offenthal-Apotheke, Offenthal, Mainzer Str. 8-10, Tel. 0 60 74 / 71 51.

Langen / Egelsbach. Sa.: Apotheke am Lutherplatz, Langen, Lutherplatz 9, Tel. 2 33 45; So.: Braun'sche-Apotheke, Langen, Lutherplatz 2, Tel. 2 37 71.

Medikamenten- und Pflegenotdienst, Fr. 20 Uhr bis Mo. 5 Uhr, Service-Nr.: 01 30 / 82 10 10 (zum Ortstarif). Stadtschwestern Dreieich. Der Wochenend- und Feiertagsdienst von Gemeindeschwestern und Altenpflegern wird wahrgenommen durch die Pflegedienste Dreieich, Ev. Kirchlicher Zweckverband, Tel. 0 61 03 / 3 63 37.

Dreieich-Offenthal. Schwester Elsa Pippig, Tel. 0 60 74 / 56 25.

Langen. Zentrum für Gemeinschaftshilfe, Südliche Ringstr. 77, Tel. 0 61 03 / 2 20 21.

Neu-Isenburg. Der Wochenenddienst der Gemeindeschwester wird auf am Anrufbeantworter des Sanitäts-Vereins mitgeteilt: Tel. 0 61 02 / 2 22 50. Krankentransporte Kreisgebiet Offenbach. Unfallrettung und Krankentransport-Leitstelle, Tel. 0 69 / 85 20 14 und 85 20 73; Notruf: Polizei, Tel. 110; Feuerwehr, Tel. 112; oder die Wachen des DRK, Neu-Isenburg, Tel. 0 61 02 / 2 33 89; Langen, Tel. 0 61 03 / 2 37 11; Rettungshubschrauber, Tel. 0 69 / 44 10 33.

Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Westkreis Offenbach: Tel. 0 61 03 / 5 18 84. Tierärztlicher Notdienst Den Notdienst (Klein- und Großtiere) für den Westkreis Offenbach erfahren Sie von Ihrem Hausarzt (evtl. Branchenverzeichnis).Kanalverstopfungen Neu-Isenburg. Bereitschaftsdienst: Sa. und So.: Rudi Hofmann, Tel. 40 39.

(Ohne Gewähr)

Den Ozon-Verursacher Auto bremst niemand Keine Aussicht auf Verkehrsbeschränkungen / Umweltmediziner gibt individuelle Tips

WIESBADEN. Wenn in den Früh- und Hochsommermonaten die Temperaturen steigen, die Sonne strahlt und kein Wölkchen den Himmel trübt, dann weiß der Wiesbadener Arzt Lothar Wendel, daß "heute wieder massenweise Anrufe" kommen. Ozon-trächtige Wetterlagen, wie in diesen Tagen häufig, führen bei der seit zwei Jahren vom Wiesbadener Gesundheitsamt eingerichteten umweltmedizinischen Beratungsstelle zu einem Boom. Jeweils 20 bis 30 Leute rufen dann unter 06 11 / 313 313 zwischen elf und zwölf Uhr den Leiter dieser immer noch einzigartigen Institution an, und es melden sich wahrlich nicht nur Wiesbadener Bürger, für die dieser Gesundheitsservice eigentlich gedacht war. Die Anrufe kommen aus dem ganzen Land.

Mancher um seine Gesundheit Besorgte benutzt die umweltmedizinische Beratungsstelle nur zum Abrufen von ein paar Daten. Etwa 30 Prozent der Nachfrager, schätzt Wendel, wollen nur die aktuellen Ozonwerte erfahren. Sie scheinen selbst zu wissen, ahnt der Arzt, welche Verhaltensmaßregeln aufzuerlegen sinnvoll scheinen, um gegen das Lungengift, dessen Vorläufersubstanzen zum großen Teil aus dem Auspuff der Autos (Stickoxide und Kohlenwasserstoffe) stammen, gewappnet zu sein.

Die Daten, die dann Wendel oder seine Mitarbeiterin herausgeben, stammen von der Hessischen Landesanstalt für Umwelt (HLFU), die diese auch an die Medien gibt. Doch das Gros der Anrufer will es genauer wissen, hat meist ernste gesundheitliche Probleme, zu denen die Belastung durch den dreiatomigen Sauerstoff, von dem es in der Stratosphäre (dort entsteht das Ozonloch über den Polkappen) zu wenig, in der Troposphäre (die untere Schicht der Atmosphäre) aber mitunter zu viel gibt, dann noch hinzukommt. Bei ihnen läßt sich Wendel schon mal auf ein längeres Gespräch ein. Asthmatiker oder chronisch bronchial Erkrankte gehören zu den Risikogruppen, nicht aber Pollenallergiker.

Wenn schon, denn schon - mit pauschalen, knapp gehaltenen Antworten, weiß Wendel, löse man bei den meist für das Thema "sensiblen Menschen eher Frustration" aus. Also ins Detail, wie das auch bei der sonstigen, der eigentlichen und völlig individuellen umweltgesundheitlichen Arbeit dieser Beratungsstelle üblich ist, zumal ein Zehntel der Bevölkerung als Ozon-empfindlich gilt, also auch schon bei geringfügig erhöhten Werten etwa Augenreizungen bekommt.

Die Fragen sind konkret: Ob sie mit ihrem Kind in den Wald dürfe, denn dort würden stets höhere Konzentrationen des Umweltgiftes gemessen, wollte eine junge Frau wissen. Sie darf, denn die Unterschiede zwischen Stadt und Wald sind gering. Oder es ruft eine andere junge Frau an, die eine leichte Herzerkrankung hat und die an einem strahlenden Tag in die Stadt fahren möchte. Auch sie darf, da sie in ärztlicher Behandlung ist. Doch die Antwort kann auch mal anders ausfallen, ist in jeden Falle individuell.

Auch in diesem Sommer hat die Hessische Landesanstalt für Umwelt (HLFU) in ganz Hessen wieder Ozon-Konzentrationen gemessen, die weit über dem bundesweit geltenden "Alarmwert" von 180 Mikrogramm je Kubikmeter Luft und erst recht über den vom Verein der Deutschen Ingenieure (VDI) genannten Wert von 120 Mikrogramm liegen, unter dem eine gesundheitliche Schädigung als ausgeschlossen gilt.

An den sechs hessischen Waldmeßstationen aber liegen heute bereits zwischen fünf und zehn Prozent der registrierten Meßwerte über der 120-Mikrogramm-Grenze, und die wird manchmal sogar im Winter überschritten. In diesem Sommer stieg der Ozonwert an der Waldmeßstation in Grebenau im Vogelsberg kurzzeitig (nämlich als Halbstundenmittelwert) sogar auf 301 Mikrogramm an, das liegt nur wenig unter jenen 320 Mikrogramm, die im August 1990 in Kassel-Bettenhausen als bisheriger hessischer Spitzenwert der letzten Jahre ermittelt wurden.

Das sind Größenordnungen, bei denen der Mediziner Wendel auch trainierte Sportler zur Zurückhaltung mahnt. Doch die Belastung kann auch von Dauer sein, was gesundheitlich bedenklicher ist: So wurden in Gießen als Zwei-Stunden-Mittelwert am 30. Juni 295 Mikrogramm gemessen. Ähnliche Werte, so Angelika Broll von der HLFU, können auch in den nächsten Tagen wieder auftreten, wenn, wie von den Meteorologen vorhergesagt, sonnenreiches und heißes Wetter herrscht.

Die in diesem Frühjahr und Sommer in Mittelhessen registrierten Werte alarmierten denn auch den Gießener Regierungspräsidenten Hartmut Bäumer (Grüne), der, vielleicht etwas vorschnell, drastische Verkehrsbeschränkungen wegen der Ozonbelastung nicht weiter ausschließen wollte. Bäumer, selbst Jurist, prüfte, doch fand, so scheint es, keine Lösung. Denn so einfach, als daß schnell mit Straßensperrung oder Tempolimits die Ozon-Belastung heruntergeschraubt werden könne, machen es ihm weder das Umweltgift noch die herrschende Gesetzeslage.

Zerstört wird Ozon wiederum durch ein Umweltgift aus dem Auspuff, und zwar durch das Stickstoffmonoxid. Die Folge: Lokale Verkehrsverbote, argumentiert auch das hessische Umweltministerium, wie zum Beispiel in einer komplett dichgemachten Stadt wie Gießen, würden die Ozon-Werte zunächst noch weiter steigen lassen. Sie gelten deshalb, wenn sie aus rechtlichen Gründen überhaupt angeordnet werden können, als problematisch.

Aber da sind auch die juristischen Fallstricke: So könnte der Verkehr durch die Straßenverkehrsbehörde zum Beispiel dann durch Straßensperrungen oder Tempolimits eingeschränkt werden, um "schädliche Umwelteinwirkungen durch Luftverunreinigungen oder deren Entstehen zu vermeiden". So liest sich das im Paragraph 40 des Bundesimmissionsschutzgesetzes.

Der Haken: Die entsprechende Verordnung, in der Grenzwerte festgelegt sind, ist noch in Arbeit. Und: Sie wird zwar Grenzwerte für Stickoxide, Benzol und Ruß haben, nicht aber für Ozon. Die Verordnung, so ein Sprecher des Bundesumweltministeriums zur FR, ziele auch eher auf eine lokale Wirkung, um zum Beispiel in Städten eine rechtliche Handhabe zur Sperrung besonders belasteter Kreuzungen zu haben. An der Gesamtbelastung durch Ozon ändere diese Verordnung, so sie denn in diesem Sommer in Kraft tritt, nur sehr wenig, sie sei dafür nicht gedacht. Aber auch Vorstöße etwa von Hessens Umweltminister Joschka Fischer in der Arbeitsgemeinschaft der Verkehrs- und Umweltminister, den Ländern Rechte zum Verhängen von Tempolimits auf Autobahnen und Bundesstraßen nicht nur aus verkehrlichen, sondern auch aus umweltlichen Gründen zu geben, scheiterten: "Das ist nicht mehrheitsfähig", soll Fischer bei seinen Kollegen erfahren haben. Der Kampf gegen das Ozon, übrigens in der Troposphäre auch eines der Treibhausgase, "ist mit den klassischen Mitteln des Umweltschutzes nicht zu führen", sagt denn auch Fischer-Sprecherin Renate Gunzenhauser. Es bleibt der mühselige Weg, den Autoverkehr insgesamt zu reduzieren. Oder wenigstens den Schadstoffausstoß, was ebenfalls langwierig ist: Denn bis heute haben nur 30 Prozent der Personenwagen in der Bundesrepublik einen Katalysator, der die schädlichen Stickoxide umwandelt.

STEPHAN BÖRNECKE

Natur bewußt empfinden 20 Kinder spielten "Umwelt-Detektiv" im Taunus

FRANKFURT A. M. 20 Kinder spielten vergangene Woche im Schmittener Ortsteil Hegewiese (Hochtaunuskreis) "Umwelt-Detektiv". Der Evangelische Regionalverband Frankfurt hatte die Freizeit-Aktion auf die Beine gestellt. Ziel war es, Kinder im Alter von acht bis elf Jahren mit der Natur vertraut zu machen. Reinhold Joeck, Leiter der Freizeit, gab seinem Projekt das anspruchsvolle Motto "Sensitive Umwelterziehung". Unterstützt wurde er von mehreren Erziehern und Erzieherinnen, einer Spielpädagogin und einer Landschaftsgärtnerin.

Wald und Wiese, Bach und Teich erkundeten die Kinder mit Reinhold Joeck. Mit der ganzen Gruppe war das nicht möglich. Deshalb zogen sie jeweils zu sechst los. Um die Natur kennenzulernen, mußten die Kinder nicht mehr mitbringen als Hände, Füße, Augen, Ohren, Nase und Mund. "Auf diese Weise können Kinder, die ja sonst in der Stadt leben, ein ganzheitliches Gespür für die Natur entwickeln," sagt Joeck. Spielerisch machten sie erste Erfahrungen. Ganz einfache Dinge wie "Barfuß das Gelände erkunden" oder "Blindekuh" standen auf dem Programm. Die Kinder lernten, Kälte, Wärme, Schatten und Sonne bewußt wahrzunehmen.

Ein Bach lebt. Die Wiese ist ein Mikrokosmos mit vielen Pflanzen und Tieren: Das zu begreifen war wichtig für die Stadtkinder. In einem Bach fanden sie Köcherfliegenlarven und Wasserflohkrebse. "Die Kinder erfahren, daß die Zahl der Tiere im Bach Rückschlüsse auf die Qualität des Wassers zulassen. So führe ich die Kinder auch an ökologische Aspekte heran," sagt Reinhold Joeck.

Die kleinen Naturforscher fanden mit Korkschiffchen heraus, wie der Bach fließt. Und Algen können in einem Teich nützlich aber auch schädlich sein, wenn ihre Zahl zu groß ist. Experimente und Ausflüge vermittelten Wissen über das Wasser, den Tierbestand und über die Lebewesen, die in der natürlichen Nahrungskette fehlen. Sie selbst sind Teil der Nahrungskette - auch das lernten die jugendlichen Teilnehmer.

Die "Umwelt-Detektive" hatten die Möglichkeit, selbst Angebautes, wie etwa Kresse, in der Küche zu Salaten und anderen vollwertigen Gerichten zu verarbeiten. Spielen, Basteln und Sport rundeten das Programm ab. ml

Namen + Notizen

WILFRIED HERGET aus Erbstadt ist für KLAUS RACKY als CDU-Stadtverordneter ins Nidderauer Parlament nachgerückt. ELGO SCHWAAB und WERNER ECHTERBRUCH, die noch vor HERGET auf dem Wahlvorschlag der Union standen, haben auf die Annahme des Mandats verzichtet.

Tips · Termine · Notdienste · Tips · Termine · Notdienste

Theater / Musik / Literatur Offenbach. Lieder aus der Suppenschüssel: Kieran Halpin Band, Sunshine Steelband und Jazz in Time, So., 15 bis 18 Uhr, Eißnert-Park. Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Otto der Liebesfilm (Sa.,So., 15, 17.30, 20.15 Uhr; Sa., 22.30 Uhr). - Palast: Peter Pan (Sa., So., 15 Uhr); Ricochet Aufprall (Sa., So., 17.30, 20 Uhr; Sa., 22.15 Uhr). - Lux: Der Rasenmähermann (Sa., So., 15.15, 17.45, 20.15 Uhr; Sa., 22.30 Uhr). - Rex: Batmans Rückkehr (Sa., So., 15.15, 17.30 Uhr; Sa., 20, 22.15 Uhr).

Broadway: Annie (Sa., So., 15.30 Uhr); Wayne's World (Sa., So., 17.45, 20.30 Uhr).

Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Otto, der Liebesfilm (Sa., So., 15.45, 18, 20.15 Uhr; Sa., 22.30 Uhr). - Zeitlos: Batmans Rückkehr (Sa., So., 15.15, 17.30, 19.45 Uhr); Delicatessen (Sa., So., 22 Uhr). Parteien / Parlamente Offenbach. Traditionelle Schlachthoffest der SPD, Sa., ab 15 Uhr, Schlachthofgelände.Vereine / Organisationen Offenbach. Deutsche Leichtathletik- Meisterschaften für Rollstuhlfahrer, Sa., 14 Uhr; So., 10 Uhr, Sportanlage Tambourweg. Sommerfest der Sängerfreunde, So., ab 10 Uhr, Schlachofgelände.

Mühlheim. Gesangverein Eintracht: Sommerfest, Sa., 15 Uhr; So., 10 Uhr, Altentagesst. am Bürgerpark, Rodaustraße.

Sommerfest des Teckelclubs, Sa., 17 Uhr; So., 10 Uhr, Vereinsgelände Am Grünen See, Dietesheim.

Familientag bei der Kolpingfamilie, So., ab 10 Uhr, Garten neben der Pfarrkirche St. Sebastian.

Heusenstamm. Sängervereinigung Männerchor: Schloßfest, So. auf dem Festgelände vor dem Bannturm. Verschiedenes Offenbach. Bürgeler Altstadtfest, Sa., 15 bis 23 Uhr, Sternstraße/Strackgasse. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. "Verein zur Verbesserung der Lebenssituation homosexueller Frauen und Männer", im Paritätischen Wohlfahrtsverband, Frankfurter Straße 48: Treff der Homosexuellen-Selbsthilfe, Sa., 15 Uhr.

Obertshausen. "Offene Selbsthilfegruppe für seelische Gesundheit", Albert-Einstein-Str. 7, zweiter Stock (an der Post): Gesprächstreff (GesKa e. V.), So., 18 bis 19.30 Uhr. Ärzte Offenbach. Ärztliche Notdienstzentrale Städtische Kliniken, Starkenburgring, Tel. 0 69 / 1 92 92.

Heusenstamm/Obertshausen/Mühlheim-Lämmerspiel. Ärztliche Notdienstzentrale Obertshausen, Rathaus, Beethovenstr. 2, Tel. 0 61 04 / 46 06, Sa., 8, bis Mo., 7 Uhr.

Mühlheim. Ärztliche Notdienstzentrale Mühlheim, Sozialstation im Rathaus, Friedensstr. 20, Tel. 0 61 08 / 7 69 82, Sa., 11, bis Mo., 7 Uhr.

Zahnärzte Rufbereitschaft: Sa., 8, bis Mo., 8 Uhr; (Sprechstunden Sa., 15 bis 18 Uhr, So., 9 bis 12 und 15 bis 18 Uhr).

Offenbach. Sa. und So.: Dr. Gesser, Offenbach, Karlstr. 32, Tel. 88 66 12; priv. 86 57 77.

Tierärzte Offenbach/Frankfurt. Sa., 14 Uhr bis Mo., 6 Uhr: Tierärztin Röhnicke, Frankfurt-60, Am Buchwald/Ecke Saalburgallee, Tel. 42 21 11.

Ostkreis Offenbach. Sa., 14 Uhr bis Mo., 7 Uhr: Tierarzt Hein, Seligenstadt, Tel. 0 61 82 / 2 10 26 und Dr. Posselt, Heusenstamm, Tel. 0 61 04 / 56 56.

Apotheken Offenbach. Sa.: Stadt-Apotheke, Waldstr. 103, Tel. 83 38 05 und Aesculap- Apotheke, Frankfurter Str. 77, Tel. 88 37 42; So.: Bieber-Apotheke, Bieber- West, von-Brentano-Str. 14, Tel. 89 41 49 und Apotheke im Bismarckhof, Waldstr. 43, Tel. 8 00 20 79.

Heusenstamm/Obertshausen. Sa. u. So.: Flora-Apotheke, Hausen, Dreieichstr. 27, Tel. 7 16 50.

Mühlheim. Sa. u. So.: Raths-Apotheke, Bahnhofstr. 1, Tel. 7 22 13.

Krankentransporte Offenbach. Krankentransport-Leitstelle der Berufsfeuerwehr, Tel. 0 69 / 85 20 14 oder 85 20 73 (im Notfall 112).

Telefonseelsorge Frankfurt/Offenbach. Tel. 0 69 / 1 11 01 und 1 11 02.

Elektro-Notdienst Bereitschaftsdienst für Stadt und Kreis Offenbach, Sa. 6 bis Sa. 6 Uhr: Elektro- Link, Seligenstadt, Einhardstr. 55, Tel. 0 61 82 / 37 76.

(Ohne Gewähr)

B 8 wird ab heute zur Hälfte gesperrt

KÖNIGSTEIN. Die Bundesstraße 8 im Bereich der Einmündung der Altkönigstraße in Königstein wird ab Montag, 27. Juli, für ungefähr drei Wochen halbseitig gesperrt. Auf einer Länge von 150 Metern muß eine Versorgungsleitung verlegt werden. Um die Behinderung für die Verkehrsteilnehmer gering zu halten, wird die Baufirma nur außerhalb der Verkehrsspitzenzeiten zwischen 9 und 15 Uhr arbeiten.

In der ersten Woche ist eine Zufahrt aus Richtung Glashütten in die Altkönigstraße nicht möglich. Die Anlieger im Bereich Altkönigstraße / Im Haderheck werden gebeten, die Einfahrt Im Fasanengarten zu benutzen. jom

Tips · Termine · Notdienste

Theater / Musik / Literatur Dietzenbach. Fest: Fiesta Americana Latina, Samstag, von 14 Uhr an auf dem Platz vor dem Bürgerhaus und dem Rathaus. Seligenstadt. Jazztage: High Jinks + Torsten-Plagenz-Quartett, Sa., ab 19.30 Uhr; Maryland Jazzband, So., 11 Uhr; danach: Band der Bandleader von den European Swing All Stars, im Palatium.

Rödermark. 10. Rödermark Rockt Nachts, Sa., ab 18 Uhr, Waldfestplatz Bulau. Hainburg. Country-Sommernachtsfestival, Sa., ab 18 Uhr, So., ab 10 Uhr, Handballplatz der Freien Turnerschaft Hainstadt.Kinos / Filme Seligenstadt. Turmpalast: Otto, der Liebesfilm (Sa., So., 14, 16.15, 20.15 Uhr; Sa., 22.30 Uhr). - Turmstudio: Feivel der Mauswanderer im Wilden Westen (Sa., So., 14 Uhr); Batmans Rückkehr (Sa., So., 16, 20 Uhr); Jesus Christ Superstar (Sa., 22.30 Uhr).

Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Otto, der Liebesfilm (Sa., So., 14.30, 17, 20.15 Uhr).

Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Basic Instinct (Sa., 20.30 Uhr; So., 17, 20.30 Uhr). Vorträge / Kurse Rodgau. DRK-Weiskirchen: Lehrgang: Lebensrettende Sofortmaßnahmen, Samstag, 13 Uhr, Bürgerhaus Weiskirchen.Parteien / Parlamente Rodgau. Sitzung des Ortsbeirates Dudenhofen, Sa., 9 Uhr, Bürgerhaus Dudenhofen. Vereine / Organisationen Rodgau. SKV-Hainhausen, Waldfest, Sa., ab 15 Uhr; So., ab 10 Uhr, Waldfestanlage. Kleingärtnerverein Dudenhofen: Gartenfest, Samstag, 18 Uhr; Sonntag, von 10 Uhr an, Vereinsplatz im Stadtteil Dudenhofen. Eghalanda Gmoi: Waldfest, So., 10.30 Uhr, Heinrich-Roßbach-Anlage, Jügesheim.Verschiedenes Rodgau. Kerb rund um die Kirche im Stadtteil Weiskirchen am Samstag und Sonntag. Ärzte Dietzenbach. Sa., 9, bis Mo., 6.30 Uhr, Ärztliche Notdienstzentrale im Seniorenzentrum Steinberg, Siedlerstraße 66, zu erreichen unter der Telefonnummer 0 60 74 / 1 92 92.

Rodgau/Rödermark-Urberach/Messel. Sa., 7, bis Mo., 7 Uhr, Notdienstzentrale Dudenhofen, Friedberger Str. 30, Tel. 0 61 06 / 212 72.

Hainburg/Seligenstadt/Mainhausen. Notdienstzentrale Seligenstadt, Frankfurter Straße 31, Telefonnummer 0 61 82 / 2 53 33.

Babenhausen. Sa. u. So.: Dr. Herrmann, Babenhausen, Obereichen 4, Tel. 0 60 73 / 20 42.

Dieburg. Der dienstbereite Arzt ist beim Deutschen Roten Kreuz in der Henri-Dunant-Straße zu erfragen, Telefonnummer 0 60 71 / 27 55.

Zahnärzte Rufbereitschaft: Sa., 8, bis Mo., 8 Uhr (Sprechstunden: Sa., 15 bis 18 Uhr, So., 9 bis 12 und 15 bis 18 Uhr).

Im östlichen Kreisgebiet. Samstag und Sonntag: Wolf-Gerhard Zobel, Rodgau-1, Hintergasse 6-10, Telefon 0 61 06 / 38 50. Apotheken Dietzenbach. Sa.: Hirsch-Apotheke, Babenhäuser Straße 31, Telefonnummer 2 34 10; Sonntag: Paracelsus-Apotheke, Rathenaustr. 35, Tel. 3 12 15.

Rodgau. Sa.: Einhorn-Apotheke, Dudenhofen, Nieuwpoorter Str. 5, Tel. 2 45 49; So.: Gartenstadt-Apotheke, Nieder-Roden, Hamburger Str. 1, Tel. 7 20 40.

Seligenstadt/Hainburg/Mainhausen. Sa.: Palatium-Apotheke, Seligenstadt, Palatiumstr. 3, Tel. 37 68; So.: Rosen-Apotheke, Klein-Krotzenburg, Wilhelm-Leuschner-Str. 42, Tel. 41 91 und St. Kilian-Apotheke, Mainflingen, Schillerstr. 25, Tel. 2 46 47.

Babenhausen. Sa. und So.: Löwen-Apotheke, Babenhausen, Fahrstr. 59, Tel. 25 34.

Dieburg/Münster/Groß-Zimmern. Sa.: Apotheke am Rathaus, Münster, Mozartstr. 6, Tel. 3 23 63 und Adler-Apotheke, Groß-Zimmern, Jahnstr. 3, Tel. 4 11 56; So.: Apotheke in Dieburg, Altstadt 11, Tel. 2 22 20. Krankentransporte Offenbach. Krankentransport-Leitstelle der Berufsfeuerwehr, Tel. 0 69 / 85 20 14 und 85 20 73 (im Notfall 112).

Kreisgebiet Offenbach. Unfallrettung und Krankentransport-Leitstelle, Tel. 0 69 / 85 20 14 und 85 20 73; Notruf: Polizei, Tel. 110, Feuerwehr, Tel. 112; oder die Wachen des DRK: Nieder-Roden, Tel. 0 61 06 / 7 15 48; Seligenstadt, Tel. 0 61 82 / 36 35; Rettungshubschrauber Tel. 0 69 / 44 10 33.

Dietzenbach/Rodgau/Rödermark. Abrufbereit Tag und Nacht unter Adresse und Tel. Johanniter-Unfallhilfe, Rettungswache Rodgau 3 (Nieder-Roden), Tel. 0 61 06 / 2 40 92; Behindertenfahrdienst, Mobiler Sozialer Hilfsdienst, Tel. 0 61 06 / 25 35.

Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66. Gemeindeschwestern Dietzenbach. Sa. u. So.: Doris Kliem, Tel. 36 16; priv. 2 43 36. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.

Frauenhaus des Kreises Darmstadt-Dieburg, zu erreichen unter Tel. 0 60 71 / 3 30 33. (Ohne Gewähr)

Ferien für Daheimgebliebene (XXXIII): Ein Besuch im 1,7 Hektar großen Kobelt-Zoo im Stadtteil Schwanheim Ein ganzer Verein von Tieren Der Eintritt ist frei

Manchmal sitzen die Feinde in den eigenen Reihen: Ein Fuchs ist es, der in letzter Zeit des öfteren für Dramen im Tierbestand des Schwanheimer Kobelt- Zoo gesorgt hat. Manch Federvieh hat dran glauben müssen; einmal holte er sich 18 Meerschweinchen, und vor kurzem machte er sich an eine Wasserschildkröte heran, die zwar mit dem Leben davonkam, nun aber schwer verletzt ist. Die Meerschweinchen werden nun über Nacht in ihrem Haus eingeschlossen, und bei der Schildkröte hilft nur Hoffen. Aber sonst geht es den Tieren des privaten Zoos im Frankfurter Südwesten prächtig - sehr zur Freude der Besucher, die hier eine schöne Alternative zu den großen, kommerziellen Tierparks finden.

Den Namen hat das 1,7 Hektar große Gelände von dem Schwanheimer Arzt Wilhelm Kobelt. Der drückte vor 76 Jahren seine Liebe zum Tier so aus, daß er die Fläche - damals kleiner als heute - vom Forst pachtete und den Kleintierzoo gründete. Träger ist heute ein Verein, der sich "Gesellschaft Professor Wilhelm Kobelt" nennt und knapp 80 Mitglieder hat. 25 Leute umfaßt der "innere Kreis" der Aktiven, die auf dem Zoogelände werkeln und reparieren, die Öffnungszeiten gewährleisten, sich um die "Bewohner" kümmern.

Nur ein Teil der Tiere gehört dem Verein, beispielsweise die Greifvögel, die Waschbären und die Ziegen. Die anderen Zoo-Insassen sind Eigentum der Mitglieder. Das gilt für Pfauen, Fasanen und 20 weitere Vogelarten, für Esel, Heidschnukken, Frettchen, Kaninchen, Ponys, Hamster und Meerschweinchen. Bereichern wird die Anlage bald eine Großfamilie von Erdmännchen; "die sind bestellt", freut sich Elke Diefenhardt, die seit anderthalb Jahren als Schriftführerin dem Vorstand angehört. Vorsitzender ist Rainer Rützel. Eng kooperieren die Schwanheimer beim Tiertausch mit dem Frankfurter Zoo.

Besonders "wertvoll" unter den Mitgliedern sind Handwerker oder handwerklich Begabte. Denn im Zoo fallen ständig Bau- und Handwerksarbeiten an. Der Jahresetat von 25 000 Mark läßt es in der Regel nicht zu, daß Aufträge an teure Fachkräfte vergeben werden. Vorrangig müssen Futter, Wasser und Strom bezahlt werden. Das Forstamt Frankfurt leistet einen Zuschuß, manche Firmen helfen mit kleineren Beträgen; den Rest bringen Spenden und Beiträge. Mitglieder bezahlen 30 Mark pro Jahr, Familien 50 Mark. Ein Eintritt wird aus alter Tradition im Kobelt-Zoo nicht verlangt, und nach den Worten von Rainer Rützel soll sich daran auch nichts ändern. Wer jedoch die gemeinnützige Arbeit mit einer Spende unterstützen möchte, findet an mehreren Orten entsprechende Dosen aufgestellt.

Eine weitere Einnahmequelle hat sich der Verein dadurch erschlossen, daß er im Juni ein Kinderfest organisierte und sonntags nachmittags Kaffee und selbstgebackenen Kuchen anbietet. Dazu ist ein Zelt aufgebaut worden. Dieses Provisorium deutet auf ein großes Defizit hin: Gerne hätten die Mitglieder ein Vereinshaus, das der Geselligkeit, aber auch der besseren Information von Besuchern zugute käme. Auch fehlt bisher, wenn plötzlich Regen losbricht, eine Unterstellmöglichkeit.

Ein weiteres großes Ziel ist der Anschluß des Geländes an die Kanalisation. Die Kosten dafür sind auf 60 000 Mark geschätzt - wie das finanziert werden kann, ist vorerst noch unklar. Doch der Zoo, darauf verweist der Vorstand gegenüber der Stadt, wächst kontinuierlich, und an manchem Wochenende kommen bis zu 500 Gäste.

An den restlichen Tagen der Sommerferien ist der Kobelt-Zoo jeweils von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Danach kann man ihn an Sonn- und Feiertagen von 9 bis 19 Uhr, an Samstagen von 14 bis 19 Uhr besichtigen. Schulklassen und andere Gruppen können aber auch während der Woche Sondertermine bekommen (Telefon 35 55 26).

Die Haltestelle Rheinlandstraße wird von den Straßenbahnen 21 und 26 sowie vom 70er-Bus angelaufen. Der Eingang zur Anlage ist ganz in der Nähe, von der Schwanheimer Bahnstraße aus. Ideal eignet sich das Ausflugsziel für eine Radtour. tom

Kultur hessenweit: Was sich in letzter Zeit auf der Ronneburg getan hat und was sonst an besonderen Ausstellungen in hessischen Museen zu sehen ist, beschreiben wir in unserer morgigen Folge.

SPD erinnert die FDP an liberale Grundwerte

ESCHBORN. Der SPD-Ortsverein fordert die örtliche FDP auf, sich wieder an den liberalen Grundfesten zu orientieren. SPD-Vorstandsmitglied Otfried Weber sieht in den jüngsten Äußerungen des Ersten Stadtrats Michael Bauer und des Parteivorsitzenden Friedrich Kohlhauer einen Ruck nach rechts.

Die FDP wandele auf den Spuren der Republikaner, wenn sie, wie Bauer, diese Partei an der parlamentarischen Auseinandersetzung beteiligen wolle und sich dagegen wehre, daß man sie ausgrenzt.

Auch in dem Beifall von Kohlhauer für die FDP-Vorschlag, Asyslbewerber während der Verfahrensdauer künftig in geschlossenen Unterkünften unterzubringen, sieht Weber den Versuch, mit populistischen Wahlkampfparolen auf Stimmenfang zu gehen. Dabei gebe es zwischen den Bewohnern der hessischen Gemeinschaftsunterkunft und der Eschborner Bevölkerung eine friedliche Koexistenz. set

Schützenbezirk Maingau Dietzenbach macht's mit Teamgeist

Bei den Gau-Rundenwettkämpfen im Gaubezirk Maingau mit dem Standardgewehr hat sich die Schützengesellschaft Tell Dietzenbach zur "Halbzeit" an die Tabellenspitze gesetzt. Der bisherige Spitzenreiter SV Kriftel fiel nach zwei Niederlagen auf Rang drei zurück und die SG Tell Dietzenbach hat nun - gemeinsam mit der SG Bad Homburg - die besten Aussichten auf den Gesamtsieg. Das Lokal-Duell zwischen der SG Neu-Isenburg und Spitzenreiter Dietzenbach endete mit einem 1058:1058, einem Unentschieden.

Die Neu-Isenburger rangieren derzeit mit ausgeglichenem Punktekonto auf dem vierten Rang und sind frei von Abstiegssorgen. Den Dietzenbachern "entführten" die Neu-Isenburger den bisher einzigen Punkt. Das Tell-Team verschaffte sich mit Siegen über Eschborn (1084:1040), in Bad Homburg (1076:1083), gegen Oberursel (1039:1019) und beim SV Kriftel (1065:1056) eine hervorragende Ausgangsposition. Die Bad Homburger und die Krifteler haben in der zweiten Halbserie noch in Dietzenbach anzutreten und werden dort wohl auf einen hochmotivierten Gegner treffen. Für den SV Oberursel wird es dagegen schwer werden, dem Abstieg noch zu entgehen.

Die Oberurseler blieben bislang ohne Punktgewinn und blieben mit 972 Ringen in Eschborn als einziges Team unter einer vierstelligen Marke. Eine herausragende Schießleistung mit dem Standardgewehr gelang mit Alexander Hess einem Krifteler. Er erzielte mit 288 Ringen ein tolles Resultat und verwies den besten Dietzenbacher Schützen Ralf Wurm (280) deutlich auf Platz zwei der Bestenliste. SGD-Schütze Reinhold Böß belegt mit 277 Ringen den vierten Rang.

Neu-Isenburger Schützen sind auf den Plätzen zehn und elf zu finden. Dietmar Zimmermann traf 273mal, Peter Roth 272mal ins Schwarze. Doch daß die besten Einzelschützen nicht immer den Erfolg garantieren, beweist die SG Tell Dietzenbach. Diese ausgeglichene Mannschaft besticht durch ihre Konstanz und wird wohl auch im Restverlauf der Saison die Nase vorn behalten.

HALBZEITTABELLE DES GAUBEZIRKS MAINGAU, STANDARDGEWEHR: 1. SG Tell Dietzenbach 9:1-Punkte/5 329 Ringe - 2. SG Bad Homburg 8:2/5 262 - 3. SV Kriftel 6:4/5 288 - 4. SG Neu-Isenburg 5:5/5 296 - 5. SG Eschborn 2:8/5 153 - 6. SV Oberursel 0:10/5 052. jbp

Sondermüllfahrzeug hält zwei Tage in Babenhausen

BABENHAUSEN. Das Sondermüllfahrzeug kommt am 12. und 13. August nach Babenhausen und in die Stadtteile. Nicht angenommen werden Munition, Gasflaschen, Batterien, Leuchtröhren, Medikamente und Öl. Der Wagen steht am 12. August von 10.30 bis 11.30 Uhr in Harreshausen am Dorfplatz, von 11.45 bis 13.30 Uhr am Parkplatz Michelsbräu in Babenhausen und zwischen 14 und 16 Uhr am Festplatz. Am 13. August steht es von 11 bis 12 Uhr in Langstadt vor der Kirche, von 12.15 bis 12.45 Uhr in Harpertshausen am Parkplatz Hinterm Stiegel, von 13.15 bis 14.15 Uhr in Hergershausen am Rathausplatz und von 14.30 Uhr bis 15.15 Uhr vor der Mehrzweckhalle Sickenhofen. sch.

"Welcome to Francfort" / Tourismus im Sonderangebot mit leichten Übertreibungen Urlauber auf Durchreise "Skyline like New York" Von unserer Mitarbeiterin Sabine Riedel

ie Stadt, die ruhelos wie keine an dere dem Gesetz gehorcht, wonach Zeit Geld ist, empfängt ihre Gäste

D mit einem Preßlufthammer-Solo. Fanfare für die Fremden. Die Touristen sind wieder hier, und dies in stetig steigender Zahl. Der Tourismus - eine Wachstumsbranche, auch in Frankfurt. Nahezu zwei Millionen Gäste registrierte das Fremdenverkehrsamt erfreut für das vergangene Jahr: Die multikulturelle Gesellschaft der Urlauber auf der Durchreise.

Welcome to Francfort, sagt Herr Meyer, der hauptberuflich Student der Politischen Wissenschaften ist und nebenberuflich, wie an diesem Morgen, städtisch geprüfter Fremdenführer. Am Steuer des Sigthseeing-Busses sitzt der Herr, den wir der Einfachheit halber Sigi nennen. Und Sigi "keeps the wheels turning". Los, Sigi. Ein letzter Blick zum Tor der Stadt, zum Hauptbahnhof, über den Baseler Platz, die Friedensbrücke. Schon erreicht man Sachsenhausen. Zum besseren Verständnis derer, die über internationale Hotelerfahrung verfügen: ein Drei-Sterne-Wohnrevier, sagt Herr Maier.

Señor Guerra aus St. Luiz / Mexiko fährt mit dem Filzstift hinterher, mitten hinein in das Planquadrat des abendlichen Amüsements. Señor Guerra ist ein präziser Chronist seiner Reisebegebenheiten. Wenn der Herr aus Mexiko an den Denk- und Sehenswürdigkeiten der Stadt vorbeifährt, fährt das Heimweh mit. Señor Guerra ist des Reisens müde. Paris, Barcelona, Napoli, Korfu. Und morgen via London nach Hause.

Señor Guerra und sein Filzstift passieren das Museumsufer, wo die Frankfurter - ein Lob dem zeitökonomischen Denken - die Tempel der Kunst so aufgereiht haben, daß man sie in einem Aufwasch erledigen kann. Auf der Alten Brücke ist mit einem Blick nach links zur Frankfurter Skyline der Vergleich mit New York erlaubt. Zumindest für den europäischen Teil der Busgesellschaft, der diesen Vergleich per Autofocus einholt. Die US-amerikanische Fraktion, andere Dimensionen gewohnt, lächelt amüsiert.

Man nähert sich dem Ort, wo die Europäer, rein geschichtlich gesehen, im Vorteil sind. 20 Minuten zu Fuß durch die Historie: die Wechselfälle der Stadtgeschichte. Wie ein Taubenschwarm um einen Futterplatz gruppieren sich die Besucher um den alten Stich, der Frankfurt aus der "bird's perspektive" verspricht. Mittelalterliches Frankfurt, eine "sleepy town", wie Herr Meyer anmerkt. James aus Detroit wird unruhig, sein Interesse gilt ganz der Gegenwart. Mehr als historische Exkursionen sind das die Kinder, die wie bunte Falter durch den Innenhof des Historischen Museums flattern. James, zu klein um zu begreifen, welches Privileg ihm mit dieser Europareise zuteil wird, wird zu einer Vitrine gezerrt, wo das Mittelalter luftdicht verschlossen ist. Die Bertholds aus Dresden setzen die getönten Brillen auf, da man sich dem Vernichtungswerk der Brandbomben der Alliierten nähert. Eine Stadt in Schutt und Asche. Das haben sie ähnlich oder schlimmer noch erlebt. Zweimal ausgebomt, erst in Berlin, dann in Dresden. "Das", sagt Frau Berthold, "kann sich die Nachwelt nicht vorstellen."

Es geht, air-conditioned, zurück in die Zukunft: Hauptwache, Zeil mit den Kaufhäusern "like Bloomingdales" und endlich eine transatlantische Gemeinsamkeit: Did you see Batman?, sagt einer und deutet auf die Kinoanzeige. Weiter zur Alten Oper, der Taunusanlage. Die Drogenszene verdient ein Kopfschütteln. Do you think it is that dramatic?, fragt einer aus einem Land, wo man einst dem Drogenproblem mit einem Just-say-no vergeblich zu begegnen hoffte.

12.30 Uhr, Hauptbahnhof: Hier verlieren sie sich, die Bertholds aus Dresden, Señor Guerra aus Mexiko und James aus Detroit.

Derweil schlägt im großen Hirschgraben die Standuhr zweimal zur vollen Stunde. Im Hause des abwesenden Herrn Goethe unterhalten sich die Freundinnen im respektbezeugenden Flüsterton. Die Damen, im Schuldienst und im jahrelangen Bemühen, ihre platonisch geübte Leidenschaft für den großen Denker an nachfolgende Generationen weiterzugeben, grau geworden, haben sich im blauen Salon eingefunden, wo unter fachkundiger Leitung Wahrheit und Dichtung sortiert werden. Hier im einst hochherrschaftlichen Hause kommen die Studienrätinnen dem in die Sphäre der Genialität Entrückten näher. Hier war er Mensch, hier warf er - nicht Genius, sondern ganz Lausbub - das gute Geschirr auf die Straße, wo es laut scheppernd zerbrach. Zur Freude und unter dem Ansporn der ungezogenen Nachbarjungen.

Andächtig nimmt man die Hürde in die private Welt der Goethes, die Treppe hinauf, deren vier erste Stufen original ausgetreten sind von dem ungestüm nach oben drängenden Johann Wolfgang. Ehrfurchtsvoll wie ein Gast, der unsicher, ob er auch willkommen, verharrt man im Vestibül der "bel étage", während die Respektlosigkeit in Form einer Besuchergruppe sich breit in die rotbespannten Armsessel des Peking-Zimmers fallen läßt. "Das darf doch nicht wahr sein." Von unten schickt die Standuhr drei Schläge durch das Treppenhaus.

Am Main heißt es unterdessen: Leinen los in den Nachmittag. Das Damen-Trio aus Brüssel, das auf dem Oberdeck Platz genommen hat, pflegt eine Vorliebe für stille Wasser. Dieses Faible hat die Damen an den Fluß, und hier nun, auf dem Passagierdampfer seiner weißen Flotte, in einen akuten Versorgungsengpaß geführt. Die Getränkekarte führt nur kohlengesäuertes Mineralwasser. Das Boot steuert die Fahrrinne an, und der Lotse aus dem Off gibt den Passagieren an Bord zunächst einmal ausreichend sicheres Geleit durch die Strömungen des gastronomischen Angebots. Derweil passiert das Schiff das Angebot der lokalen Sehenswürdigkeiten zu beiden Ufern des Mains. "Wir schwenken backbord Richtung Osthafen." Sophie aus Brüssel schwenkt erst einmal aus der Sonnenzone am Panoramafenster auf einen im Schatten gelegenen Stuhl. Schon haben sie den Hafen hinter sich, die Schrotthalden, die automatisch gesteuerte Hafenbahn.

Da taucht die maritime Groß-Attraktion in Form des Feuerlöschbootes auf. "Unheimlich schnell", vermeldet der Lotse aus dem Off, "so um die 80 Stundenkilometer." Comment, 80 Stundenkilometer? In Belgien hatte man bislang andere Vorstellungen vom Arbeitstempo der Deutschen. Aber schon wird die allgemeine Aufmerksamkeit auf die Zwerghühner an steuerbord gelenkt. Klar zur Wende vor der Offenbacher Schleuse. Madame, inzwischen hinlänglich über Senioren- und Kindertarife, über die Ausflugsziele der Schiffahrtslinie wie über das Verschwinden von etwas so Unverständlichem wie einem "Brickegickel" informiert, Madame tuppft sich graziös mit dem Taschentuch von Brüsseler Spitze die benetzte Stirn. C'est bizarre, sagen die Damen, in höflicher Untertreibung. Fertig zum Landgang.

Erst Theater, dann die Schule Am nächsten Montag und Dienstag beginnt das neue Jahr

HOCHTAUNUSKREIS. Auch die großen Ferien haben mal ein Ende. Und das steht nach dem kommenden Wochenende bevor. Die folgende Schulen gaben die Anfangstermine öffentlich bekannt.

OBERURSEL. Die Siebtkläßler des Haupt- und Realschulzweiges an der Erich-Kästner Schule sollen am Montag, 3. August, um 9 Uhr auf der Matte stehen. Im Atrium erfahren sie, in welchen Klassenraum sie ihren Ranzen schleppen müssen. Für die Erich-Kästner-Schüler der Klassen sechs sowie acht bis zehn beginnt der Unterricht um 9.50 Uhr.

Die Fünftkläßler haben noch einen Tag Schonfrist. Am Beginn ihrer Einschulung steht Dienstagmorgen um 8 Uhr ein Gottesdienst in der Liebfrauenkirche. Dazu sind auch die neuen Schüler und Schülerinnen am Oberurseler Gymnasium eingeladen. Um 9 Uhr ist in der Erich Käst- Schule in der Stadthalle ner-Schule die Aufnahmefeier der Fünftkläßler angesagt, während in der Liebfrauenkirche zur gleichen Zeit eine Andacht für die übrigen Klassen und die Gymnasiasten gefeiert wird.

Mit einem ökumenischen Gottesdienst beginnt für die zweiten bis vierten Klassen der Grundschule Nord am Montag um 8.45 Uhr der Schulalltag. Nach zwei Stunden Klassenlehrerunterricht dürfen sie um 11.20 Uhr wieder gehen. Die Einschulung der Erstkläßler folgt am Dienstag mit ökumenischer Andacht in der Heilig- Geist-Kirche um 9 Uhr und anschließender Begrüßung in der Aula um 10 Uhr.

Mit einem ökumenischen Gottesdienst für Kinder, Eltern und Gäste um 9 Uhr in der Christuskirche beginnt am Dienstag, 4. August, das Schuljahr für die Erstkläßler der Grundschule Mitte. Anschließend wird um 10 Uhr in der Turnhalle für die Sechsjährigen ein Theaterstück aufgeführt, ehe sie mit ihren Lehrerinnen in die jeweiligen Klassenräume gehen.

STEINBACH. Die Schüler der zweiten bis sechsten Klassen an der Geschwister- Scholl-Schule können am Montag, 3. August, um 8 Uhr zunächst einen ökumenischen Gottesdienst in der katholischen Kirche besuchen. Anschließend beginnt für sie um 8.45 Uhr der Unterricht. Steinbachs Erstkläßler sind erst am Dienstag dran. Sie erwartet um 9.15 Uhr eine ökumenische Andacht, ebenfalls in der katholischen Kirche. In der Schulturnhalle kommen sie um 10 Uhr zur Aufnahmefeier zusammen.

KRONBERG. Kurz und schmerzlos dürfte für die sechsten bis elften Klassen an der Kronberger Altkönigschule der erste Schultag am Montag verlaufen: Ab 10.05 Uhr wird ihnen der neue Stundenplan vorgestellt. Bis 11.25 Uhr sollen dann alle Klassengeschäfte erledigt und die Schüler wieder (für diesen Tag) entlassen sein. Die Tutorenstunden der Jahrgänge zwölf und 13 schließen sich um 11.35 Uhr an. Für Kronbergs Fünftkläßler beginnt der Ernst des Lebens einen Tag später um 10.15 Uhr mit einem kleinen Empfang im Tagesheim der Schule.

USINGEN. In der Stadthalle werden am Montag die Schülerinnen und Schüler der F 5 und der siebten Klassen in Empfang genommen; die erstgenannten um 8 Uhr, die letzteren um 9 Uhr. Der Grund: Sie müssen vorläufig mit Unterricht außerhalb "ihrer" Schule vorlieb nehmen. mk/AW/che

Kunst- und Weinmarkt in der Altstadt

KRONBERG. "Ein Leben ohne Feste ist wie ein weiter Weg ohne Wirtshäuser." Mit diesem Slogan werben Stadt und Verkehrsverein und laden am 1. und 2. August zum siebten Bilder-, Kunst- und Weinmarkt in die Altstadt ein. Neben Kunst, Bildern, Grafiken, Drucken, Karten und Kunsthandwerk zu günstigen Preisen gibt es Guldentaler Nahe-Wein. Markt ist Samstag ab 15 Uhr, Sonntag ab 11 Uhr.

Nachdrucke historischer Postkarten für eine Mark pro Stück bietet der Burgverein Kronberg erstmals beim Bilder- und Weinmarkt zum Kauf an, darunter zwei Jugendstilkarten, Lithografien, Aquarelle und eine Fotografie.

Der Burgverein plant, die Reihe fortzusetzen, die durch ihre Numerierung ein interessantes Sammelobjekt werden dürfte. w

Von der Passion zur Obsession Städel bereitet Schau über "Kokoschka und Alma Mahler" vor

"Liebes Frl. Moos", schreibt der Maler Oskar Kokoschka am 20. August des Jahres 1918 aus Dresden an die Puppenmacherin Hermine Moos in Stuttgart, "ich sandte Ihnen gestern . . . eine lebensgroße Darstellung meiner Geliebten, welche ich Sie bitte, recht getreulich nachzuahmen und mit dem Aufgebot Ihrer ganzen Geduld und Sensualität in Realität umzuschaffen".

Die Geliebte des Künstlers ist Alma Mahler, die Witwe des Komponisten Gustav Mahler, eine Frau, die sich selbst zur Legende gemacht hat, sei es durch ihre eigene sensationelle Lebensbeschreibung oder durch den Ruf, eine Reihe von illustren Männern, wie Mahler, Gropius, Werfel und eben auch Kokoschka - und das scheinen beileibe nicht alle gewesen zu sein - verschlissen zu haben.

Unter dem Titel "Oskar Kokoschka und Alma Mahler - Die Puppe, Epilog einer Passion" eröffnet das Städelsche Kunstinstitut demnächst eine ebenso interessante wie spektakuläre Ausstellung, die von einem in Privatbesitz befindlichen Bild Kokoschkas ausgeht, dann aber auf ein sehr privates Ereignis im Leben des Künstlers überschwenkt: auf den dramatischen Bruch zwischen Alma und Oskar und dessen Folgen für den Maler Kokoschka. Als Kokoschka und Alma Mahler einander im April des Jahres 1912 begegnen, scheint das Feuer der Liebe für immer zu lodern und nie mehr zu löschen zu sein. Aber der Firnis ihrer Zuneigung zeigt erste Sprünge, als Alma sich im Mai 1914 entschließt, ein Kind, das sie mit Kokoschka haben soll, abtreiben zu lassen. Kokoschka meldet sich zunächst zum Militär. Als sich Alma 1915 abrupt von ihm trennt und im August des gleichen Jahres den Architekten Walter Gropius heiratet, meldet sich Kokoschka zum Einsatz an die Front, wird zweimal schwer verwundet, gilt zunächst in Wien sogar als tot. In mehreren Stücken, die Kokoschka jetzt schreibt, und in mehreren Bildern, die er in den folgenden Jahren malt, werden die dramatischen und für ihn letztendlich traumatischen Erlebnisse verarbeitet: der Bruch mit Alma, die ihn immer noch visionär verfolgt, im Träumen und im Wachen, mit der er spricht, ohne sie zu sehen, die ihm im Kopf herumgeistert. Bis er schließlich den zur fast krankhaften Obsession gewachsenen Entschluß faßt, sich von einer Puppenmacherin einen lebensgroßen Alma-Fetisch in Form einer Puppe machen zu lassen. So sehr steigert sich der Künstler in seine an "Perversion" grenzende "idee fixe", daß er der Puppe Kleider und Wäsche kauft, um sie damit zu umgeben; er soll sogar vorgehabt haben, sie zu fest- lichen Anlässen - etwa in die Oper oder zu Ausfahrten in der Kutsche - mitzunehmen, und seine Gäste sollten der "Geliebten" alle Ehrerbietungen erweisen . . .

Im Zusammenhang mit den langen Briefwechseln mit der Puppenmacherin entstanden - neben der bewußten lebensgroßen Ölskizze - eine Reihe von Zeichnungen, das berühmte Bild der "Dame in Blau" (das wegen seines zentimeterdicken Farbauftrags nicht aus Stuttgart ausgeliehen werden konnte) und eben eine Reihe von anderen Bildern, auf denen für Kokoschka Frauen und Puppen eine Rolle spielten, bis der Künstler endlich die Passion, den Leidensdruck überwunden hatte.

Die Puppe selbst war - natürlich - für den Künstler eine Enttäuschung. Wie lange sie überlebte, ehe sie auf dem Müll landete, ist nicht genau bekannt. Und mit der "idee fixe" verwischen sich allmählich auch die Spuren der Puppe in Kokoschkas Bildern.

In der Ausstellung sind nun neun Ölgemälde aus den USA, aus der Schweiz und aus Wien, elf Zeichnungen (alle aus Privatbesitz) und sechs Fächer (aus Hamburg) und sehr viele Briefe zu sehen. Die Fächerbilder, die Kokoschka für Alma Mahler aquarellierte, sind sozusagen der "Prolog" für die Ausstellung, stammen sie doch aus der Zeit des Glücks (also aus den Jahren 1912 bis 1914) und stellen Liebespaare dar.

Wenn es der Städtischen Galerie gelänge, das lebensgroße Alma-Mahler-Puppen-Bild anzukaufen, hätte das Haus nun eine relativ geschlossene und deshalb beachtenswerte Sammlung von Bildnissen stehender Frauen des 20. Jahrhunderts - von Böcklin über Corinth und eben Kokoschka bis zu Ernst Ludwig Kirchner - vorzuweisen.

"Oskar Kokoschka und Alma Mahler - Die Puppe, Epilog einer Passion", Städtische Galerie im Städel, bis 18. Oktober. Die Eröffnung ist am 5. August um 19 Uhr. Ein ausführlicher Katalog mit Beiträgen unter anderem von Klaus Gallwitz und Stephan Mann, vom Städelschen Kunstinstitut begleiten die Ausstellung. WERNER PETERMANN

EVELIN PORTZ, seit 1985 Geschäftsführerin der Architektenkammer Hessen, wurde zur Hauptgeschäftsführerin bestellt; an ihre Stelle als Geschäftsführer tritt WOLFGANG HAACK. Mit der Erweiterung der Geschäftsführung trägt der Vorstand der Architektenkammer "vor allem den derzeit vermehrt auf die Kammer zukommenden Aufgaben Rechnung". Die berufsständische Vertretung ist das Sprachrohr von über 8000 Hochbau-, Innen-, Landschafts- und Städtebauarchitekten.Beratungstage für den Umgang mit Fremden

KRONBERG. "Mit dem Fremden leben - Aspekte einer Aufgabe heute" ist das Thema der Beratungstage, die das Religions-pädagogische Studienzentrum in Schönberg vom 29. bis 31. Juli anbietet. Programmbeginn ist jeweils um 9.30 Uhr. Ausführliche Informationen über die Veranstaltungen sind im Zentrum zu bekommen.Schwellen der Wahrnehmung Kunst am Behördenzentrum

Das gibt ein Spektakel, wenn die fünf bunten Riesen-Hüte in die Frankfurter Skyline gehievt werden. In der ersten Augustwoche bekrönt der Bildhauer Ottmar Hörl mit seinen Aluminium-Kegeln - jeder ist zehn Meter hoch - den Rohbau des neuen Frankfurter Behördenzentrums. Was der "Volksmund" dazu assoziieren soll, ist schon ausgemachte Sache: Symbole für die Schlafmützigkeit der Finanzbeamten oder für die Taschenspielertricks des Fiskus. Die Boulevard- Presse wird's schon (be)richten.

Die Absicht des Künstlers reicht über solches Kappentheater freilich hinaus. Weithin sichtbar, ob vom Mainufer oder vom Hauptbahnhof aus, weisen die knalligen Kegel nämlich auf ein zwar weniger auffälliges, aber weit spektakuläreres Gesamtkonzept hin: Gemeinsam mit zwei Architekten der Gruppe "Formalhaut" versucht Hörl hier eine neue Idee von "Kunst am Bau" zu verwirklichen.

Außergewöhnlich ist bereits die Einbeziehung elektronischer Medien in den "öffentlichen Raum". Videokunst und akustische Installationen stimmen neben Fotografie und Plastik ins Multimedia- Konzert ein. Außergewöhnlich ist sicher auch die Risikobereitschaft der Auftraggeber vom hessischen Finanzministerium. Daß diese nicht wieder auf die bewährten, pflegeleichten Brunnen oder Stahlplastiken setzten, sondern sich auf Hörls Ideen einließen, beweist vielleicht die Schlüssigkeit des künstlerischen Konzepts: weg vom monolithischen Kunst- Klotz, hin zu einem öffentlichen Forum für viele verschiedene Künstler.

In diese Richtung nämlich weist die Grundidee von "Formalhaut": "mit Geldern, die für Kunst am Bau gedacht sind, andere Künstler zu unterstützen". So strich die Gruppe, als Wettbewerbssieger, nicht das gesamte Geld ein, sondern will es für die "Anschubfinanzierung" ihres engagierten Projekts verwenden. Die geplanten 20 Video-Schirme entlang der neuen "Ämterstraße" sollen von Künstlern aus aller Welt bespielt werden, bei ständig wechselndem Programm. Gleiches gilt für einen "Video-Pavillon" und die akustischen Installationen im Innenhof. Wer den Katzensprung vom Bahnhof herüberkommt, soll hier die "Videoproduktionen dieser Welt sehen, Tag und Nacht", schwärmt Hörl.

Am Betrieb der Video-Stationen ist die die Städel-Schule interessiert. Kasper König will "kein Bromborium", sondern eine solide Plattform schaffen für die Präsentation der Medienkunst-Avantgarde. Die genaue Organsiations-Struktur wird derzeit geklärt. Für die dreijährige Testphase steht ein Betrag von 450 000 Mark zur Verfügung. Das ist ein beträchtlicher Teil dessen, was das Land Hessen überhaupt für "Kunst am Bau" ausgibt. Hörl und Kollegen hätten das auch selbst einstecken können. Aber ihnen geht es darum, "daß dieser persönliche Egoismus zurückgestellt wird". Sie wollen zeigen, "daß man mit diesem Geld auch was anderes machen kann, als beispielsweise Herrn Rückriem einzuladen, eine Plastik für zweieinhalb Millionen Mark wo hinzustellen". Verantwortlicher, auch sozialer mit den öffentlichen Kunst- Geldern umzugehen, ist ein wesentlicher Aspekt dieser neuen Auffassung. Ebensowichtig ist für "Formalhaut" aber der ökonomische Umgang mit dem öffentlichen Raum selbst. "Am liebsten wollten wir gar nichts machen", sagt Gabriela Seifert. Einem "so monströsen und massiven Gebäude" noch weitere Aufbauten hinzuzufügen, schien den Künstlern absurd. So beläßt es die Gruppe bei den minimalistischen Kegeln auf dem Dach. Statt plastischen Raum zu beanspruchen, soll vielmehr "unsere veränderte Wahrnehmung von Raum" dargestellt werden. In den Videobildern und immateriellen Klang-Skulpturen soll diese Idee ihre künstlerische Entsprechung finden.

Vielleicht fördert das auch eine neue Akzeptanz von "Kunst am Bau". Hörl verweist auf das technische Verständnis für mediale Vermittlungsformen: Das Mattscheiben-Bild dürfte in der Tat vielen Besuchern des Zentrums vertrauter sein als der Umgang mit Malerei und Plastik.

"Unser wichtigster öffentlicher Raum ist der Fernsehschirm", hieß es unlängst in einer neuen Architektur-Zeitschrift. Mit billigem Populismus hat das nichts zu tun. Dazu übt "Formalhaut" zu großen Respekt vor den Besuchern: Die Kunst- Eingriffe sollen sehr subtil bleiben, niemanden bedrängen. "An der Schwelle des Wahrnehmbaren" sollen die Bilder und Töne balancieren.

Das feinsinnige Konzept wäre ohne Unterstützung aus dem Behördenapparat selbst allerdings wohl ein Wunschtraum geblieben. Im Abteilungsleiter der Staatlichen Neubauleitung, Giselher Hartung, fanden die Künstler einen engagierten, kunstverständigen Befürworter. Er erhofft sich von dem Experiment eine Belebung des Behörden-Quartiers - "daß es besonders nach Dienstschluß und am Wochenende nicht verödet".

Die Installation der bewegten Bilder durchzusetzen, war dabei weniger schwierig. Anstoß namen die Ministerialbeamten schon eher an den komischen Kegeln. Dann aber zeigten sich auch die Architekten begeistert, und die Landesvertreter willigten ein. In manch verfahrener Sitzung, berichtet Hartung, habe die Erwähnung der Kegel seither erheiternd und krampflösend gewirkt.

Solch erheiternde Wirkung ist ganz im Sinne der Erfinder. Denn Heiterkeit, sagt "Formalhaut"-Mitarbeiter Götz Stöckmann im Blick auf die schicke Frankfurter Skyline, "ist ein Momentum, von dem wir sicher zuwenig haben im öffentlichen Raum". Wer also demnächst von ferne auf die lustig leuchtenden Kegel blickt, und dann rüber zum Messeturm, wird letzteren vielleicht nicht mehr als ganz so pompös empfinden. THOMAS A. WOLFF

Kantorei beginnt mit den Proben

UNTERLIEDERBACH. Stimmgewaltige Sängerinnen und Sänger sucht die Evangelische Kantorei für ihr neues Konzert-Projekt. Am 1. November sollen das Requiem von Gabriel Fauré und die Psalmkantate "Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser" von Felix Mendelssohn-Bartholdy aufgeführt werden.

Wer Gefallen an dieser Literatur findet und am 1. November mit im Chor stehen möchte, kann sich bei Kantor Hartmut Keding unter Telefon 0 69 / 31 53 28 melden oder einfach mal bei einer der Pro

Aufgespießt

"Der gute alte Fächer bringt Linderung, erweist sich allerdings an der Schreibmaschine als hinderlich. Ventilatoren wirken noch besser - für Energiesparer bietet sich ein Modell mit Hamsterlaufrädern an. Kopfbäder in eiskaltem Wasser verschaffen augenblicklich Erleichterung, man benötigt fürs Büro nur eine kleine Wanne. Einige Wüstentiere entziehen sich der Hitze durch schnelles Eingraben in den Boden, aber diese Methode dürfte nur wenigen Berufsgruppen offenstehen. Unbedingt vermeiden: Sport, Sauna, Liebe auf den ersten Blick." Tips der Süddeutschen Zeitung in einem "Streiflicht" über die heißen Hundstage.

Über 60 Vereine wollten mitspielen Frankfurter Amateur-Fußballer kicken am Wochenende um den Sparkassen-Cup

FRANKFURT A. M. "Eigentlich", hob Werner Fey von der Frankfurter Sparkasse an, "eigentlich ist das ja eine kleine Frankfurter Fußball-Stadtmeisterschaft. Vereine, die ansonsten nie im Punktspielenaufeinander treffen, haben hier die Chance, gegeneinander zu spielen." Von der Landesliga bis zur B-Klasse bewarben sich Vereine aus den Fußball-Kreisen Frankfurt und Main-Taunus um die Teilnahme am 8. Frankfurter Sparkassen-Cup am Wochenende, 1./ 2. August.

Der Andrang war groß: Mehr als 60 Vereine wollten bei diesem mittlerweile etablierten Amateur-Spektakel kurz vor Saisonbeginn dabeisein, letztlich qualifizierten sich 48 für die Vorrundenspiele. In einer Ausscheidungsrunde, die im April ausgespielt wurde, hatte sich bei den A- und B-Klasse-Klubs bereits die Spreu vom Weizen getrennt.

Mit von der Partie ist auch Titelverteidiger VfB Unterliederbach. Allerdings profitierte der Landesligist dabei von der Absage des FC Maroc. Die Kicker aus dem Frankfurter Westen hatten den Meldeschluß am 15. Januar unverrichteter Dinge verstreichen lassen, hatten also Glück, daß sie durch dieses Hintertürchen doch noch in das Hauptfeld aufgenommen wurden.

Das gleiche Mißgeschick unterlief auch dem Landesliga-Aufsteiger FV Progres. Der blieb allerdings außen vor. Ebenfalls beim "Cup" nur zuschauen werden in diesem Jahr die Frankfurter Oberligisten. Denn die Mannschaften sind bereits in die neue Saison gestartet.

Auf acht Sportanlagen ermitteln die vier Dutzend Vereine am kommenden Samstag in je zwei Dreier-Gruppen die acht Endrunden-Teilnehmer, die tags darauf auf der Sportanlage der Spielvereinigung 02 Griesheim den Pokalsieger im K.o.-System ausspielen. 33 000 Mark Prämien vergibt der Sponsor insgesamt. Die Sieger nehmen einen 2000-Scheck mit nach Hause.

Dabeisein ist aber auch hier nicht alles. Jede teilnehmende Mannschaft erhält eine Antrittsprämie von 200 Mark. Die Gruppensieger bekommen nochmal 500, die Zweitplazierten 400 und alle anderen jeweils 200 Mark. Alles in allem kann der Cup-Gewinner mit 2700 Mark rechnen. Und mit ein wenig Losglück winken vielleicht noch mal 1000 oder 500 Mark für die Mannschaftskasse. Die Sonderpreise verlost der Veranstalter zusätzlich unter allen Mannschaften.

Im Rahmenprogramm des Endrunden- Turniers in Griesheim, spielen außerdem 16 F-Jugend-Mannschaften ab 9 Uhr zum zweiten Mal um den "Mini-Cup" der Frankfurter Sparkasse.

Vorrundenspielplan für Samstag, 1. August, ab 13 Uhr:

Bezirkssportanlage Harheim: Gruppe 1: SG Harheim, FC Kalbach, BSC Schwarzweiß 1919. - Gruppe 2: TSG Nieder-Erlenbach, SC Eckenheim, TSG 51.

Sportanlage Berkersheimer Weg (Eschersheim): Gruppe 1: FV Eschersheim 09, SC Goldstein, FV Berkersheim. - Gruppe 2: SV Heddernheim, TuS Nieder-Eschbach, SV Bonames.

Sportanlage Birsteiner Straße (Fechenheim): Gruppe 1: Spvgg. 03 Fechenheim, TuS Makkabi, SV Eritrea.- Gruppe 2: FG Seckbach, SG Riederwald, Olympia 07.

Sportanlage an der Gerbermühle (Oberrad): Gruppe 1: Spvgg. 05 Oberrad, Fortuna Frankfurt, TSV Taras. - Gruppe 2: DJK Schwarz-Blau, Germania Enkheim, SC Weißblau.

Sportanlage Dorfwiesenweg (Niederursel): Gruppe 1: SV Niederursel, SG Praunheim, Concordia Eschersheim. - Gruppe 2: TSG Frankfurter Berg, SKG Frankfurt, Rot-Weiß Sindlingen.

Sportanlage an der Sondershausenstraße (Gallus): Gruppe 1: VfB Unterliederbach, SG Westend, Kickers 16. - Gruppe 2: SG 28 Frankfurt, SG Griesheim, DJK Zeilsheim.

Sportanlage Am Römerhof (Rebstock): Gruppe 1: Germania 94, PSV Grünweiß, SW Griesheim. - Gruppe 2: Sportfreunde, SV Viktoria Preußen 07, SV Zeilsheim.

Sportanlage Brentanobad (Rödelheim): Gruppe 1: ESV Blaugold, SG Sossenheim, FC 66 Frankfurt. - Gruppe 2: Spvgg. 02 Griesheim, FV Hausen, VfR Bockenheim.

Endrunde: Sonntag, 2. August, 12.30 Uhr, auf der Sportanlage Eichenstraße. hu

Ein kleines schwarzes Kästchen erspart der Patientin den Krankenhausaufenthalt Wenn das Telefon nicht erreichbar ist: mit dem Hausnotruf kann in jeder Lebenslage die Zentrale angesprochen werden / An- und Abmeldung

Hilflos liegt die gelähmte Frau unter ihrem Rollstuhl auf dem Teppichboden. Sie ist allein in ihrer Wohnung, niemand da, der ihr helfen könnte. Das Telefon steht unerreichbar auf der Kommode neben ihrem Bett. Etwas unbeholfen, doch keineswegs panisch fingert die Frau an der kleinen schwarzen Fernbedienung, die um ihren Hals hängt, drückt den roten Knopf herunter und wartet. "Guten Tag Frau Hanuschke. Ist etwas passiert?" meldet sich wenig später eine Mitarbeiterin der Haus-Notruf-Zentrale im Bürgermeister-Gräf-Haus in Sachsenhausen.

Nicht jeder dort eingegangene Notruf ist der Auftakt für eine größere Rettungsaktion, wie hier bei Cornelia Hanuschke, deren Wohnungstür von der Feuerwehr aufgebrochen werden mußte. Oft reicht es auch, wenn die Mitarbeiter der Telefonzentrale einen Verwandten vorbeischicken oder einfach ein paar beruhigende Worte sprechen. Auch Fehlalarm gibt es häufig. "Manchmal vergessen die Leute einfach, sich abzumelden, wenn sie längere Zeit außer Haus sind", erklärt Ingrid Fenske, Mitarbeiterin in der Haus- Notruf-Zentrale. Wenn das Gerät 24 Stunden lang nicht betätigt wird, löst sich automatisch ein Notruf aus. Dann muß schnell geklärt werden, ob der Teilnehmer in Not ist oder vielleicht vergessen hat, sich bei der Zentrale zu melden. Normalerweise melden sich die ans Notruf- System angeschlossenen Männer und Frauen morgens an und abends, wenn sie zu Bett gehen, wieder ab. Trotzdem bleibt das Gerät, ein unscheinbarer Kasten mit drei verschiedenfarbigen Tasten, auch in der Nacht eingeschaltet.

"Gerade in der Nacht ist das Gerät für mich ein Sicherheitsfaktor", meint die teilweise gelähmte und chronisch nierenkranke Cornelia Hanuschke. Zumal ihre Wohnung nicht grade in einer einbruchssicheren Gegend liege. Ansonsten ist die selbstbewußte 39jährige eigentlich nicht der typische Haus-Notruf-Teilnehmer. Für sie ist der Anschluß Kompromiß und Alibi zugleich. Als sie vor einigen Jahren schwer an einer Thrombose erkrankte und zudem wegen des Nierenleidens mit Cortison behandelt werden mußte, stellte ihr Arzt sie vor die Wahl: Einlieferung ins Krankenhaus oder Anschluß an die Haus-Notruf-Zentrale. Cornelia Hanuschke entschied sich für letzteres.

"Ich lehne jeden Krankenhausaufenthalt ab", sagt sie fast kämpferisch. Und wenn man sich so einen Eigensinn erlaube, müsse man eine Sicherheit wie den Haus-Notruf schon haben. Doch auch hier hat sie ihren Willen durchgesetzt. "Sie gehen dort auf meine Befindlichkeit ein und schicken nicht gleich den Notarzt", sagt die Kranke. Viel wichtiger sei es ihr, daß im Notfall die Freundin verständigt werde oder ihre Hausärztin.

Können solche Sonderwünsche bei mehr als 1500 zu Betreuenden überhaupt berücksichtigt werden? "Wir machen das, soweit möglich", erläutert der Leiter der Haus-Notruf-Zentrale, Bernd Gornik. In Ausnahmefällen müsse aber auch gegen den Willen des Teilnehmers gehandelt werden, nämlich dann, wenn er sich in einer lebensgefährlichen Situation befinde. Als "Bindeglied zwischen den ambulanten Diensten" versteht Gornik das Haus-Notruf-System, eine Einrichtung in Trägerschaft des Frankfurter Verbands für Alten- und Behindertenhilfe, die seit fast zehn Jahren existiert. 32 Mark Leihgebühr - bezuschußt von der Stadt Frankfurt - zahlt der Teilnehmer monatlich. Hinzu kommen 75 Mark Anschlußgebühren. Wer ein zu niedriges monatliches Einkommen hat, bekommt finanzielle Unterstützung vom Sozialamt. Meist sind es alte Leute, die diesen Service in Anspruch nehmen. Für viele von ihnen bedeutet der Anschluß ans Notruf-System auch ein Stück Eigenständigkeit. "Wir können einen Krankenhaus- oder Heimaufenthalt natürlich nicht verhindern, aber immerhin verzögern", glaubt Gornik.

Selbst bestimmen, was gut und was schlecht ist für sich - das ist auch für Cornelia Hanuschke in ihrer schweren Krankheit am wichtigsten. "Ich bin ein autonomer Mensch", sagt sie, obwohl sie wegen ihrer Körperbehinderung immer auf andere angewiesen sein wird. Und dann noch drastischer: "Ich lebe sehr eigensinnig, und ich würde mir auch zugestehen, eigensinnig zu sterben." In dieser Hinsicht sei der Haus-Notruf auch eine Art von Entscheidungshilfe. "Wenn ich in letzter Sekunde meine Meinung noch ändern will, kann ich das tun." ki

Steuerschwund in Gemeindekasse Heraeus-Kulzer sagte Beigeordnetem Seng Überprüfung zu

WEHRHEIM. Das Gewerbesteueraufkommen von Heraeus-Kulzer ist nach Auffassung des Ersten Beigeordneten Edwin Seng (SPD) zu gering. "Die Gemeinde kommt zu kurz", stellte Seng anläßlich eines Besuchs der SPD-Fraktion bei dem Unternehmen fest.

Der Grund liege in der Struktur des Heraeus-Konzerns. Bevor Heraeus-Kulzer eine Holdinggesellschaft und 100prozentige Tochter von Heraeus wurde, war die ehemalige Firma Kulzer gemeinsame Tochter von Heraeus und Degussa. Damals seien mehr Gewerbesteuern in die Gemeindekasse geflossen, sagte der Erste Beigeordnete. Der Geschäftsführer Dieter Schödel sicherte zu, die Angelegenheit von einem Steuerfachmann prüfen zu lassen.

Im November soll die Verwaltung von Heraeus-Kulzer mit rund 40 Beschäftigten von Friedrichsdorf nach Wehrheim umziehen. Damit wird das Unternehmen, das dentale, medizinische und technische Kunststoffe herstellt, komplett in Wehrheim ansässig sein. Produktion, Forschung und Schulungszentrum mit insgesamt etwa 200 Mitarbeitern haben sich schon vor Jahren in der Gemeinde niedergelassen. cn

Die Stadt, der Film und die Statisten der Kollaboration Vichy, "Königin der Kurorte" und Hauptstadt unter Marschall Pétain, leidet unter der Vergangenheit

Vier Kompanien der Bereitschaftspolizei haben seit dem Morgen das Stadtzentrum von Vichy mit dem Kurpark, dem Casino und der Oper umstellt. In dem von dem Maler Rudnicki mit Floralien, Masken, Pfauen und Leiern zu einem Bijou des Jugendstil gestalteten Großen Theatersaal wird eines Tages im Juli 1940 gedacht.

Damals - Frankreich war von den Truppen Nazi-Deutschlands überrannt worden, Regierung und Parlament waren Von Hans-Hagen Bremer (Vichy) aus Paris geflohen - verweigerten 80 Deputierte zur französischen Nationalversammlung gegen die überwältigende Mehrheit von 569 ihrer Kollegen dem in der Stunde der Not gerufenen Marschall Philippe Pétain die Zustimmung zu den verlangten Vollmachten. Eine Plakette in dem Saal, in dem Richard Strauss am 4. September 1935 seine "Salome" vor internationalem Publikum dirigierte, erinnert an das mutige Verhalten der 80 Volksvertreter, die weder das Ende der siechen III. Republik noch die Errichtung des Kollaborationsregimes verhindern konnten. Jahr für Jahr sind sie seit dem Ende des Krieges nach Vichy gepilgert. 52 Jahre danach gibt es allerdings nur noch zwei Überlebende jener parlamentarischen Minderheit, die, wie der aus Paris angereiste Budgetminister Michel Charasse bei der Gedenkfeier in Erinnerung ruft, immerhin stärker war als die Gruppe der an einer Hand abzuzählenden Beamten und Richter, die sich dem Treuegelöbnis aufs Vichy-Regime widersetzten. Etwa zur selben Zeit wird draußen, nur wenige Schritte vom Casino entfernt, Jubel für Pétain laut. "Maréchal, nous voilà!" ("Marschall, wir sind bereit!"), ertönt es aus einer Menschenmenge - ganz so wie in der Zeit von 1940 bis 1944, wenn der "Sieger von Verdun" auf dem Balkon im dritten Stock des "Hôtel du Parc" erschien und sich als "Retter des Vaterlandes" feiern ließ. Die Szene ist Teil eines Filmes über Pétain, den der französische Produzent Jacques Kirsner unter der Regie von Jean Marboeuf mit Jacques Dufilho in der Rolle des Marschalls derzeit in Vichy dreht. Pétain, wie er ein soeben getrautes Brautpaar beglückwünscht oder Babys küßt, die ihm entgegengehalten werden - zwei ältere Herren begutachten fachmännisch die Dreharbeiten. "Ja, das war Vichy", sagt der eine zum anderen. Beide halten sie dieselben kleinen Behälter aus Korbgeflecht in der Hand, in denen die Kurgäste von heute wie die von früher (repräsentiert durch die Statisten des Films) ihre Trinkbecher für das heilende Quellwasser aufbewahren. In Vichy ist die Vergangenheit untrennbarer Teil der Gegenwart. Der Name der Bade-Stadt am Allier-Fluß in der Auvergne steht für eines der dunkelsten Kapitel der Geschichte Frankreichs. Für diese Zeit, sagt Bürgermeister Claude Malhuret, sei seine Stadt nicht mehr verantwortlich als andere französische Orte. Es war ja auch nur ein Zufall, daß Vichy nach der Niederlage 1940 zur "Hauptstadt" des "französischen Staates" wurde. Hier gab es genügend große Hotels und Villen, um Ministerien und diplomatische Vertretungen unterzubringen, dazu eine neue, moderne Telefonzentrale. Die mondäne Umgebung hatte Pétain bei der Ankunft 1940 den berühmt gewordenen Ausspruch entlockt, man werde hoffentlich nicht von einer "Casino-Regierung" sprechen. Aber die Stadt, die er bei seiner Flucht 1944 nach Sigmaringen zurückließ, war in den vier Jahren zur Hauptstadt der Kollaboration mit den Nazis geworden. Und unter diesem Ruf leidet sie offenbar bis heute.

Daß das einmal so sein würde, muß der Stadtrat von Vichy schon unmittelbar nach der Befreiung befürchtet haben, als er in einem Beschluß an die Republik appellierte, den "unverdienten Ruf" von der Stadt zu nehmen und sie von ihrem "Schandfleck" zu reinigen. Dennoch wurde Vichy immer wieder mit "Vichy" gleichgesetzt, was Bürgermeister Malhuret eine "fortdauernde Ungerechtigkeit" nennt. Zugkräftige Buchtitel wie "Die Geschichte Vichys" oder "Das Frankreich von Vichy", die die Zeit der Kollaboration zum Thema haben, trugen dazu ebenso bei wie Gemeinheiten, die Fußballer von Vichy erdulden mußten, wenn sie von Spielern oder Anhängern der gegnerischen Mannschaft als "Collabos" verhöhnt wurden. Selbst General de Gaulle soll, wie noch heute behauptet wird, die Vorhänge im Abteil heruntergelassen haben, wenn sein Zug durch Vichy fuhr.

"Vichy ist ein idealer Sündenbock für das schlechte Gewissen der Franzosen", glaubt Bürgermeister Malhuret. Wie die Bewohner anderer Städte hätten auch die "Vichissois" unter der Besatzung gelitten. In den Hotels, Villen und Wohnungen, die sie in Beschlag genommen haben, lebten die Minister und Funktionäre des Kollaborationsregimes mehr oder weniger wie in einer Kaste unter sich, wie Jean Marboeuf, der Regisseur des "Pétain"-Films, sagt. Wie heute im Film, an dem mehrere tausend Einwohner der Stadt als Statisten mitwirken, waren zweifellos auch damals viele "Vichyssois" nur Zaungäste des Geschehens. Doch wie in anderen Städten Frankreichs gibt es in Vichy eine Geschichte der Résistance, während bis heute kein ernsthafter Versuch unternommen wurde, die Geschichte der (örtlichen) Kollaboration aufzuarbeiten. "Diese Stadt ist exemplarisch für ein Land, das diesen Prozeß niemals geführt hat", schrieb Le Monde.

Schon 1944 hatte der Stadtrat für diesen Wunsch des Verdrängens die bezeichnende Formulierung gefunden, Vichy sei "nicht der Sitz einer Regierung des Verrats am Vaterland", sondern eben, wie früher, die berühmte "Königin der Kurorte". Alle Spuren, die zu den Stätten der Kollaboration führten, wurden sorgfältig verwischt. Als eine pétainistische Vereinigung in den fünfziger Jahren in dem einstigen Hôtel du Parc ein kleines Pétain-Museum einrichten wollte, drangen ehemalige Widerstandskämpfer in die früheren Arbeitsräume des Marschalls ein und schlugen alles kurz und klein. Das Appartement ist seither verschlossen. "Die Räume sind leer", heißt es im Touristenamt der Stadt, "wo der Schlüssel ist, wissen wir nicht". Wie allergisch die Vichyssois auf alles reagieren, was mit dieser dunklen Zeit zu tun hat, bekam der Historiker Marc Ferro zu spüren, als er 1988 von Buchhändlern der Stadt eingeladen worden war, aus seiner von der internationalen Fachwelt anerkannten Biografie über Pétain zu lesen. Unter dem Druck lokaler Résistance-Organisationen mußte die Lesung in ein Hotel außerhalb des Zentrums verlegt werden. Ferros Biografie dient Kirsners Film als wissenschaftliche Vorlage. Den historischen Teil des Drehbuches, alles was die Personen Pétains sowie Lavals angeht, des Regierungschefs des Marschalls, der im Film von Jean Yanne dargestellt wird, hat er autorisiert. "Der Film wird eine Art Tabu brechen", sagt Ferro am Rande der Dreharbeiten. "Die Franzosen wissen wenig von Pétain, viele glauben, daß sein Regime zur Kollaboration gezwungen worden war. Das stimmt nicht. Die Initiative dazu ging von Pétain aus. Die Franzosen wollen es bloß nicht wahrhaben."

Anders als noch vor wenigen Jahren scheinen die Vichyssois die Vergangenheit heute allerdings mit größerer Gelassenheit zu sehen. Um Statisten für seinen Film zu finden, hatte Produzent Kirsner in der von einer überdurchschnittlichen Arbeitslosenquote gekennzeichneten Stadt überhaupt keine Schwierigkeiten. Größere Probleme bereitete es ihm dagegen, die 58 Millionen Francs für das Projekt zusammenzubringen. Immerhin fünf Jahre brauchte er dazu, aber dafür sind nun die beiden Fernsehsender Antenne 2 und Canal Plus mit dabei. "Schade nur, daß sich kein deutscher Co-Produzent bereitfand", stellt er bedauernd fest.

Auch Bürgermeister Malhuret hatte keine Schwierigkeiten, sich mit Kirsners Projekt einverstanden zu erklären. Das Problem Vichys ist für ihn sowieso nicht mehr Pétain, sondern die Frage, wie man den Kurbetrieb der Stadt wieder in Schwung bringt. Mit dem ging es nicht mit dem Ende des Vichy-Regimes bergab, sondern erst, als seit dem Frieden mit Algerien und der Auflösung des Kolonialreichs die lebergeschädigten Überseefranzosen von den weniger zahlreichen und weniger zahlungskräftigen Kassenpatienten abgelöst wurden. Statt der 160 000 Kurgäste von einst, sind es heute kaum mehr als 10 000, die im Sommer die Quellen aufsuchen. Mit einem Investitionsaufwand von 1,5 Milliarden Franc will die Compagnie Fermière, die vom Mineralwasserkonzern Perrier kontrollierte Konzessionsgesellschaft, Vichy zu einem Gesundheits- und Fitneßzentrum für gestreßte Großstädter machen.

So scheint sich mit dem zeitlichen Abstand auch eine gewisse Normalisierung zur Vergangenheit einzustellen. Sie kommt unter anderem darin zum Ausdruck, daß das Touristenamt interessierten Kurgästen seit neuestem geführte Rundgänge durch "Vichy - Hauptstadt von 1940 bis 1944" anbietet. Der "Kollaborationspfad" führt von dem in ein Apartmenthaus umgewandelten ehemaligen Hôtel du Parc zu den anderen, in ihrer Pracht aus der Belle Epoque immer noch schönen, vom damaligen Regime requirierten Etablissements bis hin zum Hôtel du Portugal. In dessen Kellern hatte von 1942 an die Gestapo gewütet.

Normalisierung äußert sich aber auch darin, daß dem Antiquar in der Thermalgalerie gegenüber dem Musikpavillon nicht mehr das Schaufenster eingeworfen wird. Darin hängt unter anderem unübersehbar ein Porträt des Marschalls. Als er sich vor Jahren entschloß, mit Postkarten, Fotos, Plakaten, Schriftstücken und anderem Nostalgiekram aus der Vichy-Zeit zu handeln, sei er als "Nazi" und "Faschist" beschimpft worden, erzählt er. "Dabei bin ich nur Händler."Naturschützer lobt die Bauern "Verträge über extensive Wiesennutzung wurden eingehalten"

WETTERAUKREIS. Dr. Burkhard Olberts, Geschäftsführer des Naturschutzfonds Wetterau, ist mit den Landwirten, die mit dem Fonds Verträge über die extensive Nutzung von Wiesen im Auenverbund Wetterau abgeschlossen haben, sehr zufrieden. Sie hätten sich "vorbildlich an die Vertragsbedingungen gehalten", lobt er die Bauern. Olberts weiß es genau, denn der Naturschutzfonds hat in diesem Frühjahr erstmals nicht nur stichprobenartige Kontrollen gemacht, sondern ausnahmslos alle Vertragsflächen auf die Einhaltung der vertraglich festgelegten Nutzungseinschränkungen hin überprüft.

Bei der Kontrolle ging es vor allem um die Einhaltung des späten Mähtermins, der generell nicht vor dem 15. Juni liegen darf. Dieser Stichtag ist wegen der bodenbrütenden Vögel wichtig, beispielsweise wegen des seltenen Großen Brachvogels, deren Gelege immer wieder durch frühzeitige Mahd zerstört werden, erläutert der Naturschutzfonds-Geschäftsführer. Ein weiterer wichtiger Punkt der Bewirtschaftungsauflagen ist der Verzicht auf jegliche Düngung. Olberts: "Natürlich ist dieser Punkt nicht hundertprozentig kontrollierbar; da die Landwirte aber untereinander eine gewisse Selbstkontrolle ausüben und die örtlichen Naturschutzgruppen oder Beauftragten für Vogelschutz meist über die Lage der Vertragsflächen informiert sind, würden sich Verstöße ohnehin nicht geheimhalten lassen. Man kann nicht alles bis ins letzte kontrollieren. Vertragsnaturschutz ist auch Vertrauenssache."

Der Naturschutzfonds hat bislang mit rund 90 Landwirten Fünfjahresverträge über eine Gesamtfläche von 175 Hektar Extensivwiesen abgeschlossen. Pro Hektar zahlt der Fonds 400 Mark als Ausgleich für entgangene Erträge, insgesamt rund 70 000 Mark im Jahr.

Dr. Olberts geht davon aus, daß im Herbst weitere Verträge abgeschlossen werden. Da der Fonds die Mittel dafür frühzeitig beantragen muß, bittet er die Landwirte, sich möglichst bald mit dem Naturschutzfonds Wetterau, Kaiserstraße 128 in Friedberg, unter der Telefonnummer 0 60 31 / 8 38 59 in Verbindung zu setzen. ieb

Die Anfänge der arabischen Frauenbewegung datieren im 19. Jahrhundert. Seit dieser Zeit muß sie sich des Vorwurfs der Verwestlichung und des Verrats an der eigenen Kultur erwehren. Die seit Jahrzehnten größte Gefahr droht der Frauenbewegung derzeit durch den "islamischen Integrismus", einer rückwärtsgewandten Utopie von der vermeintlich "goldenen Zeit" des frühen Islam, die auch Frauen anspricht. Dr. Chérifa Magdi hat in einem Vortrag die Situation der arabischen Frauen analysiert. Ihre Rede war Teil einer Vortragsreihe mit dem Thema "Geschlecht und Macht", die vom Frauenreferat und vom Amt für Wissenschaft und Kunst der Stadt Frankfurt/Main im Juni veranstaltet worden war. Die Autorin ist Ägypterin und Islamwissenschaftlerin. Sie lebt seit 1960 in Deutschland. Wir dokumentieren Chérifa Magdis Vortrag in gekürzter Form.

Pech, Pannen, goldner Boden Oder: Wenn die Handwerker zum Dauer-Entertainer werden

FRIEDRICHSDORF. Handwerker sind, insbesondere für Kopfwerker mit zwei linken Händen, ebenso nützliche wie unentbehrliche Zeitgenossen. Und sie eignen sich als Langzeit-Unterhaltungskünstler, wie ein mehrköpfiges Ensemble kürzlich in Friedrichsdorf unter Beweis stellte.

während der ersten beiden Mai- Wochen sollten - so war es mit den nützlichen Zeitgenossen langfristig abgesprochen - in einem Haus ein paar Arbeiten erledigt werden: Ein Raumausstatter war beauftragt, ein Zimmer zu streichen und einen neuen Korkfußboden zu verlegen. Im Anschluß daran, so hatte ein Schreiner versprochen, sollte dort ein neuer Bücherschrank eingebaut werden. Gleichzeitig wollte ein Schlosser Türen und Fenster mit Diebstahlsicherungen versehen, und zum krönenden Abschluß war eine gründliche Teppichreinigung vorgesehen.

Pünktlich wie ein Maurer erscheint als erstes der Schlosser. Sein Premiereneinfall, ein simpler Slapstick mit Langzeitwirkung, besteht darin, ein Stangenschloß an der falschen Stelle zu zersägen und kein passendes Ersatzteil bei der Hand zu haben. Und der richtige Beschlag für die Haustür ist auch noch nicht gefunden. Fortsetzung folgt.

Auch der Raumausstatter tritt wie geplant auf und wird nach nur einer Woche mit viel Applaus verabschiedet. Schon tags darauf verlangt der frisch verlegte Korkfußboden wellenschlagend nach einer Zugabe.

Danach kehrt verdächtige Stille ein. Der Schreiner scheint noch über seiner Rolle zu brüten, der Schlosser ist mit der Bestellung fehlender Teile beschäftigt, der geplättete Korkfußboden ruht. Nach etwa vier Wochen ein dramatischer Paukenschlag aus der Schreinerei: Dem Meister ist eine Eisenplatte auf den Kopf gefallen. Vergessen wir also den Bücherschrank. Der Schlosser schweigt. Der Korkfußboden ruht. Ob man den letzten Akt wohl vorziehen kann? Nein, die Teppichreinigungsmaschine weilt in Reparatur.

Drei Wochen Pause. Der Schreiner brütet mit erholtem Kopf über seinem nächsten Coup. Dann ein geschickt plazierter Höhepunkt: Der Schlosser hat zwar kein neues Stangenschloß, jedoch den Türbeschlag ergattert. Den endgültigen noch nicht, aber einen provisorischen. Beim Einsetzen des Sicherheitsschlosses samt provisorischem Beschlag gehen die Glasscheiben der Haustür zu Bruch.

Für die nächsten Wochen ist also full house angesagt, Soloauftritte en masse. Ob der Schreiner just zu jener Zeit nur deshalb seinen Daumen in die Fräsemaschine hält, um dem Kollegen Schlosser nicht die Schau zu stehlen? Dramaturgischer Holzhammer oder doch eher unfreiwilliges Mitagieren?

Von überlegter Weitsicht zeugt hingegen die Herauszögerung des letzten Akts: Beim Abholen der Teppichreinigungsmaschine zur allfälligen Reparatur wurde damals, Wochen ist's her, die Düse vergessen. Und einstweilen besteht keine Aussicht, dieses wichtigste Teil in die weit entfernte Wartungsfirma, geschweige denn die komplette Maschine retour zu schaffen.

Letzten Freitag hat sich der Schlosser nach nur 13 Wochen Spielzeit vorläufig von der Bühne verabschiedet. Der Schreiner winkt mit der Gipshand: In 14 Tagen sind wir so weit. Seitdem schlägt der Korkfußboden mal wieder Wellen. dad

Marschmusik aus dicken Backen nimmt ab Der Musik- und Freizeitsportverein Wernborn wechselt zwischen Bierzelt und Festakt

USINGEN. "Zusammen bitte!" Die Aufforderung des Dirigenten ist ernst gemeint. Bei der Ouvertüre von Verdi hinkt das eine Horn hinter den anderen her. Alle bemühen sich emsig um den Einsatz. "Den dritten Takt in 21 mit Auftakt." Die Stimme von Helmut Flohr ist schon energischer.

Und wieder setzen die Musiker des Wernborner Musik- und Freizeitsportvereins ihre Instrumente an die Lippen. "21 ist ein Vierteltakt" - ein letztes Mal ist mahnend der Hinweis des Dirigenten zu hören: Dann, beim vierten Mal klingen alle gleich - und sofort wendet sich der Dirigent den Flügelhörnern zu, denen nun die gleiche Prozedur bevorsteht. "Wir wollten eben nicht mehr nur der Spielmannszug sein", sagt Ute Bernard, die im MFV die Funktion der Jugendleiterin übernommen hat. Das neue Repertoire, das eben nicht nur die "Stimmung im Zelt", sondern auch die Feuerwerksmusik von Händel umfaßt, will hart erkämpft sein.

Dafür eröffnet es dem MFV aber die Möglichkeit, bei anderen Anlässen als nur im Festzelt zu spielen. "Letztes Jahr haben wir bei der 800-Jahr-Feier die Verleihung des Literaturpreises umrahmt. Da haben wir uns dann natürlich ganz andere Sachen ausgesucht."

Musical-Melodien etwa oder kurze Stücke aus der Zeit des Barock. Dieses Repertoire drängt die Stimmungsmusik immer mehr in den Hintergrund. Doch nach Ansicht von Ute Bernard "konnte es ja auch so nicht mehr weitergehen". Gemeint ist die Zeit, als der Verein gegründet wurde. Ein Teil seiner Mitglieder gehörte vorher dem Spielmannszug des Wernborner Turnvereines an. "Und so ein Spielmannszug macht natürlich ganz andere Musik", erläutert Ute Bernard.

Nicht nur aus finanziellen Gründen wollten die Musiker den Verein verlassen. Sie wollten auch musikalisch zu neuen Ufern aufbrechen. 1988 gründeten sie deshalb den Musik- und Freizeitsportverein Wernborn und arbeiten seitdem emsig an der Erweiterung ihres Repertoires. Das hat bereits neue Mitglieder angezogen.

Andreas Nase etwa, der beim Schlagzeuger des Vereins kostenlosen Privatunterricht nimmt. Der 15jährige findet Schlagzeug "besser als andere Instrumente, weil es da keine Tonleitern gibt". Was bleibt, ist das genaue Zählen, und das übt der Schüler auch zuhause, wo er den Trommeln und Becken auch schon mal Rockrhythmen entlockt.

Auf das Musizieren im Verein will Andreas nicht verzichten, "da ich hier Begleitung habe". Die macht ihn schließlich unerbittlich auf Fehler aufmerksam. Doch den meisten macht es ganz einfach mehr Spaß "zusammen zu spielen und auch rumzukommen", meint Ute Bernard.

Sie hat sich im Verein zu Beginn des Jahres der Jugendlichen angenommen. Der Verein ist, wie alle in der Branche, brennend am Nachwuchs interessiert. Und Ute Bernard kann sich gut vorstellen, daß es die Nachwuchstalente bindet, "wenn man auch mal außerhalb der Proben was zusammen macht".

Nur sechs Jugendliche im Alter von neun bis 26 Jahren hat sie im Verein, der insgesamt 25 Musiker zählt, ausgemacht. Doch die sind erst vor kurzem hinzugestoßen und fühlen sich, wie Andreas Nase, sichtlich wohl. Obwohl sie in der Minderheit sind: Im Verein, der insgesamt 92 Mitglieder zählt, sind unter den Aktiven die ältesten Ende 60. "Und dazwischen gibt es alles", sagt Ute Bernard. Für eines allerdings hat auch sie keine Erklärung: Nur drei Frauen kommen dienstags abends zur Probe.Und sie spielen alle kleinere Instrumente: Flöte, Klarinette und Flügelhorn.

Wer mitmachen möchte, kann sich an Ute Bernard (Tel.06081 / 2673) wenden. CONSTANZE ANGERMANN

KARL-EDUARD VON SCHNITZLER, ehemaliger Chefkommentator des DDR-Fernsehens, redigiert derzeit im gemieteten Einfamilienhaus vor den Toren Berlins die 300 Seiten seines Werkes. "Der Rote Kanal" - mit dem Untertitel "Armes Deutschland". Das Buch soll im September in einem Hamburger Verlag erscheinen. In einem dpa-Gespräch gab Schnitzler zu, "die Stärke des deutschen Imperialismus unterschätzt" zu haben. Daß er inzwischen in seinem Wohnort wieder allein einkaufen gehen könne und auch die Fensterscheiben im Haus nicht mehr eingeworfen würden, seien aber ein Beweise für den Beginn eines "Umdenkprozesses" der Menschen. Das "Entlarven des Imperialismus" müsse nun weitergehen. Sein "Lebensinhalt" sei das schon immer gewesen.

Zur Person:

HANS-DIETRICH GENSCHER, Ex-Außenminister, hat gefordert, daß der Vorrang für die Entwicklung der neuen Bundesländer als Staatsziel im Grundgesetz aufgenommen wird. Nicht Ausbau im Westen, sondern Aufbau im Osten müsse die gesamtdeutsche Devise angesichts der großen wirtschaftlichen Probleme in Ostdeutschland lauten, sagte Genscher bei einer Werksbesichtigung im thüringischen Arnstadt. Der FDP-Politiker sprach sich dafür aus, den Länderfinanzausgleich für Ostdeutschland spätestens im Januar 1994 - ein Jahr früher als bislang geplant - in Kraft zu setzen. (dpa)

Verteidiger wollen Revision

STUTTGART, 28. Juli (dpa). Gegen das Urteil im Prozeß gegen die ehemaligen Mitglieder der terroristischen Rote Armee Fraktion (RAF), Sigrid Sternebeck und Ralf Friedrich, haben die Verteidiger Revision beantragt. Dies bestätigte das Oberlandesgericht Stuttgart auf Anfrage. Die beiden RAF-Aussteiger waren am 22. Juni zu Haftstrafen von achteinhalb beziehungsweise sechseinhalb Jahren verurteilt worden.

Das Gericht hatte es als erwiesen erachtet, daß Friedrich und seine Ehefrau Sigrid Sternebeck an dem versuchten Sprengstoffattentat auf den NATO-Oberkommandierenden Alexander Haig am 25. Juni 1979 beteiligt waren. Frau Sternebeck wurde zudem der Beihilfe bei der Ermordung von Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer im Herbst 1977 schuldig gesprochen.

Radio FFH setzt auf Regionalisierung

Radio FFH setzt verstärkt auf Regionalisierung. Am 16. November, einen Tag nach dem dritten Geburtstag des einzigen privaten Hörfunksenders in Hessen, soll mit Südhessen das vierte regionale "Fenster" geöffnet werden. Zur Zeit wird das Darmstädter Studio für knapp eine Million Mark ausgebaut, teilte FFH-Geschäftsführer Hans-Dieter Hillmoth jetzt auf Anfrage mit.

Pünktlich zur Südhessen-Premiere wird die Zahl der Redakteure in Darmstadt von jetzt zwei auf viereinhalb Planstellen aufgestockt. Schon jetzt versorgt FFH seine hessischen Hörer über regionale Einblendungen mit speziellen Informationen aus der Rhein-Main-Region, aus Nord- und Osthessen sowie aus dem mittelhessischen Bereich. Bereits ab September will der Privatsender seine Programmangebote landesweit verändern. So soll die Frühsendung künftig bereits ab 04.00 Uhr statt wie bisher ab 05.00 Uhr beginnen. Nähere Einzelheiten über neue Sendeplätze sollen noch bekanntgegeben werden.

Radio FFH ist seit 15. November 1989 auf Sendung. Hauptgesellschafter sind hessische Zeitungsverlage. Im FFH-Funkhaus in Frankfurt-Rödelheim sind jetzt 84 fest angestellte Mitarbeiter beschäftigt. dpa

Geld für Familien gefordert

BONN, 26. Juli (Reuter). Familienministerin Hannelore Rönsch (CDU) fordert zusätzliche finanzielle Entlastungen für die Familien. Ein Sprecher ihres Ministeriums bestätigte jetzt, die CDU-Politikerin habe in einem Brief an Bundeskanzler Helmut Kohl und Finanzminister Theo Waigel (CSU) Vorschläge für eine weitere Verbesserung des Familienlastenausgleichs vorgelegt. Das in einem Zeitungsbericht genannte Finanzvolumen von sechs Milliarden Mark wollte der Sprecher aber nicht bestätigen.

Das Düsseldorfer Magazin Wirtschaftswoche hatte berichtet, Frau Rönsch plädiere für eine steuerliche Freistellung des Existenzminimums von Kindern sowie für eine deutliche Anhebung des Kindergeldes für Familien mit geringeren Einkommen. Zum anderen will die CDU- Politikerin das Kindergeld für Höherverdienende streichen.

Die "Seidenstraße Südchinas" lebt wieder auf Der Grenzhandel mit Birma verwandelt Dörfer und Städte der chinesischen Provinz Yunnan Von Henrik Bork (Peking)

Die schmale Holzbrücke ächzt bedrohlich, während der tonnenschwere Lastwagen ans andere Ufer rollt. Nur ein meterbreiter Bach trennt das chinesische Grenzstädtchen Wanding hier noch von Birma. Der Beifahrer, ein dunkelhäutiger Birmane, springt vom Führerhaus und läuft mit einem Blatt Papier in der Hand auf die vier chinesischen Soldaten zu, die neben der Brücke vor ihrem Grenz- und Zollhäuschen sitzen. Noch bevor der Wagen das andere Ufer erreicht, ist das Papier abgestempelt und der Beifahrer wieder aufgesprungen. "Das Geschäft läuft", sagt der 43jährige Wang Yongming knapp, um dann mit einer etwas großspurigen Geste einen Stapel 100-Yuan-Scheine aus seiner Schreibtischschublade zu ziehen.

Der "große Bruder Wang", wie er in Wanding respektvoll genannt wird, ist Chefmanager der Import- und Exportfirma "Glücklicher Drache". In ausgewaschenen Marmeladengläsern hat er Proben seiner Importwaren ausgestellt: "Hongdou", eine Art roter Bohnen, ge- trocknete Tiefseekrabben und Seesterne für medizinische Pulver und Agrar- oder Meeresprodukte aus Birma. "Meine fünf Angestellten und ich machen 30 Millionen Yuan (etwa neun Millionen Mark) Umsatz im Jahr", schreit Herr Wang. Er muß schreien, denn direkt unterhalb des nach zwei Seiten offenen Geschäftszimmers des "Glücklichen Drachen" röhren die schweren Dieselmotoren der Lastwagen aus Birma vorüber.

Hier in Wanding, an der Holzbrücke, beginnt der chinesische Teil der alten "Birma-Straße", die auch die "Seidenstraße Südchinas" genannt wird. Aus Lahsio in Nordbirma kommend, schlängelt sich die kopfstein-gepflasterte Piste unter einem grünen Dom aus riesigen Banyanbäumen, zunächst den Schluchten des Ruili-Flusses folgend, später zwischen rötlichen Äckern und Bananenplantagen hindurch aus den Ausläufern des Himalaya hinunter in die Reisfelder der südwest-chinesischen Provinz Yunnan. Erst nach 2160 Kilometern erreicht die von Tschiang Kai-schek in den dreißiger Jahren befestigte Straße über Dali und Kunming die am Jangtse gelegene Hafenstadt Chungking in der Provinz Sichuan.

Schon vor mehr als 2000 Jahren gelangten Stoffe aus Sichuan, Bambus und geschnitzte Eßstäbchen über die Birma-Straße auf die Basare Indiens, Afghanistans und von dort bis nach Europa. In diesem Jahrhundert diente sie den japanischen Invasoren als Einfallstor nach Südwest-China, um dann lange Jahrzehnte an der chinesisch-birmesischen Grenze unterbrochen zu sein. Jetzt lebt die Route gemeinsam mit dem rasch wachsenden Grenzhandel wieder auf, und Karawanen von Lastwagen hupen Schweine, Hunde und Wasserbüffel von der Fahrbahn.

"Die Konkurrenz hier ist mörderisch", sagt der große Bruder Wang. Zwischen den Fingern seiner linken Hand qualmt unablässig eine Zigarette der teuren Marke "Roter-Pagoden-Berg", während die Rechte nervös auf dem Telephon herumtrommelt. Dann muß Herr Wang plötzlich weg. Ein Dorfköter hat einen seiner Angestellten in die Wade gebissen.

In Wanding, mit seinen 9000 Einwohnern die kleinste Stadt Chinas, sind bereits 54 Handelsfirmen registriert. 1984 waren es ganze vier. Bis zum vergangenen Jahr wuchs das Exportvolumen des Städtchens auf 340 Millionen Yuan (etwa 100 Millionen Mark), dreißigmal die Summe von 1984. Die Provinz Yunnan hatte im Zuge der chinesischen Wirtschaftsreform und der "Öffnung gegenüber der Außenwelt" schon 1985 den Handel mit Birma offiziell gefördert. Doch erst 1988 verkündete auch Birma seine neue "Politik der offenen Tür", und am 6. August desselben Jahres unterzeichneten die Regierungen in Peking und Rangun ein offizielles Grenzhandelsabkommen. Seither, vor allem jedoch in den vergangenen zwei bis drei Jahren, hat sich China zum wichtigsten Handelspartner des isolierten Birma entwickelt.

Direkt neben der Dorfstraße, nur ein paar hundert Meter von der Holzbrücke entfernt, hat die Zollverwaltung von Wanding ein Umschlaglager eingerichtet. Birmanische Packer in ihren schürzenartigen Sarongs laden säckeweise Bohnen, Nüsse, Mais und verschnürte Hanfbündel von ihren Lastzügen. In den Lagerhallen türmen sich die in Birma begehrten chinesischen Waren, die für den Rückweg verstaut werden: Waschpulver und Waschmaschinen, Thermoskannen, Radios, Fernsehgeräte und Videorecorder, Stoffe und Kleidung. Die chinesischen Großhändler, meist noch in staatlichen oder kollektiven Betrieben angestellt, importieren vor allem Tropenhölzer, Perlen, Jade und andere Edelsteine aus Birmas Minen. Viele der Waren werden in den ost-chinesischen Küstenprovinzen weiterverarbeitet, verpackt und dann über Hongkong reexportiert.

Doch nicht nur die Großhändler nutzen die neue Chance. Bauern aus Namhkam, Muse und anderen grenznahen Dörfern überqueren nun Tag für die Tag die durchlässig gewordene Grenze zu China, um auf den Märkten ihr Gemüse, Obst oder allerlei Schmuggelwaren aus Thailand zu verkaufen. Frauen der Dai-Minderheit, die auf beiden Seiten der Grenze beheimatet ist, schleppen mit Tragestangen Körbe voller Pfirsiche, Mangos und schwerer, igelartiger Jackbaumfrüchte über die Holzbrücke nach Wanding.

"Jeden Tag kommen 10 000 Händler in unsere Stadt", sagt ein Kader des Außenhandelsamtes im nahegelegenen Ruili, das nur der Fluß gleichen Namens von den Bergen Birmas trennt. Mehr als hundert kleine Grenzübergänge hat allein die Stadt Ruili gegenüber dem Nachbarland geöffnet. Ruili, einst ein verschlafenes Nest, ist heute ein einziger Marktplatz. Fliegende Händler aus Birma, Indien und Afghanistan breiten auf Marktständen, Teppichen oder einfach auf dem Asphalt ihre Schätze aus: Schmuckstücke aus Jade und Nephrit, polierte Edelsteine aller Farben und Formen, aus Mahagoni geschnitzte Zierelefanten mit Stoßzähnen aus Elfenbein, Plastiksandalen oder Kämme. Andere haben sich auf Schmuggelware aus Thailand spezialisiert. Sie bieten billige Parfüms, Make-up-Pinsel, Feuerzeuge und anderen Tinneff an. "Im Monat mache ich hier 3000 Yuan (knapp 900 Mark)", sagt der 28jährige Anwenra aus Birma. Das ist gut zehnmal soviel, wie der Regierungskader im Außenhandelsamt verdient.

Die im Vergleich zu anderen Gegenden Chinas rückständige Provinz Yunnan grenzt nicht nur an Birma, sondern auch an Vietnam und Laos. Seit sich die Beziehungen Pekings zu Hanoi und Rangun gebessert haben, ist der Grenzhandel zum wichtigsten Motor der wirtschaftlichen Entwicklung in Yunnan geworden. Das nichtstaatliche Handelsvolumen wuchs nach offiziellen Angaben von 40 Millionen Yuan (etwa 12 Millionen Mark) im Jahr 1984 auf 1,6 Milliarden Yuan (etwa 480 Millionen Mark) im vergangenen Jahr. Die fliegenden Händler steuern mit ihrem Kleinhandel noch einmal 500 Millionen Yuan (rund 150 Millionen Mark) Handelsvolumen bei. Selbstverständlich sind in diesen Zahlen weder die zahlreichen Waffengeschäfte zwischen China und Birma noch der florierende Drogenhandel über die chinesisch-birmanische Grenze enthalten.

"Hier reden alle nur noch vom Geldverdienen", sagt der Händler Wang in Wanding, "und das ist auch gut so. Politik interessiert hier keinen mehr." Während der Kulturrevolution, als junger Mann, war Wang mehrere Jahre lang zur Landarbeit in ein armes Dai-Dorf verbannt worden. Heute häufen sich in seiner Wohnung, die er für rund 20 000 Mark gekauft hat, die Statussymbole des erfolgreichen Geschäftsmannes: schnurloses Telefon, Fernseher samt Satellitenanschluß und Videorecorder, Klimaanlage und ein Aquarium mit edlen Zierfischen. Besonders stolz ist Herr Wang auf die lückenlose Deckenverkleidung aus Plastikreben samt Gummitrauben und synthetischer Blätter. "Die war schweineteuer", verrät er augenzwinkernd.

Die Statistik besagt, daß sich das Durchschnittseinkommen der Einwohner von Wanding und Ruili in sechs Jahren verdoppelt hat. Einen Teil der Bevölkerung jedoch hat der neue Trend im Abseits stehen lassen: die Regierungskader mit ihren staatlichen Gehältern. "Ich würde mich auch gern abends mit einem Marktstand an die Straße stellen", sagt ein leitender Funktionär der Staatssicherheit in Wanding. "Aber was würden dann die Leute sagen?"

Neue Marschrichtung?

Der Tagungspräsident des Welt- Aids-Kongresses in Amsterdam, Prof. Jonathan Mann, beklagt "veraltete Ansätze aus den 80er Jahren" beim Umgang mit Aids und erhofft sich von dem Kongreß "eine globale neue Marschroute" (FR vom 20. 7. 1992 "Veraltete Ansätze aus den 80er Jahren bestimmen Umgang mit Aids").

Leider wird aus dem Artikel nicht ersichtlich, wie diese neue Marschrichtung aussehen soll. Informations- und Aufklärungskampagnen, die erwähnt werden, sind nichts völlig Neues. Ihr Wirkungsgrad läßt leider bisher zu wünschen übrig.

Daran wird sich vermutlich nicht viel ändern, wenn nur technische Hinweise zur Aidsvermeidung gegeben werden.

Kurz über lang werden wir uns statt dessen ernstere Fragen stellen müssen:

Soll weiterhin eine totale sexuelle Freizügigkeit propagiert werden, eine Art von sexueller Anarchie, die notwendigerweise riesige Probleme sozialer, psychischer und physischer Art mit sich bringt?

Mit dem "Allheilmittel" Geld oder mit Impfstoffen lassen sich diese Probleme etwas mildern, aber nicht wirklich lösen.

Es bleibt beim Herumdoktern an den Symptomen. Die tieferen Ursachen läßt man unberührt.

Gregor Sattler, Bonn

Unter dem Deckmantel Umweltschutz

Unter dem Deckmantel Umweltschutz fordern sechs Bundesländer den Wegfall der Kfz-Steuer bei gleichzeitiger Erhöhung der Mineralölsteuer (FR vom 21. 7. 1992 "Sechs Länder für Wegfall der Autosteuer").

Dabei geht es diesen Ländern doch nur um das Einsparen von Verwaltungs- und Personalkosten. Idealvorstellung der Länder ist es, daß sie ihren Anteil aus der erhöhten Mineralölsteuer, ohne selbst etwas dafür zu tun, durch den Bund zugewiesen bekommen. 4000 Stellen könnten eingespart werden.

So weit, so gut - aber: Hunderttausende von Fahrzeugbesitzern in den Grenzgebieten, würden verkehrsverursachend, im Ausland tanken. Dadurch entgingen dem Staat Millionen an Einnahmen aus der Mineralöl- und Mehrwertsteuer.

Die Abschaffung der Kfz-Steuer ist abzulehnen. Die Kfz-Steuer wäre als Steuerungsinstrument für den sinnvollen Umgang mit dem Auto bestens geeignet. Dafür müßte man nur einen hubraumabhängigen Steuersatz (Beispiel: Steuersatz für Fahrzeuge bis 1,8 Liter Hubraum: 20 DM pro Kubikzentimeter; Steuersatz für Fahrzeuge über 1,8 Liter Hubraum 30 DM pro 100 Kubikzentimeter, usw. nach oben gestaffelt) einführen. Dies wäre weniger kompliziert, als die geplante schadstoff- und lärmabhängige Kfz-Steuer, da den Behörden die Berechnungsgrundlagen schon vorliegen würden.

Außerdem sollten Nobellimousinen, "Sport"- und Geländewagen, die offensichtlich mehr der Selbstdarstellung des Besitzers dienen, als seinem Bedürfnis von A nach B zu kommen, mit einer Ökosteuer belegt werden. Diese Ökosteuer sollte zehn Prozent vom Listenpreis solcher Fahrzeuge betragen.

Ein hubraumabhängiger Steuersatz der Kfz-Steuer plus Ökosteuer wäre angesichts der drohenden Klimakatastrophe und den düsteren Prognosen beim "Umwelt-Gipfel" in Rio das geeignete Mittel, um auch die wohlhabenden Deutschen, die durch eine hohe Mineralölsteuer kaum belastet wären, im Umgang mit dem Auto zu sensibilisieren.

Nicht aber eine Länderinitiave, bei der es nur um Einsparungen in den Länderhaushalten geht.

Volker Klehr, Griesheim

Geradezu reflexartig

Bemerkenswert an den ersten Meldungen über den gewalttätigen Angriff gegen Stefan Heym (FR vom 14. 7. 1992 "Mitbegründer der ostdeutschen Sammlungsbewegung verprügelt") ist wieder einmal das Erklärungsmuster, das die Polizei schnell dazu lieferte: Ein aktueller politischer Zusammenhang sei nicht erkennbar. Geradezu reflexartig wurde der politische Charakter der Gewalttat gegen einen Menschen, der als Vertreter linker Auffassungen gilt, geleugnet.

Dazu paßt gut, daß der (Einzel-)Täter ein Amerikaner und ehemaliger DDR-Bürger ist, der dann, Gott sei Dank, auch noch schnell abgereist ist. Den ganzen Vorgang könnte man also als eine Art Wirtshausschlägerei mit ausländischer Beteiligung verbuchen.

Und was geht uns Altbundesbürger das an? Eigentlich gar nichts, denn die notleidenden Menschen hierzulande könnten ja niemals auf die Idee kommen, irgendwelche Komitees für Gerechtigkeit zu gründen, wissen sie sich doch durch unsere Parteien und deren Spitzenpolitiker bestens vertreten. Und für tatkräftigen Schutz gegen Faschisten und ähnliche Gewalttäter sorgt doch die Polizei, oder?

Abseits von bitterer Polemik würde mich interessieren, ob die anderen Gäste des Kölner Restaurants die Zivilcourage aufgebracht haben, in irgendeiner Weise zugunsten des Angegriffenen zu reagieren.Hartwig Sassenberg, Mülheim/Ruhr

Unverständlich

Es ist zumindest unverständlich, warum die Treuhand das sächsische Unternehmen DDK Scharfenstein aufgegeben hat, obwohl sie hätte wissen müssen, daß diese Firma an der Entwicklung eines Kühlschranks ohne FCKW und FKW arbeitete? Man kann es als Glücksfall bezeichnen, daß die Entwicklung nun doch schon so weit fortgeschritten war, daß sie der Öffentlichkeit vorgestellt werden konnte (FR vom 17. 7. 1992 "Kühlschrank ohne Ozonkiller").

Ohne Rücksicht auf persönliche oder geschäftliche Interessen muß zur Erhaltung der Umwelt ein Kühlschrank ohne FCKW und FKW eigentlich für uns alle eine Selbstverständlichkeit sein. Es kann nicht von der Nachfrage abhängen, wieviel produziert werden könne, denn eine staatliche Subvention wird langfristig weitaus billiger werden, als Schäden an unseren Lebensgrundlagen, die auch mit viel Geld nicht mehr beseitigt werden können und so unsere Existenz bedrohen werden.

Unerklärlich bleibt dabei auch, warum die Bosch-Siemens Haushaltsgeräte GmbH diese Chance nicht erkannt hat.

Otto Walter, Waldernbach

Einseitige Begünstigung des Autoverkehrs

Der Bundesverkehrswegeplan stellt einen gigantischen Akt von Umweltkriminalität dar und bedeutet eine Rückkehr in die verkehrspolitische Steinzeit der 60er Jahre (FR vom 16. 7. 1992 "Bonner Kabinett billigt Krauses Pläne für Autoverkehr und Bahn").

Im Interesse einer "Auto-Auto-über-alles-Gesellschaft" werden auch die letzten Naturreservate zubetoniert, anstatt sich Gedanken darüber zu machen, wie der überbordende Lkw- und Pkw-Verkehr eingedämmt werden kann.

Daß dem Autominister Krause an einer Reduktion des Autoverkehrs auch gar nicht gelegen ist, zeigt schon die geplante Einführung von Autobahngebühren.

Hier werden doch die Vielfahrer belohnt, und diejenigen, die bisher wenig gefahren sind, werden in Zukunft alles daransetzen, ihren Betrag auch "hereinzufahren".

Die einzig richtige Möglichkeit, den asozialen motorisierten Individualverkehr einzuschränken, besteht darin, den Benzinpreis drastisch zu erhöhen und den Autofahrern endlich die Kosten anzulasten, die diese verursachen.

Das ist auch die Forderung der Umweltverbände wie BUND, VCD, ADFC usw. und ein Grund, weshalb diese eine Straßengebühr ablehnen.

Was gegenwärtig geplant ist, bedeutet eine weitere einseitige Begünstigung des Autoverkehrs, und diesem werden mit Sicherheit weitere Betonpisten in die Landschaft gebrettert, wenn die "Krause-Gedächtnisrennbahnen" auch überfüllt sind.

Die Investitionen in den Schienenverkehr dienen doch nur dem Hochgeschwindigkeitsfernverkehr, während die Menschen in der Fläche von dem Wohlwollen von Landräten abhängen, sprich, wenn diese sich irgendwelchen Busunternehmern verpflichtet fühlen, werden ohne Federlesens Strecken in der Fläche stillgelegt.

Dabei dürfte doch allgemein bekannt sein, daß dann wieder mehr Leute auf das eigene Auto umsteigen, da der Autobus nun einmal kein attraktives Verkehrsmittel für größere Entfernungen in der Fläche ist.

Die Forderung an die Umweltverbände kann nur lauten, schärfsten Widerstand gegen die Pläne des Autobahnstalinisten Krause zu organisieren, wobei es nicht bei verbalen und papierenen Protesten bleiben darf.

Horst Metzger, Wedel

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Aus dem Geschäftsleben Mit dem TV-Quiz kam die Mikrowelle

SACHSENHAUSEN. Vor eineinhalb Jahren hatte sich sich Bernhard Eiwan "aus Jux und Tollerei" als Kandidat der Rate- und Werbesendung "Glücksrad" (SAT 1) beworben. Im vergangenen Juni klappte es dann endlich. Bernhard Eiwan war dabei - und nicht nur das: Er gewann eine Sharp Mikrowelle.

Elisabeth und Peter Fischer, Besitzer der Firma Elektro Fischer, die seit 20 Jahren in Sachsenhausen ansässig ist, übergaben dem glücklichen Gewinner jetzt den Preis im Wert von 1600 Mark. Gestiftet wurde er von Sharp, dem "Electronic-Partner" des Elektro-Geschäfts in der Textorstraße 27.

"Herr Eiwan ist Junggeselle und kann's sicher gut gebrauchen", sagte Firmenchef Peter Fischer. Der aus München stammende 26jährige Bankangestellte hat indessen andere Pläne mit dem teuren Gerät. Da er am Wochenende selten in Frankfurt ist und grundsätzlich nicht selbst kocht, will er den Gewinn seiner Mutter schenken. orf

Gegen die Liebe? Die Wahl-Münchenerin Dagmar Aigner hat ihr kabarettistisch angehauchtes Repertoire der Liebe gewidmet, nimmt sich aber nicht der rosaroten Stimmung des Verliebtseins an, sondern durchweg der düstereren Aspekte und seltsamen Auswüchse von Zweisamkeit.

Musikalisch zwischen kitschigen Wiener Schrammeln und feurigen "Carmen"-Motiven, lebt Dagmar Aigner sich in den eigenen Liedern und in Hollaender-, Gershwin- und Lehar-Kompositionen in den Rollen verlassener, gedemütigter, unterwürfiger, lüsterner, gar masochistischer Frauen aus.

Ohne die vielen ironischen Brechungen und parodistischen Momente wäre das "Immer nur lächeln"-Motiv im Finale der pure Zynismus, und "Lamourrr" (Zoo/99 Records) eine Platte gegen die Liebe. Nehmen wir statt dessen an, daß Dagmar Aigner diesen drastischen künstlerischen Weg gewählt hat, um unterm Strich die Lust und Leidenschaft zwischen emanzipierten Partnern zu propagieren. dk

Leni Stern Leni Stern, der aparten Jazzgitarristin mit dem kurzen, weißblonden Haar, ist auch auf "Ten Songs" (Lipstick/ TIS) wieder gepflegte Fusionsmusik gelungen, die aufgrund ihrer Überraschungsmomente in den Arrangements, der Virtuosität der Solisten und der ambitionierten Interpretation des Ensembles nicht Gefahr läuft, in belanglosen Mainstream abzudriften.

Die stilistisch breitgefächerten Songs bieten Leni Stern genügend Möglichkeiten, alle Facetten ihres Spiels von leisen Akustikthemen bis zu kraftvoll-dynamischen E-Gitarren-Motiven auszuspielen. Besonders entspannt klingen "Shooting Star" mit seiner Tabla-Begleitung und das schlichte "Sparrows", das ebenfalls ohne Schlagzeug auskommt. dk

The Schramms

Hoboken in New Jersey, einen Steinwurf von New York City entfernt, hat eine Menge sympathischer Musiker hervorgebracht: Richard Barone, Yo La Tengo und auch The Schramms. Dave Schramm, Gitarrist, Sänger und Namensgeber des Quartetts, spielte einst in der Urbesetzung von Yo La Tengo, war aber auch auf Platten von Chris Stamey und Peter Holsapple zu hören, bevor er sich selbständig machte. Sein SchrammsDebüt "Walk To Delphi" heimste durchweg positive bis begeisterte Kritiken ein.

In Abänderung des bekannten Kinderspieles heißt das zweite Album der Amerikaner "Rock, Paper, Scissors, Dynamite" (Normal/Rough Trade). Was so hochexplosiv klingt, ist in Wirklichkeit viel harmloser und garantiert nicht aggressiv und zerstörerisch. The Schramms spielen zeitlos schöne, beinah klassische Rocksongs mit unterschiedlichen Folk- und Countryfarben in angenehmen Tempi.

Man hat Zeit oder nimmt sie sich zumindest - entspannt kommt das rüber. Und selbst im volksnahen 2/4-Takt läßt es sich gemütlich schwofen. Die eingängigen Melodien tut ein übriges, um sich so richtig wohl zu fühlen. Pop at its best, weit entfernt von der belanglosen Chartgrütze dieser Tage, gibt es am Dienstag, 4. August, auch live im Negativ in Frankfurt-Sachsenhausen. dk

Nach den Sommerferien gibt es mehr Platz im Prälat-Diehl-Gymnasium Erweiterung bald fertig

GROSS-GERAU. Die letzten Handgriffe werden jetzt getan - dann soll das Werk rechtzeitig fertig sein: Es geht um den Erweiterungsbau des Prälat-Diehl- Gymnasiums, dessen drängende Raumnot in der Mittelstufe so behoben werden soll. Nach den Sommerferien soll ab Montag, 3. August, die für elf Millionen Mark erstellte Vergrößerung zur Verfügung stehen.

"Wir sind froh, daß die Arbeiten im Zeitrahmen geblieben sind und damit ein Engpaß an der Schule überwunden wurde", erklärte Erster Kreisbeigeordneter Baldur Schmitt für den Kreis als Schulträger. Zur Raumnot war es gekommen, nachdem sich die Schülerzahlen an der Mittelstufe ständig erhöht hätten. 1989 seien noch 897 Kinder und Jugendliche, 1990 schon 996 und 1991 gar 1035 gezählt worden. Im neuen Schuljahr werde ein weiterer Anstieg auf 1132 Schüler erwartet.

Schwierigkeiten habe der Geländemangel auf dem angestammten Schulgrundstück bereitet, weshalb der Kreis sich mit der Stadt Groß-Gerau verständigt habe, daß Teile eines angrenzenden Sportfeldes für die Baumaßnahme hätten verwendet werden können. Nachdem bereits fürs Schuljahr 1990 ein erster Abschnitt für den musischen Bereich und Schüleraufenthaltsräume fertiggestellt worden sei, gehe jetzt der zweite Teil seiner Vollendung entgegen. Dabei handele es sich um einen zweigeschossigen Trakt, in dessen Erdgeschoß vor allem Räume für Verwaltung und Lehrerzimmer, im ersten Stockwerk sechs und im zweiten drei neue Klassenzimmer eingerichtet worden seien.

Derzeit würden die letzten Innenarbeiten vorgenommen und das Mobilar könne dieser Tage aufgestellt werden. Auch an der Außenanlage werde noch gearbeitet. cas

Blaskapelle im Salat Tätärä: Die 30köpfige "Young Teutonic Street Band"

Tätärä - wer denkt da nicht an Humba Humba? Tätärä klingt urdeutsch. Bilder dazu sind schnell abgerufen: Karneval und Feuerwehrball, Festzelt und Vereinsmeierei, schlimmer noch, Militär und Marschmusik. Was hilft da noch: eine positive Assoziation wie der Karneval in Rio? Tätärä - nein danke!

Bei solch pauschaler Ablehnung melden mindestens dreißig Musiker aus Hamburg Protest an: Tätärä ist ein Projekt unter der Leitung von Anselm Kluge, einem Keyboarder, Komponisten, Arrangeur und Produzenten, der hier als "Kapellmeister" fungiert und mit seinen Bläsern und Trommlern als "Young Teutonic Street Band" für Furore sorgt. "Natürlich benutzen wir dabei auch Elemente der Spielmannszug-Tradition, Instrumente wie Piccoloflöten und Lyren, die man in anderen Ensembles selten findet", sagt Kluge. "Aber wir persiflieren auch gleichzeitig die verknöcherte Form, die normalerweise damit Hand in Hand geht."

Tätärä will mehr sein: Spielmannszug, Popgruppe, Big Band und Sinfonieorchester im einem. Sie beleihen Marschmusik, Jazz, Klassik, Volksmusik, Rock 'n' Roll und Filmsoundtracks und puzzeln daraus einen ganz eigenen Sound. Auf einem 1990 veröffentlichten Album standen neben Eigenkompositionen, die sich bei Swing, Salsa und Strawinsky bedienten, auch eigenwillige Coverversionen von "My Generation" von The Who oder der Erkennungsmelodie der Fernsehserie "Orion".

Da blieb kein Auge trocken, obwohl beim Genuß der Platte die schrille Optik der Truppe zwangsläufig fehlte. "Wir sind auch ein optisches Ereignis, keine normale Konzertband, sondern ein Performance-Act", umreißt der "Chef" das Selbstverständnis von Tätärä, dem von Profis durchsetzten Amateurorchester. Hier geht es um Lust statt Frust, ums gemeinsame Musizieren, nicht um Perfektion.

"Ich will einfach mit lustigen Köppen zusammen Musik machen statt mit solchen, die Soli à la Coltrane nachspielen können", sagt Anselm über den treudeutschen Ehrgeiz, als beste Kopie in die Annalen einzugehen. "Wir sind immer irgendwie ein kolonisiertes Land gewesen, und die Musiker hier haben ständig versucht, die Amerikaner nachzuäffen. Wir berufen uns statt dessen vor allem auch auf hiesige Traditionen, befreien sie allerdings von ihrer spaßlosen Form."

Am wichtigsten ist Kluge, der auch Kurse für Populärmusik an der Musikhochschule in Hamburg anbietet, daß Tätärä als mobiles musikalisches Einsatzkommando nicht auf Bühnen und komplizierte Verstärkertechnik angewiesen ist. "Wir bleiben mit unserer handgemachten Partymusik beweglich und sind auch nicht an ein spezifisches Publikum gebunden", erinnert sich Kluge an Auftritte bei Kinder- und Kanzlerfeste, Eröffnungsfeiern öffentlicher Einrichtungen, Botschafterdienste im Auftrag des Goethe-Institutes oder einfach an Partyauftritte jedweder Art.

"Es kann dabei auch zu Exzessen kommen, da tanzen wir dann mitten im Salat." Die Rolle der Narren, aber auch die der Provokateure gehört zum Konzept von Tätärä. "Wenn wir vor tausend tanzenden Teenies auftreten, bieten wir das steife Orchester an. Bei verschüchtertem, langweiligem oder vollgefressenem Publikum lassen wir dann unsere Frechheiten los und kriegen dafür auch noch Applaus und Geld", lacht Kluge.

Am Sonntag, 9. August, wird Tätärä um 11 Uhr in Frankfurt versuchen, das Historische in ein hysterisches Museum zu verwandeln. Am Ende des Monats sind sie dann wie im vergangenen Jahr beim Museumsuferfest am 29. und 30. August mit von der Party.

DETLEF KINSLER

"Horizont" war schon da Soziales Training für junge Straftäter in Thüringen Von Astrid Hölscher (Ellrich)

Es klingt wie ein Lehrbuchbeispiel: Prävention vor Knast, Hilfe vor Strafe. Und es war doch nur einer jener gar nicht so seltenen Zufälle in den Wirren der deutschen Vereinigung. Bevor der erste Jugendrichter in den thüringischen Kreis Nordhausen kam, tage- und leihweise aus Gießen, war "Horizont" schon da. Auf den hessischen Richter warteten ein Berg von Akten - und eine Jugendgerichtshilfevereinigung, aus der Privatinitiative einiger Erzieher, Psychologen und Handwerker erwachsen, die seit einem halben Jahr straffällig gewordene und gefährdete Jugendliche betreute.

Sanft in eine Hügellandschaft eingebettet, am Rande des Südharzes, liegt im ehemaligen DDR-Sperrgebiet das Dorf Ellrich, eine Gemeinde mit allen landestypischen Problemen. Früher hat der Teil der Bewohner, der nicht in der Viehzucht beschäftigt war, IFA-Motoren in Nordhausen produziert. Vorbei. Doch der findige Bürgermeister hat - die bedrohlich anwachsende Erwerbslosenrate im Blick und hart am Rande seiner Befugnisse, wie er einräumt - ein Gewerbegebiet ausgewiesen. "Die ersten, die antanzten, waren natürlich die Supermärkte", erzählt er. Aber darauf haben sich die Ellricher gar nicht erst eingelassen. "Ordentliches Handwerk, das Arbeit schafft", soll sich ansiedeln, mit 500 bis 600 neuen Stellen rechnet das Dorfoberhaupt.

Aufs Handwerk, möglichst bald, möglichst blühend, setzen auch die Initiatoren von "Horizont". Übungsmaterial hat ihnen schon mal das Land Thüringen aufgestellt. Für 250 000 Mark wurden Holz- und Metallwerkstätten eingerichtet in dem wellblechgedeckten Flachbau inmitten des Dorfes, ehemals ein polytechnisches Zentrum, in dem DDR-Schüler ab siebter Klasse sich auf die führende Rolle der Arbeiterklasse vorzubereiten hatten. So ganz freiwillig sind auch die Jungen, die heute an den nagelneuen Hobelmaschinen und Tischfräsen werkeln, nicht dabei. Die meisten, sagt der "Horizont"-Vereinsvorsitzende Andreas Weigel, "sind per Gesetz dazu verurteilt", an einem "sozialen Trainingskurs" teilzunehmen. Am Wochenende aber gesellen sich Freunde und Bekannte zu den jugendlichen Delinquenten (so üppig ist das Freizeitangebot in Ellrich und im ganzen Kreis Nordhausen nicht, als daß eine solche Chance ungenutzt bliebe), "das lockert die Atmosphäre".

Zielgruppe des Vereins, der im Rahmen des Bonner "Aktionsprogramms gegen Aggression und Gewalt" gefördert wird, sind in erster Linie jugendliche Gewalttäter, oft mit (eher diffusen) rechtsextremen Einstellungen. Eines der häufigsten Delikte, mit dem die Leute von "Horizont" zu tun haben, wirkt dagegen vergleichsweise harmlos: Fahren ohne Führerschein (zu DDR-Zeiten galt das bloß als Ordnungswidrigkeit), teilweise im für die Spritztour "geborgten" Vehikel. Eine Art "Vorfahrschule" soll dem vorbeugen. Die Jugendlichen, hat der Psychologe Andreas Weigel, im Hauptberuf Erziehungsberater in Nordhausen, erkannt, trauen sich an die Fahrprüfung, speziell deren theoretischen Teil, einfach nicht heran - "weil sie noch nie etwas gepackt haben in ihrem Leben".

"Mangelndes Durchhaltevermögen, ein negatives Selbstbild, fehlende Konfliktlösungsfähigkeit" macht Weigel generell bei seinen Schützlingen aus. Da aufbauend entgegenzuwirken, haben sich ein hauptamtlicher Mitarbeiter, drei ABM- Kräfte und (nach Feierabend) die Vereinsmitglieder zum Ziel gesetzt, in der Werkstatt, bei Ausflügen, bei Arbeitsamt oder Behörden, zu denen sie die Jugendlichen begleiten. "Nicht Aggression ist das zu lösende Problem", benennt Weigel sein Prinzip, sondern deren individuelle, soziale und familiäre Ursachen.

Da aber beginnen die Schwierigkeiten, allgemein und in Ellrich ganz besonders. Noch haben 80 Prozent der vom Jugendrichter zugewiesenen Delinquenten einen Arbeitsplatz. Für die Zukunft freilich gibt Albert Holzhause eine düstere Prognose. Der frühere polytechnische Lehrer, der die Werkstätten vor dem Vergessen und Zerfall rettete, berichtet, daß im Kreis Nordhausen zwischen 35 und 40 Prozent der Schüler ohne Abschluß die 10. Klasse verlassen. Und dann ohne Lehrstelle bleiben. "Die rechnen mir vor: ,Soundsoviel krieg ich an Stütze, was soll ich da lernen'", erzählt Holzhause von Gesprächen mit ehemaligen Schülern. "Ich wette, die haben wir im Herbst vor der Tür."

An Erstausbildung fehle es, beruflichen Halt bräuchten die jungen Leute, Betriebe müßten her, wünscht der Werkstattpädagoge dem Bürgermeister Erfolg bei der Anlockung von Gewerbe. Andernfalls verkäme der Versuch von Ellrich, Prävention statt Knast, Hilfe statt Strafe, zum neudeutschen Märchen. Dann gäbe es künftig einen Jugendrichter im Kreis Nordhausen, aber keinen Horizont mehr.

Namen + Notizen

HANNELORE OHL aus Hanau arbeitet seit 25 Jahren bei der Hanauer Sensycon, Gesellschaft für industrielle Sensorsysteme und Prozeßleittechnik. Die Firmenleitung gratulierte der im Gebiet Temperatur Arbeitenden.

Stadtteil-Fenster

Der Ortsbeirat 1 tagt am Dienstag, 4. August, um 19 Uhr im Technischen Rathaus (Sitzungssaal III und IV), Braubachstraße 15. Zu der öffentlichen Sitzung sind Vertreter des Magistrates eingeladen, die über die Gesundheitssituation von Schulkindern im Ortsbezirk 1 (Bahnhof, Gallus, Gutleut, Innenstadt) berichten sollen. rea

Der Briefmarkensammlerverein Bergen-Enkheim lädt am Sonntag, 2. August ab 10 Uhr, zum Briefmarkentausch ein. Im Volkshaus Enkheim, Borsigallee 40 (nahe Hessencenter) sind auch Gäste willkommen. ml/30

Die FDP Nordend will die Sperrung des Oeder Wegs rückgängig machen. Nachdem die Stadt die Straße für den Verkehr aus Richtung City gesperrt hat, sieht die FDP die Autofahrer im "Leitplanken-Chaos" und befürchtet, daß die "ruhigen Wohnstraßen nun den Verkehr abbekommen", da die Autofahrer nun versuchten, die Sperrung beispielsweise über die schmale Finkenhofstraße oder die Wolfsgangstraße zu umfahren. Am Samstag, 1. August wollen die Nordend- Liberalen an einen Info-Stand im Oeder Weg eine Unterschriften-Aktion gegen die geänderte Verkehrsführung organisieren. jd/30

Namen + Notizen

GEORG FLOHR, seit 40 Jahren Vorstandsmitglied bei der Radsportvereinigung Klein-Krotzenburg und seit 1958 deren Vorsitzender, wird mit der Sportplakette des Kreises Offenbach ausgezeichnet. Unter seiner Ägide war 1965 ein neues Klubhaus des 230 Mitglieder zählenden, sowohl Radtouristik als auch Kunstradfahren pflegenden, Vereins gebaut und 1980 der Erweiterungsbau vollendet worden. Flohr wird bei der am 21. August in Dreieichenhain geplanten Sportlerehrung die Plakette aus der Hand von Landrat Josef Lach entgegennehmen. ttt

ROSWITHA FLEMMING, aus Frankfurt stammende Diplom-Geographin, ist die neue Abfallberaterin des Kreises Darmstadt-Dieburg. Sie hat ihr Büro im Umweltamt des Dieburger Kreishauses bezogen und ist dort am Umwelttelefon 0 60 71 / 2 50 50 zu erreichen. Die Fachfrau bringt mehrjährige Erfahrung aus Frankfurt und Schwalbach mit. sch.

"Wenn ein Ball träumt, dann träumt er, er sei ein Frisbee", sagen die Freunde der fliegenden Kunststoffscheibe Dizzy ist Mister Frisbee Am Mittwoch im Kurpark Von Joachim Mohr BAD HOMBURG. Es fängt fast immer auf einer Wiese in einem Park an. Ein Fremder wirft einem so eine Scheibe zu oder ein Freund hat eine dabei. Man wirft sie - wenn auch beim ersten Mal noch etwas unbeholfen - zurück und ist fasziniert: Wie eine kleine fliegende Untertasse schwebt das flache Stück Plastik über den grünen Rasen, lautlos und gleichmäßig. Geheime Kräfte scheinen dem Kunststoffdeckel die Fähigkeit zum Fliegen zu verleihen. Es scheint, sie müsse sofort zu Boden stürzen, aber sie tut es nicht: die Frisbee-Scheibe. Besondere Fähigkeiten im Umgang mit diesen scheinbar geheimen Flugkräften besitzt "Dizzy", ein junger Kerl mit dem bürgerlichen Namen Jürgen Diessl. Der leidenschaftliche Fan des "discus plasticus" demonstriert im Rahmen des Bad Homburger Sommers das Spiel mit der Schwerkraft und ihre scheinbaren Überwindung: Er führt im Jubiläumspark ein in die Kunst des Frisbee-Spielens. Mitbringen müssen Besucher nur eines: die Bereitschaft, Spaß zu haben.

Da vor der Praxis immer erst die Theorie kommt, steht am Anfang von Dizzys Programm eine kurze Lektion in Scheibenkunde. Der Neuling erfährt, daß verschiedene Gewichtsklassen auf dem Markt sind und ein Leichtgewicht für die ersten Würfe am besten geeignet ist. Aus seiner Sammlung präsentiert der gelernte Buchhändler dann allerhand Verrücktheiten: Da gibt es Frisbees aus Schaumstoff und welche zum Aufblasen, eine Serie namens Limited Art bietet dem Sammler ausgefallenes Design und einen ebensolchen Preis, die "psychodelische Scheibe" pfeift während des Flugs, gegen nächtlichen Blindflug schützt ein fluoreszierendes Frisbee, das in der Dunkelheit leuchtet, und natürlich sind auch Scheiben zu haben, die bei Sonneneinstrahlung ihre Farbe ändern. Nach einigen Worten zur Geschichte des Frisbee verteilt Dizzy eine große Zahl der harmlosen Wurfgeschosse. Es geht los. Jeder Teilnehmer sucht sich einen Partner, und schon sind die ersten gelungenen Flugversuche zu beobachten. "Eine Altersbeschränkung gibt es nicht", sagt Dizzy, "wer einen Ball werfen kann, der kann auch Frisbee spielen." Für diese Freizeitbeschäftigung gilt noch das wahre olympische Motto: Nicht Siegen, sondern Dabeisein ist alles. "Dem Grundgedanken nach ist Frisbee ein Spiel ohne Gewinner und Verlierer", hebt der Scheiben-Freak hervor.

Seit einigen Jahren gibt es jedoch auch richtige Wettkampfsportarten: Bei Frisbee-Golf und Trickspiel agiert jeder für sich, bei Guts und Ultimate handelt es sich um Mannschaftssportarten. Es werden Meisterschaften auf nationaler und internationaler Ebene ausgetragen, Rekorde für Weit- und Schwebewerfen fest- Psychodelische Pfiffe gehalten. Dizzy mit seiner schwarzen Schildmütze hält von den Wettkämpfen jedoch nicht viel. "Es muß immer der Spaß und die Bewegung im Vordergrund stehen", erklärt er, "just for fun". Ihn fasziniert "die Ästhetik des Spiels", das "jeder mitmachen kann". Und noch eines: Ein Frisbee kann man immer und überallhin mitnehmen.

Haben sich seine Schüler im Jubiläumspark mit der Scheibe angefreundet, folgt eine Einführung in die Grundwurfarten. Im Angebot stehen der Rückhand- und der Vorhandwurf, der Daumenwurf und der Überhandwurf. Im ersten Moment klingt das schwieriger, als es ist. Dizzy läuft von Paar zu Paar, gibt Tips und Ratschläge, verbessert und korrigiert. Selbstverständlich immer mit einem lockeren Spruch auf den Lippen, wie es sich für einen Frisbee-Menschen gehört. Im Laufe des Nachmittags stellen sich bei den anfangs noch Unerfahrenen schnell erste Erfolge ein. Die Scheibe fliegt in die gewünschte Richtung, es gelingt ein Bogenwurf, auch weitere Entfernungen zum Partner sind keine Schwierigkeit mehr.

Zum Abschluß greift Dizzy in die Trickkiste und präsentiert Kabinettstückchen aus dem Fach "Die hohe Kunst des Scheibenwerfens". Er fängt und wirft zwischen den Beinen, hinter dem Rücken und hinter dem Kopf. Die Wunderscheibe fliegt Kurven und dreht sich auf die Rückseite. Dizzy jongliert unter Einsatz von Armen und Beinen mit seinen Frisbees, läßt sie auf der Fingerspitze tanzen und präsentiert den sogenannten Brustroller. Und dabei bleibt er immer locker und natürlich auch locker drauf. Wie lautet ein Spruch unter Frisbee-Enthusiasten: "Wenn ein Ball träumt, so träumt er, er sei ein Frisbee."

Mit Hilfe von Dizzy kann sich jeder am Mittwoch, 29. Juli, zwischen 15 und 18 Uhr im Jubiläumspark vom Frisbee-Fieber anstecken lassen.

Spielprogramm und Krabbeltreff Arbeiterwohlfahrt bietet ab August zahlreiche neue Kurse

BUTZBACH. Die AW bietet ab August neue Kurse für Eltern und ihre Kinder an. Zwei Kurse für Väter, Mütter und deren Babys vermitteln die alters- und entwicklungsspezifischen Spiel- und Bewegungsanregungen des Prager Kinderpsychologen Dr. Jaroslav Koch. Dieses Prager Eltern-Kind-Programm ist seit 1973 bekannt. Jeder Kursus besteht aus acht Treffen von jeweils eineinhalb Stunden Dauer, außerdem einem Elternabend und einem Ernährungsvortrag. Für Eltern von Kindern, die im März und April geboren wurden, beginnt der Kursus am 4. August, 9 Uhr. Am 18. August, 14.30 Uhr, startet der zweite Kursus für die im Mai und Juni geborenen Kinder.

"Ganzheitliche Geburtsvorbereitung für Einzelne und Paare" ist an zwölf Abenden das Thema. Dieser Kursus, der auch Schwangerschaftsgymnastik umfaßt, beginnt am 10. August, 20 Uhr.

Ein neuer "Krabbeltreff" für Eltern mit Kleinkindern ab zehn Monaten soll für Eltern und Kinder eine Möglichkeit bieten, erste Kontakte zu knüpfen. Der Krabbeltreff öffnet am 7. August und wird siebenmal stattfinden. Während eines Gesprächsabends können die Eltern über ihre Beobachtungen sprechen und Fragen stellen. Diese drei Kurse werden in der AWO-Begegnungsstätte in der Johann-Sebastian-Bach-Straße 26 abgehalten. Für alle drei Kurse wird um Anmeldung unter 0 60 33 / 61 50 von montags bis donnerstags von 9.30 bis 12.30 Uhr oder dienstags und donnerstags von 15 bis 17 Uhr gebeten.

Durch spielerisches Turnen soll dem natürlichen Bewegungsdrang von Kindern zwischen zwei und drei Jahren eine Ausdrucksmöglichkeit geboten werden. Die Spielgymnastik für Eltern und ihre Kinder wird in der Turnhalle der Schrenzerschule, Emil-Vogt-Straße, am 10. August, 15.30 Uhr, beginnen. Anmeldungen und Informationen ebenfalls unter der Rufnummer 0 60 33 / 61 50. ub

Guerillas im Nebel, Gorillas im Minenfeld

Ruanda leidet unter dem Bürgerkrieg

Von Helmut Opletal (Kigali)

Ruhengeri, eine katholische Diözesanstadt im Norden des zentralafrikanischen Staates Ruanda, war Wirtschaftszentrum und auch Sitz vieler Entwicklungsprojekte. Jetzt hört man den ganzen Tag über von den Bergrücken an der Ugandagrenze her das Donnern der Feldkanonen. Die Rebellen von der RPF ("Ruandische Patriotische Front") und Regierung kämpfen dort um Geländegewinne, während gleichzeitig Waffenstillstands-Verhandlungen laufen. Bis zur Stadt, etwa dreißig Kilometer von der Grenze gelegen, haben es die Rebellen nie geschafft, aber die Regierungssoldaten selbst verbreiten unter der Bevölkerung immer wieder Angst und Schrecken, wenn sie marodierend durch die Straßen ziehen.

Die nachlassende Disziplin, die man auch an den zahlreichen Straßensperren zu spüren bekommt, wird damit erklärt, daß die Armee seit Kriegsbeginn von 12 000 auf 40 000 Mann aufgebläht wurde. Viele Rekruten erhalten kaum zwei Wochen Ausbildung.

Lange Zeit galt das kleine, dichtbevölkerte Ruanda als einer der wenigen entwicklungspolitischen Lichtblicke in Afrika. Doch seit Oktober 1990, seit der Invasion von in der RPF organisierten Tutsi- Flüchtlingen aus Uganda, sind viele Hoffnungen zerbrochen: 300 000 Ruander (von sieben Millionen) wurden aus ihren Dörfern vertrieben, Entwicklungsprojekte laufen nur mehr auf Sparflamme, und auch die Touristen bleiben aus.

Zwar gilt seit einer Woche im Bürgerkrieg eine Waffenruhe, sie wurde aber durch kleinere Zwischenfälle sofort wieder gebrochen. Bei Friedensgesprächen im tansanischen Arusha hatten sich Regierung und RPF auf ein Programm der nationalen Aussöhnung geeinigt, das neben dem Waffenstillstand auch die Integration der RPF in Regierung und Armee vorsieht. Dennoch bleiben die Aussichten für ein Arrangement düster: Staatschef Juvenal Habyarimana hat den Tutsi-Rebellen kaum Substantielles anzubieten, solange die RPF keine deklarierten politischen Ziele verfolgt.

Die RPF-Forderungen seit Beginn des Konflikts - Mehrparteiendemokratie und Recht auf Rückkehr - hat die Regierung längst erfüllt, ohne daß der Bürgerkrieg nachgelassen hätte. Eine Rückgabe der Staatsmacht an die kaum zehn Prozent zählende Tutsi-Minderheit, die bis in die sechziger Jahre die herrschende Aristokratenkaste stellte, ist hingegen undenkbar. Und welches Interesse Ugandas Staatschef Yoweri Museveni, von dessen Territorium aus die Rebellen agieren, an einer Fortsetzung des Konflikts wirklich hat, ist bis heute unklar. Tatsache aber bleibt, daß er nicht sehr viel beigetragen hat, die RPF, deren Anführer früher Kommandanten seiner eigenen ugandischen "National Resistance Army" waren, in die Schranken zu weisen.

Vor dem Krieg lebten in Ruhengeri rund 50 weiße Familien, heute sind es weniger als 20. Fast alle - Ärzte, Entwicklungshelfer, Missionare - haben eine oder zwei Evakuierungen hinter sich. Amerikaner, Kanadier und Deutsche sind ohnehin größtenteils weg und haben ihre Projekte eingestellt. Nur Österreicher und Franzosen machen weiter, um den Niedergang nicht noch zu beschleunigen.

Mit offiziell 300 Mann werden die französischen Streitkräfte im Land beziffert; sie seien nur zum Schutz der Ausländer da, heißt es. Doch ihre Präsenz ist überall spürbar: Schon auf dem Flughafen sieht man sie, auf allen Straßen, in den Hotels und Restaurants, und auch in der Superdisco "Kigali Nights". Das Friedensabkommen von Arusha sieht allerdings den Abzug der Franzosen und die Stationierung von Militärbeobachtern aus vier afrikanischen Ländern vor. Die verbliebenen Ausländer, aber auch viele Einheimische, sehen das mit gemischten Gefühlen.

Sogar eine kleine Zahl von Touristen wagt sich trotz des nahen Krieges noch in den Norden, um die durch den Film "Gorillas im Nebel" weltweit bekannt gewordenen Berggorillas im "Nationalpark der Vulkane" zu besuchen. Allerdings sind nur zwei weiter westlich lebende Gorillasippen (von früher fünf) zugänglich. Die anderen, nahe der Ugandagrenze, sind akut bedroht, nachdem die Abhänge der östlichen Vulkane vermint und zum täglichen Kampfschauplatz geworden sind. Viele der weniger als 500 weltweit verbliebenen Berggorillas, berichten die Park-Ranger, sind schon monatelang nicht mehr gesichtet worden, und im Juni forderte der Krieg das erste prominente Opfer unter ihnen: Das Männchen "Mrithi", ein ausgewachsenes Familienoberhaupt, das auch im Film "Gorillas im Nebel" zu sehen war, wurde, von vier Kugeln getroffen, tot aufgefunden. Armee und Rebellen schieben sich gegenseitig die Schuld zu. "Über den toten Gorilla wurde sofort berichtet, über die Menschen hier steht nie was in den europäischen Zeitungen", beklagt sich einer der Entwicklungshelfer in Ruhengeri. Aber das Schicksal der Berggorillas ist nun einmal Symbol für die gesamte Tragödie, die sich in Ruanda abspielt.

Die menschlichen Opfer des Krieges findet man in den Flüchtlingslagern nur wenig östlich: Die RPF-Rebellen vertreiben systematisch die Zivilbevölkerung aus dem von ihnen besetzten Grenzstreifen zu Uganda, und immer wieder gelingen ihnen auch spektakuläre Angriffe tiefer im Landesinneren, wie Anfang Juni auf die Kleinstadt Byumba, nur 80 Kilomter von der Hauptstadt Kigali entfernt.

Der seit mehr als eineinhalb Jahren andauernde Krieg schwelt auf Sparflamme: ohne Panzer, Flugzeuge, schwere Geschütze. Aber allein seine politischen und ökonomischen Folgen stellen Ruanda vor immer schwierigere Probleme, nicht nur im unmittelbaren Kampfgebiet im Norden. Für Staatschef Habyarimana könnte der Krieg das Ende seiner 17jährigen Regierungszeit einläuten. Die ersten demokratischen Wahlen für den 17. April nächsten Jahres geplant und 16 Parteien bewerben sich um die Gunst der Bürger.

Im Kreisgebiet sind noch viele Raser unterwegs In Mörfelden an der B 486 fuhr fast jeder dritte zu schnell / Wenig Temposünder in Crumstadt

KREIS GROSS-GERAU. Überhaupt nicht zufrieden ist die Polizei mit der Moral der Autofahrer und -fahrerinnen, wenn es ums Beachten von Tempolimits geht. Nach den unlängst kreisweit durchgeführten Messungen ist es nun amtlich: Von 4170 registrierten Autofahrern wurden 949, das sind fast 23 Prozent, beim Rasen ertappt.

Aufgebaut hatten die Beamten vom Zentralen Dienst der Groß-Gerauer Polizeidirektion die Radarfallen an sieben neuralgischen Punkten, an denen es häufig Unfälle gibt. Es wurde diesmal auch spätabends und nachts gemessen, um den Schnellfahrern auf die Schliche zu kommen und damit "ganz gezielt gegen eine der Hauptunfallursachen vorzugehen", sagte Polizeisprecher Dieter Wüst.

Mancher darf im Gegenzug jetzt wohl den Führerschein abgeben. Zum Beispiel jener Autofahrer, der sich in Bischofsheim an der B 43 mit 143 Stundenkilometer (km/h) vom "Blitz" getroffen wurde - erlaubt ist hier maximal Tempo 70. Von 930 Autos waren an dieser Stelle 350 zu schnell unterwegs.

Zu schnell war auch der Fahrer, der in Mörfelden auf der B 486 mit 115 km/h gemessen wurde. Insgesamt 312 von 967 Automobilisten hatten mehr als die erlaubten 60 Stundenkilometer drauf, als sie den Meßpunkt passierten.

Nicht weniger rasant zeigten sich die Autofahrer, die in die an der B 44 in Mörfelden aufgebaute Tempofalle gingen: 50 Kilometer sind erlaubt, 463 Fahrer hielten sich dran, 122 fielen durch. Spitzenwert: 94 Stundenkilometer.

Eilig hatte es auch der Fahrer, der nach der Messung an der Wormser Straße in Gernsheim mit 92 Sachen geblitzt wurde, wo nur 50 erlaubt sind. Immerhin: von 570 Autos tappten hier nur 83 in die Falle.

Vergleichsweise zahm gaben sich auch die Fahrer, die an der Darmstädter Straße im Riedstädter Ortsteil Crumstadt aufs Korn genommen wurden: Nur 43 der 690 kontrollierten Fahrer waren schneller als die erlaubten 50 km/h, der Rasanteste war mit Tempo 75 unterwegs.

Auch in Leeheim sind die Automobilisten vernünftig: Nur 26 der 350 registrierten Autofahrer müssen zahlen, weil sie auf der Gernsheimer Straße mehr als "50" fuhren. Nummer eins unter den Temposündern: ein Fahrer (oder eine Fahrerin) mit 86 Stundenkilometern. wal

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Ferien für Daheimgebliebene (XXXIV): die Ronneburg und andere Museen in Hessen Blick in die Welt des Jahres 1500 Mittelalterliches Kochen

Die Ronneburg bei Altwiedermus im Main-Kinzig-Kreis, in ihrer typischen Gestalt auf einem Bergkegel weithin sichtbar, mag ihren Alle-Jahre-wieder-Besuchern altvertraut sein, und doch präsentiert sich die Anlage in diesem Sommer auf ungewohnte Weise. Dahinter steckt ein neues Konzept und mit ihm die Idee, in den Räumen das Leben des ausgehenden Mittelalters und der frühen Neuzeit nachzuvollziehen. Statt historisierende Möbel und Ausstattungsstücke zu zeigen, ist die Burg selbst das Exponat. "Die Räume sind nun wieder so zu erleben, wie sie um 1500 ausgesehen haben", sagt der Kunsthistoriker Burkhard Kling.

Kling hat mit vier neuen Mitstreitern - Künstlern, Designern und Handwerkern - im "Förderkreis Burg Ronneburg" neue Ideen entwickelt und in die Tat umgesetzt. Weg von den klassischen Burg-Klischees, hin zu einer anderen Art, Zeit und Geschichte zu erfassen - so formuliert Kling die Veränderung. Beispiel: Statt der Folterkammer, die unecht war und erst viel später im Braukeller eingerichtet wurde, ist eine Ausstellung zu sehen, die amnesty international zum Thema Folter gestaltet hat.

Die zentralen Räume der Burg, die die staufischen Könige zu Beginn des 13. Jahrhunderts als Sicherungsburg für die Wetterau bauen ließen, liegen im Palast. Um das Jahr 1500 garantierten dort die Küche, das Backhaus und der Braukeller die Verpflegung derer, die auf der Burg lebten. Die repräsentative Hofstube, von einem Sterngewölbe gekrönt, war Speisesaal, Versammlungsplatz und Ort politischer Geschäfte. In der Küche brennt ein Feuer, im Kamin dampft ein Kessel. Im Backhaus lagern Brotfladen, und wer mag, kann ruhig ein Stück probieren. Dazu paßt, daß Burkhard Kling in der Küche gelegentlich Kochkurse abhält, bei denen nach damaligen Methoden gearbeitet wird.

Geblieben sind die malerische Lage der Burg, deren Turm einen fantastischen Rundblick bietet, der 96 Meter tiefe Brunnen, in dem Wasser rund zehn Sekunden braucht, bis es unten ankommt, und die Möglichkeit, bei Kaffee und Kuchen, Getränken und Würstchen im Café oder im Innenhof zu sitzen. Geöffnet ist die Ronneburg mittwochs bis freitags von 14 bis 17 Uhr und an den Wochenenden von 10 bis 18 Uhr. Wer besondere Führungen mittwochs und freitags vormittags vereinbaren will, kann unter Telefon 0 60 48-33 07 oder 32 90 anrufen.

Das Hessische Landesmuseum in Darmstadt knüpft mit seinem derzeitigen Sommerprogramm an den Erfolg der letztjährigen "Dinowerkstatt" an: "Leben in der Steinzeit" heißt die Aktion, die sich an Sechs- bis Zwölfjährige wendet. Seit Ende Juni gab es bereits fünf viertägige Kurse, in denen sich die Teilnehmer mit praktischen Arbeiten einen Einblick in die prähistorische Welt verschafften: Höhlenmalereien, Hüttenbau, Jagdwaffen, Töpferarbeiten. Der letzte Kurs läuft noch heute sowie am Donnerstag und am Freitag, jeweils von 10 bis 15 Uhr (zehn Mark für Materialien sind bei der Anmeldung am Infostand im Museum mitzubringen).

Zum Abschluß des Sommerprogramms gibt es am Montag, 10. August, von 14.30 Uhr an ein Fest unter dem Motto "Tag der offenen Höhle". Dabei werden die in den Ferien angefertigten Malereien, Modelle und Geräte vorgestellt. Vom 11. bis 22. August bietet das Landesmuseum Schulklassen zudem ein spezielles Führungsprogramm an. Das Landesmuseum ist in Darmstadt am Friedensplatz 1 zu finden.

"Studenten und Studentinnen sammeln" - unter diesem Titel steht eine Ausstellung des Volkskunde-Instituts der Mainzer Universität. Vom 9. August bis 15. November ist im Dotzheimer Museum (Wiesbaden-Dotzheim, Römergasse, Telefon 06 11-42 56 58 oder 42 26 43) zu sehen, was die Lernenden zusammengetragen haben.

Das Spielzeug-Museum in Michelstadt zeigt noch bis zum 1. November "Die Welt des Autos im Kinderzimmer". Die Einrichtung liegt im Amtshaus in der Kellerei, Telefon 0 60 61-7 41 30 oder 0 61 51-37 43 58. Im Heimatmuseum Usingen (Untergasse, Telefon 0 60 81-102 01 59) kann man sich bis zum 30. November Holzbearbeitungs- und Gebrauchsgeräte ab 1746 anschauen.

Sein 25jähriges Bestehen begeht das Museum Hanau im Schloß Philippsruhe am Sonntag, 9. August, mit einem Museumsfest. Es beginnt um 11.30 Uhr; vorgesehen sind dabei ein Künstlermarkt, Papiertheateraufführungen, eine Kindermalaktion und Fahrten mit Schiff und Kutsche. tom

Herr über Beete mit 22 verschiedenen Kräutern ist im Hofheimer Stadtteil Marxheim Werner Diel. Welche Eigenschaften sie haben und wogegen sie helfen, wird Diel bei einer Führung am Freitag nachmittag erklären. Ausführliches dazu lesen Sie morgen an dieser Stelle.

Ferien für Daheimgebliebene (XXXV): Ein Besuch im Marxheimer Heilkräutergarten Termin zum Riechen und Schmecken Führung morgen, 15 Uhr

Der Mensch, so meint Werner Diel aus Hofheim, ist in gewisser Weise dümmer als Rind und Schaf: Denn die Tiere wissen, was sie fressen müssen, wenn sie krank sind; nur der Mensch hat fast vergessen, was die Natur an pflanzlichen Hilfen bereithält. Diel gehört zu denjenigen, die noch Bescheid wissen: Ehrenamtlich leitet der 72jährige den Heilkräutergarten im Stadtteil Marxheim. Bei einer Führung stellt Diel morgen nachmittag (15 Uhr) die 400 Quadratmeter große Anlage vor: Es gibt allerhand zu sehen, zu riechen, zu fühlen und zu schmecken.

Zwar ist die Hoch-Zeit der Kräuter im Frühjahr, doch der Garten in der Main-Taunus-Kreisstadt ist so angelegt, daß zwischen Februar und August immer etwas blüht, "reif" ist, seine Wirkung entfaltet. Zur Zeit aktuell sind die Königskerze (Verbascum thapsiforme), deren Tee entzündungslindernd ist, etwa bei Atemwegs-Erkrankungen, die Wegwarte (Cichorium intybus), die den Stoffwechsel anregt und den Kreislauf stärkt, sowie das Johanniskraut (Hyperium perforatum), das bei Wunden und bei krampfartigen Schmerzen helfen kann.

Werner Diel wird den Besuchern zwei verschiedene Tees zum Probieren anbieten und auch selbstproduziertes Johanniskrautöl verteilen. Dieses Öl lindert Bandscheibenschmerzen und beginnende Arthritis. Dazu bekommt jeder die Broschüre in die Hand gedrückt, die die Stadt zum Garten und seinen 22 verschiedenen Heilkräutern herausgegeben hat. Genau sind dort die Pflanzen mit Farbbild, heilkräftigen Teilen, Sammelzeit, Heilwirkung und Teebereitung aufgeführt. Die Broschüre macht auf einfache und doch eindrückliche Weise deutlich, wie wertvoll viele unserer einheimischen Wildpflanzen sein können und daß sie in der freien Natur nicht in Massen gesammelt werden sollten, weil einige von ihnen selten sind. Wo die Pflanzen, so der Tip, besonders der Umweltverschmutzung ausgesetzt sind - etwa an Straßenrändern -, sollten sie nicht genutzt werden. Als 1985 beim Ausbau Marxheims eine stadteigene Parzelle Am Pfingstbrunnen freiblieb, hatte der damalige Bürgermeister Friedrich Flaccus die Idee, und Bernard te Molder, der Chef des Garten- und Friedhofsamts, nahm sich ihrer an. Firmen engagierten sich für die Beschilderung und die Pflanzen, die der Botanische Garten der Uni Würzburg lieferte. Das besonders Schöne an der Anlage: Die Kräuter wachsen in Hochbeeten, kommen den Betrachtern also ein Stück entgegen, ersparen zu anstrengendes Bücken. Die Kehrseite allerdings: Die Beete trocknen schneller aus und brauchen bei einem so heißen Sommer wie dem derzeitigen viel Wasser.

Werner Diel kennt die Heilkräuter aus dem Effeff. Von Zeit zu Zeit hält er Vorträge bei Krankenkassen oder Naturschutzorganisationen. Zu seinem Hobby kam er als Betroffener im Krieg: Diel war leberkrank, aber Medikamente fehlten. Ein Bekannter riet ihm zu geriebenen Äpfeln, und die peppelten seine Leber wieder auf. Seither hat Diel über Heilpflanzen alles gelesen, was er in die Hände kriegen konnte. Auch seiner Familie hat er schon manches Mal helfen können.

Gleichzeitig geht Diel auf Distanz zu Ideologen und "Wunderdoktoren"; der ehemalige Finanzbeamte sieht die Grenzen der pflanzlichen Heilkräfte: "Heilkräuter sind zur Vorbeugung oder für leichte Zipperlein." Wer ernsthaft krank ist und Diel um Rat fragt, wird auf dem schnellsten Weg zum Arzt geschickt.

Diels Führung - die letzte eigens arrangierte Aktion im Rahmen der diesjährigen FR-Serie "Ferien für Daheimgebliebene" - beginnt am Freitag, 31. Juli, um 15 Uhr. Der Heilkräutergarten liegt da, wo die Straßen Am Pfingstbrunnen und Am Linsenberg zusammentreffen. Der Hofheimer Stadtbus (MTV) fährt um 14.20 oder 14.50 Uhr am Bahnhof los (Station für die S 2) und ist elf Minuten später an der Haltestelle Pfingstbrunnen, 100 Meter vom Garten entfernt. Alternativ kann man auch den 809er Bus um 14.15 Uhr am Bahnhof nehmen; der hält in der Flörsheimer Straße, von wo es noch fünf Gehminuten sind. tom

Wir bleiben im Main-Taunus-Kreis und stellen morgen den erneuerten Panorama-Weg vor, der rund um Eppstein mit der malerischen Burgruine führt.

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"Viele wissen gar nicht, daß wir einen Hafen in Maintal haben" Stadt lädt zum "Hafenfest" ein / Der Sonntag, 2. August, soll ein richtiger "Familientag" werden/ Segeln und Mainfahrten

MAINTAL. Nach einer Pause im vergangenen Jahr lädt die Stadt Maintal für das Wochenende 1./ 2. August wieder zum "Hafenfest" ein. Dabei ist der Sonntag einem "Tag der offenen Tür" im Sportboothafen vorbehalten.

Erstmals steht das Fest völlig unter städtischer Regie. Seit 1991 ist die Kommune alleiniger Gesellschafter der Sportboothafen Mainkur.

Deren Geschäftsführer Hans-Peter Kailing beschreibt die Intention der Veranstaltung so: "Viele wissen nicht, daß wir überhaupt einen Hafen in Maintal haben. Andere wissen es zwar, wissen aber nicht, wo der Hafen liegt. Und diejenigen, die den Hafen kennen, sollen diesmal nicht vor verschlossenen Türen stehen, sondern die Chance bekommen, sich die städtische Freizeit- und Sportstätte anzusehen." Am Samstag soll "intern" gefeiert werden. Dazu sind Bootsanlieger und ihre Gäste eingeladen. Am Sonntag steigt dann von 10 Uhr an ein Festprogramm, das all jenen geboten wird, die den Hafen kennenlernen möchten.

Gegrilltes und Salate warten auf den Verzehr beim Frühschoppen im Festzelt.

Einige Bootsanlieger haben sich bereit erklärt, Mainfahrten für Besucher anzubieten. Auch soll es die Möglichkeit zum Segeln geben. Außerdem macht das Maintaler Spielmobil "Tucky Tuck" im Hafengelände Station.

Der Sonntag soll nach den Vorstellungen von Geschäftsführer Kailing ein richtiger "Familientag" werden.

Der Sportboothafen Mainkur - er feiert in diesem Jahr übrigens sein zehntes Jubiläum - liegt auf dem Gelände der alten Schleuse, von Maintal aus ideales Ziel für einen Sonntagsspaziergang oder eine Radtour.

Am "Tag der offenen Tür" sollen eigens Abstellplätze für Fahrräder auf dem Hafengelände ausgewiesen sein. Autos können auf einem Platz kurz vor dem Hafen parkten - Anfahrt über die Straße zur Rumpenheimer Fähre, vor der Tennisanlage aus Richtung Bischofsheim nach rechts ab.

Im Sportboothafen liegen momentan 132 Boote. Damit ist der Hafen voll ausgelastet. Hans-Peter Kailing hat einen "Trend zum eigenen Boot" beobachtet, was sich auch in einer Warteliste mit vielen Anfragen von Interessenten widerspiegelt.

Diese Form des Wassersports sei heute schon längst kein Hobby mehr, das sich nur reiche Bürger leisten könnten, meint der Geschäftsführer.

Wer sich dafür begeistere, für den sei die Beschäftigung mit dem eigenen Boot ein Ersatz für Reisen in ferne Länder.

Im Sportboothafen sind umfangreiche Umgestaltungen geplant. Laut Kailing soll die Warft, westlich vom Hafen auf öffentlichem Gelände gelegen, zu einem attraktiven Ausflugsziel ausgebaut werden.

Dort sollen Spaziergänger und Radfahrer "einen Ruhepunkt finden", der ihnen einen Blick auf die Anlegestelle des Hafens gestattet.

Auch sollen in den nächsten Jahren Grünanlagen und die Gebäude des Sportboothafens verschönert werden. Für Kailing ist weiterhin "vorstellbar", daß zu einem späteren Zeitpunkt ein Kiosk an der Warft eröffnet werden könnte.

In einer Broschüre des Umlandverbandes Frankfurt - sie informiert über den Mainweg von Gustavsburg bis Mainhausen - ist die Warft am Maintaler Sportboothafen bereits als Etappenziel aufgeführt. hok

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Kleine FR

Zuschüsse für Senioren HOCHTAUNUSKREIS. Die Wohlfahrtsverbände und Seniorenclubs im Kreis erhalten Zuschüsse für ihre Veranstaltungen speziell für ältere Mitbürger. Der Kreisausschuß hat knapp 15 000 Mark an Arbeiterwohlfahrt, Caritas, Rotes Kreuz, Diakonisches Werk, Reichsbund, Christus-Kirchengemeinde in Bad Homburg und an Altenclubs in Grävenwiesbach und Weilrod verteilt. CDU-Stammtisch GLASHÜTTEN. Die Grundschule, der Durchgangsverkehrs auf der Bundesstraße 8 und die Verschönerung der Limburger Straße sind Themen beim Bürgerstammtisch, den die CDU am Montag, 3. August, 20 Uhr, in die Bürgerklause am Schloßborner Weg veranstaltet. Der CDU-Stammtisch findet an jedem ersten Montag im Monat statt, immer in einem anderen Ortsteil.

Ausstellung zeigt Bilder in Nadelmalerei

BAD NAUHEIM. Vom heutigen Montag, 27. Juli, bis zum 5. August werden in der Trinkkuranlage Landschaftsbilder von Ruth Hofmann gezeigt. Ihre Arbeiten kombinieren Photographie und Feingobelin. Ruth Hofmann wird während der Ausstellung auch ihre Technik der Nadelmalerei erläutern. Die Ausstellung wird heute um 14 Uhr eröffnet. ub

Vor der Hilfe erst bezahlen Der Not-Installateur hat Angst vor "Schwarzen Schafen"

Ein Wochenende ohne Wasser, da hört für FR-Leserin Anne S., Hausmeisterin eines Zehn-Familien-Hauses, der Spaß auf. Am Freitagabend war es soweit: Im dritten Stock platzte ein Wasserrohr, das Wasser "sprühte raus". Anne S. rief die Feuerwehr an, dort erhielt sie die Nummer eines Notdienstes. So schien sich das Problem schnell zu lösen, schließlich würde ja sofort ein Installateur kommen. Und tatsächlich kam der Mann auch, nur anstatt seine Werkzeuge auszupacken, wollte er erst mal Bares sehen.

"700 Mark wollte er gleich auf die Kralle haben. Nachts um 12 Uhr", ärgert sich Ehemann Konrad S.. Nachdem das Hausmeisterehepaar angeführt hatte, daß es selber nicht zahle, sondern die Hausverwaltung, war für den Installateur das Gespräch beendet. "Die steht bei mir auf der Schwarzen Liste", soll er gesagt haben. Das Ende vom Lied beschreibt das Ehepaar so: "Wir mußten das Wasser übers Wochenende abdrehen. Jeder durfte nochmal Badewanne und Eimer vollaufen lassen."

Der Installateur sieht die Sachlage anders: "Der Notdienst muß bezahlt werden. Wir sind sonst die Dummen." Auch für Obermeister Karl-Heinz Leichum von der Innung für Sänitär- und Heizungstechnik muß die Hilfe in der Not erst einmal vergütet werden, schließlich seien das ja alles private Firmen. "Es ist so üblich, daß wir das Geld gleich verlangen", erklärt er. Denn es gebe wie überall auch bei den Kunden "Schwarze Schafe, die dann nicht bezahlen". Bei Stundenpreisen von 70 Mark - "mit Nachtzuschlag 100 Mark" - erscheinen seine Ängste nicht ganz unberechtigt.

Normalerweise sei der Notdienst nur für den gröbsten Schaden zuständig, "die Hauptarbeit wird dann an Wochentagen mit normalen Tarifen erledigt". Beim beschriebenen Fall könne es sich um "einen Grenzfall" handeln, erklärt der Obermeister. Für den Installateur bringt er Verständnis auf: "Man macht eben nicht gerne eine Arbeit, wo man weiß, daß man kein Geld bekommt." Im allgemeinen habe sich der Notdienst - seit zehn Jahren gibt es ihn, sehr gut bewährt. Aber, und das muß klar sein: "Ohne Bezahlung geht nichts." wob

Wer kann Gäste aus Chaumont unterbringen?

BAD NAUHEIM. Das Kulturamt der Stadt Bad Nauheim sucht noch dringend Bürgerinnen und Bürger, die vom 4. bis 6. September Gäste aus Chaumont aufnehmen können.

Etwa 130 Menschen aus der Partnerstadt werden zur Verschwisterungsfeier und dem Fußgängerzonenfest in dieser Zeit erwartet. Dabei soll Chaumont den Bad Nauheimern vorgestellt, und unter anderem sollen kulinarische Köstlichkeiten aus der französischen Region angeboten werden.

Angebote zur Unterbringung der Gäste werden unter der Telefonnummer 0 60 32/34 33 37 entgegengenommen. ub

Ferien für Daheimgebliebene (XXXVI): Wandern auf dem Panoramaweg um Eppstein Immer nur hinter dem Ritter her Dorado für Fotografen

Wer nicht weiter weiß, muß sich nur an den "Kleinen Gottfried" halten. Der - ein krummbeiniger Ritter, den die Eppsteiner noch als Festsymbol ihrer 650-Jahr-Feier von 1968 kennen - ist der Wegbegleiter auf dem Panoramaweg, der rund um die malerisch gelegene Taunus-Stadt führt. Der verhohnepipelte Ritter ist den Wanderern als Maskottchen so lieb, daß die kleinen Schilder immer mal wieder gestohlen wurde. Jetzt sind sie aus Plastik, mit Holznägeln befestigt. Eppsteins Bürgermeister Richard Hofmann legte selbst Hand an, als im Frühjahr der 20 Jahre alte Weg neu beschildert wurde. Seither ist die Tour bei Ausflüglern und Wanderern noch beliebter. Schon damals steckte - als Ideengeber - der Bürgermeister hinter diesem Weg, der "7,5 Kilometer schöne Aussichten auf Stadt und Landschaft" bietet. Und auch bei der Erneuerung war Hofmann die treibende Kraft: An einigen Stellen wurde die Strecke geringfügig korrigiert, von Fahrwegen auf ruhigere Abschnitte verlegt. 30 000 Mark sind dafür ausgegeben worden. Der Verwaltungschef betont, daß der Panoramaweg nicht nur für Wanderer, sondern auch für Fotografen ein Dorado sei: Immer wieder bieten sich der Kamera pittoreske Bilder.

Start und Ziel der Wanderung ist der Eppsteiner Bahnhof. 100 Meter entfernt ist der Parkplatz, und dort weist eine große Infotafel auf die Route hin. Direkt dabei steht ein Kästchen, dem man eine kleine, grüne Broschüre mit der Wegbeschreibung entnehmen kann. Auf der Titelseite: natürlich der "Kleine Gottfried".

Wer dem Ritter folgt, kommt bald an den Malerplatz, wo sich eine schöne Aussicht auf die Altstadt bietet. Apropos: Eppstein hat seit 1318 Stadtrechte, ist damit die älteste unter den Main-Taunus-Städten und feiert im kommenden Jahr das "675.". Und Malerplatz heißt die Stelle, weil hier früher die Künstler der Kronberger Malerkolonie ihre Staffeleien aufstellten.

Als besonders schönes Stück des Rundwegs gilt der Abschnitt oberhalb der Geleise am Kriegerwald entlang nach Süden. Von hier lassen sich die Erneuerungsarbeiten auf der Burg gut überblikken. Später berührt der Weg die Burgvilla Bauer und die Mündung des Fischbachs in den Schwarzbach. Ein steiler Aufstieg führt in den Wald und auf dem Sonnenweg zum Kaisertempel. Den baute vor 98 Jahren der Verschönerungsverein. In zwei Jahren soll an Ort und Stelle gebührend gefeiert werden. Den geschichtlichen Hintergrund stellen eine Tafel und die Büsten der Reichsgründer dar. Von hier schweift der Blick weit über die Stadt und ihre Ortsteile bis hin zum Bahai-Tempel in Langenhain. Eine Spendendose nimmt auf, was die Wanderer für den Kaisertempel geben wollen. Das Geld geht an den Verschönerungsverein, der für diesen Aussichtspunkt und seine Unterhaltung zuständig ist. Die Lebensqualität des Spaziergängers steigert sich just an dieser Stelle, zur "Halbzeit" des Weges, in Kürze deutlich: Nach krankheitsbedingter Schließung wird das Café-Restaurant "Zum Kaisertempel" Anfang August seinen Betrieb wieder aufnehmen; zwei Terrassen und später auch ein Garten laden zur Rast ein.

Ein kleiner Abstecher führt ein Stück weiter zum Mendelssohn-Gedenkstein. Hier soll Felix Mendelssohn-Bartholdy das Lied "Wer hat Dich, Du schöner Wald, aufgebaut so hoch da droben" komponiert haben.

Das Fischbachtal, der Krekels-Tempel, das Wellbachtal und der Neufville-Turm sind weitere Stationen, ehe der Weg zurück zum Ausgangspunkt führt. Anhängen lassen sich natürlich der Besuch der Burg und des Museums, ein Gang durch die Altstadt oder ein weiterer Einkehr. Allzu abgekämpft dürften die Wanderer nicht sein; schließlich weist der Panoramaweg nur sanfte Aufstiege und maximal 200 Meter Höhendifferenz auf.

Wer zusätzliches Material über Eppstein haben möchte, kann Prospekte und Broschüren im Rathaus, Hauptstraße 99, 6239 Eppstein, Telefon 0 61 98 / 30 50, anfordern. tom

Damit wäre es geschafft! Die FR-Serie "Ferien für Daheimgebliebene" ist für 1992 zu Ende. In der morgigen Ausgabe berichten wir, wie die einzelnen Angebote aufgenommen wurden.

Für die Männer des TC Bad Homburg beginnt morgen die Regionalliga-Runde Sandor Noszaly fällt wegen Olympia-Start aus Hessischer Vizemeister Alexander Radulescu neu dabei / Marcus Nagel ist mit 27 der "Oldie"

Am 1. August beginnt die Tennis-Regionalliga Südwest, nach der Bundesliga Deutschlands zweithöchste Spielklasse. Mit dabei ist auch die Herrenmannschaft des TC Bad Homburg, die im letzten Jahr aus der hessischen Oberliga aufgestiegen ist. Für den ältesten Tennisklub Deutschlands ein großer Erfolg. Trotz aller ruhmreicher Tradition hat nie eine Mannschaft des Kurpark-Klubs je so hoch gespielt. Für die neue Saison gibt man sich bescheidener. Der Klassenerhalt soll es sein, doch auch das wird schwer genug.

Welche Chancen das Unternehmen hat, wird sich erst Mitte August zeigen. Gleich am ersten Spieltag empfängt das insgesamt zehnköpfige Team Weiß-Rot Stuttgart. Die Gäste sind ebenfalls neu in der Regionalliga, haben ganz ähnliche Ziele, aber andere Voraussetzungen. Die Mannschaft aus Stuttgart ist rein rechnerisch das zweitstärkste Team der Liga. Auch am folgenden Sonntag sieht es für die Bad Homburger nicht besser aus. Beim übermächtigen TK Sinzig können die Kurstädter allenfalls einen guten Eindruck hinterlassen.

Mit dem TSC Mainz und dem TC Wolfsberg folgen dann wieder zwei lösbare Aufgaben, ehe mit dem Frankfurter Palmengarten und Weißenhof Stuttgart zwei schwere Brocken vor der Tür stehen.

In der Kurstadt ist man bestens vorbereitet, wenn auch einige Unwägbarkeiten dem TC Bad Homburg Probleme bereiten. Zunächst präsentiert sich die Anlage nicht gerade in glänzendem Zustand. Jahrelang wollte der Klub sein Klubhaus sanieren, doch immer wieder kam etwas dazwischen. Als es dann endlich klappte, war es März und die Bad Homburger standen vor der Entscheidung, jetzt oder nie. Sie entschieden sich für einen Sofortplan und begnügen sich daher in diesem Sommer mit einem gemütlichen Zelt, das auch seine Reize hat.

Auch sportlich lief nicht alles optimal. Sandor Noszaly, der ungarische Topstar der Regionalligamannschaft, spielt zur Zeit erstklassiges Tennis. Das verschaffte ihm einen Platz bei Olympia im spanischen Barcelona.

"Die Chance hat er vielleicht nur einmal, und das möchten wir ihm natürlich nicht verbauen", kommentierte Vorstandsmitglied Immo Bosse die Entscheidung, den Ungarn für unbegrenzt von seiner Anwesenheitspflicht im Kurpark zu entbinden. Schlauerweise hatten die Bad Homburger für solche Fälle vorgesorgt und an Position zwei einen neuen Mann verpflichtet. Nachwuchsstar Alexander Radulescu, vor kurzem in Fulda zum hessischen Vizemeister gekürt, ist derzeit auf Turnierreise in Mexiko und Kanada, fliegt aber zu den Spielen rechtzeitig wieder ein. Dahinter spielen der mehrfache hessische Jugendmeister Roland Leissler und Olli Kesper, dritter bei den hessischen Hallenmeisterschaften der Aktiven. Marcus Nagel ist mit seinen 27 Jahren zwar bereits der Oldie im Team, aber immer für eine Überraschung gut. Der Diplomkaufmann hat im letzten Jahr sein Studium beendet und widmet sich nun wieder mehr dem Tennis. Der hessische Vizetitel in der Halle, den er sich zu Beginn dieses Jahres holte, ist der beste Beweis. Neu im Team sind Jörg Wölfel und Michael Eisfeld, die beide an Position 237 der deutschen Rangliste notiert sind.

Falls sich einer der Stammspieler verletzen sollte, steht der Ersatz bereits bereit. Thomas Kilbert, Guido Fratzke und Patrick Pesch sind mit der zweiten Mannschaft in die Verbandsliga aufgestiegen und helfen auch bei der Ersten gerne mal aus. rüb

Spiele, Spaß und freudige Begegnungen Ferien für Daheimgebliebene (Schluß): Erfolgreiche Bilanz für alle Beteiligten Von unserem Mitarbeiter Thomas Rüggeberg

ie Sommersonne hat sich für ihren Ferien-Endspurt nochmal or- dentlich angestrengt. Kleinen und

D großen Rhein-Main-Bürgern hat sie so eingeheizt, daß oft jede Bewegung - außer der zum Becken- oder Weiher- Rand - zuviel war. Das gilt auch für den größten Teil der sechs Wochen, die sich durch geschlossene Schul-Tore auszeichneten. Und doch: Die FR-Leser von drei bis 88 Jahren waren in höchstem Maße aktiv, durchquerten mit Bussen, Bahnen, Autos, Fahrrädern und zu Fuß den Ballungsraum, um den breit gestreuten Vorschlägen unserer Ferienserie zu folgen. Einigen wenigen Enttäuschungen stand eine Masse an freudigen Begegnungen, Informationen, Spaß, Spielen und Überraschungen gegenüber. Der Dank gilt allen Helfern, die sich für die Aktion ins Zeug gelegt, und allen Lesern, die durch ihr Kommen Interesse bekundet haben.

Die Serie hat einen "harten Kern" an Stammkunden, wie sich wieder zeigte. Mancher Teilnehmer berichtete am Telefon, daß er mehrfach die Angebote genutzt hat - völlig unabhängig vom Alter. Dazu kamen viele, die gezielt auf ein spezielles Thema einstiegen und sich Einblicke verschafften, die es sonst nicht so ohne weiteres gibt.

Im übrigen sind auch FR-Leser nur Menschen. Und Menschen springen an, wenn es etwas umsonst oder vergünstigt gibt: Die diversen Gutscheine, die mit Verbilligung lockten, wurden wieder rege genutzt: Rund 6000 Besucher zahlten in den ersten vier Ferienwochen dank des Papierchens im Freizeitpark Lochmühle nur den halben Eintritt. Und drehten mit einem Heidenspaß in der neuen Familien-Achterbahn ihre Runden.

Der Opel-Zoo zählte bislang rund 300 Gutscheine, dank derer ein Kind pro Familie kostenlos in die Anlage konnte, und das Raule-Automobilmuseum in Eppstein halbierte die Preise für knapp 200 Besucher. Belohnt wurde auch der "Mut", einen Ausflug mit der Weißen Flotte anzubieten, der Start und Ziel nicht in Frankfurt hatte: Rund 500 Freizeitmenschen begaben sich zu reduzierten Preisen im Raum Wiesbaden / Mainz auf schwimmende Kaffeefahrt in den Rheingau.

Wo wir nun schon beim Fluß sind: Der informative Besuch bei der Frankfurter Wasserschutzpolizei gleich zu Ferienbeginn traf offenbar nicht den Nerv der Daheimgebliebenen: Nur sechs Leute schauten sich im Osthafen um. Die wenigen allerdings waren hochmotiviert und blieben lange da.

Bei dem Kurs, den das Museum für Kunsthandwerk und das Senckenberg- Museum zu Urzeittieren und Fabelwesen anboten, war die erste Gruppe gleich ausgebucht, und sieben Kinder meldeten sich für eine etwaige Wiederholung an. Doch dazu kam es wegen des hohen Aufwands nicht.

Zwar war die Gruppe, die sich auf dem Rasenplatz des Zentrums für Hochschulsport mit einer Einführung in den American Football befaßte, rund 20 Leute stark. Aber hier standen den drei Übungsleitern und zwölf Teilnehmern des Hochschulkurses nur sechs wirkliche Gäste gegenüber. Vielleicht war es zu heiß . . . Einige trollten sich zudem unverrichteterdinge, fanden nicht den Schauplatz.

Die Hitze traf wohl auch den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Der bot vier Radtouren an und zählte dabei weniger Teilnehmer als im Vorjahr. Immerhin aber fuhren 70 Pedaltreter bei 30 Grad im Schatten. Die Familientour durch den Stadtwald bot den meisten Sonnenschutz, aber das größte Feld trat zur 75 Kilometer langen Grüngürtel-Tour an. Das andere Extrem bei der naturkundlichen Fahrt des BUND zur Grube Messel: Im Dauerregen bissen neun Radler die Zähne zusammen, und in Messel stießen noch einige Interessenten dazu. Organisator Carl Scherrer war "überrascht, daß es überhaupt stattgefunden hat".

Zur Rad-Suchfahrt der Naturfreunde starteten 58 am Römerberg, 49 kamen ins Ziel am Naturfreundehaus in Niederrad. Nach der "Arbeit" schmeckten Kaffee und Kuchen vorzüglich, und ein Paar aus Bischofsheim gewann den Hauptpreis, einen Wochenend-Aufenthalt im Lahntal.

Apropos Natur: Alles, was damit zu tun hat, ist "in". Trotz leichten Regens folgten 70 Baum-Freunde der Botanischen Führung des Taunusklubs im Bürgergarten am Ostpark, und 60 waren es im Botanischen Garten der Universität am Ende der Siesmayerstraße. Viele Fragen dokumentierten das starke Interesse am Verhältnis Pflanzen / Umwelt.

Fast 30 Natur-Fans ließen sich von Rosita Haas und Martina Teipel über den Lehrpfad in den rekultivierten Weilbacher Kiesgruben führen, mehr als 50 besuchten den Falkenhof auf dem Feldberg, sahen die Freiflüge der Geier und Falken. Im Oberurseler Uni-Institut für Bienenkunde schauten sich 62 Gäste um. Fazit: alle zufrieden, keiner gestochen, viel Honig gekauft. Den Bad Homburger Hirschgarten ließen sich 15 Besucher zeigen.

Aus einem großen Einzugsgebiet kamen 60 Technik-Faszinierte zur Erdfunkstelle der Telekom bei Usingen und sahen sich, geteilt in zwei Gruppen, in diesem Zentrum der interkontinentalen Kommunikation um. Der Wetterdienst in Offenbach wurde von mehr als 100 Leuten überrannt. "Wir waren überrascht, aber wir haben's gerade so geschafft", resümierte Edwin Bommer von der Pressestelle. Sein Lob galt der Tatsache, daß viele der Besucher mit öffentlichen Verkehrsmitteln gekommen waren.

Große Faszination übte der Hort des Geldes, die Bundesbank, aus. 70 streng durchgecheckte Gäste informierten sich ausgiebig. Wäre die Zahl der Plätze unbegrenzt gewesen, wären vor allem ins Geldmuseum Mengen von Leuten geströmt. Gerhard Schneider berichtete von einem "enormen Diskussionsbedarf", speziell bei der Geld-Sicherheit und Währungspolitik.

In Friedbergs Altstadt rückten 30 historisch Interessierte den Attraktionen zu Leibe. Michael Keller, Chef des Wetterau- Museums, stellte das Haus vor, ehe die zweigeteilte Gruppe in Richtung Judenbad, Burg und Adolfsturm loszog. Ins Hanauer Papiertheater-Museum kamen 23 Leute, genau die richtige Zahl für die Schaustücke und die Märchenaufführung auf der Mini-Bühne.

Die Galopprennbahn in Niederrad zog fast 50 Pferdefreunde an. Zwei Stunden fragten sie Birgit Gutermann vom Renn- Klub aus, schauten in die Stallungen, sprachen mit einem Trainer und bekamen am Schluß Freikarten für den nächsten Renntag.

Über großes Interesse freute sich auch Marianne Arnold aus Kelkheim, deren Indianer-Tipi 23 Kinder und 13 Erwachsene einen Besuch abstatteten. Es gab alles über Indianer und ihre Kultur zu hören und dann viel indianisches Kunsthandwerk zu fertigen. Frankfurts Berufsfeuerwehr brachte mit großem Aufwand in drei Wachen Kindern in Theorie und Praxis etwas über Brandschutz bei. Insgesamt kamen 44 Kinder und 24 Erwachsene. Allerdings war die Verteilung nicht optimal: Die Wache 1 im Ostend dominierte, Gallus und Nied waren recht schwach besucht.

Eisenbahn und Flugzeuge sind immer faszinierend. Zum Fahrtag des Dampfbahnclubs Oberursel kamen, nachdem sich zur Mittagszeit der Regen gelegt hatte, etwa 1000 Gäste, und viele drehten mit der Modellbahn ihre Runden. Auf dem Flugplatz des Luftsportclubs Babenhausen fanden sich 60 Leute ein, die sich über den Verein und sein Fluggerät informierten. 30 gewannen einen Freiflug, 15 weitere bezahlten einen, und vier Besucher wurden spontan Mitglied. Das zweitägige Spielfest in der Titus-Therme (Nordwestzentrum) brachte weit mehr als 1000 Kinder auf die Beine, in das über der Wasserfläche aufgespannte Spinnennetz und zu den sonstigen Spielen.

Auch die zwei mehrtägigen Kinder-Aktionen in der Schlußwoche liefen toll. Das Kindermuseum spielte die Welt vor 100 Jahren durch, und in den "Werkstätten" und "Betrieben" tummelten sich täglich rund 60 Jungen und Mädchen. Bei den "Büchern im Park" befaßten sich vier Tage lang je 50 Kleine spielerisch mit den vier Elementen. Viele Pädagogen waren von den Ideen der Zentralen Kinder- und Jugendbibliothek begeistert und wollen sie in ihren Einrichtungen übertragen. So ist für Fortsetzung gesorgt . . .

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Tischtennis-Schüler-EM Cornelia Böttcher Dritte

Bei den Tischtennis-Europameisterschaften der Schüler(innen) in der CSFR sicherte sich Assenheims As Cornelia Böttcher gemeinsam mit Nina Wolf vom SV Darmstadt 98 die Bronzemedaille im Doppelwettbewerb. Im Viertelfinale schalteten die beiden das dänische Team Finneman/Larsen-Borre aus und trafen im Halbfinale auf Manac/Steff aus Rumänien. Gegen dieses Team, das später auch den Titel holte, unterlagen Conny und Nina knapp und mußten sich mit dem dritten Rang zufrieden geben. Auch im Einzel drang Conny Böttcher bis ins Viertelfinale vor. Svetlana Ganina (GUS) warf sie hier jedoch aus dem Rennen. Die starke GUS-Spielerin besiegte später im Finale Michaela Encea aus Rumänien ebenfalls glatt, so muß Conny über diese Niederlage nicht allzu traurig sein. Sowohl im Doppel als auch im Einzel war Cornelia Böttcher an den späteren Siegerinnen gescheitert. Nina Wolf erreichte im Mixed gemeinsam mit David Assenheimer einen weiteren dritten Rang. Europameistertitel sicherten sich aus den Reihen des deutschen Teams Thomas Schröder im Einzel der Schüler und gemeinsam mit Zoltan Feyer-Konnerth im Doppel. Doch auch ohne Titelgewinn stellt das erfolgreiche Abschneiden bei den Europameisterschaften für Conny einen weiteren Höhepunkt ihrer erfolgreichen Karriere dar. jbp

Walldorfer SPD feiert an der Waldenserschule

MÖRFELDEN-WALLDORF. Unter Beteiligung einer Delegation aus Suhl geht am Samstag, 1. August, das Sommerfest der Walldorfer Sozialdemokraten über die Bühne. Kuchen und Gegrilltes und alles, was zu einem Sommerfest dazugehört, wird auf dem Parkplatz neben der Waldenserschule zu haben sein. Das Fest beginnt um 15 Uhr, wann Schluß ist, hängt von der Stimmung ab. wal

Kleine Lokalrundschau

Volksmusik ausverkauft

KELSTERBACH. Alle 650 Karten für das Konzert "König der Volksmusik" am heutigen Freitag, 20 Uhr, in der Mehrzweckhalle Süd sind verkauft.

Naturfreunde unterwegs

MÖRFELDEN-WALLDORF. Michelstadt und Erbach sind Ziele einer Fahrt der Naturfreunde am Sonntag, 2. August. Abfahrt ist um 13 Uhr am Bürgerhaus.

Die Schule geht los

MÖRFELDEN-WALLDORF. An der Bertha-von-Suttner-Schule beginnt das neue Schuljahr für die Klassen sechs bis zehn am Montag, 3. August, zur dritten Stunde (9.50 Uhr). Die Schulneulinge der fünften Klassen treffen sich am Dienstag, 4. August, zur zweiten Stunde um 8.45 Uhr in der Turnhalle. Grünabfall-Sammlung MÖRFELDEN-WALLDORF. Im Stadtteil Mörfelden wird am Samstag, 1. August, Grünabfall abgeholt. Der Grünschnitt soll gebündelt oder in Papiersäkken vor sechs Uhr an bereitstehen. Grillparty der Sänger KELSTERBACH. Der Männergesangverein "Teutonia" - 1992 50 Jahre alt - feiert am Samstag, 1. August, ab 18 Uhr, im Südpark (Grillplatz II) eine Party. Grillfest der Narren MÖRFELDEN-WALLDORF. Der Mörfelder Karnevalverein "Die Sandhasen" lädt am Samstag, 1. August, 15 Uhr, zum Grillfest in die Hofreite des "Goldenen Apfel" ein. Auch für den Nachwuchs ist gesorgt: Kids werden geschminkt und kostümiert, es gibt einen Kinderflohmarkt. CDA feiert am Dalles MÖRFELDEN-WALLDORF. Die CDA, der Zusammenschluß der Sozialausschüsse in der CDU, lädt für Sonntag, 2. August, zum Dalles-Fest nach Mörfelden ein.

Neben kulinarischen Schmankerln und politischen Gesprächen ist eine Verlosung geplant, an der alle teilnehmen, die etwas verzehren. Das Fest beginnt um 11 Uhr, die Verlosung gegen 18 Uhr.

Heute ins Kloster zu Rolf Böttcher

Rolf Böttcher ist nicht in Frankfurt geboren, aber er ist Frankfurter; nicht, weil er schon Jahrzehnte in dieser Stadt lebt, sondern weil er sie längst durchschaut hat, weil er ihr hinter die potemkinschen Kulissen sieht.

Rolf Böttchers Bilder - Zeichnungen und Tuschen zumeist, die Farbe benutzt er eher coloristisch - sind immer Seelendiagramme einer Großstadt. Sein scheinbar fahriger, faseriger Strich legt Nervenbahnen frei; er zeigt U-Bahnen, die in Schächte ohne Ausgang einfahren, Straßen ohne Wiederkehr: Einöden der Seele, Zwischenhöllen, in denen Kafka und Beckett das Fürchten lehren.

Rolf Böttcher malt keine heilen Welten und keine Bilder, die man sich übers Sofa hängt. Er beschwört die unsichtbaren Wirklichkeiten, Visionen, die sich ins Gedächtnis eingraben. Allerdings hat in der jüngeren Vergangenheit bei seinen Themen das Kauzig-Surreale mehr Raum eingenommen, das zeigen Titel wie "Ballaballa", "Katzeneule", "Andalusischer Hund". Diese Veränderung hat auch etwas Tröstliches, denn in Böttchers schlimmen Untergrund-Welten läßt's sich auf Dauer kaum ertragen. Mit etwas Humor läßt sich diese (wie jene) Welt besser aushalten (bis 2. August im Karmeliterkloster, Münzgasse). wp

Die drei Mütterzentren im Kreis hoffen auf mehr Raum und Zulauf Dennoch positive Bilanz nach einjährigem Bestehen: Frauen mit Kindern können dort miteinander reden und voneinander lernen

MAIN-TAUNUS-KREIS. "Plötzlich ist man nur noch die Mutti, als Person spielt man keine Rolle mehr." Petra Schierholz weiß aus eigener Erfahrung, wie Kinder das Leben einer Frau verändern: "Einkaufen, Spielplatz und Frisör: Darüber hinaus ist in der Öffentlichkeit kaum Platz für Mütter."

Eine Situation, die sie und andere Hochheimer Mütter nicht hinnehmen wollten: Sie gründeten das Mütterzentrum "Mama Mia". Auch in Hofheim und Hattersheim wurden die Mütter aktiv: Alle drei Mütterzentren des Kreises bestehen seit rund einem Jahr. Ziel der Initiativen ist es, Frauen mit Kindern Gelegenheit zu bieten, über ihre Probleme zu sprechen, sich weiterzubilden und ihre Fähigkeiten einzubringen.

Mütter bieten Kurse für Mütter an; ihrer Phantasie und ihren Interessen sind dabei keine Grenzen gesetzt: Von Plätzchen bis Politik - so Petra Schierholz - soll die Angebotspalette reichen. Wichtig ist, daß die Kinder mitgebracht werden können: Zwei Mütter passen auf die Kleinen auf, während die anderen ihre englischen Sprachkenntnisse auffrischen oder lernen, mit einem Computer umzugehen.

Babysitterinnen und Kursleiterinnen sollen für ihre Arbeit angemessen entlohnt werden, doch mehr als ein Taschengeld ist bislang nicht drin: Mit ihrer Forderung nach Aufwandsentschädigung trafen die Hofheimer und Hattersheimer Frauen in den Stadtparlamenten auf taube Ohren. "Es wird wie immer davon ausgegangen, daß Mütterarbeit umsonst zu haben ist," kritisiert Monika Schafheutle vom Hochheimer Mütterzentrum.

Hauptsorge der Mütterzentren in Hochheim und Hofheim ist die Raumnot: In beiden Städten treffen sich die Frauen derzeit in kirchlichen Räumen - in Hochheim in der Bonifaziusgemeinde, in Hofheim in der Johannesgemeinde. Ihre Entfaltungsmöglichkeiten dort sind beschränkt, da sie die Unterkünfte mit anderen Gruppen teilen.

Weil das so ist, muß zum Beispiel das Spielzeug nach jedem Treffen weggeräumt werden. "Sperrige Dinge wie Pappkartons oder Matratzen, die Kindern besonders viel Spaß machen, kommen gleich gar nicht in Frage," sagt Petra Schierholz. Sybille Seelbach aus Hofheim bemängelt außerdem, daß Frauen in der Kreisstadt mit dem Kinderwagen viele Stufen bewältigen müssen, um in den Kellerraum zu gelangen.

Schlecht finden die Mütter auch, daß ihnen die Räume nur zu bestimmten Zeiten zur Verfügung stehen. Idealerweise, so Petra Schierholz, sollte das Mütterzentrum ein Platz sein, wo Frauen spontan hingehen können, "wenn ihnen zuhause die Decke auf den Kopf fällt." Ein täglich geöffnetes Kommunikationszentrum ist das Ziel, das derzeit jedoch noch in weiter Ferne liegt: Noch sind die Mütterzentren in Hochheim und Hofheim nur an zwei beziehungsweise drei halben Tagen pro Woche geöffnet.

Ausgeschlagen wurde zuletzt ein Angebot der Stadt Hochheim, das Mütterzentrum übergangsweise im Jugendhaus unterzubringen. Wegen der Erkrankung des Jugendpflegers ist es derzeit ungenutzt. Die Frauen glauben, daß sich Jugend- und Kinderarbeit nur schwer unter einem Dach realisieren läßt. So könne weder Rauchfreiheit noch ausreichende Unfallsicherheit gewährleistet werden.

Doch trotz der unbefriedigenden Raumsituation kann sich die Bilanz der Mütterzentren sehen lassen. Neben den regelmäßigen Treffs ohne festes Programm und den Kursen planen die Hochheimerinnen noch für diesen Sommer einen Fahrrad-Workshop und einen Selbstverteidigungskurs. In Hofheim steht am 12. August ein Grillfest an.

"Wichtig ist in vor allem die Team-Arbeit", sagt Petra Schierholz. "Je mehr Frauen mitmachen, desto besser." Über mangelnden Zulauf können sich die Mütterzentren im Hofheim und Hochheimnicht beklagen, nur in Hattersheim krankt das Projekt noch am geringen Engagement der Mütter.

Dabei sind dort die äußeren Umstände sehr viel besser als in den anderen beiden Gemeinden: Mit dem "grünen Haus" verfügen die Frauen über ein städtisches Gebäude, das kaum Wünsche offenläßt. Schon seit Ende der 70er Jahre werden dort Spielkreise für Mütter und Kinder angeboten, jedoch nur zwischen 10 und 12 und zwischen 15 und 17 Uhr, so daß für die Aktivitäten der Mütter genügend Raum bliebe.

"Die Idee des Mütterzentrums muß bei uns erst einmal publik gemacht werden", sagt Barbara Thiemeier von der Hattersheimer Initiative, deren Angebot sich derzeit vor allem noch auf Vorträge über Themen wie Konsumerziehung, Allergien und Ernährung beschränkt. Außerdem müsse der Ruf des "grünen Hauses" verbessert werden: "Die einen denken, wir seien Muttis beim Kaffeeklatsch; bei den anderen sind wir als Emanzen verschrien." BARBARA HELFRICH

Wie steht's mit Einbau von Sonnenkollektoren?

MÖRFELDEN-WALLDORF. Ob es Informationen darüber gibt, bei welchen städtischen Einrichtungen (zum Beispiel Freibäder, Sporthallen, Kitas und die Rathäuser) Sonnenkollektoren zur Wassererwärmung installiert werden könnten oder ob eine Möglichkeit gesehen wird, dies zu überprüfen, will die Grüne Bürgerliste jetzt vom Magistrat wissen. Die Fraktion weist darauf hin, daß das hessische Umweltministerium die Installation von Sonnenkollektoren mit 30prozentigen Zuschüssen fördert. wal

Nach dem Bau der Stadthalle fordern Jugendliche: "Jetzt sind endlich wir dran" / Konzept für den Jugendtreff wird erarbeitet Ihre Zukunft sehen sie in der Grundschule Die Kellerräume reichen ihnen nicht Von Monika Kappus

KRONBERG. "Grundschule Du bist unser" haben Jugendliche schwarz-rot auf die trist-braune Mauer der ehemaligen Penne im Schulgarten gesprüht. Der Spruch ist eher Programm als Wirklichkeit: Tatsächlich stehen jungen Kronbergern im städtischen Jugendtreff Grundschule lediglich drei kleine Kellerräume offen. Grundfläche etwa 60 Quadratmeter. Ein ehemaliger Werkraum, der allerdings nicht vom Jugendtreff aus zu erreichen ist, soll dazu kommen. Simon (17) will sich wie seine Altersgenossen damit nicht zufrieden geben: "Am besten wäre ein ganzer Flügel der Schule."

Die Überlegungen von Kommunalpolitikern, die Grundschule à la Stadthalle aufzumöbeln und dort Museum mit Archiv unterzubringen, sie abzureißen oder das Rathaus dorthin zu verlegen, interessieren die Jugendlichen wenig. Einhellige Meinung nach dem Mammutbau Stadthalle und Tiefgarage: "Jetzt sind endlich wir dran."

Die Kronberger im Jugendtreff fühlen sich benachteiligt. Das Juz (Jugendzentrum) in Oberhöchstadt, die Receptur und ihr Keller: Mehr fällt ihnen an Angeboten für Jugendliche seitens der Stadt nicht ein.

Die jungen Leute in der Grundschule sind zwischen 15 und 21 Jahre alt. 20 bis 30 kommen regelmäßig. Der Oberhöchstädter Treff hat bisher eher jüngere Kronberger angesprochen, das Publikum in der Receptur ist einigen zu alt, anderen zu versnobt. Trotzdem gehen sie gelegentlich hin. Und sonst? "Komme ich her, wenn der Keller offen ist", sagt einer. Simon ergänzt: "Auch wenn zu ist."

Immerhin ist der Jugendtreff Grundschule seit gut einer Woche wieder regelmäßig geöffnet und sieht die neue Jugendpflegerin Karin Hübner hier einen Schwerpunkt ihrer Arbeit. Ab September wird sie ein Zivildienstleistender unterstützen. Montags, mittwochs und freitags sollen die Jugendlichen sich von 17 bis 22 Uhr im Keller treffen können, vor schulfreien Samstagen auch bis 23 Uhr.

Die Jugendlichen sind froh, daß sie jetzt eine feste Ansprechpartnerin haben. Zusammen mit Hübner wollen sie ihren Treff gestalten. Die reine Selbstverwaltung wollten sie zum Schluß nicht mehr. Anabelle (16) erinnert sich: Vor gut einem Jahr habe sie sich mit einer Freundin im Rathaus beschwert, "daß für Jugendliche nix gemacht wird". Der längere Zeit geschlossene Keller sei wieder geöffnet worden. An vier Mitstreiter kann sich Anabelle erinnern. Niels (17) war dabei: "Wir haben gedacht, wir schaffen es allein, haben aber schnell gemerkt, daß es allein nicht geht." Die Motivation ging flöten.

Der damalige Jugendpfleger Rüdiger Wehrheim habe "alles ziemlich locker gehandhabt". Wehrheim sagt, er habe auf- und abgeschlossen, einmal pro Woche mit den Selbstverwaltern diskutiert und ab und an im Keller vorbeigeschaut.

Als Hübner den Keller im Juni übernahm, hat sie erstmal mit den Jugendlichen renoviert. Graffities blitzen von den Wänden, eine Sitzgarnitur vom Sperrmüll und ein Bistrotischchen mit Stühlen "zieren" den mit etwa 30 Quadratmern größten Raum. In einem Durchgang zur "Küche" stehen ein Tischkicker und ein Bargestell mit drei Hokkern. Die "Küche" markieren ein Kühlschrank, ein altes Emaillebecken mit Boiler, ein Schränkchen und ein Kellerregal. Die neuen Gläser sind noch verpackt, denn rempelt einer ans Regal, wäre alles hin. "Die Räume hier sind ein Witz", ist denn auch für Simon klar. Größere Veranstaltungen wie Konzerte und Diskussionen seien nicht zu machen. "Selbst Unterhaltungen sind schwierig", hat Hübner beobachtet. Wenn der Radiocassettenrekorder aufgedreht wird, ist der ganze Treff beschallt. Vom Rathaus wurde den Jugendlichen jetzt noch der Werkraum zugesagt. Hübner spricht von einem Nachmittagstreff mit Cafécharakter und Spiele- und Diskussionsrunden. "Aber Konzerte sind da auch nicht drin", wendet Philipp (16) ein. Seit Jahresanfang dürften auch keine Bands mehr proben. "Den Anwohnern war das zu laut."

Die Stadt habe den fünf Musikgruppen angeboten, in der Stadthalle zu üben. "Nur einmal die Woche und dann sollten sie immer alle Instrumente wegräumen", ärgern sich die Jugendlichen und erzählen, daß sich zwei Bands mittlerweile mangels Übungsräumen aufgelöst hätten.

Von Übungsräumen, Filmabenden, Konzerten, Werken und einer kleinen Kochgelegenheit schwärmen die Jugendlichen und verweisen auf das Jugendcafé in Oberursel: "Dort geht es doch auch."

Ihre Ideen gießen sie jetzt zusammen mit Karin Hübner in ein Konzept. Wenn über die künftige Nutzung der Grundschule nachgedacht wird, will will Hübner den Platzbedarf für den Jugendtreff inhaltlich begründen können. "Damit der Treff nicht einfach an den Rand gedrängt und vergessen wird."

Kleine FR

Sommerfest im Quartier IV NEU-ISENBURG. Das Offenbacher Musik-Duo "Da capo" eröffnet am heutigen Samstag um 15 Uhr das Sommerfest im Treff des Quartiers IV, Luisenstraße 18. Eine Tombola und die Darbietungen der Square-Dance-Gruppe sorgen außerdem für Unterhaltung. Neue Eltern-Kind-Gruppe LANGEN. Die Evangelische Familien- Bildung bietet in der Stadtkirchengemeinde, Frankfurter Straße 3 a, eine neue Eltern-Kind-Gruppe an. Start ist am Dienstag, 4. August, 9.30 Uhr. Infos unter Telefon 0 61 03 / 6 93 64 oder 6 94 28. Clubabend Haus Falltorweg DREIEICH. Der nächste Clubabend in der städtischen Begegnungsstätte Haus Falltorweg ist für Dienstag, 4. August, 19 Uhr, geplant. Opel Monza wird versteigert NEU-ISENBURG. Ein nicht zugelassenes Opel Monza Coupé wird am Mittwoch, 5. August, um 17 Uhr vor dem Betriebshof, Hugenottenallee 171, versteigert. Der Schätzwert für das Auto, Baujahr 1981, liegt bei 2 100 Mark. Beratung für Ausländer/innen EGELSBACH. Die Mitglieder des Ausländerkomitees Egelsbach stehen am Donnerstag, 6. August, von 17 Uhr an allen ausländischen Mitbürger/innen für Fragen zur Verfügung: Raum 28 im zweiten Stock des Rathauses.

Thailand-Dias KÖNIGSTEIN. Lichtbilder von einer Reise nach Thailand zeigt Ingeborg Riedel am Mittwoch, 5. August, in der Altenbegegnungsstätte Kugelherrnstraße während der Öffnungszeit von 14 bis 17 Uhr.

SPD will Raser bremsen Schranken an der Hofhausstraße weiterhin umstritten

FRANKFURT-NORDOST. Der Streit um die Schranken im Frankfurter Nordosten ist noch nicht beendet. Der Beschluß des Regierungspräsidenten (RP) in Darmstadt, daß Hofhausstraße und Heiligenstockweg künftig wieder ungehindert befahren werden können, will die Preungesheimer SPD nicht hinnehmen. "Wir werden abwarten, ob die Entscheidung endgültig ist", kündigte Jörg Stelzer (SPD) gegenüber der Stadtteil-Rundschau an - "und wenn ja, werden wir andere Schritte in die Wege leiten."

Der "Schrankenkrieg" am Frankfurter Stadtrand hatte in den vergangenen Monaten immer weitere Kreise gezogen. Autofahrer aus Berkersheim, Preungesheim, Seckbach und Bad Vilbel, die partout keine Umwege in Kauf nehmen wollten, waren den Sperren mit immer rabiateren Methoden zu Leibe gerückt: Mit Sägen, Hämmern, Klebstoff und Kaugummis schufen sie sich während der "rush-our" ihr eigenes Recht.

Gleichwohl hielt der rot-grüne Magistrat, allen voran die SPD-Dezernenten Hanskarl Protzmann (Bau) und Martin Wentz (Planung), an der Maßnahme fest, um den "Schleichverkehr" aus den Stadtteilen fernzuhalten. Den absurden Streit beendete nun der Regierungspräsident: Die Verkehrsbelastung der Hofhausstraße und des Heiligenstockweges, so verlautete aus Darmstadt, sei nicht groß genug, als daß die Sperrung gerechtfertigt wäre. Zudem handele es sich bei den Strecken um "Ortsverbindungsstraßen" und nicht um Schleichwege.

Die Entscheidung des RP stößt vor Ort auf ein geteiltes Echo: Während die SPD nach wie vor die Schrankenlösung favorisiert, sehen sich Bürgerinitiativen (BI) aus Berkersheim und Preungesheim ebenso wie die Christdemokraten im Ortsbeirat 10 voll bestätigt. "Der RP hat die Sache so gesehen, wie sie ist", glaubt etwa BI-Sprecher Franz Flügel. Durch die Schranken seien "eine Handvoll" Anwohner entlastet worden, während sich der Verkehr auf der Homburger Landstraße "bis sonstwo gestaut" habe.

Es sei einfach "unbegreiflich", daß "gewachsene Verbindungen" zwischen Stadtteilen gekappt wurden - die Leidtragenden seien "Anwohner und nicht Pendler" gewesen. Die SPD, findet Flügel, sollte daher schleunigst mit ihrem "Geheule" aufhören.

Die Sozialdemokraten denken aber gar nicht daran. Nur durch die Schranken, glaubt Jörg Stelzer, der auch stellvertretender Vorsteher des Ortsbeirats 10 ist, könne Preungesheim wirksam beruhigt werden. In einigen Jahren würden schließlich Preungesheim-Ost und das Kasernengelände am Frankfurter Berg bebaut: "Und dann wird es mit Sicherheit noch mehr Verkehr geben als jetzt."

Die Hofhausstraße und der Heiligenstockweg seien lediglich "besser ausgebaute Feldwege", die von zahlreichen Pendlern genutzt würden. Die Hofhausstraße zwischen Preungesheim und Seckbach, auf der Ende März über 4000 Fahrzeuge gezählt wurden, sei dabei "der eigentliche Knackpunkt", erklärte Stelzer.

Sollte der Regierungspräsident seine Entscheidung nicht zurücknehmen, müsse diese Straße "in anderer Weise beruhigt werden". Wie genau das geschehen soll, weiß derzeit niemand. Eines aber ist für Jörg Stelzer schon jetzt klar: "Es wird in Zukunft erheblich schwieriger werden, da entlang zu rasen." *ind

Geschäftsleben: Abschlußfest Frankfurter Sparkasse Prämien für Jung-Banker

FRANKFURT A. M. Die 88 Auszubildenden der Frankfurter Sparkasse haben es geschafft: Alle beendeten ihre Ausbildung mit der erfolgreichen Abschlußprüfung. 83 Bankkaufleute und fünf Bürogehilfinnen waren stolz auf ihre Leistungen. Sie erreichten eine durchschnittliche Gesamtnote von 2,6 - die Hälfte der Prüflinge erhielt Prämien als Belohnung für sehr gute und gute Ergebnisse.

Bei der Abschlußfeier in der "Galleria" der Frankfurter Messe beglückwünschte Gerhard Kittscher, stellvertretender Sprecher des Vorstandes der Sparkasse, die Absolventen. Vor Eltern, Freunden und Betriebsrat hob er den hohen Stellenwert der Berufsausbildung bei der Frankfurter Sparkasse hervor. Er betonte, die jungen Leute hätten den ersten Schritt zum Erfolg geschafft, und sie könnten jetzt selbst für persönliche und fachliche Entwicklung sorgen.

Die Sparkasse unterstützt ihre Schützlinge weiter durch Lehrgänge, Studienbegleitung und -förderung, um sie auf die Herausforderungen des beruflichen Alltags vorzubereiten. Zur Zeit nutzen über 50 Mitarbeiter die Weiterbildungsangebote. 157 Bankleute werden gerade in der Frankfurter Sparkasse ausgebildet. Ziel ist es, alle Lehrlinge zu übernehmen.Nach dem offiziellen Teil der Feier hatten die frischgebackenen Fachkräfte die Gelegenheit, bei Schnittchen und erfrischenden Getränken gelöst über künftige Berufsziele zu plaudern. Vom Prüfungsdruck befreit, konnten die Jung- Banker darüber nachdenken, welche Wege sie jetzt einschlagen werden. Den Abschluß bildete eine fröhliche Bootsparty auf dem Main - dort wurde nicht mehr über Geld und Beruf geredet, sondern bis Mitternacht gefeiert.

Die Ausbildungsplätze bei der Frankfurter Sparkasse sind begehrt: Pro Jahr werden etwa 110 Auszubildende eingestellt. Schüler, die eine Banklehre anstreben, sollten sich frühzeitig bewerben. Realschüler, die das neunte, und Abiturienten, die das zwölfte Schuljahr beendet haben, können schon jetzt Bewerbungen einreichen. Dazu gehören ein Anschreiben, ein handgeschriebener, durchaus auch tabellarischer Lebenslauf, ein Lichtbild und Kopien der letzten drei Zeugnisse.

Die Bewerbung ist zu richten an: Frankfurter Sparkasse, Abteilung Aus- und Weiterbildung, Postfach 10 08 22, 6000 Frankfurt am Main 1. sm

Tips und Termine · Tips und Termine

Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Batmans Rückkehr (15, 17.15 und 20 Uhr).

Panda-Kino: Die Schlafwandler (20 Uhr); Kinder- und Jugendkino: Feivel der Mauswanderer im Wilden Westen (15 und 17.15 Uhr).

Kino im Schwedenpfad (KiS): Indochine (19.30 Uhr, Überlänge).

Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Keine Vorstellung.

Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Keine Vorstellung.

Oberursel. Stadthallen-Kino I: Feivel der Mauswanderer im Wilden Westen (15.30, 18 und 20.30 Uhr).

Stadthallen-Kino II: Die Hand an der Wiege (15.30, 18 und 20.30 Uhr).

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Wayne's World (20 Uhr).

Parteien/Parlamente Wehrheim. Sitzung des Ortsbeirates Pfaffenwiesbach, Alte Schule, 20 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 8 bis 12 Uhr und 13.30 bis 17 Uhr, Tel. 2 91 09.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 17 83 92 / 3.

Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.

Sprechstunde des Kinderschutzbundes, Neue Mauerstraße 16, 16 bis 18 Uhr, Tel. 2 00 44.

Initiative Eine Welt e. V., MAPENDO, Dorotheenstraße 9, Hintereingang, 20 Uhr.

Frauenzentrum Bad Homburg e. V., Tel. 2 44 34.

Friedrichsdorf. Pro Familia, Dr.- Fuchs-Str. 5: Sprechstunde 9 bis 12 Uhr, Tel. 7 49 51.

Umweltberatung im Rathaus, Hugenottenstr. 55, Tel. 0 61 72/73 13 00.

Oberursel. Beratung des Mieterschutzvereins Hochtaunus, Nassauer Str. 60, 16 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 71 / 5 10 89.

Elternberatung der Stadt, Altes Hospital, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 17 Uhr, Tel. 50 24 58.

Sprechstunde der Behindertenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 287, 8 bis 12 und 15 bis 17.30 Uhr, Tel. 50 23 68.

Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 87 17.

Königstein. Turnhalle Taunusschule: Übungsabend der Behindertensportgemeinschaft, 20 Uhr.

Vereine/Organisationen Oberursel. Hausfrauenverband: Literaturkreis mit Eva-Maria Hummel, 15 Uhr bei Helbach, Marxstraße 7 a. Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Tanzen und Spiele, 15 bis 17 Uhr.

Altentagesstätte Gartenfeld, Heuchelheimer Str. 92: Seniorentanz, 14 bis 16 Uhr; Atemschulung, Yoga und Wirbelsäulengymnastik, Gruppe 1: 19.15 bis 20.30 Uhr; Gruppe 2: 20.30 bis 21.30 Uhr.

Friedrichsdorf. Senioren-Singkreis Köppern, Dreieichstr. 22 a, 14.30 Uhr.

Senioren-Singkreis Burgholzhausen, Alte Schule, 15 Uhr; Tanz, 19.30 Uhr.

Schach, Skat, Rommé und Canasta, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29 a, 14.30 bis 17 Uhr.

Oberursel. Altes Hospital: Basteln, 14 bis 16 Uhr.

Seniorentagesstätte, Hospitalstraße 9: Bastelnachmittag, 14 bis 16 Uhr. Kinder/Jugendliche Bad Homburg. Standort des Spielmobils: Kurhausgarten, 10 - 12 Uhr und 14 - 18 Uhr.

Jugendclub am Wingertsportpark: Hausaufgabenhilfe ab 16 Uhr.

Oberursel. Straßencafé "Durchblick" der Jugend- und Drogenberatung Hochtaunus, Adenaueralle, offener Bastelkreis (Anfertigen von Schmuck), 16 bis 21 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Treffpunkt zur Taunuswanderung: Klinik Dr. Baumstark, Viktoriaweg/Ecke Philosophenweg, 13.17 Uhr, Wanderstrecke ca. 13 km.

Notdienste

Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Hof- Apotheke, Bad Homburg, Louisenstraße 55, Tel. 2 21 14 und Philipp-Reis-Apotheke, Friedrichsdorf, Hugenottenstraße 86, Tel. 7 14 49.

Oberursel/Steinbach. Stern-Apotheke, Stierstadt, Taunusstraße 24a, Tel. 7 38 07.

Usinger-Land. Glocken-Apotheke, Neu- Anspach, Kurt-Schumacher-Straße 32 a, Tel. 0 60 81 / 79 01 und Löwen-Apotheke, Brandoberndorf, Cleeberger Straße 21, Tel. 0 60 85 / 30 33.

Kronberg/Königstein. Kur-Apotheke, Kronberg, Frankfurter Str. 15, Tel. 0 61 73 / 7 93 35.

Schräge Parkplätze sollen Schulweg sichern

KÖNIGSTEIN. Pünktlich zum Beginn des neuen Schuljahres soll der Schulweg zur Grundschule sicherer werden.

Die Stadt wird im oberen Bereich der Wiesbadener Straße neue Fahrbahnmarkierungen anbringen.

Dadurch werden die Parkplätze unmittelbar vor der zur Schule hinaufführenden Treppe schräg angeordnet, so daß für durchfahrende Autofahrer der gerade Fahrbahnverlauf unterbrochen wird.

Die Verantwortlichen im Rathaus hoffen, daß die Autofahrer dann den Fuß vom Gaspedal nehmen. Der Erfolg soll mit Geschwindigkeitsmessungen überprüft werden.

Stellt sich die neue Verkehrsführung als sinnvoll heraus, kündigt der Königsteiner Bürgermeister Bertram Huke an, soll sie durch Fahrbahnumbau zur Dauerlösung gemacht werden. w

Reggae, Pop, SKA und die Addams Family

NEU-ISENBURG. Eine Open-Air-Kino- Party steigt am Freitag, 14. August, im Waldschwimmbad. Für 20 Uhr lädt das Kulturamt im Rahmen des Kultursommers zu fetziger Musik. Die siebenköpfige Weinheimer Band NGOBO NGOBO präsentiert eigene Songs, eine Mischung aus Reggae-, SKA- und Pop-Elementen. Außerdem gibt's Getränke, Snacks und Gegrilltes. Bei Einbruch der Dunkelheit erscheint der 35-Millimeter-Ulk-Streifen "Addams-Family" auf einer sechs mal sechs Meter großen Leinwand - die Abenteuer der sympathischen Horrorfamilie, nach dem Vorbild aus Comics von Charles Samuel Addams ersonnen. fra

Nur wenige schaffen den Weg zurück Die "Frankfurter Werkgemeinschaft" gibt psychisch Kranken Schutz und Arbeit

FRANKFURT A. M. Seit siebzehn Jahren ist Klaus Zeller als Werkstattleiter in den Räumen der "Frankfurter Werkgemeinschaft" (FWG) tätig. Gelernt hat er eigentlich das Buchbinder- und Etuimacherhandwerk. "Ich bin da so reingerutscht, und jetzt kann ich mir etwas anderes gar nicht mehr vorstellen", sagt Zeller, während er eine Tasse Kaffee serviert. Allzu viele Besucher hat der "Tag der offenen Tür" nicht in die Wingertstraße geführt, so daß sich der Betriebsleiter viel Zeit nehmen kann, um die Arbeitsräume und pädagogischen Konzepte vorzustellen.

1967 gründete sich die FWG auf Drängen von Patienten der Sozialpsychiatrie als erste Institution, die sich ausschließlich mit seelisch Kranken beschäfigte. "Es hat doch keinen Sinn, Geistig- und Körperbehinderte mit psychisch Kranken zusammenzustecken, nur um irgend etwas zu tun", erläutert Zeller die Anfänge der Organisation.

Die 130 Beschäftigten von 22 bis 65 Jahren in seinem Haus haben einen normalen Arbeitstag - der entscheidende Unterschied ist, daß sie fast ausschließlich manuelle Tätigkeiten ausüben und nicht dem Tempo einer Maschine folgen müssen. Viele der Kranken sind gerade daran in der "Normalität" des Arbeitslebens gescheitert. Zeller: "Die psychisch Kranken sollen hier so wenig wie möglich den Produktionsdruck spüren."

Im Haus untergebracht sind Metall- und Holzverarbeitung, Elektromontage, Verpackungsabteilungen und eine Töpferei. 21 Angestellte - die meisten sind gelernte Handwerker - kümmern sich während der Arbeitszeit um die Beschäftigten, zwei Sozialarbeiter sind ständig erreichbar. Zweigstellen gibt es in der Schubertstraße - dort ist ein textverarbeitender Betrieb - und in der Bornheimer Landwehr, wo eine Druckerei ihr Domizil hat. Die produzierten Waren verkauft die FWG in der hauseigenen Boutique, per Vereinbarungen oder an freie Kunden wie Ärzte, Banken und Supermärkte.

Die Finanzierung des Betriebes wird zum einen durch den Verkauf erreicht; einen Großteil zahlt aber der Landeswohlfahrtsverband Hessen, der zugleich Arbeitgeber und Träger der Werkgemeinschaft ist.

Wichtig ist, so betont Klaus Zeller, der geschützte Rahmen im Haus. Viele der psychisch Kranken sind sehr labil, nur wenige schaffen den Weg zurück ins "normale Leben". Um diesen Schutz zu gewährleisten, ist in jeder Arbeitsgruppe der Leiter zugleich Ansprechpartner, zudem gibt es zahlreiche Ruheecken, Gesprächskreise, eine Tanztherapie und einen Gymnastikraum, wo sich die Kranken erholen können. Jeder hat seinen eigenen Arzt, was auch Voraussetzung für die Aufnahme in die Werkstätten ist. Leider ist der Psychologe, der im Haus war, verstorben, ein neuer hat die Arbeit noch nicht aufgenommen.

80 Wohnplätze stehen den Beschäftigten zur Verfügung; zum Teil in FWG-eigenen Wohnkollegs. Einige Beschäftigte wohnen alleine, werden aber nach Bedarf betreut. "Große Sprünge können die Leute hier nicht machen, dafür ist der Stundenlohn, den wir bezahlen können, zu gering."

Das leidige Thema Bezahlung regt auch Klaus Zeller auf. "Junge Mitarbeiter werden durch den niedrigen Verdienst abgeschreckt. Die Fluktuation ist merklich größer als in anderen Betrieben. Die Politiker reden seit Jahren, aber sie unternehmen nichts." Eine große Portion Idealismus sei nötig, um diesen Job zu machen, bei besserer Bezahlung würden sich auch mehr Menschen bereit erklären, in den Werkstätten oder als Sozialpädagogen zu arbeiten.

Die Beschäftigungs- und Arbeitstherapeutin Sabine Funk ist eine von ihnen. Sie leitet eine neunköpfige Gruppe, die leichte Verpackungsarbeiten ausführt. "Das verstehe ich mehr als Sozialtraining, die meisten aus dieser Gruppe haben sich extrem zurückgezogen und lernen hier langsam wieder den Umgang mit anderen", erläutert sie ihr Konzept.

Die Beschäftigten sind übrigens an diesem "Tag der offenen Tür" nicht da: "Sie würden sich wie im Zoo fühlen", erklärt Klaus Zeller. Denn schließlich dürfe man nie vergessen, daß es sich bei diesen Menschen um Opfer der Leistungsgesellschaft handelt. *jot

Kleine FR · Kleine FR · Kleine FR

Umweltheft für Kinder WETTERAUKREIS. Ein Aktionsheft Umwelt speziell für Kinder und Jugendliche hat die Umweltwerkstatt Wetterau ausgearbeitet. Es enthält neben dem Halbjahresprogramm an Aktionen, Seminaren und anderen Veranstaltungen im Natur- und Umweltschutz eine Reihe von Tips für die Arbeit vor Ort. Es werden beispielhafte Aktionen gegen die Müllflut, die Autolawine und den schleichenden Tod des Waldes vorgestellt. Das Umweltheft kann gegen zwei Mark in Briefmarken bei der Umweltwerkstatt Wetterau, Wirtsgasse 1 in 6361 Niddatal 1, Telefonnummer 0 60 34 / 61 19, angefordert werden. Aufträge vergeben NIDDA. Die Ingenieuraufträge für die Verbesserung der Heizungsanlage der Haupt- und Realschule Nidda sind vergeben worden, teilt Schuldezernent Joachim Pollmar mit. Der Kreisausschuß habe sich für einen Brennwertkessel entschieden, der den Energieverbrauch der Schule um etwa 25 Prozent reduziere und zugleich den Schadstoffausstoß vermindere, beim Kohlendioxid um 40 und beim Stickoxid um 25 Prozent. Pollmar erwartet, daß die Arbeiten noch vor der Heizperiode 92/93 abgeschlossen werden können.Mimikri erhält Kreiszuschuß WETTERAUKREIS. Das Theater Mimikri in Büdingen erhält einen Kreiszuschuß von 5000 Mark. "Theater Mimikri leistet seit mehreren Jahren eine wertvolle kulturelle Arbeit im Wetteraukreis und darüber hinaus. In den Theaterstükken stehen stets sozialkritische Aspekte im Vordergrund, die insbesondere Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter zum Denken und zur Verbesserung ihres Sozialverhaltens anregen", erklärt Kulturdezernent Joachim Pollmar. Die dreiköpfige Frauengruppe trage zur Sympathiewerbung für den Wetteraukreis bei. Kreis unterstützt Aids-Hilfe WETTERAUKREIS. Die Aids-Hilfe in Gießen erhält vom Wetteraukreis einen Zuschuß von 10 000 Mark. Weil der Vertrag mit der Aids-Beraterin im Wetteraukreis ausgelaufen ist und wegen der Finanzmisere des Kreises nicht neu besetzt werden konnte, wenden sich nun viele Hilfesuchende an die Aids-Hilfe in Gießen, begründet Gesundheitsdezernent Joachim Pollmar den Zuschuß. Neue Heizung für drei Schulen WETTERAUKREIS. Drei Schulen erhalten neue Heizungsanlagen. Die Georg- August-Zinn-Schule in Düdelsheim eine für 78 000 Mark, die Grund- und Hauptschule in Kefenrod eine für 85 000 Mark und die Selzerbachschule in Klein-Karben eine für knapp 100 000 Mark. Diese Heizungen sollen den Energieverbrauch vermindern und den Schadstoffausstoß reduzieren, erklärte Schuldezernent Joachim Pollmar. Kreisausschuß tagt WETTERAUKREIS. Mit dem ersten Nachtrag zu den Wirtschaftsplänen der Kreiskrankenhäuser, der aufsichtsbehördlichen Genehmigung des Etats 1992, den Richtlinien für die Kreisbeihilfen zur Förderung des Brandschutzes und der Satzung zur Erhebung von Kosten für die Brandverhütungsschau im Wetteraukreis wird sich der Haupt- und Finanzausschuß des Kreistages in seiner Sitzung am Donnerstag, 6. August, um 8.30 Uhr im Kreishaus in Friedberg befassen. Rückenschule der AOK WETTERAUKREIS. Wie vermeidet man Rückenschmerzen? Die Wetterauer AOK will dies ab 3. September in einer sechsteiligen "Rückenschule" vorführen. Vermittelt werden Grundkenntnisse über Aufbau und Funktion der Wirbelsäule, außerdem einfache gymnastische Übungen. Anmeldungen nimmt Susanne Grunwald unter der Telefonnummer 0 60 42 / 8 41 08 entgegen.

"Wieviele Tote sollen es denn noch werden?" Junge Bosnier: Dieser Krieg könnte vergessen werden

Das Transparent ruft Erinnerungen an einen schon fast vergessenen Krieg wach. "Kein Blut für Öl" steht da in großen schwarzen Lettern. Aber die folgenden Sätze wollen nicht auf die Golfregion aufmerksam machen: "Wir haben kein Öl, aber Menschen. Schon über 6000 Tote in Bosnien-Herzegowina - wie viele sollen es noch werden?" Doch die Passanten hasten vorbei, die wenigsten werfen auch nur einen Blick auf das Transparent.

Samir Cokoja steht hier schon seit einigen Tagen, zusammen mit anderen Jugendlichen aus Bosnien und Herzegowina. Sie wollen verhindern, daß der Krieg auf dem Balkan hierzulande in Vergessenheit gerät - und sie wollen Flüchtlingen helfen, die in Zagreb häufig am Rande des Existenzminimums leben. Am Wochenende will die Gruppe Kleidung und Lebensmittel, vor allem Babynahrung, dorthin bringen. Auf der Zeil sammeln sie Spenden. Bei einer ähnlichen Aktion vor drei Wochen protestierten noch rund 1500 Menschen mit ihrer Unterschrift gegen den Bürgerkrieg, etwa 1000 Mark wurden für humanitäre Hilfsmaßnahmen gespendet. "Aber viele Leute haben bei diesem Krieg schon abgeschaltet", sagt Samir Cokoja.

Manche sind nicht nur gleichgültig, sondern sogar aggressiv. Eine junge Frau wirft einen Blick auf das Transparent, schreit die Jugendlichen an: "Die Grenze sollte dicht gemacht werden, diese Leute sollen doch bleiben, wo sie sind!" Das ist noch nicht einmal das Schlimmste, was sich die jungen Bosnier bisher anhören mußten. "Gestern waren welche da, die Soldaten mit Maschinengewehren an der Grenze aufstellen wollten", erzählt Samir.

Der Konflikt im früheren Jugoslawien hat auch das Leben der jungen Bosnier in der Bundesrepublik beeinflußt. "Zur Zeit leben in unserer Wohnung 14 Flüchtlinge. Und in Bosnien haben wir alle Freunde und Verwandte. Es gibt kaum Verbindungsmöglichkeiten, wir wissen nicht, ob sie noch am Leben sind." Der Gedanke an die toten Angehörigen ist für die Jugendlichen schon schlimm genug. "Aber meine Mutter geht an diesem Krieg zugrunde", sagt ein junger Mann.

Samir hatte früher nur serbische Freunde. "Ich bin zwar Moslem, aber ich kannte keine anderen Moslems. Als es in Kroatien losging, habe ich noch gedacht, das geht mich nichts an. Jetzt trifft dieser Krieg auch mich." Seine serbischen Freunde verurteilten den Krieg nicht, fragten nicht nach der Familie in Bosnien-Herzegowina. "Also waren sie wohl für diesen Krieg. Das war ein ganz übles Erlebnis für mich."

Doch auch die neuen Freundschaften mit Kroaten könnten brüchig werden. "Was ist, wenn nicht mehr geschossen wird - und Serbien und Kroatien unsere Heimat einfach zwischen sich aufteilen?" überlegen die Jugendlichen. Sie haben Angst, noch einmal von Freunden enttäuscht zu werden. Auch bei denjenigen, die in der Bundesrepublik aufgewachsen sind, hat der Krieg Wunden geschlagen. "Diese Haßgefühle, die lassen sich nicht so schnell vergessen. Auch dann nicht, wenn der Krieg selbst vorbei ist."

Enttäuscht sind sie auch von der Haltung der Bundesrepublik. Die Unterschriften gegen den Krieg wurden an den Bundeskanzler geschickt, erzählt ein Bosnier. "Wir bekamen auch einen Brief, in dem es in etwa hieß, da sei leider gar nichts zu machen." Auch in den Medien werde der Krieg beschönigt. "Da ist immer nur von ein paar Toten die Rede. Die ganze Grausamkeit dieses Krieges scheint niemanden außer den Betroffenen zu interessieren."

Das Land Hessen und die Stadt Frankfurt suchen übrigens Familien, die Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina bei sich aufnehmen. Bei der Zentralen Anlaufstelle für Asylbewerber in Frankfurt meldeten sich bisher vier Familien. Wer Flüchtlingen Unterkunft und Verpflegung gewähren will, kann sich unter der Telefonnummer 2 12 - 3 02 17 und 2 12 - 3 03 48 anmelden. ek

Hans-Jürgen Meyer, Vorsitzender des "Vereins der Kakteenfreunde Hanau und Umgebung", pflegt Gewächse Bizzare Landschaft im Miniaturformat Vor allem Männer verfallen dem spröden Charme / Zucht ist Wissenschaft für sich Von Pamela Dörhöfer

HANAU. Das Klischee der ungeliebten Schwiegermutter muß wieder einmal herhalten: Die Vielgeschmähte gibt einem hockerartigen Gebilde mit langen Dornen den Namen, auf dem wohl niemand freiwillig Platz nehmen würde. Es handelt sich um einen kugeligen Kaktus, lateinisch 'Echino cactus grusonii' geheißen, wegen seiner wenig einladenden Sitzfläche aber allgemein 'Schwiegermutterstuhl' genannnt. Ein Prachtexemplar davon findet sich auf der Terrasse von Hans-Jürgen Meyer, dem Vorsitzenden des "Vereins der Kakteenfreunde Hanau und Umgebung". Direkt harmlos nimmt sich neben diesem stacheligen Monstrum der "Cleistocactus strausii" aus, ein Säulenkaktus, der wie mit einer zarten Pelzschicht überzogen ist, sich dem Laien dann allerdings doch nicht so flauschig wie erwartet zeigt...

Eine bizarre Landschaft im Miniaturformat erstreckt sich schließlich auf Meyers Garagendach und in seinem Gewächshaus. Auf seinem Grundstück hegt und pflegt der Vereinsvorsitzende rund 2000 Kaktusgewächse aller Gestaltungen: kugel-, säulen-, blatt- oder schlangenförmig, mit langen, kurzen, geraden und gekräuselten Dornen, einige unscheinbar braun, andere leuchtend weiß. Er nennt sie liebevoll-burschikos seine "Jungs" oder seine "Kerle".

Zucht und Pflege von Kakteen sind eine Wissenschaft, ihre Liebhaber ein Völkchen für sich. 205 Mitglieder gehören dem 1978 gegründeten Verein der Kakteenfreunde an. Kurioserweise verfallen hauptsächlich Männer dem spröden Charme der urtümlichen Trockenpflanzen. Auch Ehefrauen teilen meist nicht die Begeisterung für das Hobby ihres Gatten, wie Hans-Jürgen Meyer zu berichten weiß; aus eigener Erfahrung übrigens.

Auffällig ist außerdem die Altersstruktur des Vereins, in dem die Gruppe der 18- bis 30jährigen so gut wie gar nicht vertreten ist. Dafür gibt es nach Meyers Ansicht jedoch eine einfache Erklärung: "Wer sich ernsthaft mit Kakteen beschäftigen will, muß eigentlich ein eigenes Grundstück mit einem Gewächshaus besitzen." Tatsächlich finden Kakteen nur dort die geeigneten klimatischen Bedingungen, um richtig gedeihen zu können. Auf dem Fensterbrett in der Wohnung fristen die nur scheinbar anspruchslosen Gewächse ein eher kümmerliches Dasein und werden meist bereits nach wenigen Jahren unansehlich.

Vor allem im Winter mache den Kakteen die Zimmerluft zu schaffen, erläutert Meyer: "Sie brauchen dann ein kühles und trockenes Klima, mit Temperaturen zwischen fünf und zehn Grad." Diese "Trockenruhe" sei eminent wichtig, damit die Pflanzen im Frühjahr ihre oft prachtvollen, meist aber nur kurzlebigen Blüten bilden könnten - für den Liebhaber ein faszinierender Akt, der schwer genug, im Zimmer jedoch so gut wie niemals gelinge. "Stehen die Gewächse im Winter zu warm Der Kaktus "vergeilt" und müssen deshalb gegossen werden", erklärt der Vereinsvorsitzende, "so bildet sich, wenn überhaupt, nur ein dünner, hellgrüner und schwach bedornter Trieb".

Der Kaktus "vergeilt", wie der Fachausdruck heißt. Sein charakteristisches Aussehen geht verloren. Den Bedürfnissen der Pflanze richtig angepaßt werden könne die Temperatur nur in einem Gewächshaus. Dennoch bildet es nicht mehr als eine ideale Rahmenbedingung. Ein echter Kakteenfreund muß vor allem Zeit und eine ganze Menge Liebe zur Materie mitbringen.

Hans-Jürgen Meyer erzählt, wie viel Arbeit die Pflege der fälschlicherweise als unproblematisch geltenden Pflanzen bereitet. "Leider sind Kakteen anfällig für Ungeziefer und müssen deshalb ständig untersucht werden." Zwar könnten die Schädlinge an der Außenseite leicht entfernt werden, doch häufig befänden sie sich an der Wurzel, wo sie ihr zerstörerisches Werk unbemerkt fortsetzten, bis die Pflanze sichtbar kümmere. Zur Vorbeugung müßten die Kakteen deshalb spätestens alle drei bis vier Jahre umgesetzt werden. Besonderes Feingefühl erfordere die Versorgung mit Wasser, ohne das auch Kakteen nicht auskommen. Doch ein "Zuviel" könne leicht zur Fäulnisbildung am empfindlichen Wurzelhals führen und somit das vorzeitige Ende der Pflanze bedeuten.

Wer Geduld nicht unbedingt als seine Stärke verzeichnen kann, dürfte zum Kakteenfreund nicht geboren sein. Denn die dornigen Gewächse haben es in der Regel nicht sonderlich eilig mit dem Wachsen. Kaum zu glauben, daß die unscheinbaren, gerade erbsengroßen Kügelchen, die sich in einer Schale mit Erde verlieren, bereits drei Jahre alte Pflanzen sind. Satte 150 Jahre schon hat eine "Mammillaria microthele" aus Meyers Sammlung auf dem Buckel, ein Kaktus vom Umfang eines Kürbisses, dessen Maserung an den Panzer einer riesigen Schildkröte erinnert. Zwar ließe sich das Wachstum mit gewissen Mitteln beschleunigen, erklärt Meyer, doch käme es dem echten Kakteenfreund nicht darauf an, "Größe um jeden Preis" zu erzielen. "Die Pflanzen sollen so wachsen, wie sie es in ihrer natürlichen Umgebung auch tun würden."

Die Heimat der Kaktusgewächse sind vor allem die Länder Mittel- und Südamerikas, wo sich ihr Bestand in den letzten Jahren allerdings stark verringert hat. Wild wachsende Kakteen stehen deshalb heute unter Naturschutz. Nach dem Washingtoner Artenschutzabkommen gelten die meisten Spezies als leicht bedroht, manche sind in ihrem Bestand bereits so stark gefährdet, daß Handel und Import verboten sind. So ist der Schwiegermutterstuhl in seiner Heimat Mexiko inzwischen fast gänzlich ausgerottet.

Für Meyer scheint es aus Liebhabersicht sowieso "völlig unsinnig", sich Wildpflanzen ins heimische Gewächshaus zu holen. "Sie sind wesentlich empfindlicher als Züchtungen, weil es kaum möglich ist, ihre ursprünglichen Lebensbedingungen wiederherzustellen." Außerdem würden die Pflanzen zu einem Großteil ihres Wurzelwerks beraubt und könnten diesen Verlust später nicht mehr ausgleichen. Schwierig genug, selbst die robusteren Züchtungen auch nach Jahren noch in voller Pracht zu erhalten, bleibt es trotz aufwendiger Pflege allemal. Doch darin, wo andere die Lust verlieren würden, besteht für den wahren Kakteenfreund gerade der Reiz: "Im Hochziehen der Pflanzen", wie Meyer erklärt, "zu beobachten, wie sie die ersten Dornen bilden" und schließlich, als Krönung, "die Biester zum Blühen zu bringen."

Wer Interesse hat, trifft die Kakteenfreunde aus Hanau und Umgebung jeden letzten Freitag im Monat, 19.30 Uhr, im Café Restaurant Sandelmühle, Carl-Diem-Weg 2 a, in Hanau.

Flohmarkt: Probleme mit der Anmeldung

NEU-ISENBURG. Der nächste Flohmarkt auf dem Wilhelmsplatz findet am Samstag, 1. August, statt. Die Standplätze dafür sind schon vergeben, wie der Veranstalter, die Hugenottenhalle, mitteilt.

Da es mit den Anmeldezeiten für die Standplätze - insbesondere für Berufstätige - Probleme gab, bitten die Veranstalter um Verbesserungsvorschläge: Anregungen können unter den Rufnummern 241-411 und 3 32 60 weitergegeben werden. Anmeldungen für den Flohmarkt am Samstag, 5. September werden am Samstag, 8. August, von 10 Uhr an an der Kasse der Hugenottenhalle entgegengenommen. Die Märkte finden immer am ersten Samstag im Monat von 9 bis 13 Uhr statt. fra

Papierfabrik stinkt Deutschen und Franzosen beiderseits des Rheins Seit Jahren Geruchsbelästigung und Lärm bei Straßburg / Kehl reichte Klage ein / Firma sagt Verbesserungen zu Von unserem Mitarbeiter Thomas Schwitalla

STRASSBURG/KEHL, 23. Juli. Seit Jahren hagelt es Proteste gegen die Straßburger Zeitungspapier- und Zellstoffabrik Stracel. Von dem Gestank und Lärm der Fabrik, die auf der anderen Rheinseite Kehl gegenüber liegt, fühlen sich Kehler und Straßburger gleichermaßen belästigt. Lange Zeit blieb der hauptsächlich von Kehler Seite vorgetragene Protest gegen die Fabrik, die jährlich 130 000 Tonnen Zellstoff und 200 000 Tonnen Zeitungspapier herstellt, wirkungslos.

Seit Ende letzten Jahres kämpft die deutsche 31 000-Einwohner-Gemeinde nun mit härteren Bandagen. Sie hat vor dem Verwaltungsgericht Straßburg Klage gegen den französischen Staat erhoben. Der wird beschuldigt, bei der Erteilung der Betriebsgenehmigung für die neue Zeitungspapiermaschine im Jahr 1990 gegen französisches und gegen EG-Recht verstoßen zu haben.

Auch in Straßburg regt sich seit einiger Zeit der Widerstand der Bevölkerung gegen die seit 1937 ansässige Papierfabrik. "Wenn man mit Leuten spricht, bekommt man immer wieder zu hören: ,Ich habe die Nase voll von Stracel'", erzählt Chantal Uhring vom Umweltschutzverband "Alsace Nature". Und auch der Umweltbürgermeister der Stadt Straßburg, Claude Lienhard, fordert, daß die Fabrik ihre Geruchs- und Lärmemissionen noch in diesem Jahr deutlich senkt: "Sonst müssen wir uns überlegen, ob wir nicht die Schließung der Fabrik fordern."

Seitdem der Druck auf die Fabrik gestiegen ist, wandern nicht mehr nur umfangreiche Stellungnahmen hin und her über den Rhein - auch das Verhältnis zwischen der zur finnischen UPM-Gruppe gehörenden Firma Stracel und der Kehler Stadtverwaltung hat sich deutlich verbessert. Der Kehler Umweltbürgermeister Jörg Armbruster: "Im Moment gibt es positive Ansätze und konstruktive Gespräche. Wir hoffen, daß es so weitergeht."

Bei Gesprächen ist es nicht geblieben: Stracel hat vor kurzem zusätzliche Schallschutzmaßnahmen angebracht und versprochen, den Gestank bis zum Herbst deutlich zu reduzieren. Die Kosten dafür schätzt die Firma auf etwa vier Millionen Mark. Die wirtschaftliche Lage der Firma ist alles andere als rosig. Stracel machte im vergangenen Jahr ein Minus von etwa 60 Millionen Mark. Bereits 1990 hatte Stracel ein Defizit von zirka 30 Millionen Mark eingefahren.

Noch schlimmer als die Lärmbelästigung trifft die Anwohner in Kehl und in Straßburg der Gestank. Der üble Geruch ruft, so der Kehler Arzt Roland Knebusch, der das "Unabhängige Nachrichtenbüro für Umweltmedizin" betreibt, bei den Menschen "akute Vergiftungen hervor. Der Geruch verursacht Übelkeit, Erbrechen, Mattheit, Bindehautreizungen und Husten".

Bei Stracel hat man den Ursprung mittlerweile lokalisiert. Die üblen Gerüche sollen bei der Zellstoffherstellung und in der werkseigenen Kläranlage entstehen. Bis zum Herbst möchte man bei Stracel beide Probleme in den Griff bekommen.

Selbst wenn es in ein paar Monaten in bestimmten Straßburger und Kehler Wohnvierteln tatsächlich nicht mehr stinken und dröhnen sollte, "Alsace Nature" bleibt Stracel gegenüber skeptisch. Chantal Uhring befürchtet, daß, wenn die sinnlich wahrnehmbaren Belästigungen nachlassen, die Firma Stracel aus dem Blickfeld gerät.

Zwar hat die Fabrik das Bleichverfahren zu 30 Prozent von der Chlordioxid- auf Sauerstoffbleiche umgestellt (Stracel- Sprecher Schwab: "Unsere Kunden akzeptieren nicht, wenn unser Papier weniger weiß ist. Wir wären bereit, ganz auf Sauerstoffbleiche umzustellen.").

Dennoch leitet Stracel täglich große Mengen giftiger chlorierter Kohlenwasserstoffe in den Rhein. Außerdem schluckt Stracel täglich 40 000 Kubikmeter Grundwasser.

Bedenken gegen Sammellager

MAGDEBURG, 26. Juli (epd). "Schwerwiegende Bedenken" gegen die Unterbringung von Asylbewerbern in Sammelunterkünften hat die Liga der Freien Wohlfahrtsverbände im Land Sachsen- Anhalt geäußert. Die Konzentration von Asylsuchenden in Lagern mit Kapazitäten von mehreren hundert Plätzen lasse ein Konfliktpotential entstehen, "das der sich immer stärker abzeichnenden Ausländerfeindlichkeit Vorschub leistet", meinte die Liga in Magdeburg. Sie reagierte damit auf den Beschluß der Landesregierung, Asylsuchende in Zukunft vorrangig in ehemaligen Kasernen und einer Grenzübergangsstelle unterzubringen.

Durch die gemeinsame Unterbringung von zum Teil traditionell verfeindeten Volksgruppen seien Auseinandersetzungen unter den Asylbewerbern "nahezu vorprogrammiert". Es gebe keinerlei Spielraum für die individuelle Gestaltung des Lebens, bedauert die Liga.

Picasso in der Galerie Blaszczyk

BAD HOMBURG. In der Galerie Blaszczyk sind bis Samstag, 15. August, 17 graphische Arbeiten von Pablo Picasso aus den Jahren 1933, 1954, 1959 und 1961 ausgestellt. Themen wie Porträt, Antike, Stierkampf, Maler und Modell werden in Radierungen und Lithographien behandelt. Die Ausstellung ist zu den üblichen Geschäftszeiten zu besichtigen. tel

Zur Sache Am Anfang war der Kuchen

BAD HOMBURG. Wie so viele moderne Spiele und Sportarten hat auch das Werfen der Frisbee-Scheibe seinen Ursprung in den USA. Im Jahr 1948 hatte sich Walter Frederic Morrison wieder einmal seinen Lieblingskuchen gekauft. Dieser wurde von der Firma Frisbie hergestellt und in einer Blechform ausgeliefert. Morrison stellte nach dem Genuß des Kuchens zufällig fest, daß die flache Backform überraschend gut flog. Er veränderte die Form ein wenig und fand ein Material mit noch wesentlich besseren Flugeigenschaften - Plastik.

Eine Firma namens Wham-O kaufte Morrison 1955 die Rechte an der inzwischen verbesserten Flugscheibe ab. Sie wurde jetzt Frisbee genannt, war anfangs allerdings nur ein Ladenhüter. Die Konkurrenz des Hula-Hopp- Reifens auf dem erst entstehenden Freizeitmarkt war zu groß. Mitte der 60er Jahre entdeckten Studenten den Plastikdiskus. Der Siegeszug der Frisbee-Scheibe um die Welt begann. Morrison war mit einigen Produzenten an der Herstellung der Scheiben beteiligt: das Geschäft seines Lebens.

Mitte der 70er Jahre wurden die ersten Weltmeisterschaften ausgetragen. (Der Weltrekord in der Disziplin Weitwurf lag 1990 bei 190,07 Metern.) Zur gleichen Zeit verbreitete sich der Plastikteller langsam in Deutschland und seitdem steigt die Zahl der Discophilen. Inzwischen gibt es sogar einen "Deutschen Frisbee- und Flugscheiben-Verband" (DFFV), der Turniere und Frisbee-Festivals organisiert. jom

Ein Thriller in der Nacht Wieder Open air-Kino auf dem Campus der Universität

BOCKENHEIM. Ein lauer Sommerwind weht über den Campus der Johann- Wolfgang-von-Goethe Universität. Die Dunkelheit ist hereingebrochen; nur die Signallichter des Uni-Schornsteins und das Hütchen des Messeturms schimmern durch den schwarzen Himmel herüber.

Auf Bänken, Pflanzenkübeln und auf dem Steinboden sitzen murmelnd einige hundert Menschen. "Hast du den Film schon gesehen?", fragt ein blonder Mann mit Lederjacke seinen Nachbarn. Der nickt kurz aber bestimmt. "Curly Sue - ein Lockenkopf sorgt für Wirbel" steht auf dem Programm. Seit wenigen Wochen wird der Campus an mehreren Tagen in der Woche umgekrempelt. Ab 22 Uhr sind - Open air - auf der riesigen Leinwand Filme zu sehen: Außer der Geschichte über das gelockte Mädchen kommen Streifen wie Steven Spielbergs Klassiker "E. T., der Außerirdische". Schwarzen Humor bietet "Ein Fisch namens Wanda". Auch Psychothriller wie "Das Schweigen der Lämmer" und "Wild at heart" flimmern über die Leinwand. Bis Anfang September läuft das Programm. Eine echte Alternative für alle Cineasten, die sich nicht in südliche Gefilde zum Baden begeben haben und den Urlaub lieber in Frankfurt verbringen: Das halbstündige Werberitual, das hin und wieder schon vor Filmbeginn zu Ermüdungserscheinungen führt, fällt beim Open air-Kino aus. Wenn die Dunkelheit hereinbricht - an diesen Sommerabenden so gegen zehn - geht's ab in die filmischen Aktionen.

Das Gelände ist mit Drahtzäunen abgegrenzt; am Eingang zahlt der Kinofan seinen Obolus - es ist kein allzu teures Vergnügen. Einige bringen ihre Getränke, vorwiegend Bier, selbst mit. Wer's vergessen hat, kann sich an der Theke eindecken wo es auch Süßigkeiten und kleine Leckereien gibt. Eben alles, was der Kinobesucher gewohnt ist, was er mag, um das Geschehen auf der Leinwand so richtig zu genießen.

Die Bilder sind wegen der Größe der Leinwand eindringlicher, auch plastischer. Die Besucher haben das Gefühl, mitten drin zu sein, hautnah mitzuerleben, wie die Protagonisten miteinander spielen. Ein Vorteil gegenüber dem Saalkino: Während des Films sind leise Gespräche hier keineswegs störend; einer kommentiert sogar das arrogante Verhalten einer Darstellerin lautstark: "Die soll doch nach Hause gehen." Gelächter, Stimmengemurmel im Publikum.

Ein schönes Erlebnis auf jeden Fall, das Open air-Kino. Und danach sitzen kleine Gruppen auf dem zweckentfremdeten Campus im Kreis, trinken Bier und fachsimpeln über das eben Erlebte. jot

Kleine FR

Informationen für ältere Bürger NEU-ISENBURG. Die zweite Ausgabe der Broschüre "Dich geht es an", die ältere Leute in Neu-Isenburg über für Senioren nennenswerte Veranstaltungen informiert, ist erschienen. In gut lesbarer Schrift sind auch alle wichtigen Adressen und Telefonnummern aufgelistet. Die Broschüre ist im Rathaus und bei allen sozial tätigen Vereinen erhältlich. Besichtigung der Obstanlage EGELSBACH. Am Samstag, 8. August, besichtigt der Obst- und Gartenbauverein die Obstanlage im Großumstädter Lehr- und Versuchsgut. Interessenten können sich wochentags von 16 Uhr an bei Heinz Spengler, Rheinstraße 28, anmelden. Vortrag übers Einmachen NEU-ISENBURG. Obst und Gemüse selbst einmachen, hilft Geld zu sparen und schmeckt besser, findet die Energieberaterin der Stadtwerke Neu-Isenburg, Barb Draeger-Husmann. Vorträge zum Thema sind am 13. August (16 Uhr) und 20. August (18 Uhr); Teilnehmergebühr zwei Mark. Infos: Tel. 246-277 und 246-278. Kinderkleider-Bazar NEU-ISENBURG. Einen Bazar für Kinderkleider, Spielzeug und Bücher veranstaltet die Neu-Isenburger Kirchengemeinde St. Josef am Freitag, 7. August. Verkauft wird in der Kirchstraße 20 zwischen 11 und 14 Uhr. Nähere Informationen unter Telefon 3 69 30 oder 3 79 54.

Pfadfinder veranstalten Treffen in Trier

BAD NAUHEIM/TRIER. 600 Jugendliche des Hessischen Verbandes der christlichen Pfadfinder (VCP), der seinen Sitz in Bad Nauheim hat, beteiligen sich am Bundeslager des Pfadfinderverbandes, das bis zum 2. August auf dem Ferschweiler Plateau bei Trier stattfindet. An diesem Bundeslager nehmen über 6000 Jugendliche aus dem Bundesgebiet und dem nahen Ausland teil. Es ist das vierte und größte Bundeslager des VCP, dessen Motto in diesem Jahr "Grenzenlos" ist. ieb

CDU spürt dem Rapsöl nach Umweltpolitische Anträge zur Parlamentssitzung

WEHRHEIM. Die CDU-Fraktion hat für die Gemeindevertretersitzung am nächsten Freitag mehrere Anträge zu umweltpolitischen Themen eingereicht. Zum einen möchte sie vom Gemeindevorstand prüfen lassen, inwieweit es möglich ist, den Bedarf an Hydrauliköl, Schmierfetten und Sägekettenöl bei Maschinen und Geräten des Bauhofes auf Rapsöl- Basis umzustellen. Der Einsatz von Rapsöl hätte nach Ansicht der CDU zahlreiche Vorteile, unter anderem gilt Rapsöl als biologisch schnell abbaubar, ist bezüglich des CO2-Kreislaufes neutral und kann umweltfreundlich entsorgt werden. Dazu kommt, argumentiert die CDU, daß Rapsöl aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt wird, also ressourcenschonend ist. In einem zweiten Antrag geht es um ein Konzept für den Umwelt- und Naturschutz auf den Friedhöfen in Wehrheim. Die Fraktion möchte über die Abfallentsorgung und die gärtnerische Gestaltung genauer informiert werden. Gefordert werden die naturnahe Gestaltung und Pflege der Grabstätten sowie der Verzicht auf nicht verrottbare Stoffe in Kränzen und Trauergestecken. isa

Neues VHS-Programm: Anmeldung möglich

EGELSBACH. Die neue Saison der Volkshochschule (VHS) Egelsbach beginnt am Montag, 7. September. Von sofort an sind Anmeldungen möglich.

Ein vielfältiges Kursangebot steht zur Auswahl: Allein 17 Kurse werden in den Sprachen Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch angeboten. Enthalten ist im Programm auch ein Kurs "Deutsch für Ausländer". Wer Probleme mit dem Textverarbeitungsprogramm seines PC hat, kann zwischen sechs Kursen wählen.

Für Kreativitätshungrige bieten sich Seidenmalerei, Ikebana, Aquarellieren, Bumerang- und Video-Workshop, Puppenbasteln und Musikkurse an. Im Kapitel Kochen gibt es Angebote zu Vollwertkost, hessischer Küche, sizilianischer und süditalienischer Küche. Auch den Segelschein "A Binnen" kann man bei der VHS machen.

Informationen gibt's unter Tel. 4 29 06. fra

Büdesheim leuchtet ein Licht Schönecker Ortsteil feiert am Wochenende Laternenfest/Umzug

SCHÖNECK. "Früher war alles anders." War wirklich alles anders? Die Arbeitsgemeinschaft Büdesheimer Laternenfest, die aus Anlaß des Ortsjubiläums dieses Jahr ihr Fest unter dieses nach allen Seiten interpretierbare, historisierende Motto stellt, äußert in ihrem Programmheft selbst leichte Zweifel daran. In manchem bleiben sich die Menschen auch über die Jahrhunderte zumindest ähnlich. Die Festwagen beim traditionellen Laternenumzug am Samstag, 1., und Sonntag, 2. August, werden in vielfacher Sicht die Geschichte des Dörfchens mit seinem Hofgut und dem Schloß im Wortsinn "beleuchten". Und der Schwerpunkt soll dabei auf dem alltäglichen Leben der Dorfbevölkerung liegen.

Doch bevor in Büdesheim Laternenfest werden kann, muß erst einmal die "Königin" gekrönt sein. Sandra Diehl ist diesmal die Bürgerliche, die in den saisonalen Adelsstand erhoben wird - als "Sandra I.". Am Freitag, 31. Juli, wird dazu im Festzelt Hamel ab 20 Uhr gefeiert.

Sängerin Irene und ihr Begleiter Joe, beide aus den Niederlanden, sind dazu als Stimmungsduo engagiert worden. Als Band ist "Count's Company" unter Vertrag.

Die Programmfolge am Samstag, 1. August, beginnt dann mit dem Rummel auf dem Festplatz. Vor dem Rathaus leitet Robert Glock ein Platzkonzert, an dem Spielmanns- und Fanfarenzüge aus der weiteren Umgebung spielen. Sie "huldigen" anschließend auch der Gekrönten, die anschließend eine Festansprache hält.

20.30 Uhr entzündet Sandra die Festbeleuchtung am Rathaus, und die Wasserspiele an der Nidderbrücke beginnen zu sprudeln. Der Festzug durch die eine Ortshälfte beginnt gegen 21 Uhr. Danach ist der Tanz im Zelt für alle frei, die sich - wie doch wohl alle Besucher(innen) im Ort! - ein Festabzeichen gekauft haben.

Das Sonntagsprogramm unterscheidet sich nicht nur in der Route des Zugs, sondern auch dadurch, daß das Volksfest bereits um 14 Uhr eröffnet ist und um 16 Uhr der Tanz im Zelt beginnt. Soviel anders war es früher - zumindest, was das Programm der zurückliegenden 40 Laternenfeste angeht - auch nicht. Ul

Radio zu Gast in Echzell Junge Leute auf Sendung

WETTERAUKREIS. Europa im Herzen und Abenteuer vor der hessischen Haustür: Mit dieser Kombination machen 15 junge Leute aus Österreich, Belgien, der Tschechoslowakei und Deutschland vom 27. Juli bis 2. August als Euro-Funk-Familie Radiosendungen. Ort für Auftakt und Ende der Live-Sendereihe ist Bad Homburg, doch ehe das Finale erreicht ist, funkt es aus der Wetterau: Am Freitag, 31. Juli, fährt das Jugendliche Macher-Team ins Auenzentrum Echzell, um das "Abenteuer Natur" zu erleben. Sie machen eine Lahnfahrt und picknicken an der Nauheimer Brücke. Im Kloster Arnsberg wird ein Fest vorbereitet und in Lich Brauerei-Gäule und Wagen festlich geschmückt. Die Ergebnisse der Erlebnis-Aktion werden in die Live-Sendung um 17.05 im Lahn-Journal (hr 4) eingebaut. Sendeort: die Klostermühle Arnsburg.

Organisator des internationalen Sommerradio-Programms für die Jugend ist in diesem Jahr das Mittelhessen-Studio "hr 4 Radio Lahn". Das Projekt wird zusammen mit dem österreichischen (ORF), dem tschechischen (Radio Budweis) und dem belgischen (BRF) Rundfunk organisiert: In diesen Ländern produzieren zur gleichen Zeit Jugendliche im Alter von 16 bis 22 Jahren täglich zwei bis drei Stunden Radio, die Teams sind aus allen vier Ländern "gemischt".

Die Idee der Euro-Funk-Familie wurde 1987 von den Sendern geboren, erläutert Knut Kuckel von "Radio Lahn", und mit dem Projekt soll der europäische Gedanke weitergetragen werden. Daß ausgerechnet Regionalsender ein internationales Programm machen, ist für Kuckel kein Widerspruch: "Die großen europäischen Ereignisse spielen sich immer in den Zentren ab, durch die Euro-Funk-Familie kommen die jungen Leute in Regionen, die sie sonst nie besuchen würden."

So sollen sich die jungen Programm- Macher diesmal vorwiegend mit den "Abenteuern vor der Haustür" beschäftigen. Für die Wetterau-Sendung war ein "symbolischer Akt" geplant: Im Gelände des Klosters Arnsburg wollten die 15 Jugendlichen "15 Bäume für ein Europa" pflanzen. Gerade noch rechtzeitig, sagt Kuckel, habe ein Förster darauf aufmerksam gemacht, daß der Juli ganz und gar nicht die Zeit zum Bäumepflanzen ist, ausgenommen die Birken. Die Symbolik wird jetzt auf eine Birke reduziert, aber sie bleibt bedeutsam: Das Gelände soll später zu einer internationalen Begegnungsstätte ausgebaut werden.

Das Finale des Sommer-Radios findet im Bad Homburger Jubiläumspark statt: Dort treffen sich am 2. August die Teams aus allen beteiligten Ländern, um gemeinsam auf Sendung zu gehen. nau

Anklage: Mietervertreibung durch Gasexplosion

Seit den Tagen Ende Februar, als erst Feuerwehr und dann die Kripo anrückten, ist im Eckhaus Greifenhagener Straße 44, am Prenzlauer Berg, nichts Schlagzeilenträchtiges mehr geschehen. Dieser relativ zu nennenden Ruhe trauen die Mieter dennoch nicht. "Einer nach dem anderen zieht jetzt aus", schilderte Gudrun M. am Donnerstag im Zeugenstand die allgemeine Resignation in dem Ost-Berliner Mietshaus. "Und ich will auch nicht mehr drinbleiben."

Damit könnte ein Teil der Rechnung aufgehen, die die Staatsanwaltschaft dem Mitbesitzer der gewinnträchtigen Immobilie unterstellt. Denn Ralf H., gelernter Elektromechaniker, soll versucht haben, in der Nacht vom 22. auf den 23. Februar dieses Jahres sein Eigentum in die Luft fliegen zu lassen. Die "versuchte Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion" nennt das die Anklage.

Fakt ist, daß an jenem Sonntagmorgen, kurz vor sieben, in der Wohnung der Zeugin Gudrun M., der Gaszähler mit lautem Knall explodierte. Zischend und wegen des stechenden Geruchs nicht zu ignorieren trat Gas aus. Samt Kindern und ihrem Lebensgefährten rettete sich M. auf die Straße. Auch die anderen Mieter - insgesamt hielten sich zu dem Zeitpunkt über zwanzig Menschen in dem Haus auf - rannten raus. Ob Zufall oder Glück: Einer konnte beherzt den Gashaupthahn abdrehen. Der Schaden blieb gering, niemand wurde verletzt.

Was die Experten der Kriminalpolizei als Ursache der Explosion ausmachten, war eine angebohrte Gasleitung im Keller. Durch das mehrere Millimeter breite Loch war Luft eingedrungen, über die das Gas sich entzündete. In Verdacht geriet alsbald der 50jährige Ralf H., einst von Bonn als Bautzen-Häftling freigekauft, nach der Wende nach Ost- Berlin zurückgekehrt, um gemeinsam mit Bruder Hans Besitzansprüche auf das Haus am Prenzlauer Berg geltend zu machen.

H. & H. wollten das Haus auf Vordermann bringen. Die alten Mieter paßten ihnen da nicht ins Konzept. Räumungsklagen folgten, die Hausgemeinschaft versuchte, diese gerichtlich abzuwehren. Die Gebrüder legten offenbar nach. Nicht nur, daß sich an der Adresse Greifenhagener Straße 44 all das an Bränden, demolierten Briefkästen und anderen Defekten binnen Jahresfrist häufte, "was sich sonst an ,Unfällen' über Stadtbezirke verteilt", wie Die Zeit schrieb. Richtig unwohnlich war es im Winter, als den Altmietern verwehrt wurde, ihre Kohlen aus dem Keller zu holen.

Zeugin Gudrun M. berichtete am Donnerstag, wie das vonstatten ging. Nachdem der "Herr Ralf", wie sie den Angeklagten tituliert, sich im Hinterhaus Wohnung und Werkstatt ausgebaut habe, seien zum Hof und Keller hin Stahltüren eingesetzt worden. "Die Schlüssel hat er uns nicht gegeben. Wir hätten hier kein Recht zu wohnen", habe er gesagt, "weil wir alle Asos und Penner seien". Zwei elektrische Heizkörper à 1090 Mark mußte sie anschaffen, um es überhaupt noch in der Wohnung aushalten zu können.

An einem Motiv fehlt es also in diesem Prozeß vor der 11. Großen Strafkammer des Berliner Landgerichts nicht. Die Frage ist eher, ob die Beweislage zu einer Verurteilung reicht. Der Angeklagte jedenfalls, seit Ende März erneut in Untersuchungshaft, hüllt sich in Schweigen. Und die Verteidigung bewies am ersten Verhandlungstag, daß sie nichts unversucht lassen will, um Zeugen in Widersprüche zu verwickeln.

Denn M., von Beruf Kaltmamsell, ist, wie sie sagt, in der fraglichen Nacht aufgewacht, weil sie ein nicht genauer zu ortendes Geräusch wie Kratzen oder Schaben an der Leitung hörte. "Im Dunklen habe ich mich dann an das Küchenfenster gestellt und jemandem an der Lampe im Hof vorbeilaufen sehen.

Das war der Herr Ralf." Einen grauen Jogging-Anzug und helle Schuhe habe er getragen. "Von weißen Schuhen", so hält ihr die Verteidigung mit großer Ausdauer vor, habe sie doch noch bei der Polizei gesprochen . . .

Ob mit oder ohne Verurteilung: In diesem Fall, scheint es, ist der Häuserkampf am Prenzlauer Berg bereits entschieden. INGE GÜNTHER (Berlin)

Nun hat der US-Wahlkampf, noch bevor er so recht ins Rollen gekommen ist, ein weiteres Opfer gefordert. Nach Ross Perot, dem texanischen Software-Milliardär, der vom Wahlkampfross stieg, bevor er überhaupt im Sattel saß, und US-Außenminister James Baker, den sein Präsident statt als nahöstliche Friedens-Taube lieber als republikanischen Kampf-Falken einsetzen möchte, hat es auch die Comicfigur Popeye erwischt.

Der Spinat mampfende Matrose, der schneller zuschlägt als denkt, hatte den Fehler begangen, sich zusammen mit seiner Lebensgefährtin Olive Wahl-Helfer Oyl zu einem derzeit in den USA kontrovers diskutierten Wahlkampfthema zu äußern: dem Recht auf Abtreibung. Nach einem Comic strip, in dem Popeye und Olive Oyl eine ihnen per Post zugesandte Puppe an den Hersteller zurückschicken und Olive sich gegenüber zwei Priestern auf ihr Recht, über sich selbst zu entscheiden, beruft, feuerte die King Feature Syndicate prompt Popeye-Zeichner Bob London. Die Agentur, die Comic strips, Karikaturen und Witze an unzählige Zeitungen und Fernsehstationen (Popeye gibt es auch in Japan) verkauft, gab London 30 Tage, seinen Schreibtisch zu räumen, weil das Abtreibungsthema in einem Familien-Strip unangebracht sei.

Bob London, durch eine Entscheidung des obersten Bundesgerichts zu seiner Serie angeregt, wollte die seit Jahrzehnten existierenden Comicfiguren in die Gegenwart einbeziehen. Das scheint ihm - sein Rauswurf beweist es - durchaus gelungen zu sein.

Sollte die Methode Bush - erfolgreiche Persönlichkeiten aus ihrem derzeitigen Tätigkeitsfeld abzulösen, um sie als Wahlhelfer umschulen zu lassen, Methode werden, sind sicher noch weitere Überraschungen möglich. Die Behauptung, einflußreiche Ratgeber aus der Umgebung des Weißen Hauses hätten in Bagdad Verhandlungen mit einem gewissen Saddam Hussein aufgenommen, um ihn zu einem Einmarsch in Kuba zu überreden, müsse allerdings ins Reich der Märchen verwiesen werden. So einfach kann es sich selbst Herr Bush bei seinem Versuch, in vier Jahren die Demokratie (wie in Grenada, Panama und Kuwait) überall auf der Welt einzuführen, nicht machen. df

Am Morgen war der Zehn-Meter-Baum gefällt Baufirma brauchte Platz / keine Genehmigung / Städtische Behörde ermittelt

Der Baum war weg. Einfach so. Als die Mieter in der Pfingstweidstraße 9 a am Zoo morgens aus dem Fenster schauten, war der Rasen nebenan umgegraben. In der Mitte, wo der zehn Meter große Laubbaum mit seiner ausladenden Krone stand, klaffte noch nicht einmal ein Loch. "Eine Baufirma, die auf der anderen Straßenseite ein Haus baut, hat den Baum in einer Nacht-und-Nebel-Aktion samt Wurzel abtransportiert", konstatiert Dieter Hasselbach von der Bauaufsichtsbehörde, die von den Mietern eingeschaltet wurde. "So einen Fall habe ich in 21 Jahren noch nicht erlebt." Wo einst der Baum stand, befinden sich jetzt Bauwagen und die Autos der Bauarbeiter.

"Der Baum wurde illegal gefällt", bestätigt Fritz Küsters von der Unteren Naturschutzbehörde. Für jeden Baum, der in einem Meter Höhe einen Umfang von mindestens 60 Zentimeter hat, muß eine Fällgenehmigung eingeholt werden - das fordert die Baumschutzsatzung. "Der Baum am Zoo war 68 Zentimeter dick", erklärt Küsters. Dies hatten Messungen ergeben, die die Anwohner vorsorglich schon letzten Monat hatten durchführen lassen. "Denn ein Verdacht gegenüber der Baufirma bestand schon länger", bestätigt Küsters.

Bauaufsicht und Naturschutzbehörde teilen sich die Ermittlungsarbeit. Obstbäume fallen ins Ressort der Naturschützer, die Bauaufsicht erledigt die übrigen Fälle. Doch Personalknappheit läßt viele Täter ungeschoren davonkommen: "Mehr als 20 Fälle pro Jahr schaffen wir nicht", bedauert Küsters.

Im vorliegenden Fall ermittelt die Bauaufsicht gegen die Baufirma. "Es wird ein Ordnungswidrigkeitsverfahren geben", erläutert Hasselbach das weitere Vorgehen. "Wir werden 5000 Mark Geldbuße fordern." Die Höhe richtet sich fast ausschließlich nach den Kosten für Kauf und Pflege des Baumes. "Äußere Tatumstände wie krimineller Ehrgeiz spielen nur eine Nebenrolle", ergänzt ein Experte der Oberen Naturschutzbehörde.

50 000 Mark Bußgeld können laut Baumschutzsatzung maximal verhängt werden. "Aber da muß schon ein ganzer Wald abgeholzt werden, bevor wir soviel verlangen", meint Hasselbach. An die 50 Verstöße werden jedes Jahr verfolgt, fast immer wird ein Bußgeld von vier- bis fünftausend Mark verhängt. Es sei denn, ein Baum wurde fahrlässig umgeknickt: "Dann verlangen wir die Hälfte."

Außerdem müssen Baufirma und der Besitzer des Grundstückes neue Bäume anpflanzen. "Für einen größeren Baum müssen in der Regel vier bis zehn neue Bäume angepflanzt werden", rechnet Küsters vor. Ist das nicht mehr möglich, wird der Täter zur Kasse gebeten: "Kürzlich wurden drei große Kastanien im Bahnhofsviertel gefällt", sagt Küsters. "Da kein Platz für neue Bäume war, wurden 16 000 Mark Ausgleichsabgabe für jeden Baum fällig." ert

Wie entwickelt sich das Rhein-Main-Gebiet?

GROSS-GERAU. Kreisfrauenbüro und Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen im Unterbezirk laden zu Information und Diskussion um die wirtschaftliche, soziale und ökologische Entwicklung im Rhein-Main-Gebiet ein: Heute, Mittwoch, 19 Uhr, geht es im Konferenzraum I des Landratsamtes um Fragen wie "Welche Auswirkungen hat die wirtschaftliche Expansion von Frankfurt, Wiesbaden und Darmstadt auf unsere Region?". Erörtert wird auch, wie Frauen die Entwicklung beeinflussen können. cas

Brunnenfest des Heimatvereins

HANAU. Der Mittelbuchener Heimat- und Geschichtsverein veranstaltet am Sonntag, 2. August, sein traditionelles Brunnenfest. Beginn der Feiern am Obertor des Stadtteils ist um 11.30 Uhr mit einem Bieranstich. alu

Aufgespießt

"Hochzeitsmarsch notfalls bis zum Verfassungsgericht" Überschrift der Nachrichtenagentur Associated Press zu einem Bericht über den Plan von Schwulen und Lesben, am 19. August auf Standesämtern das Aufgebot zu bestellen.

Minister Holzapfel besucht IGS Kelsterbach

KELSTERBACH. Gleich zu Beginn des neuen Schuljahres kommt Hessens Kultusminister Hartmut Holzapfel (SPD) am Dienstag, 4. August, nach Kelsterbach. Anlaß für den Besuch sind die geplanten Neuerungen an der Integrierten Gesamtschule (IGS) durch ein nachmittägliches Betreuungsangebot.

Minister Holzapfel soll um 9.45 Uhr an der IGS eintreffen. Er wird dort zunächst durch Vertreter der Stadt Kelsterbach, die Schulträger ist, und der Schulleitung begrüßt.

Anschließend nimmt Hartmut Holzapfel an der Einschulung der Schüler und Schülerinnen des neuen fünften Jahrganges der Gesamtschule teil und wird ein Grußwort zu ihnen sprechen. Ab 10.30 Uhr folgt ein Rundgang durch die Schule. cas

"Sicherlich gibt es in ganz Hessen keine andere Koalition, die so viele Mandatsträger in einer Wahlperiode hinter Gitter gebracht hat." Antwort des Kreistagsabgeordneten Horst Burghardt von den Grünen auf die Aussage von Gerd Krämer, Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion, die Hochtaunus-Koalition aus CDU und FDP arbeite erfolgreich.

"Krämer ist total von der Rolle" Schimpfen die Grünen / Hamer: Nichts als Sommerlochtheater

HOCHTAUNUSKREIS. Als den Versuch, "ein Sommerlochtheater zu inszenieren", wertet der Bad Homburger CDU- Chef und Landtagsabgeordnete Bernd Hamer die Angriffe von SPD und Grüne auf ihn und ein Papier des "Petersberger Kreises": "Die CDU und ihre Mitglieder und Arbeitskreise lassen sich von keiner anderen Partei verbieten, darüber nachzudenken, warum Protestparteien derzeit offenbar Konjunktur haben", donnert der Fachhochschul-Professor.

Den Vorwurf, durch Positionen wie die des ultrakonservativen Flügels der hessischen CDU werde deren Abgrenzung nach rechts aufgeweicht, weißt Hamer zurück: "Die in dem Papier enthaltenen Feststellungen decken sich weitestgehend mit den auch von der Bundes- und Landes-CDU immer wieder geäußerten Sorgen um den ungebremsten Asylmißbrauch, die zunehmende Schwer- und Drogenkriminalität sowie die steigende ,Den Protest nicht den Reps überlassen' Wahlenthaltung und Abwanderung der Wähler zu den Protestwählerparteien." Hamer möchte diese Themen nicht der "Nationalzeitung" und der Schönhuber- Truppe überlassen: "Aufgabe der CDU ist es, mit klaren Entscheidungen zur Asyl- und Sicherheitspolitik den Protestwählern den Grund zur Protesthaltung zu nehmen."

BAD HOMBURG. Als "plumpes Ablenkungsmanöver" bewerten die Grünen die Reaktion des Vorsitzenden der CDU-Kreistagsfraktion Gerd Krämer auf die Kritik an der Annäherung seines Parteifreundes Bernd Hamer, CDU-Vorsitzender von Bad Homburg und Landtagsabgeordneter, an die rechtsradikalen Republikaner. "Wer behauptet, die Grünen würden irgendwelche Mehrheiten mit den Republikanern suchen, muß total von der Rolle sein", kritisiert der grüne Kreis- und Landtagsabgeordnete Horst Burghardt. Die CDU solle eindeutig erklären, ob sie die Position von Hamers teile und nach den Kommunalwahlen bereit sei, mit "rechtsgerichteten Gruppen" eine neue Mehrheit im Kreis zu bilden, fordert Burghardt. orb/jom

Per "Modernisierungsgebot" will die Stadt jetzt den Eigentümer des ehemaligen Antoniterklosters zwingen, das Haus zu renovieren Von Sanierung noch keine Spur Simon Preisler soll bis zum September Vorschläge einreichen

HÖCHST. Scheiben zerbrochen, der Eingang mit dicken Brettern vernagelt: Kein Ende in Sicht für das Trauerspiel um das frühere Antoniterkloster an der Bolongarostraße. Nach wie vor zerfällt das leerstehende Haus, ohne daß eine Sanierung näherrücken würde. Nachdem sich die Hoffnungen, Eigentümer Simon Preisler werde das historische Fachwerkgebäude renovieren, wohl endgültig zerschlagen haben, hat die Stadt Frankfurt erneut ein "Modernisierungsgebot" auf den Weg gebracht. Mit ihm soll der Besitzer gezwungen werden, das Haus wieder bewohnbar zu machen. Allerdings wird das langwierige und aufwendige Verfahren voraussichtlich Jahre dauern.

"Die Stadt kann sich das Verhalten des Hausbesitzers nicht länger gefallen lassen", grollt Michael Kummer, persönlicher Referent des Frankfurter Planungsdezernenten Martin Wentz, im Gespräch mit der FR. "Offensichtlich ist die Bereitschaft nicht da, das Gebäude zu renovieren. Deswegen setzen wir jetzt Zwangsmittel ein."

Kummer hat allen Grund dazu, sauer zu sein: Zu offensichtlich hat der Immobilienbesitzer die Stadt an der Nase herumgeführt. Auf Preislers Zusicherung, er werde das Gebäude sanieren und dort dann Ateliers und Wohnungen einrichten, wurde Ende der 80er Jahre das damals schon einmal eingeleitete Modernisierungsverfahren gestoppt.

Nach Jahren des Zerfalls schien endlich alles in gute Bahnen zu kommen: Preislers Architektenbüro stellte einen Bauantrag, der die Sanierung erst ermöglichte. Ende 1992 oder Anfang 1993 sollten die ersten Mieter einziehen, versprach der Immobilienbesitzer (wir berichteten).

Preisler machte seine Ankündigung jedoch nicht wahr - bis heute verfällt das ehemalige Klosterhospital. Im Denkmalamt mutmaßt man deswegen offen, der Besitzer habe den Bauantrag nur gestellt, um den Verkaufspreis zu steigern. Einiges spricht dafür: Bereits im vergangenen Jahr wurde das Antoniterkloster über einen Makler offeriert. Kaufpreis: 1,2 Millionen Mark - zuzüglich vermutlich gleichhoher Sanierungskosten.

In Preislers Büro wollte man von einem Verkauf jedoch nichts wissen. Ganz im Gegenteil wurde angekündigt, sobald das Wetter mitspiele, werde mit der Renovierung begonnen. Ein leeres Versprechen: Lediglich von der Stadt verfügte "Sicherungsarbeiten" wurden ausgeführt, sagt Volker Rödel, stellvertretender Amtsleiter im Denkmalamt. "Löcher zu verschließen und Decken abzustützen" habe jedoch nichts mit einer gründlichen Renovierung zu tun.

Um die durchzusetzen, scheint die Modernisierungsverfügung die einzige Chance zu sein. Bis September hat Preisler Zeit, "vernünftige Vorschläge auf den Tisch zu legen", sagt Rödel. Hat der Hausbesitzer bis dahin nicht kundgetan, wie er das Haus instandsetzen will, geht das Verfahren seinen "aufwendigen und rechtlich langwierigen Gang", kündigt Kummer an. Der Planungsfachmann will deswegen erst "gar nicht den Eindruck erwecken, das sich da bald was tut. Das dauert Jahre." Erst dann werde das ehemalige Antoniterkloster wieder "nutzbar und denkmalgerecht" sein.

Trotz aller Erfahrungen hat der Referent immer noch einen kleinen Funken Hoffnung, mit Preisler zu einem "Konsens" zu kommen. An was er dabei denkt, behielt Kummer für sich. dis

Der Chef

Er sitzt am Tisch, aber halb abgewandt, in den Sessel gerutscht; das rechte Knie überragt die Tischkante um einen Viertelmeter.

Er braucht den Überblick. Er hat zwei schnurlose Telefone vor sich liegen; ab und zu greift er sich eines, spricht von Zahlen, er ist kurz angebunden; die Stimme von barscher Tiefe, sein Deutsch hemdsärmelig.

Wenn er nach seinem Diplomatenkoffer faßt, sieht er sich rasch um, als ob er sichergehen wollte, daß keiner ihm das Stück entreißt: ein Löwe der oberen Büroetagen. Auch jetzt, ohne Schlips, nach Feierabend, beim Essen im Garten-Restaurant unter weißen Schirmen, ist er bei der Arbeit.

Er ist offensichtlich gewohnt, daß man ihm zuhört, auch wenn er nur eine Randbemerkung macht. Er spricht viel: Macht durch Reden. Er duzt die Kellner. Wenn ihm einer eine Frau vorstellt, packt er ihre Hand, um den Körper an sich zu ziehen und ihr zwei Küsse auf die Wangen zu drücken. Die Frauen am Tisch tragen als Oberbekleidung Unterwäsche. Ihre tiefen Mieder formen das Verlangen der Trägerinnen zum Schrei: "Will mich!" Aber nicht rühr an.

Die Haare der Männer sind von der Länge, die bei Polizisten und Leibwächtern als Zeichen von Freiheit gilt; in ihren bunten Hemden hocken sie neben ihm, bisweilen, als sei es ihre Pflicht, lachen sie rauh auf. Hier ist jeder wer. Seine Geste, wenn er sich den Schweiß abwischt, ist eine Selbstbestätigung: geschafft.

Immer wieder springt er auf, wechselt auch mal die Tische, sucht das Echo seiner Bedeutung. Als der Ober mit der Rechnung seine Kreditkarte wegträgt, ruft er ihm hinterher: "Mach 500." Der Kellner sieht sich kurz um und geht ab. Lautloser Beifall.

DALAND SEGLER

Konflikte lassen sich nicht mit Bomben lösen

Es muß doch wohl eine Selbstverständlichkeit sein, Flüchtlinge aus einem Krisengebiet aufzunehmen und zwar ohne Visumpflicht entsprechend der Genfer Flüchtlingskonvention (FR vom 21. 7. 1992 "Einige Tausend dürfen einreisen"). Alles andere wäre Rechtsbruch durch die Bundesregierung, vor allem aber unmenschlich gegenüber denen, insbesondere Frauen und Kindern, die nichts als ihr Leben gerettet haben.

Es werden sich aber auch Menschen finden, die dies nicht nur gut heißen, sondern zudem Flüchtlinge aufnehmen, nachdem wir Bundesdeutschen jahrzehntelang billigen Urlaub in Jugoslawien machen durften.

Besser wäre es meines Erachtens nach gewesen, die Soldaten aller Parteien im Vorfeld der Entstehung des Krieges bereits zu politischem Widerstand aufzurufen und ihnen im Falle ihrer Desertion ein vorübergehendes Bleiberecht anzubieten (wenn ihr Leben durch die Desertion gefährdet ist), sowie die nicht verhandlungsbereiten Parteien durch politische und wirtschaftliche Sanktionen (vor allem ein Waffen- und Erdölembargo) an den Verhandlungstisch zu zwingen. Das muß allerdings vor Ausbruch eines Krieges überlegt sein und nicht erst dann, wenn ein Krieg angezettelt wurde. Aber wofür haben wir denn ein Außenministerium?

Überhaupt kein Verständnis habe ich für die Überlegungen von Außenminister Kinkel, notfalls den Konflikt mit militärischen Mitteln zu lösen. Sollen etwa Bundeswehrsoldaten, womöglich Wehrpflichtige, ihr Leben dafür lassen, daß im ehemaligen Jugoslawien jahrzehntelang schwelende Konflikte nicht gelöst wurdenund etliche Männer "durchgeknallt" zu sein scheinen?

Von einem Außenminister erwarte ich kreative Ideen und nicht die Draufschlagmethode. Konflikte lassen sich nicht mit Bomben lösen. Auch der Golfkrieg hat das anschaulich, schauerlich bewiesen.

G. Bornkamp, Göttingen

"Automechanika durch Hannover nicht betroffen"

Die Frankfurter "Automechanika", die weltgrößte Ausstellung für Autoersatzteilen und -zubehör sowie für die Ausrüstung von Autowerkstätten und Tankstellen, wird nach Auffassung der Frankfurter Messe durch die Entscheidung des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) in "ihrer Funktion und Bedeutung" nicht betroffen.

Wie berichtet, will der VDA die Internationale Ausstellung für Nutzfahrzeuge 1994 vom 3. bis 11. September in Hannover abhalten. Die Automechanika wird vom 13. bis 18. September 1994 stattfinden. Die Messe Frankfurt rechnet damit, daß vor allem viele ausländische Gäste den Besuch beider Ausstellungen miteinander verbinden werden.

An der diesjährige Automechanika vom 8. bis 13. September werden sich 2800 Aussteller aus 43 Ländern beteiligen. ft

Montag, 27. Juli: Spiele mit dem Spielmobil, Popcorn herstellen, Kurhausgarten, 10 bis 12 und 14 bis 18 Uhr.

Café Melange am Froschkönigteich: Kaffeehausmusik mit dem Trio Musenkuß, 15 bis 17 Uhr.

Euro-Funk-Familie, Auftaktsendung mit dem Medium-Terzett, Tennisbar im Kurpark, 16 bis 18 Uhr.

Musik und Gebabbel beim Äppelwoi, Auf der Weed, 18 bis 22 Uhr.

Dienstag, 28. Juli:

Aerobic-Time, Thai-Sala im Kurpark, 9 bis 10 Uhr.

Spiele mit dem Spielmobil: Gipsmasken, Kurhausgarten 10 bis 12 und 14 bis 18 Uhr.

Cinema Warm Up: Rock-Oldies mit der Gruppe "Signal", Konzertmuschel im Kurpark 20 bis 22 Uhr.

Musik zum Träumen am Brunnen im Kurhausgarten: Rebecca Montoya (Flöte) und Thomas Müller-Pering (Gitarre), 21.30 bis 22.30 Uhr.

Open-air-Kino: "Wish you were here", Brunnenallee im Kurpark 22 Uhr.

Gewalt

Berühmte Volkswirtschaftler und Soziologen wie Jay Forrester, der ein ökonomisches "Weltmodell" entwickelt hat, John Kenneth Galbraith, kritischer Verteidiger des Kapitalismus, oder Friedrich von Hajek, Nobelpreisträger, haben darauf hingewiesen, daß der Verstand nicht einmal die Untersysteme moderner Gesellschaften, geschweige denn die Gesellschaft als Ganzes begreifen könne. Das liege daran, daß der Verstand "von Natur" aus (also "apriori" im Sinne Immanuel Kants) begrenzt sei, weil er nur in einfachen "linear-kausalen Ketten" denken könne, nach dem Muster Ursache und Wirkung, wohingegen komplexe Systeme vernetzt, "synergetisch", seien: Ursache und Wirkung sind nicht zu unterscheiden, sondern beeinflussen sich als Regelkreisläufe gegenseitig.

Diese Einsicht der modernen Erkenntnistheorie eröffnet eine wenig erfreuliche Perspektive: Sie erklärt, weshalb wir nicht nur die Natur nicht begreifen - das komplexesteste, vernetzteste System überhaupt - vielmehr zerstören, sondern auch versagen, eine humane Gesellschaft zu schaffen. Grob gesagt: Wir verstehen die von uns selbst geschaffene Realität nicht, denn linear-kausales Denken kann nur winzige Ausschnitte aus einem System begreifen und nur einzelne Phänomene beschreiben. Dabei fängt die Schwierigkeit bereits mit der Sprache an, die nur linear etwas ausdrücken, nicht aber gleichzeitig argumentieren kann.

Nehmen wir als Beispiel das Problem der Gewalt. Sie "phänomenologisch" zu beschreiben und statistisch für die einzelnen gesellschaftlichen Sektoren zu erfassen ist relativ einfach: Das Aggressionsniveau steigt und die Schwelle für Gewaltanwendung sinkt, unter Jugendlichen, in den Familien (nicht nur Kindermißbrauch), im Leistungssport; die Kriminalitätsrate schnellt empor, das Verbrechen organisiert sich. Gleichzeitig steigt auch die passive, gegen die eigene Person gerichtete (masochistische) Aggression, also alle Arten von Suchtkrankheiten, weit über das Drogenproblem hinaus, das Doping nicht zu vergessen. Und parallel dazu das erschreckende Bedürfnis nach Gewaltkonsum: Bei Filmen, TV- Sendungen und vor allem Videos gibt es offenbar keine Schranken für blutrünstige Brutalität. Je sadistischer, desto beliebter. Darüber hinaus beobachten Psychologen eine immer häufiger praktizierte Form aggressiver Freizeitgestaltung, das "Thrilling", also die Bereitschaft, Kopf und Kragen zu riskieren.

Im übernationalen Bereich dieselbe Beobchtung: Es dürfte kaum einen Abschnitt in der Geschichte gegeben haben, in dem so viele Kriege geführt worden wären wie in den letzten 45 Jahren: Rund 200. Der Streit darüber, ob die Auseinandersetzungen mit ihren regelmäßigen, zahllosen Massakern an Zivilisten auch grausamer geworden sind, mag müßig sein, auf jeden Fall stellen sie einen Rückfall hinter die Normen des 19. Jahrhunderts dar, wie Militärhistoriker nachgewiesen haben; die Barbarei des Zweiten Weltkriegs hat nicht abgeschreckt. Dasselbe gilt für die Folter: Eine drastische Zunahme quantitativ und "qualitativ" gegenüber dem letzten Jahrhundert. Obwohl die Folter offiziell geächtet ist - im Gegensatz zur Antike oder zum Mittelalter bis hin zum Beginn der Französischen Revolution - ist sie in der Geschichte noch nie so exzessiv angewandt worden wie heute.

Die Beschreibung des Gewaltphänomens trägt aber noch nicht zu seinem Verständnis bei. Eine erste Annäherung erlaubt die These des Frankfurter Philosophen Max Horkkeimer, daß eine Realität, die in ihren Funktionszusammenhängen und Konsequenzen nicht begriffen werde, Angst auslöse. Angst aber ist wiederum eine der wichtigsten Voraussetzungen für Gewaltbereitschaft.

Hier wäre an Karl Marx zu erinnern, der eine Wechselwirkung zwischen den "Produktionsverhältnissen" und dem "ideologischen Überbau" herstellte, was neben anderen die Psychoanalytiker Alfred Adler und Erich Fromm ebenso sahen: Die Art und Weise, wie und nach welcher Verfügungsstruktur die materielle Reproduktion erfolge, beeinflusse das Werte- und Normensystem, das wiederum auf die GEstaltung der Gesellschaft zurückwirke. Wenn also im ökonomischen Bereich gnadenloser Wettbewerb herrsche und aggressive Eigenschaften wie Egoismus, Rücksichtslosigkeit, Härte, Ellenbogenstärke, Gerissenheit usw. gefragt seien, bleibe das geistige und emotionale Klima, die Ansichten und Werte, die Moral und die Privatsphäre, davon nicht unberührt. Soziologen haben denn auch eine "soziale Kälte" unserer Industriegesellschaften ausgemacht: Wer nicht an diesem leistungsorientierten Wettbewerb teilnehmen könne - Kinder, Jugendliche, Alte, Kranke, Arbeitslose, Süchtige, Frauen, Minderheiten, Fremde, Asylbewerber - werde an den Rand gedrängt und verliere auch als Mensch an Wert; zumindest empfindet er es so. Als Protest gegen diese Ausgrenzung bleibt in den meisten Fällen nur ein Gewaltakt, der aber nicht als Hilferuf und Akt der Notwehr verstanden, sondern als kriminelle Handlung verfolgt wird und das Leistungs-"Paradigma" (Denkmuster) nur verstärkt. Die Strukturen moderner Gesellschaften sind gewaltorientiert, aber Denken und Psyche ihrer Mitglieder sind es auch. Ein fataler Teufelskreis, der noch komplizierter wird, wenn man davon ausgeht, daß Gewaltbereitschaft als Anlage auch angeboren ist. Sie prägt unvermeidlicherweise gesellschaftliche Realität, die wiederum darüber entscheidet, ob diese Anlage zerstörerisch wirkt oder unter Kontrolle gehaltenwerden kann.

Mittwoch, 29. Juli Spiele mit dem Spielmobil: Spiel ohne Grenzen, Kurhausgarten, 10 bis 12 und 14 bis 18 Uhr.

Dampfbahn für Kinder, vor dem Kurhaus, 14 bis 15.30 und 16.30 bis 18 Uhr.

Frisbee mit Dizzy, Jubiläumspark, 15 bis 18 Uhr.

Die Clowns Knall und Balli reisen um die Welt, Mitspielstück für Kinder, Kurhausgarten, 15.30 bis 16.30 Uhr.

Kabarett-Kabarett im Café im Kurpark: "Couchzone" mit Uschi Flacke, 20 Uhr.

Kleine Lokalrundschau

Kaiser-Friedrich-Bad hat zu WIESBADEN. Das Kaiser-Friedrich- Bad wird renoviert. Aus diesem Grund bleibt es vom morgigen Dienstag, 28. Juli, bis einschließlich Montag, 3. August, geschlossen.Senioren tüfteln und basteln WIESBADEN. Einen Arbeitskreis für ältere Bastler und Tüftler richtet der Verein für Alltagsökologie ein. Geleitet wird er vom Mainzer Umweltpreisträger Heinrich Jung. Die Senioren werden Wasserspartips bekommen, Toilettenspülkästen umrüsten und Duschstopper einbauen. Wer ehrenamtlich mitarbeiten möchte, sollte sich beim Verein für Alltagsökologie melden. Telefon: 06 11 / 37 51 57. Gänseblümchen-Geschichte HOFHEIM. "Am liebsten möchte ich Gänseblümchen essen", sagt Malin. Und Kinderbuchautor Hans Petersen macht eine Geschichte draus. Die liest er am Freitag, 7. August, von 15 Uhr an in der Stadtbücherei (Elisabethenstraße 3) Jungen und Mädchen ab fünf Jahren vor. Wer will, kann nach der Vorlesestunde seiner Phantasie bei kreativer Bastelei freien Lauf lassen. Erste Hilfe LIEDERBACH. Zwei lange Samstage braucht's, um sich mit Fug und Recht "Ersthelfer in Notsituationen" nennen zu können. Die Möglichkeit dazu bietet das Deutsche Rote Kreuz in Liederbach an den Samstagen 8. und 15. August, jeweils von 8.30 bis 17.30 Uhr, in den DRK- Räumen (Sindlinger Straße 10). DRK feiert Jubiläum HOFHEIM. Die Marxheimer Ortsvereinigung des Deutschen Roten Kreuzes feiert in diesem Jahr ihren 60. Geburtstag. Sie gibt am Freitag, 4. September, von 19.30 Uhr an im Gemeindesaal der evangelischen Thomasgemeinde (Mainzer Straße) einen Empfang.

Getränkesteuer als "effektiv" gelobt

WIESBADEN. "Wenig weitsichtig" nannte Stadtkämmerin Inge Vittoria die Aktion der FDP gegen die Getränkesteuer. Wie berichtet, fordert die Wiesbadens Zecher auf, ihren Unmut gegen die Verteuerung von Alkohol auf einer vorgedruckten Karte an den Magistrat zu äußern. Die Einnahmen, widersprach Inge Vittoria den Liberalen, seien nötig, um "das Dienstleistungsniveau" der Stadt zu erhalten - etwa Kindertagesstätten und Sozialwohnungen zu bauen.

Falsch liege die FDP auch mit der Behauptung, daß ein großer Teil dieser Einnahmen von der Bürokratie wieder aufgefressen werde. "Personal- und Sachkosten für die Erhebung der Getränkesteuer", so die Kämmerin, "machen in Wiesbaden gerade einmal zwei Prozent des Steueraufkommens aus." Sie sei somit eine effektive Einnahmequelle. maf

Donnerstag, 30. Juli Aerobic-Time, Thai-Sala im Kurpark, 9 bis 10 Uhr.

Spiele mit dem Spielmobil: Schmuck herstellen, Kurhausgarten 10 bis 12 und 14 bis 18 Uhr.

Märchenstunde in der Konzertmuschen: "Janosch - Tiger und Bär im Straßenverkehr", Wittener Kinder- und Jugendtheater, 15.30 bis 16.30 Uhr.

Rockfeuerwerk auf der Schloßgarage mit den "Gypsis" von Metal bis Swing, 19.30 bis 22 Uhr.

Freitag, 31. Juli Spiele mit dem Spielmobil: Überraschungstag, Kurhausgarten 10 bis 12 und 14 bis 18 Uhr.

Märchenlesung "Aus dem Zeltlager der Beduinen" mit Salim Alafenisch, Hof der Stadtbibliothek, 15 und 21 Uhr.

Cinema Warm Up mit Barbara Clear und Dave Meaney "Folk-Poesie".

Open Air-Kino: "The Rocky Horror Picture Show", Brunnenallee, 22 Uhr bis 23.30 Uhr.

Brandenburg Es herrscht Ruhe in Rühstädt bei Perleberg, dem "storchenreichsten" Dorf Deutschlands, auf halber Strecke zwischen Hamburg und Berlin. Das jährliche Storchenfest mit Blasmusik und Bockwurst ist überstanden. Auf den Firsten der verwunschenen, mit Knöterich bewachsenen Höfe und Scheuern stehen morgens um 7 Uhr die Adebars wieder in den Nestern und halten Ausschau nach unten in ein Dorf, dem die Armut auf den ersten Blick anzusehen ist.

Gewiß, es gibt ein bißchen Fremdenverkehr. Die Paare, die hier nächtigen, müssen genau wissen, was sie tun: Die Störche achten sorgsam darauf, was unten anliegt. Nicht aus Neugier, sondern als reine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme (ABM); schließlich sind die Geburten nach der Wende ebenso drastisch zurückgegangen (in Brandenburg von 36 000 im Jahr vor der Wende auf nicht einmal die Hälfte voraussichtlich in 1992), wie die Arbeitslosigkeitsrate gestiegen ist. Angst essen Liebe auf. Die 87 Rühstädter Störche, First-Herren und First-Ladies, deren verwandtschaftlichen Verhältnisse auf Tafeln an den einzelnen Haustüren abzulesen sind, mögen 41 Jungtiere für dieses Jahr anzubieten haben, die Menschen in der Elbtalaue wollen einfach nicht nachziehen. Erst der Aufschwung-Ost, bitte schön, dann können wir weiter sehen.

Bonjour tristesse, morgens um sieben auf der Dorfstraße. Nicht in Rühstädt selbst, aber in so manchem Nachbarort würde sich keiner wehren, wenn etwa Bundesbeschleunigungsminister Krause mit einer Trasse durch dieses störungsarme Naturschutzgebiet an der Elbe brettern würde (der glaubt bestimmt nicht mehr an den Storch); Hauptsache: Es bringt Arbeitsplätze in der Prignitz- Region. Ein Teufelskreis, einer von vielen: Ein rückständiges Land kann zugleich ein reiches Land sein, bloß kaufen kann man sich von diesem Reichtum nichts. Es ist nicht die Zeit der Träumer, sondern der Plattmacher. Störche, bleibt wachsam. Es geht nicht nur um den Fortschritt, es geht auch um euren Job. ojw. Nordrhein-Westfalen Wer wie die nordrhein-westfälische CDU seit mehr als 25 Jahren die harten Bänke der Opposition drücken muß, der kann schon Schwielen am Hintern und steife Gelenke kriegen. Da (zumindest bis heute) die personellen und sachlichen Alternativen der größten Oppositionspartei im Lande wenig Anlaß zu der Vermutung geben, daß sich dieser die CDU lähmende Zustand 1995 ändern könnte, sind Ideen sehr gefragt. Der Landesvorsitzende Norbert Blüm hatte bisher keine. Der rüde Ton, den der neue Fraktionschef Helmut Linssen in die Debatten einführte, hat auch noch nichts gebracht. CDU-General Herbert Reul reist zwar bienenfleißig im Lande herum und versucht, die Basis in Schwung zu bringen. Doch das Ergebnis dieser Bemühungen ist eher ernüchternd.

Aber da gibt es zum Glück Dr. Yvonne Kempen, die als Wissenschaftliche Mitarbeiterin den müden Damen und Herren Abgeordneten zuarbeiten darf. Und die hatte eine Idee, die den Fraktionsvorsitzenden geradezu elektrisierte. Frei nach dem Motto, daß ein sprühender Geist sich am wohlsten in einem trainierten Körper tummelt, regte sie bei ihrem Chef an, daß alle CDU-Parlamentarier das Deutsche Sportabzeichen machen sollten.

Linssen bewies, daß er der richtige Mann an der Spitze ist. Fiel ihm doch sofort auf, daß diese Idee nicht nur gesundheitsfördernd, "sondern auch pressewirksam" von Vorteil sein könnte. Flugs versuchte er sich auf dem glatten Parkett der Pressesprecherei und formulierte in seinem Brief an die Abgeordneten eine Schlagzeile, mit der die Aktion den Medien schmackhaft gemacht werden könnte: "CDU-Landtagsfraktion macht sich mit Sportabzeichen fit für 1995". Das ließe sich vielleicht noch straffen oder zuspitzen - aber so ist nun mal Opposition: erst die Meldung und dann die Tat. Bis zum 7. August sollen sich Bewerberinnen und Bewerber für die medienwirksame(?) Aktion in seinem Büro melden, da das Ganze "eine gewisse logistische Planung und Organisation erfordert". Das Schreiben des Oppositionsführers endet ausnahmsweise "mit sportlichen Grüßen".

Fortsetzung der Geschichte folgt - vom Sportplatz, falls sich denn genügend Interessenten melden . . . vs Berlin Sie wissen nicht, was ein "geographisches Kainsmal" ist? Macht nichts. Das parlamentarische System hat uns zur Beantwortung solch profunder Fragen die Spezies des "verkehrspolitischen Sprechers" beschert. Der Berliner Unionschrist Rainer B. Giesel ist so ein Exemplar. Nämlicher Giesel hat besagtes "Kainsmal" an Tausenden Berliner Autos entdeckt. Ein Beispiel: B - KM 3980.

Sie verstehen immer noch nicht? Dann ist ihnen wohl die Nummernschildvergabepraxis der Berliner Zulassungsstellen nicht geläufig. Die trennen - an ihren Schildern sollt ihr sie erkennen - zwar pauschal, aber doch exakt nach einerseits Ost- und andererseits West-Berliner Bezirken. Alles was nach B - HA kommt und vier Ziffern hat, hat einen Ossi am Steuer. Nun wissen wir es.

Das wäre an und für sich nicht so schlimm, gäbe es nicht die Giesels und Langes unter uns. Lange heißt mit Vornamen Kurt und ist Pressesprecher des Berliner ADAC. Diese Funktion berechtigt ihn zu manch fürsprachlicher "verkehrspolitischer" Stellungnahme, in diesem Fall an die "Berliner aus dem Ost- teil". Sie sollten sich deswegen "nicht diskriminiert fühlen".

Wir übersetzen: Ihr Ossis, tut uns leid, daß man euch als Ossis erkennt. Das ist wirklich blöd, wo ihr euch so viel Mühe gegeben habt, in euren neuen West-Karossen wie Wessis zu wirken. Vbn Niedersachsen Mit großem Kostenaufwand ließ das niedersächsische Finanzministerium einen massiven, 1,60 Meter hohen Stahlzaun mit scharfen Graten obendrauf errichten, der nun den Rasen zwischen dem Braunschweiger Finanzamt und der Zentralen Anlaufstelle für Asylbewerber teilt. Begründung: Wartende Flüchtlinge hätten auf dem Rasen gesessen und gelegentlich Abfälle liegen lassen. Aus Kostengründen hatten die Behörden zuvor die von amnesty international wiederholt geforderte Aufstellung von Mülleimern abgelehnt. SPD und Grüne protestierten vergeblich gegen den Zaun, der als "Symbol für die Abschottungstendenzen der Reichen gegen die Habenichtse" wirke.

Vorzuherrschen scheint jedoch die Meinung, die in einem Kommentar der Braunschweiger Zeitung zu Plänen der Publizistin Lea Rosh, in Berlin und Hannover Holocaust-Denkmäler zu errichten, zum Ausdruck kam. Der auch von anderen niedersächsischen Zeitungen geschätzte Kommentator Helmut Rieger über Lea Rosh: "Sie ist Produkt eines eher bürgerlichen Schadens, der sich schon lange betätigende Befriedigung im Antifaschismus gesucht hat." sp

Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden

MAIN-TAUNUS-KREIS

Filmspiegel Bad Soden. Kur-Theater: Wayne's World (20 Uhr).

Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Stop! Oder meine Mami schießt (20.15 Uhr).

Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Batman's Rückkehr (15, 20.15 Uhr).

Kino 2: Feivel - Der Mauswanderer im Wilden Westen (15 Uhr); Basic Instinct (20.15 Uhr).

Kino 3: Wayne's World (15, 20.15 Uhr).

Kelkheim. Kino, Hornauer Straße 102: keine Vorstellung.

Kronberg. Kronberger Lichtspiele, Friedrich-Ebert-Straße 1: keine Vorstellung.Ausstellungen Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Ständige Ausstellung "Historische Fahrzeuge und Mode", 8 bis 18 Uhr; Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.

Hattersheim. Zahnarztpraxis Dr. Herzog, Okriftel, Taunusstraße 6 a: "Kunst in der Praxis", Bilder von Anita Kaleja, zu den Sprechstundenzeiten (bis 31. 7.).

Hofheim. Rathaus, Chinonplatz, Foyer: Ölbilder von Gudrun Wille-Schäfer, Ölbilder und Federzeichnungen von Georg Hofmann, 9 bis 12 Uhr (bis 12. 8.).

Sulzbach. Rathaus, Hauptstraße: "Stop die Müll-Lawine", 9 bis 12 Uhr (bis 7. 8.). Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Frauenselbsthilfe nach Krebs: Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 37 46.

Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren, Königsteiner Straße 105: Beratungsstelle für Suchtkranke, 8.30 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 30 59.

Flörsheim. AL-Anon-Familiengruppen: Treffen, Jugendhaus der Josefkirche, Kolpingstraße, 19.30 Uhr.

Hofheim. Freiwillige Suchtkrankenhilfe: Infos, Beratung, Selbsthilfegruppe, evangelisches Gemeindezentrum, Kurhausstraße 24, 19 bis 21 Uhr, Tel. 0 61 96 / 4 20 25, 0 61 73 / 48 70 und 0 60 07 / 28 08.

Diakonisches Werk: "Café Ambet", Martha-Else-Haus, Staufenstraße 27, 17 bis 20 Uhr.

Gesundheitsamt des MTK, Am Kreishaus 1-5: Mehrfachschutzimpfung und Mütterberatung, 14 bis 15.30 Uhr, Anmeldung Tel. 0 61 92 / 20 11 50 oder 20 11 51.

Jugend- und Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5: Sprechstunde, 14 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.

Caritasverband, Pfarrgasse 4: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren; Sprechstunden, 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 92 / 73 33.

Eltern- und Jugendberatung, Vincenzstraße 29 a: Sprechzeit, 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.

Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 0 61 92 / 1 11 03, 15 bis 19 Uhr.

Verbraucherberatung, Hattersheimer Straße 1: Tel. 0 61 92 / 2 24 95, 10 bis 12 Uhr.

Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 16 Uhr.

DRK-Sozialstation, Alte Schulstraße 8: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- Besorgungs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen, Termine unter Tel. 0 61 95 / 55 57, 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.

Liederbach. Guttempler: Gesprächskreis für Alkoholabhängige, Liederbachhalle, Wachenheimer Straße, 19.30 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 37 02 und 0 69 / 3 05 29 96. Vereine / Organisationen Kelkheim. Verein für Bewegungstherapie und Herzsport: Wirbelsäulengymnastik, 17.30 bis 18.15 Uhr; Bewegungstherapie und Herzsport, 18.30 bis 19.45 und 19.45 bis 21 Uhr, Stadthalle, kleiner Saal, Auskunft unter Tel. 0 61 95 / 6 46 49.

Sportgemeinschaft: "Herzsport", Turnhalle der Pestalozzischule, 18.30 Uhr; Auskunft unter Tel. 0 61 96 / 2 54 83.

DRK: Gymnastik, Stadthalle, kleiner Saal, 16 bis 17 Uhr (hintere Eingangstür).

Sportgemeinschaft: Wandergruppe, einstündige Waldwanderung, Treffpunkt: Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr.

Sulzbach. Elternschule Taunus: Treffen der Stillgruppe, katholisches Gemeindezentrum, Eschborner Straße 2, 10 bis 11.30 Uhr, Anmeldung Tel. 0 61 92 / 2 20 98 und 0 61 72 / 69 45. Vorträge / Kurse Hofheim. DRK, Schmelzweg 5: Kursus "Sofortmaßnahmen am Unfallort", 19 bis 22 Uhr. Offene Treffs Hattersheim. Stillgruppe: Treffen, Grünes Haus am Weiher, Untergärtenweg 1, 10 bis 11.30 Uhr.

Hochheim. Mütterzentrum "Mamma mia", Kolpingstraße 2 (Räume der Bonifatius-Gemeinde): Cafétreff, 15 Uhr; Stillgruppe, 15 Uhr; Englisch-Gesprächskreis, 15.15 Uhr. Senioren Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Arbeiten mit Holz, 10 Uhr; Rommé, Café, 14 Uhr.

Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Str. 5: Skat und Spiele, 13 bis 17 Uhr.

Schwalbach. Städtischer Seniorenclub: Gesellschaftsspiele, Seniorenwohnanlage, Tagesraum, 15 Uhr. Kinder / Jugendliche Hattersheim. Jugendtreff Okriftel, Mainstraße 48: Café, 16 bis 21.30 Uhr; Sprechstunde mit Stadtjugendpfleger Thomas Kaiser, 11 Uhr, Tel. 0 61 90 / 48 67.

Flörsheim. "Güterschuppen", Bahnhofstraße: Jugendcafé, 14 bis 19 Uhr.

Jugendzentrum, Mainzer Landstraße 36: Eiscafé, 16 bis 21 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE

Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle, Kurmainzer Straße 1: Beratung, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06-54 59.

Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE), Gersthofer Straße 4: Jugend- und Suchtberatung, 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr.

Pro Familia, Hostatostraße 16: Sexualberatung/Familienplanung, 9 bis 12 Uhr; Männertreff, 18 bis 19.30 Uhr.

Verein zur Unterstützung der Arbeitnehmerjugend: Hilfen und Tips für arbeitslose Jugendliche, 9 bis 12 und 14 bis 17 Uhr, Kasinostraße 15.

Evangelischer Regionalverband: Selbsthilfegruppe für Suchtkranke, 18.30 Uhr, Johannes-Busch-Haus, Hospitalstraße 42. Vereine / Organisationen Höchst. Dart-Club: Treffen, 19 Uhr, Gasthaus "Zum Bären", Schloßplatz.

Nied. Männergesangverein: Singstunden, 19.30 Uhr, Haus Nied, Luthmerstr. Senioren Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Offener Treff, 15 bis 18 Uhr, Altentagesstätte, Hunsrückstraße 11. WIESBADEN

Theater / Konzerte "Theater-Donner" - Festival der Freien Theater Wiesbaden, Nerotal, Talstation der Nerobergbahn: "Harry's Welt", Aufführung der Theatergruppe "Baustelle", 20 Uhr. Filmspiegel Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Batman's Rückkehr (14, 17, 20 Uhr).

Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Basic Instinct (14.15, 17.15, 20.15 Uhr).

Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Der Rasenmäher-Mann (14.30, 17, 19.30 Uhr).

Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Die Hand an der Wiege (13.15, 15.30, 17.45, 20, 22.15 Uhr).

Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Wayne's World (13, 15.30, 18, 20.30 Uhr).

Alpha: Peter Pan (12.45, 14.45 Uhr); Ricochet - Aufprall (16.45, 19.15, 21.45 Uhr).

Beta: Feivel - Der Mauswanderer im Wilden Westen (13, 15 Uhr); The Player (17, 20 Uhr).

Gamma: Eine ausgeflippte Familie (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).

Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Die Liebenden von Pont-Neuf (14, 17, 20 Uhr).

Passage-Programmkino im Westend, Wellritzstraße 49: Aus Mangel an Beweisen (14.30, 17.30, 20.30 Uhr). Ausstellungen Hessische Landesbibliothek, Rheinstraße 55 - 57: "Adolph - Herzog zu Nassau, Großherzog von Luxemburg 1817 - 1905", 9 bis 19 Uhr (bis 31. 10.).

Galerie im Verwaltungsgericht, Mühlgasse 2: "Bilder 1990 bis 1992" von Heide Bechinie, 8 bis 16 Uhr (bis 31. 8.). Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt, Dotzheimer Straße 38-40: Aids-Beratung, 16 bis 18 Uhr.

Aids-Hilfe, Karl-Glässing-Straße 5: Sprechzeiten, 10 bis 14 Uhr, Tel. 30 24 36; Einzelberatung nach Absprache, telefonische Beratung, 20 bis 22 Uhr, Tel. 1 94 11.

Verein Soziale Hilfe, Bismackring 3: Beratungsstelle, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.

Verein Frauen helfen Frauen: Beratungsstelle, 10 bis 13 Uhr, Tel. 06 11 / 5 12 12.

"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 14 bis 17 Uhr, Tel. 80 86 19.

Kinderschutzbund, Schwalbacher Straße 72: "Sorgentelefon für Kinder", Tel. 06 11 / 5 11 22, 17 bis 19 Uhr.

Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.

Pro familia, Langgasse 3: Offene Sprechstunde, Verhütungsmittelberatung, 16 bis 19 Uhr; Schwangerschaftskonfliktberatung nach Absprache, Tel. 37 65 16.

Altenhilfeprojekt St. Elisabeth, Zietenring 18: Vermittlung von Haushaltshilfen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.

Jugend- und Drogenberatung "Oase", Stiftstraße 12: Sprechzeiten, 14 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Absprache, Tel. 52 40 18.

LVA Hessen, Scharnhorststraße 24: Sprechstunde, 8 bis 12 Uhr.

Arbeitsamt, Klarenthaler Straße 34: Sprechstunde der Berufsberatung, dritter Stock, Zimmer 333; Kurzinformation, 8 bis 12.30 und 14 bis 16 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 44 53 56.

Internationaler Bund für Sozialarbeit, Blücherstraße 20: Beratungsstelle für Aussiedler, 9 bis 12 Uhr, Tel. 06 11 / 4 70 29.

Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.

Beratungsstelle zur Berufsorientierung für Ausländerinnen und Ausländer, Rudolf-Dyckerhoff-Straße 3: Sprechzeit, 15 bis 18 Uhr, Tel. 06 11 / 69 40 95.

Blaues Kreuz: Begegnungsgruppe, Räume der Boje-Gemeinde, Dotzheimer Straße 107 (Hinterhaus), 19.30 Uhr.

- ohne Gewähr -

Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden

MAIN-TAUNUS-KREIS

Filmspiegel Bad Soden. Kur-Theater: Wayne's World (20 Uhr).

Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Stop! Oder meine Mami schießt (16, 20.15 Uhr).

Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Batman's Rückkehr (15, 20.15 Uhr).

Kino 2: Feivel - Der Mauswanderer im Wilden Westen (15 Uhr); Basic Instinct (20.15 Uhr).

Kino 3: Wayne's World (15, 20.15 Uhr).

Kelkheim. Kino, Hornauer Straße 102: keine Vorstellung.

Kronberg. Kronberger Lichtspiele, Friedrich-Ebert-Straße 1: keine Vorstellung.Ausstellungen Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Ständige Ausstellung "Historische Fahrzeuge und Mode", 8 bis 18 Uhr; Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.

Hattersheim. Zahnarztpraxis Dr. Herzog, Okriftel, Taunusstraße 6 a: "Kunst in der Praxis", Bilder von Anita Kaleja, zu den Sprechstundenzeiten (bis 31. 7.).

Hofheim. Rathaus, Chinonplatz: Ölbilder von Gudrun Wille-Schäfer, Ölbilder und Federzeichnungen von Georg Hofmann, Foyer, 9 bis 12 und 16 bis 18 Uhr (bis 12. 8.).

Sulzbach. Rathaus, Hauptstraße: "Stop die Müll-Lawine", 9 bis 12 Uhr (bis 7. 8.).

Vorträge / Kurse

Hofheim. DRK, Schmelzweg 5: Kursus "Sofortmaßnahmen am Unfallort", 18 bis 22 Uhr.

Beratung / Selbsthilfe

Bad Soden. Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren, Königsteiner Straße 105: Beratungsstelle für Suchtkranke, 14 bis 21 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 2 30 59.

Eschborn. Guttempler-Gemeinschaft "Zukunft": Hilfe für Suchtkranke, Treffen und Beratung, Bürgerzentrum Niederhöchstadt, In den Weingärten 17, 19 Uhr; telefonische Beratung, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 61 73 / 6 69 99; Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 4 21 84 (Rudolf Mudra).

Hofheim. Frauen helfen Frauen, Zeilsheimer Straße 27 a: Beratung und Hilfe bei praktischen, gesetzlichen und psychosozialen Problemen, 15 bis 18 Uhr; Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 2 42 12.

Jugend- und Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5: Sprechstunde, 14 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.

Caritasverband, Pfarrgasse 4: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren; Sprechstunden, 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.

Eltern- und Jugendberatung, Vincenzstraße 29 a: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.

Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 0 61 92 / 1 11 03, 15 bis 19 Uhr.

DAK, Kirschgartenstraße: Ernährungsberatung, 9.30 bis 12 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 26 (oder jede andere DAK-Geschäftsstelle).

Verbraucherberatung, Hattersheimer Straße 1: Tel. 0 61 92 / 2 24 95, 10 bis 12 Uhr.

Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 16 Uhr.

DRK, Alte Schulstraße 8: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.

DRK-Sozialstation, Alte Schulstraße 8: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen; Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 57, 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.

Anonyme Alkoholiker: Treffen, Gemeindezentrum der evangelischen Paulusgemeinde, Gustav-Adolf-Straße, 19 Uhr, Infos Tel. 0 69 / 5 97 42 74, 18 bis 20 Uhr.

Katholisches Bezirksamt, Kirchplatz 6: Beratung für Kriegsdienstverweigerer, 18 Uhr.

Offene Treffs Hochheim. Mütterzentrum "Mamma mia", Kolpingstraße 2 (Räume der Bonifatius-Gemeinde): Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr. Senioren Bad Soden. Wohnstift Augustinum, Neuenhain, Sodener Waldweg 2: Volksliedersingen, Theaterfoyer, 17 Uhr.

Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Treffen, Café, 10 Uhr; Bastel- und Handarbeitsrunde, Volksbildungsraum, 14 Uhr; Senioren-Singkreis, Tanzraum, 14.30 Uhr; Skatabend, Gewölbekeller, 19 Uhr.

Hochheim. Arbeitsgemeinschaft Hess. Seniorenvertretungen: Sprechstunde, Altenwohnheim, Schwedenstr. 2, 9-12 Uhr.

Hofheim. Seniorenzentr., Hattersheimer Str. 5: Kaffeenachmittag, 14.30 Uhr. Kinder / Jugendliche Eschborn. Kinder-Summertime-Programm: Aufführung des Theaters "Fliegende Kiste", "Hexenzauber", Spielplatz am Bach hinter dem Bürgerzentrum Niederhöchstadt, 15 Uhr.

Hattersheim. Jugendzentrum, Mainzer Landstraße 36: Eiscafé, 16 bis 21 Uhr.

Jugendtreff Eddersheim, Kreuzstraße: Treffen des Videoteams, Keller des Begegnungshauses, 15.30 bis 17.30 Uhr.

Jugendtreff Okriftel, Mainstraße 48: Café, 16 bis 19 Uhr; Sprechstunde mit Thomas Kaiser, 11 Uhr, Tel. 0 61 90 / 48 67. Sonstiges Hattersheim. Sondermüllsammlung, A.- Schweitzer-Schule, Okriftel, 15 bis 18 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE

Ausstellungen Höchst. Café Wunderbar, Antoniterstraße 16, und Café "Cappuccino", Hilligengasse 6: "Aerosol-pattern-project", Bilder von Peter Damm, 10 bis 1 Uhr (bis 13. 9.). Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle, Kurmainzer Straße 1: Beratung für die westlichen Stadtteile, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.

Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE), Gersthofer Straße 4: Jugend- und Suchtberatung, 13 bis 17 Uhr.

Evangelisches Beratungszentrum, Hospitalstraße 48: Psychologische Beratungsstelle, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01, 8.30 bis 12 Uhr.

Pro Familia, Hostatostraße 16: Sexualberatung/Familienplanung, 9 bis 12 Uhr.

Psychosoziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154: Sprechzeiten, 9 bis 15 Uhr, Tel. 30 32 14.

Arbeiterwohlfahrt, Königsteiner Straße 49 H: Sozialberatung, 16.30 bis 18.30 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 69 / 31 87 77.

Anonyme Alkoholiker: Treffen, 20 Uhr, Pfarrheim, Schleifergasse 2.

DRK, Hostatostraße 35: Beratung für hilfesuchende Menschen, 9 bis 11 Uhr.

Höchster Bildungsschuppen, Königsteiner Straße 49: Beratung, 14 bis 17 Uhr, Informationen unter Tel. 31 19 92.

Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7, Tel. 0 69 / 30 30 04.

Sossenheim. Arbeiterwohlfahrt: Ehe-, Familien- und Lebensberatung, 15 bis 17 Uhr, Robert-Dißmann-Straße 6, Tel. 34 77 86. Vereine / Organisationen Zeilsheim. DJK-Sportgemeinschaft: Skatabend Pik 7, 19.30 Uhr, Clubhaus Labbeduddel. WIESBADEN

Theater / Konzerte "Theater-Donner" - Festival der Freien Theater Wiesbaden, Nerotal, Talstation der Nerobergbahn: Theater "Blauhaus" mit "Rosina", 15 Uhr; "Theatercooperation" mit "Niemand zu Hause", 20 Uhr.

Filmspiegel

Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Batman's Rückkehr (14, 17, 20 Uhr).

Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Basic Instinct (14.15, 17.15, 20.15 Uhr).

Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Der Rasenmäher-Mann (14.30, 17, 19.30 Uhr).

Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Die Hand an der Wiege (13.15, 15.30, 17.45, 20, 22.15 Uhr).

Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Wayne's World (13, 15.30, 18, 20.30 Uhr).

Alpha: Peter Pan (12.45, 14.45 Uhr); Ricochet - Aufprall (16.45, 19.15, 21.45 Uhr).

Beta: Feivel - Der Mauswanderer im Wilden Westen (13, 15 Uhr); The Player (17, 20 Uhr).

Gamma: Eine ausgeflippte Familie (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).

Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Die Liebenden von Pont-Neuf (14, 17, 20 Uhr).

Passage-Programmkino im Westend, Wellritzstraße 49: Was Sie immer schon über Sex wissen wollten (15.15, 17.30, 19.45, 22 Uhr).

Ausstellungen

Hessische Landesbibliothek, Rheinstraße 55 - 57: "Adolph - Herzog zu Nassau, Großherzog von Luxemburg 1817 - 1905", 9 bis 19 Uhr (bis 31. 10.).

Galerie im Verwaltungsgericht, Mühlgasse 2: "Bilder 1990 bis 1992" von Heide Bechinie, 8 bis 16 Uhr (bis 31. 8.).

Galerie Erhard Witzel, Kaiser-Friedrich-Ring 63: Bilder von Peter Sehringer, 14 bis 18.30 Uhr (bis 22. 8.).

Beratung / Selbsthilfe

Gesundheitsamt, Dotzheimer Straße 38 - 40: Aids-Beratung/-Test, 14 bis 18 Uhr.

Aids-Hilfe, Karl-Glässing-Straße 5: Sprechzeiten, 10 bis 14 Uhr; persönliche Beratung nach Absprache, Tel. 30 24 36.

Verein Soziale Hilfe, Bismackring 3: Beratungsstelle, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.

"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 10 bis 13 Uhr, Tel. 80 86 19.

Kinderschutzbund, Schwalbacher Straße 72: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 06 11 / 5 11 22, 17 bis 19 Uhr.

Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.

Jugend- und Drogenberatung "Oase", Stiftstraße 12: 9 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Vereinbarung, Tel. 52 40 18.

Elternverein Restrisiko: Sprechstunde der parteiunabhängigen Elterninitiative gegen eine strahlende Zukunft, Kastellstraße 11, Käthe-Kollwitz-Schule (Kellereingang), 10 bis 13 Uhr; Kontakt und Termine für Probenabgaben: Tel. 5 19 12.

Arbeitsamt, Klarenthaler Straße 34: Sprechstunde der Berufsberatung, dritter Stock, Zimmer 333; Kurzinformation, 8 bis 12.30 und 14 bis 16 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 44 53 56.

Pro Familia, Langgasse 3: Offene Jugendsprechstunde zu Fragen der Verhütung, Aids, Freundschaft und Sexualität, 14 bis 17 Uhr.

Internationaler Bund für Sozialarbeit, Blücherstraße 20: Beratungsstelle für Aussiedler, 9 bis 12 Uhr, Tel. 06 11 / 4 70 29.

Mädchentreff, Römerberg 24: Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen mit Problemen, 15 bis 18 Uhr, telefonische Beratung unter Tel. 51 51 8.

Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.

HUjA-Beratungsstelle, Rheinstraße 109: Hilfe und Unterstützung junger Arbeitsloser, 15 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 30 95 71.

Beratungsstelle zur Berufsorientierung für Ausländerinnen und Ausländer, Rudolf-Dyckerhoff-Straße 3: Sprechzeit, 14 bis 17 Uhr, Tel. 06 11 / 69 40 95. Kinder / Jugendliche

Mädchentreff, Römerberg 24: Mädchencafé, 15 bis 18 Uhr. - ohne Gewähr -

Zur Sache: Mütterzentren

Treffs bei Kaffee und Kuchen gehören in jeden Mütterzentrum dazu. Wer vom häuslichen Einerlei genug hat, kann bei allen drei Projekten im Main-Taunus-Kreis einfach mal vorbeischauen: In Hochheim geht das am Montag nachmittag oder dienstags ab 10 Uhr zum Frühstück. In Hofheim treffen sich die Frauen montags zwischen 15 und 17 Uhr zum Klönen, in Hattersheim mittwochs zur gleichen Zeit.

Übrigens sind nicht nur Mütter von Babys und Kleinkindern willkommen: Auch wenn die Kleinen schon größer sind, können Frauen das Angebot der Mütterzentren nutzen.

Informationen über das Kursangebot und andere Aktionen gibt es in Hattersheim unter Tel. 06190 / 74488, in Hofheim unter Tel. 06192 / 76110 und in Hochheim unter Tel. 06146 / 6775. bhe

Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden

MAIN-TAUNUS-KREIS

Filmspiegel Bad Soden. Kur-Theater: Cyrano von Bergerac (20 Uhr).

Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Stop! Oder meine Mami schießt (16, 20.15 Uhr).

Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Batman's Rückkehr (15, 20.15 Uhr).

Kino 2: Feivel - Der Mauswanderer im Wilden Westen (15 Uhr); Basic Instinct (20.15 Uhr).

Kino 3: Wayne's World (15, 20.15 Uhr).

Kelkheim. Kino, Hornauer Straße 102: keine Vorstellung.

Kronberg. Kronberger Lichtspiele, F.- Ebert-Straße 1: keine Vorstellung. Ausstellungen Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Ständige Ausstellung "Historische Fahrzeuge und Mode", 8 bis 18 Uhr; Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.

Hattersheim. Zahnarztpraxis Dr. Herzog, Okriftel, Taunusstraße 6 a: "Kunst in der Praxis", Bilder von Anita Kaleja, zu den Sprechstundenzeiten (bis 31. 7.).

Hofheim. Rathaus, Chinonplatz, Foyer: Ölbilder von Gudrun Wille-Schäfer, Ölbilder und Federzeichnungen von Georg Hofmann, 9 bis 12 Uhr (bis 12. 8.).

Sulzbach. Rathaus, Hauptstraße 11: "Stop die Müll-Lawine", 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr (bis 7. 8.). Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Frauenselbsthilfe nach Krebs, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 37 46.

Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren, Königsteiner Straße 105: Beratungsstelle für Suchtkranke, 8.30 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 2 30 59.

Eppstein. Jugendamt MTK, Sozialer Dienst: Sprechstunde für Kinder, Jugendliche und Eltern, Rathaus II, Rossertstraße 21, 16 bis 18 Uhr.

Eschborn. Freiwillige Suchtkrankenhilfe: Information, Beratung, Selbsthilfegruppe, Niederhöchstadt, Hauptstraße 297, 19 bis 21 Uhr, Tel. 0 61 96 / 4 20 25, 0 61 73 / 48 70 und 0 60 07 / 28 08.

Hattersheim. Frauenberatung in Zusammenarbeit mit dem Frauenbüro, Rathaus, Räume des Ausländerbeirats, 16.30 bis 17.30 Uhr.

Hofheim. Anonyme Alkoholiker: Offenes Treffen, Kreiskrankenhaus, Schwesternwohnheim, Friedensstraße 10, 19.30 bis 21.30 Uhr.

AL-Anon-Familiengruppen: Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5, 19.30 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 69 / 5 97 54 48.

Jugend- und Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5: Sprechstunde, 14 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.

Caritasverband, Pfarrgasse 4: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren; Sprechstunden, 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.

Eltern- und Jugendberatung, Vincenzstraße 29 a: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.

Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 0 61 92 / 1 11 03, 15 bis 19 Uhr.

Kelkheim. Malteser soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und kranke Menschen, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 16 Uhr; Sprechstunde, Bürgerhaus Fischbach, 18 Uhr.

DRK-Sozialstation, Alte Schulstraße 8: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen; Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 57, 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.

Guttempler-Gemeinschaft: Hilfe bei Alkoholproblemen, katholisches Gemeindehaus Fischbach, Kirchgasse 12, 19.30 Uhr. Vereine / Organisationen Hattersheim. Mittwochscafé mit Kinderbetreuung, Grünes Haus am Weiher, Untergärtenweg 1, 15 Uhr.

Kelkheim. Sportgemeinschaft: Sportliches Gehen der Wandergruppe, Treffpunkt Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr.

Kriftel. Tier- und Naturschutz (TUN): Stammtisch, Strawberry Hill, Frankfurter Straße 61, 21.30 Uhr.

Senioren Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Puppen- und Hexenbastelei, Volksbildungsraum, 10 Uhr; Musikgruppe mit der "Altmünster-Senioren-Band", Tanzraum, 14 Uhr.

Kelkheim. St. Dreifaltigkeitsgemeinde Fischbach: Seniorentreffen "Frohes Wiedersehen nach den Ferien", Kirchgasse 12, 15 Uhr.

Schwalbach. Städtischer Seniorenclub: Singkreis mit Renate Uthe, Bürgerhaus, Gruppenraum 1 und 2, 17 Uhr. Kinder / Jugendliche Hattersheim. Stadtbücherei, Alter Posthof, Hauptstraße 48: Vorlesestunde für Kinder ab acht Jahren, "Monster Nummer 13", 15 Uhr.

Jugendzentrum, Mainzer Landstraße 36: Eiscafé, 16 bis 21 Uhr; Stadtrallye, Start: Jugendkeller Eddersheim, Kreuzstraße, 16 Uhr. Sonstiges Hattersheim. Einsammlung von Sondermüll, Parkplatz Stadthalle, 15 bis 18 Uhr.

Hofheim. DRK: Blutspendetermin, Altes Rathaus Diedenbergen, 17 bis 20 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE

Ausstellungen Höchst. Café Wunderbar, Antoniterstraße 16, und Café "Cappuccino", Hilligengasse 6: "Aerosol-pattern-project", Bilder von Peter Damm (Frankfurt), 10 bis 1 Uhr (bis 13. 9.). Beratung / Selbsthilfe Höchst. Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33: Sprechstunden, 14 bis 16.30 Uhr, Tel. 0 69 / 30 30 04.

Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle, Kurmainzer Straße 1: Beratung für die westlichen Stadtteile, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.

Ev. Beratungszentrum, Hospitalstr. 48: Psychologische Beratungsstelle, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01, 8.30-12 Uhr.

Pro Familia: Männerberatungstelefon, 17 bis 20 Uhr, Tel. 44 50 89.

Psychosoziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154: Sprechzeiten, 9 bis 15 Uhr, Tel. 30 32 14.

Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE), Gersthofer Straße 4: Jugend- und Suchtberatung, 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr.

Guttempler: Gesprächsgruppe für Alkoholgefährdete und Angehörige, 19.30 Uhr, AW-Zentrum, Königsteiner Straße 49 H.

Caritas: Sozialdienst für Italiener, 9 bis 12.30 und 14 bis 17 Uhr; für Spanier, 9 bis 12.30 Uhr, Kasinostraße 15.

Caritas: "Sonnenblume", Treff für Alleinerziehende, 17 Uhr, Pfarrheim St. Josef, Schleifergasse 2-4.

Verein zur Unterstützung der Arbeitnehmerjugend: Hilfe für arbeitslose Jugendl., 9-12 und 16-18 Uhr, Kasinostr. 15.

Institut für Legastheniker-Therapie: Telefonische Beratung bei Lese- und Rechtschreibproblemen, 11 bis 12 Uhr, Tel. 0 69 / 31 32 00.

Nied. Selbsthilfegruppe für Drogen- und Medikamentenabhängige: Gemeindehaus, Dürkheimer Straße 35, 20 Uhr.

Zeilsheim. Evangelische Kirchengemeinde Friedenau, Kellerskopfweg 28: Krabbelgruppe, 10 Uhr, Info unter Tel. 0 69 / 36 51 53 (Herr Schenck). Vereine / Organisationen Höchst. Bürgervereinigung Höchster Altstadt: Treff für Bürger mit Infos über Altbausanierung, 16 bis 18 Uhr, Wed 13. Senioren Unterliederbach. Evangelische Kirchengemeinde: Offener Treff, 15 bis 18 Uhr, Altentagesstätte, Hunsrückstraße. Kinder / Jugendliche Sossenheim. Deutscher Panda-Club: Treffen, Albrecht-Dürer-Schule, Riedstraße, 16 Uhr, Tel. 0 69 / 34 32 58 (Kissling).

WIESBADEN

Theater / Konzerte "Theater-Donner" - Festival der Freien Theater Wiesbaden, Nerotal, Talstation der Nerobergbahn: Theater-Workshop, 10 Uhr; Gruppe "Dilemma": "Zaubinellis Zauberzirkus", 15 Uhr; "Hessisch Bayrisches Schauspiel": "Räuber Leichtweis", 20.30 Uhr. Filmspiegel Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Batman's Rückkehr (14, 17, 20 Uhr).

Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Basic Instinct (14.15, 17.15, 20.15 Uhr).

Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Der Rasenmäher-Mann (14.30, 17, 19.30 Uhr).

Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Die Hand an der Wiege (13.15, 15.30, 17.45, 20, 22.15 Uhr).

Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Wayne's World (13, 15.30, 18, 20.30 Uhr).

Alpha: Peter Pan (12.45, 14.45 Uhr); Ricochet - Aufprall (16.45, 19.15, 21.45 Uhr).

Beta: Feivel - Der Mauswanderer im Wilden Westen (13, 15 Uhr); The Player (17, 20 Uhr).

Gamma: Eine ausgeflippte Familie (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).

Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Butterbrot (14, 17, 20 Uhr).

Passage-Programmkino im Westend, Wellritzstraße 49: Ghost (14.30, 17.30, 20.30 Uhr). Ausstellungen Hessische Landesbibliothek, Rheinstraße 55-57: "Adolph - Herzog zu Nassau, Großherzog von Luxemburg 1817-1905", 9 bis 16.30 Uhr (bis 31. 10.).

Galerie im Verwaltungsgericht, Mühlgasse 2: "Bilder 1990 bis 1992" von Heide Bechinie, 8 bis 16 Uhr (bis 31. 8.).

Galerie Erhard Witzel, Kaiser-Friedrich-Ring 63: Bilder von Peter Sehringer, 14 bis 18.30 Uhr (bis 22. 8.).

Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt, Dotzheimer Straße 38-40: Aids-Beratung/-Test, 16 bis 18 Uhr.

Aids-Hilfe, Karl-Glässing-Straße 5: Telefon-Beratung, 20 bis 22 Uhr, Tel. 1 94 11.

Verein Soziale Hilfe, Bismarckring 3: Beratungsstelle, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.

Verein Frauen helfen Frauen: Beratung, 10 bis 13 Uhr, Tel. 06 11 / 5 12 12.

"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 10 bis 13 Uhr, Tel. 80 86 19.

Kinderschutzbund, Schwalbacher Straße 72: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 06 11 / 5 11 22, 17 bis 19 Uhr.

Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.

Altenhilfeprojekt St. Elisabeth, Zietenring 18: Vermittlung von Haushaltshilfen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.

Jugend- und Drogenberatung "Oase", Stiftstraße 12: Sprechzeiten, 13 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Vereinbarung, Tel. 52 40 18.

Arbeitsamt, Klarenthaler Straße 34: Sprechstunde der Berufsberatung, dritter Stock, Zimmer 333; Kurzinformation, 8 bis 12.30 und 14 bis 16 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 44 53 56.

Internationaler Bund für Sozialarbeit, Blücherstraße 20: Beratungsstelle für Aussiedler, 9 bis 12 Uhr, Tel. 06 11 / 4 70 29.

Mädchentreff, Römerberg 24: Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen mit Problemen, 10 bis 12 Uhr, telefonische Beratung unter Tel. 51 51 8.

Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69. Vereine / Organisationen Volkssportverein: Internationale Mittwochswanderung, Start und Ziel: August- Hermann-Francke-Schule, Hollerbornstraße, ab 9 Uhr.

- ohne Gewähr -

Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden

MAIN-TAUNUS-KREIS

Theater / Konzerte Bad Soden. Wohnstift Augustinum, Neuenhain, Sodener Waldweg 2: Tanz und Gesang aus Litauen mit Studierenden der Universität Vilnius, Stiftstheater, 18 Uhr. Filmspiegel Bad Soden. Kur-Theater: Schtonk (20 Uhr).

Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Wayne's World (20.15 Uhr).

Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Otto - Der Liebesfilm (15, 20.15 Uhr).

Kino 2: Wayne's World (15, 20.15 Uhr).

Kino 3: Batman's Rückkehr (15, 20.15 Uhr).

Open-air-Kino im Alten Wasserschloß, Kellereiplatz: Fitzcarraldo (21 Uhr).

Kelkheim. Kino, Hornauer Straße 102: keine Vorstellung.

Kronberg. Kronberger Lichtspiele, Friedrich-Ebert-Straße 1: Die Hand an der Wiege (20.15 Uhr). Ausstellungen Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Ständige Ausstellung "Historische Fahrzeuge und Mode", 8 bis 18 Uhr; Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.

Hattersheim. Zahnarztpraxis Dr. Herzog, Okriftel, Taunusstraße 6 a: "Kunst in der Praxis", Bilder von Anita Kaleja, zu den Sprechstundenzeiten (bis 31. 7.).

Hochheim. Rathaus-Foyer, Burgeffstraße 30: Aquarell-Ausstellung - Arbeiten von Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Aquarellkurses des Volksbildungswerkes unter Leitung von Günter Dix, Eröffnung: 18 Uhr (bis 28. 8.).

Hofheim. Rathaus-Foyer, Chinonplatz: Ölbilder von Gudrun Wille-Schäfer, Ölbilder und Federzeichnungen von Georg Hofmann, 9 bis 12 Uhr (bis 12. 8.).

Sulzbach. Rathaus, Hauptstraße 11: "Stop die Müll-Lawine", 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr (bis 7. 8.). Vorträge / Kurse Kriftel. Malteser-Hilfsdienst: Erste-Hilfe-Kursus, DLRG-Räume, Freibad, 19 Uhr. Parteien / Parlamente Hofheim. SPD Marxheim: "B 519 neu - Auswirkungen auf Marxheim - Was kommt nach der Anhörung?", Vortrag und Diskussion mit dem Hofheimer SPD- Vorsitzenden und Vorsitzenden des Bau- und Planungsausschusses, Wolfgang Winkler, "Kleines Säalchen" des "Marxheimer Bierbrunnens", 19.30 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren, Königsteiner Straße 105: Beratungsstelle für Suchtkranke, 8.30 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 30 59.

Guttempler: Hilfe für suchtkranke Menschen, Einzel- und Gruppengespräche, Kreiskrankenhaus Bad Soden, Zimmer E 703, 19 bis 20 Uhr; Info unter Tel. 0 61 96 / 4 56 73 (Herr Fetscher).

Hattersheim. Anonyme Alkoholiker: Treffen, Erbsengasse 12 (Altmünstermühle), 19.30 bis 21.30 Uhr.

Hochheim. Versorgungsamt Wiesbaden: Sprechtag, Rathaus Hochheim, 14.30 bis 17.30 Uhr.

Hofheim. Frauen helfen Frauen, Zeilsheimer Straße 27 a: Beratung und Hilfe bei praktischen, gesetzlichen und psychosozialen Problemen, 9 bis 12 Uhr; Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 2 42 12.

Jugend- und Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5: Sprechstunde, 14 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.

Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 0 61 92 / 1 11 03, 15 bis 19 Uhr.

Caritasverband, Pfarrgasse 4: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren; Sprechstunden, 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.

Eltern- und Jugendberatung, Vincenzstraße 29 a: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.

Verbraucherberatung, Hattersheimer Straße 1: Tel. 0 61 92 / 2 24 95, 16 bis 18 Uhr.

Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 16 Uhr.

DRK, Alte Schulstraße 8: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.

DRK-Sozialstation, Alte Schulstraße 8: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen; Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 57, 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.

Verein für Bewegungstherapie und Herzsport: Atem- und Bewegungstherapie für Atemwegserkrankte, Stadthalle, kleiner Saal, 20.15 bis 21.30 Uhr, Auskünfte unter Tel. 0 61 95 / 6 46 49. Vereine / Organisationen Kelkheim. DRK: Gymnastik, Stadthalle, kleiner Saal, 14.30 bis 15.30 und 15.45 bis 16.45 Uhr (hintere Eingangstür).

Sportgemeinschaft: Rundwanderung der Wandergruppe, Treffpunkt: Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr.

Senioren Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Arbeiten mit Holz, 10 Uhr; Kaffeeklatsch, Senioren-Café, 14 Uhr.

Hochheim. Seniorenbeirat: Sprechstunde, Altenwohnheim, Schwedenstraße 2, 15 bis 17 Uhr.

Kinder / Jugendliche Flörsheim. "Güterschuppen", Bahnhofstraße: Jugendcafé, 14 bis 19 Uhr.

Hattersheim. Jugendtreff Okriftel, Mainstraße 48: Café, 16 bis 21.30 Uhr; Sprechstunde mit Stadtjugendpfleger Thomas Kaiser, 11 Uhr, Tel. 0 61 90 / 48 67.

Jugendzentrum, Mainzer Landstraße 36: Eiscafé, 16 bis 21 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE

Ausstellungen Höchst. Café Wunderbar, Antoniterstraße 16, und Café "Cappuccino", Hilligengasse 6: "Aerosol-pattern-project", Bilder von Peter Damm (Frankfurt), 10 bis 1 Uhr (bis 13. 9.). Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle, Kurmainzer Straße 1: Beratung für die westlichen Stadtteile, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.

Evangelisches Beratungszentrum, Hospitalstraße 48: Psychologische Beratungsstelle, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01, 8.30 bis 12 Uhr.

Psychosoziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154: Sprechzeiten, 9 bis 15 Uhr, Tel. 30 32 14.

Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE), Gersthofer Straße 4: Jugend- und Suchtberatung, 13 bis 17 Uhr; Selbsthilfe für Alkoholabhängige, 19 bis 21 Uhr.

Pro Familia, Hostatostraße 16: Sexualberatung/Familienplanung, 9 bis 12 und 17 bis 19 Uhr.

Anonyme Alkoholiker: Treff, 19.30 Uhr, Stadtkrankenhaus, Gotenstraße, Hauptgebäude (erster Stock, Raum 1443), weitere Information unter Tel. 0 69 / 5 97 42 74.

Höchster Bildungsschuppen, Königsteiner Straße 49: Beratung, 9 bis 12 Uhr, Info unter Tel. 31 19 92.

Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7, Tel. 0 69 / 30 30 04.

Nied. Guttempler: Beratung, 18.30 Uhr; Gesprächsgruppe, 19 Uhr; Gemeinschaft, 20 Uhr, Christuskirchen-Gemeinde, Oeserstraße 3 a.

Sossenheim. Arbeiterwohlfahrt: Ehe-, Familien- und Lebensberatung, 9 bis 11 Uhr, Robert-Dißmann-Straße 6, Tel. 34 77 86. Vereine / Organisationen Zeilsheim. Kreis für alleinerziehende Mütter / Väter mit Kindern: "Treffpunkt Sonnenblume", katholisches Gemeindezentrum St. Bartholomäus, Alt-Zeilsheim 18 - 20, 16 bis 18 Uhr. WIESBADEN

Theater / Konzerte "Theater-Donner" - Festival der Freien Theater Wiesbaden, Nerotal, Talstation der Nerobergbahn: Theater-Workshop, 10 bis 15 Uhr; Peter Freeman mit "Professor Cratzleigh's Flea Circus", 20 Uhr; "Mime Classico" mit "Outdoor", 22 Uhr. Filmspiegel Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Batman's Rückkehr (14, 17, 20 Uhr).

Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Otto - Der Liebesfilm (13.45, 16, 18.15,20.30, 22.45 Uhr).

Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Der Rasenmäher-Mann (14.30, 17, 19.30 Uhr).

Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Die Hand an der Wiege (13.15, 15.30, 17.45, 20, 22.15 Uhr).

Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Wayne's World (13, 15.30, 18, 20.30 Uhr).

Alpha: Peter Pan (12.45, 14.45 Uhr); Basic Instinct (16.45, 19.30, 22.15 Uhr).

Beta: Feivel - Der Mauswanderer im Wilden Westen (13, 15 Uhr); Das Zeichen (17.15, 19.30, 21.45 Uhr).

Gamma: Edward II (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).

Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Black Robe - Am Fluß der Irokesen (14, 17, 20 Uhr).

Passage-Programmkino im Westend, Wellritzstraße 49: Tod im Spiegel (15, 17.30, 20, 22.30 Uhr). Ausstellungen Hessische Landesbibliothek, Rheinstraße 55 - 57: "Adolph - Herzog zu Nassau, Großherzog von Luxemburg 1817 - 1905", 9 bis 19 Uhr (bis 31. 10.).

Galerie im Verwaltungsgericht, Mühlgasse 2: "Bilder 1990 bis 1992" von Heide Bechinie, 8 bis 16 Uhr (bis 31. 8.).

Galerie Erhard Witzel, Kaiser-Friedrich-Ring 63: Bilder von Peter Sehringer, 14 bis 18.30 Uhr (bis 22. 8.). Informationen Bürgerverband zur Förderung des Schienenverkehrs: Informationen zum Bahn- und Busverkehr, Servicetelefon 0 61 26 / 28 08, 18 bis 20 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt, Dotzheimer Straße 38 - 40: Aids-Beratung/-Test, 11 bis 16 Uhr.

Aids-Hilfe, Karl-Glässing-Straße 5: Sprechzeiten, 10 bis 14 Uhr; persönliche Beratung nach Absprache, Tel. 30 24 36.

Verein Soziale Hilfe, Bismackring 3: Beratungsstelle, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.

"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 10 bis 13 Uhr, Tel. 80 86 19.

Kinderschutzbund, Schwalbacher Straße 72: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 06 11 / 5 11 22, 17 bis 19 Uhr.

Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.

Pro familia, Langgasse 3: Offene Sprechstunde, Verhütungsmittelberatung, 16 bis 19 Uhr; Schwangerschaftskonfliktberatung nach Absprache, Tel. 37 65 16.

Jugend- und Drogenberatung "Oase", Stiftstraße 12: Sprechzeiten, 9 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Vereinbarung, Tel. 52 40 18.

Deutsche Friedensgesellschaft, Marcobrunnerstraße 7: Beratung für Kriegsdienstverweigerer, 19 Uhr, Tel. 4 73 80.

Sprechstunde des Suchtkrankenhelfers für Alkoholgefährdete und Angehörige, Mainz-Kostheim, Linzer Straße 1 (Haus Schwester Brück), 15 bis 17 Uhr.

Selbsthilfegruppe für Alkoholgefährdete, Mainz-Kostheim: Pfarrzentrum Maria- Hilf, Flörsheimer Straße 47, 19.30 Uhr.

Internationaler Bund für Sozialarbeit, Blücherstraße 20: Beratungsstelle für Aussiedler, 9 bis 12 Uhr, Tel. 06 11 / 4 70 29.

Mädchentreff, Römerberg 24: Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen mit Problemen, 16 bis 22 Uhr; telefonische Beratung unter Tel. 51 51 8.

Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.

HUjA-Beratungsstelle, Rheinstraße 109: Hilfe und Unterstützung junger Arbeitsloser, 15 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 30 95 71.

Beratungsstelle zur Berufsorientierung für Ausländerinnen und Ausländer, Rudolf-Dyckerhoff-Straße 3: Sprechzeit, 9 bis 12 und 14 bis 17 Uhr, Tel. 06 11 / 69 40 95. Vereine / Organisationen Evangelische Ringkirchengemeinde, Kaiser-Friedrich-Ring 5: Eltern-Kind- Treff, 10 bis 13 Uhr. Kinder / Jugendliche Mädchentreff, Römerberg 24: Mädchencafé, 16 bis 21 Uhr.

Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden

MAIN-TAUNUS-KREIS

Theater / Konzerte Hattersheim. "Hof-Fest", Eddersheim, Neckarstraße 17: Musik mit Dan Sizemore, 20.30 Uhr. Filmspiegel Bad Soden. Kur-Theater: Schtonk (20 Uhr).

Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Wayne's World (20.15 Uhr).

Open-air-Kino im Jugendzentrum, Mainzer Landstraße 36: The Commitments (19 Uhr).

Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Otto - Der Liebesfilm (15, 20.15 Uhr).

Kino 2: Wayne's World (15, 20.15 Uhr).

Kino 3: Batman's Rückkehr (15, 20.15 Uhr).

Kelkheim. Kino, Hornauer Straße 102: keine Vorstellung.

Kronberg. Kronberger Lichtspiele, Friedrich-Ebert-Straße 1: Die Hand an der Wiege (20.15 Uhr). Ausstellungen Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Ständige Ausstellung "Historische Fahrzeuge und Mode", 8 bis 18 Uhr; Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.

Hattersheim. Zahnarztpraxis Dr. Herzog, Okriftel, Taunusstraße 6 a: "Kunst in der Praxis", Bilder von Anita Kaleja, zu den Sprechstundenzeiten (letzter Tag).

Hochheim. Rathaus-Foyer, Burgeffstraße 30: Aquarell-Ausstellung - Arbeiten von Teilnehmerinnen und Teilnehmern des VBW-Aquarellkurses von Günter Dix, 8.30 bis 12 Uhr (bis 28. 8.).

Hofheim. Rathaus-Foyer, Chinonplatz: Ölbilder von Gudrun Wille-Schäfer, Ölbilder und Federzeichnungen von Georg Hofmann, 9 bis 12 Uhr (bis 12. 8.).

Sulzbach. Rathaus, Hauptstraße: "Stop die Müll-Lawine", 9 bis 12 Uhr (bis 7. 8.).

Beratung / Selbsthilfe

Bad Soden. Frauenselbsthilfe nach Krebs: Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 37 46.

Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren, Königsteiner Straße 105: Beratungsstelle für Suchtkranke, 8.30 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 30 59.

Hofheim. Frauen helfen Frauen, Zeilsheimer Straße 27 a: Beratung und Hilfe bei praktischen, gesetzlichen und psychosozialen Problemen, 9 bis 12 Uhr; Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 2 42 12.

Jugend- und Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5: Sprechstunde, 14 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.

Caritasverband, Pfarrgasse 4: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren; Sprechstunden, 8 bis 12 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.

Eltern- und Jugendberatung, Vincenzstraße 29 a: 9 bis 12 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.

Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 0 61 92 / 1 11 03, 15 bis 19 Uhr.

Verbraucherberatung, Hattersheimer Straße 1: Tel. 0 61 92 / 2 24 95, 10 bis 12 Uhr.

Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 17 Uhr.

DRK, Alte Schulstraße 8: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.

DRK-Sozialstation, Alte Schulstraße 8: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen; Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 57, 8 bis 12 und 14 bis 15.30 Uhr.

Senioren Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Musikgruppe "Altmünster-Senioren-Band", Tanzraum, 10 Uhr; Café, 15 bis 18 Uhr.

Hochheim. Arbeitsgemeinschaft Hessischer Seniorenvertretungen: Sprechstunde, Altenwohnheim, Schwedenstraße 2, 9 bis 12 Uhr.

Schwalbach. Städtischer Seniorenclub: Wunschkonzert mit Dieter Otto, Seniorenwohnanlage, Marktplatz 46 a, 15 Uhr; Tanzmusik und Evergreens, Jugendhaus, Schulstraße 7, 15 Uhr.

Kinder / Jugendliche

Hattersheim. Begegnungshaus Eddersheim, Kreuzstraße: Discotime, Jugendraum (Keller), 18 bis 21.30 Uhr.

Stadtbücherei "Am Markt": Bilderbuchkino für Kinder ab vier Jahren: "Das wäschefressende Haustier", 15 Uhr.

Hofheim. Stadtbücherei, Elisabethenstraße 3: Spielenachmittag für Kinder ab vier Jahren, 15 Uhr.

Sonstiges

Bad Soden. Neuenhainer Kerb, Festplatz, ganztägig.

Flörsheim. Wickerer Weinfest, alter Ortskern, Eröffnung: 18 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE

Ausstellungen Höchst. Café Wunderbar, Antoniterstraße 16, und Café "Cappuccino", Hilligengasse 6: "Aerosol-pattern-project", Bilder von Peter Damm (Frankfurt), 10 bis 1 Uhr (bis 13. 9.).

Beratung / Selbsthilfe

Höchst. Kinder-Jugend-Eltern-Beratungsstelle, Kurmainzer Straße 1: Beratung für die westlichen Stadtteile, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.

Evangelisches Beratungszentrum, Hospitalstraße 48: Psychologische Beratungsstelle, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01, 8.30 bis 12 Uhr.

Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE), Gersthofer Straße 4: Jugend- und Suchtberatung, 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr.

Pro Familia, Hostatostraße 16: Sexualberatung/Familienplanung, 9 bis 12 Uhr.

Psychosoziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154: Offener Treff, 14 bis 17 Uhr, Tel. 30 32 14.

Caritasverband: Sozialdienst für Italiener, 9 bis 12.30 und 14 bis 17 Uhr; für Spanier, 9 bis 12.30 Uhr, Kasinostraße 16.

Arbeiterwohlfahrt, Königsteiner Straße 49 H: Sozialberatung, 15 bis 18 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 69 / 31 87 77.

Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7, Tel. 0 69 / 30 30 04.

Vereine / Organisationen

Nied. Schachclub König Nied: Spielabend, 20 Uhr, Haus Nied, Luthmerstraße.

Zeilsheim. Skatclub "Froschkönige": Spielabend, Sportlerheim, Lenzenbergstraße 24, 19 Uhr.

Kinder / Jugendliche

Höchst. Schachclub 1910 Höchst: Juniorschach, Johannesallee 39 (Eingang im Hof), 18 bis 20 Uhr.

JuZ, Café Libertad, Palleskestraße 2: Englisches Sprachcafé "Tea time" für Jugendliche ab 13 Jahren, 15 bis 18 Uhr.

Unterliederbach. Jugendcafé Pinguin: 18 bis 23 Uhr, Hunsrückstraße 11.

WIESBADEN

Theater / Konzerte "Theater-Donner" - Festival der Freien Theater Wiesbaden, Nerotal, Talstation der Nerobergbahn: Theater-Workshop, 10 Uhr; "Theater Blauhaus" mit "Déjà vu - ein groteskes Drama", 20 Uhr; "Second Hand Theater" mit "Zur Zeit", 22 Uhr.

Komödie am Park, Wilhelmstraße 36: Sommertheater "Total verrückt", Komödie von Sascha Guitry, 20.15 Uhr. Filmspiegel Wiesbadener Open-air-Filmnächte: Reisinger-Anlagen, Hauptbahnhof, 22 Uhr.

Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Batman's Rückkehr (14, 17, 20, 23 Uhr).

Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Otto - Der Liebesfilm (13.45, 16, 18.15, 20.30, 22.45 Uhr).

Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Der Rasenmäher-Mann (14.30, 17, 19.30, 22 Uhr).

Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Die Hand an der Wiege (13.15, 15.30, 17.45, 20, 22.15 Uhr).

Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Wayne's World (13, 15.30, 18, 20.30, 22.45 Uhr).

Alpha: Peter Pan (12.45, 14.45 Uhr); Basic Instinct (16.45, 19.30, 22.15 Uhr).

Beta: Feivel - Der Mauswanderer im Wilden Westen (13, 15 Uhr); Das Zeichen (17.15, 19.30, 21.45 Uhr).

Gamma: Edward II (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).

Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Black Robe - Am Fluß der Irokesen (14, 17, 20, 22.45 Uhr).

Passage-Programmkino im Westend, Wellritzstraße 49: In einem Land vor unserer Zeit (13.30, 15.15 Uhr); Leningrad Cowboys go America (17.30, 19.45, 22 Uhr).

Ausstellungen Rathaus-Galerie, Schloßplatz: Bilder von Christa Moering, Eröffnung: 18 Uhr (bis 30. 8.).

Hessische Landesbibliothek, Rheinstraße 55 - 57: "Adolph - Herzog zu Nassau, Großherzog von Luxemburg 1817 - 1905", 9 bis 16.30 Uhr (bis 31. 10.).

Galerie im Verwaltungsgericht, Mühlgasse 2: "Bilder 1990 bis 1992" von Heide Bechinie, 8 bis 13 Uhr (bis 31. 8.).

Galerie Erhard Witzel, Kaiser-Friedrich-Ring 63: Bilder von Peter Sehringer, 14 bis 18.30 Uhr (bis 22. 8.). Beratung / Selbsthilfe Aids-Hilfe, Karl-Glässing-Straße 5: Sprechzeiten, 10 bis 14 Uhr, Tel. 30 24 36; Einzelberatung nach Absprache, telefonische Beratung, 20 bis 22 Uhr, Tel. 1 94 11.

Verein Soziale Hilfe, Bismackring 3: Beratungsstelle, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.

Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.

Altenhilfeprojekt St. Elisabeth, Zietenring 18: Vermittlung von Haushaltshilfen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.

Jugend- und Drogenberatung "Oase", Stiftstraße 12: 9 bis 15 Uhr, persönliche Beratung nach Absprache, Tel. 52 40 18.

LVA Hessen, Scharnhorststraße 24: Sprechstunde, 8 bis 12 Uhr.

Arbeitsamt, Klarenthaler Straße 34: Sprechstunde der Berufsberatung, dritter Stock, Zimmer 333; Kurzinformation, 8 bis 12.30 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 44 53 56.

Kinderschutzbund, Schwalbacher Straße 72: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 06 11 / 5 11 22, 17 bis 19 Uhr.

Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.

- ohne Gewähr -

Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden

MAIN-TAUNUS-KREIS

Samstag

Theater / Konzerte Bad Soden. Reihe "Jazz am Heimatmuseum": "La Vida New Orleans Jazz Band", Zum Quellenpark, 11 Uhr. Parteien / Parlamente Hofheim. SPD Hofheim-Nord: Sommerfest, Homburger Straße, 10 Uhr. Vereine / Organisationen Hattersheim. Carneval-Club Mainperle: Sommerfest, Haus der Vereine Okriftel, 15 Uhr.

FC Germania Okriftel: "Germania- Treff", Sportplatz Okriftel, 16 Uhr.

Hofheim. Flugmodellclub Lorsbach: Modellflugtag, "Am Staufen", 14 Uhr.

Kleintierzuchtverein Marxheim: Sommerfest, Kleintierzuchtfarm, Kassernstraße, 17 Uhr.

Freiwillige Feuerwehr: Grillfest, Feuerwache Hofheim, Elisabethenstraße, 18 Uhr.

Kelkheim. Sportgemeinschaft: Wandergruppe, sportliches Gehen, Treffpunkt: Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr.

Kleintierzuchtverein H 278 "Fischbachtal": 17. Geflügel- und Kaninchenschau, Rathausplatz Fischbach, 16 Uhr.

Kleingärtnerverein Wallau: Gartenfest, Vereinsgelände, Am Nachtschatten, 16 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Eschborn. Anonyme Spieler: Selbsthilfegruppe für zwanghafte Spieler, Treffen, Niederhöchstadt, Hauptstraße 297, 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 73 / 6 15 75. offene Treffs Hattersheim. "Treffpunkt", Grünes Haus am Weiher, Untergärtenweg 1: Spielkreis für Alleinerziehende, 15-17 h.

Senioren Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Senioren- Sommerfest, Hof, 14 Uhr. Sonstiges Bad Soden. Neuenhainer Kerb, Festplatz, ganztägig.

Flörsheim. Wickerer Weinfest, alter Ortskern, ganztägig.

Hattersheim. Flohmarkt, Marktplatz Hattersheim, 8 Uhr.

Kelkheim. STEG: Straßenfest "20 Jahre STEG Kelkheim" mit Live-Musik und Pantomimentheater, Neue Stadtmitte, Frankenallee, ab 10 Uhr. Sonntag

Theater / Konzerte Hattersheim. Reihe "Open Ohr Selection": Rhythm & Blues mit "Supercharge" und "Free Judgement", Haus der Vereine, Okriftel, Johann-Sebastian-Bach-Straße, 20 Uhr.

Hofheim. KreisStadtSommer: Konzert des bretonischen Spielmannszugs "Cap Caval", Altes Wasserschloß, 11 Uhr. Vereine / Organisationen Flörsheim. GRKW-Naturschutzhaus, Frankfurter Straße 74: offener Sonntag, 10 bis 16 Uhr; naturkundliche Führung, 9 Uhr; Naturerlebnisspaziergang, 10 bis 12 Uhr.

Hattersheim. Verband der Heimkehrer: Frühschoppen, katholisches Pfarrheim St. Barbara, 10 Uhr.

Radfahrerclub Wanderlust: Radwandertreff, Treffpunkt: Radfahrerhalle Okriftel, 10 Uhr.

FC Germania Okriftel: "Germania- Treff", Sportplatz Okriftel, 10 Uhr.

Hochheim. Chorgemeinschaft "Fidelio": Tanzcafé, Kälberplatz, Rathausstraße, 15 Uhr.

Hofheim. Montessori-Verein, Schloßstraße 95: Feier zum einjährigen Bestehen, 14 Uhr.

Kelkheim. Kleintierzuchtverein H 278 "Fischbachtal": 17. Geflügel- und Kaninchenschau, Rathausplatz Fischbach, 10 Uhr.

Taunusklub Münster: Rucksackwanderung zum Fuchstanz, Treffpunkt: Kirchplatz Münster, 9 Uhr; Wanderung zur Königsteiner Burg, Abfahrt: Bahnhof Münster, 9 Uhr. Sonstiges Bad Soden. Neuenhainer Kerb, Festplatz, ganztägig.

Flörsheim. Wickerer Weinfest, alter Ortskern, ganztägig. Filmspiegel

Wochenende Bad Soden. Kur-Theater: Schtonk (Sa., So.: 20 Uhr).

Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Wayne's World (Sa., So.: 16, 20.15 Uhr).

Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Otto - Der Liebesfilm (Sa., So.: 15, 17.30, 20.15 Uhr).

Kino 2: Wayne's World (Sa., So.: 15, 17.30, 20.15 Uhr).

Kino 3: Batmans Rückkehr (Sa., So.: 15, 17.30, 20.15 Uhr).

Kelkheim. Kino, Hornauer Straße 102: keine Vorstellung.

Katholisches Pfarrzentrum St. Dionysius Münster, Am Kirchplatz 11: "Der verwunschene Prinz" und "Außer du dir selbst" (20 Uhr).

Kronberg. Kronberger Lichtspiele, Friedrich-Ebert-Straße 1: Die Hand an der Wiege (Sa., So.: 20.15 Uhr; So.: 17.30 Uhr); Basic Instinct (Sa.: 22.30 Uhr). Ausstellungen Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Ständige Ausstellung "Historische Fahrzeuge und Mode", Sa., So.: 10 bis 18 Uhr; Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.

Hattersheim. Haus der Vereine, Okriftel: "Drei Gemeinden - Eine Stadt", zu den normalen Öffnungszeiten (bis 22. 8.).

Hochheim. Rathausfoyer, Burgeffstraße 30: Aquarell-Ausstellung - Arbeiten von Teilnehmerinnen und Teilnehmern des VBW-Aquarellkurses von Günter Dix, Sa., So.: 8.30 bis 12 Uhr (bis 28. 8.).

Hofheim. Rathausfoyer, Chinonplatz: Ölbilder von Gudrun Wille-Schäfer, Ölbilder/Federzeichnungen von Georg Hofmann, Sa., So.: 11 bis 18 Uhr (bis 12. 8.).

Altes Rathaus Diedenbergen: "Küche und Haushalt im ländlichen Diedenbergen vor 60 Jahren", So.: 15 bis 17 Uhr.

Tischler-Innung Main-Taunus: Ausstellung von Gesellenstücken und Arbeitsproben der Schüler des Berufsgrundbildungsjahres Holz, Stadthalle.

Kelkheim. STEG: "20 Jahre Städtebauliche Entwicklungsgesellschaft", Neue Stadtmitte, Frankenallee, Eröffnung: Sa.: 11 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE

Samstag

Parteien / Parlamente Höchst. SPD-Frühstückstreff, SPD-Laden, Bolongarostraße 166, 10 bis 13 Uhr.

Sossenheim. CDU-Stadtbezirksverband: Faulbrunnenfest, Parkplatz Alt- Sossenheim/Wiesenfeldstraße, 14 bis 19 Uhr. Ausstellungen

Wochenende Höchst. Café Wunderbar, Antoniterstraße 16, und Café "Cappuccino", Hilligengasse 6: "Aerosol-pattern-project", Bilder von Peter Damm (Frankfurt), 10 bis 1 Uhr (bis 13. 9.). WIESBADEN

Samstag

Theater / Konzerte Komödie am Park, Wilhelmstraße 36: Sommertheater: "Total verrückt", Kommödie von Sascha Guitry, 20.15 Uhr.

"Theater-Donner" - Festival der Freien Theater Wiesbaden, Nerotal, Talstation der Nerobergbahn: "Theater Blauhaus" mit "Hugo und das Hamsterhaus", 10 Uhr; "Dilemma" mit "Irgendwie blöd", 20 Uhr; "Velvets Schwarzes Theater" mit "Der Zauberlehrling", 22 Uhr. Sonstiges Dotzheimer Kerb, Dotzheim, ganztägig.

Feldsträßer Kerb, Bergkirchenviertel, ganztägig.

Kurbetriebe: Stadtrundgang "Wiesbaden erleben zu Fuß", Treffpunkt: Theaterkolonnade, 15 Uhr.

Jagdschloß Platte an der B 417: Große Dance-Floor-Party, 21 Uhr. Sonntag "Theater-Donner" - Festival der Freien Theater Wiesbaden, Nerotal, Talstation der Nerobergbahn: "Baustelle" mit "Was wäre, wenn . . . ", 11 Uhr; "Spektactulum" mit "Es ist alles eine Frage von Raum und Geld", 17 Uhr; "O.S.M. Tanztheater" mit "Legal System", 21 Uhr.

Kurpark: Jazzfrühschoppen mit "Sunday Jazz Sextett", 11 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Jugend- und Drogenberatung "Oase", Stiftstraße 12: Treffen der "Selbsthilfegruppe Anonyme Spieler", 17 bis 20 Uhr; Tel. 0 61 73 / 6 15 75. Sonstiges Dotzheimer Kerb, Dotzheim, ganztägig.

Feldsträßer Kerb, Bergkirchenviertel, ganztägig. Filmspiegel

Wochenende Wiesbadener Open-air-Filmnächte, Reisinger-Anlagen, Nähe Hauptbahnhof: Madame Dubarry (Sa.: 22 Uhr).

Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Batmans Rückkehr (Sa., So.: 14, 17, 20 Uhr; Sa.: 23 Uhr).

Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Otto - Der Liebesfilm (Sa., So.: 13.45, 16, 18.15, 20.30, 20.45 Uhr).

Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Der Rasenmäher-Mann (Sa., So.: 14.30, 17, 19.30 Uhr; Sa.: 22 Uhr).

Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Die Hand an der Wiege (Sa., So.: 13.15, 17.45, 20, 22.15 Uhr; So.: 15.30 Uhr; Steinzeit Junior (Sa.: 15.30 Uhr).

Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Wayne's World (Sa., So.: 13, 15.30, 18, 20.30 Uhr; Sa.: 22.45 Uhr).

Alpha: Peter Pan (Sa., So.: 12.45, 14.45 Uhr); Basic Instinct (Sa., So.: 16.45, 19.30, 22.15 Uhr).

Beta: Feivel - Der Mauswanderer im Wilden Westen (Sa., So.: 13, 15 Uhr); Das Zeichen (Sa., So.: 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).

Gamma: Edward II (Sa., So.: 12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).

Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Black Robe - Am Fluß der Irokesen (Sa., So.: 14, 17, 20 Uhr; Sa.: 22.45 Uhr).

Passage-Programmkino im Westend, Wellritzstraße 49: In einem Land vor unserer Zeit (Sa., So.: 13.30, 15.15 Uhr); Der Club der toten Dichter (Sa.: 17, 20, 23 Uhr); Hook (So.: 17.15, 20.30 Uhr). Ausstellungen

Wochenende Rathaus-Galerie, Schloßplatz: Bilder von Christa Moering, Sa., So.: 10 bis 17 Uhr (bis 30. 8.).

Hessische Landesbibliothek, Rheinstraße 55 - 57: "Adolph - Herzog zu Nassau, Großherzog von Luxemburg 1817 - 1905", Sa.: 9 bis 12.30 Uhr (bis 31. 10.).

Galerie Erhard Witzel, Kaiser-Friedrich-Ring 63: Bilder von Peter Sehringer, Sa.: 11 bis 14 Uhr (bis 22. 8.).

Stadtbibliothek, Neugasse: "Polnische Literatur", Buchausstellung, Sa.: 10 bis 13 Uhr (bis 31. 8.).

Schloßpark Biebrich: Ausstellung "Erfahrungswelt zur Entfaltung der Sinne" von Hugo Kükelhaus, ganztägig (bis 11. 10.); "Atemwege" - Solokonzert von Markus Eichenberger, 18.30 Uhr.

Kurhaus: Kunstausstellung des Wiesbadener Künstlerkreises, zu den normalen Öffnungszeiten (bis 16. 8.).

- ohne Gewähr -

Luftverschmutzung

Luftbelastungswerte vom 31. Juli in Milligramm je Kubikmeter

Stoffe und Grenzwerte*

WI-Mitte WI-Süd

SO2 0,02 (0,04) 0,02 (0,02)

NO2 0,10 (0,11) 0,06 (0,04)

Staub 0,05 (0,06) 0,04 (0,02)

O3 0,04 (0,11) 0,05 (0,15)

(in Klammern Wert vom Vortag)

Hier veröffentlichen wir täglich, wie stark die Wiesbadener Luft verschmutzt ist. Die Werte werden an zwei Meßstellen der Hessischen Landesanstalt für Umwelt (HLfU) im gesamten Stadtgebiet gemessen.

SO2 steht für Schwefeldioxid, NO2 für Stickstoffdioxid. Diese beiden Substanzen und Staub werden zwischen 9 und 12 Uhr gemessen und als Drei- Stunden-Mittelwert angegeben.

SO2 und NO2 sind wesentlich am sauren Regen beteiligt, NO2 ist außerdem Vorläufersubstanz für bodennahes Ozon (Sommersmog). Staub ist nicht nur wegen allergischer Reaktionen riskant; an den feinen Partikeln können weitere Schadstoffe, etwa Dioxine, anhaften.

O3 steht für Ozon. Es wird in der Zeit zwischen 10 und 12 Uhr gemessen und als Zwei-Stunden-Mittelwert angegeben. Der Grenzwert für Staub beträgt nach einer Richtlinie des Verbandes Deutscher Ingenieure (VDI) 0, 45 Milligramm.

(Alle Angaben ohne Gewähr)

Bei den starken Bavaren von Goldbach übt sie den Schultersieg gegen den Chauvinismus Michaela Platz - "Einbrecherin" in eine Männerdomäne Die Großostheimerin sucht die sportliche Herausforderung beim Ringen / Ringer-WM in Frankreich ist ihr großes Ziel

Wer soll da noch den Durchblick haben. Vier zappelnde Arme, vier zappelnde Beine sowie zwei sich windende Körper im ständigen Stellungswechsel. Zweifellos liegen da zwei Menschen auf der Matte. Aber welcher Arm zu welchem Bein gehört und an welchen Körper die Extremitäten angewachsen sind, ist auf die Schnelle kaum zu entscheiden. Diese Verknotung ist keine "Live-Performance", keine neomoderne Kunst, sondern ein Affront gegen die antike Sportkultur.

So hatten sich die Griechen und Römer das nicht gedacht. Zur Auflösung des obigen Körpersalates: Ringertraining im Freistil im Aschaffenburger Olympiastützpunkt vor gut zwei Wochen. Barcelona-Fahrer Jürgen Scheibe (57-Kilo-Klasse) liegt im Clinch mit Michaela Platz (unser Bild). Richtig: Michaela. Diese resolute Frau ist eine Einbrecherin, eingebrochen in eine absolute sportliche Männerdomäne: Ringen. Eine Bastion kippt. Und daß die 24jährige mit Jürgen Scheibe in dessen Vorbereitungsphase auf Olympia trainierte, weist ihre sportliche Qualifikation aus. Weniger ihr Titel. Deutsche Meisterin in der 57-Kilo-Klasse Freistil bei den Deutschen Meisterschaften der Frauen in Freiburg wurde sie unlängst. Aber: ohne Mühe, weil ohne große Konkurrenz. Nur etwa 200 Frauen betreiben mehr oder weniger ernsthaft in Deutschland diesen Sport.

Angefangen hat die Frankfurterin vor zwei Jahren mit dem Ringen. Allerdings sportlich vorbelastet. Im Judo brachte sie es zur hessischen und südwestdeutschen Meisterschaft. Internationale Meriten blieben ihr versagt. Zu wenig für die ehrgeizige junge Frau. Ergo: Mattenwechsel. Beim Verein Frankonia Großostheim in der Nähe von Aschaffenburg machte sie erste Erfahrungen im Ringen. Dort gab es einige Frauen, die aktiv waren. Eine kurze sportliche Episode, denn die zu geringe Leistungsdichte war wenig förderlich.

Ihre beruflichen Kontakte als Mitarbeiterin des Olympiastützpunktes Frankfurt öffneten ihr dann neue Perspektiven. Mittlerweile trainiert sie viermal wöchentlich am Olympiastützpunkt der Ringer in Aschaffenburg-Damm unter der Leitung von Gerhard Weisenberger. Der Freistiltrainer des hessischen Ringerverbandes und Coach des Mannschaftsmeisters Bavaria Goldbach, blickt verdrießlich. Gar mürrisch. Michaela? Ist akzeptiert, macht alles mit, der Scheibe "spielt" mit ihr. Frauenringen überhaupt? Abwarten, steckt in den Kinderschuhen. Fazit: Michaela Platz stört niemanden.

Jetzt stelle Mann sich aber vor, da dringt eine Frau in eine Kasernensituation ein. Die Folge: hormonelle Irritationen: Sprüche wie "mit dir würde ich gern was anderes machen" oder "dich leg ich gern aufs Kreuz" hat Michaela Platz inzwischen verziehen. "Die Jungs haben sich an mich mittlerweile gewöhnt", sagt sie. Skepsis ist vergänglich.

Auch beim Bundestrainer Freistil, Wolfgang Nitschke. Er hatte Michaela Platz zusammen mit der Bambergerin Sandra Schrenker (61-Kilo-Klasse) zu einem Lehrgang mit 35 Kader-Ringern nach Zinnowitz eingeladen. Während dort Mike Bullmann, Alexander Leipold, Mario Büttner oder die Yildiz-Brüder Rifat und Fuat sich letzten Olympia-Schliff erschwitzten, haben die beiden Frauen ein etwas weiter entferntes sportliches Ziel im Visier: Die Ringer-Weltmeisterschaften der Frauen vom 4. bis 5. September in Frankreich. Gegen renommierte Gegnerinnen aus Frankreich und Skandinavien soll dort die erste deutsche Medaille im Frauenringen erstritten werden. Lehrgänge sind also kostbar. Solche Unterstützung des Deutschen Ringer-Bundes (DRB) soll intensiviert werden. So hat der Vizepräsident des Verbandes, Helmut Pauli, ein Frauenreferat angekündigt, bei dem Michaela Platz mitarbeiten soll. Das wäre zwar noch kein Schultersieg gegen chauvinistische Tendenzen im Verband, aber ein "Überwurf". Den hat Jürgen Scheibe schon mehr als einmal erlitten. STEFAN EULER

Kuba - ein Entwicklungsland wird ausgehungert

In dem Artikel "Du solltest Dich Judas nennen" (FR vom 16. 7. 1992) berichten Sie, daß der bekannte Revolutionär Jesus Diaz auf einer Diskussionsveranstaltung in Zürich (ausgerechnet) gesagt habe, politische und ökonomische Fehler der kubanischen Regierung gefährdeten die "schon zum Wahrzeichen gewordenen Errungenschaften der Revolution". Und vor dem selben Publikum, am selben Ort bezeichnet er die ureigene Parole der Befreiungskämpfe "Sozialismus oder Tod" als erbärmlich - die Parole, deren tödliche Wahrheit die Menschen in den Hinterhöfen der USA täglich, stündlich am eigenen Leib erfahren.

Stünde es diesem "Revolutionär" nicht besser an, sich in Zürich hinzustellen und vor aller Welt die Politik der USA und ihrer Gleichgesinnten in der westlichen Welt anzuklagen, weil sie Kuba, ein Entwicklungsland, aushungern, vernichten wollen - und wohl auch werden? Wäre es nicht in dieser außergewöhnlichen Situation die Pflicht eines Patrioten und Sozialisten, vielmehr die ganze Welt aufzufordern, Kuba gerade jetzt zu helfen, zu überleben und die Blockade zu beenden, die ja genau das zerstört, was der Bevölkerung ein menschenwürdiges Leben, die Teilnahme an der Kultur und ein friedliches Zusammenleben mit allen Menschen erst ermöglicht? "Sozialismus oder Tod" - genau.

Statt dessen fordert Jesus Diaz eine andere Entwicklung (welche, nennt die FR nicht) und spricht der kubanischen Regierung ihren "vollen Verstand" ab. Soll sich Kuba vielleicht öffnen, dahin, von wo erklärtermaßen das Ende des Sozialismus, das Ende der Errungenschaften der Revolution herüberdrohen, zum Beispiel durch den IWF?

Wie sollen denn die dem ganzen kubanischen Volk verantwortlichen Politiker darauf reagieren? Vielleicht herrscht angesichts der Bedrohung, die den Menschen wohl nur Schlimmeres bringen kann, ja wirklich bedauerlicherweise "Bunkermentalität"? Wer ist dafür verantwortlich zu machen?

Allen "wohlwollenden" Kritikern Kubas sei's zugerufen: Beendet das Aushungern Kubas (siehe dazu FR vom 3. 3. 1992 "Deutsche Milch - nicht für Kubas Kinder?"), laßt die KubanerInnen ihren eigenen Weg gehen - und danach regt euch über die "auf den Hund gekommene" kubanische Moral und Ethik auf.

Dorit Wolf, Ludwigshafen

Alles Bummelanten?

Mit Gebühren sollen nun also Längerstudierende von der Hamburger Uni vertrieben werden (FR vom 15. 7. 1992 "Bummelstudenten sollen zahlen"). Daß sie wohl noch länger brauchen werden, wenn sie nun auch noch für hohe Gebühren jobben müssen, hat die Hamburger Wissenschaftsbehörde offensichtlich nicht bedacht. 22 600 von 60 000 Studenten der Hamburger Uni studieren länger als 13 Semester.

Können ein Drittel aller Studierenden "Bummelanten" sein?

Miserable Studienbedingungen und schlechte Aussichten auf dem Arbeitsmarkt verlängern gegenwärtig das Studium. Längerstudierende sollen also wieder mal als Sündenböcke für die längst überfällige Hochschulreform herhalten und den Blick vom tatsächlichen Problem "Arbeitslosigkeit" ablenken.

Die wahren Bummelanten sitzen in der Hamburger Wissenschaftsbehörde. Verantwortung tragen aber auch alle, die die Lage auf dem Arbeitsmarkt verbessern können. Unter guten Studienbedingungen und in Erwartung eines adäquaten Arbeitsplatzes studiert kein Student und keine Studentin länger als irgend nötig.

Wo vom "Bummelstudenten" die Rede ist, will sich jemand das Leben leicht machen und sich seiner Verantwortung entledigen. Keiner sollte dieses Gerede mitmachen - auch die FR nicht.

Stefan Heinze (stud. theol.), Göttingen

Erschreckt und deprimiert

Erschreckt und deprimiert hat mich die Äußerung des Parlamentarischen Geschäftsführers der CDU/CSU, Rüttgers, daß wegen der Haltung der SPD in der Frage des Einsatzes der Bundeswehr in der Adria diese für den Tod von Tausenden unschuldiger Menschen verantwortlich sei (FR vom 20. 7. 1992: "Druck auf SPD wegen Adria-Einsatzes").

Das ist die Linie der Konservativen seit eh und je: Verunglimpfung des Andersdenkenden und auf Sonntagsreden eine faire demokratische Auseinandersetzung einfordern. Das ist die Partei, die es nicht ertragen kann, wenn Trillerpfeifen die Musik einer Blaskapelle stören, die aber unfähig ist, eine ernste Debatte mit Würde zu führen.

Zum Glück gibt es die Debatte in der SPD, zum Glück unterscheidet sich hier eine Partei von den anderen, indem sie sich bemüht, nicht auf dem Niveau des Stammtisches und auf dem Niveau Wilhelm II zu diskutieren.

Herrn Rüttgers' Äußerungen können sehr wohl dazu beitragen, den inneren Frieden dieser Republik zu stören, denn es ist egal, ob ich mit Worten oder mit den Fäusten Gewalt anwende.

Man mag von der SPD halten was man will, aber es steht fest, daß diese Partei niemals eine Politik betrieben hat, an deren Ende unübersehbare Friedhöfe standen, auf denen dann im Frieden mehr oder weniger kitschige Staatsveranstaltungen abgehalten werden.

Gerhard Burmester, Lübeck

Die Besorgnis geteilt

Die "Werbetrommel" zu rühren, sei es für ein Produkt oder eine Institution, ist ubiquitäre und legitime Praxis in einer wettbewerbsorientierten Gesellschaft. Mit den Aufgaben von Studienberatung hat das freilich nichts zu tun, stünde vielmehr in eklatantem Widerspruch zu ihrem professionellen Selbstverständnis als einer Einrichtung, die primär die Bedürfnisse ihrer Klientel in den Mittelpunkt ihrer Dienstleistung stellt. Hierüber besteht Konsens auch in Marburg, auf allen Ebenen der Universitätshierarchie.

Insofern kann keine Rede davon sein, daß die Zentrale Studienberatung der Philipps-Universität zu irgendeinem Zeitpunkt dazu "benutzt" worden sei (oder sich hat benutzen lassen), "auf dem Land" Schüler einzuwerben (FR vom 20. 7. 1992 "Von Prüfungsangst und dem privaten Knatsch"). Als weiteres Indiz für einen beginnenden Statusverlust der Zentralen Studienberatung kann dieser hanebüchene Unsinn jedenfalls nicht herhalten - auch wenn sich der Verfasser hierbei auf eine unbedachte Äußerung eines südhessischen Kollegen glaubt stützen zu können.

Hiervon abgesehen, teilen wir in Marburg natürlich die Besorgnis unserer Kolleginnen und Kollegen über mögliche Beeinträchtigungen unserer Arbeitssituation durch veränderte finanzielle und strukturelle Rahmenbedingungen.

Wenzel Peters, Studienberater bei der ZAS der Philipps-Universität Marburg

Unerwünschte Konkurrenz

Christine Weiske und Ludger Volmer (Sprecher/In der Bundesgrünen) werfen den Initiatoren der "Komitees für Gerechtigkeit" vor, mit populistischen Sprüchen auf Stimmenfang zu gehen (FR vom 17. 7. 1992 "Ostdeutschen Komitees ,Haß, vielleicht sogar Gewalt' prophezeit").

In Ost und West gebe es keine pauschalen Interessengegensätze, sondern jeweils differenzierte Einzelinteressen. Beispielsweise hätten Unternehmer andere Ziele als Arbeitnehmer, Mieter wieder andere als Hauseigentümer.

Wer hätte gedacht, daß unsere über 40 Jahre lang marxistisch-leninistisch indoktrinierten Landsleute sich, bevor sie die politische Approbation erhalten, erst einmal von grünen Pressesprechern in Sachen antagonistischer Widersprüche belehren lassen müssen.

Merkwürdig ist allerdings, daß diese behaupteten Widersprüche sich in ihrer eigenen Politik in Nichts aufgelöst haben. So ganz ernst kann's also nicht gemeint sein.

Es scheint, die Grünen wollen sich einer unerwünschten Konkurrenz, mit welcher Argumentation auch immer, erwehren.

Ja ja, wo das Wasser nun nicht mehr zu tief ist, haben sich die ehemals eingeschlossenen Königskinder von drüben gefälligst anständig zu benehmen und mit der angebotenen Produkt- (bzw. Parteien-)Palette zufrieden zu sein.

Zu dumm, daß viele ehemalige DDR-Bewohner das Über-den-Tisch-Ziehen als Einladung zum Essen mißverstanden haben. Keiner hat ihnen gesagt, daß es nur recht wenig Plätze gibt und daß unerzogene Kinder da nichts zu suchen haben.

Ganz ausgeschlossen ist für sie eine Teilnahme am Macht-Mahl jedoch nicht, denn die Grünen haben's schließlich auch geschafft und gleichen, nach erfolgreich abgeschlossener Pubertät - ihren Eltern.

Bernhard Ridl, Berlin

Keine Kraftwerke-Neubauten für Elektroautos

Ich bin sehr erstaunt über die in der Pressenotiz (FR vom 21. 7. 1992 "Elektroauto entzweit SPD und CDU") angegebenen Gründe, daß das Elektroauto unter anderem "deutlich höhere Emisionen als herkömmliche Autos aufweise". Diese Aussage trifft nicht zu. Neuere Studien zeigen eindeutig, daß das Auto mit Elektromotor demjenigen mit Benzin- und Dieselmotor bei allen relevanten Schadstoffen, mit Ausnahme von Schwefeldioxid, unter Betrachtung der gesamten Kette von der Primärenergiegewinnung bis zur Nutzung der Endenergie deutlich überlegen ist.

Die in Ihrer Meldung genannte "Gefahr, daß privat genutzte Elektroautos mehr Kraftwerke erfordern", trifft ebenfalls nicht zu. Selbst unter der Annahme, daß zwei Millionen Elektroautos in der Bundesrepublik betrieben würden, müßte dafür weniger als ein Prozent der heutigen Stromerzeugung aufgebracht werden. Werden Elektroautos nur nachts geladen, so könnten bis zu zehn Millionen Fahrzeuge ohne Zubau neuer Kraftwerke versorgt werden.

Aufgrund seiner Umweltvorteile kann das Elektroauto die Luftverschmutzung vor allem in Ballungsgebieten erheblich reduzieren. Größtes Hemmnis für die Einfühung von Elektrofahrzeugen sind die hohen Fahrzeugkosten, die durch die derzeit geringen Stückzahlen der produzierten Elektrofahrzeuge verursacht werden. Könnten die Fahrzeugkosten drastisch gesenkt werden, würden wegen der niederigeren Unterhaltungskosten die Gesamtkosten für ein Elektrofahrzeug nur geringfügig über denen vergleichbarer Verbrennungsmotor-Fahrzeuge liegen. Dipl.-Ing. Gerhard Engel (Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke - VDEW - e. V., Frankfurt am Main.

Deutschland muß für eine UNO-Reform eintreten

Verantwortung international zu übernehmen, muß für Deutschland heißen, an erster Stelle für eine UNO-Reform einzutreten. Eine UNO-Reform ist überfällig, damit die andauernde undemokratische Verfassung der Vereinten Nationen durch eine demokratische Ordnung ersetzt wird, d. h. eine Ordnung, die das Prinzip der Mehrheitsentscheidungen respektiert und nicht gestattet, wie bis jetzt häufig praktiziert, daß die Mehrheit der Weltstaatengemeinschaft von einer einzigen Veto-Stimme im Sicherheitsrat zu Fall gebracht wird (z. B. Panama-Invasion und Atom-Test-Stopp u. a.).

Erst wenn dieser unhaltbare Zustand der Organisation der Vereinten Nationen überwunden ist, kann man sich als Demokrat ernsthaft darüber unterhalten, ob es politisch sinnvoll ist, d. h. im Interesse der deutschen Bürger sein kann, deutsche Truppen einem UN-Befehl zu unterstellen.

Welche ungeheure Ignoranz über den undemokratischen Zustand der UN-Organisation oder ist es reiner Zynismus, was zu der Forderung führt, der Deutsche Bundestag solle die Verfassung, zur Zeit immer noch das Provisorium "Deutsches Grundgesetz", ändern, um die deutsche Beteiligung an UN-Blauhelm-Aktionen zu ermöglichen (FR vom 17. 7. 1992 "Vom Versuch, ein Schiff in voller Fahrt zu stoppen").

Es wird den Vertretern der Bürger der Bundesrepublik Deutschland zugemutet, die sämtlich Parteien angehören, die die Prinzipien von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit vertreten, Hoheitsrechte an eine außerstaatliche, fremdbestimmte Organisation abzutreten, nämlich das Befehlsrecht über deutsche Militärs an die Vereinten Nationen.

Welcher deutsche Bürger würde sich von einer Polizei schützen lassen wollen, die von einer Regierung geleitet wird, die mißliebige Mehrheiten des Parlaments durch Veto ausschalten kann? Reichte die Erfahrung des Ermächtigungsgesetzes nicht aus? Wollen wir jetzt einen diktatorielllen UN-Sicherheitsrat ermächtigen, sich mit deutscher Hilfe in die Geschicke der Völker der Welt nach den Interessen einer Handvoll Atom-Mächte einzumischen?

Eine Änderung des Grundgesetzes zum jetzigen Zeitpunkt mit dem Ziel, die Beteiligung deutscher Militärs an Blauhelm-Aktionen zu erlauben, wäre nicht nur ein Akt politischer Sinnlosigkeit, ein Akt politischer Konzeptionslosigkeit, diese Grundgesetzänderung wäre auch ein erschreckendes Zeichen von Prinzipienlosigkeit. So erschreckend deshalb, weil Menschen ohne Prinzipien manipulierbar sind, einsetzbar für fremde Interessen, eine Gefahr für Europa, für Deutschland und für die Welt.

Offenbar schreckt die Prinzipienlosigkeit, dieser einfältige wie blinde politische Opportunismus nicht davor zurück, sich in Widerspruch zu Auftrag, Geist und Buchstaben unserer Verfassung zu stellen, wenn er verlangt, ohne jegliche Bedingung einer UN-Reform, nationale Rechtsstaatlichkeit der Unrechtsstaatlichkeit auf internationaler Ebene unterzuordnen. Diesen Schritt sogar ohne Änderung des Grundgesetzes vollziehen zu wollen, spricht jeder Überzeugung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit hohn.

Daß Deutschland Mitglied der Vereinten Nationen ist, bedeutet nicht, daß es deshalb Grundsätze seiner rechtsstaatlichen Verfassung aufzugeben hat, eine Verfassung, die auf Konsens der Gesellschaft beruht. Erst recht gilt dies, wenn es darum gehen soll, "internationale Verpflichtungen" zu übernehmen, die über den rechtsstaatlichen Rahmen unserer Gesellschaft hinausgehen.

Internationale Verantwortung zu übernehmen von einem der reichsten Länder der Welt mit großen humanistischen Traditionen und gleichfalls mit Erfahrung von schrecklichen Pervertierungen, dunkelsten Erlebnissen und Traumata kann nur heißen, die Lektion seiner Geschichte einzubringen und für das Primat rechtsstaatlicher, demokratisch legitimierter Politik einzustehen. Dieses Primat der Politik steht aber im Widerspruch zu einer grundgesetzlichen Legitimation von internationalen Militär-Operationen.

Deshalb muß alle politische Anstrengung der Stärkung internationaler politischer Institutionen und Mechanismen sowie diplomatischer Aktionen gelten. Darin liegt die Verantwortung der Deutschen auf internationaler Ebene. Dies sind wir der Welt schuldig: der endgültige Strich unter jegliches Denken in Militär-Doktrinen, für eine Öffnung zu friedfertigen politischen Mitteln der Rechtsstaatlichkeit auf allen Ebenen internationaler Beziehungen.Johann-Albrecht Lenkait, Meerbusch

"Endlösung der Judenfrage" in Frankreich gescheitert

Es ist erfreulich, daß die FR vom 16. 7. 1992 den 50. Geburtstag der großen Razzia in Paris mit dem Artikel "Als der freundliche Pariser Flic die Juden abholen kam", von Hans-Hagen Bremer, erwähnt hat. Dieser Artikel schildert ergreifend die Tage des 16. und 17. Juli 1942 in Paris, als die Verfolgung und Deportation der Juden, die Aktionen zur "Endlösung der Judenfrage" in Frankreich begannen.

Es ging um die Verwirklichung der festgelegten Maßnahmen zur Ausrottung der europäischen jüdischen Bevölkerung, wie sie auf der berüchtigten Wannsee-Konferenz im Januar 1942, von Heydrich einberufen, festgelegt worden sind.

Der Artikel wiedergibt erschütternde Schilderungen wie französische Polizisten am 16. und 17. Juli 1942 in Paris jüdische Frauen, Männer, Kinder, Greise, Kranke aus ihren Wohnungen holen, die dann, etwa 13 000, wie Vieh im Vélodrom d'Hiver, eine Radsporthalle im 15. Arrondissement, mehrere Tage unter unsäglich himmelschreienden Bedingungen, ohne Verpflegung, ohne Wasser, ohne jede Versorgung, eingepfercht sind.

In der Folgezeit waren sie alle in das Vernichtungslager Auschwitz gebracht, darunter ein Teil unserer Familie. Aus Frankreich waren während der Okkupation über 80 000 jüdische Menschen nach Auschwitz deportiert, nur einige haben überlebt.

Im Untertitel des Artikels heißt es "Frankreich hat die eigene Rolle bei den Deportationen in die Konzentrationslager verdrängt". Dies trifft sicher auf das offizielle Frankreich zu, aber da muß auch erwähnt werden, daß der größte Teil der in Frankreich lebenden Juden, damals etwa 300 000, von der französischen Bevölkerung geschützt worden ist.

Unter anderm hatte die Résistance hierfür eine eigene Organisation geschaffen, die sich zur Aufgabe stellte, jüdische Kinder zu verstecken. So auch unsere damals zweijährige Tochter, die auf diese Weise vor der Gaskammer gerettet wurde.

So war es den Nazis nicht gelungen in Frankreich die "Endlösung" durchzusetzen, nur ein Viertel der in diesem Land lebenden jüdischen Bevölkerung konnten sie in die Gaskammer treiben. Sicherlich wäre auch dies ihnen kaum möglich gewesen ohne die französische Kollaboration, die es ja unter der Vichy-Regierung in einem schlimmen Ausmaß gegeben hat.

Wir aber hier in Deutschland dürfen nicht vergessen: Mag die Mitschuld der französischen Kollaboration noch so groß sein. Der Tod kam aus Deutschland, "Der Tod ein Meister aus Deutschland" (Celan).

Himmler, Heydrich und Eichmann haben zur Ausrottung der Juden in Frankreich ihre bewährtesten Vertreter dorthin entsandt, ein riesiger Stab in Zusammenarbeit mit der deutschen Wehrmacht und dem A. A. (Auswärtigen Amt). Diese Judenhäscher und Schreibtischmörder blieben in der Bundesrepublik so gut wie unbehelligt und konnten und können mit hohen Pensionen ihren Lebensabend genießen, wenn sie nicht gestorben sind.

Nur dank eines spektakulären Entführungsversuchs der Beate Klarsfeld, damit die Öffentlichkeit aufmerkt, welche Massenmörder in unserer Gesellschaft leben, kamen drei von ihnen vor ein bundesrepublikanisches Gericht Ende der 70er Jahre, also nach 35 Jahren: Lischka, Hagen und Heinrichson, die die Verfolgung der Juden und ihre Deportation nach Auschwitz in Frankreich geleitet haben.

Zu einigen Jahren Gefängnis waren sie verurteilt worden, im übrigen war einer von ihnen, Heinrichson, bis er auf die Anklagebank kam, Bürgermeister in einer Stadt in Bayern.

Sicherlich, auch Frankreich hat seine Geschichte aufzuarbeiten, die seiner Kollaboration. Aber wie wenig die deutsche Vergangenheit jüngster Geschichte aufgearbeitet worden ist, dürfte auch dieser 50. Jahrestag der großen Razzia in Paris, den die Franzosen "La Grande rafle du Vel'Hiv" nennen, daran erinnern.

Ettie und Peter Gingold, Frankfurt/M.

Aufgespießt

"Die Lichtsignalsteuerung oder, populär ausgesprochen, die Verkehrsampelschaltung, ist eine für die Abwicklung des Straßenverkehrs sehr wichtige betriebliche Maßnahme. Da mit einer Lichtsignalanlage unmittelbar in den Verkehrsablauf eingegriffen wird, indem Verkehrsströme mit gemeinsamen Konfliktflächen abwechselnd angehalten oder freigegeben werden, müssen die technischen Anlagen besonders sorgfältig entworfen, gebaut und betrieben werden." Bundesverkehrsminister Günther Krause in einer Pressemitteilung über "Neue Richtlinien für Lichtsignalanlagen".

Ost-Landfrauen ohne Arbeit

BONN, 31. Juli (AP). In Ostdeutschland haben 78 Prozent der Landfrauen ihren Arbeitsplatz verloren. Das ist das Ergebnis einer Studie in fünf Landkreisen der neuen Länder, die Bundesfrauenministerin Angela Merkel jetzt in Bonn vorstellte. Danach hatten von insgesamt 7143 Frauen im Jahre 1989 im Februar 1992 nur noch 1564 eine Beschäftigung in der Landwirtschaft einschließlich angrenzender Bereiche wie Verwaltung, Leitung, Reinigung und Verpflegung.

Da oft persönliche und organisatorische Voraussetzungen für Umschulungen fehlten, bestehe für Landfrauen die Gefahr, "von Berufschancen abgekoppelt zu werden", sagte die Frauenministerin. Bei der Weiterbildung müßten stärker als bisher die räumlichen, zeitlichen, familiären und persönlichen Möglichkeiten und Interessen der Frauen auf dem Lande berücksichtigt werden. "Dies ist eine Grundvoraussetzung dafür, wenn es trotz aller Schwierigkeiten überhaupt eine Perspektive geben soll", sagte Merkel.

Bulgariens Regierung bleibt

SOFIA, 26. Juli (AP). Ein von den früheren Kommunisten eingebrachtes Mißtrauensvotum gegen die liberalkonservative bulgarische Regierung von Ministerpräsident Filip Dimitrow ist am Freitag mit Stimmen der türkischen Minderheit abgelehnt worden. Für die von der Union Demokratischer Kräfte (UDK) gestellte Regierung stimmten im Parlament zu Sofia 130 Abgeordnete, dagegen 104 Parlamentarier.

Die Sozialisten hatten der im Oktober an die Macht gelangten Regierung in der Begründung ihres Mißtrauensantrags Konzeptionslosigkeit besonders in der Wirtschaftspolitik vorgeworfen. Die Regierung lasse es zu, daß sich im Land zunehmend aus der Schattenwirtschaft stammendes Kapital anhäufe, das bereits beginne, politische Entscheidungen zu beeinflussen.Entlassener Pfarrer will klagen

MAINZ, 26. Juli (AP). Der Mainzer Klinikpfarrer Wolfgang Eifler, der wegen Mißachtung des Zölibats am Mittwoch entlassen wurde, will gegen die Entscheidung des Bistums Mainz vor das Arbeitsgericht ziehen. Im Südwestfunk sagte Eifler, er sei gerne Priester und wolle es bleiben. Wegen Formfehlern habe er beim Bischöflichen Ordinariat gegen seine Suspendierung Beschwerde eingelegt.

Nach einem Bericht des Südwestfunks meldeten der Paderborner Kirchenrechtler Peter Eicher und sein Münsteraner Kollege Klaus Lüdicke erhebliche Bedenken an der Rechtmäßigkeit der Entlassung an. Nach dem katholischen Kirchenrecht müsse zunächst ein offizielles Suspendierungsverfahren eingeleitet werden. Die Experten wiesen auch darauf hin, daß der Klinikpfarrer nicht den Versuch unternommen habe zu heiraten. Dies sei aber eine Bedingung für die Amtsenthebung.

Dieter Dorn inszeniert "Nirvana"

MÜNCHEN. Als deutschsprachige Erstaufführung kommt an den Münchner Kammerspielen in der neuen Spielzeit "Nirvana" von Arthur Kopits heraus. Intendant Dieter Dorn inszeniert selbst.

Eröffnet wird die Saison am 30. September 1992 mit der Premiere von Shakespeares "Viel Lärm um nichts" in der Regie von Christian Stückl. Zu Silvester hat Coline Serreaus "Hase Hase" Premiere (Regie Harald Clemen). Im Werkraum wird im Dezember Marlene Streeruwitz' "New York, New York" (Regie Jens Daniel Herzog) uraufgeführt. Der Belgier Jan Fabre bereitet für Mai 1993 unter dem Titel "Lucky Strike. Sonst nichts" ein eigenes Stück vor.

Ein Wiedersehen mit Bernhard Minetti können die Münchner ab Oktober in Alexander Langs Berliner Inszenierung "Märchen in Deutschland" erleben. Nach den großen Erfolgen von "München leuchtet" und "Diri Dari" werden 1993 auch wieder die Münchner Kabarettisten Gerhard Polt und Dieter Hildebrandt gemeinsam mit Gisela Schneeberger, Otto Grünmandl und den Biermösl Blos'n in den Kammerspielen auf der Bühne stehen. "Tschurangrati", inszeniert von Hanns-Christian Müller, soll am 1. April herauskommen. dpa

Oft Verzicht auf Sozialhilfe

PARCHIM, 26. Juli (dpa). In Ostdeutschland gibt es rund 200 000 Sozialhilfeempfänger. Dabei beantrage aber nur rund jeder zehnte Bedürftige diese Unterstützung, schätzte der Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft der Sozialhilfeinitiativen, Lothar Stock. Spätestens im kommenden Jahr werde die Zahl der Sozialhilfeempfänger in den neuen Bundesländern sprunghaft ansteigen, meinte Stock in Radio Mecklenburg- Vorpommern.

Zur Person

LOTHAR MÜLLER, Präsident der Landeszentralbank in Bayern, hat sich für einen Volksentscheid über den Maastrichter Vertrag zur Europäischen Union ausgesprochen. "Mit Maastricht geben die Deutschen einen Teil ihrer nationalen Identität auf, es ändert sich die Gestalt der Bundesrepublik", sagte Müller in München. Das Grundgesetz lege fest, daß allein das Volk über sein Schicksal befinden kann. Nach Ansicht Müllers behandelt der Vertrag das "heikle Beziehungsgeflecht zwischen Währungsunion, Binnenmarkt und Sozialunion nur unzureichend". Das Abkommen enthalte ferner ein Spannungsverhältnis, das für die Wirtschaftsordnung der Bundesrepublik große Gefahren bringe. Bereits im Vorfeld der Währungsunion seien beträchtliche Lasten zu erwarten. (dpa)

Hans-Ulrich Jörges, der zum Jahresanfang 1993 die alleinige Chefredaktion der "Sächsischen Zeitung" übernehmen sollte, verlies das Blatt "wegen unterschiedlicher Auffassungen über den Kompetenzrahmen einvernehmlich". Das betonte der Verlag Gruner + Jahr (Hamburg). Jörges ist bereits zum 30. Juni 1992 aus dem Dresdner Druck- und Verlagshaus ausgeschieden, hieß es ergänzend.

Hebamme darf Vorwurf erheben Erfurter Frauenklinik unterliegt in "Frühchen"-Prozeß

ERFURT, 26. Juli (dpa/D). In einem Zivilprozeß um die angebliche Tötung von Frühgeborenen in der Erfurter Frauenklinik ist das Krankenhaus unterlegen. Die Hebamme Christine Hersmann darf wieder behaupten, in der Klinik seien zu DDR-Zeiten Frühgeborene unter 1000 Gramm Gewicht und mit schwachen Lebenszeichen nicht ausreichend medizinisch versorgt und in Wassereimern ertränkt worden. Das beschloß der Zivilsenat des Bezirksgerichts Erfurt. Mit dem Urteil wurde eine einstweilige Verfügung des Kreisgerichts Erfurt aufgehoben, mit der der Hebamme die Wiederholung dieser Vorwürfe untersagt worden war. Ermittlungen der Staatsanwaltschaft sind noch im Gange.

Zeuginnen bekräftigten am Freitag die Darstellung der Hebamme. Eine 38jährige Krankenschwester sagte, ihr seien mindestens acht Fälle bekannt, in denen sich Ärzte nicht um Frühgeborene kümmerten, obwohl diese atmeten. In einem weiteren Fall soll eine Oberschwester angewiesen worden sein, ein "Frühchen" mehrfach in einen mit Wasser gefüllten Eimer zu drücken. Eine Schwester berichtete, in den Fällen, in denen sie eine "Schnappatmung" festgestellt haben will, hätten ihr Ärzte gesagt, das seien nur Reflexe. Auch auf den nachdrücklichen Hinweis auf Lebenszeichen hätten sich Ärzte nicht um die angeblichen Totgeburten gekümmert. Frühgeborene seien auch in sogenannten Schiebern in einen Toilettenraum gebracht worden und dort teilweise in Fruchtwasser und Blut "verendet", sagte die Zeugin.

Der Leiter der Erfurter Klinik, Professor Fritz Wagner, hat mittlerweile einen Aufhebungsvertrag mit dem Thüringer Wissenschaftsministerium geschlossen und ist seit Anfang Juli nicht mehr im Dienst. Ihm wird ebenso wie dem medizinischen Direktor der Akademie, Winfried Krafft, Stasi-Mitarbeit vorgeworfen. Krafft wies die Vorwürfe zurück.

USA verlosen Einreisevisa

BONN, 26. Juli (dpa). Auch in diesem Jahr bietet die US-Regierung 40 000 Einreisevisa für Staatsbürger aus "ausgewählten Ländern" an. Deutsche können sich an dieser "Lotterie" - auf der Grundlage des Einwanderungsgesetzes - von 1990 beteiligen. Wie die US-Botschaft in Bonn am Freitag mitteilte, erhielten im vergangenen Jahr 657 deutsche Staatsbürger im Rahmen dieses Programms Einreisevisa. Der Großteil sei allerdings an irische, polnische und japanische Staatsbürger gegangen.

Deutsche, die an einer Einwanderung in die USA interessiert seien, könnten ihre Anträge in der Zeit vom 29. Juli bis 28. August 1992 stellen. Nähere Auskünfte erteilt die US-Botschaft in Bonn sowie deren Außenstelle in Berlin oder die Konsulate in Stuttgart, Frankfurt, Hamburg und München. Im Gegensatz zum letztjährigen Verfahren dürfe dieses Mal nur ein Antrag pro Bewerber gestellt werden, so die US-Vertretung.

Einigung über Abbau von Jobs bei Thyssen-Fusion

DUISBURG (dpa/VWD). Im Zusammenhang mit der für den 1. Oktober geplanten Fusion der Stahl- und der Edelstahlsparten von Thyssen soll es "grundsätzlich" keine Entlassungen geben. Der soziale Besitzstand der Edelstahl-Belegschaft bleibe "im Ergebnis erhalten". Darüber sei mit der IG Metall Einvernehmen erzielt worden, teilt der Konzern mit. Binnen zwei Jahren sollen etwa 5000 der zur Zeit zusammen noch gut 40 000 Arbeitsplätze gestrichen werden, um die mit der Fusion angestrebten Einsparungen in dreistelliger Millionenhöhe zu erzielen.

Der Abbau soll über Sozialpläne abgewickelt werden. Dies setze aber voraus, daß entsprechende Regelungen des Arbeitsförderungsgesetzes weitergelten. Würden die Bonner Novellierungspläne verwirklicht, seien die Sozialpläne gefährdet. Beim Ausfall von EG- und Bundeshilfen müßte Thyssen für einen 55jährigen 170 000 Mark gegenüber früher 35 000 bis 40 000 aufbringen. Dann ließen sich Entlassungen kaum vermeiden.

Tausende Urlauber ,gestrandet'

LONDON, 26. Juli (dpa). Für etwa 2500 britische Busreisende vor allem in Frankreich und Österreich waren am Wochenende unerwartet die Ferien zu Ende. Der britische Reise-Veranstalter Land Travel ging in Konkurs und mußte den Betrieb einstellen; der Firmenchef und seine Sekretärin wurden unter Betrugsverdacht festgenommen. Die Urlauber sollen nun auf dem schnellsten Weg nach Hause gebracht werden, kündigte ein vom Gericht ernannter Zwangsverwalter des Unternehmens in Bath an.

Die Reisenden können nach Angaben des Zwangsverwalters nicht mit Kostenerstattung für entgangene Urlaubsfreuden rechnen. Es sei kein Geld mehr in der Kasse. Land Travel gehört nicht zur Vereinigung Britischer Reiseveranstalter. Der plötzliche Zusammenbruch traf neben den 340 Mitarbeitern des Unternehmens auch 30 000 Briten schwer, die bereits für ihren Bus-Urlaub im kommenden Monat gezahlt haben.

Sachsen zahlt für GUS-Müll

DRESDEN, 26. Juli (dpa). Die sächsische Regierung wird künftig die Kosten der Abfallentsorgung bei den GUS-Streitkräften übernehmen. Der Staatssekretär im Dresdner Umweltministerium, Dieter Angst (CDU), sagte, damit solle illegale Entsorgung verhindert werden.

Das Verfahren soll nach Angaben des Ministeriums erstmals und kurzfristig im Landkreis Kamenz mit Standort Königsbrück angewandt werden. Dort steht die endgültige Räumung im Zuge des Abzugs der 1. Gardepanzerarmee aus Sachsen endgültig bevor.

Am Freitag war die vermutlich bisher größte von den GUS-Truppen verursachte Umweltverschmutzung bekanntgeworden. In der Nähe des Truppenübungsplatzes Königsbrück seien mehrere Tanks entdeckt worden, aus denen Hunderte Liter Öl, Benzin und Diesel ausgelaufen seien, sagte der Sprecher des Kamenzer Landratsamtes, Lutz Schmeißer.

US-Strände stark verschmutzt

NEW YORK, 26. Juli (dpa). An den Küsten der USA sind im vergangenen Jahr über 2000 Schwimmverbote wegen verunreinigtem Meerwasser ausgesprochen worden. Nach einem jetzt veröffentlichten Bericht der Umweltschutzorganisation "Natural Resource Defense Council" waren in genau 2008 Fällen von den verantwortlichen Behörden vor dem Schwimmen in schmutzigen oder verseuchten Fluten gewarnt oder Strände ganz geschlossen worden. Meistens war die Bakterienkonzentration im Wasser gesundheitsgefährdend erhöht. Die Vereinigung hatte Untersuchungen aus 21 Bundesstaaten zusammengestellt.

Nicht alle Staaten kontrollieren regelmäßig die Wasserqualität an ihrer Küste. Andere überwachen zwar den Zustand des Wassers, schließen aber die Strände auch bei Verunreinigungen nicht, heißt es im Bericht. Hawaii habe die strengsten Grenzwerte, aber das Schwimmen werde auch dort bei Überschreitung nicht verboten.

Kurz gemeldet: Kubanischer TV-Mitarbeiter erbat Asyl

MADRID, 26. Juli (dpa). Ein Mitarbeiter des Kubanischen Fernsehens hat sich vom Ibero-Amerikanischen Gipfel in Madrid abgesetzt und um politisches Asyl gebeten. Der Kameramann gehörte zu dem Fernsehteam, das Staatschef Fidel Castro nach Spanien begleitet hatte.

Schuldenerlaß gefordert

BONN, 31. Juli (dpa). Einen Erlaß der Schulden von Mosambik bei der früheren DDR haben die kirchlichen Hilfswerke Brot für die Welt, Misereor und die Evangelische Zentralstelle für Entwicklungshilfe gefordert. Sie hätten keinerlei Verständnis dafür, daß die Bundesregierung für diese Schulden nur Erleichterungen beabsichtige. Dies stünde im Widerspruch zu der bisherigen Praxis, den ärmsten Ländern der Welt die Schulden zu erlassen, erklärten die Hilfsorganisationen am Freitag in Bonn. Mosambik werde zur Zeit von einer verheerenden Dürre heimgesucht, die das Überleben von Hunderttausenden gefährde.

Die Bundesregierung hatte dem südostafrikanischen Land, das zu den ärmsten der Welt gehört, bereits 1989 alle Schulden aus Darlehen in Höhe von 180 Millionen Mark erlassen. Aus der Zusammenarbeit mit der DDR hat Mosambik nach Angaben der Hilfswerke noch 423 Millionen Mark Schulden.

Fördergesellschaft für Osteuropa-Börsen

BONN (dpa/VWD). Deutsche Börsen und Makler haben jetzt die vor einigen Monaten angekündigte Gründung einer "Fördergesellschaft Börsen- und Finanzmärkte in Mittel- und Osteuropa mbH" mit Sitz in Frankfurt am Main eingeleitet. Das Stammkapital dieser Firma, die den Auf- und Ausbau von Kapitalmärkten in den Reformstaaten Osteuropas unterstützen will, beträgt 500 000 Mark. Davon übernehmen nach Angaben des Bundesfinanzministeriums die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Wertpapierbörsen 80, der Deutsche Kassenverein 14 sowie die Kursmakler- und Börsenmaklerverbände je drei Prozent. Der Bund kann sich bis zur Hälfte an einzelnen Projekten beteiligen. Dafür sind im Etat 1992 eine Million und für 1993/94 je zwei Millionen Mark vorgesehen.

Zu den Aufgaben der Fördergesellschaft gehören auch die Errichtung von Systemen zur Effektenabwicklung und -verwahrung sowie die Aus- und Weiterbildung von Wertpapierexperten in den osteuropäischen Ländern. Neben entsprechenden Dienstleistungen und der Finanzierung von Projekten ist auch die Entsendung von Fachkräften beabsichtigt.

Nach Angaben des Ministeriums ist die neue Gesellschaft "ein wichtiges Projekt des Finanzplatzes Deutschland zum Aufbau marktwirtschaftlicher Ordnungen in den Reformstaaten Mittel- und Osteuropas nach dem Zusammenbruch des Sozialismus". Nur über leistungsfähige Kapitalmärkte seien die Demokratie und der wirtschaftliche Aufschwung in diesen Ländern zu stabilisieren. Zahlreiche Anfragen nach Unterstützung und Ausbildung lägen bereits vor.

Im Blickpunkt: UN - Irak Vier strittige Punkte

Vier Streitpunkte haben zur aktuellen Zuspitzung des Konfliktes zwischen den Vereinten Nationen (UN) und dem irakischen Regime geführt. Selbst ein erneutes militärisches Eingreifen, getragen insbesondere von den USA, Frankreich und Großbritannien, wird zunehmend wahrscheinlich. Die strittigen Punkte sind: • Die Vernichtung sämtlicher Massenvernichtungswaffen, über die Irak verfügt:

Irak verweigert den zuständigen UN-Inspektoren seit dem 5. Juli den Zutritt zum Landwirtschaftsministerium, in welchem Dokumente und Material vermutet werden, die Aufschluß über das irakische Raketenprogramm geben könnten. Die nach dem Golf- Krieg verabschiedete UN-Resolution 687 vom 3. April 1991, der auch Bagdad einige Tage später zugestimmt hatte, legt die Bedingungen eines Waffenstillstandes fest. Dabei mußte das irakische Regime bedingungslos zugestehen, daß alle Massenvernichtungswaffen (insbesondere auch die chemischen, biologischen und atomaren) unter internationaler Kontrolle zerstört, abgezogen oder unbrauchbar gemacht werden müssen. Eine UN-Sonderkommission entscheidet darüber, welche Stationierungs- oder Produktionsstätten unter Beobachtung gestellt werden. Im Rahmen dieser Vereinbarung sind bislang 41 Inspektionsmissionen nach Irak unternommen worden. Bagdad sieht in der verlangten Inspektion eines Regierungsgebäudes eine Verletzung seiner nationalen Souveränität und bestreitet die Vermutungen der Experten.

• Der Grenzverlauf zwischen Irak und Kuwait:

Entsprechend der Resolution 687 muß Irak die Unverletzlichkeit seiner Außengrenzen so respektieren, wie sie von der UN-Kommission festgelegt werden. Bagdad bestreitet den von einem UN-Ausschuß definierten Verlauf der Landgrenze zu Kuwait und boykottiert seit Anfang Juni die Arbeiten dieser Kommission, die gegenwärtig über die Seegrenzen diskutiert.

• Ölausfuhren:

Im Rahmen der vielfältigen Embargo-Bestimmungen ist Irak erlaubt worden, Rohöl im Wert von 1,6 Milliarden Dollar binnen sechs Monaten zu exportieren, um die Einfuhr von Lebensmitteln zu finanzieren (UN-Resolutionen 706 und 712 vom August und September 1991). Aus dieser Summe sollen außerdem 600 Millionen Dollar für die Kosten der UN-Missionen in Irak abgezweigt werden. Bagdad will sich an die Begrenzungen nicht halten, weil die Kontrollmaßnahmen zu strikt seien und sie die Souveränität des Landes verletzten. Da Irak die UN-Resolutionen zu 90 Prozent erfülle, solle das Wirtschaftsembargo vollständig aufgehoben werden, verlangt die irakische Regierung.

• Anwesenheit von UN-Personal in Irak:

Eine Vereinbarung, die die Anwesenheit von UN-Personal (etwa eintausend Personen) auf irakischem Territorium regelt, ist am 30. Juni ausgelaufen. Dabei geht es insbesondere um Wachpersonal und karitative Helfer, die im kurdischen Norden des Landes stationiert sind. Die fragliche Vereinbarung war an keine Resolution des UN-Sicherheitsrates geknüpft. Bagdad will das Abkommen nicht verlängern, da die fragliche UN-Präsenz nicht mehr notwendig sei. Einreisevisa und Reisegenehmigungen für das Personal der Vereinten Nationen sind nur noch sehr schwer zu erhalten; die Sicherheitsbedingungen haben sich in den letzten Wochen sehr verschlechtert. (AFP)

Thüringer Wald aus der Höhe Bad Nauheimer Segelflieger entdecken die neue Luftfreiheit

BAD NAUHEIM / SUHL. Die dreigeteilte Matratze in der Pension ist das einzige, was Winfried Lang aus Bad Nauheim an seinem Thüringer Urlaubsdomizil mißfällt. Doch er nimmt es in Kauf. Denn nicht zum Schlafen, zum Fliegen ist er mit seinen Vereinskameraden vom AeroClub der hessischen Stadt nach Goldlauter bei Suhl gekommen. Die Mehrzahl der Hobby-Flieger verzichtet gar auf den Komfort der festen Unterkunft und campiert in Zelten direkt an der grasbewachsenen Landebahn zwischen den Bergen des Thüringer Waldes.

Sie sind Teilnehmer des ersten Fliegerlagers auf dem Segelflugplatz Goldlauter. Die seit etwa zwei Jahren geltende grenzenlose Freiheit am deutschen Himmel nutzen sie, um nach interessanten Segelfluggebieten in Westdeutschland, Frankreich und Österreich auch den Ostteil Deutschlands zu erkunden. "Und wir haben nicht bereut, mit Thüringen begonnen zu haben", resümiert Herbert Wüntzel nach dem 14tägigen Aufenthalt. Neben "nahezu optimalen thermischen Bedingungen" an dem langgestreckten Mittelgebirge fanden die Segelflieger "vor allem auch eine äußerst reizvolle Landschaft, die sich vor Feriengebieten im Altbundesgebiet keineswegs zu verstekken braucht, und freundliche Menschen."

Im Umkreis von etwa 100 Kilometern haben die 15 Flieger im Alter zwischen 15 und 70 Jahren, die mit sechs Gleitern nach Suhl gekommen waren, ihre Kreise gezogen, die Kurse gesteckt nach dem Studium der Karten und Tips heimischer Segelflugsportler. "Solche Aufenthalte helfen auch, einiges zu relativieren. Denn viele Westdeutsche kennen den Ostteil des Landes nur als Geschäftsleute oder abgeordnete Beamte. Da sind die Übernachtungen zumeist unverhältnismäßig teuer und man ist geneigt, zu verallgemeinern. Aber es gibt eben auch andere Beispiele", meint Wüntzel.

Es gebe viele Möglichkeiten, den Osten kennenzulernen. Die aus der Luft sei sicherlich eine der reizvollsten, meint der Suhler Klubchef Volker Machold. Was in Suhl und auch auf anderen der rund 70 ostdeutschen Sportflugplätze nun langsam beginne, regelmäßige Fliegerlager auswärtiger Klubs, trage dazu bei, das Vereinsleben in den neuen Ländern wieder anzukurbeln, ist sich Machold sicher.

FRANK PFAFF (dpa)

"Bürgerinitiative für Menschen im Krieg"

GIESSEN. Zu privater Hilfe für die Flüchtlinge aus Bosnien hat eine in Gießen gegründete "Bürgerinitiative für Menschen im Krieg" aufgerufen. Sie appelliert an "Menschen aller Nationalitäten in Deutschland", Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina bei sich aufzunehmen.

Zu der Bürgerinitiative haben sich Mediziner, Wissenschaftler und Journalisten zusammengeschlossen. Ihr Ziel ist es, notleidende Menschen aus Kriegsgebieten aktiv zu unterstützen (Informationen über die Türkisch-Deutsche Gesundheitsstiftung in Gießen, Tel. 0641/77511). lhe

Wetzlar ließ sich das Museum Millionen kosten

WETZLAR. Mit einer Sonderausstellung "Der deutsche Orden in Wetzlar" sind jetzt die neugestalteten Räume des Stadtmuseums Wetzlar nach über zweijährigen Renovierungsarbeiten wiedereröffnet worden.

In den beiden Hauptgebäuden der ehemaligen Deutschen Ordens-Niederlassung nahe dem Dom, der früheren Ordensherberge und Zehntscheuer, verfügt das Museum nun in 13 Ausstellungsräumen über rund 800 Quadratmeter Ausstellungsfläche.

Die Stadt Wetzlar hatte für die umfassende Renovierung, die in enger Abstimmung mit den Denkmalschützern erfolgte, fast 2,5 Millionen Mark bereitgestellt. Weitere 1,2 Millionen Mark standen für die Einrichtung zur Verfügung.

Ohne das Reichskammergerichtsmuseum verfügt die frühere Reichsstadt nun über fünf Gebäude mit musealen Einrichtungen. lhe

Rußlands Atommüll ins Meer?

OSLO, 26. Juli (Reuter). Norwegen hat Rußland am Wochenende vorgeworfen, radioaktives Kühlwasser aus atombetriebenen U-Booten in die arktische Barents- See zu kippen. Das norwegische Armeekommando teilte in Oslo mit, zuletzt sei ein Schiff mit solchem Material an Bord im Mai auf dem Weg zu einer Verklappungsstelle aufgefallen. Es könne mit großer Wahrscheinlichkeit gesagt werden, daß die Russen leicht radioaktives Wasser, das von ihren U-Booten stammt, abkippten.

Die norwegische Gesellschaft für Umweltschutz hatte bereits vor rund anderthalb Jahren darauf hingewiesen, daß sie Karten aus einer russischen Quelle erhalten habe, die die Verklappungsstellen für den nuklearen Abfall in der Barents-See zeigten.

Rußland kündigt Agrarreform an

MOSKAU (rtr). Im Rahmen einer groß angelegten Agrarreform plant Rußland den Verkauf von Land und will die Vertriebswege effektiver gestalten. Vizepräsident Alexander Ruzkoi meinte, ohne eine bessere Organisation der Landwirtschaft werde die Bevölkerung im kommenden Winter hungern. Derzeit gebe es in Rußland noch keinen Agrarmarkt, sondern nur einen Basar. Ruzkoi kündigte an, der Erlaß zu der Reform sei bereits vorbereitet und werde sehr bald unterzeichnet. Als wichtigster Schritt ist die Gründung von Banken speziell für den Handel mit sogenannten Landzertifikaten geplant. Diese Papiere sollen den Rechtsanspruch auf Agrargrundstücke gewährleisten und deren Nutzungsart vorschreiben. Damit werde der Landerwerb erleichtert, versprach Ruzkoi. Auch Aktionen gegen die hohen Ernteverluste seien vorgesehen. Von 100 Tonnen russischen Getreides gehen zur Zeit zehn Tonnen bei der Ernte verloren, weitere zehn bis zwölf beim Transport und zusätzlich 15 Tonnen bei Lagerung und Verarbeitung. Von Getreideimporten will Rußland bis 1995 unabhängig werden. Schulden-Übernahme erwogen

Rußland denkt daran, die Verantwortung für alle Altschulden der Ex-Sowjetunion zu übernehmen. Dieser Schritt wird laut Agentur Interfax für August erwartet. Derzeit bedient Rußland gemäß einem Abkommen der UdSSR-Nachfolgestaaten theoretisch 61 Prozent der GUS-Auslandsverbindlichkeiten von rund 70 Milliarden Dollar. Praktisch werden allerdings kaum Zinsen gezahlt, und die Tilgungen sind überwiegend gestundet.

Flugzeugbauer Fokker landet beim Daimler-Konzern Weg für Übernahme durch Dasa frei / Staat bleibt Aktionär / Auch Alenia und Aerospatiale können einsteigen

AMSTERDAM (rtr/dpa/VWD/FR). Die niederländische Regierung hat grünes Licht für die Fusion der Flugzeughersteller Deutsche Aerospace (Dasa) und Fokker gegeben. Das teilte Wirtschaftsminister Koos Andriessen nach einem 20stündigen Verhandlungsmarathon mit. Die Daimler-Benz-Tochter Dasa will über eine neue Holding 51 Prozent an der Koninklijke Nederlandse Vliegtuigenfabriek Fokker übernehmen. Aus Sicht der beiden Firmen eröffnet die Übereinkunft "die Möglichkeit einer europäischen Zusammenarbeit auf dem Markt von Regionalflugzeugen". Ein endgültiger Vertrag muß noch ausgehandelt werden. Das soll bis Anfang September geschehen.

Die Endmontage der geplanten Regionaljets bleibt nach dem derzeitigen Verhandlungsstand in den Niederlanden. Das hatten vor allem die Vertreter der 12 600 Fokker-Beschäftigten verlangt. Unklar ist noch der Kaufpreis, den Dasa zu zahlen hat. Nachdem die Mehrheitsbeteiligung nach früheren Angaben rund 750 Millionen Mark kosten sollte, ist jetzt inoffiziell von einer Milliarde Mark für die 51 Prozent die Rede. Umgekehrt sollen die Niederlande in einem anderen Punkt Zugeständnisse gemacht haben: Statt das Vetorecht der Regierung in der Holding wie ursprünglich gefordert für acht Jahre festzuschreiben, wurde diese Frist angeblich wie von Dasa gewünscht auf drei Jahre beschränkt.

An der neuen Dachgesellschaft will sich die niederländische Regierung laut Andriessen nach der Abgabe ihres bisherigen Fokker-Anteils von 32 Prozent wieder mit 22 Prozent beteiligen und dafür die Hälfte des Verkaufserlöses verwenden. Nach Dasa-Angaben sollen auch die Partner der Deutschen im europäischen Regionalflugzeug-Projekt, Italiens Alenia und Frankreichs Aerospatiale, bei der Holding einsteigen dürfen.

Mit der nach äußerst zähen Verhandlungen erzielten Einigung ist der Weg für den beschleunigten Bau neuer europäischer Regionalflugzeuge mit 65 bis 130 Sitzen unter deutscher Führung frei. Zunächst dürften aber einmal immense Entwicklungsinvestitionen nötig sein. In der Branche ist von Summen weit über einer Milliarde Mark die Rede.

Das war denn auch ein entscheidender Grund für den traditionsreichen niederländischen Flugzeugbauer, Anlehnung an einen finanzstarken Partner zu suchen. Alleine konnte die Firma solche Beträge für die geplanten neuen Jets nicht aufbringen, stand sie doch noch 1987 vor dem Aus. Und am Markt hätte Fokker sich ohnehin gegen ein finanzstarkes Dasa-Konsortium durchsetzen müssen, das ebenfalls einen Regionalflieger plant. Eine Absichtserklärung mit Alenia und Aerospatiale über eine Zusammenarbeit hatten die Münchner schon vor Monaten unterzeichnet.

Der Fall Fokker/Dasa ist ein weiteres Beispiel dafür, wie die Niederlande versuchen, sich mit größeren Unternehmenseinheiten auf die zunehmende Integration der Weltwirtschaft einzustellen. Im Kreditgewerbe war mit dem Zusammenschluß der Banken ABN und Amro eine "hausgemachte" Lösung möglich, in der Autoindustrie und der Luftfahrtbranche fehlt es dafür an nationalen Partnern. So ging der Fahrzeughersteller DAF im Bund mit Volvo und Mitsubishi in Nedcar auf. Und die Fluglinie KLM sucht, nach dem Scheitern ihrer Gespräche mit British Airways, derzeit ebenfalls weiter nach einem internationalen Verbündeten.

Die Verhandlungen über den Verkauf der Fokker-Mehrheit an die Deutschen waren von starken Emotionen und Protesten begleitet. Fokker-Chef Jan Erik Nederkoorn nannte "die antideutschen Gefühle peinlich".

Fokker blickt auf eine lange Geschichte zurück und genießt Weltruf. 1919 wurde die Gesellschaft von Anthony Fokker gegründet und hat seither rund 130 Flugzeugtypen entwickelt. Die Fokker F.7 Trimotor war das erfolgreichste Flugzeug der zwanziger Jahre. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die niederländische Flugzeugindustrie fast völlig zerstört, konnte aber 1958 mit Einführung der legendären Fokker F-27 Friendship wieder an bessere Zeiten anknüpfen. Die F-27 wurde zur weltweit meistverkauften kommerziellen Turboprop-Maschine.

Der Spezialist für Kurz- und Mittelstreckenflugzeuge entwickelt zur Zeit eine 70sitzige Maschine, mit deren Auslieferung bereits 1994 begonnen werden könnte. Allein der geplante Bau der F-130, einer verlängerten Version des derzeitigen Erfolgsmodells F-100, erfordert einen Entwicklungsaufwand von mindestens 900 Millionen Mark.

Im vergangenen Jahr erzielte Fokker, auch als Zulieferer zum Beispiel für Airbus und im Raumfahrtgeschäft aktiv, einen Umsatz von umgerechnet 3,3 Milliarden Mark, ein Plus von fast einem Fünftel. Der Nettogewinn betrug über 75 Millionen Mark. Nach vierjähriger Unterbrechung konnte das Unternehmen erstmals wieder eine Dividende zahlen.

Bayern trotzt Augsburg Remis ab

Fußball-Rekordmeister Bayern München blamierte sich beim 1:1(1:1)-Unentschieden in einem Freundschaftsspiel gegen Amateur-Oberligist FC Augsburg bis auf die Knochen. Vor 6500 Zuschauern traten die Bayern in Bestbesetzung an, doch die Augsburger besaßen die größeren Chancen. Wouters traf für Bayern.

FUSSBALL

Gruppe A, Italien - USA 2:1 (2:0), Polen - Kuweit 2:0 (1:0).

Gruppe C, erster Spieltag: Spanien - Kolumbien 4:0 (3:0), Ägypten - Katar 0:1 (0:0).

Bei den Tempolimits liegt Hessen nicht vorn Beschränkungen auf rund 25 Prozent aller Autobahnkilometer / In Rheinland-Pfalz 40 Prozent

WIESBADEN / MAINZ. Bei der Reglementierung des Verkehrs auf den Bundesautobahnen gehört das rot-grün regierte Hessen nicht zu den Bundesländern, die sich besonders hervortun. Während in Hessen weniger als 25 Prozent des gesamten Autobahnnetzes mit Geschwindigkeitsbeschränkungen belegt sind, kommt das von SPD/FDP regierte Nachbarland Rheinland-Pfalz auf knapp 40 Prozent Autobahnkilometer, die mit einem Tempolimit versehen sind. Mit dem Verweis auf diese "hessische Großzügigkeit" bei Tempobegrenzungen hat die rheinland-pfälzische Landesregierung bislang jede Kritik an der Haltung des Landes gegen ein generelles Tempolimit auf Bundesautobahnen zurückgewiesen.

Nach Angaben des Wirtschafts- und Verkehrsministeriums in Wiesbaden gibt es in Hessen ein Autobahnnetz mit einer Gesamtlänge von 930 Kilometern. Die Statistik für Geschwindigkeitsbeschränkungen wird allerdings auf Richtungsfahrbahnen bezogen, da in unterschiedlichen Fahrtrichtungen unterschiedliche Regelungen getroffen werden können.

Nach der Auflistung des SPD-geführten Verkehrsministeriums sind in Hessen von 1860 Kilometern Richtungsfahrbahnen 435 Kilometer mit einschränkenden Vorschriften versehen. Dazu kommen noch ganze 22 Kilometer, auf denen eine Geschwindigkeitsbeschränkung besteht, um den Dauer-Lärmpegel des Autobahnverkehrs abzusenken. Außerdem gibt es auf knapp 14 Kilometern eine elektronische Verkehrsführung, die zeitweilig Geschwindigkeiten über "Wechselverkehrszeichenanlagen" vorgibt.

Überholverbote für Lastwagen sind in Hessen noch dünner gesät. Lediglich auf 13,3 Prozent des Gesamtautobahnnetzes, das sind nach einer Auflistung des Verkehrsministeriums exakt 247,411 Kilometer Richtungsfahrbahnen, ist es Lastwagenfahrern untersagt, mit ihren Trucks aneinander vorbeizuziehen. Dagegen verfügt das wegen seiner Verkehrspolitik manchmal von SPD-regierten Ländern gescholtene Rheinland-Pfalz über das längste zusammenhängende Lastwagen- überholverbot in der Bundesrepublik.

Auf der gesamten Autobahn A 61 zwischen der nordrhein-westfälischen Landesgrenze und der Grenze zu Baden- Württemberg werden Lastwagen qua Überholverbot (bis auf die kurzen dreispurigen Teilstücke) auf die rechte Fahrspur gezwungen. Das sind über 300 Richtungskilometer und damit mehr als es in Hessen an Einschränkungen gibt. Rudolf Scharping (SPD), Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, kann dann auch mit Kritik aus Hessen gut leben: "Wir reglementieren den Verkehr dort, wo es notwendig ist. Generelle Beschränkungen lehnen wir anders als Hessen ab."

Dagegen legten die Hessen zu Reisebeginn nach. Auf den besonders belasteten Autobahn-Ferien-Routen verfügte Verkehrsminister Ernst Welteke (SPD) bis zum 6. September begrenzte Geschwindigkeitsbeschränkungen auf Tempo 120. Der Grund sind die starke Verkehrsbelastung und die damit einhergehende Unfallhäufigkeit auf den Abschnitten zwischen Kasseler Kreuz und Niedersachsen, zwischen Kirchheimer Dreieck und Thüringen und zwischen Mönchhof-Dreieck und der bayrischen Landesgrenze.

Ist die Ferienzeit vorbei, verschwinden die zusätzlichen Geschwindigkeitsbeschränkungen auf Hessens Autobahnen. Und Hessen rangiert dann weiter am hinteren Ende der verkehrsökologischen Skala der Bundesländer. gra

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Kinos / Filme Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Schlafwandler (20 Uhr). - Bambi: Eiskalte Leidenschaft (20.30 Uhr).

Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Batmans Rückkehr (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Rex II: Wayne's World (15, 17.45, 20.30 Uhr). - Cinema: Feivel im Wilden Westen (14.45 Uhr); Die Hand an der Wiege (16.15, 18, 20.45 Uhr).

Nauheim. Ried-Casino: Basic Instinct (19.30 Uhr); Die schreckliche Wahrheit (21.45 Uhr). Vorträge / Kurse Rüsselsheim. Werkstattgespräch mit dem Maler Hans Diebschlag, 16 Uhr, Turnhalle der Parkschule, Frankfurter Straße 54. Verschiedenes Gernsheim. Fischerfest: Stadtmeisterschaften im Kegeln, 19.45 Uhr, im Rheingold.Ausstellungen Mörfelden-Walldorf. Heimatmuseum Mörfelden, Langgasse 45: Geschlossen bis 15. August.

Rüsselsheim. Stadtbücherei, Am Treff 5: Alles über Dinosaurier, vom Bilderbuch zum Sachbuch, zu den Bücherei-Öffnungszeiten, bis 31. Juli.

Museum in der Festung, Hauptmann- Scheuermann-Weg 4: Unser aller Dreck; Industrie, Sozial- und Kulturgeschichte, geöffnet dienstags bis freitags 9 bis 12.30 und 14.30 bis 17 Uhr, samstags und sonntags 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr.

Opel-Forum, Bahnhofsplatz 1: Holzzeichen - Lebenszeichen, von Birgid Vietz, zu den bekannten Öffnungszeiten, bis 31. Juli.

Groß-Gerau. Kulturcafé im Alten Amtsgericht: Linolschnitte von Andreas W. Schmitt, zu den Café-Öffnungszeiten, bis 31. Juli.

Biebesheim. Heimatmuseum Biebesheim, Rheinstraße 44: Geöffnet sonntags von 10 bis 12 Uhr.

Nauheim. Heimatmuseum, Schulstraße 6: Geöffnet jeweils sonntags von 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Kamin-Club: Treffen der Frauengruppe "Allerlei Frau", 15.30 bis 18 Uhr; Sprechstunde, 18.30 bis 19.30 Uhr, Schillerstraße 16, Walldorf.

Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe: Gruppentreffen 20 bis 22 Uhr, Steinweg 22 in Mörfelden.

Jugend- und Drogenberatung, 10 bis 19 Uhr, Hermannstr. 3, Mörfelden, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.

Rentnergemeinschaft "Sonnenschein": Treffen, 15 bis 18 Uhr, SKG-Heim Walldorf. Groß-Gerau. Kinderschutzbund: Beratung von 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Str. 12, Tel. 0 61 52 / 8 24 24, psychologische Beratung: Tel. 0 61 52 / 4 02 89.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Adolf-Kolping-Str. 38, Tel. 0 61 52 / 78 98.

Amtsärztlicher Dienst: Besuchszeit 7.30 bis 11.30 Uhr, im Kreisgesundheitsamt, Tel. 0 61 52 / 12-206.

Diakonisches Werk: Lebensberatung, von 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Telefon 0 61 52 / 78 35.

Rüsselsheim. Caritas: Beratung für Suchtkranke, 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10; Sprechstunden des Caritas-Verbandes in der Waldstr. 34, 9 bis 12 u. 15 bis 16.30 Uhr, und nach telefonischer Anmeldung (Tel. 0 61 42 / 6 21 09).

Pro Familia: Beratung 9 bis 15 Uhr, Lahnstraße 30, Telefon 0 61 42 / 1 21 42.

Verbraucherberatung, Marktstr. 29, 9 bis 13 und 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.

Kreuzbund-Selbsthilfegruppe, 19.30 Uhr, Caritas, Freiligrathstraße 10 und in der Altentagesstätte St. Christophorus, Waldweg.

Raunheim. Wildwasser-Beratungsstelle: 10 bis 12 Uhr, im Frauentreff, Frankfurter Straße 13, Tel. 0 61 42 / 4 63 11.

Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.

Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.

(Ohne Gewähr)

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Kinos / Filme Dreieich-Sprendlingen. Rex: Batmans Rückkehr (20.30 Uhr). - Viktoria: Die Hand an der Wiege (20.30 Uhr).

Langen. Hollywood: Die unendliche Geschichte II (10 Uhr); Batmans Rückkehr (20 Uhr). - Fantasia: Wayne's World (20 Uhr).

Neues UT-Kino: Sneak Preview (22.30 Uhr). Vereine / Organisationen Langen. Turnverein 1862: Seniorenwanderung, 14.15 Uhr, ab Freischwimmbad. Verschiedenes Neu-Isenburg. Senioren-Nachmittag mit Froher Freitag, 16 Uhr, Bansamühle. Ausstellungen Neu-Isenburg. Stadtbücherei, Frankfurter Straße: Ausstellung der Verbraucherberatung: Obst und Gemüse haltbar machen, zu den Bücherei-Öffnungszeiten, bis 1. August.

Quartier IV, Luisenstraße 18: Bilder von Hannelore Jung und Elsa von Blanc, montags und mittwochs bis freitags, 14 bis 18 Uhr, bis 4. September.

Galerie im Hotel Kempinski, Gravenbruch: Malerei von Anneliese Müller-Nisi, zu den üblichen Öffnungszeiten, bis 30. August.

Zeppelinmuseum in Zeppelinheim, Kapitän-Lehmann-Straße 2: Öffnungszeiten: Freitag, Samstag und Sonntag, jeweils 9 bis 17 Uhr.

Dreieich. Dreieich-Museum, Dreieichenhain, Fahrgasse 52: Alte Musikinstrumente und Kupferstiche der Comedia dell' Arte (bis 20. September); sowie: Deutsche Porzellan- und Spielpuppen im Wandel der Zeit (bis 9. August), dienstags bis freitags 9 bis 12.30 und 14 bis 18 Uhr, samstags 14 bis 18 Uhr, sonntags 10.30 bis 12.30 und 14 bis 18 Uhr.

Bürgerhaus Sprendlingen, Fichtestraße: Werke von Angelika Schwindt, montags bis samstags 17 bis 19 Uhr, sonntags 10 bis 12 Uhr, bis 31. Juli.

Stadtbücherei Sprendlingen, Fichtestraße 50: Fotoausstellung: Dubrovnik wird zerstört . . . , zu den Bücherei-Öffnungszeiten, bis 14. August.

Langen. Altes Rathaus, Wilhelm- Leuschner-Platz: Sommerpause 6. Juli bis 2. August.

Restaurant Merzenmühle im Langener Mühltal: Dauerausstellung mit Arbeiten des Langener Malers und Graphikers Eginhard Schick, zu den Restaurant-Öffnungszeiten. Egelsbach. Fahrzeug-Veteranen-Museum im Bahnhof: Deutsche Fahrräder und Motorräder der 50er und 60er Jahre, sonntags 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.

Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. Jugendbüro, Frankfurter Straße 11: Beratung 12 bis 18 Uhr, Telefon 0 61 02 / 1 74 15.

Verein für ältere Bürger, Sprechstunde, 9 bis 13 Uhr, Ludwigstraße 75 - 79.

Arbeiterwohlfahrt: Mobiler sozialer Hilfsdienst, 8 bis 10 Uhr, Kronengasse, Telefon 3 37 77.

Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke": Beratung, 11.30 bis 12.30 Uhr; Gymnastik und Frühstück, 10 bis 12 Uhr, Löwengasse 8.

Mutter und Kind-Café, Bahnhofstr.143: Offener Treff für alle, 10 bis 11.30 Uhr, Telefon 88 40.

Pro Familia, 14.30 bis 16.30 Uhr, Ludwigstraße 75, Telefon 2 65 25.

Familienfürsorgerin Kreis Offenbach: Sprechstunden 14 bis 16 Uhr, für den Ostteil der Stadt ab Frankfurter Straße einschl. Gravenbruch, Haus der Sozialen Dienste, Ludwigstr. 75-79, Tel. 2 36 47.

Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, Beratung, 19 bis 22 Uhr, Friedrichstr. 43, Tel. 0 61 02 / 66 55.

Guttempler: Beratung u. Gesprächstreff für Alkoholgefährdete und deren Angehörige, 19.30 Uhr, Hugenottenhalle, Raum II.

Dreieich. Ehe- und Familienberatungsstelle der Caritas und des Diakonischen Werkes, 9 bis 12 Uhr, Robert-Bosch-Straße 28, Anmeldung 0 61 03 / 3 63 65.

Psychische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Sprendlingen, Eisenbahnstrasse 8, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Anmeldung erbeten (0 61 03 / 6 87 33).

Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF): Sprechstunden 9 bis 17 Uhr; Beratung von Zivildienstleistenden, 17 bis 19 Uhr, Robert-Bosch-Str. 26, Telefon 0 61 03 / 37 11 42, Fahrdienst: 37 11 49.

Jugend- und Drogenberatung des Wildhof, 10 bis 18 Uhr, Hauptstraße 32 - 36 (Hinterhaus), Sprendlingen, Tel. 6 49 47.

Paritätischer Wohlfahrtsverband, Sprendlingen: Beratung für Wohnungslose Menschen, 10 bis 13.30 Uhr, Frankfurter Straße 100, Tel. 0 61 03 / 6 93 29.

Baby-Treff für Babys ab vier Monaten und deren Eltern, 15 bis 16.30 Uhr, Christuskirchengemeinde in Sprendlingen, Fichtestraße 31.

Langen. Arbeiterwohlfahrt: Sprechzeiten für "Essen auf Rädern" und "Mobiler Sozialer Hilfsdienst", 8 bis 14 Uhr; Beratungsstunden des Vorstands, 10 bis 12 Uhr, Wilhelm-Leuschner-Platz 5, Telefon 0 61 03 / 2 40 61.

Mütterzentrum, Zimmerstraße 3: Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen, 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 33 44.

Sprechstunde für Senioren, Arbeiterwohlfahrt, 10-12 h, altes Feuerwehrhaus.

Kinderschutzbund, Fahrgasse 2, Beratung 14 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 12 11.

Laienhilfe: Gespräche mit Menschen mit seelischen Problemen von 15 bis 17.30 Uhr, Südliche Ringstraße 107. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Westkreis Offenbach: Tel. 0 61 03 / 5 18 84. (Ohne Gewähr)

"Die Not ist greifbar und geht alle an" Zachäusgemeinde: CFD-Workcamp zur Situation von Flüchtlingen und Obdachlosen

NIEDERRAD. "Unser Ziel ist es, Frankfurt mit anderen Augen zu sehen. Das Elend ist oft so nah, wir erkennen es nur nicht." Gisela Egler von der evangelischen Zachäusgemeinde erklärt in diesem Satz, was sie unter dem Motto "Leben in der Großstadt - Situation der Wohnsitzlosen und Flüchtlinge" versteht. Es ist das Thema des Workcamps des Christlichen Friedensdienstes Frankfurt (CFD), zu dem zwölf junge Leute aus sieben Ländern nach Niederrad gekommen sind.

Die Gäste im Alter zwischen 18 und 33 Jahren kommen aus Frankreich, Algerien, Spanien, Holland, der Tschecheslowakei, der GUS und den USA. Gemeinsam mit einem Teamer organisierten sie einen Flohmarkt, betreuten die Kinder von Flüchtlingen und gaben Suppe an Obdachlose aus. Warum interessierte sie gerade dieses Thema? Die 19jährige Perween erklärte: "Wir lernen diese Stadt, aber auch ihre Probleme kennen. Die Erfahrungen können wir in unserem eigenen Land umsetzen." Sie will nach ihrer Rückkehr in einem Obdachlosenheim helfen.

Die engagierten Helfer waren erstaunt über die offenen Reaktionen der Obdachlosen und Flüchtlinge. Die Menschen waren bereit, mit ihnen über Probleme und Erfahrungen des Alltags zu sprechen. Einige trafen in den Flüchtlingslagern auf Landsleute, mit denen sie lange Gespräche über die Situation der Asylsuchenden führten.

Die Not ist greifbar und geht uns alle an", sagt Erwin Renz, Mitarbeiter der Zachäusgemeinde und Betreuer der Gruppe, "viele schauen weg und ignorieren die Probleme." Mit Eigeninitiative wollen die Teilnehmer des Workcamps auf ihr Projekt aufmerksam machen. Ziel ist es, die Öffentlichkeit zu informieren und Menschen zum Nachdenken anzuregen. Ein "offener Abend" diente dem Austausch der Erfahrungen von Gästen und Gemeinde. Begegnung und Versöhnung stehen im Mittelpunkt der CFD-Workcamps in aller Welt. Sie entstanden nach dem Zweiten Weltkrieg, um "aus Feinden Freunde zu machen". Inzwischen geht es um den Austausch der sozialen und politischen Probleme und die gegenseitige Unterstützung. Der Arbeitskreis Flüchtlinge und die Teestube für Obdachlose, beides Projekte der Zachäusgemeinde, beschäftigen sich seit längerem mit der Situation der Flüchtlinge und Obdachlosen in Frankfurt. In spätestens zwei Jahren wollen die Organisatoren der Zachäusgemeinde wieder ein Workcamp anbieten. Die 18jährige Valérie würde noch einmal kommen: "Es hat Spaß gemacht und ich habe einiges gelernt. Ich habe erkannt, wie viele Menschen von der Gemeinschaft ausgeschlossen werden und isoliert leben."

Wer mehr über die Arbeit des Christlichen Friedensdienstes im In- und Ausland wissen will, kann sich an den CFD- Frankfurt, Rendelerstraße 9-11, Telefon 45 90 72, wenden. Für September ist ein weiteres Workcamp anläßlich des Umwelttages geplant. sil

Tips · Termine · Ausstellungen · Tips · Termine · Ausstellung

Kinos / Filme Seligenstadt. Turmpalast: Batmans Rückkehr (20.15 Uhr). - Turmstudio: Die Hand an der Wiege (20 Uhr).

Jügesheim. Saalbau: Wayne's World (20.15 Uhr). - Kronen-Lichtspiele: Batmans Rückkehr (20.15 Uhr).

Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Keine Vorstellung. Ausstellungen Dietzenbach. Heimatmuseum, Darmstädter Straße 11: Geöffnet sonntags 10 bis 12 Uhr.

Bürgerhaus, Offenbacher Straße: "Aqui está Masaya" - Eine Partnerstadt stellt sich vor, montags, mittwochs, freitags 9 bis 12 und 15 bis 19 Uhr, dienstags und donnerstags 15 bis 20 Uhr, samstags, sonn- und feiertags 11 bis 20 Uhr, bis 15. August.

Galerie Wagner, Schäfergasse 16. Dauerausstellung: Malerei und Grafik - Sammlung zeitgenössischer Kunst, Montag bis Samstag (außer Mittwoch) von 10 bis 12 und 14 bis 18 Uhr.

Feuerwehrmuseum, Rathenaustraße 16: Feuerwehrgeschichte ab 1876, sonntags 10 bis 12 Uhr.

Rödermark. Urberacher Töpfermuseum, Bachgasse 28: Traditionelles örtliches Kunsthandwerk, sonntags 10 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr.

Sammelteller-Museum, Johann-Friedrich-Böttger-Straße 1: Ständige Ausstellung der Prozellan-Sammlung, sonntags bis freitags 10 bis 15 Uhr.

Galerie Lou ihr Milljöh, Ober-Roden, Dockendorffstraße 8: In den Sommerferien nur von 9.30- 11.30 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung.

Seligenstadt. Rathaus, Am Marktplatz: Kleinplastiken und Zeichnungen von Gotthelf Schlotter, zu den Rathaus-Öffnungszeiten, bis 6. September.

Kreismuseum der Heimatvertriebenen, Frankfurter Straße 13: Geöffnet samstags und sonntags 14 bis 18 Uhr.

Mühlgarten der Klosteranlage: Freiluftausstellung - Skulpturen von Gotthelf Schlotter, täglich 8 bis 19 Uhr, bis 6. September. Führungen in der früheren Benedektiner-Abtei, 10 bis 17 Uhr, zu jeder vollen Stunde (außer 12 Uhr).

Galerie im Keller, Uhlandstraße 14: Aquarelle, Ölbilder und Holzschnitte von Klaus Dittrich, zu den üblichen Öffnungszeiten. Dieburg. Kreis- und Stadtmuseum, Schloß Fechenbach, Eulengasse 7: geöffnet freitags und samstags 14 bis 17 Uhr, sonntags 10 bis 17 Uhr.

Schloß Lichtenberg im Fischbachtal: Alte Hüte - neuer Hut, mittwochs und freitags 14 bis 17 Uhr, samstags, sonn- und feiertags 10 bis 17 Uhr, bis 27. September. Groß-Umstadt. Pfälzer Schloß geöffnet: Mittwoch 16 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag 11 bis 19 Uhr.

Regional- und Weinbaumuseum Gruberhof, Raibacher Tal 22: Göffnet sonntags 10 bis 18 Uhr.

Otzberg. Museum Otzberg, Spielzeugmuseum und Veste Otzberg: Flickwerk (bis 30. August); Haararbeiten (bis 31. Juli); sowie Holzspielzeug aus Jugoslawien und Sammlung zur Volkskunde in Hessen, mittwochs und samstags 14 und 17 Uhr, sonntags 10 bis 17 Uhr.

Odenwälder Kunstkabinett, Hanauer Gasse 3: Geöffnet mittwochs und samstags 15 bis 18 Uhr, sonntags 11 bis 18 Uhr.

Beratungen / Offene Treffs Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.

Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Dockendorffstraße 2, Ober-Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.

Verein für Erziehungs- und Familienfragen (VEF): Beratung, 13 bis 19 Uhr, Ober-Roden, Trinkbrunnenstr. 20, Rufnummer 0 60 74 / 9 67 59.

VEF-Kinder- und Jugendtelefon, Dirrektkontakt mit Frau Krüger-Degenhardt, 13 bis 14 Uhr, Tel. 0 60 74 / 91 12 67.

Kinderschutzbund: Beratungsstunden,16 bis 18 Uhr, Altes Rathaus Weiskirchen, Schillerstr. 27, Tel. 0 61 06 / 6 21 86.

Urberacher Frauentreff: Frauencafé, 10 Uhr; offener Treff, 20.30 Uhr, Borngasse 29.

Kleinkinderspielkreis (Krabbelalter bis drei Jahre) des Vereins für Erziehungs- und Familienfragen, ab 15 Uhr in der Halle Urberach, Telefon 0 60 74 / 9 67 59.

Dietzenbach. Pro Familia, Friedensstraße 38: Sprechstunde, 16 bis 19 Uhr, Termine unter 0 60 74 / 22 65.

Kinderschutzbund, Beratungen, 9 bis 12 und 15 bis 17 Uhr, City Center, Babenhäuser Str. 23-27, Tel. 0 60 74 / 4 37 96.

Seligenstadt. Psychologische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche, Caritasverband Offenbach, Frankfurter Str. 33, Tel. 0 61 82 / 12 11. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.

Frauenhaus des Kreises Darmstadt-Dieburg, Telefon 0 60 71 / 3 30 33.

(Ohne Gewähr)

Pfarrei St. Markus nahm bosnische Flüchtlinge auf Niemand fühlte sich zuständig: Die Polizei bat die Kirche um Hilfe / Behörden schieben sich Verantwortung zu

NIED. "Wie Vieh werden diese Menschen von einer zu anderen Stelle getrieben." Wilhelm Lindenberg, Mitglied des Pfarrgemeinderates von St. Markus, schüttelt den Kopf. Seit einigen Tagen beherbergt die katholische Kirchengemeinde zwei bosnische Familien. Weil die acht Kriegsflüchtlinge in Höchst auf der Straße standen und sich die Polizei keinen anderen Rat mehr wußte, als die Pfarrei um Hilfe zu fragen.

Weder die Stadt, die Hessische Gemeinschaftsunterkunft in Schwalbach (HGU) noch das Regierungspräsidium Darmstadt wollten die Familien unterbringen. "Jeder schiebt die Verantwortung für diese Menschen weiter", klagt Pfarrer Christoph Wurbs. Die Stadt, erklärte Sozialamtsleiter Ingo Staymann, könne keine Unterkünfte mehr beschaffen. "Wir stehen jetzt mit dem Rücken zur Wand."

Jahija Duravovic stehen die Tränen in den Augen. "Die Hilfe hier ist so gut", sagt der Bosnier in gebrochenem Deutsch. "Die Kirche gibt uns alles: Matratzen, Essen und Geld. Ich bin so dankbar und will etwas zurückgeben. Vielleicht gibt es hier Arbeit für mich." Seit Dienstag abend logiert er mit seiner Frau und den zwölf und zehn Jahre alten Kindern im Gemeindesaal von St. Markus. Auch sein Schwager samt dreiköpfiger Familie fand "Kirchen-Asyl". Das jüngste Kind ist gerade ein Jahr alt.

"Am vergangenen Dienstag kurz nach 22 Uhr", erinnert sich Pfarrer Wurbs, "klingelte bei mir das Telefon." Ein Beamter des 17. Reviers fragte, ob die beiden Familien vorübergehend in St. Markus unterkommen könnten. In ihrer Verzweiflung hatten sich die Flüchtlinge aus Bosnien an die Polizei gewandt. Für Seelsorger Wurbs, Pfarrgemeinderatsvorsitzende Eva-Maria Nagel und Wilhelm Lindenberg keine Frage. Noch in der Nacht richteten sie gemeinsam mit dem Hausmeisterehepaar Christof und Christine Hodana den Gemeindesaal für die Gäste her.

Bereits seit 8. April halten sich die beiden Familien aus der zerstörten bosnischen Stadt Bijelina in Deutschland auf. Zunächst fanden sie bei Jahija Duravovics Schwester in Sossenheim Unterschlupf. Doch 18 Menschen in drei Zimmern - das ging nur zwei Monate gut. Als sie die Wohnung verlassen mußten, standen sie buchstäblich auf der Straße. "Die Stadt", erklärte Sozialamtsleiter Ingo Staymann gestern auf Anfrage, "kann keine Unterkünfte mehr anbieten." Frankfurt gewähre den in Deutschland geduldeten Kriegsflüchtlingen aus dem ehemaligen Jugoslawien allerdings Sozialhilfe, zahle sogar die Miete. Voraussetzung: Sie finden bei Freunden, Verwandten oder Privatleuten eine Wohnung.

Sind die Leute obdachlos, "raten wir ihnen, nach Schwalbach zu fahren und in der HGU einen Asylantrag zu stellen". Damit, so Staymann, sei dann ja auch eine Unterbringung verbunden. Klaus Schüssler, HGU-Sachbearbeiter, bestätigt denn auch, daß die beiden bosnischen Familien nach Schwalbach kamen. "Asyl allerdings haben die nicht beantragt. Die wollen ja irgendwann zurück." Es hätte ihnen auch die Unterkunft nicht geöffnet. Schüssler: "Wer eine Duldung hat, kann zwar auch Asyl suchen, er genießt aber völlige Freizügigkeit und wird deshalb in der HGU nicht aufgenommen." Zuständig sei die Stadt Frankfurt, "wo die beiden Familien polizeilich gemeldet sind".

"Sobald diese Menschen obdachlos sind, fallen sie in ein Loch, aus dem sie keiner rausholen will", erklärte Karl Westerwick von der Beratungsstelle für Flüchtlinge des Evangelischen Regionalverbandes. Eine Erfahrung, die Pfarrsekretärin Helma Dechent von St. Markus kürzlich machte mußte. Stundenlang hing sie am Telefon, versuchte herauszufinden, "wer eigentlich für die Unterbringung dieser Menschen zuständig ist".

Die Gefährdetenhilfe des Sozialamtes, bei der Helma Dechent am Ende landete, machte das Angebot, den Bosniern eine Fahrkarte nach Jugoslawien zu spendieren. Westerwick empört: "Dazu muß man eigentlich nichts mehr sagen."

Auch das Regierungspräsidium wies die Verantwortung von sich und ließ vernehmen, die Stadt Frankfurt sei verantwortlich. Selbst in der Hanauer Kaserne, in die Kriegsflüchtlinge aus Jugoslawien einziehen sollen, könnten die Familien keine Bleibe finden. Dort werden nur Neuankömmlinge einquartiert.

"Wir können jetzt nur noch versuchen, die Flüchtlinge privat unterzubringen", sagte Sozialamtschef Staymann der FR. Die Situation hätten Bund und Land zu verantworten. Die erklärten sich zu Recht bereit, Menschen aus dem Kriegsgebiet aufzunehmen. "Die Probleme können aber nicht auf die Kommunen abgewälzt werden." Auf fachlicher Ebene habe es nie Absprachen gegeben, wie Flüchtlinge untergebracht werden könnten.

Die Gäste von St. Markus machten sich selbst auf den Weg, gingen in Höchst von Haus zu Haus und suchten eine Wohnung. "Ich weiß, daß es für die Pfarrgemeinde nicht leicht ist, uns hier zu behalten", sagte Jahija Duravovic. Zunächst können die Familien in der Pfarrei bleiben. "Aber hier muß schnell etwas passieren", so Wilhelm Lindenberg, damit diese Menschen nicht weiter "der Willkür unseres Systems ausgesetzt bleiben". tos

Kindergarten hat Raumprobleme

ZEILSHEIM. Überall fehlen Kindergartenplätze, in Zeilsheim müssen nächstes Jahr vielleicht sogar noch einige wegfallen. Das droht zumindest dem Kindergarten Taunusblick der evangelischen Gemeinde an der Lenzenbergstraße, weil er keinen geeigneten Ruheraum nachweisen kann. Auf dem Spiel stehen 20 Plätze, berichtete der Gemeindevorstand gestern in einem Schreiben.

In dem Brief heißt es, das hessische Landesjugendamt akzeptiere den von der Gemeinde vorgeschlagenen Mehrzweckraum nicht, weil er im Keller liegt. Das Gesetz schreibt Kindergärten mit Ganztagesangebot einen Ruheraum mit ausreichenden Schlafmöglichkeiten vor. Auch ein Personalraum muß zur Ausstattung gehören. Bislang hat der "Taunusblick" nur Gruppenzimmer. Die Einrichtung wollte mit dem Mehrzweckraum im Keller des Gemeindehauses den Vorschriften genügen.

Eine Alternative kann die Gemeinde offenbar nicht anbieten. Findet sich keine andere Lösung, liegt nach Ansicht des Vorstandsmitglieds Wilhelm Dietz die unerfreuliche Konsequenz auf der Hand: Statt 60 Kinder - wie bisher - können künftig nur noch 40 Mädchen und Jungen im Taunusblick aufgenommen werden. Eine der drei Gruppen müsse dann geschlossen werden. Dietz schreibt, Leidtragende würden in erster Linie die ausländischen Kinder sein, die einen hohen Anteil stellten. Sie vor allem benötigten Förderung, um später in der Schule dann mitzukommen.

Der Kindergarten wird seit Jahren mit einer vom Landesjugendamt immer wieder erneuerten Sondergenehmigung betrieben. Was die Wiesbadener Behörde an dem Kellerraum auszusetzen hat, war dort gestern nicht mehr zu erfahren. dis

Tips · Termine · Ausstellungen

Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Batman's Rückkehr (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Palast: Peter Pan (15 Uhr); Die Hand an der Wiege (17.30, 20 Uhr). - Lux: Feivel im Wilden Westen (15.15 Uhr); Der Rasenmähermann (17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Wayne's World (15.15, 17.45, 20 Uhr).

Broadway: Die Abenteuer des Pico und Columbus (15.30 Uhr); Basic Instinct (17.45, 20.30 Uhr).

Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Batmans Rückkehr (20.15 Uhr). - Zeitlos: Die Hand an der Wiege (19.45 Uhr). Parteien / Parlamente Obertshausen. Treffen der Jusos, 19.30 Uhr, im Rathaus. Vereine / Organisationen Offenbach. Sommerliches Treffen der BI-Kaiserlei, 19 Uhr, Allerweltscafé, Kaiserstr. 60, HH. Ausstellungen Offenbach. Klingspor-Museum, Herrnstraße 80: 70 Drucke der Edition Wolfgang Tiessen (bis 23. August); sowie: Ständige Ausstellung - Schriftgießerei Karl Klingspor und Sammlung Guggenheim, montags bis freitags 10 bis 17 Uhr, samstags und sonntags 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr.

Stadtmuseum, Parkstraße 60: Sonderausstellung: Skelette erzählen - Anthropologische Forschungen (bis 25. Oktober); Spielzeug-Ausstellung (bis auf weiteres); Dauerausstellungen: Offenbacher Fayencen sowie Alois Senefelder und die Notenfabrique André, geöffnet dienstags, donnerstags bis sonntags, 10 bis 17 Uhr, mittwochs 14 bis 20 Uhr.

Deutsches Ledermuseum/Schuhmuseum, Frankfurter Straße 86: Geöffnet täglich 10 bis 17 Uhr.

Rathaus, Stadthof 15: Ausstellung von Keramik-Objekten in Raku-Technik der Volkshochschule Offenbach, täglich 8 bis 17 Uhr, bis Ende Juli.

Artothek, Kaiserstraße 99: Dauerausstellung regionaler Künstler; Bilderausleihe dienstags bis freitags 15 bis 19 Uhr, samstags 10 bis 14 Uhr.

Restaurant Dino, Luisenstraße 63: Karikaturen von Klaus M. Puth, zu den Restaurant-Öffnungszeiten, bis Ende August. Heusenstamm. Heimatmuseum im historischen Torbau, Schloßstraße: Neuanordnung der Sammlungen und Vorstellung neuer Exponate, So., 10 bis 12 Uhr. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 9 bis 16 Uhr, Herrnstraße 16, Telefon 0 69 / 81 17 11.

Bellavista, Kontaktladen und Drogenberatung, Berliner Straße 118: 14 bis 19 Uhr, Telefon 81 84 02.

Aids-Hilfe-Offenbach, 16 bis 20 Uhr, Frankfurter Str. 48, Tel. 88 36 88.

Psychologische Beratungsstelle Stadt und Kreis Offenbach, Geleitsstr. 94: 9 bis 17 Uhr, Termine Tel. 80 65 - 23 47 oder 24 90.

Psychologische Beratungsstelle der Caritas, Termine: 9 bis 17 Uhr, Kaiserstr. 69, Tel. 80 064 - 230 oder 231.

Pro Familia, Bahnhofstraße 35: Telefonische Terminvereinbarung, 13 bis 19 Uhr, Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 16 bis 18 Uhr, Tel. 8 00 13 13.

Diakonisches Werk: Allgemeine Lebensberatung, 14 bis 18 Uhr, Wilhelmstraße 13, Tel. 22 81 500.

Sozialhilfeverein, Frankfurter Str. 57, 14 bis 16 Uhr, Tel. 800 12 99.

Selbsthilfegruppe für Alkohol- und Medikamentenabhängige, 19 bis 20.30 Uhr, Städtische Kliniken, Haus F, (Beschäftigungstherapie). RKB Solidarität: Fahrradselbsthilfewerkstatt, 14 bis 18 Uhr, Frankfurter Straße 63, HH.

DFG-VK: Kriegsdienstverweigerungs- und Zivildienst-Beratung, 18 Uhr, Zentrum III, Frankfurter Straße 63 (HH).

Beratung "Energieeinsparungsmöglichkeiten an Haus und Heizung", Rathaus, Berliner Straße 100, 15 bis 18 Uhr.

Beratung und Treff für Alkoholgefährdete, Guttempler-Orden, 20 Uhr, Paul- Gerhardt-Gemeinde, Lortzingstraße 10.

Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Telefon 80 65 -22 19.

Aktionsbündnis gegen Rassismus, 19 Uhr, Frankfurter Str. 63 (Hinterhaus).

Mühlheim. Beratung der Stadtwerke zum Energie- und Wassersparen, 13.30 bis 18 Uhr, im Rathaus, Tel. 0 61 08 / 60 19 53.

Heusenstamm. Psychologische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Paulstr. 49, 9 bis 12 Uhr, 14 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 04 / 20 01.

(Ohne Gewähr)

Seniorenausflüge: Auch Frührentner dürfen mit

RODGAU. An den städtischen Seniorenausflügen mit der "Franconia" nach Wertheim Ende August/Anfang September können alle Ruheständler teilnehmen, auch wenn sie das Rentenalter noch nicht erreicht haben. Partner, die dieses Kriterium nicht erfüllen, dürfen auch mitfahren. Damit tritt die Stadt Irritationen entgegen, wonach Vorruheständler nicht dabeisein könnten. ttt

Roggen-Ernte wie anno dazumal

NEU-ANSPACH. Die Landfrauen von Hausen-Arnsbach laden für Samstag, 1. August, zu einer ungewöhnlichen Roggen-Ernte ein. Die Frauen wollen zeigen, wie zu Großmutters Zeiten mit der Hand und der Sense das Getreide gemäht wurde. Zur Arbeit gehört selbstverständlich auch eine Vesper wie anno dazumal: mit selbstgebackenem Radonekuchen (eine Art Gugelhupf) und Brötchen mit Eiaufstrich.

Wenn das Wetter der Freiluft-Veranstaltung keinen Strich durch die Rechnung macht, wollen die Landfrauen ab 16 Uhr neben dem Sportplatzgelände in Hausen am Reuterweg (Richtung Rod am Berg) den Roggen ernten. cn

Oberliga-IG möchte Wildwuchs beschneiden Schork und Trinklein arbeiten intensiv / Reihe von Aufgaben in Angriff genommen

Wer etwas auf sich hält, der leistet sich was. Die Oberliga Hessen, da gibt es keinen Zweifel, hält was auf sich, ergo leistet sie sich auch was: IG- Sprecher Otmar Schork und Gert Trinklein - Mitglieder der erstmals von den Oberliga-Vereinen gewählten Interessensgemeinschaft (IG). Horst Ruland (Fulda), Klaus Beckerling (Bad Homburg) und Volker Berghäuser (Wehen) komplettieren die IG, die 1988 ihre Arbeit aufgenommen hat. Schork und Trinklein, die dereinst die IG ins Leben riefen, können sich in diesem Jahr ausschließlich ihrer "Gemeinschaft" widmen. Denn beide haben Zeit, weil keine sportlichen Ambitionen. Schork ist nach seinem Rückzug aus Bürstadt vereinslos. Trinkleins Arbeitsgebiet bei Rot-Weiss Frankfurt wurde bereits in der letzten Saison neu definiert: Statt sportlicher Leitung obliegt ihm die Überwachung des Stadionbaus.

Die Rückkehr von Trinklein in die IG ging sehr ruhig vonstatten. Ganz im Gegensatz zu seinem Abgang vor einem Jahr, als er mit einem verbalen Rundumschlag die IG-Bühne verließ, nun aber reumütig in den Kreis derer zurückkehrte, die ihn wieder in den Mittelpunkt sportlichens Seins rücken. Daß sowohl Schork als auch Trinklein ohne sportliche Funktion in der Oberliga diese Positionen ausfüllen, wird von beiden positiv gesehen. "Wir können uns jetzt intensiver um die Ziele der IG bemühen. Früher lief das neben dem strapaziösen Tagesgeschäft in einem Verein einher", meinen die beiden unisono.

An Langeweile werden sie nicht leiden. "Es gibt viel zu tun", weiß Schork. Dringlichste Anliegen für die IG sind die Eindämmung der mittlerweile horrenden Ablösesummen in der Oberliga und eine Lösung des Problems der "doppelten Unterschrift". Bislang können die Spieler Paßanträge nach Belieben unterschreiben. Verbindlich sind diese allerdings nicht. "Die Vereine agieren im luftleeren Raum, können nicht langfristig planen", ärgert sich Schork über diesen Wildwuchs. Er fordert die Einführung eines Formulars, eine Art Vertrag, der vom Hessischen Fußball-Verband (HFV) ausgearbeitet werden sollte.

Die Preistreiberei nimmt in Sachen Ablösesummen mittlerweile schwindelerregende Formen an. Sechsstellige Ablösesummen sind in der Oberliga schon keine Seltenheit mehr. Die Amateure sind teuer geworden, auch wenn es offiziell kein Geld gibt. Ablösesummen, gerne auch als Ausbildungskosten deklariert, sind gängige Praxis. "Sie sollen auch nicht abgeschafft, lediglich auf ein erträgliches Maß zurückgefahren werden", sagt Schork. Ein Ziel könnte eine Verkürzung der Sperrfrist eines Spielers sein, der bei Nichtfreigabe bislang erst ab dem 1. November spielberechtigt war. Zu diesem Zeitpunkt ist die Hinrunde beinahe schon beendet. Das Wissen um diese Not wird von den Vereinen ausgenutzt. Ein Spieler, der aufgrund solch einer langen Wartezeit ausfallen würde, wird in der Regel "freigemacht". Eine Verkürzung um einen Monat würde zweifellos ein Umdenken zur Folge haben. Falls der Antrag beim DFB-Bundestag im Herbst nicht durchgehen sollte, wollen die Hessen interne Richtlinien erlassen.

Das erste Saisonziel hat die IG bereits unter Dach und Fach gebracht. Die Einführung des Torverhältnis für die laufende Saison scheint beschlossene Sache. Die Oberliga-Vertreter einigten sich bei ihrer letzten Sitzung darauf, daß das Torverhältnis bei Punktgleichstand als Meßlatte herangezogen wird. Jetzt muß der HFV-Beirat im November nur noch seinen Segen geben. Ein weiteres Ziel scheint wesentlich schwerer zu realisieren. Langfristig möchte die IG auch mit Sitz in HFV- Verbandsspielausschuß oder HFV-Vorstand vertreten sein.

Dem HFV-Verbandstag soll im Juni 1993 erneut vorgeschlagen werden, künftig die Oberligisten im Pokal erst auf Bezirksebene antreten zu lassen. Die Belastung sei einfach zu groß, meint Schork. Sechs bis sieben Spiele auf Kreisebene, meist mit zweistelligen Resultaten, sind für ihn unnötig.

Auch in diesem Jahr erhalten die Vereine aus dem Fernsehglobalvertrag ein stattliches Sümmchen: etwa 20 000 Mark pro Verein. Davon werden erstmals ein paar Mark an die IG abgeführt. Der Gesamtbetrag beläuft sich dabei auf 5000 Mark. "Als Ausgabendeckung, nicht für Personen", versichert Schork, der wie seine IG-Kollegen ehrenamtlich tätig ist. JÖRG HANAU

Bayern wollen nicht mit Klagegemeinschaft reden Offenbachs Landrat Josef Lach besucht Mülldeponie Stockstadt und übernimmt die Mittlerrolle

MAINHAUSEN. Der Offenbacher Landrat Josef Lach (SPD) wird versuchen, als Mittler zwischen seinem Aschaffenburger Kollegen Roland Eller (CSU) und der Anfang Mai ins Leben gerufenen "Klagegemeinschaft gegen die Hausmülldeponie Stockstadt" aufzutreten. Bei einem Besuch an der Landesgrenze zwischen dem hessischen Mainhausen und dem bayrischen Stockstadt machte sich Lach ein Bild vom Fortschritt der Arbeiten auf dem sogenannten Deponiefeld IV, 250 Meter entfernt von der auf Mainhäuser Territorium gelegenen Waldrandsiedlung.

Vertreter der Initiative, an der Spitze Wolfgang Klein und Thomas Rinnert, beklagten bei der Gelegenheit das Fehlen jeder Gesprächsbereitschaft auf Aschaffenburger oder - wenn man so will - bayrischer Seite. Tenor: Rein rechtlich sei man nicht verpflichtet, auf Argumente von jenseits der Landesgrenze einzugehen.

Dabei zeigt die weitgehend aus der Bürgerinitiative gegen Umweltzerstörung (BIGUZ) hervorgegangene Klagegemeinschaft durchaus Verständnis für die Nöte der Nachbarn. So wird die Notwendigkeit einer Mülldeponie für ein Gebiet von der Größe des Kreises Aschaffenburg unbedingt eingesehen. Nur die räumliche Nähe und die damit verbundene Gefahr für die Mainhäuser Trinkwasserbrunnen stößt auf Widerstand. Nach hessischem Recht muß eine Mindestdistanz von 500 Metern gewahrt werden. Die Bayern scheren sich offensichtlich nicht darum.

Die Klagegemeinschaft sieht mit Unbehagen, wie Planierraupen dem Deponiefeld IV das Bett bereiten. Da wird gegenwärtig eine Tonschicht auf den sandigen Untergrund aufgetragen, eine drei Millimeter dicke Kunststoff-Folie soll als eigentliche Abdichtung dienen, darüber werden Kieselsteine einen Filter bilden und Leitungsrohre das Sickerwasser in eigens angelegte Schächte spülen.

Das Verfahren scheint der Klagegemeinschaft reichlich windig, entspricht ihrer Ansicht nach nicht dem neuesten Stand der Technik. Die betroffenen Bürger von Mainhausen wollen aber auf ihre Klagen gegen den Landkreis Aschaffenburg verzichten, wenn der - anstatt räumlich zu expandieren - seine real existierende Müllkippe in die Höhe wachsen läßt.

Doch da ist noch ein Problem. Der CSU-dominierte Kreis hat der kreisfreien Stadt Aschaffenburg mit ihrem SPD-Oberbürgermeister an der Spitze die Müllentsorgung zum Jahresende gekündigt. Während die Regierung von Unterfranken den Aschaffenburgern das mehr als 100 Kilometer entfernte Bad Kissingen als Alternative für die Müllablagerung zugewiesen hat, klagt das an der Fränkischen Saale gelegene, seiner Kochsalzquellen wegen gerühmte Heilbad bereits gegen diesen Bescheid. Falls die Stadt Aschaffenburg also weiterhin auf Stockstadt angewiesen sein wird, dürfte das nur einen Steinwurf von Mainhäuser Gemarkung entfernte Abfallgelände noch schneller als gedacht aufgefüllt sein.

Die bisherigen Planungen enden zeitlich an der Jahreswende 1994 / 95, eine zeitliche Streckung bis zum Jahre 2000 zeichnet sich schon ab. Bis dahin aber wird nach den drei schon stattlichen Müllfeldern auch der "Vierer" auf eine lichte Höhe von 21 Meter angewachsen und mit einer Kuppel versehen sein. Das Grundwasser wird derweil mit der Strömung des benachbarten Mains munter in Richtung Waldrandsiedlung strömen und den dortigen Bewohnern gar nicht schmecken.

Landrat Josef Lach, offensichtlich beeindruckt von der Sachlichkeit und Friedfertigkeit der Mainhäuser Klagegemeinschaft gegen die Hausmülldeponie, hat beim Verlasssen des Geländes versprochen, so schnell wie möglich mit der Kreisverwaltung Aschaffenburg Kontakt aufzunehmen. Er will vorschlagen, die Mainhäuser Bürgerinitiative an einem Spitzengespräch zu beteiligen. ttt

Der Traum vom regionalen Jugendzentrum im eigenen Bauernhof Vorstands-Quartett erwägt geschlossen Rücktritt, wenn sich nicht bald etwasändert / Stadt hält Jugendliche an der kurzen Leine

USINGEN. Der Frust im Vorstand des Usinger Jugendzentrums spitzt sich zu. Die Geduld der Jugendlichen mit der Stadt ist am Ende. "Wir fühlen uns alleingelassen und verarscht!" sagen die letzten vier aktiven Mitglieder. Wenn sich bis Ende dieses Jahres nichts für die Jugendlichen in der Stadt ändert, will das Quartett geschlossen das Handtuch werfen.

"Das neue JuZ" - unter dieses Thema haben die Jugendlichen ihr Zelt-Wochenende gestellt, zu dem sie am nächsten Freitag aufbrechen. Im Westerwald am Dreifelder Weiher wollen sie einen Aktionsplan schmieden, "was sich verändern muß". Die Diskussionen versprechen heißer zu werden, als das Lagerfeuer, doch die Forderungen sind Jahre alt und stadtbekannt: neue Räume und ein Jugendpfleger.

In Sachen Jugendpfleger könnte sich tatsächlich noch vor Weihnachten etwas bewegen. Aufgrund der jüngsten Auseinandersetzungen mit ausländischen Jugendlichen (die FR berichtete) ist die Einsicht im Rathaus nach professioneller Dauerhilfe vor Ort gewachsen: "Darum kommt man wohl nicht mehr herum", rang sich der kommissarische Bürgermeister Detlef Ortmann zum Thema ab.

Der Auszug aus dem Goldschmidtshaus ist hingegen nicht in Sicht. Das künftige Quartier steht zwar schon fest: das derzeitige Umkleidegebäude der Sportgemeinschaft auf den Muckenäckern. Doch solange die Finanzen für den Vereinsneubau nicht geklärt sind, werden die Räume nicht frei. Der Verein müsse seine Hausaufgaben noch machen, so Ortmann. Die Stadt habe ihren Finanzierungsteil geregelt.

Die JuZ-Mitglieder erteilen der Stadt trotzdem schlechte Noten. "Was hat die Stadt bisher für uns getan?" fragen die Jugendlichen. Ihre Antwort: "Sie zahlt uns monatlich 100 Mark." Der JuZ-Vorsitzende Dirk Schimmelfennig, der seit sieben Jahren Jugendarbeit leistet, hat sich ausgerechnet, daß er schon über 5000 Stunden für das JuZ aufgebracht hat. Zusammen mit seinen Vorstandskollegen kommt er auf über 10 000 Stunden. "Außer leeren Versprechungen und Gemeckere haben wir von der Stadt bis jetzt nie etwas gehört." Sabine Rickerich glaubt den Grund zu kennen: "Es gibt in Usingen nur ein JuZ, "weil jede Gemeinde eins hat. Ansonsten hat die Stadt nichts damit zu tun. Hauptsache, es passiert nichts. Und wenn etwas passiert, wird sofort zugemacht."

Wie erst vor wenigen Wochen, als ausländische Jugendliche, die aus ihrem bisherigen Kneipen-Treffpunkt vertrieben wurden, das JuZ in Beschlag nahmen. Zuvor hatte die Schloßplatz-Clique für Aufruhr gesorgt. Zwischendurch - und wenn gerade keine Ferien sind - stehen die Räume im Goldschmidtshaus, im dritten Stock in der ehemaligen Hausmeisterwohnung, den Jugendlichen donnerstags von 17 und sonntags von 15 bis 22 Uhr offen.

Doch inzwischen kommt kaum noch jemand. In den wenigen Stunden ist mehr verboten als erlaubt. Ein geschenktes Leuchtschild zum Beispiel, mit dem die Jugendlichen während ihrer Öffnungszeiten stolz auf sich aufmerksam machen wollten, dürfen sie weder nach draußen hängen, noch hinter dem Fenster aufstellen. "Das Geld von der Stadt durften wir nicht ausgeben, um Aufkleber mit ,JuZ Usingen' drucken zu lassen", berichtet Sabine Rickerich. Anne Brähler, mit 16 Jahren die jüngste im Vorstand, fügt hinzu: "Wir wollen doch auch mal irgendwas Persönliches, um den Jugendlichen zu zeigen, wir sind Euer JuZ Usingen."

Das Bestreben, sich eine Identität zu schaffen, drückt auch der Traum aus, den das Quartett zusammen mit den Aktiven vom Neu-Anspacher "Café Provinz" träumt: Anspach, Usingen und Wehrheim schließen sich zusammen, um für die Jugendlichen des Usinger Landes einen alten Bauernhof zu kaufen. Außerhalb der Gemeinden und trotzdem in zentraler Lage. Die Vorteile: mehr Geld, Ideen, Kontakte - und mehr Aktive. Die Usinger sind überzeugt: "Wenn Jugendliche ihr eigenes Reich hätten, das alle zusammen aufbauen würden, wär ruckizucki die Randale weg." CLAUDIA NENNINGER

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Lebenshilfe: Beratung für Eltern von Risikokindern und entwicklungsverzögerten Kindern, 10-12 Uhr, Hauptstr. 27-29, Fauerbach.

Deutsche Friedensgesellschaft, Vereinigte Kriegsdienstgegner: Beratung für Kriegsdienstverweigerer und Zivildienstleistende, 20 Uhr, Literatur-Café.

LVA: Sprechstunde, 8-12 Uhr, Beratungsstelle Hanauer Str. 30.

Frauenamt des Wetteraukreises: offene Sprechstunde 8.30-14 Uhr, Leonhardstr. 7.

Aids-Beratung des Gesundheitsamtes, 14-15.30 Uhr, Tel. 0 6031 / 8 32 96.

Pro Familia: ärztliche Sprechstunde, Beratung, 14-17 Uhr, Kleine Klostergasse 16, Tel. 0 60 31 / 23 36.

Amt f. Landwirtsch. u. Landentwicklung: Obst- u. Gartenbauberatung, ab 10 Uhr, Homburger Str. 17, Tel. 0 60 31 / 6 00 80.

Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses, Sprechstunden: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.

Haus der Gesundheit: 9.30-11 Uhr Diätberatung; 15.30 Uhr Vortrag der Ernährungsberaterin: Vegetarisch essen?; 16.10 Uhr Kurseelsorge: "Vergeben oder Vergessen?".

Interessengemeinschaft der Verbraucher: Verbraucherberatung, 15-18 Uhr, Rechtsberatung 16-18 Uhr, Frankfurter Straße 34.

Bad Vilbel. Kinderschutzbund: Sprechstunde, 9-12 Uhr, Frankfurter Str. 85, Tel. 0 61 01 / 8 82 19.

Bürgeraktive: Treffen der Selbsthilfe-Gruppe der "Dicken", 19 Uhr, Frankfurter Str. 15.

Karben. Kinderbeauftragte der Stadt: Sprechstunde, 10-12 Uhr, Seniorenclub Bürgerzentrum, Tel. 0 60 39 / 48 139.

Allgemeiner Sozialer Dienst: Sprechstunde, 10-12 Uhr, Bauhof, Robert-Bosch-Straße. Caritas-Verband Gießen: Mobile Beratungsstelle, 18-19 Uhr, Wernher- von-Braun-Str. 41, Groß-Karben.

Nidda. Frauen-Notruf: Sommerpause bis 31. Juli, in dringenden Fällen Tel. 0 60 43 / 44 71 (Kontaktaufnahme über Anrufbeantworter).

Büdingen. Caritas: allgemeine Lebensberatung, 14.30-16.30 Uhr, Berliner Str. 18, Tel. 0 60 42 / 39 22. Kulturmix Bad Vilbel. Burgfestspiele: "Der Regenmacher" v. R. Nash, 20.15 Uhr, Wasserburg.Gruppen / Vereine Friedberg. Mädchen-Café: 14-17 Uhr, Große Klostergasse 5, Tel. 0 60 31 / 31 40.

Bad Nauheim. DRK: Bereitschaftsabend, 20 Uhr, DRK-Heim.

Freiwillige Feuerwehr: Übung / Unterricht, 19.45 Uhr, Stützpunkt.

Gesangverein Frohsinn: Chorprobe, 20 Uhr, Stadtschule Wilhelmskirche.

Jagdclub - Jägerstammtisch 20 Uhr, Schützenhaus.

Johanniter Unfallhilfe: Treffen d. Jugendlichen, 17.30-18.30 Uhr, Stadtschule Wilhelmskirche.

Tag der Begegnung des Seniorenclubs, 14 Uhr, Tagungsstätte Blücher Str.

Verein für Briefmarkenfreunde: Tauschabend, 20 Uhr, Altes Rathaus.

Bad Vilbel. Jugendclub Massenheim: Spiel- und Basteltreff f. Kinder v. 6-12 J., 14.30-17.30 Uhr; Treff f. Schüler ab 12 J., 15.30-18.30 Uhr; f. Jugendliche ab 16 J. 19-22 Uhr, Kirchstr. Massenheim.

Kinderschutzbund: Müttercafé, 10-12 Uhr, Frankfurter Str. 85 (I. Stock).

Rosbach. FC Ober-Rosbach: Fußballturnier, 18 Uhr, Sportgelände Eisenkrain (bis 31. Juli).

Butzbach. AWO-Begegnungsstätte: offenes Eltern-Baby-Treffen, 10-11.30 Uhr, J.-S.-Bach-Str. 26.

Schützengesellschaft 1410 e.V.: Geselliges Montagabendschießen, 19.30 Uhr, Schützenhalle. Ferienveranstaltungen Bad Vilbel. TV Massenheim: 14.30-16 Uhr Turnen und Spielen für Jungen ab 8 J.; 16-17.30 Uhr Turnen und Spielen für Mädchen ab 9 J.; 17.30-19.30 Uhr Leistungsgruppe I und Aufbaugruppen I+II Mädchen; 19.30-21.30 Uhr Sport und Spiel für Männer ab 18 J., Turnhalle Homburger Str. 180. Vorträge / Kurse Bad Nauheim. Dia-Vortrag: "Skandinavien - Land der Elche und Kraniche" v. H.D. Brandl, 19.30 Uhr, Trinkkuranlage.

Bad Vilbel. Evangelische Frauenhilfe Hessen und Nassau: Babysitter-Kurs, Beginn, 10 Uhr, Grüner Weg 4-6.

Nidda. Dia-Vortrag: "Ein Streifzug rund um Bad Salzhausen" v. M. Klös, 19.30 Uhr, Parksaal Bad Salzhausen. Parteien / Parlamente Rosbach. SPD-Dämmerschoppen, 19 Uhr, Gaststätte Zur Rose Nieder-Rosbach.

Verschiedenes Bad Nauheim. Mit dem Förster durch den Wald, 15 Uhr Forstamt (beschildert ab Kurhaus).

Friedrichs Internationale Damenmode, 15.30 Uhr, Kurhaus.

Sing mit - Kurgastsingen mit Karen Ennulat, 16 Uhr, Trinkkuranlage.

Bad Vilbel. Ausflugsfahrt der Massenheimer Senioren zum Opelzoo, Treffpunkt: 13 Uhr Ev. Gemeindezentrum Massenheim.

Nidda. Botanische Führung durch den Kurpark mit Gartenmeister G. Wagner, Treffpunkt: 14 Uhr, vor der Lesehalle.

Büdingen. Kirchweih in Rinderbügen und Rohrbach. Ausstellungen Friedberg. Jac Leirner - Blue phase and ghost, Öffnungszeiten: Di., Mi., Do., So. 11-19 Uhr, nach Vereinbarung unter 0 60 31 / 24 43, Galerie Hoffmann, Görbelheimer Mühle, Fauerbach (bis 15. August). Bad Nauheim. Ruth Hofmann - Nadelmalerei, heute ab 14 Uhr, Öffnungszeiten tägl. 10-12 u. 14-18 Uhr, Trinkkuranlage (bis 5. August).

Ev. Kirchengemeinde: Martin Niemöller (1892-1984), Ausstellung zu den Öffnungszeiten der Dankeskirche (bis 31. August).

Büdingen. Büdinger Geschichtsverein: "Der Herrnhaag, die Herrnhuter und Büdingen", Öffnungszeiten: Di.-Fr., 10-12 Uhr, Mi. u. Sa., 15-17 Uhr, So. u. Feiertage 10-12 u. 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 29. November). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Batmans Rückkehr (15, 20.15 Uhr) - Blende: Feivel, der Mauswanderer II (15 Uhr); Die Hand an der Wiege (20.15 Uhr) - Studio: Wayne's World (15, 20.15 Uhr) - Keller: Basic Instinct (15, 20.15 Uhr).

Bad Nauheim. Terminus: Schtonk (19 Uhr).

Butzbach. Bambi: Stop oder meine Mami schießt (20 Uhr) - Capitol: Batmans Rückkehr (20 Uhr).

Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: Betriebsferien bis 31. Juli, keine Vorstellungen.

Büdingen. Royal: Basic Instinct - Princess: Batmans Rückkehr (20 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Delicatessen (19.45 Uhr); Der Club der toten Dichter (22 Uhr).

Lich. Traumstern: She's gotta have it (19.30 Uhr); Edward II (21.45 Uhr).

(Ohne Gewähr)

Hauptgewinn: teurer Ring Um einen Brillantring im Wert von 10 000 Mark ist Monika Boivin reicher. Sie bekam das teure Stück bei Juwelier Weiss im Nordwestzentrum von der Filialleiterin Ute Möllenbeck überreicht. Unter rund 30 000 Einsendern gewann die Frankfurterin den ersten Preis bei einem bundesweiten Gewinnspiel des Weiss- Journals. tom Stöffche international Schon vor den Olympischen Spielen fanden 8000 Liter "Possmann-Ebbelwei" den Weg nach Spanien und auf die Balearen. 6000 Liter wurden auf die Kanarischen Inseln geschickt und der Export nach Japan beläuft sich auf 3000 Liter im halben Jahr meldet die Kelterei.

Und um dem schlichten Frankfurter Nationalgetränk auch den Weg in die "große Welt" zu erleichtern, wird das Stöffche beim ATP Turnier in der Festhalle ab 17. November präsentiert. Den Einstand machten hier im letzten Jahr 2600 Schoppen. E-S Italienisches Fest im Hof Zum fünften Mal bittet das Weindepot Bella Italia, Eschersheimer Landstraße 12, zu einem Sommerfest. Am kommenden Samstag, 1. August, wird der Hof des Anwesens in einen italienischen Jahrmarkt verwandelt. Von 9 bis 16 Uhr wird Umberto Tedesco kulinarische Köstlichkeiten zubereiten, leichte Sommerweine, alkoholfreie Getränke, Eis und Süßspeisen gehören ebenso zum Angebot wie napolitanische Canzoni (gesungen von Camillo d'Ancona), Darbietungen der Computer-Firma q.e.d.-Ware und zeitgenössische Literatur aus der italienischen Buchhandlung Libreria "Südseite". abi

Stadtteilfenster

Der SPD-Ortsverein Eschersheim lädt ein zum "Nachmittag unter Freunden", einem Kinder- und Sommerfest, am Samstag, 8. August, ab 14 Uhr, auf dem Gelände der TSG 51 in der Niedwiesenstraße. Die Eschersheimer Sozialdemokraten wollen die in den letzten Jahren vernachlässigte Tradition der SPD-Kinderfeste im Frankfurter Norden wieder aufleben lassen und dabei auch verstärkt wieder mit den Bürgern und Bürgerinnen ins Gespräch kommen. li/30

Der Bürgerverein Eschersheim wird sich am großen Stadtteilfest "Eschersheimer Wochenende" (vom 28. August bis zum 30. August) wieder mit einem Imbißstand beiteiligen. Angeboten werden Suppen, Salate und Schmalzbrote. Dazu wird an einem Stand Rheingauer Wein ausgeschenkt. Am Sonntag nach dem Frühschoppen gibt es für Kinder einen Überraschungsspielstand; der Erlös geht an die Kinderkrebshilfe. (li/30

Das Ortsgericht im Ortsbezirk 9 (Ginnheim, Eschersheim, Dornbusch) hat nach der Ernennung Fritz Goeders zum neuen Ortsgerichtsvorsteher auch neue Sprechzeiten. Goeder und sein Stellvertreter Hans Jürgen Brand beglaubigen montags von 17.30 Uhr bis 18.30 Uhr im Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstraße 248, Unterschriften und Kopien. Nach Vereinbarung schätzen sie auch Gebäude und Eigentumswohnungen. jan/30

Zur Eröffnung ihres neuen Geschäfts lädt am morgigen Freitag, 31. Juli, 14 Uhr, die Firma "Eickmann Computer" ein. Die neue Adresse des Fachgeschäfts lautet jetzt:In der Römerstadt 259. ml/30

Einen Antikmarkt gibt es wieder am Sonntag, 2. August, ab 11 Uhr im Nordwestzentrum. Verkauft wird nur ausgewählte Ware bis 1930. ml/30

Die Heddernheimer Kolpingfamilie macht ihre Mitglieder auf verschiedene Feste aufmerksam: Am Samstag, 29. August, beginnt um 14 Uhr das Stadtteilfest in der Unteren Heddernheimer Landstraße. Es steht unter dem Motto: "Ausländer und Deutsche in Heddernheim - Miteinander leben, miteinander feiern." Am Montag, 3. August, trifft sich die Kolpingfamilie zum Grillabend im Hof des Pfarrheims in der Heddernheimer Landstraße 47. Das Fest beginnt um 20 Uhr. Weitere Fragen beantwortet Hans-Joachim Fischer unter Tel. 58 16 08. sil/30

Der 1. FC Hochstadt ist ab heute Gastgeber der 17. Maintaler Stadtmeisterschaften Für die "Lila-Weißen" geht es zu Hause um Titelverteidigung Gastgeber gilt neben "Fröschen" aus Bischofsheim als Favorit / Mit 80 Minuten Spielzeit Trainer-Wünschen entgegengekommen

Sie gehören zum festen Bestandteil der Maintaler Fußballszene, werden ab Mittwoch (29. 7.) zum 17. Mal ausgetragen: Die Stadtmeisterschaften. Gastgeber ist dieses Mal der 1. FC 1911 Hochstadt, der inzwischen zusammen mit Landesliga- Absteiger FSV 07 Bischofsheim (beide spielen - wie berichtet - in der Bezirksoberliga Frankfurt-West) als neues Aushängeschild fungiert. Selbst als Dritter dieser örtlichen Hierarchie gewannen die Hochstädter vor Jahresfrist an der Dörnigheimer Eichenheege mit 1:0 gegen die TSV Kewa Wachenbuchen den Titel. Es war der vierte Erfolg im 16. Wettbewerb für die Lila-Weißen, die jetzt den Heimvorteil zur Titelverteidigung ausnutzen wollen.

Die erste Pflichtübung (Kreispokal) wurde gleich zur Kür: Mit dem "letzten Aufgebot (die Neuzugänge Schwäbig, Keilholz und Schmidt waren noch nicht spielberechtigt) siegte der FCH an der "Dicken Buche" kräftig mit 5:2 (2:0) gegen den Dörnigheimer SV. Kraft (2), Kafka, Krämer und Walker legten fünf Treffer vor, Meier und Heigl gelang eine kosmetische Ergebniskorrektur. Die Mannschaft um Spielertrainer Jockel Keilholz, die immerhin 120 Zuschauer (424 Mark Eintrittsgelder wurden registriert) lockte, gilt zusammen mit den "Fröschen" aus Bischofsheim als Favorit.

Zunächst ist der Gastgeber spielfrei, der FC Hellas und Bischofsheim (18 Uhr) eröffnen am Mittwoch (29. Juli) die Stadtmeisterschaften, um 19.30 Uhr folgt das Dörnigheimer Meeting zwischen den Bezirksligisten FC Germania 08 und DSV. Tags darauf greift der FCH mit dem Spiel gegen den Bezirksoberliga-Absteiger FC Germania (18 Uhr) ins Geschehen ein. Da Bischofsheim (zusammen mit dem FC Hellas und Kewa Wachenbuchen in der Gruppe I) und Hochstadt (mit dem FC Germania und DSV in der Staffel B) getrennt ins Rennen gehen, ist ein Finale der beiden Favoriten wahrscheinlich. In der zweiten Ebene werden Kewa Wachenbuchen - Trainer Klaus Rauch steht eine Reihe bekannter Neuzugänge zur Verfügung - und der FC Germania 08 erwartet, während der DSV und der FC Hellas nur Außenseiterchancen haben. Nach den drei Wochentags-Vorrundenspielen kommt es am Samstag (1. August) zu den Überkreuzspielen der beiden Gruppenersten, bevor am Sonntag (ab 13.30 Uhr) die Finalspiele ausgetragen werden sollen. Die Fans sind mit zwölf Mark (ermäßigter Satz 10 Mark) bei allen Spielen dabei, die Tageskarte kostet vier Mark (drei Mark ermäßigt) beziehungsweise am Finaltag jeweils eine Mark mehr. "Wir erwarten pro Abend etwa 200 Zuschauer und am Finaltag wie in Dörnigheim rund 600, was insgesamt einer Quote von knapp 1500 entsprechen würde", setzt Hochstadts Vorsitzender Gert Bechert auf die Maintaler Fußballfreunde. Auf dem Waldsportplatz wird Küchenchef Ernst Eggle jede Menge Gaumenfreuden präsentieren, ein großer Getränke-Verkaufswagen soll die durstigen Kehlen laben. Nach einem Remis gibt es in den Plazierungsspielen sofort ein Penalty-Schießen. Um adäquate Vorbereitungsspiele im Rahmen der Stadtmeisterschaften auszutragen, wurde die Spielzeit von 60 auf 80 Minuten angehoben, denn erheblich verkürzte Spielzeiten treffen den Geschmack der Trainer selten.

17. MAINTALER FUSSBALL-STADTMEISTERSCHAFTEN (in Hochstadt), Spielplan - Mittwoch (29. Juli): FC Hellas Maintal - FSV Bischofsheim (18 Uhr), Germania Dörnigheim - Dörnigheimer SV (19.30 Uhr).

Donnerstag (30. Juli): FC Germania - Hochstadt (18 Uhr), FC Hellas - Wachenbuchen (19.30 Uhr).

Freitag (31. Juli): Bischofsheim - Wachenbuchen (18 Uhr), DSV - Hochstadt (19.30 Uhr).

Samstag (1. August): Sieger Gruppe A - Zweiter Gruppe B (16 Uhr), Zweiter Gruppe A - Sieger Gruppe B (17.30 Uhr).

Sonntag (2. August): Spiel um Platz 5 (13.30 Uhr), Spiel um Platz 3 (15 Uhr), Endspiel (16.30 Uhr). ppa

Treffen der Stillgruppen

GROSSKROTZENBURG / HANAU. Auf ihr nächstes Treffen am Dienstag, 28. Juli, weist die "Arbeitsgemeinschaft Freier Stillgruppen" hin. Es beginnt um 9.30 Uhr im Garten von Bettina Pauliks in Großauheim, Krotzenburger Straße, gegenüber der Bushaltestelle "Hergerswiesenweg". Teller, Tassen und Besteck müssen mitgebracht werden. Bei Regen versammeln sich die Frauen in der Uhlandstraße 6 in Großkrotzenburg.

Interessentinnen an der Stillberatung können sich an Bettina Pauliks, Rufnummer 0 61 86 / 82 31, oder Claudia Masgio-Fischer, Telefonnummer 0 61 86 / 77 02, wenden. jur

Das Rudererdorf feiert Zwei Tage lang Sport und Spaß am Main

FRANKFURT A. M. Die "Rudererdorf- Regatta" startet am kommenden Samstag, 1. August, um 14.30 Uhr im Zentrum des Frankfurter Rudersports unterhalb der Gerbermühle.

Die fünf Frankfurter Vereine FRG Oberrad, FRG Borussia, Frankfurter RC, FRV Sachsenhausen und die FRG Sachsenhausen, die gemeinsam im Rudererdorf untergebracht sind, organisieren das Ruderfestival.

Außer dem Wettkampf in der "Rudererdorf-Regatta" sind drei weitere Pokale zu gewinnen: beim "Frankfurt-Cup", beim "Telenorma Stafetten-Cup" und ebenfalls im Rennen um den "Frankfurter Ebbelwei-Achter".

Während die Siegerehrung für die Rudererdorf-Regatta schon am Samstag gegen 17.15 Uhr geplant ist, beginnen die Finalläufe der anderen Wettbewerbe einen Tag später, am Sonntag, 2. August, um 14 Uhr zwischen der Alten Brücke und der Untermainbrücke im Rahmen des Frankfurter Mainfestes.

Eröffnet wird das Rudererfest am Samstag um 14.30 Uhr mit der Wasserski- Show des Skiclub Taunus, die auch um 16.45 Uhr noch einmal zu sehen ist. Während der Rennen werden ein Tauziehwettbewerb, Glücksraddrehen und ein Ergometer-Rudern angeboten. Für Musik sorgt die Band "A & O"; auch die Gaumenfreuden kommen nicht zu kurz. ml

CDU gegen die Pläne von Wentz

Eine "autofreie Hauptwache", wie sie als rot-grünes Projekt von Planungsdezernent Martin Wentz angekündigt worden war, lehnt der CDU-Stadtbezirksverband Innenstadt ab. Die Christdemokraten sind dagegen, das Straßenstück zwischen Roßmarkt / Katharinenpforte und Großer Eschenheimer Straße / Biebergasse für den Individualverkehr völlig zu sperren und Hauptwache und Zeil zu einer zusammenhängenden Fußgängerzone zu pflastern. "Gewisse Hauptschlagadern müssen, insbesondere für den Wirtschaftsverkehr, erhalten bleiben", forderte Johannes Theißen, Chef der Innenstadt-CDU, "es muß auch in Zukunft die Durchfahrbarkeit der Innenstadt gewährleistet sein."

Die geplante "Abriegelung" stelle bei der Struktur der Frankfurter City - Theißen: "wenige leistungsfähige Hauptverkehrsadern" - einen "massiven Eingriff" dar. Ein "Veröden der Innenstadt in den Abendstunden und an den Wochenenden" stehe zu befürchten. CDU-Mann Theißen sieht sich da in einer Linie mit Frauendezernentin Margarethe Nimsch (Grüne), "die gerade aus Sicherheitsaspekten für Frauen die Erreichbarkeit der Innenstadt mit dem Individualverkehr für zwingend erforderlich hält".

In diesem Zusammenhang kritisiert die Union auch eine, wie sie sagt, "weitere Schikane gegen Autofahrer": Das Parkhaus Hauptwache sei in den toten Winkel geraten und nur noch schwer erreichbar geworden - wegen der "absolut schwachsinnig geplanten und durchgeführten" neuen Verkehrsführung im Bereich Katharinenpforte und Salzhaus (Drehen der Einbahnrichtung). Theißen: "Die Autofahrer werden nun zu langen Umwegfahrten gezwungen, um ein verkehrsgünstig gelegenes Parkhaus erreichen zu können."

Diese "erkennbare Fehlplanung" müsse, so die CDU, korrigiert werden. Auf jeden Fall müsse man die Beschilderung der neuen Situation anpassen, damit die Autofahrer nicht Irrwege in Kauf nehmen müßten, "sondern das Parkhaus auf kürzestem Wege erreichen können". peh

Die Lust am Wasser Im Gotischen Haus

BAD HOMBURG. Manch einer kann es sich kaum vorstellen, doch es ist so: Auch andere Städte als Bad Homburg laden zum Kuren mit Heilwasser ein: Bad Godesberg, Bad Salzig, Bad Kreuznach, Bad Honnef und andere Städte im Rheinland. Die Ausstellung "Wasserlust - Mineralquellen und Heilbäder im Rheinland" im Gotischen Haus informiert jetzt über die Geschichte und Bedeutung dieser Bäder.

Im Rheinland waren schon immer große Mineralwasser-Reservoire - meist vulkanischen Ursprungs - vorhanden, die aber oft nicht von selbst zutage traten. Findige Geschäftsleute halfen daher nach, erschlossen die Vorkommen und die Kurorte nahmen Aufschwung.

Die Wanderausstellung des Landschaftsverbandes Rheinland dokumentiert den Ausbau der Brunnen- zu Badeorten. Neben Aspekten der Quellenerschließung und der Analyse des Mineral- Kurschatten wassers wird der Versand mit einer großen Auswahl an Krügen, Flaschen und Maschinen beleuchtet. Bereits im 18. Jahrhundert hatte sich der Verkauf von Wasser mit heilenden Kräften zu einem einträglichen Geschäft entwickelt. Inhaliergeräte sowie Gieß-, Arm- und Fußwannen geben einen Einblick in das medizinische Inventar der Kuranstalten. Die Suche nach einem "Kurschatten", Glückspiel, persönliche Intrigen - auch die gesellschaftliche Seite der Kur wird nicht vergessen. Es wird gezeigt, wie mit Beginn der sogenannten Sozialkur für die "kleinen Leute" sich die Kurorte völlig veränderten und der mondäne Badebetrieb für Adel und Finanzwelt unterging.

Die Ausstellung ist bis zum 20. September dienstags, donnerstags, freitags und samstags von 14 bis 17 Uhr zu sehen, mittwochs von 14 bis 19 Uhr und sonntags von 10 bis 18 Uhr. Der informative wie schöne Katalog kostet 25 Mark. jom

Ausschuß berät Finanzen BRUCHKÖBEL. Die nächste öffentliche Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses der Stadt Bruchköbel findet am Dienstag, 11. August, um 19 Uhr im Rathaus statt. Thema: Nachtragshaushalt.

Luftverschmutzung

Luftbelastungswerte vom 29. Juli in Milligramm je Kubikmeter

Stoffe und Grenzwerte*

Königstein

SO2 (1,00) 0,01 NO2 (0,20) 0,02 Ozon (0,12) 0,14

* nach VDI-Richtlinie 2310

Vergleichswerte vom Vortag liegen keine vor.

Die Werte wurden von der Hessischen Landesanstalt für Umwelt auf der Billtalhöhe gemessen.

SO2 steht für Schwefeldioxid, NO2 für Stickstoffdioxid.

Ozonkonzentrationen liegen nachmittags höher. Sie werden zwischen 14 und 16 Uhr gemessen und als Zwei- Stunden-Mittelwert angegeben.

Für heute werden Ozon-Konzentrationen von 130 bis 180 Mikrogramm pro Kubikmeter erwartet.

Auf einen Blick

Internationaler Rasse-, Jagd- und Gebrauchshundeverein: Kleine Fehler haben sich in den Bericht der StadtteilRundschau Ost vom 16. Juli eingeschlichen: Die Mitgliedschaft ist preiswerter als berichtet - 20 Mark im Jahr kostet der Beitrag. Das Training für den Begleithunde-Paß, ein Kurs von etwa acht Monaten Dauer, kostet für Nichtmitglieder inklusive Prüfung 65 Mark. Die Ortsgruppe Ost trifft sich jeden Freitag um 19 Uhr auf dem Berger Marktplatz. kub

Erde, Wasser, Luft und Feuer - die vier Elemente stehen im Mittelpunkt der "Bücher im Park '92". Noch bis zum morgigen Freitag, 31. Juli, läuft das Spektakel rund um Bücher, Geschichten, Zaubereien und Spielereien. Kinder ab fünf Jahren sind jeweils um 15 Uhr im Günthersburgpark, Eingang Burgstraße, willkommen. Bei schlechtem Wetter trifft man sich in der Zentralen Kinder- und Jugendbibliothek, Arnsburger Straße 24. sil

BEK-Kurs: Was tun, wenn sich ein Kind verbrüht hat?

HANAU / MAIN-KINZIG-KREIS. Ein Kind hat sich mit kochendem Wasser verbrüht, hat Schnittverletzungen erlitten oder ist beim Klettern heruntergefallen und bewußtlos. Welche rasche Hilfe ist angebracht? Diese Frage will die Barmer Ersatzkasse (BEK) mit einem Kurs über vier Abende klären, der am 9. September um 19.30 Uhr in der BEK-Geschäftsstelle in der Nürnberger Straße 2-4 beginnt.

Der Kurs ist der erste im zweiten Halbjahr 1992, ihm folgen solche zur Pflege von Angehörigen, Ernährung bei Gicht und erhöhtem Cholesterinspiegel, autogenem Training, Hatha-Yoga, orthopädischer Rückenschule, Wirbelsäulengymnastik, Diätberatung und vernünftigem Abnehmen. Für Mitglieder sind die Kurse frei. Bei der Geschäftsstelle in Hanau gibt Sabine Grochowina Auskunft mittwochs bis freitags unter Tel. 06181/250039.

Kleine FR · Kleine FR · Kleine FR · Kleine FR · Kleine FR

FDP stellt Bürgermeister vor GROSSKROTZENBURG. Den neuen Bürgermeister Klaus Reuter stellt der FDP-Ortsverband bei seiner Mitgliederversammlung am Freitag, 31. Juli, vor.

Das Treffen im Collegraum des Bürgerhauses, zu dem auch Gäste willkommen sind, beginnt um 20 Uhr.

SPD-Kandidaten für Kreistag GROSSKROTZENBURG. Die Aufstellung der Kandidaten für die Kreistagsliste steht im Mittelpunkt der SPD-Mitgliederversammlung am Donnerstag, 6. August, ab 20 Uhr in der Gaststätte "Taunusstuben". Als Diskussionsthema des Abends schlägt der Vorstand den Einsatzbereich der Bundeswehr vor.

Umweltbewußt gärtnern BRUCHKÖBEL. Eine kostenlose Broschüre über die umweltgerechte Gartenpflege ist im Bruchköbeler Rathaus, Zimmer 19, erhältlich. Darin enthalten sind Ratschläge über die richtige Bodenstruktur, Fruchtfolgen, die beste Zusammensetzung von Mischkulturen, Einsatz von Düngern und über biologischen Pflanzenschutz.

Bücher-Flohmarkt RODENBACH. Ausgediente, aber immer noch durchaus lesenswerte Bücher zu echten Minipreisen bieten die gemeindlichen Büchereien in Nieder- und Oberrodenbach vierzehn Tage lang ab Montag, 3., bis Samstag, 15. August, während der üblichen Öffnungszeiten zum Kauf an.

Wir gratulieren

Herrn Josef Zillat, Bad Vilbel, zum 91. Geburtstag.

Frau Elfriede Glatzel, Bad Vilbel, zum 85. Geburtstag.

Frau Gertrud Lutz, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag.

Herrn Hans Simaniotto, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag.

Frau Frieda Weinzierl, Petterweil, zum 75. Geburtstag.

Frau Anna Poes, Bönstadt, zum 80. Geburtstag.Angler laden zu einem Sommernachtsfest ein

GROSSKROTZENBURG / HANAU. Zu einem Sommernachtsfest von Freitag, 31. Juli, bis Sonntag, 2. August am Großkrotzenburger See "Freigericht West" lädt der Angelsportverein 1937 Großauheim ein.

Am Freitag ab 19 Uhr spielt die Kapelle "Bergwinkel". Bei der Sommernachtsparty am Samstag ab 19 Uhr sorgt die "Colorado Showband" für Stimmung.

Beim Frühschoppen am Sonntag ab 10 Uhr gastiert nochmals "Bergwinkel" und auch die "Original Krotzebojer" werden musizieren.

Zunächst bieten die Angler Erbenseintopf an, am Nachmittag gibt's Kaffee und Kuchen.

Der Eintritt ist frei. jur

Der Profi-Bowler erspielte ein Boot Peter Knopp vom BC I-Bahn 34 tourte erfolgreich durch Australien und die USA

FRANKFURT A. M. Das Motorboot im Wert von 15 000 Dollar liegt in einem Hafen nahe Melbourne, der stolze Besitzer Peter Knopp ist nach viereinhalb Wochen Bowling-Tournee durch Australien und die USA wieder in Frankfurt eingetroffen. Gewonnen hat der 31jährige aus Oberrad das gute Stück beim Australien-Ten Pin Cup mit einem makellosen 300-Pin-Spiel bei seinem vielleicht bedeutendsten Sieg der letzten Jahre.

In der australischen Millionenstadt unterstrich Knopp wenige Wochen nach seinem großen Erfolg in Stuttgart seine vorzügliche Form: Unter 64 Teilnehmern aus allen Kontinenten trug er den Sieg vor dem bekannten Schweden Patrik Ericsson und dem deutschen Ex-Meister Grabowski aus Wuppertal davon. Mit Carlo Greulich belegte ein weiterer Frankfurter den sechsten Rang.

Die Vorzeichen für den Trip in die Neue Welt waren für Peter Knopp alles andere als günstig. Auf der "Zwischenstation" Singapur bei 40 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit zog er sich eine Allergie zu, die erst nach drei Tagen wieder behoben war.

"Dann kam der tiefe Temperaturabsturz in Australien, wo derzeit Winter ist", berichtete der Weltenbummler: "Dort war es zwischen 4 und 10 Grad doch empfindlich kalt. Selbst die Koala-Bären, die wir im Zoo sahen, wagten sich kaum ins Freie."

Auch auf der Bowlingbahn schien das Glück zunächst gegen den Frankfurter zu sein. Nach 20 Vorrundenspielen lag er mit einem Schnitt von 210 Pins nur an dritter Stelle, um sich dann im sogenannten "Match play" gewaltig zu steigern. Knopp: "Da es für jedes gewonnene Spiel noch einen Bonus gab, kam ich auf einen Schnitt von 228 Pins und lag am Schluß über 300 Pins vor Ericsson."

Australien war nur die erste Station für den Frankfurter. Zusammen mit Bundestrainer Kohlberg und Manager Meier vom Schweizer Sponsor, der die Reise ermöglichte, flog Knopp nach Tucson in Arizona zu einem der großen Profiturniere, wo bei wiederum 45 Grad der fast erwartete Einbruch für den Sieger von Melbourne kommen mußte: Er erreichte nicht den Endkampf. Dafür war sein Abschneiden beim nächsten Profiturnier in Wichita schon eher vom Erfolg gekrönt. Zum ersten Mal kam dort ein Deutscher in das "Match play". Am Ende sprang der 13. Rang unter 160 Startern und ein hübsches Preisgeld heraus.

Auch beim größten US-Sommerturnier in Edmond (Oklahoma) kam mit Rang 29 noch ein Sümmchen in Höhe von 1290 Dollar hinzu, so daß der USA-Trip sich für Peter Knopp mit 3500 Dollar noch bezahlt machte. Alles in allem war er bei der US-Pro-Tour derjenige mit dem besten Ergebnis eines deutschen Bowlers überhaupt.

"Das Boot in Australien werde ich wohl verkaufen müssen, denn die Transportkosten sind unheimlich hoch", meinte Peter Knopp beim Fazit der tollen Tour: "Ich habe viel gesehen und gelernt, besonders bei den Profiturnieren in den USA, von denen man sich hier kaum ein Bild machen kann. Zweimal wurde ich vom Fernsehen zu Interviews gebeten und verschiedentlich bei meinen Spielen auf der Bahn gezeigt. Der Moderator, ein Fachmann, regte sogar an, ob sich nicht ein Sponsor finden könne, der mir wieder eine US-Reise bieten könne. Wohlgemerkt über den Bildschirm!" Hat sich jemand gemeldet? Knopp: "Ja, ich habe eine Adresse."

Wie geht es weiter mit dem Bundesligabowler Peter Knopp, der als einer der wenigen Deutschen eine Profilizenz besitzt und national und international startberechtigt ist? "Was ich nicht kann, ist", so Peter Knopp, "an Europa-Cup, Europameisterschaften und Weltmeisterschaften teilnehmen. Dort sind nur Amateure zugelassen. Wenn ich die Profilizenz zurückgeben würde, könnte ich in zwei Jahren auch an der Weltmeisterschaft teilnehmen. Ähnliches hat auch der Schwede Ericsson im Sinn. Die großen Turniere für Profis finden nur in den USA und in Japan statt. Dort ist das Publikumsinteresse riesig. Die Leute zahlen sogar Eintritt. In den Bahnen gibt es Tribünen, die Zeitungen und vor allem das Fernsehen berichten in großer Aufmachung."

Peter Knopp weiß noch nicht, ob er die Profilizenz behält oder nicht. Zunächst reist er am 14. August nach Schweden zum "European Super Bowl", zu dem 40 Bowler und weitere 40 Qualifikanten eingeladen sind.

Daß Knopp als Nummer 12 gesetzt ist, beweist die internationale Wertschätzung des für den BC I-Bahn 34 Frankfurt in der Bundesliga Startenden. Seine Vorfreude: Der zweite Spieltag der Bundesliga am Wochenende, 24./25. Oktober, findet in der Halle in Oberrad statt. Ein Heimspiel für Peter. bm

An historischer Tür wird nicht gekratzt

SELIGENSTADT. Die bisher von der Südhessischen Gas- und Wasser AG genutzten Räume im ersten Obergeschoß des Steinheimer Tor-Turms werden saniert und demnächst dem Kunstforum als Büro und Vereinsraum zur Verfügung gestellt.

Bei der demnächst beginnenden Sanierung sind bestimmte Auflagen der Unteren Denkmalschutzbehörde zu beachten - so darf die vorhandene historische Tür nicht verändert werden. ttt

Bei "Gold aus Mali" entstehen Ohrgehänge

Wie die traditionellen afrikanischen Ohrgehänge gefertigt werden, führt der Goldschmied Thomas Schunk am Mittwoch, 29. Juli, von 16 bis 18 Uhr im Museum für Völkerkunde vor. Schauplatz ist die Goldschmiedewerkstatt, die zur derzeitigen Ausstellung "Gold aus Mali" im Museum aufgebaut wurde.

Die Demonstration wird wiederholt am 2. und 16. August um 14 Uhr, am 12. August um 16 Uhr, am 5. und 6. September um 15 Uhr, am 23. September um 16 Uhr und am 27. September um 14 Uhr. tom

CDU bläst ins Wahlkampfhorn Nichtteilnahme der SPD an Verkehrskonferenz kritisiert

GROSSKROTZENBURG. Die Hoffnungen vieler Bürger, durch den Wechsel an der Rathausspitze trete etwas Ruhe in die kommunalpolitische Szene Großkrotzenburgs ein, scheint sich nicht zu erfüllen. Recht frühzeitig bläst die bei der Bürgermeisterwahl unterlegene CDU ins Wahlkampfhorn. Als Thema ihres Konzerts wählte sie sich in der vergangenen Woche die angebliche Nichtteilnahme der SPD an der Verkehrskonferenz am 30. Juni (die FR berichtete). Die Sozialdemokraten reagieren jetzt mit einer Pressemitteilung, die die Christdemokraten schnell wieder zum Kontern veranlaßt. Laut Darstellung der Sozialdemokraten lag ihnen keine Einladung vor. Im Sitzungsbüro der Gemeindevertretung habe es geheißen, kein Mitglied des Parlaments würde daran teilnehmen. Dennoch habe sich die Partei entschieden, Hans Wickl, Genosse und Gemeindevorstandsmitglied, zu der Veranstaltung zu schikken. Die Behauptung des CDU-Fraktionschefs Alexander Noll sei somit nachweislich falsch.

Dieser bezeichnet diese Darstellung als "billige Wahlkampflüge". Alle Fraktionen hätten bei der jüngsten Gemeindevertretersitzung eine Einladung erhalten. Und der Parlamentsvorsitzende habe die Gemeindevertreter nochmals "ausdrücklich auf den Termin aufmerksam gemacht". Dennoch sei kein Mitglied der "neuen bunten Koalition" erschienen.

Den Angriff Nolls interpretiert die SPD als Versuch des "in der CDU-internen Auseinandersetzung um den Bürgermeisterposten dem späteren Wahlverlierer Alfred Euler unterlegenen" Christdemokraten, sich "mit billiger Polemik nun zu profilieren".

Nolls ebenfalls bissiger Kommentar zu dieser Unterstellung: Die SPD wolle damit von ihren eigenen Unzulänglichkeiten" ablenken und den Bürgern "Sand in die Augen streuen". jur

Die Wolldecken gehen jetzt in die Türkei Das UN-Flüchtlingshilfswerk beendet seine Arbeit für die Kurden in Irak

Der irakische Präsident Saddam Hussein hatte es in seiner Fernsehansprache anläßlich des Jahrestages der Baath-Revolution 1968 an Deutlichkeit nicht fehlen lassen. Die UN seien in Irak nicht erwünscht, erklärte er und warnte dann "nachdrücklich": "Wir werden fortan keine ihrer Forderungen mehr erfüllen und keinen Schritt auf die UN zukommen. Für ihre Mitarbeiter und alle Ausländer, die sich im Lande befinden, tragen wir keinerlei Verantwortung, denn sie halten sich illegal hier auf. Für alles, was ihnen passiert, können wir nicht zur Rechenschaft gezogen werden."

Die Ansprache, die - zum ersten Mal seit langer Zeit - auch in Kurdistan mit Spannung verfolgt wurde, bekräftigte noch einmal, was schon seit einem Monat politische Praxis ist: Die irakischen Visa einer ganzen Reihe Hilfsorganisationen, wie zum Beispiel den französischen "médecins sans frontières" oder der belgischen "médecins du monde", wurden nicht verlängert. Die Organisationen, die bislang ihre logistischen Zentralen in Bagdad hatten und in Kurdistan vor allem auf medizinischem Gebiet tätig sind, dürfen nun irakisch kontrolliertes Gebiet nicht mehr betreten. Bleibt nur, so Mitarbeiter der Organisationen, über die Türkei einzureisen und sich ausschließlich in der kurdisch kontrollierten Region zu bewegen.

Das allein stellt noch keine allzugroße Schwierigkeit dar; weit über die Hälfte der in Kurdistan präsenten Hilfsorganisationen hatte nie in Bagdad um ein Visum angefragt, sondern von vorneherein den Weg über die Türkei gewählt. Darüber hinaus bot die neugegründete kurdische Regierung den Hilfsorganisationen dieser Tage mehrmals Sach- und Personenschutz sowie die zu ihrer Arbeit notwendigen technischen Mittel an. Büros und Einrichtungen ausländischer Organisationen werden seitdem rund um die Uhr von Peschmerga der Kurdistan-Front bewacht. "

Anschläge gegen UN-Autos hat es insgesamt viermal im vergangenen Monat gegeben. TNT-Bomben waren in UN-Autos plaziert, zweimal fahrende Jeeps mit Granaten angegriffen worden. Tote hat es bis jetzt nicht gegeben. Als jedoch einer der UN-Polizisten in der Provinzhauptstadt Duhok auf mysteriöse Weise in seinem Bett ermordet wurde - wohl eher Opfer eines internen Streites, wie das Gericht von Duhok feststellte -, ließ der Kommentar aus Bagdad nicht auf sich warten: Die Regierung wies zwar jede Beteiligung zurück, erklärte aber lakonisch, so etwas könne jederzeit wieder vorkommen.

"Die Verhandlungen sind noch nicht abgeschlossen, deshalb können wir uns nicht äußern", heißt es im UN- Quartier in Sülaymania auf die Frage der aktuellen Arbeitsbedingungen der UN, "es gibt noch kein neues Arrangement. Die Bedingungen werden noch ausgehandelt."

Fest steht jedoch, daß die Arbeit des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) in Irak abgeschlossen ist. Zahlreiche Lastwagen, vollgeladen mit Wolldekken der Hilfsorganisation "care", die große Teile des UNHCR-Programms abgewickelt hatte, sind dieser Tage unterwegs - allerdings in die falsche Richtung, wie der Beobachter meinen möchte. Die Decken werden aus den care-Lagern in die Türkei gefahren; sie sind übriggeblieben und werden nun, nach Ablauf des Flüchtlingsprogramms, nicht mehr ausgeteilt. Das Programm der UNICEF, die als Nachfolgeorganisation des UNHCR nach Kurdistan gekommen ist, wird sich wesentlich von der bisherigen Praxis unterscheiden. Mit einem Programm für den gesamten Irak - das heißt ein Büro in jeder irakischen Provinz - hat die UNICEF zwar einen größeren Handlungsradius, ist aber auch auf enge Zusammenarbeit mit den irakischen Behörden angewiesen, während das UNHCR in Kurdistan weitgehend autonom gearbeitet hatte.

Erste Auswirkungen dieser Veränderung betrafen wiederum die in Kurdistan arbeitenden Hilforganisationen, die bisher über die Satellitenanlagen der UN-Einrichtungen Kontakt zu ihren Zentralen - größtenteils in Europa - halten konnten. Telefone und Faxe der UN sind den Organisationen seit 1. Juli nicht mehr zugänglich. Das führte, zum Beispiel im Falle eines in Halabja tätigen Gesundheitsteams des Landes Niedersachsen zur vorläufigen Abreise; "bis eine eigene Kommunikationsanlage zur Verfügung steht", so der Landtagsabgeordnete Johannes Kempmann, der sich in diesen Tagen in Kurdistan aufhält. "Wir hoffen, daß der Konfrontationskurs Saddams keinen Exodus der Hilfsorganisationen zur Folge hat." Mihamed Taufiq, der frischgebackene Minister für humanitäre Hilfe und internationale Kontakte, hält es für notwendig, schnell auf die Drohungen aus Bagdad zu reagieren. "Unser Ministerium wird alle hier tätigen Organisationen einladen. Es ist wichtig, daß wir genau wissen, wer wo tätig ist, um die Sicherheit der Organisationen gewährleisten zu können. Wir brauchen ausländische Hilfe mehr denn je, denn unsere Regierung verfügt nicht über die Mittel, notwendige Maßnahmen allein durchzuführen."

"Wir wissen überhaupt nicht, warum das Flüchtlingsprogramm jetzt beendet sein soll." In der Zentrale der "Türkmenischen Brüderlichkeitspartei in Irak" in Sülaymania wird der Unmut über die Politik der UN nicht zurückgehalten. Mindestens 300 000 Flüchtlinge aus Kirkuk leben, nach Angaben der Partei, noch in den kurdisch kontrollierten Gebieten und "die werden eher weniger als mehr." Die Brüderlichkeitspartei, in den 60er Jahren gegründet, dann verboten und im Mai dieses Jahres wiedergegründet, hat viele Mitglieder unter den türkmenischen Kirkuk-Flüchtlingen; 80 Prozent ihrer Mitglieder, so Vorsitzender Necmeddin Mahmut Demirci, stammen aus der Provinz Kirkuk. "Die Lage in der Stadt wird immer schlimmer", erklärt Demirci. "Viele unserer Familienangehörigen werden von der Straße weg festgenommen und oft monatelang gefoltert. Vor allem diejenigen, die aus der Türkei oder von hier nach Kirkuk zurückkommen, werden festgenommen und gefoltert." Dem jungen Türkmenen Nabi N. (Name geändert) wurde in der Haft vorgeschlagen, in der kurdischen Region als Informant für den irakischen Geheimdienst zu arbeiten. Er lehnte ab und wurde schwer gefoltert. 250 Tote forderte ein Bombenanschlag auf das Polizeipräsidium in Kirkuk in der vergangenen Woche: "150 politische Gefangene in den unterirdischen Zellen und 100 Beamte", sagt Demirci. Er vermutet: "Das irakische Regime läßt auch die eigenen Leute mit draufgehen, um Unsicherheit zu stiften."

Die Berichte der Partei werden am Checkpoint Cemcemal bestätigt. Dort, wo auf der Straße von Sülaymania nach Kirkuk irakische und kurdische Kontrollgruppen aufeinanderstoßen, sind dieser Tage Lastwagen voller Menschen zu sehen, die Kirkuk verlassen: "Die Stadt ist voller Panzer", erzählt ein alter Mann. "An jeder Straßenecke kannst du festgenommen werden. Alle Nebenstraßen sind von Soldaten und Polizei besetzt." Die Menschen auf den Lastwagen haben Kirkuk verlassen, ohne etwas mitzunehmen. Wegen des von Bagdad verhängten Embargos dürfen keine Lebensmittel und kein Geld in die kurdische Region mitgenommen werden.

"Wir können den Leuten, die aus Kirkuk kommen, nichts zu essen geben. Wir können kaum unsere Kader ernähren." Demirci sieht es als Pflicht der UN an, sich um die Neuankömmlinge aus Kirkuk zu kümmern: "Man kann nicht von einer neuen Flüchtlingswelle sprechen, aber trotzdem kommen jeden Tag Leute. Sollen wir ihnen sagen, bleibt dort, laßt euch festnehmen und foltern?"

MILENA ERGEN (Süleymania)

Blasorchester als eigenständige Abteilung des Turn- und Fechtclubs Steinheim Der Ton darf nicht schnarren

Von Pamela Dörhöfer HANAU. Der Dirigent des Blasorchesters klatscht energisch in die Hände: "Das E an der Pianostelle muß sauber kommen", beanstandet er an der Interpretation von "Am Brunnen vor dem Tore", "der Ton darf nicht schnarren". Das Ganze noch einmal. "Und eins und zwei und drei und . . ." Die jungen Musiker proben das bekannte Volkslied und andere Stücke für die Hochzeit eines Vereinsmitgliedes. Der Verein, dem das Blasorchester angehört, ist der Turn- und Fechtclub Steinheim (TFC), in dem es eine eigenständige Abteilung bildet. Musik und Sport unter einem Dach - wie paßt das zusammen? Im Deutschen Turnerbund ist diese Kombination durchaus nichts Ungewöhnliches. Denn der Verband ist gleichzeitig einer der größten sport- als auch musiktreibenden in Deutschland. Weit ins vergangene Jahrhundert, nachweislich bis 1843, reicht die Tradition der Turnermusik zurück. Es waren vor allem Trommler und Pfeifenriegen, welche die Sportler auf ihren Zügen von Ort zu Ort begleiteten. Seit 1920 sind die Turnerspielleute offiziell im Verband organisiert. Mit Beginn der sechziger Jahre verschwand in vielen Vereinen das Spielmannswesen allmählich von der Bildfläche. Immer häufiger entstanden Blasorchester daraus, die nicht nur zeitgemäßer schienen, sondern mit ihrer Instrumentierung zudem besser geeignet waren, die musikalische Umrahmung von Turnfesten und anderen Veranstaltungen zu liefern.

Auch das Blasorchester des TFC hat sich vor sechs Jahren aus einem Spielmannszug entwickelt. Weil alle Mitglieder ihr Instrument erst im Verein erlernen mußten, befindet es sich zur Zeit noch in der Aufbauphase. 22 Musiker, meist Jugendliche und junge Erwachsene, gehören dem TFC-Blasorchester an, das mit Trompete, Flügelhorn, Posaune, Baßtuba, Querflöten, Holzbläsern und einem Schlagzeug besetzt ist.

Bevor sie im Orchester mitspielen können, erhalten die jungen Leute im Turn- und Fechtclub von einem qualifizierten Musiker einmal wöchentlich Einzelunterricht auf ihrem Instrument. Außerdem werden sie regelmäßig zu Wochenendseminaren geschickt, die der Deutsche Turnerbund organisiert. Finanziert wird die musikalische Ausbildung über den Vereinsbeitrag, der allerdings etwas höher angesetzt ist als in den übrigen Abteilungen des TFC.

Trotz dieser damit immer noch sehr günstigen Konditionen hat das Blasorchester nicht geringe Nachwuchsprobleme. "Es ist schwer, neue Mitglieder zu finden", erklärt Dirigent Nikolaus Pfarr. "Wir suchen vor allem Jugendliche, die sich für Flügelhorn, Posaune oder Tenorhorn interessieren." Der Kirchenmusiker sieht das Hauptproblem darin, daß ein eigenes - nicht gerade billiges - Instrument unumgängliche Voraussetzung für die Aufnahme in das Orchester ist.

Wer sich von Anfang an noch nicht festlegen möchte, kann im Verein erst einmal ausprobieren, welches Instrument ihm in der Praxis zusagt. Jedem neuen Mitglied bietet der Turn- und Fechtclub mit dem "Mietkauf" außerdem einen zusätzlichen Service an. Innerhalb des ersten Jahres ist es unter dessen Bedingungen noch möglich, sich für ein anderes Instrument zu entscheiden. Nach etwa ein bis drei Jahren Einzelunterricht, so Nikolaus Pfarr, könne ein Anfänger "je nach Talent und Fleiß" damit rechnen, in das Blasorchester aufgenommen zu werden. "Wir versuchen, jeden Neuling so schnell wie möglich zu integrieren", erläutert der musikalische Leiter sein Konzept. Dazu gehört auch die Erweiterung des Repertoires. Schon jetzt umfaßt es längst nicht mehr nur die im Spielmannswesen gängigen Märsche, sondern fast das gesamte Spektrum der ernsten und unterhaltenden Musik. Doch um dem Bedarf bei den verschiedenen Auftritten gerecht zu werden, will das Blasorchester in Zukunft verstärkt moderne Rhythmen spielen und deshalb weitere Instrumentengattungen aufnehmen. Nikolaus Pfarr denkt dabei konkret an Elektrobaß oder Rhythmusgitarre. "Wir wollen flexibel sein und alles spielen können."

Weitere Informationen erteilt Michael Beetz, Leiter der Abteilung Blasorchester im Turn- und Fechtclub Steinheim, unter der Telefonnummer 0 61 81 / 6 19 15.

In Deutschland gelten sie längst als "Selbstläufer", im Ausland dagegen hatten die Toten Hosen bislang nichts zu melden. Das hat sich geändert. Mit ihrer aktuellen LP "Learning English Lesson One", einem Sammelsurium alter Punk-Songs, waren die Düsseldorfer in mehreren europäischen Hitparaden vertreten und gingen in Großbritannien, Frankreich und Skandinavien auf Tour. Im August geben sie noch zwei Open airs in Deutschland.

Am Montag fängt die Schule an In Grävenwiesbach einen Tag später

HOCHTAUNUSKREIS. Traurig, aber wahr: Während die Bayern gerade erst zum Start in die Schulferien rüsten, müssen im Taunus die Ranzen schon wieder gepackt werden: Am Montag fängt die Schule wieder an.

Der Unterricht der Grundschule Dornholzhausen beginnt am Montag, 3. August, um 9.55 Uhr. Um 9 Uhr wird in der evangelischen Waldenser-Kirche in der Dornholzhäuser Straße ein ökumenischer Gottesdienst abgehalten, zu dem auch die Eltern eingeladen sind.

Der erste Schultag der Schulanfänger ist einen Tag später, am Dienstag, 4. August. Um 9.30 Uhr findet ein ökumenischer Gottesdienst in der Waldenser-Kirche statt. Um 10.30 Uhr werden die Kinder im Zentrum der Schule mit einer kleinen Feier begrüßt.

FRIEDRICHSDORF. Das neue Schuljahr beginnt für die Klassen E 2 bis G 3 der Grundschule Seulberg am Montag, 3. August, um 8.45 Uhr mit Gottesdiensten für Eltern, Schüler und Lehrer in der evangelischen bzw. katholischen Kirche. Der Unterricht beginnt um 9.35 und endet um 12.10 Uhr.

Für Schulanfänger findet am Dienstag, 4. August, um 9.30 Uhr ein ökumenischer Gottesdienst in der evangelischen Kirche, Alt-Seulberg, statt. Um 10.30 Uhr beginnt die Aufnahmefeier für die Neulinge im Atrium der Schule.

Am Montag, 3. August, beginnt der Unterricht der Grundschule in Köppern mit einem Gottesdienst um 9.30 Uhr in der evangelischen Kirche. Zwischen 10.30 und 12 Uhr findet der Unterricht in der Schule statt. Am Dienstag, 4. August, veranstaltet die Grundschule um 20 Uhr ihren ersten Elternabend für die Eltern der Schulanfänger im Musikraum der Schule.

Nach einem ökomenischen Gottesdienst um 9.30 Uhr in der evangelischen Kirche beginnt für die Schulanfänger am Mittwoch, 5. August, der Unterricht. Um 10.30 Uhr findet die Einschulung im Aktionszentrum der Grundschule in Köppern statt.

GRÄVENWIESBACH. Die Grävenwiesbacher Grundschüler haben einen Tag länger Ferien. Die Schule fängt für sie erst am Dienstag, 4. August, an. Der Grund: Das Bürgerhaus, das wegen der Asbestsanierung der Wiesbachschule ein Jahr lang zur Ersatzschule umfunktioniert wird, wird am Montag, 3. August, noch für den Ausklang des traditionellen Backesfestes benötigt. tel/cn

Der letzte Sinn liegt im eigenen Ich, nicht mehr in Gott "Das Heilige im Diesseits" - Aus einer Untersuchung über Jugend und Religion / Von Heiner Barz

Im Blickpunkt: Studie über Arbeitslose "Vom Staat verraten"

"Arbeitslosigkeit an sich führt nicht zu Fremdenfeindlichkeit." Zu diesem Zwischenergebnis kommt eine Studie des Göttinger Soziologischen Forschungsinstituts, die sich mit den gesellschaftlichen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit befaßt. Der Sozialwissenschaftler Martin Kronauer hatte für seine Studie, die im September als Buch erscheinen soll, 115 arbeitslose Männer und Frauen in südniedersächsischen Kleinstädten befragt. Zwar seien bei vielen Arbeitslosen Vorbehalte gegen Ausländer latent vorhanden, die aber nicht wirksam werden könnten, wenn "entsprechende politische Gegengewichte zum Tragen kämen", meint Kronauer.

Eine ausländerfeindliche Haltung entwickele sich meist erst durch das Aufschnappen entsprechender Parolen aus Politikermund. "Die Betroffenen fühlen sich meistens vom Staat verraten", erläutert Kronauer. "Daß sich dieses Gefühl dann häufig gegen Ausländer richtet, ist eher zufällig."

Für die Göttinger Studie wurden Arbeitslose aus allen sozialen Schichten und mit unterschiedlichen Qualifikationen bis zum Alter von 55 Jahren befragt. 35 Prozent der Befragten waren länger als zwei Jahre arbeitslos. Gerade unter diesen Männern und Frauen, die für sich selbst überhaupt keine Chance auf dem Arbeitsmarkt mehr sehen, sind ausländerfeindliche Ideen nur wenig verbreitet, ergab die Studie. Auch von den befragten Kurzzeitarbeitslosen äußerte sich nur eine kleine Minderheit fremdenfeindlich.

Besonders anfällig für ausländerfeindliche Parolen sind dagegen die mittelfristig Arbeitslosen. Als Beispiel nennt Kronauer Männer und Frauen, die durch den Übergang vom Arbeitslosengeld zur Arbeitslosenhilfe einen starken finanziellen Einbruch zu verkraften haben.

Insgesamt äußerten sich 37 Prozent der Befragten mehr oder weniger stark fremdenfeindlich. Männer waren dabei für rechte Parolen leichter zugänglich als Frauen. Weitere 15 Prozent der Arbeitslosen griffen das Thema "Ausländer" von sich aus auf, ohne danach gefragt worden zu sein, äußerten sich jedoch klar gegen Ausländerfeindlichkeit. Als gefährlich für die Demokratie in der Bundesrepublik stuft der Göttinger Sozialwissenschaftler die Politikverdrossenheit vieler Arbeitsloser ein. "Der Staat ist der schlechte Vater, der die Ausländer bevorzugt und mich verrät", beschreibt Kronauer das Lebensgefühl vieler Arbeitsloser mit ausländerfeindlichen Tendenzen. "Diese Gruppe hat Sehnsucht nach dem starken Staat." Der Wissenschaftler fordert deshalb von den demokratischen Parteien, keine ausländerfeindlichen Parolen rechtsradikaler Parteien zu übernehmen. Ansonsten müßten sie sich vorwerfen lassen, "daß sie statt der Beseitigung sozialer Sprengsätze dazu beitragen, die Demokratie in diesem Land weiter zu untergraben". JENS BAUMANN (pid)

Wir gratulieren

Frau Hulda Adam aus Hanau zum 90. Geburtstag am Montag, 27. Juli.

Herrn Michael Repp aus Maintal-Wachenbuchen zum 80. Geburtstag am Montag, 27. Juli.

Frau Margarete Weikinger aus Nidderau-Ostheim zum 85.Geburtstag am Montag, 27. Juli.

Frau Anna Wolf aus Nidderau-Heldenbergen zum 80. Geburtstag am Montag, 27. Juli.

116 Aussteller bei "Ars Antique" 1992

Von einer "spürbaren Internationalisierung" der Frankfurter "Ars Antique" spricht die Messeleitung vor der nächsten Kunst- und Antiquitätenmesse, die vom 7. bis zum 15. November dauern soll. So sei mit 16 ausländischen Ausstellern gegenüber 90 aus der Bundesrepublik bisher die höchste Zahl nichtdeutscher Aussteller zu verzeichnen. Damit gewinne der Messe-Standort Frankfurt sichtlich an Bedeutung für das internationale Kunstmarktgeschehen.

Die Frankfurter Kunst- und Antiquitäten-Ausstellung, 1987 vom Verband des Hessischen Antiquitäten- und Kunsthandels gegründet, war 1988 zunächst von 33 hessischen und 15 bayrischen Ausstellern besucht worden. Ein Jahr später erlebte die Veranstaltung als "Ars Antique" ihren Durchbruch, indem erstmals mehr als 100 Aussteller aus der gesamten Bundesrepublik nach Frankfurt kamen. Im vergangenen Jahr interessierten sich rund 17 000 Besucher für die antiken Schätze. wp

Tips und Termine · Tips und Termine

Kinos Hanau. Arabella: Mein böser Freund Fred (15, 17.30, 20 Uhr).

Central: Die Hand an der Wiege (15.15, 17.45, 20.15 Uhr).

Kino-Center im Grimm-Center: Kino I, Kino II und Kino III Keine Meldung.

Palette: Feivel im Wilden Westen (15.15), The Player (18, 20.30 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Delicatessen (19.45 Uhr), Der Club der toten Dichter (22 Uhr).

Mühlheim. Augenblick: Batman's Rückkehr (20.15 Uhr).

Zeitlos: Die Hand an der Wiege (19.45).

Gelnhausen. Pali: Batman's Rückkehr (15.30 und 20.15 Uhr).

Casino: Basic Instinct (20.15 Uhr).

Kulturmix Hanau. Kultursommer: Kabarett mit Matthias Beltz, 20.30 Uhr Comoedienhaus Wilhelmsbad. Beratung/Selbsthilfe Hanau. Anonyme Beratung straffällig gewordener Jugendlicher und deren Eltern durch den Verein zur Förderung der Jugendgerichtshilfe, 15 bis 17 Uhr, Telefon 1 58 56.

Sprechstunde Pro Familia 9 bis 12 und 16 bis 18 Uhr, Vor dem Kanaltor 3, Telefon 2 18 54.

Information und Beratung für Alkoholgefährdete und Angehörige durch den Guttempler-Orden, 19.30 Uhr, Pavillon im Schulhof der alten Hola, Julius- Leber-Straße, Kontakt-Telefon 0 61 09 / 6 62 39 oder 0 61 81 / 1 39 21.

Sprechstunde der Lawine, Beratungsstelle für Betroffene von sexuellem Mißbrauch, 14 bis 16 Uhr, Nürnberger Straße 11, Telefon 25 66 02.

Treff für Jugendliche in Berufsnot, 17 bis 19 Uhr offener Treff, Bruchköbeler Landstraße 39a,Telefon 8 48 00.

Beratung für Jugendliche und junge Erwachsene durch Familien- und Jugendberatung, Sandeldamm 21, Tel. 1 40 51.

Erlensee. Treffen der Selbsthilfe Körperbehinderter, 15 bis 19 Uhr, Erlenhalle Langendiebach.

Gelnhausen. Beratung für Selbsthilfe in der SEKOS, 9 bis 12 Uhr, Altenhaßlauer Straße 21, Telefon 7 45 77.

Schlüchtern. Rosengarten, Kontakt- und Beratungsstelle für Menschen mit seelischen Problemen, 9-12 und 15-20 Uhr, Weitzelstraße 11, Tel. 0 66 61 / 7 14 14. Vereine/Organisationen Hanau. Treffen des Aktionsbündnisses gegen Rassismus, 20 Uhr im türkischen Arbeiterverein, Alfred-Delp-Straße 10.

Rodenbach. Hanauer Single-Treff, 20 Uhr, Hanauer Landstraße 31, Gaststätte Da Raffaele. Verschiedenes Maintal. Ev. Kirchengemeinde Dörnigheim, Berliner Str. 58, 15 Uhr Maxi-Club.

Seniorengymnastik, 9.15 und 10.30 Uhr, Bürgerhaus Bischofsheim.

Schöneck. Spiel- und Krabbelgruppe, 15-17 Uhr, ev. Gemeindehaus Büdesheim.

Langenselbold. Seniorentreff: 14.30 Uhr Seniorennachmittag, 14 Uhr offener Betrieb, Sozialstation Uferstraße.

Erlensee. Das Spielmobil ist in der Zeit von 14 bis 17 Uhr auf der Wasserburg.

Großkrotzenburg. Vorlesestunde für Kinder, Roselinde Bergmann liest die Geschichte "Motzarella und die Federkerle", 15.15 Uhr Gemeindebücherei, Theodor- Pörtner-Haus.

Gelnhausen. Wissens- und Hobbybörse in der SEKOS, 14 bis 18 Uhr, Altenhaßlauer Straße 21, Telefon 0 60 51 / 7 53 00.

Frauenzentrum Kuhgasse 8, 14.30 bis 17 Uhr, Treff ausländischer Frauen, mit Kinderbetreuung.

Grüne schwärzen Straßenbauer an Weil das Straßenbauamt angeblich Beschlüsse mißachtet

WETTERAUKREIS. Die Kreistagsfraktion der Grünen hat beim Hessischen Landesamt für Straßenbau eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den Leiter des Straßenbauamtes in Gießen, Hans Zutt, und dessen Stellvertreter, Ernst Kronich, erhoben. Die Öko-Partei wirft den beiden Straßenbauern vor, Beschlüsse des Wetteraukreises und Wetterauer Kommunen mißachtet und den Kreistag falsch informiert zu haben.

Der Ausschuß für Kreisentwicklung des Kreistages habe im Dezember 1991 vier Veränderungen an der Planung für die Neugestaltung der Ortsdurchfahrt des Wölfersheimer Ortsteils Södel verlangt, um die Verkehrsberuhigung zu verbessern. Das Straßenbauamt habe sie alle ohne Angabe der rechtlichen Grundlage abgelehnt und das, obwohl der Wetteraukreis bei der Kreisstraße 172, um die es hier geht, der Baulastträger ist, beklagt der verkehrspolitische Sprecher der Kreistagsfraktion der Grünen, Gerhard Salz.

Die Kommunen Butzbach und Glauburg hatten die Umwandlung von innerörtlichen Kreuzungen in Kreisverkehre beantragt, und die Gemeinde Florstadt wollte die Stammheimer Durchgangsstraße maximal 5,5 Meter breit haben. Salz: "Alle diese Ansinnen wurden vom Straßenbauamt abgelehnt. Die Liste ließe sich sicherlich verlängern."

Wegen des Radwegebaus im Wetteraukreis streiten sich die Grünen schon lange mit dem Straßenbauamt. Die Öko-Partei bohrt seit geraumer Zeit per Anfragen im Kreistag in Sachen Radwegebau nach. Im Mai 1991 nannte das Straßenbauamt auf eine Anfrage der Grünen zum Stand der Verwirklichung des Radwegerahmenplanes des Landes nur sieben fertiggestellte Radwege. Das sei eine "offentsichtliche Falschinformation" gewesen, meint Salz, denn zu diesem Zeitpunkt seien mindestens zwölf Radwege fertiggestellt gewesen. Selbst wenn es sich bei dieser Antwort nur um eine Schlamperei des Straßenbauamtes gehandelt haben sollte, sei eine dienstrechtliche Überprüfung notwendig, "weil hierdurch eindeutig die Geringschätzung des Radwegebaus durch diese Behörde belegt wird", so die Grünen. ieb

Bevor Schilder für die Tempo-30-Zonen aufgestellt werden können, müssen alle Verkehrsadern umgebaut sein Bodenwellen sollen die Autofahrer bremsen Auch Fahrbahnverengungen in Hammersbach geplant Von Ulrich Gehring HAMMERSBACH. Die Bauarbeiten für die Verkehrsberuhigung in Hammersbach sind in vollem Gang. In Marköbel sind vorige Woche die Einmündungen der drei links nach dem Ortseingang abzweigenden Seitenstraßen aufgepflastert worden: Man hat sich hierunter auf jeweils vier Meter Länge ausgedehnte Bodenwellen vorzustellen. Die Gemeinde Hammersbach will damit die gesetzlich geforderten Voraussetzungen für eine Tempo-30-Zone schaffen; sie hat dafür ein Konzept, das gleichartige Schritte auch in Langenbergheim und im Ortsmittelpunkt vorsieht. Bevor ein erstes Verkehrsschild mit dem fußgänger- und vor allem kinderfreundlichen Tempolimit aufgestellt wird, müssen die Verkehrsadern und -äderchen angemessen umgebaut sein. Was in der Lindenstraße, der Burg- und der Urnenstraße bisher gebaut worden ist, tut Autofahrer(inne)n aber nicht sonderlich weh. So unmittelbar nach dem Einbiegen in die Seitenstraßen fährt auch ohne sie jede annähernd vernünftige Person zwangsläufig langsam. Eventuelle Raudis werden die liebliche Bodenhebung kaum wahrnehmen; sie werden von ihr also auch nicht unsanft an die dann bestehende Geschwindigkeitsbegrenzung erinnert. Wenigstens versichert der Leiter des Bautrupps, daß sich die aus Schotter und Basaltsand bestehende Unterlage der farbigen Knochensteine nicht etwa noch "setzen" wird.

Schwelle und Verkehrsschild, das sollte bei Kritik aber berücksichtigt werden, sind nur zwei Appelle an Gewissen oder Bewußtsein der Autofahrenden. Als dritter ist an vielen Stellen die Fahrbahnverengung vorgesehen. Wenn in der Lindenstraße beispielsweise alles nach Plan geht, wird rechts hinter dem Pflaster bald ein Baum auf die Fahrbahn gepflanzt. Daß die Trasse danach trotzdem noch 4,50 Meter breit bleiben soll, wird von der planenden Ingenieurgesellschaft für Verkehr und Stadtplanung IMB Plan damit begründet, daß diese Erschließungsstraße für die Landwirtschaft Verbindungsfunktion hat.

Die Burgstraße beispielsweise, die nicht der Erschließung dient, soll von einem "Baumtor" beidseitig auf 3,50 Meter eingeengt werden. Das ist nach dem Hammersbacher Rahmenplan zur Verkehrsberuhigung das höchste der Gefühle. Man geht davon aus, daß bei dieser Breite nur noch Begegnungsverkehr zweier Personenwagen möglich ist.

Die Urnenstraße soll an der Engstelle 4,50 Meter breit sein. Sie bekommt nur einen Baum, doch soll der ein Stück weit weg von der Hauptstraße wachsen. So kann der weiter vorn liegende Feuerwehr-Stützpunkt unbehindert angefahren werden.

Plasterungen und Baumpflanzungen sollen nach Auffassung des Gemeindevorstands nicht nur unter dem Gesichtspunkt "gesetzliche Anforderungen bezüglich Tempo-30-Zonen" gesehen werden; "diese Gestaltungselemente", heißt es in dem Konzept, "sollten zugleich zur Verschönerung und Harmonisierung des öffentlichen Straßenraums genutzt werden". Für die Zone "Langenbergheim-West" sind fünf Straßen im Umbauplan enthalten: In der Vogelsberg- und der Waldstraße werden die trichterförmigen Einmündungen viel enger.

Radlerinnen und Fußgänger werden auf diese Weise die Straßen wesentlich leichter queren können. Schnitthecken sollen die Straße zudem optisch schmaler machen. Friedhofstraße, Elschwiese und Borngasse zählen auch noch zu diesem 30-Stundenkilometer-Bereich. Jeweils sind für sie Aufpflasterungen am Eingang vorgesehen, vor allem in der Elschwiese solle noch mit Grünpflanzen gearbeitet werden.

Und im "dritten Ortsteil", der Ortsmitte, will man ohne zusätzliche Pflasterungen auskommen. "In der Röth" ist an einen eventuellen zusätzlichen Baum zur Straßenverengung gedacht.

Die Schmach am Pranger "Verborgene Kostbarkeiten": Gustav-Adolf-Kirche

NIEDERURSEL. Wer die Stufen zur Gustav-Adolf-Kirche in Alt-Niederursel hinaufsteigt, dem fällt auf den ersten Blick nichts Ungewöhnliches auf. Nur wer genau hinsieht, wird die Kette bemerken, die über einer alten Holztür hängt. Dort wurden im Mittelalter Verbrecher angekettet und dem Gespött des Volkes ausgesetzt - die Prangerkette.

Die Holztür in der Stützmauer am Kirchenaufgang hat es auch in sich: Hinter ihr "verschwanden" in finsterer Vergangenheit die Niederurseler Bösewichte - es war die Gefängnistür.

Tür und Kette sind jedoch nicht die einzigen Relikte aus längst vergangener Zeit. Die Stützmauer an der Kirche birgt noch weitere Schätze: Die Gewände eines Dreipaßfensters und ein Türsturz mit romanischem Kreuz sind in das Gemäuer eingebaut. Auch uralte Grabsteine des alten Friedhofs, der bis 1851 an der Kirche lag, sind jetzt von Mauerwerk umschlossen. Unter einem von ihnen war einst der Zigeuner Johannes Demulin beerdigt. Er trägt die Jahreszahl 1699 und erinnert an die Zeit, als Zigeuner noch bettelnd durch Niederursel zogen.

Nicht nur der Friedhof wurde im Laufe der Zeit verlegt, auch die Kirche veränderte ihr Gesicht und bekam einen neuen Namen. Bis in die zwanziger Jahre hieß die heutige Gustav-Adolf-Kirche noch Georgskapelle. Ostern 1927 feierten die Niederurseler dort zum letzten Mal einen Gottesdienst. Am nächsten Tag wurde mit dem Abriß begonnen. Die alte Kapelle stammte aus dem Jahr 1402 und war baufällig und viel zu klein geworden. Architekt des neuen Gotteshauses war Martin Elsässer, ein Mitarbeiter von Ernst May, der von 1925 bis 1930 Frankfurter Stadtbaurat war und von 1930 bis 1933 Großplanungen für Städte und Industrie in der UdSSR leitete.

Bautechnik und Planung waren revolutionär. Die Kirche ist ein Zentralbau mit einem gleichschenkligen Achteck als Grundriß und wurde ganz aus Beton gegossen. Sogar das Dach ist aus Beton. In den modernen Bau wurden die als erhaltenswert angesehenen Teile der alten Kirche integriert. Dazu gehören auch das Kruzifix der Georgskapelle und die holzgeschnitzten Schriftbänder von 1613.

Obwohl Größe und Baustil der Kirche nicht so recht in den alten Ortskern passen, sprengen sie doch keineswegs den dörflichen Rahmen. In eine Umgebung mit Fachwerkhäusern, zwei Rathäusern aus der Zeit, als es noch zwei Landesherren gab, die frühere Papiermühle am Urselbach und zwei jüdischen Friedhöfen fügt sich die Kirche als Kontrapunkt. Die Architektur der Kirche selbst vereinigt Neues und Altes: Die seit der Antike überlieferte Form des Zentralbaus und Beton, "das" Baumaterial unseres Jahrhunderts - das auch schon unter Caligulas Herrschaft zu Beginn unserer Zeitrechnung verwendet worden war.

In der Broschüre "Verborgene Kostbarkeiten" werden Frankfurter Sehenswürdigkeiten in kurzen Texten vorgestellt. Sie ist kostenlos bei der Bürgerberatung, Römerberg 32, zu erhalten. orf

Genie in der Nische Thomas Dolbys neues Album versammelt illustre Gäste

Bei den Kritikern hat er seit Jahren einen Stein im Brett, doch die Mehrheit der Pop-Hörer denkt bei seinem Nachnamen noch immer an ein bekanntes Rauschunterdrückungssystem. Thomas Dolby kann es nicht ändern, mittlerweile kümmert's ihn auch nicht mehr. Der einst als "elektronischer Einzelgänger" gepriesene Neuerer an den Synthesizern hat heute als Produzent, Soundtrack- Schreiber ("Gothic", "Hook") oder auch als Gast-Musiker für so unterschiedliche Leute wie Deaf Leppard oder Joan Armatrading alle Hände voll zu tun. "Ich setze mir keine Limits, ich mache, was ich will", sagt er.

Doch diese Arbeiten bringen ihm nicht so viel Beachtung wie seine genial- verspielten Solo-Alben, mit denen er in leider nur in viel zu unregelmäßigen Abständen die Pop-Welt beglückt. Sein neustes Werk "Astronauts And Heretics" (Astronauten und Ketzer) fällt wieder angenehm aus dem Rahmen und wird wohl gerade deshalb nur zum Liebhaberstück für Insider avancieren. Dolby kann damit leben, er hat längst seine Nische gefunden. "Ich denke nie über Stile nach, meine Musik war immer eine Art Collage", sagt er, "kann sein, daß Leute, die nur Heavy Metal oder Polka mögen, damit Probleme haben."

Er ist ein Zappelphilipp, der nicht still stehen kann. So hat er seine Musik in den vergangenen Jahren immer wieder verändert. Anfang der 80er hatte der gelehrige Kraftwerk-Schüler noch so lange mit seinen Synthis experimentiert, bis er die Songs im Wohnzimmer einspielen und die Konzerte als Ein-Mann-Show präsentieren konnte.

Heute arbeitet er lieber mit richtigen Musikern: Dolby untermalt atmosphärische Cajun-Folk-Klänge aus den Sümpfen Louisianas mit dezenten Computer- Beats, packt wilde Rockriffs mit Techno- Rhythmen in einen Song und entpuppt sich außerdem als Meister lakonischer Balladen im Stil von Bruce Hornsby, aber auch U 2. "Mit Technik und Synthesizern habe ich mich lange genug beschäftigt, das reizt mich nicht mehr. Heute weiß jeder, wie man eine Platte im Wohnzimmer aufnimmt", erklärt Dolby, "für mich ist es heute aufregender, mit Musikern zu arbeiten." Verständlich, wenn man die Gästeliste von "Astronauts And Heretics" sieht: Bob Weir und Jerry Garcia von den Grateful Dead kamen, Ofra Haza sang mit ihm, und sogar Eddie Van Halen griff für zwei Songs zur Gitarre. "Eddie macht sowas eigentlich nicht mehr, seine Band ist immer noch sauer auf ihn, weil er für Michael Jacksons ,Beat It' das Solo beigesteuert hatte", lacht Thomas, "aber wir sind Nachbarn in L. A., unsere Ehefrauen kennen sich, so sind wir zusammengekommen." Die Arbeit in der Westküsten-Metropole findet der kahle Sänger im Gegensatz zu vielen seiner britischen Kollegen überhaupt nicht abgeschmackt, sondern "sehr angenehm. Hier ist alles auf einem Fleck, Studios, die Filmindustrie." Einmal im Jahr muß er dennoch Abstand gewinnen, "dann fahre ich für einige Wochen nach England, die Batterien auftanken".

Live-Konzerte haben sich für ihn in den vergangenen Jahren allerdings nur noch in seiner amerikanischen Wahlheimat rentiert, von seinem Kurz-Auftritt bei dem Berliner "The Wall"-Spektakel einmal abgesehen. Das wird sich nicht so bald ändern. "Meine Musik hält mich über Wasser, aber eine Tour in Europa kann ich mir nicht leisten", sagt er und grinst. "Und falls es mal gar nicht mehr laufen sollte, kann ich immer noch Taxifahrer werden." art

Eisgekühlter Bommer . . . - pardon: Pastis Die Toten Hosen arbeiten sich europaweit in die Charts

Pascal hat ein paar Bier zu viel getrunken. Was soll's. Das Konzert war "süpär", und jetzt kann er noch mit 30 anderen Fans und der Band in einem schmuddeligen Bistro abhängen. Zwei Bier später traut er sich dann doch an den Sänger heran. Der spricht kaum Französisch und Pascal kein Deutsch, aber das ist eigentlich egal. "Pourquoi, äh . . . why didn't you play ,Opel Gas'?", fragt Pascal. "Opel Gang", korrigiert ihn der Sänger. Man versteht sich. Pascal ist extra aus Tours nach Paris gekommen, um die Toten Hosen zu sehen. "Et la prochaine fois", beim nächsten Mal müßten sie unbedingt auch dort spielen. Spricht's und torkelt der Kellnerin entgegen. Hosen-Frontmann Campino lacht: "Die sind total irre hier - aber irgendwie auch sehr lieb."

Im Espace-Club gleich nebenan waren die Düsseldorfer Punk-Rocker mit ihrem Gast Wreckless Eric zuvor von etwa 300 Franzosen und ein paar deutschen Fans frenetisch gefeiert worden. Nach eineinhalb Stunden Dröhnung forderte die Menge lautstark ihren "eisgekühlten Bommerlunder". Es war nicht der erste Auftritt der Toten Hosen in Paris: Auf Einladung des Goethe-Instituts waren sie schon einmal als brachiale Botschafter deutscher Rock-Kultur in Frankreich unterwegs gewesen. In dieser Eigenschaft lärmten sie auch schon in Polen, der ehemaligen Sowjetunion und beim Music Seminar in New York.

Aber diesmal war es anders als sonst. Die aktuelle Hosen-LP "Learning English Lesson One", eine Sammlung von Cover- Songs aus den Punk-Anfängen, eingespielt mit Idolen wie Johnny Thunders und Joey Ramone, wurde auch im Ausland gehört. In Großbritannien, Finnland, Norwegen, Dänemark und Schweden kletterte die Scheibe überraschend in die Charts, ohne daß die hiesige Trend-Journaille davon etwas mitbekam.

Dafür entdeckten die ausländischen Medien, sonst gar nicht an teutonischer Rock-Kost interessiert, ihre Sympathie für die Band vom Rhein. Gut gemacht und "extremly funny", befand das britische Q-Magazin, "Ah, memories", schwärmte das US-Blatt Spin. "Es ist schon verwunderlich, daß die überhaupt mal was Positives über 'ne deutsche Band schreiben", meint Campino, "na ja, so verwunderlich auch wieder nicht. In den letzten Jahren ist außer Kraftwerk und den Einstürzenden Neubauten nicht viel aus Deutschland gekommen."

Mit solchen innovativen Bands mag er sich gar nicht erst vergleichen. Überhaupt bringt ihn die Anerkennung im Ausland nicht gerade aus der Fassung. "Wenn uns dort jemand hören will, schön und gut. Das heißt noch längst nicht, daß wir dort am Markt irgend etwas zu melden hätten", resümiert der blonde Struwwelkopf nüchtern.

Immerhin: Der Achtungserfolg zog eine kleine Europa-Tournee nach sich. In London spielten sie im ausverkauften Marquee-Club, reisten dann über Schottland, Frankreich nach Skandinavien. Im Herbst ist sogar eine USA-Tour im Vorprogramm der Ramones geplant. Aber das alles, so Campino, solle man bitte nicht so ernst nehmen. "Das ist für uns alles mehr so 'ne Spaß-Aktion, fast wie Abenteuer-Urlaub. So konnten wir mal nach Edinburgh fahren, da waren wir vorher noch nicht", flachst er.

Der Aufwand für diese "Exkursionen" ist vergleichsweise bescheiden für eine Band, die mittlerweile vor 16 000 Zuschauern in der Dortmunder Westfalenhalle auftritt und das Equipment nun auch schon in zwei Trucks unterbringen muß. Für Paris reichten ein Kleintransporter und zwei Autos.

Cathy, eigentlich Catherine und wie Pascal eingefleischter Hosen-Fan, ist das gerade recht so. Der große Aufwand würde ihr Bild von den anarchischen Chaoten eher trüben. Sie habe alle LPs der Hosen, erzählt die Französin stolz und zeigt ihre Tätowierung am Oberarm: "Bis zum bitteren Ende." Bei den Hosen in Düsseldorf ist sie keine Unbekannte mehr. "Sie hat alle unsere Texte ins Französische übersetzt und eine bessere Diskografie geschrieben als die Leute unserer Plattenfirma", erzählt Campino und zuckt mit den Schultern: "Frag mich nicht, warum sie das macht."

Fan-Leidenschaft wird eben erst richtig schön, wenn man die Band noch fast exklusiv für sich hat und den Kult pflegen kann. In Deutschland freilich haben die Toten Hosen dieses Stadium längst hinter sich gelassen und sich in der oberen Riege neben BAP, Marius und Herbert eingenistet. Nach ihrer Frühjahrs-Tour durch die großen Hallen geben sie im Spätsommer noch zwei Open airs mit vielen Alt-Punks als Ehrengästen. Mit den Vibrators, Wreckless Eric, 999 und den UK Subs dröhnen die Toten Hosen am 22. August noch einmal in Karlsruhe und am 29. August auf der Freilichtbühne an der Loreley. MARTIN SCHOLZ

Beim Aquarellmalen sind noch Plätze frei

RODGAU. Bei dem Kursus "Aquarellmalen für Anfängerinnen" des Vereins "Frauen treffen Frauen" sind noch einige Plätze frei. Beginn ist am Dienstag, 4. August, von 18.30 bis 20 Uhr in den Räumen des Frauentreffs, Gartenstraße 20-24, im Stadtteil Jügesheim.

Vermittelt werden grundlegende Aquarelltechniken wie Lavieren, Lasieren oder das Milchen von Farben. Mitbringen sollen die Teilnehmerinnen Aquarellblock, Pinsel, Wasserbehälter, Bleistifte, Papier und Farben.

Die Gebühr für den zehn Abende umfassenden Lehrgang beträgt 60 Mark. Interessierte Frauen können sich unter der Rufnummer 7 46 48 anmelden. ttt

Wir gratulieren

Frau Margaretha Dreis aus Maintal- Dörnigheim zum 80. Geburtstag am Dienstag, 28. Juli.

SV 1912 Klein-Gerau, Fußball-Bezirksliga Darmstadt-West Der Aufstieg der "Ersten" kam eigentlich um ein Jahr zu früh Dennoch glaubt Abteilungsleiter Oswald Süß an Klassenerhalt / Jeder dritte Einwohner Mitglied / Keine Nachwuchsprobleme

Jeder dritte Einwohner der 3000-Seelen-Gemeinde Klein-Gerau entrichtet allmonatlich seinen Mitgliedsbeitrag an den SV 1912. Der zunächst als Fußballverein gegründete Klub bietet mittlerweile auch die Sparten Handball, Volleyball, Tischtennis, Tennis und Gymnastik an. Die Klein-Gerauer sind offenbar ein sportliches Volk, denn sie nutzen dieses Angebot intensiv. Rund ein Viertel der SV- Mitglieder gehören der Fußballabteilung an. Die hat im Jahr des 80. Vereinsjubiläums für einen besonderen Glanzpunkt gesorgt: Die erste Mannschaft des SV Klein-Gerau wurde Meister der A-Klasse Groß-Gerau und geht in der kommenden Saison in der Bezirksliga Darmstadt West an den Start. "Der Aufstieg kam eigentlich ein Jahr früher als wir das geplant haben", berichtet Oswald Süß, der Fußball-Abteilungsleiter des SV.

Wie vor Jahresfrist der FC Kaiserslautern in der Bundesliga so überraschte die Mannschaft des SV in der Saison 1991/92 die Konkurrenz und den eigenen Vorstand. Nach einem sehr guten Start stand das SV-Team zur Halbzeit an der Tabellenspitze. Für die Vereinsführung galt es, das Saisonziel neu zu definieren. "Wenn wir nun schon so weit gekommen sind, dann packen wir es jetzt auch an", war die Marschroute, die Vorstand und Mannschaft in der Winterpause herausgaben.

Die junge Mannschaft verstand mit diesem Anspruch umzugehen und schaffte trotz des gestiegenen Leistungsdrucks den Titelgewinn. Ein 5:3 im Abschlußspiel bei Italia Groß-Gerau besiegelte zur Freude von 110 mitgereisten SV-Fans die Meisterschaft. Mit 44:16-Punkten hatte der SV die "Nase" um zwei Punkte vor Rivale Königstädten.

Geprägt wird die Mannschaft von jungen Leuten im Alter von 19 bis 21 Jahren, die schon seit ihrer Fußballjugend gemeinsam im Trikot des SV Klein-Gerau spielen. Um die Routiniers Walter Spieß (34), Jürgen Dorschner (33) und Detlef Boy (33) bildeten die jungen Spieler eine ausgeglichene, harmonische Gemeinschaft, die auch außerhalb der Sportanlage etwas anzufangen weiß. Der bewährte Abwehrspieler Boy fungierte als Spielertrainer und bildete mit Coach Klaus Jünger ein erfolgreiches Gespann. Während Boy der "Mann für die Praxis" war, kümmerte sich Spielausschuß-Vorsitzender und Coach Jünger um "alles andere".

Der ehemalige Spieler des SV wird dies auch in der kommenden Saison tun, allerdings mit einem anderen Partner an seiner Seite. Nachdem Detlef Boy seinen Ausstieg aus beruflichen Gründen mitteilte, mußten sich die SV-Verantwortlichen nach einem neuen Spielertrainer umsehen. Sie fanden Frank Lantermann vom SKV Büttelborn. Der 31jährige kommt den Klein-Gerauern wie gerufen: Zum einen soll der routinierte Mittelfeldspieler der neue "ruhende Pol" der Mannschaft werden, zum anderen kennt er aufgrund seiner Tätigkeit in Büttelborn die Bezirksliga Darmstadt West, die ja für den SV "Neuland" ist.

Detlef Boy wurde gemeinsam mit Walter Spieß, Jürgen Dorschner und Hans Wüstling bereits gebührend verabschiedet: Diese vier Spieler haben zusammen über 1700 Spiele für den SV bestritten und werden auch nach Beendigung ihrer aktiven Laufbahn noch einen festen Platz in der Vereinsfamilie haben.

Die "neue" Mannschaft des SV wird noch jünger sein als das diesjährige Meisterteam, denn auch die Neuzugänge sind keine "altgedienten" Recken. Lars Schneider und das 18jährige SV-Eigengewächs Jürgen Engelmanner kommen vom VfR Groß-Gerau, Dirk Bergsträßer (Offenbacher Kickers II), Michael Altoe (SKV Mörfelden), Adrian Jungmann (TSG Worfelden) und Martin Schmidl (SKV Büttelborn) sollen die entstandenen Lücken schließen. Das Durchschnittsalter des Teams beträgt nun 23 Jahre und diese junge Truppe soll die Bezirksliga erhalten. Die Chancen stehen gut, denn aus dem 16er-Feld wird nur eine Mannschaft absteigen.

Um sich auf Dauer etablieren zu können, legen die Klein-Gerauer viel Wert auf ihre Jugend, aus der ja auch in der Vergangenheit immer wieder Spieler für die "erste Garnitur" hervorgingen. Jugendleiter Karl-Heinz Weis hält für jedes der sechs Teams einen Trainer und einen Betreuer bereit, die sich intensiv mit den jungen Kickern beschäftigen. Außer dem Fußball-Einerlei steht für die Jugendlichen auch Außergewöhnliches auf dem Plan. So gelang es den SV-Verantwortlichen schon einmal, Eintracht-Profi Ralf Weber ins Training einzuladen.

Daß man sich für die Belange aller Mitglieder und Altersgruppen einsetzt, ist bei den SV-Fußballern selbstverständlich und liegt auch in der Altersstruktur der Führungs-Crew begründet. Der Abteilungsvorstand ist mit Sportfreunden im Alter von 21 bis 61 Jahren besetzt und arbeitet sehr engagiert. Als eines von wenigen Teams gelingt es den Klein-Gerauern auch, vier Schiedsrichter in die Saison zu schicken, was die Ausrichtung des alljährlichen Wochen-Turnieres erst ermöglicht. Im Rahmen ihres Turnieres bereiteten sich die Spieler um Lantermann und Jünger auch in diesem Jahr auf die Punktrunde vor. Für den Trainer gilt es, vor allem die Athletik und taktische Disziplin an die höheren Ansprüche anzupassen. Dann, so glaubt Abteilungsleiter Süß, kann die ausgeglichene und kameradschaftlich stark verbundene Truppe den Klassenerhalt schaffen. Und das, obwohl der Aufstieg ja eigentlich ein Jahr "zu früh" gelang. INA SCHNEIDER/jbp

Hindernisse vor neuem Waldstadion-Konzept Nutzung von Sport und Kultur / Investoren fehlen

"Der Magistrat verfolgt die Absicht, ein Konzept für die künftige Nutzung des gesamten Areals am Waldstadion einschließlich der Hauptkampfbahn erstellen zu lassen. Die notwendigen vorbereitenden Maßnahmen sind in Angriff genommen worden." Die beiden Sätze in einem noch druckfrischen Magistratsbericht klingen nach Aufbruch. Sportdezernentin Sylvia Schenk (SPD) machte auf Nachfrage deutlich, daß sich vor den schönen Plänen haushohe - und nicht nur finanzielle - Hindernisse auftürmen.

Seit langem ist im Römer davon die Rede, die notwendige Modernisierung des großen Stadions im Stadtwald und den Umbau des benachbarten kleineren Eislauf- und Radsport-Ovals mit einem übergreifenden Gesamtkonzept für die insgesamt 420 000 Quadratmeter großen, zahlreiche Nebenplätze- und Einrichtungen umfassenden Sportanlagen anzugehen, die - heute vielfach umgebaut - in den 20er Jahren entstanden.

Während allein für die aufwendigen Arbeiten bei der notwendigen Neugestaltung der Zuschauertribunen an der Hauptkampfbahn, dem Heimplatz der Eintracht-Bundesligakicker, Kosten zwischen 70 und 80 Millionen Mark genannt werden, sondiert der frühere Opernmanager Ulrich Schwab im Auftrag des Magistrats, ob die im Winter als Eislaufarena genutzte Radrennbahn auch als eine Art kulturelle "Waldbühne" genutzt werden kann, die gleichzeitig ihre bisherigen Sportfunktionen zumindest teilweise erfüllt. Die Stadträtin schätzt, daß für eine derartige Wechselanlage weitere 30 Millionen fällig würden.

Angesichts der extrem angespannten finanziellen Situation der Stadt, die mit mehr als sechs Milliarden Mark so hoch in der Kreide steht wie nie zuvor, bringen Kommunalpolitiker seit langem die Beteiligung privater Investoren an den Sportstätten-Investitionen ins Gespräch, ohne daß bisher ein schlüssiges Konzept zu erkennen ist. Im Zusammenhang mit dem Fußballstadion wird nach Italien verwiesen, wo sich große Unternehmen und reiche Fußballnarren für horrende Summen bis zu einer halben Million Mark im Jahr Luxusappartements mit steinwurfsicheren Panoramafenstern in den Zuschauertribünen leisten. Ob dies ein "Modell" für Frankfurt sein kann, wird nicht nur in der Stadtkämmerei lebhaft bezweifelt.

Ulrich Schwab, der seine neuen Aufgaben stets mit schwungvoller Euphorie angeht, ist unterdessen optimistisch, auch auf der Suche nach Sponsoren für die Open-air-Anlage in der Radrennbahn, deren Steilkurven unterdessen "zerbröseln", wie die Sportdezernentin klagt. Sylvia Schenk selbst listet - neben der Wetterabhängigkeit - eine ganze Reihe weiterer schwerer Bedenken auf. Die Lage in der Einflugschneise zum Flughafen schließe viele Veranstaltungen aus. Gegen den Lärm der Düsenmaschinen könnten allenfalls Rock- und Popbands anspielen. Während auf den Tennisplätzen beispielweise der Federation-Cup ausgetragen werde, könne nebenan nicht gleichzeitig ein lautstarkes Spektakel über die Bühne toben. Die ohnehin von motorisierten Fußball- und Pferdesportfreunden genervten Niederräder müßten zudem mit weiteren Belästigungen durch Kraftfahrzeuge im Stadtteil rechnen.

"Da ist der Ärger mit den Sportlern noch das geringste", sagt die Dezernentin, die auch mit Protesten rechnen muß, wenn Radfahrer oder Eisläufer nicht mehr oder nur eingeschränkt in ein Schwab'sches Konzept zur Verbindung von Sport und Kultur im Stadtwald passen könnten.

Im Herbst sollen auf Einladung des Sportdezernats erst einmal "Expertengespräche" geführt werden. Sylvia Schenk will mit Vertretern von Sportverbänden und Vereinen, mit Architekten, Unterhaltungsmanagern, Musikveranstaltern und anderen Interessierten ausloten, was möglich ist: "Wir sind völlig offen." cg

Sommernachtsfest Westpark-Gärtner feiern am Rebstock

GALLUS. Zum traditionellen Sommernachtsfest lädt der Kleingärtnerverein "Westpark" seine Mitglieder, Freunde und Gäste am kommenden Samstag, 1. August, in die Kleingartenanlage auf dem Rebstockpark (Nähe Rebstockbad, Käthchen-Paulus- Straße) ein.

Los geht es am Samstag 14.30 Uhr, mit Kinderspielen, einem Luftballon- Wettbewerb und der Tombola; dem schließt sich das gemütliches Beisammensein auf dem Vereinsplatz an.

Am Sonntag, 2. August, (10 Uhr) treffen sich Mitglieder und Freunde des Clubs am Vereinshaus zum obligatorischen Frühschoppen. An beiden Tagen sorgt "Akkordeon-Franzl" für Unterhaltung. dixi

Das Gardecorps mischt mit "Fidele Nassauer" feiern Sommerfest

HEDDERNHEIM. Hier versteht man nicht nur Fassenacht zu feiern - auch im Sommer und Herbst sind die Festausschüsse der Vereine rege. Fast an jedem Wochenende bieten sie Kurzweil - mal in der Turnhalle, im Clubtreff, im Vereinshaus, auf dem Sportplatz oder sonstwo unter freiem Himmel. Ob Karnevalisten, Sänger, Turner, Fußballer, Kleingärtner oder Kleintierzüchter - alle ziehen an einem (Feier)Strang.

Jetzt machen die "Fidelen Nassauer" und das blaugelbe Gardecorps einmal mehr auf sich aufmerksam. Sie laden ein zum traditionellen Sommerfest am Samstag, 1. August (ab 14 Uhr), auf dem Clubhausgelände im Wenzelweg. Es gibt Spezialitäten vom Holzkohlengrill, eine Eisbar, erfrischende Getränke und anderes mehr. Geboten wird Musik, Spannung an der Wurfbude und eine Tombola. dixi

Stadtteil-Fenster

Turn- und Sportgemeinde 98 Nordwest: Der Verein ist am Sonntag, 30. August (von 8.30 bis 11 Uhr), Veranstalter des "11. Volksradfahren zur Niederurseler Kerb" mit Start und Ziel im verlängerten Dorfwiesenweg (unter der Autobahnbrücke). Das Startgeld beträgt fünf Mark (15 Mark pro Familie). Anmeldungen nimmt ab sofort die Geschäftsstelle entgegen (Tel. 58 10 23). nd/30

Freiwillige Feuerwehr Nieder-Eschbach: Für über 60jährige Mitgliedschaft in der Wehr erhielt Heinrich Föller die Ehrenmedaille des Stadtkreisfeuerwehrverbandes Frankfurt. nd/30

Turn- und Sportverein 1894 Nieder- Eschbach: Der Verein bietet am Mittwoch, 5. August (von 17.30 bis 20 Uhr), auf der Bezirkssportanlage Nieder-Eschbach (Heinrich-Becker-Straße) die Möglichkeit zur Sportabzeichenvorbereitung und -abnahme in der Leichtathletik. Abnahme: Lore Haak, Tel. 5 07 39 64. nd/30

Eine Fahrt nach Bonn mit Besichtigung des Auswärtigen Amtes, des Bundestag-Plenarsaals sowie einer Stadtrundfahrt in der Stadt am Rhein will der CDU-Bundestagsabgeordnete Joachim Gres in Zusammenarbeit mit der Heddernheimer Kolpingfamilie am Dienstag, 1. September, für Bürger anbieten. Nähere Auskunft gibt die Kolpingfamilie, Habelstraße 30, Tel. 58 16 06. uv/34

Die Turnabteilung des Turn- und Sportvereins Nieder-Eschbach 1894 sorgt auf der Bezirkssportanlage, Heinrich- Becker-Straße, für sportliche Sommerferien: dienstags um 19 Uhr gibt's Gymnastik für Männer und Frauen; mittwochs ab 17 Uhr wird das Sportabzeichen abgenommen und trainiert; donnerstags (17 Uhr) und samstags (15 Uhr): Lauftreff. mo

Die Nordweststadtbücherei lädt wieder im Rahmen ihres "Äktschen-Ferienprogramms" Kinder ab fünf Jahren zu verschiedenen Aktionen ein. Weitere Informationen gibt's bei der Nordweststadtbücherei, Nidaforum 6, unter Tel. 2 12-3 22 19. Die Öffnungszeiten sind: jeweils dienstags bis freitags von 11 bis 19 Uhr sowie jeweils samstags von 10 bis 13 Uhr. sm

Neu ist das Café Skyline in den Räumen des Jugendbüros Eckenheim, Sigmund-Freud-Straße 95. Über Öffnungszeiten und die Sonderveranstaltungen informiert das Jugendbüro: Tel. 5 48 28 33. fn

Vereinsleben

Freiwillige Feuerwehr Fechenheim: Zur Ausbildung treffen sich die Mitglieder der Einsatzabteilung am heutigen Donnerstag, 30. Juli, 20 Uhr, im Gerätehaus, Am Hennsee 5 a. od/30

Turn- und Sportgemeinschaft 1860 Fechenheim: Sportabzeichenvorbereitung und -abnahme in der Leichtathletik am Freitag, 31. Juli (18 bis 20 Uhr), auf der Bezirkssportanlage Fechenheim, Pfortenstraße. Platzobmann ist Gerhard Götze, erreichbar unter Tel. 42 31 82. od/30

Internationaler Rasse-, Jagd- und Gebrauchshundeverband: Die Gruppe Ost bietet Hundehaltern die Möglichkeit zum Erwerb des Hundeführerscheins (Begleithundepaß). Die nächste Übungsstunde ist am Freitag, 31. Juli, 19 Uhr, auf dem Marktplatz in Bergen. Kontakt: Heinz Weinrich (Tel. 45 00 / 2 10 51). od/30

Volkschor "Liederkranz" 1907 Bergen- Enkheim: Der Verein lädt ein zum Sommernachtsfest am Samstag, 1. August, 18 Uhr (ab 18 Uhr), in der Kleingartenanlage "Dorfelder Weg". od/30

"Almrausch" Bornheim: Zum Vereinsabend und zur Plattlerprobe treffen sich die Mitglieder des Gebirgstrachten-Erhaltungsvereins am Samstag, 1. August, 19.30 Uhr, im Vereinsheim in Seckbach hinter der Leonhardsgasse. od/30

Karnevalgesellschaft "Bernemer Käwwern": Die Mitglieder der Mini- und Midigarde proben nach der Sommerpause erstmals am Montag, 3. August (ab 16.30 Uhr), im Vereinsheim in der Petterweilstraße 68. od/30

Sportkreis Frankfurt: Sportabzeichenvorbereitung und -abnahme in der Leichtathletik am Dienstag, 4. August (17.30 bis 19.30), auf der Sportanlage Seckbach-Süd, Hochstädter Straße. Platzobmann: Ernst Degen (Tel. 53 25 52). od/30

Sportkreis Frankfurt: Sportabzeichenvorbereitung und -abnahme in der Leichtathletik am Dienstag, 4. August (17 bis bis 19 Uhr), im Riedstadion BergenEnkheim (Leuchte 150). Platzobmann ist Wilhelm Höbel (Tel. 0 61 09/2 33 97). od/30

Karnevalgesellschaft "Stutzer" 1910 Bornheim: Erstes Gardetraining nach der Sommerpause am Dienstag, 4. August, 17 Uhr, im Bürgertreff Bornheim, Saalburgstraße 17 (Clubraum 4). od/30

Karnevalabteilung "Meckerer" Seckbach: Das Treffen der Aktiven beginnt am Dienstag, 4. August, um 20 Uhr in der Turnhalle, Am Schießrain 2. Gäste sind willkommen. od/30

Karneval-Club "Die Nordendler": Anmeldeschluß für den Jahresausflug des Vereins zur Starkenburg (23. August) ist am Freitag, 7. August. Mitglieder zahlen einen Beitrag von 15 Mark. Kontakt: KC- Geschäftsstelle (Tel. 23 16 34). od/30

Kleingärtnerverein Lohrberg: Paul Abt ist neuer Fachberater des Vereins. In diesen Tagen erhielt er vom Dezernenten Tom Koenigs den Fachwarteausweis der Stadtgruppe der Kleingärtner. od/30

Licht in einer Grauzone Die Länder bereiten Gesetze zur Fraktionsfinanzierung vor Von Richard Meng (Wiesbaden)

Neben den Ministerpensionen, die bislang üppiger sind als auf Bundesebene, steht in den Landesparlamenten in den kommenden Monaten noch ein zweites Thema "in eigener Sache" an. Die bislang schwer durchschaubare Finanzierung der Landtagsfraktionen soll gesetzlich abgesichert werden. So hat es die Konferenz der Parlamentspräsidenten empfohlen, und Bayern hat im März auch schon als erstes Bundesland in Rekordtempo ein "Gesetz zur Rechtsstellung und Finanzierung der Fraktionen" beschlossen. Während die Präsidenten-Konferenz sich bundesweit auf einen Musterentwurf einigen konnte, "drohen" in den Parlamenten jetzt aber durchaus kontroverse Diskussionen: Die Grünen in Berlin, Nordrhein-Westfalen und Hessen haben eigene, weitergehende Vorschläge vor allem zur öffentlichen Kontrolle der Fraktionsfinanzen gemacht.

Auslöser der Diskussion war das sogenannte "Wüppesahl-Urteil" des Bundesverfassungsgerichts von 1989 (geklagt hatte der fraktionslose Bonner Abgeordnete Wüppesahl). Karlsruhe hatte die staatliche Finanzierung der Parlamentsfraktionen in diesem Urteil für zulässig erklärt, weil sie "der organisierten Staatlichkeit eingefügt" seien. Gleichzeitig hatte das Gericht festgelegt, daß die Fraktionszuschüsse "ausschließlich" der Finanzierung der Aufgaben dienen dürfen, "die den Fraktionen nach Verfassung und Geschäftsordnung obliegen" - also nicht für normale Abgeordnetentätigkeit, für die es Diäten gibt.

Als Konsequenz aus dem Urteil müssen nun die rechtlichen Grauzonen der Fraktionsfinanzierung beseitigt werden, die es - von Land zu Land unterschiedlich - letztlich überall gibt. Häufig besteht nicht einmal ein Prüfungsrecht der Rechnungshöfe gegenüber der Führung der Fraktionsfinanzen. In Hessen, wo es dieses Recht bereits gibt, wurden früher bedenkenlos (im Fall der SPD bis vor wenigen Jahren) ganze Landesgeschäftsstellen von Parteien faktisch aus den Fraktionsbüros heraus betrieben. Die Abgrenzung zwischen Fraktions- und Parteiarbeit wurde nirgendwo juristisch klar formuliert und in der Praxis kontrolliert.

Die monatelange Diskussion im Kreis der Parlamentspräsidenten ergab jetzt eine Art "Musterentwurf" für ein Fraktionsgesetz, dem alle zustimmen konnten und der in Bayern (hier mit Zustimmung auch der Grünen) als erstem Land rückwirkend zum Januar 1992 fast unverändert Gesetz wurde. Dieser Entwurf sieht die Fraktionen zwar als Gliederungen der Parlamente, erkennt sie aber auch als rechtlich eigenständige Mittelempfänger an, worauf in den Parteien besonders Wert gelegt wird. Damit nämlich könnte die Gesetzesregelung ihnen sogar mehr finanzielle Manövriermöglichkeiten gegenüber den bisherigen Zuständigkeiten der Landtagsverwaltungen und -präsidenten verschaffen (etwa: Bewilligung von Auslandsreisen in eigener Regie) - zu dem Preis, daß der Entwurf eine detailliert aufgeschlüsselte jährliche Rechnungslegung (separat auch: "Ausgaben für Öffentlichkeitsarbeit", "Ausgaben für Veranstaltungen") verlangt, die von einem Wirtschaftsprüfer gegengezeichnet sein muß und als Landtagsdrucksache veröffentlicht wird. Außerdem soll dann überall der Rechnungshof kontrollieren dürfen.

In Hessen haben dessen Beanstandungen freilich nicht immer für Abhilfe gesorgt. Außerdem wird hier darauf verwiesen, daß sich mit einem Gesetz, wie es nun für Herbst geplant ist, an der bisherigen (im Prinzip vergleichsweise geläuterten) Praxis sehr viel nicht ändern würde. "Eigentlich brauchen wir das Gesetz nicht zwingend", meint der CDU-Fraktionsgeschäftsführer Franz Josef Jung, "aber wenn die anderen Fraktionen eine Klarstellung wollen, machen wir es mit". Die FDP drängt in Richtung Gesetzgebung, um "Wildwuchs zurechtzustutzen" - ohne allerdings konkreter zu werden. SPD-Landtagspräsident Karl Starzacher erwartet sich "mehr Transparenz".

Im Wiesbadener Landtagsetat schlagen die Zuschüsse an die Fraktionen bislang mit 5,4 Millionen Mark jährlich zu Buche, in Nordrhein-Westfalen sind es fast 56 Millionen. Der hessische Betrag erhöht sich noch einmal bei Einbeziehung der 33 Beamtenstellen, die der Landtag den Fraktionen freihält und die mit rechtlich privilegierten "politischen" Beamten besetzt werden (die Betreffenden können jederzeit bei sofortigen Versorgungsbezügen in den einstweiligen Ruhestand versetzt werden). Das ist fast die Hälfte aller Landtags-Planstellen, und wenn die Fraktionen sie nicht besetzen, wird ihnen das so gesparte Geld ausgezahlt.

Auch in Hessen wollen nun die Grünen weiter gehen, als es der bundesweite Entwurf vorsieht, und zum Beispiel "klare Regelungen für die Öffentlichkeitsarbeit" einbauen (der Abgeordnete Reinhold Weist). Schon im Mai hatte in Berlin die Fraktion "Bündnis 90 / Grüne / Alternative Liste" einen eigenen Gesetzentwurf eingebracht, der unter anderem die Bestimmungen des Betriebsverfassungsgesetzes für alle Fraktionsmitglieder gelten lassen will. Außerdem wollen die Berliner Alternativen die Höhe der Fraktionszuschüsse nur auf Grundlage des Berichts einer unabhängigen Sachverständigenkommission festlegen lassen. Im "Musterentwurf" bleibt dies dem Parlament bei der Aufstellung seines eigenen Etats überlassen. Die ebenfalls diskutierte Idee, die Höhe der Fraktionsgelder durch ein separates Gesetz festlegen zu lassen, hatte sich nicht durchgesetzt.

Die beiden zusätzlichen Berliner Vorschläge haben die Grünen in Nordrhein-Westfalen inzwischen übernommen - und in einem eigenen Gesetzentwurf neue hinzugefügt, wie weitere Detailvorschriften über die Verwendung der Gelder (Beispiel: keine forcierte Öffentlichkeitsarbeit kurz vor Landtagswahlen). So kommen die Grünen zunehmend den Hoffnungen der anderen Parteien in die Quere, daß die Parlamentsfraktionen nach einer juristisch sauberen Neuregelung letztlich souveräner beim Wirtschaften werden könnten als bisher. Das Thema Fraktionsfinanzen hat darüber endgültig den kleinen, feinen Diskussionsclub der Landtagspräsidenten und -präsidentinnen verlassen.

Die Busse können das Torhaus nicht anfahren

MAINTAL. Die Busse der Stadtverkehrslinie 702, 703 und 705 können vom Montag, 27., bis Donnerstag, 30. Juli, das Torhaus nicht anfahren. Nach Angaben der Stadt Maintal wird in dieser Zeit die Fahrbahndecke an der U-Bahn-Station in Enkheim "endgültig fertiggestellt".

Als Ersatz wurde in der Borsigallee vor der Hausnummer 57-59 eine Möglichkeit zum Aussteigen geschaffen. Die an der Straße Am Hessen-Center vorhandene Bushaltestelle soll in dieser Zeit zum Einsteigen benutzt werden. hok

Günther-Reutzel-Gedächtnis-Turnier der Stadt Karben in Burg-Gräfenrode Auch Reserve des KSV ist nicht zu schlagen Die Sieger können den Wanderpokal nun behalten / Der 1. FC Rendel sorgte für Überraschung

Zum zweiten Mal in Folge gewann der KSV Klein-Karben II das Karbener Günter-Reutzel-Gedächtnisturnier. Der Wanderpokal geht damit nun in den Besitz des KSV über, denn Vorgänger der KSV- Reserve war die "erste Garnitur" des Landesligisten. Das Landesligateam wirkt seit zwei Jahren auf Wunsch aller Beteiligten nicht mehr im Turnier mit, da es sportlich den übrigen Karbener Teams zu eindeutig überlegen war. Wie vernünftig dieser Schritt war belegt die Tatsache, daß auch die Reserve-Vertretung des KSV, in der Bezirksliga angesiedelt, die Konkurrenz bereits zweimal dominierte und damit in die "Fußstapfen" der Vereinskollegen tritt. Im diesjährigen Finale setzte sich Klein-Karben II durch Treffer von Pflug, Neuzugang Freywald (Viktoria Heldenbergen, 2 Tore) und Penk klar gegen den 1. FC Rendel durch, den im zweiten Abschnitt des Finales die Kräfte zusehends verließen.

Auch der von der VDO gestiftete "Offensiv-Pokal" ging nach Klein-Karben für acht erzielte Treffer. Auf dem Sportplatz der FSG Burg-Gräfenrode sorgte der B- Ligist Rendel trotz der Endspielniederlage für die Überraschung indem er sich in den Gruppenspielen gegenüber dem A-Liga-Team der Gastgeber durchsetzte. Allerdings hatten die Rendeler den Vorteil in der 3er-Gruppe zu starten, denn nach der Fusion des SV 1920 und der KSV Groß-Karben starten nur noch sieben Teams zur inoffiziellen Karbener Stadtmeisterschaft. Während die Burg- Gräfenroder mit dem sportlichen Abschneiden ihres Teams nicht zufrieden sein durften gaben ihnen wenigstens die Besuchzahlen Anlaß zur Freude: Am Samstag fanden 200, am Sonntag sogar 600 Fußballfreunde den Weg zum Sportplatz. Die gute Besucherzahl liegt nicht zuletzt im Aufeinandertreffen des KSV Klein-Karben I und Oberligaaufsteiger Bad Vilbel in einem Einlagespiel begründet. Beide Teams enttäuschten die Fans beim hochklassigen 4:4-Remis nicht.

Die Burg-Gräfenroder mußten im "kleinen Finale" den dritten Rang der KSG 1920 Groß-Karben überlassen, die mit 2:0 die Oberhand behielt. Rang fünf ging an Kloppenheim, sechster wurde der FV 1911 Okarben. B-Ligist VfB Rot-Weiß Petterweil mußte sich mit nur einem erzielten Treffer und dem siebten Rang begnügen. Die Einnahmen wurden - wie in jedem Jahr - durch sieben geteilt und stellen für alle beteiligten Clubs eine willkommene "Finanzspritze" dar. Die Ausrichtung des Günter-Reutzel-Gedächtnis- Turnieres 1993 obliegt dem diesjährigen Überraschungsverein 1. FC Rendel. Und auf die Rendeler kommt gleich eine Zusatz-Ausgabe zu: Sie müssen einen nagelneuen Wanderpokal bereithalten.

RESULTATE DES GÜNTER-REUTZEL-GEDÄCHTNISTURNIERES: Tabellen nach den Gruppenspielen: Gruppe A: 1. KSV Klein-Karben II 6:0-Punkte/8:2- Tore, 2. KSG 1920 Groß-Karben 4:2/6:5, 3. FSV Kloppenheim 2:4/3:4, 4. VfB Petterweil 0:6/1:7.

Gruppe B: 1. 1.FC Rendel 4:0/4:0, 2. FSG Burg-Gräfenrode 2:2/4:1, 3. FV 1911 Okarben 0:4/0:7

SPIEL UM PLATZ DREI: KSG 1920 Groß-Karben - FSG Burg-Gräfenrode 2:0, FINALE: KSV Klein-Karben II - 1. FC Rendel 4:0. ina

Bis zwei erlaubt's die Polizei Ortskern von Wicker während des Weinfestes für Autos dicht

FLÖRSHEIM. Lange Nächte stehen an für die Wickerer und ihre Gäste, wenn am kommenden Freitag das Weinfest eröffnet wird: Das Ordnungsamt hat die Polizeistunde auf zwei Uhr morgens verlegt. Auch die Verkehrsführung wurde geändert, so daß die vielen tausend Besucher durch die Gassen schlängeln können, ohne von Autos genervt zu werden.

Alle Straßen, in denen Stände aufgebaut werden, sind ab Donnerstag, 30. Juli, ab 8 Uhr gesperrt; nur die Anwohner dürfen noch bis Freitag, 14 Uhr, zu ihren Häusern fahren. Danach wird der Ortskern dichtgemacht: die Taunusstraße (von der Kirchgartenstraße bis zur Hinterstraße) und die Pfarrhausstraße (von der Kirchstraße bis zur Vorderstraße). Für die Anwohner am Festgelände werden Sonderparkplätze auf dem Hof der Alten Goldbornschule reserviert. Absolutes Halteverbot gilt für alle Wagenlenker in der Nähe des Festgeländes.

Wer mit dem Auto anreist, kann seine Karosse auf folgenden öffentlichen Parkplätzen abstellen:

• am Wickerer Berg (in Richtung Hochheim) auf der nördlichen Mehrzweckspur,• auf einer Wiese am Wickerer Berg,

• auf dem Hof der Goldbornschule,

• auf dem Freigelände an der Turnhalle des TV Wicker,

• auf dem Mehrzweckplatz an der Quellenstraße,• auf den Parkplätzen Erich-Bauer- und Friedrich-Stolz-Straße.

Zweiradfahrer parken am Steinweg, direkt am Festgelände.

Die Stadt appelliert an alle Autofahrer, ihren Wagen zu Hause zu lassen und mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Weinfest zu kommen: mit der S-Bahn nach Flörsheim, von dort mit dem Stadtbus nach Wicker. Wer genug Rebensaft getrunken hat, kommt abends auch "öffentlich" nach Hause: Ein Sonderbus fährt an allen Festtagen um 21 und um 22 Uhr von der Wickerer Haltestelle "Alte Goldbornschule" nach Weilbach, zum Flörsheimer Bahnhof und zur Keramag-Siedlung. gre

Serben und Kroaten Seite an Seite Anklage wegen Mordes an Hütchenspielern erhoben

Vor dem Hintergrund des Bandenkriegs zwischen kosovo-albanischen einerseits und kroatischen und serbischen Kriminellen auf der anderen Seite hat die Frankfurter Staatsanwaltschaft am Freitag gegen einen 21 Jahre alten Jugoslawen Anklage wegen zweifachen Mordes und vierfachen versuchten Mordes erhoben. Hintergrund der Anklage, eine Schießerei auf offener Straße vor dem Lokal "Frankfurter Treff" im Bahnhofsviertel. Dabei wurden im Juli vergangenen Jahres zwei Albanier getötet und drei ihrer Landsleute sowie ein chinesischer Geschäftsmann schwer verletzt. Mitangeklagt sind zwei 20 und 22 Jahre alte Jugoslawen wegen Beihilfe zum Mord sowie Autodiebstahls.

Zusammen mit einem vierten, 21 Jahre alten Mann sind sie alle zudem wegen früherer Vergeltungstaten an Kosovo-Albaniern der gefährlichen Körperverletzung sowie des Heroinhandels angeklagt.

In der Nacht zum 18. Juli 1991 hatte sich ein langsam fahrendes Auto einer größeren Gruppe Albanier genähert, die vor dem Lokal "Frankfurter Treff" standen, einem stadtbekannten Treffpunkt albanischer Hütchenspieler. Hinter heruntergekurbelten Scheiben wurden dann aus zwei Waffen 16 Schüsse auf die Gruppe abgefeuert, wobei zwei Männer tödlich, vier weitere schwer verletzt wurden.

Wie Staatsanwalt Dirk Scherp von der Abteilung Organisierte Kriminalität der Presse erklärte, handelt es sich beim Hauptangeklagten um den Fahrer des Wagens. Zwei der Mitangeklagten sollen dagegen für die Logistik der Tat, unter anderem für die Beschaffung des Wagens, verantwortlich gewesen sein. Der vierte Angeklagte war bei diesem Überfall nicht dabei, wohl aber bei zwei anderen Racheakten der drei, bei denen zwei Albanier verletzt wurden.

Unklar ist bislang, wer tatsächlich die Schüsse abgefeuert hat. Nach der jetzigen Beweislage soll der Hauptangeklagte einer der Schützen sein, nach dem zweiten mutmaßlichen Schützen wird zur Zeit international gefahndet.

Erschwert werden die Ermittlungen, so Staatsanwalt Scherp, vor allem dadurch, daß "auch unter den Opfern eisiges Schweigen herrscht". Deshalb sei auch mit einer schwierigen Verhandlungsführung und einem "klassischen Indizienprozeß" zu rechnen, bei dem es vor allem auf Fingerabdrücke und sogenannte "Faserspurgutachten" ankommt. Dabei werden Kleiderfasern im Tatauto eine Rolle spielen. Mehr als 90 Zeugen und 15 Sachverständige sollen gehört werden.

Als Motiv für die Tat vermutet Staatsanwalt Scherp "kriminelle Rivalität" und Revierkämpfe zwischen auf der einen Seite kroatischen und serbischen auf der anderen Seite albanischen Hütchenspielern, Hehlern und Drogenhändlern: "Es geht um die Macht in der Moselstraße."

Ethnische Probleme gebe es dabei bei den Seite an Seite kämpfenden Serben und Kroaten nicht, erklärte Scherp. "Hier geht es um kriminelle Geschäfte und nicht um den Bürgerkrieg zu Hause." sol

Backesfest mit Krammarkt

GRÄVENWIESBACH. Das 12. Backesfest wird am 1. und 2. August in Grävenwiesbach gefeiert. Erstmals wird in diesem Jahr ein Krammarkt in der Schulstraße veranstaltet. Am Samstag setzt sich um 18.30 Uhr am Kindergarten ein Fähnchenzug in Bewegung, begleitet vom Musikzug. Am Sonntag beginnt das Bakkesfest um 10.00 Uhr mit einem ökumenischen Gottesdienst vor dem Backhaus.

Der Erlös des Festes ist für einen gemeinnützigen Zweck bestimmt. isa

Zehn "Krautgärten" noch frei Endspurt auf Parzellen der neuen Schreberanlage eingeläutet

KELKHEIM. Der Name steht, das Gelände ist auch schon da: "In den Krautgärten" nämlich. Und so nennt sich auch der Kleingärtnerverein, dessen Mitglieder die 44 rund 300 Quadratmeter großen Parzellen beackern werden.

34 Feierabendgärtner haben sich bereits im Rathaus für ein Grundstück vormerken lassen. Wer sich ebenfalls eine "Klein-Datscha" im Taunus sichern möchte, sollte das deshalb schleunigst tun. Die Vereinsgründung ist bereits für kommenden Herbst geplant, und noch in diesem Jahr will auch die Stadt als ersten Bauabschnitt der Gartenanlage mit der Verlegung des Wasserleitungsnetzes beginnen. Im kommenden Jahr sollen Wege angelegt, die Außenanlagen bepflanzt und Zäune gezogen werden. Und spätestens 1994 soll das "Feld" bereitet sein.

Neben den Einzelgärten bleibt eine Gemeinschaftsfläche von rund 600 Quadratmetern reserviert - eventuell als Platz für ein späteres Vereinsheim oder als Spielplatz für gelangweilte Sprößlinge, die keine Lust mehr auf die "Maulwurfarbeit" im Blumenbeet haben.

Um irgendwann den Salat aus dem eigenen Gemüsebeet ernten zu können, müssen die Blumen- und Gemüse-Agrarier allerdings etliche Vorleistungen erbringen: Mitglieds-, Verbands- und Versicherungsbeiträge von insgesamt 150 Mark sind dabei noch das Billigste. Rund 500 Mark sind für Wasserhahn plus Zähluhr zu investieren. Eine "normgerechte" Gartenhütte darf natürlich auch nicht fehlen, was je nach Ausstattung mit 5000 bis 10 000 Mark zu Buche schlägt. Vergleichsweise billig wiederum ist mit etwa 270 Mark das Gartentor, das die Gemeinschaftsordnung ebenfalls verlangt. Bei der privaten Kalkulation nicht zu vergessen sind schließlich die anteiligen Kosten für Wasser und die Pflege der Gemeinschaftsanlagen.

Wer angesichts dieser Investitionen trotzdem nicht beim Fertiggemüse aus dem Laden bleiben mag, kann sich im Rathaus bei Herrn Blees (Gagernring 6-8, Tel. 06195 / 803-0) melden. ana

"Fantasy-Preisrätsel": Gewinner ermittelt

LANGENSELBOLD. Nachdem in der Langenselbolder Stadtbücherei die Sommerpause beendet ist, werden am Mittwoch, 29. Juli, um 15 Uhr die Gewinner des "Fantasy-Preisrätsels" ermittelt. Zum gleichen Termin wird ein Mitarbeiter der Bibliothek Wetzlar der Stadtbücherei eine Ausleihe von 200 Büchern für die Dauer von einem Jahr übergeben. Dabei handelt es sich vorwiegend um Fantasy- und Science-fiction-Literatur für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Laut Einschätzung der Stadtbücherei eine echte Bereicherung für das Langenselbolder Buchangebot, da diese Literatur derzeit sehr gefragt ist.

Einen Bastelnachmittag für sechs- bis zwölfjährige Kinder sollten sich die Eltern schon einmal für den 2. September, 15 Uhr, in der Stadtbücherei, vormerken. Der Nachmittag, den die Leiterin Frau Bremer gestaltet, steht unter dem Motto "Wir gestalten ein Farbenbuch".

Die Kinder sollten Stoffreste, Perlen, Federn und Papier mitbringen, die dann zu einer Collage zusammengeklebt werden.

Später werden alle Arbeiten zu einem Buch zusammengefaßt, daß in der Bibliothek ausgeliehen werden kann. alu

Holzschutzmittel auch Verursacher von Leukämie? Gutachter schildert Fall einer 19jährigen vor Gericht

"Ob sie endgültig geheilt ist, kann man noch nicht sagen." Mit diesen Worten beschrieb Professor Ulrich Wilhelm Schäfer als sachverständiger Zeuge im Frankfurter Holzschutzmittelprozeß den Gesundheitszustand einer 19 Jahre alten Patientin, die nach der Anwendung von PCP- haltigen Holzschutzmitteln im Wohnbereich an Leukämie erkrankte und sich unterdessen im Universitätsklinikum Essen einer Knochenmarktransplantation unterzogen hat.

Die aus Meschede im Sauerland kommende Patientin hatte knapp ein Jahrzehnt in einem Holzblockhaus gewohnt, das von ihrem Vater, einem Volksschullehrer, auch im Innenbereich mit insgesamt 75 Litern des damals noch PCP und Lindan enthaltenen "Xyladekor" angestrichen worden war. Nachdem sie im Frühjahr 1986 akut an Leukämie erkrankte, war sie zunächst in der Frankfurter Uniklinik behandelt worden und anschließend nach Essen zur Knochenmarktransplantation gekommen, wobei ihre jüngere Schwester als Spenderin auftrat.

Zu dem bisher gravierendsten Fall, der im Holzschutzmittel-Prozeß vor der Umweltstrafkammer zur Sprache kam, erklärte Professor Schäfer, die Ursachen der Leukämie seien meist unklar. Er sei zwar kein Toxikologe, doch als klinischer Therapeut könne er nicht ausschließen, daß auch PCB und Lindan als Krankheitsverursacher in Betracht komme. Bewiesen aber sei dies bisher nicht.

Obwohl die Frage nach der Kausalität streng naturwissenschaftlich nicht geklärt ist, muß Leukämie-Kranken und ihrer Angehörigen, die PCP-Belastungen ausgesetzt sind, nach Ansicht des Arzt geraten werden, aus ihren mit Holzschutzmitteln behandelten Wohnungen und Häusern auszuziehen. Diesem Rat folgten auch der Volksschullehrer und seine Familie, die erst nach einer aufwendigen Sanierung - Kostenumfang: 100 000 Mark - im Mai 1988 wieder in das Blockhaus einzogen.

Zum gegenwärtigen Zustand der Patientin, bei der regelmäßige Kontrolluntersuchungen stattfinden, meinte Schäfer, er sei gut. Ziel der Knochenmarktransplantation ist es, wieder für eine intakte Blutbildung zu sorgen. Obwohl es bei dem Eingriff in 20 Prozent der Fälle zum Tod des Patienten kommt, gilt die Therapie als gesichert. Nach Beobachtungen der Mediziner erkranken unter 100 000 Menschen in der Bundesrepublik Deutschland jährlich zwölf akut an Leukämie.

Zu der grundsätzliche Frage, ob Phenole die Immunabwehr schwächen können, wollte sich der Essener Professor nicht äußern. Als Sachverständigen hierzu hat die Staatsanwaltschaft den Heidelberger Professor Wolfgang Huber benannt. Huber zufolge läßt sich der Zusammenhang zwischen Immunschwäche und PCP-Belastung unterdessen wissenschaftlich nachweisen. Doch ist die Verteidigung der Ansicht, Huber sei kein neutraler Sachverständiger mehr. Nachdem die Anklage gegen die beiden "Desowag"-Manager zunächst gescheitert war, habe er gegenüber der Staatsanwaltschaft schriftlich seine Betroffenheit signalisiert und zugleich Hilfe zugesagt.

Ob der Heidelberger Professor tatsächlich als Gutachter auftreten kann, wird das Gericht bei Fortsetzung der Verhandlung am 4. August bekanntgeben. Lepp

Wieder Container für Grünabfälle

LANGENSELBOLD. Die Hinserdorfstraße und der Marktplatz sind für den Verkehr nach den Umgestaltungsarbeiten wieder freigegeben.

Das teilt die Stadt Langenselbold jetzt mit.

Ab sofort steht daher auch wieder ein Container für Grünabfälle neben dem Grundstück Muth.

Die Verwaltung weist darauf hin, daß dort nur Gartenabfälle hineingeworfen werden dürfen, da ansonsten das Recycling-Center die Annahme des Containers verweigert. alu

Politisches Sitzungsmarathon Nach der Pause steht Riesenprogramm auf der Tagesordnung

FLÖRSBACHTAL. Die kommunalpolitische Sommerpause in Flörsbachtal ist beendet. Die nächste Gemeindevertretersitzung am Donnerstag, 6. August. Bei dieser diskutieren die Parlamentarier unter anderem den Nachtragsetat, eine Gebührenerhöhungen fürs Wasser und Änderungen der Hauptsatzung sowie die für den Besuch des hessischen Ministerpräsidenten Hans Eichel einen Tag später erforderlichen Vorbereitungen.

Angesichts dieses Programms spricht der Vorsitzende der SPD / Bürgerblock-Fraktion, Hans Scheidemantel von einem Sitzungsmarathon für die ehrenamtlichen Mandatsträger. Den Auftakt macht am Montag, 27. Juli, die Sitzung des Parteivorstandes, der sich vornehmlich mit dem Eichel-Besuch am Freitag, 7. August, beschäftigt. Am Mittwoch, 29. Juli, tagen in Lohrhaupten, Kempfenbrunn und Flörsbach die Ortsbeiräte. Sie werden sich ebenso mit dem Nachtragshaushalt und Satzungsänderungen beschäftigen, wie am selben Abend der Haupt- und Finanzauschuß sowie der Sport und Kulturausschuß.

Der Gemeindevorstand hat am Montag, 3. August, bisher 24 Tagesordnungspunkte zu bewältigen. jan

Wüstenstadt aus Pappkartons Ferienkinder spielen "Fata Morgana": Umgang mit dem Raum

HOCHHEIM. Uta Mondorf hat in der vergangenen Woche viele hundert Pappkartons anliefern lassen. Nicht etwa, weil die Leiterin des Amtes für Soziale Angelegenheiten mit ihrer Behörde umziehen möchte. Vielmehr sind die Behältnisse für 250 Kinder gedacht. So viele bauen nämlich seit letztem Montag "Am Weiher" eine Wüstenstadt: Die Ferienspiele der Stadt Hochheim laufen unter dem Motto "Fata Morgana".

Unter der Leitung von Stadtjugendpfleger Volker Monsees beschäftigen sich 14 Studentinnen mit den 6- bis 13jährigen. Da entsteht eine ganze Stadt nur aus Pappkartons. Sie bleibt auch nicht etwa grau: Die Kinder malen die Fassaden an oder bekleben sie mit Tapetenresten.

Wo am Donnerstag noch ein Wohnhaus stand, erhob sich am Freitag bereits eine Moschee: Ständig bauen die kleinen Architekten ihre Pappbehausungen um. Und innendrin sieht's auch sehr wohnlich aus. Da gibt's Tische und Stühle und auf dem Gras sogar Teppichböden. Und natürlich stehen in der Orientmetropole im Herzen Hochheims auch Schatztruhen und Minarett-Türme.

"Kinder bewegen sich nur in Räumen, die von Erwachsenen gestaltet sind", sagt Uta Mondorf. Sie fänden es deshalb sehr spannend, sich während der Schulferien ihre eigene Stadt zu konstruieren.

Wer Lust hat, kann auch bei verschiedenen Neigungsgruppen mitmachen. So kneteten die Kinder am vergangenen Freitag nach Herzenslust im knatschigen Pappmaché herum, um daraus Figuren, Tiere und Köpfe zu formen. Am gestrigen Montag bedruckte eine Gruppe ihre T- Shirts, während die andere ein "orientalisches Festmahl" kochte. Probieren war freiwillig: Wie jeden Tag während der Ferienspiele lieferte eine Firma auch ein normales Mittagessen an. gre

FR-Ferien-Aktion: Ein Garten, voll mit Heilkräutern

EPPSTEIN. Eine Führung durch den Marxheimer Heilkräutergarten beginnt am Freitag, 31. Juli, um 15 Uhr. Werner Diel, der die städtische Einrichtung seit sieben Jahren betreut, wird das Reich der Gerüche, Blüten, Öle und Tees in Theorie und Praxis erklären. Die Aktion ist Teil der FR-Serie "Ferien für Daheimgebliebene". Im Frankfurter Lokalteil der heutigen Ausgabe wird sie ausführlich angekündigt. tom

Sendung aus dem Kurpark Der Hessische Rundfunk gastiert am Samstag in Bad Orb

BAD ORB. Der Hessische Rundfunk baut am nächsten Samstag, 1. August, in Bad Orb sein Studio auf. Aus dem Kurpark wird zunächst der "hr 4-Radioladen" über den Äther geschickt und anschließend das "Café Dornbusch" gesendet. Neben einer Live-Produktion können die Besucher auch Schlagersänger wie Andy Borg oder Ted Herold erleben, teilt die Kurverwaltung mit.

Der "hr4 Sommersamstag" ist eine Veranstaltungsreihe des Regionalstudios Frankfurt. Der Radioladen wird von 11.07 bis 13 Uhr gesendet. Dazu gehören Interviews, Deutsche Schlager und Country-Music. Es moderiert Olaf Pessler.

"Café Dornbusch" hat seinen Platz im Programm von 14.07 bis 16 Uhr. Auch hier versprechen die Veranstalter neben viel Musik und Gäste, darunter Rainer Banger, Helmut Maurer und "Kellner Bruno", die Berliner Schnauze mit Herz. Moderator ist Heinz-Günter Heygen.

Während der Live-Übertragung haben auch Gastronome ihrer Stände im Kurpark aufgebaut und sorgen für Speisen und Getränke. Der Eintritt in den Kurpark ist an diesem Tag kostenlos. jan

Auflagen für Schmelzanlage BUND: Wir akzeptieren RP-Bescheid für die Firma Pälzer

SELIGENSTADT. Die vom Darmstädter Regierungspräsidium (RP) unter Auflagen genehmigte Erweiterung der Aluminium-Schmelzanlage der Seligenstädter Firma Pälzer wird von der örtlichen Gruppe des Bundes für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) akzeptiert. Der BUND-Sprecher Thorwald Ritter wünscht sich zum Wohle der dort Beschäftigten und der Nachbarn eine zügige Umsetzung der Pläne mit den entsprechenden Bestimmungen des Regierungspräsidiums.

Da die Grenzwerte für den Lärmschutz durch die Produktion in der Firma nach Darstellung Ritters schon jetzt überschritten werden und bei einer Erweiterung eine Verschlechterung zu befürchten war, hat die Behörde in Darmstadt dem Unternehmen Auflagen vorgeschrieben, durch die die Anwohner vor Lärm geschützt werden sollen.

Dafür gebe es Fristen, die auf dem Papier festgehalten seien. Die BUND-Ortsgruppe Seligenstadt hatte auch darum gebeten, Vorsorge zu treffen, um die Luft sauber zu halten. Diese erforderlichen technischen Verbesserungen sollen erst nach Fertigstellung der gesamten Kaminanlage, die für 1994 terminiert ist, geprüft werden.

Eingedämmt werden muß nach Einschätzung Ritters auch der Lärm an den Maschinen. Ebenso seien für die Luftemissionen von Staub, Chlor und Kohlenstoff Grenzwerte festgelegt worden, was auch kontrolliert werde. In den angrenzenden Wohngebieten müsse nachts trotz des Lärmschutzes auch künftig mit einer Überschreitung von fünf Dezibel (A) gerechnet werden. Dies sei den Anwohnern nach Abwägung der nachbarschaftlichen Belange zuzumuten, heißt es nach Auskunft Ritters in der RP-Begründung. aim

Das griechische Grundgesetz bestimmt in Artikel 13, daß niemand wegen seiner religiösen Anschauungen von der Erfüllung seiner Pflichten gegenüber dem Staat befreit werden darf - und zu diesen Pflichten gehört auch der Wehrdienst.

Mehr als 71 000 verweigerten

BONN, 31. Juli (epd). Im ersten Halbjahr 1992 haben in Deutschland mehr als 71 000 junge Männer den Kriegsdienst verweigert. Dies sind etwa 30 000 weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres, als unter dem Eindruck des Golf-Krieges viele Reservisten und Bundeswehrsoldaten Anträge auf Kriegsdienstverweigerung gestellt hatten. Diese Zahlen nannte der Bundesbeauftragte für den Zivildienst, Dieter Hackler, in Bonn.

Unverändert hoch sei die Zahl der Kriegsdienstverweigerer, wenn Reservisten und Soldaten nicht einbezogen würden, erläuterte der Zivildienstbeauftragte. Danach haben in den ersten sechs Monaten dieses Jahres rund 65 900 junge Männer den Kriegsdienst verweigert. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 65 600. In den alten Bundesländern war mit knapp 53 500 (Vorjahr: 55 000) Anträgen auf Kriegsdienstverweigerung ein leichter Rückgang zu verzeichnen, während ihre Zahl in Ostdeutschland leicht auf 12 600 (10 100) zunahm.

Jugendwerkstatt weckt Interesse für den Beruf des Altenpflegers ABM-Projekt in Zusammenarbeit mit dem Martin-Luther-Stift / Engpässe in Heimen und Krankenhäusern werden immer größer

HANAU. Die Bereitschaft, soziale Berufe zu ergreifen, nimmt immer mehr ab. Mit dem Rückgang an Zivildienstleistenden und der mangelnden gesellschaftlichen und finanziellen Anerkennung der Pflegeberufe werden die personellen Enpässe in den Heimen und Krankenhäusern immer größer. Um Berufseinsteiger wieder für die Arbeit der Altenpfleger/in zu interessieren, bietet die Jugendwerkstatt seit 1991ein ABM-Projekt in Zusammenarbeit mit dem Martin-Luther-Stift und dem Arbeitsamt an. Hier können arbeitslose junge Männer und Frauen ein Jahr testen, ob sie die Ausbildung im Stift beginnen wollen oder nicht.

Die 19jährige Daniela hatte eine Odyssee durch Ausbildungsstellen, Zeitjobs und Aushilfsarbeiten bereits hinter sich, als sie zur Jugendwerkstatt stieß. Kurz nach dem Hauptschulabschluß hatte die junge Frau eine Ausbildung in einer Hanauer Metzgerei begonnen, die sie nach wenigen Monaten wieder abbrach. Die Arbeit, erzählt sie, lag ihr nicht und auch nicht die Bedingungen, unter denen sie ausgebildet wurde. Sie jobbte anschließend in einer Champignonfabrik, in der ausschließlich Frauen zu Niedriglöhnen beschäftigt waren. Als die Anzahl der unbezahlten Überstunden überhandnahm, kündigte Daniela. Danach folgten für sie befristete Arbeitsverhältnisse. Eine Ausbildungsstelle bei einer Herstellerfirma für Autoteile, die Daniela schließlich annahm, wurde ihr gekündigt, als sie krank wurde und operiert werden mußte.

Kein ungewöhnlicher Lebenslauf. Viele der sechs jungen Frauen, die zum gemeinsamen Projekt des Arbeitsamtes und der Jugendwerkstatt gehören, haben ähnliche Erfahrungen gemacht. Vor dem Hintergrund der teilweise problematischen Situation von Frauen auf dem Arbeitsmarkt, so Maxi Petersein, wurde das Projekt daher auch ins Leben gerufen. Die Sozialpädagogin betreut die jungen Frauen, die meist nur den Hauptschulabschluß haben, während ihrer einjährigen Berufsorientierungsphase im Martin-Luther-Stift. Hier sollen sie praktische Erfahrungen sammeln und eine durchgehende Beschäftigung statt schlechtbezahlter Zeitjobs erfahren. Während der zwölf Monate sollen Daniela, Claudia oder auch Bettina in der Frage, ob der Beruf der Altenpflegerin der richtige für sie ist, nicht allein gelassen werden. Wie das oft in der Ausbildung der Fall ist. In regelmäßigen Treffen werden Probleme reflektiert und Fortbildungsseminare angeboten. "Berufsperspektiven entwickelt", nennt das Maxi Petersein.

Die meisten, wie die 23 Jahre alte Brigida aus Hanau, haben bereits einmal in die Altenpflege hineingeschnuppert. Zwar begann Brigida, um Geld zu verdienen, zunächst eine Lehre als Bekleidungsnäherin, jobbte jedoch später im Martin-Luther-Stift. Nach dem Ende des ABM-Projekts der Jugendwerkstatt wird sie ebenso wie Daniela im Oktober eine Ausbildung zur Altenpflegerin im Stift beginnen. Die Arbeit und die Pflege alter Menschen, haben sie erkannt, macht ihnen Spaß. Doch die ständige Konfrontation mit Krankheit und Tod verkraftet nicht jeder. Anders entschieden hat sich die 21jährige Bettina. Zwar hat sie ihren Aufenthalt im Projekt um zwei weitere Monate verlängert, doch eine Ausbildung beginnen möchte sie nicht. "Es hat zwar viel Freude gemacht, aber die Bedingungen sind untragbar. Die Arbeit zehrt auf und bürdet viel Verantwortung auf, für die es keine soziale Anerkennung gibt", kritisiert sie. Bettina wird bald eine Lehre als Medizinisch-Technische Assistentin an der Uni Frankfurt beginnen.

97 Prozent des Pflegepersonals in Heimen sind Frauen. Männer sind dort wie auch im Projekt der Jugendwerkstatt bislang die Ausnahme. Warum die Institution des evangelischen Kirchenkreises Hanau trotz emanzipatorischer Ansätze Angebote für typische Frauenberufe macht, erklärt deren Mitarbeiterin Maxi Petersein mit der immer noch vorhandenen Vorliebe der Frauen. "Die meisten wollen nicht in die technisch-gewerblichen Sparten. Viele steigen nach der Ausbildung wieder um", berichtet sie von ihren Erfahrungen.

Gründe dafür seien zumeist innerbetriebliche Schwierigkeiten und männliche Vorbehalte verbunden mit Sexismus am Arbeitsplatz. Daniela etwa durfte während ihrer Metzgerlehre nicht ins Kühlhaus, wenn sie ihre Periode hatte. Dann verderbe angeblich das Fleisch.

"Mit derartigen Vorfällen kommen vielleicht ältere, selbstbewußte Frauen zurecht, aber nicht Berufseinsteiger", meint Maxi Petersein. "Wir können die Frauen nicht einfach in gewerbliche Berufe stekken. Strukturell muß sich auch etwas ändern, damit Frauen diese Sparten attraktiv finden", sagt sie. Ihr geht es daher um eine Aufwertung sozialer und typischer Frauenberufe. Bei der derzeitigen gesellschaftlichen Anerkennung und der schlechten unangemessenen Bezahlung "will doch niemand mehr diese Arbeit machen", so Maxi Petersein.

Interessenten/innen können sich bei der Jugendwerkstatt (Tel: 0 61 81 / 8 48 00) oder beim Arbeitsamt melden. Gedacht ist das Projekt vor allem für arbeitslose und damit ABM-berechtigte junge Frauen und Männer. Es gibt zwei unterschiedliche Ausrichtungen: für Berufsanfänger/innen unter 25 Jahren und Wiedereinsteiger/innen über 25 Jahre. ASTRID LUDWIG

Straßenräuber in der B-Ebene festgenommen

Beamte des 4. Polizeireviers am Wiesenhüttenplatz haben einen 29 Jahre alten Asylbewerber aus der Türkei in der B-Ebene des Hauptbahnhofs wegen Diebstahlsverdachts festgenommen. Wie die Polizei mitteilte, soll der 29jährige dort gegen 5.45 Uhr gemeinsam mit einer etwa neun Personen starken Gruppe anderer Ausländer einen 42 Jahre alten Kaufmann aus Alsfeld festgehalten und ihm die Geldbörse und seine goldene Halskette graubt haben.

Der 42jährige erstattete sofort Anzeige beim Revier. Gemeinsam mit Beamten ging er zum Tatort zurück. Dort identifizierte er den 29jährigen als den Räuber.

Nach Angaben der Polizei ist er bereits mehrfach wegen Straßenraubdelikten in Erscheinung getreten. Die Beute hatte er nicht bei sich. Er wurde dem Haftstaatsanwalt mit der Empfehlung überstellt, Haftbefehl gegen ihn zu beantragen. enk

Drogensüchtiger starb in der Taunusanlage

Ein 42 Jahre Frankfurter ist in der Taunusanlage an einer Überdosis Heroin gestorben. Wiederbelebungsversuche des Notarztes waren erfolglos. Wie die Polizei mitteilte, war der 42jährige beim Rauschgiftkommissariat als drogenabhängig bekannt und mehrfach wegen Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz und wegen Beschaffungskriminalität in Erscheinung getreten.

Der Tote ist das 82. Drogenopfer in diesem Jahr im Dienstbezirk der Frankfurter Polizei. enk

Ein Happy-End nach langer Odyssee Junger Vietnamese traf in Schöneck wieder mit seiner Familie zusammen Von Ulrich Gehring SCHÖNECK. Noch heute wirkt er im Kreis seiner Familie kindhaft zurückhaltend. Und doch hat der junge Vietnamese schon mit zarten 13 Jahren "seinen Mann stehen" müssen. Das ist jetzt viereinhalb Jahre her. Ohne schützende Angehörige hat er sich auf die Flucht über die Grenze nach Thailand gemacht. Nach zwei Jahren in einem dortigen Flüchtlingslager konnte er zu seiner Tante reisen, die schon seit der ersten großen Fluchtperiode vor zwölf Jahren in Deutschland lebt. In Frankfurt, wo er jetzt die 10. Klasse im Gymnasium schaffen will, hat er einen Antrag auf Familienzusammenführung gestellt. Mutter, Vater und zwei Schwestern durften kommen und hoffen nun im Büdesheimer Flüchtlingsheim, bald Wohnung und Arbeit zu finden. Grund zur Flucht von daheim gab dem Jungen nach eigenen Angaben der Druck, dem er als Sohn eines Soldaten ausgesetzt war, der für das alte Saigoner Regime gekämpft hatte. Er habe zwar viele Prüfungen bestanden, sei aber in der Schule ständig benachteiligt worden. Die Pression auf ihn sei stärker gewesen als auf die Schwestern, bestätigt die 45jährige Mutter. Es sei aber dennoch sehr schlimm gewesen, als ihr Sohn sich dann auf die gefährliche Flucht gemacht habe, bei der sie um sein Leben gefürchtet habe.

Und als die örtliche Polizeibehörde davon Wind bekommen hatte, seien auch für die Familie die Lebensbedingungen wieder schwerer geworden. Den heute 49 Jahre alten Vater hatte das siegreiche System aus dem Norden ohnehin schonmal ins Umerziehungslager gesteckt. Erst der Niedergang der Staatssysteme im sowjetischen Machtbereich hat die Lage für Familie H. erträglicher gedacht, zumindestens so, daß an eine Ausreise zu denken war. Als Dissidenten wurden die vier Verbliebenen aber damals nicht mehr behandelt. Die Ziele, die die Eltern in der Bundesrepublik für sich verfolgen, sind bescheiden. Die Frau möchte gern wie daheim auch hier als Verkäuferin arbeiten. Ob in einem deutschen Kaufhaus oder in einem vietnamesischen Spezialitätenladen? Nun, in einem deutschen Laden zu arbeiten, das wäre nicht schlecht. Sie könnte hier Erfahrung im Umgang mit deutscher Kundschaft machen. Der Vater hofft auf eine Beschäftigung in irgendeiner Fabrik.

Einen Sprachkurs möchten sie ebenso belegen wie die übrigen Familienmitglieder, die zwei Mädchen. Diese können immerhin schon sagen, wie alt sie sind, nämlich 19 und 21 Jahre. Beide haben in Vietnam noch die Reifeprüfung abgelegt, sprechen Englisch; die ältere von ihnen hat dazuhin in den zurückliegenden beiden Jahren eine Goldschmiede-Ausbildung bei einem kleinen Handwerksbetrieb absolviert.

Bevor sie aber die geförderten Sprachlehrgänge besuchen können, brauchen sie noch den blauen internationalen Reisepaß, den die Ausländerbehörde ausgibt (siehe auch "Zur Sache" auf dieser Seite). So bleibt ihnen derzeit nur, zu viert in dem Kämmerchen der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft (HGU) in Schöneck Woche um Woche abzuwarten. Dieses Schicksal teilen sie mit einer weiteren vietnamesischen Familie.

Außer ihnen gibt es in Büdesheim nur noch neun vietnamesische Männer; diese haben aber eine Vergangenheit in der Ex-DDR und stellten nun in der Bundesrepublik Deutschland einen Asylantrag - rechtlich gesehen, eine ganz andere Geschichte.

Zurück zu den H.s: Sie sind natürlich glücklich gewesen, hier ihren Sohn und Bruder wiedergefunden zu haben. Trotz Auf Wohnungsuche Enge und Hitze in dem niedrigen Zimmer nennen sie das Wohnheim "angenehm". In der HGU habe man ihnen "sehr gut geholfen".

Die Komplimente kann der Chef der Unterkunft, Norbert Schmidt, zurückgeben. Wiewohl er erst seit zwei Jahren die HGU Schöneck leitet, hatte er auch früher Einblick ins dortige Geschehen, war er doch lange stellvertretender Leiter der HGU Schwalbach, der Büdesheim zugeordnet war. Indochinaflüchtlinge seien immer sehr angenehm zu betreuen gewesen, berichtet Schmidt. Lern- und arbeitswillig, wie man sie sich gemeinhin vorstellt, seien sie in der Tat.

Die stärksten Zugänge an Kontingentflüchtlingen aus Indochina hat Schöneck Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre gehabt. Als "Boat people" machten hier jährlich mehr als 600 (1979), mehr als 300 (1980) und fast 400 Flüchtlinge Station. Es waren soviele, daß es sich rentierte, im Schloß Büdesheim für sie Sprachkurse zu organisieren. Manche "wanderten" (amtlicher Sprachgebrauch) nach Nordamerika weiter; die meisten wurden - wenn auch teils erst nach Jahren auf Städte und Landkreise Hessens weiterverteilt, wo sie mittlerweile großenteils Wohnung und Arbeit gefunden haben dürften.

Seit Mitte der 80er Jahre treffen sie nur noch vereinzelt im Rahmen der Familienzusammenführung ein, wobei sich die Aufenthaltsdauer im Heim danach richtet, wann die Familien am immer engeren Wohnungsmarkt eine Bleibe finden.Unitras weist Vorwürfe gegen Grünebaum zurück

wüp BERLIN. Der Streit über mögliche krumme Geschäfte des einst als "schnellster Privatisierer" gefeierten und jetzt mit Haftbefehl gesuchten Ex-Treuhand- Direktors Andreas Grünebaum geht weiter. Die Firma Unitras-Marcotec in Magdeburg weist das Fazit eines internen Revisionsberichtes zurück, Grünebaum habe als Verkäufer in der Treuhand-Niederlassung einen Schaden von möglicherweise sieben Millionen Mark angerichtet, indem er Firmen und Grundstücke - darunter Unitras - zu günstig an den Ludwigsburger Fahrzeugbauer Marcotec und dessen Chef Lino Vulcano abgegeben habe (FR vom 22. Juli). Jedes Geschäft zwischen der Treuhand und Marcotec wurde laut Unitras "auf der Basis der allgemein üblichen Berechnungen" ausgehandelt. Weder das Haus Breuel noch die Steuerzahler hätten einen Schaden erlitten.

Die Anstalt prüft, wie die Verträge mit Vulcano angefochten und ob Schadenersatzansprüche geltend gemacht werden können, ohne Arbeitsplätze zu gefährden.

Radfahrer kollidierte mit einem Ruderboot

Eine Platzwunde am Kopf hat sich ein Radfahrer zugezogen, als er auf dem Radweg des Schaumainkais mit einem Ruderboot kollidierte, welches vier Männer eines Rudervereins transportierten. Auch einer der Bootsträger wurde bei dem Zusammenstoß leicht verletzt.

Den Polizeiangaben zufolge transportierten vier Männer des Rudervereins Germania am frühen Donnerstag abend ihr Boot auf den Schultern vom Tiefkai über den Schaumainkai in Richtung Holbeinstraße. Während sie vor einer Ampelanlage auf Grün warteten, näherte sich ein 30jähriger Frankfurter auf dem Radweg des Schaumainkais in Richtung Sachsenhäuser Ufer. Während er einen anderen Radfahrer überholte, übersah er die vier Männer mit ihrem Boot und prallte gegen die vordere Kante des Bootes.

Der Radfahrer, der nach der Kollision zu Boden stürzte, erlitt eine Platzwunde unterhalb des rechten Auges und Schürfwunden am linken Arm und Bein. sar

Raum für Philosophen Archive der UB ziehen derzeit ins Literaturhaus

Den ehemaligen Dienstbodenaufgang des Literaturhauses an der Bockenheimer Landstraße wird nutzen müssen, wer von Herbst an im Philosophischen oder Literarischen Archiv der Stadt- und Universitätsbibliothek arbeiten will. Im zweiten Obergeschoß und den darüber liegenden Dachmansarden wird derzeit Hand angelegt, um bis September das Archivmaterial aus Regalen, Schubladen, Kellern und Abstellräumen der Uni-Bibliothek öffentlichkeitsgerecht einzulagern.

Das Schopenhauer-Archiv ist bereits eingerichtet. Folgen werden das Horkheimer/Pollock-, Marcuse-, Bruno Liebrucks- und Alexander Mitscherlich-Archiv. Endlich wird man das "Gelehrtenarchiv" nutzen können, ohne sich durch diverse Abteilungen der Universität quälen zu müssen. Im zukünftigen Philosophischen Archiv wird es einen zentralen Lesesaal geben und einen Aufenthaltsraum mit Teeküche.

Die gebundenen Werke der Autoren werden allerdings weiterhin in der Universitätsbibliothek zu finden sein, auch die aus dem Horkheimer- und Marcuse-Nachlaß gekauften Privatbibliotheken.

Außerdem wird in den neuen Räumen die endgültige Systematisierung des Archivmaterials noch fortgesetzt werden müssen. Dies betrifft den Frankfurter Philosophen Liebrucks und den Nachlaß Herbert Marcuses, der noch nicht vollständig wissenschaftlich ausgewertet ist, da es der Bibliothek dafür an Geld mangelt. Auch hat der Suhrkamp Verlag, der die Rechte am Marcuse-Nachlaß besitzt, noch nicht mit der Veröffentlichung begonnen. Nur der Marcuse-Materialienband "Befreiung denken - Ein politischer Imperativ", hat etwas von den unveröffentlichten Manuskripten Marcuses einem breiteren Publikum zugängig gemacht.

Eine Erwerbung besonderer Art wird die Stadt- und Universitätsbibliothek in den nächsten Wochen in den Mansardenräumen des Literaturhauses auspacken: Das vor zwei Jahren für 240 000 Mark erstandene Privatarchiv des heute 83jährigen Franz Lennartz, einem besessenen Sammler. Bekannt sind seine praktischen und informativen Schriftsteller-Lexika "Deutsche Schriftsteller des 20. Jahrhunderts im Spiegel der Kritik", die seit Jahrzehnten in immer neuen Auflagen erscheinen. "Frankfurt hat den Wert seiner Materialiensammlung erkannt", so der stellvertretende Direktor der Bibliothek, Wilhelm Schmidt.

Die Schätze aus Lennartz Wohnung sind in mehreren hundert Bananenkisten und Gurkenschachteln geborgen, darunter eine annähernd lückenlose Sammlung zeitgenössischer Literatur, mit persönlichen Widmungen der Autoren. Konsequent hat Lennartz seit Jahrzehnten 150 verschiedene Zeitungen zerschnippelt und die Artikel zur in- und ausländischen Literatur themenspezifisch geordnet. Er hat außerdem eine Kuriositätensammlung von Seltenheitswert angelegt: ein Artikel-Archiv über Selbstmörder, ein Sportgeschichte-Archiv, Artikel über die Luftfahrt und vieles mehr. Selbst im Marbacher Literaturarchiv gibt es, wie Schmidt betont, nichts Vergleichbares, da dort keine Zeitschriftenartikel über derart große Zeiträume gesammelt wurden.

Mit Lennartz hat die Frankfurter Stadt- und Universitätsbibliothek ihr bereits sehr reichhaltiges Sonderarchiv Auswahl ergänzt. Sie reicht von einer Sammlung deutscher Drucke (1801 bis 1870), bis zum modernen Ton-Archiv Frankfurter Autoren. Vor kurzem wurde ein Kultur-Archiv der Frankfurter Zeitungen angekauft, ein Frankfurter literarisches Verlags-Archiv soll folgen, so Schmidt.

Doch wohin damit? Die Sammelleidenschaft der Bibliothek, die als eine der wenigen deutschen Universitätsbibliotheken der Stadt gehört (die Bibliothek ist älter als die Universität und war früher im Portikus untergebracht), ist größer als die Raum-Kapazitäten. Die zwei Stockwerke im Literaturhaus sind bereits belegt, bevor sie überhaupt bezogen sind, und im Nachkriegsbau der Unibibliothek gibt es seit Jahren keine Stellflächen mehr.

ANGELIKA BURKHARD

Jugendliches Duo von Trickdieben wurde gefaßt

Eine 15 Jahre alte Jugoslawin, die nach polizeilichen Erkenntnissen seit 1987 wiederholt als Trickdiebin in Erscheinung trat, ist von einer Streife des 4. Polizeireviers festgenommen worden. Die Staatsanwaltschaft hat inzwischen einen Antrag auf Haftbefehl gestellt.

Die Jugendliche, gegen die in drei Fällen beim vierten Revier Anzeige wegen Trickdiebstahls erstattet worden war, war im Bahnhofsviertel gefaßt worden. Ihr wird zur Last gelegt, gemeinsam mit ihrem zehn Jahre alten Bruder Passanten bestohlen zu haben. Danach soll das Duo stets nach der gleichen Methode vorgegangen sein, wobei die 15jährige ihre Opfer ablenkte, indem sie ihnen eine Zeitung vorhielt, während der Bruder den Passanten in die Taschen griff. sar

Kritik an Auflösung der Drogenszene

Die geplante Auflösung der offenen Drogenszene in Frankfurt ist von der Regionalkonferenz Rhein-Main, einem Zusammenschluß örtlicher Einrichtungen der Drogenhilfe "aufs Schärfste" verurteilt worden.

Die Schaffung von Übernachtungsplätzen, die Ausweitung der Methadon-Vergabe und anderer Hilfsangebote sei zwar dringend erforderlich, heißt es in einer Erklärung; die Regionalkonferenz warnt jedoch vor der Annahme, daß sich bei ausreichenden Hilfsangeboten die Szene von allein auflösen werde und macht darauf aufmerksam, daß sich die Abhängigen irgendwoher Drogen beschaffen und konsumieren müssen. Eben dies mache ihre Abhängigkeit aus.

Nach der SPD-Fraktion haben sich auch die Grünen im Römer zu den drogenpolitischen Vorstellungen der OB- Kandidatin Petra Roth (CDU) geäußert. Im Mittelpunkt stehe nach wie vor das Ziel der völligen Drogenfreiheit. Dies habe mit der "realen Situation des Drogengebrauches in Frankfurt und sonst auf der Welt" wenig zu tun.

Den Gang über die offene Drogenszene, den die Kandidatin zusammen mit Parteiangehörigen und Journalisten unternahm, bezeichneten die Grünen als "peinlich". ft

Protest gegen den Abstieg

Sommerliche Streiks in Polen gehören fast schon zur Tradition. Anlaß hierfür ist jedoch nicht immer wirtschaftliche Not: Die Löhne in der Schwerindustrie liegen noch immer über dem Landesdurchschnitt. Noch immer - aber nicht mehr lange. Während es im sozialistischen Volkspolen selbstverständlich war, daß ein Bergmann das Dreifache eines Facharbeiters oder Arztes verdiente, ist dieser Gehaltsvorsprung nun auf wenige Zloty zusammengeschrumpft. In der Privatwirtschaft verdient eine Sekretärin heute mehr als ein früherer Held der Arbeit.

Der Protest der Streikenden richtet sich somit gegen den sozialen Abstieg. Heute fordern sie noch die Erhöhung ihrer Löhne um das Doppelte und Dreifache, morgen schon werden sie wie die Arbeiter der Flugzeugfabrik Mielec für die Rettung ihrer Betriebe demonstrieren, die durch jeden Streiktag und jeden gelöschten Hochofen einen Schritt näher an den Abgrund des Bankrotts gerückt werden. Dabei will es die Ironie der Geschichte, daß gerade die Arbeiter mit ihren Streiks den Systemwandel in Polen erzwungen haben, der ihnen jetzt ihre Privilegien nimmt. Aber heute können sie nicht mehr mit der Solidarität ihrer Landsleute rechnen: Viele haben selbst so wenig, daß die Streiks der Besserverdienenden für sie ein Ärgernis bedeuten. Andere arbeiten inzwischen auf eigene Rechnung und legen neue Maßstäbe an. In Polen findet ein tiefgreifender sozialer Wandel statt, der über Jahre hinweg anhalten dürfte. Seine Konsequenzen sind noch längst nicht absehbar.

eh (Warschau)

Einbrecher versteckten sich unter Baumästen

Zwei Chilenen, die verdächtig sind, in Sachsenhausen einen Wohnungseinbruch versucht zu haben, sind dem Haftrichter vorgeführt worden. Wie die Polizei mitteilte, waren die beiden Männer im Alter von 24 und 41 Jahren beobachtet worden, als sie sich an einem Wohnhaus in der Vogelweidstraße zu schaffen machten.

Die Zeugin verständigte die Polizei, woraufhin Beamte des 8., 9. und 10. Reviers das Gebäude umstellten und die Tatverdächtigen, die ohne festen Wohnsitz sind, im Vorgarten des Hauses antrafen, wo sie sich unter den tiefhängenden Ästen eines Baumes versteckt hatten. sar

Kleine FR

CDU hat wieder geöffnet BAD HOMBURG. Das Büro des CDU- Stadtverbands im Lindenweg 1 ist wieder geöffnet: montags bis donnerstags von 8 bis 12 und von 14.30 bis 17 Uhr, freitags von 8 bis 12 Uhr.

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Trennung der siamesischen Zwillinge wird kompliziert und teuer Tschechen und Slowaken sind wirtschaftlich stark voneinander abhängig / Ausländische Investoren lassen Vorsicht walten

Die größere der beiden Republiken baut die Kühlschränke und beliefert die zweite mit Lastwagen und Pkw. Die kleinere fertigt fast alle Fernsehgeräte und versorgt die erste mit Kraftwagen-Treibstoff und anderen Ölprodukten - Beispiele für die engen Beziehungen, die sich in den fast 75 Jahren seit Gründung der Tschechoslowakei und vor allem während fast 40 Jahren zentraler Kommandowirtschaft zwischen der tschechischen und der slowakischen Volkswirtschaft entwickelt haben. Die Trennung der siamesischen Zwillinge wird kompliziert und teuer. Noch teurer, so fürchten tschechische und slowakische Spitzenpolitiker, käme aber eine Verzögerung der Operation, nachdem das Ende der CSFR beschlossene Sache ist.

So selbstverständlich war das gemeinsame Wirtschaften bisher, daß statistische Angaben sowohl über Zulieferungen der Unternehmen über die Republikgrenzen hinweg als auch über die Bedeutung der jeweils anderen Republik als Absatzmarkt für Endprodukte fehlen. Die Kosten der Teilung sind schon deshalb konkret kaum zu beziffern. Experten des CSFR-Gewerkschaftsbundes haben allerdings eine düstere Prognose gestellt. Sie schließen nicht aus, daß der chirurgische Eingriff zum ökonomischen Kollaps führen könnte. Vor allem die Slowakei werde zu leiden haben, da ihre Wirtschaft von den schwächlichen Märkten der früheren Sowjetunion abhängig ist. Die Tschechische Republik hatte im vorigen Jahr bereits 74 Prozent ihrer Ausfuhr in Ländern mit entwickelter Marktwirtschaft abgesetzt. Die Slowakei dagegen lieferte noch 43 Prozent ihrer Exporte in die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS).

Aber auch der stolze Hinweis aus Prag, daß die Tschechische Republik bei doppelter Bevölkerungszahl bisher etwa das 2,4fache der Slowakei und damit überproportional zum Bruttosozialprodukt der CSFR beigetragen hatte, wäre bei einer Krise in der Slowakei nicht mehr viel wert. Mit dem Dahinsiechen der slowakischen Wirtschaft verlören auch viele tschechische Betriebe ihre Abnehmer. Die Gewerkschafter menetekeln, daß die Arbeitslosenrate in Böhmen und Mähren von bisher 4,6 auf zehn Prozent und in der Slowakei sogar von gut elf auf 20 Prozent steigen könnte. Ost-West-Wanderungen wären vermutlich die Folge.

Sogar einen "Wirtschaftskrieg" der beiden Republiken um Exportmärkte und Auslandsinvestitionen halten die Kassandra-Rufer aus dem Gewerkschaftslager für möglich. Für den slowakischen Parlamentspräsidenten Ivan Gasparovic, der an der Seite von Premier Vladimir Meciar takräftig für die Selbständigkeit kämpft, hat die Schlacht längst begonnen. "Ich habe Informationen aus slowakischen Unternehmen, daß plötzlich und ohne ihre Schuld der langjährige Kontakt zu tschechischen Handelspartnern abgerissen ist", erboste er sich.

Besonders aufmerksam beobachten beide Seiten die Entwicklung in der Energiewirtschaft. Die Tschechen liefern nicht nur Kohle in die Slowakei, sondern auch Strom. Da die größere Republik andererseits in Spitzenlastzeiten von slowakischen Kraftwerken abhängig ist, müssen weiterhin gemeinsame Wege beschritten werden. Die Gegner des veralteten Atommeilers sowjetischer Bauart im südslowakischen Bohunice und des in Bau befindlichen Donau-Kraftwerks Gabcikovo werden in der nach Unabhängigkeit strebenden Slowakei allerdings schlechte Karten haben. Den Tschechen macht größere Sorgen, daß das billige Erdgas und vor allem Erdöl aus GUSLand durch Leitungen auf slowakischem Gebiet gepumpt wird. Als bekannt wurde, daß sich die Fertigstellung des Alternativ-Anschlusses aus Ingolstadt in das böhmische Litvinov (Leutensdorf) um ein Jahr bis 1995 verzögert, mußte der tschechische Wirtschaftsminister Karel Dyba beruhigen: "Bratislava wird den Hahn auf keinen Fall zudrehen. Wir sind gegenseitig zu abhängig voneinander."

Die Ergebnisse der Verhandlungen des tschechischen Premiers Vaclav Klaus und des slowakischen Kabinettschefs Meciar am vorigen Donnerstag sprechen dafür, daß die beiden Spitzenpolitiker sich dessen bewußt sind. Die Parteichefs vereinbarten, eine Zoll-Union nach außen zu schaffen und innerhalb der Republiken freien Austausch von Arbeitskräften, Waren und Kapital zu ermöglichen. Der Neoliberale und der Populist haben allerdings sehr verschiedene Vorstellungen von Finanzpolitik in ihren Republiken, die ihre Etats künftig völlig unabhängig voneinander verwalten wollen. Über die Höhe der Mehrwertsteuer, die am 1. Januar 1993 eingeführt wird, und die Einkommensteuersätze bestehen unterschiedliche Ansichten. Zudem will Meciar die Branchen, die schwach auf der Brust sind, mit Subventionen durchfüttern; Klaus setzt auf die Selbstheilungskräfte des Marktes. Auch die Aufgabe der gemeinsamen Währung ist nicht auszuschließen.

Wie die beiden Republik-Premiers angesichts so gegensätzlicher Vorstellungen über die ökonomischen Rahmenbedingungen auf Dauer freien Handel und einen offenen Arbeitsmarkt gewährleisten wollen, bleibt ihr Geheimnis. Als jüngst die Aufteilung des Föderalfonds zur Abschöpfung von Überschüssen der landwirtschaftlichen Produktion beschlossen wurde, sah die Prager Zeitung Mlada fronta Dnes jedenfalls bereits Grenzzäune wachsen. Angesichts der zu erwartenden Preisunterschiede etwa bei Rindfleisch oder Mehl müsse sehr ernsthaft über die rasche Errichtung von Zollhäuschen auf den Brücken über den Fluß Morava (March), der Mähren und die Slowakei trennt, nachgedacht werden.

Ausländische Investoren sind offensichtlich vorsichtiger geworden. Nachdem in den ersten vier Monaten des Jahres verheißungsvolle 240 Millionen Dollar ins Land flossen, mehren sich jetzt die Fälle, in denen die Auslandspartner ihre Entscheidung hinauszögern. Nicht immer geht es dabei um Bagatellen. So hat sich auch Mercedes-Benz, die bei den Nutzfahrzeugherstellern Avia und Liaz bis 1995 mehr als 350 Millionen Mark investieren wollte, Bedenkzeit bis zum Ende dieses Jahres erbeten.

ULRICH GLAUBER (Prag)

Bosnier in Frankfurt: Bäuerin Mevlida hat mit ihren Töchtern Schreckliches hinter sich Die Angst ist auch im Gallus da Oft schlaflose Nächte

Die Angst vor den Serben ist geblieben. Seit dem 29. Juni lebt die bosnische Bäuerin Mevlida (40) mit ihren Töchtern Jasmina (8) und Maida (5) zwar in Sicherheit bei Verwandten im Gallusviertel, doch auch hier hat sie der Nationalitätenkonflikt aus der Heimat eingeholt. "Die Serben in Frankfurt werden radikaler", sagt Mevlidas Tante, "die führen hier im Alltag den Terror weiter, wenn sie auf Bosnier treffen. Im Schwimmbad, auf der Straße, am Arbeitsplatz, in der Nachbarschaft - das Klima zwischen den Gruppen ist aggressiv und eisig geworden."

Die bosnischen Familien, von denen es einige tausend in der Stadt und im Rhein-Main-Umland gibt, reagieren zumeist verängstigt. "Wenn nur die Hälfte davon stimmt, was unsere hierher geflüchteten Landsleute über die Greuel zu Hause erzählen, dann reicht das, um nächtelang nicht schlafen zu können", sagt Mevlidas Nichte Ankica.

Für Mevlida begann der Schrecken vor zweieinhalb Monaten in ihrem Heimatdorf Kozarac, 30 Kilometer nördlich von Banja Luka. Dort leben zu 98 Prozent bosnische Muslime, die Ortschaften drumherum sind indes "rein serbisch". Kozarac wirkte da wie ein Pfahl im Fleisch.

"Tschetniks und die sogenannte Bundesarmee sind gekommen, haben uns mit schwerer Artillerie beschossen und erobert. Kommandoleute von denen haben erklärt: Wir werden den Ort von Moslems reinigen!"

"Ich habe geglaubt, die bringen uns alle um!" Doch es wurde "nur" in die Luft geschossen. Dann jagten die Eroberer die Familien aus ihren Häusern, trennten die "wehrfähigen" Männer von Frauen, Kindern und alten Menschen und verschleppten sie in Lager. Sie durften nur mitnehmen, was sie auf dem Leib trugen.

Mevlida und die beiden Mädchen kamen nach Trnopolje in eine Turnhalle, ihren Mann Jasim deportierten die Soldaten in ein Bergwerk bei Omarska: "Ich habe ihn seitdem nicht mehr gesehen. Ich weiß nicht, wie es ihm geht. Er ist schwer zuckerkrank, müßte regelmäßig Insulin bekommen. Er sieht auf dem rechten Auge fast nichts mehr und ist an einem Bein gehbehindert."

Mevlida hat auch keine Nachrichten darüber, ob ihr Vater noch lebt ("Er ist einfach in seinem Haus geblieben") und was aus ihren beiden Brüdern und deren Familien geworden ist. Daß sie, Maida und Jasmina entkommen sind, kann sie immer noch so recht nicht fassen.

Nach einem Monat im Lager begann nämlich eine Odyssee, "bei der ich nur noch Angst hatte: Wir wußten meist nicht, wo wir waren, wohin das geht, was die Serben mit uns vorhaben. Uns war nur klar: Die wollen uns als unnütze Esser loswerden."

Mevlida und ihre Töchter wurden mit Hunderten anderer Frauen, Kinder und Greise in Vieh- und Kohlewaggons getrieben und mit einem Güterzug durchs Land gefahren: "Da sind uns Geld und Schmuck abgenommen worden."

Am nächsten Tag ging es in Gewaltmärschen barfuß weiter, dann übernahmen Lastwagen und Traktoren die hungernden und geschwächten Menschen. "Da war die Haut nur da, um die Knochen zusammenzuhalten", schildert die Tante den ersten Eindruck, "als wir Mevlida endlich hier hatten."

Nach Frankfurt ist die Frau mit den beiden Mädchen über Kroation gekommen. Die Serben schoben die Gruppe dorthin ab, das Rote Kreuz kümmerte sich um sie und brachte sie nach Zagreb, wo Mevlida Verwandte hatte. Die wiederum verständigten den Frankfurter Zweig der Familie: "Als wir erfuhren, daß Mevlida und ihre Kinder leben, sind wir sofort runtergefahren und haben sie geholt."

Jetzt lebt man zu sechst in einer kleinen Wohnung von 49 Quadratmetern Fläche. Die achtjährige Jasmina - sie spricht kein Deutsch und schreibt nur Kyrillisch - muß demnächst zur Schule. Mevlida weint viel, Fernseher und Radio laufen den ganzen Tag - sie will alle Nachrichten aus der Heimat mitbekommen. "Ich weiß nicht, was werden soll - ich habe große Angst."

Auch ihre Verwandten schlafen schlecht. "Wir erwarten noch viele Menschen", meint Ankica, "wir können doch unsere Brüder und unsere Eltern nicht auf der Straße verhungern lassen." Die Frankfurter planen, "weil wir ja hier wie die Sardinen zusammengequetscht werden", leere Häuser oder größere Wohnungen in Slowenien, Kroatien oder Österreich anzumieten. "Da haben dann unsere Leute ein Dach überm Kopf, und wir können ihnen auch dort mit allem, was sie zum Leben brauchen, helfen. In Frankfurt findet sich ja doch keine richtige Unterkunft. Und zehn oder 15 Leute in unsere Frankfurter Wohnungen zu nehmen - das geht nur für eine gewisse Zeit." peh

In der Hauptstraße gibt es elf neue Parkplätze

HOFHEIM. Es sind nicht viele, aber manchen Autofahrer wird es freuen: Die Stadt hat in der Oberen Hauptstraße zwischen Oskar-Meyrer- und Zeilsheimer Straße elf weitere Parkplätze eingerichtet. Dabei hat die Verwaltung laut Rathaus-Sprecher Ulrich Müller-Braun zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Die Parkplatznot in der City wird etwas gelindert, und da die Fahrbahn schmaler geworden ist, können die Fahrer nicht mehr ganz so flott durchbrettern.

Neben diesen elf neuen Parkplätzen gibt es auf dem posteigenen Gelände an der Ecke Adolfstraße einen weiteren Behinderten-Parkplatz. ubk

Liegt nichts besonderes vor, Sternenhimmel August ist noch da für alle Fälle, im System unter 9999 steht nochBrief von Wertz und (eventuell) von Rey. Gruß rgg

Vision von einer besseren Region Gewerkschafter diskutierten Zukunft des Rhein-Main-Gebietes

HOCHTAUNUSKREIS. Die Arbeit ist zu den Menschen gekommen und nicht mehr umgekehrt. Die Orte sind Idyllen. Es wird in kleinen, umweltfreundlichen Betrieben gearbeitet. Tante Emma-Laden, Bäcker und Metzger sind um die Ekke. Wer doch noch längere Wege zurücklegen muß, fährt mit Bahn, Bus oder Fahrrad. Die Autobahn ist wieder Wiese. Die Menschen leben in preiswerten Wohnungen in phantasievollen, abwechslungsreich gebauten Energiesparhäusern.

Fernab der Metropole, inmitten herrlichster Natur an der Twistetalsperre entwickelten Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter in einem Bildungsurlaubsseminar des DBG ihre Visionen für das Rhein-Main-Gebiet.

Die hier vergangene Idylle mag ihre Phantasie zusätzlich beflügelt haben. Während EG-Strategen die Region mit ihrem darniederliegenden Wohnungsmarkt und täglich kollabierenden Individualverkehr weiter wachsen lassen wollen, wählten die Teilnehmer des Bildungsurlaubs den entgegengesetzten Weg: Sie entflohen der Metropole.

Die Konzentration der Arbeitsplätze in und um Frankfurt ist nach ihrer Ansicht die Wurzel des Übels, sprich: von Verkehrschaos und Wohnungsnot. Gelinge es, die Arbeitsplätze zu den Menschen zu bringen, wären alle Probleme gelöst, die aus den Pendlerströmen und dem Kampf um preiswerte Wohnungen entstehen.

Ihre Ideen entwickelten die Bildungsurlauber im formalen Korsett einer "Zukunftswerkstatt". Deren Arbeitsweise einzuüben, war ein weiteres Anliegen des Seminars. Jene "Werkstätten" arbeiten nach einer in den 70er Jahren vom Zukunftsforscher Robert Jungk entwickelten Methodik, die speziell die "Sprachlosen der Gesellschaft" einbeziehen soll. In weiten Phasen der "Zukunftswerkstatt" ist Diskussion ausgeschlossen, die Kommunikation auf Stichworte beschränkt. Die diskussionsgewohnten Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter rieben sich stark an diesem Diskussionsverbot.

Bilanz dazu nach dem Seminar: Die "Zukunftswerkstatt" muß auf möglichst konkrete Projekte, beispielsweise die Gestaltung einer Straße oder eines Wohngebietes angewendet werden. Dann ist sie geeignet, die Erfahrungen und Vorstellungen bislang sprachloser Bürgerinnen und Bürger nutzbar zu machen. ieb

Mit irischer Folklore tanzt die evangelische Kirchengemeinde von Alt-Höchst durch den Sommer. Alle die Lust und Laune haben, können sich an jedem Donnerstag im Gemeinde-Saal der Kirchengemeinde in der Leverkuser Straße 7 einreihen. Von 18.30 bis 20.30 Uhr hilft Ian Cooke allen auf die Sprünge, die Spaß an tänzerischer Bewegung zu Folk-Musik haben. Der Eintritt kostet für jeden Abend vier Mark. tos

Statt Erich das überraschende Aus für Super Burda verspricht den Beschäftigten des Boulevard-Blatts "sozialverträgliche Lösung"

"Willkommen, Erich" - mit dieser Schlagzeile wollte Super am vergangenen Samstag aufmachen. Doch nicht nur Erich Honecker kam nicht. Auch Super erschien nicht mehr. Statt dessen umwarb die Konkurrenz aus dem Hause Springer die Käufer an den Zeitungskiosken: BZ und Bild sind "für alle da".

Die Freitagsausgabe von Super war, wie am Samstag gemeldet, die letzte. Das mit dem Rückzug des australischen Pressezaren Rupert Murdoch aus dem Gemeinschaftsunternehmen mit dem Burda-Verlag begründete Aus für das Boulevard-Blatt kam selbst für Chefredakteur Peter Bartels sowie die mehr als 200 Redaktionsmitglieder und Techniker völlig überraschend. Dementsprechend wurde die Stimmung am späten Freitag nachmittag, nachdem die Einstellung auf einer Betriebsversammlung mitgeteilt worden war, als "sehr bedrückt" bezeichnet. Der Münchner Verleger Hubert Burda soll aber immerhin zugesagt haben, daß er "für die Beschäftigten eine sozialverträgliche Lösung findet". Ein großer Teil der Super-Mannschaft kommt aus Westdeutschland, weshalb dem Blatt immer vorgeworfen wurde, es werde "von Wessis für Ossis gemacht". Was aus der gemeinsam mit Murdoch betriebenen Druckerei bei Berlin mit 600 Arbeitnehmern wird, ist noch unklar. In den Ausbau der Redaktion im früheren ADN- Gebäude in der Berliner Mollstraße und den Umbau eines Betonplattenwerks zur Super-Druckerei waren 170 Millionen Mark investiert worden.

Dem Vernehmen nach hat die im Mai 1991 mit einer Auflage von 600 000 Exemplaren gestartete Bild-Konkurrenz für die neuen Bundesländer seither hohe Verluste angehäuft. Die Gewinnzone sollte nach früheren Plänen 1993/94 bei etwa 550 000 Exemplaren erreicht werden. Doch schwarze Zahlen zeichneten sich auch nach einer Preiserhöhung von 30 auf 40 Pfennig und der Herausgabe einer Berliner Regionalausgabe nicht ab. Zuletzt kam das Blatt auf eine tägliche Auflage von rund 375 000. Das Blatt habe es in der kurzen Zeit nicht schaffen können, auf dem hart umkämpften Zeitungsmarkt Berlin und in den neuen Ländern Fuß zu fassen, heißt es bei Burda. Auch ein wirtschaftlich tragfähiges Anzeigengeschäft sei auf absehbare Zeit nicht zu erreichen gewesen. Die werbende Wirtschaft blieb zurückhaltend. Dazu dürfte der von Anfang an heftig umstrittene Stil der "Zeitung aus dem Osten für den Osten" beigetragen haben. Der Trend bei den Ostdeutschen, so ein Verlagssprecher, gehe angesichts niedriger Einkommen hin zu Zeitschriften, der Markt für Boulevard-Zeitungen schrumpfe allgemein.

Im Zeitschriftenmarkt jenseits von Elbe und Werra ist Burda gemeinsam mit dem Gong-Verlag noch stark vertreten. Er gibt sowohl die Super Illu, die jetzt auch Westdeutschland in Angriff nimmt, als auch die Super tv heraus. Beide Blätter erreichen laut Burda insgesamt fast vier Millionen Auflage. dpa/wüp

Australier warteten vergeblich auf die Lichtreinigung der Erde

Viele Australier mit mystischer Ader haben sich am Sonntag auf die Apokalypse vorbereitet. Startbeginn sollte der Nachmittag sein. Auf Kerzen und andere Lebensnotwendigkeiten hatte am Wochenende ein Run eingesetzt, nachdem der Fernsehsender "Kanal Neun" am Freitag in den Abendnachrichten gemeldet hatte, daß sich in allen Teilen des südlichen Erdteils "Hunderte von Australiern" auf das bevorstehende Ereignis vorbereiteten.

Laut "Kanal Neun" glauben diese Leute fest an die Voraussagen einiger US-amerikanischer "Seher", die unlängst in Australien ihre Prophezeiungen verkündet hatten. Die Vorbereitungen seien in aller Heimlichkeit vor sich gegangen, berichtete der Sender. In Wagga Wagga, einer Provinzstadt in Neusüdwales, so hieß es, habe die Gläubigen jedoch das Gewissen gedrückt. Sie fühlten die Pflicht, auch ihre Mitmenschen zu warnen und eine Panik zu verhindern. Also stellten sie sich in ihren Häusern den Fernsehkameras.

Nun, ein Weltuntergang solle es noch nicht sein, versicherten die Eingeweihten, biedere Familienväter, Mütter und Jugendliche. Vielmehr werde die Erde in einen "Photonen-Gürtel" - einen Gürtel der Energiequanten des Lichts - eintreten, um sich selbst von dem Mißbrauch durch den Menschen zu reinigen. Gleichzeitig werde sich die Welt fünf Tage lang völlig verdunkeln. Es gebe dann keine Elektrizität mehr, selbst Batterien würden nicht arbeiten und die Autos würden nicht starten. So sprachen die "Plejaden"-Gläubigen in Wagga Wagga. "Es wird erst ein grelles Aufblitzen geben und danach völlige Dunkelheit", erklärte eine der Frauen. Die Vorzeichen der Umwälzung im Universum hätten sich in der letzten Zeit verstärkt: "Die Wetterveränderung, der riesige Dunstschleier um die Sonne, und die Vögel singen nicht mehr wie früher." Ja selbst die Hunde und Katzen hätten ihren Appetit verloren . . .

Die Gläubigen dieser Prophezeiungen feierten am Samstag abend noch einmal recht kräftig mit ihren Freunden. Denn, wer wisse schon, was danach passiere. Oh, fast wär's vergessen worden: Sie rieten den Mitmenschen auch, einen Plastikbeutel zur Hand zu haben - denn das Spülwasser der Toiletten werde zu fließen aufhören.

Viele Australier nahmen den aufschreckenden Bericht tatsächlich ernst, wie die vielen Telefonanrufe beim Sender zeigten. Dennoch empfahl die TV-Ansagerin für die Frist bis zu dem Ereignis: "Amüsiert Euch und seid glücklich." Vom Reporter verabschiedete sie sich mit der Bemerkung, es könnte sehr wohl sein letzter Bericht gewesen sein.

Doch dann - die große Enttäuschung am Sonntagabend. Ein ganz normaler Wintertag im Känguruhland ging zu Ende. Da standen die Leute von Wagga Wagga mit ihren Plastiktüten und dem etwas schweren Kopf vom Feiern. Ja wenn die Apokalypse diesmal ausgeblieben sei, dann komme sie eben später - auf jeden Fall noch vor Ende des Jahres, versicherten sie.

BORIS B. BEHRSING (Melbourne)

Kleine FR

Unfallflucht nach 10 000-Mark-Schaden KÖNIGSTEIN. Aus dem Staube machte sich ein Autofahrer, nachdem er Samstag nacht gegen 1.25 Uhr in der Schneidhainer Straße einen geparkten Personenwagen angefahren und erheblich beschädigt hatte. Die Königsteiner Polizei gibt den Schaden mit 10 000 Mark an. Kostenlose Fahrt für Senioren WEHRHEIM. Alle Wehrheimer Bürgerinnen und Bürger, die mindestens 70 Jahre alt sind, können am Samstag, 1. August, an der kostenlosen Fahrt des Motor- und Touringclubs Wehrheim teilnehmen. Die Teilnehmer werden abgeholt und auch wieder zurückgebracht. Anmeldungen nehmen Horst Becker (Tel. 0 60 81 / 53 29) und Frau Selzer (Tel. 0 60 81 / 5 89 41) entgegen. Anmeldeschluß ist der 27. Juli. Ortsbeirat tagt WEHRHEIM. Die 40. Sitzung des Ortsbeirates Pfaffenwiesbach beginnt am Montag, 27. Juli, um 20 Uhr in der Alten Schule. Sie ist öffentlich.

Gericht: In Grünanlagen darf nicht geparkt werden Autofahrer klagte vergeblich gegen Abschleppkosten Von unserem Redaktionsmitglied Jürgen Schenk Polizei und Hilfspolizei dürfen Wagen, die auf Grünstreifen und zwischen Straßenbäumen geparkt werden, auch dann auf Kosten der jeweiligen Autofahrer abschleppen lassen, wenn zuvor andere Fahrer dort einzelne Holzpfähle, die zur Absicherung der Anlage dienen, herausgerissen haben, um an einen Parkplatz zu kommen. Dies entschied jetzt die 5. Kammer des Verwaltungsgerichts Frankfurt im Fall eines Besuchers der Internationalen Automobilausstellung 1989 (IAA). Der Autofahrer hatte beteuert, nichts von einem Parkverbot gewußt zu haben. Nach Ansicht der Richter muß es aber inzwischen jedem Autofahrer klar sein, daß Parken außerhalb der Fahrbahn grundsätzlich nicht erlaubt ist, es sei denn ein Schild gestatte es ausdrücklich. Gegen ihre Entscheidung (Aktenzeichen V/1-E 1309/91) ließ die Kammer die Berufung zum Verwaltungsgerichtshof in Kassel (VGH) wegen der grundsätzlichen Bedeutung der Sache zu.

Krampfhaft hatte der Porschefahrer damals in der Senckenberganlage zwischen dem Kreisel an der Oberpostdirektion und der Westendanlage in der Grünanlage einen Abstellplatz für sein Auto gesucht. Schließlich stellte er fest, daß an einer Stelle die Holzpfähle, die die Bäume schützen sollen, herausgerissen waren und sich ein willkommener Parkplatz bot. Es dauerte nicht lange, und die Hilfspolizei ließ seinen Porsche abschleppen. Er mußte die Kosten dafür zahlen, weil er sein Fahrzeug "im bioaktiven Kernbereich von Ahornbäumen" geparkt habe.

Der Autofahrer legte Widerspruch und schließlich Klage ein. Sein Porsche sei dicht. Weder auslaufendes Öl noch Benzin hätte das Wurzelwerk der Bäume beschädigt. Mit dem Auto habe er keine Äste oder Rinden abgerissen. Schließlich sei es doch verwunderlich, daß die Bäume in der Senckenbergallee immer noch stünden, obwohl dort jahrelang geparkt worden sei. Wenn die Hilfspolizei denn schon geglaubt hätte, einschreiten zu müssen, hätte man ihn doch auf der IAA ausrufen lassen können. Sofort hätte er den Wagen weggefahren.

Das Verwaltungsgericht sah dies ganz anders. "Die Kammer geht davon aus, daß innerstädtische Grünanlagen mit ihrem Bestand an Bäumen und Pflanzenbewuchs von unkontrolliert parkenden Autos in einer Weise beeinträchtigt werden, daß ein Abschleppen zumindest dann gerechtfertigt ist, wenn besondere Schutzvorkehrungen von den Autofahrern nicht beachtet werden. Die heute noch in großstädtischen Räumen verbliebenen Grünanlagen sind in besonderem Maße schützenswert."

"Information Existenzgründer" Riedstraße nachts gesperrt

Die nächste IHK-Informationsveranstaltung für Existenzgründer findet am Mittwoch, dem 5. August, 9.00 Uhr, im Raum 422/423 der Kammer, Börsenplatz 4, statt. Fachleute werden die Interessenten ausgiebig beraten. Eine Anmeldung zu dieser Veranstaltung ist nicht erforderlich.Riedstraße nachts gesperrt

Die Riedstraße in Bergen-Enkheim muß wegen der Erneuerung einer Trinkwasserleitung in zwei Nächten gesperrt werden. Am 28. und 29. Juli, jeweils in der Zeit von 1.00 bis 5.00 Uhr, wird der Bereich von der Triebstraße bis zur Einmündung Stargarder Straße gesperrt. In diesen Zeiten kann die Riedstraße von der Triebstraße her nicht befahren werden.Im Hintergrund: Nahost Rabins und Bakers Dilemma

Im Golf-Krieg standen sie noch Seit' an Seit': Amerikaner, Syrer, Saudis, Ägypter - auch die Israelis zählten sich zur "Gruppe der Guten", im Nahen Osten "Pro-Riad-Achse" genannt. Heute setzen US-Amerikaner wie Israelis eher auf die jordanisch-palästinensische "Pro-Bagdad-Achse" - und da scheint der Nahost-Friedensprozeß auf dem besten Weg, in eine Sackgasse zu geraten. US-Außenminister James Baker und Israels neuer Ministerpräsident Yitzhak Rabin befinden sich zumindest in einem Dilemma. Trotz der Unterstützung für Saddam Hussein während der Golfkrise konnte Jordaniens Monarch die strategische Bedeutung seines Königreichs als Pufferzone zwischen Israel und Irak sowie zwischen dem armen Syrien und dem reichen Saudi-Arabien beweisen. Daher orientierten sich Baker wie Rabin nach Amman, um König Hussein zur zentralen Figur des Friedensprozesses zu machen.

Doch Damaskus und Riad sind dagegen. Bei den Saudis erhielt König Hussein mit Beginn der Golfkrise wieder einen alten Titel: Scherif. Jahrhundertelang stellten die Haschemiten die Scherifen von Mekka, bis sie 1925 von den Saudis vertrieben wurden. Die Saudis sehen in Jordanien eine direkte Gefahr - mit König Hussein, der legitime Ansprüche auf Mekka und den Hedschas hat. Folgerichtig obstruieren die Saudis Bakers Nahost-Politik, die Ammans Position zu sehr stärkt. Während Baker (wie Rabin) eine jordanisch-palästinensische Föderation als Eckpfeiler der neuen Ordnung in Nahost sieht, lehnen die Saudis nicht nur eine solche Verbindung der früheren Verbündeten Saddam Husseins ab, sie sähen auch den neuen Nahen Osten am liebsten völlig ohne König Hussein.

Hinzu kommt Syriens historische Ablehnung eines jordanisch-palästinensischen Staatsgefüges. Damaskus, der Erzrivale Bagdads, fürchtet die Gefahr, die ein solcher Staat mit guten Beziehungen zu Irak darstellen könnte. Am Wochenende trafen sich die Außenminister der wichtigsten arabischen Staaten in Damaskus. Diesmal waren auch die Saudis dabei, die an früheren derartigen Treffen in Amman nie teilgenommen haben. Syrien versucht die Araber gegen Bakers Politik zu vereinen. Und da hat Riad allen Grund, mitzumachen.

Zudem unterzeichnete vor zwei Wochen die größtenteils von Riad finanzierte islamisch-fundamentalistische Hamas-Bewegung in Damaskus zwei Kooperationsabkommen mit der gegen den PLO-Chef Yassir Arafat eingestellten Palästinensischen Erlösungsfront und dem weit gefährlicheren Generalkommando Ahmed Jibrils.

Unter diesen Voraussetzungen kann nicht einmal die PLO das Baker-Konzept einer jordanisch-palästinensischen Föderation in der Westbank vorbehaltlos unterstützen. "Wir werden keine Fortschritte in Richtung Autonomie machen", tönte es kürzlich aus Tunis, "wenn in Bezug auf die Golanhöhen keine Fortschritte erzielt werden". Auf den Golanhöhen aber scheint Rabin kaum zu Kompromissen bereit. Rabin habe 1967, als er Generalstabschef war, dort den Sechs- Tage-Krieg begonnen, erläutert ein linker israelischer Journalist: "Die ägyptische Schließung des Seewegs von Tiran erfolgte erst als Reaktion auf Rabins aggressive Syrien-Politik und den Hilferuf Damaskus an die arabische Welt."

An Syrien aber kommt Rabin heute nicht mehr vorbei. Die Idee, mit König Hussein und nicht mit Damaskus zu arbeiten, habe sich als wertlos erwiesen, schrieb die israelische Tageszeitung "Al Hamischmar" kürzlich.

Einzig Ägypten scheint in diesem Schachspiel relativ neutral zu sein. Daher setzen nun Jerusalem wie Washington auf Kairos Interesse, der zuverlässige Vermittler bei internen arabischen Differenzen bleiben zu wollen. Nach Rabins sowie Bakers Kairo-Besuchen "kann erwartet werden, daß Ägyptens Hosni Mubarak größere Anstrengungen unternehmen wird, zumindest die Saudi-Kampagne gegen Jordanien einzufrieren", hoffte die "Jerusalem Post".

Rabin jedenfalls, der angenommen hatte, daß Milliarden saudischer Petrodollars in die bald autonome Westbank flössen, sieht sich vor die schwierige Wahl gestellt: saudische Gelder oder jordanische Friedensbereitschaft. Schon drängt auch Baker, Rabin solle auf den Golanhöhen flexibler werden.

ARMIN WERTZ (Jerusalem)

Radfahrer wurde von Kleinlastwagen erfaßt

Lebensgefährlich verletzt wurde ein 68 Jahrer alter Radfahrer bei einem Verkehrsunfall im Gallus. Wie Polizeisprecher Jürgen Linker am Abend sagte, war der Mann auf dem Radweg an der Schmidtstraße in Richtung Mainzer Landstraße unterwegs und wollte dort nach links in Richtung Innenstadt abbiegen, als die Ampel für ihn noch auf Rot zeigte. Dabei wurde er von einem Kleinlastwagen erfaßt, der in Richtung Höchst fuhr.

Der 68jährige mußte zur stationären Behandlung in ein Krankenhaus gebracht werden. Die Mainzer Landstraße in Richtung Höchst blieb bis 18 Uhr gesperrt. enk

Forck rügt Verfassungsschutz

HALLE/BREMEN, 26. Juli (AP/Reuter). Altbischof Gottfried Forck, Mitbegründer der ostdeutschen Komitees für Gerechtigkeit, hat das Bundesamt für Verfassungsschutz wegen seiner Beurteilung der Sammlungsbewegung kritisiert. Dem Mitteldeutschen Express sagte Forck: "Der Verfassungsschutz sollte seine Aufmerksamkeit besser auf rechtsradikale Gruppen in Ostdeutschland richten, das ist wichtiger."

Zur Einschätzung der Verfassungsschützer, daß der PDS die führende Rolle in der Ostbewegung zufalle, sagte Forck, es sei durchaus möglich, daß die PDS sich die Komitees zunutze machen möchte. "Wird der gemeinsame Konsens in der Ostbewegung durch Parteiinteressen gespalten, werde ich austreten."

Am Samstag gründete sich in Bremen das nach eigenen Angaben erste Komitee für Gerechtigkeit in Westdeutschland.

Abtreibungsverbot in Polen Parlament stimmt in erster Lesung für schärferes Gesetz

WARSCHAU, 26. Juli (AP). Bei der Abstimmung über ein neues Abtreibungsrecht im polnischen Parlament haben die Gegner von Schwangerschaftsabbrüchen jetzt einen eindeutigen Sieg errungen. Mit 212 zu 106 Stimmen billigte der Sejm in erster Lesung ein neues Gesetz, das für Ärzte, die Abtreibungen vornehmen, eine Haftstrafe bis zu zwei Jahren vorsieht. Zwei weitere Vorlagen, die auf ein liberaleres Abtreibungsrecht sowie auf eine Volksabstimmung zu diesem Thema abzielten, wurden verworfen.

Das Gesetz weist die Verantwortung für Schwangerschaftsabbrüche ausschließlich den Ärzten zu. Sie machen sich künftig strafbar, wenn sie einen solchen Eingriff vornehmen, der in jedem Falle als illegal deklariert wird. Nur in Ausnahmefällen kann von einer Strafverfolgung abgesehen werden, heißt es ohne Angaben von Einzelheiten. Die Frau, die sich um eine Abtreibung bemüht, geht indessen straffrei aus. Die Gesetzesvorlage gibt außerdem dem Fötus ein gesetzlich verbrieftes Recht, wonach er seine Eltern später verklagen kann, falls ihm im embryonalen Stadium Schaden zugefügt wurde. Das Gesetz wurde an einen Expertenausschuß verwiesen und muß später noch einmal den Sejm passieren.

Den Abgeordneten lag ein zweiter Gesetzentwurf vor, der eine Indikationslösung vorsah. Danach hätte ein Schwangerschaftsabbruch vor allem bei Gefahr für das Leben der Mutter legal bleiben sollen. Dies wurde von 179 Parlamentariern und damit von der Mehrheit abgelehnt. 149 stimmten dafür, 19 enthielten sich. Ein dritter Gesetzentwurf forderte eine Volksabstimmung zum Thema Abtreibung. Dieser wurde mit 188 zu 136 Stimmen bei 18 Enthaltungen verworfen.

Meinungsumfragen in Polen ergaben, daß die Mehrheit der Bevölkerung sich bei einem Referendum für die Beibehaltung des Abtreibungsrechts aus dem Jahre 1956 aussprechen würde, das Schwangerschaftsabbrüche auf einfachen Antrag hin erlaubte.

Krokodil ausgetrickst

DARWIN, 26. Juli (AP). Eiserne Nerven hat ein 13jähriger Junge bewahrt, dessen Bein zwischen die Zähne eines Krokodils geraten war. Der Vater, ein protestantischer Pfarrer, berichtete am Samstag über den Jagdunfall in einem nordaustralischen Sumpf: "Mein Junge schrie auf, daß das Krokodil ihn geschnappt hat, und ich schrie zurück, er solle stillhalten und beten, denn wenn er sich bewegen würde, würde das Krokodil ihm das Bein abreißen." Dudley Cooper weiter: "Er wartete, bis das Krokodil sein Maul wieder aufmachte, um erneut zuzuschnappen, zog schnell das Bein weg - und das Krokodil verzog sich."

Mit einem Rettungshubschrauber wurde Shaun Cooper in das 400 Kilometer entfernte Darwin gebracht. Nach Angaben der Ärzte war der Junge mit dem stark zerfleischten Bein am Samstag in zufriedenstellendem Zustand.

Deutscher Bus reißt im Tessin sieben Menschen in den Tod Verletzte außer Lebensgefahr / Überhöhte Geschwindigkeit?

AIROLO, 26. Juli (AP/dpa). Bei einem Busunglück auf der Nufenen-Paßstraße in der Schweiz sind sieben Menschen getötet und rund 30 weitere verletzt worden. Der aus dem Wallis Richtung Tessin fahrende Reisebus des Berliner Unternehmens Holiday International kam am Freitagabend nach vorläufigen Ermittlungen der Schweizer Polizei in einer der letzten Haarnadelkurven des Passes vermutlich wegen überhöhter Geschwindigkeit von der Fahrbahn ab und stürzte rund 20 Meter in die Tiefe. Dabei überschlug sich das Fahrzeug und blieb auf dem Dach liegen. An Bord befanden sich insgesamt 48 Personen.

Die Rettungsmannschaften fanden am Unglücksort aus dem Bus geschleuderte Verletzte und Tote zwischen Gepäck- und Kleidungsstücken vor. Erste Helfer waren mehrere Schweizer Soldaten, die sich zufällig am Unfallort aufhielten. Die Rettungsarbeiten wurden durch ein Gewitter erschwert. Am Samstag waren alle Verletzten außer Lebensgefahr. Einige der Unfallopfer wiesen so schwere Verletzungen auf, daß sie mit dem Hubschrauber in Spezialkliniken in St. Gallen und Zürich gebracht werden mußten.

Wie die Polizei weiter mitteilte, konnte die Unfallursache zunächst nicht eindeutig geklärt werden. Auf der Fahrbahn seien keine Bremsspuren gefunden worden, was auch andere Unfallursachen als möglich erscheinen lasse. Insbesondere konnten zunächst auch ein Unwohlsein der Fahrerin oder ein technischer Defekt als Ursache nicht ausgeschlossen werden.

Die Fahrerin des Busses kann nach Auskunft des Veranstalters auf eine sechsjährige Berufserfahrung zurückblikken und habe diese Route bereits mehrfach gefahren. Sie war am Wochenende noch nicht vernehmungsfähig. Der Bus sei erst vor einem Jahr als Neufahrzeug in Dienst gestellt worden und mit allen Sicherheitseinrichtungen ausgestattet gewesen, hieß es.

Rechtsextreme Gewalt wächst Verfassungsschutz: Zahl der Delikte um 70 Prozent gestiegen

KÖLN, 26. Juli (AP). Die rechtsradikale Szene in Deutschland wird nach Überzeugung von Verfassungsschützern immer gefährlicher. Wie die Kölner Zeitung Express unter Berufung auf das Bundesamt für Verfassungsschutz berichtet, hat die Gewalttätigkeit rechtsextremistischer Gruppen in diesem Jahr dramatisch zugenommen. In den ersten fünf Monaten dieses Jahres seien nach einem Bericht der Behörde 389 rechtsextremistische Gewalttaten verzeichnet worden. Im gleichen Zeitraum 1991 waren 228 Gewaltakte gezählt worden. Das entspricht einer Zunahme um 70 Prozent.

Wie die Zeitung schrieb, gingen nach dem Bericht des Verfassungsschutzes 70 Prozent der Brand- und Sprengstoffanschläge, der Körperverletzungen und Sachbeschädigungen auf das Konto von Jugendlichen und Heranwachsenden unter 21 Jahren. 30 Jahre oder älter seien nur 2,7 Prozent der Täter gewesen. Drei Prozent der Gewalttäter waren Frauen.

Deutsche Neonazis beteiligten sich nach diesen Erkenntnissen auch am Bürgerkrieg in Jugoslawien. Der Express zitierte aus dem Bericht: "Zur Unterstützung Kroatiens gehörte nach dem Verständnis von Neonazis auch der bewaffnete Kampf auf dessen Seite. So hielten sich mehrere deutsche Neonazis jeweils für kurze Zeit in Kroatien auf. Mindestens drei von ihnen haben nach eigenen Angaben als Söldner in kroatischen Einheiten gedient."

Auch im Osten Europas breite sich der Rechtsextremismus aus. In Ungarn, der Tschechoslowakei und Polen hätten sich Gruppen rechtsextremistischer Skinheads gebildet, die mit Gewalt gegen jene vorgingen, die sie als Feinde ansähen. Aus Ungarn werde von "neonazistischen Skinheads berichtet, die Zigeuner, Araber und Juden" angriffen.

Entwicklung und Aktivität des militanten neonazistischen Gewaltpotentials seien besorgniserregend, befanden die Verfassungsschützer. Die Auseinandersetzungen zwischen Links- und Rechtsextremen hätten sich verschärft. Hier sei eine weitere Eskalation zu befürchten.

Vogelsterben an der Elbe Helfer sammeln Kadaver ein / Vergiftung durch Botulismus

STADE, 26. Juli (dpa). Die Ursache für das massenhafte Vogelsterben an der Unterelbe zwischen Freiburg und Balje (Landkreis Stade) ist geklärt. Nach Angaben der Kreisverwaltung vom Wochenende steht inzwischen fest, daß die Todesfälle durch Botulismus, einer gefährlichen Vergiftung, verursacht wurden. Dies hätten die Untersuchungen der Tierärztlichen Hochschule Hannover und des Veterinäramtes in Stade ergeben.

Seit Anfang Juli sind schätzungsweise 3000 Möwen, Enten und Kiebitze im Naturschutzgebiet Nordkehdinger Außendeich der Krankheit zum Opfer gefallen.

Nach Angaben des Naturschutzbundes Deutschland in Hamburg gilt als Erreger des Botulismus das Bakterium "Clostridium botulinum", das ein starkes Nervengift bildet. Wat- und Wasservögel nehmen das Gift auf, wenn sie bei der Nahrungssuche im Schlamm gründeln und stochern. Im Boden lebende Kleintiere können das Gift anreichern, ohne selbst geschädigt zu werden. Das warme Sommerwetter habe die Ausbreitung der Botuli- Bakterien in den Gewässern stark gefördert.

Wie ein Sprecher des Kreisumweltamtes in Stade erklärte, geht das Vogelsterben an der Elbe in Nordkehdingen weiter. Um die Verbreitung des Bakteriums zu verhindern, sammeln freiwillige Helfer die Kadaver am Elbufer ein.

Ob weitere Maßnahmen gegen die Seuche möglich sind, soll jetzt ein Gutachten des Bioinstituts in Freiburg/Elbe klären.

Der Naturschutzbund hat unterdessen Spaziergänger davor gewarnt, tote Vögel anzufassen. Botulismus könne unter Umständen auch für den Menschen und Haustiere gefährlich werden. Nach einer Berührung mit einem toten Vogel sollte man sich gründlich die Hände desinfizieren.Hunde erschnüffeln Lecks

LONDON, 26. Juli (dpa). Labrador-Hunde können undichte Pipelines schneller und preiswerter entdecken als moderne technische Methoden. Selbst stecknadelkopf-kleine Leckagen bleiben den sensiblen Hundenasen nicht verborgen. Wie das britische Wissenschaftsmagazin "New Scientist" in seiner neuesten Ausgabe berichtet, wurde kürzlich auf diese Weise ein Loch in einer Pipeline entdeckt, die 1,5 Meter tief im Schlamm der unzugänglichen Alligatorsümpfe Louisianas vergraben und zusätzlich von 1,5 Meter Wasser bedeckt war.

Entwickelt hat diese Methode der Umweltwissenschaftler Ron Quaife von der Erdölfirma Imperial Oil Resources im kanadischen Calgary. Quaife testete insgesamt mehr als 30 unterschiedliche Methoden. Übrig blieb schließlich die Idee, die empfindliche Nase von Hunden zu nutzen. Zu diesem Zweck wurde eine geruchsintensive Substanz durch die Rohre geschickt. "Die Labrador-Hunde sind eine Milliarde mal besser als jede Maschine", bewundert Quaife die Fähigkeit seiner vierbeinigen Schützlinge.

Ruf nach mehr Transparenz

HAMBURG, 27. Juli (dpa). Der Hamburger CDU-Parteichef Dirk Fischer, seit zwölf Jahren im Bundestag, hat mehr Transparenz bei den Versorgungsbezügen aller öffentlicher Spitzenämter in Bund und Ländern gefordert. Die Bezüge, Übergangsgelder und Pensionen für Positionen wie den Bundespräsidenten, Minister, Präsidenten des Rechnungshofes oder Vorsitzende der Obersten Gerichte müßten neben ihren Steigerungen in eigenen Gesetzen geregelt werden, sagte Fischer am Wochenende. Die Ankoppelung der Bezüge an den öffentlichen Dienst sei nicht richtig.

Fischer pflichtete der Kritik des Speyerer Verwaltungswissenschaftlers Hans Herbert von Arnim an den finanziellen Privilegien von Ministern in Bund und Ländern in großen Teilen bei. Es gebe Ungleichgewichte und Überversorgung bei der Ministerbezahlung. "Dies gilt allerdings am allerwenigsten für den Bund. Der größte Anpassungsbedarf besteht in den Ländern."

Leichte Leckereien sind Favoriten in Kantinen

Bei Kantinen-Kost liegt das Gewicht zunehmend auf leichten Kleinigkeiten. Vor allem zu Salaten und alkoholfreiem Bier griffen die Deutschen während ihrer Mittagspause. Gemüse und "Light"-Getränke, bis vor kurzem satte Favoriten, speckten unterdessen in der Gunst der Kantinengänger ab. Das ergab eine am Samstag in Frankfurt veröffentlichte Umfrage der Verlagsgruppe Deutscher Fachverlage.

Untersucht wurden rund 130 Großverpfleger, die zusammen täglich rund eine Million Essen verkaufen. Daneben hätten Gratins und Aufläufe zugelegt, die Freude an strenger, vegetarischer Kost sei unterdessen getrübt. Höhere Preise für Vollwertgerichte wollten den Kantinen-Essern zudem nicht recht schmecken. Statt dessen sei ein Trend zu Höherwertigem festzustellen, garniert von kulinarischen Ausflügen, etwa nach Mexiko oder Fernost. Die Lust auf Koteletts und Fleisch sei eher zäh, Innereien seien längst "out".

Wenig berauschend findet der Kantinen-Konsument der Umfrage zufolge alkoholhaltige Getränke. Immer öfter sei zu Bier ohne Alkohol gegriffen worden, spritzige Spitze bildeten Mineralwasser mit Kohlensäure, frische Säfte und Kaffeespezialitäten. Katergefühle in den Kantinen hätten Cocktails, liebliche Weine und Spirituosen ausgelöst. dpa

Streiks in Polen halten an

WARSCHAU, 26. Juli (dpa). In den polnischen Staatsunternehmen hat es im Monat Juli insgesamt 38 Streik- und 47 Protestaktionen gegeben. Dies gab der polnische Arbeitsminister Jacek Kuron am Wochenende im Parlament bekannt. Nach seiner Meinung wurde jedoch in diesem Jahr nicht mehr gestreikt als im Vorjahr. Kuron sagte, daß die "Geduld" der Bevölkerung am Ende sei und man jetzt schnell an die Lösung der wirtschaftlichen Probleme der Staatsunternehmen herangehen müsse.

Am Wochenende hielten die Streiks in drei Unternehmen an: in dem Flug- und Fahrzeugbetrieb im südöstlichen Mielec, im Kupferrevier von Lüben und in der Automobilfabrik in Tychy.

Kuron verwies auf die Entschlossenheit der Regierung, die Umstrukturierung in der gesamten Staatsindustrie voranzutreiben und entstandene Probleme zu lösen. Er versicherte zugleich, daß die Regierung keinesfalls unter Streikdrohung einzelnen Betrieben etwas "herausrücken" werde.

Maradona verhandelt über Freigabe

Diego Maradona will zu Beginn der kommenden Woche selbst nach Italien fliegen, um mit den Verantwortlichen des SSC Neapel über seine Freigabe zu verhandeln. Er wolle bei dem Gespräch mit SSC-Präsident Corrado Ferlaino "Schritt für Schritt" erreichen, aus dem noch bis Juni 1993 laufenden Vertrag herauszukommen. Die FIFA besteht darauf, daß beide Seiten zu einem Dialog kommen. Unterdessen wurde Maradona, dessen Sperre wegen Kokain-Mißbrauchs am 1. Juli auslief, vom SSC Neapel mit einer Strafe von 140 000 Dollar belegt, weil er beim Trainingsbeginn gefehlt hatte.

"Sieg über Blockade" Bobby Fischer will in Serbien Schach spielen

Der ehemalige Schachweltmeister Robert (Bobby) Fischer ist am Samstag mit dem Auto von Belgrad zur südjugoslawischen Adria-Insel Sveti Stefan gereist. Das wurde von seinen jugoslawischen Gastgebern bestätigt. Fischer, der den Weltmeistertitel 1972 in Rejkjavik erobert und nie mehr verteidigt hatte, will dort die Räume begutachten, in dem eine Wiederauflage seines letzten Matches gegen Boris Spasski stattfinden soll. Die Partie wird am 2. September beginnen.

Fischers Rückkehr in die Schachwelt soll keine Eintagsfliege bleiben. Nach Darstellung seines Sponsors, des Belgrader Bankbesitzers Jezdimir Vasiljevic, soll ein internationaler Schachverband in Konkurrenz zur Welt-Schach-Föderation (FIDE) gegründet werden. In Rahmen dieses neuen Verbandes sollen alle Spitzenspieler der Welt gegeneinander antreten. Begründet wurde diese Initiative mit der nach wie vor bestehenden Ablehnung der FIDE durch Fischer.

Die serbischen Zeitungen feierten am Samstag die Ankunft Fischers als "Sieg über die UN-Blockade". Während Rest-Jugoslawien beim Teilausschluß von den Olympischen Sommerspielen schäbig behandelt worden sei, habe man es der Sportwelt mit der Rückkehr Fischers ans Schachbrett "gezeigt". Die UN hatte alle sportlichen Kontakte mit Belgrad untersagt. dpa

Zwei Kandidaten in Prag

PRAG, 26. Juli (dpa). Zwei Kandidaten werden sich am kommenden Donnerstag bei der dritten Runde der CSFR-Präsidentenwahl um das Amt des Staatsoberhauptes bewerben. Nach dem Mitglied der rechtsradikalen Republikaner (SPR- RSC), Zdenek Prochazka, hat sich jetzt auch der 61jährige Vorsitzende der linksorientierten Bewegung 90, Zdenek Pinta, für eine Kandidatur entschieden, berichteten am Wochenende die tschechoslowakischen Medien.

Im ersten Durchgang der Präsidentenwahl war das damalige Staatsoberhaupt Vaclav Havel an der Sperrminorität der slowakischen Abgeordneten gescheitert. In der zweiten Runde war Republikaner- Chef Miroslav Sladek durchgefallen. Nach Ansicht von Beobachtern haben auch die zwei Kandidaten der dritten Runde keine Chance.

Bauen bald ohne Genehmigung Schwaetzer will Vorschriften entrümpeln / Ziel Kostensenkung

HAMBURG (dpa/AP). Bauministerin Irmgard Schwaetzer will die Errichtung der eigenen vier Wände künftig ohne Genehmigung zulassen. "Viele Bauvorhaben schmoren monatelang bei den Bauämtern, das ändern wir gerade. Wir wollen die völlige Genehmigungsfreiheit für Ein- und Zweifamilienhäuser", sagte die FDPPolitikerin der Bild am Sonntag. Für das Einhalten der gesetzlichen Vorschriften seien dann Architekt und Statiker allein verantwortlich.

Daß das Bauen von 1993 an billiger, schneller und einfacher wird, ist Ziel eines ganzen Pakets von Änderungen und neuen Gesetzen, das Schwaetzer vorschwebt. Bis zu 30 Prozent der Baukosten ließen sich zum Beispiel beim Keller sparen. "Wenn wir nur die Treppen und Treppenhäuser ein bißchen schmaler und steiler bauen, sinken die Rohbaukosten um zehn Prozent." Ein Abstellraum könne auch in der Garage oder unter dem Dach geplant werden. Ferner könne bei der Ausstattung gespart werden.

Die Bauordnung werde ebenfalls "entrümpelt". "Gestrichen wird auch die Verpflichtung, für jede Wohnung einen Parkplatz zu haben oder dafür eine Abgabe zu zahlen", kündigte die Ministerin an. Die Honorarordnung für Architekten soll künftig preiswertes Bauen mit einem Bonus belohnen.

Mit Blick auf die Kosten will die Ministerin zudem den Standard im sozialen Wohnungsbau senken: "Sozialwohnungen sollen in Zukunft kleiner und einfacher gebaut werden." Eine für Herbst geplante Gesetzesänderung soll auf diesem Gebiet auch staatlich geförderte Modernisierungen statt wie bisher nur Neubau ermöglichen. Nach einer Renovierung könne die Preisbindung für alte Sozialwohnungen dann weiterlaufen.

Das Spekulieren mit baureifen Grundstücken soll teuer werden. Sie stimme mit ihren Kollegen aus den Bundesländern überein, "daß der, der nicht baut, sondern spekuliert, höhere Grundsteuern zahlen soll", sagte Schwaetzer.

Soldaten sollen Schutz erhalten Moldawiens Präsident will die Kriegsschäden beheben lassen

KISCHINJOW, 26. Juli (dpa). Der moldawische Präsident hat die Regierung am Wochenende aufgefordert, binnen einer Woche einen Plan zur Unterstützung der Bevölkerung auszuarbeiten, die vom Krieg am Dnjestr geschädigt ist. In dem Erlaß heißt es, daß vor allem Personen, die für die Unabhängigkeit und Integrität Moldawiens gekämpft haben, sozialen Schutz erhalten sollen. Die Regierung wird auch verpflichtet, einem Plan zum Wiederaufbau der bei den Kämpfen zerstörten Häuser, Kirchen, Kindergärten und anderer Einrichtungen zu entwickeln und Geld dazu bereitzustellen.

Snegurs Erlaß wurde am Samstag nachmittag in Kischinjow publik gemacht, als sich die Frontkämpfer entgegen einem früheren Beschluß ihrer Führer nicht bereit erklärten, die Hauptstadt zu verlassen und in die Frontstellungen am Dnjestr zurückzukehren. Nach Angaben aus dem moldawischen Parlament wollten sie eine schriftliche Zusage, daß keiner von ihnen festgenommen wird. Außerdem wollen sie eine Zusage des Parlaments, daß sie ihre Häuser auf dem linken Dnjestr-Ufer zurückbekommen oder ihnen als Ersatz Häuser in der Umgebung von Kischinjow zugeteilt werden.

Zum ersten Mal seit dem Ausbruch der Kämpfe am Dnjestr in Moldawien wurden in der Nacht zum Samstag keine Gefechte aus dem Konfliktgebiet gemeldet. Der moldawische Rundfunk meldete am Samstag, es seien nur einzelne Schüsse zu hören gewesen. Berichte von Toten oder Verletzten lägen nicht vor. Snegur war am Morgen zunächst mit dem Obersten Sicherheitsrat zu einer Krisensitzung wegen der anhaltenden Anti-Regierungsdemonstrationen in Kischinjow zusammengetreten.

Nach dem Gespräch hatte sich die Lage zwar entspannt, doch hielten die Freiwilligen den Platz vor dem Parlament weiter besetzt. Um Gewaltanwendung gegen das Parlament zu verhindern, wurde die moldawische Sonderpolizei in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Am Samstag verhandelte auch eine russische Delegation über Einzelheiten des russisch-moldawischen Abkommens über eine friedliche Beilegung des Konfliktes.

Militärs töten rechten Rebellen

MANAGUA, 26. Juli (dpa). Der Chef der rechtsextremen Rebellen in Nicaragua, José Angel Moran ("der Unzähmbare"), ist bei einem Gefecht mit Militärs getötet worden. Wie die prosandinistische Tageszeitung Barricada am Wochenende berichtete, wurde Moran vor einer Woche von Sondereinheiten der Armee getötet, als er versuchte, aus dem benachbarten Honduras nach Nicaragua einzudringen.

Moran war der letzte Rebellenchef, der in den 80er Jahren mit US-Unterstützung die damalige sandinistische Regierung bekämpfte. Im Februar hatte er zusammen mit knapp 200 Kämpfern die Waffen niedergelegt.

Im Tretboot über den Atlantik

LONDON, 26. Juli (AFP). Ein 34jähriger US-Marinesoldat hat als erster Mensch den Atlantik allein in einem Tretboot überquert. In 41 Tagen fuhr der 34jährige Dwight Collins aus eigener Kraft von Neufundland nach England. Am Wochenende traf er in Plymouth in Südengland ein. Nach Angaben des Königlichen Yachtclubs in Plymouth stellte Dwight damit auch einen neuen Weltrekord im Tretbootfahren auf. Er legte 3700 Kilometer zurück, der bisherige Rekord hatte bei 3582 Kilometern gelegen.

Dwight trat 16 Stunden am Tag in die Pedale und legte so im Schnitt 130 Kilometer zurück. Er schlief tagsüber, weil er nachts auf die Lichter von Schiffen auf seinem Kurs achten mußte. Während seiner Fahrt nahm Dwight täglich 7000 Kalorien in Form einer Spezialnahrung zu sich. Sein acht Meter langes Tretboot "Tango" war mit einem Satelliten-Navigationssystem ausgestattet.

Schwarze weiter im Nachteil

WASHINGTON, 26. Juli (AFP). In den USA sind die Einkünfte schwarzer Familien in den 80er Jahren zwar gestiegen, liegen aber weiterhin erheblich unter dem Durchschnitt. Das geht aus einem in Washington veröffentlichten Bericht des Statistischen Amtes hervor. Demnach standen Haushalten von schwarzen Familien 1990 durchschnittlich 19 758 Dollar zur Verfügung, das waren 84 Prozent mehr als 1980. Im selben Zeitraum stiegen die Einkünfte der weißen Haushalte zwar nur um 68 Prozent, lagen aber mit 31 435 Dollar weit höher als das der anderen Bevölkerungsgruppen. Im Schnitt verfügten US-Haushalte 1990 über 30 056 Dollar, das ist ein Anstieg von 75 Prozent innerhalb von zehn Jahren.

Dem Statistikbüro zufolge lebten 29,5 Prozent der schwarzen Bevölkerung im Jahr 1990 unterhalb der Armutsgrenze, von der Gesamtbevölkerung waren es nur 13,1 Prozent. Bei den Kindern schwarzer Familien im Alter unter fünf Jahren lebten sogar 44 Prozent in Armut.

Anschlag auf Asylbewerber

LÜCHOW, 26. Juli (AFP). Auf eine Anlaufstelle für Asylbewerber im niedersächsischen Woltersdorf bei Lüchow ist in der Nacht zum Samstag ein Brandanschlag verübt worden. Wie die Polizei in Lüchow mitteilte, wurden dabei keine Personen verletzt. Der Sachschaden belaufe sich auf 50 000 Mark. In der Unterkunft leben den Angaben zufolge zwischen 250 und 300 Asylbewerber. Anhaltspunkte für politische Motive des Anschlags gebe es noch nicht, sagte ein Polizeisprecher.

Seinen Angaben zufolge warfen Unbekannte durch eine eingeschlagene Scheibe einen brennenden Gegenstand in ein Wirtschaftsgebäude der Anlage. Daraufhin habe sich die dort gelagerte Pappe entzündet. Das Feuer habe sich auf den Dachstuhl ausgebreitet. Kurz zuvor hatten Unbekannte auf demselben Gelände zwei Müllcontainer in Brand gesteckt.

Indiens Präsident vereidigt

NEU-DELHI, 27. Juli (AFP). In Indien ist Shankar Dayal Sharma jetzt als neuer Staatspräsident vereidigt worden. Der 74jährige Rechtsanwalt, der der Priesterkaste der Brahmanen angehört, tritt die Nachfolge von Ramaswamy Venkataraman an, der für eine zweite Amtsperiode nicht mehr kandidieren wollte. In einer kurzen Ansprache an das Parlament warb der neue Präsident für mehr Toleranz zwischen den Anhängern der verschiedenen Religionen im Land. In einer vom Fernsehen landesweit übertragenen Rede zitierte er aus Schriften der Moslems, Hindus und Sikhs und betonte, jeder, der andere Religionen geringschätze, verstoße gegen seine eigene Religion.

Sharma gehört der regierenden Kongreß-Partei an und hatte vor seiner Wahl zum Präsidenten am 16. Juli bereits das Amt des indischen Vizepräsidenten inne.

Wer zahlt die Zeche?

GRENOBLE, 26. Juli (AFP). Der Gemeinderat der französischen Ortschaft Morestel, zu deren Verwaltungsbezirk der Standort des umstrittenen Schnellen Brüters Superphenix gehört, hat jetzt einstimmig beschlossen, fortan Gläubiger mit Rückzahlungsforderungen direkt an Premierminister Pierre Beregovoy in Paris zu verweisen.

Nach Auskunft von Bürgermeister Thierry Durand schuldet der Ort für den Bau einer Schule, einer Schulkantine und eines Sozialhilfezentrums rund 25 Millionen Francs (7,5 Millionen Mark), die aus der Gewerbesteuer der Reaktoranlage zurückgezahlt werden sollten. Diese Einnahmen entfallen nach dem Beschluß der französischen Regierung, die im oberen Rhônetal nahe der Schweizer Grenze gelegene Anlage vorläufig nicht mehr in Betrieb zu nehmen.

Vier Tote bei Bombenangriff

MOSKAU, 26. Juli (AFP). Ein aserbaidschanisches Kampfflugzeug hat am Samstag ein Stadtviertel von Martuni im Südosten der Enklave Nagorny-Karabach bombardiert. Wie die Nachrichtenagentur Pro Armenia unter Berufung auf Behörden in der mehrheitlich von Armeniern bewohnten Enklave berichtete, wurden bei dem Angriff vier Menschen getötet und zahlreiche weitere verletzt. Schon in der Nacht zum Samstag hätten aserbaidschanische Einheiten die Dörfer Tscherter und Knuschinak in unmittelbarer Nähe Martunis mit Granatwerfern angegriffen und dabei vier Menschen verletzt. Wie Pro Armenia ferner meldete, griffen aserbaidschanische Einheiten, die in der autonomen aserbaidschanischen Republik Nachitschewan im Süden Armeniens stationiert sind, mit Raketenwerfern das armenische Dorf Goris in der Nähe von Megri an.

Rom entsendet 7000 Soldaten

ROM, 26. Juli (AFP). Eine Woche nach der Ermordung des sizilianischen Mafia- Jägers Paolo Borsellino hat die Regierung am Samstag die Entsendung von 7000 Soldaten beschlossen, um ihren Kampf gegen die Mafia zu verschärfen. Justizminister Claudio Martelli betonte, die Entscheidung des Ministerrats sei keine "spektakuläre" Einzelmaßnahme. Vielmehr soll sie es dem Staat ermöglichen, im Kampf gegen das organisierte Verbrechen von "der Verteidigung zum Angriff" überzugehen. Die Truppen verstärken die 800 Soldaten, die bereits vor einigen Tagen zur Überwachung der Gefängnisse, in denen Mafia-Bosse sitzen, auf die Insel gekommen waren. Die Soldaten erhalten einige polizeiliche Befugnisse; so können sie zum Beispiel Durchsuchungen oder Festnahmen vornehmen.

Die ersten Soldaten reisten bereits am Samstag ab. Der Bürgermeister von Palermo, Aldo Rizzo, bezweifelte, daß die Armee etwas gegen die Mafia ausrichten könne, die "keine bewaffnete, eindeutig identifizierbare und auf einen Standort beschränkte Gruppe" sei.

Ausbruch in Marseille

MARSEILLE, 26. Juli (AFP). Fünf als besonders gefährlich geltende Häftlinge sind am Samstag bei einer spektakulären Flucht mit einem Hubschrauber aus der Strafanstalt Les Baumettes in Marseille entkommen. Zwei der Ausbrecher sowie ein Komplize, der ihnen bei der Flucht half, konnten nach vier Stunden rund 50 Kilometer westlich von Marseille von französischen Grenzschutzbeamten in einem gestohlenen Auto gestellt werden.

Nach einem Schußwechsel, bei dem niemand verletzt wurde, nahmen die Polizisten das Trio in dem Ort Port-Saint- Louis-sur-Rhone fest.

Feuer auf Hof: Hasen und Hühner verbrannt

PETERSBERG. Bei einem Brand auf einen Bauernhof in Petersberg-Marbach (Kreis Fulda) sind in der Nacht zum Samstag etwa 100 Hühner und Hasen verbrannt.

Nach Auskunft der Polizei hatte ein Blitz in die Scheune eingeschlagen und das Feuer verursacht. Dabei wurden auch landwirtschaftliche Maschinen, Stroh und Heu vernichtet.

Die Feuerwehr konnte ein Übergreifen der Flammen auf das angrenzende Wohnhaus verhindern. Den entstandenen Schaden bezifferte die Polizei mit 300 000 Mark. ew

RADSPORT

LBS-CUP für Radamateure in Wendlingen, Männer, Einzelwertung: 1. Adam (Öschelbronn I) 14 Punkte, 2. Pfistner (Nordbaden) 12, eine Runde zurück: 3. Schöllhammer (Stuttgart I) 20, 4. Seeberger (Wangen) 12, 5. Kaufmann (Stuttgart) 11, 6. Fuchsloch (Oberschwaben) 7. - Endstand: 1. Würtele (Stuttgart), 2. Güthe, 3. Adam (beide Öschelbronn), 4. Winter (Stuttgart), 5. Weggenmann, 6. Herzog (beide Öschelbronn). - Mannschaftswertung: 1. RSV Öschelbronn 646 Punkte, 2. RG Stuttgart I 590, 3. RG Betzingen/Wangen 243, 4. RG Wangen/Kreßbronn 171, 5. LG Stuttgart I 159, 6. Verbandsauswahl Nordbaden 158.

Frauen: 1. Kupfernagel (Gera) 25 Punkte, 2. Teutenberg (Büttgen) 12, 3. Schleicher (Karbach), 4. Gensheimer (Offenbach), 5. Ranger (Feuerbach) alle 4, 6. Schneider (Stuttgart) 3. - Endstand: 1. Ranger 91 Punkte, 2. Schneider 60, 3. Grim (Stuttgarter SC) 9, 4. Moltenbrei (Öschelbronn) 7, 5. Motz (Wangen) 8, 6. Veittinger (Wangen).

Behinderte fordern Rechte ein

FRANKFURT A. M., 27. Juli. Mit einer bundesweiten Unterschriftenaktion wollen Schwerbehinderte ihrer Forderung nach einem im Grundgesetz verankerten Benachteiligungsverbot Nachdruck geben. Ihre Rechte auf behindertengerechte Wohnungen, Fahrzeuge und ausreichende Arbeitsplätze lasse sich nur so durchsetzen, sagte ein Sprecher der "Interessengemeinschaft selbstbestimmt leben in Deutschland" am Wochenende in Frankfurt. Die Unterschriftenliste soll im Herbst dem Vorsitzenden des Verfassungsrates, Rupert Scholz (CDU), und dem CDU-Fraktionschef im Bundestag, Wolfgang Schäuble, überreicht werden.

Kurz gemeldet: Flugzeug in Weißrußland abgestürzt

LONDON, 26. Juli (Reuter). Beim Absturz eines Militärflugzeugs bei Gomel in Weißrußland ist ein russischer Pilot ums Leben gekommen. Zwei Soldaten konnten sich retten, während der Pilot die Maschine noch über die 150 000-Einwohner-Stadt hinwegsteuerte und so ein größeres Unglück verhinderte.

Dezernat gegen SED-Unrecht

SCHWERIN, 29. Juli (Reuter/dpa). Das Justizministerium in Mecklenburg-Vorpommern richtet eine Schwerpunkt- Staatsanwaltschaft für die Verfolgung des SED-Unrechts in dem nordostdeutschen Bundesland ein. Wie Justizminister Herbert Helmrich (CDU) in Schwerin mitteilte, soll das in der Landeshauptstadt angesiedelte Sonderdezernat zunächst aus sieben bis acht Staatsanwälten bestehen. Die Personalstärke könne Schritt für Schritt den Verfahrenseingängen angepaßt werden. Auch pensionierte Staatsanwälte aus dem Westen sollten eingesetzt werden.

Pfiffe für Rappes Eigenlob

Richtig ungehalten wird Hermann Rappe, Vorsitzender der IG Chemie: Nun müßten die Betriebsräte der Ostchemie doch endlich kapieren, daß Gewerkschaft und Treuhand ihr Möglichstes täten, um Arbeitsplätze zu erhalten. Bisherige Investitionen müßten den Belegschaften als Erfolg verkauft werden - und über weitere Investoren könne man noch nichts sagen. Doch die in Halle versammelten 500 Betriebsräte pfeifen. In dem Lärm, so sagt Rappe später, zeigt sich das Gespenst einer unabhängigen Ostbewegung der Betriebsräte.

Unabhängig von den Gewerkschaften hatte sich Ende Juni in Berlin die Konferenz ostdeutscher Betriebs- und Personalräte konstituiert und eine Forderungsliste an die Treuhand überbracht. Aktive Sanierung, Bevorzugung ostdeutscher Unternehmen und Investitionslenkung forderten die rund 1000 Teilnehmer aus Metall- und Chemieindustrie, darunter eine Gruppe aus der Filmfabrik Orwo Wolfen. "Erst geteilt und oft belogen - jetzt vereint und nur betrogen", hieß es.

Von den Gewerkschaften nämlich, so sagt Konrad Pagels, Betriebsratsvorsitzender der Chemie AG Bitterfeld, fühlten sich die Ostdeutschen häufig nicht gut vertreten. "Da sind doch nur alte Funktionäre drin und Wessis; das ist Kaderpolitik, wie es sie noch nicht einmal früher gab", meint er. Die Gewerkschaften achteten mehr auf die Interessen der Mitglieder im Westen, und bei Konflikten um Arbeitsplätze in West- oder Ostdeutschland zögen die "Ossis" den kürzeren. "Die ostdeutschen Betriebsräte fühlen sich alleingelassen, wenn sie ihren Belegschaften klarmachen müssen, wie viele Leute entlassen werden." Allein in Bitterfeld sind von 16 500 schon 10 300 Arbeitsplätze weggefallen, berichtet Pagels.

Besonders deutlich werden die Konflikte, wenn eine Gewerkschaft in der Ex-DDR so eng wie die IG Chemie- Papier-Keramik mit der Treuhand zusammenarbeitet. Während die IG Metall lange zögerte, bis sie Vertreter in die Treuhand schickte, saß Rappe von Anfang an im Verwaltungsrat - und trägt die Entscheidungen mit.

"Es ist uns weitgehend gelungen, Spannungen abzubauen und auch der Treuhand zu helfen, wenn es ging, und sie nicht in öffentlichen Kundgebungen herunterzuputzen", sagt Rappe. Einträchtig sitzt er neben den Treuhandvertretern auf dem Podium - nur das Publikum aus Bitterfeld, Leuna, Buna und Wolfen muß noch überzeugt werden. Damit die Arbeitnehmer die Herren im Anzug aber nicht verwechseln, fügt Rappe hinzu: "Ich bin nicht Treuhand-Vorstand, sondern Gewerkschaftsvorsitzender."

"Ich habe eigentlich von dieser Veranstaltung mehr erwartet", sagt die Betriebsratsvorsitzende der Leuna AG, Ingrid Häußler, unter starkem Beifall. "Es kann ja nicht sein, daß wir herkommen, um Klarheit zu gewinnen, und mit Unklarheit gehen. Ich muß doch meiner Belegschaft sagen können, wie der Arbeitsplatzabbau im zweiten Halbjahr aussieht."

Und als Rappe daraufhin die Erfolge der IG Chemie herausstreicht - und vom Publikum ausgepfiffen wird - fügt sie noch hinzu: "Eine Loyalitätsbekundung zur IG Chemie hätte ich eigentlich nicht für notwendig gehalten." (Reuter)

Konferenz soll Bosnien-Krieg beenden Briten wollen alle Konfliktparteien mit UN, KSZE und EG zusammenbringen

LONDON/SARAJEWO, 26. Juli (Reuter). Großbritannien will alle Beteiligten des Balkankonflikts im Rahmen einer internationalen Konferenz an den Verhandlungstisch bringen. Neben den Bürgerkriegsparteien sollten auch die Vereinten Nationen (UN), die Europäische Gemeinschaft (EG) und die Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) eingeladen werden, teilte das britische Außenministerium am Wochenende mit. Die Konferenz wird voraussichtlich Ende August in London stattfinden.

Der britische Außenminister Douglas Hurd sagte dem Rundfunksender BBC, bei der Konferenz sollten alle Optionen zur Beendigung der Kämpfe erörtert werden. Er bekräftigte aber die ablehnende Haltung Großbritanniens zu einem internationalen Militäreinsatz in Bosnien. Bislang haben EG und UN vergeblich versucht, ein Ende der Kämpfe vor allem in Bosnien-Herzegowina herbeizuführen.

Die am 17. Juli von der EG vermittelte Waffenruhe wurde wie alle vorherigen nicht eingehalten. Der UN-Sicherheitsrat appellierte deshalb am Wochenende erneut an die Kriegsparteien, sich an die Vereinbarung zu halten. Weder diese Aufforderung noch ein Aufruf des Bürgermeisters von Barcelona, Pasquall Maragall, hatten Erfolg. Maragall hatte zur Eröffnung der Olympischen Spiele zur Einstellung der Kämpfe aufgerufen.

Serbische Verbände belegten auch in der Nacht zu Sonntag Sarajewo und andere bosnische Städte mit schwerem Artilleriefeuer. Augenzeugen berichteten, im Zentrum seien Granaten in mehrere Gebäude eingeschlagen. Explosionen habe es auch im Stadtteil Dobrinja nahe dem Flughafen gegeben. Radio Sarajewo berichtete, auch die ostbosnische Stadt Gorazde sei in der Nacht erneut von Artillerie beschossen worden.

Serbische Einheiten in Bosnien drohten am Wochenende mit Aktionen gegen Hilfsflugzeuge, die sich nicht an die festgelegten Luftkorridore halten. Die Serben warfen den Vereinten Nationen vor, daß ein Flugzeug auf dem Weg nach Sarajewo die vereinbarte Route verlassen habe. Die UN wurden aufgefordert, solche Veränderungen vorher anzuzeigen. Sonst würden die Serben gezwungen, sich mit "angemessenen Maßnahmen" zu verteidigen, hieß es in einer Erklärung. "Konflikt militärisch nicht zu lösen"

BONN (Reuter). Der Bürgerkrieg im früheren Jugoslawien kann nach Einschätzung des Generalinspekteurs der Bundeswehr, Klaus Naumann, nicht mit militärischen Mitteln beendet werden. Sein Rat werde niemals in Richtung eines Militärschlags gehen, sagte der ranghöchste deutsche Soldat am Wochenende dem Süddeutschen Rundfunk.

Naumann verwies darauf, daß sich die ehemalige jugoslawische Volksarmee auf ein partisanenähnliches Verteidigungskonzept auf dem von Serben beherrschten Territorium eingerichtet habe. Der General äußerte die Befürchtung, daß der Krieg noch sehr lange dauern könnte.

Sivebaek von Monaco nach Pescara

Jürgen Klinsmann kommt, der Däne John Sivebaek geht: Der 31 Jahre alte Fußball-Europameister wechselt vom französischen Vizemeister AS Monaco für zwei Jahre zum italienischen Erstliga-Aufsteiger Pescara Calcio.

Zweitliga-Spieltag

Die nächsten Spiele: SV Darmstadt 98 - VfB Leipzig, MSV Duisburg - Fortuna Düsseldorf (beide Fr., 19.30 Uhr), FC St. Pauli - Fortuna Köln, FC Carl Zeiss Jena - Stuttgarter Kickers (beide Fr., 20.00 Uhr). Eintr. Braunschweig - Hannover 96, FC Homburg - SpVgg Unterhaching, FSV Mainz 05 - VfL Osnabrück, Chemnitzer FC - VfL Wolfsburg (alle Sa., 15.30 Uhr). SV Meppen - FC Hansa Rostock, SV Waldhof Mannheim - VfB Oldenburg, FC Remscheid - SC Freiburg (alle So., 15.00 Uhr), Hertha BSC Berlin - Wuppertaler SV (So., 18.00 Uhr).

Alafis Jockey-Karriere beendet?

Nach einem schweren Sturz am späten Freitag nachmittag auf der Galopprennbahn in Köln ist die Karriere von Deutschlands erfolgreichstem Jockey aller Zeiten, Peter Alafi, möglicherweise beendet. Der 56jährige zog sich bei einem Sturz mit dem Pferd Weingeist im ersten Rennen der Veranstaltung einen glatten Schien- und Wadenbeinbruch zu.

Rohde neuer Kapitän des HSV

Egon Coordes, Cheftrainer des Hamburger SV, hat Frank Rohde als Nachfolger des zu Werder Bremen gewechselten Dietmar Beiersdorfer zum neuen Mannschaftskapitän bestimmt.

Rollhockeyspieler vom NOK enttäuscht

Enttäuscht vom Nationalen Olympischen Komitee (NOK) ist die deutsche Rollhockey-Nationalmannschaft. Trotz des Angebots, die Kosten für die offizielle Olympiakleidung zum Teil selbst zu übernehmen, lehnte das NOK eine gemeinsame Einkleidung und die Teilnahme an Eröffnungs- und Schlußfeier ab.

MOTORSPORT

FORMEL 3000, Europameisterschaft 5. von 10 Läufen auf dem Hockenheimring (29 Runden, 197,635 km): 1. Badoer (Frankreich) Reynard-Ford 56:24,640 Minuten, 2. Bartels (Plettenberg) Reynard-Ford 7,868 Sekunden zurück, 3. McNish (Großbritannien) Reynard-Mugen 10,428, 4. Naspetti (Italien) Reynard-Ford 22,234, 5. Gene (Spanien) Reynard-Mugen 24,644, 6. Barrichello (Brasilien) Reynard-Judd 26,102. - Stand: 1. Badoer 22 Punkte, 2. Naspetti 19, 3. Barrichello 17, 4. Bartels und Gene beide 15.

Erster Auswärtserfolg "Lilien" richteten sich wieder auf

Braunschweig - Darmstadt 0:0

Die "Lilien" zeigten sich nach der 0:5- Schlappe vom vergangenen Mittwoch gegen Hannover 96 gut erholt. Mit einem 0:0 bei Eintracht Braunschweig holte sich der SV Darmstadt 98 seinen ersten Auswärtspunkt der neuen Zweitliga-Saison. Die Braunschweiger brachten damit seit 306 Spielminuten keinen Treffer mehr zustande.

5272 Zuschauer hatten dabei nur wenige Höhepunkte und Chancen zu bejubeln. Die beste Möglichkeit, die Torflaute der Niedersachsen zu beenden, hatte Butrej nach einer halben Stunde, doch sein Schuß traf nur die Unterkante der Latte.

Die Gäste hatten es fünf Minuten zuvor auch nicht besser gemacht, als Quedraogo nach der besten Kombination in einer ansonsten zerfahrenen Partie mit vielen Fehlpässen an den Pfosten geschossen hatte.

Als beste Spieler verdienten sich bei den Braunschweigern Aden und Mahjoubi Fleißnoten, bei Darmstadt konnten Quedraogo und Eichenauer gefallen. sid

Braunschweig: Lerch - Köpper - Möller (56. Loechelt), Probst - Lux (68. Köritzer), Buchheister, Mahjoubi, Metschies - Butrej, Kretschmer, Aden.

Darmstadt: Huxhorn - Bakalorz - Heß, Kleppinger, Hoffmann - Simon, Baier (74. Sanchez), Trautmann, Eichenauer - Täuber, Quedraogo (87. Weiß).

Schiedsrichter: Fleske (Schönow).

Zuschauer: 5272.

Gelbe Karten: Loechelt, Möller - Eichenauer, Hoffmann.

Wer schoß Tore - wer waren die Besten

Unterhaching - SV Meppen 1:3 (0:2) Unterhaching: Sirch - Pfluger - Bucher, Beck - Schönberger, Urosevic, Emig, Niklaus (81. Grusz), Leitl - Löbe (64. Garcia), Lemberger.

Meppen: Hülswitt - Böttche - Faltin, Deters - Brückner, Helmer, Gartmann, Bujan, Marell, Menke - Thoben.

Schiedsrichter: Theobald (Wiebelskirchen).

Tore: 0:1 Menke (21.), 0:2 Bujan (45.), 1:2 Lemberger (49.), 1:3 Thoben (78.).

Zuschauer: 2200.

Beste Spieler: Schönberger, Lemberger - Menke, Thoben.

Gelbe Karten: - Böttche, Gartmann. Stuttg. Kickers - Remscheid 1:1 (1:1) Stuttgart: Reitmaier - Tuchel - Krause, Novodomsky - Tattermusch, Neitzel, Imhof (70. Fischer), Schwartz, Shala - Palumbo (75. Berkenhagen), Bobic.

Remscheid: Stocki - Jakubauskas - Schiermoch, Kosanovic - Kröning, Putz (63. Schmidt), Hausen, Pröpper, Gemein (73. Boakye) - Sturm, Bridaitis.

Schiedsrichter: Hauer (Celle).

Tore: 0:1 Bridaitis, 1:1 Novodomsky (43.).

Zuschauer: 3000.

Beste Spieler: Novodomsky, Bobic, Reitmaier - Jakubauskas, Kosanovic.

Gelbe Karten: Schwartz, Tuchel, Fischer - Kröning, Bridaitis, Gemein. Hansa Rostock - Duisburg 2:0 (2:0) Rostock: Hoffmann - Sänger - Alms, Dowe - Lange, März, Wahl, Persigehl, Weilandt - Schlünz, Schmidt (65. Reif).

Duisburg: Rollmann - Gielchen - Nijhuis, Struckmann - Westerbeek (59. Hopp), Steininger, Harforth, Minkwitz, Tarnat - Preetz, Sailer (46. Papic).

Schiedsrichter: Dellwing (Osburg).

Tore: 1:0 Lange (10.), 2:0 Lange (43.).

Zuschauer: 5000.

Beste Spieler: Lange, Persigehl - Harforth, Minkwitz. Fortuna Köln - FC Homburg 1:0 (0:0) Köln: Zimmermann - Niggemann - Schneider, Hupe - Seufert (46. Mink), Brandts, Köhler, Pasulko, Lottner - Deffke, Präger (74. Römer).

Homburg: Famulla - Marmon - Kluge, Finke - Korell, Wruck, Landgraf, Cardoso, Jurgeleit (46. Dudek) - Hubner, Maciel (72. Wosniza).

Schiedsrichter: Löwer (Fürth).

Tor: 1:0 Brandts (84.).

Zuschauer: 2000.

Beste Spieler: Schneider, Hupe - Kluge, Cardoso. Gelbe Karten: Mink, Schneider - Kluge, Jurgeleit.Wuppertaler SV - St. Pauli 3:0 (2:0) Wuppertal: Albracht - Pusch - Straka, Schmugge (76. Zilles) - Glavas, Ksienzyk, Bieber, Hartwig, Pröpper - Hwang (36. Klein), Tönnies. St. Pauli: Thomforde - Kocian - Nikolic, Schwinkendorf - Philipkowski, Sievers (46. Gatti), Gronau (57. Ottens), Surmann, Aerdken - Manzi, Knäbel.

Schiedsrichter: Führer (Steinhagen).

Tore: 1:0 Hartwig (20.), 2:0 Klein (38.), 3:0 Tönnies (56.).

Zuschauer: 10 000.

Beste Spieler: Hartwig, Schmugge - Thomforde. Gelbe Karten: Hartwig, Pusch - Manzi, Gatti, Nikolic. VfB Leipzig - Hertha Berlin 2:0 (0:0) Leipzig: Kischko - Lindner - Edmond, Kracht - Liebers (27. Trommer/46. Turowski), Heidenreich, Bredow, Gabriel, Däbritz - Rische, Hobsch.

Berlin: Sejna - Bayerschmidt - Seckler, Scheinhardt - Kovac, Zernicke, Feinbier, Gries, Görtz - Lünsmann, Demandt.

Schiedsrichter: Fux (Stutensee).

Tore: 1:0 Hobsch (71.), 2:0 Hobsch (87.).

Zuschauer: 3100.

Beste Spieler: Kischko, Hobsch - Görtz, Lünsmann. Gelbe Karten: Edmond - Seckler, Feinbier. SC Freiburg - Chemnitzer FC 2:0 (1:0) Freiburg: Eisenmenger - Schmidt - Kohl, Seeliger - Braun, Todt, Zeyer, Heidenreich, Buric (85. Käfer) - Spies, Finke (56. Rraklli).

Chemnitz: Schmidt - Illing - Laudeley, Seifert - Bittermann, Keller, Veit, Köhler, Heidrich, Mehlhorn (46. Zweigler) - Boer (46. Renn).

Schiedsrichter: Schmidhuber (Ottobrunn).

Tore: 1:0 Fincke (12.), 2:0 Rraklli (84.)

Zuschauer: 6000.

Beste Spieler: Eisenmenger, Seeliger - Illing, Heidrich.

Gelbe Karten: Seeliger - Heidrich, Zweigler. Hannover 96 - VfL Wolfsburg 3:1 (1:1) Hannover: Sievers - Kuhlmey - Klütz, Sundermann - Kretzschmar, Sirocks, Bicici (60. Schönberg), Groth, Daschner - Djelmas, Koch (46. Weiland).

Wolfsburg: Kick - Ballwanz - Kleeschätzky (69. Even), Trautmann - Ockert (75. Schwerinski), Frackiewicz, Akrapovic, Holze, Dammeier - Reich, Dermech.

Schiedsrichter: Müller (Dresden).

Tore: 1:0 Koch (1.), 1:1 Holze (10.), 2:1 Weiland (70.), 3:1 Weiland (79.).

Zuschauer: 17 355.

Beste Spieler: Sundermann, Djelmas - Akrapovic, Reich.

Gelb-rote Karte: Trautmann wegen wiederholten Foulspiels (51.).

Gelbe Karten: - Ballwanz, Dammeier, Kleeschätzky."U 18" nach "Sudden-Death" Sieger Türkische Junioren sind Europameister

Der Nachwuchs der Türkei hat sich überraschend den Titel bei der Europameisterschaft der Junioren "Unter 18 Jahren" gesichert. Im Finale im städtischen Stadion von Bayreuth besiegten die A-Jugendlichen vom Bosporus den Deutschland-Bezwinger Portugal mit 2:1 im "Sudden-Death", der neuartigen Verlängerung. Nach regulärer Spielzeit von 90 Minuten hatte es 1:1 gestanden.

Die Finalisten haben sich zugleich für die Endrunde der "U-20"-Weltmeisterschaft im März 1993 in Australien qualifiziert. Dort nehmen außerdem der EM- Dritte England und der Vierte Norwegen sowie die GUS und Deutschland als Vertreter Europas teil. Die Mannschaft des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) war bereits nach dem 0:4 im EM-Viertelfinale gegen Portugal ausgeschieden, hatte dann aber die WM-Ausscheidung gegen Polen mit 3:2 geschafft.

Die türkischen Junioren gingen im Endspiel nach einem Fehler des ansonsten überzeugenden portugisischen Torhüters Costinha durch Stürmer Yilmaz (10.) mit 1:0 in Führung. Drei Minuten vor der Halbzeitpause konnte das spielerisch überzeugende Team von Trainer Oliveira allerdings zum 1:1 ausgleichen, als der Türke Kapucu einen Schuß von Cardoso abfälschte. Den Siegtreffer in der neunten Minute der Verländerung markierte der eingewechselte Alkan.

Für den gastgebenden DFB war die "U-18"-EM zumindest ein Zuschauer-Erfolg: Insgesamt verfolgten 115 000 Zuschauer die zehn Endrundenspiele im nordbayerischen Raum. sid

Steven kehrt nach Glasgow zurück

Trevor Steven (34), 35facher englischer Nationalspieler, kehrt nach einjährigemIntermezzo bei Olymique Marseille zu den Glasgow Rangers zurück. Die Ablösesumme beträgt umgerechnet etwa 6,9 Millionen Mark, ein schlechtes Geschäft für Marseilles Präsident Tapie, der vor einem Jahr noch etwa 15,75 Millionen Mark für den Mittelfeldspieler an den schottischen Klub bezahlen mußte.

Eishockey Kießling unterschrieb Vertrag in Landshut

Der 37 Jahre alte 320malige Eishockey- Nationalspieler Udo Kießling wechselt vom Bundesligisten Kölner EC zum EV Landshut. Nach zehn Jahren bei den "Haien" unterschrieb der frühere Kapitän der deutschen Nationalmannschaft am Samstag überraschend einen Einjahresvertrag bei dem niederbayerischen Erstligisten.

Kießling hatte zahlreiche Angebote von anderen Bundesliga-Klubs vorliegen, entschied sich jedoch aufgrund der "sportlichen Herausforderung und der beruflichen Perspektiven" für einen Wechsel zum Meister von 1970 und 1983. Dies gab der Verein offiziell bekannt. Kießling ist mittlerweile der achte Zugang beim EVL, der in der vergangenen Saison nur am grünen Tisch den Klassenerhalt geschafft hatte. sid

RADSPORT

TOUR DE FRANCE, 20. Etappe von Blois nach Nanterre (222 km): 1. De Clercq (Belgien) 6:03:36 Stunden, 2. Vanzella (Italien), 3. Laurent (Frankreich), 4. Jaermann (Schweiz), 5. Krieger (Karlsruhe), 6. Uriarte (Spanien), 7. Dernies (Belgien), 8. Den Bakker (Niederlande) alle gleiche Zeit, 9. Holm (Dänemark) 3:49 Minuten zurück, 10. Van Slycke (Belgien) 3:51, . . . 14. Ludwig (Gera) 7:31, . . . 46. Heppner (Gera) 7:31, . . . 79. Kummer (Erfurt) 7:31, . . . 101. Kappes (Kirchzarten) 7:31, . . . 110. Bölts (Heltersberg) 7:31. - Gesamtklassement: 1. Indurain (Spanien) 97:20:53 Stunden, 2. Chiappucci (Italien) 0:4:35 Stunden zurück, 3. Bugno (Italien) 10:49, 4. Hampsten (USA) 13:40, 5. Lino (Frankreich) 14:37, 6. Delgado (Spanien) 15:16, 7. Breukink (Niederlande) 18:51, 8. Perini (Italien) 19:16, 9. Roche (Irland) 20:23, 10. Heppner 25:30, . . . 35. Bölts 1:12:40, . . . 53. Krieger 1:38:17, . . . 78. Kummer 2:20:00, . . . 96. Ludwig 2:47:17, . . . 128. Kappes 3:47:45. - Punktewertung: 1. Jalabert (Frankreich) 269 Punkte, 2. Museeuw (Belgien) 242, 3. Chiappucci 202, 4. Ghirotto (Italien) 169, 5. Ludwig 168, 6. Indurain 128, 7. Roche 111, 8. Bugno 109, 9. Maassen (Niederlande) 80, 10. Lilholt (Dänemark) 80. - Bergwertung: 1. Chiappucci 409 Punkte, 2. Virenque (Frankreich) 245, 3. Chioccioli (Italien) 209, 4. Indurain 152, 5. Hampsten 140, 6. Bugno 131, 7. Vona (Italien) 112, 8. Roche 104, 9. Murguialday (Spanien) 96, 10. Boyer (Frankreich) 88.

Dutch Open in Noordwijk Langer übernahm wieder die Führung

Der Anhausener Bernhard Langer hat vor der Abschlußrunde bei den mit 1,8 Millionen Mark dotierten Dutch Open im niederländischen Noordwijk wieder die Führung im Gesamtklassement übernommen und beste Aussichten auf den Gewinn der 300 000 Mark Siegprämie. Der 34 Jahre Fünfte der Golf-Weltrangliste benötigte in der dritten Runde auf dem Küstenplatz im niederländischen Noordwijk 69 Schläge und hat mit 205 Schlägen die Führung vor dem Waliser Mark Mouland und dem Briten Mike McLean, die beide 206 Schläge aufweisen.

Langer hatte im Vorjahr den zweiten Platz bei den Dutch Open belegt und 1984 das Turnier zum bislang einzigen Mal gewonnen. Der Anhausener startete in die dritte Runde am Samstag schwach. Doch Langer steigerte sich in der zweiten Hälfte und spielte eine Reihe von Birdies. Aufsehen erregte aber der Amerikaner Payne Stewart, der sich mit einer 63er Runde vom 43. auf den vierten Rang vorspielte und seinen eigenen Platzrekord nur um einen Schlag verpaßte.

Der britische Golflehrer Martin Pyatt düpierte bei den mit 145 000 Mark dotierten Deutschen Profimeisterschaften in Hamburg-Schnelsen die hochgewettete Konkurrenz. Mit gleich fünf Schlägen Vorsprung übernahm der 27jährige aus Anholt bei Wasserburg im niederländisch-deutschen Grenzgebiet nach der dritten Runde die Führung.

Auf der Par-70-Anlage des GC Wendlohe spielte der Engländer am Samstag eine 68er-Runde und kam auf insgesamt 208 Schläge. Damit distanzierte er ein gleichaufliegendes Verfolger-Quartett (alle 213) mit dem nach der Auftaktrunde führenden Münchner Antonio Postiglione, Ralf Berhorst aus Lage sowie den beiden Briten David Blakeman (Canndorf) und John O"Flynn (Bad Griesheim).

"Alleinunterhalterin" im 15köpfigen Damenfeld ist weiterhin die Nürnberger Titelverteidigerin Stefana Lehmeier. Mit einer 74er-Runde wie zum Auftak kam sie nach dem 72er-Durchgang am Freitag auf insgesamt 220 Schläge und damit 14 Schläge Vorsprung auf Ex-Meisterin Elke Junge aus München (234). Nur noch statistischen Wert hat der dritte Rang der Bottroperin Isabell Büning (240).

Mit einer eindrucksvollen Aufholjagd peilt die Hamburger Golf-Amateurin Franka Fehlauer bei der Internationalen Meisterschaft von Europa im portugiesischen Estoril am Ende doch noch einen Platz in der Spitzengruppe an. Die als 52. gestartete Deutsche Ranglisten-Erste verbesserte sich in der dritten Runde vom 28. auf den 22. Platz und hat nun 228 Schläge auf dem Konto. Damit liegt Franka Fehlauer noch drei Ränge vor der französischen Titelverteidigerin Delphin Bourson (229).

Nach ihren 81er-, 75er und 72er-Runden hat die 19jährige Deutsche 13 Schläge Rückstand auf die nun allein führende Britin Joanne Morley (215), die somit rund einen Monat nach ihrem zweiten Platz bei den "British-Amateur-Open" erneut auf Erfolgskurs steuert. Zweite ist die frühere Internationale Deutsche Meisterin Estafania Knuth (217) aus Spanien vor der Französin Kristel Mourgue d"Algue (218) und der Portugal-Open-Siegerin Laura Navarro (219) aus Spanien.

Die übrigen sieben deutschen Amazonen spielen im 71köpfigen Teilnehmerfeld auf dem schwierigen Par-70-Kurs keine Rolle. Auf den Plätzen 44 und 48 noch unter den "Top 50" liegen Heidi Klump (237) aus Chieming und die Internationale Deutsche Meisterin Anika Heuser (238) aus Wuppertal. sid

TENNIS

GRAND-PRIX-TURNIER der Männer in Toronto (1,295 Millionen Dollar), Einzel, Finale: Agassi (USA) - Lendl (USA) 3:6, 6:2, 6:0. - Halbfinale: Agassi - Washington (USA) 2:6, 6:2, 6:1, Lendl - Masur (Australien) 6:1, 6:2.

Doppel, Halbfinale: Galbraith/Visser (USA/Südafrika) - Kratzmann/Masur (Australien) 6:3, 6:4.

GRAND-PRIX-TURNIER der Männer in Hilversum (260 000 Dollar), Einzel, Finale: Novacak (CSFR/Titelverteidiger) - Arrese (Spanien) 6:2, 6:3, 2:6, 7:5. - Halbfinale: Arrese - Tilstroem (Schweden) 6:3, 6:3, Novacek - Santoro (Frankreich) 6:3, 6:1.

GRAND-PRIX-TURNIER der Männer in Kitzbühel (392 500 Dollar), Einzel, Finale: Sampras (USA) - Mancini (Argentinien) 6:3, 7:5, 6:3. - Halbfinale: Sampras - Filippini (Uruguay) 6:7 (4:7), 6:3, 6:0, Mancini - Muster (Österreich) 7:6 (7:1), 6:1.

Doppel, Finale: Casal/E. Sanchez (Spanien) - de la Pena/Flegl (Argentinien/CSFR) 6:1, 6:2.

EINLADUNGSTURNIER der Frauen in Prag (100 000 Dollar), Einzel, Finale: Zrubakova (CSFR) - Kroupova (CSFR) 6:3, 7:5. - Halbfinale: Kroupova - Martinek (Heidelberg) 6:2, 6:3, Zrubakova - Kiene (Niederlande) 6:2, 2:6, 6:3.

EINLADUNGSTURNIER der Frauen in San Marino (100 000 Dollar), Einzel, Viertelfinale: Dechaume (Frankreich) - Tarabini (Argentinien) 6:4, 6:1, Paz - Fulco-Villella (beide Argentinien) 7:6 (7:5), 6:4, Bonsignori (Italien) - Labat (Argentinien) 6:2, 6:4, Maleewa (Bulgarien) - Perfetti (Italien) 6:3, 6:2.

Tischtennis Bosnierin und Serbin im Doppel am Start

Zumindest bei den Olympischen Spielen in Barcelona finden Serben und Bosnier noch zueinander: Die Bosnierin Jasna Fazlic und Gordana Perkucin aus Serbien treten beim olympischen Tischtennis-Turnier gemeinsam im Doppelwettbewerb der Frauen an.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) und der Internationale Tischtennis-Verband (ITTF) gaben den Europameisterinnen und Bronzemedaillengewinnern von Seoul 1988 am Samstag grünes Licht, nachdem beide Athletinnen einen gemeinsamen Olympia-Start beantragt hatten.

Normalerweise dürfen bei Olympia nur Doppel aus einem nationalen Verband teilnehmen. Beide werden nun unter der Bezeichnung "IOP" (Unabhängige Olympische Starter) an dem Turnier von Barcelona teilnehmen. sid

Völler trifft schon wieder

Durch zwei Tore (24. und 45./Elfmeter) des deutschen Nationalspielers Rudi Völler gewann der französische Erstligist Olympique Marseille ein Testspiel gegen Dynamo Kiew mit 2:0 (2:0). Völler war nach der Europameisterschaft in Schweden vom AS Rom zum französischen Meister gewechselt.

Ray Houghton zu Aston Villa

Der irische Fußball-Nationalspieler Ray Houghton wird einen Vertrag beim englischen Erstligaklub Aston Villa unterschreiben. Sein bisheriger Verein FC Liverpool kassiert für den 30jährigen eine Ablösesumme von umgerechnet etwa 2,5 Millionen Mark.

IAAF-Präsident Nebiolo Lebenslange Sperre für den Gang vor Gerichte

In naher Zukunft sollen Sportler für den Gang vor ein ordentliches Gericht gegen ihren jeweiligen Sportverband lebenslang gesperrt werden können. Das erklärte der Präsident des Internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF), Primo Nebiolo, am Samstag vor der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Barcelona. "Die Athleten müssen eine Erklärung unterzeichnen, in der sie die Regeln ihres Verbandes akzeptieren", sagte der Italiener, der auch Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) ist. Die Sperre soll laut Nebiolo auch in Kraft treten können, wenn der Athlet vor den Instanzen Recht erhält.

Auslöser der Überlegungen war der Fall des 400-m-Weltrekordlers Harry "Butch" Reynolds (USA), der nach seiner zweijährigen Dopingsperre aus dem August 1990 vor mehreren Gerichten sein Startrecht wegen eines Verfahrensfehlers erstreiten wollte. Der Supreme Court der USA schließlich hatte verfügt, daß Reynolds an den US-Ausscheidungen für Barcelona trotz der weltweiten Sperre teilnehmen dürfe und im Erfolgsfall für Barcelona vorgeschlagen werden müßte. Allerdings hatte der Athlet die Olympia-Qualifikation verpaßt. sid

GOLF

DEUTSCHE PROFI-MEISTERSCHAFTEN in Hamburg-Schnelsen (145 000), Stand nach der dritten Runde (Par 72), Männer: 1. Pyatt (Anholt) 208 (71+69+68) Schläge, 2. Postiglione (München) 213 (69+72+72), 3. Berhorst (Lage) 215 (70+70+65), O'Flynn (Griesheim) 215 (72+ 72+71) und Blakeman (Canndorf) 215 (72+71+ 72), . . . 7. Strüver (Hamburg) 218 (70+75+78), . . . 9. Gögele (Augsburg) 219 (74+76+69), . . . 14. Giedeon (Hamburg) 221 (72+73+76), . . . 17. Terhorst (Bottrop) 223 (77+79+67).

Frauen: 1. Lehmeier (Nürnberg) 220 (74+72+74), 2. Junge (München) 234 (76+81+ 77), 3. Büning (Bottrop) 240 (81+83+76).

INT. AMATEURINNEN-MEISTERSCHAFTEN VON EUROPA in Estoril/Portugal, Stand nach der dritten Runde (Par 70): 1. Morley (England) 215 (71+72+72) Schläge, 2. Knuth (Spanien) 217 (68+75+74), 3. d'Algue (Frankreich) 218 (73+74+71), 4. Navarro (Spanien) 219 (67+77+75), 5. Pedersen (Dänemark) 221 (77+68+76) und Jonasson (Schweden) 221 (72+75+74), . . . 22. Fehlauer (Hamburg) 228 (81+75+72), . . . 44. Klump (Chieming) 237 (80+ 79+78), . . . 48. Heuser (Wuppertal) 238 (77+ 82+79), . . . 51. Ruhland (Bad Wörishofen) 239 (83+75+81), . . . 53. Gabler (St. Eurach) 240 (87+ 76+77), . . . 59. Boes (Stuttgart) 247 (81+84+82).

PELOTA

VORRUNDE, Männer, Demonstartionssportart, Einzel: Beloki (Spanien) - Texcalpa (Mexiko) 22:0, Doppel: Spanien - Mexiko 22:1, Palette: Mexiko - Frankreich 35:23, Pala Corta: Frankreich - Kuba 40:20.

Karlsruhe ist Gruppensieger

Mit einem 4:1(1:1-)Erfolg über Halmstad BK am letzten Spieltag der Intertotorunde um den Internationalen Fußball- Cup hat sich der Bundesligist Karlsruher SC den Gesamtsieg in der Gruppe vier und die umgerechnet 40 000-Mark-Prämie gesichert.

LEICHTATHLETIK

SWISS ALPINE MARATHON (67 km/2.300 m Höhendifferenz) , Männer: 1. Camenzind (Schweiz) 5:28:32 Stunden, 2. Hurrin (Neuseeland) 5:33:37, 3. Zahn (Filderstadt) 5:41:09, 4. Engeler (Schweiz) 5:45:00, 5. Schuler (Schweiz) 5:45:42, 6. Vogel (Schweiz) 5:46:54, ... Lennartz (St. Augustin) 5:58:19, ... 17. Schweitzer (Michelstadt) 6:04:27, ... 20. Sommer (Weinstadt) 6:05:54.

Frauen: 1. Lennartz (St. Augustin) 6:18:28, 2. Feher (Ungarn) 6:45:26, 3. Trason (USA) 6:54:34,8, 4. Schwegler (Schweiz) 6:56:17, 5. Bitzer (Hechingen) 7:02:09, ... 7. Backhaus (Berlin) 7:27:02.

SCHWEIZ

SCHWEIZ (3. Spieltag): Grasshopper Zürich - FC Aarau 2:3, FC Sion - Servette Genf 1:1, Young Boys Bern - FC Lugano 2:2, FC Chiasso - Lausanne-Sports 1:1, FC Bulle - Neuchatel Xamax 2:2, FC St. Gallen - FC Zürich 1:1. - Die Tabellenspitze: 1. FC Sion 5:3 Tore/5 Punkte, 2. FC Aarau 5:4/4, 3. FC Bulle 5:4/4, 4. Lugano 5:4/4.

US-Pferde standen vor Ausschluß

Die Veterinär-Kommission des Internationalen Reiterverbandes (FEI) stellte den Start der Spring- und Dressurpferde aus den USA in Barcelona sicher. Wegen einer in den USA ausgebrochenen Viruserkrankung bei Pferden, wollte die EG abrupt die Grenzen schließen. Die Veterinäre der FEI erreichten jedoch, daß die amerikanischen Pferde noch in Barcelona ausgeladen werden konnten.

Todd fordert kürzere Strecke

Der zweimalige Military-Olympiasieger Mark Todd (Neuseeland) hat nach der Besichtigung der 26,5 Kilometer langen Geländerittstrecke mit dem 7,4 Kilometer langen Querfeldein-Schlußstück an die Ground Jury der Internationalen Reiterlichen Vereinigung (FEI) appelliert, die Strecke zu verkürzen.

Wenig Hoffnung für Walzerkönig

Der Mühlener Franke Sloothaak hat wenig Hoffnung auf einen Start seines verletzten Olympia-Pferdes Walzerkönig in Barcelona. Die endgültige Entscheidung soll am heutigen Montag fallen.

Kein Doping bei Gewichthebern

Die ersten Gewichtheber passierten die Doping-Kontrollen in Barcelona ohne Beanstandungen. Die Analysen der Heber in den 52-kg- und 56-kg-Gewichtsklassen waren negativ.

SKREIS OFFENBACH III

MAIN-KINZIG-KREIS III

Weg für Nahost-Konferenz frei Israel, Palästinenser und Araber sagen Washington zu

JERUSALEM, 26. Juli (Reuter/dpa/AP). Der Weg zur Wiederaufnahme der Nahost-Konferenz ist frei. Neben den arabischen Teilnehmern sagte am Sonntag auch Israel zu, nach Washington zu kommen. Ein Sprecher des Außenministeriums schränkte allerdings ein, daß über das genannte Datum 10. August noch einmal gesprochen werden müsse. Jerusalem wolle die Friedensgespräche erst dann fortsetzen, wenn Ministerpräsident Yitzhak Rabin mit US-Präsident George Bush zusammengetroffen sei. Dieses Treffen ist für den 11. August geplant.

US-Außenminister James Baker hatte am Samstag den 10. August als Beginn der siebten Konferenzrunde genannt, die ursprünglich hatte in Rom stattfinden sollen. Syriens Außenminister Faruk el Schara bekräftigte, seine Regierung werde die Einladung nach Washington annehmen, sobald sie eintreffe.

Baker, der die neue Runde der Friedensgespräche auf einer Reise durch den Nahen Osten intensiv vorbereitet hat, sagte über die Aussichten für die Fortsetzung der Nahost-Konferenz: "Alle Parteien möchten, daß die Diskussionen so bald wie möglich wiederaufgenommen werden." Der US-Außenminister gab zu verstehen, daß in Israel weitere Entscheidungen in Sachen Siedlungsbau zu erwarten seien. Er deutete an, Ministerpräsident Yitzhak Rabin habe ihm in Jerusalem entsprechende Zusagen gemacht. Die Regierung Rabin hat bereits einen Genehmigungsstopp für Siedlungen im Westjordanland und im Gazastreifen verfügt und geplante Vorhaben gestrichen.

Die arabischen Teilnehmer der Nahostkonferenz forderten die neue israelische Regierung auf, sich deutlicher als bisher zu Frieden in der Region zu verpflichten. In einer Erklärung, die die Außenminister nach einer zweitägigen Konferenz in Damaskus veröffentlichten, hieß es, Israel habe bisher noch nicht bewiesen, daß es einen umfassenden und dauerhaften Frieden wolle, obwohl es eine Änderung in Ton und Stil gegeben habe. Trotz der "Zweideutigkeit" der israelischen Haltung sei man bereit, an der nächsten Runde der Nahostkonferenz teilzunehmen.

An dem Treffen in Damaskus nahmen die Außenminister Syriens, Libanons, Jordaniens und Ägyptens, Faruk el Schara, Faris Buweis, Kamil Abu Dschaber und Amre Musa, der außenpolitische Sprecher der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), Faruk Kaddumi, und der Leiter der palästinensischen Delegation bei der Nahostkonferenz, Haider Abdel Schafi, teil.

In der Abschlußerklärung, die Schara verlas, wird Ministerpräsident Rabin aufgefordert, sich zu dem Prinzip "Land gegen Frieden" zu bekennen. Das bedeutet, daß Israel die 1967 besetzten Gebiete zurückgibt und dafür Frieden mit den arabischen Nachbarn schließt. Aus Kreisen in Damaskus verlautete, auf Drängen Ägyptens sei die Erklärung sehr zurückhaltend formuliert worden.

In Georgien droht neuer Nationalitätenkonflikt

MOSKAU (AP). In der ehemaligen Sowjetunion bahnt sich ein weiterer Nationalitätenkonflikt an. Der Vorsitzende des georgischen Staatsrats, Eduard Schewardnadse, sagte jetzt, nach dem Unabhängigkeitsbeschluß des autonomen Gebiets Abchasien sei dort eine Eskalation der Gewalt zu befürchten.

Es könnte in der zu Georgien gehörenden Region am Schwarzen Meer bald schlimmer zugehen als in Südossetien, sagte Schewardnadse in Tiflis. Das abchasische Parlament hatte Anfang vergangener Woche die Verfassung von 1925 wieder in Kraft gesetzt, in der sich Abchasien für unabhängig erklärt. Der Staatsrat in Tiflis bezeichnete dies als "schweren Fehler".

Schewardnadse sagte, die georgische Führung wolle eine friedliche Lösung aushandeln. Der Staatsrat bezeichnete die Entscheidung des abchasischen Parlaments als ungesetzlich. Die Abgeordneten Abchasiens hätten es versäumt, die abchasische und georgische Bevölkerung um ihre Meinung zu fragen.

Irans Sittenwächter verfolgen wieder einen härteren Kurs

Iran kehrt zu einem härteren Kurs bei der Bewahrung von Errungenschaften der islamischen Revolution zurück. Dies wird seit Wochen aus dem Land gemeldet. Zum Zeichen ihrer wieder gefestigten Macht hielten am 18. Juli in mehreren größeren Städten auch die "Disziplinierungskräfte" Paraden ab. Sie stehen in vorderster Front beim Kampf gegen Erscheinungen, die von den religiösen Führern des Landes "soziale Verderbtheit" genannt werden.

Wie verlautet, sind in jüngster Zeit häufig Frauen festgenommen worden, die in der Öffentlichkeit mit Make-up gesehen wurden oder einen Teil ihrer Haare unbedeckt trugen. Eine iranische Hausfrau, die auf Zypern eintraf, berichtete, sie sei in einem Vorort von Teheran angehalten worden, weil sie Lidschatten aufgelegt hatte. Sie sei mit einer Verwarnung davongekommen. Aber einige jüngere Frauen seien in Streifenwagen zur Vernehmung weggebracht worden.

Nach dem Tod des Revolutionsführers Ayatollah Khomeiny im Juni 1989 waren die strikten Regeln gelockert worden, auf denen er bestanden hatte. Nachdem Haschemi Rafsandschani einen Monat später zum Präsidenten gewählt worden war, verschwanden die gefürchteten Komitees, die überall über Sitte und Anstand wachten, von den Straßen. Sie wurden allerdings nicht aufgelöst, sondern in "Disziplinierungskräfte" umbenannt. Zunächst wurde in dieser Phase bei Frauen leichtes Make- up toleriert. Wenn ein junger Mann und eine junge Frau in der Öffentlichkeit Händchen hielten, wurde das ebenfalls geduldet.

Nachdem Rafsandschanis Anhänger bei der Wahl im April und Mai ihre Präsenz im Parlament erheblich verstärkt hatten, wurde eine weitere Liberalisierung erwartet. Doch bisher ist eher das Gegenteil der Fall. Anfang Juli erklärte Ayatollah Ali Khameiny, der Nachfolger Khomeinys im geistlichen Bereich, daß "soziale Verderbtheit" und "kulturelle Korruption" ausgerottet werden müßten. Die "revolutionären Werte" dürften nicht verlorengehen, sagte er. Seither haben sich auch die Streitkräfte und Organisationen der Regierung öffentlich verpflichtet, "Bekundungen der korrupten Kultur des Westens" zu bekämpfen.

Das neue Parlament, so erzählen Beobachter, sei in der Tat gemäßigter als das alte, soweit es um Rafsandschanis Politik der Einführung der Marktwirtschaft und einer gewissen Öffnung zum Westen gehe. Dagegen erweise es sich als weniger tolerant, wenn es eine vermeintliche Abweichung von anderen Zielen der Revolution entdecke. Auch gilt die jüngste Kampagne als Reaktion auf Unruhen, die in mehreren Städten ausgebrochen waren. Die Ursachen dafür wurden zwar vor allem in wirtschaftlichen Problemen gesehen. Doch viele Politiker geben Rafsandschani eine Mitschuld: Er habe zugelassen, daß sich die Sitten gelockert hätten.

So resümierte ein Reisender aus Teheran: "Die Dinge sind so, wie sie unter Khomeiny waren. Die Komitees sind wieder voll da. Ihre Sittenwächter sind überall an Kontrollpunkten und mit Streifenwagen unterwegs."

ANWAR FARUQI (AP)

Kompromiß befriedigt USA nicht Bush beriet mit Generalstab über Vorgehen gegen Irak

NEW YORK, 26. Juli (AP/AFP). Der Kompromiß, den der irakische UN-Botschafter Abdul Amir el Anbari und der Leiter des UN-Kommission für die Abrüstungs Iraks, Rolf Ekeus, erzielt haben, stellt die USA noch nicht zufrieden. US-Außenminister James Baker warf der irakischen Regierung eine "allgemeine Verhöhnung" der UN-Resolutionen vor, mit denen der Waffenstillstand nach dem Golf-Krieg geregelt wurde. Baker sagte, es gehe nicht nur um den Zugang zum Landwirtschaftsministerium. Die allgemeine Mißachtung von UN-Beschlüssen durch Irak könnte die Autorität der Vereinten Nationen untergraben.

Der Minister wies darauf hin, daß Präsident George Bush "keine Option" ausgeschlossen habe. Er vertrat außerdem die Meinung, eine eventuelle militärische Aktion müsse nicht erneut vom UN-Sicherheitsrat gebilligt werden. Auch Bushs Sicherheitsberater Brent Scowcroft meinte, die Beilegung der jüngsten Krise sei nicht das ganze Problem. Der Streit um das Landwirtschaftsministerium sei nur "die Spitze eines Eisbergs". Bush hatte wegen des Konflikts mit Irak Urlaubspläne aufgegeben und war am Wochenende in Camp David mit Sicherheitsberatern zusammengetroffen. An der Krisenkonferenz nahmen unter anderen Verteidigungsminister Richard Cheney, Generalstabschef Colin Powell, Scowcroft und der stellvertretende Außenminister Lawrence Eagleburger teil. Präsidentensprecher Marlin Fitzwater sagte nach den Beratungen, Bush habe geprüft, inwieweit Irak gegen die UN-Resolutionen zur Beendigung des Golf- Kriegs verstoßen habe. Es seien "alle Optionen" in Erwägung gezogen worden.

Ekeus meinte, es habe sich den Irakern die Möglichkeit eröffnet, gesuchtes Material wegzuschaffen, nachdem am vergangenen Mittwoch die UN-Inspektoren wegen zunehmend gewalttätiger Proteste ihre Wache vor dem Landwirtschaftsministerium beendet hätten. "Wir sind mit Gewalt vertrieben worden und können das Gebäude deshalb nicht kontrollieren", sagte Ekeus.

De Klerk bietet Wahlen an Als Voraussetzung neue Verhandlungen in Südafrika genannt

JOHANNESBURG, 26. Juli (AP). Der südafrikanische Präsident Frederik de Klerk hat am Wochenende der schwarzen Opposition die Wahl einer Übergangsregierung angeboten. Bedingung dafür sei die Rückkehr des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) an den Verhandlungstisch, hieß es in einer Erklärung.

"Die Notwendigkeit einer Übergangsregierung der nationalen Einheit und die Bildung einer verfassungsgebenden Körperschaft wird von Tag zu Tag dringlicher", sagte der Präsident weiter. Doch könne dieser Prozeß erst nach der Wiederaufnahme von Verhandlungen in Gang kommen. Nach Ansicht politischer Beobachter versucht de Klerk offenbar, die politische Initiative gegenüber dem ANC zurückzugewinnen. Sie könnte auch darauf abzielen, den in Südafrika weilenden UN-Sonderbotschafter Cyrus Vance davon zu überzeugen, daß sich die Regierung um die Schwarzen bemüht.

Allerdings enthielt die Erklärung keinen Hinweis auf de Klerks Zeitvorstellungen. Bisherige Aufrufe dieser Art waren nach dem Abbruch der Gespräche wegen des Massakers von Boipatong erfolglos geblieben, bei dem am 17. Juni 42 Menschen ermordet worden waren.

Der ANC organisierte am Wochenende zahlreiche Protestmärsche und Streiks. Die Märsche wurden am Samstag in mehreren südafrikanischen Städten mit geringerer Beteiligung als bisher fortgesetzt. "Wir marschieren in die Freiheit", sagte ANC-Funktionär Alfred Nzo vor rund 1000 Kundgebungsteilnehmern in Johannesburg. Die Polizei nahm 300 Demonstranten fest, die das Hauptpostamt besetzt hatten. In Pretoria demonstrierten 250 Personen. In Kapstadt bildeten 3000 eine Schlange, die die Innenstadt blockierte.

Eine für Donnerstag geplante Krisensitzung der Unterzeichner des südafrikanischen Friedensabkommens ist verschoben worden. Das teilte das Nationale Friedenskomitee am Samstag mit. Ein neuer Termin für das Treffen zwischen de Klerk, dem Vorsitzenden des ANC, Nelson Mandela, und dem Chef der Inkatha-Freiheitspartei, Mangosuthu Buthelezi, steht noch nicht fest.

Bei Flugzeugabsturz über den Molukken 71 Tote

JAKARTA, 26. Juli (AP). Beim Absturz eines indonesischen Verkehrsflugzeugs sind alle 71 Insassen ums Leben gekommen. Die Opfer wurden nach Behördenangaben bis Sonntag in dem unzugänglichen Dschungelgebiet geborgen. Die Maschine vom Typ Vickers Viscount war am Freitag bei nebligem Wetter über der Molukken-Insel Ambon abgestürzt.

Rettungsmannschaften hatten das Unglücksgebiet nur zu Fuß erreichen können. Die Arbeiten wurden den Angaben zufolge durch Regen behindert. Die Helfer versuchten, einen behelfsmäßigen Hubschrauberlandeplatz an der Unglücksstelle herzurichten, um die Toten abtransportieren zu können.

Über die Unglücksursache war bis Sonntag nichts bekannt. Die Maschine, die in den 60er Jahren gebaut wurde, hatte nach einem mißglückten Landeversuch auf dem Flughafen Pattimura den Kontakt zur Bodenkontrolle verloren.

Flüchtlingszüge eingetroffen Gut 2500 Menschen aus bosnischem Kriegsgebiet empfangen

FRANKFURT A. M., 26. Juli (AP/dpa/ Reuter/AFP/FR). Die ersten der 5000 von Deutschland aufgenommenen Flüchtlinge aus den Bürgerkriegsgebieten des ehemaligen Jugoslawien haben am Sonntag in Sammellagern in Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen eine provisorische Heimstatt gefunden. Am Vormittag waren drei Züge mit insgesamt mehr als 2500 Vertriebenen in Nürnberg, Karlsruhe und Unna eingetroffen. Bei den Flüchtlingen handelt es sich zumeist um Moslems aus dem bosnisch- kroatischen Grenzgebiet.

Ein Sprecher des bayerischen Sozialministeriums berichtete, daß rund 40 Prozent der in Nürnberg angekommenen Flüchtlinge Kinder seien. Gerüchte, daß wehrfähige Männer zurückgehalten worden wären, hätten sich in Nürnberg nicht bestätigt, sagten die dortigen Helfer.

"Die Leute sind erschöpft und müde. Aber sie sind in einem guten gesundheitlichen Zustand", teilte der bayerische Ministeriumssprecher mit. Auch aus Unna und Karlsruhe wurde berichtet, daß die Flüchtlinge - den Umständen entsprechend - gesund seien, wobei einige von ihnen noch unter den Folgen tagelangen Wassermangels und schlechter Versorgung bei ihrer Flucht litten.

"Nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein" ist die Aufnahme der 5000 Bürgerkriegsflüchtlinge in Deutschland nach Ansicht der Gesellschaft für bedrohte Völker. Die Aktion könne "kein Anlaß zur Gewissensberuhigung" sein, teilte die Organisation mit.

Außenpolitiker von CDU, SPD und FDP übten scharfe Kritik daran, daß westeuropäische Partnerländer nicht mehr Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien aufnehmen wollen. Karsten Voigt (SPD), Olaf Feldmann (FDP) und Peter Kurt Würzbach (CDU) warfen Staaten wie Großbritannien, Frankreich oder den Benelux-Ländern in der Kölner Tageszeitung Express deshalb Mangel an Solidarität und "Hartherzigkeit" vor.

(Weiterer Bericht auf Seite 3)

Suchocka will Sondervollmacht

WARSCHAU, 27. Juli (AP/Reuter). Polens Ministerpräsidentin Hanna Suchokka will nach einer Meldung der polnischen Nachrichtenagentur PAP das Parlament um die Sondervollmacht bitten, das Land per Dekret regieren zu können. Ein solcher Antrag Suchockas brauche im Parlament zur Annahme eine Zweidrittelmehrheit.Streiks in Kupfermine fortgesetzt

Der Arbeitskampf im polnischen Kupferkombinat KGHM Polska Miedz ist am Montag in die zweite Woche gegangen. Edward Kienig, Sprecher des Streik- Komitees, sagte in Warschau, die Mehrheit der Arbeiter habe dafür gestimmt, die Streiks fortzusetzen. PAP meldete dagegen, die Gewerkschaft Solidarität habe sich für ein Ende des Streiks ausgesprochen und ihre Vertreter aus dem Streikkomitee des Kombinats abgezogen. Die 40 000 Arbeiter des Kombinats fordern 30 bis 50 Prozent höhere Löhne. Die Geschäftsführung hatte 20 bis 28 Prozent mehr Geld angeboten.

Motorsport Franzose Auriol gewann Rallye Argentinien

Der Franzose Didier Auriol (Lancia Delta Integrale) gewann am Samstag die Rallye Argentinien. Es war sein vierter Saisonsieg. Der in der Weltmeisterschaft führende Spanier Carlos Sainz (Toyota Celica) beendete die Vier-Etappen-Prüfung mit 2:26 Minuten Rückstand auf dem zweiten Platz. Er liegt mit 92 Punkten in der WM-Wertung vor Auriol (80), der sich mit seinem Sieg auf den zweiten Rang im WM-Gesamtklassement verbesserte.

Dritter der zwölften argentinischen Rallye wurde Carlos Trelles aus Uruguay. Das österreichisch-deutsche Team Stohl/ Diekmann (Audi 90 Quattro) verdrängte Carlos Menem, den Sohn des argentinischen Präsidenten, am letzten Tag noch vom fünften Platz. dpa

Japans Konjunkturmotor soll angekurbelt werden

TOKIO (dpa/VWD). Die japanische Notenbank wird möglicherweise schon heute den Diskontsatz um einen halben Punkt auf 3,25 Prozent senken, um die Wirtschaft zu beleben. Entsprechende Zeitungsberichte werden von den Hütern des Yen nicht dementiert. Am Freitag abend hatten sich die Regierung und die Führung der sie tragenden Liberaldemokraten im Grundsatz auf die Verabschiedung eines Nachtragshaushalts geeinigt, um die Konjunktur mit mehr öffentlichen Investitionen anzukurbeln. Die von Ministerpräsident Kiichi Miyazawa einberufene Runde konnte sich aber noch nicht auf den Umfang des Pakets verständigen.

Die Regierung ist zunehmend besorgt über den seit Monaten anhaltenden Verfall der Aktienkurse, der auch an den Finanzplätzen in den USA und Europa Wirkung zeigt. Die Führung in Tokio bekräftigte erneut ihr Ziel eines Wirtschaftswachstums von drei Prozent im laufenden Haushaltsjahr. Finanzexperten halten dies ohne zusätzliche stimulierende Schritte für nicht erreichbar.

Tennisturniere im Schatten Olympias Siege für Sampras und Agassi Novacek verteidigt Titel / Andrea Glass Europameisterin

André Agassi gewann das mit 1,295 Millionen Dollar dotierte Tennis-Turnier in Toronto. Der Wimbledonsieger dieses Jahres bezwang im Finale den Neu-Amerikaner Ivan Lendl 3:6, 6:2, 6:0. Nach schwachem Beginn steigerte sich der 22jährige Agassi deutlich und gewann die letzten neun Spiele hintereinander. Die Entscheidung erzwang der Weltranglisten-Elfte im letzten Spiel sogar mit vier Assen.

Auch sein Landsmann Pete Sampras war erfolgreich. Der an Nummer zwei gesetzte US-Amerikaner gewann das Finale des mit 392 500 Dollar dotierten Kitzbühler Tennisturniers. Der 20jährige besiegte den an Nummer sieben gesetzten Argentinier Alberto Mancini glatt in drei Sätzen 6:3, 7:5, 6:3.

Karel Novacek aus der CSFR gewann erneut das mit 260 000 Dollar dotierte Tennis-Grand-Prix-Turnier in Hilversum. Im Endspiel besiegte der an Nummer drei gesetzte Titelverteidiger den in der Setzliste einen Platz höher eingestuften Spanier Jordi Arrese 6:2, 6:3, 2:6, 7:5. Novacek hatte im Halbfinale den Frazosen Fabrice Santoro 6:3 und 6:1, Arrese den Schweden Mikael Tilstroem 6:3, 6:3 bezwungen. Die Neu-Isenburgerin Andrea Glass sicherte sich den Tennis-Europameistertitel in der Altersklasse bis 16 Jahre. Im Endspiel besiegte sie in Berlin die Österreicherin Barbara Schott nach 107 Minuten 7:5, 6:1.

Bei den Jungen bis 16 Jahre holte sich David Skoch (CSFR) durch ein 7:6 (8:6), 6:2 über Nicolas Escude (Frankreich) den Titel. In den Finals der Alterklasse bis 18 Jahre gewann der Belgier Christophe van Garsse im Junioren-Einzel gegen den Polen Adam Skrzypozak 6:2, 6:4; den Titel bei den Juniorinnen sicherte sich Catalina Christea aus Rumänien. Sie bezwang im Finale Kretoslava Hrdlikova (CSFR) mit 6:4, 6:3.

Die Ungarin Annemarie Foeldenyi gewann das mit 22 000 Dollar dotierte Frauen-Tennisturnier in Darmstadt. Im Finale besiegte die für den Bundesligisten Etuf Essen spielende Ungarin die deutschstämmige US-Amerikanerin Nicole Arendt 6:2 und 7:6. Vor 1200 Zuschauern dominierte Annemarie Foeldenyi mit ihrem sicheren Grundlinienspiel, während die Amerikanerin ihre Stärken im Serve- und Volleyspiel hatte. dpa/sid

Merkel mahnt eigene Partei

STRALSUND, 26. Juli (dpa). Die Einschätzung der ostdeutschen Probleme gelingt nach Auffassung der stellvertretenden CDU-Bundesvorsitzenden, Angela Merkel, von Bonn aus "schlecht oder gar nicht". Es sei "unwahrscheinlich wichtig", die reale Situation in den neuen Ländern vor Ort kennenzulernen, sagte Frau Merkel am Sonntag in Stralsund. Sie nahm damit Stellung in der Diskussion über die Präsenz westdeutscher Politiker in den neuen Bundesländern.

Dies gelte sowohl für die Kommunikation zwischen der ostdeutschen und der westdeutschen CDU als auch für die Kontakte zu den Wählern in den neuen Ländern, sagte Merkel. Im Osten gebe es derzeit bei vielen Parteimitgliedern das Gefühl, "mit uns wird zu wenig gesprochen". Die CDU-Wähler haben nach Einschätzung der Politikerin "zur Zeit nicht den Eindruck, daß die Partei, die sie gewählt haben, ausreichend Rechenschaft abgibt". Kritik übte Merkel an zu hohen Erwartungen der Ostdeutschen an die Bonner Politiker. Vielfach herrsche noch das "alte Denken" vor, je höher der Politiker, "desto schneller wird er uns ein Geschenk mitbringen". Die Bürger im Osten müßten aber selbst aktiv werden.

Hoesch-Chef Neukirchen Millionen für die Denkpause

In die lange Reihe der mächtigen Ruhr-Manager wird Kajo Neukirchen als derjenige mit der wohl kürzesten Amtszeit eingehen. Nach nur einjähriger Tätigkeit gibt er seinen Posten als Vorstandsvorsitzender von Hoesch nach der Fusionshauptversammlung auf. Als der jetzt 50jährige Manager (Foto: von Brauchitsch), bis dahin Chef des Maschinen- und Anlagenbauers KHD, am 1. August 1991 an die Spitze des Stahlkonzerns trat, war er bereits das "Opfer" einer der spektakulärsten "feindlichen Übernahmen" in der deutschen Firmengeschichte. Der Essener Konkurrent Krupp hatte heimlich an der Börse die Hoesch-Aktienmehrheit gekauft und sich damit die Dortmunder faktisch einverleibt.

Der promovierte Betriebswirt Neukirchen erkannte schnell, daß Widerstand gegen den Coup von Krupp- Chef Gerhard Cromme zwecklos war, und bemühte sich, der Fusion auch seine Handschrift zu verleihen. Die um ihre Arbeitsplätze fürchtende Hoesch-Belegschaft machte Neukirchen deshalb den Vorwurf, den Erfüllungsgehilfen Crommes zu spielen.

Der 1991 erst nach langem Hickhack gefundene Nachfolger für den von der Hoesch-Spitze zur Treuhandanstalt gewechselten Detlev Karsten Rohwedder gilt als ebenso erfolgreicher und knochenharter Sanierer (in seiner KHD-Ära wurde die Belegschaft von einst fast 30 000 Leuten halbiert) wie selbstbewußt und smart auftretender Manager. Hoesch bescheinigt ihm, nach seinem Amtsantritt "unverzüglich die überfällige Restrukturierung des gesamten Konzerns" betrieben zu haben. Das unter seiner Leitung ausgearbeitete Konzept werde auch für den neuen Konzern "Leitlinie des Handelns" sein.

Neue berufliche Pläne hat Neukirchen noch nicht zu erkennen gegeben. Dank einer Abfindung in wohl mehrfacher Millionenhöhe für seinen noch vier Jahre laufenden Vertrag wird er während seiner "Denkpause" ohne Arbeitslosenhilfe auskommen. dpa/FR

Mehr Seehunde in Nordsee

CUXHAVEN, 26. Juli (dpa). Der Bestand an Nordsee-Seehunden hat wieder zugenommen. An der niedersächsischen Küste wurden in diesem Jahr bisher 2200 Tiere gezählt. Das teilte der Sonderbeauftragte für den Nationalpark "Niedersächsisches Wattenmeer", Klaus Helbing, am Samstag auf einer Exkursion zu den Seehundbänken vor der Küste zwischen Bremerhaven und Cuxhaven mit. Durch das Seehundsterben im Jahr 1988 war die Zahl der Robben in Niedersachsen von rund 3000 auf etwa 2000 gesunken.

Die Seehunde sähen wieder gut aus, ihre Wachstumsrate liege zur Zeit bei 25 Prozent, stellte der Kreisjägermeister des Landkreises Cuxhaven, Dirk Tielking, fest. 1988 auf dem Höchststand der Population und einige Jahre vorher habe die Rate nur bei zehn Prozent gelegen.

Hotel-Affäre weitet sich aus Zweite Erfurter Anlage zu günstigen Konditionen verpachtet

ERFURT, 26. Juli (dpa/AFP). Die Affäre um das Erfurter Hotel "Thüringen" weitet sich aus. Die SPD-Opposition erwägt, die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses zu beantragen, um die Vorwürfe gegen Regierungsmitglieder bei der Verpachtung zweier Hotelliegenschaften an den Geschäftsführer Jürgen Homann aufzuklären, der der Stasi-Mitgliedschaft verdächtig ist. Das sagte SPD-Fraktionsvize Andreas Enkelmann.

Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel berichtet, auch für Homanns zweites Hotel "Thüringen 2" seien ungewöhnlich günstige Konditionen eingeräumt worden. Nach diesen Berichten stehen nach Sozialminister Hans-Hennig Axthelm (CDU) auch Finanzminister Klaus Zeh (CDU) und Wissenschaftsminister Ulrich Fickel (FDP) im Verdacht, Landeseigentum zu außergewöhnlich günstigen Bedingungen verpachtet zu haben.

Im Juni war das auf landeseigenem Grund errichtete Hotel als größtes Containerhotel Deutschlands eröffnet worden. Das Land verzichtet auf Pacht für das Gelände, das zur Medizinischen Akademie Erfurt (MAE) gehört. Als Gegenleistung stelle der Hotelier für die vierjährige Dauer des Pachtvertrages der Akademie 700 Quadratmeter Seminarraum zur Verfügung, berichtet der Spiegel.

Wissenschaftsminister Ulrich Fickel (FDP) gab an, weder sein Ministerium noch das Finanzressort hätten den Vertrag genehmigt. Demgegenüber sagte Homann der dpa, die Akademie sei vom Ministerium ermächtigt gewesen, den Vertrag abzuschließen. Er habe für von der Akademie genutzte Räume und Parkplätze 6,1 Millionen Mark investiert.

Fickel sagte, sein Ministerium habe erst jüngst erfahren, daß Homanns "Thuringia Hotel Kongreß Freizeitcenter Betreibergesellschaft mbH" das Hotel privat betreibe. Vertreter der Stadt hätten den Eindruck erweckt, das Hotel sei eine Einrichtung der Stadt und des Landes.

Kleinplastikpreis an Mexikaner Toledo

FELLBACH. Der Kleinplastikpreis der 5. Triennale Fellbach ist dem 52jährigen mexikanischen Indianer Francisco Toledo verliehen worden. Die Auszeichnung ist mit 15 000 Mark dotiert. Das Kuratorium ehre Toledos "herausragendes Werk" aus dem Jahre 1990 "Instrumento musical de Xibalba", ein schlangenförmiges Musikinstrument aus Schildkrötenpanzern und Schoten. dpa

Millionenraub ist aufgeklärt

DÜSSELDORF, 26. Juli (dpa). Der Überfall auf ein Düsseldorfer Geldtransportunternehmen, bei dem zwei Gangster in der Nacht zum vergangenen Dienstag fünf Millionen Mark erbeuteten, ist aufgeklärt. In der Nacht zum Sonntag wurde der mutmaßliche Haupttäter festgenommen, als er die Grenze von Frankreich nach Spanien passieren wollte. Nach Angaben der Polizei wurden bei dem 39jährigen aus Mönchengladbach 700 000 Mark der geraubten Summe sichergestellt. Sein Komplize, ein 27jähriger Niederländer, war zusammen mit einer 32jährigen Angestellten der Sicherheitsfirma, die bei der Tatvorbereitung half und die entscheidenden Tips gab, bisher noch auf der Flucht.

Wie die Polizei in Düsseldorf weiter berichtete, hatten die zahlreichen Hinweise auf die Spur der Männer aus Mönchengladbach geführt.

Kriegsschiffe nach Taiwan?

HAMBURG, 26. Juli (dpa). Nach Informationen des Nachrichtenmagazins Der Spiegel gibt es weitere Hinweise dafür, daß vier nach Taiwan exportierte Küstenschutzboote Kriegsschiffe waren. Wie der Spiegel in seiner jüngsten Ausgabe berichtet, ermittelt die Staatsanwaltschaft Oldenburg wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontroll- sowie das Außenwirtschaftsgesetz gegen den Hersteller der Schiffe, die Werft Abeking und Rasmussen in Lemwerder bei Bremen. Der Fall wird nach Angaben aus Bonn auch von der Zollfahndung untersucht.

Die bisherigen Ermittlungen ergaben, so Der Spiegel, daß die Bootsrümpfe der als "Mehrzweck-Küstenschutzboote" exportierten Wasserfahrzeuge baugleich sind mit Schiffskörpern, die von der Werft an die Bundesmarine geliefert wurden. Auch soll eine weitere Firma, das Materialinformationszentrum - Gesellschaft für Logistik mbH (MIZ) in Wilhelmshaven, als Unterauftragnehmer an dem Geschäft beteiligt gewesen sein.

Existenzgeld statt Sozialhilfe?

PARCHIM, 26. Juli (dpa). Ein "Existenzgeld" für jeden, der kein eigenes Einkommen erzielen kann, soll das alte zersplitterte System der Sozialhilfe in Deutschland ablösen. Dies hat die Bundesarbeitsgemeinschaft der Sozialhilfeinitiativen nach ihrer viertägigen Tagung in Parchim in Mecklenburg-Vorpommern gefordert.

In einer Resolution appellierte die Arbeitsgemeinschaft an alle Wohlfahrtsverbände, sich für dieses Ziel einzusetzen. Der monatliche Grundsicherungsbetrag solle bei rund 1200 Mark plus Miete liegen, so der Bundesvorsitzende Lothar Stock. Gleichzeitig kritisierte er den neuen Referentenentwurf zur Novellierung des Bundessozialhilfegesetzes. Dieser sehe vor, Sozialhilfeempfängern zuviel gezahlte Beträge von der laufenden Sozialhilfe abzuziehen.

Rund 3,8 Millionen Menschen in den alten Bundesländern hätten 1991 Sozialhilfe beantragt, so Stock. Dies sei aber nur rund die Hälfte der Anspruchsberechtigten. In den neuen Bundesländern nehme sogar nur jeder zehnte sein Recht auf Sozialhilfe wahr.

Johann Strauß: Walzer und Polkas / Smola

ERFURT. Der thüringische Wissenschafts- und Kunstminister Ulrich Fickel (FDP) fordert eine Fortsetzung der Kulturförderung des Bundes für die neuen Länder über 1993 hinaus. "Wenn der Bundestag den Haushaltsansatz für 1994 nicht ändert, sind Beteuerungen zum Erhalt der Kultur in Ostdeutschland nur Lippenbekenntnisse", sagte Fickel in einem dpa-Gespräch. Artikel 35 des Einigungsvertrages, nach dem die kulturelle Substanz keinen Schaden nehmen darf, müsse ernst genommen werden.

Der Minister kritisierte, daß im kommenden Jahr nur noch 310 Millionen Mark für die Kulturförderung in den neuen Ländern vorgesehen sind. In diesem Jahr seien es noch 750 Millionen Mark, 1991 hätte Bonn sogar 900 Millionen zugeschossen. Dagegen werde die Kultur allein in der Stadt Bonn mit 134 Millionen Mark aus Bundesmitteln gefördert. Der Politiker strich die kulturelle Bedeutung Weimars für das vereinigte Deutschland heraus, die sich auch in der Förderung niederschlagen müsse. Weimar sei in der kulturellen Weltgeltung deutscher Städte nur mit Berlin vergleichbar. Der Erhalt der Weimarer Kulturstätten sei nicht nur eine Aufgabe des Landes Thüringen, sondern von nationaler Bedeutung. Erneut schlug Fickel eine "Förderstiftung Weimar" zur Unterstützung der Stadt vor.

Nach Darstellung des Ministers sollen die Bundesmittel für Thüringer Theater und Orchester von 45 auf 23 Millionen Mark halbiert werden. Durch die geplanten Kürzungen seien die Thüringer Theater und Orchester in ihrem Bestand bedroht. Mit acht Drei-Sparten-Theatern und 146 Museen habe das Land die höchste Kulturdichte Deutschlands. 1991 wurden 51 Institutionen aus Bundesmitteln gefördert, in diesem Jahr noch 20. dpa

Pathologe beschuldigt Polizei

JOHANNESBURG, 26. Juli (dpa). Der südafrikanische Pathologe Jonathan Gluckman hat die Polizei des Landes beschuldigt, Hunderte von Häftlingen zu Tode gefoltert zu haben. "Das geht immer weiter. Ich weiß nicht, wie man es stoppen kann, und die Regierung weiß es wohl auch nicht", sagte Gluckman der Wochenzeitung "Sunday Times".

Das Blatt schrieb, der Pathologe habe mehr als 200 Obduktionen bei Leichen von Untersuchungshäftlingen vorgenommen und davon Akten angelegt. "Ich bin überzeugt, daß 90 Prozent der Menschen in diesen Akten von der Polizei umgebracht worden sind", sagte Gluckman. Er habe nicht länger schweigen können, nachdem er kürzlich die Leiche eines 19 Jahre alten Mannes untersucht hatte, dessen Verletzungen die Berichte von Augenzeugen über schwere Folterungen in der Polizeihaft erhärteten. Gluckman: "Ich halte das nicht länger aus."

Liberaldemokraten vor Sieg

TOKIO, 26. Juli (dpa). Die alleinregierenden japanischen Liberaldemokraten (LDP) haben am Sonntag bei den Oberhauswahlen offenbar einen klaren Sieg errungen. Nach der Auszählung von mehr als der Hälfte der Stimmbezirke hatte die LDP nach Angaben des japanischen Fernsehens bereits 52 der 127 zu vergebenden Mandate erobert. Die Oppositionsparteien kamen auf 31 Sitze.

Fast 94 Millionen wahlberechtigte Japaner waren aufgerufen, über jeden zweiten der 252 Sitze im Oberhaus zu entscheiden. Die zweite Kammer des Parlaments wird alle drei Jahre zur Hälfte neu gewählt.

Die seit 37 Jahren alleinregierenden Liberaldemokraten (LDP) von Ministerpräsident Kiichi Miyzawa hatten sich den Gewinn von 65 bis 70 Mandaten zum Ziel gesetzt. Das reicht allerdings nicht, um die 1989 verlorene Mehrheit im Oberhaus zurückzuerobern.

Eichmann gewann Porsche-Rennen

Bruno Eichmann (Schweiz) gewann am Sonntag auf dem Hockenheimring den Lauf zum Porsche Carrera Cup und baute damit seine Führung in der Gesamtwertung aus. Eichmann siegte über 15 Runden (102,219 km) in 36:18,52 Minuten mit 3,8 Sekunden Vorsprung vor Jürgen von Gartzen (Friedrichsdorf).

350 Todesopfer an der Grenze

BERLIN, 26. Juli (dpa). An der deutsch-deutschen Grenze und der Berliner Mauer sind nach Schätzungen der Berliner Kriminalpolizei 350 Flüchtlinge getötet worden. Der Leiter der zuständigen Zentralen Ermittlungsgruppe Regierungs- und Vereinigungskriminalität, Manfred Kittlaus, sagte am Sonntag, daß diese Zahl nach den bisherigen Ermittlungsergebnissen hochgerechnet sei. Bislang gebe es zu 200 nachgewiesenen Tötungsfällen Ermittlungsverfahren.

Kittlaus sagte weiter, daß noch zahlreiche Akten aus dem militärischen Zwischenarchiv in Potsdam und der Zentralen Erfassungsstelle in Salzgitter ausgewertet werden müßten. Außerdem werte seine Arbeitsgruppe, die bereits vor den eigentlichen staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen tätig werde, auch die Ergebnisse einer Gräberanalyse des Bundesfamilienministeriums aus. Ziel dieser Gräberanalyse sei, bislang unbekannte Opfer des Stalinismus zu finden. Hinzu kämen auch immer wieder Anzeigen von Angehörigen möglicher Mauertoter.

Albaner wählten Bürgermeister

TIRANA, 26. Juli (dpa). Die Albaner, denen in Zeiten der kommunistischen Diktatur die Gemeindeoberen von der Partei vorgesetzt wurden, haben am Sonntag erstmals ihre Bürgermeister und Gemeinderäte gewählt. Klare Favoriten sind die Kandidaten der regierenden Demokratischen Partei (DP), die bei den Parlamentswahlen im März nahezu zwei Drittel aller Mandate errungen hatten.

Rund zwei Millionen Einwohner des von politischen und wirtschaftlichen Krisen erschütterten Armenhauses Europas waren aufgerufen, ihre Vertreter in die Körperschaften der neu zugeschnittenen Gemeinden, Städte und Bezirke zu entsenden. Elf Parteien oder Gruppierungen hatten nach Auskunft von Landeswahlleiter Vladimir Kristo Kandidaten aufgestellt.

Wie der Sprecher der Wahlkommission, Kujtim Ymeri, mitteilte, wird mit dem Vorliegen des Endergebnisses erst in einigen Tagen gerechnet, da noch immer viele Dörfer nicht über Telefon verfügen.

Pfalzpreis an Dieter Villinger

KAISERSLAUTERN. Der mit fünfzehntausend Mark dotierte Pfalzpreis 1992 für Bildende Kunst ist in der Kaiserslauterer Pfalzgalerie an den 44 Jahre alten Dieter Villinger verliehen worden. Der Künstler, er zählt sich selbst zu den "radikalen Malern", wurde im pfälzischen Bad Bergzabern geboren und lebt in München. Bis zum 30. August sind Arbeiten der Preisträger und anderer Wettbewerbsteilnehmer zu sehen. dpa

Israelis vom Dienst suspendiert

JERUSALEM, 26. Juli (dpa). Drei israelische Reservesoldaten sind am Sonntag vom Dienst suspendiert worden, nachdem sie am Freitag ein irrtümlich für ein Terroristen-Fahrzeug gehaltenes Auto beschossen und dabei ein vierjähriges palästinensisches Kind getötet hatten. Zu der Schießerei im israelisch besetzten Gaza-Streifen war es gekommen, als die Soldaten aufgrund von Geheimdiensthinweisen ein angeblich mit gesuchten Terroristen besetztes Auto durch eine Straßensperre abfangen wollten.

Als sich ein Auto näherte und plötzlich in eine Seitenstraße abbog, eröffneten die Soldaten das Feuer. Später stellte sich heraus, daß der Fahrer des zufällig vorbeikommenden Wagens nur die Kontrolle umgehen wollte, weil er seine Papiere nicht dabei hatte. Die israelische Armee hat der betroffenen Familie ihr tiefes Bedauern und Beileid ausgesprochen.

MOTORSPORT

DEUTSCHE MOTORRAD-MEISTERSCHAFT auf dem Nürburgring, Klasse 125 ccm (zwölf Runden: 54,5 Kilometer): 1. Kurfiss (Pforzheim) Schuh-Honda 22:44,02 Minuten (143,850 km/h), 2. Waibel (Plüderhausen) Honda 22:44,96, 3. Dolenc (Maulbronn) Gazzaniga-Rotax 22:54,56, 4. Helten (Gunskirchen/ Österreich) Rotax 22:59,89, 5. Kohlinger (Ettlingen) Honda 23:02,56, 6. Schaden (Rosenberg) Schuh-Honda 23:18,96. - Punktestand nach fünf Läufen: 1. Kurfiss 94 Punkte, 2. Waibel 86, 3. Kohlinger 50, 4. Schaden 49, 5. Dolenc 42, 6. Fischer (Tacherting) und Dünki (Rüti/Schweiz) 40 Punkte.

Klasse 500 ccm (zwölf Runden: 54,5 Kilometer): 1. Rudroff (Übersee) Harris-Yamaha 21:33,30 Minuten, 2. Aljes (Duisburg) Honda 22:28,22, 3. Anger (Altenmarkt) Honda 22:44,55, 4. Nothelfer (Ellhofen) GHN 22:49,39, 5. Erhardt (Hammer) Honda 22:57,24, 6. Wieser (Eberbach) Honda 23:08,40. - Punktestand nach vier Läufen: 1. Erhardt 62 Punkte, 2. Nothelfer 59, 3. Anger 49, 4. Aljes 45, 5. Rudroff 40, 6. Schütz (Petersberg) Honda 39.

Superbike (elf Runden: 50 Kilometer), 1. Lauf: 1. Weibel (Dallenwil/Schweiz) Ducati 17:33,12 Minuten (155,264 km/h), 2. Hofmann (Büren/Schweiz) Kawasaki 17:33,74, 3. Seidel (Speyer) Suzuki 17:46,29, 4. Mark (Furtwangen) Yamaha 17:46,80, 5. Kellenberger (Jona/Schweiz) Yamaha 17:47,29, 6. Heiler (Köln) Yamaha 17:48,89.

Triathlon, Supersprint-Cup Hanauer Duo gewann Vorschlußrunde

Die Hanauer Simone Mortier und Rainer Müller gewannen am Sonntag in Nürnberg den dritten Durchgang zum Supersprint-Deutschland-Cup der Triathleten. Den aus 1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren und 10 km Laufen bestehenden Wettbewerb bewältigte Simone Mortier in der Siegerzeit von 1:56:59 Stunden und verwies damit die im Deutschland-Cup führende Franziska Lilienfein (Kulmbach/1:58:29) sowie Europameisterin Sonja Krolik (Rheydt/ 1:59:27) auf die Plätze.

Den Sieg in der Männerkonkurrenz in einer Zeit von 1:44:47 Stunden verdankte Müller einem Regelverstoß des Vizeeuropameisters Simon Lessing. Der klar in Front liegende Brite war beim Radfahren in die Wechselzone geraten und wurde daraufhin disqualifiziert. dpa

Deutschland-Cup für Podlesch

Der Berliner Carsten Podlesch holte sich am Samstag in Chemnitz den Deutschland-Cup der Steher. Mit 117 Punkten gewann er die Pokalwertung vor dem Leipziger Ralf Keller (110) und Sven Harter aus Hameln (106). Alle drei Fahrer werden die deutschen Farben bei der Weltmeisterschaft Anfang September in Spanien vertreten.

TRIATHLON

DEUTSCHLAND-CUP, 3. Durchgang zum Supersprint in Nürnberg, Männer: 1. Müller (Hanau) 1:44:47 Stunden, 2. Lorenz (Bretten) 1:45:37, 3. Basting (Darmstadt) 1:45:57.

Frauen: 1. Mortier (Hanau) 1:56:59 Stunden, 2. Lilienfein (Kulmbach) 1:58:29, 3. Krolik (Rheydt) 1:59:27.

MOTORSPORT

GROSSER PREIS VON DEUTSCHLAND, 10. Lauf zur Formel-1-Weltmeisterschaft auf dem Hockenheimring (45 Runden = 306,675 km): 1. Mansell (England) Williams-Renault 1:18:22,032 Stunden, 2. Senna (Brasilien) McLaren-Honda 4,500 Sekunden zurück, 3. Schumacher (Kerpen) Benetton-Ford 34,462, 4. Brundle (England) Benetton-Ford 36,959, 5. Alesi (Frankreich) Ferrari 1:12,607, 6. Comas (Frankreich) Ligier-Renault 1:36,498, 7. Boutsen (Belgien) Ligier-Renault 1:37,180, eine Runde zurück: 8. Patrese (Italien) Williams-Renault, 9. Alboreto (Italien) Footwork-Mugen, 10. Lehto (Finnland) Dallara-Ferrari, 11. Martini (Italien) Dallara-Ferrari, 12. Morbidelli (Italien) Minardi-Lamborgini, 13. Belmondo (Frankreich) March-Ilmor, 14. Gachot (Frankreich) Venturi-Lamborghini, zwei Runden: 15. Gugelmin (Brasilien) Jordan-Yamaha, drei Runden: 16. Wendlinger (Österreich) March-Ilmor. - Stand: 1. Mansell 86 Punkte, 2. Patrese 40, 3. Schumacher 33, 4. Senna 24, 5. Berger 20, 6. Brundle 16, 7. Alesi 13, 8. Hakkinen (Finnland), Alboreto (Italien) je 5, 10. de Cesaris (Italien), Comas (Frankreich) je 4.

Osnabrück - Waldhof Mannheim 6:0 (2:0)

Osnabrück: Dreszer - Wijas - Sievers, Gellrich (72. Marquardt) - Grether, Hofmann, Wollitz, Golombek, Hetmanski - Klaus (53. Greve), Meinke.

Mannheim: Laukkanen - Nachtweih - Wohlert, Dickgießer - Hecker, Schanda, Lasser, Stohn, Schmähler (46. Fellhauer) - Freiler, Kirsten (46. Hofmann).

Tore: 1:0 Golombek (20.), 2:0 Grether (45.), 3:0 Wollitz (58.), 4:0 Wollitz (76.), 5:0 Wollitz (86.), 6:0 Wollitz (88./Foulelfmeter).

Schiedsrichter: Prengel (Düsseldorf)

Zuschauer: 5000.

Gelbe Karten: Hetmanski, Grether - Fellhauer, Dickgießer, Wohlert, Nachtweih, Lasser.

Gelb-Rote Karten: Grether (48.) - Dickgießer (29.), Lasser (74.)

Beste Spieler: Wollitz, Sievers / Lauckanen, Wohlert.

Segelflieger im Abwind

Nach dem siebenten Wertungstag der Segelflieger-Europameisterschaften im ungarischen Bekescsaba fliegt kein Pilot des neunköpfigen deutschen Aufgebots auf Medaillen-Kurs. Bestplazierte sind in der Standardklasse Klaus Triebel aus Selb als Fünfter, in der 15-m-Rennklasse der Aalener Erwin Ziegler als Achter und in der Offenen Klasse Klaus Holighaus (Kirchheim/Teck) als Vierter.

RADSPORT

21. Etappe von La Defense nach Paris (141 km): 1. Ludwig (Gera) 3:28:37 Stunden, 2. von Poppel (Niederlande), 3. Museeuw (Belgien), 4. Jalabert (Frankreich), 5. Lilholt (Dänemark), 6. Andreu (USA), ... 15. Heppner (Gera), 48. Kappes (Bremen), 69. Bölts (Heltersheim), 93. Kummer (Erfurt) alle gleiche Zeit.

Gesamtklassement/Endstand: 1. Indurain (Spanien) 100:49:30 Stunden (39,67 km/h - neuer Tour-Rekord), 2. Chiappucci (Italien) 4:35 Minuten zurück, 3. Bugno (Italien) 10:49, 4. Hampsten (USA) 13:40, 5. Lino (Frankreich) 14:37, 6. Delgado (Spanien) 15:16, 7. Breukink (Niederlande) 18:51, 8. Perini (Italien) 19:16; 9. Roche (Irland) 20:23, 10. Heppner 25:30, ... 35. Bölts 1:12:40, 53. Krieger 1:38:17, 78. Kummer 2:20:00, 96. Ludwig 2:47:17, 128. Kappes 3:47:45.

Mehmet Scholl erlitt Kapselriß

Im Trainingslager in Kaltern/Südtirol zog sich der Neuzugang von Bayern München, Mehmet Scholl (vorher Karlsruher SC), einen Kapselriß am linken Zeigefinger zu. Der Mittelfeldspieler wurde vom Arzt Dr. Peters am Sonntag abend sofort nach Bozen in die Klinik gefahren, wo der Finger genäht wurde.

Golflehrer mit Note 1 Pyatt überraschend Deutscher Profimeister

Während die Nürnbergerin Stefana Lehmeier ihren Titel souverän verteidigte, überraschte ihr englischer Golflehrer- Kollege Martin Pyatt (Anholt) als neuer Deutscher Meister der Berufsgolfer beim Golfclub auf der Wendlohe in Hamburg- Schnelsen. Der 37jährige Engländer feierte den ersten großen Sieg in seiner bisher 14jährigen Golflehrer-Karriere. Für seine 281 Schläge nach Runden von 71+69+68+73 bei par 72 kassierte der neue Meister einen Siegerscheck über bescheidene 18 000 Mark der insgesamt 145 000 Mark Preisgelder.

Der Engländer David Blakeman (Kanndorf) mit 284 Schlägen sowie der Ire John O'Flynn (Bad Griesbach/285) landeten auf den weiteren Medaillen- Rängen. Eine Klasse für sich war die erfolgreiche Titelverteidigerin Stefana Lehmeier (Nürnberg), deren 298 Schläge nach ihrem zweiten Sieg und Runden von 74+72+74+78 nur mit 4200 Mark honoriert wurden. dpa

Meier und Müller im WM-Finale

Karl Meier aus Erding siegte beim Halbfinale der Speedway-Weltmeisterschaft in Hasewinkel/Westfalen. Auf der Sandbahn konnte sich Meier gegen Simon Wigg (Großbritannien) und Mark Loram (Australien) durchsetzen. Für das WM-Finale konnte sich überraschend auch der 43jährige Egon Müller nach dreijähriger verletzungsbedingter Pause qualifizieren.

GOLF

DEUTSCHE MEISTERSCHAFT der Berufsgolfer in Hamburg-Schnelsen (145 000 Mark), Männer: 1. Pyatt (Anholt) 281 (71+69+68+73) Schläge, 2. Blakeman (Kanndorf) 284 (72+71+72+69), 3. O'Flynn (Bad Griesbach) 285 (72+72+71+70), 4. Postiglione (München) 286 (69+72+72+73), 5. Berhorst (Lage) 287 (70+70+75+72), 6. Gögele (Augsburg) 288 (74+76+69+69), 7. Cejka (Offenbach) 291 (75+70+72+67), Giedeon (Hamburg) 291 (72+73+76+70) und Francis (Reischenhof) 291 (72+73+73+73).

Frauen: 1. Lehmeier (Nürnberg) 298 (74+72+74+78) Schläge, 2. Junge (München- Riedhof) 311 (76+81+77+77), 3. Büning (Bottrup) 320 (81+83+76+80), 4. Eckrodt (Düsseldorf) 322 (85+79+79+79), 5. Herrmann (Ulm) 324 (81+82+82+79).

Irak und UN einigen sich auf Kompromiß Deutscher leitet Inspektionen in Bagdad

NEW YORK, 26. Juli (dpa/Reuter). Die Vereinten Nationen (UN) und Irak haben den Streit um die Überprüfung des Landwirtschaftsministeriums in Bagdad durch UN-Waffeninspektoren, der als die schwerste Konfrontation seit dem Golf-Krieg galt, mit einem Kompromiß beigelegt. Der Chef der UN- Kommission für die Abrüstung in Irak, Rolf Ekeus, und der irakische UN- Botschafter Abdul Amir el Anbari erklärten am Sonntag in New York, die Lösung sei "zur Zufriedenheit beider Seiten ausgefallen". Leiter eines neuen Inspektorenteams wird der Deutsche Achim Biermann.

Der Kompromiß sieht im wesentlichen vor, daß der sechsköpfigen Gruppe, die das Landwirtschaftsministerium überprüfen soll, nur Experten aus Nationen angehören werden, die nicht direkt am Krieg gegen Irak beteiligt waren. Es sind unter Leitung des Deutschen Achim Bierman Experten aus Schweden, Finnland, der Schweiz und Rußland. Irak hatte Wert darauf gelegt, daß dem Team keine US-Amerikaner und Briten angehören. Mit dem Kompromiß hätte auch die Souveränität Iraks gewahrt werden sollen, meinte Anbari.

Ekeus ging davon aus, daß die UN-Inspektoren am morgigen Dienstag wieder in Bagdad eintreffen werden, um das Ministerium auf die dort vermuteten Unterlagen über Waffenprogramme zu durchsuchen. Nach seinem Eindruck werde der Kompromiß von den Mitgliedern des Sicherheitsrates unterstützt, auch wenn die irakischen Behörden inzwischen Zeit gehabt hätten, die gesuchten Unterlagen zu entfernen.

Ekeus zeigte sich überzeugt, daß erst die Drohungen der USA und ihrer Verbündeten, Saddam Hussein notfalls mit militärischen Mitteln zur Befolgung der Waffenstillstandsresolutionen zu zwingen, auf Badgad gewirkt hätten.

(Weiterer Bericht auf Seite 2)

Butler von New York zum TTL Bamberg

Einen attraktiven Neuzugang meldet Basketball-Bundesligist TTL Bamberg. Von den New York Knicks aus der US- Profiliga NBA wechselt Greg Butler zum deutschen Pokalsieger. Der 26jährige, 2,12 Meter große und 125 Kilogramm schwere Center ist der Nachfolger von Brian Martin.

Amateurgolferinnen ohne EM-Chance

Die Hamburgerin Franca Fehlauer belegte als beste deutsche Spielerin bei der EM der Amateurgolferinnen im portugiesischen Estoril den 25. Platz. Den Titel gewann die Engländerin Joanne Morley.

"Mord an Boudiaf ein Komplott" Gardisten des getöteten algerischen Präsidenten festgenommen

ALGIER, 26. Juli (AFP/Reuter). Im Zusammenhang mit der Ermordung des algerischen Staatschefs Mohamed Boudiaf Ende Juni sind zehn Mitglieder seiner Leibwache festgenommen worden. Der Sprecher der staatlichen Untersuchungskommission sagte am Samstag abend, der als Täter identifizierte Offizier Lembarek Boumaraf habe den Mord nicht allein vorbereiten und ausführen können. Vielmehr habe es ein "Komplott" gegeben. Mindestens drei Leibwächter des Präsidenten seien nicht auf ihrem Posten gewesen, als Boumaraf den Präsidenten in der Stadt Annaba niederschoß.

Ein Mitglied der Untersuchungskommission hatte gesagt, Boumaraf sei Anhänger islamisch-fundamentalistischer Ideen. Die Sympathien des 26jährigen Attentäters für Fundamentalisten-Gruppen seien dessen Freunden bekannt gewesen. Dem Sprecher zufolge ist Boumaraf von Zeugen als Täter identifiziert worden. Offiziellen Angaben zufolge gehört er einer Spezialeinheit an, die der Leibwache des Präsidenten angegliedert ist.

Der Kommissionssprecher sagte weiter, Mitglieder der Leibwache hätten die ihnen zugewiesenen Plätze in dem Saal, in dem Boudiaf sprach, verlassen gehabt. Es sei bemerkenswert, daß die Sondereinheit zum Schutz des Präsidenten keinerlei Befehle erhalten habe.

Die Kommission wies darauf hin, daß Boumaraf nach der Tat ohne Schwierigkeiten entkommen konnte. Dies sei ein Indiz für eine passive Komplizenschaft der Sicherheitskräfte. Ein Leibwächter habe einen der Verfolger Boumarafs nach dem Mord angeschossen.

Wie vor einer Woche kam es am Wochenende in mehreren algerischen Städten erneut zu schweren Zusammenstößen zwischen islamischen Fundamentalisten und der Polizei. Nach Polizeiangaben waren schon am Freitag vier Menschen getötet und mindestens zehn weitere verletzt worden. Erstmals seit Verhängung des Ausnahmezustandes in Algerien am 9. Februar befanden sich unter den Opfern auch zwei Frauen. Rund 230 Demonstranten wurden festgenommen, hieß es weiter. Zu den gewalttätigen Auseinandersetzungen in den Städten Berrouaghia, Djelfa, Batna und Jijel kam es, nachdem sich die Gläubigen nach dem Freitagsgebet zu Demonstrationen zusammengeschlossen hatten. In der Stadt Blida wurde eine Moschee von den örtlichen Behörden geschlossen. In Khroup beschädigten Unbekannte am Wochenende mit einer selbstgebastelten Bombe eine Telefonzentrale.

Bei einer Schießerei in der Gebirgsregion Djemila wurden nach Angaben der Polizei am Sonntag drei Fundamentalisten und ein Polizist getötet. Spezialeinheiten hatten die Gruppe, deren Anführer am 16. Juli getötet worden war, seit Tagen verfolgt. Bei einem Feuergefecht in Sidi Bouabida fiel der Polizei der Anführer einer bis dahin den Behörden unbekannten fundamentalistischen Gruppe in die Hände.

Hungersnot in Afrika wächst Unterernährung weltweit zurückgegangen / Studie der FAO

ROM, 26. Juli (AFP). Die Zahl der unterernährten Menschen in den Entwicklungsländern ist in den vergangenen 20 Jahren von 941 Millionen auf 786 Millionen zurückgegangen. In Afrika verschlechterte sich die Situation allerdings im selben Zeitraum erheblich. Diese Zahlen veröffentlichte die Welternährungsorganisation (FAO) jetzt als Ergebnis einer weltweiten Untersuchung. Danach waren im Zeitraum 1988 bis 1990 noch 20 Prozent der Bevölkerung in der Dritten Welt chronisch unterernährt. 1969 betrug ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung der unterentwickelten Länder noch 36 Prozent.

Die meisten Fortschritte wurden in den asiatischen Ländern erzielt. Die Untersuchung bezog erstmals auch China, die Mongolei, Vietnam und Nordkorea ein. In Asien, wo 68 Prozent der weltweit unterernährten Menschen leben, ist es seit 1969 gelungen, den Anteil der Unterernährten an der Gesamtbevölkerung von 40 Prozent auf 19 Prozent zu senken. 1969 waren dort noch 751 Millionen Menschen unterernährt, während zwischen 1988 bis 1990 rund 528 Millionen nicht genug zu essen hatten.

In Afrika hat sich dagegen die Zahl der ständig hungernden Menschen von 101 auf 168 Millionen erhöht. Dies führt der Bericht der FAO unter anderem darauf zurück, daß die landwirtschaftliche Produktion nicht mit dem rasanten Bevölkerungswachstum Schritt halten könne.

In Lateinamerika und im Nahen Osten schien sich die Situation in den 70er Jahren zu verbessern. In den 80er Jahren kehrte sich nach Angaben der FAO die positive Entwicklung allerdings wieder um. Der Anteil der unterernährten Menschen an der Gesamtbevölkerung der Staaten in diesen beiden Regionen liegt noch immer bei 13 beziehungsweise zwölf Prozent. Die absolute Anzahl der hungernden Menschen stieg in Lateinamerika von 47 auf 59 Millionen und im Nahen Osten von 24 auf 31 Millionen an.

Entwurf für C-Waffen-Verbot

BADEN-BADEN, 26. Juli (AFP). Der Vertrag über ein weltweites Verbot chemischer Waffen soll Ende des Jahres unterschriftsreif sein. Das sagte der deutsche Delegationsleiter bei den Genfer Verhandlungen, Adolf Ritter von Wagner, am Sonntag im Südwestfunk. Auf der Basis seines Kompromiß-Entwurfes sollten Unstimmigkeiten bis dahin ausgeräumt sein. Dem Entwurf zufolge sollen rund 1000 Kontrolleure das Produktionsverbot und die Vernichtung der Chemiewaffen weltweit überprüfen. Diese soll binnen zehn Jahren abgeschlossen sein.

Neben den Routine-Kontrollen sind Wagner zufolge auch Verdachts-Kontrollen vorgesehen. Der Vertragsentwurf mache es den Unterzeichnerstaaten praktisch unmöglich, sich diesen kurzfristig anberaumten Überprüfungen zu entziehen. Diese Bestimmungen seien allerdings einigen Staaten zu streng. Hier werde noch um Kompromisse gerungen.

Kurz gemeldet: Ex-Botschafter in Kabul erschossen

KABUL, 26. Juli (AFP). Der frühere afghanische Botschafter in der Ex-DDR, Abdul Ahad Wolessi, ist in Kabul erschossen worden. Der Diplomat war Mitglied der Watan-Partei des Ex-Staatspräsidenten Mohammed Nadjibullah.

Muß Reagan vor Gericht?

WASHINGTON, 26. Juli (AFP). Der ehemalige US-Präsident Ronald Reagan wird möglicherweise wegen der Affäre um die illegalen Waffenverkäufe während seiner Amtszeit an Iran vor Gericht gestellt. Wie die Washington Post am Wochenende berichtete, will der zuständige Staatsanwalt Lawrence Walsh innerhalb der nächsten zehn Tage entscheiden, ob gegen Reagan und seine früheren engen Mitarbeiter Anklage wegen krimineller Verschwörung erhoben wird, weil den Untersuchungsrichtern die Rolle des US-Kongresses und der Regierung beim heimlichen Waffenverkauf an den Iran 1985 verborgen worden war.

Der damalige Verteidigungsminister Caspar Weinberger war im vergangenen Monat in Zusammenhang mit den Waffenverkäufen des Meineides und der Verzögerungstaktik angeklagt worden. Sein Prozeß soll am 2. November beginnen.

Gewerkschafter ermordet

SAN SALVADOR, 26. Juli (AFP). In El Salvador ist ein linker Gewerkschaftsführer ermordet worden. Das berichtete die nichtamtliche Kommission für Menschenrechte (CDHES) am Samstag. Ein Leichnam mit Folterspuren, der vor einer Woche am Stadtrand von San Salvador gefunden wurde, sei als der des Vorsitzenden der Nationalen Gewerkschaftsvereinigung Salvadorianischer Arbeiter (FENASTRAS), Miguel Angel Alvarenga, identifiziert worden. Die Kommission wies darauf hin, daß seit der Unterzeichnung des Friedensabkommens zwischen der Regierung und der Guerilla am 16. Januar 16 weitere Fälle politischer Morde registriert worden seien. Auch die katholische Kirche des zentralamerikanischen Landes hatte vergangene Woche die erneute Zunahme politisch motivierter Morde angeprangert.

Die Volksbefreiungsfront Farabundo Marti (FMLN) sprach von einer "neuen Krise" im salvadorianischen Friedensprozeß. Ein Großteil der am 30. Juni entwaffneten Guerilleros sei inzwischen in die Zonen zurückgekehrt, in der die FMLN ihre Kämpfer zusammengezogen hatte.

Auslieferung vorerst gescheitert Chilenische Bedingung verhinderte Übergabe Erich Honeckers

MOSKAU/BONN, 26. Juli (AFP/Reuter). Eine Überstellung des ehemaligen DDR-Staatschefs Erich Honecker nach Deutschland ist am Wochenende durch neue Bedingungen Chiles vorerst gescheitert. Nach Angaben russischer Regierungsvertreter hatte Chile in letzter Minute verlangt, daß die Moskauer Justiz dem früheren SED-Chef ein "rechtliches Anhörungsverfahren" gewährt. Damit wäre die alleinige Verantwortung bei Rußland geblieben, was die russische Seite ablehnte. Einem chilenischen Regierungssprecher zufolge verlangt Santiago einen formellen Ausweisungsbeschluß der russischen Justiz.

Im Moskauer Außenministerium hieß es, die Verhandlungen mit Chile seien gescheitert. Das Auswärtige Amt in Bonn bestätigte, daß sich die Gespräche "offensichtlich schwierig" gestalten. Gleichzeitig bekräftigte Chiles Außenminister Enrique Silva Cimma, sein Land sei grundsätzlich mit einer Auslieferung Honekkers einverstanden. Es sei "absolut wahrscheinlich", daß Honecker den deutschen Behörden übergeben werde.

Chiles Präsident Patricio Aylwin sagte im chilenischen Rundfunk, man bemühe sich weiter um eine Lösung. Vermutungen, daß diese noch am Wochenende zu erwarten sei, seien jedoch unbegründet. Bundeskanzler Helmut Kohl und Vertreter der russischen und der chilenischen Regierung hatten in der vergangenen Woche von Bewegung in dem Fall gesprochen und eine Lösung in naher Zukunft in Aussicht gestellt.

Gegen Honecker besteht Haftbefehl wegen des Schießbefehls an der deutsch- deutschen Grenze. Er muß daher damit rechnen, in Untersuchungshaft zu wandern. Die Berliner Justizsprecherin Uta Fölster räumte jedoch ein, daß eine Haftverschonung für Honecker möglich sei, wenn das Gericht eine Fluchtgefahr verneine. Dabei könne eine Rolle spielen, ob Honecker freiwillig zurückkehre.

Honeckers Frau Margot wies erneut darauf hin, ihr Mann werde sich im Fall eines gewaltsamen Versuchs, ihn aus der chilenischen Botschaft in Moskau zu holen, selbst töten. Die Berliner Justiz berichtete, gegen Margot Honecker werde aufgrund mehrerer Anzeigen die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens geprüft.Kolumbien zeigt sich hart Regierung erfüllt Forderungen des flüchtigen Drogenbosses nicht

MEDELLIN/BOGOTA, 26. Juli (AFP). Kolumbiens Regierung ist nicht bereit, auf die Bedingungen einzugehen, die der flüchtige Drogenboß Pablo Escobar dafür genannt hat, daß er sich freiwillig der Justiz stellt. Die Regierung in Bogota lehnte es ab, Escobar zuzusichern, daß er in dem Luxusgefängnis von Envigado bei Medellin bleiben könne, aus dem er aus Sicherheitsgründen fortgebracht werden sollte. Weiter hatte er gefordert, daß die Regierung die Garantien einhält, die sie ihm 1991 gegeben hatte. Vor allem dürfe sie ihn nicht nach USA auszuliefern.

In einer Erklärung des Präsidentenpalastes lehnte es die kolumbianische Regierung ab, derartige Garantien zu geben, und versprach dem Drogenboß lediglich "ein faires Verfahren und Inhaftierung an einem sicheren Ort". Der Gouverneur von Antioquia, Juan Gomez Martinez, nannte die Forderungen Escobars "überzogen". Doch könnten sie die Grundlage für einen "Dialog" bilden, fügte er hinzu. Generalstaatsanwalt Gustavo de Greiff sagte, Escobar habe durch seine Flucht die Chance auf eine Strafminderung verwirkt, die ihm vor einem Jahr in Aussicht gestellt worden war. Der 42jährige Drogenboß war am Mittwoch mit neun Komplizen aus dem Gefängnis geflohen. Seine Anwälte übermittelten am Freitag in einem Schreiben die Bedingungen Escobars für seine Rückkehr ins Gefängnis.

Erste politische Opfer des Ausbruchs wurden der stellvertretende Kommandant der kolumbianischen Luftwaffe, General Hernando Monsalve, sowie der Generaldirektor der kolumbianischen Gefängnisse, Oberstleutnant Hernando Navas Rubio. Monsalve trat zurück, nachdem ihm vorgeworfen worden war, nicht rasch genug auf die Flucht Escobars reagiert zu haben. Von mehreren Seiten wurde der Rücktritt von Präsident Cesar Gaviria wegen der Affäre gefordert.

Unterdessen wurden Einzelheiten der Flucht Escobars bekannt. Wie Armeechef Manuel Murillo, am Wochenende mitteilte, halfen ihm einige der Soldaten.

Am Golf sind 20 000 US-Soldaten stationiert

Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Washington halten sich derzeit insgesamt 20 000 US-Soldaten im Golf oder in nächster Nähe auf. Sollten die USA sich im Konflikt mit Irak zu einem Militärangriff entschließen, um die UN- Resolutionen durchzusetzen, würden sie zunächst auf Kampfflugzeuge auf ihren beiden Flugzeugträgern "Independence" und "Saratoga" sowie auf andere in der Region stationierte Maschinen der US- Air-Force zurückgreifen.

Nach Auffassung von Militärexperten würden sie Irak wie während des GolfKriegs 1991 verstärkt mit Tomahawk- Marschflugkörpern angreifen und das Kampfflugzeug "Harrier" einsetzen, einen Senkrechtstarter aus britischer Produktion mit einem Aktionsradius von bis zu 650 Kilometern. Auf der "Independence" und "Saratoga" stehen jeweils etwa 80 Kampfflugzeuge, unter ihnen etwa 20 Maschinen des Schwenkflüglers F-14 "Tomcat". Der Aktionsradius dieser wichtigsten Trägermaschine der Marine beträgt 725 Kilometer. 20 Tiefangriffsflugzeuge "Intruder" mit einem Aktionsradius von 1200 Kilometern und 20 Jagdbomber "Hornet", die jeweils bis zu 775 Kilogramm Bomben und Raketen zuladen können, sind ebenfalls auf den beiden Flugzeugträgern stationiert. Die "Independence" befindet sich derzeit im Golf. Ihre Flugzeuge könnten Irak sofort erreichen.

Die "Saratoga" könnte das östliche Mittelmeer innerhalb von 24 Stunden erreichen. Von ihren Flugzeugen könnten jedoch nur die "Intruder" Angriffe auf Irak fliegen, ohne in der Luft oder bei einer Zwischenlandung aufgetankt zu werden. Die Türkei hat jedoch wissen lassen, daß sie bei einem Angriff auf Irak keine Hilfe leisten würde.

Arbeitslose "unterbezahlt"?

HAMBURG, 26. Juli (AFP). Arbeitslose erhalten möglicherweise zuwenig staatliche Unterstützung. Wie das Hamburger Nachrichtenmagazin Der Spiegel in seiner jüngsten Ausgabe berichtet, könnten Leistungsempfänger nach einer für Herbst anstehenden Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts über das Existenzminimum Anspruch auf Nachzahlung haben. Derzeitige Rechtsverordnungen über die Höhe der Leistungen wären dann verfassungswidrig. Um ihre Ansprüche zu wahren, sollten Arbeitslose deshalb jetzt schnell Einspruch gegen die Bescheide der Arbeitsämter einlegen.

Noch im Herbst werde das Bundesverfassungsgericht "mit ziemlicher Sicherheit" entscheiden, daß das Existenzminimum der Bürger mit rund 10 000 Mark pro Jahr anzusetzen sei, berichtet der Spiegel. Derzeit liege der entsprechende Grundfreibetrag jedoch nur bei 5616 Mark. Dies hat deshalb Einfluß auf das Arbeitslosengeld, weil es prozentual auf das Nettoeinkommen bezogen ist.

Unfalltod löst Krawall aus

VITRY-LE-FRANÇOIS, 26. Juli (AFP). Zu Straßenkrawallen ist es in der Nacht zum Sonntag in Vitry-le-François (zwischen Paris und Nancy) gekommen, nachdem ein junger Mann bei dem Versuch, einer Polizeikontrolle zu entgehen, tödlich verunglückt war. 150 Jugendliche lieferten sich stundenlange Straßenschlachten mit der Polizei, die mit Steinen und Tränengas ausgetragen wurden.

Der junge Mopedfahrer war von einer Polizeistreife beim Fahren ohne Sturzhelm erwischt worden. Beim Versuch, ihr zu entkommen, rammte der junge Mann einen Betonpfosten und kam dabei ums Leben. Der aus einer nordafrikanischen Einwandererfamilie stammende junge Mann hatte gerade das Abitur gemacht und eine Aufnahmeprüfung für die Polizei abgelegt.

Sofort nach dem Unfall brachen in dem Viertel mit starkem Einwandereranteil Unruhen aus, die erst beigelegt werden konnten, als der Vater des Verunglückten am Unfallort zur Mäßigung aufrief. Ein Supermarkt wurde von den Jugendlichen verwüstet und geplündert.

Lkw gegen Wodka getauscht

MOSKAU, 27. Juli (AFP). Ausgemusterte Soldaten aus der südrussischen Region Samara haben einen Militärlastwagen gegen drei Flaschen Wodka eingetauscht, meldete jetzt die Moskauer Nachrichtenagentur Itar-Tass.

Haben früher Soldaten nach ihrer Ausmusterung nur kleine "Souvenirs" wie ihre Uniform, ihr Rangabzeichen oder ihren Gürtel mitgehen lassen, häufen sich nach Angaben von Itar-Tass in jüngster Zeit Diebstähle wertvolleren Materials. Die Armeezeitschrift Suworowski Natisk berichtete, die Behörden der Region von Chabarowsk entdeckten täglich ein Dutzend Deserteure mit Hehlerware.

Atomexperten drohen Streik an

MOSKAU, 27. Juli (AFP). Nuklearexperten des russischen Atomzentrums Arsamas-16 haben mit Streik gedroht, wenn die Regierung ihnen nicht bald ihre Gehälter ausbezahle. Wie die Nachrichtenagentur Itar-Tass meldete, wies einer der Leiter des Atomzentrums in Nischni- Nowgorod östlich von Moskau darauf hin, daß die Techniker schon ihre Mai-Gehälter erst nach Protesten erhalten hätten.

Vor zwei Wochen hatte das Wartungspersonal von Atomkraftwerken im westsibirischen Krasnojarsk Streikaktionen angekündigt, um die Auszahlung der seit drei Monaten fälligen Gehälter zu erzwingen. In Rußland herrscht seit Monaten enorme Geldknappheit.

Europäische Jugendwoche mit Folklore eröffnet

WITZENHAUSEN. Mit dem Auftritt von Folklore-Gruppen aus fünf Ländern ist am Samstag abend die 36. Europäische Jugendwoche im nordhessischen Witzenhausen (Werra-Meißner-Kreis) eröffnet worden.

Zum Auftakt präsentierten die Gruppen - "Vizbulite" aus Segulda (Lettland), "Prajski" aus Minsk (Weißrußland), "Otex" aus Ohrid (Mazedonien), "L'Union" aus Toulouse (Frankreich) und "Die Lugwigsteiner" aus Hessen/Thüringen - auf dem Witzenhauser Marktplatz Lieder und Tänze ihrer Heimat.

Am Sonntag nachmittag stand ein zweiter Auftritt aller Gruppen auf der Freilichtbühne in Fürstenhagen/Hess.- Lichtenau auf dem Programm. Neben zahlreichen Einzelauftritten werden die rund 200 Jugendlichen im Laufe der Woche auf der Burg Ludwigstein in Arbeitsgruppen unter anderem in den Themen Tanz, Chor, Puppen-Herstellung oder Weben zusammenarbeiten.

Zum Abschluß am kommenden Samstag ist eine "Euro-Party" geplant. lhe

Frankfurter Ignatz Bubis will Nachfolger Galinskis werden

FRANKFURT A. M., 26. Juli (dpa/ AP). Ignatz Bubis, Chef der Frankfurter Jüdischen Gemeinde, kandidiert als Nachfolger des verstorbenen Heinz Galinski für den Vorsitz des Zentralrats der Juden in Deutschland. Seine Entscheidung gab der 65jährige Bubis (Bild: dpa) am Wochenende auf Anfrage bekannt. Am 20. September wird das Direktorium des Zentralrats voraussichtlich in Frankfurt/Main über die Neubesetzung bestimmen.

Bubis steht seit vielen Jahren an der Spitze der Jüdischen Gemeinde Frankfurts. Seit 1969 gehört er der FDP an, seit über sechs Jahren steht er an der Spitze des Rundfunkrats des Hessischen Rundfunks. Im sogenannten Frankfurter Häuserkampf während der Studentenunruhen Ende der 60er Jahre war der Immobilienkaufmann Bubis eine der Zielscheiben des Protests.

Aquarelle Schmidt-Rottluffs in Halle

HALLE. Eine Ausstellung mit rund 70 Aquarellen von Karl Schmidt-Rottluff (1884-1976) ist in der Staatlichen Galerie Moritzburg in Halle eröffnet worden. Sie umfaßt Bestände des Brücke-Museums Berlin und der Karl-und-Emy-Schmidt- Rottluff-Stiftung. Die Ausstellung ist bis zum 30. August geöffnet. dpa

Peru droht Terroristen

LIMA, 26. Juli (Reuter). Perus Präsident Alberto Fujimori hat dem Terrorismus den Krieg erklärt. Jene, die das Land bluten ließen, würden ausgeschaltet, sagte der Präsident am Wochenende in einer landesweiten Fernsehrede. Terroristische Anschläge, bei denen Menschen umkämen, würden künftig als Landesverrat angesehen. In den vergangenen Wochen hatte die maoistische Guerilla- Organisation "Leuchtender Pfad" eine Serie von Anschlägen verübt.

Fujimori odnete strikte Kontrollen für Chemikalien an, die normalerweise als Kunstdünger oder im Bergbau Anwendung finden, von Terroristen aber als Sprengstoff für Autobomben benutzt werden. In Armenvierteln der Haupstadt führten rund 1000 Polizisten Samstag morgen eine Razzia durch. Über Festnahmen gab es keine Berichte.

Parteistratege wird Kandidat

BRASOW, 26. Juli (Reuter). Rumäniens größte Partei, die Nationale Rettungsfront, hat am Samstag den Parteistrategen Caius Dragomir zu ihrem Kandidaten für die Präsidentschaftswahlen im September bestimmt. Dragomir, derzeit Informationsminister in der Übergangsregierung, setzte sich auf dem Parteitag im transsylvanischen Brasov mit 316 gegen 282 Stimmen knapp gegen seinen schärfsten Rivalen, Innenminister Victor Babiuc, durch. Der 53jährige Dragomir, von Beruf Arzt, wird gegen Präsident Ion Iliescu antreten, der einst zu den Gefolgsleuten des hingerichteten Diktators Nicolae Ceausescu gehörte.

Parteichef Petre Roman hatte sich nicht zur Wahl gestellt, obwohl die Partei ihn dazu gedrängt hatte. Roman war im September nach Demonstrationen gegen seine Reformpolitik aus dem Amt des Regierungschefs geschieden.

Eni bietet fast drei Milliarden Italiener an Ostchemie interessiert / Arbeitnehmer unzufrieden

HALLE (rtr/dpa/VWD). Eine Firmengruppe unter Führung des staatlichen italienischen Energiekonzerns Ente Nazionale Idrocarburi (Eni) will nach Angaben der Treuhand 2,9 Milliarden Mark in die ostdeutsche Chemieindustrie investieren. Treuhandvorstand Klaus Schucht sagte vor Betriebsräten der Chemiefirmen in Halle, die Anstalt sei in "sehr konkreten Verhandlungen mit den Italienern" über den Verkauf der Polyolefin-Produktion in Buna, Böhlen und Leuna (siehe auch FR vom Samstag). Bis Ende des Jahres sollten die Verträge mit Eni oder einem konkurrierenden Konsortium abgeschlossen sein. Laut Paul Achleitner von der in den Verkauf eingeschalteten Investmentbank Goldman Sachs sind an der Eni-Gruppe auch die Thyssen Handelsunion und die Österreichische Mineralöl-Versorgung (ÖMV) beteiligt. Bei den Mitgliedern des zweiten Konsortiums soll es sich um europäische Firmen handeln, die möglicherweise ganze Sparten ausgliedern und in einem neuen Unternehmen mit Sitz in der Chemieregion Leipzig/Halle zusammenfügen wollen. An Beteiligungen interessiert seien auch die National Petroleum in Iran sowie der Energiekonzern Shell.

Für die nicht von Elf Aquitaine und Partnern übernommene Chemieindustrie in Leuna gebe es Investitionsangebote im Umfang von 1,1 Milliarden Mark, teilte Achleitner mit. Um die versprochenen 20 000 Arbeitsplätze in der Chemie und 12 000 in Zulieferbetrieben zu erhalten, müßten aber 13 Milliarden statt der bisher insgesamt in Aussicht gestellten zehn Milliarden investiert werden.

Auf einer Veranstaltung der Industriegewerkschaft Chemie - Papier - Keramik richteten Beschäftigte heftige Angriffe gegen Repräsentanten der Breuel- Behörde. Die Privatisierungszusagen seien unzureichend. Arbeitnehmervertreter monierten besonders, daß die Addinolwerke Lützkendorf keine Perspektive für ein Fortbestehen hätten. IG-Chemie-Chef Hermann Rappe wies die Kritik der Betriebsräte entschieden zurück.

Irak meldet Einigung im Streit mit den UN Deutsche sollen in Bagdad kontrollieren

BAGDAD, 26. Juli (Reuter/dpa). Der Streit um den für Inspektoren der Vereinten Nationen (UN) blockierten Zugang zum irakischen Landwirtschaftsministerium in Bagdad ist nach irakischen Angaben beigelegt. Auch Deutsche sollen demzufolge zur Gruppe der UN-Inspektoren gehören. Zuvor hatten irakische Medien am Wochenende angekündigt, daß das Land sich nicht dem Druck der UN beugen werde. Zudem hatten sie erneut Ansprüche auf Kuwait angemeldet. Die Zeitung New York Times hatte berichtet, die Alliierten stünden unmittelbar vor einem Ultimatum gegen Iraks Staatschef Saddam Hussein.

Der irakische UN-Botschafter Abdul Amir Al-Anbari sagte in New York nach einer Unterredung mit dem Chef der UN-Waffeninspektoren in Irak, Rolf Ekeus, es sei eine Vereinbarung zur Zufriedenheit beider Seiten getroffen worden. Von Ekeus und den Vereinten Nationen gab es noch keine Reaktion.

Nach Angaben Al-Anbaris sollen die UN-Inspektoren Zutritt zum Landwirtschaftsministerium bekommen, aus Gründen der Souveränität und Würde Iraks aber nicht zum Ministerbüro. Geändert wird nach seinen Worten auch die Zusammensetzung des Teams der Inspektoren. Al-Anbari sagte, es würden hauptsächlich Vertreter aus Nationen sein, die nicht am Krieg gegen Irak teilnahmen. Er nannte Deutschland, die Schweiz, Schweden und Rußland.

Die Nachrichtenagentur INA verbreitete am Sonntag das Ergebnis einer Untersuchung der Universität Basra, in der die Ansprüche Iraks auf Kuwait erneuert wurden. "Kuwait ist Teil Iraks und eine natürliche Fortsetzung irakischen Territoriums", hieß es in dem Bericht. Mit dieser Begründung war Irak im August 1990 in dem Emirat eingefallen und hatte es sieben Monate lang besetzt gehalten.

(Weiterer Bericht auf Seite 2, Kommentar auf Seite 3)

Kurs gegen Birma umstritten

MANILA, 26. Juli (Reuter). Trotz eindeutiger Forderungen ihrer wichtigsten Handelspartner wollen die sechs in der ASEAN-Gruppe zusammengeschlossenen Länder Südostasiens keinen Konfrontationskurs gegen das Militärregime in Birma. Nach einem Treffen in der philippinischen Hauptstadt Manila verteidigte der thailändische Ressortchef Arsa Sarasin für den ASEAN die bisherige Politik der stillen Diplomatie. In Birma seien positive Entwicklungen zu beobachten. Unter anderem seien einige politische Gefangene freigelassen worden.

Im Gegensatz dazu sagte US-Außenminister James Baker, Birmas Regierung müsse aufgefordert werden, alle politischen Gefangenen sofort freizulassen und in einen Dialog über den Übergang der Herrschaftsgewalt an eine demokratisch gewählte Regierung einzutreten. "Minimale Fortschritte" könnten die nach wie vor beklagenswerte Menschenrechtslage in Birma nicht wettmachen.

Vor der Küste Kenias warten neue Flüchtlinge aus Somalia

MOMBASA, 26. Juli (Reuter). Vor der Küste Kenias bahnt sich ein neues Flüchtlingsdrama an. Nachdem im Juni vor Jemen über 150 Somalier verhungerten, verdursteten oder ertranken, liegt jetzt vor Mombasa in Kenia ein Schiff mit Flüchtlingen des somalischen Bürgerkrieges fest. Der Kapitän des Frachters "Sama 1" berichtete am Sonntag über Funk, die Nahrung für die Besatzung und die 283 Flüchtlinge sei ausgegangen, Wasser gebe es nur noch für wenige Stunden, ebenso Treibstoff. Die kenianische Regierung will die Flüchtlinge nicht an Land lassen, weil das Lager Utange bei Mombasa bereits überfüllt sei.

"Die Lage ist schlimmer als kritisch", sagte der Kapitän des Frachters. Die Flüchtlinge waren im somalischen Kismayu an Bord gelangt, wo der Frachter Schrott geladen hatte. In Kenias Behördenkreisen hieß es, die meisten Flüchtlinge seien Frauen und Kinder.

"Angriffsstrategie" gegen Mafia Rom schickt noch in dieser Woche 7000 Soldaten nach Sizilien

ROM, 26. Juli (Reuter) Eine Woche nach der Ermordung des Richters und Mafia-Jägers Paolo Borsellino hat die italienische Regierung beschlossen, 7000 Soldaten nach Sizilien zu senden. Ministerpräsident Giulio Amato sagte am Sonntag im italienischen Rundfunk, die Entscheidung bedeute keine Militarisierung der Insel, da die Kontrolle der öffentlichen Ordnung weiter in der Hand der Zivilbehörden liege. Die Armee soll auf Sizilien potentielle Anschlagsorte kontrollieren und so die dort gebundenen Polizeikräfte für die Bekämpfung der Mafia freimachen.

Die ersten über 1000 der 7000 Soldaten kamen bereits am Wochenende in Sizilien an. Die Truppenverlegung soll bis Donnerstag abgeschlossen sein. Der Planung zufolge werden 3000 Soldaten ständig auf Sizilien stationiert, die übrigen im 40-Tage-Rhythmus ausgetauscht. Rund die Hälfte der Soldaten kommt von Elite- Einheiten. Sie sollen unter anderem Justizgebäude, Bahnhöfe, Flughäfen und Straßen schützen. Auch erhalten sie das Recht, Verdächtige festzunehmen.

Innenminister Nicola Mancino sprach von einer "Angriffsstrategie" gegen die Mafia. Justizminister Claudio Martelli erklärte, die Entsendung der Soldaten werde die Sicherheit in Sizilien und den Schutz vor dem organisierten Verbrechen erhöhen. Es sei keine "Muskelspielerei".

Der Bürgermeister von Palermo, Aldo Rizzo, kritisierte den Armee-Einsatz als untaugliches Mittel im Kampf gegen das organisierte Verbrechen. Truppen seien im Kampf gegen einen "sichtbaren" Gegner angebracht, doch sei die Mafia eine "Macht im Verborgenen". Auch der ehemalige Mafioso Tommaso Buscetta, der als Informant der Polizei an einem geheimen Ort in den USA lebt, nannte den Militäreinsatz gegen die Mafia unnütz. Den Mafia-Mitgliedern müßten die Bürgerrechte aberkannt werden, um sie besser verfolgen zu können.

Hammer und Sichel eingeholt

MOSKAU, 26. Juli (Reuter). Ein halbes Jahr nach dem Ende der Sowjetunion ist auf den Schiffen der russischen Kriegsmarine am Sonntag die sowjetische Flagge mit Hammer und Sichel und dem roten Stern endgültig eingeholt worden. Ersetzt wurde sie durch die Marineflagge mit dem Andreas-Kreuz, der alten russischen Zarenflagge. Ausgenommen war die zwischen Rußland und der Ukraine umstrittene Schwarzmeerflotte, die die sowjetische Flagge weiterführen soll, bis sich die beiden Republiken auf ihre Aufteilung geeinigt haben.

Biedenkopf vermißt Konzept

DÜSSELDORF, 26. Juli (Reuter). Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf hat in der Diskussion um die Finanzierung der deutschen Einheit Kritik an den "westdeutschen Institutionen" geübt und vor einer "Fragmentarisierung der Probleme" gewarnt. Im "Handelsblatt" sagte der CDU-Politiker, die öffentliche Hand sei finanzpolitisch mit dem wirtschaftlichen Aufbau im Osten nicht überfordert. Es sei jedoch die Frage, ob die Politik mit der Situation fertig werde. Durch "Fragmentarisierung der Probleme" sei die Lage hochgradig unübersichtlich geworden. Bislang fehle eine "Gesamtschau" der nationalen Aufgaben.

Diese Aufgabe werde etwa fünf Prozent des Bruttosozialprodukts in den nächsten zehn bis 15 Jahren kosten. In den nächsten zweieinhalb Jahren müsse der erwirtschaftete Zuwachs für den Aufbau in den neuen Ländern zur Verfügung gestellt werden. Dies bedeute, daß die Löhne bis dahin real nicht steigen würden."Südafrikas Polizei tötet Häftlinge"

JOHANNESBURG, 27. Juli (Reuter). Zahlreiche Todesfälle in südafrikanischen Haftanstalten gehen nach Ansicht des Pathologen Jonathan Gluckman auf Gewalttätigkeiten durch die Polizei zurück.

Gluckman sagte der Johannesburger "Sunday Times", bei der Autopsie von rund 200 Leichen aus Haftanstalten, die er untersucht habe, sei für ihn erkennbar gewesen, daß die Polizei in 90 Prozent der Fälle die Häftlinge getötet habe.

"Ein tragischer Fall nach dem anderen - ich bin vollkommen erschüttert", sagte der Mediziner, 1977 Zeuge im Untersuchungsverfahren im Fall Steve Biko. Gluckman verwies darauf, daß er praktisch jede Woche zu einer Autopsie gerufen werde. Der Fall eines 19jährigen Jugendlichen, der nach der Festnahme gefoltert und in der Haftanstalt getötet worden sei, habe ihn jetzt veranlaßt, an die Öffentlichkeit zu gehen. "Der Junge konnte ebensogut meiner gewesen sein", sagte der Arzt. "Nicht einmal Anklage war gegen ihn erhoben." Er war Stunden nach der Einlieferung als tot gemeldet worden.

Gluckman sagte, er habe wegen der Brutalität der Polizei, deren untere Ränge offensichtlich "außer Kontrolle geraten" seien, bislang ohne Erfolg an Präsident Frederik Willem De Klerk, den Minister für Recht und Ordnung, Hernus Kriel, und Polizeichef Johan van der Merwe appelliert. Bei Kriel sei er bereits vor einem halben Jahr vorstellig geworden. Er habe schon seit einem Jahr über diese Schritte nachgedacht, habe aber kein "Feuer anheizen" wollen, begründete er sein Zögern.

Kriel sagte am Sonntag abend, er nehme die Vorwürfe sehr ernst, und die Lage werde weiter untersucht. Noch in der kommenden Woche werde über die Form der Untersuchung entschieden. Allerdings kämen auch natürliche Todesfälle in Haftanstalten vor. Er müsse sich gegen eine pauschale Diffamierung der Polizei verwahren. Die Aussage, die Polizei sei für Todesfälle in Gefängnissen verantwortlich, sei "einfach nicht wahr". Er wies auch die Aussage zurück, die Polizei sei außer Kontrolle. Der Afrikanische Nationalkongreß (ANC) reagierte auf die Aussagen Gluckmans mit der Forderung nach einer besseren Kontrolle der Polizei in Südafrika. ANC-Sprecher Carl Niehaus sagte, die Polizei sei durch und durch verrottet: "Es muß etwas geschehen, um sie zu kontrollieren."

Boxer Galloway holte WM-Titel

Der amerikanische Titelverteidiger Manning Galloway blieb im englischen Manchester nach einem Punktsieg über zwölf Runden gegen den Briten Pat Barrett Weltmeister im Weltergewicht der "World Boxing Organisation".

Formel-3000-EM in Hockenheim Bartels hinter Badoer über die Ziellinie

Ein Jahr nach seiner bittersten sportlichen Niederlage verließ Rennfahrer Michael Bartels den Hockenheimring bei seiner Rückkehr als Triumphator. Mit einem zweiten Platz feierte der Plettenberger beim fünften Lauf zur Formel-3000-Europameisterschaft den bislang größten Erfolg seiner Karriere.

"Ich hoffe, ich habe mich jetzt wieder für die Formel 1 ins Gespräch gebracht", sagte Bartels, dessen Debüt in der höchsten Rennsportklasse vor einem Jahr an gleicher Stelle schon im Training gescheitert war. Der Stachel der Enttäuschung saß tief: "Ich habe lange gebraucht, um darüber wegzukommen. Mit dem zweiten Platz habe ich es aber allen gezeigt. Mit mir ist wieder zu rechnen."

Vor 60 000 Zuschauern hatte Bartels im Reynard-Ford nach 29 Runden (197,63 km) einen Rückstand von 7,8 Sekunden auf seinen Teamkollegen Luca Badoer (Frankreich), der einen souveränen Start- Ziel-Sieg herausfuhr. Dritter wurde der Schotte Alan McNish (Reynard-Mugen).

Badoer, vor drei Wochen bereits Sieger in Pergusa/Italien, setzte sich durch seinen zweiten Saisonerfolg mit 22 Punkten an die Spitze der EM-Wertung. Bartels verbesserte sich mit 15 Zählern vom sechsten auf den vierten Platz, den er sich mit dem punktgleichen Spanier Jordi Gene teilen muß.

"Ich bin völlig happy", jubelte der sichtlich erschöpfte Plettenberger nach dem Rennen. "Mit dem zweiten Platz bei meinem Heimat-Grand-Prix ist für mich ein Traum wahr geworden." Bartels hatte vor sieben Wochen in Pau/Frankreich mit dem gleichen Resultat für Furore gesorgt und belegte bei der Generalprobe für sein Heimspiel in Pergusa Rang vier.

Bartels bestätigte, daß er bereits Formel-1-Vorgespräche mit den Teams Tyrrell und Minardi geführt hat. Insgeheim hofft er jedoch auf einen Anruf des Schweizers Peter Sauber. Der frühere Teamchef von Sauber-Mercedes in der Sportwagen-WM steigt 1993 in die Formel-1-WM ein. Bartels: "Die Einbindung in dieses Projekt wäre für jeden jungen Rennfahrer die Verwirklichung eines Traumes."

Gleichzeitig schickt sich Bartels sieben Jahre nach dem Triumph des Münchners Christian Danner an, als zweiter deutscher Fahrer nach der EM-Krone zu greifen. Im Fahrerlager studierte er minutenlang die EM-Tabelle und meinte schließlich mit einem Grinsen: "Die anderen müssen sich warm anziehen. Mit mir ist jetzt im Titelrennen ernsthaft zu rechnen." sid

Comeback nach zwölf Jahren Kubaner müssen Kubaner bleiben

Es hat sich einiges verändert, in den letzten zwölf Jahren. Früher erhielten die kubanischen Olympiasieger zur Belohnung ein Auto. Die Prämie wurde gestrichen. "Zu gefährlich, die Sportler könnten einen schweren Unfall haben", so der Sportminister. Der wahre Grund: Die ehemalige Sowjetunion liefert keine Fahrzeuge mehr. In Barcelona kämpfen die 190 kubanischen Sportler deshalb nur um neuen Ruhm für Fidel Castros sozialistische Muster-Insel. "Wir werden hier mehr als 20 Medaillen holen", verspricht Sportminister Conrado Martinez Corona.

In den zwölf Jahren Olympiaabstinenz scheint die Zeit bei den Kubanern stehengeblieben. In Barcelona treten sie als die letzte Bastion gegen Profitum und Kommerz an, als die allein verbliebenen Verfechter des "reinen Sports" (Corona). "Die Athleten kämpfen für ein sozialistisches Land, nicht für Geld", betont Volleyball-Präsident Inocencio Cuesta. Joel Despaigne, Superstar der Nationalmannschaft, lehnte folgerichtig eine Offerte von rund acht Millionen Dollar aus der italienischen Profiliga ab.

Kubanische Sportler demonstrieren Castro-Treue. Ein Wechsel ins Ausland ist angeblich undenkbar, der Gelderwerb durch Sport eine Sünde. "Profi zu sein, war nie etwas Gutes", betont Box-Weltmeister Felix Savon. Das sei allenfalls "schlecht für den Weltfrieden" und nicht im Sinne des Commandante. "In unserem Land", versichert Savon, "legt man Wert darauf, daß die Sportler ihr Land auch repräsentieren und die Revolution verteidigen." Geboren als Kubaner, immer Kubaner.

Ins Ausland soll keiner. "Die Antwort ist ein kategorisches Nein", sagt Corona. Kubanische Athleten hätten gefälligst auch in kubanischen Mannschaften zu stehen. Abwanderung ins kapitalistische Ausland sei undenkbar für die Stars im Baseball oder Volleyball. "Sie sind von zu großem Wert für die Menschen in Kuba", so Corona. Abhauen will angeblich eh keiner, in Barcelona sollen Aufpasser nicht dabei sein.

Die Bewacher scheinen auch gar nicht nötig. Joel Despaigne hat "keineswegs den Wunsch, in einer anderen Mannschaft zu spielen. Ich spiele und fühle nur für meine Mannschaft." Die Sportler in Kuba, so schwadroniert er, "sind das Erbe des Landes", außerdem "verbietet ja die Regierung einen Wechsel ins Ausland." Das soll so nicht stimmen, glaubt man den Worten von Delegationsleiter Angel Iglesias. "Jeder kann tun, was er will", behauptet er. Flucht sei deshalb überhaupt kein Thema: "Wir machen uns keine Sorgen."

Doch das Sportsystem, vergleichbar mit den Medaillen-Fabriken der ehemaligen DDR oder UdSSR, leidet unter permanentem Geldmangel. Kubas früheres Tauschgeschäft "Öl für Zucker" funktioniert nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion nicht mehr, das Land, so gibt Corona unumwunden zu, hat "wirtschaftliche Probleme". Die leere Staatskasse trifft auch den prestigeträchtigen Sport. Corona: "Erst unsere Selbst-Finanzierung hat die Teilnahme möglich gemacht".

Wer als Sportler Geld verdient, muß es abliefern. Zum Beispiel die Volleyballer, die nach ihrem Sieg in der Weltliga 345 000 Dollar an den Staat weiterleiteten. Damit werden die Reisen finanziert und andere Sportarten unterstützt. Es soll auch "Sponsoren aus dem Westen" geben, behauptet Corona. Aber nicht zuviel, das Ideal vom "reinen Sport" soll zumindest in Kuba erhalten bleiben. "Werbung", sagt Corona, "darf den Sport nicht verletzen". sid

Hektik an der Formel-1-Wechselbörse Senna und Prost Schlüsselfiguren

Im Formel-1-Zirkus brodelt es. Wer kommt, wer geht? Es ist jedes Jahr das gleiche Spiel. Je mehr sich die Weltmeisterschaft dem Ende nähert, desto rasanter dreht sich das Fahrerkarussell in der Formel 1.

Die Spekulationen an der Wechselbörse waren auch beim Großen Preis von Deutschland auf dem Hockenheimring neben dem Heimdebüt des Kerpeners Michael Schumacher das Hauptthema. Dabei scheinen die einstigen Intimfeinde Ayrton Senna (Brasilien) und Alain Prost (Frankreich) immer mehr zu Schlüsselfiguren auf dem Transfermarkt zu werden.

Sollte Anfang September nach der Honda-Vorstandssitzung die Bestätigung der Rückzugsankündigung des japanischen Automobilkonzerns erfolgen, wäre vermutlich das erste Rätsel gelöst.

Dann nämlich wird bei McLaren der Platz des dreimaligen Weltmeisters Senna aus Brasilien frei. "Für dritte Plätze riskiere ich nicht länger mein Leben", hatte der Brasilianer unlängst seinem Unmut über die McLaren-Talfahrt freien Lauf gelassen.

Egal, ob Peugeot oder Toyota als neuer Motorenlieferant bei McLaren einsteigen würde, das Weltmeisterteam müßte auf jeden Fall bei Null anfangen. Dazu wäre der inzwischen 32jährige Senna niemals bereit. Auch eine Aufbesserung seiner Rekordgage von umgerechnet 30 Millionen Mark dürfte den Perfektionisten kaum zum Bleiben überreden.

"Sollte ich für 1993 kein konkurrenzfähiges Auto erhalten, höre ich auf", unterstrich Senna seine Position. Formel-1- Promotor Bernie Ecclestone hatte dem Brasilianer eine Pause verordnet: "Ein Jahr Abstinenz wirkt manchmal Wunder. Viele Fahrer kamen danach mit neuer Motivation zurück und waren erfolgreich."

Das kann der dreimalige Champion Alain Prost bestätigen. Nach seinem Rücktritt 1991 verspürt der kleine Franzose wieder großen Tatendrang. Sein Comeback scheint beschlossen, offen ist nur noch, für welchen Arbeitgeber. Vieles spricht dafür, daß Prost im Falle eines Peugeot-Engagements zu McLaren zurückkehrt. Mit dem britischen Rennstall feierte der Formel-1-Rekordsieger (44 Siege) seine größten Erfolge, wurde 1985, 1986 und 1989 mit McLaren dreimal Weltmeister.

SCHIESSEN

LUFTGEWEHR, Frauen: 1. Kab-Soon (Südkorea) 498,2 Punkte (Vorkampf: 396), 2. Letschewa (Bulgarien) 495,3 (396), 3. Aranka Binder (Einzelstarterin aus Serbien) 495,1 (393), 4. Bilkova (CSFR) 494,9 (393), 5. Tscherkassowa (GUS) 494,6 (394), 6. Eun-Ju (Südkorea) 492,6 (392), 7. Forian (Ungarn) 492,4 (392), 8. Horvat (Bosnien-Herzegowina) 491,6 (393). - im Vorkampf ausgeschieden: 9. Sperber (Penzing) 392, . . . 30. Pfeilschifter (Pemfling) 386.

Veronas Ex-Präsident verhaftet Mit Baggio-Manager Klubkasse geplündert?

Der Konkurs von Hellas Verona im Februar 1991 hat ein gerichtliches Nachspiel. Der frühere Präsident des italienischen Fußball-Meisters von 1985, Ferdinando Chiampan, wurde am Wochenende zusammen mit fünf ehemaligen Verwaltungsratmitgliedern von Verona, zwei renommierten Spielervermittlern und zwei weiteren Personen verhaftet. Sie werden des "betrügerischen Konkurses", der "Bilanzfälschung" und der "Steuerhinterziehung" beschuldigt.

Die beiden festgenommenen Manager sind Antonio Caliendo und Settimio Aloisio. Caliendo vertritt seit Jahren die Interessen von Spielern wie Salvatore Schillaci und Carlos Dunga. "Juve"-Star Roberto Baggio hat sich inzwischen von ihm getrennt. Aloisio war einst Prokurator von Diego Maradona. Heute zählt er zwei andere argentinische Nationalspieler zu seinen Kunden: Claudio Caniggia und Pedro Troglio. Deren Wechsel von River Plate Buenos Aires nach Verona im Jahre 1988 spielt in der jetzt aufgeflogenen Betrugsaffäre eine zentrale Rolle.

Chiampan, Caliendo und Aloisio wird vorgeworfen, die Vereinskasse von Hellas Verona systematisch geplündert zu haben, indem sie Spieler wie Caniggia und Troglio erst zu einem bescheidenen Preis über eine von ihnen kontrollierte Schweizer Gesellschaft erwarben, um sie dann mittels einer überhöhten Ablösesumme an Verona zu verkaufen. Den dabei erzielten Gewinn teilten sie untereinander auf. Darüber hinaus sollen dem Verein außerdem Rechnungen für nicht getätigte Transaktionen ausgestellt worden sein.

Leichtathletik O'Brien gab nach Verletzung auf

Die Rehabilitierung von Zehnkampf- Weltmeister Dan O'Brien für den faux pas bei den Olympia-Ausscheidungen in New Orleans wurde bei einem Meeting in Stockholm durch eine Verletzung gestoppt. Acht Tage nach seinem 26. Geburtstag gab der zweitbeste Zehnkämpfer aller Zeiten nach der vierten Disziplin des ersten Tages, dem Hochsprung, aufgrund einer Verletzung am linken Knöchel auf. "Zählt mich nicht aus. Ich werde bald wiederkommen," meinte O'Brien, nachdem er in New Orleans auf dem Weg zum Weltrekord beim Stabhochsprung mit drei gerissenen Versuchen das Ticket zu den Olympischen Sommerspielen verpaßt hatte.

Dabei hatte es gut für den "Halbzeit- Weltrekordler" angefangen. In 10,41 Sekunden stellte er seine persönliche Bestzeit über 100 m ein, blieb aber bereits im Weitsprung mit 7,54 m über einen halben Meter hinter seiner Bestmarke zurück. Zuvor hatte er sich im zweiten Versuch jene Verletzung zugezogen, die ihn veranlaßte, nach zweimaligem Scheitern an der Höhe von 1,99 m ohne gültigen Versuch aufzugeben.

O'Brien, in Barcelona als TV-Kommentator vor Ort, wird nun mit ziemlicher Sicherheit auch auf sein Unternehmen Weltrekord beim Meeting im französischen Talence verzichten. sid

Vier "unabhängige Teilnehmer" aus Serbien/Montenegro unterwegs auf den Straßen Für das IOC ist ein Team durchaus keine Mannschaft Auch im Tischtennis werden Doppel an den Start gehen / Eine Schützin gewinnt als erste "Einzelsportlerin" eine Medaille

Die olympischen Entscheidungen von Barcelona begannen am Sonntag mit einem sportpolitischen Paukenschlag. Kurz nach 9 Uhr morgens ging im Motodrom von Granollers 35 km nördlich des Olympiastadions der Straßenvierer aus Serbien/Montenegro an den Start. Das Internationale Olympischen Komitee (IOC) hatte sich nach wochenlangem Tauziehen gegen den Sanktionsausschuß der Vereinten Nationen, der noch drei Tage vor der Eröffnung der Spiele "endgültig" entschieden hatte, der Start von Mannschaften aus Serbien sei "ausgeschlossen", mit einem Namenstrick durchgesetzt.

Für das IOC nämlich "ist ein Team keine Mannschaft", wie dessen Sportdirektor Gilbert Felli erklärte. Die vier Straßenfahrer starteten über die 100 Kilometer auf der "A 17" deshalb unter "IOP" (Independent Olympic Participants) als vier "Unabhängige Olympische Teilnehmer": Mico Brkovic, Aleksandr Milenkovic, Radisa Cubric und Mikos Rnjakovic sind die Namen, die in die olympische Geschichte eingehen.

Entgegen der IOC-Vereinbarung mit der UNO starteten sie auch nicht "in weißer Kleidung", sondern in ihren jugoslawischen blauen Trikots, von denen allerdings die Nationenbezeichnung entfernt worden war. Dazu der Technische Delegierte des Radsport-Weltverbandes, der Georgier Miron Baramia: "Es war so kurzfristig unmöglich, weiße Seidentrikots zu bekommen."

Als erste "Einzelsportlerin", die je eine Olympiamedaille holte, schrieb sich kurze Zeit später die 26jährige Aranka Binder aus dem serbischen Sombor als Dritte beim Luftgewehrschießen in die Annalen ein.

IOC-Präsident Samaranch hatte bereits am Freitag auf seiner internationalen Pressekonferenz indirekt keinen Zweifel daran gelassen, daß man sich keinem weiteren Diktat der UNO beugen werde und das Startrecht der mit einem IOC-Charter eingeflogenen Sportler aus Serbien/Montenegro "unbeschränkt" auslegen wolle: "Wir haben einen großen Sieg für die jugoslawischen Athleten errungen", sagte Juan-Antonio Samaranch wörtlich.

Eingelenkt hatte das IOC nur bei den Mannschafts-Sportarten Basketball, Handball und Wasserball, weil die spanische Regierung auf UN-Druck die Einreise dieser Spieler nicht gestattete, und beim Verzicht auf den Einmarsch "Rest- Jugoslawiens" im Rahmen der Eröffnungsfeier.

Am Samstag hatte das IOC dann allerdings für den ersten Paukenschlag gesorgt: Beim Tischtennisturnier dürfen die amtierenden Europameisterinnen Jasna Fazlic (Bosnien) und Gordana Perkucin (Serbien) im Doppel gemeinsam versuchen, wie 1988 in Seoul (Bronze) eine Medaille zu holen.

Auch sie treten unter "IOP" an und würden beim Olympiasieg mit Olympia- Hymne und Olympia-Fahne geehrt. Es wäre das erste "gemischte" Olympiasieger-Team seit Athen 1896, als der Deutsche Friedrich Traun und der Ire John Boland Gold im Tennis-Doppel gewannen. sid

Hockey-Favoriten siegen zum Auftakt

Mit klaren Favoritensiegen begann das Hockeyturnier in Terrassa. In der deutschen Gruppe A tat Australien beim 7:0 (3:0) über Argentinien etwas für das Torverhältnis. Gastgeber Spanien feierte mit dem 3:0 (2:0) gegen Neuseeland in der Gruppe einen gelungenen Turniereinstieg in der Gruppe B.

Bundesliga-Absteiger aus Stuttgart erzielte am 5. Spieltag der Zweiten Ligasein erstes Tor Die Kickers haben den Sinn des Spiels erfaßt Duisburgs "Alt-Herren-Mannschaft" verliert erstmals / Lorkowski gibt eigenen Fehler zu

Das "Donnerwetter" bei den Stuttgarter Kickers hat offenbar Wirkung gezeigt: 403 Minuten dauerte es, da hatte mit dem Bundesliga-Absteiger auch der letzte der 24 Vereine in der wieder eingleisigen Zweiten Fußball-Bundesliga seit dem Start in die Marathon-Saison 1992/93 am 10. Juli sein erstes Tor erzielt. Beim 1:1 am fünften Spieltag gegen den FC Remscheid spielten die Kickers wie ausgewechselt und holten mit dem ersten Treffer wenigstens den zweiten Punkt.

Mit einem bitteren 0:2 und der ersten Niederlage kehrte dagegen Duisburgs Trainer Uwe Reinders vom Duell der Bundesliga-Absteiger an seiner alten Wirkungsstätte bei Hansa Rostock zurück. "Ich bin enttäuscht, wir haben wie eine Alt-Herren-Mannschaft gespielt", klagte Reinders, der die Rostocker einst zum Nordost-Meister und zum Bundesligisten gemacht hatte, ehe er die Hansa- Kogge im Dauerstreit mit Präsident Gerd Kische im vorigen März verlassen mußte und beim MSV den Abstieg nicht verhindern konnte.

Die Stuttgarter, in deren Reihen Wörsdörfer wegen fehlender Einstellung ausgemustert worden war, mußten gegen Remscheid durch Bridaitis zwar den siebten Gegentreffer der Saison hinnehmen, kurz vor dem Seitenwechsel erzielte Novodomsky aber den ersehnten Ausgleich. "Ich bin mit der Leistung, nicht mit dem Ergebnis zufrieden. Ein gewisser Aufwärtstrend war zu spüren", sagte Kikkers-Coach Frieder Schömezler.

Konsequenzen, wie sie in Stuttgart Wirkung zeigten, kündigte nun auch Reinders nach der blamablen Vorstellung seiner Duisburger an: "Einige werden sich auf der Bank wiederfinden."

Auch der Höhenflug des FC St. Pauli wurde gestoppt. Mit 0:3 (0:2) erlitten die Hamburger beim Aufsteiger Wuppertaler SV die erste Niederlage. "Heute ist etwas angebrannt. Ich hätte Olck nicht rausnehmen dürfen. Im letzten Spiel war die rechte Seite wunderbar zu, heute war sie wunderbar offen", gestand Trainer Michael Lorkowski, der vom Pokalsieger Hannover kam, eigene Fehler ein.

Ärgstes Sorgenkind im Unterhaus ist Aufsteiger Spielvereinigung Unterhaching. Das Tabellenschlußlicht, bereits am Freitag mit 1:3 (0:2) an SV Meppen gescheitert, ist bei 0:10 Zählern die einzige Mannschaft ohne Pluspunkt - so schlecht wie einst der FC Schweinfurt. "Jetzt müssen wir uns nach Verstärkung umsehen, große Sprünge sind nicht drin", sagt Präsident Engelbert Kupka.

Nach einem 2:0(1:0)-Sieg gegen den Chemnitzer FC hatte sich der SC Freiburg zumindest für 24 Stunden den Platz an der Sonne gesichert. Der VfB Leipzig blieb nach dem 2:0(0:0)-Sieg gegen Hertha BSC Berlin direkter Verfolger.

In den weiteren Spielen kletterte Pokalsieger Hannover 96 mit dem 3:1(1:1)- Sieg im niedersächsischen Derby gegen Aufsteiger VfL Wolfsburg in der Tabelle weiter nach oben. Fortuna Köln besiegte den FC Homburg 1:0 (0:0), Eintracht Braunschweig und Darmstadt 98 trennten sich torlos.

Nach fünf Spieltagen innerhalb von zwei Wochen wird die sechste Runde erst am kommenden Wochenende ausgetragen. "Ich bin froh, daß wir eine kleine Verschnaufpause haben, die Spieler müssen sich regenerieren", erklärte Leipzigs Trainer Jürgen Sundermann stellvertretend für seine 23 Kollegen. sid

Beckenbauer: Bundesliga an einem Tag

Rekord-Nationalspieler Franz Beckenbauer hat gefordert, alle Begegnungen eines Bundesliga-Spieltages künftig gemeinsam an einem Tag auszutragen. In einem Interview mit der Berliner Fachzeitschrift "fuwo" erklärte der ehemalige Teamchef, die Bundesliga dürfe nicht von Montag bis Sonntag verteilt werden. Bekkenbauer: "Für den Fan ist es wichtig, daß er immer das komplette Tabellenbild vor Augen hat."

Nach der Suspendierung durch den DLV Konya will Sperre anfechten Kugelstoßer war monatelang für Dopingtests nicht erreichbar

Mit einer einstweiligen Verfügung vor dem Landgericht Darmstadt will Kugelstoßer Kalman Konya den Olympiastart in Barcelona erzwingen und eine zweimonatige Sperre durch den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) abwenden. Dies zeichnete sich am Sonntag ab - 48 Stunden, nachdem DLV-Präsident Helmut Meyer den 30jährigen Kornwestheimer unter Berufung auf Paragraph 75, Absatz 1 der DLV-Satzung, wegen "sportwidrigen Verhaltens" bis zum 24. September suspendiert hatte. Konya soll laut Meyer über Monate nicht erreichbar gewesen sein für Dopingkontrollen.

Auch ein letztes Ultimatum, das der DLV Konya gesetzt hatte, verstrich am Freitag ergebnislos. Der persönlich erneut unerreichbare Konya - DLV-Generalsekretär Kern erreichte nur dessen Mutter - kam der Aufforderung nicht nach, sich am Freitag kontrollieren zu lassen. Daraufhin sprach Meyer die Sperre aus.

Am Sonntag rief dann Konya bei ihm an. Meyer: "Er wollte sich noch schnell für eine Kontrolle bei Manfred Donike in Köln zur Verfügung stellen. Aber ich habe abgelehnt. Der Athlet kann nicht selbst bestimmen, wann er kontrolliert wird. Es gab in den letzten Monaten viele Möglichkeiten für ihn." sid

Auslandsfußball in Zahlen

ÖSTERREICH (1. Spieltag): Linzer ASK - Vorwärts Steyr 2:2, Rapid Wien - Wiener SC 1:2, Wacker Innsbruck - Sturm Graz 4:0, VSE St. Pölten - Austria Wien 1:3, VfB Mödling - Admira/Wacker Wien 4:1, Austria Salzburg - Vöest Linz 4:0. - Tabellenspitze: 1. Austria Salzburg und Wacker Innsbruck beide 4:0 Tore/2:0 Punkte, 3. VfB Mödling 4:1/2:0, 4. Austria Wien 3:1/2:0.

FUSSBALL

DEUTSCHE MEISTERSCHAFT der B- Jugend, Finale, in Leverkusen: Bayer Leverkusen - 1. FC Kaiserslautern 2:1 (0:0).

Helm Speedway-Europameister

Der Niederländer Anne van der Helm wurde im belgischen Alken Speedway- Europameister auf der Grasbahn. Vor 3000 Zuschauern setzte sich der 22jährige mit 21 Punkten gegen Vaclac Milik (CSFR) durch, der 20 Zähler herausfuhr. Der Deutsche Helmut Zapf (Biberbach) mußte sich nach schwachem Beginn mit dem undankbaren vierten Rang mit 18 Punkten begnügen.

Klinsmann: Italiens Fußball geht kaputt

Schwere Vorwürfe gegen die Praktiken im italienischen Profi-Fußball erhebt der deutsche Nationalspieler Jürgen Klinsmann im "kicker-Sportmagazin". "Durch die Flut der Ausländer-Kontingente kommt ein großes Chaos auf die Italiener zu", sagt Klinsmann voraus. "Ich tippe, daß in zwei bis drei Monaten die ersten Ausländer aufeinander losgehen. Menschlich geht dort alles kaputt, es regiert nur noch das Geld."

Leverkusen erstmals B-Jugendmeister

Der Nachwuchs des Fußball-Bundesligisten Bayer Leverkusen wurde erstmals Deutscher B-Jugendmeister: Die Bayer- Junioren besiegten im Finale vor 5500 Zuschauern im Haberlandstadion den 1. FC Kaiserslautern mit 2:1 (0:0).

Ringen Claudio Passarelli siegte in der letzten Sekunde

Mit zwei Siegen und einer Niederlage begannen Deutschlands Ringer das Olympische Turnier im griechisch-römischen Stil exakt nach Papierform. Den Erfolgen von Claudio Passarelli (Schifferstadt) im Leicht- und Andreas Steinbach (Wiesental) im Schwergewicht stand die 0:13-Niederlage des Fliegengewichtlers Olaf Brandt (Witten) gegenüber.

Zu den Geschlagenen der ersten Runde in den Gewichtsklassen bis 52, 68 und 100 kg zählte unter anderem der polnische Olympiasieger Andrzej Wronski, der 1988 in Seoul im Finale den Goldbacher Gerhard Himmel bezwungen hatte.

Ex-Weltmeister Passarelli gewann nach 4:59 Minuten praktisch mit dem Schlußgong 1:0 gegen den gefährlichen Schweden Marthin Kornbakk, 1991 EM- Zweiter. Schwergewichtler Steinbach beherrschte den Serben Milos Govedarica klarer als es das 2:1 besagt.

Der junge Olaf Brandt hatte wie schon in Kopenhagen keine Chance gegen Europameister Alfred Ter-Mkrtytschan. In der Steinbach-Gewichtsklasse gab es bereits eine dramatische Vorentscheidung. Der kubanische Weltmeister Hector Milian schlug seinen Vorgänger Sergej Demiaschkiewitsch aus der GUS 1:0. sid

Baseball-Sieg für Favorit Kuba

Kuba hat gleich zum Auftakt des Baseballturniers seine Favoritenrolle unter Beweis gestellt. Der 20fache Weltmeister, aussichtsreichster Kandidat auf die erstmals in dieser Sportart vergebene Goldmedaille, besiegte die Dominikanische Republik mühelos 8:0.

Österreich auf Doping-Abwegen Sportminister will mit Sündern experimentieren

Der Vorschlag des österreichischen Sportministers, gesperrten Dopingsündern künftig unter sportmedizinischer Intensivbetreuung die Fortsetzung ihrer Karriere zu ermöglichen, ist auf einhellige Kritik gestoßen. "Ein solches Vorgehen würde all unsere Anti-Doping-Strategien unterlaufen", sagte Professor Dr. Rolf Andresen, stellvertretender Chef de Mission der deutschen Mannschaft bei den Olympischen Spielen in Barcelona, derweil der Fall Kalman Konya in Deutschland hohe Wellen schlägt.

Der Sport- und Gesundheitsminister Österreichs, Dr. Michael Außerwinkler, hatte den Vorschlag unterbreitet, die Sperre eines des Dopings überführten Athleten aufzuheben und ihn statt dessen künftig sportmedizinisch optimal betreuen zu lassen, um zu zeigen, daß Höchstleistungen auch ohne Doping erreichbar sind. Im konkreten Fall sollte die Sperre des Wiener Gewichthebers Jürgen Matzku aufgehoben werden, dem Anabolikakonsum nachgewiesen worden war.

Andresen, Leitender Direktor des Bundesausschusses Leistungssport (BA-L) im Deutschen Sportbund (DSB): "Ich halte einen solchen Vorschlag für nicht diskutabel. Das einzige, was abschreckt, sind Sanktionen, die wir aber international vereinheitlichen müssen."

Auch in Österreich steht die Stellungnahme des Nationalen Gewichtheber- Verbandes noch aus. Der Vorschlag aus Österreich gehört zu den ungewöhnlichen Experimenten, um mit dem Dopingproblem fertig zu werden. Bei den Olympischen Spielen werden insgesamt 1867 Dopingkontrollen durchgeführt, fast 300 mehr als bei den Spielen in Seoul 1988.

Matzku war eine Woche vor Beginn der Spiele positiv getestet worden. Nach dem Plan des Ministers soll Matzku künftig regelmäßig kontrolliert werden, darf aber bei nationalen Meisterschaften starten. Seine Rekorde könne er aber auch ohne Anabolika erreichen. Das soll in Österreich bewiesen werden. Parallel fordert der Minister aber eine wesentliche Verstärkung der Wettkampf- und Trainingskontrollen in Österreich. Mediziner, die Anabolika an Sportler weitergeben, sollten kompromißlos verfolgt werden.

Professor Dr. Manfred Donike, Mitglied der Medizinischen Kommission des Internationalen Olympischen Komitees (IOC): "Das einzige, was im Kampf gegen Doping weiterhilft, ist die Ausweitung der Trainingskontrollen." sid

Aktion Berliner Olympia-Gegner

Die Gegner der Berliner Olympiabewerbung haben vor der Eröffnung der Spiele in Barcelona aus dem Amtshochhaus am Alexanderplatz ein Transparent mit der Aufschrift "Nolympic City" entrollt. Außerdem schrieben sie in einem Brief an alle Mitglieder des Internationalen und Nationalen Olympischen Komitees, daß die Spiele nicht finanziell abgesichert und die Mehrheit der Bürger gegen "Olympia 2000" in Berlin seien.

Uerdingen blamiert sich

Eine blamable Leistung zeigte Fußball- Bundesligist Bayer Uerdingen bei seinem 1:0(0:0)-Sieg im Testspiel beim westfälischen Bezirksligisten TuS Hiltrup. Vor rund 700 Zuschauern traf in der 55. Minute Thomas Adler für den Aufsteiger.

Tischtennis Kaum Aussichten auf Einzelstart von Struse

Offenbar vergeblich kämpft der Deutsche Tischtennis-Bund (DTTB) um die nachträgliche Nennung von Nicole Struse aus Steinhagen für den am kommenden Mittwoch beginnenden Einzelwettbewerb des Olympischen Turniers in Barcelona. "Es scheint höchst unwahrscheinlich, daß Nicole im Einzel spielen kann", erklärte Frauen-Bundestrainer Dirk Schimmelpfennig am Sonntag nachmittag. Bleibt es beim momentanen Stand der Dinge, kann die 21 Jahre alte Westfälin nur im Doppel zusammen mit Elke Schall aus Dülmen an den Start gehen.

Die Verantwortlichen des Olympiateams hatten beim Weltverband (ITTF) moniert, daß die Tschechoslowakin Jaroslava Mihockova als Nachrückerin im Einzel starten darf, obwohl sie beim Bozener Qualifikationsturnier im Februar und in der Weltrangliste schlechter plaziert war als die viermalige Deutsche Meisterin.

Nach Überprüfung des Sachverhaltes nahm die ITTF Mihockova wieder aus der Konkurrenz, ohne jedoch Struse oder die noch besser eingestufte Französin Coubat nachträglich ins Teilnehmerfeld aufzunehmen. sid

128 000 Zuschauer jubelten beim Großen Preis von Deutschland über Schumachers dritten Platz Nigel Mansell fährt weiterhin in Richtung Weltmeister-Titel Senna erreichte Rang zwei / In der 15. Runde kam das Aus für Berger / Patrese bleibt in der Gesamtwertung hinter Mansell

Deutschlands Formel-1-Star Michael Schumacher versetzte 128 000 begeisterte Fans auf dem Hockenheimring in einen Freudentaumel: Der 23 Jahre alte Benetton-Ford-Pilot aus Kerpen schaffte bei seinem ersten Auftritt vor heimischem Publikum als Dritter auf Anhieb den Sprung auf das Siegerpodest. Zuletzt hatte dies 1977 der Grainauer Hans-Joachim Stuck beim deutschen Grand-Prix geschafft. Der zweite Platz von Graf Berghe von Trips aus dem Jahr 1961 bleibt als Höhepunkt der deutschen Grand-Prix- Geschichte weiterhin unerreicht.

Schumacher begeisterte die Formel-1- Fans mit einem couragierten Rennen und mußte sich schließlich nur dem WM- Spitzenreiter Nigel Mansell auf Williams- Renault und Weltmeister Ayrton Senna auf McLaren-Honda beugen. Der Kerpener profitierte allerdings vom Pech des Italieners Ricardo Patrese. Der Williams- Renault-Pilot drehte sich in der letzten Runde von der Strecke, als er ein erbittertes Duell mit Ayrton Senna um Platz zwei führte.

Der Brite Nigel Mansell wiederholte auf dem 6,815 Kilometer langen Hochgeschwindigkeitskurs seinen Vorjahressieg und untermauerte mit dem achten Grand-Prix-Sieg seine Vormachtstellung in der Weltmeisterschaftswertung mit jetzt 86 Punkten. Patrese bleibt trotz des Ausfalls mit 40 Punkten Zweiter, aber Michael Schumacher rückte mit jetzt 33 WM-Punkten als Dritter näher an den Italiener heran.

Als die Startampel um 14.04 Uhr auf Grün umschaltete, erwischte Patrese wie schon zuletzt in Silverstone den besseren Start, als sein Teamkollege Mansell. Doch bereits auf der ersten Geraden zog der Brite neben den Italiener und bremste ihn vor der ersten Schikane aus. Dahinter folgten die McLaren von Senna und Gerhard Berger. Dem Österreicher blieb jedoch sein Pech wieder einmal treu. Nach einem völlig verpatzten Boxenstopp in der 14. Runde war für Berger das Rennen nur eine Runde später wegen eines technischen Defekts am McLaren vorzeitig beendet.

Michael Schumacher kam beim Start ebenfalls gut weg, überholte den Ferrari des Franzosen Jean Alesi und setzte sich an die fünfte Position. "Michael hat es unheimlich gestunken, daß er hinter Alesi stehen mußte", erzählte Schumachers Manager Willi Weber: "Er muß so schnell wie möglich an ihm vorbei, sonst wird es unangenehm. Alesi fährt brutal, denn der Ferrari ist eigentlich unfahrbar."

Frühzeitig kamen die Fahrer aufgrund der enormen Temperaturen nacheinander zum Reifenwechsel in die Box. Als die alte Hackordnung an der Spitze wieder bestätigt war, stockte den Zuschauern in der 19. Runde der Atem. Bei Tempo 330 lieferten sich Mansell und Senna Rad an Rad ein erbittertes Duell. In der neuen Ostkurven-Schikane konnte der Brite nur mit viel Glück einen Unfall vermeiden. Der Heißsporn bremste beim Versuch, Senna zu überholen, viel zu spät und rettete sich nur mit einem wilden Ausritt quer über die Schikane. Senna, der die riesige Staubwolke im Rückspiegel sah, gab schließlich nach und winkte Mansell kurz darauf vorbei.

Dahinter fuhr Schumacher ein bravouröses Rennen. Der Kerpener verzichtete auf einen Boxenstopp und setzte sich zwischenzeitlich an die dritte Stelle. Doch der Williams von Patrese kam mit jeder Runde näher. Bald saß der Italiener dem jungen Deutschen im Nacken jagte ihn mit seinem leistungsstärkeren Auto vor sich her. Nach vielen abgewehrten Überholversuchen mußte Schumacher den Italiener in der 32. Runde vor der neuen Schikane in der Ostkurve passieren lassen.

Schon in der Aufwärmrunde war Schumacher von den deutschen Fans lautstark und fahnenschwingend begrüßt worden. Der Kerpener beendete eine vierjährige Durststrecke, denn letztmals war mit Bernd Schneider im Jahre 1988 (22. Platz) ein deutscher Fahrer beim Heimat-Grand-Prix am Start.

"Das ist ein ganz anderes Gefühl als auf den anderen Rennstrecken", meinte Schumacher. Schon am Donnerstag hatte er sich mühsam den Weg ins Fahrerlager bahnen müssen. Autogrammjäger, Interviews und PR-Termine gönnten dem Jungstar keine Verschnaufpause. Selbst als sich der Kerpener zur Tarnung eine schwarze Perücke aufsetzte, wurde er von den deutschen Fans sofort erkannt. "Wahrscheinlich liegt das an meinem markanten Kinn", reagierte Schumacher gelassen. "Man merkt halt, daß man zu Hause ist. Das hat natürlich auch negative Seiten, aber ich glaube auch, den deutschen Motorsport-Fans dadurch etwas geben zu können."

Manager Weber sagte sorgenvoll: "Michael versucht, cool zu bleiben, aber sein erster deutscher Grand-Prix geht nicht spurlos an ihm vorüber. Nach dem ganzen Rummel hier muß Michael erstmal Urlaub machen, den Druck und die Belastung abbauen." sid

Freie Pistole Jugendlicher Lukaschik wie ein alter Hase

Konstantin Lukaschik aus der GUS ist Olympiasieger mit der Freien Pistole. Der 16jährige gewann vor dem Chinesen Yifu Wang und dem Schweden Ragnar Skanaker, der 1988 in Seoul Silber gewonnen hatte. Gernot Eder aus Frankfurt/Oder und Hans-Jürgen Neumaier aus Buchbach waren im Vorkampf ausgeschieden. Eder belegte mit 554 Ringen den 20., Neumaier mit 547 den 33. Rang.

Die deutschen Skeet-Schützen können bei den Olympischen Sommerspielen auf eine Medaille hoffen. Nach dem ersten Tag belegte Bernd Hochwald aus Schöneiche in der Wurfscheiben-Disziplin mit 74 Treffern einen sechsten Platz, Axel Wegner aus Leipzig landete mit 72 Treffern auf Rang 34 und Matthias Dunkel aus Suhl mit 69 Treffern auf Rang 52. sid

Schwarzmarkt blüht beim Basketball

Beim olympischen Basketball-Turnier in Badalona blüht der Schwarzmarkt. Wenige Stunden vor dem Auftritt der US- Stars gegen Angola wurden die Tickets vor dem Sportpalast und an der nahe gelegenen U-Bahn-Station zu überhöhten Preisen angeboten. Die Händler verlangten umgerechnet 500 bis 1000 Mark für die Sitzplatzkarten diverser Kategorien.

Gardner gewinnt in Suzuka

Wayne Gardner gewann das Acht-Stunden-Rennen für Motorräder im japanischen Suzuka. Der Australier umrundete 208mal den 5,86 km langen Kurs in 8:00:07,117 Stunden. Ebenfalls 208 Umrundungen gelangen dem Zweitplazierten Kevin Magee (Australien), der nach 8:00:38,920 Stunden das Ziel erreichte.

MOTORSPORT

ACHT-STUNDEN-RENNEN der Motorradfahrer in Suzuka, 5,86 km langer Rundkurs, Endstand: 1. Gardner (Australien) 208 Runden in 8:00:07,117 Stunden, 2. Magee (Australien) 208/8:00:38,920, 3. Takeishi (Japan) 206/8:00:38, 188, 4. Spencer (USA) 204/8:00:43,137, 5. Aoki (Japan) 204/8:00:52,042, 6. Phillis (Australien) 204/8:00:53,397.

SCHIESSEN

FREIE PISTOLE, Männer: 1. Lukaschik (GUS) 658 Punkte (Finale: 91 Punkte), 2. Wang (China) 658 (92), 3. Skanaker (Schweden) 657 (91), 4. Young (USA) 655 (89), 5. Babii (Rumänien) 653 (92), 6. Agh (Ungarn) 652 (91), 7. Haifeng (China) 652 (87), 8. Kiriakow (Bulgarien) 618 (51) . . . 20. Eder (Frankfurt/Oder) 554, . . . 33. Neumaier (Buchbach) 547.

Australien erster Tabellenführer

Das Basketballteam Australiens hat nach dem ersten Spieltag in der Gruppe B die Tabellenführung übernommen. Die Mannschaft gewann gegen die Auswahl Puerto Ricos deutlich mit 116:76 (57:31). Nächster Gegner ist am Montag die GUS, die das Auftaktspiel gegen Venezuela 78:64 (34:16) gewann.

"Köppel raus"-Rufe Mainz auch von Fortuna nicht zu stoppen

Düsseldorf - Mainz 1:2 (0:1)

Die Fans von Fortuna Düsseldorf sind mit ihrer Geduld schon wieder am Ende: Beim blamablen 1:2 (0:1) gegen den FSV Mainz 05 schallten erstmals "Köppel raus"-Rufe von der Tribüne. Sie sähen den ehemaligen Düsseldorfer Aleksandar Ristic lieber auf der Trainerbank. Die Fortuna nach der ersten Heimniederlage wartet weiter auf den ersten Saisonsieg.

Die Gäste nutzten nach einer guten halben Stunde ihre erste Gelegenheit durch Weiß, nachdem die Düsseldofer zuvor durch Winter eine Führung verpaßt hatten. In der zweiten Hälfte konnte der eingewechselte Degen mit seinem ersten Saisontreffer zwischenzeitlich den Ausgleich für Düsseldorf erzielen, aber acht Minuten vor dem Ende gelang Hayer für die Gäste der Siegtreffer. sid

Düsseldorf: Schmadtke - Loose - Aigner, Huschbeck - Hutwelker (69. Brögger), Schütz, Homberg (55. Degen), Ronca, Albertz - Strerath, Winter.

Mainz: Kuhnert - Müller - Kasalo, Herzberger - Schäfer, Schuhmacher, Janz, Diether (54. Buvac), Weiß - Hayer, Klopp (80. Zampach).

Schiedsrichter: Scheuerer (München).

Tore: 0:1 Weiß (31.), 1:1 Degen (69.), 1:2 Hayer (82.). - Zuschauer: 4200.

Gelbe Karten: Huschbeck - Hayer.

Letzte Tour-Etappe ging an Olaf Ludwig Wiederholungstäter Indurain Chiappucci Zweiter vor Hampsten / Heppner auf Platz zehn

Miguel Indurain hat sich seinen Platz in der Ruhmeshalle der Radstars gesichert. Zum zweitenmal hintereinander siegte der 28jährige bei der Tour de France, nachdem er in dieser Saison schon zuvor als erster Spanier den Giro d'Italia gewonnen hatte. In Paris verwies Indurain den Italiener Claudio Chiappucci auf den zweiten Rang, Dritter wurde der Amerikaner Andrew Hampsten.

Eine der großen Überraschungen der diesjährigen Tour, die durch sieben EG- Länder führte, war aber Jens Heppner aus Gera. Der 27jährige schob sich am 12. Juli ausgerechnet in Koblenz für einen Tag auf den zweiten Platz der Gesamtwertung - so gut fuhr seit Dietrich Thurau, der 1977 Fünfter geworden war, kein Deutscher mehr. Bei der Zielankunft in Paris wurde der letzte Meister der ehemaligen DDR schließlich Zehnter.

Das letzte Teilstück über 141 km von La Defense nach Paris gewann der Geraer Olaf Ludwig im Spurt vor dem Belgier Jean-Paul van Poppel und dessen Landsmann Johann Museeuw in 3:28:30 Stunden. Für Ludwig war es der erste Etappensieg bei der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt. Der Geraer hatte 1990 seinen bislang einzigen Sieg bei einer Tour-Etappe feiern können. Insgesamt 130 Fahrer von 198 gestarteten Aktiven erreichten das Ziel in Paris.

Schon beim Prolog in San Sebastian hatte Indurain sich das Gelbe Trikot des Spitzenreiters kurzfristig gesichert, das danach aber der unerwartet starke Franzose Pascal Lino, Vierter der Gesamtwertung, fast zwei Wochen trug. Indurain gewann anschließend auch die Zeitfahren in Luxemburg und von Blois nach Tours, wobei er sich im Kampf gegen die Uhr den Tour-Sieg sicherte. In Luxemburg knöpfte er Weltmeister Gianni Bugno, der bis dahin als des Spaniers größter Konkurrent gegolten hatte, drei Minuten ab, in Tours hatte er auf der Zielgeraden Chiappucci fast eingeholt und seinen Vorsprung weiter ausgebaut.

Dazwischen kontrollierte Indurain das Geschehen und sorgte durch seine Überlegenheit dafür, daß die schnellste Frankreich-Rundfahrt aller Zeiten am Ende beinahe langweilig wurde. In den Alpen konterte er die Angriffe des sicherlich aktivsten Tourfahrers, Claudio Chiappucci. Zwar gewann der Italiener die Königsetappe nach Sestrière und kam auch einen Tag später in Alpe d'Huez vor Indurain ins Ziel. sid

Oldenburg - Carl Zeiss Jena 0:2 (0:2)

Oldenburg: Brauer - Wawrzyniak - Zajac, Jack - Gerstner, Kliche, Steinbach (46. Brand), Machala, Schnell (46. Wuckel) - Drulak, Linke.

Jena: Bräutigam - Szangolies - Wentzel, Röser - Gerlach, Molata, Wittke, Holetschek, Fankhänel - Schreiber (52. Bliss), Akpoborie (81. Löhnert).

Schiedsrichter: Domurat (Datteln).

Tore: 0:1 Akpoborie (8.), 0:2 Wittke (43.).

Zuschauer: 8090.

Beste Spieler: Gerstner - Akpoborie, Bräutigam. Gelb-Rote Karten: Gerlach wegen Handspiels (47.), Fankhänel wegen wiederholten Foulspiels.

Gelbe Karten: Schnell, Jack, Drulak - Röser, Akpoborie.

Zrubakova gewann CSFR-Finale

Radka Zrubakova hat das mit 100 000 Dollar dotierte Damen-Tennisturnier in Prag gewonnen. Im rein tschechoslowakischen Endspiel besiegte sie Katerina Kroupova mit 6:3, 7:5, nachdem sie im Halbfinale die Niederländerin Monique Kiene mit 6:2, 2:6, 6:3 ausgeschaltet hatte. Katerina Kroupova hatte sich in der Vorschlußrunde gegen die Heidelbergerin Veronika Martinek mit 6:2 und 6:3 durchgesetzt.

TRIATHLON

DEUTSCHLAND-CUP in Nürnberg, Gesamtwertung (1,5 km Schwimmen/40 km Radfahren/10 km Laufen), Männer: 1. Müller (Hanau) 1:45:34 Stunden (0:19:30/0:52:56/0:33:08), 2. Lorenz (Bretten) 1:45:53 (0:21:03/0:51:29/0:32:21), 3. Basting (Darmstadt) 1:46:00 (ausgeschieden/1:37:30/0:33:30), 4. Amrhein (Hanau) 1:46:05 (0:21:00/0:52:10/0:32:55), 5. Eggert (Pinneberg) 1:46:17 (0:22:18/0:50:35/0:33:24), 6. Clauß (Leipzig) 1:47:59 (0:19:35/0:53:33/0:34:51).

Frauen: 1. Mortier (Hanau) 1:56:55 Stunden (0:21:46/0:56:11/0:38:56), 2. Lilienfein (Kulmbach) 1:58:26 (ausgeschieden/1:18:26/0:40:00), 3. Krolik (Rheydt) 1:59:24 (0:22:36/1:00:42/0:36:06), 4. Scheithauer (Hanau) 2:00:34 (ausgeschieden/1:18:55/0:41:39), 5. Feichtmayr (Riederau) 2:03:06 (0:21:10/0:59:14/0:42:42), 6. Feuersinger (Österreich) 2:06:48 (0:25:02/1:01:11/0:40:35).

Hockey Deutschland besiegt Indien glatt 3:0

Die deutschen Hockey-Männer haben auf dem geplanten Weg ins olympische Halbfinale mit dem 3:0 (1:0) gegen Lehrmeister Indien in Terrassa die erste schwere Hürde genommen. "Diese Partie hatte bereits vorentscheidenden Charakter", meinte Bundestrainer Paul Lissek. In der schweren deutschen Vorrundengruppe gelten neben seinem Team und den Indern noch Australien und Großbritannien als Kandidaten für das Semifinale. "Ich bin sehr zufrieden", meinte Lissek. "Wir haben einen großen Schritt nach vorn getan."

Vor 3000 Zuschauern erzielte der Hamburger Christian Blunck nach einer hervorragenden Strafeckenvariante in der 18. Minute die Führung. Auch Treffer Nummer zwei durch den Mülheimer Libero Carsten Fischer (49.) und Nummer drei durch den Münchner Mittelfeldspieler Stefan Tewes (61.) fielen nach einer der schier unzähligen Eckenvarianten.

Der Sieg entspringt der ausgeklügelten Viedeoarbeit des Bundestrainers. "Wir haben uns drei Wochen lang nur die Inder angesehen", sagte Libero Fischer. "Wir kannten das kleine Loch in ihrer Abwehr." Genau das nutzte die Mannschaft bei ihrem ersten Eckentor kaltblütig aus. Blitzschnell lief die Kugel über fünf Stationen, bis plötzlich "Büdi" Blunck völlig frei stand und sicher vollendete. sid

Neu-Isenburgerin auf den Spuren von Graf und Huber Andrea Glass Europameisterin Agassi siegt in Toronto / Erfolge für Sampras und Novacek

Andrea Glass aus Neu-Isenburg bewegt sich auf den Spuren von Steffi Graf und Anke Huber. Acht Tage nach ihrem 16. Geburtstag gewann die nur 1,63 cm große Blondine in Berlin die Europameisterschaft der Altersklasse "U 16" durch ein 7:5, 6:1 im Endspiel gegen die Österreicherin Barbara Schott.

Die Finals im "großen" Tennis fanden ohne deutsche Beteiligung statt. Am weitesten kam noch die Heidelbergerin Veronika Martinek, die beim mit 100 000 Dollar dotierten Frauenturnier in Prag mit 2:6, 3:6 im Halbfinale an der Tschechoslowakin Katerina Kroupova scheiterte.

Wimbledonsieger Andre Agassi gelang bei den mit 1,295 Millionen Dollar dotierten "Canadian Open" in Toronto im sechsten Zusammentreffen mit Ivan Lendl der erste Sieg gegen den ehemaligen Tschechoslowaken, der seit drei Wochen US-Staatsbürger ist und das Turnier bereits sechsmal gewann.

Agassi gewann sein 23. Grand-Prix-Finale mit 3:6, 6:2, 6:0 zum 16. Turniersieg und verlor anschließend das Doppel-Endspiel mit John McEnroe gegen Patrick Galbraith/Danie Visser (USA/Südafrika) mit 4:6, 4:6. Für Ivan Lendl war es bereits das 138. Grand-Prix-Finale, aber erst das erste in diesem Jahr.

Agassis Landsmann und Nachfolger als ATP-Weltmeister, Pete Sampras, holte sich den Titel beim mit 392 500 Dollar dotierten Grand-Prix in Kitzbühel. Sein 13. Finale brachte mit 6:3, 7:5, 6:3 gegen den Argentinier Alberto Mancini den achten Turniererfolg und nach Philadelphia den zweiten in diesem Jahr.

Beim mit 260 000 Dollar Preisgeldern ausgestatteten Grand-Prix in Hilversum hieß der Sieger wie 1991 Karel Novacek. Der Tschechoslowake setzte sich im Endspiel mit 6:2, 6:3, 2:6, 7:5 gegen den vor ihm an Nummer zwei gesetzten Spanier Jordi Arrese durch. sid Zrubakova gewann CSFR-Finale

Radka Zrubakova hat das mit 100 000 Dollar dotierte Frauen-Tennisturnier in Prag gewonnen. Im rein tschechoslowakischen Endspiel besiegte sie Katerina Kroupova mit 6:3, 7:5, nachdem sie im Halbfinale die Niederländerin Monique Kiene mit 6:2, 2:6, 6:3 ausgeschaltet hatte. Katerina Kroupova hatte sich in der Vorschlußrunde gegen die Heidelbergerin Veronika Martinek mit 6:2 und 6:3 durchgesetzt.Das "Dream Team" wurde zum Alptraum Afrikaner nur Sparringspartner Ovationen für "Magic" Johnson / USA - Angola 116:48

Das "Dream Team" wurde für Angolas Basketballer zum Alptraum. Am Ende der ersten 40 effektiven Olympischen Spielminuten der hochbezahlten NBA-Profis beschrieb allein das Ergebnis von 116:48 (64:16) gegen die bedauernswerten Afrikaner den Verlauf der Begegnung bereits überdeutlich.

Schwerer werden es Johnson und Co. in ihrem zweiten Vorrundenspiel der Gruppe A am Montag (20.30 Uhr) gegen Kroatien haben, während Angola bereits am Nachmittag (14.30 Uhr) auf Deutschland trifft.

Stehende Ovationen und tosender Applaus begleiteten um 16.32 Uhr Ortszeit den ersten Sprungball der Amerikaner im mit 12 500 Zuschauern ausverkauften Sportpalast von Badalona.

Ein Aufschrei und ein Blitzlitzgewitter begleiteten die lebende Basketball-Legende "Magic" Johnson, der als erster das Parkett der Arena am Rande Barcelonas betrat. Vor den Toren des Sportpalastes versuchten Schwarzhändler derweil, mit Preisen zwischen 500 und 1000 Mark für beste Sitzplätze die letzten Karten an den Mann zu bringen.

Mit ermutigenden "Angola"-Rufen versuchte die Kulisse, den schwachen Gegner zu puschen. Gefeiert wurde die einzige Führung der Afrikaner beim 2:1 nach exakt 39 Sekunden. Den amerikanischen Korb sahen sie zumeist nur aus weiter Ferne, zumal die NBA-Profis jeden Weg unter das Brett versperrten.

Das Mitleid der Zuschauer war dem in allen Belangen unterlegenen Afrika-Meister gewiß. Doch unbeeindruckt davon setzten Michael Jordan, Karl Malone, Charles Barkley, Patrick Ewing und "Magic" Johnson ihre Punktjagd fort und schraubten das Ergebnis mit spektakulären Körben und Traumkombinationen in die Höhe. sid

Sieg für Paal und Super Darby

Wilhelm Paal aus Gelsenkirchen gewann mit Super Darby den Großen Preis von Europa. Das mit 80 000 Mark dotierte Rennen auf der Trabrennbahn in Berlin- Mariendorf bildete den Auftakt der diesjährigen Derbywoche. Der fünfjährige Hengst Super Darby verwies auf der 1900 m langen Strecke den Favoriten Chergon mit Heinz Wewering (Recklinghausen) mit einer Länge Vorsprung auf den zweiten Platz.

SCHWIMMEN

100-m-Freistil, Frauen: 1. Yong Zhuang (China) 54,64 Sekunden, 2. Thompson (USA) 54,84, 3. van Almsick (Berlin) 54,94, 4. Haislett (USA) 55,19, 5. Plewinski (Frankreich) 55,72, 6. Jingyi Le (China) 55,89, 7. Osygus (Wuppertal) 55,93, 8. Brienesse (Niederlande) 56,59.

Serbischer Zweier zugelassen

In letzter Minute ist ein ungesteuerter Zweier aus Serbien/Montenegro für die olympischen Ruderwettbewerbe in Banyoles zugelassen worden. Das bestätigte Denis Oswald, Präsident des Internationalen Ruder-Verbandes FISA am Sonntag. "Es gab lange Diskussionen mit dem IOC und den UN, aber es ist schließlich eine Entscheidung zugunsten der Athleten gefallen", erklärte Oswald. Der Zweier ohne Steuermann wird unter der Bezeichnung "Unabhängiges Boot" an den Olympiastart gehen.

SCHWIMMEN

100-m-Brust, Männer: 1. Diebel (USA) 1:01,50 Minuten, 2. Rosza (Ungarn) 1:01,68, 3. Rogers (Australien) 1:01,76, 4. Hayashi (Japan) 1:01,86, 5. Iwanow (GUS) 1:01,87, 6. Wolkow (GUS) 1:02,07, 7. Gillingham (Großbritannien) 1:02,32, 8. Moorhouse (Großbritannien) 1:02,33.

Brinkmann auf dem Weg der Besserung

Hockey-Nationalspieler Thomas Brinkmann vom HTC Uhlenhorst Mülheim ist auf dem Wege der Besserung. Der Darmverschluß, der den 24jährigen zum Verzicht auf die Olympia-Teilnahme in Barcelona gezwungen hatte, erwies sich als nicht so gravierend wie zunächst befürchtet.HOCKEY

MÄNNER, Vorrunde, Gruppe A, 1. Spieltag: Indien - Deutschland 0:3 (0:1), Australien - Argentinien 7:0 (3:0), Großbritannien - Ägypten 2:0 (1:0).

Gruppe B, 1. Spieltag: Pakistan - Malaysia 4:1, (3:1), Spanien - Neuseeland 3:0 (2:0), Niederlande - GUS 5:2 (2:0).

ROLLHOCKEY

(Demonstrations-Wettbewerb), Vorrunde, Gruppe A: Brasilien - Deutschland 3:5 (0:3). USA - Japan 10:1 (8:1).

US-Schwimmerin Jenny Thompson unterlag Yong Zhuang Shooting-Star van Almsick 14jährige Berlinerin gewinnt Bronze über 100 m Freistil

In der Erfolgswelle der chinesischen Überraschungs-Olympiasiegerin Yong Zhuang und der Amerikanerin Jenny Thompson wurde Franziska van Almsick in Barcelona zum Shooting-Star des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV). Die 14 Jahre alte Berlinerin gewann im ersten Olympischen Finale ihrer jungen Karriere Bronze über 100 m Freistil in 54,94 Sekunden.

Das "Wunderkind" schickt sich an, die Schwimm-Welt zu erobern. "Ich freue mich riesig, ich habe nicht mit der Medaille gerechnet, aber darauf gehofft", meinte Franziska von Almsick.

"Ich freue mich sehr für sie, sie ist die jüngste im Team, ein so unbekümmertes und sympathisches Mädchen. Das wird für die Mannschaft Signalwirkung haben", sagte Bundespräsident Richard von Weizsäcker, einer von 9.000 Zuschauern im Bernat Picornell am ersten Finaltag, gegenüber dem Sport-Informations- Dienst (sid). Daß der Bundespräsident zuschaut, hatte Franziska "gar nicht gewußt".

Derweil machte sich die Ungarin Krisztina Egerszegi auf den Weg, die Nachfolge von Kristin Otto als Schwimm-Königin der Spiele anzutreten. Über 400 m Lagen verfehlte sie in der Jahresweltbestzeit von 4:36,54 Minuten vor der Chinesin Li Lin (4:36,63) und Summer Sanders (4:37,56) den fast zehn Jahre alten Weltrekord von Petra Schneider (4:36,10) nur knapp. Daniela Hunger aus Berlin belegte in 4:47,57 einen guten sechsten Platz in diesem Elitefeld.

Auf dem Treppchen wurde der DSV jedoch nur von Franziska van Almsick vertreten. Schon im Vorlauf war sie sehr gute 55,40 Sekunden geschwommen. "Wenn sie im ersten Rennen unter 56 Sekunden bleibt, traue ich ihr alles zu", hatte Trainer Dieter Lindemann vorausgesagt.

"Ich war supernervös", vermeldete "Fränzi" nach dem ersten Olympischen Rennen ihres Lebens. "Auf dem Treppchen zu stehen, das ist großartig, das Gefühl kann man nicht beschreiben. Wer das wissen will, muß selber mal eine Medaille gewinnen." Sie ließ sogar Weltmeisterin Nicole Haislett hinter sich.

Favoritin Jenny Thompson erlebte eine große Enttäuschung. Die Weltrekordhalterin war auf Gold programmiert, unterlag in 54,84 Sekunden aber der chinesischen Sprint-Weltmeisterin Yong Zhuang. Sie verfehlte in 54,64 Sekunden zwar den Weltrekord von Thompson um 16 Hundertstelsekunden, gewann dafür aber das erste Schwimmer-Gold für China bei Olympischen Spielen.

Franziska von Almsick wurde damit zur Hoffnungsträgerin des deutschen Schwimmsports. "Ich wußte, daß Franziska schneller als im Vorlauf schwimmen kann", sagte Bundestrainer Achim Jedamsky. "Ein Bombenauftakt für uns. Sie ist die jüngste Medaillengewinnerin im DSV überhaupt."

Von IOC-Vizepräsident Kevan Gosper (Australien) erhielt die kesse Göre aus Berlin ihre Bronzemedaille. Simone Osygus aus Wuppertal belegte im Finale Rang sieben (55,03).

Über 200 m Freistil der Männer verfehlte Jewgeni Sadowyi aus der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten mit Glatze in 1:46,70 den Weltrekord des Italieners Giorgio Lamberti nur um eine Hundertstelsekunde und gewann damit Gold vor dem Schweden Anders Holmertz (1:46,86) und dem Finnen Antti Kasvio (1:47,63). Vizeweltmeister Steffen Zesner wurde in dem superschnellen Finale in 1:48,84 Minuten Siebter.

Pech hatte der Deutsche Meister Mark Warnecke über 100 m Brust. Der Essener stellte in 1:02,48 Minuten zwar einen neuen deutschen Rekord auf und verbesserte die alte Marke von Christian Poswiat um sechs Hundertstelsekunden, schwamm damit aber lediglich die zehnte Vorlaufzeit und verfehlte in einem Klassefeld das Finale ebenso wie Poswiat.

Überraschungssieger wurde der 21 Jahre alte Amerikaner Nelson Diebel in 1:01,50. Auch hier strauchelte der Favorit. Weltmeister Norbert Rosza (Ungarn) blieb in 1:01,68 Silber vor dem krassen australischen Außenseiter Philip Rogers (1:01,76). sid

Straßenrennen der Frauen Australierin Watt hält Longo auf Distanz

Die Startnummer eins gewann die Goldmedaille, und Deutschland blieb erstmals im olympischen Einer-Wettbewerb der Straßen-Radfahrerinnen ohne Medaille. Die international unbekannte 27 Jahre alte Australierin Kathryn Watt gewann am Sonntag sensationell die Goldmedaille im 81-km-Einzelrennen von Sant Sadurni d'Anoia und düpierte dabei die gesamte Konkurrenz.

Verfolgungs-Weltmeisterin Petra Roßner (Köln), die ebenso wie die Olympiazweite von Seoul, Jutta Niehaus (Bocholt), und die Deutsche Meisterin Viola Paulitz (Bonn) leer ausging, meinte: "Das Rennen war zu leicht zum Sterben, aber zu schwer, um den Spurt zu gewinnen." Bundestrainer Klaus Jördens: "Wir sind gut gefahren, aber wir hätten mindestens mit zwei Fahrerinnen im Endspurt dabeisein müssen, um noch was abzukriegen."

Die favorisierte Französin und achtmalige Weltmeisterin Jeannie Longo-Ciprelli erkämpfte sich schließlich nach 2:04:42 Stunden Fahrzeit mit 20 Sekunden Rückstand als Zweite ihr erstes olympisches Edelmetall. Den Spurt des Hauptfeldes gewann die Olympiasiegerin von Seoul, die Niederländerin Monique Knol.

Die drei deutschen Starterinnen hatten mit der Medaillenvergabe rund acht Stunden nach der Goldfahrt des Vierers nichts zu tun. Viola Paulitz und Petra Roßner kamen im Hauptfeld ins Ziel. Jutta Niehaus hatte nach einem Sturz den größten Rückstand. Die hohen Temperaturen forderten von allen Fahrerinnen Tribut.

Die bislang ausschließlich als Verfolgerin bekannte Kathryn Watt schloß in der Schlußrunde mit einem beherzten Antritt zu zwei Ausreißerinnen auf und ließ diese stehen. Die 33jährige Jeannie Longo- Ciprelli, Sechste von Los Angeles und 21. von Seoul, stand dennoch bei der Zieldurchfahrt im Mittelpunkt des Interesses, hatte sie doch drei Jahre nach ihrem letzten WM-Erfolg ein großartiges Comeback gefeiert.

Wie erwartet wurde der Wettbewerb auf dem Kurs in Sant Sadurni für die 58 Starterinnen aufgrund der großen Hitze zu einem Problem. sid

SCHWIMMEN

400-m-Lagen, Frauen: 1. Egerszegi (Ungarn) 4:36,54 Minuten (Jahres-Weltbestzeit), 2. Li Lin (China) 4:36,73, 3. Sanders (USA) 4:37,58, 4. Lewis (Australien) 4:43,74, 5. Hiranaka (Japan) 4:46,24, 6. Hunger (Berlin) 4:47,57, 7. Kimura (Japan) 4:47,78, 8. Synowska (Polen) 4:53,32.

SCHWIMMEN

200-m-Freistil, Männer: 1. Sadowyi (GUS) 1:46,70 Minuten (Jahres-Weltbestzeit), 2. Holmertz (Schweden) 1:46,86, 3. Kasvio (Finnland) 1:47,63, 4. Wojdat (Polen) 1:48,24, 5. Pyschnenko (GUS) 1:48,32, 6. Hudepohl (USA) 1:48,36, 7. Zesner (Berlin) 1:48,84, 8. Gjertsen (USA) 1:50,57.

Gewichtheben, Fliegengewicht Iwanow läßt WM-Titel olympisches Gold folgen

Weltmeister Iwan Iwanow aus Bulgarien gewann bei der ersten Gewichtheber-Entscheidung Olympiagold im Fliegengewicht. Der Weltrekordhalter triumphierte mit einer Leistung von 265,00 kg (Reißen 115, Stoßen 150) vor dem Chinesen Qisheng Lin (262,5 kg/115,0/147,5) und dem Rumänen Trajan Cihrean (252,5 kg/112,5/142,0). Vizeweltmeister Zhang Zairong aus China verpaßte ohne gültigen Versuch im Stoßen eine Plazierung ebenso wie der hoch eingeschätzte Bulgare Sewdalin Mintschew, der wegen einer Beinverletzung aufgeben mußte.

Iwanow war der Favorit, der aber wie seine Konkurrenten unter den erwarteten Leistungen blieb. Noch bei der Weltmeisterschaft in Donaueschingen hatte der Bulgare seine Zweikampf-Bestleistung von 272,5 kg eingestellt, in Barcelona blieb er 7,5 kg darunter.

Deutsche Starter nahmen in der Klasse bis 52,0 kg nicht teil. Der Berliner Marco Spanehl startet im Federgewicht am Dienstag als erster Deutscher. sid

Dutch Open in den Niederlanden Langer am Extra-Loch zum ersten Saisonsieg

Quasi zur "Saison-Halbzeit" hat Bernhard Langer sein Jahres-Soll schon erfüllt. Zum zweiten Mal nach 1984 gewann der 34jährige die mit 1,8 Millionen Mark dotierten "Dutch Open" im niederländischen Noordwijk und hat damit auch in seinem 14. Jahr als Golfprofi seinen jährlichen Turniersieg unter Dach und Fach gebracht. Ein besseres Abschneiden auf der Europa-Tournee kann nur der Spanier Severiano Ballesteros vorweisen, der schon seit 16 Jahren zumindest einmal pro Jahr Turniersieger wurde.

"So verrückt habe ich noch nie ein Turnier gewonnen", erklärte Langer bei der Überreichung des 300 000-Mark-Siegschecks gegenüber dem Turnier-Schirmherrn Prinz Bernhard von den Niederlanden. Der 15malige Deutsche Meister entschied das Turnier am zweiten Extra-Loch gegen den Schotten Gordon Brand junior für sich, hatte aber schon zuvor von zwei Strafschlägen gegen den Engländer Mike Mclean profitiert.

Der zu diesem Zeitpunkt führende Brite hatte am elften Loch angewachsene Zweige beiseite geräumt und damit gegen das Reglement verstoßen. "Ich bin kein Regel-Experte, aber der Ball hat sich jedenfalls nicht bewegt", erklärte McLean völlig fassungslos nach der Bestrafung. Laut Regelwerk hätte er nur lose Zweige beiseiteräumen dürfen.

Begünstigt vom Mißgeschick seines Konkurrenten trumpfte Langer noch einmal auf. Im "Sudden Death" gegen Gordon Brand zeigte der frühere Masterssieger dann die besseren Nerven und setzte sich mit einem Par am 18. Loch durch. Der Schotte vergab seine Siegchance, als er seinen zweiten Schlag hinter das Grün in die mit 10 000 Zuschauern gut besetzten Besucherränge schlug.

"Ich hatte den ganzen Tag an meinen Sieg geglaubt. Es ist schon alles sehr seltsam gelaufen, und das ist sicherlich mit Abstand der merkwürdigste Sieg meiner Karriere", erklärte Langer, der vor einer Woche noch mit dem 59. Platz bei den "British Open" maßlos enttäuscht hatte.

An der Nordseeküste beendete Langer das Turnier wie Gordon Brand mit 277 Schlägen. Platz drei mit jeweils 278 Schlägen teilten sich McLean und sein Landsmann Gary Evans. sid

Chapuisat verlängerte in Dortmund

Der Schweizer Fußball-Nationalspieler Stephane Chapuisat wird auch in den nächsten Jahren für Borussia Dortmund in der Bundesliga auf Torejagd gehen. Der 23 Jahre alte Stürmer verlängerte seinen im kommenden Jahr auslaufenden Vertrag bei den Borussen vor dem ersten Spiel der Dortmunder beim Internationalen Turnier in Paris bis 1995.

Glückliche Auslosung für Military-Team

Das Glück war mit den deutschen Military-Reitern. Bei der Auslosung der viertägigen Konkurrenz zog Bundestrainer und Equipechef Martin Plewa (Warendorf) die Nummer 17 von insgesamt 18 teilnehmenden Nationen. Damit liegt die Konkurrenz im Wettbewerb jeweils vor dem deutschen Team.

GEWICHTHEBEN

Klasse bis 52 kg: 1. Iwanow (Bulgarien) 265,0 kg (Reißen: 115,0+Stoßen: 150 kg), 2. Qischeng Lin (China) 262,5 (115,0+147,5), 3. Trajan Giharean (Rumänien) 252,5 (112,5+140), 4. Kwang- Ku Ko (Südkorea) 252,5 (112,5+140,0), 5. Halil Mutlu (Türkei) 247,5 (112,5+135), 6. Nam Su Gil (Nordkorea) 235,0 (100+135), 7. Humberto Rodriguez (Venezuela) 230,0 (100+139), 8. Jose Andre Puig (Spanien) 227,5 (100+127,5).

RADSPORT

Straße, Frauen, (81 km): 1. Watt (Australien) 2:04:42 Stunden (38,973 km/h), 2. Longo (Frankreich) 0:20 Minuten zurück, 3. Knol (Niederlande) 0:21, 4. Kistschuk (GUS), 5. Valvik (Norwegen), 6. Golay (USA), 7. Shannon (Australien), 8. Zberg (Schweiz) . . . 19. Paulitz (Bonn), . . . 28. Roßner (Köln) alle gleiche Zeit, . . . 44. Jutta Niehaus (Bocholt) 5:00.

KUNSTSPRINGEN

TURM, Vorkampf, Frauen: 1. Fu (China) 361,77 Punkte, 2. Clark (USA) 329,85, 3. Miroschina (GUS) 310,32, 4. Alcala (Mexiko) 309,39, 5. Owen (USA) 299,52, 6. Zhu (China) 297,00, 7. Afonina (GUS) 293,94, 8. Allen (Großbritannien) 292,77 . . . nicht für das Finale qualifiziert: 14. Wetzig (Halle) 284,13, . . . 20. Kühn (Aachen) 270,51.

FUSSBALL

VORRUNDE, Gruppe B, erster Spieltag: Dänemark - Mexiko in Saragossa 1:1 (0:1), Ghana - Australien in Sabadell 3:1 (1:0).

VOLLEYBALL

Vorrunde, Männer, Gruppe A, 1. Spieltag: USA - Japan nach Protest 1:3 (15:8, 11:15, 10:15, 13:15).

Military-Strecke entschärft

Auf Druck der dreiköpfigen Jury mit dem Deutschen Bernd Springorum (Ratingen) wurde die von vielen Reitern diskutierte Cross-Strecke der Military-Reiter entschärft. So wurden verschiedene Hindernisse auf der 7000 Meter langen Querfeldeinstrecke heruntergesetzt, an Hindernis 13 wurde der rund zwei Meter tiefe Graben um 100 Zentimeter mit Sand aufgefüllt.

Morley erstmals Europas Meisterin

Als erste englische Golf-Amateurin hat Joanne Morley die Internationale Meisterschaft von Europa gewonnen. Im portugiesischen Estoril bei Lissabon parierte sie den Angriff der Spanierin Estafania Knuth, die mit zwei Schlägen Rückstand auf die letzte Runde gegangen war.

GOLF

"DUTCH OPEN" der Profis in Noordwijk/ Niederlande (1,8 Millionen Mark), Endstand nach vier Runden (Par 72): 1. Langer (Anhausen) 277 (68+68+69+72) Schläge (Sieger im Stechen am zweiten Extra-Loch), 2. Brand jun. (Schottland) 277 (72+71+67+67), 3. Evans (England) 278 (70+67+71+70) und McLean (England) 278 (69+67+70+72), 5. Cooper (England) 279 (73+68+68+70) und Stewart (USA/ TV) 279 (69+75+63+72).

BASEBALL

Vorrunde, 1. Spieltag: Spanien - USA 1:4, Puerto Rico - Japan 0:9, - 2. Spieltag: Taiwan - USA 5:7, Italien - Kuba 1:8.

FUSSBALL

Vorrunde, Gruppe A, 2. Spieltag: Kuweit - USA 1:3 (1:0).

Gruppe C, 2. Spieltag: Kolumbien - Katar 1:1 (0:0).

Gruppe D, 1. Spieltag: Schweden - Paraguay 0:0, Marokko - Südkorea 1:1 (0:0).

Kunstturnen GUS-Mädchen führen vor USA und Rumänien

Die deutschen Kunstturnerinnen haben ihr olympisches Wunschergebnis (Rang acht) wahrscheinlich verpaßt. Nach der Mannschafts-Pflicht nimmt die Riege von Bundestrainer Wolfgang Bohner den zehnten Platz ein und muß zur Kür-Entscheidung am Dienstag deshalb bereits am frühen Nachmittag antreten. Erfahrungsgemäß werden in den abendlichen Wettbewerben jedoch die höheren Punktzahlen gezogen.

Im Kampf um die Medaillen kommt es zum erwarteten Dreikampf. Nach dem Pflichtprogramm, das in dem mit 15 000 Zuschauern ausverkauften Palau Sant Jordi absolviert wurde, übernahm das Sextett aus der GUS mit 197,507 Zählern vor den USA (197,007) und Rumänien (196,982) die Führung. Beste Einzelturnerin war Shannon Miller aus den USA mit 39,636 Punkten knapp vor Ex-Weltmeisterin Swetlana Boginskaja aus der GUS (39,625) und der Ungarin Henrietta Onodi (39,624 Zählern).

Entscheidend für das letztlich unbefriedigende deutsche Abschneiden trotz guter Leistung waren zwei Unsicherheiten der Bergisch-Gladbacherinnen Gabi Weller und Jana Günther am Schwebebalken, die jeweils zu schmerzhaften Punktabzügen führten. Zwar konnte eine der Wertungen gestrichen werden, die andere jedoch floß ein und kostete entscheidende Zehntel gegenüber der Konkurrenz.

Beste deutsche Turnerin war als 19. die Rostockerin Kathleen Stark mit 39,211 Punkten vor der ehemaligen deutschen Meisterin Anke Schönfelder (23. Platz) aus Berlin, die 39,149 Zähler erturnte. sid

MODERNER FÜNFKAMPF

1. Disziplin, Fechten: 1. Fabian (Ungarn) 1034 Punkte, 2. Skrzypaszek (Polen) 1000, 3. Stull (USA) 983, 4. Medjancews (Lettland) 949, 5. Phelps (Großbritannien) 932, 6. Barranco (Mexiko) 915, 7. Mizser (Ungarn) 898, 8. Gheorghe (Rumänien) 878, 9. Knappheide (Warendorf) 864, . . . 18. Czermak (München) 830, . . . 28. Olszewski (Berlin) 796.

Mannschaftswertung, Fechten: 1. Ungarn 2796 Punkte, 2. Polen 2575, 3. Mexiko 2558, 4. Lettland und USA 2507, 6. Deutschland (Knappheide, Czermak, Olszewski) 2490, 7. GUS und Großbritannien 2490.

2. Disziplin, Schwimmen (300 m): 1. Staskevicius (Litauen) 3:10,4 Min. / 1352 Punkte, 2. Gostigian (USA) 3:13,9 / 1324, 3. Ruer (Frankreich) 3:14,0 / 1320, 4. Nikolopoulos (Griechenland) 3:14,4 / 1320, 5. Phelps (Großbritannien) 3:15,3 / 1312, 6. Brookhouse (Großbritannien) 3:16,1 / 1304, 7. Zenowka (GUS) 3:16,6 / 1300, 8. Tiberti (Italien) 3:17,6 / 1292, . . . 18. Knappheide (Warendorf) 3:21,1 / 1264, . . . 27. Olschewski (Berlin) 3:24,0 / 1240, . . . 44. Czermak (München) 3:29,3 / 1200.

Mannschaftswertung, Schwimmen: 1. USA 3812 Punkte, 2. Litauen 3780, 3. Südkorea 3754, 4. GUS 3760, 5. Großbritannien 3756, 6. Frankreich und Deutschland beide 3704, 8. Australien 3700.

3. Disziplin, Schießen: 1. Zenowka (GUS) 198 Ringe / 1240 Punkte, 2. Narkus (Litauen) 196 / 1210, 3. Gozdziak (Polen) 195 / 1195, 4. Abouelsouad (Ägypten) 193 / 1165, 5. Massullo (Italien) 192/1 150, 6. Strydon (Südafrika) 192 / 1150, 7. Mizser (Ungarn) 191 / 1135, 8. Nikolopoulos (Griechenland) 191 / 1135, . . . 24. Czermak (München) 186 / 1060, . . . 28. Knappheide (Warendorf) 186 / 1060, . . . 43. Olschewski (Berlin) 182 / 1000.

Mannschaftswertung: 1. Polen 3420 Punkte, 2. GUS 3 345, 3. Italien 3330, 4. CSFR 3270, 5. USA 3195, 6. Ägypten 3180, 7. Litauen 3150, 8. Deutschland 3120.

Einzelwertung nach 3 Disziplinen: 1. Skrzypaszek 3372, 2. Zenowka 3370, 3. Yrizar Barranco (Mexiko) 3246, 4. Mizser 3241, 5. Tiberti 3231, 6. Starostin 3220, 7. Rob Stull 3215, 8. Blazek 3211, 9. Knappheide 3188, . . . 27. Czermak 3090, . . . 36. Olschewski 3036.

Mannschaftswertung nach 3 Disziplinen: 1. Polen 9627, 2. GUS 9595, 3. USA 9514, 4. Ungarn 9492, 5. CSFR 9412, 6. Italien 9358, 7. Deutschland 9314, 8. Frankreich 9212.

BASKETBALL

VORRUNDE, Männer, Gruppe B: Venezuela - GUS 64:78 (16:34), China - Litauen 75:112 (26:55), Australien - Puerto Rico 116:76 (57:31).

HOCKEY

VORRUNDE, Männer, Gruppe A: Australien - Argentinien 7:0 (3:0).

Gruppe B: Spanien - Neuseeland 3:0 (2:0).

Ina Justh am Blinddarm operiert

Bereits vor dem ersten Startkommando bei der olympischen Ruderregatta hat die deutsche Mannschaft ihren ersten Ausfall zu verzeichnen. Ina Justh (Saarbrükken), Nummer vier im Achter, mußte sich einer Blinddarm-Operation unterziehen.

RADSPORT

STRASSENVIERER, Männer, 100 km: 1. Deutschland (Dittert, Meyer, Peschel, Rich) 2:01:39 Std., 2. Italien (Anastasia, Colombo, Contri, Peron) 2:02:39, 3. Frankreich ( Bussard, Faivre-Pierret, Gaumont, Harel) 2:05:25, 4. GUS 2:05:34, 5. Spanien 2:06:11, 6. Polen 2:06:34, 7. Schweiz 2:06:35, 8. CSFR 2:06:44.

VOLLEYBALL

VORRUNDE, Männer, Gruppe B: Kuba - Niederlande de - Kuba 3:1 (15:12, 17:15, 6:15, 15:10). USA - Japan 3:2 (15:8, 11:15, 10:15, 17:16, 16:14). GUS - Algerien 3:0 (15:8, 15:7, 15:4).

BASEBALL

VORRUNDE: Taiwan - Italien 8:2, Kuba - Dominikanische Republik 8:0.

Moderner Fünfkampf Verkrampfter Start der deutschen Kämpfer

Zunächst erschienen die Kampfrichter zu spät, dann verschliefen Deutschlands Moderne Fünfkämpfer ihren Olympiastart. Beim Fechten kam das Trio Dirk Knappheide (Warendorf), Pawel Olszewski (Berlin) und Uli Czermak (München) am Sonntag schlecht aus den Startlöchern. Nach sieben von 21 Runden hatten sie 31 von 54 möglichen Siegen mit den Degen errungen. Mit 527 Punkten rangierte das Team im Mittelfeld.

"Das war unbefriedigend. Alle sind sehr nervös, weil sie hohe Erwartungen an sich selbst stellen", meinte Bundestrainer Mike de Vries. "Wir machen es uns selbst schwer", sagte der Deutsche Meister Czermak, der immer wieder von etwa 30 deutschen Fans in der schwach besuchten Fechthalle angefeuert wurde.

An die Spitze des 66 Kämpfer umfassenden Feldes setzte sich der ungarische Exweltmeister Laszlo Fabian vor dem Schweizer Peter Steinmann. Die mangelhafte Organisation - die Offiziellen waren zu spät mit dem Bus angereist - verursachte einen schleppenden Ablauf bei dem Turnier. dpa

Boxen Andreas Otto erreichte das Achtelfinale

Die deutsche Box-Nationalmannschaft startete am Wochenende erfolgreich in das olympische Turnier. Als Erster zog Weltergewichtler Andreas Otto (Ahlen) im Pavello Club Juventat Badalona in das Achtelfinale ein. Der 28jährige Vize-Weltmeister hatte beim überaus knappen 8:7- Punktsieg gegen den Guyaner Andrew Lewis jedoch erhebliche Mühe, weil er zu wenig die Initiative ergriff. Nächster Gegner ist Mario Romero (Nikaragua).

Otto überwand damit die erste Hürde auf dem Weg in die Medaillen-Ränge, die für ihn weniger harte Brocken bereithält als für die meisten anderen deutschen Asse. Der Schweriner Olympia-Zweite von 1988, Andreas Tews, muß in seinem ersten Kampf am Dienstag gleich gegen Weltmeister Kirkor Kirkorow (Bulgarien) antreten. Olympiasieger Andreas Zülow (Schwerin) erwartet im Falle eines Erfolges gegen Jae Kim (Südkorea) den Kubaner Hector Vinent. Dessen Landsmann, Weltmeister Felix Savon, trifft in der zweiten Runde auf den Freiburger Bert Teuchert, wenn dieser den Polen Krzystof Rojek besiegt. dpa

Turnen Schwebebalken war wieder Zitterbalken

Die Pflicht mit Platz acht in der Pflicht können die deutschen Turnerinnen in Barcelona noch schaffen. Doch dann müssen Anke Schönfelder (Berlin) und Kathleen Stark (Rostock) in der vierten und letzten Gruppe in Hochform sein.

Vor allem am Schwebebalken, an dem sich das Bergisch Gladbacher Trio Gabi Weller (9,287 Punkte), Jana Günther (9,300), Annette Potempa (9,500) und auch Diana Schröder (Berlin) als Deutsche Meisterin (9,587) nicht mit Ruhm beklekkerten, ist viel gutzumachen.

Aufregung, Nervosität und Druck von außen nannten die vier als Grund für Fehler bei ihrer Olympia-Premiere. Schwächste in der Pflicht war Annette Potempa mit 38,149 Punkten. Davor rangierten Jana Günther mit 38,174, Gabi Weller mit 38,324 und Diana Schröder mit 38,636 Punkten.

Das 48-er Feld wurde vor den letzten beiden Gruppen von Mannschafts- Weltmeisterin Tatjana Lissenko (GUS) mit 39,473 vor Boden-Europameisterin Gina Gogean (Rumänien) mit 39,349 angeführt. dpa

Becker eröffnet Tennis-Turnier

Boris Becker (Leimen) bestreitet am Dienstag auf dem Centre Court das Eröffnungs-Match der olympischen Tennis- Wettbewerbe. Der 24jährige Leimener trifft um 10 Uhr auf den unbekannten Norweger Christian Ruud. Von den sechs deutschen Tennis-Profis ist am Dienstag nur noch Olympiasiegerin Steffi Graf (Brühl) im Einsatz. Die Weltranglisten- Zweite trifft jedoch nicht auf Helen Kelesi (Kanada), sondern auf die Mexikanerin Lupito Novelo. Die Rechtshänderin rückte nachträglich ins Hauptfeld, weil Helen Kelesi auf den Start verzichtete.

Turm-Finale ohne Deutsche

Ohne deutsche Beteiligung geht heute das Finale im Turmspringen der Frauen über die Bühne. Ute Wetzig aus Halle und Monika Kühn aus Aachen verpaßten am Sonntag im Vorkampf als 14. beziehungsweise 20. die Qualifikation für den olympischen Endkampf der besten zwölf. Die Führung vor der Entscheidung übernahm Jelena Miroschina (GUS) mit 310,32 Punkten.

Rudern Leichtes Vorlauflos für den Deutschland-Achter

Eine lösbare Aufgabe erwartet den Deutschland-Achter bei den Vorläufen der am Montag beginnenden olympischen Ruderregatta in Banyoles. Das ergab die Auslosung auf frühen Sonntagabend. Die sieggewohnte Mannschaft von Trainer Ralf Holtmeyer trifft auf Rumänien, Spanien, Dänemark und Italien. Mit einem Erfolg kann sie sich direkt für die Halbfinals am Freitag qualifizieren. Mit 15 Booten weist die Flaggschiffklasse das beste Meldeergebnis seit Jahren auf.

Wesentlich schwieriger ist die Aufgabe im Vorrennen für Einer-Weltmeister Thomas Lange (Halle). Immerhin trifft er auf den Luzern-Zweiten Kajetan Broniewski (Polen). Konstantinos Karyotes (Griechenland), Ali Bilal (Türkei) und Massimo Marencini (Italien) sind die weiteren Gegner. "Das Ergebnis der Auslosung ist durchwachsen, weil uns in einigen Klassen Medaillenanwärter zugelost wurden", meinte Mannschaftsführer Peter-Michael Kolbe. "Doch wer selbst auf das Treppchen will, muß diese Hürden nehmen". dpa

Radsport, Straße, Frauen

Gold: Kathryn Anne Watt (Australien)

Silber: Jeannie Longo (Frankreich)

Bronze: Monique Knoll (Niederlande).

Straßenrennen der Frauen Australierin Watt hielt Longo auf Distanz

Die Australierin Kathryn Anne Watt gewann am Sonntag abend überraschend das olympische Straßenrennen der Frauen. Bei Temperaturen um 40 Grad hatte sich die 28jährige eine Runde vor Schluß des 81 km langen Rennens entscheidend vom Feld abgesetzt. Die Silbermedaille holte sich die viermalige Straßen-Weltmeisterin Jeannie Longo-Ciprelli (Italien), die zu spät die Verfolgung der Ausreißerin aufgenommen hatte. Die Olympiasiegerin von 1988, Monique Knoll aus den Niederlanden, gewann den Spurt des Feldes und damit Bronze.

Die drei deutschen Starterinnen Petra Roßner (Köln), Viola Paulitz (Hildesheim) und Jutta Niehaus (Bocholt), die in Seoul noch Olympia-Zweite geworden war, hatten mit dem Ausgang des Rennens nichts zu tun. dpa

Ringen Steinbach unbezwungen Passarelli unterlag

Die deutschen Ringer im griechisch-römischen Stil hatten zum Auftakt ihrer olympischen Wettkämpfe nicht den besten Tag erwischt. Lediglich Schwergewichtler Andreas Steinbach (Wiesental) kam in der Universitäts-Sporthalle ungeschoren über die ersten beiden Runden. Für Leichtgewichtler Claudio Passarelli aus Schifferstadt stehen je ein Sieg und eine Niederlage zu Buche. Fliegengewichtler Olaf Brandt ist ausgeschieden. Der Wittener war erst gegen Europameister Alfred Ter-Mkrtyschian (1:13 Punkte) chancenlos und wurde danach von Weltmeister Raul Martinez (Kuba/0:15) vorgeführt.

Bundestrainer Lothar Ruch ärgerte sich vor allem über die 0:1-Niederlage von Ex-Weltmeister Passarelli gegen den Kubaner Cecilio Rodriguez. Zum Auftakt wies Passarelli in buchstäblich letzter Sekunde den Zweiten der Welt- und Europameisterschaften, Martin Kornbakk (Schweden), mit 1:0 in die Schranken.

"Jetzt wird es ernst", meinte Andreas Steinbach. Der Vize-Europameister von 1991 setzte sich gegen Milos Govedarica (Einzelsportler/Serbien/2:1) und Luis Sandoval (Panama/17:0) durch. Der Olympia-Sechste von Seoul trifft jetzt auf den Halbschwergewichts-Olympiasieger von 1988, Atanas Komchew (Bulgarien). dpa

Boxen Quast und Otto eine Runde weiter

Die ersten zwei Athleten des Deutschen Amateur-Boxverbands erreichten am Sonntag im Pavello Club Joventut Badalona das Achtelfinale des olympischen Box-Turniers, ohne zu Beginn der vierzehntägigen Wettkämpfe große Akzente zu setzen. Am Nachmittag bezwang Vize- Weltmeister Andreas Otto (Ahlen) im Weltergewicht Andrew Lewis aus Guyana äußerst knapp mit 8:7 nach Punkten, am Abend schaffte auch der Leverkusener Halbfliegengewichtler Jan Quast mit einem 6:0 über Mohamed Zbir (Marokko) den Sprung in die nächste Runde.

"Ich bin überhaupt nicht zufrieden, habe nie die richtige Einstellung gegen meinen Kontrahenten gefunden", ärgerte sich Otto nach seinem Auftakterfolg, der bis zum letzten Gong am seidenen Faden hing. Der Guyaner wurde in der dritten Runde immer stärker und kämpfte sich noch bis auf einen Zähler heran. Nächster Gegner für den Ahlener ist nun Mario Romero (Nicaragua). Quasts Kontrahent Mohamed Zbir wurde nach einem Wirkungstreffer bereits nach 21 Sekunden angezählt. Danach aber setzte der Leverkusener nicht konsequent nach, so daß er über drei Runden gehen mußte.

Am Montag steigen drei Deutsche in den Ring. dpa

Schrempf und Co. bewahrten im Hexenkessel die Ruhe Der Korb hing nicht zu hoch Deutsche Basketballer schlugen Spanien mit 83:74 (46:39)

Das Daumendrücken von Boris Becker auf der Tribüne half: Mit einem 83:74 (46:39)-Erfolg über Gastgeber Spanien stellte die deutsche Basketball-Nationalmannschaft am Sonntag abend im "Palau d'Esports" in Badalona die Weichen für den Einzug ins Viertelfinale des olympischen Turniers. Den Sieg im Schlüsselspiel gegen den EM-Dritten verdanken die deutschen Korbjäger, die nahtlos an ihre großartigen Vorstellungen in der Qualifikation anknüpften, einer starken Defensivleistung. In ihrer nächsten Partie trifft die Auswahl des Deutschen Basketball-Bundes (DBB) am (morgigen) Montag auf Angola, ehe am Mittwoch mit dem US-Team eine wohl unlösbare Aufgabe ansteht.

Die deutschen Spieler hatten es nicht nur mit äußerst robusten Gegnern, sondern auch mit einem fanatischen Publikum zu tun. 12 500 Fans verwandelten die Halle in einen wahren Hexenkessel und begleiteten jede Aktion der Gäste mit Pfiffen. Entsprechend nervös agierte das Team von Bundestrainer Svetislav Pesic in der Anfangsphase und lag nach drei Minuten bereits 4:10 in Rückstand. In der achten Minute ging das DBB-Team beim 18:17 in Führung und baute diesen Vorsprung mühsam, aber kontinuierlich aus. Zu den Stützen der deutschen Mannschaft zählten wieder einmal NBA-Profi Detlef Schrempf, dem 26 Punkte gelangen, Kapitän Hansi Gnad (17) und Michael Jäckel (13).

Zuvor hatte das als haushoher Favorit ins Turnier gegangene US-Dream-Team Afrika-Meister Angola beim 116:48 (64:16)-Sieg eine Basketball-Lektion erteilt und die Fans in der Halle in Verzükkung versetzt. dpa

Schweden und Dänen enttäuschten Schweden enttäuschte beim 0:0 gegen Paraguay im Sarria-Stadion von Barcelona, der "U 23"-Nachwuchs von Europameister Dänemark kam in Saragossa nicht über ein 1:1 (0:1) über Mexiko hinaus, aber Ghana bestätigte in Sabadell beim 3:1 (1:0) über Australien seine Rolle als "Geheimfavorit" und setzte sich an die Tabellenspitze der Vorrundengruppe A. In der Gruppe C trennten sich Marokko und Südkorea 1:1 (0:0) Rumänien schlug Ägypten knapp Zum Auftakt des Handball-Turniers der Männer mußte Rekordweltmeister Rumänien in der Gruppe B, in der auch Deutschland spielt, beim 22:21 (10:12) gegen Außenseiter Ägypten, trainiert vom ehemaligen DDR-Coach Paul Tiedemann, in Granollers Schwerstarbeit verrichten, um die fest eingeplanten Punkte einzustreichen. Fünfkämpfer nur auf Platz sieben Beim 300-m-Freistilschwimmen am zweiten Wettkampftag der modernen Fünfkämpfer fielen Dirk Knappheide (Warendorf), Pawel Olszewski (Berlin) und Ulrich Czermak (München) am Montag auf Rang sieben mit 6194 Punkten in der olympischen Mannschaftswertung zurück. Top-Favorit Laszlo Fabian (Ungarn, 2318) verteidigte im Einzel und mit seinem Team (6492) vor der USA (6319) und der GUS (6250) die Führung vorm Fechtturnier. Japans Volleyball-Protest erfolgreich Der 3:2-Sieg der US-Volleyballer am Sonntag gegen Japan ist am grünen Tisch in ein 3:1 für die Asiaten umgewandelt worden. Das Schiedsgericht des Weltverbandes gab einem Protest der Japaner gegen die Entscheidung statt, das zweite Foul eines US-Spielers nicht zu ahnden. Da das zweite Foul im Volleyball stets einen Strafpunkt für das betroffene Team nach sich zieht, hätte dieser beim Spielstand von 2:1 und 14:13 im dritten Satz Matchball für die Japaner bedeutet. Artjomowa und Nigeria-Stars gesperrt Der Weltverband IAAF bestätigte die Sperren von drei Athleten, die in Barcelona Medaillentrümpfe gewesen wären: Natalja Artjomowa (GUS), weltbeste 1500- m-Läuferin, war am 4. Juli in Oslo erwischt worden. Auch die jeweils auf Platz drei der Weltrangliste stehenden Nigerianerinnen Charity Opara (400 m) und Chioma Ajunwa (100 m) waren vorsichtshalber von ihren Verbänden schon aus der Meldeliste für Barcelona gestrichen worden. Laut IAAF-Statut werden überführte Athleten vier Jahre gesperrt. Spring-Equipe ohne Walzerkönig Die deutsche Springreiter-Equipe geht geschwächt in den olympischen Preis der Nationen in Barcelona. Nach einer letzten Untersuchung durch Mannschaftstierarzt Dieter Fister und dem Schweizer Spezialisten Dr. Hanns Stihl in Mühlen mußte der Wallach Walzerkönig von der Liste gestrichen werden. Fair-Play-Pokal für Thomas Lange Ruder-Olympiasieger Thomas Lange aus Halle ist für besondere Fairneß im Sport mit dem Fair-Play-Pokal der Sparkassen ausgezeichnet worden. Der Grund: Lange hatte seinem estischen Konkurrenten Juri Jaanson uneigennützig die Teilnahme an den Rotsee-Regatten in Luzern ermöglicht. Außerdem sammelte die Besatzung des Achters, um ihm ein neues Hörgerät zu kaufen. Martinez droht Olympia-Ausschluß Dem spanischen Diskuswerfer David Martinez droht wegen möglichen Dopings ein Ausschluß von den Olympischen Spielen in Barcelona. Das erklärte Alfredo Goyeneche, Vizepräsident des spanischen NOKs. "Wir müssen aber die genauere Untersuchung abwarten. Sollte der Testosteron/Epitestosteron-Quotient entsprechend zu hoch sein, wird er von Olympia ausgeschlossen." Umfrage: Zuviel Olympia im Fernsehen Das umfangreiche Fernsehangebot von den Olympischen Spielen hat bei einer Mehrheit der TV-Zuschauer in Deutschland offenbar frühzeitig zu einer Übersättigung geführt. Nach einer Umfrage einer deutschen Illustrierten ("Glücks-Revue") meinten 79,8 Prozent, daß das öffentlich- rechtliche Fernsehen viel zuviel über die Olympischen Spiele berichtet. 19,3 Prozent sind mit dem Angebot zufrieden.

Der AStA, der Staatsanwalt und der Computer Sommertheater in der Provinz? / Ein angeblich fingierter Einbruch löst Grabenkämpfe aus

MARBURG. Was Bonn kann, kann die Provinz allemal. Ein angeblich fingierter Einbruch beim AStA und politische Grabenkämpfe unter den Studentenvertretern sorgen in Marburg für kleine Turbulenzen im semesterferienbedingt verschärften Sommmerloch. Was ist geschehen?

"Es liegen konkrete Anhaltspunkte vor, die darauf hindeuten, daß eine Gruppe innerhalb des AStA vor dem Einbruch beschlossen hat, einen Einbruchsdiebstahl vorzutäuschen, um die Versicherungssumme für einen abhandengekommenen Computer zu kassieren" - so steht es im Bericht der Marburger Staatsanwaltschaft, die den Fall weiter untersucht.

Wegen des dringenden Verdachts, einen Einbruch in AStA-Räumlichkeiten verübt zu haben, waren vor zwei Wochen auf den Tip eines Zeugen hin zwei junge Männer zu nächtlicher Stunde von der Polizei in Tatortnähe vorläufig festgenommen worden. Einer der beiden Studenten hatte sich beim Einschlagen der Scheibe offenbar so erheblich verletzt, daß er gleich mit dem Notarztwagen zur stationären Aufnahme ins Uniklinikum gebracht werden mußte. Einer der mutmaßlichen Täter ist laut Staatsanwaltschaft Mitarbeiter im AStA.

"AStA-Mafia ertappt", betitelte der CDU-nahe "Ring christlich demokratischer Studenten" (RCDS) prompt ein Flugblatt, "endlich konnte unser linker Marburger AStA bei einer seiner kriminellen Machenschaften auf frischer Tat ertappt werden". Am Morgen nach der Tat war nämlich die örtliche "Oberhessische Presse" anonym informiert worden, die ganze Sache sei abgekartet gewesen.

Den sofortigen Rücktritt der beiden AStA-Vorsitzenden Britta Hönig und Barbara Jost fordert der RCDS seit Anfang letzter Woche deshalb ebenso wie die "Benennung des festgenommenen AStA- Mitarbeiters, seiner Komplizen und Hintermänner".

Sonst um knackige Presseverlautbarungen nicht verlegen, hüllte sich der von der linken "Bündnisliste" und einigen kleineren Gruppierungen regierte AStA zunächst in Schweigen. Auch als zwei Tage nach der Attacke von rechts Angehörige des eigenen Lagers zum Angriff blasen, gibt es keine Erklärung, obwohl vier ASTA-Mitarbeiter schweres Geschütz auffahren.

Bei den führenden Personen der Bündnisliste herrsche "politischer Kretinismus, Profilierungssucht und Dummheit" vor, so die Ansicht der vier Abtrünnigen,die mit sofortiger Wirkung ihre AStA- Funktionen niederlegten und aus der Bündnisliste austraten. Die "BüLi" schade der Linken mehr alsihr zu nützen, weil eine kleine Clique versuche, ihre Politik durchzuziehen und kritische Geister aus dem AStA verdränge.

Die internen Kritiker, darunter zwei Mitglieder des Studentenparlaments, fordern nun ebenso wie der RCDS den Rücktritt der AStA-Vorsitzenden (die für den vorgetäuschten Einbruchdiebstahl die politische Verantwortung trügen), aber zusätzlich die Auflösung der Bündnisliste und Neuwahlen zum Studentenparlament zu Beginn des Wintersemesters im Oktober. Denn durch den Austritt der beiden Abtrünnigen hat die AStA-Koalition dort ihre Ein-Stimmen-Mehrheit verloren.

Zum Wochenende kommt schließlich das langerwartete Totaldementi. AStA: Die beiden festgenommenen Studenten seien erstens nicht dem engeren Kreis der AStA-Mitarbeiter zugehörig, da ohne Mandat oder Anstellung. Zweitens hätten die beiden "weder mit Wissen noch mit Billigung oder gar im Auftrag des AStA oder eines Organs des AStA gehandelt". Gegen das Flugblatt des RCDS behält sich der AStA deshalb zivil- und strafrechtliche Schritte vor. Um den Sachverhalt aufzuklären, habe man Rechtsanwältinnen mit Akteneinsicht beauftragt.

Die vom RCDS erhobenen Rücktrittsforderungen werden "aufs schärfste" zurückgewiesen. Und bei den vier Bündnisliste-Dissidenten handle es sich um eine kleine linke Splittergruppe, die den "jahrelangen Bemühungen rechter Hochschulgruppen, einen linken AStA zu kippen, Vorschub" leiste.

Als Zugabe zum internen Hauen und Stechen führt der attackierte AStA eine neue Einbruchs-Variante ein: Der gesamte Vorgang könne auch als "Inszenierung eines Straftatbestandes zur Durchsetzung politischer Interessen gegen den AStA" interpretiert werden. Ein Kamikaze-Unternehmen der erbitterten inneren Gegner also?

Ob derartiger linker Selbstzerfleischung können sich vor allem zwei Gruppierungen die Hände reiben: die Juso- Hochschulgruppe, die nach längerer Pause eventuell bald wieder mit in den AStA einziehen kann, wenn neue politische Mehrheiten gesucht werden, und der RCDS, dem die Episode die immer schon vermutete kriminelle Energie der Linken im AStA zu belegen scheint.

Den Konservativen im Land dürfte der Vorfall willkommene Argumentationshilfe zur Beschneidung der studentischen Selbstverwaltung sein. Ob sich die Behauptung eines vorgetäuschten Einbruchdiebstahls belegen läßt, muß aber erst noch abgewartet werden. Die Marburger Staatsanwaltschaft rechnet mit mehrwöchigen Ermittlungen.

ANDREA TERSTAPPEN

"Schtonk": Affäre um Hitler-Tagebücher im Kino

GINSHEIM-GUSTAVSBURG. Die Pleite, die das Hamburger Magazin "stern" erlebte, als es vor Jahren die vermeintlich authentischen Hitler-Tagebücher kaufte. Helmut Dietl hat die Story unter dem Titel "Schtonk" verfilmt. Die Komödie ist am Donnerstag und Freitag, 30./31. Juli, im Kommunalen Kino zu sehen. Beginn: 20 Uhr in den Burglichtspielen Gustavsburg. wal

Radfahrer von Laster überrollt und getötet

RÜSSELSHEIM. Am Unfallort starb am Freitag ein 69jähriger Radfahrer, der in der Haßlocher Straße von einem Lastwagen erfaßt worden war. Wie die Polizei mitteilt, war der 22jährige Lastwagenfahrer aus Berlin auf der Haßlocher Straße unterwegs und wollte nach rechts in die Adam-Opel-Straße abbiegen.

Dabei übersah der Lasterfahrer offensichtlich den in gleicher Richtung fahrenden Radler, der in der Kurve von dem Laster erfaßt wurde, stürzte und von einem Reifen überrollt wurde. wal

Polizei "schenkte dem Kind die Freiheit"

RÜSSELSHEIM. Da staunten die Beamten: Am Freitag abend erschien eine Frau mit zwei neunjährigen Kindern auf der Wache, die mit Handschellen gespielt hatten. Dabei hatte eins der dem anderen die Hände fachmännisch auf dem Rücken zusammengebunden. Das Problem: Der Schlüssel war beim Spielen verloren gegangen. Die Beamten wußten aber Rat: "Mittels eines Dietrichs", so der Polizeibericht, "wurde dem Kind die Freiheit wiedergeschenkt." wal

Die Senioren tanzen per Zug nach Lahnstein

MÖRFELDEN-WALLDORF. Nach Lahnstein geht der Ausflug, zu dem der städtische Magistrat am Dienstag, 18. August und am Mittwoch, 19. August, alle Senioren von 65 Jahren an einlädt. Ehepartner oder Lebensgefährten dürfen natürlich mit, auch wenn sie jünger sind.

Der Trip zu Rhein und Lahn wird mit einem Tanz-Sonderzug der Bundesbahn gemacht, nach der Ankunft und einem gemeinsamen Mittagessen gibt es in Lahnstein die Möglichkeit zu einer Schiffahrt auf dem Rhein, für die sechs Mark pro Nase veranschlagt sind. Von 15 Uhr an ist Kaffeezeit mit buntem Tanz- und Unterhaltungsprogramm und Tombola, bevor es um 18.30 Uhr wieder in Richtung Heimat geht. Die Teilnahme am Seniorenausflug kostet 30 Mark, Ermäßigungen sind möglich. Nähere Auskünfte gibt's in den Rathäusern der beiden Stadtteile, wo auch die Anmeldeformulare zu bekommen sind. Anmeldeschluß ist am Donnerstag, 13. August. wal

Wie ein Parlament zurückgepfiffen wird und was es daraus lernt Die Wöllstädter lieben nach wie vor schnelle Beschlüsse, auch wenn die Chancen auf Verwirklichung gleich Null sind

WÖLLSTADT. Mit Beschlüssen sind die Parlamentarier in Wöllstadt schnell bei der Hand. Die Folgen solcher "Schnellschüsse", zumal, wenn sie auf mehr oder weniger zufällig entstandenen Mehrheiten beruhen, sind bekannt: Weil sie entweder von vornherein aufgrund der Rechtslage keine Chance auf Verwirklichung haben oder aber bereits in der Formulierung eklatante Mängel aufweisen, werden solche Beschlüsse des Gemeindeparlaments rasch zum Bumerang. Das Ende vom Lied: öffentliches Gelächter auf der einen, ratlos dreinblickende Kommunalpolitiker auf der anderen Seite.

Beispiele für diese Art von politischer Kultur, die dadurch gekennzeichnet ist, daß die Volksvertreter mehr mit sich und den nicht vom Tisch zu bringenden Wiedervorlagen beschäftigt sind, gibt es hinreichend. In der noch während der Schulferien anberaumten Gemeindevertretersitzung vom Donnerstag vermochte die CDU mit einer hauchdünnen Mehrheit durchzusetzen, daß die Gemeinde nun einen Bauantrag stellt, demzufolge der Ober-Wöllstädter Festplatz in den Auenbereich hinein ausgeweitet werden soll. Dies, obwohl aufgrund der abschlägigen Stellungnahmen des Kreisbauamtes und der Unteren Naturschutzbehörde bereits klar erkennbar ist, daß die Maßnahme keinerlei Aussicht auf Genehmigung besitzt.

Unseriös, laienhaft oder nur ein weiterer Schildbürgerstreich nach Wöllstädter Art, das fragen sich da nicht nur die wenigen Parlamentsbesucher, sondern auch der Hessische Städte- und Gemeindebund, der vom Gemeindevorstand im Juni um Begutachtung eines Parlamentsbeschlusses gebeten wurde, der nun ebenfalls nicht viel mehr als Makulatur ist. Diesmal war es an der SPD gewesen, in einer im Mai anberaumten Sondersitzung mittels einer Zufallsmehrheit ein Votum des Gemeindegremiums durchzusetzen, das sich im Nachhinein als Luftnummer entpuppt.

Um dem Lastwagenverkehr der Breidenbach KG im Neubaugebiet "Unterm Wiesenweg" einen Riegel vorzuschieben - ganz so, wie es sich gestört fühlende Häuslebauer wünschten -, beschlossen die Gemeindevertreter, das fragliche Areal kurzerhand von einem ausgewiesenen Mischgebiet in ein reines Wohngebiet umzuwidmen (die FR berichtete am 23. Mai). Ein ebenso hoffnungsloses wie dilettantisches Unterfangen, wie nun der Städte- und Gemeindebund schwarz auf weiß bestätigte.

Der kommunale Spitzenverband mokiert sich bereits über den Wortlaut des Beschlusses. "Damit ist die Umwandlung . . . beschlossen", diese Formulierung erwecke "den Eindruck, als könnte die Gemeindevertretung gemeint haben, sie sei in der Lage, durch einen einfachen Beschluß dieser Art einen bestehenden Bebauungsplan ,kurzerhand' zu ändern". "Einer Vertretungskörperschaft einer Gemeinde dieser Größenordnung kann man jedoch nicht unterstellen", schreibt der Verband nicht ohne Ironie, "daß sie von einer solch laienhaften Vorstellung ausgegangen sein könnte."

Oder etwa doch? Der Gemeindebund sieht sich jedenfalls genötigt, die Sachlage lieber noch einmal kurz darzulegen: "Jedem mit solchen kommunalen Vorgängen einigermaßen Vertrauten ist klar, daß die Änderung eines Bebauungsplans - in welcher Form auch immer - eines Bebauungsplanänderungsverfahrens bedarf."

Eine "schallende Ohrfeige" für Wöllstadts Kommunalpolitiker, wie die CDU am Donnerstag anmerkte. Die Union hat das Glück, zumindest in diesem Fall nicht beteiligt gewesen zu sein: Sie hatte bereits im Mai auf die formellen Mängel der Beschlußvorlage hingewiesen und deshalb ihre Zustimmung verweigert.

Doch auch inhaltlich gesehen steht der Parlamentsbeschluß auf tönernen Füßen. Der Lastwagen-Stellplatz, Zankapfel im Streit zwischen Anliegern und Unternehmen, sei bereits "im wesentlichen hergestellt" und genieße daher Bestandsschutz, urteilt der Gemeindebund und kommt zu dem Ergebnis, daß eine Bebauungsplanänderung "praktisch nichts mehr bringt".

Um diese Erkenntnis reicher, schlug denn auch der Gemeindevorstand am Donnerstag den Parlamentariern vor, den Umwidmungsbeschluß vom Mai lieber wieder aufzuheben, was diese denn auch mehrheitlich befolgten. Während es im Interessenkonflikt zwischen Anliegern und Lkw-Betrieb längst zu einer Einigung (über die zeitliche Nutzung des Abstellplatzes) gekommen ist, hat nun auch die Wöllstädter Gemeindevertretung wieder "ihre Kuh vom Eis", so Bürgermeister Norbert Schilling (parteilos). Bis zum nächsten Mal.

JÖRG MUTHORST

Der Kaufhof im Herzen Frankfurts hat eine Schaufensterfront für sein jüngstes Werbeprojekt freigeräumt. Die tüchtigen Manager vermarkten dort "exklusiv in Deutschland" bunte Umwelt-Uhren. Der Schmuck fürs Handgelenk ist mit niedlichen Pandabären, seltenen Reihern oder - ganz gewagt - in Holzmaserung gestylt. Unübersehbar prangt auf jedem Produkt ein WWF-Emblem. Der World Wide Fund for Nature bekommt einen Teil vom Erlös ab. Öko-Sponsoring nennt sich das auf Neudeutsch.

Doch die Liebelei zwischen Umweltbewegung und der auf neuen Ruf hoffenden Industrie wird nicht überall mit Freude gesehen. Beispielsweise beim Frankfurter Verlag der Zeitschrift Öko-Test. Deren Tests sind bei der Industrie teilweise gefürchtet, weil sie umweltschädliche Produkte schonungslos an den Pranger stellt. Dennoch ging der Verlag jetzt eine gewagte Ehe mit dem Berliner Pharma-Konzern Schering ein. In der Redaktion hängt seitdem der Haussegen schief, so wird berichtet, denn den Pillendrehern wird vorgeworfen, gefährliche Öko-Sponsoring Pestizide in arme Länder zu exportieren und die sogenannte Dritte Welt mit umstrittenen Empfängnisverhütungsmitteln einzudecken. Doch andererseits wäre ohne den finanziellen Zuschuß aus Berlin auch nicht das vom Verlag nun in deutscher Sprache herausgebrachte World Watch Magazin möglich gewesen. Daß der von Olav Achilles von der Forschungsstelle Militär, Ökologie und Planung (MÖP) eingefädelte Deal nicht ohne heftige Gegenreaktionen über die Bühne gehen würde, war allen Beteiligten klar. Sie verfaßten deshalb umfangreiche Erklärstücke, in denen die entdeckten Ansätze für eine ökologische Orientierung bei Schering erläutert werden. Öko-Test-Mitarbeiter fürchten dennoch um den guten Ruf.

Ein Spagat, der für die Werbeabteilungen deutscher Firmen kein Problem darstellt. Im Sponsoring-Bereich zahlen sie teilweise schon mehr für die Umwelt als für den so populären Sport. Und immer öfter gelangen ökologische Gedanken sogar auf den Tisch der Entwicklungsabteilungen. Die deutsche Farbenindustrie wirbt damit, daß Lacke und Anstrichmittel zunehmend auf ungefährlicher Wasserbasis produziert werden. Mercedes- Benz hat sogar beschlossen, im Umweltschutz Musterschüler zu sein. "Man riecht es kaum, man hört es kaum, und selbst die Schmetterlinge stört es nicht" bedichtete der Konzern sein neu errichtetes Werk in Rastatt, wo sogar die Außenbeleuchtung die Nachttiere in Ruhe lasse. Gewässer-, Luft- und Bodenschutz sind da quasi selbstverständlich. In Zusammenarbeit mit Ökologen, so betont Mercedes, sei jeder Bereich konsequent auf Umweltschutz hin konzipiert worden. Und: "Ohne ökologische Verträglichkeit wird in Zukunft eine ökonomische Produktion schlichtweg nicht mehr möglich sein." Starke Worte! Wenn da nicht diese Sprit saufenden Luxus-Limousinen der S-Klasse wären, Milliardenumsätze mit Rüstungsgütern gemacht würden . . .

Es sind Gratwanderungen, wenn der Luftverschmutzer Lufthansa ein Kranichschutzprogramm finanziert oder Hertie dem Bund für Umwelt und Naturschutz Geld zukommen läßt. Dennoch muß der Versuch gemacht werden. Nicht nur über Gesetze kann Umweltschutz vorangetrieben werden, sondern durch die immer stärkere Verankerung des Gedankens in der Industrie selbst. Wenn Öko-Sponsoring keine verschleiernde Werbemasche bleibt, dann ist es in Ordnung. KARL-HEINZ KARISCH

Kantorei beginnt mit den Proben

UNTERLIEDERBACH. Stimmgewaltige Sängerinnen und Sänger sucht die Evangelische Kantorei für ihr neues Konzert-Projekt. Am 1. November sollen das Requiem von Gabriel Fauré und die Psalmkantate "Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser" von Felix Mendelssohn-Bartholdy aufgeführt werden.

Wer Gefallen an dieser Literatur findet und am 1. November mit im Chor stehen möchte, kann sich bei Kantor Hartmut Keding unter Telefon 0 69 / 31 53 28 melden oder einfach mal bei einer der Proben vorbeischauen. tos

Kindergarten hat Raumprobleme

ZEILSHEIM. Überall fehlen Kindergartenplätze; in Zeilsheim werden nächstes Jahr vielleicht sogar einige wegfallen. Das droht zumindest dem Kindergarten Taunusblick der evangelischen Gemeinde an der Lenzenbergstraße: er kann keinen geeigneten Ruheraum nachweisen. Auf dem Spiel stehen 20 Plätze, schreibt der Gemeindevorstand.

In dem Brief heißt es, das hessische Landesjugendamt akzeptiere den von der Gemeinde vorgeschlagenen Mehrzweckraum nicht, weil er im Keller liegt. Das Gesetz schreibt Kindergärten mit Ganztagesangebot einen Ruheraum mit ausreichenden Schlafmöglichkeiten vor. Auch ein Personalraum muß zur Ausstattung gehören. Bislang hat der "Taunusblick" nur Gruppenzimmer. Die Einrichtung wollte mit dem Mehrzweckraum im Keller des Gemeindehauses den Vorschriften genügen.

Eine Alternative kann die Gemeinde offenbar nicht anbieten. Findet sich keine andere Lösung, liegt nach Ansicht des Vorstandsmitglieds Wilhelm Dietz die unerfreuliche Konsequenz auf der Hand: Statt 60 Kinder - wie bisher - können künftig nur noch 40 Mädchen und Jungen im Taunusblick aufgenommen werden. Eine der drei Gruppen müsse dann geschlossen werden. Dietz schreibt, Leidtragende würden in zuerst die ausländischen Kinder sein, die einen hohen Anteil stellten. Sie vor allem benötigten Förderung, um später in der Schule dann mitzukommen.

Der Kindergarten wird seit Jahren mit einer vom Landesjugendamt Sondergenehmigungen betrieben. Was die Wiesbadener Behörde an dem Kellerraum auszusetzen hat, war nicht zu erfahren. dis

SPD versteht beide Seiten Partei für Flüchtlings-Unterkunft in McNair-Kaserne

HÖCHST/UNTERLIEDERBACH. Die SPD-Ortsvereine Höchst und Unterliederbach haben "volles Verständnis" dafür, daß in der Höchster McNair-Kaserne im Spätsommer 200 Asylsuchende untergebracht werden. Das betonen die Sozialdemokraten in einer Erklärung.

In ihrem Schreiben heißt es weiter, sie könnten aber auch die "Ängste und Befürchtungen der in der Nachbarschaft wohnenden Menschen verstehen" und würden sie ernstnehmen. Die Partei begrüße daher die Initiative von Pfarrer Hans-Georg Döring aus der Christophorusgemeinde.

Der Geistliche hat eine Flüchtlings- Initiative gegründet, die sich für mehr Verständnis zwischen Deutschen und Asylsuchenden einsetzen will.

Wie berichtet, einigten sich vor einigen Wochen die Hessische Landesregierung und die Stadt Frankfurt darauf, nach den Sommerferien 200 Flüchtlinge in der Kaserne unterzubringen, die bis dahin von der US-Army geräumt sein soll.

Der Entscheidung war ein heftiger Disput zwischen Stadt und Land vorausgegangen, weil die zuständige Ministerin Iris Blaul sogar 500 Menschen in dem barocken Bau einquartieren wollte. Diese Pläne und die jetzt gefällte Entscheidung beunruhigen die Anwohner beträchtlich. Die Menschen fühlen sich übergangen und lehnen Flüchtlinge in McNair ab.

Für die SPD ist der zwischen Stadt und Land gefundene Kompromiß jedoch auch deswegen unterstützenswert, weil außer den Asylsuchenden auch Bereitschaftspolizisten und Studenten in der Kaserne wohnen sollen.

Die Partei sieht sich zudem in der "moralischen und sozialen Pflicht", Flüchtlingen "ausreichende finanzielle Mittel und menschenwürdige Unterkünfte" bereitzustellen. Solange es vielerorts in der Welt Kriege und Hunger gebe, hier aber Wohlstand herrsche, "müssen wir uns damit abfinden, daß Menschen Hilfe und Schutz erbitten".

Die SPD will sich für eine intensive Betreuung der Flüchtlinge einsetzen. Sozialarbeiter sollten sich "rund um die Uhr" um die Menschen kümmern. Und zwar auch, damit sich deren Probleme nicht auf die umliegenden Wohngebiete übertragen können. dis

Grüne mit Bauchschmerzen Für das Verkehrskonzept Nachbesserungen gefordert

HÖCHST. Norbert Wildhirt irrt: Hatte der SPD-Fraktionschef im "Sechser" vermutet, daß alle Fraktionen des Ortsbeirats 6 dem vom Magistrat vorgelegten Verkehrskonzept für Höchst-Süd zustimmen würden, so bereitet dieser Plan den Grünen "Bauchschmerzen". Denn die Öko-Partei will den Durchgangsverkehr vollständig aus der Bolongarostraße verbannen. Und der drohenden Verkehrsverlagerung in die Emmerich-Josef-Straße will sie mit einer verengten Straße und einer "Pförtnerampel" in der Leunastraße begegnen.

Die Grünen plädieren dafür, die westliche Bolongarostraße zur Sackgasse zu machen. Sprecher Thomas Schlimme sagte der FR, eine Sperre in Höhe Königsteiner Straße solle die Fahrer zur Umkehr zwingen. Würden zudem Parkplätze gestrichen und Ausweichbuchten geschaffen, könne auch wieder aus der Sackgasse herausgefahren werden. "Was bleibt, ist eine reine Anliegerstraße."

Auch der Magistrat will eine Sperre in der Bolongarostraße aufstellen. Jedoch soll den Wagen in Richtung Nied der Weg Mainberg, Seilerbahn und Amtsgasse geöffnet werden. Die Durchfahrt von West nach Ost bliebe somit möglich. Gegen die Lösung spreche aber, daß sie auf Kosten der Fußgänger gehe, so Schlimme. "Die Autos kreuzen die Spaziergänger zum Main, zur Fähre und auf die Wörthspitze." Das gefährde das Erholungsgebiet.

Die Grünen plädieren für harte Maßnahmen, um der zu befürchtenden Verkehrsverlagerung in die Emmerich-Josef- Straße entgegenzuwirken. Die vom Magistrat angeregte Busspur sei zwar eine "gute Idee"; sie bringe aber nur etwas, wenn die FVV-Spur auch wirksam gegen Mißbrauch geschützt werde. Um Autofahrer noch mehr abzuschrecken, müsse die Straße außerdem mit Pollern oder Blumenkübeln stark verengt werden.

Dafür, daß sich die Autos nicht in der Emmerich-Josef-Straße stauen, soll die "Pförtnerampel" in der Leunastraße sorgen. Nur soviele Fahrzeuge dürften Grün erhalten, wie die Straße verkraften kann.

Die Grünen lehnen das Magistratskonzept dennoch "nicht grundsätzlich ab", betonte Schlimme. Ohne die genannten Nachbesserungen werde die Verkehrsberuhigung jedoch "in die Hose gehen". dis

Recycling-Firma am Ende Gerichtsvollzieher räumt Gelände / Betreiber gibt auf

SOSSENHEIM. "Aus" für die Firma "Behälter-Service Werner Wethmüller" in der Westerbachstraße 114: Das Amtsgericht Höchst hat den Antrag des Unternehmens auf einstweilige Einstellung der Zwangsvollstreckung abgewiesen.

Widerspruch will Werner Wethmüller gegen die Entscheidung nicht mehr einlegen: "Ich hab' keine Lust mehr." Der Gerichtsvollzieher wird das Gelände im Auftrag der Stadt jetzt räumen lassen.

Bereits im Dezember vergangenen Jahres hatte das Liegenschaftsamt dem Unternehmen gekündigt und einen rechtskräftigen Räumungstitel erwirkt. Grund: Die Firma auf städtischem Areal war in Zahlungsrückstand geraten. Zudem hatten Anwohner immer wieder über Staub geklagt, der bei trockener Witterung vom Schuttberg des Unternehmens in die Gärten und Wohnungen wehe.

Belästigt fühlten sich die Nachbarn außerdem von dem Lärm, der sowohl morgens um 6.30 Uhr als auch abends um 20.30 Uhr und samstags von der Recycling-Anlage ausgehe."Wenn die Herren im Römer das so wollen, dann sollen sie sehen, wie sie den Schuttberg wegkriegen", kommentierte Werner Wethmüller gestern das endgültige Aus für seine Firma. Er selbst werde das Gelände nicht räumen. Auf seinen Vorschlag, den Mietvertrag regulär 1995 auslaufen zu lassen, sei die Stadt nicht eingegangen. Dann, so Wethmüller, wäre er ohnehin in den Ruhestand gegangen.

Die Stadt muß nun einen "Berg" für teures Geld versetzen und weiß noch nicht wohin. Unklar ist bislang auch, was überhaupt in der Halde steckt. Alfred Gangel, Leiter des Liegenschaftsamtes, hat jetzt erst einmal das Umweltamt auf das Gelände geschickt, um zu bohren. Erst wenn Bauschutt abfallrechtlich klassifiziert ist, kann entschieden werden, ob das Material auf eine Deponie muß oder verfüllt werden kann.

Inzwischen hat der Sossenheimer Landwirt Eberhard Weber der Stadt angeboten, sein Gelände am Flurscheideweg mit dem Schutt aufzufüllen. Das etwa 6200 Quadratmeter große Grundstück - eine frühere, fünf Meter tiefe Lehmgrube - ist an die 500 Meter von der Firma Wethmüller entfernt. "Wir prüfen die Offerte noch", erklärte Gangel gestern.

Der Chef des Recycling-Unternehmens ist aber sicher, daß der Gerichtsvollzieher so schnell nicht anrücken wird. Wethmüller: "Das wird noch einige Monate dauern, bis der weiß, wohin mit dem Zeug." Der Weg der 14 Angestellten allerdings sei klar. "Die müssen dann demnächst aufs Arbeitsamt." tos

Mehr als Ermahnen verbietet das Gesetz Hoechst muß in punkto Sicherheit auf die Mitarbeiter vertrauen / 327 Unfälle in 1991

HÖCHST. Beim Chemiekonzern Hoechst hat es 1991 etwa acht Prozent weniger meldepflichtige Arbeitsunfälle gegeben als im Vorjahr. Wie die Sicherheitsüberwachung des Unternehmens jetzt mitteilte, kam es im Höchster Stammwerk und der benachbarten Betriebsstätte in Kelsterbach zu 327 Zwischenfällen, nach denen die Arbeit für mindestens drei Tage unterbrochen werden mußte. Dabei wurden mehrere der rund 30 000 Mitarbeiter schwer verletzt; der letzte Todesfall liegt allerdings bereits sieben Jahre zurück.

"In der chemischen Industrie wird der einzelne Mitarbeiter immer der wesentliche Bestandteil des Sicherheitskonzeptes bleiben." Was Christian Jochum mit diesem scheinbar lapidaren Satz ausdrückt, umreißt das Dilemma, in dem der Sicherheitschef und seine 50köpfige Truppe stecken. Sie dürfen bei der Entwicklung von Produktionsverfahren ihre Meinung sagen, die Sicherheitsstandards der Einzelbetriebe des Chemieriesen begutachten, den jeweiligen Leitern Ratschläge geben und die Beschäftigten zu vorsichtigem Umgang mit den gefährlichen Stoffen ermahnen. Doch niemand ist gezwungen, sich danach zu richten. Anders ausgedrückt: Im deutschen Arbeitssicherheitsgesetz ist keine "direkte Weisungsbefugnis" vorgesehen. In den vergangenen Jahren seien die Kontrollaufgaben, so Jochum, zugunsten von "Beratung und Kooperation" sogar zurückgegangen, "wenn auch nicht auf Null".

Den Sicherheitsabteilungen von Unternehmen per Gesetzesänderung mehr Kompetenzen einzuräumen, hält Christian Jochum für gefährlich. Eine "Verwischung der sinnvollen Grenzen" sei die Folge: "Es ist schon in Ordnung, daß wir als kompetente Ratgeber zur Verfügung stehen und die Leute vor Ort die Verantwortung selbst tragen." Eine Rollenverteilung, die nach außen hin zu funktionieren scheint. So schneide Hoechst im Vergleich zur übrigen chemischen Industrie und vor allem zu anderen Wirtschaftszweigen in punkto Sicherheit außerordentlich gut ab: Dort gebe es - bezogen auf die Zahl der Beschäftigten - bis zu fünfmal mehr Arbeitsunfälle.

Daß die "Leute vor Ort" der ihnen übertragenen Verantwortung jedoch nicht immer gerecht werden und damit sich selbst und andere in Gefahr bringen können, zeigt das Beispiel der Isocyanat- Produktion im Höchster Stammwerk: Im Juli 1991 erlitten dort drei Mitarbeiter zum Teil schwere Gasvergiftungen und mußten wochenlang krankgeschrieben werden. Wie später bekannt wurde, galt dieser Betrieb bereits seit Anfang der 80er Jahre als verbesserungsbedürftig, was die Sicherheit der Mitarbeiter anbelangt.

Erst vier Wochen nach dem Vorfall erfuhren Christian Jochum und das zuständige Gewerbeaufsichtsamt in Frankfurt von den mit Phosgen vergifteten Beschäftigten. Der verantwortliche Isocyanat-Leiter hatte zunächst geschwiegen und noch Anfang August seinen Betrieb als mittlerweile 182 Tage unfallfrei gemeldet. Was ihn dazu bewogen haben mag, ist Teil des Sicherheitskonzeptes von Hoechst: Unfallfreie Zeiten werden mit Prämien belohnt.

Die die werksinternen Sicherheitsexperten haben keinen leichten Job. Das zeigt ein weiterer Blick in die Statistik. Mit den aufgeführten 327 Unfällen sind lediglich die "meldepflichtigen" erfaßt - jene, die mit mindestens dreitägige Arbeitsunterbrechung als Folge. Die übrigen, weniger augenscheinlichen Zwischenfälle sagen weit mehr über die Sicherheit bei Hoechst. Deren Zahl liegt sechsmal höher und damit bei rund 2000. Dazu kommen Situationen, bei den Schaden gerade noch verhindert wurde. leo

Pfarrei St. Markus nahm bosnische Flüchtlinge auf Niemand fühlte sich zuständig: Die Polizei bat die Kirche um Hilfe / Behörden schieben sich Verantwortung zu

NIED. "Wie Vieh werden diese Menschen von einer zu anderen Stelle getrieben." Wilhelm Lindenberg, Mitglied des Pfarrgemeinderates von St. Markus, schüttelt den Kopf. Seit einigen Tagen beherbergt die katholische Kirchengemeinde zwei bosnische Familien. Weil die acht Kriegsflüchtlinge in Höchst auf der Straße standen und sich die Polizei keinen anderen Rat mehr wußte, als die Pfarrei um Hilfe zu fragen.

Weder die Stadt, die Hessische Gemeinschaftsunterkunft in Schwalbach (HGU) noch das Regierungspräsidium Darmstadt wollten die Familien unterbringen. "Jeder schiebt die Verantwortung für diese Menschen weiter", klagt Pfarrer Christoph Wurbs. Die Stadt, erklärte Sozialamtsleiter Ingo Staymann, könne keine Unterkünfte mehr beschaffen. "Wir stehen jetzt mit dem Rücken zur Wand."

Jahija Duravovic stehen die Tränen in den Augen. "Die Hilfe hier ist so gut", sagt der Bosnier in gebrochenem Deutsch. "Die Kirche gibt uns alles: Matratzen, Essen und Geld. Ich bin so dankbar und will etwas zurückgeben. Vielleicht gibt es hier Arbeit für mich." Seit Dienstag abend logiert er mit seiner Frau und den zwölf und zehn Jahre alten Kindern im Gemeindesaal von St. Markus. Auch sein Schwager samt dreiköpfiger Familie fand "Kirchen-Asyl". Das jüngste Kind ist gerade ein Jahr alt.

"Am vergangenen Dienstag kurz nach 22 Uhr", erinnert sich Pfarrer Wurbs, "klingelte bei mir das Telefon." Ein Beamter des 17. Reviers fragte, ob die beiden Familien vorübergehend in St. Markus unterkommen könnten. In ihrer Verzweiflung hatten sich die Flüchtlinge aus Bosnien an die Polizei gewandt. Für Seelsorger Wurbs, die Pfarrgemeinderatsvorsitzende Eva-Maria Nagel und Wilhelm Lindenberg keine Frage. Noch in der Nacht richteten sie gemeinsam mit dem Hausmeisterehepaar Christof und Christine Hodana den Gemeindesaal für die Gäste her.

Bereits seit 8. April halten sich die beiden Familien aus der zerstörten bosnischen Stadt Bijelina in Deutschland auf. Zunächst fanden sie bei Jahija Duravovics Schwester in Sossenheim Unterschlupf. Doch 18 Menschen in drei Zimmern - das ging nur zwei Monate gut. Als sie die Wohnung verlassen mußten, standen sie buchstäblich auf der Straße. "Die Stadt", erklärte Sozialamtsleiter Ingo Staymann auf Anfrage, "kann keine Unterkünfte mehr anbieten." Frankfurt gewähre den in Deutschland geduldeten Kriegsflüchtlingen aus dem ehemaligen Jugoslawien allerdings Sozialhilfe, zahle sogar die Miete. Voraussetzung: Sie finden bei Freunden, Verwandten oder Privatleuten eine Wohnung.

Sind die Leute obdachlos, "raten wir ihnen, nach Schwalbach zu fahren und in der HGU einen Asylantrag zu stellen". Damit, so Staymann, sei dann ja auch eine Unterbringung verbunden. Klaus Schüssler, HGU-Sachbearbeiter, bestätigt denn auch, daß die beiden bosnischen Familien nach Schwalbach kamen. "Asyl allerdings haben die nicht beantragt. Die wollen ja irgendwann zurück." Es hätte ihnen auch die Unterkunft nicht geöffnet. Schüssler: "Wer eine Duldung hat, kann zwar auch Asyl suchen, er genießt aber völlige Freizügigkeit und wird deshalb in der HGU nicht aufgenommen." Zuständig sei die Stadt Frankfurt, "wo die beiden Familien polizeilich gemeldet sind".

"Sobald diese Menschen obdachlos sind, fallen sie in ein Loch, aus dem sie keiner rausholen will", erklärte Karl Westerwick von der Beratungsstelle für Flüchtlinge des Evangelischen Regionalverbandes. Eine Erfahrung, die Pfarrsekretärin Helma Dechent von St. Markus kürzlich machte mußte. Stundenlang hing sie am Telefon, versuchte herauszufinden, "wer eigentlich für die Unterbringung dieser Menschen zuständig ist".

Die Gefährdetenhilfe des Sozialamtes, bei der Helma Dechent am Ende landete, machte das Angebot, den Bosniern eine Fahrkarte nach Jugoslawien zu spendieren. Westerwick empört: "Dazu muß man eigentlich nichts mehr sagen."

Auch das Regierungspräsidium wies die Verantwortung von sich und ließ vernehmen, die Stadt Frankfurt sei verantwortlich. Selbst in der Hanauer Kaserne, in die Kriegsflüchtlinge aus Jugoslawien einziehen sollen, könnten die Familien keine Bleibe finden. Dort werden nur Neuankömmlinge einquartiert.

"Wir können jetzt nur noch versuchen, die Flüchtlinge privat unterzubringen", sagte Sozialamtschef Staymann der FR. Die Situation hätten Bund und Land zu verantworten. Die erklärten sich zu Recht bereit, Menschen aus dem Kriegsgebiet aufzunehmen. "Die Probleme können aber nicht auf die Kommunen abgewälzt werden." Auf fachlicher Ebene habe es nie Absprachen gegeben, wie Flüchtlinge untergebracht werden könnten.

Die Gäste von St. Markus machten sich selbst auf den Weg, gingen in Höchst von Haus zu Haus und suchten eine Wohnung. "Ich weiß, daß es für die Pfarrgemeinde nicht leicht ist, uns hier zu behalten", sagte Jahija Duravovic. Zunächst können die Familien in der Pfarrei bleiben. "Aber hier muß schnell etwas passieren", so Wilhelm Lindenberg, damit diese Menschen nicht weiter "der Willkür unseres Systems ausgesetzt bleiben". tos

Altstädter verärgert über den Marktplatz

HÖCHST. Die Bürgervereinigung Höchster Altstadt fordert den Magistrat auf, "alle Anstrengungen zu unternehmen", um die Verkehrssituation rings um den Marktplatz zu entschärfen. Eine Verzögerung mit dem Hinweis, die Zustände würden künftig schon verbessert werden, könne nicht länger hingenommen werden, heißt es in einer Pressemitteilung. Anlaß des Schreibens ist die Entscheidung des Magistrats, die geplante Tiefgarage unter dem Marktplatz wegen Geldmangels zu streichen (die FR berichtete).

Besonders an Marktagen herrschten in der Altstadt chaotische Zustände, erklärt der stellvertretende Vorsitzende der Bürgervereinigung, Edgar Schwickert. Marktbeschicker und Kunden blockierten die Straßen. Ein breiter Strom von Fahrzeugen umkreise ständig den Marktplatz auf der Suche nach einem freien Parkplatz.

Außer Ankündigungen des Magistrates sei in den vergangenen Jahren nichts geschehen, um diese Zustände zu ändern. Im Gegenteil: Die Einrichtung der Fußgängerzone, die Verzögerung beim Bau und bei der Anbindung der Leunabrücke sowie beim Anschluß der Südumgehung an die Mainzer Landstraße hätten die Probleme sogar verschärft. Die Bürgervereinigung kritisiert zudem, der Magistrat habe die seit Jahren in Arbeit befindlichen Struktur- und Verkehrsführungspläne für Höchst noch immer nicht vorgelegt. tos

Mit irischer Folklore tanzt die evangelische Kirchengemeinde von Alt-Höchst durch den Sommer. Alle die Lust und Laune haben, können sich an jedem Donnerstag im Gemeinde-Saal der Kirchengemeinde in der Leverkuser Straße 7 einreihen. Von 18.30 bis 20.30 Uhr hilft Ian Cooke allen auf die Sprünge, die Spaß an tänzerischer Bewegung zu Folk-Musik haben. Der Eintritt kostet für jeden Abend vier Mark. tos

Rätsel ums "oe" gelöst Höchster Sex-Shop ändert seine Schreibweise

HÖCHST. So jung und schon die Unschuld verloren: Der neue Sex- Shop an der Bolongarostraße verzichtet ab sofort freiwillig auf einen seiner augenfälligsten Reize. Künftig brauchen sowohl Kunden von "Hoechst'e Erotik" als auch Passanten nicht mehr darüber zu rätseln, ob hier vielleicht der nahe Chemieriese seine Finger im Spiel hat. "Um eventuelle weitere Unannehmlichkeiten zu vermeiden, haben wir heute die Schreibweise abgeändert." Das teilte die Geschäftsführerin Monika Mörchen in einem Schreiben an unsere Redaktion mit.

Die FR hatte berichtet, daß der nekkische Firmenname möglicherweise gerichtliche Folgen haben könnte, wenn sich Hoechst dadurch in seinen "geschäftlichen Aktivitäten" beeinträchtigt fühlt, wie ein Rechtsanwalt meinte.

Monika Mörchen ist offenkundig nicht auf Konfrontation aus: "Es ist doch selbstverständlich, daß wir als Kleingewerbetreibender uns nicht mit einem Riesenkonzern, der viel Macht und Einfluß hat, anlegen." Die Schreibweise von "Hoechst'e Erotik" mit "oe" habe einfach harmonischer gewirkt, "denn zu einem ' sehen zusätzliche ö-Strichelchen nicht so gut aus". Trotz aller Einbußen an Sinnlichkeit änderte sie jetzt in einer Nacht-und-Nebel-Aktion den Namen ihres Kaufhauses für Lust-Utensilien in "Höchst'e Erotik".

Ebenfalls als wenig befriedigend empfindet die Geschäftsfrau die freizügige Art und Weise, wie "amtliche Stellen" mit ihrem Namen umgehen: So sei sie wiederholt mit "Frau Moerchen" angeschrieben worden.

Nach bislang noch nicht bestätigten Gerüchten wird die Geplagte gegen derart fahrlässige Beamten spätestens dann gerichtlich vorgehen, wenn aus dem "Mörchen" ein "Möhrchen" geworden sei. Das wäre denn doch zu anzüglich. leo

Patientenakten lagen im Garten herum Kartei des Höchster Chirurgen Dr. Malic entdeckt / Staatsanwaltschaft ermittelt

HÖCHST / LIEDERBACH. Stapelweise Patientenakten, Untersuchungsbefunde und Abrechnungen des verstorbenen Höchster Arztes Dr. Hrvoje Malic lagen Monate offen im Garten seines verlassenen Hauses in Liederbach herum. Die Frankfurter Staatsanwaltschaft hat die Unterlagen nach einem Hinweis der FR von der Polizei sicherstellen lassen. Den Erben des niedergelassenen Chirurgen droht jetzt eine Anklage. Für Oberstaatsanwalt Helmut Koller steht fest: "Ein schwerer Verstoß gegen die Datenschutzbestimmungen."

Liederbach, Fasanenweg 26: Auf der Terrasse liegen Berge von Müll. Blaue Plastiksäcke mit Abfall. Dazwischen Hügel von Patientenakten, ganze "Leidensgeschichten", intimste Befunde fliegen offen herum.

"Das liegt hier genau seit 28. Juli vergangenen Jahres", erinnert sich eine Nachbarin. Der Tag, an dem der in Zagreb lebende Sohn - einer der Erben des Arztes - die Möbel packte, die Aktenstapel wie Müll auf den Balkon verfrachtete und nach Kroatien zurückfuhr. Kinder, die im verwilderten Garten spielten, entdeckten die Papierberge. Ein Nachbar wohlinformiert: "Das Vertrauen der Landsleute in den Chirurgen war groß: Die sind auch wegen Halsschmerzen und anderer Wehwehchen zu ihm gegangen."

Wie die FR erfuhr, ist das Haus im Fasanenweg 26 seit dem Tode des Mediziners 1988 unbewohnt. Erben des Hauses sind der in Kroatien lebende Radovan Malic und ein zweiter, unehelicher 14jähriger Sohn, den der Arzt mit seiner jetzt in Unterliederbach wohnenden Lebensgefährtin hatte. Beide streiten sich vor Gericht um das Haus.

Den Nachlaß, erklärte die Frau, habe Rechtsanwalt Uwe Adam verwaltet. Adam bestätigte der FR, die Praxis in Höchst (Liederbacher Straße 9) nach dem Tod des Arztes aufgelöst zu haben. Ein Teil der Patientenkartei - Aufzeichnungen, die nicht älter als zehn Jahre waren - habe er der Landesärztekammer übergeben, die älteren Dokumente seien Radovan Malic in Anwesenheit von dessen Bevollmächtigten ausgehändigt worden.

Dem waren die "Aktenberge im Wohnzimmer" (eine Nachbarin) dann wohl lästig. Im Sommer 1991 stapelte er die Unterlagen auf der Terrasse. "Als ich das entdeckt habe", sagte die frühere Lebensgefährtin Malics, die ab und zu den Bürgersteig vor dem Haus fegt, "habe ich alles in eine Ecke geschoben und mit Zweigen abgedeckt." Handwerker, die vor Monaten die Wände des benachbarten Reihenhauses anstrichen, räumten die "Berge" wieder aus dem Weg.

"Ungeheuerlich", reagierte Ann-Katrin Helberg-Lubinski von der Landesärztekammer auf den für jedermann zugänglichen Fundort der Patientenkartei. "Die Erben", so die Juristin, "sind, auch wenn sie keine Mediziner sind, verpflichtet, die ärztlichen Unterlagen unter Wahrung der Schweigepflicht aufzubewahren" - laut hessischer Berufsordnung für Ärzte noch mindestens zehn Jahre nach Abschluß der Behandlung. Röntgenbefunde müssen sogar 30 Jahre archiviert werden. Ist die Frist abgelaufen, sollen die Dokumente restlos vernichtet werden.

Die Landesärztekammer könne nur einschreiten, wenn ein Mediziner selbst gegen diese Bestimmungen verstoße, erklärte Ann-Katrin Helberg-Lubinski. "Gegen Erben dürfen wir als Berufsaufsicht nicht vorgehen."

Ein Fall für die Justiz also. Oberstaatsanwalt Helmut Koller ließ die Unterlagen sofort sicherstellen und nahm die Ermittlungen auf. "Verantwortlich sind auf jeden Fall die Erben", erklärte Koller. "Solch hochbrisantes Material kann man nicht quasi auf der Zeil verstreuen." tos

Nicht zum ersten Mal mischt Bayern Alzenau in einer hessischen Liga mit Knecht macht zwischen Bayern und Hessen keinen Unterschied Spielertrainer hegt große Pläne / Über vorderen Mittelfeldplatz zu Spitzenposition bis zur Oberliga / Zuschauerzuwachs erhofft

Am heutigen Dienstag gibt der FC Bayern Alzenau seinen Einstand in Hessen. Allerdings noch nicht in der Fußball-Landesliga-Süd, sondern zunächst einmal beim Auto-Schäfer-Cup in Hammersbach-Marköbel. Dort nimmt der vom Bayerischen Fußballverband mit seiner ersten Mannschaft nach Hessen umgesiedelte Verein von der hessisch-bayerischen Landesgrenze - wie gemeldet - an einem Turnier teil und startet gegen den Bezirksligisten SV Calbach (17.30 Uhr). Am 30. Juli folgt die Partie gegen Phönix Düdelsheim (19.15 Uhr) und am 1. August gegen den Gastgeber SG Marköbel (17.45 Uhr). Tags darauf hoffen die Mainfranken, daß sie das Finale (18 Uhr) bestreiten können.

Es würde in die allgemeine Euphorie rund den Sportplatz "Rother Strauch" passen, die nach dem Entscheid des Bayerischen beziehungsweise Hessischen Fußballverbandes, den FC Bayern in Hessen spielen zu lassen, ausgelöst wurde. "Es ist allerdings kein Novum in unserer 72jährigen Geschichte, denn bereits von 1925 bis 1927 spielte der FC Bayern zwei Runden lang in Hessen", korrigierte Vorsitzender Ferdi Seitz anderslautende Berichte. Im dritten Anlauf durfte der Verein aus der 17 500 Einwohner zählenden ehemaligen Kreisstadt den ersehnten Umzug vollziehen.

Einer der wesentlichen Faktoren: Die kaum zumutbaren Fahrtbelastungen von durchschnittlich 430 Kilometer. In Hessen sind es (ebenfalls Hin- und Rückfahrt gerechnet) gerade einmal 76 Kilometer. Kein Wunder, daß die "Macher" der neuen Klasse mit großer Begeisterung entgegenfiebern und ihre Kalkulationen auf 650 bis 700 Zuschauer resepktive einen Mannschaftsetat von 100 000 bis 120 000 Mark (Aufwandsentschädigungen etc.) aufbauen. Die hohen Fahrtkosten wurden gesponsert. Diese Gelder werden jetzt großteils für andere Dinge bereitgestellt. Bis zum ersten Heimspiel am 15. August (15.30 Uhr) gegen den SV Jügesheim, was bereits einem Derby gleichzustellen ist und eine knapp vierstellige Kulisse anlocken wird, soll auch der neue VIP-Raum fertiggestellt sein. "Wir hoffen bis dahin, 100 VIP-Karten zu jeweils 500 Mark verkaufen zu können, was mit 50 000 Mark ein prächtigs Startkapital darstellen würde", zeigte Marketing/Förderkreis-Vorsitzender Hans- Georg Schröder seine Vorstellungen auf.

Ein Luftschloß? Offenbar nicht, denn bereits 40 dieser Tickets sind an den Mann gebracht. Die "normalen" Dauerkarten kosten Nichtmitglieder 100 Mark, Mitglieder können sich bereits für 80 Mark alle 16 Landesliga-Heimspiele ansehen, sind also mit fünf Mark pro Spiel dabei.

Die Finanzen sind geordnet, das Umfeld am "Rothen Strauch" erreicht bereits Oberliga-Format. Jetzt ist Spielertrainer Hans-Peter "Bubu" Knecht beim FC Bayern am Zuge. Der Ex-Offenbacher und -Aschaffenburger warf in der zweiten Halbserie in der bayerischen Landesliga Nord mit einer imposanten Heimserie (17:1 Punkte) den Rettungsanker, den der Verein glaubt, mit dem Umzug nach Hessen insgesamt ebenfalls geworfen zu haben. Hessen bedeutet für die "Weiß-Blauen" Hoffnung, Einsicht, Sieg, Sicherheit, Eingliederung und Neuland. "Hoffnung" bezieht sich auf eine Verdoppelung des zuletzt stark nachlassenden Zuschauer-Potentials, "Einsicht" auf die Zustimmung der beiden Landesverbände, "Sieg" auf eine erfolgreiche sportliche Saison, "Sicherheit" auf die wesentlich geringeren Fahrtaufwendungen und der Besuch von Fans der Gastmannschaften, "Eingliederung" auf eine rasche Integration in der Landesliga Süd und "Neuland" auf die unbekannten Größen in der neuen Umgebung.

"Wir streben zunächst einen vorderen Mittelfeldplatz, mittelfristig eine Spitzenposition und langfristig die Oberliga Hessen an", steckt Sportbetrieb-Manager Alois Sambeth die Ziele klar ab. Mit einem 22 Mann-Kader soll es Knecht schaffen, eine grundsolide Position zu erreichen. Zumal die Alzenauer keinen einzigen Abgang zu vermelden hatten. Allerdings gab es bei den Neuzugängen keinen "Kracher" à la Bernbach mit Ronny Borchers und Albert Repp. Frank Peter (TSG Kälberau) und der Ex-Hanauer Harald Klösel (Bad Homburg 05) sind sogar Rückkehrer, Hans-Martin Müller (Mechenhard) erwies sich als exzellenter Torjäger. In der Vorbereitung wurde der TSV Amorbach 4:0 besiegt, gab es beim Hahnenkamm-Turnier (vor insgesamt 4000 Zuschauern in Albstadt) einen souveränen Bayern-Sieg. Die Alzenauer fegten im Finale Großwelzheim mit 9:0 vom Platz. Jetzt fiebern sie dem Landesliga- Start am 8. August in Mörlenbach (15.30 Uhr) entgegen. Beim Mitfavorit müssen Knecht und Co. gleich Farbe bekennen. Zuhause sollen die Spiele gegen die "Nachbarn" SV Bernbach, Spvgg. Langenselbold und Klein-Krotzenburg für den größten Zuspruch garantieren.

Übrigens belaufen sich die Höchstmarken (in neun Jahren bayerischer Landesliga Nord) auf 2500 bis 2800 Zuschauer, die gegen Amorbach und Schweinfurt registriert wurden. Mit insgesamt 17:1 Punkten und 23:5 Toren ist es Knecht auf eigenem Terrain gelungen, die Fans zu versöhnen. Dieser Trend soll sich fortsetzen. "Ich kenne einige Landesligisten aus meiner Oberliga-Zeit. Das spielerische Moment und die Kampfstärke dürften sich mit der bayerischen Landesliga die Waage halten", hält der Coach nichts von der These, daß in Bayern "mehr gekämpft" und in Hessen "mehr gespielt" wird. Er sieht in Bernbach und Klein-Karben sowie Mörlenbach die großen Favoriten. "Wir wollen hier Fuß fassen, nicht absteigen und möglichst einen einstelligen Tabellenplatz erreichen", lautet seine Parole für die Saison 92/93.

Nach einem Riß am Außen- und Innen-Meniskus hofft Klaus Naumann, zu Rundenbeginn wieder fit zu sein, während Stefan Komma (zog sich am 11. April gegen Bayern Hof einen Knöchelbruch zu) zunächst noch pausieren muß. Generell will Knecht sein Trainingspensum in der Vorbereitung (fünfmal wöchentlich zuzüglich Spiel) in dieser Woche durch die Teilnahme am Schäfer- Cup in Marköbel drosseln. In der Punktrunde stehen drei oder vier Einheiten pro Woche auf dem Plan.

Fußball-Alzenau freut sich auf Hessen, die Hessen-Teams freuen sich auf den FC Bayern (Alzenau). HANS-DIETER PUTH

Heute beginnt die Nidderauer Fußball-Stadtmeisterschaft Verkürzte Spielzeit paßt nicht ins Konzept Trainer wären 90 Minuten als Runden-Vorbereitung lieber gewesen / Trikots für die Sieger

An diesem Mittwoch fällt der Startschuß zu den 18. Nidderauer Fußball- Stadtmeisterschaften. Eine Veranstaltung mit fraglichem sportlichem Wert, denn das verkrustete Spielsystem "jeder gegen jeden" dürfte ebenso wenig wie die Spielzeit von zweimal 30 Minuten die Fans in größerer Zahl hinter dem Ofen hervorlokken. In Windecken waren es 1991 gerade 1150 Besucher an fünf Tagen, die SKG Erbstadt straffte das Programm auf vier Tage, hofft am Abschlußtag mit vier Spielen auf den großen Reibach. Übrigens belegte Gastgeber Eintracht-Sportfreunde Windecken im Vorjahr mit 0:8 Punkten (!) den letzten Platz, und stieg später in souveräner Manier in die Bezirksoberliga Frankfurt-Ost auf. Der Rangdritte Sportfreunde Ostheim stieg ebenso sicher in die Bezirksliga Hanau ab.

Der amtierende Stadtmeister KSV 1945 Eichen (der A-Ligist hatte im Vorjahr alle vier Spiele mit insgesamt 13:3 Treffern für sich entschieden) avancierte allerdings analog dieses Erfolgs in die Bezirksliga Hanau und trifft dort jetzt auf Sportfreunde Ostheim und den letztjährigen Stadt-Zweiten SV Victoria Heldenbergen. Die SKG Erbstadt, mit 2:6 Punkten Vierter bei den Stadtmeisterschaften 91, spielte als Gast im Fußballkreis Friedberg eine mehr als klägliche Rolle, wurde in der Kreisliga B mit 17:35 Punkten Vorletzter und verhinderte damit nur haarscharf den Sturz in die C-Klasse, die in diesem Kreis bisher nur aus zweiten Mannschaften gebildet wurde. Dorthin stieg Emekspor Rosbach I ab.

Erbstadt könnte übrigens im angestammten Fußballkreis Hanau in der Kreisliga A spielen, denn hier gibt es weder B- noch C-Klasse. Noch unverständlicher: Die zuletzt als Vorbereitungsspiele relevanten Stadtmeisterschaften (in Windecken wurde über 90 Minuten gespielt) wurden auf eine Stunde Spielzeit zurückgeschraubt, was von fast allen Trainern als nahezu wertlos erachtet wird. "Diese Spielzeit ist weder Fisch noch Fleisch, aber in Nidderau kann man sich schwer gegen verstaubte Ansichten durchsetzen", hadert Windeckens Vorsitzender und stellvertretender Bezirksfußballwart Gerd Bauscher mit diesem Modus.

Vier Spieltage - viermal Fußball-Eintopf? Keine Zwischenrunde, keine Plazierungsspiele, kein Finale - die Krönung an ungeschickter Termingestaltung? Es gibt auch Pluspunkte: Neben dem Wanderpokal der Stadt Nidderau erhält der Sieger einen Satz Trikots. Ein Satz Sporthosen, ein Ball, ein Satz Stutzen und ein Torwart-Trikot sind die übrigen Materialzuwendungen für die Teams der Plätze zwei bis fünf. Der von Helga Schenk gestiftete Offensiv-Cup fließt dem Team mit den meisten Toren auf der Habenseite zu. Auch der erfolgreichste Schütze erhält einen Pokal.

Cup-Verteidiger KSV Eichen und Victoria Heldenbergen eröffnen am Mittwoch (18.30 uhr) die Veranstaltung, Sportfreunde Ostheim und Heldenbergen tragen am Samstag (18 Uhr) das abschließende Match dieser 18. Stadt-Meisterschaften aus.

18. NIDDERAUER FUSSBALL-STADT- MEISTERSCHAFTEN, Terminplan: Mittwoch (29. Juli): KSV Eichen - Victoria Heldenbergen (18.30 Uhr), SKG Erbstadt - Sportfr. Ostheim (19.50 Uhr);

Donnerstag (30. Juli): Ostheim - Eintr. Windecken (18.30 Uhr), Eichen - Erbstadt (19.50 Uhr);

Freitag (31. Juli): Erbstadt - Heldenbergen (18.30 Uhr), Eichen - Windecken (19.50 Uhr);

Samstag (1. August): Heldenbergen - Windecken (14 Uhr), Eichen - Ostheim (15.20 Uhr), Erbstadt - Windecken (16.40 Uhr), Ostheim - Heldenbergen (18 Uhr).

ppa

Fußball-Landesliga Süd: Alle Veränderungen vor der neuen Runde auf einen Blick Bad Homburg wäre mit einem Platz im Mittelfeld zufrieden Die SGK 1890 ist der einzige Klub aus dem Hochtaunus in dieser Klasse / Bernbach am meisten als Titelaspirant genannt

Die SGK 1890 Bad Homburg hält als einziger Verein aus dem Fußballkreis Hochtaunus die Fahne in der Landesliga Süd aufrecht.

Die übrigen Klubs aus den Taunusgefilden (die Fußballkreise Main-Taunus/ Wiesbaden gehören nicht dem Bezirk Frankfurt an und spielen daher in der Landesliga Mitte) treten mit wenigen Ausnahmen - zu welchen die Oberligisten Spvgg. 05 Bad Homburg, SV Wiesbaden und SV Wehen gehören - in tieferen Klassen an.

Die FR-Redaktion präsentiert daher neben der SGK Bad Homburg die "Anrainer-Klubs" aus den Nachbarkreisen Frankfurt, Hanau, Friedberg und Gelnhausen, die ebenfalls zum Bezirk Frankfurt gehören. Von diesen zählen mit dem SV Bernbach (erhielt bei einer FR-Umfrage 14 Nennungen), der KSV Klein-Karben (10 Stimmen) und der FC Italia Frankfurt (8) - neben dem Odenwaldklub SV Mörlenbach (11) - zu den großen Titelfavoriten. Zweimal wurde ferner der Neuling FV Progres erwähnt, kam Ex-Oberligist SC Viktoria Griesheim auf fünf Meldungen. Keine Spur von der SGK Bad Homburg, die allerdings selbstbewußt einen Mittelfeldplatz ansteuert. Keine Spur auch von der Spvgg. 1910 Langenselbold, die unter dem Ex-Bad Homburger (Spvgg. 05) Trainer Bruno Becker Zehnter werden will.

Im Regelfall müssen jedoch drei, bei einem Feld von über 18 Klubs am Ende sogar vier absteigen und der darüber plazierte Klub in die Relegationsrunde. Spielerwechsel, Saisonziele, Zuschauer-Kalkulationen und die jeweils genannten Meisterschafts-Favoriten entnehmen sie nachfolgenden "Mannschafts-Steckbriefen".

SGK 1890 BAD HOMBURG, Abgänge: Xanthopoulos (FC Dietzenbach), Sassenroth (Spvgg. 05 Bad Homburg), Hausmann (unbekanntes Ziel), Vena-Veloso (DJK Helvetia Bad Homburg). - Zugänge: Schumacher (KSV Klein- Karben), Jandausch (FSV Friedrichsdorf), Kraus, Heidelmeier (DJK Helvetia Bad Homburg), Korcmaz (FC Erbach), Wunderlin (1. FC 02 Rödelheim), Ossadnik (SKV Beienheim), Homm (TSG Nieder-Erlenbach), Kurzmann (SV 09 Hofheim), Rudolf, Parafinczik (beide SV 1920 Bonames). - (Spieler-)Trainer: Frank Diergardt (für Walter Schimmel/SG Rotweiß Frankfurt). - Saisonziel: Mittelfeld. - Zuschauerkalkulation: 150 pro Heimspiel. - Meisterschaftsfavoriten: Viktoria Griesheim, SV Mörlenbach.

KSV 1890 KLEIN-KARBEN. Abgänge: Mainert, Scholl (beide FC Italia Frankfurt), Hofmann (SG Rodheim), Feiler (FSG Burg-Gräfenrode), Schumacher (SGK Bad Homburg), Holhorst (TSG Niederdorfelden), Hau (SG Obererlenbach). - Zugänge: Reuter, Kacmaz (beide FSV 07 Bischofsheim), Heiden (SV Steinfurth), Freywald (SV Victoria Heldenbergen), Wittkamp (1.FC 04 Oberursel), Riehm (FSV Steinbach). - Trainer: Karl-Heinz Volz (seit 1990). - Saisonziel: 1. oder 2. Platz. - Zuschauerkalkulation: 300 bis 350. - Meisterschaftsfavoriten: SV Bernbach, KSV Klein-Karben, SV Mörlenbach.

SV 1916 BERNBACH, Abgänge: Bode, Weißer (beide FSV 07 Bischofsheim), Trageser (Rotweiß Walldorf), Klyszcz (Germania Klein-Krotzenburg), Bäckmann (SC Göttingen 05), Huth (Sportfr. Seligenstadt), Orta (Germania Niederrodenbach), Dörner (unbekanntes Ziel). - Zugänge: Borchers (Eintracht Frankfurt Amateure), Repp (FV Bad Vilbel), Bangert (SG Bad Soden/Ahl), Parizon, Krüger, Schäfer (alle Spvgg. 1910 Langenselbold), Mesina (FC Rommelhausen). - Trainer: Alfred Haas (wie bisher). - Saisonziel: Meisterschaft. - Zuschauerkalkulation: 800 (!). - Meisterschaftsfavoriten: SV Bernbach, SV Mörlenbach, KSV Klein-Karben, FC Italia, Vikt. Griesheim.

SPIELVEREINIGUNG 1910 LANGENSELBOLD, Abgänge: Parizon, Krüger, Schäfer (alle SV Bernbach), Drefs (SG Bruchköbel), Strutt, Frey (beide Germania Niederrodenbach), Thoma (VfR Hainchen), Schmidt (FC Lorbach), Bernd Barthel (VfR Meerholz), Botzem (FV Viktoria Neuenhaßlau), Volker Bezemer, Jörg Bezemer, Mers, Dubovina (jeweils unbekanntes Ziel). - Zugänge: Becker (Rotweiß Walldorf), Choteschovsky (FV Bad Vilbel), Coleman (Spvgg. Weiskirchen), Jalowy (Spvgg. Dietesheim), Koch (FC 03 Gelnhausen), Jörg Lippold, Matthias Lippold, Renz (alle SV Gemaa Tempelsee Offenbach), Michael Barthel, Cuber (beide SV 1930 Langenselbold), Stakic (Brjedor/ Bosnien-Herzegowina), Tekin (Kickers Offenbach/Jugend), Gudojeva ( Hajduk Velko/Jugoslawien), Häublein (SV Kilianstädten), Tanju Havutcu (TSV 1860 Hanau /Jugend). - Trainer: Bruno Becker (wie bisher). - Saisonziel: Platz 10. - Zuschauererwartung: 300. - Meisterschaftsfavoriten: SV Mörlenbach, SV Bernbach.

FC ITALIA FRANKFURT, Abgänge: Zekmanov (Kickers Offenbach), Lieven (1. FC Viktoria Kelsterbach), Esposito (SG Obererlenbach), Solimando (FC Germania 94 Frankfurt), Garcia (SC Viktoria Griesheim), Gülen, Völker, Triantafillidis, Iglesias-Frey, Lobosco, Ravazza (jeweils unbekanntes Ziel). - Zugänge: Posniak (SV Viktoria Aschaffenburg), Kling, Ruggeri (beide SG 01 Höchst), Mainert, Scholl (beide KSV Klein-Karben). - Trainer: Stefan Lottermann (wie bisher). - Saisonziel: "Unter die ersten Sechs". - Zuschauerkalkulation: 500. - Meisterschaftsfavoriten: SV Bernbach, Viktoria Griesheim, SV Mörlenbach, FV Progres Frankfurt, KSV Klein-Karben.

FV PROGRES FRANKFURT, Abgänge: Vucenovic (FC Germania Dörnigheim), Samardzic (FC Croatia Frankfurt), Novak, Jovic, Azuci (jeweils unbekanntes Ziel). - Zugänge: Raduikovic (OFC Kickers II), Kovijanic (VfL Sindelfingen), Brkic (VOEST Linz), Sivakovic (Jedinstvo Bonn), Freihaut (SC Opel Rüsselsheim), Latic, Krpoadis (beide Jugoslawien). - (Spieler-)Trainer: Aleksandar Pajic (seit 1990). - Saisonziel: Meisterschaft (!). - Zuschauerkalkulation: 500. - Meisterschaftsfavoriten: SV Bernbach, KSV Klein-Karben, SV Mörlenbach, FC Italia und Vikt. Griesheim. dip

"Under cover" zum Wal-Massaker im Fjord Öko-Detektive der Umweltagentur EIA dokumentieren die mittelalterlichen Fang-Methoden auf den Färöer-Inseln Von Marcel Keiffenheim

Der große, verwundete Wal ist nicht alleine. Dicht, wie um Schutz zu gewähren, schmiegen sich die sechs kleineren Wale an seine Flanken, die wie er das blutige Gemetzel vor zwei Tagen überlebt haben. Der große ist der Pilot, soll führen, aber er findet die Richtung nicht mehr. Hilflos dreht er sich im Kreis, die anderen immer neben ihm. Er blutet. Aus tiefen Wunden, die ihm die Walfänger mit Harpunen, Haken und Schiffschrauben zugefügt haben. Die Finne ist fast abgetrennt; nur noch von einem Hautfetzen festgehalten, baumelt sie nutzlos auf dem mächtigen Rücken. Bald wird der große, verwundete Wal tot sein. Und viele seiner Begleiter, die nicht minder schrecklich zugerichtet sind, ebenfalls.

Färöer-Inseln, Funnings-Fjord, viertel vor acht Uhr am Donnerstag, 2. Juli. Simon Taylor und Stuart Wilson kehren von ihrer Patrouillenfahrt zum Stützpunkt der "Environmental Investigation Agency" (EIA), der britischen "Umweltdetektiv-Agentur", zurück. Ohne langen Aufenthalt übernehmen Andrew Mallion und Marc Wohlwender den mit Funktelefon ausgestatteten Wagen, und preschen über die Küstenstraße davon. Seit drei Wochen, von morgens fünf Uhr bis Mitternacht, kurven die Öko-Detektive im Drei-Schicht-System über die 18 Inseln der Färöern, um zur Stelle zu sein, wenn die Jagd losgeht. Die Jagd auf Grindwale, der blutige Nationalsport der Färinger.

Den Grind, einen bis zu sieben Meter langen und bis zu drei Tonnen schweren Zahnwal, haben die Inselbewohner wahrscheinlich schon immer erlegt, seit im frühen neunten Jahrhundert die ersten Wikinger auf dem unwirtlichen, sturmgepeitschten Archipel im Nordatlantik ankamen. Und auch heute läuft der Fang noch weitgehend nach der gleichen Methode: Sobald eine Walschule in Landnähe gesichtet wird, werden die Bootsbesitzer im Ort alarmiert - früher mit Hilfe von Bettüchern, dann durch Rundfunknachrichten. Die Boote laufen aus und treiben die Tiere in eine der sogenannten Walbuchten. Das sind besonders geeignete, schmale Buchten, die in einem flachen Strand auslaufen. Die Wale, gejagt von der Meute Boote hinter sich, schießen so schnell in den Fjord, daß sie eine regelrechte Flutwelle verursachen. Die Flucht der Meeressäuger endet am Strand, wo sie hoch und trocken liegen, sobald das Wasser wieder abgelaufen ist. Die inzwischen zusammengelaufene Bevölkerung schlachtet die Riesen; das Fleisch wird nach einem altüberlieferten Schlüssel unter allen Inselbewohnern verteilt.

Eine Broschüre des Fischereiministeriums betont, daß die Fänge, die sich auf im Schnitt knapp 2000 Grindwale jährlich summieren, den Bestand nicht gefährdeten. Die Tiere würden "so rasch und human wie nur möglich erlegt". Das Walfleisch sei auch heute noch ein unverzichtbarer Bestandteil in der Ernährung der Färinger, von dem kein bißchen verschwendet werde. Und schließlich sei der Walfang ein soziales Ereignis, das jedesmal Tausende von Inselbewohner zum gemeinsamen Schlachtfest zusammenführe.

EIA sieht darin lediglich einen barbarischen Zeitvertreib. Das trägt nicht gerade zur Beliebtheit der Umwelt-Aktivisten auf den Inseln bei. Seit den 80ern verbringen die Öko-Detektive immer wieder den Sommer auf den Färöern - "under cover" - um verdeckt Beweise für die Grausamkeit der Grindwal-Jagden zu sammeln. Mit ihrer Detektivarbeit hat sich EIA weltweit einen Namen gemacht und beispielsweise maßgeblich zum Handelsverbot für Elfenbein von 1988 beigetragen, was den Fortbestand der Elefanten Afrikas gesichert hat. Nun wollen sie das Gleiche für den Grindwal erreichen.

Um halb neun Uhr erreicht Simon ein Anruf von Marc und Andrew. "Hier laufen alle Boote aus." Das kann nur eines bedeuten: Irgendwo draußen auf dem Meer hat ein Fischer Grindwale gesichtet. Bloß wo genau, das wissen die Öko-Detektive nicht. Die Zeiten der Rundfunkankündigungen sind vorbei, seit in den Walbuchten regelmäßig ausländische Kameraleute auftauchten, deren Bilder vom blutigen Treiben anschließend in aller Welt Entsetzen erzeugten. Doch die EIA-Leute haben Glück. Die Boote sammeln sich direkt am Eingang des Funning-Fjord; Simon kann die Wale aus dem Fenster des Hauptquartiers sehen: "Nie sind weniger als zehn Grindwale an der Oberfläche. Mein Gott, die Schule muß an die hundert Wale zählen."

Als 40 Boote zusammen sind, die meisten kleine Dinghis mit Außenbordern, aber auch einige Fischkutter, beginnt gemächlich das Treiben. Steine werden in Richtung der Wale geworfen, auch schon mal das Echolot eingeschaltet, um die Walschule in Richtung des Fjords zu drängen. Simon und Stuart ordern den Patrouillenwagen zum Strand der Bucht, holen Paula Whiting und Clive Londsdale, die ebenfalls zum Team gehören, im nahen Ort ab. Kurz nach neun Uhr sind die Öko-Detektive bereit: Die sechs haben sich mit ihren Filmkameras und Fotoapparaten am Ende der Bucht verteilt und warten. Mit ihnen warten Färinger, die von überall her zusammenströmen. Auf 1000 Leute schätzt Simon die Menge.

Um zehn Uhr kommen die Wale. In panischer Angst fliehen sie vor den ihnen nachsetzenden Booten direkt aufs Land zu. So schnell schwimmen sie, daß die Wucht ihrer tonnenschweren Leiber das Wasser in der Bucht anschwellen läßt. Und dann krachen sie ans Ufer - wie Schiffe, deren betrunkener Steuermann ein Riff übersehen hat. Aber nur sechs Wale sind gestrandet, so wie es sein soll. Mit ihnen machen die Färinger kurzen Prozeß. Ein Schnitt rechts, ein Schnitt links des Blaslochs, und die Halsschlagadern sind durchtrennt. Ihr Blut verspritzend sind die Grindwale in Sekunden bewußtlos, binnen Minutenfrist tot.

Doch die anderen Wale, Dutzende um Dutzende: Sie sind nicht am Strand gelandet, sondern gegen die umgebenden Klippen gekracht und wieder zurückgeschwemmt worden ins tiefere Wasser. Jetzt beginnt ein Hauen und Stechen. Mit Speeren, Harpunen, Haken hauen die Bootsbesatzungen auf die Tiere ein, denen sie durch schnelle Fahrmanöver jedes Entkommen abschneiden. Das Wasser kocht von schlagenden Walflossen und quirlenden Propellern, bald ist es überall blutrot. Dennoch waten die Männer vom Strand ins Meer, versuchen die verwundeten Wale mit Seilen an Land zu ziehen. Andere zücken noch im Wasser die traditionellen, 15 Zentimeter langen Walmesser. Selten gelingt der tödliche Schnitt in die Arterie. Der schützende Speck ist dick und die meisten der Walschlächter unerfahren. Marc beobachtet (und fotografiert), wie zwei Männer einen Grind regelrecht massakrieren: ihm überall den Stahl ins Fleisch treiben - und ihn doch nicht töten können. Dann lassen sie von dem schwerverwundeten Tier ab und wenden sich einem anderen, günstiger im Flachwasser treibenden Wal zu.

Gegen 15 Uhr sind 80 Grindwale erlegt. Doch entweder sind die verbliebenen gewitzter, oder die Walfänger sind vom stundenlangen Gemetzel erschöpft. Dabei haben sie längst jeden Anspruch, "human zu töten", von dem die Regierungs-Broschüre berichtet, fahrengelassen. Gleich, ob gezielt nach den Augen der Wale gehackt wird oder wahllos in den Rücken - oder ob man den Wal gar mit dem Boot überfährt, so daß der Propeller sein Fleisch zerfetzt: bis 23 Uhr können nur sechs weitere getötet werden; sieben oder acht pflügen noch durch Blut und Wasser. Trotzdem wird die Jagd abgebrochen.

Die Öko-Detektive können allerdings nicht, wie die anderen, zurück nach Hause. Während sie das Wal-Massaker fotografieren, werden sie beschimpft und geschlagen. Morddrohungen werden geraunt. Da ist es sicherer, nicht im nahen Haus am Funnings-Fjord zu nächtigen, sondern in einem Hotel der Hauptstadt. Andere, die sich an den Übergriffen nicht beteiligen, versichern, daß die restlichen Wale am nächsten Tag entweder ebenfalls getötet oder aber aufs Meer hinausgeleitet würden.

Aber noch am Samstag, zwei Tage nach dem Walfang, als Simon und die anderen ihr Quartier am Funnigs-Fjord räumen, sehen sie sieben Wale im Wasser kreisen: als ob sie auf ihre Artgenossen warteten, die am nahen Strand geschlachtet und zerlegt worden sind. Ihr Schicksal ist klar: Sie sind Überlebende, aber mit ihren schweren Verwundungen nicht überlebensfähig. Auch, was die toten Wale angeht, hat Simon keine Illusionen. "Vergangenes Jahr hatten wir jemand für dreieinhalb Monate ,under cover' auf den Inseln. Der hat nach den Jagden den Abfall kontrolliert. Egal, was die Regierung sagt: Von den erlegten Walen verrottet die Hälfte entweder am Strand oder landet später auf dem Müll."

Ein über viele Jahre hinweg erfolgreicher Sportler wechselte die Seiten Skuller Peter-Michael Kolbe wurde vom Kritiker zum Sportdirektor Viele Pläne zur Reorganisation des deutschen Rudersports in der Schublade / Ein sehr kollegiales Verhältnis zu den Bundestrainern Unser Redaktionsmitglied Harald Stenger berichtet aus Barcelona

Seine Wandlung ist nichts außergewöhnliches und doch erstaunlich. Den Weg vom Aktiven zum Offiziellen beschreiten viele Sportler. Nur so schnell wie Peter-Michael Kolbe die Seiten gewechselt hat, ist schon Rekordtempo und zudem auch deshalb etwas delikat, weil er als Athlet für die Funktionsschar nicht gerade ein pflegeleichter Typ war. Vor vier Jahren bei den Olympischen Spielen in Seoul stand der heute 38 Jahre alte Kolbe noch als Silbermedaillengewinner auf dem Siegertreppchen, jetzt ist er bei den am Montag beginnen Wettkämpfen auf dem Lake Banyoles in seiner Funktion als hauptamtlicher Sportdirektor des Deutschen Ruder-Verbandes dabei.

"Der neue Job macht mir Spaß. Planung und Koordination des Leistungssports sind mein Aufgabengebiet. Aus der praktischen Arbeit halte ich mich raus", beschreibt er sein Tätigkeitsfeld, zu dem außerdem simplere Verwaltungsdinge gehören. Ausdrücklich lobt er das kollegiale Miteinander mit den Bundestrainern: "Wir sind eine Generation und haben ein Ziel, bei aller Harmonie sind im Interesse des Erfolgs aber auch manchmal klare Worte nötig."

So nutzt Kolbe seinen Part schon hie und da, um in strittigen Fragen seine Stimme im Meinungsbildungsprozeß einzubringen und zeigt sich dabei wenig konfliktscheu. Die nötige Fachkompetenz kann ihm niemand absprechen, denn fünf WM-Siege zwischen 1975 und 1986 sowie dreimal olympisches Silber sprechen eine eindeutige Sprache. Daß er sich nie als Olympiasieger im Einerfeiern lassen konnte, stört ihn - zumindest nach offiziellem Bekunden - nicht sonderlich. "Es war immer ein Besserer da, und meine Placierung ging daher stets in Ordnung, da war nie Pech im Spiel", sagt er, ohne Enttäuschung spüren zu lassen.

Seinen Einstieg als Offizieller hatte Kolbe, der eigentlich schon 1984 in Los Angeles seinen Abschied als Aktiver nehmen wollte, ehe er noch einmal vier Jahre dranhängte, als ehrenamtlicher Mannschaftsleiter bei der WM 1989 in Bled. Ein Jahr später bewarb er sich um die Stelle des Sportdirektors und erhielt den Zuschlag. Die Zusammenführung der beiden deutschen Verbände war eine seiner ersten Herausforderungen. Er meisterte sie und ihm kam dabei gelegen, daß beide Seiten einiges Positives einzubringen hatten, aber gerade deshalb hebt er jetzt warnend den Finger: "Im Osten hat man in zwei Jahren nicht begriffen, daß die getroffenen Regelungen nur eine Übergangsregelung bis Ende 1992 sind. Danach erwarten uns erhebliche Nöte."

Analog zur Entwicklung in anderen Fachverbänden stellt sich folgendes Kernproblem dar: In den neuen Bundesländern tut man sich unheimlich schwer, eine ehrenamtliche Vereinsstruktur aufzubauen. Was das im Klartext bedeutet, verdeutlichen zwei Zahlen: Vor der Wende gab es im Osten allein bei den Ruderern 120 Profi-Verbandstrainer an acht Stützpunkten, im Westen dagegen nur je drei festangestellte Bundes- und Honorartrainer. Derzeit stehen 18 hauptamtliche, vorwiegend in der früheren DDR eingesetzte Trainer auf der DRV-Gehaltsliste - für 1993 ist nach Ablauf dieser ABM-Maßnahmen eine weitere gravierende Zäsur in Aussicht gestellt. Mancher Hauskrach scheint programmiert.

Selbst wenn ihm seine Kritiker vorhalten, Kolbe plaudere gelegentlich zu unbedarft Dinge aus oder trage intern höchst kontrovers geführte Diskussionen zu Gunsten seiner Position zu schönfärberisch in die Öffentlichkeit, auch ein anderes von ihm zuletzt angeschnittenes Reitzhema ist durchaus des Nachdenkens wert. Bei der Grundsatzfrage der Attraktivität des Rudersports und der Reformbemühungen des internationalen Fachverbandes FISA hat er sich sehr weit nach vorne gewagt. Eine seiner Kernaussagen: "Wenn man etwa die Rotsee-Regatta betrachtet, fehlt demOtto-Normal-Verbraucher bei unserem traditionell langweiligen Programm der Durchblick und niemand kann ihm das verübeln. Eine Straffung ist längst überfällig, doch seit Jahren fachsimpeln die hohen Herren nur darüber und es passiert nichts. Ich empfinde es nicht als seriös, einerseits um Sponsoren zu werben und andrerseits einfach nichts zu ändern. Wer Geld von der Industrie haben will, muß ein bißchen Zirkus machen. Das soll nichts Niveauloses sein, es geht vielmehr um eine effektivere Präsentation unseres Sports." Würde es nach Kolbe gehen, dann sollten die auf 72 kg limitierte Leichtgewichts-Klassen eher heute als morgen abgeschafft werden und bei den Männern nur fünf statt bisher acht Wettbewerbe ausgefahren werden: Einer, Doppelvierer, Zweier-ohne, Vierer-ohne oder -mit und der Achter.

Vorerst bleibt das Zukunftmusik. Stattdessen sorgt jetzt erst einmal der erhoffte olympische Siegeszug der deutschen Ruderer für genügend Gesprächsstoff. Bei der WM 1991 in Wien wurde fünfmal Gold sowie je zweimal Silber und Bronze geholt. Nach den Saison-Ergebnissen könnte diese Bilanz sogar verbessert werden. Der DRV ist damit einer der medaillenträchtigsten Verbände im deutschen Lager. Für Kolbe alles andere als eine Selbstverständlichkeit: "Bei 75 000 Mitgliedern und einem Jahresetat von 2,5 Millionen holen wir schon das Optimale heraus."

Kolbe wäre freilich nicht Kolbe, wenn er nicht auch hier manches verbessern wollte. Obwohl ihn nach eigenen Angaben ein "gutes, fast väterliches Verhältnis" zu Präsident Lotz (Hanau) verbindet, sind ihm manche Strukturen im DRV zu antiquiert. Das fängt damit an, daß er als Sportdirektor gern Stimmrecht bei den Vorstandssitzungen hätte. Folglich weist Kolbe dezent darauf hin, daß einige seiner Kritikpunkte nach Olympia aufgegriffen werden sollen, wenn beim Verbandstag im Oktober die Weichen für die nächsten Jahre gestellt werden und in diesem Zusammenhang die Verlängerung seines Vertrages ein Thema ist.

Kolbe, der für das DRV-Engagement mit seiner Familie aus seiner Wahlheimat Norwegen nach Deutschland zurückkehrte, weiß noch nicht genau, wie es für ihn weitergeht. Der Mann, der einst Telefonmonteur lernte, danach als Industrie-Kaufmann erst Milch und später Kugellager verkaufte, hofft, ja vertraut insgeheim darauf, daß seine ohnehin schon recht gute Position durch Olympia- Erfolge zusätzlich gestärkt werden.

Euro-City-Zusammenarbeit Frankfurts OB in Barcelona dabei

Inmitten der gekrönten Häupter und politischen Würdenträger saß auch Frankfurts Oberbürgermeister Andreas von Schoeler auf der Tribüne bei der olympischen Eröffnungs-Zeremonie auf dem Montjuic. Im Rahmen der Euro-City- Zusammenarbeit folgte von Schoeler der Einladung der Stadt Barcelona und weilte auf eigene Kosten von Freitagabend bis Montagmorgen in der katalanischen Metropole. Neben einem offiziellen Empfang stand auch das obligatorische Sightseeing-Programm auf dem Terminplan des Frankfurter OB's. Von Schoeler zeigte sich am Sonntag angetan von der "hervorragenden Organisation und der beeindruckenden Atmosphäre" in Barcelona. Am frühen Montagmorgen ging der 60-Stunden-Trip nach Spanien für ihn zu Ende. ger.

Motorradfahrer-Stammtisch plant für Herbst eine Alpintour mit Oldtimer-Maschinen Der Reiz liegt im Tüfteln Kostspieliges Hobby Von Joachim Mohr

WEILROD. "Elektronik gibt es an den Maschinen keine, da ist alles zum Schrauben", sagt Matthias Hantschke. Er fährt eine NSU, Baujahr 1953, mit über 100 000 Kilometern "auf dem Buckel". "Aus einem verrosteten Trümmerhaufen wieder ein funktionierendes Motorrad zu machen, das ist es, was einen reizt", erklärt er. Die Fans von Oldtimer-Maschinen trafen sich am Wochenende am Grillplatz Kaisereiche in Rod an der Weil. Der Motorradstammtisch "Taunus" veranstaltete sein sechstes Veteranentreffen. Über 40 alte "heiße Öfen" waren zu bewundern. Um als Oldtimer-Motorrad zu gelten, muß ein Zweirad mindestens 20 Jahre alt sein.

Die meisten Motorräder stammten aus den 50er Jahren: BMW, NSU, Zündapp, Triumph, MZ lauteten die klangvollen Firmennamen, von denen die meisten längst vom Markt verschwunden sind. Natürlich waren auch zahlreiche in Bad Homburg produzierte Horex vertreten. Ein beachtlicher Teil der Maschinen war mit einem mehr oder weniger aerodynamischen Beiwagen ausgestattet. Früher dienten die Zweiräder weit mehr als heute dem Personen- und Lastentransport.

Eine BMW der Wehrmacht aus dem Zweiten Weltkrieg wurde sogar in brauner Tarnfarbe und mit Ersatzrad hinten am Beiwagen präsentiert. Die Kriegsmaschine verfügt über eine besondere technische Ausstattung: Sie besitzt sowohl einen Seitenradantrieb wie auch einen Rückwärtsgang.

Ein billiger Spaß ist die Begeisterung für alte Motorräder nicht. Für eine NSU Max, gebaut Anfang der 50er Jahre, muß ein Liebhaber heute schon 5000 Mark auf den Tisch blättern. Vorkriegsmodelle sind noch teurer, unter 10 000 Mark ist keine Maschine zu bekommen. Dafür fallen die Besitzer auf, werden am Straßenrand angesprochen. So war es auch am Sonntag bei der rund zweistündigen Ausfahrt von Rod nach Hundstadt und zurück.

Eine richtig große Tour plant der Stammtisch für den Herbst. In die Alpen soll es möglicherweise gehen, über mehrere 3000 Meter hohe Pässe. Das Kurvenfahren lockt die Fahrer. "Auch so eine Strecke schaffen die Motorräder locker", meint Matthias Hantschke, "obwohl die meisten nur zwischen zehn und siebzehn PS haben. Wir halten sie ja bestens in Schuß. Und im Notfall wird eben am Straßenrand geschraubt."

Nach Barcelona gibt es kein gemeinsames Team der GUS mehr Premiere als Schlußvorstellung Verschiedene Konzepte für den künftigen Sport in der Ukraine Von unserem Mitarbeiter Thomas Vögele

Eigentlich hatten sie ja zu zweit kommen wollen. Nun aber saß Nikolai Russak, der Chef de Mission der ersten und zugleich letzten Olympiamannschaft der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) bei Sommerspielen, allein an dem rund zwölf Meter langen Tisch auf dem Podium des Pressezentrums in Barcelona, um über die Aussichten seines Teams zu berichten und über die Zukunft des Sports in den nach den Spielen getrennt auftretenden Republiken.

Witali Smirnow, letztes verbliebenes IOC-Mitglied der ehemaligen UdSSR nach dem (fast gelungenen) heimlichen Rauswurf des früheren sowjetischen Sportministers Marat Gramow aus dem exklusiven olympischen Zirkel, ließ ihn allein da oben. Die Führung der als "unified team" (vereinigte Mannschaft) auftretenden GUS-Auswahl schon zu Beginn der Premieren-Schlußvorstellung entzweit?

Russak schlug sich auch alleine eine gute Stunde lang wacker. "Die UdSSR- Athleten haben Spuren im internationalen Sport hinterlassen", begann er seine Ausführungen. Eine Tatsache, die in Barcelona noch Auswirkungen haben soll. "Wir erwarten 46 Goldmedaillen und insgesamt 130 Medaillen mit unterschiedlichen Werten für Silber und Bronze", formulierte er etwas gestelzt. Ziel sei der Gewinn der Medaillenwertung, "wobei unsere stärksten Konkurrenten die Amerikaner und die Deutschen sein werden". In guter, alter sozialistischer Sportfunktionärsmanier leierte er dann die Schwerpunkte der zu erwartenden Ausbeute herunter.

Schwierigkeiten bei der Zusammenstellung der Mannschaft räumte er nur am Rande ein. Einige Sportler, die die Qualifikationskriterien erfüllt hatten, wurden nicht mitgenommen. Das war so weit gegangen, daß Ringer, Judoka, Gymnastinnen und Leichtathleten Briefe an den russischen Präsidenten Jelzin schrieben, in denen sie ihn um Unterstützung baten. In einem Fall (dem des Ringers Magomed Gadschijew) schaltete sich Jelzin erfolgreich ein.

Darüber mochte Russak nicht mehr reden. Vielmehr davon, daß dem "IOC, Adidas und Smirnow" (in dieser Reihenfolge) für die Hilfe bei der Zusammenstellung des Teams zu danken sei. Ebenso einer spanischen Firma, die den GUS-Sportlern nach den Spielen noch einen Urlaub in Spanien spendiert. Die Sponsorenlektion hat Russak gelernt.

Der Auftritt der 647 Personen (497 Sportler, 150 Funktionäre) umfassenden Delegation ist ein finanzieller Kraftakt - vor allem angesichts der wirtschaftlichen Not, die in den früheren Sowjetrepubliken herrscht. Die Menschen haben andere Sorgen als den Sport. Wie es weitergehen soll, beschäftigt vor allem die unmittelbar Betroffenen. Die Abwanderung von Sportlern und Trainern ins Ausland soll verhindert werden. Und fast beschwörend fügt Russak an: "Ich bin sicher, daß die meisten bleiben werden."

Unterschiedliche Konzepte verfolgen Witali Smirnow und Waleri Borsow, 1972 in München Olympiasieger über 100 und 200 Meter, heute Sportminister und NOK- Präsident der Ukraine. Smirnow, in der offiziellen IOC-Biographie immer unter der Nationalität "soviet" geführt, geht davon aus, daß sich der russische Leistungssport in zwei Jahren selbst finanziert, er glaubt sogar, daß damit noch Geld für den Staat dazuverdient werden kann. Toto nach westlichem Vorbild soll bereits in diesem Jahr "Millionen Rubel Reingewinn" bringen, sagte der russische NOK-Präsident in einem Interview der "Iswestija". Damit will er die Abwanderung der Spitzensportler verhindern.

Im gleichen Interview macht der frühere Wasserballer einen Salto rückwärts und kritisiert die zentralistisch gelenkte Sportstruktur der ehemaligen UdSSR - dabei hat er über Jahre diese Organsisationsformen als Mitglied der Sportkommission der Sowjetunion mitgestaltet. Smirnows Ziel: Der Staat muß sich in Zukunft aus dem Leistungssport heraushalten. Lediglich die noch bestehenden Kindersportschulen sollen staatlich gelenkt werden.

Borsow will einen anderen Weg beschreiten - den alten. Staatlich gelenkt, will er die Ukraine zu einer führenden Sportnation machen. Das System der ehemaligen DDR hält er in mancherlei Hinsicht für vorbildlich. Er meint nicht, was manchem dabei sofort einfällt. "Nein", sagt er, "ich denke da an die perfektionierte Talentförderung." Über die Kosten seines Programms erzählt Borsow nichts. Aber er weiß die Politiker hinter sich. Die hätten begriffen, daß sportlicher Lorbeer die Integration seines Landes in die Europäische Gemeinschaft fördern könne. Sport als Investition in die Zukunft.

In der Gegenwart herrscht Bescheidenheit. Die Prämien für die Medaillengewinner aus der GUS (3000 Dollar für Gold, 2000 für Silber, 1000 für Bronze) wirken im Vergleich zu den Zahlungen anderer führender Sportnationen vielleicht gering, für die meisten Sportler, die nicht zur Großverdienerkategorie eines Sergej Bubka gehören, sind sie ein Segen.

Bei diesen Spielen Erfolg zu haben, um ihn danach vermarkten zu können, wird für die meisten aus dieser Mannschaft die wesentliche Motivation sein. Die Frage, ob die Aussicht auf materiellen Gewinn die Athleten zu unerlaubten Mitteln greifen läßt, mag Russak nicht so gerne beantworten (aus finanziellen Gründen ging die Zahl der Dopingproben von 4000 im Jahr 1991 auf gerade mal 300 in diesem Jahr zurück). Er sieht sich eher in der Reihe der vorbildlichen Dopingbekämpfer wie zum Beispiel IOC-Präsident Samaranch. "Wir waren immer für strenge Kontrollen", sagt er. "Wir waren der Initiator für das gemeinsame Abkommen zu Kontrollen, das unter anderem mit den USA und Deutschland abgeschlossen wurde."

Der Sport in der ehemaligen UdSSR hat sich verändert, die Worthülsen sind geblieben. Russak hat seine Solo-Stunde auf dem Podium gemeistert.

In der Stunde des Triumphes orientiert sich der Frankfurter nach vorn Wolfgang Oehme bastelt still am Erfolg Der Bundestrainer der Bahnradfahrer setzt mehr auf Menschen denn auf Material

Wenn das Gespräch auf das Stichwort "Erfolgsdruck" kommt, lächelt er und lehnt sich gelassen zurück. Wolfgang Oehme, seit 1989 Bundestrainer der deutschen Bahnradfahrer, läßt sich durch nichts und von niemandem unter Druck setzen. "Wir haben uns optimal vorbereitet, den Rest sehen wir bald", versichert der 51 Jahre alte Frankfurter. Andererseits weiß er genau, daß sein Team nicht eines unter vielen im Velodrom Vall d'Hebron ist.

Immerhin gewann es bei der WM 1991 in Stuttgart je viermal Gold und Silber in den sieben Olympiawettbewerben - in der Abschlußstatistik der Titelkämpfe lag es mit klarem Abstand in der Nationenwertung vorne, zumal weitere Medaillen in anderen Disziplinen gewonnen wurden. Just in der Stunde des Triumphs dachte Oehme schon weiter. Statt sich vorübergehend auf die faule Haut zu legen und auf den frisch gesammelten Lorbeeren auszuruhen, wurde sofort weitertrainiert. Nichts war mit der sonst obligatorischen vierwöchigen Ruhepause nach dem Saisonhöhepunkt.

"Ich hoffe, daß wir dadurch den Grundstein gelegt haben, um auch in Barcelona sehr erfolgreich zu sein. Es war sicher gefährlich, im vorolympischen Jahr so hochzuzischen wie wir", läßt Oehme bei aller Selbstsicherheit allerdings ein bißchen Skepsis durchblicken. Doch nach dem intensiven Trainingsaufwand der vergangenen Monate überwiegt bei ihm im Endeffekt die positive Erwartungshaltung. Allein der Vierer, von jeher das Aushängeschild der deutschen Pedaleure, hat neben dem technischen Teil der Olympiavorbereitung auf der Bahn zwecks konditioneller Erbauung rund 30 000 Kilometer auf der Straße zurückgelegt. Wie viele deutsche Olympiastarter war das Quartett mit seinen Ersatzleuten seit dem Frühjahr ständig unterwegs und kam nur noch sporadisch nach Hause, um die "Wäsche zu wechseln" (Michael Glöckner).

Wenn die Rede jedoch im Detail auf Trainingsschwerpunkte und auch auf die Materialfrage kommt, wird Bundestrainer Oehme sehr schnell sehr still. "Ich habe schon immer ein großes, aber nie ein zu großes Pensum verlangt. Auf die richtige Dosierung kommt es eben an. Und was unsere Materialtests betrifft: Die Konkurrenz schläft nicht. Im Vorjahr in Stuttgart haben wir dieses Thema mit einem bei uns neu entwickelten Pedal etwas hochgepuscht. Jetzt dürfen wir nicht auf der Erfolgswolke schweben, sondern müssen konzentriert in allen Bereichen weiterforschen. Wie wir da arbeiten, wird natürlich nicht verraten", blockt Oehme ab. Bekannt ist beispielsweise, daß mehrere internationale Experten und Institutionen neue Reifen entwickeln wollen sowie Lotus und Ferrari an einem noch leichteren Rahmen basteln.

Im echten Frankfurter Dialekt und voller List zeigt der Bundestrainer freilich die Grenzen all dieser Bemühungen auf: "Erst einmal müssen die Fahrer in Form sein und treten, was das Zeug hält. Den eingebauten Motor, der abgespult werden muß, wird es nie geben. Effektives Material kann nur eine Hilfe sein. Wenn ich 98 Prozent Leistung bringe, komme ich vielleicht auf 105 Prozent, wenn ich mir den Fortschritt zunutze mache."

Daß Oehme heute an so exponierter Stelle im Radsportmetier tätig sein kann, ist fast ein kleines Wunder. Denn als Aktiver glänzte er allenfalls durch seine Vielfalt und Beharrlichkeit, aber nie durch überdurchschnittliches Können. Vom Steher- bis zum Straßenrennen machte er in den 50er und 60er Jahren in Hessen und Umgebung fast alles mit, was möglich war. Als er aus dem Sattel stieg, blieb unterm Strich die hessische Meisterschaft im Sprint sein einziges spektakuläres Ergebnis.

Nach einer kurzen Pause versuchte er sich dann als Trainer in Frankfurt, bis er durch Zufall eine hochqualifizierte Ausbildung absolvierte. Ein in den Westen geflüchteter Präsident des damaligen DDR-Radsportverbands bot in Freiburg übers Wochenende einen 18-Monate-Kurs an, wovon Oehme heute noch erzählt, daß er "von vielem nur zehn Prozent verstand, weil alles so hochgestochen war". Doch am Ende stand das Diplom. Oehme, der heute alle gängigen Lizenzen aufweisen kann, machte sich zunächst als hessischer Bahntrainer auf Honorarbasis einen Namen, ehe er - bis dahin in der Auto- und Motorbootzubehörbranche als Unternehmer tätig - von 1979 bis 1989 als hauptamtlicher Coach der Junioren-Nationalmannschaft stärker in den Blickpunkt rückte, selbst wenn die Erfolge in seiner Ära nicht so üppig waren.

Nach Karl Link und Udo Hempel ist er nun der dritte Trainer nach dem legendären Gustav Kilian, der stets sein Vorbild war. "Kilian ist ein Riesentyp, wir telefonieren bis heute gelegentlich miteinander und tauschen uns aus", gerät Oehme ins Schwärmen. Gleichzeitig macht er aber deutlich: "Deshalb versuche ich nicht, ihn zu kopieren."

Oehme, der in Barcelona seine olympische Feuertaufe als Cheftrainer erlebt, ist stets seinen eigenen Weg gegangen, griff freilich immer die eine oder andere Idee von Kollegen auf, um dabei in seinen Augen bewährende Anregungen zu übernehmen.

Ein ganz wichtiges Erfolgsrezept für Oehme ist das Bedürfnis nach Harmonie. Unverblümt stellt er fest: "Ich brauche die Ehrlichkeit im Geschäft, sonst macht mir die Arbeit keinen Spaß." Daß dies keine Phrasen sind, bestätigt der mit dem Vierer und in der 4000-m-Einzelverfolgung gleich als doppelter Goldmedaillen-Kandidat gehandelte Jens Lehmann, dem in DDR-Zeiten nicht immer nur gerechte Behandlung widerfuhr: "Oehme ist für mich der erste Nationaltrainer, der ehrlich meint, was er sagt." Es ist daher kein Zufall, daß Oehme mit vielen Schützlingen aus seiner Zeit mit dem Juniorenteam regelmäßigen Kontakt hat, allen voran mit den Profis Rolf Gölz und Andreas Kappes, die manches mit ihm bereden.

Oehme liegt es bei aller Geradlinigkeit und allen Engagement auch nicht, Druck zu machen oder zu drohen, er bezieht klar Position, wenn es sein muß, er ist nicht nachtragend und alles andere als publicitysüchtig. Sein Credo: "So erfolgreich wir zuletzt waren, ich möchte deshalb nicht hochgejubelt werden. Ich möchte lieber im stillen immer für die Nachwuchsleute dasein, um ihnen zu helfen. Und wenn sie Scheiße bauen, haue ich kurz dazwischen, und damit ist dann alles vergessen." HARALD STENGER

Die D-2-Mission ist bereits der Abschiedsflug Bei der Deutschen Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt ist Sparen angesagt - Zweifel am Sinn der Projekte wächst

Noch einmal erklingen Sphärenklänge, schweben Orangensaft-Kugeln frei durch den Raum. Hinter der zartblauen Sichel des Planeten Erde geht leuchtend die Sonne auf. Abschieds-Videoshow am Montag für die deutschen Wissenschaftsastronauten der am 18. Februar 1993 geplanten D-2-Mission der Deutschen Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln. Am Abend feierlicher Empfang durch den Oberbürgermeister der Domstadt, Norbert Burger.

Doch die rechte Feststimmung mochte kaum aufkommen. Der DLR steht eine Zäsur ins Haus. Nach der 870 Millionen Mark kostenden D-2-Mission mit der US- Raumfähre "Columbia" ist erst einmal Schluß mit bemannten Flügen. Die geplanten D-3- und D-4-Missionen sind gestrichen. Projektleiter Haucke Dodeck, der an die umjubelte D-1-Mission von 1985 erinnerte: "Nach D-2 mündet alles in die europäische Labor-Plattform Columbus und die US-Raumstation Freedom."

Die Streichungen im bemannten Raumfahrtbereich, es war den Beteiligten in Köln deutlich anzumerken, stoßen auf Verbitterung. Hans Schlegel und Ulrich Walter dürfen gerade noch die D-2- Mission fliegen. Schlegel nannte es eine "enorme Belastung", sich jetzt neben den Vorbereitungen für den Flug um seine berufliche Zukunft kümmern zu müssen. Die "Ersatzspieler" Gerhard Thiele und Renate Brümmer meinten, natürlich wären sie genau so gern geflogen. Für das deutsche Team gäbe es auch deshalb keine Zukunft, weil die Europäische Raumfahrt-Organisation (ESA) ein komplett neues Astronauten-Team aufgestellt habe. Von einem "politischen Schachzug" wurde in diesem Zusammenhang in Köln gesprochen. Brümmer fügte hinzu: "Das alles ist sehr enttäuschend, Von Karl-Heinz Karisch (Köln) nachdem wir uns so angestrengt haben." "Wenn wir uns nicht ganz aufgeben wollen", versuchte Projektleiter Dodeck Mut zu machen, dann müsse man auf die Labor-Plattform Columbus hoffen.

Doch zunächst müssen die Kölner die D-2-Mission zu Ende bringen. Der Flug, an dem neben den beiden deutschenAstronauten fünf US-Amerikaner teilnehmen, soll neun Tage dauern und gelte, so sagte Dodeck, "mit insgesamt rund 90 Experimenten als eine der anspruchvollsten wissenschaftlichen Raumfahrtmissionen". Begleitet werde der Flug von den Experten im Raumfahrt-Kontrollzentrum der DLR in Oberpfaffenhofen.

Die D-2-Mission geht zu einem Zeitpunkt in ihre "heiße Phase", an dem Sinn und Zweck bemannter Raumflüge mehr denn je angezweifelt werden. Das Technologiezentrum des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) in Düsseldorf legte im Auftrag des Bundesforschungsministers eine Studie zu den D-Missionen vor. Die dazu befragten führenden Raumfahrt-Experten der Bundesrepublik gelangen zu der Feststellung, daß der Mensch im Weltall ein politisches Prestigeprojekt fast ohne wissenschaftlichen oder wirtschaftlichen Nutzen sei.

Wie die Studie feststellt, ist der erdnahe Raum schon heute eine Müllkippe, auf der rund 3,5 Millionen Trümmerteilchen herumschwirren. Sie können gefährliche Schäden an Raumfahrzeugen verursachen. Zudem ist das Problem des ständigen Strahlenflusses für die Astronauten bei Raummissionen bislang nicht gelöst. Innerhalb weniger Stunden können die maximal zulässigen Grenzwerte erreicht werden, die für die jährliche Strahlenbelastung des Menschen auf der Erde gelten. Erhöhte Krebsgefahr, Schäden des Erbgutes und Strahlenkrankheit wären bei längeren Missionen die Folge.

Derzeit werden die unbemannten Raumfahrtbereiche wie Erdbeobachtung, Telekommunikation oder Navigation in der Öffentlichkeit positiv bewertet. Diese Bereiche, so betont der VDI, ließen sich aber "kaum als Argumente für die bemannte Raumfahrt umsetzen". Von den bisherigen Argumentationslinien für bemannte Projekte bleibt nach der VDI- Studie kaum etwas übrig. Positive wirtschaftliche Auswirkungen? "Stark umstritten", sagen die Experten. Impulse für andere technische Bereiche? Ganz im Gegenteil, heißt es, die Raumfahrt zapfe Fremdtechnologie an. Zudem werde durch den hohen Anteil von Forschungsgeldern für den Raumfahrtbereich der Erfolg in wichtigen Bereichen des weltweiten Hochtechnologie-Marktes geschmälert. Auch die medizinische Forschung im Weltraum sei purer Selbstzweck. Nur für die bemannte Raumfahrt selbst seien die Erkenntnisse von Nutzen.

Als "nicht mehr zeitgemäß" werden vorsichtig die politischen Ziele der bemannten Raumfahrt, wie nationale Identifikation oder Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit, eingestuft. Es gebe geeignetere Ziele als den Klimaschutz.

Da die D-Missionen als Vorbereitung für die US-Raumstation Freedom angesehen werden, an der sich die Europäer mit der Laborplattform Columbus beteiligen wollen, wurde auch dieser Teil untersucht. Demnach werden von US-Experten für die Station jährlich allein 3000 Stunden Arbeitszeit für Wartung veranschlagt. Für Experimente bleibe da kaum Zeit. Zudem werde bezweifelt, daß der Qualitätsstandard der Experimente dem Niveau der Forschung entspreche.

Die VDI-Studie dürfte den schrittweisen Abschied aus den hochfliegenden Träumen der Europäer unterstützen. Bereits Ende Juni teilte Bundesforschungsminister Heinz Riesenhuber (CDU) mit, daß bei der Raumfahrt eine Kürzung der Ausgaben um ein Drittel stattgefunden habe. Der Raumgleiter Hermes, das Filetstück erhoffter europäischer Autonomie in der bemannten Raumfahrt, so Riesenhuber, könne für absehbare Zeit nur in einer unbemannten Version gebaut werden. Trotz abgemagerter Pläne bleibt die Raumfahrt in seinem Etat für 1993 mit 1,8 Milliarden Mark der dickste Brocken.

Die ESA in Paris ist hoch alarmiert und legte vor wenigen Tagen ein Strategiepapier vor, in dem dringend die Suche nach neuen Partnern angeraten wird, um die Langzeitplanung nicht völlig kippen zu lassen. Doch damit nicht genug. Die Kritik bemannter Missionen wurde abgerundet durch eine Studie des Büros für Technikfolgen-Abschätzung des Bundestages (TAB) zum Raumtransportsystem "Sänger". Bei diesem Projekt handelt es sich um ein zweistufiges Raumflugzeug für die Zeit nach der Jahrtausendwende, das von europäischen Flughäfen aus ins All starten sollte. TAB kommt zu dem Ergebnis, daß "Sänger" entweder zu einem ökologischen oder finanziellen Desaster führen dürfte. Die Wirtschaftlichkeit sei nur bei häufigen Flügen gewährleistet, was wiederum zu massiven Umweltschäden vor allem in der sensiblen Ozonschicht führen werde. Das Ziel, auf allen großen Flughäfen zu starten und zu landen, sei unerreichbar. Aufgrund der Lärmbelästigung komme nur ein Flugplatz in "dünnbesiedelten Gebieten Südeuropas" in Frage. Zudem bedingten die Sicherheitsprobleme wegen des hochexplosiven Treibstoffs Wasserstoff eine eigene Startbasis.

Die Studien sind auch in Köln gelesen worden. Ersatz-Astronaut Gerhard Thiele zeigte am Montag schwäbischen Galgenhumor: "Solange in der Kirche noch georgelt wird, ist die Messe nicht aus."

Trainer Jung sah nach Abfuhr ziemlich alt aus Armin Kraaz hatte schlechten Tag / Thomas Hack überragte / RW Frankfurt - Fulda 1:4 (0:3)

Robert Jung stand die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Der neue Trainer des Titelaspiranten Rot-Weiss Frankfurt wollte seinen Augen nicht trauen. Wie unreife Schulbuben wurden seine gestandenen Kicker von den Borussen vorgeführt. Vor allem im Mittelfeld fehlte den "Roten" jedwede Ordnung und die Abwehr um Libero Pistauer war gegen die schnellen Fuldaer Angreifer nie Herr der Lage. Einen besonders schlechten Tag erwischte dabei Manndecker Kraaz, der von seinem Gegenspieler Hack zur Slalomstange degradiert wurde.

Hessenauswahlspieler Hack war es denn auch, der neben dem emsigen Mittelfeldspieler Thomas und Libero Drube zur Schlüsselfigur des Spiels avancierte. Seinem blitzschnellen Antritt und seinem beinahe schon blinden Verständnis mit Dressel, einem von insgesamt sechs Neuen in der Mannschaft von Trainer Uli Sude, verdankten die Borussen diesen Kantersieg.

Dabei ließ es sich für die Gastgeber zu Beginn nicht einmal schlecht an. Roth und Morhardt hatten die Führung auf dem Fuß, bevor Hirsch die Gäste mit einem Schuß aus knapp 30 Metern genau in den Winkel in Front brachte. Die "Roten" blieben dennoch gleichwertig. Ein Kunz-Kopfball konnten die Borussen noch von der Torlinie schlagen und wenige Minuten später traf Roth nur den Pfosten. Für Jung eine Schlüsselszene: "Hätte Roth getroffen, wer weiß wie das Spiel gelaufen wäre." Doch statt des Ausgleichs folgte der erste imponierende Auftritt von Hack: ein langgezogener Sprint aus der eigenen Hälfte heraus, ein Doppelpaß mit Dressel - da hatte die schlecht gestaffelte Hintermannschaft der Platzherren das Nachsehen und Torhüter Wimmer keine Chance. Und als wenige Minuten vor der Pause Becht den behend davongezogenen Diegmüller im eigenen Strafraum regelwidrig am Trikot zupfte, pfiff der Schiedsrichter einen Strafstoß, den der Gefoulte selbst sicher verwertete.

Jung reagierte ebenso prompt wie erfolglos. Hönnscheidt, der im Mittelfeld völlig deplaziert war, agierte nun offensiver, Pistauer, ein Libero ohne Übersicht, knüpfte nun häufiger im zentralen Mittelfeld die Fäden. Zudem kam Rexroth für Morhardt ins Spiel. Der erhoffte Erfolg blieb freilich aus. Im Gegenteil. Bei aller Bemühung um Schadensbegrenzung, liefen die Platzherren in Fuldaer Konter: Dressel schickte Hack mit einem weiten Paß auf die Reise, und der erzielte das 4:0. Kunz gelang mit einem Freistoß- Tor nur noch Ergebniskosmetik.

Während Jung nach dem Spiel mit seiner Abwehrreihe haderte, zeigte sich sein Kollege Sude völlig überrascht von seiner Mannschaft: "Ich hätte hier nie von einem Sieg zu träumen gewagt. Aber da kann man mal sehen, was Leidenschaft und Disziplin ausmachen können." Die "Roten" waren davon nicht beleckt.

JÖRG HANAU

Rot-Weiss: Wimmer, Pistauer, Klepper, Kraaz, Bach, Brunetti, Hönnscheidt, Kunz, Bachmann (76. Guerrera), Roth, Morhardt (46. Rexroth).

Fulda: Zeljko, Drube, Michel, Meinhardt, Lesser, Hirsch, Diegmüller (67. Ferber), Thomas, Schlieck, Hack, Dressel (77. Kress).

Schiedsrichter: Horschitz (Dillenburg).

Tore: 0:1 Hirsch (25.), 0:2 Hack (40.), 0:3 Diegmüller (43., Foulelfmeter), 0:4 Hack (65.), 1:4 Kunz (75.).

Zuschauer: 700.

Neue Kompetenzverteilung Aschaffenburg wieder geschäftsfähig / Klapan und Biehrer gehen

Das Pech klebte den Aschaffenburgern an den Stiefeln. Sie hatten auf dem Bieberer Berg in Offenbach gefällig aufgespielt, erhielten allenthalben Lobpreisungen, die Punkte aber, die blieben nach der 1:3-Niederlage bei den Gastgebern. Viktoria-Trainer Jürgen Strack war denn auch nicht zu beneiden: "Jetzt werden alle wieder davon reden, wie gut wir waren. Aber davon haben wir nichts." Sportlich verloren, wirtschaftlich steht der Verein weiter auf wackeligen Beinen. Die Zukunft der Aschaffenburger erscheint nicht gerade rosig.

Strack steht nur noch ein Rumpfkader zur Verfügung. Gerade einmal 15 Spieler umfaßt sein Aufgebot. Neben Bommer (siehe Bericht auf Seite 26), der seinen Vertrag in der letzten Woche kündigte, verließen auch Klapan (Birkenfeld) und Biehrer (Ziel noch unbekannt) den Verein. Zudem stellte der wieder einmal unsichere Schiedsrichter Birlenbach (Hattenheim) Abwehrspieler Roth in der Schlußphase des Spiels gegen die Kikkers wegen eines angeblichen Foulspiels vom Platz. Ihm droht nun eine mehrwöchige Sperre.

Derweil herrscht hinter den Kulissen heftige Betriebsamkeit. Bei einer Sitzung am Samstag wurden die Kompetenzen verteilt, um den Verein nach dem Rücktitt des Vorstandes weiter geschäftsfähig zu halten. Der alte Notvorstand um Heinz Stenger und Wolfgang Waschulewski stellte sich dabei ebenso in den Dienst der Viktoria, wie der ehemalige Manager Bepp Mayer, der seine Arbeit kommisarisch wieder aufnehmen wird und als Ansprechpartner für den sportlichen Bereich zur Verfügung steht.

Darüber hinaus signalisierten die beiden zurückgetreten zweiten Vorsitzenden Bernd Pattloch und Gerhard Neuenfeld Hilfe bei der Suche nach Werbepartnern. Verantwortlich bleibt aber weiterhin Abteilungsleiter Norbert Honer, als einzig noch verbliebener gewählter Mandatsträger. In der kommenden Woche soll Honer weitere Entlastung erfahren. Eine Halbtagskraft wird für die Geschäftsstelle eingestellt. Trotz aller negativen Begleiterscheinungen, demonstrieren die Verantwortlichen Zuversicht. "Es wird weitergehen", lautet die Zauberformel, an der sich alle festhalten. Ob davon überzeugt, oder nicht. hu Bad Homburgs letzter Test Die Generalprobe der spielfreien Spvgg. Bad Homburg klappte nur zum Teil: Gegen den Bezirks-Oberligisten SG Obererlenbach mußte sich der Oberligist mit einem 4:2 (2:1)-Sieg bescheiden. Ziegler (5.), Stoll (19.) sowie Raemer (45.) für den Gast trafen vor dem Wechsel, Richter (57.), Röder (78.) und Gästestürmer Quintela (64.) im zweiten Abschnitt. Trainer Faust mußte auf den erkrankten Gorges verzichten. hdp

Walldorf demonstriert den Willen zum Erfolg

Eine neuer Trainer, eine neue Mannschaft, ein neuer VIP-Raum - Rot-Weiß Walldorf hatte nicht nur seine sportliche Heimpremiere zu feiern, sondern gleich eine ganze Reihe von richtungsweisenden Veränderungen vorzustellen. Gar brandaktuell waren die Erkenntnisse, die Haigers Trainer Paul Alhäuser in der Pressekonferenz nach dem torlosen Unentschieden zu Gehör brachte. "Wir haben ein attraktives Spiel gesehen", sagte der Mann ohne Anflug von Ironie. Und das war freilich für alle neu.

Denn vor allem vor der Pause tat der Gast nun wirklich gar nichts, was einem attraktiven Fußballspiel zupaß gekommen wäre. Walldorf zeigte zumindest den Willen zum Erfolg und hinterließ deshalb einen "nicht unzufriedenen" Coach Kurt Geinzer. Gegrämt haben dürfte ihn nur, daß die Chancen von Zwilling, Meixner, Richter und Holtkamp allesamt von Haigers reaktionsschnellem Schlußmann Kaessmann vereitelt wurden.

Akzente vermochte nur Haigers Defensive um Libero Zeise zu setzen. Und vielleicht bezog Haigers Trainer gerade hierauf die Erkenntnis, daß seine Mannschaft "taktisch hervorragend" agiert habe. "Auf dieser Leistung kann man aufbauen", erkannte Walldorfs Coach Geinzer, wartet geduldig auf die Reife seiner neuformierten Mannschaft und durfte schließlich mit der Meinung seines Kollegen doch noch konform gehen. "Beide Teams werden künftig besser spielen", wußte Alhäuser - und das hatten schließlich alle so gesehen. fro

Brandschützer luden die ukrainischen Kinder und ihre Bad Vilbeler Gasteltern zu einer fröhlichen Feuerwehrübung mit Grillfest "Wichtig ist menschliche Zuwendung"

BAD VILBEL. Mächtig "auf die Pauke gehauen" haben am Samstag die freiwilligen Helfer der Bad Vilbeler Feuerwehr bei ihrer großangelegten Übung auf dem Vilbeler Schießplatz. Dort, wo sonst die US-Truppen ihre Gefechtsstände gegen die "Roten" aufzubauen pflegen, sorgten sie mit großem technischen Aufwand für ein großes, diesmal ziviles Spektakel, das nicht nur von zahlreichen Vilbeler Schaulustigen, sondern auch von den 30 ukrainischen Kindern und ihren Gasteltern mit großer Begeisterung verfolgt wurde.

Die jungen Gäste aus Kiew und Umgebung, deren Väter größtenteils noch heute an den Folgen ihres Katastopheneinsatzes in Tschernobyl zu leiden haben, hatten Gelegenheit, im gelandeten Rettungshubschrauber Pilot zu spielen oder aber sich in dem von der Frankfurter Feuerwehr "geborgten", geländegängigen Lösch- und Bergungs-Kettenfahrzeug über den Übungsplatz kutschieren zu lassen. Anschließend wurde gemeinsam gegrillt.

Viele Vilbeler nutzten die Veranstaltung der Feuerwehr, um mit den ukrainischen Ferienkindern in Kontakt zu kommen. Deren Gastfamilien stehen seit den ersten Vorbesprechungen ohnehin in enger Verbindung zueinander. Zum Dreh- und Angelpunkt, an dem organisatorisch die Fäden zusammenlaufen, hat sich der Garten von Stadtbrandinspektor Gerhard Stengel entwickelt. Dort finden sich fast allabendlich Mitglieder der Kiewer Delegation, Feuerwehrleute und Betreuer ein.

Die Hilfsbereitschaft ist groß. Die meisten Gasteltern haben sich ganz spontan entschlossen, ein oder zwei Kinder für drei Wochen bei sich aufzunehmen. Viele Eltern sind schon ein wenig älter, ihre eigenen Kinder meist bereits erwachsen und aus dem Haus. Josef Rupp zum Beispiel kam mit seiner Frau gerade aus dem Urlaub zurück. Die Rupps lasen Gerhard Stengels Aufruf in der Zeitung und riefen sofort bei der Feuerwehr an. Seit einer Woche ist nun der zwölfjährige Efgenij bei ihnen zu Gast. Dessen Vater, in leitender Position bei der Kiewer Feuerwehr tätig, hat noch einmal Glück im Unglück gehabt und den Einsatz weitgehend unbeschadet überstanden. Andere Väter müssen sich seither immer wieder im Sanatorium behandeln lassen.

Im zehnjährigen Enkel der Familie hat Efgenij einen idealen Spielkameraden gefunden. "Die beiden spielen Schach und Fußball zusammen, fahren viel mit dem Rad und sind überhaupt ein Herz und eine Seele", so Josef Rupp.

Irma und Gerhard Gunia - auch ihre Kinder sind längst aus dem Haus - haben gleich zwei Jugendliche, Alexej und Sergej (beide sind 13 Jahre alt) aufgenommen. Da sei die Wahrscheinlichkeit größer, sich nicht nur übers Wörterbuch verständigen zu können. Damit haben sie recht behalten. Alexej spricht ein paar Brocken Englisch. Die Verständigung, eines der Hauptprobleme bei diesem deutsch-ukrainischen Austausch, klappt daher einigermaßen gut.

"Wir haben Platz", sagt Irma Gunia, "warum sollten wir da nicht helfen?" Ihr Engagement, in der heutigen Zeit durchaus etwas Besonderes, werten die Gunias als Selbstverständlichkeit. Sie wollen damit auch einen kleinen Beitrag zur Völkerverständigung leisten, ein Aspekt, den viele Gasteltern betonen. "Wenn wir multikulturell sein wollen, müssen wir das machen. Das ist ganz wichtig für unsere Zukunft." Ähnlich argumentiert auch Josef Rupp. Auch wenn vor Ort in Kiew womöglich mehr Kindern als hier in Bad Vilbel hätte geholfen werden können: Wichtig sei doch auch die "menschliche Zuwendung".

Diese Zuwendung, die herzliche Aufnahme und der Umgang miteinander ist für die ukrainischen Gäste denn auch nicht minder eindrucksvoll wie das üppige Rahmenprogramm ihres Ferienaufenthaltes, so berichten viele Gasteltern übereinstimmend. Irma Gunia: "Sergej und Alexej waren ganz erstaunt darüber, daß die Kinder hier ganz genauso sind wie bei ihnen zuhause."

Vom viel befürchteten "Kulturschock" könne da keine Rede sein, pflichtet ihr Annemarie Nenninger bei, bei der die 13jährige Tatjana zu Gast ist. Mentalitätsunterschiede gebe es vielleicht, auch seien die Kinder wohl etwas strenger erzogen, etwas ordentlicher und - was die Mithilfe in Küche oder Garten anbelange, vielleicht auch etwas häuslicher. "Es klappt alles", berichten denn auch Margarete und Günter Grundmann, "bis aufs Essen". Ihre Erfahrungen, die sie zusammen mit der 13jährigen Lessja machen, decken sich mit denen der übrigen Gasteltern. Die Kinder und Jugendlichen seien bei der Ernährung etwas zurückhaltend, scheuten vor allem vor Obst zurück, das sie in ihrer Heimat aufgrund der Strahlenbelastung nur in geringem Umfang zu sich nehmen dürften.

Postitiv äußerten sich die Vilbeler über das Engagement der Feuerwehr. Das Rahmenprogramm sei eine große Hilfe und sorge für manche Entlastung. Und auch Stadtbrandinspektor Stengel ist zufrieden: "Die Vorarbeit hat sich gelohnt."

Schon jetzt ist aus dem Ferienaufenthalt manche Freundschaft erwachsen. Nicht nur innerhalb der Gastgeberfamilien. Zwischen Lessja und Sergej hat sich bereits eine kleine Love-Story angebahnt. Beide besuchen sich häufig oder stehlen sich bei Veranstaltungen wie der Feuerwehrübung schon mal etwas vom Getümmel auf einen kleinen Flirt beiseite.

"Wir freuen uns, daß wir die Kinder hier haben", sagt Margarete Grundmann. "Ich glaube, wir sind ganz unglücklich, wenn die wieder fort sind." Das muß freilich nicht für immer sein. Irma Gunia: "Wir wollen in Briefkontakt miteinander bleiben und den Kindern anbieten, daß sie jederzeit wiederkommen können."

JÖRG MUTHORST

Gesetze sind außer Kraft - Dillinger feiern die freie Republik Das oberste Gebot lautet: Seid lustig und feiert - bis heute nacht / Um 1 Uhr fallen die Hoheitsrechte an Friedrichsdorf zurück

FRIEDRICHSDORF. Umfallen konnte niemand mehr am Samstagabend auf der Dillinger Straße. In den Zelten "Bierschwemme", "Äbbelwoi-Klause" und "Kerbeburschen Stubb'" war kein freier Platz mehr zu finden, für Bratwurst oder Gyros mußten sich die Hungrigen in lange Schlangen einreihen. Vom Kleinkind bis zum Urgroßvater waren alle auf den Beinen.

Im Freien babbelten und sangen sowohl Einheimische als auch Eingeplackte. Die patriotischen Dillinger feierten mit ihrer 17. Neuzeit-Kerb die freie Republik Dillingen 1804.

Am Samstagnachmittag hatte "Schultheiß" Eckard Zielke das dreitägige Fest traditionsgemäß mit "Domgeläut" und Freibier eröffnet. Für drei Tage haben alle Gesetze von außerhalb ihre Gültigkeit verloren. Das oberste Gebot lautet: Seid lustig und feiert - am besten bis ins Morgengrauen.

Die Straßen sind mit Birkenästen und farbigen Tüchern geschmückt. Die Bierbänke reichen bis an die Hauswände und ermöglichen, je nach Lage, einen Blick in Nachbars verlassenes Wohnzimmer. In jedem Hinterhof wird gekocht und gebrutzelt.

Allein die fremde Macht Polizei zapft kein Bier, sondern Blut: In der Nacht zum Sonntag mußte bereits der erste Autofahrer seinen Führerschein abgeben.

Am Sonntagmorgen betete Pfarrer Frey im Gottesdienst auf Hessisch um das Heil seiner Schäfchen, beim Frühschoppen schlich Seelenfänger Alkohol wieder um seine durstigen Freunde. Gestern nachmittag wurde das berühmte Olympische Schubkarrenrennen und der 100-Meter-Wurstschnäpping-Wettbewerb ausgetragen. Nach unbestätigten Informationen aus dem Spitzengremium der Dillinger Republik laufen Verhandlungen mit dem Internationalen Olympischen Komitee, in den beiden Disziplinen in Barcelona kurzfristig noch Medaillien zu vergeben. Die Internationale Dillinger Hitparade begeisterte am Abend mit Stars und Sternchen aus der Republik. Wer sich am Montag noch "reichsunabhängig" von Stadt und Kreis vergnügen will, auf den wartet der Dillinger Triathlon um 16 Uhr. Abends gibt's Blasmusik. Um 1 Uhr werden die hoheitlichen Rechte wieder an Friedrichsdorf zurückgegeben. Wen deshalb Trauer überkommt, der kann in den einigen Gaststätten sich noch einen "Absacker" genehmigen. Eine verlängerte Sperrstunde - der letzte Machtbeweis des "Schultheiß" für dieses Jahr. jom

Sulzbach war am Wochenende von Cowboys und Indianern bevölkert Bulle bockte nur auf Knopfdruck

Country- und Westernfans kamen in originalgetreuer Kleidung

SULZBACH. Freiheit und Abenteuer findet Wolfgang auf dem Rücken eines wilden Bullen. Der allerdings macht keine wutschnaubenden Sprünge, sondern bockt nur auf Knopfdruck. "Das ist wie eine Sucht", sagt der 33jährige, streift die Lederhandschuhe ab, wischt sich den Schweiß von der Stirn und zündet sich eine Zigarette an. Wieder mal ist der 33jährige Weekend-Cowboy in der hautengen Levis und den spitzen Stiefeln erst dann abgestiegen, als er es selbst wollte: "Hätte der mich geworfen, ich hätte ihn getreten, bis ich ihn schaffe. Da mußt du schon ein bißchen aggressiv rangehen."

Doch der "Electric Bull" beim Sulzbacher Country & Western-Weekend ist für ihn nur eine "lahme Ente". Interessant wird's für den Langenselbolder erst ab 23 Bocksprüngen in 15 Sekunden und bei großer Konkurrenz. "Mehr als 50 Preise" hat er in Discotheken, Country-Clubs und auf Festen schon heimgeritten, darunter zwei Amerika-Reisen und ein Auto. In der Sulzbacher Parkanlage gab's für ihn am Wochenende nichts zu holen. Nicht nur die Preise fehlten, auch "echte Konkurrenz" war nicht gekommen.

Die Cowboys von heute sind auch nicht mehr die John-Wayne-Typen aus wilden Western-Tagen. Ihre Pferde haben Stärken von mindestens 60 PS, nur wer etwas mehr auf sich hält, kommt wenigstens mit dem japanischen Jeep. Statt Whisky aus der Gallone gibt es Äppelwei aus dem Gerippten, statt Rindersteak immerhin Chili con carne. Das Outfit allerdings stimmt bei den meisten Country & Western-Weekend-Besuchern: breitkrempiger Hut mit Schweißrand (bei diesem Wetter und nach langer Anfahrt kein Wunder), Jeans wie eine zweite Haut (die nur gewaschen wird, wenn man mit ihr in die Badewanne steigt), Fransenjacke, im Rücken am Ledergürtel das Bowiemesser, an der Seite das Pistolenhalfter.

Im Westernstore unterm Zeltdach treibt einer mit der Cowboy-Couture seinen textilen Handel. Der Sommerschlußverkauf hat hier zwar noch nicht begonnen; doch wer sich nach einer harten Arbeitswoche nach Freiheit und Abenteuer sehnt, läßt sich das Original-Holzfällerhemd, den Hut mit Schmuckfeder oder die stiefelschmückenden Sporen auch ein paar Scheine kosten.

Rothäute dagegen bezahlen nicht - sie tauschen oder weben und besticken ihre Stoffe selbst. Hein Vollmer zum Beispiel ist im prächtigen Häuptlingskleid der Sioux und mit Tomahawk in Sulzbach aufgetaucht. "Hab' ich selbst gemacht", sagt der 65jährige wortkarg. Mit acht Jahren habe ihn die Indianer-Leidenschaft gepackt, gesteht der Oberurseler. Sein Tipi steht seit 24 Monden bei den Fischbacher Mavericks, einem Verein, der die indianische Kultur pflegt.

Zum Country & Western-Weekend sind die Mavericks gleich mit vier großen Zelten angereist, in denen sich Kinder Perlenketten, Talismane und Lederschmuck basteln können. Mit dabei haben die Indianer auch das einzige Bleichgesicht ihres Vereins: Franz Neumann, "von Beruf Lkw-Kutscher", ist der Sheriff. An der schwarzen Weste ("Original von 1886") hängt der Stern, der ihn als Gesetzeshüter ausweist, am Gürtel baumelt der "45er", ein Colt für alle Fälle.

Doch am Weekend, zu dem mehrere hundert Besucher kamen, bleibt es im Park hinterm Rathaus ruhig. Lediglich die Country-Bands hauen am Sulzbach auf die Pauke, daß es nur so kracht. Die Fans feiern "Southern Blend", "Westend", "Country Youngsters", Kevin Henderson und Peter Fass, als stünden Johnny Cash und Emmylou Harris auf der Bühne.

Und dann hat Franz Neumann doch noch seinen Einsatz. Zur offiziellen Eröffnungsparade am Samstag nachmittag darf der Endvierziger im Sheriff-Look mitmarschieren. Neben ihm schwitzt seine Lady im schweren Sonntagskleid. Als die deutsche und die amerikanische Nationalhymne erklingen und sich das Stars-and-Stripes-Banner senkt, kann er für kurze Zeit immerhin seinen Cowboyhut vom Kopf nehmen. TOBIAS SCHWAB

Spontane Hilfe, abgezirkelte Humanität

Die Deutschen sind besser als ihre Politiker. Die spontane private Hilfsbereitschaft, die die Flüchtlinge aus Bosnien erfahren, zeigt, daß die Bundesbürger keineswegs so engherzig, satt und ablehnend sind, wie die Regierenden glauben, die ihnen allzuviel Flüchtlingselend nicht zumuten mögen. Die Koalition zeigt zwar mit Marineschiffen in der Adria Flagge, agiert aber da mit abgezirkelter Humanität, wo es darum geht, sich den Kriegsfolgen in Bosnien mit Soforthilfe zu stellen. Anders die Bürger, die deutsches Ansehen retten, indem sie Menschlichkeit beweisen.

Die private Aufnahmebereitschaft aber führt nicht zu einer unbürokratischen Aufstockung der staatlichen. Da bleibt die Großzügigkeit auf fünftausend beschränkt und es gibt keinen Tausender Nachlaß, weil nun einige Flüchtlinge unter deutschen Privatdächern Aufnahme finden.

Tatsächlich könnte der Normalbürger, der sich der Flüchtlinge annehmen möchte, schon bald überfordert sein, denn die, die jetzt kommen, werden in der Mehrzahl bleiben müssen. Sie sind Opfer einer kaltblütigen Vertreibungspolitik. Europa, das den Krieg nicht stoppen konnte, versagt ein zweites Mal, wenn es nun vor seinen Folgen die Augen und Türen verschließt. Wenn der hilflose Rückzug Lord Carringtons, der im Jugoslawien-Konflikt mit Unwissen glänzte, die einzige Antwort ist, die Europa noch zu bieten hat, ist das beschämend. Was zu tun ist in der Flüchtlingsfrage, exerziert die Hilfsbereitschaft der Bürger, die nicht von Taktik diktiert ist, den Politikern vor. Noch haben sie die Chance, sich daran ein Beispiel zu nehmen. bk

Nützlich für die Großbauern, schädlich für das Klima Der Atatürk-Staudamm, ein umstrittenes Jahrhundertwerk, ist eingeweiht worden - Zweifel am Sinn des Projekts bleiben

85 Millionen Kubikmeter Gestein und Geröll, aufgehäuft in fast zehnjähriger Arbeit zu einem mächtigen Wall, zwei Kilometer breit und höher als der Kölner Dom. Dahinter: ein künstlicher See von 817 Quadratkilometern Fläche - eineinhalbmal so groß wie der Bodensee. Der Atatürk-Damm am Euphrat ist das größte Stauwerk der Türkei und das fünftgrößte der Welt. An diesem Wochenendewurde das Jahrhundertprojekt feierlich in Betrieb genommen: auf Knopfdruck Von Gerd Höhler setzten sich die Turbinen des 2400-Megawatt-Wasserkraftwerks am FUuße des Staudamms in Bewegung.

Der Atatürk-Damm ist Teil des Güneydogu Anadolu Projesi (GAP), des Südostanatolien-Projektes. Dieses gigantische Vorhaben, das bis zum Jahre 2005 verwirklicht werden soll, besteht aus 22 Staudämmen und 19 Wasserkraftwerken an den Flüssen Euphrat und Tigris.

Mit einem Netz von Kanälen, Pumpleitungen und Tunnels sollen 1,7 Millionen Hektar jetzt dürren Bodens künstlich bewässert werden. Die geplanten Kraftwerke sollen die türkische Elektrizitätsproduktion verdoppeln.

Die Politiker in Ankara verbinden mit dem GAP große Hoffnungen: der wirtschaftlich weit zurückgebliebene Südosten Anatoliens, wo das Pro-Kopf-Einkommen nur ein Viertel so hoch ist wie im Westen des Landes, soll entwickelt werden, die Landschaft zwischen Euphrat und Tigris sich in einen üppigen Garten Eden verwandeln.

Dank der geplanten Bewässerungsanlagen soll die türkische Weizen- und Gersteproduktion um fünfzig Prozent gesteigert und die Baumwollernte um sechzig Prozent erhöht werden - Südostanatolien, der "Brotkorb" des Nahen Ostens. Sechs Milliarden Dollar pro Jahr, so schwärmen Experten im Landwirtschaftsministerium in Ankara, werde man mit dem Export der Argarüberschüsse verdienen.

Aber viele Fachleute sehen dem versprochenen Wirtschaftswunder mit wachsendem Unbehagen entgegen. Die gegen das Mammutprojekt vorgebrachten Bedenken sind ökologischer, aber auch außen- und sozialpolitischer Art. Schon seit Jahren belastet insbesondere das GAP-Teilprojekt Atatürk-Damm die Beziehungen der Türkei zu Syrien und Irak. Denn die Nachbarn befürchten, daß die Türkei für ihre ehrgeizigen Bewässerungsvorhaben so viel Wasser aus dem Euphrat abzweigen wird, daß für die stromabwärts gelegenen Euphrat-Anrainer nicht mehr genug übrigbleibt. Syrien und Irak sind für ihre Elektrizitätsversorgung, aber auch für die landwirtschaftliche Produktion auf das Euphratwasser angewiesen. Versuche, sich mit der Türkei auf eine Quotenregelung zu einigen, haben zu keinem Ergebnis geführt. Syrer und Iraker schreckt die Vorstellung, daß die Türkei dank ihrer Euphrat-Staudämme den Strom zu einem Rinnsal verkümmern läßt und damit den Nachbarn nach Gutdünken das Wasser abdrehen kann.

Nicht weniger brisant könnten die sozialen Auswirkungen des Projekts sein. Heute leben in der GAP-Region, die etwa 75 000 Quadratkilometer umfaßt, rund fünf Millionen Menschen. Ihre Zahl soll sich bis zum Jahre 2005 auf zehn Millionen verdoppeln, vor allem durch Zuwanderung aus dem Westen des Landes. Ihnen, aber vor allem der ansässigen Bevölkerung, die örtlich bis zu neunzig Prozent kurdisch ist, verspricht die Regierung eine goldene Zukunft. In Ankara erhofft man sich im Südosten eine Entspannung im brisanten Kurdenkonflikt: wenn die Bevölkerung erst die Segnungen des Wohlstandes kennengelernt habe, dann würden die Separatismus-Parolen der kurdischen Arbeiterpartei PKK kein Gehör mehr finden, glaubt man.

Aber ob diese Rechnung aufgeht oder der GAP-Boom womöglich an der örtlichen Bevölkerung vorbeigeht, wird vor allem von der seit Jahrzehnten überfälligen Landreform abhängen. Heute verfügt im Südosten ein Prozent der Bauern über fast dreißig Prozent des Landes.

Dagegen besitzen sechzig Prozent der Landwirte, das sind etwa 150 000 Familien, Farmen von weniger als fünf Hektar Fläche, meist überdies nicht einmal zusammenhängend, sondern in kleine Parzellen zerstückelt. Das Sagen haben die mächtigen Aghas, die Großgrundbesitzer. Ihnen kommt das Südostanatolien-Projekt entgegen, denn sie verfügen über das Kapital, die Maschinen und die großen Anbauflächen, ohne die eine industrielle Agrarproduktion keinen Sinn macht.

Zwar hat die Regierung in der GAP-Region mittlerweile rund zehntausend Hektar staatseigenes Land an bisher besitzlose Bauern verteilt, aber die immer wieder aufgeschobene Landreform steht weiterhin aus. Bisher fühlte sich keine Regierung stark genug für die politisch brisante Kraftprobe mit den Großgrundbesitzern. Viele Beobachter befürchten, daß GAP die Konzentration im Landbesitz weiter begünstigen wird: die Mammutfarmen der Zukunft könnten die heutigen Kleinbauern und Pächter zu Landarbeitern degradieren. Damit würde das Staudamm-Projekt das Gegenteil des proklamierten Zwecks erfüllen und neue soziale Spannungen schaffen statt sie zu beseitigen.

Zweifelhaft ist einstweilen auch, welche Auswirkungen das Projekt auf die Umwelt haben wird. Zu den beunruhigendsten Fragen gehört das Problem möglicher Klimaveränderungen. Meteorologische Konsequenzen wird nicht nur der große künstliche Atatürk- See haben. Auch die beträchtliche Verdunstung aus den rund 340 Kilometer langen offenen Bewässerungskanälen und von den künstlich beregneten Feldern wird für ein anderes Wetter in der heute extrem trockenen und heißen Region sorgen.

Welche schlimmen Folgen diese unvorhersehbaren Klimaveränderungen haben können, zeigte sich bereits in der Umgebung des 1974 fertiggestellten (und im Vergleich zum Atatürk-Reservoir viel kleineren) Keban-Stausees am Oberlauf des Euphrat: die Durchschnittstemperaturen sind gestiegen, die Niederschläge haben zugenommen, häufig wallen jetzt sogar Nebel durch die Landschaft. Bitter für die Bauern, denen man eine fruchtbare Zukunft versprochen hat: die früher berühmten Aprikosen von Malatya gedeihen in der feuchtwarmen Luft nicht mehr so recht.

Ungünstiger Wind: Ballon blieb am Boden Das Zusammenwachsen von Hausen und Obertshausen gefeiert: ein Brunnen als Symbol

OBERTSHAUSEN. Der neue Brunnen aus rotem Sandstein stellt einen Lebensbaum dar. Er trägt die Wappen der ehemaligen Gemeinden Hausen und Obertshausen und der jetzigen Stadt Obertshausen. Der neue Brunnen, für 46 000 Mark vom Klingenberger Bildhauer und Steinmetz Miserre geschaffen, soll das Zusammenwachsen der beiden Stadtteile symbolisieren. Er steht an der ehemaligen Grenze der 1977 bei der Gebiets- und Gemeindereform zusammengeschlossenen Gemeinden.

Weit über tausend Besucher waren zum Brunnen-Einweihungsfest in die Leipziger Straße gekommen. Eingeweiht aber wurde außerdem auch die Fußgängerpassage am Einkaufszentrum.

Runde 500 000 Mark läßt sich die Stadt Obertshausen die Gestaltung des öffentlichen Raums an der Nahtstelle der beiden Gemeinden kosten. Bürgermeister Robert Roth sagte dazu: "Wir setzen jetzt fort, was hier schon vor zwanzig Jahren geplant war."

Damals plante die Gemeinde Hausen hier an der Bundestraße 448 ein neues Wohn- und Einkaufszentrum. Viel Wald wurde abgeholzt und nur das Einkaufszentrum gebaut. Das ehrgeizige Projekt geriet aus konjunkturellen Gründen ins Stocker. "Zum Glück", findet Bürgermeister Roth heute, denn damals sollten hier Hochhäuser mit bis zu 22 Stockwerken entstehen.

Jahrelang lag die Fläche dann brach. Es wurde umgeplant, und seit etwa drei Jahren entstehen rund ums Einkaufszentrum und in Richtung Bieber Eigenheime und Wohnhäuser. Roth berichtet, daß der Eigentümer des Einkaufszentrums, der Hamburger Immobilienfonds DIFA, den Konsumtempel nun seiner attraktiven Umgebung anpassen und modernisieren will.

Attraktion beim Brunnenfest: "Königlich-bayerische Ballonfahrer" - so stand es jedenfalls auf ihren Overalls - tauften einen neuen Heißluftballon auf den Namen "Stadt Obertshausen". Extra zu Ehren für den Ende Juli aus dem Amt scheidenden Bürgermeister, erklärt der Obertshausener Bürger und Werbefachmann Alexander von Wedel.

Von Wedel hatte das Spektakel zusammen mit den Rodgauer Ballonfahrern Seyfert-Joiner arrangiert. Aufsteigen konnte der neugetaufte Ballon jedoch nicht. Der Wind stand zu ungünstig. Die nicht lenkbare Heißluftblase wäre genau in die Einflugschneise des Frankfurter Flughafens geschwebt. lz

Eine Feier soll auf die Wasserprobleme aufmerksam machen DLRG: Salmonellen-Party heißt zwar Seefest, aber der Dreck ist noch der alte / Seit 1980 darf nicht mehr gebadet werden

GROSS-GERAU. Baden oder Surfen ist schon lange nicht mehr erlaubt, doch feiern darf man noch am Niederwaldsee, der in Nauheim schon immer Hegbachsee genannt wird. Ein Name, der auf Groß-Gerauer Seite zwar offiziell übernommen wurde, echten "Gerern" aber immer noch schwer von der Zunge geht.

Auch die DLRG-Aktivisten, die am Wochenende zum Seefest einluden, sprechen lieber vom Niederwaldsee und berichten schmunzelnd, daß das auch im Behördenjargon üblich sei. Die amtliche Erlaubnis, die vor der Feier eingeholt werden mußte, laute jedenfalls auf Niederwald- und nicht auf Hegbachsee.

Doch wie man das Gewässer, das dem Groß-Gerauer Angelsportverein in Pacht überlassen wurde, auch immer nennen will - unstrittig ist die Tatsache, daß der See, so schön er auch liegt, dreckig ist. So dreckig, daß er 1980 gänzlich für Wasserfreunde gesperrt wurde.

Die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) wollte sich damit nicht so einfach abfinden. 1981 lud sie erstmals zur Salmonellen-Party ans Ufer des Sees. "Wir wollten die Leute etwas aufrütteln und erreichen, daß etwas getan wird, damit der See wieder zum Baden freigegeben werden kann", erzählt Ausbilder Peter Zeller. Doch ist, trotz des Salmonellen-Hammers, den die DLRG dem damals amtierenden Bürgermeister Ingo-Endrick Lankau verehrte, all die Jahre wenig passiert.

Dafür ist mit der Salmonellen-Party einiges passiert. "Beim ersten Mal", erinnern sich Übungsleiter Toni Horneff und Stationswart Stefan Bömeke, "saßen wir mit ein paar Leuten und drei Kisten Bier in der Wachstation." Heute, wo sich die Salmonellen-Party "Seefest" titelt und es statt Papp- und Plastikgeschirr Porzellanteller gibt, ist es mit einem Abend nicht getan. Drei Tage sind die Lebensretter auf den Beinen, um die Gäste, die sich an den rundum aufgestellten Tischen und Bänken niedergelassen haben, zu verwöhnen. Nicht nur mit lukullischen Schmankerln - am Sonntag beim Frühschoppen sorgte ein Alleinunterhalter für Stimmung.

Wer sich nach Bewegung sehnte, konnte mitsamt dem Nachwuchs an der von Norbert Schwarz organisierten Kinderolympiade teilnehmen. Die ist zwar in erster Linie für die Kids gedacht, aber "die Eltern sollen da ruhig auch mal mitmachen", meint Schwarz und behält den Dreikäsehoch im Auge, der gerade damit beschäftigt ist, die beiden Tischtennisbälle auf der Kehrschaufel trotz zusammengebundener Beine sicher ins Ziel zu befördern.

Wieviele Gäste im Lauf der drei Tage vorbeikommen, weiß keiner so genau. "Das ist auch viel Laufkundschaft", sagen die Lebensretter. "Leute, die einfach so zufällig vorbeikommen. Aber es sind auch viele drunter, die jedes Jahr da sind. Und das sind nicht nur die Camper vom nahegelegenen Zeltplatz, sondern auch andere."

Auch an diesem Wochenende guckten viele vorbei - hat die Salmonellen-Party doch inzwischen Tradition, gehört seit sechs, sieben Jahren zum festen Kreis der etablierten Festivitäten. Nur der Name, der wurde geändert. "Es gab halt ein paar, die sich daran störten, weil doch Salmonellen irgendwie negativ seien", sagt Peter Zeller.

Aber um die ging's ja, als die DLRG per Feier auf die Schwierigkeiten am See aufmerksam machen wollte. Ohnehin verstehen sie nicht, daß nicht längst was unternommen wurde. "Es gibt doch schon Untersuchungen und Gutachten, wie man die Sache in den Griff kriegen könnte", meint Zeller, "da könnte schon was getan werden." Doch es tut sich nichts, findet die DLRG. "Die Wasserqualität ist inzwischen noch schlechter geworden, aber schuld ist natürlich mal wieder keiner", ärgern sich die Lebensretter.

Überhaupt, haben sie festgestellt, sei die Problematik um die Verschmutzung des Sees bei vielen, auch bei den Kommunalpolitikern, nicht mehr so recht im Bewußtsein. "Es gibt ja noch nicht mal mehr irgendwelche Stellungnahmen. Wie die Wasserqualität im Moment ist, das weiß ja gar keiner."

Für die DLRG-Aktiven hat sich durch das Badeverbot indes nicht allzuviel verändert. Offiziellen Wachdienst wie früher dürfen sie zwar nicht machen, "weil das ja den Leuten signalisieren würde, daß sie baden dürfen", sagt Zeller, aber "wir sind natürlich trotzdem da und gucken". Zu tun gibt's einiges. So hatte sich mal ein Mädchen den kleinen Zeh abgetrennt und mußte samt Zeh im Eiltempo ins Krankenhaus verfrachtet werden. Oder jener Mann, der von einer Biene gestochen wurde und aufgrund einer allergischen Reaktion in akute Lebensgefahr geriet.

Auch ins Wasser mußten die Lebensretter schon, "weil es ja immer wieder Leute gibt, die eben trotz Verbot ins Wasser gehen". Da fällt der tägliche Kleinkram wie die Behandlung von Schnittverletzungen kaum noch ins Gewicht.

Was aber jedes Jahr aufs neue ins Gewicht fällt, ist das Wetter. "Damit haben wir irgendwie immer Schwierigkeiten", grinst Horneff. Auch diesmal. Am Freitag abend gab's wieder einmal die obligatorische Dusche von oben. Da half es auch nichts, daß Landrat a.D. Willi Blodt höchstselbst zum Bieranstich am Niederwaldsee erschienen war. wal

Radler gehen auch bei Regen auf die Strecke

GROSS-GERAU. Egal, ob die Sonne brennt oder ob es in Strömen regnen wird: das 24. Groß-Gerauer Volksradfahren, das für Sonntag, 2. August, angesetzt ist, findet bei jedem Wetter statt. Geplant ist eine Radwanderung über 27 Kilometer. Die Radler werden um 9.30 Uhr auf die Strecke geschickt, gegen 11.30 Uhr soll die Tour beendet sein.

Wer die Tour hinter sich gebracht hat, kriegt eine Trimm-Medaille. Jeder Teilnehmer nimmt außerdem an einer Tombola teil, wo es neben Fahrrädern auch noch andere interessante Preise zu gewinnen gibt.

Veranstaltet wird das Volksradfahren vom Postsportverein Blau-Gelb Groß-Gerau; die Kreissparkasse sponsert das Ereignis. Start und Ziel ist der Parkplatz der Sparkasse in der Friedrich-Ebert-Anlage. wal

In Bad Vilbel ist Ordnung und Dirk Haigis im Spiel

Zwei Punkte gegen die Eintracht-Amateure, fast 2000 Zuschauer auf dem Niddasportfeld, und die erfolgreiche Freigabeverhandlung mit dem FSV Frankfurt um Dirk Haigis - die Oberligapremiere des FV Bad Vilbel war gleich ein Festtag. Dennoch blieb Trainer Peter Rübenach auf dem Teppich: "Wir haben nach dem 2:0 in der Endphase zu wenig Konter gefahren und hatten auch in der ersten Halbzeit einen zehnminütigen Durchhänger. Ferner habe ich Defizite bei Werner Pross erkannt, im Angriff muß alles noch viel schneller laufen."

Die Ordnung im Spiel, aber auch die körperliche Fitness zählten zu den positiven Eigenschaften, ebenso die überragende Abwehrleistung. Selbst Eintracht- Cheftrainer Dragoslav Stepanovic lobte die Vilbeler: "Diese Mannschaft wird noch manchem Gegner ein Bein stellen." Und mit der Freigabe von Haigis - im Falle des von Bürstadt verpflichteten Andreas Webert liegen die Vorstellungen zwischen beiden Klubs (15 000 Mark sollen vom VfR gefordert worden sein) noch zu weit auseinander - hat der Aufsteiger eine weitere Alternative. Zumal Andreas Pfaff und Ingo Doerk weiterhin verletzt ausfallen. "Ich hatte vier Akteure aus der Bezirks- und A-Liga auf der Bank", hat Rübenach geringen Handlungsspielraum. Als idealer Spieltermin erwies sich für den Verein der Freitagabend - die Fans kamen aus der gesamten Wetterau. Die neue Geschäftsstelle soll in etwa vier Wochen fertiggestellt sein und die Rahmenbedingungen weiter optimieren. hdp

Germania siegt mühelos

Bezirksoberligist FC Germania 94 Frankfurt siegte beim FC Germania Dörnigheim glatt mit 5:0 (3:0) Toren. Milinovic (2), Heinzmann, Bernert und Pokas schossen die Tore für die zwei Klassen besseren Gäste. Die Ex-Frankfurter Profis Jüriens und Fruck verhinderten bei den Maintalern eine zweistellige Niederlage. ppa

Feuer im Keller, Gas verpuffte

RÜSSELSHEIM. Feuer brach am frühen Sonntagmorgen in einem Wohn- und Geschäftshaus in der Bahnhofstraße aus. Aus bisher nicht geklärten Gründen gerieten im Keller mehrere Pappkartons in Brand. Da durch die starke Hitzeentwicklung die nahe am Brandherd installierten Gaszähler verschmorten und das freiwerdende Gas verpuffte, verbogen sich Fenster- und Türrahmen, was zur Folge hatte, daß eine Schaufensterscheibe nach außen gedrückt wurde und zersprang.

Personen wurden nicht verletzt, da ein Hausbewohner die im ersten und zweiten Stock wohnenden Familien warnte, so daß diese rechtzeitig über den Balkon flüchten konnten. Nach ersten Schätzungen addiert sich der Schaden auf etwa 35 000 Mark. wal

Im 19. Anlauf Klein-Krotzenburg holte sich den Main-Pokal

Landesliga-Aufsteiger SG Germania Klein- Krotzenburg holte sich im 19. Anlauf den ersten Sieg im Main-Pokal-Turnier, einem der populärsten Amateur-Fußballturniere Hessens. Die im Offenbacher Ostkreis ausgerichtete Veranstaltung lockte an den elf Spieltagen rund 8000 Zuschauer an, allein 1000 verfolgten das Finale zwischen Gastgeber Klein-Krotzenburg und den Seligenstädter Sportfreunden (1:0). Miguel Moreiras (38.) erzielte den Siegtreffer gegen den 13fachen Abonnementsieger. Dieser brachte 500 Mark in die Mannschaftskasse.

Alemannia Klein-Auheim (1:0 gegen den Türkischen SV Seligenstadt) wurde Dritter. Eine rote Karte (gegen Frank Müller/Klein-Welzheim), ein Bänderabriß (Ehrenfried Beez/ Froschhausen) und eine Kopfverletzung von Peter Jung (Hainstadt) - die Bilanz im Hainburger Ortsteil hatte nicht nur positive Zahlen vorzuweisen. hdp

Der Rote Falke sorgte für Verbindung SPD feierte am Main ein doppeltes Uferfest / Hohe Ozonwerte, kein Wintersmog

OFFENBACH. "Wir wollen mit diesem Fest eine neue Kommunalpolitik demonstrieren. Wir wollen deutlich machen, daß wir das Rhein-Main-Gebiet als einheitliche Region verstehen und über die eigenen Ortsgrenzen hinaus Politik machen müssen und wollen", sagten die Bürgelerin Grete Steiner und der Fechenheimer Lothar Birzer übereinstimmend. Und so feierten die SPD-Ortsvereine Bürgel und Fechenheim am Samstag eine Premiere: Unter dem Motto "Wir kommen rüber" hatten sie zum gemeinsamen Sommerfest "hibb und dribb de Bach" eingeladen. Für die gute Verbindung zwischen Bürgeler und Fechenheimer Mainufer sorgte der "Rote Falke", ein historisches Main-Fährschiff, das Frankfurts sozialdemokratischer Jugendorganisation gehört.

Wer sich näher kennenlernen will, muß Informationen austauschen, muß wissen, was die Bürger wollen: Die Bürger wollen noch mehr Grünzonen und Radwege an den Mainufern. Dafür gibt es bereits konkrete Pläne: Sowohl Frankfurt als auch Offenbach planen und realisieren bereits rund um ihre Städte Grüngürtel "vom Main zum Main". Die Bürger wollen auch bessere Park-and-ride-Plätze für Radfahrer am Arthur-von-Weinberg-Steg, der Bürgel und Fechenheim verbindet. Viele Bürgeler benutzen diese Brücke nämlich, um nach Fechenheim zu kommen und von dort aus mit öffentlichen Nahverkehrsmitteln in die Frankfurter Innenstadt zu fahren. Grete Steiner: "Wir sollten prüfen, ob wieder eine Fährverbindung eingerichtet werden kann."

Viel Prominenz war zum doppelten Uferfest gekommen: Oberbürgermeister Wolfgang Reuter, Stadtkämmerer Gerard Grandke, SPD-Fraktionsvorsitzender Horst Schneider, Stadtbaurat Wilfried Kaib. Vermißt wurde allerdings sein Frankfurter Kollege Martin Wentz, der trotz Ankündigung nicht erschien. Norbert Walther, Offenbacher SPD-Vetreter in der Verbandsversammlung des Umlandverbandes, hatte dafür den Luft-Meßwagen der Hessischen Landesanstalt für Umwelt und deren Präsidenten Professor Werner Ott mitgebracht. Zunächst die schlechte Nachricht: Am Samstag lagen die Ozonwerte mit 155 Microgramm ziemlich hoch. Der Grenzwert liegt bei 180 Microgramm. Professor Ott riet deshalb den Genossen von körperlichen Anstrengungen ab.

Die gute Nachricht: Winter-Smog in der Rhein-Main-Senke wird es künftig nicht mehr geben. Der Professor erklärt warum: In der Luft ist immer weniger Schwefeldioxid. Das stechend riechende und zu Husten reizende Gas entsteht beim Verbrennen fossiler Brennstoffe wie Erdöl und Kohle. Nur 30 Prozent der früher im Rhein-Main-Gebiet gemessenen Mengen waren hausgemacht, der große Rest kam mit dem Wind aus dem Osten. Dort aber sind die großen Dreckschleudern inzwischen abgeschaltet oder Rauchgas-Waschanlagen eingebaut.

Statt Winter-Smog wird es aber weiter erhöhte Ozonwerte, also Sommer-Smog geben, prophezeite Professor Ott: "Die Leute fahren zu viel Auto." Dabei blickte er wohlgefällig auf den dichten Radfahrerverkehr am Bürgeler Mainufer.

Wie gut und wie gefährlich ist die Luft über Offenbach? Nicht besser oder schlechter als im gesamten Rhein- Main-Gebiet auch, berichtete Werner Ott. Und die Flugzeugabgase? "Wir haben bei unseren Messungen keine signifikanten Belastungen der Luft durch Flugzeugabgase und Kerosin finden können."

Für wissenschaftlich nicht bewiesen hält Ott die Behauptung, in Offenbach sei die Gefahr besonders groß, eher als anderswo krank zu werden oder früher zu sterben. Das lasse sich jedenfalls aus den Ergebnissen der jahrelangen Messungen seines Institutes nicht herauslesen.

Was fehlt, sei ein Sterbe-Kataster. "Das ist schwer zu erstellen, nicht nur wegen des Datenschutzes, sondern auch, weil man sich auf die Eintragungen der Ärzte auf dem Totenschein nicht immer verlassen kann. Die Diagnosen sind nicht immer präzise genug", meinte Ott. lz

Zwei Laster fuhren auf Wohnmobil auf

GERNSHEIM. Drei Verletzte, einer davon schwer, sowie etwa 130 000 Mark Schaden sind die Folgen eines Unfalls, der sich in der Nacht zum Samstag auf der Autobahn Mannheim-Darmstadt bei Gernsheim ereignete. Ein Wohnmobil hatte verkehrsbedingt abbremsen müssen, was der nachfolgende Fahrer eines Sattelzuges zu spät bemerkte. Er und ein ihm folgender Fahrer eines Lastzuges fuhren auf das Wohnmobil auf. wal

Unfall mit Auto: Traktor stürzte um

RIEDSTADT. Zum Zusammenstoß eines Traktors und eines Autos kam es am Samstag auf der L 3096 zwischen Leeheim und Wolfskehlen. Der Autofahrer wollte einen mit einem Hänger versehenen Trecker überholen, übersah dabei, daß der nach links in einen Feldweg abbiegen wollte. Es kam zur Kollision, in deren Folge der Trecker umstürzte und dessen Fahrer leicht verletzt wurde. wal

Die Mittelbuchener sind mit der Busanbindung an Hanau unzufrieden Insbesondere Beschwerden von Pendlern, die in Wilhelmsbad in den Zug nach Frankfurt steigen / Bürgerversammlung des SPD-Ortsvereins

HANAU. Die Note, die die Mittelbuchener der Hanauer Straßenbahn AG und dem Erlenseer Busunternehmen Rack aussprachen, war "mangelhaft". In einer Umfrage des SPD-Ortsvereins unter den Bürgern des dörflichsten Hanauer Stadtteils erklärten 95 Prozent der Befragten, sie seien mit der Busanbindung Mittelbuchens an Hanau unzufrieden. Die Beschwerden häuften sich in den vergangenen Monaten. Grund für den Ortsverein, die Bürger, den Vorsitzenden der Hanauer Straßenbahn AG, Jürgen Dressler, und den Busunternehmer Werner Viel am Freitagabend im Heinrich-Fischer-Haus an einen Tisch zu holen.

Hauptkritikpunkt der zahlreich erschienenen Mittelbuchener war vor allem die mangelnde Anbindung des Stadtteils an den Wilhelmsbader Bahnhof während der Stoßzeiten des Berufsverkehrs. Insbesondere die Pendler, die in Wilhelmsbad in den Zug nach Frankfurt steigen, rügten, daß der Rack-Bus morgens nicht oft genug und häufig zu spät fahre, um den Anschluß zu erreichen. Abends stelle sich, so eine Anwohnerin, das Problem noch drastischer dar. Pendler erzählten von ihren Erfahrungen, daß der Bus ihnen vor der Nase wegfahre oder sie 25 Minuten auf die nächste Verbindung warten müßten. Ein Grund für viele, meinte ein Anwohner, mit dem Auto bis zum Park-and-Ride-Platz zu fahren. Eine Betriebsrätin der Hanauer Firma Heraeus kritisierte, daß weder die HSB noch Rack sich auf Gleitzeiten und Arbeitszeitverkürzungen einstellten.

Der Vorsitzende der Hanauer Straßenbahn AG, Jürgen Dressler, räumte berechtigte Vorwürfe der Mittelbuchener ein. Er zog sich jedoch vor allem auf rechtliche Gründe zurück, die eine bessere Anbindung des Stadtteils bislang verhinderten. Die Konzession für die Linie liege beim Erlenseer Unternehmer Rack, weshalb vor allem dieser gefragt sei. Eine Übertragung der Konzession habe die Stadt beim Regierungspräsidium mehrfach beantragt, sei aber immer abgelehnt worden. Die HSB fahre derzeit nur zu den unwirtschaftlicheren Zeiten auf der Strecke Hanau-Mittelbuchen, was der AG ein Defizit von rund 200 000 Mark einbringe.

Dressler und auch Busunternehmer Werner Viel hegten Zweifel, ob auf der Linie Mittelbuchen-Hanau und zurück überhaupt große Zuwachsraten zu erwarten sind. Laut Viel verkaufe sich auf der Linie nach Wilhelmsbad, neben Einzelfahrscheinen, gerade einmal eine Monats- und eine Wochenkarte. Um kostendeckend weitere Fahrten anzubieten, sah Viel zunächst den Bedarf nicht gegeben.

Stadtbaurat Dressler verwies auf die häufige Diskrepanz zwischen Befragungsergebnissen und der Zahl derer, die dann auch tatsächlich den ÖPNV nutzen. Grundsätzlich sah er jedoch nicht den Bedarf, sondern das Angebot als Schlüsselfrage an, um überhaupt den Umstieg vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel in Mittelbuchen zu ermöglichen. Gerade auch im Zusammenhang mit Dresslers Konzeption, die Hanauer Innenstadt zu "entparken" und die Parkplätze zu verteuern.

Eine Verbesserung der Mittelbuchener Anbindung verspricht sich der HSB-Vorsitzende durch das angekündigte neue Liniensystem der Hanauer Straßenbahn und den Rhein-Main-Verkehrsverbund, der mit dem Bau der S-Bahn neuen Handlungsspielraum erhält. Der SPD- Landtagsabgeordnete Ronald Battenhausen forderte die HSB und den privaten Busunternehmer auf, die Verbindungen kurzfristig zu verbessern und flexibler auf die Bedürfnisse der Mittelbuchener zu reagieren - etwa mit VW-Bussen oder einem Sammel-Ruftaxi.

Schließlich bedienen die Stadt auch Nachbarkommunen wie Bruchköbel, die nicht zum Stadtgebeit gehörten. Battenhausen schwebte ein kombiniertes Angebot von Bruchköbel über Mittelbuchen vor.

Die bessere Anbindung anderer Stadtteile und Kommunen war den Anwesenden ohnehin ein Dorn im Auge. Ein Bürger kritisierte, daß etwa der kleinere Stadtbereich Hohe Tanne wesentlich öfter angefahren werde. Der SPD-Ortsvorsteher Günther Schmitt: "Die Situation in Mittelbuchen spitzt sich langsam zu, da immer mehr Geschäfte im Ort dichtmachen und bald keine Einkaufsmöglichkeit mehr vorhanden ist".

Dressler und Busunternehmer Viel sagten zum Ende der Bürgerversammlung zu, sich an einen Tisch zu setzen, um über eine Verbesserung der Anbindung nachzudenken. Viel erklärte, nachdem die Bürger massiv ihre Kritik geäußert hatten, er sei der "letzte, der auf Konzessionen pocht". Die HSB können zwischendrin Busse einsetzen. Insbesonder über zusätzliche Anbindungen in der Zeit von 15 bis 16 Uhr soll nun nachgedacht werden. Die Mittelbuchener dürfen gespannt sein. alu

Raab hinterließ einen ratlosen Reichenberger

Wehen - Wiesbaden 2:0 (1:0)

Nur die enttäuschende Zuschauerzahl, für die Wehens Präsident Heinz Hankammer auf der Pressekonferenz erneut die leidige Parkplatzsituation am Halberg verantwortlich machte, trübte die Stimmung beim SV Wehen. Besonderen Grund zum Strahlen hatte Trainer Heinz Wulf, dessen Mannschaft sich als geschlossene, spielstarke Einheit vorstellte, in der bis auf den großzügigen Umgang mit den vielen Torchancen alles stimmte. Einen hervorragenden Einstand hatten alle vier eingesetzten Neuzugänge. Die kompromißlosen Manndecker Süß und Massali dürften zusammen mit dem überragenden Libero Menger zu den stärksten Abwehrformationen der Oberliga zählen, Jakob bildet im zentralen Mittelfeld die ideale Ergänzung zu Hübner, und Raab gefiel als leichtfüßiger, technisch gewandter Stürmer.

Kein Wunder, daß Wiesbadens Trainer Max Reichenberger voller Hochachtung von den Wehenern sprach: "Der SV Wehen hat vor allem in der ersten Hälfte einen hervorragenden Fußball gespielt und hätte noch höher gewinnen können." Hübner, wieder ein kämpferisches Vorbild für seine Mannschaft, Süß, Jakob und Brummer vergaben beste Möglichkeiten, bis Axel Brummer mit einem Schrägschuß zur Führung der Gastgeber traf. Trainer Wulf war auf diesen Treffer besonders stolz: "Ich habe Axel immer wieder gesagt, er solle endlich mal selbst aufs Tor schießen und nicht immer nur flanken und dribbeln." Brummer beherzigte diesen Ratschlag und lief zum Dank nach dem Torerfolg wie ein Sprinter zu seinem Trainer, um ihn zu umarmen.

Wiesbaden kam zu Beginn der zweiten Hälfte zwar besser ins Spiel, aber gegen die brillante Abwehr des SV Wehen gab es kein Durchkommen. So blieb es bei der einzigen Torchance durch Weimer, der aus 25 Metern mit einem Gewaltschuß nur das Lattenkreuz traf. So wäre Wehen wohl auch ohne Bernhard Raabs Kontertor, das der frühere Pforzheimer nach einem tollen Solo überlegt erzielte, nicht mehr in Gefahr gekommen. Die schwache Leistung des mit einigen Ambitionen gestarteten SV Wiesbaden hinterließ bei den Gästen Ratlosigkeit. Trainer Reichenberger formulierte kurz und treffend: "Wir hatten uns viel vorgenommen und haben nichts gezeigt." Die beiden Neuzugänge Weidner und Schott kommentierten einhellig: "Wir sind eigentlich voller Selbstvertrauen nach Wehen gefahren. Aber, als es dann losging, hatten wir alle die Hosen gestrichen voll. Von uns hat heute keiner Normalform gezeigt." PETER BUSCH

Wehen: Vogler; Menger, Massali, Süß, Schröder (75. Bals), Jakob, Hübner, Sauer, Brummer, Kornhuber (87. Schmitt), Raab.

Wiesbaden: Ingendae; D. Scherrer, S. Scherrer, Schott, Weimer, Mühlroth, Kirn (46.Klinkhammer), Richardson (62.Mudeyi), Wolfgang, Krüger, Weidner.

Schiedsrichter: Dillmann (Langenaubach).

Tore: 1:0 Brummer (36.), 2:0 Raab (88.).

Zuschauer: 1200.

Erste Goldmedaille für deutschen Straßenvierer Bunte Eröffnung / Bronze für van Almsick

BARCELONA, 26. Juli (FR). Nach einer farbenprächtigen Eröffnungsfeier im Olympiastadion von Barcelona, an der Sportler aus 171 Ländern teilnahmen und die der spanische König Juan Carlos eröffnete, wurden am Sonntag die ersten Medaillen vergeben. Dabei gewann der deutsche Straßenvierer im Rennen über 100 km die Goldmedaille vor Italien und Frankreich. Das erste gesamtdeutsche

Team bei Olympia in der Besetzung Uwe Peschel (Berlin), Michael Rich (Reute), Christian Meyer und Bernd Dittert (beide Hannover) gewann in 2:01:39 Stunden und knüpfte damit an das Gold der DDR vor vier Jahren in Seoul an. Die Italiener, die noch nach 50 Kilometern in Führung gelegen hatten, übernahmen sich kräftemäßig auf dem zweiten Teil der Strecke und hatten am Schluß einen Rückstand von 60 Sekunden.

Im Schwimmen gewann die erst 14jährige Franziska von Almsick (Berlin) überraschend die Bronzemedaille über 100 m Freistil.

Die ersten Medaillen waren zuvor im Luftgewehrschießen der Frauen vergeben worden. Dabei gewann die Südkoreanerin Yeo Kab-Soon, Silber fiel an die Bulgarin Wesela Letschewa, und die Bronzemedaille wurde von der aus Serbien stammenden Einzelstarterin Aranka Binder gewonnen.

(Kommentar auf Seite 3, weitere Berichte im Sportteil)

100 Frauen zwischen 20 und 70 lernten Schläge und Tritte, um Angreifer abzuwehren / Stadt finanzierte Schnellkurs Dreimal draufhauen und dann die Flucht ergreifen Training stärkte bei vielen das Selbstvertrauen Von Ellen Kugler

WIESBADEN. Alles geht blitzschnell. Der Kerl tatscht Angelika an, mitten auf dem Bürgersteig faßt er ihr an die Brust. "Ich war vor Schreck wie gelähmt", erinnert sich die 30jährige Wiesbadenerin. Flucht war ihr einziger Gedanke. Also ist sie abgehauen. Doch dem nächsten, der sie ungebeten anfaßt, wird sie "eine reinhauen", da ist sich die zierliche blonde Frau sicher. Schulterbreit stehen ihre Füße auseinander. Leicht wippt sie in den Knien, und plötzlich schießt ihr rechter Arm vor, die Faust landet auf der Nase des unsichtbaren Angreifers. Blitzschnell zieht sie ihren Arm wieder zurück, um dem Typen keine Möglichkeit zu bieten, sie festzuhalten. 99 andere Fäuste flitzen ebenso schnell vor und zurück wie die von Angelika. Selbstverteidigungstraining am Samstag morgen in der Turnhalle der Heinrich-von-Kleist-Schule mit Nahkampf-Lehrerin Monika Baumgartl.

100 Frauen zwischen 20 und 70 haben die Chance wahrgenommen, einen "Unsere Stärke liegt in der Schnelligkeit" Schnellkurs in Sachen Selbstverteidigung zu machen, den die Stadt Wiesbaden finanziell trägt. Denn die Angst geht um in der Stadt. Im Westend und im Rheingauviertel fühlt sich seit Monaten kein weibliches Wesen mehr wohl, weil ein gemeiner Vergewaltiger in diesem Bereich der Stadt seine Opfer sucht. Von hinten springt er die Frauen an, legt ihnen den Arm um den Hals, drückt auf die Luftröhre. Nachmittags lernen die Frauen, welche Möglichkeiten sie haben, sich dem Klammergriff zu entziehen.

Doch vor der Kür steht die Pflicht. Gezielte Schläge werden geübt. Nase, Augen, Kehlkopf, Genitalbereich und Fußrücken sind die Trefferzonen, die sich am meisten lohnen. "Unsere Stärke liegt nicht in der Kraft, sondern in der Schnelligkeit und Gemeinheit", schärft Monika Baumgartl den Teilnehmerinnen ein. Also wird geübt. Zack, zack, zack. Die Schläge müssen sitzen. Dreimal stößt die Faust nach vorne. Dreimal rammt das Knie die Genitalien. "Druff, druff, druff", feuert die Lehrerin ihre Schülerinnen an. Dreimal zuschlagen und dann die Flucht ergreifen, lautet ihr Rezept.

Eleonore übt mit ganzem Körpereinsatz. Sie wuchtet ihre Schläge aus dem Ellenbogen heraus. Holt Schwung, als wollte sie ein Nilpferd umrennen. Eine Trainerin aus dem Team von Baumgartl bremst ihren Elan. "Bis du ausgeholt hast, hat der Typ schon längst zugeschlagen. Du mußt schneller sein. Halt die Hände in Brusthöhe, und dann schieß die Faust los."

Zwei Trainerinnen pro 20 Frauen kümmern sich um die Lernbegierigen, damit künftig jeder Schlag sitzt. Eleonore kann nach ein paar Tips treffsicher zulangen. Ihr sitzt die Angst im Nacken. Sie wohnt in der Yorckstraße - dort, wo der Mann bereits zweimal Frauen überfallen hat. "Mir ist schon mulmig, wenn ich abends oder nachts ins Hinterhaus muß." Eine andere Frau erzählt von ihrer Freundin, die seit Wochen abends ihr Bündel schnürt, um bei Bekannten zu nächtigen. Allein hat sie Angst, verbringt schlaflose Nächte.

Die Bewegungsabläufe müssen sitzen. Angst soll in Wut umgewandelt werden. "Verpiß dich", brüllen die Frauen, wenn sie zuschlagen. Anfangs noch etwas piepsig, wie im Frauenchor. Doch Baumgartl feuert sie an. Das "Hau ab", verbunden mit einem kräftigen Fersentritt in die Weichteile, klingt schon wuchtiger. "Legt die Opferrolle ab", sagt Baumgartl den Frauen und rät, mögliche Bedrohungssituationen im Kopf abzuspulen und Reaktionen zu üben. Trockentraining während des Sonntagsspaziergangs also. Im Park Männer taxieren und überlegen: "Wo haue ich hin?"

Baumgartl macht klar, daß körperliche Selbstverteidigung kein Allheilmittel ist, frau kann leicht den kürzeren ziehen. Doch im Notfall soll jede Frau wissen, wie sie einen Angreifer am besten schachmatt setzt. Ohne Aufwärmtraining und ohne übermenschliche Kräfte. Svenja ist begeistert. Gleich am Montag zieht sie los, um sich Tränengas zu beschaffen. Damit sie künftig was in der Hand hat, wenn ihr wieder mal ein Mann auf der Straße nachschleicht. Sie wird sich umdrehen, ihn anbrüllen und lossprühen, bevor er sie anmachen kann.

Auch Marion ist zuversichtlich. Sie hat ihr Schlafzimmer in der Westendwohnung zu einer kleinen Festung umfunktioniert. Ein Stuhl ist vor die Türklinke geklemmt. Ein kleines Waffenarsenal lagert griffbereit auf dem Nachttisch. Doch all diese Maßnahmen bewahrten sie nicht vor der Angst auf der Straße. "Ich arbeite im Schichtdienst", erzählt die Krankenschwester. In den letzten Wochen ist sie oft mit einem mulmigen Gefühl im Bauch durch die Nacht gehuscht. "Das ist typisches Opferverhalten", hat sie jetzt gelernt.

Künftig wird sie selbstbewußt mit geradem Rücken und erhobenem Kopf durch Wiesbadens Nacht gehen. "Meine Angst ist kleiner geworden. Wer mich anfaßt, dem bretzel ich eine rein", ist Marion überzeugt. Getreu dem Motto von Monika Baumgartl: "Nicht jeder Mann ist ein Täter, aber jeder Täter ist ein Arschloch."

Wagen überschlug sich zweimal Vier Auto-Insassen und eine Zuschauerin bei Unfall verletzt

OBERURSEL. Das Stoppschild an der Einmündung der Nassauer Straße in die Adenauerallee beim Bahnübergang in Oberursel übersah ein Autofahrer, der am Samstag gegen 19 Uhr aus Richtung Lindenstraße kam. Ohne anzuhalten fuhr er mit seinem Wagen in die Kreuzung und wurde von einem die Adenauerallee abwärts fahrenden Volvo erfaßt.

Dessen Fahrer hatte noch heftig auf die Bremse getreten. Dennoch prallte der schwere Wagen frontal in die Fahrerseite des Fahrzeugs. Dieses überschlug sich zweimal und kam entgegen der Fahrtrichtung wieder auf den Rädern zum Stehen. Fahrer und Beifahrer mußten von der Freiwilligen Feuerwehr Oberursel mit hydraulichen Rettungsscheren aus dem total demolierten Auto befreit werden. Auch die beiden Insassen in dem anderen Fahrzeug wurden verletzt.

Eine Passantin, die die Rettungsarbeiten beobachtete, erlitt einen Schwächeanfall und mußte ebenfalls wie die vier anderen Verletzten ins Kreiskrankenhaus gebracht werden. Die Feuerwehr Oberursel war mit 17 Mann und vier Fahrzeugen fast eine Stunde im Einsatz. Die Polizei schätzt den Schaden auf mindestens 40 000 Mark. w

Debüt mit zu wenig Verstand Gäste mit Pech im Abschluß / Marburg - FSV Frankfurt 0:0

Zum Saisonauftakt sahen 1100 Zuschauer in Marburg ein in kämpferischer Hinsicht hochklassiges Spiel, das bis zur letzten Minuten auf des Messers Schneide stand. Es hätte mit einer Überraschung enden können, denn fünf Minuten vor Ende der Partie verhinderte der wenig geforderte neue FSV-Torwart Marcus Croonen mit einer glänzenden Parade nach einem Schuß von Backhaus eine Frankfurter Niederlage. Sein Gegenüber, Marquardt, hatte dagegen im gesamten Spiel Schwerstarbeit zu verrichten und ragte aus einer geschlossenen Marburger Mannschaftsleistung heraus. Sandt, Grevelhörster und Matthaei scheiterten gleich zu Beginn der Partie am reaktionsschnellen VfB- Schlußmann.

Nachdem beim FSV in der Anfangsphase nicht viel zusammenlief, gab es auch später trotz klarer technischer Vorteile einige Unsicherheiten. Die Gäste wollten, wie Trainer Dörenberg hernach formulierte, "zu viel mit der Brechstange und zu wenig mit dem Kopf, sprich Verstand erreichen."

Dennoch hatte der FSV auch in der Folgezeit ausgezeichnete Möglichkeiten, und weiterhin Pech im Abschluß: Schäfer traf die Unterkante der Latte, Matthaei nur den Pfosten. Nicht ganz zufrieden waren Dörenberg und FSV-Präsident Peter Baecker nach Ende der Begegnung auch mit der Favoritenrolle, die dem FSV schon vor Beginn der Runde zugeschoben worden war. Trotz einiger vielversprechender Verstärkungen sei man beim FSV weit davon entfernt, diese junge Mannschaft zur Meisterschaft peitschen zu wollen. DIETER ESCHE

Marburg: Marquardt; Streich, Faust, Stengel, Bück (60. Vollmer), Heneis, Winkler, Röder, Laus, Reinhardt (71. Backhaus), Stingl.

Frankfurt: Croonen; Fischer, Zgraja, Conrad, Haupt (64. Boy), Sandt, Matthaei, Grau (57. Schäfer), Duzel, Grevelhörster, Etebu.

Schiedsrichter: Dörr (Ober-Ramstadt).

Zuschauer: 1100.

Motorrad stößt Kind vom Rad Bei anderem schweren Unfall rammte ein Lastwagen ein Auto

SCHMITTEN/GRÄVENWIESBACH. Ein Kind auf einem Fahrrad und ein Autofahrer wurden am Freitag bei zwei Unfällen schwer verletzt. In Oberreifenberg fuhr ein 13 Jahre altes Mädchen kurz nach 20 Uhr mit seinem Fahrrad die Königsteiner Straße bergauf in Richtung Ortsmitte. In dem Moment, als ein Motorradfahrer das Mädchen überholen wollte, scherte dieses nach links aus, ohne ein Handzeichen zu geben und auf den Verkehr zu achten. Nach Angaben der Polizei erfaßte der Motorradfahrer das Kind und beide stürzten. Das Mädchen mußte mit schweren Verletzungen an den Beinen und der Hüfte ins Krankenhaus in Bad Homburg eingeliefert werden.

In der Nähe von Grävenwiesbach fuhr ein Lastwagen aus Laubach am späten Nachmittag in Richtung Naunstadt. Am Laubacher Kreuz übersah der Fahrer einen Personenwagen, der von rechts kam und Vorfahrt hatte, so die Polizei. Die beiden Fahrzeuge stießen zusammen. Während der Lkw-Fahrer nur leicht verletzt wurde, erlitt der Autofahrer laut dem Polizeibericht schwere Verletzungen und wurde ins Krankenhaus gebracht. Der Blechschaden beträgt nach Polizeiangaben rund 7000 Mark. jom

Hörspiele mit Hohlkörpern und Zupf-Mutanten "Terem" aus St. Petersburg waren Publikumsliebling bei den zweiten "Liedern im Park"

Die vier sehen aus wie die kabarettistische Antwort auf die Don Kosaken, ersetzen aber spielend jedes Symphonieorchester. Da sitzen sie, mitten im Grüneburgpark, in Jeans und Hawaiihemd, und machen uns im Höllentempo russische Folklore. Und Moderator Diether Dehm - der eben noch das Publikum der Trägheit bezichtigte - kann's kaum fassen, daß alle aus dem Häuschen sind: "Das war doch erst der Soundcheck."

So ist das eben mit dem "Terem-Quartett" - wenn sie dürfen, kennen die Jungs aus Rußland kein Halten mehr. Schade nur, daß die Kombo so lange nicht durfte.

Seit 1986 bereits wandeln die studierten Barden mit dem mimischen Talent auf völlig neuen Pfaden - diesseits der Elbe freilich bekam niemand etwas davon mit. Dann kamen Gorbatschow und Peter Gabriel, letzterer nahm die Russen im vergangenen Jahr mit auf seine WOMAD-Tour und spielte mit ihnen die Scheibe "Terem" ein. Heute kommen die Ex-Leningrader aus St. Petersburg - und eilen von Erfolg zu Erfolg.

Das war auch bei den "Liedern im Park" nicht anders. Mit Bayan-Akkordeon, Alt-Domra, Tenor-Domra und Kontrabaß-Balalaika - einem zwei Meter hohen Zupf-Mutanten - zelebrierte "Terem" dort seine eigenwillige und mehr als originelle Stilmixtur.

Denn das Quartett - dessen Name sowenig bedeutet wie "Blockhütte" - schaut in alle Richtungen über den Tellerrand russischer Folklore. Mal variieren sie Tschaikowskys "Schwanensee", mal bedienen sie sich hemmungslos beim Jazz, mal nähern sie sich asymptotisch dem ungarischen Csárdás oder dem griechischen Sirtaki. Hörspiele mit den Hohlkörpern, Fingerspiele aus der folkloristischen Trickkiste und nach jedem Lied eine artige Verbeugung - sowas kommt an beim Publikum. Bei der zweiten "Lieder im Park"-Etappe stahlen die musikalischen Kuriere des Zaren (fast) jedem die Schau.

Etwa der gut gelaunten, aber wenig originellen Latin-Salsa-Formation "Toca Bonito" aus Braunschweig, dem Ex-Zupfgeigenhansel und lockigen Sozialkritiker Thomas Fritz oder auch dem Hanauer Nachwuchs-Musikanten Ralf Olbrich. Einzig und allein Anne Haigis, die schwäbische Comeback-Rockerin mit den herrlich verrauchten Stimmbändern, konnte mit den "Terem"-Virtuosen konkurrieren.

Zwei Jahre lang war die kleine Frau mit dem großen Talent auf der Suche nach ihrer musikalischen Berufung. In den Vereinigten Staaten wurde sie schließlich fündig: Dort spielte sie - unterstützt auch von Melissa Etheridge, die den Song "Dancing in the fire" schrieb - ihr neues Album "Cry Wolf" ein. Und daß die alte Anne einer völlig neuen Haigis gewichen ist, bewies die ehemalige Jazz- und Deutschrock-Sängerin nun auch im Grüneburgpark.

Eingängigen Pop-Rock mit Ohrwurmcharakter spulten Haigis und Band dort runter, englische Songs, die von der eindringlichen und nuancenreichen Stimme ihrer Komponistin dominiert werden. Nur einen Gefallen tat Anne Haigis ihren Frankfurter Fans nicht: Die alten deutschen Lieder noch einmal aufzuwärmen. "Es gibt manchmal Zeiten im Leben", ließ die konsequente Interpretin wissen, "in denen man sich verändern muß."

JÖRG SCHINDLER

Nach Schwimmbadfest Dreijähriges Kind im Auto erstochen

BAD ORB. Ein 20jähriger Mann hat in Bad Orb (Main-Kinzig-Kreis) am frühen Samstagabend kurz nach 19 Uhr ein dreijähriges Kind im Fond eines Autos erstochen.

Wie ein Sprecher der Kriminalpolizei in Hanau am Sonntag mitteilte, hatte das kleine Mädchen zusammen mit seiner 25jährigen Tante das Schwimmbadfest der Kurstadt besucht. Der Mann, nach Angaben der Polizei ein ehemaliger Freund der Frau, folgte den beiden und verließ später zusammen mit der Tante und ihrer dreijährigen Nichte die Veranstaltung.

Als das Trio am geparkten Wagen unweit des Schwimmbades angekommen war, versuchte die 25jährige ihrem Begleiter offenbar noch einmal klarzumachen, daß sie die Verbindung mit dem 20jährigen lösen wolle.

Daraufhin stach der afghanische Staatsbürger mehrmals auf die Dreijährige ein, die auf dem Rücksitz des Autos saß. Das Kind wurde durch die Stiche in Brust und Hals tödlich verletzt. Der Täter floh zunächst und stellte sich später den Beamten der Polizei in Bad Orb.

Ein Augenzeuge, der auf seinem Nachhauseweg am Tatort vorbeikam, hörte die Hilferufe der Frau und entdeckte die 25jährige blutverschmiert an ihrem Auto. Der Mann eilte daraufhin in seine Wohnung und alarmierte die Polizei, die nur wenige Minuten später mit mehreren Wagen am Tatort eintraf.

Anwohner hatten unterdessen die Großeltern des ermordeten Kindes informiert. Das Paar kam kurz vor 19.30 Uhr an den Tatort und geriet nach Angaben des Augenzeugen in heftigen Streit mit der 25jährigen. Die Frau hatte in Abwesenheit der Mutter auf das Kind aufpassen sollen.

Vor wenigen Jahren hatten die Eltern des am Samstagabend ermordeten Mädchens bereits ein Kind bei einem Autounfall in Italien verloren.

Die 25jährige Tante der Dreijährigen wurde mit einem Schock in das Orber Krankenhaus gebracht. Das Schwimmbadfest, das am Abend mit einer Tanzveranstaltung fortgesetzt werden sollte, wurde nach der Tat abgebrochen. schu

Die Stars erleuchten Barcelona, und alle, alle machen Werbung Für ihre Sponsoren treten sie schlicht überall auf, ob sie sich Bubka und Jordan, Lewis oder gar "Dream Team" nennen

Da hatten sich nun Angehörige der Firma Mizuno nach Barcelona begeben, um ihrer Stimme im Wettkampf der Firmen Gehör zu verschaffen, und dann ging die von langer Hand geplante Werbe-Veranstaltung mit Mizunos bestem Mann gründlich daneben - und das ging so. In einen Souterrain-Raum im Pueblo Espanol quetschten sich weit über 200 Journalisten, wo doch schon bei der Hälfte von qualvoller Enge hätte geredet werden können. Sollten die Mizuno-Leute die Anziehungskraft ihres Stargastes so unterschätzt haben, daß sie glaubten, mit etwa 30 Stühlen auszukommen?

Carl Lewis, der in Schuhen von Mizuno läuft und springt, verspätete sich. Die Angestellten teilten Fächer aus und baten stumm um Entschuldigung. Eine Klimaanlage gab es nicht, die Luftschneise zur Straße hatten Journalisten weitgehend zugestellt. Im Raum stieg die Temperatur. Carl Lewis hatte Verspätung. Die Angestellten teilten Erfrischungsgetränke aus und zeigten für jeden Unmut Verständnis. Schwer atmend fächelten sich die Journalisten wenigstens ihre Gesichter trocken, die Saugfähigkeit der Textilien war längst erschöpft. Carl Lewis nahte. Jeder nun etwa ansetzende Versuch eines Journalisten, sich zentimeterweise nach vorn zu kämpfen, stieß auf mannhaften bis barschen Widerstand der Kollegen. Der Athlet im schwarzen Trainingsanzug mit goldenen Längsstreifen nahm hinter dem Mikrophon-Dickicht Platz, doch statt seiner ergriff nun Akito Mizuno das Wort - und den vor ihm liegenden Schuh. Das Produkt unverwandt in den Raum haltend las der Senior Managing Director Akito Mizuno was vom Blatt ab, was es war, entzog sich der Kenntnis der meisten Anwesenden, denn Mizuno referierte auf japanisch, was nicht verboten ist, sich aber nicht anbot. Anschließend pries Akito Mizuno den Schuh auf englisch. Die Journalisten fächelten sich einen und schwitzten. Später sprach Lewis von dem Wunsch, weit zu springen und zu gewinnen.

Vor dem eigentlichen Auftritt der Stars steht ihre Präsentation, oder ist dieses Dasein vor dem Sport bereits der Höhepunkt? 1000 Journalisten, darunter mehr als 30 Kameraleute, warteten auf die Basketballer aus den USA, die in Barcelona eine Hysterie ohnegleichen ausgelöst haben. Mit Verspätung schlenderten sie herein, in Trikots, in T-Shirts, in Muskel-Shirts: Mann zeigt Arm. Kappen auf dem Kopf, Kaugummi kauend legten sich die zwölf aus den USA auf dem Podium lässig in den Stühlen zurück.

Tausendmal gefragte Fragen, tausendmal gesagte Antworten. In gleichmäßiger Sprachmelodie ohne Höhen und Tiefen wurden Sätze ausgetauscht. Nur Charles Barkley streute ein paar Späße in den Raum, aber die hat er immer im Repertoire. Ansonsten fast ausschließlich glatte nette Statements, aus denen niemand niemandem einen Strick drehen kann. Chuck Daly, der Chefcoach der Mannschaft, erwiderte Fragen nach gegnerischen Teams mit der Stereotype: "Wären sie nicht gut, hätten sie sich nicht qualifiziert."

Die Stars gaben sich alle erdenkliche Mühe, normal zu wirken. Nur daß einige ersichtlich gegen die Langeweile ankämpften, obwohl doch eine Tausendschaft von Medienvertretern nur ihretwegen gekommen war, zeigte, daß diese Spieler was Wichtigeres sind. Die Fotographen reagierten auf die kleinste Abweichung. Einmal hielt Michael Jordan kurz seine Hand an den Kopf von Magic Johnson, woraufhin aus heiterem Himmel ein Blitzlichtgewitter losbrach. Jordan, professionell im Umgang mit den Medien, wiederholte die Geste für die Fotographen, die den Finger nicht auf dem Auslöser hatten.

Im Kino Palacio Balana läuft in diesen Tagen der Horror-Film "La mano que mece la cuna" (Die Hand, die die Wiege schaukelt). Der Sportartikel-Hersteller Nike unterbrach die Vorführung mit einer Eigen-Produktion. Im Kino-Saal wurde das Zwei-Personen-Stück "Jordan meets Bubka" gegeben; der Michael aus den USA und der Sergej aus der Ukraine stehen für den Traum des Menschen, fliegen zu können. Passenderweise hat Nike beide unter Vertrag und nutzt inzwischen weidlich aus, daß die Gemeinsamkeit des besten Basketballers und des besten Stabhochspringers in sekundenlangen Luftsprüngen besteht.

Die Kameraleute der Fernseh-Anstalten durften die Ausleuchtung der Bühne bestimmen, auf daß die Aufzeichnung der Starparade auch gelingen würde. Zur Einstimmung liefen Video-Clips, in denen sich die beiden Hauptdarsteller in Zeitlupe auf und über der Erdoberfläche bewegten, dann erschienen Jordan und Bubka leibhaftig auf der schwarz ausgeschlagenen Bühne und setzten sich auf Barhocker aus Stahl. Ahmad Rashad, eine Sport-Fernsehgröße aus den USA, moderierte die Plauderstunde mit den Stars, Steve Miller, der Marketing-Direktor von Nike, saß daneben und achtete darauf, daß keine unbedachten Antworten gegeben wurden.

Noch nie hat das Licht der Sport-Sterne so hell geleuchtet wie am Himmel der Olympischen Sommerspiele von Barcelona.

CHRISTOPH ALBRECHT HEIDER

OBERLIGA

Oberliga Hessen Die nächsten Spiele: Eintracht Haiger - VfB Marburg, SG Egelsbach - SC Neukirchen, VfR Bürstadt - SV Wehen, Spvgg. 05 Bad Homburg - Rot Weiß Walldorf (alle Mi., 19 Uhr)

Der Etat soll noch ein Geheimnis bleiben Tele 5-Chef Mc Loughlin zu den Plänen des Kommerzsenders: Sport und Freizeit

Die beiden wichtigsten Fragen zur Neustrukturierung des Privatsenders Tele 5 blieben ohne Antwort: der veranschlagte Jahresetat und die erwartete Zuschauerreichweite bleiben vorerst Gesellschaftergeheimnis.

Donald P. T. McLoughlin, der als neuer Tele-5-Geschäftsführer jetzt erstmals persönlich vor die Presse trat, erklärte: "Zum Budget kann und will ich nichts sagen." Was den Marktanteil angeht, äußerte er Wunschdenken: "Mit 3,5 Prozent können wir leben, ab fünf Prozent macht es Spaß, dann können wir Geld verdienen." Bislang müssen Spartenkanäle in Deutschland allerdings mit sehr viel weniger Zuschaueranteilen auskommen.

Ohne eigene Wirtschaftlichkeitsberechnungen auf den Tisch zu legen, kritisierte McLoughlin erneut heftig die bisherige Geschäftsführung und Programmpolitik. In den vergangenen Jahren sei wahnsinnig viel Geld verwirtschaftet worden, durchaus mit gutem Willen, aber bei völliger Fehleinschätzung des Marktes, so McLoughlin.

Daß die alten Gesellschafter, die vor einem Jahr den Wirtschaftsplan des Senders - unter Federführung von Springer-Vorstand Günter Wille - genehmigt hatten, zum Teil heute noch dieselben sind, schien ihn nicht weiter zu stören: "Wenn Tele 5 so weitergewirtschaftet hätte, wäre auf jeden Fall irgendwann das Aus gekommen."

Vage blieb das neue Programmkonzept für 1993, das McLoughlin vorstellte. Einzige konkrete Aussage zu Beginn: "Tele 5 wird kein Spartenprogramm." Geplant sei vielmehr ein Sport- und Freizeitkanal, der sich an den Interessen der deutschen Zuschauer ausrichte.

Diese "Programmphilosophie" gründet sich auf Erkenntnisse des Hamburger BAT-Freizeit-Forschungsinstitutes, die der Tele-5-Geschäftsführer ausführlich vorstellte. Der neue Sender solle in Einklang stehen mit dem gesellschaftlichen Wandel, dem Trend weg von einer karriere- und arbeitsbetonten, hin zu einer freizeitorientierten Lebensweise. Zur bewußten Gestaltung der vermehrten Freizeit, so McLoughlin, gehöre als wichtiger Bestandteil vor allem Sport in aktiver wie passiver Form - wozu wohl auch Fernsehen zählt. Das geplante sport- und freizeitorientierte Vollprogramm stehe im Einklang mit dem Rundfunk-Staatsvertrag, hieß es bei der Pressekonferenz. Seine Programmforderungen - Information, Bildung, Beratung und Unterhaltung - will Tele 5 neu einlösen: durch Aktuelles/Nachrichten, Hintergrund/Dokumentation/Infotainement, Tips/Trends/Lebenshilfe sowie Events/Shows. Dabei soll es an nichts fehlen: Reportagen, Diskussionen, Magazine, News, Game-Shows, Moderation, Zuschauerbeteiligung, Live-Übertragungen, Spielfilme - aber alles eben zum Themenkomplex Sport und Freizeit. "Es steht nicht im Staatsvetrag, daß die Elemente des Vollprogramms mit Politik oder Kultur erfüllt werden müssen", begründete McLoughlin seine medienrechtliche Interpretation.

An Programmvorhaben steht bislang fest, daß es eine neue "Morning-Show" mit Musik und Sportnews geben wird - das bisherige Magazin "Live am Morgen" wird, wie berichtet, eingestellt; der Vormittag soll im Zeichen von "Beratung" stehen, mit Aerobics zum Mitturnen, Ernährungs- und Fitneß-Tips u. ä. Mit sportlich abgewandelten Game-Shows geht es in die "Drive-Time" am Nachmittag, während das Hauptabendprogramm, als Kontrast zu Information oder Unterhaltung bei der Konkurrenz, ganz dem Sport gewidmet sein soll. Die notwendigen Sportrechte möchte McLoughlin im übrigen am liebsten selbst erwerben.

Geändert werden sollen Präsentation und Plazierung der Nachrichten, nicht weiterbestehen wird die "Reality"-Serie "Polizei-Report Deutschland". Auch das täglich mehrstündige Kinderprogramm "bim bam bino", bislang eines der Markenzeichen von Tele 5, paßt nicht ins neue Senderkonzept. Es soll bei einem anderen Sender "untergebracht" werden - bleibt abzuwarten, ob im Münchner Drei-Sender-Verbund PRO 7 oder der Kabelkanal das Rennen machen werden - letzterer derzeit mit leichtem Vorteil.

Nicht erhalten bleiben rund die Häfte der knapp 250 festen Arbeitsplätze. Dies wurde den Beschäftigten bei einer Betriebsversammlung am Tag nach der Pressekonferenz mitgeteilt. Kündigungen und Abfindungsgespräche sind bereits angelaufen. Daß diese "Abwicklung", wie die Betroffenen es nennen, möglichst "sozialverträglich" ablaufen soll, diese Erwartung hat die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM), das Aufsichtsgremium über Tele 5, geäußert. Der Medienrat hatte auf seiner letzten Sitzung lediglich die Programmänderungen für den Rest dieses Jahres zu genehmigen - mehr Serien und Spielfilme, weniger Information (die FR berichtete) -, was er mit großer Mehrheit tat.

Trotz kontroverser Diskussion wurde klar, daß Tele 5 mit seiner völligen Programmumstrukturierung für das kommende Jahr durchkommen wird. Die CSU-nahe Bank im privaten Aufsichtsgremium fürchtet nichts so sehr wie einen Fortgang des Senders aus München. Diese Standortpolitik geht so weit, daß selbst die von BLM-Präsident Wolf- Dieter Ring formulierte Hoffnung auf Abfederung des Personalabbaus einigen rechten Medienräten zuviel war.

Die heftigen Bedenken gegen die neue Gesellschafterriege bei Tele 5, die vor allem seitens der SPD und der Grünen vorgebracht wurden, werden zwar nicht von der CSU, dafür aber von der Geschäftsführung der Landesmedienanstalt geteilt. Mit Schreiben vom 21. Juli hat sie die Tele-5-Eigner aufgefordert, die Inhaber- Verhältnisse des neuen 17,1-Prozent-Gesellschafters "Neue Medien-Beteiligungsgesellschaft" (NMB) (die FR berichtete) offenzulegen. Weder die Berenberg-Bank, die über ihr Tochterunternehmen Diligentia-Beteiligungsgesellschaft 39 Prozent der NMB hält, noch der Hamburger Notar Frank Beckmann, auf den die übrigen 61 Prozent lauten, seien bislang im Medienbereich aktiv in Erscheinung getreten, hieß es in Rings Bericht vor dem Medienrat. Die Konstruktion legt die Vermutung treuhänderischen Handelns nahe.

Die BLM hat daher von den NMB-Gesellschaftern eidesstattliche Erklärungen angefordert, "daß hinsichtlich ihrer Beteiligung keine Treuhandverhältnisse, Stimmrechtsbindungen und ähnliches bestehen und die Beteiligten im eigenen Namen und auf eigene Rechnung gehalten werden". SISSI PITZER

Barcelona-Bummel

Ach, was waren das noch für Zeiten, als das Ehepaar Mayer-Vorfelder hofgehalten hat. Damals in Seoul. Der Gerd kam ins Deutsche Haus geschlendert, wie immer braun gebrannt, ein ziemlich massives Kettchen am Handgelenk und leutselig lächelnd. Margit, die Frau an seiner Seite, hatte immer etwas Mühe Schritt zu halten, weil die Absätze der Stöckelschuhe hoch und das schwarze Röckle kurz und eng war. Aufregend auch ihr Make-up, das stets in vielerlei Farben schillerte. Dynamisches Baden-Württemberg.

Vier Jahre später ist Olympia das Ehepaar Teufel erschienen. Erwin hat einen leicht schiebenden Gang, den Kopf etwas eingezogen, das Kinn aber vorgereckt. Die Gesichtsfarbe ist ein wenig blaß. Aber auch er lächelt, weil es die Annäherung an die vielen fremden Menschen leichter macht. Edeltraud trägt kein Make-up und flache Schuhe. Sie kegelt und geht gern zur Gymnastik.

Der Landesvater aus Spaichingen ist einer von zwei Gastgebern im "Treffpunkt Barcelona", wo sich Baden-Württemberg und Daimler-Benz zusammengetan haben, um wechselweise von ihren großen Taten zu künden. Der Einfachheit halber Erwin T., Sportreporter sprechen die Konzernmitarbeiter vom "Daimler-Club". Auch Erwin Teufel lobt zuerst das "nachbarschaftliche Einvernehmen" mit dem potenten Partner und dann das "Ländle" als Wirtschaftsstandort, anschließend das "gegenseitige Profitieren". Auch für sein Bundesland gelte der olympische Wahlspruch "Dabeisein ist alles", versichert der Ministerpräsident, was wiederum seinem Stellvertreter und Wirtschaftsminister, der das alles zahlen muß, verborgen geblieben ist. Dieter Spöri sitzt in der Biwakschachtel in den Alpen und nicht in Barcelona. Damals, als wahlkämpfender Sozialdemokrat, konnte er das "Luxusprojekt" nicht gut finden, heute muß er es. Was also tun? Doch sein Chef ist ihm ob der Umstellungsprobleme nicht gram. "Das stört mich nicht", erläutert er, "das ist eben der Unterschied zwischen Opposition und Regierung." Warum auch klagen? Erwin Teufel fühlt sich unter all den Sportsfreunden hier, unter den neuen IOC-Fürsten (Thomas Bach und Walther Tröger) und den alten (Berthold Beitz und Willi Daume) und dem Abteilungsleiter von der SpVgg. Besigheim, Matthias Kleinert, keineswegs fremd. "Ich wollte nämlich", so verrät er uns mit verschwörerischem Augenzwinkern, "Sportreporter werden. Das war mein Kindheitstraum." Und um dafür zu üben, hat er sein letztes Taschengeld für den Erwerb des "Kicker" und des "Grünen Sportberichts" geopfert.

Dieses Wissen im Herzen bewahrend, sind wir jetzt etwas weniger traurig, daß unser Fußballpräsident keine Möglichkeit gesehen hat zu kommen. Die Landesregierung mochte die Passage für Margit nicht zahlen, behaupten Eingeweihte, weil der Rechnungshof vorstellig geworden ist. Zum einen mit der Drohung, das 3,5-Millionen-Projekt zu prüfen, zum andern mit der Bitte um Karten fürs Olympiastadion. JOSEF-OTTO FREUDENREICH

Die Macher von "Lieder im Park" beklagen Geldmangel Organisation kostet so viel, daß kaum angemessene Gagen an die Künstler bezahlt werden können

Eines steht für die Veranstalter der "Lieder im Park" bereits nach der zweiten Veranstaltung am Samstag nachmittag fest: "So geht das nicht mehr weiter." Nicht mit diesem mickrigen Etat, der seit Jahren nicht mehr erhöht worden sei: 56 000 Mark stellt die Stadt den Organisatoren für insgesamt drei Nachmittage im Grüneburgpark zur Verfügung. "Zu wenig", erklärt Sebastian Rottner-Hönikke, denn "jedes Mal gibt es ein Gedränge, um mit dem Geld zurechtzukommen". Schließlich verschlucke allein "die Infrastruktur" - die Bühne, die Anlage, die Helfer und die Toilettenhäuschen - über die Hälfte des Geldes. Gerade mal der Rest bleibe dann, um die Auftritte der Liedermacher, Rock-Röhren und Pop- Päpste zu finanzieren: "Wenn wir da nicht oft bei einem weiteren Auftritt in der Region behilflich sind", wenn die Veranstalter häufig also nicht einen zweiten Gig im Rhein-Main-Gebiet in Aussicht stellen würden, ließen sich viele Künstler nicht auf die Bühne bringen.

"Wenn das so weitergeht", sprich: wenn künftig nicht mehr Geld aus der städtischen Kasse fließt, ist Veranstalter Diether Dehm überzeugt, "müssen wir den blöden Weg gehen, den andere auch gegangen sind: Wir hängen die Bühne mit Werbung zu." Dann bleibe es nicht bei dem eher unauffälligen, im Hintergrund aufgehängten Transparent des FVV, der das Festival bereits mit 5000 Mark sponsert. Dann, vermutet Dehm, werde eben alles zugepflastert mit Plakaten, auf denen mürrische Cowboys und nette Onkels zu sehen sind. Doch selbst wenn sich nicht vermeiden lasse, daß auch bei den "Liedern im Park" nach 20 Jahren der Kommerz die Künste nähren soll und die Finanzquellen von Sponsoren angezapft werden müssen - "wir werden weiter die Dinge machen", sagt Dehm, "die vom Markt vernachlässigt werden". Das heißt: Die Mischung zwischen Polit-Poeten, die in Anfang der 70er Jahre bessere Zeiten gesehen haben, "Betroffenheits"-Barden, wie einer der 5000 Besucher auf dem Rasen liegend abschätzig anmerkt, und modernen Musik-Magneten muß stimmen. "Bei uns", fügt Dehm beinahe ein bißchen trotzig hinzu, "findet das statt, was bei den Zeitgeist-Magazinen out ist."

Punktum. Und Bühne frei für Thomas Fritz und seine Lieder frei nach Donovan und Ernst Busch. "Nur wegen dem", berichtet Martina, sei sie gekommen: Extra, um zu gucken, was der Ex-Zupfgeigenhansel heute noch "drauf hat". Und selbstredend auch, um ein bißchen in Erinnerungen zu wühlen.

Die alte Zeiten. "Die Älteren", erzählt Christa, "kommen hier noch immer hin, weil sie das im Kopf haben." Wie einst auf der Bühne politische Resolutionen verlesen worden sind, wie sich früher die politischen Aktivisten aber auch einen ruhigen Samstag nachmittag im Grünen gönnten, den sie allenfalls für die Sportschau unterbrochen haben. Doch vorbei. Schade, findet die 47jährige aus Sachsenhausen: "Das macht einen richtig traurig." Doch was nutzt Jammern. Gerade jetzt. Wo doch Anne Haigis auftritt. ing

Frankfurter Feuerwehrleute finanzieren Ferien für Kinder ihrer toten Kollegen nach dem Tschernobyl-Unfall "Und wenn das hier geschähe?" Besuch bei der Polizei

"Der Schock", erinnert sich Kurt Weihe, "saß tief." Was wäre bloß, wenn es ein Tschernobyl im Rhein-Main-Gebiet geben würde? Wenn etwa einer der Reaktoren in Biblis hochgeht und die Frankfurter Brandschützer an den Ort der Katastrophe ausrücken müßten? Fragen, fügt der Feuerwehrmann hinzu, die man sich eigentlich gar nicht stellen dürfe: "Darüber darf man gar nicht anfangen zu grübeln", weiß Weihe auch von seinen Kollegen, "denn dann wird es schlimm." Deswegen dürfe "man gar nicht darüber nachdenken".

Eigentlich. Aber nicht mehr nach dem Schicksal der zahlreichen ukrainischen Feuerwehrleute nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl, damals vor sechs Jahren. Die Frankfurter Brandschützer ließen sich etwas einfallen: Fast zwölf Monate lang verzichteten sie fast alle gestaffelt nach dem jeweiligen Einkommen auf einen festgesetzten Teil ihres Gehaltes.

Die Freiwilligen Feuerwehrleute spendeten ebenfalls aus den eigenen Taschen. Insgesamt kamen bei der Aktion 45 000 Mark zusammen, mit denen sie einen dreieinhalbwöchigen Urlaub für 50 Jugendliche aus der drei Millionen Einwohner zählenden und von dem Reaktorunfall arg betroffenen Stadt Kiew finanzieren konnten.

Die Väter von "fast allen Jugendlichen", berichtet einer ihrer Betreuer, Sergej Medvedenko, am Samstag vormittag 700 waren im Einsatz beim Besuch bei der Reiterstaffel der Polizei im südlichen Sachsenhausen, "waren in Tschernobyl eingesetzt". Für die Reise nach Frankfurt und zu der Unterkunft auf die Wegscheide seien "die bevorzugt worden, deren Väter ums Leben gekommen sind": 700 der Feuerwehrleute, die bei Löscharbeiten an dem Reaktor damals im Einsatz waren, sind bei den Löscharbeiten und an den Spätfolgen des Unfalls inzwischen verstorben, schätzt Weihe.

Am 17. Juli reisten die 50 Jugendlichen aus der mittlerweile selbständigen Ukraine an. Das sind 13- bis 16jährige, "die normalerweise keine Möglichkeit zur Ausreise haben, weil sie nicht eingeladen werden", berichtet der Feuerwehrmann, der jeden Tag mit ihnen zu Freizeitparks und Schwimmbädern in der Region unterwegs ist. Wie an diesem Vormittag: ein Abstecher zur Reiterstaffel der Polizei am Wendelsweg.

Gegen 9.30 Uhr treffen die Reiter ein, das Programm beginnt, eine halbstündige Vorführung extra für die Jugendlichen aus Kiew: Sechs Beamte zeigen mit ihren Pferden das, "was bei uns täglich trainiert wird", erklärt Manfred Degner, der Leiter der Reiterstaffel: etwa Sprünge über das Feuer. Dann, endlich, sind die Jugendlichen selbst dran, sitzen auf und lassen die Pferde über das eingegrenzte Übungsgelände traben. Die, die auf ihren Ritt warten müssen, schauen sich in den Funkwagen der Ordnungshüter um, schlüpfen unter die weißen Helme einer Motorrad-Staffel und probieren etwa die Blinker der Motorräder aus. Bis der Küchen-Container der Berufsfeuerwehr eintrifft.

Knödel und Schweinebraten hat der Küchenchef für diesen Mittag vorbereitet. Und zum Nachtisch eine ganz besondere Überraschung: Päckchen mit Präsenten für jeden. Zusammengestellt und gepackt von der Frau eines Polizeibeamten: Sie hatte auf Geschenke zu ihrem Ungewöhnlicher Nachtisch Geburtstag verzichtet und ihre Freunde und Bekannten statt dessen um eine Spende gebeten. Zusammen mit den Spenden von verschiedenen Firmen und von Mitgliedern der Gewerkschaft der Polizei war schließlich genug Geld da - für diesen überaus ungewöhnlichen Nachtisch. ing

100 Mark nicht nur für Zocker DM in Backgammon

Kerle wagen nichts mehr. Gerade heutzutage. Früher, ja, da kamen noch die Jungs auf dem weißen Pferd. Aber inzwischen werden Frauen doch nicht mehr entführt. Heute nehmen Kerle nur noch beim Zocken ein Risiko in Kauf. "Damit muß man leben", findet Ralf Stemmler. Zumindest als Spieler: 100 Mark Einsatz, Startgeld genannt, womöglich für nichts und wieder nichts. Einfach so. Zahlen und fertig: Wer am siebenten Spieltag der ersten Deutschen Backgammon-Meisterschaften gleich in der ersten Runde ausscheidet, kriegt keine Punkte für die Gesamtwertung und kann sich kaum noch Hoffnungen auf ein sattes Preisgeld machen.

Abwarten. Samstag nachmittag in einem Hotel am Stadtrand. Ralf Stemmler an Tisch vier, die erste Partie. "Einmal nur", sagt der 27jährige aus Rödelheim, "muß man gewinnen", das K.-o.-System an einem der insgesamt zwölf Spieltage auf dem Weg zum Meistertitel als Sieger überstehen - "dann ist man durch", ganz vorne dabei, hat man den Preisgeldbatzen ganz dicht vor Augen.

"Ohne die Preisgelder", erklärt Veranstalter Andreas Born, "läuft gar nichts." Deswegen habe er auch nach einem Sponsoren für die Meisterschaften der Backgammon-Spieler gesucht. Schließlich, sagt der 35jährige, "wollten wir das in die Breite ziehen", nicht länger diese elitäre Zockerei dulden, wo "nur die Reichen am Start sind". Zudem, fügt der gelernte zoologische Präparator hinzu, "wollten wir weg von diesem Image", denn nach wie vor sei Backgammon "als Zockerspiel verrufen".

Klack, klack, Würfel werden in den schmalen Bechern geschüttelt. Die Vier und die Zwei. Stemmler ist am Zug, bemüht sich, die roten Steine um das mit Filz ausgelegte Bord zu schicken. Möglichst schnell, versteht sich. Darauf kommt es an: Zügig die eigenen Steine ins eigene Viertel zu bringen. Wenn er dabei nur nicht immer wieder von seinem Konkurrenten behindert würde. Klar, erklärt Organisator Born, daß der stets versuche, das Spiel seines Gegners zu blockieren.

"Chancen hat hier jeder", berichtet Stemmler, der vor drei Jahren seine Leidenschaft als Backgammonspieler entdeckte und am 12. September von 13 Uhr an im Vereinshaus Rödelheim ein Turnier vorbereitet. "Jeder kann jeden schlagen" und kräftig Punkte sammeln: Derzeit ist Stemmler unter den über 200 Spielern, die sich im vergangenen Jahr für die Meisterschaften qualifizierten, in der Gesamtwertung auf Platz 32. Aber, ermuntert Born, "das ist alles noch ganz eng". Ein dichtes Feld mit nur wenigen Profis. Denn die, erzählt der Veranstalter, spielen meist in Amerika: "Da kannste in drei Tagen 120 000 Dollar gewinnen." ing

Meist verbale Wortgefechte 80 Neonazis trafen auf 300 Gegendemonstranten / Festnahmen

LANGEN. Rund 300 Antifaschisten standen am Samstag nachmittag rund 80 Neonazis in Langen im Kreis Offenbach gegenüber. Die knapp 80 Neonazis - zum großen Teil aus den fünf neuen Bundesländern angereist - wollten mit einem Marsch durch die Innenstadt, der um 15 Uhr begann, an den Tod ihres Langener "Kameraden" Gerald Hess erinnern, der sich vor zwei Jahren erschossen hat.

Die Demonstration war erst am späten Freitag abend vom hessischen Verwaltungsgerichtshof in Kassel genehmigt worden. Trotz der versammelten rund 180 Gegendemonstranten, die von fast ebenso vielen Langener Bürgern (darunter einige Stadtverordnete) unterstützt wurden, kam es nicht zu gewalttätigen Auseinandersetzungen.

Die heftigen verbalen Wortgefechte deuteten laut Polizeisprecher Karl-Heinz Raupach jedoch auf gesteigerte Gewaltbereitschaft auf beiden Seiten hin. Daß es nicht zu Handgreiflichkeiten kam, sprach Raupach vor allem dem Aufgebot von mehreren hundert Polizisten zu.

27 Personen wurden insgesamt festgenommen. Darunter rund 20, die die Polizei schon abfing, bevor sie die Stadt Langen erreichten - weil sie Waffen oder "gefährliche Gegenstände" wie Schlagringe und Tränengas bei sich geführt hätten.

Während der Demonstration zeigten sich die Polizeibeamten nicht zimperlich. So wurden Langener Jugendliche, die sich auf die Straße setzten, um den Zug der Rechten aufzuhalten, an den Füßen vom Pflaster geschleift. Einen dunkelhäutigen Langener Schüler, der tapfer die "Ausländer-raus"-Rufe der rechten Demonstranten ertrug, schnappten die mit kugelsicheren Westen und Helmen bewehrten Polizisten im Laufschritt und trugen ihn mehr, als daß sie ihn führten zur Festnahme in ein Polizeiauto. Der Grund: Er hatte als Gegner der Neonazis ein durchgestrichenes Hakenkreuz auf dem Pullover.

Eine Langener Bürgerin, die sich erkundigte, warum ein anderer Schüler festgenommen wurde, stieß ein Polizeibeamter mit einem kräftigen Schubs von sich, als sie beharrlich Auskunft verlangte.

Das Ordnungsamt Langen hatte die Demonstration am Donnerstag verboten, weil es Ausschreitungen fürchtete. Die Veranstalter legten daraufhin beim Verwaltungsgericht Darmstadt Beschwerde ein. Das Gericht stimmte der Stadt Langen jedoch zu und bestätigte das Verbot, da aufgrund des "Gewaltpotentials" auf beiden Seiten unbeteiligte Dritte gefährdet würden.

Der Kasseler Verwaltungsgerichtshof schließlich genehmigte die Veranstaltung und rügte gleichzeitig die Stadt Langen. Sie habe die Demonstration viel zu spät untersagt, obwohl diese schon seit dem 10. April angekündigt war. Zudem seien die angekündigten 1200 Neonazis eine Größenordnung, die die Polizei durchaus unter Kontrolle halten könne. fra

Alle 57 Pinguine fanden einen Freund

Sage keiner, in Frankfurt werde nichts für die Kunst getan: Das Museum für Moderne Kunst meldet, daß alle 57 Pinguine, die in der großen Halle im Erdgeschoß des Hauses stehen, jetzt "Patentanten und Patenonkel" gefunden hätten.

Das Echo auf den Spendenaufruf vom Ende April sei "äußerst positiv" gewesen, berichtet das Haus, "fast täglich" hätten sich Pinguinfreunde gemeldet. Dabei fanden sich nicht nur Einzelgänger; offenbar haben sich auch Kunst- oder Tierfreunde gleich zu Patengemeinschaften zusammengeschlossen. Auf diese Weise konnte das Museum die zu Kunstwerken erhobenen Pinguine kaufen und ihnen ein Heim geben: Das Museum sei nun "definitiver Standort der vielteiligen Skulptur", heißt es in der Meldung.

Die 57 hölzernen Tiere wurden von Stephan Balkenhol geschaffen, die Zahl entspricht dem Geburtsjahr 1957 des Künstlers, die Wahl der Gattung vermutlich dessen Vorliebe für die Antarktis-Bewohner. Das Museum versäumt auch nicht mitzuteilen, daß Balkenhol seinen Werkstoff, "tropisches Vierkantholz" in nur zehn Tagen zur Kunst geformt habe: Die kontinuierliche Arbeit sei wichtig gewesen, "weil sich aus der Bewegung heraus Haltung und Bewegungsmomente der Tiere kristallisierten".

Und wir warten darauf, daß die Viecher eines Tages schwimmen gehen. seg

Als Herzog Adolph regierte

WIESBADEN. Das erste Schreibheft Seiner Durchlaucht, die Kinderbrille und das Französischheft, Landesherrliche Edikte, Münzen, Jagdtrophäen und vor allem viele Bilder und Urkunden: Die Landesbibliothek widmet Herzog Adolph zu dessen 175. Geburtstag eine Ausstellung, die das Leben und Wirken dieses letzten nassauischen Herrschers veranschaulicht, der im Alter von 73 Jahren, von den Preußen längst aus Wiesbaden verjagt, den Thron des Großherzogtums Luxemburg bestieg - Urgroßvater des heutigen Luxemburger Großherzogs Jean.

Der Urenkel hat denn auch die Schirmherrschaft über die Ausstellung in Wiesbaden übernommen und zur Eröffnung am Wochenende den luxemburgischen Botschafter in Bonn, Adrien Meisch, in die Landeshauptstadt geschickt.

Einige Straßennamen erinnern in Wiesbaden noch an den einstigen Landesherrn - und die russisch-orthodoxe Kapelle, die er auf dem Neroberg errichten ließ. Das Kirchlein mit den fünf goldenen Kuppeln markiert das jähe Ende seiner ersten Ehe, die mit einer Traumhochzeit begonnen hatte: Adolph vermählte sich mit einer Nichte des russischen Zaren Nikolaus I., der Großfürstin Elisabeth Michailowna. Sie heirateten im Januar 1844 in St. Petersburg und hielten im März festlichen Einzug in Wiesbaden. Die Feierlichkeiten dauerten fünf Tage und gelten nach Ansicht der Chronisten als das "herausragendste Ereignis der herzoglich nassauischen Hofgeschichte".

Das Eheglück währte allerdings nur ein Jahr. Die 18jährige Herzogin litt an Lungentuberkulose und starb im Januar 1845 nach der Geburt ihrer ersten Tochter, die nur wenige Stunden überlebte. In Nassau wurde ein halbes Jahr Landestrauer angeordnet, wenige Monate später beschloß Adolph den Bau der orthodoxen Grabeskirche für seine verstorbene russische Frau. Der Herzog heiratete sechs Jahre später zum zweiten Mal: die Prinzessin Adelheid zu Anhalt-Dessau.

Herzog Adolph galt lange als Sinnbild der "guten alten Zeit". Der politische Rang des Herrschers wird jedoch differenzierter betrachtet. In der Ausstellung wird der gesellschaftliche Hintergrund seiner Regentschaft ausgeleuchtet. Beispielsweise seine Haltung während der Revolution in Wiesbaden im Jahr 1848. Soziale Mißstände förderten die von Frankreich ausgehende revolutionäre Bewegung und gipfelten in den neun Forderungen, die der liberale Oppositionspolitiker August Hergenhahn formulierte, unter anderem Pressefreiheit und das Recht der Volksbewaffnung.

Die Ereignisse in der Residenzstadt verbreiteten sich wie ein Lauffeuer in ganz Nassau. Landbewohner bewaffneten sich mit Heugabeln und Dreschflegeln und machten sich auf den Weg nach Wiesbaden. Der Herzog versprach, die Forderungen zu erfüllen, und schloß am 4. März seine denkwürdige Rede vom Balkon des Schlosses: "Nassauer! Wie ich mich auf euch verlasse, so verlaßt euch fest auf euren Herzog."

er Volkszorn wandelte sich durch die Wirkung dieser Worte in Jubel. Doch im Laufe der Jahre wurden die eingeführten Veränderungen in der nassauischen Verfassung beseitigt oder modifiziert. Sein Flügeladjutant Otto Freiherr von Dungern schreibt in seinen Erinnerungen über Adolph: "Er blieb bei seinen vorgefaßten Meinungen ultrakonservativster Art und setzte sich damit im Gegensatz zu der nicht mehr aufzuhaltenden fortschrittlichen Gesinnung der Mehrheit seiner Untertanen."

Nach dem gescheiterten Versuch, im Krieg zwischen Preußen und Österreich Neutralität zu wahren, schlug sich Herzog Adolph 1866 auf die Seite der Österreicher. Im Juni drangen preußische Truppen in Nassau ein. Drei Monate später beschloß das preußische Abgeordnetenhaus die Annexion Nassaus, der Herzog mußte als "depossedierter Fürst" Wiesbaden verlassen und zog mit seiner Familie nach Österreich.

Dort erreichte ihn die Nachricht, daß er nach dem Erbvertrag der Luxemburger Verfassung die Nachfolge des dortigen Großherzogs Wilhelm III. anzutreten habe: Mit dessen Tod 1889 war der ottonische Mannesstamm der Nassauer erloschen, der walramische Stamm mit der Linie Nassau-Weilburg, deren Chef Herzog Adolph war, rückte nach.

Am 11. April 1889 wurde der "letzte Nassauer" in Luxemburg auf dem Thron vereidigt. Er regierte dort bis zum seinem Tod 1905. Fast 50 Jahre später wurde sein Sarkophag nach Weilburg überführt: Adolph von Nassau war in das Land seiner Väter heimgekehrt.

Die Ausstellung in der Landesbibliothek, Rheinstraße 55-57, ist noch bis zum 31. Oktober montags, dienstags und donnerstags von 9 bis 16 Uhr, mittwochs und freitags von 9 bis 16.30 Uhr und samstags von 9 bis 12.30 Uhr geöffnet. maf

Fliegende Zündkerze und Roller trafen zwei Autos

OBERURSEL. Zu schnell bog eine zwölfjährige Schülerin am Samstag gegen 21 Uhr mit einem nicht mehr versicherten Roller von der Oberurseler Hohemarkstraße nach links in die Dornbachstraße, kam nach rechts von der Fahrbahn ab, stieß gegen einen geparkten Personenwagen und stürzte.

Eine Zündkerze, die das Mädchen bei sich trug, flog durch die Luft und beschädigte ein weiteres Auto. Der Schaden liegt laut Polizeibericht bei mehr als 3000 Mark. w

Diebe suchten Geschäfte heim Einbrecher erbeuteten Geld - und Zigaretten für 7000 Mark

FRIEDRICHSDORF. Mehrmals eingebrochen wurde am Freitag und Samstag in Friedrichsdorf. Unbekannte Täter zertrümmerten die Glasscheibe eines Blumenladens am Houiller Platz und stiegen in das Geschäft ein. Sie durchsuchten die Räume und erbeuteten nach Angaben der Polizei ungefähr 300 Mark Bargeld. An einem Frieseurgeschäft in der Philipp-Reis-Passage zerschlugen Einbrecher ebenfalls eine Glasscheibe und stahlen etwa 500 Mark.

Auch in einen Fahrkartenschalter im Bahnhof drangen unbekannte Täter gewaltsam ein. Sie durchsuchten den Raum fanden jedoch weder Geld noch Wertgegenstände. Ein versuchter Einbruch ereignete sich bei einer Änderungsschneiderei in der Professor-Wagner-Straße, so die Bad Homburger Kriminalpolizei weiter. Den Einbrechern gelang es jedoch nicht die Eingangstür aufzuhebeln. jom

KRONBERG. Ein Friseurgeschäft in der Hainstraße, die Tankstelle in der Friedrichstraße und ein Wohnhaus Unter den Tannen wurden in der Nacht zum Samstag von Einbrechern heimgesucht. Im Friseurgeschäft erbeuteten sie 400 Mark aus der Kasse und in der Tankstelle für 7000 Mark Zigaretten. In dem Wohnhaus ließen sie zwei Perserteppiche, eine Armbanduhr, ein Goldbesteck und 70 Mark mitgehen, berichtet die Kripo. w

Ministerium wußte von den aidsverseuchten Blutkonserven Französische Bluter klagen die Regierung an / Politiker streiten Schuld ab / Tests aus finanziellen Gründen verschoben Von unserem Korrespondenten Hans-Hagen Bremer

PARIS, 26. Juli. Obwohl der einstige Staatssekretär für das Gesundheitswesen, Edmonde Hervé, wußte, daß Blutkonserven mit dem Aids-Virus HIV verseucht waren, haben französische Bluter im Jahre 1985 noch vier Monate lang weiter solche Transfusionen erhalten. Mit den Aussagen Hervés sowie des früheren sozialistischen Premierministers Laurent Fabius und der ehemaligen Sozialministerin Georgina Dufoix erreichte der seit einem Monat dauernde sogenannte Pariser Bluterprozeß am Wochenende einen spektakulären Höhepunkt. Die Erklärungen der drei Zeugen wurden vom Publikum im Gerichtssaal mit wiederholten Mißfallensäußerungen quittiert. Rund 1300 französische Bluter sind seinerzeit infiziert worden, was für 300 von ihnen inzwischen den Tod bedeutet hat.

Alle drei Politiker verschanzten sich weitgehend hinter der fachlichen Zuständigkeit ihrer Experten. Lediglich der Ex-Staatssekretär Hervé räumte ein, vom 20. Juni 1985 an von der Kontaminierung der Blutgerinnungsmittel gewußt zu haben. Eric Dupond-Moretti, der Anwalt einer der als Nebenkläger auftretenden Angehörigen der durch das verseuchte Plasma betroffenen Bluter, kündigte an, er wolle gegen alle drei Politiker eine Klage vor dem Haute Cour einreichen, dem für Straftaten, die von Politikern in Ausübung ihres Amtes begangen wurden, zuständigen Gerichtshof.

Angeklagt sind in dem Prozeß der frühere Leiter des staatlichen Transfusionszentrums CNTS, Michel Garetta, sowie drei weitere ehemalige hohe Beamte des staatlichen Gesundheitswesens, die dafür verantwortlich gemacht werden, daß 1985 aidsverseuchte Blutgerinnungsmittel an französische Bluter verabreicht wurden. Obwohl sie spätestens seit Anfang jenes Jahres von dem Risiko wußten und auch über die sogenannte Erhitzungsmethode zur Eliminierung des Virus informiert waren, wurde das kontaminierte Plasma noch bis zum Oktober 1985 verabreicht, um finanziellen Schaden vom CNTS abzuwenden. Die Anklage lautet auf Kommerzialisierung gefährlicher Produkte sowie auf unterlassene Hilfeleistung. Auf Grund einer sogenannten interministeriellen Entscheidung war die Einführung des systematischen Aids-Tests von Blutspenden am 9. Mai jenes Jahres aus finanziellen Gründen auf später vertagt worden.

Auf die Frage, wann sie von der Verseuchung der Gerinnungsmittel erfahren habe, erklärte die frühere Ministerin Dufoix, das Problem habe sich ihr damals nicht in dieser Form gestellt. Erst Mitte Juli sei sie durch eine Aktennotiz über die Erhitzungsmethode über bestehende Risiken informiert gewesen. "Ich war nicht auf dem laufenden", sagte sie, "aber ich wußte, daß es eine Gefahr gab." Angesichts der Sorgen, die damals wegen Aids aufkamen, habe man vor allem gefürchtet, bald überhaupt keine Blutspenden mehr zu bekommen. Ex-Premier Fabius, heutiger Parteichef der französischen Sozialisten, sagte aus, er habe im Juni 1985 gegen den Rat mehrerer Fachleute den systematischen Aids-Test von Blutspenden ab 1. August jenes Jahres durchgesetzt. Die Frage der Erhitzungsmethode sei ihm nie unterbreitet worden.

Olympiaprogramm

Montag, 27. Juli

BASKETBALL, Vorrunde, u.a. Angola - Deutschland, Männer (14,30 Uhr).

GEWICHTHEBEN, Entscheidung der Klasse bis 56 kg. (18,30 Uhr).

HANDBALL:, Vorrunde, u.a.: GUS - Deutschland, Männer, (16,00 Uhr).

HOCKEY, Vorrunde, u.a. Spanien - Deutschland, Frauen (17,30 Uhr).

JUDO: Schwergewicht der Frauen,(22,22 Uhr), Schwergewicht der Männer (22,28 Uhr).

RADSPORT: 1000 Meter Zeitfahren Männer, Entscheidung (20,00 Uhr).

SCHIESSEN, Luftgewehr Männer Entscheidung (12,30 Uhr), Sportpistole Frauen Entscheidung (14,00 Uhr).

SCHWIMMEN: 100 m Schmetterling Männer, 200 m Freistil Frauen, 400 m Lagen Männer, 200 m Brust Frauen, 4x200 m Freistil Männer (alles Entscheidungen, ab 18,00 Uhr).

KUNST-und TURMSPRINGEN, Turmspringen der Frauen, Entscheidung (15,00 Uhr).

FERNSEHEN: Die ARD überträgt die Olympischen Spiele von 9,00 Uhr bis 0,30 Uhr live. - Rund um die Uhr berichtet auch EUROSPORt über die Wettkämpfe.

Alkohol sorgte bei zwei Unfällen für hohe Schäden

OBERURSEL/GLASHÜTTEN. Unter Alkoholeinfluß stand ein Autofahrer, der am Freitag gegen 18.30 Uhr in Oberursel von der Nassauer Straße nach rechts in die Adenauer Allee einbiegen wollte, zu schnell in die Kurve ging und auf die Linksabbiegerspur geriet. Dort kam ihm ein Auto entgegen. Beim Versuch, nach rechts auszuweichen, übersteuerte der Wagenlenker und fuhr nach rechts auf eine 40 Zentimeter hohe Grünanlage, wo sein Wagen an einem Baum zum Stehen kam. Schaden 17 000 Mark. Die Polizei veranlaßte eine Blutprobe und stellte den Führerschein sicher.

Alkohol war auch bei einem Unfall Samstagnacht gegen 2.35 Uhr auf der Landstraße zwischen Eselsheck und Rotem Kreuz im Spiel. Der Fahrer, der laut Polizei vermutlich zu schnell fuhr, kam mit seinem Wagen ins Schleudern und prallte so heftig gegen die Leitplanke, daß das Fahrzeug nicht mehr fahrtüchtig war und abgeschleppt werden mußte. Der Beifahrer erlitt eine Platzwunde am Kopf, berichtet die Polizei. Schaden 11 300 Mark. w

Türspion ausgewechselt, 4000 Mark gestohlen

OFFENBACH. Trickdiebe haben einer 86jährigen Rentnerin aus ihrer Wohnung in der Hermannstraße 4000 Mark gestohlen. Wie die Polizei berichtet, klingelten bei der Frau zwei Männer in blauen Monteuranzügen und mit Werkzeugkästen ausgerüstet. Sie gaben an, im Auftrage des Vermieters den Spion an der Wohnungstür auswechseln zu müssen. Nach getaner Arbeit erbat einer der Männer von der Frau ein Glas Wasser, der andere durchsuchte die Wohnung. Die Trickdiebe sollen etwa 24 bis 27 Jahre alt sein. Einer ist von kräftiger Figur und trägt einen rötlichen Vollbart. lz

Samaranchs Gruß

Die meisten Zuschauer sind sich einig: Die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Barcelona ist ein freudiges Fest gewesen, eine Zeremonie des Mittelmeers ohne Supermänner, Goofies und kaltes Massenturnen. Die Organisatoren haben in dem Kernstück der Feier die griechische Mythologie zu Hilfe genommen und Altes, Währendes und Umfassendes gezeigt. Der Auftakt in Barcelona hat der Welt ein Stück Mittelmeer - ein Stück Europa? - nahegebracht, in dem der Mensch vor der Maschine kommt.

Aber das Olympia-Fest dauerte zu lange. Spanische Operndiven sangen Arien, damit ein Compact-Disc von der Feier entstehen kann. Symbol für die enormen finanziellen Interessen, die sich nicht mehr hinter Olympia verbergen, sondern ganz offen auftreten. Die Arien waren letztlich ein Gruß von IOK-Präsident Samaranch, der die Spiele "der Zeit angepaßt" hat.

Die Athletinnen und Athleten aus Bosnien-Herzegowina und Kroatien haben nach denjenigen Spaniens am meisten Applaus erhalten. Das Publikum in Barcelona verstand. Die Organisatoren hatten während der Olympischen Spiele einen Waffenstillstand im Kriegsgebiet gefordert. Doch am Sonntag schossen beide Seiten weiter. Die griechischen Zeiten Olympias sind vorbei. Die Welt ist 2500 Jahre älter geworden - auch 2500 Jahre egoistischer und zynischer?

og (Barcelona)

GOLF

DUTCH OPEN in Hilversum/Niederlande (1,8 Millionen Mark), Stand nach der dritten Runde: 1. Langer (Anhausen) 205 (68/68/68), 2. Mouland (Wales) 206 (68/66/72), und McLean (England) 206 (69/67/70), 4. Stewart (USA) 207 (69/75/63).

Stadt plant einen Friedhof für Tiere Bei Bad Vilbel: Anwohner sind dagegen

FRANKFURT-NORD. Wenn in Frankfurt der beste Freund des Menschen das Zeitliche segnet, geraten die Hinterbliebenen oftmals in die Bredouille. Den Leichnam einfach im Garten zu verbuddeln, verbietet das Gesetz, die Problemlösung per Tierkörperbeseitigungsanstalt das eigene Gewissen. Der Tierfriedhof in Bad Homburg ist seit Jahren überfüllt, eine vergleichbare Stätte gibt es in Frankfurt nicht. Noch nicht: Schon in wenigen Monaten will die rot-grüne Stadtregierung am Heiligenstock einen Tierfriedhof anlegen.

Den Anstoß zu dem Projekt gaben Ende 1991 mehrere Hunde- und Katzenfreunde, die die Vorstellung unerträglich finden, ihre Vierbeiner könnten dereinst in Niederwöllstadt enden. Dort steht seit 1970 die für Südhessen zuständige Tierkörperbeseitigungsanlage. Und was darin mit den Tieren geschieht, findet Frank Heudorf "nicht sonderlich pietätvoll".

Heudorf ist Referent im Dezernat für Frauen und Gesundheit, das - so kurios es klingt - für den geplanten Frankfurter Tierfriedhof zuständig ist ("alle anderen haben sich davor gedrückt"). Nach einer parlamentarischen Anfrage machte sich das Dezernat Anfang 1992 auf die Suche - und wurde im Norden fündig: Auf einem 10 000 Quadratmeter großen Gelände zwischen dem Friedhof Heiligenstock und der Stadtgrenze von Bad Vilbel soll der Tierfriedhof entstehen.

Das Areal wird derzeit noch von einem Landwirt beackert, den Pachtvertrag aber hat die Stadt "zum Sommer-Ende" gekündigt. "Theoretisch", sagt Heudorf, könnte dann mit den Bauarbeiten begonnen werden - stünden da nicht "vier oder fünf Anwohner" im Wege.

Die Berkersheimer, die in unmittelbarer Nähe des geplanten Friedhofs wohnen, fürchten um ihre Ruhe: Durch permanente Bestattungen und Besuche werde es am Stadtrand zu "regem Verkehr" kommen. Das freilich bezweifelt Heudorf. Besucher müßten ihre Autos auf dem bereits vorhandenen Parkplatz am Heiligenstockweg abstellen, lediglich "ein oder zwei Behindertenparkplätze" sollen direkt am Tierfriedhof entstehen.

"Es wird keine exorbitante Belästigung geben", versichert der Referent, der zuversichtlich ist, daß die Bürgerproteste wieder abflauen werden. Im August oder September könne dann bereits die Trägerausschreibung beginnen - schon jetzt sind diverse "Tierschutzvereine und Gartenbaubetriebe" im Gespräch.

Wie genau der Tierfriedhof - der mitten im geplanten Grüngürtel liegt - aussehen wird, das vermag derzeit noch niemand zu sagen. Eines jedoch steht fest: "Die Anlage soll nicht zu sehr an einen menschlichen Friedhof erinnern." Große Denkmäler, wie etwa in Amerika oder Paris, wird es nicht geben, "höchstens kleine Grabsteine mit Inschriften". Gegen Kreuze will der Frankfurter Stadtdekan Klaus Greef gar persönlich intervenieren - "das hat immerhin mit Glauben zu tun, und dazu sind Tiere ja nicht fähig".

Die Liegedauer am Heiligenstock soll "auf drei Jahre mit Verlängerungsoption" festgelegt werden. 150 bis 200 Mark werden die Herrchen und Frauchen dafür berappen müssen. "Die emotionale Bindung ans Tier" (Heudorf) hat eben ihren Preis.

Aber nicht jeder, der will, wird sein Haustier auf dem neuen Frankfurter Tierfriedhof begraben können. Vögel, Katzen und kleine Hunde werden in den Gräbern mühelos Platz finden.

Bei "Doggen und Bernhardinern" wird's dagegen schon schwierig. Heudorf: "Wer sich aber ein Nilpferd in der Badewanne hält, der wird auch am Heiligenstock "keine Chance" haben (siehe dazu auch Kasten und Bild Seite 5). ind

Vier Tore innerhalb von nur acht Minuten

Neukirchen - Bürstadt 5:1 (1:1)

Mit einem unerwartet deutlichen Sieg gegen den VfR Bürstadt startete der Aufsteiger SC Neukirchen in die Saison. Die Mannschaft von Trainer Nico Semlitsch geriet zwar schon nach sechs Minuten durch Vukadinovic in Rückstand, aber dann drehten die Nordhessen allmählich auf und übernahmen immer mehr die Initiative. Nachdem Thorsten Müller der Ausgleich gelang, war der Bann gebrochen.

Erst Mitte der zweiten Halbzeit schlug sich die Überlegenheit der Platzherren auch in Toren nieder. Andreas Schmier brachte den Neuling erstmals in Führung und dann brach das Unheil über die Südhessen herein: Innerhalb von acht Minuten mußten sie vier Tore hinnehmen, darunter einen von Schlösser verursachten Foulelfmeter, den Rickert sicher verwertete. lhe

Neukirchen: Seum; Winkler, Englert, Bayer, Schmier (86. Walper), Sicaja, Rickert, Münn, Losekam, Th. Müller, Wendler (82. Meckbach).

Bürstadt: Schäfer; Vukadinovic, G. Müller, Eichhorn, Gräf, Schlösser, Ramadani (57. Gronbach), Glaser, Hahn, Foale (70. Dörrich), Kar.

Tore: 0:1 Vukadinovic (6.), 1:1 Th. Müller (22.), 2:1 Schmier (73.), 3:1 Rickert (74., Foulelfmeter), 4:1 Wendler (79.), 5:1 Losekam (81.).

Schiedsrichter: Kiefer (Vellmar).

Zuschauer: 1200.

Alkohol im Spiel: Gegen parkendes Auto gefahren

OFFENBACH. Seinen Führerschein ist ein offensichtlich angetrunkener Autofahrer los, der am Samstag gegen 22 Uhr in der Waldstraße einen Unfall verursachte. Er stieß gegen einen parkenden Wagen und schob diesen gegen ein weiteres Vehikel. Schaden: knapp 10 000 Mark. Der Fahrer verletzte sich leicht, die Polizei veranlaßte einen Blutprobe. lz

Beim Freiluft-Theater total ging es am Samstag nicht nur in der Schauspiel-Hölle heiß zu Leben, Liebe und Lust à la Hollywood Drei Stücke in vier Stunden Von Joachim Mohr

BAD HOMBURG. Freiluft-Theater total beim Homburger Sommer: Drei Stücke, drei Ensembles, drei Bühnen gab's am Samstag nachmittags und am frühen Abend zu genießen. Kurhausvorplatz, Kurpark und Schloßhof: Insgesamt über 20 Schauspieler - Laien und Profis - kämpften gegen das Böse und für das Gute, liebten und schlugen sich, lachten und weinten. Vier Stunden sommerlich-leichter Kunstgenuß: Straßentheater, Komödie und Kindersingspiel aus der Antike, dem Mittelalter und der Märchenwelt.

Los ging's im "Pararadies" mit der Rückkehr von Alkestis. Das N.N.-Theater aus Köln hat das Stück "Alkestis" des griechischen Dichters Euripides - die einzige griechische Tragödie mit Happy-End - zu einem mitreißenden Theaterspektakel voller Witz und schwarzem Humor umgeschrieben. Die Geschichte ist schnell erzählt: Die schöne Alkestis steigt in die Hölle, um ihren Mann Admetos vor dem Tod durch einen Fluch zu bewahren. Ihre Schwester, die Wilde Hilde, befreit sie aus den Fängen des Teufels und bringt die Liebenden wieder zusammen. Liebe, Lust und Leidenschaft - die Geschichte hat alles, mehr kann selbst Hollywood nicht bieten.

Dabei treten ganz neue Aspekte zu Tage: Beispielsweise fehlt in der Hölle eine Gewerkschaft. Die Arbeitsbedingungen der Seelenwäscherinnen, die "mit einem Schuß päpstlicher Unfehlbarkeit" aus alten Seelen runderneuerte fabrizieren, sind unerträglich. Die Bad Homburger Frauen werden es verstanden haben: "Liebe Frauen, Waschen ist bei dieser Temperatur erst die Vorhölle, Bügeln ist die echte Hölle!", klagt eine Gespielin des Teufels. Mancher Zuschauerin kam sicherlich auch das anzügliche Verhalten des Teufels aus ihrer eigenen Umgebung bekannt vor. "Komm doch mit in meinen Doppelsarg", flötete der Satan der verwirrten Alkestis ins Ohr.

Die sechs Schauspieler und Schauspielerinnen sprühten vor Sinnlichkeit und Spielfreude. Frech und fröhlich räuberten sie in Euripides Stück mit der Absicht, jeden Altphilologen zum Herzinfarkt zu treiben. Allein die griechischen Wettergötter störten den Theatergenuß auf geradezu perfide Weise: Sie machten das Schöne zur Qual. Blauer Himmel und Sonne - es war zu heiß auf dem Kopfsteinplaster des Kurhausvorplatzes. Den Eisschleckern im Kurhauscafé gehörten die besten Plätze. Sie besaßen das schützende Privileg der Sonnenschirme. Die meisten anderen Zuschauer schmorten wie in der Hitze der Hölle.

Wer gut zu Fuß war und sich nicht dafür interessierte, daß sein Deodorant versagte, der spurtete nach dem Ende des Stücks zum Elisabethenbrunnen in den Kurpark und verpaßte höchstens zehn Minuten vom Beginn des Kindersingspiels "Gretel und Hänsel". Die Aufführung hatte von Anfang an einen entscheidenden Vorteil gegenüber "Alkestis": Schattenspendende Schirme und Bäume waren gut im Zuschauerraum auf der Wiese plaziert.

In der im Jugendhaus E-Werk von Sozialarbeiter Otto Mayr mit Kindern aus Bad Homburg einstudierten Inszenierung dominierten naturalistische Elemente. Wer unbedingt wollte, durfte auch mit Schnuller als Gespenst auftreten. Kinder und Erwachsene waren begeistert, einige kleine Theaterfreunde von der Intensität und Wirkung des Spiels sichtlich beeindruckt. "Die Hexe ist nur im Stück tot, sonst lebt sie doch noch, oder?" fragte ein Mädchen im Kindergartenalter ihren Vater, besorgt um das Schicksal der Schauspielerin.

Eine Stunde Verschnaufpause, dann präsentierte das Ludwig-Thoma-Theater aus München mit "Pampeluna" im Schloßhof um 18 Uhr ein Lustspiel aus dem Mittelalter. Theaterfreunde, die schon seit 15 Uhr unterwegs waren, zeigten sich bereits vor Beginn des Stücks begeistert: Neben Schattenplätzen gab es hier Ebbelwei, Bier und Mineralwasser. An die 400 Besucher sahen sich die gedoppelte Betrüger-Komödie an. Zwei Halunken legen sich gegenseitig rein und werden noch von einem kleinkriminellen Schäfer betrogen.

Das Stück besitzt Ähnlichkeiten sowohl mit der italienischen Commedia dell'arte wie auch mit der französischen Farce. Die Handlung ist derb: Es werden Klistire verabreicht, es wird gefurzt und geschissen. Alles natürlich nur zum eigenen Vorteil, um den anderen zu täuschen und zu hintergehen. Die Schauspieler agierten leider nur mittelmäßig, zu oft entschärften sie das Vulgäre und Böswillige. Der Schloßhof als Raum und indirekt auch Kulisse für Theateraufführungen hat sich bewährt. An lauen Sommerabenden sitzen die Zuschauer dort selbst auf Bierbänken besser als in jedem Theater.

Premiere mit Rock und Sturm Kronberger erprobten Berliner Platz erfolgreich als Bühne

KRONBERG. Es war eine Premiere. Der Berliner Platz als Freilichtbühne für Musiker und Kabarettisten bestand am Freitagabend seine Feuerprobe. "Kronberg im Sommer", KIS abgekürzt, verkündete ein Transparent, das vom Balkon des "Tortenstücks" baumelte. Unter einem großen Sonnenschirm war eine provisorische Bühne aufgebaut, die sich als eng, aber durchaus brauchbar erwies. Zwar funktionierten die Mikrophone manchmal nicht, und der Zeitplan kam durcheinander, doch das störte weder die Akteure noch ihr Publikum.

Das lagerte bäuchlings auf mitgebrachten Decken, drängte sich auf dem Brunnenrand vor dem plätschernden Sprudel, stand oder rückte sich die bereitgestellten Bänke zurecht. Wem die Musik zu laut war, um sich dabei zu unterhalten, der zog sich in den Schulgarten zurück. Andere drängten sich vor dem Stand für Bier und Apfelwein. Wer gekommen war, hatte sich aufs Bleiben eingerichtet. Mit fetziger Musik ging's los. Die Band "Root 66" um Beatles-Fan Oliver Mauder heizte an dem ohnehin heißen Abend die Stimmung an.

Dann versuchte sich das Trio "MMK", Frank Müller, Jens Müller und Stephan Kunz, als Kabarettisten. Angekündigt waren gnadenloser Humor und eine atemlose Jagd durch die Fettnäpfchen, doch der Humor entpuppte sich nur allzuoft als müde Kalauer, und in den Fettnäpfchen rutschten Müller, Müller und Kunz zumeist selber aus. Das Publikum aber war nicht allzu kritisch, lachte bereitwillig und geizte nicht mit Applaus.

Um 22 Uhr, als eigentlich das Programm schon zu Ende sein sollte, überließen "MMK" das Podium "Spilling the Juice" zu ihrem Heimspiel. Die Gruppe kam noch gerade über die Runden, ehe der Sturm losbrach und mit beängstigenden Böen die letzten Unentwegten vom Platz trieb. AW

Vizemeister in die Aufstiegsrunde ?

Möglicherweise hat auch der hessische Oberliga-Vizemeister dieser Saison die Chance an der Aufstiegsrunde zur Zweiten Bundesliga teilzunehmen. Die drei Aufsteiger sollen in drei Vierer-Gruppen ermittelt werden. Da es in Deutschland aber nur elf Oberligen gibt, würde der zwölfte Platz frei sein. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) plant daher, den letzten freien Platz mit dem Vizemeister aus Hessen, Bayern oder Baden-Württemberg zu besetzen. Falls dieser Vorschlag beim DFB-Bundestag im November angenommen werden sollte, müßten die betroffenen Vereine eine Qualifikationsrunde spielen. hu

Montag, 27. Juli

Theater Keine Vorstellungen Musik Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Declan Downey.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Countdown. Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Hank English Solo.

Cooky's, Am Salzhaus 4: 22 Uhr, B.L.A. & Raggamuffin Sound System. Kino / Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 18 im Anzeigenteil. Museen / Galerien / Führungen Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo". Kinder Merian-Spielplatz, Bornheim: 13 bis 18 Uhr, Ferienspielaktionen (6 bis 14 J.). Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

Schach-Treff im Bethmannpark, Friedberger Anlage: ab 18 Uhr, Schach für alle, Blitzturniere, Freilandschach.

Hausfrauen-Bund: 14 Uhr, Bridge-Nachmittag, Haus Dornbusch; 14 Uhr, Kegelnachmittag, Ginnheimer Turnhalle.

Single-Treff: 20 Uhr, "Nanu", Falltorstr./Ecke Berger Straße, Info Tel. 06102 / 3 85 43.

Freundeskreis Liebenswertes Frankfurt: 18 Uhr, Stammtisch; Gaststätte Bürgerhaus Südbahnhof.Blutspendetermine Blutspendedienst Hessen des DRK:

Dienstag, den 28. 7. 1992, 9 bis 19 Uhr, in Niederrad, Blutspendezentrale, Sandhofstraße 1.

Dienstag, 21. 7., 15.30 bis 20 Uhr, Bornheim, DRK-Heim, Burgstr. 95.

Apotheken Folgende Apotheken sind von Montag, 8.30 Uhr, bis Dienstag, 8.30 Uhr, dienstbereit:

Alexander-Apotheke, Sindlingen, Sindlinger Bahnstraße 22-26, Telefon 37 42 42; Distel-Apotheke, Fechenheim, Wächtersbacher Straße 25, Telefon 41 80 10; Eulen-Apotheke, Sossenheim, Siegener Straße 1, Telefon 34 44 64; Hellerhof- Apotheke, Mainzer Landstraße 372, Telefon 73 59 17; Hubertus-Apotheke, Bornheim, Wiesenstraße 34, Tel. 45 66 08; Humboldt-Apotheke, Eckenheimer Landstraße 56, Tel. 55 98 85; Main-Apotheke, Schwanheim, Martinskirchstraße 64, Tel. 35 54 19; Nordend-Apotheke, Ekkenheim, Engelthalerstraße 9, Tel. 54 43 10; Römer-Apotheke, Heddernheim, Brühlstraße 19, Tel. 57 17 85; Schweizer Apotheke, Sachsenhausen, Schweizer Straße 47, Telefon 61 60 67; Struwwelpeter-Apotheke, Im U-Bahnhof an der Hauptwache, Telefon 28 55 49; West-Apotheke, Bockenheim, Leipziger Straße 57, Tel. 77 70 77.

Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden.

Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265, und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Tel. 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 23 Uhr Dr. Bodo von Rhein, Jacques-Offenbach-Straße 14 b, Offenbach, Tel. 84 64 28; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht: Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Jugendliche:1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51

Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung (bis 3. 8. geschlossen); Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 93); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Richard Diebenkorn - Fotoausstellung (bis 23. 8.); Lücke TPT - Gemeinschaftsbilder (bis 23. 9.)..

Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Algighiero Boetti, Barbara Klemm, Charlotte Posenenske, Peter Roehr (bis 1. 7.); Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.).

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr, Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".

Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, Sa., 14 Uhr, So., 11 Uhr, sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 33 71; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellung "Werkstätten der Humanität - 250 Jahre Freimaurer in Frankfurt" (bis 2. 8.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.

Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.

Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92).

Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I u. II; Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.

Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212-38471: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Dauerausstellung "Von der Urhütte zum Wolkenkratzer". Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.

Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer-, sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Sehnsucht Jerusalem" - Fotos (bis 12. 8.).

Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 358 96: wegen Umbau geschlossen bis 15. 8.

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So. 10-17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellungen - "Fremdes Geld" & "Gold aus Mali" (bis 11. 10.).

Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Die Künstlerpostkarte - "Von den Anfängen bis zur Gegenwart" (bis 13. 9.).

Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Tel. 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Autographen der Goethezeit (bis 31. 8.).

Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 9.30 bis 20 Uhr; Dauerausstellung "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts"; Sonderausstellung "Über Schnaken, Käwwern und immergrüne Blätter zum Gelbärgern - der Zeitungsmann Adolf Stoltze" (bis 30. 10.); Sommerausstellung, "Alt-Frankfurt auf der Bühne - Adolf Stoltze und das Theater" (bis 31. 7.).

Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".

Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U-Bahn".

Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr, bei Fahrbetrieb 10-17 Uhr, Fahrtage am 2. u. 16. August.

Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".

Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr; Ausstellung "Kinder aus Rußland zeichnen 'Struwwelpeter' neu" (bis 31.10.).

Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche; Jörg Stein - "Calf - Installation" (bis 6. 9.).

Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.

Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr.

Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.

Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).

Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.

Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.

Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.

Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.

Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr; Edvard Munch in Frankreich (bis 9. 8.).

Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.

Galerie Loehr, Alt Niederursel 41, Tel. 57 58 55: Di. bis Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Gerald Domenig / Thomas Bechinger (bis 31. 7.).

Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Di. bis Fr., 11-18 Uhr, Sa., 10-14 h; Loic Le Groumellec (bis 31. 7.).

Galerie der Dresdner Bank, Geschäftsstelle Schillerstr. 19: während der Geschäftszeiten; Susanne Melchert - Arbeiten auf Papier (bis 31. 7.).

Galerie Wolfhard Viertel, Robert-Mayer-Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Joachim Kuhlmann - "Skulpturen & Zeichnungen (bis 31. 7.).

Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6, Tel. 72 80 15: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Max Neumann - Arbeiten auf Papier, Mischtechniken 1991 (bis 1. 8.).

Durhammer Galerie, Klingerstr. 8, Tel. 28 92 93: Horst Schwitzki, Horst Bartnig (bis 1. 8.).

Galerie von Miller, Braubachstr. 33, Tel. 69 29 19: Di. bis Fr., 12 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Alte Stammeskunst aus Afrika & Ozeanien "Die Perle" (bis 1. 8.).

Galerie Schwind, Braubachstr. 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11-14 h; Halle Junge Kunst - Malerei; Hans Aichinger - Holzschnitte (bis 5. 8.).

Galerie Raphael, Grüneburg Weg 89, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Mircea Schlotter - "Acryl auf Leinwand und Papier - Lichtobjekte" (bis 8. 8.).

Aurum Galerie für Schmuck, Oppenheimer Landstr. 42, Tel. 62 77 26: Di. bis Fr., 10 bis 12 und 14 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; "Kunstoff" - Objekte und Schmuck aus Kunststoff (bis 8. 8.).

Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 730 60 00: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Inge Jastram, Hans-Ruprecht Leisz - Zeichnungen, Graphik & Arbeiten auf Papier (bis 13. 8.).

Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel. 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr; Grafik des Kapitalistischen Realismus (bis 20. 8.).

Galerie Timm Gierig, Leinwandhaus., Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 13 und 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr; Edgar Augustin - Plastik und Zeichnungen (bis 20. 8.).

Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 79 07: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Die Radierung - Beispiele aus der Werkstatt Zein in Wien (bis Ende August). Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel. 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Walter Stöhrer - "Neue Radierungen" (bis 28. 8.).

Galerie Helmut Papst, Saalgasse 26, Tel. 297 73 53: Di. bis Mi., 17 bis 20 Uhr, Do. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr; Josef Scharl, Paul Kleinschmidt, Oskar Kokoschka, Maurice Cockrill, Hughie O'Donoghue, Arturo di Stefano, Douglas Portway - "Grafik" (bis 29. 8.).

Thanka, Eckenheimer Landstr. 126, Tel. 55 72 61: Mo. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Kelimarbeiten (bis 31. 8.).

Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Leonardo Fretta, Romano Furlani, Albano Morandi (bis 5. 9.).

Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 741 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Künstler der Galerie (bis 5. 9.).

Frankfurter Kunstkabinett, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Stefan Plenkers - Gemälde und farbige Tuschen (bis 25. 9.). Ausstellungen Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr; Wolfgang Krause Zwieback/H.-Christoph Bigalke/Erwin Stache - "Das ausgestellte Tafü-Lafö - Fotos, Sprachen, Zeichnungen, Klang, Objekte" (bis 30. 7.).

Maingas Galerie, Unter der Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Künstler aus den Neuen Bundesländern - "Lebens Energie" (bis 31. 7.); Barbara Kemper - Moderne skripturale Malerei (bis 1. 8.).

Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr; Walter Jens - Bücher- & Dokumentenschau (bis 31. 7.).

Palais Jalta, Bockenheimer Landstr. 102: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, "Juden und Antisemitismus in Rußland 1900 bis 1990" (bis Ende Juli).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4, Tel. 29 06 58: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr; Internationaler Plakatwettbewerb zum Umweltgipfel in Rio (bis 2. 8.).

Dormitorium im Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Rolf Böttcher - Imagination der Zeit (bis 2. 8.).

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie Ost am Palmenhaus: "Faserpflanzen" (bis 16. 8.);Foyer der Galerie am Palmenhaus: Petra Levis - "Schatten Ranken Blüten" (bis 2. 8.).

Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr; Peter Hankel - "Arbeiten 1990-1992" (bis 7. 8.).

Gästehaus Goethe-Universität, Ditmarstr. 4: Martha Zuik, Oscar Manesi, Silvia A.P. Moreno, Zulema Maza - Graphische Blätter (bis 9. 8.).

Romanfabrik, Uhlandstr. 21: André Kopp & Wolfgang Schaller - "Fotos & Hologramme von Lust und Liebe" (bis 19. 8.).

Amerika-Haus, Staufenstr. 1: Mo. bis Fr., 9 bis 17.30 Uhr, Nikolaus Troxler - "Jazz Posters" (bis 14. 8.); Georg Lopata - "Bilder aus Atlanta & Georgia" (bis 28. 8.).

Saturn-Hansa, Berger Str. 125-129, Studio Nr. 1, I. OG: Manuela Schubert - Bilder (bis 20. 8.).

Naxos-Halle, Waldschmidtstr. 19: tägl. 10 bis 19 Uhr, Führungen sonntags, 11 Uhr; "In der Tradition der Moderne - 100 Jahre Metallgewerkschaften" (bis 23. 8.).

Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20: 9 bis 12 Uhr, Mi., 15 bis 17 Uhr, Bilder behinderter Mitarbeiter der Praunheimer Werkstätten (bis Ende Sept.).

Sozial- und Reha-Zentrum West, Alexanderstr. 92, Tel. 78 99 30: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr; Gick Isac Levy (bis Ende Oktober).

Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".

Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).

Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, Fr. 10 bis 12 Uhr; Treppenhaus-Ausstellung - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".

Jazzer haben ein neues Domizil Premiere im Bootshaus Undine: Stimmung gut, Andrang groß

OFFENBACH. Unter den schattigen Bäumen war nicht mehr viel Platz. Frau Wirtin war sehr zufrieden und spendierte deshalb spontan für die über 200 Gäste ein Faß Freibier. Auch Tilmann Gasch, Vorsitzender der Jazz e.V., und Gerhard Heil, Vorsitzender der Rudergesellschaft Undine, waren sehr angetan über den Verlauf des Experiments "Sportler und Musiker unter einem Dach". Der Andrang und die Stimmung bei dieser Premiere im Bootshaus Undine jedenfalls waren mehr als gut.

Der vor einem Jahr gegründete Verein der Jazzer und ihrer Fans will die heimische Jazz- und Kulturszene fördern, organisiert deshalb Konzerte, suchte bislang aber noch nach dem richtigen "Konzertsaal". Bei Undine-Wirtin Marieta Held und Chefkoch Mustpaha Khuoja wurden die Jazzer fündig.

Alle drei Wochen soll jetzt samstags ab 17.30 Uhr je nach Wetterlage im oder vor dem Undine-Bootshaus auf dem Fechenheimer Mainufer ein Konzert gegeben werden. Zur Premiere spielte die OFFJAZZGROUP mit Tilmann Gasch (Alt- und Sopran-Sax und Flöte), Dr. Volker Bellmann (Piano und Keyboard), Artur Hartmann (Baß) und Herbert Müller (Schlagzeug). Am 15. August spielt Harald Blöcher mit seiner "Tailgate Jazzband", am 5. September dann Herbert Bohn mit seinen "New Orleans Four".

Wenn es Herbst und Winter wird, finden die Konzerte der zwölf im JAZZ e.V. zusammengeschlossenen Jazz-, Blues- und Rockjazz-Formationen im Drei- Wochen-Rhythmus und unter dem Motto "Easy-Listening-Jazz" wechselweise freitags im Bootshaus, ab 22.30 Uhr, oder ab 19 Uhr im Büsing-Palais statt. lz

Theater Keine Vorstellungen Musik Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Declan Downey.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Countdown.

Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Hank English Solo.

Cooky's, Am Salzhaus 4: 22 Uhr, B. L.A. & Raggamuffin Sound System.

Olympiaprogramm

Olympiaprogramm

Olympiaprogramm

Die Feinabstimmung fehlt noch Cyrys und Kistner trafen / Kassel - Egelsbach 1:1 (0:0)

Beide Mannschaften waren wohl in erster Linie froh, am ersten Spieltag der hessischen Fußball-Oberliga nicht gleich verloren zu haben. Wie anders sollten sonst auch die Statements der beiden Trainer zu bewerten sein? "Aus Kassel einen Punkt mit nach Hause zu nehmen, ist viel wert", zeigte sich Egelsbachs Coach Herbert Schäty mit dem Gebotenen ebenso zufrieden wie sein Kasseler Kollege Ede Wolf, der schließlich feststellte: "Egelsbach zählt immerhin zu den Favoriten in diesem Jahr." Also freuten sie sich über das 1:1-Unentschieden, das den von ihnen betreuten Teams einen Fehlstart in die neue Saison ersparte.

Ob die Egelsbacher wirklich zum engeren Favoritenkreis zu zählen sind, müssen sie im Laufe dieser Saison erst noch beweisen. Im Kasseler Auestadion wirkten sie zwar über weite Strecken der Partie kompakter und spielerisch abgeklärter, als die stark verjüngte Kasseler Elf. Zudem hatten sie in Aleksic einen exzellenten Techniker, der von Franusch und Neuzugang Skarica gut unterstützt wurde und der mit Sven Müller gut harmonierte, doch es wurden auch Mängel in der Mannschaft deutlich. Vor allem in der letzten halben Stunde, als sich die Kasseler "aus der Rückenlage heraus", wie es KSV-Coach Ede Wolf formulierte, gewaltig aufbäumten und Egelsbachs Abwehr etliche Male durcheinanederwirbelten.

Die Hoffnung der Gäste, den von Cyrys nach Vorarbeit von Aleksic erzielten 1:0- Vorsprung über die Zeit zu retten, erfüllte sich nicht. Glück hatten die Egelsbacher zunächst in der 74. Minute, als der zu ungestüm agierende Arndt nach einer Flanke Kistners das Leder über das leere Egelsbacher Tor drosch. Doch sieben Minuten später blieb den Gastgebern der Erfolg nicht mehr verwehrt. Zimmermann, der mit zunehmender Spielzeit immer mehr in die Rolle eines Spielmachers schlüpfte, zirkelte einen Freistoß in den Egelsbacher Strafraum, in dem Kistner fast auf Tauchstation ging und den Ball mit dem Kopf so genau traf, daß sich der aus Weinheim gekommene neue Egelsbacher Schlußmann Mathias Arnold vergebens streckte.

Trotz der Gluthitze, die im Auestadion herrschte, boten beide Mannschaften den Besuchern beim Saisondebüt bis zum Schlußpfiff des oft kleinlichen, dann aber wieder die neue Rückspielregelung ignorierenden Unparateiischen ein temporeiches Spiel. Die Kondition stimmte demnach auf beiden Seiten. Die spielerische Feinabstimmung muß noch erfolgen, erst danach wird eine Standortbestimmung möglich sein. HORST BIESE

Kassel: Kneuer; Deppe, Schmidt, Arndt, Dickhaut, Matys, Höhle (63. Becker), Kistner, Liebers, Zimmermann, Cakici (77. Jordache).

Egelsbach: Arnold; Strich, Krapp, Bellersheim, Dörr, Kaiser, Cyrys, Skarica (90. Schmidt), Müller (73. Michel), Franusch, Aleksic. Schiedsrichter: Clemens (Eichenzell).

Tore: 0:1 Cyrys (56.), 1:1 Kistner (81.).

Zuschauer:2000.

19. Fußball-Turnier um den Main-Pokal in Klein-Krotzenburg Spielertrainer Krause trotz Turniersieg böse Mit dem Gezeigten seiner Germania-Spieler im Finale gegen die Sportfreunde unzufrieden

"Wir spielen wie die Amateure", schimpfte Spielertrainer Walter Krause vom Landesliga-Aufsteiger SG Germania Klein-Krotzenburg unmittelbar nach dem 1:0-Erfolg im Endspiel um den Fußball-Mainpokal gegen die Seligenstädter Sportfreunde.

Vom Erfolg her hätte der 38 Jahre alte langjährige Bundesliga- und Amateur- Nationalspieler allen Grund zur Freude gehabt, denn die gastgebenden Klein- Krotzenburger waren 18 Jahre lang vergeblich einem Erfolg im wohl populärsten Amateurfußball-Turnier Hessens nachgelaufen und wurden damit als ranghöchster Klub im Offenbacher Ostkreis ihrer Favoritenrolle gerecht.

Warum schimpfte Krause wie ein Rohrspatz? Er war mit den spielerischen Leistungen seiner Teamgefährten nicht einverstanden, zumal der Bezirksoberligist im Finale keinen Deut schwächer war und besonders nach dem Wechsel dem Führungstor beziehungsweise später dem Ausgleich nahe war. Miguel Moreiras erlöste in der 38. Minute die eigenen Fans unter den 1000 Endspiel-Besuchern.

Im Spiel um Platz drei erlebten 700 Zuschauer einen 1:0-Sieg des FC Alemannia Klein-Auheim gegen einen klar überlegenen Türkischen SV Seligenstadt. Roland Spielmann (52.) schloß einen der wenigen Konter erfolgreich ab.

Zufriedenheit bei den Siegern der Plazierungsspiele, leichter Hader bei den Verlierern - unter dem Strich jedoch eine freundschaftliche Stimmung bei den vier Top-Teams des 19. Mainpokal-Turniers. Akzeptable Bilanzen beim SV Zellhausen (5:3-Punkte in den Gruppenspielen) und der TSG Mainflingen (4:4), weniger Glanz bei der Sportvereinigung 1912 Seligenstadt (der Bezirksoberliga-Aufsteiger geriet mit 3:5-Zählern überraschend in die Miesen) und der Spvgg. Hainstadt sowie vor allem beim TuS Froschhausen und TuS Klein-Welzheim. Die nach zahlreichen Entscheidungsspielen aus der Bezirksliga abstiegenen Welzheimer mußten die rote Laterne vom Triebweg mit nach Hause nehmen. Der einzige kleine Trost für Klein-Welzheim: Die "Alten Herren" zeigten beim Turnier dieser Altersklasse alte Klasse. Im AH-Finale setzten sie sich 5:4 nach Penalty-Schießen gegen die Spvgg. 1912 Seligenstadt durch.

Ab dem 13. Juli stand der Klein-Krotzenburger Sportplatz an elf Spieltagen im Blickpunkt des Fußballinteresses im Offenbacher Ostkreis. Wiederum wurden rund 8000 Zuschauer, davon allein etwa 1000 beim Finale, registriert. "Bei der 14. und 15. Veranstaltung hatte es einmal einen Einbruch gegeben, was jedoch an der Terminierung nach Runden-Ende lag", erinnert sich Fußball-Chef Bernd Krebs vom diesjährigen Ausrichter. Neben der hohen Akzeptanz durch die Fans und dem im Regelfall guten spielerischen Niveau macht der lokale Charakter die einmaligen Werte aus. "Die Neuzugänge, das Experimentieren kurz vor Rundenstart, aber auch die Erfolge einiger Klubs (Aufstiege durch Germania Klein-Krotzenburg, Sportvereinigung Seligenstadt, Spvgg. Hainstadt, Türkischer SV Seligenstadt, TuS Froschhausen) garantieren praktisch einen guten Zuspruch", ergänzte Krebs.

Über Jahre (13 Siege) dominierten die Sportfreunde Seligenstadt, die jetzt erstmals sportlich von Klein-Krotzenburg überholt und prompt auch in diesem Turnier besiegt wurden.

Wo viel Licht ist, fällt auch Schatten: Frank Müller (Klein-Welzheim) handelte sich als einziger Akteur eine rote Karte ein, Ehrenfried Beez (TuS Froschhausen) zog sich einen Bänderabriß zu und Peter Jung (Spvgg. Hainstadt) verletzte sich am Kopf. Viele Trainer klagten über die lange Turnierdauer und eine keineswegs optimale Saisonvorbereitung. Durch das auf zehn Mannschaften (seit 1991) ausgedehnte Feld wird nahezu die komplette Vorbereitung innerhalb des Main-Pokals abgespult. "Aufgrund der vielen Spiele bin ich mit der Spieldauer von zweimal 30 Minuten einverstanden, nicht jedoch mit dem Modus, daß nur zwei Spieler ausgewechselt werden", rannte Sportfreunde-Spielertrainer Dieter Krapp beim jetzigen Ausrichter offene Türen ein. "Beim nächsten Mal sollen vier Auswechslungen pro Begegnung möglich sein", schloß sich Bernd Krebs dieser Meinung restlos an.

In den Spielen der Gruppe I dominierten die Sportfreunde Seligenstadt klar das Geschehen, standen nach drei glatten Siegen (mit einem lupenreinen Hattrick von Michael Ott - wurde hierdurch mit vier Turniertreffern Torschützenkönig - beim 3:0 gegen Froschhausen) als Endspielteilnehmer fest und leisteten sich dann eine fast bedeutungslose 0:1-Niederlage gegen den spielstarken Lokalrivalen Türkischer SV.

In der Gruppe II mußte Gastgeber SG Germania bis zuletzt um den Staffelsieg zittern, denn auch die Spvgg. 1912 Seligenstadt hätte mit einem Sieg noch Erster werden können. Die Zajber-Schützlingen führten beim Krotzenburger 3:2- Sieg zweimal durch Uwe Rubin, aber Holger Klyszcz (Neuzugang aus Bernbach/2) und Helmut Bellon wendeten noch das Blatt. Ansonsten hätte es ein sicher noch brisanteres Seligenstädter Finale gegeben.

Im Spiel um Platz drei hatte der FC Alemannia Klein-Auheim beim 1:0 gegen den Türkischen SV das Glück des Tüchtigen. Guel, Cokyavas, wieder Guel, Acil und in der Schlußsekunde erneut Cokyavas (Lattenknaller) ließen ein halbes Dutzend sicherer Chancen aus. Ein Konter von Roland Spielmann (52.) führte zur Entscheidung.

Finale: Germania Klein-Krotzenburg - Sportfr. Seligenstadt 1:0 (0:0). Die Zahl der Ausfälle hielt sich in engen Grenzen - Holger Walter (beruflich in Taiwan) und Helmut Bellon (Knöchelprobleme) fehlten bei den Platzherren, Dieter Lindenau, Rainer Frühauf und Sven Kittler (alle angeschlagen) bei den Sportfreunden -, womit die Zuschauer einen echten Leistungstest (allerdings nur über 60 Minuten) verfolgen konnten. Krapp und Ott (S) sowie Kempf, Padberg und Kalfic (K) vergaben vor der Pause die besten Möglichkeiten. Später spielte sich Bernd Huth in den Vordergrund, ließ wiederholt gute Seligenstädter Chancen aus. Der freistehende Miguel Moreiras (38.) konnte den ansonsten sicheren Markus Bayer einmal überwinden. Betz und Schmidt vergaben bis zuletzt den verdienten Ausgleich.

"Mit dem spielerischen Niveau können wir nicht zufrieden sein", übte Jürgen de Stoppany Selbstkritik. Das Umschalten von Abwehr auf Angriff holperte, die Konsequenz fehlte. Torwart Zimmermann und Libero Krause sowie ansatzweise Klyszcz gefielen beim Sieger, Schemm, Ricker, Krapp und Schmidt beim Turnierzweiten.

GERMANIA KLEIN-KROTZENBURG: Andreas Zimmermann - Walter Krause - Tono Kalfic, Harald Spahn - Ralph Padberg, Mike Kempf, Jürgen de Stoppany, Matthias Gesser (41. Martin Heindel), Miguel Moreiras - Holger Klyszcz, Oliver Jung.

SPORTFREUNDE SELIGENSTADT: Markus Bayer - Michael Schmidt - Veiko Hippel, Reinhard Ricker, Mark Schemm - Werner Massoth, Udo Klein, Dieter Krapp (56. Thomas Bayer), Andreas Schön - Michael Ott, Bernd Huth (52. Oliver Betz).

TOR: 1:0 Miguel Moreiras. SCHIEDSRICHTER: Albert Walz (Wöllstadt) - ZUSCHAUER: 1000. HANS-DIETER PUTH

Main-Pokal-Turnier, Fußball Alle Ergebnisse auf einen Blick

19. Fußball-Turnier um den Mainpokal in Klein-Krotzenburg, Ergebnisse und Tabellen. Gruppe I: SV Zellhausen - Türkischer SV Seligenstadt 3:0, TuS Klein-Welzheim - TUS Froschhausen 0:1, Sportfr. Seligenstadt - Zellhausen 4:2, Türkischer SV - Klein-Welzheim 1:0, Froschhausen - Sportfreunde 0:2, Zellhausen - Klein-Welzheim 2:0, Türkischer SV - Froschhausen 3:1, Klein-Welzheim - Sportfreunde 1:3, Zellhausen - Froschhausen 3:0, Türkischer SV - Sportfreunde 1:0.

Tabelle: 1. Sportfreunde Seligenstadt 10:4-Tore/6:2-Punkte, 2. Türkischer SV 5:4/6:2, 3. SV 13 Zellhausen 9:5/5:3, 4. TuS Froschhausen 2:9/2:6, 5. TuS Klein-Welzheim 2:6/1:7.

Gruppe II: Alem. Klein-Auheim - Germania Klein-Krotzenburg 1:0 (!), Spvgg. Hainstadt - TSG Mainflingen 0:1, Spvgg. Seligenstadt - Alem. Klein-Auheim 0:0, Klein-Krotzenburg - Hainstadt 2:1, Mainflingen - Spvgg. 1912 0:4, Alem. Klein-Auheim - Hainstadt 2:0, SG Germania - Mainflingen 1:0, Hainstadt - Spvgg. 1912 1:0, Alem. Klein-Auheim - Mainflingen 0:2, SG Germania - Spvgg. 1912 3:2.

Tabelle: 1. Germania Klein-Krotzenburg 6:4-Tore/6:2-Punkte, 2. Alem. Klein-Auheim 3:2/5:3, 3. TSG Mainflingen 3:5/4:4, 4. Spvgg. Seligenstadt 6:4/3:5, 5. Spvgg. Hainstadt 2:6/2:6.

Spiel um Platz 3: FC Alemannia Klein- Auheim - Türkischer SV Seligenstadt 1:0 (0:0).

Finale: SG Germania Klein-Krotzenburg - Sportfreunde Seligenstadt 1:0 (0:0).

Gesamtklassement, erste Mannschaften: 1. Germ. Klein-Krotzenburg, 2. Sportfr. Seligenstadt, 3. Alem. Klein-Auheim, 4. Türkischer SV Seligenstadt, 5. SV Zellhausen, 6. TSG Mainflingen, 7. Spvgg. 12 Seligenstadt, 8. Spvgg. Hainstadt, 9. TuS Froschhausen, 10. TuS Klein-Welzheim.

Endstand AH-Turnier: 1. Klein-Welzheim, 2. Spvgg. Seligenstadt, 3. Sportfr. Seligenstadt, 4. Mainflingen, 5. Klein-Auheim, 6. Zellhausen, 7. Klein-Krotzenburg, 8. Hainstadt, 9. Froschhausen. Türkischer SV trat nicht an. ppa

Tennisklub Langen Auch ein CSFR-Team beim Städte-Turnier

Ab Donnerstag (30. Juli) richtet der Tennisklub Langen auf seiner elf Spielfelder umfassenden Anlage am Waldstadion sein traditionelles Jugend-Städteturnier aus. 14 Mannschaften aus allen Teilen Deutschlands sowie ein Team aus der CSFR haben sich angesagt, um die mit wenigen Unterbrechungen seit 1968 durchgeführte Veranstaltung zu einem Tennis-Schmankerl werden zu lassen.

Mit gewohnter Akribie hat Michael Miller dieses Turnier vorbereitet. Der Pokal wurde in diesem Jahr vom Tennisausstatter "Pro Mad" gestiftet. Dieser will in Langen ein Jugend-Leistungszentrum einrichten und gemeinsam mit Lufthansa dieses attraktive und in seiner Strickart einmalige Turnier für talentierte Jugendliche unterstützen.

Zwei Juniorinnen und vier Junioren bilden eine Mannschaft, die nach Spielstärke in verschiedene Gruppen aufgeteilt sind. Zuletzt siegten die Prager(innen) zweimal in Folge, aber auch den deutschen Formationen fällt wieder eine gute Siegeschance zu. Der Freitag ist turnierfrei.

Er soll für Besichtigungen, Ausflüge sowie am Abend zu einer "Players Disco & Video-Night" genutzt werden. Die Aktiven werden - wie bereits gewohnt - privat bei Mitgliedern des TKL untergebracht.

Folgende Mannschaften wollen in Langen antreten: TC Bad Homburg, SC 1880 Frankfurt, TC Friedrichshafen, 1.Hanauer THC, TC Hechingen, SV Oberweier, TSG 1847 Bürgel, TC Olymp Prag, TC Rot-Blau Regensburg, TC Rüsselsheim, SSV Ulm 1846, TC Grün-Gold Wolfsburg sowie Gastgeber TK Langen. dip

68jähriger Radfahrer erlag seinen Verletzungen

Der 68 Jahre alte Radfahrer, der am Freitagnachmittag an der Ecke Schmidtstraße / Mainzer Landstraße in Goldstein die Ampel bei Rot überquert und von dem Kleinlaster eines 47jährigen aus Niddatal erfaßt worden war, ist zweieinhalb Stunden nach dem Unfall in einem Krankenhaus gestorben.

Wie Polizeisprecher Jürgen Linker mitteilte, erlag er seinen schweren inneren Verletzungen. enk

Tribüne

Sie gehören zwar zur olympischen Familie, sind aber noch so eine Art Stiefkinder, ausgeschlossen von großen Familien-Treffen wie jetzt in Barcelona. Die Rede ist von den Triathleten, die mit Schwimmen, Radfahren und Laufen eine Kombination gewichtiger olympischer Sportarten bieten, die so reizvoll ist, daß die Zuwachsraten im Athleten- und Zuschauerbereich nun schon seit Jahren anhalten. Hawaii als Wiege und Mekka bietet mit seinem Ironman alljährlich ein Spektakel, wie es weltweit keine andere Sportart kennt.

Dennoch gibt es Stimmen, die besagen, Triathlon werde noch in zwanzig Jahren auf die Aufnahme ins Programm olympischer Sommerspiele warten. Wieder andere, wie die frühere Europameisterin Simone Mortier, hofft schon für das Jahr 2000 auf olympische Wettbewerbe in ihrer Sportart.

Tatsache ist, daß sich das Olympische Komitee (IOC) weiter gegen eine Ausweitung des Programms aussprechen wird. Da etablierte Verbände sich mit Erfolg allen bisherigen vom IOC initiierten Straffungen olympischer Entscheidungen mit Erfolg widersetzten, scheint es auf absehbare Zeit in der Tat keinen Spielraum für die Aufnahme neuer Sportarten zu geben. Einer wie Gerd Amrhein, Aktivensprecher in der Deutschen Triathlon- Union (DTU) und seit 15 Jahren Ausdauer-Sportler, sieht da schon eher die Möglichkeit, über einen Bewerber den Weg ins olympische Programm zu erreichen. Da könne er sich für das Jahr 2000 aber eher Australien (Sydney) als Deutschland mit Berlin vorstellen. Während den Athletinnen und Athleten des Ausdauer-Dreikampfes auf absehbare Zeit nichts anderes übrig bleibt, als in die (olympische) Röhre zu schauen, sollten die nationalen Verbände jedoch die Wartezeit dazu nutzen, Gegenwartsprobleme endlich in den Griff zu bekommen. Das größte ist nach wie vor das Windschattenfahren. DTU-Präsident Martin Engelhardt regte sich erst jüngst wieder Triathlon als olympisches Stiefkind beim europäischen Ironman in Roth darüber auf, daß dadurch diese Sportart immer wieder in die Schlagzeilen gerate. Und er machte einen einleuchtenden, mehr simplen Vorschlag: Das Windschattenfahren gar nicht mehr zu ahnden. Einfach so zu tun, als gebe es das Problem nicht. Dann habe man in zwei Jahren das Negativ-Image hinter sich und es rege sich niemand mehr darüber auf.

Das hört sich gut an, ist aber reine Theorie. Denn ein Profi-Straßenrennen kann man schon deshalb nicht mit einem Triathlon-Wettkampf vergleichen, weil beim Mehrkampf der Athlet, der mit einem Vorsprung aus dem Wasser kommt, ein Recht darauf haben muß, diesen Vorsprung in fairer Weise auf der Radstrecke verteidigen zu können. Äpfel mit Birnen zu vergleichen hat deshalb auch völlig zu Recht Gerd Amrhein den Vorschlag genannt. Für Amrhein ist das Problem, wie es sich eigentlich bei jedem Wettkampf über die kurze Distanz zeigt, die ja für die Aufnahme ins olympische Programm vorgesehen ist, nur durch Einzelstarts in den Griff zu bekommen. Diese müßten im Minutenabstand schon beim Schwimmen erfolgen. Amrhein geht noch einen Schritt weiter und fordert entweder eine Veränderung jener Radstrecke, die für die Weltmeisterschaften 1993 in Nürnberg vorgesehen ist ("geradezu eine Einladung zum Windschattenfahren") oder - bei Beibehaltung der Route - Einzelstarts.

Martin Engelhardt hat in dem stetigen Bemühen, seine Sportart als Insel der Seligen in versumpftem Doping-Gelände darzustellen, ein weiteres Eigentor geschossen. Da stellt man sich doch allen Ernstes beim fünften Ironman in Roth hin und begründet das Fehlen von Dopingkontrollen damit, daß die Proben in den vier Jahren zuvor alle negativ gewesen seien. Außerdem, so der Mediziner Engelhardt, bringe Doping in dieser Sportart sowieso nichts. Da widerspricht mit Simone Mortier eine Kollegin aber vehement, indem sie darauf verweist, daß die Regenerationsphase beträchtlich mit unerlaubten Mitteln verkürzt werden könne. Gerd Amrhein schiebt das Beispiel von Scott Molina nach, den man 1988 bei einem Vorbereitungswettkampf auf Hawaii in Nizza erwischte.

Und gibt gleich noch die DTU-Wirklichkeit zum besten: "Im vergangenen Jahr war ich Teilnehmer bei drei deutschen Meisterschaften. Dopingkontrollen? Fehlanzeige." Ebenso keine Entnahmen im Training, angeblich aus Kostengründen ("Da turnen ja welche von uns völlig unbehelligt das halbe Jahr in Kalifornien herum").

HANS-GÜNTER SCHMIDT

Baulücke wird geschlossen Amt stimmt Bau eines Wohn- und Geschäftshauses zu

OBERRAD. Auf dem Grundstück an der Ecke Offenbacher Landstraße / Hansenweg darf entgegen dem verbindlichen Bebauungsplan ein vierstöckiges Gebäude errichtet werden. Wie Dierk Hausmann, Leiter der Abteilung Süd im städtischen Planungsamt, mitteilte, haben die zuständigen Stellen die Ausnahme erlaubt, um eine geschlossene Bebauung des Blockrandes sicherzustellen.

Der Ortsbeirat 5 (Niederrad, Oberrrad, Sachsenhausen) hatte bemängelt, daß nach den Architektenentwürfen knapp 80 Prozent der Grundstücksfläche der Parzelle Offenbacher Landstraße 278 durch den Bau versiegelt würden. Das sei doppelt so viel wie erlaubt. Die die Stadtteilparlamentarier wollten vom Magistrat wissen, wie für das entfallende Grün Ausgleich geschaffen werden kann und wie die Fußgänger in Zukunft auf dem viel zu schmalen Bürgersteig im Hansenweg laufen sollen: Bisher konnten sie über die unbebaute Fläche des Areals - ehemals eine Tankstelle - gehen. Hausmann bezeichnete die vorhandenen niedrigen Gebäude als "städteräumlich unklar". Das Amt habe sich mit der Blockrandbebauung bewußt dafür entschieden, die letzte Lücke im westlichen Teil der Offenbacher Landstraße zu schließen. Dabei dürfe jedoch nicht die Traufhöhe der umliegenden Häuser überschritten werden. Wenn die Geschoßflächenziffer um knapp das Dreifache über den im Bebauungsplan festgeschiebenen Werten liege, so sei das bei einem Eckgrundstück nicht verwunderlich: Dort müsse eben mehr Fläche für den Baukörper zur Verfügung stehen als bei einem normalen Grundstück.

Vorgesehen ist, im Erdgeschoß Läden einzurichten, darüber Büros oder Arztpraxen. In den beiden verbleibenden Stockwerken sollen Wohnungen entstehen. Als Ausgleich für die geringe Grünfläche wird das vorgeschriebene Flachdach bepflanzt. Auch für den schmalen Gehweg haben die Planer unterdessen eine Lösung parat: Vor den Läden läßt eine kleine Arkadengalerie genügend Raum. ask

Autoknacker wurde auf frischer Tat ertappt

Beamte des Sonderkommandos Mitte haben am Samstagabend im Bahnhofsviertel einen 24 Jahre alten Autoaufbrecher auf frischer Tat erwischt und festgenommen. Wie die Polizei mitteilte, waren die Polizisten gegen 21 Uhr auf den Mann aufmerksam geworden, als er in der Niddastraße mit einem Verbundpflasterstein die Reihe der dort geparkten Autos abging und jeweils durch die Wagenfenster schaute. Nur Sekunden später zerschlug er das Fenster eines Autos. Als die Polizisten auf ihn zugerannt kamen, flüchtete der Täter.

Wenige Meter entfernt, am Jürgen-Ponto-Platz, wurde der 24jährige festgenommen. Unter seinem T-Shirt hatte er zwei Autoradios verborgen, die aus Aufbrüchen aus der Niddastraße und vom Marienplatz stammten.

Nach Angaben der Polizei ist der Festgenommene in der Vergangenheit bereits mehrfach wegen Diebstahls von Autoradios sowie Rauschgiftdelikten in Erscheinung getreten. Er soll dem Haftrichter vorgeführt werden. enk

Ein Wiedersehen mit Karl Valentin Harmonie-Programm im August / Premiere: "Fantasy Film Fest" mit 40 Filmen

SACHSENHAUSEN. "Gar grauslig" hat ihn das Leben nach eigenem Bekunden zugerichtet, Mutter Natur habe sich offenbar einen Spaß erlaubt, um ihn mit diesem Körper zu "bescheren". Doch er tut sein Bestes, um den anderen zu zeigen, daß einer trotzdem - oder gerade deswegen? - sich durch ebenjenes Leben mit Würde schlagen kann. Ein gebrochener Mensch, wie es scheint, doch dann stemmt sich dieser "Krüppel" mit fast unglaublichem Willen gegen das, was ihm das Schicksal jeden Tag an Unbilden beschert: Bitterböse manchmal, oft mit jener "bayerischen Hinterfotzigkeit", die die Bewohner nördlich des Weißwurstäquators so verschreckt; aber stets mit dem Blick für das Menschliche, für das Kleine, eben mit dem einen "weinenden Auge", das echte Komik auszeichnet.

Von Karl Valentin ist die Rede und seiner schier aberwitzigen Wort- und Körperakrobatik: Als "einen Höllentanz der Vernunft um beide Pole des Irrsinns", feierte Kurt Tucholsky die Auftritte des "Linksdenkers". Wer sich davon überzeugen will, der kann das noch bis Montag, 10. August, in der Harmonie tun. Zusammen mit Partnerin Liesl Karlstadt ist Valentin unter anderem in so bekannten Sketchen wie "Der Firmling", "Die Orchesterprobe" oder "Im Schallplattenladen" zu sehen. Anfangszeiten sind 18, 20.30 und 22.30 Uhr.

Von Dienstag, 11. August, bis Sonntag, 16. August, läuft das "Fantasy Film Fest", das nach erfolgreicher Spielzeit in München und Berlin nun erstmals in Frankfurt zu sehen ist. Auf 40 Streifen - zumeist in Originalfassung - dürfen sich die Besucher freuen, darunter beispielsweise die unzensierte Fassung von "King Kong". Die genaue Programmfolge sowie die Anfangszeiten sind der Tagespresse zu entnehmen.

Das letzte Drittel des Monats gehört zwei ganz neuen Filmen: Im Hauptprogramm läuft "Twin Peaks - Der Film", in der Kleinen Harmonie "Die wahre Geschichte von Männern und Frauen". David Lynchs Horrorgeschichte "Twin Peaks" (USA 1992) führt in der Besetzungsliste Namen wie Kyle MacLachlan, Sheryl Lee, Moira Kelly, Harry Dean Stanton, Kiefer Sutherland und David Bowie. (Anfangszeiten 18, 20.30 und 22.30 Uhr.)

Die "Wahre Geschichte" über den "Kampf" der Geschlechter von Robert van Ackeren (Deutschland 1992) ist eine Komödie über Liebe, Illusionen, Sehnsüchte und den Versuch, sich "im Dschungel der modernen Partnerschaft zurechtzufinden". Hauptdarstellerinnen im unterhaltsamen "Dschungelkrieg" sind Sonja Kirchberger, Gudrun Gabriel und Andrea Ferreol; Beginn ist um 18.15, 20.45 sowie um 22.30 Uhr.

Weitere Informationen über das Programm im Lichtspielhaus in der Dreieichstraße 54 am Lokalbahnhof gibt es unter der Telefonnummer 61 35 50. ask

Wohin Tierliebe auch führen kann

FRANKFURT-NORD. Tierliebe treibt bisweilen skurrile Blüten. "Wir hatten hier schon Leute", sagt Judith Wagner, "die ihrem toten Pudel für ein paar tausend Mark einen Marmorstein gekauft haben." Manch ein Tierfreund habe seinen vierbeinigen Gefährten gar schon im selbstgezimmerten Sarg zu Grabe getragen. Kurios? Ja - aber längst kein Einzelfall auf dem Tierfriedhof in Mainz.

Von den 400 Gräbern, die die Landeshauptstadt ihren tierischen Einwohnern vor Jahren zubilligte, ist schon lange keines mehr leer. Hunde und Katzen sind es vor allem, die hier ihre letzte Ruhe gefunden haben, aber auch von Wellensittichen und einem Zwergkaninchen künden die Inschriften auf den Mini-Grabsteinen. Lediglich große Tiere werden in Mainz zum Problem - "Pferde", bedauert Tierpflegerin Judith Wagner, "passen hier nicht rein." Jene Herrchen und Frauchen dagegen, die ihre Haustiere sicher unter der Erde wissen, bleiben ihren haarigen und gefiederten Freunden meist über deren Tod hinaus treu. Zu den herkömmlichen Ausgaben - das Grab selbst kostet 250, die Bestattung 80, der Friedhofsschlüssel zehn Mark - sorgen sie für reich geschmückte Gräber. "Unserem Liebling" steht dann auf den Steinen oder "Wir werden Dich nie vergessen". Und manchmal verewigen die Hinterbliebenen den Verblichenen auch mit einem Polaroidfoto hinter Glas.

Über derlei Aufwand wundert sich Judith Wagner schon lange nicht mehr: "Manchmal", sagt sie, "ist das extremer als bei einer richtigen Beerdigung." ind

Die 79. Tour de France mündete in ein Duell Miguel Indurain fuhr ungefährdet zu einem neuen Triumph Große Leistung von Jens Heppner / Team Telekom zahlte Prämie / Bugno enttäuschte / Karrierenende für Greg Lemond?

Unvorstellbar. Vor fünf Jahre beendete Miguel Indurain die Tour de France auf Platz 97, mit fast drei Stunden Rückstand auf den Sieger Stephen Roche aus Irland. Er war damals 23 Jahre alt, und eine alte Grundregel besagt, daß man das schwere Rennen frühestens im Alter von 24 Jahren in Angriff nehmen solle. Indurain war auch fünf Kilo schwerer als heute. Hätte ihm Professor Conconi aus Italien nicht zu einer Roßkur geraten, hätte er sicherlich Probleme im Hochgebirge.

"Indurain ist der Top-Fahrer der 90er Jahre", bestätigt Eddy Merckx dem Bauernsohn aus dem Dorf Villava in der Nähe von Pamplona, der auf der ganz europäisch ausgerichteten 79. Tour de France seinen zweiten triumphalen Sieg feierte. Seine Ruhe, seine Gelassenheit, seine Souveränität in allen Situationen stempeln den 28jährigen zum echten "Grande". Über seine Lippen kommt kein scharfzüngiges Wort, keine Kritik an Gegnern, Helfern, Funktionären. So kommt es, daß er keine Feinde und keine Neider hat. Auf die Frage, ob es ihn nicht gereizt habe, im Zeitfahren von Tours nach Blois den drei Minuten vor ihm gestarteten Claudio Chiapucci einzuholen, sagte er mit seinem leicht melancholischen Blick und seiner sanften Stimme: "Triumphieren heißt nicht, die Rivalen zu erniedrigen."

Dabei hätte er Grund gehabt, diesem so völlig anders gearteten kleinen Lombarden mit der Boxernase böse zu sein, denn der hatte getönt: "Wenn die Zeitfahren in dieser Tour nicht so lang wären und wenn noch ein paar Pyrenäen-Etappen anstünden, könnte ich Indurain schlagen." Es fiel gar mal das Wort vom moralischen Sieger, nachdem Chiapucci auf der Etappe nach Sestriere mit den fünf Alpengipfeln Indurain klar geschlagen hatte.

Miguel Indurain verteidigte sich nicht. "Es war eine große Leistung von Chiapucci, so eine lange Flucht durchzustehen." Offenbar hatte er damit gerechnet, daß der entfesselte Italiener vorne müde wird und darum seinen Gegenangriff erst so spät gefahren.

Chiapucci, der nun zum vierten Mal in Giro oder Tour Zweiter wird, war der einzige echte Rivale des souveränen Spaniers. Und er war giftiger als im Giro, wo Indurain ebenfalls vor ihm gewonnen hatte. Erstaunlich, wenn man sich in Erinnerung ruft, daß Chiapucci in seinen ersten vier Profijahren sieglos daherfuhr.

Der große Rivale sollte eigentlich Gianni Bugno sein, der Weltmeister, der auf den Giro verzichtet hatte, um diese Tour zu gewinnen. Für ihn ist Platz drei mit zehn Minuten Rückstand eine Niederlage, und es war nur schwacher Trost, daß er nach der beschämenden Niederlage im ersten Zeitfahren von Luxemburg im zweiten am Freitag nur um 4o Sekunden unterlag. Er war zu Saisonbeginn die Nummer eins, auch in der Computer-Weltrangliste, nun ist ihm Indurain weit davongeeilt.

Doch was soll erst Greg Lemond sagen, der Favorit Nummer drei? Karrierenende? Nie mehr Tour? So sieht es aus, nachdem er völlig entkräftet und entnervt ausstieg. Wie er enttäuschten auch die hoffnungsvollen Franzosen Charly Mottet und Luc Leblanc, während einige ehemalige Asse wie Stephen Roche, Pedro Delgado, Laurent Fignon, Andrew Hampsten sich angenehm in Erinnerung brachten.

Zwei Fahrer gab es, für die diese 79. Tour de France das große Sprungbrett in eine bessere Zukunft war, Pascal Lino aus der Bretagne, der elf Tage das Gelbe Trikot trug und Fünfter im Endklassement wurde, und Jens Heppner aus Gera, der Zehnte.

Unter den ersten Zehn zu sein in der Tour de France ist ein Traumziel deutscher Radprofis. Uwe Ampler sollte nach Meinung vieler der Mann sein, dem das nach Dietrich Thurau (10. 1979 und 5. 1977) gelingen könnte. Er versagte. Und damit konnte der als Helfer für ihn verpflichtete Jens Heppner sich richtig entfalten. Die Fahrt in Fluchtgruppen auf den Etappen nach Wasquehal und Koblenz schufen die Grundlage für den Erfolg, den er zäh und zielstrebig in den Zeitfahren und in den Alpen verteidigte, immer eher pessimistisch als zuversichtlich. Schließlich erlebte der Hessen-Rundfahrt-Sieger von 1987 schon bittere Zeiten, als er 1988 wegen Herz-Rhythmus-Störungen aussetzen mußte. Er wurde prächtig unterstützt vom Pfälzer Udo Bölts, dem das Team Telekom ebenso eine Prämie zahlen sollte, wie sie das begrüßenswerterweise in fünfstelliger Höhe für Jens Heppner getan hat, der sich unterwegs noch als "einer der am schlechtest bezahlten Profis hier im Feld" sehen durfte.

Die beiden, Heppner und Bölts, haben dafür gesorgt, daß der so sehnlichst herbeigewünschte Start von Telekom in der Tour nicht zum Flop wurde. Die Brüder Madiot und De Wilde blieben ebenso blaß wie Stumpf und Kappes, die gut daran getan hätten, auf den Start zu verzichten (zugunsten von Henn). Andreas Kappes quälte sich zwar ins Ziel, was Anerkennung verdient, aber einen Gefallen tat er weder sich noch dem Team Telekom.

HELMER BOELSEN

Bayreuth in HDTV für die ganze Welt Harry Kupfers Inszenierung von Wagners "Ring" in neuem Fernseh-Verfahren verfilmt

In diesem Jahr steht Harry Kupfers Inszenierung von Richard Wagners vierteiligem "Ring des Nibelungen" zum letzten Mal auf dem Spielplan der Bayreuther Festspiele. Sie ist aber damit nicht aus der Welt. Wie schon der "Ring" Patrice Chéreaus wurde er von der zur Kirch- Gruppe gehörenden Firma Unitel zum Zwecke weltweiter Benutzung aufgezeichnet, diesmal jedoch mit Hilfe des neuesten technischen Systems HDTV (High-Definition-Television) und zwar für Film, Laserdisc und Fernsehen gleichermaßen. Die Fernsehpremiere soll 1993 stattfinden, auf welchem Kanal, wurdenoch nicht mitgeteilt.

Auf einer Probebühne des Bayreuther Festspielhauses fand jetzt die Filmpremiere von "Rheingold" als dem sogenannten "Vorabend" statt, mit zweieinhalb Stunden der kürzeste der vier Teile.

Eine große Leinwand hatte Festspielleiter Wolfgang Wagner aufbauen lassen, die aber immer noch klein wirkte im Vergleich zu den Figuren der beiden Riesen Fasolt und Fafner, die danebengestellt worden waren. Das technische Verfahren ermöglicht es, immer wieder die Festspielbühne in voller Breite zu zeigen, so wie der Besucher sie auch sieht.

Im Vorjahr waren schon "Rheingold" und "Götterdämmerung" "im Kasten", jetzt nun "Die Walküre" und "Siegfried". Die Aufzeichnungen erfolgten nicht während irgendwelcher Aufführungen, sondern beinahe nebenbei während der Proben im leeren Zuschauerraum. Dies macht es möglich, die Kameras hin und herfahren zu lassen, wie es die jeweils beste Perspektive erfordert. Die Aufführung wird also nicht quasi dokumentarisch von einer statisch aufgestellten Kamera abphotographiert, sondern es entstanden regelrechte Filme. Dies besagt wiederum, daß der Zuschauer nicht einfach die Kupfer-Inszenierung vorgesetzt bekommt, sondern mal die Totale gezeigt wird, mal aber einzelne Akteure herausgehoben werden. Wo sah man schon so deutlich, daß Wotan während der Verhandlungen mit den Riesen selbstvergessen den Macht verleihenden Ring betrachtet und damit Fafner und Fasolt erst richtig darauf aufmerksam macht, was ihnen vom Nibelungenschatz vorenthalten werden soll? Wo sah man Freia aus der Masse der übrigen Götter herausgeholt ihre Angst zeigend, erneut von den Riesen weggeschleppt zu werden? Wo sah man so genau die Verwandlung Alberichs erst in eine Schlange und dann in einen Frosch?

Hotant H. Hohlfeld hat nicht zum ersten Mal Regie bei der Umsetzung einer Oper für Film und Fernsehen geführt, diesmal in Zusammenarbeit mit Harry Kupfer. Der Alberich Günter von Kannens wird dabei zur dominierenden Figur, weil er sich auch als großartiger Filmschauspieler erweist. Die Konsequenzen werden sein, daß beim Engagement für künftige "Ringe" - der nächste ist 1994 fällig, Regisseur soll Alfred Kirchner sein - nicht nur auf die Gesangsleistungen, auch nicht allein auf die Bühnenpräsenz wird achten müssen, sondern auch auf die Film- und Fernsehtauglichkeit.

Ob dann schon wieder aufgezeichnet wird, ist eine offene Frage. Erst einmal, so Wolfgang Wagner, wird jeweils die Qualität einer Inszenierung abgewartet, dann läßt man sie reifen und erst in der letzten Phase - der Kupfer-"Ring" stammt von 1988 - wird entschieden. Kaum denkbar, daß die Unitel dann, 1998/99 etwa, schon wieder dabei ist, soviele Wagner-Aufzeichnungen nimmt der weltweite Markt kaum auf.

Das europäische HDTV-System hat 1250 Zeilen pro Bild, das normale PAL- System nur die Hälfte. Das 16:9-Format von HDTV wird durch spezielle Kameras erzielt. Die Aufzeichnung kann bis zur Größe einer Breitwandkinoleinwand wiedergegeben werden. In der Tat ist die Tiefenschärfe enorm.

Allerdings gibt es auch Nachteile. Die Bilder dominieren. Obwohl gewiß die besten akustischen Aufnahmegeräte eingesetzt wurden, lenken die Bilder von der Musik ab, auch vom Gesang, sofern nicht die Sängerin - Erda (Birgitta Svenden) etwa oder Wotan im Rainer-Werner-Fassbinder-Look (John Tomlison - in leinwandfüllender Großaufnahme herausgeholt werden. So behauptet sich eben die Oper im von Bildern dominierten Zeitalter. Die Spannung einer Aufführung kann sich dabei nicht einstellen, der Betrachter weiß, daß nichts auf den Film, das Band oder die Platte kommt, was nicht perfekt ist. HORST KÖPKE

"Die Frauen nehmen sich die Stadt" Bürgerinnen und Frauenreferat beginnen die Veranstaltungsreihe am 6. August

FRANKFURT A. M. Das Erkennungszeichen ist klein, rund und wird an die Kleidung geheftet: der Button. Er hat den Effekt der Wiedererkennung, der Solidarität. Und das ist für Frauen vor allem nachts in den U- und S-Bahn-Stationen eine wahre Erleichterung. Frauenreferentin Gabriele Wibelitz: "Täglich rufen bei uns Frauen an, die über Belästigung in öffentlichen Verkehrsmitteln und über ihre eingeschränkte Mobilität klagen."

Viele Frauen haben Angst, nachts alleine auf die Straße zu gehen. Das geht dann so weit, "daß so manche Betroffene sogar ihr Theaterabonnement kündigt", erklärt Frau Wibelitz. Der Frauen-Button, der ab August in Frankfurt verteilt wird, soll der Sprachlosigkeit an Haltestationen, in Bussen und Bahnen ein Ende setzen.

Das Frauenreferat will aus der Not eine Tugend machen: "Frauen nehmen sich die Stadt" lautet eine Veranstaltungs- und Aktionsreihe, die am 6. August beginnt. Seit mehreren Wochen gibt es regelmäßige Koordinationstreffen in Bockenheim, Rödelheim und Höchst. Frauen aus dem jeweiligen Stadtteil und zwei Mitarbeiterinnen des Frauenreferats stellen ein Veranstaltungsprogramm für August bis Oktober zusammen.

"Wir wollen Impulse geben", sagt Gabriele Wibelitz, "den Frauen aber kein fertiges Konzept vor die Nase setzen." Dreh- und Angelpunkt der Koordination ist eine längst überfällige Idee der Frauenbewegung: die Bildung eines Netzwerkes. Deshalb arbeitet das Frauenreferat "mit vielen unterschiedlichen Frankfurter Frauengruppen zusammen" (Wibelitz). Dazu gehören etwa die Frauen der "Grauen Panther", der "Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen" (AsF) oder der "Arbeitsgemeinschaft gegen internationale sexuelle und rassistische Ausbeutung" (Agisra).

Sie habe zwar noch keine schlechten Erfahrungen gemacht, erklärte Marion Krauth dieser Tage auf dem Koordinationstreffen in der Rödelheimer Stadtteilbücherei. "Aber Grund zum Engagement im Stadtteil gibt es genug", sagte die stellvertretende Ortsvorsteherin. Stadtplanung sei dabei nur ein Kritikpunkt unter vielen. Was "strukturelle Gewalt" gegen Frauen bedeute, werde besonders augenfällig an der S-Bahn-Unterführung im Rödelheimer Bahnhof: in den Abendstunden menschenleer, düster, angsteinflößend.

Die Deutsche Bundesbahn kommt nach langem Hin und Her "von ihrer Abneigung zur Umgestaltung der Unterführung ab", erläutert Gabriele Wibelitz. Und ein kleiner Ersatz für das (fehlende) Nachttaxi ist ein besonderer Service der Stadtwerke: der Straßenbahnfahrer kann per Funk ein Taxi bestellen. "Im Falle daß die Haltstelle zu weit von der Wohnung entfernt ist", so die Frauenreferentin.

Die "Eroberung" des Brentano-Parks schwebt Rödelheimerinnen schon seit mehreren Monaten vor - dort ist ein Picknick geplant. Im Günthersburgpark (Nordend) soll ein Mädchentreffen organisiert werden und "Agisra" wird eine Stadtteilbegehung im Bahnhofsviertel anbieten. Ein endgültiges Frauen-Sommerprogramm wird Anfang August vorliegen.

Insgesamt kostet die Aktionsreihe 60 000 Mark. Derzeit "suchen wir noch Sponsoren", sagt Gabriele Wibelitz. Die Frauenreferentin legt Wert darauf, daß die Veranstaltungsreihe von dem Charakter "ordnungspolitischer Maßnahmen wegkommt." Es sind Gespräche mit Vertretern der Polizei, der Staatsanwaltschaft und der Stadtwerke geplant. Aber Anliegen sei es nicht, die Anzahl der Polizisten und des Wachpersonals zu erhöhen, sondern: "Frauen sollen verstärkt auf die Straße, das Stadtbild prägen." tin

Eine Zukunft für den Frankfurter Berg US-Army-Gelände soll Mittelpunkt der Siedlung werden / Besitzrecht umstritten

FRANKFURTER BERG. Graue Betonklötze überschatten eine idyllische Reihenhaussiedlung, enge Gassen münden in der dichtbefahrenen Homburger Landstraße, Kleingärten grenzen an Kleingewerbe. Der Frankfurter Berg: Eine Siedlung aus Gegensätzen. Nirgendwo sonst prallen verschiedene Bauformen und verschiedene soziale Schichten ähnlich unvermittelt aufeinander. Hier oben zwischen Preungesheim und Bonames paßt nichts zusammen. Doch das dürfte sich bald schon ändern.

Das Planungsdezernat hat sich, wie aus der Ausschreibung zum städtebaulichen Ideenwettbewerb hervorgeht, einiges vorgenommen. Wenn die US-Army verschwunden ist, wenn die letzten Soldaten die Drake- und die Edwardskaserne geräumt haben, soll aus den "zusammenhanglosen Bereichen" ein "gemeinsamer Stadtteil" werden. Noch gibt es für die Siedlung keinen Bebauungsplan - aber schon jetzt haben die städtischen Planer genaue Vorstellungen davon, wie der "neue" Frankfurter Berg aussehen wird.

1600 Wohnungen sollen auf dem 24,5 Hektar großen Kasernenareal rechts und links der Homburger Landstraße gebaut werden. In bis zu sechsgeschossigen Häusern sollen "möglichst viele Sozialwohnungen" entstehen, fordert Jürgen Häußler, Referent im Planungsdezernat. Kinderreiche Familien werden hier eine Bleibe finden, aber auch Studenten und alte Menschen. Häußler: "Wir wollen eine soziale Durchmischung."

Nicht jede Entwicklung am Frankfurter Berg liegt jedoch in den Händen der Stadt: Der Bund besteht darauf, in den Kasernen Platz für Beamte vom Bundesgrenzschutz und der Zollbehörde zu schaffen. In den "Drakebaracks" etwa sollen "zunächst ohne größere bauliche Veränderungen zirka 1300 Bundesgrenzschutzbeamte untergebracht werden". Zudem wird Raum für Parkplätze, Kantinen, Werkstätten und eine Raumschießanlage benötigt.

Die neuen Einwohner werden, wenn alles nach Plan läuft, dennoch nichts vermissen: Drei Kindertagesstätten sollen auf jeweils 2000 bis 2500 Quadratmetern entstehen. Zwei öffentliche Spielplätze sind ebenso vorgesehen wie ein Kinderhaus und "ein kleiner Bürgerteff" mit Jugend- und Seniorenräumen.

Etwa 60 Menschen werden in einer neuen Altenwohnanlage Platz finden. In einer dreizügigen, 12 000 Quadratmeter großen Grundschule werden die Klassen eins bis sechs unterkommen.

Dazu wird der Frankfurter Berg - wo es heute nichts gibt außer Videotheken und einem Kiosk - endlich "ein kleines Quartierszentrum" erhalten. Vieles ist darin vorstellbar: Banken, Apotheken, Reinigungen, Arztpraxen, Büros und ein "Ladenzentrum mit Supermarkt". Alles zusammen könnte dereinst einen "kleinen Platz" säumen - den neuen Mittelpunkt der Siedlung.

Die Visionen der städtischen Planer gehen noch weiter: "Entsiegeln" und "durchgrünen" wollen sie den gesamten Frankfurter Berg, den Baumbestand wollen sie erhalten und neue "Freiflächen" schaffen. Der "stadtbildprägende Alleencharakter" der Homburger Landstraße - dieser zentralen Achse der Siedlung - soll weiter ausgebaut werden.

Auch in puncto öffentlicher Nahverkehr soll am Frankfurter Berg nichts zu wünschen übrig bleiben. Die U- Bahn-Linie 5, die heute in Preungesheim endet, wird künftig bis zum S-Bahnhof Frankfurter Berg geführt. Auf der Strekke werden zwei neue Haltestellen eingerichtet. Weitere Verbesserungen wird das vorgesehene Nahverkehrskonzept des FVV mit sich bringen (die Stadtteil-Rundschau berichtete).

Groß sind die Pläne, die sich der Magistrat für die Siedlung im Norden vorgenommen hat. Ob sie jedoch verwirklicht werden, ist nach wie vor völlig offen. Denn noch immer verhandelt das Liegenschaftsamt mit dem Bundesvermögensamt über den Kauf des Areals - ein Ergebnis steht noch aus.

Wie auch immer die Verhandlungen ausgehen werden, eines steht schon fest: Der Frankfurter Berg wird künftig nicht mehr das sein, was er jahrzehntelang gewesen ist - ein Baukasten-Stadtteil. ind

Verborgene Ecken & Kanten Zabriskie Point" im Jazzkeller

"Zabriskie Point" - so heißt ein Film (nach einer Landschaft im kalifornischen Death Valley), und so nennt sich eine junge Jazzformation, die am Samstagabend im Jazzkeller ihre Künste darbot. Warum die Gruppe diesen Namen gewählt hat: "Das Z hat mir gefallen", sagt Gitarrist Hans Jürgen Gessinger - der Buchstabe stehe für eckiges Spiel, für Musik mit Kanten und Charakter.

Was das Quintett an diesem Abend bot, war von durchwachsener Qualität. Ecken, Kanten und Charakter wurden nur stellenweise sichtbar. Das Bemühen, mit den Vorbildern - Miles Davis in den späten Jahren an erster Stelle - mitzuhalten, verschüttete oft die durchaus erkennbaren Ansätze von Originalität.

Auffällig ist die Wechselhaftigkeit der Gruppe - abhängig von der Person des "Leaders" durch das jeweilige Stück: Oliver Leicht am Saxophon machte seinem Namen keine Ehre - sein Spiel wirkte verkrampft, konventionell und nur wenig anregend. Jazz wird nicht dadurch originell, daß man ein wenig atonal vor sich hintutet. Der Rest der Band paßte sich in solchen Momenten an - dröhnend, laut und schwerfällig.

Sobald Rupert Stamm am Vibraphon die führende Rolle übernahm, änderte sich der Eindruck schlagartig: Schräg, witzig und leicht ging es plötzlich zu, vor allem, wenn er nur mit Jochen Krämer (Drums) und Hartmut Hillmann (Baß) zusammenspielte. Besonders Hillmann zeigte sich in solchen Momenten von einer neuen Seite - hatte er vor- her kaum erkennen lassen, wozu er eigentlich sechs Saiten auf seinem Baß aufgespannt hatte, kamen jetzt hingetupfte Läufe und originelle Kontrastierungen.

Hans Jürgen Gessinger an der Gitarre wirkte wenig überzeugend - ein guter Handwerker, sicherlich, der sich sympathischerweise auch nicht in seinen Möglichkeiten überschätzt. Doch er sollte sich von seinem gräßlichen Synthesizer befreien, der seine Gitarre klirren, klimpern und quietschen ließ. Das kann originell sein - hier hörte es sich nur schauderhaft an. Jazzkellerchef Eugen Hahn hat mit diesem Abend sein Herz für den Nachwuchs gezeigt. Und trotz aller Kritik: Zabriskie Point hat das Zeug zu gutem Jazz - wenn die Gruppe sich von Vorbildern freimacht. hge

Zug erfaßte Beerenpflückerin Unbekannte 60jährige schwebt in Lebensgefahr

Eine etwa 60 Jahre alte Frau ist am Samstag gegen 14.50 Uhr beim Brombeerpflücken an den Bahngleisen nahe der Breitenbachbrücke in Bockenheim von einem Zug der S 6 erfaßt und lebensgefährlich verletzt worden. Der S- Bahn-Zug war in Richtung Bad Vilbel unterwegs. Nach Angaben von Polizeisprecher Jürgen Linker muß mit dem Ableben der Frau gerechnet werden, da sie bereits am Sonntagnachmittag im Koma gelegen habe.

Die Frau war laut Feuerwehr und Polizei so sehr in die Suche vertieft, daß sie den Zug der S 6, der sich mit 80 Stundenkilometern näherte, nicht bemerkte. Der 42 Jahre alte Zugführer versuchte noch eine Schnellbremsung, konnte aber nicht mehr verhindern, daß die Frau von der rechten Seite des Zugwagens am Becken gestreift und zu Boden geschleudert wurde.

Der Zugführer, der die S 6 erst nach einigen hundert Metern zum Stehen gebracht hatte, ließ über seine Leitstelle Feuerwehr und Notarzt alarmieren. Die Feuerwehr suchte nach den Worten ihres Schichtführers Dietmar Schwarz zunächst die Bahnstrecke und dann den unteren Teil der S-Bahn-Wagen ab, da der Zugfahrer überzeugt gewesen sei, die Frau mitgeschleift zu haben. Wie sich dann wenig später herausstellte, war sie jedoch durch den Aufprall in das Gebüsch geschleudert worden, das an den Bahndamm angrenzt.

Die Frau hatte keinerlei Ausweispapiere bei sich. Die Polizei bittet deshalb unter den Telefonnummern 755-4040 oder 755-313 um Hinweise, die die Identität der etwa 60jährigen klären könnten. enk

Achtjährige wurde mehrere Meter von einem Auto mitgeschleift Kind war plötzlich auf die Fahrbahn gelaufen / Polizei berichtet: Drei weitere Schwerverletzte bei Unfällen im Wetteraukreis

WETTERAUKREIS. Acht Verkehrsunfälle mit vier Schwer- und sechs Leichtverletzten, das ist die traurige Bilanz der Polizei vom Wochenende.

Einem Bad Nauheimer Autofahrer, der am Freitag gegen 14.40 Uhr die Wetteraustraße in Dorheim in Richtung Wölfersheim befuhr, lief ein achtjähriges Mädchen direkt vor den Wagen. Das aus Dorheim stammende Kind hatte bei dem Versuch, in Höhe der Hausnummer 99 die Straße zu überqueren, zunächst mehrer Autos passieren lassen, rannte dann aber plötzlich los, so die Polizei, und direkt in den Wölfersheimer Wagen hinein. Trotz Vollbremsung wurde das Kind einige Meter mitgeschleift und blieb dann schwerverletzt am Boden liegen.

Mit Rippenbrüchen und schweren inneren Verletzungen mußte ebenfalls am Freitag ein Florstädter Motorradfahrer mit dem Rettungshubschrauber in die Frankfurter Uni-Klinik gebracht werden. Nachdem er gegen 17.30 Uhr etwa hundert Meter hinter dem Kefenroder Ortsausgang in Richtung Hitzkirchen mit seiner Suzuki ein vorausfahrendes Auto überholt hatte, kam der Mann mit seiner Maschine beim Wiedereinschwenken auf die rechte Fahrbahn ins Schleudern, fuhr eine drei Meter hohe Böschung hinauf und stieß dort gegen einen Baum. Durch die Wucht des Aufpralls wurde er samt Motorrad zurückgeschleudert und blieb im linken Straßengraben liegen.

Schwere Verletzungen erlitten auch die Fahrer zweier Autos, die in der Nacht zum Sonntag gegen 3 Uhr auf der Kreuzung am Bad Vilbeler Südbahnhof zusammenprallten. Ein Fahrer aus Frankfurt, der die B 3 aus Richtung Innenstadt in Richtung Bahnhof überqueren wollte, hatte dabei nicht die Vorfahrt eines den Schöllberg hinunter fahrenden Wagenlenkers aus Bad Vilbel beachtet. Unter Alkoholeinfluß hatte allerdings nicht der Frankfurter, sondern der Bad Vilbeler Fahrer gestanden, vermutet die Polizei.

Gleich von zwei Autos angefahren wurde am Freitag eine Karbener Radfahrerin, die gegen 12.20 Uhr die Bahnhofstraße in Richtung St.-Egrève-Straße überqueren wollte. Der erste Autofahrer konnte der Frau noch teilsweise ausweichen, berichtet die Polizei, streifte sie aber dann doch noch mit der Beifahrerseite. Ein nachfolgender Wagen fuhr noch gegen das Hinterrad. Die Frau stürzte zu Boden und zog sich leichte Verletzungen zu. Ähnlich erging es wenig später, gegen 17 Uhr, einem Karbener Radfahrer, der die Bahnhofstraße in Richtung Gehspitze befuhr. Weil ein ihn überholender Autofahrer nicht genügend Sicherheitsabstand einhielt, so die Polizei, versuchte der Radler zu bremsen und nach rechts auszuweichen, geriet dabei jedoch gegen die Bordsteinkante und fiel.

Wegen überhöhter Geschwindigkeit geriet am Freitag gegen 20.25 Uhr ein Karbener Autofahrer, der von der L 3205 nach rechts in Richtung Petterweil abbiegen wollte, über die Fahrbahnmitte und prallte mit dem entgegenkommenden Wagen eines Niederdorfeldeners zusammen. Dessen Beifahrerin sowie der Karbener, bei dem Verdacht auf Alkoholeinfluß bestand, wurden leicht verletzt.

Eine vermutlich ebenfalls unter Alkoholeinfluß stehende Altenstädterin kam in der Nacht zum Sonntag, gegen 3.30 Uhr, auf der geraden und übersichtlichen Kreisstraße bei Altenstadt-Höchst von der Fahrbahn ab. Ihr VW überschlug sich und blieb auf dem Dach in einer Wiese liegen. Die leichtverletzte Fahrerin entfernte sich zu Fuß von der Unfallstelle, wurde aber später ermittelt.

In den Straßengraben fuhr am Sonntag gegen 8 Uhr auch ein Bad Nauheimer Motorradfahrer, der auf der B 455 in der Melbacher Gemarkung in Richtung Friedberg unterwegs war. Infolge überhöhter Geschwindigkeit verlor er in einer langgezogenen Linkskurve die Kontrolle über seine Maschine und geriet nach rechts von der Fahrbahn ab. mu

TENNIS

"TENNIS INTERNATIONAL" der Frauen in Darmstadt, Einzel, Finale: Foeldenyi (Ungarn) - Arendt (USA) 6:2, 7:6. - Halbfinale: Foeldenyi - Singer (Stuttgart) 7:6, 6:7, 6:3, Arendt - Müller (Leverkusen) 6:4, 6:1. - Viertelfinale: Foeldenyi - Schaerer (Paraguay) 6:1, 6:4, Singer - Jehs (Stuttgart) 7:6, 6:1, de los Rios (Paraguay) - Arendt 4:6, 6:3, 6:2, Müller - Thoms (Saarlouis) 6:0, 6:3.

Der Ortsbeirat 1 tagt Grüne helfen den Bordell-Vertriebenen

BAHNHOF. Ersatzwohnungen für die Mieter, die Bordellen weichen müssen, fordern die Grünen im Ortsbeirat 1: Durch die verkleinerte Toleranzzone drohe eine Mietervertreibung im Bahnhofsviertel. Um diese negativen Konsequenzen "abzufedern", soll die Stadt Ersatzwohnungen anbieten und eine Beratungsstelle einrichten, die allen Mietern, die von einer Kündigung bedroht sind, umfassende Hilfestellung anbietet.

Der Antrag der Grünen wird in der nächsten Sitzung des Gremiums beraten, das sich am Dienstag, 4. August, 19 Uhr, im Technischen Rathaus trifft (Sitzungssaal III und IV) Braubachstraße 15).

Weiterhin fordern die Grünen, daß die "Vertreibung der Szene" auf der Taunusanlage so lange unterbleibt, bis neue Einrichtungen für die Drogenabhängigen geschaffen sind. Zur Zeit führe die "polizeiliche Vertreibungstaktik" nur dazu, daß sich die Szene in die Wohngebiete verlagere, heißt es in dem Antrag.

Die CDU will durch eine "konzertierte Aktion" aller städtischen Institutionen erreichen, daß das illegale Parken auf der Mainzer Landstraße endgültig unterbunden wird. Außerdem wird sich der Ortsbeirat 1 mit den Mittelkürzungen für Jugendeinrichtungen im Gallus und der Verkehrsberuhigung im Bereich des Wiesenhüttenplatzes beschäftigen. rea

MOTORSPORT

RALLYE ARGENTINIEN, achter von 14 Läufen zur Fahrer-Weltmeisterschaft, Endergebnis nach 28 Wertungsprüfungen in San Miguel de Tucuman: 1. Auriol/Occelli (Frankreich) Lancia HF Integrale 4:47:26 Stunden, 2. Sainz/Moya (Spanien) Toyota Celica 2:18 Minuten zurück, 3. Trelles/del Buono (Uruguay) Lancia HF Integrale 14:11, 4. Fiorio/Brambilla (Italien) Lancia HF Integrale 27:45, 5. Stohl/Diekmann (Östereich/Berlin) Audi 90 Quattro 47:13, 6. Menem jr./Zuchini (Argentinien) Lancia HF Integrale 47:29. - Stand der Fahrer-Weltmeisterschaft: 1. Sainz 92 Punkte, 2. Auriol 80, 3. Kankkunen (Finnland) Lancia 62, 4. Biasion (Italien) Ford 34, 5. Delecour (Frankreich) 33, 6. Alen (Finnland) Toyota 28. - Stand der Marken-Weltmeisterschaft: 1. Lancia 117 Punkte, 2. Toyota 84, 3. Ford 60, 4. Nissan 33, 5. Subaru 23, 6. Misubishi 20.

Gemischte Gefühle Pianist Leonid Brumberg beim Rheingau-Festival

Man darf sich nicht zu der Annahme verleiten lassen, der aus Rostow am Don stammende Pianist Leonid Brumberg sei ein Technokrat an Tasten - auch wenn es im Programmheft des Rheingau-Musik-Festivals heißt, Brumbergs Stärke sei die Wiedergabe extrem schwieriger Werke. Er spiele "Schwerstes vom Schweren" und biete überwältigenden Tastenzauber.

Derlei Momente spielten bei Brumbergs Chopin-Abend im Schloß Johannisberg nur eine geringe Rolle. Daß er keinen technischer Höhenflug unternehmen wollte, war im letzten Beitrag des Recitals, mit Chopins frühreifem Opus 10, dem ersten Band der Klavieretüden zu hören. Da zog er sich auf Atmosphärisches, das er nur in Klangflächen irisierender Natur vertiefte, zurück, während er in technisch entlasteten Sätzen (etwa es-Moll) Konturen effektiver "Clarté" zu bezaubernden Klavirismen aufbaute.

Vom Anschlag, vom Legato her war aber schon die erste Etüde, die berüchtigte in C-Dur, hörbar weniger kompakt gefaßt. Es ergaben sich, speziell bei dieser Etüden-Einstellung "gemischte" Gefühle beim Zuhörer. Hatte das Stück in f-Moll mit seiner plastisch rollenden linken Hand jenes chopinesk Balladeske an sich, so war die zwölfte Nummer, c-Moll, "Revolutionsetüde", vergleichsweise zurückgenommen: Die Monumentalmanöver der agierten linken Hand verwischten sich in allzu freizügig gesetztem Pedal, die immer neu deklamatorisch verdichtende rechte Hand konnte sich nicht bis zum Letzten steigern: Die frappierende Wendung an der Ges-Dur-Stelle blieb unvollzogen. Kein Tastenzauber.

Brumbergs Stärke lag woanders. In den rezitativisch dicht gestellten Mazurkas des Abends (die Opera sechs, 24, 56) offenbarten sich pianistische Größe und Noblesse in einer Konzentration, der man in solcher Konsequenz selten begegnet. So stellte Brumberg gerade die rhythmisch eigenwillige (auf die "Zwei" ausgerichtete) Gestalt mit einer Eleganz und Durchsetzungskapazität heraus, die aus diesen hochstilisierten Tänzen tatsächlich irritierende Gratwanderungen zuläßt. Doch wurde das nie zur Träumerei: Brumberg kalkulierte den Ausdrucksrahmen souverän wie stilsicher, blieb, genau bemessen, an der zentralen Linie.

Daneben standen noch die "Variations brillantes", op. 12, ein gelungener Einstieg in mild dosierten Figurationsbezirken und die Fantasie f-Moll, op. 49: Hier kam Brumberg gut voran, agierte ohne Stillstand ("linear") und wahrte - bei allen Bruchstellen dieser inhaltlich schwerwiegenden Komposition - eine klare Ausdrucksmitte. Konstruktiv, wie auch später in den Nocturnes op. 9, die er in griffiger Pianodeklaration, in gepflegtem Parlando als "Genre-Stück", durch und durch zu gestalten wußte.

ALEXANDER ULLMANN

Aufgespießt

"Verordnung des Oberkirchenrats zur Änderung der Verordnung zur Ausführung der Ordnung über die Einführung in kirchliche Dienste (Einführungsverordnung)."Amtsblatt der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Nr. 5, Band 55.

In trauter Eintracht

Haben die Herren von der CDU wirklich keine anderen Probleme, als auf dem Balkan Krieg zu führen?

Abgesehen davon, daß die Alleinschuld der Serben ein Märchen ist, warten doch in Deutschland selbst viele Probleme auf ihre Lösung, die die CDU nicht bieten kann:

Wohnungsnot durch Mietwucher, Flüchtlingsprobleme u. a. mehr.

Was hat ein deutsches Kriegsschiff in der Adria vor der jugoslawischen Küste zu suchen? (FR vom 21. 7. 1992 "EG erörtert Militäreinsatz").

Reichen die deutschen Kriegsgreuel in Serbien im Zweiten Weltkrieg, in trauter Eintracht mit den Kroaten verübt, nicht aus, sollen noch mehr hinzugefügt werden?

Kroatien konnte sich mit Hilfe von Waffen der ehemaligen NVA, über Ungarn eingeschleust, als separatistischer Staat von Jugoslawien abtrennen, ebenfalls Slowenien, z. T. auch mit österreichischer Hilfe.

Daß in Deutschland jetzt wieder Leute zum Krieg trommeln, finde ich angesichts der deutschen Vergangenheit unglaublich.

Warum gibt es keine Demonstrationen dagegen? Ich selbst bin nur froh, daß ich nie CDU gewählt habe.

Dr. med Klaus Deumig, Mainz

Gegen haushaltstechnische Veränderungen

Sie haben die problematische Situation der Studienberatungsstellen an den hessischen Hochschulen vorwiegend am Beispiel der TH Darmstadt zutreffend dargestellt (FR vom 20. 7. 1992 "Von Prüfungsangst und dem privaten Knatsch").

Der Artikel läßt allerdings den Eindruck entstehen, daß in den zentralen Studienberatungsstellen erst durch die Veränderung der Haushaltsstruktur gravierende Probleme auftreten. Tatsache ist, daß dadurch eine seit Jahren bestehende Problemsituation in nicht mehr tragbarer Weise verschärft werden kann.

Die Aufgabenbereiche der Studienberatungsstellen haben in den letzten Jahren quantitativ und qualitativ enorm zugenommen, ohne daß die zusätzlichen Belastungen mit einem Personalzuwachs ausgeglichen wurden. Die Beratungsstatistiken der Universität Gießen sollen hier als Beispiel stehen: 1991 verzeichnete das Büro für Studienberatung 7200 persönliche Informations- bzw. Beratunggespräche, 7 750 telefonische und 13 150 schriftliche Anfragen. Seit 1981 steigerte sich damit allein die Nachfrage nach persönlichen Gesprächen um 53 Prozent, die Zahl der Anrufer um 164 Prozent und die schriftlichen Anfragen um 140 Prozent.

Die persönliche Beratung und Information stellen jedoch nur einen Teil der Aufgaben der Studienberatung dar. Steigende Abiturienten- und Studentenzahlen und - dadurch verursacht - veränderte Bewerbungs- und Studienbedingungen, besondere Berücksichtigung spezieller Gruppen (Frauen, Behinderte, Studieninteressenten aus den neuen Bundesländern), Bestrebungen, die Studienzeiten zu verkürzen, u. a. m. bewirken, daß auch in steigender Zahl Projektangebote notwendig werden in den Bereichen Schülerinformation, Studieneingangsorientierung, Studienverlaufsplanung und Absolventenberatung. Somit geben Beratungsstatistiken in der Tat nur zum Teil die tatsächlichen Belastungen wieder, worauf die Hochschulrektorenkonferenz 1991 in ihrer Schrift zur Ausstattung der Studienberatungsstellen an den Hochschulen der alten Bundesländer zu Recht hingewiesen hat.

Studienberatung ist mit einem hochorganisierten Dienstleistungsunternehmen vergleichbar, in dem sowohl langfristige Planung als auch kurzfristige Reaktionen auf aktuelle Anforderungen in Form von Projekten möglich sein muß. Dies ist hier in noch viel stärkerem Maße erforderlich als in anderen Bereichen der Hochschule. Eine Planungssicherheit im (Hilfs-)Personal- und Sachmittelbereich muß unbedingt gegeben sein, um weiterhin effektive Arbeit zu gewährleisten, und dies garantiert nur ein eigener Haushaltstitel. Eine Überführung der Studienberatungsmittel in den allgemeinen Haushaltstitel Forschung und Lehre ermöglicht den Zugriff auch anderer, an den Universitäten oft starker Interessengruppen auf diese Mittel, was zu einer gravierenden Verschlechterung der angespannten Situation in Beratungsstellen führen könnte.

Die Universität Gießen hat sich deshalb massiv gegen eine solche haushaltstechnische Veränderung gewehrt und wird diesen Standpunkt auch weiterhin beibehalten, um die unverzichtbare effektive Arbeit der Institution Studienberatung an unserer Hochschule nicht zusätzlich zu gefährden.

Christel Lauterbach (Pressereferentin, Justis-Liebig-Universität), Gießen.

Hilfsbereitschaft für Flüchtlinge

HANAU. Wann die 370 Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina auf dem Hanauer Nordbahnhof eintreffen werden, wußte am Sonntag niemand genau. Während das Regierungspräsidium (RP) in Darmstadt von der Ankunft der Bürgerkriegsflüchtlinge am heutigen Montagnachmittag ausgeht, rechnete die Bundesbahn-Zugleitung in Mainz schon in den frühen Morgenstunden mit ihrem Eintreffen.

Deren Sprecher und Disponent Johannes Gresshoff erklärte gegenüber der FR, daß derzeit verläßliche Informationen fehlten. Eine genaue Planung werde erst möglich, wenn der Zug Österreich erreicht habe. Am Hanauer Nordbahnhof soll der erste der drei Sonderzüge eintreffen, die am Samstag in Richtung Karlovac aufgebrochen waren. 370 der insgesamt 890 Flüchtlinge werden hier den Zug verlassen. Die übrigen sollen anschließend nach Magdeburg und Münster in Unterkünfte gebracht werden.

Ob in den frühen Morgenstunden oder erst am Nachmittag, die örtlichen Hilfsorganisationen und die Stadt Hanau sind auf die Ankunft der Flüchtlinge vorbereitet. In der Hessen-Homburg-Kaserne im Lamboygebiet werden seit Freitag von den zahlreichen Helfern des DRK und der Bereitschaftpolizei Betten sowie Tische und Stühle aufgestellt, Lebensmittel und Kleider herbeigeschafft. 50 Polizeibeamte hatten am Freitag nicht benötigte Möbel aus einem Zeltdorf für Asylbewerber in Darmstadt abgeholt. Das RP hat drei Beamte fest nach Hanau abgestellt, die sich um Unterbringung und Organisation kümmern.

Eine private Großküche wird ab heute die Versorgung der Flüchtlinge übernehmen. Für die Betreuung der Kinder will die Stadt Hanau ihr Spielmobil zur Verfügung stellen.

Busse der Hanauer Straßenbahn AG stehen heute am Nordbahnhof bereit, um die 370 vorwiegend Frauen und Kinder in die Kaserne zu fahren oder Verletzte notfalls gleich ins Krankenhaus zu transportieren.

Inzwischen nimmt auch die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung zu. Beim Bürgertelefon des RP (0 61 51 / 12 56 35) haben sich mittlerweile über 130 Menschen hessenweit gemeldet, die Flüchtlinge privat aufnehmen wollen. Vorerst werden sie jedoch in der Hessen-Homburg-Kaserne verbleiben. Wie das RP mitteilt, sollen die Flüchtlinge nach der Aufnahme und einer ersten Verpflegung zunächst einmal zur Ruhe kommen können. Aus diesem Grund bleiben die Kasernentore in den nächsten Tagen für Besucher geschlossen. In der Kreuzkirche in Hanau können jedoch auch weiterhin Kleiderspenden für die Kriegsflüchtlinge abgegeben werden. Sachspenden werden ab heute täglich von 16 bis 19 Uhr angenommen. Ansprechpartnerin ist die SPD-Stadtverordnete Marianne Buschbeck (Tel: 0 61 81 / 1 42 23). alu

Nur manche Römer hatten Geschirr Denkmalamt-Ausgrabungen In der Römerstadt brachten Töpferei-Viertel zutage

RÖMERSTADT. Wo jetzt die Straße In der Römerstadt aus Heddernheim heraus in den Westen der Stadt führt, dort arbeiteten und wohnten vor mehr als 1700 Jahren die Töpfer. Damals, im zweiten und dritten Jahrhundert nach Christus, erlebte die römische Siedlung Nida, die Verwaltungsstadt der Wetterau, gerade ihre Blütezeit - und war "für die Civitas Taunensis etwa so wichtig wie Frankfurt jetzt für das Rhein-Main-Gebiet." Das sagt Andrea Hampel, Abteilungsleitern der städtischen Bodendenkmalpflege, die jetzt verantwortlich ist für die letzten Ausgrabungen.

Seit mehr als einem Jahr läßt das Referat für Denkmalpflege in einem Gelände auf der nördlichen Seite der Straße In der Römerstadt graben und hofft auf neue Ergebnisse. Die Fläche ist laut Frau Hampel eine der letzten Möglichkeiten, um eine der wichtigsten archäologischen Stellen Hessens zu erforschen. Denn an den meisten Stellen ist das Gelände über der römischen Stadt bebaut. Oder, wie unter der Nordweststadt, längst zerstört.

Was im Laufe des vergangenen Jahres aus mehreren Metern Tiefe geholt wurde, sorgte unter den Fachleuten für Überraschungen. "Die Siedlung war an dieser Stelle viel dichter bebaut als in anderen Vierteln", erzählt Frau Hampel. Keine weitläufigen Bürgerhäuser, keine Thermen, keine Gemeinschaftsgebäude - im Töpferviertel standen die Häuser dicht an dicht: "So wie heutzutage auch". Für die Historiker eine Möglichkeit, um auf die sozialen Strukturen des Stadtteils zu schließen. "Da wohnten die Leute, die kein Geld für ein großes Grundstück hatten", folgert Frau Hampel.

Darüber geben auch die Abfallgruben Aufschluß, die für Archäologen zu wichtigen Fundgruben werden. In den Vierteln wohlhabender Römer entdecken die Wissenschaftler manchmal auch Tafelgeschirr.

Mit einem Töpferviertel hatten die Experten nicht gerechnet - auf ein solches Viertel waren die Archäologen schließlich schon auf der südlichen Seite der Straße gestoßen. "Wir hätten nicht gedacht, daß das Viertel so groß ist", beschreibt Frau Hampel. Und wieder waren es unter anderem die Abfallgruben, die wichtige Hinweise lieferten: In den Gruben landeten jene Fehlbrände und Scherben, für die die Handwerker keine Verwendung hatten.

Auch ein großer Töpferofen wurde aus der Erde gehoben; Becher in allen Größen tauchten aus der Erde auf. Die waren sorgfältig geformt: "Natürlich hatten die Römer schon Töpferscheiben" (Hampel). Aus der Zahl der Becher und der Größe der Töpferöfen wollen die Fachleute auf den Umfang der Produktion schließen. "In einem Ofen brannten die Töpfer mehrere Hundert Becher."

Viele der Ergebnisse lassen sich jedoch nicht so einfach erschließen. "Wir arbeiten mit einer Reihe von anderen Wissenschaften zusammen", so Andrea Hampel. Chemiker, Biochemiker, Geophysiker und Geologen werden Knochen, Holz und Ton untersuchen. Bis ihre Ergebnisse vorliegen und ausgewertet sind, wird es noch "dauern".

Bis 1994 will das Denkmalamt auf dem mehrere tausend Quadratmeter großen Gelände in der Römerstadt graben; dann sollen dort Wohnhäuser entstehen. Punktuell wird in der Römerstadt und in Heddernheim nur noch dort unter der Erde geforscht, wo gerade gebaut wird. "Wir kämen nie auf die Idee, aus Jux und Dollerei einfach in einer Grünanlage ein Loch zu buddeln", betonte Frau Hampel.

Schließlich sei noch nicht bekannt, wie sich die Archäologie in den nächsten Jahrzehnten entwickle, ob die Wissenschaftler dann nicht noch viel genauer forschen können. Frau Hampel: "Wo wir jetzt graben, ist das Gelände zerstört. Am besten ist es, weder zu bauen und noch zu graben!" sen

TABELLEN

INTERTOTO-CUP: Gruppe 4: Karlsruher SC - Halmstad BK 4:1 (1:1). Abschlußtabelle: 1. Karlsruher SC 6 2 3 1 12: 9 7: 5 2. Young Boys Bern 6 2 2 2 13:12 6: 6 3. Halmstad BK 6 3 0 3 11:13 6: 6 4. Austria Salzburg 6 2 1 3 12:14 5: 7 Gruppe 6: Lyngby Kopenhagen - Schalke 04 3:1 (2:0), RKC Waalwijk - SM Caen 1:0 (0:0). Abschlußtalle: 1. Lyngby Kopenhagen 6 4 1 1 10: 6 9: 3 2. SM Caen 6 2 2 2 6: 5 6: 6 3. Schalke 04 6 2 2 2 11:11 6: 6 4. RKC Waalwijk 6 1 1 4 6:12 3: 9 Gruppe 7: Aarhus GF - Kiruna FF 1:1 (0:1). Abschlußtabelle: 1. Slovan Preßburg 6 4 1 1 18:11 9: 3 2. FC Vac 6 4 0 2 13:10 8: 4 3. Aarhus GF 6 1 3 2 6: 7 5: 7 4. Kiruna FF 6 0 2 4 8:17 2:10 Gruppe 8: SVV Dordrecht 90 - Hammarby IF 2:1 (1:0). Abschlußtabelle: 1. Aalborg BK 5 3 2 0 9: 2 8: 2 2. Hammarby IF 6 2 1 3 8:10 5: 7 3. SVV Dordrecht 90 6 1 3 2 7:10 5: 7 4. 1. FC Saarbrücken 5 1 2 2 6: 8 4: 6 Gruppe 9: Slavia Prag - Maccabi Nathanya 3:1 (1:0). Abschlußtabelle: 1. Slavia Prag 6 5 1 0 16: 4 11: 1 2. Bayer Leverkusen 5 2 1 2 7: 6 5: 5 3. Maccabi Petah Tickva 5 1 2 2 6:10 4: 6 4. Maccabi Nathanya 6 0 2 4 4:13 2:10

Die Glaubwürdigkeit der Blauhelme

Warum plagt sich die SPD mit der blauen Farbe, etwa, weil ein neuaufkommender Militarismus mit ihr angestrichen werden soll? Vermutet sie eine (un)aufgearbeitete Vergangenheit oder die "militärische Normalität", die eben nicht aus irgendeinem vergessenen Grab hervorsteigt?

Warum spricht niemand aus, um welche Frage es wirklich geht? Sollen deutsche Soldaten als Killergruppe überall in der Welt in Erscheinung treten können, um denen Verderben zu bringen, aus denen die Weltwirtschaft bereits alles herausgepreßt hat, was es zu pressen gibt? (FR vom 21. 7. 1992 "Im Wortlaut: SPD-Abgeordnete Terborg - Schießwütige Kollegen").

Und wem das zu scharf oder einseitig gesagt ist, der verfolge bitte die Geschichte des CIA und der Mariners seit 40 Jahren. Dann soll er in ein einziges Armutsland fahren und die Augen aufmachen. Das wollen wir nicht nachmachen.

Der einzige ernstzunehmende, weil sicherlich ernstgemeinte Einwand: Die UN haben so etwas wie Verantwortung der Vernunft des Menschen für den Menschen übernommen, ihre Verflechtungen in Vormachtsinteressen seien relativ gering und es scheine geboten, die Konventionen der Völker dort zu schützen und durchzusetzen, wo sie durchsetzbar erscheinen.

Hätte es doch bloß die in ihrem Zustandekommen umstrittene UN-Resolution nicht gegeben, jenen Freibrief zum Einmarsch der Überlegenheit an den Golf, sondern die bessere Alternative: Sofortiger Stopp dieser ganzen ABC-Waffenzulieferer aus eben den Staaten, die dann ermächtigt wurden, diesen Krieg zu führen, wäre die Glaubwürdigkeit der Blauhelme dieser eben gar nicht mehr unschuldigen Weltorganisation ein besserer Grund für den Einsatz deutscher Soldaten gewesen.

Auf der gegebenen Einbahnstraße der alles ordnenden Weltwirtschaft graut mir davor, deutsche Soldaten könnten die Unterlegenheit armer Völker vertiefen helfen. Ich möchte nicht, daß sie anders, als zur Verteidigung ausgebildet werden. Und ist Verteidigung überflüssig geworden, schaffen wir unsere Bundeswehr in Gottes Namen ab.

Hermann Bergengruen (Pastor), Hannover

Die Arbeiterwohlfahrt Griesheim feierte

In großem Stil feierte die Arbeiterwohlfahrt (AW) Griesheim in diesem Jahr das Sommerfest vor dem Bürgerhaus am Schwarzerlenweg 57. Unter dem Motto "Golden Oldies - Der Tag für die ganze Familie" erwarteten die Mitglieder des Ortsverbandes bei freiem Eintritt etwa 1000 Gäste in der Zeit zwischen elf und 22 Uhr. Damit die Besucher etwas geboten bekamen, hatte das Organisationsteam um die Vorsitzende des Ortsverbandes, Uschi Rüssmann, die bekannte Oldie-Band "Steps" und den Alleinunterhalter "Maikel" engagiert.

Für das leibliche Wohl sorgten Apfelweinausschank, eine Kuchentheke und diverse Grillstände. "Wir wollten der Griesheimer Bevölkerung mal etwas besonderes anbieten", erklärte Uschi Rüssmann, die erst kürzlich auch in den Bezirksvorstand der AW gewählt worden war, "denn außer dem Mainuferfest des Vereinsrings ist hier ja nicht so viel los."

Stadträtin Ilse Vaupel (SPD) und der Parteivorsitzende der Frankfurter SPD, Gerd Pawlik, sowie die Kandidatin für den Ortsbeirat 6, Leila Keppler, waren als Ehrengäste eingeladen. kan

Protestzug war größer als Neonazi-Demo Gerichtshof erlaubte Treffen / Keine Ausschreitungen / "Wir kriegen Euch alle"

LANGEN. Die Besucher des Biergartens am Langener Bahnhof nutzten ihre "Logenplätze", um möglichst jedes Detail des Geschehens mitzubekommen, das sich am Samstag nachmittag von 14 Uhr an vor ihren Augen auf dem Bahnhofsvorplatz abspielte. Einige hundert Polizisten waren in und um Langen aufgezogen, um gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen etwa 80 Neonazis und rund 300 Gegendemonstranten (darunter viele Langener Bürger, auch einige Stadtverordnete) zu verhindern.

Der hessische Verwaltungsgerichtshof in Kassel hatte die Demonstration erst in letzter Minute genehmigt, nachdem die Stadt Langen und das Verwaltungsgericht Darmstadt sie zuvor untersagt hatten. Die Neonazis, die sich unter dem Namen "Freundeskreis Heinz Reisz" versammelten, waren vorwiegend aus den fünf neuen Bundesländern sowie aus Mannheim und Karlsruhe angereist. Doch statt der angekündigten 1200 Leute kamen nur 80 Rechtsextreme, um sich am zweiten Todestag des Langener Neonazis Gerald Hess zusammenzufinden.

Eskortiert von wehrhaft ausgerüsteten Polizisten marschierten sie durch die Innenstadt. Einige Male versuchte eine Gruppe von Langener Schülern ihrer Ablehnung Ausdruck zu verleihen, indem sie sich vor dem Demonstrationszug auf die Straße setzten. Sofort griff die Polizei ein, schleifte die jugendlichen Blockierer an den Füßen von der Fahrbahn.

"Wir kriegen Euch alle", brüllten die Neonazis, wenn sie sich einmal gegen den stimmgewaltigeren Chor der Langener Gegner durchsetzten. Besonders aufgebracht zeigten sich die jugendlichen Nazigegner in manchen Sprechchören jedoch darüber, daß "deutsche Polizisten die Faschisten schützen". Hie und da versuchten junge Leute, darüber mit den Polizeibeamten zu sprechen. Doch während die meisten ein undurchdringliches Gesicht zur Schau trugen und weisungsgemäß alle Anreden ignorierten, bemühten sich nur wenige so wie ein junger Beamter, auf die Fragen der Jugendlichen zu antworten.

Der Marsch vom Bahnhof zur Bundesstraße 3 (B 3) und über die Südliche Ringstraße zurück zum Ausgangspunkt verlief abgesehen von einigen Festnahmen relativ ruhig. Nachdem der Zug um 17.30 Uhr wieder den Bahnhofsvorplatz erreicht hatte, stellte sich die Polizei noch einmal gesammelt vor die Neonazis, um ihnen einen unbeschadeten Abgang aus der Stadt zu ermöglichen.

Mit quietschenden Reifen schleuste Anführer Heinz Reisz mehrere Wagenladungen seiner rechtsextremen Gesinnungsfreunde aus der Stadt. fra

(Weiterer Bericht auf der Seite Hessen)

Neukirchen ist erster Oberliga-Tabellenführer

Die Neulinge sorgten am ersten Spieltag der Fußball-Oberliga Hessen für frischen Wind. Der SC Neukirchen machte bei seinem 5:1-Erfolg gegen den VfR Bürstadt dort weiter, wo er in der Landesliga Nord aufgehört hatte. Der SC setzte sich gleich an die Tabellenspitze. Erfolgreich verlief auch das Debüt des FV Bad Vilbel, der die Eintracht-Amateure 2:0 bezwang. In diese Erfolgsbilanz reihte sich auch der Dritte im Bunde, der VfB Marburg, ein, der dem Titelaspiranten FSV Frankfurt beim torlosen Unentschieden einen Punkt abtrotzte.

Die größte Überraschung gelang zum Saisonstart allerdings Borussia Fulda. Der 4:1-Kantersieg der Osthessen bei den ambitionierten Rot-Weissen aus Frankfurt war in dieser Höhe nicht zu erwarten und völlig verdient. Der SV Wehen setzte sich bei seiner Heimpremiere im Lokaldderby gegen den SV Wiesbaden verdient 2:0 durch.

Hessen Kassel und die SG Egelsbach teilten sich zum Auftakt die Punkte (1:1). Ebenso wie Rot-Weiß Walldorf und Eintracht Haiger, die beim 0:0-Remis wenig Überzeugendes boten. Die Offenbacher Kickers besiegten am Freitag abend den amtierenden Meister Viktoria Aschaffenburg glücklich 3:1. Der Deutsche Amateur-Vizemeister, Spvgg. Bad Homburg, war spielfrei. hu

Energisches "Sichten" beim Riedturnier Sechs Fußballteams testeten ihre Form in Seckbach / FG-Nachwuchs ist abgewandert

SECKBACH. Energisch mußte der Schiedsrichter beim 13. Ried-Turnier der Fußballgesellschaft (FG) Seckbach 02 hin und wieder eingreifen: Die Spieler zeigten Einsatz auf dem Rasen der Bezirkssportanlage Süd an der Hochstädter Straße.

Fünf südhessische Mannschaften waren gekommen, um vor dem Beginn der Fußball-Saison ein ganzes Wochenende lang neue Spielzüge zu erproben und einen Leistungsvergleich zu erhalten. Auch manche Reservespieler versuchten noch, Stammplätze zu ergattern - was die Einsatzbereitschaft deutlich steigerte.

"Wir legen unser Turnier immer an den Anfang der neuen Spielzeit", erläuterte Hans-Joachim Sommer, Zweiter Vorsitzender der FG Seckbach, "das ist ein Sichtungsturnier, damit die Mannschaften wissen, wo sie stehen, bevor die neue Punkterunde anfängt."

Vor allem die Erste Mannschaft der Seckbacher mußte sich beim Ried-Turnier orientieren und zusammenfinden, denn immerhin waren neun Spieler nach Abschluß der vergangenen Spielzeit neu ins Team gekommen. Olaf Sicker, Harald Giller, Jens Köhler, Michael Schuber und Stefan Ringer kamen von anderen Vereinen, und vier "Eigengewächse" aus der A-Jugend schafften den Sprung in den Kader der Ersten Mannschaft. "Der Klassenerhalt ist das A und O in dieser Situation, denn immerhin haben mehrere Leistungsträger der alten Mannschaft aufgehört oder sind weggegangen", sagte "Hajo" Sommer, der auch dem Spielausschuß der Fußballgesellschaft angehört, zum Saisonziel des Vereins.

In der abgelaufenen Saison spielte der Seckbacher Traditionsclub in der Bezirksliga. Jetzt ist das Team verjüngt werden, der Altersdurchschnitt beträgt nur noch 25 Jahre. In den nächsten Wochen soll die Schar aus der Abwehr heraus neu aufgebaut werden und sich

Verjüngtes Team

zunächst um den erfahrenen Torwart Michael Sorge gruppieren, den Hajo Sommer als "einen der besten Tormänner der letzten Saison" lobte.

Auch ein neuer Trainer arbeitet seit kurzem bei der FG 02. Jochen Feldmann wird vor allem die Erste Mannschaft trainieren, nachdem Dieter Brozio den Verein mitten in der Saison verlassen hatte. "Er hat keine sportlichen Perspektiven mehr gesehen", erklärte Sommer die plötzliche Entscheidung Brozios. Mit Hilfe eines Spielerrates wurden das Training und die letzten fünf Spiele bestritten, und tatsächlich konnte sich die Mannschaft aufrappeln, der Abstiegszone der Bezirksliga entkommen und die Spielzeit an 13. Position beenden. Um die Summe der Veränderungen bei den Seckbächern voll zu machen, wurde auch noch der Spielausschuß mit Paul Heß und Hajo Sommer neu besetzt.

Die FG 02 zählt derzeit 355 Mitglieder inklusive der Jugendlichen. "Es sind weniger geworden, denn die jugendlichen Ausländer sind weggegangen", bedauerte Klaus Kimmel, der die Kasse des Vereins betreut. Der Grund: Der DFB verlangt neuerdings von jedem Fußballverein den Nachweis eigener Jugendarbeit. Kann dieser Nachweis nicht erbracht werden, müssen die Vereine eine Art Strafgebühr bezahlen.

Daher setzte ein regelrechter "Run" auf den Nachwuchs ein. "Das ist sehr schade, so fällt ein Moment der Integration der Ausländer weg", bedauerte Kimmel diese Entscheidung. Auch kann die FSG 02 aufgrund des fehlenden Spielernachwuchses keine D-Mannschaft mehr bilden.

Zu den Chancen für die nächste Spielzeit befragt gab sich Sommer zurückhaltend: "Die Stimmung ist gut, aber das ist bei allen am Beginn der Saison so." Doch mit Blick auf das Spielfeld, wo die Seckbacher Mannschaft gerade einen Sieg bejubelte, meinte er dann allerdings: "Wir könnten eine Überraschungsmannschaft werden." kan

Im Ernstfall leisten sie Zentimeterarbeit Wehr mahnt Neubau in der Burgstraße an

NORDEND. "Wenn die damals gesagt hätten, wir bauen euch eine neue Feuerwache und sonst nichts, dann würden die Hallen längst stehen." Ärger schwang in der Stimme von Peter-Jürgen Matz, dem Leiter der Feuerwache II, mit. Seit Jahren warten die Feuerwehrleute nun vergebens auf die Modernisierung ihres Stützpunktes in der Burgstraße. Der Streit um die geplante Tiefgarage unter der Feuerwache und die sich daran anschließende Diskussion, den Stützpunkt an einen anderen Standort zu verlegen, verzögerten das Projekt immer wieder. Gut zwei Jahre ist es her, daß Tiefbauingenieure Erdproben auf dem Gelände genommen haben - mittlerweile sei die Planung wieder "fast auf Null zurückgestuft", sagte Matz.

Letzter Stand der Dinge: Die Branddirektion hat den geforderten Raumplan erstellt und an das zuständige Dezernat von Tom Koenigs geschickt. Dort werden jetzt erst die Stellungnahmen der verschiedenen Ämter abgewartet, bevor überhaupt überlegt wird, woher das Geld kommen soll. Wie lange das dauern wird, konnte die Pressereferentin des Umweltdezernates, Dagmar Beckmann, nicht beantworten. Dabei ist der geforderte Neubau dringend erforderlich: Der Stützpunkt in der Burgstraße 11 c ist Frankfurts älteste Feuerwache. Sie wurde 1894 in Betrieb genommen und "entspricht in keiner Weise den heutigen Anforderungen", wie Peter-Jürgen Matz betont.

Zur Erinnerung: Mit dem Neubau der Feuerwache II wollte die Stadt zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Der Hof der Burgstraße sollte komplett unterkellert werden, um Stellplätze für 350 Autos zu schaffen. Nach heftigen Protesten von allen Seiten legte das Planungsamt eine "abgespeckte" Version vor, die eine Tiefgarage mit 120 Plätzen für Anwohner und 60 Plätzen für die Feuerwehr vorsah. Ein Kompromiß, für den zumindest die Nordend-SPD ihre Zustimmung signalisierte. Das war Anfang 1991. Seitdem hat sich nichts mehr getan.

Die Besatzung der Feuerwache, die "bis jetzt ausgesprochen geduldig war", so Peter-Jürgen Matz, wird allmählich mißmutig. "Seit Jahren werden uns regelmäßig die Mittel zur Substanzverbesserung mit der Begründung gestrichen, daß bei uns ja bald gebaut würde", beklagte der Leiter der Feuerwache. Und mit jedem Jahr wird der Zustand der Feuerwache schlimmer. Problematisch sind vor allem die Garagen: Die alten Räume sind zu eng und zu niedrig und entsprechen schon lange nicht mehr der Norm, um die großen Lösch- und Rüstfahrzeuge der Feuerwehr aufzunehmen. "Unsere Fahrer weisen teilweise akrobatische Fertigkeiten auf, was die Parkmanöver betrifft", erklärte der Leiter der Feuerwache.

Doch selbst mit eingeklappten Außenspiegeln - "angelegte Ohren" sagen die Fahrer - verbleibt auf jeder Seite gerade ein Zentimeter, um in die Garage hinein- und wieder herauszukommen: Die Tore sind einfach zu schmal. Im Notfall gingen durch dieses Gedränge wertvolle Sekunden verloren, sagte Matz. Hinzu kommt, daß jeweils zwei Wagen hintereinander geparkt werden, um überhaupt alle Fahrzeuge unterstellen zu können. An einer Stelle hat die Mannschaft der Feuerwache sogar zwei Löcher in die Rückwand geschlagen, in denen die nach hinten überstehenden Scharniere der Rüstwagen Platz finden. Mit viel Geschick bekommt man so zwei der Spezialfahreuge in der Halle unter - allerdings kommt es bei solcher "Millimeterarbeit" immer wieder vor, daß die Autos kleine Schrammen und Beulen davontragen.

Nach dem Wunsch der Feuerwehrleute soll auf ihrem Gelände in der Burgstraße ein dreigeschossiges Gebäude entstehen. Herzstück des neuen Hauses ist das Erdgeschoß, in dem auf knapp 1000 Quadratmetern eine Fahrzeughalle mit Stellplätzen für 15 Wagen geplant ist. Im Nebengebäude sollen eine Waschhalle, Werkstätten, der Büroraum für den Brandmeister sowie Lager- und Sanitärräume untergebracht werden. Im ersten Stock werden verschiedene Büroräume, Nachtdienstzimmer, Sozialräume, Speise- und Aufenthaltszimmer eingerichtet. Umkleide- und Ruheräume sehen die Pläne im zweiten Obergeschoß vor. Mit dem Neubau soll außerdem eine kleine Turnhalle für die Feuerwehrleute entstehen. rea

Das Wetter

FRANKFURT A. M., 26. Juli (FR). Etwa nördlich der Mittelgebirge Bewölkung und gelegentlich Regen, im übrigen Deutschland Sonnenschein, zeitweise Bewölkung und vereinzelt Gewitter sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 20 Grad im Norden und 33 Grad im mittleren und südlichen Bundesgebiet, die Tiefstwerte allgemein um 15 Grad. Weitere Aussichten: wechselnde Bewölkung. (Siehe auch Lokalteil)

Dreijährige mit Messer erstochen

BAD ORB. Nach dem Besuch des Schwimmbadfestes in Bad Orb am Samstag hat ein 20jähriger Mann ein dreijähriges Mädchen mit mehreren Messerstichen getötet. Nach Angaben der Kriminalpolizei in Hanau war der Mann seiner ehemaligen Freundin und ihrer Nichte auf das Fest gefolgt. Am frühen Abend verließen die drei die Veranstaltung und gingen zum Auto, das unweit des Schwimmbades im Orbgrund geparkt war. Dort muß es offenbar zum Streit zwischen der 25jährigen und dem Täter gekommen sein.

Wie ein Polizeisprecher am Sonntag berichtete, muß die Frau dem 20jährigen gesagt haben, daß sie die Verbindung mit ihm lösen wolle. Daraufhin stach der Mann mehrfach auf das Mädchen ein, das im Fond des Wagens saß. Die Dreijährige wurde durch die Stiche in Hals und Brust tödlich verletzt.

Der Täter floh daraufhin und stellte sich später der Polizei in Bad Orb. Die 25jährige Frau wurde mit einem Schock in das Orber Krankenhaus eingeliefert. (Siehe auch Hessenseite). schu

DGB will durch Blockade umfassende Gesundheitsreform erzwingen Gewerkschaften wollen hohen Beitragssätzen für Krankenkassen nicht mehr zustimmen / Seehofer warnt die Zahnärzte Von unserem Korrespondenten Peter Ziller

BONN, 26. Juli. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) will durch die Blockade von Beitragsentscheidungen in den Selbstverwaltungsorganen der Krankenkassen eine umfassendere Reform des Gesundheitswesens erzwingen. Der DGB hält die krassen Beitragsunterschiede zwischen den verschiedenen Sparten der gesetzlichen Krankenversicherung - die Spanne reicht von 8,5 Prozent bis 16,8 Prozent - für verfassungswidrig.

In einem Brief an alle Arbeits- und Sozialminister der Länder bezeichnet die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ursula Engelen-Kefer die Beitragsdifferenzen als "sozial untragbar". Um die Bundesregierung für "diese Probleme zu sensibilisieren", habe der DGB seinen Vertretern in den Selbstverwaltungsorganen empfohlen, "hohen Beitragssätzen nicht mehr zuzustimmen". Dem DGB sei bewußt, daß hierdurch die Entscheidungen in den Zuständigkeitsbereich der Länder verlagert würden. Die Länder, räumt Engelen-Kefer in dem der FR vorliegenden Brief ein, seien für die "höchst unbefriedigende Situation" nicht verantwortlich. Sie bittet die Minister, die DGB-Aktion nicht als "Affront" zu verstehen, "sondern als Signal an Bonn, endlich zu handeln".

Die Sozialminister der Länder hatten Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) vor zwei Wochen aufgefordert, die "längst überfällige Organisationsreform in der Krankenversicherung in die Tat umzusetzen". Dabei stimmten auch Politiker der Union für einen sogenannten Risikostrukturausgleich. Dieser würde dazu führen, daß Betriebskranken- und Ersatzkassen mit überdurchschnittlich gut verdienenden Mitgliedern Geld an die "ärmeren" Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) abgeben müßten. Hiergegen laufen erstere Sturm.

Der Vorstandsvorsitzende des AOK- Bundesverbandes, Wilhelm Heitzer, wirft in einer am Wochenende verbreiteten Erklärung den Ersatzkassen vor, aus "Standesdenken" eine Organisationsreform zu torpedieren.

Der durchschnittliche Grundlohn der AOK-Mitglieder habe 1990 mit 35 000 Mark um 9000 Mark unter dem der Beitragszahler in den betrieblichen Kassen gelegen. Dieser Unterschied, der die AOK zu höheren Beitragssätzen zwingt, müsse ausgeglichen werden. Der von den Ersatzkassen vorgeschlagene interne Ausgleich zwischen preiswerten AOKs im Süden und teuren im Westen würde Heitzer zufolge nur dazu führen, daß auch in Süddeutschland verstärkt Mitglieder zur Konkurrenz abwandern.

Heitzer kritisierte am Wochenende auch den von Zahnärzten in Nordrhein für den heutigen Montag geplanten Proteststreik gegen Seehofers Gesundheitsreform. Dies sei eine Unverschämtheit gegenüber Patienten, sagte er der Welt am Sonntag. Die Zahnärzte machten sich lächerlich, wenn sie bei einem Durchschnittseinkommen von rund 200 000 Mark jährlich wegen eines Kostendämpfungsbeitrages von etwa 6000 Mark "ihren Bankrott an die Wand malen".

Seehofer warnte in der Berliner Zeitung B.Z. die Zahnärzte davor, "ihre egoistischen Ziele" auf dem Rücken von Kranken zu verfolgen. "Ich bin nicht erpreßbar", sagte der CSU-Politiker.

Widerstand der SPD-geführten Länder im Bundesrat gegen Seehofers Vorschläge kündigte die SPD an. Auch die SPD fordert eine Organisationsreform.

Banken widersprechen Kritik des DIHT

ski FRANKFURT A. M. Als "abwegig" weist das Kreditgewerbe den Vorwurf des Deutschen Industrie- und Handelstages (DIHT) zurück, die Geldinstitute seien in den neuen Ländern zu wenig risikofreudig (FR vom Freitag). Der Bundesverband deutscher Banken weist auf erhebliche Anstrengungen hin, die seine Mitglieder in Ostdeutschland unternommen hätten, um ein effizientes Bankwesen zu errichten und so "einen entscheidenden Beitrag zum wirtschaftlichen Aufbau zu leisten". Fast 50 private Banken mit über 750 Filialen seien praktisch flächendeckend in der Ex-DDR tätig. Privaten Haushalten und Firmen würden ebenso umfassende Leistungen angeboten wie im Westen. Von "zögerlicher Kreditvergabe" könne keine Rede sein.

Aus Sicht des Verbandes messen die privaten Geldhäuser dem raschen Aufbau eines Mittelstandes im Osten besondere Bedeutung zu. Sie hätten sich dort deshalb zum Beispiel wesentlich an der schnellen Gründung von Bürgschaftsbanken beteiligt und Kapital bereitgestellt.

Der Fußgänger wurde lebensgefährlich verletzt

Ein 38 Jahre alter Fußgänger ist in der Nacht zum Sonntag bei einem Verkehrsunfall in der Nibelungenallee lebensgefährlich verletzt worden. Wie die Polizei mitteilte, hatte der Mann gegen 1.15 Uhr etwa 50 Meter entfernt vom Fußgängerüberweg in Höhe der Nordendstraße die Fahrbahn überqueren wollen, und war dabei von dem Auto eines 22jährigen Offenbachers erfaßt worden. Der Offenbacher war auf der äußeren linken Spur der Nibelungenalllee in Richtung Ratsweg gefahren; das Opfer wurde zu Boden geschleudert.

Die eigentliche Unfallursache ist noch ungeklärt. Nach Feststellung der Polizei stand der Fußgänger unter Alkoholeinfluß. enk

Bücherei bietet jede Menge neuen Lesestoff

SINDLINGEN. Die Sommerferien gehen langsam zu Ende - auch für die Stadtteilbücherei in Sindlingen. Von Dienstag, 28. Juli, an gibt's dort wieder reichlich Lesestoff zur Ausleihe. Viele neue Romane, Sach- und Kinderbücher sind eingetroffen.

Geöffnet hat die Bibliothek in der Sindlinger Bahnstraße 124 nach wie vor dienstags und donnerstags zwischen 13 und 19 Uhr sowie mittwochs und freitags von 13 bis 17 Uhr. Die Ausleihe ist kostenlos. tos

Nach Streit um Parkplatz Verletzte festgenommen

Etwa acht bis zehn Türken haben sich am Freitagabend vor einem Schalter der Fluggesellschaft "Air Canada" in der Abflughalle B des Flughafens einen blutigen Streit um einen Parkplatz vor der Halle geliefert. In dessen Verlauf wurde einer der Beteiligten, ein 22jähriger, mit einem Butterflymesser an Brust und Achsel verletzt. Wie die Polizei dazu mitteilte, konnten vier der Männer im Alter zwischen 18 und 28 Jahren festgenommen werden.

Wie sich nach der Festnahme herausstellte, waren alle vier verletzt. Bei der Auseinandersetzung, über deren Einzelheiten sich die Türken bei der Polizei ausschwiegen, trugen alle Schürf- und Kratzwunden, blutige Lippen, Prellungen und geschwollene Jochbeine davon.

Der 22jährige mit dem Messerstich mußte am Flughafen ärztlich behandelt werden. Nachdem ihre Personalien festgestellt worden waren, wurden sie wieder entlassen. Gegen alle vier werden Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung eingeleitet. enk

Arbeitsgemeinschaft der Schwarzenfelser Vereine hat zum zweiten Mal eine Kulturwoche veranstaltet Schmiede formen im Burghof glühendes Eisen Erinnerung an Geschichte und Werbung für den Ort Von Jürgen Schultheis SINNTAL. Im Graben der Burg Schwarzenfels üben Chatten die Kunst des Bogenschießens. Vor den Augen der Zuschauer surren die Pfeile in die 20 Meter entfernte Zielscheibe. Die Schützen sind Mitglieder eines Germanischen Traditionsvereines, die Einblick geben wollen in längst vergangene Zeit. Ein paar Meter entfernt richten gestandene Männer in braunem Wams ein Spanferkel zum Grillen her. Im Burghof weiter oben formen Schmiede glühendes Eisen, und Schreiner drehen Holzspeichen für alte Wagenräder: Zum zweiten Male hat die Arbeitsgemeinschaft der Schwarzenfelser Vereine zusammen mit dem Ortsbeirat eine Kulturwoche in der Burg ausgerichtet, die an die Geschichte der Region erinnern will und zugleich Werbung für den historischen Ort sein soll. Das kleine Mädchen mit dem blonden Zopf hält sich nicht lange auf: Den Eisennagel mit dem handgeschmiedeten Kopf, den sie gerade eben ergattert hat, möchte sie gerne als Anhänger verwenden. Dem ungewöhnlichen Schmuck fehlt aber die Befestigungsmöglichkeit. Kurzerhand bittet sie Georg Zeller, den Hufschmied aus Schwarzenfels, um Hilfe: "Können Sie mir da mal ne' Öse dranmachen?", fragt das Mädchen. Zeller, der zusammen mit seinem Sohn Erich im Eck des Burghofes eine Esse unter Feuer hält, nimmt den Nagel und formt die Spitze des kleinen Eisenstiftes mit wenigen Schlägen des kiloschweren Hammers um, bis das schmale Eisen kreisförmig gebogen ist. Das Mädchen bedankt sich, nimmt das Unikat und trollt sich.

Zeller, der vor vielen Jahren die Schmiede von seinem Schwiegervater Konrad Kohlhepp übernommen hat, gehört zu den Handwerkern, deren Tätigkeit sich im Verlauf der Modernisierung und Umstrukturierung der vergangenen Jahrzehnte dramatisch verändert hat. "Den Beruf des Schmiedes gibt es heute ja gar nicht mehr", sagt Zeller, "nur der Hufschmied ist übriggeblieben." Noch vor Jahrzehnten beschlug der Schmied Pferde, Ochsen und Kühe für die Bauern. Die Landwirte nutzten die Vierbeiner als Zugtiere bei Feldarbeit. Als immer mehr Asphaltstraßen und Schotterwege gebaut wurden, mußten die Hufe der Tiere besser vor dem Abrieb geschützt werden.

Neben der Hufpflege kümmerten sich die alten Schmiede auch um Aufgaben, die heute von Tierärzten übernommen werden, etwa die Zahnpflege bei den Vierbeinern. "Damals konnten sich die Bauern keinen Tierarzt leisten."

Mit der zunehmenden Technisierung in der Landwirtschaft und dem Siegeszug des Traktors veränderte sich auch das Berufsbild des Schmiedes: Aus dem alten Handwerker wurde ein Landmaschinenmechaniker, der das eiserne Zugpferd instandzuhalten hatte. Inzwischen geht aber auch die Zeit des Landmaschinenmechanikers zu Ende: "In fünf bis zehn Jahren", sagt Erich Zeller, "wird es diesen Beruf auch nicht mehr geben." Der Einbau von elektronischen Steuereinheiten in moderne Traktoren setzt der Arbeit des Landmaschinenmechanikers enge Grenzen. Wenn der Schlepper nicht mehr will, können in der Regel nur noch Spezialisten helfen.

Die Zellers haben ihren Betrieb deshalb vor Jahren umgestellt. Aus der Schmiede ist ein kleiner metallverarbeitender Betrieb geworden, in dem ein Teil des Umsatzes mit denkmalpflegerischen Aufträgen verdient wird. So arbeiten die Zellers derzeit an der Renovierung des Wilhelmsbader Schlosses, wo alte schmiedeeiserne Beschläge aus Schwarzenfels montiert werden. "Der Normalbetuchte kann sich sowas nicht mehr leisten", räumt Erich Zeller offen ein.

Die Organisatoren der Kulturwochen wollen den alten, ortsansässigen Handwerksbetrieben ein Forum geben, um ihre Arbeit vorstellen zu können. Eine Zunftsitzung, die von den Handwerkern nach Unterlagen aus dem Jahre 1761 am Samstagnachmittag nachgespielt wurde, schlug dabei den Bogen in die ereignisreiche Vergangenheit.

Zunftsitzungen wurden früher alljährlich am ersten Dienstag nach Pfingsten abgehalten. Während des Treffens der Handwerksmeister wurden die Preise festgelegt, Lehrlingseinstellungen beraten und gefragt, ob sich die Handwerker auch "zünftig" benommen haben. Im Verlauf des Treffens waren die Zunftgenossen angehalten, keine Händel einzugehen, nicht zu fluchen und keine unzüchtigen Reden zu halten. Außerdem mußte jeder Meister geloben, keinen Stümper einzustellen oder ein unehelich geborenes Weib zu ehelichen.

Derlei Veranstaltungen sollen nach Worten von Ortsvorsteher Karl Ulrich die Erinnerung an die Vergangenheit wachhalten. Darüber hinaus demonstriert die Kulturwoche die Verbundenheit der Schwarzenfelser mit ihrer Burg, die heute im Besitz des Landes Hessen ist. Die Räume des restaurierten Hauptgebäudes nutzen die Vereine als Veranstaltungsort. Im Gewölbe des Hauses befindet sich auch eine alte Brauerei, die früher die Marktbesucher mit Bier versorgte. Zweimal haben die Einheimischen die hessische Schlösser- und Burgenverwaltung davon abhalten können, das alte Gemäuer zu verkaufen. Inzwischen, so Ulrich, drohe keine unmittelbare Gefahr mehr.

Differenzierungen sind nötig

Der Schriftsteller Jürgen Fuchs, eigentlich bekannt als unaufgeregte Natur, hat gegen Schluß seines Beitrags eine Vision beschworen, die gewiß sehr hoch gegriffen ist, aber nicht ganz undenkbar, die Vision von Verhaftungskommandos gegen aufrechte Bürger (FR vom 17. 7. 1992 "Der moderne Untertan oder Das Komitee").

Als Entsender dürften kaum die Lenker der demokratischen Parteien gemeint sein, sondern Demagogen, die von der Krise in Ostdeutschland Politisches erwarten, um damit gegen den Feind Kapital (gemeint ist Demokratie) vorzurükken.

Nichts gegen Bürgerbegehren, nichts, wenn denn nötig, gegen Komitees für Gerechtigkeit. Gerade sie könnten verlangen, daß die SED/PDS-Gelder, falls sie sich irgendwo in der Wirtschaft verstekken, beschlagnahmt und dem Allgemeinaufbau zugeführt werden. Sie könnten die Entfernung von höheren Verwaltungsleuten, Wirtschaftsleuten und Leuten aus meinungsmachenden Institutionen fordern, die in der Vergangenheit der Diktatur dienten.

Auch zu fordern wäre notwendig, die Streichung des Einigungsparagraphen über die Gültigkeit von DDR-Gesetzen für die Vergangenheitszeit.

Honecker gehört nicht wegen Republikflucht verurteilt, sondern, wie die Stasigeneralität, wegen der von ihnen veranlaßten allseits bekannten Taten. Aber auch dieses gehörte dazu, der Satz auf den Ruinen: Das brachte uns der Sozialismus.

Von Distel und Gysi ist das nicht zu erwarten, von keinen unenttarnten Oibes oder Edel-IM's. Differenzierungen sind nötig und seriöse Leute, die glaubwürdig die Fehler benennen könnten, auch die aller Parteien, auch die von Bonn.

Fuchs hat recht, man hat mit den Opportunisten (und noch Schlimmeren) gefummelt, ohne an den Grundwert der Demokratie zu denken. Nein, Jürgen Fuchs, es ist bei Tag vorstellbar, daß sich das rächt.

Denn während die Brandmeister davon singen, warum es so schön am Rhein ist, sind andernorts die politischen Pyromanen am Werk. In der Politik, in der Verwaltung, in der Armee (wer will da jetzt noch hineintreten, Herr West-Berlin- Befreiungsoffizier Krippendorf?), auch in der Armee. In der Weimarer Zeit hat es mal einen Kapp-Putsch gegeben, eine Erhebung von Playboys wäre vielleicht der Zeit entsprechend. Warum schläft's sich am Rhein so schön?

Warten wir, Jürgen Fuchs, auf die Einsammelwagen. Während Herr de Maizière vor dem Staatssicherheitsgeneral Schwanitz mit der Geige brilliert und die Nostalgiedichter ihre Lügen trällern, scheinen die Wagen bereits vorzufahren, um die vielleicht doch antideutsche Demokratie aufzuladen, die möglicherweise ohnehin als D-Markkratie mißverstanden ist.

Sigmar Schollak, Berlin

Die vom Schützenbund erhoffte Goldmedaille mit dem Luftgewehr gewann Kab-Soon Yeo Knapp vorbei war für Sylvia Sperber das Aus Deutsche Favoritin scheiterte im Vorkampf / Koreanerin siegte vor Letscheva und Binder Aus Barcelona berichtet unser Redaktionsmitglied Harald Stenger

Knapp vorbei ist bekanntlich auch daneben. Für das hoch gehandelte deutsche Schützen-Duo Sylvia Sperber/Sonja Pfeilschifter war schon am Sonntag kurz vor 10 Uhr in der ersten von 257 Olympia- Entscheidungen ein Medaillentraum geplatzt. Versagten Sonja Pfeilschifter in der entscheidenden Phase die Nerven, so daß sie klar geschlagen wurde und mit dem 30. Rang vorliebnehmen mußte, so fehlten Sylvia Sperber beim Schießen mit dem Luftgewehr auf die 10 m entfernte Scheibe exakt 0,25 mm, um sich wenigstens für das Finale zu qualifizieren. Für die bekannteste deutsche Schützin, die vor vier Jahren Gold und Silber in Seoul holte, wurden ebenso wie für drei weitere Konkurrentinnen nach dem Vorkampf 392 Ringe notiert, und im komplizierten Trennungsverfahren für die Teilnahme an der Runde der letzten acht blieb der 27jährigen aus Penzing nur der neunte Platz. Wäre nur einer der 40 Schüsse besagte 0,25 mm näher am 0,5 mm großen Zentrum eingeschlagen und somit ein Ring mehr zu verbuchen gewesen, das Weiterkommen wäre perfekt gewesen. So saß Sylvia Sperber beim Finale als ZDF-Gast auf der Tribüne und meinte später: "Wenn man die Kolleginnen unten schießen sieht, kommt's doch in einem hoch."

Ihre Medaillenchancen verdarb sie sich durch einen mißlungenen und auch zeitlich sehr zögerlichen Auftakt: Nach 14 Schüssen hatte sie bereits viermal die Neun statt die Zehn getroffen - am Ende bedeutet das die Hälfte ihrer Gesamtfehlerquote. Es lief erst besser, als sie aus dem Schießstand trat, sich in der Auszeit drei Minuten lang mit Bundestrainer Ralf Horneber unterhielt, der ihre Stellung monierte, und dann mit neuer Konzentration die restlichen 26 Versuche in Angriff nahm. Trotzdem haderte sie: "Ich hatte nicht den richtigen Lauf und vergeblich auf eine 100er-Serie gehofft." Andererseits spielte sie ihr Mißgeschick in Anwesenheit der IOC-Honoratioren Prinzessin Anne und Prinz Albert von Monaco clever herunter: "Die Enttäuschung ist nicht so groß, weil ich trotzdem ein einigermaßen gutes Ergebnis erzielt habe. Ein Olympiasieg ist nicht zu programmieren."

Nichts davon wissen wollte die 1,56 m kleine und 48 kg leichte Sylvia Sperber, daß ihr der auf ihr lastende Erfolgsdruck geschadet habe: "Wenn ich das Gewehr in die Hand nehme, bin ich immer nervös, ob bei Olympischen Spielen oder der Bezirksmeisterschaft." So bemühte sie sich darum, schon bald wieder zu lachen.

Das gleiche galt für die in Expertenkreisen sogar höher eingestufte Sonja Pfeilschifter, ihres Zeichens amtierende Welt- und Europameisterin in dieser Disziplin. Zumal sie Anfang Mai mit ihrem Weltcup-Sieg in München die olympische Generalprobe gewonnen hatte. Doch die 21 Jahre alte Schneiderin aus Cham, die seit einem Jahr halbtags als Verkäuferin arbeitet und seitdem ihren Sport professioneller betreiben kann, hatte vom 23. Schuß an urplötzlich eine "Eisenhand". Hatte sie zuvor 16mal hintereinander in die Zehn getroffen, landeten danach zehn von 18 Schüssen in der Neun. "Ich habe zuletzt nur noch draufgehalten", bemerkte sie eher kleinlaut.

Drei Dinge hat sie gemeinsam mit Sylvia Sperber: Mit 1,57 m und 53 kg ist sie ähnlich zierlich wie ihre bayerische Landsfrau, mit zwölf Jahren wurde sie von ihrem Vater zum Schießen mitgenommen und fand Gefallen an diesem Sport - und beide haben am Mittwoch in Barcelona eine weitere Medaillenchance, wenn der Kleinkaliber-Dreistellungskampf auf dem Programm steht. Was Sonja Pfeilschifter von ihrer deutschen Rivalin unterscheidet, sind der geringere Bekanntheitsgrad und die daraus resultierenden Folgen.

Andererseits hält sich das in Grenzen, denn die Schützen stehen eigentlich immer nur im Vier-Jahres-Rhythmus bei Olympia im Blickpunkt der Öffentlichkeit. "Wenn der Rummel da ist, akzeptiere ich ihn. Wenn ich mein Ruhe habe, bin ich froh. Wenn ich ständig im Gespräch sein sollte, hätte ich eben Tennis spielen müssen. Wir Schützen betreiben unseren Sport aus Spaß an der Freud", befindet Sylvia Sperber.

Dem ist aber nicht ganz so: Der Olympiasieg von Seoul hat in ihrem Leben einiges verändert. Durch ihre diversen PR- Auftritte ist ihr Selbstbewußtsein enorm gestiegen. Außerdem baute sie ein Doppelhaus, in deren einer Hälfte sie und in der anderen die Eltern wohnen - die Gemeinde machte es möglich. Ursprünglich war nämlich kein Grundstück mehr zu erstehen, aber für die prominente Bürgerin wurde etwas beschafft und zudem finanziell günstige Konditionen geschaffen, denn sie mußte pro Quadratmeter nur 70 statt des obligatorischen Preises von 120 Mark zahlen. Beruflich beschritt sie ebenfalls neue Wege, indem sie als Industriekauffrau von der Bundeswehr zu einem mit dem guten Stern werbenden Auto-Unternehmen wechselte. Vielfältige Freiheiten und damit optimale Konzentration auf ihren Sport sind seitdem angesagt. Ein Vorteil ist die geographische Lage ihrer Arbeitsstätte, denn von dort ist es zu ihrer Trainingsanlage in München-Hochbrück nur ein Katzensprung. Am Sonntag hat all das nicht geholfen. Selbst der angerufene himmlische Beistand - hinter den Schießstand hatte sie sich ein Marienbild gelegt - blieb aus, unter anderem zum Entsetzen eines mit Dirndl und Lederhose nebst Gamsbart-hut in echter heimatlicher Kluft erschienenen bayerischen Ehepaares.

Die erste Goldmedaille ging statt dessen in einem packenden Finish völlig überraschend an die nahezu unbekannte 18jährige Südkoreanerin Kab-Soon Yeo, die nach den ersten 40 Schüssen gleichauf mit der Bulgarin Vesela Letcheva an der Spitze gelegen hatte und sich dann mit einer überragenden Leistung im Finale deutlich absetzte. Bronze gewann die am Ende ebenfalls sehr zielsichere Serbin Aranka Binder.

Randbemerkung

Gefahr erkannt, Gefahr gebannt, wird man sich wohl in der Führungsetage des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland (NOK) gedacht haben. Unheil schien den Funktionären für ihre schöne gesamtdeutsche Mannschaft zu drohen. Als Unheilstifter waren schnell die Medien in ihrer Gesamtheit ausgemacht, weil die, natürlich immer auf der Suche nach Schlagzeilen, in den Verdacht geraten waren, die Einheit zerreden und zerschreiben zu wollen. Also entschloß sich das NOK, dem vermeintlichen Gegner schnell und konsequent den Wind aus den Segeln zu nehmen. Wortreich verkünden die Funktionäre in Barcelona, angefangen vom NOK bis zu den Fachverbänden, daß die Einheit tatsächlich eine Einheit ist und Widerworte nicht Schlafende Hunde hingenommen werden können. Gerne wird dann auch ein Funktionär aus den neuen Bundesländern präsentiert, der als Kronzeuge herhalten muß. Nur: Bisher ist die Einheit oder Nichteinheit der deutschen Mannschaft in Barcelona kein Thema. Ob und wie sich die Querelen im Vorfeld der Spiele - beispielsweise die dubiose Affäre um den Schwimmer Nils Rudolph - auswirken werden, ist nach einem Tag Olympische Spiele überhaupt nicht abzusehen. Die einzigen, die das Thema auf die Tagesordnung setzten, waren die Offiziellen. Und dies schon Tage vor der Eröffnungsfeier. Ihrem Anliegen haben sie damit eher geschadet als gedient. Wenn doch alles angeblich in bester Ordnung ist, warum dann viele Worte darüber verlieren? Am Ende wecken die durch den Medienhof polternden Feldhoffs und Co. nur schlafende Hunde auf.

MICHAEL MAURER

Mainfähre: Sommerfest und politischer Hinweis SPD-Ortsvereine sehen Chance für den Grüngürtel

Eine altbekannte Weisheit: Daß angesichts von Hindernissen die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten nicht immer die Gerade ist. Der Main ist so ein Hindernis: Wer vom Bootshaus des Fechenheimer Rudervereins zu dem des Bürgeler Vereins gehen will, muß für gewöhnlich einen großen Umweg über den Arthur-von-Weinberg-Steg laufen, denn der Fluß trennt Fechenheim vom Offenbacher Stadtteil Bürgel-Rumpenheim.

Für einen kürzeren Weg - quer über den Main - sorgten am vergangenen Wochenende die beiden Ortsvereine der SPD. Sie charterten die Fähre des Abenteuerspielplatzes Riederwald und ließen sie fünf Stunden lang zwischen den beiden Bootshäusern hin und her tuckern. Ein gemeinsames Sommerfest der Fechenheimer und der Rumpenheimer SPD erwartete die Gäste am Bürgeler Ufer. "Wir kommen rüber" - so das sinnige Motto des Festes, bei dem die Veranstalter etwa 400 Besucher zählten. Die Rumpenheimer SPD-Vorsitzende Grete Steiner, die zusammen mit dem Fechenheimer SPD-Stadtverordneten Lothar Birzer die Idee zu einer gemeinsamen Feier hatte: "Diese Fährverbindung ist in der Grüngürtelplanung der Stadt Frankfurt vorgesehen. Das haben wir aufgegriffen, um den Gästen zu zeigen, wie sinnvoll so etwas wäre."

Sehr wahrscheinlich sei die endgültige Verwirklichung des Fährbetriebes aus Kostengründen zwar nicht. "Doch wir wollten den Bürgern mit dieser Aktion eine neue Möglichkeit aufzeigen, wie sie Stadtteilgrenzen überwinden und ein Regionalbewußtsein entwickeln können."

Mit Hilfe der Fähre wird das noch bis Freitag dieser Woche möglich sein: täglich von 13 bis 18 Uhr fährt Eberhard Roth vom Spielmobil des Abenteuerspielplatzes Riederwald Kinder zwischen den beiden Ufern hin und her. mug

Die SPD feierte zwischen zwei Städten Die Fähre "Roter Falke" pendelte beim Sommerfest von Fechenheim nach Bürgel

FECHENHEIM. Man hörte ihn kaum, so laut tuckerte der Motor des Bootes: Eberhard Roth, Mitarbeiter des Abenteuerspielplatzes Riederwald, stand am Steuer und mußte fast schreien, um sich verständlich zu machen. Fünf Stunden lang, von 13 bis 18 Uhr, war er zwischen den Bootshäusern des Fechenheimer und des Bürgeler Rudervereins hin und her gefahren. Unter dem Motto "Wir kommen rüber" hatten die Fechenheimer und die Rumpenheim-Bürgeler SPD die Fähre des Abenteuerspielplatzes gemietet. Der Frankfurter und die beiden Offenbacher Stadtteile feierten ein gemeinsames Sommerfest am Main.

"In der Grüngürtel-Planung der Stadt Frankfurt ist eine Fährverbindung zwischen Fechenheim und Offenbach vorgesehen", erklärte Grete Steiner, Vorsitzende der Rumpenheimer Sozialdemokraten, und so habe sie diese Idee gemeinsam mit dem Fechenheimer SPDStadtverordneten Lothar Birzer aufgegriffen, "um den Menschen zu zeigen, wie sinnvoll eine eventuelle Fährverbindung wäre."

Auch wenn ein künftiger Dauerbetrieb der Fähre aus Kostengründen nach Ansicht von Frau Steiner "eher unwahrscheinlich ist", bleibe es doch das Ziel, bei den Bürgern ein stärkeres Regionalbewußtsein zu entwickeln. "Die Fähre bietet da neue Möglichkeiten. Der Fluß darf nicht mehr als Trennungslinie gesehen, sondern muß genutzt werden." Das sahen die 400 Gäste des Sommerfestes wohl ähnlich, denn allein 200 von ihnen ließen sich von Eberhard Roth zwischen den beiden Ufern hin und her fahren.

Das bunt geschmückte Boot des Abenteuerspielplatzes war stets ausgebucht. Roth, der für die Fährfahrten extra den Sportbootführerschein gemacht hatte: "Das Boot ist mindestens 30 Jahre alt. Wir haben es von einem Privatmann gekauft, vermuten aber, daß es früher mal die selbe Strecke als richtige Fähre gefahren ist." Beweisen kann er das natürlich nicht, aber es bleibt ein schöner Gedanke.

Für einen schönen Gedanken hielt eine Fechenheimer Festbesucherin auch die Idee einer Fährverbindung zwischen Frankfurt und Offenbach: "Es wäre viel bequemer für uns, auf dem Offenbacher Markt einzukaufen", fand sie. Den bislang einmaligen "Brückenschlag" nahm sie zum Anlaß, sich an den Infoständen des Umlandverbandes über dessen Ideen für die gesamte Region Rhein-Main zu informieren.

Zwischen dem Alleinunterhalter und einem Bratwürstchenstand unterrichtete zudem ein Meßwagen aus Wiesbaden die Gäste über den Ozonwert der Luft. Ergebnis beim Sommerfest der Sozialdemokraten: Die Werte lagen noch im Rahmen des Üblichen. mug

Post verwählt sich bei Telefonzellen Neue Häuschen der Telekom sind für Rollstuhlfahrer ungeeignet / Test in Kronberg

KRONBERG. "Mit Freundlichkeit ist keinem Rollstuhlfahrer gedient." Kronbergs Behindertenbeauftragte Christa Jaenich ist zornig. Die vom Fernmeldeamt Eschborn als "behindertenfreundlich" gelobte Telefonzelle im neuen Post- Design am Berliner Platz ist für Rollstuhlfahrer ohne fremde Hilfe kaum benutzbar. Das demonstrierte gestern die Kronbergerin Heiderose Rauscher, seit sieben Jahren Rollstuhlfahrerin.

Hauptschwierigkeit: Die Tür läßt sich nicht vollständig öffnen und nicht feststellen. Bei der Demonstration muß Heiderose Rauscher mit der rechten Hand die Tür festhalten, während sie versucht, mit der linken am Rollstuhlrad ihr Gefährt über die Schwelle ins Innere des gläsernen Kastens zu bugsieren. Das geht aber nur mit zwei Händen an den Rädern. Der rechte Ellbogen muß, weit abgespreizt, ihr die mit starker Feder versehene Tür vom Leibe halten, damit nicht die Hand zwischen Scheibe und Rollstuhlrad eingeklemmt wird.

Die Telekom-Designer haben offenbar vergessen, daß ein Rollstuhl eine Fußstütze hat. Nachdem die Kronbergerin mit viel Anstrengung und Geschicklichkeit in der Zelle angelangt ist, schlägt hinter ihr die Tür gegen die Rollstuhlreifen. Die Grundfläche des Häuschens reicht für den Rollstuhl nicht aus. "Ein Elektrorollstuhl", weiß Christa Jaenich, "geht überhaupt nicht hinein".

Die sechseckige Behindertentelefonzelle, die laut Magistratsbeschluß vom Mai auf dem Platz vor der Stadthalle installiert werden sollte, hat dagegen eine Tür, die sich auf Knopfdruck automatisch öffnet. Der Platz vor dem Telefon ist so groß, daß ein Behinderter seinen Rollstuhl mühelos drehen und auch wieder hinausfahren kann. Aus dem angeblich behindertenfreundlichen neuen Modell dagegen, das nun allerorten die alten gelben Zellen ablösen soll, kommt Heiderose Rauscher nur rückwärts wieder hinaus.

Das Argument von Franz-Josef Henkel, dem Leiter des Fernmeldeamtes Eschbonr, die sechseckigen Behindertenzellen würden nicht mehr aufgestellt, weil sie stets besonders verschmutzt wurden, läßt die Behindertenbeauftragte nicht gelten. "Werden andere Zellen nicht verschmutzt?", fragt sie. Und die Rollstuhlfahrerin wundert sich: "Warum gibt es in der Stadthalle kein Telefon für uns? Müssen wir erst in den Regen hinaus, um anrufen zu können? Schließlich ist es nicht jeden Tag 30 Grad warm und sonnig." AW

Nachrichten-Börse

Unsicherheit an Finanzmärkten Die neuen Spannungen zwischen den Vereinten Nationen und Irak prägten am Freitag das Geschäft an den US-Finanzmärkten. An der New Yorker Aktienbörse fiel der Dow-Jones-Index 30 führender Industriewerte um 4,33 Punkte auf 3285,71. Händler meinten, die meisten Investoren wollten die weitere Entwicklung im Nahen Osten abwarten. Der Dollar wurde seinem Ruf als Krisenwährung gerecht und zog im Vortagesvergleich um mehr als zwei Pfennig auf 1,5035 Mark an. Anfang der Woche hatte die US-Währung noch unter 1,45 Mark und damit ganz in der Nähe ihres Rekordtiefs gelegen. Kalifornien droht die Pleite Die schwerste Finanzkrise in der Geschichte Kaliforniens, das seine Ausgaben ohne gültigen Haushalt über Schuldscheine deckt, hat sich verschärft. Führende Banken in dem mit über zehn Milliarden Dollar verschuldeten US-Staat drohen, die Finanzierung zu stoppen. Dann wäre Kalifornien zahlungsunfähig.

Ein gesellschaftliches Ereignis von hohem Rang Eröffnungsfeier mit Phantasie, Opernmusik und Feuerwerk Für die Sportler war Magic Johnson die große Attraktion Unser Redaktionsmitglied Christoph Albrecht-Heider war am Montjuic dabei

Im schmuddeligen Dunst lag die Stadt zu Füßen der Festgäste, die hier oben in klarer Luft auf dem Montjuic sich an dem Ort versammelten, der in den nächsten zwei Wochen der Tempel des Weltsportes ist. Eröffnungsfeiern Olympischer Spiele werden mit Ehrgeiz gestaltet, von einem Heer von Künstlern entworfen und produziert, um in Erinnerung zu bleiben. Längst sind sie mehr als der Einmarsch der Nationen und ein bißchen Massen-Gymnastik; Tausende von Mark forderten Schwarzmarkt-Händler für ein Ticket zum Festakt von Barcelona, das ein gesellschaftliches Ereignis von hohem Rang war hier oben auf dem Berg über der Stadt.

In einer mehr als dreistündigen Show verbanden die Regisseure E- und U-Kultur, ließen die berühmten Tenöre Jose Carreras, Placido Domingo und Alfredo Kraus auftreten, griffen sich aus der Volkskunst Spaniens den Flamenco und die Menschen-Türme, arbeiteten aber auch mit technischen Effekten.

Der erste Teil des Programms fand noch ohne Athletinnen und Athleten statt, war phantasievoll und verblüffte durch seine wechselnden Tempi und Geräuschpegel. Bedrohlich klang der rhythmische Lärm, den 360 Trommler in schwarzen und violetten Kostümen machten. Von allen Seiten kamen sie ins Stadion und schlugen auf ihre Instrumente ein, als würden sie vor einer heranrückenden Pest warnen. Bezaubernd flirrten die Meereswellen auf dem Stadiongrund, in Gang gesetzt von Tausenden von Helfern, die blauglitzernde Capes schwangen. Belustigend wirkten die skurrilen Fabeltiere, die das durch die See schwimmende Schiff angriffen, oder die überdimensionalen Marionetten mit den Dummy-Köpfen.

Der Einmarsch der Nationen war durchaus nicht das Ende der Show, sondern ein Teil von ihr, oder besser gesagt, das Defilee der kleineren Länder, deren Aufgebote in phantasievollen Trachten erschienen. Hingegen kamen die Mannschaften der Sport-Großmächte wie üblich in irgendwelchen praktischen Durchschnittsklamotten. Ohne daß jemand was dafür konnte, nahm dieser Einmarsch allerdings ermüdende Länge an, da die Zahl der Nationalen Olympischen Komitees unaufhaltsam wächst. Sportlerinnen und Sportler verkürzten die Wartezeit, indem sie unentwegt auf der Suche nach dem "Dream team" waren, in Sonderheit nach Magic Johnson, zumal Michael Jordan nicht mitmarschiert war. So lange die US-Mannschaft noch in der Mitte des Rasens stand, drängelten sich unaufhörlich chinesische Athletinnen zu Magic durch, kreischten vor Begeisterung, als sie seiner angesichtig wurden, und ließen sich, an seiner Brust lehnend, von Kolleginnen ablichten. Nachdem Magic und seine Mit-Basketballer zur Tartanbahn vis-à-vis der Königsloge vorgedrungen waren, wurden sie zur Attraktion für die vorbeiziehenden Mannschaften. Kaum entdeckte einer den Star am Rande, geriet die Marschformation in Unordnung, weil viele ihm die Hand schütteln und ein Foto von ihm und sich machen lassen wollten. Carl Lewis, der sich mit Kollegen vom Santa Monica Track Club ebenfalls einen Platz an der Laufbahn gesichert hatte, fand keine Beachtung. Sandra Farmer-Patrick, die US-amerikanische Hürdenhoffnung, trotz aller affektierten Anstrengung auch nicht.

Die US-Basketballer verließen übrigens die Zerenomie vor dem Ende und hörten dafür mehr Pfiffe als die Iraker, die den Zuschauern das V für Victory zeigten. Den meisten Beifall nächst den Gastgebern bekamen die Südafrikaner, die zum erstenmal seit 1960 wieder zu Olympischen Spielen einzogen. Und auf der Prominententribüne saß unter den gekrönten und gewählten Häuptern dieser Erde Nelson Mandela.

Die Eröffnungsfeier war auch eine Lehrstunde darüber, wie es geschehen kann, daß das Fernsehen eine eigene Wirklichkeit produziert. Zum Beispiel waren die Begrüßung "Hola" oder das Olympia-Logo, beides von Jungen und Mädchen auf dem Rasen als lebendes Bild erstellt, nur dank einer über dem Stadion schwebenden Kamera zu erkennen.

Gegen Ende der Veranstaltung fiel aber Wahrnehmung und Reproduktion kraß auseinander. Es geschah während des Opernparts. Das Arien-Potpourri, gesungen von berühmten Opernsängerinnen und -sängern, mag ein Ohrenschmaus gewesen sein für den, der das Genre mag. Die miserable Akustik im Olympia-Stadion verdarb aber Opernfreunden den Kunstgenuß. Mehr noch: Während Domingo und Carreras Hits darbrachten, begannen Zuschauer die mit Leuchtstoff gefüllten Röhrchen, mit denen sie zuvor die Ränge in ein violettes Glühwürmchenfeld mit gelben Sternen verwandelt hatten, in die Mannschaften zu werfen. Und weil die Athleten begehrlich nach den fluoreszierenden Plastikhüllen haschten, ging ein wahrer Glimmerregen auf die Sportler nieder. Währenddessen, wie gesagt, bewegten sich in einer Ecke des Stadions Startenöre durch die Opern-Geschichte.

Dafür hatten die 65 000 im Stadion gegenüber den zwei Milliarden vor den Fernsehschirmen das bessere Ende für sich. Feuerwerker füllten den Himmel über der Arena mit bunten Sternen und weißen Wolken, mit regnenden Funken und explodierenden Farbbällen. Ein kurzes, kompaktes Feuerwerk knallte den Leuten um die Ohren, daß es eine Art war. Und auf dem Weg in die Stadt zur Plaza Espana konnten die Menschen noch an den bunten Wasserspielen verweilen, an den Fontänen, die sich zur Barcelona-Hymne von Freddy Mercury erhoben.

Weiter Suche nach Milliarden

ptz BONN, 26. Juli. Die Suche nach Milliarden-Beträgen, die von Firmen des DDR-Devisenbeschaffers Alexander Schalck-Golodkowski verschoben worden sein sollen, bleibt auf der Tagesordnung des Schalck-Untersuchungsausschußes des Deutschen Bundestages. Es habe sich deutlich gezeigt, so der stellvertretende Ausschußvorsitzende Axel Wernitz (SPD) in einem Interview mit dem Sender Freies Berlin, "daß da immer noch Milliarden schlummern können". Im Herbst wollen sich die Parlamentarier unter anderem mit der Finanzierung von Parteien und Firmen durch Schalcks "Kommerzielle Koordinierung" (KoKo) befassen. Dabei sollen auch die Ausnutzung des innerdeutschen Handels durch die KoKo, Embargoverstöße und der Handel mit Waffen untersucht werden.

Wernitz meint, der Ausschuß habe beachtliche Ergebnisse beim Thema Kunst und Antiquitäten erreicht. So habe das DDR-System Sammler festgesetzt, um so an Objekte heranzukommen, die dann im Westen zu Devisen gemacht worden seien.

Die Freeclimber am Montjuic nehmen die Geschichte ganz locker Vergnügungspark, Museumshügel, Sportgelände und Totenstätte: Der Hausberg von Barcelona hat manche Gesichter

Die beiden Wolkenkratzer in der Vila Olimpica sehen richtig niedlich aus. Von unten dringt nur ein förmlich in Watte gepacktes Rauschen herauf. Der mediterrane Garten umgarnt das Gemüt. Statt Benzingestank umweht die Besucher ein frisches Lüftchen. Hektik, Euphorie, Hitze, Verkehr, Menschenmassen - wie weggeblasen. Jetzt einen Drink und es einfach nur genießen, über Olympia zu stehen, hier oben auf dem höchsten Punkt des Montjuic.

Von den alten Kanonen im Rücken läßt sich niemand so leicht die Ausflugs-Stimmung verderben. Die Geschütze - lieber nicht weiter nachdenken - wirken ja auch gar nicht bedrohlich, zielen diffus übers Meer. Noch eine Runde Achterbahn im Vergnügungspark gleich nebenan? Doch die Kanonen waren auch schon auf die Altstadt Barcelonas gerichtet - und im Graben der Festung, vor der sie stehen, ließ Franco noch im Jahre 1940 Gegner seines Regimes hinrichten, unter ihnen den katalanischen Ministerpräsidenten. Das sind die zwei Gesichter des Montjuic. Der Hausberg Barcelonas, auf den in diesen Tagen die ganze Welt schaut, ist viel mehr als bloß Haupt- Schauplatz für die Olympischen Spiele.

Monumentalität gleich am Fuße: Von der Plaza Espana aus führt eine breite Straße, flankiert von zwei Türmen, zum Palau Nacional, dem zentralen Gebäude der Weltausstellung von 1929. Die Hallen rechts und links sind heute Messegelände, das aus allen Nähten platzt. Kaskaden und der "magische Brunnen" bilden den spektakulären Aufgang zum klotzig- kitschigen Palast. Die Magie brachte es mit sich, daß die Wasserspiele immer wieder nicht funktionierten.

Aber zu den Olympischen Spielen können sich die Besucher wieder von dem farbenprächtigen wasser-musikalischen Spektakel bezaubern lassen, beliebtestes Postkartenmotiv. Und hinter dem Palast durchschneiden Laserstrahlen die Dunkelheit. Tag und Nacht wurde seit Monaten im Innern dieses Museums für katalanische Kunst gewerkelt, damit der repräsentative Teil der umfangreichen Umgestaltung rechtzeitig zu den Spielen fertig wurde.

Riesige Ventilatoren halfen noch nach, den Gips an den Wänden zu trocknen, der Kunstrasen wuchs binnen Stunden. Es hat geklappt: Der beeindruckende "ovale Salon" erscheint in neuem Glanz. Velaszquez, el Greco und Tapies sind die Aushängeschilder der ersten drei Ausstellungen. Bisher im Dornröschenschlaf dahindämmernd, soll der Palast auf dem Montjuic für Touristen genauso zum "Da muß man hin"-Tip werden wie der Louvre in Paris. So wünscht es sich sein Direktor.

Avantgardistisches Kontrastprogramm ist der ebenfalls auf dem Gelände der Weltausstellung stehende "Deutsche Pavillon" von Mies van der Rohe. Eigentlich ein Trugbild. Denn an dieses Gebäude hat der Architekt keine Hand angelegt: Sein Pavillon wurde - Fehler der Vergangenheit - abgerissen. Was jetzt dasteht, ist eine mit viel Aufwand gebaute Rekonstruktion.

Ganz Spanien in einer Stunde bietet das "Poble Espanyol", nur ein kleines Stück weiter oben am Berg. In trauter Eintracht stehen dort Paläste, Villen, Kirchen, Stadttore, Straßenzüge aus dem ganzen Land nebeneinander. Und abends, bei romantischer Illumination, gibt es Touristenprogramm hoch neun: Paella, Sangria und Flamenco. Kastagnetten verkauft der Laden nebenan. Nachtschwärmer finden in einem der beiden Eingangstürme, dem "Torre de Avila", ihr Design-Eldorado. Dort ist die teuerste Bar Europas eingerichtet. Die Preise sind auch gesalzen. Aber es ist ein wirklich unvergeßliches Erlebnis, auf der Terasse in Star-Designer Mariscals insektenhaften Stühlen zu sitzen und in das Lichtermeer von Barcelona zu schauen.

Weiter geht es hinauf, ein Gewirr von Schildern zeigt zum archäologischen und ethnologischen Museum hier, zum griechischen Amphitheater da, zur Miro-Stiftung dort: Erste und sehenswerte Adresse für Miro-Fans und solche, die es werden wollen. Gemälde, Zeichnungen, Radierungen, Wandteppiche und Skulpturen zeigt das lichtdurchflutete Museum, das der katalanische Architekt Josep Lluis Sert Anfang der 70er Jahre für seinen Künstlerfreund baute.

Der Montjuic ist nicht bloß Museums- und Sportberg. Sonntags zieht es Scharen von Barcelonesern in den botanischen Garten, in die kleinen Parks mit Brunnen, wo sich besonders gerne Brautpaare ablichten lassen. Und in der Johannes-Nacht, vom 23. auf 24. Juni, erlebt der Berg ein Feuerwerk, das seinesgleichen sucht. Zehntausende knallen dort oben wie im Fieber stundenlang ihre Raketen und Böller ab, völlig egal, was es kostet. Die Hauptsache, es macht Spaß.

Ruhe herrscht in der riesigen Totenstadt und auf der Müllhalde. Das ist wieder die andere Seite des Berges, die viele am liebsten vergessen würden. Dort leben in Barackenansiedlungen auch Zigeuner, auch in Spanien Menschen zweiter Klasse. Aber der Friedhof erstreckt sich an auffälligerer Stelle. So sehr scheint man sich in Barcelona seiner zu schämen, daß er für teures Geld mit üppigem Grün "verschönert" wurde. Wohl eher: dahinter versteckt. Alles für Olympia. Auch wenn die teilweise zehnstöckigen nackten Blocks mit Nischen, in die die Särge geschoben werden, nicht schön sind: So wurden und werden nun einmal die Toten in Spanien begraben, und der Friedhof gehört zum Stadtbild dazu wie die Sagrada Familia. Jedenfalls hat die Verwaltung ihr Ziel erreicht: Jetzt fällt er kaum noch auf.

Und doch lohnt es sich, den Eingang zu suchen: Wer einen Spaziergang durch die weitläufige Nekropole unternimmt, wird nämlich auch ganz andere Gräber finden: Hochherrschaftliche Pantheons aus der Jahrhundertwende mit modernistischen Elmenten, Mausoleen, Kapellen, Totenstätten, bewacht von schön gearbeiteten steinernen Engeln oder makabren Skeletten. In einem alten Steinbruch, verbunden mit dem Friedhof, nicht leicht zu finden, liegen jene begraben, die kein Geld hatten, einen Sarg zu kaufen. Und nicht nur sie: Der Graben ist gleichzeitig Massengrab für Kriegsgefangene sowie für Männer, die im Bürgerkrieg die Freiheit erkämpfen wollten und deshalb erschossen wurden.

Einige Gräber tragen Namen: Hans Beimler, Kämpfer der Internationalen Brigade, getötet 1936 mit 22 Jahren. Etwas abseits, in einem Grab eingebettet in Wasser, hat auch jener katalanische Ministerpräsident seine letzte Ruhe gefunden, den Franco im Graben der Festung auf dem Montjuic erschießen ließ: Lluis Companys. Er war derjenige, der bereits im Jahre 1936 versuchte, die Olympischen Spiele nach Barcelona zu holen, wie Bürgermeister Pasqual Maragall bei der Eröffnungsfeier erinnerte. Und er war einer unter Tausenden, die dort starben. In dem Kastell selber, das 1640 als Bollwerk gegen die eigene Bevölkerung gebaut wurde, lange Zeit auch Kerker war, erinnert nichts an dieses letzte schreckliche Kapitel seiner Geschichte.

In dem Graben des heutigen Militärmuseums üben auf makellosem Grün Bogenschützen. Freeclimber versuchen, sich auf eine Anhöhe zu hangeln, wo ein steinernes Monument prangt. Die Buchstaben blättern schon ab. Trotzdem ist zu entziffern: Eine Hommage an "seine Exzellenz, Chef des Staates" Franco, der die "Einverleibung des Kastells möglich gemacht hat". Kein erklärendes Schild daneben. Die jungen Leute juckt das nicht. Sie klopfen sich gegenseitig auf die Schultern, wenn sie oben stehen. Doch das ist ja wieder das andere Gesicht des Montjuic. NICOLE SCHMIDT

Olympische Flamme Eine Stadt vibriert in der Nacht

Die Reporter von televisión española konnten sich nicht sattsehen an dem Bild und bemühten sämtliche Metaphern ihres umfangreichen Wortschatzes. Was ihre Phantasie dermaßen anregte, war der Moment, in dem der konservative katalanische Präsident Jordi Pujol und der sozialistische Bürgermeister Barcelonas, Pasqual Maragall, gemeinsam die olympische Flamme in Empfang nahmen und in den nächtlichen Himmel reckten. Um im Bild zu bleiben: Es war vermutlich das erste Mal, daß die beiden politischen Kontrahenten das Feuer berührten, ohne sich zu verbrennen. Die Olympischen Spiele machen es möglich. Die Wirklichkeit reduziert sich auf Symbole. Zwei ziehen an einem Strang. Das Licht in der Nacht. Einverständnis. Friede.

Die Barcelonesen verstanden die Botschaft. 200 000 Menschen waren an die Moll de la Fusta am Hafen geströmt, um die Ankunft der olympischen Flamme mitzuerleben. Weitere 500 000 säumten während der ganzen Nacht die Straßen, um das Feuer auf seinem Lauf durch alle zehn Bezirke Barcelonas zu sehen.

Die ganze Stadt vibrierte. Der olympische Funke war endgültig übergesprungen. Aber in Wahrheit feierten die Barcelonesen vor allem sich selbst.

Ihr sechs Jahre langer Traum war in Erfüllung gegangen. Sie wollten es immer noch nicht glauben und rekelten sich in ihrem Wonnegefühl. Allmählich wich das unfaßbare Staunen dem berechtigten Stolz. Schaut her, ihr Touristen, ihr Millionen von Menschen an den Fernsehgeräten, was wir aus der "ciudad condal" gemacht haben. All die neuen Straßen, Autobahnringe, Tunnels und Brücken. Die futuristischen Wettkampfstätten. Die architektonischen Glanzstücke. Das kulturelle Überangebot. Seht her, wir haben es geschafft! Wir liefern euch eine Demonstration unserer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit, unseres technischen Einfallsreichtums und unserer ungestillten Lebensfreude. Barcelona, eine einzige Schaubühne.

In der überschäumenden Euphorie wollten auch die Barcelonesen nicht auf ihre ureigenen Symbole verzichten. Im Hafengelände und entlang des Rundkurses schwangen über zahllosen Köpfen die Fähnchen, und an den Balkonen, Gerüten, Geländern und Fenstern der Häuser hingen große Flaggen. Allerdings in den unterschiedlichsten Farben. Die "senyera", die rotgelb-gestreifte Fahne Kataloniens, dominierte. In einige war das städtische Wappen, ein rotes Kreuz auf weißem Grund, eingenäht, und nicht wenige schwenkten die Farben des FC Barcelona. Alle freuten sich mit, aber jeder freute sich anders. Die politischen Parolen gingen in dem Fahnenmeer fast unter. Einige Befürworter der uneingeschränkten Autonomie Kataloniens forderten global verständlich "Freedom for Catalonia", aber sie fanden die ausländischen Kamerateams nicht. Die Menschenmenge war undurchdringlich geworden.

In den einzelnen Stadtvierteln machten die Bewohner die Nacht zum Tage. Niemand wollte schlafen, niemand konnte schlafen. Noch um drei Uhr morgens wurden die Läufer mit ohrenbetäubenden Böllerschüssen begrüßt. An den Straßenrändern saßen alte Leute an gedeckten Campingtischen, kleine Kinder rieben sich die Augen in den Armen ihrer Väter. Schon das Warten wurde zum Ereignis. In Sant Andreu, wo die Flamme um halb eins vorbeigetragen werden sollte, versorgten die Händler des Viertels die Menschen mit 1200 Kilo Wassermelonen und 800 Litern Sangría. Um halb zwei war immer noch kein Läufer zu sehen. Egal, je länger die Vorfreude, desto besser. Die Ernüchterung kann warten, am besten bis nach dem 9. August. MICHAEL WULZINGER

Schlachthof wird stehen, bevor . . .

(Fortsetzung von Seite 19) entlang der Autobahn A 661 bis zur künftigen Anschlußstelle Bonames. Der heutige Autobahnanschluß Bonames in Höhe des Oberen Kalbacher Weges wird stillgelegt, sobald der neue Knotenpunkt zur Verfügung steht. Der Ablauf des Planfeststellungsverfahren hängt stark davon ab, ob Bürger gegen das neue Straßennetz vor Gericht gehen - womit die Fachleute im Römer rechnen. Otto Brandau schätzt die Dauer des Verfahrens, auch ohne juristische Auseinandersetzungen, auf mindestens zwei Jahre. Frühestens 1995 dürften also die Bagger anrücken, um mit dem Straßenbau zu beginnen.

Die eigentlichen Arbeiten an Westumgehung und Autobahnanschluß nehmen noch einmal mindestens ein Jahr in Anspruch. Bis 1996 also, eher länger, müssen die Bürger deshalb mit einem provisorischen Straßenanschluß des neuen Schlachthofs über Berner Straße und Ben-Gurion-Ring rechnen. Damit die schweren Viehtransporter rollen können, wird eigens ein Durchbruch vom heutigen Wendehammer der Berner Straße auf den Ben-Gurion-Ring geschaffen.

Ein nur 30 Meter langes, aber sehr wichtiges Straßenstück, um das die Stadt lange mit dem privaten Grundstückseigentümer verhandelt hat. Auf welches Gegengeschäft sich beide Seiten am Ende verständigten, ist nicht bekannt. Fachmann Brandau vom Straßenbauamt hofft, daß zumindest am Durchbruch die Arbeiten "noch 1992" beginnen. jg

Wieder der Trick mit "Geld wechseln"

Unter dem Vorwand, sich Geld wechseln zu lassen, haben zwei unbekannte Täter am Samstagabend und in der Nacht zum Sonntag im Nordend zwei Passanten überfallen und anschließend ausgeraubt.

Wie die Polizei mitteilte, ereignete sich der erste Überfall gegen 20 Uhr in der C-Ebene der U-Bahn-Station Merianplatz. Ein 45 Jahre alter Passant war gerade aus der Linie U 4 ausgestiegen, als die beiden Täter ihn ansprachen. Ohne eine Reaktion abzuwarten, schlug einer von ihnen mit einer einen Meter langen Eisenstange auf den Fußgänger ein und fügte ihm mehrere Prellungen am Oberkörper zu. Der zweite Täter raubte derweil die Geldbörse mit 100 Mark aus der Hosentasche des 45jährigen. Beide flüchteten.

Gegen 4.40 Uhr überfielen offenkundig dieselben Täter im unteren Teil der Berger Straße - nur wenige hundert Meter vom ersten Tatort entfernt - einen 45jährigen. Als er gerade sein Portemonnaie mit 430 Mark aus seiner Hosentasche gezogen hatte, stießen sie ihn zu Boden, entrissen ihm die Geldbörse und flüchteten mit ihrer Beute. enk

Rekordbesuch bei Arbeiterwohlfahrt 1500 Gäste kamen zum Sommerfest am Bürgerhaus / AW plant ein Kindermalfest

GRIESHEIM. Das hat es in Griesheim noch nicht gegeben: Die rekordverdächtige Zahl von 1500 Gästen strömte am Wochenende zum Sommerfest der Arbeiterwohlfahrt (AW) Griesheim. Von 11 bis 22 Uhr waren die Griesheimer unter dem Motto "Golden Oldies - Der Tag für die ganze Familie" eingeladen, zusammen mit den Mitgliedern der AW vor dem Bürgerhaus am Schwarzerlenweg 57 zu feiern. Die Organisatoren Fred Peschel und Bernd Müller hatten mit den "Steps" eine der beliebtesten Frankfurter Oldie- Bands verpflichtet, die ab 14 Uhr im Saal des Bürgerhauses ihr Publikum unterhielt. Zusätzlich sorgte der Alleinunterhalter "Maikel" für Stimmung unter den Besuchern, die es sich auf Bänken vor dem Bürgerhaus und der Stadtteilbibliothek bequem gemacht hatten.

Der Eintritt zu dem Familienfest war frei, ihre Kosten erwirtschaftete die Arbeiterwohlfahrt durch den Verkauf von Apfelwein, Kuchen und verschiedenen Spezialitäten vom Grill. "Wir wollten der Griesheimer Bevölkerung einmal etwas Besonderes anbieten", erklärte die AW- Vorsitzende Uschi Rüssmann, "denn außer dem Mainuferfest des Vereinsrings ist hier ja nicht viel los." Um das zu ändern, hatte sich auch die AW-Jugendgruppe ins Zeug gelegt, 600 Plakate geklebt und rund 20 000 Handzettel verteilt.

"AWO Griesheim: links, modern, dynamisch" lauteten die Slogans auf den Spruchbändern, mit denen die Helfer den Platz vor dem Bürgerhaus gestaltet hatten. Diese Aussage, die für andere Frankfurter Ortsverbände noch Zukunftsmusik ist, kann die Griesheimer AW mit einiger Berechtigung bereits für sich in Anspruch nehmen. Immerhin ist es der Vorsitzenden Uschi Rüssmann gelungen, den Ortsverband in den vergangenen Jahren zu verjüngen und neue Schwerpunkte zu setzen. So verfügt die Arbeiterwohlfahrt in Griesheim heute über eine eigene Jugendgruppe und einen Frauenkreis - eine Ausnahme in der im allgemeinen stark überalterten AW. Der Tod der Leiterin des Altenkreises und Altenbetreuerin Berta Müller überschattete allerdings die ansonsten sommerlich-ausgelassene Stimmung der Besucher.

Die 73jährige hatte noch mitgeholfen die Vorbereitungen des Sommerfestes zu treffen und war völlig überraschend gestorben. "Wir haben ihr sehr viel zu verdanken. Berta Müller hat uns sehr viel Arbeit abgenommen und aufopfernd für die AW gearbeitet", gedachte Uschi Rüssmann ihrer langjährigen Freundin: "Sie war wie eine zweite Mutter für mich."

Unter den Ehrengästen waren die Stadträtin Ilse Vaupel (SPD) und Sieghard Pawlik, der Frankfurter SPD-Vorsitzende. Auch die Griesheimer SPD-Kandidatin für den Ortsbeirat 6, Leila Keppler, kam zum Fest vor dem Bürgerhaus.

Damit in Griesheim in Zukunft öfter etwas los ist, hat die AW bereits vorausgeplant. Im November sollen die jungen Griesheimer beim Kindermalwettbewerb Gelegenheit finden, sich richtig auszuleben. Der Termin des Kinderfestes steht aber noch nicht genau fest.

Schon im vergangenen Jahr konnte die AW damit neue Schichten der Bevölkerung ansprechen und viel Zulauf gewinnen. kan

"Das reiche Fünftel der Menschheit zerstört den Planeten" Worldwatch-Institut ruft zur Genügsamkeit auf / In den USA werden jährlich pro Person 1100 Mark für Werbung ausgegeben

WASHINGTON, 26. Juli (epd). Das reiche Fünftel der Menschheit trägt wegen seines hohen Konsums mehr Schuld an der weltweiten ökologischen Zerstörung als die übrigen 80 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt das US-amerikanische "Worldwatch-Institut" in einem am Wochenende in Washington veröffentlichten Bericht. Die Menschen in den Industrienationen müßten zu einer "Ethik der Genügsamkeit" finden, die Lebensstandard nicht mit Besitz und Konsum gleichsetze. Das Schicksal der Erde hänge letztendlich von der Bereitschaft der Reichen zur Änderung ihres Lebensstils ab.

In dem Bericht mit dem Titel "Wieviel ist genug?" wird die Bevölkerung in drei "ökologische Klassen" eingeteilt. 1,1 Milliarden Menschen mit einem Jahreseinkommen von weniger als 700 US-Dollar (1050 Mark) lebten unter dem Existenzminimum. Wenn sie die Umwelt beispielsweise durch das Abbrennen von Wäldern schädigten, sei dies oft zum Überleben notwendig. 3,3 Milliarden Menschen mit Einkommen zwischen 700 und 7500 Dollar machten die "Mittelklasse" aus, die in relativem Einklang mit ihrer Umwelt lebe. Sie ernährten sich im Gegensatz zu den Fleischessern im reichen Fünftel vor allem von Pflanzenprodukten, reisten mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder Fahrrädern und lebten in einfachen Häusern.

Die 1,1 Milliarden Menschen in der "Verbraucherklasse" seien vor allem in den Industrienationen Europas, in den USA, Australien und in Japan zu Hause. "Während einiger weniger Generationen", so das Worldwatch-Institut, "sind wir im reichsten Fünftel Autofahrer geworden, Fernsehzuschauer, Junk-food-Esser, Supermarkteinkäufer und Verbraucher von Wegwerfprodukten". Der "Rest der Welt" sehne sich nach dem konsumorientierten Lebensstil.

In den Industrienationen werden dem Bericht zufolge die meisten Ressourcen konsumiert, zum Beispiel 86 Prozent des Aluminiums und der Chemikalien, 81 Prozent des Papiers, 80 Prozent von Eisen und Stahl sowie drei Viertel der Energie. Die Menschen in den Industrieländern verzehrten auch 61 Prozent des weltweit konsumierten Fleisches. Vor allem die Rinderzucht sei wegen des großen Bedarfs an Weidefläche und Wasser schädlich. Rohstoffgewinnung und Rohstoffverbrauch, Verkehr sowie die Herstellung, Verpackung und der Transport von Produkten für die "Verbrauchergesellschaften" hätten dramatische Umweltkonsequenzen, wird in der Studie betont. So verursachten die Industrienationen zwei Drittel der Treibhausgase und der Abgase, die sauren Regen erzeugen. Außerdem komme der freigesetzte "Ozonkiller" Fluorchlorkohlenwasserstoff fast ausschließlich vom reichen Fünftel der Menschheit. In den Industrienationen falle auch der Großteil des Gift- und Nuklearmülls an.

Das Zeitalter des "Megakonsums" begann nach Darstellung von "Wieviel ist genug?" in den vierziger Jahren in den USA. Es habe das Alltagsleben der Menschen schneller und grundlegender verändert, als das jemals zuvor geschehen sei. Allein in den vergangenen 30 Jahren hätten die USA eine wahre Kaufexplosion erlebt. Die Zahl der Haushalte mit Farbfernsehern sei von null auf über 90 Prozent gestiegen, die der Haushalte mit Klimaanlagen von unter 20 Prozent auf fast zwei Drittel. In knapp zwei Dritteln der Haushalte gebe es nun auch Mikrowellenherde und in etwa 60 Prozent Videokassettenrecorder.

Die Konsumorientierung wird nach Ansicht des Worldwatch-Instituts vor allem von der Werbeindustrie und dem kommerziellen Fernsehen vorangetrieben. In den USA gäben die Hersteller jährlich etwa 750 Dollar (1100 Mark) pro Person für Reklame aus. Die "Werbeflut" verleite nicht nur zum Kaufen der Waren, damit solle auch die Idee verbreitet werden, "daß jedes Lebensproblem mit einem Produkt gelöst werden könne".

Mehr kaufen zu können, so der Bericht, mache jedoch nicht glücklich. Umfragen zeigten, daß der Prozentsatz der US-Amerikaner, die sich als "sehr glücklich" bezeichnen, seit 35 Jahren bei etwa einem Drittel liege. Es werde immer mehr gearbeitet, um kaufen zu können, und die Freizeit werde zunehmend vor dem Fernsehapparat verbracht, wo Reklamespots nahelegten, daß man noch mehr kaufen solle. Für soziale Beziehungen und zum Leben schlechthin bleibe immer weniger Zeit.

Leere Stadt - volle Bäder Gartenlokale "gestürmt"

Die Innenstadt war am Sonntagnachmittag nahezu ausgestorben. Bei Temperaturen um die 29 Grad zogen viele Frankfurter die Freibäder in der Stadt und die Badeseen im Umland vor. Bereits kurz nach zehn Uhr hieß es im Verkehrsfunkt von hr 3 : "Am Badesee in Langen stehen keine Parkplätze mehr zur Verfügung." Auch in den Frankfurter Freibädern herrschte bei Bademeistern und ihren Kolleginnen und Kollegen in den Kassenhäuschen volle Zufriedenheit. "Von uns aus kann das Wetter so bleiben", meinte etwa die Kassendame vom Brentano-Bad. "Bei uns herrscht großer Andrang." Absolute Besucherzahlen konnte man noch nicht bekanntgeben.

In die Museen lockte es die Einheimischen nicht sonderlich. Im Museum für Völkerkunde am Museumsufer hieß es lapidar: "Unsere Leute sonnen sich hier im Park. Im Museum hört man kaum ein deutsches Wort. Am Wochende dominieren die britischen und spanischen Touristen."

Eine Ausnahme machte das Historische Museum: Erhard Rullof an der Pforte strahlte am Sonntagnachmittag - "zum Jazz im Hof sind heute Mittag rund 1000 Leute gekommen und auch die Freimaureraustellung war gut besucht".

Zoo und Palmengarten waren ebenfalls Attraktionen, wenn dort auch keine drangvolle Enge herrschte.

Auch die Gartenlokale machten am Wochenende ihr Geschäft. Torsten Dornberger, Chef der "Schönen Müllerin" im Baumweg im Nordend, die nach einem Brand im Januar ein halbes Jahres zwecks Wiederaufbau geschlossen war und erst am Dienstag wieder aufgemacht hatte, war glücklich: "Die ganze Woche über war es bei uns schon gut besucht, doch Samstag und Sonntag war es gerammelt voll." enk

Kinder hatten viel Spaß Ferienspiele des Kinderhauses endeten mit einem Fest

GOLDSTEIN. "Wann geht's denn endlich los? Ich schwitz' ja jetzt schon." Ungeduldig zappelten die Kinder auf ihren Fahrrädern hin und her. Ins Freibad nach Kelsterbach sollte die Drahteseltour gehen, und alle Teilnehmer der Ferienspiele des Kinderhauses Goldstein / Schwanheim waren, ausgestattet mit Badeutensilien, pünktlich am Treffpunkt. Eine Ferienwoche lang waren 17 Kinder mit ihren fünf Betreuern im Frankfurter Süden unterwegs und hatten dabei viel Spaß.

"Im Gegensatz zu unseren Ferienspielen im Herbst und an Ostern können wir jetzt das sommerliche Wetter für Ausflüge in die Umgebung nutzen", freute sich Rudolf Fleckenstein, Sozialpädagoge im Kinderhaus der Caritas. So war der Jugendtreff jeweils nur Startpunkt der täglichen Unternehmungen. Mit Fahrrädern oder öffentlichen Verkehrsmitteln besuchten die Kinder den Waldspielpark Tannenwald in Neu-Isenburg, fuhren ins Indianerdorf nach Kelkheim und tobten sich auf dem Abenteuerspielplatz Sindlingen aus. Zum Abschluß der ereignisreichen Woche feierten die Kinder zusammen mit den Betreuern und Eltern ein Fest auf dem Waldspielpark Schwanheim.

"Die Ferienspiele sind ein wichtiger Teil unserer Jugendarbeit", erläuterte Rudolf Fleckenstein. "Es gibt immer mehr alleinerziehende Mütter mit mehreren Kindern. Da fällt ein Urlaub schon aus finanziellen Gründen flach. Wir bieten mit der Spielewoche eine sinnvolle Beschäftigung für die Daheimgebliebenen. 30 Mark für eine Woche Programm inklusive Verpflegung sind außerdem nicht viel Geld."

Trotz des abwechslungsreichen Programms hatten sich weniger Kinder als erwartet angemeldet. "Die Gründe hierfür sind uns noch unklar. Eine Vermutung ist, das Eltern aus Goldstein-Süd ihre Sprößlinge ungern mit Kindern aus der Heisenrathsiedlung in Kontakt bringen wollen", meinte Fleckenstein. "Diese Sorge ist natürlich völlig unbegründet. Es kommen viele Kinder aus der Siedlung zu uns, und es hat noch nie ernste Konflikte gegeben", berichtete der Sozialpädagoge. Auch das umfangreiche Ferienprogramm der Goldsteiner Vereine könnte Einfluß auf die mäßige Beteiligung an den Ferienspielen haben, vermutete Betreuer Christof Korn: "Das muß ja nicht unbedingt negativ sein, andere Stadtteile haben lange kein so reges Vereinsleben wie Goldstein."

Christof Korn ist Mitarbeiter der katholischen St. Johannes-Gemeinde, die jeweils in den ersten beiden Ferienwochen ein Freizeitprogramm anbietet. "Wir sprechen uns da terminlich mit dem Kinderhaus ab. Es gehen auch einige Teilnehmer zu beiden Angeboten", sagte Christof Korn.

Die nächsten Ferienspiele im Herbst sind schon in Vorbereitung. Unter dem Thema "500 Jahre Amerika" sollen in der hauseigenen Werkstatt Gegenstände zum Leitmotiv angefertigt werden.

Langfristig erhoffen sich die Betreuer des Kinderhauses mehr Kontakt zu den der Eltern. Rudolf Fleckenstein: "Es kommen immer nur dieselben Eltern vorbei. Schön wäre es, wenn wir in naher Zukunft einen Elternbeirat bilden könnten. Damit wir nicht mehr zu hören kriegen: ,Ich wußte ja gar nicht, daß mein Sohn ins Kinderhaus geht'". hen

Firmen-Telegramm

Lurgi an Bau in Leuna beteiligt Ein Konsortium der Firmen Lurgi, Thyssen-Rheinstahl Technik und der französischen Technic soll in Leuna bis 1996 eine neue Raffinerie mit einer Kapazität von zehn Millionen Tonnen im Jahr bauen. Der Auftrag im Wert von 4,3 Milliarden Mark kommt von der Firmengruppe um Elf Aquitaine, die von der Treuhandanstalt das ostdeutsche Minol-Tankstellennetz übernahm. Fiat-Manager verhaftet Im Zusammenhang mit dem Mailänder Korruptionsskandal wurde der Geschäftsführer der Fiat-Tochter Ferroviaria Savigliano, Giancarlo Cozza, unter dem Verdacht der Bestechung verhaftet. In der Affäre geht es um die Zahlung von Schmiergeldern anläßlich der Auftragsvergabe für den Bau einer U-Bahn. Ferroviaria stellt Eisenbahnwagen her. Nach Bekanntgabe der Verhaftung gerieten Fiat-Aktien an der Mailänder Börse deutlich unter Druck.

Blaul erklärt Klinik-Ende Taunusklinik-Pläne sind für Ministerin jetzt endgültig

KÖNIGSTEIN. In Wiesbaden sind die Würfel gefallen: In drei bis fünf Jahren kommt das endgültige Aus für die Taunusklinik Falkenstein. "Die Diskussion um die Zukunft der Taunusklinik ist abgeschlossen", erklärte jetzt Ministerin Iris Blaul (Die Grünen) laut einer Presseinformation aus dem hessischen Ministerium für Jugend, Familie und Gesundheit: "Es liegen jetzt sehr gute Lösungen auf dem Tisch, den Versorgungsauftrag an anderer Stelle zu sichern."

Die "guten Lösungen" sehen so aus: Die neurologische Abteilung, die hauptsächlich Kranke mit Multipler Sklerose (MS) versorgt, wird gemeinsam mit der Abteilung für die Stimm- und Sprachbehandlung Erwachsener in die Klinik für Psychiatrie und Neurologie des Landeswohlfahrtsverbandes (LWV) in Weilmünster integriert. Die neuropädiatrische Abteilung und die Stimm- und Sprachheilbehandlung für Kinder bleibt wegen der Familiennähe im Rhein-Main-Gebiet und wird an das Frankfurter Clementine-Kinderkrankenhaus verlegt.

In Weilmünster will der LWV das Krankenhaus mit dem Erlös aus dem Taunusklinik-Verkauf in ein modernes neurologisches Zentrum umbauen. "Damit werden in Weilmünster die Voraussetzungen geschaffen, die erfolgreiche Arbeit bei der Behandlung von MS- PatientInnen und solchen mit anderen neurologischen Krankheitsbildern fortzusetzen", heißt es in der Presseinformation. Bei der Patienteninitiative, die seit Bekanntwerden der Verkaufspläne vehement für den Erhalt der Taunusklinik in Falkenstein kämpft, stießen diese Pläne, wie ausführlich berichtet, schon vor Monaten auf Ablehnung, nicht zuletzt weil das steile Gelände in Weilmünster für Rollstuhlfahrer nur mit Hilfe befahrbar sei.

Mit der Anbindung der Neuropädiatrie sowie der Stimm- und Sprachheilbehandlung für Kinder und Jugendliche an das Clementine-Kinderkrankenhaus in Frankfurt könne das bisherige Therapiekonzept dort sinnvoll erweitert und eine familiennahe Behandlung und Betreuung der bisher in Falkenstein behandelten Kinder und Jugendlichen sichergestellt werden, heißt es in der Presseinformation weiter. Das Land werde die Finanzierung der dazu notwendigen Erweiterungsmaßnahmen sichern. AW

Musikschule zieht in die alte Polizeistation

ESCHBORN. Vielversprechender Auftakt nach den Sommerferien: Die Musikschule zieht jetzt in eigene Räume um. Ihr neues Domizil hat sie in der alten Polizeistation an der Hauptstraße. Dort ist nun alles unter einem Dach: Büro, Unterrichts- und Konzertraum.

Nach dem Auszug der Polizeibeamten ließ die Stadt das Haus umbauen und renovieren. Schulleiter Gerhard Schroth: "Für die Musikschularbeit beginnt jetzt eine neue Ära." tos

Bad Homburger Erfolge

Bei den hessischen Bahn-Meisterschaften der Rad-Junioren und Jugendfahrer gab es im ersten Teil drei Bad Homburger Erfolge. Heß gewann in 1:12,42 Minuten das 1000 m-Zeitfahren der Junioren vor dem Wiesbadener Krayer (1:14,46), Kuck das 5OO-Meter-Zeitfahren der Jugend in 36,81 Sekunden vor Fontain aus Schöneck (37,01), und der Vierer war in der Besetzung Heß, Selch, Eberle, Philipp in 3:47,65 Minuten für 3000 Meter deutlich vor einem Frankfurt-Wiesbadener Quartett. Nur im Punktefahren der Jugend siegte Fontain (Schöneck) mit 27 Punkten hauchdünn vor Fetz (Bad Homburg) mit 26 und Schlittchen (Mars Rotweiß) mit 24, der in der Woche vorher seine lange Erfolgsliste um Siege im Straßenrennen von Lebach und einem Rundstreckenrennen in Altenkirchen bereichert hatte. Die ausstehenden Entscheidungen der HM werden am Mittwoch abend auf der Stadionbahn gefahren. Boe

Nur die Höhe der Ablösesumme ist noch offen Kommt Bommer zur Eintracht? Über Finanzen Einigkeit erzielt / Düsseldorf pokert mit

Rudi Bommer, der vergangene Woche beim Fußball-Oberligisten Viktoria Aschaffenburg gekündigt hat, wechselt möglicherweise zwei Klassen höher zum Bundesligisten Eintracht Frankfurt. "Mit der Eintracht ist finanziell alles klar", sagte der bald 35jährige am Sonntag der FR. Einzig über die Ablösesumme seien sich die beiden Klubs noch nicht einig geworden. Am heutigen Montag wird der Bronzemedaillengewinner von Seoul auf der Transferliste erscheinen. Trainer Dragoslav Stepanovic würde sich nicht gegen einen Transfer des Mittelfeldspielers aussprechen.

Die endgültige Entscheidung darüber, ob Rudi Bommer vom Schönbusch an den Riederwald wechselt, wird Anfang dieser Woche fallen. "Es pressiert mir ein wenig. Ich will klare Verhältnisse", betonte der Spieler. Bommer hat zudem ein Angebot von Zweitligist Fortuna Düsseldorf, für die er zu Bundesligazeiten spielte. Am Samstag weilte der Spieler zu Verhandlungsgesprächen in Düsseldorf und erzielte mit der Fortuna ebenfalls Einigkeit. "Ganz klar aber: Ich will zur Eintracht. Das liegt vor der Tür, da kann ich bei meiner Familie wohnen bleiben."

Daß der 34jährige nach drei Jahren Oberliga-Fußball in Aschaffenburg den Sprung in die höchste Spielklasse noch einmal schaffen wird, steht für ihn fest. "Ich habe immerhin zwölf Jahre dort gespielt." Außerdem trainiere er seit zwei Tagen am Riederwald mit, läuferisch könne er durchaus noch mithalten. Bommer spielte während seiner Profizeit bei Kickers Offenbach, Fortuna Düsseldorf und Bayer Uerdingen, ehe er 1987 in seine Heimatregion zurückkehrte. Stepanovic jedenfalls hat Bommer überzeugt: "Was spricht eigentlich gegen eine Verpflichtung? Damit gehen wir kein Risiko ein. Ich weiß doch, was der Rudi kann."

Rudi Bommer hatte im Laufe der vergangenen Woche seinen Vertrag bei Viktoria Aschaffenburg gekündigt, weil ihm der stets vom Konkurs bedrohte Klub Bezüge aus den Jahren 1991 und 1992 vorenthalten hatte. Über die Höhe der Summe wollte Bommer nichts sagen. "Ich will keine schmutzige Wäsche waschen, die Mannschaft und der Verein haben schon Probleme genug. Denn aller Schwierigkeiten zum Trotz waren die vier Jahre in Aschaffenburg eine schöne Zeit."

Am heutigen Montag ist darüber hinaus ein Gespräch zwischen dem Spieler und Fußball-Abteilungsleiter Norbert Honer über die ausstehenden Zahlungen anberaumt. Honer: "Lieber zahle ich Bommers Gehalt aus eigener Tasche, als mir das Geschäft entgehen zu lassen." FR

Ein Maulwurf Weltmusikalisch unterströmt

Heinz Reber: Weltmusikalisch unterströmt. Mnaomai, Mnomai (Tschin Zhang, Ellen Horn, Voice; Thomas Demenga, Violoncello, Viola; Terje Rypdal, guitar; Jon Christensen, drums); ECM 1378 (CD: 847 888-2.)

Zen-Buddhismus, die "postmoderne" Philosophie von Jean-François Lyotard sowie Texte von Samuel Beckett und E. M. Cioran sind das geistige Unterfutter der 40minütigen Komposition "Mnaomai, Mnomai" von Heinz Reber. Noch weitreichender die musikalischen Herkünfte dieser Musik. Man könnte an die beim Höreindruck zu flächiger Weiträumigkeit zusammenschießende mikrostrukturelle écriture von Ligeti denken, an Exempel amerikanischer repetitiver Musik, vielleicht auch an die Askese eines Avo Pärt, mit Sicherheit an Konzepte von John Cage, besonders dessen Umgang mit "musikalisierter" Sprache. Und bisweilen erinnert ein zart angetönter, aber niemals zum festen Gerüst werdender Schlagzeug-Beat auch an die Quellen der improvisierten Musik. Dies alles wird sehr persönlich amalgamiert, bildet ein durchweg zartes Gewebe von Klängen, Geräuschen und Texturen, die vielfältige Assoziationen auslösen, ohne daß die Binnenspannung des musikalischen Ablaufs dadurch aufgelöst würde. Komposition erscheint hier nicht als eine souveräne Verfügungsgeste, sondern als eine nahezu archäologische Tätigkeit: Ein Sich-Hineinhören in die mannigfachen aktuellen Unterströme von "Weltmusik", etwas nicht lauthals zu Proklamierendem, vielmehr in behutsamer Arbeit leise und stetig Hervorzubringendem. Überirdisch werden heutzutage leider viele neue Grenzen gezogen. Sozusagen unter der Erde sind liebenswerte Maulwürfe wie Reber dabei, ein System interkultureller Gänge und Bauten anzulegen. BRUNO D. D. BEBENHAUSEN

Folter in US-Gefängnis

WASHINGTON, 26. Juli (epd). Mindestens drei Jugendliche sind in einem Gerichtsgebäude in der US-Hauptstadt Washington von ihren Wärtern mit Elektroschocks gefoltert worden. Ein inzwischen aus dem Dienst geschiedener Angestellter des für die Bewachung der Häftlinge zuständigen "US Marshall Service" habe vor Gericht drei entsprechende Vorfälle zugegeben, berichteten Zeitungen in Washington am Wochenende.

Nach Angaben der Anwältin Sandra Roland, die im Auftrag der Justizbehörde mittellose Angeklagte verteidigt, haben sich mindestens 17 Jugendliche über Übergriffe in den Zellen im Gericht beklagt. Angehörige des "Marshall Service" hätten sie mit Elektroschocks traktiert und in Ketten von einem Mauervorsprung aufgehängt, so daß ihre Füße den Boden nicht erreichen konnten.

Das Wetter

Wetterlage

Das über Deutschland angelangte, überwiegend nur schwache, Fronten-System zieht nach Osten ab. Ihm folgt frische Meeresluft, die rasch wieder unter Hochdruckeinfluß kommt.

Vorhersage bis Dienstag früh

Etwa nördlich der Mittelgebirge wolkig bis bedeckt, gelegentlich Regen. Höchsttemperaturen 20 bis 25 Grad.

Auflebender Wind um West. Im übrigen Deutschland sonnig, zeitweise wolkig und ab Nachmittag vereinzelt Gewitter.

Höchsttemperaturen 26 bis 30, örtlich bis 33 Grad. Überwiegend schwach windig. Tiefsttemperaturen allgemein um 15 Grad.

Weitere Aussichten bis Mittwoch früh

Wechselnd wolkig mit zunehmenden Aufheiterungen, im Norden noch einzelne Schauer, vorübergehend etwas kühler. Wetterdaten

vom Vortag, 14 Uhr

Ausland

Aberdeen, wolkig 14

Ajaccio, leicht bewölkt 28

Algier, leicht bewölkt 29

Amsterdam, wolkig 20

Ankara, leicht bewölkt 25

Antalya, leicht bewölkt 37

Athen, wolkig 32

Barcelona, wolkenlos 29

Belgrad, leicht bewölkt 30

Bordeaux, leicht bewölkt 28

Bozen, leicht bewölkt 29

Brest, leicht bewölkt 20

Brüssel, leicht bewölkt 22

Budapest, leicht bewölkt 31

Bukarest, wolkig 30

Casablanca, leicht bewölkt 28

Dublin, wolkig 18

Hammerfest, leicht bewölkt 14

Helsinki, leicht bewölkt 25

Innsbruck, wolkig 28

Istanbul, wolkig 28

Kairo, leicht bewölkt 30

Kiew, leicht bewölkt 27

Kopenhagen, wolkig 22

Larnaka, leicht bewölkt 31

Las Palmas, leicht bewölkt 24

Lissabon, leicht bewölkt 31

Locarno, leicht bewölkt 27

London, stark bewölkt 20

Madrid, leicht bewölkt 32

Malaga, wolkenlos 28

Mallorca, leicht bewölkt 29

Moskau, leicht bewölkt 25

Neapel, leicht bewölkt 32

New York, wolkig 17

Nizza, leicht bewölkt 28

Oslo, wolkig 17

Ostende, wolkig 20

Palermo, wolkenlos 29

Paris, leicht bewölkt 26

Peking, wolkig 30

Prag, leicht bewölkt 25

Reykjavik, leicht bewölkt 12

Rom, leicht bewölkt 29

St. Petersburg, wolkenlos 25

Stockholm, leicht bewölkt 26

Tel Aviv, leicht bewölkt 28

Tokio, stark bewölkt 29

Tunis, wolkenlos 31

Varna, Gewitter 26

Venedig, leicht bewölkt 30

Warschau, leicht bewölkt 24

Wien, leicht bewölkt 28

Zürich, leicht bewölkt 26

Deutschland

Aachen, wolkig 23 Arkona, leicht bewölkt 20 Augsburg, wolkig 26 Berlin, leicht bewölkt 23 Bremen, stark bewölkt 24 Brocken, stark bewölkt 14 Chemnitz, wolkig 25 Cottbus, wolkig 25 Cuxhaven, wolkig 22 Dresden, bedeckt 24 Düsseldorf, leicht bewölkt 24 Emden, stark bewölkt 22 Erfurt, wolkig 23 Feldberg/Schw., leicht bewölkt 16 Feldberg/Ts., wolkig 20 Fichtelberg, wolkig 17 Frankfurt/M., wolkig 26 Freiburg, leicht bewölkt 27 Freudenstadt, leicht bewölkt 22 Garmisch, leicht bewölkt 25 Görlitz, wolkig 24 Greifswald, stark bewölkt 24 Hamburg, wolkig 23 Hannover, stark bewölkt 24 Helgoland, bedeckt 19 Hof, wolkig 23 Karlsruhe, wolkig 27 Kassel, wolkig 24 Kempten, wolkig 24 Köln/Bonn, leicht bewölkt 25 Konstanz, leicht bewölkt 26 Leipzig, wolkig 24 Lübeck, bedeckt 24 Lüchow, wolkig 24 Magdeburg, wolkig 25 Mannheim, leicht bewölkt 27 Mühldorf, wolkig 26 München, wolkig 26 Münster/Osnabr., wolkig 24 Neubrandenburg, stark bewölkt 23 Norderney, stark bewölkt 20 Nürnberg, wolkig 25 Oberstdorf, leicht bewölkt 25 Öhringen, leicht bewölkt 25 Passau, wolkig 26 Regensburg, wolkig 26 Rostock/Warnem., stark bewölkt 22 Saarbrücken, leicht bewölkt 25 Schleswig, bedeckt 22 Schwerin, bedeckt 23 Stuttgart, leicht bewölkt 25 Sylt, stark bewölkt 19 Trier, wolkig 25 Wasserkuppe, wolkig 21 Wittenberg, bedeckt 24 Würzburg, wolkig 25 Zugspitze, wolkig 9

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Berufsstand im Wandel Überlegungen einer Krankenschwester

Für eine Woche habe ich wieder die Schulbank gedrückt. Unser Stationsteam erhielt im Rahmen einer innerbetrieblichen Fortbildung - in Veranstaltungen dieser Art ist die Frankfurter Uniklinik vorbildlich - die Einweisung in ein neues Pflegekonzept.

Sicherlich auch bedingt durch die unzähligen Horrormeldungen über den Pflegenotstand sind intern Bewegungen in Gang gekommen, die leider viel zu wenig nach außen dringen. So ist ein erheblicher Abbau der früher sehr belastenden Hierarchie zwischen Ärzten und Schwestern deutlich spürbar. Die Hinwendung zu neuen Pflegekonzepten erfordert von beiden Seiten ein längst notwendiges Umdenken. Das wiederum trägt die positive Konsequenz zur gezielten Teamarbeit in sich - schließlich ist das der Grundstein für eine patientenorientierte Pflege sowie die gegenseitige Anerkennung zwischen der pflegerischen und ärztlichen Leistung.

Beeindruckt bin ich über die Bereitschaft zu flexiblen Arbeitszeiten. Gerade die neuen Pflegekonzepte wollen diesem Anspruch vermehrt Rechnung tragen. Der dadurch mögliche Gewinn an Lebensqualität läßt unseren Beruf in diesem Punkt bereits heute schon attraktiver werden. Zusätzlich bietet die Uniklinik die 5-Tage-Woche. In anderen Häusern leider noch immer keine Selbstverständlichkeit.

Von meinen Kolleginnen werde ich als "Wiedereinsteigerin nach mehr als zwanzig Jahren" freudig begrüßt. Ja, ich bin geradezu gerührt über die Anerkennung, die mir entgegengebracht wird, daß ich diesen Schritt nach so langer Zeit gewagt habe.

In die Neuerungen der Krankenpflege werde ich verständnisvoll und geduldig eingewiesen. Meine Fragen werden stets freundlich beantwortet. Es verschafft mir eine tiefe innere Zufriedenheit, mich mit "meinem Team" gemeinsam für das Wohlbefinden der Patienten einbringen zu können. Ein wiederentdecktes gutes Gefühl in einer Zeit, da der Mensch häufig an der Vielzahl seiner Kreditkarten gemessen wird. Gerade in diesem Zusammenhang sehe ich eine besondere Chance für "Wiedereinsteigerinnen", deren Kinder aus dem Haus sind und die selbst vor der berüchtigten "inneren Leere" stehen. Hier nimmt nicht selten das "Überwinden der gesellschaftlichen Hürde" - aufgrund des enormen Imageverlustes unseres Berufsstandes - einen größeren Stellenwert ein, als die momentan so unbefriedigende finanzielle Situation.

Die soziale Struktur der Berufsbewerber hat sich im Laufe der Generationen verändert. Waren es nach den Ordensfrauen einst die "höheren Töchter", die es sich aus reiner Nächstenliebe leisten konnten, diesen Beruf zu ergreifen - sie wurden zumeist vom Elternhaus finanziell unterstützt -, so sind es heute Frauen aus allen gesellschaftlichen Schichten, die hier arbeiten. Sie müssen Beruf und Familie koordinieren, um ihren Beitrag zum gemeinsamen Lebensunterhalt leisten zu können. Es sind die alleinerziehenden Mütter, die die Verantwortung für ihre Kinder zu tragen haben. Es ist die geschiedene Frau, die für die Aufrechterhaltung ihrer Rentenansprüche wieder arbeiten muß.

Besondere Anerkennung gebührt den jungen Frauen und Männern, die sich trotz aller Widrigkeiten auch heute noch für unseren Beruf entscheiden. Gerade ihr Engagement für das "neue" Patientenklientel der Drogenabhängigen und Aidskranken berührt mich ungemein.

Da die neuen Pflegekonzepte ganzheitlich ausgerichtet sind, setzt dies die persönliche Bereitschaft der Pflegenden voraus, sich auch "ganzheitlich" einzubringen. Dies bleibt meist nicht ohne Konsequenzen auf das Privatleben. Ein Faktor, der von außen gar nicht hoch genug bewertet werden kann.

Idealismus und Interesse am Menschen sind auch heute noch die Hauptfaktoren bei der Berufsentscheidung. Und genau diese Motivation ist es, die von den Verantwortlichen nur allzu lange mißbraucht wurde und die dringende "Sanierung" des Umfeldes der pflegenden Berufe im Keim erstickte. Die Pflegesituation wird noch über Jahre hinweg ein brandheißes überparteiliches Thema darstellen.

"Mens sana in copore sano". Frei übersetzt: "Nur in einem gesunden Umfeld gedeiht auch ein gesunder Geist." Prophylaxe war längst angesagt - heute ist "das Kind" schwer krank. heilen wir es gemeinsam! C. B. KLEE

Neue Tempomeßanlage: Mobil und unauffällig

NEU-ISENBURG. Die alte, erst 1987 angeschaffte Geschwindigkeitsmeßanlage der Stadt Neu-Isenburg soll weg. Sie sei "nicht mehr zeitgemäß" und außerdem reparaturanfällig, sagt Erster Stadtrat Berthold Depper. Deshalb soll sie jetzt verkauft und für 89 000 Mark eine neue Anlage angeschafft werden. Die erforderlichen Mittel sind im Haushaltsplan 1992 bereitgestellt.

Mit der neuen Anlage, mit der aus einem Auto heraus gemessen werden kann, sei man mobiler und unauffälliger. Weil das neue Gerät computergesteuert ist, werden die erhobenen Daten unmittelbar im Kommunalen Gebietsrechenzentrum Frankfurt ausgewertet. fra

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Iran Sittenwächter wieder aktiv Seite 2

Leitartikel Der einzige Weg für Irland Seite 3

Gewerkschaften ÖTV-Kassen sind leer Seite 4

Polen Sieg für Abtreibungsgegner Seite 5

Wirtschaft Fokker landet bei Daimler Seite 7

Dokumentation Jugend und Religion Seite 8

Feuilleton Beginn in Bayreuth Seite 9

Frankfurt Urlauber auf Durchreise Seite 11

Kulturspiegel Kokoschka-Ausstellung Seite 16

Hessen Hilfe für Häftlingsfamilien Seite 17

Aus aller Welt Vogelsterben an der Elbe Seite 20

Fernsehen und Funk Seite 10

Einbrecher legen Feuer bei einem Autohändler

KÖNIGSTEIN. Einbrecher legten Samstag früh Feuer im Hinterraum eines Auto-Gebrauchtwagenmarktes in der Königsteiner Bischof-Kaller- Straße. Zuvor hatten sie eine Scheibe eingeschlagen.

Gegen 7 Uhr wurde die Freiwillige Feuerwehr alarmiert, doch als Wehrführer Ferdinand Haub mit 20 Mann und drei Fahrzeugen anrückte, waren die Flammen mangels Sauerstoff bereits von allein ausgegangen. Der Raum war total verqualmt und verrußt. Die Höhe des Schadens stand gestern noch nicht fest. w

Sport und Schwangerschaft

Sport ist auch bei Frauen für die Gesundheit von großer Bedeutung. Die deutschen Gynäkologen haben jetzt Ratschläge gegeben, welche Leistungen die Frauen beim Breitensport oder dem normalen Fitneßtraining von ihrem Körper erwarten dürfen. Aber sie rieten dringend davon ab, Trainingsanstrengungen zu übertreiben. Das gilt insbesondere für junge Mädchen, die sich oft fragen, ob ihre sportlichen Talente vielleicht sogar für eine Karriere im Leistungssport ausreichen. In diesem Alter verzögert indessen jedes Trainingsjahr den Beginn der ersten Regelblutung (Menarche) um durchschnittlich fünf Monate. Turnen, Ballett und Langstreckenlauf beeinträchtigen die hormonelle Reife mehr als beispielsweise Schwimmen, wenn ein junges Mädchen wirklich eisern trainiert. So bekommen Turnerinnen die Periode oft erst mit 15 oder 16 Jahren. Heranwachsende Mädchen, die nur aus Spaß am Sport ein- oder zweimal wöchentlich in ihrem Turnverein oder in der Schule kurze Zeit trainieren, haben dagegen ihre erste Monatsblutung heute durchschnittlich bereits mit zwölf oder 13 Jahren.

Frauen können bei hohen Leistungen ebenfalls Zyklusstörungen davontragen. Der monatliche Eisprung und die Regelblutung bleiben dann oft aus. Nehmen solche harten Sportlerinnen die Antibabypille, so wird der Monatszyklus dem Organismus hormonell lediglich vorgetäuscht, gleichgültig, ob dieser selbst zu einer Menstruation in der Lage wäre oder nicht. Gesunde Frauen, die Sport in Maßen treiben, brauchen sich nach Ansicht der Frauenärzte weder während der Monatsblutung noch in der Schwangerschaft besonders zu schonen. Sie dürfen trainieren, solange sie sich dabei wohl fühlen. Allerdings sollten sie bei der gewohnten Sportart bleiben und nicht ausgerechnet in dieser Zeit eine neue Disziplin aufnehmen.

Sich körperlich fit zu halten, lohnt sich gerade in der Schwangerschaft. Auf diese Weise wird nämlich - so die Frauenärzte - der Bildung gefährlicher Thrombosen sowie dem Entstehen von Krampfadern und Hämorrhoiden vorgebeugt. Auch seelische Belastungen sind auf diese Weise leichter abzubauen und können dem Ungeborenen nicht schaden. Ferner verbessert sich die Sauerstoffversorgung von Mutter und Kind, die körperliche Leistungsfähigkeit der Schwangeren nimmt im Hinblick auf die zu erwartende körperliche Höchstleistung der Geburt zu.

Nach der Erklärung des Berufsverbands der Frauenärzte sind in der Schwangerschaft für gesunde Frauen folgende Sportarten ohne Einschränkungen erlaubt: leichtes Jogging, Wandern bis auf 2000 Meter Höhe, Radfahren, Gymnastik, Tanzen, Schwimmen und Sauna-Besuche, die jedoch nicht länger als höchstens zwölf Minuten dauern dürfen. Auch Laufen, Rudern, Bodenturnen, Skilanglauf unter 1500 Metern Höhe, Tennis (nicht als Turniersport), Federball, Tischtennis und Segeln erwiesen sich für Schwangere als günstig, sofern sie sich dabei nicht über Gebühr anstrengen.

Sportarten mit hohem Sturzrisiko, Fallschirmspringen, Drachenfliegen oder Paragliding, Mannschafts- und Kampfsportarten, Marathon, Tauchen und auch Bodybuilding sind dagegen während der Schwangerschaft nicht ratsam. Vorsicht ist vor allem auch bei sehr intensivem Lauftraining geboten. Frauen neigen nämlich weitaus stärker als Männer zu Brüchen der Beine, weil ihre Wadenknochen die Erschütterungen beim Laufen schlechter aushalten. Nach der Entbindung darf bald wieder ein leichtes sportliches Training aufgenommen werden; es muß ja nicht gleich eine strenge Sache sein. Am besten besprechen die Frauen mit ihren Gynäkologen, welche sportliche Betätigung für sie gut ist und ob ihre Gesundheit auch während einer Schwangerschaft vom Sport profitiert. Dr. med. Hanns H. Wenk

Mehr als 100 000 "besuchten Texas"

Mehr als 100 000 Besucher kamen in über fünf Wochen in die Ausstellung "Texas - Tradition und Moderne", die am Sonntag auf der Airport-Galerie des Rhein-Main-Flughafens zu Ende gegangen ist. Die Ausstellung vermittelte nicht zuletzt auch eine Übersicht über das touristische Angebot des zweitgrößten Bundesstaates der USA.

Texas zählt nach Angaben der Organisatoren der Ausstellung zu den beliebtesten Zielen der USA-Besucher: Nach New York, Kalifornien und Florida folgt Texas auf Platz vier in der Rangliste der am häufigsten angesteuerten Ferien-Standorte. ing

Es ist das Lachen, das zählt Wie man es schafft, Familie, Beruf und Hobby zu verbinden

Es war der französische Sänger Gilbert Becaud, der Ende der sechziger Jahre musikalisch behauptete, es sei die Rose, die zähle. Für Constanze Brendel, die es schafft, Familienleben, Beruf und Hobby unter einen Hut zu bringen, ist es das Lachen, das zählt. Mit einem Lachen kommen Menschen sich näher, mit einem Lachen lassen sich schwierige Situationen überstehen. Mit einem Lachen holt man sich Kräfte, an die man vorher vielleicht selbst nicht so recht geglaubt hat. "Das Lachen ist ein wichtiger Punkt", sagt Constanze Brendel.

Solche Erkenntnisse müssen erlebt und erfahren werden - niemand bekommt sie geschenkt. Hilfreich - aber nicht ausschlaggebend - ist sicherlich eine ausgeglichene Familie. Das Kind Constanze hatte Glück, in eine solche Familie hineingeboren zu werden. Der Vater hatte seinen Wunschberuf gefunden: Er war Pfarrer. 1960, als das Kind elf Jahre alt ist, bekommt der Vater den Auftrag, eine deutsche Gemeinde in Südwestafrika, dem heutigen Namibia, zu betreuen. Constanze besucht die Afrikaanse Regierungsschule in Mariental. "Viele Denkanstöße", erinnert sie sich noch heute. Die Rückkehr kam früher als geplant - der Vater hatte als Apartheids-Gegner Schwierigkeiten bekommen.

Vielleicht ist es das Gefühl der Hilfsbereitschaft, das sie aus dem Elternhaus kennt, der Gedanke, dem Leben Sinn abzugewinnen, der den Berufswunsch bestimmt. Constanze wird Krankenschwester - ein Beruf, zu dem sie auf Umwegen heute wieder zurückgefunden hat. Dazwischen liegen die Heirat mit einem Arzt, die Führung eines Geschäftes, Mithilfe in der Praxis des Mannes und der Beginn eines Hobbys, das mehr ist als eine entspannende Freizeitbeschäftigung: Der erste Roman entsteht. Ein leicht ironischer Krimi mit dem Titel "Champagner-Blut". In diesem Sommer kommt er auf den Markt.

Dabei könnte ihr Leben selbst Stoff genug für einen Roman bieten. Die Ehe scheitert, die Frau eröffnet ein eigenes medizinisches Schreibbüro, sie verfaßt selbst Beiträge für eine Ärztezeitung. Ausgelastet ist sie zu diesem Zeitpunkt sicherlich. Aber sie hegt ihr Hobby, schreibt Erzählungen. 1989 heiratet sie zum zweiten Mal, einen Ingenieur. Nun arbeitet sie in seinem Büro mit.

Aber etwas fehlt ihr. Da ist so ein Unbehagen - das Gefühl, daß es eine Arbeit gibt, mit der sie mehr bewirken könnte. Constanze beschließt 1991, wieder als Krankenschwester zu arbeiten. Eine "Wiedereinsteigerin" in den erlernten Beruf. Eine Situation, vor der viele Familienfrauen in den Vierzigern stehen - und sich dann doch nicht trauen. Constanze traut sich. Sie begründet das so: "In der ersten Phase entwickelte sich der Gedanke mehr im Unterbewußtsein. Ich ärgerte mich darüber, daß unser Berufsstand völlig zu Unrecht in ein immer schlechteres Image hinabglitt. In meinem Freundes- und Bekanntenkreis diskutierten wir häufig darüber, und mehr und mehr schlich sich ein schlechtes Gewissen bei mir ein. Denn schließlich war und ist es ja mein Beruf."

Die Entscheidung ist gefallen: Constanze arbeitet nun wieder als Krankenschwester. Im Schichtdienst wie ihre Kolleginnen, was für eine "Wiedereinsteigerin" in der ersten Zeit sicher nicht einfach ist. Denn Haushalt und Familienleben müssen völlig neu organisiert werden. Die Kräfte dazu holt sie sich aus dem Lachen. Aus der Freude über den ersten Bucherfolg. Aus der Anerkennung ihres Hobbys. Denn inzwischen hat sie von einer Fernseh-Anstalt ein Angebot bekommen. Sie soll ihr erstes Exposé für ein Drehbuch vorlegen.

Start für eine neue Karriere in der Lebensmitte? Nein. Constanze Brendel freut sich an ihrem Hobby - Schreiben macht ihr einfach Spaß. Aber der wiederentdeckte Beruf, der wohl Berufung war, wiegt schwerer. Sie bringt sich ganz ein für ihrer Patientinnen auf der Frauenstation. Was dieser Wiedereinstieg für sie bedeutete, hat sie im nachfolgenden Artikel selbst formuliert.

Haushalt, Familie Beruf und Hobby - läßt sich das vereinbaren? Es ist zu schaffen. Aber: "Das Lachen ist ein wichtiger Punkt." M. K.

Wer hat Zimmer für Gaststudenten frei? fhw sucht für Stipendiaten Logis

WIESBADEN. Ausländische Stipendiaten werden im Herbst für drei bis sechs Monate die Fachhochschule in Wiesbaden (fhw) besuchen. Bislang ließen sich nur für einige Gaststudenten Zimmer finden. Die fhw bittet deshalb die Wiesbadener/innen um Unterstützung bei der Unterbringung ihrer ausländischen Gäste. Wer einen Austauschstudenten aufnehmen kann, sollte sich telefonisch bei der Fachhochschule melden. Rufnummer: 06 11 / 49 42 04.

Allein der Fachbereich Wirtschaft mit seinem neu eingerichteten Studiengang "International Business Adminstration" erwartet von September an 28 Studentinnen und Studenten aus Frankreich, England, Spanien und Italien. Weitere fünf Studenten werden bereits im August aus Australien eintreffen. Mit Sydney pflegt der Fachbereich Gestaltung seit Jahren partnerschaftliche Beziehungen.

Die Fachhochschule Wiesbaden hat zahlreiche Hochschulpartnerschaften im Ausland. Dabei werden die Austauschprogramme der Europäischen Gemeinschaft am vielfältigsten genutzt. maf

Sturmkarten sind prächtige Hilfen Spiel der Woche: "Goldener Drache"

Eine phantastische Reise in das Reich der Winde verspricht der Untertitel, eine Reise in ein geheimnisvolles, längst versunkenes Traumreich. Einst herrschten hier mächtige Zauberer mit ihren Drachen. Sie hatten geheimnisvolle Kräfte, um mit den Winden zu spielen und die Drachen quer durch die Lüfte zum goldenen Vulkan zu jagen. Ein Tauchbad in der goldenen Lava nämlich machte den Drachen unverwundbar und brachte seinen Zauberer zur Macht.

Das Spiel mit den Winden und den Drachen aber erfordert kluge Planung und Übersicht, eine gewitzte Verteilung der Winde auf die verschiedenen Drachen, die im Rennen sind. Hier sind wirklich alle Mittel recht, damit der eigene Drachen am Schluß die Nase vorne hat.

Fünf Windsteine liegen bei jedem Spieler in einem besonderen Halter. Auf dem Weg zum Vulkan darf der Spieler pro Zug nacheinander drei Windsteine aus dem Windsteinhalter nehmen, der aufgedruckten Richtung entsprechend vor einen eigenen oder fremden Drachen legen und diesen dann daraufstellen. Der soeben verlassene Windstein wird hinten auf den Halter genommen.

Natürlich nützt man günstige Winde für den eigenen Drachen, weniger günstige oder gar widrige für die Drachen der Mitspieler. Jeder darf mit jeder Figur ziehen. Das gibt dem Spiel seinen eigenen Reiz und zuweilen seine recht chaotische Fortbewegung.

"Sturmkarten" geben einem Zauberer zusätzliche Möglichkeiten: Er darf gleich alle fünf auf dem Halter befindlichen ausspielen. Mit "Blitzkarten" kann er ein schwefeliges Veto gegen unliebsame Züge der Kollegen einlegen. Im ersten Spiel vergißt man meist, sie im rechten Moment einzusetzen und hat sie oft nach Spielende noch vollständig auf der Hand. Mit zunehmender Spielerfahrung aber lernt man sie immer mehr zu schätzen.

Zur rechten Zeit eingesetzt, sind Blitz- und Sturmkarten wichtige zusätzliche Hilfen, die Gegner geschickt zu blockieren, den eigenen Drachen als ersten ins Ziel zu manövrieren. Gut dran ist natürlich auch, wer sich merken kann, welche Winde gerade unter welchen Figuren stehen. Da der Goldene Vulkan in Richtung Süden liegt, sind Süd-Steine natürlich besonders wertvoll. Wer sie zur rechten Zeit sich beschaffen kann, kann sich im rechten Moment Vorteile verschaffen.

"Goldener Drachen" ist ein rundum gelungenes und empfehlenswertes Familienspiel, das auch zu zweit gespielt seinen Reiz nicht verliert. BERNWARD THOLE "Goldener Drachen", von Wolfgang Riedesser. Taktisches Denkspiel für zwei bis fünf Spieler ab zehn Jahren.

Verlag F. X. Schmid, Bachstraße 17, 8210 Prien. Preis ca. 65 DM.

Bürger bekommen Tips fürs Wassersparen

WIESBADEN. Der Verein für Alltagsökologie gibt am Montag, 3. August, zwischen 14 und 18 Uhr im Umweltladen am Michelsberg/Ecke Schwalbacher Straße den Bürgern Tips, wie man Wasser und Geld sparen kann. 100 000 Kubikmeter Wasser gehen nach den Berechnungen des Vereins allein in Wiesbaden jährlich durch tropfende Wasserhähne verloren. "Ein finanzieller Verlust von etwa 700 000 Mark, der ökologische Verlust ist in Geld gar nicht zu beziffern." maf

Radler wollten Frau die Handtasche rauben

HATTERSHEIM. Zwei Radfahrer versuchten am Freitag abend in der Eddersheimer Probsteistraße einer 56jährigen die Handtasche zu entreißen. Sie war laut Polizei mit ihrem Fahrrad gerade zu Hause angekommen, als einer der beiden sie von hinten angriff. Instinktiv hielt die Frau ihre Tasche fest und stürzte bei der Rangelei mit ihrem Rad zu Boden. Beide Männer, die zwischen 18 und 20 Jahre alt und von kräftiger Gestalt waren, traten daraufhin in die Pedale und ergriffen die Flucht. maf

Hier fühlen sich die Bands zu Hause Elf Jahre Bunker: 150 Gruppen üben in 50 Räumen / Angst vor steigenden Mieten

HEDDERNHEIM. Lange, weißgetünchte Gänge ziehen sich durch den Bunker.Neonlicht erhellt die unzähligen Türen rechts und links: A/1, A/6, C/7 sind die Kennziffern über den Eingängen. Auf die dicken Betonwände gesprühte Totenköpfe lachen den Besucher an. Seltsame Töne schwirren durch die Luft.

Das ist nicht der Beginn eines neuen Horrorromans von Stephen King, sondern eine Beschreibung des "Innenlebens" des Heddernheimer Musikbunkers.der Römerstadt 28 a. Die Außenwände sind in freundlichem Rosa gestrichen; der Bunker versucht sich an die umliegenden Wohnhäuser anzupassen.

Die anfängliche Verwirrung verfliegt, wenn der Besucher an eine der vielen Türen klopft: Raum A/8. Die "Paluna Variete Band" übt für ihren nächsten Auftritt im August an der Konstablerwache. Stefan, Olimpio, Erique und Daniel teilen sich die kleine Übungsfläche mit drei anderen Bands.

Sie sind froh, überhaupt einen Proberaum gefunden zu haben. In dem entstand ihr großer Plan: Im nächsten Jahr will das internationale Gespann vier Monate auf Tournee gehen.

A/6. Das Schlagzeug hört man schon von weitem. Hinter der doppelten Tür sitzt Tobias Bilz. Die aufgeklebten Eierkartons an den Wänden dämpfen seinen lautstarken Eifer nur wenig. Tobias Bilz kommt jeden Tag in den Bunker. Seine Band, die Funk- und Soulgruppe "Love Bizarre", übt in diesem Raum nur zweimal in der Woche.

Rote Tür im ersten Stock, Ende des Ganges: "The Visit" hat sich hier eingerichtet. Die fünf Musiker werden dem ein oder anderen aus "Kick"-Veranstaltungen im Sound-Depot in Erinnerung geblieben sein. Für "So many songs", einem Sampler von Frankfurter Bands, schrieb Sänger und Gitarrist Hans-Helmer Sauer den Titelsong. Doch nicht nur in dieser Besetzung sind die fünf zu sehen. So spielt Bassist Marco Ramazotto auch bei "The Blitz", und Sauer tritt mit Johannes Krayer, Ex-Gitarrist von "Hob Goblin", als "Les 2" auf.

Dachgeschoß: Über die Wendeltreppe des Turmes am Bunker gelangt der Besucher in das beeindruckende Atelier von Karin Raths. Auf 99 Quadratmetern ist die Künstlerin dort kreativ. Viel Arbeit steckt in dieser letzten Bunker-Etage: Als Karin Raths sich ihr Atelier einrichtete, lag zentimeterdicker Taubendreck auf dem Boden.

Säubern, Weißen und Fenster einbauen waren die kleinsten Probleme. Strom- und Wasseranschluß und ein völlig neues Treppengeländer brachten sie und hilfsbereite Freunde ganz schön ins Schwitzen. Inzwischen arbeitet sie zufrieden in ihrem Sommer-Atelier; im Winter ist es hier trotz Ofen zu kalt.

Der Verein "Musikbunker Heddernheim" verwaltet den Bau seit Dezember 1981. Stolze Zahlen kann der Vorsitzende Wolfgang Fehl vorweisen: In den vergangenen elf Jahren nutzten etwa 150 Bands die 50 Proberäume. Zusätzlich zu diesen Räumen gibt es in dem Bunker zwei Tonstudios, eine Probebühne, ein Gitarrenbau- und Werkstattladen und das Atelier von Karin Raths.

Ganz billig war es nicht, den Bunker musikgerecht umzubauen: Das kostete insgesamt 335 000 Mark. Das Geld, das die Musiker und Künstler aus eigener Tasche investierten, wurde sinnvoll eingesetzt: Abgesehen vom Ausbau des Ateliers mußten sich die Nutzer mit Elektroinstallationen, Belüftung, Schallisolierung, Dachausbesserung und vielem mehr herumschlagen.

Mühevolle Arbeit, die sich letztlich lohnte: Der Bunker ist begehrt, jeder Quadratmeter ausgebucht. Amateure wie professionelle Bands fühlen sich hier zu Hause. Neben den täglichen Proben gibt es auch Aufnahmen, Musikunterricht und sogar Führungen und Workshops.

"Wir holen junge Leute von der Straße, die sonst vielleicht nur rumhängen würden", erklärt Seppl Niemeyer, Ex-Schlagzeuger von "Flatsch" und Kassenwart des Musikbunker-Vereins, den sozialen Aspekt seiner Arbeit.

Zufriedenheit also auf der ganzen Linie? Einige Wermutstropfen bleiben. Die Enttäuschung der Musiker, wenn es mal wieder mit dem ersehnten Plattenvertrag nicht geklappt hat. Die vielen Bands vor der Tür, für die es auf lange Sicht keinen Platz gibt.

Hinzu kommt die Sorge um die Mieten: Der Quadratmeterpreis von drei Mark könnte steigen, wenn der Besitzer des Bunkers eines Tages nicht mehr Bundesvermögensamt, sondern Stadt Frankfurt heißt. amo

Kurz notiert

Es sind zumeist Frauen, die sich um pflegebedürftige Angehörige kümmern. In der Bundesrepublik leben zur Zeit rund zwei Millionen pflegebedürftige Menschen, 86 Prozent von ihnen werden zu Hause versorgt. Diese Zahlen stammen von einem neugegründeten "Arbeitskreis für pflegende Angehörige". Der Kreis ist einer der rund 20 Beratungsstellen für alte Menschen, kranke Menschen und Angehörige angegliedert. (Kontaktadresse: Arbeitskreis für pflegende Angehörige, Edwin-Scharff-Ring 43, 2000 Hamburg 60. Tel. 040 / 6 30 92 38.) In einer Verlautbarung heißt es: "Obgleich es volkswirtschaftlich sinnvoll und ethnisch geboten ist, die freiwillige familiäre Pflegeleistung zu fördern und zu stärken, wird sie öffentlich kaum wahrgenommen. Die geforderte Pflegeversicherung wird die körperliche und seelische Überbeanspruchung nicht aufheben." FR

"Herzvertrauen" ist der Titel eines Taschenbuchs, das sich mit dem Infarkt, seinen Ursachen und der Vorbeugung beschäftigt. Verfasser ist Dr. Redford Williams, der als Direktor des Zentrums für medizinische Verhaltungsforschung an der Duke-Universität in Durham (USA/North Carolina) tätig ist. Seine These: Eile und Ehrgeiz erhöhen, für sich genommen, das Risiko des Infarkts nicht, wohl aber Wut und Aggressionen. Das Buch ist als deutsche Erstausgabe im Knaur-Verlag (Rauchstraße 9-11, 8000 München 80) herausgekommen. Taschenbuch-Nummer: 7914, Preis: 12,90 DM. Dr. Redford Williams hat Konzepte erarbeitet, wie man Aggressionen durch ein "vertrauendes Herz" (Trusting Heart) ersetzen kann. FR

Es passiert immer wieder: ein Kind ist gestorben, die Eltern vergraben sich in ihrem Schmerz. Und übersehen dabei leicht die Gefühle der Geschwister, die den Tod ja ebenso verkraften müssen. Jetzt haben Margit Baßler und Marie- Thérèse Schins ein Taschenbuch zu diesem Thema herausgebracht. Es trägt den Titel "Warum gerade mein Bruder?" (rororo Sachbuch Nr. 9176, Rowohlt-Verlag, Hamburger Straße 17, 2057 Reinbek, Preis: 16,90 DM). Die beiden Herausgeberinnen leiten seit 1987 die Geschwistergruppen der Wochenendseminare in Bad Segeberg. Die Unterzeile des Buches sagt, worum es geht: "Trauer um Geschwister - Erfahrungen, Berichte, Hilfen." FR

Im Mai dieses Jahres startet in Mülheim ein Modellprojekt: die Kindertagesstätte "Stöpsel e. V." (Friedrichstr. 24, 4330 Mülheim an der Ruhr, Tel: 02 08 / 3 25 21). Hier werden in zwei altersgemischten Gruppen Kinder von 4 bis 14 Jahren von 7.00 morgens bis 19.00 Uhr betreut. Die Tagesstätte ist gedacht für Kinder von arbeitslosen "Einelternfamilien" oder Alleinerziehenden, die berufstätig sind und wechselnde Betreuungspersonen für ihr Kind in Anspruch nehmen müssen. Die Idee zu diesem Projekt kam 1989 im Mülheimer Arbeitslosenzentrum auf. FR

Kreuzung wird im Oktober umgebaut

NEU-ISENBURG. Voraussichtlich im Oktober soll die Kreuzung Frankfurterstraße / Rathenaustraße und Pappelweg umgebaut werden. Das Hessische Straßenbauamt Frankfurt als Bauherr will die Mittelinsel verschmälern und die Bordsteinhöhe um 12 Zentimeter senken. Außerdem soll die Insel begrünt und mit Bäumen bepflanzt werden.

Der Bauherr trägt auch die Kosten für die Umgestaltung, pflegen muß sie jedoch die Stadt Neu-Isenburg. Die Stadt muß auch die 82 000 Mark zahlen, die es kosten wird, die bisherige Pflanzinsel zu beseitigen. Während der dreiwöchigen Bauzeit wird der Verkehr über die Hugenottenallee, die Hermann- und Rathenaustraße zur Bundesstraße 3 umgeleitet. fra

Saddam und Wahlkämpfer Bush

Schon einmal hat Saddam Hussein George Bush den Urlaub verdorben. Das war im August 1990, als die irakischen Truppen nach Kuwait einmarschierten. Damals spielte der US-Präsident zunächst weiter Golf, drängelte und führte die westliche Welt aber später in einen Krieg gegen den Aggressor. Doch wenn sich Saddam jetzt erneut von seiner widerspenstigsten Seite zeigt, gegen UN-Resolutionen verstößt und gar wieder Anspruch auf Kuwait erheben läßt, dann findet all dies vor dem gewandelten Hintergrund des US-Wahlkampfes statt.

Bush kann nicht mehr so, wie er will. Diesmal mußte er seine Urlaubspläne ändern, um der eigenen Bevölkerung größeres Engagement zu signalisieren. Aber er muß gleichzeitig vorsichtiger agieren, weil sich die patriotische Unterstützung für einen militärischen Schlag gegen Saddam nach dem fragwürdigen Erfolg des Golf-Krieges nicht mehr so leicht herstellen lassen wird. Zwar würde ein militärisches Vorgehen gegen Irak die Inhalte des Wahlkampfes kurzfristig wieder in die von Bush beherrschte Sphäre der Außenpolitik verschieben. Doch ohne den Skalp Saddams an seinem Gürtel dürfte dies dem US-Präsidenten wenig nützen.

Jede Beschäftigung mit Saddam gilt längst als überflüssige Ablenkung von jenen innenpolitischen Themen, die dem Wahlvolk viel mehr auf den Nägeln brennen als irgendeine "Linie im Sand". Bush sieht im Verhalten des Irakers sehr wohl eine Chance zur Rehabilitation aus dem Krankenbett seiner anämischen Popularitätsraten, aber - mit Recht - traut er ihr noch nicht ganz. paa (Washington)

Vergewaltigt und um 2000 Mark beraubt Sexualtäter fiel über 63jährige her

WIESBADEN. Vermutlich derselbe Sexualtäter, der in den vergangenen Monaten acht Frauen überfallen und zum Teil vergewaltigt und beraubt hat, fand am Samstag sein neuntes Opfer: eine 63 Jahre alte Frau aus Biebrich. Die Dame war gegen 13 Uhr vom Einkaufen zu ihrer Wohnung in der Rudolf-Dyckerhoff- Straße zurückgekehrt. Als sie die Tür aufschloß, wurde sie plötzlich von hinten gewürgt und durch den Flur ins Schlafzimmer gedrängt.

Der Mann stieß die Frau auf das Bett, zwang sie, sich zu entkleiden, fesselte und vergewaltigte sie. Anschließend raubte er ihr 2000 Mark, die sie für einen Urlaub zurückgelegt hatte. Bei dem rabiaten Überfall wurde die 63jährige erheblich verletzt, berichtete die Polizei. Die Frau mußte mit Rippenbrüchen in ein Krankenhaus gebracht werden.

Ihre Beschreibung des Täters gleicht der, die die anderen Opfer der Vergewaltigungsserie in Wiesbaden von ihrem Peiniger abgegeben haben: etwa 35 Jahre alt, größer als 1,75 Meter, schwarze, gelockte Haare, Oberlippenbart. Er sprach deutsch mit ausländischem Akzent. Nach den Ermittlungen der Wiesbadener Polizei spricht vieles dafür, daß er der gesuchte Sexualtäter ist, der seit Februar dieses Jahres die Wiesbadenerinnen in Angst und Schrecken versetzt. Bislang hatte er den Frauen stets nachts zwischen 22 und 3 Uhr im Rheingauviertel und im Westend aufgelauert. maf

Panzergranaten gestohlen

HÖXTER, 26. Juli (lnw). Unbekannte haben fünf Panzergranaten aus einem Erdbunker im ostwestfälischen Kreis Höxter gestohlen. Die Granaten waren dort nach ihrer Bergung durch den Kampfmittelräumdienst vorübergehend deponiert worden. Die scharfe Munition aus dem Zweiten Weltkrieg ist mit Aufschlagzündern versehen. Bei unsachgemäßer Anwendung bestehe Lebensgefahr, warnte ein Sprecher der Behörde. Finder der Sprengkörper sollen die nächste Polizeidienststelle informieren.

Die Granaten im Durchmesser zwischen 3,7 und fünf Zentimetern und einer Länge zwischen 13 und 17 Zentimetern sollten vom Kampfmittelräumdienst demnächst nach Hünxe bei Wesel transportiert und dort in einem Munitionszerlegungsbetrieb entsorgt werden.

Medaillenspiegel

Gold Silber Bronze 1. GUS 20 11 13 2. USA 14 14 12 3. China 8 12 4 4. Ungarn 8 5 2 5. Deutschland 7 7 10 6. Südkorea 5 - 3 7. Australien 4 7 5 8. Spanien 4 - - 9. Polen 3 4 1 10. Japan 3 2 5 11. Frankreich 2 3 8 12. Italien 2 3 5 13. Kuba 2 2 4 14. Türkei 2 1 - 15. Bulgarien 1 4 - 16. Großbritannien 1 2 2 17. Kanada 1 1 3 18. Norwegen 1 1 - 19. Estland 1 - - Griechenland 1 - - 21. Schweden - 3 3 22. Neuseeland - 2 2 23. Rumänien - 1 4 24. Israel - 1 1 25. Peru - 1 - Brasilien - 1 - Lettland - 1 - 28. Niederlande - 2 4 29. Belgien - - 2 30. Finnland - - 1 Mongolei - - 1 Surinam - - 1 Nordkorea - - 1 Dänemark - - 1

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Die Einzelstarter aus Serbien/Montenegro haben zwei Bronzemedaillen gewonnen.Winzer des städtischen Weingutes ließen sich auf die Reben und in die Keller gucken Rassiges und Süßes vom Neroberg Auftakt zum Weinfest

WIESBADEN. Die städtischen Winzer hatten am Samstag ihre Spendierhosen an. Sie schenkten ihren Besuchern einen Begrüßungstrunk aus: ein Gläschen "Schiersteiner Hölle", gewachsen auf dem kommunalen Wingert. Der 90er Riesling Kabinett - laut Eigenwerbung "trocken, duftig und frisch" - und viele andere köstliche Tröpfchen, die im Hof des Weinguts der Stadt in der Kapellenstraße kredenzt wurden, stimmten auf die Sommerfete in der nächsten Woche ein: Auftakt zum Wiesbadener Weinfest.

12,8 Hektar umfaßt das städtische Weingut, das Willi Daniel leitet. 4,4 Hektar groß ist die Rebenfläche auf dem Neroberg, die restlichen Trauben der Landeshauptstadt gedeihen in Frauenstein. Rund 880 Hektoliter beträgt die jährliche Ausbeute der Winzer in städtischen Diensten. Ein Drittel dieses beachtlichen Quantums wird im Rathaus benötigt - für Empfänge und als Geschenke an Gäste und Jubilare. Der Rest wird auf dem freien Markt verscherbelt. Beispielsweise während des Wiesbadener Weinfestes, wenn sich die durstigen Gäste am Rebensaft von Wiesbadener Gewächsen laben. Dabei werden schätzungsweise 3000 Flaschen aus dem Weinkeller der Landeshauptstadt draufgehen.

Vier Mitarbeiter zählt das städtische Winzer-Team - eine äußerst knappe Besetzung, wie Willi Daniel berichtet. Und ein wenig traurig ist er über die "budget- gebundene Personalwirtschaft" im Rathaus, die auf die Erfordernisse im Weinberg keine Rücksicht nehme. Dort werden die Reben seit einigen Jahren "öko- nahe" angebaut - mit Dauerbegrünung und Verzicht auf Insektizide.

Ein Gewitterguß bewirkte das Umdenken der öffentlich bediensteten Weinbauern. Früher hatten sie nämlich noch dem letzten Unkräutlein zwischen den Rebstöcken den Garaus gemacht. Als dann der sintflutartige Regen niederging, wurde "unsere gute Erde in den Kanal gespült". Nur dort hielten sich die Schäden in Grenzen, wo die Winzer mit dem Unkrautjäten nicht nachgekommen waren.

Weiterer Beitrag zum Umweltschutz: Statt Insektenvernichtungsmittel zu versprühen, setzen sie auf die Raubmilbe, die zwischen Klee und Luzernen prächtig gedeiht und mit großem Appetit die gefürchtete Spinnmillbe vertilgt - ein Schädling, der Weinbauern das Fürchten lehrt. Sexuallockstoffe verwirren andere Insekten dermaßen, daß die Männchen ihre Weibchen nicht mehr finden; die wiederum können dann keine Eier legen, aus denen gefräßige Traubenwickler entstehen würden.

Der klare Most reift in den Plastik- und Stahltanks im Keller der städtischen Domäne zum fruchtigen Wein heran - "feinrassig, stoffig, pikant", teils "trokken", teils von "dezenter Süße". Je nach Qualität schwankt der Preis zwischen 6,90 und 14 Mark die Flasche. Ein Liebhaber blätterte vor sieben Jahren sogar 35 000 Mark für einen "1893er Neroberg" hin.

Es war Hans-Peter Wodarz, Chef des renommierten Schlemmerlokals "Ente von Lehel", der den edlen Trunk ersteigerte. Der zeigte sich generös und schenkte Oberbürgermeister Achim Exner die kostbare Bouteille. Der Wiesbadener Wein aus dem damals noch königlich- preußischen Domänenkeller war so auf Umwegen wieder in den Besitz der Wiesbadener gelangt. MARGIT FEHLINGER

Der Ferien-Krimi Das Lächeln der Kobra

"Auch Kobras können lächeln", überlegt Fred Carver, als er einem freundlichen Geschäftsmann in Florida begegnet. Der nette Wirtschaftsmann soll mit dem Attentat auf Martin Luther King seinerzeit etwas zu tun gehabt haben. Aber das ist sicher nur Gerede. Und schließlich untersucht der "Schnüffler" Carver auch nicht das schon historische Attentat. Der lächelnde Geschäftsmann soll ebenso beim Drogenschmuggel in Florida seine Hände im Spiel haben. Aber das ist sicher auch nur Gerede. Obwohl dieses Gebiet den Privatdetektiv durchaus interessieren könnte. Er hat da nämlich in letzter Zeit ein ziemlich schockierendes Erlebnis gehabt. Ein Klient von ihm ist gesund und munter aus seinem Büro spaziert und vor der Haustür mitsamt seinem Auto in die Luft geflogen.

"Das zweite Leben des Bert Renway" (Flame) heißt der 1990 erschienene Thriller des amerikanischen Edgar-Allan-Poe- Preisträgers John Lutz. Der Schriftsteller gehört zu jenen Krimi-Autoren, die man sozusagen "blind buchen" kann. Man wird nie enttäuscht. Lutz sorgt für handfeste Spannung, logische Handlung und das richtige "Milieu". Wobei sich bisweilen auch die Mitspieler aus dem Regierungslager als Gegenspieler erweisen. Der Eid auf Präsident und Vaterland verwandelt ja nicht automatisch in einen besseren Menschen.

Bert Renway zum Beispiel hatte nie geahnt, wer jener Unbekannte war, der ihm einen Haufen Geld geboten hatte, auf daß der große, weißhaarige Bert eine Zeitlang einen freundlichen, älteren Geschäftsmann spielen sollte, seinen Wagen fahren, seine Schuhe tragen sollte. Die Schuhe drückten ein bißchen. Aber das war nicht der einzige Grund gewesen, daß sich Bert Renway eines Tages einen Schnüffler suchte. Er wollte herausbekommen, wer ihm eigentlich die kleinen Schuhe und das große Auto angedreht hatte. Und wer überhaupt dieser Frank Wesley war, dessen Rolle er spielen sollte.

Bert Renway wird es nicht mehr erfahren, weil er Minuten später in Flammen aufgeht. Und der Privatdetektiv ist etwas verunsichert, weil der offizielle Obduktionsbefund auf Tod des Frank Wesley lautet. Angesehener Geschäftsmann in Florida. Identifiziert durch sein Gebiß.

Wer zum Teufel war dann Bert Renway gewesen? Und warum sollte sich ein angesehener Geschäftsmann als jemand anderer ausgeben? Als Lokomotivführer in Rente, beispielsweise - das nämlich war Bert Renway einmal gewesen. Die ganze Geschichte ist ziemlich undurchsichtig. Und als Fred Carver, der eine ehrliche Haut ist und seinen Vorschuß abarbeiten will, anfängt zu recherchieren, gerät er an Hindernisse. Er wird bedroht. Und das ziemlich massiv. Da Carver, der einstige Polizist, von einem Diensteinsatz ein steifes Knie zurückbehalten hat, schätzt er massive Drohungen überhaupt nicht. Schon gar nicht, wenn da ein Halbirrer damit prahlt, er sammele Ohrläppchen. Ein etwas unsauberes Hobby.

Der Ohrläppchensammler findet denn auch ein unsauberes Ende. Und überhaupt geht noch so einiges in Flammen auf - unter anderem eine Yacht - bevor der Schnüffler seinen Durchblick hat. Ein Mann aus dem Regierungslager muß sich ebenfalls von den sonnigen Stränden Floridas für immer verabschieden. Ihn ereilt das gleiche Schicksal wie Bert Renway. Oder Frank Wesley. Zum Schluß bleiben mehrere Geröstete auf der Strecke. Und das hat nun gar nichts mit den Temperaturen in Florida zu tun.

Ein handfester Ferien-Krimi. MARTINA I. KISCHKE

John Lutz: "Das zweite Leben des Bert Renway". Aus dem Amerikanischen von Ulrich Hoffmann. Goldmann-Krimi Nr. 5164. Goldmann-Verlag, Neumarkter Straße 18, 8000 München 80. Preis: 9,80 DM.

Paukenschlag für das deutsche Olympiateam Straßen-Vierer radelt in der goldenen Spur Weltmeister Italien um eine volle Minute distanziert Von unserem Mitarbeiter Michael Maurer

Mit einem Paukenschlag für die deutsche Mannschaft haben die Olympischen Sommerspiele begonnen. Gleich in der ersten Entscheidung der Rad-Wettbewerbe holte sich der Straßenvierer im 100-km-Zeitfahren die Goldmedaille. In 2:01,39 Stunden distanzierten Bernd Dittert, Christian Meyer, Uwe Peschel und Michael Rich Weltmeister Italien um exakt eine Minute (2:02,39). Die Bronzemedaille ging an das französische Quartett.

Es war eine beeindruckende Vorstellung, die der Vierer von Bundestrainer Peter Weibel ablieferte. "Der Vorsprung spricht für sich", kommentierte Bernd Dittert lapidar das Ergebnis. Angesichts der Vorstellung geriet sogar der italienische Trainer Josue Zenon ins Schwärmen: "Das Finale der Deutschen war wunderbar." Michael Rich, der für Öschelbronn fahrende Badener, fand ebenfalls nur Superlative: "Dies ist der beste Vierer, in dem ich je gefahren bin."

Genau um 10.05 Uhr waren Michael Rich und seine Kollegen auf dem Motodrom des "Circuit de Catalunya", 20 Kilometer nördlich von Barcelona, auf die 102,8 Kilometer lange Strecke geschickt worden. Um 13 Uhr wurde auf der Zielgeraden der Formel-1-Rennstrecke die deutsche Flagge hochgezogen. Dazwischen lagen überaus harte Stunden für alle Fahrer. Die Strecke, ein zweimal zu durchfahrender Autobahn-Rundkurs, war wellig und stellte hohe Anforderungen. Schon nach 50 Kilometern war klar, daß die Goldmedaille wohl nur zwischen Italien und Deutschland ausgemacht werden würde. Die GUS lag nach gutem Start bereits zwei Minuten zurück, die Franzosen eineinhalb und die Schweden waren nach einem Sturz von Michael Andersson und Fagrell ausgeschieden.

Der Weltmeister, der die Deutschen in Stuttgart noch gut zweieinhalb Minuten hinter sich gelassen hatte, führte zwar noch mit 14 Sekunden, doch dann begann die Aufholjagd. 50 Kilometer lang hatten die Trainer wie abgesprochen keine Zeiten an die Fahrer weitergegeben, sie sollten sich ganz darauf konzentrieren, ihren Rhythmus zu finden. Als dies gelungen war, lief die Teamarbeit wie am Schnürchen. Nach 75 Kilometern war der Rückstand auf die Italiener in einen Vorsprung von sechs Sekunden umgewandelt. Vor allem Bernd Dittert, mit 31 Jahren der Senior im Team und eine Führungspersönlichkeit, hatte für Tempo gesorgt. Bis Kilometer 97, bis zum letzten Anstieg, hielt er mit, danach mußten Peschel, Meyer und Rich den Vorsprung vollends allein ins Ziel bringen - es gelang glänzend, die drei nahmen den Italienern noch einmal eine halbe Minute ab. "500 Meter vor dem Ziel wurde es mir plötzlich schwarz vor Augen", beschrieb Michael Rich die Belastung. Doch Rich hielt durch und wenig später war klar, daß Gold die Belohnung für die Tortur war. Die kleine deutsche Fan-Gruppe auf der Haupttribüne hatte die Zeit der Italiener mitgestoppt und jubelte lautstark, als 2:01:39 Stunden verstrichen und die drei verbliebenen Azzurri noch nicht einmal auf die Zielgerade eingebogen waren.

Der Triumph von Barcelona ist auch der persönliche Triumph von Peter Weibel. Acht Jahre lang hat der Bundestrainer auf diesen Moment gewartet, hart dafür gearbeitet. "Der Vierer ist ein Stück meines Lebens", bekannte der ehemalige Nationalmannschaftsfahrer. In Seoul vor vier Jahren, als die DDR Gold gewann, blieb für Waibels Quartett nur Bronze. Bei der WM in Stuttgart war es schon Silber und jetzt Gold. "Wir haben durch die Vereinigung gute Fahrer dazubekommen. Aber vor allem bin ich stolz darauf, daß die Mannschaft gut zusammengewachsen ist", erklärte Weibel. "Es ist ein super Zusammenhalt da", bestätigte auch Bernd Dittert, der 1981 bereits Weltmeister mit dem DDR-Bahnvierer war. Dem Bundestrainer ist es gelungen, sein Lebenswerk gegenüber Stuttgart noch zu verbessern. Christian Meyer kam für Uwe Berndt ins Team, und er zeigte, daß er eine Verstärkung ist. Weibel: "1991 haben wir mit dem vierten Mann Probleme gehabt, deshalb sind uns die Italiener davongefahren. Diesmal konnten wir dagegenhalten."

Christian Meyer, der gebürtige Freiburger, wußte denn auch, was sich gehört. "Ich möchte mich beim Bundestrainer für sein Vertrauen bedanken", sagte er, kaum daß er vom Rad gestiegen war. An Meyer wird aber gleichzeitig Weibels Dilemma deutlich. Der 22jährige wird wohl zu den Profis überwechseln, der gleichaltrige Michael Rich (Weibel: "Er hat eine unheimliche Kraft, aus ihm müßte man zwei Fahrer machen") wartet ebenfalls auf lukrative Angebote. Bernd Dittert überlegt sich, ob eine Goldmedaille nicht der beste Zeitpunkt wäre, "um alles ausklingen zu lassen".

Unsicher und unbequem Im Test: Rollstühle

Klagen über Qualitäts- und Sicherheitsmängel an Rollstühlen sind ein Dauerthema bei Behinderten, ihren Betreuern, den zuständigen Organisationen, den Kostenträgern. Daß derartige Kritik berechtigt ist, beweist jetzt ein umfassender Rollstuhl-Test der Stiftung Warentest - der erste in diesem Umfang hierzulande überhaupt: Von den 12 geprüften Stühlen erhielt die Hälfte das Qualitätsurteil "Mangelhaft".

Die gravierendsten Mängel: Feststellbremsen verdrehen sich und funktionieren nicht richtig, Fußstützen rutschen nach unten weg und geben keinen Halt, auch Wadenhalter sind ungünstig angebracht oder gar scharfkantig. Bei einem Stuhl brach das Rückenrohr; mangelnder Sitzkomfort bringt behinderten Benutzern noch zusätzliche Erschwernisse. Neben der technischen Prüfung wurden sämtliche Stühle praktisch getestet und beurteilt von querschnittsgelähmten Behinderten, die die Testmodelle ein halbes Jahr lang täglich benutzten.

Besonders schlecht schnitten bei diesen Qualitäts- und Funktionstests die sogenannten Standardrollstühle ab. Von sieben Prüfmodellen waren immerhin fünf "mangelhaft". Diese Stühle sind vergleichsweise preiswert, aber relativ schwer und nur in geringem Maße der individuellen Behinderung und den Körpermaßen des Benutzers anzupassen. Gerade ältere Behinderte bekommen von ihren Kassen oft die einfachere Standardausführung "verpaßt". Geriatrie-Fachleute plädieren dafür, auch Ältere mit leichteren, bequemeren Aktivrollstühlen zu mehr Beweglichkeit zu motivieren.

Aktivrollstühle bringen weniger Gewicht auf die Waage, lassen sich durch ihr ausgeklügeltes Baukastensystem individuell den Körpermaßen, der Art der Behinderung und den Nutzungsbedürfnissen des Fahrers anpassen. Insgesamt hatten die Tester an diesen Aktivrollstühlen weniger zu bemängeln: Von fünf geprüften Modellen erhielt eines die Note "Mangelhaft".

Die Testpersonen der Stiftung Warentest, die als normale Kunden auftraten, hatten beim Einkauf in 23 ausgewählten westdeutschen Fachgeschäften vieles zu kritisieren: siebenmal "Sehr mangelhaft", dreimal "Mangelhaft" lauteten die Urteile für Beratung, Anpassung und Service in fast der Hälfte aller besuchten Orthopädie- und Sanitätsfachgeschäfte.

Über Verbesserungen der Versorgung sollte im Interesse der Behinderten und auch der Kostenträger - in der Regel den Krankenkassen - rasch nachgedacht werden, fordert die Stiftung Warentest: Die Testergebnisse sollten im neuen Hilfsmittelverzeichnis der Krankenkassen berücksichtigt werden.

Ein verordneter teurer Stuhl ist für die Kassen letztlich sogar billiger als mangelhafte, störanfällig und reparaturbedürftige Ware.

Der vollständige Test-Bericht ist in der Zeitschrift "test" erschienen. Erhältlich bei der Stiftung Warentest, Vertrieb, Postfach 81 06 60, 7000 Stuttgart 80 (Test-Ausgabe 7/92).

Wieder Visa für USA-Einwanderer

Aufbruch zu neuen Ufern: Wer sich mit dem Gedanken trägt, in die Vereinigten Staaten von Amerika auswandern zu wollen, kann von Mittwoch, 29. Juli, an bis zum Freitag, 28. August, ein Einreisevisum beantragen. Auf der Grundlage des Einwanderungsgesetzes, das 1990 beschlossen worden ist, werden für die Jahre 1992, 1993 und 1994 für ausgewählte Länder, wie die Botschaft der USA jetzt mitgeteilt hat, insgesamt 40 000 Visa für die Einreise zur Verfügung gestellt.

Doch anders als noch im vergangenen Jahr kann nur ein Antrag pro Bewerber gestellt werden. 657 Deutsche haben im vergangenen Jahr ein Visa für die USA erhalten. Der Großteil der Einwanderer stammte aus Irland, Polen und Japan.

Nähere Auskünfte über die Vergabe der Visa für die Einreise werden beim US-Generalkonsulat in der Siesmayerstraße 21 gegeben: In der Zeit zwischen 13 Uhr und 15.30 Uhr wird dort unter den Telefonnummern 75 35-22 04 oder -22 06 ausführlich über das Verfahren informiert. ing

Einer, der sich zurückzog Wiederentdeckt: der Komponist Heimo Erbse

Modern Piano Trios (Kagel, Blacher, Erbse); Göbel-Trio Berlin, Thorofon CTH 2147.

Modern Piano Trios (Kagel, Blacher, Erbse); Göbel-Trio Berlin, Thorofon CTH 2147.

Mit Verve und Feinfühligkeit realisiert das Berliner Göbel-Trio drei zeitgenössische Klaviertrios: von Mauricio Kagel (1984/85), Boris Blacher (1970) und Heimo Erbse (1953). Kagels dreisätziges Werk repräsentiert eine kompositorische Haltung, die, nachdem sie um sechs Ecken herumdachte, bei der siebenten gleichsam unversehens wieder am Ausgangspunkt des unmittelbar Musikantischen landet. Daraus kann das Ressentiment "Warum nicht gleich so?" freilich keine Nahrung schöpfen. Kagels "neomusikantische" Werke ähneln insofern den neotonalen des späteren Schönberg, als in ihnen Musikverweigerung noch eingeschrieben scheint: Als Geste des jeden Augenblick widerrufbaren Diskurses, der plötzlichen Richtungsänderung, des bruitistischen Insistierens. Die kleingliedrigen, sozusagen pusseligen Formcharaktere erschließen sich herkömmlicher Gestaltwahrnehmung demnach kaum. Auch hier ist Kagel eher von Vexierspielen und Pointen her zu begreifen. So etwa, wenn er im Schlußsatz als Klavierkadenz eine quer zum Übrigen stehende punktuell-serielle Struktur hervortreten läßt. Boris Blachers Stück von 1970, vier knappe, karge Sätze, fasziniert durch eine Ausgedörrtheit, die Querverbindungen herzustellen scheint zwischen Modern Jazz Quartett, Webern und Strawinsky.

Am fesselndsten ist vielleicht die Begegnung mit einem Werk des nahezu vergessenen Blacher-Schülers Heimo Erbse, der in den fünfziger Jahren zu den Begabtesten seiner Generation (geb. 1924) in Deutschland gezählt wurde, seit dem fulminanten (und unverdienten) Durchfall seiner Oper "Julietta" (1959 bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt) aber offenbar resignierte, sich in die österreichischen Berge zurückzog und kaum noch etwas Namhaftes veröffentlichte. Ein Opfer des "seriellen" Mainstreams, von dem er sich fernhielt? Ein zu heiterer Weltflucht bereiter Weiser? Wie auch immer: Daß es eine bedeutende Stimme war, die sich dem Avantgarde-Betrieb entzog, macht das vorliegende viersätzige Klaviertrio deutlich, eine gedrängt-inhaltsreiche Musik, voll latenter Energien und Ausdrucksimpulse. H.K.J.

Die Lady und die Kaputte Zwei konträre Konzepte des Blues-Gesangs

Motive für "Klassik"-Künstler, im "Pop"-Bereich tätig zu werden, gibt es zur Genüge. Die Tonträgerindustrie fördert solche Initiativen: Auf dem U-Markt bekannt werdende Namen steigern deren E-Musikaufnahmen-Absatz. So wurde mit der Lancierung des Rock-Stars Peter Hofmann auf bessere Verkäufe von Hofmanns Wagnerplatten spekuliert. Neben ökonomischen Erwägungen mögen die Neigungen der Künstler selbst mitspielen. Peter Hofmann, wenn er denn über so etwas wie eine rudimentäre ästhetische Selbsterkenntnis gebietet, sieht sich womöglich als eine idealische Synthese von Jungsiegfried und machohaftem Rock-Idol, sozusagen als Schwarzenegger zweier musikkultureller Galaxien. Bei René Kollo gibt es wieder eine andere Legierung von Seriösem und Schnubbeldibubbel: Vom familiären Background her ist diesem Sänger der Operetten- und Altschlagerton mindestens ebenso nah wie die Musikdramen-Muse.

Kiri te Kanawa endlich, die Neuseeländerin, bringt ohnedies eine gewisse Distanz zu allen euro-amerikanischen Musikphänomenen mit, die sie gleichsam durch den Wahrnehmungsfilter einer exotischen Prinzessin der High-Tech-Ära in sich einläßt. Das Aroma der Geschichtslosigkeit wird dabei sublim durchträufelt von Merkmalen kultivierter englischer Erziehung. So geben sich die "Kiri Sidetracks" absolut ladylike. Blues- und Schlagertitel werden von den Spuren des ihnen anhaftenden Gassen-, Gossen- und Kneipendrecks sorgfältig gereinigt und einem staunenswerten Veredelungsprozeß unterworfen.

Aus Liedern biographischer Bedrängnis oder kecker, ordinärer Anmache werden Kleinodien. Frivolität ist darin nur noch ein zartes Parfüm, raffiniert hingetupft mit der wissenden Geste der mondänen Dame. Wieder einmal bestätigt sich "Klassik" als ein Klassen- oder Schichten-Modus: Das von Kiri te Kanawa "klassisch" Hereingeholte wird von seinem sozialen Inhalt abgelöst und buchstäblich geadelt. Die Entschärfung ist zugleich Entleerung. Die Lieder gerinnen zu einem offiziösen Dauerlächeln. Selbstverständlich ist die Kunstfertigkeit in den besseren Kreisen so hochentwikkelt, daß man dort über Hunderte Arten des offiziösen Dauerlächelns verfügt, und so vermag denn auch Kiri te Kanawa mit einer Vielzahl damenhaft-exquisiter Nuancen aufzuwarten, ohne ihre Bedecktheit (als deren Indiz untadelige Stimmbehandlung gelten kann) für einen Moment zu irritieren. André Previn am Klavier schmiegt sich dieser Haltung mit vollendet kavaliersmäßiger Dienstfertigkeit an.

Bei "Kiri Sidetracks" könnte man an einen Rolls-Royce denken, mit dem man über eine Holperstrecke fährt, die sich dabei wie eine Luxusautobahn anfühlt. Wer Schlaglöcher und Schrunden lieber mit dem Jeep auf sich wirken läßt, wird zur Dinah Washington-Memorial-CD greifen. Die vor 30 Jahren gestorbene schwarze Bluessängerin zeigt sich hier (in um 1960 entstandenen Aufnahmen) als ein Monument von Kaputtheit: Verrauchte und versoffene Stimme, vulgäre Ausstrahlung, ungeschönt in allen Ausdrucksfacetten vom Glucksen und Kreischen bis zu selbstvergessen ausschwingender Tonentfaltung röhrender und orgelnder Gesang.

Am besten läßt sich der himmelweite Kontrast zu Kiri te Kanawa studieren in dem von beiden wiedergegebenen Titel "Teach Me Tonight". Was da "tonight" gelehrt und gelernt wird, ist bei Kiri te Kanawa ein Lüftchen, bei Dinah Washington ein tosender, markerschütternder Sturm. Zugegeben: Dinah Washington hatte nicht nur die hemmungslosere Vita, sondern war auch, anders als ihre vom Operngeschäft herkommende Nachfahrin, ganz unmittelbar verknüpft mit der proletarischen afroamerikanischen Blues- und Jazztradition. Musik und Leben (im Falle der Washington ein durchaus auch lausiges mit enttäuschenden Liaisons, Alkohol- und Tablettenabhängigkeit) waren noch dicht beieinander. Kiris "Sidetracks" demgegenüber haben die Qualität vom "Alter Musik": Aus weiter Ferne Herbeizitiertes, das uns heute kaum noch angeht. Abgesehen vom Materialwert und der "Mache", die solche neugefaßten Pretiosen ausstrahlen.

HANS-KLAUS JUNGHEINRICH

The Best of Dinah Washington; Mercury (Polygram) INt. 512 214-2, Kiri Side Tracks (Kiri te Kanawa, André Previn u. a.); Philips 434 092-2.

Eine Reise durch deutsche Lande Am 13. August gibt es wieder neue Briefmarken

Der August ist genau der richtige Monat, um einmal durch die deutschen Lande zu reisen und sich anzusehen, wer was im Laufe der Jahrhunderte erbaut hat. Die Bundespost gibt dazu ab 13. August wichtige Tips auf ihren kleinen bunten Gebührenzettelchen, auch Briefmarken genannt.

Erste Station auf dieser kunsthistorischen Erkundung könnte Rohr sein. Hier kann in der Stiftskirche "Maria Himmelfahrt" bewundert werden. Sie ist ein Werk des vor 300 Jahren geborenen Bildhauers, Baumeisters und Stukkateurs Egid Quirin Asam. Die in Leipzig gedruckte Marke zu einem Nominalwert von 60 Pfennigen ist leider arg grünstichig geraten, dafür aber mit der berühmten Flatterperforation ausgestattet.

Weiter führt der philatelistische Ausflug nach Berlin, Unter den Linden. 250 Jahre alt ist die Deutsche Staatsoper geworden. 1742 mit "Cleopatra e Cesare" eröffnet, zählte sie einst nicht nur zu den größten, sondern auch zu den schönsten Opernhäusern Europas. Im Zweiten Weltkrieg in Schutt und Asche gelegt, hob sie ab 1955 neu aufgebaut das sozialistische Renommee. Das weiße Haus vor blauem Himmel ist für 80 Pfennig zu erwerben.

Einige Kilometer nördlich kommen wir dann nach Neubrandenburg. Dort haben selbst die beiden Weltkriege dem Befestigungsring um die Altstadt nicht viel anhaben können. Auf der Rollenmarke zu 4,50 Mark ist das Neue Tor zu sehen, das mit reichen Verzierungen im 15. Jahrhundert in die Stadtmauer eingebaut worden ist. Ein für die Philatelisten bestimmtes Kontingent dieser Marke wird über die Versandstellen auch im Bogen verkauft.

Den letzten Akzent auf unserer Reise könnte Bremen setzen. Der Schlüssel im Wappen der Freien Hansestadt gilt als Symbol für die über Jahrhunderte gewachsene Aufgeschlossenheit des Landes und seine weltweiten Verbindungen. Gemeinsam mit dem 62 Kilometer weserabwärts liegenden Bremerhaven ist Bremen das kleinste unter den Bundesländern. Diese Marke zu einer Mark ist Teil der Serie "Wappen der Länder".

Ersttagsstempel mit den passenden Motiven führen am 13. August die Postämter 5300 Bonn 1 sowie 1000 Berlin 12.

Wahrhaft künstlerisch hat Jean Tinguely das Chaos des Sports auf einer Schweizer Briefmarke umgesetzt. Zu 50 plus 20 Rappen Zuschlag ist nicht mehr zu erkennen, um was es eigentlich noch geht. Sehr anschaulich dagegen gelungen ist die "heile Welt " des Zirkus, von keinem Geringeren einfangen, als von Rolf Knie selbst. Ohne technische Täuschungen oder elektronische Tricks erlebt der Besucher hautnah die Darbietungen von Menschen und Tieren. Ab 25. August verkauft die Schweizer Post die vier bunten Bildchen vom Leben unter dem Zeltdach. Ersttagsumschläge mit und ohne Marken runden das Angebot ab. PETER HOFMANN

Beim Einsteigen die angstvolle Ahnung vom langen Abschied Auf die Reise nach Deutschland nahmen die Flüchtlinge aus Bosnien die Erinnerung an die Greuel des Krieges mit

In der nachmittäglichen Gluthitze auf dem Bahnhof von Karlovac weinen etliche Kinder offenbar deshalb, weil es ihnen unbändige Angst macht, daß ihre Eltern weinen. Just in dem Moment, als sie den erst mal rettenden Zug in Richtung Deutschland besteigen, ist es bei manchen der rund fünftausend Vertriebenen mit der Fassung vorbei. Stundenlang haben sie ohne Murren oder Klage in den heißen Bussen hinter dem verriegelten, von Polizeieinheiten streng bewachten Zufahrtstor zugebracht, bevor sie an der Reihe sind.

Es herrscht eine bemerkenswerte Disziplin. Oder ist es vielleicht die Gelassenheit und Ergebenheit von Leuten, die die allerärgsten Schrecknisse und Gefahren jetzt hinter sich haben? Was auch immer, es braucht zwei Stunden, bis ein Zug abgefertigt ist und sich von der kriegsgeschädigten Stadt fünfzig Kilometer südwestlich von Zagreb auf die nicht weite, aber immerhin durch vier Länder führende und darum langwierige Reise machen kann. Kroatien, Slowenien, Österreich, Deutschland - und immer wollen die Behörden Überblick wie Kontrolle behalten oder stolz eine eigene, hoheitsdemonstrierende Lokomotive vorspannen. So braucht der Zug, der sich am Samstag nachmittag als zweiter von insgesamt sechs mit Zielen in allen Bundesländern aufmacht, für die Fahrt bis Nürnberg über dreizehn Stunden.

Fast so lange waren die Vertriebenen schon unterwegs gewesen, als sie am Donnerstag im UN-geschützten Konvoi mit Bussen, Pkw und Lkw aus ihrer bosnischen Heimat die 120 Kilometer nach Karlovac zurückgelegt hatten. Daher fröstelt es die siebenhundert Menschen, die am frühen Sonntagmorgen auf dem Lokalbahnhof Nürnberg-Langwasser aussteigen, während 170 von ihnen mit 46 Rotkreuz-Helfern auf die Weiterfahrt nach Erfurt warten - nicht nur wegen der feuchten Morgenfrische, sondern Von Roman Arens (Karlovac) auch aus Übermüdung und physischer wie psychischer Erschöpfung. Wie die Kälte mögen jetzt - in der fremden Umgebung mit dem Riesenaufgebot an uniformierten und nichtuniformierten, beamteten und nichtbeamteten Helfern und mit dem seit Karlovac nicht endenden, rücksichtslos aufdringlichen Medienzirkus - die Erinnerungen an furchtbare Erlebnisse und die Sorgen um die Zukunft in den Vertriebenen hochsteigen.

Beim Einsteigen in den Zug mag manch einen die angstvolle Ahnung überfallen haben, daß hier eine Reise mit unsicherer Wiederkehr angetreten wird, daß es ein Abschied von der Heimat für lange sein könnte. Natürlich wäre es für die meisten viel erträglicher gewesen, in Kroatien zu bleiben, und damit noch nahe an Bosanski Novi. Von dort oder aus der Umgebung kommen die meisten, wenige auch aus Sarajewo oder Banja Luka. Daß sie - größtenteils bosnische Moslems - von dort weggegangen sind und auch auf Haus und Hof per Unterschrift verzichtet haben, geschah unter serbischem Zwang. Weigerung, so wird übereinstimmend erzählt, hätte sofortigen Tod bedeutet.

Aber jetzt die Fahrt nach Deutschland - da kommen Fragen und Zweifel auf: Ist Kroatien wirklich am Ende seiner Aufnahmemöglichkeiten? (Ist es.) Ist der Exodus wirklich alternativlos? (Ist er; jedenfalls für große Massen derzeit, da die Rückführung kroatischer Flüchtlinge, etwa nach Ostslawonien, stockt und projektierte Flüchtlingsdörfer noch eine ganze Weile bis zum Bau und zur Fertigstellung benötigen.)

Eine Frau wendet sich mit ihrer Unsicherheit an den deutschen Botschafter Horst Weisel, als der einen Zug inspiziert: "Ihr müßt uns aber auch wieder zurückbringen." Das ist der heikelste Punkt an der unverzichtbaren humanitären Aktion, die das serbische Vorhaben einer "ethnischen Säuberung" in Nordwest-Bosnien objektiv begünstigt. "Es gibt hier fatale Parallelen zur Judenvertreibung", sagt Claude Robert Ellner, Leiter des deutschen Verbindungsbüros für humanitäre Hilfe. Aber es bleibe jetzt nichts anderes, als die Züge nach Deutschland bereitzustellen.

Hodzic Sejfo, der in Prijedor eine Wirtschaft gehabt hat, fährt relativ heiter von dannen. Er freut sich darauf, nach einem halben Jahr seine Frau in Salzburg wiederzusehen, die dort eine Stelle als Küchenmeisterin gefunden habe. Der 45jährige zeigt das Papier vor, auf dem ihm das Verteidigungsministerium der "Serbischen Republik Bosnien-Herzegowina" die "Erlaubnis" zur Ausreise erteilt hat, und er weist hämisch darauf hin, daß es in dieser Separatistenrepublik noch nicht zu einem neuen Stempel gelangt habe. "Sozialistische Republik Bosnien-Herzegowina", die bis zum vergangenen Frühjahr noch nicht abgelöste Bezeichnung, steht auf dem Stempel. Die hier zutage tretenden grotesken Verhältnisse machen Hodzic Sejfo deutlich, daß wohl ganz bald nicht an Rückkehr zu denken ist. Er scheint aus dem Chaos aber auch die Hoffnung zu ziehen, daß nichts unmöglich sei.

In viele Mikrophone hinein mußten die Flüchtlinge immer wieder sagen, ob sie in Deutschland bleiben wollten oder nicht. Bei entsprechend ausschnitthafter Wiedergabe könnte man das eine wie das andere leicht belegen, oft bei denselben Menschen - da eine ambivalente Haltung weit verbreitet ist.

Beispielsweise Vjelic N., der seinen vollen Namen nicht nennen möchte, weil das "später mal Probleme" bringen könnte. Ja, er will zurück, natürlich; er wolle, wenn der Krieg aus sei, so nach drei Monaten zurück. Dann überzieht sich sein Gesicht mit einem Lächeln, das das Eingeständnis des versuchten (Selbst)betrugs aus Wunschdenken einleitet: "Ich glaube, es dauert vielleicht ein paar Jahre." Der 48jährige Maurer möchte, wenn es geht, mit Arbeit den Lebensunterhalt für seine Frau Seida, die sechsjährige Tochter Almedina und den achtzehnjährigen Sohn Almaz verdienen. Arbeiten, das sei doch sicher besser, als alles vom Roten Kreuz oder dem Staat zu bekommen.

"Ich hatte fünf Minuten Zeit", berichtet Vjelic N. von seiner Vertreibung. Tschetniks, die auf kein Kommando mehr hörten, hätten ihn unmißverständlich zu der Unterschrift gezwungen, alles Eigentum der "Serbischen Republik" zu überlassen. Bei dem UN-Konvoi nach Kroatien war auch eine Nachbarin dabei, deren Mann von der Polizei geholt und erschossen worden sei. Jetzt im Zug sind die Nachbarin und ihre zwei Kinder wieder mit Vjelic N. und seiner Familie zusammen.

Es ist erklärtes Ziel der Verantwortlichen für die deutsche humanitäre Aktion, nicht nur Familien - inklusive deren männliche Mitglieder jedweden Alters -, sondern auch Gemeinschaften von Nachbarn und Freunden bei der Ausreise möglichst zusammenzuhalten. Gegen die Gerüchte, daß kriegsdiensttaugliche Männer zurückgeschickt worden seien, setzt Einsatzleiter Jürgen E. Weyand, der für das Rote Kreuz mehr als zwei Jahrzehnte Katastropheneinsätze rund um die Welt hinter sich hat, einen ganz harten Satz: "Selektionen hat es nicht gegeben und wird es nicht geben." Daß in den Zügen viele stramme, junge Männer mitreisen, unterstützt Weyands Aussage.

Der Maurer Vjelic N. hatte schon seit längerem keine Arbeit mehr - weil er Moslem sei. Man habe seither "vom Garten" und vom Ersparten gelebt. Bosanski Novi sei des Nachts regelmäßig mit Granaten beschossen worden. Da das eigene Haus keinen Keller habe, habe man immer in den Wald fliehen müssen, so daß er seit langem unausgeschlafen und immer müde sei. "Angst hatte ich nur in der ersten und zweiten Nacht. Später ist es egal geworden", berichtet der Mann, in dessen weiterer Verwandtschaft siebzig Menschen in diesem Krieg umgekommen seien. Siebzig? Er vergewissert sich bei seiner Frau und bleibt bei dieser Zahl.

Mit ihnen ist ein Freund, der im Sportstadion von Bosanski Novi unter miserabelsten Umständen gefangengehalten worden ist. Es sind zunehmend und übereinstimmend Berichte über derlei "Lager" zu hören, wo den Gefangenen die Haare abgeschnitten, sie geschlagen und gefoltert worden seien, sie auf Betonböden hätten schlafen müssen und zu wenig zu essen bekommen hätten. Ein älterer Mann etwa erzählt dasselbe und fügt hinzu, sein eigener Sohn sei auch dabei gewesen, später abgeführt worden. Er habe in Erfahrung gebracht, daß der Sohn für Kriegsgefangene eingetauscht werden sollte. Ein anderer Mann will erlebt haben, wie ein Serbe gezwungen werden sollte, seinen kroatischen Nachbarn, mit dem er "über vierzig Jahre Kaffee getrunken" habe, zu erschießen. Der habe sich geweigert und sei daraufhin ebenso wie sein Nachbar umgebracht worden.

Die Berichte über Massaker, Exekutionen, Folterungen, Vergewaltigungen und andere Taten allerrohester Art, Raub und Plünderungen häufen sich. Was daran wahr, was Übertreibung, Propaganda oder Einbildung ist oder was über viele Erzählstationen hinweg verzerrt worden sein könnte, läßt sich nicht nachprüfen. Daß immer wieder dasselbe zu hören ist, gibt aber bösen Ahnungen Auftrieb. Könnte es nicht sein, so der sich verstärkende Eindruck, daß es in dem aberwitzigen Krieg viel mehr Gewalttaten, viel mehr Opfer gibt, als bisher angenommen - und dies auf allen Seiten?

"Schreiben Sie nur: Das waren fürchterliche Massaker in unserem Ort", sagt ein Gastwirt bosnischer Abstammung aus München. Auch er will anonym bleiben, als er eine lange Reihe getöteter Verwandter aufzählt. Wie etliche Bosnier aus Süddeutschland und Österreich ist er an diesem Wochenende nach Karlovac gekommen, um seinen Verwandten aus dem UN-Konvoi beizustehen. Er kann nur Gepäck von ihnen transportieren.

Sie selbst kommen um das bürokratische Verfahren und um die Ausreise mit dem Zug nicht herum. Denn nur im Zug gibt es das begehrte "Ausnahme-Visum", das Vertreter der Bayerischen Grenzpolizei in mehrstündiger Arbeit, aber großzügig auch für Menschen ohne jegliches Papier ausstellen. "Auf ein paar Gesuchte mehr kommt's bei uns auch nicht mehr an", sagt einer der Grenzer lässig, wohl wissend, daß kroatische Polizei vorher auch schon einmal hingeschaut hat. Auch Ordnungshüter bei einem Aufenthalt in München nach 3 Uhr nachts geben sich locker: "Wer jetzt will, kann abhauen. Wir nehmen die Personalien auf, vielleicht nicht einmal das." Aber es will keiner. Auf dem Bahnsteig bleibt das Angebot an Tee, Kakao und Babynahrung weitgehend unberücksichtigt. Allerdings die Rotkreuz-Mitarbeiter wuseln geschäftig hin und her, um das Frühstück und den Ausstieg der bayerischen Kontingent-Flüchtlinge in Nürnberg vorzubereiten.

Die meisten Bosnier bleiben bis kurz vor dem ersten Zielbahnhof dieses Tages in ihren Abteilen, um möglichst viel Schlaf nachzuholen. Die 19jährige Jasmina Velic, die mit ihrem Mann, Baby und einer Verwandten unterwegs ist, bequemt sich erst in letzter Minute heraus, schaudernd und frierend. Vielleicht ahnt sie es schon, daß auch zu diesem Tag wieder Warten, Anstehen und Bürokratie, möglicherweise noch die Weiterfahrt nach Deggendorf oder Weiden gehören. Wo werden diese jungen Leute, die nicht ein Wort Englisch oder Deutsch sprechen, überhaupt hingelangen am Ende?

Angst ist eine Krankheit: Sozialgericht will Hilfe Versorgungsleistungen bei "Agoraphobie"

Menschen, die aus psychischen Gründen in Panik geraten, wenn sie den nähereren Umkreis ihrer Wohnungen verlassen, dürfen auf Hilfe hoffen: Möglicherweise können sie schon bald bundesweit bei den jeweiligen Versorgungsämtern finanzielle Erleichterungen beanspruchen, wenn sie auf ein Auto und Begleitung in öffentlichen Verkehrsmitteln angewiesen sind. Die 12. Kammer des Sozialgerichts Frankfurt hat in einer inzwischen rechtskräftigen Entscheidung (Das Az.: S 12/3/ Vb-132/90) das Landesversorgungsamt in Frankfurt dazu verurteilt, einer 43 Jahre alten Frau, die seit Jahren unter einer solchen "Agoraphobie" leidet, die Hälfte der Kraftfahrzeugsteuer zu erlassen und im öffentlichen Verkehr eine Begleitperson kostenfrei mitfahren zu lassen. Eine derartige Entscheidung, die endgültig ist, hat es nach Einschätzung der Kammer bislang in Deutschland noch nicht gegeben.

Die 43jährige, die sich seit 1976 wegen Depressionen, die sich auch in Form körperlicher Beschwerden massiv äußern, in ärztlicher Behandlung befindet, konnte ihre Krankheit durch Medikamente und eine Therapie lediglich lindern, nicht aber heilen. Zunächst dem Versorgungsamt, das ihre Ansprüche ablehnte, und schließlich dem Frankfurter Sozialgericht schilderte sie mehrfach ihren krankheitsbeladenen Alltag.

"Mein Leben hat sich soweit eingespielt, daß ich mit meiner Tochter oder meinem Ehemann einkaufen fahren kann. Für mich ist ein kleines Auto angeschafft worden, damit ich tagsüber auch einmal mit dem Hund zum Spazierengehen rausfahren kann, wobei ich mich immer wieder neu dazu zwingen muß. Ich fahre dann aus dem Ort heraus, gehe dann so weit, daß ich das Auto noch etwa 200 Meter im Blickfeld habe." Dies müsse sie immer wieder üben. Überschreite sie diesen Radius, seien Schwindel, Herzrasen, Beinezittern, Ohnmachtsgefühle und Schweißausbrüche die Folge.

Größere Erledigungen würde ihr die Familie abnehmen. Für kleine Dinge aber brauche sie das Auto. Es biete ihr Sicherheit, sie könne bis zum Laden fahren und müsse dann nur ein paar Meter gehen. "Wenn ich diese Übungen nicht täglich durcharbeite", so die 43jährige, "kann ich tagelang überhaupt nicht aus dem Haus gehen. Ich habe mir ein Leben mit Krücken (Familie, Auto, Therapeut und Medikamenten) aufgebaut. Dadurch bin ich in der Lage, zu Hause zu leben und muß nicht in eine Klinik."

Versorgungs- sowie Landesversorgungsamt wiesen in der Vergangenheit ihre Ansprüche zurück. Die sogenannten Nachteilsausgleiche G und B (G steht für erhebliche Gehbehinderung und B für Begleitung) wurden ihr versagt. Die Behörden bestritten, daß die 43jährige gemäß dem Schwerbehindertengesetz in ihrer Gehfähigkeit behindert und auf Hilfe anderer angewiesen sei.

Jetzt erklärte die 12. Kammer des Sozialgerichts Frankfurt die entsprechenden Bescheide für rechtswidrig. Gestützt auf zahlreiche Befundberichte von Neurologen, Psychiatern, eines Chirurgen sowie eines Augenarztes meinten die Richter: "Die erhebliche Beeinträchtigung der Bewegungsfähigkeit im Straßenverkehr in diesem Sinne bemißt sich nach einer Wegstrecke von zwei Kilometern bei einer Gehdauer von etwa einer halben Stunde." Die Klägerin sei aufgrund ihrer seelischen Behinderung erheblich in ihrem sozialen Aktionsradius eingeschränkt. Das Schwerbehindertengesetz stelle nicht alleine auf "Behinderungen am Stütz- und Gehapparat" ab.

Wie in Kreisen des Sozialgerichts vermutet wird, ließ das Landesversorgungsamt Frankfurt das Urteil rechtskräftig werden, weil es nicht mit der Veröffentlichung der Entscheidung rechnete. enk

"Welcome to Francfort": Von Urlaubern auf der Durchreise . . .

(Fortsetzung von Seite 19) denschaft für den großen Denker an nachfolgende Generationen weiterzugeben, grau geworden, haben sich im blauen Salon eingefunden, wo unter fachkundiger Leitung Wahrheit und Dichtung sortiert werden. Hier im einst hochherrschaftlichen Hause kommen die Studienrätinnen dem in die Sphäre der Genialität Entrückten näher. Hier war er Mensch, hier warf er - nicht Genius, sondern ganz Lausbub - das gute Geschirr auf die Straße, wo es laut scheppernd zerbrach. Zur Freude und unter dem Ansporn der ungezogenen Nachbarjungen. Andächtig nimmt man die Hürde in die private Welt der Goethes, die Treppe hinauf, deren vier erste Stufen original ausgetreten sind von dem ungestüm nach oben drängenden Johann Wolfgang. Ehrfurchtsvoll wie ein Gast, der unsicher, ob er auch willkommen, verharrt man im Vestibül der "bel étage", während die Respektlosigkeit in Form einer Besuchergruppe sich breit in die rotbespannten Armsessel des Peking-Zimmers fallen läßt. "Das darf doch nicht wahr sein." Von unten schickt die Standuhr drei Schläge durch das Treppenhaus.

Am Main heißt es unterdessen: Leinen los in den Nachmittag. Das Damen-Trio aus Brüssel, das auf dem Oberdeck Platz genommen hat, pflegt eine Vorliebe für stille Wasser. Dieses Faible hat die Damen an den Fluß, und hier nun, auf dem Passagierdampfer seiner weißen Flotte, in einen akuten Versorgungsengpaß geführt. Die Getränkekarte führt nur kohlengesäuertes Mineralwasser. Das Boot steuert die Fahrrinne an, und der Lotse aus dem Off gibt den Passagieren an Bord zunächst einmal ausreichend sicheres Geleit durch die Strömungen des gastronomischen Angebots. Derweil passiert das Schiff das Angebot der lokalen Sehenswürdigkeiten zu beiden Ufern des Mains. "Wir schwenken backbord Richtung Osthafen." Sophie aus Brüssel schwenkt erst einmal aus der Sonnenzone am Panoramafenster auf einen im Schatten gelegenen Stuhl. Schon haben sie den Hafen hinter sich, die Schrotthalden, die automatisch gesteuerte Hafenbahn. Da taucht die maritime Groß-Attraktion in Form des Feuerlöschbootes auf. "Unheimlich schnell", vermeldet der Lotse aus dem Off, "so um die 80 Stundenkilometer." Comment, 80 Stundenkilometer? In Belgien hatte man bislang andere Vorstellungen vom Arbeitstempo der Deutschen. Aber schon wird die allgemeine Aufmerksamkeit auf die Zwerghühner an steuerbord gelenkt. Klar zur Wende vor der Offenbacher Schleuse. Madame, inzwischen hinlänglich über Senioren- und Kindertarife, über die Ausflugsziele der Schiffahrtslinie wie über das Verschwinden von etwas so Unverständlichem wie einem "Brickegickel" informiert, Madame tuppft sich graziös mit dem Taschentuch von Brüsseler Spitze die benetzte Stirn. C'est bizarre, sagen die Damen, in höflicher Untertreibung. Fertig zum Landgang.

Haben Sie schon ein Hobby? Tiere zeichnen

Viele Tierfreunde/innen, die eine Katze, einen Hund oder ein anderes Haustier halten, haben dieses zwar sicher schon des öfteren fotografiert - doch es macht viel mehr Spaß, Tiere zu skizzieren. Dabei muß man genau beobachten, wie sie sich bewegen, fressen und sich hinlegen. Das Zeichnen der Tiere ist keineswegs so schwer, wie es aussieht. Man muß nur Schritt für Schritt vorgehen und einfach mit wenigen Grundformen beginnen.

Am Anfang muß man sich entscheiden, ob man mit Tintenkugelschreiber, Farbstiften, Bleistift, Filzstift, Zeichenkreide oder Wasserfarben arbeiten möchte. Anfängern ist zu Bleistift zu raten, denn Bleistifte sind leicht zu handhaben, und Bleistiftstriche können ausradiert werden, wenn man einen ersten Entwurf oder einen Fehler macht.

Wenn man mit Tusche zeichnen möchte, sollte man zuerst einen Umriß oder eine Skizze mit dem Bleistift zeichnen, bevor man das endgültige Bild anlegt. Filzstifte sind beliebte Zeichengeräte. Sie haben Spitzen unterschiedlicher Form und sind auch nützlich, wenn man große Teile des Hintergrunds ausfüllen möchte.

Manchmal ist es hilfreich, den Umriß eines Tieres von einem Buch, einem Prospekt oder einer Zeitschrift durchzupausen. Dann kann man seine eigenen Tönungen ergänzen. Durch das Kopieren oder Nachzeichnen von Zeichnungen bekommt man Anregungen für die eigenen Bilder. Oft ist es freilich am einfachsten, ein Tier von der Seite zu zeichnen. Das Arbeiten aus anderen Blickwinkeln ist meist komplizierter. GUSTL MÜLLER-DECHENT Ein Buch zu diesem Thema: "Katzen, Hunde und andere Tiere zeichnen", von Jane Robertson, mit einfachen Schritt-für-Schritt-Anleitungen. Augustus-Verlag, Augsburg, DM 19,80.

Tagestip: Teilzeitjob Spielraum für Mitversicherung größer

Eine erfreuliche Regelung für Hausfrauen, die durch ihren Ehemann in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) "familiengeschützt" sind, also etwa bei einer AOK, Innungs-, Betriebs- oder Ersatzkasse: Ihr Zuverdienst-Spielraum ist größer, als es auf den ersten Blick aussieht.

Grundsätzlich kann nur derjenige Ehepartner kostenfrei in der GKV mitversichert sein, dessen eigene Einkünfte 500 Mark brutto monatlich nicht übersteigen. Das ist gleichzeitig der Höchstbetrag für einen sozialabgabenfreien Verdienst aus einer Teilzeitbeschäftigung. Schöpft eine Frau dieses Limit voll aus, so läuft sie an sich Gefahr, schon bei relativ geringen Zusatzeinnahmen etwa aus Mieten oder Zinsen von der Mitversicherung durch den Gatten ausgeschlossen zu werden und sich selbst gegen Krankheit absichern zu müssen. Und der Mindestbeitrag wurde durch die Gesundheitsreform - je nach Kasse - auf 160 bis 200 Mark monatlich angehoben.

Die Krankenkassen dürfen jedoch nicht den vollen Verdienst aus dem Teilzeitjob der Ehefrau als deren Einkommen ansetzen. Sie müssen dieses vielmehr um die steuerlichen Werbungskosten mindern. Dabei gehen sie im Regelfall vom Arbeitnehmer-Pauschbetrag von 2000 Mark jährlich oder 166,67 Mark monatlich aus. Verdient also eine durch ihren Mann gesetzlich krankenversicherte Frau monatlich sozialabgabenfrei 500 Mark, werden ihr als Einkommen insoweit nur 333,33 Mark angerechnet. Die Differenz bildet den Spielraum für andere Einnahmen. Die Frau kann also beispielsweise entsprechende Zinserträge erzielen, ohne aus der Mitversicherung durch den Ehemann auszuscheiden, wobei zudem noch die steuerliche Werbungskostenpauschale von 100 Mark pro Jahr zu berücksichtigen ist. Nebenbei: Es dürfte für die Krankenkassen schwer sein, exakt festzustellen, wie hoch die Zinseinkünfte der bei ihnen Versicherten sein werden. Und die Entscheidung, ob der kostenfreie Familienschutz besteht oder nicht, muß jeweils im voraus getroffen werden.

All das gilt im übrigen auch für Kinder, die durch ihre Eltern mitversichert sind. bü

Erfolgreiche Nicole Casas

Bei den deutschen Jugendmeisterschaften im Bahnengolf in Hamburg holte sich Nicole Casas (SG Arheilgen) die Titel im Miniaturgolf und in der Kombination. Die männliche Jugendmannschaft der SG Arheilgen wurde ebenfalls deutscher Meister.

Teilnehmer spendeten Lob für die Organisation des Volkssportvereins 1977 Frankfurt Bei Sonne lieber die kurze Route 14. Volkswanderung

Gerade sechs Wochen alt ist Gerret von Komorowski aus Gräfeneck bei Weilburg, der die "14. Internationale Volkswanderung" im Stadtwald auf dem Arm des stolzen Vaters Leo mitmachte. Dichtauf folgte der 63jährige Heinz Pannier aus Hochheim; luftig gekleidet, genoß er den Sonntagmorgen im Schatten der Bäume im Schwanheimer Wald. Er hatte sich für die 11-Kilometer-Route entschieden, die gemütlich in zweieinhalb Stunden zu schaffen war.

Die wenigsten der insgesamt 2600 Teilnehmer gingen auf die 20-Kilometer- Strecke - wohl wegen der hochsommerlichen Hitze. Durchweg lobten die Volkssportler die hervorragenden Wanderwege, die, sehr gut markiert, ausnahmslos durch den Wald führten. Äußerster Anlaufpunkt war die Gemarkung Kelsterbach (Flughafennähe). "Viele meinen immer noch, sie müßten vom Hauptbahnhof über die Kaiserstraße zur Hauptwache Pflaster treten und wissen nichts von unserem schönen Stadtwald", so Peter Bendel von der Zeilsheimer Freiwilligen Feuerwehr.

Was die Frankfurter Veranstaltung außerdem so beliebt gemacht hat, ist die perfekte Organisation durch den gastgebenden Volkssportverein 1977 Frankfurt. Alle Fäden in Händen hielten Vorsitzender Helmut Gimbel und Wanderwart Thomas Ecetersky. Der Dritte im Bunde, "Vize" Eric A. Sanders, war durch einen Unfall stark gehandikapt.

Rund 90 Helferinnen und Helfer garantierten einen reibungslosen Verlauf der Wandertage, unter ihnen die Engländerinnen Adrienne Hunt, Anne Szulc und Eve Watson, die Französin Martine Friedmann, der Schweizer Marcel Kilchenmann sowie der Amerikaner Robert W. Marston. Er ist seit 15 Jahren dabei und verabschiedete sich bei dieser Veranstaltung; er kehrt in die USA zurück.

Nur am Sonntag tauchten vorübergehend einige Versorgungsengpässe auf. Vor allem mußten noch Getränke herangeschafft werden; am Grill waren Hackbraten und Steaks die Renner. Restlosen Ausverkauf meldete mittags schon der Eisstand - auf dem Hof der Carl-von- Weinberg-Schule herrschte Volksfeststimmung.

Außer dem Stoffaufnäher "500 Jahre Amerika" gab es klassische Ebbelweibembel als Gruppenpreise für die stärksten Vertretungen:

1. Wander- und Volkssportfreunde 1975 Frankfurt (145 Personen), 2. "Scouts" Wiesbaden (75), 3. Rhein-Main-Panthers (74), 4. Volkssportverein Wiesbaden (67), 5. Wanderfreunde Ebernhahn (53), 6. Wanderfreunde Zell-Weierbach (52). dixi

Schicke Frisuren sind für jeden Pudel ein "Muß" Schwanz mit Bommel

HARHEIM. Pudel ist nicht gleich Pudel - der Fachmann unterscheidet nach Größe, Fell-Farbe, Frisur und nach Gehorsam (dafür gibt es drei Stufen). Wettbewerbe werden in Vereinen, auf nationaler und internationaler Ebene ausgerichtet. Schon Größen werden unterschieden: Der Toy- Pudel etwa hat eine Schulterhöhe bis zu 29 Zentimeter, der Zwerg-Pudel nur zwischen 29 und 35, Kleinpudel zwischen 36 und 45 Zentimeter. Ein Königspudel hat immerhin eine Höhe von 46 bis 60 Zentimeter.

Das Fell eines Pudels hat die Farben Schwarz, Weiß, Braun, Silber, Apricot, Harlekin (Schwarz/Weiß) und "Black and Ten" (Schwarz/Lohfarben). Wichtig sind die Frisuren: Die häufigste Schur ist die Moderne, bei der die Locken der Beine genauso lang sind wie die auf dem Rücken. Bei der französischen (oder auch Standard) Schur werden der hintere Rücken und die Beine (bis auf einen Büschel über den Pfoten) des Tieres kurz geschoren. Ähnlich sieht der englische Schnitt aus, bei dem das Fell etwas länger ist und an den Hinterbeinen zwei Büschel zu sehen sind. Bei allen Frisuren erinnert der in der Regel kupierte (gekürzte) Schwanz (Rute) an einen Aufsatz - eine kleine Stange mit Bommel.

Für Championate investieren die Besitzer Zeit und Geld. Das beginnt schon bei der Auswahl der Eltern für die künftige Pudelgeneration. Für den "richtigen" Vater werden Summen zwischen 300 und 1200 Mark pro Deckvorgang gezahlt. Auch bei der Geburt wird nichts dem Zufall überlassen. "Seit etwa 17 Jahren bin ich nun staatlich geprüfte Hunde-Hebamme. Während dieser Zeit habe ich rund 1000 Pudel zur Welt gebracht", erklärte Lotte Weiß, die im Schnitt zweimal im Monat im Einsatz ist.

Auch die Namensgebung ist Pudel- Besitzern wichtig. "Wir folgen dabei in der Regel dem ABC. In der ersten Generation wählen wir Namen mit A, in der zweiten B undsoweiter", erläuterte Werner Kohl, Mitglied der Bezirksgruppe Frankfurt des "Deutschen Pudel-Klubs".

Das ABC in Ehren - trotzdem kommen so dezente Namen vor wie "Black Royal Superstar vom Orecher- Hof" (Deutscher Champion des Verbandes für das Hundewesen (VDH) und Clubsieger in Frankfurt) oder "Candy von der Rosenmauer" (Europa- und Bundessieger, Champion in Ungarn und Deutscher Champion im Modeschur-Wettbewerb) - wer sagt da noch "Namen sind Schall und Rauch"? ANDREAS SCHWARZKOPF

Auf den Hund gekommen Der Deutsche Pudel-Klub feierte schönes Sommerfest

HARHEIM. Wer auf den Hund kommen will, ist hier richtig: Von Harheim aus in Richtung Norden schlängelt sich das Sträßchen Am Grundweg zum Gelände des Deutschen Pudel-Klub (abgekürzt DPK und hochoffiziell Bezirksgruppe Frankfurt am Main), wo sich gewöhnlich alles um den Pudel dreht. Beim traditionellen Sommerfest des DPK war es diesmal anders.

"Jeder Harheimer Haushalt erhielt von uns erstmals eine Einladung, da wir dieses Jahr besonders viele Gäste aus dem Stadtteil empfangen wollten", erklärte Vorsitzender Heinz Köhler. Und rund 150 Harheimer kamen, um bei Sonnenschein, Speis' und Trank zu genießen oder sich am Trödelstand etwas auszusuchen.

Zweite Besonderheit des Nachmittags: Auch andere Hunderassen durften auf das Gelände. So konnten Cockerspaniel, Foxterrier und Pudel sich beschnuppern, während ihre Besitzer fachsimpelten. Für die Kinder war auch gesorgt: Bei einem Wurfspiel gab es Süßigkeiten zu gewinnen. Einige von ihnen zogen es jedoch vor, sich von einem Fernsehgerät im Klub-Haus unterhalten zu lassen, anstatt in der Hitze zu schwitzen.

"In unserem Vereinshaus gibt es alles, was wir brauchen", erläuterte der Vorsitzende. Und tatsächlich: Ein Klubraum mit Theke und Zapfhahn, eine Küche, sanitäre Anlagen und diverse Vereinsräumchen, vollgestellt mit Arbeitsmaterialien für Garten und Hundebetreuung.

Und das alles, obwohl der Verein mit seinen 185 Mitgliedern aus dem ganzen Rhein-Main-Gebiet, (die einen Jahresbeitrag von 80 Mark zahlen) erst seit August 1988 auf dem Areal zu finden ist. "Anfangs hatten wir einigen Ärger mit dem Jagdverein aus Harheim, der ebenfalls dieses Gelände haben wollte. Das ist jedoch längst vorbei", erinnerte sich Heinz Köhler und freute sich über das Sommerfest, das so guten Anklang fand bei Harheimern und Mitgliedern.

Und: Es war auch eine Probe für das kommende Jahr, in dem der DPK sein 100. Jubiläum feiern kann. Die Bezirksgruppe Frankfurt gibt es allerdings erst seit 1936, damals noch an der Friedberger Landstraße. Bis dahin gilt es jedoch noch, einige Wettbewerbe zu bestreiten. Am 21. November ist eine Pudelzuchtschau und einen Tag später das erste Hallenturnier im Leistungssport (beides im Bürgerhaus Griesheim, Schwarzerlenweg 57). "Die nächste Veranstaltung auf dem Harheimer Areal wird eine Leistungsprüfung am 17. und 18. Oktober sein", freute sich Schatzmeister Wilfried Blum schon auf die nächsten Pudel-Wettkämpfe. ara

Flüssige Kombinationen Yeboah war in Laune und traf fünfmal

Niddertal - Eintracht 2:16 (0:11)

Bundesligastars im Streß: Zunächst spielten Uwe Bein, Manfred Binz und Antony Yeboah eine Halbzeit lang mit der Frankfurter Eintracht in Altenstadt gegen eine Niddertal-Auswahl (16:2), anschließend duschten sie und fuhren nach Neu-Isenburg, um dort gegen den Land esligisten in einer "gemischten Mannschaft" der Riederwälder mitwirken zu können.

Mit fünf Treffern hatte Yeboah vor dem Wechsel die Glanzlichter gesetzt, auch Uwe Bein (2) brillierte beim Gast, der die 2000 Zuschauer mit flüssigen Kombinationen in dieser Phase begeisterte. Nur einer konnte sich nicht profilieren: Libero Manfred Binz wirkte erneut unsicher, zeigte Zweikampfschwächen gegen die Bezirks- und Kreisliga- Spieler und versuchte dreimal, einen Treffer zu erzielen, was ihm jedoch nicht gelang.

Die ohne Schmitt (Kreislaufkollaps) und Torwart Stein angetretenen Frankfurter ließen nach dem Wechsel die Zügel schleifen, und dem gerade eingewechselten Kuvvet (Ober-Seemen) gelang nach dem zwölften Gegentor durch Kruse in der 56. Minute ein Doppelschlag zum 1:12 beziehungsweise 2:12. Dabei zeigten Roth und Bindewald ungewohnte Schwächen im Defensiv-Bereich.

Über eine Verpflichtung von Ex- Nationalspieler Rudi Bommer (zuletzt Viktoria Aschaffenburg) soll im Laufe dieser Woche entschieden werden. Eintracht-Trainer Dragoslav Stepanovic würde gerne auf den Mittelfeldspieler zurückgreifen.

HANS-DIETER PUTH

Eintracht: Ernst (76. Roth), Binz (46. Balzer), Roth (76. Ernst), Weber, Bindewald, Gründel, Falkenmayer, Bein (46. Bunzenthal), Andersen, Yeboah (46. Kruse).

Schiedsrichter: Kessler (Usenborn).

Zuschauer: 2000.

Tore: 0:1 Yeboah (3.), 0:2 Bein (15.), 0:3 Yeboah (16.), 0:4 Yeboah (19.), 0:5 Yeboah (26.), 0:6 Wolf (27.), 0:7 Falkenmayer (29.), 0:8 Wolf (30.), 0:9 Bein (33.), 0:10 Yeboah (35.), 0:11 Falkenmayer (44.), 0:12 Kruse (51.), 1:12 Kuvvet (56.), 2:12 Kuvvet (57.), 2:13 Gründel (63.), 2:14 Andersen (70.), 2:15 Kruse (75.), 2:16 Kruse (79.).

In den Tagen vor dem Grand-Prix auf dem Hockenheimring "versteckte" sich die neue deutsche Formel-1-Hoffnung Symbolisch räumte Mansell das Siegerpodest für Schumacher Der Brite schob den neuen deutschen Formel 1-Helden auf das oberste Treppchen / Titelfavorit fühlt sich von der Presse verfolgt

Man sah sie ihm an, die Last, die ihm von seinem noch sehr jungen Herzen gefallen war. Drei Tage lang stand Michael Schumacher bei seinem Heimat-Grand-Prix unter Druck. Drei Tage lang versteckte er sich hinter seinem Manager Willi Weber, kam nur zum Autofahren aus dem Bus heraus. Jetzt stand der 23jährige aus Kerpen oben auf dem Siegerpodest, und seine Lockerheit war wieder da. Sieger Nigel Mansell hob ihn hinauf, ganz oben aufs Podest, und streckte Schumachers Arm nach oben. Die Mehrzahl der 130 000 Zuschauer hatte ihren Helden jetzt da, wo sie ihn haben wollte.

Der Druck war wirklich groß. Noch am Vormittag ließ er ein geplantes Fernseh-Interview platzen, weil er keine Lust mehr hätte. Der Schumacher-Ansturm war so groß, daß sich der Veranstalter entschloß, noch eine Zusatztribüne für 7500 Besucher aufzubauen. Nur wegen Schumacher verlängerte der Kölner Privatsender RTL plus seinen Exklusivvertrag der Übertragungsrechte bis 1996 mit Option bis in das Jahr 2000.

"Der dritte Platz beim Großen Preis von Deutschland war wie ein Sieg für mich", sagte Michael Schumacher. "Ich dachte nicht daran, das Rennen überhaupt beenden zu können. Die Öltemperatur meines Motors schnellte in der zehnten Runde auf 130 Grad, normal fahren wir mit 110 Grad, und ich hatte das Glück, daß Patrese in der letzten Runde von der Strecke flog." Der Italiener nämlich hatte Michael Schumacher den dritten Platz geschenkt, als dieser beim Versuch, Ayrton Senna zu überholen, von der Strecke abkam.

Nigel Mansell, der sein achtes von zehn Rennen gewann, führt jetzt mit 86 Punkten vor seinem Williams-Renault-Teamkollegen Patrese (40) und Michael Schumacher (33) schier uneinholbar in der Weltmeisterschaft. Doch immer noch schwächt er ab. "Das einzige, an was ich im Moment denke, ist, daß ich nächste Woche zum Zahnarzt muß. Ich stand schon dreimal kurz vor dem Titelgewinn, und jedes Mal hat es nicht geklappt."

Mit der englischen Presse liegt der WM-Kandidat trotz seiner Siegesserie im Clinch. Nur mit fünf Boulevard-Journalisten seines Vertrauens spricht er noch. Alle anderen läßt er links liegen. Ein englischer Fachjournalist schrieb deshalb stellvertretend für seine Kollegen einen Brief an Mansells Team-Chef Frank Williams. Inhalt: "Für uns ist Mansell erledigt." Mansell eilt von Sieg zu Sieg, und die Heimatpresse bekämpft ihn. Allerdings zweifelt bei noch ausstehenden sechs Rennen und 60 zu vergebenden Punkten keiner mehr an dem ersten Titelgewinn des Engländers - außer Mansell selbst. "Er sieht überall Feinde und macht sich selbst das Leben schwer", meint ein enger Freund Nigel Mansells. Wieder einmal stellte Weltmeister Ayrton Senna seine Klasse unter Beweis. Rundenlang wehrte er eiskalt die heftigsten Angriffe von Patrese ab, behielt immer die Nerven, obwohl er sich vom Material her benachteiligt fühlt. "Mehr war nicht drin zu diesem Zeitpunkt. Die Williams sind eine Klasse für sich." Über seine Zukunft gibt es viele Spekulationen. Er pausiert ein Jahr, sagen die einen, er geht zu Ferrari, meinen die anderen. "Ich bin jetzt 32", sagt Senna. "Alles ist möglich. Was ich will, ist ein Auto, mit dem ich wieder gewinnen kann."

Schon eine Stunde nach dem Rennen war das Motodrom von Hockenheim wie leergefegt. Die Formel 1 ist der Sport mit der schnellsten Aufbruchstimmung. Mansell und Senna waren schon in der Luft, die meisten der Fans, die bis zu 450 Mark für das Rennen bezahlt hatten, steckten im Stau. Nur Michael Schumacher feierte noch. RALF RAYMOND

Kohl in Kuhhaut und römischer Getreidebrei "100 000 Jahre Eßkultur" im Steinheimer Schloßhof Von Astrid Ludwig

HANAU. "Was ist das denn?" Sichtlich irritiert schaut der kleine Junge zu der in den Erdboden versenkten Kuhhaut, in der eine undefinierbare Brühe schwimmt. Fragend schweift sein Blick von dem Schweinemagen, der gleich nebenan überm Feuer brutzelt, zu seinem Vater, der auf die schwierige Frage des Sohnemanns spontan keine Antwort weiß. Um die Ratlosigkeit nicht offenkundig werden zu lassen, kaut der Befragte lieber genüßlich auf dem Kohlblatt, das seine Frau ihm vorhin in die Hand gedrückt hat. Gekocht wurde der Kohlkopf in der Kuhhaut zu seinen Füßen, wie er anschließend erfährt, und die Speise daraufhin nicht mehr ganz so appetitlich findet wie am Anfang.

Zugegeben: Die steinzeitlichen und römischen Zubereitungsweisen durchaus köstlicher Speisen waren am Sonntag beim Aktionstag "100 000 Jahre Eßkultur" im Steinheimer Schloßhof nicht immer jedermanns Sache. Aber interessant war es zu sehen wie Fleisch auf heißen Steinen, in einer Erdhöhle oder Gemüse in Fellen gekocht wurden. In der Zeit, in der Kochtöpfe und Gefäße noch unbekannt waren, griff der Kelte auf weniger schön anzusehende Behältnisse wie eben den Schweinemagen zurück, die er mit Wasser oder Gemüse füllte und übers Feuer hing.

Wer auch mit dem Auge ißt, für den war die römische Küche eher das richtige. Museums-Mitarbeiterin Ulrike Sommer hatte zahlreiche kleine Gerichte zum Probieren vorbereitet, unter anderem ein Fleischragout mit Wein und Kräutern. Zubereitet wurde auch ein römischer Getreidebrei, wie er früher vorwiegend an Soldaten verteilt wurde oder ihn die arme römische Schicht vornehmlich aß.

Bier kannten die Römer dagegen nur als Medizin und ihre Vorliebe dafür war entsprechend gering. Sie tranken stattdessen Wein. Verschiedene Würz- und Rosenweine konnten am Sonntag erstanden werden.

Wer zum Kosten zu spät kam oder wen der Anblick der historischen Zubereitungsmethoden verschreckte, konnte auf die schon im vergangenen Jahr erstmals präsentierten lukanischen Würstchen hoffen. Diese wurden mit einer speziellen Kräutermischung und Fischsud zubereitet.

Mit dem Verlauf des vierten Aktionstages waren die Organisatoren schon gegen Mittag mehr als zufrieden. Den ganzen Tag über strömten die Gäste in den Schloßhof. Wie schon im vergangenen Jahr, so Ulrike Sommer, werden es wohl auch diesmal wieder an die 3000 Besucher gewesen sein.

Randbemerkung

Medaillen-Gewinner

Die Vielfalt kommt aus dem "Dämper" Beim Kartoffel-Festival zeigte sich, was man aus den Erdäpfeln alles machen kann Von unserem Redaktionsmitglied Jochen Nottrott RODGAU. Daß die Kartoffel - angeblich - in den Keller gehört, hat der Tennisclub Blau-Weiß Dudenhofen am Sonntag eindrucksvoll widerlegt. Zum nunmehr dritten Mal haben sie in einer Art Ehrenrettung die Vielfalt des Erdapfels offenbart, ihn in fester und flüssiger Form präsentiert, so mancher Hausfrau das Schälen an wenigstens einem Tag im Jahr erspart und damit etliche Läster- und andere Mäuler gestopft. Kaum hatten sie von Mittel- und Südamerika Besitz ergriffen, da brachten die Spanier im 16. Jahrhundert diese Knollenpflanze aus der Familie der Nachtschattengewächse über den großen Teich mit nach Europa.

Der aus der italienischen tartufulo - Trüffel - abgeleitete Name kommt nicht von ungefähr: Die Kartoffel ist eine Delikatesse. Davon haben sich auch in Dudenhofen ungezählte Hungerleider überzeugt - bis sie acht Zentner dieser längst zum Grundnahrungsmittel avancierten Feldfrucht weggeputzt hatten. Zum Beispiel in Form von Kartoffelpuffern alias Pannekuchen mit Äppelbrei, pardon: Apfelmus. Oder als "Quellde" mit Blut- und Leberwurst sowie einer sauren Gummer. Als Pellkartoffel also mit Hausmacherwurst und Gurke.

Dann die Kartoffel als Basis einer von einem Tupfer Sauerrahm gekrönten Supp'. Oder einfach die mindestens ein Pfund auf den Teller bringende Riesenkartoffel, garniert mit Butter, Tzatziki oder der Hessen Leib- und Magenfreude: grie' Soß'.

Kartoffelgemüse gab es, und wer denn gar nicht auf Fleisch verzichten mochte, der bekam ein Lammsteak mit Kartoffelgratin. Und auch die Kinder brauchten auf nichts zu verzichten. Klar, daß Pommes frites mit Ketchup ebenso auf der Karte standen wie solche mit Mayonnaise. Und dann die Gensstebbel mit Apfelmus. Ehedem ein typisches Arme-Leute-Essen, ließen sich nicht nur Dudenhöfer diese dem Heck einer Gans nachempfundenen gebackenen Kartoffelbrei-Stäbchen munden. Am späten Nachmittag dann der in jedes Kartoffelfreundes Hirn herbeigesehnte Höhepunkt: Brat(s)kartoffeln mit Sülze für sage und schreibe sechs Mark.

Derweil mußte unentwegt der von anno dazumal stammende "Dämper" nachgeladen werden, ein riesiger Kessel, wie er früher zum Dämpfen der Tagesration für einen ganzen Schweinestall genutzt wurde. n um dritten Mal bereits hatte der Tennisclub Blau-Weiß zum Kartoffel-Festival im Schatten der Akazien gegenüber vom Tennisgelände an der Opelstraße gebeten - als Alternative zu den in Rodgau wahrlich nicht wenigen Waldfesten mit ihren immer wiederkehrenden Brat- und Currywürsten. Und als Gegengewicht zum Spargelfest des zweiten Tennisclubs am Ort, dem TC Rodgau.

Was die Vielfalt der Zubereitungs-, Verzehr- und Genußmöglichkeiten betrifft, dürften Sieglinde, Hansa oder wie die lateinisch Solanum tuberosum genannten Erdäpfel sonst noch heißen, Dudenhofens wichtiger Einnahmequelle, dem königlichen Gemüse namens Asparagus, in nichts nachstehen. Im Gegenteil: Beim Schnaps hört jeder Vergleich auf. Da kann der Spargel der Kartoffel das Wasser nicht reichen.

Zwischen zwei Zügen die olympische Pause Je einer der Schirme auf dem Querbahnsteig zeigt Werbung nach ausgeklügeltem Zeitplan

Hockey, "nö", interessiert Stefanie nicht. Eigentlich nicht. Aber besser als blöd rumstehen. Denn erst in über einer Stunde setzt sich der Anschlußzug der 18jährigen nach Straßburg in Bewegung: Also den Rucksack abgesetzt, die Ärmel der locker fallenden Bluse aufgekrempelt, den Strohhut tief in die Stirn gezogen und sich auf einen dieser Gepäckwagen gesetzt. Pause. Kurze Ecke für die Allemannen. Zeit für Olympia. Vor den beiden Fernsehkästen, "Vidiwände" genannt, und für die Live-Übertragung der Wettkämpfe in Barcelona unterhalb der Anzeigetafel im Hauptbahnhof aufgebaut. "Tor, Tor", ruft einer, wendet sich gleich wieder von den Bildschirmen ab und bittet Passanten: "Hamse vielleicht mal 50 Pfennig." Für ein Bier, oder so: Ein Prost auf das 2:0 gegen die indische Mannschaft.

Aber, warnt Kommentator Manfred Ohletz, so ein Spiel "kann kippen". Ruck-zuck, und der Vorsprung ist dahin. Hat er schon oft erlebt. Anstoß vom Mittelkreis. Die neun Bausteine, aus denen der linke der beiden Bildschirme zusammengebaut ist, schalten ab: Werbung. Nicht länger als zwei Minuten. "Mehr nicht", erzählt Rainer Boden, Mitarbeiter der Stiftung Deutsche Sporthilfe, "sonst laufen die Leute davon."

Das ist nachgewiesen. Per Statistik. Ausgewertet nach den Winterspielen in Albertville: Damals war erstmals eine Übertragungswand im Hauptbahnhof aufgebaut worden. Ein Experiment, sozusagen. Eigens für das Ereignis im Sommer: Wie in Frankfurt sind Bilder aus Barcelona in den kommenden zwei Wochen morgens von 6 Uhr an bis abends um 22.30 Uhr auch in den Hauptbahnhöfen neun anderer Großstädte zu sehen.

Allerdings nicht länger als jeweils 23 Minuten. Dann gibt es wieder Werbung. Mittendrin. Rechts laufen die Hockey-Spieler nach dem Ball, links schlürft irgendeine Lady an ihrem Kaffee, oder umweltverträgliche Schädlingsvernichter werden angepriesen. 120 Sekunden, das muß sein. Hat sich ebenfalls bei der statistischen Erhebung gezeigt, erklärt Boden. Denn "es habe sich herausgestellt, daß die Leute 23 Minuten stehenbleiben". Durchschnittlich, versteht sich.

Yesim aber trotzt dem Mittelwert. Schon seit anderthalb Stunden. Versprochen habe sie ja, erzählt die 22jährige, nach 20 Minuten wieder da zu sein. Aber doch nicht ohne das Ergebnis. Denn was, bitte schön, soll sie der Kollegin sagen, wenn sie nach dem Resultat aus dem Match der amerikanischen Basketballer fragt. Ohne die Meldung über den triumphalen Sieg aus dem Spiel gegen Angola braucht sie gar nicht zu kommen. Also: Ausharren. Zeit für Olympia. ing

SPD will Haltestelle der Linie 12 verlegen

BORNHEIM. Die Straßenbahnhaltestelle der Linie 12 an der Eissporthalle soll verlegt werden, lautet eine Anregung der SPD-Fraktion aus dem zuständigen Ortsbeirat 4 (Bornheim/Ostend). Die Stadtteilpolitiker wollen, daß die Haltestelle im Ratsweg um etwa 80 Meter nach Norden verschoben wird - von der Ecke nördlich der Ostparkstraße / Bornheimer Hang zur Ecke südlich der Kettelerallee / Am Buchwald. "Sonst entsteht hier ein neuer Unfallschwerpunkt", befürchtet SPD-Fraktionssprecher Klaus Dieter Jeske.

Hintergrund: Seit die U 7 bis nach Enkheim verlängert wurde, habe die Station "Eissporthalle" eine erhöhte Bedeutung als Umsteigestation bekommen, betonte Jeske. Seit kurzem existiert am Ratsweg auch eine U-Bahn-Station, die schräg gegenüber der Straßenbahn-Haltestelle liegt. Es gibt zwar einen sicheren Fußweg über die Hauptverkehrsstraße - über die Ampel an der Ecke Am Bornheimer Hang - "aber daran hält sich keiner", hat Jeske beobachtet.

Tatsächlich kreuzen die meisten Fahrgäste die Straße genau in der Mitte zwischen den beiden Punkten, so daß sich bereits ein Trampelpfad über den Grünstreifen, quer über die Straße zu den Schienen und von dort zur Haltestelle gebildet hat. "Das hat bereits zu einigen gefährlichen Situationen geführt", so Jeske. Wenn die Straßenbahn 80 Meter weiter nördlich stoppen würde, würde diese riskante Abkürzung überflüssig, glauben die Stadtteil-Politiker. Die Haltestellen lägen sich dann genau gegenüber; eine Ampel ist an der Ecke Kettelerallee / Am Buchwald bereits vorhanden. rea

Autonummer gemerkt: Doch das reichte nicht

OFFENBACH. Die Polizei fahndet nach einem Autofahrer, der am Samstag gegen 19.30 Uhr im Hessenring beim Rangieren ein parkendes Auto anfuhr und erheblich beschädigte. Zeugen merkten sich die Autonummer des unfallflüchtigen Mercedes: F-JL 258. Pech für Polizei: Das Fahrzeug ist bereits als gestohlen gemeldet. lz

"Entführung" war harmlos Doch der Polizeiapparat lief

Eine 17 Jahre alte Jugendliche aus der Nordweststadt, die mit einem sechs Monate alten Mädchen seit Samstagnachmittag verschwunden war, hat am Wochenende die Polizei in Atem gehalten. Bis am Sonntagnachmittag endlich das Mädchen mit dem Kleinkind in Eschborn aufgefunden wurden, hatte die Polizei auf der Suche nach den beiden einen Polizeihubschrauber über der Nordweststadt eingesetzt und einen Lautsprecherwagen durch den Stadtteil fahren lassen, um Hinweise aus der Bevölkerung über deren Verbleib zu bekommen.

Die Eltern des Säuglings, ein junges Ehepaar im Alter von jeweils 21 Jahren, hatten - wie schon mehrfach zuvor - die 17jährige aus der Nachbarschaft gebeten, sich am Samstag für ein paar Stunden um das Kleinkind zu kümmern. Diese holte den Säugling dann auch im Sportkinderwagen gegen zehn Uhr ab. Als Mädchen und Kind gegen 16 Uhr nicht zurück waren, wurden die Eltern nervös und alarmierten die Polizei.

Wie Polizeisprecher Jürgen Linker am Sonntag sagte, kam "die ganze Polizeimaschinerie ins Rollen". Außer der direkten Öffentlichkeitsfahndung, Hubschraubereinsatz und Suchmeldungen über den Rundfunk wurden die Eltern der 17jährigen nach möglichen Aufenthaltsorten ihrer Tochter befragt. Sie nannten mehrere mögliche Anschriften, unter denen sich ihre Tochter aufhalten könnte. Nach Linkers Worten war die 17jährige in der Vergangenheit schon mehrfach von zu Hause weggeblieben.

Auch unter einer Eschborner Adresse hatte die Polizei am Sonntagmorgen nachgefragt, ob sich Mädchen samt Säugling gemeldet hätten. Die Antwort war negativ. Erst gegen 14 Uhr tauchte die 17jährige dort mit dem Kleinkind auf. Sie wurde sofort zur Polizeistation Eschborn gebracht.

Den Beamten erklärte die 17jährige, sie sei am Samstag mit dem Kind mit der S-Bahn zu Bekannten nach Kronberg gefahren und habe dort "die Zeit verbummelt". Da die Eltern des Babys kein Telefon hätten, habe sie auch nicht anrufen können. Sie sei dann über Nacht in Kronberg geblieben und tags darauf nach Eschborn gefahren.

Die 17jährige sowie das sechs Monate alte Mädchen sind inzwischen wieder wohlbehalten in ihren Elternhäusern. Die Eltern des Säuglings, so Polizeisprecher Linker, hätten auf eine Anzeige gegen die 17jährige, die "ein einfaches Mädchen ist", verzichtet. Die Polizei sieht keine Veranlassung, diesen Fall von Kindesentzug weiter zu verfolgen. enk

Sie schonen die Umwelt Der Kleingärtnerverein Ackermann nimmt kein "Gift"

GALLUS. Neben dem fröhlichen Treiben auf dem Sommerfest vergaßen die Vorstandsmitglieder Michael Desch und Gernot Gottlieb nicht den Ernst des Lebens. Der beginnt für den Kleingärtner dort, wo das gedankenlose Bewirtschaften eines Gartens anfängt. Umweltschutz schreiben der Erste Vorsitzende und der Schriftführer des Kleingärtnervereins Ackermann an der Sondershausenstraße mittlerweile ganz groß. So nutzten die beiden Hobbygärtner das traditionelle Sommerfest, um Gästen aus der Lokalpolitik ihre neuste und umweltschonende Anschaffung zu präsentieren: eine Entsorgungsanlage für chemische Toiletten. 5000 Mark hat die Anlage gekostet, die direkt ans Kanalsystem angeschlossen ist. Gottlieb: "Das ist die beste Lösung für alle Frankfurter Kleingärtner."

Der Schriftführer betonte, daß die Akkermänner schon "immer eine Vorreiterrolle unter Frankfurts Kleingärtnern eingenommen haben". Gottlieb: "Das war vor über 20 Jahren mit unserem Sommerfest der Fall, später unsere berühmte Erbsenkanone (150 Liter Suppe), dann der Verzicht auf die Giftspritze."

Mit der Arbeit ihres Fachwarts in Umweltbelangen, Karl Dreyer, sind die Vorstandsmitglieder zufrieden. Desch: "Der Mann ist das ganze Jahr aktiv und versorgt uns immer mit den neusten Daten." Seit die Kleingärtner im Gallusviertel auf ihren fünf Anlagen ökologisch verträgliche "Austriebsspritzung" betreiben - die zarten Knospen vor Ungeziefer schützend - "haben wir viel mehr Vögel auf unserem Gelände", sagte Gottlieb. Rotschwänzchen, Blaumeisen und ein Amselnest mitten auf dem Festplatz, auf dem sich die Besucherschar bei der Sommerparty Schulter an Schulter räkelte. Sorgen hatten die Gastgeber trotzdem: Die Zapfanlage gab kurz vor Festbeginn ihren Geist auf, konnte schließlich doch in Betrieb genommen werden; dafür aber funktionierte der Grill nur zur Hälfte. Das Ergebnis: Schlange stehen vor der Grillbude. Die Gäste nahmen es gelassen und ließen sich von der Unterhaltungsmusik der Band "Caspari" aufheitern.

Schließlich versprach auch der Frühschoppen am nächsten Morgen etwas neues: Zum ersten Mal traten auf dem Sommerfest der Ackermänner zwei Gruppen auf. Die Musik zum Country- Frühschoppen spielten "The Roving Gamblers", die bereits als Vorgruppe von "Truck Stop" aufgetreten sind. Gottlieb: "Neue Musik für neue Besucher." Etwa 700 Gäste kamen auf das Fest.

Statt folkloristischer Tänze, präsentierte man den Fanfarenzug der Freiwilligen Feuerwehr aus Langenbach, 1992 Vizeweltmeister in seiner Kunst. Ein kleiner Flohmarkt wurde organisiert, eine Handvoll Kinder tobten sich mit lustigen Spielen aus und abends wanderte ein Lampionumzug quer durch die Gartenanlage -"um die verbliebenen Hobbygärtner aus ihren Hütten zu locken", sagte der Vereinsvorsitzende.

Bei der Tombola bewies Oswald Zöttlein (CDU) beim Ziehen seiner Lose ein glückliches Händchen: der Christdemokrat gewann den Hauptpreis - einen Farbfernseher.

An die 90 Helfer sorgten für einen reibungslosen Ablauf des Sommerfestes. Und der Vergnügungsausschuß kann sich postum wieder an die Arbeit machen: am 26. September gibt es ein Weinfest in der Gartenanlage. tin

An der engsten Stelle wird die Busspur nur einspurig Grüne präzisieren Pläne für die Friedberger Landstraße / Ampelschaltung soll am "Nadelöhr" die Lösung sein

NORDEND. Die Nordend-Grünen haben ihre Ideen zur Umgestaltung der Friedberger Landstraße konkretisiert. Die Stadtteil-Politiker wiederholen ihre Forderung, dem öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) und den Radfahrern auf der Friedberger Landstraße eine "bevorzugte Behandlung" zukommen zu lassen (die Stadtteil-Rundschau berichtete am 16. Juli), und eine separate zweispurige Trasse für Busse, Straßenbahnen und Taxen einzurichten.

In ihrem Antrag präsentieren die Grünen auch eine Lösung für den kritischen Abschnitt zwischen Vogelsbergstraße und Koselstraße: In diesem etwa 200 Meter langen "Nadelöhr" - die Straße ist dort nur 11,5 Meter breit - soll in der Mitte ausnahmsweise nur eine Fahrspur für den Nahverkehr reserviert werden. Eine spezielle Ampelschaltung soll dafür sorgen, daß die Spur jeweils nur in eine Richtung befahrbar ist - vergleichbar mit den Regelungen bei Baustellen, bei denen nur eine Fahrbahn zur Verfügung steht. Im Magistratsbericht hatte dieser Engpaß zwischen der Vogelsbergstraße und der Koselstraße als Begründung gedient, den alten Antrag des Nordend- Ortsbeirates zur Friedberger Landstraße abzulehnen.

Für die Gestaltung der restlichen Strecke hat die Ortsbeiratsfraktion der Grünen verschiedene Alternativen aufgelistet. Im Abschnitt zwischen Scheffelstraße und Seilerstraße werden zwei Varianten vorgeschlagen: Entweder soll der Bus auf der gleichen Spur wie die Straßenbahn in der Straßenmitte fahren. Falls notwendig, soll die Straßenbahntrasse aufgepflastert werden. Auf der jeweils rechten Fahrspur könnten dann Parkbuchten eingerichtet, Radwegestreifen angelegt und Bäume gepflanzt werden. Zweiter Vorschlag: In der Mitte rollt die Tram, und auf der jeweils rechten Spur wird den Bussen Vorfahrt eingeräumt. Die Busspur soll dann gleichzeitig auch von den Radfahrern mitbenutzt werden.

Weiterhin fordern die Grünen, daß auf der Friedberger Landstraße ein durchgehender Radweg geschaffen wird. Die Radfahrer sollen entweder auf den Bürgersteigen oder auf der Straße einen abmarkierten Streifen erhalten. Diesmal haben die Stadtteil-Politiker die kritische Stelle gleich berücksichtigt: Zwischen Wielandstraße und Koselstraße, wo auf der westlichen Seite kein Platz für eine separate Radspur bleibt, sollen sich die Radler in den normalen Verkehr einfädeln. Möglich wäre nach Meinung der Grünen auch, die Radfahrer in Höhe der Vogelsbergstraße auf die andere Seite zu lotsen. Dazu müsse nur die Ampelschaltung entsprechend geändert werden.

Eine Radspur soll nach den Vorstellungen der Grünen auch im nördlichen Teil der "Friedberger", in dem Abschnitt zwischen Hallgartenstraße und Münzenberger Straße eingerichtet werden. Stadteinwärts würden sich dann drei Fahrspuren ergeben - abzüglich der bereits bestehenden Busspur, die von Radlern mitbenutzt werden kann -, stadtauswärts verblieben noch zwei Fahrspuren. Der umfangreiche Antrag wird in der nächsten Sitzung des Ortsbeirates 3 zur Diskussion gestellt. rea

Alfred Schilla hat 90. Geburtstag

Am 28. Juli wird Alfred Schilla, Oberstudiendirektor und von 1959 bis zu seiner Pensionierung 1967 Leiter der Carl- Schurz-Schule, 90 Jahre alt. Er wurde und er wird von seinen Kollegen als Vorbild und Pädagoge gesehen, der sich für die musische und die neusprachliche Erziehung einsetzte und als erster Theateraufführungen in der Originalsprache einführte.

Alfred Schilla wurde in Königsberg geboren und ist der Charakter prägenden Landschaft der Masuren noch immer tief verbunden. Als "Oppositioneller" protestierte er 1933 gegen die Entchristlichung der Schule und bewarb sich, um einem "Abbau" zuvorzukommen, bei der Luftwaffenschule. Dort unterrichtete er in Elementarfächern. Bei Kriegsende wurde er aus amerikanischer Gefangenschaft nach Frankfurt entlassen, wurde Lektor für Englisch an der Johann Wolfgang Goethe-Universität und Studienrat an der Musterschule.

An der Carl-Schurz-Schule konnte er sein 40jähriges Dienstjubiläum begehen. Ein Oppositioneller blieb er. Überzeugt setzte er sich für die "integrierte Gesamtschule" ein. Schule, so seine Überzeugung, muß zum Widerstand erziehen, zur Verantwortung des einzelnen gegenüber der Gesellschaft.

Seit 1946 ist er Rundschauleser und Kreidet ihr gelegentlich Fehler an, wenn es um "Sprachverhunzung" geht. Denn Sprache, das ist die eigentliche und unverlierbare Heimat. Die muß erhalten und darf nicht zerstört werden. E-S

zu Fußball-Ergebnisse

PRIVATSPIELE: TuS Hiltrup - Bayer Uerdingen 0:1 (0:0), Rheda-Wiedenbrück - Mönchengladbach 1:11 (1:7), TSV Dasing - VfB Stuttgart 0:13 (0:6), ESV Hönebach - Dynamo Dresden 1:7 (0:1), Stahl Brandenburg - Werder Bremen 0:2 (0:1), Wattenscheid - SW Südfeldmark 13:1 (6:1), Kaiserslautern - Kreisauswahl Germersheim 9:1 (5:1), 1. FC Hochstadt - SG 01 Höchst 3:2, TSV 1860 Hanau - FC Germania 94 Frankfurt 0:3.

Das Wetter

Wetterlage Das über Deutschland angelangte, überwiegend nur schwache Frontensystem zieht nach Osten ab. Ihm folgt frische Meeresluft, die rasch wieder unter Hochdruckeinfluß kommt.

Vorhersage bis Dienstag früh

Etwa nördlich der Mittelgebirge wolkig bis bedeckt, gelegentlich Regen. Höchsttemperaturen 20 bis 25 Grad.

Auflebender Wind um West. Im übrigen Deutschland sonnig, zeitweise wolkig und ab Nachmittag vereinzelt Gewitter.

Höchsttemperaturen 26 bis 30, örtlich bis 33 Grad. Überwiegend schwach windig. Tiefsttemperaturen allgemein um 15 Grad.

Weitere Aussichten bis Mittwoch früh

Wechselnd wolkig mit zunehmenden Aufheiterungen, im Norden noch einzelne Schauer, vorübergehend etwas kühler.Temperaturen vom Vortag, 14 Uhr MEZ

Ausland

Ort Wetter Grad

Algier

leicht bewölkt 29 Amsterdam

wolkig 20 Athen

wolkig 32 Barcelona

wolkenlos 29 Bordeaux

leicht bewölkt 28 Brüssel

leicht bewölkt 22 Budapest

leicht bewölkt 31 Dublin

wolkig 18 Helsinki

leicht bewölkt 25 Innsbruck

wolkig 28 Istanbul

wolkig 28 Kairo

leicht bewölkt 30

Larnaka

leicht bewölkt 31

Las Palmas

leicht bewölkt 24

Lissabon

leicht bewölkt 31

Locarno

leicht bewölkt 27

London

stark bewölkt 20

Madrid

leicht bewölkt 32

Malaga

wolkenlos 28

Mallorca

leicht bewölkt 29

Moskau

leicht bewölkt 25

Nizza

leicht bewölkt 28

Paris

leicht bewölkt 26

Rom

leicht bewölkt 29 St. Petersburg

wolkenlos 25

Stockholm

leicht bewölkt 26

Varna

Gewitter 26

Venedig

leicht bewölkt 30

Warschau

leicht bewölkt 24

Wien

leicht bewölkt 28

Zürich

leicht bewölkt 26

Deutschland

Berlin

leicht bewölkt 23 Dresden

bedeckt 24 Frankfurt/M.

wolkig 26 Feldberg/Ts.

wolkig 20 Feldberg/Schw.

leicht bewölkt 16 Freiburg

leicht bewölkt 27 Garmisch

leicht bewölkt 25 Hamburg

wolkig 23 Köln

leicht bewölkt 25 Leipzig

wolkig 24 München

wolkig 26 Norderney

stark bewölkt 20 Rostock

stark bewölkt 22 Sylt

stark bewölkt 19 Zugspitze

wolkig 9

Telefonansagedienste

Wettervorhersage 11 64

Reisewettervorhersage 1 16 00

Segelflugwetter 1 15 06

Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Ozonwerte 06 11 / 58 12 42

Sonnenaufgang 5.48 Uhr

Sonnenuntergang 21.15 Uhr

Mondaufgang 2.40 Uhr

Monduntergang 19.27 Uhr

Traumstart des deutschen Hockey-Teams Lehrmeister zahlt Lehrgeld Blunck, Fischer und Tewes trafen / Deutschland - Indien 3:0

Die deutschen Hockey-Männer haben auf dem geplanten Weg ins olympische Halbfinale mit dem 3:0 (1:0) gegen Lehrmeister Indien in Terrassa die erste schwere Hürde genommen. "Diese Partie hatte vorentscheidenden Charakter", meinte Bundestrainer Paul Lissek. In der schweren deutschen Vorrundengruppe gelten neben seinem Team und den Indern noch Australien und Großbritannien als Kandidaten für das Semifinale. "Ich bin sehr zufrieden", meinte Lissek.

Vor 3000 Zuschauern, darunter Bundespräsident Richard von Weizsäcker, erzielte der Hamburger Christian Blunck nach einer hervorragenden Strafeckenvariante in der 18. Minute die Führung. Auch Treffer Nummer zwei durch den Mülheimer Libero Carsten Fischer (49.) und Nummer drei durch den Münchner Mittelfeldspieler Stefan Tewes (61.) fielen nach einer der schier unzähligen Eckenvarianten.

Der Sieg entspringt einmal mehr der ausgeklügelten Viedeoarbeit des Bundestrainers. "Wir haben uns drei Wochen lang nur die Inder angesehen", sagte Libero Fischer. "Wir kannten das kleine Loch in ihrer Abwehr." Genau das nutzte die Mannschaft bei ihrem ersten Eckentor kaltblütig aus. Blitzschnell lief die Kugel über fünf Stationen, bis plötzlich Blunck frei stand und sicher vollendete.

Beim zweiten Tor variierte Fischer seine Schlagbewegung und verschaffte sich dadurch freie Schußbahn, der dritte Treffer resultierte aus einem Eckennachschuß von Stefan Tewes. In ihrem nächsten Spiel trifft die deutsche Mannschaft am Dienstag (20.00 Uhr) in einer Neuauflage des Olympiafinales von 1988 auf den damaligen Sieger Großbritannien.

Das Ergebnis gegen Indien entsprach dem Spielverlauf, denn schon früh hatten die Deutschen die besseren Torgelegenheiten. In der 18. Minute rettete Ballal akrobatisch gegen einen Schlenzer des deutschen Mittelstürmers. Die anschließende Strafecke brachte den Erfolg.

Über weite Strecken der Partie spielte der Europameister wie ein Gold-Favorit. Nach der Führung standen sie sicher in der Abwehr, wobei Blunck und der Krefelder Klaus Michler herausragten. Allerdings verpaßte es die Mannschaft, schon früher alles klar zu machen, als sie nach zwei Minuten der zweiten Spielhälfte eine fünfminütige Strafzeit gegen die Inder nicht nutzen konnte. sid

Mühlheimer Meisterschaften im Fußball Alles andere als ein müder "Sommer-Kick"

Der Auftakt der Mühlheimer Fußball- Stadtmeisterschaften brachte auf sportlichem Sektor keine unerwarteten Ergebnisse. Positiv überrascht waren die Ausrichter vom TSV Lämmerspiel ob der guten Resonanz. 200 Besucher wollten die beiden Auftaktspiele sehen, womit sich die Terminverschiebung als gute Idee bestätigte. Die Möglichkeit der Vereine, ihre Neuzugänge zu präsentieren, lockt offenbar doch so manchen Fußball-Interessierten an den Spielfeldrand.

Erwartungsgemäß sicherte sich Turnierfavorit und Titelverteidiger Spvgg. Dietesheim im Auftaktspiel gegen den KV Mühlheim die beiden ersten Punkte. Die Dietesheimer dominierten über die volle Distanz, taten sich allerdings schwer, die kompakte KV-Abwehr zu überwinden. Dies gelang lediglich Dymaschewski in der 32. Minute, also zwei Minuten nach Wiederanpfiff. Vier Minuten vor dem Ende scheiterte Mühlheims Havic mit der großen Chance zum Ausgleich am Dietesheimer Keeper Knecht. Wiederspahn und Fritz beim KV sowie Dietesheims Spielmacher Wagner waren die auffälligsten Akteure in einer ansprechenden Partie.

Im Anschluß präsentierte sich das Team der Gastgeber erstmals seinen Fans. Die Lämmerspieler Besucher hatten ihre Freude an den beiden "Neuen" Alonso (Rot-Weiß Frankfurt) und Linares (KV Mühlheim). Sie waren gemeinsam mit Artelt beste Lämmerspieler beim standesgemäßen 2:0 über Fair Play Mühlheim. Alonso (39.) und Beheim per Foulelfmeter (47.) erzielten die TSV-Treffer. Fair Play präsentierte sich in guter Verfassung und gestaltete die erste Hälfte ausgeglichen, ehe sich die Überlegenheit der Gastgeber durchsetzte. Auch bei Fair Play überzeugte mit Knecht (Klein-Welzheim) als Spielgestalter - neben Keeper Heuer - ein Neuzugang.

Die 200 Besucher durften zufrieden nach Hause gehen. Bereits am ersten Turniertag war zu erkennen, daß die Mühlheimer Stadtmeisterschaften mehr als nur einen müden "Sommer-Kick" zu bieten haben. Die Favoritenbürde lastet weiterhin auf der Spvgg. Dietesheim, die am Mittwoch (19.45 Uhr) auf den SV 80 Mühlheim trifft. Zuvor (18.30 Uhr) setzt sich der TSV Lämmerspiel mit dem KV Mühlheim auseinander. Die Veranstalter hoffen, daß die Teams an ihre gute Start- Form anknüpfen können und die Mühlheimer Fußball-Fans "Geschmack" gefunden haben an der sportlich nicht unumstrittenen Veranstaltung. ina

Die gastfreundlichen Wetterauer gingen vorsichtig mit den Eintracht-Spielern um "Angst, Bundesliga-Spieler zu verletzten" Erst nach der Halbzeit kam in Altenstadt Stimmung auf / Cüneyt Kuvvet war Publikums-Liebling

Wenige Tage nach dem Auftritt in Wenings zeigte Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt in Altenstadt sein wahres Gesicht: Eine sogenannte Niddertal- Auswahl mußte sich den Riederwäldern - wie berichtet - mit 2:16 (0:11)-Toren beugen. "Meine Spieler hatten vor der Halbzeit Angst, einen Bundesliga-Akteur zu verletzen", entschuldigte Trainer Günter Heil die schwache Vorstellung der sich fast nur aus Bezirks- und Kreisliga- Spielern rekrutierenden "Heim-Mannschaft". Nahezu chancenlos war der erfahrene Horst Lauterbach (SG Bad Soden/Ahl) zwischen den Pfosten. Er mußte sich fast ausschließlich auf den Blick nach hinten respektive das "Bälle aus dem Netz angeln" konzentrieren. Allerdings rettete er auch bravourös gegen Nationalspieler Manfred Binz und Dietmar Roth. Die Auswahl-Abwehr war für die Stepanovic-Schützlinge nur Staffage. Als die Nationalspieler Binz, Bein und Yeboah nach einer Halbzeit abwanderten, wurde es stiller um den Gast. Nur der dreifache Schütze Axel Kruse setzte Glanzlichter, legte sich auch (unberechtigterweise) mit Linienrichter Bittner (Bobenhausen) an. Die Auswahl spielte jetzt (in fast völlig veränderter Besetzung) couragierter, der Unterschied zu den Bundesliga-Stars wurde zusehens geringer. Cüneyt Kuvvet (KSG 1921 Ober- Seemen) avancierte anstelle von Yeboah und Bein jetzt zum Publikums-Liebling. Der von Kickers Offenbach zum Bezirksoberliga-Aufsteiger gewechselte Stürmer versetzte Roth und Bindewald innerhalb von 60 Sekunden zweimal und verkürzte damit auf 2:12.

Endlich kam Stimmung in die Kulisse, die zuvor den Frankfurter Kabinettstückchen artig Beifall zollte, aber die eigenen Spieler nicht lautstark unterstützte. 35 Grad Celcius lähmten nicht nur die Auswahl-Kicker, sondern auch die Zuschauer aus der gesamten Wetterau. Die Freie Sportgemeinde (FSG) 1912 Altenstadt weihte mit diesem Spiel ihren neuen Rasenplatz ein, verfügt jetzt über eine adäquate Sportanlage.

Das Jubiläumsspiel (80. Vereinsgeburtstag) wurde durch exakt 2000 zahlende Zuschauer (mit stolzen 15 Mark Eintritt für den Sitzplatz auf Bänken vor den Barrieren), zwölf Mark (Erwachsene ) sowie acht Mark (Jugendliche etc.) und einen glänzend organisierten Verkauf nicht zu einem finanziellen Risiko. Zumal auch ein Würstchen und eine Cola stolze fünf Mark kosteten. Mit einer Podiumsdiskussion im großen Zelt klang ein gelungener Fußballnachmittasg in Altenstadt aus.

Niddertal-Auswahl, 1. Halbzeit: Lauterbach (SG Bad Soden/Ahl), Schamma, Stroh (beide SV Calbach), Feick (FSG Altenstadt), Winkler (SV Orleshausen), Fröhlich (VfB Höchst), Hausner (VfR Hainchen), Herrmann (Rohrbacher SV), Kaufmann (SG Büdingen), Eichenauer (VfB Höchst - ab 13. Eckhardt/Hainchen), Stickelmayer (FSV Waldsiedlung).

2. Halbzeit: Laumann (Calbach), Jäger, Reul (FSG Altenstadt), Blees (VfB 1900 Gießen), Winkler, Fröhlich, Urban (Stockheim), Fischer (Lindheim), Reiss (FSG Altenstadt), Eckhardt, Kuvvet (KSG Ober-Seemen).

Tore: Yeboah (5), Kruse (3), Bein, Wolf, Falkenmayer (alle 2), Andersen, Gründel (je 1) für Eintracht Frankfurt sowie Kuvvet (2) für die Auswahl.

HANS-DIETER PUTH

E-Fußball

Gruppe 6: RKC Waalwijk - SM Caen 1:0 (0:0), Lyngby Kopenhagen - FC Schalke 04 3:1 (2:0). - Abschlußtabelle: 1. Lyngby Kopenhagen 6 4 1 1 10: 5 9:3 2. SM Caen 6 2 2 2 6: 5 6:6 3. FC Schalke 04 6 2 2 2 11:11 6:6 4. RKC Waalwijk 6 1 1 4 6:12 3:9 Gruppe 7: Aarhus GF - Kiruna FF 1:1 (0:1). - Abschlußtabelle: 1. Slovan Preßburg 6 4 1 1 18:11 9: 3 2. FC Vac 6 4 0 2 13:10 8: 4 3. Aarhus GF 6 1 3 2 6: 7 5: 7 4. Kiruna FF 6 0 2 4 8:17 2:10 Gruppe 8: 1. FC Saarbrücken - Aalborg BK 0:2 (0:1). - Abschlußtabelle: 1. Aalborg BK 6 4 2 0 11: 2 10:2 2. Hammarby IF 6 2 1 3 8:10 5:7 3. SVV Dordrecht 90 6 1 3 2 7:10 5:7 4. 1. FC Saarbrücken 6 1 2 3 6:10 4:8 Gruppe 9: Bayer Leverkusen - Maccabi Petah Tickva 1:1 (0:1). - Abschlußtabelle: 1. Slavia Prag 6 5 1 0 16: 4 11: 1 2. Bayer Leverkusen 6 2 2 2 8: 7 6: 6 3. Maccabi Petah Tickva 6 1 3 2 7:11 5: 7 4. Maccabi Nathanya 6 0 2 4 4:13 2:10

Qualmwolke über Rödelheim Ladung eines abgemeldeten Lastwagens geriet in Brand

Ein große Qualmwolke über Rödelheim hat am Sonntagnachmittag die Bevölkerung in diesem Stadtteil in Unruhe versetzt. Unter der Unterführung am Holzweg inmitten des Kleingartengeländes war vermutlich aufgrund einer achtlos weggeworfenen Kippe ein ausgemusterter 7,5 Tonner in Flammen aufgegangen. Wie Polizei und Berufsfeuerwehr mitteilten, brannten auf der Ladefläche rund 25 alte Lastwagenreifen, mehrere ausgediente Waschmaschinen und Kühlschränke sowie etliche Spraydosen, die wie Geschosse durch die Luft geschleudert wurden.

Die Berufsfeuerwehr war gegen 15.25 Uhr ausgerückt und von der freilligen Wehr Rödelheim bei den Löscharbeiten unterstützt worden. Wie Dietmar Schwarz, Schichtführer in der Leitstelle der Berufsfeuerwehr in der Hanauer Landstraße, sagte, sahen die Einsatzkräfte bereits an der Breitenbachbrücke in Bockenheim einen großen Rauchpilz über Rödelheim stehen. Die insgesamt 21 eingesetzten Feuerwehrleute, darunter der Atemschutzzug der Berufsfeuerwehr, errichteten einen Erdwall um das Fahrzeug und deckten es mit Löschschaum ab. Bereits um 15.48 Uhr konnte "Feuer aus" gemeldet werden. Zahlreiche besorgte Kleingärtner hatten die Brandbekämpfung beobachtet.

Wie die Polizei am Nachmittag sagte, bestand trotz der starken Rauchentwicklung keine Gefährdung der Rödelheimer Bevölkerung. Der Halter des ausgebrannten Fahrzeuges konnte noch nicht ermittelt werden. Es war nur bekannt, daß der 7,5 Tonner der Stadt als Schrottfahrzeug zur Beseitigung gemeldet worden war. enk

Auch CDU protestiert gegen Marktschließung

Der Protest der "Interessengemeinschaft der Bürger der Stadtteile Praunheim und Westhausen", der sich an dem eingeschränkten Angebot eines dort ansässigen und kürzlich von der Tengelmann-Unternehmensgruppe übernommenen Supermarktes entzündet hatte, wird inzwischen auch vom örtlichen CDU- Stadtbezirksverband unterstützt: Die Christdemokraten haben die Geschäftsführung der Unternehmensgruppe aufgefordert, "die unternehmerische Entscheidung zu überdenken".

Schließlich dürfte "eine bessere Versorgung der Bevölkerung auch im eigenen Interesse des Unternehmens liegen".

Die Interessengemeinschaft hat mittlerweile 500 Unterschriften gesammelt: Damit protestieren sie gegen die Schließung der Frischfleischtheke und der Bäkkerei in einem Supermarkt in Praunheim. Beide Angebote des Marktes waren abgeschafft, andere Supermärkte in Eschersheim und Bockenheim ganz geschlossen worden, nachdem die Tengelmann-Unternehmengruppe das Geschäft übernommen hatte. ing

Medaillenspiegel

Wilde Zerstörungswut in öffentlichen Toiletten

Die Stadt führt "einen Kampf gegen Windmühlenflügel" gegen unbekannte Täter, die die öffentlichen Toiletten in Frankfurter Parks demolieren. Wie der stellvertretende Leiter des Stadtreinigungsamtes, Heinz Will, dieser Tage erklärte, muß die Kommune jährlich rund 600 000 Mark für Instandsetzungsarbeiten zahlen.

"Die Täter haben wir bisher noch nie gefunden." Ironisch meinte er: "Die müßten dann schon neben der Kloschüssel eingeschlafen sein, die sie zerbrochen haben." Der Unmut in der Bevölkerung über öffentliche Bedürfnisanstalten, die wegen Beschädigungen oft über mehrere Monate geschlossen sind, wächst. Im Grüneburgpark etwa, so ein FR-Leser, ist das Klo bereits seit Winter vergangenen Jahres geschlossen. Entsprechend eklig sehe es in der näheren Umgebung des Pissoirs aus.

Den Leuten vom Stadtreinigungsamt ist diese Misere seit Jahren bekannt. Von den 82 öffentlichen Toiletten, die das städtische Amt offen- und sauberhalten muß, sind nach Wills Worten regelmäßig drei bis sechs defekt oder wegen der offenkundig mutwilligen Zerstörungen geschlossen. Derzeit könnten die Toiletten im Huthpark, im Rothschildpark und einem Park in Höchst nicht benutzt werden. Im Grüneburgpark sei die Situation besonders kraß. Dort wurden im Winter die Urinale und die Toilettenschüsseln zerschlagen, alle Lampen demontiert und die Heizkörper unbrauchbar gemacht. "Hier stehen wir in Verhandlungen mit dem Hochbauamt, um die Toilette wenigstens notdürftig wieder herzurichten. Wir müssen uns wohl damit abfinden, daß die öffentlichen Toiletten Problembereiche sind und bleiben." enk

"Hessischer Sport- und Umweltpreis" zu vergeben

Noch ist genug Zeit: Bis zum 24. August können "umweltrelevante Konzepte" abgeliefert werden, "die aus dem Vereinsalltag herausragen und den Umweltschutz im und durch den Sport effektiv fördern". Denn erst dann wird entschieden, welche der Ideen aus hessischen Sportvereinen und -verbänden mit dem erstmals vom hessischen Umweltministerium gemeinsam mit dem Landessportbund ausgeschriebenen "Hessischen Sport- und Umweltpreis 1992" ausgezeichnet werden: Der Preis, der mit insgesamt 30 000 Mark dotiert ist, soll auf dem Deutschen Umwelttag zwischen dem 18. und 22. September in Frankfurt vergeben werden.

Bewerbungen, bei denen einzelne Personen nicht berücksichtigt werden, können an den Landessportbund Hessen, Referat Sport und Umwelt, in der Otto-Fleck-Schneise 4, 6000 Frankfurt am Main 71, gerichtet werden.

Ebenfalls dort kann auch das Handbuch "Sport in Hessen - Informationen zur Arbeit im Sportverein" angefordert werden. Es kostet 9,80 Mark, umfaßt 248 Seiten und berichtet vor allem über die Besteuerung von Sportvereinen sowie den Vereinsförderfonds des Landessportbundes. ing

Bosnien-Hilfe ganz privat Ehepaar machte negative Erfahrung beim Spendenverteilen

"Nein", sagt Samira H. (27), Bosnierin, seit 20 Jahren in Frankfurt, "Vertrauen haben wir in die Hilfsorganisationen, die unseren Landsleuten helfen wollen, nicht mehr." Die Niederräderin und ihr gleichaltriger Mann Edin haben eigenen Worten nach selbst erfahren müssen, wie Hilfsgüter in falsche Hände gelangten: "Wir haben schließlich mit eigenen Augen gesehen, daß Schuhe, Kleidung und Lebensmittel in Zagreb ausgeladen wurden und die kroatischen Hilfskräfte, die das machten, sie an ihre eigenen Familien weiterleiteten."

Neid und Mißgunst gegenüber den kroatischen Nachbarn, so beteuern sie, sei ihnen fremd. Schließlich aber wolle man doch, daß die Hilfe denen zukomme, die wirklich "kurz vor dem Verhungern" seien.

Das bosnische Paar hat daraus Konsequenzen gezogen und Hilfe selbst organisiert. Vier weitere bosnische Familien, die in Frankfurt leben, und sie selbst haben sich bereits vor einigen Wochen zusammengetan und all das gesammelt, was in den kroatischen Flücht- lingslagern dringend gebraucht wird.

Als Speditionsangestellte auf der Führungsebene fiel ihr das Organisieren nicht schwer. Schon bald türmten sich im Keller des Niederräder Hauses Berge von Kleidern in gutem Zustand. Die Nachbarn - auch viele Deutsche - und Kollegen aus der Spedition forsteten ihre Kleiderschränke nach guterhaltenen Sachen durch, die sie ohnehin nicht mehr anziehen würden. Rund 10 000 Mark wurden aus eigener Kasse auf- gewandt, um Lebensmittel, Medikamente und andere Dinge des Alltags zu kaufen.

Am 18. Juni war alles für den Transport nach Zagreb bereit. Ein deutscher Freund der Familie hatte seinen großen Kombi-Bus zur Verfügung gestellt. Die Caritas hatte eine Bescheinigung ausgestellt, wonach es sich hier um Hilfslieferungen und nicht um zollpflichtige Ware handle. Der österreichische, slowenische und kroatische Zoll akzeptierten.

"Wir sind ganz bewußt in die Flüchtlingslager Zagrebs hineingegangen", sagt Samira H., "und haben den Landsleuten dort geholfen, ohne daß sie sich an einer Sammelstelle einfinden mußten. Wir Bosnier sind ein stolzes Volk und betteln nicht. Auch wenn wir mit unserer Aktion keine Wunder bewirken können, haben wir doch erreicht, daß eine alte Frau, die fünf Tage nichts gegessen hatte, Brot bekam. Oder ein alter Mann Schuhe und vieles andere mehr."

Die nächste Fahrt soll am 8. August nach Zagreb starten. In Niederrad stapeln sich schon die Säcke mit Hilfsgütern, doch die Fahrt hängt am seidenen Faden: Der Kombibus steht nicht mehr zur Verfügung. "Wir haben bei allen Busvermietern versucht, ein Fahrzeug zu bekommen. Die Antwort war überall negativ. Das Risiko ist denen zu groß." Es darf ja auch kein offizielles Fahrzeug einer Spedition sein, denn dann wird wieder Zoll fällig. Die hilfswilligen Frankfurter Bosnier hoffen, daß sich dennoch eine Lösung findet. enk

Isenburg

Neu-Isenburg - Eintracht komb. 1:4 Das Spiel zwischen dem Landesligisten und einer kombinierten Eintracht-Elf lebte vor der Pause von den spielerischen Einlagen von Bein, Binz und Yeboah. Überraschend gingen die Platzherren durch Hoffmann (16.) in Führung, aber Yeboah und Becker drehten binnen vier Minuten den Spieß um. Obgleich die Nationalspieler Stein, Binz, Bein und Yeboah nach einer Halbzeit abtraten, schraubten die Riederwälder das Ergebnis weiter in die Höhe. Inklusive des Überschusses eines Betriebsmannschaftenturniers blieben rund 20 000 Mark für die Aktion Sorgenkind übrig. hdp

Eintracht: Stein (46. Schimek); Binz (46. Sam Omay), Rubin, Kientz, Studer, Dworschak, May, Bein (46. Reiss), Becker, Würzburger, Yeboah (46. Okocha).

Tore: 1:0 Hoffmann (16.), 1:1 Yeboah (18.), 1:2 Becker (20.), 1:3 Okocha (65.), 1:4 Reiss (82.). - Schiedsrichter: Grieben (Rumpenheim) - Zuschauer: 1000.

Fußball

TESTSPIELE: 1. FC Hochstadt - SG 01 Höchst 3:2, TSV 1860 Hanau - FC Germania 94 Frankfurt 0:3.

"Irmelefalsch" - und ohne Eltern Gemeinde-Ferienspiele entführten in die Welt des Zirkus zu Gauklern und Clowns

NIEDER-ERLENBACH. Maschendraht muß nicht häßlich sein - es kommt drauf an, was man daraus macht. Talent zum Bühnenbildner bewiesen jetzt einige Kinder bei den Ferienspielen der evangelischen Kirchengemeinde An der Bleiche. Der Draht wurde gebogen, geschlungen und mit Rauhfaser-Tapete zugekleistert. Ergebnis: "Irmelefalsch" - ein Fabelwesen; übergroß und mit Rüssel, bunt bemalt und mit einem Fallschirm als Umhang bekleidet.

Bei den Kindern im Alter von sechs bis zwölf Jahren war keine Spur von Angst vor diesem überirdischen Wesen zu spüren: das Fabelwesen war schließlich ihre Schöpfung. Doch aller Anfang ist schwer: "Vor allem die Kleinsten hielten sich zunächst mit ihrem Engagement zurück", beobachtete die Gemeindepädagogin Beatrix Michel. Hatten die Kinder dann die erste Hemmschwelle überwunden, machten sie begeistert mit: sie bastelten, batikten, schneiderten und stellten sogar Musikinstrumente her.

Eine ganze Phantasie- und Gauklerwelt entstand so vom 20. bis 28. Juli im Norden Frankfurts. Unter dem Motto "Großes Kindertheater" sollten die Teilnehmer "sich kreativ mit der Zirkuswelt beschäftigen", erläuterte die Gemeindepädagogin. Weg vom Konsumverhalten, hin zur Eigeninitiative - das war das Ziel der Ferienspiele.

Eine Woche lang wurde die Zirkuswelt zur zweiten Heimat: Die 65 Teilnehmer entschieden sich für Gruppenarbeit: sieben Tage (außer wochenends) waren sie Musikanten, Gaukler, Clowns oder Zauberer. Vormittags wurde in den jeweiligen Gruppen mit zwei Betreuern gespielt und gebastelt, die Nachmittage gestalteten die Kinder selbst.

14 Honorarkräfte und einige ehrenamtliche Mitarbeiter sorgten für den reibungslosen Ablauf der Ferienaktion. Den Sprößlingen sollte es an nichts fehlen. So wurden die "Teamer" kräftig von einigen Müttern unterstützt: 80 Portionen Mittagessen kochten sie täglich. Die evangelische Gemeinde finanziert einen Teil des Programms und der Honorare. "Die Aktion wird auch von der Stadt Frankfurt unterstützt", sagte Michel. 1991 kosteten die Ferienspiele insgesamt 12 000 Mark.

Neugierig kamen die Eltern dann zum Abschlußfest. Die Kinder hatten eine kleine Bühne aufgebaut und präsentierten den Müttern und Vätern eine bunt- schillernde Gauklerwelt. Anschließend wurden die Erwachsenen aber wieder nach Hause geschickt - denn die Nachtwanderung sollte für die Kleinen ohne schützende Hand "zum Abenteuer werden" (Michel). Mit einem gemeinsamen Frühstück klangen die Ferienspiele dann am Mittwochmorgen aus. tin

AMERICAN FOOTBALL

BUNDESLIGA, Gruppe Süd: Kempten Comets - Badener Greifs 52:14, Noris Rams - Regensburg Royals 34:14.

BUNDESLIGA, Gruppe Nord: Berlin Adler - Monheim Sharks 31:0, Cologne Crocodiles - Cologne Bears 52:0, Düsseldorf Panther - Dortmund Giants 54:0.

Unwahrscheinlich, ganz und gar unwahrscheinlich Mensch auf Stelzen - abstrakt

BAD HOMBURG. "Unwahrscheinlich" entfährt es dem braungebrannten Mittfünfziger im schwarzen, von dichten Blumenmustern übersäten Hemd, "unwahrscheinlich", sprudelt es aus ihm hervor, während er ohn' Unterlaß Beifall klatscht und dazu im Takt mit dem ganzen Körper auf- und abwippt: "Unwahrscheinlich".

Dabei hatte es so gewöhnlich angefangen. Ein gewöhnlicher Sonntag auf der Bad Homburger Brunnenallee. Männer trinken aus müllmachenden Cola-Bechern. Frauen schlecken extra teures Eis jener Nobelmarke, die Möwe mit "v" schreiben darf. Kinder kurven klingelnd auf ihren Fahrrädern zwischen den Promenaden-Grüppchen hindurch. Ein weißer Spitz hechelt sich die Hitze von seiner roten Zunge. Und ein paar Etagen höher warten die grünen Stachelkugeln der Roßkastanien auf den ersten Herbstwind, der sie auf die Wege werfen und aufplatzen lassen soll. Unwahrscheinlich?

Da - aus dem Hintergrund staksen sie heran. Zwei meterhohe Wesen, in grellem Türkis und von der winkligen Eleganz südlicher Gottesanbeterinnen. Sie stürzen auf Kinder zu, strekken ihre meterlangen Vorderarme (oder -beine?) vor, ziehen sie wieder, steigen durch das Mühle-Spiel, wo zwei Leutchen gerade schwarze und weiße Pylone eines Goldpokal wegen hin- und herschieben - und staksen weiter. Unter der wehenden Leinwand, auf der nächtens "open air" einem meist tausendköpfigen Publikum Filme gezeigt werde, bleiben sie - begleitet vom afrikanischen Trommelwirbel einer Percussion-Gruppe - stehen und verbeugen sich. Ein ganz gewöhnlicher Sonntag?

Nein, eher unwahrscheinlich. Das "Stalker Stilt Theatre" ist da, ein Stelzentheater mit Tanz, Akrobatik und Musik. Drei Tänzerinnen und Tänzer, drei Musikerinnen und Musiker aus Australien und Neuseeland. Im Nu schart sich tausendköpfiger Kreis um sie, denkt kaum noch einer ans beschauliche Wandeln rund um die gleichnamige Halle.

In faszinierender Choreographie weisen die Tänzer auf Stelzen den Weg in eine andere, eine groteske Dimension, in der die herkömmlichen Proportionen aufgelöst sind. Auf zwei Meter hohen Beinen und mit ebenso langen Armen reichen die erst grün, dann schwarz-weiß maskierten Wesen nicht nur an die erwähnten Roßkastanien-Kugeln heran. Sie verwandeln sich in phantastische Gebilden, mal an Kafkas Käfer, mal an Don Quichottes Windmühlen, mal an archaische Urwesen erinnernd, die ihrem Publikum die Zunge herausstrecken. Der Mensch als Bild seiner eigenen Abstraktion.

Am Ende prasselt minutenlanger Beifall über die für gewöhnlich auf Stille bedachte Brunnenallee. Er ist eben kein gewöhnlicher Sonntag, sondern einer im Homburger Kultursommer. Unwahrscheinlich!

GÜNTHER SCHERF

Briefe

Ist der Umlandverband an allem Übel schuld? Ein Stadtteil als fünftes Rad am Wagen? So sieht zumindest ein FR-Leser "sein" Ober-Erlenbach. Was ihm den Anlaß zu seiner Klage gibt, hat er auch als "offenen Brief" an Landrat Jürgen Banzer und Bad Homburgs Oberbürgermeister Wolfgang R. Assmann geschrieben.

Wo sich die Bürger der Stadt Bad Homburg und der einzelnen Stadtteile über den beschlossenen Anschluß des Bad Homburger Stadtbusverkehrs an den Frankfurter Verkehrsverbund (FVV) freuen werden, muß sich erst noch rausstellen. - Vermutlich werden die Fahrpreise im innerstädtischen Verkehr deutlich ansteigen.

Kürzlich war der Presse zu entnehmen, daß sich die Stadt Bad Homburg und der Besitzer des Geländes der ehemaligen Früchteverwertung in Ober-Erlenbach endlich über den Kauf geeinigt haben. Verschiedene Pläne für die Gestaltung des auf diesem Gelände zu errichtenden Bürgerhauses wurden auch schon präsentiert. Es ist jedoch zu befürchten, daß Ober-Erlenbach nur ein "Minimal-Bürgerhaus" erhält, damit die gesparten Gelder an anderer Stelle sinnlos ausgegeben werden können (z. B. Stadthaus-Neubau, Verlängerung der U-Bahn).

Und dann ist da noch das Zwischenlager für die dioxinverseuchte Kieselrotschlacke in Ober-Erlenbach. Außerdem soll in Ober-Erlenbach eine Großanlage zur Klärschlamm-Trocknung errichtet werden. Uns Bürgern wurde versprochen, daß diese Anlage keinen zusätzlichen Verkehr verursacht, nicht stinkt und nur eine bereits erprobte Anlage mit bereits erprobter Technik errichtet wird. - Es gibt jedoch in ganz Europa keine funktionierende Anlage, die mit der in Ober-Erlenbach geplanten vergleichbar wäre.

Was haben diese drei Punkte (FVV-Anschluß für Bad Homburger Stadtbusse, Bürgerhaus in Ober-Erlenbach und Großanlage zur Klärschlammtrocknung) miteinander zu tun? - Auf den ersten Blick gar nichts, bei genauerem Hinsehen ist jedoch an allen drei Entscheidungen der Umlandverband Frankfurt (UVF) beteiligt: der UVF ist an den Entscheidungen des FVV beteiligt; um das Bürgerhaus in Ober-Erlenbach zu bauen, muß der Flächennutzungsplan geändert werden, die Entscheidung hierfür liegt beim UVF; Bauherr der geplanten Klärschlamm-Trocknungsanlage ist der UVF.

Ich will . . . keinem Entscheidungsträger oder Politiker eine "böse Absicht" oder gar Bestechlichkeit unterstellen, aber wir Ober-Erlenbacher vermuten eine Korrelation dieser drei Entscheidungen. Zumal die Vertreter der Stadt Bad Homburg am 27. 1. 1992 im UVF für den Bau einer Klärschlamm-Trocknungsanlage in Ober- Erlenbach gestimmt haben, gegen den Willen der betroffenen Bürger. Für viele Lokal-Politiker scheint die Stadt Bad Homburg bzw. der Hochtaunuskreis an der Autobahn A 5 aufzuhören.

Ulrich Lerch Auf der Nachtweide 3, 6380 Bad Homburg

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Schrottauto und Brand im Lokal schnell gelöscht

Zu zwei Einsätzen mußte die Feuerwehr am Sonntagnachmittag ausrücken. Im Holzweg in Rödelheim brannte gegen 15.30 Uhr ein mit Altreifen sowie einigen zu entsorgenden Haushaltsgeräten beladener, selbst schon schrottreifer Lastwagen total aus. Das Fahrzeug, so die Einsatz-Leitstelle, sollte schon vor längerer Zeit dort entfernt und entsorgt werden. Das Feuer war nach 25 Minuten gelöscht.

Gegen 18 Uhr wurden die Wehrleute dann in die Kaiserstraße 55 gerufen, wo im Restaurant "Indian Fastfood", das gerade umgebaut wird und deshalb keine Gäste hatte, ein Feuer in der Dunstabzugs-Einrichtung ausgebrochen war. Im darüberliegenden Geschoß waren durch die Hitze bereits Möbel entflammt. Es hielten sich nur Handwerker sowie der Restaurantsbesitzer in dem Lokal auf. Der Sachschaden wird auf 50 000 Mark geschätzt. -vau

Montag, 27. Juli

Kinder Merian-Spielplatz, Bornheim: 13 bis 18 Uhr, Ferienspielaktionen (6 bis 14 J.). Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

Schach-Treff im Bethmannpark, Friedberger Anlage: ab 18 Uhr, Schach für alle, Blitzturniere, Freilandschach.

Hausfrauen-Bund: 14 Uhr, Bridge-Nachmittag, Haus Dornbusch; 14 Uhr, Kegelnachmittag, Ginnheimer Turnhalle.

Single-Treff: 20 Uhr, "Nanu", Falltorstr./Ecke Berger Straße, Info Tel. 06102 / 3 85 43.

Freundeskreis Liebenswertes Frankfurt: 18 Uhr, Stammtisch; Gaststätte Bürgerhaus im Südbahnhof. Blutspendetermine Blutspendedienst Hessen des DRK: Di., 28.7., 9 bis 19 Uhr, Niederrad, Blutspendezentrale, Sandhofstr. 1; Di., 21.7., 15.30 bis 20 Uhr, Bornheim, DRK-Heim, Burgstr. 95. Apotheken Folgende Apotheken sind von Montag, 8.30 Uhr, bis Dienstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Alexander-Apotheke, Sindlingen, Sindlinger Bahnstraße 22-26, Tel. 37 42 42; Distel-Apotheke, Fechenheim, Wächtersbacher Straße 25, Tel. 41 80 10; Eulen-Apotheke, Sossenheim, Siegener Straße 1, Tel. 34 44 64; Hellerhof-Apotheke, Mainzer Landstraße 372, Tel. 73 59 17; Hubertus-Apotheke, Bornheim, Wiesenstraße 34, Tel. 45 66 08; Humboldt-Apotheke, Eckenheimer Landstraße 56, Tel. 55 98 85; Main-Apotheke, Schwanheim, Martinskirchstraße 64, Tel. 35 54 19; Nordend-Apotheke, Eckenheim, Engelthalerstraße 9, Tel. 54 43 10; Römer-Apotheke, Heddernheim, Brühlstraße 19, Tel. 57 17 85; Schweizer Apotheke, Sachsenhausen, Schweizer Straße 47, Tel. 61 60 67; Struwwelpeter-Apotheke, Im U-Bahnhof an der Hauptwache, Tel. 28 55 49; West-Apotheke, Bockenheim, Leipziger Straße 57, Tel. 77 70 77. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265, und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42.

Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztl. Notdienst in Ffm. ist bei der Kassenzahnärztl. Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Tel. 66 07 / 2 71, zu erfragen.

Tierärztlicher Notdienst 19 bis 23 Uhr Dr. Bodo von Rhein, Jacques-Offenbach-Straße 14 b, Offenbach, Tel. 84 64 28.

Danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter der Rubrik "Tierärzte").

Anwaltsnotdienst (24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83.

Telefonberatungen

Tag und Nacht: Telefonseelsorge im Evangelischen Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der katholischen Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.Sieben Tote bei Erdrutschen in Venezuela

CARACAS, 27. Juli (AP). Bei Erdrutschen sind in einem Elendsviertel in der Nähe der venezolanischen Hauptstadt Caracas sieben Menschen ums Leben gekommen, darunter vier Kinder. Die Nachrichtenagentur Venpres berichtete am Sonntag, das Unglück habe sich in den früheren Morgenstunden in Guarenas 30 Kilometer westlich von Caracas ereignet. In der Nacht zuvor habe es sehr stark geregnet, und viele Hütten, die zum Teil nur aus Holz und Pappe bestanden hätten, seien eingestürzt.

Viele Kinder müssen Frust der Eltern ausbaden Seit der deutschen Einheit steigt in Sachsen-Anhalt die Zahl der Mißhandlungen stetig an

MAGDEBURG, 27. Juli (AP). In Sachsen-Anhalt müssen immer mehr Kinder den Frust der Eltern ausbaden. Wie die Leiterin des einzigen ostdeutschen Kinderschutzzentrums in Magdeburg, Inge Fabian, sagt, wird im Land etwa jedes vierte Kind mißhandelt. Schläge und sexuelle Belästigungen hätten seit der Vereinigung stark zugenommen. Wegen finanzieller Schwierigkeiten steht das Zentrum jedoch vor dem Aus.

Bis zu 40 betroffene Kinder kommen täglich in das Magdeburger Zentrum, wo sie von Psychologinnen und Sozialarbeiterinnen betreut werden. Auch in der DDR habe es Fälle von Mißhandlungen gegeben, erzählt Frau Fabian, doch in den letzten zwei Jahren seit dem Mauerfall sei die Zahl deutlich gestiegen. Während die Täter in der Vergangenheit aufgrund strenger gesetzlicher Regelungen zumeist verurteilt worden seien, kämen sie heute häufig ungestraft davon. Arbeitslosigkeit und Existenzängste würden im Osten immer öfter auf das Familienleben durchschlagen. "Kinder werden zu Prügelknaben", sagt Frau Fabian.

Die Möglichkeiten zu helfen, sind jedoch beschränkt: Meist können die Mitarbeiter des Zentrums in der Halberstädter Straße die um Hilfe bittenden Kinder lediglich zum Arzt überweisen. Familienmitgliedern versuchen sie gleichzeitig "ins Gewissen" zu reden. Susanne Gerwig, eine der neun Mitarbeiterinnen des Zentrums, kümmert sich auch um geistig behinderte Jugendliche.

Etliche der Kinder haben ihren Arbeitsplatz verloren. Manche kommen nur, um mit den Frauen zu reden, ihr Herz auszuschütten. "Wir helfen ihnen, mit den neuen Lebenssituationen zurecht zu kommen. Die Tips dabei reichen vom Annähen eines Knopfes bis zum Kochen einfacher Mahlzeiten", berichtet Frau Gerwig.

Mit der Hilfe könnte es jedoch bald vorbei sein. Die Sozialarbeiterinnen haben ihre Stellen über Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen bekommen, die nur noch ein Jahr von der öffentlichen Hand finanziert werden sollen. "Dann", so meint Frau Fabian, "sind wir arbeitslos und müssen die Probleme wohl laufen lassen". Erst kürzlich lehnte das Bonner Frauenministerium die Zahlung der vom Kinderschutzzentrum benötigten 541 000 Mark für das kommende Jahr ab. Dies sei unverständlich, vor allem wenn man wisse, daß es in allen größeren Städten Westdeutschlands ähnliche Einrichtungen gebe, meint Frau Fabian. Doch so leicht will sie die Flinte nicht ins Korn werfen. Jetzt wollen die Sozialarbeiterinnen mit Hilfe von Spenden eine Wohnung renovieren, um dort fünf mißhandelte Kinder unterbringen zu können. Auch die Polizei habe bereits "den großen Bedarf" nach geschützten Wohnungen für Kinder angemeldet, sagt die Leiterin.

Kolumbien Neue Ansprüche Escobars

BOGOTA, 27. Juli (AP). Der flüchtige Rauschgiftboß Pablo Escobar hat den kolumbianischen Behörden neue Bedingungen gestellt, nach deren Erfüllung er sich der Polizei stellen will. Die Regierung teilte am Sonntag in Bogotá mit, sie lehne dieses Angebot ebenso wie das vorherige ab und fordere Escobars bedingungslose Aufgabe. In einem Kommuniqué der Regierung hieß es, Escobar habe sich bereiterklärt, in jede Haftanstalt im Staat Antioquia zu gehen, auch in ein Militärgefängnis. Journalisten sollten die zukünftige Haftstätte besichtigen und bezeugen, daß es sich um kein Luxusgefängnis handele. Er wolle nicht von Polizisten bewacht werden, habe Escobar weiter verlangt, und die Behörden sollten ihm versprechen, ihn nicht in eine andere Anstalt zu verlegen. Insbesondere diese beiden letzten Forderungen habe Präsident Cesar Gaviria abgelehnt.

Am Freitag hatte Escobar durch seine Anwälte angeboten, er werde sich ergeben, wenn ihm die Behörden zusicherten, daß er wieder in sein Gefängnis in der Nähe von Medellin zurückkehren könne und wenn ihm Wachpersonal zugeteilt werde, dem er trauen könne. Aus der eigens für ihn gebauten Haftanstalt waren Escobar und neun Komplizen am Mittwoch geflüchtet.

In einem am Sonntag veröffentlichten Bericht der Armeebrigade, die mit der Bewachung des Gebäudes betraut war, hieß es, daß fünf bestochene Wachleute ihm die Flucht ermöglicht hätten. Sie seien inzwischen festgenommen worden. Die fünf Soldaten hätten Escobar und die anderen Häftlinge aus dem Gefängnis hinausgeführt, vorbei an den die Haftanstalt umgebenden Elektrozäunen, hieß es. Feldwebel Filiberto Joya habe vier seiner Kameraden zu der Tat überredet. Die Häftlinge hätten sich als Wachleute, Bauern sowie als Frau verkleidet.

Konflikt in Algerien fordert sieben Opfer

ALGIER, 27. Juli (AP). Bei Auseinandersetzungen zwischen islamischen Fundamentalisten und der algerischen Polizei sind am Sonntag sieben Menschen ums Leben gekommen.

Bei einer Polizeiaktion in den nordalgerischen Bergen starben drei Moslems, ein Polizist wurde erschossen. Ein Sprecher teilte mit, die Sicherheitskräfte hätten bei einer Razzia elf Verstecke der Bewaffneten Islamischen Bewegung durchsucht und dabei Sprengstoff gefunden. Die Gruppe gilt als Teil der verbotenen Islamischen Heilsfront (FIS) und soll verantwortlich sein für die meisten Morde an Polizisten oder algerischen Beamten in den vergangenen Wochen. In Ain-Benian, etwa 15 Kilometer westlich von Algier, stellte die Polizei nach einer Verfolgungsjagd ein Fahrzeug mit verdächtigen Terroristen. Bei der dann folgenden Schießerei kamen ein Moslem und zwei Unbeteiligte ums Leben.

Zehn Mitglieder der algerischen Präsidialgarde und einer anderen Sondereinheit wurden im Zusammenhang mit der Ermordung von Präsident Mohamed Boudiaf festgenommen. Der Leiter der von der Regierung eingesetzten Untersuchungskommission, Rezag Bara, teilte mit, er zweifle an der Darstellung des Attentäters Lembarek Boumaaraf, daß er aus eigenem Antrieb und aus religiösen Motiven heraus gehandelt habe. Boumaaraf sei lediglich derjenige gewesen, der die Tat ausgeführt habe. Boudiaf war am 29. Juni ermordet worden.

Saddams Einlenken Bush lobt und schilt Irak

NEW YORK, 27. Juli (AP). US-Präsident George Bush hat die Einigung zwischen den Vereinten Nationen (UN) und Irak begrüßt, den irakischen Staatschef Saddam Hussein aber scharf angegriffen. Saddam Hussein habe in diesem Streit zwar eingelenkt, mißachte aber andere UN-Resolutionen, sagte Bush am Sonntag. Bagdad und die UN hatten zuvor im Konflikt um die Inspektionen der irakischen Rüstungsprogramme einen Kompromiß erzielt. Danach wird ein von dem Deutschen Achim Biermann geleitetes Team am Dienstag das Landwirtschaftsministerium in Bagdad inspizieren. Der Leiter der UN-Kommission zur Vernichtung der Massenvernichtungswaffen in Irak, Rolf Ekeus, äußerte die Befürchtung, daß in der Zwischenzeit wichtige Unterlagen in Sicherheit gebracht oder zerstört worden sein könnten.

US-Präsident Bush sagte in Washington, Irak verletze die nach dem Golf-Krieg vereinbarten Waffenstillstandsresolutionen, und dies könne die internationale Gemeinschaft nicht hinnehmen. Auf die Frage, ob jetzt weiterhin ein Ultimatum an Irak erwogen werde, antwortete er allerdings: "Ich weiß nicht, ob zum gegenwärtigen Zeitpunkt weiteres erforderlich ist."

Die Vereinten Nationen und Irak vereinbarten, daß eine sechsköpfige UN-Delegation von Inspektoren das Landwirtschaftsministerium in Bagdad durchsucht, in dem geheime Rüstungsunterlagen vermutet werden. Dem Team gehören neben Biermann ein weiterer Deutscher sowie jeweils ein Fachmann aus der Schweiz, Finnland, Schweden und Rußland an. Dem Vernehmen nach kam die UN damit einer Forderung der irakischen Regierung entgegen, die nur Bürger von Staaten akzeptieren wollte, welche nicht direkt am Golf-Krieg beteiligt waren.

Traum oder Alptraum - das ist die Frage

Wenn am Freitag auf das Kommando "Fluten" die Wassermassen in die Rinne im Ottmaringer Tal drängen, ist das umstrittenste Mammutprojekt der europäischen Binnenschiffahrt nach 32jähriger Bauzeit endlich fertig: der Rhein-Main-Donau-Kanal. Doch erst mit der Eröffnung am 25. September durch Bundespräsident Richard von Weizsäcker erhalten moderne Europaschiffe grünes Licht für die insgesamt 3500 Kilometer lange Fahrt von Rotterdam bis zum Schwarzen Meer.

Für die Umweltschützer beim Bund Naturschutz wird die Einweihung der 677 Kilometer langen Main-Donau-Wasserstraße von Aschaffenburg bis zur Landesgrenze nach Passau ein "Trauertag" sein, wie ihr Sprecher Hubert Weiger meint. Er selbst kämpfte 20 Jahre lang gegen das "Zerstörungswerk". Nach Auffassung der Naturschützer sind bayerische Landschaften wie das Altmühltal, das Sulztal und das Ottmaninger Tal irreparabel zerstört worden. Der Kanal habe Biotope geschluckt, Flora und Fauna für alle Zeit geschädigt.

Was der frühere SPD-Verkehrsminister Volker Hauff einmal als "das überflüssigste Projekt seit dem Turmbau von Babel" bezeichnete, ist für den Betreiber, die Rhein-Main-Donau AG (RMD), die Verwirklichung eines Traums. Schon Karl der Große habe versucht, eine schiffbare Verbindung von Main und Donau zu schaffen, teilt die Gesellschaft mit.

Die Verwirklichung des Traums kostete über sechs Milliarden Mark, so RMD-Sprecher Christoph Schmidt. Das Ergebnis ist eine Wasserstraße, auf der zwar wendige Europakähne neuester Bauart mit einer Ladefähigkeit von rund 1800 Tonnen fahren können, große Rheinschiffe dagegen nicht. Schmidt räumt selbst ein, daß der neue Schifffahrtsweg künftig zwar eine kostengünstige Alternative für den Transport von Massen- und Schüttgütern eröffne, wegen unzähliger Schleusen zur Überbrückung der starken Höhenunterschiede aber "nicht der schnellste Weg" sei.

Nach Ansicht des Naturschützers Weiger wäre es vernünftiger gewesen, Geld in das Transportmittel Bahn zu stecken, statt ein "volkswirtschaftliches Nonsensprojekt" zu finanzieren. Im Gegensatz zu Prognosen aus den 70er Jahren, die der Großschiffahrtsstraße ein Frachtaufkommen von jährlich zehn Millionen Tonnen vorhergesagt hätten, würden gerade einmal zwei Millionen Tonnen transportiert werden. Selbst nach der Grenzöffnung in Osteuropa sei für Rumänien und die GUS-Staaten der Seeweg Richtung Rotterdam durch die Dardanellen und die Straße von Gibraltar viermal schneller und zehnmal billiger als das "exotische Vergnügen Rhein-Main-Donau-Kanal", rechnet der Naturschützer vor.

Immerhin hatten die ständigen, vor den Gerichten allerdings wenig erfolgreichen Proteste der Umweltschützer erreicht, daß die Kanalbauer sich an ökologische Auflagen halten mußten. RMD-Pressesprecher Schmidt betont, daß allein im Altmühltal bei Baukosten von 500 Millionen Mark die Summe von 75 Millionen in landschaftliche Maßnahmen gesteckt worden sei. "Nach Abzug der Baumaschinen sieht man strekkenweise gar nicht, wo der Kanal läuft, weil er so zugewachsen ist. Sogar der Biber ist wieder zugewandert, ein Indiz für ökologisches Gleichgewicht", so weist er Vorwürfe von Naturschützern zurück und fügt hinzu: "Das war ein Großprojekt in der Natur und nicht gegen sie." BERRIT GRÄBER (AP)

. . . und außerdem Reise der Hoffnung wird jäh beendet

Marias Reise in die Wohlstandsgesellschaft endet nach knapp 20 Kilometern auf deutschem Boden. Zwei Zivilfahnder haben die 34jährige Rumänin und fünf ihrer Landsleute kurz nach Mitternacht nahe Görlitz von der Straße aufgelesen. An einer Tankstelle übergeben sie die illegalen Grenzgänger einer Hinterlandstreife des Bundesgrenzschutzes. "Sie hat die Adresse von ihrem Mann bei sich, der ist Asylbewerber in Hannover. Da wollte sie hin", informiert ein Ziviler die drei uniformierten Kollegen. Dieses Vorhaben jedoch ist in Deutschland verboten.

Die Grenzschützer sind mit gezogenen Schlagstöcken aus ihrem olivgrünen Volkswagenbus gesprungen. Doch die teilnahmslos dastehenden Rumänen machen gar keine Anstalten, sich ihrer Festnahme zu widersetzen. "Wir bringen euch gleich noch ein bißchen Kundschaft", verabschieden sich die Zivilen von den Grenzschützern, bevor sie mit ihrem Mittelklassewagen wieder im Grenzgebiet entlang der Neiße als "Aufklärer" auf Streife gehen. "Macht das am frühen Morgen, wir sind die einzigen heute", versucht BGS-Polizeimeister Jens S. ihren Tatendrang zu bremsen.

Jens und seine beiden Kollegen sind drei von 40 Grenzschutzleuten, die sich auf einem 39 Kilometer langen Grenzabschnitt bei Görlitz in wechselnden Schichten bemühen, aus Polen kommende Illegale aufzugreifen. Maria und ihre Reisegefährten sind sechs von weit mehr als 12 000 illegalen Grenzgängern, die der Bundesgrenzschutz in diesem Jahr an Deutschlands Ostgrenze festgenommen hat. Die Mehrzahl kommt aus Rumänien. Nicht immer sind sie wie Maria getrieben vom Wunsch, mit ihrer Familie zusammenzukommen. Manchmal ist es auch die Hoffnung auf ein besseres Auskommen als in der Heimat, wo man mit einem Monatseinkommen noch nicht mal die Zugfahrkarte von Bukarest nach Warschau bezahlen kann.

Bis zu 60 Menschen haben die Görlitzer Grenzschützer nach eigenen Angaben in einer einzigen Nacht schon aufgegriffen. Viele kommen ohne jedes Gepäck über den Fluß.

"Die geben ihr letztes Hemd her", kommentiert Jens das lukrative Geschäft der Schleuser auf der polnischen Seite, die sich ihre Dienste gut bezahlen ließen. Vier Palästinenser zum Beispiel, die mit ihren Kindern über den Fluß gekommen seien, hätten 6400 Dollar (etwa 9500 Mark) dafür bezahlt, über Amsterdam nach Deutschland geschleust zu werden. "Dabei wollten sie eigentlich nach Dänemark, die sind mächtig verarscht worden."

Das spärliche Gepäck Marias und ihrer Freunde wird in der BGS-Wellblechbaracke am Grenzübergang Görlitz durchsucht. Eine Deutschlandkarte, ein bißchen Klopapier, ein paar Rubel, ein paar Mark, mehrere Konservenbüchsen fördern die Grenzschützer mit spitzen Fingern in übergestreiften Plastikhandschuhen aus den vier Sporttaschen zu Tage. In einer finden sie eine aufblasbare Schwimmhilfe. Ein unnötiges Gepäckstück, findet einer der Grenzschützer. Die Neiße sei wegen der Sommerhitze an zahlreichen Stellen so niedrig, daß man sich beim Durchwaten nicht mal die Knöchel naßmache. Allerdings seien auch schon Grenzgänger im Fluß ertrunken, räumt er ein.

Verdächtig sind einige mit Flüssigkeit gefüllte Glasampullen und ein weißes Pulver, das Maria bei sich hat. In Gebärdensprache macht sie den Grenzschützern deutlich, daß es sich um Medikamente gegen Kopf- und Zahnschmerzen handele. "Wenn man krank ist, bleibt man eigentlich daheim", bekommt sie daraufhin zu hören. Ein BGS-Mann bedeutet Marias männlichen Begleitern, daß sie sich auszuziehen haben. Als sie nur noch in Unterhose vor ihm stehen, müssen sie auch die noch kurz fallenlassen. "Ist so in Deutschland", informiert er mit auffordernder Handbewegung, als sie zögern. Drogen oder Waffen werden nach seinen Worten so gut wie nie bei den Aufgegriffenen gefunden.

Nach der Durchsuchung beginnt der umfangreiche Papierkram. Die Grenzschützer hämmern auf Schreibmaschinen ein. Ausweise und Pässe werden mit einem Kopierer abgelichtet, der in den letzten Zügen liegt. Papier und Formulare sind knapp. Um sich mit den Aufgegriffenen verständigen zu können, greifen die Grenzschützer auf eine "Übersetzungshilfe für die Befragung von Ausländern" zurück, ein zweisprachiges Formular für die nötigsten persönlichen Daten. Jeder der Grenzgänger erhält eine Strafanzeige, die über ihn angelegte Akte wandert zur Staatsanwaltschaft Görlitz. Dort stapeln sich nach Auskunft der BGS-Leute die unerledigten Vorgänge.

Maria und ihre Gefährten unterzeichnen gleichmütig die ihnen vorgelegten Schriftstücke. Nach einer Nacht im "Verwahrraum" der BGS-Baracke sollen sie den polnischen Grenzbehörden übergeben werden. Die werden ihnen aller Voraussicht nach eine Aufforderung zum Verlassen Polens in den Paß stempeln und sie wieder laufen lassen. Auch in den nächsten Nächten wird das Wasser der Neiße niedrig sein.

HANS-JÜRGEN MORITZ (AP)

Konkurrenz für Bubis im Juden-Zentralrat

MÜNCHEN, 27. Juli (AP). Um die Nachfolge Heinz Galinskis im Vorsitz des Zentralrats der Juden in Deutschland werden sich zwei Kandidaten bewerben. Der bisherige stellvertretende Vorsitzende, der 53jährige Kaufmann Robert Guttmann, teilte am Montag in München mit, daß er bei der anstehenden Wahl gegen Ignatz Bubis antreten werde. Der Immobilienkaufmann Bubis, der der Frankfurter Jüdischen Gemeinde vorsteht, hatte seine Kandidatur am Samstag angekündigt. Guttmann kritisierte, daß Bubis seine Kandidatur der Öffentlichkeit noch vor Ablauf der Trauerzeit für Galinski bekanntgegeben und so gegen die jüdische Tradition verstoßen habe.

Franzose umkreist in russischem Raumschiff "Sojus" die Erde Glatter Start von Baikonur in Kasachstan / Kosmonauten lösen Mannschaft der Raumstation "Mir" ab" und bleiben bis Januar

MOSKAU, 27. Juli (AP). Die russische Weltraumkapsel "Sojus TM-15" ist am Montag morgen pünktlich von Baikonur in Kasachstan zur Raumstation "Mir" gestartet. An Bord befanden sich der französische Wissenschaftler Michel Tognini und die beiden russischen Kosmonauten Anatoli Solowjow und Sergej Awdejew, wie die Nachrichtenagentur Itar-Tass mitteilte.

Die Raumkapsel soll mit Tognini in zwölf Tagen wieder zur Erde zurückkehren, dann jedoch mit den Kosmonauten Alexander Viktorenko und Alexander Kaleri, die sich seit über vier Monaten im Weltraum befinden. Sie waren zusammen mit dem deutschen Luftwaffenmajor Klaus-Dietrich Flade im März zu "Mir" geflogen. Awdejew und Solowjow sollen bis Ende Januar in der Station bleiben.

Aufgabe der neuen Besatzung werde es sein, die Lebensdauer der sechs Jahre alten Raumstation bis 1996 zu verlängern, schrieb Awdejew in der vergangenen Woche in der Zeitung "Nesawisimaja Gaseta". Dafür müssen einige Stabilisierungsgeräte eingebaut werden. Außerdem sollen die Kosmonauten auch außerhalb der Station arbeiten, um einen Motor anzubringen, mit dem die Navigation erleichtert werden soll.

Für den Mitflug Togninis hat die französische Regierung nach Angaben von Mitarbeitern des russischen Weltraumzentrums bei Moskau umgerechnet etwa 25 Millionen Mark bezahlt, dringend benötigte Devisen zur Fortsetzung des russischen Programms. Der Flug finde zu einer Zeit statt, da die einst starke sowjetische Raumfahrtindustrie ums Überleben kämpfe, berichtet Itar-Tass. Die Gemeinschaftsmission mit den Franzosen könnte dem Programm neue Impulse verleihen, hieß es.

Frankreich war das erste nichtsozialistische Land, das sich 1982 an einem sowjetischen Raumflug beteiligte. 1988 nahmen die Franzosen an einer zweiten "Weltreise" teil. Nach dem Flug vom Montag sind noch weitere drei Reisen geplant. Auch sind amerikanische Flüge zu "Mir" vorgesehen. 1994 oder 1995 soll ein Amerikaner mit einer Sojus-Kapsel mitfliegen. Anschließend ist ein Anlegemanöver einer amerikanischen Raumfähre an "Mir" geplant. Deutsche beenden Raumfahrttraining

KÖLN (Reuter). Die vier deutschen Astronauten, die Ende des Jahres am Raumflug D-2 mit dem "Space Shuttle" teilnehmen, haben am Montag ihre Ausbildung bei der Deutschen Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln beendet. Ab August bereiten sich die drei Männer und eine Frau in Houston/Florida vor, um sich mit dem "Space Shuttle" selbst vertraut zu machen. Von den Astronauten sollen insgesamt 90 Experimente im Weltraumlabor "Spacelab" durchgeführt werden.

Zur Vorbereitung in Köln gehörte unter anderem die Steigerung der körperlichen und geistigen Belastbarkeit. Dazu gehörten Pilotentraining, Tauchkurse, Gleichgewichtstraining und Flüge in einem Spezialflugzeug mit kurzzeitiger Schwerelosigkeit. "Die intensive Ausbildung der nominierten Astronauten wie auch die gesamte bisherige Missionsvorbereitung lassen auf eine hohe wissenschaftliche Ausbeute der Mission hoffen", erklärte Hauke Dodeck, Projektleiter der D-2-Mission.

SPD verurteilt Streik der Zahnärzte

BONN, 27. Juli (AP). Als "rechtswidrig" hat der SPD-Bundestagsabgeordnete Klaus Kirschner am Montag die Streikaktion von Zahnärzten verurteilt.

"Die Ziele dieses blinden Aktionismus sind leicht durchschaubar. Die Zahnärzte mißbrauchen die Patienten für ihr standespolitisches Ziel, ihr Spitzeneinkommensniveau zu sichern und weiter auszubauen", sagte der gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion.

Kirschner forderte Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer sowie die Gesundheitsminister der Bundesländer auf, "diesem Treiben nicht tatenlos zuzusehen". Sie müßten dem rechtswidrigen Streik der Zahnärzte einen Riegel vorschieben. Der SPD-Politiker beklagte, daß den Zahnärzten das Zugeständnis der Bundesregierung nicht ausreiche, beim Zahnersatz eine Aufteilung in eine minimale Grundversorgung für die gesetzliche Krankenversicherung und in teure private Wahlleistungen vorzunehmen. "Dieser Weg der CDU/CSU/FDP führt in die Zwei-Klassen-Medizin", kritisierte Kirschner.

Geld für Schweidnitzer Kirche Bonn hilft bei Sanierung des großen schlesischen Gotteshauses

BONN, 27. Juli (AP). Mit einem wissenschaftlichen Untersuchungsprogramm für 390 000 Mark will Bundesforschungsminister Heinz Riesenhuber dazu beitragen, daß die über 300 Jahre alte Friedenskirche im schlesischen Schweidnitz (Swidnica) dauerhaft saniert werden kann. Wie Riesenhuber am Montag in Bonn mitteilte, werden mit dem Geld deutsche Denkmalschutz-Experten finanziert, die in Zusammenarbeit mit den polnischen Behörden und der Universität Torun bis Ende 1993 Untersuchungen für ein geeignetes Konservierungs- und Restaurierungskonzept durchführen sollen.

Die eigentliche Sanierung werde im Anschluß an das Forschungsprogramm voraussichtlich die Deutsche Bundesstiftung Umwelt und die Deutsch-Polnische Stiftung gemeinsam finanzieren. Zu dem Programm gehören Schadensanalysen des Fachwerks sowie statische und restauratorische Untersuchungen. Die Friedenskirche "Zur Heiligen Dreifaltigkeit vor Schweidnitz" ist 1656/57 als Fachwerkbau errichtet worden. Der monumentale Sakralbau gilt als Kulturdenkmal von besonderer geschichtlicher und künstlerischer Bedeutung nicht nur für Polen, sondern für den gesamten europäischen Raum. Obwohl sie außerhalb der Stadtmauern von Schweidnitz steht, hat die Kirche den Siebenjährigen Krieg und den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschadet überstanden. Jedoch kann die nur 150 Mitglieder zählende protestantische Gemeinde von Schweidnitz die Unterhaltung des gewaltigen Bauwerks allein nicht mehr schaffen.

Die Kirche überdeckt in ihrer heutigen Form eine Grundfläche von 1000 Quadratmetern. Sie ist im Inneren im barokken Stil prunkvoll ausgestattet und bietet 7500 Menschen Platz.

Rettungsaktion ,gelungener Test' Bundesländer bieten Aufnahme weiterer Kriegsflüchtlinge an

FRANKFURT A. M., 27. Juli (dpa/ AP/Reuter/AFP). Nach der Vertreibung aus ihrer bosnischen Heimat sind bis Montag mehr als 5600 Kriegsflüchtlinge in Deutschland eingetroffen. Der letzte der sechs Sonderzüge, mit denen sie aus dem kroatischen Karlovac geholt worden waren, passierte am Morgen die deutsche Grenze bei Freilassing.

Unterdessen mehrten sich Angebote von Bundesländern, weitere Flüchtlinge aus dem Kriegsgebiet aufzunehmen. Die Grünen sowie die Hilfsorganisationen "terre des hommes" und "Pro Asyl" forderten, mehr Menschen Zuflucht zu geben. "Pro Asyl" nannte die Rettungsaktion einen "gelungenen Test für weitere Initiativen".

Der Sprecher der Bundesregierung, Dieter Vogel, verwies darauf, daß es keine Beschlüsse zur Aufnahme zusätzlicher Flüchtlinge aus Ex-Jugoslawien gebe. Bonn werde aber Länder nicht hindern, Menschen von dort aufzunehmen und sie aus dem Asylverfahren herauszulassen.

Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Schnoor (SPD) sagte im ARD-Fernsehen mit Blick auf die sich weigernden Nachbarstaaten, im Notfall müsse es bei der Aufnahme weiterer Flüchtlinge einen deutschen Alleingang geben. Er forderte erneut, Kriegsflüchtlinge vom Asylverfahren auszunehmen und ihnen eine befristete Aufenthaltserlaubnis sowie das Recht auf Arbeit zu gewähren. Er kündigte dazu eine neue Initiative der Länder an.

Auch die Kommunen dringen auf einen besonderen Status für Kriegsflüchtlinge, die sich vorübergehend in Deutschland aufhalten. Der Präsident des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Hans Gottfried Bernrath, sagte in Bonn, dabei müsse es vor allem um die Übernahme der Kosten für den Aufenthalt gehen. Die Kommunen, die "versuchen, sich finanziell überhaupt noch über die Runden zu schleppen", seien dazu kaum in der Lage.

(Weitere Berichte auf den Seiten 2 und 4 sowie auf der Hessenseite)

71 Wattwanderer gerettet

BREMEN, 27. Juli (AP). Vor der niederländischen Küste bei Groningen sind am Wochenende 71 Wattwanderer bei aufkommender Flut gerettet worden. Wie die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger am Montag in Bremen mitteilte, nahm der Seenotrettungskreuzer "Alfried Krupp" aus Borkum 42 von ihnen auf. Weitere 29 Menschen der Gruppe wurden von niederländischen Polizei- und Rettungsbooten geborgen.

Die Wanderer waren am Samstag bei einem plötzlichen Wetterumschwung von schlechter Sicht und einer ungewöhnlich schnell aufkommenden Flut überrascht worden. Die begleitenden Wattführer alarmierten über Funk die niederländische Küstenwacht, die das Borkumer Schiff anforderte. Auch ein Hubschrauber und ein Flugzeug wurden eingesetzt.

Die Organisation rettete am Wochenende bei weiteren Einsätzen in Nord- und Ostsee mehr als 50 Freizeitskipper aus Seenot oder lebensbedrohender Gefahr.

Gefälle in Gesundheitswesen

BERLIN, 27. Juli (AP/Reuter). Die medizinische Versorgung in Ostdeutschland ist nach den Worten von Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer noch nicht vollständig auf westdeutschem Niveau. Vor allem die Sanierung der Krankenhäuser sei eine gewaltige Aufgabe, sagte der CSU-Politiker am Montag in Berlin. "Es gibt in vielen Bereichen Nachholbedarf. Insgesamt geht die Umstrukturierung aber viel schneller voran als angenommen." Um den schlechten Bauzustand vieler Krankenhäuser zu verbessern, werden Seehofer zufolge in den nächsten zehn Jahren insgesamt über 20 Milliarden Mark gebraucht.

Dagegen werde die ambulante Versorgung mittlerweile zu etwa 90 Prozent von niedergelassenen Ärzten und Zahnärzten sichergestellt. Derzeit gibt es den Angaben zufolge etwa 15 400 Ärzte und 9700 Zahnärzte in Ostdeutschland. Während in Westdeutschland zur Zeit etwa 860 Einwohner auf einen Arzt kommen, sind es laut Seehofer in den neuen Ländern etwa 1050. In einigen Gebieten fehlten noch Fachärzte für Radiologie, Orthopädie, Urologie und Psychiatrie.

Streit um Wasser verschärft

DAMASKUS, 28. Juli (AP). Im Streit um den neuen Atatürk-Staudamm am Euphrat hat Syrien jetzt den von der türkischen Regierung vorgetragenen Anspruch auf das Wasser des Stromes zurückgewiesen. Der türkische Ministerpräsident Süleyman Demirel hatte am Freitag die Forderungen Syriens und Iraks auf Erhöhung der Wasserquote erneut abschlägig beschieden und erklärt, der Türkei gehöre uneingeschränkt alles Wasser des Flusses, soweit dieser durch türkisches Gebiet fließe.

Die syrische Regierungszeitung "Tischrin" schrieb dazu, man habe noch nie davon gehört, daß ein Staat irgendwo auf der Welt seinen Nachbarn das Wasser mit dem Hinweis auf seine Souveränitätsrechte abgrabe. Syrien habe ebenso wie die Türkei ein natürliches Recht auf das Wasser des durch sein Gebiet fließenden Stromes. Dies sei durch internationale Gesetze garantiert.

Syrien und Irak sind besorgt, daß die Türkei mit dem riesigen Atatürk-Damm ihre auf das Euphratwasser angewiesene Landwirtschaft schädigen oder sie politisch unter Druck setzen könnte.

Aufgespießt

"Der Kanzler hat natürlich nicht den Mund zu voll genommen. Ich kann mich an keinen einzigen Fall erinnern, wo das der Fall gewesen wäre." Regierungssprecher Dieter Vogel am Montag vor Journalisten auf die Frage, ob Helmut Kohl am Donnerstag mit seiner Aussage zur baldigen Rückkehr des früheren DDR-Staatsschefs Erich Honecker den Mund zu voll genommen habe.

Neuerkrankungen an schwarzem Hautkrebs haben sich verdoppelt Ärzte: Langes Sonnenbad selbst mit hochwirksamen Lichtschutzpräparaten schädlich / Warnung vor Modeschmuck aus Nickel

MÜNCHEN, 28. Juli (AP/dpa). Die Zahl der Neuerkrankungen an schwarzem Hautkrebs hat sich in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt. Sie stieg damit auf zwölf Neuerkrankungen bei 100 000 Menschen im Jahr, wie mehrere Ärzte zur Eröffnung der 13. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie der Universität München mitteilten.

Kein anderer Tumor nehme so stark zu wie der schwarze Hautkrebs, sagte Professor Gerd Plewig, Direktor der Dermatologischen Universitätsklinik München, der gemeinsam mit Professor Otto Braun-Falco die Tagung leitet. Besonders in den sonnenreichen Zonen der Erde sei die Zahl der Neuerkrankungen an bösartigem Melanom mit bis zu 40 von 100 000 Menschen im Jahr alarmierend hoch, sagte Plewig. Da jedoch die therapeutischen Erfolge "äußerst unbefriedigend" seien, sobald sich Metastasen gebildet hätten, komme es bei der Behandlung vor allem auf die Früherkennung an. Hier habe sich das sogenannte Dermatoskop als Diagnosegerät bewährt, mit dem die Treffsicherheit der Diagnose von 75 auf mehr als 90 Prozent zugenommen habe. Mit diesem Vergrößerungsglas könne man durch die Hornhaut hindurchsehen.

Zur Vorbeugung gegen den schwarzen Hautkrebs riet Braun-Falco, sich selbst mit hochwirksamen Lichtschutzpräparaten nicht einer Dauerbestrahlung durch die Sonne auszusetzen und das Sonnenbaden in den Mittagsstunden ganz zu unterlassen. Als besten Schutz gegen eine Sonnenallergie bezeichnete Plewig das langsame Vorbräunen. Erwähnt wurde auch die Möglichkeit einer vorbeugenden Behandlung der Sonnenallergie mit Kolibakterien, bei der aber noch nicht bekannt sei, wie sie wirke.

Die Ärzte warnten vor ambulanten Bestrahlungszentren zur Behandlung von Schuppenflechte, Neurodermitis und Akne, die private Anbieter nach einem Vertrag mit den bayerischen Landeskrankenkassenverbänden wie in Regensburg auch in etwa zwölf weiteren bayerischen Orten errichten wollten. Professor Gernot Rassner, Generalsekretär der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft, äußerte die Befürchtung, in ganz Deutschland sei die Einrichtung von rund 200 solcher Zentren geplant, die nicht von Ärzten betrieben würden. Besonders problematisch sei dabei die Bestrahlung mit UVB-Strahlen, dem wichtigsten Verursacher von Hautkrebs. Da viele Kinder und Jugendliche dieser Behandlung ausgesetzt seien, bestehe die Gefahr einer Überdosierung mit Spätschäden.

Professor Braun-Falco forderte darüber hinaus ein Verbot von nickelhaltigem Modeschmuck. Sogenannte Nickelkontaktallergien hätten sich in den vergangenen 15 Jahren verzehntfacht. Bereits 14 Prozent der Mädchen und drei Prozent Jungen im Vorschulalter litten an dieser Überempfindlichkeit, sagte der Hautarzt.

Bliebe die Allergie nur auf Ekzeme an den Kontaktstellen der Haut mit dem Modeschmuck beschränkt, wäre die Erkrankung von geringer Bedeutung. Da jedoch Nickel weit verbreitet sei, können sich durch immer wiederkehrenden Kontakt schwere Berufsekzeme entwickeln. Sie führten oft zur Berufsunfähigkeit.

"Kur auf Urlaub anrechnen"

SAARBRÜCKEN, 27. Juli (AP). Der saarländische FDP-Vorsitzende Harald Cronauer hat eine teilweise Anrechnung von Kurzeiten auf den Jahresurlaub vorgeschlagen. "Eine Kur hat ja auch Erholungswert", sagte Cronauer am Montag in Saarbrücken. Der "Lohnfortzahlungsmißbrauch" habe untragbare Ausmaße angenommen. Cronauer wandte sich allerdings gegen gesetzliche Regelungen. Vielmehr müßten Urlaubsanrechnungen oder Karenztage von den Tarifparteien - auch im öffentlichen Dienst - freiwillig vereinbart werden.

Außerdem verlangte Cronauer bessere Arbeitsbedingungen, damit "Menschen weniger Frust bei der Arbeit empfinden". Zur Finanzierung der Pflegeversicherung sei der Karenztag "jedenfalls nicht geeignet", meinte er.

Ceausescu-Urteil annulliert

BUKAREST, 27. Juli (AP). Das Oberste Gericht Rumäniens hat am Montag das Urteil gegen Nicu Ceausescu samt Urteilsbegründung annulliert. Der Sohn des hingerichteten kommunistischen Diktators Nicolae Ceausescu verbüßt seit 1990 eine 16jährige Gefängnisstrafe wegen Gruppenmords. Die Aufhebung des Urteils erfolgte, nachdem die Staatsanwaltschaft Strafmilderung mit der Begründung beantragt hatte, der Vorwurf Gruppenmord lasse sich nicht aufrechterhalten.

Das ursprüngliche Urteil stützte sich fast ausschließlich auf die Aussage des früheren Militärkommandeurs von Sibiu (Hermannstadt), Aurel Dragomir, daß Nicu Ceausescu während der Revolutionswirren von 1989 die Erschießung von 89 Menschen angeordnet habe. Wie Ceausescus Verteidigerin Paula Iacob vor mehreren Wochen mitteilte, hat Dragomir seine Aussage inzwischen zurückgezogen und damit die Staatsanwaltschaft zu ihrem Antrag bewogen.

Strafanträge gegen Minister im französischen Aids-Skandal

PARIS, 28. Juli (AP). Im französischen Aids-Skandal haben am Montag zwei prominente Rechtsanwälte Strafantrag gegen den früheren französischen Premierminister Laurent Fabius und zwei seiner Minister gestellt. Der von Jacques Verges und Eric Dupond-Moretti eingereichte Antrag ist der erste Schritt eines juristischen Verfahrens, in dem sich der sozialistische Politiker gegen die Beschuldigung verantworten muß, im Jahr 1985 wissentlich die Abgabe von HIV- verseuchten Blutkonserven an rund 1000 Bluterpatienten zugelassen zu haben.

Strafantrag gestellt wurde auch gegen die ehemalige Sozialministerin Georgina Dufoix und gegen den damaligen stellvertretenden Gesundheitsminister Edmond Hervé. (Bericht auf Seite 3)

Waffenruhe in Tadschikistan

MOSKAU, 28. Juli (AP). Vertreter von Regierung, Opposition und Militär in Tadschikistan haben am Montag in der Stadt Chorog einen Waffenstillstand vereinbart. Er soll nach Informationen russischer Nachrichtendienste am Dienstag in Kraft treten und die territorialen, aber auch politischen Konflikte beenden. Die Auseinandersetzung hatte sich in dem mittelasiatischen Staat, einer ehemaligen Sowjetrepublik, bereits über Monate hingezogen.Mißtrauensantrag überstanden

JERUSALEM, 27. Juli (AP). Die israelische Regierung unter dem sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin hat am Montag im Parlament fünf Mißtrauensanträge überstanden. Die vom Likud-Block des Rabin-Vorgängers Yitzhak Schamir und noch weiter rechts stehenden Parteien eingebrachten Anträge wurden mit 59 gegen 48 Stimmen abgelehnt.

In der vorangegangenen Debatte war Rabin beschuldigt worden, mit der Drosselung des Baus jüdischer Siedlungen in den besetzten Gebieten amerikanischem Druck nachgegeben zu haben. Rabin seinerseits versicherte, die bereits in den Gebieten lebenden jüdischen Siedler hätten von den Verhandlungen über palästinensische Autonomie nichts zu fürchten. Er mache zur Vorbedingung, daß Israel für ihre Sicherheit verantwortlich bleibe.

Tödliches Unglück auf Wildwasserbahn

DÜREN, 28. Juli (AP/dpa). Bei einem Arbeitsunfall auf der größten Kirmes im Köln-Aachener Raum in Düren sind zwei Männer getötet worden, drei weitere wurden zum Teil lebensgefährlich verletzt.

Den ersten Ermittlungen der Polizei zufolge hatte sich am Montag abend ein Boot einer Wildwasserbahn in acht Metern Höhe in Bewegung gesetzt und war in eine am Boden stehenden Gruppe von Arbeitern gerast, die vor der Inbetriebnahme letzte Einstellungen an der Anlage vornahmen. Die Staatsanwaltschaft Aachen schaltete zur Untersuchung der Unglücksursache ein unabhängiges Gutachterbüro ein.

Wie Polizeisprecher Hans-Willy Roderburg mitteilte, starb ein 45jähriger Pole auf dem Weg ins Krankenhaus. Sein sieben Jahre jüngerer Landsmann starb heute morgen. Der Betreiber der Bahn und ein Mitarbeiter wurden schwer verletzt, ein anderer Mann leicht verletzt in Kliniken nach Aachen und Köln gebracht, zum Teil wurden Rettungshubschrauber eingesetzt.

Kirmesbesucher waren den Angaben zufolge nicht in Gefahr, da die Bahn noch nicht in Betrieb und mit einem Zaun abgesichert war. Das Fahrgeschäft war verspätet zu dem seit Samstag laufenden Volksfest angereist. Die Annakirmes wird laut Roderburg in jedem Jahr von über einer Million Menschen besucht.

Nach einer Probefahrt am Nachmittag waren offenbar letzte Arbeiten nötig, wie der Polizeisprecher sagte. Auf der achterbahnähnlichen Anlage laufen Boote auf Rollen in einem Wasserbett. Sie sind nicht zu bremsen. Möglicherweise habe das Unglücksboot sich durch Eigenschwingungen der Anlage gelöst, hieß es.

Höllenfahrt ins Labyrinth unter der Rhön

Neunmal schlägt die Glocke an, und manchem mag sie wie das letzte Geläut klingen. Denn kaum ist es verstummt, beginnt die Höllenfahrt, eineinhalb Minuten scheinbar freier Fall in die dunklen Tiefen des Erdinnern. Erst nach 500 Metern wird der Förderkorb langsamer, hält, die Seilfahrt ist zu Ende. Ein Glokkenschlag verkündet die Ankunft tief unter der Erdoberfläche in der Kaligrube des Thüringer Rhön-Dorfes Merkers an der hessisch-thüringischen Grenze. Seit nunmehr einem Jahr dürfen Besucher dort einfahren. Hunderte von Kilometern mißt das Netz der Stollen unter Tage, das auf der Suche nach dem "weißen Gold" angelegt wurde. "Die Ausdehnung des Abbaugebietes, in dem seit knapp 100 Jahren Salz gefördert wird, ist mit der Stadt Leipzig vergleichbar: 140 Quadratkilometer", erläutert der Bergmann Matthias Golle.

Das unterirdische Museum, in dem Mitarbeiter der Kali Werra AG Fördertechnik, Hilfsmittel und Zeugnisse aus den vergangenen Jahrzehnten zusammengetragen haben, vermittelt ein Bild von der Mühsal des Bergbaus. "Der Einsatz moderner Großgeräte erleichtert zwar vieles. Aber einfach wird der Bergbau wohl nie", meint Golle, der die Besucher auch zum weltgrößten Fördergerät unter Tage, dem Schaufelradbagger "Alf", führt.

Ein natürlich entstandener Hohlraum ist die Hauptattraktion der 25 Kilometer langen Fahrt. In 730 Metern Teufe, so der bergmännische Fachausdruck, fanden Bergleute 1980 eher zufällig jene Grotte, in der vor Jahrmillionen Salzkristalle von kaum vorstellbarer Größe gewachsen sind. Mit Kantenlängen bis zu einem Meter überraschten sie selbst Besucher aus Mexiko oder Neuseeland, erzählt Golle mit Stolz.

Von August an soll noch eine Attraktion hinzukommen. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die Goldreserven der Nationalsozialisten in dem Thüringer Bergwerk eingelagert. Als die Amerikaner im April 1945 die Werra überschritten hatten, fanden sie den Schatz und nahmen ihn als Kriegsbeute mit. Eine ausgeklügelte Projektionstechnik soll nun ein halbes Jahrhundert später den Besucher in die gleiche Situation versetzen, wie sie damals die US-Soldaten erlebten, denen nach Augenzeugenberichten beim Anblick der Goldmengen die Augen übergegingen. "Doch wer die Hand nach dem Golde streckt, wird feststellen, daß es nur eine schöne Illusion ist", kündigt Golle an.

Anfängliche Skepsis, ob das für Besucher hergerichtete Bergwerk auch genügend Interesse finden würde, seien inzwischen zerstreut, meint Grubendirektor Hartmut Ruck. Denn der Gebirgsschlag vom März 1989, der das weltweit schwerste von Menschen verursachte Erdbeben auslöste, hatte den Ruf der Kaliförderung arg ramponiert. Hinzu kamen Absatzschwierigkeiten, die zu einem Abbau der Förderkapazitäten auf die Hälfte und der Beschäftigtenzahl von 8000 auf 1700 Bergleute führten. FRANK PFAFF (dpa)

Frist schützt Mieter bei Wohnungsumwandlung

HAMBURG, 27. Juli (dpa). Mieter, die bei einer Umwandlung ihrer Wohnung in eine Eigentumswohnung um ihre Ansprüche fürchten müssen, sollten sich nicht ins Bockshorn jagen lassen. Seit dem höchstrichterlichen Urteil in Karlsruhe rechnen die Städte zwar mit einer Flut von entsprechenden Anträgen, doch Mieterschutzvereine beruhigen: Wohnungsbesitzer können ihre Mieter nicht einfach auf die Straße setzen. Bei der Kündigung wegen Eigenbedarf müssen bestimmte Fristen eingehalten werden.

Die Karlsruher Entscheidung vom 30. Juni erleichterte zwar die Umwandlung von Altbaumiet- in Eigentumswohnungen, da die Genehmigung nicht mehr von Brand- und Schallschutzvorschriften abhängig gemacht werden kann, doch genießt der Mieter weiterhin gesetzlichen Schutz, ergab eine dpa-Umfrage. In den meisten alten Bundesländern betrage die Kündigungsperrfrist bei einer Umwandlung drei bis fünf Jahre, erläutert Ulrich Ropertz vom Deutschen Mieterbund in Köln. Hinzu komme die normale Kündigungsfrist von drei bis zwölf Monaten. In Ballungsgebieten mit erhöhtem Wohnraumbedarf bestehe ohnehin eine Sperrfrist von mindestens fünf Jahren.

Mieter sollten auf jeden Fall die Nerven bewahren, raten ferner die Mieterorganisationen. Potentiellen Käufern sollte klargemacht werden, daß der Mieter seine Rechte kennt. Sinnvoll sei es auch, eine Mängelliste zu erstellen und sie dem neuen und alten Eigentümer bei einer Wohnungsbesichtigung zu präsentieren.

Vor "Kurzschlußhandlungen" warnte Berlins Bausenator Wolfgang Nagel (SPD). Niemand müsse "auf Teufel komm raus die eigene Wohnung kaufen". Wie viele andere Länder wolle Berlin die Forderung des Bundesrates unterstützen, die Kündigungssperrfristen auszudehnen. Auf Bundes- und Länderministerien will der Deutsche Städtetag in Köln "Druck machen, damit der Zustand vor Karlsruhe mit einer entsprechenden Änderung des Wohnungseigentumsgesetzes wiederhergestellt wird".

Das Karlsruher Urteil hatte ein Schleusentor geöffnet: Die meisten Anträge auf Umwandlung meldeten Berlin und München. Allein an der Spree gingen in den ersten zwei Wochen nach der Entscheidung rund 2500 Anträge ein. Der Deutsche Mieterbund in Köln rechnet für 1993 bundesweit mit 200 000 Umwandlungen von Altbaumiet- in Eigentumswohnungen.

Die "Panikmache" bei den Mietern sei nicht zu verstehen, meint hingegen Manfred Leyendecker vom Verband Rheinischer Haus-, Wohnungs-und Grundeigentümer. Seiner Meinung nach läßt die Umwandlung als solche das Mietverhältnis unangetastet. Der alte Grundsatz "Kauf bricht nicht Miete" gelte unverändert weiter.

Neue Forderungen Escobars

BOGOTÁ, 27. Juli (dpa/AP). Der am vergangenen Mittwoch aus dem Gefängnis entkommene kolumbianische Drogenboß Pablo Escobar hat sich mit neuen Forderungen gemeldet. Er ließ der Regierung am Sonntag mitteilen, daß er sich den Justizbehörden stellen werde, wenn zur Überwachung der Haftanstalt auch internationalen Beobachter herangezogen würden. Sie sollten feststellen, daß er keine Kontakte zur Unterwelt unterhalte.

Ferner solle den Angehörigen der Häftlinge freier Zugang zur Anstalt gestattet werden, verlangte Escobar. Er will auch in einer Einzelzelle untergebracht werden. Bisher hatte er angekündigt, sich den Behörden nur stellen zu wollen, wenn er nicht in ein Militärgefängnis verlegt werde. Diese Forderung ließ er jetzt fallen. Die kolumbianische Regierung wies alle Forderungen zurück und verlangte erneut eine bedingungslose Aufgabe Escobars.

Unterdessen wurden ein Unteroffizier des Heeres sowie mehrere Soldaten verhaftet, die offenbar dem Drogenboß zu der spektakulären Flucht verholfen haben sollen.

Maradonas Manager in Barcelona

Der Manager von Diego Maradona, Marcos Frnachi, ist nach Barcelona gereist, um mit Vertretern des internationalen Fußballverbands (FIFA) nach einer Lösung für den Argentinier zu suchen. Maradona ist nach einer 15monatigen Sperre wegen Dopings seit 1. Juli wieder spielberechtigt. Allerdings weigert er sich, seinen bis 1993 laufenden Vertrag mit dem italienischen Erstligisten SSC Neapel zu erfüllen.

32 000 Liter Alkohol beschlagnahmt

STOCKHOLM, 28. Juli (dpa). Der schwedische Küstenschutz hat vor Karlskrona 32 000 Liter 96prozentigen Alkohol an Bord des dänischen Frachters "Leo Hobro" beschlagnahmt. Wie am Montag bekannt wurde, sollte der Alkohol von drei Dänen eingeschmuggelt werden. Ein Sprecher des Zolls bezeichnete die Beschlagnahme als den größten Schmuggelfund im "modernen Schweden". Der Alkohol hätte in schwedischen Preisen einen Wert von umgerechnet 3,1 Millionen Mark. Die drei Schmuggler im Alter zwischen 30 und 50 Jahren wurden in Untersuchungshaft genommen. Wie weiter verlautete, steht noch nicht fest, was mit dem "corpus delicti" passieren soll. Als wahrscheinlich gilt, daß der Alkohol ins Meer gekippt wird.

Bomben auf Kinder geworfen

KAIRO (dpa/AFP). Bei einem Überfall von islamischen Fundamentalisten haben im Nildelta nahe der ägyptischen Mittelmeerstadt Damiette sechs moslemische Kinder und ein Wachmann akute Verbrennungen erlitten. Wie die Kairoer Tageszeitung "Al Akhbar" am Dienstag berichtete, warfen die Extremisten Brandsätze in eine Gruppe, die einer Feier zu Ehren des Ortsheiligen Scheikh el Rafai zusahen. Die Täter, die der Gruppe "El Takfir wa Hidschra" angehörten, seien von den Bewohnern des Ortes überwältigt worden. Die Staatsanwaltschaft habe die Ermittlungen aufgenommen.

In der Stadt Dairut wurden 73 Fundamentalisten festgenommen. Wie Innenminister Abdel Halim Mussa mitteilte, handelt es sich um "Aufwiegler", die für die religiösen Spannungen in dieser Gegend verantwortlich seien.

Alles beim alten in Sachen Honecker

MOSKAU, 27. Juli (dpa). Es wird offenbar keine schnelle Lösung im Fall Erich Honecker geben. Ein Sprecher des russischen Außenministeriums sagte am Montag laut Nachrichtenagentur Interfax, die Gespräche über das Schicksal des ehemaligen DDR-Staats- und Parteichefs hätten "wieder einen routinemäßigen Charakter" angenommen. Ende vergangener Woche war in Bonn, Santiago und Moskau die Hoffnung verbreitet worden, daß Honecker eventuell schon am vergangenen Wochenende in die Bundesrepublik zurückkehren würde.

Japan versucht anzukurbeln Börse reagiert nur mit Zwischenhoch auf Diskontsenkung

TOKIO (dpa/VWD/kö). Die japanische Notenbank hat den Diskontsatz um einen halben Punkt auf 3,25 Prozent gesenkt, aber den erhofften Stimmungsumschwung am Aktienmarkt nicht herbeiführen können. Nach dem Sieg der alleinregierenden Liberaldemokraten bei den Wahlen zum Oberhaus am Sonntag und der Ermäßigung des Leitzinses gab es nur einen kurzzeitigen Anstieg der Notierungen. Zum Börsenschluß am Wochenbeginn lag der repräsentative Nikkei-Index wieder deutlich unter seinem Stand vom Freitag und auf dem niedrigsten Niveau seit März 1986.

Die Bank von Japan führte zur Begründung ihrer Entscheidung vor allem die flaue wirtschaftliche Situation an. Notenbank-Präsident Yasushi Mieno äußerte die Hoffnung, daß der niedrigere Diskont, zu dem die Geschäftsbanken bei der Währungsbehörde Geld aufnehmen können, für eine konjunkturelle Erholung und eine Stabilisierung des Yen-Kurses auf den Devisenmärkten sorgen werde. Allerdings reagierte auch der Devisenmarkt nicht wie gewünscht. Die Zentralbank mußte sogar Dollar verkaufen, um ein weiteres Abrutschen der eigenen Währung zu verhindern. Japans Diskont, der davor am 1. April um dreiviertel Punkte auf 3,75 Prozent herabgesetzt worden war, "ist infolge der letzten fünf Kürzungen auf ein extrem niedriges Niveau gefallen. Damit sind weiteren Schritten zur Lockerung Grenzen gesetzt", betonte Mieno. Die Regierung begrüßte die Zinssenkung. Finanzminister Tsutomu Hata äußerte die Erwartung, daß die günstigeren Refinanzierungsmöglichkeiten vor allem den Banken helfen. Immer mehr Institute geraten durch niedrige Aktienkurse und einen wachsenden Berg fälliger Immobilienkredite in Schwierigkeiten. Ministerpräsident Kiichi Miyazawa äußerte die Ansicht, daß sich die konjunkturelle Situation aufhelle und die Investitionsbereitschaft der Unternehmen zunehme.

An der Börse blieben die Marktteilnehmer allerdings unbeeindruckt von der Entscheidung der Notenbank. Das Handelsvolumen war am Montag so gering wie in den letzten Wochen. "Es ist völlig egal, ob der Nikkei um 500 oder um 1000 Punkte steigt. Solange die Anleger kein neues Geld bringen, sind die Gewinne nicht zu halten", erläuterte ein Händler.

Bootsflüchtlinge ertranken vor Dschibuti

NAIROBI, 27. Juli (dpa). Über 50 somalische Bootsflüchtlinge sind wahrscheinlich im Golf von Aden vor der Küste von Dschibuti ertrunken. Wie der französische Auslandssender RFI am Montag meldete, sank ein Boot mit über 60 Somalis an Bord in rauher See. Zwölf Flüchtlinge konnten gerettet werden, die anderen werden seit dem Wochenende vermißt. Das völlig überbeladene Boot war auf dem Weg nach Jemen, wo bereits 40 000 Flüchtlinge aus Somalia leben. Vor der kenianischen Küste sind mehr als 350 Flüchtlinge aus Somalia seit fünf Tagen auf einem Frachter eingeschlossen. Die Behörden von Mombasa verweigerten dem Schiff die Erlaubnis, in den Hafen einzulaufen. In den Flüchtlingslagern in Kenia sei kein Platz mehr, hieß es.

Kurz gemeldet: Rabin besucht Deutschland

JERUSALEM, 27. Juli (dpa). Als erster israelischer Ministerpräsident wird der neue Regierungschef Yitzhak Rabin Mitte September dem vereinten Deutschland einen Besuch abstatten. Rabin folgt damit einer Einladung des SPD-Ehrenvorsitzenden Willy Brandt.

Mauergrundstücke nicht zurückgegeben

BERLIN, 27. Juli (dpa). Alt-Eigentümer können nach einem Beschluß des Berliner Verwaltungsgerichts ihre Mauergrundstücke nicht zurückerhalten. Nach Ansicht der Berliner Richter sieht das Gesetz über die offenen Vermögensfragen eine Rückgabe dieser Grundstükke nicht vor. Eine Ausnahme könne nur dann gelten, wenn die Immobilien ohne oder mit einer zu geringen Entschädigung von den DDR-Behörden enteignet worden sind, heißt es in einer am Montag veröffentlichten Entscheidung (AZ.: VG 25 A 593-91).

"Familien stärker berücksichtigen"

HANNOVER, 27. Juli (dpa). Eine stärkere Berücksichtigung der Familie in der Politik hat Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) angemahnt. Bei der Eröffnung des 17. Welthauswirtschaftskongresses in Hannover sagte Frau Süssmuth am Montag in Hannover, kein Staat der Welt könne ohne die Förderung der Familie als kulturelle und soziale Einheit existieren. Auf dem seit 58 Jahren erstmals wieder in Deutschland veranstalteten Kongreß werden eine Woche lang 1400 Experten aus 65 Ländern aktuelle Probleme der Hauswirtschaft und Familien diskutieren. Frau Süssmuth forderte die europäischen Frauen- und Familienverbände auf, nach Übersee zu blicken: "Dort nehmen Frauen ihre Rolle selbstbewußt wahr, weil sie ein starkes Selbstwertgefühl haben."

Schon 6700 Meter erreicht "Raumfahrt ins Erdinnere" soll Bebenprognosen verbessern

WINDISCHESCHENBACH, 27. Juli (dpa/VWD). Als Großbaustelle auf der grünen Wiese präsentiert sich die "Raumfahrt ins Erdinnere", das Kontinentale Tiefbohrprogramm (KTB) in Windischeschenbach in der Oberpfalz. Die Bohrung ist schon bei rund 6700 Metern angelangt. Doch es soll noch weiter gehen: Angestrebt werden 10 000 bis 11 000 Meter. Für Projektleiter Dieter Betz ist es das "interessanteste Loch der Welt".

Die Wissenschaftler erhoffen sich bessere Erkenntnisse über die Vorhersage von Erdbeben und über die umweltverträgliche Nutzung von Rohstoffen. Das bis Ende 1994 geplante Projekt wird vom Bundesministerium für Forschung und Technologie mit fast 500 Millionen Mark gefördert. Von Niedersachsen kommen die Firmen, die in Bayern bohren.

Neben dem wissenschaftlichen Aspekt hat das Projekt nach Ansicht von Niedersachsens Wirtschaftsminister Peter Fischer (SPD) aber auch eine "ganz große Bedeutung für die langfristige Entwicklung der Bohrindustrie". Die Branche - Teil der Erdöl- und Erdgasgewinnung mit bundesweit fast 11 000 Beschäftigten - erprobt neue Techniken, um Arbeitsplätze einzusparen und konkurrenzfähig zu bleiben. Bei herkömmlichen Bohrungen schlagen die Personalkosten mit fast 60 Prozent zu Buche.

Schon die Verrohrung des Loches bei einer Tiefe von 6000 Metern war nach Ansicht von Betz "eine Welturaufführung". Zudem wird das präziseste Bohrloch der Welt niedergebracht. Bei einer Tiefe von 6500 Metern betrug die Abweichung vom Ausgangspunkt weniger als zehn Meter. Beim tiefsten Loch der Welt mit etwa 12 260 Metern auf der russischen Halbinsel Kola waren es immerhin fast 900 Meter.

Präsident in Manila für Amnestie Ramos will auch KP-Verbot auf den Philippinen abschaffen

MANILA, 27. Juli (dpa). Der neue Präsident der Philippinen, Fidel Ramos, hat dem Parlament in Manila am Mon- tag einen Amnestie-Erlaß für 2100 frühere Mitglieder verbotener kommunistischer Organisationen vorgelegt. Außerdem forderte er den Kongreß auf, das Gesetz abzuschaffen, das die Kommunistische Partei der Philippinen für illegal erklärt. Die KP solle öffentlich mit anderen Parteien konkurrieren, statt den bewaffneten Kampf fortzusetzen, sagte er.

Unter die von ihm erklärte Amnestie sollten außerdem 2400 ehemalige Angehörige der im Süden der Philippinen aktiven moslemischen Separatistenbewegung MNLF fallen, erklärte Ramos. Die Teilnehmer von sieben Putschversuchen gegen die Regierung seiner Vorgängerin Corazon Aquino, die alle aus den Reihen ultrarechter Militärteile kommen und in den Untergrund gegangen sind, sprach Ramos nicht direkt an.

Seine Regierung strebe nach der Überwindung von Konflikten, die Keile in die Nation getrieben hätten, sagte der neue Präsident. Sein Amnestieprogramm und die Legalisierung der Kommunistischen Partei würden zu dauerhaftem Frieden führen und die Instabilität der Philippinen beenden.

Die kommunistische Untergrundtruppe "Neue Volksarmee" (NPA) ist als mili- tärischer Arm der philippinischen Kommunisten seit über 20 Jahren mit den Regierungstruppen in blutige Kämpfe verwickelt. Die MNLF und andere moslemische Separatisten auf den vorwiegend katholischen Philippinen kämpfen auf der südphilippinischen Insel Mindanao für Autonomie.

Kirche weist westliche Forderung zurück

Als "unmoralisch" wiesen die katholischen Bischöfe auf den Philippinen Bestrebungen westlicher Länder zurück, Wirtschaftshilfe mit Programmen zur Geburtenkontrolle in Entwicklungsländern zu verbinden. Diesen Standpunkt hätten die Bischöfe auf ihrer Jahreskonferenz bekräftigt, hieß es am Montag in philippinischen Radioberichten.

Demzufolge sagte Bischof Jesus Varela als Vorsitzender einer kirchlichen Kommission für Familienfragen, die Kirche werde gute Beziehungen zu Präsident Fidel Ramos unterhalten, wenn er Ehepaare weiterhin über die Größe ihrer Familien entscheiden lasse. In dem überwiegend katholischen Land ist mit Ramos erstmals ein Protestant an der Macht.

Vom Treppchen direkt zum Höhentraining Schumacher auf dem Gipfel Formel-1-Pilot nimmt die Schinderei mit Überzeugung auf sich

Keine Zeit zum Feiern, keine Zeit für Urlaub: Trotz seines dritten Platzes beim Großen Preis von Deutschland gönnte sich das neue Formel-1-Idol Michael Schumacher keine Atempause. Nach einem kurzen Abstecher nach Kerpen zum Kleiderwechseln brach er nach Österreich zum Höhentraining auf. Vom Treppchen direkt auf den Gipfel - Erfolg verpflichtet: Der Triumph beim ersten Heim-Grand-Prix ist abgehakt, in drei Wochen wartet die nächste schwere Aufgabe auf dem Hungaroring bei Budapest.

Im Freudenrausch hatte Schumacher spontan eine "kleine Sause" für den Abend angekündigt. Sein Manager und väterlicher Freund strich die Fete kurzerhand. "Es reicht, daß er mich mit Champagner vollgespritzt hat. Einen Spezi extra bekommt er, mehr nicht", wich "Wachhund" Willi Weber witzelnd nicht von seiner harten Linie ab. Anderntags streifte Schumacher in aller Herrgottsfrühe in der Steiermark durch die Wälder: im Laufschritt oder auf dem Mountainbike. Fünf Tage Fitneß "bolzen" stehen auf dem Programm. "Wer rastet, rostet", griff Weber auf ein altes Sprichwort zurück.

"Erst nach Ungarn kann ich Mitte August ein paar Tage ausspannen. Richtig in Urlaub geht es dann zwischen den letzten beiden WM-Läufen in Japan und Australien. Mit Willi fahre ich an die Great-Barrier-Riffs", verriet der WM-Dritte. An seinen letzten Disco-Besuch, für viele Gleichaltrige ein wöchentliches Vergnügen, kann sich der 23jährige nicht mehr erinnern. "Das ist natürlich auch nicht möglich. Ich muß abends um zehn ins Bett", sagt er.

Schumacher nimmt die Schinderei nicht unbedingt gern, aber mit Überzeugung und Einsicht auf sich. Er weiß: Ohne Fleiß kein Preis. Seine scheinbar spielerisch herausgefahrenen Erfolge in nur zehn Monaten Formel 1 hat sich der gelernte Kraftfahrzeugmechaniker hart erarbeiten müssen. Die Lehrjahre in den unteren Formel-Klassen mit dem gelungenen "Gesellenstück" in der Sportwagen-Weltmeisterschaft im "Silberpfeil" haben ihn geformt. In der "Königsklasse" des Motorsports ist der neue "Kronprinz" auf dem Weg ganz nach oben. "Vier, fünf Jahre wird er wohl noch brauchen. Dann kann er es schaffen", traut der dreimalige Weltmeister Jackie Stewart Schumacher den Titelgewinn zu.

Geschichte hat Schumacher in Hockenheim schon jetzt "geschrieben". 15 Jahre nach "Striezel" Stuck stand erstmals wieder ein Deutscher beim Großen Preis von Deutschland auf dem Treppchen. dpa

Priester schmuggelte Kokain

STUTTGART, 27. Juli (dpa). Ein 38jähriger Priester aus Bogotá hat sich als Rauschgiftkurier entpuppt: Nach Angaben des Zollamtes vom Montag in Stuttgart schied der Mann 105 Behältnisse mit insgesamt 1,1 Kilogramm Kokain aus. Zollbeamte hatten zuvor am Stuttgarter Flughafen eine Röntgenaufnahme des Mannes angeordnet. Als Leiter eines Heimes für obdachlose Kinder habe er mit dem Schmuggel Geld für die Kinder aufbringen wollen, gab der Priester nach Angaben der Polizei an.

"Ägypten foltert systematisch" Menschenrechtsgruppe: Westen soll mit Sanktionen drohen

KAIRO, 27. Juli (dpa). Die US-amerikanische Menschenrechtsorganisation "Middle East Watch" hat "systematische Folter" von Untersuchungsgefangenen in den Zentralen des ägyptischen Staatssicherheitsdienstes angeprangert. Bei der Vorstellung eines Berichts über "Folter und Verhaftungen in Ägypten" forderte die Organisation am Montag in Kairo die USA und die Europäische Gemeinschaft auf, Ägypten mit dem Stopp der Wirtschafts- und Militärhilfe für den Fall zu drohen, daß die Folter nicht aufhöre.

Der Bericht, der sich auf zahlreiche Interviews mit Gefangenen stützt, kommt zu dem Schluß, daß es sich nicht um Einzelfälle handle. Die Foltermethoden - wie Verbinden der Augen, stundenlanges Stehen und Elektroschocks - seien im ganzen Land gleich. Dies deute darauf hin, daß die Geheimdienststellen entsprechende Instruktionen erhalten hätten. Die meisten der Interviewten seien Gefangene gewesen, die als islamische Extremisten verdächtigt worden seien. Die für Folter Verantwortlichen sind dem Bericht zufolge meist nicht festzustellen, da Festgenommenen der Kontakt mit Anwälten oder Verwandten untersagt werde und ihre Namen häufig nicht in offizielle Listen eingetragen würden.

Middle East Watch kritisierte heftig, daß die ägyptische Regierung, die seit Jahren die Existenz von Folter abstreitet, die Augen vor dem Problem einfach verschließe. Nachdem die Behörden im Februar den Mitarbeitern der Organisation nahezu freien Zugang zu den Gefängnissen gewährt hätten, habe die Regierung auf den jetzt vorgelegten Bericht trotz mehrerer Anfragen nicht reagiert.

Die Organisation fordert unter anderem die Bestellung eines unabhängigen Staatsanwalts. Sein Amt müsse ihm langfristig sicher sein, damit kein Druck auf ihn ausgeübt werden könne.

Kurz gemeldet: Anschlag auf "Insel der Millionäre"

AJACCIO, 27. Juli (dpa). Bei einem Anschlag "gegen die Mafia" haben korsische Nationalisten fünf Luxuswohnungen auf der Insel Cavallo vor Korsika zerstört. Vier Mitglieder der Untergrundorganisation "Resistenza" flogen mit einem gemieteten Hubschrauber auf die "Insel der Millionäre" und legten die Bomben, berichtete die Polizei.

Grabungen an Ötzi-Fundort

INNSBRUCK, 28. Juli (dpa). An der Fundstelle des Gletschermanns, genannt Ötzi, in den Ötztaler Alpen wollen Archäologen bald weiter graben. Wie ein Sprecher des Südtiroler Landesdenkmalamtes in Bozen mitteilte, sollen die Arbeiten im August beginnen und je nach Witterung etwa einen Monat dauern.

Die Grabungen in über 3000 Meter Höhe sollen Utensilien von Ötzi, der vor mehr als 5000 Jahren gelebt hat, zutage bringen. Im Eis befinden sich noch Teile seines Bogens, der bei der Bergung zerbrochen war, sowie Stücke einer Grasmatte, Leder- und Heureste.

Tangentopoli

Mailands Schmiergeldaffäre ist zum Gesellschaftsspiel geworden. Erfinder von "Tangentopoli" ist der ehemalige italienische Christdemokrat Roberto Mongini, der im Juni nach zweieinhalb Wochen Haft die Annahme von Schmiergeldern (tangenti) gestanden hatte. Er münzte das weltbekannte "Monopoly" auf die italienischen Bestechungpraktiken um. Nach den Enthüllungen in den vergangenen Monaten sind mehrere Dutzend Politiker und Industrielle hinter Gitter gewandert.

Wie der Mailänder "Corriere della Sera" am Montag berichtete, spielt der aus seiner Partei ausgeschlossene Anwalt Mongini nun in dem exklusiven Badeort Portofino weiter mit Schmiergeldern und kommunalen Aufträgen: In seinem Tangentopoli geht es darum, statt Straßen und Hotels öffentliche Aufträge zu ergattern. Und dabei natürlich entsprechende Bestechungsgelder einzustreichen. (dpa)

Zur Person:

LIANNE PAULINA-MÜRL (SPD), frühere Präsidentin des Landtags von Schleswig-Holstein, ist am Montag im Alter von 47 Jahren gestorben. Als erste Frau stand Paulina-Mürl von 1987 bis April 1992 an der Spitze des Landtages. Amtsnachfolgerin Ute Erdsiek-Rave (SPD) würdigte die Verstorbene als "bedeutende Parlamentarierin, deren Wirken für die Demokratie in Schleswig-Holstein unvergessen sein wird". Paulina-Mürl hatte ihr Amt 1987 während der Regierungskrise im Zuge der Barschel-Affäre übernommen. Sie hatte entscheidenden Anteil an dem Weg zu vorgezogenen Neuwahlen im Mai 1988 und wurde dann erneut zur Landtagspräsidentin gewählt. Nach der Landtagswahl im April 1992 verzichtete sie wegen ihrer schweren Krankheit auf die Annahme ihres Parlamentsmandats. (dpa)

Versteigerung von Thurn- und Taxis-Schätzen Fürstin Gloria bringt selbst die bayerische Regierung auf Trab

Das Auktionshaus Sotheby's möchte wegen der geplanten Versteigerung von Schätzen aus dem Regensburger Fürstenhaus Thurn und Taxis mit dem bayerischen Kultusminister Hans Zehetmair Kontakt aufnehmen. "Natürlich wollen wir in dieser Sache zusammenarbeiten", erklärt Christoph Graf Douglas, Leiter der deutschen Niederlassung des Londoner Auktionators. Ob das Kultusministerium einige Stücke für das Bayerische Nationalmuseum erwerben werde, könne er aber nicht sagen.

Douglas zufolge steht keines der insgesamt 150 wertvollen Schmuckstücke sowie Tabakdosen und Tafelsilber auf der Liste der geschützten nationalen Kulturgüter. "Wir haben alles sorgfältig geprüft und nichts heimlich beiseite geschafft." Auch die Tabakdose, die um 1760 in Berlin für Friedrich den Großen geschaffen wurde, sei schon mehrfach ausgestellt worden. Zur Katalogisierung sind die Schmuckstücke mittlerweile alle nach Genf transportiert worden, wo sie am 16. und 17. November unter den Hammer kommen sollen.

Zehetmair beauftragte unterdessen Fachleute, die Pretiosen für das Kultusministerium aufzulisten und zu überprüfen, ob sich darunter Gegenstände von nationalem Rang befinden. Danach will der Minister noch einmal mit Fürstin Gloria von Thurn und Taxis (siehe dpa-Foto) sprechen. Der bayerische Generalkonservator Michael Petzet hatte nach Bekanntwerden der fürstlichen Pläne (FR vom 22. Juli) unter anderem auf das Denkmalschutzgesetz und ein Urteil des Oberlandesgerichts Nürnberg von 1943 verwiesen, das die Veräußerung von Ausstattungs- und Sammlerstücken mit nationaler Bedeutung ohne Zustimmung der staatlichen Stellen verbietet.

Als "Demonstration gegen die Machenschaften meiner Nichte" bewertete Pater Emmeram von Thurn und Taxis den Rosenkranz, den Freunde des 90jährigen Eremiten am Sonntag in Kloster Prüfening bei Regensburg gebetet hatten. Rund zwei Dutzend Sympathisanten waren gekommen, um den Onkel von Fürstin Gloria in der Auseinandersetzung um den Erhalt des 1109 gegründeten Benediktiner-Klosters zu unterstützen. Die Stadt Regensburg und die Universität wollen dort ein Tagungszentrum errichten. Emmeram, der Wohnrecht auf Lebenszeit genießt, will dagegen in "seinem" Kloster wieder einen Benediktinerkonvent aufbauen. Nach Angaben des fürstlichen Hauses war der Wunsch zum Umbau des Klosters in ein Tagungszentrum kürzlich von der Stadt an Gloria herangetragen worden, die sich aber noch nicht entschieden habe.

Der Pater, der aus gesundheitlichen Gründen die Solidaraktion nur aus der Ferne beobachten konnte, warf unter Hinweis auf die geplante Versteigerung der Fürstin Habgier vor. Sie leide nicht unter Geldnot. "Wie viele Leute, die aus armen Verhältnissen kommen, will sie aber immer mehr."

In einem Interview mit der Münchner Illustrierten Bunte bekräftigte die 32 Jahre alte Witwe noch einmal, daß sie mit der Auktion das Ziel verfolge, das fürstliche Vermögen so zu strukturieren, daß es auch Ertrag abwerfe. Deshalb habe sie zusammen mit den sie beratenden Managern beschlossen, Ballast abzuwerfen. "Das ist nicht verscherbeln, nicht versilbern." "Es ist eine vernünftige kaufmännische Entscheidung. . . Ich bin nunmal die Fürstin und muß jetzt das tun, was ich für richtig für meinen Sohn, den jungen Fürsten, halte."

Auch Gloria zufolge handelt es sich bei keinem Teil der in die Auktion gegebenen Objekte um geschütztes Kulturgut. "Das ist gesetzlich geregelt, und daran halten wir uns." Ferner erinnerte sie daran, daß die Familie in 500 Jahren in sehr vielen Kunstgebieten gesammelt habe. Von überallher sei eine Unmenge von Möbeln, Porzellan, Silber und Schmuck ins Regensburger Fürstenhaus gebracht worden: "Bei uns sieht es teilweise aus wie in einem Möbellager." dpa/FR

Telearbeit bleibt vorerst noch die große Ausnahme

BERLIN (dpa). Bis zum Jahr 2000 werden nicht mehr als fünf Prozent der Jobs Telearbeitsplätze sein. Die ortsunabhängigen Tätigkeiten der Zukunft dürften nichts mit der Heimarbeit klassischer Prägung zu tun haben; die Beschäftigten würden sozial abgesichert sein und Mischarbeitsformen nachgehen, meint der Präsident des Instituts für Zukunftsstudien und Technologiebewertung, Rolf Kreibich. Er stellte eine von seinem Haus im Auftrag der Telekom und des Landes Berlin angefertigte Studie vor. Auf einigen Gebieten, wie bei Versicherungen, könnten bis zu 20 Prozent der Stellen mit Telearbeitnehmern besetzt werden.

Die Breitbandtechnologie eröffne dem Nutzer technisch fast unbegrenzte Kommunikations- und Übertragungsmöglichkeiten. Sie soll zur Auflösung der Grenzen zwischen beruflichen und privaten Tätigkeiten führen. Die Beschäftigten könnten teilweise im Unternehmen, unterwegs oder zu Hause arbeiten. Voraussetzung sei eine breite Verfügbarkeit von Netzanschlüssen, Arbeitsplatzinseln wie in sogenannten Teleports und auf Messegeländen bis hin zur "Demokratisierung des Netzzugangs" durch einen Glasfaseranschluß in jeder Wohnung.

Die Auswertung von 30 Fallstudien in Firmen und Institutionen habe ergeben, daß man beim "Überstülpen" von Telearbeitsplätzen vorsichtiger geworden sei. Sinnvoll seien diese nur dort, wo von Angestellten gewünschte Trends zur Änderung der Arbeitsbedingungen aufgegriffen würden. Durch Telejobs könne beispielsweise das Zusammenspiel getrennter Projektgruppen und Experten erleichtert werden.

Kurz gemeldet: Russischer Diplomat bei Unfall getötet

PRAG, 27. Juli (dpa). Ein russischer Diplomat und seine Frau sind bei einem Zusammenstoß ihres Autos mit einem Zug in der tschechoslowakischen Hauptstadt Prag getötet worden. Der Botschaftsrat hatte die Warnsignale an einem Bahnübergang mißachtet.

Adriaküste mit Geflohenen überfüllt WIEN/DEN HAAG (dpa/Reuter). Die Adriaküste Kroatiens ist nach Angaben des Informationsministeriums in Zagreb mit Flüchtlingen überfüllt. Das Land habe mittlerweile rund 500 000 Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina sowie etwa 250 000 Menschen aus den von Serben kontrollierten Gebieten Kroatiens zu versorgen, berichtete ein Sprecher des Ministeriums am Montag auf Anfrage. Ein Großteil der Flüchtlinge und Vertriebenen sei an der Küste untergebracht. Die Ferienhotels reichten teilweise nicht mehr aus. So sei in Buje auf Istrien eine Zeltstadt für Flüchtlinge gebaut worden.

Touristen gibt es praktisch nur auf der Halbinsel Istrien sowie auf den Inseln nördlich von Pag beziehungsweise an dem dazugehörigen Küstenstreifen. In diesem Bereich wurden einige Dutzend Hotels für Touristen reserviert, der Rest ist auch hier mit Flüchtlingen belegt. Nehmen Niederlande 330 Moslems? DEN HAAG (Reuter). Die niederländische Regierung prüft die Aufnahme von 330 moslemischen Flüchtlingen aus Bosnien-Herzegowina. Eine Sprecherin des Justizministeriums sagte am Montag, die Flüchtlinge säßen seit Samstag in sechs Bussen an der Grenze zwischen Kroatien und Slowenien fest, da sie keine Visa für die Weiterreise hätten. Die Regierung sei nicht über den Wunsch der Moslems informiert worden, in die Niederlande zu kommen. Unkontrollierte Fluchtbewegungen wolle man aber vermeiden. Athen akzeptiert keine Flüchtlinge ATHEN (AFP). Griechenland will keine Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien aufnehmen. Das teilte ein hoher Mitarbeiter der Regierung in Athen, der nicht namentlich genannt werden wollte, der Nachrichtenagentur AFP mit. Er begründete die griechische Weigerung mit der Notwendigkeit des Schutzes der inneren Sicherheit. Griechenland wolle nicht durch die Einwanderung moslemischer und anderer nichtgriechischer Bevölkerungsgruppen "Problemherde" im Land entstehen lassen.

Nürnberg holt argentinischen Stürmer

Fußball-Bundesligist 1. FC Nürnberg verpflichtete den 19 Jahre alten Stürmer Sergio Bustos von Racing Buenos Aires. Zarates Landsmann kostet eine Ablösesumme von 1,2 Millionen Mark.

Kriminalität ufert aus

BERLIN, 27. Juli (dpa). Die Berliner Sicherheitsbehörden können nach Ansicht der Gewerkschaft der Polizei (GdP) die Flut von Straftaten in der Hauptstadt nicht mehr bewältigen. Etwa jede Minute werde eine Straftat angezeigt, allein im Bereich der Straßenkriminalität täglich rund 600 Delikte. Die meisten Vergehen und Verbrechen würden nur noch "registriert und verwaltet", so Berlins GdP- Vorsitzender Burkhard von Walsleben am Montag in einer Pressemitteilung. Die Beamten hätten "die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit" überschritten.

110 000 Straftaten seien in den ersten sechs Monaten im Bereich der Straßenkriminalität registriert worden, 20 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Der Autodiebstahl sei um 77 Prozent angestiegen. Inzwischen werde in Berlin alle sechs Minuten in ein Auto eingebrochen, alle 18 Minuten ein Auto gestohlen.

Die Gewerkschaft fordert, die heute rund 30 000 Mitarbeiter der Polizei personell aufzustocken.

Freistellungen nicht beliebig

KASSEL, 28. Juli (dpa). Der Betriebsrat eines Unternehmens kann nicht frei darüber entscheiden, welches Mitglied zur Vertretung der Arbeitnehmerinteressen von der Arbeit freigestellt wird. Zunächst müssen Vertreter der Mehrheitsgruppe berücksichtigt werden. Das hat das Bundesarbeitsgericht (BAG) in Kassel in einem jetzt veröffentlichten Beschluß festgestellt. Die im Betriebsrat vertretenen Gruppen müssen die Freistellungs- Plätze nach dem d'Hondtschen Höchstzahlverfahren (Grundsatz der Verhältniswahl) ermitteln (Az.: 7 ABR 50/91). Nach dem Betriebsverfassungsgesetz kann ab 300 Arbeitnehmern ein Mitglied freigestellt werden.

So kann zum Beispiel die Mehrheitsgruppe der Angestellten im Betriebsrat nicht zugunsten der zahlenmäßig kleineren Arbeitergrupe auf eine Freistellung verzichten. Dies hatte der Betriebsrat einer Kaufhaus-Filiale praktiziert. Das BAG erklärte dieses Verfahren für unzulässig. Wenn allerdings weniger Mitglieder mit einer Freistellung einverstanden sind, als der Gruppe zustehen, dann gehen die nicht genutzen Freistellungen auf die andere Gruppe über, entschied der 7. Senat des Bundesarbeitsgerichts.

Rebellen verbünden sich

NAIROBI, 27. Juli (dpa). Vier Rebellengruppen in Somalia, die nach eigener Darstellung zwei Drittel des vom Bürgerkrieg zerstörten Landes kontrollieren, haben sich zu einer Allianz zusammengeschlossen. Nach Rundfunkberichten von Montag lehnten die vier Rebellengruppen den Plan ab, 500 bewaffnete UN-Soldaten nach Somalia zu schicken, die Hilfstransporte für die hungernde Bevölkerung vor Plünderern schützen sollen. Das Rebellenbündnis rief die Vereinten Nationen statt dessen dazu auf, beim Wiederaufbau einer somalischen Polizei zu helfen.

Die Gruppen kamen überein, eine "Administration" aufzubauen und gemeinsam gegen das Unwesen der Banditen und Plünderer zu kämpfen. Somalia hat seit dem Sturz des Alleinherrschers Mohammed Siad Barre vor anderthalb Jahren keine funktionierende Regierung mehr. Infolge des Bürgerkriegs sind 4,5 Millionen Menschen, zwei Drittel der gesamten Bevölkerung, von Hungersnöten bedroht.

Generalstreik in Tschad

NAIROBI, 27. Juli (dpa). Ein Aufruf der Gewerkschaften im westafrikanischen Sahara-Staat Tschad zu einem Generalstreik ist am Montag weitgehend befolgt worden. Wie der französische Auslandssender RFI aus der Hauptstadt N'Djamena meldete, richtete sich der Ausstand dagegen, daß die Angestellten des öffentlichen Dienstes seit Monaten keine Gehälter bekommen haben.

Die Kassen des Staates, der sich in mehreren Teilen des Landes mit bewaffneten Rebellen auseinanderzusetzen hat, sind leer. Ein Lehrer, der wegen ausgebliebener Gehaltszahlungen sich seit Tagen nichts zu essen kaufen konnte, brach aus Schwäche vor seiner Schulklasse bewußtlos zusammen, hieß es. Die Regierung lehnte jeden Dialog mit den Streikenden ab.

König setzt sich auf den WM-Thron

Der Berliner Peter König wurde im finnischen Lisalmi neuer Motorboot-Weltmeister in der 250er Klasse. Im Finale verwies er den amtierenden Europameister Guiseppe Rossi (Italien) auf den zweiten Rang. Königs Teamgefährte Oliver Franke (Berlin) wurde Dritter.

Dasa will Raumfahrt von Briten Anteilseigner kritisieren Fokker-Deal / Aktien im Sturzflug

MÜNCHEN/DEN HAAG (dpa/rtr/FR). Die Deutsche Aerospace (Dasa), Waffen-, Luft- und Raumfahrt-Holding des Daimler-Konzerns, führt Gespräche mit British Aerospace über den Kauf von deren Raumfahrtaktivitäten. Das 1991 in die Verlustzone geratene Unternehmen von der Insel sucht seit einem Jahr einen Erwerber oder Partner für dieses Geschäft und hat auch Kontakt zur Dasa aufgenommen. Seit etwa drei Monaten "untersuchen wir British Aerospace Raumfahrt mit rund 150 Millionen Pfund Umsatz (umgerechnet rund 430 Millionen Mark) und 1700 Beschäftigten", bestätigt ein Sprecher des Daimler-Ablegers. Es gebe aber noch keine konkreten Verhandlungen oder ein Angebot. Ein Schwerpunkt der Briten sind Erdbeobachtungs- und Kommunikationssatelliten. Dasa zählt in der Raumfahrt 5400 Leute, die zuletzt für 1,6 Milliarden Mark in der Kasse sorgten. Bislang galten die französischen Matra- Leute als aussichtsreichste Kandidaten für eine Partnerschaft mit den Briten.

Für die Ende vergangener Woche nach monatelangen Verhandlungen erzielte grundsätzliche Übereinkunft zwischen Dasa und dem Flugzeugbauer Fokker mit dem Ziel, die Fokker-Mehrheit zu übernehmen (siehe FR vom Montag), bedarf es noch einer Reihe klärender Verhandlungen. Klar ist bislang nur, daß Dasa über den 32prozentigen Fokker-Anteil des holländischen Staates hinaus die Majorität per Kapitalerhöhung erhalten soll. Die Bedingungen dafür und was mit den freien Aktionären geschieht, sind bislang nicht klar. An der neuen Fokker-Holding wollen sich die Niederlande (nach dem Verkauf der bisherigen Anteile) mit 22 Prozent beteiligen. Dieses Paket soll aber in drei Jahren abgestoßen werden.

Die niederländische Aktionärsvereinigung VEB übte unterdessen Kritik an der geplanten Mehrheitsbeteiligung der Dasa an dem Traditionsunternehmen. Die von der Regierung in Den Haag genehmigte Fusion deute auf eine unfaire Behandlung der Fokker-Anteilseigner hin, meinten die Interessenvertreter. Die VEB forderte den niederländischen Finanzminister Koos Andriessen auf sicherzustellen, daß der nach der Übernahme durch den Daimler-Konzern verbleibende Staatsanteil an dem Flugzeugbauer voll oder zum Teil dem Publikum angeboten werde.

Der Sturzflug der Fokker-Aktien setzte sich derweil fort. Gestern früh rutschte die Notierung der Papiere an der Amsterdamer Börse um mehr als sieben Prozent auf den tiefsten Stand innerhalb von zwei Jahren. Nach Angaben von Händlern bot ein bisher unbekannter Marktteilnehmer ein Aktienpaket aus Enttäuschung über die geplante Dasa-Mehrheitsbeteiligung zum Verkauf an. Gegen Mittag wurden Fokker-Anteile für 25,50 Gulden gehandelt. Schon am Montag war der Kurs um über 13 Prozent gefallen.

Hugendubel kauft Teil von Bucher/List

MÜNCHEN. Der Münchner Verleger und Buchhändler Heinrich Hugendubel hat fünfzig Prozent der Verlagsgruppe Bucher/List/Südwest/Ludwig/Berg von Christian Strasser erworben. Aus dieser Verlagsgruppe war im Februar dieses Jahres der Süddeutsche Verlag ausgeschieden. Ferner werden unter dem Dach der neu konzipierten Verlagsgruppe auch die Verlage Heinrich Hugendubel und Eugen Diederichs geführt. Grund für den Zusammenschluß sei die Zukunftssicherung auf einem sich verändernden Buchmarkt, teilte der Verlag mit. dpa

Zur Person:

GÜNTHER SCHILLING, ehemaliger Abteilungsleiter im DDR-Ministerrat, hat mit seiner Revision vor dem Bundesgerichtshof (BGH) keinen Erfolg gehabt. Einstimmig bestätigte der BGH ein Urteil des Berliner Landgerichts gegen ihn wegen Veruntreuung von rund 700 000 DDR- Mark. Die Richter hatten gegen Schilling im Dezember 1991 eine Bewährungsstrafe von 15 Monaten verhängt, weil dieser gemeinsam mit WERNER KROLIKOWSKI, ehemals stellvertretender Ministerpräsident und Politbüromitglied, drei Grundstücke für dessen Familie aus der Staatskasse finanziert hatte. Das Verfahren gegen Krolikowski war wegen seines schlechten Gesundheitszustands nicht eröffnet worden. (dpa)

Beschäftigungsverbot für Schwangere an Tankstellen

BERLIN, 27. Juli (dpa). Schwangere dürfen an Tankstellen nicht beschäftigt werden. Das Berliner Oberverwaltungsgericht entschied in einem Eilverfahren, das dies wegen der an Tankstellen drohenden Gesundheitsgefahren selbst für die Tätigkeit an der Kasse gelte (AZ.: OVG 6 S 72.92).

Die an Tankstellen anzutreffende erhöhte Konzentration von Benzol rechtfertige das Verbot. Nach den Vorschriften der Gefahrstoffverordnung sei Arbeitgebern die Beschäftigung werdender Mütter mit krebserzeugenden, fruchtschädigenden oder erbgutverändernden Gefahrstoffen nicht erlaubt.

Rüstung auf dem Prüfstand

PRAG, 28. Juli (dpa). Der Verteidigungsrat der CSFR hat an die föderative Regierung die Empfehlung gerichtet, den Erhalt des Rüstungspotentials neu zu beurteilen. Wie die amtliche Prager Nachrichtenagentur CSTK unter Berufung auf regierungsnahe Quellen berichtete, sollen die Rüstungsbetriebe zwar nicht ihr normales Herstellungsprogramm weiterführen, die vorhandenen Produktionsanlagen aber auch nicht abgebaut werden.

In der vergangenen Woche hatte die CSFR-Regierung für die Umstellung der Rüstungsfabriken auf zivile Produktionsprogramme eine Milliarde Kronen (rund 59 Millionen Mark) aus dem Bundesstaatshaushalt bereitgestellt. Wirtschaftsminister Jaroslav Kubecka sagte, diese Mittel würden nur den Betrieben zugeteilt, die bereits von der Waffenherstellung auf zivile Warenproduktion übergegangen seien. In der Slowakei ist der Großteil der Rüstungsbetriebe angesiedelt. Als Folge der sogenannten Konversion hat sich die Arbeitslosenquote in der Slowakei gegenüber der Tschechischen Republik verdreifacht.

Weitere Verhandlung im Fall Strauß

Im Fall Astrid Strauß, die wegen eines Dopingvorwurfs nicht in Barcelona startet, soll in der zweiten Septemberhälfte weiter verhandelt werden. Dies bestätigten am Montag der Rechtsanwalt des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV), Claus Pohlmann (München), und der Magdeburger Rechtsvertreter Wolfgang Weber (Dortmund).

Agraringenieurin kandidiert

PRAG, 28. Juli (dpa). Die 56jährige Agraringenieurin Marie Kristkova ist Kandidatin für die dritte Runde der CSFR-Präsidentenwahl an diesem Donnerstag. Das gab die Pressestelle des Prager Bundesparlamentes bekannt. Frau Kristkova ist Mitglied der linksgerichteten Liberalsozialen Union (LSU). Zuvor hatten sich bereits das Mitglied der rechtsradikalen tschechoslowakischen Republikaner (SPR-RSC), Zdenek Prochazka, sowie der Vorsitzende der rechtsorientierten Bewegung 90, Zdenek Pinta, für eine Kandidatur auf das CSFR-Präsidentenamt entschieden.

Im ersten Durchgang der Präsidentenwahl war das damalige Staatsoberhaupt Vaclav Havel an der Sperrminorität der slowakischen Abgeordneten gescheitert. In der zweiten Runde hatte Republikaner-Chef Miroslav Sladek kandidiert, war erwartungsgemäß aber von den 300 Abgeordneten des Bundesparlaments nicht gewählt worden.

Tour de France ohne Doping-Fall

Die 79. Tour de France ist ohne Doping-Fall geblieben. Die Doping-Kontrollkommission der diesjährigen Tour unter Leitung des französischen Mediziners Patrick Nedelec und des Inspekteurs des Internationalen Radsport-Verbandes (UCI) Renato Conti gab am Montag in Paris bekannt, daß alle Tests ein negatives Ergebnis auswiesen.

Knorr-Bremse gibt Gas auf japanischem Markt

MÜNCHEN (dpa/VWD/rtr/FR). Der Fahrzeugausrüster Knorr-Bremse mischt künftig auch auf Nippons Markt mit. Die Münchner haben mit dem japanischen Konzern Koshin Seikosho und dem Handelshaus Mitsui ein Gemeinschaftsunternehmen für Schienenfahrzeugbremsen gegründet. Auf diesem Gebiet führen die Deutschen weltweit. An dem neuen Joint- venture halten sie die Hälfte der Anteile. Die Zusammenarbeit soll zunächst den Vertrieb umfassen, später aber auf die Produktion für den japanischen Markt ausgedehnt werden. Begünstigt wurde der Einstieg dort durch die Privatisierung der japanischen Eisenbahn. Somit bestünden jetzt mehr Möglichkeiten für ausländische Zulieferer, erklärt das Management von Knorr-Bremse.

Mit dem japanischen Handelshaus arbeiteten die Bayern bereits zusammen. Koshin Seikosho gehört zu der mittelständischen Nashiumi-Gruppe, die Teile für den Maschinenbau, die Autoindustrie und für Eisenbahnen herstellt.

Knorr-Bremse setzte im vergangenen Jahr rund 1,2 Milliarden Mark um. Neben Bremsen stellen die Münchner automatische Kupplungen und Schwingungsdämpfer für Dieselmotoren her. Das Unternehmen hat erst vor wenigen Monaten seine Nordamerika-Präsenz durch die Übernahme der New York Air Brake deutlich ausgebaut. Geplant ist, den Fuß auf den koreanischen Markt zu setzen.

Gitter zu weich - Knast dicht

POTSDAM, 28. Juli (dpa). Wegen zu weicher Gefängnisgitter und anderer mangelhafter Sicherungsvorkehrungen wie zu niedriger Mauern will das Justizministerium des Landes Brandenburg die Justizvollzugsanstalt Wriezen im Kreis Bad Freienwalde für zweijährige Umbauarbeiten schließen. Ausbrecher konnten, wie es offiziell hieß, die Fenstergitter mit einem normalen Messer durchsägen. Aus der Strafanstalt sind zuletzt innerhalb weniger Wochen bei vier Ausbrüchen 17 Häftlinge geflohen. Als gefährlich und fluchtverdächtig eingestufte Gefangene wurden inzwischen schon nach Berlin verlegt.

Wesemann Zweiter beim Kriterium

Der Frankfurter Friedensfahrt-Sieger Steffen Wesemann rollt sich für Olympia ein. Beim letzten Wettkampf vor der Abreise in die Olympiastadt Barcelona belegte Wesemann bei einem 70-Kilometer- Kriterium in Roschbach bei Landau Platz zwei. Der Sieg ging an den Preetzer Bekkers.Kinkel zu Antrittsbesuch nach Warschau

BONN, 27. Juli (dpa). Für Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) gibt es bei seinem bevorstehenden Besuch in Warschau zwei Premieren: Zum ersten Mal seit seinem Amtsantritt besucht er die polnische Hauptstadt. Und erstmals trifft er mit der neuen polnischen Ministerpräsidentin Hanna Suchocka zusammen. Weitere Gesprächspartner bei der an diesem Mittwoch beginnenden zweitägigen Visite sind unter anderem Kinkels Amtskollege Krzysztof Skubiszewski, Staatspräsident Lech Walesa und Sejm-Marschall Wieslaw Chrzanowski. Hauptthemen werden neben dem deutsch-polnischen Verhältnis die Entwicklung in Europa sein.

Gemeinden für neues Asylrecht

BONN, 27. Juli (dpa/AP). Die Kommunen verlangen schnellere Verfahren zur Abschiebung von Asylbewerbern, obwohl das Beschleunigungsgesetz erst zum 1. Juli in Kraft getreten ist. Der Deutsche Städte- und Gemeindebund forderte Bund und Länder am Montag auf, die Verfahren gegebenenfalls durch eine Gesetzesnovelle nachzubessern.

Angesichts der zunehmenden Zahl von Asylbewerbern - für 1992 rechnet der Gemeindebund mit rund 400 000 und damit doppelt so vielen wie 1991 - fordern die Kommunen eine stärkere Übernahme der Kosten durch die Länder "und vor allem durch den Bund". Es müsse ein Bundesleistungsgesetz geschaffen werden, da es sich um eine gesamtstaatliche Aufgabe handele, erläuterte der Präsident der Organisation, der SPD-Bundestagsabgeordnete Hans Gottfried Bernrath.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete und frühere Berliner Innensenator Heinrich Lummer hat gefordert, das Asylgrundrecht abzuschaffen. Eine "einfachgesetzliche Regelung" könne der Probleme, die mit dem Zustrom von Asylsuchenden verbunden seien, eher Herr werden, meinte Lummer am Montag in Bonn.

Bundesbürger bieten Flüchtlingen Tausende von Quartieren an Nutzung privater Unterkünfte in Hessen nicht geklärt/Berlin will erst Kontakte herstellen/Auf mehr Kriegsvertriebene vorbereitet

FRANKFURT A. M., 27. Juli (dpa/AP/ Reuter/FR). Nachdem in allen Bundesländern immer mehr Familien Flüchtlinge aus Bosnien aufnehmen wollen, haben mehrere Bundesländer darauf hingewiesen, daß sie auf die Aufnahme weiterer Kriegsvertriebener vorbereitet sind. In den meisten Ländern boten hilfsbereite Bürger mehr Quartiere an, als für die 5600 am Sonntag und Montag per Zug eingetroffenen Menschen aus Bosnien nötig sind.

Die am Montag morgen in Hanau angekommenen 376 bosnischen Flüchtlinge werden vorerst alle in der Hanauer Hessen-Homburg-Kaserne untergebracht. Es bleibt zunächst offen, inwieweit auch Privatquartiere in Anspruch genommen werden sollen. So gibt es zwar den Aufruf der Landesregierung an die Bevölkerung, Unterkünfte zur Verfügung zu stellen. Viele der beim Regierungspräsidium gemeldeten Wohnplätze - es sind derzeit 280 für etwa 400 Menschen - gelten jedoch als kaum verwendbar.

Nach Darstellung von Familienministerin Iris Blaul (Grüne) machten sich viele der Hilfswilligen nicht klar, daß die Bosnier voraussichtlich für viele Monate im Land blieben. Die meisten Hessen wünschten außerdem lediglich die Aufnahme von Kindern ohne Eltern, tatsächlich aber kämen fast alle Kinder in Begleitung von Vater und Mutter.

Die 138 Flüchtlinge, die am Montag in Berlin-Lichtenberg aus dem Zug stiegen, werden laut Senatsbeschluß zunächst in einem Flüchtlingsheim untergebracht. Die Berliner, die bislang etwa 400 Plätze für die private Aufnahme der Bosnier angeboten haben, sollen zunächst Kontakt mit den Kriegsvertriebenen in der Sammelunterkunft aufnehmen. Dies sei "eine passable Lösung", bescheinigten auch die oppositionellen Grünen. Sie beklagten jedoch, daß der Senat das Engagement der Bevölkerung darüber hinaus ignoriere. "Das Signal der Berliner, mehr Flüchtlinge aufzunehmen, wird abgeblockt", sagte der Abgeordnete der Alternativen Liste (AL), Jürgen Strohmaier. Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) berichtete, in dem Freistaat, wo nach der ersten Vereinbarung knapp 400 Bosnier aufgenommen werden sollten, seien von Privatpersonen und Kommunen Quartiere für 1000 Flüchtlinge angeboten worden. Von diesem Angebot wolle das Land jedoch "nur Gebrauch machen, wenn wir unbedingt müssen", sagte der stellvertretende Leiter der Zentralen Ausländerbehörde in Chemnitz, Joachim Eckert.

In Bayern wurden nach Angaben des Sozialministeriums für die 700 Flüchtlinge rund 2500 Plätze bei 1000 Familien gemeldet. Ein Ministeriumssprecher wies darauf hin, daß die Gastfamilien sich bei der Unterbringung abwechseln könnten. Auch für den Fall, daß noch mehr Bosnien-Flüchtlinge in die Bundesrepublik kommen, werde man auf sie zurückgreifen. Die Verteilung an die Gastfamilien soll Mitte der Woche beginnen. Geld werde es für die Gastgeber nicht geben, da es um "echte Nächstenliebe" gehe.

Auch Nordrhein-Westfalen kann alle 1100 Menschen rasch privat unterbringen, falls die Gastgeber ihre Versprechen einhalten und Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien aufnehmen. Allein in der Landesstelle Unna-Massen haben sich nach Angaben ihres Leiters Siegfried Pogadl rund 600 Deutsche gemeldet, die Flüchtlingen ein Privatquartier angeboten haben. Die Menschen aus dem Kriegsgebiet werden jedoch noch zwei Wochen in den Übergangslagern Unna-Massen und Schöppingen bleiben, bis alle Formalitäten geregelt sind. Danach sollen sie in Privatquartiere verteilt werden. Der nordrhein-westfälische Sozialminister Hermann Heinemann kündigte an, vorläufige Pflegeerlaubnisse für ohne Eltern nach Deutschland gekommene Flüchtlingskinder unbürokratisch erteilen zu lassen, wo immer das möglich ist.

Größere Schwierigkeiten erwartet an diesem Punkt die Landesregierung in Hannover. Da das deutsche Jugendrecht große Hürden für die Unterbringung verwaister Kinder aufbaue, müßten die Waisen voraussichtlich in Heimen bleiben, sagte ein Sprecher. In Niedersachsen sollten die erwarteten rund 500 Flüchtlinge zunächst im Grenzdurchgangslager Osnabrück untergebracht werden, das bisher der Aufnahme von Aussiedlern diente. Rund 600 Bürger haben nach Ministeriumsangaben weit über 1000 private Aufnahmeplätze angeboten.

Bereits am heutigen Dienstag werden die 50 Bremen zugewiesenen Bosnier an Privatunterkünfte vermittelt, nachdem sie die erste Nacht in einer Altentagesstätte verbracht haben, dort verpflegt und medizinisch untersucht worden sind. "Wir haben mehr als 200 Anfragen gehabt nach einem Aufruf in der vorigen Woche", berichtete eine Senatssprecherin.

Die Innenminister der Länder hatten sich in der vergangenen Woche mit der Bundesregierung darauf verständigt, daß die Kosten für die Unterbringung der Flüchtlinge von Bund und Ländern je zur Hälfte bezahlt werden sollen. Ob das auch für die Aufnahme in Privatquartieren gilt, ist noch ungewiß.

Die Flüchtlinge haben Anspruch auf Sozialhilfe. Wenn die Flüchtlinge eine Arbeit aufnehmen, werden ihre Einkünfte mit etwaigen materiellen Hilfsleistungen verrechnet. Nach dem geltenden Recht dürfen die Flüchtlinge auch arbeiten. Sie verfügen über ein auf drei Monate begrenztes Touristenvisum.

Bonn dringt nicht auf einen Sitz im UN-Sicherheitsrat

BONN, 27. Juli (dpa). Die Bundesregierung werde keine Initiative ergreifen, um für Deutschland einen Sitz im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) zu erreichen. Das sagte am Montag in Bonn der Sprecher der Bundesregierung, Dieter Vogel, ohne nähere Gründe für diese Haltung mitzuteilen. Er reagierte auf Fragen von Journalisten bezüglich der Forderung des CDU-Bundestagsabgeordneten Karl-Heinz Hornhues, der am Wochenende den Einzug Deutschlands in den UN-Sicherheitsrat verlangt hatte.

Vogel wies darauf hin, daß die mit Deutschland befreundeten Staaten USA, Großbritannien und Frankreich Mitglieder des UN-Sicherheitsrates sind. Wenn Deutschland Wünsche an den Sicherheitsrat habe, könne es sie über diese Länder in den Rat "einspeisen".

Etwa 182 Inspektionen erwartet

BONN, 27.Juli (dpa). Bei der Umsetzung des "Vertrages über konventionelle Streitkräfte in Europa" (KSE-Vertrag) hat nach Darstellung des Bundesverteidigungsministeriums die "heiße Phase" begonnen. Der Vertrag sehe für die kommenden 120 Tage vor, daß die Unterzeichnerstaaten durch kurzfristige Inspektionen die gemeldeten Daten über vorhandenes Militärmaterial überprüfen könnten, teilte das Ministerium am Montag in Bonn mit. Auf Deutschland entfielen dabei bis zu 182 Inspektionen in Liegenschaften der Bundeswehr, der in Deutschland stationierten sechs NATO- Partner und der ehemals sowjetischen Streitkräfte.

Der Vertrag kann seit dem 17. Juli 1992 vorläufig angewendet werden, bereits am 20. Juli sei das erste Inspektionsteam mit neun Inspektoren aus Rußland angereist, um Bestände an schweren Waffen und Gerät in Schleswig-Holstein zu zählen. In den kommenden vier Monaten würden andererseits Inspektionsteams der Bundeswehr zu etwa 50 Inspektionen in die Staaten des ehemaligen Warschauer Paktes reisen.

Bonn will Ost-Firmen anders helfen

BONN (dpa/VWD). Wirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) baut nicht mehr darauf, daß der für die Industrie in den neuen Bundesländern überlebenswichtige Export nach Rußland mit Hermes-Kreditbürgschaften entscheidend aufzupäppeln ist. Er werde dem Bundeskabinett deshalb "so schnell wie möglich" zusätzliche Beschlüsse zur Förderung der Firmen nahelegen, hieß es nach internen Beratungen in Bonn mit einem Vertreter der Berliner Treuhandanstalt (siehe auch FR vom Samstag).

Rußland und die anderen GUS-Staaten seien im Augenblick nicht in der Lage, Aufträge für die fünf Milliarden Mark zu erteilen, die Bonn mit Hermes-Garantien absichert, sagte Möllemann-Sprecher Claus Hommer, ohne Einzelheiten der geplanten neuen Exportstrategie zu nennen. Dem Vernehmen nach wird daran gearbeitet. Der Sprecher verwies auf noch ausstehende Gespräche mit dem Finanzministerium und den Wirtschaftsverbänden. Bisher wurden erst Aufträge über 700 Millionen Mark bestätigt. Davon kam weniger als ein Drittel aus Rußland. Andere Wege der Unterstützung seien auch deshalb erforderlich, weil sich die ostdeutsche Industrie, insbesondere der Maschinenbau, noch nicht genügend von ihren früheren osteuropäischen Märkten gelöst und auf westliche Kunden umorientiert habe.

Japan senkt Diskontsatz auf 3,25 Prozent

TOKIO, 27. Juli (AFP). Die Bank von Japan hat am Montag mit sofortiger Wirkung den Diskontsatz um 0,5 Prozent auf 3,25 Prozent gesenkt, dem niedrigsten Stand seit Oktober 1989. Mit der jüngsten Senkung des Diskontsatzes reagierte die Bank auf die Kurseinbrüche an der Tokioter Börse in den vergangenen Wochen. Zum Diskontsatz können sich die Banken bei der Zentralbank Geld leihen.

Hälfte der Rumänen ist arm

BUKAREST, 27. Juli (AFP). Fast die Hälfte der 22,7 Millionen Menschen in Rumänien lebt an der Armutsgrenze. In einem am Sonntag veröffentlichten Bericht des Bukarester Institutes für die Untersuchung der Lebensqualität hieß es, um die Grundbedürfnisse zu decken brauche eine Person in Rumänien pro Monat 11 900 Lei (etwa 50 Mark). Das durchschnittliche Einkommen pro Kopf belaufe sich jedoch nur auf 10 900 Lei im Monat. Rund 3,45 Millionen Rumänen lebten in absoluter Armut und hätten weniger als 6900 Lei monatlich zur Verfügung. Die Ergebnisse beruhen auf einer repräsentativen Befragung.

Keine Anklage gegen Reagan

WASHINGTON, 27. Juli (AFP). Die Sprecherin des ehemaligen US-Präsidenten Ronald Reagan hat am Sonntag einen Bericht der "Washington Post" zurückgewiesen, demzufolge Reagan eine Anklage wegen der Affäre um die illegalen Waffenverkäufe an Iran während seiner Amtszeit droht. Catherine Goldberg sagte am Sonntag vor Journalisten in Washington, der Sonderstaatsanwalt habe versichert, daß gegen Reagan nicht ermittelt werde. Der Ex-Präsident habe "vollständig, freiwillig und ehrlich" die gesamte Untersuchung unterstützt. Alle gegenteiligen Behauptungen seien falsch, fügte Frau Goldberg hinzu.

Blinden Passagier gerettet

LONDON, 27. Juli (AFP). Ein junger Algerier ist seinen Angaben zufolge von der Besatzung eines Tankers in den Ärmelkanal geworfen worden, nachdem er als blinder Passagier entdeckt worden war. Wie die britische Küstenwache berichtete, wurde der 24jährige von einer französischen Jacht 15 Kilometer vor der Küste von Dover aus dem Meer gefischt. Wegen einer Armverletzung sei er mit einem Hubschrauber in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Dort habe er den Beamten berichtet, zwei Männer hätten ihn auf dem Tanker an den Händen gefesselt und ihn mit einer Rettungsboje über Bord geworfen.

Franzose und Russen im Weltraum

BAIKONUR, 27. Juli (AFP). Ein französischer und zwei russische Kosmonauten sind am Montag morgen an Bord des Raumschiffs Sojus TM 15 vom Weltraumbahnhof Baikonur aus zur bemannten Weltraumstation MIR gestartet. Das Raumschiff hob pünktlich um 8.08 Uhr von der Startrampe in Kasachstan ab. Die Ankoppelung an die MIR-Station soll nach 48 Stunden erfolgen. Der Forschungskosmonaut Michel Tognini wird sich bis zum 10. August in dem Orbitalkomplex aufhalten, während Anatoli Solowjew und Sergej Awdejew ihre beiden Landsleute Alexander Viktorenko und Alexander Kaleri ablösen sollen, die Mitte März gemeinsam mit dem Deutschen Klaus-Dietrich Flade ins Weltall gestartet waren. Für Mittwoch ist das Andocken der Sojus TM 15 an die Weltraumstation vorgesehen.

Soulsängerin Mary Wells gestorben

LOS ANGELES, 27. Juli (AFP). Die US-amerikanische Soulsängerin Mary Wells, in den sechziger Jahren oft in den Top Ten der internationalen Hitparaden vertreten, ist am Sonntag im Alter von 49 Jahren in einem Krankenhaus von Los Angeles an Krebs gestorben. Ihre Hits, die bekanntesten sind "Bye, Bye Baby" und "My Guy", schrieb die Sängerin gemeinsam mit Smokey Robinson. Da sie keine Krankenversicherung hatte, übernahmen Künstlerkollegen wie Diana Ross, Bruce Springsteen, Rod Stewart und The Temptations die Kosten ihrer langwierigen Behandlung.

Luxuswohnungen in die Luft gesprengt

AJACCIO, 27. Juli (AFP). Ein fünfköpfiges Separatistenkommando hat am Sonntag auf der der Südspitze Korsikas vorgelagerten Insel Cavallo Sprengstoffanschläge auf eine luxuriöse Wohnanlage verübt. Dabei wurden nach Angaben der Ermittler fünf Wohnungen zerstört und 15 weitere beschädigt. Menschen wurden nicht verletzt. Die Attentäter hatten sich in einem Hubschrauber auf der "Milliardärsinsel" absetzen lassen und den Sprengstoff in Kühlboxen zu der Wohnanlage transportiert. Zu dem Anschlag bekannte sich die korsische Separatistenorganisation "Resistenza".

HBV mahnt Reform im DGB an Änderung des Dachverbandes und der Gewerkschaften verlangt

DÜSSELDORF, 27. Juli (AFP/ulf). Die geplante Reform des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) macht nach Auffassung der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) auch eine Reform der Einzelgewerkschaften und eine Neubestimmung des Verhältnisses des DGB zur Deutschen Angestellten- Gewerkschaft (DAG) notwendig. Wie die HBV am Montag in Düsseldorf verlauten ließ, sollte der "künftige Zuschnitt der Gewerkschaften im DGB" so gestaltet sein, daß im DGB ein stärkeres "Gleichgewicht der Kräfte" sowie mitglieder- und funktionsgerechtere Arbeitsteilungen erreicht werden. Ausgangspunkt sind die wegen ihrer Größe sehr unterschiedlichen Einflußmöglichkeiten der Gewerkschaften. Die Spanne reicht von der Gewerkschaft Leder mit 41 000 Mitgliedern bis zur IG Metall mit mehr als 3,6 Millionen Mitgliedern.

HBV-Hauptvorstand und der Gewerkschaftsausschuß sprachen sich in einem Antrag zum HBV-Gewerkschaftskongreß im Herbst zudem dafür aus, daß die Einzelgewerkschaften in einem erneuerten DGB mehr "direkte Verantwortung für die Politik des Dachverbandes" übernehmen und dies institutionell absichern.

Parallel zur DGB-Reform sollte nach Auffassung der HBV auch das Verhältnis des DGB und seiner Gewerkschaften zur DAG überprüft werden. Ziel sei, "die vorhandene Spaltung der organisierten Arbeitnehmerschaft schrittweise zu überwinden". Dabei geht es der HBV unter anderem darum, gewerkschaftliche Konkurrenz abzubauen und in der Auseinandersetzung mit Arbeitgebern und Politikern ein Höchstmaß an gemeinsamen Aktionen zu entwickeln.

Als ersten Schritt schlägt die HBV vor, zwischen beiden Organisationen einen Verhaltenskodex zu vereinbaren, um "eine ruinöse gewerkschaftliche Schmutzkonkurrenz auf Dauer zu verhindern und den Prozeß einer politisch sinnvollen Zusammenarbeit zu fördern". Bestandteile könnten Vereinbarungen zur Werbung und Abwerbung von Mitgliedern durch satzungswidrige Beiträge, Abstimmungen im Hinblick auf Tarifstrategien und die Bildung gemeinsamer Arbeitsgruppen zu berufs- und gewerkschaftspolitischen Fragestellungen sein.

Hessinnen mit 10,5 Kilo Heroin im Auto

KOMOTINI, 27. Juli (AFP). Mit 10,5 Kilogramm Heroin in ihrem Mercedes sind zwei deutsche Frauen am Montag von den griechischen Zöllnern bei der Einreise aus der Türkei festgenommen worden. Die 33 und 31 Jahre alten Frauen stammen aus dem hessischen Bensheim. Sie waren nach Angaben der Polizei in Komotini (Nordostgriechenland) in Begleitung der beiden sieben und fünf Jahre alten Kinder der 31jährigen auf dem Weg in die Bundesrepublik. Die Drogen seien in dem Wagen versteckt gewesen. Beide Frauen, denen Gefängnisstrafen zwischen zehn Jahren und Lebenslänglich drohen, wurden dem Haftrichter vorgeführt.

Gegen Abschaffung der Kfz-Steuer

SAARBRÜCKEN, 27. Juli (AFP). Der Präsident des Umweltbundesamtes, Heinrich Freiherr von Lersner, hat sich gegen eine baldige Abschaffung der Kfz-Steuer zugunsten einer Mineralölsteuer ausgesprochen. "Solange man mit den Kfz-Steuern noch steuern kann, nämlich umweltfreundliche Autos begünstigen und umweltschädliche bestrafen kann, sollte man die Kfz-Steuer als umweltpolitisches Instrument nicht aus der Hand geben", sagte Lersner am Montag im Saarländischen Rundfunk. Bevor die Kfz-Steuer langfristig abgeschafft werde, müsse die Mineralölsteuer schrittweise erhöht werden: "Es ist wahrscheinlich politisch nicht anders möglich, denn es gibt Menschen, die auf das Auto angewiesen sind und die man nicht durch zu schnelles Erhöhen der Auto-Kosten sozial in Schwierigkeiten bringen kann".

Zusätzliche Friedenskonferenz gefordert PARIS (AFP). Der jugoslawische Präsident Dobrica Cosic hat sich für die Abhaltung einer internationalen Friedenskonferenz für Jugoslawien in Paris ausgesprochen. In diese Verhandlungen, bei denen "alle Probleme" erörtert werden sollten, solle die im August in London auf EG-Initiative geplante internationale Konferenz "eingeschlossen" werden, sagte Cosic in einem am Montag von der französischen Tageszeitung "Le Quotidien de Paris" veröffentlichten Interview. Er würdigte die diplomatischen Bemühungen des britischen Unterhändlers Lord Carrington, der den Vorsitz der Londoner Konferenz führen soll, sagte jedoch, er halte "einen neuen Weg" zur Friedenslösung für "wünschenswert".

Das Ziel seiner Regierung sei ein "dauerhafter Frieden auf der Grundlage des Selbstbestimmungsrechts der Völker", unterstrich der Präsident des aus Serbien und Montenegro bestehenden Rest-Jugoslawien. Er verwahrte sich dagegen, als Handlanger des serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic zu gelten und erklärte, es werde im November Wahlen geben. Den Sezessionisten im Kosovo warf er vor, die Lage nach Kräften zu verschärfen. Ihre Forderung nach einem eigenen Staat sei "nicht akzeptabel", sagte Cosic.

Der jüngst in Geheimwahlen zum "Präsidenten" des Kosovo gewählte Ibrahim Rugova erklärte seinerseits am Montag gegenüber der konservativen Zeitung "Figaro", er fürchte, daß es im Kosovo zum Volksaufstand für die Unabhängigkeit komme, der eine "größere Tragödie als die von Bosnien-Herzegowina wäre". Eine internationale Militärintervention in Bosnien sei "das letzte Mittel" nicht nur zur Rettung Bosniens, sondern auch der anderen Völker des ehemaligen Jugoslawien und darüber hinaus des gesamten Balkan, sagte Rugova. Wenn es keine politische Lösung gebe und die serbische "Kriegsmaschine" nicht zum Stillstand gebracht werden könne, werde der Kosovo mit kriegerischen Mitteln für seine Unabhängigkeit kämpfen.

Zehn Tote bei Unwettern in Venezuela

CARACAS, 27. Juli (AFP). Bei schweren Unwettern sind am Wochenende in Venezuela mindestens zehn Menschen ums Leben gekommen. In Guarenas, einem Vorort der Hauptstadt Caracas, wurden nach Angaben der Behörden sieben Menschen bei den heftigen Regenfällen getötet, die zahllose der einfach konstruierten Behausungen zum Einsturz brachten. In der 100 Kilometer westlich von Caracas gelegenen Industriestadt Valencia starben drei Menschen, als sie von den Wasserfluten in den Straßen mitgerissen wurden. Die schwersten Schäden richteten die Unwetter im Zentrum und Südwesten des südamerikanischen Landes an.

Öl gefährdet Trinkwasser

MOSKAU, 27. Juli (AFP). Hunderte Tonnen Öl aus einer lecken Pipeline haben rund 27 Kilometer des Flusses Tschusowoi verschmutzt, der Teile des Urals mit Trinkwasser versorgt. Die Moskauer Nachrichtenagentur Itar-Tass berichtete am Montag, mehrere hundert Freiwillige seien zur Rettung des Flusses im Einsatz. Das Leck sei an einer Verbindungsstelle der Erdölleitung, die Cholmogori mit Klin verbindet, aufgetreten. Die Behörden hofften jedoch, daß die neugebauten Staudämme eine Trinkwasser- Katastrophe verhindern können.

Nach Angaben des lokalen Behördenchefs waren die Kontrollen entlang der Öl-Pipeline aus Einsparungsgründen erst kürzlich drastisch reduziert worden.

Verletzte bei Raketenangriff Eingreiftruppen in Dnjestr-Region beginnen Entwaffnungsaktion

MOSKAU, 27. Juli (AFP). Die Eingreiftruppen in der umkämpften moldawischen Dnjestr-Region haben am Montag mit dem Versuch begonnen, terroristische Einheiten der sogenannten "Dritten Kraft" zu entwaffnen. Wie die Nachrichtenagentur ITAR-TASS berichtete, hatten die Terroristen in der Nacht zum Montag mit automatischen Waffen, Mörsern und Raketenwerfern Stellungen der moldawischen Truppen und der Kämpfer der russischsprachigen Dnjestr- Region in Bendery angegriffen. Dabei seien mehrere Menschen verletzt worden, hieß es.

Der "Dritten Kraft" gehören sowohl Kämpfer aus Moldawien als auch aus der separatistischen Dnjestr-Region an. Nach russischen Zeitungsberichten ist es das Ziel der Gruppe, die am vergangenen Dienstag von Rußland und Moldawien beschlossenen Waffenstillstandsvereinbarungen zu sabotieren.

Die Eingreiftruppen, die sich aus Einheiten Moldawiens, der Dnjestr-Region und der 14. russischen Armee zusammensetzen, seien angewiesen worden, Bendery von diesen Gruppen zu "säubern", hieß es. In der vergangenen Woche war ein mutmaßlicher Führer der Gruppe, Juri Kostenko, unter mysteriösen Umständen bei der Überführung aus dem Gefängnis von Tiraspol an einen unbekannten Ort getötet worden.

Im Rahmen der Waffenstillstandsvereinbarungen waren am Freitag sechs Bataillone der in Moldawien stationierten 14. russischen Armee in das umkämpfte Bendery eingerückt. Am Wochenende folgten vier weitere Bataillone, zwei aus Moldawien und zwei aus der Dnjestr- Region. Die Gründung der gemeinsamen Eingreiftruppe war am vergangenen Dienstag zwischen dem russischen Präsidenten Boris Jelzin und seinem moldawischen Amtskollegen Mircea Snegur vereinbart worden. Bei den Kämpfen zwischen russischstämmigen Milizen und moldawischen Soldaten um Bendery waren seit Juni mehr als 500 Menschen getötet worden.

Wie das russische Fernsehen am Montag berichtete, versprach Snegur den rund 300 moldawischen Kämpfern, die am Samstag in Chisinau gegen die Waffenstillstandsvereinbarungen protestiert hatten, bessere Lebensbedingungen und den Rücktritt des moldawischen Verteidigungsministers Jon Krianger.

Dem Bericht zufolge forderte der Frauenrat der Dnjestr-Region den in den USA lebenden Literaturnobelpreisträger Alexander Solschenizyn auf, in dem Konflikt zu vermitteln.

Zuviel NVA-Munition gelagert

BONN, 27. Juli (AFP). In Depots der neuen Bundesländer lagert mehr Munition, als dies nach Bundeswehrvorschriften zulässig ist. Das sagte ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums. Eine akute Gefahr für die Bevölkerung bestehe jedoch nicht. Die "Zwangslage" sei dadurch entstanden, daß die Bundeswehr im Zuge der Vereinigung allein 295 000 Tonnen Munition von der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR übernommen habe. Dazu komme die Munition der paramilitärischen Einheiten wie etwa der Staatssicherheit. Die NVA-Munition sei häufig gar nicht in gesonderten Depots, sondern direkt in den Kasernen oder sogar in Panzern aufbewahrt worden. Um dieses hohe Sicherheitsrisiko zu beseitigen, hätten die externen Depots über ihre Kapazität hinaus gefüllt werden müssen. Die Überlastung werde in rund drei Jahren beseitigt sein, wenn die Vernichtung von rund 100 000 Tonnen nicht verwendbarer Munition abgeschlossen sei, kündigte der Sprecher an.

Protest gegen EG-Beihilfen für ostdeutsche Werften

LE HAVRE, 27. Juli (AFP). Der Präsident der französischen Region Haute Normandie, der Neogaullist Antoine Rufenacht, hat am Montag die französische Regierung aufgefordert, sich in Brüssel für eine Änderung der EG-Beihilfen für die ostdeutschen Werften einzusetzen. In einem Schreiben an Premierminister Pierre Beregovoy rügte Rufenacht, daß die Bundesregierung auf Beschluß der Kommission den ostdeutschen Werften im Zeitraum zwischen 1991 und 1993 Beihilfen bis zu 36 Prozent des Umsatzes zahlen könne.

Dagegen dürften die in den anderen EG-Ländern zulässigen Subventionen neun Prozent des Preises der großen und 4,5 Prozent der kleinen Schiffe nicht übersteigen. Damit werde dank öffentlicher Hilfen von umgerechnet mehr als sechs Milliarden Mark innerhalb der EG die Entstehung eines neuen Konkurrenten gefördert, protestierte Rufenacht.

Bush spricht von "Test" Iraks Beziehungen bleiben auch nach Inspektionskompromiß gespannt

WASHINGTON/BAGDAD, 27. Juli (AFP). Auch nach der Einigung zwischen den UN und Irak über eine Inspektion des Landwirtschaftsministeriums in Bagdad bleiben die Beziehungen zwischen Bagdad und den USA extrem gespannt. US-Präsident George Bush sagte in Washington, die Krise sei erst dann gelöst, wenn Irak die Resolutionen des Sicherheitsrates voll befolge. Die nächsten Inspektionen irakischer Anlagen durch UN-Teams seien Tests für die Bereitschaft der irakischen Führung, sich den Resolutionen zu beugen.

Das neue UN-Inspektorenteam, das das Agrarministerium nach Unterlagen über die irakischen Waffenprogramme durchforsten soll, wird am heutigen Dienstag in Bagdad erwartet. Die Delegation setzt sich vornehmlich aus europäischen Vertretern solcher Länder zusammen, die nicht am Golf-Krieg beteiligt waren. Die irakische Führung hatte dem alten Team seit dem 5. Juli den Zugang zu dem Gebäude verweigert. Insbesondere lehnte Bagdad es ab, US-Amerikanern oder Briten die Durchsuchung zu erlauben, und forderte Inspektoren aus "neutralen" Ländern.

Geleitet wird das neuformierte, neunköpfige Team von dem Bundeswehr-Offizier Achim Biermann. Weitere Mitglieder sind ein Deutscher, ein Finne, ein Schweizer, ein Schwede und ein Russe. Ein weiterer Russe und zwei US-Amerikaner, die der Delegation angehören, werden das Gebäude gemäß dem mit Bagdad ausgehandelten Kompromiß nicht betreten.

Der 45jährige Biermann ist Oberstleutnant im Generalstab der Luftwaffe. Vorläufig wurde er an den UN-Sitz in New York abgestellt. Dort ist er stellvertretender Leiter der Sonderkommission, die auf der Grundlage der nach dem Golf-Krieg beschlossenen Resolutionen die Zerstörung der Massenvernichtungswaffen Iraks überprüft.

Liste der Aufnahmeländer

Innerhalb knapp eines Jahres hat der Krieg im ehemaligen Jugoslawien etwa 2,2 Millionen Menschen aus ihrer Heimat vertrieben. Nach den Zahlen des Hohen Flüchtlingskommissariats der UN, die sich auf Angaben der Regierungen stützen, halten sich noch 1 810 000 Flüchtlinge in den früher jugoslawischen Staaten auf. Folgende Länder Europas nahmen 416 000 auf:

Deutschland: 200 000

Österreich: 50 000

Ungarn: 50 000

Schweden: 44 167

Schweiz: 17 573

Italien: 7000

Niederlande: 6300

Norwegen: 2331

Dänemark: 1637

Polen: 1500

Frankreich: 1108

Großbritannien: 1100

Luxemburg: 1000

Finnland: 982

Belgien: 870

Spanien: 120

CSFR: 97

Griechenland: 7

Island: 3

Andere: 30 000 (AFP)

Unversöhnliche Positionen vor Londoner Bosnien-Konferenz Serben wollen Trennung / Karadzic für "grüne Linie" zwischen Volksgruppen / Gorazde weiter von Außenwelt abgeschnitten

LONDON/BELGRAD/SARAJEWO, 27. Juli (AFP/Reuter/AP). Mit offenbar unversöhnlichen Positionen sind die drei Konfliktparteien von Bosnien-Herzegowina in London in die von der EG vermittelten Gespräche über die Zukunft des Landes gegangen.

Serbenführer Radovan Karadzic sagte in London, Ziel der Gesprächsrunde sei es, zu "einer Trennung der drei gegensätzlichen Gemeinschaften" zu gelangen. Er schlug vor, die UN-Blauhelme sollten eine grüne Grenze zwischen den Volksgruppen in Bosnien-Herzegowina ziehen. Bosniens moslemischer Außenminister Haris Silajdzic sagte, der serbische Wunsch einer Trennung beweise den "fehlenden Respekt vor den diplomatischen Bemühungen". Er warf den Serben vor, die Verhandlungen "als Deckmantel" für die fortgesetzte, blutige Expansionspolitik zu benutzen. Der moslemische Präsident Alija Izetbegovic hatte zuvor EG-Vermittler Lord Carrington mitgeteilt, Silajdzic habe kein Verhandlungsmandat, sondern solle lediglich die Situation in Bosnien schildern. Izetbegovic forderte in seinem Schreiben an Carrington indirekt ein militärisches Eingreifen in den Konflikt.

Wie die Belgrader Tageszeitung "Vecernje Novosti" berichtete, haben die Führer der Serben ihre Gebietsansprüche für Bosnien bereits konkretisiert. Nach dem Bericht sagte Karadzic im "Parlament der serbischen Republik von Bosnien-Herzegowina" in Jahorina, die Serben seien "im Begriff, die angestrebte Gründung eines eigenständigen Staates auf dem Boden des früheren Bosnien-Herzegowina zu vollziehen". Erstmals beanspruchten die Serben einen direkten Zugang zum Mittelmeer, berichtete die Nachrichtenagentur Tanjug. Die Serben, die lediglich 33 Prozent der Bevölkerung in Bosnien-Herzegowina stellen, kontrollieren zwei Drittel des Territoriums.

Nach vorübergehendem Abflauen sind am Montag in Sarajewo und anderen Teilen Bosnien-Herzegowinas wieder neue Kämpfe aufgeflammt. In Ostkroatien wurde von serbischen Stellungen aus die Region von Slavonska Posvina bombardiert, meldete das kroatische Fernsehen.

Die ostbosnische Stadt Gorazde bleibt weiter von der Außenwelt abgeschnitten. Der UN-Hilfskonvoi, der in die von Serben belagerte Stadt vorstoßen wollte, mußte nach Sarajewo zurückkehren, ohne sein Ziel erreicht zu haben.

Die UN lehnen es ab, in größerer Anzahl Kinder aus Sarajewo auszufliegen. Wegen zu hoher militärischer Risiken, Personalmangel und fehlender Auswahlkriterien sei dies nicht machbar, sagte ein Sprecher des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge in Sarajewo. Man sei zu dem Ergebnis gekommen, daß Hilfslieferungen und die Entsendung von Spezialisten für die Kinder von größerem Nutzen seien, als sie zu evakuieren. Der Transport von Personen zum Flughafen sei mit sehr großen Gefahren verbunden. Adriaküste mit Geflohenen überfüllt WIEN/DEN HAAG (dpa/Reuter). Die Adriaküste Kroatiens ist nach Angaben des Informationsministeriums in Zagreb mit Flüchtlingen überfüllt. Das Land habe mittlerweile rund 500 000 Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina sowie etwa 250 000 Menschen aus den von Serben kontrollierten Gebieten Kroatiens zu versorgen, berichtete ein Sprecher des Ministeriums am Montag auf Anfrage. Ein Großteil der Flüchtlinge und Vertriebenen sei an der Küste untergebracht. Die Ferienhotels reichten teilweise nicht mehr aus. Nehmen Niederlande 330 Moslems? DEN HAAG (Reuter). Die niederländische Regierung prüft die Aufnahme von 330 moslemischen Flüchtlingen aus Bosnien-Herzegowina. Eine Sprecherin des Justizministeriums sagte, die Flüchtlinge säßen seit Samstag in Bussen an der Grenze zwischen Kroatien und Slowenien fest, da sie keine Visa hätten. Athen akzeptiert keine Flüchtlinge ATHEN (AFP). Griechenland will keine Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien aufnehmen.

Vermittlung in Berg-Karabach

MOSKAU, 27. Juli (AFP). Ein Gesandter der russischen Regierung ist in die umkämpfte Enklave Berg-Karabach gereist, um im Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan zu vermitteln. Wie die Moskauer Nachrichtenagentur ITAR- TASS am Montag meldete, wird Wladimir Kasimirow sich dabei vor allem für eine Pufferzone von fünf Kilometern Breite zwischen den beiden Frontlinien stark machen. Am Samstag war Kasimirow mit dem armenischen Präsidenten Lewon Ter-Petrossjan zusammengetroffen. Dessen Sprecher Ruben Schugarian teilte am Montag laut ITAR-TASS mit, der Vorschlag des russischen Außenministeriums sei ein "wirklicher Versuch", einen Waffenstillstandsmechanismus in Gang zu bringen und eine politische Regelung für Nagorny-Karabach zu finden.

Verhandlungen über Teilung der CSFR

BRATISLAVA, 28. Juli (AFP). Die vorbereitenden Verhandlungen über eine Teilung der Tschechischen und Slowakischen Republik (CSFR) sollen am 14. August beginnen. Darauf einigten sich die beiden Parlamentspräsidenten Ivan Gasparovic und Milan Uhde.

EG-Einigung bei den Steuern

BRÜSSEL, 28. Juli (AFP/D). Die Finanzminister der EG haben am Montag in Brüssel eine Grundsatzeinigung über die Angleichung der indirekten Steuersätze erzielt. Wie der britische Finanzminister Norman Lamont bekanntgab, einigten sich die Minister darauf, daß ab dem 1. Januar 1993 bei der Mehrwertsteuer in allen Mitgliedsstaaten für vier Jahre ein Mindestsatz von 15 Prozent gelten soll. Zur Zeit gibt es in den EG-Ländern unterschiedliche Mehrwertsteuersätze zwischen 13 und 25 Prozent. Die Einigung über die Harmonisierung der Steuersätze ist eine der wichtigsten Fragen bei der Verwirklichung des Europäischen Binnenmarktes.

(Siehe auch nebenstehenden Kasten)

Wespen - die verkannten Helfer

OBERURSEL. Sommerzeit - Wespenzeit. Viele Menschen fühlen sich von den gelb-schwarzen Insekten belästigt, die an heißen Tagen in großer Zahl auftreten und sich über alles Süße hermachen. Gefürchtet sind sie wegen ihres giftbewehrten Stachels, mit dem sie schmerzhafte Stiche austeilen und Allergikern gefährlich werden können. Damit ende meist das Wissen von den unbeliebten Fliegern, bedauert Gundel Emmerich, die im Institut für Bienenkunde in Oberursel im Hochtaunuskreis das Verhalten von Wespen und deren großen Schwestern, den Hornissen, wissenschaftlich untersucht. Ihren schlechten Ruf haben die Tierchen nach Ansicht der Forscherin völlig zu unrecht.

Kaum jemand weiß, daß die Wespen im Juli und August nach wochenlanger harter Brutpflegearbeit in Frieden ihren wohlverdienten, kurzen Lebensabend genießen wollen und keineswegs auf Streit aus sind. Weil sie im Nest nicht mehr gebraucht werden und ihre Nahrungsquelle versiegt ist, suchen sie sich überall Zucker - als Nektar in Blüten, vom Pflaumenkuchen oder aus der Limonade.

Die Insekten sind ein Paradebeispiel für effektive Energienutzung, kunstvollen Hausbau und Nahrungsrecycling. Ganz nebenbei helfen sie den Gärtnern, indem sie Blüten bestäuben und Mengen von Schädlingen vertilgen. Unkontrollierte Vermehrung gibt es nicht - den Winter überlebt immer nur die im Spätsommer befruchtete Königin.

In den ersten Strahlen der Frühlingssonne fliegt sie aus ihrem Winterversteck und beginnt mit dem Aufbau der Kolonie. Dazu legt sie drei oder vier Zellen an, plaziert in jede ein Ei und betreut diese Keimzelle ihres Staates. Sobald die ersten Arbeiterinnen schlüpfen, verlegt sich die Königin aufs Eierlegen und überläßt den Arbeiterinnen die Erweiterung des Nestes und die Brutpflege. Der Staat wächst schnell auf mehrere hundert Insekten. Aus trockenem Holz, das sie in kleinen Mengen von Stämmen, Zäunen oder Giebeln kratzen, und ihrem Speichel stellen die Arbeiterinnen Papier her, das als Baustoff für neue Zellen dient.

Auch für die Fütterung des Nachwuchses sind die Arbeiterinnen zuständig. Sie gehen auf Jagd nach Läusen, Schnaken und anderen kleinen Insekten, die sie vorkauen und als Brei an die Larven verfüttern. Die Larven wiederum liefern den Arbeiterinnen Nahrung: Sie hängen kopfüber in ihrer Zelle und scheiden als Verdauungsprodukt glasklare, zuckerhaltige Tröpfchen aus, von denen sich die Arbeiterinnen ernähren.

Im Hochsommer legt die Königin Eier, aus denen sich junge Königinnen und männliche Tiere entwickeln. Die Männer führen im Wespenstaat ein Schattendasein: Sie müssen gefüttert werden und haben keinen Stachel. Ihr Leben dient nur der Fortpflanzung - wenn sie nach dem Ausfliegen eine junge Königin befruchtet haben, sterben sie. Und nur befruchtete Königinnen überleben den Winter.

Ihren Stachel benutzen Wespen ausschließlich zur Verteidigung, versichert Gundel Emmerich. Empfindlich reagieren die Insekten vor allem in der Nähe ihres Nestes, vor dessen Eingang "Wächter" postiert werden. Nähert sich ein Feind, geben die Wächter einen Botenstoff über ihren Stachel ab, der auf chemischem Weg die anderen Arbeiterinnen alarmiert.

Von Nestern - häufig in Rolladenkästen oder anderen Hohlräumen an Häusern - sollte man sich fernhalten, rät Gundel Emmerich. Herumfliegende Wespen seien harmlos, wenn sie sich nicht bedroht fühlten. Stiche seien zwar schmerzhaft, verheilten aber in der Regel bald von selbst. Nur für Menschen, die allergisch auf das Gift reagieren, könnten Attacken gefährlich werden. SABINE RÄNSCH (dpa)

Dieburg

Jugendliche

rasten

in den Tod

DIEBURG, 27. Juli (lhe). Bei einer verbotenen Spitztour mit dem Auto des Vaters ist in der Nacht zum Montag ein 16jähriger Jugendlicher aus Babenhausen (Kreis Darmstadt-Dieburg) in den Tod gerast.

Mit ihm kam nach Angaben der Dieburger Polizei ein 17 Jahre alter Freund ums Leben. Ein dritter Mitfahrer wurde schwer verletzt; schwere Verletzungen erlitten auch die beiden Insassen eines entgegenkommenden Wagens.

Der 16jährige Unglücksfahrer hatte sich den Angaben zufolge heimlich den Autoschlüssel des Vaters besorgt und war mit seinen Freunden gestartet.

Der Unfall ereignete sich, als der 16jährige Fahrzeuglenker auf der Bundesstraße 26 von Babenhausen nach Dieburg einen vor ihm fahrenden Wagen überholen wollte. Dabei übersah er offenbar das Auto auf der Gegenfahrbahn; beide Wagen prallten frontal zusammen.

Mit Fahrrad frontal gegen Baum - tot

WITZENHAUSEN, 27. Juli (lhe). Eine 22jährige polnische Touristin ist bei einer Radtour im nordhessischen Witzenhausen (Werra-Meißner-Kreis) gegen einen Baum geprallt und tödlich verletzt worden. Nach Angaben der Eschweger Polizei verlor die Frau bei einem Ausflug mit zwei Freundinnen am Sonntag nachmittag auf einem abschüssigen Feldweg die Kontrolle über ihr Rad. Sie kam in einer Kurve von der Fahrbahn ab, streifte einen Baum und prallte frontal gegen einen Kirschbaum. Dabei zog sie sich tödliche Kopfverletzungen zu.

Vorliebe für große Autos wächst

WIESBADEN, 27. Juli (lhe). Zur Jahresmitte waren in Hessen 3,55 Millionen Kraftfahrzeuge zugelassen, das waren 76 000 oder 2,2 Prozent mehr als am 1. Juli 1991. Rund 87 Prozent der Fahrzeuge seien Pkws, teilte das Statistische Landesamt am Montag in Wiesbaden mit. Dabei wachse die Vorliebe für Limousinen mit großen Motoren: Mit 6,4 Prozent sei die Zahl der Pkws mit zwei oder mehr Litern Hubraum besonders kräftig angestiegen. Autos mit weniger als 1200 Kubikzentimeter Hubraum gebe es dagegen immer weniger, doch schon ab 1400 Kubikzentimeter sei ein deutlicher Zuwachs zu verzeichnen.

800 Kernphysiker in Wiesbaden versammelt

WIESBADEN. Rund 800 Wissenschaftler aus gut 40 Ländern sind am Montag in Wiesbaden zur Internationalen Kernphysik-Konferenz (INPC 92) zusammengekommen.

Bis zum 1. August wollen sich die Kernphysiker auf Einladung der Darmstädter Gesellschaft für Schwerionenforschung (GSI) mit Untersuchungen zur Struktur der Kerne, der Hadronen und Quarks in Kernen, der Dynamik von Kernreaktionen und der fundamentalen Wechselwirkungen und Symmetrien beschäftigen. lhe

Besucherboom bei den Rheingauer Weintagen

LIMBURG. Mit einem Rekordbesuch von deutlich mehr als 50 000 Menschen sind die 5. Rheingauer Weintage in der Nacht zum Montag nach vier Tagen zu Ende gegangen. Sie sind seit dem Verzicht auf das Altstadtfest für Limburg das beliebteste Fest geworden.

Für die Besucher von auswärts hatten die Parkhäuser auch nachts geöffnet; sie konnten außerdem kostenlos benutzt werden. lhe

Warnung vor "Versüßung" des ersten Schultags

Vor einer "Versüßung" des ersten Schultages wird von Ernährungs-Experten gewarnt. Der Schulanfang sollte nicht mit Schultüten voller Bonbons, Lakritze, Gummibärchen, und Schokolade zur süßen Last werden, mahnte die Deutsche Gesellschaft für Ernährung in Frankfurt. Übergewicht und Haltungsschäden, Karies oder Probleme mit Herz und Kreislauf könnten auch schon in jungen Jahren die fatalen Folgen falsch gepackter Zuckertüten sein.

Etwa jedes zweite Kind im Alter von drei Jahren und 90 Prozent aller Abc-Schützen würden als Auswirkung zu vieler Süßigkeiten unter Zahnfäule leiden. Trost, Lob und Verwöhnung, aber auch Freude, Streß oder Langeweile sollten nicht mit einem Griff zum Süßen beantwortet werden, empfehlen die Ernährungs-Spezialisten. Kinder würden sich schnell ein entsprechendes Verhalten angewöhnen und als Erwachsene zu anderen "Versüßern" wie Kartoffelchips, Erdnüssen und auch Alkohol greifen.

Als sinnvolles "Gepäck" für Schultüten wird zu Bastel- und Spielsachen, Malstiften, T-Shirts, Eintrittskarten für Zoo, Kino oder Kindertheater aber auch zu süßen Varianten wie frischen Früchten, Trockenobst, Vollkornkeksen, Studentenfutter oder Müsli-Gebäck geraten.

Und noch etwas geben Ernährungs-Wissenschaftler Kindern und ihren Eltern mit auf den ersten Schulweg: Zähneputzen perfekt lernen - vielleicht also auch eine Zahnbürste samt Zubehör in die "süße" Tüte. lhe

Pizzeria nach einem Brandanschlag verwüstet

BAD SOODEN-ALLENDORF. Bei einem Brandanschlag im nordhessischen Bad Sooden-Allendorf (Werra-Meißner- Kreis) ist am frühen Montag morgen eine Pizzeria völlig verwüstet worden. Die Motive für die Brandstiftung lagen nach Polizei-Angaben von Montag zunächst im dunkeln. Ein politischer Hintergrund werde nicht angenommen.

Dem Brand gingen in dem Imbiß mehrere Detonationen voraus, die Glassplitter von Fensterscheiben wie Geschosse bis in Betten von Bewohnern von Nachbarhäusern fliegen ließen. Zudem wurden einige in der Straße geparkte Autos beschädigt. Menschen wurden nicht verletzt, teilte die Eschweger Polizei mit.

Der Schaden beträgt rund 150 000 Mark. In die Ermittlungen wurden Beamte des Landeskriminalamtes eingeschaltet. In der ausgebrannten Pizzeria, die ein Türke betreibt, wurden Benzinkanister gefunden. lhe

Illustrationspreis für Jugendbücher vergeben

Das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik in Frankfurt hat erstmals einen mit 10 000 Mark dotierten Illustrationspreis für Kinder- und Jugendbücher vergeben. Von 136 eingesandten Büchern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zeichnete die neunköpfige Jury vier Bücher aus.

Der Preis ging zu gleichen Teilen an: Wolf Erlbruch (Leonard), Annegert Fuchshuber (Kinderbibel), Ruth Mossner (Berlocche) und Max Velthuijs ("Was ist das?" fragt der Frosch). lhe

KRISTIN TÜTTENBERG (51), die Präsidentin des Sozialgerichts in Koblenz, wechselt Ende Juli als Richterin an das Bundessozialgericht in Kassel. Tüttenberg war seit 1988 Präsidentin in Koblenz, davor Richterin am Landessozialgericht in Mainz, teilte das Mainzer Justizministerium mit.

Minister Jordan: Ökologischer Landbau im Aufwind

MARBURG. Hessens Landwirtschaftsminister Jörg Jordan (SPD) sieht den ökologischen Landbau im Aufwind. Zum Auftakt der landesweiten Kampagne seines Ministeriums "Ökologischer Aufbruch im Land - neue Partnerschaft von Land- und Ernährungswirtschaft" sagte er am Montag in Ebsdorfergrund bei Marburg dem umweltfreundlichen Landbau "einen schnellen und starken Aufschwung" voraus.

Laut Jordan weist der Agrarbericht der Bundesregierung für ökologisch arbeitende Landbaubetriebe ein günstigeres Wirtschaftsergebnis aus als für vergleichbare, aber konventionell wirtschaftende Betriebe. Die Nachfrage nach hochwertigen Produkten aus der Landwirtschaft sei so groß, daß sie zum Teil nur über Importe gedeckt werden könne. Hier liege eine Chance zur Zukunftssicherung für den unternehmerisch denkenden Landwirt.

Qualitätsbewußte Verbraucher seien bereit, einen Mehrpreis für die bessere Qualität ökologisch erzeugter Lebensmittel zu zahlen, allerdings könnten Spitzenpreise von bis zu 150 Prozent über denen der konventionellen Massenprodukte auf lange Sicht nicht erzielt werden.

Die wachsende Nachfrage der Verbraucher und die steigende Produktion ökologischer Landbauern bedürfen laut Jordan neuer Kommunikations-, Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen. Finanziell unterstützt und beraten von der Landesregierung seien einige Betriebe der Land- und Ernährungswirtschaft bereits neue Formen der Kooperation eingegangen, die hohe Produktqualität, aber auch Transparenz und Glaubwürdigkeit gewährleisten könnten.

Richtungsweisend, so Jordan, seien zum Beispiel die Zusammenarbeit einer Großbäckerei und einer Molkerei in Ebsdorfergrund, die mit bäuerlichen Betrieben langfristige Verträge über die Lieferung ökologisch erzeugter Rohstoffe abgeschlossen haben. Der Bioland-Landesverband würdigte die beiden Modelle als Existenzsicherung der Bauern und als praktizierten Naturschutz. gds

Wachmänner einer Diskothek beschossen

GIESSEN/WETZLAR. Ein 24jähriger aus dem Gießener Zuhältermilieu ist am Montag festgenommen worden, weil er im Verdacht steht, zwei Türsteher einer Diskothek in Wetzlar angeschossen zu haben. Nach einem 29jährigen Komplizen werde derzeit noch gefahndet, teilte das Polizeipräsidium Gießen mit.

Nach den Ermittlungen waren die beiden Männer gegen zwei Uhr wegen einer Auseinandersetzung vor die Disco-Tür gesetzt worden. Eine Viertelstunde später seien sie mit einem Auto zurückgekommen und hätten auf die 30 und 33 Jahre alten Wachmänner mehrere Pistolenschüsse abgegeben.

Ein Wachmann habe einen lebensgefährlichen Bauchdurchschuß, sein älterer Kollege einen Durchschuß im Unterarm erlitten. Die Fahndung sei so schnell erfolgreich gewesen, weil die Schießerei von der an der Tür der Diskothek angebrachten Kamera aufgenommen wurde. lhe

Schnapsidee des Jahres: Eine 666-Jahrfeier

LÜTZELHAUSEN. Weil das Dorf Lützelhausen, das zur Gemeinde Linsengericht im Main-Kinzig-Kreis gehört, seine 650-Jahrfeier verschlafen hat, feiern die Bürger jetzt das 666jährige Bestehen.

Wie der Sprecher der zwölf örtlichen Vereine am Montag mitteilte, wird die 666-Jahrfeier im Dorf als "Schnapsidee des Jahres 1992" bezeichnet.

Am 1. und 2. August wollen die 850 Einwohner von Lützelhausen an vergangene Zeiten erinnern und auf der abgesperrten Hauptstraße mit Musik, Tanz und Spiel die Dorf-Gründung im Jahr 1326 feiern. ew

Jugendbande tötet zwölf Menschen

BOGOTÁ, 27. Juli (Reuter). In Kolumbien sind zwölf Menschen von einer Bande von Jugendlichen getötet worden. Wie die Polizei am Sonntag mitteilte, überfielen mehrere bewaffnete junge Leute die Teilnehmer des Straßenfestes einer rivalisierende Gruppe. Sie hätten neun Mädchen und Jungen erschossen und seien anschließend in ein anderes Viertel der Hauptstadt Bogotá weitergezogen. Dort hätten sie drei weitere Menschen getötet. Die meisten Opfer seien zwischen 16 und 18 Jahre alt gewesen.

5200 Flüchtlinge in Deutschland

BONN, 27. Juli (Reuter/AP/dpa). Am frühen Montag morgen ist der letzte von insgesamt sechs Sonderzügen mit Flüchtlingen aus Bosnien-Herzegowina in Deutschland eingetroffen. Damit kamen rund 5200 Menschen aus dem Bürgerkriegsgebiet in die Bundesrepublik.

In der Nacht zum Montag passierten drei Züge den bayerischen Grenzbahnhof Freilassing. Drei weitere waren bereits in der Nacht zuvor angekommen. Dem Roten Kreuz zufolge war der Gesundheitszustand der Menschen relativ gut. Es habe keine größeren Probleme in den Zügen gegeben. Allerdings mußten viele der erschöpften Bürgerkriegsopfer während der stundenlangen Zugfahrt ärztlich versorgt werden.

Der zweite Zug mit 893 Flüchtlingen hatte um 2.36 Uhr die deutsch-österreichische Grenze bei Freilassing passiert. Gegen 9 Uhr - mehr als 15 Stunden nach der Abfahrt aus dem kroatischen Karlovac - traf der Zug in Hanau ein, wo etwa 380 Flüchtlinge ausstiegen. Am Bahnhof wurden sie von knapp 100 Helfern, zwei Ärzten und mehreren Dolmetschern erwartet. An Bord des Zuges befanden sich nach Auskunft der Behörden insgesamt 890 Personen, darunter knapp 100 Babys und Kinder. In Hanau wurden die Flüchtlinge in der früher von der US- Armee genutzten Hessen-Homburg-Kaserne einquartiert. Dort waren bereits am Freitag Betten und provisorische Unterkünfte hergerichtet worden.

Über das Bürgertelefon der hessischen Landesregierung sind unterdessen zahlreiche Anrufe von Privatpersonen eingegangen, die Flüchtlinge bei sich aufnehmen wollen. Ein Sprecher des Regierungspräsidiums Darmstadt sagte, die Resonanz auf den Aufruf sei sehr gut. Er fügte hinzu, die Gastfamilien müßten "gutes Stehvermögen haben; mit 14 Tagen ist das sicher nicht getan".

Weitere Zielbahnhöfe der letzten drei Züge sind Münster, Osnabrück, Erfurt, Bremen, Hamburg, Neumünster, Berlin und Dresden. An den einzelnen Stationen werden jeweils mehrere hundert Flüchtlinge aufgenommen. Die Flüchtlinge werden zunächst in Sammelunterkünften untergebracht. Ein Teil von ihnen wird dann von Familien aufgenommen.

Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Schnoor (SPD) sagte im ARD-Morgenmagazin, "das werden nicht die letzten Flüchtlinge gewesen sein". Notfalls müsse die Bundesrepublik im Alleingang handeln. "Wir können nicht auf die Abstimmung mit den europäischen Ländern warten", meinte Schnoor mit Blick auf die ablehnende Haltung europäischer Nachbarländer. Außerdem forderte Schnoor generell für alle Bürgerkriegsflüchtlinge eine befristete Aufenthaltserlaubnis und das Recht auf Arbeit.

Die Vereinten Nationen (UN) lehnen es als undurchführbar ab, in größerer Anzahl Kinder aus der bosnischen Hauptstadt Sarajewo auszufliegen. Ein Sprecher des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR) begründete dies am Montag mit einem zu hohen militärischen Risiko und fehlendem Personal. Außerdem habe man keine Auswahlkriterien dafür, welche Kinder für eine Evakuierung in Frage kämen und welche in der seit Monaten belagerten Stadt bleiben müßten. Ein Gutachter sei zu dem Ergebnis gekommen, daß Hilfslieferungen und die Entsendung von Spezialisten für die Kinder von größerem Nutzen seien.

UNHCR-Sprecher Peter Kessler betonte, der Transport von Personen zum Flughafen Sarajewos sei mit sehr großen Gefahren verbunden. Wenn ein Fahrzeug unter Feuer genommen oder ein Flugzeug abgeschossen würde, könnte dies die gesamte UN-Operation gefährden. Auch der Leiter eines Waisenhauses in der Stadt, Ermin Terko, meinte, eine Evakuierung der Kinder sei zwar wünschenswert, aber nicht machbar.

In der vergangenen Woche hatte die UN-Schutztruppe am Flughafen der Maschine einer österreichischen Hilfsorganisation, die 42 Kinder aus Sarajewo ausfliegen wollte, die Landung nicht gestattet. Viele Hilfsgruppen sind nach UN- Ansicht über die Realität in der Hauptstadt Bosnien-Herzegowinas nur unzureichend informiert.

Bundesaußenminister Klaus Kinkel hatte am Wochenende erklärt, Deutschland sei sofort bereit, Verwundete, Kinder und Waisen aus Sarajewo mit Bundeswehrmaschinen auszufliegen. Die Bundesregierung habe dafür einen neuen Vorstoß bei den UN-Truppen unternommen.

In Sarajewo war es in der Nacht zu Montag nach UN-Angaben relativ ruhig. Allerdings habe es vereinzelt Granatwerferfeuer und Gefechte mit leichten Waffen gegeben. Gekämpft worden sei vor allem in der Altstadt und in dem Stadtteil Dobrinja in der Nähe des Flughafens.

Bei der für den heutigen Montag in London geplanten neuen Runde der Bosnien-Gespräche wollen die Moslems nicht mit den Serben verhandeln. Bosniens moslemischer Präsident Alija Izetbegovic kündigte an, daß sein Außenminister Haris Silajdzic zwar in die britische Hauptstadt reisen, dort aber lediglich den Jugoslawien-Beauftragten der Europäischen Gemeinschaft (EG), Lord Carrington, über die Kampfhandlungen informieren werde. Die bosnische Delegation werde sich an den Verhandlunfgen nicht beteiligen. Diese seien sinnlos, solange bereits getroffene Abkommen nicht eingehalten würden. Zusätzliche Friedenskonferenz gefordert

PARIS (AFP). Der jugoslawische Präsident Dobrica Cosic hat sich für die Abhaltung einer internationalen Friedenskonferenz für Jugoslawien in Paris ausgesprochen. In diese Verhandlungen, bei denen "alle Probleme" erörtert werden sollten, solle die im August in London auf EG-Initiative geplante internationale Konferenz "eingeschlossen" werden, sagte Cosic in einem am Montag von der französischen Tageszeitung "Le Quotidien de Paris" veröffentlichten Interview. Er würdigte die diplomatischen Bemühungen des britischen Unterhändlers Lord Carrington, der den Vorsitz der Londoner Konferenz führen soll, sagte jedoch, er halte "einen neuen Weg" zur Friedenslösung für "wünschenswert".

Das Ziel seiner Regierung sei ein "dauerhafter Frieden auf der Grundlage des Selbstbestimmungsrechts der Völker", unterstrich der Präsident des aus Serbien und Montenegro bestehenden Rest-Jugoslawien. Er verwahrte sich dagegen, als Handlanger des serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic zu gelten und erklärte, es werde im November Wahlen geben. Den Sezessionisten im Kosovo warf er vor, die Lage nach Kräften zu verschärfen. Ihre Forderung nach einem eigenen Staat sei "nicht akzeptabel", sagte Cosic.

Der jüngst in Geheimwahlen zum "Präsidenten" des Kosovo gewählte Ibrahim Rugova erklärte seinerseits am Montag gegenüber der konservativen Zeitung "Figaro", er fürchte, daß es im Kosovo zum Volksaufstand für die Unabhängigkeit komme, der eine "größere Tragödie als die von Bosnien-Herzegowina wäre". Eine internationale Militärintervention in Bosnien sei "das letzte Mittel" nicht nur zur Rettung Bosniens, sondern auch der anderen Völker des ehemaligen Jugoslawien und darüber hinaus des gesamten Balkan, sagte Rugova. Wenn es keine politische Lösung gebe und die serbische "Kriegsmaschine" nicht zum Stillstand gebracht werden könne, werde der Kosovo mit kriegerischen Mitteln für seine Unabhängigkeit kämpfen.

Kurz gemeldet: Festnahmen bei Razzia in Peru

LIMA, 27. Juli (Reuter). In Peru sind bei einer Razzia gegen die maoistische Untergrundorganisation Leuchtender Pfad 30 mutmaßliche Extremisten festgenommen worden, teilte die Polizei mit.

DIHT sieht Gefahr für deutsche Exportposition

BONN (rtr). Die Position der bundesdeutschen Wirtschaft auf den internationalen Märkten ist nach Einschätzung des Deutschen Industrie- und Handelstages (DIHT) gefährdet. Eine Umfrage bei den Auslandshandelskammern in 47 Ländern habe zwar gezeigt, daß der Exportvorsprung gegenüber Japan in den vergangenen zehn Jahren ausgebaut werden konnte. Doch stehe Nippon auf dem "wichtigsten Markt der Welt", Nordamerika, mit einem Anteil von mittlerweile 16,6 Prozent weit stärker da als Deutschland, das nur auf magere 4,9 Prozent komme. In den "besonders dynamischen Märkten" Südostasiens seien hiesige Unternehmen ebenfalls nur schwach vertreten.

Ihren Anteil an den weltweiten Exporten konnten deutsche Firmen seit 1981 um zwei Punkte auf 12,6 Prozent steigern, während Japan nur 1,6 Punkte auf 9,8 Prozent zulegte und damit den dritten Platz auf der von den USA (14,4 Prozent) angeführten Rangliste einnimmt. Doch sei Japan nicht mehr nur überwiegend in der Autoindustrie präsent, sondern stoße verstärkt in wichtige andere Gebiete, wie zum Beispiel den Maschinenbau vor, konstatiert der Spitzenverband der Industrie- und Handelskammern. Im vergangenen Jahr habe das fernöstliche Inselreich fast überall Marktanteile hinzugewonnen. Schwach sei dessen Position freilich in einer Reihe lateinamerikanischer und afrikanischer Staaten sowie in Australien.Lloyd's-Chef Coleridge wirft das Handtuch

LONDON (rtr). Der Chef von Lloyd's of London, David Coleridge, wird am Jahresende nicht wieder für sein Amt kandidieren. Das teilte er auf der außerordentlichen Hauptversammlung des Versicherungsmarktes mit. Als Nachfolger schlug Coleridge David Rowland vor, der zur Zeit die Sedgwick-Gruppe als zweitgrößte britische Versicherungsvermittlung leitet und als Lloyd's-Kenner ausgewiesen ist.

Coleridge war unter Druck geraten, nachdem Lloyd's im Juni Rekordverluste von umgerechnet rund sechs Milliarden Mark für 1989 gemeldet hatte. Unzufriedene Mitglieder ("Names") des Versicherungsmarktes hatten die außerordentliche Versammlung beantragt, um dem aus 28 Mitgliedern bestehenden Lloyd's-Rat das Mißtrauen auszusprechen. Dem gestrigen Treffen lagen vier Anträge vor, in denen radikale Veränderungen verlangt wurden, während ein weiterer das Leitungsgremium unterstützte. Weil alle Mitglieder per Brief abstimmen sollen, wird mit einem Ergebnis erst in etwa einem Monat gerechnet.

Rowland hatte schon im Januar ebenfalls umfangreiche Reformen empfohlen. Er denkt an eine Begrenzung der bisher unbeschränkten Haftung des Versicherers. Außerdem regte Rowland an, zusätzlich zu den persönlichen Vermögen der Mitglieder auch Unternehmenskapital zur Deckung der Risiken aufzubauen.

Kelten größte Saufbolde

DUBLIN, 28. Juli (Reuter). Kelten sind nach einer Studie des Psychiaters Mike Carney besonders alkoholgefährdet. Carney untersuchte in einem psychiatrischen Krankenhaus Londons über 1000 Patienten. Auf einem Ärztetreffen legte er die Ergebnisse vor: Unter den Patienten schottischer, walisischer oder irischer Abstammung betrage die Alkoholismusrate 35 Prozent, bei den übrigen nur 12,7 Prozent. Den höchsten Anteil von Alkoholsüchtigen habe er mit 67 Prozent bei den Schotten entdeckt.

12 Tote bei Teenager-Krieg

BOGOTÁ, 28. Juli (Reuter). In der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá sind bei einem Krieg unter Jugendbanden am Wochenende 12 Menschen umgebracht worden. Nach Angaben der Polizei wurden die Mitglieder einer der Gruppen bei einem Straßenfest von Angreifern überrascht, die mit automatischen Gewehren neun Personen erschossen. Dann seien dieselben Täter ein paar Straßen weiter gezogen, wo sie weitere drei Jugendliche ermordet hätten. Die Opfer seien größtenteils 16 bis 18 Jahre alt gewesen.

Erdrutsch begräbt Dorf

HANOI, 27. Juli (Reuter). In der vietnamesischen Provinz Cao Bang ging am Montag die Suche nach Opfern eines schweren Erdrutsches weiter. Polizisten, Soldaten und Bewohner eines Dorfes nahe der Grenze zu China hatten 17 Überlebende und rund 50 Tote geborgen. Ein Vertreter der Provinzbehörden sagte aber, insgesamt seien wohl fast 200 Menschen getötet worden. Schwerer Regen hatte am Freitag die Katastrophe verursacht, wobei die Hütten schlafender Bergarbeiter unter Schlamm und Geröll begraben worden waren.

Fischer fängt Selbstmörder

HONGKONG, 28. Juli (Reuter). Auf den Fang seines Lebens hoffte ein chinesischer Angler, als er seinen Haken kaum noch aus dem Wasser bekam. Doch beim Anblick der vermeintlichen Beute fiel er in Ohnmacht, wie die Nachrichtenagentur China News Service am Montag berichtete. Statt eines gewaltigen Fisches tauchte der Kopf eines Menschen aus dem Wasser. So wurde der Fischer zum Lebensretter. Umstehenden gelang es nämlich, den Fang wiederzubeleben. Es handelte sich um einen Bauern, der sich wegen persönlicher Probleme hatte umbringen wollen.

Guttmann tritt gegen Bubis an

MÜNCHEN, 27. Juli (Reuter/AP). Um die Nachfolge des verstorbenen Heinz Galinski an der Spitze des Zentralrats der Juden in Deutschland werden sich zwei Kandidaten bewerben. Nach Ignatz Bubis aus Frankfurt kündigte am Montag in München der stellvertretende Vorsitzende des Zentralrats, Robert Guttmann, seine Kandidatur an. Der neue Vorsitzende soll am 20. September gewählt werden.

Der 53jährige Guttmann war vor 18 Monaten zum Stellvertreter Galinskis gewählt worden. Er bemängelte, daß Bubis seine Kandidatur der Öffentlichkeit noch vor Ablauf der Trauerzeit für Galinski bekanntgegeben und damit gegen die jüdische Tradition verstoßen habe.

Hisbollah räumt Kaserne

BAALBEK, 27. Juli (Reuter). Einheiten der schiitischen Hisbollah (Partei Gottes) haben am Montag mit der Räumung ihres größten Stützpunktes in Libanon begonnen. Nach der Beendigung des Abzugs in den nächsten Tagen werde die libanesische Armee die Scheich-Abdullah- Kaserne in Baalbek im Osten des Landes übernehmen, sagte der örtliche Leiter des Militär-Geheimdienstes, Oberst Hussein el Lakis, der Nachrichtenagentur Reuter. Die Hisbollah hatte die Kaserne in der syrisch kontrollierten Bekaa-Ebene 1983 erobert. Ihre Kämpfer wurden dort von iranischen Revolutionsgardisten ausgebildet.

Nach Angaben aus Sicherheitskreisen hatte die proiranische Hisbollah bereits im April ihre schweren Waffen aus der Kaserne in andere Stützpunkte in der Bekaa-Ebene und andere Gebiete in Südlibanon verlegt. Die Schiiten-Freischärler würden der Armee voraussichtlich einige Geschütze sowie zwölf gepanzerte Fahrzeuge übergeben.

PLO verlangt Beteiligung Vorstoß vor neuer Runde der Nahost-Friedensgespräche

ALGIER/JERUSALEM, 27. Juli (Reuter). Unter den Palästinensern gibt es Überlegungen, mit neuen Forderungen in die nächste Runde der Friedensgespräche mit Israel zu gehen. Najef Hawatmeh, Chef der Demokratischen Front für die Befreiung Palästinas, forderte vor einem Treffen der PLO-Führung mit der palästinensischen Verhandlungsdelegation am Montag, daß künftig auch Palästinenser aus Ostjerusalem sowie Exilanten an den Verhandlungen mit Israel teilnehmen. Mit der Wahl Yitzhak Rabins zum Regierungschef habe der israelische Wähler der harten Politik der früheren Regierung Schamir eine Absage erteilt, meinte er. Die Mehrheit der Israelis befürworte direkte Gespräche mit der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) und einen Palästinenserstaat.

Die Regierung Shamir hatte durchgesetzt, daß nur Bewohner der besetzten Gebiete Westjordanland und Gazastreifen zu den Verhandlungen zugelassen wurden. Vertreter der PLO, die Israel als Terrororganisation ansieht, waren ausgeschlossen.

Die Verhandlungen Israels mit seinen arabischen Nachbarn sollten nach amerikanischen Vorstellungen am 10. August in Washington weitergehen. Die frühere israelische Regierung hatte den Verhandlungsort abgelehnt und die Verlegung in die Nahostregion selbst, darunter nach Jerusalem, vorgeschlagen. Dies hatten die Araber als verfrühte Anerkennung Israels zurückwiesen. Als Kompromiß war daher zunächst Rom vereinbart worden.

Syrien hat dem bereits zugestimmt. Ähnlich werden sich voraussichtlich die übrigen arabischen Teilnehmer der Gespräche äußern: Libanon, Jordanien und die Palästinenser. Israels Entscheidung steht nach Angaben von Kabinettssekretär Eljakim Rubinstein aus. Das Datum für die Wiederaufnahme der Friedensgespräche wird nach Angaben von Rabins Sprecher Gad Ben Ari nicht vor dem Treffen Rabins mit US-Präsident George Bush im August festgelegt. Israel ist gegen eine zeitliche Überschneidung der Verhandlungen und des israelisch-amerikanischen Gipfels, der Mitte August stattfindet. (Siehe nebenstehenden Kasten)

Einsam in Paris

BONN, 27. Juli (Reuter). Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) hat Wirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) unfaires Verhalten vorgeworfen, weil dieser ihn allein zu einer Veranstaltung in Paris fahren ließ. Dort hatte sich Waigel heftige Kritik der Franzosen an der deutschen Hochzinspolitik anhören müssen. Das Wirtschaftsministerium bestätigte am Montag in Bonn den Eingang eines entsprechenden Briefs von Waigel.

Möllemann hatte kurzfristig statt am deutsch-französischen Wirtschaftsrat an der Unterzeichnung des Verkaufsvertrags für die frühere DDR-Mineralölfirma Minol in Berlin teilgenommen. Der Zeitung Express zufolge schrieb Waigel: "Selbstverständlich ist Ihr gutes Recht, Ihre Terminplanung nach eigener Bewertung einzurichten. Mir gegenüber ist es unfair, denn ich konnte den Termin in Paris wirklich nicht mehr absagen."

Sicherheitszone für Flüchtlinge erwogen Paris und USA sprechen über Militäreinsatz

PARIS/LONDON, 27. Juli (Reuter/AFP/AP). Die USA und Frankreich wollen nach offiziellen französischen Angaben die Einrichtung von Sicherheitszonen für Flüchtlinge im früheren Jugoslawien prüfen. Vorbild sind die nach dem Golf-Krieg geschaffenen Schutzgebiete für die Kurden in Nordirak. Ein hoher französischer Armeevertreter sagte der Nachrichtenagentur Reuter am Montag in Paris, möglicherweise werde es dazu nötig sein, Artilleriestellungen in der Umgebung dieser Sicherheitszonen durch Militäreinsätze des Westens zu zerstören. Er fügte hinzu, auch Angriffe auf die UN-Truppen in Kroatien und Bosnien könnten ein militärisches Eingreifen zur Folge haben.

Diese Themen würden bei einem Treffen des französischen Generalstabschefs Jacques Lanxade mit dessen US-Kollegen Colin Powell am Freitag in Washington erörtert, sagte der französische Armeevertreter. Er räumte ein, daß eine militärische Intervention des Auslands im Balkan-Konflikt nur schwer vorstellbar sei. "Das ist ein Bürgerkrieg", sagte er und wies auf die unübersichtliche Lage in den Kampfgebieten hin. Doch bei einer steigenden Zahl von Flüchtlingen zu Beginn des Winters müßten nach Absicherung durch eine UN-Resolution Sicherheitszonen wie für die irakischen Kurden geschaffen werden. In diesem Fall würden alle Konfliktparteien vor militärischen Schlägen gewarnt, falls diese Gebiete angegriffen würden. Die Kämpfe in Kroatien und Bosnien-Herzegowina haben bisher rund 2,2 Millionen Menschen heimatlos gemacht.

In Sarajewo und London wurden am Montag Bemühungen um einen Frieden in Bosnien fortgesetzt. In der bosnischen Hauptstadt traf der Kommandeur der UN-Friedenstruppen, General Satish Nambiar, zu Gesprächen mit den Konfliktparteien ein. In London fanden sich die Vertreter der Volksgruppen Bosnien- Herzegowinas ein, um Gespräche mit EG-Vermittler Lord Peter Carrington zu führen. Teilnehmer äußerten sich vor Beginn am Nachmittag pessimistisch über die Erfolgsaussichten.

Die Bundesregierung begrüßte eine Initiative Großbritanniens, eine internationale Konferenz zur friedlichen Lösung der Konflikte in Jugoslawien für Ende August nach London einzuberufen. Alle Staaten, die zur Lösung des Konflikts einen Beitrag leisten können, insbesondere auch die Nachbarstaaten und Rußland, sowie die EG, die Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) sowie die UN sollten am Verhandlungstisch Platz nehmen, sagte Bonns Regierungssprecher Dieter Vogel.

(Weitere Berichte auf Seiten 2 und 4, Kommentar auf Seite 3)

Zur Person:

KURT BIEDENKOPF, Sachsens Ministerpräsident, will bei den nächsten Landtagswahlen 1994 erneut kandidieren. Das sagte Biedenkopf, der CDU-Landesvorsitzender ist, in Dresden. In der Mitte der Legislaturperiode wolle er aber nicht über Wahlergebnisse spekulieren. Scharfe Kritik übte Biedenkopf an den Komitees für Gerechtigkeit. Es sei der "blanke Zynismus", daß ausgerechnet die PDS den Anspruch erhebe, Gerechtigkeit zu verwirklichen. (Reuter)

Biedenkopf will Lohnverzicht

DRESDEN, 27. Juli (Reuter/dpa). Die westdeutschen Beschäftigten sollen nach einem Vorschlag von Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) für den Aufbau in Ostdeutschland rund zwei Jahre lang auf reale Lohnerhöhungen verzichten. Biedenkopf sagte am Montag in Dresden, so könne der Beschluß der Bonner Regierungskoalition konkretisiert werden, vier bis fünf Prozent des Bruttosozialprodukts für Ostdeutschland zur Verfügung zu stellen. Die Unternehmen, denen durch die nicht steigenden Reallöhne niedrigere Kosten entstünden, sollten die Mittel in Ostdeutschland investieren oder als Steuer abführen.

Biedenkopf wies Vorstellungen über ein Niedriglohngebiet in den neuen Ländern zurück. Dies sei bei einem gemeinsamen deutschen Arbeitsmarkt nicht machbar, sagte er.

ANC fordert Untersuchung Unabhängige Experten sollen Todesfällen in Haft nachgehen

JOHANNESBURG, 27. Juli (Reuter/ epd/AFP). Die südafrikanische Schwarzenorganisation Afrikanischer Nationalkongreß (ANC) hat eine unabhängige Untersuchung mutmaßlicher Polizeiwillkür beim Umgang mit Häftlingen gefordert. In einer am Montag in Johannesburg verbreiteten ANC-Erklärung hieß es, die von der Regierung bereits angekündigten Nachforschungen seien zwar zu begrüßen, doch könne die Polizei nicht gegen sich selbst ermitteln. Der Arzt Jonathan Gluckman hatte am Sonntag mit dem Vorwurf für Aufsehen gesorgt, die Polizei prügele nach wie vor Häftlinge zu Tode. Gluckman erhielt eigenen Angaben zufolge nach der Veröffentlichung seiner Vorwürfe Morddrohungen.

Der ANC begrüßte in seiner Erklärung die Ankündigung des Ministers für Recht und Ordnung, Hernus Kriel, der alle Todesfälle in Polizeihaft in den vergangenen zwei Jahren untersuchen lassen will. Allerdings sei eine öffent- liche und unabhängige Untersuchung nötig, hieß es.

Kriel hatte dem südafrikanischen Fernsehen am Sonntag abend gesagt, die Öffentlichkeit solle nicht vergessen, daß eine Inhaftierung an sich eine traumatische Erfahrung sei, die "manchmal zu einem natürlichen Tod führt und manchmal die Leute dazu bringt, sich selbst zu töten". Er fügt hinzu: "Aber zu sagen, daß die Polizei verantwortlich ist für Menschen, die in der Haft sterben, ist einfach nicht wahr."

Unterdessen kündigten Kriel und Justizminister Cobie Coetsee eine Amnestie für jeden Bürger an, der verbotene Waffen bis zum Ende des Monats bei der Polizei abliefert. Wie aus einem gemeinsamen Kommuniqué der beiden Minister hervorging, müssen alle Südafrikaner bis zum 31. Juli ihre Waffen, Munition und Sprengsätze den Sicherheitskräften übergeben. In der Zwischenzeit werde die Polizei weiterhin die Razzien auf der Suche nach versteckten Waffenlagern, illegalen Feuerwaffen, Munition und Sprengsätzen fortsetzen. Vom 31. Juli an droht Besitzern illegaler Waffen eine Haftstrafe von fünf Jahren sowie 25 Jahre Haft für Verbrechen, die mit solchen Waffen begangen wurden.

(Siehe auch Kasten oben)

Ein Glücksfall für Kuba und Zigarren-Genießer Tabakmonopol kann Nachfrage nach Havannas nicht befriedigen / Finanzhilfe aus Europa

Cohiba, Montecristo, Romeo y Julieta. Bei diesen Namen geraten Zigarrenkenner in aller Welt ins Schwärmen. Sie schwören auf die braunen, handgerollten "Rauchwaren" Fidel Castros. Der Konsum dieser Zigarren-Marken bedeutet Lebensart, höchsten Genuß. Für Kuba liegen die Dinge etwas anders. Zigarren sind für die Karibikinsel als Exportschlager praktisch lebensnotwendig. Ohne die Devisenerlöse aus dem Zigarren- und Tabakverkauf würde der ohnehin bereits am Boden liegenden Volkswirtschaft Kubas ein weiterer, schwerer Schlag versetzt.

Zigarren- und Tabakexporte lassen im Jahr mehr als 100 Millionen Dollar auf die Insel fließen. So verwundert es nicht, daß der Tabakanbau neben der Zuckererzeugung, dem Tourismus, dem Nickelabbau und dem Fischfang ein strategischer Wirtschaftszweig im kommunistisch regierten Kuba ist.

Doch in diesem Jahr gibt es Produktionsprobleme auf den Tabakplantagen. Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks fehlt es an Hilfslieferungen der "Bruderländer", es mangelt an Benzin und Düngemitteln. Die Tabakernte ist deshalb um zehn bis 15 Prozent geschrumpft, der Export nahm sogar um ein Fünftel ab.

"Die Menge ging zurück, aber nicht die Qualität", versucht Adriano Martinez vom staatlichen Tabakverkaufsmonopol Cubatabaco zu beruhigen. Schnell will er Bedenken zerstreuen, das kubanische Prestigeprodukt könnte etwas von seiner Einmaligkeit verlieren, die ihm eine unangefochtene Stellung in der Welt der Luxus-Zigarren verleiht. "Die Havanna- Zigarre ist für Kuba, was der Champagner für Frankreich ist - mehr als nur ein Markenname."

Der beste Qualitätsbeweis für den staatlichen Zigarrenverkäufer ist die Tatsache, daß die Nachfrage nach den handgerollten kubanischen Zigarren weltweit weiter zunimmt und sich sogar neue Märkte für "Romeo y Julieta und ihre Genossen" im Fernen Osten und in Mittelamerika auftun. "Wir können die steigende Nachfrage gar nicht befriedigen", schwärmt Martinez.

Durch Abkommen mit seinen westlichen Vertriebspartnern will Cubatabaco nun von der steigenden Lust auf den Havanna-Genuß profitieren und eine stabile Produktion sichern. Die Partner haben dem kubanischen Staatsunternehmen zinsgünstige Kredite zugesichert, mit denen Cubatabaco Düngemittel, Pestizide, Treibstoff und wichtige Ausrüstungsgegenstände zur Tabakproduktion erwerben kann. Die Gelder kommen laut Martinez aus Europa. Es soll um mehrere Millionen Dollar gehen. Gestärkt durch die neuen Finanzmittel will Cubatabaco in den kommenden drei Jahren den Zigarrenverkauf um 15 bis 20 Prozent steigern. Europa ist und bleibt Cubatabacos größter Absatzmarkt. Etwa sieben von zehn der jährlich exportierten Kuba-Zigarren gehen auf den alten Kontinent. Dabei ist die Schweiz der führende Abnehmer.

Neben den traditionellen Märkten setzt Cubatabaco auf die vielversprechenden asiatischen Regionen. "Die Verkäufe im Fernen Osten steigen deutlich", sagt Martinez unter Hinweis auf Hongkong, Singapur, Australien und Neuseeland. Erst vor kurzem wurden dem Hongkonger Unternehmen Pacific Cigars die exklusiven Vertriebsrechte für Havanna-Zigarren verkauft.

Verschlossen bleibt Kubas Zigarren allerdings weiterhin der US-Markt. Wegen des von Washington gegen Havanna verhängten Handelsembargos sind direkte Ausfuhren in die Vereinigten Staaten unmöglich.

Für den Kubaner selbst sind die besten und teuersten Havanna-Marken außer Reichweite. Die Menschen in Castros Reich dürfen nämlich keine Dollar besitzen und haben außerdem keinen Zutritt zu den Touristen-Shops, in denen die Montecristo oder die Cohiba angeboten werden. Den Inselbewohnern stehen nur Zigarren minderer Qualität zu - und die werden angesichts der katastrophalen Wirtschaftslage auch noch rationiert.

PASCAL FLETCHER (rtr)

Zur Person:

KLAUS ZEH (CDU), Thüringer Finanzminister, und sein Wissenschaftsminister ULRICH FICKEL (FDP), müssen damit rechnen, daß ein Ermittlungsverfahren gegen sie eingeleitet wird. Die Erfurter Justiz prüft nach Aussage des Sprechers des Justizministeriums, Klemens Vogel, ob sie im Zusammenhang mit der "Hotel- Affäre" Ermittlungen einleitet. Diese Prüfung werde aufgrund eines Berichts des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" vorgenommen, wonach Zeh und Fickel dem Hotelier Jürgen Homann zu Lasten des Landes unter günstigen Konditionen zu einem Hotel verholfen haben sollen.

(Reuter)

NVA-Offizier Mord angelastet

SCHWEINFURT, 27. Juli (Reuter). Die Polizei hat einen ehemaligen Offizier der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR unter dem Verdacht festgenommen, einen in den Westen flüchtenden Pionierarbeiter erschossen zu haben. Er soll nach Angaben der Staatsanwaltschaft in Schweinfurt am 6. August 1969 einen 19jährigen Soldaten durch Kopfschuß getötet haben, als dieser an der Grenze nahe Rothhausen fliehen wollte. Ehemalige Mitarbeiter des Pioniertrupps hatten den 56jährigen belastet. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Mordes.

Bei Reparaturarbeiten an der Grenze habe sich der 19jährige von der Pionierkompanie abgesetzt und sei über die Grenzlinie nach Westen gelaufen, sagte der Leiter der Staatsanwaltschaft in Schweinfurt, Walter Rupprecht. Der damalige Offizier soll dem Flüchtling nachgelaufen sein und ihn auf bundesdeutschem Boden mit einem Kopfschuß niedergestreckt haben. Danach soll er den Schwerverletzten an den Beinen auf DDR-Gebiet zurückgeschleppt haben, wo er kurze Zeit später starb.

Verschob NOK-Präsident Tickets?

Der Präsident des Olympischen Komitees von Panama ist in Barcelona beim Verkauf von Eintrittskarten erwischt worden. Die spanische Polizei teilte am Montag mit, bei Meliton Sanchez Ribas seien 300 Eintrittskarten gefunden worden. Der Funktionär erklärte zu seiner Verteidigung, er habe keine überhöhten Preise für die Karten verlangt.

Briefmarke birgt Botschaft

PEKUNG, 27. Juli (Reuter). Chinesische Philatelisten haben nach eigenen Angaben eine versteckte Botschaft der Opposition auf einer offiziellen Olympia-Sonderbriefmarke entdeckt. Die Marke zeigt Marathonläufer, deren Startnummern das Datum der Niederschlagung der Demokratiebewegung am 4. Juni 1989 ergeben sollen. Der erste der Läufer trägt die Nummer 64. Die Zahl wird weithin als Abkürzung für den 4. Juni - der vierte Tag im sechsten Monat - verstanden und benutzt.

Der hinter dem Führenden liegende Läufer trägt die Nummer neun, und der Läufer rechts von diesem die 17. Chinesischen Briefmarkenhändlern zufolge erhält man bei der Addition von eins und sieben die Acht, die gemeinsam mit der Neun des anderen Läufers das Jahr des Massakers in Peking, nämlich 1989, ergebe. Kein anderer der auf der Briefmarke gezeigten Läufer trägt eine Startnummer.

Chinesische Oppositionelle haben bereits mehrmals versteckte Botschaften auf unverdächtige Art und Weise veröffentlicht und so die Behörden bloßgestellt. So ergab ein in der kommunistischen Parteizeitung abgedrucktes Gedicht beim diagonalen Lesen eine Rücktrittsaufforderung an die Adresse von Ministerpräsident Li Peng. Li gilt als einer der Hauptverantwortlichen für das Massaker 1989.

Mädchenhandel mit Polinnen nimmt zu

WARSCHAU, 28. Juli (Reuter). Die Polizei in Polen ist besorgt über die Zunahme der Aktivitäten von Schlepperorganisationen, die junge Mädchen aus Polen zur Prostitution ins Ausland schaffen. Immer mehr junge Frauen aus Polen würden von Agenten der Mädchenhändlerringe mit Job-Versprechungen angelockt und fänden sich später in Bordellen in Deutschland, Österreich, Griechenland, Belgien, Holland und der Schweiz wieder, hieß es in einem am Montag in Warschau veröffentlichten Polizeibericht. Andere Ringe organisierten die Prostitution für die Freudenhäuser auf Zypern, Libanon und in Syrien. Polizeisprecher Jerzy Kirzynski teilte mit, die Polizei habe eine landesweite Razzia auf die organisierten Verbrecherringe begonnen.

Moskau beschuldigt Estland

MOSKAU, 28. Juli (Reuter). 30 estnische Soldaten haben russischen Angaben zufolge am Montag ein von der russischen Marine genutztes Gebäude in Estlands Hauptstadt Tallinn besetzt. Unter Berufung auf einen Marinesprecher in Moskau meldete die russische Nachrichtenagentur Itar-Tass, 40 russische Marineangehörige hätten versucht, das Gebäude wieder unter Kontrolle zu bringen. Bei der Aktion seien zwei Russen verwundet worden. Das Verteidigungsministerium habe deshalb in Moskau Protest eingelegt.

Die estnische Regierung bestritt den Schußwechsel und verwies darauf, daß die Marine das Gebäude am Montag hätte räumen sollen.

Fußball-Turnier in Paris Dortmund verlor gegen St. Germain

Für den Bundesligisten Borussia Dortmund hat es beim internationalen Fußball-Turnier in Paris nur zum Platz im "kleinen Finale" gereicht. Vor 15 000 Zuschauern im Pariser Prinzenpark-Stadion mußte sich der deutsche Vizemeister gegen den Gastgeber FC Paris St. Germain mit 1:3 (0:1) geschlagen geben. Die Borussen treffen nun im Spiel um Platz drei auf den englischen Rekordmeister FC Liverpool, der zuvor das Auftaktspiel gegen Frankreichs Vizemeister AS Monaco 1:2 (0:1) verloren hatte.

Den einzigen Treffer für die Dortmunder erzielte Schulz per Kopf in der 71. Minute auf Flanke von Karl zum 1:2. Zuvor hatten die Pariser Zugänge, der Ex-Monegasse Weah und Calderaro aus Metz, die Hausherren in der 44. und 59. Minute mit 2:0 in Front gebracht. Den dritten Treffer für die Franzosen erzielte Valdo (82.).

Honduras auf dem Weg zur Fußball-WM

Die Nationalmannschaft von Honduras erreichte in der Vor-Qualifikation der CONCACAF-Gruppe zur Fußball-Weltmeisterschaft 1994 in den USA durch einen 2:0-Sieg über Guatemala die zweite Runde. Biela fuhr auf Rang sieben

Der deutsche Tourenwagenmeister Frank Biela (Neuss) belegte an der Seite des Italieners Moretti bei der US-IMSA- Serie auf seinem Porsche 962 den siebten Platz. Sieger wurde der Amerikaner P. J. Jones auf Toyota.

Das Vierer-Gold läßt die Profi-Chancen der Radfahrer steigen Vertrag von Weibel läuft aus "Peter bleibt bei uns" / Fahrer liebäugeln mit einem Wechsel

Großer Bahnhof für die Gold-Crew im olympischen Dorf: Als der erfolgreiche Straßen-Radvierer von Bundestrainer Peter Weibel nach dem Olympia-Triumph am Sonntag zurückkehrte, sorgten die Kollegen für die entsprechende Stimmung. Die Bahnvierer-Weltmeister hatten ein Transparent aufgehängt und den Team-Kameraden einen heißen und herzlichen Empfang bereitet. Das erfolgreiche Quartett von Weibel hat das Soll erfüllt, die Pistenflitzer wollen nun ihrerseits mit dem begehrten Gold dekoriert werden.

Der Straßen-Vierer mit Bernd Dittert, Christian Meyer (beide Hannover), Uwe Peschel (Erfurt) und Michael Rich (Öschelbronn) hat beste Chancen, den Olympiasieg in klingende Münze zu verwandeln, sprich: ins Profilager zu wechseln. "Natürlich habe ich Interesse, Berufsfahrer zu werden", sagte Meyer. Erste Kontakte hat Peschel bereits hergestellt, auch Rich würde den Sprung ins kalte Wasser wagen. Beim bereits 31jährigen Dittert sieht die Situation hingegen etwas anders aus.

"Höchst ungern würde ich Christian verlieren, er hat die größte Perspektive. Aber alle können den Sprung schaffen", meinte Weibel, der selbst vielleicht ein Objekt der (Profi-)Begierde sein könnte. Sein Vertrag, wie der aller Bundestrainer, läuft nach den Spielen von Barcelona aus. Der deutsche Rennstall "Team Telekom" wird an der Gerüchtebörse als ein möglicher neuer Arbeitgeber des Erfolgscoaches aus Mannheim gehandelt.

"Peter bleibt bei uns. Warum soll er möglicherweise nur für zwei Jahre wechseln? Bei uns weiß er, was er hat", erklärte Fritz Ramseier, Sportwart im Bund Deutscher Radfahrer (BDR). Schon vor der olympischen Vierer-Entscheidung war klar, daß der Verband die Arbeit mit Weibel, der für weitere vier Jahre bleiben soll, fortsetzen will. "Sowas kann nicht vom Ausgang eines einzigen Rennens abhängen", erklärte dazu Rolf Ebeling, der zuständige Koordinator des Bundesausschusses für Leistungssport (BA-L).

Weibel selbst gibt sich bedeckt, wenngleich er schon immer gesagt hat, daß ihn ein finanziell lukrativer Profijob als sportlicher Leiter reizen würde. Noch gibt er sich mit der Rolle des Talentförderers, der für den Nachschub im Lager der Profis sorgt, zufrieden. "Die Fahrer sollten nicht als Amateure schon verschlissen, sondern sorgsam für den Wechsel ins Lager der Berufsfahrer aufgebaut werden."

Leute wie Kappes, Krieger, Aldag, Hundertmarck, Udo und Hartmut Bölts gingen durch seine Hände. "Man braucht sicherlich drei Jahre, um sich bei den Profis durchzusetzen. Dafür ist eine Basis notwendig, und die legt Peter Weibel. Das ist wie eine Pyramide, die man aufbaut. Die bleibt nur stehen, wenn das Fundament stabil ist", sagte Rich.

Selbst wenn der komplette Straßen- Vierer ins Profilager wechselt, sieht es um das Quartett des BDR in der Zukunft keineswegs düster aus. "Wir haben so viele neue, talentierte Leute. Wenn man sieht, welche Rundfahrten wir in diesem Jahr gewonnen haben und wen wir zu Hause lassen mußten, weil nur ein begrenzter Fahrerkreis bei Olympia dabei sein kann, sehe ich optimistisch in die Zukunft", meinte Ramseier. sid

Basketball Im Dream Team gab's eine "Abmahnung"

Erste Aufregung im amerikanischen "Dream Team": Nach der Auftaktpartie gegen Angola (116:48) nahm sich Michael "Air" Jordan seinen Mannschaftskameraden Charles Barkley zur Brust. "Ich habe ihm gesagt, daß er aus dem Turnier rausfliegt, wenn er sich weiter so benimmt."

Anlaß für Jordans Kritik war Barkleys Auftreten gegen die Afrikaner. "Sir Charles" spielte wenig gentleman- like, fiel durch rauhes Spiel, Jubelgesten nach Dunkings und einen Ellbogenstoß gegen Herlander Fernandes Coimbra auf. "Für so ein Verhalten gab es keinen Grund. Wir haben das Spiel dominiert", sagte Jordan.

Das "Dream Team", so Jordan weiter, habe es ohnehin schon schwer genug. "Es sind einige negative Reaktionen auf unser Team bei den Leuten spürbar", hat "His Airness" festgestellt. "Ich habe Charles gesagt, daß er sich gefälligst beruhigen soll. Er hat einige sehr unverständliche Botschaften ausgesandt."

Barkley zeigte sich einsichtig, verteidigte aber seine harte Spielweise. "Er schlug mich, ich schlug ihn", sagte der 114 Kilo schwere NBA-Star nach seiner Auseinandersetzung mit dem nur 79 Kilo schweren Coimbra. "Ihr Kerle versteht das nicht, das ist eine Sache des Ghettos. So wird man besser als jeder andere der Welt. Man gibt niemals auf", erklärte er Reportern. sid

Knüller beim Turnier der Volleyballerinnen Kuba und China treffen sich am ersten Spieltag

Gleich zum Auftakt des olympischen Frauen-Volleyballturniers am Mittwoch kommt es zum Gipfeltreffen der Turnierfavoriten China und Kuba. Beide Teams spielen in der Vorrundengruppe B gemeinsam mit den Außenseitern Niederlande und Brasilien und standen sich jüngst im Finale eines hochkarätig besetzten Turniers in Montreux gegenüber. Dort siegten die Kubanerinnen um Star-Angreiferin Mireya Luis China im Tiebreak des fünften Satzes 15:13.

Titelverteidiger ist die GUS, die in der Vorrundengruppe A gemeinsam mit Japan, den USA und Gastgeber Spanien spielt. Vieles spricht jedoch dafür, daß der Olympiasieger, Welt- und Europameister an Spielstärke verloren hat. Beim Montreux-Turnier reichte es nur zum fünften Platz, gleich vier Testspiele hintereinander gingen gegen die schwächer eingeschätzten Niederländerinnen verloren. Aber bisher ist es Trainer Nikolai Karpol noch immer gelungen, seine Damen auf den Punkt in Form zu bringen.

Allenfalls Außenseiterchancen werden den USA eingeräumt, obwohl Coach Taras Liskevych schon nach der beim Weltcup in Japan unter anderem vor Deutschland geschafften Qualifikation getönt hatte: "Jetzt sind wir so stark, wir können alle schlagen." Japan und Spanien werden über die Rolle der Punktelieferanten wohl nicht hinauskommen.

Der erste Spieltag am Mittwoch, Gruppe A: GUS - Spanien (10.30 Uhr), USA - Japan (13.00). Gruppe B: Niederlande - Brasilien (19.00), China - Kuba (21.30 Uhr/alle Spiele im Palau de Esports). sid

HANDBALL

Vorrunde, Gruppe A, 1. Spieltag: Ungarn - Südkorea 18:22 (11:11).

Gruppe B, 1. Spieltag: GUS - Deutschland 25:15 (12:7), Spanien - Frankreich 16:18 (7:7).

Dortmund bindet Chapuisat bis 1995 Vater flog raus, Sohn bekam Gehaltserhöhung

Zielstrebig arbeitet Borussia Dortmund weiter daran, die Mannschaft langfristig in der Spitzengruppe der Bundesliga zu etablieren und auch im europäischen Fußball zu einer festen Größe zu machen. Unter dieser Perspektive ist die vorzeitige Vertragsverlängerung - zu verbesserten Bezügen ab sofort - mit Stephane Chapuisat zu sehen.

Entweder hat Borussia Dortmund bis 1995 einen Top-Stürmer oder erhält von einem italienischen (oder spanischen oder französischen) Verein so viel Geld für "Chapi", daß wieder investiert werden kann. Billig wird der AS Rom, der schon ein Auge auf Chapuisat geworfen hatte, den Schweizer Ausnahmekönner gewiß nicht mehr bekommen.

Stephane Chapuisat hatte, als er vor einem Jahr aus Uerdingen zu den Dortmundern kam, für relativ wenig Geld unterschrieben. Gemunkelt wird von 400 000 Mark Jahresgehalt. In Uerdingen, das auch schon Brian Laudrup als Sprungbrett für eine internationale Karriere gedient hatte, war der Dribbelkönig und Torjäger lange Zeit schwer verletzt, konnte erst gegen Saisonende sein Können unter Beweis stellen. Doch auch das half nicht, den Abstieg zu vermeiden - ein Makel auf der Visitenkarte Chapuisats, unverschuldet zwar, aber unabänderlich.

Als der 22fache Schweizer Nationalspieler dann unter Trainer Ottmar Hitzfeld einschlug - in 47 Bundesligaspielen hat der 23jährige 24 Treffer erzielt - stand rasch Gabet Chapuisat auf der Matte. Der Vater von Stephane, einst auch Profi und "Legionär", im Gegensatz zu seinem Sohn aber als Rauhbein verschrien, verlangte eine Anhebung der Bezüge.

Harte Worte müssen gefallen sein. Jedenfalls komplimentierte Borussen-Manager Michael Meier den Vater und Berater aus seinem Büro. Vielleicht wurde die Vertragsverlängerung deshalb auf "neutralem Boden" in Paris unter Dach und Fach gebracht.

Vater Gabet ist heute noch nicht völlig mit seinem Sohn zufrieden. "Er muß den Mut zur eigenen Meinung haben. Er sagt nichts Skandalöses", vertraute er der Schweizer Fachzeitschrift "Sport" an. Seinem Trainer Ottmar Hitzfeld allerdings ist Stephane Chapuisat lieb und teuer, so wie er ist, als Fußballer wie auch als in sich gekehrter Mensch. sid

Häßler einziger Roma-Lichtblick

Thomas Häßler war der herausragende Spieler beim 7:0 (2:0)-Sieg des italienischen Fußball-Erstligisten AS Rom im Test gegen die Amateurauswahl von Barga. Roma präsentierte sich mit Ausnahme des Nationalspielers in schwacher Form. Häßler erzielte zwei Tore.

Florentiner Effenberg trifft prompt

Stefan Effenberg ließ den Worten Taten folgen und erzielte beim 5:1(2:0)-Sieg des italienischen Fußball-Erstligisten AC Florenz gegen eine Amateurauswahl von Bozen seinen ersten Treffer im neuen Trikot. Der deutsche Nationalspieler bot aber insgesamt eine schwache Partie.

Sammer spielt und trifft für Inter

Der ehemalige Stuttgarter Matthias Sammer läutete für den italienischen Fußball-Erstligisten Inter Mailand den 15:0 (7:0)-Sieg im Testspiel gegen die Amateurmannschaft Latemar ein. Sammer traf somit gleich im ersten Spiel für seinen neuen Arbeitgeber.

Verteidigertalent Kienass nach Ratingen

Bundesliga-Aufsteiger EC Ratingen hat sich für die neue Eishockey-Saison durch Torsten Kienass vom EHC Eisbären Berlin verstärkt. Ratingen kann auf die Dienste des talentierten Verteidigers aber nur ein Jahr lang zurückgreifen, da der Berliner ab der Saison 1993/94 schon vom Deutschen Meister Düsseldorfer EG verpflichtet worden ist.

Leichtathletik-Meeting in Stockholm Dan O'Brien kehrt zurück und peilt Weltrekord an

Zehnkampf-Weltmeister Dan O'Brien hat seinen am Vortag in Stockholm abgebrochenen Mehrkampf am Sonntag mit zwei Disziplinen doch noch fortgesetzt. Der 26jährige US-Amerikaner war am ersten Tag nach vergeblichen Hochsprung-Versuchen über 1,99 m als Folge einer Verletzung am linken Knöchel aus dem Wettbewerb ausgestiegen, trat dann aber am zweiten Tag zum Diskuswerfen an und schleuderte das Gerät auf starke 47,82 m.

Anschließend meisterte er im Stabhochsprung 5,04 m. In dieser Disziplin hatte O'Brien bei den Olympia-Ausscheidungen in New Orleans nach drei gerissenen Versuchen über 4,80 m das Ticket nach Barcelona verschenkt.

Zum Speerwerfen und abschließenden 1500-m-Lauf trat er dann allerdings nicht mehr an. Der "Halbzeit-Weltrekordler" war mit der Einstellung seiner persönlichen Bestzeit über 100 m in 10,41 Sekunden in den Wettkampf gegangen, zog sich aber bereits im zweiten Versuch des Weitsprungs die Verletzung zu und mußte sich mit 7,54 m begnügen.

O'Brien wird nach Aussagen seines Trainers Mike Keller am 4./5. September im französischen Talence einen weiteren Zehnkampf bestreiten. Daran wird aller Voraussicht nach auch der Olympiasieger von 1988, Christian Schenk (Mainz), teilnehmen. "Aber nur, wenn ich topfit bin," meinte Schenk, ebenso wie O'Brien als TV-Kommentator in der Olympiastadt. sid

Sechs Vorlaufsiege der deutschen Ruderer

Keiner ging über Bord Zwei Boote im Finale / Lange umschiffte Vorlaufklippe locker

Als einziges Team ohne Ausfall unterstrich die Flotte des Deutschen Ruderverbandes (DRV) am ersten Tag der olympischen Wettbewerbe auf dem Banyoles- See eindrucksvoll ihre klare internationale Vormachtstellung. Von den sieben DRV-Crews, die bei idealen Wasserverhältnissen ihre Olympia-Ouvertüre bestritten, entledigten sich neben Skiffer- Star Thomas Lange fünf weitere Besatzungen durch Siege ihrer Aufgabe.

Während der ungesteuerte Frauen-Vierer und der Vierer mit Steuermann der Männer direkt ins Finale am Samstag ruderten, stehen die übrigen Teams am Donnerstag im Halbfinale.

Den besten Eindruck hinterließ der bärenstarke Hallenser Lange. Der 28jährige, bereits vor vier Jahren in Seoul mit Gold im technisch anspruchsvollen Einer dekoriert, ließ dem Polen Kajetan Broniewski nie den Hauch einer Chance und benötigte für den 2000-m-Kurs bei Windstille und spiegelglattem Wasser 7:08,13 Minuten. "Ich bin Favorit, da ist ein Vorlaufsieg Pflicht", meinte der bullige Medizinstudent, dreimal Weltmeister im Skiff, nach der besseren Trainingsfahrt.

Goldene Ambitionen demonstrierten neben Lange vor rund 5000 Zuschauern auch der gesteuerte Männer-Vierer (Berlin), der Potsdamer Frauen-Doppelzweier, der Männer-Doppelzweier (Karlstadt/Worms) und der ungesteuerte Männer- Zweier (Münster-Benrath).

So richtig gerechnet hatte eigentlich kaum einer mit dem Berliner Vierer. "Wir hatten in der Vorbereitung endlich mal Zeit, ständig miteinander zu trainieren", meinte Trainer Bernd Landvoigt, selbst zweimal Olympiasieger, die signifikante Leistungsexplosion des als DRV-Problemkind gehandelten Quartetts. In 6:21,47 Minuten konnten es sich die Zweimeter-Riesen um Schlagmann Uwe Kellner gegen die WM-Zweiten aus der GUS leisten, die letzten 100 m auszurudern.

Trotz leichter Rückenprobleme von Kerstin Köppen im Vorfeld ist der Frauen-Doppelzweier auf dem Banyoles-See eine sichere deutsche Gold-Bank. Bereits nach 250 m konnte Schlagfrau Kathrin Boron auf ruhige 28 Durchzüge pro Minute drosseln. Zu sicher hatte das in dieser Saison noch unbezwungene Duo die Konkurrenz im Griff.

Dagegen lieferten sich Christian Händle (Karlstadt), vor vier Jahren Olympia-Vierter, und der etatmäßige Leichtgewichtler Peter Uhrig (Worms) mit den US-Boys im Doppelzweier fast über die gesamte Distanz ein heißes Duell. Am Ende aber siegten Händle/Uhrig mit gut zwei Längen sicher.

Ohne Form-Einbuße überstanden auch Colin von Ettingshausen und Peter Hoeltzenbein die lange Pause seit der Renommier-Regatta in der Schweiz. Dies jedenfalls bewies der souveräne Vorlaufsieg vor den stark eingeschätzten Norwegern.

Lediglich die Ex-Weltmeisterinnen Stefani Werremeier/Ingeburg Althoff (Dortmund/Osnabrück) mußten sich mit einem zweiten Platz bescheiden. sid

Kritik an Bevorzugung des US-Teams Feldhoff protestiert gegen Transportpannen

Der Chef de mission der deutschen Mannschaft, Ulrich Feldhoff, hat in einem förmlichen Beschwerdebrief über Probleme und Benachteiligungen beim Transport der Athleten vom olympischen Dorf zu den Wettkampfstätten in Barcelona geklagt.

"Die Transport-Organisation entspricht in keiner Weise den Erfordernissen von Sportlern", erklärte Feldhoff, der den Ablauf als "überhaupt nicht flexibel" bezeichnete.

Das Protestschreiben ging am Montag morgen dem Organisationskomitee der Olympischen Spiele von Barcelona (COOB) zu. Prompt reagierte das Organisationskomitee und versprach Besserung. "Es wird sich alles ändern", meinte der peinlich berührte German Boza von der Organisationsleitung.

"Am Sonntag mußten Athleten bis zu 40 Minuten in einem geschlossenen Bus sitzen", kritisierte Feldhoff die Desorganisation. Der Fahrer habe sich geweigert, abzufahren, obwohl das Transportmittel bis auf den letzten Platz besetzt war. Nach Feldhoffs Worten habe sich dieser auf Anweisungen berufen, stets strikt die Abfahrtszeiten einzuhalten.

Ein weiterer Fall: Die deutschen Schwimmer mußten am Sonntag 35 Minuten warten, bis sie abgeholt wurden. Halbleere Busse seien mehrfach vorbeigefahren, ohne anzuhalten.

Besonders hart kritisierte Feldhoff die Entscheidung von COOB-Verantwortlichen, den US-Amerikanern eigene Busse zur Verfügung zu stellen, in denen Athleten anderer Länder nicht befördert werden dürfen.

Feldhoff: "Das US-Team hatte behauptet, es fürchte sich um die Sicherheit der Mannschaft. Dabei haben die Funktionäre die Extrawurst sehr geschickt eingefädelt. Das ist nicht kameradschaftlich. Zweierlei Gesellschaft ist nicht Fair play."

Feldhoff trug seine Beschwerden am Montag mittag auf der täglichen Besprechung aller Chefs de mission vor. Bereits am Sonntag waren die Transportpannen Kernthema der Sitzung.

Die Nacht zum Sonntag verlief im olympischen Dorf das erste Mal seit dem Einzug des deutschen Olympia-Teams ruhig. "Noch am Sonntag morgen hatten größere Gruppen in unserem Block auf der Straße lautstark palavert", erklärte der Chef de mission. "Ich hatte am Sonntag Gespräche mit einigen Mannschaftsleitern darüber. Es hat genützt." sid

Deutsche Gewichtheber über Kontrollpraxis verärgert Dopingtest geht vor die Hunde Mangelnde Chancengleichheit beklagt / Probleme mit Asiaten

Ärger, Mißverständnisse, Ungereimtheiten - die Dopingkontrollen im Gewichtheber-Lager geraten immer stärker ins Zwielicht. Während die deutsche Nationalmannschaft mehr als zehnmal in diesem Jahr im Training überprüft wurde, blieben Chinesen und die GUS-Athleten bei zwei beziehungsweise drei Kontrollen fast unbehelligt. Fakten, die den Verbänden bei der Technischen Sitzung trotz Anfrage durch den Generalsekretär des Weltverbandes (IWF), Tamas Ayan, nicht mitgeteilt wurden.

Deutschlands Cheftrainer Frank Mantek erregt sich: "Alles bleibt diffus. Es ist schwer, sich zu motivieren, wenn man die Konkurrenten am Abend beim Bier und Tage später als Sieger von der Bühne gehen sieht." Von den international bedeutenden Nationen wurden neben den Deutschen lediglich die Bulgaren im Vorfeld der Spiele wirkungsvoll untersucht.

Die Problemfälle liegen in Nord- und Südkorea, Kuba, der GUS und China. Wolfgang Peter, Leiter der Medizinischen IWF-Kommission: "Selbst wenn wir in diesen Ländern Trainingskontrollen durchführen, wissen die Sportler Tage vor unserer Anreise wegen der Visa-Anträge von unserem Kommen und können rechtzeitig absetzen."

Wird dann doch einmal ein Sportler - wie vor wenigen Wochen einige Südkoreaner - positiv getestet, kann er um eine Sperre herumkommen. Begründung im Fall eines Südkoreaners: Er habe ein Nationalgericht mit Hundefleisch gegessen, der Hund habe die Substanzen aufgenommen. Bundestrainer Rolf Milser: "Chancengleichheit gibt es nicht."

Erschwerend kommt bei den Asiaten hinzu, daß die Steroid-Profilanalyse des Kölners Manfred Donike kaum angewendet werden kann. "Die Asiaten weisen einen den europäischen Frauen vergleichbaren Hormonspiegel auf", sagt der deutsche Mannschaftsarzt Bernd Dörr.

Dörr kann auch vom seltsamen Besuch des Superschwergewichtlers Alexander Kurlowitsch im August 1991 bei seinem deutschen Konkurrenten Manfred Nerlinger berichten. Da wog er nur 117 Kilogramm, sieben Wochen später wurde er mit 130 Kilogramm Körpergewicht und sehr muskulösem Körper souverän Weltmeister.

Als Schuß in den Ofen erweisen sich auch die in Barcelona vor den Wettkämpfen durchgeführten Kontrollen, da die Ergebnisse in den meisten Fällen nach Auskunft von Ayan erst nach den Wettkämpfen vorliegen, deshalb gedopte Athleten Olympiasieger werden können und hinterher disqualifiziert werden müssen. "Dafür müssen wir fünf Tage vorher anreisen und bekommen durch die Hitze Gewichtsprobleme", schimpft Mantek.

Richtig sauer wird der seit gut zwei Jahren mit großem Erfolg im Bundesverband Deutscher Gewichtheber (BVDG) tätige ehemalige Chemnitzer aber erst bei einem anderen Thema: "In Deutschland sprechen die Sportführer immer von der Sauberkeit. Doch nach den Spielen wird über meine Weiterbeschäftigung und meine finanzielle Einstufung ausschließlich auf der Basis der Olympia-Plazierung entschieden, für die Athleten gelten in Sachen Sporthilfe die gleichen Kriterien." sid

Schweden gewinnt Nord-Europapokal

Beim dritten Nordeuropapokal der Fußball-Frauen wurde die deutsche Nationalspielerin Petra Bartelmann (Asker Oslo) mit fünf Treffern Torschützenkönigin. Das Turnier gewann Schwedens Meister und Titelverteidiger Malmö FF. Die skandinavischen Vereine beabsichtigen, das Turnier, an dem gegenwärtig die Landesmeister aus Schweden, Norwegen, Finnland und Dänemark teilnehmen, zu einer gesamteuropäischen Veranstaltung zu erweitern.

SCHIESSEN

Luftgewehr, Männer: 1. Fedkin (GUS) 695,3 Punkte (Finale: 103,3), 2. Badiou (Frankreich) 691,9 (100,9), 3. Riederer (München) 691,7 (101,7), 4. Amat (Frankreich) 691,6 (101,6), 5. Maksimovic (Serbien/Montenegro) 690,6 (96,6), 6. Farnik (Österreich) 690,2 (100,2), 7. Foth (USA) 689,4 (99,4), 8. Keun-Bae Chae (Nordkorea) 687,8 (97,8), . . . 13. Stich (Hagen) 588.

Nach der Tour wird abgezockt Miguel Indurains Team hält die Hand auf

Das Banesto-Team von Miguel Indurain, dem Sieger der 79. Tour de France, schöpfte den Rahm des Prämientopfes ab. Der spanische Rennstall kassierte rund 800 000 Mark an Prämien. Auf Platz zwei landete der Carrera-Rennstall des Zweitplazierten Italieners Claudio Chiappucci mit rund 625 000 Mark.

Das niederländische Team, in dem der Geraer Olaf Ludwig fährt, kassierte rund 170 000 Mark. Das deutsche Telekom- Team mit dem Zehnten der Gesamtwertung, Jens Heppner (Gera), belegte den drittletzten Platz unter 22 Teams mit rund 21 000 Mark. Indurain wird bei den Rundstreckenrennen kräftig abkassieren. In den nächsten Wochen wird er für die Teilnahme an den Eintagesfahrten bis zu 30 000 Mark Antrittsgeld erhalten. sid

Schützen feiern Riederer-Medaille "Hans im Glück" holte wieder Bronze

Als auch der letzte Schuß mitten ins Schwarze traf, wurde er ganz bleich vor Glück. Die ganze Anspannung der Nervenschlacht fiel von ihm ab, jubelnd umarmte Hans Riederer seine Trainer und hatte nur noch einen Wunsch. "Jetzt wird ein Faß aufgemacht", verkündete der 34 Jahre alte Münchner Luftgewehrschütze strahlend. Zum zweitenmal nach 1988 in Seoul gewann Riederer die Bronzemedaille mit dem Luftgewehr. Mit 691,7 Ringen mußte er sich nur Juri Fedkin (GUS/695,3) und dem Franzosen Franck Badiou (691,9) geschlagen geben.

Keine Fortune hatten Liselotte Breker (Detmold) und Margit Stein (Daaden), die mit der Sportpistole das Finale verfehlten. Gold gewann Marina Logwinenko (GUS) vor Duihong Li (China) und Dorzhsuren Munkhbayar (Mongolei).

Zwei Zehntelpunkte fehlten Riederer am Ende des Nerventhrillers zu Silber, nur ein Zehntel - oder ein Viertelmillimeter - trennten ihn vom undankbaren vierten Platz. Kein Wunder, daß "Hans im Glück" grenzenlos erleichtert war.

Mit 590 Ringen nach dem Vorkampf schaffte der zurückhaltende Oberbayer, der im Alter von zwölf Jahren bei einer Explosion eine Splitterverletzung im rechten Auge erlitt und seitdem ständig behandelt werden muß, als Achter gerade noch den Sprung ins Finale. Der zweite deutsche Starter Matthias Stich schied mit 588 Ringen als 13. dagegen aus.

5400 Zuschauer, darunter rund 1000 Deutsche, verwandelten die Schießhalle in ein Tollhaus, als Riederer im Shootout seine Nervenstärke bewies. sid

Peter Hilse auf Platz vier

Der Freiburger Radprofi Peter Hilse belegte beim Großen Preis von Villafranca, einem Rundstreckenrennen in Spanien über 177 km, den vierten Platz. Es siegte nach 4:27:29 Stunden der Spanier Abraham Olano vor seinem Landsmann Antonio Martin und dem Britin Harry Lodge. Lonneux siegt in Lüttich

Bei einem Amateurrennen in Homboury nahe der belgischen Metropole Lüttich siegte der Belgier Francois Lonneux nach 110 km in 2:48:00 Stunden. Der Deutsche Jody Harald wurde Dritter.

SCHIESSEN

Sportpistole, Frauen: 1. Logwinenko (GUS) 680,0 (Finale: 97,0), 2. Duihong Li (China) 680,0 (94,0), 3. Munkhbayar (Mongolei) 679,0 (95,0), 4. Skoko (Kroatien) 677,0 (99,0), 5. Salukwadse (GUS) 6776,0 (93,0), 6. Sekaric (Serbien/Montenegro) 676,0 (93,0), 7. Freh (Australien) 675,0 (94,0), 8. Macur (Polen) 674,0 (96,0), . . . 10. Breker (Detmold) 577, . . . 26. Stein (Daaden) 571.

Stürmer wechselt für zehn Millionen Mark Alan Shearer teuerster innerbritischer Transfer

Der englische Erstligist Blackburn Rovers zahlt für Alan Shearer die höchste im britischen Fußball jemals gezahlte Ablösesumme. Der 21 Jahre alte Stürmer vom FC Southampten wechselt für umgerechnet rund 9,75 Millionen Mark zu den Rovers.

Teuerster Transfer innerhalb Großbritanniens war vorher der Wechsel von Dean Saunders von Derby County zum FC Liverpool für umgerechnet rund 8,25 Millionen Mark.

Von Manchester City wechselt der 20jährige Michael Hughes zum französischen Erstligisten Racing Straßburg. Er kostet umgerechnet rund 1,3 Millionen Mark. Manchester ist seinerseits an der Verpflichtung des Niederländers Artur Numan interessiert, der noch bei Twente Enschede unter Vertrag steht. sid

Vertrag bis Karriere-Ende für Lemieux?

Eishockey-Superstar Mario Lemieux will sich bis zum Ende seiner Karriere vertraglich an seinen Verein Pittsburgh Penguins binden. Die "Penguins" handeln derzeit mit ihm einen Vertrag aus, der dem Torjäger die höchste Gage aller NHL-Profis sichern soll. Im vergangenen Jahr erhielt Lemieux umgerechnet 3,45 Millionen Mark Gage.

Flaute verhinderte Segel-Auftakt

Flaute verhinderte am Montag den Auftakt der olympischen Segelregatten in den acht Bootsklassen. Nach fast vierstündiger Wartezeit wurden die ersten Wettfahrten offiziell abgesagt. Auch die Surfer mußten ihre Barcelona-Premiere verschieben.

SEGELN

6. SEGELFLUG-EUROPAMEISTERSCHAFTEN der FAI-Klassen in Bäkäscsaba/Ungarn, Zwischenwertung nach dem 8. Wertungstag:

Standardklasse: 1. Kepka (Polen) 6.142 Punkte, 2. Brigliadori (Italien) 6.107, 3. Trzeciak (Polen) 6.053, ... 5. Triebel (Selb) 6.021, ... 7. Weiß (Friedrichsruhe) 5.799, 8. Fischer (Hilden) 5.748, ... 28. Petzold (Ludwigsfelde) 4.795, ... 35. Kühl (Eisenhüttenstadt) 4.513

Alt-Internationaler Wenauer gestorben

Im Alter von 53 Jahren ist der frühere Nürnberger Fußball-Nationalspieler Ferdinand "Nandl" Wenauer an Herzversagen gestorben. Bis 1978 bestritt Wenauer insgesamt 706 Spiele für den Fußball- Bundesligisten 1. FC Nürnberg, war in 168 Erstligaspielen aktiv und wurde in den 60er Jahren insgesamt in vier A-Länderspielen eingesetzt.

Kunstturnen Deutsche Mannschaft muß um Medaille zittern

Die deutschen Kunstturner müssen um die angestrebte Medaille zittern. Nach zwei von drei Pflichtdurchgängen mußte das Sextett von Cheftrainer Franz Heinlein mit 228,700 Punkten und Rang vier hinter der GUS (231,575), China (230,425) und Japan (229,775) zufrieden sein. Die Gruppe der leistungsstärksten Athleten ging erst am Abend an die Geräte.

"Die Mannschaft hat ihr Potential nicht optimal umgesetzt", sagte Eduard Friedrich, Sportdirektor des Deutschen Turner-Bundes (DTB), zum unbefriedigenden Zwischenstand. Noch bei den Weltmeisterschaften 1991 hatte die deutsche Riege hinter der damaligen UdSSR und China die Bronzemedaille gewonnen.

Vorentscheidende Punkte wurden vor allem am Seitpferd vergeben. Nach einem Absitzer des Hallensers Mario Franke (9,050) kam auch Sven Tippelt aus Deilinghofen mit 9,250 Zählern nicht über eine mittelmäßige Note hinaus. Nicht in optimaler Form präsentierte sich der ehemalige Reck-Weltmeister Ralf Büchner aus Hannover. Dagegen bot der erst 19 Jahre alte Oliver Walther (Halle) eine nahezu fehlerfreie Leistung.

Im Einzelklassement war letztlich Büchner mit 57,325 Punkten als Neunter bester Deutscher. Die weiteren Plazierungen: Zehnter Walther (57,275), 14. Tippelt (57,175), und 19. Franke (56,925).

So blieb den deutschen Gerätartisten nur die Hoffnung, daß Ex-Weltmeister Sylvio Kroll (Cottbus) und Reck-Europameister Andreas Wecker aus Berlin den Rückstand zur Konkurrenz noch verkürzen konnten. sid

Ringer Passarelli ausgeschieden

Nach dem Fliegenwichtler Olaf Brandt (Witten) ist auch der frühere Leichtgewichts-Weltmeister Claudio Passarelli (Schifferstadt) aus dem olympischen Ringerturnier in Barcelona ausgeschieden. Mit nur einem Sieg über den Schweden Martin Kornbakk, einem Freilos und zwei Niederlagen gegen den Kubaner Cecilio Rodriguez und dem Perser Abdullah Chamangoli war für Passarelli in der vierten Runde Endstation.

Wasserspringen Chinesin Mingxia Fu turmhoch überlegen

Der erste Teil der chinesischen Gold- Mission im olympischen Kunst- und Turmspringen ist erfüllt. Die erst 13 Jahre alte Weltmeisterin Mingxia Fu gewann im Finale vom Turm überlegen die Goldmedaille.

Mit 461,430 Punkten verwies die Chinesin, die erst Mitte August ihren 14. Geburtstag feiert, im Piscina Municipal Europameisterin Miroschina aus der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) auf den Silberrang. Bronze ging an die US-Amerikanerin Mary Clark.

Ute Wetzig und die Aachenerin Monika Kühn hatten das olympische Finale verpaßt und damit die Erwartungen des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) bitter enttäuscht. Schon bei den Spielen in Seoul waren die DSV-Turmspringerinnen am olympischen Finale gescheitert.

Nach den sechs Sprüngen des Vorkampfes belegte die 21 Jahre alte EM- Dritte Ute Wetzig aus Halle den enttäuschenden 14. Rang mit 284,13 Punkten. Sie scheiterte dabei um 4,74 Zähler am zwölften Rang, der zur Teilnahme an der Endrunde gereicht hätte. Die vier Jahre ältere Monika Kühn kam nur auf den 20. Platz (270,51).

Schon nach dem Vorkampf hatte die Chinesin, die mit zwölf Jahren in Perth Weltmeisterin wurde, mit 361,77 Punkten vor Mary Clark geführt. Als Drittplazierte des Vorkampfes hatte auch Elena Miroschina ihre Ambitionen auf eine Medaille unterstrichen. sid

Handballer wie das Kaninchen vor der Schlange Bredemeier-Team vorgeführt Angriff und Abwehr schwach / Deutschland - GUS 15:25 (7:12)

Die olympische Premiere wurde für die deutschen Handball-Cracks zum Debakel. Nach den guten Ergebnissen in der Generalprobe bei Weltmeister Schweden wurde die Nationalmannschaft von Bundestrainer Horst Bredemeier beim 15:25 (7:12) gegen das neuformierte Team der GUS regelrecht vorgeführt. Das Halbfinale ist in weite Ferne gerückt. "So schlecht wie heute habe ich mein Team in den drei Jahren meiner Tätigkeit als Bundestrainer noch nie gesehen. Ich habe dafür keine Erklärung", war Horst Bredemeier nach der Blamage fassungslos.

"Mit dieser Leistung muß man für den weiteren Turnierverlauf in Granollers schlimme Befürchtungen haben. Die Spieler haben die Hosen voll, ich weiß nicht, warum", erklärte der enttäuschte DHB-Präsident Hans-Jürgen Hinrichs auf der Tribüne. NOK-Präsident Willi Daume, Ehrenpräsident des Handball- Bundes, schüttelte nur den Kopf: "Die GUS war viel zu schnell für unsere Mannschaft." Das fand auch Team-Betreuer Heinz Jacobsen. "Wir sind vorgeführt worden. Volker Zerbe ist rumgelaufen wie ein hypnotisiertes Kaninchen."

Zum Auftakt des Turniers mußte Rekordweltmeister Rumänien in der Gruppe B beim 22:21 (10:12) gegen Außenseiter Ägypten Schwerstarbeit verrichten, um die fest eingeplanten Punkte einzustreichen. Weltmeister und Turnierfavorit Schweden feierte in der A-Gruppe einen Einstand nach Maß und gewann gegen die CSFR 20:14 (8:7). Auch in dieser Gruppe hatte ein Exot einen Favoriten am Rande der Niederlage. Brasilien verlor gegen Island nur knapp 18:19 (10:10).

Die DHB-Auswahl war von Beginn an trotz lautstarker Unterstützung von 1000 deutschen Fans von Beginn an übernervös. Nichts, aber auch gar nichts, paßte zusammen. Vor allem der Angriff versagte in der ersten Halbzeit auf der ganzen Linie. Es wurden keine Ideen produziert, es gab keine Dynmamik und kein Tempo, der Abschluß war mangelhaft.

Vor allem die rechte Seite mit Holger Winselmann und den beiden Linkshändern, dem 2,11-m-Hünen Volker Zerbe und Richard Ratka, blieb eine stumpfe Waffe. "Es war entsetzlich. Ich habe voll daneben gepackt", gab Ratka später zu.

Auch Rekord-Nationalspieler Frank- Michael Wahl und Linksaußen Holger Schneider blieben weit hinter den Erwartungen zurück. Am Kreis "verhungerte" Matthias Hahn, er wartete vergeblich auf das Anspiel. Einziger Lichtblick war Stephan Hauck als Mittelspieler mit vier Toren bei vier Versuchen.

Die Abwehr, eigentlich das Prunkstück des Teams, konnte die schnellen Angriffsaktionen der GUS nicht stoppen. Andreas Thiel, der nach 32 Minuten ausgewechselt wurde, und sein Nachfolger Michael Krieter wurden im Tor immer wieder in 1:1-Situationen vor unlösbare Aufgaben gestellt. "Die Unsicherheit in der Deckung war entscheidend. Sie hat sich auf den Angriff übertragen", erklärte Ratka später. sid

Nach der Bronze über 100 m jetzt Silber über 200 m Freistil Franziska van Almsick um Handbreite an Gold vorbei In 1:58,00 Zweite hinter Haislett / Bronze für Kerstin Kielgaß

Der Marsch des "Wunderkindes" auf den Olymp endete einen Schritt vor dem Gipfel. Franziska van Almsick, das größte Talent des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV), gewann über 200 m Freistil am zweiten Tag der olympischen Wettbewerbe in 1:58,00 Minuten Silber hinter der US-Amerikanerin Nicole Haislett (1:57,90) mit dem ersten Gold für die Amerikanerinnen.

Für Franziska van Almsick war es nach Bronze über die kurze Distanz die zweite Medaille in Barcelona. Bronze ging an die Berlinerin Kerstin Kielgaß (1:59,67).

Die 14jährige Berlinerin van Almsick wollte die vierte deutsche Olympiasiegerin über diese Distanz nach Kornelia Ender (1976), Barbara Krause (1980) und Heike Friedrich (1988) werden, scheiterte aber an einer Zehntelsekunde und dem Endspurt der Amerikanerin.

Im Vorlauf war sie in sensationellen 1:57,90 Minuten Weltjahresbestzeit geschwommen. "Fränzi" steigerte ihre Bestleistung von den Berliner Landesmeisterschaften um unglaubliche 2,15 Sekunden. Sie ist damit erst die dritte Athletin in der Welt, die unter 1:58,00 blieb.

Für die Amerikanerin Jenny Thompson zeichnet sich in Barcelona dagegen ein Debakel ab. Demoralisiert vom Silber des Vortages über 100 m, schwamm die 19jährige über 200 Freistil für sie indiskutable 2:01,71 Minuten, erreichte lediglich die zwölfte Zeit und damit als Mitfavoritin nicht das A-Finale.

Zum Auftakt der Finals am Montag hatte der amerikanische Weltrekordler Pablo Morales über 100 m Schmetterling seinen späten Triumph erlebt.

Der 27jährige gewann Gold in 53,22 Sekunden vor dem Überraschungs-Zweiten Rafal Szukala aus Polen (53,35) und Weltmeister Anthony Nesty aus Surinam (53,41).

25jährige Tamas Darnyi aus Budapest setzte seine seit 1985 im internationalen Schwimmsport anhaltende goldene Serie auch in Barcelona fort. Mit 4:14,23 Minuten über 400 m Lagen gewann er seine insgesamt 13. Goldmedaille bei Welt- oder Europameisterschaften und Olympischen Spielen. Nur er selbst war bei seinem Weltrekord im Januar 1991 mit 4:12,36 Minuten jemals schneller in der Welt.

Wie in Perth mußte sich der 21jährige Amerikaner Eric Namesnik (4:15,57) mit Silber begnügen. Die Bronzemedaille ging an den italienischen Europameister Luca Sacchi (4:16,34). Die beiden Deutschen Christian Geßner aus Erfurt und Patrick Kühl aus Magdeburg hielten sich in dem Klassefeld mit 4:17,88 beziehungsweise 4:19,66 als Fünfter und Sechster ausgezeichnet.

Die Japanerin Kyoko Iwasaki gewann in 2:26,65 Minuten die Schwimm-Konkurrenz über 200 m Brust der Frauen. Silber holte die Chinesin Li Lin (2:26,85) hauchdünn vor der zu schnell angegangenen US-Amerikanerin Anita Nall (2:26,88). Jana Dörries aus Potsdam hatte im Vorlauf enttäuscht und nicht einmal das B-Finale erreicht. sid/dpa

German Control lehnte Tests ab Konya klagt vor Gericht seinen Olympiastart ein

Der aus dem deutschen Olympiateam verbannte Kugelstoßer Kalman Konya reichte am Montag einen Antrag auf einstweilige Verfügung beim Landgericht Darmstadt ein, das am Dienstag über die Rechtmäßigkeit seiner Zwei-Monats- Sperre - bis 23. September, weil er nicht für Doping-Proben zur Verfügung stand - entscheiden will. Konyas Leichtathletik-Chef bei Salamander Kornwestheim, Hanspeter Sturm, fürchtet nun, daß der DLV im Falle einer Niederlage Berufung vor dem Oberlandesgericht Frankfurt einlegt und die Zeitnot am Ende einen Olympiastart Konyas verhindert. "Der Flug ist für Dienstag vorgesehen, der Vorkampf am Samstag. Der DLV spielt auf Zeit", meint Sturm. Außerdem hat der DLV zur Abwehr einer einstweiligen Verfügung eine Schutzschrift bei Gericht hinterlegt.

Am Montag erschien Konya nun freiwillig zur Kontrolle in Mannheim - vergeblich. Nach Rücksprache mit dem Deutschen Sportbund (DSB) und dem DLV lehnte die mit der Abnahme der Proben betraute German Control einen Test ab. sid

Zwei-Treffer-Führung vergeben Hentschel-Tore reichten nicht Schritt Richtung Halbfinale / Spanien - Deutschland 2:2 (1:2)

Die deutschen Hockey-Spielerinnen taten es ihren männlichen Kollegen gleich, denn durch zwei Strafeckentore der Leverkusenerin Franziska Hentschel kam die Mannschaft von Bundestrainer Rüdiger Hänel zu einem 2:2 (2:1) gegen Spanien. Sie wahrte damit die Chance auf das Halbfinale. Trotz des Punktgewinns war Hänel nicht zufrieden: "Einen 2:0- Vorsprung darf man sich eigentlich nicht mehr aus der Hand nehmen lassen."

Franziska Hentschel sorgte mit zwei verwandelten Ecken (17. und 27. Minute) für eine etwas glückliche 2:0-Führung, die die deutschen Spielerinnen mit flatternden Nerven schließlich doch wieder hergaben. Der Anschlußtreffer fiel mit der Halbzeitsirene, als Teresa Motos einen Siebenmeter verwandelte. Wiederum Motos sorgte mit einem Siebenmeter in der 47. Minute für den Ausgleich.

"Wir haben zumindest ein Teilziel erreicht", meinte Hänel. "Bei einer Vorrunde mit vier Mannschaften kann man sich zum Auftakt keine Niederlage leisten."

Die Partie begann äußerst schwungvoll, wobei die Gastgeber keinerlei Respekt vor dem EM-Zweiten zeigten. Hätte nicht Torfrau Susi Wollschläger in der neunten Minute gegen Natalia Dorada großartig pariert, wären die deutschen Spielerinnen wohl noch nervöser geworden. Erst nach dem zweiten Tor wurde das deutsche Spiel sicherer, bei Kontern das Mittelfeld mit sehenswerten Kombinationen überbrückt.

Der überflüssige Siebenmeter nach einer Abwehrunsicherheit, in deren Anschluß die Leverkusenerin Tina Peters den Ball mit dem Fuß auf der Linie stoppte, ließ die Spanierinnen in der zweiten Hälfte Mut schöpfen.

"Unsere Mädchen sind von der Spielanlage weitaus reifer als die Spanierinnen. Hoffentlich können sie das jetzt in einen dritten Treffer ummünzen", sagte Bernhard Peters, der Assistenz-Trainer der deutschen Männer zur Pause. Doch nach dem Wechsel rückte die Duisburger Torhüterin Susi Wollschläger in den Mittelpunkt und rettete der deutschen Mannschaft mit guten Paraden das verdiente Remis. Gegen das zweite Siebenmeter-Tor von Motos war sie chancenlos.

In der Schlußphase zeigten die Deutschen dann wieder eine deutliche Steigerung und retteten das Remis über die Zeit, nachdem sie lange Zeit bedrohlich nahe am Rande der Niederlage waren.

Im zweiten Spiel der Gruppe A kam Turnier-Favorit Australien zu einem 2:0 (0:0) über Kanada. sid/dpa

SCHWIMMEN

200 m Brust, Frauen: 1. Iwasaki (Japan) 2:26,65 Minuten, 2. Li Lin (China) 2:26,85, 3. Nall (USA) 2:26,88, 4. Rudkowskaja (GUS) 2:28,47, 5. Cloutier 2:29,88, 6. Giguere (beide Kanada) 2:30,11, 7. Dalla Valle (Italien) 2:31,21, 8. Peczak (Polen) 2:31,76.

200-m-Freistil, Frauen: 1. Haislett (USA) 1:57,90 Minuten, 2. von Almsick (Berlin) 1:58,00, 3. Kielgaß (Berlin) 1:59,67, 4. Plewinski (Frankreich) 1:59,88, 5. Dobrescu (Rumänien) 2:00,48, 6. Chiba (Japan) 2:00,64, 7. Kiritschenko (GUS) 2:00,90, 8. Bin Lu (China) 2:02,10.

100-m-Schmetterling, Männer: 1. Morales (USA) 53,32 Sekunden (Jahres-Weltbestzeit), 2. Szukala (Polen) 53,35, 3. Nesty (Surinam) 53,41, 4. Knikin (GUS) 53,81, 5. Stewart (USA) 54,04, 6. Gery (Kanada) 54,18, 7. Lopez-Zubero (Spanien) 54,19, 8. Kulikow (GUS) 54,26.

400-m-Lagen, Männer: 1. Darnyi (Ungarn) 4:14,23 Minuten, 2. Namesnik (USA) 4:15,57, 3. Sacchi (Italien) 4:16,34, 4. Wharton (USA) 4:17,26, 5. Geßner (Erfurt) 4:17,88, 6. Kühl (Magdeburg) 4:19,66, 7. Marinjuk (GUS) 4:22,93, 8. Fujimoto (Japan) 4:23,86.

4 x 200 m Freistil, Männer: 1. GUS (Lepikow, Pytschnenko, Tajanowitsch, Sadowyi) 7:11,97 Minuten (Weltrekord), 2. Schweden (Wallin, Holmertz, Werner, Frolander) 7:15,51, 3. USA (Hudepohl, Stewart, Olsen, Gjertsen) 7:16,23, 4. Deutschland (Sitt/Köln, Zesner/Berlin, Szigat/ Potsdam, Pfeiffer/Hamburg) 7:16,58, 5. Italien 7:18,10, 6. Großbritannien 7:22,57, 7. Brasilien 7:24,03. - Australien disqualifiziert.

Gewichtheben Chun hob größte Last Suleymanoglu kraftlos

Im Pokerspiel um olympisches Gold im Bantamgewicht gewann der Südkoreaner Byung-Kwan Chun mit der Devise "Sicherheit zuerst". Der Weltmeister ließ sich im Reißen von den hohen aufgelegten Lasten seiner Konkurrenten nicht beeindrucken und legte mit 132,5 kg schon in der ersten Disziplin die Grundlage zum Sieg mit einer Gesamtleistung von 287,5 kg (Reißen 132,5/Stoßen 155,0).

Chun hatte Zweikampf-Gold bereits nach seinem ersten Versuch im Stoßen sicher, weil seine Konkurrenten zu diesem Zeitpunkt den Wettkampf bereits beendet hatten. Silber holte sich Shoubin Liu (China) mit 277,5 kg (130,0/147,5) bei gleicher gehobener Last aufgrund des um fünf Gramm niedrigeren Körpergewichts vor seinem Landsmann Jianming Luo. Deutsche Teilnehmer waren nicht am Start.

Der Weltmeister von 1989, Hafiz Suleymanoglu aus der Türkei, verspielte alle seine Chancen bereits im Reißen, wo er keinen gültigen Versuch aufwies und damit ausschied. Der Chinese Shoubin Liu, der bei der WM im letzten Jahr in Donaueschingen noch durch einen neuen Weltrekord mit 135,0 kg Weltmeister geworden war, brachte im Pavillon der spanischen Industrie lediglich 130,0 kg zur Hochstrecke. Nachdem Bulgarien und die GUS als die führenden Nationen in diesem Limit keine Aktiven einsetzten, kamen Europas Starter über eine Statistenrolle nicht hinaus. sid/dpa

Fußballturnier in Paris Dortmund nach Sieg über Liverpool Dritter

Mit einem hochverdienten 3:2(2:0)-Sieg über den englischen Rekordmeister FC Liverpool hat sich Bundesligist Borussia Dortmund beim Internationalen Fußball-Turnier in Paris den dritten Platz gesichert. Vor 10 000 Zuschauern im Pariser Prinzenparkstadion waren die stets torgefährlichen Borussen hochüberlegen und hätten deutlicher gewinnen können.

Gerhard Poschner brachte die Dortmunder mit einem sehenswerten 22-m- Schuß ins rechte Toreck nach 23 Minuten mit 1:0 in Front. Sieben Minuten später verlängerte Michael Rummenigge einen von Stephane Chapuisat hereingebrachten Eckball zum 2:0, ehe Wright in der 61. Minute einen Dortmunder Abwehrfehler zum Anschlußtreffer für Liverpool nutzte. Nur vier Minuten später stellte Chapuisat auf Vorlage von Poschner mit dem 3:1 den alten Abstand wieder her.

Moderner Fünfkampf Deutsches Trio auf dem siebten Platz

Das Trio des Deutschen Verbandes für Modernen Fünfkampf erfüllte die Erwartungen in der zweiten Disziplin Schwimmen und übertraf sie in der sonstigen Zitterdisziplin Schießen. Der Warendorfer Dirk Knappheide, der Berliner Pawel Olschewski und der Münchner Uli Czermak belegen in der Gesamtwertung nach drei Disziplinen die Ränge neun, 27 und 36. Mit der Mannschaft fiel Deutschland vom sechsten Rang nach dem Fechten am ersten Tag auf den siebten Platz zurück.

Den Wettbewerb über 300 m Freistil gewann der Litauer Gintaras Staskewicius in der neuen olympischen Rekordzeit von 3:10,47 Minuten. Im Schießen siegte Mannschafts-Weltmeister Eduard Zenowka aus der GUS. Die Führung in der Gesamtwertung verlor der ungarische Weltmeister von 1989, Laszlo Fabian, nach einem guten Schwimm-, aber einem mit dem 32. Platz indiskutablen Schießergebnis an den polnischen Weltmeister Arkad Skrzypaszek.

In der Mannschaftswertung stürzte Olympiasieger Ungarn im Schießen mit dem elften Platz auf den vierten Platz ab. Neuer Spitzenreiter ist der WM-Zweite Polen mit einem Vorsprung von 75 Punkten vor der GUS. sid

Kunstturnen der Männer Bronze rückt in weite Ferne Nach der Pflicht Rang vier hinter GUS, China und Japan

Die silbernen Träume sind passé, selbst um die Bronzemedaille werden die deutschen Kunstturner hart kämpfen müssen. Nach Abschluß des Pflichtprogramms liegt das Sextett des Deutschen Turner-Bundes (DTB) auf dem vierten Platz und muß in der Kür-Entscheidung am Mittwoch (20.00 Uhr) eine Aufholjagd starten, um doch noch den Sprung auf das Medaillentreppchen eventuell zu realisieren.

Den Olympiasieg werden aller Voraussicht nach die GUS (292,650) und China (290,025) untereinander ausmachen. Im Duell um die Bronzemedaille muß das DTB-Team (287,925) beinahe eineinhalb Punkte gegenüber Asiaten (289,375) aufholen.

Bis zum letzten Gerät waren die Deutschen näher am dritten Platz, doch nachdem Sylvio Kroll aus Cottbus das Seitpferd vorzeitig verlassen mußte, fiel die deutsche Riege punktemäßig weiter zurück.

Daran konnte auch die blendende Leistung des Deutschen Zwölfkampf- Meisters Andreas Wecker aus Berlin nichts ändern. Der 22 Jahre alte Reck- Europameister erturnte 58,450 Punkte und erreichte damit hinter vier GUS- Athleten einen guten fünften Platz.

Überragender Turner des Abends war vor 12 000 Zuschauern im fast ausverkauften Palau Sant Jordi Witali Scherbo. Der dreifache Geräte-Weltmeister war selbst innerhalb seines eigenen Weltklasse-Teams eine Klasse für sich und erzielte geradezu phänomenale 59,000 Punkte. In dieser Verfassung ist der Blondschopf der erste Anwärter auf den Sieg im Einzel-Mehrkampf.

Ins Hintertreffen im Kampf um die Mannschafts-Medaillle war das deutsche Team von Chefcoach Franz Heinlein bereits am Nachmittag geraten. Die Routiniers Sven Tippelt aus Deilinghofen und der Hannoveraner Ralf Büchner, ohnehin nicht die stärksten im Pflicht-Programm, hatten mit mehreren kleinen Unsicherheiten Rang drei nach der Auftaktrunde verspielt. Dort waren die beiden Hallenser Oliver Walther und Mario Franke sogar nur knapp an Rang eins in der Zwischenwertung vorbeigeschrammt.

Heinlein war sich der Schwere der Aufgabe nach dem Ende des Pflichtprogramms sofort bewußt: "Wir müsssen in der Kür optimal turnen, sonst wird es ganz eng. Die Japaner turnen extrem schwierige Übungen, müssen aber auch erstmal durch ihr Programm kommen." Optimistischer beurteilte DTB-Sportdirektor Eduard Friedrich die Ausgangsposition: "Die Riege hat genug Potential, um weiter nach vorne zu kommen."

Die Kunstturn-Wettbewerbe werden am Dienstag mit der Mannschafts- Entscheidung der Frauen fortgesetzt. Die deutsche Riege bestreitet ab 13.25 Uhr ihr Kürprogramm. Die Medaillen werden ab 21.55 Uhr zwischen der GUS, den USA, Rumänien und China vergeben. sid

Weber verlor Kampf um Judo-Bronze

Durch eine Niederlage im kleinen Finale der Gewichtsklasse über 72 kg gegen Natalia Lupino (Frankreich) belegte die Leverkusenerin Claudia Weber am ersten Finaltag der Judo-Wettbewerbe im Palau Blaugrana den fünften Platz.

TENNIS

GRAND-PRIX-TURNIER der Männer in San Marino (235 000 Dollar), erste Runde: Kulti (Schweden/Nr. 5) - Cierro (Italien) 7:5, 5:7, 6:3, Viloca (Spanien) - Champion (Frankreich/Nr. 6) 6:4, 6:2, Jonsson (Schweden) - Guardiola (Frankreich) 6:0, 6:4, Agenor (Haiti) - Klafelnikow (GUS) 6:1, 6:2, Lopez (Spanien) - Wekesa (Kenia) 6:3, 6:3. FUSSBALL INTERNATIONALES TURNIER in Paris, Finale: FC Paris St. Germain - AS Monaco 1:0 (1:0).

Markus Zoecke steht im Hauptfeld

Der Berliner Tennis-Profi Markus Zoecke steht beim Turnier (10. bis 16. August) in Mason (USA) im Hauptfeld, das der Weltranglisten-Erste Jim Courier vor Wimbledonsieger Andre Agassi anführt.

Judo Claudia Weber kämpfte besser als Henry Stöhr

Die deutschen Judoka erlebten auf der Olympischen Tatami einen klassischen Fehlstart im Medaillenkampf. Während die tapfer kämpfende Leverkusenerin Claudia Weber in der Klasse über 72 kg wenigstens erst im Kampf um Bronze verlor, scheiterte Mitfavorit Henry Stöhr (Abensberg) in der Klasse über 95 kg bereits in der Vorrunde.

"Für mich war das eine Enttäuschung. Ich hätte mir einen besseren Abgang für Henry gewünscht", meinte Bundestrainer Han Ho San.

Olympiasieger bei den Männern wurde David Schachaleschwili (GUS) im Finale gegen Naoya Ogawa (Japan). Bronze ging an David Douillet (Frankreich) und Imre Czocz (Ungarn). Bei den Frauen gewann Xiaoyan Zhuang (China) im Finale gegen Estela Rodriguez (Kuba), die Bronzemedaillen erkämpften Yoko Sakaue (Japan) und Natalia Lupino (Frankreich).

Großen Kampfgeist bewies Claudia Weber bereits in der ersten Runde, als sie Weltmeisterin Yi Yoon Moon (Südkorea) bezwang. Danach folgte ein Rückschlag, denn gegen die schwächer eingeschätzte Japanerin Yoko Sakaue leistete sie sich eine kleine Unachtsamkeit und verspielte damit den greifbar nahen Gruppensieg, der den Einzug in das Finale hätte bringen können. In der Hoffnungsrunde aber zeigte sie Judo vom Feinsten und kam zu zwei Siegen. dpa

Sheila Wager läßt die Ringer nach ihrer Pfeife tanzen Harte Männer sind ganz Ohr US-Amerikanerin besitzt höchste Kampfrichterlizenz der FILA

Wenn Sheila Wager pfeift, sind die harten Männer ganz Ohr. Ihren akustischen Anweisungen leisten sie alle anstandslos Folge - zumindest auf den Ringermatten. Das war vor vier Jahren in Seoul nicht anders als jetzt beim Olympia-Turnier in Barcelona.

Die US-Amerikanerin besitzt nämlich als einzige Frau der Welt das "Exceptionelle", die höchste Kampfrichterlizenz des Weltverbandes FILA.

Bereits 1972 erwarb Sheila Wager ihre erste "Zulassung", die dazu berechtigte, bei nationalen Veranstaltungen Chefin des Terrains zu sein.

Ihr Weltmeisterschaftsdebüt erlebte sie fünf Jahre später beim Junioren-Championat in ihrer Heimatstadt Las Vegas. Seither gehört sie zur griechisch-römischen Ringerfamilie, denn auf diese Stilart hat sie sich spezialisiert. "Weil sie attraktiver ist, schönere Techniken bietet und einen kleinen Hauch von Artistik in sich birgt", wie sie sagt.

Ehemann Jerry wies ihr den Weg auf die Matten, die für sie die Welt bedeuten. Er selbst war aktiver Ringkämpfer, Trainer und Kampfrichter in Personalunion und gehört zu den Vätern der amerikanischen Klassiker, die 1953 ihre Taufe erlebten.

Ihn fordert sie auch des öfteren zum Duell heraus. "Aber nur, um aus praktischem Erleben die entsprechenden Situationen im Wettkampf objektiv beurteilen zu können." Und wohl auch, um fit zu bleiben, denn: "Ringen hält jung", sagt die Mittfünfzigerin, die ihr Alter nicht preisgeben mag.

Objektiv beurteilen, das vermag sie sehr wohl, anerkennt der dreimalige Halbschwergewichts-Weltmeister Maik Bullmann aus Goldbach. Irgendwie finde er es toll, daß sie den Mut besitze, das starke Geschlecht zu reglementieren.

Sheila Wager genießt bei den Sportlern Achtung und Anerkennung, obwohl sie sich entgegen dem Regelwerk selbst einige Tabus auferlegt.

Beim Wiegen der "Schwerathleten" im Adamskostüm zum Beispiel verzichtet sie freiwillig auf Anwesenheit.

Dafür trägt die Sekretärin eines Justitiars stets ein weißes Tuch bei sich. Wenn sie die "Flagge hißt", bedeute das für die Kämpfer, Gleiches zu tun. Denn sie unterläßt es auch, den Aktiven vor dem Fight wie - sonst üblich - vorn an die Hose zu fassen, um zu prüfen, ob ein jeder sein Taschentuch an der richtigen Stelle stecken hat, das zur Wettkampfkleidung gehört. dpa

BARCELONA, 27. Juli (dpa). Die deutsche Mannschaft hat beim Organisationskomitee der Olympischen Spiele in Barcelona einen offiziellen Protest eingereicht, der sich gegen eklatante Transport-Schwierigkeiten richtet.

"Das Problem hat sich zugespitzt", erklärte Chef de Mission Ulrich Feldhoff am Montag. Die Modernen Fünfkämpfer zum Beispiel mußten 40 Minuten in einem überhitzten Bus auf die Fahrt zu ihrer Trainingsstätte warten. In halbvollen Bussen wurden Athleten nicht aufgenommen, nur weil Zeitpläne eingehalten werden mußten.

Zum Ärgernis wurde in diesem Zusammenhang auch, daß der amerikanischen Olympia-Equipe aus Sicherheitsgründen ein Sonderstatus eingeräumt worden ist. Die US-Team-Mitglieder werden getrennt von den Athleten, Trainern und Funktionären aus den anderen Ländern transportiert. "Die Amerikaner behaupten, ihre Sicherheit sei in Gefahr. Das halten wir nicht für kameradschaftlich. Zweierlei Gesellschaft sollte es nicht geben", sagte Reiner Klimke, Sprecher der deutschen Mannschaft. Steinbach schlug Olympiasieger

Erfolg für den deutschen Schwergewichtsringer Andreas Steinbach aus Wiesental im griechisch-römischen Turnier der Olympischen Spiele in Barcelona. Bei seinem dritten Sieg in der 100-kg-Klasse schlug der Deutsche den Olympiasieger von 1980, den Ungarn Norbert Nottny, mit 4:1 Punkten. Er kommt auf jeden Fall in die fünfte Runde und damit in Medaillenähe.

Andreas Steinbach hatte zuvor den Montenegriner Milos Govedarica und den Panamesen Luis Sandoval geschlagen. Jahres-Weltbestzeit im Vorlauf

Die 14jährige Berlinerin Franziska van Almsick steht nach ihrer Bronzemedaille über 100 m Freistil im Finale über 200 m Freistil auf dem Sprung zu einer weiteren Medaille. Im Vorlauf schwamm sie mit 1:57,90 Minuten Jahres-Weltbestzeit, gleichzeitig die drittbeste Leistung aller Zeiten hinter Weltrekordlerin Heike Friedrich (1:57,55) und Kristin Otto (1:57,75). Als einzige weitere Schwimmerin blieb die amerikanische Favoritin Nicole Haislett mit 1:59,33 Minuten noch unter der Zwei-Minuten-Grenze. Als Viertschnellste hat auch noch die Berlinerin Kerstin Kielgaß (2:00,55) gute Chancen auf eine Medaille.

(Siehe auch Sportteil)

Bundespräsident fordert mehr Engagement von Weizsäcker bekennt sich zu Olympia in Berlin

"Ich will die Spiele. Und Ihr?" Bundespräsident Richard von Weizsäcker legte in Barcelona ein klares Bekenntnis zu Olympia 2000 in Berlin ab und forderte die deutsche Hauptstadt zu noch größerem Engagement bei der Bewerbung auf. Bei seiner Olympia-Visite setzte er am Sonntag abend auf eine wachsende Professionalität der Politiker und Organisatoren für die Spiele 28 Jahre nach München.

Intern ließ der Präsident anklingen, wo er ein deutliches Berlin-Defizit sieht: "Jetzt ist es an der Bundesregierung, etwas zu machen." Nicht Michail Gorbatschow oder Ronald Reagan - zunächst ist Helmut Kohl gefordert. Der Kanzler und nicht zuletzt Finanzminister Theo Waigel hatten sich bislang zurückhaltend bis ablehnend zu den Spielen an der Spree ausgesprochen.

Der erste Mann im Staat mit dem oft unbequemen Habitus und der direkten Art, die Dinge anzugehen, ließ im Kreis der politischen und wirtschaftlichen Sponsoren für das Großereignis zur Jahrtausendwende keinen Zweifel aufkommen, daß er als die "Nummer eins" der Bewerber für die XXVII. Olympischen Spiele in acht Jahren voll zur Verfügung stehen würde. Aber nur dann, wenn die Sache wirklich erfolgversprechend ist. Mit Verwaltungsbeamten - so machte der 72jährige Weizsäcker deutlich - will er nichts zu tun haben.

In dem "Olympischen Eid" des ehemaligen Regierenden Bürgermeisters stekken deutliche Vorwürfe gegen das Berlin- Management: "Es geht nicht, wenn mich hier ein paar Leute vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) fragen, was ist mit den Olympischen Spielen in Berlin in acht Jahren, und ich muß sagen: ,Ich weiß auch nicht so richtig.' Es darf doch jetzt nicht der Eindruck entstehen, Berlin bewirbt sich, aber will eigentlich überhaupt nicht mehr. Das ist nicht in Ordnung." sid

Schwimmen Das China-Gold und die Verdächtigungen

Der erste olympische Schwimm- Wettkampf war kaum eine halbe Stunde vorüber, da hatte das Reizwort der Spiele die Athleten in Barcelona eingeholt: Doping - das unvermeidliche und allumfassende Dauerthema des modernen Sports hielt auch Einzug in die Gemäuer des "Bernat-Picornell"-Schwimmstadions am Berg Montjuic.

Auslöserin war Yong Zhuang aus China, die erste Goldmedaillen-Gewinnerin im Schwimmen, die über die Distanz von 100 Meter Freistil gerade vor der US-Amerikanerin Jenny Thompson und Franziska van Almsick (Deutschland) die Goldmedaille gewonnen hatte.

Bei der Pressekonferenz enthielt bereits die dritte Frage an die Siegerin den unausgesprochenen Verdacht, daß die Leistungen im Reich der Mitte nicht zuletzt dank unerlaubter Mittel explodiert sind. Gold für Yong Zhuang, danach Silber über die 400 m Lagen der Frauen für Li Lin - die Erfolgsbilanz der Chinesinnen schon zu Beginn der Wettbewerbe ließ viele Schwimmer und Trainer aufhorchen und weckte bei den Experten so manchen Verdacht.

Das Erscheinungsbild der kräftigen Yong Zhuang, neben der die Berliner Bronze-Gewinnerin Franziska van Almsick (14) wie eine halbe Portion aussieht, tat ein übriges, um die wilden Spekulationen unter den Beteiligten zu schüren.

Das energische Dementi der Olympiasiegerin ("In China gibt es kein Doping, und es gibt wissenschaftlich absolut keine Basis dafür") und der vorsichtige Kommentar Franziska van Almsicks ("Sie ist ja auch fünf Jahre älter als ich") änderten wenig an den Mutmaßungen, für die es allerdings auch keinerlei konkreten Beweise gibt. Und gerade darin liegt das Dilemma des Sports.

Daß in Schwimmer-Kreisen die "Sauberkeit" der Athletinnen und Athleten Chinas angezweifelt wird, liegt vor allem in der uneinheitlichen Dopingkontrollpraxis begründet. Harm Beyer, Mitglied des Technisches Komitees im Weltverband FINA und Doping-Beauftragter des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV), schildert sein Unbehagen so: "China und Ungarn sind die beiden Länder, bei denen einem solche Gedanken kommen müssen - natürlich ohne jeden nachweisbaren Beleg, denn sie haben als einzige Mitgliedsländer der FINA keine Kontrollen außerhalb des Wettkampfs in ihren Bestimmungen verankert."

Ein einheitliches Reglement für alle Nationen gibt es nicht, und "90 Prozent aller Länder", so Beyer, "sind von einem Kontrollsystem, wie wir es in Deutschland haben, haushoch entfernt".

Auch die Verantwortlichen des hochgehandelten US-Teams äußerten unverblümt ihr Mißtrauen. "Die DDR gibt es zwar nicht mehr, aber das ist noch lange nicht das Ende der Dopingprobleme", sagte US-Star-Coach Richard Quick, "niemand weiß doch zum Beispiel, was in China gemacht wird."

Die US-Schwimmer, die seit Mai auch im Training unangekündigt getestet werden, fordern gleiche Pflicht für alle. "Manche Siegerlisten würden anders aussehen, wenn die FINA für alle regelmäßige Untersuchungen in der Trainingsphase vorschriebe", so 100-m-Freistil-Weltrekordlerin Jenny Thomspon, die am Sonntag - von Yong Zhuang besiegt - die Silbermedaille gewann. dpa

Radsport In Atlanta 1996 sollen auch die Profis starten

Der Niederländer Hein Verbruggen, Präsident des Internationalen Radsportverbandes UCI, will den Profis endgültig die Tür für Olympia öffnen. "Ich habe mit dem IOC gesprochen. Auf unserem nächsten Kongreß im November in den USA wollen wir die Sache unter Dach und Fach bringen. 1996 in Atlanta können Profis dabeisein", erklärte Verbruggen am Montag in Barcelona.

Eines der Hauptprobleme ist laut Verbruggen die Startbegrenzung von drei Fahrern pro Nation im Straßen-Einzelwettbewerb der Olympischen Spiele. "Das geht natürlich nicht. Fünf wäre vielleicht eine vernünftige Zahl. Um die Gesamt- Startfelder nicht zu groß werden zu lassen, müßten eventuell einige Nationen Beschränkungen auf sich nehmen", erklärte Verbruggen weiter.

Die Berufsfahrer sollen den Tennisspielern und Profi-Basketballern folgen, die in Seoul und Barcelona zum ersten Mal starteten. Ob ihr Auftritt Wirklichkeit wird, hängt aber wohl auch davon ab, wie hoch die Profi-Rennställe den Werbewert eines Olympiastarts einschätzen. dpa

WASSERSPRINGEN

Turmspringen, Frauen: 1. Mingxia Fu (China) 461,43 Punkte, 2. Miroschina (GUS) 411,63, 3. Ellen Clark (USA) 401,91 4. Jinhong Zhu (China) 400,56, 5. Afonina (GUS) 398,43, 6. Alcala Izguerra (Mexiko) 394,35, 7. Owen (USA) 392,10, 8. Ribot de Canales (Argentinien) 384,03. - Nach dem Vorkampf ausgeschieden: . . . 14. Wetzig (Halle) 284,13, . . . 20. Kühn (Aachen) 270,51.

HOCKEY

Vorrunde, Frauen, Gruppe A, 1. Spieltag: Australien - Kanada 2:0 (0:0), Spanien - Deutschland 2:2 (1:2).

Gruppe B, 1. Spieltag: Neuseeland - Südkorea 0:5 (0:1), Niederlande - Großbritannien 2:1 (1:1).

Schweizer Ringer gestand Doping

Der Schweizer Ringer Hugo Dietsche hat gestanden, vor sechs Jahren zur Leistungsförderung im Training zweimal ein anaboles Steroid gespritzt zu haben. Der Bronzemedaillengewinner 1984 in Los Angeles erklärte: "Ich konnte dieses scheinheilige Getue nicht mehr ertragen. Einmal mußte ich es einfach loswerden." Dem 29jährigen Dietsche, der in Barcelona im griechisch-römischen Stil in der Klasse bis 62 kg antritt, war nach eigenem Geständnis von seinem Vertrauensarzt zweimal eine Spritze verabreicht worden.

Nach Bronze über 100 m jetzt Silber über 200 m Freistil Franziska van Almsick um Handbreite am Gold vorbei Kerstin Kielgaß Dritte / GUS-Staffel mit Weltrekord

Auf Bronze folgte 24 Stunden später Silber: Und nur eine Handbreit trennte Franziska van Almsick am Montag von olympischem Gold - die deutschen Männer sind dagegen weiterhin ohne Schwimm-Medaille. Zum Abschluß des zweiten Final-Tages mußte sich die 4 x 200 m Freistil-Staffel mit dem undankbaren vierten Platz begnügen. Während das Quartett der GUS den Weltrekord der USA um über eine halbe Sekunde auf 7:11,95 Minuten verbesserte, fehlten Peter Sitt (Köln), Steffen Zesner (Berlin), Andreas Szigat (Potsdam) und Stefan Pfeiffer (Hamburg) am Ende 35/100 Sekunden zum Sprung aufs Treppchen. Den Erfolg der Schwimmerinnen komplettierte Kerstin Kielgaß (Berlin), die hinter ihrer Teamgefährtin Bronze gewann.

Einen Tag nach ihrem Bronzegewinn im Kraul-Sprint wurde die 14jährige Franziska van Almsick in einem Anschlag-Finale über 200 m Freistil in 1:58,00 Minuten von der US-Amerikanerin Nicole Haislett (1:57,90) bezwungen. "Ich glaube nicht, daß ich das Rennen zu schnell angegangen bin. In den letzten Sekunden habe ich sie neben mir gesehen und habe geguckt, und dann war alles aus. Aber daraus lernt man", versprach die kesse "Göre", die bis 25 Meter vor dem Ziel auf Weltrekord-Kurs gelegen hatte.

Während DSV-Präsident Klaus Henter nach dem Rennen der Berlinerin auf der Tribüne vor Freude die Faust ballte, sprach Olympiasieger Michael Groß von einem "taktischen Fehler" Franziska van Almsicks. "Es war falsch von mir, daß ich so nahe an der Leine geschwommen habe, und zwar auf der Seite, auf der meine Gegnerin schwamm. Ich würde nicht mehr dieselbe Taktik wählen", gab selbst die Berlinerin zu, die ihre Saisonbestzeit im Vorlauf um mehr als zwei Sekunden auf 1:57,90 Minuten gedrückt hatte und damit dem Weltrekord von Heike Friedrich bis auf 35/100 Sekunden nahegekommen war.

Angereist als höchstens heimliche Hoffnung mit dem Ziel, "vielleicht ins Finale" zu kommen, hat das selbstbewußte Nesthäkchen mit zwei Medaillen bei zwei Auftritten einen für eine 14jährige kaum faßbaren Triumph gelandet. Vor dem 5. April 1992 war ihr der Zugang zu internationalen Wettbewerben wegen der Altersbegrenzung sogar noch völlig unmöglich. Und dreimal wird das größte deutsche Schwimm-Talent aller Zeiten im "Bernat Picornell"-Stadion noch ins Becken springen. "Es ist ein ganz seltenes Glück für einen Trainer, so ein Talent in der Mannschaft zu haben", freute sich Bundestrainer Achim Jedamsky.

Ein tolles Comeback hatte zuvor über 100 m Schmetterling Pablo Morales gefeiert. Der 27jährige Rechtsanwalt aus Kalifornien, der 1988 nach dem Verpassen der Olympia-Qualifikation schon einmal seinen Rücktritt erklärt hatte, holte in 53,34 Sekunden Gold. Lange Gesichter gab es bei den deutschen "Schmetterlingen", die weiterhin vergeblich nach einem Nachfolger für "Albatros" Michael Groß Ausschau halten. Christian Keller (Essen) wurde in 54,30 Sekunden Sieger des B-Finales, in dem der Kölner Martin Herrmann (54,94) lediglich einen bescheidenen sechsten Platz belegte.

Über 400 m Lagen gelang es dem Ungarn Tamas Darnyi als erstem, seinen Titel von Seoul zu verteidigen. Der Weltrekordler ließ dem Feld in 4:14,23 Minuten keine Chance. Die deutschen Final-Teilnehmer Christian Geßner (Erfurt) und Patrick Kühl (Magdeburg) schwammen weit an den Medaillen vorbei. Geßner wurde in 4:17,88 Fünfter, Kühl in 4:19,86 Sechster.

Erst vor sechs Tagen feierte Kyoko Iwasaki ihren 14. Geburtstag. Die Japanerin sorgte über 200 m Brust für eine weitere Überraschung der olympischen Schwimm-Wettbewerbe und entriß der US-amerikanischen Weltrekordlerin Anita Nall in 2:26,65 Minuten eine sichergeglaubte Goldmedaille.

Hinter der Chinesin Li Lin, die zum zweiten Mal Silber gewann, mußte sich die Top-Favoritin sogar mit Platz drei bescheiden. dpa jo as

GEWICHTHEBEN

Klasse bis 56 kg: 1. Byung-Kwan Chun (Südkorea) 287,5 kg (132,5 Reißen / 155,0 Stoßen), 2. Shoubin Liu (China) 277,5 (130,0 / 147,5), 3. Jianming Luo (China) 277,5 (125,0 / 152,5) 4. Sakuma (Japan) 255,0 (120,0 / 135,0), 5. Yong-Chol Kim (Nordkorea) 255,0 (110,0 / 145,0), 6. Gorzelniak (Polen) 255,0 (115,0 / 140,0), 7. Lenart (Ungarn) 252,5 (112,5 / 140,0), 8. Sodikin (Indonesien) 250,0 (110,0 / 140,0).

Basketball Kroaten forderten die Profis aus den USA

Top-Favorit USA und Deutschland in der Gruppe A sowie Litauen und die GUS in der Gruppe B sind nach dem zweiten Spieltag im olympischen Basketball-Turnier noch ungeschlagen und stehen damit wie erwartet bereits mit einem Bein im Viertelfinale.

Bei ihrem zweiten spektakulären Auftritt im mit fast 13 000 Zuschauern ausverkauften Sportpalast von Badalona wurden die übermächtigen NBA-Profis bei ihrem 103:70 (54:37) über den Medaillenanwärter Kroatien wenigstens phasenweise immerhin ansatzweise gefordert, ohne in irgendeiner Weise in Gefahr zu geraten.

Die einzige Schrecksekunde gab es in der 9. Minute, als der geniale Spielmacher "Magic" Johnson mit einer Prellung am rechten Bein vom Feld humpelte und vorsichtshalber nicht mehr eingesetzt wurde. Beste Korbwerfer der USA, deren geringster Vorsprung 13 Punkte (58:45) in der 27. Minute betrug, waren Ballzauberer Michael Jordan (21) und der bullige Charles Barkley (20).

Bei den Kroaten, die am Freitag der übernächste Gegner der deutschen Mannschaft nach deren USA-Spiel am Mittwoch sind, hielten die ebenfalls in der Profiliga NBA beschäftigten Drazen Petrovic (19) mit hervorragenden Distanzwürfen, Stojan Vrankovic (11) sowie Dino Radja (14) am besten mit. dpa

KUNSTTURNEN

Mannschaft, Pflicht, Frauen: 1. GUS 197,507 Punkte, 2. USA 197,007, 3. Rumänien 196,982, 4. China 195,969, 5. Spanien 195,395, 6. Bulgarien 194,982, 7. Ungarn 194,620, 8. Australien 194,619, . . . 10. Deutschland 193,857.

Einzelwertung: 1. Miller (USA) 39,636, 2. Boginskaja (GUS) 39,625, 3. Onodi (Ungarn) 39,624, 4. Corinna Milosovici (Rumänien) 39,598, 5. Guzu (GUS) 39,586, 6. Bontas (Rumänien) 39,562, 7. Okino (USA) 39,499, 8. Lyssenko (GUS) 39,473, . . . 19. Stark (Rostock) 39,211, . . . 23. Schönfelder (Berlin) 39,149, . . . 59. Schröder (Berlin) 38,636, . . . 70. Weller (Bergisch Gladbach) 38,324, . . . 76. Günther (Bergisch Gladbach) 38,174, 77. Potempa (Bergisch Gladbach) 38,149.

Boxen Willi Fischer erreichte das Achtelfinale

Der Frankfurter Superschwergewichtler Willi Fischer erreichte am Montag abend als fünfter Athlet des Deutschen Amateur-Box-Verbands (DABV) das Achtelfinale des olympischen Box-Turniers. Der 19jährige Fischer, Youngster der deutschen Staffel, bezwang den Marokkaner Ahmed Sarir vorzeitig durch Abbruch in der zweiten Runde wegen sportlicher Überlegenheit.

Vor Fischer hatten bereits Jan Quast (Leverkusen), Mario Loch (Gera), Andreas Otto (Ahlen) und Markus Beyer (Gera) die nächste Runde erreicht. Die deutschen Boxer gestalteten bisher alle ihre Kämpfe siegreich, während nach zwei Wettkampftagen bereits vier der hoch eingeschätzten GUS-Aktiven ausgeschieden sind. Während Loch sich auf die nächste Runde freuen kann, er erwartet den Venezolaner Daniel Serredas, wartet auf Beyer ein schwerer Brocken: Weltmeister Juan Carlos Lemus. dpa

Immer öfter rauscht der Regen durch das Klo 37 Friedrichsdorfer haben Zuschüsse für Zisternen beantragt / Meistens in der Römerhof-Siedlung

FRIEDRICHSDORF. Die Zuschüsse, die die Stadt zum Bau von privaten Zisternen (Auffangbecken für Regenwasser) gibt, haben viele Bürger angespornt, in Zukunft Regen- statt Trinkwasser für Gartenbewässerung und Toilettenspülung zu benutzen: 37 Zuschußanträge sind bei der Verwaltung inzwischen bearbeitet worden, allein 26 kommen aus dem Neubaugebiet Römerhof im Stadtteil Seulberg. "80 000 Mark stehen im Haushalt 1992 für das Förderprogramm zum Bau von Anlagen zur Regenwassernutzung zur Verfügung, 54 000 Mark davon sind schon ausgegeben", sagt Erster Stadtrat Günter Bastian. Er bewertet diese Zwischenbilanz als Erfolg der Aktion, durch die die Trinkwasservorräte geschont werden sollen. Wer vom Zisternen-Kuchen in diesem Jahr noch etwas abbekommen möchte, muß sich beeilen, sonst ist der Topf leer. Die Zuschußsumme bewegt sich zwischen 400 und 2000 Mark, sie hängt von der Größe des Auffangbeckens ab.

Gefördert werden die Zisternen und die nötigen Einrichtungen für einen zweiten Wasserkreislauf, mit dem Toilettenspülung und/oder Waschmaschine betrieben werden können. Die Anlagen können in Altbauten nachträglich eingerichtet oder bei der Planung von Neubauten von Anfang an berücksichtigt werden.

Als Auffangflächen kommen nur Dächer in Frage, als Bezugsfläche gilt die Grundfläche des Gebäudes. Es werden nur Speicheranlagen mit einem Volumen von mindestens 1000 Liter (ein Kubikmeter) gefördert, die in einem kühlen Kellerraum (Durchschnittstemperatur unter 15 Grad) oder im Erdreich eingebaut sind. Damit die Zisternen technisch ordnungsgemäß gebaut werden, berät die Bauverwaltung im Rathaus die Interessenten kostenlos. Dem Bauverwaltungs- und Planungsamt (Rathaus, 3. Stock, Tel. 0 61 72 / 731-252) müssen auch die Zuschußanträge eingereicht werden. Sie müssen vor Baubeginn bewilligt sein, die Anlagen werden nach Fertigstellung geprüft. Erst dann wird der Zuschuß ausgezahlt. Für eine Zisterne von einem Kubikmeter gibt es einen Zuschuß von 400 Mark, für eine von drei bis fünf Kubikmeter 800 Mark und für noch größere 2000 Mark. Eine besondere Genehmigung nach der hessische Bauordnung ist nicht notwendig: Wasserbehälter bis zu 50 Kubikmeter Rauminhalt sind genehmigungsfrei. nau

Kelkheim: Chronik einer Stadtentwicklung

Im Jahr der Olympiade 1972 wurde die Städtebauliche Entwicklungsgesellschaft - kurz STEG genannt - als "Tochter" der Stadt Kelkheim aus der Taufe gehoben. Mit eindeutigem Auftrag: Sie sollte für die Stadt ohne Zentrum eine homogene Mitte auf der 25 000 Quadratmeter großen Grundstücksfläche rund um die Frankenallee verplanen und bebauen.

Flächensanierung war die Devise, die STEG sollte peu á peu das gesamte Arreal kaufen. Danach mußten Grundstücksgrenzen neu festgelegt, Bauplätze erschlossen und an private Investoren verkauft werden, die bereit waren, nach den planerischen Vorgaben zu bauen. Eine Aufgabe - prägend für die Zukunft, die jahrezehntelange Arbeit voraussehen ließ.

Allein die Vorplanungen erstreckten sich über Jahre: 1973 wurde das erste städtebauliche Gutachten eingeholt, für die Markt- und Standortentwicklung folgten weitere in den Jahren 1975, 1980 und 1986. Kelkheims Bürger wurden befragt, gleichzeitig begannen die Kaufverhandlungen mit den Grundstücksbesitzern. Mit Ausnahme einer Kelkheimerin, die bis an ihr Lebensende in ihrem Häuschen in der Stadtmitte wohnen darf, wurden alle Anlieger umgesiedelt. Ein mühsames Geschäft, erinnert sich CDU-Fraktionschef und STEG-Aufsichtsratsmitglied Wolfgang Männer, das die Stadt über drei Millionen Mark für Ersatzbauten kostete.

Ebenfalls nur mühsam ließen sich zunächst private Bauherren finden: "Manche mußten wir regelrecht auf das Pferd heben."

Bauen sollten sie nach dem Plan des Frankfurter Architekten Georg Sollwedel, dessen Entwurf im Frühjahr 1982 nach einem Ideenwettbewerb aus 22 Arbeiten ausgewählt worden war. Auf dessen Grundlage beschlossen die Stadtverordneten den Bebauungsplan für die Stadtmitte Süd, und im Spätsommer 1985 schließlich begannen die Arbeiten an den drei Wohn- und Geschäftshäusern mit Tiefgarage.

Ein Jahr später attestierte die Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung, daß in Kelkheim Einkaufsmärkte fehlen. Worauf das Parlament gegen den Protest von FWG und UKW per Bebauungsplan die Ansiedlung je eines Einkaufs- und Baumarktes sowie die Tankstelle auf dem Dichmann-Gelände ermöglichten, die 1989 entstanden.

Im olympischen Jahr 1992 nun, zum 20. Geburtstag der STEG, ist für die städtische Tochtergesellschaft die Halbzeit eingeläutet. Jetzt gilt es, Pläne für die Stadtmitte Nord aufzustellen und Bauherren zu finden. Wohnungen, Geschäfte, ein Warenhaus und voraussichtlich auch ein Parkhaus, schätzt Wolfgang Männer, werden auf dem Arreal an der Töpfer- und Hauptstraße enstehen. Den geeigneten Plan will die STEG wiederum aus einem Ideenwettbewerb herausfiltern. ana

Halbzeit für ein Mammutprojekt: Die Städtebauliche Entwicklungsgesellschaft feiert ihr 20jähriges Bestehen Kelkheims Herz entstand praktisch aus dem Nichts Stadt-Tochter STEG plant jetzt den zweiten Abschnitt

KELKHEIM. Rund zehn Millionen Mark gingen über den Tisch, 25 000 Quadratmeter Grundstücksfläche wechselten die Besitzer, Anwesen wurden plattgewalzt, Bewohner umgesiedelt, Gutachten erstellt und Ideen zur Stadtplanung eingeholt, schließlich Bauplätze erschlossen, an private Investoren verkauft und aus dem Nichts der Anfang einer neuen Stadtmitte geschaffen: Bilanz nach 20 Jahren Arbeit der Städtebaulichen Entwicklungsgesellschaft (STEG), jener privatwirtschaftlich organisierten Tochter der Stadt Kelkheim, die Bauherren an Land ziehen muß, um ihrer Mutter zu einem attraktiven Äußeren zu verhelfen. Am kommenden Samstag feiert die Stadt den 20. Geburtstag, und wie alle "Eltern", deren Kinder in die Jahre kommen, fragen sich auch die Kelkheimer, ob ihr "Sproß" die erwünschten Früchte trägt.

Ein Wunschkind war die STEG vor allem für Winfried Stephan (CDU), Bürgermeister des Fünf-Dörfer-Konglomerats mit Namen Kelkheim. Die Gebietsreform hatte zwar den Status einer mittelgroßen Stadt, dafür aber ein zusammengewürfeltes Äußeres beschert. Nicht "standesgemäß" erschienen Stephan die Ortskerne von Münster, Kelkheim und Hornau: "Da standen nur baufällige Häuser und alte Scheunen und Ställe, die zum Teil illegal umgebaut worden waren." Gutachter rieten zum Radikal-Schlag: alles abreißen und nach neuem Plan wiederaufbauen.

Ein Mammutprojekt, das die Verwaltung allein schon wegen des langwierigen öffentlichen Planverfahrens niemals hätte stemmen können, sagt Bürgermeister Stephan: "Außerdem kann man sensible Verhandlungen mit privaten Investoren nicht bei Parlamentssitzungen führen."

Andererseits wollte die Kommune einen derart einschneidenden Entwicklungsprozeß nicht einfach einer privaten Baugesellschaft überlassen. Blieb als Alternative nur, eine Baugesellschaft als städtische Tochter zu gründen. Die brachte nicht nur den Vorteil, schneller und effektiver als ein Verwaltungsapparat arbeiten zu können: Für sie galten auch die Steuervorteile für Privatunternehmen.

Winfried Stephan setzte außerdem durch, die Bayerische Hypothekenbank als Mitgesellschafterin in den Aufsichtsrat der GmbH aufzunehmen, um, wie er sagt, leichter an Kredite und Investoren zu kommen. Das Know how in Bau- und Planungsfragen sollte ferner eine private Baugesellschaft einbringen, die mittlerweile jedoch nicht mehr existiert.

Beides Entscheidungen, die FWG und später auch die Unabhängige Kelkheimer Wählerliste (UKW) heftig kritisierten: Stephan zog es vor, statt des Parlaments Privatunternehmer über die Entwicklung der Stadt mitreden zu lassen. Mißtrauisch war die FWG vor allem wegen des Bank-Vertreters, der im Kreis an etlichen Baugeschäften beteiligt und durch die Finanzierung des Kreishauses in die Schlagzeilen gekommen war.

Doch Stephan ließ sich nicht beirren. Er wollte mit der STEG ein Instrument schaffen, um ohne parlamentarische Querelen "seine" Stadtmitte bauen zu können. Wer STEG sagt, spricht denn auch im Grunde von Winfried Stephan: Die Geschäfte läßt er vom Ordnungsamtsleiter der Stadt in seinem Sinne führen, und als Aufsichtsratsvorsitzender segnet er sie gemeinsam mit den Bankvertretern und dem CDU-Fraktionschef Wolfgang Männer als viertem im Bunde ab. Weitere Entscheidungsinstanzen gibt es nicht. Das Parlament ist zwar über Fraktionsvertreter im Finanzbeirat der STEG vertreten - für das langjährige Mitglied Karl-Heinz Moormann, FWG-Parlamentarier a. D., jedoch ein "doller Name für eine schwache Sache": Die Vertreter könnten sich über die Geschäfte informieren und dazu äußern - ein Kontrollorgan sei der Finanzbeirat nicht.

Daß die Stadtentwicklung de facto vom Bürgermeister entschieden wird und die Arbeit für Parlamentarier kaum noch zu durchschauen ist, räumt auch Wolfgang Männer ein. Für ihn dennoch für die "sinnvollste aller Lösungen": Als Mann mit dem "besten Informationsstand" könne Stephan auch am besten übersehen und durchsetzen, was für die Stadt notwendig, wünschenswert und machbar ist.

Über den stadtplanerischen Geschmack des Bürgermeisters läßt sich vielleicht nicht streiten, über das Recht auf Kontrolle und Mitsprache schon. Das tun die Abgeordneten der Unabhängigen Kelkheimer Wählerliste (UKW) seit Jahren. Ihr blieb bislang als einziger Fraktion im Stadtparlament der Zutritt zur STEG verwehrt: Ein eklatanter Verstoß gegen die parlamentarische Demokratie, rügt UKW-Mann Albrecht Kündiger, und "ein Unding, wenn ein Betrieb, der jährlich Millionen von Mark aus dem städtischen Haushalt verschiebt und richtungweisende Politik für Kelkheim betreibt, jeder parlamentarischen Kontrolle entzogen ist". Die STEG sei ein "undurchsichtiges Konglomerat", in dem Stephan nicht nur in allen Gremien das Sagen habe, sondern sie auch "gezielt mit ihm genehmen Leuten besetzt und Kritiker fernhält." Dabei habe sich der Bürgermeister in der Vergangenheit nicht einmal gescheut, Parteivertreter in den Finanzbeirat zu berufen, die längst aus dem Parlament ausgeschieden sind.

"Unsachlicher Klamauk", kontert Stephan, der nicht im Schlaf daran denkt, der Grünen-Partei einen Sitz im Finanzbeirat der STEG einzuräumen: Bisher habe die UKW nur "unsachlich und mit unwahren Behauptungen" gegen die Stadtmitte-Pläne polemisiert und sich damit nicht qualifiziert, mitzureden.

Stephans Aufsichtsratskollege Männer hält es zwar "grundsätzlich für richtig", wenn alle Fraktionen in einer städtischen Gesellschaft sitzen, doch im Fall der "unzuverlässigen" UKW pflichtet der Christdemokrat seinem Bürgermeister bei. Nicht so FWG-Mann Moormann: "Wer kompetent ist, mitzureden oder nicht, das zu entscheiden steht einem Stephan nicht an." Die demokratischen Spielregeln geböten vielmehr, unbequeme Kritiker politisch zu überzeugen.

Auch für die FWG blieb die STEG lange Zeit eine geschlossene Gesellschaft. Ebenfalls wegen kritischer Töne, deutet Männer an. Erst als CDU und FDP Mitte der achtziger die absolute Mehrheit im Parlament verloren, erschien die FWG hoffähig für einen Sitz im Finanzbeirat der STEG. Moormann kann die Polemik der UKW deshalb gut verstehen: "Wer außen vor bleibt, vermutet schnell, daß einiges im Verborgenen gemauschelt wird."

Nach Frankfurt - des Geldes wegen Heute vor 150 Jahren starb Clemens von Brentano, dessen Werk im Goethehaus ediert wird

Der Mann hat seine Vaterstadt verflucht und beschimpft. "Ich war in Frankfurt, huh! Da sieht es aus! Ich sah in allen Straßen kleine Teufel mit Geldsäcken, welche von einem Haus ins andere laufen", wettert er. Und an anderer Stelle geht die Klage: "Des Krams und der Gewerke Tor steht offen, (. . .) Doch Musenkinder stößt die Zunft hinaus."

Die Schelte ist dem Clemens Brentano (1778 - 1842) niemals übel vergolten worden - weder im Leben noch posthum. Der romantische Dichter, der heute vor 150 Jahren gestorben ist, fand in Frankfurt, obwohl "Musenkind", stets offene Türen bei seiner Familie, einem der reichsten Handelsgeschlechter in der Freien Reichsstadt. Und auch jetzt ist man in Frankfurt dabei, Brentanos Nachruhm zu mehren, und versucht, das Bild, das sich von seiner Person und seinem Werk über Jahrzehnte festgesetzt hat, zu korrigieren: Im Freien Deutschen Hochstift im Goethehaus wird der Nachlaß wissenschaftlich aufbereitet und seit 1975 die hochgelobte historisch-kritische Werkausgabe besorgt, von der bislang 21 der 40 geplanten Bände erschienen sind.

Nur einige hundert Meter von der Editions-Stätte im Großen Hirschgraben entfernt verbrachte Clemens die Kinderjahre: im Haus "Zum Goldenen Kopf" in der Großen Sandgasse, dem Domizil der aus Italien nach Frankfurt eingewanderten Familie (heute steht hier das Parkhaus Mitte). Der Bub hat um das betriebsam- hektische Kontor dabei stets einen großen Bogen gemacht und auch die "offiziellen" Familienausflüge zum Landsitz nach Rödelheim und zum Weingut nach Winkel geschwänzt. Sein Ort war "das gelobte Ländchen Vadutz".

"Vadutz" lag auf dem Speicher und in den sogenannten Schachtelkammern zwischen "abenteuerlichem Gerümpel", dem riesigen Fundus an Weihnachtsschmuck, Puppen-Galerien und Schiffsmodellen: "Da lebte ich eine Märchenwelt, die über der Wirklichkeit wie ein Sternhimmel über einer Froschpfütze lag."

"Zum Kaufmann taugst du nichts", befanden denn auch die Brüder und Vormünder, die nach dem frühen Tod beider Eltern die prosperierende Import- und Exportfirma übernahmen. Bruder Clemens - das war "halt so ein Ausgeflippter" (Professor Hartwig Schultz, Redaktionsleiter der Frankfurter Edition), der sich in zwei unschickliche Ehe-Abenteuer stürzte, Studienfächer und Ausbildungen wechselte wie Hemden, die bürgerlichen "Philister und Pfeffersäcke" durch Eskapaden und Streiche schockte und sich schließlich der Poesie verschrieb: Volkslieder sammelte und dichtete ("Des Knaben Wunderhorn"), berauschende Naturlyrik zu Papier brachte, Märchen erfand ("Gockel, Hinkel und Gackeleia"), Theaterstücke und Romane ("Godwi") verfaßte und auch religiöse Erbauungsliteratur ("Das bittere Leiden unseres Herrn Jesu Christi") produzierte.

"Mit all seinen Schriften hat er sein Leben lang nichts verdienen müssen", bilanziert Hartwig Schultz, "nach heutigen Maßstäben war Clemens DM-Millionär. Er hatte im Grunde genommen ausgesorgt, ohne jemals arbeiten zu müssen." Das Vermögen, das die Eltern dem Dutzend Geschwister hinterließen, war nämlich so groß, daß die Zinsen von Clemens' Zwölftel-Erbteil für ein bequemes Auskommen reichten. Nach Frankfurt kam er deshalb immer wieder - des Geldes wegen. Die Vermögensverwaltung hatte der Dichter seinen Kaufmanns-Brüdern überlassen.

Zu denen stand er in einem durchaus ambivalenten Verhältnis. So wenig er sich mit deren Handel und Wandel anfreunden konnte, so sehr sehnte er sich danach, "eine bestimmte Beschäftigung zu haben, nützlich zu sein". Clemens habe, so meint Hartwig Schultz, unter seiner unbehausten Existenz gelitten; ein "Zerrissener" sei er gewesen, einer, der die Entfremdung vor allem und gerade in Frankfurt, "dieser Stadt des Durchgangs", verspürte.

"Das Bewußtsein einer existenzbedrohenden Verlorenheit" ist denn auch laut Schultz "das Kontinuierliche" in Vita und Cuvre des Romantikers. Das vor allem wolle die Frankfurter Brentano-Ausgabe zeigen und belegen und damit die von Germanistik und Literaturwissenschaft über Jahrzehnte behauptete "Spaltung" korrigieren: in die eines frühreifen, genialischen Romantikers mit Höchstleistungen in Lyrik und Prosa und des alternden, religiös orientierten Verfassers banal-bornierter katholischer Erbauungstraktate.

Hochstift und Deutsche Forschungsgemeinschaft finanzieren das Unternehmen und besolden die vier Redaktionsmitglieder - neben Professor Schultz den Lyrik-Experten Michael Grus, Marianne Iden und Joachim Ruth. 60 000 Seiten Brentano-Manuskripte sind in säurefeste Spezialkartons eingeschlagen und in feuersicheren Stahlschränken verschlossen.

Seit den 60er Jahren hat das Hochstift Brentano-Autographen gesammelt, Teile des verstreuten Nachlasses ersteigert, geerbt und sich - beispielsweise aus Klöstern - als Dauerleihgabe gesichert. "Dennoch ist nicht alles hier", sagt Schultz, "wir und die Herausgeber der einzelnen Bände müssen häufig in die Berliner Staatsbibliothek oder in Bibliotheken nach Krakau und Köln, um Manuskripte einzusehen und zu verschriften."

Das Geschäft der Transkription ist dabei "Gott sei Dank nicht allzu schwer - den Brentano kann man gut entziffern" (Grus). Dennoch: Das Ende des Editionsprojekts ist noch lange nicht in Sicht. "Immer wieder tauchen neue Manuskripte und Briefe auf", berichtet Schultz, "aber ich denke, daß wir knapp nach der Jahrtausendwende in die Endrunde gehen können." PETER HOLLE

• Was ist mit Kronbergs Jugendlichen los?

• Was macht die Stadt für sie los?

• Was würden sie selbst gerne losmachen? Antworten sind gefragt, wenn das fr-mobil der FRANKFURTER RUNDSCHAU am Mittwoch, 29. Juli, um 19.30 Uhr den Recepturhof ansteuert. Politiker und Jugendpfleger, aber vor allem die Jugendlichen selbst sind eingeladen, sich zum "jugendfreundlichen Kronberg" zu äußern. Unter den Gästen wird auch Bürgermeister Wilhelm Kreß (SPD) sein, um Stellung zu nehmen. mk

Heute zu den Puppen im Dreieich-Museum

Die Ninja-Turtles und Superman, Spiderwoman und was es sonst noch so gibt an Fantasy-Figuren bevölkern nicht nur die Kinoleinwand, sondern auch die Kinderzimmer. So sehen die Spielkameraden der lieben Kleinen heute aus - diese Puppen sind auch nicht mehr, was Puppen einmal waren.

Wie Puppen einmal waren, zeigt derzeit die Ausstellung "Deutsche Porzellan- und Spielpuppen im Wandel der Zeit" im Dreieich-Museum. Von den Vorläufern der legendären Käthe-Kruse-Puppen bis zu den sündhaft teuren Sammlerstücken von heute wird die Entwicklung dieses Spielzeugs anschaulich dokumentiert: ein Genuß für Puppen- und Geschichtsfreunde gleichermaßen.

Um die Jahrhundertwende entstand in Thüringen eine neue Richtung der Puppengestaltung: Porzellanpuppen, die in ihren Gesichtern echte Gefühle ausdrückten, ein eigenes Wesen besaßen. "Charakterpuppen" nannte man sie deshalb. Die pädagogischen Vorstellungen der Zeit flossen in die Gestaltung ein, die Kinder sollten die Puppen mit ihrer eigenen Lebenswelt identifizieren.

Käthe Kruse war mit diesen Puppen der große wirtschaftliche Erfolg beschieden. Handwerklich und gestalterisch überzeugend, wurden ihre Erzeugnisse zum Renner. Von diesen Ursprüngen führt der Weg zur Zelluloid-Puppe; typisch dafür die Modelle der Firma Schildkröt. All diese Puppen waren zum Spielen bestimmt - im Gegensatz zu den Kunstpuppen unserer Tage, die oft direkt in die Vitrinen von Sammlern wandern.

Die Ausstellung "Deutsche Porzellan- und Spielpuppen im Wandel der Zeit" wird noch bis 9. August im Dreieich-Museum, Dreieichenhain, Fahrgasse 52, gezeigt. Geöffnet dienstags bis sonntags, der Eintritt kostet für Erwachsene eine Mark, für Kinder 50 Pfennig. hge

"Hohe Effizienz" der Hilfsgelder für Masatepe SPD-Bundestagsabgeordneter Wieczorek informierte sich in der befreundeten Stadt in Nicaragua

KREIS GROSS-GERAU. "Ich war sehr beeindruckt". So brachte gestern der SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Norbert Wieczorek, Rüsselsheim, die bei einer Reise nach Nicaragua gewonnenen Erkenntnisse über den Wert von Entwicklungshilfe auf Kreisebene auf den Punkt. Mit wenig Geld lasse sich - wie im nicaraguanischen Masatepe mit Hilfe des Kreises und der Stadt Groß-Gerau - viel erreichen, beispielsweise mit 5300 Dollar die neue vierklassige Schule "Escuela Groß-Gerau". Seit einigen Jahren bestehen zwischen dem südhessischen Kreis und Masatepe Kontakte, existiert auch ein spezieller Partnerschaftsverein. Am 12. Oktober 1992 soll offiziell ein Partnerschaftsvertrag zwischen dem Kreis und Masatepe unterzeichnet werden. Die Mittelamerika-Exkursion des Bundestagsausschusses für Finanzen nutzte der Abgeordnete, um sich in einer freien Minute in Nicaragua detailliert in Masatepe (etwa 30 000 Einwohner) über die Verwendung der Hilfe aus seinem Heimatskreis Groß-Gerau zu informieren. Und die Ergebnisse hätten ihn vollständig überzeugt. Gerade kleine und gezielte Hilfen im überschau- und kontrollierbaren Rahmen für Projekte beim Schulbau, Energieversorgung oder Trinkwasserförderung seien außerordentlich wichtig. Wieczorek lobte die Offenheit der Gespräche. In Masatepe habe Bürgermeister José Moncada empfangen und informiert. Zum gleichen Zeitpunkt seien auch andere Besucher aus dem Kreis in Masatepe unterwegs gewesen, so eine evangelische Kirchengruppe aus Biebesheim.

Im Ortsteils Nimboja beispielsweise habe er sich über Trinkwasserförderung, Straßenbeleuchtung und Schulversorgung informiert. Die vom Kreis für die neue Schule "Escuela Groß-Gerau" - so nach den Spendern benannt - zur Verfügung gestellten Gelder seien für den Ankauf wichtiger Materialien eingesetzt worden. Die Arbeiten hätten die Menschen vor Ort selbst ausgeführt.

Angetan zeigte sich der Abgeordnete auch von der Automobilwerkstatt in Masaya. 15 Leute fänden feste Beschäftigung und mit ihren Familien ein gesichertes Auskommen. Mindestens genauso wichtig sei, daß die Werkstatt ausbilde.

Die Hilfe aus Südhessen sei von großer Effizienz und müsse fortgeführt werden. Wer Zweifel hege, ob denn mit solch geringen Hilfsgeldern überhaupt etwas zu erreichen sei, müsse die Rahmenbedingungen vor Ort kennen: Ganz Masatepe verfüge über einen Haushaltsplan mit Jahresvolumen von gerade 90 000 Dollar.

Wieczorek informierte sich auch ausführlich über die Probleme des gesamten Landes, vom allgemeinen Versuch, der Unterentwicklung zu entfliehen, bis zu aktuellen Problemen mit marodierenen ehemaligen Soldaten und Contras. Wie schwierig Nicaraguas Lage sei, sei unter anderem in einem zweistündigen Gespräch mit Präsidentin Chamorro deutlich geworden. Immerhin betrage derzeit die Auslandsverschuldung das Fünffache des Bruttosozialproduktes.

Der SPD-Abgeordnete wies auf ein spezielles deutsches Problem bei der Verschuldung hin. Mit allein rund 580 Millionen Mark Schulden gegenüber der früheren DDR stehe Nicargua heute bei Deutschland in der Kreide, vieles davon für indirekte und direkte frühere Militärhilfe. Doch gebe es den eindeutigen Bundestagsbeschluß, daß die Bundesrepublik auf Schulden aus früherer Militärhilfe verzichten wolle. Nun aber müsse in einem teilweise schwierigen Prozeß auseinandergesucht werden, was zivil und was militärisch genutzt worden sei. cas

KREIS GROSS-GERAU. Drei frisch gepflanzte Bäumchen künden inzwischen in Masatepe von der sich im Herbst offiziell anbahnenden Partnerschaft mit dem Kreis Groß-Gerau, war vom Landratsamt zu erfahren. Gesetzt wurde das Baumtrio von einer zehnköpfigen Reisegruppe aus dem Ried. Bei einer Rundreise hatte man sich über das Land informiert, vom Medikamentenmangel in einem Gesundheitszentrum bis zu Schwierigkeiten beim Kulturangebot erfahren.

vom 1. Oktober an wird eine Delegation aus Masatepe zur offiziellen Verschwisterung und Partnerschaftsfeier in Groß-Gerau erwartet. Besucht werden sollen unter anderem auch mehrere Firmen im Kreisgebiet, beispielsweise ein Spezialunternehmen für Brunnenbau. cas

Seat und Suzuki planen Kleinwagen für Europa

MÖRFELDEN-WALLDORF. Die spanische Volkswagen-Tochter Seat und der japanische Automobilhersteller Suzuki wollen einen speziell auf die Bedürfnisse des europäischen Marktes zugeschnittenen Kleinwagen entwickeln. Wie die in Mörfelden ansässige deutsche Seat-Zentrale jetzt mitteilte, haben VW-Chef Carl H. Hahn, Seat-Präsident Juan Antonio Diaz Alvarez und Suzuki-Boß Osamu Suzuki nach Abschluß einer Studie über technische und wirtschaftliche Umsetzungsmöglichkeiten des Kleinwagen-Projektes dieser Tage mit ihren Unterschriften den Willen zu weiterer Kooperation bekräftigt. Demnach zeichnet Seat für die Wagen-Grundformgebung verantwortlich, Suzuki ist vorrangig für die Technik zuständig. Produktionsort ist das Seat- Werk in der Olympiastadt Barcelona. 1995, so die derzeitige Planung, sollen die ersten spanisch-japanischen Kleinwagen vom Band laufen. Ziel-Volumen: 150 000 Autos pro Jahr. wal

Kulturspiegel · Kulturspiegel

von Mittwoch, 29. Juli, bis Dienstag, 4. August

MÖRFELDEN-WALLDORF. Die Reihe "Open-air-Kino" wird am Samstag, 1. August, 20 Uhr, an der Bertha- von-Suttner-Schule mit dem Streifen "Boyz'n the hood" abgeschlossen. Im Vorprogramm ist Musik mit der Gruppe "P.O.S.I.T.I.V.E." angesagt.

KELSTERBACH. Freunde der Volksmusik kommen am Freitag, 31. Juli, 20 Uhr, in der Mehrzweckhalle Süd auf ihre Kosten. Dort sind im Rahmen des städtischen Kulturprogrammes "Die Könige der Volksmusik" angekündigt. Erwartet werden das Gesangsduo Marianne & Michael, Stefanie Hertel und der Musikantenexpress.

Ein Orgelkonzert veranstaltet anläßlich des 242. Todestages von Johann Sebastian Bach die evangelische St. Martinskirche am Sonntag, 2. August, 20 Uhr, in ihren Räumen. Zu hören ist Rainer Noll mit Werken des großen Leipziger Thomaskantors wie Präludien und Fugen c-moll. Die Veranstaltung findet anläßlich der Reihe "40 Jahre Stadt Kelsterbach" statt.

GROSS-GERAU. Im Kulturcafé in der City der Kreisstadt wird am Samstag, 1. August, 18 Uhr, die Ausstellung Symbolmechanik eröffnet. Zu sehen sind teilweise bewegliche Metall-Skulpturen des Künstlers Karlheinz Erhard-Reuss.

RÜSSELSHEIM. Auf der Wiese am Amtsgericht wird am Mittwoch, 29. Juli, ab 20 Uhr Open-air-Kino im Rahmen des Kultursommers geboten. Zu sehen ist der Polanski-Streifen "Frantic".

Kindertheater heißt es am Freitag, 31. Juli, 14 Uhr, beim Kultursommer mit dem Kinderlitzchen-Ensemble mit Zambo Grosshardt, Michael Denk und Fred Jung.

Vor dem evangelischen Gemeindezentrum in der Marktstraße wird am Samstag, 1. August, 10 Uhr, ein Kultursommer Kindertheater mit Klaus Peter Fehr und dem Stück "Hänschen Kleins Abenteuer" geboten. Ab 20 Uhr heißt es im Rahmen der gleichen Reihe auf dem Marktplatz Straßentheater mit der Gruppe "Titanick".

Auf den Mainwiesen unter der Mainbrücke wird in Regie des evangelischen Dekanatsjugendpfarramtes die Perfect-Beat-Party "Under the bridge" präsentiert.

Die "Kultursommer"-Reihe wird am Sonntag, 2. August, fortgesetzt mit Frühstück im Park am Stadtpark-Pavillon. Die evangelische Wichern-Gemeinde bittet am Montag, 3. August, 19 Uhr, zum Gartencafé und Open-air- Kino mit dem Streifen "The Commitments". Im Museumskeller sind bei einem Gemeinschaftskonzert am Dienstag, 4. Juli, 19 Uhr, der Chor der Rüsselsheimer Musikschule und die "Phoenix- Singers" aus der britischen Partnerstadt Rugby zu hören.

GERNSHEIM. Bei einer Starparade im Rahmen des Fischerfestes wird am Donnerstag, 30. Juli, 20 Uhr, Tony Marshall mit der Aramis-Show-Band live zu erleben sein. ZUM VORMERKEN: MÖRFELDEN-WALLDORF. Das "Zweite Mörfelden-Walldorfer Jazz Fest" findet am Wochenende 8. / 9. August statt. Mitwirken werden un- ter anderem die Rhine Town Jazzband, New Orleans Jazz Group, Barrelhouse Jazzband und Count City Big Band. cas

Insekten und Gräser unter der Lupe: "FR-mobil" machte mit bei der Wiesenkartierung Beerenwanze krabbelt auf der Hand

UNTER-WIDDERSHEIM. "Hörst du das Tick-Tick-Tick?", fragt Karin. "Und da: Dra-Dra. Das sind alles verschiedene Heuschreckenarten." Das Summen der Insekten erfüllt die Luft. Allein: Für meine Ohren vermischt sich alles mit dem Rauschen der Gräser nur zu der Empfindung, daß wir uns eben auf einer Sommerwiese befinden. Genauere Zuordnungen sind mir nicht möglich. Doch mit Karin und den anderen jungen Leuten vom Deutschen Jugendbund für Naturbeobachtung eröffnen sich neue Horizonte. "Bewaffnet" mit Botanik-Büchern und Fangnetzen nehmen wir einige Quadratmeter des Klappersberges in Unter-Widdersheim unter die Lupe.

Wiesenkartierung steht heute auf dem Programm des zweiwöchigen Sommerlagers. Ob das nicht auch das "FR-mobil" interessieren würde? Selbstverständlich, deswegen sitzen wir jetzt in brütender Hitze auf dem Boden, kauern um einzelne Blüten und beobachten mit wachsendem Interesse eine Beerenwanze, die Richards Hand erforscht. Oder aber die etwa 20 Zentimeter große "Pflanze" mit gelben Blüten, die Karin Nadrowski aus langer Kartierungserfahrung heraus sofort als Königskerze identifiziert. Fragt sich nur, was für eine Königskerze. Mit Rothmalers "Exkursionsflora" wird der Botanik zu Leibe gerückt. Unter "Scrophulariaceae" auf Seite 454 ist der Suchweg zur Königskerze verzeichnet.

Je nachdem ob "kurz oder lang gestielt", springen wir zur nächsten Frage. Mit vorsichtigen, flinken Händen werden die Blütenblätter gewendet, bis wir endlich über "die längeren Staubfäden fast kahl, übrige weißwollig oder violettwollig" die letzte Beschreibung erhalten: "Blatt oberseits fast kahl, unterseits fein graustaubig-filzig. Trockengebüsch und Trockenwaldsäume. Trocken und Halbtrockenrasen". Das Fachkauderwelsch der "Kartierungsbibel" läßt Karin Nadrowski und Richard Bähr mit freudiger Sicherheit festlegen: "Das ist eine mehlige Königskerze!".

Die Kartierung von Pflanzen, also die genaue Bestimmung der Art durch reine Beobachtung, will gelernt sein. Die Neuen starten mit Bilderbüchern, wobei die Pflanzen durch Vergleiche statt mit abstrakten Beschreibungen zugeordnet werden. "Vielleicht sieht das erst nicht so spannend aus, aber nach den Anfangsschwierigkeiten packt das einen wirklich", schwärmt der Biologiestudent Volker Seitz. Für ihn ist das Kennenlernen der Natur eine Grundlage. "In der Uni mikroskopieren wir Pflanzen, die wir in der Natur gar nicht erkennen würden. Hier lerne ich und empfinde das ganze gleichzeitig als Freizeit."

Wozu der Aufwand? Warum ist die Kenntnis der 27 Pflanzenarten des Klappersberges so wichtig? Sind die Pflanzen erstmal bestimmt, können sie wiederum Zeigerarten zugeordnet werden. Durch die Vegetation kann dann nämlich auf Feuchtigkeit des Bodens, Stickstoff- und PH-Werte und sogar frühere Bewirtschaftungsformen geschlossen werden. Flechtenarten weisen sogar auf die Luftqualität hin. Der junge Pflanzenbeobachter Wolfgang Wagner erzählt wie aus dem Lehrbuch: "Die Disteln und die Klettfrüchte zeigen an, daß bis vor kurzem noch dichtere Vegetation herrschte. Diese Wiese in Hanglage und südlicher Ausrichtung weist viele Arten aus dem Mittelmeerraum auf. Die Pflanzen hier kennzeichnen einen Halbtrockenrasen, der meistens auf extensive Schafhaltung zurückzuführen ist. Auf einem solchen Halbtrockenrasen wachsen seltene Arten, die sich sonst auf nährstoffreicheren Böden gegen alltägliche Arten nicht durchsetzen können". Diese Pflanzenarten wiederum geben seltenen Insekten eine Lebensgrundlage. Schwalbenschwänze und Bluttröpfchenfalter, außergewöhnliche Käferarten und Hummeln sind auf diesem Vogelsberg-Ausläufer zu finden. Feuchtwiesen und naturnahe Waldgesellschaften sind neben dem Halbtrockenrasen wahre Fundgruben für die Naturbeobachter. Wolfgang erzählt weiter. "Wir wollen keinen Museumsnaturschutz, sondern landwirtschaftlichen Nutzen mit einbeziehen. Um Schutzpläne zu erstellen, muß aber nun mal zunächst der Ist-Zustand erfaßt werden . . ." Da stoppt die junge Malin Walther den Mittzwanziger: "Du als alte Socke solltest gar nicht soviel erzählen." Der Deutsche Jugendbund für Naturbeobachtung achtet streng auf die Altersgrenze. "Wir wollen keine Berufs- Jugendlichen, die mit 40 hier Lehrerpositionen einnehmen", sagt Malin. Eine alte, löchrige Socke wird den 25jährigen als Zeichen überreicht, daß sie nun nichts mehr zu sagen haben. Wolfgang Wagner ist somit nur Gast in seinem Haus, in dem das Sommerlager abgehalten wird. Er hat die 200jährige Hofreite vor Jahren mit einigen Freunden gekauft. Jeden Sommer kommen zwei Dutzend 14- bis 25jährige, um das Haus zu renovieren und die Natur zu beobachten. Daß es dabei keinen "Obermacker" gibt, alles in Selbstverwaltung im abendlichen Plenum entschieden wird, ist für die Jugendlichen der größte Vorteil des Jugendbundes. Schon deswegen wechselten etliche von größeren Naturschutzgruppen in die nur 500 Mitglieder starke Organisation. Ob sich die jungen Leute in Unter-Widdersheim als Kommune verstehen? Es ist nicht eigentliches Ziel, aber Begleiterscheinung der "ganzheitlichen Naturerfahrung". Dazu gehören auch Naturerlebnisspiele. Im Wald wird beispielsweise ein Baum mit verbunden Augen ertastet, danach muß jeder seinen Baum per Augenschein wiedererkennen. Ökologisches Bauen ist neben der Kartierung die Hauptbeschäftigung. Einen Monat haben die Naturbeobachter vergangenes Jahr das überstrichene und überputzte Fachwerk freigelegt. "Mit dem Preßlufthammer war da nichts, da flog nämlich auf der anderen Seite der Lehm von der Wand", verweist Stefan Lilye auf die Außenarbeiten mit natürlichen Baustoffen. "Den Lehm mal so richtig an die Wand zu klatschen, fordert Kreativität heraus. Ein Lehmbad für die Gesundheit gibt es bei dieser Arbeit gratis", witzeln die Baumeister über ihre nicht gerade alltägliche Beschäftigung.

Die Reaktion der Bevölkerung auf ihre Lebensweise und Arbeit sei unterschiedlich. Viele wüßten von der Bedeutung der Pflanzen als Umweltanalysemittel nichts, seien aber dann begeistert, meint Malin Walther. Auch Nachbarn sind bereits auf die Arbeiten der bunt gemischten Jugendgruppe aufmerksam geworden und haben sich nach Bautechniken erkundigt und begonnen, das Fachwerk ihrer Häuser freizulegen.

Auf Außenstehende wirken die Workshop-Teilnehmer trotz ihrer Jugend ungewöhnlich reif und überzeugt von der Wichtigkeit ihrer Arbeit. Malin Walther "Die Leute wissen gar nicht, was ihnen fehlt. Erst wenn sie über die Natur und ihre Bedeutung aufgeklärt werden, kommt das Interesse. Dann wird auch beispielsweise die Wiesenkartierung ungeheuer wichtig." ULRIKE BENDER

"Schwarzes Schaf" grast ab Aufdringliche Mitgliederwerbung für Johanniter kritisiert

OBERURSEL. "Die Leute werden überrannt; sie wissen nicht, was sie unterschreiben". Werner L. aus Stierstadt ist empört über die Methode der Johanniter-Unfallhilfe, mit der in diesen Tagen an Haustüren um fördernde Mitglieder geworben wird.

Da schellt ein junger Mann an der Wohnungstür, gekleidet im blütenweißen Dress der Hilfsorganisation und bittet um Unterstützung. Nein, Bargeld will er nicht, ein Formular sollen die Hilfsbereiten unterschreiben: "Wenn Sie uns unterstützen, können wir beispielsweise auch dem alten Ehepaar, das hier im Haus wohnt, weiterhelfen". Das Formular entuppt sich als Beitrittserklärung als förderndes Mitglied der Johanniter. Wer nicht unterschreiben und lieber eine einmalige Spende geben will, wird belehrt, daß das nicht ginge. Auch die Unterlagen könne er nicht aus der Hand geben: "Die sind durchnumeriert", läßt der Werber wissen.

Für Werner L. ist diese Art, die Leute unter Druck zu setzen, "unlauterer Wettbewerb". Eine andere Oberurselerin, der gleiches widerfahren war, erinnern die Methoden an das mitunter rüde Vorgehen von Zeitschriften- Vertretern. Volker Ehrmann, Landesgeschäftsführer der Johanniter-Unfallhilfe mit Sitz in Dieburg, bestätigt, daß zur Zeit eine Werbekolonne von fünf oder sechs Leuten im Hochtaunuskreis unterwegs ist, wundert sich aber, über Beschwerden: "Bisher ist das immer gut gelaufen und die Leute haben die Anweisung, sich zurückzuziehen, wenn jemand nicht förderndes Mitglied werden will." Die Werber seien alle Mitglied bei den Johannitern, versichert Ehrmann, allerdings aus Österreich: "Das sind Studenten, die das als Ferienjob machen. Sie arbeiten auf Honorarbasis." Deutsche bekomme man nicht mehr für solche Arbeiten. Die Beschwerden aus Oberursel kann sich Ehrmann nur mit einem "schwarzen Schaf" unter den Werbern erklären: "Der Sache werde ich sofort nachgehen."

Ottokar Wroblinski, Geschäftsführer der Johanniter-Unfallhilfe in Frankfurt (von dort aus werden die Werber in den Taunus geschickt), will sich ebenfalls auf die Suche nach dem hartnäckigen Werber machen: "Wir reden den Leuten immer ins Gewissen, zurückhaltend zu sein. Vor allem bei älteren Leuten. Wenn ich entdecke, daß jemand unterschrieben hat, der älter als 60 Jahre ist, storniere ich das sofort." nau

"Welche politische Leistung!" Ozan Ceyhun: Offener Brief zum Partei-Rausschmiß der GBL

MÖRFELDEN-WALLDORF. Der Hauskrach der örtlichen Grünen zieht weitere Kreise. Nachdem am vergangenen Donnerstag die Mitgliederversammlung - bei der 31 von 60 Mitgliedern anwesend waren - mit großer Mehrheit Matthias Steidl und Wilma Frühwacht-Treber (je 27 Ja- und drei Nein-Stimmen), Oliver Koban (23 Pro, fünf Kontra) und Dirk Treber (26 Ja-Stimmen und viermal Nein) mit sofortiger Wirkung aus dem Ortsverband ausgeschlossen hat und der bisherigen GBL-Fraktion zudem untersagte, weiterhin das Wort "Grün" im Namen zu führen, hat sich jetzt auch Ozan Ceyhun, ehemaliges Vorstandsmitglied von Kreis- und Landesverband der Grünen, mit einem offenen Brief zu Wort gemeldet. Viele Grüne in Mörfelden hätten aus der Bundestags-Wahlschlappe nichts gelernt, kommentiert er die Ereignisse.

Es sei keine demokratische Praxis, Parteimitglieder "wegen Meinungsunterschieden und legitimer Positionsvertretung" hinauszuwerfen, so Ceyhun, der kritisiert, daß hier Energien in ei- nem innerparteilichem Kampf geschluckt würden, der mit öffentlich relevanten Themen nichts mehr zu tun habe, so Ceyhun.

Gerade jetzt, wo die Öko-Partei mehr denn je gebraucht werde, "beschäftigen wir (die Grünen) uns schon wieder mit den hausgemachten Konflikten und mit einer Nabelschau", kritisiert Ceyhun. Just vor den hessischen Kommunalwahlen und angesichts der Vorbereitungen rechtsradikaler Parteien, in die örtlichen Parlamente einzuziehen. In einer solchen Situation ein Parteiausschlußverfahren einzuleiten und mit Dirk Treber "einen der Gründer dieser Partei" hinauszuwerfen - "welche politische Leistung", so Ceyhun, der prophezeit, daß sich die örtlichen Grünen damit unwählbar machen.

Ceyhun kündigte an, daß er sich. "soweit es mir gelingt", auf Kreisebene dafür einsetzen werden, "diese falsche Entscheidung aus Mörfelden zu korrigieren." Auf Landesebene sei er sich sicher, daß der Mörfelder Rausschmiß von aktiven Parteimitgliedern keine Unterstützung finden werde.

Und was den Ausschluß von Dirk Treber angeht, sei er überzeugt, daß "es sehr viele hessische Kreisverbände der Grünen gibt, die stolz darauf sein würden, wenn sie ein Mitglied wie Dirk Treber haben könnten", wenn er denn in Groß-Gerau nicht dabei sein dürfe.

Daß die Mitglieder den Beschluß vom vergangenen Donnerstag mit großer Mehrheit billigten, ist für Ceyhun kein Argument: "Ich habe leider so oft auf Bundesebene erleben müssen, wie die sogenannte Basis unserer Partei mit ihren falschen Entscheidungen geschadet hat", schreibt er, "ich hoffe, daß mir solche Erlebnisse im Kreis Groß-Gerau erspart bleiben." wal

Notdienste

Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Apotheke am Markt, Bad Homburg, Louisenstraße 19, Tel. 2 43 16 und Daniel-Apotheke, Köppern, Köpperner Straße 70,

Tel. 0 61 75 / 34 35.

Oberursel/Steinbach. Taunus-Apotheke, Oberursel, Eppsteiner Straße 1 c,

Tel. 5 47 00.

Usinger-Land. Saalburg-Apotheke, Wehrheim, Hauptstraße 13 b, Tel. 0 60 81 / 5 60 90; Ursula-Apotheke, Niederreifenberg, Hauptstraße 16, Tel. 0 60 82 / 12 03; Weiltal-Apotheke, Weilrod, Birkenweg 1, Tel. 0 60 83 / 7 88 und Löwen-Apotheke, Brandoberndorf, Cleeberger Straße 21, Tel. 0 60 85 / 30 33.

Kronberg/Königstein. Burg-Apotheke, Königstein, Frankfurter Straße 7,

Tel. 0 61 74 / 75 28 und Rats-Apotheke, Kronberg-Oberhöchstadt, Borngasse 2, Tel. 0 61 73 / 6 15 22.

Heute zur Ausstellung über Antisemitismus

Judenhaß, Pogrome und systematische Unterdrückung der jüdischen Bevölkerung waren und sind keine deutsche Spezialität. Nur selten wird in größerem Rahmen dokumentiert, welche Verbreitung der Haß auf Juden in Europa hatte - nicht zuletzt, weil damit oft die Nazi-Greuel entschuldigt werden sollen. Die Ausstellung "Juden und Antisemitismus in Rußland, 1900 bis 1990" im Palais Jalta geht mit diesem Problem allerdings verantwortungsbewußt um.

Antisemitismus war in Osteuropa alltäglich, mitunter Mittel der Politik. Die Ausstellung dokumentiert mit Fotos, Zeitungsausschnitten und historischen Erläuterungen die Geschichte des russischen Antisemitismus in diesem Jahrhundert, der ein osteuropäischer ist - bis 1917 waren weite Teile Polens russisches Staatsgebiet; in der heutigen Ukraine lebten 60 Prozent der "russischen" Juden. Von der bürgerlichen Propaganda, die alle Bolschewiki als "Judenknechte" beschimpfte, über die gescheiterte Ansiedlungspolitik in der autonomen jüdischen Region "Birobidshau" an der chinesischen Grenze, bis hin zur antisemitischen Politik nach dem Zweiten Weltkrieg, die bis vor wenigen Jahren totgeschwiegen wurde, läßt sich etwa die Geschichte des Antisemitismus in der Sowjetunion verfolgen.

Die Ausstellung "Juden und Antisemitismus in Rußland, 1900-1990" ist noch bis zum 31. August im Palais Jalta, Bockenheimer Landstraße 104, zu sehen, der Eintritt ist frei. hge

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Batmans Rückkehr (15, 17.15 und 20 Uhr).

Panda-Kino: Die Schlafwandler (20 Uhr); Kinder- und Jugendkino: Feivel der Mauswanderer im Wilden Westen (15 und 17.15 Uhr).

Kino im Schwedenpfad (KiS): Indochine (19.30 Uhr, Überlänge).

Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: keine Vorstellung.

Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: keine Vorstellung.

Oberursel. Stadthallen-Kino I: Feivel der Mauswanderer im Wilden Westen (15.30, 18 und 20.30 Uhr).

Stadthallen-Kino II: Die Hand an der Wiege (15.30, 18 und 20.30 Uhr).

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Wayne's World (20 Uhr).

Ausstellungen Bad Homburg. Museum im Gotischen Haus, Tannenwaldweg 102: Wasserlust - Mineralquellen und Heilbäder im Rheinland, 14 bis 17 Uhr. Parteien/Parlamente Friedrichsdorf. Dienstagstreffen der CDU in Seulberg, Restaurant "Stadt Berlin", Berliner Straße 1, 20 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 8 bis 12 Uhr und 13.30 bis 17 Uhr, Tel. 2 91 09.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 17 83 92 / 3.

Sprechstunde für Aus- und Übersiedler, Hindenburgring 44, 9 bis 12 Uhr,

Tel. 30 28 86.

Schuldnerberatung des Hochtaunuskreises, Landratsamt, Louisenstraße, 8 bis 12 Uhr, Tel. 17 82 15.

Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.

DRK-Zentrum, Promenade 5: Offener Gesprächskreis für pflegende Angehörige, 19.30 bis 21 Uhr.

Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Promenade 103, 19 bis 22 Uhr,

Tel. 0 60 07 / 28 28.

Frauenzentrum, Notdienst Tel. 2 44 34.

Friedrichsdorf. Pro Familia, Dr.-Fuchs- Str. 5: Sprechstunde, 10 bis 13 Uhr; Rückbildungsgymnastik, 10.30 Uhr und ärztliche Sprechstunde, 16 bis 18 Uhr.

Usingen. Gesundheitsamt, Obergasse 23: Mütterberatung, 11 bis 12 Uhr ,

Tel. 6 69 66.

Oberursel. Elternberatung im Alten Hospital, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 16.30 Uhr, Tel. 50 24 58, sowie in der Dornbachstraße 29, 9 bis 11 Uhr, Tel. 2 52 41.

Gymnastik der Osteoporose-Selbsthilfegruppe, Ferdinand-Balzer-Haus, 9 Uhr.

Mieterschutzverein Hochtaunus, Nassauer Str. 60, Sprechstunde 16 bis 19 Uhr.

Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 81 17.

Königstein. Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Ev. Gemeindezentrum Wolfsweg (am Kreisel), Kontakt-Telefon: 0 61 73 / 48 70 . Vereine/Organisationen

Friedrichsdorf. Familientreff in der Sozialstation Köppern, Dreieichstraße, 10 bis 12 Uhr.

Neu-Anspach. Offener Frauentreff, Schubertstr. 32, 9.30 bis 11.30 Uhr. Seniorentreffs

Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Gymnastik und Spiele 15 bis 17 Uhr.

Altentagesstätte Gartenfeld, Heuchelheimer Str. 92: Atem- und Sitzgymnastik, 9 bis 10 Uhr.

Friedrichsdorf. Seniorenwerkstatt, Wilhelmstr. 7: Keramikarbeiten 10 bis 13 Uhr und 15 bis 18 Uhr.

Seniorengymnastik: Feuerwehrgerätehaus, Taunusstr. 13, 9 bis 10 Uhr.

Singkreis, Altentagesstätte, In den Dorngärten 22 a, 15 bis 17 Uhr.

Schach, Skat, Rommé und Canasta, Alte Schule Burgholzhausen, 15 bis 17 Uhr.

Oberursel. Seniorentagesstätte Altes Hospital: Schach, Skat, Rommé und Canasta, 14 bis 18 Uhr.

Königstein. Altenbegegnungsstätte Kugelherrnstr. 6: Handarbeitsnachmittag, 14 bis 17 Uhr. Kinder/Jugendliche

Bad Homburg. Standort des Spielmobils: Kurhausgarten, 10 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr.

Friedrichsdorf. Freiluftcafé "Mobile" der Jugend- und Drogenberatung Hochtaunus, Houiller Platz, 16 bis 21 Uhr.

Ev. Gemeindezentrum: Treffen der BUND-Jugend, 20 Uhr.

SV Teutonia Köppern, Sportgelände des Bürgerhauses: Ballspiele für Mädchen und Jungen zwischen 6 und 10 Jahren, 9 bis 17 Uhr.

Evangelisch-methodistische Kirche, Wilhelmstraße 28: Bibelwoche für Kinder zwischen 6 und 12 Jahren, 10 bis 17 Uhr.

Oberursel. Straßencafé "Durchblick" der Drogenberatungsstelle, Sucht-Info, Adenauerallee, ab 18 Uhr.

Neu-Anspach. Tag für Kinder und Jugendliche im Freilichtmuseum Hessenpark, Treffpunkt am Museum, 10 bis 18 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Vor dem Kaiser-Wilhelms-Bad Treffpunkt zur kostenlosen Kurparkführung, 15 Uhr. Müll Wehrheim. Leerung der Altpapiertonnen in den Ortsteilen Obernhain, Pfaffenwiesbach und Friedrichsthal.

Kunststoffsammlung in allen Ortsteilen.Hanauer Fußball-Kreispokal Freundschaftsspiel hatte Vorrang

Freundschaftsspiele gehen offenbar vor Pflichtspielen. Passiert im Hanauer Fußball-Kreispokalwettbewerb 92/93. Tatort: Sportplatz des TSV Klein-Auheim. Der Hanauer Stadtteil-Verein, der sich das Gelände mit dem FC Ararat teilt und sportlich zum Fußballkreis Offenbach (!) gehört, hatte ein Freundschaftsspiel abgeschlossen, machte dabei "ältere Rechte" geltend und spielte "just for fun" auf dem Rasen. Das Hanauer Kreispokalspiel zwischen Ararat Hanau und dem KSV Langenbergheim wurde bei mehr als 30 Grad auf einem Hartplatz ausgetragen.

Die Überraschung des Tages: Der Sieg des Bezirksliga-Auftseigers TSG Niederdorfelden gegen Landesliga-Absteiger FSV Bischofsheim (2:0). Standesgemäß: das 6:0 der SG Bruchköbel bei Hellas Maintal, das 7:1 der Langenbergheimer bei den Armeniern vom FC Ararat, das Eichener 3:1 in Oberdorfelden, das Windecker 4:1 gegen Wolfgang.

Spannend wie ein Krimi verlief das 5:4 der SG Marköbel gegen Eintracht Oberrodenbach. Dabei siegten die Hammersbacher im Penalty-Schießen (4:3) , das nach gegenseitigem Einvernehmen ohne Verlängerung anberaumt wurde. Die Satzung jedoch läßt dies nicht zu, die "Verkürzung" kann ein Nachspiel haben. Weißers Eigentor und Bühlers Treffer entschieden das Niederdorfeldener Derby.

Gestern traf der TSV 1860 Hanau auf Victoria Heldenbergen und Kesselstadt auf Büdesheim (Ergebnisse lagen bei Redaktionsschuluß noch nicht vor). Heute folgt das Derby SV 30 Langenselbold gegen Germania Rückingen (18.30 Uhr) sowie die Partie Spvg. Hüttengesäß gegen FC Mittelbuchen (19 Uhr). KREISPOKAL HANAU, 1. Runde in der Statistik: Dörnigheim SV - 1. FC Hochstadt 2:5 (0:2). Tore: 0:1 Kraft (30.), 0:2 Kafka (34.), 0:3 Krämer (48.), 0:4 Kraft (61.), 0:5 Walker (63.), 1:5 Maier (68.), 2:5 Heigl (83.). - Zuschauer: 120.

TSG Niederdorfelden - FSV Bischofsheim 2:0 (0:0). Tore: 1:0 Weißer (Eigentor/71.), 2:0 Bühler (90.). - Zuschauer: 180.

SG Marköbel - Eintr. Oberrodenbach 5:4 (1:1, 1:1, 0:0) n. 11m-Schießen. Tore: 1:0 Redmann (48.), 1:1 Adam (83.). - Elfmeter: Wolf, Lenard, Redmann, Scheffler (M) sowie Born, Schilling, Rus(O). - Zuschauer: 100.

SV Oberdorfelden - KSV Eichen 1:3 (1:0). Tore: 1:0 M. Krock (25.), 1:1 Hempel (50.), 1:2 und 1:3 Schmidt (58./65.). - Zuschauer: 130.

Eintr. Windecken - SV Wolfgang 4:1 (2:1). Tore: 1:0 Walther (8.), 1:1 Fokke (9.), 2:1 Hall (31.), 3:1 Heckler (53.), 4:1 Schäfer (70.). - Zuschauer: 120.

FC Hellas Maintal - SG Bruchköbel 0:6 (0:2). Tore: 0:1 Hofmann (4.), 0:2 und 0:3 Speda (42./56.), 0:4 und 0:5 Drefs (70./74.), 0:6 Gottfried (90.). - Zuschauer: 80.

Hanauer SC 1960 - Safakspor Hanau 5:1 (2:0). Tore: 1:0 Cappello (8.), 2:0 Krause (30.), 3:0 Langholz (66.), 3:1 Zolat (83.), 4:1 Langholz (87.), 5:1 Koch (90.). - Zuschauer: 30.

FC Ararat Hanau - KSV Langenbergheim 1:7 (0:3). Tore:0:1 Schneider (9.), 0:2 B. Seitz (19.), 0:3 St. Seitz (21.), 1:3 Gibaya (52.), 1:4 Quanz (60.), 1:5 Schneider (65.), 1:6 und 1:7 Quanz (71./75.). - Zuschauer: 20.

SKG Erbstadt - VfB Großauheim 3:4 (2:2). Tore: 1:0 Schletter (2.), 2:0 Kriwan (12.), 2:1 St. Preuß (35./FE), 2:2 Buchwalter (42.), 3:2 Potschka (72.), 3:3 und 3:4 M. Preuß (79./87.). - Zuschauer: 70. ppa

Erste Tests der TVG-Handballer Stefan Seidel traf gleich neunmal

Die Sommerpause des TV Gelnhausen (Zweite Handball-Bundesliga-Süd) ist beendet. Die Schützlinge von Trainer Ranier Dotzauer meldeten sich mit einem eindeutigen 27:18(11:9)-Sieg gegen TuS Griesheim (Absteiger aus der Zweiten Bundesliga) sowie einem noch spektakuläreren 30:14-Erfolg bei der TG Hochheim (Erste Bezirksliga) von den Ferien zurück. Und bereits am Samstag (1. August, 19.30 Uhr, Kreisrealschulsporthalle) folgt der erste Härtetest gegen den Erst-Bundesligisten TV Niederwürzbach. Dabei werden die Gelnhäuser Handball-Fans ein Wiedersehen mit ihrem "Liebling", Torschützenkönig Marek Kordowiecki, feiern können.

Gegen Griesheim und Hochheim wurde Knut Schaeffter vermißt. Er zog sich im Training einen Kapselanriß in der Schulter zu und muß etwa drei Wochen pausieren. Überragend: Stefan Seidel, der allein neunmal traf. Die Neuzugänge Karsten Krüger, Ralph Gyöngyösi und Axel Mayer erwiesen sich als brauchbare Alternativen.

TVG: Bretschneider (bis 30.), Malik (Tor); Seidel (9), Coors (4), Marian (3/1), Gyöngyösi (3), Mayer, Krüger, Grimm (alle 2), Scholz und Rink (je 1).

Beim 30:14 (13:7) in Hochheim feierte der aus Dutenhofen verpflichtete Marius Maslanka mit fünf Treffern einen gelungenen Einstand. Trainer Dotzauer ist mit der körperlichen Verfassung seines Teams zufrieden, konstatierte jedoch verständliche Abstimmungsprobleme.

TVG: Bretschneider (bis 30.), Malik (Tor); Coors (7), Seidel (7/1), Mayer, Maslanka (je 5), Marian (3/1), Grimm, Krüger, Gyöngyösi (alle 1), Scholz. dip

Wie steht's mit der Garantie? WIK-Anfrage zu Kindergärten und zu den Drogenabhängigen

KELSTERBACH. Mehr zum lokalen Angebot an Kindergärten sowie Suchtkranken und Drogenhilfe in Kelsterbach will der Stadtverordnete Leo Spahn von der Wählerinitiative Kelsterbach (WIK) vom Magistrat erfahren. Er hat daher dazu zwei Anfragen auf den parlamentarischen Weg gebracht.

Zunächst geht es dem WIK-Stadtverordneten darum zu erfahren, wie es mit Kindergärten in der Stadt steht und welche Konsequenzen die Kommune aus der jüngsten Bonner Gesetzgebung ziehen will. Konkret geht es dabei um das vom Bundestag im Rahmen der Reform des Paragraphen 218 verabschiedeten Sozialprogrammes, worin der Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz festgeschrieben ist. Allen Jungen und Mädchen soll demnach ab dem Jahre 1996 ein Kindergartenplatz in ihrer Stadt garantiert werden.

Dies wirft nach Einschätzung von Leo Spahn - unabhängig von der noch offenen Finanzierungsbeteiligung von Bund und Land - eine ganze Reihe von Fragen für die Stadt Kelsterbach auf. Geklärt werden müsse, wie viele Kindergartenplätze zusätzlich bis 1996 bereitzustellen seien und wie der Rechtsanspruch vom Magistrat in angemessenem zeitlichen Rahmen realisiert werden könne. Auch die geschätzten Investitions- und jährlichen Unterhaltungskosten soll der Magistrat nach dem Willen Spahns auf den Tisch legen.

In seiner zweiten Initiative will der WIK-Stadtverordnete vom Magistrat Details über die Zahl der Suchtkranken am Ort und die Auswirkungen der jüngsten Frankfurter Entwicklung der Drogenszene erfahren. Denn in der Großstadt sei die Auflösung der sogenannten offenen Drogenszene verfügt worden.

Dies habe auch fürs angrenzende Kelsterbach Bedeutung, meint Spahn. Denn bisher hätten sich Drogenabhängige aus Kelsterbach in Frankfurt versorgen können. Darüber hinaus will Spahn erfahren, ob es in Kelsterbach ein Methadon-Angebot und Drogenhilfe wie Beratung, mobile Cafés und Streetworker gebe. cas

Die Sieben-Geschwister-Eiche ist krank

GROSS-GERAU. Sorge um die Erhaltung der Sieben-Geschwister-Eiche in Dornheims Feldgemarkung macht sich die Untere Naturschutzbehörde. Ihr Leiter, Hans Laut (im Bild links), verwies beim Ortstermin darauf, daß der markante Baum krank ist und ihm geholfen werden müsse.

Krankheit und Ursache sind indes noch nicht gänzlich geklärt. Die Blätter des etwa 150 Jahre alten Baumes sind nicht mehr voll ausgewachsen und farblich blasser als in Vorjahren.

Der als "Naturdenkmal Nr. 31" des Kreises im Jahr 1985 ausgewiesene Baum ist eine einst sieben-, jetzt nur noch fünfstämmige Stieleiche. Von dieser Form her rührt auch der Name. Der Baum ist etwa 20 Meter hoch und hat einen Kronendurchmesser von 25 Metern. Bereits 1986 war er saniert worden. (cas / FR-Bild)

Auf einen Blick

Seite II WEILROD. Der Reiz liegt im Tüfteln: 6. Motorrad-Veteranentreffen an der Kaisereiche. Seite III KRONBERG. Grundschule, Du bist unser: Jugendliche im Jugendtreff fühlen sich dennoch benachteiligt. Seite IV SPORT: Für den Vizemeister der Fußball-Oberliga, Spvgg. Bad Homburg, beginnt morgen die neue Runde.

Junger Radfahrer entriß 54jähriger die Handtasche

RÜSSELSHEIM. Das Opfer eines Handtaschenräubers wurde am späten Sonntagnachmittag eine 54jährige Frau auf einem Feldweg zwischen Stockstraße und Wiesenstraße. Gegen 16.05 Uhr näherte sich nach Auskunft der Polizei der Frau ein etwa 17 Jahre junger Mann mit dem Fahrrad und entriß ihr im Vorbeifahren die Tasche. Der Unbekannte erbeutete etwa 80 Mark Bargeld in einem roten Portemonnaie, Ausweispapiere und eine Scheckkarte. Der Räuber war mittelgroß von "etwas kräftiger" Gestalt, hatte mittelblondes, kurzes Haar und war mit dunklen Bermuda-Shorts sowie einem hellen T-Shirt bekleidet. Er war mit einem Mountainbike unterwegs. cas

Bettina Louis aus Friedberg: ". . . nicht schwer, auf's Auto zu verzichten"

"Mir ist es diese Woche eigentlich überhaupt nicht schwergefallen, auf mein Auto zu verzichten. Wir brauchen es vielleicht abends mal oder am Wochenende. Unsere alltäglichen Wege: Ich arbeite in Frankfurt, da fahre ich sowieso mit der S-Bahn.

Ansonsten, wenn ich meine Tochter zur Tagesmutter bringe oder einkaufe, erledige ich alles mit dem Fahrrad innerhalb von Friedberg. Das ist kein Aufwand. Wir waren am Sonnabendabend nach Alzenau eingeladen, das kann man ohne Auto natürlich nicht. Da in dieser Woche nichts Besonderes war, war es also ziemlich einfach. Ich habe schon einmal bei solch einer Aktion von Greenpeace mitgemacht, die einen Monat lang dauerte, das war letztes Jahr im November, und das habe ich nicht durchhalten können. Da bin ich zwischendurch krank geworden, und da mußte ich eine Blutprobe nach Hungen bringen, da bin ich zwar noch zum Bahnhof gegangen, um zu gukken, ob etwas fährt, da war dann aber der nächste Bus in zwei Stunden - und dann mit dem Kind im Arm. Das brauchte dann auch was zu essen, das war unzumutbar. Da habe ich dann gesagt, ich könnte ja mit dem Taxi fahren, um die Aktion konsequent durchzuziehen, aber das bringt dann auch nichts."

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Diakonisches Werk: Gemeindeclub Knospe, 15-21 Uhr, Seewiese. Bürgeraktive: SH-Gruppe zur Bewältigung von Eßstörungen, Treffen, 20 Uhr, Schützenrain 9.

Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus, Tel. 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.

Haus der Gesundheit: 9.30-12 Uhr Diätberatung; 15.30 Uhr Vortrag der Ernährungsberaterin: Vitamine - nicht nur in Obst!

Interessengemeinschaft der Verbraucher: Versicherungsberatung, 15-17 Uhr, Frankfurter Str. 34.

Bad Vilbel. Beratungsstelle für Aus- und Übersiedler: Sprechzeiten 8-12 Uhr, Pestalozzistr. 8, Tel. 0 61 01 / 8 30 45.

Nidda. Frauen-Notruf: Sommerpause bis 30. Juli, in dringenden Fällen Tel. 0 60 43 / 44 71 (Kontaktaufnahme über Anrufbeantworter).

Karben. Diakonisches Werk, Außenstelle Karben: allgemeine Lebensberatung und Beratung für psychisch kranke Menschen, 11-12 Uhr, Rathausstr. 25, Tel. 0 60 39 / 4 36 86.

Mütterzentrum: Stillberatung, 10-11.30 Uhr, ev. Gemeindehaus Klein-Karben.

Büdingen. Caritas: allgemeine Lebensberatung und Suchtberatung, 9-12 Uhr, Berliner Str. 18, Tel. 0 60 42 / 39 22.

Kulturmix

Bad Nauheim. Solisten des Kurorchesters: Kammermusik bei Kerzenlicht, 19.30 Uhr, Kurhaus.

Kurkonzert, 15.30 Uhr, Trinkkuranlage.

Bad Vilbel. Burgfestspiele: "Der Regenmacher" von R. Nash, 20.15 Uhr, Wasserburg. Nidda. Kurkonzert, 15.30-17 Uhr; 19.30-21 Uhr Sonderkonzert: Melodien aus aller Welt, Trinkkurhalle Bad Salzhausen.Gruppen / Vereine

Bad Nauheim. Mütter- u. Familienzentrum: Offener Kaffeetreff, 10-12 Uhr, Alte Feuerwache.

Jagdclub: Zusammenkunft, 20 Uhr, Schützenhaus.

Turn- und Gymnastikverein: Kinder von 5-10 J. 15-16.30 Uhr, Turnhalle; Kinder von 10-12 J. 16.30-17.30 Uhr, Mittelschule; Kinder von 13-15 J. 17.30-18.30 Uhr; Erwachsene, 20 Uhr, Eingang Stadtschule Wilhelmskirche.

Bad Vilbel. Spielhaus: Spiele und Basteln, 14-17.30 Uhr, Berkersheimer Weg.

Karben. Mütterzentrum: Café Mü(t)Ze, offener Kaffeetreff, ab 15 Uhr Selzerbrunnenhof. Ev. Luth. Kirchengemeinde St. Michaelis Kl.-Karben: Müttercafé, 15 Uhr, Am Lindenbaum 6.

Kirchengemeinde St. Bonifatius: Seniorenclub, 13.30-17 Uhr; Krabbel- u. Kleinkindergruppe 15-17 Uhr.

Kirchengemeinde St. Bardo Petterweil: Mutter-Kind-Gruppe, 14.30-17.30 Uhr; Familienkreis II, 20-24 Uhr, Räume der Gemeinde.

Turngemeinde Groß-Karben 1891: Fitneß- u. Konditionstraining, 20-22 Uhr, Kurt-Schumacher-Schule, Groß-Karben.

Büdingen. Mädchen-Café, 15-18 Uhr, Marktplatz 3, Tel. 0 60 42 / 27 16.

Hirzenhain. VfR: Flutlichtturnier, Sportplatz.

Ferienveranstaltungen Bad Vilbel. TV Massenheim 1905: 15-17 Uhr Taekwondo für alle; 17-19 Uhr Trampolinspringen für alle, Turnhalle Homburger Str. 180 Massenheim.

Florstadt. Filmvorführung: 13.30 Uhr Familie Brausewind macht Urlaub (ab 6 J.); 15 Uhr Drugstore Cowboy (ab 14 J.), BH Nieder-Florstadt.

Karben. Kinderplanet (bis 31. Juli). Vorträge / Kurse Bad Nauheim. Hilfe bei Bewältigung von Angst im Wasser, 16.30-17.30 Uhr, Parkhotel am Kurhaus. Verschiedenes Nidda. Stadtführung, Treffpunkt: 14.30 Uhr, Rathaus.

Ausstellungen Friedberg. Jac Leirner - Blue phase and ghost, Öffnungszeiten: Di., Mi., Do., So. 11-19 Uhr, nach Vereinbarung unter 0 60 31 / 24 43, Galerie Hoffmann, Görbelheimer Mühle, Fauerbach (bis 15. August). Bad Nauheim. Ruth Hofmann - Nadelmalerei, heute ab 14 Uhr, Öffnungszeiten tägl. 10-12 u. 14-18 Uhr, Trinkkuranlage (bis 5. August).

Ev. Kirchengemeinde: Martin Niemöller (1892-1984), Ausstellung zu den Öffnungszeiten der Dankeskirche (bis 31. August).

Büdingen. Büdinger Geschichtsverein: "Der Herrnhaag, die Herrnhuter und Büdingen", Öffnungszeiten: Di.-Fr., 10-12 Uhr, Mi. u. Sa., 15-17 Uhr, So. u. Feiertage 10-12 u. 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 29. November). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Batmans Rückkehr (15, 20.15 Uhr) - Blende: Feivel, der Mauswanderer II (15 Uhr); Die Hand an der Wiege (20.15 Uhr) - Studio: Wayne's World (15, 20.15 Uhr) - Keller: Basic Instinct (15, 20.15 Uhr).

Bad Nauheim. Terminus: Schtonk (19 Uhr).

Butzbach. Bambi: Stop oder meine Mami schießt (20 Uhr) - Capitol: Batmans Rückkehr (20 Uhr).

Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: Betriebsferien bis 31. Juli, keine Vorstellungen.

Büdingen. Royal: Basic Instinct (20 Uhr.)- Princess: Batmans Rückkehr (20 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Delicatessen (19.45 Uhr); Der Club der toten Dichter (22 Uhr).

Lich. Traumstern: She's gotta have it (19.30 Uhr); Edward II (21.45 Uhr).

(Ohne Gewähr)

Neue Kontakte bei Kaffee und Kuchen Das Konzept des internationalen Frauencafés ging auf, doch Türkinnen fehlen Von unserem Redaktionsmitglied Christina Wallenda MÖRFELDEN-WALLDORF. Wie schaffen wir es, Ausländerinnen und Deutsche an einen Tisch zu kriegen, sich miteinander zu befassen, kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen? Die Lösung: Ein internationales Frauencafé. Die Idee, sich einmal im Monat bei Kaffee und Kuchen zusammenzusetzen und zwanglos miteinander ins Gespräch zu kommen, stieß auf Resonanz. "Den Frauen, die kamen, hat das gut gefallen, die meisten sind auch wiedergekommen", erzählt Rosi Becker von der Christlichen Flüchtlingshilfe. Der Kaffeeklatsch, der seit Mai jeweils am letzten Samstag im Monat im Frauentreff im Goldenen Apfel stattfindet und von der Christlichen Flüchtlingshilfe auf die Beine gebracht wurde, findet sein Publikum. Es redet sich eben gut bei einer Tasse Kaffee und selbstgebackenem Kuchen. So manche machte dabei schon die Erfahrung, daß sich die täglichen Probleme, die frau zu bewältigen hat, kaum unterscheiden, auch wenn Hautfarbe, Religion oder Sprache verschieden sind.

Daß man beim gemütlichen Plausch dann auch noch ganz nebenbei etwas über andere Kulturen und Lebensweisen erfährt, macht die Sache nur noch interessanter. Sprachliche Hürden gibt's nur wenige. "Die ausländischen Frauen lernen ja ohnehin Deutsch, und sei es über die Kinder", sagt Becker. So wird auch meistens Deutsch gesprochen. Wenn die Unterhaltung ins Stocken gerät, greifen die Frauen auf Englisch zurück, oder eine, die's besser kann, springt als Dolmetscherin ein. Multikulturell war der Kaffee-Treff, der am Samstag zum dritten Mal stattfand, bisher immer: "Die Nationen, die in Mörfelden-Walldorf leben, sind bei uns auch vertreten", sagt Becker und berichtet, daß beim ersten Kaffee- Nachmittag auch Israelinnen dabei waren. Am Samstag ging es nicht ganz so multikulturell zu, "heute ist eine afghanische Hochzeit, und manche sind noch im Urlaub. Deshalb ist es heute um die Internationalität etwas schlechter bestellt".

Dafür gab's diesmal russische Beteiligung in Gestalt von Ludmilla Boyko, Nadejda Sennikova und Irina Lapteva. Die drei Lehrerinnen, die die 24 Kinder und Jugendlichen aus Bychow während ihres sechswöchigen Ferienaufenthaltes in Mörfelden-Walldorf betreuen, saßen mitten in der Runde und gaben bereitwillig Auskunft, wie es sich in ihrer Heimat lebt und arbeitet. Doch die Russinnen wie auch die Israelinnen, die beim Start des Kaffee-Treffs dabei waren, bilden eher die Ausnahme. Den Initiatorinnen geht es darum, die Ausländerinnen anzusprechen, die mit ihren Familien in Mörfelden-Walldorf leben, aber wenig Kontakte haben. Das gilt gerade für die Frauen islamischen Glaubens. Gerade sie unterliegen oft strengen, kulturell und religiös bedingten Verhaltensnormen und leben daher weitgehend isoliert.

Weil es aber in aller Regel wenig Probleme macht, wenn sich die ausländischen Frauen Geschlechtsgenossinnen anschließen, kam man auf die Idee mit dem Frauencafé. "Das kam auch gut an. Manche Frauen bringen dann auch ihre Töchter mit, oder die Jungs, wenn sie noch kleiner sind", berichtet Becker.

Doch eine Gruppe, die die Christliche Flüchtlingshilfe mit dem Angebot auch im Auge hatte, ist nur schwach repräsentiert. Der Versuch, auch die in der Stadt lebenden Türkinnen über die von Maxi Schilb geleiteten Sprachkurse zu gewinnen, habe leider nicht geklappt, sagt Renate Burmeister, die sich ebenfalls in der Flüchtlingshilfe engagiert.

Für die Organisatorinnen ist das zwar bedauerlich, doch insgesamt, so erklären sie, sei das Konzept "Frauencafé" aufgegangen. Inzwischen steht auch fest, daß der monatliche Treff, der ursprünglich bis Ende des Jahres laufen sollte, beibehalten wird. Und das ganze soll ausgeweitet werden. So langsam kristalliert sich ein harter Kern heraus. Auf diesem festen Stamm wollen die Frauen aufbauen und weitere Aktivitäten organisieren. Gedacht ist an gemeinsame Ausflüge, Museumsbesuche und dergleichen, denn solche Angebote "sind gerade für viele ausländische Frauen die einzige Gelegenheit, mal rauszukommen", weiß Becker.

Neue Leute und neues Amt Umstrukturierung in Stadtverwaltung und Jugendpflege

KRONBERG. Karin Hübner (26) - unser Foto - hat bereits am 1. Juni die Nachfolge von Jugendpfleger Rüdiger Wehrheim angetreten. Rüdiger Wehrheim ist ins Sozialamt übergewechselt. Auch die Stelle der zweiten Kronberger Jugendpflegerin wird neu besetzt. Susanne Jost, die sich bislang überwiegend im Jugendzentrum Oberhöchstadt engagiert hat, scheidet im August nach acht Jahren aus.

Wer die Stelle bekommt, sei zwar noch offen, doch ist Bürgermeister Wilhelm Kreß nach etlichen Vorstellungsgesprächen zuversichtlich, "einen ziemlich reibungslosen Übergang" zu schaffen.

Bewegung gibt's im Bereich Jugendpflege nicht nur durch neue Stellenbesetzungen. In Zusammenhang mit der bevorstehenden Neustrukturierung der Kronberger Verwaltung soll die Jugendpflege in einem Amt angesiedelt werden, das auch für Sport, Senioren und Soziales zuständig sein soll.

Das noch interne Konzept, das die Neuordnung im Rathaus regeln soll, wird laut Kreß demnächst Magistrat und Personalrat vorgestellt. Vorab sei es noch nicht publikationsreif.

Die neue Jugendpflegerin Hübner will sich zunächst vor allem dem Jugendtreff in der alten Grundschule widmen. Ein fertiges Konzept hat Karin Hübner nicht im Kopf. Ihr "oberstes Gebot": den Treff zusammen mit den Jugendlichen zu entwickeln.

"Großes Interesse" bekundet die diplomierte Sozialpädagogin an Mädchenarbeit. Sie überlegt, in den wenig genutzten städtischen Sozialräumen in der Ernst- Moritz-Arndt-Straße ein Mädchencafé einzurichten. In ihrem Büro im Rathaus will sie "eventuell" eine Jugendberatung aufziehen. mk

"Die Bach" auf den Asphalt gepinselt

OBERURSEL. "Die Bach", wie echte Oberurseler das Flüßchen nennen, das der Stadt seinen Namen gab, fristet zwischen Holzweg und Unterer Hainstraße nur noch ein Schattendasein. Von einer Betonrampe halb überbaut und zugedeckt hat es in der Innenstadt für Passanten keinen Aufmerksamkeits- oder gar Erholungswert mehr. Das soll nach den Vorstellungen der Sozialdemokraten aus dem SPD-Ortsbezirk Oberursel-Mitte anders werden.

Wenn der Holzweg - wie langfristig geplant - verkehrsberuhigt und mit Bäumen bepflanzt wird, wenn nur noch die Linienbusse und Autos, die ins Parkhaus wollen, passieren dürfen, könnte "die Bach" als Blickfang und Attraktion in den Holzweg verlegt werden.

Diese Idee, nach einem Besuch der Sozialdemokraten in Freiburg im Breisgau entstanden, wo die "Bächle" seit Jahrhunderten Tradition haben und viel vom Flair der Stadt ausmachen, malte Ekkehart Kratsch, Vorsitzender des Ortsbezirks Mitte, bei einer Ortsbegehung im wahrsten Sinne des Wortes aus: Er pinselte mit wasserlöslicher grüner Farbe "DIE BACH" auf die Asphaltpiste des Holzweges, wo später einmal das Wasser fließen könnte. AW

Wider den Bodensatz von schlechter Laune und deutschem Mißmut Wer bringt die notwendigen Zumutungen unter das Volk? Aus der Fernsehdiskussion "Kontrovers" zur Politikverdrossenheit

Ernst Elitz: Die Stimmung ist schlecht, und fast jeden Tag werden neue Umfrageergebnisse veröffentlicht, die den Unmut der Bürger über die Politik und über die Politiker dokumentieren. Nur noch 28 Prozent der Bundesbürger glauben, daß sie von den richtigen Leuten vertreten werden. Wie kann man nun herauskommen in Deutschland aus diesem Tal des Mißmuts, denn mit Wehklagen allein ist es ja nicht getan? Fragen, die wir heute abend mit unseren Gästen kontrovers diskutieren wollen: mit Antje Vollmer, die einst für die Grünen im Bundestag saß, mit Professor Roman Herzog, Rechtsprofessor, Seiteneinsteiger in die Politik und jetzt Präsident des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe. Und dabei sind auch die Professoren Arnulf Baring, der von der Kanzlerschaft Adenauers bis heute immer wieder die Geschichte der Bundesrepublik beschrieben hat, und Professor Erwin K. Scheuch, der mit seinem Buch über Kliquen, Klüngel und Karrieren die Debatte über den Zustand unserer politischen Landschaft entscheidend mitbestimmt hat. (. . .) Sind es denn wirklich nur die Politiker und die politischen Parteien, deren Führungspersonal im Moment einen so großen Autoritätsverlust erleiden? Ist es nicht auch bei den Kirchen so, bei den Gewerkschaften, in der Industrie?

Roman Herzog: Der Eindruck, den ich habe, zeigt, daß das, was an Vertrauen früher den Institutionen, die Sie genannt haben, entgegengebracht wurde, insgesamt schwindet. Ob dies begründet ist oder ob es nicht mit einem wesentlichen Bewußtseinswandel in der Bevölkerung zusammenhängt, etwa, daß die Leute zu viel von ihrem Führungspersonal erwarten und verlangen: Das ist eine Frage, die ich hier wenigstens aufwerfen möchte.

Elitz: Herr Professor Baring, Sie haben die Geschichte der Bundesrepublik immer wieder erforscht und kritisch betrachtet. Stimmt es, daß die Erwartungshaltung zu groß ist?

Arnulf Baring: Sicher ist es richtig, daß die Deutschen einen langanhaltenden Mißmut über die Parteien und die Politik überhaupt seit langem haben und immer wieder haben. Das ist ein Bodensatz von schlechter Laune, der unser Volk auszeichnet. Das ist kein Kompliment für unsere Landleute, für uns alle. Aber ich finde doch, daß sich das in den letzten Jahren dramatisch zugespitzt hat, und das hat seine Gründe. Lang- und mittellang zurückliegende Gründe, die zum Beispiel erklären, warum die Grünen als Partei so erfolgreich waren; warum jetzt Parteien auf der Rechten erfolgreich sind; warum die Nichtwähler so angewachsen sind; warum, das sage ich ich hier in aller Offenheit, das Bundesverfassungsgericht ein hohes Ansehen genießt, die Bundesbank ein hohes Ansehen genießt, während andere Institutionen wie der Bundestag in ihrem Renomee gewaltig sinken.

Die Politik ist heute in der Ausstattung der Personen viel schlechter als in früheren Jahrzehnten. Das ist ein grotesker Befund. 1945, wo man sagen würde, durch die Kriegsniederlage, durch die vielen Toten, durch die Toten des 20. Juli, durch den Holocaust, durch die Emigration hätte man annehmen müssen, daß es damals schlecht ausgesehen hätte. Das hat es nicht. Und 40 oder 45 Jahre später würde man annehmen, daß es großartig aussehen müßte aufgrund all der Bildungschancen, der Reisemöglichkeiten, die die Deutschen haben. Das Umgekehrte ist der Fall. Das hat damit zu tun, daß man in Wohlstandszeiten, die ja auch einen hedonistischen Individualismus gefördert haben, weniger Menschen findet, die für das öffentliche Wohl selbstlos arbeiten. Warum diskutieren wir die Einkommensverhältnisse der Politiker? Weil wir finden, daß sie sich im Vergleich zu dem, was sie leisten, übermäßig bedienen. (. . .)

Erwin K. Scheuch: Der Ansehensverlust hat sich konzentriert auf die Politiker. Ich will nicht behaupten, bei den Wirtschaftsgrößen ginge es besonders gut zu, aber der Scheinwerfer der Aufmerksamkeit liegt im Augenblick bei den Politikern. Ich kenne in den Parteien ausgezeichnete Menschen, aber, so wie die Parteien jetzt sind, läuft die Auswahl falsch. Es ist nicht so, daß gutes Personal nicht verfügbar wäre, aber wir müssen etwas ändern, damit diese guten Menschen auch ihre Chance bekommen.

Elitz: Die Grünen sind ja angetreten, um einen frischen Wind in die Politik zu bringen, auch aus einer Politikverdrossenheit heraus. Haben sie es denn geschafft?

Antje Vollmer: Wir haben es nicht geschafft, wir waren aber nicht die erste Gruppe, die aus der Gesellschaft herausgekommen ist und versucht hat, die Politik mitzugestalten und es letztendlich langfristig doch nicht geschafft hat, es zu machen. Ich glaube, einiges hat damit zu tun, daß die Politik eine ganze Zeit lang auf dem hohen Roß gesessen hat und gemeint hat, sie müsse die Anstöße, die aus der Gesellschaft kommen, auch persönlich nicht integrieren, sondern man könnte denen Warteschleife um Warteschleife verordnen. Die 68er sind in die politische Machtebene nicht integriert worden - damals vielleicht zu recht. Aber dann hat man ihnen Warteschleifen von 25 Jahren verordnet. (. . .) Dann kam die ökologische Bewegung, dann die Frauenbewegung, die Dissidenten in Osteuropa. Sie alle wurden aus der politischen Machtsphäre schnell wieder abgetrieben, und damit hat sich Gesellschaft selbst eine Möglichkeit der Erneuerung versagt.

Elitz: Ein Zuschauer aus Hamburg hat hier angerufen und die Frage gestellt: Würden die Bürger wirklich die Politiker wählen, die ihnen unangenehme Wahrheiten sagen? Das bringt mich zu der These: Vielleicht sind die Politiker nur ein Indiz für eine allgemeine Unzufriedenheit? Es gibt eigentlich kein Wachstum mehr, keinen Zugewinnn für den einzelnen. Es gibt nichts mehr zu verteilen, es muß geteilt werden. Und diejenigen, die darüber zu entscheiden haben, sind die Politiker, und schon stehen sie als die Buhmänner da.

Vollmer: Das ist der Punkt. Das Volk ist ja auch nicht nur gut. . .

Herzog: So ist es.

Vollmer: Alle merken offensichtlich, daß wir auf Zeiten zukommen, wo man eigentlich unpopuläre Politik machen müßte. Dafür müßte man aber auch Mehrheiten bekommen. Das hat es in der Geschichte der Politik noch nie gegeben, daß in Zeiten, wo es um den Mangel geht und seine Verteilung, die Bevölkerung dafür auch eine Mitverantwortung haben will.

Es gibt ein berühmtes Beispiel: Joseph in Ägypten hat erst angespart, damit er für die sieben mageren Jahre etwas zu verteilen hatte, weil er gedacht hat, das hält kein Politiker aus, den Mangel der Bevölkerung gegenüber zu verkaufen. Aber das ist genau das, was anstände. Aber Politiker sind nicht die einzigen Masochisten im Lande. (. . .)

Scheuch: Es trifft nicht zu, was Sie sagen. In den fünfziger Jahren gab es zwei Grundentscheidungen: einmal die für die soziale Marktwirtschaft und zum anderen die zum Eintritt in das westliche Bündnis. Beide hatten zunächst keine Mehrheiten. Diese Mehrheiten sind durch die Politik zustande gebracht worden. Aber sie wurden auch nicht als punktuelle Forderungen vorgestellt, sondern als Teil eines ordnungspolitischen Rahmens. (. . .) Nur wenn aus einem solchen Rahmen heraus dem Bürger mitgeteilt wird, hier gibt es weniger, dort mehr, kann ich wieder führen.

Herzog: Ich teile Ihre Auffassung, Herr Scheuch, daß ein Politiker, der unbequeme Wahrheiten sagt, innerhalb gewisser Grenzen eher die Chance hat, wiedergewählt zu werden. Die ganze Publizistik und die jeweils andere Partei werden natürlich aufheulen, aber er wird sich auf die Dauer durchsetzen. Zum Teil fühlen sich die Bürger in ihren Sorgen von den Politikern nicht mehr verstanden. Wir diskutieren über irgendwelche Facetten in unserem Sozialsystem, ob die nächste Rentenerhöhung zum Beispiel 3,6 oder 3,5 Prozent ausmachen soll. Die Bürger aber haben Angst, ob sie in dem Alter, in dem sie Rentenbezieher werden, überhaupt noch auf eine Wirtschaft und eine Gesellschaft stoßen, die ihre Renten noch garantieren und finanzieren kann. So ist es in der ganzen Umweltfrage: In der Ökologiefrage sind Detailprobleme diskutiert worden, die Politiker geben Detailantworten und der Bürger ist längst sehr viel weiter. Er hat eine generelle Sorge. Wenn das nicht aufgefangen wird mit ganz mutigen Konzepten, dann wird es so weiter gehen wie bisher.

Elitz: Kurz zusammengefaßt: Die Politiker verzetteln sich zuviel in Einzelheiten und Teillösungen. Wenn man das aufreißen würde, die Politiker klipp und klar sagen würden: So werden die Prioritäten gesetzt und da muß geteilt werden, dann würde diese Ehrlichkeit belohnt?

Herzog: Ich würde es jedenfalls für möglich halten.

Baring: Wir haben doch eine ganz neue Lage. Die vierzig Jahre der alten Bundesrepublik sind vorüber. Wir haben große krisenhafte Entwicklungen, und zwar außerhalb unseres Landes wie auch in unserem Land selbst. Sie haben gesagt, das Rentensystem ist auf Dauer nicht gesichert; die Ökologie ist in einem kaum noch zu rettenden Zustand. Die Gesundbeterei und auch die Ängstlichkeit schreien doch zum Himmel, denn im Grunde genommen brauchen wir Menschen eines ganz anderen Schlages als die, die in den Parlamenten sitzen. Wir haben in den vierzig Jahren immer die Zuwächse verteilen können, jetzt müssen wir die Zumutungen unter die Leute bringen. Das setzt eine ganz andere Art von Politik voraus. Da muß ich in der Tat sagen, riskieren die Politiker bei der Größe der Herausforderungen, die mit nichts in den fünfziger Jahren zu vergleichen ist, zu wenig. Das waren letztlich alles idyllische Dinge, die vorgegeben waren. Das haben wir damals nicht so gesehen, Herr Scheuch, aber heute würde man doch sagen, es gab gar keine andere vernünftige Lösung als die Adenauersche Politik. Heute ist das viel umstrittener.

Scheuch: In der Wirtschaftspolitik würde ich da anderer Meinung sein, aber ich darf der Diagnose noch etwas hinzufügen. Wir haben einerseits Generalisten, die unter der Ewigkeitsperspektive keine Zeit haben, sich um den Inhalt dessen zu kümmern, was sie da tun. Da unterschreiben sie Maastricht (Anm. der Red.: die EG-Verträge), weil die Idee gut ist, ohne zu fragen, ob das Dokument gut ist.

Baring: Alle Parteien machen den Fehler gemeinsam. Alle Versuche, uns diese Pseudolösung, die im Grunde genommen das Scheitern auf der Stirn hat und die von siebzig Prozent unserer Bevölkerung abglehnt wird, aufzunötigen. Das kann doch nur schiefgehen.

Scheuch: Entweder punktuelle Politik oder Generalist mit dem Versprechen auf das Jahr 3000. Dazwischen fehlt es an ordentlicher Politik.

Vollmer: Wenn wir uns doch einig sind, daß die Probleme größer sind, als sie jemals waren in der Geschichte der Bundesrepublik: Was folgt daraus? In der Vergangenheit hatten wir eine Geschichte der Bundesrepublik mit im wesentlichen Verteilungskämpfen innerhalb dieser Grenzen. Alles, was wir jetzt machen, hat viel größere Auswirkungen. Die Probleme sind sehr viel gewaltiger, die Rolle der Bundesrepublik hat sich dramatisch verändert. Was es zu diskutieren gibt, ist, ob eine Gesellschaft von diesem Luxus noch einmal in der Lage ist, vernünftig zurückzugehen von diesem Standard aus.

Baring: Das muß sie, sonst geht sie unter.

Vollmer: Dann frage ich einmal. Als es zum Beispiel die Ostpolitik gab, da ist die Lösung nicht eigentlich in der Politik diskutiert worden, sondern die Gesellschaft hatte bereits ein Sicherheitsnetz zum Beispiel mit der Beteiligung der Kirchen, mit der öffentlichen Debatte, mit den Diskussionen in den Gewerkschaften, die auch die neue Politik getragen haben. Ich sehe im Moment diese Bereitschaft, die Verantwortung für die neuen schwierigen Fragen zu demokratisieren, nicht. Ich sehe das Sicherheitsnetz in der Gesellschaft nicht. Ich glaube, wir sind ganz konsequent die Vertretung der Einzelinteressen bis an den jetzigen Punkt gegangen. Es gibt niemanden mehr, der einfach so für das Gemeinwohl sprechen könnte. Die Kirchen haben diese Funktion verloren, die Politik kann sie von sich heraus auch nicht übernehmen wegen ihrer Wahlrhythmen. Die Medien machen es überhaupt nicht, obwohl sie eine sehr viel größere politische Macht haben (. . .) und doch bei weitem nicht in dieser Kritik stehen. Fragen wir doch einmal nach den Instanzen, die sagen: Wir nehmen die Verantwortung, die im Augenblick niemand haben will, an und wollen die Möglichkeit schaffen, dafür auch öffentliche Zustimmung zu schaffen. Das finde ich interessant. (. . .)

Scheuch: Wir müssen uns überlegen, wie in der Politik erreicht werden kann, daß die vorhandenen gutwilligen und kompetenten Leute die Chance haben, wenigstens zusätzlich in die Politik zu kommen. Die jetzige Auslese ist zu einseitig. (. . .)

Baring: Insgesamt hat das Land die veränderte Situation seit 1989, die ich für einen ganz großen Einschnitt halte, die erste wirkliche Entwicklungskrise der Bundesrepublik, nicht verkraftet. Das ist auch von den Medien nicht vorgedacht worden und erklärt natürlich weithin, warum die Politiker so ängstlich sind.

Elitz: Sind die Medien die Vordenker? Ich glaube, der Normalbürger geht davon aus, die Politiker sind die Vordenker.

Scheuch / Baring: Nein, nein niemals.

Herzog: Deswegen gibt es freie Meinungen, deswegen gibt es freie Medien, deswegen gibt es freie Wissenschaft in diesem Land, damit alle die Probleme, die existieren, beim Namen nennen und nach vorn bringen.

Scheuch: Wir haben ja den großen Marktplatz, in den die verschiedensten Leute hineingehen können. Keiner hat da die automatische Führerschaft, manchmal kommt sie von der Wissenschaft, manchmal kommt es von den Medien.

Vollmer: Das ist jetzt aber nicht das Hauptthema, sondern das Hauptthema ist: Woher entsteht die Grundlage für eine neue, bessere Politik? Wer ist dieser Vordenker? Im Moment implodiert alles bei den Politikern. Das ist eine Art von Außendruck, der implodiert. Es entsteht aber noch nicht die Möglichkeit, daß etwas Neues wachsen kann. Da haben auch die Medien eine bestimmte Funktion, nämlich zum Beispiel eine Bevölkerung mit vorzubereiten auf das, was die Politiker machen sollen.

Neu ist diese Art von Altersentwicklung in unserer Bevölkerung. Gibt es wirklich demokratische Zustimmung für eine Politik, die die Bedingungen der nächsten Generation thematisiert und zum Beispiel fragt: Kann sie diese Renten noch bezahlen, kann sie dieses Gesundheitswesen noch bezahlen? Was kann diese Generation integrieren an Wanderungsbewegungen, die kommen werden? Und kann sie unsere ökologischen Altlasten noch bezahlen? Das hieße aber, den Leuten nicht nur nach dem Munde zu reden, auch der jetzt lebenden Generation nicht mehr nach dem Munde zu reden.

Scheuch: Nach dem Munde reden ist nur ein Teil des Problems. Der andere Teil liegt darin, daß es nur ein punktuelles Problemverständnis gibt. Der Leidensdruck auf die Parteiführungen, die erste Garnitur, ist noch nicht so groß, daß von ihnen aus die Initiative ausgehen würde, die Institutionen einmal durcheinanderzuschütteln.

Baring: Die sollen nicht die Institutionen durcheinanderschütteln. Hoffentlich bleiben die Institutionen stabil. Das kann doch nicht Ihr Ziel sein, Herr Scheuch.

Scheuch / Vollmer: Ein kleines bißchen schon . . .

Herzog: Aber aufbrechen . . .

Scheuch: Der Druck kann nur von der öffentlichen Meinung kommen. Auch von der öffentlichen Meinung werden die Modelle zu entwickeln sein.

Elitz: Aber was machen dann noch die Politiker. Das Vordenken passiert in den Universitäten . . .

Scheuch: Aber, Herr Elitz, Sie haben doch eben Frau Vollmer gehört. Die Ostpolitik war ein sehr gutes Beispiel. Die neue Ostpolitik, zu der man so oder so stehen kann, ist doch nur möglich gewesen aufgrund einer breiten Debatte, an der ein Teil der Medien (. . .) und wesentlich die Kirchen beigetragen haben. Wo sind die Institutionen des Neuen ?

Elitz: Dann reden wir jetzt, wo es um diese Zukunftsfragen geht, nicht mehr über die Krise der Politik. Wir reden über die Krise der Wissenschaft, der Kirchen, der Medien, weil die es versäumen, ihre Vordenkerrolle, die Sie hier ihnen zuweisen, wahrzunehmen.

Vollmer: Die Krise der Politik gibt es natürlich auch. Die Frage ist nur, ob die Stimmung allmählich umkippt und die Politiker sich derartig auf Treibsand fühlen, daß sie überhaupt nichts mehr zu denken wagen, sondern nur noch den täglichen Parolen hinterherhüpfen. Das ist augenblicklich der Fall, glaube ich. Ich wiederhole noch einmal, daß die Politik in der Vergangenheit auf einem sehr hohen Roß gesessen hat, daß sie ständig alles, was aus der Gesellschaft kam, gönnerhaft behandelt hat. Die Zeit ist jetzt vorbei. Deshalb sage ich: Lob allen, die kritisiert haben, aber ab jetzt würde ich nur noch die prämieren, die wirklich Kreatives beisteuern können zur Problemlösung. Ich glaube, daß sich die Gesellschaft aufteilen wird in diejenigen, die von den Problemen profitieren, in dem sie sie skandalisieren (das machen auch die Medien und die populistischen Strömungen - und zwar rechte wie linke - ), und in diejenigen, die die Probleme lösen wollen. Das wird wirklich schwierig. Das muß man ganz deutlich sagen, auch den Leuten.

Elitz: Man muß es den Medien sagen, man muß es den Universtiäten, den Wissenschaften sagen. Muß man es auch dem Bundesverfassungsgericht sagen?

Herzog: Auch eine Institution wie das Bundesverfassungsericht ist in der Gefahr, auf Besitzstände zu verfallen. Und die schlimmen Besitzstände sind nicht die materiellen. Die schlimmen Besitzstände sind die geistigen Besitzstände, wo eine ganze Gruppierung meint, die Probleme sind gelöst und wir können in einem anderen System überhaupt nicht mehr denken. Vor der Gefahr ist überhaupt niemand sicher, auch nicht das Bundesverfassungsgericht.

Elitz: Das ist ja fast revolutionär: Das Bundesverfassungsgericht muß über den gegenwärtigen Horizont der Gesellschaft hinausdenken.

Herzog: Das tun wir ja auch gelegentlich oder zumindest: wir versuchen es. (. . .) Das Problem besteht dann darin, daß wir dem Gesetzgeber oder der Regierung sehr lange Fristen zum Umsteuern geben müssen und dann wieder die Gefahr besteht, daß sie in den nächsten zwanzig Jahren mit ihren Fragen nicht zurande kommen.

Elitz: Sind wir jetzt nicht ein bißchen schnell bei irgendwelchen Eliten, die vordenken, die Konzepte entwickeln. Die Politikverdrossenheit richtet sich auf den Punkt, daß der Bürger meint, er hätte nicht hinreichend zu entscheiden über die Zusammensetzung der Politik. Er meint, es säßen nicht die Richtigen im Parlament. Gibt es denn Möglichkeiten, mehr Bürgernähe zu erreichen, um das, was sich kluge Leute ausdenken, schneller ankommen zu lassen. Wo sehen Sie denn da Ansätze?

Scheuch: Durch Einführung plebiszitärer Elemente. Ich meine eine solche Frage wie der Paragraph 218 ist eigentlich keine Frage des Parlaments, weil es ja nun eine Gewissensentscheidung ist. Da würde ich mich wohler gefühlt haben, wenn hier eine eindeutige Entscheidung durch die Bevölkerung gefallen wäre und man dann sagt: Dies ist der geteilte Werthorizont, innerhalb dessen wir dann die Entscheidung zu treffen haben. Ich meine insbesondere, daß wir die Parteimitgliedschaften aktivieren müssen. Das ist ein Land mit sehr großen Parteien. (. . .)

Vollmer: Aber überlegen Sie doch einmal, welcher junge Mensch würde denn heute in die Partei gehen? Der muß doch blöd sein.

Scheuch: So wie sie jetzt sind, Frau Vollmer. Es ist ja nicht so, als ob die jungen Menschen uninteressiert sind, aber so, wie die Parteien jetzt sind, wo an den Abenden inhaltlich nichts geredet, sondern nur Verfahren diskutiert werden, da müssen wir die in der Tat erst hineinholen. Also, Öffnung der Personalauswahl, etwa durch die Urwahl der Kandidaten. (. . .)

Olympiaprogramm

Dienstag, 28. Juli

GEWICHTHEBEN, Entscheidung bis 60 kg (18.30 Uhr).

HOCKEY, Vorrunde, u. a. Deutschland - Großbritannien, Männer (20.00 Uhr).

JUDO, Entscheidungen, bis 72 kg, Frauen (22.22 Uhr), bis 95 kg, Männer (22.28 Uhr).

RINGEN, Entscheidungen griechisch-römisch bis 52, 68, 100 kg (17.00 Uhr).

SCHIESSEN, Entscheidungen, Luftpistole Männer (12.30 Uhr), Skeet (14.00 Uhr).

SCHWIMMEN, Entscheidungen, 400 m Freistil Frauen, 100 m Freistil Männer, 100 m Rücken Frauen, 200 m Rücken Männer, 4x100-m-Staffel Freistil Frauen (ab 18.00 Uhr).

TURNEN, Entscheidung, Kür Teamwertung der Frauen (20.00 Uhr).

FERNSEHEN: Das ZDF überträgt die Olympischen Spiele live von 9.00 bis 0.15 Uhr. - Rund um die Uhr berichtet auch EUROSPORT von den Sommerspielen.

X-beinig über die Genregrenzen "Speedmetaljazz" im Hof des Historischen Museums

Schon lange wundern wir uns nicht mehr darüber, daß es "Trash Metal", "Black Metal" und "Death Metal" gibt. Die Bezeichnungen "Bombast-Rock", "Rock-Colours" und "Fast Rock" haben wir längst verinnerlicht. Und selbst an den wohlklingenden, wenn auch nichtssagenden Titel "Punkmoshreggeawaverap" werden wir uns mit der Zeit gewöhnen. Daß es neuerdings aber auch "Speedmetaljazz" geben soll - also das geht wirklich zu weit.

"X-legged Sally" jedoch meint es verdammt ernst damit. Die sieben x-beinigen Belgier um Peter Vermeersch - vermutlich der erste Mensch, der es schaffen wird, seine Klarinette zum Implodieren zu bringen - basteln seit mehreren Jahren bereits an einer neuen Stilrichtung. Im Rock und im Jazz haben sie dafür gewildert und nebenbei ein wenig Pop und Blues studiert. Das vorläufige Endergebnis präsentierten die musikalischen Grenzgänger nun im Hof des Historischen Museums.

Scheinbar ohne inneren Zusammenhang hangelten sich die sieben Flamen dort durch die Musikstile: Da spielte Jazzsolist Michael Mast mit seinem Bariton-Sax gegen Gitarrenläufe à la Genesis an, da konterkarierte Drummer Danny van Hoeck mit schrägen Off-Beats das harmonische Zusammenspiel seiner Vorderleute. Versatzstücke aus der Lautlehre, die sich nach und nach zu einem musikalischen Mosaik zusammensetzten.

Und manchmal - so schien es - warf die wortkarge Combo sämtliche Regeln über den Haufen, um hemmungslos zu improvisieren. Dann spielte Keyboarder Jean-Luc Plouvier, was ihm gerade so einfiel, während der Rest fasziniert das Ergebnis abwartete. Danach eine nicht ganz ernst gemeinte Hommage an Norman Schwarzkopf, den säbelrasselnden Wüstenstürmer: "Black Heads Blue Blues" - ein Stück, als habe Henry Mancinis "Pink Panther" Pate gestanden.

Hörenswerte Instrumentalstücke allemal - nur eines war den Zuschauern auf dem Römerberg auch nach eineinhalb Stunden nicht klar: Was um alles in der Welt ist "Speedmetaljazz"? Jazzrock, da waren wir uns einig, hätte die Sache auch getroffen. Wenn's nur nicht so langweilig klingen würde. ind

Erdreichversiegelung noch mit Pflaster kaschiert SPD-Fraktion informierte sich über Wassersituation, Prognosen, Fehler und Konsequenzen

OBERURSEL. Sorgen um die Wasserversorgung veranlaßten die SPD-Ferienfraktion, sich von Stadtwerke-Geschäftsführer Richard Drews ausführlich über die derzeitige Situation in Oberursel und die Prognosen für die Zukunft informieren zu lassen.

In der Taunusstadt wird durch verstärkte Gewerbe- und Industrieansiedlung, aber auch durch Wohnbebauung immer mehr Boden versiegelt, erklärte Fraktionsvorsitzender Hans-Georg Brum. Regenwasser kann nicht mehr in die Erde einsickern und den Grundwasserspiegel anheben. Bei heftigen Schauern schießt es stattdessen in die Kanalisation oder überflutet ungünstig gelegene Keller. Die Folge: Immer häufiger müssen Regenrückhaltebecken gebaut werden.

Aufgabe der städtischen Baupolitik müsse sein, forderte der Fraktionschef, darauf zu achten, daß möglichst wenig Grund und Boden geteert oder mit Verbundsteinen gepflastert wird. Stattdessen sollten beispielsweise bei Parkplätzen Rasenwabensteine verwendet werden, die Halt geben, gleichzeitig aber Regenwasser versickern lassen. Beim Ausbau der Gartenstraße in Stierstadt, kritisierte Brum, seien zwar Verbundsteine verbaut worden. Vorher aber sei der Untergrund mit Teer abgedichtet worden. "Das ist eine doppelte Versiegelung."

Oberursel hat im Gegensatz zu vielen anderen Taunusstädten und -gemeinden genügend eigenes Wasser, berichtete Wasserfachmann Drews bei einer Besichtigung des Hochbehälters Borkenberg. Dort schwappen in zwei riesigen Behältern, jeder mit einem Durchmesser wie das städtische Hallenbad, 14 000 Kubikmeter Trinkwasser als Vorrat, vor allem aber auch, um den Druck in den Wasserleitungen stabil zu halten.

85 Prozent des täglichen Wasserverbrauchs kommen aus den eigenen Wassergewinnungsanlagen. Die größte ist im Heidetränktal, eine weitere in der Riedwiese in der Nähe des städtischen Bauhofes. Aus Frankfurt bezieht Oberursel vor allem für Stierstadt und Weißkirchen Wasser. Beide Stadtteile hatten schon vor ihrer Eingemeindung nach Oberursel feste Bezugsquoten mit der großen Nachbarstadt ausgehandelt. "Die haben wir übernommen", sagte Drews.

Im Wasserbeschaffungsverband Taunus, der die Vordertaunusstädte mit dem kostbaren Naß versorgt, sitzt Oberursel wie eine Spinne im Netz, so Drews. Vom Borkenbergbehälter aus kann Wasser nach Kronberg und Königstein oder nach Bad Homburg gepumpt oder auch umgekehrt von dort bezogen werden. Bei Wasserüberfluß verkaufen die Stadtwerke auch das flüssige Lebensmittel. "Dieses Jahr haben wir allerdings noch keinen Tropfen verkauft", versicherte Drews auf eine entsprechende Frage von Eggert Winter, Wasserfachmann in der SPD-Stadtverordnetenfraktion.

Er fragte auch nach dem Grundwasserspiegel. Erst seit 25 Jahren, erläuterte Drews, wird in Oberursel der Grundwasserspiegel regelmäßig kontrolliert. Von 1967 bis 1973 sank er kontinuierlich ab, bis 1988 stieg er wieder an, seitdem fällt er wieder. Daß dies mit der dichter gewordenen Besiedelung Oberursels und dem gestiegenen Wasserverbrauch zu tun hat, wollte Drews nicht folgern. "Es ist noch zu früh für Prognosen."

Wenn die Stadt Wasser schürft oder Brunnen bohrt, tut sie das unter strenger Aufsicht des Regierungspräsidiums und des Wasserwirtschaftsamtes, betonte Drews. Diese Behörden legen genau fest, wieviel Wasser täglich entnommen werden darf. Sie kontrollieren streng, damit durch die Wasserentnahme der Grundwasserspiegel nicht sinkt. Daß er derzeit dennoch fällt, führt Drews auf die extrem trockenen letzten Winter zurück.

Auch wenn es Oberursel wassermäßig gut geht, hält es die SPD-Fraktion für dringend erforderlich, sparsam mit dem kostbaren Naß umzugehen. Beim Wasser höre jegliche Kirchturmspolitik auf. AW

Viele Freuden für Aug und Ohr Stadtbücherei feiert Geburtstag mit "Woche rund ums Buch"

HATTERSHEIM. 20 Jahre Stadt Hattersheim und fünf Jahre Verschwisterung mit Sarcelles sind längst nicht die einzigen Geburtstage, die es in diesem Jahr zu feiern gilt: In die Liste der Geburtstagskinder reiht sich auch die Stadtbücherei ein. Die wird zehn Jahre alt. Und das soll mit Geschichten, Filmen und Spielen gewürdigt werden.

Die Programmwoche "Rund ums Buch" eröffnet am Mittwoch, 5. August, Bürgermeister Alfred Schubert (SPD). Los geht es um 18.30 Uhr in der Scheune des Alten Posthofs. Nach den Grußworten kommt die Schauspielerin Cornelia Vaerst zum Zuge: Sie trägt Lieder von Berthold Brecht vor. Begleitet wird sie von dem Pianisten Thomas Käseberg.

Neue Spiele können jung und alt am Donnerstag, 6. August, ausprobieren. Der Nachmittag für Kinder ab fünf Jahren beginnt um 15 Uhr; um 20 Uhr werfen Erwachsene die Würfel. Spielpädagoge Joe Nikisch präsentiert aktuelle Gesellschaftsspiele, die bei Brezeln und Apfelwein auch gleich getestet werden können.

Einen Überraschungsfilm zeigt die Stadtbücherei Kindern ab sechs Jahren am Freitag, 7. August, um 15 Uhr. Eine literarische Schmunzelstunde für Jugendliche und Erwachsene beginnt um 19.30 Uhr: Die Studiobühne Bad Homburg startet zu einem Spaziergang durch die Literatur vom Hochdeutschen bis zur Mundart.

Aus seinem neuesten Buch "Die Buchsweilers" liest Schriftsteller Valentin Senger am Samstag, 8. August, um 20 Uhr. In seinem Werk schildert der Autor die Geschichte der jüdischen Banden im 19. Jahrhundert.

Alle ihre Türen öffnet die Stadtbücherei am Sonntag, 9. August, von 11 bis 13 Uhr. Derweil im Posthof eine Matinee steigt, können die Gäste ihre Nasen in Regale und Bücher stecken.

Den Schlußpunkt der Woche rund ums Buch setzt Dr. Michael Gemkow. Der Kinderliedermacher stellt am Dienstag, 11. August, 15 Uhr, sein neues Programm "Ein kleiner Dinosaurier" für Kinder ab sechs Jahren vor. kkü

Dienstag, 28. Juli

Theater Volkstheater, Tel. 28 85 98: 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23 (bei schlechtem Wetter im Volkstheater).

Summertime Festival: 21.30 Uhr, Dogtroep - "Der Aufstieg der Könige"; Brüningpark Höchst.

Volksbildungsheim, Eschenheimer Anlage 40: 20.30 Uhr, Janice Perry - "World Power Sex Control".

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 Uhr, Variete-Revue. Musik Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Joe Ginnane. Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Countdown. Sound Depot, Ostparkstr. 25: 21 Uhr, Gina Livingstone & Band/Hands On The Wheel.

Jazz Kneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Piano. Literatur Zelt im Ostpark: 18 Uhr, Lesung Lutz van Dick - "Verdammt starke Liebe". Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zu "Video im MMK: Nam June Paik, Bruce Naumann, Bill Viola".

Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo".

Kino/Filme

Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 17 im Anzeigenteil.

Kinder

Merian-Spielplatz, Bornheim: 13 bis 18 Uhr, Ferienspielaktionen (6 bis 14 J.). Sonstiges Kultur-Buffet, Nordweststadt-Bücherei, Nidaforum 6: 19.30 Uhr, "Frankfurt - Indien, ohne Anschnallen" - Musik, Literatur, Kulinarisches. City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

Schach-Senioren-Gruppe, Sozialzentrum Marbachweg Cafeteria: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin. Landessportbund Hessen, Otto-Fleck-Schneise 4: ab 10 Uhr, Schach-Rallye & "Schach zum Kennenlernen - für Jedermann" (Info 49 11 32).

PINS Singlestammtisch: 20 Uhr, Gaststätte zum Goldenen Garten, Marbachweg 357; Infos: Christel, Tel. 061 01/86 674.

Hobby-Börse, Bendergasse 1: 17 Uhr, Offene Runde "Treffen, kennenlernen und informieren". KOZ, Uni Campus: 21 Uhr, Kneipenabend.

Stadtteilladen Dezentral, Sandweg 131 a: 20 Uhr, Offener Abend.

English Speaking Club: 19.30 Uhr, Current Affairs; Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248.

Märkte

Dornbusch: Di., 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Carl-Goerdeler-Straße.

Apotheken Folgende Apotheken sind von Dienstag, 8.30 Uhr, bis Mittwoch, 8.30 Uhr, dienstbereit:

Alte Apotheke in Griesheim, Linkstr. 58, Tel. 38 13 29; Apotheke am Weißen Stein, Am Weißen Stein 11 / Altheimstr. 20, Tel. 52 16 78; Blücher-Apotheke, Gutleutstr. 102, Tel. 23 17 02; Brentano-Apotheke, Rödelheim, Radilostr. 4, Tel. 78 28 74; Fontane-Apotheke, Niederrad, Gerauer Str. 100, Tel. 6 66 24 42; Glauburg-Apotheke, Nordendstr. 26, Tel. 55 21 31; Hortus-Apotheke, Oberrad, Offenbacher Landstr. 299, Tel. 65 36 51; Jupiter-Apotheke, Leipziger Str. 11, Tel. 77 14 72; Katharinen-Apotheke, Seckbacher Landstr. 59, Tel. 46 43 69; Linden-Apotheke, Höchst, Königsteiner Str. 37, Tel. 31 67 54; Schwanen-Apotheke, Sandweg 1, Tel. 43 15 25; Weißfrauen-Apoth., Münzgasse 10, Tel. 28 76 84. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265 u. Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 23 Uhr Dr. Bodo von Rhein, Jacques-Offenbach-Str. 14 b, Offenbach, Tel. 84 64 28; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst (24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht: Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31/23 24 66 Drogennotruf 62 34 51

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben. - ohne Gewähr -

Wir gratulieren

Frau Erni Kubach zum 84. Geburtstag am 28. Juli.

Motorradlenker fuhr ohne notwendigen Führerschein

LINSENGERICHT. Auf der Westspange ist in der Nacht zu Montag ein Motorradfahrer auf einen Personenwagen aufgefahren. Bei dem Unfall verletzten sich der Zweiradfahrer und die Autofahrerin leicht. Es entstand ein Schaden von 18 000 Mark.

Wie die Polizei mitteilte, stand der Motorradfahrer unter Alkoholeinfluß als er mit "überhöhter Geschwindigkeit" auf den Wagen Richtung Bernbach aufgefahren sei. Durch den Aufprall verlor der 29jährige aus Linsengericht die Kontrolle über die Maschine, stürzte und schlitterte etwa 30 Meter über den Boden.

Die Beamten ordneten eine Blutprobe an und stellten den Führerschein sicher. Laut Polizeibericht besaß der Mann nicht die entsprechende Fahrerlaubnis für das Motorrad. jan

Wir gratulieren

Hern Konrad Jörg, Klein-Karben, zum 74. Geburtstag.

Frau Dina Künstler, Klein-Karben, zum 82. Geburtstag.

Frau Maria Dambowy, Groß-Karben, zum 93. Geburtstag.

Herrn Georg Radgen, Groß-Karben, zum 90. Geburtstag.

Frau Elisabeth Baumann, Okarben, zum 73. Geburtstag.

Frau Franziska Klier, Kaichen, zum 83. Geburtstag.

Ohne Führerschein Zwei Tote und drei Schwerverletzte

DIEBURG. Bei einer verbotenen Spritztour mit dem Auto des Vaters ist in der Nacht zum Montag ein 16 alter Jugendlicher aus Babenhausen (Kreis Darmstadt-Dieburg) in den Tod gerast. Mit ihm kam nach Angaben der Dieburger Polizei ein 17 Jahre alter Freund ums Leben. Ein dritter Mitfahrer wurde schwer verletzt; schwere Verletzungen erlitten auch die beiden Insassen eines entgegenkommenden Wagens.

Der 16jährige Unglücksfahrer hatte sich den Angaben zufolge heimlich den Autoschlüssel des Vaters besorgt und war mit seinen Freunden gestartet, obwohl er keinen Führerschein besaß. Der Unfall ereignete sich, als der Jugendlicheauf der Bundesstraße 26 von Babenhausen nach Dieburg einen vor ihm fahrenden Wagen überholen wollte.

Dabei übersah er offenbar das Auto auf der Gegenfahrbahn; beide Wagen prallten frontal zusammen. lhe

Bürgerversammlung zum Thema Lärmschutzwall

HANAU. Zu einer Bürgerversammlung zum Thema Erschließungsbeiträge für die Lärmschutzanlage für das Baugebiet "Am Spitzenweg" in Großauheim lädt die sich aus Betroffenen rekrutierende Interessen-Gemeinschaft für Mittwoch, 29. Juli, in die Begegnungsstätte in der Alten Schule ein. Baudezernent Jürgen Dressler soll den Anliegern dort Rede und Antwort stehen, warum die Stadt sie für den Lärmschutzwall zur Kasse bitten will und wie die geforderte Summe zustande kommt. Die Veranstaltung in der Haggasse beginnt um 19 Uhr. jur

Im Blickpunkt: Nebiolo-Vorschlag Mit dem Holzhammer

In der Diskussion um die Gerichtsbarkeit im Sport hat der Präsident des Internationalen Leichtathletikverbandes (IAAF), Primo Nebiolo, einen neuen Akzent gesetzt. In Barcelona erklärte er am Rande der Olympischen Sommerspiele, Sportler, die mit ihren Anliegen vor ein ordentliches Gericht gehen, sollten demnächst lebenslang gesperrt werden. Da Nebiolo nicht nur in der Leichtathletik ein starker Mann ist, sondern darüber hinaus auch Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) ist, darf getrost unterstellt werden, daß nicht allein Aktive seines Verbandes von einer solchen Bestrafung bedroht sein würden.

Nach Nebiolo sollen die Athleten eine Erklärung unterschreiben, in der sie die Regeln ihres Verbandes abzeptieren. Und im Falle eines Falles soll selbst eine positive Gerichtsentscheidung die Sperre nicht ausschließen. Was sich auf den ersten Blick vernünftig anhört, hat allerdings viele Haken. Das Dilemma der Sportgerichtsbarkeit wird nämlich auf diese Weise nicht beseitigt. Denn der Knackpunkt ist in den meisten Fällen das unzeitgemäße Regelwerk. Statuten von Verbänden (und auch von Klubs und Vereinen) stammen oft noch aus dem vorigen Jahrhundert, neue Satzungen durchzusetzen wird oft versäumt oder von konservativen Vereins- oder Verbandsmitgliedern torpediert. Und so klaffen bei der zunehmenden Professionalisierung Anspruch und Wirklichkeit weit auseinander. Und selbst dort, wo es nicht um Geld geht, entsprechen viele Regularien nicht mehr den Erfordernissen. So weit, so schlecht.

Auf der anderen Seite macht es sich Nebiolo zu einfach, denn seine Idee bedeutet vor allem eine Zementierung der Macht von Verbänden und Funktionären, der Athlet selbst wird entrechtet. Daß manche Sportler allerdings nicht in der Lage sind, auch richtige Verbandsentscheidungen zu akzeptieren und vermeintliches Recht einzuklagen, steht auf einem anderen Blatt und wirkt oft würdelos.

Die Wahrheit liegt - wie so oft - in der Mitte. Weder der Weg zu den ordentlichen Gerichten ist zu empfehlen noch Nebiolos Holzhammer-Methode. Entscheidend ist, das Mitbestimmungsrecht der Sportler weiter zu entwickeln und zu stärken, sie vielseitiger als bisher in die Entscheidungsprozesse mit einzubinden und ihre Erfahrungen in die praktische Arbeit mit einfließen zu lassen. Das wird bisher viel zuwenig praktiziert. Die Ansätze mit den Aktivensprechern sind zwar gut, aber noch nicht ausgereizt. Hier gibt es für alle Beteiligten noch lohnende Aufgaben. ERICH STÖR

Zur Person: Robert Roth

In Lämmerspiel, der Nachbargemeinde von Hausen, wurde Robert Roth am 5. Juli 1929 geboren. Nach einer kaufmännischen Lehre und der Gehilfenprüfung trat er in das väterliche Textilgeschäft ein. Beim Tanz hatte er seine Frau, ein "Häuser Mädchen", im Jahre 1946 kennengelernt. 1950 heirateten die beiden. Inzwischen hat das Ehepaar drei Kinder und vier Enkelchen.

1950 war Robert Roth Geschäftsteilhaber geworden. Sechs Jahre später übernahm er als Alleininhaber das Textilhaus in Obertshausen und die Filiale in Lämmerspiel.

In den sechziger Jahren trat Roth der CDU bei. Er wurde bald Vorsitzender - seine kommunalpolitische Karriere begann. 1963 wurde der Christdemokrat Beigeordneter der damals noch selbständigen Gemeinde Lämmerspiel, ein Jahr später Gemeindevertreter in Obertshausen und Kreistagsabgeordneter, von 1972 bis 1976 Bürgermeister von Obertshausen (vor der Gebietsreform), nach dem Zusammenschluß von Obertshausen und Hausen bis zum heutigen Tag Bürgermeister der Stadt Obertshausen.

Zahlreiche Ehrenämter hat Robert Roth im Laufe der vergangenen Jahrzehnte übernommen. Er ist oder war unter anderem Mitglied der Gemeindekammer im Umlandverband, der verschiedenen Wasser- und Abwasserverbände, des Einzelhandelsverbandes, im Aufsichtsrat der Volksbank, ist Standesbeamter und Ortsgerichtsschöffe. Außerdem war der Christdemokrat Vorsitzender der Sängervereinigung Lämmerspiel und ist Mitglied im Verwaltungsrat der Pfarrei Herz Jesu.

Mit Verdienstmedaillen und Ehrennadeln dankten vor allem die Verbände und Vereine dem engagierten Bürgermeister. Bei seiner Verabschiedung, die am kommenden Freitag um 19 Uhr im Bürgerhaus Hausen beginnt, wird Obertshausen Robert Roth die Ehrenbürgerrechte verleihen. hf

Unter Alkohol gegen den Baum

FLÖRSBACHTAL. Frontal gegen einen Baum ist Montag nacht ein Autofahrer aus Flörsbachtal mit seinem Wagen geprallt. Der 31jähriger wurde dabei schwer verletzt.

Laut Polizeibericht war der Fahrer alkoholisiert, als er auf der Landesstraße 3199 von Pfaffenhausen Richtung Flörsbachtal in einer Rechtskurve von der Straße abkam.

Das Fahrzeug wurde bei dem Aufprall total beschädigt. Der 31jährige saß beim Eintreffen der Polizei noch hinter dem Steuer und wurde ins Krankenhaus transportiert, wo auch eine Blutprobe entnommen wurde. jan

Freiwillige Feuerwehren müssen mit Eröffnung des EG-Binnenmarkts kürzer treten Vortrag bei Delegiertenversammlung des Kreisfeuerwehrtags in Bad-Soden Salmünster: Im Jahr 1994 werden die öffentlich-rechtlichen Brandkassen aufgelöst

BAD SODEN-SALMÜNSTER. Die Männer und Frauen der Freiwilligen Feuerwehren im Kreis müssen von 1994 an die Gürtel enger schnallen: Wegen des Aufbaues des EG-Binnenmarktes und der Angleichung der Wettbewerbsbedingungen ist die Regierung gezwungen, die öffentlich-rechtlichen Brandkassen aufzulösen. Während die privaten Versicherer, wie in der Vergangenheit üblich, auch im neuen Binnenmarkt weiterarbeiten können, müssen die mancherorts bestehenden Monopolkassen von den Ländern abgeschafft werden.

Da die öffentlich-rechtlichen Kassen über die Feuerschutzsteuer des Bundes einen großen Teil der Gelder aufbringen, die dann über die Länder an die Feuerwehren für den Kauf von Fahrzeugen oder den Bau von Geräteschuppen und Garagen weitergegeben werden, stehen den Wehren künftig deutlich weniger Zuschüsse zur Verfügung. "Wir müssen uns daran gewöhnen", warnte Heinrich Pflock, Ministerialdirigent im hessischen Innenministerium, bei der Delegiertenversammlung des Kreisfeuerwehrtages in Bad Soden-Salmünster am Sonntag, "daß auch bei der Feuerwehr nicht mehr alles machbar ist".

Zwar wirkt sich die Deregulierung des europäischen Marktes auf die Finanzierung neuer Projekte im nächsten Jahr noch nicht aus; von 1994 an müssen sich die Wehren allerdings in größerer Bescheidenheit üben. Pflock forderte die Delegierten in der Stadthalle auf, "Vorschläge zu machen, was man künftig anders machen kann".

Die Nationalsozialisten hatten 1937 / 38 die Feuerschutzsteuer nach Worten Pflocks eingeführt, um die zu erwartenden Schäden während des geplanten Konfliktes begrenzen zu können. Die Bundesrepublik übernahm die Steuer, deren Aufkommen nach einem Schlüssel an die Länder verteilt wird. Hessen erhält neun Prozent aus dem Topf der Feuerschutzsteuer. Das sind etwa 44 Millionen Mark jährlich; hinzu kommt eine weitere Million aus anderen Steuereinnahmen. Dreiviertel der Gesamtsumme stellt die Landesregierung für Investitionen bei den einzelnen Wehren zur Verfügung. Die übrigen zehn bis zwölf Millionen Mark wendet Wiesbaden beispielsweise für die Finanzierung der Landesfeuerwehrschule auf. Jeder Kauf eines Feuerwehrwagens oder der Bau eines Feuerwehrhauses finanziert die Landesregierung bei den Freiwilligen Feuerwehren im Land zu etwa 35 Prozent. Das gesamte Investitionsvolumen liegt damit landesweit bei rund 100 Millionen Mark.

In spätestens drei Jahren werden freilich deutlich weniger Mittel aus der Landeshauptstadt zu erwarten sein. Denn 34,5 Prozent des Gesamtsumme aus der Feuerschutzsteuer, die das Land bislang zur Verfügung hatte, bringen die öffentlich-rechtlichen Brandkassen auf, die in verschiedenen Regionen ein Monopol haben. Während die privaten Versicherer nur fünf Prozent der Prämie als Steuer abführen müssen, liegt der Satz bei den öffentlich-rechtlichen Kassen bei zwölf Prozent.

Innerhalb des EG-Binnenmarktes sind solche Monopole, wie sie in Süddeutschland und in Teilen Hessen bestehen - in diesen Region sind die Versicherungsnehmer gezwungen, den Vertrag mit einer öffentlich-rechtlichen Kasse abzuschließen - aber verboten. Die deutsche Regelung, die europaweit ohne Beispiel ist, mußte bei den Verhandlungen in Brüssel auf Druck der übrigen Staaten abgeschafft werden. Zwar protestierten die Landesregierungen wegen der deutlichen Mindereinnahmen gegen das Übereinkommen, doch der Widerspruch blieb erfolglos. In zwei Jahren wird es deshalb leiser klingeln im Feuerschutztopf des Bundes, aus dem die Länder bedient werden.

Die Abschaffung der Monopolkassen zum 1. Januar 1994 führt nach Worten Pflocks zu Einnahmeverlusten in zweistelliger Millionenhöhe. "1994 werden wir davon noch nichts spüren, aber spätestens von 1995 an kommt weniger Geld in die Kasse", sagte er am Sonntag morgen.

Weniger dramatisch ist die Personalsituation bei den Wehren in Hessen. Während die Berufsfeuerwehren in den Städten über fehlende Mitarbeiter klagen, treten offenbar immer mehr Jugendliche den Freiwilligen Feuerwehren bei. Pflock widersprach damit der Darstellung von Landrat Karl Eyerkaufer, der in seiner Begrüßungsrede beklagt hatte, daß immer weniger Menschen bereit seien, öffentliche Aufgaben wahrzunehmen. Hilfe werde heute, so Eyerkaufer mit Selbstverständlichkeit verlangt, ohne daß viele bereit seien, einen Finger krumm zu machen. Der Sozialdemokrat kritisierte in diesem Zusammenhang das "Schwinden des Gemeinsinnes". Der Jugendarbeit komme deshalb besondere Bedeutung zu. Auf diesem Feld müßten "interessantere Angebote" gemacht werden. schu

Zur Sache: Die Wasserpreise im Kreis

Bad Soden In der Kurstadt kostet das Wasser derzeit 4,08 Mark pro Kubikmeter. 20 Pfennig mehr werden es wahrscheinlich im nächsten Jahr sein. Dann müssen die Bürger auch rückwirkend für ein halbes Jahr die Grundwasserabgabe zahlen. Nach Schätzung von Bürgermeister Kurt Bender sind das bei einer Familie 20 bis 30 Mark. Eppstein In der Burgstadt wird ein höheres Wassergeld ab Januar nächsten Jahres fällig. Mindestens 3,35 Mark kostet dann der Kubikmeter, vielleicht aber noch ein paar Pfennig mehr. Eschborn Der Wasserpreis wird voraussichtlich zum 1. September um 22 Pfennig erhöht. Derzeit kostet das kühle Naß pro Kubikmeter 3,42 Mark plus 24 Pfennig Mehrwertsteuer. Flörsheim Über eine Erhöhung (derzeit 3 Mark pro Kubikmeter) ist noch nicht beschlossen.Hattersheim Anfang des Jahres wurde der Wasserpreis erhöht - zum ersten Mal seit 1987. Doch dafür deftig: um 80 Pfennig auf 2,95 Mark. Stadtwerke-Betriebsleiter Werner Rose: "Wir haben den Preis so gestaltet, daß wir ihn mindestens zwei Jahre halten können." Hochheim Die Stadt kassiert von ihren Bürgern zur Zeit 2,80 Mark pro Kubikmeter und wird die Grundwasserabgabe auf jeden Fall draufschlagen. "Vielleicht sogar noch mehr", sagt Erster Stadtrat Wilfried Simon, der aber die aktuellste Kostenrechnung noch nicht vorliegen hat und darum nicht konkret sagen kann, wieviel und wann. Hofheim Die Bürger der Kreisstadt müssen sich darauf einstellen, daß der Wasserpreis von 3,20 Mark voraussichtlich um etwas mehr als 20 Pfennig für die Grundwasserbgabe steigt. Die Stadt muß zirka zwei Millionen Mark in Trinkwasseraufbereitungsanlagen, Leitungserneuerungen und ähnliche Vorhaben stecken, die über die Gebühr hereingerholt werden. Doch ab wann die Zahlung fällig ist, entscheiden die zuständigen Gremien erst nach der Sommerpause. Kelkheim Von 2,99 auf 3,19 Mark steigt voraussichtlich der Wasserpreis. Die Stadt muß ans Land zwar schon seit dem 1. Juli zahlen, geht für die Bürger aber erstmal in Vorleistung. Denn das Wirtschaftsjahr dauert in Kelkheim vom 1. Oktober bis 30. September. Kriftel Zum 1. Januar 1993 soll das Wassergeld (3 Mark ohne Mehrwertsteuer) erhöht werden. Kämmerer Paul Dünte rechnet mit 22 Pfennig. Nicht alles Wasser, das gefördert wird, kommt wegen Leistungsverlusten auch beim Bürger an. Die Gemeinde muß jedoch ihre 20 Pfennig ans Land nach der Fördermenge entrichten und nicht nach der verkauften Wassermasse. Liederbach Das neue Jahr beginnt wahrscheinlich mit einem neuen Wasserpreis: Um voraussichtlich 20 Pfennig wird er von derzeit 3,40 Mark erhöht. Schwalbach Weil Bürgermeister Horst Faeser "schon rechtzeitig auf der Informationsschiene erfahren hat, daß das Land eine Grundwasserbgabe kassiert", hat er bereits zum Beginn des Jahres die 20 Pfennig in den Wasserpreis eingerechnet. 3,23 Mark plus Mehrwertsteuer zahlen die Schwalbacher nun für den Kubikmeter Trinkwasser.Sulzbach Zum Ende des Jahres müssen sich die Sulzbacher auf die Erhöhung des Wasserpreises von 3,25 auf 3,55 Mark pro Kubikmeter einstellen. ubk

Erste englische Woche für hessische Oberligisten Aufsteiger auf dem Prüfstand Die "Roten" wollen Wiedergutmachung / FSV erwartet Kassel

"Wir wissen noch nicht, wo wir stehen." Die Trainer der hessischen Fußball-Oberligisten hatten zu Beginn der neuen Saison schon mal Rechtfertigendes parat. Einige dürften auch vor dem zweiten Spieltag den Leistungsstand ihrer Mannschaften nicht genau einschätzen können.

Einen klassischen Fehlstart legte einer der Titelanwärter, Rot-Weiss Frankfurt, hin. Deren Trainer Robert Jung leugnet weiter hartnäckig jegliche Favoritenrolle, um schließlich darauf zu verweisen, daß ein deftiger Fehltritt zu Beginn längst nicht das Ende aller ambitionierten Hoffnungen für das Ende bedeutet. Beim sportlich keineswegs auf Sparflamme kochenden amtierenden Meister Aschaffenburg haben die "Roten" dann auch Ehrgeiziges im Sinn. Ebenso wie der FSV Frankfurt, der gegen Kassel seine Heimpremiere feiert, auf konsequentere Nutzung der Torchancen und den ersten Treffer hofft.

Die drei Aufsteiger stehen nach ihren Anfangserfolgen auswärts auf dem Prüfstand und wollen sich von den euphorischen Stimmen, die nach dem ersten Spieltag allenthalben zu vernehmen waren, nicht blenden lassen. Bad Vilbel muß bei der so furios gestarteten Borussia Fulda antreten. Das Offenbacher Gastspiel beim ernüchterten SV Wiesbaden komplettiert das Oberligageschehen am heutigen Dienstag.

Die Spvgg. Bad Homburg greift am Mittwoch erstmals ins Oberliga-Geschehen ein, trifft dabei vor eigenem Publikum auf Rot-Weiß Walldorf. Egelsbachs Coach Herbert Schäty wacht akribisch darüber, daß sein Team dem Bekenntnis zu einem offensiven Kick Taten folgen läßt. Aufsteiger SC Neukirchen kommt aber immerhin als Tabellenführer und einem dem Selbstvertrauen äußerst dienlichen 5:1-Anfangserfolg im Rücken. Gar deftig fiel der VfR Bürstadt am ersten Spieltag auf die Nase und erwartet mit dem SV Wehen nun eine jener Mannschaften, die zu Saisonbeginn imponierten. Schließlich treffen sich in Haiger die ortsansässige Eintracht und der VfB Marburg zu ihrem zweiten Oberliga-Kick, der beiden Teams die ersten Torerfolge bringen soll. Die Eintracht-Amateure dürfen sich an diesem Spieltag derweil ein Päuschen gönnen. fro

Der zweite Spieltag: FSV Frankfurt - Kassel, Aschaffenburg - Rot-Weiss Frankfurt, Fulda - Bad Vilbel (alle Dienstag, 19 Uhr), Wiesbaden - Offenbach (Di. 19.30 Uhr), Haiger - Marburg, Egelsbach - Neukirchen, Bürstadt - Wehen, Bad Homburg - Walldorf (alle Mittwoch, 19 Uhr).

Kulturspiegel · Kulturspiegel

Von Mittwoch, 29. Juli, bis Dienstag, 4. August

NEU-ISENBURG. Bei den 2. Deutschen Äppelwoi-Festspielen, die am Donnerstag, 30. Juli, beginnen, präsentiert das satirische Unterhaltungstheater Spott-Licht im überdachten Freilichttheater, Löwengasse 24, das Revue Musical "Hannibal Sternschnuppe - der unmögliche Weihnachtsmann". Diese Show hat am Donnerstag, 20 Uhr, Premiere und ist Freitag, Samstag und Sonntag, jeweils 20 Uhr, nochmals zu sehen.

Karten für 20 Mark gibt es im Vorverkauf bei Buchhandlung Gaber, Frankfurter Straße 132, Telefon 0 61 02 / 2 59 51 oder 3 70 44 oder an der Abendkasse unter 3 88 75.

Auf gutes Wetter hoffen die Veranstalter des Isenburger Kultursommers beim zweiten Spektakel, Jazz im Park, am Samstag, 1. August, nachdem das Open-air-Weekend im Waldschwimmbad vor einigen Wochen recht kühl und naß war. Einen musikalischen Streifzug durch den traditionellen Jazz und die Musikrichtungen, die ihn beeinflußten, unternimmt Lindy Huppertsbergs deutsch-amerikanisches Quartett Lady Bass & Real Gone Guys. Das Spektrum reicht von Boogie Woogie bis Swing, von Blues bis Soul, von Rhythm & Blues bis Mainstream, bis hin zu Stücken von Ray Charles sowie Gospels und Spirituals. Als zweite Formation kommen die fünf Musiker der Warschauer Prowizorka Jazz Band zum Zuge. Sie sind allesamt Solisten, die swingenden Jazz mit fetzigem Drive spielen. Als musikalischen Gag präsentiert die Band ein Instrument, das es eigentlich gar nicht gibt: das Gobophon. Es ist eine Kombination aus leerem Bierglas und Mundstück, ähnlich einer Jahrmarktströte. Doch Jazzfans soll es die Sprache verschlagen, wenn sie hören, was Tomasz Sacha aus dem Instrument herausholt.

Damit das Wetter keinen Strich durch die Rechnung macht, wird im Zelt gejazzt und geschwoft. Für kühle Getränke und Gegrilltes ist sorgt, versprechen die Veranstalter, Kulturamt und Frankfurter Sparkasse, ein eingespieltes Service-Team. Der Eintritt ist frei. Außerdem wird darum gebeten, das Auto zu Haus zu lassen. Denn es gibt kaum Parkplätze. Diejenigen, die nicht auf ihr Gefährt verzichten können, sollten es auf dem Park-and-ride- Parkplatz an der Straßenbahn abstellen und zu Fuß zum Bansapark laufen.

A Pack Swing Attack will die Gruppe Blue Rhythm Aces bieten beim Jazz im Schoppenhof am Sonntag, 2. August, von 11 bis 14 Uhr im Hotel Gravenbruch Kempinski. dok

Wer verhilft Behinderten zu einer Motorrad-Tour?

HOCHHEIM. Den Fahrtwind fühlen, in die Sonne blinzeln, das Vibrieren des Motors spüren und sich in die Kurve legen - Reize, denen Tausende von Motorradfahrern erliegen, die Behinderten allerdings versagt bleiben. Das Antoniushaus will das Unmögliche nun möglich machen: Für eine Tour mit Behinderten werden Motorradfahrer gesucht, die am 12. September Zeit haben.

Der Wunsch nach "Freiheit und Abenteuer auf der Maschine" bleibe für Behinderte meist unerfüllt, bedauern die Freizeitpädagogen des Hauses. Doch mit ein bißchen Hilfe von Freunden müsse sich dieser Traum wenigstens einmal verwirklichen lassen. Deshalb sollen die körperbehinderten Kinder und Jugendlichen nun doch einmal auf Achse gehen.

Der Termin ist wohl überlegt: Am 12. September steigt das erste Hochheimer S-Bahn-Festival - vier Bands spielen dann Rock, Folk und jede Menge Oldies. Eine gute Gelegenheit also, einen Motorrad-Tag ausklingen zu lassen.

Wer sich an der Aktion beteiligen will und möglichst einen Beiwagen für sein Motorrad hat, kann sich im Antoniushaus (Burgeffstraße 42, Telefon 06146 / 908206) melden. kkü

Von Badische Zeitung mobiler Laptopclub an Combox Berlin zur Weiterleitung zum EDV-Zentrum Freiburg = = = = = = = = = = = = = vom FR-, StZ- und BZ-Büro in Barcelona an alle.

Unser Angebot sieht heute so aus.

1. Glosse Schwarzmarkt in Badalona, von ah

2.Nachklapp Basketball Dtl. - Spanien, von ah

3.Badminton, von ger

van Almsick (wird heute abend eventuell aktualisiert), von ger

4.Geschichte über den Segler Peter Aldag, von mm

5.Geschichte chin. Schwimm-Olysiegerin Yong Zuang (gedopt), von mm

6.Deutsche Sponsoren in Barcelona, von jof

7.Daimler und BW-Landesregierung in Barcelona, von tv

Chris Andrews singt für krebskranke Kinder

BABENHAUSEN. Eine Aktion zugunsten der "Hilfe für krebskranke Kinder" bereitet die Oldies-Company in Babenhausen für das Wochenende 22./23. August vor. Auf der Schloßwiese wird ein großes Festzelt aufgebaut, als Gaststar wurde Chris Andrews verpflichtet. Auch die Oldie-Band "Wheap" wurde gewonnen. Der Kartenvorverkauf hat bereits begonnen. sch.

AW sucht den Nachwuchs Nach langer Pause wurde wieder ein Kinderfest gefeiert

GOLDSTEIN. "Die Arbeiterwohlfahrt hat immer das Image, nur für die älteren Bürger da zu sein. Dagegen wollen wir etwas tun", erklärte Marion Pfaff-Brandt, Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt (AW) Goldstein den Hintergrund des Spielfestes am Bürgerhaus Goldstein. Zum ersten Mal seit etwa zehn Jahren waren die Kinder aus dem Stadtteil wieder eingeladen, sich auf der Terrasse des Bürgertreffs mit Wurf- und Geschicklichkeitsspielen oder bei einem Malwettbewerb einen Nachmittag lang die Ferienzeit zu vertreiben.

"Als unser Ortsverein 1947 gegründet wurde, gab es schon die ersten Kinderfeste. Das lief dann lange Zeit jedes Jahr. Leider ist das vor gut einem Jahrzehnt eingeschlafen." Erst vor zwei Wochen habe sich der Vorstand spontan entschlossen, wieder ein Kinderfest zu veranstalten, sagte Marion Pfaff-Brandt.

Vieles mußte in der kurzen Vorbereitungszeit improvisiert werden. Gewisse Anlaufschwierigkeiten ließen sich deshalb auch nicht vermeiden. Nur durch Mundpropaganda und einen Zeitungshinweis konnten die Bürger informiert werden: "Für Plakate und Handzettel war einfach keine Zeit", erläuterte die Vorsitzende, die dennoch mit der Resonanz zufrieden war. "Dafür, daß Ferien sind und die anderen Goldsteiner Vereine auch eine Menge Ferienprogramm bieten, sind doch recht viele gekommen."

In Zukunft will die Goldsteiner AW mehr auf die jüngere Generation eingehen. Der Rückgang der Mitgliederzahlen und fehlender Nachwuchs fordert ein Umdenken: "Wir können uns künftig nicht nur um die älteren Bürger kümmern. Unser Vorstand muß verjüngt werden, dazu brauchen wir das Interesse der Jugend an unserem Verein", meinte die Vorsitzende.

Der Ortsverein Goldstein organisiert alle zwei Wochen einen Seniorennachmittag im Bürgerhaus. Etwa 60 Besucher aus der nahegelegenen Altenwohnanlage und dem Stadtteil nehmen das Angebot zu gemeinsamen Ausflügen, Vorträgen oder Kegelnachmittagen regelmäßig wahr. Der Treff sei ein wichtiger Beitrag, um Kontakte zwischen den älteren Bürgern zu pflegen.

"Bei all der Arbeit, die uns der Seniorennachmittag macht, dürfen wir aber den Nachwuchs nicht aus den Augen verlieren", sagte Marion Pfaff-Brandt. Nicht zuletzt aus diesem Grund wollen die Organisatoren das Kinderfest im nächsten Jahr wiederholen. "Dann wird die Vorbereitung auch reibungsloser ablaufen", versicherte die Vorsitzende. hen

Kein Geld für Austausch Ministerium streicht Mittel für Gäste aus armen Ländern

gem FRANKFURT A. M., 27. Juli. Wegen einer "Finanzierungslücke" ist in diesem Jahr das ASA-Austauschprogramm der Carl Duisberg Gesellschaft (CDG) eingestellt worden. Das bestätigte Projektleiterin Elisabeth Mock-Bieber am Montag. Seit 30 Jahren vergibt die CDG über das Programm "Arbeits- und Studienaufenthalte" (ASA) Stipendien für mehrmonatige Aufenthalte in Entwicklungsländern an deutsche Studenten und junge Berufstätige. Um Mitarbeitern der Partnerorganisationen einen Gegenbesuch zu ermöglichen, hatte ASA 1988 mit dem Austauschprojekt begonnen.

Mit diesem Pilotprojekt kamen in den vergangenen Jahren 30 Personen aus Asien, Afrika und Lateinamerika nach Deutschland. "Wir fördern Mitarbeiter von Institutionen auf dem ,grassroot-level', das heißt Hebammen, Schneiderinnen oder Gärtner", erläuterte die Projektleiterin. Weil es sich bei den Teilnehmern am Austausch nicht um sogenannte Fach- und Führungskräfte handele, gebe es kein Geld mehr vom wichtigsten Geldgeber. Während das ASA-Programm für Deutsche dem Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) im Jahr über 2 Millionen Mark wert ist, stehen die beantragten 300 000 Mark für den Austausch nicht zur Verfügung.

"Wir sind nicht so begeistert von dem Austauschprogramm wie ASA selbst das ist", sagte ein Sprecher des Ministeriums, der auch auf formale Schwierigkeiten verwies. Das BMZ beanstandet, daß das Austauschprogramm weniger der beruflichen Weiterbildung als der persönlichen Kontaktpflege diene.

Ehemalige ASA-Teilnehmer haben einen "Notaustausch" gegründet und bereits 42 000 Mark gesammelt. Ihre Initiative macht es möglich, daß in diesem Jahr ein Schreiner aus Ecuador, eine Krankengymnastin aus Nicaragua, ein Schneider aus Benin, eine in der Erwachsenenbildung tätige Indonesierin und eine Sozialarbeiterin aus Papua-Neuguinea zu einem Praktikum in die Bundesrepublik kommen können.

Spendenkonto des "Notaustauschs", Kontonummer: 159 631 45 01 bei der Bank für Gemeinwirtschaft Berlin. Bankleitzahl 100 101 11. Kennwort: Austauschsonderkonto des ASA-FF.

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Pro Familia: Sozialberatung, Verhütungsberatung, 9-12 Uhr, Kleine Klostergasse 16, Tel. 0 60 31 / 23 36.

Verein "Ausweg" für soziale Selbsthilfe: Schuldner- und Sozialhilfeberatung, 19-21 Uhr, Haus Righi, Große Köhlergasse 10.

Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1 c, Tel. 0 60 32 /47 74.

Haus der Gesundheit: 9.30-11 Uhr Diätberatung; 15 Uhr Kurseelsorge: Freies Malen; 15.30 Uhr Arbeitsgruppe Abnehmen - aber wie?

Bad Vilbel. Beratungsstelle für Aus- und Übersiedler, Sprechzeiten 16-18 Uhr, Pestalozzistr. 8, Tel. 0 61 01 / 8 30 45.

Anonyme Alkoholiker: Offenes Meeting, 20 h, Ev. Gemeindezentrum, Grüner Weg 4, Erstkontakt unter Tel. 06101/87134.

Wöllstadt. Guttemplergemeinschaft "Neubeginn": Treffen, 20 Uhr, Ev. Gemeindehaus, Frankfurter Str. 31.

Nidda. Frauen-Notruf: Sommerpause bis 31. Juli, in dringenden Fällen Tel. 0 60 43 / 44 71 (Kontaktaufnahme über Anrufbeantworter). Kulturmix Friedberg. Sommersprossen: Hendrike von Sydow & Dieter Thomas - "Das Bio tobt", 21 Uhr, Burggarten.

Bad Nauheim. Kurkonzert, 15.30 u. 19.30 Uhr, Trinkkuranlage.

Bad Vilbel. Burgfestspiele: "Der Regenmacher" v. R. Nash, 20.15 Uhr, Wasserburg.

Nidda. Kurkonzert, 10.30-11.30, 15.30-17 Uhr Trinkkurhalle Bad Salzhausen. Hirzenhain. Puppentheater Der Vogelsberger Kasper: "Zirkus Kunterbunt", Vorstellung für Kinder, 15 Uhr, Märchenland Merkenfritz. Gruppen / Vereine Friedberg. Friedberger Friedensinitiative: Treffen, 20 Uhr, Literaturcafé.

Bad Nauheim. Mütterzentrum: Yoga am Morgen (mit Kinderbetreuung), 10-11 Uhr, Alte Feuerwache.

Johanniter Unfallhilfe: Kinder v. 8-11 J., 16 Uhr, Rettungswache.

Jugendfeuerwehr: Übung, 18 Uhr, Feuerwache, Schwalheimer Str.

Regenbogenchor: Chorprobe, 20 Uhr, Altes Rathaus.

Schachclub: Spielnachmittag, 15 Uhr, Trinkkuranlage.

Singkreis: Chorprobe 18-18.45 Uhr, Altes Rathaus Rödgen.

Bad Vilbel. Spielhaus: Spiele u. Basteln, 14-17.30 Uhr, Berkersheimer Weg.

Kinderschutzbund: Müttercafé, 10-12 Uhr, Frankfurter Str. 85.

Butzbach. Butzbacher Künstlerkreis: Treffen, 19.30 Uhr, Wendelinskapelle.

Geschichtsverein f. Butzbach u. Umgebung: Archäologische ArGe, Inventarisieren, Restaurieren, 19 Uhr, Wendelinskapelle. Karben. Ev. Kirchengemeinde Groß-Karben: Bastelgruppe, 9.30 Uhr, Ev. Gemeindehaus Groß-Karben.

Mütterzentrum e.V.: Zwergentreff f. Kinder v. 1-3 J., 15-17 Uhr, Selzerbrunnenhof. Altenstadt. VfL: Joga für Fortgeschrittene, 16-17.30 Uhr, BGH Waldsiedlung.

Büdingen. Ev. Frauenhilfe: Frauencafé (für Frauen jeden Alters, mit und ohne Kinder), 10-12 Uhr, Marktplatz. Ferienveranstaltungen Bad Vilbel. Bad Vilbel unter'm Sonnenschirm: Ausflug nach Steinau für Kinder ab 8 J.

Karben. Kinderplanet (bis 31. Juli). Verschiedenes Bad Nauheim. Tanzabend, 19 Uhr, Café Kurhaus.

Nidda. Tanz im Kursaal, 19-22 Uhr, Bad Salzhausen. Ausstellungen Friedberg. Jac Leirner - Blue phase and ghost, Öffnungszeiten: Di., Mi., Do., So. 11-19 Uhr, nach Vereinbarung unter 0 60 31 / 24 43, Galerie Hoffmann, Görbelheimer Mühle, Fauerbach (bis 15. August). Bad Nauheim. Ruth Hofmann - Nadelmalerei, heute ab 14 Uhr, Öffnungszeiten tägl. 10-12 u. 14-18 Uhr, Trinkkuranlage (bis 5. August).

Ev. Kirchengemeinde: Martin Niemöller (1892-1984), Ausstellung zu den Öffnungszeiten der Dankeskirche (bis 31. August).

Büdingen. Büdinger Geschichtsverein: "Der Herrnhaag, die Herrnhuter und Büdingen", Öffnungszeiten: Di.-Fr., 10-12 Uhr, Mi. u. Sa., 15-17 Uhr, So. u. Feiertage 10-12 u. 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 29. November). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Batmans Rückkehr (15, 20.15 Uhr) - Blende: Feivel, der Mauswanderer II (15 Uhr); Die Hand an der Wiege (20.15 Uhr) - Studio: Wayne's World (15, 20.15 Uhr) - Keller: Basic Instinct (15, 20.15 Uhr).

Bad Nauheim. Terminus: Schtonk (19 Uhr).

Butzbach. Bambi: Stop oder meine Mami schießt (20 Uhr) - Capitol: Batmans Rückkehr (20 Uhr).

Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: Betriebsferien bis 31. Juli, keine Vorstellungen.

Büdingen. Royal: Basic Instinct (20 Uhr.) - Princess: Batmans Rückkehr (20 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Delicatessen (19.45 Uhr); Der Club der toten Dichter (22 Uhr).

Lich. Traumstern: She's gotta have it (19.30 Uhr); Ein Zimmer in der Stadt (21.45 Uhr).

(Ohne Gewähr)

Europäische Schüler im Römer Empfang auch für Gastfamilien / Freundschaften entwickelt

180 Schülerinnen und Schüler aus Irland, Italien, Frankreich und den USA waren zusammen mit den Jugendlichen ihrer Frankfurter Gastfamilien zu Besuch im Römer. Stadträtin Lilli Pölt hatte sie zu einem Empfang, an dem auch Vertreter des italienischen, des französischen und amerikanischen Konsulats teilnahmen, in den Kaisersaal eingeladen. Dort erfuhren die Jugendlichen einiges über die Geschichte der Stadt und den Kaisersaal. "Heute geht es hier sicher etwas munterer zu als auf den Banketten früherer Zeiten", bemerkte Lilli Pölt, die manchmal Schwierigkeiten hatte, sich gegen das Stimmengewirr aus vier verschiedenen Sprachen durchzusetzen.

Drei Wochen verbringen die jungen Leute in Frankfurt. Sie kommen aus Familien, die ihrerseits in den Osterferien dieses Jahres Schüler aus den Frankfurter Gymnasien sowie den Real- und Gesamtschulen beherbergt hatten. Bereits seit 1977 organisiert das städtische Dezernat für Schule und Bildung diesen großangelegten Schüleraustausch. Das Programm des dreiwöchigen Aufenthaltes in Frankfurt werde hauptsächlich von den Gastfamilien gestaltet, erläuterte Eberhard Wicke vom Schuldezernat.

"Damit die Jugendlichen aber den Kontakt untereinander nicht verlieren, haben wir eine gemeinsame Rheinfahrt und einen Ausflug in den Taunus organisiert." Bisher habe man mit diesem Schüleraustausch sehr gute Erfahrungen gemacht, sagte Wicke. Zwischen vielen Familien hätten sich inzwischen Freundschaften entwickelt. "Manche planen sogar einen gemeinsamen Urlaub." ki

Freiland-Reitturnier in Altenstadt Aufgalopp am Samstagmorgen Viele Nachwuchstalente des gastgebenden RCA sind dabei

660 Pferde sowie ihre Reiter und Reiterinnen geben sich am Wochenende (1. und 2. August) auf dem Gelände des Reiterhofes Messerschmitt in Altenstadt ein Stelldichein. Zum zweitenmal ist der Reitclub Altenstadt im Rahmen seines Freiland-Turnieres Gastgeber für Sprung- und Dressurreiter der Kategorien B und C.

Bereits in den frühen Morgenstunden (Samstag ab 8 Uhr und Sonntag ab 7.30 Uhr) kommt es zum ersten Aufgalopp der meist jungen Reiter und Reiterinnen. Wechselweise können die Zuschauer in der Halle bei den Dressur-Wettbewerben oder auf der Freianlage den Springreiter(inne)n zusehen.

Auch der gastgebende Reitclub Altenstadt (RCA) wird einige Reiter in die Konkurrenz schicken. Besonders in der C-Kategorie der "Einsteiger-Klasse" werden viele junge Nachwuchstalente zu sehen sein. RC-Pressesprecher Dieter Komarek hofft auf gutes Wetter, dann ist ein Besuch von 1000 Zuschauern am Reiterhof Messerschmidt zu erwarten.

Die Altenstädter Reiter werden für alle Gäste kulinarische Abwechslungen bereithalten und versprechen, daß bei hochsommerlichen Temperaturen entsprechende Mengen an Speise-Eis bereitstehen.

Das Freiland-Turnier fand bei der Premiere guten Anklang bei den Pferde- und Reitsportfans. Es soll zu einer festen Einrichtung im Vereinsleben des Reitclubs werden.

Den Siegern winken Geldpreise von 100 Mark und Ehrenpreise in Form von Pokalen und Urkunden. Im Vordergrund steht allerdings der Erfahrungsaustausch und die Möglichkeit, Turnier-Erfahrungen zu sammeln. Am Sonntag um 18 Uhr werden Reiter(innen) und Pferde dann ihre "Zelte" in Altenstadt wieder abbrechen. jbp

Kleine Lokalrundschau

Autogenes Training für Erwachsene RODGAU. Ein Kursus "Autogenes Training" für Erwachsene beginnt bei der DRK-Ortsvereinigung Jügesheim, Ludwigstraße 37, am Mittwoch, 5. August, um 9.30 und um 20 Uhr. Anmeldungen nimmt der DRK-Kreisverband Offenbach, Rufnummer 0 69 / 85 00 52 22, entgegen.

Stammtisch der SPD SELIGENSTADT. Der SPD-Ortsverein lädt für den heutigen Donnerstag, 30. Juli, 20 Uhr, zu einem Stammtischgespräch ins Leinreiterhaus ein. Es wird auch die SPD-Landtagsabgeordnete Judith Pauly-Bender erwartet. Grüne bewirten Kinder aus Weißrußland DIETZENBACH. Der Ortsverband der Grünen gestaltet für die Kinder aus Weißrußland und ihre Gastfamilien am Samstag, 8. August, 17 Uhr, ein Grillfest am Göpferthaus. Die Theatergruppe Dietzenbach wird die Gäste unterhalten.

24 neue Schutzanzüge SELIGENSTADT. Der Magistrat hat dem Kauf von 24 neuen Schutzanzügen (15 000 Mark) für die Feuerwehr zugestimmt. In den kommenden drei Jahren sollen alle Wehrleute mit der Schutzkleidung ausgestattet werden. Dafür müssen etwa 115 000 Mark investiert werden.

Bachpfad besser ausgeleuchtet SELIGENSTADT. Der städtische Bauhof hat vier neue Straßenlaternen installiert sowie neue Kabel verlegt, um den Bachpfad zwischen Ketteler- und Taunusstraße besser ausleuchten zu können. Ortsbeirat beendet Sommerpause RODGAU. Zur Besichtigung der Urnenhaine in Roßdorf bei Darmstadt fährt der Ortsbeirat Dudenhofen am Samnstag, 1. August, um 9 Uhr vom Bürgerhaus ab. Da es sich um eine öffentliche "Sitzung" des Gremiums handelt, können "Zuhörer" mitfahren. Lebensrettende Sofortmaßnahmen RODGAU. Ein Kursus "Lebensrettende Sofortmaßnahmen" der DRK-Ortsvereinigung Weiskirchen beginnt am Samstag, 1. August, um 13 Uhr in der Sozialstation am Bürgerhaus und erstreckt sich über vier Doppelstunden. "Faltbrückenkompanie" im Einsatz KREIS OFFENBACH. Eine niederländische "Faltbrückenkompanie" ist vom 26. August bis 2. September in Südhessen im Einsatz. Von dem Manöver der Pioniere wird auch der Ostkreis Offenbach betroffen sein.

SV Klein-Gerau, Fußball-Wochenturnier Büttelborn fühlte sich in der Außenseiter-Rolle pudelwohl Gegenüber höherklassigen Mannschaften aus Groß-Gerau und Trebur den Gesamtsieg geholt / Noch zwei Tests für Veranstalter

Nicht einer der beiden Bezirksoberligisten VfR Groß-Gerau oder TSV Trebur, sondern Bezirksligist SKV Büttelborn erspielte sich den Turniersieg inklusive 350 Mark Siegprämie beim 15. Fußball- Wochen-Turnier des SV Klein-Gerau. Zum einen boten die Büttelborner eine konstante Leistung, zum anderen traten die beiden Favoriten nicht in Bestbesetzung ihre Turnierspiele an. Lediglich im direkten Vergleich deckten Trebur und Groß-Gerau die "Karten auf den Tisch", was zu einem guten Spiel und einem 1:1- Remis führte. Ansonsten enttäuschten die beiden ranghöchsten Teams den Veranstalter und die Fußball-Fans auf ganzer Linie.

Nach den Gruppenspielen hatte demnach in der Gruppe B, der beide Bezirksoberligisten angehörten, Kreisligist SG Dornheim die "Nase" vorn, der zur Überraschungsmannschaft des Turnieres avancierte und im Finale auf Büttelborn traf. Das SKV-Team geriet nach einer torlosen ersten Hälfte vor 250 Zuschauern im Endspiel durch einen Doppelschlag von Stefan Walter (Foulelfmeter, 60.) und Mathias Meineke (63.) in Führung. Zwar gelang Udo König noch der Anschlußtreffer (72.), doch die spielerisch besseren Büttelborn brachten den Sieg verdientermaßen über die Zeit. Die Zweitplazierten durften sich mit 250 Mark Preisgeld trösten. Dennoch gehörte die Vorstellung der SG Dornheim zu den positiven Aspekten des Wochen-Turnieres.

Auch das Zuschauer-Interesse war gut. Eine Woche lang fanden sich allabendlich 100 bis 150 Neugierige zu den Gruppenspielen ein, am Endspieltag wollten 250 Besucher die Entscheidung miterleben. Den Fußballfreunden wurde neben dem musikalischen Frühschoppen auch ein Weinstand geboten, der als "Kontrapunkt" zum üblichen Bierzelt gut besucht wurde.

Den dritten Rang und 150 Mark Prämie sicherte sich mit dem VfR Groß-Gerau durch ein 3:2 über den ebenfalls starken Kreisligisten Germania Gustavsburg, der noch 75 Mark einstrich, einer der Favoriten. Der TSV Trebur hingegen kam über die Gruppenspiele nicht hinaus. Desgleichen gilt für das Team der Gastgeber, die als Aufsteiger in der kommenden Saison in der Bezirksliga starten werden. Auch wenn dem Turnier nach Worten der Vereinsvertreter "keine große sportliche Bedeutung" beigemessen wurde, schmerzte doch die deftige 0:5-Niederlage gegen den zukünftigen Liga-Rivalen Büttelborn. Durch diese mäßige Leistung verspielten die Gastgeber als Titelverteidiger die Endrunden-Teilnahme, die sie nur aufgrund des schlechten Torverhältnisses verpaßten.

Dennoch waren die Ausrichter mit dem Verlauf ihres traditionellen Wochen-Turnieres hochzufrieden. Für das künftige Bezirksliga-Team des SV Klein-Gerau stehen nun zwei weitere Bewährungsproben an: Im Rahmen der Saisonvorbereitung stellen sich am Sonntag, 2. August (16 Uhr), mit dem SV Flörsheim und eine Woche darauf, am 9. August (16 Uhr), mit dem SV Raunheim zwei Bezirksoberligisten auf dem Klein-Gerauer Sportgelände vor.

RESULTATE DES 15. KLEIN-GERAUER WOCHENTURNIERS: Tabellen nach den Gruppenspielen - Gruppe A: 1. KSV Büttelborn 4:2-Punkte/10:2-Tore, 2. Germania Gustavsburg 4:2/5:3, 3. SV Klein-Gerau 4:2/3:5, 4. TSG Worfelden 0:6/2:10.

Gruppe B: 1. SG Dornheim 5:1/8:4, 2. VfR Groß-Gerau 4:2/3:2, 3. TSV Trebur 2:4/4:6, 4. SC Astheim 1:5/4:7.

ENDRUNDE, Spiel um Platz drei: VfR Groß-Gerau - Germania Gustavsburg 3:2.

FINALE: SKV Büttelborn - SG Dornheim 2:1. ina

Bequeme Enge

Früher wies sich eine Jeans, wenn sie nach amerikanischen Größen geschneidert war, mit zwei Zahlen aus - für Bundweite und Länge. Das war dann immer die Stunde der Wahrheit: Haben wir uns gehalten oder wieder ein bißchen zugelegt?

Vom jüngsten Jeanskauf ist etwas anderes zu vermelden: Das Etikett der Hose enthielt - neben den beiden zentralen Angaben - auch eine Aussage über den Schnitt, gekennzeichnet mit Buchstaben und einer Farbe. "Eng" und "bequem" standen zur Auswahl. Demnach ist die erworbene Hose eine bequeme Jeans. Aber in Wahrheit ist sie eng. Vor allem um die Leibesmitte. Was die in der Fabrik sich alles so ausdenken . . . Ihr Bastian

Fußball-Turnier um den Rödermark-Pokal in Ober-Roden Finale als "Feuerwerk" Gastgeber Germania schaltete in 2. Hälfte Gang zurück

"Es war eine Super-Veranstaltung. Wir sind rundum zufrieden", resümiert Wolfgang Hitzel, Geschäftsführer von Germania Ober-Roden, nach Abschluß des 16. Rödermark-Fußballturnieres, dessen Ausrichter in diesem Jahr die Germania war. Kein Wunder: Zum einen verlief die Veranstaltung, deren Initiator Wolfgang Hitzel ist, äußerst lukrativ und auch sportlich erfolgreich für die Germanen. Insgesamt 3500 Zuschauer besuchten im Laufe der Woche die Spiele der fünf Rödermark-Vereine und sorgten für eine Aufbesserung der Germania- Kasse. Ihr Kommen wurde von den Aktiven mit attraktivem Offensiv-Fußball honoriert. 47 Tore durften die Fans in den zehn Spielen bejubeln und die Entscheidung über den Turniersieg fiel im abschließenden Spiel, so daß keine Langeweile aufkam.

Zunächst hatte es nach einem "Alleingang" des gastgebenden Bezirksoberligisten ausgesehen und Organisator Hitzel befürchtete eine langweilige Endphase. Nach Siegen gegen die Turngemeinde und Viktoria Urberach sorgten die Gastgeber jedoch durch das 2:3 gegen den KSV Urberach selbst wieder für Spannung. KSV-Torjäger und Spielertrainer Uwe Kuhl machte den Wettbewerb mit seinen drei Treffern wieder interessant. Da die Turnerschaft tags darauf mit 3:1 über Viktoria Urberach siegte, hatten vor dem abschließenden Spieltag noch vier Teams Titelchancen.

Mann des Tages beim 3:1 der Turnerschaft war Ober-Rodens Theisen, der mit einem lupenreinen Hattrick Uwe Kuhl nacheiferte. Am Sonntag wolten 500 Zuschauer die Entscheidung sehen. Zunächst standen sich der KSV Urberach und die Turngemeinde Ober-Roden gegenüber. Nur der Sieger aus dieser Partie durfte sich noch Hoffnungen auf den Titel machen. In einem hochklassigen Spiel ging der KSV zweimal durch Bernd Kuhl in Führung (16./34.), die jedoch Tuscher (31.) beziehungsweise Erik Baltrusch (66.) jeweils wieder ausglichen. Bis zum Abpfiff suchten beide Teams die Entscheidung. Es blieb jedoch beim leistungsgerechten Remis. Somit hatten die Gastgeber vor dem Abschlußspiel alle Trümpfe in der Hand. Die Germania benötigte gegen die Turnerschaft ein Unentschieden zum Turniersieg. Im Falle eines Turnerschaft-Sieges jedoch würden die Ober-Rodener den Wanderpokal und die 200 Mark Siegprämie erstmals mit nach Hause nehmen.

Das "Finale" bot den Zuschauern noch einen "Leckerbissen" zum Abschluß, was in erster Linie das Verdienst des Bezirksoberligisten war. Ein "Fußball-Feuerwerk", so Wolfgang Hitzel, brannte sein Team in der ersten Hälfte ab. Bis zum Pausenpfiff hatten Groh und Falk mit je zwei Treffern den Sieg bereits gesichert. Nach dem Wechsel ging es der Turniersieger etwas ruhiger an und die Ober-Rodener kamen zu zwei Treffern durch Theisen. Neuzugang Rene Hartfiel (Rot-Weiß Frankfurt) traf nochmals für die Germania. Für die Turnerschaft blieb aufgrund dieser Niederlage statt des Turniersieges nur die "Rote Laterne", was die Ausgeglichenheit des Teilnehmerfeldes belegt.

Die Überraschung des Turnieres war die Mannschaft der Turngemeinde Ober-Roden, die sehr ausgeglichen spielte und sich zurecht Rang zwei sicherte. Erfreut war Wolfgang Hitzel auch über den fairen Verlauf der Spiele, denen der früher ausgeprägte Derby-Charakter fast völlig fehlte. Die sportliche Qualität litt hierunter ebensowenig wie unter der geringen Siegprämie von 200 Mark, die mit Bedacht so knapp bemessen wurde.

Den Fairneßpreis in Form eines Fußballes erhielt der KSV Urberach, der im nächsten Jahr als Ausrichter fungiert, sich auf guten Besuch und eine attraktive Veranstaltung freuen darf. Die Ober-Rodener Germanen peilen nun einen einstelligen Tabellenplatz in der Bezirksoberliga an. Im Verlauf des Rödermarkpokals wurden alle Neuzugänge getest und fügten sich gut in das Team ein. Nun gilt es für "Hitzel und Co.", die neuen Spieler auch für die Punktrunde "freizumachen", wozu einige Verhandlungen nötig werden.

ABSCHLUSSTABELLE DES 16. RÖDERMARK-POKALTURNIERES: 1. Germania Ober-Roden 6:2-Punkte/13:8-Tore, 2. Turngemeinde Ober- Roden 4:4/8:6, 3. KSV Urberach 4:4/10:10, 4. Viktoria Urberach 3:5/8:11, 5. Turnerschaft Ober-Roden 3:5/8:12. ina

Stadt Flörsheim belohnt aktiven Umweltschutz

FLÖRSHEIM. Premiere in der Mainstadt: Flörsheim verleiht erstmals einen Umwelt-Preis. Die Auszeichnung ist mit 2 500 Mark dotiert. Gewürdigt werden sollen Einzelpersonen oder Gruppen, die sich besonders für den Erhalt der Umwelt engagiert haben.

Bewerbungen für den Wettbewerb werden bis zum 30. September vom Magistrat entgegengenommen. Dabei soll dargestellt werden, wie sich die Aspiranten für die Umwelt stark gemacht haben. Nähere Auskünfte erteilt die Stadtverwaltung unter Tel. 06145 / 5030. kkü

Auch auf dem Roßhof gab es Gold, Silber und Bronze zu gewinnen S-Springen sollen noch aufgewertet werden Erika Born war mit dem sportlichen Verlauf und dem Zuschauerandrang mehr als zufrieden

Wie bei den Olympischen Spielen wurden bei den Kreismeisterschaften der Spring- und Dressur-Reiter auf dem Roßhof in Diedenbergen Gold-, Silber- und Bronzemedaillen verteilt. Trotz der Olympia-Konkurrenz freute sich der Veranstalter über ein reges Zuschauerinteresse bei dem dreitägigen Mammutturnier mit 470 Pferden (aus 76 Vereinen) am Start. Das herrliche Wetter tat ein übriges. Die Höhepunkte in qualitativer Hinsicht stellten das S-Springen am Samstag und das S-Springen am Sonntag mit Stechen dar.

Michael Hasselbach holte sich die Kreis-Schärpe. Der für Wiesbaden-Erbenheim startende "Rotrock" lag auf Arno bereits nach der zweiten Wertungsprüfung an der Spitze. Im Finalspringen, einer M/A-Prüfung mit Stechen, reichte ein vierter Platz für Hasselbach zum Kreismeistertitel.

Der zuvor noch auf Rang zwei liegende Hofheimer Albert Schäfer war am Schlußtag überhaupt nicht mit seinem Pferd Floh im Bilde, fiel noch ins Mittelfeld zurück. Auch der Wickerer Emmerich Himmel (mit Sydney) fiel aus den Medaillenrängen nach einem vorübergehenden dritten Platz.

Belohnt wurde der wieder einmal für hervorragende Organisation sorgende Veranstalter vom Roßhof mit einem Erfolg von Karin Reinemer (Sissi) mit dem Sieg in der LK 5-Wertung, nachdem die 25jährige Diedenbergener Kauffrau zuvor nur im Zwischenklassement auf dem vierten Rang lag. Gleichzeitig eine "Belohnung" für die glänzende Arbeit von Kreisreiterbund- und Roßhof-Chefin Erika Born.

Fast hätte es einen Familienerfolg für die Reinemers gegeben, aber Bruder Kurt scheiterte am Schlußsprung des anspruchvollen Parcours. Es reichte somit "nur" zu Silber. Es gewann "Nobody" Volker Best (Neuenhain) in der Leistungsklasse vier.

Der neue Modus - erstmals wurde nach Leistungs- und nicht nach Altersklassen gestartet - sorgte für das riesige Teilnehmerfeld, die große Reiterfamilie aus den verschiedenen Kreisen war endlich einmal zusammen. So zog auch Erika Born ein positives Fazit: "Mit dem Zuschauerzuspruch sind wir sehr zufrieden. Endlich werden die Meisterschaften wieder angenommen. Die S-Springen werden wir in den nächsten Jahren noch weiter aufwerten."

Weitere Ergebnisse einheimischer Reiter: Vierter Platz für den Wickerer Ronald Hauzel in der Springprüfung A auf Lada, achter Platz für den Wickerer Emmerich Himmel (Sydney) in der kombinierten Springprüfung M/B. Die Hattersheimerin Ingrid Lorth belegt auf Duke einen ausgezeichneten zweiten Platz in der L-Klasse. In der Führzügel-Klasse belegte die Wickerin Katharina Bender in der zweiten Abteilung auf Lady den ersten Platz, für Ralf Storz aus dem gleichen Verein reichte es immerhin zu Bronze. In der ersten Abteilung mußte sich Peter Storz aus dem Flörsheimer Weindorf den zweiten Platz mit dem Roßhof-Reiter Dennis Born teilen.

Für das erfreulichste Ergebnis aus Wallauer Sicht sorgte Sabine Paulus mit dem Sieg in der Dressurprüfung Klasse A (zweite Abteilung).

Die Hofheimerin Ute Marder belegte in der ersten Abteilung den vierten Platz auf Abedan. Für Siege der Veranstalter-Familie sorgte die Roßhof-Reiterin Susanne Born in der Springprüfung A auf Takt. Derselbe stimmte bei jedem Sprung der Diedenbergerin.

Karin Reinemer rundete mit einem dritten Platz den Roßhof-Erfolg auf Sissi ab. In der kombinierten Springprüfung Klasse L gewann Holger Hartmann auf Glan als einziger Null-Fehler-Reiter. jo

Dix-Schüler zeigen ihre Aquarelle

HOCHHEIM. Freunde der Aquarellmalerei wird es in der Zeit vom 30. Juli bis zum 28. August in den ersten Stock des Rathauses ziehen: Dort zeigen die Schüler von Günther Dix ihre Arbeiten - vom einfachen Landschaftsbild bis zu aufwendigen Stilleben. Zu sehen sind erstmals auch Hochheimer Motive.

Die Bilder entstanden bei Kursen des Volksbildungswerkes, die Günther Dix leitete. Der Autodidakt eignete sich sein Wissen selbst in verschiedenen Seminaren an und unterrichtet seit nunmehr zwei Jahren. Der Zuspruch ist enorm: Bereits jetzt ist der nächste Kursus fürs Winterhalbjahr ausgebucht.

Die Hochheimer Aquarell-Ausstellung wird am Donnerstag, 30. Juli, um 18 Uhr vom Ersten Stadtrat Wilfried Simon (CDU) eröffnet. kkü

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Otto der Liebesfilm (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Palast: Peter Pan (15 Uhr); Ricochet Aufprall (17.30, 20 Uhr). - Lux: Der Rasenmähermann (15.15, 17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Batmans Rückkehr (15.15, 17.30, 20 h).

Broadway: Annie (15.30 Uhr); Wayne's World (17.45, 20.30 Uhr).

Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Otto, der Liebesfilm (15.45, 20.15 Uhr). - Zeitlos: Batmans Rückkehr (15.15, 19.45 Uhr); Delicatessen (22 Uhr). Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Pro Familia, Bahnhofstraße 35: Telefonische Terminvereinbarung, 8 bis 12.30 Uhr; Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 8 00 13 13.

Frauenzentrum, Kaiserstraße 34: Beratungsstelle für Frauen, 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Telefon 81 65 57.

Mütterberatung, 13.30 bis 15.30 Uhr, Buchhügelallee 25.

Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57: Beratung und Information, 14 bis 16 Uhr, Tel. 800 12 99.

Frauenselbsthilfe nach Krebs: Treffen, 15 Uhr, Ev. Gemeindezentrum Lauterborn, Richard-Wagner-Straße 115-119.

Aids-Beratungsstelle im Stadtgesundheitsamt, Dreieichring 24: 13.30 bis 15.30 Uhr, auch Beratungen nach Absprache, Telefon 0 69 / 80 65-24 31.

Aids-Hilfe Offenbach: Beratung 10 bis 12.30 und 13.30 bis 16 Uhr, Frankfurter Straße 48, Tel. 88 36 88.

Diakonisches Werk: Allgemeine Lebensberatung, 13 bis 16 Uhr, Wilhelmstraße 13, Tel. 22 81 500.

Psychologische Beratungsstelle Stadt und Kreis Offenbach für Eltern, Kinder und Jugendliche, Geleitsstr. 94: 9 bis 17 Uhr, Termine nach Vereinbarung, Telefon 80 65 - 23 47 oder 24 90.

Psychologische Beratungsstelle der Caritas, Kaiserstr. 67: Termine nach Vereinbarung von 9 bis 17 Uhr, Telefon 80 064 - 230 oder 231.

Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, Herrnstraße 16: 9 bis 16 Uhr; Selbsthilfegruppe für junge Alkoholiker, 19 bis 21 Uhr, Telefon 0 69 / 81 17 11.

BellaVista, Kontaktladen und Drogenberatung: geöffnet 14 bis 19 Uhr, Berliner Straße 118, Telefon 81 84 02.

Mieter helfen Mietern: Sprechstunde, 16.30 bis 18 Uhr, Tucholsky-Buchladen, Mittelseestr. 14, Tel. 82 46 40.

Bürgerinitiative gegen Atomanlagen, Frankfurter Str. 63 (Hinterhaus), 20 Uhr.

Guttempler-Orden, Paul-Gerhardt-Gemeinde, Lortzingstraße 10: Beratungen und Gesprächstreff, 20 Uhr.

Schiedsmann, Sprechstunden, 16.30 bis 17.30 Uhr, Rathaus Saal 5.

Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Telefon 80 65-22 19.

Heusenstamm. Psychologische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Paulstr. 49: 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Telefon 0 61 04 / 20 01.

(Ohne Gewähr)

Tips und Termine · Tips und Termine

Kinos / Filme Seligenstadt. Turmpalast: Otto, der Liebesfilm (20.15 Uhr). - Turmstudio: Batmans Rückkehr (20 Uhr).

Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Otto, der Liebesfilm (20.15 Uhr).

Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Keine Vorstellung. Parteien / Parlamente Dietzenbach. Bürger für Dietzenbach - FWG: Treffen zur 2. Bürgerrunde, 20 Uhr, Göpferthaus.

Seligenstadt. SPD-Stammtisch, 20 Uhr, im Leinreiterhaus (bei schönem Wetter im Biergarten). Beratungen / Offene Treffs Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.

Dietzenbach. Beratung des Sozialdienstes für Türken, 9 bis 12 Uhr, Hausaufgabenhilfe, Robert-Koch-Straße 11.

Pro Familia, Friedensstraße 38: Jugendberatung, 16 bis 18 Uhr, Termine unter 0 60 74 / 22 65.

Rodgau. Kinderschutzbund im Alten Rathaus Weiskirchen: Beratungsstunden, 14 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 06 / 6 21 86.

Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Dockendorffstr. 2, Ober-Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.

Urberacher Frauentreff: Umwelt-Infos, 10 Uhr, Borngasse 29.

Kinderschutzbund: Beratungsstunden, 9 bis 11 Uhr, Altes Rathaus Weiskirchen, Schillerstr. 27, Tel. 0 61 06 / 6 21 86.

Seligenstadt. Psychologische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche, Caritasverband Offenbach, Frankfurter Str. 33, Tel. 0 61 82 / 12 11.

Jugendberatung und Suchtberatung, Aschaffenburger Straße 1, Tel. 2 91 92: Sprechstunde 14 bis 17 Uhr, telefonische Anmeldung unter 0 61 06 / 7 40 99.

Sprechstunden der LVA Hessen, 8.30 bis 12 Uhr, im Rathaus.

Selbsthilfegruppe "Kopf Hoch": Treffen 18.30 bis 20 Uhr, Dudenhöfer Straße 10, Kontakttelefon: 069 / 80 68-593. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.

Frauenhaus des Kreises Darmstadt-Dieburg, Tel. 06071/33033. (Ohne Gewähr)

Tips und Termine · Tips und Termine

Theater / Musik / Literatur Neu-Isenburg. Spott-Licht-Theater: Hannibal Sternschnuppe - der unmögliche Weihnachtsmann, 20 Uhr, Hoftheater im Haus zum Löwen, Löwengasse 24.

Dreieich. Burgfestspiele: 2. Kammerkonzert, 20.15 Uhr, Kirche St. Stephan, Sprendlingen, Am Wilhelmshof. Kinos / Filme Dreieich-Sprendlingen. Rex: Otto, der Liebesfilm (20.30 Uhr). - Viktoria: Batmans Rückkehr (20.30 Uhr).

Langen. Hollywood: Otto, der Liebesfilm (20 Uhr). - Fantasia: Die Hand an der Wiege (20 Uhr).

Neues UT-Kino: Betriebsferien. Verschiedenes Dreieich. Geburtstagsnachmittag im Seniorentreff Eisenbahnstraße, 15 Uhr, August-Wienand-Haus. Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. Jugendbüro, Frankfurter Str. 11, 12 bis 18 Uhr, Tel. 17415.

Verein Hilfe für ältere Bürger, Sprechstunden 9 bis 13 Uhr, Ludwigstraße 75-79.

AWo, Mobiler sozialer Hilfsdienst, 8 bis 19 Uhr, Kronengasse, Tel. 3 37 77.

Mutter und Kind-Café, Bahnhofstr.143: Informationen für EinsteigerInnen, 10 bis 11.30 Uhr, Telefon 88 40.

Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 11.30 bis 12.30 Uhr, Löwengasse 8.

Familienfürsorge des Kreises, 12 bis 14 Uhr, Ludwigstraße 75-79.

Kinderschutzbund, 14 bis 16 Uhr, Stoltzestraße 8, Tel. 25 47 47.

Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, 19 bis 22 Uhr, Friedrichstraße 43, Tel. 0 61 02 / 66 55.

Bürgersprechstunde der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V., 18 Uhr, Rheinstr. 2

Dreieich. Ehe- und Familienberatungsstelle der Caritas und des Diakonischen Werkes, 9 bis 12 Uhr, Robert-Bosch-Straße 28, Anmeldung 0 61 03 / 3 63 65.

Psychische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Sprendlingen, Eisenbahnstraße 8, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Anmeldung erbeten (0 61 03 / 6 87 33).

Club Behinderter und ihrer Freunde, 9 bis 17 Uhr, Robert-Bosch-Str, 26, Tel. 0 61 03 /37 11 42, Fahrdienst 37 11 49.

Paritätischer Wohlfahrtsverband, Sprendlingen: Beratung für Wohnungslose Menschen, 10 bis 13.30 Uhr, Frankfurter Straße 100, Tel. 0 61 03 / 6 93 29.

Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 13 bis 19 Uhr, Hauptstraße 32-36 (Hinterhaus), Sprendlingen, Tel. 6 49 47.

Guttempler-Gemeinschaft, 19.30 Uhr, in der guten Stubb', Dreieichenhain.

Langen. Arbeiterwohlfahrt: Sprechzeiten für "Essen auf Rädern" und "Mobiler Sozialer Hilfsdienst", 8 bis 14 Uhr; Senioren-Cafe, ab 14.30 Uhr, Wilhelm-Leuschner-Platz 5, Rufnummer 0 61 03 / 2 40 61.

Mütterzentrum, Zimmerstr. 3: Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen: 15 bis 17 Uhr, Tel. 5 33 44 .

Kinderschutzbund: 14 bis 17 Uhr, Fahrgasse 2, Telefon 0 61 03 / 5 12 11.

Guttempler-Gesprächskreis, 19 Uhr, Bürgerhaus.

Westkreis Offenbach. Frauenhaus, Telefon 0 61 03 / 5 18 84.(Ohne Gewähr)

Tips und Termine · Tips und Termine

Kinos / Filme Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Wayne's World (20 Uhr). - Bambi: Schlafwandler (20.30 Uhr).

Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Otto der Liebesfilm (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Rex II: Batmans Rückkehr (15, 17.45, 20.30 Uhr). - Cinema: Wayne's World (15.15, 18, 20.45 Uhr).

Nauheim. Ried-Casino: Wayne's World (19.30 Uhr); Betty Blue (21.45 Uhr).

Ginsheim-Gustavsburg. Burg-Lichtspiele: Schtonk (20 Uhr). Verschiedenes Gernsheim. Rheinisches Fischerfest: Eröffnung der Sonderausstellung im Heimatmuseum, 17 Uhr; Fischerfest Starparade mit tony Marshall, 20 Uhr, im Festzelt.Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin- Club": Sprechstunde 15 bis 17 Uhr, Schillerstraße 16, Tel. 0 61 05 / 7 67 60.

Jugend- und Drogenberatung, 10 bis 12 und 17 bis 19 Uhr, Hermannstr. 3, Mörfelden, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.

Mütter- und Baby-Café, 15 bis 17 Uhr, Katholisches Gemeindezentrum Walldorf.

Bürgersprechstunde der Stadt, 17 bis 18 Uhr, Kirchgasse 18, Mörfelden.

Blaues Kreuz Mörfelden Walldorf: Gruppentreffen, 19.30 Uhr, Daimlerstr.5.

Groß-Gerau. Kinderschutzbund, 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Str. 12, Tel. 0 61 52 / 8 24 24, psychologische Beratung: Tel. 0 61 52 / 4 02 89.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Adolf-Kolping-Str. 38, Tel. 0 61 52 / 78 98.

Wildwasser-Beratungsstelle: 13 bis 15 Uhr, in der Beratungsstelle des Vereins Frauen helfen Frauen, Schöneckenstraße 2, nach Absprache: Tel. 0 61 52 / 3 99 99.

Caritas: Sprechstunden für Suchtkranke, 13.30 bis 16.30 Uhr, Raum 4 im Kreiskrankenhaus (0 61 52 / 1 32 29), Sprechstunden des Caritasverbandes in der Waldstraße 34: 9 bis 12 Uhr und nach telef. Vereinbarung, 0 61 42 / 6 21 09.

Diakonisches Werk: Lebensberatung, 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Tel. 0 61 52 / 78 35.

Rüsselsheim. Beratungsstelle für Suchtkranke und deren Angehörige, Caritasverband, 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10, Telefon 6 82 22.

Pro Familia: Beratung, 8.30 bis 19 Uhr, Lahnstraße 30, Telefon 0 61 42 / 1 21 42.

Guttempler-Gemeinschaft: Gesprächskreis, 19 Uhr, Seniorentreff in der Frankfurter Straße 12.

Verbraucherberatung, Markstr. 29: Sprechstunden, 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.

Riedstadt. Pro Familia, 9 bis 12 Uhr, Freiherr-v.-Stein-Str. 9, Tel. 0 61 58 / 16 39.

Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.

Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.

(Ohne Gewähr)

Tips · Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Theater / Musik / Literatur Rüsselsheim. Sommercafé: Kinderlitzchen, 14 Uhr, Ostpark-Spielpark.

Kelsterbach. Volkstümliche Hitparade mit Marianne & Michael, Stefanie Hertel u.a., 20 Uhr, Mehrzweckhalle Süd, Friedensstraße 2. Kinos / Filme Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Wayne's World (19.30 Uhr); Doppelprogramm: Wayne's World + Schlafwandler (21.30 Uhr). - Bambi: Schlafwandler (20.30 Uhr).

Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Otto, der Liebesfilm (15, 17.30, 20.15, 22.30 Uhr). - Rex II: Batmans Rückkehr (15, 17.45, 20.30, 23 Uhr). - Cinema: Wayne's World (15.15, 18, 20.45, 22.45 Uhr).

Nauheim. Ried-Casino: Wayne's World (19.30 Uhr); Betty Blue (21.45 Uhr).

Ginsheim-Gustavsburg. Burg-Lichtspiele: Schtonk (20 Uhr). Vereine / Organisationen Mörfelden-Walldorf. Freireligiöse Gemeinde: Kaffeenachmittag, 15 Uhr, Naturfreundehaus. Kelsterbach. Treffen der Kerweborsch, 20 Uhr, im Michaelsaal. Verschiedenes Gernsheim. Rheinisches Fischerfest: Programm ab 16.30 Uhr, Tanz und Unterhaltung ab 19 Uhr, Festgelände und Festzelt.Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Jugend- und Drogenberatungsstelle: Sprechstunde 10 bis 15 Uhr, Hermannstraße 3 in Mörfelden, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.

Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club", Kochgruppe: 11 bis 13.30 Uhr, Schillerstraße 16, Telefon 0 61 05 / 7 67 70.

Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe: Treffen der Abhängigen (rauchfrei), 20 bis 22 Uhr im Steinweg 22.

Frauentreff: offener Treff, 20 Uhr, Mörfelden, Langgasse 45.

Groß-Gerau. Kinderschutzbund: Psychologische Beratung für Erzieher/innen, Kindergartenkinder und deren Eltern, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Straße 12, Telefon 0 61 52 / 4 02 89.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: 9 bis 12 Uhr, Adolf-Kolping-Str. 38, Tel. 0 61 52 / 78 98.

Verein Frauen helfen Frauen: Beratung, 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Schöneckenstraße 2, Telefon 0 61 52 / 3 99 99.

Diakonisches Werk: Lebensberatung, 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Telefon 0 61 52 / 78 35.

Rüsselsheim. "Notruf für vergewaltigte Frauen im Kreis Groß-Gerau": Beratung 10 bis 12 Uhr, Frauenzentrum, Haßlocher Straße 150, Tel. 0 61 42 / 5 20 20.

Verbraucherberatung, Markstr. 29: Sprechstunden, 9 bis 12.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.

Pro Familia: Beratung, 8.30 bis 18 Uhr, Lahnstraße 30, Telefon 0 61 42 / 1 21 42.

Caritas: Beratung für Suchtkranke, von 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10.

Raunheim. Frauentreff, Frankfurter Straße 13: Beratung 10 bis 12 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung, Telefon 0 61 42 / 4 63 11.

Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.

Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.

(Ohne Gewähr)

Tips und Termine · Tips und Termine

Theater / Musik / Literatur Neu-Isenburg. Spott-Licht-Theater: Hannibal Sternschnuppe - der unmögliche Weihnachtsmann, 20 Uhr, Hoftheater im Haus zum Löwen, Löwengasse 24.

Dreieich. Burgfestspiele: Salome, 21 Uhr, Burg Dreieichenhain. Kinos / Filme Dreieich-Sprendlingen. Rex: Otto, der Liebesfilm (20.30 Uhr). - Viktoria: Batmans Rückkehr (20.30 Uhr).

Langen. Hollywood: Wolfsblut (10 Uhr); Otto, der Liebesfilm (20 Uhr). - Fantasia: Die Hand an der Wiege (20 Uhr).

Neues UT-Kino: Betriebsferien. Verschiedenes Neu-Isenburg. Ev. Lukasgemeinde: Fahrradtour nach Zeppelinheim, Treffen 19 Uhr, am Gemeindezentrum, Kurt- Schumacher-Straße 8. Ausstellungen Dreieich. Bilder des Komponisten, Autors und Malers Ulrich Jokel, Eröffnung und Lesung 18.30 Uhr, Stadtbücherei Sprendlingen, Fichtestraße 50. Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. Verein Hilfe für ältere Bürger, 9 bis 13 Uhr, Ludwigstr. 75 - 79.

Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Stoltzestraße 8, Tel. 25 47 47.

Arbeiterwohlfahrt: Mobiler sozialer Hilfsdienst, 8 bis 10 Uhr, Kronengasse, Telefon 3 37 77.

Sanitätsverein, Sprechstunde, 10 bis 12 Uhr, Ludwigstraße 75 - 79.

Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 11.30 bis 12.30 Uhr, Löwengasse 8.

Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, 19 bis 22 Uhr, Friedrichstraße 43, Tel. 0 61 02 / 66 55.

Dreieich. Ehe- und Familienberatungsstelle der Caritas und des Diakonischen Werkes, 9 bis 12 Uhr, Robert-Bosch-Straße 28, Anmeldung 0 61 03 / 3 63 65.

Psychische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Sprendlingen, Eisenbahnstraße 8, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Anmeldung erbeten (0 61 03 / 6 87 33).

Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF): Sprechstunden 9 bis 16 Uhr, Robert-Bosch-Str. 26, Telefon 0 61 03 / 37 11 42; Fahrdienst: 37 11 49.

Paritätischer Wohlfahrtsverband, Sprendlingen: Beratung für Wohnungslose Menschen, 10 bis 13.30 Uhr, Frankfurter Straße 100.

Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 10 bis 14 Uhr, Hauptstr. 32 - 36 (Hinterhaus), Sprendlingen, Tel. 6 49 47.

Langen. Arbeiterwohlfahrt: Sprechzeiten für "Essen auf Rädern" und "Mobiler Sozialer Hilfsdienst", 8 bis 14 Uhr, Wilhelm-Leuschner-Platz 5, Telefon 0 61 03 /2 40 61.

Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Fahrgasse 2, Telefon 0 61 03 / 5 12 11.

Mütterzentrum, Zimmerstraße 3: Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr, Telefon 0 61 03 / 5 33 44.

Mädchencafé, 15 bis 20 Uhr; Frauencafé "Donna Wetter", 20 bis 22 Uhr, Altes Rathaus, Haus C, Fahrgasse 10.

Guttempler-Gesprächskreis, 19 bis 22 Uhr, Südliche Ringstraße 107.

Egelsbach. Pro Familia, Kirchstraße 2: Beratung 15 bis 17 Uhr, Termine unter 0 60 74 / 22 65. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Westkreis Offenbach, Telefon 0 61 03 / 5 18 84.

(Ohne Gewähr)

Tips und Termine · Tips und Termine

Theater / Musik / Literatur Seligenstadt. Jazztage: Peter-Linhart- Quartett und Basement, ab 19.30 Uhr, am Palatium (Mainfähre). Kinos / Filme Dietzenbach. Open-Air-Kino, Bürgerhaus: Twins - Zwillinge (22 Uhr).

Seligenstadt. Turmpalast: Otto, der Liebesfilm (20.15 Uhr). - Turmstudio: Batmans Rückkehr (20 Uhr).

Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Otto, der Liebesfilm (20.15 Uhr).

Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Basic Instinct (20.30 Uhr). Parteien / Parlamente Rodgau. Rathausfest der CDU, ab 18.30 Uhr, am Rathaus Jügesheim. Verschiedenes Rodgau. Arbeiterwohlfahrt: Senioren- Kaffeenachmittag, 15 Uhr, Sozialzentrum Weiskirchen.

Beratungen / Offene Treffs Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.

Rodgau. Kinderschutzbund im Alten Rathaus Weiskirchen: Beratungsstunden, 9 bis 11 Uhr, Tel. 0 61 06 / 6 21 86.

Beratung im Jugendhaus Dudenhofen von 10 bis 12.30 Uhr.

Schutzgemeinschaft Abhängiger: Gesprächsgruppe, 20 bis 22 Uhr, Katholisches Gemeindehaus Rollwald.

Seligenstadt. Psychologische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche, Caritasverband Offenbach, Frankfurter Str. 33, Tel. 0 61 82 / 12 11.

Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Dockendorffstr. 2, Ober-Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.

VEF-Kleinkinderspielkreis: 15.30 bis 17.30 Uhr, Halle Urberach, Telefon 0 60 74 / 9 67 59. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.

Frauenhaus des Kreises Darmstadt-Dieburg, Telefon 0 60 71 / 3 30 33.

Tips und Termine

Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Otto der Liebesfilm (15, 17.30, 20.15, 22.30 Uhr). - Palast: Peter Pan (15 Uhr); Ricochet Aufprall (17.30, 20, 22.15 Uhr). - Lux: Der Rasenmähermann (15.15, 17.45, 20.15, 22.30 Uhr). - Rex: Batmans Rückkehr (15.15, 17.30, 20, 22.15 Uhr).

Broadway: Annie (15.30 Uhr); Wayne's World (17.45, 20.30 Uhr).

Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Otto, der Liebesfilm (15.45, 20.15, 22.30 Uhr). - Zeitlos: Batmans Rückkehr (15.15, 19.45, Uhr); Delicatessen (22 Uhr). Parteien / Parlamente Obertshausen. Stadtverordnetenversammlung, 19 Uhr, Bürgerhaus, Tempelhofer Straße 10. Vereine / Organisationen Offenbach. 1. Offenbacher Tandem-Club: Brunnenfest, 14 bis 22 Uhr, Innenhof Isenburger Schloß. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Psychologische Beratungsstelle Stadt und Kreis Offenbach, Geleitsstr. 94: 9 bis 17 Uhr, Termine nach Vereinbarung, Tel. 80 65 - 23 47 oder 24 90.

Psychol. Beratungsstelle der Caritas, Termine nach Vereinbarung von 9-17 h, Kaiserstraße 67, Tel. 80 064 - 230 oder 231.

Jugend- und Drogenberatungsstelle Wildhof, 9 bis 17 Uhr, Herrnstraße 16, Telefon 0 69 / 81 17 11.

Diakonisches Werk: Allgemeine Lebensberatung, 9 bis 12 Uhr, Wilhelmstraße 13, Tel. 22 81 500.

Beratung für arbeitslose Jugendliche, 9 bis 12 Uhr, Gelbes Haus, Marienstraße 36, Telefon 0 69 / 84 58 00.

Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57: Beratung und Information, 14 bis 16 Uhr, Tel. 800 12 99.

Seniorenbildungstreff: Gesellschaftsspiele, 14 Uhr, im Büsing-Palais.

Treffen der Tanzgruppe des Freundschaftsvereins Türkei, 20.15 Uhr, Luisenstraße 61, Hinterhaus, Tel. 82 13 36.

"PISA" (Privatinitiative für Singles und Alleinerziehende), 20 Uhr, Ludwigstraße 180 A.

Selbsthilfegruppe für Alkohol- und Medikamentenabhängige, Städtische Kliniken, Haus F (Beschäftigungstherapie),17 bis 18.30 Uhr.

Guttempler-Orden, Beratung und Treff für Alkoholkranke, 20 Uhr, Paul-Gerhardt-Gemeinde, Lortzingstraße 10.

Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Tel. 80 65 -22 19.

Heusenstamm. Psychologische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Paulstraße 49, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Telefon 0 61 04 / 20 01.

(Ohne Gewähr)

"Motzarella" motzt in der Gemeindebücherei

GROSSKROTZENBURG. Wenn Ella motzt, nennt ihr Vater sie manchmal "Motzarella". Und dann geschieht Seltsames . . .

Die Geschichte "Motzarella und die Federkerle" steht im Mittelpunkt der Vorlesestunde in der Gemeindebücherei am Mittwoch, 29. Juli, um 15.15 Uhr. Roselinde Bergmann liest den Kleinen vor.

Des weiteren weist die Bibliothek schon jetzt auf ihren Flohmarkt im Rahmen des Grillfests vom Volkschor hin.

Am 20. August bietet sie veraltete oder verschlissene Bücher und Zeitschriften zu "Spottpreisen" zwischen einer und drei Mark an. jur

"Wilder" Auftakt mit Balladen "Fresche Keller" geht auf Tour in mehrere Orte

ORTENBERG. Der "Fresche Keller" geht auf Tour: Wegen Umbauarbeiten finden die Veranstaltungen der Ortenberger Kleinkunstbühne im Herbst an verschiedenen Spielstätten statt. So werden Könige und Ritter, Vagabunden und fahrende Sänger in der Burg Lissberg lebendig, wenn Hans Schwab am Freitag, 28. August, ab 20.30 Uhr, und an den beiden folgenden Abenden sein Balladen-Programm "Wild zuckt der Blitz" vorstellt. Der Leiter der Kleinkunstbühne wird unter anderem Texte von Friedrich Schiller, Françoise Villon und Heinrich Heine rezitieren.

In der Burghalle Lissberg fordert am 18. und 19. September Gregor Lawatsch provozierend: "Friß mich, bitte friß mich". Die "orale Publikumssensibilisierung von phantastischer Aktualität" um Harry, die Wehrwutz, beginnt um 20.30 Uhr. Am 9. und 10. Oktober ist der "Fresche Keller" dann im Dorfgemeinschaftshaus Bergheim zu Gast. Mit einer "entwaffnenden Körpersprache und der Ausstrahlung eines mimischen Derwischs" wird Francesca de Martin ab 20 Uhr Fabeln, Geschichten und Miracoli von Dario Fo spielen.

Neue Geschichten aus dem Hotel sind am 6. und 7. November im Dorfgemeinschaftshaus Usenborn mitzuerleben. Der Komiker Erwin Gosche stellt fest: "Zimmer 7 meldet sich nicht mehr". Warum, ist ab 20 Uhr zu erfahren.

Am 21. November schließlich machen sechs Männer Musik. Mit Happy Oldies, Folklore und Zirkusmusik ist das Trio Bagatelli zu hören, Laurent Leroi & the stomping Zydeco's spielen Rhyth'm and Blues, Musette und Rumba. Die "Nacht der Trios" beginnt um 20 Uhr.

Nach sechs Männern spielt am 11. und 12. Dezember eine Frau die Hauptrolle im Bühnenprogramm des "Fresche Keller". Verena Reichhardt schlüpft ab 20 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus Eckartsborn in rund 40 Rollen, um das Märchen "Der Teufel mit den drei goldenen Haaren" zu erzählen. Da es an allen Spielstätten nur eine begrenzte Platzzahl gibt, empfiehlt es sich, frühzeitig Karten bei Photo Weidig, Alte Marktstraße 16 in Ortenberg, zu bestellen. Der Vorverkauf beginnt jeweils 14 Tage vor der Veranstaltung. cor

Der Schiedsrichter verläßt das politische Spielfeld Robert Roth: Einer, für den jeder Bürger ein König ist / Gebietsreform "für die Jugend kein Thema mehr" Von unserem Redaktionsmitglied Helga Franke / Es fotografierte Oliver Weiner OBERTSHAUSEN. "Der Kunde ist König", sagt der gelernte Textilkaufmann Robert Roth und versichert glaubhaft, auch als Kommunalpolitiker dieses Schlagwort beherzigt zu haben. An die Stelle des "Kunden" setzt der Verwaltungschef der Stadt Obertshausen das Wort "Bürger", das Rathaus definiert er als Dienstleistungsbetrieb. Mit solch modernen Ansichten und ihrer Umsetzung im Alltag überzeugte der Christdemokrat in drei Jahrzehnten seine Obertshausener davon, daß bürgernahe Verwaltung keine bloße Redensart ist. Wenn Robert Roth an diesem Freitag in den Ruhestand geht, wird sein Nachfolger Josef Seib an einem beliebten und erfolgreichen Vorgänger gemessen. Das Dankeschön der Stadt werden die Ehrenbürgerrechte sein. Robert Roth verläßt vorzeitig das Rathaus, seine Amtszeit endet erst 1995. Nach einer schweren Krankheit seiner Frau und deren Genesung hatte der 63jährige im Vorjahr beschlossen, sich endlich mehr Zeit fürs Privatleben zu nehmen: "Ich war so oft nicht zu Hause, da gibt es einen gewissen Nachholbedarf." Der Verzicht auf die Kommunalpolitik fällt ihm nicht leicht, wird aber erleichtert durch die Vorfreude seiner Ehefrau Maria auf gemeinsame Stunden.

Robert Roth stammt nicht aus Obertshausen - er sieht es als einen Vorteil. So konnten ihn bei den Auseinandersetzungen vor und nach der Gebietsreform und beim Zusammenschluß der beiden Gemeinden weder die Hausener noch die Obertshausener für sich beanspruchen. Der Bürgermeister spielte seine Lieblingsrolle: die des Schiedsrichters, der über den Parteien steht.

Er wollte stets Bürgermeister für alle sein. Als fürsorglicher Patriarch kümmerte er sich um die Probleme der Familien in städtischen Wohnungen, legte Wert auf einen guten Draht zur oppositionellen SPD und gab dem Grünen-Nachwuchs auch mal einen (nicht immer erbetenen) Rat in Sachen Parlamentarismus. Die Tugenden eines Kaufmanns - Fleiß, Integrität, Verhandlungsgeschick und ein "Händchen" beim Umgang mit seinen Mitmenschen - hat der langjährige Bürgermeister auch als Kommunalpolitiker gepflegt. Dabei haben sein Harmoniebedürfnis und seine Bemühungen um Ausgleich schon so manchen politischen Gegner auf die Palme gebracht.

Roth selbst geht nach eigener Einschätzung "ganz selten" in die Luft und ist nicht nachtragend. Die harte Konfrontation vermeidet er meist geschickt. Da ist es wohl nicht ganz zufällig, daß es der SPD in all den Jahren nicht gelungen ist, die absolute Mehrheit der "Schwarzen" in Obertshausen zu brechen. Spitzenmann Roth bot einfach keine Angriffsflächen.

Dabei betrachtet sich der Bürgermeister keineswegs als "guten Parteipolitiker", den er selbst wohl am ehesten als "geschickten Drahtzieher" definiert. "Ich bin in die Politik gekommen, weil sonst kein anderer da war", erklärt er seinen Weg vom einfachen CDU-Mitglied zum Bürgermeister. Er hat sich nicht vorgedrängt, aber auch nicht gewehrt.

Seine große Bewährungsprobe erlebte Robert Roth 1977 an der Spitze eines neuen Gemeinwesens, das aus zwei vorher selbständigen Kommunen gebildet worden war. In Hausen hatte es zuvor stets SPD-Bürgermeister gegeben, Obertshausen war eine CDU-Hochburg. Zwischen den Nachbarn gab es nicht zuletzt deshalb reichlich Animositäten. Als die Landesregierung die neue Stadt "Hausen" nannte, gingen die Obertshausener auf die Barrikaden.

Da bewährten sich die Talente des Bürgermeisters. Zunächst schafften die Obertshausener mit einer Stimme Mehrheit die Umbenennung in "Obertshausen", aber den aufflammenden Zorn der Unterlegenen besänftigte Robert Roth in den darauffolgenden Jahren mit Geschick. So bekam Hausen eine ganz neue Kanalisation. Roth: "Die hatten wir in Obertshausen schon vorher verlegt."

Beide Rathäuser blieben als Verwaltungsstellen erhalten: Der Bürgermeister hat seinen Sitz in Hausen, übergreifende Dienststellen wie das Bauamt sind im anderen Stadtteil untergebracht. Fazit nach 15 Jahren Gebietsreform: "Empfindlichkeiten gibt es immer noch, aber für die Jungen ist das kein Thema mehr."

Robert Roth gilt nicht nur als guter Vermittler, sondern auch als sparsamer Hausvater. Der Stadt mit den beiden großen Unternehmen Mayer und Ymos geht es wirtschaftlich prächtig. Die niedrige Pro-Kopf-Verschuldung von 420 Mark haben die Obertshausener aber nicht zuletzt dem Geschick des Bürgermeisters beim Umgang mit Geld zu verdanken.

Aus der Obertshausener Kommunalpolitik wird sich Roth jetzt zurückziehen, sein Mandat beim Umlandverband jedoch ebenso beibehalten wie das Amt des Ortsgerichtsvorstehers oder sein Engagement im Volksbildungswerk. Auf die Erfüllung eines großen Wunsches muß er noch warten: "Als Pensionär in Obertshausen mit der S-Bahn fahren!"

Auf Kinder wartet toller Spaß Hochheimer können auch nach Ferien noch "betreut spielen"

HOCHHEIM. Die Ferienspiele laufen noch auf Hochtouren, da tüftelt das Sozialamt bereits an der nächsten Aktion: "Betreutes Spielen" ist die Devise vom 4. bis zum 27. August auf dem Gelände am Weiher. Was nach gewichtiger Pädagogik klingt, soll in Wahrheit ein gigantischer Spaß für Kinder ab fünf Jahren werden.

Großer Auftakt: Von Dienstag, 4., bis Donnerstag, 6. August, soll die Anlage zur größten Bassin-Landschaft werden, die Hochheim je gesehen hat. "Bring den Badespaß mit", lautet der Aufruf. Mit Aufblasbecken, Badekappen, Taucherbrillen, Plastiktieren, Eimern und anderem Spielzeug sollen Kinder um 14 Uhr anrücken. Jugendfeuerwehr und Lebensrettungsgesellschaft stehen parat, alle Becken mit Wasser zu füllen. Beim Aufpusten der Bassins freilich muß jeder helfen - also Blasebalg nicht vergessen.

"Fotofilmbild" ist der Titel der nächsten Drei-Tage-Aktion vom 11. bis zum 13. August. Mit der Kamera soll dabei jeweils ab 14 Uhr die Stadt erkundet werden. Mitarbeiter des medienpädagogischen Dienstes und der Stadt gehen mit den Teilnehmern auf Foto-Exkursion. Anschließend sollen die Bilder entwickelt und vergrößert und am Donnerstag, 13. August, um 14 Uhr zu einer Ausstellung vereint werden. Die präsentiert dann dem sehr verehrten Publikum ein Geschichtenerzähler. Und dem sind auch lustige Fotos aus dem Bilderalbum willkommen.

"Theater - Theater" ist das Motto vom 18. bis zum 20. August. "Gebrüder Grimm in Varianten" ist die Devise, unter der sich die jungen Akteure zusammen mit der Theaterwerkstatt Petrosch aus Oberhausen im Mimenspiel versuchen. Dabei geht es weniger ums Trainieren schauspielerischer Fähigkeiten: Vor allem soll die Freude am spontanen Spiel soll geweckt werden.

"Die Pyramide in der Wüste" gilt es vom 25. bis zum 27. August zu erobern. Der Weg zu dem aufblasbaren Ungetüm ist allerdings mit Hindernissen versehen. Wer sie und die Bewacher der Pyramide überwunden hat, gelangt in die Oase der Träume.

Anmeldungen für das betreute Spielen sind nicht erforderlich. Wer mitmachen will, soll jeweils 20 Minuten vor Beginn erscheinen und einen Obulus mitbringen: Fünf Mark sind der Preis für jeden Drei- Tage-Spaß. kkü

Kleine FR

Kühlgeräte werden entsorgt GROSSKROTZENBURG. Ausgediente Kühlgeräte entsorgt die Gemeinde kostenlos am Dienstag, 25. August. Interessenten müssen sich bis spätestens Freitag, 14. August, im Rathaus, Zimmer 7, bei Frau Link (Rufnummer 20 09 34) anmelden.Fundsachen der Ferienspiele GROSSKROTZENBURG. Teilnehmer, die bei den Ferienspielen Kleidungsstükke, Teller, Tassen, Besteck oder andere Gegenstände vergessen haben, können sich im Rathaus melden. Die Fundsachen liegen bei Frau Fischer an der Information.Vereinförderung GROSSKROTZENBURG. Ortsvereine, die eine Förderung gemäß den Richtlinien beantragen möchten, müssen die entsprechenden Formulare spätestens zum 1. September bei der Gemeindeverwaltung, Zimmer 12, einreichen. Wie die Gemeindeverwaltung Großkrotzenburg weiter mitteilt, steht Frau Tkocz unter der Rufnummer 20 09 11 für Fragen zur Verfügung.

Wächtersbacher Leitungswasser weist weiterhin zu viel Nitrat auf Die jüngste Analysen stellten erhöhte Mengen fest, die teils den EG-Richtwert überschreiten / Gefahr für Säuglinge und Kranke

WÄCHTERSBACH. In einigen Wächtersbacher Stadtteilen ist immer noch Vorsicht beim Leitungswasser geboten. Auch bei den jüngsten Analysen wurden wieder erhöhte Mengen Nitrat im Trinkwasser entdeckt. Die von den Stadtwerken bekanntgegebenen Werte liegen zwar unterhalb des gesetzlichen Grenzwertes der Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter. Sie überschreiten aber teils den EG-Richtwert von 25 Milligramm pro Liter.

Über die geringsten Nitratanteile in ihrem Trinkwasser können sich die Bewohner von Wittgenborn (3 mg/l), Aufenau (9 mg/l) und der Innenstadt (9 mg/l) freuen. Einen Wert von 16 mg/l ergaben die Tests für Hesseldorf, Weilers und Neudorf. Das Trinkwasser in Waldensberg und Leisenwald weist weniger zufriedenstellende 34 mg/l auf.

Nach Darstellung des Kölner Umweltforschungsinstituts Katalyse e. V. werden in Gewässern Nitratgehalte bis 10 mg/l als natürlich angesehen. Für Säuglinge und Menschen mit krankhaft veränderter Darmflora empfiehlt Katalyse, auf ein abgepacktes nitratarmes Wasser auszuweichen, falls das Leitungswasser mehr als 10 mg/l Nitrat enthält. Dabei wird weniger das Nitrat an sich als giftig angesehen, als das Nitrit, das im Körper durch Umwandlung eines Teils des Nitrats entsteht.

Bakterien reduzieren Nitrat zu Nitrit. Katalyse: "Die Giftigkeit von Nitrit basiert auf dessen Fähigkeit, den Blutfarbstoff Hämoglobin zu sogenanntem Methämoglobin zu oxidieren, das Sauerstoff so fest bindet, daß er nicht mehr an die Zellen abgegeben werden kann." Im Extremfall kann eine Vergiftung, die wegen der charakteristischen Verfärbung der Lippen "Blausucht" genannt wird, die Folge sein. Allerdings gibt es in der Expertendiskussion auch den Standpunkt, daß noch kein einziger Fall von Blausucht nachweisbar auf erhöhten Nitratgehalt im Wasser zurückzuführen sei.

Nitrit ist laut Katalyse aber auch die Basis für die Entstehung von Nitrosaminen, die "nach heutigen Erkenntnissen zu den potentesten Krebserregern überhaupt gehören". Risikofaktor sei nicht allein das Trinkwasser, sondern auch die Nitratgehalte in Gemüsen sowie Nitrit in gepökelten Wurst- und Fleischwaren.

Der Nitratwert in Leisenwald ist mit 34 mg/l seit 1988 und 35 mg/l 1989 unverändert. Als eine Ursache kommt überreichliche Düngung im Einzugsgebiet der Quellen im Leisenwalder Grund in Betracht. Über diese Wasserbelastung war es vor drei Jahren zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen der SPD-geführten Stadtverwaltung und der oppositionellen Bürgerinitiative Wächtersbach (BIW) gekommen. Während die BIW von "alarmierenden" Werten sprach, sah die Verwaltung "keine Veranlassung, (. . .) die Bevölkerung davor zu warnen, dieses Wasser zu trinken". Mit den Landwirten sei vereinbart worden, daß diese am Quellgebiet weniger Dünger ausbringen würden. lex

Freude und Erleichterung will sich nur zögernd einstellen Am Montag morgen um 9.01 Uhr erreichten 370 Menschen aus Bosnien Hanau, wo sie auf das Ende des Krieges warten

HANAU. Die Bahnhofsuhr springt auf 9.01 Uhr, mit vier, fünf Stunden Verspätung rollt der Bundesbahn-Sonderzug 17993 aus dem bosnischen Karlovac ein. Er ruckt noch ein paar Dutzend Meter vor, damit wenigstens die letzten sechs, sieben der 16 Waggons an dem viel zu kurzen Bahnsteig von Hanau-Nord halten können. Für ein paar Momente dann ist alles ganz still: 893 Menschen, die meisten von ihnen aus ihrer bosnischen Heimat um Bosanski Novi vertreiben, gukken müde aus den Abteilfenstern. Beklommenheit steht in ihren Gesichtern, als sie auf die 90 Rotkreuzler, dazu zwei Ärzte, sechs Dolmetscher, Kamerateams und Reporter, den Landrat und die Ministerin, blicken, die unter dem Bahnhofsdach oder zwischen den Gütergleisen stehen und die auch erstmal ratlos und betroffen scheinen angesichts dieses Endes einer Fahrt aus dem Krieg. Freude, Erleichterung will sich nur zögerend einstellen.

Für 376 Flüchtlinge stoppte die Reise in eine ungewisse Zukunft am Montag morgen an dem Hanauer Vorortbahnhof, wo sonst nur der Nahverkehrszug 633 nach Heldenbergen und Friedberg hält. 376 von 5000 Flüchtlingen mit Sonderstatus, die zum Teil schon seit Wochen auf der Flucht sind und von denen viele erst bei der Abfahrt erfuhren, wohin denn die Reise geht. Hessen? Hanau? "Nie gehört", habe da mancher in Karlovac zum DRK-Einsatzleiter Manfred Wolf gesagt, als die ihn fragten, "wo kommen wir hin?" Doch mit Deutschland können sie etwas anfangen, da, wo schon rund 200 000 ihrer Landsleute Zuflucht suchten, allerdings als Asylbewerber.

In Hanau-Nord, wo mancher Rotkreuz- Helfer (der deshalb auch wütend ist) seit vier Uhr morgens auf die Bosnier wartet, geht es dann recht schnell. Zwar hatten es die Grenzbeamten versäumt, auf das gelbe Visum (Titel: "Befreiung von der Paßpflicht") den Zielort zu vermerken. Doch von hinten wird deshalb abgezählt (Familien bleiben natürlich zusammen), wer in Hanau aussteigt und in der leerstehenden, von den US-Streitkräften verlassenen Hessen-Homburg-Kaserne eine (vorläufige, erste) Bleibe finden soll und wer weiterreisen muß - und zwar in weiteren vier, fünf Stunden Fahrt nach Magdeburg oder Münster in Westfalen.

"Das ist ein sehr wichtiger Tag für diese Leute", sagt Halimaj Misin, der aus Kosovo stammt und seit zwei Jahren im Hessischen Aufnahmelager in Schwalbach als Dolmetscher ("Dolmaci" steht auf seinem Sticker) arbeitet. Er hat "in der HGU Bescheid gesagt, daß ich drei Tage in Hanau bleibe", um dort Sprachvermittler zwischen Deutschen und Bosniern zu sein. Drei Tage, in denen es für die Flüchtlinge auch heißt, erstmal zur Ruhe zu kommen.

Journalisten haben deshalb auf dem Gelände, auf dem vermutlich Platz für weit mehr als tausend Flüchtlinge wäre, vorerst keinen Zutritt mehr - wer wollte, konnte am Sonntagnachmittag einen Blick in die zwei reservierten Gebäude mit den aufgestellten Feldbetten und Eßtischen werfen.

Wie lange das Lamboy-Viertel Quartier für die Menschen aus Bosnien bleiben wird, blieb auch am Montag völlig offen. Hessens Familienministerin Iris Blaul (Grüne) warnte jedoch vor allzu großen Erwartungen bei der Bereitstellung privater Unterkünfte. Zwar sei es "toll", wenn sich immer mehr Hessen bereiterklärten, bosnische Flüchtlinge aufzunehmen. Doch sie müßten sich darüber im klaren sein, daß sie damit eine große Verantwortung übernähmen. Die ungewisse Dauer des Aufenthalts in Deutschland, Sprachprobleme, entstehende Kosten und die Tatsache, daß Familien zusammenbleiben wollen und sich auch viele alte Menschen unter den Flüchtlingen befinden, machten die Vermittlung in private Häuser nicht immer einfach.

"Es darf nicht passieren, daß jemand nach vier Wochen die Leute wieder loswerden will . . ." So hieße es jetzt, die Angebote erstmal genau zu untersuchen, "damit das nicht als Pressegag endet". Die garantierte Bewegungsfreiheit, die Möglichkeit, nach freiem Wunsch die Kaserne zu verlassen und woanders, etwa bei Bekannten, unterzukommen, ist für Iris Blaul "ein Stück Humanität".

Derweil bereitet sich Hessen (vorerst im stillen) bereits auf den nächsten Flüchtlingsstrom vor. "Die 5000", so die Ministerin am Montag, "werden erst der Anfang sein. Der Druck ist gewaltig." Sie bedauere die derzeit geführte politische Debatte, bei der es nicht mehr um das menschliche Problem gehe, sondern nur noch um die Frage, "was soll und was darf die Bundeswehr".

Hanaus Bevölkerung blieb am Montag weitgehend auf Distanz: Von der anderen Straßenseite oder vom Balkon betrachteten sie das Geschehen, als die Flüchtlinge, die oft nur in Plastiktüten ein paar Habseligkeiten retten konnten, nach und nach in Bussen der örtlichen Verkehrsbetriebe zur nur wenige hundert Meter entfernten Kaserne gefahren wurden. Und dort schloß sich erstmal das Tor.

STEPHAN BÖRNECKE

Kleine FR

Mofafahrer stürzte FRIEDBERG. Ein Mofafahrer aus Friedrichsdorf wurde am Sonntag gegen 12.30 Uhr auf der B 455 bei Dorheim leicht verletzt. Laut Polizei hatte der aus Richtung Beienheim kommende Friedrichsdorfer beim Einbiegen auf die Bundesstraße nicht die Vorfahrt eines aus Richtung Wölfersheim kommenden Autos beachtet. Trotz Vollbremsung des Autofahrers kam es zum Zusammenstoß, bei dem der Friedrichdorfer zu Boden geschleudert und leicht verletzt wurde. Ortsbeirat Dorheim tagt FRIEDBERG. Mit dem Nachtragsetat 1992 befaßt sich der Ortsbeirat von Dorheim am Donnerstag, 30. Juli, um 20 Uhr im Mehrzweckraum des Bürgerhauses. Ferner stehen vier SPD-Anträge auf der Tagesordnung, die die Absperrung der Straße "Zum Roten Berg", die Überprüfung der Parkplätze anhand des Bebauungsplanes, die Fußgängersicherung des "Brüder-Grimm-Weges" und den Verkauf des Sauerbrunnens betreffen. Tag der offenen Tür bei der OVAG FRIEDBERG. Einen Tag der offenen Tür veranstaltet die OVAG am 7. August ab 10 Uhr in ihrer Hauptverwaltung im Haingraben. Das Strom- und Wasserversorgungsunternehmen betreibt seit 80 Jahren kaufmännische und seit 50 Jahren gewerbliche Ausbildung. Das Unternehmen gibt an diesem Tag Einblick in seine Ausbildungswerkstatt und sein Rechenzentrum.Anregungen durch Firmenfibel WETTERAUKREIS. Anregungen für Firmengründungen gibt eine Firmenfibel, die vom Industrie- und Handelstag herausgegeben wurde. Sie kann zum Preis von 12,80 Mark bei der Industrie- und Handelskammer Friedberg, Goetheplatz 3, Tel. 0 60 31 / 60 91 31, bestellt werden.

Im Land der tausend Seifenblasen

DIE FERIENSPIELE der Stadt Maintal sind am Samstag auf dem Gelände hinter der Erich-Kästner-Schule im Stadtteil Bischofsheim mit einem Fest unter der Regie und Anleitung der Kölner Spielwerkstatt auf einen letzten Höhepunkt gebracht und abgeschlossen worden. Die professionellen Spieler vom Rheinufer brachten nicht nur Energie und viele Idee mit. Sie präsentierten auch ungewöhnliche Gerätschaften, etwa eine kleine "Schlauchstadt" und eine Rollerbahn, dazu Herkömmliches wie Luftkissen, Schminkstand und Seifenblasenmaschine. "Komm ins Land der tausend Seifenblasen - Kinderzirkus selbst gemacht", lautete das Motto, unter dem die rund 240 Mädchen und Knaben - darunter 20 aus der Nachbarkommune Niederdorfelden - im Alter von sechs bis zwölf Jahren zwei Wochen lang spielend gelernt haben, selbst zu zaubern, Masken und Kostüme herzustellen, die ersten Schritte der Akrobatik und Jongellag zu beherrschen und sich manegegerecht zu schminken. Und ihr Können zeigten die Nachwuchskünstler beim Abschlußfest unter anderen Eltern, Geschwistern, Freunden und Bekannten, die zum Mitfeiern dabei waren. Stadtjugendpflegerin Brigitte Vollprecht, die verantwortlich gezeichnet und die 21 Honorarkräfte zur Betreuung der Kinder geleitet hat, kann zufrieden zurückblicken auf diese 18. Maintaler Ferienspielrunde. Es gab keine ernsthaften Verletzungen, das Wetter hielt sich prächtig (nur ein Regentag) und der bereitgestellte Etat von 55 000 Mark wird auch ausreichen.

(pom/ FR-Bild: Ute Schmidt)

Einbrecher wurde festgenommen

WEILROD. Einen mutmaßlichen Serieneinbrecher nahm die Polizei in der Nacht zum Sonntag in Rod an der Weil festnehmen. Die Kriminalpolizei verdächtigt einen 30jährigen Heroinabhängigen aus dem Usinger Land, in den letzten Monaten eine Serie von Einbrüchen in Usingen, Neu Anspach und Bad Homburg verübt zu haben.

Anwohner hatten den Mann beobachtet, als er in das Ärztehaus im Birkenweg einbrach und alarmierten die Polizei. Sie nahm den Mann fest. Bei seiner Vernehmung gab er zehn weitere Einbrüche zu, teilte die Polizei mit. Der Haftrichter ordnete Untersuchungshaft an. isa

Das Lesertelefon in der Stadtteil-Rundschau Pfosten einfach abgesägt

BORNHEIM. "Für die Autofahrer muß es die größte Versuchung sein, sich mit ihren Autos auf den Fußgängerwegen breit zu machen", ärgert sich FR-Leserin Doris H. aus Bornheim. Jedesmal, wenn sie mit der Straßenbahn Linie 14 nach Hause kommt, ist der ohnehin schon schmale Fußgängerstreifen an der Endhaltestelle an der Ecke Wittelsbacherallee / Florstädter Straße völlig zugestellt.

Dann muß sie entweder auf die stark befahrene Straße ausweichen oder auf den Gleisen weiterlaufen. Vor einiger Zeit hatte die Stadt sogar Pfosten aufstellen lassen, um den Falschparkern das Handwerk zu legen - "doch die wurden von Anwohnern in einer Nacht-und- Nebel-Aktion wieder beseitigt", klagt die Anwohnerin.

Nach Feierabend und am Wochenende sei die Situation besonders schlimm. Teilweise komme nicht einmal mehr die Müllabfuhr durch. "Ich habe auch schon Falschparker zur Rede gestellt - und mußte mir dann sagen lassen, daß ich gefälligst auf der Straße laufen soll."

Auch der Polizei hat die erboste Bürgerin ihr Problem schon vorgetragen, ist jedoch dort auf wenig Gehör gestoßen. Doris H.: "Die Beamten im Polizeirevier 6 haben mir gesagt, daß sie für derartige Fälle keine Zeit haben. Nur einmal sind Polizisten gekommen und haben einige Knöllchen verteilt. Geholfen hat das allerdings gar nichts. Vielleicht sollten einfach mal ein paar Autos abgeschleppt werden?"

Polizeiobermeister Thomas Lischka vom zuständigen Polizeirevier 6 kennt das Problem, sagt aber: "Wir haben einfach nicht genügend Personal, um diesem Problem ausreichend zu begegnen. Meist könne wir uns nur um Einzelfälle kümmern, da wir im Revier auch nur einen Streifenwagen zur Verfügung haben." Eigentlich seien für die Falschparker die Hilfspolizisten zuständig, die aber zur Zeit alle in den Innenstadtrevieren eingesetzt seien. Und einen Wagen abschleppen zu lassen dauere schließlich auch seine Zeit.

Von den Sorgen der Müllabfuhr hat Polizeiobermeister Lischka auch schon gehört: "Die rufen dann immer bei uns an, wenn es nicht mehr weitergeht. Wir kommen dann mit dem Abschleppdienst und sorgen wieder für freie Bahn. Leider ist es aber nicht immer möglich, Falschparker abzuschleppen, da die Personaldecke einfach zu dünn ist." jan

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Batmans Rückkehr (15, 17.15 und 20 Uhr).

Panda-Kino: Die Schlafwandler (20 Uhr); Kinder- und Jugendkino: Feivel, der Mauswanderer im Wilden Westen (15 und 17.15 Uhr).

KiS (Kino im Schwedenpfad): Keine Vorstellung.

Friedrichsdorf. Filmtheater Köppern: Keine Vorstellung.

Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Keine Vorstellung.

Oberursel. Stadthallen-Kino I: Feivel, der Mauswanderer im Wilden Westen (15.30, 18 und 20.30 Uhr).

Stadthallen-Kino II: Die Hand an der Wiege (15.30, 18 und 20.30 Uhr).

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Basic Instinct (20.15 Uhr). Theater/Musik Königstein. Liederabend mit dem Männerchor Königstein, Kurpark, 19.30 Uhr, bei schlechtem Wetter im "Parkcafé". Ausstellungen Bad Homburg. Museum im Gotischen Haus, Tannenwaldweg 102: Wasserlust - Mineralquellen und Heilbäder im Rheinland, 14 bis 19 Uhr.

Oberursel. Vortaunusmuseum am Marktplatz: "Landschaften an Main und Taunus" von Hans Thoma, 10 bis 17 Uhr.

Königstein. Galerie im Haus Bender, Gerichtstr. 12: Zeichnungen und Bücher von Barbara Fahrner, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Sprechstunde der Ökumenischen Wohnhilfe Taunus: 10 bis 14 Uhr, Dorotheenstr. 9-11, Tel. 0 61 92 / 3 90 54.

Sprechstunde der Mütterberatung, Gesundheitsamt, Taunusstraße 3, 11 bis 12 Uhr, Tel. 17 89 10.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 8 bis 12 Uhr und 13.30 bis 17 Uhr, Tel. 2 91 09.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 17 83 92 / 3.

Sprechstunde für Aus- und Übersiedler, Hindenburgring 44, 9 bis 12 Uhr, Tel. 30 28 86.

Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.

Frauenzentrum, Louisenstr. 38: Notdienst von 9 bis 13 Uhr, Tel. 2 44 34.

Sprechstunde der Arbeitsgemeinschaft Soziale Unterstützung, Umweltbüro, Louisenstr. 23, 14 bis 17 Uhr, Tel. 2 09 65.

Schuldnerberatung des Hochtaunuskreises, Landratsamt, Louisenstr. 86 - 90, 8 bis 12 Uhr, Tel. 17 82 15.

Treffen der Anonymen Alkoholiker sowie der Al-Anon-Familiengruppe, Unterkirche der Erlöserkirche, 19.45 Uhr.

Friedrichsdorf. Pro Familia, Dr.-Fuchs- Str. 5: Jugend-Sprechstunde 17 bis 19 Uhr, Männer-Sprechstunde 18 bis 20 Uhr.

Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig- Jahn-Str. 29 a, 19 bis 21 Uhr, Kontakt-Telefon: 0 60 07 / 28 08.

Umweltberatung im Rathaus, Hugenottenstr. 55, Zimmer 406, Tel. 0 61 72 / 73 13 00.

Neu-Anspach. BDP-Jugendbüro: Beratungsstelle für Jugendliche mit Problemen bei der Berufsfindung, 15 bis 17 Uhr, Schulstr. 3, Tel. 4 17 72.

Oberursel. Elternberatung im Alten Hospital: 10 bis 12 Uhr, Tel. 50 24 58 sowie im Haus Bommersheim, Im Himmrich 9, 9 bis 10.30 Uhr, Tel. 5 18 42.

Beratung des Mieterschutzvereins Hochtaunus, Nassauer Str. 60, 16 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 71 / 5 10 89.

Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 87 17.

Religionspädagogisches Studienzentrum, Im Brühl 20: Beratungstage "Mit dem Fremden leben", ab 9.30 Uhr. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Fotoclub: Vortrag "Königreich Thailand - Das Land der Freien im Spannungsfeld Südostasiens", Kino im Schwedenpfad, 19.30 Uhr.

Friedrichsdorf. Skat-Club in der alten Schule Seulberg, 19 Uhr.

Neu-Anspach. Spielabend in Daggi's Dart-Club, 20 Uhr.

Oberursel. Taunusclub 1878, Wanderung, Treffpunkt: Bushaltestelle Bahnhof, 10 Uhr.

Hausfrauenverband, Halbtagswanderung, Treffpunkt: 14.45 Uhr ab Camp King. Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Quiz und Spiele, 14 bis 17 Uhr.

Altentagesstätte Gartenfeld, Heuchelheimer Str. 92: Video-Gruppe um 10.15 Uhr; ab 14 Uhr: Tischtennis und Billard; Yoga, 8.45 bis 10.15 Uhr.

Friedrichsdorf. Seniorenwerkstatt, Wilhelmstr. 7: Holzarbeiten, 14 bis 17 Uhr.

Seniorentanz im Feuerwehrgerätehaus, Taunusstr. 13, I. Stock, 15 bis 16 Uhr.

Vereinszentrum Alte Schule Burgholzhausen: Gymnastik 15.30 Uhr und Tanz 16.30 Uhr.

Fahrt zum Thermalbad: ab Burgholzhausen, Haingrabenstraße, 9 Uhr; ab Seulberg, Feuerwehrgerätehaus, 9.07 Uhr und Bushaltestelle Berliner Straße, 9.10 Uhr; ab Friedrichsdorf, Bushaltestelle Wilhelmstraße, 9.12 Uhr und Bushaltestelle bei Hornig, 9.14 Uhr; ab Köppern, Bushaltestelle Linde, 9.20 Uhr.

Oberursel. Ferdinand-Balzer-Haus, Schulstraße: Gymnastik 9, 10 und 14 Uhr.

Seniorentagesstätte Altes Hospital: Bridge-Runde ab 14.30 Uhr. Kinder/Jugendliche Bad Homburg. Standort des Spielmobils: Kurhausgarten, 10 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr.

Stadtbücherei Ober-Erlenbach, Am Alten Rathaus 6: Buchstaben- und Zahlenrätsel,9 Uhr.

Jugendclub am Wingert-Sportpark: RAP-Time live ab 18 Uhr.

Friedrichsdorf. TSG Friedrichsdorf: Wanderung zur Lochmühle für Kinder von 8 bis 12 Jahren, Treffpunkt: Schulhof der Grundschule Friedrichsdorf, 10 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Treffpunkt zur Taunuswanderung: Kurhausvorplatz Bushaltestelle, Linie 1, 13.28 Uhr, Wanderstrecke ca. 11 km. Müll Wehrheim. Leerung der Altpapiertonnen im Bezirk Wehrheim Ost.

Notdienste

Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Apotheke 20, Bad Homburg, Haingasse 20, Tel. 2 21 02; Burg-Apotheke, Burgholzhausen, Königsteiner Straße 22 a, Tel. 0 60 07 / 25 25.

Oberursel/Steinbach. Alte Apotheke, Oberursel, Vorstadt 37, Tel. 5 46 97.

Usinger Land. Apotheke im Ärztehaus, Neu-Anspach, Schubertstr. 32, Tel. 0 60 81 / 88 30; Löwen-Apotheke, Brandoberndorf, Cleeberger Str. 21, Tel. 0 60 85 / 30 33.

Kronberg/Königstein. Park-Apotheke, Kronberg, Hainstr. 2, Tel. 0 61 73 / 7 90 21; Falkenstein-Apotheke, Alt Falkenstein 47, Tel.0 61 74 / 16 26.

Inese Galante präsentiert ihre Paraderolle Die Violetta in Verdis "La Traviata" sang sie zum Diplom / Salome-Premiere an der Burg

DREIEICH. Inese Galante, Sopranistin der Nationaloper Riga, ist wieder unumstrittener Star bei den Burgfestspielen. Als Micaela in Carmen eroberte sie sich im vergangenen Jahr die Herzen der Gäste: Sie avancierte zum hiesigen "Superstar" und erhielt nach ihren Dreieicher Auftritten ein Engagement in Mannheim. Die Lettin präsentiert dieses Jahr bei den Festspielen einen Arienabend und wird in der Paraderolle der Violetta in Giuseppe Verdis Oper "La Traviata" zu sehen und vor allem zu hören sein.

Doch vorher bekommen die Opernfans mit "Salome" von Richard Strauss noch einen Leckerbissen präsentiert, der in einer Neuinszenierung von Regisseur Janis Kaijaks extra für die Dreieicher Burgfestspiele von der Lettischen Nationaloper Riga einstudiert wurde. "Salome" hat am Freitag, 31. Juli, 21 Uhr, an der Burg Premiere.

Alexander Vilumanis, Dirigent am Kirow-Theater, hat diese Oper, eine der spannendsten Dramen der Opernliteratur, musikalisch aufbereitet. Sie wird insgesamt sechsmal, unter der musikalischen Leitung von Karajanpreisträger Herbert Gietzen an der Burg zu sehen sein.

Das Libretto lehnt sich an den Text des gleichnamigen Schauspiels von Oscar Wilde an. Die Uraufführung war am 9. Dezember 1905 in Dresden.

Richard Strauss greift das Motiv "Salome" als Inbegriff menschlicher Dekadenz auf. Seine Salome ist nicht mehr nur die von der Begierde besessene, dem Luxus frönende femme fatale. In ihr drückt sich vielmehr das ganze Spektrum weiblicher Gefühlsbewegungen aus. Unschuld und Leidenschaft, Leidenschaft und Tod liegen bei ihr sehr nahe beieinander und machen die Protagonistin gleichzeitig zu Täter und Opfer.

Musikalisch ist diese Oper keine leichte Kost. Schon Strauss' Vater sagte, als ihm sein Sohn einiges auf dem Klavier vortrommelte: "Gott, diese nervöse Musik. Das ist ja gerade, als wenn einem lauter Maikäfer in der Hose herumkrabbeln."

90 Musiker der Nationaloper Riga werden aufspielen. Solistin Natalia Kostenko als Salome tanzt selbst den "Tanz der sieben Schleier". Dies ist ungewöhnlich, weil diese sehr schwierige Partie meist gedoubelt wird. Das Bühnenbild entstand nach einer Idee von Festspielchef Mirco von Specht in Zusammenarbeit mit einem der bekanntesten Bühnenbildner der GUS, Andris Freibergs.

• Salome wird aufgeführt am: Freitag, 31. Juli; Samstag, 1. August; Montag, 3. August; Dienstag, 4. August; Donnerstag, 6. August; Freitag, 7. August, jeweils um 21 Uhr ohne Pause.

Um Liebe, Verzicht und Tod geht es in Giuseppe Verdis wohl berühmtester, am 6. März in Venedig uraufgeführter Oper "La Traviata". In Dreieich wird diese Produktion als erstes Gesamtgastspiel der Nationaloper Riga zu sehen sein. Regie führt Guntis Gailitis, das Bühnenbild erstellte Eldor Reners und in der Rolle der Violetta ist Inese Galante zu sehen und zu hören.

Das Schauspiel "Die Kameliendame" von Alexandre Dumas galt Verdi als Vorlage für seine Komposition. Für Galante ist diese Rolle etwas besonderes, denn mit ihr bestreitete sie ihr Diplom am Konservatorium. Alle Aufführungen finden im Bürgerhaus statt, weil auf pointierte Beleuchtung nicht verzichtet werden kann.

• La Traviata wird gespielt vom 10. bis 19. August, jeweils 20 Uhr. Außerdem am 16. August um 15 Uhr.

Weitere Festspieltermine:

• Kammerkonzert mit dem Blechbläserquintett der Nationaloper Riga in der Kirche St. Stephan, Am Wilhelmshof in Sprendlingen am Donnerstag, 30. Juli, 20.15 Uhr. Sie werden Stücke von Hadyn, Danzi, Vasks, Grinups, Ibert und Farkas spielen.

• Arienabend mit Inese Galante in der St.-Stephan-Kirche, Am Wilhelmshof, Sprendlingen, am Samstag, 1. August, 20.15 Uhr. Unter anderem singt sie dort auch die Arie der Micaela aus der Oper Carmen. Außerdem werden von ihr Lieder zu hören sein aus Puccinis Oper La Bohème, aus Leoncavallos Oper Pagliacci, Mozarts Zauberflöte und die Arie der Konstanze aus Mozarts "Die Entführung aus dem Serail". Am Klavier begleitet sie der Pianist und Konzertmeister Maris Skuja.

• Das dritte Sinfoniekonzert unter musikalischer Leitung von Chefdirigent Paul Mägi findet am Sonntag, 2. August, 20.15 Uhr, im Bürgerhaus Sprendlingen statt. Die Lettische Philharmonie wird Werke von Mozart, Tschaikowsky und Rossini spielen.

• Karten für alle Veranstaltungen: Max-Planck-Straße 13, Dreieich-Sprendlingen, Tel. 0 61 03 / 37 80 37, und an der Tageskasse von 16 Uhr an unter 0 61 03 / 37 80 34. dok

SPD lädt zur "Nachkerb" ein

HANAU. Zur "Nachkerb" lädt der SPD-Ortsverein Großauheim-Wolfgang für das kommende Wochenende ein.

Das Treiben in der Altentagesstäte in der Alten Langgasse beginnt am Samstag, 1. August, um 14 Uhr mit musikalischer Unterhaltung und lockeren Gesprächen.

Beim Frühschoppen am Sonntag ab 10 Uhr singt der Männerchor Melitia. Gegen 18 Uhr klingt die Veranstaltung aus. jur

5200 Flüchtlinge . . .

Neuer Baby-Treff im Gemeindehaus

DIETZENBACH. Ein neuer Babytreff wird sich nach den Sommerferien bei der evangelischen Familien-Bildung im Gemeindehaus in der Rodgaustraße 40 etablieren. Erstes Treffen ist am Donnerstag, 13. August, um 10 Uhr; die Leitung wird Monika Fuhr übernehmen. Nähere Auskünfte unter der Rufnummer 0 61 02 / 5 36 76. ttt

Untersuchung des sanierungsfälligen Sportfelds führt merkwürdige Praxen bei der Auftragsvergabe zutage Hartplatz als Stein des Anstoßes

Von Jörg Andersson BIEBERGEMÜND. Der Hartplatz des TSV Kassel war jahrelang der Schrecken aller Gastmannschaften. Auf dem rauhen Belag hatten sie gegen die engagiert zur Sache gehenden Kicker aus dem Biebergemünder Ortsteil meist nur wenig zu bestellen. Doch seit das Spielfeld vor drei Jahren grundlegend erneuert wurde, haben die Einheimischen ihren Ärger damit. Obwohl die Kosten mit über einer dreiviertel Million Mark die ursprünglich veranschlagte Summe weit überschritten, ist der Platz bereits wieder sanierungsreif. Die Diskussion über die Ursachen der jüngsten Schäden wirbelt viel Staub auf. Darunter sind nun auch Dinge zum Vorschein gekommen, die kein gutes Licht auf den damaligen Bürgermeister werfen. Hermann Pfeifer, dem stets das Etikett einer soliden und sparsamen Haushaltsführung anhaftete, hat im Falle Kassel seine finanziellen Grundsätze offensichtlich über Bord geworfen und dabei auch parlamentarische Gepflogenheiten außer acht gelassen. Für den TSV Kassel, der seine Punktspiele zwei Jahrzehnte auf dem holprigen Hartplatz austragen mußte, deutete sich, was das sportliche Umfeld betrifft, vor sechs Jahren eine rosige Zukunft an. Die fast 400 Mitglieder fieberten nicht nur der Fertigstellung des Rasenplatzes entgegen. Auch das alte Spielfeld sollte bei dieser Gelegenheit gleich mit in Schuß gebracht werden. Der Bürgermeister offerierte dem Vereinsvorstand sogar eine weitere Rasenspielfläche, doch die Herren entschieden sich anders. Sie wünschten sich lieber einen neuen Hartplatz.

Die Gemeinde beauftragte das Ingenierbüro Hetterich mit der Planung und stellte im Haushaltsplan 1988 400 000 Mark für die Sanierung des alten Sportgeländes zur Verfügung. Während sich im Juni 1987 Pfeifer und der Gemeindevorstand in Gesprächen mit der Kreisverwaltung noch darum bemühten, den Fußballplatz durch eine Kleinsportanlage aufzuwerten, nahm auch ein Bauunternehmer aus einer Nachbargemeinde den Platz in Augenschein. Der hielt die Kostenermittlungen "für weit überzogen" und stellte eine preisgünstigere Sanierung in Aussicht. Doch auf sein Angebot - rund 280 000 Mark - ließ er die Biebergemünder offensichtlich zu lange warten. Als die Offerte nach fast einem halben Jahr im Rathaus eintraf, hatte sich der Gemeindevorstand mittlerweile entschlossen, die Sanierung öffentlich ausschreiben zu lassen. Diesmal ohne Hetterich. Warum dem Hanauer Ingenieurbüro zwar die Planung und später auch die Bauleitung des Projektes anvertraut wurde, nicht aber die Erstellung der entsprechenden Ausschreibungsunterlagen, das kann Pfeifer im "nachhinein nicht mehr genau erklären".

Zwölf Umschläge öffnete der Gemeindevorstand nach Ablauf der Ausschreibungsfrist am 4. Februar 1988. Ergebnis: Die Firma BTH machte das günstigste Angebot - 211 287 Mark und sechzig Pfennig sollte die Sanierung des Hartplatzes kosten. Damit unterboten die Birsteiner das nächst günstigste Unternehmen um 5000 Mark.

Doch dann folgte das, was der Ex-Bürgermeister rückblickend als "erschrekkend" bezeichnet. Als sich die Firma daran machte, den Sportplatz genauer zu untersuchen, traten offensichtlich bisher unbemerkte Schäden und Schwierigkeiten zu Tage. Christdemokrat Pfeifer kann sich erinnern, daß die Firma nachträglich mehr verlangte, "so um die 200 000 Mark".

Tatsächlich lag der Preisaufschlag weit höher. Am 13. Juli 1988 ließ die Firma BTH den Gemeindevorstand in einem knappen Schreiben wissen, daß sie ihr Angebot nicht aufrechterhalten könne, "weil sich die ursprünglichen bei der Planung und Ausschreibung gemachten Annahmen im Bereich des vorhandenen Unterbaues als grundsätzlich schwieriger und negativer herausgestellt haben". Da sich die Arbeiten im Bereich Trockenlegung, Drainage, Erdbau und Platzaufbau erheblich änderten, korrigierten die Birsteiner ihr Angebot. Nach der Prüfung durch Hetterich wurde die Platzsanierung plötzlich mit 607 330 Mark beziffert.

Die "erschreckende Erkenntnis" (Pfeifer) hielt jedoch in Biebergemünd niemand davon ab, der Firma unverzüglich das Vertrauen zu entziehen. Mehrere Gründe führt der damalige Rathauschef, der sich und seiner Gemeindeverwaltung noch im letzten Amtsjahr einen "sorgsamen und verantwortungsbewußten" Umgang mit dem Geld attestiert hatte, dafür an, warum BTH trotz der um das dreifache gestiegenen Angebotssumme den Platz schließlich sanieren durfte und nicht der nächst günstigere Bieter den Zuschlag erhielt.

Pfeifer: "Der Platz war schon im Bau." Da viele Schäden erst nachträglich bekanntgeworden seien, schien es dem einstigen Gemeindeoberhaupt zudem nach eigenen Angaben wenig sinnvoll, noch auf die weiteren Teilnehmer der einstigen Ausschreibung zurückzugreifen. Denn auch die hätten ihre Angebote kaum aufrechterhalten können. Eine neue Ausschreibung schien dem Rathauschef offensichtlich genauso wenig angebracht. "Wir haben Wert darauf gelegt, daß der Platz möglichst schnell fertig wird." Zudem schien es dem stets vorsichtigen und zurückhaltenden Pfeifer "nicht ganz risikolos, zu diesem Zeitpunkt die Pferde noch zu wechseln".

Statt dessen beschäftigte sich drei Wochen später der Gemeindevorstand mit der "unangenehmen Überraschung". Am 9. August bewilligte das Gremium zusätzliche Mittel für den Sportplatzbau in Höhe von 150 000 Mark, die im Nachtragsetat bereitgestellt wurden.

Ein Verstoß gegen die Haushaltssatzung der Gemeinde. Denn dort ist eindeutig festgelegt, daß überplanmäßige Ausgaben von mehr als 20 000 Mark der Zustimmung durch die Gemeindevertretung bedürfen. Als das Parlament nach der Sommerpause wieder tagte und den Auftrag nun offiziell an BTH vergab, stand praktisch schon der Eröffnungstermin für den neuen Platz fest.

Die Anlage, auf der die Kasseler Kikker am 29. November 1988 wieder spielten, kostete einschließlich der neuen Flutlichtanlage und einer 100-Meter- Bahn, bei der allerdings, wie Pfeifer erklärt, "die Auslaufbahn noch fehlt", 767 200 Mark.

Doch damit nicht genug. Nach einem Schreiben von Hetterich ist bereits jetzt eine Generalüberholung fällig - für rund 80 000 Mark. Bereits wenige Monate nach der Sanierung hatten sich Mitglieder des TSV Kassel über den schlechten Zustand des Platzes beklagt. Ein Gutacher sah sich jetzt außerstande zu klären, wer dafür verantwortlich ist, das auf dem Hartplatz nach Regen feuchte Stellen zurückbleiben, sich Mulden gebildet haben, große Teile der Deckschicht verschwunden sind. Zu den Vorwürfen der Firma Hetterich, mangelnde Pflege sei der Grund, äußert sich der Vereinsvorstand nicht mehr. Vorsitzender Winfried Schum bemerkte jüngst nur, "daß der alte Hartplatz besser gewesen sei".

Offizieller deutscher Protest in Barcelona

DTU-Kommission ist für Einzelstarts beim Triathlon Heraus aus dem Windschatten Erster Test bei DM in Köln / Empfehlung an Weltverband folgt

Die Deutsche Triathlon-Union (DTU) wird bei den deutschen Meisterschaften Mitte August in Köln erstmals den Einzelstart erproben. Zu diesem Ergebnis kam eine Kommission der DTU, die eigens dafür geschaffen wurde, das Problem des Windschattenfahrens in den Griff zu bekommen. Sie tagte am Wochenende anläßlich des Deutschland- Cups in Nürnberg.

Nürnberg ist im nächsten Jahr Ausrichter der Weltmeisterschaften auf der sogenannten Kurzdistanz (1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren, 10 km Laufen), die auch zur Aufnahme in das Programm olympischer Spiele ansteht. Nach Angaben von DTU-Präsident Martin Engelhardt (Hanau) wird man dem Weltverband im September in Kanada empfehlen, nach den Kölner Erkenntnissen auch die WM im nächsten Jahr in Nürnberg abzuwickeln. Denkbar sind nach Martin Engelhardt die Einzelstarts im Schwimmen mit einer Pause von einer halben oder ganzen Minute.

Der DTU-Präsident verweist im Nachgang zur FR-Berichterstattung ("Sport- Tribüne" vom 27. Juli) darauf, daß sein Verband einer der ersten gewesen sei, der sich sowohl im Training als auch im Wettkampf Dopingkontrollen geöffnet habe. Bei einem Gesamtetat von 600 000 Mark jährlich sei die DTU jedoch nicht in der Lage, die Kosten für mehr als zehn Kontrollen im Jahr bei Veranstaltungen in der Bundesrepublik zu finanzieren. Der Deutsche Sportbund (DSB) habe, so Engelhardt, eine Beteiligung mit der Begründung abgelehnt, beim Triathlon spiele Doping keine Rolle.

Dieser Ansicht hatten in dem FR-Beitrag vom gestrigen Montag die Athleten Simone Mortier, Europameisterin von 1989 und Gerd Amrhein, Mannschafts- Weltmeister im Duathlon, widersprochen. Auch Engelhardt könne diese Sicht des DSB nicht teilen, wie er der FR sagte.

Dem Vernehmen nach soll sich der Veranstalter des Ironman in Roth vor zwei Wochen dem Wunsch ausländischer Spitzenleute gebeugt und im fünften Jahr der Veranstaltungsserie erstmals keine Dopingkontrollen vorgenommen haben. Das würde zum Beispiel auch erklären, warum mit Paola Newby-Fraser (USA) die weltbeste Athletin in Roth nicht nur am Start war, sondern auch in der Lage ist, alle 14 Tage einen Ultra-Triathlon zu verkraften. Der Triathlon-Szene dürften zumindest solche verbotenen Mittel nicht fremd sein, die die Regeneration beschleunigen. HANS-GÜNTER SCHMIDT

MSC Diedenbergen, Speedway Hoffnungen auf John Davis

Obwohl die Speedway-Truppe des MSC Diedenbergen am Wochenende pausierte, waren die Zweitliga-Fahrer des deutschen Mannschafts-Vizemeisters am Samstag die indirekten Sieger. Beim vorletzten Bundesliga-Lauf in Olching verlor nämlich Titelverteidiger AC Landshut sensationell hoch mit nur 22 Punkten. Gastgeber MC Olching siegte überlegen mit 41 Zählern, steht damit definitiv mit 20 Wertungspunkten und 136 Matchpunkten als erster (von zwei) Süd-Teilnehmern für das Finale am 11. Oktober im mecklenburgischen Ludwigslust fest.

Für den MSC Diedenbergen dürfte die endgültige Qualifikation nur noch Formsache sein. Im Abschlußrennen der Vorrunde in Landshut reicht ein 3. Platz.

"Wir fühlen uns in Landshut aber gegen die offensichtlich in einer Formkrise befindlichen Gastgeber, gegen das bisher schwach fahrende Pocking und Neuling Wolfslake als hoher Favorit", läßt die in Olching anwesende Pressesprecherin Sylvia Ziller keinen Zweifel mehr an der Finalteilnahme der PS-Artisten aus dem Hofheimer Stadtteil aufkommen. Das Finale um den deutschen Titel werden das bereits feststehende Olching, mit großer Wahrscheinlichkeit Diedenbergen sowie die beiden Nordvertreter Nordhastedt und Veranstalter Ludwigslust ausfahren.

Bisher gewann die "Zweite" ebenso wie die erste Bundesliga-Truppe sämtliche Saisonrennen, aber in beiden Finals muß Diedenbergen auswärts antreten. Die erste Mannschaft hofft dabei, am 5. Oktober beim Finale im Ellermühlenstadion von Landshut (voraussichtlich unter Flutlicht) auf ein Comeback des bisher verletzten englischen Star-Fahrers John Davis. Der MSC-"Fremdenlegionär" zog sich bei einem Liga-Rennen in seiner Heimat einen Waden- und Schienbeinbruch zu. Inzwischen versucht er sich bei Probefahrten in Polen.

Wer sich neben den feststehenden Finalteilnehmern Landshut (deutscher Meister) und "Vize" Diedenbergen für das krönende Finale um die Mannschaftskrone qualifiziert, entscheidet sich am kommenden Sonntag beim Qualifikation- Halbfinale in Norden. Vier Teams kämpfen um noch zwei freie Plätze. Olching und Norden gelten als Favoriten gegen Brokstedt und Neubrandenburg. jo

Harmlose Fliege tarnt sich raffiniert als Wespe

VORSICHT - WESPE! rufen wir. Und fliehen. Oder schlagen das Insekt mit dem gelb-schwarz getigerten Hinterleib tot. Bei genauem Hingucken würden wir uns wundern, daß die vermeintliche Wespe so mager ist. Sie ist gar keine! Vom gefürchteten Stacheltier schwirren in dieser Jahreszeit mehr Kopien als "echte" Exemplare durch die Luft. Es handelt sich um Schwebfliegen aus der Familie der Syrphidae. Bei diesen kurzrüsseligen Nektar-Saugern praktizierte die Natur ein umgekehrtes Mimikry: Zum Schutz vor ihren Feinden ahmen die Tiere nicht die Struktur ihrer Umgebung nach, sondern nehmen die Wespe als gefürchtetes Insekt zum Vorbild.

Dadurch können die Schwebfliegen offenbar massenhaft überleben. Sie beherrschen außerdem die Kunst, in der Luft scheinbar zu schweben, bei Gefahr jedoch blitzartig abzuschwirren. Der Nektar von Rosen, Weidenkätzchen und Doldenblütlern ist Lieblingsspeise der nutzbringenden Pflanzenbestäuber. Die Larven der Schwebfliege verspeisen Blattläuse, manche sogar junge Wespen.

Etwa 300 Schwebfliegen-Arten sind in Deutschland bekannt. Männlein und Weiblein können auch die Laien gut unterscheiden: Die Männchen haben durchgehende Facettenaugen, die Weibchen nicht. Ansonsten können die Unter-Widdersheimer Naturbeobachter oft nur mit Hilfe des Mikroskops erkennen, ob ihnen am Klappersberg nun ein Xantogramma Pedissequum, ein Doros Coropseus, ein Leucona Lucorum oder gar ein Sphaerophoria Rueppellii ins Netz gegangen ist. "Dann muß ich entscheiden, was wichtiger ist", sagt Stefan Lilye: "Die Art zu bestimmen oder das Tier am Leben zu lassen." Und entläßt die Pseudo-Wespe aus seiner Hand.

Leichter sind die 80 mitteleuropäischen Heuschrecken-Arten zu unterscheiden. Das "Schrecken" gilt dabei als altertümliche Bezeichnung für "Springen". Die grünen Insekten haben allesamt kräftige Sprungbeine. Die reiben sie aneinander oder gegen die Schrill- Leiste am Hinterflügel, damit die Weibchen angelockt und Rivalen abgeschreckt werden. Dieses Zirpen oder Grillen ist jetzt an fast allen Wegrändern der Wetterau zu hören. Die Heuschrecken ernähren sich dort von Gräsern und Kräutern.

Wer die sprungstarken Insekten genauer kennenlernen will, sollte sich das Heuschrecken-Bestimmungsbuch von Horstkotte, Lorenz und Wendler zulegen. Es ist vom Deutschen Jugendbund für Naturbeobachtung (DJN) herausgegeben worden und trägt die ISBN-Nummer 3-923376-03.

Die Kontaktadresse der Naturschutz-Organisation: DJN, Mühlendamm 84a, 2000 Hamburg 76, Tel. 040 / 227 78 07. nes

"Tu-Was" sucht jugendliche Darsteller Proben für das Sketchprogramm "Rund um die Glotze" beginnen / Kostüme benötigt

HANAU. Jugendliche, die sich einmal auf den "Brettern, die die Welt bedeuten" üben möchten, sucht die Theatergruppe "Tu-Was". Am Donnerstag, 6. August, beginnen um 18 Uhr im Olof-Palme-Haus die Proben für das Sketch-Programm mit dem Motto "Rund um die Glotze".

Unter pädagogischer Anleitung lernen die "Neuen" im Alter von 14 bis 17 Jahren die notwendigen Techniken wie Schminken, Sprache, Bewegung oder das Erstellen von Bühnenbildern. Auch wer sich vorerst nicht an auf die Bühne wagt, steht nicht außen vor. Die Truppe benötigt auch Techniker, Souffleusen, Masken- und Bühnenbildner.

Ohne Anmeldungen können Interessierte sich bei den donnerstäglichen Proben einfinden. Die Teilnahme an dem Angebot des städtischen Freizeit- und Sportamts kostet nichts.

Mit zehn Kindern im Alter zwischen sechs und acht Jahren nahm "Tu-Was" im Jahr 1984 seine Arbeit auf.

Für ihr neues Stück benötigt das Ensemble auch noch Kostüme: Wer seinen Kleiderschrank von Abendgarderobe wie Anzügen, Kostüm oder Frack räumen möchte, kann sich an Michael Schröder-Ogiermann unter der Telefonnummer 29 55 45 in Verbindung setzen oder die Klamotten direkt bei den Proben abgeben. jur

Professorin spricht über den Kulturschock

DIETZENBACH. Über den "Kulturschock der indigenen Bevölkerung" spricht die Marburger Soziologieprofessorin Renate Rausch am Mittwoch, 29. Juli, 20 Uhr, im Mehrzweckraum des Bürgerhauses. Zu diesem Vortragsabend in der Reihe "500 Jahre Entdeckung und Eroberung Lateinamerikas" lädt das städtische Kulturamt ein. Die Wissenschaftlerin hat lange Zeit in Lateinamerika gelebt und gelehrt. Im vergangenen Semester beschäftigte sie sich schwerpunktmäßig mit den Auswirkungen der Conquista. fin

VHS wartet mit 16 Einzelveranstaltungen auf

RODGAU. Sechzehn Einzelveranstaltungen - neben rund 180 Kursen - verzeichnet das Programm der Volkshochschule Rodgau für das zweite Halbjahr '92. Im länderkundlichen Bereich sind acht Dia- und Filmvorträge vorgesehen. An vier Abenden sprechen Gesundheits- und Ernährungsexperten über "Aids im Rhein-Main-Gebiet", "Cholesterin und Ernährung", "Urlaub für Herzkranke" sowie "Positive Lebensgestaltung".

In der Reihe "Literatur aus Rodgau" ist Lilly Hannasky bei der nunmehr elften Lesung zu Gast. Eine Studienfahrt nach München kann noch Mitreisende vertragen. Die siebte Fotoausstellung über ein EG-Land, diesmal Irland, stellt am Wochenende 29./30. August Bilder von 98 Einsendern im Bürgerhaus Dudenhofen vor. Im Rathaus von Jügesheim wird am 31. August um 19 Uhr eine einwöchige Ikebana-Ausstellung eröffnet. ttt

Sektschlürfend in den Rhythmus der Nacht Tanz beim sechsten Hanauer Kultursommer im Weißen Saal von Schloss Philippsruhe

HANAU. Die richtige Stimmung kommt erst mit Einsetzen der Dunkelheit auf. Der Schein flackernder Kerzen taucht die Terrasse vor dem weißen Saal in sanftes Licht. Vor der Kulisse von Schloss Philippsruhe sitzen Grüppchen gemütlich plaudernd und sektschlürfend in Korbstühlen und an Biertischen.

Südliche Atmosphäre untermalt vom Plätschern des Brunnens und leisen Pianoklängen. Hierher flüchtet, wen die Hitze aus dem Saal in den kühlen Schloßgarten treibt. Drinnen wechselt das Dröhnen der Disco-Bässe mit Walzertakten und Foxtrott- Rhythmen. Ein Gemisch, gegen das der Pianist oftmals vergeblich anspielt.

Kulturamtsmitarbeiter Dieter Jäger ist sichtlich zufrieden. Der Tanzabend des sechsten Hanauer Kultursommers läuft an, wie sich die Organisatoren es erhofft hatten. Schon kurz nach Beginn der "Hot-Summer-Night" im Weißen Saal von Schloß Philippsruhe sind 200 Karten verkauft. Getanzt wird non-stop, egal ob Disc-Jockey Guido Gutenstein Standart- oder Disco-Platten auf den Teller legt. Gedränge herrscht ohnehin die ganze Zeit, so daß sich viele geübte Standarttänzer mit den Gängen zwischen den Tischreihen begnügen müssen. Weniger Tische zugunsten einer größeren Tanzfläche hätte dem Motto des Abend sicher mehr entsprochen.

Dieter Jägers Anspruch jedoch, eine generationsübergreifende Tanzveranstaltung anzubieten, ist zumindest in Ansätzen verwirklicht. Wenn auch mehr jüngere und Tänzer mittleren Alters gekommen sind und älteres Publikum am Samstagabend gänzlich fehlt.

Gelungene und unterhaltsame Einlagen sind die Pantomimendarbietung der Hanauer Gruppe "Funtasterie" und die Swing- und Kabarett-Show der mehrfachen Deutschen Playback- Meister aus Wiesbaden. Die "Playback GmbH und Show KG" bietet neben gekonnt imitierten Szenen aus dem Musical "Cabaret", auch witzige Persiflagen auf den ostfriesischen Blödelbarden Otto sowie geradezu akrobatische Swing-Einlagen im Stil der Gruppe "Manhatten-Transfer". Wegen des großen Anklangs der Tanzabende plant Dieter Jäger einer Wiederholung im Herbst und eventuell auch an Sylvester. Seine Suche nach einem Gastronom, der ähnliche Veranstaltungen regelmäßig übernimmt, blieb bislang erfolglos. alu

Im Landratsamt gibt's Infos über Solarenergie

KREIS GROSS-GERAU. "Solarwärme lohnt sich - und wird belohnt" ist das Motto einer Ausstellung, die gestern im Foyer des Landratsamtes eröffnet wurde. Bis zum 12. August können sich Bürger bei der gemeinsam von Kreis, Verbraucherberatung Rüsselsheim sowie Kreisvolkshochschule veranstalteten Schau informieren.

Geboten wird umfangreiches Anschauungsmaterial über Nutzung von Sonnenkollektoren beispielsweise bei Unterhaltung und Betrieb von Heizungen, Warmwasserproduktion und vielem mehr. Zu hören war gestern auch, daß für Einrichtungen der Solarenergie an einem Ein- Familien-Haus Kosten bis zu etwa 12 000 Mark anfallen können und es dazu Zuschüsse in Höhe von etwa 30 Prozent vom Staat gibt. Fachkundig entwickelt wurde die Ausstellung vom hessischen Ministerium für Umwelt, Energie und Bundesangelegenheiten.

Landrat Enno Siehr rief bei der gestrigen Eröffnung dazu auf, stärker als bisher Solarenergie im öffentlichen und privaten Bereich zu nutzen. Für die Verbraucherberatung Rüsselsheim sprach Olga Eisenbraun. Vorgenommen wurde am Montag auch eine praktische Demonstration an einer kleinen Solaranlage.

Ergänzt wird die Ausstellung unter anderem noch durch eine Vortragsveranstaltung am Dienstag, 4. August, 19 Uhr, im Konferenzraum I des Landratsamtes. Thema: "Technische Aspekte der Sonnenenergienutzung". cas

Am Sonntag Künstlermarkt in Büdingen

BÜDINGEN. Rund um die Marienkirche in Büdingen werden am kommenden Sonntag, 2. August, mehr als 30 Künstler ihre Werke präsentieren. Die Palette der für den Künstlermarkt zusammengestellten Arbeiten reicht von Seidenmalerei über Zeichnungen, Leder- und Holzarbeiten bis zu kunsthandwerklicher Keramik. Mit dabei sind wie bereits im vergangenen Jahr auch wieder Künstlerinnen und Künstler aus Büdingens Partnerstadt Herberg.

Neben der Kunst für das Auge gibt es auch Kunst für die Ohren: Für die musikalische Unterhaltung sorgen ein Bänkelsänger und ein Akkordeonist.

Da während des Künstlermarktes - von 10 bis 18 Uhr - die Straßen rund um die Marienkirche gesperrt sind, werden die Anwohner gebeten, ihre Fahrzeuge bereits am Samstag nicht an der Kirche zu parken. Gesperrt sind am Sonntag auch das Jerusalemer und das Untertor. Der Tip von Organisatorin Dagmar Ekkert: Autos außerhalb der Altstadt abstellen und zu Fuß durch die historischen Gassen schlendern. cor

Trompeten aus Ton Keramik-Künstler Jochen Brandt spürt alte Techniken auf

USINGEN. Jetzt bloß nicht die Nerven verlieren. Wenn der glühende Ton herunterfällt, sind 700 Mark "im Eimer" - statt zum Räuchern in der Grube nebenan. Jochen Brandt und sein Freund greifen mit der Zange aus alten Gartenrechen in den Flüssiggas-Ofen. Sofort schießt ihnen eine Hitzewelle von 1000 Grad Celsius entgegen. Den Römertopf greifen und in die Grube tragen sind eins, denn Keramik erkaltet schnell. Die Handgriffe sind entsprechend hektisch - schon mancher Keramikbrenner griff im Affekt mit der Hand zu.

Hier geht alles gut, und trotzdem: Der zischende weiße Rauch über dem Garten verkündet anschließend nicht "Wir haben einen Keramiktopf", sondern "Das hätte Museumspark ein schöner Topf werden können". "Das passiert halt. Aber genau deswegen ist diese Arbeit so spannend und einzigartig", tröstet sich Jochen Brandt, Gewinner des renommiertesten deutschen Keramikpreises. Der Römertopf ist "überraucht", also völlig schwarz. "Da tut sich nichts mehr", sagt der 31jährige Usinger und verbannt das Stück in den riesigen Garten - zwischen all die stiefmütterlich unbeachteten Gefäße, die dem Anwesen den Charakter eines Museumsparks verleihen.

"Ich habe viel Respekt vor dem Keramikhandwerk, schließlich liegen da meine Wurzeln. Aber mit serieller Herstellung hat das hier nichts mehr zu tun." In der Tat: Seine Gefäße haben nur noch wenig Ähnlichkeit mit dem, was der kreativbewegte Großstadtmensch im workshop "Töpfern" lernt. Brandts überdimensionale Trompeten hätten ebensogut vor Jericho zum Einsatz kommen können. Schalen mit einem Meter Durchmesser symbolisieren den Planeten Erde als zerbrechlichen Hafen, grobe Hämmer stehen für zerstörerische Kräfte. Solche Stücke sind natürlich nicht an der Töpferscheibe herzustellen.

Das Ergebnis wäre dem Künstler auch zu gleichförmig und kantenlos. Jochen Brandt hämmert und quetscht den Ton lieber, seine Domäne liegt im "gebauten" Keramikgefäß.

Genau hierbei gewann er jetzt den mit 8000 Mark dotierten "Westerwaldpreis 1992". Der Westerwald ist die traditionsreichste Region für Keramik; wenn Brandt am 9. Oktober vom rheinland- pfälzischen Ministerpräsidenten Scharping geehrt wird, hält er die begehrteste Trophäe für Keramik in Händen.

Der Usinger hat Erfolg - und der ergibt sich fast schon zwangsweise aus der Begeisterung und Systematik, wie er sein Metier betreibt. Das ursprünglich geplante Biologiestudium war schnell vergessen, als er bei einem Griechenlandurlaub buchstäblich "Feuer fing". Ein Jahr lernte er von einem griechischen Bauerntöpfer auf Siphnos 2000 Jahre alte Techniken ("Der mußte dazu erst mühsam bei viel Wein überredet werden"), danach kamen Töpferlehre im Westerwald, freie Arbeit mit der in der "Szene" bekannten Krefelderin Maika Korfmacher und schließlich Kunststudium in Kassel.

Dazwischen und danach: Aufenthalte im Keramik-Mekka Südkorea ("Dort haben Keramik und Porzellan einen ganz anderen Stellenwert, arrivierte Künstler sind Nationalhelden"), ein Jahr Nepal und England. Jochen Brandt ist deshalb Begehrter Preis in der Lage, die unterschiedlichsten und zum Teil schon in Vergessenheit geratenen Techniken anzuwenden. Ganz besonders stolz ist er darauf, die altrömische "terra sigillata", eine spezielle Glasurkunst, zu beherrschen. Erst nach dreijährigen Experimenten gelang es ihm, mit ihrer Hilfe einen feinen, seidenmatten Glanz auf seinen Ton zu zaubern. "Das ist keine simple Salzglasur wie zum Beispiel beim Äppelwoi-Bembel. Ich kenne niemanden in Deutschland, der das außer mir kann". Weil sich beim Keramikbrennen leicht Fehler einschleichen, seien die meisten Künstler ohnehin eher konservativ: Hätten sie eine Technik erst einmal im Griff, werde nur sie an die nächste Generation vererbt.

Jochen Brandts Werkstatt im Garten des elterlichen Hauses gleicht also nicht zufällig einem Alchimisten-Labor. Draußen die Knetmaschine, in der Ton mit Wasser versetzt und in Stangen gepreßt wird - eine Arbeit, die früher mit den Füßen verrichtet wurde. Drinnen die auf ein hundertstel Gramm genaue Feinwaage, auf der die richtige Mixtur für Quarze aus Usinger Mineralbrüchen, Baryttsteine aus Kransberg, verschiedenste Sande aus der Pfalz und die färbenden Salze berechnet wird. Den Großteil der Materialien gräbt er selber aus: Wie man- Kunst der Mixtur che seiner Kollegen in den Laden zu gehen und Glasuren zu kaufen, ist ihm undenkbar.

"Je nach Stimmung" gestaltet er dann den Klumpen Ton: Schalen werden in Sand geformt und beziehen ihren Reiz aus dem Kontrast zwischen glatter Innenfläche und brüchigen Kanten, Plastiken werden auf Holzhämmern gehauen und mit Feuerrädern, Kreuzen und Farbtupfern aus Chemikalien gestaltet. Daß er trotz solcher Akribie, mehrerer Preise und ständiger Ausstellungen am "unteren Existenzminimum" lebt (das Bett steht im Bauwagen), nervt ihn natürlich: "Manchmal ist monatelang Flaute und ich verkaufe nichts. Irgendwann muß ich ja mal auf einen grünen Zweig kommen."

Vielleicht gelingt Brandt ja mit seinem neuen Projekt der Durchbruch. Er tüftelt an dem verschollenen Rezept, ägyptische Eselsperlen zu glasieren.

Kann eine Glasur bisher nur von ei- ner Seite über das Objekt gegossen werden, wird sich dann ein Gemisch aus Holzkohle, Quarz und Pflanzenasche wie Dampf als Glasur über das Kunstwerk verteilen. "Dann würden die Sachen aussehen, als hätten sie beim Brennen im Ofen geschwebt".

JÜRGEN DICKHAUS

SV Bernbach gewann zum fünftem Mal in Folge Fürsten-Pils-Pokal Für den Landesligist ein Test mit allen Neuen In der B-Gruppe großes Gerangel um Finalteilnahme und verbundene nächste Ausrichtung

Zum fünften Mal in Folge wurde Süd- Landesligist SV Bernbach souverän Sieger des zum 22. Mal seit 1969 ausgetragenen Endturniers um den Fürsten-Pils- Pokal. Auf der Kreissportanlage in Somborn gewannen die Schützlinge von Trainer Alfred Haas als A-Gruppensieger (vier leistungsstärkere Mannschaften) gegen die SKG Eidengesäß deutlich mit 5:2 Toren.

Komplett, mit allen Neuzugängen wie Torhüter Jean Christoph Parizon, Ralf Schäfer, Ronald Borchers, Simon Mesina, Martin Bangert und Kai Krüger angetreten testete Haas bei den Vorrundensiegen über Absteiger Viktoria Lieblos (3:1), FSV Mernes (8:0) und den FSV Bad Orb (3:2) die künftige Formation, wenngleich, so Haas, nicht immer landesligareif gespielt wurde. Der jahrelang andauernden Dominanz insbesondere bei diesem lukrativen Wettbewerb - der Sieger und Ausrichter hat keinerlei Unkosten, erzielt sämliche Platzeinnahmen (1000 Zuschauer) und kann 1000 Mark Prämie verbuchen - hat nun der Abonnementssieger duch eigene Vergeßlichkeit in Form der Nichtmeldung für das kommende Jahr selbst ein Ende gesetzt. Erstmals werden sich 1993 die acht Mannschaften auf einem Hartplatz wiedertreffen, da Finalpartner Eidengesäß, Aufsteiger zur Bezirksliga Gelnhausen durch seine Endspielteilnahme automatisch als nächster Veranstalter qualifiziert war. Hart umkämpft nicht zuletzt wegen des verlokkenden Angebots der nächsten Ausrichtung waren die Spiele der "schwächeren" Gruppe B, wo der erste Platz hauchdünn zugunsten der Eidengesäßer nach dem 2:1 über den SV Brachttal entschieden wurde. Besonders im torlosen und bedeutungslosen Spiel zwischen dem SV Somborn und dem FSV Niedergründau stand sogar wegen der tätlichen Auseinandersetzung ein Spielabbruch bevor. Die mehrfach Anlaß zur Kritik und wegen der Vielzahl der Spiele etwas überforderten Gastschiedsrichter Bodo Lenz und Burghart Schack aus dem thüringischen Wandersleben mußten wiederholt beide Augen zudrücken, damit nicht einige Akteure den Saisonbeginn als gesperrte Spieler beginnen.

Endstand:

Gruppe A: 1. Bernbach (14:3 Tore/6:0 Punkte); 2. Lieblos (9:6 Tore/4:2 Punkte); 3. Bad Orb (6:9 Tore/1:5 Punkte); 4. Mernes (1:12 Tore/1:5 Punkte); Gruppe B: 1. Eidengesäß (5:3 Tore/5:1 Punkte); 2. Brachttal (6:3 Tore/4:2 Punkte); 3. Niedergründau (3:4 Tore/2:4 Punkte); 4. Somborn (0:4 Tore/1:5 Punkte); Spiel um Platz drei: Viktoria Lieblos - SV Brachttal 1:0; Endspiel: SV Bernbach - SKG Eidengesäß 5:2 (3:0). Tore: 1:0 Levent Baydar, 2:0 Lehr (Eigentor); 3:0 Baydar; 4:0, 5:0 Bangert, 5:1 (Foulelfmeter), 5:2 Thomas Bemert. wh

SPD-Fraktion geht mit Bürgern vor Ort

ESCHBORN. Erst im Herbst steht die feierliche Eröffnung an, doch schon jetzt haben Bürger Gelegenheit, den Erweiterungsbau des Rathauses unter die Lupe zu nehmen.

Die SPD-Fraktion ist am Donnerstag, 30. Juli, vor Ort und lädt zu einem Informationsgespräch über das Gebäude ein, dessen Innenausbau gerade in vollem Gange ist. Treffpunkt ist um 19 Uhr auf dem Rathausvorplatz.

Außerdem wollen die Stadtverordneten mit Bürgern über das Neubaugebiet Rödelheimer Weg, die geplante Umgestaltung des alten Eschborner Ortskerns und die innerstädtische Verkehrsentwicklung diskutieren. set

Tip-Vorschau

1. Eintracht Braunschweig - Hannover 96 2 2. FC Homburg - SpVgg Unterhaching 1 3. FSV Mainz 05 - VfL Osnabrück 1 4. Chemnitzer FC - VfL Wolfsburg 0 5. Hertha BSC Berlin - Wuppertaler SV 1 6. SV Meppen - FC Hansa Rostock 0 7. SV Waldhof Mannheim - VfB Oldenburg 1 8. FC Remscheid - SC Freiburg 2 9. TSV 1860 München - 1. SC 08 Bamberg 1 10. Kickers Offenbach - VfR Bürstadt 1 11. Wormatia Worms - SV Wittlich 1

6 aus 45

13 - 19 - 23 - 25 - 30 - 34

Zwei Spielkreise bieten noch einige freie Plätze

DIETZENBACH. In zwei Dietzenbacher Spielkreisen für Dreijährige, die noch nicht in einer Kindertagesstätte aufgenommen werden, sind noch Plätze frei. Das teilt die Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt mit. Der erste Spielkreis trifft sich montags und donnerstags um 15 Uhr im Harmoniesaal, der zweite dienstags um 11 Uhr und freitags um 15 Uhr im Einkaufszentrum Steinberg. Anmeldungen werden unter der Telefonnummer 0 60 74 / 36 94 oder 3 29 35 entgegengenommen. fin

"Mittelweg" ist unbefriedigend Auch CDU hegt Bedenken gegen Reform der Oberstufe West

MAIN-TAUNUS-KREIS. Die Girlanden liegen parat, die Einladungen für die akademische Feier zur Eröffnung der Gymnasialen Oberstufe an der Hattersheimer Böllschule sind verschickt, da mehren sich die Stimmen des Mißmutes und der Kritik an dem Oberstufenkonzept für die drei Mainstädte. Der Hattersheimer FDP ist das Prinzip Hoffnung zu wenig; die CDU-Kreistagsfraktion fürchtet um das Niveau der Flörsheimer Oberstufe.

Wie mehrfach berichtet, sollen die Gymnasialen Oberstufen von Hattersheim, Flörsheim und Hochheim künftig eine organisatorische Einheit bilden. Während die FDP einen Schultourismus befrüchtet, will die SPD abwarten. Schließlich sei noch keine Entscheidung über den Standort der gemeinsamen Verwaltung gefallen. Und das habe bis April 1996 Zeit. Erst dann soll gemäß Kultusminister Hartmut Holzapfel (SPD) ein Organisationskonzept vorgelegt werden.

Die CDU im Kreistag blickt mit Bangen auf die gemeinsame Oberstufe. Christiane Grandisch, schulpolitische Sprecherin der Christdemokraten, sieht das Niveau der Flörsheimer Oberstufe flötengehen. Bei einer Zusammenlegung kämen Schüler aus drei unterschiedlichen Schulformen in die Klasse elf. "Um einem solch bunten Gemisch praktikable Anfangsbedingungen" zu schaffen, müßten sich die Lehrer auf einen "goldenen Mittelweg" einigen. Das sei unbefriedigend für die Flörsheimer, die bereits ab der fünften Klasse ein gymnasiales Angebot haben, die Hattersheimer aber erst ab Klasse sieben und die Hochheimer sogar erst ab Klasse elf. Die Union befürchtet, daß Flörsheimer Schüler auf Mainzer Schulen ausweichen. Denn das Konzept der SPD lasse "leider mal wieder den Aspekt Leistung völlig außer acht".

Zudem, so Christiane Grandisch, sei die Lebensfähigkeit der Hattersheimer Oberstufe in Frage gestellt. Dort lägen erst 31 Anmeldungen vor. Eine Sorge, die Hattersheims FDP-Fraktionschef Dietrich Muth teilt. Schließlich wollten Schüler und Eltern wissen, wie es nach der elften Klasse weitergeht. Mit einer Jahrgangsstärke von 30 bis 40 Schülern könne das Oberstufen-Angebot nur mit einer überproportionalen Lehrerversorgung aufrechterhalten werden. Sollten der SPD derartige Zusagen vorliegen, solle sie die Fakten schnellstens auf den Tisch legen. Dann nämlich wäre auch die FDP-Forderung nach eigenständigen Oberstufen für die drei Mainstädte möglich, und das Geld für die gemeinsame Verwaltung könne für mehr Lehrer ausgegeben werden. kkü

Gisela Theis aus Friedberg: Der Preis für Beförderung des Rades ist zu hoch

"Ich arbeite in Bad Nauheim und wohne in Friedberg, da geht das relativ problemlos. Im Winter fahre ich mit dem Bus, jetzt, wo es so schön ist, mit dem Rad. Ich muß auch manchmal sonntags arbeiten, und da gilt die Monatsfahrkarte auf einmal nicht. Ich fahre auch gerne längere Strecken zu Bekannten ringsum auf den Dörfern. Aber abends fährt keine Bahn mehr, die mich mit Fahrrad mitnehmen würde. In Reichelsheim fährt der letzte Zug, der ein Fahrrad mitnimmt, um 19.01 Uhr - und nach Florstadt fährt kein Bus mehr. Da fahre ich einmal in der Woche hin zum Singen. Manchmal leihe ich mir dann hier ein Auto oder jemand muß mich zurückfahren. Es ist schade, daß mein Fahrrad immer teurer ist als meine eigene Fahrkarte. Wenn ich von Reichelsheim hierher fahre, kostet es zwei Mark, mit Rad fünf Mark. Das paßt irgendwie nicht, gerade bei diesen Kurzstrecken. Schön wäre es, wenn dort, wo viel Radverkehr ist, die Bürgersteige etwas abgeflacht wären.

Ich fahre jetzt über ein Jahr intensiv Fahhrrad und, abgesehen von den Kräften, die ich dabei gewinne, finde ich es schön, die Jahreszeiten zu erleben. Ich sehe, wie das Korn reift, und sehe auch manchmal, wie es unter dem Wetter leidet. Oder die Blumen, die blühen."

SPD streckt versöhnend die Hand nach Taurus An Zuverlässigkeit wird nun nicht mehr gezweifelt

USINGEN. "Wir sind sehr positiv überrascht über die Einrichtung", lautete das Urteil von Helmut Bruns, Geschäftsführer der SPD-Kreistagsfraktion. Das Wohnheim für Asylbewerber der Firma Taurus GmbH in Usingen erhielt von den Sozialdemokraten gute Noten: Erstens, weil die Flüchtlingsunterkunft tatsächlich annehmbare Lebensbedingungen bietet im Vergleich zu manch menschenunwürdigen Unterkünften im Kreis, und zweitens, weil die SPD das gestörte Verhältnis zur Taurus GmbH normalisieren wollte. Der Besuch sollte nicht nur der Information dienen, sondern war auch als eine "Goodwill-Aktion" gedacht.

In der Vergangenheit war das Verhältnis zwischen SPD und Taurus durch Mißtrauen und Vorwürfe geprägt. Nach Ansicht der Sozialdemokraten hat sich der Hochtaunuskreis vom früheren Geschäftsführer der Firma, dem in die Korruptionsaffäre verwickelten ehemaligen CDU-Kreistagsabgeordneten Wilfried Müller, bei Vertragsverhandlungen "über den Tisch ziehen lassen". Da sich die Taurus GmbH inzwischen von Müller getrennt habe, stehe jedoch "die Frage nach der Zuverlässigkeit des Betreibers nach heutigem Erkenntnisstand nicht mehr zur Debatte". Bruns versuchte die Auseinandersetzungen der letzten Zeit zu relativieren: "Wir hatten eigentlich Streit mit dem Kreis und nicht mit der Firma Taurus." Hans Eichhorn, einer der Taurus-Geschäftsführer, präsentierte während des Rundgangs dann ein Haus, das gut in Schuß ist. Jedes Stockwerk verfügt über eine Küche, Toiletten und Duschen, die gut ausgestattet, funktionsfähig und sauber sind. In den Wohnräumen stehen jedem Flüchtling die gesetzlich vorgeschriebenen sechs Quadratmeter zur Verfügung. Von außen sieht das Gebäude wie ein durchschnittliches Mehrfamilienhaus aus, der Eindruck einer kasernenartigen Notunterkunft wurde vom Architekten bewußt vermieden. Um Energie einzusparen, ist das Haus mit einer Umluft- und Restwärmegewinnungsanlage ausgestattet, das Regenwasser wird in einer Zisterne gesammelt. Die menschenwürdige Unterbringung der Asylbewerber zahlt sich aus. Die Atmosphäre im Haus ist gut, es treten nur selten Schwierigkeiten zwischen den aus verschiedenen Ländern und Kulturen stammenden Flüchtlingen auf. Sozialdemokraten aus Usingen berichteten, daß die Lehrer mit den Flüchtlingskindern an den Schulen im Ort so gut wie keine Probleme hätten. In der Umgebung anderer Wohnheime sei das nicht immer der Fall. "Man kann nur hoffen, daß die guten Umstände hier in der Unterkunft auch auf andere Einrichtungen durchschlagen", bemerkte eine Sozialdemokratin am Ende des Rundgangs. jom

Kleine FR

Sondermüll GROSSKROTZENBURG. Sondermüll nimmt der Bauhof am Anne-Frank-Platz am Samstag, 8. August, zwischen 10 und 11.30 Uhr entgegen. In der Großkrotzenburger Robert-Koch-Straße 16-18 können Bürger Farbe oder Lacke, Desinfektionmottel oder ölverschmutzte Betriebsmittel am selben Tag zwischen 12 und 13.30 Uhr loswerden.

Gesundheitskurse

Im September beginnen in Frankfurt die Gesundheitskurse der Hanseatischen Ersatzkasse (HEK) zu den Themen "Richtig Ernähren", "Richtige Bewegung" und "Streßbewältigung". Streß, Hektik, Lärm und Schadstoffe beeinflussen die Gesundheit am Arbeitsplatz und zu Hause. Die HEK will mit den von Fachmännern geleiteten Kursen neue Wege zur Bewältigung dieser Faktoren aufzeigen.

Weitere Informationen unter Rufnummer 2 47 80. ki

Montag kurz nach 9 Uhr auf dem Nordbahnhof: Zug mit 890 Flüchtlingen aus Bosnien-Herzegowina kommt in Hanau an "Ein Stück Humanität setzt sich durch" Hessen-Homburg-Kaserne nimmt 380 Menschen auf Von Joachim Haas-Feldmann HANAU. Der Hanauer Nordbahnhof gestern um 9.05 Uhr: Nachdem sich die geplante Ankunftszeit des Flüchtlingszuges aus Karlovac mehrfach verzögert hat, kommen die Flüchtlinge aus Bosanski Novi (Bosnien-Herzegowina) endlich an. 890 Menschen sind es, darunter mehr Männer als erwartet, die vor dem Kriegsdienst in der Heimat haben fliehen können. 380 bleiben in Hanau, die anderen fahren weiter nach Magdeburg und Münster. Viele von ihnen winken Fremden zu, die auf dem Bahnsteig auf sie warten: mehr als 100 Rotkreuzhelfer/innen und Entscheidungsträger/innen, angefangen von Hanaus Sozialdezernent Klaus Remer über Landrat Karl Eyerkaufer und Regierungspräsident Horst Daum bis zu Hessens Sozialministerin Iris Blaul. Die freut sich darüber, daß es binnen weniger Tage möglich gewesen sei, die leerstehende Hessen-Homburg-Kaserne "für die Entwurzelten" zur Verfügung zu stellen. Blaul: "Ein Stück Humanität setzt sich damit durch." Minutenlang tut sich nach der Zugankunft nichts. Die Menschen auf dem Bahnsteig wissen nicht recht, wie sie mit der augenblicklichen Situation umgehen sollen. Die Sprache der Menschen im Zug beherrschen sie nicht.

Die Augen einer bosnischen Frau schauen verweint oder erschöpft aus - oder beides. Seit fünf Tagen seien sie auf der Flucht, schildert ein Mann dann einer Dolmetscherin. Auf Serbo-Kroatisch und Deutsch rufen die Helfer/innen immer wieder durch den Lautsprecher, alle sollen erst mal im Zug bleiben und auf den Begleitpapieren nachsehen, welcher ihr Zielort ist.

Doch das allen unbekannte Hanau finden sie nirgends verzeichnet. Da die Familien zusammen am Sonntag früh um sechs in Karlovac eingestiegen sind, zählen die Männer und Frauen vom Roten Kreuz abteilweise bis 380 ab und begleiten die Menschen aus Bosnien-Herzegowina in die fünf Gelenkbusse der Hanauer Straßenbahn, in denen sie zur Hessen- Homburg-Kaserne gelangen. Dort haben DRK-Helfer und Polizisten in den ehemaligen Soldaten Schlafräumen Notbetten aufgestellt. Türen und Ausgänge sind in Landessprache beschildert. Eine Großküche wird die Flüchtlinge in den nächsten Tagen zunächst mit fleischloser Kost versorgen, bis geklärt, was die zum überwiegenden Teil moslemischen Menschen essen können.

Die Familien erzählen, sie seien angenehm überrascht gewesen, wie die 46 DRK-Einsatzkräfte aus Hessen sie auf der Reise von Karlovac aus behandelt hätten. Die Fahrt sei anstrengend gewesen, aber jetzt seien sie zufrieden, in Hanau angekommen zu sein. In der Kaserne sollen sie erst einmal in Ruhe ausschlafen können, begründet Sozialministerin Blaul ihre Anordnung, die Hessen-Homburg-Tore für die Öffentlichkeit vorerst zu schließen.

Ein Mann aus Bosanski Novi erzählt, er und andere seien von serbischem Militär 45 Tage lang gefangen gehalten worden. Die meisten der Gefangenen seien schikaniert, aber nicht gefoltert worden. Einige aber habe das Militär verschleppt, sie seien nicht wieder aufgetaucht.

Unter den Geflüchteten sind dem DRK vorab elf Kranke gemeldet worden. Einer von ihnen hat eine Herzschwäche. Seine Tochter faßt fest seine Hand. Doch sie muß sich von ihm trennen, als er auf eine Liege gebettet wird und es heißt, sie könne im Krankenwagen nicht mitkommen. Nun weiß sie nicht, ob sie lachen oder weinen soll. Eine DRK-Helferin ruft abermals aus dem Zug heraus, auch das Mädchen müsse gestützt werden, weil sie nicht richtig laufen könne. Ein DRK- Mann nimmt das nicht wahr, packt sie eher hilflos am Rücken.

Hanaus Sozialdezernent Klaus Remer versucht, sich in die Flüchtenden hineinzuversetzen: "Die Menschen haben sehr viel durchgemacht. Sie sind in einer sehr schwierigen psychischen Verfassung." Deshalb lasse sich vorher auch "schlecht alles schon durchspielen." Die Stadt stelle nicht nur Schreibkräfte und Verwaltungsspezialisten fürs Aufnahmeverfahren bereit, auch Sozialer Dienst und Jugendamt wollten behilflich sein.

Auf die Frage nach psychosozialer Betreuung der Geflüchteten verweist Ministerin Blaul auf einen Kinderarzt aus dem Ministerium, den sie eigens abgestellt habe. Darüber hinaus habe das DRK die Betreuungsfäden in der Hand. Das wiederum bedient sich Caritas und Arbeiterwohlfahrt.

Blaul findet es einerseits "toll", wenn Hessinnen und Hessen Privatquartiere für die Menschen aus Bosnien-Herzegowina bereitstellen wollen und sich damit an Bürgertelefon beim koordinierenden Regierungspräsidium Darmstadt (Telefon 0 61 51 / 12 56 35) wenden. Sie bittet aber zu bedenken, welche Verantwortung übernommen werde, je länger der Krieg im ehemaligen Jugoslawien dauere und die Geflüchteten in Deutschland blieben. Nach vier Wochen wegen Überanstrengung ein bosnisches Kind wieder an Behörden zurückgeben zu wollen, wie vor Jahren bei vietnamesischen boat people geschehen, das sei fatal.

Sie hofft, daß die Sympathiewelle in der deutschen Bevölkerung für Geflüchtete solange anhält, wie der Krieg im ehemaligen Jugoslawien währt. Auch wenn als nächstes im Regierungspräsidium Gießen, dann im Kasseler und anschließend wieder im Darmstädter reihum weitere Menschen aufzunehmen wären. Sie rechnet mit einer längeren Flüchtlingsbleibe in der Hessen-Homburg-Kaserne. Kein Wunder, wenn sie deshalb nicht mehr auf dieser Adresse für Asylsuchende im Erstaufnahmeverfahren pocht, sondern sich den Hanauer Stadtverodneten nähert, die für ein Containerdorf am Hauptbahnhof sind.

Davon aber will Hauptamtsleiter Hoppe nichts wissen. Seinen Worten ist zu entnehmen, daß die Stadt mit der Aufnahme der Menschen aus Bosnien in der Kaserne erst einmal ihre humanitäre Pflicht getan habe.

Dritte Mörfelder Rad-Touren-Fahrt mit einem riesigen Teilnehmerfeld Sogar der Bürgermeister radelte mit Es ging ausschließlich um den Spaß an sportlicher Betätigung / Sieben Zentner Bananen

"Hier fährt ja ganz Mörfelden mit", staunte ein Teilnehmer über die enorme Beteiligung an der dritten Mörfelder Rad-Touren-Fahrt (RTF) am Sonntag. Bei hochsommerlichen Temperaturen gingen fast 1300 Radler, soviel wie nie zuvor, im Waldstadion an den Start. Zur Auswahl standen Strecken mit 42, 78 und 119 Kilometern. "Der liebe Gott hat es gut mit uns gemeint.

Fast zu gut", sagte Georg Schöneberger, Vorsitzender der Radsportabteilung der SKV Mörfelden, bevor er die Pokale verteilte. Eine Einzelwertung gibt es bei den Radtouren-Fahrten nicht. "Es ist ja eine Breitensportveranstaltung", so Karl Gernandt, bei der es um den Spaß am Sport gehen soll und nicht darum, das Letzte aus sich herauszuholen.

Den Pokal für den Verein mit den meisten Startern erhielt die RSG Frankfurt, die mit 43 Sportlerinnen und Sportlern in Mörfelden antrat. Das Team sicherte sich auch den ersten Platz in der Mannschaftswertung vor dem RC Taunus Schwalbach und dem RMSC Rüsselsheim.

In der Sonderwertung der Mörfelder Vereine wurde erwartungsgemäß der Squash-Club erster vor dem Steinweg-Team und der Gruppe Rosenthal. "The Butterflys", die nicht nur mit Fahrrädern, sondern auch mit Einrädern unterwegs waren, mußten sich mit dem fünften Platz zufrieden geben. In der Firmengruppen-Wertung des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) war das Rad-Team Möck aus Dreieich erfolgreich.

Ehrenpreise erhielten auch der jüngste und der älteste Teilnehmer. Die sechsjährige Rebecka Merx und der 85 Jahre alte Arthur Pohle aus Hattersheim konnten sich über die Auszeichnung freuen.

Daß die Mörfelder Rad-Touren-Fahrt einen guten Ruf hat, bewiesen die zum Teil von weither angereisten Radsportler. Aus Köln und aus dem Sauerland waren Teilnehmer nach Mörfelden gekommen. Walter Butgen aus Plettenberg freute sich über einen kleinen Pokal für den Radler mit der weitesten Anreise. Wer früh genug an den Start ging, brauchte die heiße Sonne nicht zu fürchten.

"Wir sind um sieben Uhr losgefahren und waren um neun schon fast aus dem Odenwald draußen", berichtete ein Teilnehmer, der von der Veranstaltung hörbar beeindruckt war. "Das muß man den Mörfeldern schon lassen. Wenn sie was machen, sind alle dabei." Nach dem Rennen wurden die Sportler mit Milchshakes, Bier, Würstchen und Pommesfrites versorgt.

80 selbstgebackene Kuchen warteten auf die hungrigen Radler, 1000 Liter Zitronentee und fast sieben Zentner Bananen hatten die über einhundert Helferinnen und Helfer für die Verpflegung auf der Strecke vorbereitet. "So eine Veranstaltung kann nur klappen, wenn man viele Freiwillige hat", bedankte sich Georg Schöneberger bei allen, die bei der Vorbereitung und Durchführung der Fahrt mitgewirkt hatten.

Bereits im Herbst begannen die Planungen für das Großereignis. Der Streckenverlauf mußte festgelegt und mit der Polizei abgesprochen werden. Mit 500 Richtungspfeilen wurden die Routen markiert. Die Termine der Radtourenfahrten werden vom BDR koordiniert, der auch Kontrolleure zu den Veranstaltungen schickt.

Von der Hygiene an den Verkaufsständen bis zur Streckenführung wird alles begutachtet. Werden erhebliche Mängel festgestellt, muß der Verein im nächsten Jahr pausieren. Bis auf einen kurzzeitigen Mangel an Startnummern lief aber alles reibungslos.

Die Radtourenfahrten und das Volksradfahren finden immer mehr Anhänger. Die Rad-Fans lassen sich ihr Hobby einiges kosten. Karl Gernandt: "Die Leute kaufen heute 3000-Mark-Räder. Das Geld spielt doch gar keine Rolle."

Mit dabei war auch Bürgermeister Bernhard Brehl, der die Schirmherrschaft über die Veranstaltung übernommen hatte. Er hatte sich allerdings für die kleine Runde entschieden.

KAI CEZANNE

FDP will Drogenkonferenz "Abstimmung zwischen Stadt und Umland gleich Null"

Eine regionale Drogenkonferenz der südhessischen Städte und Gemeinden fordern die Frankfurter Freien Demokraten, die dabei von der Landtagsfraktion ihrer Partei in Wiesbaden unterstützt werden. Hans-Jürgen Hielscher, der stellvertretende Kreisvorsitzende der FDP, sagte während einer Pressekonferenz, er sei entsetzt, daß das repressive Vorgehen der Frankfurter Polizei gegen die Drogenszene nicht mit den Umlandgemeinden abgestimmt worden sei. "Die Koordination ist gleich Null."

Als Folge der andauernden Verdrängungsaktionen in Frankfurt sei die Drogenszene in Offenbach und im Hochtaunuskreis nach Informationen aus den dortigen Polizeidienststellen bereits erkennbar angestiegen. Entlang den S- Bahnstrecken breite sich unterdessen die Beschaffungskriminalität weiter aus. "Das einseitige Vorgehen der Frankfurter ist Stückwerk, ist eine Fahrt auf den alten Gleisen", sagte Hielscher, der auch parlamentarischer Geschäftsführer der Landtags-FDP ist.

Eine Verbesserung der Situation könne nur flächendeckend zusammen mit den anderen Städten und Gemeinden erreicht werden. Besonders wichtig sei, daß sich auch im Umland Ärzte am Methadonprogramm beteiligten und daß dort Unterkünfte für Drogenabhängige geschaffen würden. Eine soziale und medizinische Betreuung der Süchtigen allein in unmittelbarer Nähe des Frankfurter Drogenmarktes verfehle ihre Wirkung.

Nach den Vorstellungen der FDP soll Oberbürgermeister Andreas von Schoeler zu der Regionalkonferenz einladen, an der neben der Polizei und den Politikern auch Experten aus dem sozialen Bereich teilnehmen müßten.

Denkbar sei auch, daß der hessische Innenminister die Drogenkonferenz veranstalte.

Hielscher regte einen Fonds an, an dem sich Frankfurt und andere Kommunen, "bis nach Gießen und an die südliche Landesgrenze", sowie das Land beteiligen könnten. Mit dem Geld sollen Methadonprogramme und Unterkünfte finanziert werden.

Wenn Frankfurt allein darauf setze, die Drogenszene in das Umland zu verdrängen, verfolge sie eine "kurzsichtige Katastrophenstrategie", die nicht aufgehen werde, sagte der FDP-Politiker. cg

"Zuckerbaby" läuft in der Frauenfilmreihe

RODGAU. In der SPD-Frauenfilmreihe wird am kommenden Dienstag, 4. August, um 20.15 Uhr im "Saalbau" im Stadtteil Jügesheim die Komödie "Zuckerbaby" mit Marianne Sägebrecht und Eisi Gulp gezeigt.

Der Film handelt von Marianne, Angestellte einer Münchner Bestattungsfirma, die unter ihrer gewichtigen Körperform und Einsamkeit leidet. Eines Tages trifft sie die Stimme eines U-Bahn-Fahrers wie ein Liebesblitz, und sie spioniert dann sofort hinter dem ihr noch unbekannten Angebeteten her, bis sie ihn kennenlernt. Für kurze Zeit sind die beiden im siebten Himmel, doch das Glück hält nicht lange an . . . ttt

Die Termine des Schadstoffmobils im August: Giftmüllschlucker vor Ort

FRANKFURT-SÜD. Das Schadstoffmobil der Stadt Frankfurt ist wieder in allen Stadtteilen unterwegs. Umweltschädliche Abfälle wie Lack- und Medikamentenreste, Batterien und ätzende Flüssigkeiten sollen nicht in den normalen Hausmüll wandern - sie können bequem vor Ort abgegeben werden.

Im Frankfurter Süden machen die mobilen Müllschlucker erstmals am Donnerstag, 6. August, Station: von 11 bis 12 Uhr an der Kreuzung Waldfried- / Waldstraße im südlichen Niederrad, von 18 bis 19 Uhr an der Kreuzung Rheinlandstraße / Schwanheimer Bahnstraße in Schwanheim.

Am Samstag, 8. August, hält ein Fahrzeug von 9 bis 10 Uhr vor der Seehofstraße 48 im nördlichen Sachsenhausen.

Zwei Stadtteile steuern die Schadstoffmobile am Dienstag, 11. August, an: um 11 Uhr Oberrad (Kreuzung Nonnenpfad / Wiener Straße), um 18 Uhr das südliche Sachsenhausen (Mörfelder Landstraße 126). Dort steht bereits am Mittwoch, 12. August, 9 bis 10 Uhr, erneut ein Fahrzeug. Zwei Stunden später, ab 11 Uhr, macht es dann im nördlichen Niederrad (Goldsteinstraße 128) halt. Zwei Stadtteile werden auch am Freitag, 14. August, bedient: von 9 bis 10 Uhr das nördliche Sachsenhausen (Seehofstraße 48), von 11 bis 12 Uhr Oberrad (Nonnenpfad / Wiener Straße).

Am Donnerstag, 20. August, steht ein Schadstoffmobil von 9 bis 10 Uhr in Niederrad-Nord (Goldsteinstraße 128). Am Freitag, 21. August, machen die Fahrzeuge um 9 Uhr in Oberrad (Nonnenpfad / Wiener Straße), von 11 bis 12 Uhr im nördlichen Sachsenhausen (Seehofstraße 48) Station.

Die Bewohner von Sachsenhausen-Süd können ihre Schadstoffe am Mittwoch, 26. August, von 11 bis 12 Uhr in die Mörfelder Landstraße 126 bringen. Dort steht am Freitag, 28. August, von 9 bis 10 Uhr noch einmal ein Schadstoffmobil. ind

CDU sieht politische Kultur nachhaltig beschädigt Christdemokraten reagieren auf Fairneß-Appell des Landrats mit scharfen Vorwürfen

MAIN-KINZIG-KREIS. Den öffentlichen Appell von Landrat Karl Eyerkaufer zu einem Fairneß-Abkommen der Parteien im Kommunalwahlkampf haben führende CDU-Vertreter im Kreis genutzt, um einerseits zu betonen, sie seien schon immer fair gewesen, und um andererseits den politischen Gegner anzugreifen.

Aufgewärmt werden frühere Vorwürfe der Christdemokraten an die SPD, sich Mehrheiten zusammen mit der rechtsextremen NPD gesichert zu haben und unfair mit dem ehemaligen Abfalldezernenten und Noch-Kreisbeigeordneten Harald Friedrich (Grüne) umgegangen zu sein.

Ein fairer Wettstreit um die Gunst der Wähler sei nur dann möglich, wenn dabei die politische Kultur gewahrt werde, schreibt der Kreisvorsitzende und Landtasgsabgeordnete Aloys Lenz in seiner Antwort an Eyerkaufer. Damit sei es allerdings nach der Kreistagsabstimmung über den Standort der geplanten Mülldeponie schlecht bestellt: "Eine weittragende Entscheidung, wissentlich gestützt auf die Stimmen der NPD herbeizuführen, stellt eine nachhaltige Beschädigung der politischen Kultur dar."

Lenz bittet daher den Landrat "herzlich", "in Ihrer eigenen Partei dafür zu werben, daß wichtige geheime Abstimmungen über Personen nicht durch das Verhalten der NPD im Kreistag entschieden werden. Wer mit einem Antrag bei unklaren Mehrheitsverhältnissen darauf spekuliert, daß der Erste Kreisbeigeordnete (die Wiederwahl von Erich Pipa steht Ende August an, die Red.) möglicherweise nur durch Stimmen der NPD im wohldotierten Amt verbleiben kann, hat Ihrem Fairness-Aufruf durch Unterhöhlung der kulturellen Basis bereits die Grundlage entzogen."

Im Gegensatz zur SPD befinde sich die CDU im Besitz der angemahnten politischen Kultur und Fairness, bescheinigt Lenz im folgenden vor allem dem eigenen Landratskandidaten: "Für die gesamte CDU im Main-Kinzig-Kreis steht es völlig außer Frage, daß es bei der Persönlichkeit von Hubert Müller keines besonderen Abkommens bedarf, um den fairen Umgang mit seinen Mitmenschen zu gewährleisten. Er hat stets bewiesen, daß er Kritik in der Sache nie an der Person festgemacht hat. Hubert Müller hat nie einen Kollegen - egal welcher Couleur - im Kreistag dafür kritisiert, daß er an anderer Stelle eine unbequeme Entscheidung getroffen hat."

Im übrigen äußert Aloys Lenz Zweifel an der Redlichkeit des von Eyerkaufer vorgeschlagenen Abkommens: "Nachdem Sie Ihren Brief an die Parteivorsitzenden sogleich der Presse übergeben haben, ohne auf eine Antwort des Adressaten zu warten, gehe ich davon aus, daß die Ankündigung eines Fairneß-Abkommens Ihnen wichtiger war als das Ergebnis."

Zu ähnlichen Schlüssen gelangt auch Rolf Müller, Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion: Eyerkaufer sei unredlich, wenn er ein derartiges Abkommen fordere, aber im gleichen Atemzug die von der Union vorgeschlagenen Gespräche aller Parteien zur "Lösung der brennenden Kreispobleme" ablehne. Als eines dieser Probleme wertet Müller "eitle Hahnenkämpfe" zwischen Landrat, Kreisbeigeordnetem Erich Pipa und ehemaligem Abfalldezernenten Harald Friedrich (Grüne): "Wer so unfair mit einem Kollegen umgeht, wie es Landrat Eyerkaufer mit seinem ehemaligen Lieblings-Grünen getan hat, ist nicht der glaubwürdigste Anreger eines Fairness-Abkommens." hein

Feuerzeug in Kinderhand entzündete eine Gardine

ESCHBORN. Ein achtjähriger Junge löste am Sonntagmorgen Feueralarm aus. Der Knirps nutzte den unbeachteten Moment, als seine Mutter zur Toilette war, und schnappte sich ein offen herumliegendes Feuerzeug. Beim Spielen geriet eine Gardine in Brand. Zwar konnte die Mutter ihren Sohn noch rechtzeitig in Sicherheit bringen, so daß niemand verletzt wurde. Durch Rauch und Löschwasser entstand jedoch ein Schaden von rund 8000 Mark. set

Brutaler Sexualtäter versetzt Frauen in Angst und Schrecken Bereits neun Überfälle seit Februar in Wiesbaden / Erhebliche Verletzungen / Sonderkommission überprüft rund 200 Hinweise

WIESBADEN. Ein äußerst brutaler Sexualtäter versetzt seit Monaten Wiesbadener Frauen in Angst und Schrecken. Neun Opfer hat er seit Februar überfallen und zum Teil vergewaltigt und beraubt. Wobei er fast immer nach dem gleichen Muster vorging: Er lauerte den Heimkehrerinnen an der Haustür oder im Treppenhaus auf, würgte sie von hinten und drängte sie in den Hausflur oder in die Wohnung, wo er sich an ihnen verging. Anschließend zwang er sie noch, Bargeld und Scheckkarten herauszurükken. Vier Wiesbadenerinnen ist es bisher gelungen, den Mann durch heftige Gegenwehr in die Flucht zu schlagen. Die meisten Betroffenen wurden bei den Angriffen erheblich verletzt.

Diese Serie von Gewalttaten gegen Frauen löste bei der Wiesbadener Polizei eine beispiellose Fahndungsaktion aus - bislang allerdings erfolglos.

Begonnen hat die Reihe von Überfällen auf Frauen am 13. Februar: Als eine 31jährige die Haustür aufschloß, wurde sie plötzlich von hinten attackiert und im Hausflur vergewaltigt. Die nächsten Übergriffe folgten eine Woche später - in einer Nacht gleich zwei erfolglose Versuche, allein nach Hause zurückkehrende Frauen zu mißbrauchen.

Mitte Mai traf der Peiniger auf sein viertes Opfer - wieder wurde eine Frau beim Betreten ihrer Wohnung von hinten gewürgt, in die Wohnung geschubst und vergewaltigt. Nur einmal wich er von dieser Vorgehensweise ab: Anfang Juni war er über ein Balkongerüst in das Schlafzimmer einer alleinstehenden Frau geklettert - wiederum verging er sich an seinem wehrlosen Opfer und raubte ihm danach die Geldbörse.

Besonders rabiat malträtierte er Mitte Juni eine 48jährige Frau, der er an der Tür aufgelauert hatte. Er stieß sie in die Wohnung, riß ihr die Kleider vom Leib, verging sich an ihr, fesselte und knebelte sie anschließend, zwang sie in einen Bettkasten, den er schloß und mit einem schweren Sessel belastete. Nur mit letzter Kraft konnte sich die Fau aus dieser lebensbedrohlichen Lage befreien.

Zuletzt hat der Mann am vergangenen Samstag zugeschlagen - erstmals außerhalb der Innenstadt und erstmals am helllichten Tag. Als eine 63jährige Frau gegen 13 Uhr vom Einkaufen in ihre Biebricher Wohnung zurückkehrte, wurde sie beim Aufschließen der Tür von hinten gewürgt, in den Flur gestoßen und vergewaltigt. Danach zwang er sie zur Herausgabe des Bargeldes - 2000 Mark, die die Frau für eine Urlaubsreise zurückgelegt hatte. Die 63jährige war bei diesem Übergriff erheblich verletzt worden. Mit Rippenbrüchen mußte sie ins Krankenhaus gebracht werden.

Die Wiesbadener Polizei fahndet fieberhaft nach dem Täter: Es wurde eine Sonderkommission gebildet, Phantombilder des Mannes hängen in Stadtbussen, Geschäften und an Hauswänden, die Steckbriefe sind in deutscher und türkischer Sprache verfaßt. Alle Opfer beschrieben ihren Peiniger übereinstimmend als etwa 30 Jahre alt, südländischen Typ, 1,80 Meter groß, mit dunklen, welligen, im Nacken längeren Haaren, Oberlippenbart und von sportlicher Figur.

Sprachwissenschaftler wurden eingeschaltet, um zu erurieren, ob der Mann Deutscher oder Ausländer ist - seine einfache Sprachstruktur läßt nach den bisherigen Ermittlungen beides zu. Psychologen wurden um Rat gefragt, um Aufschluß über Charakter und Veranlagung des Mannes zu erhalten.

Über 200 Hinweise gingen bislang bei der Wiesbadener Polizei ein - 70 Männer, die dem Gesuchten ähnlich sehen, wurden überprüft. Vergeblich: viele anfangs heiße Spuren verliefen sich nach näherer Überprüfung im Sande.

Unterstützt wird die Fahndungsarbeit der Polizei von der Stadt. Sie verstärkt das Team im Sonderkommando und arrangiert preisgünstige Selbstverteidigungskurse für Frauen. "Zur Lebensqualität einer Stadt gehört auch, daß man sich in ihr ohne Furcht bewegen kann", erklärte dazu Oberbürgermeister Achim Exner. Weitere flankierende Maßnahmen der Stadt sollen folgen: Straßenlampen, die spätabends auf Sparflamme geschaltet wurden, werden wieder umgerüstet und sollen bei Dunkelheit mit voller Leuchtkraft brennen.

An unübersichtlichen Straßenecken sollen Büsche und Bäume so zurechtgestutzt werden, daß man sich nicht hinter ihnen verbergen kann. Busfahrer bestellen auf Wunsch ihrer Fahrgäste per Funk Taxen zu den Haltestellen, Taxifahrer akzeptieren auch kürzeste Fahrtstrecken und begleiten Frauen bis zur Haustür.

Über ihre Taktik mag die Polizei keine Details geben: "Der Täter liest auch Zeitung." Allein nach Hause zurückkehrenden Frauen empfiehlt die Kripo Gegenwehr und Hilferufe. Es hat sich nämlich gezeigt, daß der Täter eher die Flucht ergreift, als das Risiko seiner Festnahme einzugehen. MARGIT FEHLINGER

Aldag segelt schon mal gegen den Wind Meerbrühe macht den stärksten Mann schwach

"Alles kommt darauf an, wie man drauf ist, wie gut das Material ist, und ein bißchen Glück gehört natürlich auch noch dazu." Peter Aldag wollte sich vor der ersten Wettfahrt der Finn-Segler nicht zu einer Prognose verleiten lassen. "Es gibt 20 Anwärter auf eine Medaille", sagt der 27jährige Fellbacher - und er ist lediglich einer dieser 20.

Gleich nach der Kieler Woche ist er nach Spanien gefahren, hat das Material getestet und das Segelrevier erkundet. In dieser Zeit hat sich Aldag, der normalerweise bei starkem Wind Vorteile hat, auf den leichteren Wind vor Barcelona eingestellt. Im Training hat er dann zu seiner Genugtuung feststellen können, "wie schnell wir im Vergleich zu den anderen sind". Dies trotz der Tatsache, daß ihm ausgerechnet bei den Olympischen Spielen eine Schleimbeutelentzündung in den Knien zu schaffen macht. "Die Knie sind im Eimer", sagt er scheinbar unbeeindruckt.

Eher noch von den äußeren Bedingungen, beispielsweise der mittlerweile sattsam bekannten Dreckbrühe vor der spanischen Küste. Italiener, Griechen und Spanier haben nach den Erfahrungen der Segler schlichtweg "keine Beziehung zum Umweltschutz". Sogar toten Hunden ist Peter Aldag bei seinen Trainingsfahrten bereits begegnet. Jede kleine Verletzung, die sich die Aktiven zuziehen, muß sofort ärztlich behandelt werden. Wenn die Wunde mit dem Mittelmeerwasser in Berührung kommt, entzündet sie sich sofort. Aldags Körper ist denn auch übersät mit größeren und kleineren Pflastern. Frischt der Wind auf, droht weitere Gefahr. "Man schluckt dann viel Wasser, und wenn ein falscher Schluck dabei ist, sitzt man eben drei Tage auf dem Klo", befürchtet Aldag. Doch der Brühe sehen sich die Segler wehrlos gegenüber: "Wir können nur hoffen, daß nichts passiert."

Für den Fellbacher steht bei den Olympischen Spielen einiges auf dem Spiel, auch wenn er selbst sagt: "Es wäre dumm, sich irgendeinen Druck aufzuerlegen." Doch die Finn-Segler haben innerhalb des Deutschen Segler-Verbandes (DSV) keinen einfachen Stand. Im vorolympischen Jahr hat es nicht einmal eine Olympia-Kernmannschaft in dieser Klasse gegeben, und Peter Aldag hat sich nur deshalb noch für Barcelona qualifiziert, weil er bei der Weltmeisterschaft in diesem Jahr Fünfter wurde. "Die Nominierung war pervers", schimpft Aldag, "die hätten uns eiskalt daheim gelassen." 1990 war er der mit Abstand beste deutsche Finn-Segler, doch als er bei der Europameisterschaft auf Platz neun statt unter den ersten acht einlief, wurde er aus dem Kader gestrichen. Im Winter absolvierte der Betriebswirtschaftsstudent sein Examen, was sich negativ auf seinen Sport auswirkte: Bei der WM kam er lediglich auf den 20. Platz. "Da hieß es dann, der Finn sei am Ende."

Hinzu kam das bekannt unterkühlte Verhältnis Aldags zu seinem Bundestrainer Klaus-Peter Stohl. Aldag arbeitet mit dem ehemaligen Weltmeister in der Einhandjolle, Wolfgang Gerz, zusammen und nicht mit Stohl. "Stohl hat nicht besonders viel Ahnung vom Segeln", behauptet der Aktive. "Und wenn einer nicht besser ist als ich, muß er wenigstens gut betreuen. Aber auch das macht er nicht." Die besten Trainer seien eben ehemalige Aktive wie Wolfgang Gerz, "denn die haben noch den Kontakt zur Basis". Kein Wunder, daß sich Stohl auf den Schlips getreten fühlt. Zumal dann, wenn der Individualist auch ohne den Bundestrainer ("Seit zwei Jahren bekomme ich von dem keinerlei Unterstützung mehr") Erfolg hat. "Sollte Aldag Barcelona erreichen, gehe ich nicht mit", hatte Stohl angekündigt. Er blieb zu Hause.

Nach Barcelona will Peter Aldag mit seinem Sport kürzertreten und sich wieder mehr um den Beruf kümmern. Die Diplomarbeit muß noch geschrieben werden. Als Segler sind nun mal keine Reichtümer zu verdienen. Der Konzern mit dem Stern greift seinem Angestellten zwar unter die Arme, sein Verein, der Stuttgarter Segel-Club, hat ihm ein Boot im Wert von rund 20 000 Mark zur Verfügung gestellt, und auch die Stadt sowie der Sportkreis Stuttgart "haben hervorragende Töpfe der Sportförderung". Dennoch muß Peter Aldag sparen, wo immer es geht. "In den vergangenen zwei Jahren habe ich im Auto geschlafen, um Hotelkosten zu sparen." MICHAEL MAURER

Namen + Notizen

HEINZ WALTER, Kraftfahrer bei der Deutschen Bundespost, fährt seit 40 Jahren unfallfrei. Am heutigen Donnerstag ist er genau seit 40 Jahren im Besitz eines Führerscheins der Klasse drei. Er erwarb ebenfalls die Führerscheine der Klassen zwei und eins (für Lastwagen und Motorrad). Seit dieser Zeit nimmt er täglich am Straßenverkehr teil und hat seither 40 Jahre lang Fahrzeuge aller Art und aller Klassen unfallfrei gefahren - davon zwölf Jahre lang Lastkraftwagen der Deutschen Bundespost, bei der er seit 1948 arbeitet. jan

"Blockade" als Denkzettel Niederin stellt Vorfall vom Freitag anders als die Polizei dar

NIED / HÖCHST. Mit Nachbarn gestritten, von Polizisten in aller Öffentlichkeit gefesselt, blaue Flecken und Schürfwunden, aufs Revier mitgenommen und dort bis auf die Haut ausgezogen - an den vergangenen Freitag wird sich Petra H. noch lange erinnern. "Wenn ich nicht auf mein Recht gepocht hätte, wäre mir all das erspart geblieben", lautet die Erkenntnis der 37jährigen aus Nied. "Sportlehrerin trat um sich: in Handschellen abgeführt" hieß es in der FR.

Laut Polizei soll Petra H. die Gesetzeshüter geschlagen und getreten haben. Zuvor hatte ein Nachbar die Funkstreife gerufen, weil er seinen Wagen durch das geparkte Auto der Niederin blockiert sah. Doch die aufgebrachte Frau wollte weder das Feld räumen noch anschließend der Polizei ihren Ausweis zeigen.

Was den Beamten als überzogene Reaktion einer jähzornigen Frau erschien, ist für Petra H. allein Schuld des Nachbarn und der Polizei. Ihre Version der Vorfälle: Ihr Auto sei auf ihrem eigenen, nicht eingezäunten Grundstück geparkt gewesen, was sie auch den Polizisten gesagt habe. "Trotzdem drohten sie damit, den Wagen abschleppen zu lassen", so daß der Nachbar hätte wegfahren können.

Schließlich habe einer der beiden versucht, sie am Arm zu packen. Beim Ausweichen sei ihre Einkaufstüte durch den Schwung gegen einen Polizisten geprallt: "Darauf haben die vor Aggression nur so gesprüht. Ich bin gleich hinter mein Auto geflüchtet." Dennoch hätten die Polizisten sie erreicht und "brutal" gegen einen Holzstapel gedrückt. "Als sie mir die Handschellen anlegten, kniete einer auf meinem Rücken."

Im Höchster Polizeirevier angekommen, wurde Petra H. nach Waffen durchsucht. "Vor zwei Frauen mußte ich mich bis auf die Haut ausziehen. Vorher sagten sie zu mir: ,Wenn Sie Sich weigern, dann bumst es.'"

Zu den Vorwürfen will der stellvertretende Revierleiter Jürgen Mursch nichts sagen: "In einem schwebenden Ermittlungsverfahren äußern wir uns gegenüber der Presse nicht." Petra H. habe ohnehin noch Gelegenheit, alles dem Gericht vorzutragen - wenn sie sich wegen Widerstands gegen Vollzugsbeamte verantworten müsse.

Allem Anschein nach wurden die Polizisten - ohne es zu wissen - in einen lange schwelenden Streit hineingezogen. Petra H. sagte der FR, es gehe dabei um die Frage, wie Anwohner der Wörthspitze mit ihren Autos eine als Parkplatz genutzte Fläche künftig erreichen können - weiterhin über das Grundstück von Petra H. oder über einen erst vor wenigen Tagen geschaffenen Umweg mit absperrbaren Pfosten. Mit ihrer "Blockade" wollte die Niederin allen Beteiligten einen Denkzettel verpassen. leo

Rückerstattung wegen Streiks abgeschlossen

HANAU. Kunden der Hanauer Straßenbahn AG, die wegen des Streiks im Öffentlichen Dienst finanzielle Einbußen erlitten, erhalten das Geld nicht mehr zurück. Wie das städtische Transportunternehmen mitteilt, ist die Rückerstattungs- Aktion endgültig abgeschlossen. Von dem Angebot hätten insgesamt 1764 Personen Gebrauch gemacht. Vorstandsvorsitzender Jürgen Dessler wertet die "unbürokratische und kulante Regelung" als erfolgreich. jur

HANDBALL

FREUNDSCHAFTSSPIELE, Männer: TG Hochheim - SG Saulheim 24:24, TSG Sulzbach/Ts. - SG Wallau/Massenheim II 28:27, TG Hocheim - TV Gelnhausen 14:28.

Unbekannter überfiel mit Waffe Tankstelle

DIETZENBACH. Bei einem bewaffneten Überfall auf eine Tankstelle in Dietzenbach-Steinberg erbeutete ein Unbekannter etwa 35 000 Mark. Nach Angaben der Polizei hatte ein Angestellter der Tankstelle gegen 5.40 Uhr versucht, die Eingangstür aufzuschließen. Plötzlich wurde er von hinten mit einer Pistole bedroht. Der Täter drückte die Waffe an den Hals des Mannes und forderte ihn auf, den Tresor aufzuschließen.

Um zu zeigen, daß er es ernst meinte, schoß er einmal unter die Decke. Dem Räuber gelang es schließlich, den Geldschrank auszuräumen. Er schloß sein Opfer, das sich nicht umdrehen durfte, anschließend ein. Der Tankwart konnte sich später mit einem Zweitschlüssel befreien.

Die Offenbacher Kriminalpolizei, die das Projektil und die Patronenhülse vom Kaliber neun Millimeter sicherstellte, fragt danach, wer Verdächtiges beobachtet hat. Hinweise nimmt die Kripo unter der Telefonnummer 069 / 8 09 02 59 entgegen. fin

Verschwisterung noch im Herbst dieses Jahres? Karben und Luisenthal/Thüringen kommen sich näher

KARBEN. Ein Stück näher gerückt sind sich die Stadt Karben und die kleine thüringische Gemeinde Luisenthal. Am Wochenende reiste eine über hundertköpfige Karbener Besucherschar, darunter Stadtverordnetenvorsteherin, Magistratsmitglieder und Stadtverordnete, zum Ohratalsperrenfest in den Thüringer Wald. Ein Gegenbesuch der Luisenthaler ist für die KleinKarbener 800-Jahrfeier (11. bis 13. September) ins Auge gefaßt. Anschließend, womöglich noch im September, so die beidseitige Vorstellung, könnten die Parlamente der Kommunen die Verschwisterung beschließen.

Seit 20 Jahren feiern die Luisenthaler mit großem Tamtam ihr Talsperrenfest. Nach der Vorstellung des thüringischen Umweltministeriums soll damit allerdings bald Schluß sein. Die jährliche Großveranstaltung, zu der Tausende von Besuchern aus der ganzen Umgebung strömen, beeinträchtige das Trinkwasserschutzgebiet, argumentiert die Behörde.

Seit vielen Jahren wird halb Thüringen mit dem kühlen Naß aus dem Luisenthaler Trinkwasserreservoir versorgt. Die kleine, rund 1600 Einwohner zählende Gemeinde hat bei der touristischen Nutzung des Stausees strenge Auflagen einzuhalten. Schwimmen ist ohnehin verboten, nun ist auch die Benutzung von Tretbooten untersagt worden, weil aus den Pedallagern Öl ins Wasser geraten könnte. Dafür ist nun Rudern angesagt.

Unterdessen kämpfen die Luisenthaler um den Erhalt ihres Festes. Sie halten dem Ministerium entgegen, daß das Fest schließlich nicht im Uferbereich gefeiert werde und haben eine Unterschriftensammlung nach Erfurt geschickt.

Am Wochenende mischten auch Karbener mit beim Fest. Zu ihrem zweiten Aufenthalt in Luisenthal reisten die Vertreter der Stadt diesmal mit großem Gefolge an. Die Stadtkapelle absolvierte einen vielbeklatschten Auftritt, und auch die Okärber Spielleute, die die Ost-West-Beziehung eingefädelt haben, sorgten innerhalb des üppigen Festprogramms für Unterhaltung. Bürgermeister Detlev Engel überreichte seinem Amtskollegen Wolfgang Ortlepp einen großen Bembel mit 20 Litern Apfelwein, "damit sich die Luisenthaler schon dran gewöhnen können".

Untergebracht waren die Hessen teils privat, teils in Hotels. Sie wie auch die einstmals gemeindeeigenen Ferienhäuser sind inzwischen herausgeputzt. Die kleine Gemeinde nahe dem einstigen DDR- Wintersport-Zentrum Oberhof setzt ihre Hoffnungen auf den Tourismus. Die Chancen hierfür sind nicht schlecht. Neben Oberhof wirkt die 400 Meter hoch gelegene Kommune im Ohratal zwar etwas unscheinbar. Dafür geht es in dem "Straßendorf", in dem immer mehr Häuser herausgeputzt sind, etwas gemütlicher zu. Gute Erreichbarkeit (von Karben mit dem Auto in zweieinhalb Stunden), die Nähe zum Fernwanderweg Rennsteig, 14 Kilometer lange Rundwanderwege um die Talsperre, Langlaufloipen (früher besaß Luisenthal sogar eine Sprungschanze) und der stille Reiz des Thüringer Waldes sind die Pfunde, mit denen der CDU/ FWG-regierte Ort wuchern kann.

Doch wie der Begriff "Fremdenverkehr" beinhaltet: Mit den Touristen kommen auch die Autolawinen. Der verläuft über die mitten durch den Ort führende, sanierungsreife Landesstraße (zwischen Gotha und Oberhof) und ist jetzt schon belastend. Umgehung oder Ampelregelung sind in der öffentlichen Diskussion: Westliche Probleme haben Luisenthal längst eingeholt. Das gilt auch für Erscheinungen ganz anderer Art. Während das Ohratalsperrenfest am Samstag lediglich von Regengüssen heimgesucht wurde, kam es am Sonntag, als Tausende von Besuchern an den Stausee strömten, zu Störungen durch Skinheads. Die Polizei vermochte den Randalierern jedoch schnell Einhalt zu gebieten, berichtet Magistratssprecherin Susanne Schubert.

Luisenthal ist, wie auch Karben, eine relativ junge Kommune, 1951 entstanden aus dem Gemeindezusammenschluß von Schwarzwald, Stutzhaus und eben Luisenthal, das seinen Namen behalten durfte. Im April war bereits eine kleine, von Bürgermeister Ortlepp (CDU) geführte Abordnung in Karben zu Gast (siehe FR vom 6. April). Der Magistrat will nun alle zwölf Gemeindevertreter zur Klein-Kärber 800-Jahrfeier einladen, damit sie die Stadt besser kennenlernen können. Danach werden die Luisenthaler Parlamentarier zu entscheiden haben, ob sie mit der Wetterauer Kommune partnerschaftliche Bande eingehen wollen.

Einen Grundsatzbeschluß über die Verbindung mit einer ostdeutschen Kommune hat das Karbener Parlament bereits gefaßt. Die Verschwisterung mit Luisenthal könnte bereits in der Sitzung am 25. September beschlossen werden. Die Luisenthaler hätten sich für diesen Akt gerne eine gemeinsame Parlamentssitzung, sinnvollerweise in Karben, vorgestellt. Das dürfte aufgrund der dann für die Luisenthlaer Bürger nicht gegebenen Öffentlichkeit kaum umsetzbar sein, meint Susanne Schubert. Der Verschwisterungsbeschluß könnte aber im Beisein einer Luisenthaler Delegation erfolgen. mu

Wasserspiele mit Seeschlange Beach-Party in Langen: Paddeln und Tauchen waren die Renner

LANGEN. "Beim Kanadier-Paddeln kommt es auf die Kooperation an", schärft Thomas Otterbein von der Seepfadfinder- und Kanu-Gilde Dreieich den kleinen Rangen ein. Die für zwei Personen gedachten Boote mit der runden Unterseite, die man vor allem aus Indianerfilmen kennt, waren bei der Beach-Party im Langener Freibad am Sonntag allerdings selten mit nur zwei Paddlern besetzt. Meist teilten sich bis zu sechs oder sieben Kinder die schnittigen Boote.

"Das ist hier natürlich was anderes als im freien Gewässer", winkt Otterbein ab. Aber beim Schnuppersport, ob Paddeln mit dem Kajak oder Tauchen, geht's ja auch darum, Kontakte mit dem Nachwuchs zu knüpfen und erstes Interesse für den Sport zu wecken.

Gut besucht war die fünfte Beach-Party für kleine und große Kinder am strahlend schönen Sonntag. Gemeinsame Veranstalter waren wieder der Stadtjugendring, dessen Erster Vorsitzender, Dieter Hahn, auch Initiator der Party ist, die Kanu-Gilde, der Tauchsportverein "Seeigel" und die Tauchschule Langen.

Das Vormittagsprogramm mit seinen Schnupperkursen im Tauchen und Paddeln war erwartungsgemäß ein Renner. In großen Trauben standen Kinder ebenso wie Erwachsene und Jugendliche an, um in den Genuß des Paddel- oder Tauch-Erlebnisses zu kommen. Während sich Paddelchef Otterbein bemühte zu vermitteln, wie wichtig die Synchronisation ist und daß Steuerfrau und Steuermann immer hinten sitzen, erklärte Tauchlehrer Rüdiger Schmidt ein paar Meter weiter die wichtigsten Grundsätze beim Unterwasserschwimmen.

Auf keinen Fall dürfen die Schnuppertaucher nämlich das Mundstück der Sauerstoff-Flasche loslassen, solange sie unter Wasser sind. Beim Tauchen im vier Meter tiefen Sprungbecken könnte es durch den plötzlichen Druckunterschied sonst einen Lungenriß geben, meinte Schmidt. Gefährlich sei das Probetauchen aber nicht, denn alle Neulinge würden von einem erfahrenen Taucher begleitet.

Natürlich lernten die wißbegierigen Neu-Taucher auch die wichtigsten Unterwasser-Zeichen. Etwa den von Zeigefinger und Daumen gebildeten Ring, der "Okay" bedeutet. Dasselbe Zeichen, verbunden mit heftigem Wackeln der Hand, ist für Neu-Taucher unverzichtbar: Es bedeutet "Ich habe Angst".

In der Bahama-Pool-Bar genossen die Besucher/innen am Nachmittag das "Beach-Feeling", wie Hahn es nennt. Alkoholische Mix-Getränke standen für die Erwachsenen, verschiedene Shakes und Säfte für die Kleinen bereit - sofern diese beim ausgiebigen Nachmittagsprogramm mit Riesenschlange und Wasserrutsche, Rasenhockey und Volleyball überhaupt Zeit fanden, die Bar zu besuchen. fra

Grüne fragen nach den geplanten Radwegen

BAD VILBEL/ALTENSTADT. Auf dem Papier existieren sie bereits seit acht Jahren, doch in der Realität ist noch nichts von ihnen zu sehen: Die Radwege zwischen Altenstadt und Höchst entlang der B 521, zwischen Lindheim und Enzheim entlang der L 3191 und zwischen der Waldsiedlung und Höchst entlang der K 232.

Nicht anders sieht es beim Radweg zwischen Bad Vilbel und Gronau entlang der L 3008 und zwischen Gronau und Karben-Rendel entlang der K 247 aus, auch sie sind seit 1984 im Hessischen Radwegerahmenplan vorgesehen, aber noch nicht verwirklicht worden. Für die Kreistagsfraktion der Grünen Anlaß, auf der nächsten Kreistagssitzung am Donnerstag, 6. August, eine Anfrage zu den Radwegen um Altenstadt und Bad Vilbel zu stellen.

Die Grünen betonen darin, daß diese nicht nur wegen der Verkehrsbeziehungen zwischen den Ortsteilen der Kommune dringend erforderlich seien, sondern auch für ein überörtliches Fahrradwegenetz. cor

Elternschule bereitet

auf die Geburt vor

HOCHHEIM. Auf die Geburt bereitet ein Kursus der Elternschule werdende Mütter und Väter vor. Das Seminar beginnt am Montag, 31. August, um 19 Uhr im Kindergarten Claßmannstraße 7.

Neben Informationen über die Geburt gibt es Gymnastik für Schwangere. Auch über die physischen und psychischen Vorgänge werden die Teilnehmerinnen unterrichtet, ebenso wie über Atmungs- und Entspannungsübungen. Zum Repertoire gehören zudem Themen wie Wochenbett, Säuglingspflege und die Ernährung von Mutter und Kind.

Informationen und Anmeldungen direkt bei Kursleiterin Gerti Schlosser (Telefon 06146 / 5628). kkü

Neues Gütesiegel für Umweltbewußte

DARMSTADT-DIEBURG. Die Einzelhändler im Kreis Darmstadt-Dieburg sollen die Hüllen fallen lassen. Das wünscht die Kreisverwaltung und hat als Anreiz zur umweltfreundlicheren Sortimentgestaltung einen Wettbewerb ausgeschrieben. Geschäfte, die sich aus eigener Initiative stärker für Abfallvermeidung und Wiederverwertung einsetzen, als die Verpackungsverordnung vorschreibt, werden mit einer Plakette ausgezeichnet. Dieses Gütezeichen soll Kunden beim Einkauf den Weg weisen.

Pluspunkte können Läden sammeln, die beispielsweise Obst und Gemüse lose anbieten, Pfandflaschen gegenüber Dosen und Einwegflaschen den Vorzug geben, die - etwa der Friseur - Großbehälter mit Dosierspendern statt Portionspäckchen verwenden oder bei denen Reparaturmöglichkeiten zum Service gehören.

Der umweltfreundliche Einzelhändler sollte verpackungs- und schadstoffarme Produkte bevorzugen und die Aufmerksamkeit der Verbraucher und Verbraucherinnen durch regelmäßige Sonderangebote auf sich lenken.

Für selbstverständlich hält die Umweltbehörde, daß, wer das Prädikat erhalten will, Leinentaschen nicht teurer verkauft als Papier- und Plastiktüten und Kunden nicht ungefragt mit unnützen Verpackungen Natur- und Umwelt belastet.

Die betrieblichen Aktivitäten gegen die Müllflut werden Fachleute aus Einzelhandel und Umweltbehörde begutachten und mit Punkten bewerten. Teilnahmewillige Geschäfte können sich bis zum 1. September beim Amt für Umwelt und Naturschutz im Dieburger Landratsamt, Albinistraße, anmelden. Natürlich können auch zufriedene Kunden Vorschläge einreichen. Die Auszeichnung mit dem Gütesiegel wird im kommenden Herbst erfolgen. sch.

Not-Hort nun ab September? Schmück nimmt zu den Vorwürfen der Eltern Stellung

NEU-ANSPACH. Kommt der Not-Hort doch noch - wenn auch mit einmonatiger Verzögerung? Der Erste Beigeordnete Manfred Schmück (SPD), der am Montag - vom Urlaub zurück - seine Amtsgeschäfte wieder aufnahm, ist optimistisch: "Die Personalsuche wird mit allem Ernst vorangetrieben. Ich hoffe, daß wir eine Lösung zum 1. September finden." In der nächsten Woche könnte sie schon festgezurrt werden. Schmück hat für den 3. August mit Hauptamtsleiter Schöffner und der Leiterin des Kindergartens im Ulrich- von-Hassell-Weg, die zur Zeit noch in Urlaub sind, ein Treffen anberaumt.

Während Schmücks Abwesenheit hatten die Mütter wegen der Verzögerung des einstimmigen Parlamentsbeschlusses protestiert. Sie fühlen sich belogen und forderten den kommissarischen Bürgermeister Rudi Rübsamen auf, "Glaubwürdigkeit zu beweisen" und die "geäußerte politische Absicht zu verwirklichen". Auch die Grünen hatten dem Gemeindevorstand "Hinhaltetaktik" vorgeworfen (die FR berichtete).

Schmück bedauerte die Verzögerung, wies jedoch Schuldzuweisungen zurück: "Wir suchen schon seit einigen Wochen nach Erzieherinnen. Dabei differenzieren wir nicht, ob für Hort oder Kindergarten." Die Personalsuche, so Schmück, gestalte sich im Gegensatz zur Raumfrage, die längst geklärt sei, als schwierig: So sei eine Bewerberin für den Hort, die schon zugesagt habe, wegen einer anderen Stelle in Bad Homburg wieder abgesprungen; eine Erzieherin aus Neu-Anspach habe der Gemeinde aus familiären Gründen eine Absage erteilt. cn

Fliegende Tomaten und Schlankheit ohne Hunger Mitglieder des Großauheimer Freizeittreffs haben Programm für die nächsten Monate vorgelegt

HANAU. Gleich "in die Vollen" will das Team des Großauheimer Freizeittreffs Bürgerkeller nach der Sommerpause am Montag, 3. August, gehen. Dann beginnen wieder die regelmäßigen Angebote und die "heiße Phase" für die Vorbereitungen für das große Sommerfest am Sonntag, 16. August.

Aquarellmalerei steht im Mittelpunkt der montäglichen Hobby-Abende in den ersten August-Wochen. Eine bekannte Künstlerin soll den Kurs "Experimentieren mit Farben" leiten.

Dienstag vormittag treffen sich Kleinkinder ab sechs Monaten samt ihren Müttern, Vätern, Opas, Onkeln oder Tanten. Die Großen können sich dabei austauschen, sich Rat holen oder Ausflüge organisieren.

Mittwochs von 20 Uhr an trifft sich das "Säulentheater" im Bürgerkeller. Umzugsbedingt mußten einige Mitglieder abspringen, so daß das Erwachsenen-Ensemble noch dringend Mitstreiter sucht. Interessenten können sich bei den Proben einfinden.

Die Nachwuchs-Truppe sieht sich erstmals nach den Sommerferien am Donnerstag, 6. August. In zwei Gruppen proben dort Kinder im Alter zwischen acht und elf Jahren jede Woche zwischen 15 und 16.30 Uhr.

Die ältere Generation kommt am Freitag, 14. August, zum Zug. Der Seniorentreff mit Spiel, Gesang und Tanz bei Kaffee und Kuchen beginnt um 14.30 Uhr. Alle 14 Tage trainieren die Rentner auf der Kegelbahn in der Lindenau.

Der Kindertreff beginnt wieder am Montag, 10. August, um 15 Uhr. Unter pädagogischer Anleitung spielt dort der Nachwuchs ab drei Jahren, bastelt oder unternimmt Ausflüge. Für die Erwachsenen steht eine eigene Kaffee- und Plauderecke zur Verfügung. Der Spielabend für die Großen steht für Freitag, 7. August, von 20 Uhr an auf dem Bürgerkeller-Programm. Die pädagogisch-psychologische Vortrags- und Diskussionsreihe möchte das Team des Freizeittreffs im Herbst fortsetzen. Das Thema der ersten Veranstaltung zu allgemeinen Themen am 30. Oktober, 20 Uhr, lautet "Schlank werden, ohne zu hungern".

Anregungen für weitere Angebote nimmt Michael Schröder-Ogiermann unter der Rufnummer 29 55 45 entgegen. Besonders für die Vortragsreihen sucht das Freizeit- und Sportamt noch Themen oder Interessierte, die selbst einen Vortrag halten möchten. Das kann durchaus auch eine Urlaubschilderung anhand von Filmen oder Dias sein.

Die Teilnahme an sämtlichen Veranstaltungen im Bürgerkeller ist kostenlos.

Auch der Terminplan für das Fest am Sonntag, 16. August, zwischen Altem Bürgerhaus und Verwaltungsstelle, steht bereits: Um 14.30 Uhr rollt das Spielmobil an. Das hauseigene "Säulentheater" zeigt gegen 15 Uhr sein Kinderstück "Lausemädchen". Und die Jongliergruppe "Flying Tomatoes" läßt von 16 Uhr an Keulen und vermutlich andere Gegenstände fliegen. "Die Kokolonbis" heißt das von Kinder in Alter zwischen acht und zwölf Jahren inszenierte Stück, das von 17 Uhr an zu sehen ist.

Am Abend spielt die afrikanische Folkloreband "Afro-Ton". Zwischen den einzelnen Attraktionen können die Gäste auf dem Kinderflohmarkt ein "Schnäppchen" ergattern. Bei schlechtem Wetter spielt sich das Fest im Bürgerhaus ab. jur

Der bitter-süße Charakter Amors Katharina Gerecke und Andreas Reichel interpretierten romantisches Liedgut

NIEDERRAD. Die Kleine Kirche in der Kelsterbacher Straße hatte schon lange nicht mehr so viele Besucher gesehen. Auf den hinteren Bänken saßen kichernd junge Männer. In den ersten Reihen hatten ältere Zuhörer Platz genommen - der Akustik wegen. Katharina Gerecke (Sopran) und Andreas Reichel (Klavier) traten mit ihrem jüngsten Programm "Blumenlieder" dieser Tage in der evangelischen Zachäusgemeinde auf. Lokalmatadoren scheinen die beiden zu sein, denn das Publikum hing wie gebannt an den Lippen der jungen Sängerin. Mit Beifall wurde nicht gespart. Aber, das muß ja so sein, wenn man ein Heimspiel hat.

Gerecke und Reichel griffen tief in die Kiste des romantischen Liedgutes. Zukkersüß interpretierten die Künstler Kompositionen von Schubert (1797-1828), Schumann (1810-1856) und Strauß (1864- 1949). Blumen allgegenwärtig: Veilchen, Lotosblumen, Schneeglöckchen und die edle Rose. Kitschige Synonyme für Frauentypen, romantisch-lyrische Liebeslieder. Die Naturphilosophie stand im 19. Jahrhundert in voller Blüte. Die drei Komponisten haben eines gemeinsam: ihr Faible für Liebesgedichte von Goethe. Allen voran Franz Schubert, gilt er doch als Schöpfer des romantischen Liedgutes. Robert Schumann orientierte sich vor allem an Gedichten von Goethe, Eichendorff und Heine.

Die Auftritt der jungen Musiker war perfekt inszeniert. Mehrere Auf- und Abgänge der Sängerin, zwei Soli - aus "Carnaval" (1834 / 35) und "Phantasiestükke" (1842) von Schumann - des Pianisten. Die "Blumenlieder" waren eine Auftragsarbeit anläßlich eines Rosenfestes in Bad Nauheim. Und diesen Charakter hatte das Konzert auch in der Kleinen Kirche: viel Show und das musikalische Talent von Gerecke und Reichel recht gut ins Licht gerückt. Seit drei Jahren treten die Künstler zusammen auf und sind mittlerweile perfekt aufeinander ab- und eingestimmt. Sie beherrschten ihr "Handwerk", verpatzten keinen Einstieg. Katharina Gerecke litt, liebte und schmachtete. Andreas Reichel begleitete sie huldvoll.

Leider legten sich die Künstler zu sehr auf einen Interpretationsstil fest. Nicht alle Lieder verlangen nach einer romantisch-lyrischen Bearbeitung. Die Kompositionen "Meine Rose" op. 90 / 2 von Schumann oder "Ein Röslein zog ich mir im Garten" op. 10 von Strauß könnten deftiger vorgetragen werden, als es sich Katharina Gerecke zugetraut hat. Wem Liebesgedichte jedoch nur bei Strohballenromanzen einfallen, dem entgeht zuweilen der bitter-süße Charakter Amors. Schade.

Es ist vergebene Liebesmühe, die Blumenzyklen aufzuzählen. Genannt sei lediglich, daß selbstverständlich auch das "Heideröslein" op. 3 / 3 (1815) gespielt wurde - eine Komposition, die in Klang und Melodie alle Merkmale romantischer Geistesart trägt.

Katharina Gerecke (24) begann mit 17 Jahren eine Gesangsausbildung und studiert seit 1988 Gesang an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt bei Gunnel Tasch-Ohlsen und Berthold Possenmeyer. Sie ist Stipendtiatin der Franz-Grothe-Stiftung und des Richard-Wagner-Verbandes (Bayreuth). Andreas Reichel (27) wurde 1983 in die Meisterklasse bei Gerd Flössner am Wiesbadener Konservatorium aufgenommen. Seit 1992 ist der junge Pianist ebenfalls Stipendiat der Richard-Wagner-Gesellschaft sowie der Pestalozzi-Stiftung in Frankfurt. CHRISTINE PETERS

Es kann wieder getagt und gekegelt werden

OBERURSEL. Nach dreiwöchiger Pause ist die Stadthalle samt Restuarant, Sälen, Tagungsräumen und Kegelbahnen wieder geöffnet. Jürgen Funke, Geschäftsführer der Stadthalle: "Wir haben die Sommerpause genutzt, um Reparaturen und eine Grundreinigung durchzuführen." 40 000 Mark gingen dafür drauf.

Die Trennwände der Säle wurden technisch überholt, der Bühnenboden erhielt einen neuen Anstrich, der Teppich wurde gereinigt, die Fliesen wurden neu verfugt. Funke nach den Überholungsarbeiten zufrieden: "Trotz der Veranstaltungen mit vielen tausend Besuchern ist die Stadthalle in einem Top-Zustand." mk

Im Biebricher Schloß ist "Grand Canyon" zu sehen

WIESBADEN. Am siebten Abend der "Filme-im-Schloß-Reihe" mit Streifen des amerikanischen Regisseurs, Drehbuchautors und Produzenten Lawrence Kasdan zeigt das Kulturamt am Dienstag, 11. August, um 18.30 und um 21 Uhr in der Filmbewertungsstelle im Biebricher Schloß die Originalfassung des jüngsten Kasdan-Films "Grand Canyon". Die Produktion wurde dieses Jahr bei der Berlinale mit dem "Goldenen Bären" ausgezeichnet und schildert das Leben in Los Angeles in den frühen 90er Jahren. Gezeigt wird die Berlinale-Kopie mit deutschen Untertiteln.

Eintrittskarten zum Einheitspreis von fünf Mark sind an der Abendkasse im Ostflügel des Schlosses erhältlich. Telefonische Bestellungen von Filmfans werden unter der Rufnummer 31 36 41 entgegengenommen. maf

"Friends Singers" geben in Kilianstädten ein Konzert

SCHÖNECK. Die evangelische Kirchengemeinde Schöneck-Kilianstädten veranstaltet am Donnerstag, 30. Juli, um 20 Uhr in ihrer Kirche ein Konzert mit einer internationalen, christlichen Jugendgruppe, die sich "Friends Singers" nennt. "Musikalische Botschafter für Jesus Christus zu sein, ist ihr wichtigstes Anliegen. Sie möchten Menschen Mut machen, über ihre Erlebnisse und Glaubenserfahrungen berichten und bleibende Freude bringen", heißt es zur Motivation der jungen Gäste in einer Presseerklärung der Christlichen Ostmission e. V. (Usingen), unter deren Regie die "Friends Singers" auf Tournee sind.

Näheres über die Christliche Ostmission ist unter der Telefonnummer 0 60 81 / 6 69 81 von Projekt-Manager Heinrich W. Emmerich zu erfahren. pom

CDU und FDP wollen Nachttaxi für Frauen Kostenfrage soll hintangestellt werden

WIESBADEN. Nachdem am Samstag eine 63jährige in Biebrich neuntes Opfer eines Serientäters wurde, der seit Februar Frauen überfällt, zum Teil vergewaltigt und beraubt, ist die CDU jetzt aktiv geworden. Sie fordert die unverzügliche Einrichtung von Nachttaxis für Frauen - "zumindest so lange, bis der Sexualverbrecher hinter Schloß und Riegel ist". Die neue Gewalttat biete genug Anlaß, alle Bedenken wegen der Bezahlbarkeit eines Frauennachttaxis über Bord zu werfen, meint die frauenpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Angelika Thiels. "Die Angst der Wiesbadenerinnen macht sofortiges Handeln notwendig."

Wie berichtet, zögert Oberbürgermeister Achim Exner mit der Einrichtung von Frauennachttaxis in der Kurstadt. Er fürchtet, daß die Kosten dafür sehr schnell aus dem Ruder laufen könnten und möchte deshalb zuvor die Erfahrungen der Heidelberger abwarten, die seit etwa einem halben Jahr Frauennachttaxis durch die Stadt kutschieren lassen.

Nach Ansicht der Wiesbadener CDU sollten Frauen aber schon jetzt in den Abend- und Nachtstunden Gelegenheit haben, bei Zahlung eines "angemessenen Eigenbeitrags" mit der Taxe sicher nach Hause zu kommen. Wobei gewährleistet sein müsse, daß die Passagierin so lange "unter Schutz" des Fahrers steht, bis sich die Haustür hinter ihr schließt. Diese Forderung zementiere nicht die Einrichtung eines Frauennachttaxis auf Dauer, so die CDU. Sie sei vielmehr die Reaktion auf eine aktuelle Gefahr. Eine endgültige Entscheidung bleibe dem Magistrat vorbehalten, wenn der Verbrecher gefaßt ist.

Auch die FDP-Bundestagsabgeordnete Dr. Margret Funke-Schmitt-Rink hat Oberbürgermeister Achim Exner das Heidelberger Nachttaxi als Vorbild für die hessische Landeshauptstadt empfohlen. Schon in der "Bedrohungsanalyse" waren Frauennachttaxis und Selbstverteidigungskurse als Schutzmöglichkeiten für Wiesbadener Bürgerinnen gefordert worden. Die Selbstverteidigungskurse seien nach der Vergewaltigungsserie in Wiesbaden ausgebucht, und ein Nachttaxi könnte den Frauen noch mehr Sicherheit bieten, erklärte die Abgeordnete.

Die Kosten für das Nachttaxi beliefen sich in Heidelberg nach dem halbjährigen Modellversuch auf 200 000 Mark. 1000 Frauen hätten es anfangs pro Woche genutzt - bei steigender Tendenz. Appell der Freidemokratin: Der OB solle gemeinsam mit den Taxiunternehmen über eine Erprobungsphase des Frauennachttaxis in Wiesbaden nachdenken, und die Fraktionen sollten die benötigten Mittel im Haushalt bereitstellen. maf

Florstädter Grüne tagen am Freitag

FLORSTADT. Bei den Florstädter Grünen beginnen die Vorbereitungen zur Kommunalwahl im März 1993. Konkret: Auf dem nächsten Ortsverbandstreffen am Freitag, 31. Juli, will die Öko-Partei die Liste für die Gemeindevertretung aufstellen und einen Programmentwurf für die nächste Wahlperiode vorlegen.

Weiteres Thema des Abends ist der Rechenschaftsbericht der bisherigen Gemeindevertreterfraktion. Der Bericht geht allen Mitglieder der Florstädter Grünen vor dem Treffen am 31. Juli zu und soll an diesem Abend ab 20 Uhr bei Brigitte Barth in der Feldstraße 10 in Ober- Florstadt diskutiert werden. cor

"Antikriegstag" soll vorbereitet werden

WIESBADEN. Über die Gestaltung des "Antikriegstags" am 1. September will der Koordinationskreis des Deutschen Gewerkschaftsbundes und der Wiesbadener Friedensgruppen in einer Sitzung am Montag, 3. August, um 18 Uhr im DGB- Haus, Bismarckring 27, diskutieren. Gewerkschafter und Friedensinitiativen hatten sich während des Golf-Kriegs zusammengeschlossen. Sie wollen jetzt beraten, ob sie mit Kundgebung, Demo oder Mahnwache in Wiesbaden auf den Antikriegstag aufmerksam machen. maf

"Josefine" gibt es nun auch auf russisch

Wenn man von den Kindern immer Mami und von den Enkeln immer Oma genannt wird, vergißt man vielleicht, daß man auch einen eigenen Namen hat, bis es mit 60 Jahren plötzlich wie Schuppen von den Augen fällt und man einen die anderen erschreckenden Neubeginn unternimmt, ähnlich wie Brechts "Unwürdige Greisin".

Margot Lang, die Frankfurter Schriftstellerin, hat solchen Vorgang eindrucksvoll beschrieben. "Als Oma Josefine wurde" heißt die Erzählung. Demnächst erscheint sie sogar in russischer Sprache.

Deshalb gibt es am Donnerstag, 30. Juli, im Internationalen Familienzentrum Bockenheim, Adalbertstraße 10 a, eine zweisprachige Lesung. Es lesen Alla Rybikowa (Übersetzerin aus Moskau) und Charlotte Berz (Autorin aus Frankfurt). Beginn ist um 19.30 Uhr; der Eintritt kostet fünf Mark. E-S

VfB Unterliederbach, Fußball-Vorbereitungsturnier Zuschauer ließen die Organisatoren im Stich Jürgen Herborn: "Wiederholung im nächsten Jahr noch nicht sicher" / Viktoria Sindlingen vorn

Die Idee der Verantwortlichen des VfB Unterliederbach, im Rahmen der Saisonvorbereitung ein "kleines Turnierchen" mit hochkarätiger Beteiligung auszutragen, war sicher nicht schlecht. Unter dem Motto "Qualität statt Quantität" wurde in Unterliederbach anstelle des in vergangenen Jahren ausgerichteten Wochen-Turnieres für ein gutklassiges Viererfeld entschieden. Landesliga-Konkurrent Viktoria Sindlingen, Süd-Landesligist KSV Klein-Karben und Bezirksoberliga-Absteiger FSV Steinbach trafen sich in Unterliederbach.

Von der Resonanz der Fußballfreunde war Unterliederbachs Jürgen Herborn allerdings dann doch enttäuscht, auch wenn er selbst "die sportliche Bedeutung des Ganzen nicht überbewertet" sehen wollte. Gerade mal 150 Zuschauer sahen die Halbfinal-Begegnungen. Selbst zum Derby VfB gegen Viktoria Sindlingen kamen nur 200 Besucher. "Unter diesen Umständen muß man sich Gedanken machen, ob wir in dieser Form im nächsten Jahr weitermachen", resümierte Herborn.

Dabei war das, was die Kicker boten, gar nicht mal so übel, und bei zwei nötig gewordenen Penalty-Schießen war auch für Spannung durchaus gesorgt. Im ersten Halbfinale trennten sich KSV Klein- Karben nach einer mäßigen Partie mit 1:1 und gingen ins Elfmeterschießen. Hierbei behielt die Vertretung der Sindlinger die Nerven und siegte mit 7:6. Auch im zweiten Halbfinale wurde ein Elfmeterschießen nötig, denn der FSV Steinbach trotzte den Gastgebern überraschend ein 2:2 ab. Zweimal war der Außenseiter sogar durch Westenberger (35.) und Milinovic (78.) in Führung gegangen. Andreas Rank (70.) und Neuzugang Thomas Pelayo (SV Zeilsheim/88.), der einen guten Eindruck hinterließ, besorgten jeweils den Ausgleich. Gonzales, Abel, Rank, Fischer, Marin, Velikovic und Pelayo erwiesen sich als sichere Strafstoßschützen und sorgten für den 9:8-VfB- Sieg.

Im Finale standen sich, nachdem der KSV Klein-Karben den FSV Steinbach mühelos auf Rang vier verwiesen hatte, die "alten Rivalen" gegenüber. Beide Teams gingen das Derby allerdings recht locker an, zumal keiner der beiden Trainer seine Karten vor Beginn der Runde auf den Tisch legen wollte. Der VfB verzeichnete spielerische Vorteile, obwohl im Mittelfeld Michael Hocheimer und Michael Fischer hinter den Erwartungen zurückblieben. Rank (2), Fischer und der agile Charaf verpaßten jedoch sämtliche Unterliederbacher Einschußmöglichkeiten. Wie man effektiv agiert, zeigte Sindlingens Jürgen Laub zwei Minuten vor dem Abpfiff, als er bei einem Konter für die überraschende Entscheidung zugunsten der Viktoria sorgte.

Immerhin: Ein paar Erkenntnisse konnten die Unterliederbacher doch ziehen. Positivster Aspekt war die Leistung von Christoph Abel (kam vom FC Schwalbach) auf der Libero-Position. Abel hatte einigen Anteil an der bemerkten Verbesserung in der Defensive beim VfB. Ebenfalls einen ausgesprochen guten Eindruck hinterließen Ernst Güntner (Alemannia Nied) und Torschütze Thomas Pelayo. Woran Toni Schießer noch arbeiten muß, wurde deutlich: Im Spiel nach vorn liegt beim VfB noch einiges im argen. Immerhin behielt der Gastgeber die kurzfristig ausgesetzten 400 Mark Siegprämie in der Kasse. 200 Mark gingen an Sindlingen, 100 Mark an Klein-Karben. So hielten sich zumindest die Kosten im Rahmen, denn angesichts der mageren Kulisse wäre das "Turnier" beinahe zum Negativ-Geschäft für den VfB geworden. jbp

Open-air mit Travestie, Musik und Rocky Horror

FLÖRSHEIM. Feuerzeuge werden leuchten und Wunderkerzen Funken sprühen, wenn für Brad und Janet das Licht auf dem Frankenstein-Platz ausgeht. Wie's weitergeht mit den Frischgetrauten? Das Publikum kennt's und macht mit.

So auch am Freitag, 7. August: Beim Flörsheimer Open-Air-Kino flimmert die "Rocky Horror Picture Show" über die Leinwand.

Ehe Tim Curry als Frank 'n' Furter sein Unwesen treibt, ist Musik angesagt: Um 20.30 Uhr zupft die Gruppe "Rocktober" die Saiten der Gitarren. Anschließend hebt sich der Vorhang für "den süßen Transvestiten". Bei schlechtem Wetter ziehen die Künstler um in die Gewölbe des Flörsheimer Kellers. kkü

Kleine FR

Broschüre zum Arbeitsrecht MAIN-KINZIG-KREIS. Eine neue Broschüre, die Fragen zur rechtlichen Stellung von Arbeitnehmer und Arbeitgeber beantwortet, hat jetzt die Bundesregierung herausgegeben. Nach Angaben des CDU-Bundestagsabgeordneten Richard Bayha ist sie kostenlos beim Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung, Postfach, 5300 Bonn, erhältlich.

Die SG Nied bot während ihres Wochenturniers als Zweite gute Leistungen Kriftel strich im Elfmeterschießen Prämie ein Die bescheidenen Gastgeber waren mit nur 1000 Fans zufrieden / SV Zeilsheim wurde Dritter

Optimismus macht sich bei Bezirksligist Alemannia Nied breit, nachdem das Team sich beim Wochenturnier auf eigenem Platz in guter Frühform präsentierte. Zwar scheiterten die Gastgeber im Finale am favorisierten Bezirksoberligisten SV Kriftel, doch erst im Elfmeterschießen setzte sich das klassenhöhere Team durch und verdiente sich damit 900 Mark Siegprämie. Während für den Sieger Sedler, Motadi, Schmidt und Di Meglio trafen, waren für die Alemannia nur Fischer, Menge und Weber erfolgreich. Das Glück war im Finale nicht auf seiten der Nieder, sonst hätten sie die Partie bereits im Verlauf der regulären Spielzeit für sich entschieden.

Gegen den klassenhöheren SV Kriftel boten die Nieder um ihren neuen Spielertrainer Andreas Spier (vorher SG Höchst) eine gute Leistung, scheiterten lediglich am schwachen Abschluß. Torsten Rupsch (VfB Unterliederbach) im Tor war dem Team ein sicherer Rückhalt und spielte sich mit Menge, Petschik und Trainer Spier in den Vordergrund. 200 Zuschauer waren mit der Leistung ihres Teams zufrieden. Bereits im Verlauf der Woche hatten durchschnittlich 100 Besucher die Spiele verfolgt und sorgten für einen Gesamtbesuch von etwa 1000 Fans.

Die bescheidenen Nieder sind mit dieser Resonanz zufrieden, sie sind nicht gerade von Rekordkulissen verwöhnt. Das Nieder Team strich als Zweiter immerhin auch noch 550 Mark ein und schnitt als bester Bezirksligist ab. Angenehm überrascht waren die Veranstalter vom Auftritt des B-Ligisten Germania Schwanheim, der auf Rang sieben immerhin unter anderem A-Ligist BSC Kelsterbach hinter sich ließ. Im Spiel um Platz sieben, auf welches die Kelsterbacher aufgrund weiterer Verpflichtungen verzichteten, besiegten die Schwanheimer die Reserve der Alemannia Nied im Elfmeterschießen. Der dritte Rang und damit 450 Mark ging an den SV Zeilsheim, Ligakonkurrent der Gastgeber.

Die Zeilsheimer setzten sich ebenfalls erst im Strafstoßschießen gegen das Team der Sportfreunde Frankfurt durch. Die Sportfreunde überzeugten im Turnierverlauf mit einer spielerisch starken Leistung und durften als Viertplazierter immerhin noch 350 Mark in die Vereinskasse legen. Alle Beteiligten verhielten sich trotz der ausgesetzten Preisgelder ausgesprochen fair und sorgten für einen harmonischen Ablauf. Auch die sportlichen Leistungen der Kicker konnten sich sehen lassen, sie pflegten erfreulicherweise das Offensivspiel. 75 Tore waren in den 20 Spielen zu sehen, von "Sommerfußball" konnte trotz der heißen Witterung keine Rede sein. Die Gastgeber waren daher rundherum zufrieden und konzentrieren sich nun ganz und gar auf die kommende Punktrunde. Angesichts der gebotenen Leistungen haben sich die Nieder vorgenommen, in der Spitzengruppe der Bezirksliga "mitzumischen".

RESULTATE DER NIEDER SPORTWOCHE: Tabellen nach Abschluß der Vorrunde - Gruppe I: 1. SV Kriftel 8:0 Punkte/14:2 Tore, 2. SV Zeilsheim 6:2/6:4, 3. VfB Unterliederbach II 3:5/6:14, 4. BSC Kelsterbach 2:6/6:6, 5. Alemannia Nied II 1:7/5:10.

Gruppe II: Alemannia Nied 7:1/10:2, 2. Sportfreunde Frankfurt 5:3/11:7, 3. DJK Zeilsheim 4:4/6:5, 4. Germania Schwanheim 4:4/5:7, 5. Olympia Frankfurt 0:8/ 4:20.

PLAZIERUNGSSPIELE - Spiel um Platz sieben: Germania Schwanheim - Alemannia Nied II 6:4 (1:1) nach Elfmeterschießen, Platz fünf: DJK Zeilsheim - VfB Unterliederbach II 3:0, Platz drei: SV Zeilsheim - Sportfreunde Frankfurt 4:1 (1:1) nach Elfmeterschießen, FINALE: SV Kriftel - Alemannia Nied 4:3 (0:0) nach Elfmeterschießen. ina

Informationen über DSU erlaubt Bundeswahlleiter darf "kommentierte" Auskünfte weitergeben

jbk/Vbn KASSEL/BERLIN, 27. Juli. Der Versuch der 1990 in Bonn gegründeten Deutschen Sozialen Union (DSU), dem Bundeswahlleiter die Weitergabe von Informationen über die DSU gerichtlich verbieten zu lassen, ist gescheitert: Der Hessische Verwaltungsgerichtshof (VGH) hat einen entsprechenden Antrag der Vereinigung abgewiesen. 1990 hatte der Bundeswahlausschuß beschlossen, die DSU nicht als Partei anzuerkennen. Die Gruppierung versuchte daraufhin, die Weitergabe entsprechender Informationen gerichtlich zu verhindern: Dem Bundeswahlleiter sollte untersagt werden, "kommentierte" Auskünfte über die DSU Bonn weiterzugeben und dabei insbesondere Zweifel an der Parteieigenschaft der Vereinigung zu äußern.

Begründet wurde der Antrag im wesent- lichen mit der Befürchtung, durch die Weitergabe derartiger Informationen etwa an das Bundesfinanzministerium könnten Mitgliederbeiträge und Parteispenden zugunsten der DSU von den zu- ständigen Finanzämtern nicht mehr als steuerbegünstigt anerkannt werden. Das Verwaltungsgericht Wiesbaden hatte den Antrag der DSU Bonn abgewiesen. Diese Entscheidung wurde in einem am Montag veröffentlichten Richterspruch des VGH bestätigt. Der Beschluß des Gerichts ist unanfechtbar (AZ: 11 TG 2632/91).

Dem stellvertretenden Bundesvorsitzenden der DSU, Armin K. Haas, droht der Parteiausschluß. Wegen "schweren parteischädigenden Verhaltens" muß sich der thüringische DSU-Landeschef demnächst vor einem Parteischiedsgericht verantworten. Einen entsprechenden Beschluß faßte der DSU-Bundesvorstand am Wochenende in Leipzig mit "überwältigender Mehrheit". Haas, gegen den auch die Staatsanwaltschaft in Erfurt ermittelt, wird vorgeworfen, "bei finanziellen Zuweisungen die Parteiregeln mißachtet" zu haben. Wie DSU-Bundesgeschäftsführer Wilfried Wesener der FR erläuterte, habe das angestrengte Verfahren gegen Haas etwas mit "Sauberkeit" zu tun. Die DSU sei schließlich ihrem Namen verpflichtet. Wesener schloß "politische Gründe" für den angestrebten Rausschmiß aus. Haas gilt - im Gegensatz zum Bundesvorstand - als Befürworter einer West-Ausdehnung der DSU.

Der Grundstein ist gelegt Privater baut 60 Sozialwohnungen mit städtischer Hilfe

FECHENHEIM. 60 Sozialwohnungen entstehen in Fechenheim: In dem Dreieck zwischen Konstanzer Straße, Mittelseestraße und Bodenseestraße wird ein neues Wohnhaus gebaut. Die Anlage wird nach den Richtlinien des öffentlich geförderten Wohnungsbaus erstellt. Vor zwei Wochen war die Grundsteinlegung für das Haus, das im Oktober 1993 bezugsfertig sein soll.

Dabei wurden die Gäste der Grundsteinlegung Zeugen einer leicht abgewandelten Tradition: In den Küstengebieten war es früher angeblich Brauch, beim Bau eines neuen Deiches ein lebendiges Tier mit einzugraben: Der Aberglaube besagte, daß nur dann der Deich den Fluten standhalte.

Auch wenn inzwischen keine lebenden Tiere mehr benutzt werden, ein bißchen Aberglaube hat sich im Baugewerbe bis heute gehalten: In den Grundstein wurde eine Rolle mit verschiedenen "Zutaten" einbetoniert. Zuvor hatten der private Bauherr Dr. Frank Rebsch, der Architekt Bernd Lange und der Frankfurter Planungsdezernent Dr. Martin Wentz (SPD) in einer feierlichen Zeremonie sämtliche Baupläne des Projekts unterschrieben.

Zu diesen Plänen gesellten sich noch die drei Frankfurter Tageszeitungen sowie verschiedene Geldstücke der gültigen Währung - das alles wurde in einer großen Rolle versiegelt und in die Sohle einbetoniert: das Fundament des Hauses. "Sollte man in ferner Zukunft hier Ausgrabungen durchführen, dann weiß man genau, wie die Konstruktionspläne aussahen, was an diesem Tag in der Welt passiert ist, und mit welchen Geldstücken wir solche Projekte bezahlt haben", erklärte Bauherr Rebsch die Prozedur.

Wenn die eingegrabene Rolle dem Bauvorhaben Glück bringt und alles nach Plan läuft, können Ende 1993 schon die ersten Mieter in Fechenheim einziehen. Da es sich um bei dem Neubau um Sozialwohnungen handelt, müssen künftige Bewohner allerdings die entsprechenden Bedingungen für eine Wohnberechtigung erfüllen.

Ein Mietpreis von 6,50 Mark pro Quadratmeter wurde durch öffentliche Mittel möglich: Die Projektkosten liegen insgesamt bei annähernd 20 Millionen Mark, die zu 85 Prozent von der Stadt Frankfurt finanziert werden. Vorteil der öffentlichen Förderung: Eine zeitliche Begrenzung dieser Mietpreisbindung gibt es nach Auskunft des Bauherren nicht. "Das bleiben Sozialwohnungen, bis das Gebäude zusammenbricht", betonte Dr. Frank Rebsch.

Der Neubau besteht aus zwei Teilen mit jeweils vier Geschossen und einem ausgebautem Dach. Der eine Teil wird an ein schon bestehendes Haus angebaut, der andere ist winkelförmig gestaltet. Auf fast 4000 Quadratmetern sollen zwischen Konstanzer Straße, Mittelsee- und Bodenseestraße neun Eineinhalb-Zimmer-, 14 Zwei-Zimmer-, 25 Dreieinhalb-Zimmer- und zwölf Vier-Zimmer-Wohnungen entstehen. Zu der Anlage wird außerdem noch eine Tiefgarage mit 61 Stellplätzen gehören. rea

Kleine FR

Glastür eingeschmissen KÖNIGSTEIN. Rabiat verschafften sich Einbrecher Zutritt zum Büro eines Gebrauchtwagenhandels in der Bischof- Kaller-Straße. Sie warfen die Eingangsglastür ein und durchsuchten alle Räume. Im Bericht der Königsteiner Polizei wird kein Diebesgut erwähnt. Sonntagszeitungen geklaut KRONBERG. Auf die am Kiosk Berliner Platz abgelegten Zeitungspakete hatte es ein Dieb Sonntag in aller Frühe abgesehen. Zwischen 6.30 und 8.30 Uhr verschwanden 20 Zeitungsexemplare von zwei Blättern aus dem Hause Springer.

Abkürzung "SSV" hat magische Anziehungskraft verloren / Schnäppchen gefragt Kaufexzesse blieben diesmal aus Auftakt im Schlußverkauf

Zufriedenstellend war der Beginn des Sommer-Schluß-Verkaufs ja schon, hieß in den großen Kaufhäusern - aber mehr auch nicht. Kaufexzesse wie in früheren Zeiten blieben aus. "Ich kann mich noch erinnern, vor Jahren, da wurden noch ganze Stände auf einmal abgeräumt." Welche Größe das Kleidungsstück hatte, sei da völlig egal gewesen, alles wurde an die Kasse geschleppt, sagt Elfriede Schweitzer, Verkäuferin im Kaufhof, über vergangene Zeiten. Heute sind die Leute ihrer Meinung nach eben "wählerischer" geworden, "die wollen wirklich nur Schnäppchen".

Gegen 10 Uhr im Kaufhof. Die berühmten Wühltische sind zwar umlagert, aber es fehlt etwas: Das Kauffieber ist noch nicht ausgebrochen. "Viel Gewühl, aber wir haben schon bessere Zeiten erlebt", beschreibt es eine Verkäuferin treffend. "Es hat ja jeder schon soviel im Schrank", erklärt sie sich die Kaufmüdigkeit des Kunden. Ihre Kollegin sieht die Sachlage anders: "Wahrscheinlich ist's wegen der Ferien."

Ob es vielleicht am Angebot liegt? "T-Shirt für Damen statt 24.95 Mark nur 15.95 Mark" ist auf einem großen Schild zu lesen. Daneben hängt das T-Shirt für Kinder und dahinter das für Herren. Das Angebot sei eher etwas für "Jugendliche", meint eine Verkäuferin, aber die würden wohl "in Boutiquen einkaufen".

"Schlechter als im letzten Jahr", lautet Elfriede Schweitzers Kommentar zum ersten Tag des Sommerschlußverkaufs. Immerhin hat sie auch Positives von der Verkaufsfront zu vermelden. "Bei der Wäsche läuft's", sagt sie und meint damit BHs und Unterhosen. Ihrer Meinung nach machen die Preisrücknahmen im Vorfeld des Sommerschlußverkaufs das eigentliche Geschäft kaputt. Manche Artikel würden eben schon drei bis vier Wochen vorher "bis zu 50 Prozent reduziert".

Nur bei Hertie kann sich niemand beklagen. "Die Leute standen ja schon um 7.30 Uhr vor der Tür. Ich habe das Gefühl, daß es fast noch besser war als im letzten Jahr", zieht eine Verkäuferin Bilanz. Und sie könnte recht behalten. Vor den Wühltischen herrscht dort noch die einzigartige, unvergleichliche Drängelei, die den Sommerschlußverkauf zum Risikospiel für alle Herzinfarktaspiranten macht. "Hektisch wie immer und ein nervender Kunde nach dem anderen", sagt denn auch eine Kassiererin.

Vielleicht trug ja die etwas ungewöhnliche Kundenbetreung bei Hertie dazu bei, daß die Massen kamen. Denn für jeden Wartenden gab es frühmorgens eine Tasse Kaffee.

Wem das immer noch zu wenig war, der konnte sich für den Kampf am Wühltisch von der eigens für den Eröffnungstag engagierten Rockgruppe "Wanda" einstimmen lassen. wob

Zwei Verletzte bei Fahrt mit gestohlenem Wagen

RODGAU. Innerhalb von zwei Minuten hat Sonntag abend ein 19jähriger in Rodgau mit einem gestohlenen Auto zwei Unfälle verursacht, dabei zwei Menschen schwer verletzt und Blechschaden in Höhe von 19 000 Mark angerichtet.

Er besitzt keinen Führerschein, hatte aber nach Einschätzung der Polizei genügend Alkohol getrunken, um eine Blutprobe gerechtfertigt erscheinen zu lassen.

Der 19jährige hatte in einem unbeobachteten Moment in einer Jügesheimer Gaststätte seinem Thekennachbarn die Autoschlüssel weggenommen, den in der Kasseler Straße geparkten Lieferwagen bestiegen und mit zwei jungen Leuten auf der offenen Ladefläche besetzt. Den ersten verlor er, schwer verletzt, nach der Karambolage mit zwei in der Konrad- Adenauer-Straße geparkten Autos. Den zweiten nach einem gerade noch geglückten Ausweichmanöver in der Ludwigstraße, das jedoch an einer Hauswand endete. Dabei wurde sein zweiter Fahrgast gegen das Hindernis geschleudert und ebenfalls schwer verletzt.

Der Fahrer und ein weiterer Begleiter aus dem Führerhaus suchten zunächst zu Fuß ihr Heil in der Flucht, stellten sich jedoch wenig später selbst der Polizei, nachdem der Halter des Fahrzeugs gerade die Diebstahlsanzeige erstattet hatte. ttt

Bett und Tisch werden dringend gesucht

BAD VILBEL. Bereits seit mehreren Monaten kümmert sich der Freundeskreis Flüchtlingshilfe Bad Vilbel um Menschen aus Krisen- und Kriegsgebieten. Trotz all seiner Bemühungen fehlt es immer wieder an konkreten Hilfsmitteln. So sucht der Flüchtlingskreis jetzt dringend für eine vierköpfige Familie eine Doppelbettcouch. Derzeit schlafen die Familienmitglieder in einem kleinen Raum in Etagenbetten, auf denen sie tagsüber auch sitzen müssen.

Nur über einen Plastiktisch, an dem lediglich zwei Personen Platz haben, verfügt eine andere Familie mit drei kleinen Kindern. Für sie wird ein Wohnzimmertisch benötigt.

Die Spenden können bei der evangelischen Christuskirchengemeinde im Grünen Weg abgegeben werden. Doch die Flüchtlingshilfe bittet nicht nur um Unterstützung, sie bietet auch Unterstützung an. Wer beispielsweise noch einen jungen Kellner sucht oder Hilfe für den Haushalt, kann sich unter der Rufnummer 0 61 01 / 8 40 55 an Jochen Boehnke wenden. Er vermittelt den Kontakt. cor

Strafprozeß co op - Gewerkschaftsholding BGAG spielt auf Zeit Ein Brief an Hessens Justizministerium / "Gezielte Einwirkung auf Zeugen" / Ermittler mit weiteren Erkenntnissen / Aber Anklageschrift wird nicht erneuert

Am 21. Februar 1992 teilte die Beteiligungsgesellschaft für Gemeinwirtschaft Aktiengesellschaft (BGAG) mit: "Aus Anlaß der Eröffnung der Hauptverhandlung im Strafverfahren gegen ehemalige Leitungspersonen der co op AG weist die BGAG darauf hin, daß sich das Strafverfahren ausschließlich gegen frühere Verantwortliche der co op AG richtet. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt führt zwar Ermittlungen gegen Angehörige der BGAG. Die hierbei zugrundegelegten Ermittlungshypothesen sind jedoch nicht Gegenstand der am 24. Februar 1992 beginnenden Hauptverhandlung vor dem Landgericht Frankfurt. Verknüpfungen jedweder Art mit Vorwürfen der Anklage im co op-Strafverfahren weist die BGAG als haltlos zurück."

Dasselbe Statement könnte die Gewerkschaftsholding jetzt wieder veröffentlichen, da vor dem Kadi der zweite Versuch zur juristischen Bewältigung der co op-Affäre ansteht.

Freilich: So sehr die gewerkschaftliche Dachgesellschaft nach außen hin ein reines Gewissen demonstriert, so mulmig scheint sich die Führungsriege des Unternehmens intern zu fühlen. Wie sonst ließe sich folgender Vorgang erklären? Im Frühjahr 1991 verfaßte BGAG-Chef Hans Matthöfer einen Brief an das hessische Justizministerium, in dem er mit wohlgesetzten Formulierungen darum bat, das Verfahren in Sachen co op-Strafprozeß nicht zu forcieren. Das Schreiben wird in Wiesbaden wie bei der Gewerkschaftsholding natürlich gehütet wie ein Staatsgeheimnis. Doch am Vorhandensein gibt es keinen Zweifel: "Ich weiß, daß er existiert. Und ich kenne den Inhalt. Da ist schon massiv geschrieben worden", bestätigt ein FR-Informant und Kenner der Szene.

Matthöfers Wünsche trafen in Wiesbaden just zu einer Zeit ein, als der Regierungswechsel von CDU/FDP zu SPD/ Grüne über die Bühne ging. "Mit spitzen Fingern" sollen die Ministerialen das BGAG-Papier angepackt haben. Die Folgen sind mittlerweile offenkundig. Da damals die Finanzmittel für Gutachten im Zusammenhang mit dem co op-Skandal ausgeschöpft waren, stellte die mit den Expertisen beauftragte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO Deutsche Treuhand vorübergehend ihre Arbeit ein. "Sechs Monate", heißt es, seien verstrichen, bis endlich neue Gelder für Gutachten in Wiesbaden freigegeben wurden.

Bei der ersten Runde im co op-Strafprozeß Ende Februar und Anfang März dieses Jahres hatte die Verteidigerschar der Angeklagten dann immer wieder moniert, ihr sei erst kurz vor Verhandlungsauftakt ein Stapel von Beweismittelordnern der BDO zur Verfügung gestellt worden. Staatsanwaltschaft und Bundeskriminalamt mußten sich harsche Vorwürfe von den Rechtsbeiständen ("bewußte Behinderung der Verteidigung", "Akten und Beweismittel werden uns vorenthalten") gefallen lassen. Nicht zuletzt wegen des BDO-Materials setzte Richter Gernot Bokelmann schließlich den Prozeß aus, um ein "faires Verfahren" zu gewährleisten.

Die Gewerkschaftsholding BGAG holte dadurch Zeitgewinn heraus. Die sind für sie sehr wichtig. Denn eine Verurteilung ihres Ex-Chefs Alfons Lappas im co op- Strafverfahren könnte "präjudizierende Wirkungen" auf andere Prozesse auf zivilrechtlicher Ebene haben. Und da geht es um einen gehörigen Batzen Geld. So verklagte beispielsweise die heutige co op, die vom Saarbrücker Asko-Konzern kontrolliert wird, die BGAG zur Zahlung von fast 400 Millionen Mark, weil die Gewerkschaftsholding 1984 und 1985 angeblich dabei mitmischte, daß die alte co op eigene Kapitalanteile in großem Stil erwerben konnte, was aktienrechtlich unzulässig ist. Der erste Termin für die mündliche Verhandlung in dieser Angelegenheit beim Landgericht Frankfurt wurde für den 29. Oktober anberaumt. Natürlich wird die BGAG die Vorwürfe weit von sich weisen.

Zeitgewinne bedeuten für die Gewerkschafts-Manager letztlich Geld. "Wenn die BGAG im vergangenen Jahr die von der neuen co op erhobenen Ansprüche hätte begleichen müssen, wäre es an ihre Existenz gegangen", wird der Holding nachgesagt. So gesehen erscheint es nur zu verständlich, wenn Matthöfer alle Hebel in Bewegung setzt oder einen Brief nach Wiesbaden schickt, um das Überleben des Unternehmens zu sichern. Zumal es 1991 im BGAG-Gebälk noch an anderer Stelle knirschte. Zwischen der Aachener und Münchener Beteiligungs-AG (AMB), gemeinsam mit der gewerkschaftlichen Dachgesellschaft Eigentümerin der BfG Bank, und der staatlichen französischen Versicherung Assurances Générales de France (AGF) als AMB-Aktionärin war ein knallharter Machtkampf entbrannt. Erst vor kurzem begruben die Streithähne (zumindest vorerst) ihre Kriegsbeile. Gemäß der Einigung kann Matthöfer nun ein Paket von BfG-Anteilen an den Crédit Lyonnais verkaufen, was die seit der Neue-Heimat-Affäre chronisch knappe BGAG-Kasse etwas auffüllen soll. Die vermeintliche Ruhe an der AMB-Front kommt Matthöfer jedenfalls angesichts der Ungewißheit über drohende co op-Lasten gerade recht. Zwar sollen die BDO-Gutachten "keine wesentlich neuen Inhaltsstoffe enthalten", wie aus Kreisen der Ermittler verlautet. Tatsache ist aber, daß in diesen Akten versucht wird, eine Falschbilanzierung beim co op-Konzern auch für die Jahre 1982 bis 1985 nachzuweisen - für eine Ära also, in der die BGAG das Sagen hatte.

Die Holding muß seit langem ahnen, was mit den co op-Prozessen auf sie zukommt. Denn sie beließ es zuverlässigen Informationen zufolge nicht allein beim Briefeschreiben, unter anderem auch an Richter Bokelmann. "Die BGAG versucht, gezielt auf Zeugen einzuwirken und diese zu instruieren, wie sie sich bei Fragen von Fahndern zu verhalten haben", wird berichtet. Das erleichtert die Arbeit von Staatsanwälten und Bundeskrimiminalamt bei Vernehmungen nicht gerade. "Die BGAG hat es von Anfang an darauf angelegt, Zeit zu schinden", umschreibt ein Insider die Verzögerungstaktik. Die Holding soll sogar versucht haben, die "Durchführung von Rechtshilfeersuchen" im Ausland zu erschweren. Mancherorts gelang es ihr, woanders "kam sie zu spät", sagt ein co op-Experte.

Seit der Aussetzung des Strafprozesses Mitte März haben die Rechercheure von Staatsanwaltschaft und Bundeskriminalamt einige neue Erkenntnisse gewonnen, die ihre Anschuldigungen untermauern. Allerdings wird der von Montag an zu behandelnde "Prozeßstoff unverändert" sein. Es gebe nämlich "keinen Anlaß", die "alte Anklageschrift" zu verändern. Alfons Lappas, den früheren co op-Vorständen Bernd Otto, Dieter Hoffmann und Michael Werner, dem ehemaligen Vorstandssekretär Hans Gitter sowie den einstigen Direktoren der Abteilungen "Bilanzen und Steuern" und "Finanzen", Klaus-Peter Schröder-Reinke respektive Norbert Lösch, wirft Staatsanwalt Heinz-Ernst Klune demnach weiterhin "in unterschiedlicher Beteiligungsform" Bilanzmanipulationen, verbotenen Erwerb eigener Aktien durch co op, Kapitalanlage-, Dividenden- und Kreditbetrug sowie persönliche Bereicherung vor.

Absehbar ist, daß wegen der seit März gewonnenen Erkenntnisse zusätzlich zu einem späteren Zeitpunkt "separate Verfahren" angestrengt werden, besonders was den Vorwurf der persönlichen Bereicherung betrifft. Unter diesem Aspekt sind bislang "nur" rund 30 Millionen Mark "angeklagt". Mittlerweile ließen sich aber gut 100 Millionen ("alles ist in Bar geflossen") nachweisen, wird versichert. Die Beweggründe dafür, weshalb die Staatsanwaltschaft ihren bisherigen Kurs hält, sind einsichtig: Bei einer Klageerweiterung im jetzt anstehenden Strafprozeß liefe Klune Gefahr, erneut mit einer Aussetzung des Verfahrens konfrontiert zu werden. Egal, welche Fahndungserfolge die Ermittler noch verbuchen, die BGAG wird weiterhin auf Zeitgewinne hoffen. Denn die "absolute Verjährung", so heißt es im Juristendeutsch, für die angebliche Verstrickung der Gewerkschaftsholding in die co op- Affäre reicht bis weit ins Jahr 1995. Da fließt noch viel Wasser vom Main in den Rhein. So werden die Verteidiger von Lappas, Otto & Co. wohl auch von Montag an das Gericht wieder mit Anträgen überhäufen, um die Verlesung der Anklageschrift hinauszuzögern. Das sogenannte "Tatzeit-Ende" der Beschuldigten datiert im übrigen vom Oktober 1988. Deren Verjährung erstreckt sich damit bis zum Herbst 1998. HARALD SCHWARZ

Parlament Reichelsheim berät Satzungsänderungen

REICHELSHEIM. Die Änderung von mehreren Satzungen - es geht um Wasser-, Kanal-, Kindergarten-, Straßenbeitrags- und Erschließungssatzung - steht im Mittelpunkt der nächsten Sitzung des Stadtparlamentes Reichelsheim am Dienstag, 4. August.

Dazu lädt Stadtverordnetenvorsteher Hagen Berens in das Dorfgemeinschaftshaus Heuchelheim ein. Die Sitzung beginnt um 20 Uhr.

Beraten wird auch noch über den Kindergartenneu- und -umbau in Reichelsheim und Beienheim. str

Sommerfeste und Start in der Suppenschüssel

OFFENBACH. Für Freitag, 31. Juli, laden ab 14 Uhr der 1. Offenbacher Tandem-Club und das Jugendzentrum in den Innenhof des Isenburger Schlosses zum nun schon traditionellen "Brunnenfest". Dieses Fest bietet auch am Samstag, 1. August, von 10 bis 18 Uhr für die Besucher jede Menge Musik und Unterhaltung.

Den ganzen Samstag, 1. August, über lädt die Interessengemeinschaft Bürgeler Vereine in die Sternstraße und die Strackgasse: Dort steigt ab 15 Uhr das "Bürgeler Altstadtfest".

Ebenfalls am Samstag, 1. August, lädt die SPD ab 15 Uhr aufs Schlachthofgelände, Buchhügelalle. Die Sozialdemokraten veranstalten ein multikulturelles Fest mit internationalen Spezialitäten. Es gibt außerdem griechischen Tanz, Jazz und Rock'n' Roll und Blues.

Am Sonntag, 2. August, feiern im Schlachthof die Sängerfreunde Offenbach. Ihr Fest beginnt um 10 Uhr und soll um 17 Uhr enden.

Nachmittags ab 15 Uhr beginnt im Leonhard-Eißnert-Park die Konzertreihe "Lieder und Rock aus der Suppenschüssel". Drei Bands - nämlich "Kieran Halpin Band", "Sunshine Steelband" und "Jazz in Time" - präsentieren bis gegen 18 Uhr Irish Folk, Karibik-Musik und Jazz aus Offenbach. lz

Schwaetzers Pläne stoßen auf Ablehnung Städtetag: Weniger Bürokratie beseitigt Wohnungsnot nicht / Architekten fürchten Bausünden

cri FRANKFURT A. M. Die jüngsten Vorschläge der Bonner Bauministerin Irmgard Schwaetzer zur Belebung des Wohnungsbaus ernten kaum Beifall von Kommunen, Industrie oder Architekten. Als "völlig neben der Sache liegend" bezeichnet Folkert Kiepe, Beigeordneter des Deutschen Städtetages, Pläne der FDP-Politikerin, daß Ein- und Zweifamilienhäuser künftig ohne Baugenehmigung zugelassen werden sollen (siehe FR von gestern). Damit, so Kiepe, würden die Versorgungsprobleme nicht gelöst, denn dazu "bedarf es des Mietwohnungsbaus". Zu behaupten, durch eine Verkürzung der Genehmigungspraxis werde der Wohnungsbau entscheidend angekurbelt, sei "geradezu ein Witz".

Die Ministerin versuche immer wieder den Eindruck zu erwecken, so Kiepe, als ob die Kommunen den Wohnungsbau vereitelten. Er räumt ein, daß die Genehmigungsverfahren effizienter gestaltet werden müßten. Auf die Entwicklung am Kapitalmarkt oder die geringere Investitionsbereitschaft zum Beispiel von Versicherungen hätten Städte und Gemeinden aber "wahrlich keinen Einfluß".

Die Vorschläge Schwaetzers, die nach Angaben ihres Ministeriums in einem Interview der Bild am Sonntag "sehr verkürzt" wiedergegeben wurden, fußen auf der in Baden-Württemberg praktizierten Baufreistellungsverordnung. Diese besagt, daß die Errichtung von Ein- und Zweifamilienhäusern bei den zuständigen Behörden nur noch angezeigt, aber nicht mehr genehmigt werden muß. Voraussetzung hierfür ist unter anderem, daß ein Bebauungsplan vorliegt und dieser auch genau eingehalten wird. Auf jeden Fall müssen die Pläne für ein Objekt den Ämtern vorgelegt werden. Diese haben dann drei Monate Zeit, um dagegen Widerspruch einzulegen. Geschieht dies nicht, gilt das Vorhaben als akzeptiert und kann begonnen werden.

Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie hält die Vorschläge Schwaetzers nicht für völlig abwegig, da zumindest der bürokratische Aufwand eingeschränkt würde. Die Vereinfachung der Genehmigungspraxis ist seiner Ansicht nach jedoch "kein Instrument, von dem man sich eine generelle Trendwende" im Wohnungsbau erwarten könne. In Baden- Württemberg sei die Baufreistellungsverordnung in Ballungsgebieten, wo es die größten Versorgungsprobleme gibt, bisher nur auf ein Prozent der Fälle anwendbar gewesen. Lediglich im ländlichen Raum hätten 17 Prozent auf diesem Weg zügiger bewältigt werden können. Das eigentliche Hemmnis für den Wohnungsbau sieht Verbandssprecher Heiko Stiepelmann aber im Mangel an Bauland.

Und in diesem Punkt, so Städtetag- Experte Kiepe, tue sich in Bonn wenig. Seine Organisation fordere seit langem, daß alle Eigentümer von erschlossenem Bauland, die ihren Grund nicht bebauen wollen, eine deutlich höhere Grundsteuer zahlen müssen und diese nur dann zurückerhalten, wenn sie innerhalb eines bestimmten Zeitraumes Vorhaben in Angriff nehmen. Dies wäre nach seiner Ansicht die beste Methode, um Areale zu mobilisieren. Allerdings wolle Schwaetzer da nicht mitziehen und habe statt dessen das "zonierte Satzungsrecht" vorgeschlagen. Dies hält der Städtetag aber für wenig praktikabel und rechtlich bedenklich, da nur bestimmte Gebiete ausgewiesen und mit einer höheren Grundsteuer belegt werden könnten.

Der Bund der Architekten kritisiert Schwaetzers Pläne ebenfalls als wenig hilfreich. Mit einer verkürzten Genehmigungspraxis für Ein- und Zweifamilienhäuser sei die Wohnungsnot nicht zu beseitigen. Vielmehr müßte dazu der Geschoßwohnungsbau stärker gefördert werden. Im übrigen meldet die Vereinigung auch städtebauliche Bedenken an. Häuser sollten auch auf ihr äußeres Erscheinungsbild und darauf, wie sie sich in die Umgebung einpassen, überprüft werden. Werde das Genehmigungserfordernis gelockert beziehungsweise völlig abgeschafft, verliere die Kommune den Überblick, und Bausünden seien programmiert, meint ein Sprecher.

Annelie Zak aus Altenstadt: "Die Geschäfte verhalten sich fahrradfeindlich"

"Ich habe mich in dieser Woche hauptsächlich zwischen den Ortsteilen bewegt. Ich wohne seit 22 Jahren in Altenstadt. Am Anfang war ich fünf Jahre berufstätig, da bin ich mit der Bahn nach Frankfurt gefahren. Die Bahn ist immer sehr voll morgens, so daß die Leute ab Kilianstädten stehen müssen. Mit dem Fahrrad ist es recht gut, sich in der Großgemeinde Altenstadt zu bewegen. Das einzig Negative, das ich zu berichten habe, ist, daß die Geschäfte sich eigentlich fahrradfeindlich benehmen. Es sind kaum Radständer in der Vogelsbergstraße. Der fließende Verkehr, der in Altenstadt sehr zugenommen hat, wird durch das Ein- und Ausparken vor dem großen Geschäft Eberhardt sehr behindert. Und für Radfahrer ist da so eine kleine Ecke. Ich bin auch in einem politischen Gremium, und ich werde darauf hinwirken, daß wir Radfahrer mindestens die Hälfte der Parkplätze vor diesem Geschäft bekommen. Was mir bei meinen zwei Bahnfahrten, heute von Altenstadt nach Friedberg und letzte Woche nach Büdingen, aufgefallen ist, es geht relativ rasch. Ich habe jetzt in Heldenbergen fünfzehn Minuten warten müssen, aber das ist typisch für diese Zeit nachmittags. Für die Frauen, für alle Bürger eigentlich, ist es unzumutbar, diese Unterführungen zu betreten. Ich appelliere da einfach an die Bundesbahn. Es ist wirklich zum Kotzen, wenn sie aussteigen und sich an der schönen Landschaft erfreut haben, und sind dann angeekelt. Was mir als Altenstädterin sehr am Herzen liegt, es besteht ja zwischen Florstadt und Altenstadt kein Radweg. Ich habe das auch mehrfach schon in Leserbriefen erwähnt, daß diese Barriere, die immer über diesen Berg zwischen den zwei Gemeinden besteht, abgebaut werden müßte. Das könnte durch einen Radweg von Altenstadt nach Stammheim geschehen. Die Straße ist sehr schmal, dann ist diese Bauschuttdeponie noch oberhalb von Altenstadt. Man ist dort echt gefährdet. Die vier Kilometer würden wohl sehr teuer werden, aber irgendwann könnte man das einmal ändern.

Ich wäre heute auch gerne mit dem Fahrrad gekommen von Altenstadt, aber die schweren Unfälle, die jetzt in Florstadt passiert sind, da steigt man lieber in die Bahn.

Wir denken auch daran, das Auto ganz abzuschaffen. Mein Mann arbeitet bei der Bahn, im Augenblick in Friedberg im Schichtdienst. Wenn er in zwei oder drei Jahren pensioniert wird, werden wir auf das Auto verzichten. Ich befürchte allerdings, daß mein Sohn das Auto dann übernehmen wird."

Wahlmüde Japaner machen Miyazawa wieder munter

Ministerpräsident Miyazawa lächelte nicht, wie er das fast immer tut - er strahlte über das ganze Gesicht. "Banzai!" riefen die Funktionäre in der Zentrale der Regierungspartei, als feststand, daß sie über die Hälfte der zur Wahl stehenden Sitze für die Oberhauswahl gewonnen hatten. "Banzai!" (Er lebe tausend Jahre!) riefen sie, als der Ministerpäsident auftauchte. "Die Wahl zeigt, daß die Bürger unser Gesetz zu den UN-Friedenstruppen richtig finden", erklärte Miyazawa seinen Erfolg. Er finde es allerdings "bedauerlich", daß nur die Hälfte aller Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben habe. "Die Schulferien" seien wohl schuld daran.

Die seit gut vierzig Jahren regierenden Liberaldemokraten gewannen bei der Wahl zur Hälfte des Oberhauses (die andere Hälfte wird in drei Jahren neu gewählt) 69 von 127 Sitzen. Die Opposition landete weit abgeschlagen: Die Sozialdemokraten bekamen nur 22 Mandate, die konservativeren Demokratischen Sozialisten nur vier. Der Gewerkschaftsverband - er war bei der Wahl vor drei Jahren sehr erfolgreich - brachte diesmal keinen einzigen seiner Kandidaten durch. Die Opposition hatte sich kurz vor der Wahl über das Gesetz zur Entsendung von Soldaten heillos zerstritten: Die Sozialdemokraten waren dagegen, die Gewerkschafter scheiterten mit ihren Vermittlungsversuchen, und die Demokratischen Sozialisten verschafften der Regierung die nötige Mehrheit für das Gesetz.

Im Wahlkampf kritisierten die Sozialdemokraten das inzwischen beschlossene Gesetz. Doch damit konnten sie kaum Wähler mobilisieren. Zwar lehnt laut Umfragen über die Hälfte aller Japaner das Gesetz ab. Viele Bürgerinnen und Bürger sahen jedoch in den Sozialdemokraten keine Alternative zur Regierungspartei. Während des ganzen Sonntags rief eine Stimme aus den öffentlichen Lautsprechern "Bitte gehen sie zur Wahl!" Trotzdem fuhren viele, anstatt zu wählen, lieber an den Strand oder blieben zu Hause.

Die niedrigste Wahlbeteiligung in der japanischen Geschichte hat noch einen anderen Grund: Viele im Land der aufgehenden Sonne sind von der Politik grundsätzlich enttäuscht. Ein Korruptionsskandal folgte in den vergangenen Jahren dem nächsten. Auch Politiker der Opposition waren oft darin verwikkelt. Sie legten deshalb keinen großen Wert darauf, die Skandale aufzuklären.

Auch dem konservativen Morihiro Hosokawa gelang es nicht, mit seiner "Partei des Neuen Japan" die Stimmen der Protestwähler zu sammeln. Er hatte "frischen Wind in der Politik" versprochen, doch die Wähler trauten ihm nichts zu. So brachte es seine neue Partei nur auf vier Sitze im Oberhaus.

Die einzige Oppositionspartei, die mit ihrem Ergebnis zufrieden sein kann, ist die buddhistische Komeito-Partei. Sie kam immerhin auf 14 Sitze und ist damit drittgrößte Kraft im Oberhaus. Die Regierungspartei wird auch in Zukunft auf die Stimmen der Buddhisten angewiesen sein, um Gesetze durch die zweite Kammer des Parlaments zu bringen. Im Unterhaus, das den Haushalt beschließt und den Ministerpäsidenten wählt, hat sie dagegen eine bequeme Mehrheit.

Bei den Oberhauswahlen vor drei Jahren hatte die Regierungspartei zahlreiche Sitze an die Opposition verloren. Damals war die beliebte Politikerin Takako Doi Vorsitzende der Sozialdemokraten, heute ist es der unscheinbare Makoto Tanabe. Außerdem war das Wahljahr 1989 das Jahr des Recruit- Skandals. Fast alle konservativen Minister - darunter auch der heute amtierende Ministerpräsident - hatten von der Firma Vorzugsaktien angenommen und mußten deswegen zurücktreten.

Heute, drei Jahre später, scheinen die Wähler dies vergessen zu haben. Der Wind hat sich wieder zugunsten der Regierenden gedreht. Japanische Kommentatoren sagen, dies liege auch an der schlechter werdenden Wirtschaftslage.

Ministerpräsident Kiichi Miyazawa, der noch vor wenigen Monaten als politischer Schwächling galt, präsentierte sich im Wahlkampf auch als "erfolgreicher Außenpolitiker". Er verkündete ohne Unterlaß, auf dem Wirtschaftsgipfel in München hätten die Führer der großen Industrienationen anerkannt, "daß Japan eine wichtige politische Macht ist". Egal, ob ihm seine Wähler dies abnehmen, oder ob sie nur aus Angst vor Experimenten wieder konservativ gewählt haben: Miyazawa steht nach dieser Wahl so gut da, wie schon lange kein japanischer Ministerpräsident mehr.

TINA STADLMAYER (Tokio)

Kein Spaß an jeder Menge Mäuse Der Kammerjäger muß die lästigen Nager beseitigen

Am Anfang war es nur ein leises, unbestimmtes Scharren und Trappeln; doch eines Nachts wurde der Verdacht zur Gewißheit: Mäuse! "Die sind von der Bäckerei im Erdgeschoß an der Außenfassade zu uns in den ersten Stock geklettert", stellte Daphne Staller bestürzt fest. "Mindestens 20 Mäuse" habe sie gezählt.

Die FR-Leserin schaltete das Veterinäramt ein; das ordnete eine Grundreinigung der Bäckerei durch Kammerjäger an. Der Vermieter bezahlte ebenfalls einen Schädlingsbekämpfer, der Giftköder in den Wohnungen auslegte. Umsonst - die Mäuse krabbelten weiterhin durch das Haus.

"Die Bäckerei kennen wir", meint Reiner Liedtke vom Ordnungsamt. Bereits im Januar '91 hatte es eine Beschwerde wegen Mäuse im Haus gegeben. Für Schädlingsbekämpferin Ute Weiss ist das auch kein ungewöhnlicher Fall: "In der Innenstadt und den Außenbezirken, überall gibt es Mäuse ohne Ende." Besonders dort, wo Lebensmittel lagern, in Bäckereien, Restaurants und Supermärkten, zieht es die kleinen Nager besonders gerne hin.

"Mäuse und Ratten sind Naschtiere, die fressen soviel wie ihr eigenes Körpergewicht", erklärt Ute Weiss. Jeden Tag sind Mitarbeiter ihrer Firma unterwegs, "mal ist ein Lokal dran, mal eine Wohnung, mal ein Hotel". Die Bekämpfung der Tiere ist schwierig; die Kammerjäger verwenden blutzersetzende Stoffe: "Die Mäuse müssen das Gift mit in ihr Loch nehmen."

Normalerweise muß der Schädlingsbekämpfer nur einmal kommen. "Ich weiß nicht, warum da immer noch Mäuse sind", staunt Antje Timm vom Veterinärsamt. Nun müsse der Kammerjäger wohl ein zweites Mal ran, "das ist ja auch im Interesse des Bäckers".

Während nach den Lebensmittel-Hygienegesetzen das Veterinärsamt für die Bäckereien zuständig ist, befaßt sich das Ordnungsamt mit den Mäusen in der Mietwohnung. "Wenn wir von Mäusen in der Wohnung hören, fordern wir den Eigentümer auf, die zu vernichten", erklärt Reiner Liedtke. "Wenn der Vermieter unserer Aufforderung nicht nachkommt und keinen Schädlingsbekämpfer ruft, beauftragen wir eine Firma - und der Vermieter muß zahlen."

Der Mieter kann sich auch direkt an seinen Vermieter wenden. "Mäuse in der Wohnung sind ein Mangel, den der Vermieter beseitigen muß", betont Petra Schulte vom Mieterschutzverein. Anschließend könne sich der Eigentümer vom Verursacher, der Bäckerei, die Kosten für die Mausvernichtung bezahlen lassen. Wie auch immer - eine Schließung seines Geschäfts muß der Bäcker nicht befürchten. "Das wäre unverhältnismäßig", sagen Veterinäramt und Mieterschützer. ert

Vorbereitung auf Eishockey-Oberliga "Löwen" messen Kräfte gegen Bundesligisten

Keine Angst vor großen Namen. Unter diesem Motto steht das Testspiel-Programm des Frankfurter ESC "Die Löwen", der am 25. September als Meisterschaftsfavorit in die Eishockey-Oberliga Nord startet. Zu den Gegnern, mit denen die "Löwen" in der Vorbereitungsphase ihre Kräfte messen, gehören die Bundesligisten EHC Freiburg am 11. September und vier Tage später der Mannheimer ERC, wobei die Frankfurter beide Kontrahenten in eigener Halle empfangen.

Am Montag, 3. August, versammelt Spielertrainer Toni Forster die Mannschaft zum Sommertraining um sich. Vom 27. August bis 4. September bezieht der ESC im Füssener Bundesleistungszentrum sein Trainingslager, in dessen Verlauf ein Spiel beim SC Riessersee (2. September) geplant ist.

Die weiteren Testspiele im einzelnen: Heilbronner EC - Frankfurter ESC (5. September), EV Ravensburg - Frankfurter ESC (18. September), Frankfurter ESC - Heilbronner EC (20. September). Da in der Frankfurter Eissporthalle am Bornheimer Hang erst zum Spiel gegen Freiburg Eis zur Verfügung steht, weichen die Eishockey-"Löwen" in der Woche davor zum Eis-Training nach Diez-Limburg aus. Sim

Fußball-Ergebnisse

FÜRSTENPILSPOKAL 1992/93

Melitia Roth - VfR Meerholz 0:1 FSV Kempfenbrunn - Spielberg 2:5 SG Waldensberg - KG Wittgenborn 1:4 Alemannia Niedermittlau - SG Haitz 6:2

HESSENPOKAL

FSV Mernes - SKG Mittelgründau 5:3 BSC Spielberg - SFV Großenhausen 3:6 Melitia Aufenau - VfB Oberndorf 2:5 n. Verl. wh

Schrittweise das Gewicht verringern

NIDDERAU Die Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK) Main-Kinzig veranstaltet am kommenden Montag, 3. August um 18.30 Uhr im neuen Gebäude der Stadtverwaltung Nidderau (Stadtteil Heldenbergen) einen zwölfwöchigen Kursus unter dem Motto "Schlanksein kann man lernen".

Anmeldung und weitere Auskünfte in der AOK-Geschäftsstelle Hanau unter der Telefonnummer 06181/102336 in der Zeit von 8 bis 12 Uhr.

Vermittelt werden einerseits Kenntnisse über eine ausgewogene Zusammensetzung der Nahrung, andererseits neue Verhaltensweisen beim Essen selbst. "Erkennen - Verändern - Stabilisieren sind die drei notwendigen Lernschritte für einen dauerhaften Erfolg", kommentiert die AOK.

"Der Erfahrungsaustausch in einer Gruppe Gleichgesinnter erweist sich dabei als besonders hilfreich. Die Teilnehmer lernen schrittweise ihr Gewicht zu verringern und dauerhaft ihr gewünschtes Gewicht zu halten". pom

Messerstecherei im Flüchtlingsheim

BAD HOMBURG. Durch einen Messerstich ins Schulterblatt wurde ein 25 Jahre alter Bewohner des Flüchtlingsheims im Niederstedter Weg verletzt. Er konnte nach ambulanter Behandlung im Krankenhaus wieder in das Heim zurückkehren.

Die Kripo verdächtigt einen 28 Jahre alten Mitbewohner. Er bestreitet die Tat.

Reichelsheim wird 20 und alle feiern mit

REICHELSHEIM. Zum 20. Geburtstag der Großgemeinde Reichelsheim laden die Vereine gemeinsam zu einem großen Fest am Sonntag, 2. August, auf den Reichelsheimer Marktplatz ein. Geboten werden Speisen aus mehreren europäischen Ländern, zum Beispiel Gyros, gefüllte Weinblätter, Paella, Fisch- und Eiergerichte sowie bayrische Spezialitäten.

Eröffnet wird das Marktplatzfest um 10 Uhr mit einem ökumenischen Gottesdienst. Bis 18 Uhr tanzen dann noch mehrere Folkloregruppen, spielt das Jugendorchester Dorn-Assenheim und sorgt ein Clown für Heiterkeit.

Der Kindergarten und die Grundschule Reichelsheim warten mit Theaterstücken auf. Ausgestellt und vorgeführt werden zudem historische Landmaschinen.

Pferdeliebhaber können zudem mit einer Kutsche rund um Reichelsheim fahren.

Auf die jüngsten Besucher wartet ein "Dampfkarussell". str

Gericht löst weitere Versicherungs-Fesseln

doe FRANKFURT A. M. In der Auseinandersetzung über die zehnjährige Bindung von Versicherungsverträgen marschieren die Assekuranzen weiter auf der Verliererstraße. Das Münchner Landgericht hat die vorgedruckte oder handschriftlich ergänzte Laufzeitklausel in den Risikoschutz-Anträgen nun auch beim Münchener Verein, der Vereinten und der Thuringia für unwirksam erklärt. Nach diesem neuen, noch nicht rechtskräftigen Urteilsspruch sind inzwischen 15 Verfahren zugunsten des Verbraucherschutzvereins (VSV) entschieden worden.

Üblich war die oftmals stillschweigende lange Bindung der Kunden an einen Assekuranzkontrakt bis zum Januar 1991 (seither muß der Vertreter alternativ auch Angebote mit kürzerer Bindung präsentieren) vor allem in der Hausrat-, Haftpflicht- und Unfallsparte. Diese Produkte sind denn auch von den jüngsten Urteilen (Aktenzeichen: 7 O 1530/92 bis 7 O 1532/92) betroffen. Stets war die Laufzeit vorgedruckt, lediglich Vertragsbeginn oder -ende wurden vom Außendienstler per Hand hinzugefügt.

Ende September will das Frankfurter Landgericht über eine rein handschriftliche Laufzeitregelung in Verträgen der R + V entscheiden. Die Kunden hätten auch hier keine freie Wahl gehabt, da ihnen keine Alternativen geboten wurden, argumentiert der VSV.

Fußball-Termine

FÜRSTENPILSPOKAL: Germ. Bieber - Melitia Aufenau (Di., 28. Juli, 19 Uhr); SV Salmünster - SV Lettgenbrunn (Di., 19.30 Uhr); TSV Kassel - SKG Eindengesäß (Sa., 1. August, 18 Uhr); SV Sotzbach - SV Hochland Fischborn (So., 2. August, 15 Uhr)

HESSENPOKAL: SG Waldensberg - SV Neuses (28.Juli, 19 Uhr); SV Breitenborn - SV Somborn (Mi., 29. Juli 19 Uhr); FSV Altenhaßlau - KG Wittgenborn, SV Brachttal - FSV Kempfenbrunn (beide Mi., 29. Juli, 19.30 Uhr); FSV Geislitz - SV Salmünster (Do., 30. Juli, 19.30 Uhr); SV Hochland Fischborn - Germania Rothenbergen, SV Altenmittlau - Alem. Niedermittlau (beide Do., 30. Juli, 19 Uhr); FSV Niedergründau - TSV Wirtheim (Do.,19.15 Uhr). wh

Lenz wünscht "Wachpolizei" CDU-Kreisvorsitzender möchte Ordnungshüter entlastet sehen

MAIN-KINZIG-KREIS. Eine Art Bürgerwehr, wie sie in Baden-Württemberg bereits existiere, und verstärkte Übernahme von Polizeiaufgaben durch die Kommunen hat der CDU-Landtagsabgeordnete Aloys Lenz gefordert.

Dadurch, so der Unions-Mann, könnten die Ordnungshüter von Routinearbeiten entlastet werden und sich stärker der Kriminalität zuwenden. Dies sei angesichts einer steigenden Quote von Gewalttaten im Main-Kinzig-Kreis dringend erforderlich.

Nach Angaben von Lenz sei die Rate insbesondere bei schweren Raubüberfällen im Vergleich zum Vorjahr erheblich angestiegen. Um dem zu begegnen, müßten die Ordnungshüter von polizeifremden Aufgaben entlastet werden. Der Christdemokrat schlägt beispielsweise die Einführung eine "Wachpolizei" vor, "deren Mitglieder nicht den hohen persönlichen Anforderungen der allgemeinen Vollzugspolizei entsprechen müssen".

Sie könnte mit Objektschutz, "Fußstreifentätigkeit", Verkehrslenkung bei Massenveranstaltungen bis hin zu Hilfsdiensten bei Unfällen betraut werden.

"Freiwillige Polizeireserve" nennt Lenz eine Form von Bürgerwehr, die sich ehrenamtlich für die "Innere Sicherheit" engagieren soll.

Eine derartige Organisation habe sich bereits in Baden-Württemberg "gut bewährt und die dortige Polizei auch entlastet". Die freiwilligen Sheriffs sollten wie Feuerwehrleute und Rot-Kreuzler behandelt und vom Wehrdienst freigestellt werden, meint der Abgeordnete. hein

Landpächter ackern geschützte Wiesen einfach um Wöllstadter Naturschützer schlagen in Sorge um den Bestand ökologischer Nischen Alarm

WÖLLSTADT. Nach dem Verbleib gemeindeeigener Grünflächen forscht derzeit der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Wöllstadt anhand der aktuellen Katasterpläne. Denn, so die Umweltschützer, wenn alles nach dem Flächennutzungsplan mit integriertem Landschaftsplan laufen würde, "könnte selbst eine Gemeinde wie Wöllstadt innerhalb ihrer intensiv genutzten Gemarkungsflächen noch einige ökologische Nischen aufweisen." Doch bereits die erste Begehung des BUND-Ortsverbandes im sogenannten "Biotop 16", der Beunbachaue, habe, faßt der BUND in einer Pressemitteilung zusammen, "Erschreckendes zutage gefördert". So haben die Pächter in diesem Gebiet von acht Hektar Land, das als "geschützter Landschaftsbestandteil" beantragt ist, rund einen Hektar dem Ackerboden gleichgemacht. Mehr als das Doppelte der verpachteten Wiesen, klagt der BUND, werde vertragswidrig intensiv als Grünland genutzt.

Die Umweltschützer stellen außerdem besorgt fest, daß von 223 Hektar Wiesenfläche, wie sie noch der Katasterplan aus dem Jahre 1973 ausweist, nunmehr lediglich 40 Hektar geblieben sind. Komplette Feldwege seien kurzerhand in Ackerland verwandelt worden, kritisiert der BUND-Ortsverband Wöllstadt. Darüber hinaus seien wasserführende Gräben, die für ein funktionierendes Biotop unerläßlich sind, verfüllt worden. Längst hielten sich auch nicht alle Landwirte an die Vorschrift, an ihren Äckern einen 50 Zentimeter breiten Randstreifen stehen zu lassen, sondern pflügten bis an den Straßenrand. Selbst vor dem vom Wasserschutzgesetz zwingend vorgeschriebenen Zehnmeterstreifen entlang eines Fließgewässers würden die Traktoren nicht gestoppt. Der mit der BUND-Recherche ans Tageslicht gekommene rücksichtslose Umgang der Pächter im Biotop 16 mit gemeindeeigenen Landschaftsgebieten und eine diesbezügliche Anfrage der SPD im Gemeindeparlament hat die Gemeinde jetzt veranlaßt, diese schriftlich daran zu erinnern, wie groß die angepachteten Parzellen wirklich sind.

Mit der Untersuchung des Biotop 16 hat der BUND den Anfang gemacht. Jetzt soll die gesamte Gemarkungsfläche unter die Lupe genommen werden. Gemessen an ihrer Größe wären in Wöllstadt zwölf Prozent naturnahes Gebiet das Minimum für die Entwicklung einer vielfältigen ökologischen Funktion. Ein Anteil, von dem der BUND nur träumen kann: Derzeit verfügt Wöllstadt über weniger als drei Prozent naturnahes Gebiet. cor

Bald Tierfriedhof für den Norden?

Der geplante Tierfriedhof im Frankfurter Norden wird womöglich schon in den kommenden Monaten verwirklicht. Der rot-grüne Magistrat hat den Pachtvertrag für ein 10 000 Quadratmeter großes Gelände zwischen dem Friedhof Heiligenstock und der Bad Vilbeler Stadtgrenze zum Sommerende gekündigt. "Theoretisch", sagt Frank Heudorf, Referent im zuständigen Dezernat für Frauen und Gesundheit, "könnten wir noch in diesem Jahr beginnen."

Praktisch sieht die Sache komplizierter aus. Mehrere Berkersheimer, die in unmittelbarer Nähe des Tierfriedhofs wohnen, wollen das Projekt verhindern, da sie um ihre Ruhe fürchten. Ein unberechtigter Einwand, findet dagegen Heudorf: Besucher müßten ihre Autos künftig auf dem bereits vorhandenen Parkplatz am Heiligenstockweg abstellen, lediglich "ein oder zwei Behindertenparkplätze" würden direkt am Tierfriedhof eingerichtet.

Wenn alles nach Plan läuft, will der Magistrat bereits "im August oder September" eine Gestaltungsatzung für den Tierfriedhof erarbeiten und einen Träger suchen - im Gespräch sind verschiedene Tierschutzvereine und Gartenbaubetriebe. Ab 1993 könnten Tierhalter ihre treuesten Gefährten dann im Frankfurter Norden zu Grabe tragen - eine Alternative zum überfüllten Tierfriedhof in Bad Homburg und zur Tierkörperbeseitigungsanstalt in Niederwöllstadt.

Wie genau die geplante Begräbnisstätte am Stadtrand - die mitten im geplanten Grüngürtel liegt - dereinst aussehen wird, ist noch offen. Eines aber steht fest: "Große Denkmäler", wie in Paris oder amerikanischen Großstädten üblich, "wird es in Frankfurt nicht geben." Jede Ähnlichkeit mit menschlichen Friedhöfen will der Magistrat um jeden Preis vermeiden - denn das, sagt Heudorf, "wäre pietätsverletzend". ind

Nachrichten-Börse

Dollar fällt wieder unter 1,50 Mark Nach dem kurzen Ausflug über die Schwelle von 1,50 Mark an den US- Märkten aufgrund des jüngsten Irak- Konflikts fiel der Dollar gestern bei der amtlichen Notierung in Frankfurt wieder auf 1,4864 Mark. Das entsprach fast genau dem Stand von Freitag mittag. Die Bundesbank griff nicht ein. Treuhand-Schuldenberg wächst Die Treuhandanstalt rechnet bis Jahresende mit einem Schuldenberg in Höhe von 135 Milliarden Mark und bis Ende 1994 mit rund 200 Milliarden. Von den derzeitigen Verbindlichkeiten werden allein 80 Milliarden Mark für Altkredite der Unternehmen aus DDR-Zeiten sowie Ausgleichsforderungen veranschlagt. Biedenkopf hält an Sachsenfonds fest Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) will an dem privat finanzierten Sachsenfonds zur Rettung sanierungsfähiger Betriebe festhalten. Er wolle nun intensiver um die Beteiligung von Banken und Versicherungen werben. Bislang sind erst Zusagen über 110 Millionen Mark der insgesamt geplanten rund 500 Millionen Mark Stammkapital eingegangen.Waigel gegen Hilfe für Ost-Produkte Eine bevorzugte Behandlung ostdeutscher Produkte bei der Umsatzsteuer soll es nach dem Willen von Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) nicht geben. Eine solche vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) verlangte Präferenz wird mit Hinweis auf die EG und die leeren Staatskassen abgelehnt.

Umdenken tut not

Von Armin Wertz (Jerusalem)

Nach der Euphorie, die Israel, Washington und Europa nach dem Regierungswechsel in Jerusalem erfaßte, ist heute, nur zwei Wochen später, wieder der graue Alltag in den Nahen Osten zurückgekehrt. Das Verwirrspiel um Siedlungen, Baustopp und Zahlen unterscheidet sich kaum noch von der Taktik der vorigen Likud-Regierung.

Sowohl die Araber als auch die Amerikaner und Europäer verlangten die Einstellung aller israelischen Siedlungstätigkeit in den besetzten Gebieten praktisch als Vorleistung für Fortschritte im Friedensprozess und für die Gewährung dringend benötigter Kreditgarantien. Also verkündete die neue Regierung Yitzhak Rabins der Welt, was sie hören wollte: einen totalen Baustopp. In Israel indes geben Sprecher der Arbeitspartei beinahe täglich neue Zahlen bekannt, die auch weiterhin auf eine rege Bautätigkeit schliessen lassen. Bereits in Bau befindliche Häuser sollen fertiggestellt werden, Tausende von Neubauten sind in Planung. Warum Rabin die unzufriedene heimische Opposition zionistischer Träumer eines Groß-Israel noch mit der Erklärung beschwichtigt, privat finanzierte Bautätigkeit in den besetzten Gebieten werde keinesfalls eingeschränkt, bleibt unklar. Denn derzeit lässt er im Rahmen staatlicher Programme rund 7000 Wohneinheiten allein im Großraum Jerusalem fertiggestellen, 10 000 weitere sind dort geplant. Sogar israelische Zeitungen geben zu, dass zwischen Rabin und seinem Vorgänger Yitzhak Schamir diesbezüglich völlige Übereinstimmung bestehe, der Konflikt mit Washington also keinesfalls ausgeräumt ist. Mit Hinweisen, daß man sich bemühe, die Bautätigkeit in Israel zu reduzieren, versucht das zuständige Ministerium die Weltöffentlichkeit zu beruhigen - als habe irgendjemand jemals etwas dagegen einzuwenden gehabt.

Das frustriert nicht nur die Araber, wo sogar die moderateren Regierungschefs Ägyptens sowie Jordaniens langsam ungeduldig werden, sondern auch Washington. Zumal es Rabin den arabischen Gegnern des US-amerikanischen Friedenskonzepts damit unnötig leicht macht. Denn weder Syrien noch Saudi- Arabien konnten sich bisher mit Bakers Idee einer palästinensisch-jordanischen Föderation als Pfeiler einer neuen Friedensordnung im Nahen Osten anfreunden. Beide sind aus verschiedenen Gründen nicht im geringsten an einer Stärkung der Position Jordaniens interessiert. Die Saudis trauen ihrem historischen Gegner, dem einstigen Haschemiten-Herrscher über den Westen ihrer Halbinsel, ebensowenig, wie die Syrer, die dessen Freundschaft mit ihrem Erzfeind in Bagdad fürchten. Zudem wird Syrien jede Separatlösung der palästinensischen Frage solange zu verhindern suchen, solange Israel nicht die Golanhöhen zurückgibt. Eine Nahost- Friedensregelung muß alle Konflikte umfassen - die Westbank, den Gazastreifen, Jerusalem, die Golanhöhen und Südlibanon - das haben die Araber deutlich gemacht.

Dabei waren die Voraussetzungen für eine Lösung der nahöstlichen Probleme nie so gut wie heute. Die Region ist nicht mehr von zwei Supermächten belagert, die um Einfluß-Sphären ringen. Die Golfstaaten, die zum größten Teil die feindlichen Aktivitäten der Palästinenser gegen Israel finanzierten, sprechen längst nicht mehr vom "zionistischen Feind" und haben angedeutet, daß sie bereit sind, Schritte zur Beendigung der Feindseligkeiten zu unternehmen. Syrien hat nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion - wenn auch widerwillig - eingesehen, daß seine Forderung nach "strategischer Parität" mit Israel unrealistisch ist. Jordaniens Bedeutung ist eher zurückgegangen, seit PLO-Chef Yassir Arafat vor vier Jahren in Genf seine Bereitschaft erklärte, mit Israel Frieden zu machen und die Palästinenser unabhängig und direkt mit Israel verhandeln. Ägypten, zu dem nach Jahren der arabischen Isolation wieder beinahe alle arabischen Staaten Beziehungen aufgenommen haben (sogar der Sitz der Arabischen Liga wurde wieder nach Kairo verlegt), kommt eindeutig die Vermittlerrolle im nahöstlichen Schachspiel zu, wobei es sich auf die Unterstützung der USA verlassen kann.

Darum wird es höchste Zeit, daß auch Israel die veränderte Weltlage begreift, seine Bunkermentalität aufgibt und sich nicht länger hinter überholten Sicherheitskonzepten verschanzt, die vielleicht in den siebziger Jahren noch angebracht waren, aber sicher nicht mehr in den Neunzigern.

Auf einen Blick

Seite II Junge Leute lernen, Tiere und Pflanzen zu bestimmen: "FR-mobil" zu Besuch in Unter-Widdersheim. Seite III Karbener und Luisenthaler kamen sich am Wochenende im Thüringischen näher. Seite IV Lokalsport: Ed Zawetzky soll der neue Stürmer-Star des Eishockey-Zweitligisten EC Bad Nauheim werden.

Industriegewerkschaft Metall: Arbeits- und Gesundheitsschutz stehen häufig gar nicht erst auf dem Lehrplan "Ausbildungstradition geht verloren" Trotz Lehrlingsmangel: Betriebe im Ost-Kreis verzichten auf Nachwuchsschulung Von Ulrike Bender WETTERAUKREIS. "Die Ausbildungstradition kommt unter die Räder. Zunächst herrscht grundsätzlich Lehrlingsknappheit, und dann stellen auch noch viele Betriebe in der Wetterau ihre Ausbildung ganz ein", beklagt Armin Schild, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Gießen, zwei Entwicklungen, die unbedingt gestoppt werden müßten. Eine Ursache für den Lehrlingsmangel: die Ausbildung ist für viele jungen Leute unbefriedigend. Warum, das hat die IG Metall in Gießen, dem Vogelsberg- und dem Wetteraukreis die Azubis in großen Metallbetrieben gefragt - eine ähnliche Umfrage plant die Gewerkschaft bald in den Berufsschulen. Neben den Auszubildenden und ihren Vertretern wurden auch Ausbilder und Betriebsräte über Schwächen und Verbesserungsmöglichkeiten in ihrer betrieblichen Ausbildung befragt. Hauptkritik übten sie nach Angaben der IG Metall an der zu geringen Ausbilderzahl und deren fehlender Weiterbildung. So werden Umweltschutz, Arbeits- und Gesundheitsschutz zum Teil überhaupt nicht vermittelt. Gerade in Handwerksbetrieben würden sich viele Arbeitgeber und ihre Ausbilder um Ausbildungspläne und -verordnungen nicht kümmern und wichtige neue Kenntnisse gar nicht lehren. Die Unzufriedenheit der Azubis mit ihrer Ausbildung sei ein Grund, warum sich Schulabgänger immer öfter für Abitur und Studium entschieden. Dazu kommt die rückläufige Zahl von Schulabgängern überhaupt. Die dadurch entstandene Lehrlingsknappheit zu bejammern, helfe den Betrieben da auch nicht, meint Armin Schild. Diese hätten schließlich die Fäden in der Hand. Ausbildung in Metallbetrieben müsse wieder attraktiv werden, beispielsweise durch bessere Bezahlung der Azubis, verbindliche Weiterbildung für alle Ausbilder.

Dies wird aber nach seiner Erfahrung nicht praktiziert, sondern - schlimmer noch - die Lehrlingsknappheit im Zuge des Personalabbaus als Rechtfertigung genutzt, die Ausbildung ganz einzustellen. Ein langsamer Abbau der Ausbildung in Metallberufen, das scheint die Entwicklung in den drei großen Betrieben in der östlichen Wetterau zu sein: in der Hassia in Ranstadt, der PTG von der Niedeckergruppe in Gedern und Buderus in Hirzenhain. Die Firma Hassia hat letztes Jahr keinen Lehrling eingestellt, in Gedern ist seit zwei Jahren die Nullrunde für Azubis angesagt, und Buderus hat momentan sogar nur noch einen Azubi im dritten Lehrjahr.

"Dabei haben diese Betriebe kompetente Ausbilder und gute Ausbildungswerkstätten. So etwas kann schnell unter den Tisch fallen aber nur langwierig wieder aufgebaut werden. Die Ausbildung ist einfach eine Überlebensfrage unserer Industrie, sonst fehlt bald eine ganze Generation von Facharbeitern", spinnt Armin Schild die Entwicklung weiter. Die Betriebe verweisen auf die Lehrlingsknappheit und die Kosten der Ausbildung. Generell versuche man, weiter auszubilden, aber immer wieder wird auch die wirtschaftliche Situation als Argument verwendet. Die Firma König in Büdingen andererseits stellt Auszubildende auch weiterhin ein, nicht zuletzt weil das Unternehmen am Wachsen ist und Facharbeiter benötigt. Personalleiter Klaus Vetter sieht die Ausbildung aber auch als wichtige soziale Aufgabe des Unternehmens an: "Es ist eine Schande, wenn die großen Firmen nicht mehr ausbilden." Bei König macht sich dafür der Mangel an geeigneten Auszubildenden bemerkbar. "Da sagen die Eltern: Bub, du mußt auf alle Fälle ins Büro, auch wenn er vielleicht ein viel besserer Schlosser wäre. Wir haben über 70 Bewerber für eine Industriekaufmannstelle, nur 14 kommen auf drei Facharbeiterstellen." Klaus Vetter fordert ein Umdenken. Das könne jedoch nicht durch höhere Bezahlung der Azubis erreicht werden, da dann Betriebe wegen der Kosten die Ausbildung ganz einstellen würden. Seiner Ansicht nach müssen die ausgebildeten Facharbeiter, die sich als Leistungsträger verdient machen, einfach mehr Geld bekommen.

"Das Thema der sterbenden Ausbildungstradition wird totgeschwiegen. Die Betriebe schleichen sich langsam aus ihrer Aufgabe zur Ausbildung, aber irgendwann wird sich das rächen", schätzt auch ein Ausbilder die Situation in den Metallbetrieben ein. Die IG Metall will der IHK jetzt eine überbetriebliche Kooperation der Ausbildung in Betrieben vorschlagen, damit diese durch die Auszubildenden finanziell weniger belastet werden.

Kurt Schmitt, Pressesprecher der IHK in Friedberg, weiß nichts von einer Gefährdung der Ausbildungstradition. "In der Metallbranche ist das von Betrieb zu Betrieb sehr unterschiedlich.

Im Osten der Wetterau ist die wirtschaftliche Situation der Betriebe etwas schlechter. Es ist auch kein Geheimnis, das die allgemeine Konjunkturkurve sich senkt. Sowas kann natürlich auch Löhne und Ausbildung beeinflussen." Auch Wolfgang Dohmen, Direktor des Arbeitsamtes Gießen, kann nicht von einem sinkenden Angebot an Ausbildungsstellen in Metallberufen sprechen.

Noch stehen 125 offenen Stellen in der Wetterau 30 Bewerbern um eine Ausbildungsstätte gegenüber. Insgesamt gab es in diesem Jahr rund 200 Stellen mehr als Bewerber. "Die Diskrepanz zwischen Stellen und Bewerbern ist aber nicht so dramatisch wie befürchtet, auch im Vergleich zu anderen Bereichen. Die Betriebe können mit Blick in die Zukunft ihre Ausbildung allerdings sowieso nicht einstellen. Facharbeiter werden dringend gebraucht."

20jährige Anhalterin wurde vergewaltigt

KRONBERG / OBERURSEL. Eine 20jährige Anhalterin ist in der Nacht zum Samstag im Wald zwischen Oberursel und Oberhöchstadt von einem Unbekannten vergewaltigt worden.

Wie die Kripo erst am Montag mitteilte, hatte sich die Frau von Frankfurt aus gegen Mitternacht in einem Wagen mitnehmen lassen. Der Fahrer bog jedoch von der Landesstraße 3015 (Oberhöchstädter Straße) kurz hinter dem Ortsschild "Oberursel" auf einen geschotterten Waldweg ab. Dort vergewaltigte er die Frau und nahm ihr noch Geld ab, bevor er sie aus dem Wagen warf und wegfuhr. Die Frau lief anschließend zur Polizeistation Oberursel, teilte die Kripo weiter mit.

Der Täter wird wie folgt beschrieben: zirka 40 Jahre alt, etwa 1,80 Meter groß, dunkelblondes, kurzes, glattes Haar, Brille, bekleidet mit rosafarbenem Hemd. Er fuhr laut Kripo einen dunkelgrauen Mercedes (neueres Modell) mit Ledersitzen, Autotelefon und eventuell Holzverkleidung. Hinweise erbittet die Kripo unter der Rufnummer 0 61 72 - 12 00.

Bereits in der Nacht zum 9. Juli war - die FR berichtete - in der Nähe des Kronberger Schillerweihers eine 23jährige vergewaltigt worden. mk

Anspruch auf mehr Raum im sozialen Wohnungsbau

MAIN-KINZIG-KREIS. Alleinerziehende in Hessen haben künftig den Anspruch auf mehr Raum im sozialen Wohnungsbau. Bislang wurde ihnen vom Gesetzgeber eine Obergrenze von 60 Quadratmetern und zwei Zimmer zugestanden.

In einem entprechenden Erlaß wurde diese Regelung jetzt erweitert. Danach kann eine alleinerziehende Mutter oder auch der Vater mit einem Kind eine Sozialwohnung mit bis zu drei Zimmern ohne Nebenräume und Küche beanspruchen. Die Wohnfläche ist nicht mehr begrenzt, teilt der Landtagsabgeordnete Roland Battenhausen (SPD) mit. hein

Selbst Brillen fehlen nicht Geschäftsleute und Familien spenden für die Kiewer Kinder

BAD VILBEL. Die Bereitschaft, mit persönlicher Hilfe oder mit Geld- oder Sachspenden dazu beizutragen, den ukrainischen Kindern in Bad Vilbel einen unbeschwerten Ferienaufenthalt zu ermöglichen, ist nicht nur bei vielen Vilbeler Familien groß. Auch zahlreiche Geschäftsleute unterstützen die Aktion der Freiwilligen Feuerwehr.

Die wohl praktischste Hilfeleistung kam gleich zu Beginn von der Büchergalerie Hertzog, die die Kinder und Gasteltern mit russisch-deutschen Wörterbüchern eindeckte. Die Firma Schleenbäkker "bescherte" die jungen Gäste aus Kiew mit Spielzeug. Helmut Lehr (Büromaschinen) spendiert den Kindern ein Mittagessen während ihrer Rheinfahrt zur Loreley, für die wiederum die Köln- Düsseldorfer Schiffahrtsgesellschaft 100 Freiplätze zur Verfügung stellt. Von Andreas Schmidt, Juniorchef der Baugesellschaft K. L. Schmidt, erhielt Stadtbrandinspektor Gerhard Stengel am Wochenende eine 1000-Mark-Spende.

Ein Frankfurter Autohaus lieh der Feuerwehr zwei Opel-Omega (einen davon mit Funktelefon) aus. Von der praktischen Seite her ging auch der Vilbeler Optiker Engelke die Ferienaktion an: Er stattete die Kinder, soweit erforderlich, mit neuen Brillen aus. Eine Frankfurter Naturheilpraxis bot sich an, die Jugendlichen auf ihre Strahlenbelastung und womögliche Schädigung innerer Organe hin zu untersuchen.

Hilfsbereitschaft signalisierten auch die beiden adligen und bürgerlichen Repräsentanten von Büdingen: Fürst zu Ysenburg und Bürgermeister Bauner laden die Ukrainer ins Schloß und ins städtische Freibad ein. Durch Aktionen wie diese hat das Freizeitprogramm der Kiewer inzwischen einen großen Umfang erreicht. Die Offenbacher Feuerwehr will die Kinder ins "Indianer-Museum" führen und bewirten. Einladungen kommen auch von Privatleuten. Die Vilbeler Familie Popp etwa, die sich außerstande sah, ein Kind aufzunehmen, aber einen Beitrag für die Hilfsaktion leisten möchte, hat die Kinder zum Grillen in den Garten eingeladen. Geldspenden sind noch erwünscht: Bad Vilbeler/Bergen-Enkheimer Volksbank, BLZ 51861325, Konto 1073079, Kennwort: Hilfe für Kinder aus Kiew. mu

Das "juristische Vorspiel" ist Historie, jetzt soll es zur Sache gehen. So wollen es die Ermittler. Ob die Verteidiger der sieben Angeklagten da mitspielen, bleibt abzuwarten. Nachdem am 16. März der erste Anlauf zum Strafprozeß im wohl größten Wirtschaftskrimi der deutschen Geschichte, der milliardenschweren Affäre um den früheren Handelskonzern co op, mit der Aussetzung des Verfahrens endete, unternimmt die Justiz am Montag im Frankfurter Landgericht den zweiten Versuch, um das finsterer Machenschaften verdächtigte Septett ehemaliger co op-Manager zur Verantwortung zu ziehen. Mit Argusaugen wird die Gewerkschaftsholding BGAG das Geschehen beobachten. Kein Wunder: Bis Ende 1985 gehörte der einstige Skandalkonzern zu ihrer Einflußsphäre. Und mit Alfons Lappas sitzt nicht nur der Ex-Aufsichtsratschef von co op auf der Anklagebank. Lange Zeit war Lappas auch Boß der BGAG.

Vor den Fußballspielen ein Sportgottesdienst

HAMMERSBACH. Einen Sportgottesdienst veranstalten das evangelische Pfarramt in Marköbel und die dortige Sportgemeinschaft am Sonntag, 23. August, um 10 Uhr im Vereinsheim der SG. Er wird musikalisch von Sonny Seidel, die sonst eher durch gekonnte Faustschläge und Fußtritte bekannt ist, am Akkordeon gestaltet. Die Taekwondo-Kämpferin wird sich zusammen mit dem Fußballfunktionär Jürgen Schluck Gedanken über das Thema "Fair Play" machen.

Im Anschluß an den Gottesdienst ist ein Fußballspiel mit der Altherrenmannschaft der SG und einem Team der Kirchengemeinde geplant. Nach dem Mittagessen stehen um 13.30 Uhr Regelspiele der Reserven und der 1. Mannschaft der SG auf dem Programm. hein

"Schuhrecycling" Alte Latschen auf neuen Wegen

Auch ein Schuh geht irgendwann einmal seinen letzten Weg, und der endet in der Regel auf der Hausmülldeponie. Doch nur wenige der auf diese Weise "entsorgten" Pumps, Sandalen und Pantoffeln sind auch wirklich nicht mehr zu gebrauchen. Und so entdeckt der umweltbewußte Verbraucher in immer mehr Städten vor Apotheken oder Schuh-Werkstätten Sammelbehälter für ausgediente Treter.

Im Großraum Frankfurt (Main) etwa wurden auf Anregung von Innungsmeister Wolfgang Lenz vor 55 Schuhmacher-Geschäften Kleincontainer für alte Latschen aufgestellt. Über 20 000 Paar warfen die Bürger seit Mai dort hinein. Das gesammelte Material wird zur "Sekundärverwertung" nach Salzgitter transportiert, wo bis zu 450 Tonnen Schuhe aus dem Bundesgebiet monatlich bei der Firma Kreuder Rohprodukte eingehen.

Der Unternehmer Gerhard Kreuder hat sich seit gut drei Jahren auf "Schuhrecycling" spezialisiert. Dabei wird jedoch keineswegs wieder ein Schuh aus dem Schuh. Das ist allein wegen der Vielzahl der verwendeten Stoffe - von Pappe über Leder, Textilien und Gummi bis hin zu Kunststoff - bislang nicht möglich.

Recycling heißt bei Tretern vor allem Wieder- und Weiterverwenden. 80 Prozent der gesammelten Schuhe werden deshalb zum erneuten Verkauf nach Polen, Rumänien und sogar nach Westafrika gebracht. Durchschnittlich eine Mark pro Paar verlangen Händler in der sogenannten Dritten Welt. Für den Schuhverwerter ist dies ein Geschäft wie jedes andere: "Verschenken können wir nichts."

Der Rest der ausgedienten Latschen wird derweil zwischengelagert. Leder und Gummisohlen sollen geschreddert und zu Dämm- oder Gehwegplatten verarbeitet werden.

Ob sich die Schuhindustrie an dieser Form der Verwertung alter Latschen beteiligt, ist noch unklar. Immerhin könne auf diese Weise Hausmüll vermieden werden, so Verbandschef Philipp Urban. Zunächst soll geprüft werden, welche Stoffe genau in der Fußbekleidung enthalten sind und welcher Teil recycelt werden kann. Sorgen bereiten den Herstellern vor allem die Importe und deren Entsorgung: Von den im vergangenen Jahr verkauften 330 Millionen Paar Schuhe wurde nur ein Bruchteil - gut 20 Prozent - hierzulande produziert.

Auch der Handel wartet ab - vorerst ist nicht mit einer Rücknahmepflicht ausgedienter Treter zu rechnen. Über eine freiwillige Rücknahme denkt indes die Einkaufskooperation Nord-West-Ring nach. Bevor aber die gebrauchten Produkte gesammelt werden, "muß klar sein, was mit dem Teil passiert, der nicht wiederverwendet werden kann," so Marketing-Direktor Walter Langela. "Alles andere, Sammlung und Transport, läßt sich ohne Probleme organisieren." an

Firmen-Telegramm

Siemens stellt Fuß in russische Tür Die Sparte Energieerzeugung (KWU) des Siemens-Konzerns hat mit fünf führenden Herstellern von Kernkraftwerken in der ehemaligen Sowjetunion eine enge Zusammenarbeit vereinbart. Ziel ist es, russische Kraftwerke - vor allem Atommeiler - mit moderner Prozeßleittechnik auszurüsten, um Zuverlässigkeit, Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit der Stromerzeugung zu verbessern. American West macht sich dünner Die seit mehr als einem Jahr im Vergleichsverfahren steckende US-Fluggesellschaft American West will bis zu 1500 Stellen streichen, was einer Reduzierung der Belegschaft um ein Siebtel entspricht, und ihre Flotte von fünf auf drei Flugzeugmuster reduzieren. Boeing entläßt noch mehr Leute Nochmals mehr als 1100 Beschäftigte des US-Luftfahrtkonzerns Boeing sollen bis Ende September entlassen werden. Kartoffelchips aus Sachsen Bahlsen baut im sächsischen Kreba für 40 Millionen Mark eine neue Anlage zur Produktion von Kartoffelchips und wird die dortige Belegschaft bis Mitte 1993 von 30 auf 120 Leute aufstocken. MG mit neuer Tochter in Kanada Die Metallgesellschaft baut ihre Position im kanadischen Bergbau aus. Der Frankfurter Konzern übernimmt dort von der Kerr Addison Mines die Mehrheit an der Minnova-Gruppe, die auch zu 60 Prozent über das große Zink- und Kupfervorkommen Izok Lake verfügt.

Post ab Montag: Mal früher, mal später

FRIEDBERG. Die Briefzustellung wird in Friedberg ab kommenden Montag neu organisiert. Es werden "rollierende Dienstpläne" ausgearbeitet, durch die nun auch die Briefträger in einigen Zustellbereichen des Postamtes Friedberg in den Genuß der Fünftagewoche kommen. Sechs Briefzustellbezirke werden zu fünfen zusammengelegt. Der dabei freiwerdende Zusteller wird jeden Tag in einem anderen Bezirk als "Springer" eingesetzt. Dadurch vergrößern sich allerdings die Zustellbezirke.

Während die Postkunden, die am Anfang der neuen Zustellrouten wohnen, ihre Post um rund eine Stunde früher erhalten, bekommen die Empfänger am Ende der Route ihre Briefe rund eine Stunde später als bisher.

Neben der Fünftagewoche für ihre Zusteller verspricht sich die Post von den "rollierenden Dienstplänen" auch Einsparungen. Die Wege würden sich um etwa 20 Prozent verringern und gleichzeitig sinke der Bedarf an Fahrzeugen, Sachmitteln und Räumen, so schwärmt die Post in einer Pressemitteilung. ieb

Rolf Gnadl aus Glauburg: "Der Schulweg ist zu gefährlich, unser Denken muß sich ändern"

"Ihr Thema "Mobil ohne Auto" spricht ja drei Fragen an. Wie komme ich mit dem Fahrrad voran, wie mit dem ÖPNV und wie kombiniere ich beides? Ich fahre sehr gerne Fahrrad, sofern ich die Zeit dazu habe. Ich nutze jede freie Stunde zuhause, um mit der Familie Fahrrad zu fahren. Ich möchte meine Eindrücke als Bürger schildern und die Wertung vorwegnehmen: Es ist hier in Hessen oder in unserer Region aus verschiedenen Gründen dürftig. Dürftig zum Teil mit dem Fahrrad voranzukommen, zum Teil gefährlich, das Fahrradwegenetz ist fragmentarisch. Wenn ich meine beiden Töchter ermuntern möchte, mit dem Rad zur Schule oder ins Schwimmbad zu fahren, dann streikt in mir der fürsorgliche Vater und sagt dann am Schluß: "Mama, Du hast das zweite Auto, fahr' sie hin." Wäre die Situation nicht so dürftig, wäre womöglich ein Auto für meine Frau entbehrlich. Aber in der gegenwärtigen Situation ist es so, ich unterbinde es, daß sie von Glauburg mit dem Fahrrad nach Konradsdorf in die Schule oder nach Ortenberg ins Schwimmbad fahren. Weil da Stücke dazwischen sind, wo ich es nicht vertreten kann, entweder verkehrlich oder in Bezug auf mögliche Gewalttätigkeit.

Ich war in der letzten Woche in Norddeutschland in Urlaub, da sehe ich genau das Gegenstück von dem, was hier vorhanden ist. Abgesenkte Bordsteine, das Vorhandensein von Fahrradwegen überhaupt, ein ansprechendes Beschilderungssystem, die Verknüpfung mit dem ÖPNV. Alles Punkte, die bei uns mangelhaft sind.

Ich führe es auf folgende Dinge zurück: Bei uns ist kein Denken da, daß beim Straßenbau, den ich nicht generell ablehne, sondern in bestimmten Situationen als erforderlich ansehe, nicht von vornherein ganzheitlich gedacht wird, prinzipiell den Fahrradweg mitplanen.

Was ich sehr kritisiere, ist die schwache Verknüpfung zwischen ÖPNV und Radfahrverkehr. Ich will mal ein Beispiel sagen: Am Wochenende vor 14 Tagen waren wir mit der gesamten Familie in Frankfurt-Höchst mit dem Fahrrad, ein Tagesausflug, zurück hatten wir uns vorgenommen, von Frankfurt bis Bad Vilbel S-Bahn zu fahren und ab da mit dem Fahrrad nach Hause zu rollen. Die S- Bahn ist nicht fahrradfreundlich, im Gegensatz zu den Triebwagen VT 628, der auf unserer Niddertalbahn fährt und einen Gepäckraum für Kinderwagen, Handwagen, Fahrrad hat, so daß man auch mal sechs Fahrräder in den Gepäckraum stellen kann und dabei auf dem Notsitz Platz nehmen kann. Die S-Bahn bietet so etwas nicht. Ich sage: Statt erster Klasse lieber so ein Angebot. Wir mußten dann also in Frankfurt einsteigen, da ist das dann reglementiert, in jedem Gang zwei Fahrräder quer aufgestellt. Da behindern sich die Leute, die da ein- und aussteigen wollen. Die Eisenbahnfahrzeuge müssen entsprechende Vorkehrungen haben. Als Bürgermeister von Glauburg habe ich die Erfahrung gemacht, daß man mit der Bundesbahn nur dann vorankommt, wenn man sich als Gemeinde von der Bahn einen gewissen Pauschbetrag geben läßt und dafür an den Bahnhöfen Verpflichtungen übernimmt. Zum Beispiel für Bike-and-ride-Plätze. Ich möchte mein Fahrrad nicht an einem Ständer abstellen, wo ich am Abend nur noch das Vorderrad finde, wenn ich es angekettet habe.

In Karben ist eine solche Anlage in Planung für 1000 Fahrräder, das wird eine beispielhafte Sache werden. Bei den Bussen, denke ich, muß auf weitere Sicht ein Radträgergestell angebracht werden."

SPD: Ausssitzen geht jetzt nicht mehr "Tannenwald" muß ins Parlament

BAD HOMBURG. Für Beate Fleige gibt es nun kein Zögern mehr: "Die Entscheidung ist gefallen, und mit ihr hatte man in dieser Form im Stadthaus hinter vorgehaltener Hand bereits gerechnet." Für Gedankenspiele hätten CDU/FDP genügend Zeit gehabt: "Jetzt muß der B-Plan 27 umgehend ins Parlament."

Ende vergangener Woche war die jüngste Runde zum Thema "Kleiner Tannenwald" eingeläutet worden: Wie die FR am Samstag berichtete, ist der am Westrand vorgesehene Bau einer Rehabilitationsklinik nach Meinung des Regierungspräsidenten in Darmstadt zulässig. Damit lasse sich das ungeliebte Kind nur noch kippen, indem das Stadtparlament den geltenden Bebauungsplan aufhebt. Fleige: "Nun kann Klarheit darüber geschaffen werden, wie es mit dem Bebauungsplan 27 weitergehen soll."

Aus Gründen der Fairneß wäre es aber besser gewesen, findet die Sozialdemokratin, wenn der Magistrat von sich aus über diese "Entscheidungshilfe" informiert hätte. Und noch etwas wurmt sie: "Wenn es zutrifft, daß von Seiten des Magistrats erst am 20. Februar 1992 beim RP um eine weitere Stellungnahme gebeten wurde, liegt der Verdacht nahe, daß dies als Alibi benutzt wurde, um einen neu eingegangenen Antrag der Opposition zum Stadtparlament am 27. Februar 1992 abzublocken." orb

Ausstellung und Lesungen Welten zwischen Märchen & Mühsal

MAINTAL. Unter dem Titel "Märchen & Mühsal" zeigt das Maintaler Frauenbüro in Zusammenarbeit mit den Stadtbüchereien ab Dienstag, 4. August im Technischen Rathaus Hochstadt (Klosterhofstraße) eine Ausstellung zur jahrhundertelange Geringschätzung von Mädchen- und Frauenarbeit.

Mit Kinder- und Jugendbüchern aus der Zeit von 1750 bis 1945 wird dokumentiert, mit welchen unterschiedlichen Absichten weibliche Arbeit und Arbeitswelt für die kindlichen und jugendlichen Leserinnen und Leser aufbereitet wurden, welche politischen, pädagogischen und berufsvorbereitenden Ziele zugrunde lagen und "daß zwischen Literatur und Alltag, zwischen Märchen und Mühsal Welten lagen", wie Maintals Frauenbeauftragte Anne Denecke mitteilt.

Denecke wird die Ausstellung am Dienstag um 19 Uhr eröffnen. Anschließend hält die Schriftstellerin Sigrid Früh einen Vortrag und erzählt Märchen von starken Frauen. "Sigrid Früh hat eine faszinierende Art zu erzählen", weiß Anne Denecke, "sie stellt sich ganz auf das Publikum ein".

Die Hanauer Journalistin Ruth Dröse ist am Mittwoch, 12. August um 10 Uhr in der Ausstellung und liest unbekannte Märchen, in denen Mädchen die Hauptrollen spielen. Eine zweite Märchenlesung bietet Dröse am Mittwoch, 19. August, um 15 Uhr am selben Ort.

Am Abend zuvor, Dienstag, 18. August, um 19.30 Uhr wird die Frankfurter Erzählerin Hannelore Marzi unter dem Titel "Die List der Weiber ist größer als die List der Männer" orientalische Frauenmärchen vortragen. Marzi ist auf Literatur aus dem arabisch-islamischen Raum spezialisiert und unter anderem mit Märchenübersetzungen hervorgetreten.

Die Ausstellung "Märchen & Mühsal" - zur Verfügung gestellt vom Bundesministerium für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit - ist bis einschließlich 19. August während der Öffnungszeiten des Technischen Rathauses zu sehen, montags, mittwochs und donnerstags von 8 bis 16 Uhr, dienstags von 8 bis 16.45 Uhr und freitags von 8 bis 12 Uhr. pom

Um 5.30 Uhr ging es los Die "Nordendler" feierten am Schwanheimer Grillplatz

NORDEND. Wieder einmal stellte der Karneval-Club "Die Nordendler" unter Beweis, daß das Vereinsleben auch außerhalb der närrischen Zeit blüht: Mehr als 60 Mitglieder folgten der Einladung zum Grillfest im Schwanheimer Wald. "Es war ein harter Tag, aber ganz schön und lustig", freute sich Clubvorsitzender Wolfgang Lenz über das gute Gelingen.

Einen Rekord von 16 Stunden Dauereinsatz stellte dabei der Organisator des Festes auf: Peter Straßheimer sicherte bereits in aller Frühe um 5.30 Uhr im Wald an der Schwanheimer Bahnstraße den Grillplatz und eine der Hütten für das Fest. Andere Mitglieder des Festausschusses machten sich ans Schmücken der Feier- und Feuerstätte mit Girlanden, Fähnchen und internationalen Wimpeln. An der Hütte wies ein großes Transparent auf den Club hin.

Nach den "Arbeitskräften" aus Kreisen der Tanzgarde und des Musikzuges, trudelten nach und nach die Teilnehmer ein; zu den eigenen Mitgliedern gesellten sich noch die Vertreter eines Fußball-Clubs im neuen Vereinsring Nordend. Eine Stunde lang sorgten Countryfreunde mit Hillbilly und anderen Songs für lautstarke Musikunterhaltung. Den "Nordendlern" gefiel es. Mittlerweile war auch der Grill in Betrieb, Spezialitäten kündigten sich bald duftend an. An den Tischen blühte zeitweise der Flachs, oder man erzählte Urlaubsgeschichten. Für die jungen Mütter im Verein waren die Kinder ein Lieblingsthema - schier unerschöpflich.

Bestens aufgelegt zeigte sich die Leiterin der Garden, Dagmar Christen-Hack, wie auch Trainerin Marina Bersch. Sie nahm hier noch Geburtstagswünsche und -geschenke entgegen. "Eigentlich ist ein Geburtstag doch kein Freudentag, denn man wird ja ständig älter", meinte sie. Ihr genaues Alter verriet sie nicht.

Eine der früher erfolgreichsten Solistinnen im Majorettentanz, Petra Irrle, spielte derweil mit Kindern Federball, die Männer wagten nebenan auf der Wiese ein Match mit dem runden Leder. Ansonsten blieb es bis in die Abendstunden beim Rhythmus essen, trinken, unterhalten, spielen. Alle hatten augenscheinlich ihren Spaß, "das sollte man im nächsten Jahr wiederholen", riet der Vorsitzende. Bei der hochsommerlichen Witterung endete die Party mit einer "Wasserschlacht". dixi

Psychodramatische Rollenspiele

NEU-ANSPACH. Die seit November 1991 bestehende Selbsterfahrungsgruppe zur Förderung der Selbstwahrnehmung und der Selbstsicherheit startet nach derSommerpause am Freitag, 7. August, im Frauentreff in der Schubertstraße 32 wieder ihr Programm. Themenschwerpunkte sind Leistungsfähigkeit, Problembewältigung, Selbstwertschätzung und Körperbildes. Die Gruppe erarbeitet diese Themen durch psychodramatische Rollenspiele und gestalttherapeutischen Mittel.

Sie trifft sich ab 7. August alle 14 Tage freitags von 16 bis 19 Uhr. Anmeldung und weitere Informationen bei Christine Fernschild, Tel. 0 60 81 / 1 49 66 oder bei Martina McClymont-Nielitz, Tel. 0 60 81 /76 80. tel

"Lohnt es sich noch, Geld für die Verschönerung auszugeben?" Bürgermeister Klaus Bodensohn klagt: Der Vandalismus auf Spielplätzen, Sport- und Grünanlagen hat drastisch zugenommen

OFFENBACH. "Wir haben früher auch Dummheiten gemacht", erinnert sich der 51jährige Bürgermeister Klaus Bodensohn an seine Jugend. Aber angesichts der zunehmenden mutwilligen und völlig sinnlosen Zerstörungen auf Kinderspielplätzen, Sport- und Grünanlagen gerät er doch etwas in Erklärungsnotstand: "Die Jugendlichen haben offensichtlich jeglichen Respekt vom Eigentum der Allgemeinheit verloren. Sie haben wohl zu viel Freizeit und zu viel Kraft."

Der Vandalismus hat in den letzten zwei bis drei Jahren in erschreckender Weise zugenommen, berichtet Reiner Willmann, stellvertretender Leiter des Garten- und Friedhofsamtes. Problem deshalb: Die Stadt hat kein Geld mehr für die Reparaturen. Sie räumt zerborstene, zertrümmerte, zersägte und stark verbeulte Spielgeräte nur noch weg, damit sich niemand daran verletzten kann. Trauriges Ergebnis: Die Spielplätze werden für die Kinder immer langweiliger. Bodensohn sagt angesichts der vielen Beschwerden im Rathaus über verwahrloste Spielplätze und Anlagen sichtlich frustiert: "Da fragt man sich, ob es sich überhaupt noch lohnt, Steuergelder für die Verschönerung der Stadt auszugeben." Sein Appell an die Bürger: "Paßt auf eure Anlagen auf."

Jedenfalls kommen Hugo Zulauf und Richard Schäfer vom Garten- und Friedhofsamt gar nicht mehr nach, die vielen Schäden zu reparieren. Auf dem in Bieber-Waldhof idyllisch zwischen Ein- und Zweifamilienhäusern gelegenen Kinderspielplatz Am Stützel / Am Kandel ersetzten sie unlängst an der hölzernen Spielburg die zerschlagenen Bretter. Als sie nach der Mittagspause weiter arbeiten wollen, waren die erneuerten Bretter schon wieder zerstört.

Diese Spielburg, vor sechs Jahren für rund 25 000 Mark angeschafft, ist nur noch ein nutzloser Torso. An ihr und an den Pfosten der benachbarten Pergola sind Brandspuren sichtbar, dazu Grafittis an der Rutsche mit schönen Grüßen von Bruce Lee. Demoliert sind Picknicktisch und Bänke. Auch eines der Metalltore, das streunende Hunde vom Spielplatz abhalten soll, ist aus den Angeln gerissen. Baukosten der Stadt für diesen einst attraktiven 1200 Quadratmeter großen Spielplatz: 130 000 Mark.

Auf dem Spielplatz Bismarckstraße wurden bis zu zwei Tonnen schwere Tischtennisplatten aus Beton zerstört. "Die müssen da mit dem Vorschlaghammer gearbeitet haben", vermutet Willmann. Und mit "Die" meint er vornehmlich anonyme Jugendliche im Alter zwischen 13 und 18 Jahren.

Im Stadtgebiet gibt es 60 Spielplätze, der größte ist der Leonhardt-Eißnert-Park mit 28 000 Quadratmetern und der kleinste ist in der Scheffelstraße, eine sogenannte Spielnische mit 81 Quadratmetern. "Der Zustand vieler Spielplätze ist schlecht bis sehr schlecht. Viele Spielgeräte sind veraltet und stellen für die Kinder kein attraktives Spielangebot dar", gibt Bürgermeister Bodensohn zu.

Die angenommene durschnittliche Lebensdauer eines Spielgerätes beträgt acht Jahre. 1988 haben Magistrat und Stadtparlament ein Sanierungsprogramm für Spielplätze beschlossen.

Gelder, die ursprünglich dafür gedacht waren, veraltete und nicht mehr als kindgerecht geltende Geräte zu ersetzen, müssen nun für die Reparatur oder die Beseitigung ausgegeben werden.

Im Juni machten die Mitarbeiter des Gartenamtes Inventur: 200 000 Mark werden zusätzlich gebraucht. Allein im Juni richteten die anoynmen Vandalen Schaden von über 20 000 Mark an. lz

Die Schülerin Franziska van Almsick schwimmt auf einer Welle olympischer Erfolge Beim "Rumpaddeln" mit neun Jahren die Spiele schon im Kopf Berlinerin ein Kind des DDR-Sportsystems und der neuen Zeit / Eltern blieben zu Hause / Umstrittener Trainer durfte mit Aus Barcelona berichtet unser Redaktionsmitglied Harald Stenger

Franziska van Almsick reagierte gewieft. Ob das der Anfang einer großen, internationalen Karriere gewesen sei, wollte jemand nach der Bronzemedaille über 100 m Freistil im Schwimmstadion Bernat Picornell wissen. Das "Nesthäkchen" unter den deutschen Olympia-Teilnehmern, gerade 14 Jahre jung, hatte allerdings keine Lust, irgendwelche Grundsatzfragen zu erörtern. Statt dessen lenkte die Berlinerin im unverkennbaren Tonfall ihrer Heimatstadt ab, redete über das Mammutprogramm von sechs Olympia-Starts in sechs Tagen und hatte am Ende die Frage nicht beantwortet.

Es änderte nichts am Fakt: Natürlich war es ihr erster von sicherlich vielen Paukenschlägen im Kreis der weltbesten Schwimmer. Franziska van Almsick weiß nur zu genau, daß sie dort zu Höherem berufen ist. Schließlich kam sie rasend schnell und spetakulär nach oben. Der zweite Streich folgte denn auch sogleich: Über 200 m Freistill schwamm sie am Dienstag morgen in 1:57,90 Minuten Weltjahresbestzeit und gewann sie am abend die Silbermedaille. Eine "Berliner Göre" sammelt Edelmetall.

Die Vita der schon seit geraumer Zeit als eines der wenigen "Wunderkinder" des deutschen Sports und in Erinnerung an die Erfolge von Michael Groß als "Fräulein-Albatros" gepriesenen Berlinerin hat sich längst herumgesprochen. Allseits wird sie als eine der Athletinnen geschildert, die ihren Höhenflug in der neuen Zeit, also nach der Wende des alten DDR-Sportsystems, fortsetzen konnte. Ob die Zugehörigkeit zu einer der Kinder- und Jugendsportschulen, den im Osten als ausgewiesene Medaillenschmieden eingerichteten Nachwuchs-Internaten, oder die zudem sehr erfolgreiche Teilnahme an der Spartakiade - sie hat alles erlebt und ihren Nutzen daraus gezogen. Deshalb bekennt sie sich ohne Umschweife dazu, ohne all das zu beweihräuchern.

Daß sie sich bei ihrem Olympiadebüt problemlos in die Phalanx der Etablierten eingereiht hat, kommt ihr dennoch etwas spanisch vor. Sicherlich ist sie von ihrem Talent überzeugt, aber ein "Schmankerl" am Rande läßt sie bis zur Stunde immer wieder einmal den Kopf schütteln. Sie war gerade neun, als ihr ihr Vater einen "Barcelona 92"-Sticker schenkte und sie das Präsent zu Hause an eine Fensterscheibe klebte. "Ich war damals nichts im Schwimmen und bin nur rumgepaddelt. Doch ich habe mir vorgenommen: Da willst du hin", plaudert sie. Sie hat es geschafft. Die Eltern und der Bruder blieben dagegen zu Hause - sie erfüllten ihr damit einen Wunsch, denn immer, wenn jemand aus der Familie bei wichtigen Wettkämpfen dabei war, lief es bei ihr nicht.

Und was hat sie gefühlt, als sie zum erstenmal auf dem Siegertreppchen stand? "Es war unbeschreiblich. Wenn man das genau wissen will, muß man selbst gewinnen oder sich eine Medaille erkämpfen", forderte sie die Journalisten im Interviewraum ungewollt zum Lächeln heraus. Und dann läßt sie all das, was derzeit von außen auf sie einstürmt, wie einen Film ablaufen. Erzählt von der Faszination der Zuschauermengen, der ungestümen Anfeuerung und dem Jubel bei der Siegerehrung. Es klingt einerseits ehrfurchtsvoll, andererseits total unbekümmert. Daß der südafrikanische Friedens-Nobelpreisträger Nelson Mandela und Bundespräsident Richard von Weizsäcker am Montag ihre Rennen verfolgten, erfuhr sie erst im nachhinein. Sie nahm es cool zur Kenntnis. Ein weiterer Fingerzeig dafür, daß sie das Zeug dazu hat, ganz groß herauszukommen. Sie läßt sich so schnell durch nichts beeindrucken oder gar verrückt machen.

Der Barcelona-Trip dürfte für sie auf dem Weg in höhere Gefilde der Schwimm-Hierarchie auch deshalb wegweisende Bedeutung haben, weil ihr bisher relativ oft vorgehalten wurde, es fehle ihr bei allem überdurchschnittlichen Können an der nötigen Nervenstärke, wenn es beim Aufeinandertreffen mit renommierten Gegnerinnen wirklich drauf ankomme. Der Weltcup-Sieg über 100 m Freistil im Frühjahr in Palma de Mallorca als bisher wichtigster internationaler Sieg - bei der EM 1991 in Athen durfte sie nicht starten, weil sie noch zu jung war - und zwei Titel bei den deutschen Meisterschaften in München konnten daran nicht viel ändern. Der Bronzeplatz, aus der Außenseiterrolle erzielt, schien ein Durchbruch zu bedeuten, doch beim Gewinn der Silbermedaille über 200 m vom Dienstag wurde sie wieder von der Realität eingeholt, weil sie als Favoritin mit dem Druck nicht fertig wurde. Zudem war mangelnde Erfahrung unverkennbar.

Vieles spricht dafür, daß ihr jüngster Reifeprozeß nicht mit normalen Maßstäben zu messen ist. Selbst für ein modernes Wunderkind, wie sie es ist, sind die Fortschritte phänomenal, die sie zuletzt verbuchen konnte: Über 200 m Freistil verbesserte sie in der vergangenen Saison ihre eigene Rekordmarke um fünf Sekunden, nach Höhen-Trainingslagern in diesem Jahr in Flagstaff/Arizona und Toluca/Mexiko steigerte sie am Dienstag ihre persönliche Bestleistung nochmals um zwei Sekunden.

Die Tierliebhaberin, die nach dem Ende ihrer Karriere gern Veterinär-Medizin studieren möchte, kämpft in Barcelona zugleich um ihren Trainer Dieter Lindemann. Der rutschte nämlich beim Landessportbund Berlin und dessen Präsidenten Manfred von Richthofen im Zuge der Doping-Diskussionen auf die "schwarze Liste". Nach der in der Tat wenig einsichtigen Aussage - "Wie ich meine Leute schnell mache, ist meine Sache" - wurde sein Vertrag vom LSB nicht mehr verlängert. Da hilft es nichts mehr, wenn nun Klaus Henter, der Präsident des Deutschen Schwimm-Verbandes, das Vorgehen des LSB ohne Rücksprache mit dem Fachverband als "Ungeheuerlichkeit" einstuft - für den bei seinem Arbeitgeber in Ungnade gefallenen Lindemann muß eine neue Lösung gefunden werden.

Angestrebt wird der Kompromiß, das Gehalt Lindemanns künftig im Rahmen der vom Bund finanzierten Förderung der Olympia-Stützpunkte zu zahlen. Als positives Signal zu werten ist die Tatsache, daß er längst die Anti-Doping-Erklärung des DSV unterschrieben hat und es deshalb auch in Absprache mit dem NOK kein Problem war, ihn für den olympischen Betreuerstab zu nominieren.

&blt; Schwul-lesbisches Jugendtreffen

Der Hamburger Autor Lutz van Dick liest am heutigen Dienstag um 18 Uhr im Zelt im Ostpark aus seinem Buch "Verdammt starke Liebe". Im Volksbildungsheim, Eschenheimer Anlage 40, gastiert heute abend um 20.30 Uhr Janice Perry. Mit ihrem Programm "World Power Sex Control" präsentiert die Künstlerin in amerikanischer Entertainment-Manier alles, was sie schon immer über Gesellschaft, Sex und Politik wissen wollten. &blt; Indisches Kulturbuffet "Frankfurt - Indien, ohne Anschnallen" ist die Veranstaltung überschrieben, die am heutigen Dienstag um 19.30 Uhr in der Nordweststadtbücherei, Nidaforum 6, stattfindet. Kultur und Alltag in Indien werden mit Musik und Literaturbeispielen vorgestellt, außerdem werden kulinarische Spezialitäten angeboten. Der Eintritt ist frei. &blt; Chick Corea in Mainz Im Mainzer Kulturzentrum, Dagobertstraße 20 b, gastiert heute abend um 21 Uhr Chick Corea. &blt; Spaß im Schloßpark In der Sumertime Reihe "Theater im Revier" tritt vom 28. bis zum 30. Juli jeweils um 21.30 Uhr die Künstlergruppe Dogtroep aus Amsterdam auf. Sie spielt ihr Stück "Aufstieg der Könige", eine skurrile Performance mit Großobjekten. Veranstaltungsort ist der Brüningpark in Höchst. &blt; Gina Livingstone im Sound Depot Am heutigen Dienstag ist die soulige Stimme von Gina Livingstone im Sound Depot, Ostparkstraße 25, zu hören. Begleitet wird die kalifornische Sängerin von ihrer Band. Als Vorgruppe spielt die Gruppe Hands On The Wheel Rock'n Roll. Einlaß ab 21 Uhr. &blt; Erstaufführungen in Frankfurt Das Komunale Kino, Schaumainkai 41, zeigt in der Reihe "Zum erstenmal in Frankfurt" am Dienstag, 28. Juli, um 20 Uhr, und am Mittwoch, 29. Juli, um 22 Uhr, den deutschen Spielfilm "Marocain" von Elfi Mikesch. In der gleichen Reihe zu sehen ist am Dienstag, 28. Juli, um 22 Uhr und am Mittwoch, 29. Juli, um 20 Uhr der DDR Film "Motivsuche" von Dietmar Hochmuth, über die Sehnsucht eines Dokumentarfilmers, einen richtigen Film zu drehen.

Alles für das Taunuspublikum Die FDP macht sich Sorgen

"Irgendwann ist es das Taunuspublikum leid und kommt gar nicht mehr - es gibt andere schöne Städte um Frankfurt." Christian Zeis, dem stellvertretenden Frankfurter FDP- Vorsitzenden, stand Sorge im Gesicht. Unvorstellbar - das "Taunuspublikum" nicht mehr als Kundschaft in Goethe- und Schillerstraße. Womöglich schon auf dem Weg nach Wiesbaden oder Bad Homburg. Und warum? Weil das rot-grüne Verkehrschaos die feine Kundschaft aus der Stadt treibt!!! Wer soll denn die edlen Klamotten und schweren Diademe bei St. Laurent oder Cartier kaufen, wenn das Taunuspublikum nicht mehr zügig in der Goethestraße anfahren kann?

Statt das kaufstarke Klientel zu pflegen, haben Sozialdemokraten und Grüne mit Einbahnstraßenregelung und Sonderfahrstreifen in der City wieder mal "ihre engsten Verbündeten, die Radfahrer" bedient, empört sich Zeis. Und der Dank? "Sie fahren weiter auf dem Bürgersteig." Und überhaupt werde der Mittelstand immer benachteiligt. Auch bei der Verkehrsführung.

Gottlob, die Liberalen, vor Wahlen stets besonders energische Anwälte von Freiberuflern und Geschäftsleuten, kennen den Weg aus dem Frankfurter Verkehrsdilemma: Tiefgaragenplätze unter dem Anlagenring. Erst mal 2000 oder 3000, oder gar 5000 oder so, meint Zeis. Mit ganz, ganz klitzekleinen Auf- und Abfahrtsrampen natürlich. Sonst würde am Ende das kleine Nebbiensche Gartenhaus von Salins de Monfort in seiner Wirkung beeinträchtigt. Weitere 10 000 bis 12 000 Parkplätze, so Zeis fröhlich, könnten leicht am Alleenring entstehen. Da gäbe es Platz auf dem US-Gelände. Und dann ab mit den Pendlern in die U-Bahn. Richtung City.

Ja, da könnten die Mittelständler aufatmen. Auch für das Taunuspublikum wären die Straßen wieder frei. Und in der Wiesbadener Wilhelmstraße machten sie eine lange Nase.

Aber die verstockten Politiker im Römer werden wieder nicht auf die FDP hören. cg

Unternehmer nicht unzufrieden IHK erforschte die konjunkturelle Situation in der Wetterau

WETTERAUKREIS. "Befriedigend" war die Antwort, die die Industrie- und Handelskammer (IHK) Friedberg von der überwiegenden Mehrheit der befragten Unternehmen erhielt, als sie die konjunkturelle Situation im Wetteraukreis im zweiten Quartal dieses Jahres erforschte. Auch für die Zukunft erwarteten die Geschäftsleute keine gravierende Änderung. Die IHK wertet das als "Indiz für die abwartende Haltung der Wirtschaft".

Zum Zeitpunkt der Umfrage war die Diskonterhöhung der Bundesbank auf 8,75 Prozent lediglich in der Diskussion. Diese Diskonterhöhung und eine tendenzielle Aufwertung der D-Mark "sind "Lohnabschlüsse sind zu hoch" sicher ein weiteres Erschwernis im ohnedies schon brisanten Wettbewerb", meint die IHK. Ein Grund zur Panik sieht sie allerdings nicht. Die Einschätzung der momentanen als auch der künftigen Geschäftslage "tendiert keineswegs zu einer negativen Stimmung", wertet die Kammer ihre Umfrage aus. Die Lohnabschlüsse mit durchschnittlich 5,5 Prozent bewerten die Arbeitgeber als zu hoch. Doch die in der Metallindustrie vereinbarte Laufzeit von 21 Monaten "gibt gleichzeitig Anlaß zur Hoffnung", so die IHK.

In der Wetterauer Industrie schätzen der IHK-Umfrage zufolge 87 Prozent der Unternehmen die Geschäftslage befriedigend ein. Vor einem Jahr waren es 51 Prozent, im ersten Quartal dieses Jahres 74 Prozent. Bei den Auslandsaufträgen registrierten die Industriebetriebe eine "leicht positive Entwicklung".

Im Gastgewerbe beschreiben knapp 60 Prozent der Unternehmen die Situation als befriedigend. "Auffallend günstige Entwicklungen zeichnen sich offensichtlich bei den internationalen Hotels ab", fand die IHK heraus.

Ihm Einzelhandel hat sich die Situation leicht gebessert. 36 Prozent der befragten Einzelhändler beurteilten die Lage positiv. Im ersten Quartal dieses Jahres waren es nur 26 Prozent gewesen. Die Einzelhändler berichteten von einer "leicht gestiegenen Ausgabenfreude der Konsumenten". Ein Viertel der Befragten ging von einem steigenden Umsatz aus. Im ersten Quartal dieses Jahres hatte knapp die Hälfte der Einzelhändler noch fallende Umsätze erwartet. Jetzt waren es nur noch 24 Prozent.

Im Groß- und Außenhandel dagegen wird die Situation nur von knapp zehn Prozent positiv bewertet. Die IHK stellt zwei gegenläufige Trends fest: 85 Prozent der befragten Unternehmen sehen die künftige Geschäftslage als erfreulich an, aber mehr als 80 Prozenz gehen von weniger Beschäftigten aus.

"Schlechte Anzeichen" hat die Kammer im Bauhauptgewerbe festgestellt. Nur noch sechs Prozent der Baufirmen beurteilen die Geschäftslage positiv, 44 Prozent negativ. 44 Prozent der Auftragsbestände haben nur noch eine Reichweite von einem Monat, vier und mehr Monate erreichen nur noch 28 Prozent der Bestände. "Man erwartet fallende Angebotspreise, geht von abnehmenden Beschäftigtenzahlen aus und rechnet damit, daß Investitionspläne nach unten korrigiert werden", so die IHK in ihrem Quartalsbericht.

"Positiv" lautete das Urteil von fast zwei Dritteln der Befragten im Verkehrsgewerbe. Es wurde von leicht gestiegenen Umsatzzahlen berichtet.

Mehr als die Hälfte der Befragten im Bankgewerbe beurteilten die Situation positiv; niemand war unzufrieden. Der Anstieg bei den Privatkrediten war allerdings nicht mehr so stark wie bei der vorhergegangenen Umfrage. Die Einschätzung der nächsten sechs Monate war durchweg günstig.

Bei den Dienstleistungsunternehmen bewerteten 57 Prozent die Lage positiv, 30 Prozent negativ. Die schlechte Beurteilung kommt aus den Reisebüros, die gute aus dem Beratungs- und Bildungsgewerbe. Die Touristikunternehmen erwarten auch in den nächsten sechs Monaten nichts Gutes, während die sonstigen Dienstleister das kommende Halbjahr durchweg günstig beurteilten. ieb

Tod nach langer Krankheit Trauer um Jakob Marx

RÜSSELSHEIM. Kurz vor seinem 66. Geburtstag - am 12. August - starb an den Folgen einer langen und schweren Krankheit der CDU-Politiker Jakob Marx.

Obwohl gesundheitlich schwer betroffen, hatte er sich bis zuletzt politisch engagiert. Marx war dienstältester Kreispolitiker, gehörte dem Kreistag seit 1952 an, von 1957 bis 1985 als Fraktionsvorsitzender, danach als Vorsitzender des Haupt- und Finanzausschusses. Darüber hinaus war der weit über Parteigrenzen geschätzte Rüsselsheimer von 1954 bis 1962 Mitglied des Landtags und seit 1964 im Stadtparlament Rüsselsheim. Marx - ein rhetorisches Talent - hatte aufgrund menschlich verbindlicher und geselliger Art viele Freunde, war aktiver Karnevalist bei der "Schwarzen Elf" und erhielt zahlreiche Ehrungen.

"Unser Gemeinwesen ist um eine hervorragende Persönlichkeit ärmer", erklärte CDU-Kreisvorsitzender Gerald Weiß. Landrat Enno Siehr (SPD) würdigte Marx als aufrechten Demokraten, auf dessen Wort stets Verlaß gewesen sei. Rüsselsheim habe eine seiner großen Persönlichkeiten verloren, sagte Oberbürgermeister Norbert Winterstein. cas

Hat das geplante Gewerbe auch eine Chance auf dem Markt? Industrie- und Handelskammer veranstaltet ein Informationsseminar für Existenzgründer und solche, die es werden wollen

MAIN-KINZIG-KREIS. Die Industrie- und Handelskammer veranstaltet am 17. und 18. September wieder ein Informationsseminar für Existenzgründer und solche, die es werden wollen.

Die Organisation weist in diesem Zusammenhang darauf hin, daß für einen Jung-Unternehmer der notwendige Elan allein nicht ausreicht.

Unabdingbar für eine sichere Grundlage sind Erkenntnisse darüber, inwieweit das geplante Gewerbe eine Chance auf dem Markt hat, seinen Mann oder seine Frau auf Dauer ernähren kann.

Außerdem muß die Finanzierung gewährleistet sein.

Die Probleme, mit denen die Existenzgründer konfrontiert werden, sollen in dem Seminar aufgezeigt und Lösungsmöglichkeiten angeboten werden.

Dazu gehören Referate von Fachleuten über Versicherungswesen, Steuerfragen und Kreditfinanzierung.

Das Seminar startet am Donnerstag, 17. September, um 9 Uhr im Lehrsaal der Industrie- und Handelskammer, Am Pedro-Jung-Park, in Hanau, und wird am nächsten Tag bis 16.30 Uhr fortgesetzt. Die Teilnahmegebühr beträgt einschließlich der Arbeitsmaterialien 100 Mark pro Person und ist bar zu entrichten.

Anmeldungen nimmt die IHK unter der Telefonnummer 0 61 81 / 243-87 oder -88 bis spätestens 15. September entgegen. hein

Franziska van Almsick auf der Erfolgswelle Nach Bronze Silber / Kielgaß und Riederer Dritte

BARCELONA, 27. Juli (FR). Die Berliner Schwimmerin Franziska van Almsick hat bei ihrem zweiten Start bei den Olympischen Sommerspielen in Barcelona ihre zweite Medaille gewonnen. Nach Bronze am Sonntag über 100 m Freistil gewann die 14jährige am Montag Silber über die 200 m Kraulstrecke (1:58,00 Minuten). Den DSV-Erfolg komplettierte Kerstin Kielgaß (Berlin) mit dem Gewinn von Bronze.

Olympiasiegerin über 200 m Freistil wurde Nicole Haislett (USA) in 1:57,90. Für einen gelungen Auftakt des dritten Olympia-Tages sorgte der Luftgewehrschütze Hans Riederer (München) der hinter Juri Fedkin (GUS) und Franck Badiou (Frankreich) auf Platz drei kam. Bereits 1988 in Seoul war Riederer Bronzemedaillengewinner.

Im Schießwettbewerb der Frauen mit der Sportpistole verfehlten hingegen Liselotte Breker (Detmold) und Margit Stein (Daaden) das Finale. Die Goldmedaille holte Marina Logwinenko (GUS) vor Duihong Li (China) und Dorzhsuren Munkhbayar (Mongolei).

Bereits im Vorlauf hatte Franziska van Almsick die Konkurrentinnen mit der Jahresweltbestzeit von 1:57,90 Minuten in Erstaunen versetzt: Es war die drittbeste Leistung aller Zeiten. Die deutschen Ruderer demonstrierten ihre dominierende Stellung mit fünf Vorlaufsiegen in sieben Rennen. Den besten Eindruck hinterließ in den Vorläufen der Hallenser Thomas Lange, der bereits vor vier Jahren in Seoul die Goldmedaille im Einer gewonnen hatte und auch in Barcelona als Favorit gilt.

Am Rande einer Niederlage sah sich die deutsche Basketball-Mannschaft gegen Angola. Erst eine Minute vor Schluß gelang dem Leverkusener Henning Harnisch per Freiwurf der entscheidende Punkt zum glücklichen 64:63-Erfolg.

Die schwache Leistung der Deutschen gegen die Afrikaner war um so erstaunlicher, als sie noch am Vorabend einen überraschenden 83:74- Sieg gegen Gastgeber Spanien erzielt hatten.

(Ausführliche Berichte auf den Seiten 12 bis 15)

Wirbelsäulengymnastik im Programm der AOK

MAIN-KINZIG-KREIS. Die Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK) bietet im August wieder ein Programm zur Wirbelsäulengymnastik an. Es soll dazu beitragen, Bandscheibenbeschwerden zu verhindern oder rückgängig zu machen, beispielsweise durch Übungen zur Stärkung der Bauch- und Rückenmuskulatur. Der Kurs ist für diejenigen gedacht, die sich nicht oder nur sporadisch sportlich betätigen. Das Seminar beginnt am Dienstag, 18. August, um 10.30 und um 19.30 Uhr, jeweils in der Sporthalle der Turngemeinde Erlensee. Anmeldungen bei Frau Woznica und Frau Bär, Telefon 0 61 81 / 102 - 336, in der Zeit von 8 bis 12 Uhr. hein

Radfahrerin prallte gegen Baum - tot

WITZENHAUSEN. Eine 22jährige polnische Touristin ist bei einer Radtour im nordhessischen Witzenhausen (Werra- Meißner-Kreis) gegen einen Baum geprallt und tödlich verletzt worden.

Nach Angaben der Eschweger Polizei verlor die Frau bei einem Ausflug mit zwei Freundinnen am Sonntag nachmittag auf einem stark abschüssigen Feldweg die Kontrolle über ihr Rad. Sie kam in einer Kurve von der Fahrbahn ab, streifte einen Baum und prallte danach frontal gegen einen Kirschbaum.

Dabei zog sie sich tödliche Kopfverletzungen zu. lhe

Namen + Notizen

GERHILDE MÜHLBERGER ist für die Bürgerinitiative Wächtersbach in den Ortsbeirat Innenstadt eingezogen. Die Verwaltungsangestellte nimmt den Platzdes BIW-Mannes KARL-OTTOKREBS ein, der sein Mandat wegen Wegzugs aus Wächtersbach abgeben mußte.

Vorliebe für große Autos steigt weiter

WIESBADEN. Zur Jahresmitte waren in Hessen 3,55 Millionen Kraftfahrzeuge zugelassen, das waren 76 000 oder 2,2 Prozent mehr als am 1. Juli 1991. Rund 87 Prozent der Fahrzeuge seien Personenwagen, teilte das Statistische Landesamt am Montag in Wiesbaden mit.

Dabei wachse die Vorliebe für Limousinen mit großen Motoren weiter: Mit 6,4 Prozent sei die Zahl der Pkws mit zwei oder mehr Litern Hubraum besonders kräftig angestiegen. Autos unter 1200 Kubikzentimeter Hubraum gebe es dagegen immer weniger, doch schon ab 1400 Kubikzentimeter sei ein deutlicher Zuwachs zu verzeichnen. lhe

Die Polizei verlangt von den Kraftfahrzeugherstellern bessere Sicherungsmaßnahmen Autobauer tun zuwenig gegen Diebe Verluste in Rekordhöhe Von unserem Redaktionsmitglied Friederike Tinnappel Deutsche Autos haben Konjunktur - auch bei Dieben: Wurden in Frankfurt schon 1991 fast 40 Prozent mehr Personenwagen gestohlen als im Vorjahr, kletterte die Kurve auch im ersten Halbjahr '92 weiter nach oben. "Knapp 2000 Fahrzeuge", so Kriminalhauptkommissar Eckhard Liedtke, wurden in diesem Jahr als gestohlen gemeldet. Das Bundeskriminalamt schlägt Alarm: "So geht es nicht weiter. Die Industrie muß gezwungen werden, mehr für die Diebstahlsicherung zu tun", erklärte BKA-Sprecher Leo Hau am Montag. Bundesweit verschwanden im ersten Halbjahr 63 000 Personenwagen - mehr als die Hälfte davon "dauerhaft", das heißt: sie wurden ins Ausland "verschoben". In Frankfurt dagegen ist der Anteil jener Fahrzeuge, die in Richtung Ostblock oder Naher Osten steuern, mit rund 20 Prozent relativ gering. 80 Prozent der Fahrzeuge tauchen wieder auf - manchmal nach Stunden, manchmal auch erst nach Monaten.

Der Autoklau boomt - das Auto ist nicht nur Geschäfts-, sondern auch Lustobjekt. Außer abgebrühten Profis finden auch junge Amateure Gefallen an dieser Diebstahl-"Disziplin": Nicht älter als 14 oder 15 Jahre sind die Jungen, meist Türken und Marokkaner, die der Polizei am meisten zu schaffen machen. Da erübrigt sich die Frage nach dem Führerschein. "Werden sie erkannt", so Kriminalhauptkommissar Eckhard Liedtke, "dann geben die Gas und rasen mit hoher Geschwindigkeit durch die Stadt" - Wilder Westen am Main.

Es sei ein Wunder, daß es bei diesen Verfolgungsjagden noch keine Toten gegeben hat. Versuche man, die Jungen mit einem Funkwagen zu stellen, "dann räumen die auch den Funkwagen ab". Häufig aber entwischen die Kids - in ihren Golf GTI und Opel Kadett GSI sind sie schneller als die Polizei. Die Aufklärungsquote bei allen Autodiebstählen liegt ohnehin bei nur 14,7 Prozent.

Mit einem Schraubenzieher wird das Türschloß aufgebrochen, ein kräftiger Ruck und das Lenkradschloß ist auch hinüber, dann wird die Zündung kurzgeschlossen - alles in allem eine Angelegenheit von wenigen Minuten, wie Kommissar Liedtke weiß. Wo die jungen Türken und Marokkaner das gelernt haben? "Das ist ein Wissen, das wird eben weitergegeben." Bei der zweiten Tätergruppe geht es nicht spontan und individuell, sondern streng hierarchisch zu. Organisierte Banden sorgen dafür, daß die richtigen Wagen zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind - und der liegt meist in Polen. Seit der Eiserne Vorhang fiel, ist dieses Land zum Transitland für den gesamten osteuropäischen Raum geworden. Dort ist die Nachfrage nach Wagen aller Marken enorm. Auf großen Automärkten wird das Diebesgut zu günstigen Preisen offen angeboten. Warum die polnische Polizei nicht eingreift? "Ich will nicht sagen, daß die bestochen sind, aber einige bestimmt", vermutet Kriminalhauptkommissar Liedtke. Ein Zulassungswesen, wie in der Bundesrepublik, das den legalen Erwerb gestohlener Autos verhindern könnte, gibt es nicht. Auch der Sohn des Warschauer Polizeipräsidenten und der Bischof von Danzig versorgten sich mit einem "Importwagen" made in Germany.

Die Vertriebswege sind denkbar einfach und dem BKA bekannt. Man fährt einfach über die nächste Grenzstation. Zuvor werden die Wagen entweder mit polnischen Kraftfahrzeugkennzeichen und Dokumenten ausgestattet oder aber es werden deutsche Kennzeichen und Blankoformulare, die ebenfalls gestohlen sind, verwandt. Zu entlarven wären die Täter durch eine Kontrolle der Fahrgestellnummer. Doch an den überlasteten Grenzübergängen bleibt nur für Stichproben Zeit. "Sonst müßten die Leute nicht drei, sondern zwölf Stunden vor der Grenze warten", so BKA-Sprecher Leo Hau.

Folgerichtig wird eine "Stichprobe" provoziert: Die Ganoven schicken ein besonders teures Auto, das aber "sauber" ist, mit einem besonders heruntergekommenen Fahrer vorneweg. Während das nun kontrolliert wird, werden alle anderen Autos vorbeigewunken - darunter auch drei, vier gestohlene.

(Fortsetzung auf Seite 20)

Finanzausschuß trifft sich am 6. August

SCHÖNECK. Die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses diskutieren am Donnerstag, 6. August, im Rathaus Kilianstädten unter anderem über "Richtlinien über Zuwendungen der Gemeinde Schöneck zu Begrünungsmaßnahmen, Entsiegelungsmaßnahmen und zur Errichtung von Anlagen zur Regenwassernutzung".

Darüber hinaus wollen die Parlamentarier auch den "Erlaß einer Ordnung über die Benutzungsentgelte für die Nidder- Halle" beraten. Die Sitzung beginnt um 20 Uhr. schu

Den traditionellen Sommerschlußverkauf gibt's offenbar nicht mehr: Schon zuvor locken große Warenhäuser mit Sonderangeboten Billigware ist nur Lockmittel "Kleine" setzen auf Service

HÖCHST. "Jetzt zählt die Mark gleich doppelt stark." Seit gestern hat eine neue "Zeit-Rechnung" begonnen - zumindest für ein Schuhgeschäft an der Königsteiner Straße. Schräg gegenüber verspricht der Kaufhaus-Riese Hertie bislang nie erreichte Qualität: "Das Beste zum Schluß." Und ermahnt alle, die an diesem Montag an den Schaufenstern vorbeihuschen, sich das Zugreifen nicht zu lange zu überlegen: "Sie haben nur noch 14 Tage Zeit." Aber der Sommer-Schlußverkauf, kurz: SSV, das vermeintliche Festival der Schnäppchen-Jäger, hat in Höchst zwei Gesichter. Hier die großen Warenhäuser und Verkaufsfilialen, dort die alteingesessenen Geschäfte und Lädchen. Nur zwei kleine Schilder sind es, mit denen "Woll- Bender" auf seine niedrigen Preise hinweist. Während sich an den Hertie-Wühltischen tumultartige Szenen abspielen, steht in dem Laden an der Hostatostraße eine einzige Kundin. Sie sucht nach "etwas Nettem obenrum" und läßt sich viel Zeit dabei. "Ja, ja, bei uns ist der Schlußverkauf keine heiße Sache. Die meisten Leute fahren eh auf die Zeil", sagt Brigitte Jakovljevic und legt eine Seidenbluse ordentlich zusammen. Ohnehin kämen zu "Woll-Bender" vor allem Stammkunden, "die Wert auf Qualität legen".

Auch ein Verkäufer bei "Betten-Rühl" hält wenig von den "Ramschern", wie er typische SSV-Käufer nennt. "Für die sollen wir alles nur schön billig machen, und dann womöglich noch drei Mark obendrauf legen", raunzt er. In seinen Augen wird der Schlußverkauf schon seit langer Zeit mehr und mehr "verwässert". Die "Großen" würden bereits viele Wochen zuvor mit Niedrigpreis-Aktionen für Kaufstimmung sorgen, "und da müssen am Ende auch wir mitmachen, wenn wir nicht dumm aus der Wäsche schauen wollen."

Tatsächlich scheint es den traditionellen Schlußverkauf nicht mehr zu geben. Die 14tägige Hoch-Zeit für Tiefst-Preise ist laut Horst-Hubert Moritz lediglich daran zu erkennen, "daß sich die Sonderangebotswelle kurz vorher verstärkt". Der Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Frankfurt, Hochtaunus und Main-Taunus kann sich an Zeiten erinnern, als das noch anders war. Bis Anfang der 80er Jahre habe es eine "Karenzzeit" gegeben, an die sich alle Einzelhändler freiwillig gehalten hätten: "14 Tage vor dem SSV durfte es in Schaufenstern und Anzeigen keine Sonderangebote geben." Diese Vereinbarung hätten die großen Kaufhäuser mit einem "frechen Trick" unterlaufen und an den Verkaufsständen im Innenraum mit Sonderaktionen trotzdem "für Rummel" gesorgt. Die Folge: Die meisten kleinen Geschäfte ahmten diese Art des "Dauer-Schlußverkaufs" nach. Auch in anderer Hinsicht sprechen Kenner der Materie beim SSV von einem "gut gemachten Etikettenschwindel". Nach offizieller Lesart nutzen die Warenhäuser diese Zeit vor allem dazu, die Lager zu räumen und Platz für die Winterware zu schaffen. Dagegen bekennt sich ein Abteilungsleiter bei Hertie, der seinen Namen nicht genannt haben möchte, dazu, daß bis zu 50 Prozent der SSV-Schnäppchen "kurzfristig geordert" würden. Unmittelbar vor Beginn des Schlußverkaufs fielen auch bei den Herstellern die Preise. So bediene sich auch Hertie an einer Art "Wühltisch" - nämlich dem des Großhändlers. Gewinne seien mit dieser "Billigware" kaum zu erzielen: "Das sind reine Lockmittel."

Eine Masche, die ihren Erfolg nicht nur verspricht: Der Hertie-Manager schätzt, daß der Umsatz während der nächsten Schlußverkaufstage um bis zu 200 Prozent ansteigt. Davon kann Mauro Arnoldo nur träumen. Der Besitzer von "Eis- Arnoldo" an der Höchster "Kö" setzt allein auf die Schleck-Lust gestreßter Schnäppchen-Jäger. Sein Werbeaufwand beschränkt sich auf ein freundliches Lächeln: Denn wer eine "heißkalte Familienwaffel zum Jetzt-oder-nie-Preis" erwartet, geht leer aus. leo

Attraktionen sind zu Panoramabad: seit einem Jahr eingeschränkter Betrieb

BORNHEIM. "Die Rutsche ist ja zu. So ein Mist!" Diesen spontanen Kommentar der zwölfjährigen Tamita hörte der Schwimmeister des Panoramabades, Alexander Mitschke, nicht zum ersten Mal. Auch die Reaktion des Mädchens und ihrer Freunde ist nicht ungewöhnlich: Die Kinder drehen an der Kasse um und beschließen, doch in ein anderes Schwimmbad zu fahren.

Seit fast einem Jahr bietet das Panoramabad am Bornheimer Hang nur ein "halbes Programm" an, viele Attraktionen sind eingeschränkt in Betrieb, manche sogar gar nicht. Damals hatten Beschwerden der Anwohner über Lärmbelästigung und angeblich giftige Dämpfe, die vermutlich aus dem Außenbecken zu den Anwohnern herüberwehten, das Freizeitbad in die Schlagzeilen gebracht. Aufgrund der massiven Proteste von Bürgern aus der Buchwald- und der Inheidener Straße hatte Sportdezernentin Sylvia Schenk (SPD) Konsequenzen angekündigt: Das Bad sollte "komplett" zum Hallenbad umgerüstet werden.

Getan hat sich bis dato nur wenig. Immerhin ließ sich das Problem der schädliche Gase - die bei einigen Anwohnern Asthmaanfälle und Nasenbluten hervorgerufen hatten - mit relativ geringem Aufwand beseitigen: Nachts werden Abdeckungen über das Außenbecken gezogen, die das Bassin abdichten. Das Sportdezernat hatte im April nochmals Messungen durchführen lassen, die ein positives Ergebnis erbrachten: "Die Chlorwerte waren völlig in Ordnung", sagte Corinna Steber, persönliche Referentin von Dezernentin Sylvia Schenk.

Hingegen machen die Bemühungen des Amtes, die angeprangerte Lärmbelästigung zu reduzieren, nur schleppende Fortschritte. Über die künftige Gestaltung des Panoramabades würden sich die Fachleute des Hochbauamtes immer noch "den Kopf zerbrechen", lautet die Auskunft aus dem Sportdezernat. Ziel sei es schließlich, "den Charakter des Freibades nicht völlig zu zerstören", betonte Corinna Steber. Man werde in diesem Fall mit einer für Frankfurt neuartigen Situation konfrontiert, für die es noch kein "Patentrezept" gebe. Die Ingenieure versuchten eine Konstruktion zu entwickeln, die allen Parteien gerecht werde.

Möglichkeiten der Schalltechnik werden überprüft, eine Zeltdachkonstruktion, die lichtdurchlässig ist und das Außenbecken nur in Richtung der Wohnhäuser abschirmt, ist im Gespräch. Bis allerdings Pläne in die Tat umgesetzt werden, ist das Sommerhalbjahr vorbei. Und die zur Zeit praktizierten Zwischenlösungen sind weder für Anwohner noch Badbesucher befriedigend. Im Moment sind die Geräte "Wasserpilz", "Wasserkanone" und "Nakkenduschen" abgeschaltet.

Die Hauptattraktion des Panoramabades, die Riesenrutsche, steht auch nicht immer zur Verfügung: samstags ist die Rutsche zwischen 13 und 15 Uhr geschlossen, an Sonn- und Feiertagen macht in dieser Zeit sogar der komplette Außenbereich zu. "Viele Gäste ärgern sich darüber, daß wir ausgerechnet sonntags, zur Hauptbesuchszeit, den Freibadbereich dichtmachen", sagte Schwimmeister Mitschke.

Ob die Besucherzahlen wegen der Einschränkungen rückläufig sind, konnte er nicht sagen: Das Bad sei immer noch "proppenvoll", allerdings kämen die "meisten Gäste erst am Nachmittag". rea

Viele Jugendliche suchen noch ihre soziale und sexuelle Identität Erstes Europäisches Schwul-Lesbisches Jugendtreffen / Selbstbewußtsein leidet oftmals unter Brüskierung in der Öffentlichkeit

Zum Beispiel Heiko: Einziger Sohn der Familie, auf dessen Schultern die Erwartungen der Eltern mehr lasteten denn ruhten. Eine ganz alltägliche Familienkarriere sollte es werden, mit Frau und Kindern. Doch auch langjährige Beziehungen zu Frauen gingen immer wieder in die Brüche. Das "Warum" ahnte Heiko lange Zeit nur. Heute, mit 26 Jahren, ist die Ahnung endgültig zu einer identitätsgebenden Gewißheit geworden. Heiko ist schwul.

Der junge Berliner ist einer von rund 200 Männern und Frauen, die am ersten Europäischen Schwul-Lesbischen Jugendtreffen in Frankfurt teilnehmen. Das Ziel des mehrtägigen Gedanken- und Erfahrungsaustausches über nationale Grenzen hinweg: Jugendliche sollen in der prägenden Phase ihres Lebens ein positives Verhältnis zur eigenen sexuellen und sozialen Identität entwickeln. Wo aber das öffentliche Bild von Schwulen und Lesben ein ausschließlich negatives sei, wo Schwule als Synonym für Aids genannt würden, als Opfer von Kapitalverbrechen oder als Objekt eines gewaltsamen publizistischen Entblößtwerdens Schlagzeilen lieferten, habe dies fatale Folgen für das Selbstbewußtsein von Jugendlichen, die ihre homoerotischen Neigungen entdecken.

Tina war 14, als sie, in einem Heim für schwererziehbare Mädchen großgeworden, ihren ersten sexuellen Kontakt zu einer Frau hatte. "Es war wunderschön", sagt sie heute mit der lapidaren Selbstverständlichkeit, die sie aus der zehnjährigen Distanz zu dem gewonnen hat, was zuerst ein "Schockerlebnis" für das Mädchen war. "Man ist allein, man kann mit niemandem darüber reden", rekapituliert Tina die Erfahrung des Heimkinds aus Hamburg. Die Ausgrenzung, die schwul und lesbisch lebende und liebende Männer und Frauen erfahren, beklagt Tina gleich zweifach. Denn für lesbische Frauen sei sie als Bisexuelle "der letzte Dreck".

Auf dem Weg zu einem (neuen) Selbstbewußtsein, zur Selbstakzeptanz, ist Verstecken der falsche Weg. Dies ist nicht nur eine der Botschaften des multinationalen Treffens, es ist die praktische Philosophie ihrer Teilnehmer: So hat sich Michael, der mit 14 seine Homosexualität entdeckte, mit 22 Jahren vom Land in die befreiende Anonymität der Stadt zog, vorsorglich schon mal nach seinem Kündigungsschutz erkundigt. Zwar sieht das Betriebsverfassungsgesetz für den bei einer kirchlichen Organisation Tätigen kaum einen Schutz vor dem Arbeitsplatzverlust aus. Dennoch wird Michael auch weiter mit seinem Freund händchenhaltend durch die Stadt gehen. Auch wenn die Angst, von Kollegen gesehen zu werden, mit ihnen durch die Stadt schlendert.

Das Europäische Schwul-Lesbische Jugendtreffen, das unter anderem von der Stadt Frankfurt, dem hessischen Jugendministerium und dem Bundesministerium für Frauen und Jugend finanziell gefördert wird, versteht sich nicht als geschlossene Veranstaltung. Sie wendet sich an alle interessierten Frankfurter, die sich über schwul-lesbisches Leben (besser) informieren wollen. Einblicke in ein Leben abseits gängiger Normen gewähren Veranstalter und Teilnehmer mit Diskussionen und Lesungen noch bis zum 2. August. Täglich um 18 Uhr im Veranstaltungszelt im Ostpark. sar

Tagestip: Diebstahlschutz im Urlaub Brustbeutel und Briefkastenleerung

Der gute alte Brustbeutel hat keineswegs ausgedient. Grundsätzlich, so rät die Polizei, sollten Urlauber keine großen Mengen Bargeld bei sich führen. Was jedoch an Münzen und Scheinen unverzichtbar ist, solle am besten in besagter Hülle unter dem Hemd oder in einer flachen Tasche innerhalb von Hose oder Rock aufbewahrt werden.

Dies ist nur einer der zahlreichen Ratschläge, die die Ordnungshüter in der Broschüre "Sicherheit im Urlaub" zusammengefaßt haben. Sensationell neu sind die wenigsten Erkenntnisse in dem 16 Seiten starken Heftchen. Daß etwa Wertgegenstände nicht offen im Auto herumliegen sollten, die Euroscheck-Geheimnummer keinesfalls auf der dazugehörigen Karte vermerkt oder Gepäck am Flughafen nicht herrenlos stehengelassen werden sollte, dürfte sich inzwischen bei Globetrottern und Pauschaltouristen herumgesprochen haben.

Hilfreich kann die Broschüre gleichwohl sein, denn sie faßt von der Sicherung des eigenen Hauses samt Briefkastenleerung während der Abwesenheit bis zur Warnung vor "Flüsterhändlern" mit "wertvollem" Schmuck am Urlaubsort systematisch alle Verhaltensmaßregeln rund um die Ferien zusammen. Eine Sicherheits-Checkliste erleichtert die Vorbereitungen daheim, Karikaturen führen die Gefahren eines allzu sorglosen Reisens humorvoll vor Augen.

Pechvögel, denen trotz aller Vorsicht in der südlichen Sonne oder an einem einsamen nordischen Fjord die Papiere, die Urlaubskasse oder das Auto gestohlen wurden, können einem weiteren Kapitel entnehmen, wo sie den Verlust melden müssen und wie eventuell Ersatz zu beschaffen ist.

Die Broschüre liegt nach Angaben des Stuttgarter Innenministeriums derzeit in Baden-Württemberg an den Kassenschaltern der Sparkassen kostenlos aus. Im restlichen Bundesgebiet kann sie bei Polizeidienststellen oder Kriminalpolizeilichen Beratungsstellen mitgenommen werden. doe

Grellbuntes Spiel um Liebe und Eifersucht Die Kammeroper mit Haydns "Untreue lohnt sich nicht" in der Kastanienallee

Eine Intrige aus Habsucht, ein Flirt aus Gelegenheit und ein unerwartetes Happy-End: Die Frankfurter Kammeroper trat ein weiteres Mal in der Kastanienallee am Holzhausenschlößchen mit Joseph Haydns "Untreue lohnt sich nicht" in die Öffentlichkeit. Das Ensemble, das mittlerweile bereits elf Jahre besteht, nahm das Vexierspiel um Liebe und Eifersucht sängerisch wie dramaturgisch als Anlaß zu einer bunt gemischten, aufgelockerten Szenerie.

Freilich, mit dem Regisseur dieser "Kleinkunst", Rainer Pudenz, war - wie bereits gewohnt - ein Kenner der Szene auf dem Plan. Einer, der nicht nur ausgefallene Aktionen effektreich zu stellen, sondern auch auf die arios-musikalischen Gegebenheiten mit sicherem Gespür zugeht. Darin wurde er unterstützt durch die dirigentische Umsicht Martin Krähes, der sein Ensemble nicht nur in der Ouvertüre, sondern fast jederzeit, eloquent in Szene zu bringen vermochte.

So war schon der Einstieg mit der sinfonisch sauber gefaßten Ouvertüre als beachtliche Leistung zu erleben. Da wurden Tempi - auch im Presto dahinhuschend - problemlos um - und Piano- Finessen im akkurat daherwirbelnden Umtrieb durchgesetzt: Unter Krähe blieb Haydn - auch wenn's mal dramatisch wird - geschlossen, schlank präsentiert.

Daß die Haydn-Stilistik nach wie vor Probleme schafft, wurde andererseits in der extrovertiert wie spukhaft lebendigen Szene bewußt. Da schert Pudenz aus aus der Konvention, läßt die Protagonisten nocn in der Ouvertüre-Coda sich stellen und formiert die Solisten - wir kennen es von Pudenz und seiner Kostümbildnerin Margarete Berghoff - zu einem bunt-grellen, unablässig umposierten, ja, unberechenbaren Umtrieb à la fantaisiste. Provozierende Buntheit vor dem Hintergrund der Buffa. Die Kostüme sind martialisch im teilweisen "Oversize", abstrakt in ihrer Symbolik. Auf der skurril aufgezäumten Szene, vor dem ähnlich abstrakt verschlüsselten Bühnenbild in eindringlichem Rot (da hat Iz Maglow agiert) wird außerdem kompetent gesungen: Katharina Huber gab Vespina in haarscharf gefestigtem Sopran, Andrea Reuter nahm die Sandrina umtriebig wie impertinent.

Schauspielerisch nicht minder fit sind die Leistungen Michael Vaccaros (Filippo), Peer-Martin Sturms (Nencio) und Christoph Kögels (Nanni) zu bewerten: Eine Gruppierung, die sich kammermusikalisch fein in der Geste zu behaupten wußte. ALEXANDER ULLMANN

Vom Kirchen-Asyl ins Hotel "Behördenstreit" um zwei bosnische Flüchtlingsfamilien

NIED. Die beiden bosnischen Flüchtlingsfamilien, denen die katholische Gemeinde St. Markus seit Dienstag nacht "Kirchen-Asyl" gewährt hatte, haben jetzt in einem Hotel an der Mainzer Landstraße eine Bleibe gefunden. Wie berichtet, hatte die Polizeistation Höchst die Pfarrei um Hilfe gebeten, nachdem die Familien Durakovic und Nukicnit mit ihren vier Kindern obdachlos auf der Straße standen. Weder die Stadt, die Hessische Gemeinschaftsunterkunft in Schwalbach noch das Regierungspräsidium fühlten sich verantwortlich, die acht Kriegsflüchtlinge unterzubringen.

Der Leiter des Frankfurter Sozialamtes, Ingo Staymann, sah sich am Freitag außerstande, eine Unterkunft zu organisieren. "Wir stehen mit dem Rücken an der Wand." Trotzdem wolle er alles versuchen, um die Menschen "irgendwie unterzukriegen", versprach Staymann und delegierte den Fall an das Höchster Sozialamt.

Doch dessen Leiter, Karl Heinz Mittnacht, wiegelte erst einmal ab. Eine Bleibe sei nicht zu beschaffen. Das Sozialamt könne den Bosniern lediglich die Hilfe zum Lebensunterhalt zahlen. Helma Dechent, Pfarrsekretärin von St. Markus, setzte sich energisch für die vier Erwachsenen und vier Kinder aus Bijelina ein; sie mußte sich von Mittnacht gar die Frage gefallen lassen, warum die Gemeinde die Menschen denn überhaupt aufgenommen habe. "Schicken Sie die Leute doch nach Hanau", soll Mittnacht unter anderem vorgeschlagen haben.

Was der Sozialamtsleiter dabei vergaß: In der Hessen-Homburg-Kaserne werden auf Weisung des hessischen Sozialministeriums nur neu aus Bosnien ankommende Flüchtlinge aufgenommen. Von Mittnacht selbst war dazu gestern keine Stellungnahme zu bekommen: "Ich halte mich da mal raus. Fragen Sie meinen Chef."

Ingo Staymann gab denn auch während des Gesprächs mit der FR zu, daß es sich um "einen Streit unter den Mitarbeitern der Behörde" handele. Keiner wolle die Verantwortung für die beiden Familien übernehmen. Staymann ganz direkt: "Die Höchster Sozialstation wollte sich erst nicht darum kümmern."

Was Sozialamt und Sozialstation nicht schafften, gelang dann Karl Westerwick vom Sozialdienst für Flüchtlinge des evangelischen Regionalverbandes. Bereits am Freitag besorgte Westerwick ein Hotelzimmer für die Familie Nukicnit. Und gestern konnte dann auch Jahija Durakovic mit Familie in die Pension ziehen, in der sein Schwager mit Frau und Kindern logiert.

Die Kosten für die mehrere Tage dauernde Unterbringung und Verpflegung der beiden Familien sollen der Pfarrgemeinde St. Markus vom Sozialamt erstattet werden. tos

Recht auf Kindergarten in Frage gestellt Städte und Gemeinden verweisen auf Kosten / Ruf nach zusätzlichen Krippen Von unserer Korrespondentin Charima Reinhardt

BONN, 27. Juli. Noch bevor das neue Abtreibungsrecht in Kraft getreten ist, gerät der darin als soziale Hilfsmaßnahme enthaltene Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz ins Wanken. Die sozialen Hilfen gelten neben der Beratungspflicht als Voraussetzung für die Verfassungsmäßigkeit der Fristenlösung.

Der Deutsche Städte- und Gemeindetag wies am Montag in Bonn auf "nicht mehr kalkulierbare Kostenrisiken" hin, die durch den nach dem neuen Gesetz nötigen Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen entstünden. Experten des Bundesjugendministeriums und der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) halten es für notwendig, das Kindertagesstättenwesen als Gemeinschaftsaufgabe von Bund und Ländern in die Verfassung aufzunehmen.

Das Bonner Ministerium geht davon aus, daß die Gemeinden die im Gesetz vorgegebene Frist bis Ende 1996 zum Bau der fehlenden rund 600 000 Kindergartenplätze nicht einhalten, da dies Investitionskosten von etwa 21 Milliarden Mark erfordere. Statt dessen, so die Befürchtung in Bonn, werde das Defizit "kaschiert", indem vielfach nur Vormittags- oder Nachmittagsbetreuung angeboten werde. Einer ungewollt Schwangeren, die vor der Entscheidung stehe, ob sie ihr Kind bekommen soll oder nicht, helfe zudem die Aussicht nicht, drei Jahre nach der Geburt einen Kindergartenplatz einfordern zu können. Deshalb müßten dringend auch 240 000 zusätzliche Krippenplätze für bis zu drei Jahre alte Kinder geschaffen werden.

Nach Informationen des Ministeriums ist die Neigung der Gemeinden zum Ausbau solcher Betreuungseinrichtungen noch geringer als bei Kindergärten, weil dafür kein Rechtsanspruch vorgesehen ist. Im Gegenteil würden teilweise sogar die wenigen Krippenplätze geschlossen, um die eingesparten Mittel in Kindergärten zu investieren. Der auf drei- bis sechsjährige Kinder begrenzte Rechtsanspruch gebe "das falsche politische Signal". Die Bürgermeister verstünden darunter "Entwarnung" bei den Krippen- und Hortplätzen, die nach dem Gesetz lediglich "bedarfsgerecht" ausgebaut werden sollen.

Sollte trotzdem ein umfangreiches Ausbauprogramm realisiert werden, ergäbe sich sofort ein neues Problem: Nach GEW-Berechnungen fehlten dann 131 650 Erzieherinnen, deren Zahl angesichts der Arbeitsbedingungen und der schlechten Bezahlung ohnehin immer geringer werde. Die bisherigen "Überkapazitäten" in den neuen Bundesländern würden derzeit rasant abgebaut, so daß auch dort zu Beginn des nächsten Jahrzehnts wieder mit Personalmangel bei der Kinderbetreuung zu rechnen sei. Das Problem verschärfe sich, weil meist jüngere Erzieherinnen entlassen würden, während die verbleibenden älteren Kräfte in absehbarer Zeit in Rente gingen.

(Kommentar auf Seite 3, weiterer Bericht auf Seite 4)

BASKETBALL

Vorrunde, Männer, Gruppe A, 4. Spieltag: Spanien - Angola 63:83 (36:37), Kroatien - Deutschland 99:78 (46:41).

1. Kroatien 4 3 1 350:336 7 2. USA 3 3 0 330:182 6 3. Deutschland 4 2 2 293:347 6 4. Spanien 4 1 3 317:351 5 5. Angola 4 1 3 260:319 5 6. Brasilien 3 1 2 252:260 4 Gruppe B, 4. Spieltag: Venezuela - Puerto Rico 82:96 (42:52), Australien - China 88:66 (39:28), Litauen - GUS 80:92 (38:26).

1. GUS 4 4 0 355:291 8 2. Litauen 4 3 1 383:337 7 3. Australien 4 3 1 325:298 7 4. Puerto Rico 4 2 2 364:370 6 5. Venezuela 4 0 4 296:339 4 6. China 4 0 4 293:400 4

Tragödie der Empfindung Hans Werner Henzes revidierter "Prinz von Homburg" / Sawallischs Abschied

MÜNCHEN. Der Dichter Heinrich von Kleist, selber musikalisch versiert, träumte davon, literarisches Konstruktionsgesetz in eine Formel fassen, gleichsam einen Generalbaß der Sprachschöpfung angeben zu können. Die mathematische Regel wäre damit eingedrungen in den Bereich des Unregelbaren: der Empfindung, des Gefühls. Die Darstellung der Emotionen hätte dann ihr gesichertes konstruktives Fundament gefunden.

Freilich erfuhr Preußens unpreußischster Dichter leidvoll genug, daß sich der extrem zugespitzte Konflikt zwischen Gesetz und Freiheit weder ästhetisch noch gar politisch besänftigen, allenfalls im Traum beschönigen läßt. Kleists tragischer Traum vom unsterblichen Ruhm des Ichs im Dienste der Grenzen blieb Mythos und Utopie: militaristischem Mißverständnis ausgesetzt. Daß sich aber im "Prinzen von Homburg" eben nicht die platte politische Parabel vom preußischen Schlachtensegen und blindem Kadavergehorsam begibt, sondern ein archetypischer Konflikt um Vaterliebe und Sohnesmord, um die Ambivalenz des Selbstopfers ausgetragen wird, das eben macht die ohne Hoffnungsblick verstummende Größe dieses Dramas aus.

Kleists "Homburg" zum Operngebrauch in gesangstauglichen Portionen zu stückeln, bereitet der Dichterin Ingeborg Bachmann keine geringe Mühe. Wer Kleists Dialog im Ohr und das Libretto vor Augen hat, wird an Retuschen Anstoß nehmen, die im verbliebenen Drittel des Dramentextes Wendungen glätten, Wortsequenzen stören und Kleists syntaktisches Staccato fast umgangssprachlich abmildern. Schon Othmar Schoecks Oper "Penthesilea" griff ähnlich robust ins Kleistsche Sprachgefüge ein, transponierte aber das Schroffe der Vorlage in ungewohnt herbe Klanglichkeit.

Hans Werner Henzes Oper "Der Prinz von Homburg", im Münchner Cuvilliés- Theater szenisch wie musikalisch beeindruckend aufgeführt, arbeitet nolens volens den Kontrast zwischen Kleistscher Sprachmusik und eigenem, südlich abmildernden Klangidiom heraus. Dabei tritt die Autonomie symphonischer Formbestimmung dienend zurück hinter der erstrebten Gnade des Belcanto. Zwar mögen Italianità und "liebliche Bläue", neapolitanische Helltönung punktuell das Lokalkolorit bestimmen. Beherrschend jedoch wirken jene tragischen Eindüsterungen, die auf Henzes späteres Hauptwerk "Die Bassariden" vorausweisen, hier aber noch durch neoklassizistische Disziplin gezügelt sind. Nicht umsonst ist die 1958 geschriebene Partitur Igor Strawinsky zugeeignet: Bläsermischungen, rhythmische Fügungen und parataktische Formentwicklung beurkunden es.

Für München hat Henze das 1960 in Hamburg unter Helmut Käutners Regie uraufgeführte Werk revidiert. Die Neufassung von 1991 verkleinert den üppigen Schlagzeugapparat und lichtet den Orchestersatz, sie nimmt das "alla militare" auf Kammermaßstab zurück. Zudem wurde der Chor "eingezogen" und auf Solostimmen umverteilt. Gewahrt blieb so der ursprüngliche formale Aufriß einschließlich des problematischen Schlusses mitsamt dem nicht integrierten Brandenburg-Jubel.

Die Bachmann, selbst darüber unbefriedigt, interpolierte und änderte frühere Kleist-Stellen (ab Vers 857 und 1663), die nochmals den Traum, den Schein von Selbstinszenierung benennen sollen, bevor das fatale Schlußfanal ertönt: "In Staub mit allen Feinden Brandenburgs!" Genau hier griff Peter Stein 1972 ein: Seine Schaubühnen-Inszenierung verstand Kleists Drama als eine Fabel von träumenden und geträumten Prinzen, am Schluß zerplatzte die Dichtervision, zerspringt der patriotische Gips.

Jetzt in Nikolaus Lehnhoffs Münchner Henze-Regie liegt der Akzent weniger auf dem Ich-Aspekt tragisch scheiternder Selbstverwirklichung, sondern auf der polaren Spannung zwischen lyrisch-gedämpfter Sohnes-Rebellion und gerührt-verzeihendem Vater-Zorn. Autonomie und Gnade sieht man hier inkarniert im wehrlosen Homburg (François Le Roux) und dem wehrhaften Kurfürsten (William Cochran). Ein Wesensanteil weiblicher Zuwendungsfähigkeit, der eher Natalie (Mari Anne Häggander) gebührt, scheint von ihr abgezogen und dem Kurfürsten ans Herz gelegt. Darum ist er, nicht der Prinz, jene zentrale Gestalt, die eine innere Wandlung durchgemacht, während des Prinzen Schicksal vorab besiegelt ist.

Die Bühne (Gottfried Pilz) verdeutlicht dies mit suggestiven, kargen Mitteln. Einheitsbild: ein vierzehn Meter hoher Rundturm - Kerker der Ichheit. Mit schmalen Türen zur Außenwelt, die wie durch Nebelschleier eindringt. Mit Beleuchtungen, die von unten herauf oder von oben herab reales Weltenhimmelsblau oder nächtig-gespenstisches Lebensabschiedsgrün signalisieren. Heftig einschießendes weißes Seitenlicht unterstreicht die Personen-, die Gefühlskonstellationen. Lediglich drei schwarze Tische, verschieden aufgestellt oder umgestürzt, bieten optische Kürzel für Traumpfad oder Teichoskopie-Anhöhe, für drohende oder überstandene Gefahr, für Herrscherkabinett oder Gerichtsschranke, für Gefängnispritsche oder aufgeschaufeltes Grab.

Den historischen Ort definieren Pilz' Kostüme: ausgespannt zwischen Kleist-Zeit und Gründerjahren, erweitern sie preußischen Geschichtsraum ins Weltbedrohliche. Das Kriegskabinett: Herren im Frack mit Reitstiefel und roter Weste, ein streng reglementierter Jokkey-Club. Der Kurfürst im Küraß oder im Gehrock der Bismarck-Ära: Staatsschauspieler in jeder Situation. Die Damen: Nebenfiguren, Schmuckelement, Natalie zur Zuträgerin des roten (bei Kleist: weißen) Schicksalshandschuhs. Es ist das Rot der Liebe, des Lebens, des Sterbens. Aus dem errettenden Schlußbild ist die Lebensfarbe verbannt. schwarz-weißer Pantasieaufputz mit Jugendstilelementen zeigt ein Absterben an, Rückertschen Rückzug aus allem Irdischen. Denn wirklich ist der Prinz, auch mit kurfürstlichem Liebeskuß, der Welt abhanden gekommen. Zum freien Tod bereit, sucht er den Freitod, ist die Lebensschlacht für immer ausgefochten.

Lehnhoffs Personenführung stellt unspektakulär, aber genau, fast konservativ, doch klärend die Empfindungsbilder nach. Ihm hilft die optische Magie, die mit minimalem Aufwand Kerker, Palast und Garten andeutet. Die Assemblage zerknüllten Papiers auf leer geräumter Bühne wirkt dagegen als Schlußbild fast zu matt. Homburgs ergreifender Unsterblichkeitsmonolog - im Innersten ein subtiles Linienspiel des Baritons im Trio mit Flöte und Solobratsche - hätte Nachüberlegung verdient, um die Zürcher Regieübernahme (dann mit Thomas Hampson in der Titelpartie) dann noch triftiger zu formulieren.

Wie imponierend auch William Cochran den Kurfürsten, Helga Dernesch die Kurfürstin und François Le Roux den Titelantihelden verkörperten, schlüssiger als Mari Anne Häggander die Natalie oder Claes H. Ahnsjö den Hohenzollern, so undeutlich blieb mitunter der Orchestereindruck. Wolfgang Sawallisch, der sich mit dieser Arbeit vom Staatsoperndirektorenamt verabschiedet, verzichtete jedenfalls auf extreme Nuancierung im Farblichen und vor allem im Rhythmischen, was das Publikum nicht hinderte, ihm von Herzen zu danken. Die Nähe zur Klangfaktur eines Strawinsky ("The Rake's Progress", "Apollon Musagète"), mitunter gar zum späten Verdi, zum "Falstaff" mit seiner lakonischen Klangcharakterisierung im komischen Genre, kurz: diese vom Widerspruch gegen die Avantgarde eingegebene Kultur des Melos und des Espressivo verdient wesentlich schärfere Zeichnung. Neben Zürich zeigen sich Stockholm und Köln interessiert am neuen, instrumental verschlankten "Prinzen von Homburg". Das Werk hat solch lebhaften Einsatz verdient. Denn sie endet nie: die Tragödie der Empfindung, an der Kleist zugrundeging. HEINZ-HARALD LÖHLEIN

(Eine weitere Aufführung am 30. Juli)

Umweltquiz beim Fischerfest Am Wochenende wird an der Nidderbrücke in Nidderau gefeiert

NIDDERAU. Die Sportfischer Gemeinschaft Windecken veranstaltet vom 31. Juli bis zum 2. August ein Fischerfest. Während des Festwochenendes auf dem Vereinsgelände an der Nidderbrücke (Einfahrt vor der Schloßberghalle) werden die Organisatoren am Sonntag um 14 Uhr ein Umwelt-Quiz anbieten. Nach Auskunft der Veranstalter wird das Quiz das Laien-Casting im Angelsport ablösen. Die Umweltbeauftragte der Stadt und Präsidiumsmitglieder vom Verband Hessischer Sportfischer werden die Veranstaltung unterstützen.

Das Umweltspiel ist in vier Phasen gegliedert: Im ersten Teil wird der Verband der Sportfischer den neuen Gewässeruntersuchungswagen vorstellen. Danach müssen Teilnehmerinnen und Teilnehmer im theoretischen Teil des Quiz' Fragen beantworten. Im praktischen Teil geht es in eine Temporunde, in der die Akteure beweisen müssen, ob sie Wertstoffe - Styropor, Plastik oder Weißblech - richtig sortieren können. Bei dieser Gelegenheit werden Vertreter der Stadt einen neuen Service für die Bevölkerung vorstellen.

Bei Punktgleichheit der teilnehmenden Mannschaften entscheidet in einer vierten Phase ein Stechen.

Die Stadtverwaltung möchte mit dem Umweltquiz die Bevölkerung für den Umweltschutz sensibilisieren. Für das Fest haben die Fischer das städtische Spülmobil bestellt, um große Abfallmengen aus Plastikbechern und -tellern vermeiden zu können. schu

Fluchtwege

Seit Beginn des Krieges im ehemaligen Jugoslawien unterstützen zahlreiche lokale Gruppen und überregionale Organisationen die dortige Antikriegsbewegung. Sie unterstützen Deserteure und Kriegsdienstverweigerer. Es folgt eine Auswahl von Adressen:

• Aktion Fluchtweg, Kochstraße 18, 1000 Berlin 61, Tel. 030/25 90 22 92. oder 030/86 30 03 36 (Unterstützung von Kriegsflüchtlingen aus Bosnien- Herzegowina).

• Bund für Soziale Verteidigung, Friedensplatz 1 a, 4950 Minden, Tel. 0571/2 94 56. Spendenkonto bei der Sparkasse Minden-Lübbecke, Kontonummer 89 420 814, Bankleitzahl 490 501 01, Kennwort: "Aktion: Ein Obdach für Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina."• Deutsche Friedensgesellschaft / Vereinigte Kriegsdienstgegner, c/o Landesverband Hessen, Vogelsbergstraße 17, 6000 Frankfurt 1, Tel.: 069/41 14 40, Sonderkonto Tilmann Kissenkoetter, Stichwort: "KDV-Jugoslawienhilfe", Kontonummer 204 200 bei der Ökobank Frankfurt, Bankleitzahl 500 901 00 (Unterstützung von Deserteuren und Kriegsdienstverweigerern aus allen Republiken des ehemaligen Jugoslawien).

• Komitee für Grundrechte und Demokratie, An der Gasse 1, 6121 Sensbachtal, Tel: 0 60 68 / 26 08, Sonderkonto "Verständigung statt Krieg - Humanitäre Hilfe für Flüchtlinge", Kontonummer 8 024 618 bei der Volksbank Odenwald eG, 6124 Beerfelden, Bankleitzahl 508 635 13 (Unterstützung der Antikriegsbewegung in Jugoslawien sowie humanitäre und medizinische Hilfe für Kriegsflüchtlinge auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawien).

Land kassiert 20 Pfennig Grundwasserabgabe: Die Kommunen halten sich an die Bürger Das Wasser wird teurer, doch keinesfalls mehr Frankfurt und hessisches Ried decken Gros des Bedarfs Von Ulrike Bauer

MAIN-TAUNUS-KREIS. Rundherum lautes Geschrei: dramatische Grundwasserabsenkungen in Südhessen, Trinkwassernotstand im Usinger Land. Der Darmstädter Regierungspräsident kündigt für August eine Wassernotstands-Verordnung an, die den sparsamen Umgang mit dem kostbaren Naß vorschreibt und bei Versorgungsengpässen das Bewässern von Gärten und Parkanlagen ebenso verbietet wie das Autowaschen.

Doch im Main-Taunus-Kreis spürt man bis jetzt von all dem wenig. Munter plätschern die Brunnen vor sich hin, rinnen aus einem Hahn am Alten Rathaus in Hofheim gar Tag für Tag 2000 Liter Trinkwasser nahezu ungenutzt in die Kanalisation. Nur ab und an kommt jemand vorbei und schaufelt sich zwei, drei Hände voll ins verschwitzte Gesicht, schlürft ein paar erfrischende Schlucke.

"Wasser kann man nicht verschwenden, man kann es nur verschmutzen", kontert Hofheims Rathaus-Sprecher Ulrich Müller-Braun auf die Frage, ob die Stadt mit dem kostbaren Naß nicht sorgsamer umgehen könne. Und weil das Wasser, das da aus dem Brunnen in der Fußgängerzone sprudelt, nicht verschmutzt werde, hat er auch keine Bedenken. Denn es lande ja über die Kläranlage im Fluß, dann im Meer, schließlich in den Wolken und dann wieder auf der Erde, wo es versickert.

Doch im hessischen Umweltministerium sieht man das ganz anders: Weil zunehmend mehr Grundwasser entnommen werde, als sich neu bilde, sei der Wasserhaushalt in weiten Teilen der Region erheblich gestört, heißt es in einer Pressemitteilung. Der Grundwasserspiegel sinke immer mehr, und das habe bereits zu erheblichen ökologischen und ökonomischen Schäden geführt.

Zum Schutz des Grundwassers hat das Umweltministerium ein Fünf-Punkte-Programm aufgestellt. Es soll nicht nur dem Raubbau ein Ende setzen, sondern auch dafür sorgen, daß mit den geförderten Wassermengen sparsam umgegangen wird. Finanziert werden sollen Teile dieses Programms über eine Grundwasserabgabe, die das Land seit 1. Juli von den Kommunen kassiert. 20 Pfennig müssen die pro gefördertem Kubikmeter Wasser zahlen. Ein Obolus, der sich bei den Stadtwerken auf der Kostenseite niederschlägt und von sämtlichen Kreiskommunen auch über entsprechende Gebührenerhöhungen an die Verbraucher weitergegeben wird.

Die Frage ist nur: zu welchem Zeitpunkt. Denn das Land hat die meisten Kommunen mit der Grundwasserabgabe überrascht und ist vielerorts mitten ins Wirtschaftsjahr geplatzt. Wollten die Städte und Gemeinden die 20 Pfennig gleich wieder bei ihren Bürgern eintreiben, müßten sie jetzt erst einmal Heere von Ablesern losschicken, die den Stand der Wasserzähler notieren. Und dann ginge sie los, die elende Rechnerei. Den meisten Kommunen ist das zuviel bürokratischer Aufwand. Sie warten, bis ihre Ableser ohnehin turnusmäßig losziehen und strecken die Grundwasserabgabe zunächst aus eigener Tasche vor.

In der Regel geht das Geld sowieso nicht gleich ans Land, sondern zunächst an die Wasserverbände, von denen die Kommunen das Lebenselixier beziehen, mal aus Frankfurt, mal aus dem hessischen Ried über den Wasserbeschaffungsverband Main-Taunus-West.

Denn alleine vom Wasser, das sie selbst aus der Tiefe holen, könnten die meisten Städte und Gemeinden im Main- Taunus-Kreis kaum leben. Mit Ausnahme von Hofheim, das dank eines neuen Tiefbrunnens auf dem Hochfeld 80 Prozent seines Bedarfs aus Eigenförderung deckt und im Verbund auch noch Eppstein mitversorgt, kaufen sie das Gros ihres Bedarfs ein.

Hochheim bezieht sein Wasser samt und sonders aus dem hessischen Ried. Was aus den eigenen Brunnen sprudelt, enthält zuviel Nitrat und kann nur als "Industriewasser" genutzt werden.

Hattersheim dagegen könnte im Wasser schwimmen, denn der Hattersheimer Graben, eines der wenigen nennenswerten Wasserreservoires im Kreis, ist wohlgefüllt. Doch für ihn hat die Stadt Frankfurt schon seit der Jahrhundertwende die Schürfrechte. 60 Brunnen fördern das kostbare Naß an die Oberfläche. Etliches davon landet in Frankfurter Kochtöpfen und Badewannen, einiges aber auch zu einem besonders günstigen Preis in Hattersheim. Darum gehört die Mainstadt auch zu den Kommunen mit den niedrigsten Wassergebühren.

Zu den Spitzenreitern zählt mit demnächst 4,28 Mark die Stadt Bad Soden. Sie hat mit Frankfurt einen Abnahmevertrag über 98 000 Kubikmeter pro Monat, obwohl sie im Schnitt nur 85 000 bis 90 000 braucht. Weil gerade der Spitzenbedarf besonders teuer ist, möchte Bürgermeister Kurt Bender langfristig das Vertragsvolumen herunterfahren und mehr aus eigenen Brunnen schöpfen. Die Anlage an der Sulzbacher Straße und der alte Schürfbrunnen in Neuenhain werden saniert und aktiviert. Bender: "Wenn wir nach dem Motto leben würden: ,Das Hemd ist uns näher als der Rock', müßten wir eigentlich weiter Wasser von Frankfurt beziehen und die eigenen Ressourcen schonen."

Ein Blatt, westlicher als der Westen . . Zum schnellen Ende von "Super"

Alle haben sich gefreut. Als die Meldung durch die Ticker lief, daß Burda sein Ost-Boulevardblatt "Super" eingestellt habe, griffen die Kollegen in den vielen anderen Redaktionsstuben fast enthusiastisch in die Tasten. Dies Blatt war nämlich selbst in unseren Zeiten dazu angetan, moralische Entrüstung hervorzurufen.

Die Literaturjury des Nicolas- Born- Preises war mit dem Hinweis auf "Super" sogar zurückgetreten, weil Hubert Burda der Preisstifter ist, und die Rudimente des westdeutschen Bildungsbürgertums versuchten, auch die Jury des angesehenen Petrarca-Preises zu diesem Schritt zu bewegen. Nun ist der Stein des Anstoßes beseitigt, die Preise können vergeben werden wie bisher, und es ist eh alles so wie vorher.

Nicht nur die Westzeitungen gaben ihrer Erleichterung Ausdruck, daß das Spalterblatt "Super" den Geist aufgegeben hat. Obwohl auf den ersten Blick die Wessis die Angegriffenen waren: "Super" machte im Osten Stimmung gegen den Westen, setzte auf die Aversionen der Ossis und machte Eindruck mit Schlagzeilen wie der vom "Angeber-Wessi", der von einem Ossi mit der Bierflasche erschlagen worden sei, worüber sich halb Bernau "totfreute".

Doch auch die (Ost-)"Berliner Zeitung" meldete das "Super"-Aus beschwingt: "Erich kommt, Super geht". Der Eindruck, den viele Westkommentare hervorrufen, ist sicherlich falsch: weil es "Super" nun nicht mehr gebe, gehe es mit der Einheit nun viel besser voran. Die Ossis denken anders.

Man braucht auf die wirtschaftlichen Erwägungen des Hauses Burda (siehe Wirtschaftsteil der FR vom Montag) und auf den engen Markt für Boulevardpresse nicht näher einzugehen: die kaltblütige inhaltliche Kalkulation erwies sich als falsch. Als "Super" im Mai 1991 startete, schien das Rezept plausibel: die Minderwertigkeitsgefühle der Ossis ins Offensive wenden, den Graben zwischen Ost und West bewußt ausnutzen, programmatisch eine Zeitung aus dem Osten für den Osten zu machen.

Dies traf anfangs eine weitverbreitete, diffuse Stimmung und schien die Ost- Mentalität direkt anzusprechen. Doch die Auflagenentwicklung und das Image gerieten schnell in Widerspruch. Mit 600 000 Auflage gestartet, hatte "Super" zuletzt 375 000 - obwohl sich in dieser Zeit die unsichtbare Mauer verfestigt hat und eine "Ost-Identität" zum beherrschenden Thema wurde.

Viele Ost-Leser merkten, daß in "Super" ihre Sprache doch nicht gesprochen wurde, und vermutlich hätten es immer mehr gemerkt. Denn diese Zeitung für den Osten wurde überwiegend von abgebrühten West-Journalisten gemacht. Sie operierten nach den Gesetzen ihres Mediums so, wie sie es gelernt hatten, mit Marktlücke, Marktmechanismen, zynisch überrissenen Boulevard-Standards. Das ist es, was unterschwellig zu einem "Super"-Überdruß im Osten geführt hat: daß einem sogar die eigenen Befindlichkeiten im Mund herumgedreht wurden.

Wenn jetzt in vielen Kommentaren zwischen den Zeilen zu lesen war, daß die Ossis jetzt ja, Gott sei Dank, vernünftig würden, ist dies ein fataler Kurzschluß. "Super" war westlicher als der Westen.

HELMUT BÖTTIGER

Unterrichtsbeginn in beruflichen Schulen

GELNHAUSEN. Auch für die Schüler der Beruflichen Schulen Gelnhausen beginnt Anfang der nächsten Woche wieder der harte Unterrichtsalltag. Die Anfangszeiten sind unterschiedlich am Montag oder am Dienstag.

Am Montag, 3. August, werden um 8 Uhr alle Jugendlichen aufgenommen, die in folgende Schulformen eintreten wollen: Berufsvorbereitungsjahr, Berufsfachschule, berufliches Gymnasium, Fachoberschule, Fachschule für Sozialpädagogik, Fachschule für Technik, Kinderpflegerinnenklasse und Berufsaufbauschule.

Der selbe Termin gilt auch für alle Schüler, die eine Berufsausbildung beginnenund für Schüler, die nach dem 10. Schuljahr keinen Ausbildungsplatz gefunden haben. Am Haupteingang der Schule finden die Schüler Hinweistafeln und Lehrer, die Auskünfte geben können.

Am Dienstag, 4. August, um 7.40 Uhr beginnt der Unterricht für die Klassen 10 der Berufsfachschule, der Klassen 12 und 13 des beruflichen Gymnasiums, der Klasse 12 der Fachoberschule und der Oberstufe der Fachschule für Sozialpädagogik. lex

Parallelaktionen an der Ruhr Zum Ende einer Essener Theaterära

ESSEN ist die fünftgrößte Stadt der Republik, aber ihr schon masochistisch zu nennender Ehrgeiz, kulturell ins dritte Glied zu treten, spricht dieser Größe hohn. Der Ehrgeiz, das höchste Rathaus in Deutschland zu bauen, deckte jahrelang das Denken der Kommunalpolitiker kulturell ab. Besonders in der Theaterpolitik häuften sie über anderthalb Jahrzehnte hin eine Blamage auf die andere. Essen wurde in der Theaterwelt zum Inbegriff provinziellen Miefs. Das sollte sich mit dem ein Vierteljahrhundert zuvor entworfenen Opernhaus von Alvar Aalto 1988 ändern. In einer personalpolitischen Parallelaktion waren 1985 Manfred Schnabel als künstlerischer Gesamtleiter und Hansgünther Heyme als Schauspielchef für das 1990 nach Plänen von Werner Ruhnau zur reinen Sprechbühne umgebaute Grillo-Theater gewonnen worden. Sie sollten den Essener Aufbruch in eine bessere Theaterzukunft bewerkstelligen.

Schnabel und Heyme wurden im selben Jahr engagiert, und wie der Zufall es wollte, haben sie nun beide gleichzeitig ihr Amt aufgegeben: Heyme, der mit viel Vorschlußlorbeer von Stuttgart nach Essen gekommen war, freiwillig, weil es ihn als Generalintendant nach Bremen drängte, Schnabel, der mit skeptischen Begleittönen vieler Fachleute von Hagen an die Ruhr wechselte, unfreiwillig, weil die Stadt ihm nach Erreichen der Altersgrenze den Vertrag nicht verlängern wollte. Das doppelte Ende dieser Ära zeigt die Umkehrung ihrer Ausgangsposition: Heyme flieht geradezu als ein Gescheiterter, Schnabel kann fast als Triumphator die Stätte seines Wirkens verlassen. Was ist da eigentlich geschehen?

Manfred Schnabel war ein Pfund in die Hände gefallen, mit dem er zu wuchern verstand: die Aalto-Oper, deren architektonische Öffnung hin zu den schöneren Seiten der Ruhrstadt er geschickt in Theaterpraxis umsetzte. Gewiß: Die von ihm verfochtene Erweiterung des Spielplans in Richtung auf die französische Oper gelang nur musikalisch, szenisch lag da manches im argen. Auch der Strang der zeitgenössischen Oper blieb in Essen unterbelichtet. Und Schnabel selbst macht kein Hehl daraus, daß er die unverzichtbaren Brot-und-Butter-Stücke des Musical- und Operettenrepertoires teilweise kecker und mutiger hätte gegen den Strich bürsten können. Aber in kurzer Zeit hat er Erstaunliches geleistet. Mit Regisseuren wie Jaroslav Chundela und Dietrich Hilsdorf konnte er dem Wagner-, Verdi- und - von ihm selbst szenisch mitverantwortet - Mozart-Repertoire Verkrustungen absprengen, die in Essen allzu lange für die Sache selbst genommen wurden.

Das bedeutete für viele einen schmerzhaften Prozeß, den Dietrich Hilsdorf ins Provokatorische verschärfte, aber die Einbeziehung des Zuschauerraums in die Inszenierungen dieses Regisseurs war ein schon symbolischer Akt der Öffnung eines Theaters. Gerade die beiden Skandale um "Don Carlos" und den "Troubadour" verhalfen dem Publikum auch im Protest zu einem neuen Selbstwertgefühl. Damit leistete Schnabel einen soziokulturellen Beitrag zur Urbanisation der Stadt. Daß ihm deren gewählte Vertreter eine zunächst fixierte Vertragsverlängerung verweigerten, gehört zu den Unbegreiflichkeiten der Essener Kulturpolitik. Ihr Spektrum reicht von der repressiven Forderung nach der sozialen Akzeptanz des Theaters bis hin zum städtischen Abschiedsgeschenk für Schnabel: einem Premierenabonnement bei seinem Nachfolger. Phasenverkehrt zur Fortüne Manfred Schnabels verlief die Essener Karriere Hansgünther Heymes. Mit Reprisen aus seiner Stuttgarter Zeit wie "Wilhelm Tell" und "Nathan der Weise" bestätigte er zunächst seinen Ruhm, unter den deutschen Regisseuren derjenige zu sein, der in den Klassikern politisches Widerspruchspotential freizulegen versteht. Die Essener Inszenierungen der "Iphigenie" des Euripides und der Schillerschen "Braut von Messina" ließen die Hoffnung aufkommen, Heyme werde die Linie seiner Antikenprojekte und Auseinandersetzungen mit dem deutschen Idealismus aus Kölner und Stuttgarter Tagen weiterführen. Doch die Hoffnungen trogen. Goethes "Faust I" und "Götz von Berlichingen", zunächst für die Ruhrfestspiele inszeniert, deren künstlerische Leitung er 1990 zusätzlich zu seinem Essener Amt übernahm, vermittelten mehr von der Anstrengung der Arbeit als von ihrem Sinn, der Rest sei bis auf Hélène Cixous' Vietnam-Spektakel "Sihanouk" mit gnädigem Schweigen bedacht.

Heyme, der sich 1985 in befremdlicher Selbstüberschätzung als Opfer einer konservativen Oberbürgermeisterachse Rommel-Wallmann an der Ruhr präsentiert hatte, kompensierte seinen Realitätsverlust mit zunehmendem Aktivismus und verlor allmählich die künstlerische Selbstkontrolle. Seine letzten Spielzeiten in Essen gerieten zum Alptraum. Wichtige Leistungsträger hatten das Ensemble schon früher verlassen, fast jede ästhetische Entscheidung und erst recht deren Einlösung war zweifelhaft, die gebotenen Produktionen stießen Essen in die finsterste Provinz zurück. Vielleicht hat es unter diesem dunklen Horizont sein Gutes, daß die nächste Spielzeit - ehe Jürgen Bosse aus Stuttgart an die Ruhr kommt - als Gastierbetrieb über die Runden geht. Denn in dem von Heyme hinterlassenen schwarzen Loch könnte ein Nachfolger schnell verschwinden.

In der Oper hingegen kann GMD Wolf-Dieter Hauschild als zukünftiger Intendant auf ein ebenso bewährtes Repertoire wie Ensemble zurückgreifen. Doch da ihm und seinen Kollegen im Sprech-, Tanz- und Jugendtheater von der Stadt ein allmächtiger kaufmännischer Leiter entgegengestellt wurde, sind schon jetzt interne Reibungsverluste bis hin zur Dominanz außerkünstlerischer Kategorien programmiert. In der Ruhrstadt ist es Zeit, endlich die Frage nach der sozialen Akzeptanz der Kulturpolitik zu stellen.

ULRICH SCHREIBER

Den Karbenern stinkt der Dreck Tonnenleerung wieder wöchentlich

KARBEN. Zum Sprachrohr des Bürgerprotests in Sachen Müll macht sich jetzt Karbens CDU. Beinahe täglich, so heißt es in einer Pressemitteilung der Unions- Fraktion, gingen bei der CDU Beschwerden ein, in denen sich die Bürgerinnen und Bürger über das Abfallsystem beklagten. Drei Gründe sind es vornehmlich, die den Ärger schüren: Bei nur einer Leerung der Tonnen in 14 Tagen habe der Bürger keine Möglichkeiten, Müll einzusparen. Gerade bei den gegenwärtigen hochsommerlichen Temperaturen führten die zu selten geleerten Tonnen zu unangenehmen Begleiterscheinungen: Der Dreck stinkt, und Ungeziefer macht sich breit. Kritikpunkt zwei der Union: An die Bevölkerung wurden statt 80- Liter-Tonnen 120-Liter-Tonnen ausgeliefert, in die ein Zwischenboden eingeklebt wurde. In der Sommerhitze werde der Kleber weich. Die Folge: Ein Teil des Mülls bleibt in der Tonne.

"Wo das der Fall ist, sollen uns die Bürger schreiben, und wir liefern eine andere Tonne", verspricht Bürgermeister Detlev Engel auf Anfrage der FR den Geplagten. Sein praktischer Vorschlag für die letzten heißen Tage in diesem Jahr: Tonne nicht in die Sonne stellen, Fisch- und Fleischreste vor dem Wegwerfen in kleine Tüten packen, so blieben die Maden weg.

Im kommenden Jahr sollen die Probleme nicht wieder auftreten. Eine neue Müllsatzung ab 1. Januar, an der derzeit gearbeitet wird, soll wieder die wöchentliche Leerung vorsehen. Sie kann, muß aber nicht in Anspruch genommen werden. Ein Vorschlag der CDU hierzu: "Der Magistrat müßte es zulassen, die schon gekauften Marken auch eine Woche früher oder später zu verwenden." Ob sich Regierung und Opposition einigen können, werden die Gespräche zeigen, zu denen Bürgermeister Engel die CDU-Fraktion eingeladen hat. cor

Feuergefechte in Algerien Schießerei zwischen Polizei und islamischen Fundamentalisten

ALGIER, 27. Juli (AP). Bei Auseinandersetzungen zwischen der algerischen Polizei und islamischen Fundamentalisten sind am Sonntag sieben Menschen ums Leben gekommen, wie am Montag bekannt wurde.

Bei einer Polizeiaktion in den nordalgerischen Bergen starben drei Moslems, ein Polizist wurde erschossen. Ein Sprecher teilte mit, die Sicherheitskräfte hätten bei einer Razzia elf Verstecke der "Bewaffneten Islamischen Bewegung" durchsucht und dabei Sprengstoff gefunden. Die Gruppe gilt als Teil der nach ihrem Wahlsieg verbotenen Islamischen Heilsfront (FIS) und soll verantwortlich sein für die meisten Morde an Polizisten oder algerischen Beamten in den vergangenen Wochen.

In Ain-Benian, etwa 15 Kilometer westlich von Algier, stellte die Polizei nach einer Verfolgungsjagd ein Fahrzeug mit angeblichen Terroristen. Bei der dann folgenden Schießerei kamen ein Fahrzeuginsasse und zwei Unbeteiligte ums Leben.

Bauministerin Urlaubsbeschäftigung

Kurz vor ihrem Urlaub scheint sich die Bonner Bauministerin Irmgard Schwaetzer noch einmal beim Wähler in Erinnerung rufen zu wollen, wie ihre jüngsten Vorschläge zur Förderung des Wohnungsbaus vermuten lassen. Da sollen Vorschriften entrümpelt, Genehmigungsverfahren beschleunigt, Treppen und Treppenhäuser ein bißchen schmäler und steiler gebaut, Keller eingespart, Sozialwohnungen bescheidener und Parkplätze gestrichen werden. Das klingt teils vernünftig. Gewisse bürokratische Hemmnisse sind nicht von der Hand zu weisen. Bei näherer Prüfung allerdings erscheinen die Vorschläge als wenig förderlich.

Zum einen beziehen sie sich nur auf den Ein- und Zweifamilienhausbau. Dahinter steckt die Annahme, daß mit jedem Eigenheim Raum in einer Mietwohnung entsteht und damit der allgemeine Mangel verringert werde. Dies ist nur bedingt richtig. Denn oft werden Wohnungen dort frei, wo gerade nicht der ärgste Mangel herrscht. Im übrigen greift die vereinfachte Genehmigungsprozedur, wie die Erfahrung in Baden-Württemberg zeigt, nur in ganz wenigen Fällen. Die Kommunen werden zudem nicht entscheidend entlastet, da sie Vorhaben - so sie städtebauliche Verantwortung zeigen - zumindest prüfen müssen. In jedem Fall bleibt ihnen die Aufgabe, die Objekte abzunehmen. Und was ist, wenn erst dann herauskommt, daß Häuser mangelhaft erstellt wurden oder ganz und gar nicht in die Landschaft passen? Bausünden gibt es schon genug. Ihnen muß nicht noch durch unkoordiniertes Bauen Vorschub geleistet werden.

Schwaetzers Vorstoß geht am eigentlichen Problem vorbei. Wenn schon die Errichtung von Ein- und Zweifamilienhäusern unterstützt werden soll, dann müßten derartige Heime aber auch Beziehern geringerer Einkommen ermöglicht werden. Die bestehende steuerliche Förderung bewirkt aber das genaue Gegenteil: Der Vorteil wächst mit steigenden Einkommen.

Möchte die Ministerin wirklich etwas zur Beseitigung der Wohnungsnot tun, sollte sie sich schleunigst für eine Regelung stark machen, die der Vernichtung von Mietwohnungen durch die verstärkte Umwandlung in Eigentum einen Riegel vorschiebt, in dem Bewohner vor dem Rausschmiß besser geschützt werden. Die in Ballungsgebieten geltende fünfjährige Jahre Schonfrist reicht nicht aus. Es sei denn, umgehend würde mehr für die Schaffung zusätzlichen Raums getan.

Welche Alternativen all jene erwartet, die sich kein Eigenheim oder luxussanierten Altbau leisten können, hat Frau Schwaetzer aufgezeigt. "Sozialwohnungen sollen in Zukunft kleiner und einfacher gebaut werden", meint sie. Vielleicht sollte die Ministerin die Parlamentsferien für ein Probewohnen in einem dieser Bleiben nutzen. Sie würde sich schon jetzt sehr bescheiden müssen. cri

Supermarkt überfallen: Täter flüchteten mit rund 2600 Mark

OBERTSHAUSEN. Mit der Beute von rund 2600 Mark entkamen zwei Männer, die gestern gegen 12 Uhr den Plus-Markt an der Heusenstammer Straße überfallen hatten. Wie die Polizei mitteilte, hatten sich die Täter in dem Laden umgesehen, ehe sie mit einer Schußwaffe die Kassiererin bedrohten und Geld forderten.

Die Frau warf blitzschnell die Schublade zu. Die Räuber rissen die Geldlade jedoch gewaltsam heraus und flüchteten mit dem Inhalt. Vor dem Supermarkt stiegen sie in einen roten Golf, der am Wochenende in Weiskirchen gestohlen worden war. Der Wagen wurde wenig später am Waldrand an der verlängerten Geleitstraße verlassen aufgefunden.

Die Täter waren nach Zeugenbeschreibungen dunkelhaarig und zwischen 25 und 30 Jahren alt. Beide trugen dunkle Jeans, der eine ein dunkles Hemd, sein Komplize ein kariertes.

Die Kripo Offenbach (Tel. 069 / 8090-259) bittet um Hinweise: Wer hat die Männer vor der Tat in dem Markt gesehen? Wer hat sie beim Aussteigen aus dem roten Auto und eventuell beim Umsteigen in ein anderes Fahrzeug beobachtet? hf

Tell Dietzenbach An Romantische Straße

Der Jahresausflug der Tell-Schützen führt am Samstag, dem 8. August, nach Bad Mergentheim an die Romantische Straße. Der Bus startet ab 7.50 Uhr an den bekannten Abfahrstellen. Anmeldungen bitte im Vereinshaus. Fahrpreis: 20 Mark. jg

Wo soll die Autonomie enden? Mehr Handlungsspielraum für die hessischen Hochschulen

WIESBADEN. Für zwei Hochschulen ändert sich 1993 etwas. "Globalhaushalt" heißt das Stichwort: Die Technische Hochschule Darmstadt und die Fachhochschule Wiesbaden dürfen künftig über ihr Geld freier verfügen als bisher. Wissenschaftsministerin Evelies Mayer (SPD) hat das Experiment nach nordrhein-westfälischem Vorbild für zwei hessische Hochschulen am Dienstag nun offiziell angekündigt. Bei der Dezentralisierung der Entscheidungsbefugnisse im Hochschulbereich, die SPD und Grüne sich für diese Legislaturperiode vorgenommen haben, werden so tatsächlich erste Schritte getan.

Wie zwiespältig dieses Thema "Dezentralisierung" dennoch überall betrachtet wird, zeigt sich bei den ersten beiden "Globalhaushalten" auch Globalhaushalte schon. In Nordrhein-Westfalen, weiß man im Wiesbadener Ministerium, waren einige Hochschulen mit der dortigen Einführung gar nicht glücklich - und in Hessen haben einige Universitäten (Frankfurt, Gießen) von vornherein auf die Teilnahme an dem Versuch dankend verzichtet.

Der Hintergrund: Mit der Eigenverantwortlichkeit können interner Ärger und Risiken verbunden sein. "Globalhaushalt" bedeutet, daß die Landesgelder nicht mehr getrennt für Forschung oder Lehre zugewiesen werden. Das müssen dann die Hochschulgremien selbst entscheiden. Es können Rücklagen gebildet und eigene Einnahmen verbucht werden - aber Zusatzkosten für Tarifabschlüsse oder höhere Wasserpreise kann man dann eben auch nicht mehr so einfach auf die Landespolitik abwälzen.

Im Prinzip war Dezentralisierung dennoch vor allem aus der SPD und von den Hochschulspitzen gefordert worden. Und in einem zweiten Feld hat die Ministerin inzwischen ebenfalls schon reagiert: Seit Anfang Juli ist der rechtliche Spielraum der Hochschulen in der Personalpolitik deutlich ausgeweitet worden; statt des Ministeriums muß einer Einstellung in vielen Fällen (vom Laboringenieur über Beamte selbst im gehobenen Dienst einschließlich Besoldungsgruppe A 11 bis hin zu wissenschaftlichen Mitarbeitern auf Zeit) jetzt nur noch die Personalabteilung der jeweiligen Hochschule ihre Zustimmung geben.

Auch "Sonderurlaub" bis zu sechs Wochen dürfen die Hochschulen jetzt häufiger allein genehmigen, bei 40jährigen Dienstjubiläen darf die jeweilige Dienststelle die Ehrung selbst vornehmen (bislang nur bei 25jährigen Jubiläen), und bei der Einleitung von Disziplinarverfahren ist die Hochschulleitung jetzt auch für die Professoren zuständig. Der "Zustimmungsvorbehalt" des Innenministeriums schließlich bei der Beschäftigung von Ausländern als Angestellte im Wissenschaftsbetrieb soll bald entfallen. Dazu muß die Landesregierung demnächst einen Kabinettsbeschluß von 1962 aufheben. Kurz und gut: Die Hochschulen - oder zumindest ihre Leitungen - werden gestärkt, Ministerien verzichten auf Kompetenzen.

Gewisse Zweifel, ob mehr Hochschulautonomie dort wirklich die Verantwortlichkeit stärkt, hat freilich selbst die Wissenschaftsministerin. Und so wirkt Evelies Mayer schon sehr viel reservierter, wenn es um die Frage geht, ob die erweiterte Autonomie in Personal- und Finanzfragen auch auf den Kern der Hochschulaufgaben ausgeweitet sollte, auf Forschung und Lehre.

Würde das Land die verbliebenen Entscheidungen über die Vergabe von Forschungsmitteln auch noch aus der Hand geben, dann gäbe es in diesem Bereich gar keine politische Steuerungsmöglichkeit mehr. Würde es gar auf die Kontrollrechte bei der Genehmigung von Prüfungsordnungen verzichten, dann würde Studienreform (etwa kürzere Studienzeiten) allein zur Disposition der Professorenmehrheiten in Hochschulgremien gestellt.

Die Schwerpunktförderung des Landes bei der Forschung (jährlich 15 bis 16 Millionen Mark) will Mayer nicht aufgeben: Das habe sich "bewährt", sagt die Ministerin im Gespräch mit der FR. Und das Recht, Prüfungsordnungen zu genehmigen, will sie als "einziges Druckmittel" für eine Studienzeitverkürzung auch "nicht aus der Hand geben". Ob die Hochschulen selbst die nötige "Beweglichkeit" für Studienreform aufbringen, wird in Wiesbaden noch bezweifelt. Seit in Hessen die Studienordnungen nur noch in Hochschulkompetenz fallen, sagt Mayer, hätten die Reformblockaden eher zugenommen.

Der "Ruf nach Dezentralisierung" mit seinen ersten Erfolgen bei Globalhaushalten und Personaleinstellung dürfe also nicht "ein Stück weit Ablenkung" werden von eigentlichen Aufgaben. "Verbesserung der Lehre" sei eine solche, für die das Land nun mit 2,5 Millionen Mark in diesem Jahr neue Anreize geben will. Und die Koalitionspartner von den Grünen sehen schon die jetzt getanen Schritte als nicht völlig unproblematisch an.

Da ist vor allem die Frage, wer den Professoren Nebentätigkeiten genehmigen muß - ein brisantes Thema, weil es im Einzelfall um lukrative Gutachteraufträge neben der eigentlichen Hochschularbeit geht. Seit Anfang Juli, bestätigt Mayers Sprecher Reinhart Raack, liegt die Kompetenz dafür nun ebenfalls nicht mehr im Ministerium, sondern bei den Hochschulleitungen. Notfalls, meint der Sprecher, könne Wiesbaden die Unterlagen ja allemal anfordern.

Karin Hagemann, Hochschulpolitikerin der Grünen und langjährige Studentenvertreterin, sieht das viel skeptischer. "Ausgesprochen kritikwürdig" findet sie diesen Punkt der Dezentralisierung, weil damit die Professoren gestärkt Kontrolle verschlechtert werde, statt sie auszubauen. Wegen der Überlastung der Hochschulen müsse das Ministerium eigentlich gerade jetzt ganz genau auf die Nebentätigkeiten der Damen und Herren Professoren mehr achten, findet die Grüne, denn nur durch mehr Kontrolle würde der Stellenwert der Lehre für die Hochschullehrer wieder zunehmen. Hagemann sieht hier eine "falsche Liberalität".

Der tiefere Grund für den Dissenz: "Die Hochschulen", das sind nach dem Zurückschrauben der Mitbestimmung von Studenten, Wissenschaftlern und sonstigem Personal in den frühen 80er Jahren letztlich eben doch wieder "die Professoren". Dezentralisierung stärkt vor allem sie. RICHARD MENG

Nach dem Erfolg über Spanien ein Zittersieg gegen Angola Entwicklungshelfer Schrempf Am NBA-Profi richten sich die deutschen Basketballer auf Von unserem Redaktionsmitglied Christoph Albrecht-Heider

Vor sieben Jahren unterlagen die deutschen Basketballer mit Detlef Schrempf bei der Europameisterschaft glatt gegen die Spanier und mußten sich deshalb den Kampf um die Medaillen aus dem Sinn schlagen. Jetzt, beim olympischen Turnier in Badalona behielten die Deutschen mit Schrempf gegen die Gastgeber mit 83:74 (46:39) die Oberhand. Der Unterschied heißt NBA. Nach der EM 1985 war Schrempf in die US-amerikanische Profiliga gegangen und entwickelte sich dort, zunächst bei den Dallas Mavericks, später bei den Indiana Pacers, zum vielleicht besten europäischen Spieler.

Während der Olympischen Spiele in Seoul saßen Späher der NBA auf der Tribüne mit einer Einkaufsliste, auf der vor allem jugoslawische und sowjetische Namen standen, Vlade Divac, Drazen Petrovic, Arvidas Sabonis, Sharunas Marchulenis, Alexander Wolkow. Es wechselte später etwa ein halbes Dutzend Leute von den Olympia-Finalisten in die Staaten, und zwei haben dort ihr Glück gemacht. Marchulenis ist eine feste Größe bei den Golden State Warriors im kalifornischen Oakland, während Petrovic nach Anlaufproblemen in Portland bei den New Jersey Nets zum Stammspieler avancierte, die in der kommenden Saison übrigens von Chuck Daly, dem Chefcoach des US-Teams, trainiert werden. Nichts belegt die überragende Qualität der NBA- Schule mehr, als daß europäische Mannschaften mit NBA-Spielern erste Kandidaten auf Silber- und Bronzemedaille sind: Kroatien mit Petrovic und Stojan Vrankovic (Boston Celtics), Litauen mit Marchulenis, die GUS mit Wolkow (Atlanta Hawks) und vielleicht auch Deutschland mit Schrempf.

Dagegen sind die spanischen Basketballer im Lande geblieben und nähren sich mehr als redlich, doch die nationale Auswahl tritt seit Jahren auf der Stelle, obwohl die Liga als die nach der italienischen beste in Europa gilt. Die Hoffnung auf eine Medaille - viele Fans träumen gar vom Finale der Einheimischen gegen das Traum-Team - hat an Intensität verloren, denn die Partie gegen die Deutschen vor 12 000 Zuschauern in Badalona ging ja nicht nur einfach mit 74:83 (39:46) verloren. Vielmehr war ein Qualitätsunterschied unübersehbar.

Der amerikanische Deutsche macht den Unterschied. Schrempfs Statistik aus dem Spanien-Spiel: 38:43 Minuten Einsatzzeit, 26 Punkte, 9 Rebounds, 4 Assists; die spanische Defensive unterbrach ein ums andere Mal seinen Vorwärtsdrang mit Fouls, so daß Schrempf 17 Mal zur Freiwurflinie durfte, und es lag auch zu guten Teilen an ihm, daß die Spanier Andres Jimenez, Juan Orenga und "Denkmal" Epi, der Schlußläufer der Fakkel-Staffel bei der Eröffnungsfeier, mit fünf Fouls das Feld räumen mußten.

Gewaltiger Lärm füllte den Sportpalast von Badalona; Boris Becker und Carl- Uwe Steeb, die unweit der Mannschaftsbank saßen, entmutigte dies freilich nicht, immer wieder der "falschen Seite" Beifall zu spenden. Der Krach aber, und dies war eine ungewohnte Erfahrung aus deutscher Sicht, ließ die der Nervosität geschuldeten Fehler nicht überhandnehmen. Schrempf an der Seite zu wissen, stärkt offensichtlich das Selbstvertrauen der Spieler. Dem NBA-Profi ist der Zuwachs an Abgeklärtheit in der Auswahl des Deutschen Basketball-Bundes auch schon aufgefallen.

In der Partie gegen Spanien trat zum Beispiel Hans-Jürgen Gnad, der beim Mailänder Zweitligisten Billy Desio unter Vertrag steht, just dann stark auf, als Schrempf in der Abwehr seiner frühen drei Fouls wegen nicht so zu den abprallenden Bällen springen konnte, wie er wollte. Gnad schnappte sich 20 Rebounds, vier weniger als alle Spanier zusammen. In der Offensive (17 Punkte) beschränkte er sich ganz auf das, was er kann, Würfe aus kurzer Distanz, Korbleger, Dunkings, mit dem Erfolg, daß seine Trefferquote mit 73 Prozent exzellent ausfiel.

Dies ist vielleicht die wichtigste Qualität von Schrempf, daß die anderen mit seiner Hilfe besser werden - auch wenn das deutsche Team am Montag beim 64:63 (36:42)-Sieg über Angola eine rechte Zitterpartie ablieferte. Doch auch in diesem Spiel führte Schrempf seine Mannschaft nach schwachem Beginn noch zum Erfolg, war mit 25 Punkten herausragender Spieler. Dennoch: Der 29jährige, der 1980 in die Staaten ging und in Seattle lebt, wenn die Saison zu Ende ist, geriert sich nicht als Star im Team, obwohl von ihm so viel abhängt.

Bundestrainer Svetislav Pesic hat sich damit abzufinden, daß die Augen der Beobachter mehr auf seinem besten Mann ruhen als auf ihm, dem Verantwortlichen.

Landfrauen servieren Leckereien aus Backhaus

BIRSTEIN. Spezialitäten aus dem Backhaus sind eine der Attraktionen des traditionellen Dorf- und Kinderfestes des Landfrauenvereins Hettersroth am Sonntag, 2. August, auf dem Sportplatz. Auf die Kinder warten ab 14 Uhr lustige Spiele und ein Flohmarkt. Alle Einwohner der Großgemeinde Birstein sind zu einem vergnüglichen Nachmittag eingeladen. lex

13 Vereine in Südhessen

In Südhessen wird mit 13, in Nordhessen mit 15 Vereinen gespielt werden. Dies ist das Ergebnis einer Sitzung der Handball-Oberligavereine, die mit der 1 K Hessen Probleme vor dem Punktspielstart 1992/93 besprechen wollten. In geheimer Abstimmung sprachen sich die Nordvereine in knapper Mehrheit für den Antrag der SG Langgöns/Dornholzhausen aus, das nicht in Südhessen spielen muß. Mit 28 Spieltagebn und den Pokalbegegnungen wird man nun in Nordhessen wohl auch an Wochentagen spielen müssen.

Es bleibt dabei, daß die Bezirksmeister direkt in die Oberliga aufsteigen werden. Die Zahl der Absteiger wird auf maximal sechs begrenzt. Beide Oberligameister steigen diesmal nicht automatisch auf, sondern nur der Hessenmeister. -ma.-

Wo der Kübel steht, scheint die Sonne

BAD HOMBURG. Der Bad Homburger Sommer hat einen Satelliten, einen Trabanten. Wo immer er steht, wird signalisiert: Hier ist was los.

Das originelle Gefährt, geschmückt mit Plakaten, wird von Neugierigen schnell als "Trabi" östlicher Produktion identifiziert und erregt Aufsehen. Jonas Langer, technischer Leiter des Bad Homburger Sommers, hat den Wagen ganz bewußt als Werbeträger eingesetzt.

Langer: "Ich habe ihn kurz vor Beginn des Kulturfestivals jemandem abgekauft, er ist vom TÜV noch bis 1994 zugelassen". Trabant-Kübel wurde der Wagen in der ehemaligen DDR genannt: "Es gab ihn nur in moosgrün, und gebaut wurde er für die Armee und die staatliche Tourismusgesellschaft, nicht für Privatleute".

Das Bad Homburger Modell ist inzwischen umgespritzt und hat neue Spezialsitze. Im "Kübel" fährt Langer von Einsatzort zu Einsatzort, die Dienstanweisungen direkt ans Fahrzeug geheftet.

Und ein Maskottchen für den Bad Homburger Sommer ist das Auto auch: "Wo der Kübel steht, scheint die Sonne", garantiert Langer. nau

Ungehorsam gegen den Mann bedeutet Rebellion gegen Gott Die arabische Frauenbewegung wird vom "islamischen Integrismus" in die Defensive gezwungen / Von Chérifa Magdi

"Wenn die Männer befürchten, die Frauen würden ihrer Anziehungskraft erliegen, warum tragen sie dann nicht selbst den Schleier? Sind die Männer etwa der Meinung, sie seien unfähiger gegen die Versuchung anzukämpfen als die Frauen? Sind sie unbeherrschter und können sie ihrem sexuellen Drang weniger widerstehen? Den Frauen zu verbieten, sich ohne Schleier zu zeigen, ist Ausdruck der männlichen Angst, die Selbstbeherrschung zu verlieren und jedesmal beim Anblick einer schleierlosen Frau der fitna (Versuchung) ausgeliefert zu sein. Die Bedeutung einer solchen Einrichtung veranlaßt uns zu der Annahme, daß die Frauen besser widerstehen können als die Männer."

Knapp 100 Jahre bevor Qassem Amin sein bahnbrechendes Buch "Die Befreiung der Frau" veröffentlichte, aus dem diese Passage stammt, landeten die französischen Truppen in Ägypten. Sie blieben dort sechs Jahre, eine kurze Zeit, die aber tiefe Spuren hinterlassen hat. Die folgende Geschichte hat nicht der ägyptische Chronist der napoleonischen Expedition Yabarti aufgezeichnet, wohl aber der französische Historiograph Clot Bey:

General Minou, Napoleons Nachfolger als Oberbefehlshaber der französischen Truppen in Ägypten, heiratete eine ägyptische Frau aus Rosetta. Er ist deshalb zum Islam übergetreten und nannte sich fortan Abdallah Minou. Es wird berichtet, daß er seine Frau nach französischer Sitte behandelte. Er führte sie am Arm in den Speisesaal, bot ihr den besten Platz am Tisch an und gab ihr die schönsten Stücke zu essen. Als sie das im Hammam in Rosetta erzählte, fingen die anderen Frauen an, Hoffnungen zu hegen, daß sich ihre Situation verbessern würde und unterzeichneten eine Petition an den "Sultan Kabir" (den großen Sultan = Napoleon), in der sie darum baten, er möge auf ihre Männer einwirken, damit sie sie auch in der gleichen Weise behandelten.

Wahrscheinlich waren es diese Petition und ähnliche Gewagtheiten auf seiten der Frauen, die nach dem Abzug der französischen Truppen zu den Abscheulichkeiten führten, die wiederum nur in den französischen Chroniken verzeichnet sind. Clot Bey schreibt: "Ich habe dies von den Franzosen, die beim Abzug der französischen Truppen noch in Ägypten waren, gehört. Sie haben mir schreckliche Taten beschrieben, die in den Harems um diese Zeit passierten. Mehrere tausend Frauen wurden abgeschlachtet, vergiftet oder im Nil ertränkt." (. . .)

Zwischen beiden Episoden liegen fast zweihundert Jahre. Eines haben sie gemeinsam: Mit dem gewaltsamen Eindringen Europas in die islamischen Gesellschaften beginnt die Geschichte der Frauenbewegung dort, das heißt sie ist keine Bewegung, die aus der islamischen Zivilisation erwachsen ist, sondern von außen in diese Zivilisation hineingetragen wurde. Die Vorstellungen von der Gleichberechtigung von Mann und Frau, das Recht der Frau auf ein selbstbestimmtes Leben sind Vorstellungen, die westlichen Einflüssen zu verdanken sind.

Um die Entstehung der Frauenbewegung, die Schwäche ihrer feministischen Forderungen zu begreifen, ist es von entscheidender Bedeutung, ihre Umformung im Kontext einer islamisch geprägten Kultur zu verstehen. Zwei Positionen haben die Entwicklung der Frauenbewegung sowohl positiv als auch negativ geprägt: Zum einen die Einstellung und das Frauenbild, die spezifisch sind für diese Kultur, zum anderen die Beziehung dieser Kultur, in der die Frauenbewegung eingebettet ist, zum Westen.

Schon im 19. Jahrhundert war die Debatte um die Frauenfrage von zwei Positionen der islamischen Tradition gegenüber geprägt. Die eine ging davon aus, daß der "reine" Islam die Stellung der Frau verbessert habe; ihr gegenwärtiger niederer Status sei Ergebnis der Jahrhunderte des Niedergangs und des Rückschritts. Also würde eine Rückkehr zum "ursprünglichen" Islam ihre Lage automatisch verbessern. Man müsse nur die Sitten, die den Islam korrumpiert haben, abschaffen. Eine Position, die heute im Schlagwort der islamistischen Gruppen mündet: "Der Islam ist die Lösung".

Das war auch der Ausgangspunkt der Jungtürken beim Herangehen der Frauenfrage. Atatürk ist allerdings relativ schnell an die Grenzen dieser Position gestoßen, als sein Versuch, die Religionsgelehrten für die Reformen zu gewinnen, auf eisernen Widerstand gestoßen ist. Ein Komitee, das 1923 eingesetzt wurde, um das islamische Familienrecht zu reformieren, konnte sich auf keinen Reformvorschlag einigen. Es empfahl, die shari'a, das Religionsgesetz, weiterhin so anzuwenden, wie es vorher schon der Fall war. Eine radikale Reform war nötig. Die Türkei wurde zum laizistischen Staat erklärt, der Schleier verboten und das islamische Familienrecht abgeschafft (1926). Im Jahre 1930 erhielten die türkischen Frauen das aktive und passive Wahlrecht und hatten somit einen rechtlichen Status erreicht, der mit den fortgeschrittenen europäischen Staaten verglichen werden konnte.

Die Erfahrung der Türkei ist eine, die sich in fast allen islamischen Ländern wiederholt hat. Denn natürlich sind Frauenbewegung und erst recht der Feminismus genausowenig mit dem Islam vereinbar wie mit den anderen monotheistischen Religionen.

In Ägypten haben wir einen ähnlichen Verlauf zu verzeichnen. Auch hier waren die Verfechter einer Veränderung des Status der Frau Männer. Ihre Forderungen drehten sich um die Schulbildung und um das Personenstandsrecht. Auch hier war der Grund nicht ein Interesse für die Frauen per se, eine Wahrnehmung ihrer Entrechtung, sondern die Überzeugung, daß die Verbesserung der Situation der Frauen eine notwendige Voraussetzung für die Erneuerung um des Fortschritts und des Wohlergehens willen (der Männer natürlich!). ( . . . )

Reformgedanken entstammten in Ägypten einem Prozeß, der dem in der Türkei sehr ähnlich war. Immerhin war Ägypten die wichtigste Provinz des osmanischen Reiches. Ägyptische Studenten sind noch vor ihren türkischen Kollegen nach Europa geschickt worden. Die medizinische Fakultät und die Hebammenschule entstanden dort vor den vergleichbaren Einrichtungen in der Türkei. In Ägypten ist auch die Bewegung entstanden, die unter dem Namen "Islamischer Modernismus" firmiert, deren Initiator, Muhammad Abdu, Mufti von Ägypten, Religionsgelehrter der Al-Azhar Universität war. ( . . . )

Die ersten politischen Aktionen von Frauen in Ägypten waren die Teilnahme an den Demonstrationen von 1919 gegen die britische Kolonialmacht. Angeführt wurden diese Demonstrationen von den Ehefrauen führender Politiker der Nationalbewegung - unter ihnen Hoda Sharawi. Obwohl es hierbei nicht um Frauenforderungen ging, wirkte diese Beteiligung am nationalen Befreiungskampf wie eine Initialzündung, die den Beginn der organisierten Frauenbewegung markiert. 1922 gründete Hoda Sharawi mit anderen Frauen zusammen die ägyptische Frauenvereinigung. In den 20er und 30er Jahren war sie führende Figur in der Frauenbewegung. 1923 leitete sie eine Delegation zur Internationalen Frauenkonferenz nach Rom. Fest steht, daß sie ohne Schleier dort aufgetreten ist. ( . . . )

Es war insgesamt ein hervorstechender Zug der Frauenbewegung, sich im Rahmen des gesellschaftlich Erlaubten zu bewegen. Dieser Rahmen war eingegrenzt durch den Islam, aber auch durch die Zugehörigkeit zur arabischen Nation. Für die Frauenbewegung stellte sich diese Einschränkung als eine Notwendigkeit dar, erwachsen aus den inneren Bedürfnissen einer sich als islamisch verstehenden Zivilisation, die sich in der Defensive befand angesichts des Eindringens fremder, als schädlich wahrgenommener Einflüsse von außen. Insofern finden wir uns hier vor einem Phänomen in der gesamten arabischen Frauenbewegung, daß bis vor wenigen Jahren nie das Frauenbild und die Frauenrolle in dieser Zivilisation einer radikalen Analyse und Kritik unterzogen worden sind. Es ging im Grunde immer nur um "Schönheitsreparaturen", Verbesserungen hie und da ( . . . )

Wenn man bis zum Beginn der 80er Jahre nicht von Feminismus sprechen konnte, so bedeuten die Veröffentlichungen von Nawal Saadawi einen gewissen Wendepunkt. Anhand des Verbrechens der Beschneidung der Frau in Ägypten (in anderen islamischen Ländern ist dies unbekannt) hat Nawal Saadawi die Frauenfrage in radikaler Formulierung auf die Tagesordnung gesetzt. Ihre Fallbeispiele vom alltäglichen Elend der Frauen in Ägypten kratzten am Tabu der Sexualität und am Frauenbild, auch wenn sie in der Theorie weit hinter den von ihr zitierten Erfahrungen zurückbleibt. Das theoretische Gerüst, in dessen Rahmen Nawal Saadawi bis heute noch argumentiert, ist durch eine Weltanschauung gekennzeichnet, die die Frauenfrage dem Kampf gegen den Imperialismus unterordnet.

Das ist eine Linie, die sie von ihrem ersten Buch "Tschador" bis heute hält. Ihre Sicht vom Islam ist monolithisch. Sie schwärmt auch vom "reinen" Islam, der vom Patriarchat noch unverdorben war. Er ist heute revolutionär, weil er die Ideologie von Unterdrückten ist. Sie bleibt Gefangene ihres Kollektivs. Sie erhebt nie die grundlegende Forderung nach der Trennung von Religion und Staat, nach der Entmachtung der Religion als Instrument öffentlicher und privater Kontrolle der Frauen, beides eine Voraussetzung für Demokratisierung und damit für die Lösung der Frauenfragen.

Anders Fatima Mernissi. Das Neuartige bei ihr ist ihre Radikalität, wie sie in "Geschlecht, Ideologie, Islam" formuliert ist. Sie übt eine immanente Kritik an Frauenbild und Frauenrolle. Die Einleitung zum "Politischen Harem. Muhammad und die Frauen" ist beispielhaft in dieser Hinsicht. Aber sie scheut vor dem letzten Tabu zurück: Ihr Bild vom Propheten Muhammad bleibt mehr der Legende als der historischen Wirklichkeit verhaftet, was eine nostalgische Sicht der frühislamischen Geschichte voraussetzt.

In Krisensituationen pocht das Kollektiv besonders heftig auf sein Recht, seine Angehörigen zu unterwerfen. So auch während des Golfkrieges. Daß Nawal Saadawi in dieser Situation nur eine Bestätigung ihres Weltbildes von der Konfrontation zwischen Imperialismus und 3. Welt sieht, ist nicht verwunderlich. Fatima Mernissis Reaktion ist fataler. Sie fühlt sich in der Person Saddam Husseins vom Westen erniedrigt. Also greift sie zu den abgewirtschafteten Männermythen, wie z. B. dem von der "Einheit der arabischen Nation", oder zur Verherrlichung der Massen, die angeblich auf den Straßen die richtigen Forderungen gestellt haben, ohne Wahrnehmung, daß gerade "die Massen" am reaktionärsten sind, wenn ihre letzte Machtbastion, die Frau, ihnen zu entgleiten droht. Sie fordert sogar eine Verschleierung des arabischen Bewußtseins, um sich vor dem Angriff des Westens zu schützen.

Das Kollektiv hat in der Krise beide Feministinnen eingeholt. Bei Nawal Saadawi ist das für die Frauenbewegung eher zu verschmerzen. Sie ist in der Hauptsache zu einem westlichen Phänomen geworden, einer Projektionsfläche des westlichen Feminismus, auf der sie eine Bestätigung der eigenen Erfolge, aber auch eine Befriedigung des eigenen Masochismus in der Rolle des Opfers findet, in dem das Problem der arabischen Frauen in unzulässiger Vereinfachung auf das Verbrechen der Beschneidung reduziert wird. Für die arabische Frauenbewegung hat sie ihre bahnbrechende Rolle erfüllt. Sie verwaltet nur noch ihren eigenen Ruhm im Ausland.

Fatima Mernissi ist ein einzigartiges Phänomen in der arabischen Frauenbewegung, deren kreatives Zentrum sich von Ägypten in die Maghrebländer verlagert hat. Sie ist am wenigsten dem Phänomen der kulturellen Identität unterworfen, die aus der besonderen Beziehung der arabisch-islamischen Zivilisation zum Westen beruht.

Heute stagniert die arabische Frauenbewegung, weil sie es nicht vermocht hat, sich als Bewegung aus dem Spagat zwischen kultureller Identität und geschlechtsspezifischer Identität zu befreien. Die säkular orientierten Frauenorganisationen sehen hilflos zu, wie immer mehr Frauen sich den integristischen Strömungen zuwenden. Denn auch die Frauen sind nicht vor der Versuchung gefeit, einfache Auswege aus verfahrenen Situationen zu suchen.

Mit ihrer rückwärtsgewandten Utopie vom "goldenen Zeitalter" des frühen Islam - einer Zeitspanne von maximal 20 Jahren - erwecken die Integristen bei den Frauen tiefsitzende Assoziationen an eine Zeit, in der ihre turbulente Auseinandersetzung mit dem islamischen Patriarchat, die nun schon 1400 Jahre dauert, noch nicht gegen sie entschieden war. Erinnerungen an eine Zeit, in der der starre monotheistische Ein-Gott-Glaube noch nicht den vollen Sieg über die weiblichen Gottheiten der vorislamischen Zeit davongetragen hatte. Ohne die vorislamische Zeit idealisieren zu wollen, ihre Spuren waren im 7. Jh. bei der Verkündung des neuen Glaubens zwar nur noch schwach vorhanden, aber sie wirkten doch noch nach im ersten Jahrzehnt islamischer Verkündung.

Der Lebenslauf des Propheten Muhammad selbst ist Beleg dafür: Als junger Mann trat er in die Dienste einer reichen Kauffrau, die ihm dann, obwohl 20 Jahre älter als er, einen Heiratsantrag machte, den er auch annahm. Sein Charisma und seine Autorität, wohl wegen des direkten Drahts zum Höchsten Wesen, haben viele seiner Zeitgenossen daran gehindert, noch aggressiver Frauen gegenüber zu verfahren, als sie es ohnehin taten.

So ist vom 2. Nachfolger Muhammads, Umar Ibn al-Khattab, überliefert: "Solange der Prophet am Leben war, waren wir zurückhaltend mit dem, was wir gegen die Frauen sagten. Denn wir fürchteten, daß eine Offenbarung gegen uns gesandt werden könnte."

Zwar haben die meisten arabischen Staaten in der öffentlichen Sphäre weltliches Recht angenommen, aber das Recht, das die private Sphäre regelt, ist kaum angetastet worden.

Insofern bedeuten die magischen Zahlen, die immer wieder beschworen werden, nicht viel. Zahlen wie z. B. daß 20,5 Prozent der Professorenstellen mit Frauen besetzt sind. Artikel 40 der ägyptischen Verfassung von 1971 macht diesen Punkt deutlich: "Alle Bürger sind vor dem Gesetz gleich; sie sind gleich in bezug auf ihre öffentlichen Rechte und Pflichten, ohne Diskriminierung aufgrund der Rasse oder des Geschlechts."

Es geht also um die öffentlichen Rechte hier. Über die private Sphäre heißt es in derselben Verfassung: "Der Staat garantiert Gleichgewicht und Übereinstimmung zwischen den Pflichten der Frau gegenüber ihrer Familie einerseits und gegenüber ihrer Arbeit in der Gesellschaft und ihrer Gleichberechtigung im politischen, sozialen und kulturellen Bereich mit dem Mann andererseits, ohne gegen die Gesetze der islamischen shari'a zu verstoßen." Shari'a heißt hier Personenstandsrecht: Polygamie, Scheidungsrecht für den Mann, eingeschränktes Sorgerecht für die Kinder, Aufhebung des Rechts auf Bewegungsfreiheit usw. ( . . . )

Gehorsam ist das ideale Verhaltensmuster, das den Status der Frau in der Familie bestimmt, die Vorbedingung für die ökonomische Versorgung durch den Mann. Steht Vers 34, Sure 4 in eklatantem Widerspruch zu Artikel 1 der Allgemeinen Deklaration der Menschenrechte, die alle Menschen als freigeboren und mit gleichen Rechten versehen postuliert,

SV Calbach, Fußball Der FC Schalke 04 und "Stepi" kommen

Ob der zweite Aufguß genausogut schmeckt wie das Premiere-Menü? Es ist schon ungewöhnlich, wenn ein Büdinger Fußball-Bezirksligist innerhalb von einem Jahr gleich zweimal einen Bundesligisten zu Gast hat. Doch nicht genug: Es sind zum zweiten Mal die "Königsblauen", die am Mittwoch abend (Anpfiff 19 Uhr) beim SV Calbach gastieren. Der FC Schalke 04, der sich ansonsten nicht übermäßig häufig in sogenannten "Tingel"-spielen engagiert, fand offenbar Gefallen an der Sportanlage und Betreuung des Büdinger Titelanwärters in der Bezirksliga. Oder liegt es in der Geschäftstüchtigkeit der Schalker "Macher" begründet, daß sie den Ausflug zum SV Calbach so schätzen? Für ihre Spiel der Intertotorunde, die sie auf das Land "verkauften", kassierten die "Knappen" jedenfalls immerhin die satte Summe von 35 000 Mark pro Auftritt.

Die Calbacher hoffen natürlich auf ähnlich guten Anklang wie vor Jahresfrist, als über 2500 Besucher den 12:2-Sieg des Bundesligisten verfolgten. Die Gastgeber gelten in der Bezirksliga Büdingen gemeinsam mit der SKG Mittel-/Niederseemen als Topfavorit auf die Meisterschaft und auch das heimische Team dürfte das Interesse der Fans wecken. Als zusätzliches "Bonbon" präsentieren die Calbacher am Mittwoch abend auch einen Vertreter der Eintracht, und zwar ihren unfragwürdig originellsten Interviewpartner "Stepi" Stepanovic. Gemeinsam mit Udo Lattek stellt er sich in der anschließenden Pressekonferenz den Fragen der Fans.

Nicht in Calbach dabeisein wird wahrscheinlich Stürmer Radmilo "Mic" Mihajlovic, der sich mit einer Boxeinlage im Spiel gegen den französischen Erstligisten Caen eine Rote Karte einhandelte. Ihm droht nun eine längere Sperre. Vielleicht sollte "Mic" doch in Calbach anreisen, um sich mit dem - in dieser Beziehung erfahrenen - Calbacher Torjäger Thomas Schamma über seine Verteidigung zu beraten. Der ist, nachdem ihm im Herbst vergangenen Jahres ein Faustschlag angelastet wurde, erst seit fünf Wochen wieder spielberechtigt und will nun natürlich gegen die "Blauen" ins "Schwarze" treffen. ina

Ohne Tricks und Psychologie will Frankie Fredericks nur eines: So schnell wie möglich laufen Ex-Kicker Fredericks rennt um Sprint-Gold Der Läufer aus Namibia hat bereits alle Größen geschlagen / "Ich bin Freund von jedem"

Frankie Fredericks ist kein Schreihals. Er verzichtet auch auf den stechenden Blick, der den Gegenspieler treffen und eine verheerende Wirkung auf sein inneres Gleichgewicht auslösen soll. Er unterläßt all die kleinen Tricks und versteckten Gemeinheiten, die den Ausgang eines Hundertmeterlaufs beeinflussen können. "Ich bin Freund von jedem", sagt er sogar, "es sei denn, der andere will nicht mein Freund sein."

Deswegen ist er nicht gleich ein "komischer Heiliger" im Gewerbe der schnellsten Menschen, die in Barcelona versammelt sind. Er ist normal und ruhig, der Mann, der in Windhuk in Namibia aufwuchs. Frankie Fredericks, der 100-m-Favorit? Die Gedanken hängen immer noch an dem gedopten Underdog Ben Johnson und dem Show-Mann Carl Lewis und ihren spektakulären Geschichten. Und nun also ein Namibier!

Er ist 1,78 m groß und wiegt siebzig Kilo, sein Körper entbehrt jeglichen dikken Muskels. Im Kreis seiner Kollegen fällt seine Schlankheit richtiggehend auf. Herr Jedermann. In einen Straßenanzug gesteckt, geht er als aufstrebender Geschäftsmann sofort durch. Tatsächlich, als er vor vier Jahren an die Brigham Young University in den USA ging, mit 19 Jahren, hatte er nicht das übliche Leichtathletik-Stipendium in der Tasche, sondern das der Rossing Uranium Mine. Sie bezahlte seine Ausbildung zum Computer-Wissenschaftler.

In seinem ersten Jahr dort konzentrierte Frankie Fredericks sich nur aufs Studium. Kurz vorher war er noch südafrikanischer Meister geworden. Namibia mit seinen 1,2 Millionen Einwohnern war ja bis zu seiner Unabhängigkeit vor zwei Jahren ein Teil der Apartheid-Republik - mit der praktischen Auswirkung für die Sportler, daß sie international nicht startberechtigt waren. Doch, eine Ausnahme gab es immer: das Wettkampf- Programm der US-amerikanischen Unis. Diese Möglichkeit hatte er durchaus auch im Hinterkopf, als er sich auf die Reise machte.

Im vorigen Sommer stand plötzlich die Welt offen. Die Welt, das waren erst einmal die Grand-Prix-Meetings, und Frankie Fredericks war tief beeindruckt, wieviel Geld er dort mit dem bißchen Rennen verdienen konnte. Bei der WM in Tokio wurde er mit 9,95 Sekunden, Afrika- Rekord, Fünfter über 100 m und mit 20,34 Sekunden Zweiter über 200 m.

Die Medien nahmen ihn freilich kaum wahr, Carl Lewis und Mike Johnson hießen die Stars. Den letzteren bezwang er nun in Rom am 9. Juni. Allmählich hat er die Gewichte zu seinen Gunsten verlagert. Bei den letzten vorolympischen Proben in Oslo und Nizza siegte Frankie-Boy auch über 100 m. Nun hat er alle einmal bezwungen, die in Barcelona neben ihm auf den Startblöcken kauern werden.

Nur, man kennt ihn nicht. Sechs Mitglieder ist die Olympiamannschaft Namibias stark, mit zwei schwarzen Marathonläufern, einem schwarzen Boxer, zwei weißen Schwimmern und ihm. Er besitzt daheim deutsche Freunde. Deutsche spielten mit ihm in Jugendmannschaften Fußball. Nachkommen der Kolonisten. Mittelstürmer war er, ein guter. Als er die Kickerei zugunsten des Sprints aufgab - seine Talente waren hier einfach zu überwältigend -, "war ich sehr traurig". Man sieht ihm die Wehmut noch heute an, wenn er davon erzählt.

Immerhin kann er jetzt schon sagen, er sei hier, weil er die Leichtathletik liebe. "Es ist besser als ein "Nine-to-five-job." Morgens um neun ins Büro und nachmittags um fünf wieder nach Hause. Es ist seine Jugend, die er auslebt, auf seine unauffällige, disziplinierte Art. Wer ihn in Barcelona in den beliebten Prognosen zu seinem Favoriten erklärt, verweist auf die angestrebte Harmonie von Geist und Muskel in Frankie Fredericks. Vielleicht ist diese Annäherung an die Sprint-Endläufe sehr naiv. Aber schön wäre es, wenn so ein Mensch wirklich seine Goldmine fände. ROBERT HARTMANN

Das Wetter

FRANKFURT A. M., 27. Juli (FR). Im Norden wechselnde Bewölkung und einzelne Schauer, sonst Aufheiterungen und überwiegend trocken, sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 20 und 26 Grad. Aussichten: überwiegend sonnig, trocken und Temperaturanstieg.

(Siehe auch Lokalteil)

Tolles Erntejahr für Zwetschen oder Quetschen Preise purzeln in den Keller / Gute Qualität vor allem zum Backen / Rezept mit Ebbelweisoße

Über den Namen streiten sich Laien wie Experten noch - für Norddeutsche sind es "Zwetschgen", während die Hessen zwischen "Zwetschen" und "Quetschen" (Mundart: Quetschekuche) schwanken (von den "Pflaumen" nicht zu sprechen, die sind dicker und zum Bakken nicht so gut geeignet); eines aber haben die lilablauen Früchte gemeinsam: Sie sind verführerisch süß und gerade jetzt erntereif auf dem Markt.

"Die Preise rutschen in den Keller", sagt Fritz Warnecke von der Zentralen Markt- und Preisberichtsstelle. Der Grund: "Wir haben eine Rekordernte." Nur eine Mark kostet das Kilo derzeit in der Großmarkthalle - gegenüber fünf Mark im letzten Jahr. Damals hatte ja auch der "Frühlingsfrost" die Blüten beschädigt.

Josef Hammer vom Hessischen Landwirtschaftsamt in Usingen kann die Rekordernte mit Zahlen belegen. "Letztes Jahr hatten wir 2,5 Tonnen Pflaumen und Zwetschen pro Hektar Anbaugebiet, dieses Jahr sind es 3,5", rechnet der Gartenbauexperte vor. Insgesamt 260 Tonnen würden auf den 71 Hektar in Hessen dieses Jahr wohl geerntet, schätzt er.

An den Obstständen in der Stadt kosten die Zwetschen gegenwärtig noch 2,90 Mark pro Kilo. "Der Preis geht in den nächsten Tagen aber noch runter", versichert Hans Kress, Obsthändler an der Hauptwache. Vor allem mit der Qualität der Zwetschen ist er zufrieden. "Der Stein löst sich leicht von der Frucht, die sind exzellent zum Backen geeignet."

Und dieses Jahr ist es sogar möglich, Zwetschen beim Obstbauern selbst zu pflücken - ähnlich wie Erdbeeren. "Auf unseren zehn Bäumen hängen an die 20 Zentner", meint Albert Schneider in Nieder-Erlenbach. "Wir schaffen die Ernte alleine nicht, deshalb kann man bei uns dieses Jahr erstmals selber pflücken." Zwei Mark kostet dort das Kilo (Telefon 45 09 - 4 15 22).

Und bei der Verwendung der Früchte sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Zum Beispiel Zwetschen in Ebbelweisoße: "Man füllt die entkernte Frucht mit Mandeln, Rum und Bananen; packt das in einen Backteig, bäckt das aus und serviert es in Ebbelweisoße", schwärmt Dippegucker-Chef Willy Berger.

Oder man bereitet eine Latwerge, ein zart eingekochtes Pflaumenmus mit Rum. Der Renner ist aber nach wie vor der Zwetschenkuchen, meint Berger. "Wenn einem nicht gerade die Wespen den Genuß streitig machen." ert

Zusammenstoß bei einem Wendemanöver

OBERTSHAUSEN. Ein Schwer- und zwei Leichtverletzte - das ist die Bilanz eines Zusammenstosses zwischen zwei Personenwagen auf der Bundesstraße 448 unweit des Tannenmühl-Kreisels.

Nach Angaben der Polizei hatte eine Autofahrerin rund 200 Meter vor dem Kreisel unvermittelt ihren Wagen vom rechten auf den linken Fahrstreifen gezogen. Die Polizei vermutet, daß sie ein Wendemanöver einleiten und damit einem vor ihr fahrenden Wagen folgen wollte. Das Wenden ist an dieser Stelle verboten.

Die Autofahrerin kollidierte mit einem Personenwagen, der auf dem linken Fahrstreifen unterwegs war. Den Schaden an beiden Autos schätzt die Polizei auf rund 9000 Mark. hf

"Begrüßung" der Reps

HANAU. Jede Gelegenheit zu nutzen, um daraus vermeintliches parteipolitisches Kapital zu schlagen, das hat der Steinheimer Kreisvorsitzende der rechten Republikaner, Bert-Rüdiger Förster, mit einem Flugblatt an die "Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina" versucht. Auf der einen Blattseite ist auch in der Muttersprache der Geflüchteten zu lesen, daß sie "herzlich willkommen" seien und bleiben könnten, bis das Morden in ihrer Heimat beendet sei und sie mit dem Wiederaufbau beginnen könnten.

Auf der anderen Blattseite ist von "europäischer Flüchtlingsgerechtigkeit" die Rede. Platz in Deutschland sei "bestenfalls" noch für "wirklich politisch Verfolgte" und vom Krieg Bedrohte. Ein Beispiel dafür seien die Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina.

Die müssen herhalten für Försters Anschuldigung an die Weltkriegsgewinner Frankreich und England, die den Vielvölkerstaat Jugoslawien geschaffen hätten, bei der Flüchtlingsaufnahme nun aber "auf Tauchstation" gingen. Förster schreibt "Wir wollen helfen!", nennt aber en Detail keinen Hilfsbeitrag seiner Partei. him

Die Gastfamilie muß für ihren "Job" schon üben Erfahrung der Kebers: Nicht so viel Wirbel machen Von unserem Redaktionsmitglied Birgit Buchner RÜSSELSHEIM. Wenn wieder mal ein Hilferuf in der Zeitung steht: "Gastfamilie gesucht", dann kann es sein, daß sich Gesa Keber meldet. Aber nur, wenn das Haus gerade mal nicht ausgebucht ist mit Gästen. Und das ist selten. Denn es führen so viele Wege in die Gastfamilie Keber, daß die Eltern Gesa und Walter, die Kinder Tillmann (20), Harriet (18), Fabian (14) und Pudel Anni (7) eigentlich ständig Besuch haben. Sie kümmern sich um ihre Gäste ohne viel Aufhebens, mit viel Humor und Aufgeschlossenheit. Manchmal auch mit zusammengebissenen Zähnen. Natürlich ist es am schönsten, wenn es zwischen Gastfamilie und Gast "gleich funkt". Kebers haben das Gefühl, daß sie da bislang Glück hatten. Aber nach vielen Jahren als Gastmutter weiß Gesa Keber auch, daß es mal schiefgehen kann. Nur nimmt sie sich inzwischen einen Mißerfolg nicht mehr so zu Herzen. Das hat sie in den sieben Jahren, seit sie Gäste aufnimmt, gelernt.

Das Wort Lernen, auch wenn es unausgesprochen bleibt, begleitet die Familie auf Schritt und Tritt. Kinder und Eltern lernen an und mit ihren Gästen, diese umgekehrt genauso. Wie reagiere ich auf das Heimweh einer 14jährigen? Was mache ich, wenn ein 13jähriger sich bei Eiseskälte die Jacke nicht überziehen will? Das sind Fragen, die Gesa Keber anfangs schlaflose Nächte bereitet haben. Heute geht sie das lockerer an. Längst hat sie es auch aufgegeben, Franzosen oder Engländer an typisch deutsche Kost zu gewöhnen. Für drei Wochen zu aufreibend, entschied sie. Jetzt kriegen die jungen Leute eben ihre pommes frites, ihre Cola - und, wenn es Franzosen sind, ihre große runde Boule, um beim Frühstück das Weißbrot in den café au lait tippen zu können. Walter Keber erinnert sich, wie ein junger Franzose ratlos vor seinem deutschen hohen und schmalen Becher saß, hin und her überlegend, wie er da das Brot reinkriegen soll. Oder der Kampf der drei 20jährigen Japanerinnen mit dem weichen Ei - bis die erlösende Anleitung kam. So kleine Überraschungen können sich für junge Menschen, die das erste Mal im Ausland sind, zum Drama auswachsen. Da paßt sich die Familie Keber lieber an.

Die Eltern Keber - er ist Redakteur, sie ist Krankenschwester - hatten als Nachkriegsgeneration in ihrer Jugend nicht die gleichen Chancen, zu reisen, Gäste zu empfangen, wie ihre Kinder heute. Aber das Interesse an Neuem, an fremden Menschen und Ländern steckt ihnen im Blut. Gesa Keber arbeitete ein Jahr als au pair-Mädchen in den USA, Walter Keber fuhr mit 16 Jahren per Anhalter nach Marokko. Bei der Pfadfinderbewegung hat er sich den Blick über den Gartenzaun - damals ging es vor allem um die Versöhnung zwischen Deutschen und Franzosen - zu eigen gemacht.

Vierzehn, zwölf und sechs waren die eigenen Kinder, als Kebers den Einstieg als Gastfamilie wagten. Zwei 14jährige Franzosen waren Premierengäste; innerhalb eines Schüleraustausches. Danach bat Gesa Keber die Schule, keine zimperlichen Kinder mehr zu schicken. Auch das "zwanghafte sightseeing" ließen Kebers bald weg. "Von da an lief es prima."

Bis auf den Tag, als ein 22jähriger junger Kaufmann aus Kalifornien für sieben Monate ins Haus kam. Er galt als schwierig, aber Kebers dachten an ihren Sohn, der ein Jahr in den USA Gastschüler war, und sagten ja. So kam es zum Härtetest in der Familie. Nicht nur, daß der junge Mann pro Woche sieben Jeans in die Wäsche gab (drei wurden ihm schließlich genehmigt), er war kontaktarm, nichts fand seinen Anklang. Die Kinder gaben es bald auf, ihn auszuführen. "Das waren lange sieben Monate", erinnert sich Walter Keber. "Da muß man schon viel Einsatz bringen. Da muß man auch mal schimpfen." Das ist ein Schwierigkeitsgrad mehr, als wenn sich Harriet drei Wochen lang mit einer zickigen Gleichaltrigen abplagen muß, die mit Stöckelschuhen auf Wanderschaft gehen will. Das väterliche Fazit: "Das stählt und schult auch die eigenen Kinder."

Das gilt auch dann, wenn beim Schüleraustausch die Partner nicht hundertprozentig zusammenpassen, "der junge Gast schon den Diskoblick hat, der eigene Sohn noch mit Lego spielt", wie Walter Keber etwas drastisch formuliert.

Dafür dürfen die Keber-Kinder wieder irgendwohin reisen. Nicht nur über einen Schüleraustausch. Da gibt es noch das deutsch-amerikanische Programm YFU (Youth for understanding). Über dieses fand die 16jährige US-Phillippin Rodelaine ins Haus, während gleichzeitig über Tillmans Kontakte der 18jährige Namibier Uda zu Gast war. Kebers machen auch mit bei Sommer-Zeltlagern über den CISV (Children International Summer Villages), denen ein kurzer Familienbesuch voraus geht. So kamen zwei Elfjährige zu ihnen, bevor sie nach Darmstadt ins Camp fuhren - der Holländer Martyn und der Amerikaner Matt. So kommen die Keber-Kinder wiederum nach Australien, Japan, Polen, Kanada.

Brieffreundschaften und Bekannte sorgen zusätzlich dafür, daß das Gästezimmer nicht leersteht. Das sind ideale Bedingungen, ohne Gästezimmer könnte die Familie für längere Zeit nicht so oft Besucher aufnehmen. Wenn mehrere Besucher für kurze Zeit gleichzeitig da sind, rücken die Kinder zusammen. Die Kosten darf die Familie ebenfalls nicht scheuen. Ob Austausch oder nicht, der Familienanschluß ist gebührenfrei.

Aber auch das haben Kebers "gelernt": Die vielen Extras sind gar nicht nötig. "Die Jugendlichen wollen den Wirbel um sie gar nicht." Dafür werden sie "so normal wie möglich in die Familie einbezogen". Gesa Keber nimmt auch nicht mehr frei, wenn die Gäste kommen. Anstatt mit ihnen "große Exkursionen" zu machen, werden sie auf den Wochenmarkt mitgenommen, begleiten die Familie zu Freunden, führen Pudel Anni aus.

Herzog: Ich glaube auch, daß man mit Volksbefragung und gelegentlich auch Volksabstimmung durchaus gute Erfahrungen machen könnte. Allerdings müßte man reden, worüber eine solche Abstimmung gehen kann und worüber nicht. Das verlange ich jetzt seit zehn Jahren, und kein Mensch diskutiert darüber. (. . .)

Ich bezweifle, daß der Weg der größeren innerparteilichen Demokratie und Mobilisierung wirklich geht. Ich habe es oft erlebt, wenn es darum geht, qualifizierte Fachleute auf eine Landesliste zu bringen. Da sitzen nun die Delegierten in einem großen Saal und es wird Position für Position abgestimmt und immer fällt der vom Landesvorsitzenden oder vom Ministerpräsidenten gewünschte Fachmann unten durch, weil er nicht den berühmten Stallgeruch hat.

Deswegen bin ich eher der Meinung, wenn man in dem Personalbereich plebiszitäre Elemente einbauen will, sollte man sich das bayerische Landtagswahlrecht genau ansehen, da kann der Bürger mit der ersten Stimme seinen Wahlkreiskandidaten wählen und mit der zweiten Stimme kann er nicht nur die Liste wählen, sondern auch auf der Liste den ihm nahestehenden oder imponierenden Kandidaten. Und da kann es eben sein, daß der 18. Platz zum ersten Platz wird. Das schließt zu einem erheblichen Teil innerparteiliche Verkrustungen und Klüngeleien aus. (. . .)

Scheuch: Wichtig wäre es, die Liste durch die Bürger verändern zu lassen. Denn die Liste ist das Herrschaftsinstrument der Parteien.

Elitz: Das wäre Konsens in unserer Runde? Aber wie ist es mit dem Volksentscheid und plebeszitären Elementen?

Vollmer: Die Grundrechte sind ausgeschlossen, sie sind nicht abstimmbar. Aber in anderen Fragen meine ich schon, daß es eine der Möglichkeiten wäre, auch die Bevölkerung mit den Ergebnissen zu konfrontieren. Weil es heißt, daß die Verantwortung demokratisiert wird. Das Gute darin ist auch, daß man die Ergebnisse von Plebisziten auch verändern kann, das heißt, man hat zum ersten Mal eine Bilanz der Meinungsverhältnisse in dieser Frage und kann anfangen, weiter zu argumentieren. Herzog: Sie müßten auch der Kontrolle des Bundesverfassungsgerichts unterliegen. Vollmer: Auch das.

Baring: Ich glaube, daß das Verfassungsgericht, auf das ich große Stücke gebe, in Gefahr geriete, wenn es je gegen einen gelungenen Volksentscheid entscheiden würde. Das würde meiner Ansicht nach die politische Verankerung im Lande und das hohe Ansehen, das es genießt, doch in Gefahr bringen.

Ich würde mir im Augenblick von solchen Volksentscheiden wenig versprechen, denn es fehlt ja offenbar das neue Bewußtsein. Die Bürger wissen einerseits, da kommt etwas, andererseits sind sie noch nicht darauf vorbereitet, was da kommt. Wir wissen ja aus vielen Ländern, insbesondere der Schweiz, daß die Volksentscheide eher konservative Ergebnisse haben.

Vollmer: Aber in Überlebensfragen sind die Ergebnisse ziemlich überzeugend. Aber ich bin ja nicht nur dafür, die Demokratie auszubauen. Ich bin auch dafür, und das ist für mich neu, den Begriff der Eliten zu enttabuisieren und zu sagen, es muß auch politische Führung geben, sie muß demokratisch kontrolliert werden und sie muß entsprechende Voraussetzungen haben.

Ich fände es zum Beispiel sehr viel wichtiger, daß Abgeordnete nicht über die Parteikarriere-Schienen kommen, sondern daß man sagt, die müssen eine Berufsausbildung haben. Sie müssen so etwas wie Lebenserfahrung haben, gerade weil sie auch einmal in der Lage sein müssen, gegen den Strom zu schwimmen. Das lernen sie heute in den Parteien nicht, sondern sie lernen das andere.

Ich bin auch inzwischen dafür, daß man eine solide politische Ausbildung braucht. Es geht nicht an, daß so ein Politiker das laienmäßig macht und vier Jahre lang und hat es zu tun mit höchstqualifizierten Eliten in allen anderen Bereichen: Vor allem auch in der Verwaltungsbürokratie. Dann kann er sie nicht kontrollierten. Das war unser Problem in Bonn. Ein Abgeordenter mußte Tausende von Bürokraten in den Ministerien kontrollieren. Wie kann er das denn. (. . .)

Herzog: Die Richtung ist völlig richtig. (. . .)

Zum Schluß aufwärts

FRANKFURT A. M. (FR). Nach schwächerem Beginn setzte sich zum Wochenauftakt an der Frankfurter Aktienbörse eine freundlichere Tendenz durch. Der Schlußstand des Dax (siehe unten) bedeutete gleichzeitig das Tageshoch. Die japanische Diskontsenkung hatte keine erkennbaren Auswirkungen auf das Geschehen. Bei insgesamt dünnen Volumen wirkten sich bereits kleinere Kauf- und Verkauforders auf die Notierungen aus. "Der Markt ist lethargisch. Man wartet auf neue Indikatoren", berichtete ein Händler.

Im Mittelpunkt des Interesses standen die Papiere der Großchemie, die unter Führung von BASF überdurchschnittliche Gewinne verbuchen konnten. Aus dem Rahmen fiel auch die Aufwärtsbewegung bei Asko um 20 Mark, während die anderen Konsumwerte vernachlässigt blieben.

An der allgemeinen Aufwärtsbewegung nicht beteiligt waren von den Standardaktien KHD, MAN, Commerzbank und Allianz. Deren Einbußen blieben jedoch in engen Grenzen.

Am Rentenmarkt hielten sich sowohl Umsatz als auch Kursveränderungen in einem bescheidenen Rahmen. Von 81 öffentlichen Anleihen gaben die Kassakurse bis zu zehn Pfennig nach, während 21 Titel maximal fünf Pfennig höher notierten. Dementsprechend gab es auch keine Veränderung bei der Umlaufrendite, die weiter auf 8,38 Prozent steht. Die Interventionen der kursregulierenden Stellen saldierten sich zu einer Abgabe von Papieren im Nennwert von 21,5 Millionen Mark. Keine einheitliche Tendenz setzte sich bei den DM-Auslandsanleihen durch.

Jeder Raum erzählt von Pfusch am Bau Umbau des Kindergartens Sankt Michael zieht sich hin / Kein Geld für Möbel Von Klaus Kühlewind

FLÖRSHEIM. "Zu jedem Raum kann ich was erzählen", sagt Renate Mohr und setzt den Fuß in ein Zimmer des Obergeschosses. "Hier zum Beispiel war der Estrich zu flach", sagt sie und deutet auf den Fußboden. Im Parterre war's ebenfalls der Estrich. Monatelang standen dort die Pfützen. "Macht nichts", sagten die Handwerker. Machte doch etwas: Der Boden mußte rausgerissen, später neu verlegt werden. Daß dabei die Tapeten litten, erneut gestrichen werden mußten, das ist nur eines von vielen Kapiteln in der nahezu endlosen Geschichte des katholischen Kindergartens Sankt Michael.

In vier Monaten ist der Umbau beendet, versprach der Architekt. Das war im Frühjahr 1991. 17 Monate später ist der Kindergarten noch immer eine Baustelle. Leiterin Renate Mohr hat den Traum vom schlüsselfertigen Haus längst aufgegeben. "Wir ziehen Anfang August um, auch wenn noch nicht alles fertig ist."

Vor fünf Jahren, schildert Renate Mohr, fing alles an: Die Fugen des Flachbaus in der Grabenstraße drohten zu bersten. "Es war einfach zu eng." Die Gemeinde hatte ein Einsehen, stimmte dem Umbau zu. Und zunächst lief auch alles wie am Schnürchen. "Wir stocken auf", war die Devise. "Alles war toll geplant." Bis irgendwer die Skizzen genau unter die Lupe nahm: Die Gruppenräume waren zu groß ausgefallen. Zuschüsse gibt es nämlich nur bis maximal 1,5 Quadratmeter pro Kind. Also mußte, um keine Mittel zu verlieren, abgespeckt werden. Ein paar Zwischenwände hier und da machten das Vorhaben wieder zuschußkonform. Für Renate Mohr ein Irrsinn: "Jeder Hund bekommt mehr Quadratmeter zugesprochen." Das Umplanen freilich kostete Zeit: "Wir bekamen drei Auszugstermine genannt." Der letzte war gültig: Im März vergangenen Jahres zogen 88 Kinder mit ihren acht Betreuerinnen ins Gemeindezentrum von St. Gallus. "In vier Monaten ist alles klar", erinnert sich die Leiterin des Kindergartens an das erste Versprechen des Architekten. Es war nicht die letzte Zusage, die er brechen sollte.

Als im September 91 Richtfest gefeiert und dabei vollmundig von einem Einzugtermin Anfang Dezember gesprochen wurde, spätestens da hörte Renate Mohr die Nachtigall trapsen. Und als im Mai noch immer kein Ende abzusehen war, platzte den Kindergärtnerinnen die Hutschnur. Sie beschlossen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. "Acht-, neun-, ja zehnmal habe ich bei den Firmen angerufen, um Dampf zu machen." Die Termine der Handwerker stimmtem die Erzieherinnen aufeinander ab, bereiteten den Weg für Spengler, Maurer und Installateure. "An Fastnacht haben wir Bauschutt geschleppt, nur damit es vorangeht", erinnert sich Renate Mohr und lobt den Teamgeist: "Wenn das nicht so super gelaufen wäre, wir wären längst nicht so weit." Dennoch: Der Terminplan ist überzogen, der Kostenrahmen ebenfalls. Auf etwa eine Million Mark wurden die Baukosten anfangs geschätzt, jetzt liegen sie mit 1,4 Millionen deutlich drüber. "Und das geht voll zu unseren Lasten", klagt Renate Mohr: Für die Ausstattung ist kein Geld mehr da.

Dabei haben die Erzieherinnen schon einige Ideen des Architekten gestrichen. Alles aber konnten sie nicht mehr verhindern, etwa die schmucke kunstgeschmiedete Treppe: "Das wäre auch billiger gegangen." Oder der Wandschmuck im Flur: Erst wurden die Wände getüncht, dann mit Kleister bestrichen, darauf wurden farbige Papierstückchen geklebt, anschließend wieder bekleistert und zum Schluß abgebürstet. "Fünf Arbeitsgänge", schüttelt Renate Mohr den Kopf, "eine einfache Tapete hätte es auch getan." Und die ließe sich problemlos neu anstreichen.

Den zweiten Anstrich haben die Gruppenräume in Parterre bekommen: Dort standen über Monate riesige Pfützen. Doch Handwerker und Architekt winkten ab: Das mache nichts. Monate später, die Wände waren tapeziert und gestrichen, mußte der Fußboden samt Estrich herausgerissen werden. Und für die Wände war neue Farbe fällig.

Gleich zweimal rührten die Handwerker den Estrich für die Räume im ersten Geschoß an: Die erste Lage war zu flach; die Türen schlossen nicht.

Pfusch am Bau, dafür hat Renate Mohr weitere Beispiele parat: die Eingangstür etwa. Der Schließzylinder sitzt so tief, daß der Schlüssel nicht hineinpaßt. Dafür klemmt das Schloß am Nebeneingang, läßt sich nur mit viel Geduld öffnen. Ach ja, und da ist noch der Türdrücker: Der ist an der Seitentür installiert, die Klingel aber am Haupteingang.

Doch derlei Kleinigkeiten bringen die bau-erfahrenen Erzieherinnen inzwischen nicht mehr aus der Ruhe. Wütend macht sie allerdings, daß jetzt kein Geld mehr für die Ausstattung da ist. Tische, Stühle und Schränke fürs Büro sowie eine Küche haben sie inzwischen selbst gekauft. "Wir haben mit den Kindern Marmelade gekocht und auf dem Markt verkauft", nennt Renate Mohr die Geldquelle.

Doch die sprudelt nicht so reichlich, um alles Erforderliche zu beschaffen. Da sind während der Bauarbeiten Stühle und Tische gestohlen worden, ruinierte der Wasserschaden nicht nur den Estrich im Parterre, sondern auch Spielzeug und Bastelmaterial im Keller. Geld für Ersatz ist nicht da, auch nicht für den neuen Briefkasten: "Der wurde mir abgelehnt." Doch Renate Mohr und ihr Team geben nicht auf: Sie wollen wieder Marmelade kochen und damit zu Markte ziehen . . .

Taxifahrer ließ sich nichts gefallen

HAMMERSBACH. Energischen Widerstand leistete ein Taxifahrer zwei Männern, die er in der Nacht zum Montag von Hanau zur Raststätte Langen-Bergheim gefahren hatte. Als einer der Gäste ihm, statt zu bezahlen, einen spitzen Gegenstand ins Genick drückte und ihn damit bedrohte, gelang es dem Fahrer, ihn zu überwältigen.

Der Mitfahrer verhielt sich dagegen völlig passiv, so die Polizei. Der Täter, 24jähriger Bewohner der Hanauer Obdachlosenunterkunft, mußte im Büdinger Krankenhaus behandelt werden. Dann übernahm ihn die Polizei. hein

Feuerwerk bei Tag und Nacht 44. Rheinisches Fischerfest in Gernsheim beginnt heute

Das Hauptprogramm des 44. Rheinischen Fischerfestes in Gernsheim läuft vom Donnerstag, 30. Juli, bis Montag, 3. August. Rund ums Hafenbecken ist an allen Tagen ein großer Vergnügungspark aufgebaut, auf dessen Gelände der Großteil der Veranstaltungen stattfindet. Auftakt ist am Donnerstag um 20 Uhr, im Festzelt mit der Starparade, wozu Tony Marshall und die "ARAMIS"-Showband erwartet werden.

Am Freitag, 31. Juli, 16.30 Uhr, öffnet auf dem Festgelände die Aquarien-, Informations- und Verkaufsschau ihre Pforten. Ab 19 Uhr werden Stimmungs- und Tanzmusik in den Festzelten geboten.

Familiennachmittag mit ermäßigten Preisen heißt es am Samstag, 1. August, ab 14 Uhr, ab 15 Uhr Seniorenveranstaltung "Froh und heiter für alt und jung" im Festzelt sowie ab 19 Uhr Stimmungs- und Tanzmusik.

Das große Hafenfest mit Fischerstechen und Fackelformationsschwimmen fängt um 21 Uhr an und endet gegen 22 Uhr mit dem Front- und Höhenfeuerwerk, einem imponierenden Sehspektakel.

Am Sonntag, 2. August, wird der Festplatz bereits um 10 Uhr geöffnet. Die Endauscheidung des Fischerstechens und Modellbootvorführungen werden ab 15 Uhr geboten.

Das Tagesfeuerwerk unter dem Motto "Kunterbuntes Allerlei" beginnt um 15.30 Uhr. Bereits von 16 Uhr an wird am Sonntag Stimmungs- und Tanzmusik präsentiert. Ein Höhenfeuerwerk über dem Rhein steht ab 22 Uhr auf dem Programm.

Mit Frühschoppen (10 Uhr) und Kinderprogramm mit Spielen auf dem Hafenweg (11 Uhr) startet das Programm am Montag, 3. August. Fröhlicher Festausklang ist ab 19 Uhr.

Gernsheim im Süden des Kreises Groß-Gerau ist mit dem Auto über die Autobahn (eigene Abfahrt) und die Bundesstraße 44 zu erreichen, sowie mit der Bundesbahn (Strecke Frankfurt - Mannheim). cas

Deutsche Meisterschaften auf der Minigolf-Anlage

DREIEICH. Auf der Miniaturgolfanlage im Stadteil Dreieichenhain werden von Donnerstag, 30. Juli, bis Samstag, 1. August, die Deutschen Meisterschaften ausgespielt. Aus diesem Grund ist die Anlage für den Publikumsverkehr gesperrt, und zwar: heute, Dienstag, 28. Juli, und Mittwoch, 29. Juli, bis jeweils 18 Uhr und an den drei Wettkampftagen den ganzen Tag. Von Sonntag an, 2. August, darf wieder jeder auf der Anlage dem Sport frönen. dok

so steht die Gehormsamsverpflichtung gegen Art. 19, das die Meinungs- und Ausdrucksfreiheit als universelles Menschenrecht bestimmt. Erst recht gegen Art. 18, der die Gedankenfreiheit, die Freiheit des Gewissens und des Glaubens betrifft. Der Gehorsam, den die Frau dem Mann schuldet, ist Teil des Gehorsams Gott gegenüber. Insofern ist der Ungehorsam dem Manne gegenüber zugleich eine Rebellion gegen den Glauben an den Einen Gott.

Ungehorsam oder "nushuz" bedeutet in unserer arabisch-islamischen Tradition die Rebellion der Frau gegen ihren Mann. Im gleichen Vers. 34, Sure 4 heißt es: "Und wenn ihr fürchtet, daß Frauen sich auflehnen, meidet sie im Ehebett und schlagt sie!" Tabari führt in seiner Koraninterpretation bei diesem Halbvers sogar die Quelle an, die "nushuz" so interpretiert: "Nushuz sind die Frauen, deren Ungehorsam ihrem Mann gegenüber man befürchtet." Sprachlich gesehen bedeutet "nushuz" primär: aufsteigen, metaphorisch gesprochen eine überlegenere Haltung einnehmen.

Das Muster, nach dem sich die Beziehungen innerhalb der Familie vollziehen, in der privaten Sphäre also, die nicht unter das weltliche Gesetz fällt, ist das Muster von Befehl und Gehorsam. Dazu ist es unabdingbar, daß der Wille des weiblichen Partners gebrochen wird. Die Pluralität der Entscheidung gefährdet die Einheit, ist Grund für die "fitna", die Spaltung, die Uneinigkeit, zuerst in der Familie, dann in der ganzen muslimischen "umma," der Gemeinschaft der Gläubigen. "Fitna" ist das absolut Böse.

Die Anziehungskraft der Frau auf den Mann verbindet die beiden auf eine natürliche Weise, die der rigiden sakralen Ordnung immer wieder zu entgleiten droht. Immer wenn ein Mann eine Frau trifft, kann daraus das Chaos entstehen. Ein weiterer Hadith besagt: "Ein Mann und eine Frau können sich nicht zurückziehen, ohne daß der Teufel sich ihnen als Dritter zugesellt." Potentiell am gefährlichsten ist die Frau, die bereits sexuelle Erfahrung gemacht hat: Eine Ehefrau wird die größten Schwierigkeiten haben, sexuelle Frustration zu ertragen.

Deswegen ist die Frau, die schon sexuelle Erfahrung gemacht hat, eine besondere Bedrohung für die Männer: "Geht nicht zu den Frauen, deren Gatte abwesend ist, denn Satan würde sich euer bemächtigen und wie Blut in euren Adern fließen." Die islamische Ordnung ist doppelt bedroht: von außen durch die Ungläubigen, von innen durch die Frauen: "Der Prophet hat gesagt: Ich werde den Männern keinen unheilvolleren Unruheherd hinterlassen als die Frauen." In den Standardwerken der erotischen Literatur, die bis heute noch für ein paar Pfennig in der Umgebung der Moscheen auf der Straße zu kaufen sind, erscheint dieser Unruheherd als ein Wesen, dessen Persönlichkeit und Verhalten von seinem Sexualorgan bestimmt wird, im Arabischen "farg", am plastischsten mit Spalte zu übersetzen. Diese Spalte führt eine autonome Existenz, die allerdings das ganze Leben der Frau bestimmt. Die Frau als ewig hungrige, alles verschlingende Spalte ist ausschließlich physisch definiert. Sie hat keine anderen Dimensionen.

Schweigen und Passivität, die zwei wichtigsten Merkmale des Frauenbildes, sind hiermit gut aufgehoben. Diese autonome mächtige Kraft ist fern von aller Moral, unbegrenzt durch Hierarchien oder sakrale Ordnungen. Diese erotische Literatur, ursprünglich für die Herrschenden geschaffen, läßt die vorislamischen Göttinnen wiederauferstehen, als die Zugehörigkeit des Kindes nach der Vagina bestimmt wurde, aus der es stammt, nicht nach der gesetzlichen Fiktion der Vaterschaft. Diese allesverschlingende Spalte ist immer auf der Suche nach dem Phallus, der sie befriedigt. Die Grenzen zwischen Mensch und Tier sind für sie aufgehoben. Der Esel mit seinem Riesenpenis ist der Konkurrent des Mannes in der erotischen Literatur.

Unzählige Geschichten werden erzählt, aus denen der Mann immer als Unterlegener des Esels hervorgeht. Die omnisexuelle Frau kann per definitionem keine gute Gläubige sein. Die triebhaften Forderungen ihrer unersättlichen Spalte lassen sie einen Angriff nach dem anderen gegen alle Regeln führen, die die Sexualität in der muslimischen Gesellschaft beherrschen, vor allem die, die die Heterosexualität, die Treue und die soziale Homogenität zwischen Eheleuten betreffen.

Eine dieser Regeln bestimmt die Rollen zwischen Mann und Frau: die Frau als ewiges Opfer männlicher Lust, unwissend in allen Sexualtechniken, ein Bild, geschaffen, um den gläubigen muslimischen Patriarchen zu trösten, seine Unsicherheit niederzukämpfen. Seine Inkarnation findet dieses Bild im obssessiven Jungfräulichkeitsmythos, um den herum Sexualität in der Psyche des muslimischen Mannes organisiert ist. Für die omnisexuelle Frau ist Virginität offentsichtlich eine Unmöglichkeit. Sie ist also in ständiger Rebellion gegen alle einschränkenden Gebote, die die Erfüllung ihrer Sexualität behindern könnten.

Damit rebelliert sie gegen jede Hierarchisierung, die das spirituelle Fundament des Islam bildet, das auf die Kontrolle des Biologischen und seiner Unterwerfung unter eine Ordnung basiert, die für den Mann vom männlichen Gott Allah vorgezeichnet ist. Diese Zerstörungsmacht der ausschließlich über ihr Sexualorgan definierten Frau ist nicht zufällig oder willkürlich. Die Frauen besitzen eine besondere Fähigkeit, eine besondere Form der Intelligenz, "kaid", die sie dazu befähigt, dieses Zerstörungswerk zu vollbringen. "Kaid" ist eine Intelligenz, die kalt, kalkulierend und ständig die Zerstörung der vorgegebenen Ordnung im Blickfeld hat.

Diese omnisexuelle Frau hat nur ein Ziel - den Orgasmus. Ihr fehlt eine für die muslimische Familie entscheidende Dimension: die Mütterlichkeit. Treue und Tugend sind keine Eigenschaften, die die Frau als orgasmusgierige Spalte von Natur aus besitzt. Sie muß sie sich erarbeiten, sprich, sie muß dazu gezwungen werden, gegen ihre Natur, sie sich anzueignen. Die Ehefrau-Mutter-Rolle ist angesichts dieser Natur eine Fiktion, eine Phantasie wie die Fiktion der passiven, verschleierten Frau, die der muslimische Mann jahrhundertelang aufrechterhalten hat. Um aus dem widerspenstigen Rohmaterial der omnisexuellen Frau eine Ehefrau-Mutter zu schaffen, die würdig ist, von dem ihr angetrauten muslimischen Mann beschlafen zu werden, den ihr Vormund ihr ausgesucht hat, muß man sie einschließen, verschleiern, verstecken, sie vor den Männern soweit wie möglich trennen. Den Esel als Konkurrenten kann man noch hinnehmen, aber nicht das Sperma eines anderen Mannes, der nicht nur die Vaterschaft in Frage stellen, sondern auch noch dazu den betrogenen Ehemann bloßstellen könnte. Die muslimische Familie ist also von innen bedroht. (. . .)

Die Beziehung zwischen Gott und dem (männlichen) Gläubigen ist die Achse, um die sich das ganze Universum, Himmel und Erde, die Sterne, das Diesseits und das Jenseits drehen. Diese Beziehung ist auf abslute Unterwerfung aufgebaut. Gott hat absolute Herrschaft über Raum und Zeit, ewig und unveränderbar. Jeglicher Wandel würde die Omnipotenz des Heiligen erschüttern, ja gar dazu führen, daß die Beziehung sich umkehre, das Heilige hinterfragt werde. Daher die phobische Angst vor der "bid'a", der Innovation.

Um ein affektives Konzept herum hat der Islam seine Ordnung aufgebaut, um das Konzept der Anbetung, "ibada". Der Gläubige ist verpflichtet, Gott anzubeten. Dafür belohnt er ihn mit materiellen Gütern. Insofern sind die Sphären vermischt: das affektive und das rationale, das politisch-ökonomische und das private. Der religiöse Diskurs ist durch einen Mann übermittelt worden. An ihn richtet sich der männliche Gott, auch in Angelegenheiten, die Frauen betreffen, denn nur er hat die Macht, sie durchzuführen. ( . . . )

In dieser Schöpfungsordnung ist die Familie der Ort der domestizierten Sexualität. Außerhalb dieses Ortes ist sie eine Sünde. Es ist eine kastrierte Sexualität. Die Fähigkeit der Frau, Leben zu spenden, hat der Ein-Gott sich angeeignet. Sie ist nur das Gefäß, in das Er das neue Leben pflanzt. Die Lust muß der Pflicht zum Dienen weichen. Hier aus dieser doppelten Kastration erwächst ein Phänomen, das so nicht vorgesehen war im Schöpfungsplan: die Gleichheit von Mann und Frau. Sie muß immer wieder zerstört werden, damit die Herrschaft des Sakralen uneingeschränkt bis in die Betten walten kann. Nach dem Koran vermehren sich die Menschen durch Parthenogenese. Die muslimische Frau verfügt über eine ganz spezielle Biologie, die außerhalb der Gesetzmäßigkeiten dieser materiellen Welt angesiedelt ist.

Die Triade von Mann/Frau/Kind ist dem Ein-Gott zutiefst suspekt. Denn die Sorge um die Familie könnte die Prioritäten des Gläubigen umstürzen. Frau und Kinder werden zu "Dingen" herabgewürdigt. Die Frauen werden beliebig ersetzbar gemacht durch die Scheidung; sie können vermehrt werden, damit die Zuneigung nicht von einer monopolisiert wird und somit das Monopol, das der Ein- Gott besitzt, gefährden. Das weibliche Element mußte im islamischen Diskurs liquidiert werden, genauso wie die vorislamischen weiblichen Gottheiten liquidiert werden mußten, um dem abstrakten männlichen Prinzip, dem Monotheismus, zum Sieg zu verhelfen. Damit erfuhr der Sexualakt eine Metamorphose von einer intimen Beziehung zwischen zwei Menschen, Mann und Frau, zu einem ménage a trois, wo Gott die zentrale Stellung einnimmt. Die kanonische religiöse Literatur postuliert, daß der Mann im Moment des Orgasmus Gottes Namen aussprechen muß. Der Mann soll den Akt nicht in Richtung der Ka'aba vollziehen, als wäre der Sexualakt gegen Gottes Heiligtum gerichtet. Er ist es auch, da der Teufel immer in der Nähe lauert und der Akt mit seiner treuesten Verbündeten, der Frau, vollzogen werden muß. (. . .)

Dem Teufel wird in den Mund gelegt: "Der sicherste Pfeil, den ich habe, den, welcher nie sein Opfer verfehlt, ist die Frau." "Die Frau ist ein Giftpfeil des Teufels." Der Gläubige muß immer auf der Hut sein vor diesem vergifteten Pfeil. Der sterilisierte Mann wird zu einer mechanischen, nichtaffektiven Sexualität angehalten: "Eure Frauen sind euch ein Saatfeld, wo immer ihr wollt! Und legt euch einen Vorrat an guten Werken im Diesseits an." Der angesehenste Mann in der muslimischen Gemeinde ist der, der die meisten Frauen hat. Das Vorbild ist der Prophet: "Vom Propheten wird berichtet, daß er seine neun Frauen in einer Nacht befriedigt hat." Hier haben wir es im Gegensatz zur erotischen Literatur mit einem überdimensionalen Penis zu tun.

Die Gefahr für die muslimische Ehe resultiert im religiösen Diskurs aus der Unfähigkeit der Frau, ihren Mann zu befriedigen. Damit werden Polygamie und Scheidung gerechtfertigt. Da dieser Trieb nur innerhalb der Ehe befriedigt werden darf, ist die Weigerung der Frau, sich dem zu unterwerfen, eine verschärfte Form von Ungehorsam, "nushuz". Der Prophet sagt: "Wenn ein Mann seine Frau in sein Bett ruft und sie weigert sich zu kommen, dann verfluchten sie die Engel bis zum Morgengrauen." Und: "Jede Frau, die die Nacht neben einem befriedigten Ehemann verbringt, kommt mit Sicherheit ins Paradies." Die Rolle der Frau ist es, dem Mann diese Befriedigung zu verschaffen, damit er ungehindert seine Hauptaufgabe, die Anbetung Gottes, erfüllen kann.

"Die Botschaft des Islam, so schön sie auch sein mag, geht davon aus, daß die Mehrheit nur aus Männern besteht. Die Frauen stehen außerhalb der Menschheit und sind eine Bedrohung für sie. Das Mißtrauen des Moslem gegenüber jeder heterosexuellen Liebesbeziehung äußert sich in der Geschlechtertrennung und deren unmittelbaren Folgen: der arrangierten Heirat, der wichtigen Rolle der Mutter im Leben eines Sohnes, der Unverbindlichkeit der Ehe (die in Institutionen wie Verstoßung und Polygamie zutage tritt). Die Organisation des gesellschaftlichen Lebens im Islam, insbesondere auf der Ebene der Familie und ihrer Gesetze, kann als Angriff auf die destruktive Macht der weiblichen Sexualität und gleichermaßen als Schutz vor ihr betrachtet werden" (Fatima Mernissi).

Dieser in der arabischen Welt vorherrschende sakrale Diskurs, von dem die Integristen ein Teil sind, bedient sich der Begriffe "Authentizität, Erbe und Geschichte" und kaschiert damit, daß es um eine selektive und opportunistische Auswahl aus dieser Geschichte und diesem Erbe geht, die vorgenommen wird, um ideologische und politische Hindernisse den Frauen in den Weg zu legen, ihnen die Fähigkeit zu nehmen, zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu unterscheiden. Geschichte und Tradition werden benutzt, um die Vergangenheit neu zu errichten, die Gegenwart zu verdrängen und die Zukunft zu verbauen.

Bei der notwendigen Neuschreibung der arabischen Geschichte spielen die Frauen eine entscheidende Rolle. Genauso wie diese Neuschreibung den bislang enggesetzten Rahmen einer herrschaftsbezogenen Historiographie sprengen, den Kampf gegen Despotie und Tyrannei schildern muß, ihn nicht mehr als "bid'a", Innovation und somit schädlich denunzieren darf, genauso muß sie eine Geschichte von Frauen sein im Kampf um ihre Würde, um ihr Recht, sich ihre Geschichte und Kultur ihren Interessen entsprechend anzueignen, d. h. ihre jahrhundertelange Entfremdung aufzuheben.

Die schweigenden Gruppen, die zum Gehorsam verurteilten, von den Entscheidungen und von der Macht ferngehaltenen, müssen Gegenstand dieser neuen Geschichtsschreibung sein. Das bedeutet eine Geschichte von Ungleichheit und Entrechtung ans Licht zu zerren, in der Frauen, die ihr Recht auf Entscheidung, Meinungs- und Ausdrucksfreiheit verlangt haben, als Ungläubige, als Apostatinnen im Mittelalter und heute als ihrer eigenen Kultur entfremdet, als Verräterinnen und Agentinnen der westlichen Kultur denunziert werden.

Mit unserem verzerrten Bild von der Vergangenheit, Tausendundeine Nacht ist ein gutes Beispiel dafür, können wir keine einzelnen Forderungen stellen, so wichtig sie auch sein mögen. Jede einzelne Forderung muß von einem neuen konzeptionellen Rahmen ausgehen, von Frauen erstellt, fern der Rhetorik der Männer und ihrer kranken Phantasien.

Um dies zu erreichen, müssen wir zuallererst mit dem Jammern aufhören und auf die Legalität unserer Sicht von den Dingen und der daraus entspringenden Forderungen pochen. Laut und deutlich, nicht verzagt und verfangen in unserem getrübten Bild von uns selbst. Es sind die Frauen, die die arabische Zivilisation aus einer Lage herausreißen werden, indem sie sie aufscheuchen, ihr verbieten, Ruhe und Frieden in der Stagnation zu finden, das Chaos erzeugen werden, aus dem neue Zukunftsentwürfe entstehen könnten.SPD und Grüne rügen Stauber

Zwei Tage vor einer Aufsichtsratssitzung zu den alarmierenden Gutachten zur Lage der Flughafen-Finanzen haben SPD und Grüne auf Landesebene am Montag den Vorstandsvorsitzenden der Flughafen AG (FAG), Horstmar Stauber, erneut scharf angegriffen. Stauber hatte sich am Wochenende in einem Beitrag für die FAZ-"Sonntagszeitung" kritisch über die Kompetenz der jetzigen FAG-Aufsichtsratsmehrheit geäußert.

Die Landtags-SPD erklärte darauf hin, "keine noch so abgedroschene Plattitüde" sei Stauber "zu schade, um sie zur eigenen Legendenbildung ständig zu wiederholen". Sein Zeitungsbeitrag könne nur "als kläglicher Versuch gewertet werden, sich auf Kosten der FAG einen guten Abgang zu verschaffen. In einer Presseerklärung der hessischen Grünen-Fraktion hieß es, offenbar wolle Stauber "mit Geschwätzigkeit und unqualifizierten Vorwürfen" von "seinem eigenen Versagen" und dem des früheren Aufsichtsratsvorsitzenden Manfred Kanther (CDU) ablenken.

Der FAG-Chef scheidet nach bisherigem Stand zum Jahresende freiwillig aus - wobei zuletzt aber auch spekuliert worden war, daß Wiesbaden im Fall einer weiteren Eskalation des öffentlichen Streits mit ihm auf eine vorzeitige Kündigung drängen könnte. In seinem Zeitungsbeitrag schreibt er nun (ohne konkrete Bezugnahme) von "Aufsichtsräten ohne Wirtschaftserfahrung", die "nicht selten durch die Komplexität der Materie über die Maßen gefordert" seien. Ausdrücklich kritisiert er den Aufsichtsratsbeschluß vom Januar zur Begrenzung des Airports auf sein jetziges Areal, weil damit "die längerfristige marktkonforme Entwicklung des Rhein-Main-Luftkreuzes mit deutlichen Fragezeichen versehen" werde. "Außer Zweifel" steht laut Stauber, daß der Streit zwischen FAG-Vorstand und -Aufsichtsrat "mit dem politisch begründeten Personenwechsel im Aufsichtsrat" (der rot-grünen Regierungsübernahme in Wiesbaden) begann. me

ROLLHOCKEY

Demonstrationswettbewerb, Vorrunde, 1. Spieltag, Gruppe A: Italien - Argentinien 3:3 (3:1), Portugal - Schweiz 11:0 (5:0). - 2. Spieltag: Schweiz - Italien 0:8 (0:3), Japan - Portugal 0:38 (0:16). 1. Portugal 2 2 0 0 49:0 4:0 2. Italien 2 1 1 0 11:3 3:1 3. USA 1 1 0 0 10:1 2:0 4. Argentinien 1 0 1 0 3:3 1:1 5. Schweiz 2 0 0 2 0:19 0:4 6. Japan 2 0 0 2 1:48 0:4 Gruppe B, 1. Spieltag: Niederlande - Angola 3:3 (2:2), Australien - Spanien 1:17 (1:9). - 2. Spieltag: Angola - Brasilien 1:8 (1:2), Deutschland - Australien 4:1 (2:1). 1. Brasilien 2 2 0 0 13:4 4:0 2. Spanien 1 1 0 0 17:1 2:0 3. Deutschland 2 1 0 1 7:6 2:2 4. Niederlande 1 0 1 0 3:3 1:1 5. Angola 2 0 1 1 4:12 1:3 6. Australien 2 0 0 2 2:21 0:4

Brand im Bürohaus

MAINTAL. Aus dem Schlaf gerissen wurden die Feuerwehr Montag gegen 3.30 Uhr. Zuvor hatten Anwohner der Planck- Straße in Dörnigheim bemerkt, daß aus dem Keller eines viergeschoßigen Bürogebäudes Rauch aufgestieg. Da es an zwei Stellen gleichzeitig brannte, vermutet die Polizei Brandstiftung. Die Feuerwehr war der Flammen schnell Herr. Die Schadenshöhe steht noch nicht fest.

"An Ersatz-Unterkunft nicht auch noch verdienen" Türkei-Urlauber gewinnt Prozeß gegen Reiseunternehmen Von unserem Redaktionsmitglied Norbert Leppert Reiseunternehmen, die am Ferienort Ersatz für ein mangelhaftes Quartier beschaffen müssen, dürfen daraus nicht noch ein Geschäft machen. Das hat das Frankfurter Amtsgericht im Fall eines Türkei-Urlaubers entschieden, der aufgrund des jetzt veröffentlichten Urteils - Aktenzeichen: 32 C 4605 / 91-39 - jetzt 3000 Mark zurück bekommt. Was der Kläger mit seiner Frau und den beiden Kindern letzten Sommer in Alanya erlebt hatte, war ein Alptraum. Die als gepflegt beschriebene Apartmentanlage der 3-Sterne-Kategorie - zwei Wochen für 2380 Mark - war in Wirklichkeit eine Baustelle. Von Sonnenaufgang bis Mitternacht donnerten dort Lastwagen vorbei. Damit nicht genug, türmte sich vor dem Apartment der Müll, gelegentlich fielen Strom und Warmwasser aus, und selbst im Restaurant blieb die Küche kalt.

Entsetzt baten die Urlauber um Abhilfe - worauf ihnen die Reiseleitung ein Ersatzquartier anbot, das aber nicht viel besser war und deshalb abgelehnt wurde. Erst vier Tage später waren der Mann und seine Familie zufriedenstellend untergebracht. Und zwar in einer 5- Sterne-Anlage zum Zwei-Wochen-Preis für 5276 Mark, für die allerdings noch ein Aufpreis von 1382 Mark zu leisten war, den der Urlauber mehr oder weniger zähneknirschend zahlte.

Erst als er wieder aus der Türkei zurück war, wurde dem Kläger so recht klar, was man ihm zugemutet hatte. So machte er dem Reiseunternehmen seinerseits eine Rechung auf und verlangte von den insgesamt 3762 Mark, die er bezahlt hatte, 3000 Mark zurück. Mehr als 410 Mark aber wollte ihm die Beklagte nicht geben, worauf es zum Prozeß vor dem Amtsgericht kam, den der Urlauber im vollen Umfang gewann.

Wie aus den Urteilsgründen hervorgeht, war der Urlauber zur Zahlung des Aufpreises nicht verpflichtet. Vielmehr sei ein Reiseveranstalter verpflichtet, "sofern dies zur Abhilfe notwendig ist, auch eine höherwertige Leistung zu erbringen", wobei er aber keine Vergütung verlangen dürfe. Es sei ein allgemeiner Grundsatz nicht nur des Reiserechts, sondern des gesamten besonderen Schuldrechts, "daß ein Schuldner, der mangelhaft leistet, aus der Gewährleistung nicht noch ein Geschäft machen darf".

Soweit mit der Zahlung des Aufpreises vor Ort faktisch eine Vertragsänderung zustande gekommen war, hatte der Kläger dem Urteil zufolge ein Recht zur Anfechtung. Letztlich habe er nämlich nur zugestimmt, weil man ihm gedroht habe: Entweder hätte er den Urlaub abbrechen oder aber sich mit einer minderwertigen Reiseleistung zufriedengeben müssen. Vor dem Hintergrund dieser Drohung, die widerrechtlich war, war der Kläger berechtigt, seine ursprünglich Zustimmung wieder anzufechten.

Doch nicht nur den Aufpreis von 1382 Mark bekommt der Urlauber zurück. Nach Berechnung des Gerichts stehen ihm weitere 544 Mark als Minderung des Reisepreises (um 80 Prozent für vier Urlaubstage) zu. Darüber hinaus erhält er Schadenersatz für nutzlos aufgewendete Urlaubszeit, der mit 1074 Mark beziffert wurde.

Die Energieberater geben kostenlos Tips

OFFENBACH. Energie- und Wassersparen, regenerative Energien und entsprechende Förderprogramme von Bund und Land - das sind Schwerpunkte der Informationen, wenn am Dienstag, 4. August, "Die Energieberater" in ihrem rollenden Infomobil auf dem Rumpenheimer Kurhessenplatz halten. Gute Tips gibt es kostenlos zwischen 15.30 und 18.30 Uhr.

Aktueller Anlaß fürs Wassersparen ist die Wasserknappheit, beispielsweise aufgrund der in Nordhessen ständig weiter sinkenden Grundwasserspiegel. Bei Renovierungen - für die der Sommer eine günstige Zeit ist - sollte auch eine eventuelle Wärmedämmung ins Auge gefaßt werden. hf

Dienstag, 28. Juli

Theater Volkstheater, Tel. 28 85 98: 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher- Str. 23 (bei schlechtem Wetter im Volkstheater).

Summertime Festival: 21.30 Uhr, Dogtroep - "Der Aufstieg der Könige"; Brüningpark Höchst.

Volksbildungsheim, Eschenheimer Anlage 40: 20.30 Uhr, Janice Perry - "World Power Sex Control".

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 Uhr, Varieté-Revue.

Musik Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Joe Ginnane.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Countdown.

Sound Depot, Ostparkstr. 25: 21 Uhr, Gina Livingstone & Band/Hands On The Wheel.

Jazz Kneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Piano. Literatur Zelt im Ostpark: 18 Uhr, Lesung Lutz van Dick - "Verdammt starke Liebe".

Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./So., 11 Uhr; Graphische Sammlung (bis 3. 8. geschlossen); Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 93); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Richard Diebenkorn - Fotoausstellung (bis 23. 8.); Lücke TPT - Gemeinschaftsbilder (bis 23. 9.)..

Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Algighiero Boetti, Barbara Klemm, Charlotte Posenenske, Peter Roehr (bis 1. 7.); Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.).

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr, Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".

Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, Sa., 14 Uhr, So., 11 Uhr, sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 33 71; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellung "Werkstätten der Humanität - 250 Jahre Freimaurer in Frankfurt" (bis 2. 8.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.

Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.

Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92).

Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I u. II; Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.

Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212-38471: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Dauerausstellung "Von der Urhütte zum Wolkenkratzer". Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.

Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer-, sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Sehnsucht Jerusalem" - Fotos (bis 12. 8.).

Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 358 96: wegen Umbau geschl. bis 15. 8.

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So. 10-17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellungen - "Fremdes Geld" & "Gold aus Mali" (bis 11. 10.).

Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Die Künstlerpostkarte - "Von den Anfängen bis zur Gegenwart" (bis 13. 9.).

Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Tel. 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Autographen der Goethezeit (bis 31. 8.).

Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 9.30 bis 20 Uhr; Dauerausstellung "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts"; Sonderausstellung "Über Schnaken, Käwwern und immergrüne Blätter zum Gelbärgern - der Zeitungsmann Adolf Stoltze" (bis 30. 10.); Sommerausstellung, "Alt-Frankfurt auf der Bühne - Adolf Stoltze und das Theater" (bis 31. 7.).

Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".

Stadtwerke-Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; stän-

Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr; Edvard Munch in Frankreich (bis 9. 8.).

Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.

Galerie Loehr, Alt-Niederursel 41, Tel. 57 58 55: Di. bis Fr., 15 bsi 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Gerald Domenig / Thomas Bechinger (bis 31. 7.).

Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Loic Le Groumellec (bis 31. 7.).

Galerie der Dresdner Bank, Geschäftsstelle Schillerstr. 19: während der Geschäftszeiten; Susanne Melchert - Arbeiten auf Papier (bis 31. 7.).

Galerie Wolfhard Viertel, Robert-Mayer-Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Joachim Kuhlmann - "Skulpturen & Zeichnungen (bis 31. 7.).

Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6, Tel. 72 80 15: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Max Neumann - Arbeiten auf Papier, Mischtechniken 1991 (bis 1. 8.).

Durhammer Galerie, Klingerstr. 8, Tel. 28 92 93: Horst Schwitzki, Horst Bartnig (bis 1. 8.).

Galerie von Miller, Braubachstr. 33, Tel. 69 29 19: Di. bis Fr., 12 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Alte Stammeskunst aus Afrika & Ozeanien "Die Perle" (bis 1. 8.).

Galerie Schwind, Braubachstr. 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Halle Junge Kunst - Malerei; Hans Aichinger - Holzschnitte (bis 5. 8.).

Galerie Raphael, Grüneburg Weg 89, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Mircea Schlotter - "Acryl auf Leinwand und Papier - Lichtobjekte" (bis 8. 8.).

Aurum Galerie für Schmuck, Oppenheimer Landstr. 42, Tel. 62 77 26: Di. bis Fr., 10 bis 12 und 14 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; "Kunstoff" - Objekte und Schmuck aus Kunststoff (bis 8. 8.).

Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 730 60 00: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Inge Jastram, Hans-Ruprecht Leisz - Zeichnungen, Graphik & Arbeiten auf Papier (bis 13. 8.).

Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel. 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr; Grafik des kapitalistischen Realismus (bis 20. 8.).

Galerie Timm Gierig, Leinwandhaus., Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 13 und 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr; Edgar Augustin - Plastik und Zeichnungen (bis 20. 8.).

Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 79 07: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Die Radierung - Beispiele aus der Werkstatt Zein in Wien (bis Ende August). Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel. 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Walter Stöhrer - "Neue Radierungen" (bis 28. 8.).

Galerie Helmut Papst, Saalgasse 26, Tel. 297 73 53: Di. bis Mi., 17 bis 20 Uhr, Do. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr; Josef Scharl, Paul Kleinschmidt, Oskar Kokoschka, Maurice Cockrill, Hughie O'Donoghue, Arturo di Stefano, Douglas Portway - "Grafik" (bis 29. 8.).

Thanka, Eckenheimer Landstr. 126, Tel. 55 72 61: Mo. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Kelimarbeiten (bis 31. 8.).

Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Leonardo Fretta, Romano Furlani, Albano Morandi (bis 5. 9.).

Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 741 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Künstler der Galerie (bis 5. 9.).

Frankfurter Kunstkabinett, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Stefan Plenkers - Gemälde und farbige Tuschen (bis 25. 9.).

Ausstellungen Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr; Wolfgang Krause Zwieback/H.-Christoph Bigalke/Erwin Stache - "Das ausgestellte Tafü-Lafö - Fotos, Sprachen, Zeichnungen, Klang, Objekte" (bis 30. 7.).

Maingas Galerie, Unter der Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Künstler aus den Neuen Bundesländern - "Lebens Energie" (bis 31. 7.); Barbara Kemper - Moderne skripturale Malerei (bis 1. 8.).

Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr; Walter Jens - Bücher- & Dokumentenschau (bis 31. 7.).

Palais Jalta, Bockenheimer Landstr. 102: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, "Juden und Antisemitismus in Rußland 1900 bis 1990" (bis Ende Juli).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4, Tel. 29 06 58: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr; Internationaler Plakatwettbewerb zum Umweltgipfel in Rio (bis 2. 8.).

Dormitorium im Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Rolf Böttcher - Imagination der Zeit (bis 2. 8.).

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie Ost am Palmenhaus: "Faserpflanzen" (bis 16. 8.);Foyer der Galerie am Palmenhaus: Petra Levis - "Schatten, Ranken, Blüten" (bis 2. 8.).

Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr; Peter Hankel - "Arbeiten 1990-1992" (bis 7. 8.).

Gästehaus Goethe-Universität, Ditmarstr. 4: Martha Zuik, Oscar Manesi, Silvia A.P. Moreno, Zulema Maza - Graphische Blätter (bis 9. 8.).

Romanfabrik, Uhlandstr. 21: André Kopp & Wolfgang Schaller - "Fotos & Hologramme von Lust und Liebe" (bis 19. 8.).

Amerika-Haus, Staufenstr. 1: Mo. bis Fr., 9 bis 17.30 Uhr, Nikolaus Troxler - "Jazz Posters" (bis 14. 8.); Georg Lopata - "Bilder aus Atlanta & Georgia" (bis 28. 8.).

Saturn-Hansa, Berger Str. 125-129, Studio Nr. 1, I. OG: Manuela Schubert - Bilder (bis 20. 8.).

Naxos-Halle, Waldschmidtstr. 19: tägl. 10 bis 19 Uhr, Führungen sonntags, 11 Uhr; "In der Tradition der Moderne - 100 Jahre Metallgewerkschaften" (bis 23. 8.).

Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20: 9 bis 12 Uhr, Mi., 15 bis 17 Uhr, Bilder behinderter Mitarbeiter der Praunheimer Werkstätten (bis Ende Sept.).

Sozial- und Reha-Zentrum West, Alexanderstr. 92, Tel. 78 99 30: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr; Gick Isac Levy (bis Ende Oktober).

Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".

Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).

Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, Fr. 10 bis 12 Uhr; Treppenhaus-Ausstellung - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".

Ausstellungen Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr; Wolfgang Krause Zwieback/H.-Christoph Bigalke/Erwin Stache - "Das ausgestellte Tafü-Lafö - Fotos, Sprachen, Zeichnungen, Klang, Objekte" (bis 30. 7.).

Maingas Galerie, Unter der Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Künstler aus den Neuen Bundesländern - "Lebens Energie" (bis 31. 7.); Barbara Kemper - Moderne skripturale Malerei (bis 1. 8.).

Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr; Walter Jens - Bücher- & Dokumentenschau (bis 31. 7.).

Palais Jalta, Bockenheimer Landstr. 102: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, "Juden und Antisemitismus in Rußland 1900 bis 1990" (bis Ende Juli).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4, Tel. 29 06 58: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr; Internationaler Plakatwettbewerb zum Umweltgipfel in Rio (bis 2. 8.).

Dormitorium im Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Rolf Böttcher - Imagination der Zeit (bis 2. 8.).

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie Ost am Palmenhaus: "Faserpflanzen" (bis 16. 8.);Foyer der Galerie am Palmenhaus: Petra Levis - "Schatten, Ranken, Blüten" (bis 2. 8.).

Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr; Peter Hankel - "Arbeiten 1990-1992" (bis 7. 8.).

Gästehaus Goethe-Universität, Ditmarstr. 4: Martha Zuik, Oscar Manesi, Silvia A.P. Moreno, Zulema Maza - Graphische Blätter (bis 9. 8.).

Romanfabrik, Uhlandstr. 21: André Kopp & Wolfgang Schaller - "Fotos & Hologramme von Lust und Liebe" (bis 19. 8.).

Amerika-Haus, Staufenstr. 1: Mo. bis Fr., 9 bis 17.30 Uhr, Nikolaus Troxler - "Jazz Posters" (bis 14. 8.); Georg Lopata - "Bilder aus Atlanta & Georgia" (bis 28. 8.).

Saturn-Hansa, Berger Str. 125-129, Studio Nr. 1, I. OG: Manuela Schubert - Bilder (bis 20. 8.).

Naxos-Halle, Waldschmidtstr. 19: tägl. 10 bis 19 Uhr, Führungen sonntags, 11 Uhr; "In der Tradition der Moderne - 100 Jahre Metallgewerkschaften" (bis 23. 8.).

Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20: 9 bis 12 Uhr, Mi., 15 bis 17 Uhr, Bilder behinderter Mitarbeiter der Praunheimer Werkstätten (bis Ende Sept.).

Sozial- und Reha-Zentrum West, Alexanderstr. 92, Tel. 78 99 30: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr; Gick Isac Levy (bis Ende Oktober).

Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".

Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).

Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, Fr. 10 bis 12 Uhr; Treppenhaus-Ausstellung - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".

Panik-Pink und Neon-Gelb Signale des Schlußverkaufs

Neongelbe Fähnchen flattern überm Eingang, in Neongelb leuchten viereckige Reklameschilder aus den Schaufenstern. "Das Beste zum Schluß", verkünden sie, getreu der Devise, daß Werbung immer mit dem Gegenteil der Realität arbeitet. Das "Beste" springt Käufer und Passanten in fetten Großbuchstaben an. In Panik-Pink: Der Sommerschlußverkauf hat begonnen.

Mit unterschiedlichen Signalen und Strategien wollen Krämer Kunden verführen, sich jedes Jahr aufs neue in den stressigen Saisonschluß-Kaufrausch zu stürzen.

Nicht jede Firma leistet sich eine neonfarbene Fähnchenflut an der Schaufensterfront und in den Geschäftsräumen oder gar eine Combo, die den Schlußverkauf akustisch einläutet. Der Einfallsreichtum der Kaufhaus-Reklamemacher läßt im allgemeinen zu wünschen übrig. Wichtigstes, einfachstes und altbewährtes Lockmittel: die Farbe Rot.

Dazu Slogans, Parolen, Schlagzeilen: Ein Wort, ein Kauf. "Preisknüller", "Heißer Markt" und "Sommer Schluß Verkauf" heißen die rotgrundierten Parolen eines Kaufhauses. "Jetzt spart der Rotstift Scheine" verspricht ein Kleiderladen. Zwei gezeichnete Rotstifte darüber illustrieren den Spruch - damit es an Klarheit nicht mangele.

Beim Betreten der Ausverkaufs-Hallen stolpert der Kunde gleich über den simpelsten Trick, der den Verkauf fördern soll: Die Enge zwischen Tischen und Ständern täuscht selbst bei mäßigem Andrang Kundengewühl vor. Das Spiel mit Schein und Sein, hier ist es wie selten im Dienst des Geldes: "Wo viele sind, da gibt's Gutes für wenig Geld." Die Masse als Bildnis, zum Kauf bezaubernd, wenn schon nicht schön. Dem Kunden bleibt der Kampf zwischen Platzangst und Kauflust.

Auf der Schaufensterscheibe eines Schuhladens klebt das magische Schlag-Wort "Reduziert". Darunter stehen in Reih und Glied Fußbekleidungen jeder Form und Farbe, allesamt versehen mit roten Preisetiketten: Ästhetik des Kasernenhofs. Eine solch schlichte Anordnung der Treter aus der letzten Saison ist gängige Praxis der Schuhladen-Dekorateure. Was so traurig und schmucklos in der Auslage steht, muß billig sein. Das zumindest soll der künftige Kunde glauben.

Im gutbürgerlichen Bekleidungsgeschäft nebenan vermelden eher verschämt kleine Schildchen "Stark reduziert". Bescheidenheit soll Seriosität suggerieren. Aber auch Billig-Läden sparen mit knalliger SSV-Reklame. Schwarz auf Gelb kleben die Schilder klein und zahlreich in Woolworth-Fenstern, in Weiß auf Dunkelblau sind die SSV-Plakate bei C & A fast zu übersehen. Der Käufer kommt in jedem Fall.

MARION LÖHNDORF

Kleine FR

Fest der Brandlöscher BIRSTEIN. Zum Grillfest lädt die Freiwillige Feuerwehr Wettges für Samstag, 8., und Sonntag, 9. August, ein. Eine Attraktion soll am Samstag abend eine Übung der Nachbarwehren sein. Sprechstunden der BfA GELNHAUSEN. Rat in Rentenfragen bietet der Versichertenälteste der BfA, Rolf Friske, am Mittwoch, 5. August, im AOK-Zentrum, Schulstraße 7. Er hält dort Sprechstunde von 14 bis 16 Uhr ab.

Auto gestohlen, dann ausgeschlachtet

HANAU / LANGENSELBOLD. Die gute Nachricht: Ein am vergangenen Freitag in der Konrad-Adenauer-Straße in Hanau entwendeter dunkelblauer Golf GTI wurde von der Polizei im Parkdeck der Main-Kinzig-Halle wieder aufgefunden. Die schlechte: Der Wagen wurde von den Dieben ausgeschlachtet.

In Langenselbold wurde nach Polizeiangaben in der Nacht zum Sonntag ein roter Golf mit dem Kennzeichen HU-HA 580 gestohlen. Erkenntnisse über den Täter liegen nicht vor.

Zwei unbekannte Männer stehen in dem Verdacht, am vergangenen Sonntag gegen 0.30 Uhr in der Waldseestraße in Bruchköbel versucht zu haben, einen Opel-Ascona zu stehlen. Gegen 1.10 Uhr verursachten vermutlich die gleichen Personen einen Unfall in der Ketteler/ Ecke Dammstraße, wo sie mit einem geklauten Opel Kadett unterwegs waren. Einer der Täter soll groß und kräftig sein, ein rotes Hemd oder eine gleichfarbige Jacke und eine helle Hose getragen haben. Der zweite Mann wird als klein und schmal mit dunklem Haar, bekleidet mit einer hellen Jacke und einer blaukarierten Hose beschrieben. Täterhinweise nimmt jede Polizeidienststelle entgegen. hein

Brüssel feilscht hochprozentig Hadern wegen Steuerharmonisierung / Deutsche nicht belastet

ha BRÜSSEL. Das letzte große Hindernis für die Abschaffung der Grenzkontrollen im EG-Binnenmarkt zum Anfang des kommenden Jahres stand gestern im Finanzministerrat der Zwölf zur Debatte: die Einigung auf Mindestsätze für die Verbrauchsteuern auf Mineralöle, Alkohol und Tabak sowie Ausnahmen vom Mehrwertsteuer-Mindestsatz von 15 Prozent. Dabei zeichnete sich nach Angaben des Bonner Staatssekretärs Christoph Zeitler ab, daß den deutschen Konsumenten - mit Ausnahme der bereits im vorigen Jahr beschlossenen Anhebung des Mehrwertsteuersatzes von 14 auf 15 Prozent - keine höheren Belastungen aus dem EG-Einigungskonzept erwachsen.

Im einzelnen darf Bonn bei alkoholischen Getränken die Nichtbesteuerung von Wein beibehalten, wie schon in einer Vorabeinigung beschlossen war. Für kleine Schnapsbrennereien auf dem Land mit weniger als zehn Hektoliter Jahresproduktion in reinem Alkoholgehalt (Kirschwasser, Zwetschgenwasser, Enzian) sollen künftig ermäßigte Steuersätze beibehalten werden können. Im übrigen liegen die deutschen Verbrauchsteuer-Minimalsätze sowohl für Alkoholika wie auch für Zigaretten, Zigarren, Zigarillos und andere Tabaksorten bereits über dem künftigen Mindestsatz der Gemeinschaft. Das gleiche gilt für sämtliche Mineralölsteuern.

Aus deutscher Sicht interessant ist, daß die Niederlande ihre Abgaben auf Dieselkraftstoff von bisher etwa 383 Mark je 1000 Liter auf rund 502 Mark anheben müssen; der deutsche Satz liegt bei 543 Mark. Allerdings sollte nach einer Sondervereinbarung diese Anhebung zeitlich mit der geplanten EG-Regelung der Wegekosten für das "Brummigewerbe" verknüpft werden, die Deutschland die Einführung einer Autobahngebühr ermöglichen soll. Zeitler betonte, diese Regelung müsse "spätestens Anfang nächsten Jahres" zustande kommen. Hingegen wird Luxemburg für alle Auto-Kraftstoffe die volle Anhebung auf die EG-Mindestsätze erst von 1995 an zugemutet.

Zu den Knackpunkten der Verhandlungen zählten zahlreiche Sonderwünsche der EG-Südländer und eine lange Liste von Waren und Dienstleistungen, für die ein ermäßigter Mehrwertsteuersatz ab 1993 von den Mitgliedstaaten angewandt werden "kann". Für Bonn und mehrere andere Partner ging es unter anderem darum, die luxemburgische Steuerfreiheit für den Handel mit Gold aufzuheben. Weitere strittige Punkte waren die ermäßigte Mehrwertsteuer für Auto-Kindersitze, Blindenhunde, Düngemittel, Arzneimittel und zahlreiche andere Erzeugnisse. Der geringere Zugriff des Fiskus bei Zeitungen und Büchern galt hingegen als unumstritten.

Die Radler strampeln sich an die Spitze Das Bundesligateam der RSG Frankfurt / Sossenheim steht auf dem fünften Platz

FRANKFURT A. M. "Mit Pommes frites kein Tritt" - die Kartoffelstangen stehen auf dem Index. Endlos genießen dürfen die Radamateure der Radsportgemeinde Frankfurt (1890) Pizza, Nudeln und Pizza, Nudeln, und . . . "Hauptsache, die Sportler nehmen viele Kohlenhydrate zu sich", sagt Helmut Driessen. Dann "dürfen sie sich auch so richtig abfüllen", meint der sportliche Leiter. Nicht weniger skurril ist der Speiseplan nach einem Radrennen: Kaffee, Kuchen, Coca-Cola so viel wie das Herz begehrt und der Magen zu fassen vermag.

Die "Diät" trägt Früchte. Seit fünf Jahren schon fährt die Renngemeinschaft der RSG Frankfurt und Henninger Sossenheim in der Bundesliga. "Wir hatten damals nicht genügend Leute, um an den Start zu gehen", erinnert sich Driessen, der seit zwei Jahren das Amt des sportlichen Leiters begleitet. Also suchte man Unterstützung in der Nachbarschaft.

Insgesamt zehn Fahrer gehören der Bundesligamannschaft an: Siegfried Höbel, Michael Hübschmann, Lutz Lehmann, Klaus Lungershausen, Jörn Reuß, Thomas Schenderlein, Ralf Schmidt, Victor Ulzen, Andreas Wartenburg und Jens Zemke. Fünf Fahrer kommen aus Berlin, zwei aus Gera, einer aus Braunschweig und nur zwei Amateure sind Frankfurter. "Die Sportler trainieren alle an ihren Wohnorten", berichtet der sportliche Leiter. Das sei das Schöne am Radsport: die Kombination zwischen Individual- und Mannschaftssport. Auch wenn viele Radamateure einsam auf der Landstraße trainieren, faires Mannschaftsverhalten gehe jedem Teammitglied "in Fleisch und Blut über". Driessen: "Da gibt es keine Probleme in unserer Mannschaft."

Auf den fünften Platz in der Bundesligaliste hat sich die Mannschaft mittlerweile hochgestrampelt. "Und wir haben die Hoffnung, daß wir dieses Jahr noch weiter vorrücken", meinte Driessen. Derzeit hat die Frankfurter Renngemeinschaft schon 30 Siege zu verbuchen. Driessen: "Das ist mehr, als im ganzen letzten Jahr."

25 Radsportvereine konkurrieren bundesweit miteinander. Von der alljährlichen Rotation wird eine kleine Zahl der Mannschaften erfaßt: fünf Vereine steigen ab, fünf rücken nach. Elf Rennen werden 1992 auf Bundesebene gefahren. An den Start gehen jeweils sechs Sportler. Auf dem Fahrplan stehen allerdings noch etliche andere Wettbewerbe, so daß die Amateure ab März (Saisonbeginn) fast jedes Wochenende unterwegs sind.

Der Trainingsalltag eines Amateursportlers ist stressig, denn "die gesamte Lebensplanung wird auf den Sport ausgerichtet", erklärt Driessen. Die Mitglieder der Bundesligamannschaften könnten auf keinen Fall einen Ganztagsjob bewältigen, die Woche ist streng nach Trainigszeiten aufgeteilt: dienstags bis donnerstags werden jeweils 160 bis 200 Kilometer abgefahren. "Das dauert rund sechs Stunden", erklärte Driessen. Freitags wird die Strecke verkleinert, denn an Wochenenden werden alle Kräfte für den Wettbewerb gebraucht. Und montags ist Erholung angesagt. Radsport ist für die zehn Männer eine 35-Stunden-Beschäftigung.

Um den Nachwuchs des RSG Frankfurt kümmern sich Ferdinand Hamann und Hans Scheben. Ihr Ziel ist es, "eine Nachwuchsmannschaft aufzubauen und selbst großzuziehen", sagt Hamann. Zehn Kinder im Alter von fünf bis zehn Jahren, darunter zwei Mädchen, trainieren im Verein. Doch die Konkurrenz durch andere Sportarten wie Fußball oder Tennis ist groß, der Ausstieg aus dem Radsport verlockend. Hamann: "Auch den Kleinen müssen wir schon einiges bieten, damit sie im Verein bleiben." So sucht die RSG einen Sponsor, der das Material kostenlos zur Verfügung stellt. Ein Hartschalenhelm etwa koste runde 130 Mark, "was nicht alle Eltern bezahlen wollen oder können", meinte der Jugendwart.

Ohne Sponsoren könnte die Bundesliga-Mannschaft nicht an den Start gehen. Die gesamte Ausrüstung wird von einem Frankfurter Radsporthändler finanziert. Die Kosten für Übernachtungen übernimmt eine Hotelkette. "Und einen Teil der Fahrtkosten deckt die Stadt ab", sagt Driessen. Die Investitionen lohnen: Perle des RSG Frankfurt ist Lutz Lehmann, der sich dieses Jahr schon zehnmal unter den ersten Drei plazierte. 1992 wurden mindestens 6000 Kilometer unter dem Banner des RSG Frankfurt in den Wettkämpfen abgefahren. Und noch ist kein Ende der Asphaltdecke in Sicht.

Nähere Informationen über die Rennsportgemeinschaft Frankfurt gibt Helmut Driessen unter der Telefonnummer 0 60 39 / 4 23 51. Der Nachwuchs trainiert zweimal wöchentlich: Treffpunkt ist die Wächtersbacher Straße im Riederwald um 17 Uhr. Freitags ab 20 Uhr ist Stammtisch für die Eltern in der FSV-Sportplatzkantine, Nähe Bornheimer Hang. tin

Guter Fahr-Rat ist nicht teurer

WETTERAUKREIS. Der Trend zum Radfahren ist ungebrochen. Immer mehr Menschen schwingen sich auf den Drahtesel, um sich und der Umwelt etwas Gutes zu tun. Grund genug für die FR-Redaktion, eine vor zwei Jahren erfolgreich gestartete Serie fortzusetzen. Unter dem Motto "Fahr-Rat" empfehlen wir Radtouren durch die Wetterau. Kennen Sie eine schöne, weitgehend autofreie Strecke? Dann ran an die Schreibmaschine, beschreiben Sie kurz die Strecke (Skizzen sind auch erwünscht), und ab die Post an die Frankfurter Rundschau, Postfach 10 03 32, 6360 Friedberg.

Parfümeriekette stinkt der Verbraucherberatung Organisation kritisiert fehlende Behälter in zwei Läden für Rücknahme von Umverpackungen

HANAU. Immer noch sind in Geschäften Zahncreme, Kosmetikartikel oder Fleischkonserven in zusätzlichen, überflüssigen Faltschachteln, Folien oder Blisterverpackungen zu haben. Und selbst die Rücknahme- und Wiederverwertungspflicht für Umverpackungen, seit April laut Verpackungsverordnung vorgeschrieben, ignoriert der Handel vielerorts. Daß dies auch in Hanau und Umgebung der Fall ist, kritisiert die Verbraucherberatung.

Eine Sprecherin der Hanauer Beratungsstelle in der Wilhelmstraße 11-13 (Telefon 16605) nannte als unrühmlichstes Beispiel die Parfümeriekette Douglas. Zu deren Image gehöre aufwendige Verpackung. Zu vermissen seien in beiden Läden in der Hanauer Fußgängerzone Behälter für die zurückzunehmenden Umverpackungen.

"Dürftig" sehe es diesbezüglich auch im toom-Markt in der Nürnberger Straße aus. Dort sei per Schriftzug nicht erkennbar, in welchen Behälter Papier- und in welche Plastikverpackungen gehörten. Darüber hinaus seien die vorhandenen Behälter im Kassenbereich zu klein. Daß es auch besser funktionieren könne, beweise der toom-Markt in Rodenbach.

Die Verbraucherverbände haben im Rahmen ihrer Aktion "100 Tage Rücknahme von Umverpackungen" bundesweit eine "äußerst kritische Bilanz" gezogen. 1480 Ladenlokale in 103 Kommunen, darunter Hanau, seien stichprobenartig erhoben worden. Nur in 16 davon fanden die Prüferinnen keine Umverpackungen mehr, in Hessen gab es darunter nur eine einzige. Das sei zu wenig, denn das Ziel der Verpackungsverordnung bestehe darin, die unnötigen Umverpackungen ganz aus den Regalen verschwinden zu lassen.

Wenn der Handel die Umverpackungen nicht selbst entfernt, muß er laut Verpakkungsverordnung den Verbrauchern die Rückgabe derartiger Zweitverpackungen im Laden ermöglichen. Hierzu muß im Kassenbereich ein gut sichtbarer Hinweis auf Rückgabemöglichkeit und -ort angebracht sein. Die Sammelgefäße müssen gut auffindbar sein und möglichst eine getrennte Erfassung in Karton, Kunststoff und Verbundmaterialien gewährleisten.

Bundesweit ergebe sich in diesem Zusammenhang "ein deprimierendes Bild". So fanden sich in 43 Prozent der aufgesuchten Geschäfte keine Hinweisschilder.

Nur 51 Prozent hatten getrennte Behälter für Karton und Kunststoff. Lande aber alles in einem Topf, so bereite das nachträgliche Sortieren erhebliche Kosten und führe in der Regel zu schlechteren Wiederverwertungsergebnissen.

Vor diesem Hintergrund fordern die Verbraucherzentralen den Handel auf, "umgehend" den Regeln der Verpakkungsverordnung zu entsprechen. Von den Ordnungsbehörden der Bundesländer sei zu erwarten, daß sie Ordnungswidrigkeitsverfahren einleiteten bei Verstößen gegen die Rücknahmepflicht. Hessische Verbraucher/innen können beobachtete Verstöße ihren Beratungsstellen melden oder den Regierungspräsidien. Wer als Verbraucher/in das Rückgaberecht nutze, signalisiere dem Handel, Umverpackungen seien unerwünscht.

In der Hanauer Beratungsstelle ist ab sofort und bis zum 23. Oktober eine Ausstellung zum Thema zu sehen. Die ist während der üblichen Öffnungszeiten zu sehen:montags und mittwochs von 9 bis 13 und von 14 bis 17 Uhr, dienstags von 14 bis 18 Uhr, freitags von 9 bis 13 Uhr. him

Freiwillige Feuerwehr lädt zur Zelt-Disco

WÄCHTERSBACH. Kerb feiert am kommenden Wochenende die Freiwillige Feuerwehr in Hesseldorf auf dem Festplatz. Den Auftakt bildet am Freitag, 31. Juli, ab 21 Uhr eine Zelt-Disco mit den "Thunderbirds".

Sanftere Töne werden am Samstag abend angeschlagen: Ab 20 Uhr spielt die Kapelle "Mikados" Tanzmusik.

Am Sonntag folgt auf den Gottesdienst (9 Uhr) ab 10 Uhr ein Frühschoppen mit Unterhaltungsmusik. Um 14 Uhr schließt sich ein bunter Nachmittag "mit vielen Überraschungen" an.

Ab 15 Uhr gibt es Kaffee und Kuchen. Für den Sonntag abend dürfen sich die Gäste im Festzelt auf "Tanz und Unterhaltung mit Stefan" freuen. lex

Forscher für neue Ideen in der Arbeitsmarktpolitik Experten werten Erfahrungen in Ostdeutschland aus / Kritik an Bonner Sparplänen

rb FRANKFURT A. M. Statt die aktive Arbeitsmarktpolitik unter kurzfristigen Bonner Spargesichtspunkten erneut zu beschneiden, sollten ihre Instrumente anhand der bisherigen Erfahrungen in der Ex-DDR für ganz Deutschland weiterentwickelt werden. Durch den Abbau volkswirtschaftlich kostspieliger Erwerbslosigkeit käme dies letzten Endes auch für die Staatskassen billiger. So lassen sich die Beiträge von insgesamt 15 Sozialwissenschaftlern zusammenfassen, die sich in den WSI-Mitteilungen (Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut des DGB) mit der "Reform der Arbeitsmarktpolitik" beschäftigen.

Verstärkte "Kraftanstrengungen" werden in den kommenden Jahren auch in den alten Bundesländern notwendig sein, befürchtet Jürgen Kühl, Direktor am Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Immerhin hätten Umfragen gezeigt, daß allein die westdeutschen Großunternehmen zwei bis drei Millionen Leute entlassen wollten. Vor diesem Hintergrund kritisiert er, daß die geplanten "tiefen Einschnitte in das aktive Instrumentarium" die Kosten für Arbeitslose in die Höhe treiben: "Gesamtfiskalisches Denken ist bei den Kürzungen zu vermissen." Statt dessen sollte die Finanzierung der Nürnberger Bundesanstalt verstetigt und auf eine breitere Basis gestellt werden - etwa durch die Ausweitung der Beitragsfinanzierung auf alle Erwerbstätigen und durch "geregelte Ausgleichssysteme von Einnahmen und Ausgaben" aller staatlichen Budgets.

Für Kühl muß künftige Arbeitsmarktpolitik stärker auf die Schaffung neuer Beschäftigung abzielen. Dazu brauche sie mehr Eigenständigkeit und müsse enger am Betrieb angesiedelt werden. So könnten die Arbeitsämter "betriebsgestützte Beschäftigungspläne und -gesellschaften" mitfinanzieren. Die Erfahrungen in Ostdeutschland mit solchen Gesellschaften zeigten, daß es sich hierbei um "interessante kollektive Auffanglösungen" handele.

Zu einem ähnlichen Ergebnis gelangen die Sozialwissenschaftler Gerhard Bosch und Matthias Knuth. Sie schlagen vor, Kollektiv-Projekte stärker zu fördern, beispielsweise inner- oder überbetriebliche Qualifizierungspools. Unternehmen einer Region könnten so mit dem örtlichen Arbeitsamt kooperieren. Um Existenzgründungen durch Erwerbslose zu erleichtern, sollten Beschäftigungsprojekte durchaus "erwerbswirtschaftliche Komponenten bergen" und entsprechende Weiterbildung anbieten.

Zu den neuen Ansätzen, die eine Gruppe von IAB-Forschern beschreibt, gehören auch Vorschläge, den Anspruch auf Arbeitslosengeld als Lohnkostenzuschuß oder "Arbeitsplatzkredit" (bis maximal fünf Jahre) zu vergeben. Die einzelnen Arbeitsämter müßten flexibler und autonomer beim Einsatz der vorhandenen Mittel und bei der Kombination verschiedener Instrumente sein. Dazu gehörten auch "vor Ort verfügbare ,Experimentiertöpfe'". Zugleich müsse eine dezentrale Arbeitsförderung besser mit der Struktur- und Wirtschaftspolitik verknüpft werden. WSI-Forscher Hertmut Seiffert schlägt dazu "die Bildung ressortübergreifender Koordinationsstäbe auf regionaler Ebene" vor, und Kühl plädiert dafür, die Bundesanstalt für Arbeit längerfristig zu einem "Bundesamt für Beschäftigung und Strukturpolitik" fortzuentwikkeln.

Schließlich macht ein weiterer Beitrag Vorschläge, wie die Benachteiligung von Frauen in der Arbeitsförderung abgebaut werden könnte. Änderungsbedürftig seien die Voraussetzungen für den Zugang zu Leistungen, da Frauen wegen ihrer familienbedingten Berufsunterbrechungen diskriminiert würden. Bei der Förderung von Projekten sollten Vorhaben mit überwiegendem Frauenanteil bevorzugt werden. Notwendig sei auch eine "gezielte Zuweisung" zu technischen und höherqualifizierenden Weiterbildungskursen.

Ungeachtet aller finanziellen, rechtlichen und institutionellen Reformvorschläge, faßt Seiffert zusammen, "darf nicht die Tatsache aus dem Blick geraten, daß der politische Wille zur wirksamen Bekämpfung der Massenarbeitslosigkeit die entscheidende Determinante aktiver Arbeitsmarktpolitik ist".

Gemeinden an Pranger gestellt "Defizit an Kindergartenplätzen durch jahrelange Untätigkeit"

rei BONN, 27. Juli. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert in der Diskussion um das Recht auf einen Kindergartenplatz ein Ende der "Flickschusterei". Der Grundgesetzartikel 91a müsse ergänzt werden, um den Ausbau von Kindertagesstätten zu gewährleisten. Darin sind Vorhaben als Gemeinschaftsaufgaben von Bund und Ländern definiert, die als "für die Gesamtheit bedeutsam" gelten, etwa der Neu- und Ausbau von Hochschulen und die Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur.

Wenn sich der Bund mit drei Prozent an den Gesamtausgaben für Kinderbetreuungseinrichtungen beteiligte, hätte das nach Berechnungen der GEW zur Folge, daß Länder und Kommunen um 12,675 Milliarden Mark entlastet werden könnten. Die verbleibenden Kosten von rund 20 Milliarden Mark im Jahr entsprächen bei den Ländern einem Haushaltsanteil von 2,4 Prozent und bei den Kommunen von 3,5 Prozent.

Die GEW veranschlagt bis 1997 die Neubaukosten auf 8,5 Milliarden Mark jährlich sowie zusätzlich 24 Milliarden Mark Betriebskosten für 1,340 Millionen Plätze. Diese seien nötig, wenn 20 Prozent der unter Dreijährigen einen Krippenplatz, 95 Prozent der Drei- bis Sechsjährigen einen Kindergartenplatz und 20 Prozent der Sechs- bis Zwölfjährigen einen Hortplatz haben sollen.

Das Bonner Jugendministerium läßt den Einwand der Gemeinden, schon der Kindergartenrechtsanspruch sei unbezahlbar, nicht gelten, sondern wirft ihnen vor, den Kindergartenausbau "verschlafen" zu haben. In einem Vermerk wird darauf hingewiesen, daß es in den alten Bundesländern 1990 nur 22 500 Kindergartenplätze mehr gegeben habe als 1975, obwohl schon damals nur für die Hälfte aller Kinder ein Kindergartenplatz vorhanden gewesen sei. Daß sich die Statistik trotzdem auf 65 Prozent verbessert habe, sei ausschließlich auf den Geburtenrückgang zurückzuführen. "Die Kommunen haben zu lange auf den Geburtenrückgang gesetzt. Das heutige massive Defizit an Kindergartenplätzen geht auf die jahrelange Untätigkeit der kommunalen Gebietskörperschaften und den Platzabbau zwischen 1975 und 1982 zurück", heißt es im Vermerk des Ministeriums.

Vergewaltigungsurteil im dritten Anlauf aufgehoben Zwei Jahre Haft für 36jährigen wegen Körperverletzung

Im dritten Anlauf bekam der Angeklagte für seinen nächtlichen Angriff auf eine Frau vor vier Jahren ein Jahr Freiheitsstrafe weniger. Zwei Jahre Gefängnis lautete nun das Urteil der 4. Großen Strafkammer des Frankfurter Landgerichts. Nachdem zwei vorausgegangene Urteile (drei Jahre Gefängnis wegen versuchter Vergewaltigung) vom Bundesgerichtshof (BGH) aufgehoben worden waren, war dies der dritte Versuch, den als versuchte Vergewaltigung angeklagten Fall zu einem Ende zu bringen. Da das Gericht sexuelle Motive für den Überfall auf offener Straße jedoch nicht nachweisen konnte, verurteilte es den 36 Jahre alten Kraftfahrer lediglich wegen Körperverletzung und versuchter Nötigung.

Damit war das Gericht der Anregung des BGH gefolgt, die rechtliche Bewertung des Überfalls neu zu prüfen. Auch in der Frage der Zurechnungsfähigkeit, auf die der BGH besonderen Wert gelegt hatte, hatte das Gericht gewisse Zugeständnisse gemacht. So bejahte es - damit dem medizinischen Gutachten folgend - zwar eine erheblich verminderte Schuldfähigkeit, verneinte aber eine vollkommene Schuldunfähigkeit des Angeklagten, der zum Tatzeitpunkt etwa zwei Promille Alkohol im Blut gehabt hatte.

In der Nacht vom 4. auf den 5. Juni 1988 kurz vor ein Uhr hatte der Angeklagte in der Wittelsbacherallee eine heute 40 Jahre alte Frau vor ihrer Haustür mit einer Faustfeuerwaffe bedroht und sie am Hals gepackt. Darauf rannte sie laut um Hilfe schreiend los, wurde jedoch von dem Mann eingeholt, gegen ein am Straßenrand geparktes Wohnmobil geworfen und mit den Worten, "wenn du schreist, knall ich dich ab" gewürgt. Aufgrund ihrer heftigen Gegenwehr ließ er schließlich von ihr ab und flüchtete.

Anhand eines Wagens, an dem die Frau ihn zuvor hatte hantieren sehen, konnte der Täter von der Polizei jedoch identifiziert werden.

Unklar ist nach wie vor das Motiv für diesen Überfall. "Wahrscheinlich war es Frust auf Frauen nach einem Streit mit seiner Freundin", vermutete Staatsanwalt Liebscher in seinem Plädoyer. Sexuelle Forderungen ließen sich im Tatverlauf jedoch keine finden.

Geht es nach dem Willen des Verteidigers, ist der Fall damit aber immer noch nicht abgeschlossen. Er kündigte erneut Revision vor dem BGH an. Entweder Bewährung oder eine Freiheitsstrafe von nicht mehr als 21 Monaten hatte der Verteidiger nämlich in seinem Plädoyer gefordert, damit sein Mandant nicht wieder ins Gefängnis muß. Da der Angeklagte bereits 14 Monate in Untersuchungshaft war, hätte er bei einer Strafe von 21 Monaten nach dem üblichen Zweidrittel-Straferlaß schon alles hinter sich gehabt und hätte nach Hause gehen können. Ein Straferlaß nach Zweidrittel der zu verbüßenden Strafe ist bei 24 Monaten jedoch frühestens nach 16 Monaten möglich. Der Angeklagte muß also noch zwei Monate absitzen, wenn nicht auch dieses dritte Urteil vom BGH aufgehoben wird. sol

Schraubenzieher-Fund löste Einbrecher-Zunge

SCHWALBACH. Ein 26jähriger, der Polizei nach deren Aussage "hinlänglich bekannt", steht im Verdacht, am Freitagabend gegen 22 Uhr in ein Einfamilienhaus im Westring eingebrochen zu sein. Ein Zeuge beobachtete, wie der Täter das Haus verließ. Weil der Hauseigentümer momentan in Urlaub ist, informierte er die Polizei.

Bei der Fahndung entdeckten die Polizisten den Mann an einer nahegelegenen Bushaltestelle. Obwohl er versuchte, sich im Gebüsch zu verstecken, gelang es den Beamten, ihn festzunehmen. Der 26jährige bestritt jedoch zunächst, in dem Haus gewesen zu sein. Als die Beamten im Gebüsch zwei Schraubenzieher fanden, gab der Schwalbacher zu, eine Armbanduhr gestohlen zu haben.

Polizei mit mehreren Einbrüchen konfrontiert

MAIN-KINZIG-KREIS. Eine Reihe von Einbrüchen listet die Kripo für die vergangenen Tage auf: Am Samstag abend gegen 19 Uhr wurde ein 26jähriger Mann festgenommen, der im Juni in eine Wohnung eingebrochen war. Der drogenabhängige Mann wurde nach einem Unfall wiedererkannt und in Untersuchungshaft genommen. Am frühen Samstag morgen gegen 2.40 Uhr verübten unbekannte Täter einen Einbruch in ein Ledergeschäft in der Fahrstraße in Hanau. Sie schlugen die Schaufensterscheibe ein, entwendeten mehrere Kosmetikkoffer und Reiseasseçoirs. Eingebrochen wurde am Wochenende außerdem in ein Geschäft in der Nürnberger Straße in Hanau, in ein Blumengeschäft am Kurt-Baum-Platz sowie im Ordnungsamt der Stadt. Dort machten der oder die Täter eine brisante Beute: Sie ließen die Auswertungslisten von Geschwindigkeitsübertretungen mitgehen. hein

Test für die Paralympics Rollstuhlfahrer suchen Titelträger

OFFENBACH. Die Offenen Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften für Rollstuhlfahrer richtet der Offenbacher Leichtathletikclub (OLC) am Samstag und Sonntag, 1. und 2. August, im Sportzentrum am Tambourweg aus. Veranstalter sind der Deutsche Rollstuhl-Sportverband und der Hessische Leichtathletikverband. Oberbürgermeister Wolfgang Reuter wird als Schirmherr die Wettkämpfe am Samstag um 14 Uhr eröffnen.

Unter den 86 weiblichen und männlichen Teilnehmer aller Altersklassen aus 37 Vereinen und sechs Nationen sind zahlreiche Welt-, Europa- und Deutsche Meister. Siegerehrung wird am Sonntag gegen 14 Uhr sein.

Die Deutschen Meisterschaften dienen als letzter Test für die "Paralympics", auch als Olympiade der Behinderten bezeichnet. Die Paralympics finden direkt im Anschluß an die Olympiade in Barcelona statt. Die deutsche Paralympics- Mannschaft fährt also direkt vom Bieberer Berg nach Katalonien.

Als Ausrichter der Titelkämpfe ist der OLC in letzter Minute eingesprungen. OLC-Vorsitzender Ernst Edlinger, auch Vorsitzender des Leichtathletik Bezirks Frankfurt, war bestürzt, als er hörte, daß kein anderer Verein die Ausrichtung dieser Deutschen Meisterschaft übernehmen wollte. Zuletzt fand der Wettbewerb zweimal in Hamburg statt. lz

Zur Person:

JÜRGEN GANSÄUER, Vorsitzender der CDU-Fraktion im niedersächsischen Landtag, hat die Einsetzung eines Staatskommissars gefordert. Grund: Der Landeshauptstadt Hannover drohe die Zahlungsunfähigkeit. Es sei an Peinlichkeit kaum noch zu überbieten, daß Hannover ausgerechnet bei der ostdeutschen Partnerstadt Leipzig einen Kredit aufgenommen habe, um Gehälter an städtische Bedienstete auszahlen zu können, sagte Gansäuer. Wenn nicht sofort durch rigorose Sparsamkeit umgesteuert werde, drohe der Stadt, die im Jahre 2000 die Weltausstellung ausrichten will, und damit auch dem Lande Niedersachsen eine weltweite Blamage. Den erforderlichen "Kraftakt" könne nur ein Staatskommissar leisten, der nach der niedersächsischen Kommunalverfassung mit besonderen Rechten nicht nur gegenüber der Stadtverwaltung, sondern auch gegenüber dem gewählten Stadtrat ausgestattet wäre, sagte der CDU-Politiker. (sp)

Bei Kindernotfällen richtig helfen lernen

LANGEN. Wie Kindern in Notfällen richtig geholfen werden kann, das können Väter und Mütter bei einem Kursus des Langener Roten Keuzes lernen.

Es habe sich immer wieder bestätigt, so das Rote Kreuz, daß Eltern in solchen Notsituationen sehr unsicher seien. Deshalb entschloß sich der Langener Ortsverband des Roten Kreuzes, noch einmal solch einen Kurs anzubieten.

Im Ausbildungsprogramm werden unter anderem angeboten: Hilfsmaßnahmen bei Wunden, Blutungen, Atembeschwerden oder beim Verschlucken von Fremdkörpern, bei Insektenstichen im Mundraum, bei Stromunfällen oder Vergiftungen. Außerdem wird eine Ärztin über Kinderkrankheiten wie Röteln oder Masern sprechen.

Der Kursus beginnt am Dienstag, 4. August, und wird am Mittwoch, 5., Dienstag, 11., und Mittwoch, 12. August, fortgesetzt. Der Unterricht dauert jeweils von 19 bis 22 Uhr, im DRK-Heim, Zimmerstraße. Die Gebühr kostet 20 Mark. Anmeldungen an Roland Heil unter 0 61 03 / 2 45 31. dok

Ab September gilt im Kreis FVV-Tarif

HOCHTAUNUSKREIS. Mit einem einzigen Fahrschein von Grävenwiesbach nach Darmstadt oder Wiesbaden - ab September wird ein Wunsch vieler Fahrgäste des öffentlichen Nahverkehrs Wirklichkeit. Das lästige Lösen neuer Fahrscheine beim Wechsel der Verkehrsmittel fällt weg. Heute morgen gegen 11 Uhr wird es schwarz auf weiß festgeschrieben.

Die Vertreter des Frankfurter Verkehrsverbundes (FVV), des Verkehrsverbandes Hochtaunus und der Taunusbahn unterzeichnen in Bad Homburg einen entsprechenden Kooperationsvertrag. Im gesamten Hochtaunuskreis wird dann der FVV-Verbundtarif gelten.

Die Beteiligten bezeichnen das neue Tarifsystem als "zukunftsweisendes verkehrspolitisches Konzept". Im gesamten Bereich wird das vollständige Serviceangebot des FVV zur Verfügung stehen. Tages- und Monatskarten für jede beliebige Strecke können ab September beispielsweise auch in Grävenwiesbach gelöst werden. Das Netz der öffentlichen Verkehrsmittel wird benutzerfreundlicher. Auf manchen Strecken werden die Tikkets sogar billiger. Kostet heute eine Fahrt von Grävenwiesbach nach Frankfurt - mit mehrmaligem Umsteigen - zwölf Mark, sollen in Zukunft im Berufsverkehr nur noch knapp zehn Mark bezahlt werden müssen.

Endgültig nicht beteiligen an der Kooperation werden sich Bad Homburg und Friedrichsdorf mit ihren Stadtbuslinien. Die Investitionen für die Fahrscheinautomaten - einer kostet rund 80 000 Mark - sind den Kommunen zu hoch. Außerdem müßten die Städte die Busse stärker als bisher subventionieren, wenn der Fahrpreis gleich bleiben sollte. jom

,80 Arbeitsplätze gehen verloren' Umzug des Amtes für Landwirtschaft nach Gelnhausen bedauert

HANAU. Stadtbaurat Jürgen Dressler hat die Verlegung des Amtes für Landwirtschaft und Landentwicklung nach Gelnhausen bedauert. "Unter dem Strich führt diese Verlegung an die bisherige Außenstelle zu einem Verlust von 80 Arbeitsplätzen einschließlich der Ausbildungsstellen", sagte Dressler, der zugleich für die Wirtschaftsförderung in Hanau zuständig ist.

Mit der Verlegung des Amtes nach Gelnhausen werde eine Vereinbarung der Koalitionsparteien in Wiesbaden umgesetzt. Ziel sei unter anderem eine Minderung der Kosten und kürzere Fahrtstrekken durch günstigere Lage des Amtes bei den bäuerlichen Betrieben. Nach Einschätzung Dresslers entsteht aber für die Belegschaft des Amtes mit der Verlegung "kein insgesamt positiver Effekt". Die Fahrtstrecken der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verlängerten sich. Ein Teil der Arbeitsplätze werde etwa nach Friedberg verlegt.

Es stimme ihn pessimistisch, wenn die Stärkung schwächer strukturierter Regionen schlicht zu Lasten zentraler Gebiete führe, in denen eine bedarfsgerechte Infrastruktur vor allem des öffentlichen Personennahverkehrs bereits vorhanden sei. schu

Von S-Bahn verletzte Frau wurde identifiziert

Die Polizei konnte inzwischen die Frau identifizieren, die am Samstagnachmittag beim Brombeerenpflücken an den Bahngleisen nahe der Breitenbachbrücke in Bockenheim von einem Zug der Linie S 6 erfaßt und lebensgefährlich verletzt worden war. Es handelt sich um eine 63jährige aus Bockenheim.

Der Zustand der Polin ist nach Angaben von Polizeisprecher Franz Winkler unvermindert ernst. enk

FR-Aktion "Fahr-Rat" (Erster Teil): Von der Kreisstadt Friedberg nach Hungen zum Baden im Inheidener See "Links ab, an einer alten Mühle vorbei" 35 Kilometer lange Strecke fast ohne Steigungen Von Bruno Rieb WETTERAUKREIS. Von Friedberg an den Inheidener See führt die erste Fahrradtour, die wir unseren Leserinnen und Lesern in der Reihe "Fahr- Rat" empfehlen möchten. Die 35 Kilometer lange Strecke verläuft meist weitab der Autostraßen und hat nur leichte Steigungen. Wir empfehlen zur besseren Orientierung, neben unserer Streckenbeschreibung die vom Wetteraukreis herausgegebene Wander- und Radwanderkarte zur Hand zu nehmen, die trotz all ihrer Mängel die derzeit beste Fahrradkarte für die Region ist. Auf dem Radweg entlang der Bundesstraße 275 in Richtung Ossenheim verlassen wir Friedberg. In Ossenheim (etwa in der Ortsmitte) biegen wir nach links in den Bauernheimer Weg ab und fahren gleich wieder links geradewegs (nahe der Wetter) nach Bauernheim.

Wir fahren geradewegs durch den Ort und gelangen auf die Beienheimer Straße, die uns schnurstracks nach Beienheim führt. Dort radeln wir ein kurzes Stück in Richtung Weckesheim, biegen aber schon kurz nach dem Ortsausgang auf den ersten asphaltierten Feldweg links ein. Gleich hinter dem Sportplatz ist ein Radweg nach Weckesheim ausgeschildert. Von Weckesheim aus folgen wir dem ebenfalls gut ausgeschilderten Radweg nach Heuchelheim. (Die Stadt Reichelsheim, zu der die beiden Ortsteile gehören, ist bei der Ausschilderung der Radwege vorbildlich.)

Von Heuchelheim aus ist die schwach befahrene Autostraße der kürzeste Weg nach Echzell. Wer diese Straße dennoch meiden möchte, kann nach dem Ortsausgang von Heuchelheim den ersten asphaltierten Feldweg rechts nehmen, gleich wieder links abbiegen und geradeaus nach Echzell radeln.

Wir durchqueren Echzell und fahren auf der Kreisstraße in Richtung Wölfersheim aus dem Ort. Gleich hinter dem Ortsausgang fahren wir rechts auf einen asphaltierten Feldweg am einstigen Römerkastell vorbei auf die Autobahn zu, biegen etwa 500 Meter vor der Autobahn links ab und fahren auf diesem asphaltierten Feldweg ein Stück parallel zur Autobahn, bis wir diese auf einer Brücke überqueren können.

Wir radeln nun direkt auf Berstadt zu, biegen aber unmittelbar vor der Bundesstraße nach rechts ab, fahren ein Stück direkt neben der Bundesstraße, überqueren die einmündende Bundesstraße und fahren geradeaus auf Feldwegen nach Utphe. Im Ort fahren wir rechts am Baggersee vorbei zur Horloff. An dem Bach biegen wir links ab und folgen ihm, an einer alten Mühle vorbei, nach Trais-Horloff. Wir fahren durch den Ort zum See, wählen den Weg am rechten Ufer und gelangen so an den Badestrand auf der Inheidener Seite.

Wer von Inheiden aus nicht die 35 Kilometer lange Strecke zurückradeln möchte, kann ins nahe, per Radweg gut zu erreichende Hungen fahren und von dort aus per Bahn nach Friedberg zurückreisen. Von Hungen aus kann auch gut auf Feldwegen nach Münzenberg geradelt und von dort aus mit dem Museumszug bis Bad Nauheim gefahren werden. Der Museumszug fährt am 30. August und 27. September.

Die Abfahrzeiten sind bei den Eisenbahnfreunden Weterau, Tel. 0 60 32 / 3 21 25 oder 0 60 31 / 1 54 01, zu erfahren.

FC Germania Großkrotzenburg Sportwerbewoche mit zwei Fußball-Turnieren

Im Rahmen der Sportwerbewoche des FC Germania Großkrotzenburg läuft seit Montag das Turnier um den Raiffeisenpokal. Mit von der Partie sind RW Großauheim, Viktoria Kahl, Altenstadt-Waldsiedlung, Rommelhausen und GastgeberGermania Großauheim. Nahtlos über geht es ab morgen auf dem Sportplatz in das Turnier der Ortsvereine, diesmal mit geänderten Regeln: Ort des Geschehens ist das Kleinfeld, aktive Spieler sind nicht teilnahmeberechtigt. Das Endspiel steht am Samstag, 1. August, auf dem Programm. Außerdem tritt eine Auswahl Großkrotzenburgs gegen ein Team aus der Partnerstadt Oeder an. prd

Acht Festnahmen auf der Drogenszene

Bei Kontrollen auf der Drogenszene in der Taunusanlage und im Bahnhofsviertel haben Polizeibeamte am Freitag und Samstag insgesamt acht Personen festgenommen.

Gegen zwei Männer lagen Haftbefehle wegen Rauschgiftkriminalität vor, ein dritter wurde von der Staatsanwaltschaft wegen Diebstahls gesucht.

Bei Leibesvisitationen wurden 70 Gramm Heroin sichergestellt. Eine 28jährige Wohnsitzlose gab an, sie habe das Rauschgift - 15 Gramm - für einen Dealer transportiert. habe

Der Wert der Kinder

Bei der Umsetzung des Rechtsanspruchs auf einen Kindergartenplatz für alle Drei- bis Sechsjährigen in die Wirklichkeit geht es um mehr als die Fristenregelung. Letztlich entscheidet sich daran die Frage, wieviel dieser Gesellschaft Kinder wert sind. Das Recht auf Leben kann sich schließlich nicht daran bemessen, wieviel es kostet. Doch offensichtlich stößt es genau an diesem Punkt an seine Grenzen.

Wer nicht in der Lage ist, für sich selbst zu sorgen, um den ist es schlecht bestellt in einer an Leistung und Konsum orientierten Gesellschaft. Das gilt für Alte, für Arme, für Behinderte, für Hilfesuchende aus anderen Ländern und eben für Kinder. Im Zweifel hat für den Bund die Senkung von Unternehmenssteuern Vorrang vor Hilfen für Familien mit Kindern; für Länder und Gemeinden wird der Bau einer neuen Straße wichtiger sein als der eines neuen Kindergartens und ein junges Paar leistet sich lieber einen aufwendigeren Lebensstil, als daß es ein Kind in die Welt setzt.

Eigentlich also sind die Prioritäten eindeutig. Für Hilfe jedweder Art bleibt nicht viel übrig. Schon gar nicht darf sie "weh tun", also den Wohlstand beschneiden. Die sonst stets auf ihre föderalen Rechte pochenden Länder und Gemeinden rufen folgerichtig prompt nach dem Bund, wenn sie die Kosten für die Unterbringung von Flüchtlingen oder den Bau neuer Kindergärten bezahlen sollen. In Wahrheit geht es um mehr als die Frage, wieviel dieser Gesellschaft Kinder Wert sind. Es geht darum, wie hoch Menschlichkeit zu bewerten ist. rei (Bonn)

Dart-Club organisiert Fahrt nach Buchenwald

BRACHTTAL. Der Schlierbacher Dart- Club "Frankfurter Hof" lädt auch Nicht- Dartler zu einem Ausflug am 3. Oktober ein. Erste Station ist die Gedenkstätte Buchenwald. Weitere Ziele der Fahrt sind das Skigebiet in Oberhof, der Trusetaler Wasserfall bei Schmalkalden und Lauterbach, wo die Altstadt besichtigt oder das Freizeitbad "Die Welle" besucht werden kann. In Engelrod schließlich wird in gemütlicher Runde das Abendbrot aufgetischt. Die Fahrt kostet 35 Mark.

Für Information und Anmeldung wenden Interessenten sich an das Vereinslokal Frankfurter Hof, Struhtstraße 2 in Schlierbach, Telefon 0 60 53 / 46 18. lex

Das Wetter

Wetterlage

Hinter der nach Osteuropa abziehenden Kaltfront des Tiefs bei Finnland fließt frische Meeresluft vor allem ins nördliche Deutschland. Sie gelangt rasch von Westen her unter den Einfluß des Hochs über den britischen Inseln, das sich bis Mittwoch nach Mitteleuropa verlagert.

Vorhersage bis Mittwoch früh

In Norden wechselnd bewölkt und einzelne Schauer. Höchsttemperaturen 17 bis 20 Grad. Tiefstwerte um 11 Grad. Frischer, an der Küste auch starker Wind aus West bis Nordwest.

In der Mitte und im Süden wolkig mit Aufheiterungen und überwiegend trokken, in Alpennähe vereinzelt Gewitter. Höchsttemperaturen 21 bis 26 Grad. Tiefstwerte 12 bis 17 Grad.

Schwacher bis mäßiger Wind, vorherrschend um Nordost.

Wochenvorhersage

Mittwoch: heiter bis wolkig, im Norden bis 25, im Süden um 30 Grad Celsius.

Donnerstag/Freitag: sonnig und noch etwas wärmer.

Samstag: im Nordwesten stark bewölkt, im Süden noch meist sonnig. Wenig geänderte Temperaturen.

Sonntag/Montag: schwül, gewittrig, im Norden sehr warm, im Süden heiß.

Temperaturen vom Vortag, 14 Uhr MEZ

Ausland Ort Wetter Grad

Aberdeen, stark bewölkt 16

Algier, wolkig 30

Amsterdam, wolkig 19

Ankara, wolkig 25

Athen, leicht bewölkt 33

Barcelona, leicht bewölkt 28

Belgrad, wolkig 31

Bordeaux, leicht bewölkt 26

Bozen, leicht bewölkt 30

Brest, wolkig 19

Brüssel, wolkig 20

Budapest, leicht bewölkt 31

Bukarest, leicht bewölkt 30

Casablanca, wolkig 31

Dublin, wolkig 17

Hammerfest, wolkig 19

Helsinki, wolkig 21

Innsbruck, leicht bewölkt 29

Istanbul, leicht bewölkt 27

Kairo, leicht bewölkt 33

Kopenhagen, Regen 19

Larnaka, leicht bewölkt 33

Las Palmas, leicht bewölkt 23

Lissabon, leicht bewölkt 34

Locarno, leicht bewölkt 28

London, leicht bewölkt 20

Madrid, leicht bewölkt 33

Malaga, leicht bewölkt 27

Mallorca, leicht bewölkt 30

Moskau, leicht bewölkt 28

Neapel, leicht bewölkt 34

New York, leicht bewölkt 23

Nizza, leicht bewölkt 29

Oslo, Regenschauer 17

Ostende, leicht bewölkt 18

Palermo, leicht bewölkt 29

Paris, wolkig 23

Peking, Regen 27

Prag, wolkig 29

Reykjavik, leicht bewölkt 13

Rom, leicht bewölkt 30

St. Petersburg, bedeckt 28

Stockholm, wolkig 21

Tel Aviv, leicht bewölkt 29

Tokio, stark bewölkt 30

Tunis, leicht bewölkt 32

Varna, wolkig 26

Venedig, wolkenlos 31

Warschau, leicht bewölkt 27

Wien, leicht bewölkt 29

Zürich, leicht bewölkt 27

Deutschland

Ort Wetter Grad

Aachen, bedeckt 21

Arkona, wolkig 23

Augsburg, leicht bewölkt 28

Berlin, wolkig 28

Bremen, stark bewölkt 20

Brocken, wolkig 17

Chemnitz, leicht bewölkt 27

Cottbus, leicht bewölkt 30

Cuxhaven, Regen 17

Dresden, wolkig 28

Düsseldorf, wolkig 23

Emden, stark bewölkt 17

Erfurt, leicht bewölkt 27

Feldberg/Schw., wolkig 17

Feldberg/Ts., leicht bewölkt 23

Fichtelberg, wolkig 19

Frankfurt/M., wolkig 30

Freiburg, leicht bewölkt 30

Freudenstadt, leicht bewölkt 23

Garmisch, leicht bewölkt 27

Görlitz, leicht bewölkt 28

Greifswald, wolkig 27

Hamburg, stark bewölkt 20

Hannover, stark bewölkt 24

Helgoland, stark bewölkt 16

Hof, leicht bewölkt 25

Karlsruhe, wolkig 31

Kassel, wolkig 27

Kempten, leicht bewölkt 25

Köln/Bonn, stark bewölkt 23

Konstanz, leicht bewölkt 28

Leipzig, wolkig 28

Lübeck, Regen 19

Lüchow, bedeckt 25

Magdeburg, wolkig 29

Mannheim, wolkig 30

Mühldorf, leicht bewölkt 29

München, leicht bewölkt 29

Münster/Osnabrück, wolkig 23

Neubrandenburg, stark bewölkt 27

Norderney, stark bewölkt 18

Nürnberg, leicht bewölkt 29

Oberstdorf, leicht bewölkt 27

Öhringen, leicht bewölkt 27

Passau, leicht bewölkt 28

Regensburg, leicht bewölkt 30

Rostock/Warnem., Regenschauer 22

Saarbrücken, leicht bewölkt 27

Schleswig, Regen 16

Schwerin, Regen 22

Stuttgart, leicht bewölkt 28

Sylt, stark bewölkt 16

Trier, wolkig 26

Wasserkuppe, leicht bewölkt 22

Wittenberg, wolkig 28

Würzburg, leicht bewölkt 20

Zugspitze, leicht bewölkt 10

Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64

Reisewettervorhersage 1 16 00

Segelflugwetter 1 15 06

Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01

Ozonwerte 06 11 / 58 12 42

Sonnenaufgang 5.49 Uhr

Sonnenuntergang 21.14 Uhr

Mondaufgang 3.54 Uhr

Monduntergang 20.10 Uhr

Konto der Stadtkasse ändert sich ab Freitag

DREIEICH. Bei der Volksbank Dreieich gibt es künftig nur noch ein Konto für Buchungsvorgänge an die Stadtkasse, erklärt die Stadtverwaltung. Nach dem Zusammenschluß der Volksbank Dietzenbach e G und der Volksbank Dreieich e G wird das Konto mit der Nummer 6 001 149 zum kommenden Freitag, 31. Juli, geschlossen. In Zukunft sollen alle Beträge an die Stadtkasse auf die Kontonummer 6 500 030 bei der Volksbank Dreieich eingezahlt werden. dok

Sommernachtsfest

FLORSTADT. Zum Sommernachtsfest mit Musik lädt der TC Florstadt seine Mitglieder und Freunde am Freitag, 31. Juli, zum Clubhaus ein.

Mädchen stahlen Rentnerin 200 Mark

HANAU. Opfer eines Trickdiebstahls wurde eine 70jährige Frau in der Hanauer Innenstadt.

Zwei Kinder hatten die alte Dame angesprochen und sie darum gebeten, eine Mark in Groschen zu wechseln.

Dabei gelang es ihnen, der Rentnerin 200 Mark zu stehlen.

Nach Erkenntnissen der Polizei handelt es sich um zwei Mädchen, das eine davon zwischen 13 und 14 Jahre alt, etwa 1,55 Meter groß, schlank, schwarzes Haar, dunkler Teint; das zweite sechs bis sieben Jahre alt, klein, schlank, schwarzes, glattes, kurzes Haar, dunkler Teint. hein

Kommunen wollen kürzer treten Über Finanzlage besorgt / Zu "sinnvoller" Privatisierung bereit

ptz BONN. Der Deutsche Städte- und Gemeindebund stimmt die Bürger auf verringerte Leistungen der Kommunen ein. Gespart werden könnte nach den Worten seines Präsidenten Hans Gottfried Bernrath etwa bei der Unterstützung von Vereinen, Sozialleistungen sowie Hilfen für den Sport und die Schulen.

Die finanzielle Lage der Kommunen sei besorgniserregend, warnt Bernrath und fordert dringend eine Neuordnung des Finanzausgleichs zwischen Bund, Ländern und Gemeinden. Der auch die Städte finanziell belastende Wiederaufbau in Ostdeutschland habe Vorrang, so der Oberbürgermeister von Grevenbroich, der zudem für die SPD im Bundestag sitzt. Auch zur Konsolidierung der öffentlichen Haushalte wollten die Gemeinden ihren Beitrag leisten. Sie seien daher bereit, "ihre Aufgaben zu überprüfen, wo sinnvoll, auch zu privatisieren". Die Kommunen erwarteten allerdings auch das Verständnis der Bürger für die veränderten Prioritäten in Deutschland.

Chancen zur Privatisierung sieht Bernrath auf den Gebieten Abfallbeseitigung und Energieversorgung. Auch könnten Planungsaufträge vermehrt an private Ingenieurbüros vergeben werden. Allerdings sind diese nach Beobachtung des Städtebundes derzeit schon gut ausgelastet. Nichts hält dieser hingegen vom Vorschlag der Monopolkommission, die Sparkassen zu privatisieren. Ein solcher Beschluß würde die Finanzprobleme nicht lindern, weil die Privatisierungserlöse sehr schnell in den Haushalten untergingen. Hingegen sei eine empfindliche Störung des Wettbewerbs im Kreditgewerbe zu befürchten.

Nicht ausschließen will Bernrath, daß Kommunen an den Hebesätzen der Gewerbesteuer drehen, um ihre Einnahmen aufzubessern. Der Städte- und Gemeindebund unterstreicht die Notwendigkeit eigener Steuereinnahmen der Kommunen. Hierauf sei bei der Neuordnung des Rechts zu achten. Der Städtetag hatte vor kurzem gefordert, die Kommunen direkt an den Umsatzsteuereinnahmen zu beteiligen und durch gesenkte Meßzahlen auf einen Teil des Gewerbesteueraufkommens zu verzichten. Das hält Bernrath für machbar. Der Städte- und Gemeindebund beklagt ferner ein nachlassendes Engagement ehrenamtlicher Mitarbeiter auf sozialem und kulturellem Gebiet.

Europa auf der Flucht

Die Minderheit drängt die Mehrheit aus dem Land: Serbien erhebt offiziell Anspruch auf zwei Drittel des Gebietes von Bosnien-Herzegowina. Auf Haus und Hof mußten viele der Opfer serbischer Säuberungsaktionen schriftlich verzichten, die mit deutschen Sonderzügen entkamen. Das Drama mag so manchen Europäern, die sich vor der Aufnahme der Flüchtlinge drücken und Alpträume ob der 2,4 Millionen bereits Heimatlosen auf dem Balkan haben, gar zur Rechtfertigung ihrer "Ohne-uns-Haltung" gelegen kommen. Wer Flüchtlinge aufnimmt, so könnte schon morgen ihre Argumentation lauten, nimmt Serbien die Vertreibungsarbeit ab. Man dürfe das Land nicht "ausbluten" lassen, ließen sich auch hierzulande Politiker vernehmen. Leicht gesagt, wenn man nicht selbst Geisel in einem schmutzigen Krieg spielen soll.

Die Angst davor, daß das Elend vom Balkan mitten in Europas gute Stube schwappt, wird gewaltige Anstrengungen beim Erfinden von Ausweichlösungen auf den Plan rufen. "Vor Ort" (also in international betreuten Zeltstädten in Kroatien) sähen viele das Problem gern ruhiggestellt. Eine Palästinenserlösung für die vertriebenen Moslems? Die Franzosen ventilieren gar in Washington die Schaffung von "Schutzzonen", wie sie für die Kurden in Irak etabliert wurden. Nur war der Golf-Krieg da bereits beendet; in Bosnien müßte solch Schutz wohl erst erkämpft werden - ein Unterfangen von dem gerade Militärs abraten.

UN-Flüchtlingstagung und Mammutkonferenz in London werden Europa nicht helfen, vor den Flüchtlingen zu fliehen. Unbürokratisch gehandelt werden muß dort, wo es sie gibt: in Europa. bk

Grillfest mit Feuer und Bauchtänzerinnen

FLORSTADT. Am Sauerbrunnen will der SPD-Ortsbezirk Staden am Samstag, 1. August, sein Grillfest feiern. Alle Florstädterinnen und Florstädter sind dazu eingeladen.

Ab 15 Uhr gibt's Kaffee und Kuchen, danach eine Stunde lang Spiele für die Kinder, später Spezialitäten vom Grill und Faßbier. Außerdem soll ein großes Lagerfeuer entzündet werden, und zwei Frauen führen orientalischen Bauchtanz vor. kg

Noch ein Polizeimord, noch eine Kommission

Die Verstörung war Jonathan Gluckman anzusehen: "Ich halte das nicht mehr länger aus", seufzte der erfahrene Mediziner vor laufender Fernsehkamera. Jahrelang war der Mediziner als einer der führenden Pathologen Südafrikas von der Polizei herangezogen worden, wann immer ein Festgenommener gestorben war - und das geschah nach Gluckmans Schätzung durchschnittlich einmal pro Woche. Mittlerweile haben sich im Büro des Arztes 200 Akten angesammelt: "Neunzig Prozent der Leute", meint er, "wurden von der Polizei umgebracht."

Bereits vor über einem halben Jahr hatte der Mediziner seine Besorgnis kundgetan - zunächst dem Amtsweg folgend, wie es sich für einen loyalen Bürger gehört. An den Chef der Polizei, Johan van der Merwe, dann an Polizeiminister Hernus Kriel und schließlich an Staatspräsident Frederik Willem de Klerk hatte Gluckman geschrieben: "Ich habe fortlaufende Beweise, daß die Polizei Leute in brutalster Weise behandelt. Mein Eindruck ist, daß sie völlig außer Kontrolle geraten ist."

Eine Reaktion der Verantwortlichen blieb allerdings aus, berichtet Jonathan Gluckman: "Ich habe zu Johan van der Merwe gesagt, daß dies nicht fahrlässige Tötung, auch nicht Totschlag, sondern ganz direkte Morde sind. Ich habe ihm alle Einzelheiten gegeben. Er sagte: Vielen Dank! - und das war das Letzte, was ich von ihm hörte."

Bevor sich der Pathologe am Wochenende an die Öffentlichkeit wandte, hatte der Fall eines 19jährigen Jungen seiner Geduld ein Ende gemacht. Simon Mthimkulu wurde in der vergangenen Woche auf einem Feld nahe der Unruhe-Siedlung Sebokeng 70 Kilometer südlich von Johannesburg tot aufgefunden. Die Polizei hatte den 19jährigen zwölf Stunden zuvor festgenommen. Seine Verletzungen, sagt der Mediziner, bestätigten Zeugenaussagen, wonach Simon Mthimkulu zu Tode gefoltert worden war: "Dies war ein 19jähriger Junge", meint Jonathan Gluckman. "Er war keines Vergehens angeklagt. Gefoltert, mißhandelt und getötet. Es hätte ein Sohn von mir sein können."

Schon vor Gluckmans Enthüllungen war die südafrikanische Polizei wieder einmal ins Gerede gekommen. In seinem Bericht für eine unabhängige südafrikanische Untersuchungskommission hatte der renommierte britische Kriminologe Peter Waddington Mitte der vergangenen Woche die Ermittlungen der Polizei im Zusammenhang mit dem Massaker von Boipatong als völlig unzureichend gebrandmarkt. Nach dem Blutbad in der Schwarzensiedlung, bei dem am 17. Juni mehr als 40 Menschen ums Leben gekommen waren, habe die Polizei nicht einmal Blutproben, Fingerabdrücke oder Fußspuren gesammelt, kritisierte Waddington, an dessen Untersuchung zwei Scotland-Yard-Detektive beteiligt waren.

Außerdem, stellten die Briten kopfschüttelnd fest, hätten die südafrikanischen Ermittler die im Zusammenhang mit dem Massaker in einer Barackensiedlung konfiszierten Waffen alle auf einen Haufen geworfen, so daß eine Zuordnung zu einzelnen Tätern später nicht mehr möglich gewesen sei. Die Frage, die in dem Bericht der Kriminologen gar nicht auftauchte, die für die südafrikanische Öffentlichkeit jedoch von größter Bedeutung ist: Waren die "Unzulänglichkeiten" der Polizei unprofessionelle Schnitzer oder absichtliche Vertuschungsmanöver? Schließlich handelte es sich bei den Tätern mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um Anhänger der "Inkatha"-Partei, die in der Vergangenheit von der Polizei direkt unterstützt wurde.

Unter Beschuß kamen die Behörden schließlich auch von einem internationalen Experten-Gremium, das ebenfalls im Auftrag der sogenannten "Goldstone"- Untersuchungskommission den Umgang der Polizei mit Demonstranten untersuchte. Die gegenwärtige Taktik, kritisierte das zehnköpfige Gremium unter Vorsitz eines Harvard-Professors, sei sowohl für die Polizisten selbst als auch für die Demonstranten lebensgefährlich. Die Experten empfahlen eine grundsätzliche Reform sowohl der gegen- wärtigen Taktik als auch der Ausbildung und der Ausrüstung der Polizisten.

Die südafrikanische Opposition wartet unterdessen vergeblich auf ein Signal zur Reform. Selbst auf die Enthüllungen des Pathologen Gluckman reagierte das Polizeiministerium wie gehabt: Eine Untersuchungskommission soll eingerichtet werden. Wenn es auch keine olympische Ehrung dafür gibt: Südafrika hält gegenwärtig den Untersuchungskommissions-Rekord.JOH. DIETERICH (Johannesburg)

Sommerfest statt Cafèhausmusik

DREIEICH. Die für kommenden Sonntag, 2. August, geplante Caféhausmusik in der städtischen Begegnungsstätte Haus Falltorweg in Buchschlag wird um eine Woche auf den 9. August verschoben. Als Grund dafür gibt die Stadtverwaltung an, daß für diesen Sonntag der Bürgervereine im Garten des Haus Falltorweg ein Sommerfest vorbereitet hat, das unter dem Motto "Rund ums Rathaus" steht. dok

Richard von Weizsäcker zu Gast in den Deutschen Häusern Fair geht vor in Sonderheit mit "Richie" Bei Athleten wie Sponsoren ist der Bundespräsident begehrtes Fotomodell Unser Mitarbeiter Josef-Otto Freudenreich auf Tagestour mit dem ersten Mann im Staate

Fair play ist eine wichtige Sache, und deshalb ist auch Deutschlands erster Bürger Richard von Weizsäcker der Schirmherr der Initiative gleichen Namens. Da traf es sich gut, daß alle in Barcelona waren, die sich ebenfalls dem edlen Gedanken verschrieben haben: Hans-Olaf Henkel, der IBM-Chef. Er gibt als Hauptsponsor das Geld, weil sich auch die besten Ideen nicht von selbst verbreiten. Berthold Beitz, die Krupp-Legende. Er ist als engster deutscher Vertrauter von IOC-Chef Samaranch eher für die weltweite Distribution der Losung zuständig. Hartmut von Hentig, Renommierpädagoge der Evangelischen Kirche, formuliert die geistig-moralischen Grundlagen, und Uwe Seeler steht für die Praxis. Uns Uwe war immer ein untadeliger Sportsmann.

Zusammen mit ihnen und noch ein paar anderen mehr erarbeitete Weizsäcker die Erklärung "Für einen fairen Spitzensport", die man jetzt auch als Ehrenkodex für die Jugend der Welt verstehen kann, welche sich hier mit ihren Geschäftspartnern trifft. Wichtig sei, so der Kernsatz, das verlorengegangene Vertrauen zurückzugewinnen, wofür ein humaner Sport unerläßlich sei.

Danach wurde das Ergebnis ins Bild umgesetzt, indem der Vorsitzende der Deutschen Olympischen Gesellschaft (DOG), Detmar Grosse-Leege, der im Hauptberuf Öffentlichkeitschef der Deutschen Aerospace ist, als Gastgeber zum Gruppenfoto bat. Der Schirmherr hielt das Transparent "Fair geht vor" zusammen mit den eingangs erwähnten Personen in die Kameras, und Gerhard Trosien, der Geschäftsführer des Fair-play-Büros der DOG, konnte endlich aufatmen. "Diese Fotos laufen gut", sagte er in das unaufhörliche Klicken der Fotoapparate hinein, zumal sich mit Willi Daume, Hans Hansen sowie den Bankern Wolfgang Strutz (Berliner Handels- und Frankfurter Bank) und Christoph Egner (Deutscher Sparkassen- und Giroverband) weitere potente Prominente um den Bundespräsidenten drängelten.

Und dies, so fair muß man sein, zu einem vergleichsweise günstigen Preis. 30 000 Mark, schätzt Trosien, hat das Meeting im "Deutschen Haus" nur gekostet, weil die Manager ihre Reisespesen selbstverständlich über ihre Unternehmen abrechnen, wie Trosien lobend hervorhob.

Wenngleich "Richie" die Fotosession "etwas steril" fand, harrte er über den Zeitplan hinaus im Garten des "Team Olympia" aus, wo die Führungskräfte der acht Sponsoren einen harten Kampf um die besten Plätze in der Nähe des ersten Mannes im Staate führten.

Kurz nach 22 Uhr mußte sein Troß jedoch zum Aufbruch blasen, weil auch das andere deutsche Haus, der "Treffpunkt Barcelona", hinter dem viel Daimler und wenig Baden-Württemberg steckt, den Bundespräsidenten haben wollte.

"Wir haben lange auf Sie gewartet", sagte Konzernsprecher Matthias Kleinert, was keine Rüge sein konnte, weil von Weizsäcker auch noch am Eingang des Edelclubs von einer Handballspielerin aufgehalten wurde, die Probleme mit der Kamera hatte. "Sie müssen erst ihr Blitzlicht in Ordnung bringen", half der 72jährige nach, ein Recht auf den zweiten Schuß gewährend.

Danach durfte er zwischen den beiden Gastgebern Erwin Teufel und Kleinert Platz nehmen, ehe sie ihn auf die Bühne baten. Dort hatte sich schon ein glücklicher Eberhard Diepgen, der Gold-Vierer und eines jener Räder eingefunden, das mit tatkräftiger Unterstützung des integrierten Technologiekonzern aus Stuttgart entwickelt wurde.

Als es Mitternacht wurde, strebte der Präsident dem Weg in Richtung Ausgang zu, der ihn auch noch durch eine Produktausstellung des Hauses Daimler führte. Dort durfte er mit der Fernbedienung für die Flügeltüren des C 112 spielen und ganz zum Schluß ein Modell der S-Klasse besichtigen. "Und dieses Auto", klagte Kleinert dem Bundespräsidenten, "wird in der Öffentlichkeit schlechtgemacht, das ist doch nicht fair."

Da hat Richard von Weizsäcker in aller Geduld geschwiegen.

Sozialist siegt auf Seychellen

NAIROBI, 27. Juli (dpa). Auf den Seychellen haben die Anhänger des sozialistischen Staatspräsidenten Albert Rene die ersten freien Wahlen seit 16 Jahren gewonnen. Nach Rundfunkberichten von Montag bekam die regierende Progressive Volksfront (SSDF) bei den Wahlen am Wochenende 58,4 Prozent. Sie erhält damit elf der 20 Sitze in der Verfassunggebenden Versammlung der Inselrepublik im Indischen Ozean. Die Demokratische Partei (DP) von Ex-Präsident James Mancham kam auf acht Sitze. Mancham war 1977 von Rene gestürzt worden.

Die Wahlbeteiligung betrug 90 Prozent. Nach Angaben ausländischer Beobachter waren die Wahlen frei und fair. Die neugewählte Kammer soll bis zum Jahresende eine neue Verfassung ausarbeiten. Für Dezember sind Parlamentswahlen geplant.

Malteser Hilfsdienst

weist auf Angebote hin

HANAU. Der Malteser Hilfsdienst hat auf seine umfangreichen Angebote im mobilen und sozialen Bereich für ältere, kranke und hilfsbedürftige Menschen hingewiesen.

Dazu gehören unter anderem Erledigung von Einkäufen, Haushaltshilfen, Essen auf Rädern, Besuche und Betreuung sowie ein Behindertenfahrdienst.

Wer wissen möchte, unter welchen Bedingungen man die Leistungen der Malteser in Anspruch nehmen kann, wendet sich an die Kreisgeschäftsstelle in der Altenhaßlauer Straße 7 bis 9 in Gelnhausen, Telefon 0 60 51 / 1 50 16. hein

Conrad wechselt nach Marburg Verwaltungsdirektor der MTK-Kliniken geht zum 1. August

MAIN-TAUNUS-KREIS. Ironie des Schicksals: Zum 1. Juli sollte er mehr Geld bekommen, zum 1. August verläßt er die Kliniken des Main-Taunus-Kreises und geht irgendwohin, wo er noch mehr Geld verdient. Verwaltungsdirektor Dr. Hans-Joachim Conrad sucht eine neue Herausforderung. Der 40jährige Diplom- Volkswirt wird neuer Verwaltungsdirektor der Marburger Universitätsklinik.

"Ich bin in diesem Jahr 40 geworden. Da stellt man sich natürlich die Frage, ob man sich beruflich umorientiert oder bis zum Ruhestand bleibt", sagte Conrad gestern der FR. Er hat sich entschieden, seine beruflichen Fähigkeiten an einem größeren Projekt unter Beweis zu stellen. Fast dreimal soviele Betten, vierfacher Umsatz und die fünffache Mitarbeiterzahl - ohne Zweifel: Die Uniklinik ist ein paar Nummern größer als die Kreiskrankenhäuser in Bad Soden und Hofheim.

Und noch etwas lockt den Verwaltungs-Fachmann. Er verdient in Marburg - außertariflich - wesentlich mehr als im Main-Taunus-Kreis. "Das ist sicher auch mit ein Grund für meinen Wechsel", gesteht er, "aber nicht der aussschlaggebende." Was Conrad reizt, ist die neue Herausforderung. Und dafür nimmt er sogar das Risiko in Kauf, daß sein Vertrag auf zunächst acht Jahre befristet ist. Sein Weggang kommt im Main-Taunus- Kreis für viele überraschend. Sogar Mitglieder der Betriebsratskommission erfuhren erst davon, als Landrat Riebel sie Ende voriger Woche zu einem Abschiedsempfang für Conrad am nächsten Freitag, 31. Juli, in die Krankenhaus-Caféteria einlud. "Aber so überraschend gehe ich gar nicht", betont der Verwaltungsdirektor. "Die Marburger wollten mich eigentlich schon zum 1. Juli haben, aber ich habe gesagt, daß ich hier erst noch ein paar Dinge regeln will." Beispielsweise die Nachfolger-Frage, bei der Conrad ein gewichtiges Wort mitzureden hat. Doch für wen er sich ausgesprochen hat, das verschwieg er gestern noch. Er wolle Landrat Jochen Riebel nicht vorgreifen. Doch der war, weil noch im Urlaub, für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Der oder die Neue übernimmt von Conrad ein Doppelkrankenhaus, das in den vergangenen zehn Jahren viele strukurelle Wandlungen mitgemacht hat und nun durchaus mit großen Kliniken wie der in Höchst konkurrieren kann. Die Verbesserung des Leistungsangebots durch Zentralisierung verschiedener Fach-Schwerpunkte sowie ein gesundes Finanzkonzept waren die wichtigsten Ziele des Verwaltungsdirketors. ubk

Das Schuljahr beginnt mit Gottesdiensten

GELNHAUSEN. Der Unterricht der Grund- und Hauptschule Hailer-Meerholz beginnt am Montag, 3. August, um 9.40 Uhr für die Klassen 2 bis 9. Zuvor besteht um 9 Uhr Gelegenheit zur Teilnahme an einem Schülergottesdienst.

Die Erstkläßler dürfen einen Tag länger faulenzen. Für sie beginnt der Ernst des Schülerlebens erst am Dienstag, 4. August, um 10 Uhr mit einer Feier in der Schulturnhalle. In den örtlichen Kirchen beginnen um 9.15 Uhr Gottesdienste für Abc-Schützen und Eltern. lex

Kindergarten fand Unterschlupf Montessori-Verein feiert außerdem sein einjähriges Bestehen

HOFHEIM. Welch ein Geburtstagsfest: Seit einem Jahr besteht in Hofheim der Montessori-Verein. Am Sonntag, 2. August, soll kräftig gefeiert werden. Nicht nur das Mini-Jubiläum ist Anlaß für einen fröhlichen Nachmittag, sondern auch die Tatsache, daß der Verein jetzt endlich geeignete Räume für seinen geplanten Montessori-Kindergarten gefunden hat. Das neue Domizil wollen die Anhänger der auf Selbständigkeit setzenden Erziehungsmethode interessierten Bürgern am Sonntag zeigen.

Vom "Haus zum guten Hirten" kann der Verein in einem der Altersheime im Erdgeschoß 250 Quadratmeter übernehmen. Ab September/Oktober sind die Räume voraussichtlich schon frei; sie müssen allerdings noch für den Kindergarten umgebaut werden.

In der nächsten Woche treffen sich die Montessori-Leute erst einmal mit Vertretern des Kreis- und Landesjugendamtes, um zu besprechen, welche Auflagen sie beachten müssen. Und dann ist auch noch die Finanzierungsfrage zu klären.

"Wann wir an den Start gehen können, ist zur Zeit noch völlig unklar", sagt Ingeborg Neumeyer. Doch die Interessenten sitzen schon seit Monaten in den Startlöchern. Für mehr als hundert Jungen und Mädchen sei bereits Bedarf angemeldet worden, betont die Sprecherin des Vereins. Vorerst können man jedoch nur 40 Kinder aufnehmen.

Die sollen jedoch nicht, wie bei konventionellen Kindergärten üblich, auf zwei Gruppen verteilt werden: "Unser Konzept basiert darauf, daß die Kinder frei auswählen können, für welches Angebot sie sich entscheiden. Darum gliedern wir den Kindergarten nicht starr in Gruppen, sondern in verschiedene Bereiche für unterschiedliche Interessen." Gerne hätte der Verein dieses Konzept schon im neuen städtischen Kindergarten der Stadt Hofheim am Steinberg verwirklicht gesehen, doch sie konnte ihre Vorstellungen nicht durchsetzen.

Wer nun Näheres über das Konzept des Montessori-Kindergartens erfahren möchte, den die Initiative selbst auf die Beine stellen will, kann sich bei Ingeborg Neumeyer informieren. Sie ist in Hofheim telefonisch unter der Rufnummer 06192 / 6478 zu erreichen.

Neugierige sind auch am Sonntag beim Fest auf der großen Spielwieses des "Hauses vom guten Hirten" willkommen. Los geht es um 14 Uhr. Wer mitfeiern möchte, wird gebeten, Kuchen oder Salate für das Büffet mitzubringen. Für die Getränke und Unterhaltung sorgen die Vereinsmitglieder. ubk

Badminton gibt heute seinen Einstand als Olympische Sportart / Spitzenspieler kommen aus Asien Europäer auf dem Siegertreppchen wären eine Abwechslung Das bundesdeutsche Team reist mit vier Aktiven an / Kuhl und Frey holten Bronze im Doppel bei der Europameisterschaft Von unserem Redaktionsmitglied Harald Stenger

Es ist alles angerichtet. Pünktlich um zehn Uhr soll heute der erste Badminton-Aufschlag in der olympischen Geschichte über das 1,525 m hohe Netz gehen. Ob es die Niederländerin Erica van den Heuvel oder ihre ungarische Gegnerin Andrea Dako, der Malaye Kok Keong Foo oder der Norweger Hans Sperre, der Portugiese Ricardo Fernandes oder dessen finnischer Rivale Robert Liljequist ist - es hängt davon ab, welche dieser parallel terminierten Begegnungen auf den drei Courts startklar ist.

Am Montag wurde alles dafür getan, daß die olympische Premiere dieser Sportart einen würdigen Rahmen findet: Eine Putzkolonne reinigte akribisch die 4000 Sitzplätze, ein Speditionsunternehmen brachte offenbar noch fehlende Scheinwerfer für die Kameras vorbei, das Service-Personal wurde ein letztes Mal eingewiesen, OK-Helfer transportierten Müllsäcke aus den Ecken der Halle ab, mit Leitern wurden die Fahnen aufgehängt - und in all diesem Trubel fand das Abschlußtraining der Teams aus 36 Nationen statt.

Die vier deutschen Aktiven, von einem Trainer und einem Offiziellen begleitet, befanden sich gleich am frühen Morgen in illustrer Gesellschaft. Unmittelbar vor ihnen trainierten die Südkoreaner, gemeinsam mit ihnen standen die Chinesen in der 4000 Zuschauer fassenden Halle. Die Creme de la Creme aus der internationalen Badmintonszene war da beim Training zu bestaunen. Erst das südkoreanische Männer-Duo Park/Kim, das als amtierender Weltmeister auch haushoher Favorit auf die Goldmedaille ist, und ihre ebenfalls an Nummer 1 gesetzten Kolleginnen Hwang/Chung und die als ihre schärfsten Rivalinnen eingestufte chinesische Frauen-Doppel Guang/Nong.

Da ging die Post ab. Kraftvoll und elegant wurde da der 3,7 g schwere Federball auf dem grünen, 13,4 mal 6,1 m großen Spiefeld durch die Lüfte befördert. Wagemutige Smashs und imponierende Abwehrreaktionen wechselten sich ab - der Schweiß floß in Strömen. Und da die in der Halle reservierte Zeit kostbar war, gab es keine Zeit zum Beraten oder gar Verschnaufen.

Danach kam auch gar kein Verlangen auf, die Gründe dafür nannte die deutsche Delegation. Glaubt man ihren Darstellungen, trainieren die asiatischen Topstars bis zu viermal zwei Stunden pro Tag. Da geht so ein Stündchen Badminton wahrlich nicht an die Substanz. Es weckt vielmehr die Freude auf "heiße Schlachten" während der acht Turniertage.

Selbst wenn sie mit den Asiaten nicht im geringsten mithalten können, die deutschen Starter fühlen sich wahrlich nicht als Olympia-Touristen. Das Doppel Stephan Kuhl/Stefan Frey gewann immerhin Bronze bei der Europameisterschaft im April dieses Jahres in Glasgow, die erste Männer-Medaille bei internationalen Titelkämpfen seit 16 Jahren. Der in Köln geborene, in der Nähe des Olympia- Stützpunkts Saarbrücken lebende und für Berlin aktive Kuhl will zusammen mit seinem für den TV Mainz-Zahlbach startenden Kollegen beweisen, daß der seit kurzem unverkennbare Aufwärtstrend in den Reihen des 160 000 Mitglieder zählenden Verbandes kein Zufallsprodukt ist.

Außerdem soll das Stelldichein der Badminton-Stars in Barcelona eine neue Offensive im Kampf um die Publikumsgunst einleiten, zumal es neben den Leistungssportlern außerdem eine enorm große Anzahl von Hobbysportlern gibt, so daß nach zuverlässigen Kalkulationen derzeit in Deutschland etwa drei Millionen Menschen dem Federball hinterherjagen - nicht zuletzt durch einen von den Freizeit-Zentren ausgelösten Boom sollen es bis 1994 sogar fünf Millionen sein.

Weltweit werden etwa 50 Millionen aktive Badminton-Fans veranschlagt, rund um den Globus gibt es nur mehr organisierte Fußballer. Allen voran in Asien ist die Popularität des Volkssports unbegrenzt. So erzählt etwa Stephan Kuhl: "Wenn man dort als Spieler einmal ganz oben ist, hat man für sein Leben ausgesorgt und muß sich um nichts mehr Gedanken machen." Die Profis und Staatsamateure genießen im asiatischen Raum ein so hohes gesellschaftliches Ansehen, wie man es sich hierzulande kaum vorstellen kann.

Ein Beispiel dafür erzählt wiederum Stephan Kuhl: "Als Malaysia die Mannschafts-Weltmeisterschaft bei den Männern gewann, herrschte in Kuala Lumpur auf den Straßen zwei Tage lang Karnevals-Stimmung." Neben China, Südkorea und Malaysia ist Indonesien die vierte Großmacht. Von den Europäern können am ehesten die Dänen mithalten.

Wie überall hat natürlich auch im Badminton die Kommerzialisierung ihren Einzug gehalten. Für World Cup- und Grand-Prix-Turniere werden heutzutage knapp 200 000 Dollar ausgelobt. Nach dem Probelauf als Demonstrations-Wettbewerb 1972 in München ist nun in Barcelona der olympische Ernstfall für diese Sportart gekommen. Am kommenden Dienstag werden die Medaillen verteilt, jeder Europäer unter den Branchenführern aus Asien wäre auf dem Siegertreppchen eine willkommene Abwechslung. Dabei nahm das Federballspiel einst in England seine Anfänge. Man schrieb das Jahr 1873, als Duke von Beaufort auf seinem Badminton House genannten Landsitz in Grafschaft Cloucester zu einer Party einlud und zur Kurzweil animieren wollte, in dem er einige Schläger verteilte. Bereits zwei Jahrzehnte stand das Regelwerk praktisch in der heutigen Form und der englische Verband wurde gegründet. Erst 119 Jahre nach jener legendären Garten-Party ist jetzt der bisher spektakulärste Schritt fällig, denn Badminton gibt heute seinen Einstand in der sogenannten olympischen Familie.

Pitthan zahlt freiwillig weiter Der Bürgermeister ruft Besserverdienende zur Solidarität auf

LANGEN. Bürgermeister Dieter Pitthan und seine Frau wollen freiwillig die bisherige Solidaritätsabgabe weiterbezahlen. Damit will der Langener Sozialdemokrat die Initiative der Heidelberger Oberbürgermeisterin, Beate Weber, unterstützen. Weber hatte gemeinsam mit 18 weiteren Oberbürgermeistern verschiedener Parteizugehörigkeit an Bundeskanzler Kohl appelliert, den Solidaritätsbeitrag für sogenannte Besserverdienende mindestens bis zum Ende des Jahres 1993 einzubehalten, um die schwierige Aufbauleistung in den neuen Bundesländern finanziell weiter zu stützen. Der bis dato allgemein gültige Solidaritätszuschlag ist zum 1. Juli ausgelaufen.

Pitthans freiwillige Leistung fließt auf ein Sonderkonto. Der Rathauschef hofft, wie er vor seinem Urlaub erläuterte, daß sich auch andere Besserverdienende, insbesondere aus der Wirtschaft und freien Berufen daran beteiligen werden.

In Langen allein, so Pitthan, könnten es einige Tausend sein (etwa mittelständische Unternehmer, Apotheker, Ärzte), die so ihren Beitrag zum Aufbau in den neuen Bundesländern leisten könnten.

In einem Schreiben an Kohl hat Pitthan sein Bedauern ausgedrückt, daß dieser noch nicht auf die Initiative reagiert habe. Pitthan kritisierte: "Die Bezieher niedriger Einkommen werden unverhältnismäßig stark belastet, während die Bezieher hoher Einkommen aus der notwendigen Solidaritätsleistung entlassen werden." dok

Konsul Dettmer beging seinen 70. Geburtstag

Seinen 70. Geburtstag hat Horst-Wolfgang Dettmer begangen, Honorar-Generalkonsul der Dominikanischen Republik. Der gebürtige Frankfurter wurde 1958 zum Honorarkonsul berufen und erreichte seine heutige Funktion 1963. Eine Abteilung seines Konsulats ist das dominikanische Fremdenverkehrsamt für Europa.

Beruflich ist Dettmer Inhaber einer Industrie-Assekuranz, die er nach seiner Ausbildung im Ausland 1952 gegründet hatte. tom

Straßenräuber stachen auf Algerier ein

Ein Algerier ist am späten Freitag abend in Sachsenhausen von zwei Männern überfallen und durch drei Messerstiche in Brust und Rücken schwer verletzt worden. Der Gesundheitszustand des 20jährigen ließ eine detaillierte Befragung der Kripo zum Tathergang noch nicht zu.

Die Polizei weiß bislang, daß der Asylbewerber gegen 21.25 Uhr in Höhe des Eisernen Steges von zwei Männern zunächst aufgefordert wurde, sein Geld herauszugeben. Unmittelbar danach zog einer der Täter ein Messer und stach dem Opfer damit dreimal in den Oberkörper.

Die Polizei vermutet, daß die Räuber deshalb überstürzt flüchteten, weil sie sich durch einen Zeugen gestört fühlten. Es handelte sich um einen amerikanischen Autofahrer, der sein Fahrzeug stoppte und sich um den am Boden liegenden Algerier kümmerte. Der Helfer brachte den Schwerverletzten in die Uniklinik. Er konnte der Polizei keine brauchbare Personenbeschreibung von den Straßenräubern liefern. habe

Rheinhyp wächst und gedeiht

cri FRANKFURT A. M. Das Geschäft der Rheinischen Hypothekenbank floriert. Im ersten Halbjahr verbuchte die Tochter der Commerzbank bei den Darlehensneuzusagen ein Plus von knapp fünf Prozent auf fast 4,3 Milliarden Mark. Dabei ist zu berücksichtigen, daß zumindest bei Hypotheken schon die Ergebnisse des entsprechenden Vorjahreszeitraums wegen des Auslaufens der Berlin-Förderung besonders und nach Ansicht des Instituts "untypisch" hoch waren. Gleichwohl sprang in dieser Sparte zuletzt ein Plus von 8,3 Prozent auf 1,3 Milliarden Mark heraus. Einen immer größeren Stellenwert gewinnen hier Ausleihungen für gewerbliche Vorhaben, deren Anteil mittlerweile 62 Prozent beträgt. Schwächstes Glied bleibt der Wohnungsneubau mit 184 Millionen Mark an neu zugesagten Krediten.

Der Schwerpunkt der Rheinhyp liegt jedoch nach wie vor bei Kommunaldarlehen. Hier nahm das Neugeschäft im ersten Semester um 3,5 Prozent auf 2,9 Milliarden Mark zu.

Ausgezahlt hat das Institut von Januar bis Juni Kredite in Höhe von 4,6 Milliarden Mark und damit zwölf Prozent mehr als in der gleichen Vorjahreszeit.

Mit der Ertragsentwicklung kann das Rheinhyp-Management zufrieden sein. Das Teilbetriebsergebnis kletterte um gut ein Fünftel auf 132,4 Millionen Mark.

Boxen Erfolgreicher Tag der Geraer Athleten

Das Geraer Doppel Mario Loch und Markus Beyer erhöhte am Montag nachmittag die Zahl der deutschen Achtelfinalisten beim Boxturnier in Badalona auf vier. Zuvor hatten schon der Leverkusener Jan Quast und Andreas Otto aus Ahlen den Sprung unter die letzten 16 geschafft.

Bundestrainer Helmut Ranze war mit den Leistungen der beiden Thüringer natürlich zufrieden: "Beide waren verdiente und sichere Sieger."

Der 22jährige Fliegengewichtler Loch setzte sich bei seinem Olympiadebüt gegen den zwei Jahre älteren Asienmeisster Vichai Khadpo aus Bangkok verdient durch. Nach der ersten Runde lag der auf schnellen Beinen klug agierende Geraer mit 2:1 in Front. Gleich die erste Attacke der zweiten Runde endete mit einem Kopfstoß des Thailänders, die ihm eine Augenbrauenverletzung einbrachte und zum RSC-Abbruch führte.

Loch trifft im Achtelfinale am Sonntag nachmittag auf Daniel Serradas (Venezuela), der Angel Chacon (Puerto Rico) mit 12:3 auspunktete.

Auf Beyer wartet im Achtelfinale am Sonntag nachmittag Weltmeister Juan Carlos Lemus (Kuba). Der Kubaner hatte das erste Gipfeltreffen dieses Turniers souverän für sich entschieden und den zweimal angezählten und einmal verwarnten Arkadi Topajew (GUS) mit einem deklassierenden 11:0.

Die Kubaner hatten auch im Fliegengewicht mit Rail Gonzalez beim 15:7 gegen den Polen Leszek Olszewski einen sicheren Sieger und wurden bisher ebenso wie die Auswahl aus den USA und das deutsche Team ihrer Favoritenrolle gerecht. sid

Erneut Flüchtlinge ertrunken

NAIROBI, 27. Juli (dpa). Mehr als 50 somalische Bootsflüchtlinge sind wahrscheinlich im Golf von Aden vor der Küste von Dschibuti ertrunken. Wie der französische Auslandssender RFI am Montag meldete, versank ein Boot mit über 60 Somalis an Bord im Meer. Zwölf Flüchtlinge konnten gerettet werden, die anderen werden vermißt. Das völlig überbeladene Boot hatte sich auf dem Weg in den Jemen befunden, wo bereits 40 000 Flüchtlinge leben. Vor der jemenitischen Küste waren bereits vor einem Monat 140 somalische "Boat People" ertrunken.

Vor der kenianischen Küste sind mehr als 350 Bootsflüchtlinge seit nun fünf Tagen auf einem Frachter eingeschlossen. Die Behörden von Mombasa verweigern ihnen die Erlaubnis, in den Hafen einzulaufen. In den Flüchtlingslagern in Kenia sei kein Platz mehr. Kenia hat über 250 000 somalische Flüchtlinge aufgenommen. Das Rote Kreuz versorgt das Schiff mit Lebensmitteln, Wasser und Medikamenten.Gefährliche Kloake vor Mexiko Öl, Schwermetalle und Fäkalien verseuchen die Fischgründe

MEXIKO-STADT, 27. Juli (epd). Der Golf von Mexiko hat sich nach Darstellung von Wissenschaftlern in eine "gefährliche Kloake" verwandelt. Die Schmutzfrachten von mehr als 200 in den Golf mündenden Flüssen, darunter des Mississippi, hätten das Wasser, die Meerestiere und den Grund schwer belastet, stellte jetzt eine Forschergruppe der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko-Stadt fest. Ölreste, Schwermetalle, Haushaltsabfälle, chemische Pflanzenschutzmittel und Industrieabwässer bedrohten zudem mehrere tausend Hektar Marschland, ausgedehnte Mangrovensümpfe und Korallenriffe.

Vor der Küste von Campeche, unweit der wichtigsten mexikanischen Erdölregion, fanden die Wissenschaftler Austernbänke mit hohen Konzentrationen an Schwermetallen wie Quecksilber, Blei, Chrom und Cadmium. Altöl und Reinigungsmittel, die von den täglich verkehrenden Tankern abgelassen würden, machen die Forscher für die Verschmutzung mitverantwortlich. In den Lagunen von Veracruz, Tabasco, Campeche und Quintana Roo wurden Fische und Weichtiere gefangen, die hochgradig mit DDT und anderen verbotenen oder streng reglementierten chemischen Pflanzenschutzmitteln verseucht waren. Vor Veracruz und Tabasco wiesen Weichtiere eine "extrem hohe" Belastung mit Bakterien aus Fäkalien auf.

Mit seinen großen Vorkommen an Thunfischen, Krabben und Austern gehört der Golf von Mexiko, so die Biologin Albertina Toscana, zu den fruchtbarsten bekannten Meeres-Ökosystemen der Welt. Zwar hätten Mexiko und die USA vor fünf Jahren ein Abkommen über den Umweltschutz entlang der 3000 Kilometer langen Grenze zwischen beiden Ländern abgeschlossen, bisher fehle jedoch ein Vertrag über die Flüsse, die in den Golf von Mexiko mündeten, klagte die Wissenschaftlerin.

Moderne Büroräume Die IBM baut ein Bürohaus im Gallus

GALLUS. Die IBM baut im Gallusviertel ein neues Bürohaus: In der Frankenallee 2-4, auf dem Gelände der früheren Schuhmaschinenfabrik, soll ein sieben Stockwerke hohes Gebäude mit "modernsten Büroräumen" entstehen. Bauherr ist die Pensionskasse GmbH, eine Tochtergesellschaft der IBM.

Die Computerfirma wird allerdings nicht selbst dort einziehen, sondern die Räume vermieten. Anfang September wird voraussichtlich das Bauschild in der Frankenallee aufgestellt. In der zweiten Jahreshälfte 1993 soll das Haus fertig sein. IBM will dort 5000 Quadratmeter Büroräume anbieten.

Mehrere Jahre stand die alte Fabrik in der Frankenallee leer. Vor gut einem Jahr erwarb schließlich die IBM das Gelände und beauftragte das Frankfurter Architektenbüro Nägele, Hofmann und Tiedemann mit der Planung.

Dann ging es Schlag auf Schlag: Vor einigen Monaten erteilte die Bauaufsicht die Abrißgenehmigung für die Schuhmaschinenfabrik und innerhalb weniger Wochen rollten Abrißkran und Bagger an, die das Gebäude dem Erdboden gleichmachten.

Die Genehmigung für das neue Bürohaus liegt zwar im Moment noch bei der Bauaufsichtsbehörde. Sie wird jedoch nach Auskunft des stellvertretenden Amtsleiters, Dieter Hasselbach, "innerhalb der nächsten 14 Tage rausgehen". In dieser Zeitspanne muß noch der Keller der ehemaligen Fabrik abgegraben und das Bauloch abgesichert werden. Hasselbach: "Das Ende der Abbrucharbeiten und der Beginn des Neubaus werden wohl nahtlos ineinander übergehen." rea

&blt; Kunst von Ärzten

Etwa 28 malende und fotografierende Ärzte zeigen vom 31. Oktober bis 8. November im Kurhaus in Bad Homburg (Hochtaunuskreis) rund 120 Bilder, Fotos und Skulpturen. Artes Medicorum nennt sich der Kreis der Mediziner, der der Öffentlichkeit alle zwei Jahre Stücke aus seinem Werk präsentiert. Die Vernissage der Ausstellung am 31. Oktober gestalten andere Ärzte mit Lyrik und Musik.

Hinweis einer Zeugin führte zur Festnahme

HÖCHST. Pech für zwei Einbrecher, die am Sonntag früh in der Konrad-Glatt- Straße aktiv waren: Eine Anwohnerin beobachtete gegen 5.20 Uhr, wie die beiden jungen Männer die Scheibe eines Autohandels zertrümmerten und anschließend in Richtung Weckerlinstraße flüchteten. Die Frau verständigte die Polizei. Eine Funkstreife konnte die Täter schon wenig später in der Nähe des Tatortes ausfindig machen und festnehmen.

Die beiden Männer - 21 und 23 Jahre alt - leugneten zunächst den versuchten Einbruch. Bei einer Gegenüberstellung identifizierte die Zeugin sie allerdings als die Einbrecher. Beide waren nach Angaben der Polizei stark alkoholisiert und mußten sich deshalb eine Blutprobe gefallen lassen. tos

Internationale Besetzung beim "Gedern Open"

GEDERN. 48 Herren und 32 Damen werden bei den zweiten "Gedern Open" des Tennisclubs Gedern vom 6. bis 9. August um 3600 Mark Preisgeld und um Ranglistenpunkte für die jeweiligen Weltranglisten und deutschen Ranglisten Tennis spielen. Für das Damenfeld haben sich Tennisspielerinnen aus der gesamten Bundesrepublik und auch zwei tschechische Spitzenspielerinnen angemeldet. Auch das Herrenfeld hat internationales Flair durch Teilnehmer unter anderem aus Algerien und der CSFR.

Knapp 80 Spiele stehen an den vier Tagen auf dem Programm. Bei schlechtem Wetter werden auch die Plätze des Tennisparks Büdingen einbezogen.

Am Donnerstag und Freitag wird kein Eintritt erhoben. Am Samstag und Sonntag kostet der Eintritt fünf Mark. ieb

Kernzeiten der Stadtverwaltung

BRUCHKÖBEL. Nach der Einführung der Gleitzeit in der Verwaltung gibt die Stadt folgende Kernzeiten bekannt, in der die Mitarbeiter persönlich und telefonisch am besten zu erreichen sind: montags und mittwochs von 8.30 bis 12 Uhr sowie von 14 bis 15 Uhr; dienstags von 7.30 bis 12 sowie von 14 bis 15 Uhr; donnerstags von 8.30 bis 12 sowie von 14 bis 18 Uhr und freitags von 8.30 bis 12 Uhr.

Wie aus dem Rathaus weiter mitgeteilt wird, gilt diese Arbeitszeitregelung nicht für die Gemeindeschwestern und -pfleger der Sozialstation, die Telefonzentrale und die Pforte.

Die Telefonzentrale ist demnach montags bis mittwochs von 7 bis 16 Uhr (Mittagspause von 12.15 bis 13.15 Uhr), donnerstags bis 18 Uhr (Mittagspause von 12.15 bis 14 Uhr) und freitags bis 13 Uhr besetzt. hein

In Barcelona treffen sich 550 Heranwachsende aus aller Welt im olympischen Jugendcamp Im Kloster gibt sich die politische Prominenz aus aller Welt die Ehre Jacques Delors, Richard von Weizsäcker und Juan Antonio Samaranch kommen zu Besuch / Ost und West spielt bei den 45 Deutschen im Lager keine Rolle

Die politische Prominenz gab sich die Ehre. Die deutschen Teilnehmer des internationalen olympischen Jugendcamps gaben sich gelassen. Am Samstag eine Gesprächsrunde mit Jacques Delors, dem Präsidenten der Europäischen Gemeinschaft. Am Sonntag ein Treffen mit dem Bundespräsidenten Richard von Weizsäkker, hat sonst noch jemand geklopft? Moment, vielleicht eine Einladung von Juan Antonio Samaranch.

Aber dann ist vorerst einmal genug mit diplomatischen Nettigkeiten und höflichem Lächeln. Schließlich sind die 45 Mädchen und Jungen, die allesamt zwischen 18 und 21 Jahren alt sind, nach Barcelona gekommen, um sich mit Jugendlichen aus aller Welt zu treffen. Um die Olympischen Spiele hautnah auf den Tribünen mitzuerleben. Um miteinander zu diskutieren, Sport zu treiben, zu arbeiten und zu feiern.

Die Jugendlichen verbringen die zwei Wochen in einem wunderschönen Jesuitenkloster im Stadtteil Sarría. Kloster hat in diesem Fall nichts mit Klausur zu tun - die Türen sind sperrangelweit geöffnet, jeder kann kommen, gehen, lassen und tun, was er will. Die gepflegte Atmosphäre und das umfangreiche Freizeitangebot lassen die meisten Jugendlichen schon nach wenigen Tagen schwärmen. Die Palette an Aktivitäten reicht vom Medien-Workshop über Tanzkurs bis zum gemeinsamen Paellakochen. "Zwei Wochen lang mit 550 völlig unterschiedlichen Leuten zusammenzuleben, das ist eine fantastische Sache", sagt der 21 Jahre alte Medizinstudent Alexander Dzakovic, den alle nur "Easy" nennen.

Dabei hatte es noch vor der Abreise nach Barcelona heftigen Knatsch gegeben. Schuld daran waren die Auswahlkriterien. Von den 20 Teilnehmern, die den Aufnahmetest bei Berlin bestanden hatten, kam kein einziger aus Ostdeutschland. Der DSB und die Deutsche Sportjugend suchten nach einer Lösung, fanden keine geeignete und entschlossen sich für den Weg des geringsten Widerstandes. Sie stockten die Anzahl der Teilnehmer kurz vor der Abreise auf 45 auf, und plötzlich waren auch zehn aus den neuen Bundesländern dabei. Die Jugendlichen wollen mit diesen Verteilungskämpfen nichts zu tun haben. Einhelliger Tenor: "Bei uns spielt Ost oder West überhaupt keine Rolle." Ein bißchen unwohl ist ihnen dennoch. Die deutsche Gruppe übertrifft zahlenmäßig selbst die des Gastgeberlandes Spanien, womit sich auch nicht alle anfreunden können. Die meisten finden die Bevorzugung gegenüber Ländern wie Saudi-Arabien "schon fast peinlich".

In einer Frage sind sich alle der 45 Jugendlichen einig. Die Stimmung in Barcelona sei nur deshalb so gut, weil schon vorher alle miteinander eine Woche in Kienbaum verbracht hätten. Für die Auswahl der Spiele in Atlanta 1996 will der DSB nur noch in den Landesverbänden Qualifikationen veranstalten. Die Idee stößt auf geschlossenen Widerstand. Prompt nutzten die 45 Auserwählten ihre neuen Kontakte und schoben dem Bundespräsidenten eine Protestnote unter. Alexander ist vom Erfolg dieser Mission überzeugt: "Der Ritschie hat immer ein offenes Ohr für die Jugendlichen."

Das internationale Jugendcamp ist eine einmalige Angelegeneheit. Die Altersbeschränkung liegt zwischen 18 und 21 Jahren. Atlanta 1996 werden dann die meisten nur noch vor dem Fernseher miterleben. MICHAEL WULZINGER

Autodieb wollte sich im Wagen verstecken

HÖCHST. Damit hatte der Autoknakker nicht gerechnet: Mitten in der Nacht wurde er bei der "Arbeit" von einem Zeugen beobachtet. Der sah, wie sich der 34jährige am Lucius-Park, Brüningstraße/Ecke Leunastraße, an einem Wagen zu schaffen machte.

Als die etwa gegen 3 Uhr alarmierte Polizei mit einer Zivil- und einer Funkstreife eintraf, war der Täter noch am Werk. Auf dem Fahrersitz hockend versuchte er, den Wagen kurzzuschließen. Als er entdeckt wurde, warf er sich schnell auf die Beifahrerseite.

Da der Mann nicht nur unter starkem Alkoholeinfluß stand, sondern sich auch noch illegal in Deutschland aufhält, nahmen ihn die Polizeibeamten vorläufig in Haft. tos

Zahnärzte streikten "auch" für die Gesundheit der Bürger

Der Slogan war abgekupfert von jenem berühmt-berüchtigten Spruch, mit dem einst der Allgemeine Deutsche Automobil Club (ADAC) gegen eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf deutschen Straßen polemisiert hatte. Nur daß es jetzt nicht hieß "Freie Fahrt für freie Bürger", sondern "Freie Zahnärzte für mündige Bürger". Rund 80 Prozent der über 4000 Zahnärztinnen und Zahnärzte im Rheinland blieben am Montag ihren Arbeitsplätzen fern, um gegen die - so hieß es auf den Flugblättern - "Staatsmedizin" zu protestieren.

"Wir Zahnärzte streiken auch für Ihre Gesundheit", hieß es auf den Handzetteln, die überall verteilt wurden. Die Unterstreichung des Wortes "auch" zeigte aber ehrlicherweise, daß die von der stellvertretenden DGB-Vorsitzenden Ursula Engelen-Kefer in Bausch und Bogen als "Millionäre" eingestuften Streikenden auch an ihr eigenes Bankkonto dachten.

Die Opfer dieser eintägigen Arbeitsverweigerung nahmen die Kampfmaßnahme der Zahnärztinnen und Zahnärzte sozusagen mit "knirschenden Zähnen" hin. Proteste und scharfe Worte der Kritik überließen sie den Politikern.

Der neue Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) warf den Zahnärzten "reinen Egoismus" vor und verurteilte ihre Aktion als "absolut maßlos". Die Patienten, so ergab eine Umfrage der Nachrichtenagenturen, saßen still und geduldig in den Notdienstpraxen, deren Personal verstärkt worden war. Andere kehrten wieder um, wenn an der Praxis "ihres" Zahnarztes in dikken Lettern auf gelbem Grund das Wort "Streik" ins Auge stach.

Wer wollte, konnte sich ein Flugblatt mitnehmen, auf dem die rheinische Zahnarzt-Lobby schweres Geschütz gegen Seehofers Reformpläne aufgefahren hatte. Von einer "Ausschaltung der Tarifautonomie durch Ministerdiktat" war da die Rede, ganz so, als ob Ärzte und Patienten in freien Tarifverhandlungen jemals die Preise für eine Zahnbehandlung ausgehandelt hätten. "Überwachung" und "Bevormundung" von Patient und Zahnarzt durch einen "diktatorischen Bundesgesundheitsminister" hieß es weiter. Die Polemik gipfelte in der dick gedruckten "Warnung", daß Seehofer den Gesundheitszustand aller "armen Patienten" diktiere.

Die Meldung mancher Nachrichtenagentur, daß die Zahnärzte in Nordrhein-Westfalen streikten, war nicht ganz richtig. Gestreikt wurde nur im Rheinland. Die als bedächtiger und realistischer geltenden Westfalen sind zwar auch gegen Seehofers Pläne und zeigten deshalb auch "Verständnis" für die Aktion der aktiveren Kollegen aus dem Rheinland. "Aber wir Westfalen reagieren anders", sagte Maximilian Sobek vom Vorstand der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe in Münster, "das Wort Streik ist für uns kein Thema, es ist negativ besetzt." Die Westfalen wollen statt dessen Seehofer großmütig helfen, "den richtigen Weg zu finden".

Der Düsseldorfer Gesundheitsminister Hermann Heinemann, der schon seit Jahren mit der Zahnärztelobby im Streit liegt, hat eigene Vorstellungen, in welche Richtung dieser "richtige Weg" führen müsse. Um künftig solche nach Heinemanns Einschätzung "glatt rechtswidrige Aktionen" wie die der rheinischen Zahnärzte ins Leere laufen zu lassen, müßten die Krankenkassen durch Gesetz ermächtigt werden, einen eigenen zahnärztlichen Dienst einzuführen. Die Regierung Rau werde die dafür notwendigen gesetzlichen Initiativen im Bundesrat einbringen.

Zahnärzte, die sich an dem Streik beteiligt hätten, müßten mit Geldstrafen rechnen, hieß es außerdem im Düsseldorfer Ministerium. Die Aufsichtsbehörde werde die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KZV) zu Disziplinarverfahren gegen die an der Aktion beteiligten Ärzte auffordern. Christof Hermann, Referatsleiter Krankenversicherung im Ministerium, sagte, falls die Vereinigung dies verweigere, werde man sie mit aufsichtsrechtlichen Maßnahmen dazu zwingen. Die KZV sieht nach eigenen Angaben keinen Anlaß für Disziplinarverfahren und äußerte Verständnis für die Proteste der Zahnärzte. REINHARD VOSS (Düsseldorf)

Yoga und Schwangerschaft

ALTENSTADT. "Yoga in der Schwangerschaft - Übungen zum Wohl der Mutter und des ungeborenen Kindes" bietet die Praxis für Gesundheitsberatung von Heidi Schoennagel an. Der Kurs beginnt am Montag, 31. August, und findet bis zum 5. Oktober an sechs Nachmittagen von 16 bis 17.30 Uhr statt. Anmeldungen werden unter Tel. 06047/2032 entgegengenommen. ieb

Spvgg. Bad Homburg, Fußball Morgen am Meister kein Beispiel nehmen

Der Meister (Vikt. Aschaffenburg) verlor sein Auftaktspiel. Wie ergeht es dem Vizemeister Spvgg. 05 Bad Homburg? Die Mannschaft von der Sandelmühle gibt am morgigen Mittwoch (19 Uhr) gegen den SV Rot-Weiß Walldorf ihr Saisondebüt. Auch für Trainer Harald Faust stellt diese Partie Neuland dar. Er wagte sich aus gesicherten Ober-Erlenbacher Verhältnissen auf einen Spielvereinigung- Schleudersitz und hofft, daß die völlig umgruppierte Mannschaft stärker als Samstag im Abschluß-Test gegen seine alte Mannschaft SG Ober-Erlenbach (4:2) aufspielen wird. Schlüsselpositionen wie diejenige des Torwartes - Holger Voigt (Eintracht-Amateure) oder Sebastian Walz (FSV Bischofsheim) lautet die Frage - sowie auch des letzten Mannes sind auch nach der kompletten Vorbereitungsphase noch nicht endgültig geklärt.

Eine weitere Frage: Wie nehmen die Fans die Mannschaft an? Walldorf hat eine ähnliche Fluktuation hinter sich gebracht, enttäuschte beim torlosen Remis gegen Haiger maßlos. Folgt jetzt eine weitere Null-Diät? Mit mehr als 500 Besuchern rechnet niemand an der Sandelmühle. ppa

Beim Personal droht der Berliner Charité ein Radikaleingriff Von 4900 Beschäftigten der Klinik sollen 400 gehen / Senat wartete individuelle Bewertung nicht ab / "Abwicklung durch die Hintertür" Von unserer Korrespondentin Inge Günther

BERLIN, 27. Juli. Dem renommierten Universitätsklinikum Charité in Ost- Berlin, wo sich früher auch Erich Honekker behandeln ließ, droht ein Radikaleingriff. In den nächsten beiden Mona- ten sollen 300 Ärzte und Naturwissenschaftler sowie hundert weitere Mitarbeiter entlassen werden. Eine entsprechende fachaufsichtliche Weisung hatte der Wissenschaftssenator am 12. Mai an die Adresse der Klinikleitung gerichtet.

Der Senatsforderung nach einer Liste zum Abbau der Personalstellen kam die Charité-Leitung bereits am 19. Juni nach - mehr als zwei Wochen, bevor die Struktur-Personal-Kommission die Ergebnisse ihrer Evaluierung (Bewertung) der fachlichen und politischen Eignung der Beschäftigten bekanntgab. Von einer "schwarzen Liste" spricht deshalb das "Aktionskomitee 400" an der Charité: Die Abbau-Stellen seien mit Abteilung, Zahlenschlüssel und Position ausgewiesen, wodurch sich die betroffenen Personen teils eindeutig identifizieren ließen. Gegen "diese Abwicklung durch die Hintertür" wollen Charité-Mitarbeiter am heutigen Dienstag mit einem Auto- und Fahrrad-Corso auf dem Boulevard "Unter den Linden" protestieren.

"Schon jetzt gibt es auf den Stationen kaum noch Fachärzte", berichtet Gisela Ehle, stellvertretende Sprecherin des Komitees. Den größten Teil der Arbeit verrichteten statt dessen sogenannte Ausbildungsassistenten. Beklagt wird auch, daß der Personaleinsparung ganze Abteilungen zum Opfer fallen sollten. So müßten die Spezialdiagnostik für Gefäßkrankheiten ebenso wie die Institute für Immunologie und Virologie aufgelöst werden. Auch die fachübergreifende Krebstherapie, eine der wenigen DDR- Errungenschaften, sei gefährdet. "Was es im Westen nicht gibt, darf es im Osten wohl nicht geben", wird bitter festgestellt.

"Daß gekürzt und evaluiert werden muß", sieht auch das "Aktionskomitee 400" ein. Mittlerweile aber laufe es so, daß Personen nur noch positiv bewertet würden, wenn ihre Stellen nicht auf der Streichliste stünden.

Als Ausdruck der Zwei-Klassen-Gesellschaft Ost und West wertet es die Initiative, daß bei der Charité auf eine Auslauf- Finanzierung verzichtet wurde. Beim Umzug des West-Berliner Universitäts- Klinikums Rudolf Virchow hatte der Senat Stellenstreichungen sozial abgefedert.

Die Klinikleitung der Charité sieht sich im Dilemma zwischen der Weisungsgebundenheit an den Senat und der Verantwortung für die etwa 4900 Mitarbeiter. So habe sie versucht, den von Wissenschaftssenator Manfred Ehrhardt (CDU) gesetzten Abgabetermin für die Personalstreichungsliste "hinauszuschieben", versichert Kliniksprecherin Marlis Scheunemann. In der letztlich doch erfolgten Antwort an den Senat machte die Leitung schließlich Bedenken geltend hinsichtlich des Datenschutzes und der Rechtmäßigkeit der Entscheidung, vor allem Arbeitsplätze früherer SED-Kader auf die Liste zu setzen. So wurde in dem Brief darauf hingewiesen, daß der Einigungsvertrag zwar eine Sonderkündigung erlaube, daß diese jedoch eigentlich personenbezogen sein müsse und sich nicht nur auf eine SED-Tätigkeit stützen dürfe.

Offensichtlich aber setzte man sich am Ende über eigene Einwände hinweg. "Die Klinikleitung wußte nun einmal mehr über die Betroffenen als die Personal-Evaluierungs-Kommission", sagt Marlis Scheunemann - zum Beispiel über "den Kaderreserve-Vertrag", den mancher mit der SED abgeschlossen habe.

Beim Senator wiederum gibt es offenbar keine rechtlichen Zweifel am Vorgehen. Schon wegen der Deckungslücke des Klinikums von 26 Millionen Mark in diesem Jahr hätten "die Zwänge einer seriösen Haushaltsführung", so sein Sprecher Helmut Lück, kein Abwarten bis zur endgültigen Evaluierung erlaubt. Unumwunden räumt Lück auch ein, warum der Senat vor einer Woche die Klinikleitung aufforderte, den Sozialplan mit dem Personalrat sofort aufzukündigen: "Damit die Kündigungen nicht durch andere Vereinbarungen ausgehebelt werden können." Das Wort von der "schwarzen Liste" aber ist beim Senat verpönt. "Es geht nur darum, Stellenpositonen zu fixieren, die für den Abgang bereitstehen", so Lück.

In den Startlöchern vermutet dagegen das "Aktionskomitee 400" Wissenschaftler aus dem Westen und deren Assistenten. Anders kann sich der Oberarzt Hans Barthelmes "diesen Krieg gegen die Charité, gegen unsere Forschung und Lehre" kaum erklären. Der Arzt fragt, wie sonst es denn Sinn mache, daß ausgerechnet der Hautkrankheits-Spezialist Professor Nils Sönnichsen, der als einziger Deutscher dem zwölfköpfigen Internationalen Komitee für Dermatologie fünf Jahre angehört habe, nun seine Position auf der Abbauliste wiederfinde.

"Reha-Klinik wäre noch größere Wahnsinnstat als Schloßhotel" Aktionsgemeinschaft Kleiner Tannenwald droht Rathaus-Parteien mit Entzug der Wählergunst, wenn B-Plan nicht gekippt wird

BAD HOMBURG. Die "Aktionsgemeinschaft Kleiner Tannenwald" (AKT) erwartet, daß der Magistrat zu seinem Wort steht und das Projekt "Rehabilitationsklinik" kippt. Im Gespräch mit der FR erinnerte AKT-Sprecher Karl Eingärtner gestern an Aussagen von Stadtrechtsrat Heinrich Gerhold (FDP) und CDU-Fraktionschef Franz Kaunzer. Gerhold habe bereits im Frühjahr betont, eine ablehnende Haltung des Regierungspräsidenten könne die Position der Stadt unterstützen, an ihrem Nein zur geplanten Reha-Klinik werde sich aber in keinem Fall etwas ändern. Gegen das Millionenprojekt hatte sich auch Kaunzer ausgesprochen. Eingärtner: "Sollten es sich Magistrat und die ihn tragenden Parteien anders überlegen, dürfen die Freien Wähler bei der nächsten Wahl mit erheblichem Stimmenzuwachs rechnen.

Eingärtner zufolge wird die AKT darauf pochen, daß CDU und Magistrat ihre "eindeutigen Aussagen" einhalten: "Die Stadt muß den Bebauungsplan für diesen Bereich aufheben." Beim Schloßhotel lasse sich sicher eine Lösung finden, die alle mittragen können. Er sieht in der Reha- Klinik eine noch "größere Wahnsinnstat als im Schloßhotel": "Das wäre eine Katastrophe. Ein Bau mitten ins Feuchtgebiet, dorthin, wo der Zufluß ist."

Ursprünglich wollte der Magistrat noch vor den Ferien eine Vorlage für das Parlament erarbeiten. Eingärtner zufolge sollte der Charakter des Landschaftsschutzgebietes durch die Aufhebung des Bebauungsplans im westlichen Bereich und eine Veränderungssperre gesichert werden. Ansonsten will die AKT klagen: "Mit allen Konsequenzen."

Insgeheim geht er freilich davon aus, daß weder FDP noch CDU ein schlechtes Bild von sich vor der Wahl zeichnen wollen. Bis spätestens Oktober sollen die beiden Magistratsparteien nun eindeutig zeigen, daß sie zu ihrem Wort stehen. Andernfalls will sich der ATK weitere Schritte überlegen.

Curt Hoffmann von den "Freien Homburger Wähler" will zur jüngsten Entwicklung inhaltlich nicht Stellung beziehen: "Wir treffen uns demnächst ohnehin und dann wird auch über den Tannenwald gesprochen." Persönlich ist er zwar nicht grundsätzlich gegen eine Bebauung des inzwischen größtenteils geschützten Areals. Aber ein Hotel oder etwas in ähnlicher Größenordnung kann er sich dort nicht vorstellen. orb

Kleine FR

Fahrradtour nach Zeppelinheim NEU-ISENBURG. Zu einer Radtour nach Zeppelinheim am Freitag, 31. Juli, lädt die Evangelische Lukasgemeinde ein. Abfahrt ist um 19 Uhr am Gemeindezentrum in der Kurt-Schumacher-Straße 8. Die Teilnahme kostet drei Mark. SPD testet ÖPNV DREIEICH. Am Freitag, 31. Juli, will der SPD-Ortsverein Sprendlingen den ÖPNV, die Buslinie 964 testen. Abfahrt ist um 15.25 Uhr am Rathaus. Waldfest in Götzenhain DREIEICH. Der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehren Offenthal-Götzenhain lädt für Samstag und Sonntag, 1. und 2. August, zum Waldfest im Ringwäldchen zu Götzenhain ein. Das "Stelldichein" beginnt am Samstag um 15 Uhr mit einem Bieranstich. Für Musik sorgt der Spielmannszug. Treppenlifter in der Beratungsstelle DREIEICH. Mit 5000 Mark beteiligt sich der Kreisausschuß Offenbach an dem Einbau eines Treppenlifters für Behinderte. Er soll den Zugang zur neu angemieteten Beratungsstelle des Clubs Behinderter und ihrer Freunde Dreieich und Kreis Offenbach (CBF) in der Robert-Bosch-Straße 26 erleichtern. Fundsachen zum Abholen DREIEICH. Fahrräder, Monitore, Brillen, Handschuhe, Armbanduhren, Schmuck und, und, und - wurden beim Fundbüro der Stadt in der Zeit vom 1. Januar bis 31. Mai abgegeben. Sie können von den Empfangsberechtigten montags bis freitags, 7 bis 12 Uhr im Rathaus, Hauptstraße 15-17, Zimmer 26, abgeholt werden.

&blt; Panoptikum & Schwarzer Humor

In der Summertime-Reihe "Mittwochspause" läßt Pantolino alias Christoph Staerkle heute um 15 Uhr, quasi aus dem "Nichts", im Historischen Garten vor dem Dom ein buntes Panoptikum an Charaktertypen aufmarschieren. Die beiden Komiker Lee M. Ross und Steve Stewart (früher bei der Gruppe Pigeon-Drop) unterhalten das Publikum am Mittwoch abend um 21 Uhr im Hof des Historischen Museums, Saalgasse 19, mit ihrer "Variety Show". &blt; Diskussion & Theater Im Rahmen des Lesbisch Schwulen Jugendtreffens finden heute abend um 18 Uhr im Zelt im Ostpark zwei Diskussionen statt. Ricardo Rocha und Mario Gutirez berichten über die Situation von Schwulen und Lesben in Nicaragua. Außerdem findet eine Diskussion über unterschiedliche politische Interessen zwischen Lesben und Schwulen statt. Das Kulturprogramm im Volksbildungsheim, um 20.30 Uhr, wird von der Gruppe Theater Act Nürnberg gestaltet. Unter der Regie des Komik-Regisseurs Ferruccio Cainero forschen, morden, lieben, lachen und weinen sich die drei Darstellerinnen Gabriele Quast, Öksy Auerochs und Sabine Zieser durch eine Komödie mit makabrer Komik. &blt; Freimaurer in Frankfurt Die Ausstellung "Werkstätte der Humanität - 250 Jahre Freimaurer in Frankfurt" im Historischen Museum, Saalgasse 19, wird verlängert. Noch bis zum 6. September besteht die Gelegenheit, Einblick in die Traditionen, die Symbolwelt und das Brauchtum der Freimaurerei zu nehmen. Führungen bietet das Museum am Mittwoch, 29. Juli, um 18 Uhr, und am Sonntag, 2. August, um 14 Uhr. &blt; Malerei von Porracchia In der Galerie McCann-Erickson, Ulmenstraße 39, wird am Mittwoch, 29. Juli, um 19 Uhr eine Ausstellung mit Bildern von Patrizio Porracchia eröffnet. Besichtigen kann man die Schau montags bis freitags von 8 bis 20 Uhr sowie samstags von 9 bis 13 Uhr. &blt; Schmuckvorführung im Museum In der Goldschmiedewerkstatt der Ausstellung "Gold aus Mali", die derzeit im Völkerkundemuseum, Schaumainkai 29, zu sehen ist, führt der Goldschmied und Ausstellungsautor Thomas Schunk die Herstellung traditioneller Ohrgehänge vor. Vorführungstermine sind am Mittwoch, 29. Juli, von 16 bis 18 Uhr sowie am Sonntag, 2. August, von 14 bis 16 Uhr. &blt; Führung zur "Ikonographie" Am Mittwoch, 29. Juli, um 18.30 Uhr veranstaltet das Liebieghaus/Museum Alter Plastik, Schaumainkai 71, die letzte Führung des Zyklus über "Heiligendarstellungen im Frühchristentum" mit dem Thema "Die Vertreter der Institution Kirche: Kirchenlehrer und Ordensheilige". &blt; Führung zu Edvard Munch In der Kunsthalle Schirn, Römerberg, finden am heutigen Mittwoch zwei Führungen statt. Um 11 Uhr referiert Anja Petz über "Munch und die zeitgenössische französische Kunst - vom Naturalismus zum Fauvismus", und um 19 Uhr geht es um "Munchs Werk im Spannungsfeld zwischen künstlerischem Vorbild und individuellem Ausdruck".

Parlament berät

ALTENSTADT. Um die Spielapparatesteuer, die Abfallsatzung und drei neue Kindergärtnerinnen geht es am Freitag, 7. August, ab 20 Uhr im Gemeindeparlament in der Altenstadthalle.

Justizbeamter ein Dealer?

and WÜRZBURG, 27. Juli. Ein Justizangehöriger der Justizvollzugsanstalt Würzburg (JVA) ist unter dem Verdacht, Betäubungsmittel aus der Asservatenkammer der JVA entwendet zu haben, vorläufig festgenommen worden. Nach Auskunft der Staatsanwaltschaft Würzburg soll es sich dabei um Mengen im "100-Gramm-Bereich" gehandelt haben. Die Staatsanwaltschaft sah einen dringenden Tatverdacht als gegeben an, nachdem Hinweise aus der "Drogenszene" auf die Spur des Mannes geführt hatten. Der Handel mit Rauschgift soll Informationen zufolge von 1988 bis 1990 stattgefunden haben, wurde aber erst jetzt entdeckt.

Unklar sei, sagte die Leitende Oberstaatsanwältin Dagmar Schuchardt, wie sich der Justizangehörige Zugang zu dem Raum habe verschaffen können, in dem von Häftlingen beschlagnahmte Objekte lagerten. Der Justizangehörige bestreitet bis jetzt die ihm zur Last gelegte Tat.

Roms Überlebenschance

Von Horst Schlitter (Rom)

Der italienische Sommer, der sonst sorglos-heitere Motive bevorzugt, weist dieser Tage dramatische Töne auf: Sie sind die Antwort auf unerhörte Gewalttaten der Mafia, auf einen abgrundtiefen Korruptionssumpf der Parteien und auf ein Versagen der demokratischen Institutionen, von deren Reform bisher nur weitschweifig geredet worden ist.

Von seinem piemontesischen Urlaubsort aus fordert Staatspräsident Oscar Luigi Scalfaro seine Landsleute auf, Freiheit und Gerechtigkeit der Republik durch eine "neue Resistenza" gegen das Verbrechen zu verteidigen. Um von den separatistischen Anhängern der "Lega lombarda" nicht mißverstanden zu werden, fügte er hinzu, die Probleme dieser Tage könnten diejenigen nicht lösen, die "das Vaterland in Fetzen reißen wollen".

Ministerpräsident Giuliano Amato steht dem Staatsoberhaupt in nichts nach und schickt 7000 Fallschirmjäger, Alpini und andere Elite-Einheiten auf die tödlich bedrohte Insel Sizilien. Diese Maßnahme will er "sowohl symbolisch als auch praktisch" verstanden wissen. Aus den Reihen der tief erschütterten Bevölkerung Palermos ist zu hören, ein "moralischer Aufstand der Anständigen" sei erforderlich, um die schwere Krise zu überwinden.

Resistenza, Militäreinsatz, Aufstand. Steht Italien vor einem Bürgerkrieg wie der auseinandergefallene Nachbar Jugoslawien ihn zur Zeit erlebt, oder wird Sizilien eine Strafexpedition erleiden wie Irak zu Beginn des vergangenen Jahres? Die Rhetorik mancher Politiker könnte diesen Eindruck erwecken, wobei die Frage, wie es denn zu dieser Eskalation von Gewalt und Bestechlichkeit gekommen ist, unbeantwortet bleibt. Jeder Bürger des Landes weiß, daß organisiertes Verbrechen und die weit verbreitete Gefälligkeitswirtschaft keine Naturkatastrophen sind. Sie haben vernichtende Auswirkungen, sind aber nicht wie ein alles zerstörender Hagel vom Himmel gefallen.

Was weder Scalfaros Aufruf zu einer neuen Form der "Resistenza" noch Amatos "symbolischer und praktischer" Aufmarsch der Armee erwähnen, ist die Tatsache, daß die verschiedenen Formen moralischer Gebrechen den Leib der Republik befallen haben, weil eine ganze Generation von Politikern sie aus Unfähigkeit nicht heilen konnte oder aus Eigennutz nicht heilen wollte. Da hilft auch nicht der Hinweis auf integere Mitglieder der Regierungs- und Oppositionsparteien, die besonders in Krisenzeiten als Aushängeschilder leitende Funktionen übernahmen. Jede der politischen Kräfte in Rom kann saubere Männer und Frauen aus den eigenen Reihen vorzeigen. Die Opferbereitschaft mancher Christdemokraten, Kommunisten und Sozialisten war so groß, daß sie sich den Interessen der Mafia entgegenstemmten und dafür mit ihrem Leben bezahlten.

Der Carabinieri-General Carlo Alberto Dalla Chiesa wie die Untersuchungsrichter Giovanni Falcone und Carlo Borsellino, alle drei Mafia-Opfer, kannten die Zusammenhänge zwischen Politikern und den Dunkelmännern des organisierten Verbrechens. Ein anderer Jurist, der Mailänder Staatsanwalt Antonio Di Pietro, entwirrte ein so weitgespanntes Netz von korrupten Beziehungen zwischen privaten Unternehmen und Verwaltungsstellen, daß die römischen Parteien in arge Verlegenheit gerieten. Auf die Folgen dieser Verlegenheit wartet Italien allerdings bisher vergeblich. Die Aktion Di Pietros zur Aufdeckung unlauterer Beziehungen zwischen Staatsdienern und Privatfirmen läuft unter dem Namen "saubere Hände". Zu den Regeln einer gut funktionierenden Demokratie gehört es, daß alle, die sich die Hände beschmutzt haben, ihren Preis dafür zahlen müssen. Leider gibt es dafür auf der Apenninhalbinsel bisher nur wenige Beispiele.

Die pista tedesca, die deutsche Spur, die nach der Ermordung Borsellinos in zwielichtige italienische Kreise auf deutschem Boden führte, macht klar, daß Mafia und Korruption für Rom keine interne Fragen mehr bleiben können. Drogenhandel und groß angelegte Geldwäsche haben längst die europäischen Grenzen überschritten. Zum Glück arbeitet nicht nur die Unterwelt international zusammen. Auch die Sicherheitsbehörden der EG-Staaten haben gelernt, gemeinsam dem großen Verbrechen zu Leibe zu rücken. Nach den Attentaten in Palermo kam sogar vom FBI, der den sizilianischen Gerichten wiederholt wichtige Kronzeugen zugespielt hatte, wertvolle Fahndungshilfe.

Das alles aber genügt noch nicht zu einer Wiederbelebung des "anständigen Italiens". Die Bürger, die das Vertrauen in die Institutionen verloren haben, wollen nach allen Skandalen und nach allen Verbrechen wieder die Chance haben, anständige Parteien wählen zu können. Nur wenn sich die Parteien entschließen, nicht mehr in den Schmiergeldtopf zu greifen, um ihre Arbeit zu finanzieren, nur wenn sie schmutzige Elemente aus Spitzenpositionen vertreiben, haben sie eine Chance zu überleben. Eine solch tiefgreifende Reform wäre nicht nur moralisch wünschenswert, sie wäre auch vernünftig für die Erneuerung des Landes und seiner politischen Kräfte.

Statt Liebesheirat eine Vernunftehe Zum 1. August jährt sich die Eingemeindung des Dorfes Kalbach zum 20. Mal

KALBACH. Eine Liebesheirat war es nicht, eher eine Vernunftehe: Vor zwanzig Jahren beendete die Eingemeindung zur Stadt Frankfurt die fast zwölfhundertjährige Selbstständigkeit der Gemeinde Kalbach. In einem Eingemeindungsvertrag hatten Kalbach und Frankfurt vereinbart, daß das Dorf im Norden zum 1. August 1972 unter die Fittiche des Frankfurter Adlers schlüpfen sollte.

Ganz freiwillig erfolgte dieser Schritt seitens der Kalbacher nicht, auch wenn die Gemeinde letztendlich - anders als etwa die Nachbargemeinden Nieder- Eschbach und Harheim - durch Vertrag und nicht zwangsweise durch Gesetz im Rahmen der Gebietsreform dem großen Nachbarn zugeschlagen wurde.

"Eine realistische Alternative zu Frankfurt gab es letztendlich nicht", meint Rudolf Lade, der damalige Kalbacher Bürgermeister. "Wir wären auch ohne den Eingemeindungsvertrag nach Frankfurt gekommen." Unumstritten war dieser Schritt jedoch in der kleinen Gemeinde nicht: "Viele alte Kalbacher hatten Angst, daß hier alles mit Betonklötzen zugebaut wird, wenn wir zu Frankfurt kommen", erzählt der Kalbacher Alt- Bürgermeister.

Einmal lehnte die Gemeindevertretung deshalb den von Lade, dem inzwischen verstorbenen SPD-Stadtverordneten Harry Fischer und dem langjährigen CDU- Stadtverordneten Helmut Reischmann auf Kalbacher Seite mit der Stadt ausgehandelten Vertrag ab. Dahinter stand weniger die Vorstellung, selbstständig bleiben zu können: "Dafür waren wir zu klein" (Lade). Die Gemeindevertretung wollte jedoch lieber zu Oberursel als zur Großstadt Frankfurt. "Die Gespräche mit Oberursel haben aber für uns wenig gebracht."

Die Frankfurter erwiesen sich dagegen als großzügig. So konnten die Kalbacher Vertreter für ihre Bürger aushandeln, daß die wesentlich günstigeren Gebühren- und Steuersätze des Dorfes noch fünf Jahre fortgalten. Frankfurt übernahm auch die Restkosten für den Bau der Bezirkssportanlage und der evangelischen Kindertagesstätte. Daneben erhielt die Gemeinde auch eine Busverbindung zur heutigen U-Bahnlinie.

Lade selbst macht kein Hehl daraus, daß er die Eingemeindung von Anfang an für sinnvoll hielt, auch wenn sie ihn selbst die Stellung als Bürgermeister kostete. "Wir hätten allein nie das Geld für die Sanierung der Kanalisation und der Wasserleitungen, für die Erschließung der Baugebiete und anderes gehabt."

Ein wenig trauert der Alt-Bürgermeister seiner früheren Stellung aber noch nach. Ausgestattet mit einer satten 70-Prozent-Mehrheit hatte Lade in den zwölf Jahren vor der Eingemeindung die Gemeinde wie ein "kleiner König" regieren können. Standesbeamter, Ortspolizeibehörde, Chef von fünf Angestellten und drei Gemeindearbeitern: "Als Bürgermeister in einer kleinen Gemeinde hatte man mehr Macht als der Frankfurter Oberbürgermeister", resümiert er. Für alles und jedes war der "Bürjermeester" die zentrale Anlaufstelle: "Nachts um zwei haben die Leute wegen einem Wasserrohrbruch angerufen", erinnert sich Lade. Der trommelte dann die Gemeindearbeiter aus dem Schlaf, um nach dem Leck zu fahnden. Paßverlängerung nachts um vier, eine Baugenehmigung in zwei Tagen - vieles konnte der Bürgermeister aus eigener Macht oder auf Grund der guten Beziehungen zum damaligen Obertaunuskreis für die Kalbacher Bürger bewirken.

"Wenn ich abends in der Kneipe gesessen habe, sind die Leute immer mit ihrem Problemen zu mir gekommen", erzählt Lade. Am nächsten Morgen brachte er dann in den Dienst immer eine Reihe von Bierdeckeln mit, auf der die Anliegen aufgeschrieben waren. Wurde es in der Kneipe spät: Kein Problem. Das entsprechende Formular für die Sperrstundenverlängerung hatte Lade immer dabei.

Ein Überbleibsel dieser "bürgernahmen Verwaltung" konnten die Kalbacher in ihrem Grenzänderungsvertrag sichern: Darin wurde ihnen eine eigene Verwaltungsstelle garantiert, wo die Bürger fast alle Angelegenheiten vor Ort regeln können. Der Stadt Frankfurt bescheinigt Lade, sie habe ihre Verpflichtungen aus dem Vertrag im wesentlichen erfüllt.

Nur mit dem Hallenbad im Zuge der Errichtung der Universität am Niederurseler Hang wurde es nichts. Aber dafür hat Kalbach 1985 auch nicht die 15 000 Einwohner gehabt, wie es eigentlich der Grenzänderungsvertrag als Obergrenze vorsah. PHILIPP ZMYJ

Vorbereitungen für das Mainfest beginnen

Am Dienstag begannen die Vorbereitungen für das Mainfest, das das Gebiet zwischen Paulsplatz und Flußufer von Freitag bis kommenden Dienstag in einen Rummelplatz verwandeln wird. Nach dem morgendlichen Berufsverkehr sperrte die Polizei den Mainkai zwischen Untermainbrücke und Alte Brücke, damit dort die Schausteller mit dem Aufbau beginnen können.

Die Umleitungsstrecke nach Westen führt über die Obermainbrücke auf die Sachsenhäuser Seite. In der Gegenrichtung wird der Verkehr über Untermainbrücke - Schweizer Straße - Hans-Thoma-Straße - Gartenstraße - Holbeinstraße zum Mainufer geführt. Während des Schlußfeuerwerks am kommenden Dienstagabend wird auch die Sachsenhäuser Mainseite Fußgängerzone.habeAutoklau hat Hochsaison . . .

(Fortsetzung von Seite 19)

Vor einem Jahr hat der HUK-Verband, die Dachorganisation der Autoversicherer, ein Büro in Polen eingerichtet, um deutsche Autos aufzuspüren und zurückzubringen. Rund 1000, so die Pressereferentin des Verbandes, Barbara Koch, konnten sichergestellt werden, hauptsächlich Limousinen der oberen Mittelklasse und Oberklasse. 508 Millionen Mark mußten die Versicherungen 1990 für gestohlene Autos zahlen. Neuere Zahlen gibt es noch nicht. Aufgrund der ständig steigenden Zahlen ist in diesem Jahr erneut mit einer Erhöhung der Versicherungsprämien bei Voll- und Teilkasko zu rechnen.

Leo Hau vom BKA bezweifelt, daß die Versicherungen an einem Auto, das man nicht mehr stehlen kann, überhaupt Interesse haben. "Sie würden Kundschaft verlieren." Auch der Autobesitzer wird kaum geschädigt, erhält er doch in jedem Fall den Wiederbeschaffungswert in bar und bei einem Wagen von weniger als zwei Jahren sogar den Neupreis seines Fahrzeugs von der Versicherung. So ist die Zahl der vorgetäuschten Diebstähle nach Einschätzung der Frankfurter Polizei recht hoch.

Der Autoklau geht um - und keiner tut was, klagt BKA-Sprecher Hau. Nicht nur für Spoiler hinten und Spoiler vorn sollten Autobesitzer in die Tasche greifen, sondern auch für eine anständige Alarmanlage. Doch nach einer solchen Sicherheitsmaßnahme wird "eher selten" gefragt, berichtet Ulrich Buckmann vom Frankfurter ADAC.

Den größten Vorwurf aber macht Hau der Industrie: Das sei doch "hahnebüchen". Da würden Autos für 100 000 Mark und mehr gebaut und dann fehle es an den einfachsten Sicherheitsvorkehrungen. Auch warum das so ist, weiß der BKA-Mann: "Für jeden gestohlenen Wagen wird hier ein neuer verkauft."

Barcelona-Bummel

Hohe Preise überraschen den Studenten aus Kalifornien an und für sich nicht mehr, seit er seine Urlaubsreise durch Europa begonnen hat. Er kommt gerade aus Sevilla, wo die Expo 92 das Leben verteuert. Nun schlendert er über die Plaza de Tarradelles vor dem Sportpalast von Badalona und sucht eine Eintrittskarte zum Basketball zu erwerben. Aber 500 Dollar für das Spiel USA gegen Angola? Er winkt ab; 300 Dollar für Spanien gegen Deutschland kommen auch nicht in Frage.

Hinter der Halle brausen Autos über die Autobahn, und hinter dem Platz ragen Industriegebäude auf, und an der einen Seite der mit Betonplatten ausgelegten, kahlen Fläche beginnt eine häßliche Siedlung aus zehngeschossigen Ziegelbauten, und an der anderen stehen alte, graue Häuser. Badalona, eine Industriestadt mit 220 000 Einwohnern an der nördlichen Stadtgrenze von Barcelona, ist jedenfalls dort unansehnlich, wo es für kurze Zeit zum Ort internationalen Interesses aufrückt. Im 12 500 Zuschauer fassenden Sportpalast geht das olympische Basketball-Turnier über die Bühne, die Boxer ermitteln in der bloß 400 Meter entfernten Halle des Club Joventut ihre Olympia-Sieger. Berühmt geworden im sportlichen Leben Spaniens ist Badalona wegen seines Vereins Joventut (der mit dem Turiner Juventus den Namen gemein hat), der in den letzten Jahren die Spitze im hiesigen Basketball hält und zum Ende der Saison das Endspiel im Europokal der Landesmeister erreichte (und gegen Partizan Belgrad verlor).

Über den Ticketschaltern am Sportpalast weisen Schilder darauf hin, daß alle Spiele des US-Teams ausverkauft sind. Das wird so sein, nur sind noch nicht alle Karten beim Endverbraucher gelandet. Über die Plaza de Tarradelles schleichen Teures Vergnügen Schwarzmarkthändler und verhalten sich wie Drogendealer. En passant wird flüsternd auf Kartenbesitz hingewiesen. Andere nennen ungeniert ihre unverschämten Forderungen. 500 Mark will eine Deutsche für eine Karte zum Spiel Spanien - Deutschland. Zu teuer? Aber wieso? Sie ist ganz erstaunt - das sei doch hier das größte Ereignis zur Zeit.

Überhaupt hat sich der Platz zum Umschlagplatz für heiße Basketball-Ware entwickelt. Amerikaner verkaufen NBA- Utensilien aus der Reisetasche, Buttons liegen auf Putzlappen ausgebreitet, Brasilianer bieten ein paar grün-gelbe Trikots ihres Teams feil. Ein Litauer hält T-Shirts aus seinem Land hoch, Karten hat der aus Kaunas Angereiste nicht. Eine Gruppe von Kroaten wickelt eine Transaktion für die Abendveranstaltung ab und warnt, um sich blickend, vor polizeilichen Beobachtungen. Ein dicker Spanier zieht ein zusammengerolltes Bündel von Karten aus der Tasche, das den Wert eines noch viel größeren Bündels Peseten-Scheine hat.

Die Plaza de Tarradelles in der wenig bedeutenden Stadt Badalona ist zur Börse für die begehrtesten Papiere dieser Olympischen Spiele geworden. Der Student aus Kalifornien übrigens bekam für 60 Dollar noch einen Platz bei den Spielen Spanien - Deutschland und Kroatien - Brasilien. Immer noch teuer, aber "es sind ja nur alle vier Jahre Olympische Spiele." CHRISTOPH ALBRECHT-HEIDER

Zur Person:

KRISTIN TÜTTENBERG, Präsidentin des Sozialgerichts in Koblenz, wechselt Ende Juli als Richterin an das Bundessozialgericht in Kassel. Tüttenberg war seit 1988 Präsidentin in Koblenz, davor Richterin am Landessozialgericht in Mainz, teilte das Justizministerium in Rheinland-Pfalz mit. (dpa)

Ehrenplakette für Oberin Anneliese Oehlert

Mit der Ehrenplakette der Stadt Frankfurt soll die Oberin des Frankfurter Diakonissenkrankenhauses, Anneliese Oehlert, ausgezeichnet werden. Die Plakette wird Oberbürgermeister Andreas von Schoeler am kommenden Montag, 3. August, überreichen. Mit Frau Oehlert, so heißt es in der Begründung, werde eine Frau geehrt, die sich "selbstlos in den Dienst am Nächsten gestellt hat" und die stets bereit gewesen sei, hohe Verantwortung zu übernehmen.

Frau Oehlert hatte zunächst die Krankenpflegeschule am Diakonissenkrankenhaus geleitet, bevor sie 1970 zur Oberin des Hauses bestellt wurde. Als solcher oblag ihr auch die Leitung des Alten- und Pflegeheims Nellinistift und des Elisabethenhofes in Marburg. Die Hilfe für Schwesternschaften in der ehemaligen DDR, in Ungarn und Brasilien habe die Ausgezeichnete auch in schwierigen Zeiten nicht vergessen. sar

Bad Homburger Reit- und Fahrverein Therapie auf

dem Pferderücken

Bereits Hippokrates wußte von der heilenden Wirkung des schwingenden Pferderückens auf den Menschen. "Therapeutisches Reiten" heißt es heute, wenn Pferde in der Therapie mit Behinderten als aktiver Helfer eingesetzt werden. Für den Außenstehenden ist es meist ein erstaunliches Erlebnis zu beobachten, wie ein Teilnehmer, der zuvor noch auf Krükken oder Rollstuhl angewiesen war, sich auf dem Rücken des Pferdes, das im Schritt geführt oder longiert wird, frei und fast unbehindert bewegt. Auch der Bad Homburger Reit- und Fahrverein hat das "Therapeutische Reiten" längst ins Programm aufgenommen. Bereits seit 20 Jahren ist jeden Montagnachmittag die Reitanlage frei für die 14 Patienten, die Krankengymnastin und Balu, das Pferd.

Ausgeglichen, zuverlässig, scheufrei und nicht zu groß - das waren auch die Auswahlkriterien für Balu, um sich für das "Therapeutische Reiten" zu empfehlen. Die rhythmischen Bewegungen des Tieres und die Wärme des Pferderückens führen zu einer Lockerung der spastischen Muskulatur. Der Reitersitz hemmt patologische Reflexe und der Reiter. Die Krankengymnastin führt mit den Patienten dosierte Übungen auf dem Pferderükken durch, bei denen verkrampfte Muskulatur gelockert und gefestigt wird. Der Patient schult sein Gleichgewicht und die oft gestörte Fähigkeit, Bewegung und Haltung zu koordinieren. prd

Raubüberfall auf der Rolltreppe zur B-Ebene

Auf der Rolltreppe von der Kaiserstraße zur B-Ebene Hauptbahnhof haben zwei Männer in der Nacht zum Samstag einen 31jährigen ausgeraubt.

Einer der Täter packte das Opfer an der Kehle und drückte im gleichzeitig einen spitzen Gegenstand in den Rücken, während sein Komplize dem Wehrlosen die Geldbörse mit 400 Mark aus der Gesäßtasche zog.

Die beiden Räuber im Alter zwischen 20 und 25 Jahren waren mit Bluejeans bekleidet. habe

Einschulungstermine und freie Ausbildungsplätze

DREIEICH. Ab Montag, 3. August, beginnt für die Schülerinnen und Schüler wieder der Ernst des Schülerlebens. Die Berufsschule Max-Eyth-Schule hat für den jetzt kommenden Einschulungstermin am Montag, um 9.45 Uhr, noch folgende Ausbildungsplätze frei:

• Zweijährige Berufsfachschule: sie umfaßt die Berufsfelder Wirtschaft und Verwaltung; medizinisch-technische und krankenpflegerische Berufe; staatlich geprüfte Fremdsprachensekretäre/innen; staatlich geprüfte kaufmännische Assistenten/innen für elektronische Datenverarbeitung.• Einjährige Berufsfachschule: Berufsfelder Wirtschaft.

• Berufliches Gymnasium: Fachrichtungen Maschinenbau und Wirtschaft.

• Berufsvorbeitungsjahr: Metall und Hauswirtschaft.

Alle Schüler/innen für die Vollzeitschulformen müssen am Einschulungstag beglaubigte Kopien des jüngsten Schulzeugnisses vorlegen. Auszubildende müssen eine Kopie des Ausbildungsvertrages oder eine Bescheinigung des Betriebs über das Ausbildungsverhältnis vorlegen, aus dem der voraussichtliche Abschluß ersichtlich ist.

Die Anschrift der Max-Eyth-Schule: Am Hirschsprung, Dreieich-Sprendlingen; zu erreichen ist die Schule unter der Telefonnummer 0 61 03 / 3 60 61.

Die Schulleitung der Ricarda-Huch- Schule in Dreieich teilt mit, daß der Unterricht am Montag, 3. August, für die Klassen sechs bis 13 um 8.35 Uhr beginnt und für die Klassen fünf um 10.20 Uhr. dok

"Schwarzer Regen" bleibt weiterhin ein Rätsel

WESTLICHE STADTTEILE. Die Staatsanwaltschaft hat ihre Ermittlungen in Sachen "Schwarzer Staubregen über Schwanheim" eingestellt. "Der Verursacher des Niederschlags Anfang 1988 konnte nicht festgestellt werden", heißt es abschließend in einem Bericht des Magistrats.

Das Staatliche Gewerbeaufsichtsamt habe ohne Erfolg zahlreiche gewerbliche und industrielle Anlagen, die als Emissionsquellen in Frage kämen, überprüft, ohne die Quelle der Verunreinigung zu finden. Klar sei lediglich, daß es sich bei dem lokal auf Schwanheim begrenzt auftretenden Niederschlag um Ruß gehandelt habe. tos

VdK sieht "Trendwende in der Rechtsprechung"

Der VdK Hessen, mit über 120 000 Mitgliedern die größte Selbsthilfeorganisation der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderten und Rentner, hat die Entscheidung des Frankfurter Sozialgerichts, eine unter Angstzuständen leidenden Frau durch das Versorgungsamt zu unterstützen, begrüßt.

Wie Pressesprecherin Beate Eberhardt sagte, zeichne sich hier offensichtlich eine Trendwende in der Rechtsprechung ab, die der bisherigen Vernachlässigung psychisch Kranker im Schwerbehindertengesetz entgegensteuere. "Diese Erkrankungen steigen rapide an, und die Betroffenen müssen hart um ihre Anerkennung als kranke und behinderte Menschen kämpfen. Ihre Leiden sind nun einmal nicht auf Röntgenbildern nachzuweisen und häufig körperlich nicht sichtbar."

Der VdK ermutigt alle Behinderten mit ähnlichem Krankheitsbild, Anträge bei Versorgungsämtern zu stellen und notfalls auch vor die Gerichte zu ziehen.

"Der Fall, über den jetzt geurteilt wurde, ist kein Einzelfall", sagte die VdK-Sprecherin. Psychische Erkrankungen spielten auch in der Beratungstätigkeit des VdK eine immer größere Rolle. "Die Ursachen für das verstärkte Auftreten von Depressionen, Neurosen und Phobien sind vielfältig. Oft spielen Probleme im partnerschaftlichen Bereich und am Arbeitsplatz eine Rolle; aber auch die Konfrontation mit schweren körperlichen Erkrankungen kann Auslöser und Ursache dafür sein."

Um diese Krankheiten bei den Versorgungsämtern überhaupt anerkannt zu bekommen, sei eine vorangehende, mindestens halbjährige Facharztbehandlung Voraussetzung. enk

Informationsveranstaltung der Stoma-Vereinigung

Zu einer Informationsveranstaltung lädt die Vereinigung für Menschen mit einem künstlichen Darmausgang (Ilco) Betroffene, Angehörige, Ärzte und Krankenpfleger für Samstag, 15. August, ein.

Die Veranstaltung anläßlich des 20jährigen Bestehens der Stoma-Vereinigung will neben anderen Themen über die Bedeutung einer vollwertigen Ernährung für Patienten mit künstlichem Darmausgang oder künstlicher Harnableitung aufklären.

Daneben ist eine Ausstellung verschiedener Versorgungsmittel-Firmen geplant; die AOK Frankfurt wird mit einem eigenen Info-Stand vertreten sein.

Die Veranstaltung beginnt um 13.30 Uhr im Bildungs- und Kulturzentrum Höchst, Michael-Stumpf-Straße 2. sar

Ballettstudio initiiert Hilfe für Kinder Kroatiens

BAD NAUHEIM. Auf ungewöhnlichem Weg will Heide Elfenbein, Besitzerin des Ballettstudios in der Franz-Groedel-Straße 1, elternlosen Kindern in den Flüchtlingslagern rund um Osijek helfen. Seit 1977 hat ihr Ballettstudio mit dem Hauptsitz in Bad Homburg Kontakt zu dem Kinder- und Jugendtheater im kroatischen Osijek. Nachdem der Kontakt während des Krieges in Kroatien fast abgebrochen war, konnte die Verbindung jetzt wieder hergestellt werden.

Wie Heide Elfenbein von dem früheren Direktor und auch jetzt noch dem Theater verbundenen Ivan Balog erfahren hat, wurde das Gebäude von einer Rakete getroffen, die technischen Anlagen zerstört. Das Theater plant aber eine Tournee nach Deutschland, während der Gelder für die 40 000 Kinder in den Lagern eingespielt werden sollen. Um die für die Tournee dringend benötigte Verstärkeranlage und andere Tontechnik zu finanzieren, bittet Heide Elfenbein um Spenden auf das Konto bei der Dresdner Bank, Nr. 728 736 700, Bankleitzahl 500 800 00. Damit werde nicht nur der drohende Untergang der Kultur bekämpft, sondern auch den Kindern geholfen. Eine Einladung in das Theater nach Osijek liegt Heide Elfenbein bereits vor. ub

Zahn-Schmerz

Die Zahnärzte im Rheinland haben vor allem sich selbst weh getan. Mit ihrem gegen die Bonner Gesundheits-Strukturreform gerichteten Streik schaden sie vorneweg ihren eigenen Interessen. Im Wiederholungsfall riskieren die Zahnmediziner eine nachhaltige öffentliche Diskussion ihrer Einkommensverhältnisse. Und die könnten durchaus Neid wecken. Runde 130 000 Mark nach Steuern erbohren sich im Mittel die Damen und Herren im weißen Kittel.

Daß insbesondere Berufsanfänger nicht als Millionäre anfangen und Schwierigkeiten haben, auf ihre Praxis-Kosten zu kommen, ist nicht zu bestreiten. Das mittlere Einkommen kündet gleichwohl von vergleichsweise paradiesischen Zuständen. Eine Vertreibung droht ihnen nicht: Die den Dentisten drohende Einkommenseinbuße schätzt der Bundesgesundheitsminister auf vier bis fünf Prozent.

Andere trifft Seehofer härter. Der Besuch beim Zahnarzt dürfte für viele Bürger zu einer auch finanziell schmerzhaften Angelegenheit werden, wenn erst einmal Regel- und Wahlleistungen getrennt abgerechnet werden. Gerade mit diesem Bestandteil seines Reformpaketes greift Seehofer Wünsche der Zahnmediziner auf. Viele Leistungen, die jetzt noch die Kasse mitbezahlt, sind dann nur gegen Aufgeld zu haben. Dies sehen potentiell Betroffene noch nicht.

Getrübt ist auch der Blick der Zahnmediziner. Sonst würden sie erkennen, daß sie mit ihrem Streik gefährlich nahe am hochempfindlichen Nerv des gesunden Volksempfindens arbeiten. ptz (Bonn)

Für heute hohe Ozonwerte vorhergesagt

KÖNIGSTEIN. Die Luftmeßstelle an der Billtalhöhe bei Königstein gab gestern keine aktuellen Daten zur Luftverschmutzung bekannt. Für den heutigen Mittwoch werden Ozonwerte zwischen 110 und 170 Mikrogramm erwartet.

Zurückgeblättert: Das war's diese Woche

Erzählen kann gemeinhin eine Menge, wer eine Reise tut. Noch mehr berichten kann indes, wer ein Häusle baut. Der Bau des Kindergartens Sankt Michael in Flörsheim aber bietet Stoff für eine ganze Serie: Pfusch am Bau, ein Architekt, der sich kaum ums Handwerk scherte, und Erzieherinnen, die letztlich die Bauleitung übernahmen. In zwei Wochen sollen die Kinder toben in einem Haus, das noch immer einer Baustelle gleicht.

Daß aus einst vier letztlich 17 Monate Bauzeit wurden, daß die Kosten von einer auf 1,4 Millionen Mark kletterten - den Architekten scheint's kaum zu kümmern. Er hält die Hand auf und kassiert auch von den 400 000 Mark Mehrkosten seine zehn Prozent.

Daß jetzt aber kein Geld mehr da ist für Spielsachen und Bastelmaterial (bei Wasserschaden zerstört), für Tische und Stühle (von der Baustelle geklaut), das fuchst Kindergartenleiterin Renate Mohr. Ihr Kommentar: "Das alles zeigt doch, welchen Stellenwert Kinder in unserer Gesellschaft haben." kkü

Der Trick ist längst nicht mehr neu und läuft auch nur noch, weil sich kranke Hirne immer wieder andere Varianten einfallen lassen. Mal ist es der Stationsarzt eines Krankenhauses, der eine Frau telefonisch über einen schweren Unfall ihres Mannes informiert, mal der Mitarbeiter des Gesundheitsamtes, der sich - wie jüngst in Nied - auf eine Tumor-Meldung eines Frauenarztes beruft, und zuletzt war es im Kreisgebiet der Meinungsforscher, der im Auftrag von "Pro Familia" Stimmen für eine Telefonumfrage sucht.

In allen Fällen ist der Grund des Anrufs getürkt, wollen die Männer am anderen Ende der Strippe dasselbe: nähere Auskünfte über das Sexualleben der heimtückisch belästigten Frauen. Der "Meinungsforscher" kämpft dabei noch mit vergleichsweise offenem Visier. Welche Infamie aber, sich die abartige Selbstbefriedigung durch Schreckensbotschaften zu verschaffen!

Mag sein, daß Telefon-Spanner keine keine Sex-Gangster sind, sondern vergleichweise harmlose Irre, die ärztliche oder psychotherapeutische Hilfe nötiger haben als polizeiliche Verfolgung - ein Ärgernis sind sie allemal. Die davon heimgesuchten Frauen sind schutzlos, so lange sie nicht einfach den Hörer auflegen und den Anrufer so mit nutzlos verschwendeten Telefongebühren bestrafen.

Das allein aber wird ein krankes Hirn nicht davon abhalten, es wieder und wieder zu versuchen. Wer sich und andere Frauen vor Wiederholungsgefahr bewahren möchte, ist mit folgender Antwort vielleicht am besten beraten: "Sprechen Sie ruhig weiter. Ich lasse sicherheitshalber ein Tonband mitlaufen." wbt

Akteneinsicht - Schlag- und Streitwort im Krifteler Unterschlagungs-Skandal. Die einen fordern sie umgehend und rückhaltlos, weil sie ihre Parlamentarier- oder Bürgerrechte gewahrt sehen wollen, andere - und beileibe nicht nur jene, die mit im Sumpf stecken - warnen vor umfassender Offenlegung, weil sie Folgeschäden für sich selbst oder die Gemeinschaft vorhersehen. Und der Datenschutz legt wert auf Datenschutz.

Zwischen allen Fronten: Bürgermeister Hans-Werner Börs. Er bekundet größtmögliche Offenheit und hat sich mit dieser Absicht erstaunlich weit aus dem Fenster gehängt - geht es dabei doch immerhin um das politische Überleben seines ranghöchsten Mitarbeiters und Parteifreundes Paul Dünte. Dennoch wird Börs im "Fall M." taktisches Lavieren vorgeworfen.

Bereits am kommenden Dienstag wird sich der Akteneinsichtsausschuß konstituieren und dann über den ungeschwärzten Prüfbericht hermachen. Viel mehr geht da im Moment nach dem eindeutigen Veto der Wiesbadener Datenschutzbehörde wohl wirklich nicht. Und wer Einsicht verlangt, sollte auch Einsicht beweisen. wbt

An diesem Wochenende gehen die Sommerferien in Hessen zu Ende, aber nicht erst am Montag heißt es, das Ränzel zu schnüren. In den Urlaubsgebieten packen spätestens heute die letzten Familien aus dem Main-Taunus-Kreis die Koffer für die Rückkehr.

Die meisten, so scheint's, sind ohnehin schon wieder da. Die Signale dafür sind nicht zu übersehen: Bäcker und Metzger haben den Wisch mit dem abweisenden "Betriebsurlaub" aus dem Schaufenster genommen, die Haut der Menschen, die uns begegnen, wirkt "farbiger" als zuvor, und während die Tage schon wieder merklich kürzer werden, wird der Weg zum und vom Arbeitsplatz im gleichen Maße länger wie die Zeit, die der Radiosprecher braucht, um die Stau-Meldungen zu verlesen.

Der Alltag hat uns wieder. Das muß uns aber nicht schrecken. Machen wir's einfach wie im Urlaub: Machen wir das Beste daraus! wbt

So, das war's diese Woche. Das Redaktionsteam der Lokal-Rundschau wünscht allen Lesern ein wunderschönes Wochenende und den Pennälern einen tollen Start ins neue Schuljahr.

Durchfahrtsverbot mißachtet Zufahrt Parkhaus Hauptwache: 80 Anzeigen erstattet

Die geänderte Verkehrsführung zum Parkhaus Hauptwache wird von einer beachtlichen Minderheit der Autofahrer ignoriert. Eine Stichprobe diese Woche machte deutlich, daß die Motorisierten von der Weißadlergasse auch weiterhin den direkten Weg in die Großgarage oder in den Holzgraben suchen, obgleich der seit dem 15. Juli gesperrt ist. Seit Ende letzter Woche begegnet die Verkehrsüberwachung dem Ungehorsam mit Strafzetteln. Amtsleiter Werner Hartwig: "Am Morgen wurden 80 Kennzeichen aufgeschrieben."

Die Zufahrt von der Weißadlergasse in das Parkhaus wurde gekappt, als die Straßenverkehrsbehörde vor zwei Wochen zwischen Berliner Straße und Holzgraben den Verkehr in beiden Richtungen zuließ. Das Ordnungsamt unterband den Querverkehr aus Sicherheitsgründen und gestattet nurmehr das Rechtsabbiegen zur Berliner Straße. Parkhausbesucher sollen den Block am Bundesrechnungshof umfahren und das Ziel von der Bethmannstraße ansteuern.

"Es sind die Uneinsichtigen", meint Hartwig, "die den Umweg nicht akzeptieren wollen." Es handele sich um ortskundige Autofahrer, die in der vergangenen Woche - von Polizisten wie Verkehrsüberwachern zur Rede gestellt - ganz unverblümt erklärt hätten, sie fühlten sich an die Neuregelung nicht gebunden.

Die Verkehrsüberwachung erwartet freilich, daß die strikte Ahndung der Verstöße einen erzieherischen Effekt haben wird. Werner Hartwig: "Die Leute müssen das über die Geldbörse spüren."

Ordnungsamtschef Rolf Menzer glaubt freilich nicht, "daß sich das Problem mit polizeilichen Mitteln lösen läßt". Der Leitende Magistratsdirektor hält eine Ortsbesichtigung für notwendig, bei der vor allem die Frage zu prüfen sei, ob aus Richtung Katharinenkirche ein Linksabbieger in das Parkhaus eingerichtet werden könne. Das wäre für die Falschfahrer von der Weißadlergasse eine legale Alternative.

Im Ordnungsamt wird auch erwogen, die Leitplanke an der Einmündung Weißadlergasse/Kornmarkt so weit zu verlängern, daß die Autofahrer zum Rechtsabbiegen gezwungen werden. Eine Entscheidung darüber soll jedoch erst nach der bis Mitte August terminierten Beobachtungsphase fallen. habe

"Menschen in Not brauchen unsere Hilfe"

DREIEICH. Die Sprecherin der FDP- Fraktion, Ingeborg Hiemisch, appelliert an alle Dreieicher Bürger, die Wohnraum nicht nutzen, diesen für Flüchtlinge aus Jugoslawien zur Verfügung zu stellen und sich an das städtische Sozialamt zu wenden.

"In Dreieich stehen Wohnungen leer, und einige Häuser werden teilweise nur noch von zwei oder einer Person bewohnt, da die Kinder weggezogen sind", sagt Hiemisch. Es sei noch nicht lange her, da seien sehr viele nach Jugoslawien gefahren und hätten sich dort über die Gastfreundschaft der Menschen gefreut. "Nun sind dies Menschen in Not und brauchen unsere Hilfe", sagt die FDP- Sprecherin. dok

Gedichte im Pferdestall Hadayatullah Hübsch las bei den "Freunden des Haiku"

WESTEND. Zum 15. Treffen der Freunde des Haiku, des streng formalisierten japanischen Kurzgedichtes, war im Bürgertreff "Pferdestall" in der Ulmenstraße als prominenter Gast Hadayatullah Hübsch gekommen.

Er ist Vorsitzender des hessischen Landesbezirks des Verbandes Deutscher Schriftsteller (VS) in der Industriegewerkschaft Medien. Seit 22 Jahren gehört er der "friedlichen" islamischen Ahmadiyya-Gemeinde in Frankfurt an und leitet den Verlag "Der Islam".

Die Weltanschauung beeinflußt seine Haiku stark: Hübsch nennt sie "spirituelle Haiku" und arbeitet gern mit religiösen Metaphern - allerdings aus den verschiedensten Kulturkreisen. Beim gemeinsamen Haikudichten an diesem Nachmittag schuf er beispielsweise einen Vers, der ganz auf das christliche Weltbild abgestellt war. Die Teilnehmer hatten bei einigen der von ihm vorgetragenen Gedichte allerdings Mühe, die Absichten des Verfassers zu verstehen. So gab es zu seinen Haiku eine sehr lebhafte Diskussion.

Hübsch erklärte, er wolle sich nicht sklavisch an die Regeln halten, vielmehr seinen eigenen Stil finden. So bleibt er zwar bei der vorgeschriebenen Silbenzahl, vermeidet aber häufig Naturbeschreibungen oder unterläßt den geforderten Bezug auf die Jahreszeit. Viel Wert legt er auf den höheren geistigen Hintergrund seiner Verse.

Auch politische Motivation führt ihn zum Haiku - so in einer Serie, die während eines Autorentreffens in Meiningen/Thüringen entstand, wo er unter anderem dichtete: "Vergangenheitsschrott am Rande der Eisenbahn, aber das Unkraut wächst."

Den Vorwurf, keine Haiku im klassischen Sinne zu schaffen, nimmt er gelassen hin. Was ihn an der japanischen Gedichtform besonders fasziniert, ist der Zwang zur Kürze, zur Disziplin im Ausdruck, die geistige Übung. Als besonderes Erlebnis schilderte er, wie ihm während einer islamischen Versammlung in Indien unerwartet das japanische Haiku half, "adäquat" seine Gedanken auszudrücken. Hübsch hat bisher 25 Bücher veröffentlicht, darunter insgesamt drei Haiku-Bände. Zwei von ihnen erschienen erst nach dem Autorentreffen in Thüringen.

Nach der Vorstellung der Arbeit des Hadayatullah Hübsch wurden noch die Sommer-Haiku der Teilnehmer vorgelesen und besprochen. Erika Schwalm und Georges Hartmann leiteten das Treffen in bewährter Weise.

Georges Hartmann wird beim Herbsttreffen am 24. Oktober seine Gedichte und seine persönliche Auffassung des Haiku vorstellen. li

In Dortmund ist eine lange Ära beendet Verschmelzung von Hoesch und Krupp / Management beschwört fehlende Alternativen

spi DORTMUND. Fast 40 Jahre lang arbeitete der Jurist Hans Klüting bei Hoesch als Steuerexperte und brachte es dabei bis zum Generalbevollmächtigten. Gestern hatte er - inzwischen Rentner - seinen ersten und wahrscheinlich letzten großen Auftritt. Dafür erntete er viel Beifall. Aber dabei blieb es auch. Sein mit 34 Argumenten gespickter Gegenantrag auf der außerordentlichen Hoesch-Hauptversammlung, die der rückwirkenden Verschmelzung mit Krupp zum 1. Januar gewidmet war, war aussichtslos. Schließlich verfügt Krupp über 62 Prozent des Aktienkapitals und hat dafür rund 1,3 Milliarden Mark aufgewendet. Der Großteil ist fremdfinanziert.

Auch wenn die Möglichkeit besteht, daß Klüting oder ein anderer Aktionär eine Anfechtungsklage gegen die Fusion wegen unzureichender Informationen einreicht, so deutete alles darauf hin, daß gestern zum letzten Mal vor der Dortmunder Westfalenhalle die weißen Fahnen mit dem blauen Hoesch-Schriftzug flatterten. Und ein Sarg am Saaleingang kündete davon, worum es drinnen ging: Um das Ende eines Konzerns - genau 120 Jahre, zehn Monate und 27 Tage nach der Gründung durch eine Familie aus Düren bei Aachen.

Hoesch-Chef Kajo Neukirchen, nur etwa ein Jahr im Amt, mußte begründen, was auch schon vor vielen Jahren bei der wieder aufgelösten Ehe mit dem holländischen Stahlproduzenten Hoogovens gesagt wurde: "Es gibt zur Fusion keine Alternative. Nur eine Verschmelzung macht die schnelle und volle Nutzung der Synergien und Vorteile zugunsten beider Unternehmen möglich." Neukirchen erläuterte die Umrisse des neuen Konzerns, die der neben ihm sitzende Krupp-Vorstandsvorsitzende Gerhard Cromme in den vergangenen Wochen vorgezeichnet hatte. Dieser sieht Krupp und Hoesch bei oberflächenveredelten und rostfreien Stählen in einer europäischen Spitzenposition. Das vereinte Unternehmen mit rund 25 Milliarden Mark Umsatz zählt sich künftig zu den zehn größten Automobil-Zulieferern in Europa. Weitere Kern-Arbeitsgebiete sollen der Spezialmaschinen- und Großanlagenbau sowie der Handel sein.

Tätigkeitsfelder, die nicht in dieses Schema passen, haben keine Zukunft und werden früher oder später irgendwo anders landen. So ist auch die Aussage zu relativieren, der zufolge nach der Verschmelzung nur 1900 von dann mehr als 100 000 Beschäftigten ihren Hut nehmen müssen. Der Verkauf von weiteren Beteiligungen, mit Atlas-Elektronik in Bremen bereits im Vorjahr eingeleitet, ist nur eine Frage der Zeit.

Dies dürfte umso eher kommen, als Krupp dringend Geld braucht. Die Schulden belaufen sich auf 5,4 Milliarden Mark. Sie entsprechen 29 Prozent der erweiterten Bilanzsumme und sind damit ungefähr doppelt so hoch wie bei Konkurrenten. Das Eigenkapital nimmt sich mit nur 19 Prozent Anteil mehr als bescheiden aus. Um die Relationen etwas aufzupäppeln, geht es an das Eingemachte. Das "nicht betriebsnotwendige Kapital" muß aushelfen. Die brachliegenden Grundstücke sind bei Hoesch mit immerhin 750 Millionen Mark bewertet. Krupp hat sogar 1,5 Milliarden in petto. Die Werte der Beteiligungen sind von zwei unabhängigen Wirschaftsprüfern bei Hoesch auf 828 Millionen und bei Krupp auf 426 Millionen taxiert worden. Nach deren Urteil haben die Dortmunder einen Ertragswert von 3,8 Milliarden und die Essener einen von 3,1 Milliarden Mark. Daraus errechnete man wiederum, daß zehn Hoesch-Aktien 13 von der inzwischen neu gegründeten Fried. Krupp AG entsprechen, zuzüglich einem Ausgleich von jeweils sechs Mark in bar. Mit diesem Satz werden auch die bisherigen Hoesch-Aktionäre abgefunden, die somit fortan Anteilseigner in Essen sind.

Tischler-Nachwuchs an historischer Stätte

HOCHTAUNUSKREIS. 20 Tischler- Lehrlinge haben in diesem Jahr ihre Ausbildung erfolgreich mit der Geselllenprüfung abgeschlossen. Die Freisprechungsfeier, in der ihnen die Zeugnisse übergeben werden, findet am Freitag, 31. Juli, um 16 Uhr in der Scheune "Hadamar" im Freilichtmuseum Hessenpark satt. Museumsleiter Eugen Ernst hält die Festansprache.

Die Gesellenstücke werden danachim Hessenpark ausgestellt und können dort am Wochenende, 1. und 2. August, bestaunt werden. che

Auslandsmärkte

FRANKFURT A. M. (FR). Die New Yorker Börse eröffnete am Montag freundlich. In der ersten Stunde kletterte der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte um 10,27 auf 3295,98 Punkte.

In Tokio fiel der Nikkei-Index für 225 führende Titel gestern trotz der Diskontsatzsenkung durch die japanische Notenbank um 124,45 auf 15 373,34 Zähler.

Albert Richard Mohr gestorben

Der Frankfurter Historiker und Musikwissenschaftler Albert Richard Mohr ist, wie erst jetzt bekannt wurde, am 23. Juli 81jährig in seiner Heimatstadt gestorben. Mohr hatte sich über Frankfurt hinaus vor allem durch seine umfangreichen Sammlungen zur Theater- und Operngeschichte einen Namen gemacht. Dem Musikwissenschftler verbauten die Nazis die akademische Karriere. Mohr gab später 13 Bände über das Musikleben der Stadt heraus und erntete Ehrungen zuhauf, zuletzt den Hessischen Verdienstorden. fr

Schrott-Verwerter bei TV-Recycling voll im Bild Quelle und Thyssen Sonnenberg starten Pilotversuch / Bonner Verordnung bringt Probleme

Nur ein leerer Werbe-Gag oder ein nützlicher Beitrag zum Umweltschutz? Diese Frage stellt sich immer wieder, wenn Unternehmen ökologisch angeblich besonders innovative Produkte oder Dienstleistungen propagieren. Nicht anders ergeht es dem jüngsten Vorstoß des Fürther Versandhauses Quelle, das in seinem neuen Herbst/Winter-Katalog verspricht, alte Fernsehgeräte zurückzunehmen und zu recyceln. 38 Mark zahlt der Kunde, wenn er beim Empfang eines neuen Apparates zu Hause gleich den alten mit auf den Weg gibt. 28 Mark sind fällig, wenn die TV-Kiste selbst in einer Quelle-Filiale vorbeigebracht wird.

Bei der Konkurrenz herrscht Skepsis, was die Wiederverwertbarkeit von Altgeräten anbelangt. Ein großer Wettbewerber findet die "zweifelhafte Aktion" nicht gut, da gerade die Entsorgung der schädlichen Stoffe nicht gewährleistet sei. Dennoch hat derselbe Versender seinen Spediteuren inzwischen die Anweisung gegeben, bei der Auslieferung neuer Geräte "auf besonderen Wunsch des Kunden stillschweigend" alte Apparate ebenfalls mitzunehmen.

Berechtigt dürfte die Skepsis zumindest sein, wenn nun mit einem Schlag größere Mengen anfielen. Nach dem jetzigen Stand der Bonner Elektronikschrott-Verordnung könnte das spätestens am 1. Januar 1994 passieren. Dann sollen Händler und Hersteller nämlich verpflichtet werden, alle Altgeräte zurückzunehmen. Das wären allein in Westdeutschland rund 3,5 bis vier Millionen Fernseher und PC-Monitore pro Jahr, schätzt der Branchenverband ZVEI. Eine solche Flut sei zumindest zu diesem Zeitpunkt - "angesichts der Genehmigungsdauer für größere Verwertungsanlagen" - noch kaum zu bewältigen, glaubt Stefan Fuchs vom führenden Schrott-Verwerter Thyssen Sonnenberg.

Die Tochter des Düsseldorfer Konzerns hat im alten Krupp-Stahlwerk in Rheinhausen seit kurzem eine Pilotanlage für TV-Geräte laufen. Zum Teil noch per Hand werden die ausgedienten Flimmerkisten am Fließband zerlegt und sortiert. Die Bildröhren werden gesammelt und dann nach Frankfurt zur Firma Ecomatic transportiert. Dort wird die Beschichtung abgewaschen und der Rest zu einem Rohstoff für Keramik-Fliesen zermahlen. Am meisten Probleme, erzählt Fuchs, machen die vielen Kunststoff- und Holzteile, die mit giftigen Flammhemmern imprägniert sind. Hier bleibe nach wie vor nur die Sondermüll-Deponie. Dennoch geht der Thyssen-Experte davon aus, daß heute im Schnitt bereits etwa zwei Drittel eines alten Fernsehers recycelt werden können.

Die Düsseldorfer Firma stellt sich denn auch auf einen Wachstumsmarkt ohnegleichen ein. Durch die Quelle-Aktion rechnet Fuchs mit 20 000 bis 25 000 Geräten jährlich - eine Menge, die von der Pilotanlage gerade noch verkraftet werden kann. Die Kosten für Verwertung und Entsorgung beliefen sich dabei auf 50 bis 60 Mark je TV, die Hälfte davon allein für die Bildröhre. Hinzu kämen der Aufwand für Abholung, Transport und Lagerung. Entsprechend dürfte die geplante Bonner Verordnung die Preise für Neugeräte in die Höhe treiben. Gewinner wären die Kommunen, deren Deponien und Verbrennungsanlagen den Elektro- Sperrmüll kaum noch bewältigen.

Allerdings gilt diese Kostenrechnung nur für Apparate, die heute schon in den Haushalten stehen. Denn die Diskussion über die neue Verordnung hat Hersteller, Händler und Recycling-Firmen bereits intensiv reagieren lassen. "Wir sind mit fast allen TV-Herstellern im Gespräch über das Thema Recyclingfähigkeit", berichtet Fuchs, denn "solche Kosten sind auf Dauer nicht durchhaltbar." Nicht zuletzt unter dem Druck des Handels sind die meisten Produzenten inzwischen dabei, sich umzustellen. Steckkontakte und der weitgehende Verzicht auf hochgiftige Stoffe sollen im Fernseher der Zukunft zur Selbstverständlichkeit werden.

Daß drohender politischer Zwang die Branche zu enormen Anstrengungen veranlassen kann, weiß Fuchs aus der jüngsten Erfahrung mit Kühlschränken. 1988 habe Thyssen Sonnenberg angefangen, zunächst die FCKW-haltige Kühlflüssigkeit zu entsorgen - auch hier war die Kooperation mit Quelle der Auslöser. Seit zwei Jahren habe man auch die Verwertung der ebenfalls ozonschädlichen Dämm-Materialien technologisch im Griff. Nahezu 400 000 Kühlschränke werden im laufenden Jahr in den sieben Thyssen-Anlagen verschrottet.

Klappt die Kooperation mit den Herstellern und läßt sich die bisher größtenteils manuelle Arbeit rationalisieren, verspricht Umweltschutz für die junge Recycling-Branche schon bald ein profitables Geschäft zu werden. Rund 100 meist kleinere Firmen beschäftigen sich "im weitesten Sinne" mit der Entsorgung von Elektro-Großgeräten, weiß Fuchs, "aber nur zehn bis 15 sind heute ernsthaft in der Lage dazu". Kommt die Bonner Verordnung, hofft er, bis Mitte der neunziger Jahre etwa eine Million TV und PC in seinem Unternehmen bewältigen zu können. Aber vor allem sei Deutschland bei dieser Technologie international Vorreiter. "Die Zukunft liegt auch hier im Export des Know-how."

ROLAND BUNZENTHAL

Kühlschränke werden gesammelt WEHRHEIM. Kühlschränke und -truhen werden am Mittwoch, 5. August, in allen Wehrheimer Ortsteilen abgefahren. Wer sein Gerät auf diese Weise ohne Umweltschaden loswerden will, muß bis spätestens Dienstag, 4. August, 10 Uhr,im Rathaus anrufen (Tel. 0 60 81 / 5890.)

Ein neuer Stadtteil soll auf dem Gelände der US-Kasernen entstehen Sieger-Entwurf des Ideenwettbewerbs sieht den Bau von 1500 Wohnungen in Preungesheim vor / Army räumt Ende August

Der letzte Zapfenstreich in den Drake- und Edwards-Barracks an der Homburger Landstraße wird Ende August geblasen. Dann räumen die US-Soldaten die Kasernen und geben 25 Hektar Fläche frei - Platz für 1500 neue Wohnungen und die Infrastruktur eines neuen Stadtteils im Frankfurter Nordosten. Die Pläne dafür wurden jetzt vorgestellt - zum Sieger des vom Magistrat ausgelobten Ideenwettbewerbs kürte die Jury den Entwurf des Darmstädter Architektenteams "WerkStadt" (Werner Hochrein und Rainer Völker).

Fünf Planungsbüros waren aufgefordert worden, ein Konzept zu entwickeln. Alle standen vor der Aufgabe, einem - so der zuständige Römer-Stadtrat Martin Wentz (SPD) - "Niemandsland" eine Stadtgestalt zu geben. "Da sollten nicht einfach nur Hinterhöfe zugebaut und an die alten Kasernen was rangestückelt werden", sagte der Darmstädter TU-Professor Jürgen Bredow, der Chef des Preisgerichts.

Andererseits: Ganz bei Null anfangen und auf der grünen Wiese ein Quartier für 10 000 Menschen hochziehen - das war auch nicht drin. Die 25 Hektar der Ex-Kasernen sind nämlich umstellt von Vierteln unterschiedlichsten Zuschnitts. Am augenfälligsten hierbei die acht- bis 25geschossigen Wohngebäude der Hochhaussiedlung "Frankfurter Berg" im Nordosten; dazu kontrastieren die Einzel- und Reihenhäuschen der Bizonalen Siedlung auf der anderen Straßenseite der "Homburger", die dreigeschossige Zeilenbebauung der amerikanischen Housing- Area weiter südöstlich und die großflächigen Hallen im Gewerbegebiet an der August-Schanz-Straße.

"Diese heterogenen Strukturen sollen durch die Neubauten auf den Kasernen-Grundstücken verknüpft werden, sich aber dann auch noch zu einem einheitlichen Stadtteil zusammenfügen", umschreibt Bredow die knifflige Aufgabe. Der "WerkStadt"-Entwurf habe das gut hinbekommen.

Drei- bis viergeschossig sind die Wohnhäuser und -zeilen. Die neuen Wege zielen auf die Lindenallee der Homburger Landstraße als zentraler Verkehrsachse und verbinden zudem "Stadtteilchen mit Stadtteilchen". Was Bredow und den Juroren besonders gefiel: "Große, schöne baumbestandene Plätze, die wie ein Netz miteinander verknüpft sind."

Ihren reservierten Bauplatz haben im "WerkStadt"-Plan auch drei Kindertagesstätten, eine dreizügige Grundschule, ein Bürgertreff mit Jugend- und Seniorenräumen und eine Altenwohnanlage mit 60 Appartements.

Nicht zu vergessen: Die Darmstädter Baumeister erfüllten auch eine Wettbewerbsbedingung, an deren Umsetzung das ganze "auf zehn bis zwölf Jahre angelegte Vorhaben" (Wentz) hängt. Sie haben zusätzlich zu den 1500 Familienwohnungen noch 250 Appartements für den Bundesgrenzschutz (BGS) und zwei Wohnheime für Zoll und BGS im neuen Stadtteil untergebracht.

(Fortsetzung auf Seite 20)

Mann stellt intime Fragen am Telefon Pro Familia: kein Auftrag von uns

MAIN-TAUNUS-KREIS. Weil ein fieser Trick offenbar immer noch zieht, warnt jetzt auch Pro Familia vor einem unbekannten Telefon-Spanner. Der Mann rufe seit einigen Wochen Frauen an und stelle ihnen Fragen zu ihrem Intimleben. Er behaupte, diese Umfrage im Auftrag von Pro Familia vorzunehmen.

Auf das Treiben des Unbekannten wurde Pro Familia durch etliche Beschwerden von Frauen aus dem Main- Taunus- und dem Hochtaunus-Kreis hingewiesen. In einer Pressemitteilung erklärt die Organisation, daß der Unbekannte keineswegs in ihrem Auftrag handele. Derlei Studien würden niemals per Telefon recherchiert.

Um seinen offenkundigen Problemen angemessen zu begegnen, empfiehlt Pro Familia dem Anrufer, sich an eine der Beratungsstellen zu wenden. kkü

Die Ruhe bleibt ein Provisorium

GLASHÜTTEN. Der geplante Ausbau des Schloßborner Wegs zwischen Bundesstraße und Schulstraße / Idsteiner Weg zur verkehrsberuhigten Zone ist vorerst vertagt.

Laut Mitteilung von Bürgermeister Helmut Diehl fließen in diesem Jahr keine Zuschüsse aus Landestöpfen. Die aber waren die Voraussetzung für die Finanzierung des Straßenausbaus im Ortsteil Glashütten. Einstweilen, so Diehl, müssen sich die Anwohner also mit Blumenkübeln auf der Fahrbahn als Signal der Verkehrsberuhigung zufriedengeben. c

Vereinsleben aus dem Effeff Carmen Abersfelder ist die neue Brunnenkönigin

Für die 38jährige Carmen Abersfelder aus der Buchrainstraße in Oberrad erfüllt sich ein Kindertraum: Die dunkelhaarige und knapp 1,50 Meter große Sekretärin bei der Deutschen Lufthansa wird Brunnenkönigin in Sachsenhausen. Sie ist von Haus aus weder publikumsscheu noch auf den Mund gefallen. Wie es sich darstellt, hat Kerwepräsident Wolfgang Stumpf mit der designierten 34. Regentin für das "Sachsenhäuser Brunnenreich" einen "Goldfisch" an Land gezogen. Ihre Nominierung erfolgte schon in der närrischen Kampagne Anfang dieses Jahres bei einer Fastnachtssitzung der Sachsenhäuser Karneval-Gesellschaft 1947. Hier war Stumpf Ehrengast und zögerte nicht lange mit seiner Auswahl.

"Ich war völlig verblüfft, als der Kerwepräsident fragte, ob ich Brunnenkönigin für das 502. Sachsenhäuser Brunnenfest (15. bis 18. August, d. Red.) werden möchte." Carmen Abersfelder zögerte mit ihrem Jawort "keinen Augenblick". Als langjährige Zeremonienmeisterin bei Veranstaltungen der SKG 47, Trainerin des SKG-Männerballetts und aktives Mitglied der Trachtenvereine D'Gamskofler Sachsenhausen sowie "Almrausch" Bornheim kennt sie das Vereinsleben aus dem Effeff.

Ihre Kinderjahre verbrachte die Gastwirtstochter im Riederwald. Nach Aufgabe der Gaststätte Am Erlenbruch nahmen die Eltern 1964 Wohnsitz in Sachsenhausen in der Seehofstraße, wo Carmen ihren Mann Hans-Jürgen kennenlernte; sie heirateten 1971. Im Frankfurter Osten besuchte sie einst die Friedrich-Ebert-Schule und entschied sich später für den Beruf einer Kauffrau. Weit gereist, arbeitete sie zeitweise im "Robinson-Club" in Kenia/Ostafrika. 1977 zog das Ehepaar Abersfelder nach Oberrad.

Mit zehn Jahren erlebte Carmen in Sachsenhausen erstmals ein Brunnenfest. "Damals schon bewunderte ich die Brunnenkönigin und träumte davon, später auch mal so auftreten zu können." Nun ist es soweit. Am Freitag, 7. August, wird Carmen Abersfelder im Carolussaal der Binding-Brauerei im Kreis geladener Gäste gekürt; an ihrer Seite der neue Schirmherr Hans Haug (Brauerei-Verkaufsleiter). Sie wird im Dirndl-Look von der noch amtierenden Regentin Anja I. die Königinnenkrone entgegennehmen. Carmens Dirndl ist eine Eigenproduktion in den Sachsenhäuser Farben Blau-Gelb mit Brunnenfest bezogenen Motiven, die ihr Angetrauter entworfen hat.

In ihrer Amtszeit will sie sich vor allem für die Nachwuchswerbung der Sachsenhäuser Vereine einsetzen. Sie denkt zum Beispiel an einen Auftritt beim Schweizerstraßenfest, einen Malwettbewerb und an Besuche in Kindertagesstätten. Hobbys? "Das sind mein Mann und meine Vereine." dixi

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Golf von Mexiko Zur Kloake verkommen Seite 2

Leitartikel Rom und die Mafia Seite 3

Entwicklungshilfe Geld für Austausch gestoppt Seite 4

Japan Myazawa gewann Wahl Seite 5

Forum Humanwissenschaften Psycho-Ikonologie Seite 7

Feuilleton "Julius Caesar" in Salzburg Seite 8

Wirtschaft Schwaetzers Baupläne abgelehnt Seite 9

Sport Im Triathlon künftig Einzelstarts Seite 16

Medienrundschau Sat 1: Marktnische Region Seite 17

Frankfurt Konjunktur für Autoklauer Seite 19

Kulturspiegel C. v. Brentanos 150. Todestag Seite 23

Hessen Serie von Sexualverbrechen Seite 24

Aus aller Welt Kinder leiden nach der Einheit Seite 26

Börse Seite 10

Freie Aussprache Seite 10

Fernsehen und Funk Seite 18

Roman Seite 23

Filmspiegel Seite 29

Erst 1993 Öko-Pausenhof für die Eichendorffschule

GRIESHEIM. Der Pausenhof der Eichendorffschule soll ökologisch umgestaltet werden. Die Schule sei eine von dreien, deren Gelände im Rahmen einer Modellbegrünung bepflanzt werden soll. Wie aus einem Magistratsbericht hervorgeht, kann damit aber frühestens 1993 begonnen werden. Grund: die aktuelle Haushaltssituation. In diesem Jahr, so der Bericht, könne nur Geld für Unterhaltungsmaßnahmen und die Beseitigung von Unfallgefahren auf Schulhöfen ausgegeben werden.

Jetzt dürfen Jungen und Mädchen, Lehrer und Erzieher erst einmal gemeinsam planen, wie das Schul-Ambiente später aussehen soll. tos

Das Wetter

Wetterlage Hinter der nach Osteuropa abziehenden Kaltfront des Tiefs bei Finnland fließt frische Meeresluft vor allem ins nördliche Deutschland. Sie gelangt rasch von Westen her unter den Einfluß des Hochs über den britischen Inseln, das sich bis Mittwoch nach Mitteleuropa verlagert. Vorhersage bis Mittwoch früh In Norden wechselnd bewölkt und einzelne Schauer. Höchsttemperaturen 17 bis 20 Grad. Tiefstwerte um 11 Grad. Frischer, an der Küste auch starker Wind aus West bis Nordwest.

In der Mitte und im Süden wolkig mit Aufheiterungen und überwiegend trokken, in Alpennähe vereinzelt Gewitter. Höchsttemperaturen 21 bis 26 Grad. Tiefstwerte 12 bis 17 Grad.

Schwacher bis mäßiger Wind, vorherrschend um Nordost. Wochenvorhersage Mittwoch: heiter bis wolkig, im Norden bis 25, im Süden um 30 Grad.

Donnerstag/Freitag: sonnig und noch etwas wärmer.

Samstag: im Nordwesten stark bewölkt, im Süden noch meist sonnig. Wenig geänderte Temperaturen.

Sonntag/Montag: schwül, gewittrig, im Norden sehr warm, im Süden heiß. Temperaturen vom Vortag, 14 Uhr MEZ

Ausland Ort Wetter Grad

Algier

wolkig 30 Amsterdam

wolkig 19 Athen

leicht bewölkt 33 Barcelona

leicht bewölkt 28

Bordeaux

leicht bewölkt 26

Brüssel

wolkig 20

Budapest

leicht bewölkt 31

Dublin

wolkig 17

Helsinki

wolkig 21

Innsbruck

leicht bewölkt 29

Istanbul

leicht bewölkt 27 Kairo

leicht bewölkt 33 Larnaka

leicht bewölkt 33 Las Palmas

leicht bewölkt 23 Lissabon

leicht bewölkt 34 Locarno

leicht bewölkt 28 London

leicht bewölkt 20 Madrid

leicht bewölkt 33 Malaga

leicht bewölkt 27 Mallorca

leicht bewölkt 30 Moskau

leicht bewölkt 28 Nizza

leicht bewölkt 29 Paris

wolkig 23 Rom

leicht bewölkt 30 St. Petersburg

bedeckt 28 Stockholm

wolkig 21 Tunis

leicht bewölkt 32 Varna

wolkig 26 Venedig

wolkenlos 31 Warschau

leicht bewölkt 27 Wien

leicht bewölkt 29 Zürich

leicht bewölkt 27

Deutschland

Berlin

wolkig 28 Dresden

wolkig 28 Feldberg/Ts.

leicht bewölkt 23 Feldberg/Schw.

wolkig 17 Frankfurt/M.

wolkig 30 Freiburg

leicht bewölkt 30 Garmisch

leicht bewölkt 27 Hamburg

stark bewölkt 20 Köln/Bonn

stark bewölkt 23 Leipzig

wolkig 28

München

leicht bewölkt 29

Norderney

stark bewölkt 18

Rostock

Regenschauer 22

Sylt

stark bewölkt 16

Zugspitze

leicht bewölkt 10

Telefonansagedienste

Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Ozonwerte 06 11 / 58 12 42

Sonnenaufgang 5.49 Uhr Sonnenuntergang 21.14 Uhr Mondaufgang 3.54 Uhr Monduntergang 20.10 Uhr

Der Ortsbeirat 16 tagt SPD ist besorgt über das Center-Parkdeck

BERGEN-ENKHEIM. Der Zustand des 20 Jahre alten Parkdecks am Hessencenter (die Stadtteil-Rundschau berichtete am 16. Juli) wird den Bergen-Enkheimer Ortsbeirat 16 in dessen kommender Sitzung am Dienstag, 4. August, um 19.30 Uhr in der Stadthalle Bergen-Enkheim (Marktstraße 15) beschäftigen. Die SPD-Fraktion zeigt sich in einem Antrag besorgt über die Sicherheit der Betonkonstruktion und fordert den Magistrat auf, schnell zu prüfen, ob das Parkdeck einsturzgefährdet ist.

Mit der Verkehrssicherheit am Alten Rathaus in der Marktstraße setzt sich ein FDP-Antrag auseinander. Der Magistrat soll berichten, wann endlich die Marktstraße für den Schwerlastverkehr gesperrt wird. Die Sicherheit der Fußgänger sei derzeit rund um die Engstelle am Rathaus nicht mehr gewährleistet.

Für den "Riederwaldtunnel" macht sich die CDU-Fraktion stark, die sich in ihrem Antrag gegen die "unsinnige Stelzenlösung" im Riederwald - für den der Ortsbeirat 16 nicht zuständig ist - ausspricht. Die Entlüftungsbauwerke für den Tunnel sollten nach den Vorstellungen der CDU so konstruiert werden, "daß eine Reinigung der Abluft möglich ist". kub

wl wl Unser Mitarbeiter Josef-Otto Freudenreich auf Tagestour mit dem ersten Mann im Staate

Frankfurter Taunusklub im Taunus unterwegs

Parallel zum FR-Vorschlag für einen Gang über den Eppsteiner Panoramaweg bietet der Taunusklub Frankfurt Mitgliedern wie Gästen am Sonntag, 2. August, eine Wanderung im hohen Taunus an. Für die Anfahrt empfiehlt der Verein die U 3 ab Südbahnhof um 9.24 Uhr bis zum Bahnhof Oberursel; dort startet um 10 Uhr der Bahnbus zur Landsteiner Mühle.

An dieser Mühle, die im Weiltal neben der Ruine einer Wallfahrtskirche aus dem 15. Jahrhundert liegt, beginnt die Wanderstrecke, die über Treisberg zum Naturfreundehaus Brombacher Hütte führt, dem Platz der frühen Mittagsrast. Getränke gibt es dort; Speisen müssen aber mitgebracht werden.

Weiter geht es zurück ins Weiltal und durch das Naturschutzgebiet am Weihersgrund hinauf zum Sandplakken, wo man zu einer kurzen Rast einkehren kann. Wer dort genug marschiert ist, kann den Bus nach Oberursel nehmen. Die anderen gehen ein Stück auf dem Limesweg und dann bergab über die Homburger Hütte zur Hohemark. Von dort fährt die U 3 nach Frankfurt zurück.

Die Teilnehmergebühr beträgt drei Mark, dazu die Fahrtkosten. tom

Pax Christi tadelt Bonn

BAD VILBEL, 28. Juli (KNA). Die deutsche Sektion der katholischen Friedensbewegung Pax Christi hat die Bundesregierung aufgefordert, keine Kriegsschiffe nach Indonesien zu liefern. Ansonsten würde sich Bonn an dem dort herrschenden Völkermord beteiligen, sagte Pax Christi am Montag in Bad Vilbel.

Pax Christi zeigte sich empört darüber, daß der Bundessicherheitsrat die Lieferung von 39 Kriegsschiffen aus Beständen der ehemaligen Nationalen Volksarmee der DDR an Indonesien genehmigt habe. Als "geradezu heuchlerisch" bezeichnete Pax Christi, daß der Sicherheitsrat zur Begründung angeführt habe, Indonesien sei kein Krisengebiet. "Wie denn", so die katholische Friedensbewegung, "soll man den systematischen Völkermord bezeichnen, den das indonesische Regime seit mehr als 16 Jahren in Osttimor betreibt?" Seit 1975 seien dort nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen mehr als 200 000 Menschen ums Leben gekommen. Pax Christi wies darauf hin, daß auch die katholische Kirche in Osttimor verfolgt werde.

Oft hilft schon gutes Zureden Wohnraumzweckentfremdung: Eigentümer zeigen Einsicht

Immer mehr Hauseigentümer lassen sich durch Zureden von Mitarbeitern des Amtes für Wohnungswesens davon überzeugen, Wohnungen nicht in Büroraum umzuwandeln. Eine härtere Gangart des Amtsgerichts zeigt Wirkung. Wie Sozialdezernent Martin Berg auf Anfrage mitteilte, wurden in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 160 Wohneinheiten mit einer Grundfläche von insgesamt 13 039 Quadratmetern, die zweckentfremdet werden sollten, erhalten oder ersetzt.

Nach den Worten des Stadtrats konnten davon die Eigentümer von rund 6500 Quadratmetern Wohnfläche von ihren Vorhaben durch Gespräche mit Mitarbeitern des Amtes abgebracht werden.

Auch die Zahl der abgelehnten Anträge ist wesentlich niedriger als noch im Vorjahr. 1991 waren es noch 144, im ersten Halbjahr 1992 nur noch 16. Laut Martin Berg könne man trotz allem noch nicht zufrieden sein. Von Januar bis Ende Juni dieses Jahres verhängte die Stadt gegen Zweckentfremder von Wohnraum Bußgelder in Höhe von 664 050 Mark sowie Zwangsgelder über 135 200 Mark.

"Die Leute vom Amt für Wohnungswesen", sagte Berg, "müssen in diesem Bereich eben immer noch hart ran." Das Klima beeinflußt habe aber auf alle Fälle auch das entschiedene Durchgreifen des Amtsgerichts in Fällen von Wohnraumzweckentfremdung.

So hat erst jüngst ein Amtsrichter gegenüber dem Eigentümer einer 180 Quadratmeter großen Wohnung in der Hamburger Allee in Bockenheim ein Bußgeld von 25 000 Mark verhängt. Der Mann hatte jahrelang in einem Teil der Räume Büros eingerichtet und den anderen Teil leerstehen lassen. Vergeblich hatte das Amt für Wohnungswesen ihn seit 1990 mehrfach darauf hingewiesen, daß er damit gegen geltendes Recht verstieß. Das Gericht begründete schließlich das hohe Bußgeld mit dem wirtschaftlichen Vorteil, den er durch die Vermietung als Büros erzielte, als auch mit dem Abschrekkungseffekt für andere Hauseigentümer.

Ein Bußgeld über 8400 Mark zahlte jüngst der Eigentümer einer 60 Quadratmeter großen Wohnung in der Wielandstraße im Nordend, die er für Bürozwekke genutzt hatte. Den Einspruch gegen den Bescheid des Amtes nahm er in der Hauptverhandlung vor dem Amtsgericht zurück, als der Richter ihm klarmachte, daß er keine Erfolgsaussichten habe. enk

Nachrichten-Börse

Bonn will Wohnungen zählen Die Bundesregierung will sich Klarheit über den Wohnungsbestand in den neuen Ländern verschaffen und zusätzlich Daten über die Nutzung im Westen der Republik erheben. Der Wohnungsmarkt sei äußerst angespannt und das Niveau der Unterkünfte weise große Unterschiede auf, begründet Bonn den Entwurf des Wohnungsstatistikgesetzes.

Juli-Teuerung bei 3,3 Prozent Die westdeutsche Jahresteuerungsrate betrug im Juli erwartungsgemäß 3,3 Prozent (siehe auch FR vom vorigen Freitag). Das teilt das Statistische Bundesamt jetzt offiziell als vorläufiges Ergebnis mit. Im Juni hatte der Preisauftrieb noch bei 4,6 Prozent gelegen. Der Rückgang der Steigerungsrate ist vor allem auf den sogenannten Basiseffekt zurückzuführen; im Juli 1991 waren höhere Steuern und Gebühren in Kraft getreten. Mehr Durst auf Bier Der Bierausstoß der deutschen Brauereien nahm in der ersten Jahreshälfte um 4,4 Prozent auf 59 Millionen Hektoliter zu. Gut beziehungsweise knapp ein Viertel davon wurden in Nordrhein-Westfalen und Bayern produziert. Warmes Wetter drückt Stromverbrauch Der Verbrauch aus dem westdeutschen öffentlichen Stromnetz ist im ersten Halbjahr um 1,3 Prozent auf 191,7 Milliarden Kilowattstunden gesunken. Ursache dafür war das wärmere Wetter. Polen schießt weit übers Ziel hinaus Polens Etatdefizit wird die mit dem Internationalen Währungsfonds für 1992 vereinbarte Obergrenze voraussichtlich um 50 Prozent übertreffen. Warschau führt dies vor allem auf geringere Einnahmen zurück.

Bei Manta-Witzen lachen sie nicht mit Opel-Club Florstadt: "Wenn zwei, drei Autos beisammen sind, geht die Post ab" Von Jörn Koppmann FLORSTADT. "Der kürzeste Manta-Witz: Steht ein Manta vor der Uni." Die Mitglieder des Opel-Clubs Florstadt in der Wetterau können darüber nicht lachen. Ihr Kumpel Roman Arndt (22) gilt ihnen als lebender Gegenbeweis zur Pointe. Der Kraftfahrzeugmechaniker bestand nach der Lehre das Fachabitur. Nach dem bevorstehenden Wehrdienst will er Maschinenbau studieren. Sein Auto, ein weißer Opel Manta, wird dann zwischen den Wagen aller anderen Studenten parken. "Also", wiegelt Udo Forbach (25) ab. Dem 25jährigen, von Beruf Gärtner, "hängen" die weitverbreiteten Kalauer über sich und seine Freunde "zum Hals raus". Jens Forbach (22) nimmt die Scherze nicht so ernst. Seine Cowboy-Stiefel nennt er "Mantaletten", und auf dem T-Shirt, das er trägt, ist ein Foto seines eigenen rotlackierten Sportwagens zu sehen. Überhaupt kommt Jens der landläufigen Vorstellung vom typischen Mantafahrer ziemlich nahe. Wenn er in seinem "GSI" die Scheibe runterkurbelt, will er nicht seine Haare (oben kurz, hinten lang) im Fahrtwind wehen lassen, sondern den röhrenden Auspuff hören: "Das ist ein sagenhafter Klang."

15 000 Mark hat der Metzger vor zwei Jahren für den Wagen, Baujahr 1985, bezahlt. Um den Motor auf 160 PS zu tunen, gab Jens weitere 7000 Mark aus. Sein Motto: "Hubraum statt Spoiler." Noch heute bezahlt er die Schulden (300 Mark monatlich) ab und pflegt seinen Wagen entsprechend: "Jeden Samstag wird's Auto gewaschen", der Innenraum mit Sportsitzen, Hosenträgergurten und rosafarbenen Plüschwürfeln am Rückspiegel gesaugt.

Abends will Jens dann im Manta gesehen werden: "Da wird sich einfach so ins Auto gesetzt und rumgefahren, durch 'en Ort oder die Umgebung." Auf dem Beifahrersitz nimmt bei den Spritztouren Jens' Freundin Platz, Judith Schuchardt (18). Als sie ihren Beruf nennt, muß sie grinsen: "gelernte Friseuse."

Der "Messeplatz" in Nieder-Florstadt ist Treffpunkt für die Ausflüge der Autonarren. Ohne zuvor eine bestimmte Uhrzeit zu verabreden, warten sie dort in ihren Wagen aufeinander. Wenn "zwei, drei" Autos beisammen sind, geht's los - mit ohrenbetäubendem Lärm der Motoren. Sonntags werden weitere Strecken gefahren, "am liebsten in den Vogelsberg". Auf dem Weg dorthin, auf der Autobahn, "fährt halt jeder so schnell, wie er meint, daß er das Auto noch beherrscht", so Heiko Werner (24). Meist bedeutet dies wohl Höchstgeschwindigkeit. Der Tachometer in Jens' Wagen reicht bis Tempo 220. Wenn er richtig aufs Gaspedal trete, sei die Anzeigenadel aber "am Anschlag". Doch selbst das reicht dem 22jährigen noch nicht. "So was wär' das Ideale für die Straße", schwärmt er vom Rennwagen seines Bruders Knut.

Knut Forbach (24), Vorsitzender und gemeinsam mit seinen Geschwistern Jens, Udo und Dagmar Gründer des im Sommer 1990 eingetragenen Vereins, baute aus einem schrottreifen Manta einen Rennwagen für sogenannte "Dragster-Rennen". Bei diesen Wettbewerben zählen alleine die Beschleunigungszeiten der Fahrzeuge. Die Rennstrecke ist nur 402 Meter, eine viertelamerikanische Meile, lang.

Knut träumt davon, bei solch einem Rennen mit seinem 330 PS starken Wagen anzutreten. Der Acht-Zylinder-Motor seines Opels stammt aus einem amerikanischen Chevrolet Caprice. Rund 1500 Arbeitsstunden in zwei Jahren brauchten Knut und seine Freunde, um den 1989 gekauften Wagen "neu aufzubauen". Der gelb-pinkfarbene Manta steht nun in einer Scheune. Zum Straßenverkehr ist das Auto nicht zugelassen. An einem Rennen hat Knut noch nicht teilgenommen. Das letzte in Westdeutschland geplante "Dragster-Racing" (1991 in Würzburg-Giebelstadt) wurde aus Umweltschutzgründen abgesagt.

"Die Grünen", so Knut, hätten kein Verständnis für den Rennsport. Die berechtigten Einwände von Naturschützern läßt der 24jährige nicht gelten: "Ich fahr mit dem Rennauto bleifrei." In diesem Sommer möchte er mit dem Wagen erstmals an Rennen in Ostdeutschland und Ungarn teilnehmen. Seine Freunde wollen zuschauen.

Ein weiterer Wunsch des Opel-Clubs ist es, zum bundesweiten Mantafahrer-Treffen nach Florstadt einzuladen. Doch zur Organisation solch einer Mammut-Veranstaltung bräuchten sie mehr Mitglieder. Zur Zeit sind nur ein knappes Dutzend Frauen und Männer im Verein aktiv. Viele der ursprünglich mehr als 20 Opel- Fans seien ausgetreten. Jens: "Die waren uns zu proletenhaft. Viele wollten nur saufen." Jens will in seiner Freizeit aber nicht nur Alkohol trinken. Wörtlich: "Manchmal bringt's das schon, aber net immer." Durch die geringe Mitgliederzahl seien die Aktivitäten des Opel-Clubs Florstadt "ein bißchen eingeschlafen", gesteht Vereinschef Knut. Anfangs organisierten die Mantafahrer Disco-Veranstaltungen. Inzwischen treffen sie sich nur noch zu Grillabenden oder um gemeinsam durch die Wetterau zu fahren.

Selbstverständlich wird an den Autos gewerkelt. An jedem der durchweg gebraucht gekauften Wagen (die Produktion des Typs "Manta-B" wurde 1988 nach zwölf Jahren eingestellt) wird "gebastelt". Ein "Muß" sind Alufelgen, breite Reifen und ein tiefergelegtes Sportfahrwerk. Obwohl mit Ausnahme von Roman keiner der Florstädter Opel-Fans einen Beruf der Fahrzeugbranche erlernt hat, reparieren sie an ihren Autos fast alles selbst. Schließlich hätten sie als Teenager schon ihre Mofas frisiert.

Um über Tricks und Kniffe beim Tunen fachsimpeln zu können, würden die Florstädter gerne weitere Wetterauer Opel-Fans in ihrem Club aufnehmen. Nach einer Satzungsänderung sollen die Mitglieder dann 60 Mark Jahresbeitrag (statt bislang zehn Mark monatlich) bezahlen. Für Bewerber wollen die Florstädter ein halbes Jahr "Probezeit" einführen. Den Grund nennt Heiko Werner: Bei den großen Mantafahrer-Treffen, an die Florstädter gelegentlich teilnehmen, hätten sie Gleichgesinnte kennengelernt, die sie lieber nicht in ihren eigenen Verein aufnehmen würden: "So Idioten, die 'en Reifen durchdrehen lassen, bis er brennt."

Freiwilliges Öko-Jahr ab 1993

BONN, 31. Juli (epd). Ein freiwilliges ökologisches Jahr soll nach den Vorstellungen der Bundesregierung ab 1993 angeboten werden. Dies geht aus der Regierungsantwort auf eine SPD-Anfrage hervor, die jetzt in Bonn bekannt wurde. Danach soll ein Gesetz zur Einführung eines freiwilligen ökologischen Jahres Anfang September nächsten Jahres in Kraft treten. Mit dem Gesetzentwurf, der der Zustimmung des Bundesrates bedarf, ist dem Vernehmen nach Ende 1992 zu rechnen. Aufgrund von Modellversuchen sei mit etwa 5000 Teilnehmern zu rechnen, hieß es.

Vorgesehen ist, daß während des freiwilligen Öko-Jahres junge Menschen in den Bereichen Natur- und Umweltschutz arbeiten. Die Teilnahme am ökologischen oder dem schon bestehenden sozialen Jahr wird allerdings nicht auf den Wehr- und Zivildienst angerechnet werden. Die Teilnehmer am Öko-Jahr sollen bei der sozialen und finanziellen Absicherung den freiwilligen sozialen Helfern gleichgestellt werden. Bei der Finanzierung des ökologischen Jahres, die zwischen Bund und Ländern zunächst strittig war, ist geplant, daß der Bund die Kosten für die soziale Absicherung der Helfer übernimmt, während der Rest von den Trägern und Einsatzstellen finanziert wird.

Mit Jauchewagen Rathaus blockiert

HARHEIM. "Wir sind zwangseingemeindet worden." Es klingt fast ein bißchen stolz, wenn alte Harheimer von der Zwangsehe mit der Großstadt Frankfurt berichten. Heftige Auseinandersetzungen tobten vor zwanzig Jahren in der kleinen Gemeinde: Der langjährige Bürgermeister, Jakob Quirin, gab sein CDU-Parteibuch zurück. Der Befürworter der Einheit mit Frankfurt fühlte sich von den Christdemokraten im Stich gelassen. Und von Harheimern, die keine Großstädter werden wollten, sei er "psychisch und physisch fertiggemacht" worden.

Die Eingemeindungsgegner verbarrikadierten vor der entscheidenden Abstimmung im Gemeinderat mit Jauchewagen den Eingang zum Rathaus. Schließlich fand sich in der historischen Abstimmung eine Ein-Stimmen-Mehrheit gegen den Weg nach Frankfurt.

Die Harheimer wollten sich mit Nieder-Eschbach zusammentun; "Eschtal" sollte die Gemeinde heißen. Doch das Gesetz über die Gebietsreform machte diesen Plänen ein jähes Ende.

Im nachhinein sahen sich die Gegner des Zusammenschlusses mit Frankfurt bestätigt. Denn anders als die Nachbarn aus Nieder-Erlenbach und Kalbach kamen die Harheimer nicht in Genuß von Gebühren- und Steuervergünstigungen - obwohl die in den Grenzänderungsverträgen vereinbart worden waren. Doch ansonsten zeigte sich die Stadt Frankfurt gegenüber ihren unwilligen Neubürgern nachsichtig: Auch Harheim erhielt seine eigene Verwaltungsstelle und einen eigenen Ortsbeirat.

Heute ist Selbständigkeit (fast) kein Thema mehr. So waren es beispielsweise nur noch wenige, die sich im vergangenen Jahr über die "Verdichtung" der Baugebiete Harheim-Nord und -Südwest erregten. ipp

Ohne Adern allen droht der Tod CDU-Experte Söhnlein verteidigt Webers neue U-Bahn-Pläne

BAD HOMBURG. Schützenhilfe für seine neuen Pläne zum U-Bahn-Bau erhält Bad Homburgs Stadtbaurat Wolfgang Weber (CDU) jetzt vom verkehrspolitischen Sprecher seiner Fraktion, Walter Söhnlein. Die neue Planungsvariante, derzufolge die U- oder Stadtbahn zumindest teilweise auf dem Hessenring rollen soll, sei eine echte Alternative zur bisher vorgesehenen Trasse und billiger.

Unverständlich sei ihm, so Söhnlein, daß nach FDP und Grünen jetzt auch die SPD zu keiner grundsätzlich positiven Aussage zur U-Bahn-Planung mehr bereit sei.

Der CDU-Stadtverordnete: "Trotz des Wahlkampfs sollten alle politischen Gruppierungen erkennen, daß ohne dieses Bauvorhaben der enorme Zuwachs des Straßenverkehrs in den kommenden Jahren nicht mehr bewältigt werden kann. Ohne ausreichende Verkehrsadern muß ein Gemeindewesen sterben." che

Atomgegner radeln nach Bonn

SCHWÄBISCH GMÜND, 31. Juli (epd). Nur von Wasser leben wollen die fünf Atomtestgegner, die zu Beginn der Woche in Mutlangen zu einer zehntägigen Fasten-Radtour nach Bonn gestartet sind. Mit ihrer Reise wollen sie gegen "Naturzerstörung durch Atomtests" protestieren.

Bei den Bonner Botschaften von China und den USA wollen sich die beiden Frauen und drei Männer für ein globales Atomtestverbot einsetzen, wie Jutta von Ochsenstein vor dem Start sagte. Sie äußerten die Befürchtung, daß Frankreich und Rußland die derzeit ausgesetzten Tests wiederaufnehmen würden.

Erlebnispark statt Fischzucht Süddeutscher Investor läßt 80 Millionen Mark springen

HANAU. Nachdem die Stadt Hanau noch im vergangenen Jahr die Pläne des Fischzüchters Heinrich Haas abgelehnt hatte, scheint jetzt dessen jüngste Idee von einem Freizeit- und Erlebnispark am Birkensee doch in greifbare Nähe zu rücken. Den Sinneswandel erklärt Hanaus Stadtbaurat Jürgen Dressler mit der "abgespeckten Planung", die Haas nun vorgelegt habe und mit dem sich auch der Naturschutzbeirat anfreunden könne. Entgegen ersten Plänen soll am Birkensee nur noch ein kleines Hotel mit Erlebnisbad entstehen. Das Bauvorhaben eines Altenheimes wurde fallengelassen.

Nach der ursprünglichen Ablehnung der Hanauer Behörde hatte Heinrich Haas die Änderung der Pläne bei dem Frankfurter Landschaftsarchitekten Götte in Auftrag gegeben. Diese sehen nun an der Stelle, an der heute noch die Fischteiche liegen, den Bau eines 250 Stellplätze umfassenden Rasenparkplatzes, einer Grünanlage und Liegewiese für das Schwimmbad vor. Das rund 8000 Quadratmeter große Bad nach holländischem Vorbild der Center-Court-Freizeitparks soll im Anschluß an den Birkensee entstehen. Laut Heinrich Haas soll es ein Schwimmbecken, Sauna, Solarium, Fitneß-Raum, Restaurant und Whirlpool enthalten.

Von dem Altenheim und den ursprünglichen Planungen, ein 200-Betten-Hotel am See zu errichten, hat Haas Abstand genommen. Das sei politisch nicht durchsetzbar gewesen bei der Stadt. Das Areal als Standort für ein Altenheim hatte Hanau unter anderem wegen der dezentralen Lage abgelehnt. Der Fischzüchter will lediglich noch den Forellenhof um ein 100- Betten-Hotel erweitern.

80 Millionen Mark will der süddeutsche Investor, dessen Namen Heinrich Haas noch nicht preisgeben will, in den Erlebnispark investieren. Ob er das 25 Hektar große Areal verkauft oder verpachtet, bleibt vorerst ebenfalls sein Geheimnis.

Die Stadt Hanau wird jetzt, laut Stadtbaurat Dressler, die weitergehenden Schritte untersuchen. Aufgrund der neuen und abgespeckten Hotel- und Thermenplanungen sowie der stärkeren Berücksichtigung ökologischer Belange spricht er jedoch von einer "positiven Grundhaltung". Der Naturschutzbeirat habe die Planungen akzeptiert. In einer erneuten Beratung zwischen dem Stadtplanungsamt, dem Beirat und dem Landschaftsarchitekten Götte sollen insbesondere die ökologischen Aspekte diskutiert werden.

Im Zuge des vereinbarten Gebietstausches mit der Stadt Bruchköbel wird das Gelände später einmal in den Besitz der Nachbarkommune übergehen, weshalb diese sich im Vorfeld schon für die Genehmigung engagierte. In Anbetracht der gegenwärtigen Streitigkeiten zwischen Hanau und Bruchköbel um den Standort der Kompostieranlage hält es Dressler für bedauerlich, wenn die Stadt einen guten Steuerzahler wie Haas dann an Bruchköbel abgeben müsse.

Die CDU im Kreis begrüßt den Sinneswandel der Stadt. Wie der Vorsitzende des Arbeitskreises Struktur, Hans-Jörg Vogler, betonte, entstünden rund 100 neue Arbeitsplätze im ohnehin in Hanau unterrepräsentierten Dienstleistungssektor. Außerdem steigere das Bauvorhaben von Heinrich Haas nicht nur die Übernachtungskapazität in der Stadt, sondern auch den Freizeitwert in der Region.

Haas hofft, daß die Stadt die Baugenehmigung jetzt bald erteilen wird. Nach der Zusage für den Bau der Firma Ikea in mittelbarer Nähe zum Birkensee sieht er das Argument einer zu starken Verkehrsbelastung nämlich entkräftet. ASTRID LUDWIG

Erster Stadtrat Karsten Stahlberg ließ bereits im Mai einen Bericht über den neuen Kulturtempel anfertigen Museum würde Millionen kosten

Alte Grundschule wäre besser geeignet als die Burg

KRONBERG. Wenn Kronberg ein städtisches Museum einrichten will, ist die alte Grundschule in der Katharinenstraße dafür besser geeignet als die Kronberger Burg. Das geht aus einem Bericht hervor, den Erster Stadtrat Karsten Stahlberg bereits im Mai für die Mandatsträger anhand verschiedener Gutachten und Kostenberechnungen erarbeitete und der jetzt der FR bekannt wurde. Die reichen Kronberger - durch das noch nicht abgerechnete Projekt am Berliner Platz (Kosten: mindestens 35 Millionen Mark) und den anvisierten Kauf der Burg mit seinen Folgekosten mittlerweile erheblich in die roten Zahlen geraten - müßten dafür allerdings noch einmal zwischen sieben und zehn Millionen Mark lockermachen. Nicht zu reden von den Betriebs- und Folgekosten.

Mit Zuschüssen vom Hessischen Museumsverband oder vom Land könnte die Stadt nur rechnen, wenn sie sich zu einem professionellen Musentempel durchringen würde. Der müßte nach den Forderungen des Museumsverbandes aus vier Bereichen bestehen: einer stadtgeschichtlichen Abteilung, einer Dokumentation zur Malerkolonie mit sozialgeschichtlichen Zeugnissen, der eigentlichen Gemäldesammlung und einem Raum für Wechselausstellungen.

"Dieses Maximalkonzept", stellt Stahlberg in seinem Bericht fest, "läßt sich aufgrund der vorhandenen Quadratmeter bzw. Kubatur im Prinzip nur in der Grundschule realisieren." Man könnte es, zitiert er Museumsberater Broo, zwar flächenmäßig durchaus reduzieren, jedoch allenfalls um 100, maximal 200 Quadratmeter, will man die finanzielle Förderung nicht gefährden. Immerhin können kommunale Museumsträger im Gegensatz zu privaten - sie bekommen maximal 30 bis 50 Prozent - mit Beihilfen zwischen 40 und 60 Prozent der Kosten rechnen. Stahlberg: "Damit wird indirekt gesagt, daß ein Museum - beschränkt auf das Kronenstammhaus - schon allein aufgrund der begrenzten Räumlichkeiten keine positive Beurteilung fände." Die gesamte Nutzfläche der Mittelburg wurde daher beim Vergleich mit der alten Grundschule zugrunde gelegt.

Mit 10,5 Millionen Mark am teuersten würde der Entwurf von Architekt Jürgen Frauenfeld. Er hatte ihn im Rahmen des Wettbewerbs zur Neugestaltung des Berliner Platzes vorgelegt: Umbau der alten Grundschule mit neuem verglastem Mitteltrakt, dazu ein Anbau für Stadtbücherei, Stadtarchiv, ein Café und ein Reisebüro. Ohne Anbau kostet die Umgestaltung der alten Grundschule 7,23 Millionen Mark, ohne neuen Mitteltrakt 7 Millionen. Verzichtet die Stadt auch noch auf den gläsernen Vorbau und darauf, Treppen und Decken im Mitteltrakt zu verändern, spart sie eine weitere halbe Million.

Ein Museumsneubau würde das Grundstück nicht nur besser ausnutzen, es käme mit 7,3 Millionen Mark auch nur unwesentlich teurer als der Schulumbau mit neuem Mittelteil. Grundsätzlich halten Experten die Bausubstanz der Grundschule für gut und modernisierungsfähig. Positiv werden die großen Räume und guten Lichtverhältnisse bewertet. Der Einbau von Technik für Lüftung, Sicherheit und Feuerschutz wäre möglich und ein behindertengerechter Ausbau.

Der gläserne Vorbau zum Schulgarten hin würde es ermöglichen, diesen in die Museumsnutzung mit einzubeziehen. Dort könnten Plastiken aufgestellt wer- den. Ein großes Plus des Standortes an der Ecke Katharinen- und Heinrich-Winter-Straße gegenüber der Burg ist die zentrale Lage, die Nähe zu Stadthalle und Parkhaus sowie die gute Erreichbarkeit von Bus und S-Bahn.

Gegen eine Nutzung der Burg als Museum spricht die Empfehlung von Landesdenkmalspfleger Kiesow. Er empfiehlt generell eine behutsame Instandsetzung der Burg. "Mit einer solchen schrittweisen Vorgehensweise", folgert Stahlberg, "wäre ein Museum voraussichtlich nicht zu realisieren." Ob sich die Kronberger angesichts der Millionensummen, die auf sie zukommen, ein Museum noch leisten können und wollen, müssen nun die Stadtverordneten entscheiden.

ANNETTE WITTKOPF

Zur Sache: Hohe Kosten

KRONBERG. Etwas über fünf Millionen Mark würde nach Schätzungen von Fachleuten der Umbau der Kronberger Burg zu einem Museum kosten. In dieser Summe sind die Reparaturarbeiten am Dach ebenso enthalten wie die Sanierung der Außenwände, die Einrichtung von Toiletten, sogar Heizung und Klimatisierung der Räume - unabdingbare Voraussetzung für die Einrichtung eines Museums mit wertvollen Bildern.

Offen bleiben eine Reihe von wichtigen Problemen wie die Frage der Fluchtwege, der Deckenstabilität bei Nutzung der Burgräume als Museum, Feuerschutzauflagen wie beispielsweise der Einbau einer Sprinkleranlage, Auflagen durch den Landeskonservator oder die Gewerbeaufsicht und vor allem das Problem: Wo sollen die Museumsbesucher ihre Autos abstellen? Die damit verbundenen Kosten dürften erheblich sein, während die Betriebskosten mit jährlich 100 000 Mark in der Berechnung niedriger liegen als bei der alten Grundschule.

Außerdem müßte die Stadt 163 000 Mark an Personalkosten aufbringen für eine Museumsleiterin oder einen -leiter, eine Sachbearbeiterin oder einen Sachbearbeiter als Halbtagskraft sowie eine weitere Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter, denn ohne Aufsicht geht es in keinem Museum. w

Unversöhnliche Positionen vor Londoner Bosnien-Konferenz Serben wollen Trennung / Karadzic für "grüne Linie" zwischen Volksgruppen / Gorazde weiter von Außenwelt abgeschnitten

Nur einmal gab es richtig "Ehekrach"

NIEDER-ERLENBACH. Halbe Frankfurter waren die Nieder-Erlenbacher schon zur Zeit ihrer Selbständigkeit. Zeigt doch das Gemeindewappen die obere Hälfte des Frankfurter Adlers. Der Grund: In früheren Zeiten unterstanden die Nieder-Erlenbacher über Jahrhunderte der Oberhoheit der Freien Reichsstadt.

Hier hatten viele Frankfurter Patrizierfamilien ihren Sommersitz, hier legten sie gern ihr Geld in den fetten, wertbeständigen Äckern der südlichen Wetterau an.

Noch heute sind deshalb die alten Stiftungen, denen die Flächen vererbt wurden, die größten Grundeigentümer in Nieder-Erlenbach.

Diese historischen Verbindungen führten dazu, daß die Nieder-Erlenbacher in den Zeiten der Gebietsreform freiwillig nach Frankfurt wollten. Schon frühzeitig schlossen die Nieder-Erlenbacher mit Frankfurt einen Grenzänderungsvertrag, der die Eingemeindung in die Großstadt Frankfurt vorsah.

Die Nieder-Erlenbacher gingen auf die Barrikaden, als der Hessische Innenminister die Gemeinde der Stadt Bad Vilbel zuschlagen wollte. Die Nieder-Erlenbacher hatten noch nicht einmal eine gemeinsame Grenze mit Frankfurt.

Erst die Zwangseingemeindung von Harheim und Nieder-Eschbach ermöglichte letztendlich den Anschluß an Frankfurt.

Bereut haben die Nieder-Erlenbacher diesen Beschluß wohl nur einmal: als vor einigen Jahren die damalige CDU-Regierung eine Bauschuttdeponie in Nieder-Erlenbach errichten wollte. Nicht wenige verfluchten die "Liebesheirat" mit der Großstadt, die jetzt ihren Müll hier loswerden wollte.

Doch die Deponie ist heute kein Thema mehr - und der Ehefrieden ist wiederhergestellt. ipp

Briefe an die Redaktion

Bürgerinitiative spricht nicht für alle Seit drei Jahren existiert ein Stadtverordnetenbeschluß darüber, daß der Langener Stadtteil Oberlinden verkehrsberuhigt werden soll. Jetzt stehen die Mittel bereit, doch bei den Anwohnern ist die Meinung über das Wie geteilt (FR vom 22. Juli 92).

Mit Entsetzen haben wir der Presse entnommen, daß die Verkehrsberuhigungsmaßnahmen in Langen-Oberlinden durch eine Bürgerinitiative in Frage gestellt werden soll. Die Initiative erweckt zunehmend den Eindruck, für alle Oberlindener Bürger zu sprechen. Das ist gewiß nicht der Fall, wenn man die Einwohnerzahl Oberlindens und die Zahl der 300 Unterzeichner des Flugblattes der Initiative vergleicht.

Die Planung der Stadt Langen ist prinzipiell nicht zu beanstanden und wurde auch durch die Zuschüsse des Landes Hessen (75 Prozent) entsprechend anerkannt. Zudem basiert diese Planung nach unserer Kenntnis auf bundesweit mit Erfolg durchgeführten Verkehrsberuhigungsmaßnahmen. Unsere täglichen Erfahrungen als unmittelbar betroffene Bürger zeigen, daß sich trotz Beschilderungen und Fahrbahnmarkierungen eine Vielzahl von Autofahrern nicht an die gebotene Begrenzung von 30 Stundenkilometern halten. Das stellt eine erhöhte Gefahr insbesondere für Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter dar, die täglich auf dem Weg zu Kindergarten oder Schule die Straßen Forstring, Im Ginsterbusch und Berliner Allee überqueren müssen.

Die von der BI vorgeschlagene "alternative Verkehrsberuhigung" entspricht in keinem Punkt den heutigen Erkenntnissen und Anforderungen an eine erfolgreiche Verkehrsplanung in einem reinen Wohngebiet wie Oberlinden. So sind zum Beispiel Zebrastreifen nachweislich insbesondere für Kinder keine sicheren Überquerungsmöglichkeiten und werden von Experten in Wohngebieten abgelehnt.

Im übrigen sollte man die Sanierung der Wege in Oberlinden nicht durch eine mangelhafte Verkehrsberuhigung finanzieren. Dies bedarf einer gesonderten Maßnahme. Die geplanten Ausgaben für eine effiziente Verkehrsberuhigung stellen unserer Meinung nach keine "Verschwendung" dar. Die Sicherheit und Gesundheit unserer Kinder sollte uns die Kosten einer solchen Maßnahme wert sein. Claudia und Siefried Eyrich Bettina und Martin Haase alle Forstring Langen.

Tempo 30 - aber wie? Die Leserzuschrift von Frau Gottschling (FR vom 25. Juli) zeigt unterschiedliche Verfahren zur Einhaltung des von allen Bewohnern gewünschten Tempos 30 im Wohngebiet.

Befürworter der Aufpflasterungen und Engstellen im Forstring/Ginsterbusch setzen auf den Zwang der Steine. Baudezernent Klaus-Dieter Schneider erklärte mir, die Aufpflasterungen würden so sanft ausgeführt (nur 6 Zentimeter hoch), daß kein Auto Schaden nehmen könne. Glaubt Frau Gottschling wirklich, daß derart "sanfte Kissen" einen notorischen Schnellfahrer, von denen es seit den Tempo-30-Markierungen und seit dem "Aufruhr" der Bürger-Initiative "Verkehrsberuhigung" immer weniger gibt, zum Einhalten der 30-km-Geschwindigkeit bringen?

Ein Schwerkranker im Krankenwagen (in der großen Wohnstadt Oberlinden immer wieder vorkommend) wird auch die sieben "sanften Polster" spüren. Der Rettungswagen, etwa bei einem Herzinfarkt- Patienten, von inneren Blutungen ganz zu schweigen, kann nicht nur mit Tempo 30 über die Holpersteine fahren, ganz abgesehen von der Slalomfahrt, zu der auch der Notarztwagen durch die geplanten fünf Engstellen gezwungen wird.

In einem hat Frau Gottschling recht: Kinder und alte Leute, die über den Forstring/Ginsterbusch wollen, sind verkehrsgefährdet. Diesen aber helfen "sanfte Kissen" und Stolpersteine nichts: Diesen Fußgängern müssen endlich sichere Übergänge auf der zwei Kilometer langen Ringstraße geschaffen werden, in der es noch nicht einmal am Ausgang der Grundschule zum Ginsterbusch einen Zebrastreifen gibt.

Nur an Zebrastreifen haben Kinder, alte Menschen und andere Fußgänger das Vor-gehe-Recht vor den Autos, das (fast immer) respektiert wird. Die wenigen Raser, meist Anwohner, können nur mit Radarkontrollen gestoppt werden. Zebrastreifen aber verlangt die BI "Verkehrsberuhigung Oberlinden" neben weiteren Tempo-30-Markierungen, die doch wohl nicht ohne Aussicht auf Erfolg von der Stadtverwaltung aufgemalt wurden!

Wenn es Frau Gottschling um das Wohl von Rentnern und Kindern geht, sollte sie die Stadtverordneten veranlassen, demnächst im Stadtparlament für Zebrastreifen und gegen die gefährlichen Engstellen und Aufpflasterungen zu stimmen, die andernorts wegen erwiesener Gefährlichkeit wieder entfernt werden, denn auch meine Frau und ich haben im Forstring drei Kinder vom Kleinkindalter an großgezogen und haben ein Enkelkind von zwei Jahren in Oberlinden wohnen. Paul Karn, Forstring Langen Sprecher der Bürger-Initiative

Nicht um Geld feilschen, wo Leben gefährdet ist Bürgerinitiativen kennt man in Deutschland seit den siebziger Jahren. Ihr Entstehen verdanken die BI der "Fähigkeit" unserer Politiker, immer stärker und häufiger an den Bedürfnissen und Vorstellungen der Bürger vorbeizuregieren. Bürgerinitiativen, die sich zum Ziel gesetzt haben, Verkehrsberuhigungen zu bewirken, kennt man auch in Langen. Die Interessengemeinschaft Gabelsbergerstraße als auch die BI Südliche Ringstraße kämpfen seit geraumer Zeit für menschengerechte Wohnbedingungen in ihren vom Autoverkehr stark frequentierten Straßen. Ihre (berechtigten) Forderungen stießen bei der Stadt Langen jedoch bisher eher auf taube Ohren. Unter Verkehrslärm und zu schnell fahrenden Kraftfahrzeugen leiden in Langen aber auch die Anwohner des Stadtteils Oberlinden. Besonders zwischen Im Hasenwinkel und Farnweg dient der Forstring gerne als "Schleichweg" für abkürzende Kraftfahrer aus Richtung Egelsbach. Aber auch Im Ginsterbusch gefährden Raser vor allem ältere Leute und kleine Kinder durch ihre rücksichtslose Fahrweise.

Beobachtungen zeigen, daß sich vor allem Taxifahrer und die Lenker der Stadtbusse nicht an die seit knapp zwei Jahren geltende Tempo-30-Regelung halten. Erstaunlicherweise drücken aber auch viele Anlieger Oberlindens rücksichtslos auf das Gaspedal, um Sekunden auf dem Heimweg in ihr Haus im Farnweg, Anemonenweg, Hagebuttenweg oder Weißdornweg zu sparen.

Aufatmen konnten die geplagten Anlieger des Forstrings, als sich die Stadt Langen im November 1990 für Aufpflasterungen im Bereich von Forstring und Im Ginsterbusch entschied. Die Stadtverordnetenversammlung hatte zuvor einstimmig für diese "flankierenden Maßnahmen" zur Tempo-30-Zone gestimmt, wohl wissend, daß Schilder und Markierungen Raser nicht stoppen können.

Kurz bevor nunmehr der Plan zur Verkehrsberuhigung realisiert werden und die Vergabe von Aufträgen an Unternehmen erfolgen soll, tut sich in Langen Wundersames. Paul Karn meldet sich aus seinem beschaulich und abseits gelegenen Häuschen im Forstring. Unterstützt von einer Gruppierung, die sich FWG-NEV nennt und die in der Stadtverordnetenversammlung meist durch "aussagekräftige" Stimmenthaltungen auffällt, wird flugs eine Bürgerinitiative gegen die Verkehrsberuhigung in Oberlinden gegründet.

Und siehe da, der Magistrat der Stadt, ein sonst eher behäbiges Organ, er handelt. Ruckzuck wird die Vergabe der Aufträge zur Verkehrsberuhigung in Oberlinden auf Eis gelegt.

Vordergründiges Argument der Bürgerinitiative: die Kosten der Aufpflasterungen von 600 000 Mark seien zu hoch und könnten erheblich minimiert werden. Sage und schreibe 100 000 Mark wollen BI und FWG-NEV durch alternative Maßnahmen einsparen.

Fakt ist jedoch:

- das Verkehrsministerium steuert 450 000 Mark zur (dringend erforderlichen) Verkehrsberuhigung in Oberlinden bei;

- Tempo-30-Schilder und bloßes Markieren der Fahrbahn vermögen die Schnellfahrer nicht zu stoppen;

- wo Leben, Gesundheit und Ruhe von Anwohnern, Kindern und älteren Menschen massiv gefährdet sind, darf nicht um Geld gefeilscht werden.

Fazit: die Stadt Langen ist gut beraten, ihre Pläne zur Verkehrsberuhigung in Oberlinden schnellstmöglich in die Tat umzusetzen. Holger Kintscher, Hagebuttenweg 15

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Elektronik gegen Autodiebe Satellitenüberwachung ist zwar möglich, aber zu teuer

Autos der gehobenen Preisklasse sollten nach Auffassung des Bundeskriminalamtes (BKA) schon vom Hersteller mit einem elektronischen Überwachungssystem ausgestattet werden, das über Satelliten den Standort des Wagens immer dann meldet, wenn es von Unbefugten gelenkt wird.

Als "unbefugt" gilt dabei jeder, der eine bestimmte Code-Nummer, mit der die Anlage aus- und eingeschaltet wird, nicht kennt. Solche Elektroniksysteme sind längst entwickelt, aber so teuer, das sie vorerst Zukunftsmusik sind.

Die elektronischen Alarmanlagen, die derzeit angeboten werden, kosten nach Angaben der Versicherung "R + V" zwischen 300 und 2000 Mark. Manche lösen nur Alarm aus, andere blockieren auch die Zündung. Sobald sich jemand am Wagen zu schaffen macht, heulen sie los. Ultraschallanlagen reagieren schon auf die geringste Bewegung im Wageninnern.

Den Verteilerfinger herausnehmen, wie das früher gelegentlich üblich war, will heute keiner mehr. Statt dessen kann man für relativ wenig Geld im Kofferraum einen Hebel einbauen lassen, der die Benzinzufuhr unterbricht, so daß der Wagen ein paar Sekunden nach dem Start wieder ausgeht.

Auch eine "Lenkradkrücke", wie sie zum Beispiel der ADAC für 60 Mark anbietet, ist nicht teurer als einmal Volltanken. Stahlplatten, die über das Türschloß montiert werden und das Aufhebeln verhindern sollen, kommen dagegen schon auf 200 bis 500 Mark.

Um die 500 Mark muß auch der Kunde bezahlen, der die Fahrzeugdaten auf sämtliche Glasscheiben und zahlreiche versteckte Chassis-Teile einätzen läßt. Dadurch wird der Diebstahl zwar nicht direkt verhindert, aber der Weiterverkauf wird zum Problem.

Der Ersatzschlüssel hat im Fahrzeug nichts zu suchen, sonst könnte sich die Versicherung querstellen. Vor allem aber sollte man den Wagen nie unverriegelt und mit dem Zündschlüssel im Schloß stehenlassen - auch nicht an der Tankstelle. In solchen Fällen zahlt die Versicherung nämlich gar nichts. ft

Was bringt Umgehung Bürgern? Steinbacher und Oberurseler SPD ziehen nicht an einem Strang

OBERURSEL/STEINBACH. An der Südumgehung scheiden sich die Geister in der SPD: Während die Steinbacher Sozialdemokraten gemeinsam mit CDU und FDP seit Jahren vehement für den Bau der Umgehungsstraße kämpfen, halten die Oberurseler Genossen ebenso wie die Grünen in den beiden Nachbarstädten sie für das falsche Mittel, um die Verkehrsprobleme in der Ortsdurchfahrt von Weißkirchen zu lösen. Ihre Argumente: Die mögliche Entlastung beim Autoverkehr in der Kurmainzer Straße in Weißkirchen und in der Eschborner und Bahnstraße in Steinbach würden - auch nach Meinung von Fachleuten - nur gering ausfallen; die Umweltschädlichkeit der künftigen Schnellstraße sei dagegen hoch einzuschätzen und die Realisierung des Projektes zweifelhaft.

Eines dürfte Gegnern wie Befürwortern der Umgehungsstraße klar sein: Sollte die Straße gebaut werden, wird es noch mindestens acht bis zehn Jahre dauern, bis dort die ersten Autos rollen. Die Weißkirchener Sozialdemokraten mahnen daher zum wiederholten Male an, jetzt etwas für die von Lärm und Abgasen geplagten Menschen in den Ortsdurchfahrten zu tun.

Welche Maßnahmen sie sich vorstellen, steht in ihrem bereits vor zwei Jahren gestellten Antrag zur Verbesserung der Wohn- und Lebensqualität in der Kurmainzer Straße: Städtische Zuschüsse für Schallschutzmaßnahmen an besonders betroffenen Wohnungen, verkehrsberuhigende Maßnahmen wie Verbreiterung der an manchen Stellen extrem schmalen Bürgersteige auf Kosten des Verkehrsraumes, Aufbringen eines geräuschhemmenden Straßenbelages, Einführung von Tempo 40 und eine Ampelschaltung, die den Verkehrsfluß auf eine niedrige Geschwindigkeit herunterbremst und dadurch den Lärmpegel verringert.

Außerdem sollten alle Gebots- und Verbotsschilder auf ihre Notwendigkeit und Zweckmäßigkeit hin überprüft werden. Vor allem aber fordern sie endlich eine fachgerechte Gesamtverkehrsplanung für Weißkirchen, in der alle Möglichkeiten geprüft werden, die geeignet sind, verkehrsentlastende und -steuernde Maßnahmen für die Kurmainzer Straße durchzusetzen.

Weißkirchens SPD-Ortsbezirksvorsitzender Winfried Scholl warnt vor den Plänen der Stadt, eine Südumgehung in eigener Regie zu bauen: "Millionen für Schallschutzmaßnahmen und finanzielle Risiken durch Umplanungen am Feldbergzubringer, erhebliche Kosten durch den Bau der Weingärtenumgehung und deren Anbindung an die Nassauer Straße, ein Umbau des Bahnhofsvorplatzes, die angestrebte Neugestaltung des Marktplatzes - wie soll das alles bezahlt werden", fragt er.

Dabei stünden noch andere Probleme an, die gelöst werden müßten und dem Steuerzahler teuer zu stehen kommen: im Wohnungsbereich, in der Kleinkinderbetreuung, bei der Verkehrsberuhigung. "Obwohl der Kämmerer in diesem Jahr schon eine Haushaltssperre verfügen mußte, will die CDU den Bürgern immer noch weismachen, die Stadt könne mal locker den Straßenbau um Weißkirchen in eigener Regie vornehmen", wundert sich der Sozialdemokrat.

Die Steinbacher Kommunalpolitiker sind derzeit dabei, in einem gemeinsamen Papier ihre Anregungen und Bedenken zum ersten Planentwurf zusammenzufassen, der vor den Sommerferien in den Rathäusern der betroffenen Städte (Oberursel, Eschborn, Steinbach) öffentlich auslag. Das soll in einer Sondersitzung des Bauausschusses am 4. August geschehen, wobei sowohl die Vorschläge des Magistrats als auch die Anregungen von CDU, SPD und FDP Diskussionsgrundlage sein werden.

Bürgermeister Edgar Parnet will zum Stand der Dinge derzeit noch keine Stellung nehmen. Er möchte zunächst ein Gespräch mit dem zuständigen Minister für Wirtschaft, Verkehr und Technologie, Ernst Welteke (SPD), abwarten, das für die nächsten Wochen terminiert ist.

Sein Bauamtsleiter war gestern in Sachen Südumgehung beim Straßenbauamt in Frankfurt. Dort legte er den Experten die Anregungen und Bedenken vor, die jetzt bei der Offenlegungsphase der Pläne von den Bürgerinnen und Bürgern vorgebracht worden waren. AW

Moskauer Sieg bei der TSG Hausen

Einen Moskauer Doppelsieg gab es im 20-km-Lauf der TSG Hausen. Es siegte Wladimir Schamuk in 1:06:56,6 Stunden vor Alexej Muranow, beide SC Kant Moskau, in 1:06:56,9 Stunden. An dritter Position lief Ulrich Amborn, LG Offenbach, in 1:11:10,4 ins Ziel. Schnellste Frau war Gisela Dörr, TV Dieburg, in 1:36:28,0 Stunden. Auch über zehn Kilometer siegte ein Russe, Alexander Owtschinnikow, in 32:07,8 Minuten. In der Wertung der Frauen war Claudia Pollikeit, LG Frankfurt, in 37:55,4 Minuten vorn.

Ein neuer Stadtteil soll auf dem Gelände der US-Kasernen . . .

(Fortsetzung von Seite 19)

Darauf legt Bundesfinanzminister Theo Waigel großen Wert - und ohne den läuft nichts im Kasernen-Stadtteil. Das Gelände der einstigen US-Barracks geht nämlich in Bundesbesitz über, und wenn Bonn sich sperrt, dann wird dort überhaupt nichts gebaut. Im schlimmsten Fall muß Martin Wentz damit rechnen, daß Oberfinanzdirektion und Staatsbauamt die alten Militärgebäude ein wenig renovieren, Zöllner und Grenzer dort unterbringen und die Riesenflächen hintendran brachliegen lassen.

An solchen Horror-Perspektiven ist dem Frankfurter Planungsdezernenten nicht gelegen. Schließlich hätten Abgesandte des Bundes in Spitzengesprächen mit Oberbürgermeister Andreas von Schoeler signalisiert, Wohnungsbau sei dort recht; auch habe Bonn in der Jury mitgearbeitet. Und Waigel-Emissäre hätten wissen lassen, daß man über die BGS- und Zollbehausungen hinaus noch Wohnungen für andere Bundesbedienstete links und rechts der "Homburger" hochziehen wolle.

Wentz findet das "prima", denn um so weniger müsse die finanziell ziemlich klamme Stadt dort in öffentlichen Wohnungsbau investieren: "Ich überziehe mal: Von mir aus kann der Bund für seine Leute auch alle 1500 Wohnungen bauen, denn die Bediensteten arbeiten ja in Frankfurt und suchen hier eine Wohnung. Das gibt allemal Entlastung für den Frankfurter Wohnungsmarkt." peh

Kleine FR

Unfallflucht nach 10 000-Mark-Schaden KÖNIGSTEIN. Aus dem Staube machte sich ein Autofahrer, nachdem er Samstag nacht gegen 1.25 Uhr in der Schneidhainer Straße einen geparkten Personenwagen angefahren und erheblich beschädigt hatte. Die Königsteiner Polizei gibt den Schaden mit 10 000 Mark an. Kostenlose Fahrt für Senioren WEHRHEIM. Alle Wehrheimer Bürgerinnen und Bürger, die mindestens 70 Jahre alt sind, können am Samstag, 1. August, an der kostenlosen Fahrt des Motor- und Touringclubs Wehrheim teilnehmen. Die Teilnehmer werden abgeholt und auch wieder zurückgebracht. Anmeldungen nehmen Horst Becker (Tel. 0 60 81 / 53 29) und Frau Selzer (Tel. 0 60 81 / 5 89 41) entgegen. Anmeldeschluß ist der 27. Juli. Ortsbeirat tagt WEHRHEIM. Die 40. Sitzung des Ortsbeirates Pfaffenwiesbach beginnt am Montag, 27. Juli, um 20 Uhr in der Alten Schule. Sie ist öffentlich.

"Keine Lösung"

FR-Leser Peter Stubenrecht, ein Anwohner aus der Waldschulstraße 5 a, hat in einem Leserbrief Stellung zu den bisher ungelösten Verkehrsproblemen in Griesheim genommen:

Der Beschluß, die Firma Sperzel vom Griesheimer Stadtweg in die Eichenstraße 83 zu verlagern, ist für uns Anwohner keine zufriedenstellende Lösung.

Die Eichenstraße liegt in einem Wohnmischgebiet, und die Zufahrt dorthin erfolgt zum größten Teil durch Wohngebiete. In der selben Straße hat sich mittlerweile eine weitere Containerfirma, die Firma Hof, ausgebreitet. Auf diesem unbefestigten Gelände, wo Müll und Bauschutt sortiert werden, herrschen unhaltbare Zustände. Hier wäre zu prüfen, ob eine Genehmigung für eine Müll- und Bauschutt-Sortierung vorliegt.

Durch den ständigen Pendelverkehr beider Containerfirmen, Sperzel und Hof, werden in Zukunft täglich etwa 250 Fahrbewegungen durch ihre Containerfahrzeuge in der Eichenstraße sein. Weitere Containerfirmen wie Augst, Geis und andere sowie große Speditionsfirmen, sind in unmittelbarer Nähe.

Hinzu kommt noch das rücksichtslose Abstellen von Containern, Großcontainern und Lkw auf offener Straße und Parkplätzen. Andere Firmen, die sich in diesem Gebiet ansiedeln wollen, schrekken vor den gegebenen Tatsachen zurück.

Es ist vorauszusehen, was durch den zunehmenden Container- und Speditionsverkehr auf die Anwohner der Espenstraße, Lärchenstraße, Waldschulstraße und der Eichenstraße zukommt. Daher ist es unbedingt erforderlich, den Verkehrsteilnehmern auf der Mainzer Landstraße in Höhe An der Schildwacht eine Linksabbiegerspur einzurichten, um dem Schwer- und Personenverkehr von Frankfurt eine direkte Zufahrt zu den Speditionen und Großmärkten zu ermöglichen.

Durch diese Maßnahme könnte für die Anwohner der oben genannten Straßen eine Verkehrsberuhigung eintreten. Eine Verkehrsberuhigung in Griesheim ist durch den zunehmenden Speditions- und Containerverkehr sowie die Absicht, den Bahnübergang Elektronstraße zu schließen, nicht durchführbar.

Das Interesse der Verantwortlichen müßte in erster Linie den Anwohnern dieses Stadtteils gelten, deren Wohnqualität und Gesundheit durch Verkehr, Lärm, Abgase und weitere Belastungen - das ist bekannt - gefährdet sind.

Weiter ist es sinnvoll, sich für den Verbleib des Bahnübergangs Elektronstraße einzusetzen, um eine zweite Zufahrt unmittelbar in unserem Stadtteil zu sichern oder durch eine Untertunnelung zu ersetzen. Ich fordere die Verantwortlichen der Stadt Frankfurt, unseren Ortsbeirat 6 und dessen Vertreter auf, mehr Rücksicht auf die betroffenen Anwohner zu nehmen und die Genehmigung der Firma Sperzel zu überdenken, keine weiteren Container- und Speditionsfirmen neu zuzulassen und vorhandenen Firmen Ersatzgelände bereitzustellen, um sich außerhalb von Wohngebieten anzusiedeln, um unserem Stadtteil einen weiteren Verruf zu ersparen.

Weiter sollten die Firmen angewiesen werden, daß Zu- und Abfahrten von Lkw über die Mainzer Landstraße zu erfolgen hat, um Wohngebiete zu verschonen. Die Verkehrsberuhigung wird scheitern, wenn man nicht jetzt die richtigen Maßnahmen trifft.

Kleine FR

87 Blutspender FRIEDRICHSDORF. 87 Blutspender kamen zu einem Spendetermin des Roten Kreuzes in die Grundschule Köppern. Unter ihnen waren sieben, die erstmals zur Ader gelassen wurden.

Für ein Konsulat fehlt Kroaten das Geld

Wenn am kommenden Sonntag in Kroatien die ersten freien Parlaments- und Präsidentenwahlen stattfinden, können auch die knapp 20 000 Kroaten in Frankfurt zur Urne gehen. Der kroatische Botschafter in Bonn hat letzte Woche vom deutschen Außenministerium die Genehmigung erhalten, daß im Ausland lebende Kroaten mitwählen dürfen. "Wir werden in den kroatischen Kirchengemeinden Wahllokale errichten", erklärt dazu Ivo Djurinovic vom kroatischen Fremdenverkehrsamt. "Eine andere Möglichkeit sehe ich zur Zeit nicht."

Denn anders als in Bonn und Stuttgart, wo es bereits die ersten beiden kroatischen Konsulate auf deutschem Boden gibt, steht die Eröffnung einer Frankfurter Vertretung noch in den Sternen. "Es soll wohl ein Konsulat hier eröffnet werden", weiß Bettina Matten-Gericke vom Referat zur Betreuung ausländischer Institutionen. "Generelle Anfragen wurden beim Auswärtigen Amt gestellt, das ist aber noch nichts Konkretes."

Haupthindernis ist das fehlende Geld. "Die Eröffnung eines Konsulats ist teuer", stellt Djurinovic fest. "Und solange in meiner Heimat Krieg herrscht, brauchen wir das Geld für andere Dinge." ert

Kaffee am Straßenrand

Knapp daneben liegt das Meer. Das Blütenmeer. Knapp neben der Asphaltpiste. Auf dem Randstreifen nämlich, beidseits der Landstraße zwischen Gonzenheim und Seulberg im Taunus.

Da grüßt morgens die blaue Wegwarte, aus deren Wurzeln die Großeltern in Notzeiten ihren "Kaffee" rösteten ("Zichorie"). Da leuchten der gelbe Rainfarn, die weiße Schafgarbe und manch anderer Doldenblüter. Wer genauer hinsieht, entdeckt schnell auch den gelben Tüpfel-Hartheu.

Und zumindest an einer Stelle, gleich am Ortseingang von Gonzenheim, sticht sogar die dornige Hauhechel jeden, der ihr zu nahe kommt - hierzulande eine echte Seltenheit.

Wo die Pointe ist? Nirgendwo. Der Blumenflor, durch vernünftigen Umgang der Straßenmeisterei mit der Mähmaschine zur rechten Zeit möglich gemacht, ist einfach schön.

Wollen wir hoffen, daß die Geduld der Straßenpfleger hält, bis der botanische Garten ausgesamt hat. che

28jährige angefallen: Täter flüchtete lachend

WIESBADEN. Wie die Polizei erst jetzt mitteilte, wurde in der Nacht auf Sonntag eine 28jährige Wiesbadenerin sexuell genötigt. Sie hatte ihren Hund im Kaiser- Friedrich-Ring ausgeführt. An der Ecke Körnerstraße griff ihr plötzlich jemand von hinten an die Brust, wobei sie erhebliche Schmerzen verspürte. Erschreckt drehte sich um und bemerkte einen Mann, der lachend in Richtung Herderstraße floh.

Die Frau alarmierte die Polizei, die etwas später in der Oranienstraße zwei Männer festnahm, auf die die Täterbeschreibung zutraf. Bei einer Gegenüberstellung sagte die 28jährige, einer der beiden sei mit großer Wahrscheinlichkeit der Busengrapscher. Der Tatverdächtige, ein 39jähriger Wiesbadener, bestreitet den Vorwurf. Er wurde nach der Vernehmung wieder entlassen. maf

"Verlust jeglicher Urbanität" Pfarrvikar Reinel und Stadtrat Wentz streiten sich weiter

Martin Reinel, Pfarrvikar in der evangelischen Weißfrauengemeinde in der Windmühlstraße und Mitglied im "Arbeitskreis Bahnhofsviertel", fühlt sich vom Planungsdezernenten Martin Wentz (SPD) "persönlich diskreditiert". Der Stadtrat hatte dem Geistlichen in einem Interview mit der FR "absolute Unredlichkeit" vorgeworfen.

Auslöser für den Streit: Reinel hatte Mitte Juli kritisiert, daß sich der rot-grüne Magistrat zu wenig um die sozialen Folgen der neuen Toleranzzone im Bahnhofsviertel schere und hinnehme, daß dort Wohnungen in Büros und Bordelle umgewandelt würden. Diese Attacke machte Wentz nach eigenem Bekunden "so richtig wütend": Er habe im zurückliegenden Jahr mehrmals öffentlich und in Reinels Gegenwart gesagt, daß in einer Toleranzzone "Wohnen von der Stadt nicht mehr zu schützen ist". Der Pfarrer habe "das gewußt - er wollte es so!"

Nein, so habe er es nicht gewollt. - In einem jetzt veröffentlichten Brief an den Stadtrat weist der Pfarrer den Wentz-Angriff als "falsche Schuldzuweisung" zurück. Er sei zwar weiterhin für die Toleranz gegenüber Prostituierten im Bahnhofsviertel, aber wehre sich gegen die "konkreten Folgen der neuen Rechtslage". Mit Auszug und Vertreibung der Mieter drohten nämlich "Zerfall eines ganzen Stadtteils in völlig gegensätzliche Lebensräume", "Gettobildungen" und "Verlust jeglicher echter Urbanität". Der Skandal im Bahnhofsviertel sei eben, "daß seit Jahren Wohnraum vernichtet wird, zu Büroraum verwandelt wird oder Häuser leerstehen".

Zur Zeit, so Reinel weiter, geschehe das als "angeblich unvermeidbare Konsequenz einer positiv gedachten Maßnahme: Mehrere ehemalige Bordelle sind geräumt und leer, daneben werden Mieter vertrieben. Aber von seiten der Stadt kann nichts dagegen unternommen werden oder wird nur wenig getan."

Er könne nichts tun, um Wohnen in besagten Quartier zu schützen, bekräftigte Wentz. Rechtshintergrund und Rechtsprechung stünden dagegen: "Man muß ehrlich bleiben und darf den Menschen keinen Sand in die Augen streuen: Wenn es zum Schwur kommt, sind die städtischen Instrumente nicht scharf, sondern stumpf. Ich kann es nicht ändern." peh

Gewerkschaften sind notwendig, weltweit

Die Firma BMW will an ihrem neuen Standort in den USA keine Gewerkschaften zulassen (FR vom 24. 7. 1992 "BMW bootet Gewerkschaft aus").

BMW-Chef Eberhard von Kuenheim, der im übrigen zu den größten Verfechtern der freien Fahrt für freie Bürger gehört, wurde mit der Bemerkung zitiert, er werde es zu verhindern wissen, daß sich gewerkschaftlich organisierte Beschäftigte in das US-amerikanische Zweigwerk des Automobilkonzerns einschleichen.

Was können wir froh darüber sein, daß es in der Bundesrepublik Deutschland ein Betriebsverfassungsgesetz gibt, das die Bildung von Betriebsräten und die Präsenz von Gewerkschaften in den Betrieben vorschreibt. In den Schoß gefallen ist uns diese Errungenschaft nicht.

Lobreden der Politiker auf die erfolgreiche Solidargemeinschaft und Tarifautonomie in Deutschland pflegen die Arbeitgeber in der Regel zu unterstützen. Was ihnen an der Präsenz von Arbeitnehmerorganisationen aber tatsächlich liegt, offenbart nun BMW deutlich.

Es ist verwerflich, wenn sich unternehmerisches Handeln einzig und allein auf das Erwirtschaften eines möglichst fetten Gewinnes beschränkt. Denn bei dieser Praxis bleiben die Interessen der abhängig Beschäftigten auf der Strecke.

Damit von diesem Kuchen auch die Arbeitnehmer ein ihnen zustehendes Stück abbekommen, sind Gewerkschaften sowie Betriebs- und Personalräte unabdingbar notwendig. Und dies weltweit.

Rainer Bohnet, Bonn

Sinnvolle Nutzung

In Ihrer Ausgabe vom 18. 7. 1992 meldet die FR auf der ersten Seite unter der Überschrift "Kommunismus versüßt", daß mangels (herkömmlichem) Papiers die kubanische Parteizeitung "Granma" auf einem Papier aus "Zuckerrohrmasse" gedruckt sei. Die Seiten seien wesentlich grobkörniger und dunkler als normale Papierseiten.

Bei der erwähnten "Zuckerrohrmasse" handelt es sich um Bagasse, eine Hemizellulose, die bei der Zuckergewinnung aus Zuckerrohr anfällt. Es wird auch woanders Papier aus Bagasse hergestellt. Mir ist es aus Argentinien bekannt, wo seit langem (über 20 Jahren) Schreibpapier und sogar Kunstkalender aus Bagasse hergestellt werden. Als Beispiel kann ich einen Kalender der Firma Ledesma aus dem Jahr 1975, in Offset gedruckt, erwähnen.

Wenn Kuba bisher kein Papier aus Bagasse produziert hat, ist diese als eine sinnvolle und fortschrittliche Nützung vorhandener Ressourcen zu begrüßen.

Teresa Parodi, Düsseldorf

Grillamsel

Es sollte in dem neuen Kleingarten der Höhepunkt diesjähriger Grillfreuden werden. Vergleichbar nur dem Ochs am Spieß beim Mainfest. Der Kamin aus Fertigbausteinen war erstellt und harrte der Würste und Steaks, die da mit Freunden verzehrt werden sollten.

Doch soll einer den Grillabend nicht schon am Tage loben. Als es soweit war, als die Kohle gezündet, der Rost belegt werden sollte - da entdeckte der Gärtner, daß ein Amselpärchen eines der seitlichen Zuglöcher als Bruthöhle entdeckt und belegt hatte.

Das Nachsehen hatte der Kleingärtner. Und weil diese Spezies Mensch zumeist ein großes Herz hat, ist der Grill bis heute kalt geblieben. Der Amselnachwuchs darf flügge werden, ohne daß ihm Vertreibung droht.

PS: Die Amseleltern sollten, wenn alles vorüber ist, dem Kleingärtner ein Ständchen singen. Es klingt so schön . . . Ihr Bastian

Ein Gebäude hat Geburtstag: 250 Jahre Deutsche Staatsoper Berlin war der Bundespost eine Marke wert. Auch des Bildhauers Asam wurde postalisch gedacht.

Immer ein beliebtes Motiv für Tier-Zeichnungen: Junge Hunde (Bild: Augustus)

Handfeste Krimi- Spannung: John Lutz (Bild: Goldmann-Verlag)

Dienstag, 28. Juli

Kinder Merian-Spielplatz, Bornheim: 13 bis 18 Uhr, Ferienspielaktionen (6 bis 14 J.). Sonstiges Kultur-Buffet, Nordweststadt-Bücherei, Nidaforum 6: 19.30 Uhr, "Frankfurt - Indien, ohne Anschnallen" - Musik, Literatur, Kulinarisches. City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

Schach-Senioren-Gruppe, Sozialzentrum Marbachweg Cafeteria: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin. Landessportbund Hessen, Otto-Fleck-Schneise 4: ab 10 Uhr, Schach-Rallye & "Schach zum Kennenlernen - für Jedermann" (Info 49 11 32).

PINS Singlestammtisch: 20 Uhr, Gaststätte zum Goldenen Garten, Marbachweg 357; Infos: Christel, Tel. 061 01/86 674.

Hobby-Börse, Bendergasse 1: 17 Uhr, Offene Runde "Treffen, kennenlernen, informieren".

KOZ, Uni Campus: 21 Uhr, Kneipenabend.

Stadtteilladen Dezentral, Sandweg 131 a: 20 Uhr, Offener Abend.

English Speaking Club: 19.30 Uhr, Current Affairs; Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248. Märkte Dornbusch: Di., 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Carl-Goerdeler-Straße. Apotheken Folgende Apotheken sind von Dienstag, 8.30 Uhr, bis Mittwoch, 8.30 Uhr, dienstbereit:

Alte Apotheke in Griesheim, Linkstraße 58, Tel. 38 13 29; Apotheke am Weißen Stein, Am Weißen Stein 11 / Altheimstraße 20, Tel. 52 16 78; Blücher-Apotheke, Gutleutstraße 102, Tel. 23 17 02; Brentano-Apotheke, Rödelheim, Radilostraße 4, Tel. 78 28 74; Fontane-Apotheke, Niederrad, Gerauer Straße 100, Tel. 6 66 24 42; Glauburg-Apotheke, Nordendstraße 26, Tel. 55 21 31; Hortus-Apotheke, Oberrad, Offenbacher Landstraße 299, Tel. 65 36 51; Jupiter-Apotheke, Leipziger Straße 11, Tel. 77 14 72; Katharinen-Apotheke, Seckbacher Landstraße 59, Tel. 46 43 69; Linden-Apotheke, Höchst, Königsteiner Straße 37, Tel. 31 67 54; Schwanen-Apotheke, Sandweg 1, Tel. 43 15 25; Weißfrauen-Apotheke, Münzgasse 10, Tel. 28 76 84. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42.

Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 23 Uhr: Dr. Bodo von Rhein, Jacques-Offenbach-Str. 14 b, Offenbach, Tel. 84 64 28; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst (24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31/23 24 66 Drogennotruf 62 34 51

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben. - ohne Gewähr -

Afrikanische Märchen im Völkerkundemuseum

Kinder ab acht Jahren können sich am Mittwoch, 29. Juli, zweimal Märchen aus Afrika erzählen lassen.

Der Titel lautet: "An den Feuern der Karawanen". Die Märchenstunden beginnen um 11 und um 15 Uhr im Völkerkundemuseum (Schaumainkai 29). Die Aktion gehört zur derzeitigen Ausstellung "Gold aus Mali".

Chance für die Demokratie

Mit großem Interesse habe ich das Interview von Hans Christoph Buch mit Mario Vargas Llosa (FR vom 18. 7. 1992 "Nur der Kapitalismus überwindet die Armut") gelesen. Ich zähle mich zu den begeisterten Lesern der Bücher von Vargas Llosa und kann auch seine politischen Positionen in vielen Punkten teilen. Nur in einer Hinsicht möchte ich hier gerne widersprechen:

Auch in Lateinamerika hat inzwischen ein Prozeß des Umdenkens stattgefunden, der vor allem auch das Verhältnis zur parlamentarischen Demokratie betrifft. Zumindest in den größten und für den politischen Diskurs in Lateinamerika wichtigsten Ländern Argentinien, Chile, Brasilien und Mexiko ist die Wertschätzung für die Demokratie gerade unter der (ehemals) linken und sich marxistisch verstehenden Intelligenz zur Mehrheitsposition geworden.

Dazu hat sicherlich auch der Zusammenbruch des "realen Sozialismus" beigetragen; ausschlaggebend aber war die Erfahrung mit den blutigen Diktaturen Pinochets, Videlas etc., die das mit der militaristischen Revolutionsstrategie verbundene konfrontative Freund- Feind-Denken ad absurdum geführt haben.

Wie die Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Lateinamerika (CEPAL) schreibt, hat dies zu einem tiefgreifenden Entideologisierungsprozeß geführt, der die Bereitschaft zu Kooperation, Konzertation und Konsens auf allen Ebenen des gesellschaftlichen Lebens außerordentlich erhöht hat. Daraus gewinnt die Demokratie überhaupt erst ihre reale Chance.

Dr. Barbara Töpper, Berlin

Moralisch beunruhigt

Sie berichten, dem Vatikan zufolge sei Homosexualität "eine objektive Verwirrung und moralische Beunruhigung" (FR vom 25. 7. 1992 "Schwule über Vatikan empört"). Objektiv verwirrt und moralisch beunruhigt scheinen eher die alten Herren der Glaubenskongregation zu sein, die angesichts real existierender Homosexualität nicht wahrhaben wollen, daß Krankheit und Sünde als Erklärungsmuster ausgedient haben. Von einer tief sitzenden und ins Irrationale gesteigerten Angst vor allem Sexuellen haben sie sich die Feder führen lassen.

Des Handicaps ihrer einseitig auf Fortpflanzung beschränkten Sexualmoral und längst überholter Verführungstheorien sind sie sich ebensowenig bewußt wie der peinlichen Wirkung und berechtigten Empörung, die der Aufruf zeitigen wird.

Schon träumen manche Schwule von einer lesbischen Päpstin, die die Kirche für alle öffnet und dem antihomosexuellen Spuk und der sexualfeindlichen Ausgrenzung ein Ende macht.

Ernst-Werner Kleine, Synodalbeauftragter für Homosexuelle im Kirchenkreis Köln-Mitte

Vereinsleben

Eine Wanderung im Hohen Taunus unternimmt der Taunusklub am Sonntag, 2. August. Treffpunkt ist an der Landsteiner Mühle neben der Ruine der Wallfahrtskirche der Wüstung Landstein. Die Anfahrt ist möglich vom Südbahnhof mit der U 3 um 9.24 Uhr bis Oberursel Bahnhof. Von dort aus fährt ein Bahnbus zur Landsteiner Mühle. Eine Anmeldung für die Wanderung (22 Kilometer) ist nicht erforderlich, die Teilnahme kostet drei Mark, für Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre ist sie kostenlos. ml/30

dige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U-Bahn".

Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr, bei Fahrbetrieb 10 bis 17 Uhr, Fahrtage am 2. und 16. August.

Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".

Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr; Ausstellung "Kinder aus Rußland zeichnen 'Struwwelpeter' neu" (bis 31.10.).

Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche; Jörg Stein - "Calf - Installation" (bis 6. 9.).

Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.

Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr.

Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.

Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).

Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.

Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17-19 h.

Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.

Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann-Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.Kaninchenjagd: Feuerwehr mußte Dackel retten

Ein Dackel, der an der Frauenlobstraße in Bockenheim am Montag abend hartnäckig Kaninchen jagte, mußte von der Feuerwehr befreit werden: Bei der Verfolgung der Kaninchen war er ihnen bis in einen ihrer unterirdischen Bauten gefolgt und steckengeblieben.

Gegen 18.45 Uhr rückten die Brandschützer aus und versuchten zunächst, den Hund herauszuziehen, mußten dann aber doch zum Spaten greifen: Nach über einer halben Stunde hatten sie den Dakkel unversehrt ausgegraben. ing

Nach Bronze über 100 m jetzt Silber über 200 m Freistil Franziska van Almsick um Handbreite am Gold vorbei Kerstin Kielgaß Dritte / GUS-Staffel mit Weltrekord

Silber für Franziska van Almsick und Bronze für Kerstin Kielgaß - das war aus deutscher Sicht die Bilanz des zweiten Wettkampf-Tages der olympischen Schwimm-Wettbewerbe in Barcelona. Dabei sah es bis zum Finale sogar nach dem Gewinn einer Goldmedaille aus, denn die 14jährige Berlinerin van Almsieck hatte im Vorlauf mit 1:57,90 Minuten nicht nur die schnellste Zeit, sondern auch eine neue Weltjahresbestleistung erreicht. Hätte sie diese Zeit im Endlauf wiederholt, sie hätte auf die Hundertstelsekunde gleichauf mit der neuen Olympiasiegerin Nicole Haislett angeschlagen. Die 19 Jahre alte US-Amerikanerin hatte sich morgens offenbar zurückgehalten und dann im entscheidenden Moment etwas zugelegt. Während van Almsick im Finale "nur" 1:58,00 Minuten schwamm, steigerte sich ihre Rivalin von 1:59,33 auf 1:57,90.

Fernab vom Kopf-an-Kopf-Duell belegte die 22jährige Berlinerin Kerstin Kielgaß nach dem schlechtesten Start aller Konkurrentinnen noch einen beachtlichen dritten Rang.

Obwohl es nichts mit der insgeheim erhofften Goldmedaille wurde, freute sich Franziska van Almsieck auch über Silber. Gleichzeitig haderte sie aber: "Ich hatte nach dem Vorlauf gedacht, mich im Finale nochmals steigern zu können. Doch der Druck im Endlauf war für mich zu groß, nachdem ich morgens die beste Zeit geschwommen hatte. Ich glaube nicht, daß ich mich dabei zu sehr verausgabt habe und mich etwas hätte schonen sollen. Ein Fehler war allerdings möglicherweise, daß ich das Finale zu schnell anging. Das nächste Mal werde ich meine Taktik ändern." Hatte sie nach 50 m exakt eine halbe Sekunde Vorsprung, der nach 100 m auf eine Zehntelsekunde schrumpfte und nach 150 m wieder 0,22 Sekunden betrug, fehlte ihr am Ende eine Zehntelsekunde zum Gold.

Ein Faux-pas, der auf mangelnde Erfahrung zurückzuführen ist und von ihr offen eingestanden wurde, war außerdem die Tatsache, daß sie unmittelbar neben der Bahn von Nicole Haislett zu dicht an der Leine schwamm. Die Olympiasiegerin profitierte zunächst von diesem Sog, ehe sie beim spannenden Endspurt zum Überholen ansetzte. Zum Fehlverhalten van Almsicks, die stets dicht an der Leine ihre Bahnen zieht, meinte die US-Amerikanerin später: "Das war nicht der Grund dafür, das ich gewonnen habe, aber es hat mir geholfen."

Hochzufrieden war Kerstin Kielgaß, die mit der Bronzemedaille das Optimale für sich herausgeholt hatte. "Ich wollte unbedingt eine Medaille gewinnen. Über Bronze freue ich mich genauso wie über Gold", kommentierte sie das Rennen.

Den undankbaren und enttäuschenden vierten Rang belegte die 4x200-m-Freistil-Staffel der Männer. Das zuletzt bei Großereignissen in der "Königs-Disziplin" stets auf eine Medaille abonnierte deutsche Quartett verfehlte den Bronze- Platz mit einer Zeit von 7:16,58 Minuten um 0,35 Sekunden hinter der am meisten hinter den Erwartungen zurückgebliebenen USA, die eigentlich als Favorit in die Konkurrenz gegangen war, aber schon im Vorlauf einiges schuldig blieb. Den Olympiasieg sicherte sich die GUS in 7:11,95 Minuten, womit der 1988 in Seoul von den USA aufgestellte Weltrekord um 0,56 Sekunden verbessert wurde. Keine Grenzen kannten die Freude der bis zur Hälfte des Rennens führenden Schweden, die überraschend Silber holten.

Die erste der fünf Entscheidungen am Dienstag endete mit dem Erfolg von Weltrekordler Pablo Morales (USA) über 100 m Delphin in 53,22 Sekunden vor Rafal Szukala (Polen/53,35) und dem in Seoul über diese Distanz erfolgreichen Anthony Nesty (Surinam/53,41). Zwei neue olympische Rekord wurden durch die Japanerin Kyoko Iwasaki über 200 m Brust in 2:26,55 und den Ungarn Tamas Darnyi über 400 m Lagen in 4:14,23 aufgestellt. Im Endlauf über 400 m Lagen kamen Christian Gessner (Erfurt) und Patrick Kühl (Magdeburg) auf den fünften und sechsten Rang.

HARALD STENGER

Wieder kein Olympia-Glück Glücklich brach zum Schluß ein Weltmeister Moreno / Olympiasieger Lehmann im Viertelfinale

Bei Olympia hat Jens Glücklich keinen Bund mit Fortuna geschlossen. Der Spanier Jose Moreno gewann unter dem frenetischen Jubel seiner Landsleute am Montag in Barcelona die Goldmedaille im 1000-m-Zeitfahren, die der 26jährige Schlosser aus dem Spreewald so sehr erhofft hatte.

Glücklich brach in der letzten der vier Runden ein und wurde nur Vierter. Vor vier Jahren hatte ein Brikett den möglichen Triumph des Cottbussers in Seoul verhindert. Bei einer Trainingsfahrt auf der Straße war Glücklich auf das Kohle- Stück gefahren und gestürzt. Statt um Olympia-Gold kämpfte er nach einem Schädelbasisbruch um sein Leben.

Der unglückliche Glücklich verpaßte um die "Ewigkeit" von 1,456 Sekunden den vierten deutschen Olympiasieg im Zeitfahren nach Jürgen Grünke (Berlin/1976), Lothar Thoms (Cottbus/1980) und Freddy Schmidtke (Köln/1984).

Zwar feuerten die zahlreichen deutschen Radfans den Vize-Weltmeister des Vorjahres an, doch aus dem erhofften zweiten Gold im zweiten Olympia-Wettbewerb der Männer nach dem Erfolg des Straßen-Vierers am Vortag wurde nichts.

Der Einbruch in der letzten Runde kostete sogar jeden Platz auf dem Treppchen. Glücklich nutzte es auch nichts, daß er seine Vorbereitungen auf das Rennen symbolhaft begann. Unter den Augen des Berliner Regierenden Bürgermeisters Eberhard Diepgen fuhr sich der Weltmeister von 1985 und 1989 im gelben Berlin- T-Shirt mit dem Bärengesicht ein. Der beliebte Blondschopf durchraste als vorletzter Starter die vier Runden im Velodrom in 1:04,798 Minuten und war schon nur Dritter. Damit begann das Zittern, ob wenigstens Bronze gerettet werden würde. Als letzter Fahrer ging Weltmeister Jose Moreno unter den tosenden Anfeuerungsrufen seiner spanischen Landsleute, die Glücklich vor seinem Start mit "Moreno, Moreno"-Geschrei nervös machten, auf die Holzpiste.

Der 23jährige Spanier, der nach seinem Titelgewinn 1991 in Stuttgart bei einem "Kirmesrennen" in dem italienischen Bassano del Grappa gemeinsam mit dem Berliner Bill Huck beim Dopingtest positiv war, hielt bei 30 Grad am Abend dem Druck stand. Moreno, der damals wie Huck wegen angeblicher Formfehler bei der Kontrolle vom Internationalen Verband UCI begnadigt worden war, siegte in 1:03,342 vor Shane Kelly aus Australien (1:04,288) und dem Amerikaner Erin Hartwell (1:04,753).

Vor der ersten Rad-Entscheidung erreichte Weltmeister Jens Lehmann locker das Viertelfinale in der 4000-m-Einer-Verfolgung. Allerdings mußte sich der 24jährige Leipziger in 4:30,05 Minuten mit der zweitschnellsten Qualifikationszeit begnügen. Der Brite Christopher Boardman war um 2,3 Sekunden schneller als Lehmann und fuhr eine Zeit, die unter dem Weltrekord lag.

Als Höchstleistung können die 4:27,35 Minuten aber nicht anerkannt werden, weil die Qualifikation mit zwei Fahrern bestritten wurde, für eine Weltrekord-Anerkennung aber ein Einzelstart vorgeschrieben ist. dpa

Der Naturschutzbund Deutschland Kreisverband Frankfurt, trifft sich am Donnerstag, 30. Juli, 20 Uhr, zu einer Arbeitsbesprechung auf der Kleintierfarm in der Schwanheimer Bahnstraße. ml/30

CDU für Kfz-Abgassteuer

BONN, 29. Juli (Reuter). Gegen die Abschaffung der Kfz-Steuer und ihre Umlegung auf die Mineralölsteuer hat sich Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) ausgesprochen. Bei der Vorlage des Umweltteils des neuen CDU-Grundsatzprogramms forderte Töpfer am Dienstag in Bonn statt dessen eine schadstoffbezogene Kfz-Steuer. Die Zweiteilung müsse bleiben, da die Mineralölsteuer Anreiz für die Autofahrer sei, weniger zu fahren, die emissionsbezogene Kfz-Steuer aber ein Anreiz für die Hersteller, umweltschonende Autos zu entwickeln.

Im Umweltkapitel des neuen CDU-Programms, das unter der Überschrift "ökologische und soziale Marktwirtschaft" steht, heißt es, die Natur sei nicht nur "Werkzeug" für den Menschen, sondern habe eine "Eigenbedeutung". Gefordert werden ein "neues Verständnis von Wohlstand, Wachstum und Fortschritt" und "ökologisch ehrliche Preise", die die Inanspruchnahme der Natur widerspiegeln.

Wanderer vom Blitz erschlagen

TARBES, 28. Juli (AP). Ein deutscher Wanderer ist bei einem Gewitter in den Pyrenäen vom Blitz erschlagen worden. Das Unglück ereignete sich nach Angaben der Polizei am Montag in der Nähe von Tarbes im Departement Haute-Pyrenees. Der 18jährige aus München machte mit seiner Familie dort Urlaub. Er war mit seiner Mutter und seiner Schwester auf einer Wanderung, als das Gewitter ausbrach. Die drei suchten in einer kleiner Höhle Schutz, in die der Blitz einschlug. Das 16jährige Mädchen erlitt schwere Verbrennungen, auch die Mutter wurde verletzt, konnte aber noch Hilfe holen.

Dänemark nimmt Kurden auf

KOPENHAGEN/PRAG, 28. Juli (AP). Die dänische Regierung hat 13 kurdischen Flüchtlingen aus Irak die Einreise genehmigt und damit einen tagelangen Streit zwischen Kopenhagen und Prag beendet. Die Kurden waren mit einem türkischen Flugzeug nach einer Zwischenlandung in Prag am Freitag in Kopenhagen eingetroffen. Die dänischen Behörden schickten sie zurück in die CSFR als dem ersten sicheren Land, in dem sie hätten Asyl finden können. Die tschechoslowakischen Behörden argumentierten dagegen, die Kurden hätten die Maschine in Prag nicht verlassen.

Greenpeace rettet Zwergwal

STOCKHOLM, 28. Juli (AP). Greenpeace-Aktivisten haben nach eigenen Angaben norwegische Walfänger daran gehindert, einen Zwergwal zu töten. Kieran Mulvaney teilte am Montag telefonisch von Bord des Greenpeace-Schiffes "Solo" mit, die Umweltschützer hätten vor der norwegischen Arktisküste ein Schlauchboot zwischen das Walfangboot "Nybraena" und das Tier gebracht, so daß die Jäger ihre Harpunen nicht hätten abschießen können.

Die Greenpeace-Aktion ist eine Reaktion auf die Ankündigung der norwegischen Regierung,den kommerziellen Walfang wieder aufzunehmen.

Queen dinierte mit Premierministern

LONDON, 28. Juli (AP). Aus Anlaß ihres 40jährigen Thronjubiläums haben fünf Premierminister die Queen am Montag abend zu einem Festessen eingeladen. An dem Dinner im Spencer House in London nahmen auch Prinz Philip und das Thronfolgerpaar - Prinzessin Diana und Prinz Charles - teil. Überraschungsgast war der Schauspieler Peter Ustinov. Die Idee zu dem Essen hatte Lord Callaghan, der von 1976 bis 1979 an der Spitze der Regierung stand. Neben dem gegenwärtigen Premierminister John Major waren auch Margaret Thatcher (Regierungschefin von 1979 bis 1990), Edward Heath (1970 bis 1974) und Lord Wilson (1964 bis 1970, 1974 bis 1976) dabei.

Tausende Tiere verdursten Dürre in Simbabwe lichtet Bestände / "Absolute Katastrophe"

BENJI WIER, 28. Juli (AP). Die schrecklichste Dürre seit Menschengedenken im südlichen Afrika hat im zweitgrößten Wildreservat Simbabwes bereits 400 Nilpferde verhungern oder an Sonnenbrand verenden lassen. Wildhüter im Nationalpark von Gona-Re-Zhou, was "Platz der Elefanten" heißt, versuchen nun, 20 der verbliebenen 50 Tiere in Gehege zu locken, von wo aus sie zum Überleben an einen privaten Staudamm geschickt werden sollen.

Flüsse und Wasserstellen sind im Südosten Simbabwes erstmals seit Menschengedenken ausgetrocknet. Das ganze staubige Tal ist bei flimmernder Hitze mit sonnengebleichten Knochen übersät. Wildhüter Colin Saunders schätzt, daß noch vor November, wenn die nächste Regenzeit beginnen sollte, mindestens 5000 Impala-Antilopen, 2000 Elefanten und 1500 Büffel abgeschossen werden müssen. "Es ist eine absolute Katastrophe. Wir retten was wir können, um einen Grundstock für die Zukunft zu erhalten", sagte Saunders.

Mehrere hundert Büffel und Antilopen, darunter das seltene Lichtenstein-Hartebeest, Nyala- und andere Antilopenarten, sollen eingefangen und zur Wiederaufzucht in Teile Simbabwes gebracht werden, die nicht ganz so schlimm von der Dürre betroffen sind wie der Südosten. Nach Schilderung des Wildhüters Sibanda haben große Teile des Reservats in den beiden vergangenen Jahren keinen Regen abbekommen. Bei einem Kontrollgang zuvor hatte Sibanda eine großkalibrige Kugel in den Kopf eines verendenden Elefanten geschossen, "um ihn aus seinem Elend zu erlösen". Die geretteten Tiere hofft man in zwei Jahren zurückbringen und als Grundstock für die Wiederaufzucht verwenden zu können.

Wie Mavis Ndofu erzählt, haben die fünf Familien in ihrem Dorf nahe dem Wildpark 70 Rinder verloren, was typisch für die Not kleiner Gemeinden in Simbabwe sei. Die kleinen Farmer und ihre Familien sind jetzt auf Lebensmittelhilfe angewiesen, meist eingeführtes Maismehl, das in den größeren Städten verteilt wird. Fleisch haben sie das letzte Mal gesehen, als vor vier Wochen ein Lastwagen von der Parkverwaltung durchgekommen sei, sagte Frau Ndofu.

Bosniens Regierung lehnt Kantone ab

LONDON / SARAJEWO, 28. Juli (AP / dpa/AFP/Reuter). Der bosnische Außenminister Haris Silajdzic hat eine Aufteilung der Balkanrepublik in Volksgruppen-Kantone abgelehnt. Dies sei gleichbedeutend mit einer Katastrophe - mit der Ermordung Tausender Menschen und der Vertreibung Hunderttausender, sagte Silajdzic am Montag abend in London. Er weigerte sich, über eine politische Lösung des Konfliktes zu verhandeln, solange keine Waffenruhe vereinbart worden sei.

Bei den Gesprächen in London, die von dem EG-Diplomaten José Cutileiro vermittelt werden, ist es noch nicht zu einer direkten Begegnung von Vertretern der drei Konfliktparteien - Serben, Kroaten und Moslems - gekommen. Cutileiro sprach am Montag abend zuerst mit Serbenführer Radovan Karadzic und anschließend mit Silajdzic sowie dem Kroaten Mate Boban. Die Verhandlungen sollen am heutigen Dienstag weitergehen. Ein Mitglied der serbischen Delegation, Nicholas Koljevic, äußerte sich optimistisch, daß es bald zu direkten Gesprächen kommen werde.

Koljevic sagte im britischen Rundfunk BBC, Cutileiro habe vorgeschlagen, ein internationales Tribunal solle in Zusammenarbeit mit den drei Volksgruppen in Bosnien-Herzegowina die Achtung der Menschenrechte und die Rechte von Minderheiten überwachen. Außerdem habe er angeregt, daß ein Entwurf für eine zukünftige Verfassung erarbeitet werde. BBC zitierte ein anderes Mitglied aus der serbischen Delegation mit den Worten, Cutileiro habe die Aufteilung der Republik in Kantone vorgeschlagen. Cutileiro zufolge hatten sich im März noch alle Parteien auf dieses Modell geeinigt.

Auch in der Nacht zum Dienstag wurde in den bosnischen Kriegsgebieten wieder gekämpft. Radio Zagreb meldete schwere Kämpfe aus der seit Wochen von serbischen Einheiten belagerten ostbosnischen Stadt Gorazde. Dort hätten die Serben versucht, die Verteidigungslinien der moslemischen Truppen zu durchbrechen. Auch in Sarajewo fielen wieder Schüsse. Wie bereits am Montag geriet in der Nacht auch die nordwestbosnische Stadt Bihac unter schweren Artilleriebeschuß. Dabei wurden nach Angaben des kroatischen Rundfunks zwei Menschen getötet, 18 wurden verletzt.

Die Gefechte an der nordbosnischen Frontlinie griffen nach Angaben aus Zagreb auch auf kroatisches Territorium über. So lag kurz vor Mitternacht die slawonische Stadt Zupanja am kroatischen Ufer des Grenzflusses Save unter serbischem Artilleriebeschuß.

138 Kriegsflüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien trafen am späten Montag abend in Berlin ein. In dem Zug, der mit knapp einstündiger Verspätung in den Ostberliner Bahnhof Lichtenberg einfuhr, waren überwiegend moslemische Frauen und Kinder. Sie wurden von Helfern des Deutschen Roten Kreuzes empfangen und mit Bussen in eine Unterkunft in Berlin-Weißensee gebracht. Die Flüchtlinge waren nach der knapp 30stündigen Zugfahrt übermüdet, jedoch in guter körperlicher Verfassung. Es war der letzte der sechs Züge, die insgesamt 5200 Bosnier aus dem kroatischen Karlovac nach Deutschland gebracht hatten.

Die Flüchtlinge aus den jugoslawischen Krisengebieten müssen nach den Worten von Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) "gleichgewichtig" auf die europäischen Länder verteilt werden. Es gehe nicht an, daß Deutschland 200 000 Flüchtlinge aufnehme und andere Staaten der Europäischen Gemeinschaft kaum welche, sagte Kinkel am Dienstag im Deutschlandfunk. Auch bei den finanziellen Hilfe liege die Bundesrepublik "weit an der Spitze". Von der Genfer Flüchtlingskonferenz am Mittwoch erhoffe er sich, daß in Europa Flüchtlinge auf breiter Basis aufgenommen werden. Kinkel begrüßte die Idee, in den Krisenregionen Schutzzonen für Flüchtlinge einzurichten. Voraussetzung sei jedoch eine tragfähige Waffenruhe.

Die Innenminister der Bundesländer sind nach einer Umfrage des Kölner "Express" zur Aufnahme weiterer Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina bereit. Das Blatt schrieb in seiner Dienstagausgabe, der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Schnoor (SPD) könne bei seinem Vorstoß, mehr als die bisher eingereisten 5000 Bürgerkriegsflüchtlinge in Deutschland aufzunehmen, mit breiter Unterstützung rechnen.

Bayerns Innenminister Edmund Stoiber (CSU) sagte: "Sollte eine Übereinstimmung aller Innenminister möglich sein, so ist das Kontingent von 5000 Flüchtlingen aus Bosnien für mich kein Schlußpunkt." Europa dürfe jedoch nicht aus der Verantwortung entlassen werden. Der saarländische Innenminister Friedel Läpple (SPD) sah gute Chancen, eine neue Hilfsaktion innerhalb von vier Tagen abzustimmen. Auch Berlin, Sachsen und Thüringen würden weitere Menschen aufnehmen, wenn Bund und Länder zu einer gemeinsamen Entscheidung kommen, hieß es weiter. Bremen habe die Bundesregierung schon aufgefordert, weitere Flüchtlinge einreisen zu lassen. Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg prüften bereits zusätzliche Möglichkeiten, Flüchtlinge unterzubringen.

Streit UN - Irak Bagdad macht Rückzieher

MANAMA, 28. Juli (AP). Die irakische Regierung hat nach den Worten des Chefinspektors der Vereinten Nationen (UN) für Irak, Rolf Ekeus, das Ende des gegen die UN gerichteten Konfrontationskurses versprochen. Ekeus sagte, Bagdad habe zugesichert, daß die mit der Auflistung und Zerstörung der irakischen Massenvernichtungswaffen betrauten Inspektoren künftig ungestört arbeiten könnten. Der Schwede äußerte sich skeptisch über die Zuverlässigkeit der irakischen Versprechen.

Das Inspektorenteam unter der Leitung des Deutschen Achim Biermann flog zusammen mit Ekeus nach Bagdad, wo es noch im Laufe des Dienstags mit der bisher von den Behörden verhinderten Durchsuchung des Landwirtschaftsministeriums beginnen wollte, wo Unterlagen über das irakische Raketenprogramm vermutet werden. Doch bezweifelte Ekeus, daß die Inspektoren die gesuchten Dokumente noch vorfinden würden. Die irakischen Behörden hätten genug Zeit gehabt, sie zu entfernen, sagte er.

Der UN-Sicherheitsrat bestätigte die gegen Irak verhängten Sanktionen erneut. Die Voraussetzungen für eine Aufhebung seien nach wie vor nicht gegeben, sagte der kapverdische Ratspräsident José Luis Jesus nach der alle zwei Monate fälligen Routineüberprüfung der Handelsbeschränkungen in New York. Der Sicherheitsrat habe keine Änderung im Verhalten Iraks festgestellt und das Embargo deshalb bestätigt. Die nach dem irakischen Einmarsch in Kuwait im August 1990 verhängten Sanktionen sehen unter anderem ein Ölexportverbot vor.

Die USA verstärkten ihre Militärpräsenz in der Region mit der Verlegung einer Batterie des Raketenabwehrsystems Patriot von Deutschland nach Kuwait und der Entsendung eines dritten Flugzeugträgers in den Persischen Golf.

Abtreibungsrecht

Weizsäcker

unterzeichnet

neues Gesetz

BONN, 28. Juli (AP). Bundespräsident Richard von Weizsäcker hat das Schwangeren- und Familienhilfegesetz unterzeichnet und damit den Weg zur Überprüfung des neuen Abtreibungsrechts vor dem Bundesverfassungsgericht freigemacht.

Wie das Bundespräsidialamt heute in Bonn mitteilte, wurde der Auftrag zur Verkündung im Bundesgesetzblatt gegeben. Dem Bundesverfassungsgericht liegen zwei Anträge auf Einstweilige Anordnung vor, mit denen die CDU/CSU-Bundestagsfraktion und Bayerns Landesregierung das Inkrafttreten der Fristenregelung mit Pflichtberatung verhindern wollen.

Der Bundespräsident erklärte, nur das Bundesverfassungsgericht könne mit verbindlicher Wirkung entscheiden, ob das vorliegende Gesetz mit dem Grundgesetz vereinbar sei. Nach der gebotenen rechtlichen und ethischen Prüfung habe er es als seine Pflicht angesehen, im Hinblick auf die ebenfalls eingereichte Normenkontrollklage den Weg zur Klärung zu öffnen.

Berliner Zahnärzte wollen nicht streiken

BERLIN, 28. Juli (AP). Die Berliner Zahnärzte wollen sich dem Streik ihrer Kollegen in Nordrhein-Westfalen nicht anschließen, unterstützen aber deren Forderungen. Der Präsident der Ärztekammer, Karl-Heinz Loechte, erklärte in der Tageszeitung "BZ" (Dienstagausgabe): "Wir wollen den Streit nicht auf dem Rücken der Patienten austragen."

Die Zahnärzte stünden aber hinter den Forderungen der Berufskollegen in Nordrhein-Westfalen. Die Bundesregierung plane einen massiven Eingriff in die Selbstverwaltung, den sich die Zahnärzte nicht gefallen lassen dürften. Loechte widersprach der Darstellung vom "Streik der Millionäre". "Das ist eine alte Geschichte. Jeder Zahnarzt ist angeblich ein Millionär. Ich würde mich freuen, wenn es so wäre. Es gab Zeiten, in denen Zahnärzte sehr gut verdient haben. Aber die sind lange vorbei", sagte der Ärzte-Präsident.

Das durchschnittlich zu versteuernde Jahreseinkommen eines Zahnarztes liege nur noch bei 160 000 Mark. Der Anteil der Zahnheilkunde an den Gesundheitskosten sei in den vergangenen sieben Jahren von über 14 auf 9,7 Prozent zurückgegangen. "Wir haben damit unseren Beitrag schon geleistet", erklärte Loechte.

Der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Hermann Heinemann kündigte Disziplinarverfahren gegen streikende Zahnärzte an. Im Südwestfunk sagte der SPD-Politiker am Dienstag, da das Land die Aufsicht über die Kassenzahnärztliche Vereinigung habe, sei es möglich, diese Maßnahmen auch gegen den Willen der Organisation per Gericht durchzusetzen. An Disziplinarmaßnahmen kämen unter anderem Bußgelder in Betracht, meinte Heinemann.

Der Minister äußerte die Befürchtung, daß die Selbstbeteiligung der Patienten an Medikamenten weiter steigen werde. Das Land Nordrhein-Westfalen werde da allerdings nicht mitmachen. "Ich bin nicht bereit, wieder die Patienten zur Kasse zu bitten und die Anbieter, die Ärzte und die Pharmaindustrie zu schonen", sagte Heinemann.

Unbekannte Tierarten entdeckt Forscher stießen in Vietnam auf unberührtes Dschungelgebiet

WASHINGTON, 28. Juli (AP). Naturwissenschaftler der Umweltstiftung World Wildlife Fund (WWF) haben in einem unberührten Dschungelgebiet Vietnams eine für Indochina einzigartige Tierwelt mit noch unbekannten Arten entdeckt. Wie der britische Expeditionsleiter John MacKinnon in Washington berichtete, fanden die Forscher unter anderem Hinweise auf eine bisher unbekannte Säugetierart, zwei unbekannte Vogelarten sowie mindestens eine Fisch- und eine Schildkrötenart.

"Es ist eine verlorene Welt, in die die moderne Wissenschaft nie zuvor Einblick hatte", faßte MacKinnon die Eindrücke der mit Unterstützung der vietnamesischen Regierung im Mai zustande gekommenen Expedition zusammen. Der WWF wolle bald in das einzigartige Gebiet zurückkehren und Kameras aufstellen, um die Rätsel seiner geheimnisvollen Tierwelt zu lösen. Bei der Expedition im Mai wurden Skeletteile eines Huftiers mit dolchartigem Horn gefunden, das die dort lebenden Menschen "Waldziege" nennen. Es könnte sein, sagte MacKinnon, daß man einer wissenschaftlichen Sensation auf der Spur sei: In diesem Jahrhundert wurde nur eine Handvoll neuer Säugetierarten entdeckt.

Der WWF appellierte an Laos, sein an den rund 200 Quadratkilometer großen Nationalpark angrenzendes Gebiet ebenfalls unter Naturschutz zu stellen. In dem dichtbevölkerten und noch immer von den ökologischen Folgen des Vietnamkriegs gezeichneten Indochina gebe es kein ähnlich intaktes Waldgebiet mehr. Unter anderem hätten vietnamesische Forscher 62 Fischarten festgestellt. Von den unbekannten Arten sei komplett bislang nur eine Schildkröte gefangen worden. Die anderen seien nur gesichtet worden, von der "Waldziege" seien nur Skeletteile gefunden worden. Einmaliger Zuchterfolg in Berlin

BERLIN (dpa). Im Berliner Zoo ist der zweite jemals in Menschenobhut zur Welt gekommene Jamesflamingo geschlüpft. Die "Welt-Erst-Zucht" sei vor vier Jahren ebenfalls im Berliner Zoo gelungen und habe damals großes Aufsehen unter Vogelfreunden erregt, hieß es in einer Mitteilung vom Dienstag.

Rente für Arbeit im Haushalt?

KÖLN, 28. Juli (AP). Eine stufenweise Einführung einer eigenständigen Sozialversicherung für die Arbeit im Haushalt hat Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth befürwortet. Im ARD-Morgenmagazin erklärte die CDU-Politikerin am Dienstag, daß besonders "diejenigen, die diese Tätigkeit gegenüber Kindern oder auch Pflegebedürftigen wahrnehmen, nicht schlechter gestellt sein dürfen als jene, die in Erwerbstätigkeit stehen".

Es gehe nicht darum, einen monatlichen Lohn für Hausarbeit einzuführen, wohl aber darum, daß der Staat "eine Anerkennung für die Arbeit in der Familie" in Form einer Rentenabsicherung im Alter bereitstelle. Das Fehlen einer derartigen Sozialversicherung nannte Süssmuth eine "historische Verspätung, die alles andere als gerecht" sei. Trotz des Sparzwangs sei sie zuversichtlich, daß ihre Forderung stufenweise erreicht werde könne.

Zur Person

SABINE LEUTHEUSSER-SCHNARRENBERGER, Bundesjustizministerin, wird nach Ansicht von Bayerns Innenminister EDMUND STOIBER zu einem "Sicherheitsrisiko". Die FDP-Ministerin verharmlose die Gefahren der organisierten Kriminalität und disqualifiziere sich selbst, wenn sie auf Appelle des Präsidenten des Bundeskriminalamtes, Hans- Ludwig Zachert, nur mit Beschwichtigungen reagiere, meinte Stoiber. Die Justizministerin hatte CSU-Forderungen abgelehnt, die Überwachung von Telefonen Tatverdächtiger zuzulassen und verdeckten Ermittlern die Begehung leichter Straftaten zu erlauben. Sie warf dem Koalitionspartner "Panikmache" vor. Kaum sei im Juni das Gesetz zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität verabschiedet worden, rufe die CSU nach erneuten Gesetzesverschärfungen.

(dpa/AP)

Gasexplosion zerstört Haus

HÜCKELHOVEN, 28. Juli (AP). Glück im Unglück hatte eine sechsköpfige Familie aus dem niederrheinischen Hückelhoven: Als am Dienstag morgen eine Gasexplosion ihr Einfamilienhaus in Schutt und Asche legte, war sie gerade im Urlaub. Wie ein Sprecher der Heinsberger Polizei berichtete, wurde das eineinhalbstöckige Einfamilienhaus völlig zerstört. Mehrere umliegende Häuser und zahlreiche Autos wurden durch die Druckwelle und herumfliegende Trümmer beschädigt. Es sei jedoch niemand verletzt worden, berichtete die Polizei.

Glücklicherweise habe auf der stark befahrenen Durchgangsstraße neben dem Haus zu diesem Zeitpunkt kein starker Verkehr geherrscht. Die Unglücksursache werde noch untersucht.

300 Frauen sexuell belästigt

HANNOVER, 28. Juli (AP). Ein 37 Jahre alter Mitarbeiter des Ordnungsamtes in Hannover hat nach Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft mehr als 300 Frauen sexuell belästigt. Wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Dienstag bestätigte, ist gegen den inzwischen aus dem Dienst entfernten Mann ein Haftbefehl wegen räuberischer Erpressung ergangen.

Der 37jährige soll nach Informationen der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" (Dienstagausgabe) am Telefon von April 1991 bis Mai dieses Jahres zahlreiche Frauen in Hannover in Angst und Schrecken versetzt haben. Mit Hilfe eines Telefonverzeichnisses habe er die Frauen angerufen und zunächst unter einem Vorwand versucht, von ihnen Geld zu erpressen. Schließlich habe er sie aufgefordert, sich auf den Boden zu legen und sexuelle Handlungen an sich selbst vorzunehmen.

Diebstahl in der Kirche

ESSEN, 28. Juli (AP). Keine Achtung vor Alter und Altar zeigte ein Handtaschenräuber in Essen. Wie die Polizei am Dienstag mitteilte, überfiel der Dieb in der Essener Münsterkirche eine 79jährige Frau, die zur Andacht vor einem Altar niedergekniet war. Der Unbekannte versetzte ihr einen Stoß, durchschnitt die Träger ihrer Handtasche und flüchtete mit seiner Beute aus dem Dom.

RAF-Täter erneut vor Gericht Gegen Klar und Boock wird September in Stammheim verhandelt

STUTTGART, 28. Juli (AP). Den zu lebenslangen Haftstrafen verurteilten RAF-Terroristen Christian Klar und Peter-Jürgen Boock wird ab 7. September erneut der Prozeß gemacht. Das Oberlandesgericht Stuttgart teilte am Dienstag mit, die beiden Mitglieder der Roten-Armee-Fraktion müßten sich wegen Beteiligung am Überfall auf eine Züricher Bank am 19. November 1979 verantworten. Die Anklage lautet auf Mord, versuchten Mord und schweren Raub. Auf der Flucht wurde eine Hausfrau getötet, eine Autofahrerin und zwei Polizisten wurden verletzt.

Die Beteiligung von Boock und Klar war den Ermittlern erst nach Geständnissen der in der ehemaligen DDR gefaßten RAF-Mitgliedern bekannt geworden. Klar und Boock verbüßen unter anderem wegen der RAF-Morde an dem Bankier Jürgen Ponto sowie an Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer und seinen Begleitern im Jahr 1977 lebenslange Freiheitsstrafen. Der 40jährige Klar war am 16. November 1982 gefaßt worden. Er wurde für seine Beteiligung an sieben Mordanschlägen im April 1985 vom Oberlandesgericht Stuttgart zu fünfmal lebenslang und 15 Jahren verurteilt.

Der 41 Jahre alte Boock, der am 22. Januar 1981 festgenommen wurde, war 1984 in Stuttgart zu dreimal lebenslänglich und in einem wiederaufgerollten Verfahren 1986 zu einer Freiheitsstafe von einmal lebenslang verurteilt worden.

Verbrechensflut in Rußland

MOSKAU, 28. Juli (AP). Rußland wird von einer Verbrechenswelle überrollt: Nach Angaben des Moskauer Innenministeriums vom Dienstag wurden im ersten Halbjahr 1992 1,3 Millionen Straftaten registriert, ein Drittel mehr als vor einem Jahr, in dem den damals noch sowjetischen Behörden eine Million Straftaten gemeldet worden waren.

Generalmajor Wjatscheslaw Ogorodnikow, Leiter der Abteilung zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung, sagte weiter, die Welle der Verbrechens werde wegen eines weitverbreiteten Gefühls der Rechtlosigkeit immer massiver. "Die Leute wissen, daß das System zusammengebrochen ist, und sie haben vor dem neuen System weniger Angst als vor dem alten." "Diese Bedingungen der freien Marktwirtschaft machen Kriminalität möglich; sie sind aber nicht deren Ursache", sagte Ogorodnikow.

Kurz gemeldet: Toter bei Explosion in Kambodscha

PHNOM PENH, 28. Juli (AP). Bei der Explosion einer Mine sind in der kambodschanischen Provinz Siem Reap eine Person getötet und mindestens 15 verletzt worden. Das Unglück geschah, als ein mit 27 Menschen besetzter Lastwagen auf eine Mine fuhr.

Wenig Vorteile nach Vereinigung Umfrage in Ost- und Westdeutschland belegt tiefe Spaltung

BERLIN, 28. Juli (AFP/AP). Nur eine Minderheit der Bundesbürger in Ost und West findet, daß die deutsche Vereinigung ihnen überwiegend Vorteile gebracht hat. Bei einer am Dienstag in Berlin veröffentlichten Emnid-Umfrage im Auftrag des Bundespresseamtes sagten 28 Prozent der Befragten in den neuen Ländern, aber nur sieben Prozent der Westdeutschen, sie sähen mehr Vor- als Nachteile durch die Vereinigung.

49 Prozent der Ostdeutschen und 55 Prozent der Befragten in den alten Ländern erklärten, daß sich für sie persönlich Vor- und Nachteile etwa die Waage hielten. Mehr als ein Drittel der Westdeutschen, aber auch fast jeder vierte ehemalige DDR-Bürger erkennt vor allem Nachteile.

Eine Umfrage des Mannheimer Instituts für praxisorientierte Sozialforschung (Ipos) ergab, daß 68 Prozent der Ostdeutschen fanden, der Staat solle stärker in die Wirtschaft eingreifen. In Westdeutschland wollten das hingegen nur 39 Prozent.

Größte Sorge der Ostdeutschen ist laut Ipos die Arbeitslosigkeit. 66 Prozent bewerteten sie im Juli als größtes Problem, 98 Prozent schätzten die Lage auf dem östlichen Arbeitsmarkt als überwiegend oder sehr schlecht ein. In Westdeutschland halten die meisten Bürger (44 Prozent) dagegen Asylbewerber und Ausländer für das größte Problem.

Soldaten hoffen auf Geistliche

MOSKAU, 28. Juli (AP). In der russischen Armee sollen nach Reformvorschlägen einer Soldatenbewegung die Politkommissare durch Militärseelsorger ersetzt werden. Das zitierte die Moskauer Nachrichtenagentur Itar-Tass am Dienstag aus einem von der Gruppierung "Soldaten für die geistige Wiedergeburt der Armee" vorgelegten Gesetzentwurf. Deren Sprecher Oberst Michail Kusnezow sagte der Agentur, die Armee leide an denselben Mißständen wie die Gesellschaft insgesamt. Schläge und andere Mißhandlungen seien das Ergebnis von Verrohung. "Kaplane könnten dazu beitragen, aus dieser Krise herauszufinden." In den ehemaligen Sowjetstreitkräften hatten Politkommissare für die Moral der Truppe im Sinne der kommunistischen Ideologie zu sorgen.

Zur Person:

JOHANNES RAU, Ministerpräsident von Nordrhein- Westfalen, ist am Dienstag im Universitätskrankenhaus Hamburg-Eppendorf die linke Niere entfernt worden. Ein Sprecher der Düsseldorfer Staatskanzlei berichtete, die zuvor geheimgehaltene Operation sei komplikationslos verlaufen. Bei einer Routineuntersuchung vor den Sommerferien war an der linken Niere ein bösartiger Tumor entdeckt worden. Die kleine Geschwulst sei frühzeitig erkannt worden; sie sei auf die linke Niere beschränkt geblieben, berichteten die Ärzte. Metastasen seien auch mikroskopisch nicht zu entdecken gewesen. Eine Nachbehandlung sei nicht erforderlich. Nach Angaben der Staatskanzlei wird Rau nach einem Krankenhausaufenthalt von einigen Tagen seine Ferien fortsetzen. (AP)

"Zivilisiertes Land" gesucht

SCHWERIN, 28. Juli (AP). Im mecklenburgischen Aufnahmelager Schlagbrügge haben 35 bosnische Flüchtlinge die Registrierung verweigert. Nach Angaben des Schweriner Innenministeriums waren sie am Montag abend nicht zu bewegen, den Bus zu verlassen, mit dem sie aus Hamburg angekommen waren. Seitdem werde über ihre Forderung verhandelt, nach Hamburg in ein "zivilisiertes Land" zurückgebracht zu werden, wie Ministeriumssprecher Joachim Schlender sagte.

Der Ausländerbeauftragte Mecklenburg-Vorpommerns, Winfried Rusch, versuche bisher ohne Erfolg, den Flüchtlingen klarzumachen, daß erst nach der Registrierung persönliche Wünsche nach Unterbringung berücksichtigt werden könnten, berichtete Schlender.

Wenig Hoffnung auf Fortschritte bei Friedenskonferenz für Bosnien Moslems gegen Kanton-Modell / Warnung vor Vertreibung tausender Menschen / Serben und Kroaten verhandeln auf Kriegsschiff

SARAJEWO/LONDON, 28. Juli (AP/Reuter/dpa/AFP). Für Bosnien-Herzegowina zeichnet sich weiterhin kein Ende des Krieges ab. Die von der EG vermittelten Londoner Friedensgespräche gerieten in eine Sackgasse: Der bosnische Außenminister und Verhandlungsführer der Moslems, Haris Silajdzic, sagte, seine Regierung werde keiner Übereinkunft zustimmen, solange die Menschen in der von serbischen Kämpfern belagerten Stadt Gorazde dem Hungertod nahe seien. Den Vorschlag der EG, die Republik in Volksgruppen-Kantone aufzuteilen, lehnte er ab. Dies sei gleichbedeutend mit einer Katastrophe - mit der Ermordung Tausender Menschen und der Vertreibung Hunderttausender.

In den von dem portugiesischen EG-Diplomaten Jose Cutileiro geleiteten Gesprächen kam es erneut zu keinem direkten Kontakt der Vertreter der drei Volksgruppen. Cutileiro sagte, noch im März hätten sich alle drei Parteien grundsätzlich auf das Kantons-Modell geeinigt. Im Gegensatz zu den Moslems sind die Serben und Kroaten für die Bildung von Kantonen. Zu den EG-Vorschlägen gehört dem Vernehmen nach auch die Schaffung eines Tribunals zur Überwachung der Menschenrechtslage in Bosnien.

Serbenführer Radovan Karadzic sagte der serbischen Nachrichtenagentur SRNA, die Serben wollten in Bosnien einen breitangelegten Bevölkerungstausch erreichen. Nach Ansicht der in Göttingen ansässigen Gesellschaft für bedrohte Völker akzeptiert die internationale Staatengemeinschaft die Vertreibung von zwei Millionen Moslems und Kroaten, wenn sie den Forderungskatalog der Serben, die über 70 Prozent Bosniens für sich beanspruchten, zur Grundlage von Friedensverhandlungen mache.

Die UN wird nach eigenen Angaben von serbischen Verbänden unter Druck gesetzt, Moslems aus Nordbosnien zu evakuieren. Der Leiter des UN-Verbindungsbüros in Zagreb, Jean Claude Concolato, sagte, die Serben hätten "schlimme Dinge" angedroht, wenn sich die UN weigere. Die UN-Evakuierung von Flüchtlingen aus Bosanski Novi in der vergangenen Woche sei ein gefährlicher Präzedenzfall. Wenn die Vertreibungspolitik der Serben nicht gestoppt werde, werde die internationale Gemeinschaft 400 000 weitere Flüchtlinge aufnehmen müssen.

Die USA beraten mit anderen Ländern über die Möglichkeit, humanitäre Hilfe für Bosnien militärisch zu schützen. Der Abteilungsleiter im US-Außenministerium, John Bolton, sagte, zwar sei sein Land zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht für ein militärisches Vorgehen. Doch würde es eine UN-Resolution unterstützen, mit der alle notwendigen Maßnahmen zur Sicherung der Hilfsaktionen genehmigt würden, sagte Bolton. Silajdzic forderte, daß der Vorschlag des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR) verwirklicht werden und Lebensmittel und Medikamente über Gorazde abgeworfen werden sollten.

Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, Unicef, berichtete, allein in Gorazde seien über 10 000 Kinder ohne ausreichende Ernährung und medizinische Betreuung. Mütter hätten gedroht, Selbstmord zu verüben. "Sie wollen lieber sterben als zusehen, wie ihre Kinder verhungern", berichtete Unicef.

In Sarajewo lieferten sich Einheiten der verfeindeten Volksgruppen erneut Artillerieduelle. Am Abend wurde ein serbischer Panzervorstoß gemeldet. Bosniens Präsidentenberater Hajrudin Somun teilte telefonisch mit, eine Kolonne von rund 60 Panzern sei von Serbien aus auf bosnisches Territorium vorgestoßen.

Serbische und kroatische Offiziere wollen am Mittwoch auf einem britischen Kriegsschiff zusammenkommen, um über die Entflechtung ihrer Einheiten im Raum Dubrovnik zu verhandeln. Wie das britische Außenministerium mitteilte, wird der britische Generalmajor David Cranston bei den Gesprächen den Vorsitz führen. Das Schiff wird voraussichtlich vor Dubrovnik kreuzen.

Zur Person:

ABBAS und MOHAMMED HAMADI, wegen Flugzeugentführung und Mordes in der Saarbrücker Haftanstalt einsitzende Brüder, bekommen Besuch. Sechs Wochen, nachdem die Deutschen HEINRICH STRÜBIG und THOMAS KEMPTNER in Libanon aus der Geiselhaft freigelassen wurden, kündigten jetzt sechs Mitglieder des libanesischen Hamadi- Clans ihre Visite in der Bundesrepublik an. Wie eine Sprecherin des Saarbrücker Justizministeriums mitteilte, handelt es sich um die Eltern der Häftlinge, die Ehefrau Mohammed Hamadis, einen Bruder und zwei Kinder. Besuche bei den Hamadi-Brüdern und telefonische Gespräche ohne akustische Kontrolle waren Teil der Hafterleichterungen, die das Justizministerium des Saarlandes für die Freilassung Strübig und Kemptners in Aussicht gestellt hatte. Am 13. Juli war der wegen Mordes und Flugzeugentführung zu lebenslanger Haft verurteilte Mohammed Hamadi aus dem Gefängnis im hessischen Schwalmstadt in die Saarbrücker Haftanstalt verlegt worden, wo sein älterer Bruder Abbas eine 13jährige Freiheitsstrafe wegen Entführung verbüßt. Der Antrag Abbas Hamadis auf vorzeitige Freilassung wird nach Angaben der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe noch geprüft. (AP)

Keine Großfamilien erwartet Private Unterbringung der Flüchtlinge stößt auf Probleme

FRANKFURT A. M., 28. Juli (AP). Die Vermittlung der bosnischen Flüchtlinge in deutsche Familien stößt auf große Hindernisse. Sozialministerien mehrerer Bundesländer teilten am Dienstag mit, viele Gastgeber hätten Kinder oder Mütter und Kinder erwartet, aber keine Großfamilien. Auch wollten viele Flüchtlinge lieber in größeren Gruppen zusammenbleiben. Ein weiteres Problem sei die Sprache. Schließlich wurde von Schwierigkeiten mit Vermietern von Häusern berichtet, in denen bereits Kriegsvertriebene untergebracht sind.

Das bayerische Sozialministerium teilte mit, trotz eines Überhangs von Angeboten seien bislang nur 50 von 700 Flüchtlingen zu Verwandten und Bekannten sowie in bayerische Familien vermittelt worden. Gastgeber, die spontan ihre Aufnahmebereitschaft erklärt hätten, schränkten das Angebot später oft zeitlich sowie in bezug auf Alter, Geschlecht und vor allem Zahl der Flüchtlinge ein. Zudem hätten beispielsweise zwei Gruppen von je 100 Personen auf erste Befragung hin erklärt, sie wollten nicht auf Gastfamilien aufgeteilt werden.

Auch eine Sprecherin des saarländischen Sozialministeriums sagte, Angebote gebe es vor allem zur Aufnahme eines unbegleiteten Kindes oder einer Mutter mit Kind. Es seien jedoch zumeist Familien mit bis zu sieben Personen gekommen. Deshalb nannte sie die 100 Angebote für die 90 Flüchtlinge in diesem Bundesland "noch nicht ganz deckungsgleich". Ob die Flüchtlinge, die bei Familien untergebracht werden, einen Teil ihrer Sozialhilfe in die Haushaltskasse der Gastgeber zahlen oder beim Staubsaugen helfen sollten, sei im Einzelfall zu klären.

Harald Frick vom Sozialamt in Stuttgart meinte, der Bedarf an Privatquartieren für Vertriebene sei riesen- groß: Weniger für die am Wochenende neu angekommenen Bosnier als für die 12 000 Flüchtlinge, die in den letzten Wochen und Monaten nach Stuttgart gekommen seien und bislang bei Freunden oder Verwandten Unterschlupf gefunden hätten. Frick berichtete, daß zahlreiche Vermieter bereits mit Kündigung wegen überfüllter Wohnungen gedroht hätten.

In Rekordzeit über den Atlantik

BREST, 28. Juli (AP). Der französische Einhandsegler Bruno Peyron hat nach eigenen Angaben mit neun Tagen, 19 Stunden und 22 Minuten einen neuen Rekord für die Überquerung des Atlantik aufgestellt. Damit blieb der 35jährige zwei Stunden und 20 Minuten unter der von seiner Landsmännin Florence Arthaud im Jahr 1990 aufgestellten Rekordmarke.

Peyron traf in der Nacht zum Dienstag in Lizard Point im Südwesten Englands ein. Er hatte am 18. Juli New York verlassen. In einem Telefongespräch mit AP berichtete er von sehr unterschiedlichen Wetterbedingungen. Am schwierigsten seien jedoch Gegenströmungen gewesen, die er mit seinem 19,80 Meter langen Katamaran "Pas de la Loire-Commodore" habe meistern müssen.

. . . und außerdem Bären ziehen von Giengen in die Welt

Der Welt berühmtester Bär stammt weder aus Amerikas Wildem Westen noch aus den Pyrenäen oder den Karpaten, wo die Zotteltiere einst einsame Wanderer erschreckten. Seine Heimat ist vielmehr das Württemberger Land, genauer: die kleine Stadt Giengen an der Brenz, wo der weltbekannte Meister Petz namens Teddy vor 90 Jahren das Licht der Sonne erblickte. Von diesem Städtchen aus wandern Jahr für Jahr an die 300 000 Bären in alle Kontinente, und sie werden überall geliebt, geknautscht und gesammelt.

Urahn des Teddybären, des liebsten Schmusetiers aller Zeiten, war Ursus arctos, der europäische Braunbär, der in Mitteleuropa seit langem ausgerottet ist, und hier nur noch in einem Reservat und manchen Zoos vorkommt. Und in einem solchen, in Nills Tiergarten in Stuttgart nämlich, begeisterte sich um die Jahrhundertwende ein junger Mann für die putzigen Pelzträger und fertigte einige Zeichnungen von ihnen an.

Der Student, er hieß Richard Steiff, war ein Neffe von Margarete Steiff, einer überaus tüchtigen, schöpferischen Frau, die trotz körperlicher Behinderung 1877 in Giengen ein Filzkonfektionsgeschäft gegründet hatte. Mehrere Familienangehörige steuerten Ideen und Arbeitskraft zum Erfolg der kleinen Firma bei. 16 Jahre nach der Gründung zeigte sie erstmals Filztiere auf der Leipziger Messe. Den großen Durchbruch aber brachte erst die Vorliebe des Neffen Richard für Bären.

Er bastelte eine 55 Zentimeter große Bärenpuppe aus zotteligem Mohair mit drehbarem Kopf und beweglichen Armen und Beinen. Das war 1902. Ein Jahr später wurde die Neuheit auf der Leipziger Messe gezeigt, ohne allerdings besonderes Interesse zu finden. Erst am letzten Messetag erschien ein Amerikaner, begeisterte sich für den Bären und bestellte spontan 3000 Stück. Der Siegeszug des Teddys, der freilich zunächst nur "Bär PB 55" hieß, begann. Vier Jahre später wurden bereits 900 000 Teddys gefertigt.

Hundertprozentig scheint allerdings nicht geklärt zu sein, ob der Steiff-Teddy wirklich der erste Spielbär überhaupt war. Wie auch bei manchen Erfindungen wird nicht ausgeschlossen, daß etwa zur gleichen Zeit an mehreren Orten dieselbe Idee geboren wurde. Genannt werden ein in die USA ausgewanderter Russe namens Robert Michtom sowie die Familie Seckl in Thüringen, die ebenfalls bereits um die Jahrhundertwende einen niedlichen kleinen Bären genäht haben soll. Der Betrieb, inzwischen reprivatsisiert, fertigt nach wie vor diese Bären. Unter dem Namen "Captain Chris" werden sie auch in die USA geliefert.

Sicher ist jedenfalls, daß es der US-Präsident Theodore, genannt Teddy, Roosevelt war, der dem kleinen Bären den Namen gab - warum und wie, ist allerdings nicht zweifelsfrei geklärt. Eine Version besagt, das sich Roosevelt geweigert haben soll, auf einer Jagd ein Bärenjunges zu erlegen. Der Namensgeber soll übrigens nicht so sicher gewesen sein, daß sein Name dem Stoffbären viel nützen könnte. Aber hier irrte der Präsident.

Wie viele Teddy-Bären seither in Giengen an der Brenz gefertigt wurden, weiß auch dort niemand zu sagen. Doch daß sie heute ebenso beliebt sind wie vor 30, 50 und mehr Jahren, wissen alle, die mit Kindern und Teddys zu tun haben. Eine Umsatzsteigerung von 16 Prozent erzielte die Firma Steiff im vergangenen Jahr, und das trotz eines Exportrückganges in einigen Ländern, deren Wirtschaft kriselte. In den USA jedoch, wo besonders viele Herzen für den Teddy aus Giengen schlagen, konnte der Umsatz trotz Rezession gehalten werden. Und das Geschäft in Deutschland blüht. 1119 Mitarbeiter produzieren jährlich neben den 300 000 Teddy-Bären an die 1,1 Millionen anderer Stofftiere und Puppen. In Tunesien, in Österreich und demnächst auch in Portugal arbeiten Steiff-Nähereien.

Der Teddy als Kinderspielzeug - diese Charakterisierung entspricht nicht mehr ganz der Wirklichkeit. Gewiß ist er für nicht wenige Kinder geradezu unentbehrlich; mit ihm teilen sie ihre Freuden ebenso wie ihren Kummer. Wer aber bejahrten Teddys eine eigene Persönlichkeit absprechen will, der sollte sich einmal auf einer der zahlreichen Puppen- und Spielzeugbörsen umsehen. Nahezu überall, wo er auftaucht, steht der Bär mit der langen Schnauze, den Knopfaugen und dem treuen, meist etwas traurigen Blick im Mittelpunkt.

Sammler reißen sich geradezu um alte Exemplare, und bei Auktionen erreichen sie nicht selten Phantasiepreise. 168 000 Mark wurden als bisherige Rekordsumme für einen graubraunen Bären aus dem Jahre 1926 vom britischen Auktionshaus Sotheby's erzielt.

Vor allem Amerikaner sind es, die horrende Preise für alte, oft schon von Kinderhänden zerzauste Teddys bewilligen. Warum? Darauf antwortete ein deutscher Sammler, jetzt könne er es sich leisten, sich einen Kindheitstraum zu erfüllen. Außerdem fasziniere ihn die Ähnlichkeit von Ursus arctos mit dem Homo sapiens. Und schließlich: "Weil ich Teddybären so mag." WIELAND SCHMID (dpa)

"Chicago Boy" Milton Friedman wird 80 Führender Vertreter eines mitleidlosen Kapitalismus

Seine wirtschaftspolitischen

Theorien und Ansichten über die Rolle des Staates standen lange im Schatten seines britischen Kollegen John Maynard Keynes. Heute sind die Lehren des amerikanischen Ökonomen und Nobelpreisträgers Milton Friedman (dpa-Foto), der am Freitag 80 Jahre alt wird, Teil der Wirtschaftspolitik in vielen Ländern. Friedman ist Mitbegründer und herausragendster Vertreter des Monetarismus, der Lehre, daß mit einer stetigen Ausweitung der Geldmenge, mit dem Verzicht auf staatliche Eingriffe und Vertrauen in die Marktkräfte Konjunktur, Beschäftigung und Preisstabilität am besten gesichert werden können.

"Wenn es jemand in jüngster Zeit geschafft hat, die Grundströmung der Nationalökonomie zu verändern, dann ist es Friedman", schrieb zum 80. Geburtstag in der Zeit Paul Samuelson, wie Friedman Ökonom und Nobelpreisträger, mit ihm befreundet und auch einer seiner bekanntesten Kritiker. Die frühere britische Premierministerin Margaret Thatcher sowie die einstigen US-Präsidenten Ronald Reagan und Richard Nixon, den Friedman ebenso beriet wie Chiles Ex-Staatschef Augusto Pinochet, setzten seine Ideen zum Teil in die Tat um.

Der Wissenschaftler entwickelte seine Lehre zusammen mit Gleichgesinnten an der Universität von Chicago, wo er von 1946 bis 1976 wirkte, als Keynes' Rezepte für eine aktive Wirtschaftspolitik des Staates mit gesteuerter Nachfragebelebung die allgemein anerkannte und vorherrschende Richtung waren. Die Geldtheoretiker der "Chicagoer Schule" und vor allem Friedman standen im Ruf, einen Liberalismus zu propagieren, der der Eigensucht der Unternehmer diene und die Armen im Stich lasse. Seine Kritiker sehen in ihm den Vertreter eines mitleidlosen Kapitalismus. Er wetterte gegen den Wohlfahrtsstaat, forderte die ersatzlose Streichung der Sozialversicherungen, des staatlichen Gesundheits- und Bildungswesens oder der staatlichen Führerscheinprüfung.

Den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhielt der führende "Chicago Boy" 1976. Gewürdigt wurde Friedmans intellektuelle Leistung, die sich in vielen Büchern und anderen Veröffentlichungen dokumentiert.

Friedman, am 31. Juli 1912 in New York als Sohn bessarabischer Einwanderer geboren, ist vielfacher Ehrendoktor, Mitglied der Republikanischen Partei und der US-Akademie der Wissenschaften. Er lebt in Kalifornien, wo er sich an der Stanford-Universität der Lehre widmet. dpa/VWD

Ex-Stasi-Leute wollen gemeinnützig werden

BERLIN, 28. Juli (dpa). Frühere Mitarbeiter der DDR-Staatssicherheit (Stasi) haben ein "Insider-Komitee" gegründet. Eines ihrer Ziele: Sie wollen öffentlich über ihre Vergangenheit reden - und zwar auch mit dem einstigen Gegner.

Sprechen müssen sie erst noch lernen. Nicht, daß ihnen die politischen Ereignisse der vergangenen zwei Jahre die Sprache verschlagen hätte. Die ehemals hauptamtlichen Mitarbeiter des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) sprachen ihr eigenes "Kader-Welsch".

"Unsere Sprache muß gradliniger werden. Wir dürfen nicht mehr alles umschreiben", meint der ehemalige stellvertretende Leiter der Abteilung 9 der Hauptverwaltung Aufklärung, Klaus Eichner. Er, der für die "Gegenspionage" zuständig war, hat das "Insider-Komitee" zusammen mit anderen Ex-Stasi-Leuten gebildet. Bei ihren ersten Treffen, so erzählt er, hatten die Stasi-Leute noch "verschlüsselt" geredet - geradezu ein Erkennungszeichen.

Über ihren Job durften sie früher mit keinem außerhalb "der Firma" reden. Auch in der Familie durften "Betriebsprobleme" nicht besprochen werden. "Klartext" war verpönt. Der Freundeskreis war damit stark eingeengt: "Nur die ehemaligen Mitarbeiter verstanden auch die Andeutungen - wir schmorten im eigenen Saft", urteilt Eichner heute. Einige kamen damit nicht zurecht. "Wir hatten einen relativ hohen Anteil von Alkoholikern in unseren Reihen."

Nun wollen sie in die Öffentlichkeit gehen. Den Präsidenten des Verfassungsschutzes, Eckart Werthebach, möchten sie "gern" zu einem öffentlichen Gespräch einladen, so einer der Sprecher des Komitees, Jörg Seidel, der früher ausländischen Spionen in der DDR auf den Fersen war. Im September soll die Satzung stehen. Die wollen sie - wie all ihre Unterlagen - auch dem Verfassungsschutz zugänglich machen. Dann will das Komitee sich als Verein eintragen lassen. Und um es auf die Spitze zu treiben, wollen die Ex-Mitarbeiter der "Firma Horch, Guck und Greif", wie sie früher in der DDR genannt wurden, die Anerkennung der "Gemeinnützigkeit" des Vereins. Schließlich sei die Arbeit des Komitees "nützlich für die Allgemeinheit", meint Seidel.

In dem Komitee tauschen sie sich über ihre frühere Tätigkeit aus. Sie wollen sich in die aktuellen Diskussionen um ihre Arbeit einmischen. So soll dargestellt werden, wer Inoffizieller Mitarbeiter (IM) war, warum er es wurde und wie er eingesetzt war.

"Viel zu viele", urteilen die Profi-Spione heute. Die Protokollstrecke, die Erich Honecker abfuhr, sei immer mit IMs "gepflastert" gewesen. "Völliger Krampf", so Eichner. Die Restaurants saßen voller IMs, wenn die Wagenkolonne von Honekker und Co. vorbeibrauste. Eine spontane, vielleicht negative Regung des "Normalbürgers" sollte schon im Keim erkannt und sofort unterbunden werden. Heute bezeichnen die ehemaligen Stasi-Offiziere Eichner und Seidel den Aufwand als "Unsinn". Schon damals, so behaupten sie jetzt, hätten sie die Nase gerümpft und sich gefragt, "ob das denn wirklich sein muß".

Früher stellten sie, wenn sie mal offen miteinander reden wollten, erst einmal das Telefon vor die Tür. Denn sie wußten, wie man ein Telefon so umbaut, daß es wie ein Raummikrofon arbeitet. "Das konnte man mit links machen", sagt Eichner, der mit daran arbeitete, daß aus den bundesdeutschen Behörden Informationen in die DDR flossen.

Das antrainierte Mißtrauen kommt ab und zu noch durch. Zwar schauen sie sich heute nicht mehr um, ob ihnen jemand folgt - doch es ist immer noch so, daß "wir das registrieren".

Hunger in Somalia UN schicken Lebensmittel

NEW YORK, 28. Juli (dpa). Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) hat UN-Generalsekretär Butros Ghali am Montag aufgefordert, rasch die vom Hungertod bedrohte Bevölkerung Somalias durch eine Hilfsaktion zu unterstützen. Alle kämpfenden Parteien im nordafrikanischen Wüstenstaat wurden aufgefordert, die Bemühungen der UN und ihrer spezialisierten Unterorganisationen zu erleichtern und zu fördern. Sie müßten sich intensiver um einen wirksamen Waffenstillstand, um die nationale Versöhnung im Land und um konkrete Hilfe für die unzähligen Opfer des Bürgerkrieges bemühen, heißt es in einer vom Rat einstimmig verabschiedeten Resolution.

In einem vom Sicherheitsrat gebilligten, neuen Bericht über den bitterarmen Wüstenstaat am Horn von Afrika mit seinen sieben Millionen Bürgern hatte Ghali sich dafür eingesetzt, mit weit größerem Aufwand als bisher der notleidenden Bevölkerung zu helfen. "Mehr als eine Million Kinder sind wegen ihrer Unterernährung in Gefahr. Rund 4,5 Millionen Menschen brauchen dringend Nahrungshilfe. Zehntausende sind in Lagern, andere sind isoliert in kleinen Gruppen, Hunderttausende sind Flüchtlinge in den Grenzgebieten zu Kenia, Äthiopien und Djibouti. Hunderttausende haben das Land verlassen", heißt es im Bericht.

Ghali hatte in den vergangenen Tagen mehrfach darauf aufmerksam gemacht, daß der Krieg in Somalia viel mehr Opfer fordere und weit mehr Menschen ins Elend stürze als die Kämpfe in Jugoslawien, auf die sich das Interesse der Weltöffentlichkeit und die Aktivitäten des Weltsicherheitsrats konzentrierten.

Der Somalia-Krieg hatte begonnen, nachdem Diktator Siad Barre nach 20jähriger Herrschaft im Januar 1991 gestürzt worden war. Bislang starben Zehntausende von Menschen.

Diestel: Komitee zunächst keine Partei

BERLIN, 28. Juli (dpa). Der Brandenburger CDU-Politiker Peter- Michael Diestel will die Union wegen seines Einsatzes für das von ihm mitbegründete "Komitee für Gerechtigkeit" keinesfalls freiwillig verlassen. Die Ziele der Sammlungsbewegung stünden eigentlich in Übereinstimmung mit dem Programm der CDU, sagte Diestel am Montag abend in der Sendung "Profile" in der Nordkette N 3. Er bekräftigte, die Gründungsmitglieder des Komitees beabsichtigten gegenwärtig nicht, aus der Sammlungsbewegung eine Partei zu machen. Diese Entscheidung würde, wenn überhaupt, "erst in weiter Ferne" getroffen werden. Der ehemalige DDR-Innenminister fügte hinzu, er würde das Komitee verlassen, wenn eine Partei dort Dominanz erlange. Dies gelte auch dann, wenn der Einfluß der PDS zu stark würde, was gegenwärtig aber nicht der Fall sei.

"Elefantenhochzeit" perfekt Bei Hoesch-Versammlung große Mehrheit für Fusion mit Krupp

DORTMUND (dpa/VWD). Die Fusion der Dortmunder Firma Hoesch mit dem Essener Krupp-Konzern ist perfekt. Die außerordentliche Hoesch-Hauptversammlung billigte am Montag abend die Verschmelzung der beiden Traditionsunternehmen. Insgesamt stimmten 99,73 Prozent des vertretenen Kapitals für die "Elefantenhochzeit", die einen neuen Großkonzern mit 25 Milliarden Mark Jahresumsatz und 100 000 Beschäftigten entstehen läßt. Die Krupp-HV hatte das Zusammengehen bereits am 12. Juni gebilligt. Das Unternehmen erhält den Namen Fried. Krupp AG Hoesch-Krupp.

Die Fusion muß noch ins Handelsregister eingetragen werden. Obwohl Aktionäre Widerspruch dagegen ankündigten, ist Hoesch-Chef Kajo Neukirchen zuversichtlich, daß die Eintragung so rechtzeitig erfolgt, daß sie rückwirkend zum 1. Januar 1992 in Kraft treten kann: "Wir können uns keine Klage vorstellen, die Aussicht auf Erfolg hat." Um mögliche Klagegründe auszuschließen, ließ der Aufsichtsratsvorsitzende Gerhard Cromme alle Fragen ausführlich beantworten. An der letzten HV in der 121jährigen Firmengeschichte beteiligten sich lediglich rund 500 der etwa 80 000 Aktionäre.

Nach den Worten von Krupp-Chef Cromme ist die Fusion der Revierkonzerne notwendig, um die wirtschaftliche Zukunft beider Unternehmen zu sichern. Neukirchen, der mit einer Abfindung von sechs Millionen Mark aus dem Amt scheidet, betonte, nur mit der vollständigen Verschmelzung sei das Ziel zu erreichen, durch einen hohen Umsatzzuwachs zu der "notwendigen Stabilität und Größe für den internationalen Wettbewerb" zu kommen (siehe auch gestrige FR).

Kleinaktionäre kritisierten vor allem, daß im Verschmelzungsbericht der Wert von Hoesch zu gering angesetzt worden sei und deshalb das Umtauschverhältnis von Hoesch- in Krupp-Aktien zu schlecht ausfalle. An dem neuen Konzern sind die Krupp-Stiftung mit 54 Prozent, der Staat Iran mit 25,3 Prozent, die Westdeutsche Landesbank mit zehn und freie Aktionäre mit rund zehn Prozent beteiligt.

Das fusionierte Unternehmen wird in der Stahlerzeugung mit einer Jahresmenge von rund acht Millionen Tonnen zum deutschen Branchenführer Thyssen aufschließen. Gerade bei der Rohstahlproduktion soll der Großteil der Einsparungen (Synergieeffekte) anfallen, die mit jährlich 460 Millionen Mark von 1995 an beziffert werden.

Für den Kauf von etwa 62 Prozent des Hoesch-Aktienkapitals dürfte Krupp rund 1,3 Milliarden Mark aufgewandt haben. Etwa 850 Millionen davon haben die Essener als Kredit aufgenommen. Der neue Konzern startet mit Finanzschulden von 6,1 Milliarden Mark per 30. Juni 1992, während im Verschmelzungsbericht per 1. Januar noch 5,4 Milliarden stehen.

Michailow löste Tichonow ab

Der Trainerwechsel bei der russischen Eishockey-Nationalmannschaft ist perfekt. Der 47 Jahre alte, ehemalige Nationalstürmer Boris Michailow wird als Nachfolger von Viktor Tichonow die "Sbornaja" zu den Weltmeisterschaften 1993 in Deutschland führen. Der 62 alte Tichonow war seit 1979 im Amt und holte mit der Mannschaft der ehemaligen UdSSR acht WM-Titel und einen Olympiasieg.Scharping beklagt Bild der Bundes-SPD

MAINZ, 28. Juli (dpa). Ein "stellenweise diffuses Bild" der Bundes-SPD hat der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Rudolf Scharping (SPD) beklagt.

Die Sozialdemokraten müßten ihren Willen und ihre Fähigkeit zum Regieren klarmachen, sagte er am Montag abend in Mainz. "Die SPD macht aus den vorhandenen Möglichkeiten zu wenig."

Viel zu oft werde nur über Darstellungsweisen statt über Inhalte gesprochen, sagte Scharping, der auch Mitglied des SPD-Bundesvorstands ist. Zur Politikverdrossenheit trage zum Beispiel bei, daß zahllose Menschen keine angemessene Wohnung hätten, das Thema in der öffentlichen Diskussion aber kaum eine Rolle spiele.

"Politik hat keine Faszination und versackt in der alltäglichen Werkelei." Auch der SPD fehle eine Vision, die Partei denke zu wenig in langfristigen Zukunftslinien. "Derjenige, der erster Mann ist, muß auf die Suche gehen."

Der Mainzer Regierungschef empfahl, die Partei sollte bald ihre Kernfiguren auf Bundesebene in den Bereichen Ökonomie, Ökologie, Soziales und Auswärtiges vorstellen. Er warnte vor einer Profillosigkeit und Austauschbarkeit der SPD mit anderen Parteien. Eine Generallinie der SPD könnte zum Beispiel lauten, den Verbrauch von Rohstoffen und Natur sowie den Konsum generell finanziell stark zu belasten und im Gegenzug Investitionen zu begünstigen.

Fußball-Turnier in Paris Klinsmann saß draußen, Monaco verlor prompt

Nur als Zuschauer erlebte Fußball-Nationalspieler Jürgen Klinsmann die Finalniederlage seines neuen Klubs AS Monaco gegen Paris St. Germain beim internationalen Turnier in Paris mit. St. Germain, das den Deutschen verpflichten wollte, ehe sich Klinsmann in letzter Minute für Monaco entschied, bezwang die Monegassen am Montag abend im Endspiel mit 1:0 (1:0). In einer schwachen Partie erzielte Alain Roche in der 5. Minute den Siegtreffer für die Franzosen. Zuvor hatte der deutsche Vizemeister Borussia Dortmund im Spiel um Platz drei gegen den FC Liverpool mit 3:2 (2:0) gewonnen.

Klinsmann saß bei seinem neuen Team, mußte sich jedoch nicht einmal aufwärmen. Er soll am kommenden Wochenende zum erstenmal für Monaco zum Einsatz kommen.

Trotz des Erfolgs konnte Paris das Publikum nicht überzeugen. Die Franzosen waren gegenüber dem Vortag, als sie Dortmund mit 3:1 besiegt hatten, nicht wiederzuerkennen. Auch Neuzugang George Weah konnte keine Akzente setzen. Er, der eigentlich gegen seine ehemaligen Kollegen bei seinem ersten Auftritt nicht spielen wollte, wurde von Traienr Artur Jorge nach 67. Minuten eingewechselt. dpa

Hochkonjunktur auf Transfermarkt Auch englische Klubs lassen Pfunde rollen

Die englische Fußball-Meisterschaft beginnt in 18 Tagen, aber auf dem Transfermarkt herrscht noch immer Hochkonjunktur. In der Sommerpause wurden bisher schon elf Spieler für je eine Million Pfund (drei Millionen Mark) und mehr gehandelt. Dabei ging in diesen Tagen der bisher teuerste Wechsel der Geschichte zwischen zwei britischen Klubs über die Bühne. Der Stürmer Alan Shearer, der zwar zum Nationalkader zählt, aber noch keinen Stammplatz hat, wechselte für 3,6 Millionen Pfund (10,8 Millionen Mark) vom FC Southampton zu Aufsteiger Blackburn Rovers. Ebenfalls zu Blackburn ging Stürmer Stuart Ripley vom Aufsteiger Middlesbrough für 1,3 Millionen Pfund (3,9 Millionen Mark).

Nationalspieler David Rocastle wurde vom FC Arsenal an Meister Leeds United für sechs Millionen Mark abgetreten. Der irische Spielmacher Ray Houghton verließ den FC Liverpool und heuerte bei Aston Villa für 2,7 Millionen Mark an. Liverpool nahm Nationalstürmer Paul Stewart vom FC Tottenham Hotspur für 6,9 Millionen Mark unter Vertrag.

Zwei Heimkehrer verabschiedeten sich vom französischen Meister Olympique Marseille und verstärken wieder britische Spitzenklubs. Der frühere Nationalstürmer Chris Waddle schloß sich Sheffield Wednesday (Ablösesumme drei Millionen Mark) an. Mit dem Nationalstürmer Trevor Steven machten die Glasgow Rangers ein glänzendes Geschäft. Er wurde vor einem Jahr für 16,5 Millionen Mark "abgesetzt" und nun für "nur" 7,5 Millionen Mark zurückgeholt.

Der einzige namhafte Ausländer, der für einen englischen Klub unterschrieb, ist Dänemarks Europameister John Jensen. Der Mittelfeldspieler von Bröndby wechselte für 3,3 Milionen Mark zu Arsenal London. Drei englische Stars wanderten aus. Nationalvorstopper Des Walker (Nottingham Forest) kostete Sampdoria Genua neun Millionen Mark, wovon allerdings die Hälfte der Spieler selbst einstreichen durfte. Torjäger Gary Lineker wurde von Tottenham bereits entlassen. Er wird nächstes Jahr beim japanischen Klub "Grampus Eight" aus Nagoya Tore schießen. Ablösesumme: drei Millionen Mark. Superstar Paul Gascoigne, ebenfalls von Tottenham, zog es zu Lazio Rom. Die Italiener mußten für ihn 15 Millionen Mark auf den Tisch legen. dpa

Fach neuer Kapitän in Gladbach

Holger Fach ist neuer Mannschaftskapitän des Fußball-Bundesligisten Borussia Mönchengladbach. Der 29jährige Libero wurde im Trainingslager mit großer Mehrheit gewählt. Er löst Jörg Criens (31) ab, der jetzt Stellvertreter ist.

Neue Kämpfe in Ostanatolien

AGRI, 28. Juli (dpa). Die schweren Kämpfe zwischen der türkischen Armee und Guerilleros der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) hielten auch am Dienstag an. Bei den am Montagmorgen in der ostanatolischen Provinz Agri ausgebrochenen Gefechten wurden nach offiziellen Angaben vom Dienstag mindestens sechs PKK-Kämpfer und ein Soldat getötet. Der Provinzgouverneur von Agri, Ismet Metin, erklärte, rund 65 PKK-Guerillas, darunter etwa zwei Dutzend Frauen, seien in der Region Tendürek-Berg nahe Diyadin eingekesselt. Die türkische Luftwaffe sei zur Unterstützung in die Kampfhandlungen einbezogen. Der regionale Oberkommandierende der paramilitärischen Gendarmerie, General Nejdet Ustaoglu, habe sich in das Kampfgebiet begeben, um sich über den Fortgang der noch andauernden Kampfhandlungen zu informieren und die Operation zu leiten.

Fonds soll Dopingkontrollen finanzieren

Der Daimler-Benz-Konzern will gemeinsam mit Sportverbänden einen Fonds gründen, aus dem verschärfte Dopingkontrollen finanziert werden sollen.

EG-Union bremst das Wachstum

PARIS (dpa/VWD). Die Umsetzung des Maastrichter Vertrages über die Europäische Union wird den EG-Staaten über mehrere Jahre Wachstumseinbußen bescheren, bevor es danach zu einer Belebung der Konjunktur kommt. Dies geht nach einem Bericht der Pariser Zeitung Liberation aus Prognosen des Internationalen Währungsfonds (IWF), der EG- Kommission und mehrerer Forschungsinstitute hervor. Diese Vorhersagen würden unter Verschluß gehalten, bis das Referendum in Frankreich über das Vertragswerk am 20. September vorbei sei.

Der IWF gehe in einem optimistischen Szenarium davon aus, daß die Märkte die Schritte, mit denen die Mitgliedstaaten die Stabilitätskriterien für die Union zu erfüllen versuchen, für glaubwürdig halten. Das Wachstum würde dann bis 1996 um durchschnittlich 0,4 Prozentpunkte gedrückt, wobei der Rückgang 1993 mit 0,8 Punkten am höchsten wäre. Anschließend würde die Konjunktur aber belebt. Am härtesten betroffen wäre Italien mit Einbußen von durchschnittlich 1,1 Punkten bis 1996. In einem zweiten IWF-Szenarium wird der "Maastricht-Effekt" verstärkt vom mangelnden Vertrauen der Märkte in die Effizienz der Anpassung.

Unheimliche Liebe

TÜBINGEN, 28. Juli (dpa). Ein Liebesverhältnis hat die Arbeit zweier verdeckt arbeitender Ermittler in Tübingen vorzeitig beendet. Wie das Landeskriminalamt (LKA) am Dienstag mitteilte, hatte sich einer der beiden Ermittler "in seinem Arbeitsumfeld" zufällig in eine Frau verliebt. Weil er die "Schizophrenie seiner doppelten Existenz" jedoch nicht ertragen konnte, sah er sich gezwungen, seiner Freundin seine Identität zu offenbaren, was den gesamten Einsatz platzen ließ.

Nach Angaben des LKA waren die Ermittler 1991 eingesetzt worden, Kontakte bestimmter Menschen zu inhaftierten Mitgliedern der Roten Armee Fraktion (RAF) zu erkunden. Im April hatte dabei einer der Ermittler die Frau kennengelernt. Nachdem er sich seinem Vorgesetzten offenbart hatte, sei er sogar angewiesen worden, sich der Frau zu erklären. Wie das LKA betonte, sei diese nicht "Zielperson, sondern ein reiner Zufallskontakt" gewesen.

Kurz gemeldet: Ex-König Michael kandidiert nicht

BUKAREST, 28. Juli (dpa). Der im Schweizer Exil lebende rumänische Ex- König Michael hat es abgelehnt, für das Amt des Staatspräsidenten Rumäniens zu kandidieren. Die Nationalliberale Partei hatte Michael von Hohenzollern-Sigmaringen zu ihrem Kandidaten erkoren.

Städtetag warnt vor "kulturellem Kahlschlag"

KÖLN. In den neuen Bundesländern droht nach Ansicht des Deutschen Städtetages der "endgültige kulturelle Kahlschlag". Grund seien die Pläne von Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU), die bereits 1992 auf 780 Millionen Mark gekürzten Bundesmittel für die Erhaltung kultureller Einrichtungen in Ostdeutschland im nächsten Jahr radikal auf 310 Millionen Mark zusammenzustreichen und das Programm 1994 ganz einzustellen.

Die finanzschwachen ostdeutschen Kommunen als Träger der meisten betroffenen Kultureinrichtungen könnten die Bundesmittel nicht aus eigener Kraft ersetzen. Damit drohe das Aus für Theater, Orchester sowie Museen zwischen Rostock und Chemnitz, hieß es in einer Mitteilung des Städtetages vom Dienstag in Köln.

Der Städtetag warnte zugleich vor den gesellschaftlichen und politischen Folgen einer solchen Entwicklung. "Die Kultur bietet Chancen der Überwindung der immer noch bestehenden inneren Teilung. Sie müssen genutzt werden", betonte die Organisation. Die Kulturfinanzierung sei in erster Linie zwar Aufgabe von Kommunen und Ländern, aber in dieser Ausnahmesituation sei die Hilfe des Bundes nötig. Die Kommunen in den neuen Ländern könnten erst dann Mitverantwortung übernehmen, wenn ihre Finanzen konsolidiert seien. dpa

Saarbrücken leiht sich Brasas aus

Aufsteiger 1. FC Saarbrücken hat für die kommende Saison der Fußball-Bundesliga Torhüter Stefan Brasas von Absteiger Stuttgarter Kickers ausgeliehen.

Malachow wechselt in die NHL

Wladimir Malachow wird von der kommenden Saison an für die New York Islanders in der nordamerikanischen Eishockey-Profiliga (NHL) spielen. Der Russe, der zuvor bei ZSKA Moskau tätig war, unterschrieb einen Dreijahresvertrag.

Hwang erlitt Kreuzbandriß

Der südkoreanische Stürmer Sun Hong Hwang (24) vom Fußball-Zweitligisten Wuppertaler SV fällt nach einem Kreuzbandriß voraussichtlich sechs Monate aus. Die Verletzung hatte sich der Neuzugang beim 3:0-Sieg der Wuppertaler über den FC St. Pauli zugezogen.

Allianz steigen ab

FRANKFURT A. M. (FR). Anhaltende Absatzprobleme bei Daimler-Benz haben den Kurs der Automobil-Aktie am Dienstag auf ein neues Jahrestief gedrückt. An der Frankfurter Börse fiel das Papier um 11,50 Mark. Händler begründeten den Kursverlust damit, daß der Absatz von Personenwagen im Juni um rund 15 Prozent gesunken ist. Bei den anderen Autowerten fielen VW um 2,20 Mark, BMW um 1,50 und Porsche um zwölf Mark.

Am Versicherungsmarkt drückten die am Dienstag veröffentlichten schwachen Geschäftsergebnisse Allianz um 48 Mark. Parallel dazu ging die Namensaktie der AMB-Holding bei geringem Umsatz um 38 Mark zurück. Volksfürsorge und DBV schlossen dagegen unverändert.

Bei den Farben verloren nur Bayer und zwar 1,10 Mark. Händler verwiesen zur Begründung auf eine Empfehlung des amerikanischen Investmenthauses Salomon Brothers, von Bayer in BASF umzuschichten.

Bei den Kaufhäusern sprangen Asko kurzzeitig um 35 Mark nach oben, bevor sie mit plus 24,50 Mark schlossen. "Bei Asko sind höchstens noch 20 Prozent im freien Handel zu bekommen. Da kauft sich jemand die Reste zusammen und treibt damit den Preis nach oben", sagte eine Händlerin.

Hoesch gaben nach der außerordentlichen Fusions-HV um zwei Mark nach.

Der Rentenmarkt zeigte sich mit gut behaupteter Tendenz. Die Durchschnittsrendite sank auf 8,37 (8,38) Prozent. Die kursregulierenden Stellen gaben Titel im Nennwert von 197 (12,5) Millionen Mark an den Markt ab.

Maracana-Stadion geschlossen

Das Maracana-Stadion in Rio de Janeiro ist für unbestimmte Zeit geschlossen worden. Die Sportbehörde der Stadt reagierte auf einen Antrag ihres gerichtlichen Vertreters, der die Schließung nach dem Stadionunglück vom 19. Juli gefordert hatte. Der Unfall beim brasilianischen Meisterschafts-Endspiel zwischen Flamengo und Botafogo Rio (2:0) hatte zwei Todesopfer und 85 Verletzte gefordert.Weimarer Herder-Denkmal restauriert

WEIMAR. Johann Gottfried von Herder strahlt wieder: Das älteste Dichterdenkmal Weimars wird am Samstag wieder an seinen angestammten Platz gesetzt.

Die sechs Meter hohe Bronzestatue des Poeten (1744-1803) war drei Monate lang restauriert worden. Der Dichter erhielt seinen neuen Glanz vom selben Team, das im Vorjahr das Goethe-Schiller-Denkmal vor dem Deutschen Nationaltheater behandelt hatte. Das Herder-Denkmal in Weimar war 1850 eingeweiht worden. Die Sanierung haben private Sponsoren finanziert. dpa

Ungarische Bank mit WestLB-Hilfe gerettet

BUDAPEST (dpa/VWD). Die von der Liquidation bedrohte ungarische Allgemeine Unternehmensbank (AVB) wird mit Hilfe der Westdeutschen Landesbank gerettet. Nachdem sich Großaktionäre und Gläubiger der Bank auf einen Vergleich einigten, beschloß die Bankenaufsicht in Budapest, der AVB wieder sämtliche Rechte einzuräumen und die Fortsetzung des normalen Betriebes zu gestatten. Im Zuge der Sanierung werde die WestLB ihren Anteil an der AVB von 34 auf wahrscheinlich 57 Prozent erhöhen, heißt es in Düsseldorf. Die Neuordnung soll auf der außerordentlichen Hauptversammlung am 10. August besiegelt werden.

Das Konzept sieht vor, daß Kundenansprüche bis zu umgerechnet rund 385 000 Mark voll und höhere Forderungen zu 70 Prozent befriedigt werden. Die staatliche Vermögensagentur SPA, das ungarische Gegenstück zur deutschen Treuhand, will dafür Einnahmen aus der Privatisierung verwenden. Ein Teil des Geldes soll aus dem Verkauf des 23prozentigen AVB-Anteils der Agentur an die WestLB kommen. Dafür zahlen die Düsseldorfer angeblich zwölf Millionen Mark.

Die AVB war zusammen mit zwei anderen ungarischen Banken offenbar durch betrügerische Machenschaften an den Rand des Zusammenbruchs geraten. Vorschläge zur Erhaltung der Budapester Ybl-Bank wollen die dortigen Aufseher noch prüfen. Das dritte Institut, die Sparkasse für Unternehmer, wird liquidiert.

Anklage gegen Kunstmaler wegen Bilder-Fälschung

STUTTGART. Ölgemälde, Pastelle und Zeichnungen von Käthe Kollwitz, Max Liebermann und Karl Schmidt-Rottluff sollen zu seinem schöpferischen Handwerk zählen: Wegen Fälschung zahlreicher Werke international bekannter Künstler und deren Verbreitung hat die Staatsanwaltschaft Stuttgart nach deren Angaben einen 51 Jahre alten Kunstmaler wegen Urkundenfälschung und Betrugs angeklagt.

Der Mann soll zwischen 1985 und 1988 in 63 Fällen Auktionshäuser in der Bundesrepublik mit Fälschungen beliefert und dabei rund 100 000 Mark Erlöse erzielt haben, teilte die Abteilung für Wirtschaftsstrafsachen der Staatsanwaltschaft mit. Fast vier Jahre lang hatte das Landeskriminalamt Baden-Württemberg gegen den Beschuldigten ermittelt. Insgesamt soll er 125 Bilder kopiert haben. dpa

IG Metall tadelt BMW-Chef

MÜNCHEN, 29. Juli (dpa/VWD). Die Absicht des Vorstandsvorsitzenden der Bayerischen Motoren Werke AG (BMW/ München), Eberhard von Kuenheim, das geplante neue US-Werk gewerkschaftsfrei zu halten, ist auf harte Kritik der IG Metall gestoßen. In einem auszugsweise veröffentlichten Brief wirft der 2. Vorsitzenden der IG Metall, Klaus Zwickel, dem BMW-Chef "ideologische Kraftakte" vor, die dem Unternehmen schadeten. Zwickel gehört dem BMW-Aufsichtsrat an. Die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat machen nach Angaben der IG Metall ihre Zustimmung zur Errichtung des US-Werkes davon abhängig, daß sich der Vorstand einer gewerkschaftlichen Organisation der Belegschaft nicht verschließe.

Der BMW-Chef hatte jüngst bei einem Besuch von US-Journalisten in München angekündigt: "Wir brauchen keinen außenstehenden Dritten zwischen der Geschäftsleitung und unseren Beschäftigten. Wir meinen, daß ein Dritter diese Beziehungen nur stören würde."

Die IG Metall werde in enger Kooperation mit der US-Automobilarbeitergewerkschaft UAW schon während der Aufbauphase die gewerkschaftliche Betreuung der dortigen Arbeitnehmer sicherstellen, sagte Zwickel.

Deutsche Geldkonzerne sind nicht die Größten

NEW YORK (dpa/vwd/FR). Unter den 500 größten Banken der Welt befinden sich 40 deutsche Kreditinstitute. Das führende von ihnen, die Deutsche Bank, liegt allerdings mit einer Bilanzsumme von umgerechnet rund 296 Milliarden Dollar nach acht japanischen und zwei französischen Geldhäusern erst auf Platz elf. Die Rangliste hat die Fachzeitung American Banker veröffentlicht.

Weltweiter Branchenprimus ist danach weiterhin die japanische Dai-Ichi Kangyo Bank mit 446 Milliarden Dollar. Es folgen sechs weitere Nippon-Institute. Die größten europäischen Geldkonzerne sind die französischen Banken Crédit Agricole Mutuel und Crédit Lyonnais auf den Plätzen acht und neun. Danach kommt die Industrial Bank of Japan vor der Deutschen Bank. Nummer eins in den USA ist die Citibank, die international auf Platz 29 liegt und damit noch hinter der Dresdner Bank (24). Ziemlich weit vorne spielen in der "Welt-Liga" auch die Bayerische Vereinsbank (32), die Commerzbank (33), die Westdeutsche Landesbank (34), das genossenschaftliche Spitzeninstitut DG Bank (35), die Bayern-Hypo (39) und die Bayerische Landesbank (50) mit. Die Landesbank Saar liegt mit 7,5 Milliarden Dollar auf Rang 479 und rundet damit die Liste der 40 deutschen Institute in diesem illustren Klub nach unten ab.

Anzumerken ist, daß die Größe, so interessant der Vergleich sein mag, nicht immer der Ertragsstärke entspricht.

FUSSBALL

PRIVATSPIEL: Racing Straßburg - 1. FC Köln 5:0 (1:0).

Bundeseinheitliche Vorwahlnummern

BONN, 28. Juli (dpa). Ab August sollen in den neuen Ländern bundeseinheitliche Vorwahlnummern eingeführt werden. Die Deutsche Bundespost Telekom teilte am Dienstag in Bonn mit, daß bereits Ende September rund 70 Prozent ihrer Kunden in den neuen Ländern und Berlin einheitliche Vorwahlnummern nutzen können. Bislang galten für eine Stadt unterschiedliche Vorwahlnummern, abhängig von dem Ort, von dem aus angerufen wurde. Zeitgleich führt die Telekom die Regional- (unter 50 Kilometer) und die Weitzone (mehr als 50 Kilometer) ein. Noch bis zum Herbst ist das Telefonieren bei Verbindungen bis zu 20 Kilometern Entfernung in Ostdeutschland ohne Zeitzählung möglich. Informationen über die Vorwahl- und Tarifänderungen sind über die Rufnummer 0130 80 1118 kostenlos abrufbar.

Kohls Ansehen rapide gesunken

BONN, 28. Juli (dpa). Das Ansehen von Bundeskanzler Helmut Kohl und seiner Regierung ist bei Führungskräften der Wirtschaft rapide gesunken. Zu diesem Ergebnis kommt das Institut für Demoskopie Allensbach nach einer Umfrage unter 600 Führungskräften im Auftrag des Wirtschaftsmagazins "Capital". Drei Viertel der westdeutschen und knapp zwei Drittel der ostdeutschen Spitzenkräfte aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung hielten danach im Juni die Bundesregierung für zu schwach. Anfang des Jahres waren nur etwa die Hälfte dieser Meinung.

Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz stellten Allensbach-Chefin Elisabeth Noelle-Neumann und "Capital"-Chefredakteur Ralf-Dieter Brunowsky am Dienstag in Bonn fest, zehn Jahre nach der Machtübernahme in Bonn stünden die Zeichen für die Regierung Kohl auf Sturm. Vom wachsenden Unmut mit den Leistungen Kohls profitiere vor allem CDU/CSU-Fraktionschef Wolfgang Schäuble. Jeder dritte Befragte aus Ost und West halte Schäuble mittlerweile für den besseren Bundeskanzler. Eine große Koalition stellt nach Ansicht der Führungskräfte keine Alternative dar. Abgelehnt wird von ihnen auch eine neue Ostpartei. Als historisches Verdienst wird dem Kanzler die deutsche Wiedervereinigung zugerechnet.

Aufgespießt

"Bei uns gibt es gewisse Honecker- Verschleißerscheinungen." Der Bonner Außenamts-Sprecher Hanns Schumacher auf die Frage nach einer Stellungnahme zur jüngsten Spekulation über eine umgehende Rückkehr Honeckers nach Deutschland.

Kohl verliert an Ansehen

BONN, 28. Juli (dpa). Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) und sein Kabinett werden von den Führungskräften der deutschen Wirtschaft so schlecht beurteilt wie noch keine Vorgänger-Regierung. Nach einer vom Institut für Demoskopie Allensbach erhobenen Umfrage hielten im Juni 74 Prozent der Spitzenkräfte im Westen der Bundesrepublik die Regierung für schwach. Im Osten waren es 60 Prozent.

Allensbach-Chefin Elisabeth Noelle- Neumann stellte am Dienstag in Bonn fest, zehn Jahre nach der Machtübernahme in Bonn stünden die Zeichen für die Regierung auf Sturm. Jeder dritte Befragte aus Ost und West halte den CDU/ CSU Fraktionschef Wolfgang Schäuble (CDU) für den besseren Bundeskanzler. Eine große Koalition stellt nach Ansicht der Führungskräfte keine Alternative dar. Abgelehnt wird von ihnen auch eine neue Ostpartei. Als historisches Verdienst wird dem Kanzler die deutsche Wiedervereinigung zugerechnet.

CATANIA, 28. Juli (Reuter/dpa/AFP). Zum dritten Mal innerhalb von gut zwei Monaten hat die Mafia auf Sizilien einen ihrer Gegner in Polizei und Justiz getötet. Sie ermordete den Mafia-Ermittler Giovanni Lizzio. Bei den vorangegangenen Anschlägen waren die Richter Paolo Borsellino und Giovanni Falcone getötet worden.

Der 46jährige Polizeibeamte Lizzio wurde am Montag an einer Verkehrsampel von einem Motorrad aus beschossen. Wie die Polizei mitteilte, starb er auf dem Weg ins Krankenhaus. Lizzio leitete die Einheit zur Bekämpfung von Erpressungen in Siziliens zweitgrößter Stadt, Catania. Es sei eindeutig ein Verbrechen der Mafia gewesen, sagte Catanias Polizeichef Giuseppe Scavo.

Die Polizei errichtete Straßensperren in der Nähe des Tatortes. Ihr gelang es aber nicht, die Täter zu fassen. Zur Zeit des Anschlages auf Lizzio diskutierte die Polizeiführung in Catania darüber, wie die von der Regierung in Rom entsandten Soldaten im Kampf gegen die Mafia eingesetzt werden sollen. Das Kabinett hatte nach dem Attentat auf Borsellino beschlossen, 7000 Soldaten nach Sizilien zu schicken. Es ist der größte Einsatz des Militärs gegen das organisierte Verbrechen seit 40 Jahren.

Untersuchungen der italienischen Händler-Vereinigung zufolge zahlen rund 50 Prozent der Geschäfte in Catania regel- mäßig Schutzgelder, mit denen sie sich vor Übergriffen der Mafia freikaufen. Kürzlich hatten sich einige Händler öffentlich gegen die Erpressungen gewehrt.

Lizzio war seit zwei Jahren Chef der Einheit gegen Erpressungen in Catania. Er hinterläßt Frau und zwei Kinder.

Erst am 19. Juli waren in der sizilianischen Hauptstadt Palermo der Mafia-Jäger Borsellino sowie fünf seiner sechs Leibwächter bei einem Bombenattentat ums Leben gekommen. Borsellino war ein enger Mitarbeiter und Freund des Mafia-Richters Falcone, der ebenfalls einem Anschlag zum Opfer gefallen war.

Der Präsident des Bundeskriminalamts (BKA), Hans-Ludwig Zachert, warnte vor einem Ausbreiten der Aktivitäten der italienischen Mafia in Deutschland und forderte weitere gesetzliche Eingriffsmöglichkeiten der Polizei im Kampf gegen die organisierte Kriminalität. Der BKA-Chef sagte der Berliner Tageszeitung B.Z. vom Dienstag, schon jetzt spiele die Korruption durch die Mafia "eine immer größere und bemerkbarere Rolle" in Deutschland. "Wir werden sehr aufpassen müssen, daß mit der vereinzelt schon festgestelltem Korruption der Einstieg der organisierten Kriminalität in wesentliche Entscheidungsbereiche der Verwaltung, Polizei, Justiz und Politik nicht gelingt," fügte Zachert hinzu.

Mit dem bisherigen Entwurf des Gesetzes zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität sei die Mafia nicht zu besiegen, kritisierte Zachert. Die Polizei brauche "unbedingt die gesetzliche Erlaubnis für den Einsatz elektronischer Mittel in Wohnungen, um die mit High-Tech-Ausstattung und konspirativ arbeitenden Gangster im Mafia-Milieu zu überführen." Die Mafia habe sich Deutschland als Ruhe und Rückzugsraum erschlossen. Ende 1990 seien zwei Mafia-Killer in Dormagen festgenommen worden, die an der Ermordung des Richters Rosario Livantino auf Sizilien beteiligt gewesen seien. Bislang gebe es keinerlei Anzeichen für vergleichbare Attentate auf bundesdeutsche Ermittler. Die deutsche Polizei arbeitet nach den Worten Zacherts eng mit den italienischen Ermittlungsbehörden zusammen. So sei der ermordete Mafia-Jäger Borsellio Anfang Juli bei ihm im Bundeskriminalamt gewesen.

UN planen Luftbrücke für hungernde Somalier Stärkeres Engagement in Bürgerkriegsland / Vereinte Nationen entsenden weitere Beobachter und Soldaten

NEW YORK/GENF, 28. Juli (AFP/dpa). Der Weltsicherheitsrat hat in der Nacht zum Dienstag beschlossen, angesichts der Hungersnot im Bürgerkriegsland Somalia sein Engagement am Horn von Afrika zu verstärken. UN-Generalsekretär Butros Ghali wurde in einer Resolution aufgefordert, so rasch wie möglich die notleidende Bevölkerung durch eine massive Hilfsaktion zu unterstützen. Um den Bürgerkriegsopfern zu helfen, soll eine Luftbrücke eingerichtet werden. Wie Diplomaten in New York ferner berichteten, soll zudem Anfang August eine Technische Mission nach Somalia entsandt werden, die eine umfangreiche Präsenz der UN in Somalia vorbereiten soll.

Nach Einschätzung von Diplomaten ist es auf das Engagement Ghalis, dem ersten Afrikaner an der Spitze der UN, zurückzuführen, daß die Weltorganisation sich in diesem Umfang in Somalia engagieren will. Ghali hatte mehrfach darauf aufmerksam gemacht, daß dem Krieg in Somalia viel mehr Menschen zum Opfer fielen und weit mehr Menschen ins Elend stürze als die Kämpfe im früheren Jugoslawien, auf die sich das Interesse der Weltöffentlichkeit und die Aktivitäten des Weltsicherheitsrats konzentrierten. In einem Bericht an den Sicherheitsrat forderte er, mit weit größerem Aufwand als bisher der notleidenden Bevölkerung zu helfen. "Mehr als eine Million Kinder sind wegen ihrer Unterernährung in Gefahr. Rund 4,5 Millionen Menschen brauchen dringend Nahrungshilfe. Zehntausende sind in Lagern, andere sind isoliert und verzweifelt in kleinen Gruppen, Hunderttausende sind Flüchtlinge in den Grenzgebieten zu Kenia, Äthiopien und Djibouti. Hunderttausende haben das Land verlassen", berichtete Ghali.

Leiter der Technischen Mission wird nach Angaben aus New York der UN-Sondergesandte für Somalia, Mohammed Sahnoun. Die Mission soll klären, wie die Menschen am besten versorgt werden können und das Land wieder aufgebaut werden kann. Bislang sind 50 UN-Beobachter in der Hauptstadt Mogadischu stationiert. Sie überwachen dort den am 3. März vereinbarten Waffenstillstand zwischen den Bürgerkriegsfraktionen von Übergangspräsident Ali Mahdi und seinem Rivalen, General Mohammed Aidid.

Der Sicherheitsrat habe zudem vorgeschlagen, Somalia in vier Zonen aufzuteilten, in denen die UN-Beobachter den Waffenstillstand und die Verteilung der Hilfsgüter überwachen sollen. Grundsätzlich stimmte das Gremium bereits zu, in einer zweiten Phase 500 pakistanische Soldaten in Mogadischu zu stationieren. Wegen des Widerstandes einiger somalischer Gruppen gegen pakistanische Truppen werden nach Angaben von Diplomaten auch andere Aktionen erwogen, um die Verteilung der Hilfsgüter zu sichern.

Flüchtlinge durften an Land NAIROBI (Reuter). Die kenianische Regierung erlaubte am Dienstag fast 500 Flüchtlingen aus Somalia die Einreise. Das Büro des UN-Flüchtlingskommissars in Nairobi teilte mit, nach sechs Tagen Verhandlungen hätten 283 Somalier an Land gedurft, die auf einem Frachter vor Mombasa festgesessen hatten. Sie seien bereits auf dem Weg in ein Lager. In der Nacht war ein weiteres Schiff mit 200 Somaliern eingetroffen und durfte gleichfalls anlegen. Rund 300 000 Flüchtlinge, von denen rund 75 Prozent aus dem Nachbarland Somalia stammen, leben in kenianischen Lagern, jeden Tag treffen rund tausend weitere ein.

Im Juni war rund 3400 Flüchtlingen die Einreise nach Jemen gestattet worden, nachdem rund 150 Menschen während der Irrfahrt durch den Golf von Aden verhungert und verdurstet oder bei dem Versuch ums Leben gekommen waren, an Land zu schwimmen. Am Freitag waren mindestens 52 somalische Flüchtlinge vor der Küste Dschibutis ertrunken, nachdem ihr Schiff auf der Überfahrt nach Jemen untergegangen war. Bislang flohen 800 000 Somalier vor Bürgerkrieg und Hungersnot in Nachbarländer.

Patient tot im Kühlraum

VISBY, 28. Juli (AFP). Die Leiche eines vermißten Patienten ist im schwedischen Visby nach zehn Tagen in einem derzeit ungenutzten Kühlraum des Krankenhauses entdeckt worden. Wie die Polizei am Montag auf der Insel Gotland mitteilte, war der 40jährige kranke Mann am 17. Juli spurlos aus der chirurgischen Abteilung der Klinik verschwunden. Die Suche in den Gebäuden sei ergebnislos verlaufen. Am Montag nachmittag habe schließlich ein Arzt den leblosen Körper in einem Teil des Hauses entdeckt, der derzeit renoviert wird. Die Türe des Kühlraumes sei verschlossen gewesen. Die Polizei geht von einem Versehen aus.

Freigabe von Kennedy-Akten?

WASHINGTON, 28. Juli (AFP). Der US- Senat hat am Montag einen Gesetzentwurf verabschiedet, mit dem das Weiße Haus zur Veröffentlichung aller Unterlagen über die Ermordung von Präsident John F. Kennedy veranlaßt werden soll. Nach den Bestimmungen des Entwurfs soll die US-Regierung die Dokumente zunächst prüfen und dann freigeben. Nur Schriftstücke, die die nationale Sicherheit gefährden oder in den Bereich der Privatsphäre gehören, sollen weiter unter Verschluß bleiben dürfen. Die Entscheidung darüber soll eine unabhängige Kommission treffen, die der Präsident benennt und deren Zusammensetzung der Senat zustimmen muß.

Ein vergleichbarer Gesetzentwurf war bereits kurz nach dem Kinostart des Films "JFK" von Oliver Stone von zwei Ausschüssen des Abgeordnetenhauses verabschiedet worden. In dem Film wird die These vertreten, daß hinter dem Kennedy-Attentat eine Verschwörergruppe gestanden haben müsse. Der offizielle Untersuchungsbericht der Warren-Kommission war dagegen von einem Einzeltäter ausgegangen.

Bogotà schaßt weitere Militärs

BOGOTÀ, 28. Juli (AFP). In Kolumbien sind drei weitere Militärs in Folge der Flucht von Drogenboß Pablo Escobar aus dem Gefängnis in den Ruhestand versetzt worden. Wie das Büro von Präsident Cesar Gaviria am Montag mitteilte, handelte es sich um die beiden Brigadegeneräle Gustavo Pardo und Hernando Monsalve sowie um Oberstleutnant Manuel Jose Espitia. Am Samstag war bereits Oberstleutnant Hernando Navas in den Ruhestand versetzt worden. Escobar war am Mittwoch vergangener Woche gemeinsam mit seinem Bruder Roberto und acht führenden Bandenmitgliedern aus dem Hochsicherheitsgefängnis in Envigado bei Medellin ausgebrochen.

Torf brennt rund um Sankt Petersburg

MOSKAU, 28. Juli (AP/AFP). In der Region um Sankt Petersburg sind in den letzten Tagen mehrere Großbrände ausgebrochen, die wegen der seit Monaten anhaltenden Trockenheit und der jüngsten Hitzewelle nur schwer einzudämmen sind. Wie das städtische Presseamt mitteilte, haben Torfbrände bei Prjozjorsk (20 Kilometer nördlich von Sankt Petersburg) und Luga (150 Kilometer südlich) sowie auf den Inseln im finnischen Meerbusen und in der direkten Umgebung der Stadt insgesamt eine Fläche von 840 Hektar in Flammen aufgehen lassen. Menschen kamen nicht zu Schaden. St. Petersburgs Bürgermeister Anatoli Sobtschak erwägt nach Angaben der Zivilverteidigung die Ausrufung des Notstandes.

Greenpeace-Protest in Panama

PANAMA-STADT, 28. Juli (AFP). Aus Protest gegen den Transport von Giftmüll und nuklearen Brennstoffen durch den Panama-Kanal wollte das Umweltschiff "Rainbow Warrior" am Dienstag an der panamaischen Küste vor Anker gehen. Das kündigte der für Lateinamerika zuständige Pressesprecher der Umweltorganisation "Greenpeace", Miguel Marti, am Montag in Panama-Stadt an. Dem Sprecher zufolge haben allein in den vergangenen drei Jahren 26 Schiffe mit Atommüll die Wasserstraße passiert. Die aus Japan stammenden Brennstoffe seien für Wiederaufbereitungsanlagen in Großbritannien und Frankreich bestimmt gewesen.

Jedes Schiff habe etwa 90 Tonnen Nuklearabfälle geladen. Bei einem Unfall wären 45 Prozent mehr Radioaktivität als beim Reaktorunfall von Tschernobyl freigesetzt worden und hätten Panama unbewohnbar gemacht, sagte Marti.

Deutscher vom Blitz getötet

TARBES, 28. Juli (AFP). Ein 18jähriger Deutscher ist am Montag in den Pyrenäen tödlich vom Blitz getroffen worden. Wie die Rettungsdienste in Tarbes mitteilten, war eine vierköpfige Urlauberfamilie aus München bei einer Bergwanderung im Gavarnie-Massiv von einem Gewitter überrascht worden und hatte sich in eine Höhle geflüchtet. Der Blitz schlug durch einen Spalt in der Felswand ein und traf den 18jährigen Sohn tödlich. Seine 16jährige Schwester erlitt schwere Verbrennungen. Die 48jährige Mutter und ein drittes Kind erlitten einen Schock, blieben jedoch unverletzt. Die Deutschen wurden mit einem Hubschrauber ins Krankenhaus nach Tarbes gebracht.

Palästinenser vom Militär erschossen

JERUSALEM, 28. Juli (AFP). Israelische Soldaten haben im besetzten Gaza-Streifen in der Nacht zum Dienstag einen Palästinenser erschossen. Das israelische Militär gab an, der erschossene Palästinenser sei maskiert gewesen und habe einen Soldaten mit einer Axt bedroht. Ein zweiter Palästinenser sei festgenommen worden. Seit dem Beginn der Intifada im Dezember 1987 sind nach einer AFP-Bilanz, die auf palästinensischen und israelischen Quellen beruht, insgesamt 919 Palästinenser von israelischen Soldaten erschossen worden.

2020 Hinrichtungen wegen Drogenhandels

TEHERAN, 28. Juli (AFP). Fünfzehn Iraner, die von einem islamischen Gericht wegen Heroinhandels zum Tode verurteilt worden waren, sind am Montag im Gefängnis von Hamadan im Westen Teherans hingerichtet worden. Wie die Zeitung Jomhuri-Eslami am Dienstag berichtete, haben die 15 Gehenkten gestanden, ungefähr zwei Tonnen Heroin hergestellt und verkauft zu haben. Mehrere andere Mitglieder des Drogenhändlerrings seien zu Gefängnisstrafen verurteilt worden. Seit dem 21. Januar 1989 ist in Iran ein Gesetz in Kraft, das jedem die Todesstrafe androht, der mit mehr als 30 Gramm Heroin oder mehr als fünf Kilogramm Opium erwischt wird. Seitdem wurden im Iran 2020 Menschen wegen Drogenhandels hingerichtet.

Palästinenser erschossen

JERUSALEM, 28. Juli (AP/AFP). Israelische Grenzpolizisten haben im Gazastreifen einen 16jährigen Palästinenser erschossen, der sie mit einer Axt bedroht hatte. Wie die Streitkräfte am Dienstag mitteilten, ertappten die Beamten am Montag abend in Chan Junis zwei maskierte Jugendliche, die mit Äxten bewaffnet waren und antiisraelische Parolen an eine Hauswand sprühten. Einer der Jugendlichen sei mit dem Ruf "Alahu Akbar" (Gott ist groß) auf die Polizisten zugestürmt und habe sie mit seiner Axt bedroht. In arabischen Berichten hieß es, der Jugendliche sei mit 15 Schußwunden in ein Krankenhaus eingeliefert worden, wo er wenig später gestorben sei.

Bei der Explosion einer Bombe in Jerusalem wurde ein Palästinenser schwer verletzt. Nach Angaben der Polizei hatte der als städtischer Gärtner beschäftigte Einwohner Ost-Jerusalems in einem Park ein Rohr gefunden, das explodierte, als er es aufhob. Er verlor drei Finger und wurde leicht am Bauch verletzt.

Russen streiten über Kurilen Parlamentsmehrheit ist gegen Rückgabe der Inseln an Japan

MOSKAU, 28. Juli (AFP). Das russische Parlament hat sich am Dienstag bei einer Sitzung hinter verschlossenen Türen gegen die Rückgabe von vier Kurilen-Inseln an Japan ausgesprochen. Wie das Fernsehen im Anschluß an die Sitzung berichtete, soll eine Kommission gegründet werden, die Vorschläge zur Zukunft der "nördlichen Territorien" ausarbeiten und an Präsident Boris Jelzin übermitteln soll. Die Abgeordneten seien sich einig gewesen, daß die Inseln, die nach dem Zweiten Weltkrieg der damaligen UdSSR zugeschlagen worden waren, von "nationalem Interesse" seien und ihre Rückgabe deshalb "unzulässig" sei. Auch gebe es keine "legale Grundlage" für die Forderungen Japans auf Rückgabe.

Der Territorialstreit zwischen Moskau und Tokio ist in Rußland vor dem Japan-Besuch von Präsident Boris Jelzin erneut in den Vordergrund gerückt. Jelzins Staatsvisite ist für den 14. und 15. September geplant.

Die russischen Konservativen, die im Parlament noch die Mehrheit halten, haben in den vergangenen Wochen versucht, die öffentliche Meinung auf ihre Seite zu bringen. Sie werfen Jelzin vor, unter dem Druck Japans und des Westens den Ausverkauf Rußlands zu betreiben. Erste Früchte hat ihre Aktion offenbar in der Stadt Bryansk südwestlich von Moskau getragen, wo Zehntausende Bewohner einen Aufruf an den Republikpräsidenten unterzeichneten, in dem er aufgefordert wird, "die Kurilen-Inseln zu einem integralen Bestandteil Rußlands zu erklären". Wie die Moskauer Nachrichtenagentur Interfax am Dienstag berichtete, haben Mitglieder der verbotenen Kommunistischen Partei außerdem beschlossen, ein "Rußland-Komitee zur Verteidigung der Kurilen-Inseln" zu gründen.

Wegen des Streits um die Rückgabe der vier südlichen Kurilen-Inseln haben Rußland und Japan noch immer keinen Friedensvertrag geschlossen.

Ausgehsperre in Oberägypten Kairo antwortet auf Überfälle islamischer Fundamentalisten

KAIRO, 28. Juli (AFP/Reuter). Nach bewaffneten Überfällen islamischer Fundamentalisten auf eine Polizeistation und ein Gerichtsgebäude im oberägyptischen Dairut ist in der Stadt eine Ausgangssperre verhängt worden. Wie die ägyptische Tageszeitung El-Ahram am Dienstag berichtete, wurden bei den Angriffen am Montag zwei Menschen getötet und drei verletzt.

In der Morgendämmerung hatten nach offizieller Darstellung vier Fundamentalisten eine halbe Stunde lang einen Polizeiposten beschossen und waren dann im Auto geflohen. Gegen Mittag hätten Fundamentalisten auf die Wachpolizisten vor dem Gerichtsgebäude der Stadt gefeuert. In Polizeiberichten war zunächst von einem Angriff auf eine Offiziersmesse die Rede gewesen. Bei diesem zweiten Überfall töteten die Fundamentalisten einen Polizisten und ein achtjähriges Kind und verletzten drei weitere Menschen. Bevor sie die Flucht ergriffen, hätten die Angreifer die Waffen wachhabender Polizisten an sich genommen. Um die Polizisten abzulenken, hätten sie zuvor an sechs verschiedenen Orten in Dairut das Feuer eröffnet, berichtete El- Ahram.

Innenminister General Abdel Halim Mussa setzte nach den erneuten Zwischenfällen den örtlichen Polizeichef ab. Künftig soll die Polizei in Dairut General Abdel Wahab el Hilali unterstehen, dem es in der Region Fajum gelungen sei, die Fundamentalisten zu bekämpfen. Fundamentalistenführer festgenommen

ALGIER (AFP). Einer der wichtigsten Führer der bewaffneten islamischen Fundamentalisten in Algerien ist am Dienstag in El Achour im Westen des Landes festgenommen worden. Wie die Nachrichtenagentur APS unter Berufung auf Regierungsangaben meldete, wurde der seit Wochen steckbrieflich gesuchte Mansouri Miliani dabei schwer verletzt. Miliani gehörte der ersten bewaffneten Widerstandsgruppe der fundamentalistischen Moslems in Algerien an, die 1985 von Mustapha Bouiali gegründet worden war. Bouiali war 1987 von den Sicherheitskräften erschossen worden.

Israelische Polizei warnt Siedler Hartes Vorgehen angekündigt / Kampfkomitee gegründet

JERUSALEM, 28. Juli (AFP). Der Chef der israelischen Polizei, Jakob Turner, hat die jüdischen Siedler vor illegalen Protestaktionen gegen die Siedlungspolitik der neuen Regierung gewarnt. Wie am Dienstag offiziell mitgeteilt wurde, kündigte Turner an, die Polizei werde "mit großer Härte" vorgehen, wenn die Siedler "den Rahmen der Gesetze" überschritten. Turner unterstrich, die Siedler hätten das Recht, gegen die Politik der Regierung zu demonstrieren, solange sie sich an die Gesetze hielten.

Der Polizeichef verwies auf die Ankündigung des radikalen Siedlers Tiran Pollak von der Bewegung Kach, der am Montag auf einer Pressekonferenz in Ost-Jerusalem angedroht hatte, er wolle auf Palästinenser schießen. Pollak wurde festgenommen. Turner nahm den Vorfall zum Anlaß, zu erhöhter Wachsamkeit der Sicherheitskräfte aufzurufen.

Die wichtigsten Vereinigungen der Siedler gründeten ein "Kampfkomitee" gegen die Politik der neuen israelischen Regierung. Ein Sprecher kündigte am Dienstag an, die Siedler wollten vor der Abreise von Ministerpräsident Yitzhak Rabin in die USA eine Großkundgebung veranstalten, um gegen "den Baustopp und die Gründung eines Palästinenser- Staates" zu protestieren. Die Regierung hatte am Donnerstag den Baustopp für knapp 6700 Wohnungen in den besetzten Gebieten angeordnet.

Rabin und US-Präsident George Bush werden am 10. und 11. August zusammenkommen. Diese erste Begegnung nach Rabins Amtsantritt solle am Feriensitz Bushs in Kennebunkport stattfinden, sagte Präsidentensprecher Marlin Fitzwater am Dienstag. Bush sei an einem Treffen zu diesem frühen Zeitpunkt interessiert.

(Kommentar auf Seite 3)

Zwei Drittel der Opfer sind Zivilisten

In Bosnien sind nach Angaben des Gesundheitsministeriums seit Beginn der Kämpfe Anfang April insgesamt 8018 Menschen getötet worden, darunter 1200 Kinder. Insgesamt wurden, wie die Belgrader Tageszeitung "Borba" am Dienstag ergänzend berichtete, in diesem Krieg bisher 31 150 Menschen verletzt und 40 000 als vermißt gemeldet. Unter den Kriegsopfern befinden sich zu 70 Prozent Zivilisten.

Nach Mitteilung der serbischen Führung in Bosnien-Herzegowina, die am Dienstag entgegen ihren sonstigen Gepflogenheiten ebenfalls eine Bilanz der eigenen Verluste in dem Krieg bekanntgab, wurden seit dem 19. Juli, an dem ein 14tägiger Waffenstillstand in Kraft treten sollte, 98 Soldaten getötet und 265 weitere verletzt.

Ljiljana Plavsic, die zur Führung der selbstproklamierten "Serbischen Republik Bosnien-Herzegowina" gehört, schlug vor, den Waffenstillstand über den 2. August hinaus um zehn Tage zu verlängern. Während dieser Frist sollte es allen Bewohnern von Sarajewo ermöglicht werden, in gesicherten Korridoren die umkämpfte Stadt zu verlassen, sofern sie dies wünschten. Nach Plavsics Darstellung wurde dieser Vorschlag vom Kommandanten der UN-Truppen im zerfallenen Jugoslawien, Satish Nambiar, begrüßt.

Plavsic wies zugleich Vorwürfe zurück, wonach die Serben Konzentrationslager errichtet haben sollen: "Die Serben haben niemals auch nur ein einziges Konzentrationslager eingerichtet, verfügen aber über Gefängnisse, was in Kriegszeiten normal ist", sagte sie nach einem Bericht der Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug. Aus dem Bericht geht nicht hervor, wer die Gefängnislager betreibt.

Die bosnische Führung hatte die Serben wiederholt beschuldigt, sie hätten 57 Konzentrationslager eingerichtet, in denen sie bis zu 100 000 Personen gefangenhielten. Dagegen beschuldigen die bosnischen Serben die moslemischen Kräfte, Zehntausende Serben gefangenzuhalten. (AFP)

Aktionen gegen Adria-Einsatz

BONN, 31. Juli (AFP). Die Friedensbewegung hat für den 1. September einen Aktionstag gegen Bundeswehreinsätze außerhalb des NATO-Gebietes angekündigt. Mit Aktionen in verschiedenen deutschen Städten solle die Ablehnung von Kampfeinsätzen der Bundeswehr demonstriert und die Gesellschaft zum Protest aufgerufen werden, heißt es in einer Erklärung des Netzwerkes Friedenskooperative vom Dienstag. Der Widerstand gegen "out-of-area"-Einsätze der Bundeswehr müsse zu einem Schwerpunkt der Proteste werden, "weil hier die Weichenstellung für die gesamte Politik passiert, die von Europa künftig ausgehen wird".

Die Friedensgruppen werfen der Bundesregierung vor, die Notlage der Menschen in Bosnien-Herzegowina zu mißbrauchen, "um ihren innenpolitischen Propagandafeldzug für Kampfeinsätze der Bundeswehr zu führen und an der Adriaküste Flagge zu zeigen". Besorgt sei man auch über Stimmen in der SPD, die Kampfeinsätze nicht mehr ausschlössen.

Iren und Briten verhandeln In Dublin Suche nach Weg aus jahrelangem blutigem Konflikt

DUBLIN, 28. Juli (AFP). Die Regierungen Großbritanniens und Irlands haben am Dienstag in der irischen Hauptstadt Dublin Verhandlungen über die politische Zukunft Nordirlands begonnen. Die Gespräche sind Teil eines Prozesses, in dessen Verlauf eine Lösung für den Nordirlandkonflikt gefunden werden soll. Auch die wichtigsten Parteien Nordirlands sind daran beteiligt. Seit 1969 sind bei den Auseinandersetzungen zwischen Protestanten und Katholiken über die Zukunft der britischen Provinz 3000 Menschen getötet worden.

London und Dublin möchten den englisch-irischen Vertrag von 1985, der ohne Beteiligung der nordirischen Protestanten ausgehandelt worden war, durch einen Vertrag ersetzen, der "für alle akzeptabel" sei. Anfang Juli hatten in London zum ersten Mal seit 70 Jahren alle Fraktionen der protestantischen Unionisten Nordirlands mit Vertretern der irischen Republik Gespräche ge- führt, die nach einer Sommerpause am 2. September wiederaufgenommen werden sollen.

Reverend Ian Paisley, seit 30 Jahren ein unnachgiebiger Gegner der nordirischen Katholiken, hatte mit Boykott der Verhandlungen gedroht, sollte Irland die Artikel 2 und 3 seiner Verfassung beibehalten. In den "Einheits"-Artikeln wird die Vereinigung der sechs nördlichen Grafschaften Irlands mit der irischen Republik zum Ziel erklärt. Paisley verlangt, daß Irland zu dieser Frage ein Referendum organisiert.

Irland hat sich bereit erklärt, den Gebietsanspruch unter der Bedingung zum Verhandlungsgegenstand zu machen, daß auch über die bestehende Teilung der Insel gesprochen werde.

Wie die Polizei in Belfast bekanntgab, entging am Dienstag eine katholische Familie im Westen Belfasts nur mit knapper Not einem Mordanschlag protestantischer Terroristen.

Industrie will Atompartnerschaft Deutsche Betreiber: 25 Ost-Meiler müßten sofort vom Netz

HAMBURG, 28. Juli (AFP). Von den 58 Atomkraftwerken russischer Bauart, die in Osteuropa in Betrieb sind, müßten nach Ansicht der deutschen Elektrizitätswerksbetreiber 25 sofort abgeschaltet werden. Gleichzeitig schloß der Vorsitzende des Fachausschusses Kernenergie der Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke (VDEW), Hermann Krämer, am Dienstag vor Journalisten in Hamburg aber einen neuen Störfall wie vor sieben Jahren in Tschernobyl aus. Mit westlicher Hilfe sei die Instabilität der Anlagen in Osteuropa in den letzten beiden Jahren "wohl beseitigt" worden, meinte er. Die bisher schon praktizierte Hilfe wird nach Krämers Angaben deutlich ausgeweitet. Ab sofort werde sich jedes deutsche Atomkraftwerk "partnerschaftlich" für einen Kraftwerksstandort im Osten engagieren.

Es gehe dabei vor allem um eine praktische Hilfe, deren Bedeutung gar nicht hoch genug eingeschätzt werden könne, sagte dazu der Vertreter der deutschen Betreiber von Atomkraftwerken in der "World Association of Nuclear Operators" (WANO), Werner Hlubek. Diese Initiative sei Bestandteil eines umfangreichen internationalen Maßnahmebündels, "mit dessen Hilfe wir versuchen, die politischen, finanziellen und technischen Elemente der Unterstützung für unsere mittel- und osteuropäischen Kollegen in den Griff zu bekommen".

Ziel der WANO sei es, die weltweit verfügbaren Erfahrungen mit dem Betrieb von Atomkraftwerken zu kanalisieren und auch den Anlagen im ehemaligen Ostblock zugänglich zu machen. "Hierzu gehört zunächst die Bereitschaft, allen Kollegen weltweit Zugang zu Informationen über Konzept und Betriebsweise der eigenen Anlage zu gewähren", sagte Hlubek. Der weitgehend ungehinderte Austausch der Informationen solle die Voraussetzung schaffen, vorhandene Defizite bei sich selbst und anderen zu identifizieren und diese Schwachstellen in der Folgezeit zu beseitigen.

Krämer berichtete, westdeutsche Techniker hätten bei Besuchen in osteuropäischen Anlagen schon mehrfach mit fortgeschrittener Technik und Know-how helfen können, Schwächen in den Anlagen aufzudecken. Damit helfe sich der Westen auch selbst, da das Vertrauen in Atomkraftwerke mit solchen Maßnahmen angehoben werden könne. Panne in AKW Fessenheim

STRASSBURG (AFP). Im oberelsässischen Atomkraftwerk Fessenheim sind etwa zehn Kubikmeter Reinigungsflüssigkeit ausgelaufen. Wie die Kraftwerksleitung am Dienstag mitteilte, war am Montag mit der Flüssigkeit das Kühlsystem des Reaktorblocks II gereinigt worden, der zur Zeit abgeschaltet ist. Sie sei mit Geräten der werks- eigenen Feuerwehr vollständig aufgesaugt worden, teilte ein Sprecher des Kraftwerks mit. Eine Gefahr für die Umwelt bestehe nicht.

Europaweite Hilfe angemahnt UN-Organisation beurteilt Quotenregelung jedoch skeptisch

GENF, 28. Juli (epd/AFP). Die europäischen Länder müssen mehr Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien aufnehmen. Das forderte Sören Jessen Petersen, ein ranghoher Repräsentant des Flüchtlingskommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR), am Vortag einer kurzfristig einberufenen UNHCR-Konferenz über das Flüchtlingsproblem, die am heutigen Mittwoch in Genf stattfindet.

Bei der Konferenz werde das UNHCR keine Aufnahmequoten für einzelne Länder vorschlagen, fügte UNHCR-Sprecherin Silvana Foa hinzu. Jedoch werde erwartet, daß Delegationen solche Pläne vorlegen. Diplomaten wiesen darauf hin, daß eine Quotierung der Flüchtlinge indirekt die Vertreibung ethnischer Minderheiten begünstigen könne.

Die Hohe Flüchtlingskommissarin Sadako Ogata nannte die zwei wichtigsten Ziele des Genfer Treffens: Neben einer massiven Erhöhung der Finanzmittel für die Flüchtlinge gehe sie auch davon aus, daß die Last für die Unterbringung der Menschen, die vor allem von den Republiken des ehemaligen Jugoslawiens getragen werde, gerechter verteilt werde.

Beunruhigend sei vor allem, wie die Vertriebenen, die nur in Zeltlagern lebten, den Winter überstehen sollen. Das UNHCR prüfe derzeit, was für diese Zeit benötigt werde, erläuterte Sprecherin Fao. Von den 145 Millionen Dollar, die das UNHCR vor einigen Monaten für die Flüchtlinge angefordert hatte, seien mittlerweile zwei Drittel eingegangen. Wegen des anhaltenden Flüchtlingsstroms reichten die Mittel aber bei weitem nicht aus.

Für die Belgrader Regierung wird Außenminister Vladislav Jovanovic an der Hilfskonferenz teilnehmen. Die Veranstalter gaben am Dienstag bekannt, daß bislang 26 Regierungen ihre Teilnahme zugesagt hätten. Deutschland wird vom Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Dieter Kastrup, vertreten. Dänemark sagt Aufnahme zu

KOPENHAGEN (dpa). Dänemark wird nach Angaben aus Regierungskreisen vorübergehend 1000 Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien aufnehmen, die nach Kriegsende in ihre Heimat zurückkehren sollen.

USA schicken weiteren Flugzeugträger in die Golf-Region Wegen des Streits mit Irak "Patriot"-Raketen nach Kuwait / Überprüfung des Landwirtschaftsministeriums in Bagdad begann

WASHINGTON/BAGDAD, 28. Juli (AFP/AP/dpa). Die USA verstärken im Zuge der politischen Auseinandersetzungen mit Irak ihre Militärpräsenz in der Golf-Region. Nach Angaben eines hochrangigen Beamten des US-Verteidigungsministeriums wurde der Flugzeugträger "John F. Kennedy" ins Mittelmeer geschickt. Bereits am Sonntag abend sei das Schiff von den Jungferninseln (Karibik) in See gestochen, teilte der Beamte mit. Im Mittelmeer und im Persischen Golf befinden sich bereits die beiden US-Flugzeugträger "Saratoga" und "Independence".

Darüber hinaus habe die US-Regierung auch eine zweite Batterie von "Patriot"- Abwehrraketen aus Deutschland nach Kuwait geschickt. Es handele sich dabei um acht Raketenwerfer und Dutzende Raketen, sagte der Beamte.

In einer Rede vor Geschäftsleuten in Grand Rapids (US-Staat Michigan) machte Präsident George Bush am Montag abend die Spannungen mit Bagdad zu einem Wahlkampf-Thema. Die Krise der vergangenen drei Wochen mache deutlich, daß im Weißen Haus ein erfahrener Außenpolitiker gebraucht werde, sagte Bush. Sein Gegenkandidat bei den Präsidentschaftswahlen, der Demokrat Bill Clinton, sei deswegen nicht der richtige Kandidat. Bush bekräftigte, er werde dafür sorgen, daß der irakische Staatschef Saddam Hussein sämtliche UN-Resolutionen einhalte.

Nach mehrwöchiger Verzögerung begannen am Dienstag die UN-Inspektoren in Bagdad mit der Durchsuchung des irakischen Landwirtschaftsministeriums, wo Unterlagen über das Raketenprogramm Iraks vermutet werden. Bis zum Abend konnte die Delegation unter Leitung des deutschen Luftwaffenoffiziers Achim Biermann aber nichts finden, wie der Sprecher der UN-Sonderkommission, Tim Trevan, mitteilte. In Bagdad und anderen irakischen Städten kam es wieder zu Demonstrationen gegen die UN-Inspektoren.

Der Chef der Sonderkommission zur Zerstörung der irakischen Massenvernichtungswaffen, Rolf Ekeus, warf Irak vor, den Waffenstillstand gebrochen zu haben. Während sechs Inspektoren das Ministerium durchsuchten, erklärte Ekeus vor Journalisten in Bagdad, der Konflikt um das Ministerium sei ein "regelrechter Bruch der Verpflichtungen, die Irak im Waffenstillstand eingegangen ist, ein nicht hinnehmbarer Bruch des Waffenstillstands". Doch habe die irakische Regierung das Ende des gegen die Vereinten Nationen gerichteten Konfrontationskurses versprochen, sagte Ekeus.

Ungeachtet der bekundeten Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit den UN-Inspektoren kamen am Dienstag auch aus Bagdad wieder warnende Worte. So drohte der irakische Vize-Ministerpräsident Tarik Asis mit "schwierigen Konsequenzen" für den Fall, daß sich die Inspektoren "provokativ" oder "beleidigend" verhielten. Die Führung und das Volk Iraks ließen sich von den Drohungen aus Washington nicht schrecken, sagte er.

Präsident Saddam Hussein machte erneut die USA für die Konfrontation verantwortlich. Die Rücksichtslosigkeit der USA und ihrer Verbündeten erfordere von den Ländern der Dritten Welt Gegenmaßnahmen, sagte Saddam im Gespräch mit einem indonesischen Diplomaten. Embargo bleibt bestehen

NEW YORK (AFP/AP). Der amtierende Präsident des UN-Sicherheitsrates, José Luis Jesus, teilte in New York mit, die Mitglieder des Gremiums hätten am Montag abend beschlossen, das Embargo gegen Irak nicht zu lockern. Da die Führung in Bagdad nicht alle UN-Resolutionen befolge, würden die Sanktionen aufrechterhalten. Der UN-Sicherheitsrat muß das Embargo gegen Bagdad alle 60 Tage überprüfen.

Die UN-Kommission zur Festlegung der Grenze zwischen Irak und Kuwait hat Irak den Hafen von Umm Kasr zuerkannt und damit dem Land den Zugang zum Meer gesichert. In einer Erklärung der nach Ende des Golf-Kriegs eingerichteten Kommision hieß es am Montag, die früher von Irak ausgebeuteten Ölfelder zwischen Safwan und Batin gehörten aber zu Kuwait. "Offensive gegen Schiiten"

LOS ANGELES (dpa). Irak soll seit drei Wochen wieder mit militärischer Waffengewalt gegen Schiiten im Süden des Landes vorgehen. Dabei sei bereits eine "bedeutende" Zahl von Schiiten umgebracht worden, berichtete am Dienstag die Zeitung Los Angeles Times unter Berufung auf offizielle US-Angaben. Die Zahl der Opfer steige "täglich". (Kommentar auf Seite 3)

Hilfe für Prostituierte verlangt

BONN, 28. Juli (AFP). In sogenannten Sextourismus-Ländern wie Thailand und den Philippinen sollen nach dem Willen der SPD-Frauen in den EG-Botschaften vor Ort Frauenberatungsstellen eingerichtet werden. Die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF), Karin Junker, forderte am Dienstag in Bonn, daß gegen die "alltäglichen Verbrechen" an Frauen und Mädchen in diesen Ländern endlich wirksamer vorgegangen wird. Ausbildungs- und Beschäftigungsprogramme müßten den Frauen die Möglichkeit geben, sich ohne Prostitution ein eigenes Einkommen zu verschaffen. Die Hälfte der Entwicklungshilfe-Aufwendungen sollte den Frauen zugute kommen.

Die SPD-Europa-Abgeordnete verwies auf die jüngsten Frauenmorde in Birma, die ein weiteres Alarmzeichen für den frauendiskriminierenden Alltag in der Region seien. Dort waren 25 Frauen und Mädchen, die sich bei erzwungener Prostitution in thailändischen Bordellen mit Aids infiziert hatten und von dort entkommen konnten, von birmanischen Behörden aufgegriffen und mit Zyankali ermordet worden.

Bonn zur Aufnahme weiterer Bosnier bereit Seiters: Einigung in EG keine Vorbedingung

BONN, 28. Juli (AFP/dpa/me). Die Bundesrepublik wird wahrscheinlich in einer zweiten Sonderaktion weitere Kriegsflüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina aufnehmen. Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) sagte am Dienstag in Bonn, falls die am heutigen Mittwoch beginnende internationale Hilfskonferenz des UN-Flüchtlingskommissariats (UNHCR) in Genf keine konkreten Ergebnisse bringe, werde er die Länder bitten, eine weitere Aufnahmeaktion vorzubereiten. Die Länder zeigten sich dazu bereit.

Bundesinnenminister Seiters sagte vor seiner Abreise zur Genfer Flüchtlingskonferenz, die Staaten der Europäischen Gemeinschaft dürften sich ihrer Verantwortung für die Opfer des Krieges und der Solidarität mit den Nachbarstaaten nicht entziehen. Deutsche Aufnahmeaktionen geschähen im Vorgriff auf eine notwendige europäische Verteilung der Flüchtlinge nach Länderquoten.

Der saarländische Innenminister Friedel Läpple (SPD) forderte in einem Brief seine Kollegen in den anderen Bundesländern auf, weitere 5000 Kriegsvertriebene aus Bosnien in Deutschland aufzunehmen. Die Länder sollten sich bis zum heutigen Mittwoch nachmittag auf einen neuen Maßnahmenkatalog verständigen, schrieb Läpple.

Die Länder signalisierten bei einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur bereits alle ihre Bereitschaft, weitere Flüchtlinge aufzunehmen. Zum Teil liefen die Vorbereitungen dafür schon. Hessen will die auf das Land entfallenden 400 Flüchtlinge aus einem zweiten 5000-Personen-Kontingent erneut in leerstehenden Kasernen unterbringen - wie die FR erfuhr, diesmal in Mittel- oder Nordhessen (im Gespräch ist Wetzlar).

Im Gegensatz zur bisherigen Haltung Bonns setzte sich Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) jetzt dafür ein, für Bürgerkriegsflüchtlinge einen rechtlichen Status zu schaffen, der sie nicht ins Asylverfahren zwingt. "Ein Ins-Asyl-Gehen resultiert leider oft aus finanzieller Not der Gemeinden. Das darf nicht so bleiben", sagte Kinkel der Süddeutschen Zeitung. "Wir müssen einen Sonderstatus für Bürgerkriegsflüchtlinge der Art schaffen, der für eine bestimmte Zeit Aufenthaltsberechtigung ermöglicht", fügte der Minister hinzu.

(Weitere Berichte auf Seiten 2 und 5, Kommentar auf Seite 3)

"Nicht jugendfrei"

Ein Film über das Schicksal der Palästinenser in den besetzten Gebieten ist von den israelischen Zensurbehörden für nicht jugendfrei deklariert worden. Der Film "Der Schleier und das Exil" des israelischen Regisseurs David Ben Schetritt werde wegen des "sensiblen Themas" für Jugendliche unter 16 Jahren verboten, teilte der Vorsitzende der israelischen Filmzensur, Jehoschua Justman, am Dienstag vor Journalisten mit. Der Film beschreibt das schwere Schicksal von drei Palästinensern im Westjordanland und im Gazastreifen.

Der Vorsitzende des Rechtsausschusses im israelischen Parlament, Dedi Zucker, kritisierte unterdessen den Beschluß der Zensurbehörde. Das Verbot spiegele allein die rechtsextreme Auffassung Justmans wider, sagte Zucker, der der linksorientierten Meretz-Partei angehört. Er werde sich dafür einsetzen, daß der Zensurausschuß abgelöst und durch einen Polizisten, einen Pädagogen und einen Kriminologen ersetzt werde. (AFP)

Frauen aus afghanischen Fernseh-Nachrichten verbannt

KABUL, 28. Juli (AFP). Frauen dürfen im afghanischen Fernsehen künftig nicht mehr die Nachrichten verlesen. Bereits am Sonntag sei ein entsprechendes Verbot erlassen worden, hieß es aus zuverlässiger Quelle in Kabul. Bislang hatten Frauen die Nachrichten im afghanischen Fernsehen vorgelesen, wobei sie Haare und Hals dabei mit einem Schal bedeckten. Radikale Mudschaheddin hätten sich dafür ausgesprochen, die Frauen vom Bildschirm zu verbannen, hieß es weiter.

Umwelt läßt Mütter um die Zukunft der Kinder fürchten

HAMBURG, 29. Juli (AFP). Die Mütter in der Bundesrepublik sorgen sich angesichts der zunehmenden Zerstörung der Umwelt um die Zukunft ihrer Kinder und Enkel. Bei einer von der Zeitschrift "Vital" in Auftrag gegebenen und in Hamburg vorab veröffentlichten Repräsentativ-Umfrage des Offenbacher Marplan-Instituts erklärten 70,8 Prozent der angesprochenen Frauen, sie hielten das Umwelt-Engagement der Politiker für zu gering. 61,6 Prozent seien der Ansicht, daß die heutige Erwachsenen-Generation nicht genügend tue, um nachfolgenden Generationen eine lebenswerte Welt zu hinterlassen. Befragt wurden 1051 Frauen in den alten Bundesländern.

Am meisten fürchten sich die Mütter nach dieser Umfrage vor Atom-Unfällen (60,6 Prozent). Das Ozonloch (48,3 Prozent), die Klima-Katastrophe (45 Prozent), umweltbedingte Krankheiten (41,8 Prozent) und die Luftverschmutzung (40,9) seien weitere Gründe für die Angst um die Zukunft der Kinder. Mehrfachnennungen waren möglich.

Fundamentalist festgenommen

ALGIER, 28. Juli (AFP). Einer der wichtigsten Führer der bewaffneten islamischen Fundamentalisten in Algerien ist am Dienstag in El Achour im Westen des Landes festgenommen worden. Wie die Nachrichtenagentur APS unter Berufung auf Regierungsangaben meldete, wurde der seit Wochen steckbrieflich gesuchte Mansouri Miliani dabei schwer verletzt. Miliani gehörte der ersten bewaffneten Widerstandsgruppe der fundamentalistischen Moslems in Algerien an, die 1985 von Mustapha Bouiali gegründet worden war. Bouiali war 1987 von den Sicherheitskräften erschossen worden. Bereits am Sonntag war ein weiterer Fundamentalistenführer, Abdelkader Chakendi, in Algerien verhaftet worden.

In Ain Taya, östlich von Algier, wurde am Dienstag ein Polizeioffizier erschossen. Wie Zeugen berichteten, wurde der Beamte von vier Männern in einem Privatwagen angegriffen. Die Attentäter konnten entkommen.

Frage nach Collors Millionen

RIO DE JANEIRO, 29. Juli (AFP). Der brasilianische Präsident Fernando Collor de Mello, der wegen seiner möglichen Verwicklung in eine Korruptionsaffäre unter massiven politischen Druck geraten ist, hat offenbar in den zwei Jahren seit seinem Amtsantritt enorme Summen für seine private Haushaltsführung ausgegeben. Dies geht aus einer Untersuchung hervor, die der oppositionelle Senator Eduardo Suplicy von der sozialischen Arbeiterpartei im Privatsekretariat des Präsidenten machte, und die am Dienstag veröffentlicht wurde. Danach gab Collor in den letzten 22 Monaten umgerechnet 2,2 Millionen Mark unter anderem für Sanierungsarbeiten in seinem Privathaus und für die Lebensführung seiner Ehefrau aus. Dubios seien die Umstände, wie Collor zu dem Geld gekommen sei.

Islamischer Führer gefaßt

ALGIER, 29. Juli (AFP). Einer der wichtigsten Führer der bewaffneten islamischen Fundamentalisten in Algerien ist in der Region Tipaza im Westen des Landes festgenommen worden. Wie die Nachrichtenagentur APS am Dienstag meldete, wurde der seit Wochen steckbrieflich gesuchte Mansouri Miliani bei seiner Festnahme schwer verletzt. Ferner faßten die Sicherheitskräfte nach Angaben des algerischen Rundfunks in Sidi Bouabida, 160 Kilometer westlich der Hauptstadt Algier, zehn Mitglieder der bewaffneten fundamentalistischen Widerstandsgruppe von Abdelkader Chakendi. Dieser war am Sonntag in derselben Stadt festgenommen worden.

Von den Führern der bewaffneten islamischen Widerstandsbewegung ist nur noch Abdelkader Chebouti auf freiem Fuß.

Eltern weichen nach Vacha aus Kinderbetreuung ohne Zuschuß

PHILIPPSTHAL/VACHA. Für Mütter wie Anja Zilch aus dem hessischen Philippsthal ist die Kindertageseinrichtung im benachbarten thüringischen Vacha (Kreis Bad Salzungen) die Ideallösung. Weil sie wie andere Eltern in ihrer Gemeinde im Kreis Hersfeld-Rotenburg keinen Kindergartenplatz fanden, geschweige denn ein Betreuungsangebot für Kinder bis drei Jahre, nutzen sie seit einem Jahr die Kindertageseinrichtung in der Nachbarkommune. Doch nachdem die Stadt Vacha die Gebühren für die Betreuung der Kinder drastisch heraufgesetzt hat, gibt es zwar von der Stadt und dem Land Thüringen einen Zuschuß für Kinder aus Thüringen. Die Gemeinde Philippsthal verweigert jedoch eine Kostenbeteiligung. Lediglich aus Mitteln der Sozial- und Jugendhilfe seien Behilfen möglich, heißt es bei der Gemeindeverwaltung.

Die Philippsthaler Eltern sind jetzt sauer. Während die Eltern aus Thüringen einen subventionierten Monatsbetrag pro Kind von 90 Mark plus Essensgeld entrichten müssen, sollen die Nicht-Thüringer künftig 295 Mark pro Kind und Monat zahlen. "Ich verstehe nicht", erklärt Anja Zilch, "daß die Kinder, die in Philippsthal selbst einen Kindergartenplatz haben, auch hier einen Zuschuß von der Gemeinde bekommen. Wir haben in unserer Gemeinde keinen Platz bekommen und bringen daher unserer Kinder nach Vacha. Dafür, daß wir keinen Platz bekommen, werden wir auch noch finanziell bestraft."

Philippsthals Bürgermeister Fritz Schäfer (SPD) hält eine Ganztagsbetreuung für Kinder in seiner Gemeinde nicht für notwendig. Wegen des dörflichen Charakters sei es meist möglich, die Kleinen bei der Großmutter zu lassen, wenn beide Elternteile beruftstätig seien. Dies sehen die Eltern von 17 Kindern ganz anders. "Wir müssen arbeiten und haben entweder keine Verwandten, die bei der Betreuung helfen können, oder die Großeltern sind noch so jung, daß sie selber im Berufsleben stehen", faßt Anja Zilch die Probleme zusammen.

Vacha dagegen kann eine integrative Kindertageseinrichtung mit 264 Plätzen anbieten. 51 Plätze sind dabei für Kinder bis drei Jahre vorgesehen. Weil es Kinderkrippen in Thüringen nicht mehr gibt, wurden vor einem Jahr die beiden Krippen und der Kindergarten zu einer Kindertageseinrichtung zusammengefaßt.

Die thüringische Stadt läßt sich das Angebot durchaus etwas kosten. Die knapp 4000 Einwohner zählende Kommune investiert in diesem Jahr gut eine Million Mark für den Kindergarten und die 28 Erzieherinnen. "Bei unserer Haushaltslage müssen wir um Kostendeckung bemüht sein. Daher können wird den Kindern aus Philippsthal keine Zuschüsse gewähren", sagt Frank Pach (SPD), Vachas stellvertretender Bürgermeister. Er hatte der Nachbar-Gemeinde vorgeschlagen, sich mit 100 Mark an den Kosten zu beteiligen - Philippsthal winkte ab.

Daß es in Vacha Platz für Kinder aus anderen Kommunen gibt, liegt an der rückläufigen Geburtenrate. "Pro Halbjahr wurden früher etwa 20 Kinder geboren," sagt die Leiterin der Kindertageseinrichtung. "In diesem Jahr waren es nur sechs Geburten in Vacha." RÜDIGER EWALD (dpa)

Reifen platzte beim Überholen

HEUSENSTAMM, 28. Juli (lhe). Ein Reifenschaden während eines Überholmanövers hat am Montag abend auf der Autobahn Würzburg- Frankfurt eine 17jährige das Leben gekostet. Sechs Menschen wurden bei dem Unfall in der Nähe von Heusenstamm verletzt, teilte die Polizei mit. Ein mit vier jungen Leuten besetztes Auto war auf die Überholspur ausgeschert, als sich die Decke eines Hinterreifens löste. Das Auto geriet außer Kontrolle und rammte einen rechts fahrenden Pkw. Die Wagen überschlugen sich und wurden in die Bäume geschleudert. Die Autobahn wurde für zwei Stunden teilweise gesperrt.

Brandstifter legte Feuer in Rolladenfirma

DILLENBURG, 28. Juli (lhe). Schaden von rund einer halben Million Mark ist in der Nacht zum Dienstag bei einem Brandanschlag auf eine Rolladen- und Fensterbaufirma in Dillenburg-Niederscheld (Lahn-Dill- Kreis) entstanden. Das von einem bisher unbekannten Brandstifter im Inneren des Gebäudes gelegte Feuer habe die Fertigungshalle und den Bürotrakt der Firma in Schutt und Asche gelegt, berichtete ein Polizeisprecher. Wie die Polizei bisher ermittelte, hat der Brandstifter vermutlich gegen drei Uhr morgens die Eingangstür zum Bürotrakt der Firma aufgebrochen und anschließend mit einem Brandbeschleuniger Feuer gelegt.

60jährige Frau starb bei Wohnungsbrand

BAD KARLSHAFEN. Eine 60jährige Frau ist in der Nacht zum Dienstag bei einem Wohnungsbrand in einem Fünf-Familien-Haus in Bad Karlshafen (Kreis Kassel) ums Leben gekommen.

Wie die Kasseler Polizei mitteilte, war das Feuer im ersten Stock in der Wohnung der gehbehinderten Frau ausgebrochen. Die Polizei vermutet, daß die alleinstehende Frau mit brennender Zigarette im Sessel eingeschlafen ist. lhe

Vier Einsatzkommandos nahmen 175 Personen fest

WIESBADEN. Die vier mobilen Einsatzkommandos (MEK) der hessischen Polizei arbeiten nach wie vor schwerpunktmäßig im Rhein-Main-Gebiet. Drei der vier Kommandos seien deshalb im südhessischen Raum angesiedelt, berichtete das Innenministerium in Wiesbaden. 40 Prozent der 428 Einsätze im Jahr 1991 hätten die Rauschgiftkriminaliät betroffen, gefolgt von Raub, Erpressung und organisierter Eigentumskriminalität.

Die MEKs nahmen nach Angaben des Ministeriums 175 Personen fest und waren an der Beschlagnahme von knapp 16 Kilogramm Heroin, 65 Kilogramm Kokain, 166 Kilogramm Haschisch und einem Kilogramm Amphetamine beteiligt. Als Erfolg sei auch die Beschlagnahme von mehreren hunderttausend Mark Bargeld aus Rauschgiftgeschäften sowie die Sicherstellung von falschen Banknoten im Nennwert von 2,7 Millionen US- Dollar und 1,2 Millionen Mark zu werten.

Innenminister Herbert Günther (SPD) nannte die Arbeit der Spezialisten einen "unverzichtbaren Beitrag zur modernen Kriminalitätsbekämpfung". lhe

69jährige Frau aus Bosnien gestorben

HANAU. Eine 69jährige Frau aus Bosnien ist in der Nacht zum Dienstag wenige Stunden nach ihrer Ankunft mit einem Flüchtlingszug im Hanauer Krankenhaus gestorben.

Offenbar habe sie seit längerem an einer schweren Krankheit gelitten, ein Zusammenhang mit den Strapazen der Flucht bestehe nach erster Einschätzung nicht, erklärte das Regierungspräsidium Darmstadt.

Die Frau war zusammen mit ihrer Tochter am Montag mit den rund 380 Bürgerkriegsflüchtlingen aus Karlovac in Hanau eingetroffen und wegen ihres Zustands gleich in die Klinik eingeliefert worden. lhe

Neue Hotels mit 440 Betten

In Bad Hersfeld sollen in den nächsten Jahren zwei neue Hotels mit 280 und 160 Betten gebaut werden. Wie Bürgermeister Walter Weiss (SPD) erklärte, hat der Magistrat den Plänen privater Investoren zugestimmt. Nach Angaben von Weiss fehlen in der Kur- und Festspielstadt vor allem seit dem Fortfall der innerdeutschen Grenze Hotelbetten. Ein Kur- und Kongreßhotel mit 280 Betten soll im Anschluß an die Stadthalle im Kurpark gebaut werden. Ein weiteres Hotel soll am Stadtrand - zusammen mit einem Auto- Service-Hof - entstehen. Das gesamte Investitionsvolumen liegt bei rund 40 Millionen Mark.

Kiss und Elekes zum TV Lützellinden

Der dreifache deutsche Frauenhandball-Meister TV Lützellinden hat die beiden ungarischen Nationalspielerinnen Eva Kiss (26) und Csilla Elekes (28) vom deutschen Meister TUS Walle Bremen als letzte Neuzugänge verpflichtet.

Warenterminbetrug: Haft bis vier Jahre

Haftstrafen von zweieinhalb bis vier Jahren und zusätzlich Geldstrafen bis zu 108 000 Mark wegen Betruges im Warentermingeschäft hat die 12. Strafkammer des Landgerichts Frankfurt am Dienstag gegen sechs Kaufleute verhängt. Ein siebter, zur Tatzeit noch nicht volljähriger Angeklagter wurde zu zwei Jahren Jugendstrafe auf Bewährung und 3600 Mark Geldbuße verurteilt.

Sie sollen einen Schaden von mindestens sieben Millionen Mark angerichtet haben.

Die Kaufleute waren 1989/90 für zwei Maklerfirmen in Oberursel bei Frankfurt und in Frankfurt tätig, die sich als "deutsche Repräsentanz" eines angeblich renommierten, in Wirklichkeit aber nicht existenten Broker-Unternehmens in Großbritannien präsentierten. Von insgesamt 49 wohlhabenden Geldanlegern kassierten sie Summen bis zu 700 000 Mark, die an der Londoner Warenterminbörse angelegt werden sollten. Das Geld wurde jedoch nicht angelegt; den Kunden wurden mit fingierten Kontoauszügen Kursbewegungen vorgetäuscht, die regelmäßig mit dem Verlust des gesamten Geldes endeten.

Das Gericht stellte im Urteil fest, das Geschäft sei von vornherein so eindeutig auf Betrug angelegt, daß die erste Firma in Oberursel bereits nach kurzer Zeit infolge massiver Beschwerden enttäuschter Kunden liquidiert werden mußte. Anschließend sei sofort die zweite Firma in Frankfurt gegründet worden, die nach demselben Prinzip "arbeitete". lhe

Gründel muß doch operiert werden

Der Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt muß zum Auftakt der neuen Saison auf seinen Mittelfeldspieler Heinz Gründel verzichten. Der 35jährige wird sich in den nächsten Tagen in der Schweiz einer Operation am Meniskus des linken Knies unterziehen und fällt deshalb vorerst aus. Nach Angaben des Frankfurter Bundesliga-Clubs wird Gründel schon fünf Tage nach dem operativen Eingriff wieder mit dem Aufbautraining beginnen.

Kabul will Hilfe jetzt

KABUL, 28. Juli (Reuter). Afghanistans Verteidigungsminister Ahmed Schah Massud hat die internationale Gemeinschaft am Montag aufgefordert, Hilfen für sein Land nicht länger zurückzuhalten. "Wenn wir unsere Probleme gelöst haben, brauchen wir keine Unterstützung mehr", sagte Massud vor Journalisten in Kabul. Die Hilfe werde jetzt gebraucht. Massud zufolge ist die islamische Übergangsregierung nicht in der Lage, die Sicherheitskräfte zu bezahlen, die in der Hauptstadt Kabul für Frieden sorgen sollten.

Regierung verteilt Kondome

PARIS, 28. Juli (Reuter). Frankreichs Regierung läßt in diesem Sommer 250 000 Kondome kostenlos in Diskotheken an junge Leute verteilen. Die Aktion sei Teil der Vorbeugekampagne gegen die Immunschwächekrankheit Aids, teilte das Jugend- und Sportministerium am Montag mit. Auf den Packungen finden die Jugendlichen die Telefonnummer eines Aids-Beratungsdienstes und den Slogan "Liebe ohne Streß".

Töpfer hält an Kfz-Steuer fest

BONN, 28. Juli (Reuter). Gegen die Abschaffung der Kfz-Steuer und ihre Umlegung auf die Mineralölsteuer hat sich Bundesumweltminister Klaus Töpfer ausgesprochen. Bei der Vorlage des Umweltteils des neuen CDU-Grundsatzprogramms forderte Töpfer am Dienstag in Bonn statt dessen eine schadstoffbezogene Kfz-Steuer. Die Zweiteilung müsse bleiben, da die Mineralölsteuer Anreiz für die Autofahrer sei, weniger zu fahren, die emissionsbezogene Kfz-Steuer aber ein Anreiz für die Hersteller, umweltschonende Autos zu entwickeln. Außerdem könnten Bewohner des ländlichen Raums der höheren Mineralölsteuer nicht ausweichen.

Kanadische Airlines fliegen aufeinander zu

MONTREAL (rtr). Die zwei großen Fluggesellschaften Kanadas, Air Canada und PWA, verhandeln über eine Fusion. Ein Zusammenschluß würde ein Monopol im Land selbst und die sechstgrößte Airline in Nordamerika schaffen. Air Canada und PWA begründen ihr Vorhaben mit den schwierigen Zeiten für die Branche. Zusammen hatten beide Fluggesellschaften für 1991 einen Verlust von umgerechnet über 470 Millionen Mark ausgewiesen. PWA, zu der Canadian Airlines gehört, erklärt zudem, das Unternehmen habe die seit vier Monaten laufenden Fusionsgespräche mit American Airlines abgebrochen.

"Dies sind sehr bewegte Zeiten für die Flugbranche", sagt der Chef von Air Canada, Claude Taylor. Der Markt zwinge die Gesellschaften, alle möglichen Optionen zu prüfen. Die derzeitige Struktur des kanadischen Luftfahrt-Zweiges sei nicht lebensfähig.

Beide Airlines sind sich nach übereinstimmenden Aussagen im klaren darüber, daß die Regierung die Kontakte genau beobachtet. Ein Sprecher des Verkehrsministeriums meint allerdings, man müsse vor einer Stellungnahme zunächst den Fusionsvorschlag abwarten.

Bayern-Hypo legt fast 13 Prozent vor

MÜNCHEN (rtr/FR). Das deutsche Geldgewerbe bleibt auf Rekordkurs. Darauf deutet zumindest das Halbjahresergebnis der Bayerischen Hypotheken- und Wechsel-Bank hin, die als erstes der führenden Geldhäuser den Zwischenbericht für die Zeit von Januar bis Juni vorlegt. Bei anhaltendem Geschäftswachstum stieg der Gewinn der Münchener erneut deutlich. So nahm das gesamte Betriebsergebnis im Konzern, das im vergangenen Jahr auf eine neue Höchstmarke geklettert war, nochmals um fast 13 Prozent auf 769 Millionen Mark zu. Davon entfielen allerdings nur noch zehn Millionen - das ist ein Minus von 84 Prozent - auf den Eigenhandel mit Wertpapieren, Devisen und Edelmetallen. Dementsprechend stärker, um rund 23 Prozent auf 759 Millionen, wuchs das Teilresultat, das sich aus Zins- und Provisionsüberschüssen abzüglich Verwaltungsaufwand errechnet. Die Bilanzsumme des weiß- blauen Geldriesen erhöhte sich um knapp sechs Prozent auf 204 Milliarden.

Bei anhaltend lebhafter Kreditnachfrage sieht die Bayern-Hypo gute Voraussetzungen für einen weiteren erfolgreichen Verlauf des Geschäftsjahres.

Zur Expansion des deutschen Branchenfünften im ersten Semester trugen insbesondere die Luxemburger Tochter Hypobank International sowie die beiden Baufinanzierungsinstitute Westfälische und Württembergische bei. Das Kreditvolumen im Konzern überschritt Ende Juni 161 Milliarden (plus sieben Prozent).

Tote bei Gefecht in der Türkei

BITLIS, 28. Juli (Reuter). In der Türkei sind nahe der Grenze zu Iran sechs kurdische Separatisten und ein Soldat bei einem Gefecht ums Leben gekommen. Nach Angaben vom Gouverneur der Provinz Agri, Ismet Metin, am Dienstag, lieferten sich rund 100 Rebellen der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) auf dem Berg Tendurek ein Gefecht mit den Sicherheitskräften. Die Kämpfe hielten bereits seit Montag an. Aus Sicherheitskreisen verlautete, daß Regierungstruppen die Freischärler umzingelt hätten. Dabei seien auch Hubschrauber eingesetzt worden, um zu verhindern, daß sich die PKK- Einheit in den 20 Kilometer entfernten Iran absetze.

Die halbamtliche Nachrichtenagentur Anatolien berichtete, daß drei weitere Angehörige der verbotenen PKK am Montag bei einem Gefecht mit der Armee getötet worden seien. Dieser Zusammenstoß habe sich in der Provinz Malatya ereignet.ANC hält an Generalstreik fest Südafrikas Unternehmer warnen / Kirchen wollen vermitteln

JOHANNESBURG, 28. Juli (Reuter/ AFP). Die südafrikanische Schwarzenorganisation Afrikanischer Nationalkongreß (ANC) hält nach Worten ihres Vorsitzenden Nelson Mandela am Plan eines Generalstreiks in der kommenden Woche fest. Mandela sagte aber am Dienstag, daß die laufenden Massenaktionen des ANC keinen Aufstand darstellten. Vielmehr gehe es um die friedliche Entmachtung des weißen Präsidenten Frederik Willem de Klerk. Die Macht müsse dem südafrikanischen Volk unverzüglich übergeben werden, forderte der ANC-Chef. Es müsse eine Übergangsregierung und freie Wahlen zu einer Verfassungsversammlung geben.

Mandela fügte hinzu, daß er einen Vermittlungsversuch der Kirchen unterstütze. Sie seien ebenso wie der ANC für die Wiederaufnahme der Verhandlungen zwischen Schwarzen und Weißen. Führende Kirchenvertreter trafen sich zu diesem Zweck mit de Klerk. Sie streben die Wiederbelebung einer Initiative an, die den Streik auf einen "Tag des Friedens und der Demokratie" begrenzen würde.

Unternehmer warnten die Arbeitnehmer, daß sie für die Streiktage am Montag und Dienstag nicht bezahlt würden. Mandela rief die Vertreter der Wirtschaft aber auf, die Massenaktionen des ANC zu unterstützen. Die Alternative sei ein Abrutschen in die Gewalt. Allerdings wollte er Zwischenfälle während des Streiks nicht ausschließen. Der ANC werde dafür sorgen, daß Demonstrationen friedlich verliefen, sagte er. Doch würden Mitglieder der Zulu-Partei Inkatha vermutlich versuchen, durch Angriffe auf Protestierende Gewalt zu provozieren.

Der südafrikanische Pathologe Jonathan Gluckman erhielt nach eigenen Angaben an einem Tag fünf Morddrohungen. Gluckman hatte die Polizei Südafrikas am Wochenende beschuldigt, in 200 Todesfälle von Häftlingen verwickelt zu sein. Auch am Wochenende starb wieder ein Schwarzer in einer Polizeistation. Ein Polizeisprecher sagte dazu, der 20jährige sei wegen Waffendiebstahls festgenommen worden und in der Polizeistation des Townships Vosloorus in Johannesburg zusammengebrochen.

Neue Korruptionsaffäre in Japan Takeshita-Berater soll Gangsterbande bezahlt haben

TOKIO, 28. Juli (Reuter). In Japan sind neue Korruptionsvorwürfe gegen die regierende Liberaldemokratische Partei (LDP) laut geworden. Zwei Tage nach dem Sieg der LDP bei Wahlen zum Oberhaus berichteten Zeitungen und Fernsehstationen am Dienstag, ein Geschäftsmann habe im Auftrag eines Beraters des früheren Ministerpräsidenten und LDP-Vorsitzenden Noboru Takeshita umgerechnet 2,9 Milliarden Mark an eine Gangsterbande gezahlt.

Das Geld war den Berichten zufolge der Lohn dafür, daß die Bande Druck auf eine rechtsradikale Gruppe ausgeübt hatte, die die Wahl Takeshitas zum Partei- und Regierungschef verhindern wollte.

Der Takeshita-Berater habe sich vor der Wahl des Politikers zum LDP-Parteichef und Ministerpräsidenten 1987 an den Groß-Spediteur Hiroyasu Watanabe gewandt, hieß es in den Berichten. Watanabe sei seinerseits mit Susumu Ishii, einem inzwischen gestorbenen Boß eines Verbrechersyndikats, in Kontakt getreten. Dieser soll die gegen Takeshita gerichtete rechtsradikale Gruppe Kominto dazu gebracht haben, ihre Kampagne abzubrechen.

Nach der Wahl Takeshitas flossen demnach umgerechnet rund 2,9 Milliarden Mark an Krediten und Kreditgarantien von Firmenkonten Watanabes an Unternehmen, die der Bande Ichiis nahestanden.

Das Büro des Ex-Regierungschefs in Tokio lehnte am Dienstag eine Stellungnahme zu den Berichten ab. Der Politiker mußte 1989 wegen einer anderen Korruptionsaffäre um die Firma Recruit zurücktreten. Der heutige Ministerpräsident Kiichi Miyazawa war 1987 einer der innerparteilichen Rivalen Takeshitas. Miyazawas Regierung steht in dem Ruf, von Takeshita entscheidend beeinflußt zu werden.

Bei den Oberhauswahlen am Sonntag hatte die seit 1955 regierende LDP die meisten Stimmen erhalten und so ihre dominierende Rolle in der japanischen Politik bekräftigt. Sie gewannen 60 von 127 Sitzen im Oberhaus. Es hatte jedoch nur ungefähr jeder zweite Wahlberechtigte seine Stimme abgegeben.

Haft für Schiwkoff verlangt

SOFIA, 28. Juli (Reuter). Im Prozeß gegen den früheren bulgarischen Staatschef Todor Schiwkoff hat die Anklage am Dienstag zehn Jahre Haft wegen Unterschlagung gefordert. Dem 80jährigen Kommunisten wird vorgeworfen, umgerechnet etwa 45 Millionen Mark aus der Staatskasse abgezweigt zu haben, um Verwandte und Vertraute mit Luxuswohnungen und westlichen Autos zu versorgen. Sein Verteidiger hielt dem entgegen, daß die Vorwürfe unbewiesen seien. In Justizkreisen hieß es, das Gericht werde möglicherweise noch in dieser Woche ein Urteil fällen. Gegen Schiwkoff sind vier weitere Anklagen anhängig.

Dabei geht es um die Vorwürfe, der frühere Staatschef habe illegal Terrorgruppen in den Entwicklungsländern gefördert, türkischstämmige Bulgaren diskriminiert, Arbeitslager eingeführt und die Wirtschaft ruiniert.

Kabinett stellt Vertrauensfrage

ROM, 28. Juli (Reuter). Die italienische Regierung will die Abstimmung über ihren Haushaltsentwurf im Parlament mit der Vertrauensfrage verbinden. Das gab Finanzminister Giovanni Goria am Dienstag im Abgeordnetenhaus in Rom bekannt. Bei einer Niederlage bei der Abstimmung, die bereits am heutigen Mittwoch stattfinden könnte, müßte das Kabinett von Ministerpräsident Giuliano Amato bereits wenige Wochen nach seinem Amtsantritt zurücktreten. Amatos Vier-Parteien-Koalition verfügt in der 630 Sitze starken Kammer über eine knappe Mehrheit von 16 Sitzen.

Die Entscheidung, die Haushaltsabstimmung zur Vertrauensfrage zu machen, war erwartet worden, nachdem eine Oppositionspartei rund 500 Änderungsanträge eingebracht hatte. Nach italienischem Gesetz muß das Parlament über die ursprüngliche Vorlage abstimmen, wenn der Entwurf an ein Vertrauensvotum gekoppelt wird. Alle vorgeschlagenen Änderungen werden gestrichen.

Rußland bittet zur Kasse

MOSKAU, 28. Juli (Reuter). Rußland hat nach einem Bericht der Tageszeitung "Komsomolskaja Prawda" Forderungen vorwiegend gegenüber ehemals sozialistischen Staaten mit 140 Milliarden Dollar beziffert. Das Moskauer Blatt zitierte am Dienstag den russischen Außenhandelsminister Pjotr Awen mit den Worten, den größten Teil dieses Betrages schuldeten zahlungsunwillige ehemalige Verbündete. Die Verhandlungen mit Staaten wie Kuba, Angola oder Algerien - auch über einen Verkauf der russischen Forderungen - gestalteten sich schwierig. Kuba ist den Angaben zufolge mit 75 Milliarden Dollar der größte Schuldner der ehemaligen Sowjetunion.

Vorwiegend in den 60er und 70er Jahren hatte die östliche Führungsmacht langfristige Kredite für die Lieferung von Waffen sowie für Großbauten vergeben. Die Nachfolgestaaten der Sowjetunion selbst schulden dem Ausland nach Schätzungen rund 70 Milliarden Dollar.

Vakuumöfen in Irak exportiert

BALZERS, 28. Juli (Reuter). Die Staatsanwaltschaft Darmstadt ermittelt gegen zwei in Hessen ansässige Töchter der liechtensteinischen Balzers AG wegen der Lieferung von Vakuumöfen an Irak. Die Ermittlungen beträfen die Arthur Pfeiffer Vakuumtechnik GmbH und die Balzers GmbH, bestätigte Balzers-Finanzchef Andreas Vogt am Dienstag in Balzers. Beide Firmen stünden in Verdacht, Irak Öfen geliefert zu haben, die zur Entwicklung oder Herstellung von Atomwaffen verwendet werden könnten.

Vogt bestätigte, daß die Arthur Pfeiffer Vakuumtechnik zwischen 1987 und 1991 fünf Vakuumöfen an Irak lieferte. Dafür habe die Firma jedoch Ausfuhrgenehmigungen gehabt. Die Öfen hätten ohnehin nicht zur Uranherstellung verwendet werden können, weil sie nicht die dafür nötige Hitze entwickeln würden.

Auslandsmärkte

FRANKFURT A. M. (FR). Die New Yorker Börse hat am Dienstag freundlich eröffnet. Der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte kletterte während der ersten Stunde des Handels um 10,27 Zähler. Am Vortag war er um 3,51 auf 3282,20 gefallen. In Tokio konnten sich die Kurse stabilisieren. Der Nikkei-Index für 225 führende Titel legte gestern um 53,30 auf 15 426,64 Punkte zu.

Ärzte für aktive Sterbehilfe

AMSTERDAM, 30. Juli (Reuter). Niederländische Ärzte sprechen sich in Fällen schwerster Behinderungen bei Neugeborenen für eine Tötung aus. Der Vorsitzende des niederländischen Kinderärzteverbandes, Zier Versluys, sagte in Amsterdam, in einem Bericht seiner Gruppe werde erklärt, daß der Gnadentod in manchen Fällen besser sei als medizinische Behandlung. Dies gelte aber nur für sehr seltene Fälle schwerster Mehrfach-Behinderungen. Vorbedingungen seien das Einverständnis der Eltern sowie intensive medizinische Untersuchungen und Beratungen.

Bislang wird nach Versluys' Angaben in den Niederlanden in manchen Fällen sogenannte passive Sterbehilfe bei Neugeborenen gewährt, das heißt, die medizinische Behandlung wird eingestellt.

Papst erholt sich von Operation

ROM, 29. Juli (Reuter). Papst Johannes Paul II. hat 13 Tage nach seiner Darmoperation am Dienstag die Gemelli-Klinik in Rom verlassen. Das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche reiste zur weiteren Genesung in seine Sommerresidenz Castelgandolfo. Dort soll er sich mindestens einen Monat lang von der Operation erholen, bei der ihm am 15. Juli eine gutartige Darm-Geschwulst und die Gallenblase entfernt worden waren. Vor der Klinik wurde der Papst von Hunderten Menschen mit Applaus begrüßt, als er raschen Schrittes zu der Wagenkolonne ging.

Arafat kommt Rabin entgegen

NIKOSIA, 29. Juli (Reuter). Der Vorsitzende der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), Yassir Arafat, hat sich zu einem Treffen mit dem israelischen Ministerpräsidenten Jitzhak Rabin bereit erklärt. Er strecke Rabin die Hand entgegen, wie er es bei dessen Vorgänger Jitzhak Schamir getan habe, sagte Arafat am Dienstag abend im arabischen Fernsehsender MBC in London. Er fügte hinzu, die PLO warte immer noch auf einen Beweis, daß Rabin es ernst meine mit dem Streben nach einem gerechten und umfassenden Frieden im Nahen Osten.

Als einen solchen Beweis haben Vertreter der Palästinenser bisher einen völligen Stopp des jüdischen Siedlungsbaus in den besetzten arabischen Gebieten Westjordanland und Gazastreifen bezeichnet. Rabins Regierung hat Maßnahmen ergriffen, den von der konservativen Regierung Schamirs vorangetriebenen Siedlungsbau drastisch zu beschneiden, will aber als militärisch wichtig betrachtete Siedlungen ausbauen.

Dänemark will nachverhandeln

KOPENHAGEN, 29. Juli (Reuter). Dänemark will den Partnern in der Europäischen Gemeinschaft (EG) bis Herbst Änderungen am Maastrichter Vertrag über die politische sowie die Wirtschafts- und Währungsunion vorschlagen, die dem Land eine Beteiligung ermöglichen würden. Ministerpräsident Poul Schlüter sagte in Kopenhagen, seine Regierung werde nach dem Referendum in Frankreich am 20. September ein Weißbuch über Dänemarks künftige Rolle in der EG veröffentlichen. Dies werde die Grundlage für einen Vorschlag zur Änderung des Maastrichter Vertrages sein.

Die Dänen hatten in einem Referendum am 2. Juni die Maastrichter Vereinbarungen abgelehnt. Wenn sich Dänemark und die anderen EG-Mitglieder auf einen Vertrag mit neuem politischen und wirtschaftlichen Inhalt einigen könnten, könne in Dänemark ein neues Referendum angesetzt werden, sagte Schlüter.

Hansa Rostock mit neuem Sponsor

Fußball-Zweitligist Hansa Rostock hat einen neuen Co-Sponsor gefunden. Der Vertrag garantiert dem Bundesliga-Absteiger 200 000 Mark. Dafür muß Trainer Erich Rutemöller auf einem überdimensionalen Trainerstuhl Platz nehmen.

Tennis-Bundesliga geht mit Henri Leconte in kurze Saison Französisches Flair in Franken Blau-Weiß Neuss erneut Favorit / Besucherrekord erwartet

Der Titelträger der Premiere vor 20 Jahren, LTTC Rot-Weiß Berlin, ist nicht mehr dabei. Das Sagen in der Tennis- Bundesliga der Männer hat der achtfache Deutsche Mannschaftsmeister Blau-Weiß Neuss übernommen. Das Team von Mäzen "Elu" Hansmann ist erneut Favorit, weil die Spieler Gabriel Markus, Lars Koslowski, Christian Saceanu, Udo Riglewski oder Marc-Kevin Göllner eine ausgeglichene Mannschaft bilden.

Gut verstärkt hat sich auch der Rochusclub Düsseldorf, bei dem unter anderen die beiden Ex-Hannoveraner Goran Prpic und Damir Buljevic das Racket schwingen, während Rot-Weiß Hagen und der Deutsche Meister von 1990, Iphitos München, auf bewährte Formationen vertrauen.

Für München hat zwar der Weltranglisten-Zehnten Michael Stich gemeldet, doch der Wimbledonsieger wird aus terminlichen Gründen keine Bundesliga spielen. Gegen den Abstieg muß Aufsteiger Rüppurr Karlsruhe spielen, trotz der Dienste des 17 Jahre jungen Andrej Medwedew, zuletzt Sieger des Weissenhof- Turniers in Stuttgart.

Grün-Weiß Mannheim, wo Markus Naewie als Nummer eins spielt, Waldau Stuttgart - zunächst ohne Carl-Uwe Steeb -, Aufsteiger 1. FC Nürnberg, der den Franzosen Henri Leconte verpflichtete und der TC Bamberg, für den die beiden schwedischen Talente Thomas Enqvist und Mikael Tillström antreten, bilden eine ausgeglichene Gruppe zwei.

Vor einer schweren Saison stehen der HTV Hannover - unter anderem auf die Dienste des Ukrainers Dimitri Polikow und Arne Thoms setzend - und der RTHC Bayer Leverkusen, für den Alexander Mronz spielt, die sich personell nicht verstärken wollten oder konnten.

Die Etats der zwölf Mannschaften bewegen sich zwischen 400 000 und 900 000 Mark. Mit mehr als 130 000 Zuschauer schrieb die Bundesliga im vergangenen Jahr einen neuen Besucherrekord, und trotz der Konkurrenz durch die Olympischen Spiele gehen die Bundesligisten optimistisch in die etwa zwei Monate dauernde Meisterschaft.

"Wir erwarten die attraktivste Saison in der 20jährigen Geschichte der Bundesliga. Dazu tragen vor allem eine Reihe talentierter deutscher Spieler bei", meint Bundesliga-Sprecher Arno Hartung. sid

Udo Kießling will mit Landshut wieder in die Play-off-Runde Ehrgeiz nicht auf Eis gelegt Helmut Steiger soll nachkommen / Berufliche Absicherung

Im Hause Kießling klingelte am vergangenen Montag schon um fünf Uhr morgens der Wecker. Um 6.20 Uhr startete der Flieger von Düsseldorf nach München, von dort ging es für Kölns Eishokkey-Idol in Richtung Landshut. Um zehn Uhr stand für Udo Kießling das erste Training beim EVL auf dem Programm.

Die neuen Macher vom EV Landshut, Präsident Ludwig Oeller, Vize Michael Imhoff und Manager Max Fedra, lockten Kießling vom Rhein nach Niederbayern. "Wir brauchten endlich wieder eine Führungspersönlichkeit. Nach dem Abschied von Erich Kühnhackl sind wir nur deshalb in Schwierigkeiten geraten. Kießling bringt uns wieder zu besseren Zeiten", glaubt Fedra.

Für den Kölner, bei den "Haien" wurde er nach dubiosen Vertragsgeschichten rausgeekelt, gab letztlich den Ausschlag, daß Landshut gegenüber den anderen Mitbewerbern, Berlin, Frankfurt und Mailand, die besseren beruflichen Perspektiven bot. Udo Kießling, mit 320 Länderspielen Eishockey-Weltrekordler, kann nach seiner aktiven Spielerkarriere als Vertriebsleiter beim Vize-Präsidenten Imhoff arbeiten. Der vertreibt bundesweit Zeitschriften. Außerdem bot Landshut durch Präsident Oeller eine bundesweite Vertretung für Immobilien. Kießling: "Das hat mich gereizt. Denn es steht noch nicht fest, ob ich meine Eishockey- Karriere nach meiner Spielerlaufbahn als Trainer oder Manager fortsetze." Nach dem Theater in Köln hat er festgestellt, daß Eishockey nicht alles im Leben ist.

Doch bis es soweit ist, will der vorbildliche Profi für Landshut noch einmal alles geben. Kießling: "Die Zitterei beim EVL muß vorbei sein. Ich will die Mannschaft mit den anderen Routiniers, Abstreiter, Wagner, Oswald und Torwart Engelbrecht, endlich wieder in die Play-off-Runde führen." Schließlich möchte Kießling den Kölnern gerne zeigen, daß er mit seinen 37 Jahren noch nicht zum alten Eisen gehört.

Kießling feilt auch schon an einer neuen Mannschaft. Nicht ausgeschlossen, daß sein Spezi Helmut Steiger aus Köln auch bald beim EVL spielt. Kießling: "Steiger hat in Köln einen Vertrag bis 1994. Aber Verträge - was bedeutet das schon?! Steiger ist aus Landshut, warum sollte er nicht zurückkehren?" sid

Mit "Magic" Johnson gegen Deutschland Das amerikanische "Dream Team" wird sein zweites Vorrundenspiel beim Basketball-Turnier am heutigen Mittwoch gegen Deutschland vermutlich doch mit seinem Superstar "Magic" Johnson bestreiten. Die Knieverletzung, wegen der er in der Begegnung gegen Kroatien (103:70) ausscheiden mußte, stellte sich nur als leichte Bänderdehnung heraus. Hockey: Indien und GUS erfolgreich Beim olympischen Hockey-Turnier setzte sich Indien knapp mit 1:0 (1:0) gegen Argentinien durch. In Gruppe B feierte die GUS-Auswahl in ihrem zweiten Spiel ebenfalls den ersten Turnier-Erfolg. Die Elf aus Malaysia, die zur Halbzeit noch mit 3:2 in Führung gelegen hatte, mußte sich am Ende noch deutlich mit 3:7 geschlagen geben. Segler Hunger disqualifiziert Mit einem Riesenpech begannen für den zweimaligen Weltmeister Wolfgang Hunger (Kiel) die Segel-Wettbewerbe vor Barcelona. Der 32 Jahre alte Mediziner und sein Vorschoter Rolf Schmidt (Kiel) wurden wegen eines Frühstarts disqualifiziert.Katrin Schmidt in der zweiten Runde Die fünfmalige Deutsche Meisterin Katrin Schmidt aus Wiebelskirchen hat beim olympischen Badminton-Turnier die zweite Runde erreicht. Zum Auftakt gewann sie gegen die Bulgarin Diana Kolewa 11:6 und 11:1. In der zweiten Runde trifft Schmidt auf die Kanadierin Doris Piche, die sich mit 11:0, 11:2 gegen Eva Lacinova aus der CSFR durchsetzte. 106 000 Zuschauer beim Fußballturnier Das olympische Fußballturnier der Junioren "U 23" stößt bei den Zuschauern weiter auf Desinteresse. Bislang erlebten nur insgesamt 106 000 Zuschauer die bisherigen zwölf Gruppenspiele, das entspricht einem Schnitt von 8833 Besucher. Das Ziel des Fußball-Weltverbandes FIFA, in den 32 Spielen eine Million Zuschauer anzulocken, dürfte utopisch sein. Ärger um Lewis und Halsall Ärger um Carl Lewis. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat das Nationale Olympische Komitee der USA (USOC) schriftlich aufgefordert, zum Verstoß gegen Olympische Charta Stellung zu nehmen. Ein gleiches Schreiben ging an das Schweizer NOK wegen Schwimmer Dano Halsall. Beide hatten sich beim Einmarsch der Mannschaften bei der Eröffnungsfeier am Samstag mittels tragbarer Telefone als Berichterstatter betätigt. T-Shirt-Gauner flogen bei Olympia auf Die Polizei in Barcelona nahm vorübergehend zwei Franzosen und einem Briten fest, die 1400 T-Shirts verkaufen wollten, die unerlaubt mit den Ringen und dem Emblem der Spiele bedruckt waren. Diese können von Sponsoren und Souvenirverkäufern aber nur benutzt werden, wenn sie dafür bezahlt haben. Gegen sie wurde Anklage wegen Verstoßes gegen das Urheberrecht erhoben. Französische Handballer überraschten Das olympische Handball-Turnier der Männer hat seine erste große Überraschung. Außenseiter Frankreich triumphierte im sechsten Vorrundenspiel des Tages mit einem 18:16 (7:7) vor 5500 Zuschauern in der ausverkauften Sporthalle Granollers gegen Gastgeber und Goldmedaillen-Anwärter Spanien. Entspannung im Transportwesen Leicht entspannt hat sich nach Aufassung des Organisationskomitees (COOB) die Lage im Transportwesen. Funktionäre, Athleten und Olympia-Gäste hatten in den ersten Tagen massiv gegen Verspätungen und andere Widrigkeiten protestiert. Nun wurden als Unterstützung für die meist nicht aus Barcelona stammenden und ortsunkundigen Fahrer 200 Begleiter im Taxigewerbe und bei der Polizei rekrutiert.

Bayern-Trainer Erich Ribbeck putzt den klassischen Libero wieder (her)aus In München soll britischer Fußball an der Kette liegen Spieler sehen Systemveränderung eher kritisch / Klaus Augenthaler muß überzeugen / Forderung nach flexiblen Kickern

Ein neues Zauberwort soll dem FC Bayern München den Erfolg zurückbringen: "Flexibilität". Trainer Erich Ribbeck führt es derzeit gern im Munde, wenn er erklärt, wie sein "neues System" funktioniert, mit dem er den deutschen Rekordmeister in der kommenden Saison der Fußball-Bundesliga wieder an die Spitze der Kickerzunft führen möchte.

Künftig will Ribbeck den Gegnern in der Defensive "englisch" kommen, mit einer Vierer-Abwehrkette, in der zwei Innenverteidiger wechselweise die Aufgabe des Liberos übernehmen. Die klassische Nummer fünf auf der Libero-Position, wie sie dereinst durch "Kaiser" Franz Beckenbauer beim FC Bayern und in der deutschen Nationalmannschaft in Perfektion vorgeführt wurde, soll es nicht mehr geben.

Eine vielleicht weise Entscheidung, denn Versuche und Anwärter auf dem Posten des freien Mannes gab es mehr als genug: Thomas Helmer und Olaf Thon hießen die letzten Kandidaten, die diese Position für sich beanspruchten.

"Ich habe gedacht, warum soll man die Aufgaben nicht verteilen", sagt Ribbeck, der zudem auf Raumdeckung setzen will: "Wir können keine sture Manndeckung mehr spielen." Ribbeck zog somit seine Lehren aus der total verkorksten vergangenen Saison. "Wir werden ein neues System spielen, mit dem herkömmlichen haben wir zu viele Gegentreffer hinnehmen müssen", duldet "Sir" Erich keinen Widerspruch. Auf Personen will er sich freilich noch nicht festlegen: "Ich müßte ein Trottel sein, wenn ich jetzt sage, wer spielt." Aber nicht nur in der Abwehr, sondern auch in Mittelfeld und Angriff soll der FC Bayern 1992/93 nicht mehr so leicht auszurechnen sein.

"Ich gehe davon aus, daß wir nicht mit einer Vierer-Kette antreten werden", glaubt hingegen Thomas Berthold, der sich in der vergangenen Saison ebenso häufig wie vergeblich bemüht hatte, als Abwehrchef Fuß zu fassen. Das funktioniere nur bei Mannschaften, "die das jahrelang trainiert haben".

Olaf Thon sieht die neue Situation und das neue System eher locker: "Experimentieren ist okay, dazu ist ein Trainingslager ja da." Trainer Ribbeck setzt derweil auf Einsicht: "Die Spieler sind skeptisch, aber ich denke, daß ich sie überzeugen kann."

Ausgerechnet Klaus Augenthaler, der letzte große Bayern-Libero und auf dieser Position auch Mitglied der deutschen Weltmeistermannschaft 1990, soll dabei als Ribbecks Assistent Überzeugungsarbeit leisten. Und just bei seinem Abschiedsspiel am 8. August gegen Juventus Turin im Olympiastadion wird "Auge" deshalb auch nicht seine traditionelle Aufgabe erfüllen, sondern mittun, um der Generalprobe für die neue Saison zum Erfolg zu verhelfen. Also weiß auch Klaus Augenthaler: "Da ist es egal, wo ich spiele, weil es darum geht, daß die Mannschaft steht."

Im Training am Kalterer See in Südtirol zeigt der frühere Kapitän derweil weiterhin, was Persönlichkeit und Kampfgeist bedeuten: Augenthaler feuert die Mannschaft an und schießt auch noch die schönsten Tore.

Einem Musterprofi wie "Auge" war das alte Bayern-System auf den Leib geschnitten. Aus. Vorbei. Vergessen. Bei aller Wehmut, die Klaus Augenthaler verspürt, je näher der Termin rückt, zu dem er den endgültigen Schlußpunkt setzt, bleibt der Co-Trainer zukunftsorientiert: "Die Spieler müssen selbstverantwortlicher werden." Man brauche jetzt welche, die - und da hat der Co-Trainer seinem Chef schließlich ganz genau zugehört - natürlich "flexibel sind". sid/dpa

Bahnradfahren Jens Fiedler sprintet zu olympischem Rekord

Am zweiten Tag der Bahnrad-Wettbewerbe in Vall d' Hebron erfüllten die deutschen Sprinter die hochgesteckten Erwartungen. Weltmeister Jens Fiedler aus Berlin war in der Zeitqualifikation in 10,2521 Sekunden für die letzten 200 Meter (70,230 km/h) Schnellster und stellte dabei einen olympischen Rekord auf. Der 22jährige verbesserte die alte Bestmarke von Lutz Heßlich (Cottbus/10,395), dem Olympiasieger von Seoul, deutlich.

Der Favorit Fiedler setzte sich gegen seinen schärfsten Konkurrenten Gary Neiwand (Australien/10,330) und den Kanadier Curt Harnet (10,368) durch.

Eine gute Vorstellung bot auch die WM-Zweite Annett Neumann (Cottbus). In 11,689 Sekunden für die letzten 200 Meter rangierte die 22jährige auf Rang drei hinter Weltmeisterin Ingrid Haringa (Niederlande/11,419) und Felicia Balagne (Frankreich/11,508). Haringa unterbot ebenfalls den olympischen Rekord. sid

Mihajlovic vorläufig gesperrt

Radmilo Mihajlovic vom Fußball-Bundesligisten Schalke 04 ist per einstweiliger Verfügung vom Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gesperrt worden. Dem jugoslawischen Stürmer wird vorgeworfen, beim Spiel der Intertoto-Runde gegen SM Caen (1:1) eine Tätlichkeit begangen zu haben.

Hunsrück-Rallye Erwin Weber Favorit auf dem Truppenübungsplatz

Als Favorit tritt Mitsubishi-Pilot Erwin Weber aus Neufahrn mit seinem Beifahrer Manfred Hiemer aus Leiwen bei der Hunsrück-Rallye vom 30. Juli bis 1. August an. Nach seinem souveränen Sieg bei der Deutschland-Rallye vor zehn Tagen rund um den Nürburgring will der Deutsche Meister seine Führung in der Europameisterschaftswertung weiter festigen. 1400 Punkte hat Weber in den bisherigen sechs Wettbewerben erreicht, von denen er vier gewann.

Die Hunsrück-Rallye, die in der Europameisterschaft mit dem zweithöchsten Koeffizienten (10) eingestuft ist, gilt als eine der anspruchsvollsten in Deutschland. Ihr Zentrum liegt auf dem Truppenübungsplatz Baumholder, auf dem auch die schwierigsten der insgesamt 17 Sonderprüfungen gefahren werden. Die längste ist 33 Kilometer lang.

Auch bei seinem zweiten Heimspiel wird für Weber der Kampf um die Europameisterschaft zum Fernduell, denn wie schon am Nürburgring ist der zweitplazierte Franzose Pierre-Cesar Baroni (Lancia/850 Punkte) in Baumholder nicht am Start. Weber: "Ich möchte weiterhin so viel wie möglich Punkte sammeln."

Ringen Fuat Yildiz überraschte, sonst einige Zittersiege

Am dritten Tag des Ringerturniers im griechisch-römischen Stil etablierten sich die deutschen Teilnehmer nur mit Zittersiegen unter den Erfolgreichen. Das erste Auftreten der Medaillenhoffnungen Rifat Yildiz (Goldbach) und Thomas Zander im Bantam- und Mittelgewicht verlangte von den deutschen Fans gute Nerven.

Welt- und Europameister Rifat Yildiz besiegte in der 57-kg-Klasse den Kubaner William Lara nach einem 0:1-Rückstand dank seiner guten Bodentechnik noch 3:1. Der Europameister von 1990 und 1992 in der 82-kg-Klasse, Thomas Zander (Aalen), benötigte gegen den Koreaner Myung Park sogar die Verlängerung, um nach fünfeinhalb Minuten mit 5:2 als Sieger in die zweite Runde zu gehen.

Federgewichtler Mario Büttner, der am Dienstag erstmals in die Kämpfe eingriff, bezwang den Chinesen Guong Hu 8:7.

Für die bislang beste und vor allem unerwartete Leistung sorgte Papiergewichtler Fuat Yildiz, Bruder von Rifat, der mit drei Siegen in der vierten Runde steht. Fuat Yildiz bezwang nacheinander den Guatemalteken Mynor Ramirez, den bulgarischen Medaillenaspiranten Nuran Pelikian und den hoch eingeschätzten Chinesen Yiang Wei. In der nächsten Runde trifft Yildiz auf den persischen WM-Zweiten Reza Simkahah.

Nach seiner erwarteten Niederlage gegen den kubanischen Weltmeister Hector Milian kämpft der Wiesentaler Schwergewichtler Andreas Steinbach am Dienstagabend um den fünften Platz in der 100-kg-Kategorie. Steinbach überzeugte beim 4:10 gegen Milian. sid

Ianusevici neuer Rugby-Bundestrainer

Als neuer Trainer wird Peter Ianusevici (42) vom September an die deutsche Rugby-Nationalmannschaft betreuen. Der 15fache rumänische Nationalspieler trainierte zuletzt zwei Jahre lang die Auswahl Rumäniens.

Leichtathletik Kugelstoßer Konya beim Landgericht gescheitert

Kugelstoßer Kalman Konya ist bei seinem Versuch gescheitert, per Gerichtsbeschluß in das Olympiateam zurückzukehren. Das Landgericht Darmstadt wies am Dienstag den Antrag auf einstweilige Verfügung gegen die zweimonatige Sperre ab, die der Deutsche Leichtathletik- Verband (DLV) gegen den Kornwestheimer verhängt hatte, weil dieser über Monate hinweg nicht für Dopingkontrollen erreichbar gewesen sein soll.

"Das wird langsam eine Geldfrage", meinte Hanspeter Sturm, Leichtathletik- Chef von Salamander Kornwestheim, zur Möglichkeit eines Ganges vor das Oberlandesgericht Frankfurt. Konya will nun den Rechtsausschuß des Deustchen leichtathletik Verbandes anrufen, um so seinen Start zu ermöglichen.

Sollte er dennoch alle juristischen Mittel ausschöpfen, müßte eine Berufung bis Freitag entschieden sein, denn am Samstag steht die Qualifikation an. sid

SCHIESSEN

Luftpistole, Männer: 1. Wang (China) 684,8 Punkte (Finale 99,8), 2. Pyschanow (GUS) 684,1 (100,1), 3. Babii (Rumänien) 684,1 (98,1), 4. Xu (China) 681,5 (98,5), 5. Paasonen (Finnland) 680,1 (98,1), 6. Pietrzak (Polen) 680,1 (98,1), 7. Kiriakow (Bulgarien) 679,7 (96,7), 8. Di Donna (Italien) 678,5 (97,5), . . . 12. Neumaier (Buchbach) 578, . . . 19. Eder (Frankfurt/Oder) 576.

HOCKEY

Vorrunde, Männer, Gruppe A, 2. Spieltag: Indien - Argentinien 1:0 (1:0).

Gruppe B, 2. Spieltag: GUS - Malaysia 7:3 (2:3).

1. Vorrunde, Frauen, Gruppe A: Australien - Kanada 2:0 (0:0), Deutschland - Spanien 2:2 (2:1).

Gruppe B: Neuseeland - Südkorea 0:5 (0:1), Niederlande - Großbritanien 2:1 (1:1).

DSB-Personalchef Wiegand gekündigt

Die fristlose Kündigung des Personalreferenten Werner Wiegand durch das Präsidium des Deutschen Sportbundes (DSB) führte zu internen Protestaktionen innerhalb der Verwaltung. Justitiar Jochen Kühl weigerte sich, Anweisungen des DSB-Schatzmeisters Klaus Kotter zu unterschreiben. Wiegand werden Vernachlässigung der Arbeit und unerlaubte Dienstanweisungen vorgeworfen.

MODERNER FÜNFKAMPF

4. Disziplin, 4000 Meter Geländelauf, Einzelwertung: 1. Barroso (Portugal) 1.327 Punkte, 2. Tiidemann (Estland) 1.276, 3. Zenowka (GUS) 1.255, 4. Ruer (Frankreich) 1.240, 5. Staskewitius (Litauen) 1.237, 6. Mocialowas (Litauen) 1.231, 7. Lackey (Australien) 1.222, 8. Bomprezzi (Italien) 1.216, 9. Mizser (Ungarn) 1.213, 10. Ortega (Mexiko), . . . 21. Czermak (München) 1.147, . . . 43. Knappheide (Warendorf) 1.057, . . . 51. Olschewski (Berlin) 1.009.

Laufen Mannschaftswertung: 1. Litauen (Mocialowas, Staskewitius, Narkus) 3.621 Punkte, 2. GUS (Zenowka, Starostin, Swatkowski) 3.573, 3. Frankreich (Bouzou, Ruer, Deleigne) 3.546, 4. Spanien (J. Centeno, L. Centeno, Lerin) 3.522, . . . 12. Deutschland (Knappheide/Czermak/Olschewski) 3.213. (sid) Gesamtwertung Mannschaft nach vier Disziplinen: 1. GUS (Zenowka, Starostin, Swatkowski) 13.168, 2. Polen (Skrzypaszek, Czyzowicz, Gozdziak) 12.996, 3. Ungarn (Fabian, Kalnoki- Kis, Mizser) 12.981, 4. Frankreich (Deleigne, Ruer, Bouzou) 12.758, 5. USA (Stull, Gostigian, Haley) 12.754,9. Deutschland (Knappheide, Czermak, Olszewski) 12.527, 10. CSFR (Fleissner, Prokopius, Blazek) 12.484.

Gesamtwertung Einzel: 1. Zenowka (GUS) 4.625 Punkte, 2. Skrzypaszek (Polen) 4.519, 3. Mizser (Ungarn) 4.454, 4. Staskewitius (Litauen) 4.394, 5. Ruer (Frankreich) 4.369, 6. Ortega (Mexiko) 4.363, 7. Phelps (Großbritanien) 4.346, 8. Starostin (GUS) 4.337, . . . 19. Knappheide (Warendorf) 4.245, . . . 21. Czermak (München) 4.237, . . . 32. Olszewski (Berlin) 4.045.

Noch ein Rücktritt in Mönchengladbach

Nach Präsident Dr. Helmut Beyer hat nun auch Dr. Alfred Gerhards bei Borussia Mönchengladbach seinen Rücktritt erklärt. Gerhards, lange Zeit Schatzmeister und 3. Vorsitzender des fünffachen Deutschen Meisters, war zuletzt Vorsitzender des Beirates.

VOLLEYBALL

2 Spieltag, Vorrunde, Männer, Gruppe A,: Kanada - USA 2:3 (12:15, 12:15, 15:10, 15:11, 14:16), Japan - Frankreich 2:3 (8:15, 15:9, 11:15, 15:10, 9:15), Spanien - Italien 0:3 (14:16, 6:15, 7:15).

Gruppe B: Kuba - Algerien 3:0 (15:4, 15:2, 15:3), Brasilien - GUS (15:6, 15:7, 9:15, 16:14).

SEGELFLIEGEN

6. EUROPAMEISTERSCHAFTEN der FAI- Klassen in Bekescsaba/Ungarn, Zwischenstand nach dem 9. Wertungstag: Standardklasse: 1. Kepka (Polen) 6567 Punkte, 2. Trzeciak (Polen) 6471, 3. Rubaj (Polen) 6462, ... 5. Triebel (Selb) 6376, ... 7. Weiß (Friedrichsruhe) 6200.

15-Meter-Rennklasse: 1. Gerbaud (Frankreich) 7340, 2. Napoleon (Frankreich) 7008, 3. Guraly (Ungarn) 6946, ... 6. Ziegler (Aalen) 6551.

Offene Klasse: 1. Lherm (Frankreich) 7836, 2. Wujczak (Polen) 7816, 3. Kurstjens (Niederlande) 7576, ... 5. Holighaus (Kirchheim/Teck) 7476, ... 10. Laur (Stuttgart) 6983.

Transportprobleme nicht behoben

Die Transportprobleme halten in Barcelona an. Die deutsche Mannschaftsleitung teilte am Dienstag nachmittag mit, es habe am dritten Wettkampftag der Spiele weitere Verspätungen gegeben.

Virus grassiert im deutschen Team

In der deutschen Mannschaft grassiert ein Virus. Wie Mannschaftsarzt Prof. Josef Keul erklärte, plagen sich einige Sportler mit Magenproblemen und Durchfall. Betroffen sind unter anderem die Fechterinnen Sabine Bau und Annette Dobmeier (beide Tauberbischofsheim).

Segeln Hunger/Schmidt bläst Wind schon ins Gesicht

Die Medaillenträume der zweimaligen Weltmeister in der 470er Klasse, Wolfgang Hunger und Rolf Schmidt (Kiel/ Berlin), sind bereits am ersten Tag der Olympischen Segelregatten vor Barcelona geplatzt. Nachdem die WM-Titelträger von 1990 und 1991 in der ersten Wettfahrt wegen eines Frühstarts disqualifiziert worden waren, traf sie in der anschließenden zweiten Regatta erneut das Pech.

Nach einem Sicherheitsstart in zehnter Position liegend, platzte der deutschen Crew an der ersten Luv-Tonne eine Quernaht des Spinnakers, so daß sie die Wettfahrt abbrechen und vorzeitig in den Hafen zurückkehren mußten. "Es hatte keinen Zweck weiterzusegeln, wir hätten nur noch die Crew von Angola hinter uns gelassen", sagte Vorschoter Rolf Schmidt.

Abgemildert wurde das Debakel durch die dritten Plätze des viermaligen Weltmeisters Albert Batzill (Schlier) mit Vorschoter Peter Lang (Bühl am Alpsee) bei den Flying Dutchman und die Soling-Crew des zweimaligen Olympiasiegers Jochen Schümann (Harrislee). Die IYRU-Weltmeisterinnen Peggy Hardwiger/Christina Pinnow/Berlin) wurden bei den 470er Frauen Fünfte, Hans Vogt/Jörg Fricke (München) im Starboot Siebte.

Bei Wolfgang Hunger, der mit seinem 1990 tödlich verunglückten Bruder Joachim bei den olympischen Regatten 1984 und 1988 Vierter bzw. Fünfter geworden war, gingen schon mehrfach Wettfahrten bei wichtigen Regatten in die Hose. Bei der Weltmeisterschaft 1991 in Brisbane landeten Hunger/Schmidt in der Auftaktregatta nur dem 51. Rang und verteidigten am Ende dennoch ihren WM-Titel. sid

SCHWIMMEN

100-m-Freistil, Männer: 1. Popow (GUS) 49,02 Sekunden (Europarekord und Jahresweltbestzeit), 2. Borges (Brasilien) 49,43, 3. Caron (Frankreich) 49,50, 4. Olsen (USA) 49,51, 5. Biondi (USA) 49,53, 6. Werner (Schweden) 49,63, 7. Tröger (München) 49,84, 8. Prigoda (GUS) 50,25.

400-m-Freistil, Frauen: 1. Hase (Magdeburg) 4:07,18 Minuten (Jahres-Weltbestzeit), 2. Evans (USA) 4:07,37, 3. Lewis (Australien) 4:11,22, 4. Erika Hansen (USA) 4:11,50, 5. Kielgaß (Berlin) 4:11,52, 6. Arnould (Belgien) 4:13,75, 7. Nilsson (Schweden) 4:14,10, 8. Chiba (Japan) 4:15,71.

100-m-Rücken, Frauen: 1. Egerszegi (Ungarn) 1:00,68 Minuten, 2. Szabo (Ungarn) 1:01,14, 3. Loveless (USA) 1:01,43 4. Stevenson (Australien) 1:01,78, 5. Wagstaff (USA) 1:01,81, 6. Meehan (Australien) 1:02,07, 7. Jiwanewskaja (GUS) 1:02,36, 8. Koikawa (Japan) 1:03,23.

200-m-Rücken, Männer: 1. Lopez-Zubero (Spanien) 1:58,47 Min. 2. Selkow (GUS) 3. Battistelli (Italien) 1:59,40 4. Itoi (Japan) 1:59,52, 5. Schwenk (USA) 1:59,73, 6. Weber (Halle) 1:59,78, 7. Deutsch (Ungarn) 2:00,06, 8. Maene (Belgien) 2:00,91.

4 x 100-m-Freistil, Frauen: 1. USA (Haislett, Torres, Martino, Thompson) 3:39,46 Min. (Weltrekord), 2. China (Zhuang, Lu, Yang, Le) 3:40,12, 3. Deutschland (van Almsick/Berlin, Osygus/Wuppertal, Hunger/Berlin, Stellberg/Berlin) 3:41,60, 4. GUS 3:43,68, 5. Niederlande 3:43,74, 6. Dänemark 3:47,81, 7. Schweden 3:48,47, 8. Kanada 3:49,37.

Rönningen wieder Olympiasieger

Erster Sieger im olympischen Ringer- Turnier im griechisch-römischen Stil wurde in der 52-kg-Kategorie der Norweger John Rönningen, der damit seinen Erfolg von Seoul 1988 wiederholte. Im Finale von Barcelona schlug er Europameister Alfred Ter-Mkrtyschtan mit einer Zweier-Wertung 2:1.

Judo Zweite Schlappe für die deutschen Männer

Zweiter schwerer Schlag für die deutschen Judo-Männer: In der Klasse bis 95 kg scheiterte Detlef Knorrek (Hannover) gleich in seinem ersten Kampf und schied aus.

Dagegen erreichte bei den Frauen Regina Schüttenhelm (Leverkusen) zunächst wenigstens die Hoffnungsrunde. Sie konnte aber in den Kampf um die Medaillen nicht mehr eingreifen.

"Ich kenne Detlef nicht wieder", sagte Männer-Bundestrainer Han Ho San auf der Tribüne kopfschüttelnd. Knorrek, der seinen Gegner Radu Ivan (Rumänien) zuletzt bei der EM in Prag 1991 mit ganzem Punkt bezwungen hatte, wirkte ängstlich und gehemmt. Zu Beginn der letzten Kampfminute gelang Ivan ein Waza Ari (halber Punkt), dem Knorrek nichts mehr entgegensetzen konnte.

Der völlig konsternierte Bundestrainer auf der Tribüne schickte als erste Reaktion die in der Halle anwesenden deutschen Judoka zum Training: "Die bekommen ja alle noch das Nervenflattern, wenn sie weiter hier zuschauen".

Großes Pech hatte Regina Schüttenhelm, die nur sechs Sekunden vom Halbfinale trennten. Im Kampf gegen Josi Horton (Großbritannien) lag die 27jährige Studentin mit Yuko (mittlere Wertung) in Führung, ehe Horton noch ausgleichen konnte. Beim anschließenden Kampfrichterentscheid verlor Schüttenhelm 0:3. sid

Bahnradfahren Fiedler und Lehmann in bestechender Form

Verfolgung-Weltmeister Jens Lehmann (Leipzig) greift am Mittwoch nach einer olympischen Medaille. Bei den Bahnrad- Wettbewerben in Vall d'Hebron erreichte der Doppel-Weltmeister über die 4000-m- Distanz leicht die Vorschlußrunde. In der Runde der letzten Acht setzte sich Lehmann in 4:27,71 Minuten gegen den Russen Alexander Gontschenkow durch.

Obwohl sich Lehmann um rund drei Sekunden gegenüber der Qualifikation am Montag steigerte, fuhr er nicht die Bestzeit im Viertelfinale. Diese stellte erneut der Brite Chris Boardman auf. Der 23 Jahre alte WM-Neunte von 1991 fuhr auf seinem Lotus-Rad glänzende 4:24,49 und holte den dänischen WM-Dritten Jan Bo Petersen schon nach 2800 m ein.

Die Siegerzeit lag fast sieben Sekunden unter dem Weltrekord des Litauers Gintautas Umaras (4:31,16). Allerdings kann die Zeit Boardmans nicht als Weltbestmarke anerkannt werden, da sie nicht im Einzelstart aufgestellt wurde.

Erfreulich verlief aus deutscher Sicht der Sprint-Wettbewerb. Weltmeister Jens Fiedler aus Berlin erreichte leicht die nächste Runde. In der Runde der letzten 32 bezwang er den Neuseeländer Jon Andrees in 11:33 Sekunden für die letzten 200 Meter. In der Zeit-Qualifikation hatte der 22jährige den olympischen Rekord seines Vorgängers Lutz Heßlich (Cottbus) verbessert. Fiedler war in 10,252 Sekunden Schnellster mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 70,230 km/h. sid

Bronze für die Freistilstaffel der Schwimmerinnen Sensationeller Olympiasieg der Magdeburgerin Dagmar Hase Nach Gold über 400 m Freistil der Rundumschlag gegen DSV

Am Tag, als die US-Idole Janet Evans und Matt Biondi in Barcelona stürzten und die US-Freistilstaffel der Frauen in der neuen Weltrekordzeit von 3:39,46 Minuten Gold gewann, wurde für Olympiasiegerin Dagmar Hase die Utopie zur Wirklichkeit und für den Deutschen Schwimm-Verband (DLV) die Goldfreude zum Skandal. Daran konnte auch die Bronzemedaille der DSV-Staffel in der Besetzung Franziska van Almsick, Simone Osygus, Daniela Hunger und Manuela Stellmach hinter den USA (Nicole Haislett, Sara Torres, Angel Martino, Jenny Thompson) und China nichts ändern.

Über 400 m Freistil gewann Dagmar Hase sensationell Gold vor Weltrekordlerin Janet Evans. "Gold war von Anfang an utopisch. Deshalb war ausgemacht, daß ich mich an Evans hänge, um Silber zu gewinnen. Das Ergebnis ist einfach bombastisch", meinte Dagmar Hase und holte dann zum Rundumschlag gegen den DSV aus.

"An diesem Erfolg haben alle Anteil, mein Trainer Bernd Henneberg, meine Freundin Astrid Strauß und alle Magdeburger. Die Leute im Verband schmücken sich mit dem Ruhm, der ihnen nicht gebührt. In der Verbandsleitung müssen Köpfe rollen, angefangen beim Dopingbeauftragten. Astrid ist in München wie ein Tier behandelt worden. Ansonsten interessiert mich der Verband überhaupt nicht." Aus Solidarität mit der wegen Dopingverdachts gesperrten Astrid Strauß hatte Dagmar Hase gar mit dem Gedanken gespielt, auf die Olympischen Spiele zu verzichten.

Dagmar Hase gab am Abend im ZDF ein bewegendes Interview, in dem sie mehrfach in Tränen ausbrach und nicht weitersprechen konnte. Nach der Schilderung ihres Erfolges im Schwimmbecken ("Kopf ins Wasser und los") bat sie schluchzend darum, daß ihre Freundin Astrid Strauß "wieder so hingestellt wird, wie sie war, und auch mein Trainer".

Das Verhalten der Funktionäre des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) gegenüber der unter Dopingverdacht gesperrten Astrid Strauß und gegenüber ihrem in Barcelona nicht zugelassenen Trainer Bernd Henneberg bezeichnete sie als unwürdig. Es sei ein Hohn, daß bei der Siegerehrung Harm Beyer dabeigewesen sei und eine "absolute Frechheit, daß er sich das überhaupt traute". Harm Beyer als Doping-Beauftragter des DSV war maßgeblich für die Startverweigerung für Astrid Strauß verantwortlich.

Vor dem Dampfablassen waren Freudentränen Dagmar Hase übers Gesicht gekullert, als sie, einen Stoffhasen unterm Arm, auf dem Siegerpodest stand. Fassungslos und ungläubig hatte die "große Blonde" zuvor immer wieder auf die Anzeigetafel im "Bernat Picornell"-Stadion geschaut, auf der die Zeit von 4:07,18 Minuten aufleuchtete, mit der sie Janet Evans (USA/4:07,37) die erste Niederlage seit sechs Jahren über diese Distanz zufügte. "Ein Wahnsinn, daß es Gold wurde. Ich wollte nur an ihr dranbleiben, um Silber zu sichern", jubelte die als Rücken-Spezialistin bekannte "Daggi", nachdem sie ihre Sprache wiedergefunden hatte. Kerstin Kielgaß (Berlin) wurde in 4:11,52 Minuten Fünfte.

Es blieb nicht bei einer Sensation. Die nächste folgte im 100-m-Finale, in dem Weltrekordhalter, Weltmeister und Seoul- Olympiasieger Matt Biondi in 49,53 Sekunden über einen enttäuschenden fünften Platz nicht hinaus kam. Dagegen setzte Europameister Alexander Popow in Jahresweltbestzeit und Europarekord von 49,02 Sekunden den Siegeszug der GUS fort. Zweiter wurde Gustavo Borges (Brasilien) vor dem Franzosen Stephan Caron.

Martin Lopez-Zubero gewann über 200 m Rücken in 1:58,47 Minuten ebenso erwartungsgemäß spanisches Olympia- Gold wie die Ungarin Krisztina Egerszegi in Jahresweltbestzeit von 1:00,68 Minuten über 100 m Rücken das zweite.

Dagmar Hase, die nur 30 Minuten nach ihrem Sensationsgold das B-Finale über 100 m Rücken gewann, wollte es zunächst gar nicht glauben, dann streckte sie die Faust triumphierend in die Höhe. "Das ist unglaublich, geschickter kann man ein Rennen nicht schwimmen", kommentierte Bundestrainer Achim Jedamsky.

Das Kuriose an dieser Goldmedaille ist die Tatsache, daß Dagmar Hase eine Rückenspezialistin ist und sich erst bei den Deutschen Meisterschaften in München auf die Freistildistanz konzentrierte. Ihr Heimtrainer Bernd Henneberg reiste speziell wegen ihr nach Barcelona, um sie vor Ort optimal betreuen zu können. Die Magdeburgerin verbesserte mit der Jahresweltbestzeit von 4:07,18 Minuten ihre persönliche Bestzeit um sagenhafte fünf Sekunden.

"Das ist eine große Überraschung", kommentierte der Präsident des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland (NOK), Willi Daume. "Und ein weiterer Beweis dafür, welch großartige Arbeit in Magdeburg geleistet wird." sid/dpa/ger

TISCHTENNIS

Vorrunde, Frauen, Doppel, Gruppe A, 1. Runde: Ciosu/Nastase (Rumänien) - Schall/ Struse (Dülmen/Steinhagen) 21:17, 18:21, 17:21.

Nur Favoritensiege im Ringen Rönningen holt zweites Gold Repka und Milian Olympiasieger / Deutsche noch gut dabei

Der Norweger Jon Rönningen, der Ungar Attila Repka und der Kubaner Hector Milian wurden in Barcelona die ersten Olympiasieger im Ringen des griechisch-römischen Stils. Sie gewannen in den Kategorien bis 52, 68 und 100 kg. Für Rönningen ist der Erfolg in Barcelona der zweite Olympiasieg nach Seoul 1988.

In den drei Gewichtsklassen waren von den deutschen Teilnehmern Olaf Brandt (Witten/52 kg) und Claudio Passarelli (Schifferstadt/68 kg) vorzeitig ausgeschieden.

Im Schwergewicht kämpfte Andreas Steinbach gegen den Rumänen Ieremciuc um den fünften Platz.

In den übrigen Gewichtsklassen gab es Siege für die Europameister Rifat Yildiz (Goldbach/57 kg), Thomas Zander (Aalen/ 82 kg) und Maik Bullmann (Goldbach/bis 90 kg). Yildiz besiegte den Kubaner Wiliam Lara und den hoch eingeschätzten GUS-Meister Alexander Ignatenko trotz einer skandalösen Leistung des kanadischen Mattenleiters Bradbury mit 6:5 Punkten, obwohl er bereits 6:1 geführt hatte.

Überglücklich schloß Trainer Franz Schmitt seinen Schützling Rifat Yildiz nach dem Duell in die Arme. "Das war phantastisch", meinte der pitschnasse Trainer. "Rifat bewies, in welch toller Form er sich befindet." Das Duell gegen Ignatenko war eigentlich "das vorweggenommene Finale", so Bundestrainer Lothar Ruch, der aber noch keinen Gedanken an Gold verschwenden möchte. "In Rifats Pool stehen auch Ex-Weltmeister Mourier und Olympiasieger Sike, die müssen erst einmal besiegt werden." Maik Bullmann hatte nur sehr schwache Gegner in dem Ägypter Ramadan und dem Tunesier Nauar.

Für eine große Überraschung sorgte im Papiergewicht der Bruder von Rifat Yildiz, Fuat, der am Mittwoch um den Gruppensieg gegen den zweimaligen Olympiasieger Vicenzo Maenza kämpft, nachdem der Perser Resa Simkhah wegen Übergewicht aus dem Wettbewerb ausgeschieden ist. Für Fuat Yildiz ist selbst bei einer Niederlage gegen Maenza der Kampf um Bronze schon jetzt sicher. Der deutsche Federgewichtler Mario Büttner aus Goldbach wird nach seiner 0:4-Niederlage gegen den GUS-Favoriten Sergej Martynow keine Rolle in der 62- kg-Klasse spielen.

Die Entscheidung in der 52-kg-Klasse war die spannendste überhaupt. Eine Sekunde vor Schluß führte der Europameister Alfred Ter-Mkrtytschan (GUS), ehe dem Norweger Rönningen eine Zweier-Wertung und damit der 2:1-Punktsieg gelang. Attila Repka aus Ungarn, als technisch bester Ringer gelobt, gewann in der Verlängerung gegen den gleichwertigen Islam Dugoziew (GUS). sid/dpa

TENNIS

Herren-Einzel, 1. Runde: Becker (Leimen/Nr. 5) - Ruud (Norwegen) 3:6, 7:6 (7:2), 5:7, 7:6 (7:2), 6:3, Courier (USA/Nr.1) - Krishnan (Indien) 6:2, 4:6, 6:1, 6:4, Ivanisevic (Kroatien/Nr.4) - Mota (Portugal) 6:2, 6:2, 6:7, 4:6, 6:3, Forget (Frankreich/Nr.7) - Caratti (Italien) 6:3, 6:4, 6:2, Larsson (Schweden) - Skoff (Österreich) 6:2, 6:2, 6:3, Ferreira (Südafrika) - Van Rensburg (Südafrika) 7:5, 6:2, 2:6, 6:4, Rosset (Schweiz) - Alami (Marokko) 6:2, 4:6, 2:1, Aufgabe Alami, Sznajder (Kanada) - Wijaya (Indonesien) 6:2, 6:4, 7:5, Frana (Argentinien) - Arraya (Peru) 6:2, 6:0, 6:7 (3:7), 6:7 (3:7), 6:2, Camporese (Italien) - Rios (Puerto Rico) 6:2, 6:2, 6:0, El Aynaoui (Marokko) - Wilkinson (Großbritannien) 6:4, 6:1, 7:5.

Frauen-Einzel, 1. Runde: Graf (Brühl/Nr. 1) - Novello (Mexiko) 6:1, 6:1, Maleewa (Bulgarien/Nr. 8) - Sawtschenko (Lettland) 7:6, 6:2, Zwerewa (GUS) - Novotna (CSFR/Nr.9) 6:1, 6:0, Hy (Kanada) - Randriantefy (Madagaskar) 6:2, 6:2, Provis (Australien) - Piccoloni (Italien) 6:1, 6:0, Reggi (Italien) - Byrne (Australien) 6:4, 7:6 (7:2), Joe Fernandez (USA) - Chen (China) 6:2, 6:3, Schultz (Niederlande) - LI (China) 7:5, 6:7, 6:4, Date (Japan) - Simpson- Alter (Kanada) 7:5, 6:1, Smith (Großbritannien) - Gomer (Großbritannien) 2:6, 6:3, 6:1, Reggi (Italien) - Byrne (Australien) 6:4, 7:6, Gavaldon (Mexiko) - Lindqvist (Schweden) 6:4, 6:3.

GEWICHTHEBEN

Klasse bis 60 kg, Finale: 1. Suleymanoglu (Türkei) 320,0 kg (Reißen 142,5/Stoßen 177,5), 2. Peschalow (Bulgarien) 305,0 (137,5/167,5), 3. He (China) 295,0 (130,0/165,0) 4. Terziski (Bulgarien) 295,0 (130,0/165,0), 5. Leonidis (Griechenland) 295,0 (132,5/162,5), 6. Ro (Südkorea) 287,5 (1227,5/160,0), 7. Czanka (Ungarn) 285,0 (127,5/157,5), 8. Li (Südkorea) 280,0 (130,0/150,0).

RINGEN

Griechisch-römisch, Klasse bis 52 kg: 1. Rönningen (Norwegen), 2. Ter-Mkrtytschan (GUS), 3. Min Kyung (Korea), 4. Sheldon (USA), 5. Tzenov (Bulgarien), 6. Rebegea (Rumänien), 7. Kamesaki (Finnland), 8. Risvanovic (Serbien/Montenegro). Griechisch-römisch, Klasse bis 68 kg: 1: Repka (Ungarn), 2. Dugutschijew (GUS), 3. Smith (USA) 4. Rodriguez (Kuba), 5. Yalouz (Frankreich) 6. Chamangoli (Iran), 7. Wolny (Polen), 8. Yeats (Kanada). - Nach der 3. Runde ausgeschieden: Claudio Passarelli (Schifferstadt).

Griechisch-römisch, Klasse bis 100 kg: 1. Milian (Kuba), 2. Koslowski (USA), 3. Demjaschkijewitsch (GUS) 4. Wronski (Polen), 5. Steinbach (Wiesental), 6. Ieremciuc (Rumänien), 7. Song (Südkorea), 8. Nottny (Ungarn).

Pythagoras durfte mit Sieg rechnen

Einen sicheren Sieg feierte Pythagoras mit Gerhard Biendl im Sulky beim Großen Preis von Ruhleben über 2000 Meter im Rahmen der Derby-Woche auf der Trabrennbahn in Berlin-Karlshorst.

Kunstturnen Deutsche Mädchen stürzten auf Rang neun

Den deutschen Kunstturnerinnen ist das ganz große Debakel noch einmal erspart geblieben. Trotz einer speziell am Stufenbarren indiskutablen Leistung verbesserte sich die Riege des Deutschen Turnerbundes (DTB) dank eines völligen Absturzes der Bulgarinnen vom zehnten Platz nach der Pflicht auf Rang neun in der Kür. Damit wurde zumindest das Resultat der Weltmeisterschaften 1991 in Indianapolis um einen Platz übertroffen. Dennoch: "Ich kann mir diesen Einbruch nicht erklären", meinte Bundestrainer Wolfgang Bohner ratlos. "Der neunte Rang ist wahrlich nicht unser erhofftes Ziel."

Nach dem ersten Gerät hatte es nach einer noch böseren Schlappe für Bohners Schützlinge ausgesehen. Am Stufenbarren gab es gleich fünf Stürze, die deutsche Riege fiel auf den zwölften und letzten Platz zurück. Auch am Schwebebalken und am Boden konnte das DTB-Sextett nicht überzeugen. Erst eine gute Abschlußleistung beim Pferdsprung rettete die insgesamt dennoch unbefriedigende Bilanz der Turnerinnen.

Der etwas ratlos wirkende Bohner ("Dabei hatten wir uns am Balken so gut eingeturnt") suchte Trost beim Abschneiden an den übrigen Geräten: "Dort haben wir gezeigt, daß wir turnen können."

Die deutsche Mannschaft profitierte letztendlich davon, daß sich auch die Konkurrentinnen aus Frankreich, Kanada und Nordkorea viele schwere Patzer leisteten. Dennoch war die Vorstellung der Mannschaft nach zum Teil guten Leistungen in der Vorbereitungsphase fast unerklärlich schwach. "Es ist ein Wunder", meinte der frühere Reck-Weltmeister Eberhard Gienger, "daß mit dieser Vorstellung überhaupt der neunte Platz gehalten werden konnte."

Einziger Lichtblick war Kathleen Stark aus Rostock. Die 16 Jahre alte Mecklenburgerin hatte zwar ebenfalls Probleme am Schwebebalken ("Dort habe ich gewaltig gezittert"), kam jedoch ansonsten weitgehend fehlerfrei durch ihr Kürprogramm. Stark wahrte als einzige deutsche Athletin mit 77,797 Punkten und Rang drei im Zwischenklassement ihre Chance auf das Erreichen des Mehrkampffinales der besten 36 am Donnerstag. "Darauf mache ich mir Hoffnungen", verkündete sie.

Bayern München kommt in Form

Rund drei Wochen vor dem Start der Fußball-Bundesliga schießt sich der FC Bayern München ein. Der deutsche Rekordmeister gewann ein Testspiel im Trainingslager in Kaltern gegen eine einheimische Auswahl 10:1 (4:1).

Mönchengladbach in Schußlaune

Fußball-Bundesligisten Borussia Mönchengladbach gewann ein Testspiel beim Bezirksligisten SV Drochtersen/Assel 13:1 (6:0).

TENNIS

Männer-Einzel, 1. Runde, u.a.: Stich (Elmshorn) - Fromberg (Australien) 6:3, 3:6, 6:1, 3:6, 6:3, Tschesnokow (GUS) - Edberg (Schweden) 6:0, 6:4, 6:4, Sampras (USA) - Masur (Australien) 6:1, 7:6 (7:4), 6:4, Bruguera (Spanien) - Castle (Großbritanien) 6:1, 6:2, 6:3. - 2. Runde, u.a.: Courier (USA) - Bloom (Israel) 6:2, 6:0, 6:0, Larsson (Schweden) - Forget (Frankreich) 6:3, 6:3, 6:1.

Frauen-Einzel, 1. Runde, u.a.: Huber (Heidelberg) - Sawamatsu (Japan) 6:0, 6:2. - 2. Runde, u.a.: Graf (Brühl) - Schultz (Niederlande) 6:1, 6:0, Zwerewa (GUS) - Smith (Großbritannien) 6:1, 6:2.

SEGELFLIEGEN

DEUTSCHE MEISTERSCHAFTEN der Frauen und der Doppelsitzer in Kirchheim/Teck: Tageswertung, Clubklasse: 1. Arndt (Klix) 357,3 Punkte, 2. Pinkert (Suhl) 316,0, 3. Kothrade (Leonberg) 159,5.

Gesamtstand nach vier Wertungstagen: 1. Arndt 1213,2 Punkte, 2. Geyer (Wiesbaden) 679,0, 3. Casper (Pfinzgau) 655,7

Standardklasse, Tageswertung: 1. Schaich (Stuttgart) 651,2 Punkte, 2. Lauer (Manching) 636,7, 3, Keck (Bad Nauheim) und Keim (Sindelfingen) beide 623,4

Gesamtstand nach vier Wertungstagen: 1. Schaich 1779,9 Punkte, 2. Keim 1.663,1, 3. Goeke (Dinslaken) 1.463,5

15-m-Rennklasse, Tageswertung: keine Pilotin kam in die Wertung, da die Tagesaufgabe nicht erfüllt werden konnte.

Gesamtstand nach drei Wertungstagen: Weinreich (Bad Homburg) 433,5 Punkte, 2. König (Schramberg/Singen) 429,1, 3. Mayer (Vaihingen) 311,9

Doppelsitzer, Zielrückkehrflug nach Marburg über 191,1 km: 1. Paul (Darmstadt) 425,1 Punkte, 2. Zerbin (Leverkusen) 406,6, 3. Kölle (Geislingen) 406,4

Gesamtstand nach vier Wertungsflügen: 1. Tesch (Hamburg) 1322,1 Punkte, 2. Kropp (Weser Fluggemeinschaft) 1305,7, 3. Höhne (Leverkusen) 1.259,2, 4. Zerbin 1.246,9, 5. Balz (Kirchheim/Teck) 1.246,4. TENNIS EINLADUNGSTURNIER in Brookline/Massachusetts (250 000 Dollar), Einzel, 1. Runde: Borg (Schweden) - Bezecny (USA) 6:3, 6:4.

INTERNATIONALES TURNIER der Männer in San Marino (260 000 Dollar), Einzel, 1. Runde: Mezzadri (Schweden) - Rikl (CSFR) 6:3, 6:4.

Lundgren verliert gegen Außenseiter

Schon in der Auftaktrunde des mit 250 000 Dollar dotierten Tennis-Einladungsturniers in Brookline ist der Schwede Peter Lundgren 6:2, 3:6 und 2:6 an dem Südafrikaner D.J. Bosse gescheitert.

20 Millionen für Maracana-Renovierung

Die größte Fußballarena der Welt, das Maracana-Stadion in Rio de Janeiro, muß nach seiner Schließung durch einen Kostenaufwand von rund 20 Millionen Mark renoviert werden.

Turnen Frauen und Männer zeigten Schwächen

Den deutschen Kunstturnerinnen ist das ganz große Debakel noch einmal erspart geblieben. Trotz einer speziell am Stufenbarren indiskutablen Leistung konnte die Riege des Deutschen Turnerbundes (DTB) ihren zehnten Platz nach der Pflicht in der Kür erfolgreich verteidigen. Damit wurde zumindest das Resultat der Weltmeisterschaften 1991 in Indianapolis wiederholt.

Nach dem ersten Gerät hatte es nach einer noch böseren Schlappe für die Schützlinge von Cheftrainer Wolfgang Bohner ausgesehen. Am Stufenbarren gab es gleich fünf Stürze, die deutsche Riege fiel auf den zwölften und letzten Platz zurück. Auch am Schwebebalken und am Boden konnte das DTB-Sextett nicht überzeugen. Erst eine gute Abschlußleistung beim Pferdsprung rettete die insgesamt dennoch unbefriedigende Bilanz der Turnerinnen.

Die deutsche Mannschaft profitierte letztendlich davon, daß sich auch die Konkurrentinnen aus Frankreich, Kanada und Nordkorea viele schwere Patzer leisteten. Einziger Lichtblick war Kathleen Stark aus Rostock. Die 16 Jahre alte Mecklenburgerin hatte zwar ebenfalls Probleme am Schwebebalken, kam jedoch ansonsten weitgehend fehlerfrei durch ihr Kürprogramm und wahrte als einzige deutsche Athletin mit 77,797 Punkten und Rang drei im Zwischenklassement ihre Chance auf das Erreichen des Mehrkampffinales der besten 36 am Donnerstag.

Bei den Männern war nach der Pflicht der Katzenjammer groß: "In der Kür klotzen wir noch mal richtig ran." Doch die Chance der Turner, am heutigen Mittwoch nach 1964 die zweite (gesamt-)deutsche Medaille im Mannschafts-Wettbewerb zu gewinnen, ist äußerst gering.

Der Grund: Mit Mario Franke (9,050), Sylvio Kroll (9,075) und Sven Tippelt (9,250) konnten gleich drei Routiniers aus der deutschen Mannschaft das Seitpferd nicht zähmen, statt hochgerechneter 48,60 standen nur 47,025 Punkte zu Buche. Die Folge: 287,925 Zähler langten nicht zum erhofften dritten, sondern nur zum eigentlich enttäuschenden vierten Platz.

Der Rückstand zu den drittplazierten Japanern betrug zur "Halbzeit" 1,450, zu den davor rangierenden Chinesen bereits 2,100 und zu der führenden GUS-Riege schon 2,625 Punkte. "Im letzten Jahr hat uns die Mannschaft schlechte Vorbereitung vorgehalten, aber gut geturnt. Diesmal wurde nach optimaler Vorbereitung schlecht geturnt." Der Kommentar von Eduard Friedrich, Sportdirektor des Deutschen Turnerbundes (DTB), traf den Nagel auf den Kopf.

"Wenn uns die anderen nicht helfen, kommen wir nicht mehr aufs Treppchen", sagte auch Bundestrainer Franz Heinlein. Er fand keine Erklärung für das Versagen am Seitpferd, an dem es zuletzt nur Erfolge gegeben hatte.

"Bei der WM '91 haben wir auch einen ,Hänger' gehabt, der dann als Streichnote herausfiel, aber drei solche Dinger kann man nicht kompensieren. Die haben uns wohl 1,5 Punkte gekostet, und die fehlen uns nun im Kampf um die Medaillen", war auch Meister Andreas Wecker enttäuscht. dpa

Military Deutsche Equipe nach Dressur auf Platz zwei

Deutschlands Military-Reiter liegen nach der Dressur auf Platz zwei. Matthias Baumann, dreimaliger deutscher Titelträger und Team-Olympiasieger aus dem bayrischen Reichertsheim, ritt seinen Westfalen Alabaster mit 43,80 Punkten an die Spitze der 82 Starter. In der Mannschaftswertung liegt die Equipe mit Baumann, Cord Mysegaes (Delmenhorst) auf Ricardo, Ralf Ehrenbrink (Warendorf) auf Kildare und Herbert Blöcker (Elsmhorn) auf Feine Dame mit 148,0 Punkten knapp hinter Großbritannien (136,0). Dritter ist Frankreich (162,80).

Hinter Baumann plazierten sich in der Einzelwertung der Brite Ian Stark (44,2) auf Murphy und dessen Teamkameradin Karen Dixon auf Get Smart (44,6). Fünfter ist Mark Todd (Neuseeland) auf Welton Greylag (47,4). Die Vorentscheidung fällt am Mittwoch beim Geländeritt. Die Strecke wurde nach Protesten wesentlich entschärft. sid

Handballmannschaft fällt in dunkle Zeiten zurück Honoratioren tief geschockt Andresen: "Blinde Passagiere" / Zuckerbrot oder Peitsche?

Dieser schwere Rückfall in erfolglose Zeiten der deutschen Handball-Nationalmannschaft hat nicht nur bei Bundestrainer Horst Bredemeier depressive Gedanken ausgelöst. "Jetzt ist die andere Seite des Trainers gefordert. Es gibt keine Erklärung und Entschuldigung für dieses Debakel." Die gellenden Pfiffe der 3500 Zuschauer im Palau Granollers nach dem 15:25 gegen die GUS zum Auftakt des olympischen Turniers waren der gerechte Lohn für eine peinliche Vorstellung der Deutschen.

Auf diese Art und Weise ist zuletzt 1989 eine DHB-Auswahl beim Abstieg in die Drittklassigkeit aus der Halle gejagt worden. Wehrlos, müde. Ohne ein Zeichen des Widerstandes gegen die eigene Schwäche. Unfähig, zu reagieren. "Das ist eine Demütigung." NOK-Chef Willi Daume, Ehrenpräsident des Deutschen Handball-Bundes (DHB), war ebenso schokkiert wie Rolf Andresen, Leitender Direktor des Bundesausschusses Leistungssport (BA-L): "Ich habe selten ein Team so ideenlos spielen sehen. Das waren blinde Passagiere."

Sicher ist es zu früh, die DHB-Auswahl schon nach einem "black out" abzuschreiben. Bredemeiers Aufgabe als Psychologe ist aber mehr denn je gefordert. "Wir müssen unter allen Umständen gewinnen, egal wie." Am Mittwoch steht gegen Rekord-Weltmeister Rumänien das Schlüsselspiel auf dem Programm. Eine weitere Niederlage wäre schon der Abgesang.

"Ich bin geschockt, aber wir stecken den Kopf noch lange nicht in den Sand. Wir haben in den nächsten Spielen die Chance, noch alles wiedergutzumachen." Team-Manager Heinz Jacobsen, der 1978 zusammen mit Vlado Stenzel das DHB- Team zur Weltmeisterschaft führte, war ebenfall sprachlos. "Es ist einfach rätselhaft, daß einer wie Volker Zerbe hier kein Bein auf den Boden bekommt."

Bredemeier hat dem 24jährigen Bankkaufmann Führungsqualitäten zugesprochen, die der intelligente Riese in 60 Minuten nie nachweisen konnte. Kein Tor, kaum ein gelungenes Anspiel. Kapitän Stephan Hauck hatte als einer der wenigen nach dem Spiel den Mut, Rede und Antwort zu stehen. "Ich bin enttäuscht, weil nicht nur die Jungen, sondern auch die Alten voll versagt haben." Die anderen verkrochen sich.

Gefährlich ist die Situation vor dem Spiel gegen Rumänien, weil sich der Druck bis Mittwoch nur noch mehr aufbaut. "Wir sind eine Mannschaft, die keinen herausragenden Einzelkönner oder Star hat." Die Frage ist, welche Seite des Trainers Bredemeier nun herauskehren will, um sich aus dieser schwierigen Situation zu retten. Zuckerbrot oder Peitsche? dpa

Überraschung in den Ruder-Vorläufen Der Achter nur Zweiter Niederlage des Flaggschiffs dämpfte deutschen Siegesjubel

Die erste Niederlage des Deutschland- Achters gegen Rumänien beim zehnten Saisonstart dämpfte am Dienstag den allgemeinen Siegesjubel um die deutschen Ruderboote am Banyoles-See im Nordwesten von Barcelona. Das Flaggschiff der deutschen Ruder-Flotte qualifizierte sich zwar ebenso wie weitere zwölf von 14 Booten für das Halbfinale, doch den Nymbus der Unbesiegbarkeit sind die Schützlinge von Bundestrainer Ralf Holtmeyer los.

Vor 5000 Zuschauern hätte dem Parade-Boot aus Dortmund allerdings auch schon ein dritter Platz zur Qualifikation gereicht. Doch vorgesehen war keineswegs, bei der halben Distanz 2,46 Sekunden und im Ziel 2,77 Sekunden oder eine gute Länge hinter den Rumänen zurückzubleiben. "So hatte ich mir das nicht vorgestellt", bekannte ein überaus enttäuschter Ralf Holtmeyer, während seine Ruder-Riesen zunächst überhaupt nicht zurück vom Wasser an den Steg kommen wollten. Erstmals seit dem 26. Mai 1991 waren sie besiegt worden. Holtmeyer dementierte denn auch gleich, die völlig überraschende Niederlage um eine ganze Länge habe etwas mit Taktik zu tun gehabt. "Wir wollten gewinnen, wie immer. Doch schon am Start haben wir den entscheidenden Fehler gemacht. Die Rumänen haben uns glatt überspurtet", so die Einschätzung von Holtmeyer. Noch viel gewichtiger ist seine Prognose: "Wenn sie noch zwei solche starke Rennen fahren, gewinnen sie Gold." Unsicherheit ist eingekehrt in das Parade-Boot, das als sicherer Gold-Kandidat gehandelt wurde.

Mit dieser und einer weiteren Ausnahme stand auch der zweite Vorlauftag ganz im Zeichen der deutschen Boote. Während sich der Achter trotz seines zweiten Platzes den Hoffnungslauf ersparte, muß der Rostocker Zweier mit Thomas Woddow/Michael Peters/Stm. Peter Thiede am Mittwoch abend eine Extraschicht einlegen. Platz vier hinter Großbritannien, Rumänien und Kuba in einem schnellen Rennen, in dem nur das erste Boot weiterkam, reichte nicht aus.

So verbuchte die Bilanz am Ende der Vorläufe in allen 14 Klassen neun deutsche Siege, davon drei in den sieben Rennen des Dienstags. Vier Boote - Männer Vierer mit sowie Frauen-Vierer, Doppelvierer und Achter - stehen bereits in den Finals am Wochenende, die weiteren neun werden erst in den Halbfinals am Donnerstag und Freitag zum ersten Mal gefordert. "Auch der Schönheitsfleck auf unserer sonst weißen Weste schmälert unsere sonst eindrucksvolle Leistung nicht", bilanzierte Mannschaftsleiter Peter-Michael Kolbe.

Der Vierer ohne Steuermann (Leistungszentrum Dortmund), dem Platz drei hinter Weltmeister Australien und den Niederlanden ausreichte, und der Doppelvierer aus Hamburg, Halle, Leverkusen und Magdeburg mit einem glatten Sieg vor Italien und der GUS lösten bei den Männern ihre Pflichtaufgaben. Von den drei am Dienstag beschäftigten Frauen-Booten mußte nur der Achter hart um die Finalteilnahme kämpfen. Erst auf dem letzten Strecken-Abschnitt entschied sich der Sieg und die damit verbundene direkte Final-Teilnahme gegen das lange führende Boot aus der GUS.

Während der Doppel-Vierer aus Leipzig/Berlin/Karlsruhe allein weit vor dem Feld seiner absoluten Favoritenrolle eindrucksvoll gerecht wurde, gab sich Weltcupsiegerin Beate Schramm (Berlin) mit dem für das Halbfinale ausreichenden dritten Platz zufrieden. Erstaunlich, daß Weltmeisterin Silken Laumann (Kanada), bei einer Boots-Kollision in Essen im Mai schwer verletzt und mehrfach operiert, auch nach der langen Pause und mit einer Stützschiene am rechten Oberschenkel ins Halbfinale gelangte. dpa

Asiaten als Medaillensammler Selbst in China ist Gold auch Geld wert

Yong Zhuang darf noch einmal jubeln. Auf die bullige, 19jährige erste Schwimm-Olympiasiegerin von Barcelona wartet in ihrer Heimatstadt Schanghai als Morgengabe eine Vier-Zimmer-Wohnung, eine Kostbarkeit im "Reich der Mitte". China, eine der letzten sozialistischen Medaillenschmieden des Sports, legt die letzte Prüderie ab.

2500 Dollar zahlte die Pekinger Regierung 1988 jedem seiner fünf Olympiasieger - 70 Monatsgehälter eines Arbeiters. Diesmal können die Erfolgreichen viel mehr erwarten, sagte der Vize-Sportminister Yuan Weimin, denn "es ist nur selbstverständlich, daß wir ihnen einen angemessenen Ausgleich für ihre harte Arbeit und ihr hartes Training geben". Von 10 000 Dollar in bar sowie Geschenken und Privilegien im Gesamtwert von 70 000 Dollar ist die Rede.

Mit zehn Medaillen hatten die Chinesen nach den 21 Entscheidungen der beiden ersten Olympia-Tage so viele gesammelt wie die USA. Zählt man die drei japanischen sowie zwei koreanischen Medaillen sowie das Bronze des mongolischen Gewichthebers Munkhbayar dazu, hatte Asien fast ein Drittel aller Plätze auf dem Siegertreppchen besetzt.

Der Koloß erwacht - und steht zugleich vor der Nagelprobe. 1984 in Los Angeles wurden die insgesamt 84 Medaillen für China (32), Südkorea (20) und Japan (22) vom Boykott der Sowjetunion begünstigt, vor vier Jahren (75) beflügelte der Austragungsort Seoul vor allem die Südkoreaner (33) als erfolgreichstes Land vor China (28) und Japan (14).

Diesmal sind alle Länder dabei, dazu muß die Bewährung und Bestätigung des Aufschwungs außerhalb des gewohnten Lebens- und Kulturbereichs erfolgen.

Kein Wunder, daß Hunang Ping noch skeptisch ist. "Wir haben immer gut angefangen", sagt der Redakteur der chinesischen Nachrichten-Agentur Xinhua und verweist auf den Schützen Xu Haifen, den ersten Sieger in Los Angeles.

Das bisher glänzende Abschneiden sei auch deshalb keine Überraschung, weil "wir mit den Schwimmern, Wasserspringern und Judoka unsere besten Chancen in den ersten Olympia-Tagen haben".

Acht bis zehn Goldmedaillen - das ist die offizielle Lesart der Pekinger Erwartungen. Doch Hunang Ping gibt die Zahl mit einem Gesichtsausdruck preis, der keinen Zweifel daran läßt, daß dies nicht dem Soll entspräche und eine Enttäuschung wäre wie die fünf Olympiasiege vor vier Jahren in Seoul.

Yong Zhuang, Judo-Kämpferin Xiaoyan Zhuang und Turmspringerin Mingxia Fu, mit 14 Jahren und elf Monaten die jüngsten im 251köpfigen China-Team, dürfen also nur der Anfang sein angesichts einer aufwendigen Vorbereitung, in der Geld ebenso keine Rolle zu spielen schien wie möglicherweise "unterstützende Maßnahmen" im Training ohne störende Doping-Kontrollen.

Die ins Auge stechenden olympischen Anfangserfolge der großen Drei Asiens können allerdings nicht überdecken, daß die anderen im Abseits stehen.

Für die meisten Entwicklungsländer des größten Kontinents wird auch Barcelona das Olympia seines Neuentdeckers Pierre de Coubertin bleiben: Teilnahme ist wichtiger als siegen. dpa

Moderner Fünfkampf Medaillentraum beim Hitzelauf zerronnen

Unter der sengenden Mittagssonne von Barcelona verglühten die vagen Medaillenchancen von Deutschlands modernen Fünfkämpfern. Bei extremen Bedingungen fiel das Team von Bundestrainer Mike de Vries im 4000 m-Geländelauf am Dienstag auf den neunten Platz in der Teamwertung zurück. 12 527 Punkte stehen vor dem Reiten zu Buche. Um Olympia-Gold kämpfen am Mittwoch die GUS (13 168), Polen (12 996) und Titelverteidiger Ungarn (12 981). Erster Anwärter auf den Einzelsieg ist Eduard Zenowka (GUS) mit 4625 Punkten.

"Uli Czermak und Dirk Knappheide haben ihr Soll erfüllt. Dagegen erbrachte Pawel Olszewski nicht die abzurufende Leistung", beurteilte de Vries die Leistung seines Trios. Der deutsche Meister Czermak bewältigte bei mehr als 30 Grad die anspruchsvollen vier Kilometer im Gelände am Olympia-Stadion in 13:26,6 Minuten auf Rang 21. dpa

Enttäuschung bei den Hockeyspielerinnen Verhinderte Matchwinnerin Franziska Hentschel weinte / Unentschieden gegen Spanien

Franziska Hentschel weinte hemmungslos. Mit feuchten Augen und leerem Blick drehte die deutsche Hockey- Nationalspielerin nach dem 2:2 (2:1) zum Olympia-Auftakt gegen Spanien ihre Auslauf-Runden.

Die Enttäuschung über den nach einer scheinbar sicheren 2:0-Führung unnötig aus der Hand gegebenen Auftaktsieg saß bei allen Spielerinnen tief. Immerhin ist nun die Teilnahme am olympischen Halbfinale gefährdet. Die tiefsten Spuren hinterließ sie aber ausgerechnet bei jener Spielerin, die mit ihren beiden Toren den Teilerfolg letztlich fast im Alleingang sicherte.

"Ich war einfach furchtbar sauer", sagte die verhinderte Matchwinnerin, als sich die erste Frustration über das Unentschieden gelegt hatte, "eigentlich hatten wir die Spanierinnen doch sicher im Griff".

Aber nur bis zum 1:2-Anschlußtor Sekunden vor der Pausensirene, danach lagen die Nerven blank. So war Bundestrainer Rüdiger Hänel froh, daß bei dem schwerfälligen Aufgalopp neben Torhüterin Susi Wollschläger zumindest auch auf seine Torjägerin hundertprozentiger Verlaß war. Dabei werden gerade ihr schon öfter mal Nerven nachgesagt, insbesondere in Spielen, auf die es besonders ankommt.

"Sie hat ihre Aufgabe absolut erfüllt. Wir hatten lange Probleme bei Strafekken, sie hat unsere Ecken-Taktik mit ausgearbeitet und heute fast optimal getroffen", sagte der Coach über die 22jährige "Franzi", deren Trefferquote mit 51 Toren in 63 Länderspielen im internationalen Frauen-Hockey unerreicht ist.

"Wir haben uns zwar selbst in Zugzwang gebracht, aber in den Spielen gegen Australien und Kanada noch immer gute Aussichten, ins Halbfinale zu kommen", sagte die Medizin-Studentin schon wieder mit dem für sie typischen Lächeln im Gesicht. Auch Hänel bleibt Optimist und stellt sich vor sein stark verjüngtes Team: "Der Schnitt, den wir nach dem enttäuschenden fünften Platz 1988 in Seoul gemacht haben, war richtig. Wir können und wollen ihn nicht zurücknehmen."

Der 34jährige weiß, daß es in der Endabrechnung wahrscheinlich auf jedes Tor ankommt und gab die Parole aus: "Wir müssen in beiden Spielen sehr aufopferungsvoll kämpfen und zusehen, daß wir gegen Australien so glimpflich wie möglich wegkommen und gegen Kanada so hoch wie möglich gewinnen." dpa

Skeet- und Luftgewehrwettbewerbe Chinesin Shan Zhang schoß den Vogel ab

Dem Bronze-Tag durch Johann Riederer folgte der Tag der deutschen Enttäuschungen. Zunächst verfehlte beim olympischen Schützen-Turnier der 35 Jahre alte Bernhard Hochwald das Skeet- Finale, in dem die Chinesin Shan Zhang mit 223 Treffern als erste Frau alle Männer düpierte und Gold gewann vor dem Peruaner Juan Giha (222) und dem Italiener Bruno Rosetti (222), überaus deutlich. Anschließend setzte auch das Luftpistolen-Duo Hans-Jürgen Neumaier aus Buchbach und Gernot Eder aus Frankfurt/Oder seine Schüsse zu ungenau und mußte bereits nach dem Vorkampf die Segel streichen. Luftpistolen- Olympiasieger wurde der Chinese Yifu Wang (684,8), der sich nach einem spannenden Finale gegen den GUS-Schützen Sergej Pyjianow (684,1) durchsetzte. Durch einen verpatzten letzten Schuß rutschte der bis dahin führende Rumäne Sorin Babii (684,1) noch auf den dritten Platz ab.

"Das ist schon bitter", konnte Skeet- Spezialist Hochwald seinen Frust nach dem Halbfinale auf der Schießanlage in Mollet del Valles nicht verbergen. "Im dritten Anlauf wollte ich endlich eine Medaille, wenn möglich Gold."

Der Weltmeister von 1985 hatte keine schlechte Gesellschaft, denn bereits eine Runde früher war das Aus für den Leipziger Axel Wegner gekommen, der sich vor vier Jahren Gold umhängen konnte.

Allerdings wird die 30 km von Barcelona entfernt gelegene Anlage nicht von allen Schützen geliebt, denn durch ihre optimalen Bedingungen hat sie keinerlei selektiven Charakter. "Die Anforderungen sind nicht sonderlich hoch", verdeutlichte Hochwald sein Unbehagen.

Überhaupt nicht daneben schoß die 24 Jahre alte Chinesin Shang Zhang, die bis zum Halbfinale alle 200 Wurfscheiben vom Himmel holte und damit den Weltrekord einstellte.

Im deutschen Lager ist man sich sicher, noch nicht alles Pulver verschossen zu haben. "Der dritte Platz von Johann Riederer hat den Druck genommen, endlich eine Medaille holen zu müssen", meinte Heiner Gabelmann, Sportdirektor des Deutschen Schützen-Bundes (DSB), in einer Zwischenbilanz. "Wir haben noch ein paar Eisen im Feuer." dpa

Nach Doping-Probe vergessen Uli Czermak irrte durch die Nacht

Das olympische Organisationschaos bei den Modernen Fünfkämpfern treibt seltsame Blüten. Beim Pistolenschießen am Montag abend im Vorort Mollet des Valles wurde der Deutsche Meister Uli Czermak (München), der zur Doping-Probe mußte, einfach vergessen. Während der Bus mit Athleten und Offiziellen bereits unterwegs war, suchten Czermak, Sportwart Peter Kroner und der im Zwischenklassement führende Eduard Zenowka (GUS) eine Stunde verzweifelt nach einer Fahrgelegenheit. Schließlich fand sich ein Bus, der das Trio nach zahlreichen Irrungen durch die Nacht in das Olympische Dorf chauffierte. Ankunft: 23.45 Uhr.

Ein schwacher Trost: Auch der offizielle Bus hatte sich verfahren und erst verspätet die Unterkunft erreicht. dpa

Volleyball US-Boys protestieren auf Protest mit Glatzen

Die US-amerikanischen Volleyball- Stars haben sich nach der Niederlage am grünen Tisch gegen Japan, der ersten bei Olympia seit 1976, aus Protest eine Glatze rasiert. Der Fünf-Satz-Sieg gegen Japan war in eine Niederlage umgewandelt worden, weil die Schiedsrichter den USA nach zwei Verwarnungen für Samuelson nicht - wie vorgeschrieben - einen Punkt abgezogen hatten. Der Strafpunkt hätte Japan den Sieg gebracht.

"Ein Skandal", so Samuelson, "das war Ermessens-Sache des Schiedsrichters." Aber das Regel-Komitee hat entschieden, mit 23:0-Stimmen. Die Amerikaner vermuten hinter dem Urteil Schiebung. Volleyball-Präsident Acosta selbst hatte auf dem FIVB-Weltkongreß zugegeben, daß die Japaner einen großen Teil der FIVB-Rechnungen bezahlen. "Jeder weiß, daß Volleyball von der japanischen Computerfirma NEC kontrolliert wird", sagte ein FIVB-Funktionär. dpa

TENNIS

1. Runde, Männer, Einzel: Alami (Marokko) - Rosset (Frankreich) 2:6, 6:4, 1:2 Aufgabe Alami, van Rensburg (Südafrika) - Ferreira (Südafrika) 5:7, 2:6, 6:2, 4:6, (Schweden) - Skoff (Österreich) 6:2, 6:2, 6:3, Becker (Leimen) - Ruud (Norwegen) 3:6, 7:6, 5:7, 7:6 (7:2), 6:3, Caratti (Italien) - Forget (Frankreich) 3:6, 4:6, 2:6. Sznajder (Kanada) - Wiljaya (Indonesien) 6:2, 6:4, 7:5.

1. Runde, Frauen, Einzel: Graf (Brühl) - Novelo (Mexiko) 6:1, 6:1, Provis (Australien) - Katia Piccolini (Italien) 6:1, 6:0, Hy (Kanada) - Randriantefty (Madagaska) 6:2, 6:1, Fernandez (USA) - Chen (China) 6:2, 6:3.

REITEN

Military, Stand nach der Dressur, Einzelwertung: 1. Baumann (München) mit Alabaster 43,80 Punkte, 2. Stark (Großbritannien) mit Himself 44,20, 3. Dixon (Großbritannien) mit Get Smart 44,60, 4. Thomson (Großbritannien) mit King William 47,20, 5. Todd (Neuseeland) mit Welton Greylag 47,40, . . . 12. Mysegaes (Delmenhorst) mit Ricardo 52,00, 13. Blöcker (Elmshorn) mit Feine Dame 52,20, 31. Ehrenbrink (Warendorf) mit Kildare 62,80

Mannschaftswertung: 1. Großbritannien 136,00, 2. Deutschland 148,00, 3. Frankreich 162,80, 4. Neuseeland 166,60, 5. Schweden 172,20, 6. Australien 172,80, 7. USA 178,00, 8. Italien 180,60.

Wasserspringen Albin Killat richtet Blick auf den Olymp

Hoch über den Dächern von Barcelona hat Albin Killat den Blick nach ganz oben zum Olymp gerichtet. Der 30 Jahre alte Wasserspringer aus München belegte am Dienstag bei der Ausscheidung für das Finale vom Drei-Meter-Brett mit 392,10 Punkten den dritten Platz und ist damit seiner ersten olympischen Medaille ein großes Stück näher gekommen. Auf der wunderschönen Anlage am Montjuic sprangen nur der chinesische Weltmeisterschafts-Zweite Liangde Tan (426,390) und der US-Amerikaner Mark Lenzi (409,11) besser als der dreimalige Europameister.

Der 20 Jahre alte Dresdener Jan Hempel, in diesem Jahr vierfacher Deutscher Meister, muß seine Hoffnungen dagegen ganz auf den Turmsprung-Wettbewerb richten. Er verpaßte mit 353,85 Punkten als 18. den Brett-Endkampf am Mittwoch, an dem zwölf der 32 angetretenen Springer teilnehmen dürfen. dpa

WASSERSPRINGEN

Kunstspringen/Männer, Vorkampf: 1. Tan (China) 426,39 Punkte, 2. Lenzi (USA) 409,11, 3. Killat (München) 392,10, 4. Stazenko (GUS) 388,26, 5. Mondragon (Mexiko) 384,45, 6. Sautin (GUS) 384,42, 7. Jongejans (Niederlande) 383,13, 8. Murphy (Australien) 381,33; nicht für das Finale qualifiziert: ...18. Jan Hempel (Dresden) 353,85

Ringen Für deutsches Trio liegt Gold auf der Matte

Die drei deutschen Ausnahme-Ringer im griechisch-römischen Stil sind auf olympischem Goldkurs. Der zweimalige Weltmeister im Bantamgewicht, Rifat Yildiz (Goldbach), besiegte am Dienstag in seinen Auftaktkämpfen den Kubaner William Lara mit 3:1 Punkten und Alexander Ignatenko (GUS) 6:5. Sein Vereinskollege Maik Bullmann deklassierte Moustafa Ramadan (Ägypten/5:0) und Mohamed Naouar (Tunesien/15:0). Mittelgewichts-Europameister Thomas Zander (Aalen) hat nach Erfolgen gegen Myung- Suk (Südkorea/5:2 nach Verlängerung) und Kontrahent Magnus Fredriksson (Schweden/1:0) ebenso eine weiße Weste.

Papiergewichtler Fuat Yildiz (Goldbach) hat bereits eines der beiden Finals erreicht. Zwar verlor der Leichteste des deutschen Teams gegen den Iraner Reza Simkhah 0:3. Doch dieser brachte beim anschließenden Wiegen nicht das geforderte Gewicht von 48 Kilogramm auf die Wage, woraufhin er disqualifiziert wurde. Yildiz muß heute in seinem letzten Poolkampf gegen Doppel-Olympiasieger Vincenzo Maenza (Italien) antreten. Bei einem Sieg stünde er im großen Finale.

Überglücklich schloß Trainer Franz Schmitt seinen Schützling Rifat Yildiz in die Arme. "Das war phantastisch", meinte der Trainer. "Schon gegen den Kubaner war eine Weltklasseleistung vonnöten. Gegen den Russen erst recht." dpa

Rückenspezialistin gewinnt 400 m Freistilschwimmen Sensationeller Sieg der Magdeburgerin Hase "Ein Wahnsinn" / Evans erstmals seit sechs Jahren besiegt

Freudentränen kullerten ihr übers Gesicht. Bei der Siegerehrung ließ Dagmar Hase, einen Stoffhasen im Arm, ihren Gefühlen freien Lauf. Mit dem Gewinn von Olympia-Gold über 400 m Freistil und dem Triumph über die seit sechs Jahren auf dieser Distanz ungeschlagenen Amerikanerin Janet Evans gelang der 22jährigen Magdeburgerin am Dienstag in Barcelona eine der größten Sensationen der Schwimm-Geschichte.

Fassungslos und ungläubig hatte die "große Blonde" immer wieder auf die Anzeigentafel im "Bernat Picornell"-Stadion geschaut, auf der die Zeit von 4:07,18 Minuten aufleuchtete. "Gold war für mich von vornherein eigentlich abgeschrieben an Janet. Ich wollte nur an ihr dranbleiben, um Silber zu sichern. Ein Wahnsinn, daß es Gold wurde", jubelte die als Rükken-Spezialistin geltende Dagmar Hase, nachdem sie ihre Sprache wiedergefunden hatte.

Die zweite Goldmedaille erkämpfte sich die 17jährige Ungarin Krisztina Egerszegi mit der neuen Jahresweltbestzeit von 1:00,68 Minuten über 100 m Rükken. Die Silbermedaille ging wie schon bei den Europameisterschaften 1991 in Athen an ihre Teamkameradin Tunde Szabo (1:01,14). Bronze gewann die Amerikanerin Lea Loveles (1:01,43). Krisztina Egerszegi ist in Barcelona die erste Doppel-Olympiasiegerin in Einzelwettbewerben.

Die Auszubildende zur Reisekauffrau, die über 400 m Freistil niemand auf der Rechnung hatte, verbesserte im Finale ihre persönliche Bestzeit aus dem Vorlauf am Vormittag (4:10,92) noch einmal um mehr als drei Sekunden. Eine Steigerung, die selbst Frauen-Bundestrainer Achim Jedamsky überraschte: "Ich wußte bisher nicht, daß sie so stark ist. Dagmar ist ein phantastisches Rennen geschwommen, hat sich von Janet Evans schön mitziehen lassen und im entscheidenden Moment zugeschlagen." Auf den letzten Metern wurden bei der Deutschen ungeahnte Kräfte frei. Sie schob sich an Janet Evans heran und an ihr vorbei. Für Frank Baltrusch, Dagmar Hases Trainer beim SC Magdeburg, war die Ausbootung von Klubkollegin Astrid Strauß durch den DSV Motivation für die Schwimmerin: "Sonst wäre sie nicht fünfeinhalb Sekunden unter ihrer Bestzeit geblieben."

Denn der Riesenerfolg von Daggi", wie sie im Mannschaftskreis gerufen wird, hing vor Olympia am seidenen Faden. Aus Solidarität mit Astrid Strauß wollte die 22jährige nicht mit ins Höhen-Trainingslager des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) fahren. Die Konsequenz wäre das Olympia-Aus gewesen. Nun hat sie nicht nur Gold über 400 m Freistil, sondern auch noch über 200 m Rücken, ihrer Spezialdisziplin, Chancen auf olympisches Edelmetall.

"Das ist eine große Überraschung", kommentierte der Präsident des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland (NOK), Willi Daume. "Und ein weiterer Beweis dafür, welch großartige Arbeit in Magdeburg geleistet wird." Magdeburg soll zu einem Zentrum des Schwimmsports in den neuen fünf Bundesländern ausgebaut werden.

In dem phantastischen 400-m-Finale belegte Kerstin Kielgaß in 4:11,52 Minuten den fünften Rang. Dagmar Hase machte die Enttäuschung der Vorläufe mehr als wett, in denen Nils Rudolph über 100 m Freistil ausschied. Ihm bleibt nur noch die Hoffnung auf den Sprint.

Über 100 m Freistil fügte Matt Biondi der Reihe von Enttäuschungen für das Team der USA eine weitere Ernüchterung hinzu. Der sechsfache Olympiasieger von Seoul belegte in 49,53 Sekunden - 1,11 Sekunden über seinem Weltrekord - nur den vierten Platz. Vielleicht war dies heute der erste Schritt zum Ende meiner großen Karriere", sagte Biondi deprimiert. Gold eroberte Europameister Alexander Popow in der Europarekord-Zeit von 49,02 Sekunden vor dem Brasilianer Gustavo Borges (49,40) und dem Franzosen Stephan Caron (49,50)

Der Münchner Christian Tröger, für den schon die Finalteilnahme ein großer Erfolg war, wurde in 49,84 Sekunden Siebter, Nils Rudolph (Hamburg/50,62) enttäuschender Zwölfter. dpa/sid

Gewichtheben Suleymanoglus Show mit Schönheitsfehlern

Die Ein-Mann-Show gelang nicht ganz so eindrucksvoll wie in Seoul, aber dennoch holte sich der Türke Naim Suleymanoglu am Dienstag mit 320 kg (142,5/177,5) sein zweites Olympia-Gold. Der 25jährige Federgewichtler, der 1988 erster türkischer Olympiasieger nach 20 Jahren und zum Volkshelden mit einem Millionen-Einkommen geworden war, degradierte seine Konkurrenz wieder zu kleinen Statisten, leistete sich aber auch zwei Fehlversuche. Dennoch hatten weder Nikolai Peshalow (Bulgarien) mit 305 kg (137,5/167,5) noch der Chinese Yingqiang He mit 295 kg (130/165) auf den folgenden Plätzen eine Chance gegen den nur 1,52 m großen Suleymanoglu.

Das traf natürlich erst recht auf den 24jährigen Berliner Marco Spanehl zu. Der Zimmermann kam mit 267,5 kg (117,5/150) im Zweikampf nur auf Rang 13. Im Reißen scheiterte der erste der zehn deutschen Barcelona-Starter zweimal am deutschen Rekord von 122,5 kg, im Stoßen hatte der Deutsche Meister auch nur einen gültigen Versuch.

Auf einem anderen Niveau scheiterte auch Suleymanoglu, der sich 1986 aus seinem Geburtsland Bulgarien in die Türkei abgesetzt hatte. Ähnlich wie in Seoul, wo er sechs Weltrekorde aufstellte, wollte Suleymanoglu wieder glänzen. Doch 153 kg, ein halbes Kilogramm mehr als seine Bestleistung, waren zweimal zuviel. Beim dritten Versuch berührte er kaum die Han- tel und drehte ab wie eine beleidigte Diva.

SEGELN

Finn-Dinghy, 2. Wettfahrt: 1. Lammens, 2. Brian Ledbetter (USA), 3. Othmar Müller von Blumencron (Schweiz), 4. Fredrik Loof (Schweden), 5. Oleg Khoperski (GUS), 6. Rohart, ...10. Aldag

Gesamtstand: 1. Lammens 8,0 Punkte, 2. Bergmann 15,0, 3. van der Ploeg 16,0, 4. von Blumencron 18,7, 5. Ledbetter 21,0, 6. Rohart 21,7, ...17. Aldag 43,0

Europe/Frauen, 2. Wettfahrt: 1. Dorte Jensen (Dänemark), 2. Trotman, 3. Natalia via Dufresne (Spanien), 4. Martine van Leeuwen (Niederlande), 5. Jennifer Armstrong (Neuseeland), 6. Robertsen

Gesamtstand: 1. Trotman 3,0 Punkte, 2. Jensen 16,0, 3. via Dufresne 19,7, 4. Kruuv 19,7, 5. Robertson 19,7, 6. Lyttle 24,0

Flying Dutchman, 2. Wettfahrt: 1. Foerster/ Bourdow, 2. Doreste/Manrique, 3. Jörgen Bojsen-Möller/Jens Bojsen-Möller (Dänemark), 4. Georgi Shaiduko/Wiktor Bodantsew (GUS), 5. Batzill/Lang, 6. Alan Adler/Marcus Temke (Brasilien)

Gesamtstand: 1. Doreste/Manrique 3,0, 2. Foerster/Bourdow 11,7, 3. Batzill/Lang 15,7, 4. Bojsen-Möller/Bojsen-Möller 22,7, 5. Berger/Berger 23,0, 6. Stead/Allam 27,0

Starboot, 2. Wettfahrt: 1. Reynolds/Haenel, 2. Torben Grael/Marcello Ferreira (Brasilien), 3. Davis/Cowie, 4. Hans Wallen/Bobby Lohse (Schweden), 5. Howlett/Lawrence, 6. Benny Andersen/M. Mikkelsen (Dänemark), ...17. Vogt/Fricke

Gesamtstand: 1. Reynolds/Haenel 3,0, 2. Davis/Cowie 13,7, 3. Bello/de Melo 15,0, 4. Grael/Ferreira 17,0, 5. Howlett/Lawrence 21,7, 6. MacDonald/Jespersen 23,7, ...12. Vogt/Fricke 36,0

470er/Frauen, 2. Wettfahrt: 1. Shige/Kinoshita, 2. Teresa Zabell/Patricia Guerra (Spanien), 3. Maria Quarra/Anna Barabino (Italien), 4. Claudia Swan/Monica Scheel (Brasilien), 5. Leslie Egnot/Janet Shearer (Neuseeland), 6. Jennifer Isler/Pamela Healey (USA), ...7. Hardwiger/Pinnow

Gesamtstand: 1. Shige/Kinoshita 8,0, 2. le Brun/Barre 17,0, 3. Moskalenko/Pacholtschik 23,0, 4. Hardwiger/Pinnow 23,0, 5. Zabell/Guerra 27,0, 6. Laiki/Lunga-Tallberg 28,7

470er/Männer, 2. Wettfahrt: 1. Eduardo Costa/Bernardo Müller (Brasilien), 2. Morgen Reeser/Kevin Burnham (USA), 3. Paul Brotherton/Andrew Hemmings (Großbritannien), 4. Johannessen/McCarthy, 5. Shinji Otsu/Motohiro Hirobe (Japan), 6. Dirk Bellemans/Johan Bellemans (Belgien); ...ausgeschieden durch Materialschaden: Hunger/Schmidt

Gesamtstand: 1. Calafat/Sanchez 16,0, 2. Johannessen/McCarthy 19,7, 3. Leskinen/Aarnikka 21,0, 4. Reeser/Burnham 22,0, 5. Brotherton/Hemmings 22,7, 6. Otsu/Hirobe 24,0, ...37. Hunger/Schmidt 88,0 Folgt Ergebnisse 41.

Boxen Fischer und weitere fünf Deutsche im Achtelfinale

Vor den Augen des dreimaligen Olympiasiegers Teofilo Stevenson (Kuba) und des Profi-Weltmeisters im Schwergewicht, Evander Holyfield (USA), boxte sich am Dienstag abend mit Sven Ottke (Berlin) der sechste deutsche Faustkämpfer in das Achtelfinale des olympischen Turniers. Der Schweriner Dieter Berg dagegen schied aus. Die Erfolgsserie des Deutschen Amateur-Box-Verbands (DABV) wurde damit erstmals unterbrochen, nachdem sich zuvor Jan Quast (Leverkusen), Mario Loch (Gera), Andreas Otto (Ahlen), Markus Beyer (Gera) und Willi Fischer (Frankfurt/Main) für die zweite Runde qualifiziert hatten.

Der 19jährige Fischer, Youngster der deutschen Staffel, bezwang den Marokkaner Ahmed Sarir vorzeitig durch Abbruch in der zweiten Runde wegen sportlicher Überlegenheit.

Der Berliner Sven Ottke ließ bei seinem 15:2-Sieg gegen Richard Santiago (Puerto Rico) von der ersten Minute an keinen Zweifel daran, wer Chef im Ring ist. Mit genauen Aktionen hatte sich der Ex-Europameister nach zwei Runden bereits ein sehr großes Polster gesichert, das er im Schlußdurchgang dann sicher behauptete.

Bantamgewichtler Berg fand gegen den schnelleren Marokkaner Mohammed Achik nie zu seinem Stil. So war die 0:3-Niederlage die Quittung dafür, daß der Ex-Europameister keine klare Aktion landen konnte. dpa

Hockey-Männer schon fast im Halbfinale DHB-Team in Gold-Form Fischer und Hilgers trafen / Deutschland - Großbritannien 2:0

Europameister Deutschland hat beim olympischen Männer-Turnier erneut eine Hockey-Demonstration der Extra-Klasse geboten. Zwei Tage nach dem glanzvollen 3:0 über Rekord-Olympiasieger Indien ließ das Team von Bundestrainer Paul Lissek am Dienstag beim 2:0 (2:0) über Titelverteidiger Großbritannien auch dem zweiten Weltklasse-Gegner keine Chance. Vor 5000 Zuschauern in Terrassa erzielten der Mülheimer Carsten Fischer (16.) und der Gladbacher Michael Hilgers (30.) die Tore für den Gold-Aspiranten, der schon mit einem Bein im Halbfinale steht. Hinter den punktgleichen Teams aus Australien und Deutschland (je 4:0) muß der Sieger von Seoul 1988 aus Großbritannien (2:2) ernsthaft um das Weiterkommen bangen.

Das deutsche Team tat sich gegen die vornehmlich aufs Zerstören bedachten Briten zunächst schwer. Wieder einmal war es Ecken-Spezialist Fischer, der nach 16 Minuten mit der zweiten Strafecke den Bann brach. Das Spiel des Europameisters lief nun wie geschmiert. Durch kluges Flügelspiel und rasantes Tempo wurde die Abwehrreihe der Briten durcheinandergewirbelt. Nachdem der Hamburger Christian Blunck noch eine erstklassige Chance ungenutzt ließ, war es Hilgers, der eine scharfe Hereingabe des Mülheimers Sven Meinhardt zum verdienten 2:0 über die Linie drückte.

"Wir haben den Briten bisher ordentlich zu schaffen gemacht. So darf es ruhig weiter gehen", meinte Lissek- Assistent Bernhard Peters zur Halbzeit zufrieden.

Nach dem Wechsel gaben die Briten ihre bis dahin gezeigte Zurückhaltung auf und forderten die deutsche Abwehr. Bis auf eine Chance von Lee (45.) nach einem Fehler von Fischer sprang jedoch keine klare Torgelegenheit für den Titelverteidiger heraus. In der Schlußphase, als die Briten alles auf eine Karte setzten, bewahrte Torhüter Knauth vom Limburger HC das deutsche Team vor einem Gegentor.

Spitzenreiter der Gruppe A bleibt Australien (4:0 Punkte), das sich klar mit 5:1 (2:1) gegen Außenseiter Ägypten durchsetzte. Rekord-Olympiasieger Indien wahrte durch das knappe 1:0 (1:0) über Argentinien seine Chancen. In der Gruppe B rangiert Weltmeister Niederlande nach dem hartumkämpften 3:2 (1:1)-Erfolg über Gastgeber Spanien vor dem punktgleichen WM-Zweiten Pakistan (beide 4:0), der Neuseeland ebenfalls nur knapp mit 1:0 (0:0) besiegte. dpa

JUDO

Klasse bis 95 kg, Männer: 1. Kovacs (Ungarn), 2. Stevens (Großbritannien), 3. Meijer (Niederlande) und Sergejew (GUS), 5. Pertelson (Estland) und Nastule (Polen).

Klasse bis 72 kg, Frauen: 1. Mi-Jung Kim (Südkorea), 2. Tanabe (Japan), 3. Meignan (Frankreich) und de Kok (Niederlande), 5. Horton (Großbritannien) und Schüttenhelm (Leverkusen).JudoSchüttenhelm Fünfte Knorrek von der Rolle

Deutschlands Judoka warten nach dem zweiten Tag des olympischen Turniers weiter auf den ersten Medaillen-Gewinn. Regine Schüttenhelm aus Leverkusen blieb am späten Dienstag abend mit Platz fünf im Halbschwergewicht hinter den Erwartungen zurück, zog sich aber immer noch besser aus der Affäre als der als Mit-Favorit angereiste Hannoveraner Detlef Knorrek, der noch nicht einmal den Sprung in die Finalrunde geschafft hatte.

Olympiasieger in dieser Gewichtsklasse wurden durch Kampfrichterentscheid die südkoreanische Weltmeisterin Mi- Jung Kim und im Außenseiter-Finale der Männer der Ungar Antal Kovacs.

Ärger, Enttäuschung und Diskussionen löste im deutschen Lager vor allem das unerwartet frühe Ausscheiden von Detlef Knorrek aus. Bundestrainer Han Ho San, der sich gerade von dem Europameisterschafts-Dritten eine Medaille erhofft hatte, rang noch einige Stunden nach dieser "Judo-Blamage" nach Fassung: "Ich kann mir so etwas nicht erklären. Diesen Knorrek habe ich auf der Matte nicht wiedererkannt. Er hat alles falsch gemacht."

Der 27 Jahre alte Sport- und Biologiestudent mochte seinen unrühmlichen Abtritt erst gar nicht kommentieren: "Vier Jahre harte Trainingsarbeit waren umsonst. Ich war im Kopf plötzlich leer, fand keine Einstellung zum Gegner und finde keine Erklärung für meine Niederlage."

dpa

Botschafter der "Wirtschaft" in Sachen Grundrechte

Die IG Metall muß Herrn von Kuenheim in den zurückliegenden Jahren ganz schön genervt haben, wenn er sogar mit Hilfe von Anwälten den Beitritt von amerikanischen Arbeiterinnen und Arbeitern im US-Werk Spartanburg (South-Carolina) in die US-Automobilarbeitergewerkschaft zu verhindern versuchen will (FR vom 24. 7. 1992 "BMW bootet Gewerkschaften aus").

Das paßt in seine Linie. Es ist ja nicht vergessen, welche Kapriolen Herr von Kuenheim und sein BMW-Management vor Jahren in West-Berlin veranstaltete, um in den dortigen Produktionsstätten den gewerkschaftlichen Einfluß zu minimieren. Zum Wohle des Unternehmens und zum Schaden von Arbeitern und Angestellten. Er scheiterte damit übrigens an jenen, die ihre Rechte wahrzunehmen wußten. Herr von Kuenheim ist kein Unbedeutender in der deutschen Unternehmensszene. Sein Wort hat dort Gewicht. Und so ist er ein entsprechender Botschafter der deutschen "Wirtschaft" in Sachen Grundrechte. So wirkt unser Land überzeugend mit Bekenntnissen zu den Menschenrechten. Weiter so.

Die amerikanischen Arbeiterinnen und Arbeiter werden Herrn von Kuenheim die Antwort geben, die ihm schon seit vielen Jahren ihre deutschen Kollegen gegeben haben.

Er wird mit der US-Automobilarbeitergewerkschaft leben müssen. So wie er hierzulande mit der IG Metall leben muß. Zum Wohle von BMW und der dort tätigen Arbeiter und Angestellten.

Waldemar W. Hirsch, Mainz

"Laßt die Pfoten von den Quoten"

Es stimmt schon, was Frauen in Elisabeth Erhorns Beitrag, "Frauenkampf um Gewerkschaftspositionen" beklagen, wenn sie feststellen: "Die Quote kam zu spät" (FR vom 18. 7. 1992 "Die Quote beißen die Hunde").

Daran sind aber, freundlich gesprochen, die führenden Gewerkschaftsfrauen nicht ganz schuldlos. Auch einige von denen, die in dem Ehrhorn-Artikel zitiert werden, haben doch selbst bis weit in die achtziger Jahre mitgerufen: Laßt die Pfoten von den Quoten.

Frau hatte doch die Gleichberechtigung als eine Klassenfrage und nicht (oder zumnindest weniger) als eine Geschlechter-Auseinandersetzung zu sehen.

Gerade die sogenannten linken Gewerkschaftsfrauen hielten diese Position hoch und andere, gegenteilige Frauenmeinungen nieder. Und waren Heide Pfarr wg. ihrer damaligen Quotenposition bitter böse - und all den anderen Feministinnen natürlich mindestens genauso. Das tatsächliche Leitmotiv gewerkschaftlicher Frauenarbeit und ihre Sichtweise war doch: die Frau ist eigentlich ein Mann, bloß ein weiblicher . . .

Und als dann Ende der achtziger die Beschlußlage endlich so halbwegs Quote war, gab es immer noch genug Gewerkschaftsfrauen, die zu ihr ein eher taktisches denn ein überzeugtes Verhältnis hatten. Überrascht stellen sie nunmehr in den neuzigern fest: Es fehlt an gesellschaftspolitischem Rückenwind, die Gewerkschaftstrukturen stehen dagegen, für ehrenamtliche Positionen gibt es nicht genügend Interessentinnen, die Gewerkschaftsmänner leisten keinen aktiven Beitrag zur Verwirklichung der Quotenbeschlüsse usw.

In diesem Fall heißt dann zu spät, nicht nur hinterher, sondern leider: weg ist weg, dahin und vertan die Chance.

Georgia Kayser, Wiesbaden

Mauerfeldfest auf der Weißkirchener Bleiche

OBERURSEL. Zum 14. Mauerfeldfest lädt die CDU Weißkirchen für Sonntag, 2. August, ab 15 Uhr ein. Allerdings wird das Fest diesmal nicht in der Siedlung selbst gefeiert. Die alte Festwiese ist zu klein geworden und zu verschmutzt, deshalb bitten die Christdemokraten auf die Weißkirchener Bleiche. Für Unterhaltung von jung und alt ist gesorgt. Gegrillte Magenfüller und kühle Durstlöcher stehen bereit. Bürger, die Sorgen und Wünsche bei der CDU loswerden wollen, können mit deren Mandatsträgern aus Ortsbeirat, Stadtparlament und Kreistag ins Gespräch kommen. mk

Überholer gegen Linksabbieger

OBERURSEL. Mit seiner Eile bremste sich ein Autofahrer am Montag gegen 18 Uhr in der Bleibiskopfstraße selbst aus - und einen anderen Wagenlenker gleich mit. Der hastige Mann wollte die vorausfahrende Blechkutsche überholen, als deren Fahrer nach links in ein Grundstück einbiegen wollte. Die Reparatur beider Fahrzeuge dürfte nach Polizeischätzung 23 000 Mark kosten. mk

Ärger mit dem grünen "Mogelpunkt"

Ihr Bericht "Grüner Punkt will Volkes Stimme fernsteuern" (FR vom 25. 7. 1992), hat mich nicht nur amüsiert, sondern mir auch bestätigt, was ich schon immer über das privatwirtschaftliche Duale System Deutschland GmbH (DSD) und deren Geschäfte mit der "Entsorgung und Wiederverwertung" von Einweg-Verpackungen dachte:

Große Volksverhohnepiepelung, für welche der weniger gut inforromierte Verbraucher auch noch pro einzelnem grünen Punkt, der in seinen Einkaufswagen wandert, teuer bezahlt.

Der Gedanke, zukünftig allüberall auf Kunststoff-Parkbänke u. a. (recycelt aus Müllbergen von Joghurtbechern) zu treffen - und daran auch noch über das DSD mitwirken zu müssen - entsetzt mich so sehr, da ich heute schon ganz gezielt nach Waren ohne den grünen Punkt suche und dabei die unverpackte oder kaum verpackte Ware bevorzuge und (um beim Beispiel Joghurtbecher zu bleiben) meinen Joghurt selbst herstelle.

Für wie blöd hält DSD eigentlich die Verbraucher? Längst ist heraus, daß unter dem Deckmäntelchen "Wiederverwertung" auch "thermische Verwertung" (sprich Müllverbrennung) gemeint und geplant ist, mit all den negativen Folgen für die Umwelt, die wir bereits kennen.

Der richtigte Weg kann daher nur heißen: "Müllvermeidung" und wie das geht, wissen die Verbraucher selbst. Dafür brauchen wir kein profitorientiertes DSD, sondern gesunden Menschenverstand.

Es hat mich sehr befremdet, daß die Stadt Frankfurt am Main und ihr sonst so fähiger Umweltdezernent Tom Koenigs diesen Spuk mitmachen und "iIn Zusammenarbeit mit dem DSD GmbH diese Möglichkeit der Entsorgung von Verpakkungsmaterialien in naher Zukunft ihren Bürgerinnen und Bürgern anbieten wird" (Zitat, Tom Koenigs). Da möchte ich zwischen den Zeilen herauslesen, daß man dieses Angebot durch entsprechendes Kaufverhalten auch ablehnen kann.

Ich würde mir wünschen, Umweltverbände gäben Einkaufslisten heraus, denen man entnehmen könnte, welche Herstellerfirmen sich noch nicht dem grünen Mogelpunkt verpflichtet haben. Das würde meinen Einkauf enorm erleichtern.

Christina Kaurisch, Frankfurt am Main

Mofafahrer verletzt

OBERURSEL. Beim Zusammenstoß mit einem Auto wurde ein Mofafahrer am Montag gegen 15.25 Uhr im Feld zwischen Bad Homburg und Oberursel schwer verletzt. Laut Polizeibericht lenkte ein Autofahrer seinen Wagen von der Niederstedter Straße aus über den befestigten Feldweg zur verlängerten Freiligrathstraße (Am Lindenbäumchen). Er beachtete nicht die Vorfahrt eines von rechts kommenden Mofafahrers und stieß mit ihm zusammen. Den Schaden beziffert die Polzei auf 3100 Mark. mk

Kurse für Frauen: Rückkehr in den Beruf

KREIS GROSS-GERAU. Mit einem zehn Monate dauernden Kurs "Ausbildung für Büroberufe" beginnt die Kreisvolkshochschule am 1. September in Riedstadt-Goddelau. Der Kurs wird in erster Linie für Frauen angeboten, die nach der Familienphase wieder erwerbstätig werden wollen und lange Zeit ohne Büro- Praxis sind. Vorgespräche: am Montag, 10. August, 9 bis 12 Uhr; Donnerstag, 13. August, 14 bis 17 Uhr, im Bürgertreff Goddelau, Weidstraße 29. Auskunft: Kreis-VHS, Tel. 0 61 52 / 12-445.

Noch freie Plätze gibt es im Orientierungskurs, den das Rüsselsheimer Frauenzentrum für Frauen anbietet, die nach längerer Pause wieder in den Beruf einsteigen wollen. Der Kursus beginnt am Montag, 17. August, dauert bis Ende diesen Jahres und ist kostenlos. Am Ende steht ein Betriebspraktikum. Anmeldungen und Information: Frauenzentrum Rüsselsheim, Haßlocher Straße 150, Tel. 0 61 42 / 5 71 71. wal / lis

Verfassungsschützer bleiben sich treu

Die Kölner Verfassungsschützer bleiben sich wirklich treu (FR vom 24. 7. 1992 "Ost-Komitees sollen Unzufriedenheit schüren und bündeln").

In den fünfziger Jahren waren meine politischen Freunde und ich (damals die Kirchliche Bruderschaft im Rheinland) "kommunismusverdächtig", weil wir für die Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze eintraten; es ging uns um die Wahrung des Friedens. Wir waren, wie man sieht, unserer Zeit voraus - was ja immer verdächtig ist.

Als ich Gustav Heinemann gegenüber (er war damals noch designierter Bundespräsident) einmal erwähnte, ich hätte Anzeichen dafür, daß meine Post und mein Telefon überwacht würden, antwortete er:

"Glauben Sie, es ginge mir anders?"

Ich befand mich also in guter Gesellschaft. Zur Zeit der neuen Friedensbewegung waren wir dann "von Moskau bezahlt", obwohl ich noch den ersten Rubel zu bekommen hätte, hingegen beträchtliche Teile meine Gehaltes in die Friedensarbeit gingen. (Ein Kollege meiner Uni äußerte mal: "Wer sich in seinem Leben für Frieden und Gerechtigkeit eingesetzt hat, der ist auch aus den roten Zahlen nicht herausgekommen." Stimmt auffallend.) Daß es übrigens eine mächtige US-amerikanische Friedensbewegung gab, mit der wir in ständigem Austausch standen, diese Kunde scheint bis zum Verfassungsschutz nie vorgedrungen zu sein. Jetzt geht es um "Gerechtigkeit". Der Einsatz dafür war eine zeitlang terrorismusverdächtig; ich zitiere hier nicht den Verfassungsschutz, sondern BILD: "Woran kann ich erkennen, ob mein Kind in Gefahr ist, Terrorist zu werden?" Antwort: "Wenn es sich allzusehr für Gerechtigkeit interessiert." Inzwischen sind wir soweit, daß der Kampf gegen die gravierenden Ungerechtigkeiten, vor allem in Ostdeutschland, aber auch hier im Westen (Beispiel: Mietwucher und Bodenspekulation) "kommunistisch" ist.

Ich betone: hätten wir in Bonn eine Opposition, die die Einhaltung (und Nachbesserung!) des Einigungsvertrages, das Menschenrecht auf Wohnen und Arbeiten u. a. lautstark und nachhaltig einklagte, dann brauchten wir keine "Komitees für Gerechtigkeit" zu gründen.

Weil aber die, die für Politik bezahlt werden, die Massen wieder einmal im Stich lassen, bleibt uns anderen, die wir eigentlich anderes zu tun haben, eben nichts übrig, als uns selber einzusetzen. (Übrigens: wieder sehr ähnlich den USA. Dort hat man kaum von einem Übelstand gehört, schon ist ein "Komitee" gegründet, das dagegen vorgeht. Was der Verfassungsschutz "kommunistisch" nennt, scheint nichts anderes zu sein als "entschlossen demokratisch").

Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung, das sind die Zukunftsaufgaben heute.

Wir bleiben trotz aller Verdächtigungen dran.

Prof. Dr. Marie Veit, Marburg

Musikschüler müssen sich sofort anmelden

MÖRFELDEN-WALLDORF. Wer dabei sein will, wenn am Montag, 3. August, der Unterricht an der Musikschule aufgenommen wird, muß sich sputen. Das gilt auch für jene, die bereits im vergangenen Schuljahr dabei waren. Da die Musikschule inzwischen in städtischer Regie läuft, müssen auch sie sich neu anmelden. Die Eltern der Schüler sollen die an sie verschickten Anmeldeformulare umgehend ausfüllen und abgeben.

Wer neu einsteigen und ein Instrument erlernen will, muß ebenfalls auf die Tube drücken, damit es mit der Aufnahme noch klappt. Gefragt sind im Moment vor allem jene, die ein Orchesterinstrument spielen wollen - immerhin plant Musikschulleiter Alfred Pfortner die Aufstellung eines neuen Anfängerorchesters.

Neulinge werden bei der Wahl des Instruments beraten. Auskunft erteilt Elke Jaskulla, Tel. 0 61 05 / 7 22 03. wal

Für den Anfang reichen erst einmal fünf Wände Urnenanlage auf dem Mörfelder Waldfriedhof nimmt Formen an / Kapazität kann erweitert werden

MÖRFELDEN-WALLDORF. "Es gibt eine zunehmende Tendenz zu Urnengräbern", begründet Bürgermeister Bernhard Brehl den vor knapp zwei Monaten getroffenen Magistratsbeschluß, auf dem Mörfelder Waldfriedhof Urnenwände aufstellen zu lassen. Daß Mörfelden den Anfang macht, "hängt mit der größeren Nachfrage zusammen", sagt Brehl, meint aber, daß Walldorf nachziehen werde.

Derzeit hat Mörfelden noch die Nase vorn: 20 Elemente mit insgesamt 180 Urnenstellplätzen können auf der Fläche neben der Friedhofskapelle aufgestellt werden. Wobei ein Stellplatz durchaus auch mit zwei oder drei Urnen - wie in einem normalen Familiengrab auch - belegt werden kann. Die Kapazität könnte sogar über die 20 im Plan eingezeichneten Elemente hinaus erweitert werden, "wenn die Begrünung entsprechend zurückgefahren wird".

Doch ganz so groß mag die Stadt in Sachen Urnenanlage doch nicht einsteigen. Anfangs benügt man sich mit fünf Elementen. Sollte die von Brehl konstatierte Tendenz zu Urnenbestattungen weiter ansteigen, könne man die Anlage dann Stück für Stück erweitern.

Noch ist von einer Urnenwand, die im Vergleich zu den auf dem Waldfriedhof ebenfalls vorhandenen liegenden Urnengräbern deutlich weniger Raum beansprucht, allerdings nichts zu sehen. Zwar demonstriert ein Holzgestell, wie groß man sich das einzelne Element vorzustellen hat, doch wie das ganze im Endstadium aussehen könnte, dazu ist noch Phantasie vonnöten.

Doch die Detailplanung ist in vollem Gang - und manches wird ganz anders, als im ursprünglichen Entwurf vorgesehen. Die Einzelelemente sind in der Gesamtabmessung trotz größerer Kapazität etwas kleiner geworden. Auch bei den Blumenfächern gab's eine Änderung: Sie wurden jetzt den äußeren sechs Urnennischen zugeordnet. Das entspräche einem Anteil von zwei Drittel der Nischen und "nach praktischen Erfahrungen auf dem Rüsselsheimer Friedhof ist damit der Bedarf gedeckt".

Geändert wurde auch das Dach der Anlage. Es soll nunmehr an die Grundform des Einzelelementes angepaßt werden, erklärte Bauamtsleiterin Pia Bezzegh.

Auch das Material der Urnenwände ist schon ausgeguckt. Nachdem Naturstein wegen der hohen Kosten verworfen wurde, favorisiert das Bauamtes einen Betonwerkstein, der mit mittelrotem Odenwälder Granitsplit beschichtet wird. Die Blumenfächer sollen - wegen des farblichen Kontrastes - mit grauem Granitsplit beschichtet werden.

Damit die Harmonie erhalten bleibt, sollen sich auch die Grabplatten an dieser Farbgebung orientieren. Gedacht ist an graue oder rötliche Marmor- oder Granitplatten, wobei Abmessung, Farbgebung und Beschriftung noch über die Friedhofsordnung zu regeln seien.

Geregelt ist derzeit schon die Begrünung. Mitarbeiter des Bauhofes haben längst junge Bäume gepflanzt. Brehl schätzt allerdings, daß die schon wieder ein gutes Stück gewachsen sind, bis die erste Urne eingestellt wird. wal

Kleine FR

Hinter die Kulissen schauen KÖNIGSTEIN. Eine Sonderfahrt der Kurverwaltung zum Hessischen Rundfunk startet heute um 12.50 Uhr ab Klinik Hainerberg, um 13 Uhr ab KVB-Klinik und um 13.15 Uhr ab Parkplatz. Ein Stadtbummel in Frankfurt schließt sich dem Senderbesuch an. Männerchor im Park KÖNIGSTEIN. In der Reihe "Mittwochs im Park" singt heute der Männerchor ab 19.30 Uhr im Kurpark. FDP unterwegs OBERURSEL. Geplante Neubaugebiete und Kleingärten sieht sich die FDP am Donnerstag, 30. Juli, in Bommersheim an. Treffpunkt ist um 18 Uhr am "Grünen Baum". Dort ist anschließend ein liberaler Sommerstammtisch. Besichtigung der Grundschule OBERURSEL. Mit der problematischen Situation im Eingangsbereich der Grundschule Oberstedten und der künftigen Tennisanlage in diesem Stadtteil beschäftigt sich die SPD-Ferienfraktion, wenn sie sich am Freitag, 31. Juli, 17 Uhr an der Taunushalle Oberstedten trifft. Altstadtführung OERURSEL. Patrick Schneider-Ludorff vom Verein für Geschichte und Heimatkunde führt am Samstag, 1. August, durch die Altstadt. Treffpunkt ist um 14.30 Uhr an der St. Ursula-Kirche. Bücherflohmarkt OBERURSEL. Eine große Auswahl an Romanen, Kinder- und Sachbüchern bieten die Freunde der Stadtbücherei wieder bei ihrem Bücherflohmarkt an, der am Samstag, 1. August, Dienstag und Mittwoch, 4. und 5. August jeweils zu den Öffnungszeiten in der Stadtbücherei am Marktplatz stattfindet. Grundstock für Seniorenfahrt KRONBERG. Beim Bilder- und Weinmarkt am 1. und 2. August verkaufen die Stadtverordneten Renate Müller (CDU) und Helga Michaelis (SPD) vor der Streitkirche Radierungen von Heidi Böttcher-Polack, Helga Kaiser und Irmi Lang-Kummer. Der Erlös soll den Grundstock bilden für die 1994 geplante Behinderten- und Seniorenfahrt.

Notdienste

Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Sonnen- Apotheke, Bad Homburg, Höhestr. 13, Tel. 2 60 81.

Oberursel/Steinbach. Bären-Apotheke, Oberursel, Oberhöchstadter Straße 2 bis 4, Tel. 44 61.

Usingen. Adler-Apotheke, Obergasse 13, Tel. 0 60 81 / 6 67 42 und 1 55 33.

Kronberg/Königstein. Kur-Apotheke, Königstein, City-Arkaden, Kirchstraße 9, Tel. 0 61 74 / 48 18 und 2 18 96.

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Batmans Rückkehr (15, 17.15 und 20 Uhr).

Panda-Kino: Wayne' s World (17.15 und 20 Uhr); Kinder- und Jugendkino: Feivel, der Mauswanderer im Wilden Westen (15 Uhr).

Kino im Schwedenpfad (KiS): Delicatessen (20 Uhr).

Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Keine Vorstellung.

Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Keine Vorstellung.

Oberursel. Stadthallen-Kino I: Batmans Rückkehr (15.30, 18 und 20.30 Uhr).

Stadthallen-Kino II: Die Hand an der Wiege (18 und 20.30 Uhr).

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Die Hand an der Wiege (20.15 Uhr). Ausstellungen Bad Homburg. Museum im Gotischen Haus, Tannenwaldweg 102: Wasserlust - Mineralquellen und Heilbäder im Rheinland, 14 bis 17 Uhr.

Parteien/Parlamente Bad Homburg. Partnerschaftstreffen der SPD, Vereinshaus Dornholzhausen, 19 Uhr, Anmeldung unter Tel. 3 91 71.

Wehrheim. Sitzung des Ortsbeirates Wehrheim, Bürgerhaus, 20 Uhr.

Sitzung des Bau- und Planungsausschusses, Altentagesstätte des Bürgerhauses Wehrheim, 20 Uhr.

Oberursel. Ortsbegehung der FDP in Bommersheim, Treffpunkt: am "Grünen Baum", 18 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 8 bis 12 Uhr und 13.30 bis 17 Uhr, Tel. 2 91 09.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr, Tel. 17 83 92- 3.

Sprechstunde für Aus- und Übersiedler, Hindenburgring 44, 9 bis 12 Uhr, Tel. 30 28 86.

Schuldnerberatung des Hochtaunuskreises, Landratsamt, Louisenstraße 86-90, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 17.30 Uhr, Tel. 17 82 15.

Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.

Beratung des Mietervereins Bad Homburg und Umgebung, Schulberg 1, 18 bis 20 Uhr, nur nach Voranmeldung unter Tel. 4 72 73.

Schwimmen für Versehrte und Behinderte (auch Kinder), Seedammbad, 18.30 bis 20.45 Uhr.

Beratung des Frauenzentrums, Telefon 2 44 34.

Friedrichsdorf. Pro Familia, Dr.-Fuchs- Str. 5: Beratung 15 bis 18 Uhr, Tel. 0 61 72 / 7 49 51.

Rheuma-Liga: Ergotherapie in der Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29 a, 9.30 bis 10.30 Uhr.

Koronar-Sportverein: Training unter ärztlicher Aufsicht, Kreissporthalle am Bürgerhaus Köppern, 20 Uhr.

Umweltberatung im Rathaus, Zimmer 406, Tel. 0 61 72 / 73 13 00.

Oberursel. Elternberatung im Alten Hospital, 10 bis 12 Uhr, Tel. 50 24 58 sowie in Stierstadt, ehemaliges Rathaus, 14.30 bis 16.30, Tel. 7 34 02.

Sprechstunde der Behindertenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 287, 8 bis 12 Uhr, Tel. 50 23 68.

Sprechstunde des Mieterschutzvereins Hochtaunus, Nassauer Str. 60, 16 bis 19 Uhr, Tel. 55 10 89.

Straßencafé "Durchblick", Adenauerallee, offenes Treffen für Jugendliche, 16 bis 21 Uhr.

Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 7 87 17.

Religionspädagogisches Studienzentrum, Im Brühl 30, Beratungstage: "Mit dem Fremden leben", 9.30 Uhr. Vereine/Organisationen Friedrichsdorf. TSG: Rückengymnastik und Haltungsschulung, Turnhalle Hugenottenstr. 58, 18 bis 19.30 Uhr.

Familientreff in der Sozialstation, Dreieichstr. 22 a, 15 bis 17 Uhr.

Neu-Anspach. Offener Treff im Müttercafé Schnaufpause, Konrad-Adenauer-Str. 2, 9.30 bis 11.30 Uhr.

Offener Treff im Frauentreff, Schubertstr. 32, 9.30 bis 11.30 Uhr.

Taunusclub 1878: Wanderung, Treffpunkt: Bushaltestelle Hohemarkstraße/Heidegraben, 8.45 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Handarbeiten und Spiele, 15 bis 17 Uhr.

Altentagesstätte Gartenfeld: Seniorengymnastik: Gruppe 1, 8.30 bis 9.30 Uhr; Gruppe 2, 9.30 bis 10.30 Uhr; Beratungsstunde bei Frau Ruf, 14 bis 15 Uhr; offener Seniorentreff, 15 bis 17 Uhr.

Friedrichsdorf. Sporthalle Landwehrweg: Gymnastik, 14 bis 15 Uhr; Tanz, 15 bis 16 Uhr.

Altentagesstätte, In den Dorngärten 22: Schach, Skat, Rommé und Canasta, 15 bis 17 Uhr.

Oberursel. Seniorentagesstätte, Hospitalstraße 8: Flohmarkt und Bazar, ab 14.30 Uhr.

Königstein. Altenbegegnungsstätte Kugelherrnstr. 6: Skat- und Rommérunde, 14 bis 17 Uhr. Kinder/Jugendliche Bad Homburg. Jugendclub am Wingertsportpark: Mädchentreff ab 16 Uhr.

Kleine FR

Marinejugend wieder flott OBERURSEL. Die Marinejugend bastelt und werkelt am Samstag, 1. August, ab 15 Uhr im "Haus Passat", Tabaksmühlenweg 26. Kellerfest auf der Burg KÖNIGSTEIN. Auf der Burgruine Falkenstein geht's am 1. und 2. August rund. Der örtliche Männergesangverein lädt für Samstag ab 17 Uhr und Sonntag ab 10 Uhr zum Kellerfest ein. Wanderschuhe geschnürt KÖNIGSTEIN. Wanderschuhe geschnürt und Rucksack gepackt: Der Taunusklub Königstein bricht am Sonntag, 2. August, um 9.50 Uhr ab Parkplatz zu einer Wanderung auf. Zunächst bringt ein Bus die Wandersleut zum Roten Kreuz. Von dort laufen sie über Kittelhütte, Mauloff, Finsterntal und Seelenberg nach Niederreifenberg, von wo es per Bus zurückgeht.

Altenbegegnungsstätte geöffnet KÖNIGSTEIN. Das erste Treffen nach der Ferienpause findet in der Altenbegegnungsstätte (Kugelherrnstraße 6) am Montag, 3. August, von 14 bis 17 Uhr statt.

Spielen im Kindertreff STEINBACH. "Kindertreff" steht am Montag, 3. August, auf dem Programm des Steinbacher Jugendhauses. Von 15 bis 18 Uhr wird gespielt.

Pflegende Angehörige beraten STEINBACH. Steinbacherinnen und Steinbacher, die kranke und alte Angehörige pflegen, können sich am Dienstag, 4. August, ab 10 Uhr im Seniorentreff Rat holen.

Handball-Oberliga Süd der Männer startet nur mit 13 Mannschaften in die Saison 92/93 Die Meister steigen nicht automatisch auf Langgöns/Dornholzhausen nun in der Nordgruppe / Jede Woche hat ein Süd-Team spielfrei

Auf einer Sitzung im oberhessischen Butzbach fiel nach langem Hick-Hack endlich die Entscheidung: Die Oberliga Süd (Männer) startet mit nur dreizehn Teams (bisher waren es vierzehn) in die Saison 92/93. Dagegen geht die Nordgruppe mit fünfzehn Teams in den langen Meisterschaftskampf, da müssen mehrere Wochenspieltage im Norden eingelegt werden. Grund für die unterschiedlichen Starterzahlen: Der Nordverein SG Langgöns/Dornholzhausen weigerte sich kategorisch, in die Südgruppe auszuweichen. "Uns hätten die Derbys gefehlt, außerdem die langen Anreisen", begründeten die Oberhessen ihrer Haltung. Zuerst votierten die sieben mittelhessischen Vereine in einer ersten, vorgeschobenen Sitzung für die 15:13-Lösung. Nun kam es in Butzbach zu einer hauchdünnen Entscheidung für den neuen Modus, der mit 8:7-Stimmen angenommen wurde. Die Sitzung des Verbandsschiedsgerichtes zu dem "Fall", die vor der Einigung zwischen Nord und Süd vorgesehen war, dürfte gegenstandslos sein. Einzige Änderung im Süden: Die Begegnungen mit der ursprünglich zugeteilten SG Langgöns/ Dornholzhausen entfallen, nun ist an jedem Wochenende ein Südteam spielfrei. Der Norden muß dagegen einen neuen Spielplan aufstellen. 28 Spieltage plus Pokalbegegnungen stehen für die Nordvereine an, ein Mammutprogramm für die fünftklassigen Amateure.

Auch beim zweiten Tagespunkt erzielten die Vereinsvertreter in Butzbach Einigkeit. Es ging um die Durchführungsbestimmungen von Auf- und Abstieg. Es bleibt dabei, die Bezirksmeister steigen weiterhin direkt auf. Zuvor war heftig diskutiert worden, ob es noch zuvor Relegationsspiele geben sollte. Die Anzahl der Absteiger wurde auf immer noch "stolze" sechs Vereine begrenzt, im Süden muß also fast die Hälfte der Vereine in den sauren Abstiegsapfel beißen. "Da geht es von Beginn an hoch her", meinte Wickers Pressesprecher EDmund Volk, dessen Team jedoch kaum in den Abstiegskampf angesichts seiner Routine und Leistungsfähigkeit verwickelt werden dürfte. Schlechter sieht es dagegegen angesichts von den vielen Abstiegsplätzen für die beiden benachbarten Aufsteiger TV Flörsheim und TG Rüsselsheim aus, die in ihrer ersten Oberligasaison vor einer ganz schweren Aufgabe stehen.

"Es hätte noch schlimmer kommen können, phasenweise waren sogar acht Absteiger wegen der nächstjährigen Zusammenlegung in einer 16er-Staffel im Gespräch", berichtete Flörsheims Männerwart Heinrich Eckert. Jetzt bleibt es für die übernächste Saison bei sechszehn Vereinen. Weitere Neuigkeit, die die Spitzenteams gar nicht begeistern wird: Erstmals steigt der Nord- oder Südmeister nicht automatisch in die Regionalliga auf. Erst die beiden Endspiele um die Hessenmeisterschaft entscheiden über den einzigen Regionalliga-Aufsteiger. Eine außergewöhnliche Oberliga-Saison, hoffentlich auch in sportlicher Hinsicht . . .

HANS ECKE

Warte, bis es dunkel ist Ein Ausblick auf das erste Frankfurter Fantasy Filmfest Mitte August in der Harmonie

In einer besonders drastischen Szene von Peter Jacksons Genre-Parodie "Braindead" wird ein halber Kopf in einen Mixer geworfen. Hirn und Augen funktionieren noch, und das bedauernswerte Opfer richtet den entsetzten Blick auf den Schalter, der die Maschine - eigentlich ja nur ein banales Küchengerät - in Gang setzen wird. Das angstvolle Starren auf der Leinwand imitiert das des Zuschauers im abgedunkelten Kinosaal: Hinsehen oder Wegsehen, das ist im Horrorfilm die Frage.

Das Fantasy Filmfest hat sich dem kinematographischen Spiel mit der Angst verschrieben. Seit 1987 in Hamburg, dann auch in München und Berlin etabliert, testet es in diesem Jahr erstmals die Nervenstärke des Frankfurter Publikums - mit einem Programm, das rund fünfzig Filme aus den Genres Horror, Thriller und Science fiction umfaßt, davon mehr als zwanzig in deutscher Erstaufführung.

Die Mischung wirkt recht heterogen: Offenbar haben die Veranstalter - Rainer Stefan, einer der beiden Begründer des Festivals in Hamburg, und Schorsch Müller - versucht, unterschiedlichen Publikumsansprüchen Rechnung zu tragen. Anders als kleinere Horror-Festivals, die für eine zwar wachsende, aber noch recht geschlossene Gemeinde von "hartgesottenen" Splatter-Fans konzipiert sind, garniert das Fantasy Filmfest eine Reihe von einschlägigen Hardcore-Streifen mit filmhistorischen Restrospektiven und neuen Psychothrillern, die eher dem Hollywood-Mainstream zuzurechnen sind.

Die Filme des Neuseeländers Peter Jackson etwa - "Bad Taste" und der bereits erwähnte "Braindead", der freilich nicht hier seine deutsche Uraufführung erlebt, sondern bereits auf dem "Howl"-Filmfest in Nürnberg gezeigt wurde - genießen in der Szene der Eingeweihten Kultstatus für ihren selbstironischen Umgang mit Genre-Topoi und die schiere Unverschämtheit ihrer slapstickhaften, trashigen Effekte. Dagegen dürften der Rückblick auf das Werk John Carpenters und die Retrospektive mit Horrorklassikern aus dem Fundus der Universal Studios auch "seriösere" Cineasten locken: Carpenters Großstadtwestern "Assault on Precinct 13", "The Mummy" oder "The Raven" von 1935 sind schließlich seltene Kinovergnügen. Zumal in der Originalfassung - versteht sich, daß alle Filme ungeschnitten und unsynchronisiert präsentiert werden. Unter diesem Aspekt läßt sich dann sogar einer hinreichend bekannten Leinwand-Ikone ein neuer Aspekt abringen, denn die Geschichte vom Riesenaffen "King Kong" wird erstmals in einer "unzensierten" Fassung vorgeführt.

Den aktuellen US-Film repräsentieren Regisseure wie David Lynch mit "Twin Peaks - Fire Walks With Me", Mike Figgis, Nicholas Roeg, Roger Donaldson und Ralph Bakshi in einer kleinen Vorschau aufs Kinoprogramm des nächsten halben Jahres - nicht nur auf den A-Festivals, auch bei den Special-Interest-Schauen scheint sich mittlerweile der Trend zur werbewirksamen Preview-Veranstaltung bemerkbar zu machen.

Eine Zusammenfassung des Gebotenen liefert übrigens "Waxwork II: Lost in Time": Der amerikanische Regisseur Anthony Hickox inszeniert hier eine amüsante Reise durch die Welt des Zelluloid-Horrors, in der wir neben Figuren wie Dracula, Godzilla und Frankenstein auch einigen Stars des B-Pictures begegnen. Das ist so liebewoll gemacht, daß es eigentlich keinen Grund gibt, wegzusehen. Überhaupt scheint es immer besser, die Augen offenzuhalten, denn was passieren kann, wenn es wirklich dunkel wird, hat uns das Kino selbst gezeigt (Kleine und große Harmonie, vom 11. bis 16. 8., Dauerkarte 165, Einzelvorstellungen 10 und 12, Double Features zwischen 12 und 18 Mark).

SABINE HORST

HÖHLER 28.7.1992 AN:

FR, AAW

KSTA, PANORAMA

HAZ, WELT IM SPIEGEL

STZ, AUS ALLER WELT

Komme am Dienstag mittag mit ca. 40 Zeilen a 60:

Waldbrände verdunkeln den Himmel über Athen - Brandstiftung als Ursache für Feuerstürme vermutet.

Gruß, Höhler+

Programm-Ankündigung der Südschiene Aus der Büro-Zelle machen sich heute folgende Geschichten auf den Weg zu Euch: Die Kollegen Maurer, Stenger, Vögele lassen allesamt das Bobbele bei seinem ersten Ballwechsel nicht aus dem Auge. So hat jede Zeitung ihre Exclusiv-Story. 1. 1000 Meter Zeitfahren mit der ersten Goldmedaille für Spanien (und einem unglücklichen Glücklich) - Michael Maurer.

2. Schwimm-Schmetterling Morales (mit Aspekt Nesty) - Thomas Vögele.

3. 4x200-m-Kraul-Staffel (DSV in seiner Paradedisziplin erfolglos) - Harald Stenger. 4. Die Millionen verballernde deutsche Industrie in den Daimler- und Team 92-Klubs - Josef Otto Freudenreich.

5. Pelota - Christoph Albrecht-Heider.

6. Glosse über die Strichcodes auf den "Hundemarken" und die Blicke, die nicht ins Gesicht sondern auf den Ausweis gehen - Albrecht-Heider

Keine Mittel bei Stadt

Hattersheim beantragt

MAIN-TAUNUS-KREIS. Durcheinandergeraten sind im gestrigen FR-Artikel "Die drei Mütterzentren im Kreis hoffen auf mehr Raum und Zulauf" die Namen zweier Mainstädte. "Mit ihrer Forderung nach Aufwandsentschädigung trafen die Hofheimer und Hattersheimer Frauen in den Stadtparlamenten auf taube Ohren", hieß es da. "Das galt für Hofheim und Hochheim, aber nicht für Hattersheim", machte gestern die Mütterzentrumsinitiative "Treffpunkt Hattersheim" auf den Fehler aufmerksam.

Die Hattersheimer Gruppen hätten bei der Stadt keine Mittel für die Arbeit von Babysitterinnen und Kursleiterinnen beantragt. "Für das minimale Angebot, das wir derzeit in unserem Treffpunkt im grünen Haus haben, reichen die Finanzen aus."

Eine überflüssige Ziffer hat sich auch in den Informationskasten über die Mütterzentren eingeschlichen. Die Telefonnummer, über die der Hattersheimer Verein zu erreichen ist, lautet nicht 74488, sondern nur 4488. FR

Weil Pflegeeingriffe nicht erlaubt sind, hat sich durch Samenflug eine ungewollte Flur gebildet Im Schloßgarten nistet sich Lattich ein BUND: Den nicht standortgerechten Boden wieder herausnehmen Von Joachim Haas-Feldmann HANAU. Nachdem die Obere Naturschutzbehörde beim Regierungspräsidium Darmstadt im vergangenen Mai wegen offenkundiger Planungsfehler einen Baustopp für den Steinheimer Schloßgarten verhängt hatte, begannen sich dort dominierende Wildkräuter durchzusetzen. Eine nicht gewollte Flur aus hauptsächlich Kompaß-Lattich, Ackerwinde, Acker-Kratzdistel, weißem Gänsefuß und Vogel-Knöterich wuchert durch den Samenflug, weil Pflegeeingriffe derzeit nicht erlaubt sind. Durch eingebrachten Fremdboden aus Mittelbuchen wurde die Kompaß-Lattich-Flur begünstigt. Das hat den Protest von Loeki Häger-Hogerland hervorgerufen, BUND-Kreisvorsitzende und Botanik-Beauftragte des Hanauer Naturschutzbeirats. Ihrer Ansicht nach befand sich der Schloßgarten vor dem Teilumbau in eine Naherholungsanlage "ökologisch im Gleichgewicht" mit einer rückhaltigen, teils feuchten Krautschicht aus Scharbockskraut, Gelbstern, Aronstab, Veilchen und Lerchensporn. Die sei verschwunden durch die trockene Fremderde. Unter den neuen Bedingungen seien sehr schnell Pflanzen herangewachsen, die eine zählebige Folgegesellschaft mit Wildkräutern wie Brennesseln nach sich ziehe, die in der Bevölkerung sicher auf wenig Gegenliebe stießen.

Das zu befürchtende Endstadium sei jetzt schon abzusehen: sich schnell vermehernde Robinienbäume auf einer Wildkräuterwiese, die diesen Namen nicht verdient habe. Zu befürchten sei, daß insbesondere der seltene Lerchensporn auf dem jetzt vermischten Boden "flächendeckend nicht mehr gedeihen" könne. Experten in Anführungsstrichen hätten hier "unwissenschaftlich gearbeitet" und den Steuerzahlenden für den Schloßgarten-Umbau 320 000 Mark "aus der Tasche genommen". Häger-Hogerland spricht sich dafür aus, den nicht standortgerechten Boden wieder herauszunehmen. Gegen die Anschuldigungen wehrt sich eine Landschaftsarchitektin des Hanauer Planungsbüros Hetterich, das die Stadt mit der Baubetreuung im Schloßgarten betraut hatte. Die Ursache fürs Wildkräuterwuchern sei nicht allein der Fremdboden, sondern die durch den Baustopp nicht mögliche Pflege, die jetzt dominierende Pflanzen hätte zurückdrängen können. Unkräuter der Kompaß-Lattich-Flur seien natürlicherweise immer das erste Sukzessionsstadium. Der Lerchensporn werde sich "sicher" wieder ausbilden, weil er an einer abgetrennten Stelle des Schloßgartens beim Umbau nicht angegriffen worden sei. Allerdings könne sich der Lerchensporn an den Stellen nicht mehr vermehren, wo jetzt Licht statt früherem Schatten herrsche.

Der von der Stadtverordnetenversammlung gewollte Kompromiß, einen für die Öffentlichkeit zugänglichen Park und eine ökologische Nische miteinander zu verbinden, sei von Anfang an ein "fauler" gewesen. Die vom Naturschutzbeirat in den Schloßgarten hineininterpretierte Idylle habe es dort nie gegeben. Auch frühere Nutzgarten-Betreiber hätten Fremdboden eingebracht.

Stadtbaurat Jürgen Dressler möchte den gesamten Biotop-Streit am liebsten schnell der Vergangenheit angehören lassen, um den Schloßgarten noch in diesem Jahr für die Bevölkerung zugänglich zu machen. Durch den Baustopp sei die jetztige ungewollte Wildkräuter-Vegetation entstanden, sagte er der FR. Der Baustopp müsse schleunigst aufgehoben werden. Danach komme das Grünflächenamt nicht umhin, diese Wildkräuter auszurupfen - "und wenn es drei Jahre dauert", bis die Kompaß-Lattich-Flur und begonne- ne Robinien-Kultur völlig verdrängt sei.

Die Verantwortlichkeit für die ganze Entwicklung schreibt er im Endeffekt sich selbst zu, weil er den Umbau hätte stärker kontrollieren müssen. Von Schadensersatzansprüchen gegen das Büro Hetterich halte er insofern nichts.

Grünamtsleiter Eckard Hoppenheit hatte mit der Unteren Naturschutzbehörde und dem Naturschutzbeirat schon Mitte Juli vereinbart, heimische Gehölze wie Wildrose, Weißdorn, Schlehe und Pfaffenhütchen anzupflanzen statt der von Hetterich eingebrachten standortfremden Zierrosen und Eiben, die teils schon wieder am Verdorren sind. Im Schatten der Neuanpflanzungen soll sich der Lerchensporn wieder ausbreiten können. In der Wiese, die bisher eher dem hoch gewachsenen Gras eines Fußballplatzes gleicht, will Hoppenheit Wildblumen einsäen.

(Siehe auch Kommentar und Zur Sache).

Kartenaktion: Ebbe oder Flut? Aussagen schwanken zwischen 4 und 2000 Stück

OBERURSEL. "Postkartenflut schwappt über Ernst Welteke" titelte die FR Ende Juni - gestützt auf eine Meldung der Oberurseler Christdemokraten. 2000 Bürgerinnen und Bürger hätten "über alle Parteigrenzen hinweg" Hessens Verkehrsminister Welteke (SPD) samt Landesregierung per Post aufgefordert, sofort die Planfeststellung für die Weißkirchener und Steinbacher Südumgehung einzuleiten. Doch das Ministerium ruderte nach eigenen Angaben mitnichten im Papiersumpf.

Welteke hakt jetzt in einem Schreiben an die FR ironisch nach, es "würde mich interessieren, an welches Verkehrsministerium die 2000 Postkarten zur Umgehung Weißkirchen geschickt worden sein sollen . . . Hier im Hause kennt man nur vier solcher Postkarten." Die CDU hatte vermeldet, über 2000 Oberurseler Einwohner hätten die Karten unterschrieben und frankiert. Die jüngste Auslegung eines Planvorschlages zum angemahnten Straßenprojekt wollten die Christdemokraten als Erfüllung der postalischen Wünsche sehen, "praktisch der erste Schritt für die Einleitung des Planfeststellungsverfahrens". Daraufhin hatte sich der SPD-Stadtverordnete Winfried Scholl eingeschaltet und verkündet, trotz CDU-Erfolgsmeldungen werde die Trasse weiter auf sich warten lassen. Er forderte die Christdemokraten auf, die Vorschläge zur Verkehrsberuhigung auf den überlasteten Asphaltbändern zu unterstützen, statt falsche Erwartungen zu wecken.

Das wiederum wollte die CDU nicht auf sich sitzen lassen und unterstellte der SPD, auf Beruhigung abzufahren, um parteiinterne Auseinandersetzungen um das umstrittene Südumgehungsprojekt zu umkurven. Es sei schon bezeichnend, "daß die CDU Oberursel den zuständigen hessischen Verkehrsminister, der ja SPD-Mitglied in Oberursel ist, offen unterstützt, damit die Straße gebaut wird". Welteke wisse das "richtig einzuschätzen" und habe sich für die übersandten Karten bedankt.

Ob die vielen, vielen Postkarten irgendwo zwischen Oberursel und Verkehrsministerium auf der Strecke geblieben sind oder nur von der CDU verteilt, nicht aber frankiert und abgeschickt worden waren - ihr Ziel dürften zumindest die Christdemokraten erreicht haben: Die Südumgehungsdiskussion weiter anzufachen und wahlkämpferisch Salz in die Wunden der SPD zu streuen. Zum Beispiel mit der Frage, ob sich die Weißkirchener SPD nicht hinter fehlendem Geld verstecke, um nicht zugeben zu müssen, daß sie "diese Südumgehung nicht will"? MONIKA KAPPUS

Nach dem Abriß vor 32 Jahren steht der gotische Bau ab Ende August wieder den Gläubigen zur Verfügung Wiederauferstehung des Gotteshauses Von dem Original der Kreuzkapelle blieben jedoch nur die Kunstschätze übrig Jörg Andersson BAD SODEN-SALMÜNSTER. In ihrer über 500jährigen Geschichte hat die Kreuzkapelle einiges mitgemacht. Schwedische Soldaten sollen es gewesen sein, die 1636 durch Salmünster zogen und den kleinen gotischen Bau so schwer beschädigten, daß Pfarrer Johannes Wiegand zehn Jahre später seine Ersparnisse, drei Gulden und dreizehn Albus, opferte und "zu dem endt die Gemeinschaft Salmünster nach gehaltener predigt solcher erinnert und das büttelein lassen umbtragen. Das übrige hat das Christkindlein dazu bescheret und alles ist bezahlet", verrät das Pfarrbuch, wie die Gesamtsumme von acht Gulden und vierzehn Albus zustande kam, die für die Renovierung erforderlich waren. 1813 war es Napoleons Heer, das beim Rückzug durchs Kinzigtal die Kapelle verwüstete. Doch die schwerste Belastungsprobe folgte in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts. 1960 mußte die kleine Andachtsstätte dem Mammon weichen, anstelle der Kapelle entstand die Kreissparkasse. Das kleine Gotteshaus geriet nicht nur in Vergessenheit, es wurde sogar zum Opfer eines Kulturfrevels. Umsäumt von einem alten Baumbestand galt die Kreuzkapelle am Obertor lange Zeit als Stätte der Ruhe und des Friedens. Das Unheil brach 1958 über den nur 5,60 mal 4,10 Meter großen Bau herein. Im Zeichen der Prosperität opferten die Stadtväter eines der ältesten Gebäude der Stadt dem Profit. Bereits ein paar Jahre später kündete die Sparkasse dort vom wirtschaftlichen Aufschwung.

Immerhin: der Landeskonservator hatte den Abriß in letzter Sekunde an Bedingungen geknüpft. Bürgermeister Will mußte den Wiederaufbau des Kulturdenkmals versprechen, ehe es fein säuberlich Stein für Stein abgetragen wurde.

Danach blieb es geraume Zeit ruhig um das Sandsteingebäude, dessen erste Erwähnung aus dem Jahre 1443 datiert. Das änderte sich schlagartig, als der SPD-Stadtverordnete Edgar Kleespies sich im Februar 1979 wieder einmal nach dem Schicksal der Kapelle erkundigte und den Bürgermeister damit in arge Verlegenheit brachte. Am Willen zum Wiederaufbau mangele es nicht, ließ Bruno Döring wissen. Allein: die numerierten roten Sandsteine waren plötzlich nicht mehr da. Bis heute konnte ihr Verbleib nicht genau geklärt werden. Vermutlich dienten sie als Packlage unter der Münsterbergstraße. Die verschwundenen Steine, die zuletzt Anfang der 70er Jahre in der Nähe der evangelischen Kirche gesichtet wurden, machten die Andachtsstätte weit über Bad Soden-Salmünster hinaus bekannt. "Alte Kapelle geklaut", schlagzeilte "Bild", deren Reporter in ihrem Bericht einen "fassungslosen" Bruno Döring zum Oberbürgermeister "beförderten". Die Suche nach den gedankenlosen Kulturbanausen verlief erfolglos. Und dennoch: Ein gutes Jahr später waren die Salmünsterer entschlossener denn je, die Kreuzkapelle wieder aufzubauen.

Der Lotterieerlös eines Altstadtfestes 1980 legte den Grundstein für die Rekonstruktion, die nun vehement vom Heimat- und Geschichtsverein und deren Vorsitzenden Georg W. Hanna und Eugen Heisler vorangetrieben wurde. Immerhin: Die "Kunstschätze" aus dem sakralen Bau sind erhalten geblieben. Das Kruzifix, eine Pieta und zwei Leuchter aus dem 18. Jahrhundert waren im Franziskanerkloster sicherer aufgehoben, als die Steine bei der Stadt.

Daß es trotz des Engagements der Heimatforscher dann noch einmal zwölf Jahre dauerte, ehe die Kapelle am Sonntag, 23. August, wieder eingeweiht werden kann, hat einen anderen Grund. Die Stadtväter konnten sich nicht einigen, wo das sakrale Gebäude nun hin sollte. Zunächst sollte es unweit des historischen Ortes auf der Grünanlage in der Bahnhofstraße neu errichtet werden. Doch dann galt die verkehrsreiche Stelle wieder als völlig ungeeignet. Plötzlich sollte die Kapelle ans Obertor, dann an den Wiesenauweg. Weitere Varianten bereicherten die Diskussion so weit, daß die Standortfrage letztendlich in einer Bürgerversammlung entschieden wurde.

Immerhin: den endgültigen Platz im Wiesenauweg hält nun auch Eugen Heisler für "optimal". Zusammen mit anderen Mitgliedern des Heimat- und Geschichtsvereins hat er in den vergangenen Monaten über 200 Arbeitsstunden investiert, um die Kapelle in Zusammenarbeit mit dem Architkten Jo Wolf in enger Anlehnung an ihre ursprüngliche Form neu zu errichten. Eine Rekonstruktion nach dem historischen Vorbild schien Heisler die bessere Lösung als eine völlige Neugestaltung, denn nur so würde die Kapelle von den Leuten auch wieder angenommen. So wurden in dem neugemauerten Gotteshaus Stuckprofile angebracht und an der Decke eine Freske mit einer weißen Taube nachempfunden. Das Konzept entwickelte der Fuldaer Restaurator Wille Kiel. Zuletzt verlegten die Helfer einige Sandsteinplatten vor dem Eingang der Kreuzkapelle, die künftig wieder Prozessionsfunktion erhalten und zumindest in den Sommermonaten stets sonntags geöffnet sein soll.

Mehr als 100 000 Mark wird die Rekonstruktion am Ende verschlungen haben. Etwa die Hälfte davon kamen durch Spenden zusammen, an denen sich zahlreiche Vereine in Salmünster sowie die Raiffeisenbank beteiligte.

Den dicksten Brocken, 25 000 Mark, stiftete im vergangenen Jahr übrigens die Kreissparkasse.

Aquarien- und Terrarienfreunde informieren am Samstag in Friedberg über ihr Hobby Spannendes Verwirrspiel hinter Glas Natur im Wohnzimmer Von Horst Schüßler FRIEDBERG. Blubbernd tanzen Luftblasen zur Wasseroberfläche. Winzlinge von Zierfischen huschen hin und her, verschwinden blitzartig im breitblättrigen Pflanzendickicht oder stoßen senkrecht hinab auf den mit feinem Kies ausgelegten Boden. Unter Leuchtstofflampen entfachen Rote Neons mit ihren fluoriszierenden Körpern ein Verwirrspiel faszinierender Lichteffekte. Hinter Glas wird die Welt unter Wasser im Kleinformat lebendig. Das Aquarium macht's möglich. Doch diese Art, ein Stück Natur ins Wohnzimmer zu holen, ist sie frei von Fragen und Fragwürdigkeiten? Ist diese Welt so heil, wie sie scheint? Aquarien und Terrarien - werden sie gepflegt und gesäubert? Wie steht es mit den technischen Erfordernissen wie Belüftung und Beleuchtung? Werden Zierfische vor allem artgerecht gehalten? Fragen, auf die Aquarien- und Terrarienbesitzer/-innen am Samstag, 1. August, auf der "Kleinen Freiheit" zwischen Kaiserstraße und Kaufhaus Joh erschöpfende Informationen erhalten können. Erstmals präsentiert sich der Verein der Aquarien- und Terrarienfreunde Wetterau e.V. mit einer solchen Informationsveranstaltung einer breiten Öffentlichkeit. Allerdings wird der Platz vor dem Gasthaus Schillerlinde während der Geschäftszeit keineswegs in ein riesiges Aquarium verwandelt. Man wird lediglich, wie Vorstandsmitglied Karl Heinz Sauer ankündigte, ein bescheidenes Schaubecken aufstellen. Hingegen werden an Schautafeln, mit ausgelegter Fachliteratur und vor allem in persönlichen Gesprächen die Vereinsmitglieder den Wissensdurst der Besucher befriedigen. Je mehr sich die Menschen der Natur entfremden, desto größer wird das Bedürfnis, ein Stück davon in die eigenen Wände zu retten. So verbreitet sich zunehmend das Hobby der Beschäftigung mit Aquarien oder Terrarien. Sie erfüllen, nebenbei bemerkt, viele Funktionen, verbreiten Beschaulichkeit, eignen sich zur Prestigepflege und als Dekorations- und Repräsentationsstücke, sind Augenweide und Nervenbalsam gleichermaßen.

Die Zahl der Aquarianer steigt ständig. Allein in Deutschland sollen es rund 300 000 sein, und die Statistiker schätzen, daß allein im Wetteraukreis etwa 20 000 Aquarien und Terrarien existieren. Umso erstaunlicher, daß im Verein der Aquarienfreunde nur 43 Zierfischliebhaber organisiert sind. Sind Aquarianer allesamt Individualisten, stille Genießer etwa? Dann war der Schritt des Wetterauer Aquarienvereins in die Öffentlichkeit längst überfällig. "Wir stehen", betont Geschäftsführer Kunkel, "wenn es um Themen wie Tier- und Artenschutz oder fachgerechte Pflege geht, sehr hoch in der Verantwortung."

Viele Menschen, so Kunkel, widmeten sich in ihrer Freizeit einem Hobby, das ihnen Ruhe und Entspannung vermittele und zugleich auch lehrreich sei. Kunkel sieht für den Wetterauer Aquarienverein die Aufgabe, besonders den Anfängern das notwendige Grundwissen für die erfolgreiche Pflege von Tieren und Pflanzen zu vermitteln.

Schließlich gehören zu einem Aquarium nicht nur Tiere, Pflanzen und ein entsprechendes technisches Zubehör, sondern auch ein verantwortungsbewußter Pfleger und Einfühlungsvermögen gegenüber dem Leben. Wer sich entschlossen hat, mit Tieren zu leben, lernt mit der Zeit den Umgang mit ihnen, erkennt ihre Bedürfnisse und Lebensräume. Bei der Gelegenheit der Hinweis für Kinder und Jugendliche unter den Aquarienliebhabern: Tiere, Zierfische eingeschlossen, sind Lebewesen und keine Kuschelobjekte. So haben sich die Aquarien- und Terrarienfreunde Wetterau für 1993 das besondere Ziel gesteckt, allen "Vivarianern" die notwendigen Grundkenntnisse zu vermitteln, um den Befähigungsnachweis des VDA (Verband Deutscher Vereine für Aquarien- und Terrarienkunde) für die Fachbereiche Süßwasser-, Meerwasser und Terrarien zu erhalten.

Gedacht ist an eine Schulung über fachgerechte Haltung von Tieren und Pflanzen, die Zuverlässigkeit im Umgang mit denselben über die tierschutzrechtlichen Vorschriften.

Am Samstag werden nicht alleine die Anfänger erwartet, auch "alte Hasen" sollten kommen, denn es steht unter anderem der Spezialist für Vivaristikbeleuchtung, Autor und Drehbuchautor Karlheinz Sauer (Karben), zur Verfügung. Der Lichtingenieur hat zahlreiche Publikationen in lichttechnischen und aquaristischen Fachzeitschriften veröffentlicht. Zu Hause unterhält er ein sehenswertes Meerwasser-Terrarium ("künstlich" erzeugtes "Meerwasser" ist über den Zoo-Fachhandel erhältlich), etwas zum Träumen in den höheren Sphären der Vivarianer.Spielfest im Wasser und rund ums Schwimmbecken

GROSS-GERAU. "Spiel und Spaß im Naß" ist das Motto eines Erlebnistages am Samstag, 1. August, im Freibad Groß-Gerau. Dazu laden gemeinsam von 9 Uhr an Kreisstadt und AOK ein. Von 10 Uhr an wird ein buntes Programm geboten sowohl im Wasser als auch auf der Wiese. Im Wasser sorgen unter anderem Dieter Schönitz bei Spielen, der Tauch- Sport-Club "Calypso" (11 bis 12 Uhr) bei Schnuppertauchen im Sprungbecken und die DLRG bei Abnahme des Seepferdchen-Abzeichens dafür, daß keine Langeweile aufkommt. Schauspringen steht von 12.45 Uhr bis 13.15 Uhr mit dem Schwimmverein Höchst an.

Auf der Bühne der Liegewiese wird ein kulturelles Programm präsentiert. Als Moderator sorgt Manfred Dietrich gemeinsam mit der AOK-Bewegungsberaterin Karin Thomas-Klausnitzer für Unterhaltung, unter anderem mit Mitmach- Spielen und Fitneß-Gymnastik. Um 11 Uhr ist die Jazz-Tanzgruppe Nauheim angesagt, später folgen der Musikzug Groß- Gerau, die "Dancing Dolls" des TV 1846 sowie die italienische Volkstanzgruppe "Bimbi-Folk". Um 16.30 Uhr tritt die Theatergruppe "Kinderlitzchen" auf.

Anschließend klingt zur Musik der Band "Just for fun" der Erlebnistag aus. Vorher findet aber am Sprungturm eine Verlosung statt, erhält doch jeder Besucher beim kostenlosen Eintritt ein Los ausgehändigt. cas

Oskar Lafontaine und die kollektive Ehre der Sozialdemokraten Der saarländische Ministerpräsident geht über die Dörfer, um sein etwas beschädigtes Image zu stabilisieren Von Michael Grabenströer (Weiskirchen)

Eines möchte Oskar Lafontaine an diesem Nachmittag seinen Parteifreunden vermitteln: "Wir müssen uns immunisieren, gegen die Versuche uns niederzuschreiben." Den journalistischen Kritikern im Saarland kommt er mit den Gesetzen der Marktwirtschaft. Es sei schlechterdings auf Dauer nicht möglich, ein "Produkt zu machen, das Stimmung gegen die Mehrheit der Bevölkerung macht", ermuntert er die Sozialdemokraten und versucht sie gegen die als ungerecht empfundene Berichterstattung der Monopolzeitung (Saarbrücker Zeitung) im eigenen Lande zu impfen. Auf einer Seite die (überwiegend) bösen Journalisten, auf der anderen die erfolgreiche, zu Unrecht kritisierte Landesregierung - das ist das Bild, das Lafontaine immer wieder neu entwirft, seit er selbst in den Mittelpunkt der Kritik rückte.

In Thailen (der Ortsteil der Gemeinde Weiskirchen heißt wirklich so) müssen sich die Genossen nicht erst immunisieren. Der örtliche Parteivorsitzende Gerd Bettinger, als Fahrer des saarländischen Finanzministers Hans Kasper bestens mit Regierungsinterna und dem empfindlichen Selbstbewußtsein der Saar-Mächtigen vertraut, wirft zwei Zahlen ein, die so ganz nach dem Geschmack des Ministerpräsidenten und SPD-Landeschefs sind. Mit über 66 Prozent hat Thailen beim vorigen Oskar-Wahlkampf das drittbeste Ergebnis im Land erzielt. Noch in anderer Hinsicht ist der Ortsteil Spitze: Der Organisationsgrad der Partei liegt bei selbst Mitgliedern unerklärlichen zehn Prozent der wahlberechtigten Bevölkerung. Lafontaines SPD, in Thailen und nicht nur dort, gewinnt die Partei CSU-Dimensionen.

Für den Ministerpräsidenten ist ein Besuch in den 52 Städten und Gemeinden des Landes eine Rückkehr in die Landespolitik und - nach der scheibchenweisen Absetzung des Erfolgsstücks Lafontaine auf Bundesbühne - auch ein Stück Neuanfang von unten. Die Saargemeinden braucht Lafontaine nicht mehr für sich einzunehmen. Allerdings muß er sein Image stabilisieren, seit der Verzicht auf Fraktions- und Parteivorsitz in Bonn und die Affäre um die Versorgungsbezüge am Ansehen selbst innerhalb der Partei kratzten. Lafontaine, der im Dauerwahlkampf seit 1989 die Parteiarbeit an der Saar vernachlässigt hat und als Folge des Attentats und eigener Politikverdrossenheit sich auch in seinem Saarbrücker Regierungsamt neu orientieren mußte, ist als "Absahner" zusätzlich angeschlagen. Er, der sich zu Recht von den "Goldfedern" (Lafontaine über die Chefredakteure von Magazinen, die mehr verdienen als ein Ministerpräsident) hochgeschrieben fühlte, sieht sich nun zu Unrecht niedergemacht. Seine eigene Krise, die er durch ungeschicktes Agieren , wie selbst Berater einräumen, zusätzlich anheizte, wertet er als beispielhaft. Nicht sich, die Politikerpersönlichkeit Lafontaine, sondern die Parteien sieht er durch die veröffentlichte Meinung - und er macht dabei keinen deutlich erkennbaren Unterschied zur berechtigten Kritik - "in toto beschimpft und verächtlich gemacht". Ein Hauch von Weimar, vom "beginnenden Ende der Weimarer Republik" weht da, angefacht von Lafontaine, durch das Hinterzimmer des Gasthauses Schmitt an der Hauptstraße in Thailen.

Doch niemand müsse in Sack und Asche herumlaufen, baut Lafontaine seine Parteifreunde auf und meint dabei wohl zuallererst sich selbst. Lafontaine, der wie kein anderer vor ihm den "Geist der Saar" verkörpert, spricht für sich und meint ganz selbstverständlich auch seine Partei, wenn er davon redet, daß er "ein bißchen in seiner Ehre verletzt" worden sei, aber das nicht "schlucken" wolle und nicht "kleinzukriegen ist". Jeder im Gastzimmer weiß, daß es dabei um so etwas schwer Faßbares wie die kollektive Ehre der Saar-SPD geht, die sich bis in die untersten Verästelungen über die Erfolge Lafontaines definiert. Der gemeinsame Feind im jüngsten Kapitel dieser Erfolgsstory ist die veröffentlichte Meinung. "Da können sie machen, was sie wollen, 1995 haben wir wieder eine Fünf vorn", gibt sich der Chef trotzig optimistisch, ein Titan der Saarpolitik, den die Wähler selbstverständlich nicht mit Stimmentzug abstrafen können. Will heißen: Lafontaine sieht seine SPD, umstrittene Versorgungsbezüge hin, zuviel gezahlte Ausgleichsgelder her, wieder bei über 50 Prozent der Stimmen im Lande - wo denn sonst?

Der Regierungschef fühlt sich "neu motiviert". Die Gemeindebereisungen "dahemm", wo er sich aufgefangen spürt, sind dabei ein festgefügtes Ritual mit schematisierten Abläufen; sie sollen Lafontaine die Probleme seines kleinen Staates noch näher bringen, seine Kenntnise festigen und vertiefen und im Land den Eindruck vermitteln: Lafontaine kümmert sich (wieder) um alles höchst selbst. Da greift er im Metallbetrieb Maus eigenhändig zu, um die Platte mit den Schnittchen unter die Leute zu bringen. "Wenn ich das anbiete, nehmen die Leute wenigstens was", verkündet er. Im Saarland nehmen sie noch alles, was Lafontaine herumreicht.

Firmenbesuche sind ein fester Bestandteil seiner Bereisungen, die diesmal in der Mitte der Legislaturperiode stattfinden, weit weg von allen Wahlterminen. So wolle man das um sich greifende Gefühl umschiffen, die Politiker ließen sich immer nur vor Wahlen sehen, erklärt Lafontaine-Sprecher Jochen Flakkus die Offensive und setzt hinzu, daß alle Besuche schon terminiert gewesen seien, als noch nicht die teilweise selbst gespannten Fallstricke des Beamten- und Versorgungsrechtes Lafontaines Ruf ramponierten.

Von "Ungeschicklichkeiten im Umgang mit der Macht in diesem Lande" war schon die Rede, bevor die Ministerpräsidentenversorgung für Schlagzeilen sorgte. SPD-Fraktionschef Reinhard Klimmt lenkte mit dem Begriff "Ungeschicklichkeiten" von hausgemachten Skandalen und Skandälchen ab, und Klimmt-Stellvertreter Rainer Tabillion forderte Genossen, die "nun in gutgepolsterten Chefsesseln sitzen", auf, "den sozialdemokratischen Geburtsschein nicht zu verlieren". "Der Umgang mit der Macht ist offensichtlich auch ein Lernprozeß und eine Bewußtseinsfrage", sagte Tabillion im Unterbezirk Neunkirchen unbefangen kritisch, als noch niemand an Lafontaines Nachhilfestunden in Beamtenrecht dachte. Doch weder Klimmt noch Tabillion wollen ihre vorsichtige, zurückhaltende Kritik auf Lafontaine ausdehnen.

Der agiert wie der Landesherr, der seinen Sprengel wieder kontrolliert. Oberhalb von Weiskirchen prangt an der Wand einer Fabrikationshalle das Bild eines aufgeschnittenen Eies. Das "Gelbe vom Ei" strahlt mit der prallen Sonne um die Wette. So muß sich Lafontaine fühlen, wenn er seine Politik "verkauft". Er ist das Zentrum, von dem aus die Saarpolitik glänzt, jedenfalls für die Saarländer das weithin sichtbare "Gelbe vom Ei". In der Abpackhalle, in der besonders frische Eier besonders schnell für die US-Militäreinheiten bis nach Vorderasien verpackt werden, läßt er sich kurz und knapp unterrichten, registriert Probleme um die Erweiterung des Betriebsgeländes, hält sich mit Versprechungen zurück und geht auf die Beschäftigten zu. Jedesmal surrt die Polaroid-Kamera, jeder Händedruck mit einem Betriebsangehörigen, ob Chef, ob Packerin, wird im Bild festgehalten und verschenkt. Ein Personality-Konzept, das sich bewährt hat. Selbst Bundesumweltminister Klaus Töpfer, 1990 CDU-Spitzenkandidat an der Saar und seither kaum beachteter CDU-Landesvorsitzender, richtete sich, allerdings weniger effektiv, nach dem Lafontaine-Sofort- Vorbild.

Lafontaines Stärke, das vermittelt er, das sucht er instinktiv, ist das Zugehen auf die Bürger, das Schranken einreißt und Distanz überbrückt. Lafontaine spielt dabei seine Saar-Karte voll aus, verfällt häufig ins heimische Idiom, erinnert an seine Eingebundenheit, seine Vertrautheit mit dem Land. "Hier war ich schon als Achtjähriger in der Jugendherberge. Den Neufundländer von damals gibt es wohl nicht mehr", sagt er dem Weiskirchener Bürgermeister Bernhard Theobald. Der Christdemokrat stört das Bild vom SPD-beherrschten Saarland. Aber nur ein wenig. Schließlich haben die Sozialdemokraten in Weiskirchen die Mehrheit. Nur ist es nicht gelungen, den CDU-Mann Theobald abzulösen. Aus der SPD-Gemeinderatsriege stimmten einige bei der Kür aus Verbundenheit für den Mann, der mit der Gemeinde seit Jahren vertraut ist.

Der Effekt, der Theobald das Bürgermeisteramt sicherte, ist der gleiche, der Lafontaine im Lande weiter trägt. Gewählt wird nicht, sagen selbst SPD-Fraktionsmitglieder in Saarbrücken, die Partei, sondern die Person. Ist Lafontaines Ruf angekratzt, dann bröckeln in Umfragen die Ergebnisse für die Saar-SPD. Das weiß die Union, die in Lafontaine immer noch einen übermächtigen Gegner erkennt, das weiß aber auch die SPD, die - eigene Einbußen befürchtend - sich hinter den Chef schart. "Nur nicht unterkriegen lassen", schallt es Lafontaine bei dieser Besuchstour entgegen. Die Gefahr besteht nicht, zumindest im Saarland ist er gerade wieder dabei aufzutauchen.

Tips und Termine · Tips und Termine

Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Batmans Rückkehr (15, 17.15 und 20 Uhr).

Panda Kino: Wayne' s World (17.15 und 20 Uhr); Kinder- und Jugendkino: Feivel der Mauswanderer im Wilden Westen (15 Uhr).

Kino im Schwedenpfad (KiS): Delicatessen (20 Uhr).

Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: keine Vorstellung.

Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: keine Vorstellung.

Oberursel. Stadthallen-Kino I: Batmans Rückkehr (15.30, 18 und 20.30 Uhr).

Stadthallen-Kino II: Die Hand an der Wiege (18 und 20.30 Uhr); Kinderkino: Feivel der Mauswanderer im Wilden Westen (15.30 Uhr). Ausstellungen Bad Homburg. Museum im Gotischen Haus, Tannenwaldweg 102: Wasserlust - Mineralquellen und Heilbäder im Rheinland, 14 bis 17 Uhr. Parteien/Parlamente Bad Homburg. Partnerschaftstreffen der SPD, Anmeldung unter Tel. 3 91 71.

Wehrheim. Sitzung der Gemeindevertretung, Bürgerhaus, 20 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstraße 47, 8 bis 12 Uhr, Tel. 2 91 09.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr, Tel. 17 83 92-93.

Umweltberatung im Umweltbüro der Grünen, Louisenstr. 23, 10 bis 12 Uhr,

Tel. 2 09 65.

Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 16 Uhr, Tel. 2 20 41.

Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Promenade 103, 19 bis 22 Uhr,

Tel. 0 60 07 / 28 08.

Treffen der Anonymen Alkoholiker, 20 Uhr, Gemeindehaus St. Marien.

Mieterverein Bad Homburg, Stadtbibliothek in der Altstadt, Schulberg 1, 18 bis 20 Uhr, nur nach Voranmeldung unter Tel. 0 61 72 / 4 72 73.

Frauenzentrum, Notdienst Tel. 2 44 34.

Friedrichsdorf. Umweltberatung im Rathaus, Hugenottenstr. 55, Tel. 0 61 72 / 73 13 00.

Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig- Jahn-Straße, 19 bis 21 Uhr, Tel. 0 60 07 / 28 08.

Pro Familia, Dr.-Fuchs-Str. 5: ärztliche Sprechstunde 9 bis 12 Uhr, Tel. 7 49 51.

Usingen. Treffen der Al-Anon-Familiengruppe, Kath. Gemeindezentrum, Schlagweg 14, 20 Uhr.

Oberursel. Beratung des Mietervereins, Altes Hospital, 18.30 bis 20 Uhr.

Information, Beratung und Aufklärung der Guttempler-Gemeinschaft "Obertaunus", Kreuzkirche, 19 Uhr.

Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 87 17.

Religionspädagogisches Studienzentrum, Im Brühl 30, Beratungstage "Mit dem Fremden leben", ab 9.30 Uhr.

Königstein. Gymnastik der Behindertensportgemeinschaft, Kurbad, 20.15 Uhr. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Budokan: Karatetraining in der Turnhalle Landgraf-Ludwig- Schule, 18 bis 20 Uhr.

Neu-Anspach. Spielabend des Skatclubs "Taunusbuben", Gasthaus Taunusstube, 19.30 Uhr.

Schmitten. "60 Jahre Freiwillige Feuerwehr Arnoldshain", Hattsteinhalle, 20 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Singkreis Schilling und Spiele, 15 bis 17 Uhr.

Altentagesstätte Gartenfeld, Heuchelheimer Str. 92: Seidenmalerei, 9 bis 11 Uhr und Tischtennis und Billard ab 14 Uhr.

Friedrichsdorf. Singkreis, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29 a, 15 bis 17 Uhr.

Schach, Skat, Rommé und Canasta, Köppern, Dreieichstr. 22 a, 14.30 bis 17 Uhr.

Oberursel. Altes Hospital: Schach, Skat, Rommé und Canasta, 14 bis 18 Uhr.

Kinder/Jugendliche Bad Homburg. Stadtbibliothek, Dorotheenstr. 22: "Das Traumfresserchen", Bilderbuchkino für Kinder ab 4 Jahre, 11 Uhr; Aus dem Zeltlager der Beduinen: Märchenlesung, 15 Uhr.

Standort des Spielmobils: Kurhausgarten, 10 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr.

Oberursel. Straßencafé "Durchblick", ab 18 Uhr Durchblick-Fußgängerrallye.

Sonstiges Bad Homburg. Treffpunkt zur kostenlosen Stadtführung: Verkehrsamt im Kurhaus, 15 Uhr.

Stadtbibliothek Bad Homburg, Dorotheenstraße 22: Aus dem Zeltlager der Beduinen, Orientalische Erzählkunst für Erwachsene, 21 Uhr.

(Ohne Gewähr)

Notdienste

Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Engel- Apotheke, Bad Homburg, Schulberg 7 - 9, Tel. 2 22 27 und Kapersburg-Apotheke, Köppern, Köpperner Straße 87, Tel. 0 61 75 / 6 36.

Oberursel/Steinbach. Birken-Apotheke, Weißkirchen, Kurmainzer Straße 85, Tel. 7 18 62.

Usinger-Land. Amts-Apotheke, Usingen, Marktplatz 17, Tel. 0 60 81 / 22 09.

Kronberg/Königstein. Schloß-Apotheke, Kronberg-Schönberg, Schillerstraße 28, Tel. 0 61 73 / 51 19.

Auch Esmeralda kann Hannibal nicht helfen Bei "Spottlichtern" hat's der Weihnachtsmann schwer

NEU-ISENBURG. Der Weihnachtsmann Hannibal Sternschnuppe (Sabine Thomas) schämt sich seines Rentierschlittens und tauscht ihn gegen ein Ufo. Als er in diesem Ufo ein paar falsche Knöpfe drückt, geschieht das offenbar immer noch Schrecklichste, was einem Mann passieren kann: unterhalb des Bauchnabels wird er zur Frau. Diese "Katastrophe" nimmt die Neu-Isenburger Ulktruppe "Spottlichter" zur tragischen Ausgangssituation des Stücks "Hannibal Sternschnuppe - Der unmögliche Weihnachtsmann", das in den kommenden Wochen bei den zweiten Äppelwoi-Festspielen über die Bühne gehen wird.

Hannibals Problem gilt es kathartisch zu lösen: Der Weiberkörper muß wieder weg, weg, weg. Und dabei darf viel gelacht werden. Denn natürlich ist es zum Kaputtlachen, wenn dieser vor Scham dem Selbstmord nahe Weihnachtsmann an seiner ekelerregenden Unterseite, der es an etwas Entscheidendem mangelt, wieder das Teil hängen haben will, das nun mal den Mann ausmacht.

Bei den zahllosen verzweifelten Versuchen des gedemütigten (Weihnachts-) Mannes, sich zurückzuverwandeln, begleitet ihn die gute, aber unfähige Fee Esmeralda (Dagmar Boecker). In niedlichen Songs kommentiert wird das tragikomische Geschehen von allerlei putzig maskierten Figuren: den beiden Hähnen "Schlawiner", den Professoren Astronius, zwei Burger-Kühen und vielerlei mehr, sämtlich dargestellt von Rainer Ewerrien und Michael von Loefen. Reinhard Richter spielt den Konsumverführer-Guru Swami Monopoli. Begleitet wird die Flut an schalen Herrenwitzen am Keyboard von Armin Sturm, der auch als Komponist verantwortlich zeichnet. Am Ende dann die nach Happy-End-technischen Gesichtspunkten zu erwartende erzieherische Feststellung "Ich will so bleiben wie ich bin."

Eine Musical-Revue untertitelt Songschreiber Michael von Loefen, der zusammen mit Rainer Ewerrien für die Inszenierung und Choreographie verantwortlich zeichnet, das etwas bemüht komische Stück, das auf einem Kinderbuch basiert.

Die Proben für Isenburgs Mini-Festspiele dauern bis zur letzten Minute. So wurde die Ouvertüre erst eine Woche vor der Premiere fertig. Am Ton konnte die kleine Truppe mit Rücksicht auf die Nachbarn nur in den vergangenen paar Tagen herumprobieren. So hat die kleine Schar bis zur letzten Minute alle Hände voll zu tun.

Seit elf Jahren gibt es die fünf Spottlichter nun schon. Alle Schauspieler sind professionell ausgebildet, können aber von den 200 Mark, die sie pro Auftritt in Isenburg verdienen, nicht leben. Nebenher arbeiten sie für den Hörfunk, in Werbe- und Industriefilmen. Die Festspiele, deren Produktion 60 000 Mark kostete, werden von der Stadt mit 30 000 Mark unterstützt. Für das Jahresprogramm des Comedy-Theaters gibt die Stadt noch einmal 15 000 Mark dazu. "Äppelwoi-Festspiele" nennt die Truppe die Aufführungen laut von Loefen, weil sie etwas mit der Region zu tun haben sollen: "Sie sind ja auch sehr volkstümlich in der Machart." Auf die Frage, warum sich die Spottlichter so aufs Komödiantische spezialisiert haben, hat von Loefen sofort eine Antwort parat: "Man muß Theater verkaufen können, wenn's nicht ernsthaft subventioniert wird." Gut verkaufen ließen sich nun mal nur Komödien. Und: "Es macht einfach mehr Spaß." Nach der Premiere am Donnerstag, 30. Juli, sind weitere Aufführungen an allen Wochenenden bis zum 6. September. Außerdem zweimal am Mittwoch (26. August und 2. September) im überdachten Innenhof der Löwengasse 24. Beginn ist um 20 Uhr. Der Eintritt kostet 20 Mark. Es gibt keine Ermäßigung. Vorverkauf: Buchhandlung Gaber, Frankfurter Straße 132, oder an der Abendkasse (Telefon 3 88 75).

FRAUKE HASS

gra an AAW/Pflug-Feld(Angebot)

Dort, wo das Saarland so gar nicht dem Bild entspricht, das man sich sogern von dieser Kohle- und Stahlregion in Deutsch-Südwest macht, liegt Wustweiler, eine kleine Ortschaft mit 2845 Einwohnern in einer ruhigen, fast idyllisch anmutenden Mittelgebirgslandschaft. Die Hinweistafeln zu den "Attraktionen" des Dorfes sind in Holz geschnitzt, wie es sich für eine Gemeinde, die nicht auf Industriedreck, sondern auf Erholungssuchende setzt, die dem Industriestreß entfliehen wollen, gehört. Eines der Holz- Hinweisschilder weist auf den Flugplatz Wustweiler hin. Doch auf dem Platz, im aktuellen Fliegerkalender als "Segelfluggelände, 365 Meter hoch" ausgewiesen, auf dem auch Freiluftballon-Starts erfolgen können, wird seit Monaten kein eleganter Segler mehr zum lautlosen Gleiten in die Luft geschleppt. Ein Landwirt hat mit akkurat gezogenen Furchen aus dem Flugplatz stellenweise einen "Pflugplatz" gemacht.

Gut 40 Meter tief und 20 Meter breit ist die Grasnarbe des Segelflugfeldes umbrochen. Fast in der Mitte des Feldes ist die Landebahn durchschnitten, fehlt der Streifen, den die Segler zum sicheren Starten und Landen brauchen. "Spaziergänger", so berichtet Gerhard Zewe, Polizeibeamter und nebenbei Vorsitzender des Flugsportvereins Illtal Saar, "haben uns zuerst auf diese ungewöhnliche (P) Flugschneise hingewiesen." Denn beiliebe nicht sei auf dem Platz jeden Tag Flugbetrieb. Nicht immer seien Vereinsmitglieder im kleinen Hangar oder der angrenzenden Cafeteria gut zwei Kilometer außerhalb des Dorfes anzutreffen.

Die Illtaler Flieger sind mit knapp 50 Mitgliedern ein kleiner Verein. Vier Segler, ein Motorsegler, ein Schleppflugzeug und zwei kleinere Reiseflugzeuge zählen zum Bestand. Beschwerden, so Ortsvorsteher Alois Alt, hat es im Dorf über die Flieger nicht gegeben, wenn da nicht die Differenzen mit dem Verpächter eines Flughafenteilstückes, einem Nebenerwerbslandwirt gewesen wären.

Der bemängelte, daß der Hangar, den die Flieger als "Halle" bezeichnen, seine Eigentumsrechte verletzt. Die Unterstellmöglichkeit für die Flugzeuge sei zu dicht an seine Grenze gebaut. Vermessungen wiesen aber angeblich nach, daß die Halle nicht auf dem Land des Pächters, sondern auf vereinseigenem Gelände stand. Der Pächter forderte Nachmessungen, die auch kein anderes Ergebnis brachten. Die Auseinandersetzung eskalierte. Ein Kaufangebot lehnte er ab. Stattdessen kündigte der Nebenerwerbslandwirt den jederzeit kündbaren Pachtvertrag, spannte den Pflug ein und legte den Flugbetrieb kurzerhand durch Umpflügen lahm. Einen Versuch der Segelflieger, die Sache wieder gerade zuschieben, beantwortete er mit einem zweiten Tiefpflug. Seither steht die Schleppmaschine für Segler still, sind zwei Flugzeuge ausgelagert.

Während der Nebenwerwerbslandwirt sich als Eigentümer und Verpächter im Recht wähnt, hoffen die Segelsportler in Wustweiler auf das Amtsgericht in Ottweiler. Das soll entscheiden, ob der Verpächter so einfach den Flugbetrieb lahmlegen durfte. Denn schließlich hatte der Platz, anders als einige Militärflughäfen im benachbarten Rheinland-Pfalz, von Anfang an die vorgeschriebene Genehmigung nach dem Luftverkehrsgesetz. Außerdem ist der "Flughafen" Wustweiler in allen amtlichen Karten als Segelfluggelände aus gewiesen. Das gilt auch für den Flächennutzungsplan der Gemeinde. Danach hätte der Landwirt, der auf seinem Pflug-Streifen des Flugplatzes bisher weder Grünfutter noch Getreide anbaut und eine landwirtschaftliche Bearbeitung bis auf das Umpflügen auch nicht erkennen läßt, selbst gegen geltendes Recht verstossen, wenn er aus dem genehmigten Flugplatz-Grünland ungenehmigtes Ackerland macht. In einem ähnlichen Fall, so erinnern sich die Flieger hoffnungsfroh, habe ein Gericht gegen die landwirtschaftliche Zweckentfremdung des Flugplatz- Geländes und für das Flugrecht entschieden.

Bis zur richterlichen Entscheidung warnen frisch gemalte Hinweisschilder (Segler-Vereinschef Zewe: "Wir sind optimistisch.") am Flugfeld-Ackerstreifen:"Unbefugten ist das Betreten des Flugplatzes verboten."

MICHAEL GRABENSTRÖER(Wustweiler)-------(NDv=Nach

Diktat verreist)

Süssmuth: Hausfrauen sozialversichern

KÖLN, 28. Juli (AFP). Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth hat sich für die Einführung einer eigenständigen Sozialversicherung für Arbeit im Haushalt eingesetzt. Im ARD-"Morgenmagazin" sagte die CDU-Politikerin am Dienstag, daß besonders "diejenigen, die diese Tätigkeit gegenüber Kindern oder auch Pflegebedürftigen wahrnehmen, nicht schlechter gestellt sein dürfen als jene, die in Erwerbstätigkeit stehen".

Bau des Übernachtungsheims gefährdet? Offene Fragen: Magistrat zog Vorlage zurück / Abstand zu Parkplätzen untersucht Von unserem Redaktionsmitglied Walter Keber GROSS-GERAU. Verzögert sich oder scheitert gar das für Nichtseßhafte geplante Übernachtungsheim des Diakonischen Werks in der Schützenstraße an baurechtlichen Formalien wie dem zu geringen Abstand zu den in der Nachbarschaft geplanten kommunalen Autoparkplätzen? Diese Frage beschäftigt derzeit die Kommunalpolitik kurz vor Ende der parlamentarischen Sommerpause. Die Verwaltung überprüft den Bauantrag des Diakonischen Werkes. Eventuelle Konsequenzen für eine Umplanung seien nicht auszuschließen, bestätigte gestern der Leiter des Hauptamtes der Stadtverwaltung Groß-Gerau, Henner Bertisch, der FR. An der grundsätzlich positiven Einstellung der Stadt zu dem Übernachtungsheim habe sich jedoch nichts geändert. Klarheit über das Projekt, eventuelle Umplanung und den weiteren Zeitablauf wird vermutlich am 13. August bei einer gemeinsamen Sitzung des Bau- und Planungsausschusses sowie des Sozialausschusses erwartet. Dann sollen die Ergebnisse der Untersuchung der Verwaltung auf den Tisch, nachdem der Magistrat bei der jüngsten Bauausschußsitzung eine Vorlage mit dem Bauantrag des Diakonischen Werks wegen noch offener Fragen zurückgezogen hatte.

Konkret geht es um den Abstand vom nahe der Grundstücksgrenze geplanten Übernachtungsheim zur benachbarten Parkanlage. Dabei handelt es sich um den amtlich Baulastenbereich genannten Abstand von 8,50 Meter. Somit könnte sich für Kommunalpolitiker das Dilemma der Entscheidung stellen: Mehr Platz für Menschen - nämlich Nichtseßhafte - oder aber für Parkplätze.

Neuen Parkraum braucht Groß-Gerau dringend wegen des 1994 anstehenden Hessentages. Dazu werden viele Besucher und entsprechende Autolawinen erwartet. Dann soll die Parkanlage in der Schützenstraße fertig sein, die mithin wichtiger Bestandteil der kommunalen Planung für die nahe Zukunft ist.

Im Hintergrund der aktuellen Diskussion stehen monatelange Vorgespräche und der Bauantrag des Diakonischen Werks für das Übernachtungsheim in der Schützenstraße. Das Gebäude soll das derzeitige Provisorium des Diakonischen Werks im früheren DRK-Kurzzeitpflegeheim am Kreiskrankenhaus (Henry-Dunant-Straße) ablösen. Doch bisher kam das ganze noch nicht so richtig in Schwung. Ohnehin herrscht in Groß-Gerau ob dieser geplanten Einrichtung für Nichtseßhafte nicht überall eitel Freude: Da sind nicht nur Anliegerproteste, sondern auch unterschiedliche Meinungen bis in die Reihen der am Ort die absolute Mehrheit stellenden Sozialdemokraten.

Zunächst schien alles klar, nachdem zu Jahresanfang die Weichen für das 1,4- Millionen Mark-Projekt gestellt worden waren. Beteiligt waren daran neben der Kommune noch Kreis, Land und Diakonisches Werk. Geplant ist nach Auskunft von Jürgen Dittmar vom Diakonischen Werk ein Gebäude, das das Provisorium ablösen soll, aber auch darüber hinaus gehende Angebote bietet.

So sind zum einen für Nichtseßhafte 16 Betten für Männer und zwei für Frauen geplant - Erweiterungen in Notfällen wären möglich. Hinzu kommen verschiedene Beratungseinrichtungen, die über das bisherige Angebot in der Henry-Dunant-Straße hinausgehen. Vor allem aber ist Platz für eine acht Betten umfassende neue Übergangswohngruppe berücksichtigt. Die ist speziell zur Wiedereingliederung Nichtseßhafter in die normale bürgerliche Gesellschaft gedacht.

Daß es jetzt Probleme mit dem Abstand zur Parkanlage gibt, überrascht Jürgen Dittmar. Die sei doch schon seit geraumer Zeit bekannt, finde sich auch im Architektenentwurf wieder. Er sei aber optimistisch, daß eine Lösung gefunden werden könne, vor allem auch was Standort und Zeitplan betreffe.

Das Diakonische Werk möchte die neue Einrichtung im Winter 1993 / 94 eröffnen - dafür seien bereits erhebliche Vorleistungen erbracht und unter anderem auch eine Personalplanung betrieben worden, betonte Dittmar. Könne das Vorhaben nicht realisiert werden, entstünden für das Diakonische Werk erhebliche Probleme.

Optimistisch ist auch der Sozialdezernent des Kreises, Herbert Trageser, daß die Pläne für das Übernachtungsheim in der Schützenstraße verwirklicht werden können und nicht platzen. Verzögerungen oder gar ein Scheitern halte er für außerordentlich problematisch.

Wir gratulieren

Herrn Julijs Sakalins aus Maintal- Hochstadt zum 85. Geburtstag am Mittwoch, 29. Juli.

Rings um Athen brennen die Wälder an mehreren Stellen Polizei vermutet Brandstifter unter Bodenspekulanten und Ziegenhirten / Ausrufung des Notstands in St. Petersburg erwogen

öhl ATHEN, 28. Juli. Mehrere große Waldbrände halten seit Montag nachmittag die Feuerwehren der griechischen Hauptstadtprovinz Attika in Atem. Als Ursache wird Brandstiftung vermutet.

In der Nacht zum Dienstag brannte es an insgesamt sieben Stellen rings um Athen. Stürmische Nordwinde fachten die Flammen zu tosenden Feuerstürmen an. Hunderte von Feuerwehrleuten und freiwilligen Helfern versuchten die Flammen einzudämmen, während sechs Löschflugzeuge die Feuerfronten mit Wasser "bombardierten". Bisher gingen mindestens drei Villen in Flammen auf. In den östlichen Vororten der Hauptstadt brach die Stromversorgung zusammen.

Bei dem Versuch, sein in Brand geratenes Haus zu retten, erlitt ein pensionierter Feuerwehrmann schwere Verbrennungen. Sein Zustand wird von den Ärzten als kritisch bezeichnet.

Zeitweilig bedrohten die Flammen ein Zeltlager der staatlichen Sozialversicherungsanstalt. Die dort untergebrachten Kinder mußten evakuiert werden. Die im Norden und Nordosten Athens tobenden Waldbrände verdunkelten am Montag abend die untergehende Sonne mit einem gewaltigen Rauchschleier. Wie Schneeflocken gingen über der Hauptstadt feine, weiße Aschepartikel nieder.

Polizei- und Feuerwehroffiziere äußerten den Verdacht, die an mehreren Stellen fast gleichzeitig aufgeflammten Feuer seien das Werk von Brandstiftern, die sich die am Montag wehenden starken Winde hätten zunutze machen wollen.

Brandstiftung gilt als eine der Hauptursachen für die zahlreichen Waldbrände, die in Griechenland jeden Sommer ausgedehnte Baumbestände einäschern. Nicht nur Bodenspekulanten versuchen immer wieder, mit einem Streichholz "wertloses" Waldland in profitablen Baugrund zu verwandeln, auch die Ziegenhirten zündeln gern, um aus Wäldern Weideland für ihre Herden zu machen.

Seit 1955 sind in Griechenland fast eine Million Hektar Wald in Flammen aufgegangen, mehr als ein Drittel des Gesamtbestandes. Im Durchschnitt wurde nur etwa ein Achtel der eingeäscherten Flächen wieder aufgeforstet. Armee in Alarmbereitschaft

MOSKAU (AFP). Auch in der Region um Sankt Petersburg sind in den letzten Tagen mehrere Großbrände ausgebrochen, die wegen der seit Monaten anhaltenden Trockenheit und der jüngsten Hitzewelle nur schwer einzudämmen sind. Wie das städtische Presseamt mitteilte, haben Torfbrände bei Prjozjorsk (20 Kilometer nördlich von Sankt Petersburg) und Luga (150 Kilometer südlich) sowie auf den Inseln im finnischen Meerbusen und in der direkten Umgebung der Stadt insgesamt eine Fläche von 840 Hektar in Flammen aufgehen lassen. Menschen kamen nicht zu Schaden.

Bürgermeister Anatoli Sobtschak erwägt die Ausrufung des Notstandes, nachdem die zweitgrößte Stadt Rußlands am Montag in Rauch gehüllt war. Die Armee wurde in Alarmbereitschaft gesetzt.

Auch in anderen Wald- und Moorgebieten im Norden Rußlands wüten derzeit große Brände.

"Sprint-Triathlon" rund um den Badesee

RODGAU. Den mittlerweile fünften Rodgauer "Sprint-Triathlon" richtet der TSV Dudenhofen am Sonntag, 6. September, rund um den Badesee Nieder-Roden aus.

Es beginnt mit 700 Meter Schwimmen, anschließend wird ein 14 Kilometer langer Rundkurs mit dem Rad zweimal bewältigt, schließlich beendet ein Lauf über sechs Kilometer das Kräftemessen, das bei allen drei Disziplinen einem Siebtel der an die Teilnehmer des berühmten Hawaii-Triathlons gestellten Anforderungen entspricht. ttt

Reifen platzte - eine Tote, sechs Verletzte

HEUSENSTAMM. Ein Reifenschaden während eines Überholmanövers hat am Montag abend auf der Autobahn Würzburg-Frankfurt einer 17jährigen das Leben gekostet. Sechs Menschen wurden bei dem Unfall in der Nähe von Heusenstamm (Kreis Offenbach) verletzt, teilte das Polizeipräsidium Darmstadt mit.

Ein mit vier jungen Leuten besetztes Auto war auf die Überholspur ausgeschert, als sich die Decke des linken Hinterreifens löste. Das Auto geriet außer Kontrolle und rammte einen rechts fahrenden Personenwagen. Beide Wagen überschlugen sich. lhe

Wir gratulieren

Frau Franziska Appel, Bad Vilbel, zum 86. Geburtstag.

Frau Rosalia Ott, Klein-Karben, zum 72. Geburtstag.

Frau Jaroslava Lauft, Groß-Karben, zum 73. Geburtstag.

Frau Magdalene Wegener, Groß-Karben, zum 74. Geburtstag.

Frau Margarethe Bruder, Burg-Gräfenrode, zum 79. Geburtstag.

Frau Katharina Wagner, Assenheim, zum 84. Geburtstag.

Frau Hilde Ehlert, Assenheim, zum 71. Geburtstag.

Herrn Wilhelm Vetter, Kaichen, zum 83. Geburtstag.

Brandstifter legte Feuer in Rolladenfirma

DILLENBURG. Rund eine halbe Million Mark Schaden ist in der Nacht zum Dienstag bei einem Brandanschlag auf eine Rolladen- und Fensterbaufirma in Dillenburg-Niederscheld (Lahn-Dill- Kreis) entstanden.

Das von einem bisher unbekannten Brandstifter im Inneren des Gebäudes gelegte Feuer habe die Fertigungshalle und den Bürotrakt der Firma in Schutt und Asche gelegt, berichtete ein Polizeisprecher. lhe

In Rekordzeit über den Atlantik gesegelt

PARIS, 28. Juli (dpa). Einhandsegler Bruno Peyron hat den Atlantik in Rekordzeit überquert. Der 35 Jahre alte Franzose schaffte im Katamaran die Strecke von New York bis zum Kap Lizard im Südwesten Englands in neun Tagen, 19 Stunden und 22 Minuten. Damit war Peyron zwei Stunden und 20 Minuten schneller als seine Landsfrau Florence Arthaud, die 1990 den alten Rekord Peyrons unterboten hatte.

Bosniens Regierung lehnt Kantone ab

Von Massenansturm keine Rede / Viele Schnäppchen gingen schon längst über die Theke Unterhosen werden gleich dutzendweise gekauft Start zum Sommerschlußverkauf in der Louisenstraße Von Lisa Schmelzer BAD HOMBURG. Die Bad Homburger Geschäfte sind gut besucht - aber von einem Käuferansturm kann nicht die Rede sein. Ginge es nach den Geschäftsleuten, könnte es gerade in diesen Tagen gar nicht voll genug sein - denn seit Montag und noch bis zum 8. August ist Sommerschlußverkauf. Fragt man die durch die Straßen und Geschäfte flanierenden Leute, dann ist kaum einer wegen der Sonderangebote gekommen. "Ach, wissen Sie", sagt eine Frau aus Nieder - Eschbach, "was jetzt noch angeboten wird, ist doch sowieso größtenteils Ramsch!" Will sie etwas "Besonderes" kaufen, fährt sie nach Frankfurt. In Bad Homburg erledigt die Neu - Eschbacherin nur die "alltäglichen Besorgungen". Heute beispielsweise werden die beiden Kinder für den Schulanfang mit Schreibblocks und Buntstiften ausgerüstet.

Wer nach Sommerschlußverkauf - Atmosphäre fahndet und auf das dazugehörige Getümmel nicht verzichten will, ist im Kaufhaus an der Louisenstraße bestens bedient: der Eingang wird von Wühltischen dominiert, und die Schar der Kauffreudigen versucht hier, das eine oder andere Schnäppchen zu schlagen. Einen Run gibt es auf Unterwäsche: Meistens wird gleich im Dutzend und für die ganze Familie eingekauft. Paul Herbertz, der Geschäftsleiter der Bad Homburger Hertie - Filiale, ist zufrieden: "Wir rechnen damit, daß der diesjährige Schlußverkauf genauso gut verläuft wie im Vorjahr, vor allem, weil die Preise im Schnitt niedriger liegen als 1991."

Etwas gediegener geht es im Modehaus Halbach zu. Statt auf Wühltischen sind die Sonderangebote auf Kleiderständern drapiert. So ist es übersichtlicher, aber ein bißchen vom Schlußverkauf - Flair geht schon verloren. Bereits seit etwa sechs Wochen werden der Kundschaft reduzierte Waren angeboten. "Wir müssen die Lagerräume leer haben, wenn die Herbstware kommt", erklärt Abteilungsleiter Frank Meese.

Ähnlich argumentieren die kleineren Geschäfte entlang der Louisenstraße. Der Sommerschlußverkauf reicht zeitlich nicht aus, um den Sommerbestand an den Mann oder die Frau zu bringen. Deshalb gehen immer mehr Geschäfte immer früher mit Niedrigstpreisen auf Kundenfang. "Warum soll ich gerade jetzt einkaufen?" fragt eine Bad Homburgerin, "mittlerweile gibt's doch das ganze Jahr über Sonderangebote!"

Die Exklusivläden im Kurhaus geben sich eher zurückhaltend. Bei "Almuth Lurz" gibt es so gut wie keinen Schlußverkauf. Die Leute würden in dieser Zeit "doch nur in die Kaufhäuser rennen". Eine Mitarbeiterin des Modeladens bestätigt aber, daß dennoch die Preise herabgesetzt werden, um Platz zu schaffen für die Herbstmode - aber "bestimmt nicht auf 9,90 Mark". Der Kundenkreis bleibt derselbe, für den Normalverdiener ist die Exklusivmode auch im Sommerschlußverkauf unerschwinglich.

Kinderhort sorgt für Entlastung

RODGAU. Ein Jahr nach der Eröffnung des neunten städtischen Kindergartens in der alten Schule in der Nieder-Röder Turmstraße wird diese Stätte um einen Hort mit Hausaufgabenbetreuung für 20 Kinder erweitert, der im Parterre der früheren Schule am 17. August eröffnet und tags darauf offiziell seiner Bestimmung übergeben wird. Noch in diesem Herbst soll im Haus zusätzlich ein offener Spieltreff entstehen.

Rund 650 000 Mark hat sich die Stadt den Aus- und Umbau der einstigen Schule kosten lassen und damit für eine Entlastung der angespannten Kindergarten- Situation im dynamisch wachsenden Stadtteil Nieder-Roden gesorgt. In der seit einem Jahr betriebenen Kindertagesstätte im Obergeschoß der alten Schule werden zur Zeit 50 Kinder betreut.

Ihnen stehen zwei Gruppenräume, ein Turnzimmer, die nötigen sanitären Anlagen, ein Intensivraum und die Küche zur Verfügung. Die Kita für Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren bietet mittags ein Essen und ist bis in den Spätnachmittag geöffnet. Der Hort umfaßt je einen Gruppen-, Hausaufgaben- und Intensivraum, darüber hinaus den offenen Spieltreff, Toiletten, ein Leiterinnen-Zimmer, einen Personalraum und eine Garderobe.

Damit verfügt die Stadt über das Tageseltern-Modell für Kinder vom Baby- Alter an, über auf private Initiative gegründete und von der Kommune finanziell unterstützte Krippen und Krabbelstuben, über klassische Kindergärten für den Vormittag und ohne Essensangebot, über Kindertagesstätten mit ganztägiger Betreuung inklusive Verpflegung sowie über den Hort für schulpflichtige Mädchen und Jungen, ganztägig und mit Hausaufgabenbetreuung.

Neben den neun städtischen Einrichtungen gibt es noch sieben konfessionelle Kindergärten und -tagesstätten in der größten Stadt des Kreises. ttt

Polizei rät Eltern: Schulweg einüben

OFFENBACH. Die Schulferien sind fast vorbei, für die ABC-Schützen beginnt am Dienstag, 4. August, der sogenannte Ernst des Lebens. Schuldezernentin Dr. Ursula Beul und Polizeipräsident Kurt Löwer appellieren an alle Autofahrer, Rücksicht auf die Kinder zu nehmen, vor und in der Nähe von Schulen das Tempo zu drosseln und besonders vorsichtig zu fahren: Kinder können die Geschwindigkeit von Autos nicht richtig einschätzen.

Die Dezernentin erinnert daran, daß vor allen Kindertagesstätten, Grund- und Sonderschulen Tempo 30 gilt. Den Eltern der Schulanfänger rät Beul, die Kinder besonders hell und auffällig zu kleiden. Zudem sollten sie mit ihren Kindern den Weg zur Schule einüben, und zwar jetzt schon und nicht erst am Tag der Einschulung oder danach. Grundschulkinder sollten nicht mit dem Fahrrad zur Schule fahren, denn wegen ihres langsamen Fahrens und ihrer Unsicherheit im Straßenverkehr erhöht sich das Unfallrisiko.

Die Polizei rät, daß die Kinder möglichst an Zebrastreifen und Fußgängerfurten mit Ampeln die Straße überqueren. Nachbarskinder sollten Schulweg-Gemeinschaften bilden. Die Polizeibeamten sind angewiesen, beim Streifendienst besonders auf die Schulanfänger zu achten. Zusammen mit den Schulen und Lehrern plant die Polizei in den nächsten Wochen Schulweg-Begutachtungen, um besondere Gefahrenstellen zu beseitigen.

Für die Allgemeine Ortskrankenkasse warnt Ernährungsberaterin Claudia Rieht vor zuviel Süßigkeiten in der Schultüte: Dort sollte besser frisches Obst hinein. "Die lieben Kleinen brauchen jedoch nicht ganz auf Süßes verzichten. Es sollen aber nur solche Produkte ausgewählt werden, die keine Konservierungs- und Farbstoffe enthalten." Um die Kreativität des Kindes zu fördern, sollten auch umweltfreundliche Farbstifte und Malblöcke aus Altpapier geschenkt werden, empfiehlt Rieth. lz

Kleine Läden tun sich schwer Verpackungsverordnung wird nicht überall durchgesetzt

Seit April gilt sie: die Rücknahmepflicht des Handels für Umverpackungen. Für den Verbraucher müßte alles ganz einfach sein. Der Kunde kauft seine Zahnpastatube, entfernt die Schachtel (Umverpackung), und wirft sie im Laden in die dafür bereitgestellten Behälter, auf die laut Verpackungsverordnung an der Kasse hingewiesen werden muß.

Doch die Realität sieht anders aus: Während die großen Einkaufsketten dem Kunden häufig anzeigen, wo die Verpakkungen zurückgelassen werden können, muß bei kleinen Einzelhändlern oft umständlich nach den Behältern - häufig ein kleiner Karton unter der Kasse - geforscht werden. Eine Feststellung die auch Dagmar Beckmann, Pressereferentin des Umweltdezernats, aus persönlicher Erfahrung bestätigen kann.

Frankfurt scheint im bundesweiten Trend zu liegen: In einer Studie der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände - 1480 Parfümerien, Supermärkte und Kaufhäuser wurden untersucht - zeigte sich, daß bei der Hälfte aller Geschäfte die Hinweistafeln für die Abfallbehälter fehlten, bei 23 Prozent existierten gar keine Behälter.

Horst-Hubert Moritz, Hauptgeschäftsführer des Frankfurter Einzelhandels, sieht die Lage nicht so kritisch. "Der Handel ist im Grunde darüber unterrichtet", erklärt er. Für die kleinen Geschäfte bittet er um "Verständnis". Platznot sei der Grund für die fehlenden oder schlecht ausgeschilderten Abfallboxen. Ganz zufrieden ist er mit dem Vorgehen der Einzelhändler jedoch nicht: "Da werden wir Verbände nochmal darauf hinweisen müssen. Möglicherweise kommen auch Kontrollen." Die Hauptschuld gibt er dem Kunden. "Das Bedürfnis in der Masse der Bevölkerung ist wohl nicht so groß", vermutet er.

Eine Behauptung, die ein Verkäufer eines Schade-Marktes nicht bestätigen kann. Hier stehen gut sichtbar drei Tonnen, in denen Pappe, Folien und Kunstoffe sowie andere Materialien gesammelt werden. "Die sind jeden Abend randvoll."

Die Ziele der Verpackungsverordnung, daß zum einen die Händler die Hersteller zwingen, auf Doppelverpackungen zu verzichten und zum andern der Kunde Ware ohne Doppelverpackung wählt, scheinen sich jedoch nicht verwirklichen zu lassen. Denn verpackte Waren, so urteilt der Verkäufer, würden immer noch bei gleichwertigen Produkten bevorzugt. wob

Bahnengolf-DM in Südhessen Mit bunten Bällen durch die Hindernisse

Der südhessische Raum ist von Donnerstag bis Samstag Schauplatz der deutschen Meisterschaften im Bahnengolf, besser bekannt unter dem Begriff Minigolf. Über 300 Teilnehmer ermitteln die Besten bei den Frauen, Männern, Seniorinnen und Senioren sowie in den Mannschaftswettbewerben der Frauen und Männer.

Bereits seit Tagen trainieren auf den Meisterschaftsanlagen in Pfungstadt und Arheilgen (Männer und Frauen) sowie in Walldorf und Dreieichenhain (Seniorinnen und Senioren) die Aktiven das Spiel mit den kleinen, bunten Bällen, die mit möglichst einem Schlag über Hindernisse hinweg ins Zielloch zu befördern sind.

Die eigentlichen Wettkämpfe beginnen am Donnerstag um 8.00 Uhr mit den Vorrunden in Pfungstadt und Arheilgen (Männer und Frauen) sowie um 9.00 Uhr in Walldorf und Dreieichenhain (Seniorinnen und Senioren). Einen Tag später werden zur gleichen Zeit die Vorrunden fortgesetzt, die bis in den Abend hinein andauern.

Für die Zwischen- und Endrunden, die am Samstag in Arheilgen und Dreieichenhain gespielt werden, (Beginn um 8.00 Uhr) qualifizieren sich in der Männer-Kategorie die besten 33 der Vorrunden, bei den Frauen die besten 15 Spielerinen, bei den Senioren Klasse 1 (bis 58 Jahre) die besten 18, in der Kategorie 2 (über 58 Jahre) die besten neun, bei den Seniorinnen 1 ebenfalls die besten neun und in der Klasse Seniorinnen 2 die besten sechs Aktiven. -est-

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Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Pro Familia: ärztliche Sprechstunde, Beratung, 15-19 Uhr, Kleine Klosterg. 16, Tel. 0 60 31 / 23 36.

Aids-Beratung des Gesundheitsamtes: 14-15.30 Uhr, Tel. 0 60 31 / 8 32 96.

Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus, Tel. 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.

Haus der Gesundheit: 9.30-12 Uhr Diätberatung; 15.30 Uhr Vortrag der Ernährungsberaterin: Ernährung beim hohen Cholesterin.

Interessengemeinschaft der Verbraucher: allgemeine Beratung, 10-12 Uhr, Frankfurter Str. 34.

Morbus-Bechterew-Gruppe: Gymnastik, 18 Uhr, Solebad.

Rheuma-Liga: Zusammenkunft, 14.30 Uhr, Frankfurter Str. 34.

Bad Vilbel. Arbeitskreis für Behindertenfragen der Stadt Bad Vilbel: 15.30- 16.30 Uhr, OVAG, Friedberger Straße 8.

Beratungsstelle für Aus- und Übersiedler: Sprechzeiten 8-12 Uhr, Pestalozzistr. 8, Tel. 0 61 01 / 8 94 78.

Sprechtag des Versorgungsamtes Gießen: 13-17 Uhr, Parkstr. 14; gleichzeitig im Altenheim Heilsberg, Pestalozzistr. 10.

Karben. Gesprächskreis für Suchtkranke, Suchtgefährdete und Angehörige: 17-19 u. 20-22.30 Uhr, Kath. Gemeindezentrum St. Bonifatius, Klein-Karben.

Diakonisches Werk, Außenstelle Karben: allgemeine Beratung für psychisch kranke Menschen, 16-17 Uhr, Rathausstr. 25, Tel. 0 60 39 / 4 36 86.

Allgemeiner Sozialer Dienst: Sprechstunden, 15-16.30 Uhr, Bauhof, Robert- Bosch-Straße. Kulturmix Friedberg. Sommersprossen: "Lollipop - Haifischeis für alle" f. Kinder ab 5 J., 15 Uhr, Wetterau-Museum.

Bad Nauheim. Kurkonzert, 15.30 und 19.30 Uhr, Trinkkuranlage.

Bad Vilbel. Burgfestspiele: "Der Regenmacher" von R. Nash, 20.15 Uhr, Wasserburg. Nidda. Kurkonzert, 10.30-11.30, 15.30-17 Uhr; 19.30-21 Uhr Sonderkonzert Volkslieder international zum hören und mitsingen, Trinkkurhalle Bad Salzhausen.Gruppen /Vereine Friedberg. Frauenzentrum: 15.30- 17.30 Uhr Frauencafé, Eing. Judengasse.

Bad Nauheim. Turn- und Gymnastikverein: Erwachsenenturnen, 20 Uhr, Eingang Stadtschule Wilhelmskirche.

Seniorenclub: Tag der Begegnung, 14 Uhr, Tagungsstätte Blücher Str.

Bad Vilbel. Kinderschutzbund: Müttercafé, 9.30-12.30 Uhr, Frankfurter Str. 85 (I. Stock).

Spielhaus: Spiele u. Basteln, 14-17.30 Uhr, Berkersheimer Weg.

Möwe Jonathan: Meditative Gestaltarbeit, 20-22 Uhr, Altenheim Heilsberg.

Karben. Mütterzentrum: Café Mü(t)Ze, offener Kaffeenachmittag, ab 15 Uhr, Selzerbrunnenhof. Kath. Gemeinde St. Bonifatius: Krabbel- / Kleinkindergruppe, 9.30-11 Uhr.

Kath. Gemeinde St. Bardo Petterweil: Seniorenclub, 14-17 Uhr.

Jagdgenossenschaft Groß-Karben: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Gaststätte Deutsches Haus, Heldenberger Str. Ferienveranstaltungen Karben. Kinderplanet (bis 31. Juli).

KSV Klein-Karben 1890: Super Schnupper-Tage.Vorträge / Kurse Bad Nauheim. Deutscher Frauenring: Vortrag "Kolumbien - Wirtschaft, Politik, Kultur" v. Dr. Vogel, 16 Uhr, Kurhaus. Blutspendetermin Nidda. DRK: Blutspendetermin, ab 17 bis ca. 19 Uhr, Bürgerhaus. Parteien / Parlamente Friedberg. Die Grünen: Treffen, 20 Uhr, Altes Rathaus.

Bad Vilbel. SPD Seniorengruppe: 15 Uhr, Café Kurhaus.

Wölfersheim. Bürgerversammlung, 20 Uhr (Thema: Fortschreibung des Flächennutzungsplanes), Wetterauhalle Södeler Weg 4. Verschiedenes Nidda. Wanderungen durch Wald und Flur unter ortskundiger Führung, Treffpunkt: 13.30 Uhr vor Kurverwaltung Bad Salzhausen. Ausstellungen Friedberg. Jac Leirner - Blue phase and ghost, Öffnungszeiten: Di., Mi., Do., So. 11-19 Uhr, nach Vereinbarung unter 0 60 31 / 24 43, Galerie Hoffmann, Görbelheimer Mühle, Fauerbach (bis 15. August). Bad Nauheim. Ruth Hofmann - Nadelmalerei, heute ab 14 Uhr, Öffnungszeiten tägl. 10-12 und 14-18 Uhr, Trinkkuranlage (bis 5. August).

Ev. Kirchengemeinde: Martin Niemöller (1892-1984), Ausstellung zu den Öffnungszeiten der Dankeskirche (bis 31. August).

Büdingen. Büdinger Geschichtsverein: "Der Herrnhaag, die Herrnhuter und Büdingen", Öffnungszeiten: Di.-Fr., 10-12 Uhr, Mi. u. Sa., 15-17 Uhr, So. u. Feiertage 10-12 u. 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 29. November).Filmspiegel Friedberg. Roxy: Otto - der Liebesfilm (15, 20.15 Uhr) - Blende: Wayne's World (15 Uhr); Basic Instinct (20.15 Uhr) - Studio: Feivel, der Mauswanderer II (15 Uhr); Die Hand an der Wiege (20.15 Uhr) - Keller: Batmans Rückkehr (15, 20.15 Uhr).

Bad Nauheim. Terminus: Edward II (19 Uhr); Stop oder meine Mami schießt (21.15 Uhr).

Butzbach. Bambi: Wie ein Licht in dunkler Nacht (20 Uhr) - Capitol: Batmans Rückkehr (20 Uhr).

Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: Betriebsferien bis 31. Juli, keine Vorstellungen.

Büdingen. Royal: Otto - der Liebesfilm (20 Uhr) - Princess: Batmans Rückkehr (20 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Mambo Kings (19.45 Uhr); Edward II (22 Uhr).

Lich. Traumstern: Von Luft und Liebe (19.30 Uhr); Van Gogh (21.45 Uhr).

Zur Käsmühle

Adresse: Zur Käsmühle, 605 Offenbach-Bieber, Dietesheimer Straße 408, Telefon 069 / 89 38 15.

Öffnungszeiten: werktags von 12 bis 1 Uhr, am Wochenende von 10 bis 1 Uhr. Kein Ruhetag.

Parken: genügend Parkplätze am Haus.

Bus / Fahrräder: keine Buslinie in der Nähe; per Fahrrad über Bieber oder den Lohwald gut zu erreichen.

Angebote: 400 Plätze im Garten, drinnen im Sommer keine Sitzmöglichkeit, in der kalten Jahreszeit rund 40 Plätze.

Preise: Spezialität bei den Getränken sind Obstweine (auch zum Mitnehmen). Heidelbeer-, Erdbeer-, Kirsch-, Stachelbeer- oder Brombeerwein fünf Mark (0,2 Liter); Ebbelwei zwei Mark (0,2); alkoholfreies Bier 4,50 Mark (0,5); Bier vom Faß 4,50 Mark (0,4); Softdrinks wie Limonaden und Apfelsaft 2,50 Mark (0,2); Wein (Edelzwicker) fünf Mark (0,2); Mineralwasser (0,7 - nur zum Bembel) vier Mark; Kännchen Kaffee 2,50 Mark.

Gegen den Hunger: Handkäs' mit Musik sechs Mark; Salatteller 11,50 Mark; Schweineschnitzel mit Brot zehn Mark, Rumpsteak mit Zwiebeln und Bratkartoffeln 17 Mark, Kuchen (selbstgebacken) drei Mark das Stück.

Behinderte: im Garten keine Schwierigkeiten, zur Toilette eine Stufe. hf

Mafia-Ermittler auf Sizilien ermordet

Bei der OVAG nur Tag der halboffenen Tür

FRIEDBERG. Der Tag der offenen Tür bei der OVAG am 7. August ist keiner. Das Strom- und Wasserversorgungs-Unternehmen hatte anläßlich seines Ausbildungsjubiläums - seit 80 Jahren werden kaufmännische und seit 50 Jahren gewerbliche Lehrlinge ausgebildet - zum Tag der offenen Tür eingeladen (FR vom 28. Juli). Wie OVAG-Pressesprecher Arnold Führer gestern mitteilte, öffnen sich die OVAG-Türen an diesem Tag allerdings nur für einen ausgewählten Personenkreis: beispielsweise für mit Ausbildungsfragen befaßten Personen wie zum Beispiel Vertreter der Industrie- und Handelskammer und Berufsschulen. ieb

Unterschriften für die Gesundheit Umweltschutzgruppen warnen vor Belastungen in der Region

RIEDSTADT/BIEBESHEIM. "Vorbeugen statt Nachsorge" ist das Motto einer auf drei Monate angelegten Unterschriftensammlung verschiedener Umweltschutzgruppen im Ried, die gegen eine Kapazitätserweiterung der Sondermüllverbrennungsanlage (SVA) in Biebesheim streiten. Ziel ist nach Auskunft von Helmut Kränzle, auf die ohnehin schon erheblichen ökologischen Belastungen des Raumes aufmerksam zu machen und Konsequenzen hiergegen von den Politiker zu verlangen. Dafür streiten gemeinsam die Aktionsgemeinschaft Umweltschutz Biebesheim (AGU), die Initiative "Crumschter gegen SVA Biebesheim" sowie die BUND-Ortsgruppe Riedstadt/ Stockstadt.

Gefordert wird mit der Unterschriftensammlung konkret, umgehend Gesundheitsstudien anzufertigen, wie sie beispielhaft in Kehl/Auenheim bei Straßburg durchgeführt worden seien. Dort nämlich seien detailliert die Krebssterblichkeit und das Thema "Allergien und Asthma" unter die Lupe genommen worden. Solche Untersuchungen seien im Kreis Groß-Gerau ebenfalls notwendig, weil laut Kinder-Krebs-Register der Johann-Gutenberg-Universität Mainz dieser Kreis zu den Landkreisen mit der höchsten Krebsneuerkrankungsrate bei Kindern in den alten Bundesländern gehöre.

Horst Kränzle erklärte außerdem: "Der Kreis Groß-Gerau lag laut Statistischem Landesamt Wiesbaden im Jahr 1990 von 26 Kreisen und kreisfreien Städten an erster Stelle bei bösartigen Neubildungen der Atmungsorgane bei Männern." Von Ärzten sei während des Erörterungstermins für den geplanten dritten Verbrennungsofen in Biebesheim außerdem auch auf die Häufigkeit von Tumoren der ableitenden Harnwege, Allergien, Schilddrüsen-Autonomien sowie auf die Häufigkeit des phobischen Syndroms hingewiesen worden.

Aufgrund der Belastungen durch langlebige Gifte in den zurückliegenden zwanzig Jahren müsse die gesundheitliche Belastung in dem klimatisch sehr ungünstigen Rheingraben massiv reduziert werden, fordern die Bürgerinitiativen. Durch die Unterschriftenaktion solle hierfür öffentlich Druck erzeugt werden.

Listen liegen in Geschäften, Apotheken und bei Ärzten aus. Schwerpunkte der Aktion seien Biebesheim, Riedstadt und Schwerpunkt Ried Stockstadt. Auch in der weiteren Nachbarschaft sollen Unterschriften gesammelt werden, weil die Belastung etwa durch Luftschadstoffe nicht an Grenzen halt macht und außerdem Lebensmittel aus dieser Region auch anderenorts verkauft würden. Nach Abschluß ihrer Aktion wollen die Umweltgruppen die Unterschriftenlisten dem Kreistag und der Landesregierung übergeben. cas

Tagestip: Computerkauf Vorsicht bei Versendern

Im freien Fall scheinen die Preise für Personalcomputer (PC) zu sein. Fast ständig drucken die Anbieter neue Listen mit günstigeren Offerten. Als besonders preisaggressiv gebärden sich im Kampf um Kunden Versandhändler, darunter Spezialisten, die sich allein auf den PC-Verkauf konzentriert haben.

Dabei ist der Erwerb eines Computers samt Zubehör kein Kinderspiel. Die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände (AgV) moniert, Kaufinteressenten würden mit Produktbeschreibungen konfrontiert, "die einer Geheimsprache gleichkommen". Objektiv vergleichbare Daten seien oft Mangelware, weshalb "ärgerliche Fehlkäufe" programmiert seien.

Als besonders groß stuft die AgV das Risiko dafür beim Versand ein. Zwar winken bei Firmen dieses Zweiges in der Tat häufig Schnäppchen, doch zeigte eine anonym angelegte Bestellaktion einer Computerzeitschrift bei diesen Geschäften teilweise erhebliche technische, logistische und rechtliche Mängel. So habe es, führen die Konsumentenschützer aus, trotz ausdrücklicher Aufforderung keine Auftragsbestätigung gegeben. Falsche Geräte seien geliefert worden, bestelltes Zubehör habe gefehlt. Ware soll beim Kunden sogar wegen unzureichender Verpackung beschädigt angekommen sein. Die AgV kritisiert zudem, daß kaum einer der getesteten Versender ein Rückgaberecht "bei Nichtgefallen" einräumt. Vorsicht ist also beim Computerkauf per Versand angesagt. Die Verbraucherlobby rät sogar, PC-Anfänger sollten "die Finger besser ganz" vom Erwerb auf diese Weise lassen, nicht zuletzt weil sie persönliche Beratung brauchten.

Wer gleichwohl den Versandangeboten nicht widerstehen kann, sollte folgende AgV-Tips beherzigen: Bei einer Order sollten Kunden eine schriftliche Auftragsbestätigung und die Allgemeinen Geschäftsbedingungen verlangen; zusätzlich sei darauf hinzuweisen, daß eine Lieferung ohne vorherige Bestellbestätigung "in jedem Fall" zurückgewiesen werde. Überschreitet der Versender den angegebenen Liefertermin, sollten Verbraucher dem Anbieter "unverzüglich und schriftlich" eine Frist (in der Regel zwei Wochen) für die endgültige Zustellung setzen - nur dann könne man die Annahme einer "stark verspäteten Lieferung problemlos ablehnen". Ferner müsse bei Beschädigung der gelieferten Ware binnen 24 Stunden beim Spediteur reklamiert werden. has

LEICHTATHLETIK

SENIORENMEISTERSCHAFT des Bezirks Gießen (Sa., 15 Uhr, Ewersbach).

SPORTFEST der TSG Usingen (Sa., 14 Uhr, Stadion Muckenäcker).

KIRMESLAUF der TSG Wieseck (Sa., 18.30 Uhr, Start Nähe Festplatz, Ziel Festplatz).

Seniorensportfest des TV Eberstadt (Sa., 13.30 Uhr, Sportgelände an der Jahnhalle).

SPORTFEST der Leichtathletikfreunde Villmar (Sa., 12, So., 9 Uhr, in Runkel).

HESSISCHE MEISTERSCHAFTEN der Mittelstreckenstaffeln (So., 13 Uhr, in Niestetal- Heiligenrode). RADSPORT HESSISCHE BERGMEISTERSCHAFT an der Burgruine Ebersburg bei Fulda. So. ab 8 Uhr, Start Altenmühle. Ab 12.30 Uhr Rundstreckenrennen am Paulstor in Fulda.

Mittwoch, 29. Juli

Theater Volkstheater, Tel. 28 86 98: 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23 (bei Regen im Volkstheater). Summertime Festival, Historischer Garten vor dem Dom: 15 Uhr, "Pantolino's Theater aus dem Nichts"; Hof des Historischen Museums: 21 Uhr, Stewart & Ross - Varieté-Show; Brüningpark Höchst: 21.30 Uhr, Dogtroep - "Der Aufstieg der Könige".

Volksbildungsheim, Eschenheimer Anlage 40: 20.30 Uhr, theater ACT nürnberg - "Criminale Totale".

Circus Fliegenpilz, Tel. 707 59 47: 20 Uhr, Circus unter Wasser (Premiere); Bockenheimer Depot.

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 Uhr, Varieté-Revue. Musik Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: 22 Uhr, Swingin'-Latin-Funky-Disco.

Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Eugene Brosnan.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Crossroads. Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, Black Bembel Bluesband.

Sound Depot, Ostparkstr. 25: 21 Uhr, Salsa Disco.

Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Izio Gross Latin Jazz.

Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: 20 Uhr, Link Protrudi & The Jaymen.

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: 15.30 Uhr, Ensemble der Philharmonischen Gesellschaft.

Vorträge / Diskussionen

Schwul-Lesbisches Jugendtreffen: 11 Uhr, Vortrag & Diskussion "Antischwule Gewalt"; 18 Uhr, Vortrag & Diskussion "Homosexuell in Nicaragua" & Diskussion "Verhältnis Schwule - Lesben"; Veranstaltungszelt im Ostpark.

Museen / Führungen

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17: 18 Uhr, Führung zum Thema "Der Holzschnitt als Technik der Buchillustration in Renaissance und Gegenwart".

Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 11 Uhr, Führung zu "James Turrell und Bill Viola".

Schirn, Römerberg: 11 Uhr, Führung zum Thema "Munch und die zeitgenössische französische Kunst - vom Naturalismus zum Fauvismus" sowie um 19 Uhr zum Thema "Munchs Werk im Spannungsfeld zwischen künstlerischem Vorbild und individuellen Ausdruck".

Jüdisches Museum, Untermainkai 14/15: 18 Uhr, Führung zum Thema "Hinaus aus dem Ghetto".

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29, 212 359 13: 11 bis 15 Uhr, Märchen aus Afrika (ab 8 J), 16 Uhr, Vorführung der Herstellung traditioneller Ohrgehänge; 18 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Gold aus Mali".

Liebieghaus, Schaumainkai 71: 18.30 Uhr, Führung zum Thema "Kirchenlehrer und Ordensheilige".

Historisches Museum, Saalgasse 19: 18 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Werkstätten der Humanität - 250 Jahre Freimaurer in Frankfurt".

Senckenberg-Museum, Senckenberganlage 25: 18 Uhr, Führung zum Thema "Fossilfundstätten in Deutschland".

Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo" sowie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe.Kino / Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 25 im Anzeigenteil. Kinder Zentrale Kinder- & Jugendbibliothek, Arnsburger Str. 24, Tel. 212 33 631: 15 Uhr, "Rüsselnase & Co - lustige Bilder" (ab 6 J.).

Merian-Spielplatz, Bornheim: 13 bis 18 Uhr, Ferienspielaktionen (6 bis 14 J.).

Sonstiges Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (KV Ffm.): 16 Uhr, Stammtisch, Oberschweinstiege.

Schach-Senioren-Gruppe, Sozialzentrum Marbachweg, Cafeteria: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin. City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

Bund gegen das Zwangsmitrauchen: 19 Uhr, Offenes Treffen für alle, die frei Durchatmen wollen; Bürgerhaus Philanthropin, Hebelstr. 17.

Frauenbund für alkoholfreie Kultur: 17.30 Uhr, Info-Treff. Märkte Bornheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Berger Straße.

Bergen-Enkheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; vor der Stadthalle / Schelmenburg. Apotheken Folgende Apotheken sind von Mittwoch, 8.30 Uhr, bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:

Apotheke am Ostbahnhof, Ostbahnhofstraße 13, Tel. 43 92 05; Central-Apotheke, Nieder-Eschbach, Deuil-la-Barre-Straße 37-45, Tel. 5 07 37 53; Friesen-Apotheke, Eschersheimer Landstraße 319, Tel. 56 36 81; Gallus-Apotheke, Mainzer Landstraße 270, Tel. 73 41 14 und 73 27 53; Hausener-Apotheke, Hausen, Praunheimer Landstraße 14, Tel. 78 88 33; Holzhausen-Apotheke, Oeder Weg 72, Tel. 55 57 56; Kettenhof-Apotheke, Feuerbachstraße 31, Tel. 72 73 98; Kissel-Apotheke, Sachsenhausen, Mörfelder Landstraße 235, Tel. 6 31 15 22; Konstabler-Apotheke im Hause Hertie, Zeil 90 / Schäfergasse, Tel. 28 02 75; Rosen-Apotheke, Am Salzhaus 3-5, Tel. 28 24 70; Sonnen-Apotheke, Seckbacher Landstraße 10, Tel. Tel. 45 28 28; Wasgau-Apotheke, Unterliederbach, Königsteiner Straße 120, Tel. 30 29 29. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 061 31 /56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 271, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr) Dr. Bode von Rhein, Jacques-Offenbach-Str. 14 b, Offenbach, Tel. 84 64 28; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich) Telefon 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77-366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51.

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.- ohne Gewähr -

49. Grasbahnrennen des MSC Neuenhaßlau Wenn Sechsjährige mächtig Staub aufwirbeln Die Kids sind mit 50 km/h dabei / Reiter weichen einmal im Jahr den geballten Pferdestärken

Das wohlumzäunte Oval am Rande des Örtchens Neuenhaßlau gelegen ist ein besinnliches Fleckchen Erde und wird fast ausschließlich vom heimischen Reitverein genutzt. Aber eben nur fast. Denn an einem Wochenende im Jahr werden die einzelnen Pferdestärken durch lärmende, stinkende und mit über 60 Pferdestärken bestückte Ungetümer "verdrängt". Dann nämlich, wenn der Motorsportclub Neuenhaßlau sein traditionelles Grasbahnrennen durchführt. Dann ist es vorbei mit der beschaulichen Ruhe - hektische Betriebsamkeit ist angesagt.

An zwei Renntagen beherrschen anstelle der edlen Roße "junge Füchse" und "alte Hasen" die Szenerie. Mit sechs Jahren beginnt das offizielle Renn-Leben des Motorsportlers. Ab diesem Alter darf er ungeniert über die Bahn "heizen". Was im "normalen" Straßenverkehr strengstens untersagt ist, wird hier zur Legalität, Spitzengeschwindigkeiten bis zu 50 Kilometer pro Stunde erreichen sie mit ihren "Kleinrädern" (50 ccm-Automatik). Gut das Doppelte schaffen die 500-ccm- Geschosse der Spezialklasse auf der Zielgeraden. Da bleibt - bei zum Teil waghalsigen Manövern - der eine oder andere Sturz natürlich nicht aus. "Aber", sagte DRK-Einstzleiter Klaus Rommel, "die meisten fahren zivilisiert und sind auf ihre eigene Sicherheit bedacht." Früher, als es auch noch viel mehr Rennen gab, seien viele noch "ohne Hirn" über die Rundbahn gerast. "Da kam es für uns manchmal hart auf hart." Bei der 49. Auflage des Neuenhaßlauer Grasbahnrennens verlief jedoch "alles ruhig". Bienenstiche, Wespenstiche, Hautabschürfungen und ein paar Prellungen - das 17köpfige DRK-Team verlebte ein ruhiges Wochenende. Die zwei einsatzbereiten Krankenwagen und die zwei weiteren Katastrophenfahrzeuge kamen nicht zum Einsatz. Gleiches galt für den knallroten Feuerwehrwagen der freiwilligen Feuerwehr Hasselroth-Neuenhaßlau, die den üblichen Brandsicherheitsdienst durchführte. Dazu gehört auch der regelmäßige Rundgang durchs Fahrerlager, "damit auch dort nichtsanbrennt", meinte Einsatzleiter Stefan Katzenmaier. Gewöhnliche Begleiterscheinungen eines Rennwochenendes . . . Ungewöhnlich dagegen der gutgemeinte Rat eines erfahrenen Fotografen: "Sie müssen das Hemd immer über der Hose tragen, damit der Sand nach unten durchläuft", erklärte er augenzwinkernd. In der Zielkurve verharrend, war er auf einen guten "Schuß" aus. Doch er hatte es wahrlich nicht leicht. Nach jeder Durchfahrt galt es "Deckung" zu nehmen, um dem niederprasselnden Steinregen zu entfliehen. Man vermißte ein Warnschild mit der Aufschrift: "Vorsicht Steinschlag!" Die eigentliche Grasbahn war am zweiten Tag zur Schotterpiste mutiert. Verkehrte Welt. Logische Folge: Nach der ersten Umrundung "erhob" sich auf dem 450 Meter langen Kinzigtalring ein leichter Staubschleier, der das Fotografieren unmöglich machte. "Nach der ersten Runde ist es vorbei. Man kann die Fahrer nur noch erahnen."

Am meisten Staub wirbelten dabei die imposanten Seitenwagen auf. Die knapp 120 Kilogramm schweren Stahlkolosse - als Königsdiziplin apostrophiert - bilden zugleich den Abschluß der Motorsportveranstaltung. Nächstes Jahr im August ist es wieder soweit - bis dahin ruht sie in Frieden, die Rundbahn am Rande von Neuenhaßlau. odo

Wir gratulieren

Herrn Ernst Knirim zum 90. Geburtstag am 29. Juli.

Kleine Schritte gegen Teufelskreis von Überschwemmung und Dürre Deutsche Organisation fördert Projekt in Indien / Damm und Baumpflanzungen vorgesehen / "Abkehr vom Gigantismus"

pit FRANKFURT A. M., 31. Juli. Der "Teufelskreis von Überschwemmung und Dürre" in einer Region im nordwestlichen Indien soll mit Hilfe eines Projekts "naturgemäßer Wasserwirtschaft" überwunden werden, das von einer deutschen Hilfsorganisation mitgetragen wird. Die im bayerischen Herrsching ansässige "Indienhilfe" möchte mit der Unternehmung auch ein Beispiel dafür geben, wie "die Abkehr vom Gigantismus" riesiger Staudämme möglich ist, wenn es um die Bewässerung geht.

Der Distrikt West-Dnajpur nahe der Grenze zu Bangladesch "hat fast alljährlich zur Zeit der Monsunregenfälle unter schweren Überschwemmungen zu leiden, erlebt aber im Sommer wieder Dürreperioden", berichtet Waltraud Haub von der "Indienhilfe". Das Flußbett mit dem Namen "Kochakhana-Khari" führe nur zeitweise Wasser. Zu Monsunzeiten überschwemme der Fluß die sehr flache Umgegend alle zwei bis drei Jahre lang so stark, daß die Ernte auf etwa 340 Hektar Land ausfalle.

Im Rahmen des "Kochakhana-Khari"- Projekts wollen die Bauern laut "Indienhilfe" einen festen kleinen Damm bauen und die Ufer auf etwa vier Kilometern Länge erhöhen und befestigen. Ferner sollen bereits existierende Regenrückhaltebecken in der Gegend gereinigt werden, wobei die örtlichen Bauern ein Drittel der Arbeitsleistung erbringen sollen.

Weiter ist geplant, in zwei Dörfern erste Baumschulen mit jeweils 10 000 Setzlingen anzulegen, die den Anfang für eine großangelegte Baumpflanzaktion bilden sollen. Der "auf die Hälfte reduzierte Wald der Himalayaregion" könne inzwischen nicht mehr wie früher einen wirkungsvollen Schutz gegen Überschwemmungen bieten. Früher hätten die Bäume und Böden das Regenwasser "aufsaugen und nach und nach wieder abgeben" können, berichten die deutschen Helfer. Diese Vorhaben sollen noch 1992 verwirklicht werden und etwa 24 000 Mark kosten. Insgesamt ist das "Kochakhana- Khari"-Projekt auf etwa vier Jahre Dauer angesetzt. Vorausgegangen sind Felduntersuchungen und Gespräche zwischen den beteiligten Organisationen und den örtlichen Bauern. Eines der Ergebnisse sei, daß das Projekt von Bildungsmaßnahmen begleitet wird, betont Mitarbeiterin Waltraud Haub. Neben einer grundlegenden Alphabetisierung der Dorfbewohner gehörten dazu Gespräche über soziale Probleme wie Mitgiftforderungen oder Alkoholabhängigkeit.

"Naturgemäße Wasserwirtschaft" unter Mitwirkung der Betroffenen sei ein vielversprechender Weg, nachdem sich der Bau von Großdämmen als ungeeignet erwiesen habe, urteilt Waltraud Haub. Die seit den 50er Jahren von der Regierung in Neu-Delhi forcierten Bauwerke würden "keine Lösungen bringen, sondern die Situation eher noch verschlimmern", meint die "Indienhilfe" und faßt die Kritik daran zusammen: "Riesige fruchtbare oder bewaldete Flächen werden überschwemmt, Hunderttausende müssen umgesiedelt werden, gute Böden versalzen, ein Großteil des Wassers geht auf dem Weg zu den Dürregebieten verloren."

Bei der "Stiftung Wissenschaft und Politik" findet der Weg der "Indienhilfe" Zustimmung. "Der Grundansatz ist richtig. Die großen Staudämme bringen zu wenig - sie nutzen nur der Agroindustrie, nicht den kleinen Bauern", stellt Südasien-Referentin Citha D. Maas fest.

Wer das "Kochakhana-Khari"-Projekt unterstützen will, kann sich informieren unter Telefon 0 81 52 - 12 31 oder dafür spenden auf das Konto der Indienhilfe unter Stichwort "KKP", Kontonummer 37 76 63 bei der Kreissparkasse Starnberg (BLZ 700 540 80).

Die Erde bebt gegen Betrug und Bestechung Neue Methode legt kriminellen Firmen das Handwerk Von Norbert Glaser BAD HOMBURG. Voll ins Schwarze hat das Rechnungsprüfungsamt mit seiner neuen Kontrollmethode beim Kanal- und Straßenbau getroffen: Bei zwei Probeläufen mit dem seismischen Verfahren ergaben sich Abweichungen von lediglich drei bis vier Prozent. Damit könnten eines Tages die "Querschläge" - bei ihnen werden ausgeführte Arbeiten stichprobenartig unter die Lupe genommen, indem man die Straße wieder aufgräbt - überflüssig machen. Die Stadt könnte die Abrechnungen von Baufirmen kontrollieren und damit Betrügereien aufdecken, wie sie in der Korruptionsaffäre zutage getreten sind. "Mit so einer Genauigkeit haben wir nicht gerechnet", sagt Jörg Bartsch. Der technische Prüfer des städtischen Rechnungsprüfungsamtes gilt als Vater der neuen seismischen Methode. Bartschs Aufgabe ist es zu kontrollieren, ob die eingereichten Rechnungen eines Unternehmens auch mit den erbrachten Leistungen übereinstimmen. In der Vergangenheit ein schwieriges Verfahren: Wer herausfinden wollte, ob die abgerechneten Mengen an Kies oder Sand auch tatsächlich in die Erde verbuddelt wurden, der konnte nur ein Stück der neuen Straße aufreißen. Das löste nicht nur bei den Anwohnern Kopfschütteln aus, es war auch kompliziert und aufwendig.

Die neue Methode umgeht dieses Problem, indem sie mit Schwingungen und deshalb zerstörungsfrei arbeitet. In der Modell Bad Homburg Pfarrer-Keutner-Straße und "Am Langenfeld" probierte sie die Stadt in den vergangenen Monaten aus. Dabei wurden jeweils sechs "Geophone" mit Druck auf die Straßenoberfläche geknallt und die so ausgelösten Erschütterungen über einen Sensor im Computer erfaßt. An den Kurven der aufgezeichneten Schwingungen ließ sich ablesen, wo und in welcher Breite Lehm, Sand und Kies lagen. Um die so gewonnenen Ergebnisse abzusichern, wurden zusätzlich Bohrungen gemacht.

Nun soll das neue Verfahren verfeinert, verbilligt und auf eine wissenschaftliche Grundlage gestellt werden, die auch vor Gericht bestehen kann. Dazu arbeitet die Stadt mit zwei Professoren der Frankfurter Fachhochschule zusammen.

Aber auch ohne die Weihen der Wissenschaft hat sich das neue Verfahren schon bezahlt gemacht: "Dank der großen Treffergenauigkeit wissen wir jetzt genau, wo wir graben müssen, um fündig zu werden." Der finanzielle Vorteil ist offenkundig: Einen 1 bis 1,5 Meter breiten Streifen über die ganze Straße aufzureißen kostet die Stadt 2500 Mark; eine seismographische Messung kommt auf 200 Mark. Da rentiert sich selbst der relativ hohe Tagessatz von 4000 Mark für das Spezialfahrzeug. "Der Betrag reicht gerademal für zwei Querschläge. Bei der seismischen Methode können wir damit aber einen Kilometer Kanal oder Straße kontrollieren.

"Zukunftsträchtig" urteilt auch Oberbürgermeister Wolfgang Assmann (CDU). Um mit der seismischen Methode als Beweismittel in Schadenersatzprozessen zu bestehen, müsse sie aber weiter ausgebaut werden.

Daß die Experimente zeitlich mit den Korruptionsverfahren zusammenfallen, ist Assmann zufolge reiner Zufall: "Wir bauen auch künftig Straßen. Und bei deren Abrechnung werden wir immer wieder vor der Frage stehen, ob das, was dort aufgeführt ist, auch gemacht wurde."

Zur Frage, ob die Stadt bei den ersten Messungen bereits auf Unstimmigkeiten gestoßen ist, will Assmann gegenwärtig nichts sagen: "Die Bürger würden sonst alle Untersuchungen, die wir im Moment machen in einen Zusammenhang mit der Korruptionsaffäre bringen. Das wäre nicht richtig und würde manchem Unternehmen unrecht tun."

Zu dem Verfahren gingen im Stadthaus mittlerweile Nachfragen aus dem ganzen Bundesrepublik ein. Im September will die Stadt die seismischen Messungen fortsetzen. Dann soll der Spezialwagen - für eine Untersuchung braucht er etwa 20 Minuten - den ganzen Tag im Einsatz sein.

Hochtaunus- und Main-Taunus-Kreis vermarkten gemeinsam ihre touristischen Schätze Land der Berge und der Bäder Erfolg eher gering Von Norbert Glaser HOCHTAUNUSKREIS. Elmar steht auf Südostasien, Wolfgang zieht es mindestens einmal im Jahre nach Schottland, und Susanne hat ihr Herz an Frankreich verloren - wenn Deutsche Urlaub machen, dann zumeist im Ausland. Am besten möglichst weit weg. Wer sich daheim entspannen will, fährt an die Küste, ins Hochgebirge oder in traditionelle Ferienlandschaften wie Schwarzwald und Bayerischer Wald. Und wie sieht es im Taunus aus? Wo alles verreist, gibt es auch Urlauber, die hierherkommen? Es gibt sie. Aus der Sicht der Verantwortlichen könnten es aber mehr sein. Das größte Problem dabei: jüngere Leute anzulocken.

"Main + Taunus - Land der Berge, Burgen und Bäder. Wandern & Natur genießen. Wochenendpauschalen ab 106,- DM p. P., 1 Wo. ab 210,- p. P."

Das Angebot, das Lust auf einen Urlaub im Hochtaunuskreis machen soll, stand kürzlich in einer bundesdeutschen Illustrierten. Die Annonce ist Teil einer Kampagne, die Hessen als Urlaubsland populärer machen soll. Auch im Homburger Landratsamt müht man sich: Unter dem Motto "Main + Taunus - Land der Berge, Burgen und Bäder" versuchen Hochtaunus- und Main-Taunus-Kreis gemeinsam, ihre historischen und natürlichen Schätze touristisch zu vermarkten.

"Wir sind sicher keine ausgeprägte Urlaubsregion wie Spessart oder Schwarzwald", sagt Hans-Georg Fritze, der Geschäftsführer des Fremdenverkehrsverbandes Main + Taunus. "Wir werden auch niemanden hierherlocken, den es ans Mittelmeer oder in die Alpen zieht." Trotzdem sieht Fritze gute Chancen für den Taunus. Und das nicht nur, weil Deutschland im Trend liegt: "Für den Taunus gibt es neben der Kur vor allem im Kurz- und Wochenendurlaub ungenutzte Möglichkeiten."

Die Botschaft, für die Fritze einheimische Gastronomen und Urlauber sensibilisieren will: Der Taunus ist nicht nur eine Absteige für Messebesucher, die in Frankfurt kein Zimmer mehr bekommen, er ist auch für längere Aufenthalte interessant. Und in der Tat hat er einiges zu bieten: ein Landgrafenschloß, die zweitgrößte Festungsruine Deutschlands, Hessenpark oder Saalburg, Gesundheitsurlaub, vor allem aber: viel Natur. Ein Pauschalangebot mit Aufenthalt im First- Class-Hotel, Spielbankbesuch, Fitnessprogramm und Candlelight-Dinner. Kein Problem. Aber auch ein römisches Mahl nach Rezepten von Marcus Gavius Apicius läßt sich arrangieren.

348 000 Gäste mit insgesamt 1 362 359 Übernachtungen registrierten die Statistiker im vergangenen Jahr. Das waren 60 000 Übernachtungen mehr als 1990. Doch so erfreulich diese Entwicklung ist, eine positive Tendenz läßt sich daraus noch nicht ablesen. Und das nicht nur, weil die durchschnittliche Verweildauer inzwischen auf 3,9 Tage gesunken ist. Die Bedeutung des Fremdenverkehrs ist auch deshalb geringer als es die Zahlen erwarten lassen, weil viele Gäste in erster Linie wegen der Frankfurter Messe, als Kongreßbesucher oder zum Kuren kommen. Sieht man von den Kurstädten im Vordertaunus ab, die traditionell Besucher anziehen, ist der Hochtaunuskreis touristisches Entwicklungsland.

Warum das so ist, weiß auch Fritze nicht. Denn eigentlich hatte alles ganz gut begonnen: Seit dem 17. Jahrhundert zog es Neugierige in den Taunus. Waren es zunächst einzelne Abenteuerlustige, so folgten ihnen Naturfreunde, aber auch Dichter wie Matthias Claudius und Johann Wolfgang Goethe. Häufigstes Ziel: der Feldberg. Zu ihm pilgerten bald ganze Vergnügungsgesellschaften mit Kutsche, Musik, Kanone und Feuerwerk.

Die eigentliche touristische Erschließung des Taunus begann 1868 mit der Gründung des "Taunusklubs". Er sah in der neuen "Wachstumsbranche" ein willkommenes Zubrot für die armen Dörfler. 1883 erkannte der Frankfurter Arzt Dr. Wieger die heilklimatische Wirkung der Schmittener Lage. Im gleichen Jahr wurde ein Kurverein gegründet. Vor allem gutbetuchte Frankfurter schickten nun Frau und Kinder in den Taunus zur Sommerfrische. Und am Wochenende kamen die Männer mit der Kutsche nach.

Alt- und Neuweilnau gehörten zu den ersten touristischen Perlen im Usinger Land. Wie dort profitierten auch anderswo Gastronomen und Privatleute von der 1895 eröffneten Bahnlinie. Sie konnten nun ihre Feriengäste mit dem Kuhgespann in Usingen abholen. In Finsternthal weilten zeitweise bis zu 40 erholungssuchende Großstädter gleichzeitig im Dorf. 1942 zählte die Gemeinde 370 Übernachtungen. Später kamen vor allem Stahlwerker und Bergleute zur Erholung in den Hintertaunus. Viele hielten ihm bis in die Gegenwart die Treue.

Der große Bruch kam Ende der 50er/ Anfang der 60er Jahre, als wachsender Wohlstand und bessere Verkehrsmittel immer mehr Deutsche ins Ausland zogen. Seitdem hat der Taunus viel von seiner touristischen Bedeutung eingebüßt. Privatbetten etwa gibt es heute so gut wie gar nicht mehr. Mit der Gründung des "Naturparks Hochtaunus", der "Hochtaunusstraße" und einem eigenen Fremdenverkehrsbüro versuchten Politiker und Experten dem entgegenzuwirken. Doch die Erfolge sind bescheiden.

Wer heute seinen Urlaub im Taunus verbringt, ist meist weit über die 40. Kaum auf Resonanz stößt der Taunus dagegen bei Jüngeren. Doch da steht er nicht allein. Ähnliche Sorgen plagen auch traditionelle deutsche Feriengebiete wie den Schwarzwald. Ein "sanfter Tourismus" mit erlebnis- und naturorientierten Programmen - Beispiel: Rucksackwandern - könnte neue Urlaubergruppen ansprechen. Doch das bedingt auch, daß Experten und Gastronomen an einem Strang ziehen. Und das ist leider nicht immer so. Ein Angebot wie "Wandern ohne Gepäck" etwa, wie es praktisch jede Mittelgebirgslandschaft anbietet, ließ sich im Taunus noch nicht realisieren.

Dreht ein Nashorn auf dem Dampfer durch?

OFFENBACH. Unter dem Motto "Dreht ein Nashorn durch?" laden das Jugendamt und der Buchladen am Markt (bam) Kinder und Eltern zu einer Dampferfahrt auf dem Main ein. Am Sonntag, 9. August, geht es mit der "Primus" um 14.30 Uhr vom Isenburger Schloß in Richtung Philippsruh los.

Während der Fahrt bietet die Jugendbuchautorin Dagmar Chidolue ein unterhaltsam-literarisches Programm und Mitmach-Theater an. Auch ein Clown fährt mit. Am Hanauer Mainufer gibt es eine Kinder-Olympiade.

Wer noch keine Karte hat (eine Person zahlt 15 Mark, zwei Personen berappen 25 Mark, drei Personen 33 Mark, vier Personen 40 Mark), ruft das Jugendamt im Rathaus, Tel. 80 65 - 21 59, an oder geht in den Buchladen am Wilhelmsplatz. lz

Olympiaprogramm

Mittwoch, 29. Juli

BASKETBALL, Vorrunde, u.a. USA - Deutschland (20.30 Uhr).

GEWICHTHEBEN, Entscheidung bis 67,5 kg (18.30 Uhr).

HANDBALL, Vorrunde, u.a. Deutschland - Rumänien (16.00 Uhr).

HOCKEY, Vorrunde, u.a. Australien - Deutschland der Frauen (17.30 Uhr).

JUDO, Entscheidungen bis 66 kg der Frauen (22.12 Uhr), bis 86 kg der Männer (22.28 Uhr).

MODERNER FÜNFKAMPF, Entscheidung (17.00 Uhr).

RADSPORT, Entscheidung, 4000 Meter Einzelverfolgung Männer ( 19.30 Uhr).

RINGEN, Entscheidungen bis 48, 74 und über 100 kg, griechisch-römisch (17.00 Uhr).

SCHIESSEN, Entscheidung, Kleinkaliber liegend, Männer (12.30 Uhr).

SCHWIMMEN, Entscheidungen 400 Meter Freistil, Männer, 100 Meter Schmetterling, Frauen, 200 Meter Brust Männer, 100 Meter Brust Frauen, 4x200 Meter Freistil Männer (ab 18.00 Uhr).

TURNEN. Entscheidung, Kür der Mannschaft Männer (20.00 Uhr).

KUNST- UND TURMSPRINGEN: Entscheidung Kunstspringen Männer (15.00 Uhr).

FERNSEHEN: Die ARD überträgt die Olympischen Spiele live von 9.00 bis 0.30 Uhr.- Rund um die Uhr berichtet auch EUROSPORT von den Sommerspielen.Die Vorbereitungen für den 172. Vilbeler Markt laufen auf Hochtouren / Ab 15. August Diesmal kommt die Fledermaus

BAD VILBEL. Bei Marktmeister Kurt Hofmann laufen zur Zeit noch die Telefone heiß. Im städtischen Gewerbeamt läuft der "Rummel vor dem Rummel". Aber es ist noch immer gutgegangen. So wird es auch beim 172. Bad Vilbeler Markt sein, der am Samstag, 15. August, um 16 Uhr mit einem großen Festzug durch die Innenstadt feierlich eröffnet wird und dann mit Ausnahme von Mittwoch und Donnerstag bis Sonntag, 23. August, auf dem Festplatz an der Heines6raße mit dem größten Rummelvergnügen im Süden der Wetterau aufwartet.

"Batflyer", beschrieben als schiffähnlicher "Fledermausflieger", ist die diesjährige Attraktion unter den insgesamt 83 Fahrgeschäften, zu denen unter anderem wieder Hollywood-Star, Break Dance, Taumler, Kettenkarussell und Riesenrad aufgeboten werden. Nach fast einem Jahrzehnt Pause kommt das Cinema 2000 wieder auf den Markt, und auch die Geisterbahn ist da. Sie gehört ja seit Jahrzehnten zum eisernen Bestand, seit das Rummelvergnügen vom Niddasportfeld an die Heinestraße umgezogen ist.

Auch beim 172. Markt gibt es wie in den vergangenen Jahren nur ein großes Festzelt. Festwirt Georg Spreuer, der schon seit Ende der 50er Jahre den Vilbeler Markt beschickt, hat sich inzwischen offiziell zur Ruhe gesetzt. Den Zeltbetrieb bewirtschaften jetzt seine Kinder, und diese legen sich mächtig ins Zeug. Da das hochverehrte, nach Hunderttausenden zählende Publikum längst nicht mehr wie in der Vergangenheit den Markt als reines "Freß- und Saufgelage" versteht, bieten die Spreuers jeden Abend ein Unterhaltungsprogramm, um das Zelt zu füllen. Sepp Gußmann darf natürlich nicht fehlen. Am Marktsamstag wird dann Ria Hamilton als Stargast aus Jamaica angeboten. Weitere Höhepunkte sind mit der Travestiegruppe Madame Gigi am Marktmontag zu erwarten wie am Freitag und Nachmarktsamstag Volker Enders mit dem Frankenland-Gaudi-Express. Die Bürgstädter Musikanten heizen die Stimmung am Nachmarktsonntag an. Am Sonntag, 23. August, wird um 14 Uhr wieder eine Freiverlosung angeboten, deren Hauptpreis eine Flugreise nach Malta für zwei Personen ist. Ein Brillantfeuerwerk um 22 Uhr beschließt den Markt in bewährter Weise.

Für Marktmeister Hofmann ist die Arbeit in diesem Jahr nicht leichter geworden. Heinz Briegel nämlich, Hofmanns Partner, der seit 20 Jahren für die technische Abwicklung zuständig ist, fällt wegen seiner Erkrankung aus. Briegel konnte immer zwei Wochen lang den nach und nach anreisenden Schaustellern den Platz anweisen. Hofmann, der von einem Kollegen des Bauhofchefs Briegel unterstützt wird, hat dennoch in diesem Jahr die Platzverteilung auf Mittwoch, 5. August, konzentriert und auch die Öffnungszeit des Marktbüros als Anlaufstelle für die Wehwehchen der Schausteller begrenzen müssen.

Ein bißchen Spannung herrscht zur Zeit noch, inwieweit sich Abordnungen aus den Partnerstädten am Bad Vilbeler Markt beteiligen. Am wahrscheinlichsten ist nach Angaben von Hofmann, daß Gäste aus Huizen kommen. Brotterode meldet sich ohnehin erst "auf den letzten Drücker". Aus Moulins und Glossop sind noch keine Antworten auf die städtischen Einladungen eingetroffen.

Den Elan von Hofmann konnten solche kleinen Unsicherheiten nicht bremsen. Der Marktmeister im sechsten Jahr: "Mir macht die Arbeit riesig Spaß." hm (Lesen Sie dazu auch "Was wird aus der Tierschau?" auf dieser Seite.)

Senioren bieten sich als Gesprächspartner an

HANAU. Bereits zum dritten Mal beraten Senioren am Mittwoch, 5. August, Senioren. Das neue Betreuungsangebot der Stadt Hanau soll, so Sozialdezernent Klaus Remer, Bindeglied sein zwischen Behörden, Institutionen und den älteren Bürgern. Um die Schwellenangst zu nehmen, bieten sich daher Senioren als Gesprächspartner an. Am Mittwoch wird Herta Richter von 10 bis 12 Uhr in der Rathaus-Infothek sich der Fragen oder Probleme älterer Bürger annehmen und praktische Hilfe leisten. alu

EG-Bürokraten stolpern über die Kollegen aus Babylon

Ob die Grenzkontrollen am 1. Januar 1993 im EG-Binnenmarkt pünktlich entfallen, war nach fast zwölfstündigen Beratungen der "Steuer-Minister" in Brüssel am späten Montagabend immer noch nicht sicher. "Wenn wir uns Ende September noch einmal treffen müssen", so Bonns Steuerstaatssekretär Christoph Zeitler, "wird es zeitlich eng".

Grund des Problems: Sollten einige Mitgliedstaaten ihre Mehrwertsteuer und die Verbrauchssteuern für MineralÖl, Tabakwaren und Alkohol nicht auf die EG-Mindestsätze anheben, würde der freie Einkauf der EG-Bürger in "Billig-Nachbarländern" zu erheblichen Steuerausfällen bei den Partnerländern führen. Mit Ach und Krach fanden die Experten einen Kompromiß. Frankreich und Spanien haben sich jedoch bis zum Freitag eine Bedenkzeit ausgebeten.

Krach um die Besteuerung von Blumenzwiebeln, Zierpflanzen und Baumschulerzeugnissen hatte es zwischen Franzosen einerseits und Deutschen und Niederländern andererseits gegeben. Schuld war, wie so oft in der EG, die mißverständliche Sprachübersetzung eines Kompromisses im vorigen Jahr. Charasse hatte daraufhin Gartenbauerzeugnisse, die vor allem an der Riviera wachsen, bereits dem vollen Mehrwertsteuersatz unterworfen, statt dem halbierten wie in Holland und Deutschland. Nun wollte er nicht sein Gesicht verlieren und die Maßnahme zurücknehmen müssen. Außerdem ärgert es den Franzosen, daß die Belgier "aus sozialen Gründen" ihre Nichtbesteuerung von Heizöl beibehalten dürfen und als Kompromiß ab Januar lediglich eine niedrige "Kontrollgebühr" erheben sollen. Zeitler fand sich damit ab, daß sich künftig deutsche Hausbesitzer mit preiswerterem belgischen Öl versorgen könnten. Paris gehen solche Freiheiten hingegen zu weit.

Madrids Minister mißfiel der Eiertanz, den Londons Schatzkanzler Norman Lamont um den Mehrwertsteuermindestsatz von künftig 15 Prozent aufführte. Zeitler brauchte für die Erhöhung der deutschen Mehrwertsteuer um einen Prozentpunkt erst eine EG- Richtlinie, weil sonst von der SPD-Opposition wieder Protest zu erwarten sein könnte. Schon vor Wochen hatte die britische EG-Präsidentschaft Einlenken signalisiert. Doch die Nationalisten um die neugebackene Gräfin Thatcher brandmarkten es bereits als "Kapitulation", wenn dem britischen Unterhaus die Souveränität genommen werde, eine so wichtige Steuer möglicherweise auf fünf oder null Prozent herabzusetzen. Lamont wollte die EG- Richtlinie bis Ende 1996 befristen, damit eine künftige britische Regierung wieder Handlungsfreiheit habe. Zeitler meinte, daß schon in vier Jahren Eingewöhnungszeit kein Finanzminister die einträgliche Mehrwertsteuer unter 15 Prozent setzen wolle. Die spanische Regierung, die ihre Mehrwertsteuer von 13 auf 15 Prozent anheben muß, stört sich an der unsicheren Lage.

Dabei spielte eine Rolle, daß es auch um die Steuer für britischen Sherry und spanischen Jerez heftige Auseinandersetzungen gab. Sogar spanische und britische Diplomaten waren damit überfordert, das eigentliche Problem zu beschreiben, weil es offenbar in beiden Delegationen nur je einen Fachmann gab. Des Rätsels Lösung: britischer Sherry besteht aus zypriotischem Wein und wird mit Alkohol angereichert, während spanischer Jerez wirklich aus der Region kommt. Nach Stunden hatte man sich geeinigt: Die um etwa 1,50 Mark pro Flasche niedrigere britische Besteuerung für den relativ hochprozentigen Sherry soll etwas angehoben werden. So leibt und lebt Europa.

ERICH HAUSER (Brüssel)

Weiskircher Hauptstraße

wegen der Kerb gesperrt

RODGAU. Aus Anlaß der Weiskircher Kerb rund um die Kirche wird vom heutigen Mittwoch an bis Mittwoch, 5. August, die Hauptstraße zwischen Lortzingstraße und Rödernweg für den Durchgangsverkehr gesperrt. Die Umleitungen verlaufen über die Hainhäuser Straße in nördlicher und via Falltor-/Mozartstraße in entgegengesetzter Richtung. Die Bushaltestellen werden von der Kirche in die Falltorstraße (in Richtung Ober-Roden) und an die Ecke Hainhäuser/Schillerstraße (in Richtung Offenbach) verlegt.

Fünf Vereine werden an der Kerb mitwirken und das Programm bereichern: die Sängervereinigung, der Musikverein, der Heimat- und Geschichtsverein, die Kleintierzüchter sowie der Schäferhundeverein. Den Abschluß bildet das "Verbrennen des Kerbburschen" am Dienstag um 18 Uhr. ttt

Wir gratulieren

Herrn Bernhard Hartrampf, Bad Vilbel, zum 80. Geburtstag.

Frau Gisela Ress, Bad Vilbel, zum 80. Geburtstag.

Frau Helene Linnert, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag.

Herrn Hans Neurath, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag.

Herrn Richard Schäfer, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag.

Frau Gerta Kurbjuweit, Bad Vilbel, zum 95. Geburtstag.

Frau Frieda Wingenbach, Klein Karben, zum 74. Geburtstag.

Herrn Johann Bufler, Klein-Karben, zum 81. Geburtstag.

Frau Katharina Porschitz, Okarben, zum 81. Geburtstag.

Herrn Wilhelm Kämpf, Bäckergasse 8, zum 81. Geburtstag.

Herrn Herbert Denzer, Kaichen, zum 70. Geburtstag.

Auf dem Weg in Kriegsgebiet? Operationsutensilien aus Firma gestohlen

KRONBERG. "So etwas hatten wir - soweit ich weiß - im Hochtaunuskreis noch nicht", kommentierte Friedrich List von der Kriminalpolizei einen Einbruch in eine Firma in der Oberhöchstädter Industriestraße. Dabei erbeuteten Unbekannte zwischen Sonntag, 12.30, und Montag, 7.30 Uhr, 200 bis 300 Päckchen Operationsfäden verschiedener Materialien, mehrere tausend Kanülen und chirurgische Nadeln im Wert von einigen hunterttausend Mark.

Möglicherweise ist das Diebesgut mittlerweile unterwegs in Kriegsgebiete im früheren Jogoslawien. "Wir überlegen, ob das in Betracht kommen könnte", drückt sich Franz Philipp, bei der Kripo für Einbruchsdiebstähle zuständig, vorsichtig aus. Er kann sich nicht vorstellen, daß sich das Material innerhalb der Bundesrepublik verkaufen läßt, denn die Anwender müßten sichergehen können, daß es völlig steril sei. Solche Waren würden normalerweise nur von Herstellern oder ihren Händlern direkt verkauft. Für Fixer sei das Diebesgut ebenfalls nicht geeignet. Eine bundesweite Fahndung ist eingeleitet. Die Kripo wurde am Montag morgen alarmiert. Sie bittet die Bevölkerung um Hilfe. "Wer hat in der Tatzeit, also zwischen Sonntag mittag und Montag früh, in der Industriestraße etwas Verdächtiges wahrgenommen, beispielsweise ein Fahrzeug, das hier üblicherweise nicht verkehrt?" gibt Philipp Anhaltspunkte. Bei dem Wagen müsse es sich nicht um einen Laster gehandelt haben. Das hochwertige Material könnte auch im Kofferraum eines großen Autos oder in einem Kombi abgefahren worden sein.

Die Täter hatten den Ermittlungen zufolge einen Zaun zum Firmengelände durchgeschnitten und ein Fenster aufgehebelt, um einzusteigen. Auf die Frage, ob die Firma nicht ausreichend gesichert war, erklärt Philipp, daß "in Zukunft die Sicherheitseinrichtungen verstärkt werden". mk

Unfall unter Einfluß von Alkohol und Tabletten

GELNHAUSEN. Zwei Leichtverletzte und 18 000 Mark Schaden sind die Bilanz eines Unfalls, der sich gestern Nacht in Hailer ereignete.

Wie die Polizei mitteilte, hatte gegen 2.50 Uhr ein Autofahrer auf der Jahnstraße die Vorfahrt des Lenkers eines Personenwagen mißachtet, der auf dem Sandweg fuhr. Bei dem Zusammenstoß wurde beide Autofahrer leicht verletzt.

Der Führerschein des Unfallverursachers wurde sichergestellt. Der Mann stand laut Polizeiangaben unter Alkohol- und Tabletteneinfluß. jan

Franzensbad-Fahrt: noch Plätze frei

BAD SODEN. Noch bis zum 7. August hat Zeit, sich anzumelden, wer mit zur Verschwisterungsfeier nach Franzensbad in die CSFR fahren möchte. Die Fahrt in die neue Bad Sodener Partnerstadt vom 21. bis zum 23. August und kostet pro Person 299 Mark.

Mit Musik, Tanz, buntem Abend, Volksfest und einer Zeremonie wollen Tschechen und Hessen ihre Verschwisterung feiern. Die Gäste werden Franzensbad besichtigen sowie das nahe Moorgebiet Soos besuchen. Zwischenstopps gibt es zuvor schon während der Anreise in Würzburg, Eger und Bamberg.

Im Fahrpreis sind zwei Übernachtungen im Doppelzimmer mit Frühstück sowie Stadtführungen inbegriffen. Weitere Infos unter Tel. 20 82 19; Anmeldung im Verkehrsamt, Kronberger Straße 5. dis

Literaturtelefon

HANAU. "Endstation Ursprung" lautet der Titel einer Sammlung von Lyrik und Prosatexten der Karbener Autorin Marita Schönfeld. Ihre Werke sind vom 31. Juli bis 6. August im Hanauer Literaturtelefon (Tel: 2 41 41) zu hören. Schönfelds besonderes Interesse gilt der Lebensform der Naturvölker.

Kleine Lokal-Rundschau

Spielnachmittag HOFHEIM. Ein bunter Spielnachmittag für Kinder ab vier Jahren ist für den morgigen Freitag in der Stadtbücherei (Elisabethenstraße 3) ab 15 Uhr geplant. Fest in Altmünstermühle HATTERSHEIM. Jung und alt laden die Senioren der Altmünstermühle zu ihrem Sommerfest ein. Das wird am Samstag, 1. August, 14 Uhr, im Hof des Seniorenzentrums, Erbsengasse 12, gefeiert. Auf dem Programm stehen Musik, Tanz, Theater und Tombola. Sommerfest der SPD HOFHEIM. Der SPD-Ortsbezirk Hofheim-Nord hat die Bürger für Samstag, 1. August, ab 10 Uhr zu seinem Sommerfest in die Homburger Straße eingeladen. Neben Gegrilltem, kühlen Getränken, Kaffee und Kuchen gibt es für die Kinder auch allerlei Spielmöglichkeiten. Flohmarkt vorm Antoniushaus HOCHHEIM. Krimskrams und Trödel kann beim Flohmarkt auf dem Gelände des Antoniushauses erstanden werden. Die Stände sind am Samstag, 1. August, von 8 bis 13 Uhr aufgeschlagen. Eine Standgebühr wird nicht erhoben.

Fest der Kleintierzüchter HOFHEIM. Um 17 Uhr beginnt am Samstag, 1. August, auf der Kleintierzuchtfarm an der Kassernstraße ein Sommerfest. Organisiert wird es vom Kleintierzuchtverein. Grillfest an der Wache HOFHEIM. Daß sie nicht nur Brände, sondern auch Durst und den Heißhunger auf saftige Grillspezialitäten löschen können, zeigen die Feuerwehrleute am Samstag, 1. August, ab 19 Uhr. sie laden zum Grillfest an die Feuerwache (Elisabethenstraße) ein. Fest "Am Nachtschatten" HOFHEIM. Der Wallauer Kleingärtnerverein lädt zum Gartenfest auf sein Vereinsgelände "Am Nachtschatten" ein: am Samstag, 1., und Sonntag, 2. August, ab 16 Uhr. Altreifen-Entsorgung EPPSTEIN. An jedem ersten Samstag, im Monat, diesmal am 1. August, nimmt die Freiwillige Feuerwehr Vockenhausen im Auftrag der Stadt im Bauhof des Rathauses I alte Autoreifen entgegen. Beim Neukauf sollen die Einwohner sie jedoch möglichst dem Händler überlassen.

...schürze bitte aus "Allensbach" machen... gz

Wohmanns Ansichten über "Beziehungkisten"

BAD VILBEL. Ehegeschichten und Beziehungskisten sind es, denen die Autorin Gabriele Wohmann in ihrem neuesten Buch "Das Salz, bitte" auf den Grund geht. Wer mit hinabtauchen möchte in die Niederungen der Leidenschaft, hat am Sonntag, 2. August, dazu Gelegenheit. Ab 11 Uhr liest Gabriele Wohmann, die als eine der erfolgreichsten deutschen Schriftstellerinnen der Gegenwart gilt, zur Matinée in der Wasserburg über Eifersucht und Eitelkeit, Unvernunft und Überdruß.

Sport-Splitter

Turnverein Harheim: Der Verein bietet am Dienstag, 4. August, von 18 bis 20 Uhr, die Möglichkeit zur Sportabzeichenvorbereitung und -abnahme in der Leichtathletik auf der Bezirkssportanlage, Harheimer Weg. Zuständig für die Abnahme ist Irmgard Salis (Tel. 45 09/4 14 28). nd/30

Jetzt teilen Urlauber das Los der Sklaven

Für die Amerikanerin Tamy Smart ist es "der schönste Urlaub" ihres Lebens und dazu auch noch "ein tolles Fitneßprogramm". Die junge Studentin gehört zu einer Gruppe von 170 ausländischen Gästen, die in diesem Sommer wieder einen ungewöhnlichen Griechenlandurlaub verbringen, strapaziös, aber lehrreich. Statt klassische Ruinen zu bestaunen, werden die jungen Leute hautnah ein Stück Antike nacherleben, Muskelkater und Blasen an den Händen eingeschlossen: Als "menschliche Antriebsmaschinen" rudern sie eine Triere, ein antikes Kriegsschiff, durch die Ägäis. "Olympias" heißt das ganz aus Holz gebaute Schiff, die getreue Nachbildung eines Dreiruderers, mit denen die alten Griechen ihre Seeschlachten schlugen. Rudern mußten freilich Sklaven.

Die Idee zum Bau dieses Schiffes hatten vor rund einem Jahrzehnt der britische Geschichtsprofessor John Morrison und der Londoner Schiffbauarchitekt John Coates. Finanziert wurde das knapp zwei Millionen Mark teure Projekt vom Athener Verteidigungsministerium. In mühsamer Arbeit entstand zwischen 1985 und 1987 auf der kleinen Werft des griechischen Schiffszimmermannes Dimitris Tsakakos in Keratsini bei Piräus der Nachbau. Konstruiert wurde die 37 Meter lange und sechs Meter breite Triere mit den Materialien und Werkzeugen der Antike: 22 000 handgefertigte Kupfernägel und über zweitausend Holzkeile, Hanfseile und Leder halten den aus Fichten- und Eichenholz gefertigten Rumpf zusammen. Aus Bronze wurde der gewaltige Rammbock am Bug geschmiedet.

Das Vorbild hat Weltgeschichte gemacht: im Jahre 480 v. Chr. besiegten die Athener mit ihren Dreiruderern in der Bucht von Salamis die viermal so große Flotte des Perserkönigs Xerxes und vereitelten damit die persische Invasion Europas. Vor allem ihrer schlagkräftigen Flotte verdankten die Athener ihr "Goldenes Zeitalter", das die abendländische Kultur prägte.

Die Überlegenheit der Trieren lag in erster Linie an ihrer erstaunlichen Wendigkeit und Geschwindigkeit. Diese Schlachtschiffe müssen Spitzengeschwindigkeiten von etwa zehn Knoten (18 km/h) erreicht haben. Das geht aus Aufzeichnungen der Antike hervor. So soll im Jahre 428 v. Chr. ein Dreiruderer die 240 Seemeilen lange Strecke von Athen nach Lesbos in 24 Stunden bewältigt haben.

Die Probefahrten, zu denen die "Olympias" wie in jedem Sommer seit 1988 nun wieder ausgelaufen ist, sollen den Historikern helfen, mehr über Nautik und Kriegskunst der Antike zu lernen. Dabei zeigte sich abermals, daß es erstaunlicher Fähigkeiten bedarf, um eine Triere gekonnt zu rudern. Vor allem die Koordination der Schlagbewegungen der 170 Ruderer, die in drei Ebenen übereinander sitzen, erwies sich bei den bisherigen Probefahrten als überaus kompliziert - trotz Zuhilfenahme eines Computers. Auch in der Manövrierkunst haben die Steuerleute von heute längst noch nicht das Niveau der alten Griechen erreicht.

Den heutigen Griechen scheint das Rudern nach Art ihrer Vorfahren zu anstrengend zu sein: "Im Ausland melden sich mehr Gruppen, als wir berücksichtigen können, in Griechenland aber bisher keine einzige", berichtet betrübt Vassilis Mavrikis, Offizier der Kriegsmarine und Kapitän der "Olympias".

GERD HÖHLER (Athen)

Die Vergangenheit sitzt mit am Tisch In der Käsmühle wird seit Jahrhunderten ausgeschenkt / Parkplatz für Pferde Von unserem Redaktionsmitglied Helga Franke OFFENBACH. In der Bieberer Käsmühle sitzt die Historie mit am Tisch, denn als Ausschank hat das Gartenlokal eine jahrhundertealte Tradition. An dem Bach kehrten wohl schon im Mittelalter die Handwerksburschen ein und stärkten sich mit einem Schluck. Einen Steinwurf entfernt - auf den "Steinäckern" - qualmten vor 2500 Jahren Öfen, in denen Raseneisenerz geschmolzen wurde. Beim Spaziergang vor einer Einkehr läßt sich bequem der Bogen von der Gegenwart zur Vergangenheit schlagen. Die Käsmühle liegt hart an der Grenze von Offenbach und Mühlheim zwischen Wald und Wiesen - direkt an dem Bach gelegen, der ungeachtet seines männlichen Artikels in Offenbach "die" Bieberbach heißt. Von der einstigen Idylle des Gewässers ist nicht viel geblieben, denn der Lauf wurde in den sechziger Jahren kanalisiert. Seitdem gibt sich die Natur Mühe, verlorenes Terrain zurückzuerobern. Wer im Garten sitzt und auf die Bach hinterm Haus guckt, sieht (zum Glück) nur üppiges Grün.

Grün wölbt es sich auch über den Köpfen der Gäste: Linden und Kastanien, Ahorn und Birken rauschen da. Dazwischen zwei Holzhütten, in denen bei Hochbetrieb Bier gezapft und Bembel gefüllt werden können.

Vor sechs Jahren hat Wirt Peter Görmer die Gaststätte übernommen und inzwischen zu einer guten Adresse unter den Ausflugslokalen des Offenbacher Raumes gemacht. Seine Gäste kommen nur selten aus Bieber, sondern eher aus der Stadt Offenbach, Frankfurt, dem Maintaunuskreis oder Maintal: alt und jung bunt gemischt, viele Radfahrer und Spaziergänger, Wanderer (die durch die Wälder rundum angelockt werden) und Reiter. Für die vierbeinigen Besucher hat der Wirt eigens einen Spezial-"Parkplatz" installiert: Stangen zum Festbinden der Zügel und einen rustikalen Tisch, auf dem die Reiter ihren erfrischenden Schluck abstellen können.

Peter Görmer versteht seine Gaststätte als "reines Freiluftlokal" mit einer kleinen Speisekarte, deren Angebot auf Deftiges beschränkt ist. Sein Geschäft beginnt mit den ersten warmen Sonnenstrahlen - so wie in diesem Jahr, als er an einem Februartag erstmals Tische und Stühle in den weitläufigen Garten räumte. Bei 20 Grad genossen die Gäste den Vorfrühlingssonnenschein.

Normalerweise fängt die Saison für Görmer allerdings erst im April an und dauert bis zu den letzten warmen Herbsttagen, manchmal bis in den November. Dabei machte der Wirt eine Beobachtung, die so oder ähnlich wohl alle seine Kollegen in ihren Open-air-Lokalen bestätigen können: Entscheidend für den Entschluß, sich im Freien niederzulassen, ist bei den meisten Besuchern nicht die Temperatur, sondern die Frage: "Scheint die Sonne?" Tut sie's, drängeln sich auf den Bänken und Gartenstühlen die Gäste. In der kalten Jahreszeit werden in der Käsmühle nur am Wochenende Speis' und Trank serviert. "Da kommen nur ein paar Spaziergänger", weiß Peter Görmer. Für die seltenen Gäste gibt es dann Glühwein und ein kräftiges Wurstbrot oder ein Stück selbstgebackenen Blechkuchen.

Im Sommer ist der große Garten an schönen Tagen bis auf den letzten Platz besetzt. Da hat der Wirt keine Zeit, die Fragen neugieriger Gäste nach der Herkunft des ulkigen Namens "Käsmühle" zu beantworten. Zwei Varianten kann Peter Görmer anbieten: als Namensgeber einen Erzbischof von Mainz, der "Kees" hieß und Eigentümer der Mühle war. Viel besser gefällt dem Wirt allerdings die Version, wonach zwei Handwerksburschen, die unzufrieden mit dem gebotenen Imbiß waren, das abfällige Wort von der "Käsmühle" prägten.

Ein passionierter Musikfreund Zum Tode von Professor Albert Richard Mohr

Von Anfang an hatte er sein Leben der Musik verschrieben, der große Mann mit den blauen Augen und der seltsam hellen Stimme. Albert Richard Mohr, der jetzt im Alter von 80 Jahren verstarb, bekam mit vier Jahren eine Geige. Im Schulorchester war er später der Primarius. Natürlich studierte er die Musikwissenschaften. Aber als die Nazis das Regiment übernahmen, war ihnen Albert Richard Mohr, der auch der neuen Musik gegenüber aufgeschlossen war, verdächtig und so verwiesen sie ihn der Universität.

Aber Mohr blieb der Musik, die seine Passion war, treu und fing zunächst als Hilfsarbeiter bei den Städtischen Bühnen an. Dabei blieb es natürlich nicht lange, sondern er wuchs fast wie von selbst in die Laufbahn des Dramaturgen und des Opernregisseurs hinein.

Durch seine Begegnung mit vielen jungen Komponisten und Regisseuren, durch seine internationalen Ferienkurse an der Universität und durch zahlreiche von ihm organisierte Auslandsgastspiele der Frankfurter Oper führte ihn sein Weg auch ins Ausland, und so kam es, daß ihn Richard Strauss zum Leiter des Ständigen Rates für die Internationale Zusammenarbeit der Komponisten ernannte. Im Krieg wurde er, auf dem Weg zu einer Kulturveranstaltung in Offenbach, von Tieffliegern lebensgefährlich verletzt und war seitdem schwer behindert.

Nach dem Krieg aber stellte er wieder seine ganze Schaffenskraft in den Dienst der Musik und des Frankfurter Kulturlebens. Bei der Bundesanstalt für Arbeit arbeitete er als Konzertagent, das internationale Arbeitsamt nahm ihn in Anspruch, und sein Rat war nicht zuletzt von Festspielstädten wir Bayreuth und Salzburg gefragt. 1970 ernannte die Universität Illinois den Musikfreund zum Professor auf Lebenszeit.

Ein Höhepunkt aber war für Albert Richard Mohr der Wiederaufbau des Opernhauses in Form der Alten Oper, für die er nach deren Fertigstellung eine Mozart- Medaille stiftete, die mehrfach an verdienstvolle Musiker und Komponisten verliehen wurde.

Beinahe nebenbei, in Wirklichkeit aber mit der gleichen Hingabe, wirkte Mohr als Mozartforscher und Theaterhistoriker und veröffentlichte mehrere mit größter Akribie recherchierte Bücher, zum Beispiel sein Frankfurter Mozart-Buch, eine Dokumentation über das Frankfurter Opernhaus und einen Bildband über Christliche Kunst in Frankfurt. Zahllose Dokumente zur Musikgeschichte, Partituren und über Jahrzehnte gesammelte Handschriften gab Professor Mohr, der Zeit seines Lebens ein echter Frankfurter von der ganz bescheidenen, freundlichen und humorvollen Sorte geblieben war, an die Stadt- und Universitätsbibliothek weiter.

Albert Richard Mohr war unter anderem Träger der Salzburger Mozart-Medaille, der Goethe-Plakette, des Friedrich- Stoltze-Preises, des Bundesverdienstkreuzes, Mitglied der Wiener Mozart-Gesellschaft und, natürlich, Ehrenmitglied der Alten Oper. WERNER PETERMANN

Energie-Mobil macht in Hanau Station

HANAU. Das Energie-Mobil des Main- Kinzig-Kreises informiert und berät die Hanauer am Donnerstag, 13. August, von 9.30 bis 16 Uhr auf dem Marktplatz über Wärmedämmung, Wärmeschutz und weitere Energiespar-Themen. alu

Kradfahrer prallte gegen Gartenmauer Schwer verletzt ins Krankenhaus

FRIEDRICHSDORF. Ein 16jähriger Kradfahrer wurde bei einem Unfall am Montagabend in der Weinstraße in Burgholzhausen schwer, seine 15jährige Mitfahrerin leicht verletzt.

Der 16jährige war mit seinem Leichtkraftrad gegen 20 Uhr zu schnell in eine scharfe Linkskurve gefahren, vermutet die Polizei. Er wurde nach rechts aus der Kurve geschleudert, stieß gegen einen Bordstein und prallte schließlich gegen eine Gartenmauer. Der Schwerverletzte wurde ins Bad Homburger Krankenhaus gebracht. s

Autofahrer übersah Motorrollerlenker

HASSELROTH. Schwere Verletzungen hat ein 54jähriger Gelnhäuser am Montag abend auf der Bundesstraße 43 in Neuenhaßlau erlitten. Laut Polizeibericht kollidierte der Mann auf seinem Motorroller Richtung Meerholz mit einem Personenwagen.

Dessen Fahrer hatte von der Gondsrother Straße nach links auf die Bundesstraße abbiegen wollen und dabei die Vorfahrt des Zweiradfahrers mißachtet. Dieser wurde zu Boden geschleudert und am Bein schwer verletzt. Schaden entstand in Höhe von 5000 Mark. jan

Konzert der Stadtkapelle

HANAU. Nach der Sommerpause spielt die Hanauer Stadtkapelle am Sonntag, 9. August, in der Martin-Luther-Stiftung. Die Veranstaltung ist Teil der Reihe "Konzerte in Parkanlagen" und beginnt um 15 Uhr. Das Konzert wird voraussichtlich zwei Stunden dauern. alu

Stadt profitierte vom harten Wettbewerb: 25 Millionen bei Bau gespart Die höchsten "Minderkosten" wurden bei neuen U-Bahn-Projekten verzeichnet / Bauboom im Osten läßt Preise wieder anziehen

25 Millionen Mark niedriger als vorauskalkuliert sind die endgültigen Bauabrechnungen, die im ersten Halbjahr 1992 bei der Stadt eingingen. Die höchsten "Minderkosten" werden beim U-Bahnbau verzeichnet, wo beispielsweise der Tunnel unter dem Main hindurch nach Sachsenhausen statt bewilligter 17,2 Millionen Mark "nur" 14,1 Millionen kosteten.

Mehr als zwei Millionen niedriger fiel die Rechnung für die Wiederherstellung der Ostzeil zwischen Kurt-Schumacher-Straße und Seilerstraße nach dem Bau der U-Bahn aus. Gespart werden konnte unter anderem bei der Sozialstation Höchst (408 9000 Mark), beim Kanalbau in Niddastraße (282 000) und Pfingstweidstraße (1,2 Millionen), bei der Sportanlage Niedwiesen, wo ein Umkleidegebäude 230 000 Mark preiswerter wurde, sowie beim Umbau der Peter-Petersen- Schule (203 000).

Fast durchweg heißt es in den Begründungen des Magistrats für diese Entwicklung, daß im Wettbewerb der Unternehmen um die städtischen Aufträge günstigere Preise erzielt werden konnten, als zuvor angenommen.

Joachim Wagner, Referent von Baudezernent Protzmann weist Vermutungen zurück, die Mitarbeiter in den Baubehörden setzten die Berechnungen für die Bewilligungen durch die Stadtverordnetenversammlung so hoch an, daß viel Spielraum zu den tatsächlichen Kosten bleibe.

Die jetzt vorgelegten Daten - der Magistrat muß das Stadtparlament halbjährlich über Mehr- oder Minderkosten bei den Bauprojekten berichten - weisen aus, daß die Anträge zur Bewilligung überwiegend in den Jahren zwischen 1988 und 1989 gestellt worden. Wagner: "Da gab es ein Preistief im Baugewerbe". Der Wettbewerb unter den Firmen sei hart, die Angebote enstprechend niedrig gewesen. Diese, auch für die Frankfurter Steuerzahler guten Zeiten, sind unterdessen längst vorbei. Nach der Wiedervereinigung und dem im Osten der Bundesrepublik einsetzenden Baubooom haben die Preise wieder kräftig angezogen.

Die Erklärung des Referenten klingen nicht für alle Abrechnungen plausibel. So sollten beispielsweise "Baumverpflanzungs-, Abräum- und Baumpflegemaßnahmen zwischen Bockenheimer Warte und und Friedrich-Wilhelm-von-Steuben-Straße" nach dem U-Bahnbau 1,5 Millionen Mark kosten. "Äußerst günstige Firmenangebote" hätten zu einer Endsumme von 231 000 Mark geführt, meldet jetzt das Baudezernat. Der vorausberechnete und bewillligte Preis liegt somit um fast 85 Prozent über der endgültigen Rechnung.

Gespart wurde auch durch Änderungen der ursprünglichen Planungen, Verzicht auf besondere Ausstattung oder durch organisatorische Umstellungen. So kostete der Bau der Brunnenanlage auf Alfred- Brehm-Platz vor dem Zoo statt einer knappen Million 790 000 Mark, weil die vorgesehenen Unterwasserscheinwerfer wegfielen und die Planung vom Hochbauamt und nicht von einem privaten Unternehmen gemacht wurde.

Auch wenn unterm Strich 25 Millionen Mark weniger als bewilligt in den Bauabrechnungen für die ersten sechs Monate dieses Jahres stehen: der Frankfurter Stadtkämmerer hat deswegen nicht mehr Geld in der Kasse. Die Zahlen der Bewilligungen - die meist auch einen Betrag für "Unvorhergesehenes" einschließen - sind als geschätzte Kosten nicht Bestandteil des städtischen Haushaltsplanes. Die halbjährlichen Meldungen des Magistrats über Mehr- und Minderkosten informieren die Stadtverordneten über Preisentwicklungen und geben ihnen die Möglichkeit, bei überraschenden "Ausreißern" nachzuhaken. cg

Am Montag beginnt der Fußball-Buchberg-Cup in Niedermittlau Abonnementsieger Langenselbold hat günstiges Los gezogen Termin wurde wegen 100. Vereinsjubiläum des gastgebenden FC Alemania verschoben /Blitzturnier der Reservemannschaften

Eigentlich sollte der populäre "Buchberg-Cup" bereits in dieser Woche ausgetragen werden, aber Ausrichter FC Alemannia Niedermittlau wich wegen des 100. Vereinsgeburtstages des TV 1892 Niedermittlau um acht Tage aus. Jetzt fällt der Startschuß zum zuschauerträchtigsten Fußball-Turnier im Main-Kinzig- Kreis am Montag (3. August) und soll die Fans bis Sonntag (9.8.) in ihren Bann ziehen.

Von Montag bis Freitag werden täglich um 17.45 und 19.30 Uhr zwei Spiele angeboten, am Samstag gesellt sich ein sogeanntes Reservemannschafts-Blitzturnier (11.30 Uhr bis 17 Uhr) dazu, die Finalspiele am Sonntag beginnen bereits um 9.30 Uhr. Das Endspiel im 11. Buchberg-Pokalwettbewerb ist gegen 18 Uhr terminiert.

"Wir haben die Trommel kräftig geschlagen, müssen jedoch abwarten, wie sich das Interesse nach unserem zweiten Abstieg niederschlagen wird", setzt Vorsitzender Willi Weingärtner auf die Fans aus dem Main-Kinzig-Kreis. Schließlich ist mit Zuschauermagnet Spvgg. 1910 Langenselbold weiterhin ein Landesligist vertreten, gilt der FC Germania Niederrodenbach als Anwärter für die zweithöchste Klasse und wird auch dem FSV Ravolzhausen eine gute Bezirksoberligarolle zugetraut.

Grundsolide Bezirksligisten - mit dem Blick in obere Gefilde - stellen Eintracht Oberrodenbach und der FC Langendiebach aus dem Kreis Hanau sowie der Hasselrother Lokalrivale FV Viktoria Neuenhaßlau dar.

Mit Germania Rückingen und dem Gastgeber FC Alemannia Niedermittlau gibt es jetzt auch zwei A-Klassisten zu vermelden. Geht der 1,30 m hohe Pott erstmals seit vier Jahren nicht nach Langenselbold? Der ranghöchste Klub erwies sich zuletzt als Abonnementsieger (im Vorjahr 1:0 vor 650 Zuschauern gegen den Gastgeber FSV Ravolzhausen) und hat mit Viktoria Neuenhaßlau, Germania Rückingen und Eintr. Oberrodenbach (Gruppe B) ein günstiges Los gezogen.

In der A-Gruppe spielen folglich: Ravolzhausen, Niedermittlau, Niederrodenbach und Langendiebach. Der FC Alemannia fungiert ausgerechnet nach einem Doppelabstieg aus der Bezirksober- in die Kreisliga A als Ausrichter, hofft jedoch damit ein reinigendes Gewitter hinter sich zu haben. "Unsere neuer Trainer Rudi Rohmann genießt große Sympathien an der Gondsrother Straße und gilt als großer Hoffnungsträger", setzt Weingärtner auf den früheren "Mittlauer" Spieler. Neun Akteure, darunter auch die letzten Quertreiber, haben den FCA verlassen. Von den zehn Zugängen stammen sechs aus der eigenen Jugend und zwei vom Nachbarn SV Altenmittlau, der zusammen mit Niedermittlau eine Spielgemeinschaft bildete. Die Identifizierung mit dem eigenen Team ist damit wesentlich größer geworden.

"Wir rechnen täglich mit 200 Zuschauern und am Finaltag mit mindestens 400", will der "Präses" die Erwartungen nicht zu hoch schrauben. Für fast alle Mannschaften ist es der letzte entscheidende Test vor der Punktrunde, alle Neuzugänge dürfen spielen und der lokale Charakter - das macht prinzipiell den Reiz des Buchberg-Cup-Turniers aus.

In Niederrodenbach kam vor zwei Jahren eine Rekordzahl von 3500 Zuschauern, in Ravolzhausen waren es 2700, Niedermittlau wäre aufgrund der Randlage mit 1800 Fans zufrieden.

Übrigens können auch die Zuschauer ihre Schußkraft testen: Mit einem für Samstag und Sonntag eigens für diese Veranstaltung ausgeliehenen Schußmeßgerät. "Damit bieten wir mal etwas Neues an", rechnet der FCA-Vorsitzende mit regem Interesse.

11. BUCHBERG-CUP IN NIEDERMITTLAU, SPIELPLAN: Montag (3. August): FSV Ravolzhausen - Alem. Niedermittlau (17.45 Uhr), Germ. Niederrodenbach - FC Langendiebach (19.30 Uhr), Dienstag (4.8.): Spvgg. 1910 Langenselbold - Vikt. Neuenhaßlau (17.45 Uhr), Germ. Rückingen - Eintracht Oberrodenbach (19.30 Uhr), Mittwoch (5.8.): Ravolzhausen - Niederrodenbach (17.45 Uhr), Niedermittlau - Langendiebach (19.30 Uhr), Donnerstag (6.8.): Langenselbold - Rückingen (17.45 Uhr), Neuenhaßlau - Oberrodenbach (19.30 Uhr), Freitag (7.8.): Ravolzhausen - Langendiebach (17.45 Uhr), Niedermittlau - Niederrodenbach (19.30 Uhr), Samstag (8.8.): Blitzturnier für Reserve-Mannschaften (11.30 Uhr bis 17 Uhr), Langenselbold - Oberrodenbach (17 Uhr), Neuenhaßlau - Rückingen (18.45 Uhr), Sonntag (9.8.): Spiel um Platz 7 (9.30 Uhr), Spiel um Platz 5 (11.15 Uhr), Spiel um Platz 3 /Reserve-Teams (13 Uhr), Endspiel/ Reserve-Teams (14 Uhr), Einlagespiel "Oldstars" (15 Uhr), Spiel um Platz drei (16 Uhr), Endspiel um den Buchberg-Cup (18 Uhr). dip

Tönerne Kulturpreis-Verleihung Rodgau ehrt Männerchor Dudenhofen und Anni Wolf

RODGAU. Den ihnen zu gleichen Teilen zuerkannten Kulturpreis '91 werden in einer Feierstunde am Freitag, 7. August, um 19 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses der in diesem Jahr sein 150. Jubiläum feiernde "Männerchor 1842" Dudenhofen und die Künstlerin Anni Wolf entgegennehmen.

"Viel Ton" verspricht das Programm der Feierstunde, denn nicht nur der Männerchor wird eine Probe seines Könnens abliefern, sondern Anni Wolf zeigt einige ihrer Werke - und die sind nun einmal aus Ton.

Die Jügesheimer Künstlerin erhält die von der Stadt mit insgesamt 5000 Mark dotierte Auszeichnung für ihr künstlerisches, die sogenannte Urkeramik pflegendes Schaffen. Die Rodgauerin gehört dem Kunstkreis "7/die zwölf" an und hat ihre Arbeiten der aufgebauten Gefäßkeramik schon in zahlreichen regionalen und überregionalen Ausstellungen gezeigt. Mit dem Männerchor 1842 Dudenhofen würdigt die Stadt einen Verein, der nicht nur mit seiner 150jährigen Geschichte zu den ältesten in Hessen zählt, sondern der in besonderem Maße durch sein Wirken den Namen Rodgau und Dudenhofen über die Landesgrenzen hinaus kulturelle Geltung verschafft hat. Der Chor ist erfolgreich von zahlreichen Gesangswettstreiten heimgekehrt und hat auch auf internationalen Bühnen aufhorchen lassen. Bei der Feierstunde wird Dirigent Wilfried Siegler seinem Ensemble wieder Bestleistungen abverlangen; die Laudatio auf Anni Wolf wird Reinhard Berker halten, der Leiter des Töpfermuseums im benachbarten Urberach. ttt

Auf dem Straßen-Strich hat sich herumgesprochen, daß im Bahnhofsviertel nichts mehr läuft Vertreibung in höflichem Tonfall "Säuberungsaktion" greift Von unserem Redaktionsmitglied Friederike Tinnappel Rainer Pfaff vom Frankfurter Ordnungsamt weiß, wo's lang geht: "Fahren Sie von hier in Richtung Messe und am Opelkreisel wieder zurück. Da stehen die Damen", ruft er dem jungen Mann zu, der wissen will, "wo die Frauen geblieben sind." Vor einem Jahr wurde der Straßenstrich im Westend geräumt, seit einer Woche wird die Straßenprostitution auch im Bahnhofsviertel nicht mehr geduldet. Jede Nacht ist das Ordnungsamt mit zwei Kleinbussen unterwegs und bringt die Frauen, wenn sie es wünschen, zum tolerierten Strich in die Theodor-Heuss-Allee. Ecke Niddastraße / Weserstraße, 22 Uhr. Ein Auto nach dem anderen biegt um die Ecke am Rande der Glitzerwelt des Bahnhofsviertels. Die öde Ecke liegt nur ein paar Meter vom Westend entfernt, aus dem die Frauen vertrieben wurden. Dort standen vor allem Drogenabhängige, in der Weserstraße waren nach Einschätzung des Ordnungsamtes etwa die Hälfte der Prostituierten rauschgiftsüchtig. Von den 200 bis 300 Autos, die hier pro Stunde aufkreuzen, tragen nur wenige ein Frankfurter Kennzeichen. "Die meisten Freier kommen aus dem Umland", sagt Günther Wassermann, Leiter der Abteilung Ordnungsangelegenheiten. "Und es sind, nach den Fahrzeugen zu urteilen, nicht die ärmsten der Armen. Das Anrüchige hat offenbar seinen eigenen Reiz."

Anfangs habe man sich überlegt, ob man für die Freier nicht ein Flugblatt mit der neuen Adresse an der Messe verfassen sollte. Wegen rechtlicher Bedenken sei darauf verzichtet worden.

Bei den Prostituierten hat es sich schnell herumgesprochen, daß in der Weserstraße nichts mehr läuft. "In der ersten Nacht standen hier 15 Damen. Die dachten, die dürfen das. Schon in der zweiten Nacht haben wir nur noch vier angetroffen", berichtet Rainer Pfaff. Am Wochenende waren es wieder mehr. "Die dachten wohl, wir haben frei."

Ecke Kaiserstraße / Elbestraße. Die Ermittler des Ordnungsamtes sprechen eine Frau an. Die "30 bis 40 Prostituierten", die ihre Kundschaft auf der Straße suchen, sind ihnen bestens bekannt. "In einer Stunde möchten wir Sie hier nicht mehr sehen." Der Umgangston ist höflich. Man legt Wert auf ein möglichst vertrauensvolles Verhältnis zu "den Damen".

Kurzer Abstecher ins Westend, vorsichtshalber, um zu verhindern, "daß sich die Frauen hier wieder hinstellen". Die meisten Fenster rund um den Westendplatz sind dunkel. Drei Monate war das Ordnungsamt hier im Einsatz, bis "der Strich" verschwunden war.

Die Fahrt zur Theodor-Heuss-Allee dauert fünf Minuten. Stadtauswärts steht "Busen-Molly", wie Pfaff sie nennt, eine Fünfzigjährige mit üppiger Lockenperükke und ebenso üppigem Dekolleté. "Mit den Heroin-Tanten - das gibt noch Krawall", hatte sie vor einem Jahr prophezeit. "Busen-Molly" gehört zu den "Etablierten", die schon immer an der "Theodor-Heuss" ihr Revier hatten, stadtauswärts eben. Die Prostituierten aus dem Westend und dem Bahnhofsviertel wurden auf der anderen Straßenseite angesiedelt. "Wir haben den Zuhältern klargemacht, daß wir Übergriffe nicht dulden", sagt Wassermann. Es herrsche Ruhe, wohl auch, weil auf beiden Straßenseiten ein unterschiedliches Publikum angesprochen werde.

Nach der obligaten Ehrenrunde über den Opelkreisel biegt der Kleintransporter des Ordnungsamtes in die Seitenstraße der Theodor-Heuss-Allee ein. Ein breiter, weißer Strich markiert die schmale Toleranzzone und dient Freiern als Haltebucht, um über den Preis - ab 50 Mark aufwärts - zu verhandeln. Die Beleuchtung wurde verstärkt, demnächst soll ein Toilettenhäuschen aufgebaut werden. In einem Campingbus der Drogehilfe können sich die Frauen mit sauberen Spritzen, Kondomen und Kaffee versorgen.

Etwa zehn Prostituierte haben sich am weißen Strich postiert oder hocken auf den Pollern, die in den Boden versenkt wurden, um wildes Parken zu verhindern. Die Männer vom Ordnungsamt seien in Ordnung, aber die Theodor-Heuss-Allee mögen die meisten nicht. Im belebten Bahnhofsviertel haben sie sich sicherer gefühlt. Da war es auch leichter, an die nächste Dosis Heroin heranzukommen.

"Hier ist kein Umsatz. Ich steh' schon eine Stunde hier." Die junge Frau in Jeans und T-Shirt sagt, daß sie Sozialhilfeempfängerin sei und mit ihrem Sohn seit drei Jahren in einem Billig-Hotel lebe. "Ich mach's nicht täglich. Und wenn nur zwei, drei Stunden. Ich fühl mich zum Kotzen dabei. Aber es ist schnell verdientes Geld." Klar hat sie einen Freund, der ist auch "Gelegenheitsarbeiter". Ein paar Schritte weiter steht eine Rauschgiftsüchtige. Auch sie klagt über die schlechten Verdienstmöglichkeiten. Im Bahnhofsviertel hat sie die Nacht "400 bis 500 Mark" verdient, "hier sind es 300". Das reiche gerade, um sich selbst und ihren Freund mit Drogen zu versorgen.

Konsequenz achtet das Ordnungsamt darauf, daß die Frauen erst hinter dem Busparkplatz an der Messe stehen, damit sie mit ihren Freiern nicht in die Kuhwaldsiedlung fahren. Angesteuert werden stattdessen das Rebstockgelände, der Biegwald und Fabrikeinfahrten.

"Na, da habt Ihr die Straße ja wieder sauber gekriegt", meint ein älterer Herr auf seinem Gute-Nacht-Spaziergang. Die Männer vom Ordnungsamt sind an ihren Ausgangspunkt, die Ecke Niddastraße / Weserstraße zurückgekehrt. Etwa zehn (Fortsetzung auf Seite 24)

Agent provocateur hinter der Stirn Arbeiten von Walter Stöhrer in der Galerie Slutzky

Nichts Neues von Walter Stöhrer? Im Grunde nicht. Die "prima idea", die seinem malerischen oder graphischen Arbeiten den initialen Schwung gibt, liefert ihm noch immer ein Satzfragment, eine literarische Strophe oder ein lyrisches Bekenntnis: das Gedicht "Die Granaten" von Paul Valery zum Beispiel. Rilke hat es in eine andere Sprache übersetzt. Stöhrer hat es mit der Radiernadel umfahren. "Halboffene Granaten - ihr seid mir wie Stirnen, von ihren Gedanken gewaltig gesprengte . . ."

In den kleinformatigen neun Radierungen der neuen Folge "Les Grenades" fällt jeweils eine flächenhaft angelegte Kernzone auf, mit deren Präsenz sich die typischen Stöhrer'schen Augenwesen, nur lebendig in ihrer fragilen Kontur, zu arrangieren haben. Sprengsätze sind in ihnen verborgen.

Hinter jeder Stirn ein Agent provocateur, ein Beobachter, ein Wadenbeißer. Groß und aufgerissen sind meist nicht nur die Augen der koboldhaften Kopffüßler, deren Aggregatzustand ungeklärt bleibt. Auch ihre Münder sind weit, sind Schlünde, in denen Zahnreihen querstehen. Manchmal versperren sie die Mundöffnungen wie mit Drahtgittern. Dann sind die Wesen ganz Auge und ganz verstummt.

Die psychophysischen Exkursionen eines Edvard Munch haben Walter Stöhrer interessiert; sein "intrapsychischer Realismus" geht ebenso aufs Ganze der menschlichen Triebe und Leidenschaften. Allein Munchs "Schrei" bleibt seinen Figuren im Halse stecken. Man weiß es nicht genau: Sind es arme Opfer, oder stehen sie im Dienst dunkler exorzistischer Rituale?

Doch in der Welt von Walter Stöhrer ist nichts so, wie es im Moment scheint. Sie pulsiert, wogt, wabert. Sie ist eminent vital, dürstet nach dem Wechselbad der Gefühle. Liebe und Haß, Giftgelb und Blutrot, Rührmichnichtan, Habmichlieb. Farben des Neides und der Glut, nervöses Gestrichel und elegische Flächenformen. Verkrampfung und Entkrampfung in Permanenz, Konvulsion und ihr Gegenteil.

"Die Schönheit wird konvulsiv sein oder sie wird nicht sein", die Bemerkung Andre Bretons, die Stöhrer einst für sich entdeckte, trifft auch jetzt noch auf seine Arbeit in einem sehr umfassenden Sinne zu. Stöhrers Werke wiederholen monoton, aber keineswegs klanglos, ein nur wenig variiertes Repertoire von Gebärden. Und genauso leben wir nun einmal. In der Wiederholung.

Die Galerie Slutzky zeigt neue Radierungen des Künstlers, der seit drei Jahrzehnten der Druckgraphik einen großen Stellenwert in seinem Schaffen einräumt, aber nicht stetige produktive Phasen hat. Die in diesem und dem vergangenen Jahr geschaffenen Graphiken, Schwarzweiß- und Frabradierungen, gehören - wie viele von Stöhrers Gemälden - verschiedenen Zyklen an und sind literarisch stimuliert. Die Auflage wird klein gehalten, die Qualität ist bestens. Stöhrer hat einen ausgezeichneten Drucker, feinste Valeurs sind auf den Abzügen sichtbar.

Lange mangelte es dem Stuttgarter, der heute in Berlin und Schleswig-Holstein zu Hause ist, der Grieshaber-Schüler war, die Kunst der COBRA studierte und sich auf dieser Grundlage eigene Pfade erschloß, an offensichtlicher Anerkennung. Vor zwanzig Jahren noch griff ihm Slutzky, einer seiner frühen Förderer, kräftig unter die Arme. Inzwischen, besonders seit Anfang der achtziger Jahre, steht Stöhrers Malerei hoch im Kurs. Von seinem druckgraphischen Tun wissen Eingeweihte. Es ist nicht marginal. (bis 28.August)

DOROTHEE BAER-BOGENSCHÜTZ

Die Kunst der wunderbaren Sinnvermehrung "Another Subjectivity": eine Sommerausstellung der Galerie Martina Detterer

Fünfundneunzig Pfennige kosten die hundert Schaschlikstäbchen in "Rudis Reste Rampe". Ein Preisschlager wie alles hier. Gestapelte Retouren aus den Kaufhäusern, aber auch spezielle Angebote. Putzeimer und Fensterleder. Die Hausfrau greift zu, und Ulrich Meister auch. Den Massenprodukten mangelt es an Individualität; Meister, ein Künstler, der durch die Documenta-Teilnahme 1992 seinen Bekanntheitsgrad erhöhen konnte, will sie ihnen zurückgeben. Will aus anonymem Vielerlei individuelle Signifikanz filtern. "Another Subjectivity" heißt die Ausstellung bei Martina Detterer, in der Meister einer von sechs Pfadfindern ist. Sie sind bemüht, dem subjektiven Moment im Kunstwerk neue Wege zu ebnen.

Unter dem Titel der Themenschau kann die Galeristin großzügig Disparates vereinen. Postmoderne Theorien suchten das kunstschaffende Subjekt auszublenden. Detterer entdeckt nun das persönliche Bekenntnis wieder. Putzeimer und Schaschlikhölzchen sind also, und das ist die Kunst der wunderbaren Sinnvermehrung, sobald Meister einen Vers daneben pinnt, nicht länger beliebige Objekte, sondern erwachen zu Charakteren: "So, wie sie aufrecht standen, eines gleich wie das andere, schien, als ob ein und dasselbe sich vermehrt und mit vervielfachter Körperlichkeit ins Dasein getreten wär . . ."

Mit vervielfachter Körperlichkeit tritt auch der Amerikaner Chuck Nanney ins Dasein. Ein Kostümkünstler, der in die Boxershorts schlüpft oder ins Glockenröckchen, mit Bart aus seinen Fotos blickt oder ohne, die Brusthaare zudeckt oder als ornamentalen Beitrag in die Kamera reckt. In einem Holzgestell sind all die Klamotten, die er auf den Fotos trägt, geschichtet. Eine Neuauflage von Pistolettos Kleiderberg. Befragt Nanney sein Künstlertum und die Praxis des Modellstehens in wechselnden Gewändern, so sondiert B. Wurtz das Terrain zwischen Bild und Betrachter mit auffordernden Worten: "Pay attention to me", "Look at yourself". Neben den Zeilen objektive Bemerkungen (Mixed Media) zum Thema Malerei und Kunsthandwerk. Die Palette, der Nesselstoff, die Schutzhandschuhe, das Maß: Kreis im Quadrat.

Kein Vorwärtskommen trotz Dauerlaufs bei der Französin Sylvia Bossu. Ihre Füße stecken in schweren Taucherschuhen. Langsam setzt sie einen vor den anderen. Darüber hat sie einen Film gedreht. Der Projektor steht auf einer Lastkarre, die damit zum Stillstand gezwungen wird. Zweimalige Behinderung natürlicher Bewegungen.

Beat Streuli fotografiert in Großstädten. Macht Serien über das Leben auf den Straßen. Eruiert mit der Kamera, wie ein Subjekt das andere normalerweise (über-)sieht. Schwarzweißaufnahmen, die, wie das heute so üblich ist, verpackt werden - hier in Plexiglasboxen. Pflegeleicht.

Leicht in der Herstellung, aber enorm effektvoll die Blaupapier-Arbeiten von Gert Rappenecker. Zeitungsfotos sind hier die Grundlage. Der Künstler schreibt sie durch auf weißes Papier, wo sie in uniformem Blau erscheinen. Jan-Fabre-Blau, aber andere Themen. Tiere, ein Autounfall, eine Karnevalsgesellschaft - ein Millet. Aus x-beliebigen Feldarbeiterinnen sind im Zuge des Durchschreibens dessen Ährenleserinnen entstanden: "another subjectivity" (bis Ende August, Besichtigung nach telefonischer Vereinbarung: 49 16 13).

DOROTHEE BAER-BOGENSCHÜTZ

Kultur-Kalender

In der Stadtteilbücherei Bornheim, Arnsburger Straße 24 (Bürgerhaus), können am Mittwoch, 5. August, 15 Uhr, Kinder ab acht Jahren ein Rätsel rund um Katzen lösen. "Katze hin und Katze her" ist der Titel. ml/30

In der Kellerkneipe der Romanfabrik, Uhlandstraße 21, spielt am Samstag, 1. August, 20.30 Uhr, die Band "Life is not a Party". Sie verschmelzen Folk- und Rockmusik der vergangenen 20 Jahre mit zeitgenössischen Klängen. Der Eintritt kostet acht Mark. ml/30

Der Comicmachertreff trifft sich wieder am Dienstag, 4. August, um 19 Uhr, in der Romanfabrik im Ostend (Uhlandstraße 21). Berichte über die Comicfestivals in Wiesbaden und Erlangen sind Thema des Tages. ml/30

Kirchengemeinde sucht Grünpflanzen

BAD VILBEL. Wächst Ihnen die Zimmerlinde über den Kopf? Stößt die Yucca bereits an die Decke, oder kringelt sich der Gummibaum in Ihrem Wohnzimmer am Sturz entlang? Und Sie bringen es nicht übers Herz, das Messer oder Beilchen zu schärfen und dem ungebremsten Wachstum ein Ende zu setzen? Ihnen kann geholfen werden: Die Christuskirchengemeinde sucht zur Ausgestaltung des Kirchenraumes große Grünpflanzen aller Art. Wer sich also, wenn auch schweren Herzens, von seinem eingetopften Grün trennen will oder muß, kann sich an das Gemeindebüro unter der Telefonnummer 8 53 55 wenden. Ihm/ihr wird dort geholfen.

Und wenn Sie dann später Sehnsucht haben und Ihre Pflanzen wiedersehen möchten: Nutzen Sie die Besuchszeiten Sonntag vormittags! kg

Das farbenfrohe mythische Sinnbild für Unvergänglichkeit stirbt langsam aus Der Schwalbenschwanz zählt zu den prächtigsten Faltern der Region / FR-Serie in Zusammenarbeit mit der Naturkundestelle des Main-Kinzig-Kreises, Teil 7

GELNHAUSEN. Innerhalb eines guten Jahrhunderts sind im Großraum Hanau 29 Schmetterlingsarten, ein Drittel des im Jahr 1870 registrierten Bestandes, endgültig verschwunden. Und es ist nicht absehbar, daß der schleichende Artenschwund damit beendet wäre. So wird auch der Schwalbenschwanz, einer der größten und prächtigsten heimischen Falter, seltener. Das muß nicht überraschen, sondern ist nur die Konsequenz der Vernichtung seiner Lebensräume. Für Erstaunen sorgt bei Naturexperten schon eher, daß der "Papilio machaon" mit seiner imposanten Spannweite bis zu mehr als sieben Zentimeter in diesem Jahr außergewöhnlich häufig in Sicht zu kommen scheint.

Die zahlreichen Meldungen über Schwalbenschwanz-Beobachtungen in dieser Saison, von denen der Biologe Horst Günther in der Kreisnaturkundestelle berichtet, sind aber noch kein Zeichen für einen Aufwärtstrend. "Hin und wieder gibt es besonders gute Flugjahre", weiß Günther. "Wohl aufgrund günstiger Witterungsverhältnisse oder milder Winter."

Die Chancen, die eleganten Flugmanöver dieses Prachtschmetterlings zu beobachten, stehen gegenwärtig nicht schlecht. Bis in den August hinein sind die großen Falter unterwegs, meist in der freien Landschaft, um vom Nektar der Blüten zu naschen. Auf Disteln und Rotklee etwa tafeln sie gerne, gelegentlich auch auf dem Sommerflieder (Buddleia).

Der Schwalbenschwanz, der zu den "besonders geschützten Arten" zählt, ist im Main-Kinzig-Kreis schwerpunktmäßig im Kinzigtal, im Nord-Spessart und der Umgebung von Schlüchtern verbreitet. Regelmäßig trifft man ihn aber nur noch dort an, wo magere, extensiv genutzte und dementsprechend blumenreiche Lebensräume für die notwendige Nahrung sorgen. Und selbst an Stellen, wo er früher häufig war, kommt er nur noch sporadisch vor.

Hingegen ist in einer 1879 verfaßten Arbeit über die Schmetterlinge im Raum Hanau nachzulesen, daß seinerzeit der Schwalbenschwanz "im Mai und August allenthalben" vorkam. Zu einer ähnlichen Einschätzung kam 1965 der Schmetterlingskundler Jürgen Dauth. In den beiden Jahrzehnten danach muß sich die Lage dramatisch verschlechtert haben. Der Hanauer Zoologe Martin Schroth resümierte im Jahr 1984: "Die Art wird jährlich nur vereinzelt auf Brachflächen beobachtet, die die jeweilige Futterpflanze enthalten." Er führt den Rückgang unter anderem darauf zurück, daß mit dem regelmäßigen Mähen der blütenreichen Wegraine die für den Schmetterling lebensnotwendigen Futterpflanzen und Nektarquellen vernichtet werden.

Übersehen oder verwechseln kann man die Falter mit ihren breiten, intensiv gelb gefärbten Flügeln jedenfalls schwerlich. Schwarze Linien und Flecken gliedern die Grundfarbe. Hinzu kommt an den Hinterflügeln jeweils ein Band aus zartem Blau, das in einem roten "Augenfleck" ausläuft, der blau und schwarz umrandet ist. Die Hinterflügel enden in schwanzartigen Spitzen, auf die sich der Name Schwalbenschwanz bezieht.

Gegenüber solch trivialem Namen erscheint die wissenschaftliche Bezeichnung doch viel eher angemessen. Keine Frage, daß der Schwalbenschwanz da zur Familie der Edelfalter gerechnet wird, die der berühmte Naturforscher Linné die "Ritter" hieß. Linné verlieh dem Ritter Schwalbenschwanz auch gleich noch einen vornehmen griechischen Namen, den er bei Homer entlehnte: Machaon, wie einer der beiden Militärärzte heißt, die in der Ilias erwähnt sind. Ob ihn dazu die Tiermythen der Vergangenheit bewogen haben, die den Schmetterling als Sinnbild für Unsterblichkeit, Unvergänglichkeit und Wiederauferstehung sahen? Bis ins Altertum reichen Vorstellungen zurück, wonach die menschliche Seele nach dem Tode als beschwingter Schmetterling den Körper verläßt. Im Mittelalter galten Schmetterlinge aber auch als verkleidete Hexen, die es aufs Verderben der Milch- und Buttervorräte abgesehen haben sollten. So kommt Schmetterling wahrscheinlich von "Schmetten", was Milchrahm bedeutet und sich auch im englischen "butterfly" wiederfindet.

Die scheinbar wundersame Verwandlung des Schmetterlings vom Ei über Raupe und Puppe zum Falter mag die Phantasie beflügelt haben. Dabei ist der Falter eine ebenso zarte wie flüchtige Erscheinung, dessen Leben nur wenige Wochen währt. Die Raupe, deren Lebensinhalt "fressen und wachsen" heißt, ist zuweilen auch im häuslichen Garten anzutreffen. Sie bevorzugt Doldenblüten, etwa Fenchel, Dill, Weinraute oder das Kraut der Gartenmöhre. Ausgewachsen besitzt sie eine grünlich-weiße Grundfarbe mit schwarzen Tigerstreifen und rötlichen Punkten. Wer sie schont, wird mit etwas Glück spätestens im nächsten Frühjahr belohnt, indem aus der Puppe als "Umkleidekabine" ein prächtiger Falter schlüpft. lex

Zwei Arbeitskollegen an Unfall beteiligt

NEU-ANSPACH. Mit schweren Verletzungen am Bein mußte gestern gegen 10.20 Uhr ein 64jähriger Radfahrer in die Hessenklinik nach Usingen gebracht werden. Der Mann hatte mit dem Rad die Usastraße in Richtung Langgasse überqueren wollen und war dabei von einem Kleinbus erfaßt worden, der auf der vorfahrtsberechtigten Straße fuhr. Die Kreuzung ist laut Polizei unübersichtlich, nur 30 Stundenkilometer Geschwindigkeit sind erlaubt. Die beiden Unfallbeteiligten sind laut Polizei Arbeitskollegen. s

Zwei Verletzte nach Kollision auf Feldweg

GELNHAUSEN. Auf einem Feldweg in Verlängerung der Wiesenstraße sind am Montag abend zwei Personenwagen zusammengestoßen.

Wie ein Polizeisprecher mitteilte, hatte ein Autofahrer Richtung Talhof an einer unübersichtlichen Einmündung die Vorfahrtsregel rechts vor links nicht beachtet und war mit einem anderen Wagen zusammengestoßen, dessen Fahrerin dabei leichte Verletzungen erlitt.

Der Schaden beläuft sich auf 9000 Mark. jan

Grasbahnrennen Die Ergebnisse:

KLEINRAD/50 ccm - AUTOMATIK: 1. Alexander Freund (MSC Erlensee); 2. Michaela Bittner (MSC Meckbach); 3. Viola Freund (MSC Erlensee)

GROSSRAD/50 ccm - AUTOMATIK: 1. Dennis Seitz (MSC Kassel); 2. Alexander Freund (MSC Erlensee); 3. Dennis Hofmann (MSC Kaltenbach)

50-60 ccm SCHALTUNG: 1. Jasmin Freund (MSC Erlensee); 2. Marcel Möbus (AMC Langgöns); 3. Dennis Fischer (MSC Neuenhaßlau); 7. Tina Kariger (MSC Neuenhaßlau)

KLEIN-GROSSRAD 80 ccm: 1. Dennis Besser (MSC Hausen Ös); 2. Achim Kariger (MSC Neuenhaßlau); 3. Jasmin Freund (MSC Erlensee)

125 ccm: 1. Kai Blumöhr (MSC Neuenhaßlau); 2. Michael Solluch (MSC Neuenhaßlau); 3. Jürgen Geis (MSC Neuenhaßlau)

MOTOCROSS 250-500 ccm: 1. Markus Gahr (MSC Rodgau); 2. Oliver Winter (MSC Rodgau); 3. Michael Stefan (MSC Sailauf)

500 ccm SPEZIAL: 1. Stefan Horvath (MSC Neuenhaßlau); 2. Manfred Knappe J. (Traustein); 3. Oliver Simon (Hainburg)

SEITENWAGEN: 1. Fritz Sonntag/ Rudi Gottselig (Bad Waldsee); 2. Horst Bund/Markus Widmann (MSC Rodenbach); 3. Michael Kolb/Katia Männche (MSC Rodenbach). odo

Tempo 30 schnell verwirklichen DKP will Limit für Gebiet westlich der Bahn / GBL fragt nach

MÖRFELDEN-WALLDORF. Tempo 30 - ein Thema, das nicht nur den Anrainern vielbefahrener Straßen unter den Nägeln brennt. Auch die Fraktionen im Parlament sehen hier Handlungsbedarf.

Das geplante flächendeckende Tempo 30 ist denn auch der Hintergrund eines Antrages, mit dem die DKP im September ins Parlament ziehen wird. Die Kommunisten wollen, daß schon im Vorgriff auf die großangelegte Verkehrsberuhigungsmaßnahme im Mörfelder Wohngebiet westlich der Bahn Tempo 30 gilt. Begründung: Das durch die Bahnlinie und die B 486 begrenzte Wohngebiet werde von keinen überregionalen Straßen gekreuzt und die Limitierung könne ohne großen Aufwand bewerkstelligt werden. Für den Anfang, so die DKP, genüge es, Schilder aufzustellen. Aufpflasterungen von Kreuzungen und dergleichen, könnten auch danach noch geplant, beraten und Zug um Zug realisiert werden.

Tempo 30 steht auch hinter einer Anfrage der Grünen Bürgerliste. Ihr geht es allerdings um einen längst verabschiedeten Antrag, den SPD und GBL gemeinsam einbrachten, nachdem die gesetzliche Möglichkeit geschaffen war, auch Bundesstraßen zu Tempo-30-Zonen zurückzubauen, wenn sie zum Beispiel innerörtlich gelegen sind. Seinerzeit hatten SPD und GBL beantragt, zeitgleich in der Langgasse und der Westendstraße Tempo 30 einzuführen. Weil aber bislang nichts passiert ist, soll der Magistrat jetzt mitteilen, was der Kreis dazu meint.

Weiter will die GBL wissen, welche Möglichkeiten der Magistrat zur kurzfristigen Verkehrsberuhigung in der Westendstraße sieht und ob, selbst wenn das Kreis-Votum negativ ausfalle, wenigstens in der Langgasse Tempo 30 eingeführt werde. Interesiert ist die GBL auch am Zeitplan und an den Kosten der Verkehrsberuhigung. wal

Trotz seines hohen Alters repariert Otto Fritz in Roggau defekte Schuhe Und redet, wie ihm der Schnabel gewachsen ist Im weiten Umkreis wohnen seine treuen Kunden

KARBEN. Mauler, Nörgler und Kriecher, die kann er nicht leiden, der Otto Fritz aus Burg-Gräfenrode. All den ewigen Meckerern, denen möchte er doch gern erzählen, wie zufrieden es sich leben läßt. Ein Arbeiter ist er, Karbens letzter Schuhmacher, einer, der sein ganzes Leben lang geschafft hat und es mit 82 Jahren immer noch tut, wenn auch heute nur als Hobby.

In einer Zigarrenkiste verwahrt der rührige Rentner sein Sortiment Nieten, im alten Nähkästchen die Metallabsät- FR-Porträt ze und im Wandschrank die Lederplatten. "Wenn ich keine Schuhe hab und keine Arbeit, dann bin ich krank", sagt das Roggauer Original und klopft am Stöckelschuh den Absatz fest. Sein Handwerk hat Otto Fritz von der Pike auf beim Schuhmacher Wilhelm Jüngst in Groß-Karben gelernt. 50 Pfennig Lohn pro Woche hat er damals als Lehrbub bekommen. 1931 baute der Metzgerssohn einen Ziegenstall zu seiner ersten Werkstatt um. Gesellen hat er auch einmal gehabt, doch das ist lange her.

Ja damals, nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Leut' noch nach den Pfennigen gucken mußten, es sich also noch lohnte, Schuhe reparieren zu lassen. Aber heute: "Sehe Se sich des an, für 19 Mark gibt's ein Paar neue Schuh, da läßt doch kaum einer mehr die alten reparieren" erbost sich Otto Fritz und hält kopfschüttelnd ein Werbeprospekt hoch. Kein Wunder, daß da keiner mehr das Handwerk lernen will, "wenn einen keiner mehr braucht." Im Wetteraukreis seien nur noch vier Kollegen in der Innung, "alle von der alten Garde".

In Burg-Gräfenrode werden die flinken Hände von dem Mann in der blauen Schürze noch gebraucht, obwohl er nach schwerer Krankheit bereits 1975 sein Geschäft offiziell geschlossen hat. Kunden kommen sogar aus Heldenbergen oder Ilbenstadt in die Schusterstube, wo das Konterfei des Bundespräsidenten neben Zeitungsberichten aus aller Welt, Pin-up-Girls und Todesanzeigen an der Wand hängt.

Otto Fritz hält nicht hinterm Berg mit dem, was er mag, und mit dem, was er denkt. Was kümmert's ihn, was die andern davon halten. Da mag er auch lieber reden als zuhören. Schließlich hat er viel zu erzählen aus seinem langen Leben. Urkunden und Medaillen künden an der Werkstattwand von seinen vielen Vereinsaktivitäten, im Gesangverein, bei den Taubenzüchtern. Jahrelang war er Vorsitzender des Fußballsportvereins Burg-Gräfenrode. In seiner aktiven Zeit kickte er auf halblinker Position. Heute verfolgt er noch jeden Sonntag vom Spielfeldrand das Dribbling "seiner Buben".

Auch was sich bei der Freiwilligen Feuerwehr tut, beobachtet er als ihr Ehrenmitglied mit Interesse. Fremde Länder haben Otto Fritz nie fasziniert, seine Welt ist sein Heimatort. In Roggau kennt er jeden, alle Familien vom Opa bis zum Enkel. Er beobachtet genau, was sich verändert.

Auch an seiner Werkstatt ist die Zeit nicht spurlos vorübergegangen. Längst existiert die fußbetriebene Schleifscheibe nicht mehr, die Walze ist ausrangiert. Per Knopfdruck drehen sich die Sandpapiere zum Polieren. "Heute wird viel mehr geklebt als genäht", sagt Otto Fritz und holt den Kanister mit der gelblichen Masse aus dem Schrank hervor.

Bis vor zehn Jahren hat Otto Fritz Stiefel und Sandalen zur Reparatur sogar von seinen Kunden abgeholt, heute ist ihm das zuviel. Schließlich braucht er, der für seine Frau Maria "manchmal einer von der zu schnellen Truppe ist", noch Zeit für seinen Garten. Aus dem ruft er dann auch schon mal dem Bürgermeister zu: "Ei Engel, komm doch eroi", um dann aus seinem langen Leben zu erzählen.

CORINNA WILLFÜHR

Word-Seminar für Frauen an zwei Wochenenden

USINGEN. Es sind noch Plätze frei in einem "Word-Seminar" für Frauen, das das Usinger Zentrum für Weiterbildung an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden im nächsten Monat anbietet.

Am 7. / 8. und 14. / 15. August können Anfängerinnen eine Einführung in das Textverarbeitungsprogramm "Word 5" erhalten. Dazu gehören das Erstellen, Gestalten und Bearbeiten unter anderem von Texten, Tabellen, Formbriefen und Textbausteinen. Das Seminar findet in den Räumen des Ausbildungszentrums in der Hattsteiner Allee 17 statt.

Anmeldung sind ab sofort unter den Telefonnummern 069 / 7 07 42 61 oder 0 60 81 / 6 61 97 möglich. cn

Trauer- statt Wonnemonat für den Handel im Westen

has FRANKFURT A. M. Die Konsumenten im Westen der Bundesrepublik haben auf die Einkaufsbremse getreten. Das beklagt jedenfalls der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE). Seinen Angaben zufolge konnte die Branche mit Ausnahme des Februar noch in keinem Monat in diesem Jahr ein reales, also preisbereinigtes Umsatzplus erzielen. Auch der Mai sei für die Mehrzahl der Händler "eher ein Trauer- als ein Wonnemonat" gewesen. Der HDE räumt zwar ein, daß der Streik im öffentlichen Dienst in der Berichtszeit den Geschäften in den Innenstädten geschadet habe, stellt aber zugleich fest, mit dem "Hinweis auf kurzfristig wirksame, negative externe Effekte" lasse sich die Tendenz "auch nicht gesundbeten". Die Schwächephase im westdeutschen Handel halte an. Die Konsumbranche sei in ihrer derzeitigen Verfassung keine Stütze der Konjunktur, wie einige Forscher glaubten.

Im Mai wurden im westdeutschen Einzelhandel insgesamt Waren für 61,1 Milliarden Mark umgesetzt. Das waren gut zwei Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Bei Herausrechnung der gestiegenen Preise belief sich das Erlösminus im Mai auf 5,6 Prozent, "eine beachtliche reale Lücke" im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum von 1991, wie der Hauptverband meint. Nach den ersten fünf Monaten 1992 beträgt der preisbereinigte Umsatzrückgang demnach nun schon 2,6 Prozent.

Ab 4. August Akteneinsicht Börs gibt Termin für konstituierende Sitzung bekannt

KRIFTEL. Der Akteneinsichtsausschuß zur Untersuchung der Unterschlagungsaffäre Peter M. im Krifteler Rathaus soll am Dienstag, 4. August, 19 Uhr, konstituiert werden. Dies gab Bürgermeister Hans-Werner Börs gestern im Gespräch mit der FR bekannt - kurz nachdem die Grünen in einer Pressemitteilung gefordert hatten, der Bürgermeister solle das Gremium unverzüglich einberufen.

Die Öko-Partei warf dem Verwaltungschef vor, er versuche mit dem Hinweis auf datenschutzrechtliche Bedenken Zeit zu gewinnen. Sprecher Ingo Mehling: "Der Gemeindevorstand mißbraucht den Datenschutz zur Zerstörung des letzten Restes an parlamentarischer Kontrolle, den die Volksvertretung in Kriftel noch besitzt."

Ob dieser Vorwurf nun mit der Einberufung des Ausschusses für die Grünen aus der Welt ist, bleibt allerdings noch abzuwarten. Denn den Original-Prüfbericht bekommt nur ein kleiner, auserwählter Kreis zu Gesicht: die Mitglieder des zum Akteneinsichtsausschuß ernannten Haupt- und Finanzausschusses und des Gemeindevorstands. Der "einfache" Parlamentarier hingegen muß sich - wenn überhaupt - ebenso wie die Presse mit geschwärzten Exemplaren zufriedengeben. Denn nach Auffassung des hessischen Datenschutzbeauftragten dürfen Namen und Fakten von Dritten nicht publiziert werden. Lediglich der des verstorbenen Amtsrats Peter M. ist freigegeben, weil er ohnehin schon zur Genüge durch die Medien gegangen sei.

Aber auch Bürgermeister Börs und Erster Beigeordneter Paul Dünte (beide CDU) wollen darauf verzichten, ihre Namen in den drei Berichten des Rechnungsprüfungsamtes und der beiden anderen Wirtschaftsprüfungsunternehmen zu schwärzen.

Tabu sind für die Öffentlichkeit indes Angaben über Gemeindebedienstete, die laut Börs Peter M.s "Manövern ausgesetzt waren", und Firmen, mit denen die Gemeinde Geschäftsbeziehungen hatte und die der Kämmereileiter Peter M. genutzt haben soll, um mehr als 1,5 Millionen Mark zu unterschlagen.

In seiner konstituierenden Sitzung soll der Akteneinsichtsausschuß nun zunächst Vorsitzende/n, Stellvertreter/in und Schriftführer wählen. Erst danach können die Mitglieder die Original-Prüfberichte einsehen, aber keinesfalls mit nach Hause nehmen. Für die heimische Lektüre bekommen sie nach Börs' Plänen nur geschwärzte Exemplare. "Damit haben wir ein sauberes Arbeitsprogramm", meint der Verwaltungschef. ULRIKE BAUER

,Europa ist nicht nur Bürokratie' Über 80 Gäste werden zum Partnerschaftstreffen erwartet

BAD HOMBURG. Der Kontakt zwischen Bad Homburg und seinen Partnerstädten wird am Wochenende erneuert und vertieft. Über 80 Gäste kommen zum größten Treffen der Partnerstädte seit Gründung des Partnerschaftsrings 1956 nach Homburg. "Europa besteht nicht nur aus der EG-Kommission und viel Bürokratie, sondern es lebt von der Freundschaft der Menschen", betont Oberbürgermeister Wolfgang Assmann. Insgesamt ist die Zahl der Aktivitäten mit den Partnerstädten im Lauf des letzten Jahres etwa gleich geblieben.

Die Ersten waren Italiener - bereits am Dienstagnachmittag reiste eine Gruppe Jugendlicher aus Terracina an. Offiziell eröffnet wird das Treffen am Freitagabend. Erfahrungsaustausch steht am Samstagmorgen in den Arbeitsgruppen Jugend und Kultur, Fremdenverkehr, Ökologie und Umwelt auf dem Programm. Die Bürgermeister treffen sich seperat zu einer Gesprächsrunde. Am Nachmittag ist Unterhaltung angesagt. Die Partnerstädte wetteifern in den Disziplinen Stabweitsprung, Steinwerfen und Fischerstechen - beim internationalen Bad Homburger Mehrkampf werden mit viel Spaß und wenig Ernst die Sieger ermittelt.

Abends auf dem Sommernachtsball können die Gäste gepflegt tanzen. Ein Europa-Menü mit Speisen aus allen Partnerstädten lockt am Sonntag den Gaumen. Aus deutschen Landen frisch auf den Tisch kommt dabei der Wein. Gemeinsam gefeiert wird noch einmal beim Europafest nachmittags im Jubiläumspark. Ein letztes Mal anstoßen können Gäste und Gastgeber bei einer Abschiedssoirée vor dem Kaiser-Wilhelms- Bad.

Seit dem letzten Partnerschaftstreffen im Oktober 1991 in Terracina hat die Homburger Verwaltung 29 Besuche von Vereinen, Schulen, Sportclubs aus Homburger in die Partnerstädte oder umgekehrt gezählt. 580 Bad Homburger besuchten eine der befreundeten Kommunen, 191 Gäste kamen aus dem Ausland hierher. "Das sind hochgerechnet rund 1000 Kontakte in zwölf Monaten, was dem Durchschnitt der letzten Jahre entspricht", sagt Assmann.

Warum mehr Bürger von hier ins Ausland reisen als zu uns kommen, ist einfach zu erklären: Bad Homburg ist die einzige Stadt, die Fahrten in die Partnerstädte finanziell unterstützt. Die Partnerstädte haben dafür entweder kein Geld oder sind aufgrund ihrer kommunalen Verfassung nicht in der Lage dazu. jom

Erlebnistour führt Jugend fünf Tage nach Kölleda

HOCHHEIM. Zu einer Erlebnistour nach Kölleda und Umgebung starten junge Leute im Alter von 14 bis 25 Jahren am 5. Oktober. Die fünftägige Fahrt wird vom Kreisjugendamt und den Städten Hochheim und Kölleda organisiert.

Untergebracht sind die Teilnehmer in einem Studentenwohnheim. Von dort aus starten Ausflüge, unter anderem nach Weimar. Bei Gesprächen mit Jugendlichen aus Kölleda sollen die Hochheimer mehr über die Situation ihrer Altersgenossen in den neuen Bundesländern erfahren.

Informationen über die Tour erteilt die Stadt Hochheim (Tel. 0 61 46 / 90 01 30) oder das Jugendbüro Massenheim (0 61 45 /5 32 84. kkü

Betrunkener Berliner im Supermarkt

BAD HOMBURG. Einen betrunkenen Mann fand eine Polizeistreife um 1.40 Uhr in der Nacht zum Dienstag in einem SB-Markt an der Thomasstraße/Dorotheenstraße neben der zerstörten Ladenkasse. Er hatte, berichtet die Kripo, mit einem Begrenzungspfahl gegen den Aluminiumrahmen an der Wareneingangs-Tür geschlagen. Dabei zerbrach die Scheibe, und der Mann stieg ein. Ehe er die Kasse ausrauben konnte, entdeckten ihn die Beamten.

Zunächst war der aus Berlin stammende Mann wegen seines Alkoholspiegels nicht vernehmungsfähig. Später sagte er der Kripo, an den Tathergang könne er sich nicht erinnern. Er habe sich an dem Abend mit seiner Freundin gestritten und anschließend so viel getrunken, daß sein Gedächtnis Lücken aufweise. s

Was wird aus der Tierschau? Tierzuchtamt organisiert zum letzten Mal den Viehauftrieb

BAD VILBEL. Zum letzten Mal richtet das Tierzuchtamt Gießen die Bezirkstierschau des Bad Vilbeler Marktes aus. Die Tierschau am Dienstag, 18. August, wird auch ohne die Gießener Behörde stattfinden, die schon nach dem Krieg den Auftrieb von Pferden, Rindern und Schafen und die Vergabe von Zuchtpreisen organisiert hat. Dr. Hans Krüger, der Leiter des Tierzuchtamtes, verabschiedet sich im diesjährigen Marktheft mit herzlichen Dankesworten von den Bad Vilbelern, verbunden mit der Hoffnung, daß es den zuständigen Organisationen der Züchter gelingen möge, die alljährliche Tierschau aufrechtzuerhalten.

Das Gießener Tierzuchtamt wird voraussichtlich mit dem Jahreswechsel in die Ämter für Regionalentwicklung, Landschaftspflege und Landwirtschaft (ARLL) eingegliedert. Diese ARLL sind als Nachfolgebehörden der Ämter für Landwirtschaft und Landentwicklung (ALL) geplant mit dem Ziel, die Zuständigkeiten von Tierzuchtämtern, Flurbereinigungsbehörden und Gartenbaubehörden jeweils mit den Landkreisen zur Deckung zu bringen.

Im künftigen ARLL in Friedberg werden auch zwei Bedienstete des Gießener Tierzuchtamtes innerhalb der neuen Abteilung Landwirtschaft arbeiten, und diese beiden werden nach Angaben von Dr. Werner Schaaf, dem Chef des noch existierenden ALL Friedberg, kaum in der Lage sein, die Bezirkstierschauen im Wetteraukreis zu organisieren. Tierprämienschauen gibt es traditionell ja nicht nur in Bad Vilbel, sondern auch in Friedberg, Butzbach und Wenings.

Ungeachtet dessen hat auch die Bad Vilbeler Bezirkstierschau ihre Bedeutung als Fachschau für Tierzüchter verloren. Die Trends in der Pferde- oder Rinderzucht bestimmen zunehmend die überregionalen Besamungsstationen. In Bad Vilbel wird diesem Wandel längst Rechnung getragen. Die Bezirkstierschau wird immer mehr auf die "Begegnung von Stadt und Land" ausgerichtet. So ist Bad Vilbel nicht nur Zuchtschau, sondern auch "Show". Das Gewicht eines Bullen darf geschätzt werden (erster Preis ein Freßkorb), Kinder dürfen Kälbchen streicheln, und die für unsere Gegend exotischen Rinderrassen wie die französischen Charolais und Limousin sowie die englischen Galloways und das schottische Hochlandrind dürften auch für langjährige Marktbesucher/-innen aus Bad Vilbel und Umgebung etwas zu bieten haben. hm

Stadt-Lorbeer erstmals auch für Vereinslose

HOCHHEIM. Die Stadt ehrt ihre Sportler für Siege, Pokale und herausragende Leistungen. Dabei sollen mit dem städtischen Lorbeer erstmals auch jene Athleten gewürdigt werden, die keinem Verein angehören.

Wer also glaubt, Ausgezeichnetes und Auszuzeichnendes geleistet zu haben, kann sich im Rathaus melden: Im Kulturamt (Tel. 90 01 40) gibt es die dafür notwendigen Meldeformulare. Anmeldeschluß ist Freitag, der 28. August. Die Ehrung selbt ist auf den 13. November terminiert. kkü

Ausstellung mit Bildern zur Bibel von Chagall

BAD SODEN-SALMÜNSTER. Bilder zur Bibel von Marc Chagall sind vom kommenden Samstag, 1. August, an zwei Wochen in der evangelischen Erlöserkirche in Bad Soden zu besichtigen.

Die "Bilder des Menschseins zwischen Himmel und Erde" erläutert Hannelore Goldschmidt.

Die Ausstellung wird um 15 Uhr eröffnet und ist bis zum 16. August täglich von 14 bis 18 Uhr zu sehen. Die Kirchengemeinde Salmünster-Bad Soden hat dazu ein größeres Rahmenprogramm zusammengestellt. jan

Die nächsten Spiele: FV Bad Vilbel - Vikt. Aschaffenburg (Fr.), Kickers Offenbach - VfR Bürstadt, SV Wehen - SG Egelsbach, SC Neukirchen - FSV Frankfurt, KSV Hessen Kassel - Eintracht Haiger, VfB Marburg - Spvgg. Bad Homburg, Eintracht Ffm. Amateure - Borussia Fulda (alle Sa.), Rot-Weiß Frankfurt - SV Wiesbaden (So.).

Die Lust am Kochen läßt sich erlernen

BAD VILBEL. Abends allein zu Haus' und wieder keine Lust zu kochen. Das könnte anders werden - mit dem Kurs der Evangelischen Familienbildungsstätte "Kochen für den kleinen Haushalt". Ab Dienstag, 11. August, wird Renate Ebert in der Christuskirchengemeinde Singles schmackhafte Alternativen zu Tiefkühlkost und Fertigmenü vorstellen. An vier Abenden, jeweils von 19.30 Uhr bis 22.30 Uhr, werden zudem Tips zum Einfrieren und zur gesunden Ernährung gegeben. Damit der Spruch "Selbst ist der Mann" auch am Herd gilt, sind Männer besonders willkommene Kursteilnehmer. Aber auch Paare, die Anregungen für das Dinner zu Zweit suchen, können am 11. August in die Christuskirchengemeinde kommen. Anmeldungen werden vom Büro der Evangelischen Familienbildungsstätte in Friedberg unter der Rufnummer 0 60 31 / 9 19 76 oder von Renate Ebert 0 61 01 / 4 42 69 entgegengenommen. cor

Spekulation über Milliarden-Spritze für Lufthansa Stern: Waigel muß Geld locker machen / Erstaunen im Verkehrsministerium / Firma will sich nicht äußern

jk FRANKFURT A. M. Finanzminister Theo Waigel muß die Lufthansa angeblich mit einer Kapitalspritze von rund einer Milliarde Mark vor dem finanziellen Absturz bewahren. Das berichtet die Illustrierte Stern in ihrer neuen, am Donnerstag erscheinenden Ausgabe unter Berufung auf einen Beamten aus dem Haus von Verkehrsminister Günther Krause. Weiter heißt es in einer kurzen Meldung des Blattes, daß das Unternehmen von Januar bis Juli Verluste von 750 Millionen Mark eingeflogen habe, die sich zum Jahresende auf vermutlich 1,2 bis 1,4 Milliarden erhöhen dürften. In den vergangenen Jahren seien bereits Rücklagen von rund 1,4 Milliarden aufgelöst worden, um die horrenden Fehlbeträge auszugleichen. "Wenn das so weitergeht, ist unser Eigenkapital in zwei Jahren weg", zitiert die Zeitschrift ferner einen nicht genannten Lufthansa-Manager.

Fachleute im Bundesverkehrsministerium reagieren mit Erstaunen auf den Stern-Artikel. Sie machen darauf aufmerksam, daß Vorstandschef Jürgen Weber vor drei Wochen auf der Hauptversammlung noch dargelegt habe, wie er die Probleme in den Griff bekommen wolle. Da sei von einer notwendigen finanziellen Unterstützung durch den Großaktionär Bund, der 51,4 Prozent des Kapitals hält, keine Rede gewesen. "Und andere Signale haben wir nicht gehört", heißt es im Vertrauen auf die damaligen Äußerungen vor den Anteilseignern.

Außerdem erinnern die Krause-Experten an die Situation des Bundeshaushaltes. Weder seien in dem Etat irgendwelche Mittel für einen solchen Zweck angesetzt, noch ließe sich die Vorgabe von Finanzminister Waigel einfach ignorieren. Dieser habe schließlich ein Leistungsmoratorium mit der Maßgabe verkündet, nicht eingeplante Ausgaben durch Einsparungen an anderer Stelle wieder hereinzuholen.

Die Lufthansa selbst will zur Sache nichts sagen. Ein Sprecher meint lediglich, man sehe sich nicht genötigt, "Spekulationen von Zeitungen zu kommentieren". Das gelte auch für die Aussage eines Managers über den drohenden Kapitalverzehr. "Irgendeinen Anonymus finden sie immer."

Unabhängig davon ist das Kapital-Thema aber insofern von Bedeutung, als Paragraph 92 Aktiengesetz einen Vorstand dazu verpflichtet, "unverzüglich die Hauptversammlung einzuberufen und ihr dies anzuzeigen", wenn "ein Verlust in Höhe der Hälfte des Grundkapitals besteht". Darüber, wie Verluste im Sinne dieses Gesetzes zu definieren sind, gibt es allerdings verschiedene Interpretationsmöglichkeiten. So hatte die Lufthansa im vergangenen Jahr zwar einen Betriebsverlust von reichlich 850 Millionen Mark gemacht bei einem reichlich 1,5 Milliarden Mark betragenden Grundkapital, doch in der Bilanz tauchte "nur" ein Fehlbetrag von 444 Millionen auf. Ein Teil der Differenz erklärt sich aus einem tiefen Griff in die Rücklagen, die in besseren Zeiten gebildet wurden, und aus Sondererträgen durch Flugzeugverkäufe. Auch die für 1992 von der Geschäftsleitung bereits angekündigte "Ergebnislükke" von 1,5 Milliarden Mark darf nicht mit Verlusten in dieser Höhe gleichgesetzt werden. Doch wenn sich die wirtschaftliche Situation nicht spätestens im nächsten Jahr entscheidend ändert, könnte eine Kapitalzufuhr als Überlebenshilfe durchaus zur Debatte stehen. Die finanziellen Polster sind schließlich nicht unbegrenzt.

Namen + Notizen

FRANZ LUSCHBERGER, Hochheimer Heimatforscher aus Passion, hat mit seinem jüngsten Werk einen kleinen Bestseller gelandet. Den "Hexenprozessen zwischen Main und Taunus" widmete er das gleichnamige Werk. Im Dezember erschienen, hat die Dokumentation weit über die deutschen Grenzen hinaus zahlreiche Leser gefunden. Da die Nachfrage ungebrochen ist, muß Luschberger nun ran: Er arbeitet an einer Zweitauflage des selbstverlegten Buches.

Heiliges Wasser in der Zement-Mischmaschine Der Streit um den Tempel von Ayodhya zwischen Hindus und Moslems erschüttert die Grundfesten Indiens

Erst kamen die Baumaschinen, um ein etwa ein Hektar großes Gelände in der kleinen indischen Stadt Ayodhya zu planieren. Dann erschienen, angeführt von Hindu-Priestern und safranfarben gekleideten Funktionären der "Weltorganisation der Hindus" (VHP), Tausende sogenannter Freiwilliger, um die Fundamente für das zu legen, was einmal der größte und schönste Tempel des Gott-Königs Von Gabriele Venzky Rama in Indien werden soll. Heiliges Wasser für die Zement-Mischmaschinen schleppen die Frauen in Krügen herbei, während die Männer mit Spitzhacken und Schaufeln den Boden bearbeiten.

Düster dräuen hinter dem emsigen Treiben die drei Kuppeln einer alten Moschee, geschützt von Stacheldrahtverhauen und Sandsackbarrikaden. Schweigend verfolgt eine ganze Armee dort verschanzter Soldaten das Geschehen. Eine andere Armee in Khaki und Weiß treibt unterdessen die Tempelbauer zur Eile an, Angehörige der RSS, der halbmilitärisch organisierten Sturmabteilung der äußersten Hindu-Rechten im Lande, die unter dem Namen Indische Volkspartei (Bharatiya Janata Party oder kurz BJP) der regierenden Congress-Partei das Herrschaftsmonopol streitig macht.

Die Atmosphäre in Ayodhya ist explosiv. Ein winziger Funke genügt, um eine Tragödie auszulösen. Mehr als 2000 Menschen sind in den vergangenen beiden Jahren wegen dieses Tempels getötet worden, der die Kluft zwischen der Hindu-Mehrheit und der Muslim-Minderheit in Indien vertieft hat, wie kein anderes Ereignis seit der Unabhängigkeit. Genau dort, wo ihr Gott Rama geboren sei, habe der erste Moghul-Kaiser Babar, der eine jahrhundertelange Fremdherrschaft über Indien begründet habe, 1528 eine Moschee errichten lassen, behaupten die rechtsradikalen Hindus ungeachtet der Tatsache, daß mindestens ein halbes Dutzend weiterer Stellen im kleinen Ayodhya die Ehre des Geburtsplatzes für sich reklamieren. Deshalb müsse die Moschee niedergerissen werden. "Keine Macht dieser Welt kann uns davon abhalten", sagt der Generalsekretär der VHP, Ashok Singhal. Zehntausende stünden bereit, ihr Leben für den Tempelbau zu opfern.

"Wir werden es niemals zulassen, daß die Moschee angetastet wird", kontert Indiens Regierungschef P.V. Narasimha Rao. Seine Congress-Partei hat in ihrem Wahlmanifest versprochen, die Grundfesten des indischen Staates zu bewahren, nämlich die strikte Trennung von Politik und Religion. Nur auf dieser Basis ist Indien, der Staat so vieler Völker und Religionen, überhaupt überlebensfähig.

Doch genau dieses geheiligte Prinzip Gandhis und Nehrus stellen die religiösen Eiferer der rechtsnationalen BJP in Frage. Sie verquicken ganz bewußt Religion und Politik und fordern die unumschränkte Vorherrschaft der Hindus. Mit ihren verführerischen Slogans sind sie aus dem Stand zur stärksten Oppositionspartei im Zentralparlament in Delhi gewählt worden und stellen bereits in einigen Landesparlamenten die Regierung, darunter auch in Indiens größtem und volkreichsten Unionsstaat Uttar Pradesh, in dem Ayodhya liegt. Mehrere Verfügungen der Obersten Gerichte, den Tempelbau auf dem angeblich unrechtmäßig erworbenen Gelände einzustellen, wurden von der BJP-Landesregierung ignoriert. Die Staatspolizei schaute untätig zu, als eine aufgebrachtee Menschenmenge die Bilder der Richter verbrannte. Denn auch die BJP hat ein Wahlversprechen einzulösen: den Bau des Tempels.

Nachdem es einige Zeit relativ still um Babars Moschee gewesen war, überschattet Ayodhya seit über drei Wochen, also seit an den Fundamenten gearbeitet wird, alle anderen innen- und außenpolitischen Themen in Indien. Nicht einmal der Börsenskandal von Bombay, bei dem es um ein riesiges Betrugsmanöver in Höhe von immerhin einer Milliarde Dollar geht, beschäftigt die Gemüter - und die Arbeitskraft von Parlamentariern und Regierung - so sehr wie der Streit um Rama und Babar. Die ehrwürdige Times of India sah sich sogar zu dem ungewöhnlichen Schritt veranlaßt, einen Leitartikel auf der ganzen Länge ihrer ersten Seite zu veröffentlichen, um zur Rettung der Republik aufzurufen und den Premierminister zum entschlossenen Handeln gegen den Anschlag der BJP auf die Säulen des Staates aufzufordern. "Die Außenwelt", schreibt der Chefredakteur des Blattes, "wie übrigens auch die überwältigende Mehrheit unseres eigenen Volkes, ist bestürzt, daß Indien, statt seine Energien auf eine Verbesserung der Lebensumstände zu richten, sich in einen religiösen Streit verstrickt, dessen Wurzeln bis ins Mittelalter zurückgehen. Wenn dieser Streit nicht schnellstens gelöst wird, dann wird die Bestürzung rasch in Zweifel umschlagen, Zweifel an der Stabilität der Regierung, der Zukunft unseres wirtschaftlichen Reformprogramms und der Überlebensfähigkeit Indiens als Gesamtnation."

Tatsächlich ist Indien an dem Punkt seiner nachkolonialen Geschichte angekommen, an dem sich entscheidet, ob es weiter in Rückständigkeit und zunehmender Gewalt verharrt, oder ob es gelingt, das im Lande schlummernde Potential zum Wohle seiner Menschen zu nutzen. Der Tempelstreit jedoch könnte eine positive Entwicklung zunichte machen. Denn die hindu-chauvinistische BJP, und die mit ihr verbündete Weltorganisation der Hindus VHP und die rechtsradikale RSS, deren unaufhaltbar scheinender Aufstieg an die Macht seit einiger Zeit wegen parteiinterner Differenzen gebremst ist, brauchen den Tempelstreit, um die ihnen davonlaufenden Hindu- Massen wieder an sich zu binden. Der "Waffenstillstand" vom Wochenende, in dem sich nach harten Verhandlungen die Tempelbauer verpflichteten, für ein paar Wochen ihre Tätigkeiten einzustellen, ist denn wohl auch nur eine Atempause. Schließlich hat es solche Zusagen der Hindu-Rechten schon mehrmals gegeben. Im Grunde hofft sie, daß sich die Regierung Narasimha Rao ein Bauverbot verhängt und mit diesem unpopulären Schritt die Konfrontation auf die Spitze treibt.

Doch genau das versucht Rao zu vermeiden. Er setzt auf die Gerichte, von denen die fanatisierten Hindus nichts wissen wollen, da es sich bei dem umstrittenen Terrain um "Land oberhalb des Gesetzes" handele. Er zögert, die das Gesetz brechende Landesregierung von Uttar Pradesh abzusetzen und er plädiert für einen Kompromiß: Der Tempel solle gleich neben der Moschee errichtet werden, ohne das muslimische Bauwerk zu beschädigen. Beobachter freilich glauben, daß der Punkt zu einer versöhnlichen Umkehr längst überschritten ist, daß Rao endlich handeln müsse, um Indien zu retten. Doch ob das gelingt, ist fraglich.

Denn der Premier, der sein erstes Amtsjahr nach der Ermordung von Rajiv Gandhi überraschend erfolgreich vollendet hat, fällt zunehmend mehr auf Eigenschaften zurück, die ihn in seiner Vor- Premierszeit nicht gerade rühmlich ausgezeichnet haben. Er ist übervorsichtig und zögerlich - und das in einer Zeit, da Zupacken gefragt ist.

Hobby-Orgler drehen für einen guten Zweck Zum dritten Mal postieren Musiker in Orb ihre Hüte / Auftakt am Freitag mit Kurparkbeleuchtung

BAD ORB. Zum dritten Mal geben sich am kommenden Wochenende Drehorgler aus ganz Deutschland ein Stelldichein in Bad Orb. Am Freitag, 31. Juli, und Samstag, 1. August, kurbeln insgesamt 33 Musiker ihre Leierkästen und postieren dort ihre Hüte, um ein paar Groschen für ihr ausgefallenes Hobby oder sogar einen guten Zweck zu sammeln.

Den Auftakt macht am Freitag abend zur Kurparkbeleuchtung um 19 Uhr das aus sechs Orgeln zusammengeschlossene Orchester "Mechanica Musica". Neben der Göttinger Vereinigung wird auch ein Orchester aus Alzenau die festliche Illumination des Kurparks durch zigtausend Windlichter musikalisch untermalen und zum Tanz vor dem Konzertpavillon auffordern.

Das offizielle Drehorgelfest eröffnet am Samstag um 10 Uhr auf dem Salinenplatz Kurdirektor Dr. Christian Kirchner. Von hier aus werden sich dann die Leierkästen auf die Plätze und Straßen der Altstadt verteilen. Um 16.30 Uhr treffen sich die Musiker dann wieder zum Zusammenspiel auf dem Salinenplatz, wo die Kurverwaltung, die in Zusammenarbeit mit Verkehrsverein, Hotel- und Gaststättenverband sowie Werbegemeinschaft das jährliche Treffen der Drehorgelspieler finanziell unterstützt, die Teilnehmer mit Urkunden auszeichnet. jan

Taxifahren wird

ab August teurer

BAD HOMBURG. Wer in Bad Homburg Taxi fährt, muß künftig tiefer in die Tasche greifen: Zum 1. August steigt die Grundgebühr von 3,10 Mark auf 3,50 Mark, die Kosten pro gefahrenen Kilometer von zwei auf 2,20 Mark. Das hat der Magistrat beschlossen. Das Entgelt für die Wartezeit bleibt bei 36 Mark die Stunde. Zuletzt waren die Taxipreise am 1. Januar 1991 erhöht worden. Davor hatten sie zehn Jahre fest gelegen.

Vor ihrem Entscheid hatte die Stadt die entsprechenden Fachverbände gehört. Sie wie auch der Regierungspräsident in Darmstadt hatten sich dafür ausgesprochen, die Taxitarife an die allgemeine Preisentwicklung anzupassen.

Gestrichen wird die bisherige Regelung für Anfahrten außerhalb des Stadtgebietes. In solchen Fällen muß das Entgelt künftig frei zwischen Kunde und Taxiunternehmen ausgehandelt werden. Bisher wurden bei Anfahrten in den Stadtteil Ober-Erlenbach ein Pauschalzuschlag von drei Mark und bei Anfahrten außerhalb des Stadtgebietes ein Kilometergeld von 1,80 Mark erhoben. orb

Schnellkomposter bis 31. Juli bestellen

KRIFTEL. Bis zum 31. Juli nimmt die Gemeinde unter der Telefonnummer 40 04 34 noch Bestellungen für Schnellkomposter entgegen.

Die "Biotonnen" werden bis dahin zum Selbstkostenpreis von 113,43 Mark an die Bürger abgegeben. Für 7,92 Mark gibt es dazu einen Bio-Eimer, in dem die Küchenabfälle schon im Haus getrennt gesammelt werden können. ubk

Gedichte im Café

NEU-ANSPACH. Gedichte von Rose Ausländer stehen auf dem Programm des nächsten Literatur-Cafés vom "Frauentreff" am Donnerstag, 6. August. Die jüdische Autorin, die von 1901 bis 1988 lebte, mußte ein wechselhaftes Emigranten- Schicksal erleiden. Ihre Gedichte werden von Susanne von Löffelholz vorgelesen. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr in den Räumen des "Frauentreff", Schubertstraße 32. cn

Ausschuß berät über sozialen Wohnungsbau

WEHRHEIM. Vor der Sitzung des Gemeindeparlaments am nächsten Freitag reihen sich noch die Beratungen in Ortsbeiräten und Ausschüssen. Am heutigen Mittwoch kommen die Mitglieder der Friedrichsthaler und Obernhainer Ortsbeiräte jeweils um 20 Uhr zusammen. Die Friedrichsthaler tagen im Bürgerhaus "Zum Holzbachtal"; die Obernhainer treffen sich in der alten Kirche.

Außerdem haben der Haupt- und Finanzausschuß und der Sozialausschuß eine gemeinsame Sitzung für heute um 20 Uhr im Wehrheimer Bürgerhaus anberaumt. Der erste Nachtragshaushalt steht unter anderem auf der Tagesordnung.

Am Donnerstag, 30. Juli, tagt der Bau- und Planungsausschuß um 20 Uhr im Bürgerhaus Wehrheim. Zur Beratung stehen der Bau von elf Sozialwohnungen und die Erweiterung der Limesschule. Zur gleichen Zeit und am gleichen Ort tagt auch der Wehrheimer Ortsbeirat. cn

Hoffnungsvolle Pläne für Radler auf 165 Seiten - niemand kann sich mehr herausreden

WETTERAUKREIS. Mit sicheren Fahrbahn-Überquerungen, Fahrradstreifen auf den innerörtlichen Straßen und Hinweis-Schildern können und müssen die Wetterauer Städte und Gemeinden den Radfahrern helfen. So steht es in einem 165 Seiten starken Gutachten des Darmstädter Ingenieurbüros Cooperative. Das Landratsamt schickte die Auftragsarbeit jüngst den Bürgermeistern und Bürgermeisterinnen zur geflissentlichen Lektüre in die Rathäuser. Wer sich für die Hinweise interessiert, kann dort Einsicht verlangen. Jeder einzelnen Kommune geben die Darmstädter Experten konkrete Tips zur besseren Radweg-Gestaltung.

Mangelhafte Unterstützung für die Radler sehen die Gutachter beispielsweise in Bad Vilbel. Zwischen dem Bahnhof und dem Massenheimer Schulzentrum müßte ein Asphaltstreifen parallel zu den Abstellgleisen für die Radler reserviert werden, heißt es in der Expertise. Ebenso entlang der Friedberger Straße. Wünschenswert sei eine bessere Rad-Verbindung zwischen Sudetenlandsiedlung und Kernstadt. Eine neue, geradlinige Verbindung zwischen Dortelweil und dem Nidda-Radweg würde die Fahrrad-Verbindung nach Karben attraktiver machen, steht auf Seite 66.

"Dringenden Handlungsbedarf" sehen die Gutachter in den für Radler lebensgefährlichen Ortsdurchfahrten von Rendel, Groß- und Klein-Karben. An der Bahnhofstraße-Abbiegung müsse man die Sicherheit für Zweiradfahrer verbessern; speziell die der Linksabbieger an der Einmündung der Homburger Straße. Ebenso die gefährliche Kreuzung des Nidda-Radweges mit der Bahnhofstraße. Den Bau neuer Radwege empfehlen die Gutachter zwischen Rendel und Klein-Karben, Petterweil und dem Schulgebiet, dem Groß-Karbener Bahnhof und dem neuen VDO-Betriebsgelände. Überörtlich brauchten die Radler bessere Verbindungen von Rendel nach Nieder-Dorfelden, von Petterweil nach Rodheim und Burgholzhausen, von Kloppenheim nach Ober Erlenbach, von Groß-Karben nach Heldenbergen, von Burg-Gräfenrode nach Ilbenstadt. Der Nidda-Radweg von Groß-Karben nach Nieder-Wöllstadt sei durch die Flußwindungen "umwegbehaftet" und für Pendler deshalb nur bedingt geeignet.

In Altenstadt gibt es schon einen Rad-Rundwanderweg durch sämtliche Ortsteile, loben die Gutachter. Dennoch gebe es Sicherheitsmängel für den Alltags-Radverkehr. Gefährlich seien die Ortseinfahrten entlang der B 521, die Einmündungen der Kreisstraßen 235 und 236 sowie der Landesstraße 3189, die enge Enzheimer Ortsdurchfahrt. Ein markierter Radstreifen könne das Problem im Zuge des ohnehin geplanten Straßen-Rückbaus in Altenstadt, Lindheim, Enzheim und Höchst entschärfen. Überörtlich müsse Lindheim entlang der L 3191 mit Limeshain-Hainchen verbunden werden. Dies sei die einzig mögliche Nord-Süd-Verbindung für Radler und würde die Radwege-Systeme von Glauburg, Altenstadt und Limeshain miteinander verknüpfen. Auf der Landesstraße selbst ist der Radverkehr wegen der schnellen Autos zu gefährlich, schreiben die Gutachter.

Nicht nur sie - auch ihr Auftraggeber Rolf Gnadl hält einen Radweg zwischen Lindheim und Düdelsheim entlang der B 521 für notwendig. Ebenso die noch fehlenden Radverbindungen zwischen Florstadt und Friedberg, Butzbach und Münzenberg-Gambach. Die Experten der Cooperative warnen jedoch vor Illusionen: Zehn Jahre brauche das Straßenbauamt erfahrungsgemäß, um einen Radweg entlang einer bestehenden Straße herzustellen. Jeder Radweg-Kilometer koste dann im Durchschnitt 600 000 Mark. nes

Sommer-Feste

Der Tischtennis-Club Nieder-Eschbach lädt am Samstag, 8. August, 15 Uhr, zum Gartenfest ein mit Grillspezialitäten, Kaffee und Kuchen, und Kutschfahrten. Am Sonntagmorgen gibt's um 10 Uhr einen Frühschoppen (alles auf dem Kleingartengelände Homburger Landstraße). jd/31

Das Sozialzentrum Marbachweg feiert am Samstag, 8. August, von 14 bis 19 Uhr, ein Sommerfest mit Tombola, Flohmarkt und Musik in der Dörpfeldstraße 6. jd/31

Fußball am Mittwoch

PRIVATSPIEL: SV Calbach - FC Schalke 04 (19 Uhr).

Nicht nur für Applaus und für Gotteslohn Straßenkünstler geben sich in Hofheim ein Stelldichein

HOFHEIM. Musiker, Pantomimen, Kartoonisten, Feuerschlucker und Porträtzeichner geben sich vom Samstag, 1. August, bis 30. September ein Stelldichein in der Hofheimer Fußgängerzone und den Seitengassen. Sie treten auf beim 1. Hofheimer Straßenkünstler-Wettbewerb. Organisiert hat den Wettstreit der Gewerbeverein "Industrie - Handel - Handwerk", der damit nicht nur jungen Talenten eine Chance geben will, vor größerem Publikum aufzutreten. Er will auch etwas mehr Leben in die Innenstadt bringen. Nur für Applaus und Gotteslohn müssen die Straßenkünstler aber nicht auftreten. Sie dürfen natürlich ihren Hut mitbringen . . . Wer besonders kreativ, originell und überzeugend ist, dem winken Preise im Wert zwischen 300 und 1000 Mark und darüber hinaus die Chance, künftig bei Hofheimer Stadtfesten engagiert zu werden.

Die Endausscheidung der Kandidaten ist für Sonntag, 18. Oktober, beim "Hofheimer Markt" geplant. Bis dahin hat die Jury die Straßenkünstler schon live erlebt. Sie treten zwischen Anfang August und Ende September jeweils donnerstags von 16 bis 19.30 Uhr und samstags von 10 bis 14.30 Uhr in der Hofheimer Innenstadt auf.

Damit die Akteure sich nicht gegenseitig das Publikum stehlen, empfiehlt sich eine Terminabsprache und natürlich möglichst baldige Anmeldung in der Buchhandlung Schütz, Hauptstraße 49.

Wer noch weitere Fragen hat, kann unter der Telefonnummer 0 61 92 / 2 72 88 anrufen. Melden können sich auch Leute, die noch Lust haben, in der Jury mitzuwirken. ubk

Restauratoren holen im Hochheimer Amtsgericht Jugendstilornamente ans Tageslicht Auch die Initialen des Kaisers wieder zu sehen Das Hauptportal ist derzeit nicht passierbar

HOCHHEIM. Im Amtsgericht riecht's nach Alkohol. Die Fahne schlägt einem allerdings nicht aus einem der Sitzungszimmer entgegen, wo ein Promillesünder vor dem Kadi steht. Der hochprozentige Geruch hat seine Quelle im Eingang. Dort haben Norma Jung und Peter Laros junior Spiritus in Sprühflaschen gefüllt, spritzen das brennbare Naß auf die Wände. Die beiden jungen Leute sind weder Brandstifter noch Schnüffler. Sie sind Restauratoren, holen in akribischer Arbeit zum Vorschein, was jahrzehntelang unter einer dicken Schicht Farbe verborgen war: Ornamente und Malereien aus der Zeit des Jugendstils.

Der Fund im Untergrund liegt schon etliche Monate zurück. "Hier lag einiges im argen", schildert Geschäftsleiter Lothar Dienst. Eingang, Flure und Treppen des Amtsgerichtes mußten renoviert werden. Doch mit einem neuen Anstrich war es nicht getan, schließlich steht das Amtsgericht seit 1973 unter Denkmalschutz. Also gingen Fachleute Wänden und Decken auf den Grund. Bei ersten Untersuchungen kam zutage, was zuvor in mehreren Schichten übertüncht worden war: verschnörkelter Stuck an den Decken und Ornamente aus der Zeit des Jugendstils an den Wänden.

Doch all die Zierde freizulegen, der Aufwand wäre zu hoch gewesen, sagt Lothar Dienst. Also beschränkten sich die Handwerker darauf, die Stuckarbeiten an den Säulen zu rekonstruieren, das schmiedeeiserne Geländer mit den Initialen von Wilhelm II. auf Vordermann zu bringen und die farbigen Bleiglasfenster auf Hochglanz zu polieren. Der Eingang allerdings soll komplett restauriert werden. Denn dort bündelt sich, was die Baumeister dereinst für schmuck und schön hielten.

Die 20 Bediensteten des Amtsgerichtes haben sich inzwischen an die Baustelle gewöhnt: Sie müssen ebenso wie Zeugen, Angeklagte und Anwälte durch den Hintereingang in das Gebäude. Das Hauptportal ist gesperrt, wird noch einige Wochen unpassierbar bleiben. Dort haben derzeit die Restauratoren ihr Refugium. Literweise haben Norma Jung und Peter Laros junior die Wände mit Spiritus eingeweicht, mit Watte Farbschicht um Farbschicht abgewaschen. Drei Liter Sprit gingen drauf, pro Tag und Person, sagt Norma Jung. Und drei, vier Leute haben sich jeden Tag an die Arbeit gemacht.

Der Alkohol löste die Tünche ebenso wie die Glasfasertapete. Inzwischen liegen die Wände des Foyers nahezu bloß. Zum Vorschein kamen ein marmorierter Anstrich der Wände und eine verschnörkelte Schablonenmalerei an der Decke. Das alles gilt es nun wieder herzustellen.

Zuvor freilich müssen die Risse im Gemäuer gekittet werden. Dann rühren die Restauratoren die Retusche an, bemüht den Originalton zu treffen. Zu welcher Farbe sie greifen, ist noch nicht entscheiden. "Mit einfacher Dispersionsfarbe ist da nichts zu machen." Der neue Werkstoff muß sich schließlich mit dem alten Material vertragen. Und die Fehlstellen sollen sich nicht auf Anhieb erkennen lassen. "Da sieht man nur etwas, wenn man ganz nah rangeht", sagt Norma Jung.

Den Ton treffen wollen die Restauratoren auch für die Decke. Die braunen Schnörkel auf ockerfarbenem Grund sollen nach Abschluß der Arbeiten aussehen wie anno dazumal. Von satten, leuchtenden Farben nehmen die Handwerker Abstand. "Das ist doch nicht Sinn der Denkmalpflege", sagt Norma Jung.

So wird denn auch der Schriftzug über der Pförtnerloge das Publikum wie ehedem 1910 begrüßen, als das Amtsgericht gerade erbaut war. Noch klafft eine Lükke zwischen dem Ö und dem R. Doch dieser Fleck kommt erst zum Schluß an die Reihe. Und bis dahin, rechnen Jung und Laros, wird es noch gut zwei Monate dauern. Ein Pförtner allerdings wird nicht mehr einziehen in das Kabuff. Das Fensterchen am Empfang bleibt auch künftig verschlossen. kkü

Gemeinde-Echo

Die evangelische Dietrich-BonhoefferGemeinde (Nordweststadt), ThomasMann-Straße 10, bietet Gruppentreffs an: Frauenrunde: montags, 20 Uhr; Seniorentanz: mittwochs, 10 Uhr; Folkloregruppe: freitags, 18.15 Uhr; Mutter-und-Kind-Treff: donnerstags, 15 Uhr; Senioren-Gymnastik: dienstags, 9.30 Uhr. Auskunft gibt's unter Tel. 57 46 65. gn

Oft heißt es nur "gewußt wie" Dreieicher Frauenbeauftragte zieht um ins Rathaus

DREIEICH. Mit einer neuen Broschüre will die Dreieicher Frauenbeauftragte Karin Siegmann (Foto rechts), seit einem halben Jahr im Amt, auf sich und ihre Aufgaben aufmerksam machen. Es habe sich noch zu wenig herumgesprochen, daß es in Dreieich eine Frauenbeauftragte gibt, konstatierte Siegmann gestern vor Pressevertretern im Rathaus. Das soll sich ändern; die Broschüre, die im Rathaus, allen Nebenstellen und in Arztpraxen oder Apotheken ausgelegt werden, soll ein erster Schritt dazu sein.

In dem vergangenen halben Jahr habe sie sich vorwiegend über Strukturen der Frauenaktivitäten in Dreieich informiert und Kontakt zu diesen Gruppen aufgenommen. Auch stand sie Hilfesuchenden - geschlagenen Frauen und mißhandelten Kinder - zur Seite, beriet sie, suchte nach Lösungen und neuen Perspektiven. Neben aktueller Hilfestellung bei Notsituationen von Frauen und Mädchen will sich die Frauenbeauftragte in der Zukunft verstärkt um die Erweiterung des Beratungsangebots kümmern.

So plant sie beispielsweise eine Diskussionsveranstaltung zum Thema "Frauen und Rente", wo eine Expertin über Versorgungsleistungen informieren soll. Dabei sollen sich aber nicht nur Frauen im Rentenalter angesprochen fühlen, sondern auch berufstätige Frauen, die zum Beispiel eine "Kinderpause" einschieben wollen. Der Veranstaltungstermin wird höchstwahrscheinlich Ende August sein.

Außerdem will Siegmann Frauen unterstützen, die sich in Trennungssituationen befinden. Sie will sie auf ihre Rechte und Pflichten aufmerksam machen, die sich aus dieser Lage ergeben. Auch der berufliche Wiedereinstieg von Frauen ist ein wichtiger Aufgabenbereich, um den sich Siegmann verstärkt kümmern wird. In der Stadtverwaltung selbst prüft sie Vorhaben und Vorlagen des Magistrates in bezug auf die Auswirkungen auf Frauen. Sie ist bei Bewerbungsgesprächen dabei, um sich auch dort für das Grundgesetz Artikel 3, Absatz 2 "Männer und Frauen sind gleichberechtigt" einzusetzen. Die Frauenbeauftragte konnte, wie sie selbstkritisch urteilt, einige Erfolge verbuchen: "Etliche Frauen haben bereits von dem Beratungsangebot Gebrauch gemacht, und den meisten konnten Lösungswege aufgezeigt werden."

Wer Kontakt zu Karin Siegmann sucht, wird sie ab Montag, 3. August, vergeblich in der Frankfurter Straße 3 suchen. Dann hat sie nämlich bereits ihr neues Büro im Sprendlinger Rathaus bezogen. Es ist der Raum 309, wo ehemals das Standesamt untergebracht war. Ihre Rufnummer lautet fortan 06103 / 601-242. Die neuen Sprechzeiten: montags von 10 bis 12 Uhr, dienstags von 16 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung. dok

Konzert auf alten Instrumenten in der Basilika

NIDDATAL. Vokale und instrumentale Musik des Mittelalters ist am Freitag, 31. Juli, ab 20 Uhr in der Basilika St. Maria, St. Peter und Paul in Ilbenstadt zu hören. Das geistliche Konzert im Rahmen der 62. Kirchenmusikalischen Werkwoche 1992 der Diözese Mainz wird vom Ensemble "Ordo virtutum" aus Ravensburg und der Tübinger Choralschola gestaltet. Die Gesamtleitung hat Stefan Klöckner.

An Instrumenten werden Schalmei und Organistrum ebenso zu hören sein wie Drehleier und Schlagwerk. Der Eintritt ist frei, doch wird um eine Spende zur Kollekte gebeten. cor

Autofahrer rammte Mofa von hinten

SELIGENSTADT. Mit leichten Verletzungen kam ein 39jähriger Mofafahrer noch glimpflich davon, der in der Nacht zum Dienstag zwischen Klein-Welzheim und Seligenstadt von hinten von einem unbekannten Autofahrer gerammt und auf den Grünstreifen geschleudert wurde. Der Verletzte vermutet, von einem amerikanischen Fahrzeug "auf die Hörner genommen" worden zu sein. Etwaige Zeugen werden gebeten, sich mit der Seligenstädter Polizei, Telefon 0 61 82 / 30 91, in Verbindung zu setzen. ttt

Nach 700 Jahren: Judenbad wird untersucht

FRIEDBERG. Das Friedberger Judenbad wird erstmals in seiner über 700jährigen Geschichte gründlich untersucht. Es wurde befürchtet, Fäkalwasser aus der Kanalisation beeinträchtige das Kulturdenkmal. "Es besteht keine unmittelbare Gefährdung", faßt der Leiter des Friedberger Kulturamtes, Michael Keller, die ersten Analysen von Dr. Legrum von Institut für Steinkonservierung in Wiesbaden zusammen. Das historische Bad könne nun in aller Ruhe gründlich analysiert werden.

Das Friedberger Judenbad ist 1260 aus Bellmuther Sandstein gebaut worden. Bis 1808 diente es den rituellen Waschungen der jüdischen Bürger Friedbergs. Danach wurde es als Fleischkühlkeller genutzt. 1898 bildete sich ein Erhaltungsverein. 1902, 1908 und 1957 / 58 wurde das Judenbad renoviert. Zuletzt wurde ihm ein Putz verpaßt, der dem Sandstein offenbar schlecht bekommen ist. Der neue Putz ermöglichte Salzwanderungen, die Sprengwirkungen entwickelten. Nun soll probeweise ein Quadratmeter Putz entfernt werden, um zu beobachten, wie der Sandstein an der Luft reagiert. Erst danach soll über die Sanierung entschieden werden.

Der hohe Grundwasserspiegel hat laut Dr. Legrum natürliche Ursachen und rührt nicht von undichten Kanälen oder Wasserleitungen her. Unklar ist allerdings noch, woher eine Tropfstelle rührt. Teilweise sei es Kondenswasser, vermutet der Gutachter. Dies schade nicht. Die Kondenswasserbildung könne vermindert werden, wenn die Lüftungsgitter an der Kuppel geschlossen werden und eine dichte Tür eingebaut wird.

Dr. Legrum will das Untersuchungsergebnis im Oktober vorlegen. In einer öffentlichen Veranstaltung des Friedberger Geschichtsvereins soll es vorgestellt werden. ieb

Wenn Sicherheit Besatzungsmitgliedern chinesisch vorkommt Billigflaggen bei Schiffskatastrophen überproportional vertreten / Zweitregister und See-Berufsgenossenschaft unter Beschuß

Noch nie waren auf den Weltmeeren so viele Seelenverkäufer unterwegs: Allein 1991 sanken 182 Schiffe, 1204 Seeleute kamen dabei ums Leben, wie aus den jüngsten Statistiken von Llodyd's und des (Rückversicherer-)Institute of London Underwriters (ILU) hervorgeht. Zwar waren Dampfer, die unter schwarz- rot-goldenen Farben fahren, nicht betroffen, wohl aber sechs Schiffe mit exotischen Billig-Flaggen deutscher Reeder. Das ILU bemängelt die "langfristige Verringerung der Sicherheit" an Bord. Auch das Internationale Schiffsregister (ISR) - das Zweitregister der Bundesrepublik - steht im Kreuzfeuer der Kritik.

Nach den Statistiken lagen die Zahlen der Katastrophen im vergangenen Jahr nicht nur um rund ein Drittel, die der Todesopfer sogar um mehr als das Dreifache über den vorherigen, sie übertreffen auch die bisherigen Höchstmarken von 1979 und 1980 erheblich. Damals gab es eine ganze Serie von Tankerexplosionen. Von den 1991 gesunkenen 182 Dampfern führten exakt 100 Billig- oder Zweitregister-Flagge (darunter die norwegische NIS): An der Spitze rangiert Panama mit 26 Untergängen vor Zypern (17), Malta (zwölf) und den Philippinen (neun).

Nur etwa jedes dritte Schiff der Welthandelsflotte ist in einem Steuerparadies gemeldet, aber bei den Verlusten stellen diese Länder reichlich die Hälfte. Panama mit 19 und Zypern mit 16 Prozent der Tonnage sind nach Liberia auch bevorzugte Ausflaggungsziele deutscher Reeder: Fünf Frachter und ein Schlepper von Eignern in der Bundesrepublik gingen 1991 unter.

"Schiffe unter fremder Flagge sind in der Regel etwas älter", weiß Ralf Schneider, Sprecher des Verbands Deutscher Reeder (VDR) in Hamburg. Als Beispiel führt er Massengutfrachter an, die "vielleicht beim Beladen mit Erz oder Kohle oder beim Entladen überlastet werden - die Folgen zeigen sich oft erst später auf hoher See". Deutsche Schiffseigner hätten nur noch zwei solche Dampfer. Doch nun werde verschärft kontrolliert, etwa von den Klassifikations-Gesellschaften, darunter der Germanische Lloyd in Hamburg, eine Art TÜV für deutsche Schiffe. In den Häfen werden die "Pötte" genauer unter die Lupe genommen. Bei diesen Überprüfungen macht auch die See-Berufsgenossenschaft (See-BG) mit. Wie weit das hilft, bleibt fraglich.

"Etwa 80 Prozent der Schiffsunfälle sind auf menschliches Versagen zurückzuführen - eine fatale Folge des Sparens an Bord, von Überlastung der Besatzung, verschiedenartiger, oft mangelhafter Ausbildung, über schlechte Bezahlung bis zu Sprach-Schwierigkeiten", unterstreicht Wulf Steinvorth von der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) in Hamburg. "Mir ist schleierhaft, warum die Versicherungsgesellschaften bei Totalverlusten immer noch stillschweigend zahlen, warum bei Billigflaggen kein Risiko-Zuschlag kassiert wird. Gelackmeiert sind doch ebenso diejenigen Reeder, die ihre Schiffe sicherer und damit teurer betreiben."

Diese Standpauke gilt großenteils auch für das Zweitregister ISR der Bundesrepublik, das die Beschäftigung ausländischer Seeleute zu deren billigen Heimattarifen erlaubt. ÖTV und Deutsche Angestellten-Gewerkschaft (DAG) laufen dagegen Sturm - erfolglos. "Gegen das ISR hat das Arbeitsgericht Bremen Klage beim Europäischen Gerichtshof erhoben, die Küsten-Bundesländer haben ein Normenkontrollverfahren in Karlsruhe angestrengt, beide Gewerkschaften haben dort Beschwerde eingereicht, aber bislang ist nichts entschieden", berichtet Dieter Benze vom ÖTV-Hauptvorstand.

Jetzt kommt das ISR noch von anderer Seite unter Beschuß. Der Seebetriebsrat der Hamburger Olau-Line hat über die örtliche Rechtsanwältin Gabriele Zimmermann Dienstaufsichtsbeschwerde beim Bonner Verkehrsministerium gegen die See-BG wegen "Verletzung gesetzlicher Pflichten" erhoben. Die Reederei hatte für ihre Fähren Olau Hollandia und Olau Britannia, die mit 150 bis 160 Besatzungsmitgliedern maximal je 1600 Passagiere über den Ärmelkanal befördern, eine Ausnahmegenehmigung erhalten: Gegen den Widerspruch des Betriebsrats waren für jede Fähre nicht nur 38 Chinesen - praktisch ohne Deutsch- oder Englisch-Kenntnisse - als Kammerreiniger und Kochsmaaten angeheuert worden, die 76 Asiaten wurden zudem mit Billigung der See-BG Ende 1991 von Sicherheitsaufgaben an Bord ausgenommen. "Das ist", so Zimmermann, "ein Verstoß gegen gesetzliche Bestimmungen, die keinerlei Ausnahmeregelung zulassen."

Große Verständigungsprobleme und unzureichende Sicherheitsschulung hatte es ebenso auf der dänischen, unter Bahama-Flagge fahrenden Fähre Scandinavian Star gegeben, die am 7. April 1990 im Skagerrak ausbrannte; 158 Menschen starben bei der Katastrophe. Noch in jenem April wies die See-BG alle Reedereien zur "strikten Einhaltung der Sicherheitsvorschriften" an und forderte besonderes Augenmerk dafür, "daß die Verständigung der Besatzungsmitglieder untereinander gewährleistet ist".

"Schwere Bedenken wegen der Sicherheit an Bord der Fähren" haben den Olau-Seebetriebsrat jetzt bewogen, juristisch gegen die See-BG vorzugehen. Doch nicht nur Seeleute sind mit dem ISR unzufrieden, auch die Reeder sehen ihre an das Zweitregister geknüpften Hoffnungen enttäuscht - es kann den Schwund der deutschen Flagge auf den Weltmeeren nicht stoppen. Fuhren im Januar dieses Jahres noch 388 Dampfer mit den schwarz-rot-goldenen Farben am Heck, so sind es aktuell nur noch 342. Unter Billig-Wimpel dagegen schipperten zu Jahresanfang 289 Ozeanriesen, jetzt aber 330 von deutschen Reedern. Gründe sind die verringerte Förderung des Bundes und die anstehende Streichung von Steuervorteilen. Zuschüsse und Abgabennachlaß waren gemeinsam mit den niedrigen ISR-Heuern aus Sicht der Reeder die drei Säulen einer gesicherten deutschen Schiffahrt.

Zum Jahreswechsel hatte Verkehrsminister Günther Krause stolz verkündet: "Wir haben die deutsche Seeschiffahrt für 1992 auf einen guten Kurs gebracht. Dies erlaubt allen in diesem wichtigen Verkehrsressort Beschäftigten, zuversichtlich in die Zukunft zu blicken." Diese Zukunft ist schon vorbei.

HANS JÜRGEN NORDHOFF

Fäden, Kanülen und Nadeln gestohlen

KRONBERG. 200 bis 300 Päckchen mit Operationsfäden, mehrere tausend Kanülen und chirurgische Nadeln im Gesamtwert von einigen hunderttausend Mark erbeuteten Diebe aus einer Firma in Kronberg-Oberhöchstadt (Hochtaunuskreis). Die Kripo Bad Homburg schließt nicht aus, daß der Einbruch gezielt für Kriegsgebiete im ehemaligen Jugoslawien ausgeführt worden ist, äußert diesen Verdacht jedoch nur als vorsichtige Überlegung.

Jedenfalls ist das Material laut Kriminalhauptkommissar Franz Philipp geeignet, Wunden zu nähen. Nicht geeignet sei es indes für Fixer. Daß es innerhalb Deutschlands - beispielsweise an Krankenhäuser - verscherbelt wird, glaubt er nicht. "Das sehr hochwertige Material muß ganz clean sein, und ich kann mir nicht vorstellen, daß es irgendwer von irgendwem kauft."

Eine bundesweite Fahndung sei eingeleitet worden. Allerdings wurde die Kripo erst am Montag morgen alarmiert. Die Einbrecher sollen zwischen Sonntag, 12.30 Uhr, und Montag, 7.30 Uhr, am Werk gewesen sein. Fäden, Kanülen und Nadeln können also längst über der Grenze sein.

Die Diebe hatten laut Kripo zunächst einen Zaun durchgeschnitten und ein Fenster aufgehebelt, um ins Lager der Firma zu gelangen. Die Sicherheitsvorkehrungen sollen jetzt laut Philipp verstärkt werden. mk

Wohnungsbau auf teurem Grund

FRIEDBERG. Auf lockerem Boden baut die Friedberger Wohnungsbau GmbH ihr jüngstes Projekt. Ein Teil des Grundstückes Usagasse 35, unmittelbar an der neugebauten Fortsetzung der Alten Bahnhofstraße, ist irgendwann einmal aufgeschüttet worden. Um dem geplanten Haus mit seinen sechs Zweizimmerwohnungen Halt zu geben, müssen Pfähle tief in den Boden eingelassen werden. Das Gebäude wird nun voraussichtlich erst im April statt im März kommenden Jahres fertig und vermutlich 95 000 Mark mehr als die geplanten 1,1 Millionen (davon 500 000 Mark Darlehen des Landes und 240 000 Mark Darlehen der Stadt) kosten.

Von den sechs Sozialwohnungen sind zwei für Schwerbehinderte, zwei für Alleinerziehende und je eine für Sanierungsbetroffene und für Wohnungsnotfälle vorgesehen.

In der Engelsgasse 22 errichtet die Wohnungsbau GmbH zwei Sozialwohnungen. Aus dem Wohnungsbauprogramm '92 sagte ihr das Land weitere 25 Wohneinheiten zu. 80 hatte die Gesellschaft beantragt. Die 25 Wohnungen will sie im Neubaugebiet "Pfaffenbrunnen" errichten: 16 auf dem Anwesen Städter Weg 10-12 und neun auf dem Grundstück Heinrich-Busold-Straße 2-8. Sechs Millionen Mark sollen diese Wohnungen kosten. Die Stadt beteiligt sich mit 1,2 Millionen Mark zinslosem Darlehen und hat der Wohnungsbaugesellschaft die Grundstücke für 250 Mark pro Quadratmeter günstig überlassen. Die Wohnungen sollen im Herbst '93 bezugsfertig sein.

Die Gesellschaft errichtet auch je neun Eigentumswohnungen an der HeinrichBusold-Straße und der Katharina-Schakkey-Straße und plant zwölf Reihen- oder Doppelhäuser im Baugebiet "Nördlich der Schwalheimer Straße" in Dorheim. ieb

Kommunen leasen noch selten DAL beklagt Entscheidungsprozedur / Ost-Geschäft springt an

cri FRANKFURT A. M. Das von Anbietern und einigen Politikern vielgepriesene Leasing von Kläranlagen und anderen öffentlichen Einrichtungen stößt bei den Kommunen bislang nicht auf die erhoffte Resonanz. Jürgen Stinner, Chef der Deutschen Anlagen-Leasing (DAL), beklagt die "mühsamen Entscheidungsprozeduren". Angesichts des hohen Investitionsbedarfs und der begrenzten Mittel der Städte und Gemeinden kann er die Zurückhaltung schwer nachvollziehen. Denn die Vorteile einer privatwirtschaftlichen Lösung - wie "Zeitgewinn durch früheren Investitionsbeginn" oder der "kostensparende Synergieeffekt aus Bauen und Finanzieren" - müßten nach Ansicht Stinners doch eigentlich jedem Kämmerer sofort ins Auge springen.

Bei der DAL liegen die Konzepte für konkrete Projekte - wie Klär- und Müllverbrennungsanlagen, aber auch Verkehrswege - fix und fertig in der Schublade und "rechnen sich", wie ihr Chef versichert. Für die privatwirtschaftliche Finanzierung und Betreibung von Autobahnen sieht er bald Chancen, "zumal die Straßenbenutzungsgebühr inzwischen politisch erwogen wird". Hinzu komme, daß durch die Bahnreform "die Weichen für Gebühren bei Schienenwegen ohnehin gestellt sind". Bearbeitet werden von der zur Sparkassenorganisation gehörenden DAL derzeit 40 Projekte im Kommunal- Leasing - davon die Hälfte in den neuen Ländern. Dies sind aber kleinere Fische wie Rathäuser und Finanzämter.

Zwischen Rostock und Suhl stellen die Mainzer inzwischen eine rege Nachfrage nach Immobilien-Mietkauf mit hundertprozentiger Finanzierung fest. Zugute kommen dort die umfangreichen steuerlichen Förderungen. Die Hemmnisse durch die ungeklärten Eigentumsverhältnisse ließen nach, sagt Stinner, wobei die von der DAL betreuten Objekte zumeist am Stadtrand liegen. Die Bürokratie habe zugenommen, die Verwaltungen seien aber auch "funktionsfähiger". Nach einem Neugeschäft von 66 Millionen Mark in der abgelaufenen Periode rechnet er für die laufende im Osten mit 200 Millionen.

Insgesamt will die DAL 1992 die Abschlüsse des vergangenen Jahres wieder übertreffen. Damals sprang mit 743 Millionen Mark mehr als doppelt soviel heraus wie zuvor. In den ersten sieben Monaten wurden bisher 400 Millionen erreicht. Der Jahresüberschuß sank 1991 in der GmbH um fast acht Prozent auf 33,5 Millionen, was Stinner mit Abschreibungen auf Großimmobilien erklärt. Die Gesellschafter - Westdeutsche, Hessische, rheinland-pfälzische und Bayerische Landesbank - erhalten 20 Prozent Dividende. Ende Dezember verwalteten die 236 Beschäftigten Objekte im Wert von 15,3 Milliarden Mark.

Gemeinsam statt einsam Alle zwei Wochen treffen sich alleinstehende Menschen

BAD VILBEL. Single sein und sich trotzdem nicht einigeln, lautet die Devise der neugegründeten Single-Gruppe der Bürgeraktive in Bad Vilbel. Regelmäßig alle vierzehn Tage am Donnerstag um 20 Uhr treffen sich Männer und Frauen in der Frankfurter Straße 15, um gemeinsam statt einsam den Abend zu verbringen.

Nicht nur das, für Sonntag, 2. August, hat sich die Single-Gruppe einen Ausflug zum Jazzfrühschoppen in der Saalburg vorgenommen. Treffpunkt ist um 9.30 Uhr auf dem Zentralparkplatz oder um 10 Uhr an der Saalburg.

Über Gedanken, Perspektiven und Möglichkeiten für Alleinlebende im Alter wollen sich die Mitglieder der Single-Gruppe am Donnerstag, 6. August, ab 20 Uhr austauschen. Welche Probleme oder Vorteile das Alleinreisen mit sich bringt, ist am Donnerstag, 20. August, Thema der Runde.

Das Augustprogramm wird mit einem Bummel durch typische Sachsenhäuser Lokale am Samstag, 29. August, abgeschlossen. Los geht es um 17 Uhr am Zentralparkplatz.

Wer Lust hat, bei der Single-Gruppe mitzumachen, kann sich bei der Bürgeraktive unter der Rufnummer 0 61 01 / 13 84 melden oder einfach zum Single-Treff kommen. cor

Bleker tritt am Montag Amt an Schreibtisch steht im Bauamt / Aufgabenverteilung wie bisher

USINGEN. Der kommissarische Bürgermeister Detlef Ortmann (parteilos) erhält von der kommenden Woche an Entlastung bei der Arbeit: Der neue Erste Stadtrat, Werner Bleker (Foto), wird zum 1. August seine Amtsgeschäfte aufnehmen. Der ebenfalls parteilose, "zweite Mann im Rathaus" wird für das Dezernat II mit dem Komplex Bauwesen zuständig sein. Sein Amtssitz ist allerdings nicht das Rathaus, sondern das Bauamt in der Weilburger Straße.

Die Ressortverteilung gilt unverändert wie unter der vorherigen, wegen ihrer Verstrickung in die Korruptionsaffäre abgewählten Rathausspitze. "Eine Änderung der Dezernate war nicht vorgesehen. Sollte sie notwendig werden, so ist das jederzeit möglich", stellte Ortmann fest. Auf den Ersten Stadtrat wartet ein Berg von Arbeit. Von den laufenden Projekten steht der Straßenbau an oberster Stelle, unter anderem im Neubaugebiet Schleichenbach, Am Riedborn und in Merzhausen.

Als neue Maßnahmen, für die schon Gelder im laufenden Haushaltsjahr bereitstehen, müssen die Schloßplatz-Sanierung, die Friedhofserweiterung Wernborn und der Ausbau des Westerfelder Weges angepackt werden. Nach der Sommerpause laufen die Beratungen für den Haushalt 1993 an. Notwendige Aufgaben müssen dafür zusammengestellt werden, wie etwa die Erweiterung der Kindergärten in Wernborn und Kransberg und zusätzliche Park & Ride-Plätze im Zusammenhang mit der Taunusbahn. "Da kommt einiges auf uns zu", meinte Ortmann.

Bleker, der zuvor im Kelkheimer Stadtbauamt für die Bauverwaltung, den Betriebshof und über 90 Mitarbeiter verantwortlich war, hatte nach seiner Wahl Anfang Juni schon einen ersten Schwerpunkt seiner künftigen Arbeit genannt. "Das Vertrauen der Bürger in die Verwaltung herzustellen. Das muß in angenehmer Atmosphäre geschehen - aber mit offenen Karten. Wenn man klipp und klar sagt, was man will, dann klappt das schon", gab sich der 53jährige Oberamtsrat überzeugt.

Der parteilose Politiker hatte sich in einem zweiten Wahlgang mit einer Mehrheit von einer Stimme gegen den lokalen Bewerber und Leiter des Usinger Bauamtes, Adolf Kannengießer (SPD), durchgesetzt. Die CDU hatte sich für Bleker, der Verwaltung von der Pike auf gelernt hat, ausgesprochen. Die SPD hatte Kannengießer unterstützt. cn

Fahrübungen in der Tiefgarage

DIETZENBACH. In der Tiefgarage eines Hochhauses im Starkenburgring haben vier Jugendliche Fahrübungen mit im April in Rödermark gestohlenen Autos unternommen und dabei zwei japanische Fahrzeuge beschädigt. Als Haupträdelsführer wurde ein 14jähriger Offenbacher ermittelt, der die Taten jedoch bestreitet. Ein dritter, in Rödermark gestohlener Wagen ist bisher nicht wieder aufgetaucht. Der Polizei waren die nicht zugelassenen Fahrzeuge in der Tiefgarage bereits aufgefallen. Bei dem in unmittelbarer Nähe der Autos erwischten 14jährigen wurden auch die Fahrzeugschlüssel sichergestellt. ttt

Diesmal schlug die Mafia in Catania zu Hoher Polizeibeamter erschossen / Unterwelt hörte Telefon von Richter ab Von unserem Korrespondenten Horst Schlitter

ROM, 28. Juli. Noch gibt es keinen sicheren Hinweis auf die Mörder des Untersuchungsrichters Paolo Borsellino, da landete die Mafia in der Nacht zum Dienstag ihren nächsten Schlag: In der ostsizilianischen Stadt Catania fiel der 47jährige Polizeiinspektor Giovanni Lizzio unter den Pistolenschüssen eines Killerkommandos, als er gerade an einer Ampel hielt. Zwei junge Leute hatten ihn auf einem Motorrad verfolgt und feuerten aus nächster Nähe auf ihn. Mit Kopf- und Brustverletzungen starb er wenige Minuten nach seiner Einlieferung ins Krankenhaus. Am Tatort hatten die Attentäter kleine Geldscheine verstreut.

Seit der Ermordung eines Journalisten im Jahre 1984 ist dies der erste "prominente Tote" in der Stadt am Fuße des Ätnas. Richter oder hohe Beamte waren der Mafia hier noch nie zum Opfer gefallen. Der in der ganzen Stadt bekannte Polizeiinspektor war auf den Kampf gegen Erpresserbanden spezialisiert. Lizzio war es gelungen, einen Mafioso "umzudrehen" und als Kronzeugen zu gewinnen. Neun von zehn Geschäftsleuten zahlen "Schutzgelder".

Vor allem die lombardischen Unternehmer waren das Ziel der geldgierigen Unterwelt. Als die aus Brescia stammenden Besitzer des Stahlwerks Megara sich weigerten, dem Druck der Mafia nachzugeben, wurden 1990 zwei von ihnen mit einem Spitzenmanager auf offener Straße ermordet. Zahlreiche Niederlassungen der Lebensmittelkette "Standa", die sich im Besitz des Medienzaren Silvio Berlusconi befinden, gingen bei nächtlichen Anschlägen in Flammen auf. Auch der Mailänder Multimillionär hatte sich den Forderungen der Erpresser widersetzt.

Während täglich Elitesoldaten eintreffen - vorübergehend ist die Stationierung von 7000 Mann vorgesehen - gehen die Ermittlungen zur Aufklärung des Mordes an Richter Paolo Borsellino weiter. Nach Überzeugung der Untersuchungsbeamten ist das Telefon seiner Schwester, in deren Wohnung er seine Mutter treffen wollte, von der Mafia abgehört worden. Erst wenige Stunden vor dem Anschlag hätten die Gangster den mit Sprengstoff gefüllten Kleinwagen vor die Eingangstür des Hauses gefahren, wo die Explosion durch Fernzündung ausgelöst wurde.

In Trapani hat eine wichtige Kronzeugin, die für Borsellino ausgesagt hatte, Selbstmord begangen. Die 18jährige Rita Atria warf sich aus der Wohnung im siebten Stock eines Hochhauses, die ihr als Zufluchtsort zur Verfügung gestellt worden war, auf die Straße.

Die zu ihrem Schutz abkommandierten Polizeibeamten fanden einen Abschiedsbrief, in dem die junge Frau ihren Seelenzustand schildert: "Jetzt wo Borsellino tot ist, ist keiner mehr da, der sich um mich kümmert. Ich bin völlig verstört, deshalb mache ich allem ein Ende."

Land gibt 3,2 Millionen Mark Stadt will Zinskosten der Entwicklungsmaßnahme mindern

DIETZENBACH. Es gibt Geld für die Entwicklungs- und die Sanierungsmaßnahme Dietzenbachs. Das Hessische Ministerium für Landesentwicklung, Wohnen, Landwirtschaft, Forsten und Naturschutz hat - nach Absprache mit dem Finanz- und dem Innenministerium - die städtebauliche Entwicklungsmaßnahme in diesem Jahr in das Städtebauförderprogramm aufgenommen. Als Vorauszahlung wurden der Stadt 3,2 Millionen Mark an Fördermitteln gewährt. Dazu zählt auch ein Bundeszuschuß von etwa einer Million Mark.

Nach Angaben des Ersten Stadtrats Lothar Niemann werden die 3,2 Millionen Mark dazu benutzt, um die Zinskosten der Darlehen für die Entwicklungsmaßnahme zu mindern. Die Schulden lagen zum Jahresende bei 57 Millionen Mark. Noch in diesem Jahr soll die 47-Millionen-Grenze unterschritten werden, wie Niemann ankündigte. Diese Marke ist Voraussetzung für die Fördermittel, mit denen die weitere Zinslast gemindert werden soll. Im Bescheid aus Wiesbaden heißt es ausdrücklich, daß die Gelder zur Finanzierung der Darlehen für die Entwicklungsmaßnahme verwendet werden sollen, die die Entwicklungsträger-Gesellschaft - im Auftrag der Stadt - zum Kauf und zur Erschließung von Baugebieten aufnimmt.

Ebenso im Städtebauförderprgramm des Landes ist die Dietzenbacher Sanierungsmaßnahme. Auf Antrag des Magistrats gibt's fast eine Million Mark. Dazu zählen 600 000 Mark, die der Bund als Finanzhilfe gewährt hat. Niemann nannte das "besonders erfreulich", da zur Zeit die meisten Bundesgelder dieser Art nach Ostdeutschland flössen. Mit den Zuschüssen aus Bonn und Wiesbaden sollen im Sanierungsgebiet Wohnungen modernisiert werden. Ferner ist geplant, die Alte Schule zu restaurieren.

Nach dem Entwurf des Wirtschaftplans für die Sanierungsmaßnahme müssen noch etwa zehn Millionen Mark investiert werden, so daß zu guter Letzt die Ausgaben auf 50,2 Millionen Mark klettern. Die Einnahmen werden dann bei 15,4 Millionen Mark liegen. Von den 35 Millionen Mark, die offen bleiben, müssen Stadt, Land und Bund je einen Anteil übernehmen. fin

"Nicht alle Hütten legalisieren" Ungenehmigte Bauten zersiedeln die Landschaft

DIETZENBACH. Für einen Großteil der Gemarkung außerhalb der Baugebiete sollen keine Bebauungspläne auf den Weg gebracht werden, um illegal errichtete Hütten noch nachträglich zu legalisieren. Der Magistrat empfiehlt dem Parlament in einem Bauleitplan, wo auf keinem Fall rechtswidrig gebaute Häuschen noch im nachhinein abgesegnet werden sollen.

"Die Zersiedelung der Landschaft durch illegale Hütten und Gärten im Außenbereich schreitet in der gesamten Gemarkung Dietzenbachs immer weiter voran", klagte am Dienstag Erster Stadtrat Lothar Niemann. "Vor diesem Hintergrund sowie im Sinne von Natur und Landschaft ist es erforderlich, klar festzulegen, in welchen Bereichen keine Bebauungspläne zur Legalisierung von Hütten aufgestellt werden sollen. Nur so kann eine klare Rechtsgrundlage geschaffen werden, die es der Bauaufsicht ermöglicht, tätig zu werden und so das Entstehen weiterer kritischer Situationen wie zum Beispiel am Wingertsberg zu verhindern", sagte er.

Während für den Wingertsberg ein Bebauungsplan aufgestellt werden soll, um die wilde Bebauung in den Griff zu bekommen, dient der Bauleitplan, den das Parlament noch beschließen muß, folgendem Zweck: Es besteht damit eine rechtliche Grundlage, den nach dem modifizierten Hessischen Naturschutzgesetz zeitlich befristeten Schutz für die illegalen Hütten ganz aufzuheben.

Die Städte und Gemeinden sind nach Informationen Niemanns gefordert, bis Ende 1992 zu entscheiden, ob sie mit Bebauungsplänen rechtswidrig gebaute Häuschen oder Hütten in der freien Gemarkung noch legalisieren wollen. Der Erste Stadtrat wies auf ökologisch wertvolles Terrain im Osten und Südosten der Stadt hin, das unbedingt geschützt werden müsse. Im Westen, wo bereits unzählige Hütten in der freien Landschaft stehen, wird über Bebauungsplanverfahren festgelegt, was genehmigt werden kann und was abgebrochen werden muß.

Niemann kritisierte "das mangelnde Umweltbewußtsein vieler Grundstücksbesitzer". Sie hielten es offensichtlich für legitim, "auf ihrem Grundstück machen zu können, was sie wollen". fin

Signale für Umgehung auf Rot Ministerium will keine Konkurrenz zur S-Bahn akzeptieren

FRIEDRICHSDORF. Vor der geplanten Umgehungsstraße Köppern türmen sich - nicht ganz unerwartet - neue Hindernisse auf: Das hessische Ministerium für Landentwicklung und Raumordnung hat angekündigt, daß es keinen Projekten zustimmen wird, die auf einen Ersatz für die schon von der ersten SPD/Grüne- Koalition in Wiesbaden gestrichene Parallelstraße zur Autobahn Kassel-Frankfurt hinauslaufen.

Genau diesen Effekt aber würde die vom Friedrichsdorfer Stadtparlament geforderte Umgehungsstraße Köppern (bekannt auch unter dem Namen "Entlastungsstraße Friedrichsdorf") erreichen, wenn sie mit der Südost-Umgehung Bad Homburgs zusammengeführt wird. Ohne die Verbindung von Friedrichsdorfer und Bad Homburger Planung aber wäre die angestrebte Verkehrsberuhigung für Köppern und die anderen Friedrichsdorfer Wohngebiete so gut wie gescheitert - jedenfalls, was die Möglichkeiten des Straßenbaus angeht. Verkehrsberuhigung gescheitert?

Beim Raumordnungsverfahren für die Entlastungsstraße Friedrichsdorf muß die Straßenbauverwaltung bei jedem einzelnen Straßenabschnitt darauf achten, daß die Beschlüsse von 1984 nicht unterlaufen werden. Das geht aus einem Schreiben des Wiesbadener Ministeriums hervor. Der Brief ging jetzt beim Friedrichsdorfer Verkehrskreis - er wehrt sich gegen die Straßentrasse - ein. Damals, 1984, wurde die sogenannte "Taunus-Längsverbindung", die B 455 (neu) zwischen Friedberg und Eschborn zu den Akten gelegt. Unter anderem auch deshalb, weil die Straße parallel zur Schiene verlaufen wäre.

Der Verkehrskreis hatte in einem Brief an den hessischen Ministerpräsidenten darauf hingewiesen, daß die Entlastungsstraße fast neben der Schienenstrecke verlaufen und deswegen dem öffentlichen Personennahverkehr (insbesondere der S-Bahn-Linie 5) Fahrgäste wegnehmen würde.

Ohne Zusatzmaßnahmen, hat der Verkehrskreis ausgerechnet, würde dem Frankfurter Verkehrsverbund allein auf dem Streckenabschnitt Friedrichsdorf-Bad Homburg in zehn Jahren ein Einnahmeverlust von 1,4 Millionen Mark ins Haus stehen. Nur wenn 500 Menschen zusätzlich in der Nähe des Bahnhofes in Friedrichsdorf angesiedelt würden, könne diese Entwicklung gestoppt werden.

Verkehrskreis-Sprecher Gerd Neubronner schlägt dem Land nun vor, dies als Auflage an die Stadt Friedrichdorf im Zusammenhang mit der Straßenplanung weiterzugeben. Doch das Ministerium für Landentwicklung wird da wohl kaum mitziehen. Es hat bereits darauf hingewiesen, daß es die Bereitstellung von Wohnungen als eine allein städtische Zuständigkeit sieht. che/nau

Im Blickpunkt: Viktor Tichonow In der zweiten Reihe

Einer der legendären Eishockeytrainer der Welt rückt ins zweite Glied: Viktor Tichonow, so wurde jetzt in Moskau bekannt, wird sich in Zukunft auf die Ausbildung und Betreuung der russischen Olympiaauswahl für Lillehammer 1994 konzentrieren. Ein anderer Mann übernimmt das Ruder bei dem Team, das sich auf die Weltmeisterschaft vorbereiten soll.

Daß ein Wechsel im Traineramt bevorstehen würde, war seit langem schon Gesprächsstoff in der internationalen Eishockey-Szene. Die politischen Veränderungen der letzten Jahre waren auch an Tichonow, der seit 1979 Chefcoach war und über Jahre hinweg mit eisernem Besen ein strenges Regiment in der damaligen sowjetischen Auswahl geführt hatte, nicht spurlos vorbeigegangen. Die immer stärker einsetzende Kritik machte ihn mürbe. Aber er setzte sich lange zur Wehr und zeigte auch ein anderes, lächelndes Gesicht. Besonders augenfällig wurde dies bei den Olympischen Winterspielen von Albertville, als er in Meribel sein Team zu Gold führte und dabei auf alle Beobachter sehr umgänglich wirkte und in sehr lockerer Form mit seinen Spielern umging.

Das war nicht immer so gewesen. Mancher Hauskrach wurde in der damaligen UdSSR unter den Teppich gekehrt und erst nach Gorbatschows "Glasnost" wollten nicht mehr alle Spieler nach seiner Pfeife tanzen. Einige muckten auf oder klagten ihn in scharfer Form in der Öffentlichkeit an. Das Denkmal Tichonow begann langsam zu wanken, zumal die sportlichen Schwierigkeiten nach dem Wechsel fast aller Spitzenspieler ins westliche Ausland immer mehr zunahmen.

Mit Tichonow verläßt unstrittig eine Persönlichkeit die vorderste Reihe im Eishockeysport. Besonders gespannt sein darf man indessen auf den Auftritt seines Nachfolgers bei der Eishockey-Weltmeisterschaft 1993 in Deutschland. Denn in seine Fußstapfen tritt niemand anderer als Boris Michailow. Und bei Michailow schnalzt so mancher Eishockeyfreund mit der Zunge, denn mit Boris Petrow und Waleri Charlamow bildete er in den siebziger Jahren die legendäre erste Sturmreihe bei ZSKA Moskau und in der Nationalmannschaft.

Ein Mann von hohem spielerischen Niveau also, ein Mann, dessen Name für Weiterentwicklung im russischen Eishokkey der Zukunft sorgen müßte. Die einzige Frage ist, ob Boris Michailow als Trainer die gleichen Qualitäten mitbringt, die ihn als Spieler auszeichneten. Man darf mit Spannung darauf warten, wie er sich an der Bande schlägt. ERICH STÖR

Bisher keine Pläne für Unterbringung Bosnier

KREIS OFFENBACH. Bislang gibt es keine Pläne, bosnische Flüchtlinge auch im Kreis Offenbach unterzubringen. Wie Erster Kreisbeigeordneter Frank Kaufmann am Dienstag sagte, sei das Land Hessen für die Organisation zuständig. Laut Kaufmann ist nicht auszuschließen, daß auch der Kreis Offenbach Flüchtlinge aufnehmen muß, wenn weitere Bosnier nach Deutschland einreisen sollten. Leute, die ein Quartier anbieten können, haben die Möglichkeit, sich mit dem Regierungspräsidium Darmstadt in Verbindung zu setzen.

Die Nummer des Bürgertelefons in Darmstadt lautet 0 61 51 / 12 56 35. fin

Bei Grabpflege an die Umwelt denken

HOFHEIM. Mehr berücksichtigen will die Stadt künftig Ziele des Umwelt- und Naturschutzes auf ihren Friedhöfen. Das teilte Bürgermeister Rolf Felix (CDU) jetzt zum Beginn der Erweiterungsarbeiten auf dem Marxheimer Friedhof mit.

180 000 Mark hat die Verwaltung für die erste Ausbaustufe eingeplant. Die Fläche mit einer Gesamtgröße von 10 041 Quadratmetern liegt westlich der Eichstraße und soll zunächst zur Hälfte als Friedhofsfläche hergerichtet werden. Laut Felix wird so Platz für 300 Reihen- und 180 Kaufgräber geschaffen.

Die Angehörigen von Verstorbenen bittet der Bürgermeister, bei der Grabpflege verstärkt auf den Umweltschutz zu achten. "Herbizide belasten die Umwelt und gehören nicht auf den Friedhof" betonte er.

Außerdem seien bei der Grabbepflanzung heimische Pflanzenarten wie Efeu und Heide zu bevorzugen. Wer das berücksichtige, trage auch zum Schutz gefährdeter Tiere und Pflanzen bei. ubk

Die neuen Azubis kamen,

die alten sind fertig

KREIS GROSS-GERAU. 15 neue Azubis begrüßte Landrat Enno Siehr am Montag im Landratsamt. Die Neuen, unter denen auch eine Beamtenanwärterin ist, werden im Landratsamt zu Verwaltungsfachangestellten und Fachangestellten für Bürokommunikation ausgebildet. Gleichzeitig haben 17 junge Leute ihre Ausbildung beendet - fast ausnahmslos steht in den Abschlußzeugnissen die Note "gut". wal

Geharnischter Protest gegen den Fluglärm Bürgermeister schreiben an US-Streitkräfte Von Wolfgang Heininger ERLENSEE / BRUCHKÖBEL. In zwei geharnischten Briefen haben sich die Bürgermeister von Erlensee und Bruchköbel an die US-Streitkräfte und die Öffentlichkeit gewandt und den Kommandanten des Fliegerhorstes aufgefordert, die alltäglichen und -nächtlichen Verstöße gegen vorherige Vereinbarungen, das orientierungslose zu tiefe Überfliegen der Wohnhäuser und den damit verbundenen Lärmterror unverzüglich abzustellen. Bemerkenswert sind dabei vor allem die klaren Worte des Bruchköbeler Rathauschefs Helmut Irmen. Der hatte bislang immer sehr moderate Töne angeschlagen, wenn es um die Belästigung durch den benachbarten Stützpunkt gegangen war. Auch er ist mittlerweile der Auffassung, daß es den Bürgern nicht zuzumuten ist, wenn bis tief in die Nacht hinein geflogen wird. Irmen konstatiert, "daß in letzter Zeit häufig Verstöße gegen die von früheren Kommandanten zugesicherten Flugrouten festgestellt werden mußten und daß die Beschwerden seitens der Bevölkerung deutlich zugenommen haben".

Irmen bekundet Unmut, wenn er weiter an den Kommandeur schreibt, daß sich die Stadt nicht mehr scheuen werde, "rechtliche Schritte zu ergreifen, die geeignet sind, derartige Flugübungen bis 2 Uhr morgens zu verhindern". Wenn schon, dann müßten sie über unbewohntem Gebiet stattfinden.

Der Bruchköbeler Bürgermeister ist auch mit den Umgangsformen seitens der Army unzufrieden: "Es findet seit Monaten überhaupt keine Information mehr statt seitens des Amtes für Öffentlichkeitsarbeit. Wenn wir uns telefonisch dorthin wenden, müssen wir permanent mit inkompetenten Mitarbeitern vorlieb nehmen, die keinerlei Aussage zum Thema machen können. So ist am 21. Juli um 23 Uhr ein schweres Transportflugzeug im Tiefflug über Bruchköbel angeflogen, ohne jegliche vorherige Ankündigung. Solche Zustände hat es in früheren Jahren unter anderen Kommandeuren jedenfalls nicht gegeben."

Abschließend schreibt Irmen, es sei wenig hilfreich, "wenn anläßlich von Kommandowechseln auf dem Fliegerhorst große Reden zur deutsch-amerikanischen Zusammenarbeit gehalten werden und sich die amerikanische Seite später nicht mehr für die Rechte der deutschen Bevölkerung, zu denen ein ungestörter Nachtschlaf gehört, interessiert".

Dem Erlenseer Bürgermeister Heller platzt allmählich der Kragen: "Sie dürfen sich nicht wundern, wenn Teile der Bevölkerung, beeinflußt durch die ständige erhebliche Ruhestörung durch rücksichtslose Trainingsflüge hin und wieder von arroganten Kriegsspielen und von Besatzermentalität reden", zieht Manfred Heller das Fazit aus der Situation in den vergangenen Monaten.

Heller hat inzwischen begonnen, selbst Beobachtungen über das rücksichtlose Verhalten der Hubschrauberpiloten anzustellen. So konstatiert der Bürgermeister, daß sich die Piloten "nicht an die festgelegten drei Flugrouten halten, sondern in letzter Zeit kreuz und quer, man kann schon sagen fast orientierungslos über Erlensee und auch über Neuberg fliegen".

Die Ausrede der Kommandantur, man müsse Verständnis für die neuen Piloten haben, kontert Heller damit, daß die Flugsicherheit jederzeit gewährleistet werden muß, auch von Anfängern: "Stellen Sie sich einmal diese Zustände bei dem internationalen Flughafen in Frankfurt vor, was das für ein Chaos bedeuten würde."

Auch die jüngste Zusage an die Gemeinde, wonach die Hubschrauber möglichst weit weg von der Ortslage mittels neuer Tankwagen betankt werden und die Motoren dabei nicht laufen sollten, wurde nach Hellers Erkenntnissen nicht eingehalten: "Dagegen mußte am Mittwoch, 22. Juli, bis spät in die Abendstunden registriert werden, daß die ursprüngliche Tankstelle nach wie vor in Betrieb ist und zusätzlich zum Lärm fliegender Hubschrauber ein ständig monotoner Lärmpegel vorhanden war."

Brunnenfest in Gronau

BAD VILBEL. Laugenbrezel zum Schöppche, Bratwurst zum Maß oder Zwetschgenkuchen zum Kaffee: Beim Brunnenfest der Freiwilligen Feuerwehr in Gronau am Samstag, 1. August, werden alle Geschmäcker zufriedengestellt. Daneben gibt es ab 15 Uhr rund um den Brunnen allerlei Kurzweil, vom kostenlosen Ponyreiten für die Kleinsten bis zu Aufführungen der Kerbeburschen. cor

Einbruch in Schule

OBERURSEL. Schüler und Lehrer haben noch frei, Einbrecher Saison: Unbekannte stiegen jetzt in die Erich-Kästner- Schule (Bleibiskopfstraße) ein und durchsuchten das Lehrerzimmer.

Ob und wenn ja was sie mitgehen ließen, konnte die Kriminalpolizei wegen der noch andauernden Ferienzeit nicht sagen.

Die Täter waren über das Flachdach gekommen, wo sie die Glaskuppel aufbrachen. mk

Preise belohnen ein "blühendes Kelkheim"

KELKHEIM. Blühen und grünen soll es auf Balkonen, in Straßen und Hinterhöfen. Zumindest wünscht sich das die Stadt, die für die schönsten Dekorationen und Wandschmucke eine Reihe von Preisen aussetzt. Wer sich an dem Wettbewerb beteiligen möchte, sollte sich sputen: Bis zum 20. August müssen Anmeldungen im Rathaus angekommen sein.

Mitmachen können alle Kelkheimer Bürger - Mieter und Vermieter, Hauseigentümer und Gewerbetreibende -, die Fassaden, Grundstücke, Hofgärten, Wohnanlagen, Balkone, Dachterrassen oder Fenster begrünt haben. Voraussetzung ist allerdings, daß der "grüne" Schmuck auf Kelkheimer Stadtgebiet, jedoch nicht in den Außenbereichen blüht. Eine Jury entscheidet, wer schließlich im Rathaus geehrt wird. Weitere Infos gibt's unter Telefon 80 33 04. dis

Gutachter errechnen: Ein perfektes Radwegenetz im Wetteraukreis würde 57,5 Millionen Mark kosten Lücken lassen sich mit weniger Geld schließen Landrat will Reform der hessischen Straßenbauämter

WETTERAUKREIS. Ein nahezu ideales Fahrradwegenetz für den Wetteraukreis würde schätzungsweise 57,5 Millionen Mark kosten. Mit einem weitaus geringeren finanziellen Aufwand von etwa 7,5 Millionen Mark lassen sich nach Angaben des Darmstädter Planungsbüros "Cooperative" allerdings auch beachtliche Effekte für Radler und Radlerinnen erzielen. Landrat Rolf Gnadl (SPD), der gemeinsam mit Repräsentanten der "Cooperative" zu den Gästen von "FR-mobil" zählte, kündigte im Gespräch mit LeserInnen und Redakteuren der Frankfurter Rundschau an, möglichst noch in diesem Jahr mit der Arbeit an einem einheitlichen und flächendeckenden Beschilderungssystem im Wetteraukreis beginnen zu wollen. Auf der Grundlage eines "Prioritätenplans" müsse ebenfalls ohne großen Zeitverlust angefangen werden, Lücken im vorhandenen Wegenetz zu schließen. Für unabdingbar hält Gnadl eine Reform der hessischen Straßenbauämter.

Die "Radverkehrskonzeption für den Wetteraukreis" betitelte Studie der "Cooperative", erstellt im Auftrag des Landratsamtes, gilt noch als Entwurf. An den grundsätzlichen Aussagen der Gutachter dürfte sich jedoch kaum etwas ändern. Ihr Augenmerk richteten sie ausdrücklich auf die Verbindungen zwischen den Städten und Gemeinden. Für manchen sicher überraschend: Die vorhandenen Radwege sind insgesamt 850 Kilometer lang. Nur in Ausnahmefällen befinden sie sich entlang klassifizierter Straßen. Meistens handelt es sich um Wirtschaftswege, die größtenteils asphaltiert sind. Den Gutachtern zufolge fehlen noch 150 Kilometer, um ein nahezu ideales Netz zu schaffen.

Die Fachleute raten allerdings davon ab, sich auf den Bau neuer Radwege zu konzentrieren. Das würde 50 Millionen Mark kosten und einen hohen Planungsaufwand bedeuten. "In relativ kurzer Zeit", so der promovierte Cooperative-Ingenieur Dietmar Heimann, ließen sich hingegen zahlreiche Lücken im vorhandenen Wegenetz schließen. Eine bereits vorhandene Mängelliste, auf der unter anderem auch die Verkehrssicherheit an Kontakt-Punkten mit dem Kraftfahrzeugverkehr eine Rolle spielt, könnte bereits für fünf Millionen Mark zu den Akten gelegt werden und das vorhandene 850-Kilometer-Netz in einen nahezu optimalen Zustand versetzen.

Ganz oben auf der Wunschliste der Gutachter und des Landrats steht eine einheitliche und flächendeckende Beschilderung, die insgesamt 2,5 Millionen Mark kosten würde. In den nächsten "drei, vier Jahren" könnte diese Arbeit - eine zentrale Voraussetzung, um das vorhandene Wegenetz sinnvoll nutzen zu können - nach Gnadls Angaben erledigt sein. Für den Anfang kämen die Gemeinden Altenstadt, Limeshain, Glauburg, anschließend die Stadt Reichelsheim in Frage, weil dort bereits ein gutes Netz existiere: "Die Leute werden dankbar sein, wenn sie das, was vorhanden ist, sinnvoll nutzen können."

Neubauwünsche hegt freilich auch der Landrat. Zu den "fehlenden Wegen, die einem sofort einfallen", zählt er die Verbindungen Büches - Lindheim, Butzbach - Gambach und Friedberg - Florstadt. Für den Landrat steht allerdings auch fest, daß es nicht Sache des Wetteraukreises ist, die gewünschten Wege entlang der drei Bundesstraßen zu finanzieren: "Da ist der Staat gefragt, bei überörtlichen Radwegeverbindungen." Für Gnadl geht es dabei allerdings nicht nur um das Geld. Er plädiert dafür, daß die rot-grüne Landesregierung den hessischen Straßenbauämtern neue Arbeitsschwerpunkte vorgibt. Der Bau der "heißbegehrten Radwegeverbindung" zwischen Butzbach und Gambach werde seit Jahren vertagt, weil angeblich "keine Planungskapazität dafür" frei sei. Daher sei es sinnvoll, wenn die Politik den Ämtern eine "Drittelung" ihrer Kapazität vorschreibe: Für den bislang deutlich dominierenden Straßenbau, den Radwegebau und die innerörtliche Verkehrsberuhigung.

Den Radfahrern muß künftig erleichtert werden, so Gnadl, auf einer Strecke phasenweise Fahrzeuge des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) zu nutzen. Beispielsweise sei die S-Bahn, im Unterschied zu dem VT 628 auf der Bahnlinie Bad Vilbel - Stockheim, durchweg "fahrradunfreundlich" - da kein Gepäckwagen für Pedalos existiere. Auch die Omnibusse seien nicht auf Fahrgäste mit Rädern vorbereitet. Er wolle nun "erkunden", ob an einen Bus ein Gestell für Fahrräder montiert werden könne. Sollte es "etwas Handhabbares geben, werden wir die Busunternehmer im Kreis damit konfrontieren".

Als reformbedürftig bezeichnete er auch die Tarife im ÖPNV. "Es kann nicht sein, daß die Fahrräder teurer sind als die Menschen. Höchstens halber Preis müßte die Forderung lauten", sagte Gnadl beim "FR-mobil" und versprach, diesen Aspekt bei künftigen Gesprächen über ein Wetterauer ÖPNV-Konzept nicht zu vergessen.

Was unsere Leserinnen und Leser erlebten, die sich an unserer Aktion "Mobil ohne Auto" beteiligten, lesen Sie zusammen mit Auszügen aus dem "Cooperative"-Gutachten auf Seite II.

BERND SALZMANN

Stadtteil-Fenster

Die Stadtteilbücherei Seckbach lädt am Mittwoch, 5. August, 15 Uhr, Kinder ab fünf Jahren ein zum "Vorlesen und Spielen mit Linda". Diesmal gibt es in der Arolser Straße 11 ein "Bilderbuchkino" von David McKee mit dem Titel "Du hast angefangen! - Nein, du!" Anschließend wird gemalt. ml/30

Ein Sommerfest organisiert die SPD Riederwald gemeinsam mit den Falken und der Arbeiterwohlfahrt am Samstag, 1. August um 14.30 Uhr vor dem Bürgerhaus in der Max-Hirsch-Straße 34. Neben Live-Musik und einem Spielmobil für Kinder gibt es ein buntes Programm für Besucher jedes Alters. Der SPD-Vorstand und der Stadtverordnete Heinz Lietz stellen sich politischen Gesprächen. ml/30

Die Heinrich-Kraft-Schule in Fechenheim begrüßt die 5. Förderstufenklassen am Dienstag, 4. August, 11.30 Uhr, mit einer großen Luftballonaktion auf ihrem Schulhof in der Fachfeldstraße. ml/30

Die Arbeiterwohlfahrt Bornheim feiert am Samstag, 1. August (15 bis 22 Uhr) ein Sommerfest in der Kohlbrandstraße 24. Der Alleinunterhalter Wolfgang Braun und eine Kindertanzgruppe treten auf. Daneben gibt es eine Tombola und einen Flohmarkt, dessen Erlös für einen elektrischen Rollstuhl verwendet wird. ml/30

"Viele kleine Schritte . . ." Freundschaftsinitiative Istra berichtet über Partnerschaft

MAIN-KINZIG-KREIS. Das Informationsblatt "Partnerschaft", eine Publikation der Freundschaftsinitiative Istra, berichtet in der neuen Ausgabe über die Menschen der russischen Partnerstadt und über den Verlauf von Hilfsaktionen für die Region bei Moskau. Die Mitglieder der Initiative setzen nach Worten von Wolfgang Lieberknecht, Vorstandsmitglied der Aktion, "auf die direkte Verbindung der Bürger, getreu dem Motto: Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Schritte tun, können das Gesicht der Welt verändern."

Die neue Ausgabe des Infoblattes berichtet über das Angebot einer Busfahrt nach Istra und Moskau im September dieses Jahres. Außerdem beschreibt eine russische Deutsch-Lehrerin die Reaktion ihrer Schülerinnen und Schüler auf Briefe Gleichaltriger vom Grimmelshausen- Gymnasium in Gelnhausen. "Es wird eine Bilanz des Besuches der offiziellen Delegation aus Istra im Main-Kinzig-Kreisgezogen und die - vorläufige - Vereinbarung über die Zusammenarbeit der Regionen zwischen Landrat Eyerkaufer und dem Istraer Landrat Safronow veröffentlicht", schreibt die Initiative. Angekündigt werde schließlich der Besuch russischen Deutsch-Lehrerinnen im August im Main-Kinzig-Kreis.

Eine elfköpfige russische Familie sucht mit einem Brief den Kontakt zu einer kinderreichen deutschen Familie. Die Leserinnen und Leser können die Geschichte einer Frau lesen, die über die Brücke Istra-Main-Kinzig-Kreis in Deutschland lebende Verwandte wiedergefunden hat. Informiert wird über die Hilfslieferung des Technischen Hilfswerkes (THW), bei der 17 Tonnen Kleidung in die russische Stadt gebracht werden.

Neben diesen Berichten zur Bürgerpartnerschaft finden Leserinnen und Leser auch Artikel über die Bemühungen anderer Gruppen im Kreis, die Partnerschaft mit Regionen in anderen Ländern oder zwischen Deutschen und Ausländern im Kreis zu fördern. Ein Kameruner, der jetzt in Hanau lebt, berichtet über die Schwierigkeiten der Menschen in seinem Heimatdorf und über seine Ideen, dort zu helfen. Hingewiesen wird auch auf das 10. Internationale Freunschaftsfest, das der Hanauer Ausländerbeirat in zwei Wochen organisiert.

Die Freunschaftsinitiative will mit dem Informationsblatt dazu beitragen, über die Aktionen vieler Bürgerinnen und Bürger im Kreis zu berichten, die für den Ausgleich zwischen den Weltregionen und die Verständigung der Menschen verschiedener Kulturen, Nationalitäten und Religionen arbeiten. Wer sich für das Infoblatt interessiert oder bei der Initiative mitwirken möchte, kann sich an den Vorstand der Organisation unter der Telefonnummer 0 60 52 / 42 96 wenden. schu

Firmen-Telegramm

Buna soll als Ganzes verkauft werden Bei den laufenden Verhandlungen zur Privatisierung der ostdeutschen Chemie soll die Buna doch als Gesamtunternehmen verkauft werden. Überlegungen der Treuhand, Einzelteile des Werkes herauszulösen, gebe es nun nicht mehr, meint die Betriebsratsvorsitzende Ingrid Häußler. Interesse haben bisher unter anderem iranische Firmen sowie der italienische Energiekonzern Eni gezeigt. Die Zahl der Beschäftigten soll von derzeit 7500 auf 5500 im nächsten Jahr sinken. Neckermann baut in Bitterfeld Der Frankfurter Neckermann Versand baut im ostdeutschen Kreis Bitterfeld für 130 Millionen Mark einen Versandbetrieb mit Kommissionslager. Von 1994 an sollen hier 250 Arbeitsplätze entstehen. Kapitalspritze für Maxhütte Die 1991 in die Verlustzone gerutschte Neue Maxhütte (Sulzbach-Rosenberg) hat von ihren Gesellschaftern eine Kapitalspritze von zehn Millionen Mark erhalten. Aufsichtsratsvorsitzender Karlheinz Rösener will Ende September zurücktreten. Dies steht im Zusammenhang mit dem beabsichtigten Ausscheiden von Thyssen aus dem Gesellschafterkreis. China gibt mehr Kohle für Kraftwerk China hat den Auftrag zum Bau eines Kohlekraftwerks an ein westliches Konsortium unter Führung von ABB von einer auf 1,4 Milliarden Dollar erhöht.

Erfahrung widerlegt Vorurteile Caritas kritisiert Protesthaltung gegen Flüchtlingsunterkunft

HOFHEIM. Gegen einseitige Politikerschelte und Fremdenfeindlichkeit wendet sich der Hofheimer Caritas-Verband, der sich jetzt mit einer öffentlichen Stellungnahme in die Diskussion um eine Unterkunft für Asylsuchende an der Hofheimer Kurhausstraße einklinkte.

Von Anwohnern der Kurhausstraße sei in einem Brief an Bürgermeister Rolf Felix - die FR berichtete darüber - das "Horrorbild der kriminellen Asylanten" gezeichnet worden, kritisiert der Verband. Und das, obwohl das Ehepaar, das dem Bürgermeister schrieb, beteuert habe, nicht ausländerfeindlich zu sein.

Statt pauschaler Unterstellungen hätten die Flüchtlinge Hilfe verdient, meint Ottmar Vorländer, Geschäftsführer des Caritasverbandes für den Main-Taunus-Kreis. Die Erfahrungen, die sein Verband seit Jahren bei der Betreuung von Flüchtlingen aus 21 Nationen mache, widersprächen den Vorurteilen ganz deutlich. "Die Menschen sind freundlich, bescheiden, dankbar für Hilfen und Kontakte."

So sehr die Versäumnisse der Politiker zu bedauern seien, so wenig könne man einseitig die Schuld an sie delegieren, meint Vorländer. "Die weltweiten Fluchtbewegungen lassen sich eben nicht durch Knopfdruck der Politiker abstellen. Es ist Aufgabe von uns allen, für Entrechtete, Verfolgte und Schwache einzutreten. Selbst wenn darunter ein paar Kriminelle sein sollten."

Die protestierenden Bürger aus der Kurhausstraße fragt der Caritas-Chef: "Was an diesen Menschen macht Ihnen eigentlich so Angst? Sind Sie von Ihren eigenen Wohlstandssorgen und Wünschen schon so befangen, daß sie die Not der anderen, die Gefühle für praktische Nächstenliebe, für Nachbarschaftshilfe verdrängt haben?" Flüchtlingsschicksale bedeuteten immer auch Heimatlosigkeit. Sie könne durch persönliche Zuwendung zu den Menschen gemilderten werden. "Sorgen Sie sich deshalb nicht nur um das Eigenwohl und um das Gemeinwohl, sondern nehmen sie die ganze Menschheitsfamilie in den Blick." ubk

Kinderbeauftragter plant Drogenforum

NAUHEIM. Ralph Schnittler, Kinderbeauftragter der Gemeinde, will die Initiative der Jugendpflegerinnen unterstützen und plant für die nahe Zukunft ein Drogenforum. Ziel: mehr Bewußtseinsbildung und Aufklärung, vor allem aber mehr Zusammenarbeit aller mittelbar Betroffenen. Schnittlers Wunsch: daß das Forum dann auch Veranstaltungen von Vereinen oder Schulen nach sich zieht. wal

Neue Bücher

Hans-Hermann Lochen und Christian Meyer-Seitz (Hrsg.): Die geheimen Anweisungen zur Diskriminierung Ausreisewilliger. Dokumente der Stasi und des DDR-Ministerium des Innern. 58 DM. Bundesanzeiger-Verlag.

Richard Meier: Geheimdienst ohne Maske. Der ehemalige Chef des Bundesamtes für Verfassungsschutz über Spione, Agenten und einen gewissen Herrn Wolf. Ca. 39.80 DM. Lübbe.

Georg Scheuer: Vorwärts und schnell vergessen? - Rote Jahrhundertbilanz. 48 DM. Picus.

Dieter Farwick (Hrsg.): Ein Staat. Eine Armee. Von der NVA zur Bundeswehr. 48 DM. Report-Verlag.

Katja Leyrer: Damenwahl im Senat. Frauen in der Politik. 28 DM. Kore.

Aron R. Bodenheimer: Plädoyer für die Unordnung. Der Autor ist Psychoanalytiker in Zürich und Tel Aviv. 29.80 DM. Haux.

Erwin Strittmatter: Der Laden - Letzter Teil der Roman-Trilogie. 39.80 DM. Aufbau.

Anatoli Pristawkin: Schlief als goldenes Wölkchen. Roman eines Zwillingspaares, das im Waisenhaus aufwächst und in den Kaukasus deportiert wurde. Aus dem Russischen. Ca. 32 DM. Volk & Welt.

Konrad Merz: Liebeskunst für Greise - Memoiren unseres Jahrhunderts. 44 DM. Aufbau.

Dominique Dussidour: Die Wörter der Liebe. Geschichte einer Elfjährigen, die sich "Lektionen der Liebe" erteilen läßt. Aus dem Französischen. Rütten & Loening.

Peter Schuster: Das Frauenhaus - Städtische Bordelle in Deutschland 1350 - 1600. Ca. 48 DM. Schönigh.

(Wird fortgesetzt)

Freiwillige Feuerwehr Heddernheim:

Ausbildungstreff am Dienstag, 4. August, 19.30 Uhr, Gerätehaus, Dillgasse. nd/30

Vilbeler Angler laden zur Zwei-Tage-Feier

BAD VILBEL. Daß Angler nicht nur Würmchen baden, sondern auch feiern können, will am Wochenende der Angelsportverein Bad Vilbel beweisen. Frisch geräucherte Forellen, ein kühles Helles vom Faß und Grillgerichte erwarten die BesucherInnen am Samstag, 1. August, ab 16 Uhr am Niddasportgelände in Dortelweil. Am Sonntag, 2. August, wird das Fest ab 10 Uhr mit einem gemütlichen Frühschoppen, zu dem der Musikzug Nieder-Wöllstadt aufspielt, fortgesetzt. Neben der Unterhaltung gibt es auch Wissenswertes: Interessierte können sich bei den Vereinsmitgliedern über die Qualität der heimischen Gewässer und die Renaturierungsmaßnahmen der vergangenen Jahre informieren. cor

Ahmed Salah läuft für Dschibuti um Marathon-Gold Bei 35 Grad von der Hitze erholen Während alle unter den hohen Temperaturen stöhnen, dreht er eine Runde nach der anderen

Das weitläufige Gelände des Nationalen Katalanischen Sport-Instituts schon um halb sechs am späten Nachmittag aufzusuchen, macht nur Sinn, wenn man die Läufer aus Dschibuti sehen will. Es ist noch zu heiß um diese Tageszeit, jedenfalls für alle anderen Athleten. Aber die Ostafrikaner sind schon da. Sie müssen eine besondere Natur besitzen, in der mediterranen Sommerhitze, die ihr Aroma schon lange verloren hat, klaglos zu kreuchen und fleugen.

Auf dem Sportplatz stehen, am Rand der Weitsprunggrube, zwei rote Sonnenschirme. Unter einem sitzt ein junger Mann. Er sitzt und sitzt. Es stellt sich heraus, daß auch er ein Dschibuti ist. "Ich war auch ein guter Läufer", sagt er. "Aber heute bin ich Judoka." Ein Pulk von fünf hageren Gestalten trabt alle zweieinhalb Minuten an den Sonnenschirmen vorbei, schweigsam und offenbar ohne Sehnsucht nach dem Schatten. Was wohl das Thermometer im Augenblick zeige, fragt der Judoka. 32 oder 35 Grad? "Das ist gut. Bei uns sind es 52." Hier in Barcelona ist es angenehmer als im Glutofen am Indischen Ozean.

Einer dreht abseits größere Runden, das ganze Gelände mit seinem Baumbestand nutzend. "Das ist Ahmed Salah." Ah, Salah, der Leitwolf in seinen Exerzitien. "Ihm haben wir es zu verdanken, daß uns eine Sportartikelfirma völlig neu einkleidete. Denn was ist normalerweise denn Dschibuti? Pah." Die wegwerfende Handbewegung sagt alles. "Er ist in großer Form. Hier läuft er jeden Tag neunzig Minuten. Sehen Sie", für Sekunden kommt er ganz nahe an uns heran, "er schwitzt nicht einmal. Das ist doch unglaublich." Es ist wahrhaftig unglaublich. Er ist uns sehr nahe, und wir hören kaum seinen Atem. Wie sich der Mensch doch besonderen Umständen anzupassen vermag. Salah ist darüber 36 Jahre alt geworden.

Er ist Marathonläufer. In den Leichtathletikkreisen wird sein Name mit dem größten Respekt ausgesprochen. Vor vier Jahren in Seoul gewann er die Bronzemedaille, im vorigen Jahr bei den Weltmeisterschaften in Tokio die Silberne. "Wenn er startet, gewinnt er auch eine Medaille. Toujours." Immer. Mit 2:07:07 Stunden lief er 1988 die zweitbeste Zeit überhaupt auf den 42,195 Kilometern, 17 Sekunden vom Weltrekord des Äthiopiers Belayneh Diasamo entfernt. "Sehen Sie, er wird zum Schluß sogar noch einmal schneller. Aber er schwitzt nicht." Im olympischen Marathon müssen die Läufer zum Schluß noch zum Stadion am Montjuic hinauf, in zwei Kilometer langen Serpentinen. Wie die Fliegen werden sie dort in ihre dünnen Beine einknicken und umkippen. "Gerade der brutale Anstieg ist gut für Salah."

Ein tief und tiefer fliegender Hubschrauber zieht einen ohrenbetäubenden Lärm hinter sich her. Er wird neben dem Schwimmstadion drüben landen und seine Fracht auswerfen, die Staatsoberhäupter, zum Beispiel aus Frankreich und Deutschland. Bestimmt werden sie schweißgebadet sein. "Wie ist eigentlich Hitler gestorben?", fragt der Judoka. Unter dem Sonnenschirm und drumherum befindet sich Olympia noch in seinem tiefen Frieden. Um halb sechs am Nachmittag. "Salah ist ein Millionär." Man sieht es ihm nicht an. Wohl, weil er einfach nie schwitzt. ROBERT HARTMANN

CDU wünscht mehr Geld für Ausbau der Feldwege

ROSBACH. Mehr Geld für den Feldwegeausbau fordert die CDU-Stadtverordnetenfraktion.

Sie will, wie Fraktionsvorsitzender Dr. Paul Kuhlmann mitteilt, den im Etat 1992 von 100 000 auf 50 000 Mark reduzierten Haushaltsansatz wieder anheben, möglichst auf 150 000 Mark.

Verwendet werden soll das Geld für den Bau von jeweils zwei Fahrspuren mit Basaltgroßpflaster oder Rasengittersteinen in 100 Meter Länge auf allen Feldwegen, die auf die Straßen münden.

Sinn der Sache ist laut Kuhlmann, daß auf den befestigten Feldwegestrecken die landwirtschaftlichen Fahrzeuge und Anhänger schneller gefahren werden, damit sich der Schmutz von den Rädern ablöst. Heute nämlich würde das "Bauernglatteis" die Straßen verschmutzen mit der Folge, daß verschmierte Fahrbahnen erhöhte Unfallgefahr bedeuten.

Wenn man die "Rüttelstrecken" nicht mehr wie in der Vergangenheit asphaltiert, würden auch ökologische Bedenken gegenstandslos. Die CDU will entsprechende Anträge im Parlament einbringen. hm

Blinde . . .

Fortsetzung von Seite 1 zichten. Weitzel-Polzer: "Gefragt ist eindeutig auch ein Treffpunkt für kleinere Gruppen, um seine Freizeit mit Bekannten oder Nachbarn zu verbringen."

Anwärter für die 44 Appartements, alle mit separaten Mietverträgen und Quadratmeter-Preisen unter dem üblichen Mietspiegel, gibt es mehr als genug. "Wir könnten die Wohnungen derzeit schon dreifach belegen", sagte Werner Fries.

Und Weitzel-Polzer wies darauf hin, daß "jederzeit angebaut werden kann". Wenn alles glatt läuft, "erhalten wir Anfang 1993 eine Teilbaugenehmigung", zeigte sich die AW-Geschäftsführerin optimistisch. tin

Der Maler als Kameramann Die Wahrheit des Sichtbaren - Zur Ausstellung "Edward Hopper und die Fotografie"

ESSEN. Edward Hopper und die Fotografie - diese Ausstellungsidee ist so naheliegend, daß man sich wundert, daß sie erst 25 Jahre nach dem Tod des amerikanischen Malers realisiert wurde, und nicht in den USA, sondern in Deutschland. Vielleicht brauchte es den Blick des Außenstehenden, um die Gemeinsamkeiten zwischen Hopper und einigen amerikanischen Fotografen zu erkennen, den Blick dessen, der Amerika nicht so sehr durch eigene Anschauung kennt, sondern vermittelt durch Bilder, die Jazz- und die Popmusik und vor allem das Kino. Die Ausstellung jedenfalls, die unter dem Titel "Edward Hopper und die Fotografie/Die Wahrheit des Sichtbaren" gegenwärtig im Museum Folkwang in Essen stattfindet, ist ein Ereignis, nicht so sehr, weil sie eine These illustriert, das tut sie sehr behutsam, sondern weil sie Sehen lehrt, und nicht zuletzt, weil sie Glanzstücke der amerikanischen Kunst dieses Jahrhunderts zugänglich macht.

Seit der Düsseldorfer Ausstellung von 1981 ist Hopper (1882-1967) auch bei uns populär. Wir kennen die einsamen Nachtschwärmer in einer fast leeren Bar (Nighthawsk, 1942), die Platzasnweiserin in einem Kino (New York Movie, 1939), das viktorianische Haus, das an Hitchcocks "Psycho" erinnert (House by the Railrode, 1925), die Tankstelle in der Abenddämmerung (Gas, 1940) oder den Mann, der allein in einem Büro sitzt und aus dem Fenster guckt (Office in a Small City, 1953) - Ikonen der Einsamkeit, der Unfähigkeit des Menschen zur Kommunikation, Bilder aus Amerika.

32 Gemälde Hoppers bietet die Essener Ausstellung, eine hochrangige Auswahl berühmter und auch weniger bekannter Bilder. Es ist ein Genuß, endlich einmal die Originale zu sehen, die intensiven Farben vor allem, oft dunkler als auf den Reproduktionen. Die Ausstellung polemisiert, besonders in dem Beitrag von Heinz Liesbrock zum vorzüglichen Katalog, gegen die einseitige Sicht auf Hopper als den Maler der Entfremdung, sie will den Blick lenken auf seine künstlerischen Mittel, auf seinen Beitrag zur amerikanischen Moderne. Hier ist auch der Ansatzpunkt für die Querverweise zu den neun mit insgesamt über 100 Aufnahmen in Essen präsentierten Fotografen.

Hopper, der als junger Mann in Europa gelebt und die europäische Malerei studiert hatte, hat sich nach seiner endgültigen Rückkehr in die USA 1910 zum amerikanischen Künstler entwickelt. Er wird zum Maler der Landschaft und der Großstadt, er zeigt den Wandel in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Auf der einen Seite die Küste mit ihren Leuchttürmen, die Landhäuser und Scheunen in der friedlichen Hügellandschaft von Maine oder Massachusetts, auf der anderen die Hochhäuser und Brücken, die Büros, Hotelzimmer und Cafés in den Städten.

Nicht diese Themen aber sind das Neue, sondern die oft ungewohnten Blickwinkel, die merkwürdigen Ausschnitte. Die Bildharmonie wird aus den Angeln gehoben, Häuser oder Personen sind angeschnitten, der Maler nimmt eine Position ein, die der eines Filmkameramanns gleicht, der auf einem Kran sitzt, wie Liesbrock richtig gesehen hat. Das Fragmentarische wird zum Prinzip. Auffallend die Dominanz von Fenstern oder Türen, durch die man hinein- oder hinaussieht, immer nur Ausschnitte erkennen kann. Entscheidend aber ist das Licht: Manchmal liegt es wie ein durchsichtiger Schleier über der Landschaft (Cape Code Evening, 1939), wie es in der Natur kaum anzutreffen ist, sondern nur bei den größten Zauberern unter den Kameraleuten Hollywoods, manchmal wird der Kontrast von Helligkeit und Dunkel betont. Licht und Schatten haben bei Hopper etwas Magisches, sie überwinden jeden Realismus. Ähnliches läßt sich auch bei den Fotografen beobachten, die in der Ausstellung mit Hopper zusammengebracht werden. Charles Sheeler (1883-1965), Paul Outerbridge (1896-1958) und Paul Strand (1890-1976) zeigen schon in den ersten beiden Jahrzehnten dieses Jahrhunderts in manchen Aufnahmen nur Fragmente der neuen Großstadtarchitektur, die dadurch etwas Unheimliches bekommt. Auch sie betonen Fenster und Türen, innen außen verschwimmen, der Betrachter verliert die Orientierung. Strand arbeitet kühn mit Licht und Schatten. Walker Evans (1903-1975) fotografiert in den dreißiger Jahren leerstehende oder leer scheinende Häuser in den Südstaaten, oft nur Details daran; die Personen auf seinen Portäts, etwa in der New Yorker U-Bahn, haben den leeren, abweisenden, letztlich nicht deutbaren Blick, der auch auf den Hopper-Gemälden zu beobachten ist.

In den Aufnahmen dieser (und anderer) Fotografen und in den Gemälden (und Graphiken) Hoppers artikuliert sich ein neues Lebens- und Zeitgefühl. Dabei gibt es paradoxerweise kaum einen Unterschied zwischen den Bildern der Landschaft und der Stadt. Auch die Natur ist meist menschenleer, Landhäuser oder Dörfer wirken unbewohnt, obwohl die Zeichen der Menschen, Gebäude und Straßen, Tankstellen und Reklametafeln, vorhanden sind. Man weiß nicht, haben die Personen den Schauplatz gerade verlassen oder werden sie gleich erscheinen, es ist auch gleichgültig, denn die Orte sind abweisend. Und wenn doch Menschen anwesend sind, wie bei Evans und Hopper, wirken sie verstört.

Was aber Hopper und die Fotografen noch stärker verbindet - Grundidee der Ausstellung, die ihr auch den Titel gegeben hat -, ist die Überzeugung, man könne auch im 20. Jahrhundert in der Kunst noch immer die Realität abbilden, um damit etwas jenseits der Realität liegendes sichtbar zu machen, die Wirklichkeit sei durchlässig für den Sinn und das Geheimnis dahinter. Was aber ist die Wahrheit des Sichtbaren?

Der amerikanische Fotokritiker Vince Leo zum Beispiel sieht (im Katalog) die Einsamkeit der Menschen auf den Bildern Hoppers aufgehoben durch das Licht: "Licht tilgt die Entfremdung zwischen diesen Amerikanern - gibt ihnen Zukunft, Richtung, Ziel." Aber das Licht kann auch ganz anders interpretiert werden: manchmal ist es fahl, ausgedörrt, manchmal blendend, sogar brennend-drohend - kein Zeichen jedenfalls für Hoffnung.

Spannend wird Hopper vor allem dann, wenn man sich unvoreingenommen auf ein einzelnes Bild einläßt. Der schon erwähnte Mann in seinem Büro (mit übrigens beneidenswert großen Fenstern) sieht nach draußen, aber die Augen sind halb geschlossen, wegen des blendenden Sonnenlichts oder weil er mit sich selbst beschäftigt ist? Er sitzt ganz entspannt in seinem Stuhl, hat er "abgeschaltet" oder denkt er nach? Wirkt er resigniert oder eher energisch? Auch das Licht gibt keine eindeutige Auskunft über seinen Zustand: der Schreibtisch, von der Sonne beschienen, strahlt gelb-freundlich, die Wände aber, außen und innen, von derselben Sonne beschienen, wirken kalt-gleißend, abweisend. Das Bild "Office in a Small City" behält sein Geheimnis, wenn man es aber in das Gesamtwerk Hoppers einordnet, fällt die Interpretation (zu) leicht: Dann ist auch dies wieder ein Mann in der Einsamkeit der Stadt, von jedem Kontakt abgeschnitten, sein Blick sieht nichts anderes als das Dach eines Hauses gegenüber.

Mehrdeutig sind auch die Bilder der in Essen vertretenen Fotografen. Die einzige Porträtserie der Ausstellung von Lee Friedlander (geboren 1934) zeigt, aufgenommen 1985/86 in Boston, Büroangestellte, die auf ihren Computer schauen. Ist das nun der entleerte, abgestumpfte Blick auf ein Gerät, das den Berufsalltag der Menschen bestimmt, oder nicht doch auch ein konzentrierter Blick? Ist Resignation in diesem Blick oder lauert in ihm auch Rebellion?

Außer Friedlander werden noch drei weitere zeitgenössische Fotografen in Essen präsentiert: William Eggleston (geboren 1937), Stephen Shore (1947) und Joel Meyerowitz (1938). Sie haben ihre Bilder gemacht in Kenntnis des Werks von Hopper, und zumindest Meyerowitz, der in einem Katalogbeitrag die Stille auf den Gemälden Hoppers rühmt, hat sich manchmal bis ins Detail von dem Maler inspirieren lassen (während übrigens für Hopper keinerlei direkter Einfluß durch die Fotografie bekannt ist). Trotzdem erscheinen mir die anderen Fotografen, deren Werk parallel zu Hopper entstand und keine bewußten Entlehnungen kennt, aufregender, weil sich bei ihnen ein ähnliches Zeitgefühl äußert: der Unsicherheit, des Verlusts von Werten und Traditionen, und ein ähnliches Kunstverständnis: der Beseitigung der Harmonie, der Fragmentierung des Blicks.

Sheeler, Outerbridge, Strand und Evans, zu denen noch Robert Frank kommt (geboren 1924), berühmt geworden durch sein Fotobuch "Die Amerikaner" (1958), fotografieren zudem (wie auch Friedlander) in Schwarzweiß, und sind damit Hopper näher als Eggleston, Shore und Meyerowitz, die mit Farbe arbeiten. Das Schwarzweiß gibt den Aufnahmen jenen Grad an Abstraktion, den die Gemälde Hoppers durch die Farbe bekommen. Hoppers Farben wirken nie naturalistisch, sondern sind immer knapp "daneben", sie "stehen" für nichts, symbolisieren nichts, sind aber doch Zeichen einer irritierenden, den Maler und den Betrachter verunsichernden Wirklichkeit. Dagegen sind die Farben vor allem bei Eggleston und Meyerowitz, trotz des erkennbaren Stilwillens der Fotografen, zu naturnah und zu freundlich.

WILHELM ROTH

(Bis 27. September täglich außer Montag im Museum Folkwang in Essen; der Katalog kostet 40 DM, Buchhandelsausgabe bei DuMont 78 DM).

Freiheit für "Fritzchen" Ein kleiner Bach soll aus der Betonhülle befreit werden

DREIEICH. Da gibt es in Offenthal ein Bächlein, das den untypischen Namen "Fritzenwiesengraben" hat und zur "grünen Lunge" renaturiert werden soll. Doch "Fritzchen" warf jetzt selbst bei alteingesessenen Dreieichern heimatkundliche Fragen auf, die längerer Recherche bedurften. Woher kommt der Bach, wohin fließt er?

"Fritzchen" fristete bis dato ein unscheinbares Dasein. Sein Wasser ist nicht zu sehen, es fließt in einer Betonverkleidung vor sich. Das könnte sich schnell ändern. Denn im Zuge des stetig wachsenden Neubaugebietes Borngarten kommt auch der kleine Bach, der seine Quelle im Nordosten des Offenthaler Gewerbegebietes hat, am Gelände der Offenthaler Kläranlage vorbeifließt und schließlich in den Rutschbach mündet, zu neuen Ehren.

Nach Wünschen des Magistrates soll das Gebiet in Zukunft rund um das Gewässer rechts und links der Borngartenstraße zum Verweilen im Grünen einladen. Der Vorschlag muß allerdings erst noch vom Ortsbeirat Offenthal gutgeheißen werden.

Der Magistrat wie auch die Untere Wasser- und Naturschutzbehörde, so Bürgermeister Bernd Abeln, stehen dem Vorschlag positiv gegenüber, dem Graben wieder ein natürliches Bachbett zu geben. Abelns Zukunftsvision: "Hengstbach en miniature."

Im Bebauungsplan, der in unmittelbarer Nähe der zukünftigen Grünanlage Sozialwohnungen und eine Ladenpassage vorsieht, ist der Bereich bereits als öffentliche Grünfläche festgesetzt. Die Renaturierung könnte parallel zur Erschließung des Geländes erfolgen. Als erste Kosten veranschlagt die Stadt 104 000 Mark.

Nach dem Wunsch des Magistrates sollten aber die Maßnahmen für "Fritzchen" auch auf seinen weiteren Verlauf ausgedehnt werden, der allerdings in den Bereich des noch nicht genehmigten Bebauungsplanes fällt. Das hätte weitere Kosten in Höhe von 177 000 Mark zur Folge.

Skizzen zeigen, wie "Fritzchen" aussehen könnte: Der Bach soll im geschwungenen Graben dahinfließen, inmitten naturnaher Uferbepflanzung und schattenspendenden Bäumen. dok

Brief an die Redaktion Nicht einlassen aufs Auseinanderdividieren

Zum Artikel "Platz in Kindergärten reicht erstmals nicht aus" in der Lokal- Rundschau vom 17. Juli erreichte uns folgender Leserbrief:

So, jetzt hat die Kindergartenmisere also auch Kriftel "erwischt". Und eigenartig, es ist wie überall vorher: Aus "heiterem Himmel" kommt es "ganz plötzlich" zu einem "Kinder-Überschuß" von einer ganzen Kindergartengruppenstärke. Es gibt ja hierzulande kein Standesamt, es gab keine Volkszählung, es ist wirklich überhaupt nicht vorauszusehen, wie viele Kinder im Jahr 1992 drei Jahre alt werden. Man hat's wirklich schwer in der Kommunalpolitik!

Deshalb geht nur eins: Die Sache selbst in die Hand nehmen. Und ganz so, wie Frau Kühner mutmaßt: Druck machen. Eines allerdings muß man aus unserer Erfahrung dabei beachten: Es entspricht ganz dem Stil, in dem hierzulande viele sozialpolitische Probleme angegangen werden, daß es auch im Krifteler Konflikt wieder gelungen zu sein scheint, die paar Gruppen gegeneinander zu hetzen, die genügend Schwierigkeiten haben und eigentlich alle dasselbe wollen, nämlich genügend und qualitativ gute (kleine Gruppen!) Kindergartenplätze.

Warum lassen Sie sich als Eltern auf den Vorschlag ein, die Gruppen zu vergrößern? Klar, daß Sie damit bei der Kommune offene Türen einrennen, denn für die ist das sicher die einfachste und billigste Lösung. Und wie praktisch, daß damit mit einem Schlag die natürliche Solidarität zwischen den Eltern der Dreijährigen und denen der Vier- bis Sechsjährigen wegen des plötzlich entbrennenden "Verteilungskampfgefühls" wie weggeblasen ist.

Dabei liegt es doch absolut nahe und wäre finanziell die verdiente "Strafe" für das Verschlafen, wenn für die 20 Kinder eine zusätzliche Gruppe aufgemacht würde (die natürlich - zum Nachteil dieser Kinder, ihrer Eltern und der geplagten Erzieherin - dann nicht altersgemischt wäre). Ich höre die Kommune bereits schreien: Keine Räume! Kein Geld! Keine Erzieherinnen!

Hier in Hofheim ist uns eine solche Lösung vor zwei Jahren trotz eben dieses Geschreis gelungen, und siehe da: Nun, da der neue Kindergarten mit 100 Plätzen da ist, auf den die 20 Kinder damals noch "ein kleines Jährchen" warten sollten, ist es schon wieder soweit, daß eine erneute Übergangslösung gebraucht wird. Bloß diesmal scheint es ohne Elterninitiative zu gehen, denn die Kommune hat es einmal erlebt, blamiert zu sein und in böser Rechtfertigungsnot zu stehen: Es wurde da doch was gelernt. Und wenn es nur das ist, daß man sich auf die passive Ergebenheit der Eltern nicht mehr verlassen kann. Auch uns hat man damals versucht, gegeneinander auszuspielen. Da gab es plötzlich "unüberbrückbare" Gegensätze zwischen berufstätigen und sogenannten "Nur"-Hausfrauen, zwischen alleinerziehenden und "normalen" Familien, zwischen Müttern von einem und Müttern von mehreren Kindern, zwischen deutschen und ausländischen Kindern - und so weiter.

Wir dürfen uns auf dieses "Auseinanderdividieren" nicht einlassen. Machen wir uns klar, daß es um all diese Fragen ja gar nicht geht, sondern allein um das Recht unserer Kinder auf einen Platz in der Gesellschaft, und das heißt nun mal für die Dreijährigen im Kindergarten. Ob ihre Mütter und Väter weiß, schwarz, grün, alleinerziehend oder was auch immer sind, ist dafür ohne jede Bedeutung. Niemand hat mehr Recht auf einen Platz "für sein Kind" als ein anderer; für alle Kinder ist ein Platz nämlich gleich wichtig, und auch für alle Eltern ist er wichtig.

Die reiche Gemeinde Kriftel sollte vielleicht ein paar Mark für ihre Kinder übrig haben, oder? Claudia Neubert

Oskar-Meyrer-Straße 6

6238 Hofheim

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Laienspiel in der Kirche

BAD VILBEL. Tod, Leben und Auferstehung stehen im Mittelpunkt des Gottesdienstes der evangelischen Kirchengemeinde am kommenden Sonntag, 2. August, ab 19.30 Uhr. Doch nicht das Wort soll in diesem Gottesdienst bestimmend sein, sondern szenische Darstellungen, um die Augen, die Sinne anzuregen. Einstudiert wurden die Szenen von der Laienspielgruppe der Gemeinde. cor

Zur Sache: Kontingentflüchtlinge Erlaß sorgt für Unsicherheit

SCHÖNECK. Bei den zuständigen Behörden herrscht offenbar Unsicherheit darüber, ob Ausländer, die im Zuge der Familienzusammenführung in die Bundesrepublik kamen, als Kontingentflüchtlinge zu betrachten sind. Eine Verordnung des Regierungspräsidenten in Darmstadt vom 24. Juli 1991 an die Landräte hat maßgeblichen Anteil an der unklaren Lage. Die Ausstellung des blauen Ausweises komme nicht in Betracht, heißt es in der präsidialen Order, wenn Ausländer in Einzelfällen eine Übernahmeerklärung erteilt worden ist. Die Zukunft der Familie H. wird nun davon abhängen, ob dies für die H.s zutrifft.

Den anerkannten Asylbewerbern vergleichbar genießen Kontingentflüchtlinge einen besonderen Status, der im "Gesetz über Maßnahmen für im Rahmen humanitärer Hilfsaktionen aufgenommene Flüchtlinge" vom 22. Juli 1980 definiert ist: Sie sind den Bundesbürgern weitgehend gleichgestellt, erhalten umgehend eine Arbeitserlaubnis und haben eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis. Darüber hinaus genießen Kontingentflüchtlinge Ausweisungsschutz.

Zu dieser Gruppe zählen hierzulande vor allem die "boatpeople", die von der "Cap Anamur" vor der Küste Vietnams gerettet wurden. Nach Gesetzeslage räumen die Behörden diesen Menschen einen Rechtsstatus nach den Bestimmungen der Genfer Konvention ein, "ohne daß es der Durchführung eines Asylverfahrens bedarf".

Unklar ist offenbar die Rechtslage jener Angehörigen von Flüchtlingen, die hierzulande im Zuge der Familienzusammenführung untergekommen sind. Im Gesetz ist dieser Fall nicht geregelt. Bislang betrachteten die Ausländerbehörden jene Menschen formal als Kontingentflüchtlinge, obgleich sie faktisch nicht zu dieser Gruppe gehören. Die H.s aus Vietnam gehören zu dieser Gruppe.

Bislang haben diese Ausländer nach kurzer Bearbeitungsfrist den blauen Ausweis bekommen. Inzwischen hat sich das Verfahren erheblich verzögert. Eine Ursache der schleppenden Bearbeitung ist offenbar jener Erlaß vom Darmstädter Regierungspräsident vom Juli des vergangenen Jahres. Darin wird zwar bestätigt, daß jene Ausländer eine blauen Paß bekommen, die "im Rahmen der humanitären Hilfsaktion der Bundesrepublik Deutschland aufgrund der Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis vor der Einreise in Form eines Visums oder einer Übernahmeerklärung aufgenommen worden sind". Die Ausstellung eines Passes komme aber dann nicht in betracht, "wenn Ausländern in Einzelfällen eine Übernahmerklärung erteilt worden ist". Dem Vernehmen nach gingen der Verordnung des Regierungspräsidenten offenbar einige Fälle voraus, bei denen Ausländern unberechtigterweise ein Dokument ausgestellt worden war.

Ob nun die H.s zu dieser Gruppe gehören, gilt es bei den zuständigen Stellen nun zu entscheiden. Vater, Mutter und die beiden Schwestern haben von der deutschen Botschaft in Hanoi zwei Stempel bekommen: Neben dem Vermerk "Aufenthaltsgenehmigung drei Monate nach Einreise" steht in den Papieren der Hinweis "Hessen-Quote".

Im Wiesbadener Innenministerium geht Behördensprecher Mende vorläufig davon aus, daß die H.s mit diesem Vermerk zu den Kontingentflüchtlingen zählen. Mende betont allerdings, daß er die genaue Aktenlage nicht kenne. schu

"Auswertung des Kreises enthält grobe Fehler" Niddataler Magistrat kritisiert die Abfallanalyse

NIDDATAL. Auf die Abfallpolitik des Wetteraukreises ist der Magistrat von Niddatal bekanntlich nicht gut zu sprechen. Mit der kürzlich vorgestellten Wetterauer Abfallanalyse (FR vom 17. Juli) hat Umweltdezernentin Gila Gertz nach Auffassung der Niddataler noch weiteres Öl aufs Feuer gegossen. Die Auswertung der Mülluntersuchung, die exemplarisch in sechs Kommunen, darunter auch in Niddatal, durchgeführt wurde, enthalte "grobe Fehler", kritisiert Erster Stadtrat Dieter Eisenberg und hält Frau Gertz vor, sie mißachte die Sparleistungen der Niddataler. Außerdem zeuge die Art der Veröffentlichung des Untersuchungsergebnisses, das den Kommunen erst nach der Presse zugegangen sei, von schlechtem Stil.

Was den mit der Niddataler Abfallpolitik betrauten Magistratspolitiker so erzürnt, ist wohl am ehesten mit "mangelndem psychologischen Geschick" zu umschreiben. Trotz unterschiedlicher Erfolge der untersuchten Kommunen sei aufgrund des Fleißes der Bürger beim Mülleinsparen unterm Strich doch ein erheblicher Fortschritt erkennbar. "Dies sollte auch eine Vizelandrätin bemerken", wenn sie die Ergebnisse von 1986 und 1992 vergleiche, meint Eisenberg. Die Pressekonferenz, in der Frau Gertz die Analyse vorgestellt habe, hätte aber "wohl eher eine negative Tendenz" gehabt: "Nicht das Erreichte wurde dargestellt und gelobt, sondern das noch nicht Erreichte wurde kritisiert." Dabei sei doch die engagierte Mitarbeit der Bürgerschaft das A und O einer modernen Abfallwirtschaft. Der SPD-Politiker: "Diese Motivation muß man hüten wie einen Augapfel."

Doch nicht nur die Verpackung, auch der Inhalt stimmt nach Ansicht von Eisenberg bei der Auswertung der Analyse nicht. Niddatal, dessen Bürgerschaft bei der Müllreduzierung eine "stolze Leistung" erbracht habe, werde in manchen Bereichen zu Unrecht kritisiert. Wenn die Umweltdezernentin erkläre, das Niddataler Ergebnis beim kompostierbaren Abfall sei schlecht, weil sich im Restmüll noch 35 Prozent kompostierbare Abfälle befänden, sei dies schlicht falsch. Entscheidend seien die Mengen und nicht die Prozente. Eisenberg: "Es ist ein erheblicher Unterschied, ob zum Beispiel die Stadt Rosbach 68 Kilogramm Organik je Einwohner in 1992 über die Restmülltonne abfahren wird und dabei auf eine Prozentsatz von 30,5 kommt oder Niddatal 39,6 Kilogramm bei einem Prozentsatz von 35,3 Prozent." Die Werte in den sechs Gemeinden reichten von 78,1 bis 26,5 Kilo. Niddatal habe dabei mit seinen 39,6 Kilo den zweitbesten Wert erreicht. Die Verbesserungen beim kompostierbaren Abfall seien "dramatisch", die Bürger Niddatals hätten "in hohem Maße zur Eigenkompostierung zurückgefunden".

Eine falsche Bewertungsgrundlage erkennt Dieter Eisenberg auch beim Kunststoff, dessen Anteil am Gesamtmüll laut der Ersten Kreisbeigeordneten von 6 auf 16,5 Prozent gestiegen sein soll. Dies treffe nicht zu. 1986 habe der Kunststoffanteil in Niddatal bei 15 Kilo, 1992 bei 16,5 Kilogramm pro Einwohner gelegen. Von einer Verdreifachung könne folglich nicht die Rede sein. Eisenberg: "Frau Gertz macht einen zweifachen Fehler. Sie vergleicht Prozentwerte, ohne daß die Grundmengen vergleichbar sind. Sie nimmt außerdem 1986 die Werte der reinen Kunststoffe und schlägt 1992 die Verbundpackungen (wie zum Beispiel Saft- oder Milchtüten, Anm. d. Red.) einfach dazu. Der korrekte Prozentwert, vom Ingenieurbüro Töpfer, das die Untersuchung durchführte, "zweifelsfrei ausgewiesen", wäre laut Eisenberg 12,4 und nicht 16,5 Prozent gewesen.

Überdies, merkt der Erste Stadtrat an, müsse das Gesamtergebnis der Analyse auch unter einem rechtlichen Aspekt gesehen werden. In der neuen Abfallsatzung des Kreises (gegen die die Stadt Niddatal prozessieren will, Anm. d. Red.) sei bei einer Androhung von 750 Mark Strafgebühr pro Tonne festgelegt worden, daß die Wertstoffe im angelieferten Restmüll zehn Prozent nicht übersteigen dürften. Laut Untersuchung werde dieser Grenzwert jedoch von allen Gemeinden überschritten. Dieter Eisenberg: "Der Magistrat der Stadt Niddatal ist gespannt darauf, welche Schlußfolgerungen der Kreisausschuß aus dieser Erkenntnis zieht. Es gibt nur zwei Möglichkeiten: entweder wird dieser Grenzwert rückwirkend vom Kreistag gestrichen oder die fälligen Gebühren werden umgehend nacherhoben." mu

Nichts kommt ihnen spanisch vor Zehn Auszubildende beteiligten sich am EG-Projekt Lingua

OFFENBACH. Was sind "Arbeitnehmer der Zukunft, die sich auf die Anforderungen des gemeinsamen Marktes vorbereiten"? Ganz einfach, das sind Lehrlinge, die freiwillig zusätzlich Sprachen lernen und sich auch noch über das Arbeits- und Alltagsleben, über das unterschiedliche Wirtschafts- und Handelsrecht in den Ländern der Europäischen Gemeinschaft (EG) informieren.

Sieben junge Männer und drei junge Frauen aus Offenbach lernten neben ihrer kaufmännischen Lehre ein Jahr lang Spanisch. Sie informierten sich über die iberische Berufsausbildung und fuhren zwei Wochen nach Madrid.

Gleichzeitig büffelten acht spanische junge Frauen und zwei spanische junge Männer Deutsch, informierten sich über das duale Ausbildungs- und Wirtschaftssystem in der Bundesrepublik und fuhren zwei Wochen nach Offenbach.

Das ganze nennt sich "EG-Projekt Lingua" und wird über die Carl-Duisberg-Gesellschaft von der Brüsseler EG-Kommission mit rund 15 000 Mark bezuschußt. Organisiert wird das EG-Projekt vom Kommunalen Jugendbildungswerk und dem Jugendclub 32 der Stadt Offenbach.

Im neuen Spanisch-Kurs gibt es noch ein paar freie Plätze. Interessenten, die sich in einer kaufmännischen Ausbildung befinden sollen, wenden sich an das Kommunale Jugendbildungswerk, Taunusstraße 32, telefonisch erreichbar unter der Rufnummer 80 65 - 22 89.

Mindestens zweieinhalb Stunden in der Woche wird im Jugendclub 32, Landgrafenstraße 32, Spanisch gelernt. Bereits im Herbst sollen wieder zehn Spanier nach Offenbach kommen, die Offenbacher werden dann im Frühjahr auf die Iberische Halbinsel reisen.

Sozialpädagogin Angelika Hübner, die ein Jahr lang in Spanien lebte, und Spanischlehrer Santiago Garcia-Ares und die zehn Teilnehmer des jetzt abgeschlossenen ersten Projektes zogen eine positive Bilanz. "Wir haben vor allem großen Wert darauf gelegt, daß der Kursus nicht touristisch ausgerichtet ist", betonte Hübner.

Alle Kursteilnehmer bestanden an der Madrider Berufsschule eine Abschlußprüfung. Gefragt wurde aber nicht nur nach Sprachkenntnissen, sondern auch nach Wissen über das alte und das neue Spanien und seine Einbindung in die Europäische Gemeinschaft. Das ist für sie auch Motivation, auf alle Fälle weiter Spanisch zu lernen, vielleicht ein paar Jahre in Spanien zu arbeiten, vor allem aber den Kontakt mit ihren neuen Madrider Freunden aufrechtzuerhalten. Ein in deutsch-spanisch-englisch geführter Briefwechsel floriert bereits.

Einer der Teilnehmer bekennt: "Ich habe jetzt ein viel positiveres Bild von Spanien und den Spaniern als früher. Durch den direkten Kontakt mit den spanischen Auszubildenden, durch die Besichtigung spanischer Firmen erfährt man viel mehr über das Land. Das ist doch etwas ganz anderes, als das, was man im Urlaub oder aus dem Fernsehen über dieses Land erfährt."

Ein anderer sagt: "Die spanische Berufsausbildung ist viel zu theoretisch. Dort gehen die jungen Leute bloß in die Berufsschule, arbeiten aber nicht praktisch in einer Firma und haben nach dem Abschluß ihrer Berufsausbildung meist keinen Arbeitsplatz." Eine der Teilnehmerinnen hat von dem Kursus besonders profitiert: "Ich arbeite in der Südamerika- Abteilung der MAN-Druckmaschinenfabrik Roland. Da kann ich meine Spanischkenntnisse jetzt sehr gut beim Telefonieren und Briefeschreiben gebrauchen." lz

Heute zum Schmuck aus Kunststoff

Aus Joghurtbechern, die durch Erhitzen auf Bierdeckelformat reduziert werden, machte Anett Schneider-Jens ein Kettenhemd, Esther Bott verknüpfte Kunststoffsicherungsringe aus den Aludeckeln von Pfandflaschen mit Stahl- und Gummiband zu Halsketten: Plastikkunst zum Anziehen stellt die Galerie "Aurum" bis zum 8. August aus.

"Objekte und Schmuck aus Kunststoff" lautete der Titel des Gestaltungswettbewerbs, dessen Ergebnisse derzeit in der Oppenheimer Landstraße 42 zu sehen sind. Beate Leinz schoß dabei den Vogel ab: Sie zerkleinerte Plastikflaschen für Haushaltsreiniger und Weichspüler, schmolz die Teile ein und goß sie zu tütenförmigen Ringen um. Nebeneffekt des künstlerischen Recyclings: Die extravaganten Teile duften auch in der neuen Form noch nach ihrem alten Inhalt.

Beate Leinz erhielt für ihre Arbeit den mit 4000 Mark dotierten Preis des Gestaltungswettbewerbs, der von der "Gesellschaft für Goldschmiedekunst" und dem Verband der "Kunststofferzeugenden Industrie" ausgeschrieben worden war. Die Initiative für den Wettbewerb ging von der Galerie "Aurum" aus.

Die größte Überraschung für die Juroren: Die Mehrzahl der Künstler hatte sich zur Recycling-Methode entschlossen oder ganz alltägliche Gegenstände wie Lüsterklemmen oder Zahnbürstenköpfe in ihren phantasievollen Schmuckobjekten verarbeitet.

Öffnungszeiten: dienstags bis freitags von 10 bis 12 und von 14 bis 18.30 Uhr. Samstags von 10 bis 14 Uhr. orf

Zur Sache: Wichtiger Wirtschaftsfaktor

KRONBERG. 300 Betten warten in Hotels und Privathäusern auf Gäste. Dazu kommen das Ausbildungszentrum der Deutschen Bank mit 100, die Jugendbildungsstätte Fritz-Emmel-Haus mit 80 und das Haus Waldhof mit 50 Betten. 1991 wurden 60 836 Übernachtungen registriert. "Das sind 121 672 Frühstücksbrötchen", rechnet der Verkehrsamtsleiter und macht eine beeindruckende Kalkulation auf: Zu einem an der unteren Grenze angesiedelten Übernachtungspreis von 60 Mark addiert er 20 Mark für Abendessen und Getränke, sechs Mark fürs Frühstück und zehn Mark Nebenkosten. Damit kommt er auf 96 Mark pro Tag, die er mit der Zahl der Übernachtungen multipliziert. Die Summe ist beeindruckend: 5,8 Millionen Mark bringt der Fremdenverkehr im Jahr nach Kronberg. Rund 250 Frauen und Männer verdienen sich ihren Lebensunterhalt durch die Betreuung und Versorgung der Gäste. Größtes Hotel am Ort ist das Schloßhotel. Mit sieben Appartements, 25 Doppel- und ebenso vielen Einzelzimmern ist es Renommier-Herberge für Wohlbetuchte. Sie müssen für ein Einzelzimmer zwischen 250 und 350 Mark pro Nacht berappen, fürs Doppelzimmer zwischen 365 und 570 Mark, für ein Appartement zwischen 680 und 1550 Mark.

Im zweitgrößten Hotel, dem "Viktoria" mit 17 Einzel-, 20 Doppelzimmern und fünf Appartements, kommt man mit 60 Mark Übernachtungskosten ebenfalls nicht hin. Das Doppelte bis Dreifache muß ein Besucher für ein Einzelzimmer, bis zum Siebenfachen für ein Appartement in diesem Hotel garni pro Nacht anlegen. Am unteren Ende der Preisskala rangieren das Hotel "Zur Post" und das Haus Altkönig in Oberhöchstadt mit 50 Mark pro Kopf und Nacht. AW

Vor dem Unterricht zum Gottesdienst

BAD VILBEL. Zu Beginn des neuen Schuljahres lädt die katholische Pfarrgemeinde St. Nikolaus am Montag, 3. August, um 8.15 Uhr zur Messe für alle Jungen und Mädchen der zweiten Klasse ein. Der Gottesdienst für die ABC-Schützen beginnt um 11 Uhr. Am Dienstag, 4. August, wird um zehn Uhr für alle Schülerinnen und Schüler der Grundschule Dortelweil ein Ökumenischer Gottesdienst zelebriert. Die Evangelische Christuskirche lädt alle Schüler und Lehrer ab der zweiten Klasse am Montag, 3. August, um 8.30 Uhr ein. Für die ABC-Schützen und ihre Angehörigen ist ein Gottesdienst um 18.30 Uhr vorgesehen. cor

Den vierten Platz in der 200-Meter-Freistil-Staffel empfinden die deutschen Schwimmer als eine bittere Enttäuschung

Auf der Paradestrecke zählen nur noch Medaillenränge Allein Steffen Zesner erfüllte die Erwartungen / Christian Keller am Scheideweg / "Ewiges Talent" oder Groß-Nachfolger Aus Barcelona berichtet unser Redaktionsmitglied Harald Stenger

Da hockten sie auf der Tribüne des Schwimmstadions Bernat Picornell und bliesen Trübsal. Allen voran Bundestrainer Manfred Thiessmann und Präsident Klaus Henter, nur Sportwart Hans Hartogh trug Gelassenheit zur Schau - und doch konnte er die Enttäuschung nicht kaschieren. Die 4 x 200-m-Freistil-Staffel hatte zwar nicht versagt, aber im Kampf ums Edelmetall war sie leer ausgegangen, und mit dem frustrierenden vierten Rang ging eine stolze Erfolgsserie zu Ende. In den vergangenen Jahren sprang eigentlich immer eine Medaille für das deutsche Quartett bei internationalen Titelkämpfen heraus: 1988 Silber für die Bundesrepublik und Bronze für die DDR, nach der Wiedervereinigung 1991 Gold bei der WM in Australien und Bronze bei der EM in Athen.

Der Rückfall ins Beinahe-Mittelmaß in dieser "Königsdisziplin" des olympischen Kräftemessens der Schwimmer kam nicht unerwartet, und niemand der Beteiligten fiel daher aus allen Wolken. Trotz aller Fassung, die zur Schau getragen wurde, ohne daß es gekünstelt gewesen wäre, blieben aber einige Fragezeichen. Bundestrainer Thiessmann nannte ein Hauptproblem schon wenige Minuten nach dem Ende des Rennens beim Namen: "Wenn drei von vier Leuten im Finale langsamer als im Vorlauf schwimmen, kann man nicht zufrieden sein. Wir sind unter unserem Leistungsvermögen geblieben und werden das in Ruhe analysieren. In dieser Verassung hatten wir keine Medaille verdient." Allein Steffen Zesner erfüllte seine Erwartungen und bot eine imponierende Leistung: Mit 1:47,78 Minuten war er mit Abstand schnellster Schwimmer des DSV-Quartetts und hatte damit das deutsche Team nach der Hälfte der Distanz auf den dritten Rang gebracht.

Für Peter Sitt (1:50,06), Andreas Szigat (1:49,61) und den als letzten startenden Stefan Pfeiffer (1:49,13) wurden dagegen wesentlich schlechtere Zeiten notiert. Was half es, daß Sportwart Hartogh feststellte: "Wir haben uns nichts vorzuwerfen, die Aufstellung war taktisch richtig." Und Präsident Henter fand ebenfalls wenig Resonanz, als er feststellte: "Wir haben rauf- und runtergerechnet, wir waren einfach zu langsam. Es ist traurig, aber wahr." Kein Wunder, daß der Blick bald nach vorne ging.

Bundestrainer Thiessmann, der vor Barcelona stets mahnend darauf hingewiesen hatte, daß es schwer würde, bei den Männern eine Medaille zu holen, legte bei den Prognosen für die nahe Zukunft die Stirn in Falten. "Mir hat niemand geglaubt, wir wollen jetzt aber auch den Kopf nicht hängenlassen", meinte er vorsichtig. Die besten Staffel-Chancen rechnet er sich eigentlich über 4 x 100- m-Freistil aus. Und dann sind da noch 50- m-Europameister Nils Rudolph und Doppelweltmeister Jörg Hofmann, der am Freitag über 1500 m in das mit Spannung erwartete Duell mit dem australischen Weltrekordhalter Kieren Perkins geht.

Also Ende gut - alles gut? Auf ganz andere Weise hofft Christian Keller darauf. Der amtierende deutsche 200- m-Freistilmeister war an diesem Abend das personifizierte Symbol der Misere der deutschen Kraulstaffel. Während des Endlaufs saß er auf der Tribüne - sein größter Olympiatraum blieb damit unerfüllt. "Es wäre für mich das Größte gewesen, im Staffelfinale dabei zu sein, aber es gibt Kriterien für die Besetzung, und die muß ich akzeptieren, selbst wenn ich gerade nach meinen schwachen Zeiten im Einzelrennen im Endlauf bestimmt über mich hinausgewachsen wäre", meinte er zähneknirschend. So schwer es ihm fiel, er trug sein Schickal mit Fassung.

Hatte er tags zuvor im Einzelrennen mit 1:50,07 Minuten im Vorlauf und dann mit dem 14. Platz in der Gesamtwertung nach 1:50,46 Minuten im B-Finale seinen Staffelplatz eingebüßt und blieb dabei eine halbe Sekunde unter seiner persönlichen Bestzeit, so schwamm er sich über 100 m Delphin den Frust vom Leib. Dort steigerte er sich beim Erfolg im B-Finale erheblich und erreichte in 54,30 Sekunden eine neue persönliche Bestzeit. Damit qualifizierte er sich für die Deutsche 4 x 100-m-Lagenstaffel, so daß er im Normalfall wenigstens hier in einem "echten" Finale dabei sein wird. Der sechste Rang ist ein realistisches Ziel, eine Medaille wäre ein Wunder.

Obwohl bisher bei Christian Keller nichts nach Wunsch lief: Schon vor den Olympischen Spielen hatte er erklärt, daß Barcelona für ihn nur eine Zwischenstation sei. Seine große Stunde soll 1996 in Atlanta schlagen. Der 19jährige Essener, der erst kürzlich sein Abitur machte, nun zur Bundeswehr geht und dann nach einer Banklehre ein Wirtschaftsstudium beginnen will, gilt als Kämpfertyp, der viele seiner Ziele fast immer minutiös erreicht hat. Doch er mußte auch schon die Schattenseiten des Metiers kennenlernen. Erstmals, als er wegen einer Bronchitis die Qualifikation für die WM 1991 in Perth verpaßte. Ein weiteres Tief vor der Reservistenrolle in der Paradestaffel in Barcelona bescherte ihm die EM 1991 in Athen. Als dreifacher Jugend-Europameister ließ sich der Allroundkönner im Finale über 200 m Delphin zweimal zu früh ins Wasser plumpsen und wurde für diese Fehlstarts disqualifiziert. Seine zuvor bei den Deutschen Meisterschaften in Hamburg erreichte Zeit über diese Strekke hätte zu Silber gereicht, und zwei Wochen nach Athen war er in Indianapolis so gut, daß er schneller als der Europameister schwamm. Will er nicht ein "ewiges Talent" bleiben, muß er bei nächster Gelegenheit auf internationalem Parkett ganz nach vorne schwimmen.

Sollte Keller das gelingen, könnte er sogar eine Führungsrolle in der deutschen Schwimmnationalmannschaft außerhalb des Beckens übernehmen. Viele Insider vergleichen ihn von seiner Ausstrahlung her mit Michael Groß.

Mehrjährige Haftstrafen im Schutzgeldprozeß Gerichtsurteil wegen räuberischer Erpressung Von Wolfgang Heininger HANAU / FREIGERICHT. Wegen versuchter gemeinschaftlicher räuberischer Erpressung und unerlaubtem Waffenbesitz sind die beiden Hauptangeklagten in einem Schutzgeld-Prozeß vor der Ersten Großen Strafkammer des Hanauer Landgerichts am Dienstag zu mehrjährigen Freiheitsstrafen verurteilt worden. Für den 27jährigen türkischen Staatsangehörigen Hasan D. hielt die Kammer unter dem Vorsitzenden Richter Wolfgang Heinrich ein Strafmaß von drei Jahren und acht Monaten für angemessen, sein Landsmann, der 23jährige Cevdet S., muß eine Haftstrafe von drei Jahren und vier Monaten verbüßen. Der dritte Angeklagte, der mit dem eigentlichen Fall nichts zu tun hatte, aber eine Mordwaffe versteckt und mit Drogen gehandelt hatte, erhielt zwölf Monate auf Bewährung. Die beiden Männer hatten sich im Juli vergangenen Jahres bei dem Besitzer der Discothek "Flipp" in Somborn als neue Rausschmeißer vorgestellt. Im Verlauf des "Gesprächs" überzeugten die im Kampfsport erprobten Angeklagten den Nebenkläger, der die Discothek wenig später verkaufte und in Begleitung von Bodyguards im Gerichtsgebäude erschienen war - wenige Tage vor dem Prozeß wurde ein Brandsatz in sein neues Lokal geworfen -, mit Bedrohungen und Schlägen, daß sie die bessere Alternative zu seinen bisherigen Türstehern seien.

Allerdings boten sie ihm auch an, anstelle des Arbeitsverhältnisses um 400 Mark pro langem Abend und 200 Mark an den Werktagen, könne er sich von der "Offerte" auch freikaufen: mit 60 000 Mark. Der Besitzer des "Flipp" ging zum Schein darauf ein, das Duo anzustellen. Als sie nächsten Abend ihren "Dienst" antraten, wurden sie verhaftet.

Unklar blieb im Verlauf des Prozesses, wer von den beiden als Kopf zu gelten hatte. Jeder schob die Schuld für die eigentliche Erpressung dem anderen zu. Für Staatsanwalt Hubertus Pfeifer war allerdings ausgemacht, daß die meiste kriminelle Energie von Hasan D. ausging. Daß dieser nach der Tat seinen Lebenswandel änderte und sich zum Krankenpfleger ausbilden ließ, wertete Pfeifer in seinem Plädoyer als positiv für die Strafzumessung. Gleichwohl sei von dem 27jährigen zuvor ein hohes Gefahrenpotential ausgegangen. Eine Freiheitsstrafe von vier Jahren sei daher angemessen.

Nicht viel besser habe sich Cevdet S. verhalten, konstatierte Pfeifer. Auch frühere Verurteilungen und Ermahnungen nach dem Jugendstrafrecht, unter anderem wegen Diebstahls, Hausfriedensbruchs und gefährlicher Körperverletzung hätten den 23jährigen offenbar nicht besonders beeindruckt. Deshalb müsse jetzt eine empfindliche Strafe Platz greifen. Für Cevedt S. forderte Pfeifer daher drei Jahre und drei Monate Haft. Der dritte Angeklagte, der sich wegen des illegalen Waffenbesitzes und Drogenhandels zu verantworten hatte, sollte nach dem Willen des Staatsanwaltes mit einer 16monatigen Bewährungsstrafe und einer Geldbuße von 3000 Mark an die Lebenshilfe davonkommen.

Die Verteidiger der drei türkischen Staatsangehörigen plädierten für niedrigere Strafzumessungen. Hasan D.s Rechtsanwalt, Reiner Freydank, nannte die Forderungen des Staatsanwaltes "gewaltig überzogen" und gerade für seinen Mandanten unangemessen. Das Gericht habe doch im Verlauf der Verhandlung auch zur Überzeugung kommen müssen, "daß hier gelogen wurde, daß sich die Balken biegen", um Hasan D. zu belasten. Sein Schützling jedenfalls habe nicht die Forderung nach der Zahlung der 60 000 Mark erhoben. Er habe Geld gebraucht und einfach bei dem Disco-Besitzer arbeiten wollen.

Zudem, so Freydank, seien die "Gehaltsvorstellungen" der beiden Angeklagten nicht übertrieben, sondern in der Branche durchaus üblich. Schließlich müsse die Kammer berücksichtigen, daß Hasan D. die schlechte Gesellschaft, in der er sich zugegebenermaßen aufhielt, verlassen und ein neues Leben begonnen habe: "Das war eine vollkommene Abkehr von dem, was er früher getan hat." Eine Freiheitsstrafe auf Bewährung sei daher angemessen. Eine Periode der Haft würde sich dagegen schädlich auswirken, schloß Freydank. Ähnlich argumentierte Cevdet S.s Verteidiger.

Die Kammer konnte sich den Ausführungen der Verteidiger nur im Fall des dritten Angeklagten anschließen und blieb mit ihrem Spruch unter dem Plädoyer des Staatsanwaltes. Die Bewährungsfrist für den Mann läuft drei Jahre. Außerdem muß er 3000 Mark an die Hanauer Hilfe zahlen.

"Wenn wir schon jemanden erwischen, dann soll sich's auch lohnen", kommentierte der Vorsitzende Richter Wolfgang Heinrich die Strafzumessung der Kammer für die beiden Hauptangeklagten. Sie wich nur unwesentlich von der Forderung der Staatsanwaltschaft ab. Heinrich warf dem 27jährigen Hasan D. vor, er sei zum Tatzeitpunkt ein Herumtreiber gewesen, der die schnelle Mark habe machen wollen. Er sei mit seinem Komplizen einig gewesen, 60 000 Mark Schutzgeld zu fordern.

Noch im Gerichtssaal wurde das Duo wegen Fluchtgefahr von mehreren Kripobeamten in Zivil verhaftet und in die Justizvollzugsanstalt gebracht. Schon während des Prozesses hatten mehrere Polizisten für ein erhöhtes Maß an Sicherheit gesorgt. Beteiligte und Zuschauer wurden mehrfach auf Waffen untersucht.

Von Dribbling bis Spielfest Schnuppertage des KSV Klein-Karben beginnen am Donnerstag

KARBEN. Neugierig, wie man beim Skat richtig reizt oder mit gekonntem Dribbling dem Rechtsaußen den Ball abnimmt? Die Neugier kann befriedigt werden, und zwar bei den Schnuppertagen des Kultur- und Sportvereins Klein-Karben vom Donnerstag, 30. Juli, bis Sonntag, 2. August.

Von den Tennisspielern bis zu den Turnern haben die verschiedenen Abteilungen des KSV Kurse und Workshops vorbereitet. Am Donnerstag um 10 Uhr startet die Tennisabteilung einen Anfängerlehrgang im Spiel um den weißen Ball. Das schwarzweiße Leder rollt ebenfalls ab Donnerstag für Fußballneulinge über den Rasen und verschiedene Trainingsparcours. Am Samstag zeigen dann die "Profis" im großen Abschlußspiel, wie Tore zu schießen sind.

Noch einmal ist der Ball im Spiel, doch wird er im KSV-Heim am Freitag ab 10 Uhr nicht über den Rasen, sondern über die Platten der Tischtennisabteilung geschickt. Am Samstag steht auch ein Trainingsroboter zur Verfügung.

Wie der Dame Gardé und dem König Schach geboten wird, können Anfänger im königlichen Spiel am Freitag ab 14 Uhr lernen. Wer lieber tanzt, ist bei der Turnabteilung richtig. Sie bietet ab Donnerstag, 10.30 Uhr, einen Workshop mit Volkstänzen an.

An Jugendliche ab zwölf Jahre richtet sich der Workshop der Modellsportabteilung. Er fängt am Donnerstag um 10 Uhr an. Neu aufgenommen in das Programm wurde noch kurzfristig der Playback- Wettbewerb am Samstag. Mit einem großen Spielfest klingen die KSV-Schnuppertage am Sonntag, 2. August, aus. cor

Otto - Der Liebesfilm. Der oberscharfe Schönheitschirurg sagt zur Assistentin: "Natürlich mißbrauche ich Sie, Tina". Diesen Satz läßt der slowakische Schauspieler Juraj Kukura - er hat sowohl den Jago wie den Marquis de Valmont im Repertoire - in seinem gutturalen Deutsch aber auch klingen wie: "Natürlich, Miss, brauche ich Sie, Tina." Nun verbessert er sich, fälscht die ihm entschlüpfte Wahrheit zur Lüge um: "Natürlich brauche ich Sie, Miss Tina", flötet er, aber jetzt hört sich das auch ein bißchen an wie: "Natürlich brauche ich Sie miß, Tina." Tina jedoch braucht nur ihren Otto, und der mißbraucht die deutsche Sprache. Manchmal bis zur Kenntlichkeit, meistens bloß bis zum Kalauer.

Sein Verhältnis zur deutschen Sprache macht Otto Waalkes nun zum vierten Mal im Kino publik, das Verhältnis mit Tina dient ihm dabei nur als Tarnung. Trotzdem kann Otto nicht verbergen, daß er als Verhältnis allenfalls für 15 Minuten, nicht aber für anderthalb Stunden etwas zu bieten hat. "Otto - Der Liebhaber" mag fürs Vorspiel reichen, abendfüllend ist er nicht. Waalkes will aber abendfüllend sein im Kino, und zu seiner vierten Nummer steht er "als Künstler voll und ganz", wie er der Zeitschrift "Tempo" gestand. Otto IV hat er sich nicht aus der Hand nehmen lassen, besser kann er's nicht, sich bessern schon gar nicht. Doch wo jetzt sein Wille ist, da ist er weg. 75 von 90 Minuten. Zu sehen und zu hören aber ist er fast ununterbrochen. Denn in Wirklichkeit liebt Otto Waalkes nur sich selbst, und das rücksichtslos, abendfüllend. Er ist der einzige, der sich nie satt kriegt. Er wird der letzte seiner Liebhaber sein. Ach, Tina, natürlich, Miss, braucht er Sie. - (Royal, Europa) itz

Über Erweiterung der Bücherei wird verhandelt

OBERURSEL. Bücher werden möglicherweise schon bald den Platz von Wollknäulen einnehmen. Gerade erst zieht die Verwaltung der Stadtbibliothek in eine angrenzende Wohnung in der Weidengasse um (die FR berichtete), da tun sich laut Oberurseler Bürgergemeinschaft (OBG) Chancen für eine weitere Erweiterung am jetzigen Standort am Marktplatz auf. Karl Böhle, Fraktionschef der OBG, gab auf FR-Nachfrage zu verstehen, daß über die Anmietung des Wollädchens durch die Stadt verhandelt werde. Es grenzt in der Eppsteiner Straße direkt an die Bücherei.

Ob ein Vertragsabschluß davon abhängt, wann der Inhaberin des Geschäftes eine Ersatzfläche angeboten werden kann, wollte Böhle nicht bestätigen. Nur soviel: Eine Erweiterung "wäre kurzfristig möglich". Überlegungen, die Bibliothek wegen Raummangels an einen anderen Standort zu verlegen, haben damit für die OBG, den kleinen Koalitionspartner der CDU im Stadtparlament, ihre Grundlage verloren.

Sozialdezernent Gerd Krämer (CDU) verrät, daß Verhandlungen über zusätzliche Räume für die Bibliothek laufen. Einzelheiten will er indes der Öffentlichkeit noch nicht preisgeben.

Mit den jetzt ins Auge gefaßten zusätzlichen Ausdehnungsmöglichkeiten sieht die OBG alle Umzugspläne, für die es "auch starke Bestrebungen in der Koalition" gegeben habe, ad acta gelegt. Die OBG selbst habe sich für das Verbleiben der Bücherei am Marktplatz "sehr eingesetzt", versucht der kleine Regierungspartner zu punkten. mk

Ehrenbürger Fritz Levermann auf Fuerteventura verunglückt Köpperns Alt-Bürgermeister starb im Alter von 72 Jahren

FRIEDRICHSDORF. Ein Stück Köppern lebt nicht mehr: Der Friedrichsdorfer Ehrenbürger Fritz Levermann, einstiger Ortsvorsteher, Stadtrat und Bürgermeister, ist vergangene Woche im Alter von 72 Jahren tödlich verunglückt. Der Tod traf ihn, den Agilen und stets Hilfsbereiten, im Urlaub: ein Badeunfall auf der kanarischen Insel Fuerteventura. Fritz Levermann (Bild) war von 1958 hauptamtlicher Bürgermeister von Köppern. 1972, im Jahr des Zusammenschlusses der vier Ortschaften zur Stadt Friedrichsdorf, wurde er zum Ersten Stadtrat gewählt, was er bis 1978 blieb. Auch nach der Pensionierung hörte er, seit 1946 Sozialdemokrat, nicht auf, für die Menschen in seiner Gemeinde zu arbeiten: Er wurde zum Ortsvorsteher gewählt, schrieb die Chronik zum 125jährigen Bestehen des Volkschors, in dem er mit seiner Frau Ilse sang, und erforschte die Daten zum Jubiläum der evangelischen Barockkirche im Jahr 1991.

Fritz Levermann stammt aus Posen, kam aber schon als Zweijähriger nach Köppern, wo sein Vater als Lehrer angestellt wurde. Der Vater starb früh, als der Junge gerade fünf Jahre alt war. Die Mutter lebte bis 1991 im Haus von Fritz und Ilse Levermann. Der Sohn lernte zunächst eine kaufmännischen Beruf, wurde dann Soldat und verlor im Januar 1945 im Krieg den rechten Unterarm. Danach arbeitete er unter anderem in der Nudelfabrik Haller und in einem Versand, ehe er in den öffentlichen Dienst wechselte. In seiner Amtszeit entstanden Bürgerhaus, Schule, Kindergarten und Turnhalle in Köppern.

Der Termin der Beerdigung steht noch nicht fest. che

Asylbewerber wohnen in Pavillons und Containern Ausschuß gab Wiesbadener Firma den Zuschlag / Kirschbäume mußten gefällt werden

MAINTAL. Bis Ende des Jahres werden in Maintal rund 350 Asylbewerber wohnen. Derzeit sind es erst 203, auf alle vier Stadtteile verteilt. Weitere 150 sind noch unterzubringen, wie Bürgermeister Dr. Walter Unger (SPD) auf Anfrage der FR mitteilte.

40 Personen sollen in Wohncontainern leben, die in der Spessartstraße im Stadtteil Bischofsheim aufgestellt werden, wie bereits vor den Sommerferien beschlossen. Für weitere 120 Asylbewerber soll Obdach in fünf Pavillons geschaffen werden, die die Stadt von der Wiesbadener Firma Wagner-Leasing aufstellen läßt, drei im Dörnigheimer Weg im Stadtteil Bischofsheim (auf stadteigenem Grund hinter dem DLRG-Heim) und zwei in der Braubachstraße im Stadtteil Dörnigheim, ebenfalls auf einem städtischen Grundstück.

Einen entsprechenden Beschluß hat der Haupt- und Finanzausschuß in seiner jüngsten Sitzung hinter verschlossenen Türen getroffen. Die Firma Wagner-Leasing hat bereits die Schul-Pavillons hinter dem Albert-Einstein-Gymnasium und den Kindergarten-Pavillon in der Eichendorff-Straße geliefert und aufgebaut.

Das jüngste Geschäft wurde von der Kreisverwaltung vermittelt. Laut Bürgermeister Unger war es indes erst nach längeren und zähen Verhandlungen möglich, eine Lösung zu finden, bei der die Stadt keine Eigenmittel aufwenden muß: "Die Firma stellt die Fertighäuser auf und bekommt von uns eine Belegungsgarantie für fünf Jahre. Die Firma betreibt folglich eine Flüchtlingsunterkunft, finanziert vom Land Hessen mit derzeit 19 Mark pro Kopf und Tag."

Problematisch ist der Zeitfaktor. Der nächste Zuweisungstermin ist der 23. August, doch die Pavillons und Container werden voraussichtlich erst Ende August fertig sein. Zur Überbrückung der zwölf Tage will die Stadt gemeinsam mit dem Main-Kinzig-Kreis nach einer Lösung suchen. Der Hauptausschuß wird darüber am Dienstag in einer weiteren nichtöffentlichen Sitzung beraten. Problematisch ist zweitens, daß auf dem Gelände im Dörnigheimer Weg gestern etliche alte Kirschbäume gefällt werden mußten, um Platz für die Pavillons zu schaffen. "Wir haben der Pavillon-Entscheidung zugestimmt, das Objekt war von der Stadt gut ausgehandelt", kommentierte CDU- Pressesprecher Kurt Romeister auf Anfrage, "aber daß die schönen Bäume fallen müßten, war uns unbekannt". Deswegen herrsche derzeit in Bischofsheim "große Aufregung".

Nach Informationen der FR regen sich die Leute noch mehr über ihre künftige Nachbarschaft auf. Und "beunruhigt" sind auch Anwohner in der Dörnigheimer Neckarstraße, wo die Stadt bis Januar drei Häuser bauen läßt, in denen jeweils 80 - also insgesamt 240 - Asylbwerber ein Obdach finden sollen, sozusagen die Vorsorge für die Zuweisungen des kommenden Jahres. Die Häuser könnten später vermietet werden, etwa als Sozialwohnungen. pom

Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung für Bosnien-Flüchtlinge ist ungebrochen Tische voll gestapelt mit Kleidung und Spielsachen Spendenkonto des DRK / Frau starb nach Fluchtstreß Von Joachim Haas-Feldmann HANAU. "Jetzt beginnt der graue Alltag mit seinen Problemen." So faßte Hanaus Sozialdezernent Klaus Remer gestern die Lage für die 378 Geflüchteten aus Bosnien-Herzegowina zusammen, einen Tag nachdem sie die Hessen-Homburg-Kaserne bezogen hatten. Die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung sei ungebrochen, bestätigte Stadträtin Marianne Buschbeck, die jetzt täglich von 16 bis 19 Uhr Hilfsgüter im Saal der Kreuzkirchengemeinde (Karl-Marx-Straße) sammelt. Eine 69jährige Bosnierin starb in der Nacht zum Dienstag im Hanauer Vinzenz-Krankenhaus. Nach Remers Angaben hatte sie seit längerem an einer schweren Tumorkrankheit gelitten. Den Fluchtstreß habe sie noch lebend überstanden, in Hanau seien ihr aber nur noch wenige Stunden geblieben. Aus dem Zug heraus war sie bereits auf eine Liege gebettet und ins Hospital gefahren worden. Stadträtin Buschbeck berichtete, daß am Montag sofort nach Öffnen des Gemeindesaals alle Tische voll gestapelt gewesen seien mit keineswegs veralteter getragener Kleidung und Spielsachen. Die Spender/innen hätten durchweg das Bedürfnis gehabt, über ihre Motive zu sprechen. Oft sei zu hören gewesen, daß sie als Kriegsflüchtlinge oder deren Kinder wüßten, was es heiße, nur mit der Kleidung am Leib an einen wildfremden Ort verschlagen zu werden. Das Deutsche Rote Kreuz bittet um Geldspenden für die Geflüchteten auf das Konto Nummer 2 44 48 bei der Sparkasse Hanau. DRK-Kreisgeschäftsführer Joachim Ehlert, zugleich Hilfskoordinator, will auf diese Weise "gezielt helfen". Als Beispiel nannte er Pakete für alle Kinder im Lager. Ein rühmliches Hilfsbeispiel hat seinen Angaben nach der Hanauer Babyartikel-Hersteller Helly gezeigt. Noch vor der Ankunft der Menschen aus Bosnien-Herzegowina habe er sich mit Sozialdezernent Remer in der Firma aussuchen können, was er beispielsweise an Babywannen oder -töpfchen benötigte. Den Hilfsstab erreichte gestern die Hiobsbotschaft, daß die vom Regierungspräsidium angeheuerte Betreuungsfirma ihre Dienste in wenigen Tagen einstellen will. Ehlert will das über eigene DRK-Kräfte aufzufangen versuchen. Hilfe der Stadt sei unabdingbar.

Remer - ebenso die Kreisspitze im Landratsamt - dankte den Hilfskräften für die bisher geleistete Arbeit zum Wohl der Geflüchteten. Er und Ehlert hoben hervor, wie diszipliniert die Menschen aus Bosnien-Herzegowina trotz der vorherigen Strapazen die Aufnahmemodalitäten in Hanau hätten über sich ergehen lassen. Mehr noch: Sie hätten von sich aus in der Kaserne entstandenen Müll gesammelt und angeboten, die Räume zu fegen. "Die Kinder spielen auf der Wiese", mit diesem Beispiel wollte Remer belegen, daß sich relativ rasch Normalität im Kasernenleben eingestellt habe. Tische und Bänke sollen im Freien aufgestellt werden. Die Spielmobile vom Jugend-Rotkreuz und der Stadt Hanau stehen den Kindern zur Verfügung.

Von heute an erhalten die Geflüchteten Sozialhilfe ausbezahlt. Ob diese Regelung auch gilt, wenn Geflüchtete privat unterkommen, soll bei einem Spitzengespräch im Sozialministerium geklärt werden. Von Mitte August an sollen jugoslawische Lehrer den Kindern in der Kaserne täglich drei Stunden muttersprachlichen Unterricht geben. Morgen will Ehlert mit Diakonie, Caritas und Arbeiterwohlfahrt abstimmen, wie die psychosoziale Betreuung der Geflüchteten laufen soll.

Automobilverband will

in Frankfurt bleiben

Für Berlin ist vorerst nur ein "Standbein" vorgesehen

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) wird in den nächsten Jahren seinen Sitz in Frankfurt behalten. Eine Sprecherin des Unternehmens bestätigte am Dienstag zwar, daß sich der VDA in Berlin für ein Grundstück interessiert, um dort besser präsent zu sein. Ein Umzug von Frankfurt in die Bundeshauptstadt stehe aber gegenwärtig nicht zur Diskussion. "Das ist weder akut noch terminiert".

Die Sprecherin wies Spekulationen zurück, nach denen der Verband erwäge, Frankfurt schon in absehbarer Zeit zu verlassen. Eine Übersiedlung nach Berlin sei vorstellbar, wenn Verkehrs- und Wirtschaftsministerium ihren Sitz in Berlin hätten.

Als nicht zutreffend und "aufgebauscht" werden beim VDA Andeutungen in einem Zeitungsbericht bewertet, nach denen der Verband Frankfurt auch deshalb den Rücken kehren wolle, weil die Stadt bei der notwendigen Erweiterung der Büroräume im Westend nicht ausreichend behilflich sei.

Ungeachtet des tatsächlichen Sachverhaltes hat die CDU-Fraktion im Römer die rot-grüne Koalition heftig angegriffen. Unter der Überschrift "Autofeindliche Politik zeitigt erste Erfolge" schreibt Edwin Schwarz, stellvertretender Fraktionsvorsitzender: "Daß der Verband nach 43 Jahren Frankfurt verlassen will, um sich in Berlin anzusiedeln, ist ein negatives Signal in Richtung des Magistrats."

Schwarz fordert Oberbürgermeister von Schoeler dringend auf, "in letzter Minute" alle nur erforderlichen Schritte zu unternehmen, um einen so bedeutenden Verband in Frankfurt halten zu können. Es könne nicht angehen, daß kleinliche bürokratische Hemmnisse die Attraktivität Frankfurts als Sitz zahlreicher Industrieverbände und anderer bundesweit tätiger Einrichtungen in Verruf bringe. cg

ÖTV sieht Graben vertieft

ulf FRANKFURT A. M., 28. Juli. Die Vorsitzende der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV), Monika Wulf-Mathies, hat an die Ministerpräsidenten der neuen Länder sowie den regierenden Bürgermeister von Berlin appelliert, die Sonderkündigungsklauseln im öffentlichen Dienst nicht anzuwenden, die Bundestag und Bundesrat erst unlängst verlängert haben. "Der Einigungsvertrag wird damit erstmals zuungunsten von Betroffenen verändert", sagte Wulf-Mathies am Dienstag in Stuttgart. Die ÖTV-Chefin kündigte erneut an, daß ihre Gewerkschaft Verfassungsklage erheben werde.

Das "Gesetz zur Verlängerung der Kündigungsmöglichkeiten in der öffentlichen Verwaltung nach dem Einigungsvertrag" belaste das soziale Klima in unerträglicher Weise, sagte Wulf-Mathies. Den rund 1,3 Millionen Beschäftigten in der Ex-DDR würden die im Westen bestehenden Mitbestimmungsrechte verweigert. "Der Graben zwischen Ost und West wird für weitere 15 Monate vertieft." Ursprünglich sollte die Regelung im Oktober auslaufen. Sie gilt jetzt bis Ende 1993.

Sparen bei Friedensforschung

kal FRANKFURT A. M., 28. Juli. Das Bundesforschungsministerium hat jetzt bestätigt, daß die Mittel für die Friedens- und Konfliktforschung drastisch reduziert werden sollen. Auf eine Anfrage der SPD-Bundestagsabgeordneten Edelgard Bulmahn bestätigte Staatssekretär Gebhard Ziller einen Bericht der FR, wonach die Förderungssummen der Deutschen Forschungsgemeinschaft in den kommenden Jahren weiter sinken werden.

Nachdem der Ansatz in diesem Jahr bereits um eine Million auf 2,29 Millionen gekürzt worden war, sinkt nach Angaben Zillers die Fördersumme im kommenden Jahr auf 2,1 Millionen. 1994 stehen nur noch 940 000 Mark zur Verfügung, 1995 und 1996 jeweils nur 470 000 Mark.

Erdwall schluckt den Lärm und die Garagen Magistrat beschloß Bebauungsvorschlag: Kindertagesstätte zwischen 130 Sozialwohnungen

MÜHLHEIM. Noch weitere 100 Sozialwohnungen und eine Kindertagesstätte für rund 100 Kinder plant die Stadt an der Ecke Friedensstraße / Lämmerspieler Straße. Einen entsprechenden Bebauungsvorschlag beschloß jetzt der Magistrat - am 27. August, in der ersten Sitzung nach der Sommerpause, wird sich das Parlament damit beschäftigen.

Anfang November werden bereits die ersten 32 Sozialwohnungen des Projektes bezogen. Der erste Bauabschnitt, der neun Millionen Mark kostet, umfaßt weitere 24 Wohnungen, mit denen im Frühjahr begonnen werden soll.

Wie Erster Stadtrat Horst Lehr ankündigte, plant die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft auf dem rund 11 000 Quadratmeter großen Gelände insgesamt 130 Wohnungen. Die Stadt gibt für jede Wohnung rund 100 000 Mark an Zuschüssen und stellt in Erbpacht die Grundstücke zur Verfügung. Horst Lehr: "Wir hoffen auf eine Fortsetzung des Förderungsprogramms durch die öffentliche Hand."

Die Gebäude werden so geplant, daß eine Luftzirkulation in West-Ost-Richtung erleichtert wird. Gegen den Lärm der nahen Bundesstraße und der künftigen S-Bahn-Linie werden die Häuser im Süden durch einen Erdwall abgeschirmt, in den Garagen eingeklinkt werden. In Richtung Bahnhof wird die Lärmschutzwand der Bahn verlängert. Inmitten der neuen Sozialwohnungen, die sukzessive in den kommenden Jahren gebaut werden sollen, wird eine Kindertagesstätte errichtet. Sie wird nicht zuletzt deshalb dort gebraucht, weil in die neuen Wohnungen bevorzugt junge Familien mit mehreren Kindern einziehen sollen.

Für 1993 will Mühlheim die Kita-Planungskosten im Haushalt vorsehen, 1995 soll der Neubau stehen. Rund 100 Mädchen und Buben finden dort einen Platz.

Bis es jedoch soweit ist, schließt die Stadt die bereits jetzt bestehende Lücke bei den Kitaplätzen mit einem Provisorium: Die Mühlheimer Altentagesstätte am Bürgerpark wird demnächst in eine Kindertagesstätte umgebaut. Die Kosten werden auf 100 000 Mark geschätzt. Bis zur Jahreswende soll die neue Einrichtung bezugsfertig sein. Die Kita wird wieder geschlossen, sobald der Neubau an der Lämmerspieler Straße steht. hf

Flohmarkt zieht zum Ratsweg Gültig aber nur für 1. August / Das Mainfest ist im Weg

Wandern muß der Flohmarkt: Am Samstag, 1. August, wird er vom Schaumainkai auf den Festplatz am Ratsweg verlegt. Der Grund ist das Mainfest am Wochenende, welches das gewohnte Flohmarkt-Gelände einschließt. Am 8. August kehrt der Flohmarkt wieder an den Fluß zurück.

Am Ratsweg können diejenigen, die ihre Waren anbieten wollen, das Fahrzeug am Stand parken. Darauf weist der Marktveranstalter Melan hin; die Firma wendet sich damit vor allem an die Händler, denen ein Äquivalent für den nicht so attraktiven Standort geboten werden soll.

Trotz dieses "Bonbons" läßt sich aufgrund der bisherigen Stand-Anmeldungen - am Mittwoch rund 200 - absehen, daß der Flohmarkt diesmal etwas kleiner als gewohnt sein wird. Am üblichen Standort Schaumainkai können die Verkäufer mit dem Auto zu ihrem Platz rollen und die Sachen abladen, müssen danach aber das Fahrzeug wegfahren und anderswo parken. Anfangs gab es da einige Diskussionen, aber mittlerweile, so Laura Algans vom Frankfurter Melan- Buchungsbüro, "klappt es gut".

Eigentlich wollte Melan wegen des Mainfestes nur zum Schlachthof ausweichen; doch die für Straßen und Verkehr zuständigen Ämter und die Polizei sprachen sich dagegen aus, weil der dortige Tiefkai als Parkplatz für die Festbesucher gebraucht werde. Auch beim Museumsuferfest Ende August weicht der Flohmarkt zum Ratsweg aus.

Die Stände werden ab 7 Uhr aufgebaut; verkauft wird zwischen 9 und 14 Uhr. Besucher erreichen das Gelände am Ratsweg mit den Straßenbahnen 12, 18 und 23 oder mit der U 7. tom

Beim "Hand-Einzel" mußte EG-Präsident Jacques Delors das französische Elend mitansehen Belokis Aufwärtshaken zum Ball machte Muguida ratlos Der Spanier bleibt dennoch ein "olympischer Nobody" / Pelota mit reichlich Varianten als Demonstrationssportart vertreten Von unserem Redaktionsmitglied Christoph Albrecht-Heider

Auf der Tribüne des Pavillion von Vall d' Hebron saß Jacques Delors und sah sich das französische Elend an. Die Bälle seines Landsmannes Bernard Muguida hatten weder die richtige Höhe noch die richtige Geschwindigkeit. Auf der Anzeigetafel wuchs nur die rote Zahl. Am Ende stand es 22:1 für Muguidas Gegner, den Spanier Ruben Iribarren Beloki. Damit aber war der Spieler aus dem Lande des EG-Präsidenten Delors gar nicht mal so schlecht bedient, denn vortags hatte Beloki einem Widersacher aus Mexiko nicht mal einen einzigen Punkt überlassen.

Die Disziplin, in der Beloki so grandiose Auftritte hat, heißt "mano individual" (Hand-Einzel) und gehört zur Familie Pelota, das nach 1924 und 1968 jetzt eine von drei sogenannten Demonstrations- Sportarten ist. Zwölf Spielerinnen und 114 Spieler aus Mexiko, Kuba, Argentinien, Uruguay, Venezuela, Frankreich, Spanien und den Philippinen stellen sich auf die Fronton genannten Pelota-Plätze. Die Zuschauer auf den hoch aufragenden Rängen blicken quasi in ein Haus ohne Dach und Vorderwand. Ein Metallnetz schützt das Publikum vor den hart geschlagenen Bällen aus Leder, ein Netz hängt auch unter der Hallendecke.

Pelota ist ein Rückschlagspiel baskischen Ursprungs, dem Squash ähnlich, nicht dem Tennis, denn der Spieler schlägt erst gegen den Ball, wenn er von der Wand abgeprallt ist. Der Pelota-Varianten gibt es viele - allein neun zählen in Barcelona zum Programm -, sie ergeben sich aus den verschiedenen Schläger- Typen. Mal wird die Kugel mit der bloßen, nur verpflasterten Hand an die Wand geknallt, wie es Beloki macht, wie es die eigentliche baskische Tradition ist, mal mit einem flachen Holzlöffel, Pala corta genannt, mal mit der eigentümlichen Korbkelle, die cesta heißt, und außerhalb des Baskenlandes quasi für Pelota steht.

Dort, wo dieser Sport dem Olympia- Touristen direkt näher gebracht werden könnte, lassen die Veranstalter allerdings die langweiligste Pelota-Form aufführen. Am unteren Ende der Ramblas steht in der Häuserzeile zwischen einem Spielsalon und einem Restaurant der Fronton Colom. In dem in frischem Grün erstrahlenden aufgeschnittenen Rechteck demonstrieren zwei Mexikanerinnen und zwei Kubanerinnen Frontenis, das mit bespannten Schlägern und Gummiball gespielt wird. Dieser neuen Variante ist keine große Zukunft beschieden, wenn sie sich in ermüdenden Grundlinienduellen erschöpft, in denen die beiden hinten stehenden Doppel-Spielerinnen den Ball ohne ersichtlichen Zweck gegen die Wand prügeln und offensichtlich nur darauf hoffen, daß die Gegnerin mal vorbeihaut.

Mit Pelota geht es im Fronton Colom aber nach den Spielen ohnehin zu Ende. Die Touristeninformation zieht in das Haus Rambla de Santa Monica 18, dessen Lage bestens geeignet wäre, einen Fronton zum Wetten einzurichten, wie es ihn beispielsweise auch in Las Vegas oder Mexiko gibt. Dort hauen Berufsspieler gegen den Ball und müssen sich für ihr Geld beschimpfen lassen, denn auf der Tribüne sitzen Zocker, die ihr Geld auf die roten oder die blauen Akteure setzen. Buchmacher gehen vor den Rängen auf und ab und schreien Quoten in die Menge, die sich im Verlauf der Partie verständlicherweise ändern, so daß man mehrere Abschlüsse für ein Spiel tätigen kann. Und wenn Wetter und Buchmacher sich per Zuruf auf eine Wette geeinigt haben, fliegt ein aufgeschnittener Tennisball hin und zurück, der den Spielschein zum Zocker hoch und den Einsatz zum Buchmacher runter transportiert. Jai alai nennen sie in Mexiko und dem von Lateinamerikanern beeinflußten Teil der USA die Pelota-Art, in der die Spieler den Ball mit ihrer am Unterarm festgebundenen Korbkelle auf Geschwindigkeiten von bis zu 120 km/h beschleunigen. Wie trübe ausgeleuchtete Hinterhöfe sehen manche dieser Spielhallen aus, in denen die Spieler, Rennpferden gleich, fürs Publikum nur unter dem Aspekt interessant sind, ob sie das eingesetzte Kapital verzinsen helfen.

Im Fronton des Pavillions von Vall d' Hebron, einer am nordwestlichen Rande Barcelonas liegenden Wohnsiedlung mit einer Reihe olympischer Sportstätten, geht es vordergründig nicht um Geld, sondern um die Ehre. Allerdings ist zu hören, daß Ruben Iribarren Beloki nach den Spielen zu den Profis wechselt. Der erst 17 Jahre alte Mann, der Bernard Muguida, seines Zeichens immerhin Vize- Weltmeister von 1990, unter den Augen des EG-Präsidenten Delors wie einen Anfänger aussehen läßt, ist schon ein Begriff in der Pelota-Szene. Gesetzten Schrittes bewegt sich der Jüngling in der langen weißen Hose, wie sie Pelota-Spieler zu tragen haben, zu seinem Ausgangspunkt am linken Ende des Frontons, knetet nochmal seine Hand, nimmt ein paar Schritte Anlauf und knallt die Kugel gegen die Wand.

Nach zwei, drei Ballwechseln ist der Franzose meist ratlos. Entweder haut Beluki mit einer dem Boxhaken ähnelnden Aufwärtsbewegung den Ball so hoch, daß sein Gegner den notwendig werdenden Volley verzieht, oder der Spanier streut einen nicht antizipierbaren Stopp ein. Die Sache geht schnell zu Ende. Beluki, der in Pamplona geboren wurde und weiter in der Provinz Navarra wohnt (und nicht im Baskenland), zieht nach dem Ende der Begegnung gemessenen Schrittes und diszipliniert lächelnd an den Fans vorbei. Im olympischen Gesamtgeschehen geht sein Erfolg in der nur inoffiziellen Disziplin selbstverständlich unter, die Pelota-Familie aber, Demonstration hin, Demonstration her, hat ihren Helden.

Vereinsleben

Anglerverein Heddernheim: Genehmigungen für das Fischen in der Nidda können Hobbyangler erwerben: in Bonames beim Schlüsseldienst (Homburger Landstraße 681), in Eschersheim bei Fritz Heil (Alt-Eschersheim 39) und in Heddernheim bei Renate Wagner (Zeitschriften), Heddernheimer Landstraße. nd

Für einen Tag soll es auf der B 3 gemütlich werden Am 23. Mai gehört die Straße zwischen Darmstadt und Heppenheim Radlern und Fußgängern

ZWINGENBERG. Da gerieten sie auf ihren schnittigen Sportfahrrädern ganz schön ins Schwitzen, der Herr Minister, zwei Landräte und ein Dutzend Bürgermeister. Mit süß-saurer Miene ließ sich der Troß auf der Bundesstraße 3 von lauten, tonnenschweren "Brummis" und der wie jeden Tag endlosen Autoschlange überholen - aber nächstes Jahr soll es zumindest an einem Tag gemütlicher und lustvoller zugehen.

Hessens Wirtschafts- und Verkehrsminister Ernst Welteke sowie Hans-Joachim Klein, SPD-Landrat des Kreises Darmstadt-Dieburg, und sein Parteifreund Dietrich Kaßmann, Verwaltungschef des Kreises Bergstraße, strampelten sich gestern mächtig ab, um für die Idee eines autofreien Sonntages an der Bergstraße zu werben - ein Sperrbezirk für Motorisierte soll auf 30 Kilometer Länge auf der B 3 zwischen Malchen bei Darmstadt und Heppenheim entstehen.

Abgeguckt wurde der Geistesblitz vom Nachbarland Rheinland-Pfalz, wo kürzlich die beiderseitige Sperrung der Bundesstraßen im Rheintal zwischen Bingen, Rüdesheim und Koblenz ("Tal Total") Heerscharen von Wanderern und Freizeitradlern anlockte - und auch die gelegentliche Verbannung der Autofahrer auf der Weinstraße sorgt für Beifall.

Nun soll eine der Hauptverkehrsadern der sonnenverwöhnten "Riviera Deutschlands" für einen Tag den Menschen gehören, die Blütenduft, Wein und Ruhe genießen wollen. Ein kilometerlanges Straßenfest und eine Werbung für eine Fremdenverkehrsregion soll es nach dem Willen Weltekes und der Landräte werden - mit Musik, Tanz, Sportdarbietungen, verkaufsoffenen Geschäften, gutem Essen und Trinken; mit Fahrradclubs, die sich um den Pannendienst kümmern, sowie einer kundenfreundlichen Bundesbahn, die auf der Rhein-Neckar-Strecke (Kursbuchnummer 650) Fahrräder günstig transportiert. Je mehr Vereine und Bürger mitmachen, so die Philosophie von Landrat Klein, desto weniger fühlen sich von den nötigen "Verboten" betroffen.

Das Ausweichen dürfte Autofahrern nicht schwerfallen, verlaufen doch parallel zwei Autobahnen von Norden nach Süden. Als abgasarmer Tag ist der 23. Mai auserkoren, denn, so bekannte Hans- Joachim Klein treuherzig, im Frühjahr ist die Bergstraße mit ihrer frühen und üppigen Obst- und Mandelblüte "am schönsten". feu

Der magische Teller bei der Oper Salome

DREIEICH. Die Vorbereitungen für die Dreieicher Premiere der Richard-Strauss- Oper Salome sind in vollem Gang. Heute, Mittwoch, 29. Juli, haben Interessierte die Möglichkeit, für zehn Mark bei der Generalprobe um 21 Uhr an der Burg beizuwohnen.

Dirigent Herbert Gietzen, der vier Wochen lang in Riga mit Orchester und Sängern die Eigenproduktion für die Dreieicher Festspiele probte, steht die Anspannung im Vorfeld der Premiere am Freitag, 31. Juli, 21 Uhr, im Gesicht geschrieben: "Salome ist die größte Herausforderung, die wir je hier bei den Festspielen hatten. Wir alle sind völlig auf Salome konzentriert." Nicht nur musikalisch fordert die Aufführung viel von den Darstellern, auch das von Andris Freibergs entworfene Bühnenbild stellt höchste Anforderungen an die Techniker. Auf der runden, rotierenden Scheibe (siehe Bild links) soll zum Finale ein Feuerring entfacht werden. Noch gestern stand Festspielleiter Gustav Halberstadt mit Pyrotechnikern in Verhandlung, ob dies überhaupt machbar ist.

Freibergs begreift bei der Salome-Produktion, im Gegensatz zu dem Bühnenbild von Carmen, die Ruine und die Bühne als zwei Gegensätze. Damit will der Lette die für ihn geheimnisvolle Seite der Salome herausarbeiten. Er legt Wert auf das magische Grundsymbol Kreis, das durchs gesamte Bühnenbild in abgewandelter Form sichtbar werden soll.

Der Teller hat einen Durchmesser von zehn Metern und wird noch mit einer Spiegelfolie überzogen.

(dok / FR-Bild: Müller)

Maschinenbau rollt im Inland schneller abwärts

cri FRANKFURT A. M. Für den westdeutschen Maschinen- und Anlagenbau sieht es trübe aus. Im Inland "ist der Dampf raus", erläutert der Chefstatistiker des Branchenverbandes VDMA, Herbert Kriegbaum. Die heimische Nachfrage brach im Juni um 22 Prozent ein. "Wir hatten mit einem langsameren Rückgang gerechnet", meint der Experte, "bis vom Ausland wieder höhere Zuwachsraten kommen." Von dort gingen jedoch im Juni nur ein Prozent mehr Bestellungen ein als zwölf Monate zuvor. Insgesamt stehen zwölf Prozent weniger in den Büchern. Im aussagekräftigeren ersten Halbjahr ergibt sich ein Rückgang um real zwei Prozent, wobei aus der Bundesrepublik sechs Prozent weniger Aufträge kamen. Die ausländische Klientel orderte ein Prozent mehr.

Als "außergewöhnlich" eifrige Besteller erweisen sich in jüngster Zeit China, die asiatischen "Tiger"-Staaten, Mexiko und Argentinien, die aber alle kein so großes Gewicht für den Maschinenbau haben. "Die Erholung muß aus Westeuropa kommen", sagt Kriegbaum. Beim wichtigsten Kunden Frankreich seien derzeit zwar "die Bedingungen gut", aber "die Stimmung in der Industrie ist schlecht".

Begreifen ohne anzufassen Ferienspiele im Museum

An den Pinguinen, den zerzausten, des Stephan Balkenhol laufen sie vorbei, ohne ein Auge zu riskieren: "Ist ja nur Kinderkram." Aber vor der Tischgesellschaft der Katharina Fritsch stehen sie zunächst schon mal sehr betroffen: "Die Hemden haben alle die gleichen Falten", sagt ein Mädchen beinahe ehrfürchtig. Doch in der dunklen Weltuntergangs- Schreckenskammer des Bill Viola, in der jedem Erwachsenen beinahe das Herz stehenbleibt, wenn es anfängt zu rumpeln und die Erde um ihm herum zu stürzen beginnt, da stehen die Kleinen und wollen sich kaum einkriegen vor Kichern.

Gestern, kurz vorm Wiederbeginn der Schule, hat das Museum für Moderne Kunst mit seinen Ferienspielen für Kinder begonnen. Gleich zu Beginn hat man die jungen Gäste in Gruppen zu maximal neun aufgeteilt, mit Papier und Unterlage sowie ausreichendem Zeichenmaterial versorgt. Vor jeder Gruppe stehen junge Männer und Frauen, Museumspädagogen, die die Kindern nun beschäftigen, sie zu kreativen Schaffen anregen sollen. Nein, keine Zwänge. Jeder kann machen was er will, kann zeichnen oder schreiben. Einige schließen sich zusammen: "Du schreibst, und ich zeichne." Eine der gestellten Aufgaben lautet: "Wir machen eine Museumszeitung."

Natürlich weiß man, daß die Kinder hier absolut nichts mit Beuys' "Blitzschlag" anfangen können, man will's ihnen auch gar nicht beibringen, denn derartige, ganz und gar aus der Reflexion erstandene Kunstwerke können von Kindern wohl kaum begriffen werden. Nein, es geht den Museumsmachern darum, den Kindern Erfahrungen mit Kunstwerken schlechthin zuteil werden, das Fluidum der Räume spüren zu lassen, die sie umgeben, die Ausstrahlung, die von den Arbeiten ausgehen kann.

Etwas begreifen ist natürlich vor allem dann leicht, wenn man es tatsächlich "be- greifen", also anfassen kann. Aber das geht nun leider in einem Museum am allerwenigsten, denn wenn das nun jeder täte . . . Und so haben die Kinder viel Mühe, nachzuvollziehen, warum die Männer (der Katharina Fritsch), deren Hemden alle die gleiche Falten haben, eigentlich gar keine "Hemden" anhaben, obgleich sie doch so aussehen: "Na klar haben die Hemden an", sagt ein etwa zehnjähriger mit überlegenem Lächeln, "die sind doch net nackich . . ."

Und als man ihm und einigen anderen Kindern nun ausführlich erklärt, daß die Figuren alle nach ein- und derselben Vorlage aus Kunststoff gepreßt und gleich angemalt sind, schwindet der Respekt aus den Gesichtern: "Die sin awwer blöd", fährt es einem Mädchen verächtlich heraus. Der Nimbus des Kunstwerks ist - zumindest im Fall "Tischgesellschaft" - passé. Gleichwohl - wenn sie auch den "Respekt" verloren haben, so haben sie doch auch die Angst verloren, die Angst vor dem Kunstwerk, die für viele Erwachsenen immer noch die höchste Hürde ist, die sie davon abhält, überhaupt ein Museum zu betreten. wp

Im Blickpunkt: § 218 in Karlsruhe Geteiltes Abtreibungsrecht

Der Eilantrag Bayerns und verschiedener CDU/CSU-Bundestagsabgeordneter beim Bundesverfassungsgericht (BVG) auf Erlaß einer einstweiligen Anordnung gegen das neue Abtreibungsrecht stößt inhaltlich auf Schwierigkeiten. Die Frage ist nämlich, welches Recht im Osten und Westen bis zum endgültigen Urteil des BVG gelten soll. Bayern und die 241 Bundestagsabgeordneten der CDU/CSU (unter ihnen dreißig Frauen) wollen, daß die Fristenregelung auch nicht für einen Tag in Kraft tritt. In einem in Karlsruhe eingereichten Schriftsatz heißt es, daß ein "Abtreibungsschub" zu befürchten sei. Wenn also die Fristenregelung vorläufig gelten, sie aber im endgültigen Urteil für verfassungswidrig beurteilt würde, sei menschliches Leben unwiederbringlich zerstört worden. Im umgekehrten Fall seien die Nachteile geringer. Dann würde die Fristenregelung vorläufig nicht in Kraft treten, obwohl sie später verfassungsrechtlich gebilligt würde.

Tatsächlich hat das BVG im Eilverfahren nur diese Folgenabwägung zu treffen. In der kommenden Woche wird es also noch keine inhaltliche Entscheidung über die Verfassungsmäßigkeit der Fristenregelung geben. Allerdings ist in einer einstweiligen Anordnung erfahrungsgemäß eine Vorentscheidung zu sehen, denn in der Gerichtsgeschichte ist bisher kein Fall bekannt, in dem eine einstweilige Anordnung erlassen wurde, das Gesetz selbst später aber gebilligt wurde.

So wurde etwa 1983 die Volkszählung buchstäblich in letzter Minute gestoppt, auch das erste Volkszählungsgesetz wurde einige Monate später für verfassungswidrig erklärt.

In dem jetzigen Streit um die Aussetzung des neuen Paragraphen 218 liegen die Dinge jedoch weit komplizierter. Im Falle einer Anordnung würde im Westen weiter die Notlagenindikation gelten, in den neuen Ländern dagegen die Fristenregelung ohne Beratungspflicht. Denn so ist es im Einigungsvertrag bis zu einer Neuregelung festgeschrieben. Dieses ehemalige DDR-Abtreibungsrecht ist nach Auffassung der Antragsteller aber sozusagen noch verfassungswidriger als die jetzt beschlossene Fristenregelung: Denn im neuen gesamtdeutschen Gesetz ist eine Beratung zwingend vorgeschrieben. Diese Beratung soll die Schwangere gerade über Hilfen aufklären, die die Fortsetzung der Schwangerschaft ermöglichen können. Der Erlaß einer einstweiligen Anordnung würde also im Osten der Republik die Einführung dieser Beratungspflicht verhindern. Die Antragsteller haben dieses Dilemma erkannt und deshalb in Karlsruhe angeregt, die neu beschlossene Fristenregelung nur im Westen nicht in Kraft treten zu lassen, im Osten soll der neue Pragraph 218 dagegen gelten.

Für den Antrag Bayerns ergibt sich eine weitere Ungereimtheit. Das Land hat nämlich auch die Praxis der im Westen geltenden Indikationslösung in Karlsruhe als verfassungswidrig angegriffen. Nach Ansicht Bayerns wird die soziale Notlagenindikation viel zu häufig ausgestellt und das grundsätzliche Abtreibungsverbot damit in verfassungswidriger Weise unterlaufen. Mit dem jetzigen Eilantrag behauptet Bayern jedoch, daß das Indikationsgesetz Leben eher schütze, die Fristenregelung dagegen zu einem "Abtreibungsschub" führe. Material, das diese Behauptung belegt, wurde bisher allerdings nicht vorgelegt.

URSULA KNAPP

Ein Spiegelbild des neuen Spanien - die Calle Ferraz

Andere mögen die Straße mit ihren Alleebäumen und ihren einförmigen sechsstöckigen grauen, gelben und braunen Hausfassaden banal finden. Ich finde sie noch immer interessant. Vor vielen Jahren hatte ich die Calle Ferraz und das Arguelles-Viertel anderen Gegenden Madrids vorgezogen. Vielleicht deshalb, weil ich die gutdurchmischte Bevölkerung aus Studenten, "kleinem" Volk und oberer Mittelklasse mochte, oder einfach deswegen, weil das Stadtzentrum ganz in der Nähe liegt und auch ein Park nicht weit entfernt ist.

Tatsache ist, daß ich in der Calle Ferraz im obersten Stock eines ruhigen Hauses auf der Terrasse zur Kompensation des fehlenden Grüns eine Gartenlaube zur Verfügung habe, unter einem Flachdach und gegenüber einem Wald von Fernsehanten-

nen lebe. Vor allem im Frühsommer, wenn die Sonne noch nicht unbarmherzig

scheint, läßt es sich da gut leben. Am Morgen sausen Mauersegler auf Nahrungssuche über den Dächern dahin, um Mitternacht, wenn es kühler wird, setzt sich der Nachbar auf der Terrasse der anderen Straßenseite unter eine einsame Glühbirne und beginnt zu lesen. Eine Idylle also, wäre da nicht eines: Immer häufiger kommt es vor, daß uns nicht der Wecker, sondern die Sirene einer Ambulanz weckt. Mit ihrem

Geheul zeigen die Krankenwagen an, daß sie schon am frühen Morgen im Verkehr steckenbleiben. Die Calle Ferraz ist zu einer Verkehrsschlucht geworden. Hier wollen alle durch, die zu dem nahen Spital gelangen müssen. Hier würgt sich jeden Freitag abend der Wochenendverkehr aus der Stadt. Zu allem Unglück befindet sich die Calle Ferraz auch noch auf dem Weg zur Zarzuela, der Residenz des Königs, und der Moncloa, dem Regierungssitz von Premierminister Felipe Gonzalez. Das Drängen und Hupen der ungeduldigen Fahrer im Stau, die Sirenen der Polizei und der Krankenwagen gehen uns auf die Nerven. Die Wagen, die in zweiter Reihe in der Einbahnstraße geparkt sind, erhöhen den Ärger von Autofahrern und Anwohnern. Bußen nützen wenig. In Madrid bezahlen noch immer weniger als zehn Prozent der Verkehrssünder ihre Strafzettel.

Es ist einfach so: Die Ferraz-Straße ist zum Spiegelbild der Stadt, ja des ganzen Landes geworden. Die Staus und die Abgase zeigen den neuen Wohlstand und die ungehemmte Konsumfreude der Spanier an, die "aufgeschlossene" Europäer sein wollen.

Auch die andere Seite der Gesellschaft ist zu sehen: Antonio, der Clochard mit dem Struwwelpeter-Haar, seinen zwei verschiedenen Turnschuhen, dem Plastiksack an seiner Seite und dem Tetrapack voll billigen Weins in der Hand. Wenn sein Blick allzu verschwommen wird, legt er sich auf die Bank vor dem Haus und schläft seinen Rausch aus. Dieses Sinnbild der dunkleren Seite des modernen Spaniens bekommen die sozialistischen Regierungspolitiker zu Gesicht, wenn sie aus ihrem Hauptsitz treten, der gleich nebenan liegt. Ob sie beim Anblick des schmuddeligen Antonios darüber nachdenken oder nur rasch in ihre bereitstehenden Wagen steigen?

Antonio und seine Kumpane, die vor der Kirche betteln, gehören mit zur Straße. Auch die kleinen Ladenbesitzer, die gegen den unaufhaltsamen "Fortschritt" der Calle Ferraz standhalten, als wären sie die letzten Mohikaner. Zum "Fortschritt" gehören auch die immer zahlreicher werdenden Bankfilialen und die Laserstrah-

len, die von der naheliegenden Diskothek nachts als Lockmittel in den Himmel gesandt werden. Doch die Anwohner lassen sich nicht den Mut nehmen. Die Frau vom Milchladen, die immer mit ihrem Mann streitet, findet Zeit für ein Gespräch mit ihren Freundinnen. Virgilio, der Früchtehändler, der von Zeit zu Zeit auch mal faules Obst in den Einkaufssack gleiten läßt, stellt seinen uralten Lastwagen ungeniert vor den Ladeneingang. Die kleine Frau Murillo von dem Papierwarenladen seufzt zwar über den Verkehr und den Um-

stand, daß sie an ihrer Tür einen elektrischen Einlasser einrichten mußte, um Ladendiebe fernzuhalten, ist aber doch stolz auf ihren neuen Computer, in den sie ihre Rechnungen dreimal langsamer als vorher eintippt.

Die Apothekenangestellte Maribel muß den Kunden seit zwei Jahren die Pillen unter einer schußsicheren Glasscheibe durchschieben, damit Angreifer und Drogensüchtige sie verschonen. Don Juan von der Bar "Rosales" hat sich umgestellt und bietet jetzt Mittagessen für Gechäftsleute an. Und Ordonez, der alte Ordonez, dessen Kolonialwarenladen schon einmal zur Vermietung ausgeschrieben war, ist noch immer da und überlebt aus unerforschlichen Gründen.

Der beste ist der Schuhmacher Pepe mit den ewig gleichen Kalenderbildern der Alpen an der Wand. Pepe pflegt die Alleebäume vor seinem Schusterlädelchen. Er verliert seinen Humor nie und erzählt, daß es früher, als General Franco in seinem uralten hochbeinigen Rolls Royce durch die Ferraz-Straße fuhr (das kam nur selten vor), einiges schlimmer war.

Einen Tag zuvor galt schon völliges Parkverbot und am Tag des Ereignisses stiegen zum Schutz des Caudillos ohne Federlesens Scharfschützen der Polizei auf die Terrassen und Dächer. Also kann heute alles nicht so schlimm sein.

WERNER HERZOG (Madrid)

Berliner Eiertanz um die Mauergrundstücke

Zwar schnellen auf den brachliegenden Grundstücken im Herzen Berlins, dort wo früher die Mauer die Stadt in zwei Hälften zerschnitt, noch nicht die Neubauten in die Höhe. Wohl aber die Traumpreise. Daß die Alt-Eigentümer, die nach dem 13. August 1961 von der DDR zwangsenteignet wurden, bei diesem Gewinnspiel gerne beteiligt sein möchten, versteht sich von selbst. Ihre Aussichten allerdings sind nach der Entscheidung des Berliner Verwaltungsgerichtes vom Wochenanfang, der Erbin einer damals Enteigneten keinen Rechtschutz gegenüber den Vorhaben eines US-Investor zu gewähren, gesunken.

Das Gericht urteilte, daß die Antragstellerin vorläufig keine Ansprüche gegenüber dem US-Investor erheben könne, da sie 1962 für ihren etwa 600 Quadratmeter großen Besitz von der DDR 150 000 Ost-Mark erhalten habe. Die Frau hatte gefordert, der Kaufvertrag zwischen dem Land Berlin und dem dollarschweren Käufer müsse aufgeschoben werden, bis ihre Klage endgültig entschieden sei. Die Richter sahen das anders. Die Erbin könne allenfalls dann Ansprüche stellen, wenn sie keine oder eine zu geringe Entschädigung erhalten habe. Nach der gegenwärtigen Rechtslage aber seien "Mauergrundstücke", für die in der Regel bereits Entschädigung gezahlt worden sei, nicht zurückzuübertragen.

Nun mag befremden, daß ausgerechnet das Land Berlin im März dieses Jahres eine Bundesratsinitiative gestartet hat, mit dem Ziel, die "Mauergrundstücke" an die früheren Besitzer zurückzugeben. Einen Widerspruch zu der Berliner Abwehr besagter Klage mag man bei der Senatsverwaltung für Justiz jedoch nicht erkennen. Das belege nur die Dringlichkeit einer gesetzlichen Neuregelung, heißt es.

Doch selbst wenn ein solches Gesetz verabschiedet werden sollte - was zweifelhaft ist, da Bonn dies bislang ablehnte -, so könnte die Klägerin bestenfalls auf einen Scheck in beachtlicher Höhe hoffen. Denn die Berliner Initiative besteht bei aller Betonung des "sinnfälligen Ausdrucks des DDR-Unrechtsregimes an Mauer und Todesstreifen" auf einer Vorfahrtsregelung für Investoren ohne Wenn und Aber.

Das American Business Center also, das am Checkpoint Charly ein Geschäftszentrum für 700 Millionen Mark hochziehen will und dafür auch die umstrittenen 600 Quadratmeter benötigt, muß um seine Pläne nicht bangen, höchstens um einen zusätzlichen Batzen Geld, falls doch noch entschädigt werden muß. Dafür will die Klägerin weiter streiten. Sie legte bereits Beschwerde ein. Und der Bund der Haus- und Grundbesitzer faßt den Weg zum Verfassungsgericht nach Karlsruhe ins Auge. INGE GÜNTHER (Berlin)

Brüder-Grimm-Schule startet als Gesamtschule

NEU-ISENBURG. Der Unterricht an der Brüder-Grimm-Schule in der Neu-Isenburger Waldstraße 101, die mit diesem Schuljahr als neue Gesamtschule des Kreises Offenbach startet, beginnt am Montag, 3. August, für die Klassenstufen 6 bis 10 um 9.45 Uhr. Die Schüler der neuen fünften Klassen brauchen erst um 11 Uhr zur Aufnahmefeier zu erscheinen. Sie treffen sich mit ihren Klassenlehrer/ innen im Musiksaal beim Säuleneingang. Natürlich sind auch die Eltern herzlich zur Feier eingeladen, die von den Mitschüler/innen aus den 6. Klassen der Förderstufe gestaltet wird. Alle Gäste können sich auf lustige Sketche über die Schule, Musikstücke und Tanzvorführungen freuen. Im Anschluß zeigen die Klassenlehrer/innen den 140 Newcomern die Schule. Danach werden die Stundenpläne bekanntgegeben und die neuen Schulbücher verteilt. Am Dienstag, 4. August, heißt es dann "Unterricht nach Plan" für die Fünftkläßler.

Die Schüler der siebten Klassen können jetzt erstmals zwischen Haupt-, Realschul- und Gymnasialklasse wählen und brauchen dazu nicht mehr die Schule zu wechseln.

Vor dem Unterrichtsbeginn haben die Schüler/innen die Möglichkeit, an einem ökumenischen Gottesdienst in der katholischen Kirche St. Josef, Kirchstraße 20, teilzunehmen. Beginn ist um 8.15 Uhr. fra

Juso-Camp diskutiert regionale Öko-Projekte

WETTERAUKREIS. Eine Podiumsdiskussion über regionale Umweltschutzkonzepte und ein Referat zum Thema Luftverschmutzung sind am heutigen Mittwoch die beiden wichtigsten Veranstaltungen im Juso-Sommercamp in Gießen-Heuchelheim. Zum Auftakt diskutieren bereits ab 10 Uhr Andrea Michels vom Verband junger Unternehmer und Ulrich Chilian, Vorsitzender des Arbeitskreises Technik und Umwelt im BUND, über regionale Umweltschutzkonzepte. Ab 14 Uhr wird ein Referent des hessischen Umweltministeriums über das Thema Luftverschmutzung informieren.

Am morgigen Donnerstag, 30. Juli, gibt es während des ganzen Tages Referate über die globalen Probleme der Umweltverschmutzung und die Abhängigkeiten von Industrie- und Entwicklungsländern. Ab 20 Uhr liest Horst Stowasser aus seinem Werk "Leben ohne Chef und Staat".

Am Freitag, 9 Uhr, geht es um die Probleme der Dritten Welt und des Umweltgipfels von Rio. Ab 19 Uhr gibt es Live- Musik mit Folk und Rock. Am Samstag, 1. August, ist ab 19 Uhr ein Kulturfest mit den Live-Bands "Jester Moses", "Rubber Band" und "Total verseucht" sowie ein Überraschungsfilm im Mitternachtskino geplant. Wer an den Veranstaltungen noch teilnehmen will, erreicht das Camp in Heuchelheim, indem er dort der Ausschilderung folgt. str

Fußball-Turnier in Wächtersbach TSV Höchst souverän

Bezirksoberliga-Aufsteiger TSV Höchst gewann das Fußball-Turnier der Germania Wächtersbach. Im Endspiel besiegte der Gelnhäuser Stadtteilverein den A-Ligisten BSC Spielberg mit 5:1. Allerdings benötigten die Höchster zuvor die Schützenhilfe der Spvgg. Hüttengesäß die erst im letzten Gruppenspiel des TSV Wirtheim durch einen 3:2-Erfolg aus dem schon sicher geglaubten Finale schoß. Einen erfolgreichen Einstand feierten die Höchster Neuzugänge Thomas Klöckner und Bernd Wutzler mit Torerfolgen.

Gruppe A: Bernbach II - Spielberg 1:8; Wächtersbach - Spielberg 1:2; Bernbach II - Wächtersbach 2:0

Gruppe B: Höchst - Hüttengesäß 6:1; Wirtheim - Höchst 3:2; Hüttengesäß - Wirtheim 3:2

Um Platz drei: Bernbach II - Wirtheim 6:1; Endspiel: Spielberg - Höchst 1:5 wh

Der Müll soll leise Wege gehen Neue Container kommen ab August

BAD HOMBURG. Die vorhandenen Altglas- und Altpapiercontainer gehen nach und nach in die Brüche und müssen ausgetauscht werden.

Bei der Auswahl der neuen verzinkten Stahlblechcontainer wurde nach Angaben des Bauverwaltungsamtes besonders auf eine wirksame Lärmdämmung geachtet. Durch Gummikappen in den Einwurföffnungen und eine geräuschdämmenden Innenausstattung soll bei den Glascontainern die an bestimmten Sammelstellen auftretende Lärmbelästigung verringert werden.

Kunststoffcontainer werden wegen der Brandgefahr in Zukunft grundsätzlich nicht mehr eingesetzt. Im Zuge der Erneuerung werden auch verbesserte Hinweisschilder angebracht.

Begonnen wird die Umtauschaktion in Ober-Erlenbach. Die Sammelcontainer sollen dort am 1. August ausgetauscht werden. jom

Das Wetter

FRANKFURT A. M., 28. Juli (FR). An den Küsten zum Teil Bewölkung, im übrigen Deutschland Sonnenschein mit Temperaturen zwischen 27 und 34 Grad, im Norden bis 26 Grad, sagt das Wetteramt vorher. Aussichten: Sonnenschein, noch wärmer.

(Siehe auch Lokalteil)

Leser-Forum

Auch Kontrolleure irren sich Zeitstempel auf Fahrkarte war richtig / "Wer haftet?"

Wenn Sabine C. an eine ihrer letzten U-Bahn-Fahrten zurückdenkt, fallen Worte wie "Freiheitsberaubung". Denn als die FR-Leserin letzte Woche mit der U 4 von Bornheim Mitte zum Theaterplatz fuhr, wurde kurz vor dem Ziel ihr Fahrschein kontrolliert. Es entbrannte ein Streit zwischen Fahrgast und Kontrolleurin um die eingestempelte Uhrzeit. Obwohl sich der Fahrschein später als gültig herausstellte, bezweifelten die Kontrolleurinnen dies und begannen, die Personalien aufzunehmen. Frau C. weigerte sich und wollte aussteigen, doch die Kontrolleure ließen das nicht zu. Erst eine Station später durfte sie die Bahn verlassen und kam zu spät zur Arbeit. "Wer hätte gehaftet, wenn ich dadurch einen Zug oder ein Flugzeug verpaßt hätte?", fragt die Frau.

"Für Vermögensschäden haften wir nur, wenn ein eindeutiges Verschulden unserer Kontrolleure vorliegt", sagt dazu Stadtwerke-Sprecherin Monika Salzmann. "Hätte die Bahnfahrerin mit ihrem gültigen Fahrschein einen Zug verpaßt, wären wir selbstverständlich dafür aufgekommen." Ein solcher Fall sei allerdings noch nie vorgekommen. "2,6 Prozent aller kontrollierten Fahrgäste sind Schwarzfahrer, aber solche Probleme hatten wir noch nie", versichert sie.

Echte Schwarzfahrer müssen die Konsequenzen ihres Handelns selber tragen. Eine Schuld des Passagiers liegt auch dann vor, wenn jemand sein "Fahr-bunt"-Ticket nicht dabei hat. "Dann werden 60 Mark fällig; und für verpaßte Züge, Flugzeuge oder Termine haften wir nicht", so die Sprecherin.

Generell sei es auch für Schwarzfahrer kein Problem, den rettenden Zug zu erreichen. "Generell werden zuerst die Personalien aufgenommen, und erst dann darf der Fahrgast aussteigen", meint Monika Salzmann. "Aber wenn es jemand eilig hat, können die Kontrolleure auch mit aussteigen und die Personalien unterwegs aufnehmen." Über das Fahrtziel hinaus müsse allerdings niemand in Bus oder Bahn bleiben.

Voraussetzung sei aber, daß mindestens zwei Kontrolleure dabei sind. "Niemand darf alleine mit dem Fahrgast aussteigen", wird betont. Aber das sei "kein Problem". Die 80 Kontrolleure seien ohnehin immer in kleinen Gruppen unterwegs, "zwei bis vier im Bus, vier bis sechs in den Bahnen", erklärt die Sprecherin. ert

Reifenschaden: Eine Tote und sechs Schwerverletzte

HEUSENSTAMM. Eine Tote und sechs Schwerverletzte forderte ein Verkehrsunfall auf der Autobahn Würzburg-Frankfurt in der Höhe von Heusenstamm. Wie die Polizei berichtet, löste sich an einem Auto, mit vier jungen Leuten aus dem Hochtaunuskreis besetzt, die Reifendecke vom linken Hinterad. Das Auto schleuderte und prallte gegen einen anderen Wagen, mit drei Personen aus dem Raum Aschaffenburg besetzt. Beide Autos kamen von der Fahrbahn ab, schlitterten die Böschung herunter und prallten mehrmals gegen Bäume.

Eine 17jährige Frau aus dem Hochtaunuskreis erlag an der Unfallstelle ihren Verletzungen, die anderen wurden mit dem Rettungshubschrauber in Krankenhäuser in Offenbach, Seligenstadt und Frankfurt-Höchst gebracht. lz

50jährige Frau wird seit Montag vermißt

Seit Montag wird die 50jährige Gisela Priester (Foto) aus der Mahräckerstraße in Ginnheim vermißt. Wie die Polizei mitteilte, hatte die Frau gegen 8 Uhr wie gewöhnlich die Wohnung verlassen, um zur Arbeit zu gehen. Dort ist sie nicht angekommen. Da sie in ihrem Bekannten- und Kollegenkreis als sehr zuverlässig gilt, besteht Anlaß zur Sorge.

Gisela Prieser ist etwa 1.65 Meter groß und schlank und hat schulterlange blonde Haare. Bekleidet war sie mit einem roten Rock, einem blau-grauen Pullover sowie grauen Schuhen. Bei sich hatte sie einen blauen Einkaufsbeutel aus Stoff.

Hinweise zum Aufenthalt der 50jährigen nimmt die Polizei unter den Telefonnummern 755-41 74, -40 40 oder -44 00 entgegen. enk

Bauwirtschaft in der EG baut ab Branchenverband prognostiziert für 1992 geringeres Volumen

cri FRANKFURT A. M. Hohe Zinsen, ein schwaches Wirtschaftswachstum und eine in vielen Regionen restriktive Finanzpolitik versetzen der europäischen Baukonjunktur einen herben Schlag. Mit Ausnahme von Deutschland und Portugal zeigt die Entwicklung in allen EG-Mitgliedsländern steil nach unten. Der Branchenverband FIEC befürchtet daher nach sechs Jahren des Wachstums in der laufenden Periode einen Rückgang des Bauvolumens um real 0,7 Prozent. Auch 1993 sei noch nicht mit einer "generellen Trendwende" zu rechnen, meint der Vizepräsident der Organisation, Thomas Rogge, der dieses Amt auch im deutschen Industrieverband bekleidet. Seiner Ansicht wird allenfalls ein leichtes Plus von 0,6 Prozent herausspringen.

Besonders hart wird der Vorhersage zufolge die Keule der ökonomischen Flaute die Niederlande und Großbritannien treffen. Dort dürfte in diesem Jahr nach Einschätzung des Experten fast sechs beziehungsweise fünf Prozent weniger gebaut werden als noch 1991. Vor allem der Wirtschaftsbau leidet unter der Rezession. Für diese Sparte wird das Minus in Großbritannien mit 14 Prozent und in den Niederlanden mit elf Prozent veranschlagt. In Holland liegt überdies der Wohnungsbau darnieder.

Aber auch Spanien muß sich "nach sieben fetten Jahren" bescheiden. Die Arbeiten für die Olympischen Spiele und die Weltausstellung sind abgeschlossen, staatliche Folgeaufträge fehlen.

Aufwärts, wenn auch nicht mehr so stark wie bisher, geht es nach wie vor in Deutschland und Portugal. Im Westteil der iberischen Halbinsel stützen vor allem öffentliche Aufträge die Nachfrage, so daß 1992 insgesamt mit einem Anstieg um vier Prozent zu rechnen ist. Hierzulande wird, wie bereits berichtet, der Zuwachs des Bauvolumens auf zusammen 3,5 Prozent veranschlagt. In der kommenden Periode sind wegen der "Ebbe in den öffentlichen Kassen" und "nachlassender Impulse aus der deutschen Einigung" nach Ansicht von Rogge wohl nur "zwei bis drei Prozent" mehr drin, wobei für den Westen lediglich ein Prozent und für die neuen Länder 15 Prozent Plus angesetzt werden.

Daß sich europaweit der Krebsgang im nächsten Jahr nicht fortsetzt, wird hauptsächlich der Entwicklung hierzulande, aber auch dem Wiederanspringen in Dänemark, Irland, Belgien und Spanien zu verdanken sein.

Im Osten des alten Kontinents macht Rogge nur in Ungarn, Polen und der tschechischen Republik Lichtblicke aus. Für die Slowakei sieht er wegen der "ungelösten Strukturprobleme der Schwer- und Rüstungsindustrie" noch schwarz.

Ansichten einer Stadt: Mit dem Bürgermeister auf Fahrradtour durch die dreiOrtsteile Wissen, wo das Zuhause ist Wolf als Werbefachmann Von Susanne Settemeyer

FLÖRSHEIM. "Auf geht's! Los, los!" Die Karawane zieht weiter, angeführt von einem energischen Pedalritter. Und bestaunt von ahnungslosen Spaziergängern, die dem Fahrrad-Lindwurm hinterherschauen, der sich auf dem schmalen Sandweg unter dem grünen Blätterdach entlangschlängelt. Wo einstmals Bad Weilbacher Kurgäste lustwandelten, unter den Platanen des kleinen "Kurparks", bahnt sich die strampelnde "Horde" ihren Weg - und das sogar dienstlich. Es ist eine Journalistengruppe unter der Leitung von Bürgermeister Dieter Wolf; unterwegs, um markante Punkte der Stadtentwicklung in Augenschein zu nehmen.

Die Einladung klang ganz harmlos, doch schon am Startpunkt Stadthallen- Brunnen wird das olympische Streben des Flörsheimer Rathauschefs deutlich. "Drei Stunden werden wir schon brauchen", schätzt Pressesprecher Dieter Darmstadt. Na gut. Daß man in dieser Zeit einiges an Kilometern zurücklegen kann, merken die Teilnehmer an ihren Beinen, die nach jeder Etappe etwas müder werden. Und an den Schreibblöcken, die ein ums andere Mal gezückt werden.

Preiswertes Bauen für Familien, die B-519-Ortsumgehungen, die ICE-Trasse, die spektakuläre Umgestaltung des Schwefelbrunnens, das Regenrückhaltebecken in Weilbach, das "Haus am Weilbach", Probleme der Winzer, neue Wohngebiete, die rekultivierte Kiesgrubenlandschaft und ein Sportplatz-Neubau: Der routinierte Stadtführer denkt bis ins Jahr 2000 und läßt gleichzeitig die Projekte seit seinem Amtsantritt vor 13 Jahren Revue passieren.

Ob Dieter Wolf psychologisch gedacht hat? Die erste Etappe führt nur ein paar Straßen weit bis zur Gustav-Stresemann-Anlage. Zu nah, um sich über den Rechtsdrall und den schiefen Lenker des Dienstfahrrads zu ärgern, das ich abbekommen habe. Von einem leicht erhöhten Platz deutet der Bürgermeister auf das kleine grüne Reich zu seinen Füßen, als wollte er sagen: "Seht, wie schön es hier ist."

Wohnen in Flörsheim ist denn auch das Thema. Rund 680 Wohneinheiten sollen auf 14 Hektar Grund im Baugebiet Nord entstehen, weitere 250 am Ortsrand von Wicker. Dabei denke man auch an Familien mit mittlerem Einkommen, sichert Wolf zu und berichtet, wie in der Vergangenheit Eigentum gefördert wurde: "Die Stadt stellt das Grundstück, die Pläne und die Rohbauhülle, der Innenausbau folgt in Eigenleistung." Ohne Notizen, immer frei aus dem Gedächtnis referiert der Verwaltungschef locker die Förderungsmodelle. Zweite Variante: Ein Polier hilft bei der Materialbeschaffung und man baut alles selbst. "Noch Fragen? Weiter geht's."

Vorbei an Maisfeldern und Sonnenblumen führt der asphaltierte Weg raus aus der Stadt. Doch die vergnügliche Atmosphäre weicht angesichts der drohenden Steigung dem Wettkampfeifer. "Mal sehen, wer als erster oben ist", tönt auch schon eine Stimme - das Teilnehmerfeld zieht sich schnell auseinander. Es dauert lange, bis alle unweit der Krieger- Gedächtniskapelle versammelt sind. Für manche Zeit, eine Zigarette zu rauchen und über die unterschiedliche Qualität von Rädern zu fachsimpeln.

"Sind wir alle da?" fragt der Bürgermeister. "Jaaaaaa!" Trotz mancher Juxereien unter den Journalisten wächst die Anerkennung für den Oberradler, dessen Reiseführer-Qualitäten außer Frage stehen. "Wenn jemand hierher zieht, muß er wissen, daß er in Flörsheim zu Hause ist", findet Wolf. Dazu gehört für ihn, daß man die speziellen Vorzüge seines Wohnortes kennt. Und die sind: Auf rund 60 Hektar wird in Wicker Wein angebaut, "der zur Spitzengruppe im Rheingau gehört". Könnte der Winzer, der gerade erstaunten Blickes mit seinem Traktor zwischen den Reben hervorfährt, ihn hören - er hätte sicher genickt. Weiter geht's.

Auch als Marketingmann für Schwefelwasser hat Wolf seine Qualitäten. Nur gegen den faulen Geruch, der sich rund um die Quelle in Bad Weilbach ausbreitet, sollte er noch etwas unternehmen. Tätig wird die Stadt am "geographischen Mittelpunkt" Flörsheims auf jeden Fall in puncto Kurpark.

Mehrere Hektar sollen noch hinzugekauft werden, um das kleine Naherholungsgebiet attraktiver zu machen. Grüner soll es auch am nördlichen Ortseingang von Weilbach werden, wünscht sich Wolf. Durch die Verlegung des Germania- Sportplatzes auf das GRKW-Gelände und dem Ankauf der Grube Stark könnten die Flächen rekultiviert werden, schwebt dem Bürgermeister vor.

Weiter geht's? Nein. Längst ist die Sonne hinter Wolken verschwunden und hat Tiefbauamtsleiter Ruf seine windschnittig gestylte schwarze Sonnenbrille gegen das Normalgestell eingetauscht. Und wenn der Bürgermeister nicht nach Hause gefahren ist, dann erzählt er vielleicht noch heute . . .

Schulbeginn für die neuen fünften Klassen

BRUCHKÖBEL. Am Montag, 3. August, um 9.50 Uhr beginnt für die Schülerinnen und Schüler des sechsten bis zehnten Jahrgangs an der Heinrich-Böll-Gesamtschule wieder der Ernst des Lebens. Die Eleven der neuen fünften Klassen versammeln sich um 10.40 Uhr in der Aula zur Begrüßung.

Die Schulbusse fahren für die älteren Jahrgänge zwei Stunden später als üblich an den bekannten Haltestellen ab. Für die fünften Klassen gelten folgende Abfahrtszeiten: 10.15 Uhr Landwehr, 10.20 Uhr Oberissigheim, 10.25 Uhr Butterstadt und 10.30 Uhr Niederissigheim. hein

Tausende "leiden" an der Metall- und Blechinfektion Ansteck-Fieber grassiert US-Amerikaner sind Pin-Könige / Epidemie in Atlanta Von unserem Mitarbeiter Michael Wulzinger

Anstecknadeln müssen ansteckend sein. Wie läßt sich die massenhafte Verbreitung der "pins" sonst erklären? Das Zentrum der Infizierten liegt im Zentrum Barcelonas, mitten auf der Plaça de Catalunya. Dort, im "Official Olympic Pin Trading Centre", treffen sich ehrbare Rechtsanwälte, honorige Professoren, ausgeflippte Eigenbrötler und Kinder mit Kennerblick, um das Schnäppchen ihres Lebens zu machen. Sie suchen vorzugsweise kleine Anstecker mit olympischen Motiven. Tausende wurden von den Sponsoren, den Sportverbänden und den Olympischen Komitees der einzelnen Länder vor den Spielen auf den Markt geworfen. Jetzt heißt es, die Objekte der Begierde wieder einzusammeln. Eine Sisyphusarbeit, die auf viele Menschen einen unwiderstehlichen Reiz ausübt. Wären alle Sammler, gäbe es keine Beschäftigungstherapeuten mehr.

Für manche Motive würden die Jäger des vermuteten Schatzes ihr letztes Hemd hergeben. Ganz hoch im Kurs stehen beispielsweise die Modelle Moskau 1980. Mit wachem Blick und zäher Beharrlichkeit entwickeln die Sammler magische Anziehungskräfte. Ihre Geduld scheint nie zu versiegen, sonst wären zwölf Stunden täglich in einem prallgefüllten und schlecht durchlüfteten Zelt auch nicht auszuhalten.

Ach was, das sei alles nicht so schlimm, sagt Al Facao: "Man muß nur warten können, dann komplettiert sich die Sammlung von selber." Al verkauft keines der Hunderte von Motiven, die er an seine verschlissene Grillschürze geheftet und auf einem wackeligen Bartisch ausgebreitet hat. "No venta solo intercambio", steht auf einem Pappschild, ich verkaufe nicht, sondern tausche nur. Das gebietet der Ehrenkodex. Geschäfte sollen die Dealer machen, sagt Al verächtlich. Deshalb komme er nicht extra aus Markham, Ontario, nach Barcelona.

Der US-Amerikaner neben Al pfeift unentwegt vor sich hin und klopft sich immer wieder vergnügt auf die Schenkel. Er kann sein Glück nicht fassen. Nein, er habe keine deutschen Vorfahren, er freue sich immer so. "Ich habe den Guest badge der NBC", ruft er vergnügt, "jetzt hat sich der Trip schon gelohnt." Zwölf Teile seiner Kollektion wurde er dafür los. Zugegeben, das Stück sieht auf den ersten Blick nicht besonders aufregend aus, aber bitte, man ist ja Laie. Der Amerikaner läßt sich nicht irritieren und pfeift ungestört weiter.

Der ungekrönte Sammlerkönig, oder besser "The Pinking", heißt Eric Nash und kommt aus Utah. Eric hat sich in seinem Heimatort ein Pin- Museum gebaut. Interviews lehnt er lässig ab: "No time, boy." Nur soviel - das Wallstreet Journal habe schon eine Story über ihn veröffentlicht, "look over here". Aha, die Konkurrenz war also schneller.

Einen Stand weiter sitzt Beverly Simpson vor ihren metallenen und blechernen Anstecknadeln. Langsam wird es auffällig, fast nur "US-Boys und -Girls". Beverly, eine Klavierlehrerin in den Fünfzigern, bringt Licht in das Dunkel "Die Spanier hier können unsere Leidenschaft nicht so recht verstehen", erklärt sie, "die wollen am liebsten alles kaufen." Vielleicht liegt das einfach an der Hitze - schnell her damit und weg hier." In den USA fährt Beverly fort, "hat das Sammelfieber schon Millionen von Menschen erfaßt." Sie selbst hat in ihrem Haus eigens einen pin-room eingerichtet. Ab und zu lädt sie Sammlerfreunde ein, und dann wird gefachsimpelt. Beverly ist mit ihrem liebsten Hobby nicht alleine. In Lake Placid zählt sie zu den Gründungsmitgliedern ihres Sammlerclubs, den "Olympins".

Schon jetzt fiebert Beverly den Spielen 1996 in Atlanta entgegen. Lake Placid 1980, als sie sich zum ersten Mal ansteckte, sei ja schon ein Traum gewesen. In Georgia wird die Tauschwut zur Epidemie auswachsen. Da müssen sich auch die Journalisten ein geeignetes Gegenmittel einfallen lassen. In Barcelona im Pressezentrum hängt an jeder Tür ein Hinweis: no pins, no more pins, no topspins. Damit kommen sie in Atlanta nicht weit. Beverly, die ganz persönlich in vier Jahren eher mit einer Zunahme sammlertypischer Symptome rechnet, sagt: "Es ist ein gutes Gefühl, krank zu sein, ohne einen Arzt zu brauchen". Wenn das so ist - Beverly and friends, pin on!

Als es spannend wurde, fiel der Strom aus

MAIN-TAUNUS-KREIS. Justament als Franzi van Almsick sich mit Nicole Haislett ein Kopf-an-Kopf-Rennen lieferte, wurden in einigen Bezirken von Bad Soden, Schwalbach und Eschborn die Mattscheiben dunkel. Ursache fürs Olympia-Blackout: ein Bruch im Kabelnetz der Main-Kraftwerke.

Um 18.37 Uhr fiel am Montag der Strom aus. Gleich nach den ersten Fehlermeldungen versuchten die Techniker das Loch mit sogenannten Netzumschaltungen zu stopfen, berichtete MKW-Sprecherin Christel Wolff. Doch es dauerte bis 20.20 Uhr, bis die letzte Bildröhre wieder "Saft" hatte. Die schadhafte Stelle im 20 000- Volt-Netz indes ist noch nicht gefunden. "Wir vermuten eine Materialermüdung als Ursache." kkü

Walesa für Schauprozesse gegen Wirtschaftsbetrüger

eh WARSCHAU. Der polnische Präsident Lech Walesa will im Kampf gegen die Wirtschaftskriminalität künftig andere Saiten aufziehen. Unter anderem fordert er besondere Vollmachten für die Staatsanwaltschaft, um größere Betrugsaffären trotz bestehender Gesetzeslücken schneller aufklären zu können. Der ehemalige Gewerkschaftsführer macht sich außerdem dafür stark, daß Prozesse gegen Wirtschaftsgauner künftig in den Medien übertragen werden, um der Bevölkerung zu zeigen, daß "Polen ein Rechtsstaat und kein Land der Wirtschaftsaffären ist". Zuletzt war 1984 die Verhandlung gegen die Mörder des Priesters Popieluszko in Rundfunk und Fernsehen gesendet worden.

Öffentlich vorführen will Walesa unter anderem die in den Skandal um den Auslandsschulden-Fonds Fozz und in die Betrugsaffäre der Privatfirma Art-B verwikkelten Leute, die durch geschickte Manipulationen den Staat um Millionen Dollar betrogen haben. Diesen "dicken Fischen", die Gesetzeslücken ausnutzten, während andere hart arbeiteten, müsse endlich der Prozeß gemacht werden, verlangt Walesa. "Niemand soll glauben, daß er Polen ungestraft ausplündern kann - früher oder später kriegen wir ihn", versichert er.

Der Präsident wehrt sich jedoch dagegen, Polen als "Land von Hochstaplern und Agenten" abzustempeln. Auch Justizminister Zbigniew Dyka betont, daß Betrugsaffären keine polnische Besonderheit seien.

Lufthansa Dem Scheideweg nahe

1000, 5000, 10 000, 20 000 - wer bietet mehr? 500 Millionen, eine Milliarde, 1,5 Milliarden - oder ein noch höherer Verlust? Um den bei der Lufthansa in Angriff genommenen Stellenabbau und den 1992 drohenden Fehlbetrag ranken sich mittlerweile beliebig viele Horrorzahlen. Jeder darf alles spekulieren; jede Summe kann falsch oder richtig sein.

Schließlich hat der Vorstand beschlossen, der Öffentlichkeit gegenüber auf Tauchstation zu gehen und sie nicht mit Informationen zu füttern. Auch auf die Gefahr hin, daß dadurch die wildesten Gerüchte Platz greifen, scheinen Vorstandschef Jürgen Weber und seine Kollegen willens zu sein, sich ganz auf die schwierigen Verhandlungen mit den Gewerkschaften und Betriebsräten über die nötige Reduzierung der Personalkosten zu konzentrieren und der Mannschaft bewußt zu machen, daß die glorreichen Zeiten längst vorbei sind.

Zu den Eigenarten des Kranich-Unternehmens gehört es, daß dies der Mechaniker in der Werft inzwischen kapiert hat, bei manchen Leuten in den oberen Etagen, ausgestattet mit sechsstelligen Jahresgehältern, deren erste Zahl zumindest keine eins und auch keine zwei ist, aber immer noch Phantastereien in den Köpfen herumschwirren. Der Nachfolger von Heinz Ruhnau hat es bisher nicht geschafft, allen in der Führungsmannschaft deutlich zu machen, daß die Lufthansa den meisten europäischen und transkontinentalen Konkurrenten schon lange nicht mehr überlegen ist, gewaltige Anstrengungen angesagt sind, um im Wettbewerb mitzuhalten und daß es im Augenblick wirklich nur ein einziges Ziel gibt - die drohende Pleite zu verhindern.

Auch wenn es nur Gedankenspiele von nicht an entscheidender Stelle sitzenden Leuten sein mögen, über die der Stern in seiner nächsten Ausgabe berichtet (siehe nebenstehenden Bericht), so läßt sich daraus doch zweierlei ableiten: Die finanzielle Situation der Firma ist erstens katastrophal genug, um die Notwendigkeit einer Kapitalspritze vom Bonner Kassenwart ins Kalkül ziehen zu müssen. Und zweitens: Daß der Bund seine finanzielle Hilfe, wenn sie denn zwingend erforderlich sein würde, verweigern könnte, scheint außerhalb der Vorstellungswelt dieser "Vordenker" zu liegen.

Warum eigentlich? Es muß nicht einmal der Himmel einstürzen, sondern es bedarf "nur" noch ein paar unglücklicher Umstände, dann steht Lufthansa-Chef Weber, der zwar auf einer riesigen Woge des Goodwill segelt, aber bisher keinerlei Fortune bewies, vor der Alternative - entweder den Gang zum Amtsgericht oder den nach Bonn antreten. Wählt er den zweiten, dann hat sich diese Bundesregierung zu entscheiden, ob sie den schlechten Beispielen der Spanier, Franzosen oder Italiener mit ihren Fluggesellschaften oder ob sie marktwirtschaftlichen Prinzipien folgt. jk

Schachecke

Der Hofheimer Erik Zude und Günter Tischer aus Nürnberg waren die großen Kontrahenten bei der Hessischen Schnellschachmeisterschaft in der Oberurseler Stadthalle. Bis drei Runden vor Schluß lag der Bundesligaspieler des SV Hofheim noch mit Punktvorsprung auf Platz eins, unterlag aber dann gegen den Nürnberger Juristen Günter Tischer, der sich damit Punktgleichheit mit Wertungsvorteil verschaffte, den er bis zum Schluß halten konnte. Nach Remis mit Stefan Reschke (Koblenz) und Partiegewinn gegen Michael Morlo von Schott Mainz wurde Tischer Turniersieger.

Erik Zude wurde nach Remis mit Morlo (Mainz) und Gewinn gegen Patrick Chandler (VSG Offenbach) punktgleicher Zweite. 142 Teilnehmer brachten in drei Turniertagen fünfzehn Partien mit 30-Minuten-Bedenkzeit über die Runden. Pokale erhielten noch die Punkt- und Wertungsbeste Teilnehmerin Caroline Claus vom SC Steinbach, der erfolgreichste Jugendliche Hölger Küch, der Seniorenbeste Rudolf Brauner (beide SV Hofheim) und der Beste des Ausrichters SV Oberursel, Günther Kuban.

Die dreizehn Top-Plätze: 1. Günter Tischer (Nürnberg), 2. Erik Zude (SV Hofheim) 11,5:3,5 - 3. Stefan Reschke (SV Koblenz), 4. Lothar Schnitzspan (SC Erzhausen), 5. Patrick Chandler (VSG Offenbach), 6. Gerd Treppner (Schott Mainz), 7. Peter Gmeiner (VSG Offenbach), 8. Michael Morlo (Schott Mainz) 10,5:4,5 - 9. Omri Schlesinger (SC Steinbach), 10. Ulrich Gebhardt (Marburg), 11. Thomas Pioch (SV Hofheim), 12. Günther Kuban (SV Oberursel), 13. Hennes Deuker (Frankfurt-Fechenheim) alle 10:5 Punkte. ZEY

Kleine FR

Senioren brutzeln RODENBACH. Ein Grillfest mit Unterhaltung und Zauberdarbietungen für die Senioren veranstaltet die Gemeinde am Dienstag, 11. August, um 14.30 Uhr auf dem Gelände des Fußballvereins. Bei schlechtem Wetter ziehen die Teilnehmer in das Clubhaus um. Um Anmeldung wird in der Rathauszentrale, Telefon 5990, oder bei Frau Neidhardt, Telefon 5 99 36, gebeten.

FUSSBALL

Vorrunde, Gruppe A, 2. Spieltag: Italien - Polen in Barcelona 0:3 (0:1), USA - Kuwait in Saragossa 3:1 (1:0).

Gruppe B.: Dänemark - Ghana 0:0.

Gruppe C, 2. Spieltag: Spanien - Ägypten in Valencia 2:0 (0:0), Kolumbien - Katar in Sabadell 1:1 (0:0).

Schweden - Marokko 2:0 (2:0).

CDU feiert Roth, Seib und Gerhards

OBERTSHAUSEN. Mit einem "großen Bahnhof" verabschiedet die CDU Bürgermeister Robert Roth, der am Freitag, 31. Juli, in den Ruhestand geht. Die Christdemokraten laden alle Bürgerinnen und Bürger für Samstag, 1. August, zu einem Umtrunk in die Mehrzweckhalle an der Waldstraße ein. Beginn: 19.30 Uhr.

An diesem Abend hat die CDU mehrere Gründe zum Feiern, denn der bisherige Erste Stadtrat Josef Seib ist am Vortag als Roths Nachfolger in sein Amt eingeführt worden. Und als neuer Mann auf dem Stuhl des Stadtrats hat Hubert Gerhards Platz genommen. Die gemeinsame Feier von Verabschiedung und Amtseinführung, so der CDU-Vorsitzende Middelmann, solle die Kontinuität aufzeigen, die auch in Zukunft die Politik in Obertshausen prägen werde. hf

ROLLHOCKEY

Demonstrationswettbewerb, Vorrunde, 2. Spieltag, Gruppe A: Schweiz - Italien 0:8 (0:3), Japan - Portugal 0:38 (0:16), Argentinien - USA 4:4 (3:2).

1. Portugal 2 2 0 0 49:0 4:0 2. USA 2 1 1 0 14:5 3:1 3. Italien 2 1 1 0 11:3 3:1 4. Argentinien 2 0 2 0 7:7 2:2 5. Schweiz 2 0 0 2 0:19 0:4 6. Japan 2 0 0 2 1:48 0:4 Gruppe B: Deutschland - Australien 4:1 (2:1), Angola - Brasilien 1:8 (1:2), Spanien - Niederlande 11:1 (3:1).

1. Spanien 2 2 0 0 28:2 4:0 2. Brasilien 2 2 0 0 13:4 4:0 3. Deutschland 2 1 0 1 7:6 2:2 4. Angola 2 0 1 1 4:11 1:3 5. Niederlande 2 0 1 1 4:14 1:3 6. Australien 2 0 0 2 2:21 0:4

Haltestelle statt Garten? Eyßen will Pächter das Gemeindegrundstück nicht wegnehmen

EGELSBACH. "Das Grundstück ist wunderschön eingewachsen mit großen Bäumen, ich bin nicht dafür, daß man es dem Pächter nach zwölf Jahren wieder wegnimmt." Bürgermeister Heinz Eyßen nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn man ihn nach seiner Meinung zu der von einigen verärgerten Bürgern geforderten Verlegung der Bushaltestelle in der Bayerseicher Morgensternstraße befragt.

Einer der Anwohner hatte sich beschwert, weil die Bushaltestelle direkt vor privaten Garagen installiert ist. Schulkinder, die auf den Bus warten, tollen gern auf den Abstellplätzen vor den Garagen herum. Außerdem müssen einige Autobesitzer zuweilen einige Minuten warten, bis sie in die eigene Garage fahren können. Ab und zu nämlich, sagt Anwohner Kurt Becker, verweilt der eine oder andere Bus einige Minuten und versperrt dadurch die Zufahrt zu den Garagen; für den Häuslebesitzer der hektisch- stressigen 90er Jahre ein Ärgernis.

Er schlägt nun vor, dem privaten Pächter des gemeindeeigenen Grundstücks vor der Morgensternstraße 42 direkt neben den Garagen den Vertrag für den Garten zu kündigen und hier eine Haltebucht einzurichten. Für Eyßen ist das kein Thema: Er empfände es als unzumutbare Härte, der Familie das Grundstück wegzunehmen. Zumal der Umbau in eine Haltestelle recht kostspielig wäre. "Die Zwistigkeiten müßten doch anders beizulegen sein", hofft der Bürgermeister, der einräumt, daß die Gemeinde das 62 Quadratmeter große Grundstück "aus heutiger Sicht nicht mehr verpachten würde". Allerdings spekuliert auch er: "Wenn's hart auf hart kommt mit dem Anwohnerprotest, müssen wir dem Pächter das Grundstück am Ende vielleicht doch wegnehmen." fra

Verschüttetes Benzin gefährdete Elternhaus

ESCHBORN. Beim Hantieren mit Benzin setzte ein 16jähriger aus Niederhöchstadt den Hobby- und Lagerraum des Elternhauses in der Mühlstraße in Brand.

Der Jugendliche hatte versucht, Kraftstoff in einen Kanister zu füllen. Dabei verschüttete er einige Liter Benzin, die kurz darauf in Flammen aufgingen. Die Feuerwehr löschte den Brand. Den Schaden beziffert die Polizei auf 80 000 Mark. Der Sohn übrigens kam unbeschadet davon: Er hatte sich rechtzeitig in Sicherheit gebracht. kkü

Verkehrsminister setzt völlig neue Schwerpunkte

FRIEDBERG. Der Bau der Straße vom Industriegebiet Süd zur B 275 am Ortsausgang Richtung Ossenheim, die sogenannte Ostanbindung des Industriegebietes, ist zumindest für 1992 geplatzt. Die Stadt mußte die Ausschreibung des 4,5- Millionen-Projektes zurückziehen, weil es in diesem Jahr keinen Landeszuschuß dafür gibt. Verkehrsminister Ernst Welteke (SPD) ließ verlauten - die Stadt hatte mit gut drei Millionen Mark gerechnet - das Land benötige das Geld für den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs , wie Bürgermeister Dr. Ludwig Fuhr mitteilte. Es sei offen, ob die Stadt 1993 einen Landeszuschuß erhält. ieb

Einbrecher ließen 500 Brillen mitgehen

HÖCHST. 500 Brillen fehlen. Doch den Durchblick hat die Polizei in diesem Fall noch nicht. Bereits in der Nacht von Donnerstag auf Freitag vergangener Woche drangen Einbrecher in einen Optiker-Laden an der Albanusstraße ein. Durch ein aufgehebeltes Kellerfenster gelangten die Täter in das Haus und räumten in den Geschäftsräumen alle Vitrinen aus. Selbst die Gestelle in der Schaufensterauslage ließen die Diebe mitgehen.

Doch damit nicht genug: Die Unbekannten brachen auch die Kasse auf und steckten 150 Mark ein.

Der Schaden, den die Einbrecher anrichteten, beläuft sich laut Polizei auf insgesamt rund 50 000 Mark. tos

Test des Kölner EC endete remis

Der sechsmalige Deutsche Eishockey- Meister Kölner EC spielte im Rahmen eines Trainingslagers in der CSFR gegen den Erstligisten HC Litvinov 3:3-Unentschieden. Die Tore für die "Haie" erzielten Lupzig und Khaidarow (2). Überschattet wurde der erste Test durch einer Verletzung von Uli Liebsch, der sofort die Heimreise antreten mußte. Woodforde überraschend ausgeschieden Der Australier Mark Woodforde ist beim Tennis-Einladungsturnier in Brookline am US-Amerikaner Tim Donovan, Nummer 539 der Weltrangliste, glatt mit 5:7 und 4:6 gescheitert. Rabanales boxt sich weiter durch Der mexikanische Profiboxer Victor Rabanales bleibt weiter Weltmeister im Bantamgewicht nach Version des World Boxing Counsils. Der 29jährige besiegte den Südkoreaner Oh Chang-kyun klar nach Punkten.

Germania Niederrodenbach 48 Jugendteams kommen zum Turnier

Die Verantwortlichen des FC Germania Niederrodenbach wollen sich nicht nachsagen lassen zu wenig für ihre Jugend zu tun. Am Wochenende wird das Waldstadion zu einem Tummelplatz für Fußballknirpse im Alter von 6 bis 10 Jahren. Die Jugendspielgemeinschaft SG Rodenbach/Wolfgang richtet gemeinsam mit dem VfR Kesselstadt ein großes F- und E-Jugendturnier aus. Sage und schreibe 48 Mannschaften hat die Germania zu Gast.

Am Samstag werden zunächst die jüngsten Kicker, die F-Jugendlichen ihren Sieger ermitteln. Der Startschuß erfolgt um 11 Uhr mit der Partie SG Bruchköbel - SG Rodenbach/Wolfgang I. Die Gastgeber können, in Spielgemeinschaft mit dem SV Wolfgang, gleich zwei F- Jugend-Teams ins Rennen schicken. Insgesamt müssen bis 14 Uhr 36 Vorrundenspiele ausgetragen werden, ehe die Finalteilnehmer feststehen. Um dieses Programm bewältigen zu können, wird im Waldstadion auf vier Kleinfeldern gespielt. Die Spielzeit von 15 Minuten dürften den jungen Kickern angesichts der hochsommerlichen Temperaturen gelegen kommen.

Die 8 bis 10jährigen E-Jugendlichen starten am Sonntag ab 11 Uhr ihre Konkurrenz und beenden ebenfalls um 14 Uhr die Gruppenspiele. Neben den lokalen "Fußballgrößen" wie Bruchköbel, Freigericht, Hochstadt, Erlensee oder Hanau ist auch eine E-Jugendmannschaft des SSV Erfurt mit dabei. Auf jeden Fall wird dem Besucher am Wochenende in Niederrodenbach Jugendfußball geboten, soweit das Auge reicht. ina

Wie sich Biologiestudent Jochen Pflugfelder mit Hilfe von zwei Völkern den Traum vom eigenen Honig erfüllt Bienenfleiß nützt auch Nachbarn Imkern: Hobby mit Ertrag Von Dieter Bauer (Text und Bilder)

BAD SODEN. Die spontanen Reaktionen sind sehr unterschiedlich, als der junge Hobbyimker Jochen Pflugfelder in Neuenhains "Süßem Gründchen" zum erstenmal auf seine Gartennachbarn trifft. Gefragt, was er denn auf seinem verwilderten Grundstück eigentlich so mache, sagt der 24jährige Biologiestudent: "Ich habe dort zwei Bienenvölker."

Eine Frau reagiert etwas ängstlich: "Stechen die uns denn nicht?" "Die befruchten unsere Kirschen, die nützen uns", bleibt ein Mann viel gelassener und freut sich über die fleißigen Tierchen in der Nähe seiner Bäume.

"Meine beiden Völker sind wirklich sehr friedlich", beteuert der junge Imker, als er sich den Bienenkästen, mit ruhiger Stimme zu den Tierchen sprechend, nähert und zum Beweis dafür zunächst weder den Kopfschleier noch seinen selbstgebauten "Smoker" für den beruhigenden Rauchnebel benutzt. "Ich bin jetzt im vierten Semester im Grundstudium und wollte endlich etwas Praktisches tun. Das Arbeiten mit eigenen Völkern ist schließlich viel reizvoller als mit den Bienen bei uns am Institut", erklärt Jochen Pflugfelder seine Idee, sich zwei Bienenkästen aufzustellen. Zunächst hat er sich bei Polizei und Feuerwehr im Umkreis gemeldet und sich bereit erklärt, ausgeflogene Schwärme wieder einzufangen. Über den Imkerverein Hochtaunus fand er Kontakt zum Hobbyimker Horst Gottschalk in Altenhain. Der hat ihm zwei künstlich getrennte Schwärme, sogenannte Ableger, günstig überlassen.

"So konnte ich in diesem Jahr noch beginnen, aber Honig wird es nicht mehr viel geben. Das einzige, was noch blüht, sind die Brombeeren und die Kastanien, und das ist ein bißchen wenig", erhofft sich Pflugfelder erst im nächsten Jahr einen guten Ertrag. "Jetzt sorgen meine Bienen vor allem für sich selbst und legen sich Vorräte für den Winter an", erklärt er das emsige Treiben im Stock, als er vorsichtig den Deckel lüftet und wir einen Blick auf die senkrecht darin hängenden Wachsrahmen riskieren, auf denen massenweise Bienen herumkrabbeln.

"Insgesamt ist das hier natürlich eine reine Weiberwirtschaft", weiß der Student. "Ein Volk mit 15 000 bis 30 000 Bienen hat eine Königin und ansonsten nur Arbeiterinnen." Die männlichen Tiere, die Drohnen, werden nur zur Vermehrung benötigt und abgestochen oder verjagt, wenn sie die Königin befruchtet haben: "Die Königin verläßt nur zu ihrem Hochzeitsflug den Stock und wird in der Luft von fünf bis zehn Drohnen begattet", erläutert der Student.

Er ist jetzt in voller Imkermontur, trägt Kopfschleier und Handschuhe, hat den Smoker angezündet und prüft an einem mit Bienen vollbesetztem Rahmen, ob sich Fremdkörper in den Waben befinden. Die Arbeit mit den Honiglieferanten gefällt ihm, weil sie sehr ruhig, ohne jede Hektik ausgeführt werden muß. "Manchmal nehme ich mir auch einen Stuhl und beobachte einfach nur, was die Bienen machen, und freue mich daran.

Schließlich brauchen sie den Imker überhaupt nicht: Bienen sind völlig autark und machen alles von selbst richtig. "Aber man kann ihnen natürlich Hilfen geben, damit sie es einfacher haben. Und dann wird der Ertrag größer", erklärt Pflugfelder, der beobachtet hat, daß die Tiere bei schlechtem Wetter sofort in den Stock zurückkehren. "Dann machen sie eben ihre Hausarbeit und kümmern sich um ihren Stock." Im nächsten Sommer will sich der rührige Student dann den Fleiß seiner Tierchen zum erstenmal so richtig zunutze machen und einen guten Honig ernten, von dessen Qualität die Gartennachbarn sich schon jetzt mit Kostproben überzeugen können: Wenn man seinen Finger tief in eine Wabe steckt, sticht - allen Ängsten zum Trotz - eine "benebelte" Biene nicht sofort zu, und der süße Nektar ist abzuschlecken.

Im nächsten Jahr geht das dann anders: Jochen Pflugfelder wird seinen Bienen den Honig regelmäßig abnehmen und ihnen statt dessen Zuckerwasser hinstellen, mit dem sie sich den Winter über ernähren und für eine weitere ertragreiche Honigernte sorgen können.

Autofahrer erlitt Kopfverletzungen

HANAU. Alkohol war bei einem Unfall im Spiel, der sich in der Nacht zum Dienstag in der Bangertstraße ereignet hat. Nach Polizeiangaben schleuderte dabei ein Fahrer mit seinem Wagen gegen zwei Autos.

Der vermutlich nicht angeschnallte Fahrer wurde mit Kopfverletzungen ins Krankenhaus gebracht.

Der rote Sand auf dem olympischen Tennisplatz machte dem Star die Füße schwer Becker kämpfte sich an der Blamage vorbei 3:6, 7:6 (7:2), 5:7, 7:6 (7:2), 6:3 gegen Norweger Christian Ruud / Graf war schneller Vom Centre Court in Barcelona berichtet unser Redaktionsmitglied Harald Stenger

Aller Anfang war schwer. Das Olympia-Debüt des Boris Becker wäre beinahe zu einem Debakel geworden. Doch statt dessen kam es nach 4:42 Stunden durch ein 3:6, 7:6 (7:2), 5:7, 7:6 (7:2), 6:3 zu einem Happy-End. Das Zittern begann, als der deutsche Tennis-Heros den ersten Satz gegen den in der Weltrangliste auf Rang 309 postierten Norweger Christian Ruud verlor. Was allgemein als Pflichtaufgabe angesehen wurde, die leicht abzuhaken war, wurde danach zu einer hochdramatischen Begegnung. Buchstäblich in letzter Sekunde gelang Becker die Wende.

Trotz des Erfolges des deutschen Weltranglisten-Fünften bot er über weite Strecken eine indiskutable Vorstellung. Die Partie wäre nur dann in die Annalen eingegangen, wenn Becker das Match in den Sand gesetzt hätte. Apropos Sand: Daß der Mann aus Leimen mit Wohnsitz im Steuerparadies Monaco weniger gern auf diesem roten Belag, sondern lieber auf grünem Rasen spielt, ist bekannt. Dennoch läßt der Aufgalopp von Becker, der 1988 in Seoul wegen Blasen an den Füßen auf seinen Olympiastart verzichten mußte, viele Fragen offen. Die erheblichen Probleme mit dem "Nobody" bieten Raum für mancherlei Spekulationen über seine Form und die Perspektiven für den weiteren Turnierverlauf. Kommentar von Becker dazu: "Nach dem ersten Satz habe ich gemerkt, daß er gutes Tennis spielen kann. Da mußte ich mich erst einmal umorientieren. Ich habe aber auch kein gutes Tennis gespielt, vor allem in den ersten drei Sätzen nicht. Das harte Training der letzten Tage hat sich zwar ausgezahlt, aber wenn ich eine Medaille gewinnen will, dann muß ich mich noch erheblich steigern."

Wenn man bösartig sein will, war Ruud gewissermaßen eine Nullnummer. Zumindest seine Personalien drängen diesen Eindruck förmlich auf. Zwei Niederlagen bei zwei Auftritten bei ATP-Turnieren in diesem Jahr und bescheidene 3125 Dollar Preisgeld als pekuniäre Bilanz wurden da schwarz auf weiß als wichtigste Daten über den 19 Jahre alten Rechtshänder aus Oslo ausgedruckt.

Zu allem Überfluß kommt noch hinzu, daß er bei der Olympia-Qualifikation chancenlos war. Doch da das Turnier in Lillehammer stattfand, war die an ihn verteilte Wildcard für Barcelona ein Dankeschön der ITF-Oberen an die norwegischen Organisatoren. Folglich sollte für Becker am Dienstag alles ein Spaziergang werden, als er um 10.06 Uhr unter dem freundlichen Beifall den Centre Court betrat. Doch trotz der über Barcelona liegenden Hitze war der Tennishimmel für ihn vorübergehend arg wolkenverhangen. Das spürten auch die Zuschauer. War zunächst alles fest in deutscher Hand, so wurde die Gesellschaft auf den Rängen immer internationaler. Kam den einen ihr "Kämpfen, Boris, kämpfen" kleinlaut über die Lippen, wurden die anderen mit ihren "Bravo, Christian"-Rufen immer mutiger. Die Sympathie der neutralen Besucher galt dem norwegischen Außenseiter. Es half nichts.

Als es ernst wurde, hatte sich Becker auf seine Fähigkeiten besonnen - sicherlich nicht seine wahren, aber gegen Ruud reichte es gerade so. Vergessen war, daß er anfangs oft schlecht stand, sich zu wenig bewegte, zu drucklos agierte und vor allem mit dem ersten Aufschlag immense Schwierigkeiten hatte. Erst nach dem Matchball um 15 Uhr stand fest: Becker war noch einmal davongekommen.

Auf dem Höhepunkt der Beckerschen Krise nach dem Verlust des dritten Satzes formulierte das deutsche IOC-Mitglied Thomas Bach seine Impressionen so: "Er spielt einfach schlecht. Er leistet sich Fehler, die mich an mein eigenes Spiel erinnern." Doch dann zog sich der mehrfache Wimbledon-Sieger wie so oft in seiner Karriere am eigenen Schopf aus dem Sumpf.

Daß die Hektik auf dem Platz von Minute zu Minute größer wurde, bewies ein Ereignis am Rande auf der Tribüne. Als Ruud beim Stande von 4:2 zu seinen Gunsten im vierten Satz gerade noch zwei eigene Aufschlagspiele hätte durchbringen müssen, um die Sensation perfekt zu machen, giftete man sich selbst in der lange Zeit treu ergebenen deutschen Fangemein- de untereinander an. Einer der Zuschauer mit schwarz-rot-gelber Fahne maulte urplötzlich kräftig. Eine braungebrannte Schönheit, die neben Becker-Filmemacher Bernd Thränhardt saß, beschimpfte ihn deshalb lautstark: "Hau doch ab, Mann!" Doch am Ende hatten alle Boris-Fans ihren Liebling wieder ins Herz geschlossen. Der Mann, dessen Einkünfte seit seinem steilen Aufstieg am Tennisfirmament inklusive Werbegeldern auf 50 Millionen Mark geschätzt werden, hatte den nur 3125 Dollar "schweren" Norweger sicher im Griff und verhinderte damit, daß er selbst bei seinem ersten Olympia-Auftritt als zu leicht befunden wurde.

Hatte Becker den zweiten und vierten Satz jeweils erst im Tiebreak zu seinen Gunsten entschieden, so gelang ihm der entscheidende Durchbruch im fünften Satz frühzeitig durch ein Break zum 3:1. Als Dankeschön für die Unterstützung "seines" Publikums applaudierte er der deutschen Kolonie, indem er auf seinen Schläger klatschte und sich artig verbeugte.Steffi Graf hatte es eilig

Während Becker bei seiner Premiere im Zeichen der olympischen Ringe in keiner Weise überzeugen konnte, meisterte Steffi Graf (Brühl) die erste Hürde auf dem angestrebten Weg zum erneuten Gold souverän. Sie deklassierte die Mexikanerin Lupita Novelo in nur 35 Minuten mit 6:1, 6:1. Nächste Gegnerin ist die Niederländerin Brenda Schultz. Becker trifft auf den Marokkaner Younes El Aynaoui.

Zur Sache: Das eigene Bienenvolk

Die natürliche Bleibe für ein Bienenvolk ist eine Behausung in einem hohlen Baum, aber der Imker bringt die Bienen in Kästen unter, in denen die Rahmen mit dem Bienenwachs für den Wabenbau hängen. Sie sollten - vor allem in der kalten Jahreszeit - mit Dachpappe vor Witterungseinflüssen geschützt werden. Die "Innenisolierung" übernehmen die Bienen selbst, indem sie die Fugen mit einem eigens dafür produzierten "Kitt" abdichten.

Für das Aufstellen von zwei Kästen benötigt man eine freie Fläche von etwa 10 Quadratmetern, um von allen Seiten bequem arbeiten zu können. Die Kästen müssen auf einen stabilen und völlig waagerechten Unterstand montiert werden. Wichtig ist es auch, die Fluglöcher im Winter zu schließen, damit keine "Honigräuber" in den Stock eindringen können.

Ein neues Volk sollte immer erst an einen neuen Standort eingewöhnt, also erst nach zwei Tagen aus den Transportkästen in ihre künftige Behausung umgesetzt werden.

Zu seiner Sicherheit benötigt der Imker den Kopfschleier, Handschuhe und einen "Smoker" zur Benebelung der Bienen. Der Ertrag an qualitativ hervorragendem Imkerhonig von einem Bienenvolk kann so 50 Kilogramm im Jahr betragen, muß dann allerdings noch "geschleudert", also aus den Waben zentrifugiert werden. Weil eigene Schleudern recht teuer sind, helfen da - ebenso wie mit weiteren Informationen - die Imkervereine weiter. dib

Namen + Notizen

EWALD GRIMM, Gemeindeältester von Münster, ist im Alter von 63 Jahren gestorben. Er gehörte von 1956 bis 1985 dem Gemeindeparlament an, war jahrelang SPD-Kreistagsabgeordneter. Von 1961 bis 1987 leitete er das Büro des DGB in Dieburg und war zwischen 1962 und 1980 Vorsitzender der AOK Dieburg. sch.

ELKE NOSTADT, seit 18 Jahren Angehörige des 450 Mitglieder zählenden Ski-Clubs Rodgau-Rödermark und dort sechs Jahre lang Erste Vorsitzende, mehrere Jahre Sportwartin und Übungsleiterin, ist die Sportplakette des Kreises Offenbach zuerkannt worden. Sie wird die Auszeichnung bei der Sportlerehrung am 21. August in Dreieichenhain erhalten. ttt

Zusammenstoß nach einem Vorfahrtfehler

BAD SODEN. Beim Abbiegen von Altenhain auf die Bundesstraße 8 in Richtung Hofheim übersah eine 30jährige Bad Sodenerin die Vorfahrt eines anderen Autofahrers. Beim daraus resultierenden Zusammenstoß entstand ein Schaden von etwa 20 000 Mark. Personen wurden nicht verletzt. kkü

SG Rosenhöhe Offenbach, Fußball: Zweitligist Darmstadt 98 setzt beim Gastspiel am Montag auch Markus Old ein Beim Bezirksligisten träumt man vom nächsten Aufstieg Garant dafür ist auf längere Sicht die vorbildliche Jugendarbeit / Roland Wernig legt vorerst mal eine Pause vom Fußball ein

Einen besonderen Leckerbissen bietet die SG Rosenhöhe am Montag abend allen Fußball-Fans und ganz besonders den SG-Anhängern. Der Zweitbundesligist SV Darmstadt 98 gibt sich mit seiner kompletten Profi-Mannschaft im Sportzentrum Rosenhöhe die Ehre. Ab 19 Uhr werden sich bekannte Fußballgrößen wie Wilhelm Huxhorn, Dirk Bakalorz (früher Eintracht Frankfurt), Gerhard Kleppinger (früher KSV und Borussia Dortmund) oder Stephan Täuber ("der Boxer" von Schalke 04, 1. FC Nürnberg) mit den Kikkern des "frischgebackenen" Offenbacher Bezirksligisten SG Rosenhöhe messen.

Mit dabei sein wird auch Markus Old, eines der größten Talente, die aus der SG-Jugend bislang hervorgingen. Doch Markus wird nicht für die Rosenhöhe auf Torejagd gehen, sondern die Farben der "Lilien" tragen. Der junge Spieler versucht sein Glück in der kommenden Saison in der Zweiten Bundesliga und gastiert - quasi als Anerkennung der geleisteten Jugendarbeit - mit seinem neuen "Brötchengeber" nun in der Heimat.

Markus Old ist das zur Zeit hoffnungsvollste, aber nur eines von vielen Talenten, welche die SG-Jugend bereits hervorgebracht hat. Wenn ein Verein von sich behaupten kann, eine überdurchschnittlich funktionierende Jugendabteilung zu haben, dann ist es die SG Rosenhöhe: 14 Jugendmannschaften tragen die Farben des Offenbacher Traditionsvereins. Selbst in den sonst schwach besetzten Jahrgängen A, B und C schickt die SG jeweils zwei Teams ins Rennen. Die A-Jugend der Jahre 1988 bis 1990 wurde für die Rosenhöher zu einem "goldenen Jahrgang". Aus dieser Mannschaft, die bis in die höchste hessische Spielklasse vorstieß, rekrutiert sich ein Großteil des Rosenhöher Teams. Und dieses Team schaffte die Meisterschaft in der Kreisliga und den Aufstieg in die Bezirksliga Offenbach.

"Vater" der Erfolge war Tony Hayes, der sieben Jahre lang die A- und B- Jugend und die "erste Garnitur" der SG trainierte. Hayes, der sich nun aus beruflichen Gründen zurückzieht, weinen die Rosenhöher nicht nur eine Träne nach. Sportlich geht es bei der SG, zumindest im Jugendbereich, schon seit einiger Zeit bergauf. Was bis vor zwei Jahren noch im argen lag, waren die Vereinsführung und die Finanzen. "1990 war die Fußballabteilung fast am Ende. Wir mußten dreimal wählen, ehe sich ein neuer Vorstand fand", erzählt Pressewart und Spielausschußmitglied Patrick Old, Bruder des "Lilien"-Spielers Markus. Die Crew, die sich dann letztlich doch fand, schaffte jedoch Erstaunliches: Es gelang, innerhalb von zwei Jahren die Finanzen zu konsolidieren und ein intaktes, harmonisches Umfeld aufzubauen. Mittlerweile kann sich der Verein als "finanziell gesund" bezeichnen und wirtschaftet mit einem knapp sechsstelligen Jahres-Etat.

Durch die engagierte Arbeit von Vorsitzendem Fritz Wagner und seiner Vorstandsmannschaft wurden neue Sponsoren gefunden, die bereit sind, in die intenisive Jugendarbeit der Sportgemeinde zu investieren. Immerhin sind unter den 400 Mitgliedern der Fußballabteilung 230 Jugendliche, die betreut und versorgt sein wollen. Doch die Pflege der Talente spart natürlich auch Kosten: "Spieler-Einkäufe", wie in vielen Vereinen praktiziert, hat die SG Rosenhöhe nicht nötig. Da geben die Kassierer Karl-Heinz Groß und Josef Schneeberger "ihr" Geld lieber für eine gemeinsame Abschlußfahrt aus. Nach der Meisterschaft reisten die SG-Spieler auf Kosten der Abteilung für zehn Tage nach Rimini. Solche "Bonbons", in erster Linie aber der persönliche Zusammenhalt und die Geselligkeit, binden auch Spieler an die SG, die von anderen Vereinen heftig umworben werden. Auf dem Sportzentrum Rosenhöhe, das mit fünf Rasenfeldern optimale Bedingungen bietet, sitzen Spieler, Trainer, Vorstand und Fans auch nach dem Training oder dem Spiel noch gemeinsam bei einem "Bierchen" oder besuchen zusammen auch nicht-sportliche Veranstaltungen. Das Vereinsheim am Sportplatz ist ein stets frequentierter Treffpunkt der SG-Fußballer.

Auf diesem Weg wollen sich die Rosenhöher nun auch in der Bezirksliga etablieren. Für die mittelfristige Zukunft haben sie sich ein ehrgeiziges Ziel gesteckt: Bis zum Jahr 1995, wenn die Sportgemeinde 100 und die Fußballabteilung 75 Jahre alt wird, wollen die Fußballer in die Bezirksoberliga aufsteigen. Da aus der Jugend in den kommenden Jahren noch einige vielversprechende Talent nachrücken, glaubt Pressewart Patrick Old an die Erfüllung dieses Traumes. Zunächst jedoch heißt das Ziel: Gesicherter Mittelplatz. Jürgen Heilmann, der im Meisterjahr noch 18 Tore für die SG erzielte, wird in Zukunft das Zepter schwingen. Der 30jährige hat bisher nur Erfahrungen als Trainer im Jugendbereich vorzuweisen und geht sehr engagiert an seine neue Aufgabe heran. Verzichten muß er im ersten Bezirksligajahr neben Markus Old auch auf Roland Wernig, der nach 24 Jahren für die SG eine "Fußballpause" einlegt. Neu zum Kader kommen Thomas Haller (SG Dietzenbach), Axel Brodella, Christian Sowa (beide TV Hausen), Matthias Winter (Teutonia Hausen), Mohammed Maazouzi (Spvgg. Neu-Isenburg II) und die Keeper Guido Arnold (Gemaa Tempelsee) und Thomas Braus (SV 80 Mühlheim). Besonders von Braus erhoffen sich die Rosenhöher eine Stärkung der Abwehr, doch auch die übrigen Offensivkräfte gelten als gute Ergänzungen zum bestehenden Kader. Den gesuchten Abwehrspieler fanden die Offenbacher zwar nicht, aber angesichts ihrer Offensivstärke muß ihnen dennoch nicht bange sein. Allein Eigengewächs Michael Macziek traf im Meisterjahr 31 Mal und ist sicher auch in der Bezirksliga für Tore gut.

Zunächst jedoch will er gegen die "Lilien" treffen und hofft hierbei auf die Unterstützung der Offenbacher Fußballfreunde, die sich einen "Vorgeschmack" auf die lang ersehnte Bezirksliga-Saison der SG Rosenhöhe holen können. INA SCHNEIDER/jbp

Viele Azubis sind Ausländer Erfolgreiche Arbeit der Berufsberatung / 11 000 Lehrstellen

Der Rekord vom 30. Juni dieses Jahres ist nicht mehr zu überbieten: Erstmals "zu 100 Prozent" haben die 16- und 17jährigen ausländischen Jugendlichen in Frankfurt, Main-Taunus-Kreis und Hochtaunuskreis mit Berufsberatern des Arbeitsamt geredet - 15 Prozent mehr als 1991. Auch bei der Zahl der vermittelten Ausbildungsplätze für Nichtdeutsche gab es einen großen Sprung nach vorn: 1646 von ihnen bekamen übers Arbeitsamt eine Lehrstelle - eine Steigerung von 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

"Unsere Integrationsmaßnahmen scheinen zu greifen", erklärt Volkmar Müller, Chef der Berufsberatung beim Arbeitsamt, den statistisch belegten Erfolg, "das geht ziemlich in die Normalität rein." So werde von den Ausländern "das Bildungsverhalten der deutschen Jugend übernommen", man gleiche sich an, wenn es darum gehe, "weiterführende Schulen zu besuchen".

Das gilt jedoch nicht für die Mädchen. "Da gibt es noch erhebliche kulturelle Schwierigkeiten", berichtet Christa Weidt, die für Ausländer zuständige Chef-Berufsberaterin.

Trotz aller Broschüren, Seminare, "Spezialprogramme für Griechen und Spanier mit Film-Extras" und flankierender Aktionen in den Schulen und mit Betriebsräten - "viele, viele Mädchen müssen zu Hause bleiben, eine Ausbildung kommt überhaupt nicht in Frage; da werden nur Jobs erlaubt wie Fensterputzen oder ähnliches."

An den so Gegängelten liege es nicht: Mädchen kämen zuhauf in die Berufsberatung oder ins Berufsbildungszentrum, aber dort könnten sie sich "bestenfalls mit Argumenten versehen, um bei den Eltern vielleicht doch noch eine Ausbildung durchdrücken zu können", so Weidt.

Müller und Weidt bekennen ihre "enormen Schwierigkeiten, an die Väter und Mütter der ausländischen Jugendlichen heranzukommen". Da müsse man "verstärkt einsteigen" und Überzeugungsarbeit leisten, "aber wir haben noch keinen Dreh gefunden".

Wobei ein häufiges Vorurteil der Ausländer-Eltern rasch auszuräumen ist: In Frankfurt gibt es gegenwärtig mehr als 11 000 Lehrstellen. Und ausländische Jugendliche seien schon jetzt überall gut dabei: Sie stellen 23,6 Prozent der Azubis in Handwerksberufen und 10,4 Prozent bei den kaufmännischen und gewerblich-technischen Berufen. peh

KV Mühlheim, Fußball Unter den "Neuen" sind sechs "Heimkehrer"

Eine Saison wie die vergangene wollen die Verantwortlichen des Offenbacher Fußball-Bezirksligisten Kickers Viktoria Mühlheim nicht noch einmal durchstehen. Völlig unerwartet geriet der KV in die unteren Tabellen-Regionen und schrammte am Ende um ein Haar am Abstieg vorbei. In enger Zusammenarbeit schafften Trainer Herbert Schmitt und Vorsitzender Herbert Schmitt nun die Voraussetzungen dafür, daß der KV in der neuen Saison nichts mit dem Abstiegskampf zu tun haben wird. Sechs Abgängen stehen elf neue Spieler gegenüber. Die Offensiv-Schwäche des vergangenen Spieljahres soll mit den neuen Kräften behoben werden. "Wir verfügen nun über einen Kader von 20 Spielern und sind durchweg stärker geworden", meint Vorsitzender Schmitt.

Trainer Schmitt durfte zum Trainingsauftakt folgende neue Spieler begrüßen: Stefan Wiederspahn, Klaus Schwanke von Bargen, Jochen Krämer (alle SV Jügesheim), Detlef Tragert (SG Götzenhain), Walter Rühl (DJK Bad Homburg), Christoph Hiepp (OFC-Jugend), Frank Hirschl (TSV Lämmerspiel), Sascha Neumann (Spvgg. Dietesheim), Michael Schmitt (SV Himbach) und die beiden kroatischen Zweitliga-Spieler Zeljko Vinkovic und Petar Vukoje (Sloboda Slobodnica). Damit sollte die Lücken geschlossen sein, die der Weggang von Ersatzkeeper Uwe Neder, Michael Schiller (beide SV 80 Mühlheim), Miguel Linar (TSV Lämmerspiel) Dennis Reichenauer (SG Nieder-Roden), Norbert Siuta (TSV Heusenstamm) und Vincent Maroto (unbekannt) aufriß. Den Vorwurf, eine neue Mannschaft "zusammengekauft" zu haben, läßt Vorsitzender Schmitt nicht auf sich sitzen. Unter den Neuzugängen sind mit Wiederspahn, Krämer, Tragert, Hirschl, Neumann und Schmitt immerhin sechs Mühlheimer "Eigengewächse". Das Ziel für die kommende Saison heißt "oberes Tabellendrittel".

Rainer Reisenbüchler ist der einzige Verletzte, auf den Trainer Schmitt zum Rundenstart wohl verzichten muß. Vor dem Rundenauftakt am 23. August, zu dem man mit Susgo Offenthal einen Titel-Favoriten empfängt, stehen noch die Stadtmeisterschaften und Tests in Rembrücken (5. August, 19 Uhr) und beim SC Steinberg (9. August, 17 Uhr) an. jbp

Eichel-Villa: Der Rechnungshof prüft doch nach

WIESBADEN. Der Landesrechnungshof wird sich in den kommenden Wochen mit den Umbaumaßnahmen in der Dienstvilla von Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) befassen. Das teilte Rechnungshof-Präsident Udo Müller am Dienstag auf Anfrage mit. Zwar werde keine außerordentliche Untersuchung angesetzt, aber "im Rahmen der üblichen Prüfverfahren" und "vielleicht auch etwas früher, wenn die politische Diskussion es erfordert", würde der Vorgang doch kontrolliert.

Dabei wollten die Prüfer sich um "haushaltsrechtliche Fragen" kümmern, wie sie in der Presseberichterstattung aufgeworfen worden seien (die Umwidmung von 215 000 Mark aus dem Öffentlichkeits-Etat der Staatskanzlei zugunsten des Ausbaus von Eichels Dienstwohnung).

Indirekt relativierte Müller damit Aussagen von Regierungssprecher Erich Stather (SPD), der am Donnerstag nach einem Telefonat zwischen Eichel und Müller erklärt hatte, der Rechnungshof sehe zur Zeit keinen Grund für eine Überprüfung. Nach Müllers Angaben hatte der Ministerpräsident ihn (Müller) im Urlaub angerufen und angeboten, dem Rechnungshof alle Unterlagen zur Vergügung zu stellen. Er (Müller) habe das aber nur "zur Kenntnis genommen" und auf die Frage, ob eine Prüfung unmittelbar bevorstehe, erklärt, "zunächst" stehe nichts an, aber er werde eine "Bewertung" der Unterlagen nach Rückkehr aus dem Urlaub vornehmen.

Nach wie vor sieht Müller jetzt keinen Grund zu besonders eiligen Überprüfungen - weil von der Sache her kein Zeitdruck bestehe. "In erster Linie" gehe es nach seinem Eindruck bislang auch um "politische Vorwürfe" an den Ministerpräsidenten und nicht um haushaltsrechtliche Fragen. Der Rechnungshof werde sich zu den "entstandenen Fragen" aber äußern, wobei noch offen sei, ob das bis zur nächsten Sitzung des Landtags- Haushaltsausschusses am 19. August passieren wird, bei der der Villa-Ausbau auf der Tagesordnung stehen wird. me

Schwimmerin Hase gewinnt Goldmedaille Scharfe Kritik am DSV / Zitterpartie von Becker

BARCELONA, 28. Juli (FR). Bei den Olympischen Sommerspielen in Barcelona hat Dagmar Hase aus Magdeburg am Dienstagabend sensationell die Goldmedaille im 400-m-Freistilschwimmen gewonnen. Die 22jährige verwies in der Jahresweltbestzeit von 4:07,18 Minuten die Favoritin Janet Evans (USA) um fast zwei Zehntelsekunden auf Rang zwei. Die Bronzemedaille gewann die Australierin Hayley Lewis.

Hase übte nach ihrem Sieg scharfe Kritik an der Führung des Deutschen Schwimmverbandes: "Da müssen Köpfe rollen." Die zweite Medaille des Tages gewann die 4 x 100 m Freistilstaffel der Frauen. Sie holte Bronze hinter der USA und China.

Am Morgen griffen erstmals die Tennisspieler in das Geschehen ein. Dabei hatte es Steffi Graf leicht beim 6:1-, 6:1-Sieg gegen die Mexikanerin Lupita Novello. Harte Arbeit hatte dagegen Boris Becker zu leisten, der gegen den Norweger Christian Ruud, den 312. der Weltrangliste, einen schweren Stand hatte und erst nach fünf Sätzen mit 3:6, 7:6, 5:7, 7:6 und 6:3 gewann.

Das offen ausgetragene Skeetschießen entschied als erste Frau Shan Chang (China) für sich. Überraschend bei den Rudervorläufen war die erste Niederlage des Deutschland-Achters seit 14 Monaten (gegen Rumänien).

(Berichte auf den Seiten 12 bis 15)

Fußball-Turnier der SG Rosenhöhe 14 Vereine spielen um den Wanderpokal

Zum zweiten Mal richtet die Fußball- Abteilung der SG Rosenhöhe am Wochenende das Manfred-Adi-Best-Gedächtnisturnier aus. Zu Ehren des langjährigen SG-Mitarbeiters und ehemaligen Kreisfußballwartes Manfred "Adi" Best, der 1990 verstarb, spielen 14 Vereine um den Wanderpokal. Dieser wird von Titelverteidiger TSV Heusenstamm mit ins Sportzentrum Rosenhöhe gebracht.

Die Heusenstämmer gelten als einer der Anwärter auf den Turniersieg. Gute Chancen rechnen sich sicher auch der Darmstädter Bezirksoberliga-Vertreter SG Arheilgen und die SSG Langen aus. Der SV Gemaa Tempelsee, neben Arheilgen ranghöchstes Team, dürfte nach seinem "Aderlaß" wohl nicht in den engen Favoritenkreis gehören. Auch die Gastgeber, die mit zwei Teams starten, möchten mit ihrer "neuen" Bezirksliga-Mannschaft nach der Meisterschaft auch in die Endrunde ihres Turniers vordringen. Hierzu müssen sie sich am Samstag ab 13 Uhr in der Gruppe A gegen Fortuna Mombach (Mainz), BSC Offenbach, Blau-Gelb Offenbach, SSG Langen, Eintracht Steinheim und Aris Offenbach behaupten. In der Gruppe B sind Rosenhöhe II, SG Arheilgen, TSV Heusenstamm, Gemaa Tempelsee, Spvgg. Ostend Frankfurt und Wiking Offenbach vertreten.

Am Sonntag werden die Vorrundenspiele, die 30 Minuten dauern, ab 10 Uhr fortgesetzt. Das Spiel um Platz drei, wo es um die Prämie von 100 Mark geht, ist für 16 Uhr angesetzt. Da die Endspiele über zweimal 30 Minuten geführt werden, steht für 17.10 Uhr das Finale an. Der Sieger wird neben dem Wanderpokal mit einer weiteren Trophäe und 300 Mark belohnt, der "Vize" erhält 200 Mark und einen Pokal.

Da doch recht viele heimische "Fußballgrößen" sich ein Stelldichein geben werden, hoffen die Rosenhöher, wenigstens 300 Fans auf ihrem Gelände begrüßen zu dürfen. jbp

Einbruch in Tankstelle

BAD NAUHEIM. 3000 Mark Bargeld und mehrere Stangen Zigaretten haben Einbrecher in der Nacht zum Dienstag aus der Esso-Tankstelle in der Schwalheimer Straße entwendet.

Trickdieb wollte nur "ein paar Löcher bohren"

HÖCHST. Vor einem Trickdieb warnt die Polizei in Höchst. Seine Masche ist so alt wie erfolgreich. Am Montag früh erklärte der Täter einer Frau, er müsse in ihrer Wohnung Löcher für Elektroleitungen bohren. Da an dem Haus im Allmeygang zur Zeit gerade außen gearbeitet wird, dachte die 58jährige an nichts Böses und ließ den Mann in die Wohnung. Der hantierte etwa eine Viertelstunde mit dem Zollstock am Fenster und verließ die Wohnung dann plötzlich wieder.

Wie die Frau später feststellte, fehlten 30 Mark in ihrem Portemonnaie, das auf dem Küchentisch herumlag. Der ungefähr 40jährige Täter ist etwa 1,85 Meter groß und hat kurze, rotblonde Haare. tos

Mittwoch, 29. Juli

Theater Volkstheater, Tel. 28 86 98: 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23 (bei Regen im Volkstheater).

Summertime Festival, Historischer Garten vor dem Dom: 15 Uhr, "Pantolino's Theater aus dem Nichts"; Hof des Historischen Museums: 21 Uhr, Stewart & Ross - Varieté-Show; Brüningpark Höchst: 21.30 Uhr, Dogtroep - "Der Aufstieg der Könige".

Volksbildungsheim, Eschenheimer Anlage 40: 20.30 Uhr, theater ACT nürnberg - "Criminale Totale".

Circus Fliegenpilz, Tel. 7 07 59 47: 20 Uhr, Circus unter Wasser (Premiere); Bockenheimer Depot.

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, T. 28 96 91: 20 Uhr, Varieté-Revue.

Musik Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: 22 Uhr, Swingin'-Latin-Funky-Disco. Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Eugene Brosnan.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Crossroads.

Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, Black Bembel Bluesband. Sound Depot, Ostparkstr. 25: 21 Uhr, Salsa Disco.

Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Izio Gross Latin Jazz.

Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: 20 Uhr, Link Protrudi & The Jaymen.

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: 15.30 Uhr, Ensemble der Philharmonischen Gesellschaft.

Einbrecher wüteten in Tennis-Clubheim

HOCHHEIM. Aufs Fachsimpeln müssen die Cracks des Massenheimer Tennisclubs vorerst verzichten: Einbrecher haben das Vereinsheim verwüstet.

Wie die Polizei berichtete, waren Unbekannte mit brachialer Gewalt in das Gebäude eingedrungen. Dort versuchten sie, mehrere Automaten aufzubrechen, scheiterten allerdings. So suchten sie Trost an der Theke und ließen einige Flaschen Schnaps mitgehen - allerdings nicht ohne zuvor einiges zu Bruch zu schlagen. Fazit der Polizei: Der Schaden ist weitaus höher als der Wert der Beute. kkü

BASEBALL

Vorrunde, 2. Spieltag: Taiwan - USA 5:7, Italien - Kuba 1:18, Puerto Rico - Dominikanische Republik 7:0, Japan - Spanien 12:0. 3. Spieltag: Taiwan - Puerto Rico 10:1, USA - Italien 10:0.

Butzbach möchte keinen Sendemast in der Nähe Bürger fürchten um ihre Gesundheit / Zustimmung zur Errichtung bereits vor langer Zeit erteilt

BUTZBACH. Gestern ist mit der Errichtung eines 32 Meter hohen Sendemastes in Butzbach begonnen worden. Mit der neuen Funkübertragungsstelle will die Telekom das Autotelefon-Netz (D 1- Netz) dichter knüpfen und leistungsfähiger machen. Der 32 Meter hohe Mast wird auf dem Grundstück der Telekom in der Wetzlarer Straße errichtet, wo die Post bereits seit längerem ein technisches Gebäude unterhält. Auf dem Dach war bislang eine Empfangs- und Sendeanlage für Richtfunk- und Satelliten untergebracht. Diese wird jedoch demontiert und in dem neuen Sendemast installiert, sobald dieser fertiggestellt ist. Neu hinzu kommt die D 1-Anlage für die Autotelefone, für die der Bau des hohen Mastes erforderlich ist, wie auf Anfrage der FR gestern die zuständige Pressestelle der Telekom in Frankfurt mitteilte. Die D 1-Anlage wird nach Telekom-Angaben eine Leistung von 100 Watt haben.

Gegen den Sendemast machen indes mehrere Butzbacher Bürger mobil, die vor allem die Gesundheit ihrer Kinder durch die elektromagnetischen Wellen gefährdet sehen. Dafür hat man im Butzbacher Rathaus laut Bürgermeister Klaus-Jürgen Fricke (SPD) "viel Verständnis". Das Problem ist jedoch, daß die Stadt Butzbach und das Kreisbauamt dem Vorhaben bereits vor eineinhalb Jahren zugestimmt haben. Zu diesem Zeitpunkt lagen in Butzbach und in Friedberg jedoch noch keinerlei Hinweise vor, daß von solchen Funkübertragungsstellen gesundheitliche Gefährdungen ausgehen könnten, denn diese wurden erst in den vergangenen Monaten von Wissenschaftlern erforscht.

Die Folge: Die erteilte Baugenehmigung ist juristisch kaum noch angreifbar, weil sämtliche Widerspruchsfristen verstrichen sind, wie die persönliche Referentin der Kreisbaudezernentin, Gertrud Amrein, auf Anfrage der FR mitteilte. Amrein: "Aus der Sicht der Kreisverwaltung könnte die Genehmigung derzeit nur noch dann gekippt werden, wenn man beweisen kann, daß von der Anlage gravierende Gefährdungen ausgehen." Der Nachweis dürfte kaum gelingen, denn derzeit gibt es noch keine genauen Erkenntnisse über die Schädlichkeit elektromagnetischer Wellen.

Wegen dieser Sachlage hat der Regierungspräsident in Darmstadt vor wenigen Tagen dem Butzbacher Magistrat geschrieben, daß "ich aus fachtechnischer Sicht keine Möglichkeit sehe, die beantragte Zustimmung für den Antennenmast zu versagen". str

Mit gezückter Pistole die Kasse ausgeräumt

KELKHEIM. Der späte Kunde war ein Räuber. Mit gezückter Pistole räumte der Unbekannte im Kiosk an der Parkstraße am Montag abend die Kasse aus. Beute: 900 Mark.

Laut Polizei hatte der Räuber den Kiosk gegen 18 Uhr betreten. Mit der Waffe bedrohte er die 46jährige Verkäuferin, deren 45jährige Schwester und eine Kundin, forderte mit den Worten "Geld her!" den Inhalt der Kasse. Die Verkäuferin stopfte das Geld in eine Plastiktüte. Als der Mann zu seinem Auto flüchtete, eilte ihm die 45jährige hinterher. Der Räuber packte sie am Arm, schüttelte sie ab, stieg in seinen Wagen und fuhr davon. Ein Autofahrer, der die Szene beobachtet hatte, heftete sich an die Stoßstange des Fluchtwagens, gab erst auf, als er das Nummernschild notiert hat.

Bei diesem Wagen soll es sich um einen beige- oder silberfarbenen Opel oder Ford handeln mit dem Kennzeichen MIL - NZ 66. Die Polizei vermutet, daß das Schild gestohlen wurde: Es stammt von einem blauen VW-Golf.

Der Räuber soll etwa 20 bis 22 Jahre alt und ein Deutscher sein. Zur Tatzeit trug er Sonnenbrille, schwarze Baseballmütze, braune Stoffhose, graues T-Shirt und Turnschuhe. Hinweise an die Kripo Hofheim unter Telefon 06192 / 20 790, oder jede andere Polizeidienststelle. kkü

Apostel Paulus und die junge Gemeinde

MAINTAL. Der seit fünf Jahren bestehende "Ökumenische Kreis" der Kirchengemeinden beider Konfessionen in Maintal-Bischofsheim kündigt ein neues Programm an. Der Apostel Paulus und die junge Gemeinde sollen im Mittelpunkt eines viermonatigen Seminars stehen. Es beginnt am Mittwoch, 2. September um 20 Uhr im evangelischen Gemeindehaus, Rhönstraße 2. pom

Fahrer ohne Führerschein verursachte einen Unfall

Drei Verletzte forderte ein Verkehrsunfall, der sich am Montag gegen 20.30 Uhr auf der Kreuzung Kennedy- / Stresemannallee ereignete. Unter den Opfer befindet sich der 20jährige Fahrer, der bereits vor einem Monat an einer Kollision am Scheffeleck beteiligt war und dem damals der Führerschein abgenommen worden war.

Der Frankfurter war zur Unfallzeit auf der Kennedyallee aus Richtung Süden mit hoher Geschwindigkeit über eine rote Ampel gefahren. Vor der Linkskurve in die Stresemannallee trat er voll auf die Bremse, worauf das Auto nach rechts ausbrach und auf einer Verkehrsinsel gegen einen Signalmast prallte. Während der 20jährige mit leichten Verletzungen davonkam, mußten seine beiden 17jährigen Begleiter zur stationären Behandlung ins Krankenhaus gefahren werden.

Die Aufräumarbeiten an der Unfallstelle, die den Verkehr in Richtung Innenstadt behinderten, waren bereits eine Viertelstunde später beendet. Auch die beschädigte Ampel funktionierte nach wenigen Minuten wieder. habe

Straßenräuber sprangen aus einem Auto

Zwei unbekannte Täter haben am Montag abend auf der Honsellbrücke im Ostend eine 27 Jahre alte Zahnarzthelferin überfallen und ihr eine Halskette im Wert von etwa 6000 Mark geraubt.

Wie Polizeisprecher Manfred Feist mitteilte, hatten zwei Männer mit ihrem Auto neben ihr angehalten, waren aus dem Auto gesprungen und schlugen sofort auf sie ein. Einer der Täter riß der Frau die Kette mit Anhänger vom Hals. Der etwa fünf Zentimeter große Anhänger stellt einen mit kleinen Diamanten besetzten Teddybären dar.

Als die Männer einen Wagen näherkommen sahen, flüchteten sie in ihrem Fahrzeug. enk

Drechsler geht in Ruhestand Abschied aus der Politik aus gesundheitlichen Gründen

MARBURG. Eine Ära geht in Marburg zu Ende. Oberbürgermeister Hanno Drechsler (61), der mehr als 20 Jahre lang die Stadt regierte, nimmt Abschied von der Politik. Dem dringenden Rat seiner Ärzte folgend hat Marburgs OB (unser Bild) den Magistrat aus gesundheitlichen Gründen um die Versetzung in den Ruhestand gebeten. Im November letzten Jahres hatte der sozialdemokratische Rathauschef eine schlaganfallähnliche Erkrankung erlitten und war seither nicht wieder in die Stadtpolitik zurückgekehrt. Wenige Jahre zuvor hatte Hanno Drechsler sich mehrfachen Herzoperationen unterziehen müssen.

Im Rathaus heißt es, der dienstälteste Oberbürgermeister Hessens ziehe nunmehr einen Schlußstrich, nachdem sich in den vergangenen Monaten der Rehabilitation "die Hoffnung nicht erfüllt hat", seine Gesundheit könne nach der schweren Erkrankung wieder soweit hergestellt werden, daß eine Rückkehr in die Politik möglich sei.

In einem knapp gehaltenen Schreiben an den Magistrat hat Drechsler für die gute Zusamenarbeit mit allen Beteiligten in den städtischen Gremien gedankt und um Verständnis gebeten, daß es ihm sein gegenwärtiger Gesundheitszustand nicht erlaube, seine Gedanken und Gefühle, die ihn am Ende seiner fast 22jährigen Dienstzeit bewegten, in einer ausführlicheren persönlichen Erklärung zum Ausdruck zu bringen.

Sein Vertreter, Bürgermeister Gerhard Pätzold (SPD), will den Antrag des noch bis Ende 1994 gewählten OB auf Versetzung in den Ruhestand "unverzüglich" an den Gießener Regierungspräsidenten als Dienstvorgesetzten weiterleiten. "Es wird nicht nachgewählt", lautet die Auskunft von Magistratssprecher Erhart Dettmering zum weiteren Ablauf, "der nächste OB wird nach der Kommunalwahl 1993 direkt gewählt".

Bürgermeister Pätzold (58), der bereits im März dieses Jahres von Parteifreunden als möglicher Nachfolger Drechslers ins Gespräch gebracht worden war, nannte als "Stichworte einer vorläufigen Würdigung" der Verdienste Hanno Drechslers unter anderem das "bahnbrechende Programm" der Altstadtsanierung, den Ausbau der sozialen Infrastruktur , die "vorbildliche" Bewältigung der Verwaltungs- und Gebietsreform und die "konsequente Sicherung der städtischen Finanzen". tap

Barcelona-Bummel

Aus 37 schwarzen, senkrechten und unterschiedlich dicken Balken besteht ein Mensch. Jeder, der eine so offizielle Beziehung zu den Olympischen Spielen hat, daß er akkreditiert ist, bekommt einen Strichcode, wie eine ordinäre Schmelzkäse-Ecke. Die in Plastikfolie eingeschweißte Pappe mit Name, Bild und Strichcode hängt sich die akkreditierte Person um den Hals; im Journalistenjargon heißt der Passierschein schlicht und respektlos "Hundemarke".

Überall dort, wo es in eine olympische Einrichtung geht, stehen Kontrolleure mit einem Gerät, das aussieht wie eine flachgedrückte Laser-Pistole, und richten die Waffe auf die Einlaß begehrende Person. Diese hofft, daß mit ihrem Strichcode alles seine Richtigkeit hat, denn ohne diese Balkenreihe ist man nichts. Aus der Pistole des Kontrolleurs kommen rote Hundemarke Strahlen, die die schwarzen Geraden abtasten, woraufhin der Kontrolleur erstens auf einem Display an dem Gerät eine Rückmeldung bekommt und zweitens einen Piepton hört.

Was sich aber wohl hinter meinen 37 schwarzen, senkrechten, unterschiedlich dicken Balken verbirgt? Name, Alter, Beruf, Adresse, besondere Kennzeichen, Fettgehalt in der Trockenmasse, Verfalldatum?

Das Plastikschild führt noch zu anderen Irritationen. Begegnen sich zwei oder mehr Träger eines solches Ausweises, die sich nicht kennen, so senken sich die Blicke auf Brust oder Bauch, je nachdem, ob der Ausweis per Clip am Revers oder an Halskette oder -kordel tiefer hängt. In die Augen wird nicht mehr geschaut, da stehen keine Informationen drin, und Casablanca, Kleines, ist weit. Wenn im Laufe eines Gespräches der Blick immer mal wieder wie von ungefähr nach unten geht, heißt das entweder, daß der Sucher den Namen zwar verstanden, aber nicht behalten hat, oder daß das Gegenüber zwar seit langem bekannt ist, sein Name aber einem partout nicht einfallen will - und fragen, das wäre dann doch allzu peinlich.

Die "Hundemarke" an der Kette hat im übrigen einen gravierenden Nachteil. Da sie baumelt, verdreht sie sich schon mal, verschwindet halb in nur leidlich zugeknöpften Hemden, rutscht über den Bauch zur Seite. Wann immer die Augen in solchen Fällen zum Schild wandern, ist der Blickkontakt vergeblich. Wenn weitgehend Unbekannte zusammensitzen, kann es passieren, daß in regelmäßigen Abständen einer einen anderen dabei ertappt, wie er nur das Eine im Sinn hat: die Pappe zu entziffern, auf der ja neben dem Namen auch die Organisationszugehörigkeit des Schildträgers steht.

Allerdings bleiben enttäuschende Erlebnisse unter Schildbürgern nicht aus. Findet die Spurensuche nicht statt, ist der so Ignorierte arg frustriert. Wenn ein Fremder nicht nach dem Namen fragt, okay. Wenn er aber nie auch nur andeutungsweise aufs Schild guckt, teilt er wortlos mit, daß ihm der andere so wurscht ist wie dessen Strichcode auf der Pappe.

CHRISTOPH ALBRECHT-HEIDER

OB Assmann Reiseleiter bei CDU-Kaffeefahrt

BAD HOMBURG. Mit Oberbürgermeister Wolfgang R. Assmann als Reiseleiter veranstaltet der CDU-Stadtverband am Donnerstag, 13. August, eine Bus-Rundfahrt mit anschließendem Kaffee und Kuchen. Sie führt zu den Sehenswürdigkeiten Bad Homburgs und seiner Umgebung.

Abfahrt ist um 14.30 Uhr am Kurhausvorplatz vor der Taunus-Sparkasse, die Rückkehr ist für 17 Uhr geplant.

Weitere Rundfahrten sind für Montag, 24. August, Donnerstag, 10. September, Montag, 21. September, und Donnerstag, 8. Oktober, angesagt.

Die Leitung übernehmen dann der Vorsitzende und Landtagsabgeordnete Bernd Hamer oder die Stadtverordneten Gudrun Hofmann, Ursula Jungherr und Walter Söhnlein.

Anmeldungen im CDU-Büro, 6380 Bad Homburg, Lindenweg 1, Telefon 2 31 61. tel

Kammarbrass im Schloßhof

BAD HOMBURG. In der Reihe "Serenadenkonzerte im Schloßhof" spielt am Dienstag, 4. August um 19.30 Uhr das Ensemble "Stockholm Kammarbrass" im Schloßhof.

Auf dem Programm stehen Werke von Paul Dukas, Anthony Holborne, Wolfgang Amadeus Mozart, John Dowland und Joann Sebastian Bach.

Die Gruppe, bestehend aus vier jungen Musikern und einer jungen Musikerin, erhielt 1988 den ersten Preis bei dem Internationalen Kammermusik-Wettbewerb für Blechbläser in Narbonne, Frankreich. Danach fanden Touren in Schweden und Europa statt.

Die Stockholmer Musiker arbeiten mittlerweile mit zahlreichen Komponisten und Arrangeuren zusammen, um ihr Repertoire zu erweitern.

Karten sind im Verkehrsamt im Kurhaus (Tel. 0 61 72 / 12 13 10) und an der Abendkasse erhältlich. tel

Dem Bus-Verkauf folgen dünnere Fahrpläne Erste Konsequenzen des privatisierten und regionalisierten Nahverkehrs erkennbar

Kaum haben Regionalisierung und Privatisierung des öffentlichen Nahverkehrs in der Bundesrepublik begonnen, deuten sich die ersten einschneidenden Konsequenzen an. Bei der zur Jahresmitte von der Bundesbahn verkauften Regionalbusgesellschaft Augsburg (RBA) ist von einer "Ausdünnung der Fahrpläne" die Rede. Das Erwerberkonsortium, das hauptsächlich aus privaten Busfirmen besteht, sieht keine andere Möglichkeit, um aus den roten in die schwarzen Zahlen zu fahren. Weder Bonn noch der Freistaat Bayern noch die Kommunen im Einzugsgebiet der RBA sind bislang zu einer finanziellen Unterstützung bereit.

Die Busgesellschaft bildet mit rund 300 Verbindungen im schwäbischen Teil Bayerns und einigen angrenzenden Landkreisen das Rückgrat des öffentlichen Nahverkehrs in dieser Region. Daß die Bundesbahn dort den Anfang machte mit dem Verkauf ihrer insgesamt 18 Busunternehmen, hat einen einfachen Grund. Die RBA erlitt zuletzt rund zwei Millionen Mark Jahresverlust.

Das hinderte den bayerischen Verkehrsminister August Lang nicht daran, die Privatisierung in Augsburg als Vorbild auch für andere Bahnbusgesellschaften zu rühmen. Und in einer offiziellen Erklärung stellte er sogar die Behauptung auf, die Belange der Kommunen blieben gewahrt. Den Umstand, daß Städte und Gemeinden künftig für den Verlustausgleich der ökologisch wie volkswirtschaftlich höchst sinnvollen Buslinien zuständig sind, ließ der CSU-Politiker freilich unter den Tisch fallen. Fördergelder hat er bisher auch nicht angeboten. Und das schon seit langem als "Pionierleistung im ganzen Bundesgebiet" angekündigte bayerische Nahverkehrsgesetz läßt immer noch auf sich warten. Lediglich 70 Millionen Mark jährlich will die Staatsregierung nach dem gegenwärtigen Stand der Dinge als Betriebskostenzuschuß für den öffentlichen Nahverkehr im Lande von 1994 an bereitstellen. Dabei benötigt allein der Münchner Verkehrsverbund (MVV) 450 Millionen pro anno.

Einige Landkreise im Gebiet der RBA erklären bereits, sie wollten sich zusätzliche finanzielle Verpflichtungen nicht aufbürden lassen. Angesichts "knapper öffentlicher Kassen" dürfe im öffentlichen Nahverkehr kein "zu großer Aufwand" getrieben werden. Angesagt seien "rationelle und kostensparende" Fahrpläne. Für die noch verbleibenden defizitären Linien seien die Kommunen zuständig.

Leidtragende einer solchen Verkehrspolitik nach dem Motto, den Letzten beißen die Hunde, sind die Fahrgäste. "Für die ändert sich nichts", hatten die RBA- Käufer, darunter auch einige Gemeinden, vor dem Erwerb noch beteuert. Bei einer internen Belegschaftsversammlung vor wenigen Tagen wurde die Katze jedoch aus dem Sack gelassen. Das Netz der RBA enthalte Verbindungen, die nur mit hohen Defiziten bedient werden können, konstatierte der Busunternehmer und Sprecher der Privatfirmen, Josef Brandner. Man müsse nun "flexibel" vorgehen. Dazu gehöre von "Fall zu Fall auch die Entbindung von einzelnen Fahrplanteilen". Er rechnet fest damit, daß es mit den Konzessionsbehörden keine Schwierigkeiten bei der Entbindung von der Betriebspflicht gebe, "wenn Dinge aus dem Fahrplan ausgedünnt werden, weil keiner mehr im Bus sitzt". Die Arbeitszeit der Fahrer dürfe nicht damit vertan werden, "Luft spazieren zu fahren". An der Entschlossenheit des Privatkonsortiums ließ er keine Zweifel: "Diese Leistungen gehen schlicht und einfach weg, die sind gestorben."

Solche ersten Erfahrungen scheinen Bund und Bahn freilich nicht von der überhasteten Regionalisierung und Privatisierung des öffentlichen Nahverkehrs abbringen zu können. In fast allen Ländern des ehemaligen Bundesgebiets laufen Gespräche über den Verkauf der übrigen 17 Bahnbusgesellschaften derzeit auf Hochtouren. Bei der Südbadenbus GmbH in Freiburg konnten die Verhandlungen mit einem privaten Erwerberkonsortium inzwischen "abgeschlossen werden", stellt ein "Sachstandsbericht Regionalisierung" der Bahnbus-Holding zufrieden fest. KLAUS OTT

Platz für Flüchtlinge gesucht SPD-Chefin bittet Bevölkerung um Hilfe für verfolgte Bosnier

HOCHTAUNUSKREIS. Die SPD-Unterbezirksvorsitzende Hildegard Klär hat an die Bevölkerung im Hochtaunuskreis appelliert, Wohnraum für Kriegsflüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien zur Verfügung zu stellen: "Es gibt keine bessere Möglichkeit, um Mitmenschlichkeit gegenüber den vom Krieg verfolgten Bosniern zu praktizieren. Es sind vor allem Frauen und Kinder, die unter den Grausamkeiten der Kämpfe zu leiden haben." Werde ihnen privater Wohnraum zur Verfügung gestellt, müßten sie nicht in Sammelunterkünften auf die Rückkehr in ihre Heimat warten, argumentiert Hildegard Klär. Außerdem könnten mehr als die am vergangenen Wochenende eingetroffenen und für Hessen vorgesehenen 370 Flüchtlinge untergebracht werden.

Wer Wohnraum zur Verfügung stellen kann, soll das Bürgertelefon des Regierungspräsidenten in Darmstadt, Tel. 0 61 51 / 12 56 35 anrufen und die Zahl der Plätze bekanntgeben. tel

Die Eingemeindung der Dörfer Harheim, Nieder-Eschbach, Kalbach und Nieder-Erlenbach: Auch 20 Jahre danach überwiegt Kritik

Um die Wette Wäsche klammern Beim elften Stadtteilfest am Samstag in Ober-Erlenbach

BAD HOMBURG. Sein 11. Stadtteil- Fest feiert Ober-Erlenbach am Samstag, 1. August, ab 12 Uhr mit Spiel, Spaß und Unterhaltung. Kutschfahrten und Kinderspiele stehen ebenso auf dem Programm wie der traditionelle Ober-Erlenbacher Fünfkampf der Alt- gegen die Neubürger. Er besteht aus einer Schubkarren-Staffel, Besenweitwurf, Wasserlauf, Footballslalom und Wäsche aufhängen. Das Rote Kreuz zeigt Erste-Hilfe-Vorführungen. Und zum Tanz spielen die "Taunus-Musikanten" und die Rockband "Dark Vision". "Wir haben für alle Altersgruppen etwas anzubieten", verspricht Hans-Peter Schäfer vom Tischtennisclub, der in diesem Jahr zusammen mit Bernd Feucht von der Arbeiterwohlfahrt Ober-Eschbach/ Ober-Erlenbach die Organisation übernommen hat.

Die offizielle Eröffnung des Festes erfolgt um 14 Uhr durch Ortsvorsteher Bernd Feucht. Die Vereine bieten Speisen und Getränke an. tel

Alle Führungen auf einen Blick Historisches Museum bietet Programm-Übersicht an

Das Historische Museum in der Saalgasse 19 hat jetzt eine Übersicht über sein umfangreichen Programm mit Führungen und Museumsgesprächen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, Unterricht im Museum und Projekten für Schulklassen aller Jahrgangsstufen herausgegeben.

Mit der Geschichte Frankfurts machen Stadtrundgänge vertraut: Einer davon führt etwa "Vom Stadtteil zur Innenstadt". Hier steht die Beziehung der historisch gewachsenen Stadt Frankfurt zu den einzelnen Stadtteilen im Vordergrund. Ein anderer Rundgang führt durch die östliche Altstadt in den Kern des mittelalterlichen Frankfurt. Auch "Das Neue Frankfurt" kann in einem Rundgang erkundet werden.

Die Selbstdarstellung des städtischen Bürgertums und die Geschichte der Sammlungen und Museen in Frankfurt seit dem 18. Jahrhundert ist Schwerpunkt der Ausstellung "Bürgerliche Lebenswelt um 1800; Geschichte der Museen und des Frankfurter Bürgertums". Eine Führung eignet sich zugleich als Einstieg in die Erkundung verschiedener Museen entlang des Museumsufers.

Eine Reihe von Veranstaltungen ist dem Alltagsleben in Frankfurt im 16. bis 18. Jahrhundert gewidmet. Über das Thema "Neues Weltbild und Reformation" ist anhand von astronomischen Geräten und Weltbildern Wissenswertes zu erfahren. Das Gemälde "Das Mainufer am Fahrtor" von Friedrich Wilhelm Hirt wird in einer Schwerpunktführung betrachtet und als Ausgangspunkt für Überlegungen zu Stadtentwicklung vom Mittelalter zur frühen Neuzeit.

Eine Einführung in die Stadtgeschichte bietet die Führung "Stadtansichten und Pläne: Der Wandel der Stadt". Das Gontardsche Puppenhaus, und verschiedene Gemälde, die Familien des Frankfurter Bürgertums im 18. Jahrhundert darstellen bieten Einblick in "Familie und Kindheit im 18. Jahrhundert".

Wer sich für ein Angebot des Historischen Museums interessiert, sollte Themenwünsche vorher mit den Veranstaltern absprechen. Anmeldungen für Führungen sollten 14 Tage im voraus eingehen. Nähere Informationen unter Tel. 21 23 46 11. Beratung und Anmeldung für Schulen ist mittwochs und donnerstags von 15 bis 18 Uhr. Die Öffnungszeiten sind von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr und mittwochs von 10 bis 20 Uhr.

Auf einmal machen die Alten wieder mit Heimleiterin setzt neue Akzente: Aus Stationen wurden Wohnbereiche Von unserem Redaktionsmitglied Dorothe Knipp LANGEN. "Das Heim ist und bleibt der letzte Ausweg", sagt Christiane Fenn, seit zwei Jahren Leiterin des Jakob-Heil-Alten- und -Pflegeheims an der Frankfurter Straße in Langen, das am 20. August sein 20jähriges Bestehen mit einem großen Sommerfest feiert. Das Heim, das dem Deutschen Roten Kreuz (Kreisverband Offenbach) untersteht, hat derzeit 160 Bewohner, die von 54 Mitarbeitern und zehn Zivildienstleistenden (Zivis) versorgt und gepflegt werden. Fenn: "Die Zunahme von desorientierten alten Menschen ist unser Hauptproblem." Jeder will natürlich so lange wie möglich in seinen eigenen vier Wänden wohnen bleiben. Der Umzug ins Altenheim ist für die meisten alten Menschen nicht gewollt oder langfristig geplant, sondern der letzte Ausweg, wenn sie sich tatsächlich nicht mehr alleine helfen können, wenn sie Familienmitglieder nicht belasten wollen oder diese keine Lust haben, sich um ihre Verwandten zu kümmern.

Christiane Fenn sagt: "Diese Tendenz, so lange wie möglich zu Hause bleiben zu wollen, ist ganz normal und wird durch den Ausbau der mobilen Dienste unterstützt." Daß dann in den Heimen der Anteil an pflegebedürftigen Menschen sehr hoch ist, ist eine logische Konsequenz daraus. "Pflegebedürftig" heißt dabei nicht unbedingt, daß die Menschen bettlägerig sein müssen, sondern sie brauchen oft wegen psychischer Verwirrung Versorgung, Zuwendung, Hilfe.

"Die Anzahl von desorientierten Menschen hat rasant zugenommen", sagt Fenn. Sie nimmt das nicht stillschweigend zur Kenntnis, sondern sucht nach Mitteln und Wegen, wie sie durch Strukturveränderungen in ihrem Betrieb der Desorientierung der Menschen entgegenwirken kann. "Deshalb verstehen wir uns auch nicht als Einrichtung im Sinne eines Krankenhauses, sondern als eine Wohngemeinschaft mit der notwendigen Hilfe und Pflege", sagt sie. In dem Heim gibt es seit 1991 keine reine Pflegestation mehr, sondern nur noch Wohnbereiche.

In Zusammenarbeit mit einem Sozialarbeiter wurde auch das morgendliche Wecken abgeschafft. Statt Frühstück im Zimmer gibt es gemeinsame Frühstückszeiten von 8 bis 10 Uhr. Dasselbe gilt fürs Abendessen. Christiane Fenn hat die Erfahrung gemacht, daß sich dadurch bei vielen wieder das Urgefühl von Selbstbestimmung eingestellt hat, das durch die Rundumpflege gar nicht mehr gefordert war.

Seit dieser Umstrukturierung im Heim seien einige Bewohner wie verwandelt. Alte Menschen, die jahrelang nicht mehr sprachen, sich nicht mehr engagierten, nehmen plötzlich wieder rege am Heimleben teil. "Seit ich das mit eigenen Augen gesehen und erlebt habe, weiß ich, wie wichtig diese Arbeit ist", sagt Fenn.

Einige Bewohner entwickelten in ihren Wohngemeinschaften regelrechte Beschützerinstinkte gegenüber anderen. "Sie kümmern sich so herzlich um sie, als ob es ein Familienmitglied wäre." Aus diesem Grund besteht Fenn darauf, daß niemand innerhalb des Heims mehr verlegt wird. Auch kümmert sich jeweils ein festes Betreuerteam um die einzelnen Wohnbereiche. Fenn: "Diese Umstrukturierung führt nicht nur zum besseren Aufbau von Beziehungen zwischen Team und Bewohnern, sondern auch unter den Bewohnern selbst. Und sie erleichtert verwirrten Menschen die Orientierung."

Innerhalb des Betreuerteams legt die Heimleiterin großen Wert darauf, daß dort nicht jeder alles macht, sondern sich das examinierte Pflegepersonal nur um die Pflege kümmert. Stationshilfen und Zivis besorgen die anderen Arbeiten, gehen gemeinsam mit den alten Menschen einkaufen, begleiten sie zu Veranstaltungen. Fenn: "So haben die Pfleger oder Pflegerinnen Zeit für die Bewohner und hetzen nicht von einem zum anderen."

Die Heimleiterin ist froh, daß bei ihrem Personal inzwischen der Anteil von examinierten Pflegern/innen bei gut 50 Prozent liegt. Das mache sich in der Pflege sehr bemerkbar. Auch fördert sie flexible Arbeitszeiten. "Noch immer sind überwiegend Frauen im Pflegebereich tätig, die meist durch Kinder und Haushalt eine Doppelbelastung tragen. Auf diese Bedürfnisse müssen wir eingehen; das fördert auch das Arbeitsklima."

Daß sich dieses im Alten- und Pflegeheim mit der neuen Heimleiterin sehr gebessert hat, darauf deuten zwei Tatsachen hin: Der Krankenstand hat sich von 40 auf fünf Prozent verringert; und es gibt keine Probleme, wenn Stellen neu besetzt werden müssen. Drei Bewerber kommen in der Regel auf eine freiwerdende Stelle. Fenn sagt: "Ich halte niemanden gegen seinen Willen und scheue mich auch nicht davor, Entlassungen auszusprechen, wenn es nicht klappt." Derzeit ist die Stelle des Sozialarbeiters vakant, der leider, so Fenn, aus Krankheitsgründen nicht mehr kommen kann.

Für die Leiterin ist die Umstrukturierung, so wie sie sie in Langen angefangen hat, ein Modell, daß auch in anderen Heimen Schule machen sollte. Christiane Fenn: "Wir haben doch die Pflicht, die alten Menschen in ihrem Selbstbestimmtsein zu unterstützen und nicht, sie zu entmündigen."

Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./So., 11 Uhr; Graphische Sammlung (bis 3. 8. geschlossen); Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 93); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Richard Diebenkorn - Fotoausstellung (bis 23. 8.); Lücke TPT - Gemeinschaftsbilder (bis 23. 9.).

Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10, Tel. 212 3 04 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Algighiero Boetti, Barbara Klemm, Charlotte Posenenske, Peter Roehr (bis 1. 7.); Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.).

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr, Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".

Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 212 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z. geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, Sa., 14 Uhr, So., 11 Uhr, sowie nach Vereinbarung unter Tel. 212 - 33 71; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellung "Werkstätten der Humanität - 250 Jahre Freimaurer in Frankfurt" (bis 6. 9.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.

Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.

Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 212 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 212 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92).

Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 212 - 3 88 30: Bibliothek Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Mi. bis 19 Uhr geöffnet; Dauerausstellungen I u. II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.

Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212 - 3 84 71: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Dauerausstellung "Von der Urhütte zum Wolkenkratzer". Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.

Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr, in der Dauer-, sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Sehnsucht Jerusalem" - Fotos (bis 12. 8.).

Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 - 3 58 96: wegen Umbau geschlossen bis 15. 8.

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellungen - "Fremdes Geld" & "Gold aus Mali" (bis 11. 10.).

Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr, Die Künstlerpostkarte - "Von den Anfängen bis zur Gegenwart" (bis 13. 9.).

Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Tel. 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Autographen der Goethezeit (bis 31. 8.).

Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 9.30 bis 20 Uhr; Dauerausstellung "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts"; Sonderausstellung "Über Schnaken, Käwwern und immergrüne Blätter zum Gelbärgern - der Zeitungsmann Adolf Stoltze" (bis 30. 10.); Sommerausstellung, "Alt-Frankfurt auf der Bühne - Adolf Stoltze und das Theater" (bis 31. 7.).

Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".

Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 213 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U- Bahn".

Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr, bei Fahrbetrieb 10 bis 17 Uhr, Fahrtage am 2. und 16. August. Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".

Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Ausstellung "Kinder aus Rußland zeichnen ,Struwwelpeter' neu" (bis 31. 10.).

Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche; Jörg Stein - "Calf - Installation" (bis 6. 9.).

Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.

Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr.

Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.

Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).

Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.

Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.

Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.

Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann-Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do. für Gruppen nach Anmeldung.Museen / Führungen Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17: 18 Uhr, Führung zum Thema "Der Holzschnitt als Technik der Buchillustration in Renaissance u. Gegenwart".

Schirn, Römerberg: 19 Uhr, Führung zum Thema "Munchs Werk im Spannungsfeld zwischen künstlerischem Vorbild und individuellem Ausdruck".

Jüdisches Museum, Untermainkai 14/15: 18 Uhr, Führung zum Thema "Hinaus aus dem Ghetto".

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29, 212 3 59 13: 16 Uhr, Vorführung der Herstellung traditioneller Ohrgehänge; 18 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Gold aus Mali".

Liebieghaus, Schaumainkai 71: 18.30 Uhr, Führung zum Thema "Kirchenlehrer und Ordensheilige".

Historisches Museum, Saalgasse 19: 18 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Werkstätten der Humanität - 250 Jahre Freimaurer in Frankfurt".

Senckenberg-Museum, Senckenberganlage 25: 18 Uhr, Führung zum Thema "Fossilfundstätten in Deutschland".

Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags, 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr; Edvard Munch in Frankreich (bis 9. 8.).

Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.

Galerie Loehr, Alt Niederursel 41, Tel. 57 58 55: Di. bis Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Gerald Domenig / Thomas Bechinger (bis 31. 7.).

Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Loic Le Groumellec (bis 31. 7.).

Galerie der Dresdner Bank, Geschäftsstelle Schillerstr. 19: während der Geschäftszeiten; Susanne Melchert - Arbeiten auf Papier (bis 31. 7.).

Galerie Wolfhard Viertel, Robert-Mayer-Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Joachim Kuhlmann - "Skulpturen & Zeichnungen (bis 31. 7.).

Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6, Tel. 72 80 15: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Max Neumann - Arbeiten auf Papier, Mischtechniken 1991 (bis 1. 8.).

Durhammer Galerie, Klingerstr. 8, Tel. 28 92 93: Horst Schwitzki, Horst Bartnig (bis 1. 8.).

Galerie von Miller, Braubachstr. 33, Tel. 69 29 19: Di. bis Fr., 12 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Alte Stammeskunst aus Afrika & Ozeanien "Die Perle" (bis 1. 8.).

Galerie Schwind, Braubachstr. 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Halle Junge Kunst - Malerei; Hans Aichinger - Holzschnitte (bis 5. 8.).

Galerie Raphael, Grüneburgweg 89, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Mircea Schlotter - "Acryl auf Leinwand und Papier - Lichtobjekte" (bis 8. 8.).

Aurum Galerie für Schmuck, Oppenheimer Landstr. 42, Tel. 62 77 26: Di. bis Fr., 10 bis 12 und 14 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; "Kunstoff" - Objekte und Schmuck aus Kunststoff (bis 8. 8.).

Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 7 30 60 00: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Inge Jastram, Hans-Ruprecht Leisz - Zeichnungen, Graphik & Arbeiten auf Papier (bis 13. 8.).

Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel. 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr; Grafik des Kapitalistischen Realismus (bis 20. 8.).

Galerie Timm Gierig, Leinwandhaus., Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 13 und 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr; Edgar Augustin - Plastik und Zeichnungen (bis 20. 8.).

Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 79 07: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Die Radierung - Beispiele aus der Werkstatt Zein in Wien (bis Ende August).

Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel. 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Walter Stöhrer - "Neue Radierungen" (bis 28. 8.).

Galerie Helmut Papst, Saalgasse 26, Tel. 2 97 73 53: Di. bis Mi., 17 bis 20 Uhr, Do. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr; Josef Scharl, Paul Kleinschmidt, Oskar Kokoschka, Maurice Cockrill, Hughie O'Donoghue, Arturo di Stefano, Douglas Portway - "Grafik" (bis 29. 8.).

Thanka, Eckenheimer Landstr. 126, Tel. 55 72 61: Mo. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Kelimarbeiten (bis 31. 8.).

Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Leonardo Fretta, Romano Furlani, Albano Morandi (bis 5. 9.).

Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 7 41 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Künstler der Galerie (bis 5. 9.).

Frankfurter Kunstkabinett, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Stefan Plenkers - Gemälde und farbige Tuschen (bis 25. 9.). Ausstellungen Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr; Wolfgang Krause Zwieback/H.-Christoph Bigalke/Erwin Stache - "Das ausgestellte Tafü-Lafö - Fotos, Sprachen, Zeichnungen, Klang, Objekte" (bis 30. 7.).

Maingas Galerie, Unter der Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Künstler aus den Neuen Bundesländern - "Lebens Energie" (bis 31. 7.); Barbara Kemper - Moderne skripturale Malerei (bis 1. 8.).

Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr; Walter Jens - Bücher- & Dokumentenschau (bis 31. 7.).

Palais Jalta, Bockenheimer Landstr. 102: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr; "Juden und Antisemitismus in Rußland 1900 bis 1990" (bis Ende Juli).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4, Tel. 29 06 58: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr; Internationaler Plakatwettbewerb zum Umweltgipfel in Rio (bis 2. 8.).

Ausstellungen Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr; Wolfgang Krause Zwieback/H.-Christoph Bigalke/Erwin Stache - "Das ausgestellte Tafü-Lafö - Fotos, Sprachen, Zeichnungen, Klang, Objekte" (bis 30. 7.).

Maingas Galerie, Unter der Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Künstler aus den Neuen Bundesländern - "Lebens Energie" (bis 31. 7.); Barbara Kemper - Moderne skripturale Malerei (bis 1. 8.).

Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr; Walter Jens - Bücher- & Dokumentenschau (bis 31. 7.).

Palais Jalta, Bockenheimer Landstr. 102: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr; "Juden und Antisemitismus in Rußland 1900 bis 1990" (bis Ende Juli).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4, Tel. 29 06 58: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr; Internationaler Plakatwettbewerb zum Umweltgipfel in Rio (bis 2. 8.).

Dormitorium im Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Rolf Böttcher - Imagination der Zeit (bis 2. 8.).

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie Ost am Palmenhaus: "Faserpflanzen" (bis 16. 8.); Foyer der Galerie am Palmenhaus: Petra Levis - "Schatten Ranken Blüten" (bis 2. 8.).

Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr; Peter Hankel - "Arbeiten 1990-1992" (bis 7. 8.).

Gästehaus Goethe-Universität, Ditmarstr. 4: Martha Zuik, Oscar Manesi, Silvia A. P. Moreno, Zulema Maza - Graphische Blätter (bis 9. 8.).

Romanfabrik, Uhlandstr. 21: André Kopp & Wolfgang Schaller - "Fotos & Hologramme von Lust und Liebe" (bis 19. 8.).

Amerika-Haus, Staufenstr. 1: Mo. bis Fr., 9 bis 17.30 Uhr; Nikolaus Troxler - "Jazz Posters" (bis 14. 8.); Georg Lopata - "Bilder aus Atlanta & Georgia" (bis 28. 8.).

Saturn-Hansa, Berger Str. 125-129, Studio Nr. 1, I. OG: Manuela Schubert - Bilder (bis 20. 8.).

Naxos-Halle, Waldschmidtstr. 19: täglich 10 bis 19 Uhr, Führungen sonntags, 11 Uhr; "In der Tradition der Moderne - 100 Jahre Metallgewerkschaften" (bis 23. 8.).

Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20: 9 bis 12 Uhr, Mi., 15 bis 17 Uhr; Bilder behinderter Mitarbeiter der Praunheimer Werkstätten (bis Ende September).

Sozial- und Reha-Zentrum West, Alexanderstr. 92, Tel. 78 99 30: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr; Gick Isac Levy (bis Ende Oktober).

Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".

Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).

Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, Fr., 10 bis 12 Uhr; Treppenhaus-Ausstellung - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".

Schützengauklasse Maingau Neu-Isenburger auf dem vierten Rang

Im Klassement der Freien Pistolenschützen belegen der SV Diana Hausen und die SG Neu-Isenburg auf Maingauebene gute Mittelplätze. Beide Teams verbuchen 4:4-Punkte und dürften somit weder mit dem Abstieg noch mit dem Meisterschaftsrennen etwas zu tun bekommen. Alleiniger Tabellenführer ist Taunusvertreter SV Oberstedten, der sich bislang keine Blöße gab. Am Tabellenende wird sich der SV Kriftel schwer tun, den Klassenerhalt noch zu schaffen.

Die Neu-Isenburger liegen mit 3869 geschossenen Ringen auf dem vierten Rang. Sie verbuchten beim SV Flörsheim einen wichtigen 979:969-Sieg und schlugen sich auch beim Tabellenführer achtbar. 977 Ringe reichten jedoch gegen die starken Oberstedtener nicht zum Erfolg, denn sie legten 991 Ringe vor. Noch stärker präsentierte sich der PSV Grün-Weiß Frankfurt, der darauf in Neu-Isenburg zu Gast war und mit 1011 die Rekordmarke der vergangenen Schießtage setzte. Die Gastgeber kammen nur auf 952 Ringe. Gegen den SV Diana Hausen behielten die Neu-Isenburger dann mit 961:933 allerdings wieder die Oberhand und glichen damit ihr Punktverhältnis wieder aus. Die Hausener präsentierten sich in Frankfurt in guter Verfassung und siegten mit 992:984 in einem gutklassigen Treffen. Auch bei Tabellenführer Oberstedten boten sie eine ausgezeichnete Leistung und schossen 1003 Ringe. Doch der Spitzenreiter traf noch fünfmal mehr ins Schwarze und gewann mit hauchdünnem Vorsprung.

Eine überdurchschnittliche Schießleistung bot der Hausener Christoph Burbach. Er erzielte 273 Ringe und war damit gemeinsam mit dem Frankfurter Peter Mohr zweitbester Schütze. Bester Schütze war mit Franz Escher (276) ein Vertreter des Tabellenführers SV Oberstedten. Der SV Oberstedten und der zweitplazierte PSV Frankfurt (6:2) werden das Meisterschaftsrennen wohl unter sich ausmachen. Im direkten Vergleich genießt der SV Oberstedten Heimrecht und hat die bessere Ausgangsposition. jbp

"Schwervermittelbare" in den Beruf zurückführen Werkstatt Frankfurt vereint vielerlei Interessen

Die "Werkstatt Frankfurt" spricht selbst von einem "bemerkenswertes Gremium". In ihrem neugeschaffenen Beirat sitzen solche Funktionsträger an einem Tisch, die gewöhnlich sich gegenseitig ausschließende Ziele verfolgen: Vertreter des Arbeitgeberverbands Metall, der Handwerkskammer, der Industrie- und Handelskammer, Gewerkschafter und die Geschäftsführerin der Liga der freien Wohlfahrtsverbände.

Zusammengeführt hat diese Repräsentanten von Wirtschafts-, Arbeitgeber- und Arbeitnehmerbelangen eine Interessenkoalition, die der Beiratsvorsitzende Norbert Rosenbusch so formuliert: "Wir können kein Interesse haben an einem zweiten Arbeitsmarkt, der künstlich durch Subventionen am Leben erhalten wird."

Allein für den Arbeitsamtbezirk Frankfurt verzeichnete die Statistik im vergangenen Jahr 24 000 Arbeitslose. Ein Fünftel von ihnen sind sogenannte Langzeitarbeitslose: Frauen und Männer, die seit einem Jahr und länger ohne Beschäftigung sind. Ihre Rückkehr in das Erwerbsleben scheitert nicht selten an fehlender Qualifikation: Elf Prozent der arbeitslos Gemeldeten waren 1991 ohne Hauptschulabschluß, fast die Hälfte hatte keine berufliche Ausbildung.

Diesen sogenannten Schwervermittelbaren den Weg zurück in ein Beschäftigungsverhältnis zu ebnen, hat sich die Werkstatt Frankfurt seit nunmehr acht Jahren zum Ziel gesetzt. In den von Bund, Land und der Stadt Frankfurt geförderten und jeweils auf 18 Monate befristeten Projekten werden die Kandidaten, die nach der langen Zeit der Arbeitslosigkeit "Arbeitstugenden" wie Pünktlichkeit, Durchhaltevermögen und Disziplin erst wieder lernen müssen, von Sozialpädagogen begleitet.

Beschäftigt werden die Projektteilnehmer bislang überwiegend in Werkstatt-eigenen Einrichtungen oder Betrieben anderer gemeinnütziger Organisationen. Eine Vermittlung der ehedem Langzeitarbeitslosen in ein privatwirtschaftliches Unternehmen war dagegen eher die Ausnahme.

Dies soll anders werden, auch nach dem Willen von Frankfurts Sozialdezernent Martin Berg. Denn "beschützte Arbeitsplätze sind nicht Sinn" einer Einrichtung wie der Frankfurter Werkstatt. Die Zahl derer, die von der Werkstatt an Unternehmen der freien Wirtschaft für Betriebspraktika und letztlich in dauerhafte Beschäftigungsverhältnisse vermittelt werden, solle "deutlich" steigen.

Dies durchaus im Interesse der freien Wirtschaft: Für den Beiratsvorsitzenden Rosenbusch, zugleich Frankfurter Geschäftsführer des Arbeitgeberverbands Metall, sind die Menschen, die in der Werkstatt für einen (Wieder-) Einstieg in das Erwerbsleben qualifiziert werden, "das Potential" für eine über Arbeitskräftemangel klagende Wirtschaft. Durch eine verstärkte Kooperation mit Industrie und Handel sollen nun neue und am Bedarf des Arbeitsmarktes orientierte Perspektiven für Langzeitarbeitslose entwickelt werden. sar

Kommentar

Wenn es nach dem ursprünglichen Vorschlag des Naturschutzbeirats gegangen wäre, gäbe es im Steinheimer Schloßgarten nur eine Aussichtsplattform. So wäre an das naturnahe Hekkenbiotop mit einer artenreichen Krautschicht nicht völlig unsensibel Hand angelegt worden wie jetzt durch den erfolgten Umbau mit brutalen Betonmauern, Spazierwegen und einer wuchernden Wildkrautformation, die zu stoppen lange dauern wird und den Stadtsäckel nochmals belastet.

320 000 Mark sind schon ausgegeben worden, doch um welchen Preis? Wer sich den Schloßgarten jetzt anschaut, kann sich nur kopfschüttelnd abwenden ob der Planungsfrevel.

Im Bestreben, das Steinheimer Bedürfnis nach einem "Naherholungspark" zu stillen, hielt das Stadtplanungsamt schon 1987 ein Bauleitverfahren für überflüssig.

Damit waren mehr als Vorgespräche mit Naturschützern nicht mehr nötig, noch dazu wo sich zwischen diesen und den Historikern in Steinheim unüberbrückbare Gegensätze auftaten.

Die Interessen der Naturschützer außen vor gelassen zu haben, das rächt sich jetzt im nachhinein.

Denn der von der Oberen Naturschutzbehörde verfügte Baustopp gleicht einem Armutszeugnis für eine Bauverwaltung, die im vorliegenden Fall gegen Naturschutz- und Baurecht verstieß.

Mehr noch: Dasselbe Stadtplanungsamt ließ das laut Magistrat angeblich "als fachkompetent bekannte" Büro Hetterich unkontrolliert im Schloßgarten pfuschen.

Daß es hier an Aufsicht gemangelt und er damit die Verantwortung zu übernehmen habe, diese Selbstkritik übt Stadtbaurat Jürgen Dressler, obschon die Wurzeln des Übels in die Ära seines Vorgängers Walter Anderle zurückreichen.

Dressler drückt sich nicht - im Gegensatz zur Stadtverordnetenversammlung, die sich beim Umbau-Beschluß für den Schloßgarten von der Nur Kopfschütteln für Planungsfrevel Verwaltung hatte über den Tisch ziehen lassen.

Von allen Fraktionen ist zu diesem Thema seit Monaten nichts zu vernehmen.

Haben sich ihre Vertreter in jüngster Zeit überhaupt mal angesehen, wozu ihr Beschluß letztlich geführt hat?

Das Maleur auf die Spitze trieb schließlich ein Planungsbüro, dessen Experten eigentlich wissen sollten, was es bedeutet, wenn es zu Bodenvermischungen kommt.

Daß darunter die Artenvielfalt leidet und unsere eh schon geschundene Natur so noch ein Stück ärmer wird, scheint nur Naturschützer zu interessieren.

Und die müssen sich dafür noch als Sonderlinge oder Quertreiber beschimpfen lassen.

JOACHIM HAAS-FELDMANN

Zur Sache: Negative Folgen durch ortsfremden Boden Empfindliche Pflanzenarten bleiben auf der Strecke

Welche negativen Folgen das Einbringen ortsfremden Bodens für die Vegetation hat, die für einen Standort typisch ist, bewegt Hanaus Naturschutzbeiratsvorsitzenden Rolf Neidhardt nicht erst seit dem unrühmlichen Beispiel des Steinheimer Schloßgartens. Lehmiger Mittelbuchener Boden sei auch in seiner Großauheimer Nachbarschaft ausgebracht worden mit der Folge, daß dort die empfindlichen Pflanzenarten der früher den Main-Raum prägenden Binnensanddüne - wie Schillergras, Heidenelke, Grasnelke und Silbergras - auf der Strecke blieben.

Fremdvegetation entstehe auch dort, wo in der Rodgaustraße mehr als einen halben Meter mächtig Aushub vom Frankfurter S-Bahn-Bau ausgebreitet worden sei. Und bis heute sei sichtbar, daß der Bombentrichter auf der Waldwiese Ende der 40er Jahre mit Fremdboden von der Marienhütte verfüllt worden sei.

"Wenn bei jeder Baumaßnahme Mutterboden zugunsten von Fremdboden weicht, führt das allmählich zu einer ungewünschten Vermischung von Boden- und Pflanzenarten, die für den jeweiligen Boden typisch sind", beklagt Neidhardt - gleich dem Rufer in der Wüste. Es bilde sich dann eine sogenannte Ruderalflora aus Pionierpflanzen wie im Fall der Kompaß-Lattich-Flur im Schloßgarten. Sie wiederum werde üblicherweise als lästiges Unkraut empfunden, ständig entfernt oder durch Bodendecker-Pflanzen niedrig gehalten.

Wegen solchen Vorgehens fürchtet Neidhardt um die natürliche Artenvielfalt. Ständiges Bodenvermischen bedeute das Überleben ausschließlich der 20 bis 30 robustesten Wildkräuter.

Die Artenvielfalt könne auch durch zu häufiges Mähen eingeschränkt werden. Erfreulicherweise gebe es auch Gegenbeispiele wie den Mittelstreifen am Hanauer Innenstadt-Ring, wo sich infolge seltener Mahd wieder Flockenblume und Feldmannstreu angesiedelt hätten. "Kurios" sei aber, daß Schmetterlinge zu solchen Mittelstreifen flattern müßten, um anschließend von Autokühlerhauben getötet zu werden.

Neidhardt fordert, im Sinne der Artenvielfalt nur jeweils am Standort gewachsenen Boden einzubringen. Wo dies nicht möglich sei, müßten Bodenbörsen aushelfen. Für die müsse stricktes Getrennthalten von Böden gelten, die bei großen Baumaßnahmen möglichst nicht über größere Distanzen zu transportieren seien. him

Ost-Länder fordern Milliarden Viel höhere Zuschüsse verlangt / "Steuern nicht tabu" Von unserem Korrespondenten Peter Ziller

BONN, 28. Juli. Die fünf neuen Bundesländer wollen Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) im September mit weiteren Geldforderungen konfrontieren. Nach Darstellung des sächsischen Finanzministers Georg Milbradt (CDU) benötigen sie für 1993 zusätzlich 14 Milliarden und für 1994 gar 24 Milliarden Mark mehr zur Deckung laufender Ausgaben. Darüber hinaus sei ein einmaliger Zuschuß von zwölf Milliarden Mark notwendig, mit dem "Nachholinvestitionen" - etwa für fehlende Altenheime und Krankenhäuser - finanziert werden sollen. Die bisherige Ausstattung reiche nicht, "um eine exzessive Verschuldung" der ostdeutschen Länder zu verhindern, sagte er am Dienstag in Bonn.

Milbradt wandte sich gegen die mittelfristige Finanzplanung Waigels. Über die Konsolidierung des Bundeshaushaltes dürften die "absehbaren Defizite" in anderen Etats nicht aus dem Blick geraten. Es sei ein "Stück aus dem Tollhaus", meinte Milbradt, wenn die Verschuldung im Osten massiv erhöht, beim Bund und in den Westländern aber gesenkt werde. Die Probleme könnten nicht bis zur 1995 wirksam werdenden Neuregelung des Finanzausgleichs zwischen Bund und Ländern hinausgeschoben werden. Handlungsbedarf bestehe jetzt.

Wegen der Höhe des Geldbedarfs schloß Milbradt im Gegensatz zu Waigel die Erhöhung von Steuern nicht aus. Verglichen mit einer verstärkten Kreditaufnahme sei dies das kleinere Übel. Waigels Ansätze führen Milbradt zufolge dazu, daß die neuen Länder einschließlich Gemeinden 1994 bereits so hoch verschuldet sein werden wie die alten Länder. Was dort 45 Jahre dauerte, hätte der Osten dann innerhalb von nur vier Jahren nachgeholt. Der entscheidende Unterschied sei freilich, so Milbradt, daß im Westen mit den Krediten Investitionen finanziert wurden. Im Osten aber glichen sie nur mangelnde Steueraufkommen aus.

(Weiterer Bericht auf Seite 4, Kommentar auf Seite 3)

Allianz auch in Zukunft nicht gegen Verlust versichert Branchenprimus lebt von außerordentlichen Erträgen / Harte Vorwürfe gegen französischen Partner / Personalabbau

doe MÜNCHEN. Ebenso entschlossen wie diplomatisch präsentiert sich der neue Allianz-Chef Henning Schulte-Noelle normalerweise in der Öffentlichkeit. Kommt jedoch die Rede auf das Frankreich-Geschäft, dann schlägt der 49jährige Boß der größten europäischen Versicherung andere Töne an: Zu offensichtlich ist der Ehe-Krach mit dem Mischkonzern Compagnie de Navigation Mixte (CNM), der zu 34 Prozent an der Pariser Allianz-Tochter Via beteiligt ist. Marc Fournier, der Präsident von CNM, mache in den Medien "Stimmung gegen die Allianz", wettert Schulte-Noelle. Man werde sich gleichwohl "durch solche Störmanöver nicht unter Druck setzen" lassen und das Konsolidierungsprogramm in Frankreich weiterfahren. Nach dem Friedensschluß bei der Aachener AMB, zu dem Schulte-Noelle entgegen anderslautenden Gerüchten "persönlich" nichts beigetragen haben will, bahnt sich erneut ein deutsch-gallischer Assekuranzstreit an.

Das Geschäft westlich des Rhein - immerhin die zweitwichtigste europäische Auslandsaktivität - hat dem Münchner Branchenprimus im vergangenen Jahr überhaupt keine Freude bereitet. Es brockte ihm einen operativen Verlust von 315 Millionen Mark ein und war damit ein wesentlicher (wenngleich nicht der wichtigste) Faktor für das schlechte Abschneiden der erfolgsverwöhnten Allianz in ihrem zentralen Tätigkeitsfeld, dem Risikoschutz.

Künftig will der bayerische Konzern die Defizite der französischen Allianz- Via-Holding, die ihm zu 65 Prozent gehört, nicht mehr so willig übernehmen und hat deshalb die Rückversicherungskonditionen laut Schulte-Noelle "den allgemein strengeren Kalkulationen des Marktes angeglichen" (die FR berichtete). Darüber wie auch über die Zusammenlegung verschiedener Via-Töchter gibt es Zoff mit der CNM, die inzwischen drei Gerichtsverfahren angezettelt hat. Schulte-Noelle "bedauert" dies, gibt sich jedoch gleichwohl optimistisch, im laufenden Jahr in Frankreich eine "signifikante Ergebnisverbesserung" erzielen zu können.

Daß der Allianz-Konzern insgesamt für 1991 im reinen Versicherungsgeschäft erstmals rote Zahlen schreiben würde, hatte der Branchenprimus schon im Frühjahr verlauten lassen. Mit knapp 1,8 Milliarden Mark (nach einem Gewinn von 182 Millionen in der Vorperiode) ist der Verlust allerdings weitaus höher als befürchtet ausgefallen. Rund 625 Millionen Mark versiebte aufgrund der schlechten Marktverfassung in den USA alleine die erstmals konsolidierte Tochter Fireman's Fund. Ein ebenso großer Batzen an Anlaufverlusten entstand bei der Ost-Gesellschaft Deutsche Versicherungs-AG (DV).

Die westdeutsche Sach-Versicherungsgruppe machte zwar noch einen technischen Gewinn, der jedoch um fast zwei Drittel auf 145 Millionen Mark schrumpfte. An der Situation dürfte sich so bald nichts ändern: Auch für das laufende Jahr erwartet Schulte-Noelle einen "erheblichen versicherungstechnischen Verlust".

Auf diese Weise gewinnen für die Allianz jene Einkünfte eine immer stärkere Bedeutung, die sie außerhalb ihres eigentlichen Arbeitsfeldes erzielt. Die wichtigste Geldquelle bilden die inzwischen auf 158 Milliarden Mark angeschwollenen Kapitalanlagen, die im vergangenen Jahr rund 13 Milliarden an Erträgen abwarfen. Damit alleine jedoch hätte Kassenwart Diethart Breipohl das Kunststück nicht fertigbringen können, den Jahresüberschuß des Konzerns trotz der enormen operativen Belastungen bei gut einer Milliarde konstant zu halten. Vielmehr mußten in den USA in größerem Umfang Wertpapiere veräußert werden, was 400 Millionen Mark in die Kassen spülte. Die italienische Tochtergesellschaft RAS erzielte außerdem durch Veräußerung von Beteiligungen in Österreich 484 Millionen Mark außerordentliche Erträge. Und schließlich mußten 200 Millionen Mark weniger an den Fiskus abgeführt werden.

"Wir halten an der Zielsetzung fest, auch in der versicherungstechnischen Rechnung möglichst schwarze Zahlen zu schreiben", gibt Schulte-Noelle als Parole für die Zukunft aus. Daß daraus in den kommenden Jahren wohl nichts werden dürfte, räumt er aber offen ein. So stehen nach dem Wachstumssprung im vergangenen Jahr um gut 27 Prozent auf 49 Milliarden Mark Beitragseinnahmen (wovon 16 Prozentpunkte auf Zukäufen beruhen) die Zeichen in München vorerst auf Konsolidierung.

Der Anteil des Auslandsgeschäfts von inzwischen rund 48 Prozent soll nicht mehr "gezielt" gesteigert werden. Allerdings wird heuer die Tochter Hungaria erstmals konsolidiert und auch über ein Engagement in der CSFR nachgedacht. Ansonsten sind "konsequente Sanierung schadenträchtiger Bestände", "Beitragsanpassungen" (siehe nebenstehenden Kasten) und "Rationalisierungsmaßnahmen" angesagt.

Insgesamt 3500 der weltweit 61 000 Innendienst-Jobs sollen - vor allem in der Ex-DDR, in Ungarn, Frankreich und den USA - bis zum Jahresultimo gestrichen werden. Mittelfristig dürfte gar jeder zehnte Arbeitsplatz in dem Assekuranz- Reich dem Rotstift zum Opfer fallen.

VCD-Lotsen helfen im Tarifdschungel

WETTERAUKREIS. Wie komme ich sonntags ohne Auto von Büdingen nach Offenbach? Ist das überhaupt möglich? Es ist, behauptet Werner Heck-Wallesch vom Wetterauer Kreisverband des "Verkehrsclubs Deutschland" (VCD). Mitglieder dieser Organisation beantworten derart spezielle Anfragen gern und kostenlos am Telefon.

Derzeit sind es fünf Frauen und Männer, die man per Postkarte oder abends per Telefon in Friedberg, Bad Vilbel, Echzell und Wölfersheim erreichen kann. Sie kennen sich im Fahrplan- und Tarifdschungel der öffentlichen Verkehrssysteme bestens aus und dienen faktisch als Lotsen für all diejenigen, die freiwillig oder unfreiwillig aufs Autofahren verzichten.

Wer den Dienst der "Fahrgastberatung Wetterau" in Anspruch nehmen möchte, muß allerdings zunächst Mitglied im VCD werden. Den Kontakt zum Verein findet man jeden zweiten und vierten Donnerstag des Monats ab 19 Uhr im Friedberger Literaturcafé.

Informationen über den VCD gibt auch das Kreisvorstandsmitglied Werner Heck-Wallesch unter der Telefonnummer 0 60 36 / 13 32. Der VCD ist ein eingetragener Verein. Spenden können von der Steuer abgesetzt werden. Das Spendenkonto lautet auf den Wetteraukreis (Stichwort: Verwahrgeldkonto 201 / VCD) bei der Sparkasse Wetterau (BLZ 518 500 79) unter der Nummer 00 510 000 64. nes

Hängengeblieben: Mehrfacher Beinbruch

KELKHEIM. Mit schweren Verletzungen mußte der Notarzt einen 21jährigen Motorradfahrer ins Krankenhaus bringen. Der junge Mann war beim Vorbeifahren an einem Auto hängengeblieben und gestürzt.

Laut Polizei folgte der Motorradfahrer am Montag nachmittag einem 27jährigen Autofahrer auf der Bundesstraße 455 von Eppstein in Richtung Schneidhain. In Fischbach bremste der Autofahrer ab, setzte den Blinker, um nach links in die Kelkheimer Straße abzubiegen. Beim Vorbeifahren blieb der Motorradfahrer mit dem Knie am Heck des Wagens hängen. Dabei kam der 21jährige ins Schlingern und stürzte. Diagnose des Arztes: Das linke Bein ist mehrfach gebrochen. kkü

Peyron in Rekordzeit über den Atlantik

Einhandsegler Bruno Peyron hat den Atlantik in neuer Rekordzeit überquert. Der 35 Jahre alte Franzose schaffte im Katamaran die Strecke von New York bis zum Kap Lizard im Südwesten Englands in neun Tagen, 19 Stunden und 22 Minuten. Damit holte er sich den Rekord von Florence Arthaud zurück, unterbot ihre Zeit um zwei Stunden und zwanzig Minuten.

Auf einen Blick

Seite II Die Verkehrswacht Wetterau warnt vor gefährlichen Schulwegen.

Seite III Karben ordnet sein Abfallsystem neu: Statt Müllmärkchen computerlesbare Müllbehälter. Dazu ein Interview mit Bürgermeister Engel.

Seite IV Singakademie Wetterau im Trainingslager im Taunus: Harte Arbeit und dennoch viel Freude.

Vom einen Gesicht Bart und Haare, vom anderen die Augen - fertig ist das Phantombild / BKA hat 4500 Fotos in seiner Kartei Monitor-Puzzle mit Stift, Spiegel und Schablone Fahnder beschränken sich auf markante Merkmale Von Ulrike Bauer

WIESBADEN. Müßte ein Heiratsinstitut mit diesen Bildern seine Kartei bestücken, es könnte gleich wieder zumachen. Was für eine Auswahl: lauter grimmig dreinblickende Typen mit ungepflegten Zottelbärten, unmöglichen 60er-Jahre-Frisuren oder gar keinem Schnitt. Es sind in der Tat nicht die ansehnlichsten Fotos von Exemplaren der Gattung Mann, die Bernd Ahrend aus dem Karteikasten holt. Aber Ahrend ist ja auch kein "Eheanbahner", sondern Kommissar beim Bundeskriminalamt in Wiesbaden.

Zusammen mit ein paar Kollegen führt er in der Abteilung für "Allgemeine Identifizierungsverfahren" eine riesige Lichtbildkartei mit 4500 Schwarz-Weiß-Fotos. Eine Porträtsammlung, die es in sich hat: vorwiegend Männer und Frauen, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind und ihren Kopf hinhalten mußten für die typischen "Verbrecherfotos". Und ob es ihnen gefällt oder nicht: Jetzt müssen sie mit ihrem Konterfei auch noch herhalten für ein wichtiges Fahndungsmittel der Polizei: die Phantomfotos.

In einem dunklen, fensterlosen Raum wird Bernd Ahrend zum Herren der Schöpfung: Er hantiert mit Spiegeln und Schablonen, Folien und Retuschierstift - und schon hat er auf dem Monitor aus vier Gesichtern ein neues zusammengebastelt: von dem einen die Augen, vom anderen Haare und Bart, vom nächsten die Nase. Doch keinesfalls entspringt das Bild seiner eigenen Phantasie, sondern entsteht nach Zeugenbeschreibungen.

Geduldig tauscht er immer wieder einzelne Elemente aus: "Nein, die Brauen müssen irgendwie buschiger sein", sagt die Frau, nach deren Angaben er das Bild eines 30- bis 35jährigen bärtigen Mannes zusammenstellt. "Hier - die würden passen", schiebt sie ihm ein anderes Musterbild zu. Doch jetzt wirken die Augen so stechend. Die Zeugin muß sich entscheiden: entweder stechende Augen mit buschigen Brauen oder ein sanfterer Blick mit dünneren Augenbrauen. Sie ist an die Grenzen des Systems gestoßen. So sehr die Fotomischtechnik, mit der das BKA arbeitet, auch beeindruckt: Ganz perfekt ist sie nicht. Einzelne Gesichtselemente lassen sich nur in Kombination mit anderen auswechseln; ist der Bart richtig, stimmt vielleicht der Mund nicht ganz.

Trotzdem ist es Ahrend in zeitaufwendiger Puzzelei zusammen mit den Zeugen schon manches Mal gelungen, Phantomfotos zu erstellen, die den Tätern so ähnlich waren, daß diese sie ohne weiteres in den Paß hätten kleben können. Doch der Kriminalkommissar strebt die Paßbild- Qualität gar nicht an: "Wir wollen einen Gesuchten nicht detailgenau abbilden, sondern in erster Linie einen Typ erkennen lassen." Denn die Zeugen, weiß er aus Erfahrung, nehmen einen Menschen sehr subjektiv wahr; und wenn drei oder vier Leute ein und denselben Bankräuber beschreiben, können ganz unterschiedliche Phantomfotos herauskommen.

Darum ist es wichtig, sich auf markante Merkmale zu beschränken. "Sonst laufen wir Gefahr, daß wichtige Hinweise aus der Bevölkerung nicht an uns herangetragen werden, weil jemand zwar meint, den Täter auf dem Fahndungsfoto zu erkennen, sich aber von einem Muttermal abhalten läßt, weil er das selbst nicht so wahrgenommen hat", sagt Kriminaloberrat Alfred Kayser, Leiter der Direktion "Zentrale Kriminalitätsbekämpfung" der Wiesbadener Polizei.

Der jüngste Fall, in dem die Wiesbadener Kripo die Kollegen vom BKA um Amtshilfe bat: ein Serientäter, der seit Februar in der Landeshauptstadt inzwischen neun Frauen überfallen und in mehreren Fällen auch vergewaltigt hat. Einige Opfer konnten den Mann so deutlich beschreiben, daß die Kripo beschloß, ein Phantombild anfertigen zu lassen. "Nachdem das Bild in den Zeitungen erschienen war, haben wir erstaunliche Hinweise auf Personen bekommen, die dem Phantomfoto sehr ähnlich sahen", sagt Kayser. "Es gab tolle Übereinstimmungen, aber keiner der Männer, die wir überprüft haben, kam als Täter in Frage."

Die Suche geht weiter. Dabei ist das Phantomfoto ein wesentliches Fahndungsmittel, manchmal sogar das fehlende Tüpfelchen auf dem I. Aber Kayser möchte es auch nicht überbewerten: "Wir hatten schon mal einen Serienräuber, von dem wir nach zwölf Taten ein Phantombild anfertigen ließen, aber er hat munter weitergemacht." Als er von der Polizei irgendwann doch gefaßt und gefragt wurde, warum es ihm nach der Veröffentlichung des Bildes nicht zu gefährlich geworden sei, habe er erklärt: "Das Bild hat mich doch gar nicht gezeigt."

Bernd Ahrend vom BKA kann aber auch Beispiele nennen, bei denen es umgekehrt lief. "Schauen Sie, der hier sieht auf dem Phantombild doch ganz anders aus als auf dem Paßfoto", sagt er und deutet auf ein Muster an der Schautafel. "Die Gesichtsform ist ganz anders, die Augenbrauen sind viel weiter auseinander - und trotzdem hat der Mann sich am nächsten Tag freiwillig der Polizei gestellt, weil er das Gefühl hatte: ,Ich sehe überall mein Bild in der Zeitung.'"

Bei rund 15 Prozent liegt die Erfolgsquote der phantomfotounterstützten Fahndung, sagt Ahrend. Eine Zahl, die sich durchaus sehen lassen könne, meinen er und seine Kollegen. Dennoch sind sie für einen sparsamen Einsatz dieses Fahndungsmittels und stimmen mit den Beamten der Kripo überein, daß es nur eingesetzt werden soll, wenn die Zeugen wirklich sichere Aussagen über den mutmaßlichen Täter machen können. "Wenn wir bei der Montage merken, daß der Zeuge unsicher ist, ist es besser, darauf zu verzichten. Wir hatten schon einen Fall, da schilderte uns jemand eine Nase, die war so breit, daß da Maikäfer-Wettkämpfe drauf hätten stattfinden können. Und dann hat er sich aus den Karteifotos eine ganz schmale ausgesucht." Mitunter führt Ahrend ungenaue Aussagen aber auch auf die Nervosität der Zeugen zurück. "Dann darf man auf keinen Fall ungeduldig werden oder die Leute unter Zeitdruck setzen, sondern muß ihnen diplomatisch erklären, daß wir es vielleicht besser ein anderes Mal versuchen, wenn sich die Aufregung ein bißchen gelegt hat."

In gut zehn Jahren hat Bernd Ahrend für solche Situationen ein gutes Gespür entwickelt, weiß, wie er nervöse Gemüter mit einem lockeren Spruch oder einer Tasse Kaffee beruhigen kann. Und er weiß auch, von wem er in der Regel die besten Hinweise bekommt: "Von Frauen. Die sehen sich Gesichter wesentlich aufmerksamer an als Männer und achten mehr auf die Augen-Nase-Mund-Partie." Männer - so seine Erfahrung - nehmen dagegen eher den Gesamteindruck eines Menschen wahr.

Kündigung in Zweifel gezogen Richter kann Gründe des "Donau-Kurier" nicht nachvollziehen Von unserem Korrespondenten Peter Fahrenholz

MÜNCHEN, 28. Juli. Das Münchner Arbeitsgericht hat Zweifel daran erkennen lassen, ob die nach Beschwerden des bayerischen Ministerpräsidenten Max Streibl (CSU) erfolgte Kündigung des Journalisten Wolfgang Krach berechtigt war. Der landespolitische Korrespondent des Ingolstädter "Donau Kurier" hatte Anfang Juni von seinem Verleger Wilhelm Reissmüller eine Änderungskündigung erhalten, weil er angeblich gegen die Tendenz des "Donau Kurier" verstoßen haben soll. Reissmüller ist mit Streibl befreundet. Nach dem erheblichen Pressecho auf den Fall wurde die Strafversetzung zu einer fristlosen Kündigung verschärft. Der "Donau Kurier" führte als Begründung für diesen Schritt an, Krach habe Betriebsinterna preisgegeben.

Beim Gütetermin für die erste Kündigung konnte der Vorsitzende Richter Ulrich Rosendorfer bei den vom Verlag ins Feld geführten Artikeln nichts entdecken, was gegen die Redaktionsrichtlinien des "Donau Kurier" verstoßen hätte. Insbesondere ging es um einen Bericht vom Politischen Aschermittwoch der CSU in Passau, in dem der Verlag eine unzulässige Vermischung von Nachricht und Kommentar sah. Es sei klar ersichtlich, daß es sich um einen "Artikel mit Meinungsäußerung" handele, meinte hingegen der Richter. Der Arbeitgeber müsse genau nachweisen, daß redaktionelle Richtlinen damit verletzt worden seien. Auch die Abmahnung, die der Kündigung vorausging, sei "ein bißchen arg generell gehalten".

Der Anwalt des Verlags berief sich hingegen darauf, ein Redakteur sei als "Lohnschreiber" angestellt; er meinte nur lapidar: "Die Berichterstattung des Klägers gefiel dem Herausgeber nicht". Schließlich habe es schon im Mittelalter geheißen: "Wes Brot ich eß', des Lied ich sing". Der Richter machte einen Vergleichsvorschlag, der eine fristgerechte Beendigung des Arbeitsverhältnisses und eine Abfindung vorsieht. Die Verhandlung wurde vertagt, weil zunächst vor einer anderen Kammer über die Berechtigung der anschließenden fristlosen Kündigung entschieden werden muß.

Magistrat stellt Weichen für Psychiatrie-Neubau

FRIEDBERG. Der Magistrat der Kreisstadt hat die Weichen für den Bau eines psychiatrischen Krankenhauses neben der Stadthalle gestellt. Er beschloß, einen Bebauungsplan für dieses Gelände "Beim Ciriaksbaum" zwischen der Ockstädter Straße, dem Stadthallen-Parkplatz, dem Seebach und der Johann-Peter-Schäfer- Straße aufzustellen. Nun hat das Stadtparlament darüber zu entscheiden.

Wie berichtet wird der Kreistag in seiner Sitzung am Donnerstag, 6. August, über die Konzeption zur Verbesserung der psychiatrischen Versorgung im Wetteraukreis entschieden, die eine psychiatrische Klinik an eben dieser Stelle vorsieht (FR vom 25. Juli 1992).

Der Friedberger Magistrat hat auch beschlossen, mit dem Landeswohlfahrtsverband (LWV) wegen der Alten Blindenschule zu verhandeln. Die Stadt möchte dort mit ihrer Verwaltung einziehen. Sowohl der Wetteraukreis als auch der LWV hatten ursprünglich erwogen, die Alte Blindenschule zum psychiatrischen Krankenhaus umzubauen. ieb

Auf der Ronneburg zwei Künstler aus dem Harz

RONNEBURG. Der Förderkreis Ronneburg zeigt im Kemenatensaal der Burg vom 1. bis 23. August Stahlskulpturen von Johann Peter Hinz und Malerei von Hans Herrmann Richter. Die Vernissage findet am Samstag, 1. August, um 15 Uhr in Anwesenheit der Künstler statt.

Beide haben an der Hochschule für Industrielle Formgestaltung in Halle - Burg Giebichenstein studiert, sich dann im östlichen Vorharz angesiedelt und der freien Kunst zugewandt. Hinz (Jahrgang 41) lebt in Halberstadt, beschäftigt sich wesentlich mit christlichen Themen und ist Stadtverordneter der Grünen/Bündnis 90. Richter (Jahrgang 44) lebt auf einem Bauernhof in Huy-Neinstedt, malt überwiegend Landschaften und Stilleben und ist Mitgründer des Kunstvereins Röderhof e.V. pom

Massenheimer gestand Unfallflucht

BAD VILBEL. Ein 25jähriger Massenheimer hat nach Angaben der Frankfurter Polizei gestanden, am Freitag, 17. Juli, den schweren Unfall am Ortseingang von Massenheim verursacht zu haben und anschließend geflüchtet zu sein. Trotz Überholverbotes und Tempolimits hatte der Mann auf der Landesstraße 3008 von Obererlenbach kommend einen Wagen und ein Motorrad überholt. Dabei hatte er eine 82jährige Fußgängerin aus Nieder-Erlenbach mit seiner Suzuki angefahren und so schwer verletzt, daß sie drei Tage später im Krankenhaus starb. Wie die Polizei Frankfurt mitteilt, besaß der Massenheimer, der sich bei dem Unfall den Arm gebrochen hat, keinen Motorradführerschein. cor

Peter P. kennt nur noch das Leben hinter Gefängnismauern Schöffengericht Büdingen verurteilte 33jährigen Schlosser erneut wegen schweren Diebstahls: "Unfähig für ein Dasein in Freiheit"

BÜDINGEN. Peter P. (Name geändert) Vorstrafenregister liest sich wie ein Überblick des Strafgesetzbuches. 1974, Peter P. war gerade 15 Jahre alt, wurde er zum ersten Mal verurteilt. Bei einem Einbruch hatte er eine 87jährige Frau getötet. Das Urteil: fünf Jahre Jugendhaft wegen Mordes. Seitdem hat Peter P. mehr Zeit in Hessens Gefängnissen verbracht als draußen, wo andere ein "normales" Leben führen. Normalität aber hat er auch in den ersten 15 Jahren seines Lebens nicht kennengelernt. In der Familie war das Grundprinzip Gewalt. Abwechselnd bekamen er und seine neun Geschwister vom Vater ihre Ration Prügel, berichtete Peter P. in einer Verhandlung vor dem Büdinger Schöffengericht, wo er sich wegen einer Reihe von Einbrüchen und Diebstählen in Wetterauer Gaststätten zu verantworten hatte.

Erwischt wurde er im August letzten Jahres nach einem "Bruch". In einem Sonnenblumenfeld konnte die Polizei ihn nach einer Verfolgungsjagd mit Hilfe von Hunden aufstöbern. Zwei Einbrüche, bei denen er und sein Bruder außer der Kasse auch Spiel- und Zigarettenautomaten geleert hatten, und den Diebstahl eines Neuwagens gestand er vor dem Büdinger Schöffengericht. Die Verantwortung für andere Taten, bei denen teilweise dieselben Werkzeuge verwendet wurden, lehnte er ab, belastete seinen Bruder. Das Verfahren zu diesen Anklagepunkten, wurde eingestellt. Besonderen Ehrgeiz, ihm auch diese Einbrüche anzuhängen, hatten weder Staatsanwaltschaft noch Richter.

An Peter P. Leben würde das auch nicht mehr viel ändern, zu viel ist geschehen. Nach der Verurteilung wegen Mordes folgten weitere wegen Diebstahls in besonders schweren Fällen, zweimaliger Gefangenenmeuterei und Körperverletzung, Urkundenfälschungen, mehrfachem Fahren ohne Fahrerlaubnis. Seit 1989 muß Peter P. eine siebenjährige Haftstrafe in der JVA Kassel verbüßen: Wegen Teilnahme an einem Banküberfall in Baden-Württemberg.

Nach seiner Verlegung in die sozialtherapeutische Anstalt in Kassel war Peter P. während eines Ausgangs im Juli letzten Jahres getürmt. Seine Freundin hätte Schluß machen wollen, da sei er kopflos geworden, erklärte er in Büdingen. In den knapp sechs Wochen in Freiheit hat er dann die Straftaten begangen, für die er jetzt zu zwei Jahren und vier Monaten verurteilt wurde. Drei Jahre muß er ohnehin noch für den Banküberfall absitzen - Peter P. wird wohl auch weiterhin in den Gefängnissen Hessens zu Hause sein.

Der Richter verweist in seiner Urteilsbegründung auf die Eigendynamik, die sich aus der Flucht und dem schnell einsetzenden Geldmangel - nachdem die 6000 Mark aus dem Banküberfall verbraucht waren - ergeben habe. Andererseits habe sich gezeigt, daß Peter P. unfähig sei, in Freiheit ohne Straftaten zu leben. Erschwerend wird vom Richter bewertet, daß die Möglichkeiten gerade des Jugendvollzuges nie genutzt wurden, sondern Peter P. sogar im Gefängnis straffällig wurde. Auch eine Bewährungsstrafe hat er nicht durchgestanden. Hinter Gittern hat er zwar eine Schlosserlehre gemacht, seine Kenntnisse aber nur für die Einbrüche genutzt.

In der Urteilsbegründung sagt der Richter unmißverständlich, daß Sinn und Zweck des weiteren Strafvollzuges nur der Schutz derer draußen sein könne, der Schutz vor Peter P.

Der Resozialisierungsgedanke des Strafrechts, die Wiedereingliederung in die Gesellschaft, wird bei ihm kaum noch zu verwirklichen sein. Zu seiner Familie hat er seit Jahren keinen Kontakt, er kennt niemanden draußen. Wie soll Peter P. in etwas "wieder" eingegliedert werden, dem er er nie wirklich angehört hat? ULRIKE BENDER

Deutschlehrer aus dem Ausland im Römer

Vom 2. bis 22. August ist eine Gruppe von Lehrern und Universitätsdozenten aus Osteuropa, Großbritannien und Israel zu Gast beim Goethe-Institut. Die Stadt gibt für die Besucherinnen und Besucher am Dienstag, 4. August, einen Empfang im Römer. Stadtrat Professor Erich Arold wird die Gäste im Kaisersaal begrüßen.

Die Besucher nehmen an einem Seminar des Goethe-Instituts teil, dessen Ziel es ist, Deutschland kennenzulernen. Alle Teilnehmer unterrichten in ihrem Land Deutsch als Fremdsprache. pia

Teilzeitkräften im öffentlichen Dienst Zusatzrente zugesprochen Bundesarbeitsgericht hebt Gleichbehandlungsgrundsatz hervor / Lehrer aus Niedersachsen erstritten nachträgliche Versorgung Von unserer Korrespondentin Anne Riedel

KASSEL, 28. Juli. Teilzeitkräfte im öffentlichen Dienst haben nach einer am Dienstag verkündeten Entscheidung des Bundesarbeitsgerichtes (BAG) ungeachtet anderslautender Regelungen Anspruch auf Zusatzversorgung. Dieser Anspruch besteht nach höchstrichterlicher Feststellung auch nicht erst seit Inkrafttreten des Beschäftigungsförderungsgesetzes, mit dem ab Mai 1985 eine Benachteiligung von Teilzeitkräften ausdrücklich verboten wurde. Aufgrund des arbeitsrechtlichen Gleichbehandlungsgrundsatzes hatten Teilzeitbeschäftigte nach Feststellung des BAG auch schon vor 1985 einen Anspruch auf die Zusatzversorgung. Soweit eine Nachversicherung der Betroffenen nicht möglich ist, werden die öffentlichen Arbeitgeber die Versorgung nach diesem Richterspruch notfalls aus eigener Tasche zahlen müssen (Aktenzeichen: 3 AZR 35/92).

Von der zusätzlichen Altersversorgung, die im öffentlichen Dienst über die Versorgungskasse des Bundes und der Länder (VBL) abgewickelt wird, waren bis zum April vergangenen Jahres in der Regel jene ausgeschlossen, die unter 18 Stunden pro Woche beschäftigt waren. Inzwischen wurde der entsprechende Versorgungstarifvertrag geändert. Mit Ausnahme etwa der sogenannten geringfügig Beschäftigten - die unterhalb der Sozialversicherungspflicht liegen - kommen nunmehr auch die Teilzeitkräfte, die weniger als 18 Stunden arbeiten, in den Genuß der zusätzlichen Altersversorgung. Arbeitnehmer, die vor 1991 schon als Teilzeitkräfte im öffentlichen Dienst beschäftigt waren, können nach dem Kasseler Richterspruch mit einer Zusatzversorgung rechnen.

Erstritten wurde die weitreichende Entscheidung des BAG unter anderem von zwei angestellten Lehrern aus Niedersachsen, denen unter anderem aufgrund der früheren tarifvertraglichen Regelungen eine Zusatzversorgung verwehrt worden war. Die beiden sind seit Anfang der 70er Jahre beim Land Niedersachsen als Pädagogen teilzeitbeschäftigt. Sie haben nach höchstrichterlicher Feststellung nunmehr für die gesamte Zeit Anspruch auf die begehrte Zusatzversorgung.

Direkt betroffen von dem Kasseler Richterspruch ist auch ein bei der Stadt Friedrichshafen beschäftigter Musiklehrer, der wöchentlich fünf bis sieben Stunden Unterricht gab. Auch nach der Satzung der zuständigen baden-württembergischen Versorgungskasse war die Zusatzversicherung teilzeitbeschäftigter Arbeitnehmer nicht möglich. Der Pädagoge hatte sich in seiner Klage "nur" auf das im Beschäftigungsförderungsgesetz verankerte Benachteiligungsverbot berufen und folglich erst 1985 eine Zusatzversorgung gefordert. Seinem Antrag wurde höchstrichterlich entsprochen. Theoretisch hätte freilich auch diese Teilzeitkraft eine Zusatzrente seit dem Beginn seiner Beschäftigung einklagen können.

Die Arbeitgeberseite hatte vor dem BAG argumentiert, daß eine Differen- zierung zwischen Voll- und Teilzeitbeschäftigten sachlich begründet und damit erlaubt sei. Schließlich werde auch im Bereich der Sozialversicherung differenziert. Wer im übrigen aufgrund der Satzungen der Zusatzversorgung gar nicht versichert werden dürfe, könne in dieser Hinsicht auch keine Gleichbehandlung fordern. Sonst würden, so formulierte es ein Arbeitgeberanwalt vor Gericht, "Kanarienvögel mit Enten" verglichen.

Das BAG widersprach den öffentlichen Arbeitgebern. Eine Ungleichbehandlung sei nur aus "sachlichen" Gründen erlaubt, erklärte der 3. Senat. Teilzeitkräfte schlechter zu stellen, nur weil sie in Teilzeit arbeiten, sei kein sachlicher Grund. Die Zusatzrente stehe den Betroffenen deshalb zu. Noch nicht entschieden wurde, ob das auch für sogenannte geringfügig Beschäftigte gilt.

Raubüberfall: Täter mit Narbe auf Wange gesucht

Bei einem Raubüberfall auf eine 42 Jahre alte Fußgängerin haben zwei Jugendliche am Montag gegen 14.25 Uhr auf der Zeil eine Geldbörse mit 400 Mark sowie eine Eurochequekarte erbeutet. Wie die Polizei mitteilt, hatte einer der jugendlichen Täter die Frau, die in Richtung Konstablerwache ging, in französischer Sprache angesprochen und nach einer Straße gefragt.

Während die Frau abgelenkt wurde, versuchte ein Komplize, ihr die Handtasche zu entreißen. Bei dem Gerangel fiel die Geldbörse zu Boden. Mit ihrer Beute flüchteten die Täter in Richtung Hasengasse.

Die Frau war derart geschockt, daß sie nicht um Hilfe rief. Allerdings müßten zahlreiche Passanten den Überfall beobachtet haben. Bei den Tätern soll es sich ihren Angaben nach um Nordafrikaner gehandelt haben. Einer der Jugendlichen ist etwa 16 Jahre alt, 1,65 bis 1,70 Meter groß und hat schwarze, lockige Haare. Auf seiner rechten Wange hat er eine fünf Zentimeter lange Narbe. Sein Komplize ist etwa gleichaltrig. enk

IHK bietet Lehrgang speziell für Frauen

WIESBADEN. Für Frauen, die nach einer "Familienpause" wieder in das Berufsleben zurückkehren wollen, bietet die Industrie- und Handelskammer Wiesbaden einen sechsmonatigen Lehrgang mit fünfwöchigem Betriebspraktikum an. In dem Kursus sollen früher erworbene Kenntnisse aufgefrischt und zusätzliche Qualifikationen vor allem in der modernen Büro- und Verwaltungsorganisation und der Elektronischen Datenverarbeitung erworben werden.

Erstmals werden Frauen auch für Tätigkeiten in Notar- und Anwaltspraxen geschult.

Die Teilnahme an dem IHK-Lehrgang wird vom Arbeitsamt gefördert, wer ihn erfolgreich abschließt, kann seiner künftigen Bewerbung ein Lehrgangszertifikat beifügen. Nähere Informationen gibt das Dezernat Weiterbildung der Industrie- und Handelskammer Wiesbaden, Telefon 06 11 / 15 00 35. Dort können Interessentinnen sich auch anmelden. maf

Abgelehnter Asylbewerber drohte sich zu verbrennen

gem FRANKFURT, 28. Juli. Weil sein Asylantrag rechtskräftig abgelehnt worden war, hat ein 31jähriger Rumäne am Montag im bayerischen Karlstadt am Main versucht, sich öffentlich zu verbrennen. Ein Passant hatte nach Angaben der Polizei den Mann vor dem Landratsamt bemerkt und die Polizei verständigt.

Als die Beamten eintrafen, hatte sich der Asylbewerber bereits mit Petroleum übergossen und drohte, sich mit einem Feuerzeug anzuzünden. Vor ihm stand ein handgeschriebenes Plakat, auf dem er auf seine politische Verfolgung in Rumänien und den abgewiesenen Asylantrag hinwies. Der Rumäne sei gemäß dem bayerischen Unterbringungsgesetz in eine Nervenklinik eingeliefert worden, meldete die Polizei.

Bei Zusammenstoß wurde Kradfahrer leicht verletzt

SINDLINGEN. Mit leichten Verletzungen mußte ein Kradfahrer am Montag nach einem Unfall in die Städtischen Kliniken Höchst eingeliefert werden. Ein 46jähriger bog nach Angaben der Polizei mit seinem Auto von der Westenbergerstraße nach rechts in die Hoechster-Farben-Straße ab und nahm dabei dem Zweiradfahrer gegen 23.40 Uhr die Vorfahrt. Der war auf der Farben-Straße in Richtung Sindlinger Kreisel unterwegs.

Bei dem Zusammenstoß wurde der 25jährige laut Polizei an beiden Armen und Beinen verletzt. tos

Studium in den Ferien, Referenten ohne Honorar Ein Modell zum Nachahmen: Studenten aus verschiedenen Disziplinen organisieren sich ein Seminar

KASSEL. Eine Insel selbstbestimmten Lernens - welcher Student hätte angesichts überfüllter Hörsäle und gestiegener Anforderungen nicht einmal davon geträumt. Für einen kleinen Kreis von Studierenden aus allen Teilen der alten Bundesrepublik und unterschiedlichsten Fachbereichen wurde dieser Traum wahr: Sie treffen sich alljährlich in den Semesterferien zu einem selbstorganisierten Seminar - mit selbstgewählten Themen und Referenten. Hier tun sie dann das, wofür die Hochschulen aus ihrer Sicht keinen Raum bieten. Sie nutzen die Zeit - fernab "standardisierter und rein ergebnisorientierter" Lehrveranstaltungen - zum intensiven Gespräch.

Der Titel des diesjährigen, neuntägigen Seminars zeigt etwas von der Offenheit, mit der sie ihr Projekt betreiben: "Alles Lüge - Wie verändern sich unsere Wirklichkeiten?" fragten sie sich in Kassel. Sie luden dazu Experten der Philosophie, der Naturwissenschaften, der Politik, der Medizin, der Kunst, der Literaturwissenschaften und der Psychologie als Referenten. Denn oberstes Ziel ihrer Arbeit ist das Gespräch zwischen den verschiedenen Disziplinen, ohne fachliche Scheuklappen.

Auf dem Programm standen diesmal beispielsweise ein sprachtheoretischer Vortrag über die "Begriffsgeschichte der Wahrheit", ein Referat über neuere Ergebnisse der Chaosforschung oder ein Gespräch über die verschiedenen Lebenswirklichkeiten in Ost- und Westdeutschland.

Mit dabei waren - jetzt und in den beiden früheren Seminaren - so namhafte Leute wie der Theologe Hans Küng, der FDP-Politiker und brandenburgische Wissenschaftsminister Hinrich Enderlein und sogar der Mann, der angeblich "die Mauer stürzte": Günther Schabowski, ehemals Mitglied des SED-Politbüros der DDR und Herausgeber des "Neuen Deutschlands". Er versuchte in Kassel unter anderem, den Studenten seine verblüffende Wandlung vom überzeugten Kommunisten ("Ich hielt die sozialistische Erziehung für die einzig richtige Antwort auf den Faschismus") zum "perfekten Wessi" zu erklären: Schabowski arbeitet heute in Hessen für ein Anzeigenblatt.

Er und die anderen Gäste kamen, obwohl die rührigen Studenten ihnen weder Übernachtung noch Honorar zahlen konnten: Für das selbstorganisierte Seminar gab es in diesem Jahr erstmals einen winzigen Zuschuß (insgesamt 1 500 Mark von der Werkstiftung Donauwörth und der Hermann-Gutmann-Stiftung Weißenburg). Davon konnten die Veranstalter lediglich einen Teil der Fahrtkosten erstatten. Beklagt habe sich darüber noch niemand, so versichern sie lächelnd, und auch abgelehnt habe bisher keiner der geladenen Gäste unter Hinweis auf das fehlende Honorar.

Im Gegenteil: Die Resonanz der Fachleute auf das Seminar sei durchweg positiv. Sie seien meist überrascht vom Engagement der Studenten. Und so manchen, der an der unkonventionellen Veranstaltung teilnahm, trieb offenkundig die Neugier: Der Geschäftsführer der Gottfried- Daimler- und Karl-Benz-Stiftung, Horst Nienstädt, hat sich in diesem Jahr aus diesem Grund sogar selbst eingeladen und einen Vortrag über "Naturwissenschaftliche Wirklichkeit" angeboten. Angeschrieben hatten ihn die Studenten, weil sie eine Spende von der Stiftung erhofften.

Spannend sei für sie vor allem der Austausch mit älteren, erfahrenen Fachleuten, so berichten die noch jungen Hochschüler. Ohne Leistungsdruck und außerhalb des "hierarchischen Gefüges" der Universität reden sie freier, ohne Scheu, so ihre Erfahrung. Auch in den eigenen Vorträgen, denn sie selbst steuern zu jedem Seminar etwas bei: In diesem Jahr beispielsweise eine Führung durch die documenta 9, ein Referat über den "Wandel der Wahrnehmung der Natur" oder einen architekturkritischen Stadtspaziergang. Die Vorträge, auch die der gestandenen Kollegen, sind für sie aber "nur Grundlage der Diskussion, keine unantastbare Wahrheit", sagt der Freiburger Medizinstudent Tim Klose. Dieser Tatsache tragen sie auch in der Planung Rechnung: Kein Referat dauert länger als eine dreiviertel Stunde, für die anschließende Diskussion bleiben immer mehr als zwei Stunden.

Und die verläuft, so beteuern sie, immer ausgesprochen diszipliniert. Daß viele - wie in Hochschulveranstaltungen fast schon üblich - einfach während des Gespräches hinauslaufen oder abschalten, ist für sie undenkbar. Eine Diskussionsleitung gibt es nicht: "Wir kontrollieren uns da gegenseitig." Und langatmige Fachsimpeleien sind schon deshalb ausgeschlossen, weil maximal zwei Hochschüler derselben Fachrichtung angehören: 14 verschiedene Fächer, von Maschinenbau bis Musik, sind in der 18 Teilnehmer zählenden Liste vermerkt. Das Geheimnis ist also einfach: Ihre Gruppe ist klein und soll es auch bleiben. Mit rund dreißig ständigen Mitarbeitern und fast zwanzig Seminarteilnehmern sind sie jetzt "an die Grenze" gestoßen, sagen sie. Sie wollen deshalb auch keine neuen Mitstreiter werben, sondern eher zur Nachahmung ermuntern.

Der Grundstein für das nicht alltägliche Projekt wurde vor wenigen Jahren in Tübingen gelegt. Damals beteiligten sich einige der heute rund 30 "Aktiven" an einem altsprachlichen Schülerwettbewerb. Als sie durch das Studium in alle Winde zerstreut wurden, blieben sie in Kontakt. Denn es gab weiterhin ein gemeinsames Projekt: Ein Buch wollten sie schreiben über die für sie neue Hochschulsituation. Deshalb veranstalteten sie 1990 ihr erstes Seminar in Tübingen: "Wo stehen wir heute?" lautete das Thema. Die hier geführten Diskussionen waren Grundlage für die "Zwischenprüfung", ein Buch mit 23 studentischen Essays und mit einem Vorwort von Hans Küng, das in diesem Jahr erschien.

Darin schreibt Karin Fischer aus Bielefeld beispielsweise über die Schwierigkeiten des interdisziplinären Arbeitens an der Hochschule. Die Frage, wie Menschen Sprache erlernen, ist aus ihrer Sicht eine, die Linguisten, Verhaltensforscher, Pädagogen, Psychologen und Philosophen gleichermaßen interessieren müßte. Auch würde sie gern einmal die Art und Weise vergleichen, in der Germanisten und Physiker die von ihnen erkannten Regeln und Gesetzmäßigkeiten formulieren.

Jemand zu finden, der eine solche wissenschaftliche Hausarbeit betreuen würde, erscheint der Studentin, die in den Fächern Englisch, Deutsch, Erziehungswissenschaften und Philosophie eingeschrieben ist, aber als nahezu aussichtslos: Es gebe "kaum jemand, der interdiszplinäre Arbeiten angemessen beurteilen könnte", lautet ihr Fazit. Und das Eingeständnis, daß ein Hochschullehrer einen Kollegen aus dem anderen Fachbereich hinzuziehen müßte, "öffne der Blamage Tür und Tor". Doch Karin Fischer und ihre Mitstreiter lassen sich dadurch nicht entmutigen. Sie wollen im nächsten Jahr ihr mittlerweile viertes Seminar veranstalten, voraussichtlich in Berlin. Das Thema, so der Stand der Diskussion, könnte dann "Wirtschaftswunder" lauten.

Bleibt die Frage, ob selbstorganisierte Seminare auch die "Wirklichkeit" der Hochschule verändern können. Zögerlich nur kommt da eine Antwort. Die Rückkehr in den studentischen Alltag sei in der Regel "zunächst einmal ein echter Schock", so Tim Klose. Und nur selten seien die neugewonnenen Erkenntnisse für ihr Studium direkt zu "verwerten". Was aber bleibt, ist wohl das Bedürfnis, die aufgeworfenen Fragen zu vertiefen: So wurde der Kasseler Architekturstudent Cord Soehlke durch ein früheres Seminar angeregt, mehr als bisher über die psychosozialen Folgen von gebauter Architektur nachzudenken. Noch wichtiger aber sei ihm, so bekennt er, die Erfahrung, anders, eben interdisziplinär zu lernen. Und sein Mitstreiter aus der medizinischen Fakultät pflichtet ihm bei: "Wer einen Arzt aufsucht, der wünscht sich doch nicht nur einen guten Mediziner, sondern auch jemand, der ein wenig von Sprache und Gesprächsführung versteht." ELKE BOCKHORST

Frauenfreundlichste Firma gesucht Stadt schreibt Wettbewerb für kleine und mittlere Betriebe aus

WIESBADEN. Einen Förderpreis für den "Frauenfreundlichen Betrieb des Jahres 1992" will die Landeshauptstadt vergeben. Initiiert wurde dieser Wettbewerb unter klein- und mittelständischen Betrieben vom Frauenausschuß des Stadtparlaments. Eine Jury aus Handels- und Handwerkskammer, Gewerkschaft, Magistrat und Verwaltung einschließlich der Frauenbeauftragten Margot Brunner wählt den Preisträger nach einem Kriterienkatalog, den die Stadtverordneten aufgestellt haben. Beispiel: Weiterbildungs- und Aufstiegschancen für Frauen und flexible Arbeitszeiten.

Wiesbadens Stadtverwaltung kann sich übrigens nicht an dem Wettstreit beteiligen. Teilnehmen dürfen nur Firmen der Privatwirtschaft. Aber laut Margot Brunner hätte das Rathaus-Team ohnehin keine Chancen, den mit 5000 Mark dotierten Preis einzuheimsen. In der Verwaltung arbeiten zwar mehr Frauen als Männer, jedoch hauptsächlich in untergeordneten Positionen. In der Hierarchie der städtischen Administration nimmt die Zahl der Frauen in den Stellen um so mehr ab, je deutlicher Einfluß und Einkommen steigen. "Wir haben haben nur drei Amtsleiterinnen", verdeutlicht Margot Brunner.

Das Amt für Wirtschaft und Liegenschaften wird über die Industrie- und Handelskammer und die Handwerkskammern die Wettbewerbsunterlagen an die Betriebe verteilen lassen. Mit der Siegerprämie soll das preisgekrönte Unternehmen "frauenfreundliche Maßnahmen und Initiativen" unterstützen. maf

Umweltladen informiert über das Thema Ozon

WIESBADEN. "Wie entsteht Ozon? Welche Gesundheitsbeeinträchtigungen sind bei zu hohen Ozonkonzentrationen zu befürchten?" Im Umweltladen, Michelsberg 32, wird vom 3. bis 31. August eine Ausstellung zum Thema "Sommersmog" gezeigt. Die Öffnungszeiten: montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr. maf

Franz Franzen präsentiert seine Reiseimpressionen

WIESBADEN. "Aquarelle aus Frankreich" heißt eine Ausstellung in der Villa Clementine, Wilhelmstraße. Gezeigt werden die Bilder des Malers und Komponisten Franz Franzen.

Zur Eröffnung am Freitag, 7. August, um 20 Uhr spricht Dr. Martin Götting. Die gemalten Reiseimpressionen sind anschließend bis zum 23. August donnerstags und freitags von 15 bis 18 Uhr sowie samstags und sonntags zwischen 11 und 13 Uhr zu sehen. maf

Bildung für Senioren

WIESBADEN. Die "Bedeutung der Bildung für ältere Menschen" ist Thema eines Vortrags im Seniorenbeirat, den Professor Dr. Böhme am Montag, 3. August, um 14 Uhr im Rathaus, Raum 22, halten wird. Berichtet wird auch über die "Akademie für Ältere". maf

FUSSBALL

SPORTWERBEWOCHE des SV Niederursel, Sa. (ab 13 Uhr), Vorrundenturnier der Frankfurter Sparkasse, Dorfwiesenweg, (bis So. 8. August).HANDBALL PRIVATSPIELE, Männer: TG Hochheim - TV Idstein (Sa., 17 Uhr), TV Kahl - TSG Sulzbach (Sa., 18 Uhr), TGS Niederrodenbach - TG Hainhausen (Sa., 19 Uhr, Bulau-Halle), TG Hochheim - HSG Mosbach/Modau (So., 11 Uhr), SG Sossenheim - TV Breckenheim II (So., 14 Uhr, Bürgerhaus Nied), TSV Nieder- Mörlen - TSG Ober-Eschbach (So., 18 Uhr).

WIESBADEN. Ein Lehrstück in Fremdsprachen: "Mir strunse nit, mir hun" ist beredtes Motto des "Rheingauer Gebabbels" am Sonntag, 9. August, ab 11 Uhr auf dem Jagdschloß "Platte". Ulrike Neradt präsentiert heitere Geschichten und Gedichte aus dem Rheingau und dem alten Nassau. Musikalisch umrahmt wird der mundartliche Ausflug in die Vergangenheit von Theo Blum am Klavier. Karten zum Preis von 18 Mark sind an der Tageskasse erhältlich. Das Jagdschloß Platte ist mit dem Stadtbus der Linie 50 zu erreichen. maf

Das Wetter

Wetterlage An der Ostflanke eines Hochs mit Kern über Schlesien wird sehr warme Tropikluft nach Mitteleuropa gelenkt. Sie erfaßt am Mittwoch zunächst nur den Südwesten, im weiteren Verlauf auch die übrigen Gebiete Deutschlands.

Vorhersage bis Donnerstag früh Im Norden heiter, an den Küsten zum Teil wolkig, aber trocken. Höchsttemperaturen hier 21 bis 26 Grad. Im übrigen Deutschland sonnig mit Temperaturen zwischen 27 Grad im Mittelgebirgsraum und bis 34 Grad am Oberrhein. Tiefstwerte in der Nacht zum Donnerstag bei 10 Grad an der Küste und 12 Grad im Binnenland. Schwachwindig. Tiefstwerte in der Nacht zum Donnerstag bei 10 Grad an der Küste und 12 bis 16 Grad im Binnenland. Schwachwindig. Weitere Aussichten Sonnig und trocken, weiterer Temperaturanstieg, auch in der Nordhälfte nahe 30 Grad. Pollenflugvorhersage Auch in den nächsten Tagen wird starker Flug von Pilzsporen und Nesselpollen erwartet, außerdem schwacher Flug von Gräser- und Beifußpollen. Ausland Ort Wetter Grad

Amsterdam, leicht bewölkt 18

Athen, wolkig 31

Barcelona, leicht bewölkt 28

Dublin, leicht bewölkt 18

Las Palmas, leicht bewölkt 25

Locarno, leicht bewölkt 33

London, leicht bewölkt 21

Madrid, wolkig 34

Malaga, leicht bewölkt 26

Mallorca, leicht bewölkt 33

Moskau, leicht bewölkt 30

Paris, wolkig 23

Rom, wolkenlos 30

St. Petersburg, wolkig 25

Stockholm, Regen 12

Tunis, leicht bewölkt 35

Wien, leicht bewölkt 24

Zürich, leicht bewölkt 22

Deutschland

Ort Wetter Grad

Berlin, wolkig 19

Dresden, wolkig 19

Feldberg/Schw., stark bewölkt 14

Feldberg/Ts., leicht bewölkt 17

Frankfurt/M., leicht bewölkt 22

Hamburg, wolkig 18

Köln/Bonn, leicht bewölkt 21

München, wolkenlos 21

Sylt, wolkig 17

Zugspitze, wolkig 7 Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64

Reisewettervorhersage 1 16 00

Segelflugwetter 1 15 06

Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01

Ozonwerte 06 11 / 58 12 42

Sonnenaufgang 5.51 Uhr

Sonnenuntergang 21.12 Uhr

Mondaufgang 5.17 Uhr

Monduntergang 20.44 Uhr

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Bronzemedaillengewinner Johann Riederer Ein bodenständiger Bayer Anerkennung im Dorf wichtiger als die Schulterklopfer Von unserem Mitarbeiter Michael Wulzinger

Johann (Hannes) Riederer hatte bei der morgendlichen Pressekonferenz alle Mühe, seine Augen offenzuhalten und die Müdigkeit zu verbergen. Eine Bronzemedaille im Luftgewehrschießen will gefeiert sein. Der 34 Jahre alte Unterföhringer hat in seiner Karriere schon so ziemlich alles erreicht - 1986 und 1990 jeweils Weltmeister im Einzel und in der Mannschaft, dazu mehrere deutsche Meistertitel.

Den dritten Platz von Barcelona siedelt er in seiner persönlichen Bilanz ganz oben an. "Es war ein unglaublich harter Wettkampf, und ich bin stolz darauf, daß ich noch eine Medaille geholt habe", sagt er stolz.

Nach der nervenaufreibenden Prüfung in brütender Hitze war Riederer nach eigenen Worten auf dem körperlichen Tiefpunkt angelangt. Glückliches Ende einer spannenden Aufholjagd. Die Leistung Riederers ist um so höher einzuschätzen, als ihn auf dem rechten Auge eine Sehschwäche behindert. Im Alter von 13 Jahren verletzte er sich in der Schreinerei seines Vaters durch einen herumfliegenden Holzsplitter, seitdem lebt er mit einer verminderten Sehfähigkeit von 80 Prozent.

Riederer gehört im deutschen Team noch zu jenen, die man getrost als echte Amateure bezeichnen kann. Der Fernmeldetechniker ist schon froh, wenn er von der Deutschen Sporthilfe jährlich 7500 Mark überwiesen bekommt und ihn sein Arbeitgeber zu den Wettkämpfen fahren läßt und zu den verstärkten Trainingseinheiten entsprechend großzügig freistellt.

Über diese Bedingungen würden manche anderen Sportler nur milde lächeln, Riederer kommt damit zurecht. Er ist ein bodenständiger Bayer, dem die Anerkennung im eigenen Dorf mehr wert ist als das Schulterklopfen vermeintlich wichtiger Leute. Zum Schießen braucht man Ruhe, und die hat Riederer in der gewohnten Umgebung.

Wenn der treffsichere Schütze am 10. August nach Hause zurückkehrt, ist es mit der gewohnten Stille zunächst einmal vorbei. Der Bürgermeister hat einen großen Empfang angekündigt, die Musikkapelle wird tief in die Alphörner blasen, und alle Unterföhringer werden ihm persönlich die Hand schütteln wollen. Den Hannes kennt jeder. Den Hannes mag jeder. Dem Hannes gönnt es jeder.

Ein paar Tage später wird dann wieder der Alltag eingekehrt sein. Riederer wird seinem Job bei der Telekom nachgehen, fleißig trainieren und weiter an seiner Konzentrationsfähigkeit arbeiten. Nur Ruhe wird so schnell nicht einkehren. Seit neun Wochen haben die Riederers eine kleine Tochter, und die schreit vorzugsweise in den frühen Morgenstunden.

SPD will bessere Atomkontrolle Verlängerung des 1995 auslaufenden Sperrvertrages verlangt Von unserer Korrespondentin Charima Reinhardt

BONN, 28. Juli. Die Sozialdemokraten wollen eine schärfere internationale Kontrolle aller militärischen und zivilen Atomanlagen durchsetzen, damit eine Weiterverbreitung der Atomtechnologie wirksam verhindert werden kann. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Günter Verheugen stellte am Dienstag in Bonn einen Entschließungsantrag seiner Fraktion vor, in dem die Bundesregierung aufgefordert wird, sich für eine Verlängerung und Verschärfung des 1995 auslaufenden Atomwaffensperrvertrags einzusetzen.

Nach Auffassung der Sozialdemokraten müssen die Untersuchungsrechte der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) erweitert und dafür deren finanzielle und personelle Ausstattung verbessert werden. In das Kontrollsystem müßten solche Güter einbezogen werden, die sowohl zivil als auch militärisch zu nutzen seien. Nur durch strenge Exportkontrollen sei zu verhindern, daß sich Länder wie Irak zum Zweck der politischen Erpressung Atomwaffen zulegen könnten. Gleichzeitig müsse der IAEO die Aufgabe zufallen, Alternativen zur Atomkraft stärker zu fördern, um eine Verbreitung der Atomenergie zur Energieerzeugung zu vermeiden. Die Erfahrung lehre, daß gerade in Schwellenländern die zivile Nutzung der Atomkraft oft mit militärischem Ehrgeiz verbunden sei, sagte Verheugen.

Die Fortschreibung des Atomwaffensperrvertrages sei auch notwendig, betonte der SPD-Politiker, um der Gefahr einer Weiterverbreitung der Atomwaffentechnik durch die Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion vorzubeugen. Obwohl es bisher keine konkreten Beweise für die Weitergabe von Atomwaffentechnologie oder für das erfolgreiche Abwerben sowjetischer Nuklearwissenschaftler gebe, könne diese Gefahr nicht ausgeschlossen werden.

Verheugen forderte die Atomwaffenstaaten auf, ein umfassendes Teststopp-Abkommen abzuschließen und ihre Atomwaffen in großem Maßstab abzuschaffen.Heimatverein lädt zum Museumsfest ein

NIDDERAU. Der Heimat- und Geschichtsverein Nidderau-Ostheim e.V. veranstaltet am Samstag, 15. und Sonntag, 16. August, in seinem Dorfmuseum Ostheim (Limesstraße 12) ein Museumsfest.

Die Ausstellung ist am Samstag ab 16 Uhr zugänglich. Gezeigt werden alte Fotos vom Dorfleben, Jugendbücher und Spielzeug aus den zwanziger bis fünfziger Jahren und altes Porzellan. Um 17 Uhr beschlägt ein Hufschmied im Museumshof ein Pferd. Ab 19 Uhr spielt die Gruppe "Zylinders". Die auf Oldies spezialisierte Formation ist am Sonntag ab 11 Uhr wieder beim Früschshoppen zu hören. Ab 16 Uhr bieten sechs Vereine des Dorfes ein Programm mit Gesang, Tanz und Instrumentalmusik. Für Speisen und Getränke wird gesorgt. pom

SPD setzt sich für Kinder ein

rei BONN, 29. Juli. SPD-Schatzmeisterin Inge Wettig-Danielmeier hat an Bund, Länder und Gemeinden appelliert, die Kosten von etwa 21 Milliarden Mark für den Bau von rund 600 000 Kindergartenplätze gemeinsam aufzubringen, damit der im Schwangeren-Hilfegesetz enthaltene Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz nicht scheitert. Wettig-Danielmeier verwies am Dienstag darauf, daß im Gesetz auch der bedarfsgerechte Ausbau von Betreuungseinrichtungen unter dreijähriger und über sechsjähriger Kinder vorgesehen ist. Kindergartenplätze dürften nicht gegen Hort- und Krippenplätze "ausgespielt" werden.

Wettig-Danielmeier plädierte für eine Beteiligung des Bundes an den Kosten für den Kindergartenausbau, wandte sich aber gegen Vorschläge, den Kindertagesstättenbau als Gemeinschaftsaufgabe von Bund und Ländern in der Verfassung zu verankern. Besser ist ihres Erachtens eine Regelung über den Finanzausgleich zwischen Bund und Ländern.

Den Mangel an Betreuungseinrichtungen für Kinder erklärt Wettig-Danielmeier damit, daß Kindergärten lange "verpönt" gewesen seien, weil sie Frauen zu unabhängig gemacht hätten. "Seit Jahrzehnten tragen wir unsere Kinderfeindlichkeit auf dem Rücken der Frauen aus", kritisierte sie. Frauen seien nicht mehr gewillt, das zu akzeptieren.

Bundespräsident unterzeichnete § 218 Weg für Verfassungsprüfung frei / Gegner wünschen Gesetzesstopp nur im Westen Von unseren Korrespondentinnen Ursula Knapp und Charima Reinhardt

BONN/KARLSRUHE, 28. Juli. Bundespräsident Richard von Weizsäcker (CDU) hat das Gesetz zur bundesweiten Einführung einer Fristenregelung mit Beratungspflicht unterzeichnet und damit den Weg zu einer Entscheidung des Verfassungsgerichts über das vom Bundestag beschlossene neue Abtreibungsrecht geebnet. Weizsäcker sagte am Dienstag in Bonn, er halte es "nach der gebotenen rechtlichen und ethischen Prüfung" für seine Pflicht, eine rasche verfassungsrechtliche Klärung des neuen § 218 zu ermöglichen.

Das Bundesverfassungsgericht (BVG) wird sich bereits am nächsten Dienstag mit den Anträgen auf einstweilige Anordnung gegen die Regelung befassen, die von der bayerischen Staatsregierung und von 241 Mitgliedern der CDU/CSU-Bundestagsfraktion gestellt worden sind. Sie wollen das Inkrafttreten des Gesetzes verhindern, bis Karlsruhe über ihre Verfassungsklagen dagegen entscheidet. Das Gesetz läßt Abtreibungen in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten grundsätzlich straffrei, wenn sich die Frau vor dem Eingriff beraten läßt.

Nach der Unterzeichnung durch den Bundespräsidenten tritt der neue Paragraph 218 am Tag nach der Veröffentlichung im Bundesgesetzblatt in Kraft. Das wird am kommenden Dienstag der Fall sein. Der Zweite Senat des BVG wird am gleichen Tag über die Anträge auf einstweilige Anordnung beraten.

Die Antragsteller wollen allerdings, daß die Neuregelung nur in den alten Bundesländern nicht in Kraft tritt, im Osten soll der neuformulierte Paragraph 218 dagegen gelten. Sie möchten so vermeiden, daß im Falle einer Anordnung das alte Recht gültig bleibt - und das bedeutet im Westen die Notlagenindikation, im Osten jedoch die Fristenregelung ohne Beratungspflicht. Das alte DDR-Recht ist laut Einigungsvertrag in den neuen Ländern bis zu einer bundesweiten Neuregelung des Abtreibungsrechts gültig.

Die Gegner des von einer fraktionsübergreifenden Mehrheit beschlossenen neuen Gesetzes machen geltend, es werde der Pflicht zum Schutz des ungeborenen Lebens nicht gerecht und werde zu mehr Abtreibungen führen. Die deutschen Ärzte vertreten dagegen mehrheitlich die Auffassung, daß sich die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche durch die Androhung von Strafverfolgung "nicht in relevantem Ausmaß senken läßt". Strafandrohung führe lediglich dazu, "daß Schwangerschaftsabbrüche auf illegalem Wege oder in medizinisch andersweitig nicht vertretbarer Weise durchgeführt werden", heißt es in einer Stellungnahme der Bundesärztekammer.

Die Ärzte weisen darauf hin, daß die Zahlen der Abtreibungen in Westdeutschland mit strafbewehrter Indikationslösung und in der ehemaligen DDR mit einer straffreien Fristenregelung im Verhältnis zur Bevölkerungszahl ungefähr gleich hoch waren: 1989 wurden im Westen etwa 200 000 bis 250 000 Abtreibungen vorgenommen, in der ehemaligen DDR etwa 80 000. Der Präsident der Bundesärztekammer, Karsten Vilmar, vertrat die Auffassung, die Abtreibungszahlen würden mit der Neuregelung voraussichtlich nicht steigen, da Frauen "nicht aus Jux und Dollerei" abtrieben.

(Weiterer Bericht auf Seite 4)

Schreckschußpistole bei Streit im Büro eingesetzt Prozeß um Körperverletzung gegen Geldbuße eingestellt Von unserer Mitarbeiterin Carmen Sorgler "Einen ziemlichen Krach" unter Kollegen, und das im wahrsten Sinne des Wortes, galt es am Dienstag für ein Frankfurter Schöffengericht abzuhandeln. Mit einem Schuß aus seiner Schreckschußpistole nämlich hatte der 57 Jahre alte Angeklagte im Büro einen längeren Streit beendet. Da der Arbeitskollege dabei laut Anklage einen "knalltraumatischen Hörsturz" erlitt, mußte sich der 57jährige nun wegen gefährlicher Körperverletzung vor Gericht verantworten. Am Ende war dann aber doch alles nur viel Lärm um nichts gewesen, denn das Verfahren wurde eingestellt - gegen eine Geldbuße in Höhe von 500 Mark, die der Angeklagte an die Kinderkrebsstation der Universitätsklinik zahlen muß. Ein Streit um die Kompetenzen und eine damit verbundene Terminkollision bei der Wartung eines Flugzeugs auf dem Frankfurter Flughafen hatte am 19. Dezember 1990 zu der Auseinandersetzung geführt.

Der Angeklagte, der als technischer Angestellter des Flughafens seit 14 Jahren mit dem Kollegen in einem Großraumbüro zusammenarbeitet, hatte das Triebwerk einer DC 10 zur Wartung ausbauen lassen, mit der sein Kollege, der für die Elektrik der Maschine zuständig war, einen Probeflug hatte machen wollen. Das führte zu einem lautstarken Protest des Kollegen und schließlich auch zu einem längeren Streit zwischen beiden Männern.

Mit den Worten "gleich ist Ruhe!" holte der Angeklagte daraufhin seinen Schreckschußrevolver aus der Tasche, richtete ihn aus ungefähr drei Metern Entfernung mit ausgestrecktem Arm auf den Kopf des Kollegen und drückte, so zumindest der Vorwurf der Staatsanwaltschaft, ab.

Der Angeklagte, der nach Aussage von Kollegen damals Alkoholprobleme hatte, nun aber eigenen Angaben zufolge seit fünf Monaten "trocken" ist, behauptete dagegen, den Revolver nach unten gehalten zu haben, als er schoß. Dabei könne niemals ein Hörsturz beim anderen entstanden sein. Außerdem, so der Angeklagte, sei unter allen Kollegen bekannt, daß der Mann schon vorher einen Hörschaden gehabt habe.

Merkwürdig erschien es dem Gericht denn auch, daß der Kollege erst ein halbes Jahr später Strafanzeige gestellt hatte.

Die Frage, ob durch eine Schreckschußpistole tatsächlich solch ein körperlicher Schaden entstehen kann, könne nur von einem Sachverständigen beantwortet werden, stellte Richter Lütkehölter fest.

Um nun aber eine Vertagung der Verhandlung zu verhindern und damit zusätzliche Kosten und Zeit zu sparen, stimmten alle Verfahrensbeteiligten einer Einstellung zu.

Renommierzeile im Hochglanz Am Samstag wird in der neuen Stadtmitte "open-air" gefeiert

KELKHEIM. Für Bürgermeister Winfried Stephan (CDU) waren die Gebäude "alter Schrott", die Anfang der 70er Jahre an der Frankenallee standen. "Da gab es nichts zu diskutieren: Das wurde aufgekauft und weg damit." Platz gemacht für Stephans Wunschtraum: eine neue Kelkheimer Mitte. Gestern klopfte sich der Rathauschef vor der Presse kräftig auf die Schulter: "Das ist für die Entwicklung der Stadt eine ganz wichtige Sache geworden."

Und das soll auch das (Wahl-)Volk zu schätzen wissen. Stephan, zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der "Städtebaulichen Entwicklungsgesellschaft Kelkheim" (STEG), in deren Händen seit 20 Jahren die umfangreichen Bauprojekte liegen, ließ eine schicke Hochglanzbroschüre drucken. Sieben Mark Stückkosten, Auflage 5000. Auf der Innenseite ein freundlich winkender Bürgermeister, der wissen möchte, wie die "lieben Bürgerinnen und Bürger" über den neuen Stadtkern denken. Für den Christdemokraten steht aber schon fest, daß eine "urbane Einheit, eine Gesamtstadt mit eigenem Gesicht und städtischer Attraktivität" entstanden ist.

Am Samstag ab 10 Uhr, wenn das Jubiläum der STEG (wir berichteten) unter den sandsteinernen Arkaden an der Frankenallee mit Foto-Ausstellung, Platzkonzert und Clownereien gefeiert wird, kann "Otto Normalbürger" sagen, was er meint - und in den summa sumarum 35 000 Mark teuren Glanzheften blättern.

In ganz andere Dimensionen bewegen sich die Ausgaben der 30 Unternehmer, denen die neuen Gebäude gehören. Stephan: "50 bis 60 Millionen Mark wurden in den Südteil investiert, weitere 20 Millionen ins Gebiet, wo die Einkaufsmärkte sind." Entstanden sind 45 Wohnungen, 33 Geschäfte und Büros. Der letzte südliche Bauabschnitt soll noch einmal 35 bis 40 private Wohnungen bringen.

Zusätzliche 80 bis 90 Millionen, schätzt der Bürgermeister, fließen außerdem in die nördliche Stadtmitte auf der anderen Seite der Frankenallee. Wann dort die Bagger anrücken und die Baugruben für Wohnungen und Gewerbe ausheben, steht nicht fest. Die STEG ist noch bei den Vorarbeiten.

Unklar ist auch, was die Stadt unterm Strich für die südliche Renommierzeile hingeblättert hat. Stephan sagte, einen Kassensturz gebe es frühestens Mitte 1994, wenn die Bauarbeiten abgeschlossen sein sollen. Klar sei nur, daß die Rechnung nicht null auf null aufgehe: Jahrelang habe die Kommune Geld für Grundstückskäufe vorstrecken und deswegen Kredite aufnehmen müssen. Trotz Inflationsrate und drastisch gestiegener Grundstückspreise hätten die Verkaufserlöse von den privaten Unternehmen die Kosten nicht vollständig abgedeckt.

Zahlen sagte der Bürgermeister zu den Infrastrukturausgaben. Neuneinhalb Millionen Mark habe der Ausbau der Frankenallee gekostet, wovon Bund und Land die Hälfte übernommen hätten. Weitere Kosten habe die Stadt Kelkheim für Kanalisation, umfangreiche Planung und Liederbach-Regulierung bezahlt, so der Bürgermeister. dis

Kleine FR

Gasflaschen gestohlen FRIEDBERG. "Wer grillt viel?" Unter dieser Überschrift meldet der Pressedienst der Polizeidirektion Friedberg den Diebstahl von 10 Flaschen Propangas. Die jeweils elf Kilogramm schweren roten oder grauen Gasflaschen mit den Aufkleber ProGas Ranstadt oder Progeha wurden zwischen Donnerstag, 23. Juli, und Montag, 27. Juli, vom Geländer einer Firma im Industriegebiet Süd gestohlen. Vollbremsung nutzte nichts BAD NAUHEIM. Weil ein Autofahrer aus Lich am Dienstag gegen 16.50 Uhr auf der Frankfurter Straße in Höhe der Schillerstraße wenden wollte, um in eine Parklücke zu fahren, kam es zu einem Unfall, bei dem eine Person leicht verletzt wurde und ein Schaden von 3000 Mark entstand. Der Licher hatte offenbar einen entgegenkommenden Wagen übersehen, berichtet die Polizei. Trotz Vollbremsung und Ausweichmanöver konnte dieser den Zusammenstoß nicht vermeiden.Zwei Menschen verletzt FRIEDBERG. Zwei Personen wurden bei einem Auffahrunfall am Mittwoch um 20.05 Uhr auf der Landesstraße zwischen Ockstadt und der B 455 leicht verletzt. Laut Polizeibericht mußte eine in Richtung Bundesstraße fahrende Frankfurterin ihren Wagen verkehrsbedingt anhalten. Ein hinter ihr fahrender Frankfurter bemerkte das zu spät und fuhr mit seinem Auto auf das vor ihm haltende Fahrzeug auf. Durch den Aufprall wurden die Frankfurterin und ihr Beifahrer leicht verletzt. An den Fahrzeugen entstand ein Schaden von 26 000 Mark. Stichwort: Gesundheitsreform FRIEDBERG. "Heute für Dich, morgen für mich, Pflegeversicherung für alle" und "Ist die Gesundheitsreform am Ende?" sind die Themen einer Podiumsdiskussion der Wetterauer SPD-Senioren und der SPD Friedberg am Donnerstag, 20. August, um 19.30 Uhr in der Stadthalle, Saal 3. Es diskutieren Dietmar Glaßer, Staatssekretär im Ministerium für Frauen, Arbeit und Sozialordnung, Gerhard Becker, Landtagsabgeordneter und Wetterauer SPD-Vorsitzender, Hubertus Ellerhusen, Vorsitzender der Friedberger SPD. Moderiert wird die Diskussion von Kurt Stapp. SPD-Klemm in Hirzenhain HIRZENHAIN. Der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Lothar Klemm, besucht am Mittwoch, 5. August, um 10 Uhr die Hirzenhainer Werkstätten der Behindertenhilfe Wetterau. CDU lädt ein FRIEDBERG. Ihren Friedberger Abend veranstaltet die kreisstädtische CDU am Freitag, 7. August, um 20 Uhr im Skiclubheim an der Seewiese. Bundes-, Landes- und Kommunalpolitiker werden anwesend sein, die Railhouse-Dixieland-Jazzband spielt auf und die Midnight-Singers aus Bauernheim singen. Dazu gibt es Spanferkel, Steaks und Thüringer Bratwurst.Neuer Hochbehälter BÜDINGEN. Der neue zentrale Wasserhochbehälter in Aulendiebach wird am Donnerstag, 6. August, um 14.30 Uhr offiziell in Betrieb genommen. Arbeiten am Speckstein BAD NAUHEIM. Die evangelische Familienbildungsstätte bietet erneut einen Kreativ-Kurs zu Arbeiten an dem weichen, marmorähnlichen Stein an. Der Kurs beginnt am Montag, 10. August um 20 Uhr in der Frankfurter Straße 34 und dauert sechs Wochen. Um Anmeldung unter Tel. 0 60 31/9 19 76, montags, dienstags und donnerstags von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr, wird gebeten. Letzte Schwimmbadfahrt ALTENSTADT. Am 31. Juli besteht die letzte Gelegenheit, von Altenstadt mit dem Bus ins Usa-Wellenbad zu fahren. Die Abfahrtszeiten können bei der Gemeindeverwaltung, Tel. 0 60 47/80 00 34 oder -36, erfragt werden. Einbruch in Tankstelle BUTZBACH. In der Nacht zum Dienstag brachen Unbekannte in eine Tankstelle am Ortsausgang von Butzbach in Richtung Gambach ein. Sie entwendeten vier Autocassettenradios der Marke Blaupunkt, verschiedene Alkoholika und Sonax-Autopflegeartikel. Gegen 3.45 Uhr wurde vor der Tankstelle ein älteres Modell eines dunkelgrüner Audi 80 mit Frankfurter Kennzeichen gesehen. Hinweise erbittet die Kripo Friedberg, Tel. 0 60 31/60 10. Monatsversammlung HIRZENHAIN. Der Vogelsberger Höhen Club Zweigverein Hirzenhain lädt alle Mitglieder zur Monatsversammlung am Dienstag, 4. August, um 20 Uhr in die Gaststätte Stolberger Hof Stiebeling. Es sollen Aktivitäten für August besprochen werden. Das nächste Seniorenwandern ist für den 6. August geplant. Wanderlustige treffen sich um 14 Uhr am Rathaus. Volkstümlicher Abend HIRZENHAIN. Die Freiwillige Feuerwehr Merkenfritz veranstaltet im Rahmen der Zeltkirmes am Freitag, 31. Juli einen volkstümlichen Abend. Ab 20 Uhr werden German Hoffmann und seine Original Ochsenfurter Blasmusikanten aufspielen. Der Eintritt kostet 11 Mark.

Autoversicherung Kasko wird teurer

"Es will fast scheinen", sagt Allianz- Chef Henning Schulte-Noelle, "als werde seit der Öffnung der Grenzen die halbe Welt mit deutschen Luxuslimousinen aus zweiter Hand versorgt." Zum Lachen findet er die Bemerkung nicht. Der Diebstahlboom vorzugsweise bei teuren Autos, die über die Grenzen verschoben werden, hat bei der Allianz - wie bei Wettbewerbern - das Geschäft mit dem Kaskoschutz "völlig aus dem Ruder" laufen lassen, so Allianz-Sach-Chef Uwe Haasen.

Die Kunden des Branchenprimus bekommen dies zu spüren. In der Vollkasko-Sparte sollen zum 1. Oktober die Beiträge bei bestehenden Verträgen um zwei bis drei Prozent, bei neu abgeschlossenen Kontrakten aber um "nicht weniger als 20 Prozent" angehoben werden. Die Teilkasko wird für Alt-Kunden um etwa fünf Prozent teurer. Neue Klienten müssen "über zehn Prozent" mehr löhnen. Geradezu bescheiden nimmt sich da der Zuschlag in der Auto-Haftpflicht zum 1. Januar 1993 aus: "Linear drei bis 3,5 Prozent" will die Allianz hier draufschlagen.

Einig ist man sich mit den Autobauern, daß der Diebstahlschutz verbessert werden muß. Haasen: Aber "vom frommen Wunsch bis zur Verwirklichung ist noch ein weiter Weg". doe

DGB vor Blockade gewarnt

ptz BONN, 28. Juli. Die Betriebskrankenkassen und die Ersatzkassen warnen den Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) vor einer Blockade der Selbstverwaltungsorgane der Sozialversicherung. Der Bundesverband der Betriebskrankenkassen sprach von einer gefährlichen Aushöhlung der Selbstverwaltung. Der Geschäftsführer des Verbandes der Angestellten-Krankenkassen, Eckhard Fiedler sagte, es sei verständlich, daß der DGB gegen Beitragserhöhungen vorgehe. Eine Blockade und damit eine Aufforderung zum Eingreifen des Staates seien aber problematisch.

Wie berichtet, hatte der DGB angekündigt, er werde seinen Vertretern in der Selbstverwaltung der Kassen empfehlen, hohen Beitragssätzen nicht mehr zuzustimmen. Die Gewerkschaften wollen hierdurch Bonn zwingen, das geplante Gesundheitsstrukturgesetz auszuweiten. Der DGB fordert die freie Kassenwahl für Angestellte und Arbeiter. Krasse Beitragsunterschiede etwa zwischen Orts- und Betriebskrankenkassen sollen durch einen Risikoausgleich zumindest teilweise vermieden werden.

Sechs Sponsoren helfen mit jeweils zwei Millionen Mark dem "Team Olympia" auf die Sprünge Penetrant künden die Lobbyisten von ihren großen Taten Der Konzern mit dem Stern spuckt die lautesten Töne / Deutscher Industrie ist das Dabeisein dreistellige Millionenbeträge wert Von unserem Mitarbeiter Josef-Otto Freudenreich

Die Firma OBI ist ein sportbegeistertes Haus mit einer ausgeschlafenen Werbeabteilung. Vor sechs Jahren hat der Marktführer auf dem Sektor Bau- und Heimwerkermärkte, Umsatz 2,3 Milliarden Mark per annum, erkannt, "daß wir wegmüssen von der Schweinebauchwerbung". So sagt es Karl-Heinz Kröger, der bei dieser Firma für die Verkaufsförderung zuständig ist. Im Fachjargon der Reklameleute ist damit das Bewerben von einzelnen Produkten gemeint. Daraufhin hat sich das Unternehmen mit Franz Beckenbauer zusammengetan, der beispielsweise vor einer Holzbank posierte, was OBI allerdings nicht nur Freunde bescherte. Die Belegschaft sei letztlich doch gespalten gewesen, erzählt Kröger, weil Großverdiener Beckenbauer auch "Sozialneid" geweckt habe. Jetzt sei man aber rundum zufrieden. Der Grund heißt Olympia, über das die deutsche Industrie mit dreistelligen Millionenbeträgen hereingebrochen ist. Soviel wie nie zuvor.

OBI ist eines von sechs Mitgliedern im "Team Olympia", das so ziemlich alles vermarkten darf, was sich im Umfeld der fünf Ringe bewegt. Dafür hat jeder der Sponsoren zwei Millionen Mark Eintrittsgebühr bezahlt und das Recht erworben, im "Deutschen Haus" in Barcelona präsent zu sein. Für noch einmal je 400 000 Mark dürfen sie hier Kunden bewirten, sie mit Sportlern zusammenbringen und verdiente Mitarbeiter belohnen. Von den Wermelskirchener Heimwerkern sind derzeit fünf Paare da, welche die "Service-Olympiade" unter den 6000 Beschäftigten gewonnen haben. Sie waren die besten im hausinternen Fünfkampf, der aus den Disziplinen Freundlichkeit, Information, Sonderwünsche, Fachberatung und Reklamation als Chance bestand. Seitdem diese "Olympiasieger im Dienst am Kunden" ermittelt wurden, erläutert Karl-Heinz Kröger, sind Umsatz und Image besser geworden, was sehr wichtig sei in diesen Zeiten, in denen gerade im Handel nicht mehr üppig verdient werde. Deshalb investiert er gerne zehn Millionen Mark in das Unternehmen Olympia.

Vier davon fließen den öffentlich-rechtlichen Anstalten zu, die dafür eine Titelsponsorlizenz vergeben, was bedeutet, daß OBI zusammen mit der Volkswagen-Tochter Seat und Schwarz-Schillings Telekom 160 mal à acht Sekunden in die Sendungen von ARD und ZDF eingeblockt wird. "Wir werden jetzt mit den großen Namen genannt", freut sich Kröger, und dies um so mehr, als er es vergleichsweise billig bekommt. Volkswagen steckt mit seiner hundertprozentigen Tochter Seat runde 50 Millionen Mark in die Spiele. Darin enthalten sind 2000 Autos für den offiziellen Fahrdienst und ein Luxusschiff, das pro Kabine mit etwa 30 000 Mark, als ganzes mit zirka vier Millionen Mark zu Buche schlägt. Der Aufwand, sagt Harald Stibbe, der VW im "Deutschen Haus" vertritt, ist gerechtfertigt. Olympische Spiele, so erklärt er, seien ein weltweites Transportmittel, mit dem Seat im europäischen Markt, wo die spanische Automarke "erhebliche Defizite" habe, vorzüglich zu positionieren sei. "Seat muß der Heroe sein, diese Botschaft müssen wir penetrieren und nochmals penetrieren", betont Herr Stibbe.

Weniger penetrant in Barcelona ist die Bayer AG, die ihren "Meeting-Point" im Herzen der Stadt, auf der Rambla Cataluna hat. Dort sitzt der Politologe Uwe H. Burghardt mit einem Etat von schätzungsweise 400 000 Mark und schenkt Holsten-Bier in Büchsen aus. Man habe die von Tochter Agfa angemieteten Räume "bewußt familiär" gehalten, berichtet der 33jährige, bei dem kleine Privatradios aus Deutschland anrufen, die wissen wollen, wie's Heike Henkel geht. Die Olympia-Hoffnung ist eine von 34 Werkssportlern, aus deren Kreis der Chemiekonzern die Werbekraft vor Ort schöpft.

Das zentrale Thema in den Lobbys der Lobbyisten dreht sich freilich weniger um den eigenen Nabel als um jenen, der sich für den deutschen Mittelpunkt in Barcelona hält. Die Rede ist von Daimler- Benz. Die Schwaben sind mit einer Urgewalt auf dem Montjuic eingebrochen, die bei Gästen wie dem Ober-Kruppianer Berthold Beitz ("bin ich denn hier in einem Autosalon?") eher Irritation, bei den Konkurrenten im "Deutschen Haus" und bei Bayer nur noch die Frage ausgelöst hat, ob Daimler nun 20 oder 60 Millionen Mark investiert. Bestätigt wird weder die eine noch die andere Ziffer, sichtbar ist jedoch der immense Aufwand, mit dem über 100 Mitarbeiter die täglich tausend Gäste betreuen.

In der angemieteten Schule Escuela Bosc de Montjuic, die anschließend für zwei Millionen Mark renoviert wird, sind der Süddeutsche Rundfunk (SDR) untergebracht, der hier die unendlich lange Prominentenliste des Multis für eine Vielzahl von Sendungen abschöpft.

Um den Nachrichtenfluß auch im Printbereich zügig zu gestalten, hat Deutschlands größter Sportsponsor eine Standleitung zum "Sportinformationsdienst" geschaltet, der nach eigenen Angaben der Welt größte Fachagentur ist und die Meldungen sofort weiterverbreitet. "Bei uns", sagt Konzernsprecher Matthias Kleinert, der sich bei "Tante Fridas Jazzband" aus Reutlingen am wohlsten fühlt, "spielt eben die Musik".

Weniger laute Töne wären möglicherweise mehr. Ganz dezent, weil man sich öffentlich nicht weh tun will, merkt Hans-Jürgen Hilgendorf dies als Frage an. Er ist Geschäftsführer der Deutschen Sport-Marketing GmbH, einer Gesellschaft des Nationalen Olympischen Komitees und der Sporthilfe, die das "Deutsche Haus" mit seinem "Team Olympia" initiiert haben. Der 44jährige übt sich mit einem 2,5-Millionen-Budget in neuer Bescheidenheit, weil die Zeiten danach seien. Champagner wird nicht mehr ausgeschenkt, das hat er ausdrücklich verboten, das paßt nicht in seine "Philosophie der Zurückhaltung".

Sagt's und lehnt sich entspannt zurück, weil er hochinteressante Signale vom Montjuic empfangen hat. Direktor Kleinert, dessen Kosten in einem preistreibenden Wettbewerb explodiert sind, deutet den Willen zur Zusammenarbeit an. Das Wie, das Wo und das Wann sind noch ungeklärt, für Hilgendorf steht nur soviel fest: Erstens wird es keine 1 (Daimler) + 6(Sponsoren)-Regelung geben und zweitens keinen Hummer, "unter dem sich die Tische biegen". Letzteres wird Kleinert keine Probleme bereiten - er mag lieber Maultaschen.

Kino und Theater im Rhein-Main-Gebiet auf Seiten 32 und 33

Treibladungen zu Dünger Rheinmetall entschärft Munition aus Beständen der NVA

sp HANNOVER. Der Rheinmetall-Konzern wird rund 120 000 Tonnen Munition aus der Hinterlassenschaft der Nationalen Volksarmee (NVA) der ehemaligen DDR entsorgen. Das Unternehmen hat sich in Konkurrenz unter anderem zu Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB) um diesen Auftrag beim Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung beworben und nun den Zuschlag für den ersten Teil der Arbeiten im Umfang von 50 Millionen Mark erhalten. Noch in diesem Jahr wollen die Düsseldorfer mit der Wiederverwertung der Munition in Weichensdorf beginnen. In diesem Ort im Kreis Beskow (Brandenburg) bestand eines der größten Depots der NVA.

Während die konkurrierenden Bieter das Schießmaterial verbrennen wollten, konnte Rheinmetall mit einem umweltschonenderen Verfahren aufwarten, das gemeinsam mit ostdeutschen Chemie-Betrieben entwickelt wurde. Die Minen, Sprengkörper, Wurfgranaten, Zünder und ballistischen Raketen werden in Einzelteile zerlegt. Das anfallende Material besteht zu rund 60 Prozent aus Metallen, zu einem Fünftel aus Treibladungspulver und Sprengstoffen sowie Verpackung hauptsächlich aus Holz. Rund 98 Prozent dieser Stoffe können nach dem Rheinmetall-Konzept recycelt werden. Nur der kleine Rest wird verbrannt.

Die Metalle sollen sortenrein an die verarbeitende Industrie veräußert werden. Ein Spanplattenwerk hat bereits angemeldet, das Holz zu verwenden. Es könnte nach der Zerkleinerung auch kompostiert werden. Für die Wiederverwertung der explosiven Stoffe sicherte sich Rheinmetall Verfahren der Firma Wolfen in Bitterfeld und der Spree-Werke in Lübben. In einem chemisch-biologischen Prozeß soll das Treibladungspulver so umgewandelt werden, daß Landwirte damit später ihre Äcker düngen können. Aus den Sprengstoffen wollen die Düsseldorfer durch Hydrierung Zwischenprodukte unter anderem zur Herstellung von Pharmazeutika gewinnen.

Rheinmetall ist unter anderem spezialisiert auf die Entwicklung und Fertigung von Panzerwaffensystemen, Flugabwehr- und anderen Kanonen, Feldhaubitzen, Maschinengewehren sowie Munition für alle Arten von Schießgeräten; auch Handgranaten, Leucht- und Nebelgeschosse gehören zur Produktpalette. Seit einigen Jahren ist der Konzern maßgeblich am Technologie-Zentrum Nord in Unterlüß bei Celle beteiligt, wo an der Entwicklung von Mini-Bomben gearbeitet wird, die sich per Sensortechnik selbst ihr Ziel suchen.

Mit der Entsorgung von Munition wollen die Düsseldorfer in die "Abfallwirtschaft" einsteigen. Der Anteil der Rüstung am Gesamtumsatz wurde in den vergangenen Jahren ständig verringert und soll weiter abgebaut werden.

Bommers Wechsel zur Eintracht unklar Aschaffenburg hat ein dickes Paket geschnürt

Noch immer ist ungewiß, ob Rudi Bommer zum Bundesligisten Eintracht Frankfurt wechselt wird oder nicht. Eintracht-Vizepräsident Bernd Hölzenbein, der aus dem Urlaub die Verhandlungen führt, und Aschaffenburgs Abteilungsleiter Norbert Honer konnten bislang noch keine Einigung erzielen. Einer der strittigen Punkte ist die Ablösesumme für den 34 Jahre alten Mittelfeldspieler, der wegen ausbleibenden Gehaltszahlungen seinen Vertrag in der vergangenen Woche bei Viktoria Aschaffenburg gekündigt hatte. Der Oberligist, chronisch verschuldet, fordert, wie es heißt, 80 000 Mark.

Darüber hinaus halten die Aschaffenburger ein Ablösespiel und den Verbleib der Rechte des Spielers am Schönbusch für angemessen. Zudem soll Bommer auf seine ihm noch zustehenden Bezüge verzichten. Bommer selbst ist von diesem dick geschnürten Paket seines alten Arbeitgebers überrascht: "So geht es nicht."

Derweil ist Marek Penksa in die Transferliste aufgenommen worden. Im Streit um den Spieler soll Ende dieser, Anfang nächster Woche eine endgültige Entscheidung fallen. Bayern Leverkusen, bei denen der Junioren-Nationalspieler ebenfalls einen Vertrag unterschrieben hat, fordert 500 000 Mark, die die Eintracht nicht zu zahlen gewillt ist. kil

Skateboard-Anlage in der Nordweststadt eröffnet

Die Sektflasche wollte nicht zerbersten. Sportdezernentin Sylvia Schenk wußte sich dennoch zu helfen: Sie köpfte die Flasche und eröffnete so am Dienstag die Skateboard-Anlage in der Nordweststadt mit dem überschäumenden Naß ein. Es habe im Nordweststadtzentrum immer wieder Ärger gegeben, sagte die Dezernentin, weil die Skater mit ihren schnellen Boards durch das Zentrum bretterten. Also wurde die Idee aus dem Ortsbezirk 8, eine Half-Pipe auf dem Schwarzen Platz (am Niederurseler Steg) fest zu installieren, bereitwillig umgesetzt. Das Sportdezernat finanzierte die 70 000 Mark teure Anlage.

Unter fachlicher Anleitung des "Vereins zur Förderung bewegungs- und sportorientierter Jugendsozialarbeit" (bsj) bauten vergangene Woche täglich 15 Jugendliche an der Pipe. Drei Dezernate unterstützten die "Selbstbauaktion": Sport- und Badeamt, Jugendamt und Garten- und Friedhofsamt. Sozialarbeiter des Jugendclubs, Nidaforum 10, knüpften erste Kontakte zur Skater-Szene. Und das Gartenamt will nachträglich die Kosten für die Verpflegung vor Ort übernehmen.

Angenommen wurde das Projekt auch in der direkten Nachbarschaft. "Die Anwohner versorgten die Skater mit Getränken", sagte Helmut Gärtner, der zuständige Ortsvorsteher. Interesse für die neue Half-Pipe zeigten auch die Stadtverordneten Lilli Pölt (SPD) und Michael Paris (SPD). tin

Beruhigend

Eine militärische Intervention der Vereinten Nationen in dem von Mord und Totschlag heimgesuchten ehemaligen Jugoslawien verbietet sich angesichts der Unkalkulierbarkeit eines solchen Eingriffs. Zwar ließe sich die Legitimation für Nothilfe angesichts der offenkundigen, schwer beschreibbaren Greueltaten inzwischen leicht erbringen. Doch wie sähe die Bilanz in diesem von Haß und Grausamkeiten gezeichneten Bürgerkrieg aus, bevor die Truppen aus aller Herren Länder trennend zwischen den Fronten stünden?

Also bleibt jetzt von außen nur zu tun, was getan werden kann: humanitäre Hilfe für Menschen, die völkerrechtswidrig verjagt werden, die aber noch von Glück reden können, daß sie marodierender Soldateska dabei nicht über den Weg gelaufen sind. Das Gemetzel in einem europäischen Land, vor kurzem für undenkbar gehalten, entwickelt sich zur größten Katastrophe des Kontinents nach 1945. Hunderttausende sind auf der Flucht. Am Ende der Zerstörungswut werden nicht nur die Leichen gezählt. Niemand wird sich darauf beschränken, die kulturellen Barbareien der Kanoniere zu bilanzieren. Es muß zugleich darüber geredet werden, wie hoch der Preis im Kampf um Selbstbestimmungsrechte sein darf.

Bis dahin wird geholfen. Deutsche Politiker verhalten sich dabei inzwischen lobenswert. Sie öffnen die Grenze. Mag sein, daß bei dem einen oder anderen die Erinnerung an die Nazis jene Sperren überwunden hat, die viele unserer Nachbarn daran hindern, Frauen ohne Männer, Kinder ohne Eltern, Alte und Kranke aus Bosnien und Herzegowina aufzunehmen. Vielleicht hat die eigene, schmerzhafte Geschichte Sensibilität für das Leid anderer ausgelöst. Es wäre für die Bundesrepublik eine beruhigende Lehre aus dem Dritten Reich. rr

Mädchenhandel aus Polen

WARSCHAU, 28. Juli (Reuter). Die Polizei in Polen ist nach eigenen Angaben besorgt über die Zunahme der Aktivitäten von Schlepperorganisationen, die junge Mädchen aus Polen zur Prostitution ins Ausland schaffen. Immer mehr junge Frauen aus Polen würden von Agenten der Mädchenhändlerringe mit Job-Versprechungen angelockt und fänden sich später in Bordellen in Deutschland, Österreich, Griechenland, Belgien, Holland und der Schweiz wieder, hieß es in einem in Warschau veröffentlichten Polizeibericht. Andere Ringe organisierten die Prostitution für die Freudenhäuser auf Zypern, Libanon und in Syrien.

Polizeisprecher Jerzy Kirzynski teilte mit, die Polizei habe eine landesweite Razzia auf die organisierten Verbrecherringe begonnen. Zur Zeit kämen immer mehr Frauen aus der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) nach Polen, um der Prostitution nachzugehen.

Zwischen zwei Mühlsteinen Verantwortliche in der HGU ratlos: Kein Platz für Flüchtlinge

SCHWALBACH. "Es zeichnet sich keine Perspektive ab." Gerhard Mey, Pfarrer in der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft (HGU) für Flüchtlinge ist - wieder einmal - ratlos. Genauso wie die Menschen, die täglich in der Hitze um Notaufnahme anstehen und am Abend mit einem Schlafplatz auf dem Flur vorliebnehmen müssen, weil alles voll ist. Selbst in den Kirchengemeinden der Nachbarkommunen waren am Wochenende schon 60 Flüchtlinge untergebracht, die Zeltplätze für rund 100 Personen auf dem Parkplatz der HGU sind auch vergeben. Am Dienstagabend mußten 40 Menschen ohne Obdach abgewiesen werden. Mey: "Und jeden Tag kommen 120 dazu."

Der Pfarrer sagt das ruhig, fast emotionslos. Doch nicht alle der etwa 120 Beschäftigten, die für verschiedene Landes- und Bundesbehörden in der HGU Dienst tun, blieben angesichts dieser Zustände ruhig, berichtet er. Von der unbürokratischen Unterbringung bosnischer Flüchtlinge in Hanau wisse jeder, aber über die HGU rede niemand, verurteilten manche Angestellten die auch für die Schwalbacher Unterkunft zuständige Landesministerin Iris Blaul, sagt der Pfarrer.

Der Leiter der HGU, Volker Möser, kann nur wenig an der Situation ändern. "Wir werden zwischen zwei Mühlsteinen zermahlen", beschreibt er die Lage in der Unterkunft, die mit 1700 Personen (HGU: 800, Camp Eschborn: 900) belegt ist. Zu wenig Gemeinden kämen in vollem Umfang ihrer Verpflichtung nach, Asylbewerber aufzunehmen. Laut Möser könnten von den 7400 Menschen in der HGU und ihren 33 Dependancen bereits 3000 weitergeleitet werden.

Weil außerdem nicht ausreichend Personal vorhanden sei, um die Flut von Asylanträgen zu bewältigen, stünden noch 1900 Anhörungen aus, die aus der Zeit vor 1. Juli datierten, klagt der HGU-Leiter. Zwar gelte seit Monatsbeginn mit dem novellierten Asylverfahrensgesetz ein beschleunigtes Verfahren. "Aber der Rückstand betrug vorher schon vier Wochen." Statt der angestrebten drei Wochen blieben die Menschen bis zu einem halben Jahr in der HGU.

Daß unter solchen Bedingungen die Unterbringung in Zelten nicht ideal sein kann, weiß auch Möser. Zumal er zugibt, daß der Sanitätscontainer auf dem HGU-Parkplatz "etwas schwachbrüstig" ist. Das kritisiert auch Patricio Aravena vom Eschborner Arbeitskreis für Asylbewerber. Zwar bekämen die Zeltbewohner inzwischen Essen in der HGU. Aber weil Kühlschränke fehlten, müßten sie alles gleich aufessen.

Noch hat Möser die Hoffnung nicht aufgegeben, daß in Kürze Zusatzpersonal in die HGU abgeordert wird. Momentan sei es in allen Dependancen so knapp, erzählt Mey, daß Asylbewerber aus Gelnhausen extra mit Bussen nach Schwalbach und zurück gekarrt werden müßten, um ihr Taschengeld zu bekommen. Die 40 in Schwalbach Abgewiesenen erhielten nicht einmal das. set

Nächtlicher Hubschrauberlärm nervt Anwohner BI fordert von Bund und Land Widerstand gegen "Nutzungsänderung" des Flugplatzes Erbenheim

WIESBADEN. Hubschrauberlärm nervt derzeit mehr denn je die Bewohner rund um den Erbenheimer Flugplatz: Bis nachts um 2.15 Uhr, so zitiert Stadträtin Inge Vittoria Klagen der Bürgerinnen und Bürger, dröhnten die Motoren am Boden. Horst Domes von der Bürgerinitiative: "Die gleichen Beschwerden wurden uns auch vorgetragen." Seit Wochen kurvten die Helikopter über den Platz. Beschwichtigungen hingegen von der US- Armee: Was die Anwohner störe, seien vermutlich die Übungsflüge des fünften Korps aus Frankfurt, dessen Piloten in Erbenheim trainierten. "Das ist nur vorübergehend." Doch daran mögen die betroffenen Anlieger nicht glauben: "Normalen Standort-Flugbetrieb" argwöhnt Horst Domes nach der Änderung des "Erbenheim-Konzepts". Dort waren nämlich vor kurzem die Kampfhubschrauber abgezogen und statt dessen Transporthubschrauber stationiert worden. Weil Piloten eine monatliche Flugstunden-Pflicht auferlegt sei, würden sie auch in Zukunft über Erbenheim "Platzrunden drehen". Wobei egal sei, ob der Lärm von einem Kampf- oder einem Transporthubschrauber ausgehe: Messungen des TÜV hätten in Erlensee bei Hanau eine Lärmbelastung von 110 Dezibel ergeben. Das entsprechende Gutachten "schlummert" nach den Recherchen der Bürgerinitiative jedoch "in den Schreibtischen der zuständigen Ministerialbehörden". Besonders verärgert reagieren die Wiesbadener auf den nächtlichen Fluglärm, da zwischen Stadt und US-Army ein "Agreement" getroffen wurde. Dieser Vereinbarung nach sollen zwischen Mitternacht und 7 Uhr früh sowie mittags zwischen 13 und 15 Uhr keine Helikopter in Erbenheim starten und landen. Allerdings nur wenn dem - wachsweiche Ausnahmeregelung dieser Abmachung - "keine wichtigen militärischen Aufträge entgegenstehen".

Wie schon die SPD-Bundestagsabgeordnete Heidemarie Wieczorek-Zeul hat auch die Bürgerinitiative in Protestnoten Bundes- und Landesregierung aufgefordert, gegen die "Nutzungsänderung" des Erbenheimer Flugplatzes Widerstand zu leisten. In der dicht besiedelten Rhein- Main-Region sei der militärische Flugbetrieb unzumutbar. Deshalb bekräftigte BI-Sprecher Horst Domes einmal mehr seine Forderung nach einer "Null-Lösung" - dem Abzug der Amerikaner vom Erbenheimer Militärflughafen.

"Nach Abzug der Kampfhubschrauber hatten wir uns wenigstens ein Ende der Nachtflüge erhofft", macht Stadträtin Inge Vittoria in Vertretung des Oberbürgermeisters Achim Exner ihrem Unmut Luft. Sie kündigte eine Sondersitzung des Arbeitskreises Fluglärm an, der sich am 11. August treffen soll. maf

Auf einen Blick

Seite II USINGER LAND. Ein Ticket von Grävenwiesbach nach Darmstadt: Vertrag mit FVV wird heute unterschrieben. Seite III KRONBERG. Tourismus-Lobby gesucht: Am Wochenende stehen zu viele Gästebetten leer. Seite IV HOCHTAUNUSKREIS. Fast jeder trinkt ihn, kaum einer kennt ihn: den Speierling - Bäume im Taunus.

"Auf unseren Wunsch hin wurde eine Spezial-Fallbremse zur maximalen Einwurfschalldämmung eingebaut."Das Bad Homburger Bauverwaltungsamt in einer Informationsschrift zu den neuen Glascontainern, die ab August in Ober-Erlenbach aufgestellt werden.Olympia am Flughafen auf High-Tech-Bildschirm

Beim Warten auf das Flugzeug können sich Reisende jetzt mit Olympia die Zeit vertreiben. Die Flughafen AG (FAG) hat an vier Stellen im Terminal 1 Vitrinen mit Fernsehgeräten aufgestellt, die live aus Barcelona übertragen.

In der Abflughalle B steht sogar ein flimmerfreier HDTV-Bildschirm. Bisher sind diese Großbildschirme in Deutschland noch nicht zu kaufen. ert

Faulbrunnenfest der CDU steigt nächsten Samstag

SOSSENHEIM. Zum Faulbrunnenfest lädt der CDU-Stadtbezirksverband Sossenheim für Samstag, 1. August, ein. Gefeiert wird auf dem Parkplatz Alt-Sossenheim/Wiesenfeldstraße. Von 14 Uhr an gibt es Musik, Kaffee, Kuchen, Gegrilltes und kühle Getränke.

Schutz vor Sonne oder Regen finden die Besucher unter dem Dach eines Zeltes. Gegen 19 Uhr soll das Faulbrunnenfest ausklingen. tos

Aus der großen Geste Frankfurter Chöre (6): Der Cäcilien-Verein

Die heilige Cäcilia, Schutzpatronin der Kirchenmusik, leiht ihm den Namen: Der Frankfurter Cäcilien-Verein, einer der ältesten Oratorienchöre der Welt, ist gleichzeitig auch einer der schillernden, extravaganten Chöre Frankfurts. Ein Blick auf die Dirigenten, die das Ensemble in jüngerer Zeit leiteten, dokumentiert es. Da war dieser fantastische Theodor Egel, ein Chorleiter, der den Apparat scheinbar überhaupt nicht dirigierte, sondern in stoischer Pose vor seinen Sängern stand und nur von Mal zu Mal, aus momentanem Antrieb, ja quasi aus einer Laune heraus, in "Dirigierwut" geriet, indem er dem Chor Akzente voll majestätischer Gewalt suggestiv und unfehlbar die Linie treffend abverlangte. Unter Egel gabe es in den Siebziger Jahren häufig barock auszelebrierte, gewaltig sich in Rage steigernde Wiedergaben mit nicht zu leugnendem Gewinn für den oft verblüfften Hörer.

Der Cäcilien-Verein hat Chorkonzerte in Frankfurt, sei es im Stammhaus, der Sachsenhäuser Dreikönigskirche, sei es im Saal der Alten Oper, immer wieder zum emotional zwingenden, stets neu aufgeladenen Chorereignis gemacht. Bemerkenswert waren seine Auftritte unter dem bayerischen Dirigenten Enoch zu Guttenberg.

Der brillante Techniker gilt als Entdekker des dramatischen Barocks. Im Hinblick auf Bachs große Chorwerke, vor allem die "Hohe Messe" in h-moll, darf man attestieren, daß durch die Aufführungen mit dem Cäcilien-Verein bedeutsame Akzente der Bach-Rezeption und -Interpretation gesetzt wurden, die das Bachverständnis vertieften. Die Aufführung etwa der Johannes-Passion Mitte der achtziger Jahre ist lebendige Erinnerung geblieben: die Wucht und Schärfe der drastischen dreifachen Deklamation "Herr", wie des unnachgiebigen "Kreuziget ihn". So war das wohl noch nicht zu hören, so unmittelbar, so ehrlich im Affekt und inhaltlich klar.

Auch der amtierende Leiter des Ensembles, Christian Kabitz, führt sein Ensemble mit engagierter Schärfe, konfrontiert aber auch den Hörer mit der ungeschminkten Aussagekraft.

Das erlebte ich auch bei einem Probenbesuch im Bürgerhaus Gutleut. Ein vitales, ein konstruktives Probengeschehen. Der Chor verfügt über einen Korepetitor am Flügel, singt sich spielerisch ein, und dann, beim ersten Anlauf, geht der Einsatz ins Leere: zwei Viertel zu früh. Und doch, beim zweiten Durchlauf, setzt sich die Spezifik des Ensembles ad hoc durch: Die sinnliche Komponente, die flächenweise Geometrie im Chorklang spielen und entschieden mit.

Doch Kabitz begnügt sich nicht mit solch vorläufiger Geste. Er geht tiefer, unterbricht bereits nach grad acht Takten, fordert Detail, Intonationsschärfe und rhythmisch ausgeprägtes Wandlungsvermögen. Auch dynamische Korrekturen haben - selbst nach nur einem ersten Durchlauf - Gewicht. Und dann kommen noch Notate zur Aura des Gesungenen und zur Artikulation Motorik wie Affekt entwickeln sich fließend und der Chor liefert eine geklärte Reaktion auf differenzierte dirigentische Vorgaben. ALEXANDER ULLMANN

Räuber in die Flucht geschlagen Hilferufe einer 74jährigen vertrieben Angreifer nahe dem Dom

Die Hilferufe einer 74jährigen Fußgängerin haben am Montag mittag einen Handtaschenräuber in die Flucht geschlagen.

Der Mann hatte es in der Großen Fischerstraße, unterhalb des Doms, auf die 3000 Mark abgesehen, die von der Rentnerin gerade erst auf dem Hauptpostamt abgehoben worden waren. Die Polizei vermutet, daß der Täter den Auszahlungsvorgang in der Schalterhalle auf der Zeil beobachtet hatte.

Die 74jährige legte das Geld in ihre Handtasche und verließ gegen 13 Uhr die Post. 45 Minuten später hatte sie die Haustür in der Großen Fischerstraße nahe dem Mainufer erreicht. Dort spürte sie plötzlich einen Ruck an der Tasche, worauf sie sich umdrehte und einem etwa 1,60 Meter großen Mann mit dunkler Hose und weißem Hemd gegenüberstand.

Als das Opfer laut um Hilfe schrie, wandte sich der Mann zur Flucht, warf die 74jährige jedoch noch durch einen Stoß zu Boden. Irritiert wurde der Räuber auch durch eine Zeugin, die den Überfall von der anderen Straßenseite mitbekommen hatte.

Die Fahndung blieb ergebnislos, weil sich die Rentnerin erst nach 20 Minuten soweit von ihrem Schock erholt hatte, daß sie die Polizei benachrichtigen konnte.

Polizeisprecher Manfred Feist nahm den Fall zum Anlaß, vor Straßenräubern in der Innenstadt zu warnen, die sich auf Passanten konzentrierten, die mit größeren Beträgen unterwegs seien. Informationen über deren Barschaft sammelten sie nicht nur auf der Hauptpost, sondern auch in den Filialen von Banken und Sparkassen.

Vor allem älteren Menschen empfiehlt Feist, höhere Geldbeträge möglichst nur in Begleitung einer weiteren Person abzuheben. Die privaten Institute bieten einen gewissen Schutz, in dem sie die Auszahlung auf Wunsch in separaten Räumen vornehmen. habe

Vater "beschützte" Tochter mit Messer

SCHLÜCHTERN. In eine Messerstecherei eskalierte am späten Montag nachmittag die Auseinandersetzung zweier Männer vor einem Schlüchterner Einkaufsmarkt. Dabei wurde ein 20jähriger mit sechs Stichen schwer verletzt. Der Mann wurde mit dem Notarztwagen ins Krankenhaus gebracht. Es ist den Angaben zufolge außer Lebensgefahr.

Die Auseinandersetzung zwischen den beiden Männern drehte sich nach Angaben der Polizei um ein 17jähriges Mädchen, das der junge Mann aus Schlüchtern seit geraumer Zeit gegen ihren und den Wunsch des Vaters bedrängte. Nach den Ermittlungen hatte der junge Mann dem Vater Schläge angedroht, als dieser sein Taschenmesser zog. Der Mitfünfziger muß sich nun wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten. jan

Tagestip: Schlußverkauf Umtausch möglich

Während des Sommerschlußverkaufs sind zwar die Preise reduziert, nicht jedoch die Rechte der Verbraucher. Für heruntergesetzte mangelhafte Waren gelten grundsätzlich dieselben Bestimmungen wie für andere Produkte. Das heißt: Wer einen Fehler entdeckt, kann entweder ein anderes Modell oder einen zusätzlichen Nachlaß verlangen. Andernfalls müssen die Stücke zurückgenommen und das Geld erstattet werden. Der Hinweis "Schlußverkaufware vom Umtausch ausgeschlossen" bedeutet lediglich, daß der Händler den sonst üblichen Kulanzumtausch für fehlerfreie Produkte nicht bietet.

Sind die herabgesetzten Modelle als "Zweite Wahl" gekennzeichnet, müssen auftretende kleinere Mängel wie zum Beispiel Farbfehler hingenommen werden. Ein defekter Reißverschluß oder zwei verschieden lange Ärmel aber können durchaus reklamiert werden.

Ware, die bereits in den vergangenen Wochen verbilligt wurde, muß noch einmal deutlich im Preis reduziert werden, wenn sie beim Schlußverkauf als Schnäppchen angeboten wird. Darüber hinaus darf der Handel auch speziell für die saisonale Räumungsaktion hergestellte Artikel verkaufen. an

Düdelsheimer Vereine arrangieren Kinderfest

BÜDINGEN. Erbsensuppe aus der Gulaschkanone der Arbeiterwohlfahrt gibt es beim Kinderfest am Samstag und Sonntag, 1. und 2. August, 10 Uhr, in Düdelsheim an der Schule. Die Vereinsgemeinschaft des Ortes - Feuerwehr, Johanniter-Unfallhilfe, Arbeiterwohlfahrt, Jugendclub und SPD - hat sich wieder einiges einfallen lassen, um den Nachwuchs am Ende der Ferien zu vergnügen.

Die Verkehrsschule des Wetteraukreises gibt Verkehrsunterricht. Besondere Attraktionen sind eine Westernbahn und ein großes Luftkissen. Mit einer Buttonmaschine können die Kinder ihre eigenen Anstecker herstellen. Am Samstagabend steht eine Nachtwanderung auf dem Programm, die um 21.30 Uhr am Rathaus beginnt. Am Sonntag wird ein Bootsrennen auf dem Seemenbach ausgetragen. ieb

"Bei Asylbewerbern kürzen"

STUTTGART, 31. Juli (epd). Als ein "wichtiges Signal" hat der Gemeindetag Baden-Württemberg die Initiative der CDU-Landtagsfraktion bezeichnet, den Sozialhilfesatz für Asylbewerber zu kürzen. Bei der Bevölkerung dürfe nicht der Eindruck entstehen, daß Asylbewerber wirtschaftlich besser gestellt sind als einheimische Sozialhilfeempfänger, heißt es in einer jetzt veröffentlichten Stellungnahme. Eine Kürzung auf 80 Prozent sei "absolut sozial gerecht". Auch eine Staffelung der Sozialhilfe für Asylbewerber und ihre Familienangehörigen bezeichnet der Verband als durchaus vertretbar.

Die württembergische Caritas hat inzwischen gegen die von der CDU vorgeschlagene Kürzung der Sozialhilfe protestiert und sie als populistisch bezeichnet. Die große Mehrheit der Asylbewerber der letzten Monate stamme aus jugoslawischen Kriegsgebieten.

Kampagne "Fasten für einen Atomteststopp"

DARMSTADT. Die bundesweite Kampagne "Fasten für einen Atomteststopp" macht auf ihrem zehntägigen Weg von Mutlangen zur US-Botschaft nach Bonn am Samstag Station in Darmstadt.

Um 15 Uhr werden die Friedensbewegten, die per Rad unterwegs sind, auf dem Luisenplatz einen Informationsstand errichten. Vom 6. bis 9. August will die Gruppe auf dem Bonner Münsterplatz hungern, um damit an die USA zu appellieren, ihre Atomwaffenversuche einzustellen.

Zum Thema Kernwaffenteststopp findet am Samstag ab 19.30 im Darmstädter Jugendhaus Hütte, Kiesstraße 14, eine Veranstaltung statt. Initiatoren sind die "Naturwissenschaftler-Initiative - Verantwortung für den Frieden", die Arbeitsstelle für Erwachsenenbildung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau sowie der "Bundesdeutsche Studierenden Pugwash".

Diskutiert wird unter anderem ein Antrag der SPD-Bundestagsfraktion zur sofortigen Einstellung aller Atomwaffenversuche. feu

Leser - Forum

Fair auch beim Fahren

Frau W. ist Außendienstlerin. Sie verzichtet, wie sie sagt, "bewußt" aufs Auto. Aus den bekannten ökologischen Gründen fährt sie zu allen ihren Terminen mit Bussen und Bahnen. Oder mit dem Rad. Oder sie kombiniert: zuerst mit Pedaltritt zu einer S-/U-Bahn-Station, dort steigt sie um auf öffentlichen Personennahverkehr.

Am Montagnachmittag radelt sie zum FVV-Haltepunkt am Frankfurter Berg. An der Kreuzung Homburger Landstraße/Weilbrunnstraße stoppt Frau W. kurz hinter der dortigen Bushaltestelle an der Ampel. Die zeigt Rot. Hinter ihr kommt ein Bus der Linie 39 an, Passagiere steigen ein und aus, der Bus-Chauffeur fährt wieder an, vor sich die Zweiradfahrerin.

"Grün". Rad und Bus starten, hinter der Kreuzung verengt sich die Straße. Der Busfahrer will mit seinem Gefährt überholen, kommt aber nicht vorbei. Da schaltet der Mann den Außenlautsprecher ein und - so die Radlerin - "blökt los, ich solle doch gefälligst den Bus vorbeilassen".

Auf die akustische Nötigung folgt Drängelei. Schließlich kann der Bus passieren. Frau W. stellt jedoch den Fahrer einige hundert Meter bei einem anderen Halt. Der Mann rechtfertigt sein rüdes Vorgehen: sie habe doch den Bus gesehen. In dem säßen 50 Leute, die sollten schließlich pünktlich ankommen. Man wolle doch, daß die Menschen auf den FVV umsteigen - das klappe aber nur, wenn der auch den Fahrplan halbwegs einhalte.

Für Bau-Stadtrat Hanskarl Protzmann (SPD) ist das ein Fall für "Fair ist sicher" - die jetzt angelaufene städtische Aktion gegen den alltäglichen Straßenkampf in Frankfurt: "Ich kenne das in allen Variationen: Da ist so eine latent aggressive Spannung im Verkehrsraum. Und das kann immer sehr schnell komplett entgleisen."

Nicht gut sei es, wenn dabei auch noch die Verkehrsgruppen aufeinander losgingen, die Alternativen zum Auto markierten: Rad- und Busfahrer.

Deshalb habe man zum Auftakt der "Fair ist sicher"-Kampagne eine "friedensstiftende Aktion" zwischen diesen "um es mal ganz salopp zu sagen leider strukturell feindlichen Verkehrsteilnehmern" gestartet: "Wir haben sie an einen Tisch bekommen, und das hat auch schon zur Unterzeichnung von Dokumenten geführt." Gemeinsam gestalteten Stadtwerke-Busfahrer, Vertreter der Taxi-Organisationen und der Fahrrad-Lobby ein Info-Faltblatt, in dem Bus-/Rad-Konflikte analysiert und Tips zur Befriedung gegeben werden. Man bekommt es in Taxen, Bussen, Römer-Infostelle, Stadtwerke-Zentrale. peh

Kulturelles Leben

Theater auf Schloß Auerbach Das Sommertheater Schloß Auerbach in Bensheim-Auerbach an der hessischen Bergstraße geht in seine zweite Saison. Von Freitag, 31. Juli, bis zum 30. August zeigt die Tourneebühne ein breitgefächertes Programm von Theater, Kammermusik-Konzerten bis hin zu Flamenco und Jazz. Am Freitag startet das Sommertheater mit einem Eröffnungskonzert. Matthias Jakob spielt ab 20.15 Uhr Gitarrenstücke von Villa-Lobos, da Falla und anderen Komponisten. Porzellanpuppen in Dreieich Das Dreieich-Museum in Dreieichenhain zeigt zur Zeit zwei Sonderausstellungen. Alte Musikinstrumente können bis zum 20. September bewundert werden. Nur bis zum 8. August kommen Liebhaber alten Spielzeugs auf ihre Kosten in der Ausstellung "Deutsche Porzellan- und Spielpuppen im Wandel der Zeit". Kunst- und Weinmarkt im Taunus Der Bilder-, Kunst- und Weinmarkt in Kronberg öffnet am Wochenende wieder seine Pforten. Bereits zum siebten Mal gibt es ein großes Angebot an Kunst, Bildern, Grafiken und Drucken in der Altstadt zu bestaunen - und nebenbei so manches Gläschen Wein. Am Samstag, 1. August, beginnt der Markt um 15 Uhr, einen Tag später bereits um 11 Uhr. Jazz-Schoppen in Sulzbach Am Samstag, 1. August, lädt der Kulturkreis Sulzbach zu einem Jazz-Dämmerschoppen ein. Anlaß ist das fünfjährige Bestehen des Vereins. Hinter dem Sulzbacher Rathaus spielen von 19 bis 22 Uhr die Jazz-Bands "Dreamboat Serenaders" und die "La Vida New Orleans Jazz Band". Der Eintritt ist frei. Theaterausstellung in Kulturscheune Kultur in der Provinz muß nicht provinziell sein: unter diesem Motto zeigt die Kulturscheune Lange Wiese in Haunetal-Wehrda bei Bad Hersfeld zur Zeit die Theaterausstellung "Heute wird die Comödie gegeben". Die Ausstellung, die bis zum 16. August zu sehen ist, ist eine Übernahme aus dem Goethe-Nationalmuseum in Weimar; vor 200 Jahren hatte Goethe sein Amt als Direktor des Weimarer Hoftheaters angetreten. Die Scheune ist jeden Tag außer Montag von 15 bis 20 Uhr geöffnet.

Saddam als Rettung?

Noch ist nicht entschieden, ob Saddam Hussein am Ende Präsident Bushs Nemesis oder seine Rettung sein wird. Vorerst bleibt der Diktator in Bagdad eine weiterhin unkontrollierbare Variable in George Bushs Wahlkampfrechnung. Aktionen, wie die jüngste Nicht-Kooperation Iraks mit dem UN-Inspektorenteam verlagern den US-Wahlkampf vorübergehend auf das außenpolitische Terrain, auf dem sich Bush im Vergleich zu seinem Konkurrenten Bill Clinton weitaus trittsicherer wähnt. Doch zu viele solcher fragwürdigen Kompromisse wie vor dem Agrarministerium in Bagdad könnten den Eindruck der Hilflosigkeit, den der US-Präsident vor allem mit seiner Innenpolitik erweckt, auch sein bisher unangefochtenes Ansehen als Stratege beschädigen. Noch ein paar folgenlose Konfrontationen mit Saddam, und George Bush wird die US-Öffentlichkeit an jenen glücklosen Jimmy Carter erinnern, den 1980 das Geiseldrama von Teheran seine Wiederwahl kostete.

Derzeit sind die Risiken eines militärischen Vorgehens gegen das irakische Regime für Bush noch deutlich größer als dessen möglicher politischer Nutzen. Diese Rechnung kann sich jedoch rasch ändern. Wenn George Bush nach dem jüngsten Konflikt mit Saddam jetzt akribisch dessen weitreichende Verstöße gegen die UN-Auflagen aufzählt, wenn sich Washington plötzlich wieder an die in Irak verfolgten Kurden und Schiiten erinnert, dann will die US-Regierung damit nur das legitimatorische Fundament für ein mögliches militärisches Eingreifen im Herbst legen. Falls es dann um George Bush im Wahlkampf gegen den Demokraten Clinton ganz schlecht steht - und Saddam Hussein als die letzte Rettung her muß. paa (Washington)

Hardcore läßt Dünstberg beben Festival mit Amateurbands in Glauburg / "Lords" in Büdingen

GLAUBURG. Pop und Hardrock, Hardcore und Punkmusik gibt es Freitag, 31. Juli, ab 15 Uhr beim ersten Umsonst- und Draußen-Festival auf dem Dünstberg bei Stockheim zu hören. Die Glauberger Jugendpflegerin Sabine Schulz-Zacharias und ihre Helfer organisieren das Konzert. Neun Jugend-Bands aus Altenstadt, Büdingen, Glauburg und dem Main- Kinzig-Kreis spielen auf.

Die Musiker von "Feedback", "Pegasus," "Drägg", "Brezel's", "Poetry Asylum" und den anderen Bands haben ihre Stükke selbst komponiert. Die meisten wurden nach Auskunft des Glauburger Zivildienstleistenden und Mit-Organisators Stefan Suttner noch nie öffentlich aufgeführt. Den Bands steht auf dem Dünstberg professionelle Sound-Technik zur Verfügung - einschließlich eines schon für "Genesis" und Jennifer Rush tätig gewesenen Tontechnikers.

Wer sich das Festival am Freitag anschauen möchte, muß an der katholischen Kirche in Stockheim rechts abbiegen und dann dem Feldweg folgen. Wer mehr auf Althergebrachtes steht, kann sich ebenfalls am Freitag in Büdingen- Calbach die "Tremeloes" anhören. Sie spielen ab 20 Uhr im Wechsel mit den "Lords" auf dem Sportgelände. Veranstalter ist der SV Calbach. Eine Eintrittskarte kostet 25 Mark. nes

"Holzheim für Deponie geeignet" Ergebnisse von Probebohrungen wurden präsentiert

GIESSEN. Das Gelände am Rande des Pohlheimer Ortsteils Holzheim ist aufgrund seiner hydrogeologischen Beschaffenheit als Standort für die geplante Abfallbeseitigungsanlage des Landkreises Gießen geeignet. Mit sichtlicher Genugtuung vernahm gestern der hauptamtliche Kreisbeigeordnete Hans-Christoph Boppel (Grüne) die Ergebnisse der Probebohrungen, die Heinz Hötzl, Chef des Kehler Geologischen Büros "Hydrosond", auf einer Pressekonferenz in Gießen vorstellte. Von Februar bis Juni hatten die badischen Experten Gesteinsschichten und Wasservorkommen auf dem 25 Hektar großen Areal am Ortsrand von Holzheim analysiert.

Unter der Voraussetzung, daß die Talsenke auf dem potentiellen Deponiegelände mit geeignetem Material aufgefüllt wurde, erfülle Holzheim die Voraussetzungen und Vorgaben zur Errichtung einer Abfallbeseitigungsanlage, faßte Hötzl die Schlußfolgerungen des 450 000 Mark teuren Gutachtens zusammen. Damit wurden im Kern die seinerzeit heftig kritisierten Einschätzungen des Koblenzer Ingenieurbüros Björnsen vom März 1990 bestätigt.

Seit Herbst 1988 liefern sich Gegner und Befürworter einen erbitterten Streit um das Projekt, seit April 1992 liegen die Unterlagen zur Planfeststellung beim Gießener Regierungspräsidium. Längst ist der Name Holzheim ein Reizwort für die mittelhessische Abfallpolitik. Nach den Auseinandersetzungen im Vorfeld (die ersten Probebohrungen konnten 1989 nur unter massivem Polizeieinsatz stattfinden) hat man sich auch im Gießener Kreishaus längst auf langwierige juristische Verfahren eingestellt, um das 280 Millionen Mark teure Vorhaben zu realisieren.

Boppel jedenfalls ließ gestern keinerlei Zweifel aufkommen, daß die geplante Nachfolgedeponie für die Müllkippen in Gießen-Allendorf und Reiskirchen auch gegen den Widerstand der dort lebenden Menschen gebaut wird. tru

Bundeswehr ringt um Ansehen General von Scheven über Ablehnung in neuen Ländern besorgt Von unserem Korrespondenten Karl-Heinz Baum

BERLIN, 28. Juli. Die Bundeswehr hat bei der Bevölkerung in den neuen Ländern Probleme mit ihrem Ansehen. Der Befehlshaber des Territorialkommandos Ost, Werner von Scheven, zeigte sich am Dienstag in Berlin "entsetzt über schroffe Reaktionen mancher Kreise". Die Bundeswehr wolle nicht mit der "Nationalen Volksarmee" (NVA) der DDR verglichen werden, die als SED-Parteiarmee verstanden worden sei. Sie verstehe sich unter Berufung auf Preußens Reformer Scharnhorst vielmehr als "Volksarmee", auch wenn sie sich nicht so nenne.

Besonders schroff lehnten ostdeutsche Naturschützer die Bundeswehr wegen der Nutzung von Truppenübungsplätzen ab, sagte Scheven. Doch von sechzig Plätzen, die NVA und Sowjets genutzt hätten, wolle die Bundeswehr nur zwölf weiter nutzen. Von einst 688 000 Soldaten (Sowjets und NVA) blieben 50 000. Die Bundeswehr ist nach Schevens Worten bestrebt, immer mehr Wehrpflichtige aus dem Westen zu den 97 Ost-Standorten einzuziehen. Eine "Durchmischung" sei erwünscht.

Gegenwärtig leisteten 400 Soldaten aus Hessen ihre Wehrpflicht in Thüringen ab. Die Unterbringung in ehemaligen DDR- Unterkünften bezeichnete Scheven als "noch immer beklagenswert". Eine Milliarde Mark stehe in diesem Jahr für Ausbau und Neubau von Ostkasernen bereit.

Das "Ostheer", zu dem jetzt zwei Divisionen mit 85 Bataillonen zählen, hat 41 683 Soldaten. 3100 der Offiziere und Unteroffiziere kommen aus dem Westen. Von gegenwärtig 5100 Offizieren (einst 14 600) können nur 70 Prozent nach zweijähriger Übergangszeit übernommen werden (Sollstärke 2600).

Feuerwehr rettete Hund nach Gewitter vom Dach

NIED. Einen Altdeutschen Schäferhund hat die Feuerwehr in der Holzlachstraße aus "gefährlicher Lage" befreit. Wie die Polizei erst gestern mitteilte, war der Vierbeiner in der Nacht zum Sonntag kurz vor 1.30 Uhr durch ein Gewitter so erschrocken, daß er durch das Fenster der Dachwohnung des zweigeschossigen Hauses sprang. Er rutschte über die Dachschräge bis zum Schneefang und blieb dort winselnd liegen. Über eine Leiterbühne konnte der Hund von Männern des Löschzuges 5 gerettet werden. tos

Luftverschmutzung

Luftbelastungswerte vom 28. Juli in Milligramm je Kubikmeter

Stoffe und Grenzwerte*

WI-Mitte WI-Süd

SO2 0,02 (0,03) 0,02 (0,03)

NO2 0,02 (0,09) 0,01 (0,05)

Staub 0,07 (0,04) 0,01 (0,01)

O3 0,09 (0,10) 0,09 (0,12)

(in Klammern Wert vom Vortag)

Hier veröffentlichen wir täglich, wie stark die Wiesbadener Luft verschmutzt ist. Die Werte werden an zwei Meßstellen der Hessischen Landesanstalt für Umwelt gemessen.

SO2 steht für Schwefeldioxid, NO2 für Stickstoffdioxid. Diese beiden Substanzen und Staub werden zwischen 9 und 12 Uhr gemessen. SO2 und NO2 sind wesentlich am sauren Regen beteiligt. Staub ist unter anderem wegen allergischer Reaktionen riskant. O3 steht für Ozon und wird von 10 bis 12 Uhr gemessen.

(Alle Angaben ohne Gewähr)

CDU organisiert Hilfe für Balkan-Kriegsopfer

MAIN-TAUNUS-KREIS. Der CDU- Kreisverband Main-Taunus ruft auf zur Hilfe für die Menschen im ehemaligen Jugoslawien. Kreisgeschäftsführer Martin Pinnekämper fordert alle Bürger und Bürgerinnen der Region, insbesondere die die CDU-Mitglieder, dazu auf, sich an einer breit angelegten Hilfsaktion zu beteiligen.

Gemeinsam mit dem Roten Kreuz wollen die Christdemokraten Kleider, Medikamente und medizinisches Gerät sammeln. Unter dem Kennwort "Hilfe für den Balkan" ist ein Sonderkonto bei der Taunus-Sparkasse (Konto-Nummer 210 35 08, Bankleitzahl 512 500 00) eingerichtet worden. In der Kreisgeschäftsstelle (Hattersheimer Straße 46 in Hofheim, Tel. 0 61 92/ 2 50 93) nimmt die CDU täglich von 9 bis 13 und von 14 bis 17 Uhr Sachspenden entgegen.

Aber auch vor Ort werde Hilfe benötigt. Ein jeder solle sich überlegen, ob er eine Unterkunft für Kriegsflüchtlinge bereitstellen kann - ein Aufruf, so Kreisvorsitzender Horst Lutze, der auch an die eigene Partei gerichtet sei. kkü

BADMINTON

Männer-Einzel: 1. Runde: Foo (Malaysia) - Sperre (Norwegen) 15:11, 15:3, Liljequist (Finnland) - Fernandes (Portugal) 15:3, 15:11, Motoyama (Japan) - Serrano (Spanien) 15:9, 15:10, Jogis (USA) - Galt (Neuseeland) 15:1, 15:3, Budi Kusuma (Indonesien) - Kang Koh (Singapur) 15:2, 15:2, Antropow (GUS) - Harrison (Neuseeland) 15:3, 15:10, Mendrek (CSFR) - Reanult (Frankreich) 15:5, 15:2, Axelsson (Schweden) - Silva (Portugal) 15:7, 15:8.

Frauen-Einzel, 1. Runde: Schmidt (Wiebelskirchen) - Kolewa (Bulgarien) 11:6, 11:1, van den Heuvel (Niederlande) - Dako (Ungarn) 11:7, 11:3, Fan Wong (Hongkong) - Coene (Niederlande) 11:8, 12:9, Piche (Kanada) - Lacinova (CSFR) 11:0, 11:2, Albrecht - Nedjalkowa (Bulgarien) 11:3, 11:6, Abdullah (Singapur) - Wilk (Polen) 11:5, 11:3.

Frauen-Doppel, 1. Runde: Clark/Bradburry (Großbritannien) - Sulisty/Tendean (Indonesien) 15:10, 4:15, 17:15. sid

Die Reaktionszeit für das Überleben ist kurz Aber die Menschheit ist prinzipiell zu einer immunologischen Reaktion auf die Weltgefahren fähig / Ein Gespräch mit Ervin Laszlo

Zukünfte: Der Club of Rome hat einen neuen Bericht veröffentlicht. Können Sie die Entstehungsbedingungen und die Bedeutung dieses Berichts schildern und auch sagen, wo seine Defizite liegen?

Laszlo: Seit dem ersten Bericht "Grenzen des Wachstums" richtete sich das öffentliche Interesse auf den Club of Rome, es gab dann mehrere Berichte. All diese Berichte waren "Berichte an den Club of Rome". Die Autoren schreiben ihre eigene Meinung und reflektierten nicht unbedingt die Meinung des Club of Rome. Es hieß nur, daß der Club of Rome es thematisch für wichtig hielt und der öffentlichen Behandlung im allgemeinen zustimmt, aber nicht notwendigerweise in allen einzelnen Ausführungen. Der Club of Rome umfaßt etwa hundert Mitglieder.

Es ist nicht einfach, hundert Leute aus vielen Teilen der Welt mit ganz verschiedenen Backgrounds zu einer gemeinsamen Aussage zu bringen. Deshalb hat der Club of Rome ein kleines Komitee gegründet, das diesen Bericht überwachen sollte. Zwei Mitglieder - Bertrand Schneider und Alexander King - haben ihn geschrieben. Der Vorteil und die Stärke des Buches ist, daß es einen sehr guten Überblick bringt über das, was der Club of Rome "Weltproblematik" nennt. Das wichtigste ist, daß es zum ersten Mal ein Bericht von dem Club of Rome ist, der auch den Club of Rome selbst und seine Ideen darstellt.

Zukünfte: Kann man sagen, daß der Club an seine eigenen Grenzen gestoßen ist, wenn es darum geht, Empfehlungen an die Welt zu veröffentlichen? Erschwert oder behindert die Struktur des Clubs solche Empfehlungen nicht sogar?

Laszlo: Die frühere Struktur des Club of Rome war sehr informell. Unter der persönlichen Leitung von Aurelio Peccei gab es einige Leute, die bestimmend waren, zum Beispiel Eduard Pestel und Jay Forrester. Diese vorrangig informelle Arbeitsweise war wenig systematisch, aber gut geeignet, Ideen durchzubringen, auszuführen und durchbrechen zu lassen.

Jetzt versuchen wir - nicht alle Miglieder sind damit einverstanden, aber es ist eine Bewegung im Gange -, den Club of Rome zu systematisieren, so daß alle konsultiert werden und der Club systematischer mit Ausschüssen arbeitet. Die Vorteile liegen in der Demokratisierung usw., der Nachteil ist, daß der Club of Rome es schwer haben wird, unkonventionelle, innovative und durchbrechende Ideen zu präsentieren.

Zukünfte: Wie sehen die weiteren Perspektiven der Arbeit des Clubs aus? Sind in nächster Zukunft neue Berichte zu erwarten?Laszlo: Ja, es existieren einige Pläne für neue Berichte. Die "governability" - Regierbarkeit - wird ein wichtiges Thema werden. Die Frage ist, ob die heutige Welt, die heutigen Staaten noch regierbar sind. Harland Cleveland in Amerika und Yezekier Dror in Jerusalem arbeiten an zwei verschiedenen Projekten über diese Problematik, zum Teil liegen die Resultate schon vor.

Zukünfte: Das ist eine gute Überleitung zum nächsten Fragenkomplex. Sie selber beschäftigen sich schon sehr lange mit Fragen der Evolutionstheorie und der Selbstorganisation. Können Sie versuchen, mit wenigen Worten zu beschreiben, inwieweit diese Prinzipien uns bei der Weltproblematik weiterhelfen können? Wie bewerten Sie die neuen Erkenntnisse der Selbstorganisation?

Laszlo: Es stellt sich heraus, daß auch die Menschheit als solche, die menschlichen Kulturen und die menschlichen Gesellschaften alle Resultate dieses Prozesses der Selbstorganisation sind. Die Frage ist also nicht, ob man mit selbstorganisatorischen Theorien arbeiten kann, die Frage ist nur mit welchen und wie gut sie sind. Hier ist zu bemerken, daß das einzelne Verständnis dieser Prozesse ganz neu ist. Es wurde sehr durch die neue Informatik beschleunigt, denn jetzt kann man einige dieser Vorgänge besser kalkulieren, simulieren und modellieren. Wir sind noch sehr am Anfang des Verständnisses der selbstorganisatorischen Prozesse im einzelnen. Die heutigen Theorien sind mit einigen Ausnahmen nicht unbedingt so anwendbar, daß man sagen könnte: "Gut, das ist das Ergebnis - morgen müssen wir so und so handeln."

Die Theorien geben uns eine allgemeine Perspektive, in der wir unsere eigenen Probleme besser beleuchten können und besser sehen können, was dort passiert. Es gibt also ein anderes, ein neues Paradigma. Dieses Paradigma hat einen allgemeinen Orientierungswert.

Zukünfte: Können Sie an einem Beispiel verdeutlichen, wo Sie Selbstorganisationsprozesse in der Gesellschaft sehen?

Laszlo: Ja, es gibt sehr viele Beispiele. Die Lage heute ist so, daß der technische Fortschritt auf die informationsverarbeitenden Technologien übergegangen ist. Immer mehr Informationen dringen in dieses System ein. Diese Informationen haben eine strukturierende Rolle.

Man muß sich umstrukturieren, um mit diesen Informationen richtig arbeiten zu können. Und diese Informationstechnologien werden von großen Wirtschaftseinheiten verwendet, nicht nur von denjenigen, die sie erzeugen, sondern von denen, die damit arbeiten. Die Wirtschaftseinheiten waren einerseits zu klein und voneinander isoliert, also sektoriell bestimmt, andererseits sind sie riesengroß, werden aber noch immer fast wie Familienunternehmen geleitet. Nehmen wir das Unternehmen General Motors, das abgesehen von Deutschland und England noch ein ziemlich hierarchisches Unternehmen ist. Die Umstrukturierung von den hierarchischen Multis zu einer netzwerkartigen Multi-Schicht-Organisation ist eine Notwendigkeit.

Von den Informationen wird eine viel komplexere und flexiblere Struktur verlangt, um damit arbeiten zu können. Die Welt ist dadurch viel komplexer und vernetzter geworden. Hier fängt natürlich auch die neue Theorie an. Man kann sehen, wie sich ein nicht-hierarchisches Multi-Schicht-System aufbauen kann und wie das ungefähr aussehen soll.

Zukünfte: Sie haben jetzt, wenn ich das richtig verstehe, an die Stelle der alten Organisationen netzwerkartige Organisationsformen treten lassen?

Laszlo: Netzwerkartig ja. So wurden gegenseitig die Bedingungen geschaffen, wie sie in den sogenannten "industry clusters" beispielsweise "the flexible manufactury network" und ähnlichen Erscheinungen bestehen. Dies sind selbstorganisatorische Phänomene, die spontan hervorkommen, ohne daß die Manager mit der selbstorganisatorischen Theorie gearbeitet hätten. Das sind die erfolgreichen Experimente.

Zukünfte: Gibt es Unternehmen, die Ihrer Meinung nach versuchen, solche Prinzipien in ihrem Organisationszusammenhang stärker wirken zu lassen?

Laszlo: Ja, ich nenne zwei Beispiele, das eine ist allgemein bekannt, das andere vielleicht weniger: Eines ist ABB. Ich weiß nicht, wie die deutsche Reklame heißt, aber im Englischen heißt das: "the art of being local worldwide". Das ist ein guter Slogan. ABB besteht aus mehr als dreitausend Firmen - und nicht als eine hierarchische, vom Hauptquartier gelenkte Organisation.

Das andere Beispiel ist Lasarge Cobpée in Frankreich, der der weltweit zweitgrößte Zementerzeuger war und in den letzten Jahren in fast 80 verschiedene Firmen in 40 Bereiche umgewandelt wurde. Dort wurde ganz bewußt eine netzwerkartige Organisation geschaffen. Dort habe ich auch ein wenig Einfluß gehabt. In den letzten zwei Jahren haben sie es zu sehr guten Resultaten gebracht. Man kann, in Zahlen ausgedrückt, sehen, wie erfolgreich es ist.

Zukünfte: Wie sehen Sie das Problem der Verantwortung bei Netzwerkstrukturen? Wie wird Verantwortung in Netzwerken verankert?

Laszlo: Eine Koordinationsebene braucht man natürlich. Man kann nicht zulassen, daß alle Mitglieder des Netzwerkes so vorgehen, wie sie es möchten. Aber die Koordinationsebene darf nur die Hauptprinzipien, die Hauptziele setzen und die allgemeine Methodik beschreiben. Das ist zum Beispiel meine jüngste Erfahrung in Zürich gewesen. Ich war bei einer Art von Netzwerkstruktur eingeladen, und zwar in einer Vereinigung, die ziemlich viele mittelgroße Lebensmittelunternehmen zusammenbringt. Als Netzwerk sind sie dann die Größten und könnten mit den Multis wie Nestlé und anderen konkurrieren. Sonst waren sie immer in der Gefahr, von den Großen aufgekauft zu werden. Die Frage ist, wie man sich koordiniert und wie man das Marketing zusammen macht, ohne daß man die einzelnen bestimmen würde.

Bei den Multis wird die einzelne Filiale von oben bestimmt. Aber hier gibt es eine ganz andere Vorgehensweise. Ich glaube kaum, daß man ein einziges Prinzip im Detail darstellen kann. Es muß jeder Branche, jeder Situation angepaßt sein. Im nachhinein kann man nur sagen, daß es immer eine gemeinsame Zielsetzung haben muß, eine allgemeine Strategie.

Zukünfte: Wo sehen Sie die Schwierigkeiten bei der Verwirklichung solcher Prinzipien in unternehmerischer Praxis?

Laszlo: Es ist immer schwierig, die eigenen Ideen zu verändern, besonders wenn sie erfolgreich waren. Kenneth Boulding sagte immer "nothing fails like success". Was früher einmal erfolgreich war, könnte aber in der Zukunft sehr nachteilig sein. Eines der sehr schönen Prinzipien, die wir versuchen, in dem neuen Buch herauszuarbeiten, ist "Vergessen". Wie vergißt man erfolgreiche Strategien? Man muß immer neu denken können und flexibel sein. General Motors oder Sony zum Beispiel sind fabelhafte Beispiele dafür, daß man auch mit erfolgreichen Strategien nicht ohne weitere Anpassung durchkommt. Man braucht also hier das situative Denken.

Die Schwierigkeit ist, daß die Manager die bewährten Methoden immer noch bewahren möchten und nicht immer in der Lage sind, die Situation neu zu durchdenken. Man braucht junge Manager, das heißt eher jung denkende Manager, die sehr flexibel sind. Ein Unternehmen geht immer von Störungen aus. Wenn es erfolgreich ist und stabil, dann ist es nicht gestört und kann weiterarbeiten. Die Umwelt verändert sich, es kommt im kybernetischen Sinn eine Störung hinein, und dann muß man sich natürlich anpassen.

Aber wenn man abwartet, bis die Störung endlich da ist, dann sieht man die Fragen der Rentabilität und alle diese Probleme. Deshalb ist es besser, Störungen zu antizipieren. Das Selbstorganisations-Paradigma ist nützlich, um zu sehen, wann man in diese Grenzsituation kommt und daß schon vorher ein Wandlungsprozeß, ein Bifurkationsprozeß, eingeführt wird.

Zukünfte: Wir haben in dem Projekt "Zukunftsforschung in Unternehmen" festgestellt, daß in dem Fall einer Störung - nehmen wir jetzt einmal eine wirtschaftliche Störung - oftmals die Lösungen ganz klassische sind. Man sagt, man müsse Kosten reduzieren, konzentriert sich auf diese klassischen Lösungsmöglichkeiten und kommt gar nicht auf die Idee, experimentelle organisatorische Wege zu gehen. Deswegen ist es wahrscheinlich wichtiger, daß man diese Störungen nicht erst abwartet, sondern sie antizipiert. Aber wie lassen sich Störungen antizipieren?

Laszlo: Man muß wieder zurückgreifen auf diesen allgemeinen Denkansatz der Selbstorganisation der Evolution als Paradigma, um zu sehen, daß das Unternehmen nicht als ein isoliertes System zu betrachten ist. Auch die ganze Branche ist nicht isoliert, sondern die Wechselwirkungen zwischen einem Unternehmen und einer Branche, der Gesellschaft und Natur und der ganzen Weltlage werden immer stärker. Wenn man diese ganzheitliche, global denkende Methode anwendet, kann man sehen, wo die Störungen hervortreten werden, weil das in dem System einfach nicht so weiterlaufen kann. Natürlich ist es schwer, es so zu spezifizieren, daß es auf Monate ankommt oder auf eine Branche usw.

Aber man kann es im allgemeinen sehen, daß man zum Beispiel neue Energiequellen braucht und daß die Umweltverschmutzung mit der herrschenden Automobiltechnologie nicht weitergehen kann. Also bei vielen Branchen kann man antizipieren, was dort notwendigerweise hervortreten wird. Natürlich sind sehr viele Faktoren dabei, auch politische und gesellschaftliche Wertvorstellungen. Es ist schwer zu sagen, ob Störungen heute, in einem Jahr oder vielleicht erst in fünf oder sechs Jahren eintreten. Deshalb muß jeder Manager für sich selbst entscheiden, wann einzugreifen und die Transformation zu beginnen ist.

Wenn man vom ganzen System ausgeht und von dort auf die untere Systemebene kommt, sieht man, wie dieses System sich in das Ganze eingliedert. Das ist ein ganz anderer Denkansatz, als wenn nur von der Rentabilität und von der Umgebung als einem externen und unveränderlichen Parameter ausgegangen wird.

Zukünfte: Aber man könnte eine ketzerische Frage stellen: Sehr erfolgreich und derzeit das einzige System ist das kapitalistische . . .

Laszlo: Ich glaube, die Frage ist nicht die nach dem Kapitalismus als solchem. Wenn alles nur auf die Wirtschaftsebene reduziert wird, muß die Wirtschaft sich so ausdehnen, daß unter Wirtschaftlichkeit auch die anderen Triebe des Menschen, die anderen Möglichkeiten der Bedürfnisbefriedigung eingeschlossen sind und nicht nur die Güter. Man könnte sich eine Art sozialwirtschaftliches System denken, das den Menschen als Ganzes sieht und ihn sich als Teil eines größeren Ganzen anschaut. Und dann dort das Interesse so begreift, daß das Interesse des einzelnen als Teil mit dem Ganzen harmonisiert. Es muß harmonisiert werden, sonst bekommt man die Konflikte.

Alt Homburg hängt eine Kopie des Landgrafen-Wappens auf Nicht echt, aber echt originell Heute heiterer Protest Von Günther Scherf

BAD HOMBURG. Echt oder nicht echt? Nicht echt, zugegeben, aber doch originell. Und obendrein ganz schön kunstfertig. Heute morgen um 11 Uhr wird es aufgehängt: das Wappen der Landgrafen von Hessen-Homburg. Über jenem Portal zum Schloßhof an der Löwengasse, an dem es seit mindestens drei Jahren fehlt.

Dem Gemeinschaftskreis "Alt Homburg" und seinem rührigen Vorsitzenden Max Gromer ist es zu danken. Der nämlich hat mit eigener Hand die Kopie des Wappens geschaffen, dessen Original seit Jahren nicht nur den Restaurator, sondern auch - ob seiner Abwesenheit - die Büttenredner und Stammtisch-Schwätzer beschäftigt. Der 65jährige ist von Beruf Rastertechniker und restauriert als Hobby Teppiche. Da kann er's halt.

Aus Kupfer-, Messing- und Silberblech auf hölzener Grundplatte mit Perlen und Glas hat er die Kopie des Landgrafen-Wappens geschaffen: einen Meter hoch und in mindestens drei Monaten Arbeit. Daß es heute um 11 Uhr in jenes Loch über dem Tor zur Dorotheenstraße gehängt werden soll, ist halb scherzhaft, halb demonstrativ gemeint. Der Gemeinschaftskreis Alt Homburg, dem rund 1400 lokalpatriotische oder heimatkundlich interessierte Bad Homburger angehören, ärgert sich seit geraumer Zeit darüber, daß das echte Symbol der Geschichte des einstigen Kleinstaats Hessen-Homburg seit Jahren verschollen ist.

Es sei beim Restaurator, hatte der Leiter der staatlichen Schlösserverwaltung Kai Mathieu, erst kürzlich beim "Homburger Gebabbel" die Homburger wieder mal vertröstet und zugleich versichert, die Arbeiten würden noch in diesem Jahr abgeschlossen.

Jetzt hat Gromer aus dem Schloß erfahren, daß es "schon" August/September soweit sein könne. Am fehlenden Geld hat es wohl gelegen, daß seit Jahren ein Loch im Gitter anstelle des schmucken Wappens gähnt. Darauf anspielend geben die Alt-Homburger ihrer heutigen Aktion denn auch ein humorvolles Motto: "Alt Homburg füllt ein Sommerloch." che

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Somalia Luftbrücke gegen den Hunger Seite 2

Leitartikel Umdenken in Israel Seite 3

Atomwaffen SPD will schärfere Kontrolle Seite 4

Feuilleton Mozarts "Titus" in Salzburg Seite 8

Wirtschaft Lufthansa in Nöten Seite 9

Sport Schumacher im Höhentraining Seite 16

Dokumentation Indische Frauenschicksale Seite 18

Frankfurt Straßenstrich vertrieben Seite 19

Kulturspiegel Kinder vor moderner Kunst Seite 23

Hessen "Global-Etat" für Hochschulen Seite 24

Medienrundschau Herles moderiert "live" Seite 31

Aus aller Welt Mafia mordet weiter Seite 32

Börse Seite 10

Freie Aussprache Seite 10

Fernsehen und Funk Seite 17

Filmspiegel Seite 25

Roman Seite 25

Landesministerin rügt Frankfurter Drogenpolitik Schoeler verweist auf Absprache mit Blaul

Massive Bedenken gegen die geplante "schrittweise" Auflösung der offenen Drogenszene in Frankfurt hat die Wiesbadener Gesundheitsministerin Iris Blaul (Grüne) am Dienstag in einem Gespräch mit der FR geäußert. Das neue Frankfurter Konzept bedeute letztlich eine "Sauberkeitsaktion", die sich gegen "kranke Menschen" richte und in Widerspruch zur neuen hessischen Drogenpolitik gerate. Blaul hat ihre Kritik inzwischen auch in einem Brief an Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD) vorgebracht. Der OB zeigte sich über das Schreiben verwundert. Die Frankfurter Drogenpolitik sei in mehreren Gesprächen mit dem Ministerium abgesprochen worden, was dort jedoch bestritten wird.

Wenn sich Polizeimaßnahmen "gegen die Abhängigen" richten, müsse sie als Ministerin "auf Konfrontation" mit der Stadt gehen, sagte Blaul und forderte, "die Abhängigen in Ruhe zu lassen" und die Polizeimaßnahmen gegen Dealer zu verstärken. Die von der Stadt versprochenen neuen Hilfsangebote hätten vor einer Änderung der Polizeistrategie bereitstehen müssen. "Niedrigschwellige Angebote" der Drogenhilfe wie der "Spritzenbus", der zur Verhinderung von Aids-Infektionen in der Taunusanlage Abhängige mit sterilen Spritzen versorgt, dürften nicht "zerstört" werden. Diese bislang erfolgreiche Aids-Prophylaxe (nachmittags würden derzeit täglich rund 2000 Spritzen getauscht) könne jetzt gefährdet sein.

Polizeiaktionen gegen bestimmte Dealerringe hätten letztlich bisher nur zu einem Austausch der Händlergruppen geführt. Wenn sich die Polizei gegen die Dealer nicht durchsetzen könne, müsse am Ende "ernsthaft überlegt werden, ob es nicht eine staatlich kontrollierte Heroinvergabe geben muß" (Blaul).

Auch den Frankfurter Versuch, Hilfsangebote auf einheimische Abhängige zu konzentrieren, hält die Landesministerin für problematisch. Sie verweist auf eine ganze Reihe von Beratungsstellen und Therapieeinrichtungen im Umland, die auch von Frankfurter Bürgern genutzt würden. So stünden rund um Frankfurt allein 200 Therapieplätze zur Verfügung. Von den 85 Ärzten, die sich landesweit zur Methadonvergabe schulen lassen, seien 45 nicht aus Frankfurt.

Ganz bewußt habe das Land zuletzt die "niedrigschwelligen" Angebote aber "fast ganz" auf Frankfurt konzentriert. Das sei auch sinnvoll, weil vergleichbar umfassende Hilfen an vielen verschiedenen Orten nicht zu finanzieren seien und Frankfurt bei der niedrigschwelligen Drogenhilfe damit auch eine Mittelpunktfunktion für die Region habe. "Mit Erstaunen" habe sie nun erst aus der Presse erfahren, sagte die Ministerin, daß die Stadt "offenkundig einen anderen Weg gehen will". Drogenhilfe sei bei allem Verständnis für Sicherheitsfragen aber nicht mit Ordnungspolitik gleichzusetzen.

Oberbürgermeister Andreas von Schoeler betonte, daß er trotz aller Kritik, die es von allen Seiten gab, bei seinem Konzept bleibe: "schrittweise Auflösung" der Drogenszene auf der einen Seite, Ausbau der Hilfsangebote - einschließlich der Ersatzdroge Methadon - auf der anderen. Bei der Ausweitung der Hilfsangebote müsse jedoch auch das Umland mitziehen. Die tägliche Räumung der Taunusanlage, wie sie derzeit von der Polizei betrieben wird, solle lediglich verhindern, daß die Szene wie im vergangenen Jahr auf 800 Personen anschwillt. Eine Rückkehr zur Duldung der offenen Szene sei nicht denkbar. Wann mit der eigentlichen "Auflösung" begonnen wird, ließ der OB offen. me/ft

Auch die Ehrungen muß man anmelden

FRANKFURT A. M. Langvermählte Paare und die ältesten Bürger haben in Frankfurt ein Anrecht auf Ehrungen bei Jubiläumsfeiern. Der Hessische Ministerpräsident und der Oberbürgermeister gratulieren (oder lassen ihre Glückwünsche überbringen), jedoch nur, wenn die Jubilare sich rechtzeitig darum bemühen.

Unaufgefordert kommen die Stadt- und Landesväter nämlich nicht, vorher müssen noch Formalien erledigt werden. Sechs Wochen vor der Feier, so empfehlen die Städtischen Mitteilungen, sollen sich die Jubilare anmelden und mit Geburts- oder Heiratsurkunde nachweisen, daß sie tatsächlich ein Jubiläum begehen.

Der Stadtbezirksvorsteher und der Sachbearbeiter im Römer, Zimmer 308, sind die Anlaufstellen für die Ehrungswilligen. Zur goldenen (50 Jahre), diamantenen (60 Jahre), eisernen (65 Jahre) und Gnadenhochzeit (70 Jahre) übermitteln die Vertreter von Stadt und Land ihre Wünsche, ebenso zum 90., 95., 100. und jedem folgenden Geburtstag: Vorausgesetzt, die Verwaltung weiß Bescheid. paz

Pfahl im Fleisch

Die derzeit unbequemsten Kritiker der unseriösen Finanzpolitik der Regierung Kohl überweisen ihre Mitgliedsbeiträge an die CDU. Was Sachsens Ministerpräsident Biedenkopf und sein Kämmerer Milbradt zu Theo Waigels mittelfristiger Finanzplanung anmerken, läßt sich nicht einfach vom Tisch wischen. Wohl wahr: Wer solche Freunde hat, benötigt keine Feinde.

Entsprechend gereizt fallen die Reaktionen aus. Erst in der vergangenen Woche kanzelte Kohl Vorhaltungen Biedenkopfs als in Form und Inhalt indiskutabel und ungerecht ab. Was Milbradt freilich nicht abhielt, seinen Freunden jetzt am Regierungssitz die Rechnung en detail aufzumachen. Ergebnis: Der unionsintern scheinbar beigelegte Streit über die Finanzierung der Einheit lodert weiter.

Damit bleibt auch das Thema Steuererhöhungen auf der Tagesordnung. Wollte Waigel Milbradts Wünschen nachkommen, müßte er die Mehrwertsteuer nochmals um rund einen Punkt anheben. Verweigert Bonns Schatzmeister sich, muß er dem Sachsen nachweisen, wo er falsch rechnet. Was Waigel schwerfallen dürfte. Milbradt arbeitete sauber heraus, daß Waigel den Konsolidierungserfolg im Bund durch eine höhere Verschuldung bei den Ländern erkaufen will. Und weil es die jenseits von Elbe und Werra besonders hart trifft, sollen die sich bei den von Waigel gesundgerechneten Westländern bedienen. Bonn spielt Ost und West gegeneinander aus.

Das Kalkül wird nicht aufgehen. Die restriktiven Zuweisungen zwingen die Ostländer zu einer rapiden Verschuldung. Pro Einwohner müßten sie Mitte der neunziger Jahre schon mehr Zinsen bezahlen als die alten Bundesländer. Dies können sie nicht leisten - deshalb begehren sie auf. ptz (Bonn)

Kein Zeugnis in Asylverfahren?

NEUWIED, 28. Juli (KNA). Die Katholische Erziehergemeinschaft (KEG) in Rheinland-Pfalz hat davor gewarnt, in der Schule das "Asyl-Gerangel" auf dem Rücken der Kinder von Asylbewerbern auszutragen, über deren Asylantrag noch nicht entschieden ist oder deren Antrag abgelehnt wurde. Andernfalls komme es zu verheerenden Auswirkungen auf das Klima an den Schulen, betonte die KEG am Dienstag in Neuwied.

Die Erziehergemeinschaft verwies auf ein vom 12. März datierendes Rundschreiben der Koblenzer Bezirksregierung, in dem die Schulleitungen aufgefordert worden seien, Kindern von Eltern, deren Asylantrag abgelehnt worden sei, den Schulbesuch zu verweigern, und dort, wo der Antrag noch in der Schwebe sei, keine Zeugnisse auszustellen. Dadurch, so die KEG, werde die ohnehin zu beklagende Ablehnung von Flüchtlingen noch weiter verschärft.

Zu alten Lachs gestohlen Bei einem Gaststätteneinbruch im Nordend hat der Täter in der Nacht zum Dienstag eine Packung mit gebeiztem Lachs gestohlen, die das Verfallungsdatum vom 16. März dieses Jahres trägt. Die Polizei warnte am Dienstag vor dem Verzehr des Fisches. Ansonsten riskiere man eine Lebensmittelvergiftung. Empfang zu Jakob Quirins 70. Mit einem Empfang im Römer ehrt der Magistrat am Mittwoch, 29. Juli, den Stadtältesten Jakob Quirin, der an diesem Tag 70 Jahre alt wird. Stadtrat Joachim Vandreike wird dem Jubilar gratulieren. Quirin war von 1948 ehrenamtlich und von 1956 an bis zur Eingemeindung nach Frankfurt, 1972, Bürgermeister von Harheim.

FVV: Jugendliche sollen Kundenkarten überprüfen

Jugendliche FVV-Benutzer, die 15 Jahre oder älter sind, sollten sich vergewissern, ob ihre Kundenkarte noch gültig ist. Darauf hat der Verbund in einer Pressemeldung hingewiesen und dem Personenkreis empfohlen, das Zeitticket noch vor dem Ende der Ferien zu verlängern. Dafür ist die Vorlage einer Bescheinigung für den FVV-Juniortarif notwendig, die entweder die Schule oder der Ausbilder unterschrieben hat.

Bei Personen bis 14 Jahre berechtigt der Altersnachweis zum Kauf der Kundenkarte. habe

Kreis bewilligt Zuschuß für Altenheimumbau

Der Kreisausschuß des Kreises Offenbach hat die erste Rate in Höhe von 100 000 Mark bewilligt, die den Umbau des ehemaligen Schwesternwohnheimes im Alten- und Pflegeheim Langen des DRK zu Pflegezimmern vorantreiben soll. Mit dem Umbau werden 38 dringend benötigte Einzelpflegezimmer entstehen. Heimleiterin Christiane Fenn erwartet sehnsüchtig die Fertigstellung, weil dann endlich die letzten zwölf Dreibettzimmer im Haupthaus aufgelöst werden können. Insgesamt kostet die Baumaßnahme 2,9 Millionen Mark. Davon trägt das Land Hessen 1,16 Millionen Mark. Der Rest setzt sich zusammen aus 410 000 Mark Eigenkapital des Deutschen Roten Kreuzes und 1,1 Millionen Mark Kredit. Die Zuschüsse des Kreises belaufen sich insgesamt auf 230 000 Mark. "Mit diesem neuen Angebot wird für pflegebedürftige alte Menschen ein wichtiger Beitrag geleistet. Sie können nahe ihres bisherigen Wohnortes leben und damit in gewohnter Umgebung gepflegt werden", sagt Frank Kaufmann, Sozialdezernent des Kreises Offenbach. dok

Dampfloks fahren beim Bahnhofsfest in Alzenau

Am Sonntag, 2. August, locken wieder die Dampfloks zum Bahnhofsfest in Alzenau bei Aschaffenburg. Bereits zum vierten Mal laden die Dampfbahnfreunde Kahlgrund in den Bahnhof ein, wo als Höhepunkt zwei Dampfloks dreimal zwischen Kahl und Mömbris fahren werden. Der erste Zug fährt um 10.30 Uhr in Kahl ab. Auch die Führerstände der 1903 und 1929 gebauten Loks kann besichtigt werden.

Wer ins Schwitzen geraten will, kann auch mit einer kleinen Handhebeldraisine fahren. Abgerundet wird das Programm durch Eisenbahnfilme und einer Nagelbank für Eisenbahnschwellen, an der sich die Besucher versuchen können. Ein Mandolinen-Orchester sorgt für die musikalische Umrahmung. ert

Zitat

"Erschrecken Sie nicht vor den Fotografen!"Der brandenburgische Ministerpräsident Manfred Stolpe zu bosnischen Flüchtlingen in Eisenhüttenstadt.

SPD feiert auf der Wölfersheimer Brücke

WÖLFERSHEIM. Schon um acht Uhr früh beginnt am Samstag, 1. August, das Brückenfest des SPD-Ortsbezirks. Alle Einheimischen sind dazu eingeladen.

In der Ortsmitte bieten "Marktstände" Kartoffeln, Honig, selbstgemachte Nudeln und andere nützliche Dinge an. Zu Mittag gibt es Faßbier und Gegrilltes.

Ab 14 Uhr dreht sich ein Kinderkarussel auf der Brücke. Das Mitfahren ist kostenlos. Auf dem Hainweg-Spielplatz werden gleichzeitig Spiele organisiert. Nachmittags beginnt ein Dämmerschoppen mit Musik. nes

In Europa droht ein Palästinenser-Problem Vertreibungspolitik der Serben und die Hilflosigkeit der Völker werden deutlicher

"Wir müssen vermeiden, daß im Herzen Europas ein permanentes Flüchtlingsproblem entsteht", meint Soren Jessen-Petersen. Der Däne wägt seine Worte ab, denn er ist Kabinettchef der Flüchtlings-Hochkommissarin Sadako Ogata. Nur mühsam vermag Jessen-Petersen die miserable Vorbereitung der am heutigen Mittwoch in Genf stattfindenden Konferenz über die Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien zu verschleiern. Er redet sich darauf hinaus, wie schwierig Von Pierre Simonitsch (Genf) es war, binnen zehn Tagen eine Veranstaltung auf die Beine zu stellen, zu der über ein Dutzend Minister und stellvertretende Ministerpräsidenten aufkreuzen werden. Während Jessen-Petersen die UN-Korrespondenten unterrichtet, hat der Regierungschef Rest-Jugoslawiens, der kalifornische Geschäftsmann Milan Panic, im Genfer Luxushotel "La Réserve" Quartier bezogen. Über eine Public- Relations-Agentur läßt Panic telefonisch zu einer Pressekonferenz einladen, doch ob er an den Beratungen über das Flüchtlingsproblem teilnehmen wird, bleibt vorläufig offen. Das Sagen in Belgrad hat ohnehin nicht er.

Jessen-Petersen beteuert unterdessen, das UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) sei nicht naiv. "Wir wissen, daß es für viele Flüchtlinge unmöglich sein wird, in ihre Häuser und Dörfer zurückzukehren", sagt er. Unausgesprochen erhebt der leitende UN-Beamte damit den Vorwurf der Vertreibung. Andere reden bereits von einem neuen Palästinaproblem, diesmal aber nicht im fernen Morgenland. Das UNHCR schätzt die Zahl der im früheren Jugoslawien herumirrenden "deplazierten Personen" auf 2,5 Millionen. Einschließlich jener Menschen, die bereits die Landesgrenzen überschritten haben, befinden sich bereits drei Millionen Ex-Jugoslawen auf der Flucht. Von seinem Ausmaß her kann der durch Krieg und Terror hervorgerufene Exodus also durchaus mit der Tragödie der Palästinenser verglichen werden.

Die jüngsten Entwicklungen auf dem Balkan sind nicht dazu angetan, die Befürchtungen zu zerstreuen. Die Strategie der serbischen Machthaber läuft deutlich darauf hinaus, durch Waffengewalt ein "Groß-Serbien" auf Kosten der umliegenden Republiken abzustecken. "Velika Srbija" will aber nicht nur alle jene Gebiete vereinigen, in denen Serben leben. Auch die zu 80 Prozent von Albanern bevölkerte Provinz Kosovo soll aus "historischen Gründen" unter serbischer Herrschaft bleiben, obwohl die Serben 1389 auf dem Kosovo Polje (Amselfeld) die Entscheidungsschlacht gegen die Türken verloren. Natürlich weiß auch der serbische Präsident Slobodan Milosevic, daß man im ausgehenden 20. Jahrhundert die Grenzen in Europa nicht mehr willkürlich verändern kann. Sowohl die UN- Charta wie die KSZE-Schlußakte von 1975 sind in dieser Beziehung unzweideutig. "Die Teilnehmerstaaten betrachten gegenseitig alle ihre Grenzen sowie die Grenzen aller Staaten in Europa als unverletzlich und werden deshalb jetzt und in Zukunft keinen Anschlag auf diese Grenzen verüben", heißt es in der KSZE- Schlußakte. Und weiter: "Dementsprechend werden sie sich jeglicher Forderung oder Handlung enthalten, sich eines Teils oder des gesamten Territoriums irgendeines Teilnehmerstaates zu bemächtigen." Nur im gegenseitigen Einvernehmen sind Grenzänderungen oder -aufhebungen zulässig.

Es ist eine Ironie der Geschichte, daß Anfang der siebziger Jahre einige westeuropäische Staaten Widerstand gegen die vom damaligen Ostblock verlangte "Festschreibung" der Nachkriegsgrenzen leisteten. In der Bundesrepublik Deutschland meinten noch viele, die Oder-Neiße- Linie zu Polen ändern und eines Tages wohl auch Ostpreußen heimholen zu können. Schließlich setzte sich die Erkenntnis durch, wonach ein dauerhafter Friede nur auf der Grundlage der bestehenden Grenzen gebaut werden kann. Heute ist es der Westen, der nachdrücklich die Respektierung der Staatsgrenzen fordert.

Diese Haltung ist auch im Falle des aufgelösten Jugoslawien völkerrechtlich unanfechtbar. Die einzelnen Teilrepupliken der Sozialistischen Föderation Jugoslawien hatten das verfassungsmäßige Recht, ihre Unabhängigkeit zu erklären. Inzwischen sind Slowenien, Kroatien und Bosnien-Herzegowina Mitglieder der UN und der KSZE. Was über die Unverletzlichkeit der Grenzen zu Papier gebracht wurde, schützt also auch die neuen Staaten vor expansionistischen Nachbarn. Belgrad wagt auch keinen Direktangriff auf die Völkerrechtsnormen. Es läßt über seine Satrapen "serbische Republiken" auf kroatischem und bosnischem Boden proklamieren, die sich später legal dem Mutterland anschließen könnten.

Den Vogel hat dabei der selbsternannte Führer der "Serbischen Republik von Bosnien-Herzegowina", Radovan Karadzic, abgeschossen. Er verkündete dieser Tage, die künftigen Grenzen würden nicht aufgrund historischer Landkarten oder Verträge, sondern nach ethnischen Kriterien gezogen. In der Praxis bedeutet dies die Vertreibung der nichtserbischen Bevölkerung aus den eroberten Gebieten, die bereits jetzt ein Drittel Kroatiens und zwei Drittel Bosnien-Herzegowinas umfassen. Entgegen seinem eigenen Prinzip fordert Karadzic darüber hinaus einen nicht näher belegten "historischen Ausgang zum Meer". Bosnien-Herzegowina besitzt nur einen 14 Kilometer langen Küstenstreifen an der Adria - einst ein "Geschenk" Kroatiens - mit dem Ferienort Neum, der zu 87 Prozent von Kroaten bewohnt wird. Beobachter spekulieren, ob die Serben mit ihrem "historischen Ausgang zum Meer" nicht gar den Hafen von Dubrovnik meinen, den sie unter Dauerbeschuß halten.

"Die humanitäre Aktion kann keine politische Lösung ersetzen", meint Jessen- Petersen vom UNHCR. Vor einer Befriedung, die einen wirksamen Schutz der jeweiligen Minderheiten voraussetzt, werden die Flüchtlinge nicht "in Würde heimkehren" können, wie es die internationale Flüchtlingskonvention vorsieht. In der Zwischenzeit fordert das UNHCR die Regierungen auf, ihre Grenzen zu öffnen und durch Bereitstellung finanzieller Mittel das Los der im Lande verbliebenen Flüchtlinge menschenwürdiger zu gestalten. Doch die angesprochenen Staaten halten mehrheitlich sowohl ihre Grenzen wie ihre Geldbeutel zu. Das UNHCR hat ein Budget von 142 Millionen Dollar für Soforthilfe aufgestellt, doch bisher ist noch nicht einmal die Hälfte dieser Summe aufgebracht worden. Zwar brüstet sich Deutschland, bereits 200 000 Jugoslawien-Flüchtlinge aufgenommen und bereits 195 Millionen Mark an humanitärer Hilfe geleistet zu haben. Darauf angesprochen, wo denn angesichts des Defizits der UNHCR dieser Geldsegen abgeblieben sei, antwortete Jessen-Petersen: "Das möchte ich auch gern wissen. Wir haben das Geld jedenfalls nicht gesehen."

Manche Länder wie Frankreich, Großbritannien oder Spanien nehmen keinen einzigen Jugoslawien-Flüchtling auf. An finanziellen Zuwendungen begnügen sich wohlbetuchte Staaten mit vierstelligen Zahlen. Diese Knausrigkeit widerspricht dem Mitgefühl in der Bevölkerung und ist schwer erkärbar. Diplomaten meinen, daß die Zurückhaltung gewisser Regierungen die Retourkutsche für den früheren deutschen Außenminister Hans- Dietrich Genscher ist. Genscher hatte die EG, die UN und die KSZE in die frühzeitige Anerkennung der abtrünnigen Teilrepubliken Jugoslawiens getrieben. Jetzt wolle man Deutschland das Ergebnis ausbaden lassen. Die von dem UNHCR aus einem Gefühl der Hilflosigkeit geplante heutige Konferenz wird humanitäre Lösungen kaum näherbringen. Jeder Teilnehmer hat eine Redezeit von zehn Minuten. Am Ende soll der Schweizer Justizminister Arnold Koller als Vorsitzender die "Ergebnisse" zusammenfassen. Beschlüsse sind keine vorgesehen, nicht einmal eine gemeinsame Schlußerklärung. Mit konkreten Vorschlägen sollen sich Folgetreffen befassen. Eine Aufteilung von Flüchtlingskontingenten, die jeder europäische Staat gemäß seiner Bevölkerungszahl und seines Nationaleinkommens vorübergehend beherbergen könnte, liegt noch in weiter Ferne.

Angst vor Aids sorgte nur kurz für Flaute

Das Geschäft mit der Prostitution floriert wie eh und je. Die Angst vor Aids führte nur zu einer kurzen Flaute, dann zum vermehrten Einsatz von Kondomen. 3000 bis 5000 Frauen sind nach Angaben des Ordnungsamtes regelmäßig oder sporadisch in diesem Gewerbe tätig, das während der großen Messen besonders boomt. Die Polizei spricht dagegen von 2000 bis 2500 Prostituierten. Einen genauen Überblick haben beide Behörden nicht.

Der Straßenstrich spielt nur eine Nebenrolle. Außer an der Theodor- Heuss-Allee ist er nur noch am Deutschherrnufer erlaubt. Dort spielt sich jedoch schon seit Jahren nichts mehr ab.

Rund 1400 Prostituierte arbeiten, so Günther Wassermann vom Ordnungsamt, in Bordellen - allein 800 im Bahnhofsviertel. 75 bis 80 Prozent dieser Frauen sind Ausländerinnen, darunter besonders viele Thailänderinnen und Kolumbianerinnen. "Angekobert" werden die Freier mit Preisen von 30 Mark. Tatsächlich zahlen sie dann doch "zwischen 70 und 100 Mark". "Die müssen auch rüberkommen", so Wassermann, "sonst können die Frauen ihr Zimmer nicht bezahlen." Das kostet etwa 250 Mark am Tag.

In den sogenannten Edelpuffs mit Sauna und Champagner sind "100 bis 200 Frauen" tätig. Besonders schwer einzuschätzen ist die Wohnungsprostitution. Dem Ordnungsamt sind 200 Telefonnummern bekannt. "Eine Zunahme könne wir nicht feststellen", so Wassermann. Allerdings gebe es eine hohe Fluktuation.

Theoretisch kann jede Frau als Prostituierte arbeiten. Gesundheitskontrollen sind nicht mehr vorgeschrieben, werden aber von der Stadt auf freiwilliger Basis angeboten.

Über die Freier ist kaum etwas bekannt. ft

Neues Indianer-Spiel Kinder erfahren vom Leben im Hochland Guatemalas

BAD HOMBURG. "Das ist keine Hütte für einen alleine, da wohnt eine ganze Familie drin". Conni, acht Jahre alt, weiß schon ein bißchen über Ana, das Indianer-Mädchen aus dem Hochland von Guatemala. Sie schaut zu, wie die größeren Jungen und Mädchen ein kleines Holzhaus bauen. "Da kommt als Dach nur eine Plastik-Folie drüber", staunt sie und: "Wir kochen auch und basteln Musikinstrumente".

20 Kinder erfahren im Kurhausgarten spielerisch und kurzweilig, wie sich ihr Leben in Europa von dem der Indianerkinder unterscheidet. Es wird gebastelt und gespielt, die Volkshochschule hat beim "Bad Homburger Sommer" ihr Kinder-Kulturprogramm ins Freie verlegt.

Jutta Selmer, Leiterin der Aktion, möchte den Kindern die fremde Kultur nahebringen, so daß sie Verständnis dafür aufbringen, aber auch die Gemeinsamkeiten zeigen: "Auch Ana, das Indianermädchen spielt".

Das interessiert die Kinder natürlich in erster Linie. Sie hören von Pinata, dem lustigen Spiel mit einem gebastelten Tier, das in seinem Fell Süßigkeiten versteckt hat.

Sie erfahren, was Bananen als Handelsprodukt für die Indianer bedeuten, daß die Kinder arm sind und dennoch Lebensfreude zeigen.

Die Jungen und Mädchen stellen tausend Frage, Jutta Selmer versucht sie zu beantworten und diskutiert mit den Kindern. Sie erklärt ihnen, wie ihre Altersgenossen im Hochland gekleidet sind und was sie essen und das wird auch ausprobiert: bunte Bändchen werden geflochten und Tortillas gebacken.

Ruth ist begeistert von den kleinen Tonpfeifen, die als Musikinstrumente dienen und will sie in ihr Spielprogramm mit aufnehmen. Und alle freuen sich auf die "fiesta" mit Tortillas und allem, was dazu gehört, die am Freitag zum Abschluß des Besuches bei Ana, dem Indianermädchen, geplant ist. nau

VHS bietet Begleitkurse zum Funkkolleg an

WETTERAUKREIS. Begleitkurse zum Funkkolleg "Der Mensch - Anthropologie heute" bietet die Kreisvolkshochschule in Bad Vilbel und Friedberg an. Genaue Informationen über die im Herbst anlaufenden Kurse gibt der Fachbereichsleiter Richard Brauckmann unter Tel. 0 60 31 / 8 38 40.

Das von diversen Funkhäusern und Kultusministerien organisierte Funkkolleg umfaßt 30 Sendungen. Mit dem umfangreichen Begleitmaterial kostet die Teilnahme 124,80 Mark.

Anmeldungen nimmt das Funkkolleg- Zentralbüro in der Robert-Mayer-Straße 20 in Frankfurt 90 bis zum 30. September entgegen. Auskünfte gibt es unter Tel. 0 69 / 7 98 25 56. nes

Der lange Abschied des letzten Botschaftsflüchtlings der DDR Nach 232 Tagen in der chilenischen Vertretung in Moskau kehrte Erich Honecker nach Deutschland zurück

Er ist doch gekommen. Genau: Am 29. Juli 1992, 20.02 Uhr. Die schier endlose Chronologie Erich Honeckers ist damit um einen Punkt reicher. Der frühere DDR-Staatschef, der zuletzt nur noch "Botschaftsflüchtling" war, landete wieder auf deutschem Boden. Die lange, schwarze Kerosin-Fahne der russischen Aeroflot-Maschine hatte seine Ankunft schon von weitem angekündigt. In Berlin- Tegel war der Flugbetrieb normal aufrechterhalten worden. Doch die landende Tupolew 134 mit der roten Flagge, auf der Hammer und Sichel des untergegangenen Sowjet-Reichs nur notdürftig übermalt wurden, hielt nicht "mediengerecht" am Passagier-Terminal. Das Flugzeug rollte bis auf den Frachtteil des Airports - offensichtlich eine der ausgehandelten Modalitäten für eine halbwegs "diskrete Ankunft" des vorübergehend verlorengegangenen Ex-Staatschefs.

So dauerte es gut 40 Minuten, bis Honecker die Gangway herunterkam. Und fast eine Stunde, bis er die Eingangspforte 6 der Untersuchungshaftanstalt in Berlin-Moabit erreichte, den Platz, den die Von Karl-Heinz Baum, Inge Günther und Axel Vornbäumen (Berlin) Berliner Justiz dem ehemaligen SED-Generalsekretär zugedacht hat. An diesem Abend hatte sich vor dem Gefängnis, in dem auch Stasi-Chef Erich Mielke sitzt, eine immer größer werdende Menschenmenge versammelt. Kurz vor 21 Uhr, als der Autokorso das Gefängnistor erreichte, kam Unruhe auf. Ein Grüppchen Honecker-Anhänger sorgte mit seiner Forderung "Freiheit für Erich Honecker" für hitzige Wortgefechte. "Jeden Tag Wasser und Suppe", rief einer, andere skandierten: "Mörder, Mörder, Mörder". Sekunden später schloß sich das Tor.

Wenn es denn symbolische Bedeutung haben sollte - es war ein "West-Auto", in dem Honecker am Mittwochabend sein Refugium in der chilenischen Botschaft im Moskauer Osten verlassen mußte: Der blaue Volvo des Botschafters und Honecker-Vertrauten Clodomiro Almeyda. Ihm folgte eine Auto-Kolonne, die den einstigen DDR-Staatschef in wilder Fahrt zum Prominenten-Flughafen Wnukowo begleitete. Der letzte Akt eines insgesamt 232 Tage währenden "Asyl"-Stücks auf dem exterritorialen Gelände in Moskaus Osten hatte exakt um 18.32 Uhr Ortszeit begonnen - mit einem Hauptdarsteller in kämpferischer Haltung. Honecker ballte die Faust und reckte sie zum klassischen Arbeitergruß in die Höhe, bevor er in die Limousine stieg. Siegerpose im Moment der Niederlage.

Letztlich war es doch eine überraschende Abreise, nach all den Tagen zähen Wartens und hektischer Aktivitäten. Erst Stunden zuvor hatten sich Russen und Chilen darauf geeinigt, Honecker unter Bewachung zum Flughafen zu bringen. Dort wartete eine Maschine vom Typ Tupolew 134, abflugbereit nach Tegel. Um 19.50 hob die Maschine von russischem Boden ab. Gut sechzehneinhalb Monate zuvor, am 13. März 1991, war es noch sowjetischer Boden gewesen, auf dem das Militärflugzeug gelandet war, das Honecker nicht weniger spektakulär - aber viel heimlicher - aus Deutschland ausgeflogen hatte.

Der unheimlich lange Abschied des letzten Botschaftsflüchtlings der DDR hatte sich hinter einer Nebelwand von Gerüchten und Dementis angedeutet. Erste Bewegung in die seit dem 11. Dezember vergangenen Jahres geführte diplomatische Hängepartie in der chilenischen Botschaft in Moskau war an gänzlich unerwarteter Stelle gekommen. Auf dem Umweltgipfel in Rio de Janeiro hatte Bundeskanzler Helmut Kohl Chiles Präsident Patricio Aylwin beiseite genommen - in Sachen Honecker. "Bald" sei eine Lösung des Falles zu erwarten, hieß es danach offiziell. Das war Mitte Juni. Seitdem rissen die "Anzeichen" nicht mehr ab, daß Honecker sein Domizil im Moskauer Osten verlassen müßte.

Viele waren trügerisch. Selbst der bis dahin "heißeste Ausreisetermin", das vergangene Wochenende, verstrich, ohne daß sich die Tore der chilenischen Botschaft öffneten. Margot Honeckers Worte bekamen plötzlich wieder Gewicht, wonach man Ehemann Erich wohl "tot heraustragen" müsse, wenn man ihn seines Asyls beraube. Tatsächlich war es Chile, das bei der russischen Regierung kurzfristig auf Einhaltung des "Internationalen Pakts über bürgerliche und politische Rechte" gepocht hatte, eine UN-Vereinbarung. Danach steht Ausländern vor ihrer Ausweisung ein Anhörungs- und Beschwerderecht zu. Ein letzter Zeitgewinn für das Ehepaar Honecker. Mehr nicht.

Das Ende einer Botschaftsflucht - es war letztlich ein logisches, auch wenn sich in der siebeneinhalbmonatigen Zeit in der chilenischen Vertretung zahlreiche Varianten angedeutet hatten. Doch die "Nordkorea-Option" der Honeckers, der Weg in das Reich des Diktator-Freundes Kim Il Sung, zerschlug sich ebenso wie das Angebot Chiles vom 19. Februar, den angeblich schwerkranken Erich Honekker aus humanitären Gründen auch ohne deutschen Paß nach Südamerika ausreisen zu lassen. Bonn protestierte offiziell. Zwei Wochen danach war der vermeintlich schwächliche Gesundheitszustand des greisen Generalsekretärs kein ausspielbarer Trumpf mehr. Ein Moskauer Ärzteteam hatte dem 79jährigen nach gründlicher Untersuchung einen zufriedenstellenden Allgemeinzustand bescheinigt. Der nicht mehr Todgeweihte nahm seine Spaziergänge wieder auf.

Fraglich also, ob Honeckers ärztliche Atteste noch einmal für eine Haftverschonung aus gesundheitlichen Gründen reichen, wie damals, an jenem 29. Januar 1990, als er nach einer Krebsoperation vor den Toren der Ost-Berliner Charité verhaftet, einen Tag später aber auf freien Fuß gesetzt wurde. Der Haftrichter - und nur er - entscheidet, ob die frühere Nummer eins der DDR zunächst ihre Runden im Hof des Untersuchungsgefängnis Berlin-Moabit drehen muß, wozu der überzeugte Kommunist übrigens schon einmal - unter den Nazis - gezwungen war. Eigentlich. Es sei denn, es gab im Vorfeld tatsächlich jenen ominösen politischen Deal, Honecker in einer Villa am Rande Berlins einzuquartieren. Umstellt von polizeilichen Wachposten sowie einem Journalisten-Troß in zweiter Reihe ließe sich tatsächlich eine akute Fluchtgefahr ausschließen.

Nicht nur darauf wird der Richter eingehen, sondern auch auf die Schwere der Honecker von der Anklage angelasteten Taten. Da ist zum einen der Vorwurf wegen gemeinschaftlich begangener Tötung. Die Verantwortung für viele Todesopfer an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze - erschossen von unter Befehl stehenden Grenzern, zerrissen von Minen oder Selbstschußanlagen - wird Honecker angelastet. Die Fälle von 49 getöteten DDR-Flüchtlingen glaubt die Arbeitsgruppe für Regierungskriminalität bei der Berliner Staatsanwaltschaft im einzelnen nachweisen zu können. In der 800 Seiten starken Anklageschrift plus den 22 sogenannten Beiakten ("ein Konvolut, das eine Lastwagenladung ausmacht", wie Berlins Justizsenatorin Jutta Limbach kürzlich stolz verkündete) sind zudem 25 versuchte Tötungen aufgelistet.

In diese juristische Fleißarbeit haben die Berliner Ermittler nicht nur zahlreiche Nachtstunden investiert. Nach all dem Gemäkel Bonner Politiker, die im Frühjahr mehrmals die Fertigstellung der Anklageschrift angemahnt hatten, ist mit dem ehrgeizigen Werk auch das Prestige der Justiz in der Hauptstadt verknüpft. Heraus kam eine Recherchearbeit, die angeblich in ihrer Gesamtschau beweiskräftiger ist, als wenn es nur einen einzigen Schießbefehl gegeben hätte. Zugrunde lagen vor allem die Protokolle des Nationalen Verteidigungsrates (NVR) der DDR (dem Honecker vorstand) aus den Jahren 1961 bis 1989. Das daraus erstellte "Mosaikbild" zeige, so ist Generalstaatsanwalt Dieter Neumann überzeugt, daß "es das oberste Ziel des NVR war, die Grenze zur Bundesrepublik unpassierbar zu machen". Honecker zumal sei es gewesen, der immer wieder seine Sichtweise kundgetan habe, wonach man "einen toten Flüchtling in jedem Fall einer geglückten Flucht vorzuziehen habe".

Falls die Saat der Justiz aufgeht, wird Honecker eine Reihe seiner alten Genossen im Herbst neben sich auf der Anklagebank begrüßen können. In dem Mammutverfahren gegen die einstige Führungsgarde unter Hammer- und Zirkel- Flagge hat die Anklage Ex-Stasi-Chef Erich Mielke, Ex-Ministerpräsident Willi Stoph, Ex-Verteidigungsminister Heinz Keßler sowie die Polit-Funktionäre Fritz Streletz und Hans Albrecht mitbedacht.

Doch nicht nur wegen der Gewalttaten an der Mauer und im Todesstreifen existiert ein Haftbefehl gegen Honecker. Ein weiterer besteht wegen dringenden Tatverdachts des sogenannten Vertrauensmißbrauchs (ein Relikt des DDR-Strafrechts) und gemeinschaftlicher Untreue. Als erster Sekretär des ZK der SED und Mitglied des Politbüros soll Honecker die ungerechtfertigte Sonderversorgung der Partei- und Regierungskader in der Waldsiedlung Wandlitz veranlaßt haben. Von größerem Interesse dürften die Ermittlungen gegen Honecker wegen Anstiftung zur Rechtsbeugung sein. Die sind allerdings noch nicht abgeschlossen.

Ob indes das einstige Staatsoberhaupt der DDR die gegen ihn erhobenen Vorwürfe der Berliner Justiz überhaupt innerlich an sich heranläßt, ist mehr als zweifelhaft. "Als in den Jahren 1976 bis Oktober 1989 tätiges Staatsoberhaupt der DDR, eines souveränen, weltweit durch völkerrechtliche Verträge ausdrücklich von der BRD anerkannten Staates, der Mitglied der UNO war, bin ich nicht bereit, mich und die Mitglieder der politischen und militärischen Führung der DDR durch die Regierung der BRD als Kriminelle behandeln zu lassen." Empfindungen eines alten Mannes, der in der Tat noch vor fünf Jahren mit militärischem Zeremoniell in Bonn vom Kanzler empfangen wurde und der nun die gewandelte Welt nicht mehr versteht; niedergeschrieben in Moskau, im Juni.

Wenn Honecker tatsächlich selber glaubt, was er da geschrieben hat, dann wäre aus der früheren Nummer eins der DDR nun die Nummer eins der politisch Verfolgten durch die Bundesrepublik Deutschland geworden, dann holte ihn nun die Justiz eines mit dem 3. Reich durchaus vergleichbaren Unrechtsstaates ein. Die strafrechtlichen Vorwürfe gegen ihn, so Honecker in der gewohnten Diktion des Arbeiter- und Mauernstaates, seien "die Kaschierung politischer Verfolgung im Gewande eines Kriminalprozesses. Es ist die Vergeltung, die der ,Sieger' gegenüber dem wehrlos ,Besiegten' übt."

Camp mit Olympiade und Nachtwanderung

RODGAU. Lagerfeuer, Nachtwanderung, Spiele, Filmabend und eine Kinderolympiade gehören zum Programm des zehnten Kindercamps der Jusos vom 14. bis 16. August auf dem Pfadfindergelände in Nieder-Roden / Rollwald. Wer teilnehmen möchte, meldet sich bei Kathrin Seyer, Tel. 06106/5507, oder Martin Hohlstein (4834) und Andreas Gerndt (5629). ttt

Klappmaultheater spielt im Hof des Rathauses

RODGAU. Open-air-Theater für Kinder von drei Jahren an, dargeboten vom Frankfurter "Klappmaultheater", kündigen die Zeitschrift "Rodgau Kids" und der Kinderschutzbund in Zusammenarbeit mit den Rodgauer Grünen für Sonntag, 9. August, 11.30 Uhr, im Hof des Jügesheimer Rathauses - bei schlechtem Wetter im Bürgerhaus Weiskirchen - an: "Ich auch! Du nicht!" ist die Geschichte von dem bunten Heinermann mit dem schönen Jojo, der den grauen Husch nicht mitspielen lassen will. Husch kann sich noch so anstrengen, er schafft es einfach nicht. Doch dann...

Karten zum Preis von fünf Mark gibt es an den bekannten Vorverkaufsstellen und an der Tageskasse. ttt

RODGAU. Wenn die Rodau beim Verlassen des Rodgauer Stadtgebiets im Norden von Weiskirchen in Höhe der Kläranlage bisweilen nur noch einem kläglichen Rinnsal ähnelt, dann ist sie auf ihrem zwölf Kilometer langen Lauf durch die Gemarkungen von Nieder-Roden, Dudenhofen, Jügesheim, Hainhausen und Weiskirchen arg geschröpft worden. Immer mehr Gartenbesitzer am Ufer des Baches zapfen die "Wasserleitung" direkt an, um ihre Beete und Rasenflächen zu tränken.

"Nichts dagegen", sagt Bürgermeister Paul Scherer - solange das mit Hilfe von Gießkannen und Eimern geschieht.

Wenn aber geradezu professionell Motorpumpen installiert und an die Rodau angeschlossen werden, dann hört der Spaß auf. Darauf hat jetzt auch das Umweltamt der Stadt unter Hinweis auf das Hessische Wassergesetz aufmerksam gemacht. Gegen das eimerweise Abschöpfen mit Muskelkraft sei nichts einzuwenden, zumal damit schließlich auch das immer kostbarer werdende Trinkwasser geschont werde.

In Weiskirchen gebe es besonders viele "Nassauer" - dort existiere eine Unzahl kleiner, sogenannter Grabe-Gärten, die nur für den Gemüseanbau angelegt wurden und weder über Hütten, noch Büsche oder Bäume verfügen, wie sonst in Schrebergärten üblich.

Zwar holt sich der Großteil der dortigen Klein-Agrarier das Wasser mit Eimern aus dem Bach, doch findige Gärtner - des Eimerschleppens offensichtlich müde - setzen in jüngster Zeit verstärkt auf Motorpumpen, hat die Stadt festgestellt. Damit werde die Grenzen des Erlaubten überschritten.

Das Umweltamt will künftig abendliche Kontrollen zur Zeit des Rasensprengens nicht mehr ausschließen. Der Bürgermeister erinnert derweil Haus- und Grundstücksbesitzer daran, mit dem Trinkwasser beim Bewässern ihrer Gärten sparsam umzugehen und auf das Rasensprengen ganz zu verzichten.

Im August tritt im übrigen eine neue Verordnung in Kraft, nach der die Obere Wasserbehörde beim Regierungspräsidenten das Autowaschen und andere Arten des unnötigen Wasserverbrauchs unterbinden kann. Südhessen droht der Wassernotstand, weil auch heftige, kurzzeitige Gewitterschauer den Grundwasserspiegel nicht hinreichend aufzufüllen vermögen. ttt

CDU: Verkehrsführung zum Parkhaus ändern

Die CDU-Fraktion im Römer hat den Magistrat aufgefordert, die Verkehrsführung zum Parkhaus Hauptwache umgehend zu ändern. Edwin Schwarz, planungspolitischer Sprecher der Union, wertete die zahlreichen Verkehrsverstöße an der Weißadlergasse als Indiz für eine nicht ausgereifte Verkehrsregelung. Das Parkhaus müsse sowohl aus Richtung Katharinenpforte eine Zufahrt erhalten als auch über die Weißadlergasse erreichbar sein. Die Umfahrung am Bundesrechnungshof sei auch unter dem Gesichtspunkt des Umweltschutzes nicht vertretbar.

Die geltende Regelung nannte Schwarz einen "praktizierten Unsinn, der das Vertrauen der Bürger in das Handeln der Verwaltung erheblich stört". habe

"SPD bietet diffuses Bild"

MAINZ, 28. Juli (dpa). Ein "stellenweise diffuses Bild" der Bundes-SPD hat der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Rudolf Scharping (SPD) beklagt. Die Sozialdemokraten müßten ihren Willen und ihre Fähigkeit zum Regieren klarmachen, sagte er am Montag abend in Mainz. Viel zu oft werde nur über Darstellungsweisen statt über Inhalte gesprochen, sagte Scharping, der auch Mitglied des SPD- Bundesvorstands ist. "Politik hat keine Faszination und versackt in der alltäglichen Werkelei." Auch der SPD fehle eine Vision, die Partei denke zu wenig in langfristigen Zukunftslinien.

Der Mainzer Regierungschef empfahl, die Partei sollte bald ihre Kernfiguren auf Bundesebene in den Bereichen Ökonomie, Ökologie, Soziales und Auswärtiges vorstellen. Er warnte vor einer Profillosigkeit und Austauschbarkeit der SPD mit anderen Parteien. Eine Generallinie der SPD könnte zum Beispiel lauten, den Verbrauch von Rohstoffen und Natur sowie den Konsum generell finanziell stark zu belasten und im Gegenzug Investitionen zu begünstigen.

Bei Adam Smith war es die unsichtbare Hand des Marktes, die harmonisiert. Heute sind es viel komplexere Verhältnisse, die man nicht automatisch harmonisieren kann. Wenn ein jeder sich als ein Teil des größeren gesellschaftlichen und ökologischen Ganzen betrachten würde, könnte man das weitere Interesse auch als einen Leitungsfaktor annehmen.

Zukünfte: Sie haben vorhin als Beispiel von streng hierarchisch organisierten Unternehmen General Motors und Sony genannt. Da drängt sich die Frage auf: Gibt es denn einen Unterschied zwischen den Managementstrukturen beispielsweise in Japan beziehungsweise im Fernen Osten und denen der westlichen Industriestaaten?Laszlo: Anscheinend ja. Den Unterschied muß man von der kulturellen Seite ableiten. Schaut man sich die Geschichte der japanischen Kultur an, dann sieht man, welche enorme Absorptionskraft diese Kultur hat. Angefangen mit dem Buddhismus, dem Konfuzianismus und den asiatischen Strömungen, die in ganz eigener Weise absorbiert und transformiert wurden. Der japanische Buddhismus ist sehr an die japanische, sehr hierarchische, systematisch organisierte Lebensweise angepaßt. Es ist ein fast militärischer Konfuzianismus ausgebildet worden. Dasselbe ist jetzt mit den westlichen Technologien passiert. Die sind an eine Gesellschaftsstruktur angepaßt, obwohl die Gesellschaft dort auch eine Wirtschaftseinheit ist. Ein großes japanisches Unternehmen ist nicht nur ein Wirtschaftsunternehmen, nicht nur ein "business", sondern eine Kommunität, eine Gemeinschaft für die Mitglieder. Früher haben sie dort lebenslängliche Verträge abgeschlossen, momentan ist das weniger der Fall. Aber die Japaner leben innerhalb dieser Strukturen und sind ganz in diese Strukturen eingebunden. Diese Strukturen sind sehr hierarchisch, wenn auch nicht hierarchisch im westlichen Sinne. Im westlichen Sinne ist man in einer Hierarchie, und man folgt dem Kommando von oben. Man muß dem folgen, ob man will oder nicht.

Die Japaner horchen, ob die Kommandos auf einen Konsens gebaut sind. Und der oberste Mann - ob das Sony oder jemand von Matsuchita oder Herr Honda ist - arbeitet nicht als Einzelmensch, er diktiert nicht in dieser Hinsicht. Er artikuliert den Konsens, der aus der ganzen Organisation hervorkommt. Das hat einen riesigen Effizienz-Vorteil, weil jeder aus Überzeugung arbeitet.

Aber der Nachteil, der sich momentan in der Konsumbranche herausstellt, ist, daß die Überzeugungen langsamer umstellbar sind. Der allgemeine Konsens ist sehr schwer herzustellen, es ist schwer, alle Menschen zum Umdenken zu bringen, während der einzelne Mensch oder eine Gruppe von Menschen eventuell schneller eine neue Arbeitsweise oder eine neue Idee aufgreifen könnte. Das hat Vor- und Nachteile. Aber man könnte es im Westen nur mit der japanischen Mentalität nachmachen. Es ist nicht nur eine Methodik anzuwenden, man muß auch so denken und leben. Deshalb hat die Übertragbarkeit Grenzen.

Zukünfte: Sie haben ausgeführt, daß es ein universales Prinzip gibt, nämlich das der Selbstorganisation. Ist es dann richtig zu sagen, daß das Prinzip Selbstorganisation, das man in der Natur findet, auch auf sämtliche soziale Phänomene übertragen werden kann? Oder glauben Sie, daß es auch Bereiche gibt, wo der Mensch, wo die Spezies Mensch, diese Prinzipien der Natur nicht so einfach adaptieren kann?

Laszlo: Die Frage nach der Übertragbarkeit von Naturwissenschaften und Sozialwissenschaften ist sehr wichtig. Mein Ausgangspunkt ist nicht, daß die Prinzipien der Selbstorganisation rein naturwissenschaftliche Prinzipien sind. Es sind allgemeine Prinzipien, die in der Natur in der einen Weise auftreten und in der Gesellschaft in einer anderen Weise. Sie sind allgemein, insofern ihre Wirkung unabhängig von der "Identität der Teile, der Mitglieder, der Subjekte" ist.

Es gibt allgemeine Systemgesetze, die unabhängig davon gelten, ob die Teile zum Beispiel Neuronen oder Zellen oder Transistoren sind. Und die sieht man auch, wenn man mit dem Computer zu modellieren anfängt. Es kommen eigene organisatorische Gesetze heraus, die Chaosgesetze, dann die selbstorganisierenden Systeme. Es stellt sich heraus, daß sie unabhängig davon sind, ob die Träger dieser Informationen elektronisch sind oder elektrochemisch oder noch andere. Das heißt, daß die selbstorganisatorischen Gesetze, mit denen man in der Natur arbeitet, eine Variante der allgemeinen Gesetzmäßigkeiten sind. Und die gesellschaftlichen Gesetze sind eine andere Variante.

Dadurch überträgt man die Naturgesetze nicht auf die Gesellschaft. Jedes Niveau hat sowieso seine eigene Gesetzmäßigkeit und eigene Erscheinungsformen. Aber ich bin überzeugt, daß die allgemeinen Gesetze, die zur Strukturierung zum Beispiel unter Energieeinfluß führen, sowohl im Kosmos wie in der Ökologie eines Planeten und in der menschlichen Gesellschaft gültig sind.

Zukünfte: Die Probleme der Städte eskalieren. Zugespitzt könnte man sagen, verschärft man diese Entwicklung, endet sie im Chaos. Aus diesem Chaos entsteht dann eine neue Ordnung. Haben wir Sie da richtig verstanden oder mißinterpretiert?

Laszlo: In der Natur geht es gewöhnlich so, daß man an eine Grenze kommt, und dann kommt eine Bifurkation, ein Chaoszustand, und es wird eine neue Ordnung entstehen. Oder das System verschwindet und wird von einem anderen ersetzt. Es gibt aber Grenzen, wo man nicht über das Chaos hinaus neu organisieren kann, es gibt Irreversibilitäten, wo eine Umgebung zum Beispiel nicht mehr das Leben erhalten kann. Und deshalb dürfen wir nicht ohne weiteres die Naturvorgänge auf die Gesellschaft übertragen. Dort könnten wir auch mit Zuständen konfron- tiert sein, welche ganz irreversibel sind. Man müßte sie antizipieren können. Es ist äußerst gefährlich, mit Zuständen zu spielen, die irreversible Grenzen haben.

Zukünfte: Ist nicht die Definition dieser Grenzen letztlich eine ethische Frage? Wie lange dürfen wir spielen, wie lange kann man sozusagen die Entwicklung sich selbst überlassen?

Laszlo: Ethik insofern, als das Menschheitsüberleben eine ethische Frage ist. Meiner Meinung nach ist es eine systematische Frage. Man versucht die Menschheit als System in ein Stadium zu bringen, wo sie überleben und sich weiterentwickeln kann, mit den besten Ausgangsmöglichkeiten und den besten Selbstbestimmungsmöglichkeiten für den einzelnen. Das ist die leitende ethische Frage. Das ist auch eine Selbsterhaltungsfrage, ein Selbsterhaltungstrieb vielleicht. Der einzelne Mensch hat nicht nur seinen Selbsterhaltungstrieb im Kopf und im Sinn, sondern auch den der Gemeinschaft. Sonst wäre die menschliche Gesellschaft und Gemeinschaft überhaupt unmöglich gewesen in der Geschichte. Wir sind soziale Wesen, wie es Aristoteles auch gesagt hat.

Zukünfte: Man könnte auch sagen, daß es zwei widerstrebende Interessen gibt in der Gesellschaft. Zum einen diejenigen, die sagen, die Natur wird überleben, ob mit Mensch oder ohne Mensch, das ist egal. Es gibt andere, die sagen: Gut, wir können uns unsere eigene Natur machen, eine menschliche, eine kultivierte im Sinne von superindustriellen Lösungen. Man muß ja nicht immer in Städten leben, man kann im Weltraum leben, man kann unter Wasser leben und sich seine künstliche Atmosphäre schaffen, wie das Projekt "Biosphere" in den Vereingiten Staaten.

Laszlo: Man muß wieder ganzheitlich denken. Beide Richtungen sind Teile von fraktioniertem, fragmentiertem Denken. Einerseits kann man sich die Natur heute ohne die Menschheit zwar vorstellen, aber nicht als Wirklichkeit ansehen. Es ist sehr unwahrscheinlich, daß die Menschheit verschwinden würde und in der Natur alles so bleibt wie es ist.

Die menschlichen Eingriffe in die Natur sind so groß, daß es wahrscheinlich Millionen von Jahren dauern würde, bis sich das wieder ausklammern würde. Aber wichtiger ist, daß die Menschheit selbst in einem realistischen Szenario nicht einfach verschwinden kann. Wir können nicht den kollektiven Selbstmord begehen, das ist gegen die ganzen evolutionären selbstorganisierenden Triebe.

Wenn wir verschwinden, verschwindet aller Wahrscheinlichkeit nach auch alle lebendige Natur. Wir haben die Möglichkeit, alles auszurotten. Wir würden es entweder durch den thermonuklearen Krieg oder durch die Degradierung der Umwelt machen. An diesem Punkt, wo die Menschheit nicht überleben kann, würden zu einem großen Teil die höheren Lebensformen nicht überleben können.

Ich glaube, daß dieses schöne Szenario - die Natur geht weiter - nicht realistisch ist. Andererseits, sich eine eigene Natur zu schaffen, ist vielleicht in einer fernen Zukunft möglich. Aber auch dann glaube ich, daß es nicht innerhalb der menschlichen Fähigkeiten liegt. Die Dinge sind so komplex, so viele Variablen sind gleichberechtigt zu behandeln, daß es schwierig vorzustellen ist, wie auch der größte Supercomputer es herausbekommen könnte, wie alle diese Variablen zusammengesetzt sein sollten.

Zukünfte: Heißt das, daß Sie die bestehenden Weltmodelle kritisieren und auf die Begrenztheit der bestehenden Weltmodelle von Forrester oder Meadows hinweisen wollen?

Laszlo: Das sind Teilmodelle. Einige Parameter werden beschrieben, und man kann sie als allgemeine Orientierung annehmen. Die heutigen Theorien muß man als Paradigma annehmen und nicht direkt als "blueprints". Es sind viel zu komplexe Dinge, als daß man sie berechnen könnte und vielleicht je berechnen können wird. Aber jedenfalls geht es voran, und man wird in der Zukunft vielmehr berechnen können als jetzt. Ob es den Menschen gelingen kann, eine künstliche Umwelt zu schaffen, das bezweifle ich.

Zukünfte: Sie sagen, es gibt etwas wie einen sozialen Trieb beim Menschen; es gibt natürlich auch immer individuelle Triebe zum Handeln. Was ist Ihr eigentlicher Antrieb, sich zu engagieren, sich mit diesen Fragen zu beschäftigen und auch ein sehr aufwendiges Leben zu führen, um diese Gedanken mit voranzutreiben?

Laszlo: Ich glaube, daß wir momentan in einer sehr kritischen Epoche leben, einer "crucial epoche", wo alles im Übergang und in Transformation ist. Die Menschheit ist prinzipiell fähig, darauf positiv zu reagieren. Es ist wie eine immunologische Reaktion der Menschheit auf diese gefährliche Lage. Mein Antrieb ist es, diese Immunreaktion zu fördern.

Ich habe zwar als Künstler angefangen, als Klavierkünstler. Und die Musiker im allgemeinen, abgesehen von einzelnen Persönlichkeiten, sind ja ziemlich in sich selbst und in ihrer Kunst eingeschlossen. Ich habe mir sehr wenig Gedanken über die Menschheit und ihre Zukunft gemacht. Aber es hat sich irgendwie herausgestellt, als ich mich mit den Problemen beschäftigt habe, etwas zu tun. Wenn man die Gefährdungen sieht und auch die Notwendigkeit umzudenken, kommt man daran, sich zu fragen, was kann ich tun, um das zu beschleunigen.

Zukünfte: Gab es so etwas wie ein Schlüsselerlebnis, ein persönlich einschneidendes Erlebnis? Gerade weil Sie sich vorher in der künstlerischen Welt bewegt haben.

Laszlo: Derer waren mehrere. Ein Schlüsselerlebnis war die Entdeckung des systemischen Denkens, der Systemlehre, und daß man auch in der realen Welt eine allgemeine Harmonie finden kann, die sich wie eine Bachsche Fuge organisiert und entwickelt. Das andere war dann, daß diese Regelmäßigkeiten und diese Gesetzmäßigkieten behilflich waren, eben die heutige Lage zu beleuchten und Auswege zu finden. Immer mehr Ideen kamen, ich bin selbst immer überschwemmt von den Ideen, daß ich es nicht schaffe, so schnell zu schreiben und so viel Zeit zu Hause zu verbringen, um das alles immer herauszubringen.

Dies ist in mir eine Reaktion, eine Immunreaktion auf die heutige Weltlage. Ich spüre das, und ich bin überzeugt, daß der größte Teil der Menschen, wenn er ähnlich mit den Problemen konfrontiert wäre, ähnliche Ansatzpunkte finden und ähnliche Wünsche haben würde. Das Hauptergebnis meines letzten Buches, das in deutsch als "Der Laszlo-Report. Wege zum globalen Überleben" gerade veröffentlicht wird, ist, die notwendige Reaktionszeit der heutigen Gesellschaft zu verkürzen. Bei den Dinosauriern dauerte es gewöhnlich mehrere Sekunden, bis das Signal zum Kopf gelangte, wenn die Schlange zugebissen hatte.

Heutzutage kann man gewöhnlich nicht überleben, wenn die Information so langsam durchkommt. Wir haben die Technologien, haben alle Möglichkeiten, aber sie dienen einfach nicht dazu, die richtige Information an die Mehrzahl der Menschen zu übermitteln. Und dieses relevante Informieren der Menschheit ist eine Notwendigkeit, um die Reaktionszeiten zu verkürzen.

Zukünfte: Gibt es für Sie zentrale Herausforderungen, auf die wir im Sinne einer verkürzten Reaktionszeit als Gesellschaft reagieren müssen? Und welches sind diese Herausforderungen?

Laszlo: Ich sehe drei dieser "Imperative". Zwei davon sind besonders wichtig für die Dritte Welt, aber der erste für die ganze Welt: Der erste wäre eben "die relevante Information". Information nicht nur als "Entertainment", als Unterhaltung, nicht nur aus unserer eigenen Sicht der eigenen Industriebranche, des eigenen Berufs isoliert betrachtet, sondern Information über die Transformationen, über diese ganzen Übergangsperioden, was die wichtigsten Parameter sind und was dort die regierende Dynamik ist.

Die anderen Bedingungen wären Kommunikation, aber "Zwei-Wege-Kommunikation": nicht nur passives Erhalten von Informationen, sondern auch die Möglichkeit, wieder eigene Reaktionen durchzugeben. Das ist der Mehrzahl der Menschheit in der Dritten Welt, heutzutage sind es drei Viertel der Menschheit, nicht zugestanden. Sie erhalten Informationen, aber sie haben nur sehr wenige Möglichkeiten, wieder zu kommunizieren.

Und der dritte Imperativ ist die Erziehung, sogar die Basiserziehung. Man bedenke, daß fast eine Milliarde Analphabeten auf der Welt leben, und man weiß nicht, wieviele funktionelle Analphabeten es auch in der Ersten Welt gibt. Vielleicht ein Drittel der Menschen ist nicht fähig, mit der heutigen Welt klarzukommen. Einerseits bekommen sie keine Information, dann können sie nichts damit anfangen, und drittens können sie die eigenen Meinungen nicht wieder zurückgeben.

Das Wetter

Wetterlage An der Ostflanke eines Hochs mit Kern über Schlesien wird sehr warme Tropikluft nach Mitteleuropa gelenkt. Sie erfaßt am Mittwoch zunächst nur den Südwesten, im weiteren Verlauf auch die übrigen Gebiete Deutschlands.

Vorhersage bis Donnerstag früh Im Norden heiter, an den Küsten zum Teil wolkig, aber trocken. Höchsttemperaturen hier 21 bis 26 Grad. Im übrigen Deutschland sonnig mit Temperaturen zwischen 27 Grad im Mittelgebirgsraum und bis 34 Grad am Oberrhein. Tiefstwerte in der Nacht zum Donnerstag bei 10 Grad an der Küste und 12 Grad im Binnenland. Schwachwindig. Tiefstwerte in der Nacht zum Donnerstag bei 10 Grad an der Küste und 12 bis 16 Grad im Binnenland. Schwachwindig. Weitere Aussichten Sonnig und trocken, weiterer Temperaturanstieg, auch in der Nordhälfte nahe 30 Grad. Pollenflugvorhersage Auch in den nächsten Tagen wird starker Flug von Pilzsporen und Nesselpollen erwartet, außerdem schwacher Flug von Gräser- und Beifußpollen. Temperaturen vom Vortag, 14 Uhr MEZ

Ausland Ort Wetter Grad

Algier

wolkig 31

Amsterdam

leicht bewölkt 18

Athen

wolkig 31

Barcelona

leicht bewölkt 28

Bordeaux

wolkig 27

Brüssel

wolkig 20

Budapest

leicht bewölkt 28

Dublin

leicht bewölkt 18

Helsinki

Regenschauer 15

Innsbruck

wolkig 23

Istanbul

wolkig 27

Kairo

leicht bewölkt 33

Larnaka

leicht bewölkt 31

Las Palmas

leicht bewölkt 25

Lissabon

leicht bewölkt 34

Locarno

leicht bewölkt 33

London

leicht bewölkt 21

Madrid

wolkig 34

Malaga

leicht bewölkt 26

Mallorca

leicht bewölkt 33

Moskau

leicht bewölkt 30

Nizza

leicht bewölkt 29

Paris

wolkig 23

Rom

wolkenlos 30

St. Petersburg

wolkig 25

Stockholm

Regen 12

Tunis

leicht bewölkt 35

Varna

wolkig 25

Venedig

wolkig 31

Warschau

leicht bewölkt 22

Wien

leicht bewölkt 24

Zürich

leicht bewölkt 22

Deutschland

Berlin

wolkig 19

Dresden

wolkig 19

Feldberg/Ts.

leicht bewölkt 17

Feldberg/Schw.

stark bewölkt 14

Frankfurt/M.

leicht bewölkt 22

Freiburg

stark bewölkt 24

Garmisch

wolkig 20

Hamburg

wolkig 18

Köln/Bonn

leicht bewölkt 21

Leipzig

stark bewölkt 20

München

wolkenlos 21

Norderney

wolkig 17

Rostock

wolkig 19

Sylt

wolkig 17

Zugspitze

wolkig 7

Telefonansagedienste

Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Ozonwerte 06 11 / 58 12 42

Sonnenaufgang 5.51 Uhr Sonnenuntergang 21.12 Uhr Mondaufgang 5.17 Uhr Monduntergang 20.44 Uhr

Falsche Telefonnummer

In unserer Ausgabe vom Dienstag, 28. Juli, wurde bei den Kontaktadressen für die Jugoslawien-Hilfe der Friedensbewegung versehentlich eine falsche Telefonnummer der Deutschen Friedensgesellschaft/Vereinigte Kriegsdienstgegner angegeben. Die richtige Nummer lautet 069 / 43 14 40. Das Telefon ist montags, mittwochs und freitags jeweils von 16-20 Uhr besetzt. (FR)

CDU fordert zweiten Akteneinsichtausschuß

Die Fraktion der CDU im Römer hat am Dienstag offiziell die Einberufung eines zweiten Akteneinsichtausschusses der Stadtverordnetenversammlung zur Überstundenaffäre beantragt. Der erste Sonderauschuss war im Frühjahr von der Mehrheit des Stadtparlamentes aus SPD und Grünen aufgelöst worden, nachdem sich aus Sicht der Koalitionspolitiker keine Erkenntnisse über die von der Union behauptete "Verstrickung" von SPD-Magistratsmitgliedern in die Überstundenaffäre gewinnen ließen.

Die Christdemokraten berufen sich auf eine Neufassung der Hessischen Gemeindeordnung (HGO) nach der auf Forderung von Fraktionen Akteneinsichtausschüsse einberufen werden müssen.

Die CDU begründet den Antrag auf eine Neueinrichtung des Gremiums mit "Zweifelsfragen und Ungereimtheiten", die nach Auflösung des ersten Ausschusses geblieben seien. Die Vermutung, sozialdemokratische Stadträte hätten in der Vergangenheit die Unwahrheit gesagt, habe unterdessen neue Nahrung erhalten. Weitere Sachaufklärung sei notwendig.

Im wesentlichen will die CDU-Fraktion den Nachweis führen, daß einige Römer- Referenten, darunter auch Jan von Trott, ehemals rechte Hand des früheren Oberbürgermeisters Volker Hauff, Überstundenvergütungen bis zu 7000 Mark monatlich als versteckten Bestandteil eines zuvor mit dem Magistrat oder einzelnen Stadträten vereinbarten, überhöhten Gehalts erhielten. Die Union hat dabei vor allem auch den heutigen OB Andreas von Schoeler im Visier, der früher für das Personal- und Rechtsdezernat zuständig war. cg

Der "Leitwolf" verläßt sein altes Revier

Othmar Elsholz streift nach 14 Jahren als Chef den Dienstrock ab

Othmar Elsholz hat 14 Jahre lang im Chefzimmer des 1. Polizeireviers gesessen. So lange wie kein anderer seiner Vorgänger. Am Freitag verabschiedet der Polizeipräsident den Leiter in den Ruhestand. Mit dem 1. Hauptkommissar, gerade 60 geworden, streift einer der profilierten Schutzmänner Frankfurts den Dienstrock ab, zieht sich einer in sein Taunusrefugium zurück, der die Kriminalitätsprobleme in der Metropole besonders gut kennt.

Wenn der gebürtige Bad Homburger morgens um 7 Uhr in der Albusgasse Platz genommen hatte, dann stapelten sich vor ihm die Anzeigen der letzten 24 Stunden. "Danach füllte sich der Hof mit Geschädigten", fährt Elsholz in der Chronologie über den Berufsalltag fort.

Empörte Autofahrer deuteten auf zerschlitzte Schiebedächer, beklagten den Verlust von Radio oder Telefon. Danach begann die "Hetzjagd der Funkwagen zu den Tatorten" - Einbrüche, die aus den Wohn- und Geschäftsquartieren des Cityrevieres gemeldet wurden.

"Dann waren sie plötzlich alle da." Die Polizeiklientel aus Laden- und Taschendieben, aus Fixern und Räubern. "So war das 14 Jahre lang", resümiert der Pensionär. Mit der Steigerung freilich: Noch mehr Verbrechen, noch brutalere Täter und ein immer komplizierteres Drogenproblem.

Duplizität der Ereignisse: Als er das Revier übernahm, setzte der damalige Oberbürgermeister Walter Wallmann die Auflösung der Rauschgiftszene in der Bockenheimer Anlage durch. Am Ende der Elsholz-Ära gilt es als beschlossen, die Jun- kies aus der Taunusanlage zu vertreiben.

"Es ist keine Lösung, wenn man das wiederholt", sagt der 60jährige freimütig. "Das Hin- und Hertreiben von Kranken, das kann ich den Kollegen nicht klarmachen. Von dem Nutzeffekt ist keiner überzeugt." Und Elsholz versichert: "Auch im Polizeipräsidium weiß mancher um die Sinnlosigkeit dieses Konzeptes. Aber wir sind stark in den politischen Willen eingebunden."

Über dieses Thema hätte er sich gerne mit seinem Nachfolger unterhalten, einem Polizeirat, der ab Montag die Geschäfte führen wird. Doch der hat das Gespräch nicht gesucht. "Ich kenne ihn gar nicht", wundert sich Elsholz über die unpersönliche Form des Wechsels.

Auf seine Revier-Mannschaft läßt der "Alte" nichts kommen. "Wir waren ein Team und haben gemeinsam entschieden." Das Betriebsklima war es wohl vor allem, das Elsholz von einer "recht friedlichen Zeit" sprechen läßt. "Der ganz große Knall ist uns erspart geblieben", schreibt er es auch einer "Portion Glück" zu, daß die hochkarätigen Politikerbesuche im Römer (Mitterrand, Thatcher und andere) problemlos verlaufen sind. Sein Mitgefühl gilt den Kollegen, die vor solchen Visiten zwei Nächte die Paulskirche bewachen mußten. Der Objektschutz, damit spricht Elsholz über den Ballast, den die Polizei herumschleppe, müsse schleunigst von anderen übernommen werden. "Auf dem 1. Revier brauchen wir 30 Beamte mehr, um gute Arbeit leisten zu können." Die technische Ausstattung dort sei mittelalterlich. "Wir haben die älteste Telefonanlage in ganz Frankfurt." Das Telefaxgerät hat Elsholz "privat besorgt".

Draußen am Taunushang, den Wald zum Greifen nahe, wird ihn das nicht mehr anfechten. Er will die Flora studieren und später der jetzt sieben Monate alten Enkelin "den Unterschied zwischen einem Eichen- und einem Lindenblatt erklären". habe

Rassekatze beißt den helfenden Feuerwehrmann

Die Tierliebe eines 24 Jahre alten Feuerwehrmanns hat am vergangenen Sonntagabend einen erheblichen Dämpfer bekommen, als er versuchte, im Steingrundweg in Niederrad eine neugierige Katze wieder einzufangen, die durch ein geöffnetes Dachfenster im fünften Stock eines Wohnhauses geklettert, dann in die Dachrinne gefallen war und sich zunächst nicht mehr befreien konnte.

Die Feuerwehr, die erst am Dienstag von dem Vorfall berichtete, wurde gerufen, und der 24jährige ließ sich - angeleint und gehalten von zwei Kollegen - aufs Dach ab.

Das Tier, laut Leitstelle der Feuerwehr eine norwegische "Main-Coon"- Rassekatze im Wert von mehreren tausend Mark, biß den 24jährigen in den rechten Daumen, als er es greifen wollte. Obwohl der Feuerwehrmann Handschuhe trug, erlitt der 24jährige eine so starke Bißwunde, daß er zunächst nur Dienst auf der Wache, nicht aber im Außendienst machen kann.

Anderen Feuerwehrleuten gelang es schließlich doch noch, die Katze zu pakken. Nachdem sie den 24jährigen gebissen hatte, war sie auf ein etwa zwei Meter tiefer liegendes Flachdach gesprungen, wo sie "eingekreist und eingefangen" wurde. enk

Niddas Parlament gibt Straßen einen Namen

NIDDA. Zwei neuen Straßen im Wallernhausener Baugebiet "Nohlenrain II" wird das Niddaer Stadtparlament am Dienstag abend, 4. August, einen Namen geben. Die vorgeschlagene Bezeichnung lautet "Buchwiesenweg".

In der öffentlichen Sitzung im kleinen Saal des Bürgerhauses geht es ab 20 Uhr auch um Grundstücksfragen. nes

Diebe räumten Lager einer Textilfirma aus

WIESBADEN. Eingekleidet haben sich Diebe im Lager einer Textilfirma. Wie die Polizei gestern mitteilte, verschafften sich die Unbekannten am Wochenende Zutritt zu dem Gebäude an der Berliner Straße in Erbenheim. Dort sackten sie Hosen, Mäntel, Jacken und Anzüge im Wert von 70 000 Mark ein. kkü

MARTIN KRUSE, Berlin-Brandenburgischer evangelischer Bischof, hat vor einer pauschalen Diffamierung ehelos lebender Menschen gewarnt. Der Zölibat als rechtlich geforderte Ehelosigkeit für alle Priester in der katholischen Kirche könne sich allerdings nicht auf die Bibel stützen, schreibt Kruse in der neuesten Ausgabe der evangelischen Wochenzeitung "Berlin-Brandenburgisches Sonntagsblatt". Der Zölibat sei ein Kirchengesetz, das revidiert werden könne. Kruse verweist darauf, daß ein katholischer Priester in der Öffentlichkeit großes Aufsehen mit seinem Geständnis erregt habe, daß er mit seiner Freundin und deren Kindern zusammenlebe. Das Urteil, so etwas sei die Regel, sei schnell bei der Hand. "Alle, die in der katholischen Kirche vorgeben, ehelos zu leben - Priester, Mönche, Nonnen -, werden pauschal unter den Verdacht gerückt, ihr Gelübde heimlich zu brechen", kritisierte der Bischof. Besorgt äußert sich der Bischof darüber, daß sexuelle Enthaltsamkeit offenbar zunehmend als eine Verirrung gesehen werde. (epd)

Liederbacher fahren zum Urpferdchen nach Messel

LIEDERBACH. Besuch beim Urpferdchen: Der Heimat- und Geschichtsverein fährt am Samstag, 1. August, zur Grube Messel. Dort werden die berühmte Fossilienfundstätte und das Heimatmuseum besichtigt.

Wer mitfahren möchte, kann sich unter Tel. 0 61 96 / 2 61 60 oder 069 / 30 10 15 anmelden. Jugendliche unter 14 Jahren dürfen die Grube Messel allerdings nicht betreten. dis

(Weitere Berichte auf Seiten 2, 3 und 5)

Das Deutsche Schuhinstitut Frankfurt stellte die Trends für die kalte Jahreszeit vor Im Winter trägt man "Booties" Die neue Schuhmode

Der Himmel ist blau, die Bäume sind grün, der Winter ist noch weit. - Das Deutsche Schuhinstitut Frankfurt zeigte in freier Natur, was in der kommenden kalten Jahreszeit Mode an den Füßen sein wird.

Und weil wir nicht nur Freizeit, sondern auch ein Geschäftsleben haben, bestimmen die City-Schuhe das modische Bild. In diesem Winter heißen sie "Booties und geben sich als die zärtlichen Schwestern der schon bekannten "Boots" aus, jener rustikalen, dicksohligen grobgenähten Lederschuhe, die dem großstädtischen Bedürfnis nach Freiheit und Abenteuer entgegenkommen und zu denen Freizeitkleidung im Stil der kanadischen Holzfäller getragen wird.

Booties sind stille, sanfte Schuhe. Sie wirken schlank, sind immer bequem, oft knöchelhoch und werden geschnürt, geknöpft, mit Clipverschlüssen oder Drukkern geschlossen. Schlupfmodelle haben Gummizüge.

Und immer sehen sie sanft und softig aus. Für kalte Tage zeigen sie sich mit Pelzkragen oder auch mit einem andersfarbigen Strickrand. Viel samtiges Nubukleder wird verarbeitet, auch unauffälliges Kare und imitierte Wildkatzeneinsätze. Die Models zeigten sich im rauchfarbigen Winterpastell, Gestalten wie aus dem Nebel, mit langen, geschlitzten Röcken. Zu den Klassikern an den Füßen gehörten ein winterweißer Wollmantel und viel Braun, die neue Lieblingsfarbe in vielen Abwandlungen. Natürlich gibt's noch schwarz, aber nicht mehr so überwiegend. Auch die schwarzen Schuhe zeigen eine glänzende Optik und viele Variationen. Marlene-Look nennt sich das graue Kostüm mit dem langen Rock und der graue Hosenanzug. Auch graue Stiefeletten sind im Kommen. Ein weiches Violett, ein mildes Weinrot sagen einen Winter ohne farbige Hektik voraus, und Booties gibt es dazu in zahlreichen Abwandlungen des Schuhes, der eine "innere Seelenruhe" angekündigt.

Abends und zu besonderen Anlässen wird es dann ein bißchen aufregender. Da zeigen die Pumps raffinierte Schnittlinien. Die Absätze sind elegant tailliert. Das Material ist Samtleder, Seide und Spitze. Schwarz dominiert. Spangen, große Schleifen schmücken die Vorderfront. "Ohne Schuh geht nichts", fand anläßlich der Präsentation der Wintermode am Fuß Günther Gall vom Deutschen Schuhinstitut. 77,9 Millionen Paar werden in Deutschland produziert, 392 Millionen Paar importiert. Exportiert aus Deutschland werden 58,4 Millionen Paar. Der Umsatz mit Schuhen beläuft sich auf 16,6 Milliarden Mark.

Der Schuhverbrauch pro Kopf beträgt 5,15 Schuhe pro Jahr, hat das Deutsche Schuhinstitut errechnet.

Was macht bloß jeder mit 1,15 Schuh? Seien es nun Boots, Booties oder Turnschuhe? E-S

2. Spieltag der Fußball-Oberliga Hessen Rot-Weiss ging beim Meister wieder baden

Der FSV Frankfurt kam bei seiner Heimpremiere nicht über eine Punkteteilung hinaus. Rot-Weiss Frankfurt mußte auch im zweiten Spiel eine klare Niederlage hinnehmen, während Aufsteiger Bad Vilbel auch auswärts zu punkten versteht.

FSV Frankfurt - Kassel 1:1 (1:1) Der Zusammenbruch eines Zuschauers auf der Ehrentribüne überschattete die Heimpremiere des FSV Frankfurt am Bornheimer Hang. Nachdem der Rettungshubschrauber landen mußte, unterbrach Schiedsrichter Welz (Wiesbaden) die Partie für zehn Minuten. Bis dahin hatten 900 Zuschauer ein attraktives Spiel gesehen, in dem sich der Gast aus Kassel seine frühe Führung durch Liebers (10.) mit abgeklärter Spielweise verdiente. Der FSV konnte durch den Ex-Kasseler Lakies zwar ausgleichen (25.), hatte aber erneut unter der mangelnden Chancenverwertung zu leiden. Schäfer und Lakies verpaßten die Entscheidung. Den möglichen Erfolg der Gäste nach einer Großchance von Becker in der Schlußminute, vereitelte FSV-Torhüter Marcus Croonen.

Aschaffenburg - RW Frankfurt 3:1 (1:0) Der Fehlstart von Rot-Weiss Frankfurt ist perfekt. Auch in Aschaffenburg gab's für die "Roten" kräftig eins auf die Nase. Die Gastgeber scheinen sich wenig um die finanziell angespannte Lage des Vereins zu scheren, zeigten phasenweise hochklassigen Fußball und gingen durch einen herrlichen Freistoß von Kloss in Führung (30.). Die Gäste hatten zwar durch Roth und Rexroth zwei gute Möglichkeiten den Ausgleich zu erzielen, beide vergaben jedoch überhastet. Effektiver zeigten sich da die Platzherren. Sie bestimmten nach dem Wechsel vollends das Geschehen und kamen durch Neuzugang Parizon zur Vorentscheidung, als er einen Paß von Kloss zum 2:0 nutzte (64.). Kilian zeichnete sich nicht nur in der Defensive aus und rettete einen Kopfball von Kunz auf der eigenen Torlinie, sondern traf in der 72. Minute auch zum 3:0. Rexroth markierte den Treffer für die Gäste (90.).

Fulda - Bad Vilbel 2:2 (0:1) Der couragierte Aufsteiger erspielte sich in Fulda einen hochverdienten Punktgewinn. Frühes Stören und eine kompakte Spielweise nutzte Becker zur logischen Führung (20.). Nachdem der Gastgeber vor der Pause zwei gute Chancen durch Drube und Hack vergab, erzielte Schieck für die in der zweiten Hälfte druckvoller agierenden Platzherren den Ausgleich. Die 5000 Zuschauer zeigten sich aber auch danach von dem keck aufspielende Neuling aus Bad Vilbel überrascht. Als der Borussia die Effizienz fehlte, nutzten die Gäste eine Zeitstrafe von Michel zur erneuten Führung. Eine Flanke von Nix beförderte Fuldas Schlußmann Zeljko ins eigene Tor (71.). Auch der Gastgeber profitierte von einer Dezimierung des Gegners. Nachdem Rodriguez gehen mußte, traf Meinhardt im Anschluß an einen Eckball (86.).

Wiesbaden - Offenbach 1:4 (0:2) Die Kickers legten früh den Grundstein zum klaren Erfolg. Hartmann (27.) und Rüppel (35.) ließen Treffer folgen, nachdem die Gäste vor der Pause gleich dreimal Aluminium anvisierten. Auch der SV Wiesbaden traf einmal nur das Torgestänge, hatte aber vor allem unter dem Platzverweis für Ex-Profi Olaf Kirn zu leiden. Er flog, nachdem ihm der Unparteiische Lange einen Elfmeter verweigerte und er verbale Entgleisungen folgen ließ, vom Platz. Wiesbaden öffnete gegen den klar besseren OFC seine Deckung, kam durch Halter auf 1:2 heran (64.), doch die Gäste profitierten von einem groben Patzer Schotts und markierten durch Behlil das 1:3 (67.). Zekmanov gelang schließlich der Endstand (75.). fro

Erster Saisonsieg für Lungershausen

Seinen ersten Saisonsieg feierte bei einem Rennen in Düsseldorf der Frankfurter Radamateur Klaus Lungershausen. Für seinen Verein, der RSG, war es bereits der 33. Saisonsieg. Ralf Schmidt und Thomas Scheinderlei landeten auf Platz neun und zehn. Bei einem Rennen in Rostock war Lungershausen Dritter geworden.

Vertreibung in . . .

(Fortsetzung von Seite 23)

mal pro Nacht machen sie die Tour Weserstraße-Theodor-Heuss-Allee und zurück. Das Wort "sauber" gefällt Günther Wassermann nicht. Aber die Straßenprostitution im Bahnhofsviertel ist nun einmal verboten. Und gerade hier, im Vergnügungsviertel, in dem auch das Organisierte Verbrechen zuhause ist, will die Stadt Stärke demonstrieren. Dabei soll die Vertreibung der Straßenmädchen nur der Anfang sein für ein anderes Bahnhofsviertel, mit mehr Varieté und Niveau.

Die Stadt werde alle Möglichkeiten nutzen, um Einfluß zu gewinnen, verspricht der Abteilungsleiter: Barbesitzer, die immer nur Striptease zeigen, müssen um 1 Uhr schließen. Wer dagegen wie die "Pik-Dame" "echte Künstler" engagiert, darf bis 4 Uhr morgens aufhaben. Die Bauaufsicht, so Wassermann weiter, will zwölf Hauseigentümer zwingen, die Fassaden seriöser - weniger pink, weniger Neon - zu gestalten. Und mit den Bordellbesitzern will man sich demnächst auch an einen Tisch setzen.

Staatssicherheit fragte in Frankfurt Kennzeichen ab

Die Generalstaatsanwaltschaft in Frankfurt wird in den nächsten Wochen einen ehemaligen Gruppenleiter der Kfz- Zulassungsstelle in Frankfurt vor dem Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts wegen rund 30 Jahre langer Spionage für das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) in Ost-Berlin anklagen. Dies teilte am Dienstag deren Sprecher Hans-Hermann Eckert auf Anfrage der FR mit; dem städtischen Bediensteten, gegen den seit November die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe ermittelt hatte, wird "Spionage im mittelschweren Fall" angelastet. Die Karlsruher Ermittler hatten die Sache vor geraumer Zeit nach Frankfurt abgegeben. Nach Bekanntwerden des Verdachts war der Mitarbeiter aus dem Dienst der Stadt ausgeschieden. Über seine gesamte Dienstzeit hinweg soll der Mann der Stasi auf deren Anforderung hin Unterlagen über Autos westdeutscher DDR-Besucher geliefert haben.

In einem Bericht des "Hessen-Reports" des Privatsenders RTL Plus am Dienstagabend, in dem der ehemalige Beschäftigte der Stadt mit Sichtblende über den Augen interviewt worden war, hieß es, der Gruppenleiter der Kfz-Zulassungsstelle habe möglicherweise an die DDR- Behörden auch Hinweise auf getarnte Fahrzeuge von Verfassungsschutz und bundesdeutschen Geheimdiensten gegeben. Laut Eckert haben sich im Verlauf des Ermittlungsverfahrens keine derartigen Hinweise ergeben. Zu Geheimunterlagen habe er keinen Zugang gehabt.

Nicht beantworten konnte Eckert am Dienstag die Frage nach dem Stand der Ermittlungen im Falle eines ehemaligen Mitarbeiters der VHS in Höchst, der ebenfalls Ende vergangenen Jahres festgenommen worden war. Den zuständigen Sachbearbeiter konnte er am Dienstag nicht mehr erreichen. In der Vergangenheit soll der ebenfalls im November 1991 vorläufig Festgenommene als Mitarbeiter der Arbeitsgemeinschaft "Arbeit und Leben" Frankfurter Gewerkschaften für die Stasi ausgespäht haben. enk

Aus der Musikwelt

Mozart und Weber in Bad Hersfeld In der Bad Hersfelder Stiftsruine ist Mozarts "Don Giovanni" am 4., 6., 8., 10., 12., 14., 16. und 18. August in einer Inszenierung Klaus Kahls zu sehen. Am 5., 7., 9., 11., 13., 15., 17. und 19. August steht Webers "Freischütz" in der Regie Václav Vézniks auf dem Programme. Beide Werke werden von Siegfried Heinrich dirigiert. Es spielt das Radio-Sinfonie-Orchester Prag. Beginn jeweils 20.30 Uhr. Streichquartett aus Dresden Das Baumann-Streichquartett Dresden beendet mit zwei Konzerten in der Stadtkirche die 32. Bad Hersfelder Festspielkonzerte. Am 1. August stehen Streichquartette von Mozart und Brahms auf dem Programm, am 2. August Werke von Beethoven und Schubert. Beginn beide Male um 16.30 Uhr. "Camerata Bonn" im Kloster Eberbach Barocke Kammermusik von Johann Sebastian & Carl Philipp Emanuel Bach, Ignaz Biber, François Couperin und Georg Philipp Telemann führt die "Camerata Bonn" am 9. August um 16.30 Uhr im Dormitorium des Klosters Eberbach (Rheingau) auf.

Geballte Kriminalität

Elsholz: "Enormer Personalverschleiß"

Othmar Elsholz hat beinahe anderthalb Jahrzehnte ein Revier geleitet, das nur knapp zwei Quadratkilometer groß ist und in dem lediglich 20 000 Menschen wohnen. Doch auf der Fläche innerhalb des Anlagenringes gibt es in den Banktürmen und den Konsummeilen Zehntausende von Arbeitsplätzen, 300 gastronomische Betriebe und außerdem kommt jede Menge Laufkundschaft des Einzelhandels und der Römerverwaltung in das Zentrum.

Das pulsierende Herz der Großstadt ist zugleich das Revier von Laden-, Taschen- und Trickdieben. Ein erheblicher Teil der Beschaffungskriminalität durch Drogenabhängige und der Kleinhandel mit Rauschgift finden hier statt. "Die Szene strahlt in jeden Hinterhof aus", sagt Elsholz.

Solchen Problemen stellen sich 120 Beamte des 1. Revieres. Für die vier Schichten stehen jedoch in der Regel nicht mehr als 80 Beamte zur Verfügung. Elsholz spricht von einem "enormen Personalverschleiß". Wegen der dünnen Decke bringt das Revier rund um die Uhr nicht mehr als eine Fußstreife auf die Beine. habe

Malz will nun doch nach Darmstadt

Stefan Malz (SW Ludwigshafen), der beim Fußball-Zweitligisten Darmstadt 98 einen Zweijahres-Vertrag unterschrieb, danach aber nicht für die "Lilien" spielen wollte, erfüllt nun doch seinen Kontrakt und nimmt ab sofort am Training teil.

Chlorgasunfall im Hotel-Schwimmbad

Bei einem Chlorgasunfall im Schwimmbad des Altea-Hotels in der Voltastraße 29 in Bockenheim ist am Dienstag gegen zehn Uhr ein Wartungstechniker durch freigewordene Dämpfe leicht verletzt worden. Wie der Schichtführer in der Leitstelle, Hans-Peter Dürr, mitteilte, hatte der Techniker, der das Becken reinigen sollte, durch Unachtsamkeit zwei Chemikalien zusammengebracht, die reagierten und das Chlorgas freisetzten.

Der Verletzte wurde zur Behandlung in ein Krankenhaus gebracht. Die Feuerwehr mußte die von der Chlorgaswolke betroffenen Bereiche - das Schwimmbad und die Tiefgarage - räumen und das Gas absaugen. enk

Mittwoch, 29. Juli

Vorträge / Diskussionen Schwul-Lesbisches Jugendtreffen: 11 Uhr, Vortrag & Diskussion "Antischwule Gewalt"; 18 Uhr, Vortrag & Diskussion "Homosexuell in Nicaragua" & Diskussion "Verhältnis Schwule - Lesben"; Veranstaltungszelt im Ostpark. Kino / Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 25 im Anzeigenteil. Kinder Zentrale Kinder- & Jugendbibliothek, Arnsburger Str. 24, Tel. 212 33 631: 15 Uhr, "Rüsselnase & Co - lustige Bilder" (ab 6 J.).

Merian-Spielplatz, Bornheim: 13 bis 18 Uhr, Ferienspielaktionen (6 bis 14 J.). Sonstiges Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (KV Ffm.): 16 Uhr, Stammtisch, Oberschweinstiege.

Schach-Senioren-Gruppe, Sozialzentrum Marbachweg, Cafeteria: 14-18 Uhr, Spieltermin.

City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

Bund gegen das Zwangsmitrauchen: 19 Uhr, Offenes Treffen für alle, die frei Durchatmen wollen; Bürgerhaus Philanthropin, Hebelstr. 17.

Frauenbund für alkoholfreie Kultur: 17.30 Uhr, Info-Treff.

Märkte Bornheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Berger Straße.

Bergen-Enkheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; vor der Stadthalle / Schelmenburg. Apotheken Folgende Apotheken sind von Mittwoch, 8.30 Uhr, bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:

Apotheke am Ostbahnhof, Ostbahnhofstraße 13, Tel. 43 92 05; Central-Apotheke, Nieder- Eschbach, Deuil-la-Barre-Straße 37-45, Tel. 5 07 37 53; Friesen-Apotheke, Eschersheimer Landstraße 319, Tel. 56 36 81; Gallus-Apotheke, Mainzer Landstraße 270, Tel. 73 41 14 und 73 27 53; Hausener-Apotheke, Hausen, Praunheimer Landstraße 14, Tel. 78 88 33; Holzhausen-Apotheke, Oeder Weg 72, Tel. 55 57 56; Kettenhof-Apotheke, Feuerbachstraße 31, Tel. 72 73 98; Kissel-Apotheke, Sachsenhausen, Mörfelder Landstraße 235, Tel. 6 31 15 22; Konstabler-Apotheke im Hause Hertie, Zeil 90 / Schäfergasse, Tel. 28 02 75; Rosen-Apotheke, Am Salzhaus 3-5, Tel. 28 24 70; Sonnen-Apotheke, Seckbacher Landstraße 10, Tel. Tel. 45 28 28; Wasgau-Apotheke, Unterliederbach, Königsteiner Straße 120, Tel. 30 29 29. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 061 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 271, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr) Dr. Bode von Rhein, Jacques-Offenbach-Str. 14 b, Offenbach, Tel. 84 64 28; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich) Telefon 28 30 83.

Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03.

Notfall-Nummern

Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112

Überfall 110

Polizei 75 51

Krankentransport 49 00 01-4

Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33

ADAC-Pannenhilfe 1 92 11

ACE-Pannenleitstelle 19 21 6

AvD-Pannennotruf 6 60 66 00

VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77-366

Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66

Drogennotruf 62 34 51.

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.- ohne Gewähr -

FRANZ K. SCHART

Gedanken über die Möglichkeiten der neuen Spanischen Küche unter dem Einfluß teutonischer spanophil gestimmter Campingfreunde.

Vorbildlich

Aus Protest Gegen die Verstopfung Der Innenstadt Habe ich mir jetzt Ein größeres Auto Zugelegt, Welches mindestens Zwei Parkplätze Blockiert. Würde jeder So handeln, Verringerte sich Die Stückzahl Abgestellten Blechs Um 50 Prozent!

BERNHARD KATSCH

HOCKEY

Gruppe A, 2. Spieltag: Australien - Ägpten 5:2 (2:1), Deutschland - Großbritanien 2:0 (2:0).

Gruppe B: Vorrunde, Männer, 2. Spieltag: GUS - Malaysia 7:3 (2:3), Pakistan - Neuseeland 1:0 (0:0), Spanien - Niederlande 2:3 (1:1).

1. Niederlande 2 2 0 0 8: 4 4:0 2. Pakistan 2 2 0 0 5: 1 4:0 3. Spanien 2 1 0 1 5: 3 2:2 4. GUS 2 1 0 1 9: 8 2:2 5. Neuseeland 2 0 0 2 0: 4 0:4 6. Malaysia 2 0 0 2 4:11 0:4

BAD HOMBURG. Wenn die Bad Homburger spielen und feiern, ist die FR dabei. Beim spaßigen Kräftemessen der Stadtteile im Rahmen des "Bad Homburger Mehrkampfs" am Samstag ab 13 Uhr im Jubiläumspark fährt auch das FR-mobil vor: Die Redaktion zieht ins Grüne.

Unter freiem und hoffentlich trockenem Himmel zeigen FR-Redakteurinnen und -Redakteure ein Stück ihres Alltags. Am runden Tisch diskutieren sie mit Ihnen, den Leserinnen und Lesern, über das, was Ihnen an der Lokal-Rundschau mißfällt, und über das, was Ihnen daran gefällt. Und am Computer schreiben sie Texte, so wie später in der FR erscheinen.

Mit einem Unterschied: Sie, liebe Leserinnen und Leser, können nicht nur zuschauen, sondern selbst mitmachen. Tippen Sie in den FR-Computer, was Ihnen zu Bad Homburg, zum Taunus und zur Lokal-Rundschau einfällt. (Oder diktieren Sie es dem FR-Team, wenn Ihnen ein Laptop ein Fremdwort ist. Wir kennen sie auch erst seit wenigen Jahren.) Eine möglichst vielfältige Auswahl Ihrer Beiträge werden wir nachher veröffentlichen.

Oder spielen Sie einfach nur mit beim FR-Mehrkampf. Unser Spiel "Basteln Sie sich Ihre Zeitung selbst" liegt am FR-mobil im Jubiläumspark aus. 20 interessante Preise sind zu gewinnen: vom dreiteiligen Koffer-Set über die Kleinbildkamera bis zum Radio-Weltempfänger. Kein Leistungszwang, kein Abfragen von Lexikon-Wissen - nur Spaß und etwas Kreativität sind gefragt. Am Samstag ab 13 Uhr im Jubiläumspark. FR

Anstieg der Schülerzahlen

STUTTGART. Einen starken Anstieg der Schülerzahlen in Baden-Württemberg erwartet das Statistische Landesamt. Nach seinen Berechnungen werden im Schuljahr 2005/06 mehr als 1,8 Millionen Schüler die allgemeinbildenden und beruflichen Schulen des Landes besuchen, im soeben abgelaufenen Schuljahr waren es 1,44 Millionen. Als entscheidende Ursache dafür wird der hohe Wanderungsgewinn des Landes genannt, an dem viele Menschen zwischen 20 und 40 Jahren beteiligt seien. Nach den Berechnungen der Statistiker wird die höchste Schülerzahl an den Grundschulen im Schuljahr 1999/2000 erreicht: sie beträgt dann 500 000 gegenüber 412 759 im Schuljahr 1991/92, an Hauptschulen wird sich der prognostizierte Höchststand mit 253 000 Schülern im Schuljahr 2004/05 einstellen, an Realschulen mit 245 000 im selben Schuljahr und an Gymnasien im Schuljahr 2006/07 mit 350 000. Dort seien dann fast um die Hälfte mehr Schüler zu erwarten als im Schuljahr 1991/92 mit 235 834 Gymnasiasten. epd

Vor Steuerung gewarnt

BONN. Die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft haben vor einer Bildungsplanung und -steuerung durch die Europäische Gemeinschaft gewarnt. Dem von der EG-Kommission vorgelegten "Memorandum zur Hochschulbildung in der Europäischen Gemeinschaft" komme zwar für die Ausgestaltung der künftigen europäischen Hochschulpolitik entscheidende Bedeutung zu, erklärten die Verbände, darunter der Bundesverband der Deutschen Industrie sowie die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände und der Deutsche Industrie- und Handelstag, jetzt in Bonn. Die EG- Hochschulpolitik müsse aber dem Subsidiaritätsprinzip "im Sinne der strikten Beachtung der Besonderheiten und Zuständigkeiten der Mitgliedsstaaten Rechnung tragen", forderten die Verbände bei einer Anhörung des Bundesbildungsministeriums und der Kultusministerkonferenz.

Dem von der EG-Kommission für notwendig erachteten umfassenden Analyse- und Planungsbedarf im Hochschulbereich erteilte die Wirtschaft eine klare Absage. Das große Plus des europäischen Hochschulwesens liege gerade in der Vielfalt der Qualifizierungsangebote. dpa

"Ich würde die Schule zur Disco verzaubern"

HAMBURG, 29. Juli (AP). Die Schule in eine Disco verzaubern zu können, wünscht sich eine 14jährige Gymnasiastin; ein neunjähriger Grundschüler möchte dagegen nur "stärker sein als mein Bruder, damit er mich nicht mehr unterkriegt": Bei einer Umfrage im Auftrag der Hamburger Zeitschrift "Eltern" sagten 2100 Kinder im Alter von neun bis 15 Jahren, welche besonderen Fähigkeiten sie gerne hätten.

"Mit Tieren sprechen können" wünscht sich ein 14 Jahre alter Gesamtschüler. "Ich möchte gern mal mit einem Löwen reden können, wie er sich fühlt, oder mit einer Maus." Ein Zwölfjähriger möchte dagegen ein Fußballgenie sein "wie Bekkenbauer. Torinstinkt. Jeder Schuß ein Treffer. Die Fans toben vor Begeisterung. Ich werde wie ein Feldherr aus dem Stadion getragen." Ein zehn Jahre alter Grundschüler wünscht sich, wie Boris Becker zu sein - wenn auch "ohne die roten Haare. Aber sonst alles, besonders seine Tennis-Hechtrolle."

Für eine 15jährige wäre es das höchste der Gefühle, weniger Schlaf zu brauchen. "Dann könnte ich morgens richtig fröhlich aufstehen und in die Scheiß-Schule gehen." Ein gleichaltriger Junge aus einem Gymnasium möchte gern wie Placido Domingo singen können. "Ich schmettere ,Granada' und bin auf allen Opernbühnen der Welt der Star." Mehr ans Irdische denkt eine ebenfalls 15 Jahre alte Gymnasiastin. Sie möchte "Mathe kapieren. Denn bei Mathe sitze ich immer da und bin traurig, daß ich nur Bahnhof verstehe." Ein 13jähriger dagegen möchte "toll reden können. Wer gut reden kann, bringt es im Leben zu was. Das sieht man an Weizsäcker."

Einen ganz kühnen Wunsch hat eine 14 Jahre alte Gymnasiastin, sie möchte "die Zeit anhalten können. Ich finde es so herrlich auf der Welt, daß ich diese Zeit nicht davonlaufen lassen will", schreibt das Mädchen. Eine 15jährige Hauptschülern will sich schlicht "nie ärgern. Ganz cool sein. Sich durch nichts aufregen lassen. Im Bundestag sieht man so einen Typen nur ganz selten, weil sie sich dauernd anschreien und furchtbar ärgern."

Bei einer 13 Jahre alten Hauptschülerin heißt es schlicht: "Mir fehlt die Fähigkeit zum Fleiß. Die Fähigkeit, faul zu sein, habe ich schon lange und reichlich." Eine Elfjährige dagegen schätzt sich sehr viel besser ein. "Ich brauche eigentlich keine besonderen Fähigkeiten, da ich so ziemlich alles habe, bis auf Kunstturnen."

Ein 14jähriger Realschüler schließlich legt sich eine Drohung seines Vater zu den eigenen Gunsten aus. "Mein Vater sagt mir immer: ,Du bist zu allem fähig.' Ich brauche also keine extra Fähigkeiten mehr."

. . . und außerdem Medizinprofessor wehrt sich seiner Haut

Der letzte Präsident der Akademie der Wissenschaften der DDR, der Rostocker Medizinprofessor Horst Klinkmann, will mit allen Mitteln gegen die Amtsenthebung vorgehen, die ihm wegen seiner Vergangenheit droht. Die Ehrenkommission der Rostocker Universität, die die Vergangenheit aller Akademiker in der Hochschule überprüft, hatte dem Kultusministerium in Schwerin empfohlen, Klinkmann wegen "mangelnder persönlicher Eignung" zu kündigen. Dieser warf dem Gremium mangelnde Objektivität vor.

Die Entscheidung der Kommission wurde veröffentlicht, als sich der Betroffene in Japan aufhielt. Unter anderem wegen seiner Forschungen zum künstlichen Herzen ist der Internist weltberühmt. Wegen seiner Tätigkeit für die Akademie der Wissenschaft ist er zur Zeit von seiner Arbeit als ordentlicher Professor für innere Medizin an der Rostocker Universität freigestellt. Theoretisch muß die Regierung der Empfehlung der Kommission nicht folgen. Klinkmann sagte in einem AP-Gespräch, er sei "wild entschlossen", gegen eine eventuelle Kündigung vorzugehen.

Als Argument für seine mangelnde Eignung führte die Kommission laut Klinkmann "zu große Staatsnähe" an. Er hält sich selbst für "einen Symbolfall", weil die Empfehlung öffentlichkeitswirksam geworden sei. "Eigentlich habe ich Lust gehabt, nach zwei Jahren als Akademiepräsident wieder in meinem Beruf zu arbeiten." Bei Bedarf könne er im Ausland sofort wissenschaftlich weiterforschen, meinte der Mediziner. Er verwies darauf, daß er Inhaber eines Lehrstuhls in Bologna und einer Professur in Glasgow sei, aber er wolle lieber in Rostock bleiben. Erstens sei er "pathologischer Mecklenburger", und zweitens "meine ich, ich müßte jetzt die Verantwortung für das übernehmen, für das ich in der Vergangenheit hier gearbeitet habe". Im Ausland werde wenig Verständnis sowohl für die Würdigung der Ehrenkommission als auch für seine Entscheidung aufgebracht, sich dagegen zu wehren, meinte Klinkmann. "Die Kommission hat mir unter anderem vorgeworfen, daß ich von meinen früheren Auslandsreisen immer wieder in die DDR zurückgekehrt bin und damit zur Stärkung des Systems beigetragen hätte."

Wenn er sich jetzt gegen die Amtsenthebung wehre, so tue er dies auch für Hunderte von Akademikern, "denen dasselbe droht wie mir, die ungerecht behandelt worden sind. Die Arbeit dieser Ehrenkommission ist die Festschreibung der Inkompetenz und zu weiten Teilen persönliche Rechnungsbegleichung", sagte der Professor.

Auf die Frage, ob eine solche Kündigung Auswirkungen auf seine Ruhestandsbezüge habe, antwortete der 57 Jahre alte Klinkmann: "Ja, positive. Wenn die mich hier rausschmeißen, dann gehe ich ins Ausland, verdiene das Zehnfache und werde ein reicher Mann. Ich habe sehr, sehr viele Ideen, die ich noch umsetzen möchte, und auf deren Umsetzung werde ich nicht verzichten." Der Mediziner wird nach eigenen Angaben im September Rektor eines internationalen Verbandes aus zehn Universitätskliniken mit Sitz in Bologna. "Ich wollte das eigentlich von hier aus machen", sagte er.

Weder von der Rostocker Ehrenkommission noch vom Kultusministerium in Schwerin waren Stellungnahmen zu dem Fall zu erhalten. Der stellvertretende Vorsitzende der Kommission, der frühere schleswig-holsteinische Justizminister Henning Schwarz, berief sich auf AP-Anfrage auf strenge Schweigepflicht. Die Sprecherin des Ministeriums, Frauke Lippmann, sagte, daß ein Termin für die endgültige Entscheidung noch offen sei. Inhaltlich wollte das Ministerium ebenfalls nicht Stellung zu den Vorwürfen nehmen.

L. JORDAN und TH. RIETIG (AP)

Sachsen: Ostdeutsche Zahnärzte schonen

DRESDEN, 29. Juli (AP). Sachsen will Sonderregelungen für die ostdeutschen Patienten und Zahnärzte bei der von Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer geplanten Gesundheitsreform erreichen. Der Staatssekretär im sächsischen Sozialministerium, Albin Nees, sagte der Dresdner Morgenpost, die ostdeutschen Zahnärzte dürften nicht so streng herangezogen werden wie ihre westdeutschen Kollegen. Sie hätten sich erst vor kurzem niedergelassen und dafür erheblich verschuldet. Zugleich sei nicht einzusehen, daß Patienten im Westen noch bei 1100 Mark Einkommen nichts zuzahlen müssen, die Grenze im Osten aber bei 840 Mark liegen solle.

Nichts Belastendes in Bagdad gefunden

NEW YORK, 29. Juli (AP). Die Inspektoren der Vereinten Nationen (UN) haben bei der Durchsuchung des Landwirtschaftsministeriums in Bagdad keine belastenden Unterlagen über irakische Rüstungsprogramme gefunden.

In der irakischen Hauptstadt begann am Dienstag nach mehrwöchiger Verzögerung die Durchsuchung des Ministeriums, in dem geheime Unterlagen über das irakische Raketenprogramm vermutet wurden. Unter der Leitung des Deutschen Achim Biermann durchforsteten fünf Inspektoren das Gebäude mehrere Stunden lang. Das Team unterbrach seine Arbeit am Dienstag abend, fuhr aber am heutigen Mittwoch mit der Suche fort.

Währenddessen gab es in Bagdad und anderen irakischen Städten mehrere Demonstrationen gegen die Vereinten Nationen und die USA. Die offizielle Nachrichtenagentur INA meldete, die Menschen hätten US-Präsident George Bush als Verbrecher bezeichnet und die Aufhebung der UN-Sanktionen gegen Irak gefordert. "Bush, Bush, hör gut zu: wir alle lieben Saddam Hussein", habe ein Teil der Demonstranten gerufen, schrieb INA.

Das Weiße Haus in Washington erklärte den jüngsten Konflikt zwischen Irak und der UN vorerst für beendet. Präsidenten-Sprecher Marlin Fitzwater sagte in Washington, die Irak-Krise sei vorerst gebannt. Es gebe aber nach wie vor Spannungen, und die USA seien auf weitere Konfrontationen vorbereitet.

UN-Generalsekretär Ghali sagte in New York, die noch bestehenden Probleme zwischen Irak und den Vereinten Nationen sollten möglichst auf diplomatischem Weg beigelegt werden. Die UN müßten Bagdad davon überzeugen, daß es für Irak das beste sei, die nach dem Golf-Krieg beschlossenen Waffenstillstandsresolutionen zu beachten.

Tradition des Terrors beklagt Katholische Kirche in Guatemala berichtet von Gewalttaten

GUATELAMA-STADT, 29. Juli (AP/AFP). Die katholische Kirche hat die andauernden Verletzungen der Menschen- rechte in Guatemala beklagt. In einem jetzt veröffentlichten Bericht ihres Büros für Menschenrechte in Guatemala-Stadt hieß es, in diesem Jahr seien schon Hunderte von Verstößen registriert worden.

So hat es dem Bericht zufolge in den ersten sieben Monaten des Jahres 190 Hinrichtungen ohne Todesurteil der Justiz gegeben. Außerdem seien 209 Menschen Anschlägen zum Opfer gefallen, drei seien verschleppt worden und 30 eingeschüchtert oder bedroht. Die Kirche habe zudem 37 weitere politische Morde registriert.

In dem Bericht werden die Bemühungen von Präsident Jorge Serrano gelobt, die Verletzung der Menschenrechte zu beenden. Diese hätten bisher aber nicht zu einem Ende der politisch bedingten Gewalttätigkeiten geführt, hieß es. Es herrsche immer noch die "Tradition des Terrors" und "strukturelle Gewalt".

Weiter wird kritisiert, daß die Regierung Demonstrationen nicht toleriere, die Ausdruck sozialer Unzufriedenheit seien. Das Militär und die Regierung werteten Demonstrationen als "destabilisierend" und ihre Teilnehmer als "politischen Arm der Guerilla". Sie antworteten darauf mit Gewalt. Der Bericht kommt zu dem Schluß, daß Gewalt vor allem gegen die Armen eingesetzt werde.

Der Nationale Verband der Witwen Guatemalas, eine Menschenrechtsorganisation, berichtete, in San Jose Pacho de Lemoa in der Provinz Quiche im Nordwesten des Landes seien erneut Massengräber aus den 80er Jahren entdeckt worden. Bei den Toten handele es sich vermutlich um Opfer der Todesschwadronen aus den Reihen des Militärs.

Optimistisch ins Nordirlandgespräch

DUBLIN, 29. Juli (AP). Der irische Außenminister David Andrews und der britische Nordirlandminister Patrick Mayhew haben sich am Dienstag vorsichtig optimistisch über den Fortgang der Nordirlandgespräche gezeigt.

Nach einer vierstündigen Unterredung in Dublin sagten sie, beide Seiten hätten eine "Annäherung an Regelungen für eine Zusammenarbeit" erreicht. Darüber werde in einer zweiten Phase der Verhandlungen am 2. September in Dublin gesprochen.

Bei dieser Gesprächsrunde werden neben Regierungsvertretern aus Irland und Großbritannien auch vier nordirische Parteien der Katholiken und der Protestanten teilnehmen. Mayhew sagte nach dem Treffen mit seinem irischen Kollegen: "Es ist großartig, daß der Gesprächsprozeß nun fortgesetzt wird." Andrews schob Befürchtungen beiseite, daß der Chef der Democratic Unionists, der protestantische Pfarrer Ian Paisley, sich aus den Verhandlungen zurückziehen könnte, solange Irland seinen in der Verfassung verankerten Anspruch auf die britische Unruheprovinz nicht aufgebe.

In einer dritten Phase wollen sich Irland und Großbritannien aus den Verhandlungen zurückziehen und das Feld den Parteien Ulster Unionist Party, Democratic Unionists, der katholischen Sozialdemokratischen Partei sowie der überkonfessionellen Allianz-Partei überlassen. Die Sinn Fein, der politische Arm der Untergrundorganisation Irisch-Republikanische Armee, ist von den Gesprächen ausgeschlossen, weil sie der Gewalt nicht abschwören will.

Bogotà entläßt Vizeminister

BOGOTÀ, 30. Juli (AFP/AP). Der kolumbianische Präsident Cesar Gaviria hat am Dienstag den stellvertretenden Justizminister Eduardo Mendoza entlassen. Mendoza war zusammen mit drei weiteren Regierungsbeamten bei der Flucht des Rauschgiftbosses Pablo Escobar am Dienstag voriger Woche als Geisel genommen worden. In einer Erklärung hieß es, Mendoza habe den Auftrag gehabt, Escobar über dessen geplante Verlegung in eine andere Strafanstalt zu informieren. Es sei ihm aber nicht erlaubt worden, das Gefängnis zu betreten.

Wegen des Ausbruchs des weiterhin flüchtigen Drogenbarons hatte Gaviria bereits die Entlassung mehrerer Gefängnisaufseher und Wachleute sowie des Luftwaffenchefs und eines Armeegenerals angeordnet. Bislang wurden zwölf Soldaten wegen des Verdachts auf Fluchthilfe festgenommen.

Die Parlamentsabgeordneten der ehemaligen Rebellenbewegung M-19 forderten den Rücktritt des Verteidigungsministers Rafael Pardo.

Castro vorzeitig aus Spanien abgereist

SANTIAGO DE COMPOSTELA, 29. Juli (AP). Der kubanische Staatschef Fidel Castro hat am Mittwoch seinen fast einwöchigen Besuch Spaniens vorzeitig beendet. Er trat in der nordwestspanischen Stadt Santiago de Compostela sechs Stunden früher als vorgesehen seine Heimreise an. Eine offizielle Verabschiedung Castros habe nicht stattgefunden, da die galizische Provinzregierung nicht von der Änderung der Pläne Castros unterrichtet gewesen sei, sagte ein Behördensprecher. Castro hatte die beiden letzten Tage seines Spanienbesuches in Galizien verbracht, wo sein Vater geboren wurde. Die Reise des kommunistischen Staatschefs wurde von mehreren Demonstrationen für und anderen gegen seine Politik begleitet.

NS-Prozeß eingestellt

ADELAIDE, 29. Juli (AP). Ein Gericht in der australischen Stadt Adelaide hat den NS-Prozeß gegen den Ukrainer Mikolai Berezowsky wegen Mangels an Beweisen eingestellt. Der 78jährige war angeklagt, in einem von der deutschen Wehrmacht in der Ukraine besetzten Dorf 1942 an der Ermordung von 102 Juden beteiligt gewesen zu sein.

"Wahnsinns"-Musik im Auto verboten

AACHEN, 29. Juli (AP). Zu laute Musik im Auto verstößt gegen die Straßenverkehrsordnung. Das geht aus einem am Mittwoch veröffentlichten Urteil des Landesgerichts Aachen hervor. Ein Autofahrer, der in seinem Wagen "wahnsinnig" laute Musik höre, beeinträchtige sein Reaktionsvermögen. Überhöre er dadurch die Sirenen von Polizei- oder Feuerwehrfahrzeugen, so daß es zu einem Unfall komme, so könne der Verstoß eine Mithaftung in Höhe von einem Drittel des Unfallschadens begründen, entschieden die Richter. Das Urteil ist rechtskräftig. (Aktenzeichen: LG Aachen 4 O 57/91)

Blutkonserven werden knapp

BONN, 30. Juli (AP). Die Zahl der Blutspender in Deutschland ist nach Angaben des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in den vergangenen Wochen dramatisch zurückgegangen. Falls sich nicht mehr Blutspender meldeten, sei die Versorgung mit Blut in den Krankenhäusern nicht mehr gesichert, warnte das DRK in Bonn.

Bei einigen Blutspendediensten sei die Menge des gespendeten Blutes um mehr als 20 Prozent zurückgegangen, teilte das DRK mit. Inzwischen seien die Kühlräume der Krankenhäuser leer. Reserven für Katastrophenfälle existierten kaum noch, neu gespendetes Blut werde sofort verwendet. Vor allem bei Konserven mit negativem Rhesusfaktor sei die Situation bedrohlich. Das DRK rief alle gesunden Erwachsenen zwischen 18 und 65 Jahren auf, Blut zu spenden.

Schäuble verteidigt Parteien Weizsäcker widersprochen / "Schlußfolgerungen leider dünn"

HAMBURG, 29. Juli (AP/dpa). Nach Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) hat auch der CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Schäuble die Kritik des Bundespräsidenten an der Machtver sessenheit der politischen Parteien weitgehend zurückgewiesen. Der Wochenzeitung Die Zeit sagte Schäuble, Bundespräsident Richard von Weizsäcker (CDU) habe einen Anstoß gegeben, der sicherlich auch positive Wirkung habe. Im Kern seiner Kritik habe er seiner Ansicht nach aber nicht recht. "Seine therapeutischen Schlußfolgerungen sind leider auch ausgesprochen dünn", fügte er hinzu.

Weizsäcker wirft in einem im Juni erschienenen Buch den Parteien "Machtbesessenheit" vor und vermißt "konzeptionelle Führung" in Deutschland.

Schäuble räumte ein, daß die Parteien sich um vieles kümmerten, was außerhalb ihrer eigentlichen Aufgaben liege. Darin stimme er Weizsäcker aus drücklich zu. "Die Parteien sollten sich eher etwas zurücknehmen. Also mehr Selbstbeschränkung auf die wichtigen Dinge."

Zu hohe Erwartungen sind nach Ansicht von FDP-Fraktionschef Hermann Otto Solms Ursache für das schlechte Ansehen von Bundeskanzler Kohl und seiner Regierung bei den deutschen Unternehmern. Diese Erwartungen seien immer wieder enttäuscht worden, räumte Solms in Bonn ein. Eine Befragung von über 600 Führungskräften hatte ergeben, daß drei Viertel der westdeutschen und knapp zwei Drittel der ostdeutschen Führungskräfte aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung die Regierung für zu schwach halten.

Putsch auf Madagaskar erfolglos Bewaffnete riefen neuen Präsidenten aus / Keine Unterstützung

ANTANANARIVO, 29. Juli (Reuter/AP). Auf Madagaskar ist am Mittwoch bereits nach wenigen Stunden der Versuch von zehn Bewaffneten gescheitert, die Regierung zu stürzen. Am frühen Morgen hatten sie das Gebäude des staatlichen Rundfunks in der Hauptstadt Antananarivo besetzt und erklärt, ein "Komitee zur Rettung der Nation" habe die Macht übernommen. Unklar blieb zunächst, ob die Putschisten Soldaten waren. Offenbar aus Mangel an Unterstützung in der Bevölkerung verließen sie den Sender nach drei Stunden wieder und tauchten unter. In der Hauptstadt blieb es Augenzeugen zufolge ruhig.

Die Putschisten hatten über den Rundfunk bekanntgegeben, das Komitee wolle Recht und Ordnung wiederherstellen, zur Gesundung der Wirtschaft beitragen und die Gesellschaft moralisch erneuern. Sie erklärten Präsident Didier Ratsiraka (AP-Bild) für abgesetzt. Neuer Staatschef sei der Priester Michel Fety, der frühere Vorsitzende der Handelskammer. Angaben der Regierung zufolge wurden die Putschisten jedoch von der Politikerin Liva Ramahozomanana geführt, die früher einer Oppositionsbewegung namens "Kräfte zur Rettung des Lebens" angehört hat. Die Bewegung hatte im vergangenen Jahr regierungsfeindliche Demonstrationen organisiert.

Seit mehr als einem Jahr gärt es auf der Insel vor der Ostküste Afrikas, einem der ärmsten Länder der Erde. Die Bevölkerung leidet unter Nullwachstum und einer Hungersnot. Der seit 1975 regierende Ratsiraka hatte im Oktober 1991 nach Streiks und gewaltsamen Demonstrationen eine Übergangsregierung ernannt, der auch führende Oppositionspolitiker angehören. Noch in diesem Jahr sollen ein neues Parlament und ein neues Staatsoberhaupt gewählt werden.

Ex-DDR-Grenzer angeklagt

BERLIN, 29. Juli (AP). In Berlin sind weitere ehemalige DDR-Grenzsoldaten wegen Schüssen auf Mauerflüchtlinge angeklagt worden. Wie die Justizpressestelle am Mittwoch mitteilte, liegen zwei neue Anklagen vor. Sie richteten sich gegen insgesamt fünf frühere Grenzer und beträfen zwei Fälle, in denen Flüchtlinge versucht hätten, die Spree zu durchschwimmen, und dabei getötet worden seien.

Bötsch will neu verhandeln

BONN, 29. Juli (AP). Der Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Wolfgang Bötsch, will neue Verhandlungen mit den CSFR-Nachfolgestaaten über die im Nachbarschaftsvertrag nach CSU-Meinung ungelösten Streitpunkte erreichen. Wie Bötsch am Mittwoch vor Journalisten in Bonn erläuterte, gehören dazu die Möglichkeit der Niederlassung für Sudetendeutsche und der Rückerwerb ihres früheren Eigentums.

Bötsch sagte, die Beziehungen zur Tschechischen Republik und zur Slowakei seien davon abhängig, wie beide zu den mit der CSFR geschlossenen Verträgen stünden. Er werde sich mit der Bitte an Bundesaußenminister Klaus Kinkel wenden, die in der Bundestagsentschließung zum Nachbarschaftsvertrag angesprochenen offenen Fragen im Herbst in Verhandlungen mit Prag und Preßburg anzugehen.

Wieder Riesenfund an Heroin

OLDENBURG, 29. Juli (AP). Zum zweiten Mal in dieser Woche konnten niedersächsische Drogenfahnder Rauschgift im Schwarzmarktwert von mehreren Millionen Mark sicherstellen. Wie die Bezirksregierung Weser-Ems in Oldenburg am Mittwoch mitteilte, beschlagnahmten Polizeibeamte am 15. Juli auf dem Autobahnrastplatz "Dammer Berge" rund 18 Kilogramm Heroin. Das Rauschgift war in einem Sattelzug mit Gemüse aus der Türkei versteckt. Fast zur gleichen Zeit hatten die Ermittler des Landeskriminalamtes 23,5 Kilogramm Heroin in türkischen Lastwagen in der Nähe von Bremen gefunden.

Auf den Sattelzug am Rastplatz hatte eine Sonderkommission zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität schon mehrere Wochen lang gewartet.

Seit 1990 über eine Million Obdachlose in Deutschland

BONN, 29. Juli (AP). Die Zahl der Obdachlosen in ganz Deutschland hat 1990 die Millionengrenze überschritten. Wie die Bundesregierung als Antwort auf eine Anfrage der SPD zum sozialen Wohnungsbau am Mittwoch mitteilte, wurde für die alten Bundesländer ein Anteil von 830 000 Personen geschätzt. Davon waren 130 000 Menschen völlig ohne Obdach. Rund 130 000 lebten in Obdachlosenunterkünften, 100 000 in Billigpensionen, 100 000 in Heimen und Anstalten und rund 200 000 in Übergangsunterkünften.

Die Bundesregierung verwies in ihrer Antwort auf das Fehlen einer umfassenden Obdachlosenstatistik in Bund und Ländern. Sie bezog sich auf die Schätzungen der Bundesarbeitsgemeinschaft für Wohnungslosenhilfe. Die für die neuen Länder genannte Zahl von rund 200 000 Obdachlosen sei mit noch größerer Unsicherheit behaftet, teilte das Bundesbauministerium mit.

UN flehen um Flüchtlingshilfe Elf EG-Länder nicht bereit zur Aufnahme / Bonn isoliert

GENF, 29. Juli (AP/Reuter/dpa). Trotz eines eindringlichen Appells der Vereinten Nationen (UN) bleibt Deutschland mit seiner Bereitschaft zur Aufnahme von Kriegsflüchtlingen aus dem ehemaligen Jugoslawien in der Europäischen Gemeinschaft (EG) isoliert. Die britische Staatsministerin Lynda Chalker sagte bei einer internationalen Konferenz des UN-Flüchtlingskommissariats am Mittwoch in Genf, elf der zwölf EG-Staaten bevorzugten Hilfsmaßnahmen vor Ort. Öffne man den Flüchtlingen die Tür, erreichten diejenigen ihr Ziel, die diese Menschen vertreiben wollten, sagte sie.

Die UN-Flüchtlingskommissarin Sadako Ogata forderte in einem eindringlichen Appell eine politische Antwort auf die Vertreibung Hunderttausender in Ex-Jugoslawien. Scharf verurteilte sie die Praxis der "ethnischen Säuberung" ganzer Gebiete durch Vertreibung bestimmter Volksgruppen und nannte konkret die serbischen Behörden im bosnischen Bosanski Novi. Von dort waren 5000 Flüchtlinge am Wochenende nach Deutschland gekommen. Das UN-Hilfswerk sei in dem Ort erstmals einer "skandalösen Erpressung" ausgesetzt worden: Die UN hätten keine andere Wahl gehabt, "als die Vertreibung zu akzeptieren, um weiteres Töten und die Terrorisierung der Bevölkerung zu verhindern".

Bundesinnenminister Rudolf Seiters stimmte den EG-Partnern darin zu, daß es richtig sei, der Hilfe vor Ort und der heimatnahen Unterbringung der Flüchtlinge erste Priorität einzuräumen. Doch angesichts der drängenden Flüchtlingsnot in Slowenien und Kroatien sei eine internationale Lastenteilung notwendig. Die Aufnahme weiterer Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien sei "ein Gebot europäischer Glaubwürdigkeit".

Im Laufe der Konferenz sagte Großbritannien Zahlungen in Höhe von gut 14 Millionen Mark zu. Italien stockte seine Zahlungen um 28, Norwegen um 30 und Dänemark um 27 Millionen Mark auf.

Unterdessen erklärten sich die Bundesländer bereit, sofort weitere 5000 bosnische Flüchtlinge aufzunehmen. Dies teilte der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, der Saarländer Friedel Läpple, am Mittwoch in Saarbrücken mit.

(Weiterer Bericht auf Seite 2)

Honecker ist wieder in Deutschland

BERLIN, 29. Juli (AP/AFP/dpa/Reuter). Der ehemalige DDR-Staatschef Erich Honecker ist wieder in Deutschland. Fast 17 Monate nach seiner Flucht verließ Honecker am Mittwoch abend sein Moskauer Exil und kehrte ohne seine Frau Margot in einer russischen Sondermaschine nach Deutschland zurück. Honecker landete am Abend auf dem Flughafen Berlin-Tegel. Dort wurde er von Vertretern der deutschen Strafverfolgungsbehörden empfangen, die den per Haftbefehl gesuchten 79jährigen festnahmen und ihn in die Untersuchungshaftanstalt Berlin-Moabit brachten.

Honecker verließ die chilenische Botschaft in Moskau, wo er und seine Frau die vergangenen sieben Monate verbracht hatten, um 18.30 Uhr Ortszeit in Begleitung des chilenischen Sonderbotschafters James Holger. In rasanter Fahrt ging es dann zum Moskauer Prominentenflughafen Wnukowo. Von dort flog Honecker in einer russischen Sondermaschine nach Berlin-Tegel, wo er um 20.07 Uhr eintraf. Dort forderten einige Demonstranten "Freiheit für Honecker".

Von Tegel wurde er in das Untersuchungsgefängnis Moabit gebracht, wo mehrere hundert Schaulustige auf ihn warteten. Doch Honecker blieb hinter zugezogenen Vorhängen in einer gepanzerten Limousine den Blicken verborgen. Er soll am heutigen Donnerstag dem Haftrichter vorgeführt werden.

Die medizinische Untersuchung habe keinerlei Anzeichen für eine Haftunfähigkeit des 79jährigen ergeben, sagte die Berliner Justizsenatorin Jutta Limbach (SPD) am späten Mittwoch abend vor der Presse. Honecker sei unmittelbar nach seiner Einlieferung in die Untersuchungshaftanstalt Moabit von zwei Ärzten sorgfältig untersucht worden. Das Ergebnis stelle aber noch keine endgültige Entscheidung über die Haft- und Verhandlungsfähigkeit dar, die noch durch vom Gericht auszuwählende Sachverständige geprüft werde.

Honecker sieht einem Verfahren wegen Totschlags und Untreue entgegen. Er muß sich unter anderem für den Tod von 49 Menschen verantworten, die bei Fluchtversuchen aus der ehemaligen DDR ums Leben kamen. Außerdem wird ihm vorgeworfen, für die Privilegien der früheren DDR-Funktionäre die Volkswirtschaft um 15,5 Millionen Mark geschädigt zu haben.

Nach monatelangen Verhandlungen hatten sich Rußland und Chile auf die Überstellung nach Deutschland geeinigt. Nach Angaben des chilenischen Außenministers verließ Honecker das Botschaftsgebäude "freiwillig" und bedankte sich bei den Chilenen für das ihm gewährte Gastrecht.

Honecker kehrte allein nach Berlin zurück, seine Ehefrau Margot blieb in Moskau. Nach Angaben aus Chile wollte sie noch eine Nacht in der Botschaft verbringen, um ihren Besitz zu ordnen.

Daß die Rückreise bevorstand, hatte sich seit einigen Tagen angekündigt, der Termin kam dennoch überraschend. Am Nachmittag hatte die Nachrichtenagentur Itar-Tass gemeldet, Rußland und Chile hätten sich auf die Abreise Honeckers geeinigt. Honeckers Anwälte wußten nach eigenen Angaben nichts von der Rückkehr ihres Mandanten. Sein Anwalt Friedrich Wolff sprach von einem "Husarenstreich".

Außenminister Klaus Kinkel sagte in Warschau, Deutschland habe weder Chile noch Rußland irgendwelche Zugeständnisse gemacht. Mit Honeckers Rückkehr sei "dem Rechtsstaat zum Durchbruch verholfen worden".

Vor dem Verlassen der chilenischen Botschaft hatte Honecker nach Angaben des chilenischen Außenministers Enrique Silva ein 15seitiges Dokument seiner Anwälte für den russischen Außenminister Andrej Kosyrew übergeben. Über den Inhalt des Schriftstücks machte der Außenminister keine Angaben. Die Regierung Chiles hatte früher verlangt, daß Honecker vor einer Rückkehr nach Deutschland von einem russischen Gericht angehört werden müsse. Das chilenische Außenministerium gab am Mittwoch an, daß die erreichte Lösung des Problems "den chilenischen Zielen und Kriterien voll und ganz" entspreche. Die chilenische Regierung habe zur Herbeiführung "dieser gerechten Lösung" beigetragen, welche "die Interessen aller beteiligten Regierungen wahrt", sagte der Außenminister in Santiago.

Die Bundesregierung hatte seit Honeckers Flucht in die damalige Sowjetunion wiederholt gesagt, der frühere DDR-Staatschef sei auf "völkerrechts- und vertragswidrige Weise" aus Deutschland weggebracht worden. Damit habe Deutschland auf der Grundlage des Völkerrechts einen Rückführungsanspruch, erläuterte ein Sprecher des Bundesjustizministeriums. (Siehe untenstehenden Bericht, Kommentar und weiteren Bericht auf Seite 3)

EG-Steuern Tank-Tourismus boomt

Am Abend, wenn Büros und Geschäfte längst geschlossen haben, herrscht in manchen Grenzgebieten immer noch reger Fahrzeugverkehr: Kurzzeit-Touristen sind unterwegs, zu Tausenden. Niederländer fahren nach Deutschland, Deutsche in die Niederlande, Holländer nach Belgien, Belgier nach Holland. Ihre Ziele: Tankstellen.

Der Zapfstellen-Tourismus an diesen Grenzen hat inzwischen ein Ausmaß angenommen, das die kühnsten Prognosen in den Schatten stellt. Nach einer Untersuchung des niederländischen Wirtschaftsinstituts LEI haben Niederländer in den vergangenen zwölf Monaten 176 Millionen Liter Benzin in Deutschland und Belgien getankt, wo das Bleifrei-Benzin rund 20 Pfennig pro Liter billiger ist als zu Hause. Bei verbleitem Sprit ist der Unterschied noch größer. Deutsche und belgische Autofahrer hingegen zapften 70 Millionen Liter Diesel und Gas wiederum in den Niederlanden, wo diese Treibstoffe günstiger zu haben sind.

In den grenznahen Regionen der Niederlande hat ein Tankstellensterben eingesetzt, das nach den Untersuchungen bislang 159 Arbeitsplätze kostete. Da aus Anlaß der Tanktouren häufig auch noch andere Besorgungen im Ausland gemacht werden, entgingen dem niederländischen Einzelhandel noch einmal umgerechnet rund 280 Millionen Mark, ebenfalls verbunden mit Arbeitsplatzverlusten.

Verrechnet hat sich auch der Haager Finanzminister Wim Kok. Die jüngste Minerölsteuererhöhung sollte eine Milliarde Gulden zusätzlich in die - wie es in den Niederlanden heißt - Schatzkiste bringen. Wegen des zunehmenden Tankens im Ausland wurden es nur 760 Millionen.

An der Tatsache, daß Millionen von Kilometern nur zum Tanken zurückgelegt werden - mit der Gefahr von mehr Unfällen, mit Energieverschwendung und zusätzlicher Umweltbelastung - wird auch der Binnenmarkt mit seinen Steuerharmonisierungen nicht viel ändern. Die EG-Finanzminister einigten sich bei der Mineralölsteuer lediglich auf Mindestsätze. Beim Benzin ergeben sich in den genannten Ländern danach keine Änderungen. Lediglich der Dieseltourismus von Deutschland nach Holland könnte abnehmen, denn die Niederländer werden ihre Diesel-Steuer um fünf bis sechs Pfennig anheben müssen. dpa/VWD

Raumfahrt Satellit an der Leine

CAPE CANAVERAL, 29. Juli (dpa). Zwei europäische Forschungsprojekte sind die Hauptattraktionen des 49. Fluges einer US-amerikanischen Raumfähre, deren Start am Freitag in Cape Canaveral in Florida geplant ist. Die sieben Astronauten von Atlantis sollen einen von Italienern gebauten Satelliten aussetzen und an einer 20 Kilometer langen Leine hinter sich herziehen. Außerdem sollen sie die freifliegende Weltraumplattform Eureca-1 der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) im Weltraum absetzen.

Eureca-1 soll im Rahmen zahlreicher Experimente sechs bis neun Monate lang die Erde umkreisen und voraussichtlich im April 1993 von einem Shuttle eingefangen und zur Erde zurückgebracht werden. Für das Experiment mit dem angeleinten Satelliten haben die Astronauten auf der Erde zwar zwei Jahre lang geübt, die US-Raumfahrtbehörde NASA und die italienische Raumfahrtagentur (ASI) sehen dem Manöver im Weltraum aber dennoch mit einigem Bangen entgegen; denn es gibt bisher kaum Erfahrungen mit angeleinten Raumfahrzeugen. Experten erinnern daran, daß 1966 zwei Gemini-Kapseln stundenlang mit einer Leine an die letzte Stufe einer Rakete angebunden waren und die Astronauten Schwierigkeiten hatten, die Leine stramm zu halten.

Von dem 191 Millionen Dollar (etwa 288 Millionen Mark) teuren Experiment mit dem angeleinten Satelliten TSS-1 versprechen sich die Wissenschaftler Aufschlüsse, was man mit Leinen und Kabeln im Weltraum machen könnte. Dazu gehören die Erzeugung von Strom und der Transport von Lasten zur geplanten Raumstation. Es gilt sogar als denkbar, daß extrem lange Leinen dazu benutzt werden könnten, Satelliten von der Erde in den Weltraum zu bringen.

Vorwürfe gegen CIA-Spitze

WASHINGTON, 29. Juli (dpa). Der frühere "dritte Mann" des amerikanischen Geheimdienstes CIA, Clair George, hat nach Darstellung eines seiner engsten Mitarbeiter von den illegalen Waffenlieferungen an Iran und der Umleitung eines Teils der Erlöse an die Contra-Rebellen in Nicaragua gewußt. Zwischen ihm und George habe "allgemeines Einverständnis" geherrscht, daß Oberstleutnant Oliver North im Weißen Haus Mitte der 80er Jahre die geheime Contra-Unterstützung koordinierte, sagte Alan D. Fiers Jr. am Dienstag vor Gericht in Washington.

Fiers, früher Leiter der Mittelamerika-Abteilung der CIA, ist Hauptbelastungszeuge im Prozeß gegen George, der den Kongreß und die Ermittlungsbehörden belogen haben soll.

Chile/Rußland Zuversicht im Fall Honecker

SANTIAGO DE CHILE, 29. Juli (dpa). Chiles Außenminister Enrique Silva hat am Dienstag abend von einer "verhältnismäßig schnellen Lösung" der Krise um den ehemaligen DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker gesprochen. Silva sagte vor der Presse in Santiago nach einem Gespräch mit Staatspräsident Patricio Aylwin, der jetzige Stand der Verhandlungen mit den Regierungen Deutschlands und Rußlands erlaube diese "optimistische" Einschätzung.

Auf die Frage über den Zustand des 79jährigen sagte Silva, Honecker sei auf dem laufenden über die Verhandlungen und warte gelassen auf die Entwicklung der Ereignisse. Er bestritt zugleich, daß die chilenische Botschaft in Moskau geräumt werde, um eine Festnahme Honekkers durch die russischen Behörden zu ermöglichen.

Zuvor hatte die rechsgerichtete oppositionelle Unabhängige Demokratische Union (UDI) der Regierung Aylwins Nachlässigkeit im Fall Honecker vorgeworfen. Sie werde eine Sondersitzung des Parlaments beantragen, um über das Problem Honecker zu beraten, das die "internationalen Beziehungen Chiles enorm geschädigt" habe. Bundeslandwirtschaftsminister Ignaz Kiechle, der sich in Chile aufhält, bestritt jedoch diese Einschätzung. Es gebe keinen Zusammenhang zwischen den wirtschaftlichen Beziehungen beider Länder und dem Fall Honekker.

Die russische Nachrichtenagentur RIA hatte am Dienstag morgen noch für den Nachmittag die Beendigung der Honekker-Ausreise nach Deutschland angekündigt. Die Botschaften Deutschlands und Chiles sowie das russische Außenministerium dementierten zwar die Nachricht. Ein Sprecher der Bonner Botschaft schloß jedoch nicht völlig aus, daß eine schnelle Wendung erfolgen könne.

Gemeinsam gegen Drogen

KABUL, 29. Juli (dpa). Afghanistan und Iran haben eine weitreichende Zusammenarbeit vereinbart. Der staatliche afghanische Sender, Radio Kabul, meldete in der Nacht zum Mittwoch, Kommissionen sollten unter anderem den gemeinsamen Kampf gegen den Drogenmißbrauch, den Neuaufbau des Erziehungswesens, die geordnete Rückkehr von Flüchtlingen sowie den Neuaufbau des Gesundheits- und Kommunikationswesens in Afghanistan koordinieren.

Außerdem unterzeichnete eine iranische Delegation in Kabul Abkommen über wirtschaftliche, kulturelle und wissenschaftliche Zusammenarbeit. Nach Angaben von Radio Kabul wollen beide Staaten zunächst eine geordnete Zollabfertigung an ihrer gemeinsamen Grenze organisieren.

Deutsche Segelflug-Meisterschaften Arndt und Schaich fliegen lautlos davon

Anett Arndt (Klix) und Cornelia Schaich (Stuttgart) fliegen der Konkurrenz bei der deutschen Segelflug-Meisterschaft in Kirchheim/Teck davon. In der Clubklasse gewann Anett Arndt am vierten Wertungstag den Mehrecksflug über 224 km mit vor Annegret Pinkert aus Suhl und Ingrid Kothrade (Leonberg) und behielt die Führung in der Gesamtwertung. Sie rangiert überlegen vor Swanntje Geyer (Wiesbaden) und Christine Casper (Pfinzgau).

Cornelia Schaich holte in der Standardklasse den Tagessieg und verteidigte die Führung im Gesamtklassement. Die Stuttgarterin gewann den Mehrecksflug über 302,4 km vor Susanne Lauer (Manching) und Petra Keck aus Bad Nauheim). Zweite der Gesamtwertung ist Katrin Keim (Sindelfingen), Gundula Goeke (Dinslaken) ist Dritte. In der FAI 15-Meter-Klasse führt Gisela Weinreich (Bad Homburg) nach drei Wertungsflügen vor Gisela König aus Schramberg und Ingrid Mayer (Vaihingen/Enz/).

In der Doppelsitzerklasse der Männer verteidigte der Hamburger Klaus Tesch seine Führung im Gesamtklassement, obwohl er sich in der Tageswertung nicht in der Spitze plazieren konnte. Den Sieg holte Michael Paul aus Darmstadt vor Günter Zerbin (Leverkusen) und Helmut Kölle aus Geislingen. dpa

An der japanischen Börse breitet sich Panik aus

TOKIO (dpa/VWD/rtr). Ein neuer Kurseinbruch an der Aktienbörse in Tokio hat am Mittwoch zu Panikverkäufen geführt. Der Nikkei-Index für 225 führende Titel brach um rund zwei Prozent ein und erreichte damit den tiefsten Stand seit mehr als sechs Jahren. Das Wertpapierhaus Nikko berichtete, erstmals hätten private Anleger durch massive Abgaben die Kurse unter Druck gesetzt. Bislang hatten Termingeschäfte und Arbitrage, bei der die Spekulanten das Kursgefälle an verschiedenen Finanzplätzen ausnutzen, die Talfahrt der Börse beschleunigt. Nach Ansicht von Experten zwingen Liquiditätsprobleme nun auch langfristige Anleger dazu, sich von ihren Papieren zu trennen. Es sei nur eine Frage der Zeit, hieß es in Finanzkreisen, daß der Nikkei unter 15 000 Punkte sinke.

Sorgen bereitet nicht zuletzt die enorme Verschuldung von Immobilienbesitzern. Zudem seien in der jüngsten Gesprächsrunde der Regierung über eine Konjunkturbelebung nur alte Rezepte wiederholt worden, hieß es. Auch die Zinssenkung habe der Markt längst einkalkuliert. Am Montag hatte Japans Notenbank den Diskontsatz um einen halben Punkt auf 3,25 Prozent gesenkt.

Viele schaffen Ausstieg aus Drogensucht

STUTTGART, 29. Juli (dpa). Die Chancen zum Ausstieg aus der Drogensucht sind offenbar besser als vermutet: Mindestens jedem dritten Abhängigen gelingt die Rückkehr in ein Leben ohne Heroin. Dies ergab eine Studie, über die die in Stuttgart erscheinende Monatsschrift Bild der Wissenschaft in ihrer August-Ausgabe berichtet. Von 1985 bis 1990 wurden im Frankfurter Raum 324 Heroinabhängige in jährlichen Abständen über ihre Situation befragt. Nach fünf Jahren hatten sich 36,2 Prozent aus ihrer Drogenabhängigkeit gelöst.

Minister Kinkel in Warschau eingetroffen

WARSCHAU, 29. Juli (dpa). Bundesaußenminister Klaus Kinkel ist am Mittwoch zu einem zweitägigen Besuch in Warschau eingetroffen. Er wird dort ein Abkommen über die Erleichterung der Grenzabfertigung und andere Vereinbarungen zur Verbessung der Zustände an den deutsch-polnischen Grenzübergängen unterzeichnen. Kinkel wird in Warschau mit Außenminister Krzysztof Skubiszewski sowie der neuen polnischen Ministerpäsidentin Hanna Suchocka und Staatspräsident Lech Walesa sprechen. Am Donnerstag ist ein Besuch im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz vorgesehen.

Putsch auf Madagaskar gescheitert

NAIROBI, 29. Juli (dpa/AP). Ein Putschversuch im afrikanischen Inselstaat Madagaskar ist am heutigen Mittwoch gescheitert. Eine Gruppe von radikalen Oppositionellen gab nach wenigen Stunden den Versuch auf, die Regierung unter Präsident Didier Ratsiraka zu stürzen. Etwa zehn Bewaffnete unter der Führung des Geistlichen Michel Fety hatten am frühen Morgen den Rundfunk besetzt und die Regierung für abgesetzt erklärt, meldete der französische Auslandssender RFI aus der Hauptstadt Antananarivo. Die Opposition warf dem seit 1975 regierenden Ratsiraka Wahlbetrug vor. Als Sicherheitskräfte das Rundfunkgebäude umstellten, gaben die Putschisten auf.

Russisch-französische Kapsel angedockt

MOSKAU, 29. Juli (dpa). Die Kapsel der russisch-französischen Raummission hat am Mittwoch fast auf die Minute pünktlich um 9.46 Uhr MESZ an die Orbitalstation "Mir" angedockt. Das meldete die Nachrichtenagentur Itar-Tass aus dem Flugleitzentrum nahe Moskau. Das Raumschiff Sojus TM-15 mit Kommandant Anatoli Solowjow, Bordingenieur Sergej Awdejew und dem französischen Kosmonauten Michel Tognini war am Montag vom russisch-kasachischen Weltraumbahnhof Baikonur gestartet.

Jena und Leipzig stehen in Zweiter Fußball-Bundesliga oben Im Osten regt sich etwas Trainer betreiben Understatement / "Punkte gegen Abstieg"

Die etablierte Konkurrenz von Hamburg bis Mannheim ist geschockt. Nach fünf Spieltagen in der Zweiten Fußball- Bundesliga mischt ein Duo aus dem Osten an der Tabellenspitze mit, von dem vor Saisonbeginn allenfalls im Zusammenhang mit dem Abstiegskampf die Rede war. FC Carl Zeiss Jena und der VfB Leipzig haben alle Prognosen der Experten über den Haufen geworfen.

Die Verantwortlichen in Jena und Leipzig betreiben fleißig Understatement. Die beiden Trainer Reiner Hollmann (Jena) und Jürgen Sundermann (Leipzig) erklären immer wieder unisono, daß die bislang erkämpften Punkte lediglich ein gutes Polster im Kampf um den Klassenerhalt sind.

Während die Konkurrenz eifrig Ursachenforschung betreibt, haben die neuen "Favoriten-Killer" plausible Erklärungen parat. Jenas Co-Trainer Konrad Weise meint: "Mit Reiner Hollmann ist ein völlig neuer Zug in die Truppe gekommen. Er hat den Spielern Selbstvertrauen gegeben, so daß sie wieder an sich glauben."

Hollmanns Kollege Jürgen Sundermann sieht den gelungenen Saisonstart als Konsequenz der Leistungen in der vergangenen Relegationsrunde. "Meine Mannschaft hat die Scheu vor den Teams aus den alten Bundesländern abgelegt. Sie spielt jetzt wesentlich gelöster und gewinnt auch Spiele, die wir vor einem Jahr noch verloren hätten." Die Leipziger, als einziges Team der Liga noch ohne Gegentor, wollen aber trotz des gelungenen Saisonstarts nicht abheben. "Wir haben zwei Jahre hintereinander um unsere Existenz gekämpft, da wäre es vermessen, nun vom Aufstieg zu träumen", meint Kapitän Matthias Liebers.

Erstaunlich beim erfolgreichen Aufstand der beiden "Kleinen" ist die Tatsache, daß er sich fast unbemerkt von der Öffentlichkeit vollzog. 5000 Zuschauer in Jena, 3000 in Leipzig, das sind für Spitzenteams eher bescheidene Zahlen. Die Betroffenen kennen die Gründe und zeigen Verständnis. "Die Leute in der Region haben momentan ganz andere Sorgen als zum Fußball zu gehen. Für uns sind 5000 Fans pro Spiel schon ein Erfolg", meint Konrad Weise. dpa

18 Kilo Heroin im Gemüse-Transporter

OLDENBURG, 29. Juli (dpa). 18 Kilogramm Heroin hat die Oldenburger Polizei in einem türkischen Gemüse-Transporter sichergestellt. Der 33 Jahre alte Fahrer wurde festgenommen. Der Fang gelang der Polizei bereits am 15. Juli auf der Raststätte Dammer Berge an der Autobahn Osnabrück-Bremen. Die Ergebnisse wurden "aus ermittlungstaktischen Gründen" erst am Mittwoch veröffentlicht. Danach hatte der Fahrer die Hauptfracht, Obst und Gemüse, bereits in Frankfurt entladen. An Bord des Kühlzuges befand sich bei der Festnahme nur noch das Rauschgift in einem Versteck.

Der VfB Stuttgart will erneut für Furore sorgen Daum jagt Kicker zum Gipfel Trainingslager in Garmisch-Partenkirchen / Turnier in Leeds

Der Deutsche Meister setzt in der neuen Runde der Fußball-Bundesliga auf alte Tugenden: Kampf und Einsatz sind bestimmende Elemente für Trainer Christoph Daum, der im Trainingslager in Garmisch-Partenkirchen erklärte: "Es wäre falsch, mit einer Offensivtaktik in die neue Saison zu starten." Dafür ist ihm sein VfB Stuttgart trotz der Zugänge Strunz (Bayern München), Golke (1. FC Nürnberg) und Knup (FC Luzern) noch nicht reif genug. "Ich erwarte von der Mannschaft, daß sie den Zuschauern immer wieder kämpferische und läuferische Bestleistungen bietet".

Herauskommen soll für den VfB Stuttgart ein erneutes Mitspielen um die Meisterschaft, vielleicht einmal wieder das Endspiel um den DFB-Pokal in Berlin und die Endrunde um den Europapokal der Landesmeister. Dahin will Daum "mit aller Macht": "Für mich persönlich ist das eine Riesenherausforderung. Dafür lohnt es sich, auf viele Dinge zu verzichten."

Also floß in den Alpen der Schweiß in Strömen. Drei Trainingseinheiten pro Tag hat Daum seinen Spielern aufgebrummt: morgens und mittags mit dem Ball, abends geht es mit der Gondel auf den Berg "Wank" in knapp 1800 Meter Höhe zu Steigerungsläufen oder abwechslungsweise zum "Wank-Gedächtnislauf", eine Strapaze der besonderen Art.

Die Belastungen nehmen die Spieler nach Aussage von Daum und Manager Dieter Hoeneß mit Bereitschaft auf sich. "Die Einstellung ist exzellent." Die Spieler haben verstanden, worum es geht. "Derjenige, der glaubt, er hätte es jetzt geschafft, ist bei uns fehl am Platz", drohte der Manager seinen Kickern.

Für Strunz, der sich wie Golke vom ersten Moment an hervorragend in der Mannschaft aufgenommen fühlte, ist die Meisterschale wieder in Griffweite. Ob Strunz gleich von Anfang an zur Stammformation gehören wird, ist noch nicht sicher. "Die Mannschaft kristallisiert sich erst nach den ersten fünf Spielen heraus", sagte Daum. Eine erste Bewährungsprobe wird das Turnier am Wochenende im englischen Leeds sein. Dort geht es auch gegen den Erstrundengegner im Europapokal, Leeds United. dpa

Mädchen auch aus Ungarn

BUDAPEST, 30. Juli (dpa). Einem Mädchenhandel von Ungarn nach Deutschland ist die ungarische Polizei auf die Spur gekommen. Ein 26 Jahre alter Mann aus der südungarischen Stadt Bataszek soll Minderjährige, darunter Kinder von zwölf bis 13 Jahren, mit gefälschten Pässen nach Deutschland geschickt haben, wo sie angeblich von einem Komplizen an türkische Gastarbeiter verkuppelt wurden.

Der Mädchenhandel flog nach den Berichten auf, als zwei Mädchen im Alter von 13 und 14 Jahren aus der Wohnung eines in Deutschland lebenden Ungarn fliehen konnten. Sie sagten aus, sie seien zur Prostitution gezwungen worden. Das Geld, das sie dafür erhalten hätten, sei ihnen abgenommen worden.

Kein Schmerzensgeld für Sturz

ANSBACH, 29. Juli (dpa). Ein Spaziergänger, der von einem bellenden Hund erschreckt wird und deshalb stürzt, hat nicht unbedingt einen Anspruch auf Schmerzensgeld. Wenn der Hund hinter einem sicheren Gartenzaun eingesperrt ist und der Spaziergänger von der Existenz des Hundes weiß, geht er ohne Schadensersatz aus. Mit dieser Begründung hat das Landgericht Ansbach in einem am Mittwoch bekanntgegebenen Urteil die Klage einer Rentnerin abgewiesen (Az. 1 S 98/92).

Schottische "Superliga" hat Ärger

Die neue englische "Superliga" hat zwei Wochen vor dem Saisonstart noch keinen Hauptsponsor gefunden. Ein Autohersteller und eine Brauerei wurden abgelehnt, ein Getränke-Konzern soll dagegen bereit sein, 30 Millionen Mark als Nebensponsor in die Liga zu investieren.

Aus Liebe verschuldet

WÜRZBURG, 29. Juli (dpa). Zweimal innerhalb weniger Wochen hat ein 48 Jahre alter arbeitsloser Bäcker aus Mittelfranken eine Sparkassenfiliale in Prichsenstadt bei Kitzingen überfallen und das Personal mit einer Spiritusflasche und einer Spielzeugpistole bedroht. Eine Große Strafkammer des Landgerichts Würzburg verurteilte den Mann am Mittwoch wegen schwerer räuberischer Erpressung zu einer Freiheitsstrafe von sechseinhalb Jahren. Sein Motiv war eine anspruchsvolle Freundin. Die Frau habe keine Rücksicht darauf genommen, daß er von Arbeitslosengeld und vom Getränkeverkauf bei Heimspielen seines Sportvereins lebte, schilderte der Witwer. "Mich kriegst du nicht mehr los", soll sie gesagt haben, wenn er sie angesichts schnell steigender Schulden bei ihrer Mutter habe abliefern wollen. Beim ersten Überfall hatte der Mann 20 000 Mark erbeutet. Beim zweiten mal hatte er Pech: Ein Angestellter erkannte den Räuber trotz Strumpfhose an der "nicht alltäglichen" Nase wieder und begrüßte ihn: "Da bist du ja schon wieder, diesmal gibt's nichts."

SAARBRÜCKEN, 29. Juli (dpa). Die libanesischen Brüder Mohammed Ali und Abbas Hamadi sind am Mittwoch morgen erstmals von ihren Familien in der Saarbrücker Justizvollzugsanstalt Lerchesflur besucht worden.

Nach Auskunft des Saar-Justizministeriums trafen die Eltern und ein Bruder der beiden Hamadis, die Ehefrau des jüngeren Mohammed Ali und zwei Kinder, deren "Zuordnung nicht klar" sei, um 10 Uhr zu einem rund dreistündigen Besuch in dem Gefängnis ein. Im Laufe dieser und der nächsten Woche sollen noch drei Besuche zu je drei Stunden und ein Besuch zu zwei Stunden folgen.

Mohammed Ali Hamadi (28) ist wegen Mordes und Beteiligung an einer Flugzeugentführung zu lebenslanger Haft verurteilt, Abbas Hamadi (32) wegen Beteiligung an einer Entführung zu 13 Jahren Freiheitsstrafe.

Der Hamadi-Familienclan, der länger als drei Jahre zwei deutsche Geiseln im Libanon gefangengehalten hatte, wurde von einem Vertreter des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (IKRK) nach Saarbrücken begleitet. Ob das IKRK-Mitglied die dortigen Haftbedingungen prüfen solle, sei aber nicht klar, sagte die Ministeriumssprecherin. Die Familien würden nicht akustisch, sondern nur optisch überwacht. Sie müßten jedoch während der gesamten Besuchszeit in einem Raum bleiben. Besondere Personalmaßnahmen seien in dem Gefängnis nicht getroffen worden.

Der Besuch der Familie ist bereits Teil der für die Brüder - im Zusammenhang mit der Mitte Juni erfolgten Freilassung der deutschen Geiseln Thomas Kemptner und Heinrich Strübig - vereinbarten Hafterleichterungen. Die Hamadi-Brüder waren am 13. Juli in Saarbrücken zusammengelegt worden. Zuvor hatte der jüngere Mohammed Ali in der hessischen Justizvollzugsanstalt Schwalmstadt eingesessen.

Der 1987 verhaftete und 1988 verurteilte Abbas kann frühestens nach Verbüßung der halben Strafe im August 1993 mit einer Abschiebung rechnen. Sein Entlassungsgesuch liegt Generalbundesanwalt Alexander von Stahl bereits seit einiger Zeit vor, Bundespräsident Richard von Weizsäcker erhielt 1991 ein Gnadengesuch. Mohammed Ali kann erfahrungsgemäß frühestens nach 13 Jahren Haft - etwa im Jahr 2000 - entlassen werden.

Pause für Nürnbergs Neuzugang Bustos

Der 1. FC Nürnberg muß für längere Zeit auf den erst verpflichteten Argentinier Sergio Bustos verzichten. Der 19 Jahre alte Stürmer zog sich beim Freundschaftsspiel des Fußball-Bundesligisten am Dienstag beim niederbayerischen Bezirksligaverein FC Ergolding (4:0) einen Muskelfaserriß in der Wade zu.

Ex-Kommunisten erfolgreich

TIRANA, 29. Juli (dpa). Die albanischen Sozialististen - die ehemaligen Kommunisten - haben bei den ersten Kommunalwahlen überraschende Erfolge erzielt. Das offizielle Endergebnis vom Sonntag steht zwar noch aus, Sozialisten-Chef Fatos Nano reklamierte aber schon den Sieg für seine Partei. Die Demokratische Partei, die bei den Parlamentswahlen im März noch einen Erdrutschsieg errungen hatte, räumte die Niederlage ein.

Möller will Stammplatz erkämpfen Auf den letzten Metern winkt bei Juve das Ziel

Andreas Möller wird in Italien freundlicher aufgenommen, als viele Berichte glauben machen wollen. "Ein Möller, der sich nicht aufgibt", überschrieb das Turiner Hausblatt "La Stampa" am Mittwoch einen Bericht über das Trainingslager von Juventus in Macolin bei Neuchâtel.

Trainer Giovanni Trapattoni habe in seinem Konzept für die neue Saison zwar nicht den Einsatz der beiden Neuen im schwarz-weiß-gestreiften Trikot, Ravanelli und Möller, vorgesehen. Aber die beiden Fußballer seien dabei, "das Unmögliche wahrzumachen, um die Meinung des Trainers zu ändern". Möller habe immer gesagt, daß er auch auf der Tribüne nicht resigniere. Zitat "La Stampa": "Gestern beim Freundschaftsspiel gegen eine Auswahl aus Neuchâtel hat Möller es bewiesen, indem er eine Serie brillanter Spielzüge hinlegte, einmal die Latte traf und einmal ein raffiniertes Tor schoß."

Ansonsten allerdings sei wenig zu entdecken gewesen von den Qualitäten des deutschen Nationalspielers, von dem Trapattoni offensichtlich nicht ausschließen will, daß er den Sprung in die Stammelf doch noch schaffen kann. "Andy wird spielen oder nicht, das müssen wir später sehen. Mit Sicherheit macht er auf den letzten 30 Metern Sachen, die kein anderer unserer Spieler machen kann", sagt der Juve-Trainer. "La Stampa" lobt Möller, der "die Bälle mit großer Leichtigkeit und Präzision verteilte". dpa

Björn Borg kann noch gewinnen

Björn Borg besiegte bei einem Einladungsturnier in Brookeline (Massachusetts) in der ersten Runde den Amerikaner George Bezecny 6:3, 6:4.

Lattek wollte Güttler als Spielführer

Günter Güttler (31) bleibt Mannschaftskapitän des FC Schalke 04. Der neue Cheftrainer Udo Lattek bestimmte den Libero dazu.

Prinz Philip unterstützt Oder-Nationalpark

SCHWEDT, 29. Juli (dpa). Das Projekt eines deutsch-polnischen Nationalparks "Unteres Odertal" hat nach Ansicht von Prinz Philip gute Chancen. Trotz der Schwierigkeiten bei der Realisierung rechne er mit einem schnellen Aufbau, sagte der Herzog von Edinburgh und Gemahl der britischen Königin Elizabeth II. am Mittwoch nach einer Besichtigung des geplanten Naturschutzgeländes entlang der deutsch-polnischen Grenze in Criewen bei Schwedt.

Der Prinzgemahl, der von Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU), Brandenburgs Umweltminister Matthias Platzeck (Bündnis 90) und dem Stettiner Verwaltungschef Marek Talusiewics begleitet wurde, war erstmals in Ostdeutschland.

Töpfer sagte, der World Wide Fund for Nature (WWF), deren internationaler Präsident Prinz Philip ist, stelle eine "außerordentlich wichtige Unterstützung" für das Projekt dar.

Auf polnischer Seite gebe es eine "gewisse Zurückhaltung", so in der Frage der Schiffbarkeit der Oder. Wie es weiter hieß, bestehen auf deutscher Seite noch Probleme wegen der Landnutzung und der Besitzverhältnisse. In Polen fehlten zudem die Finanzen für den insgesamt rund 33 000 Hektar großen Nationalpark. Der WWF habe bisher 250 000 Mark für das Projekt bereitgestellt. Insgesamt unterstützt Prinz Philip Naturschutzprojekte in Osteuropa mit rund zwei Millionen Mark.

Das Land Brandenburg hatte den deutschen Teil des Parks auf einer Fläche von etwa 23 000 Hektar bereits im März dieses Jahres unter Schutz gestellt, eine Ausweisung als Nationalpark ist hier für 1994 geplant. Die Finanzierung soll aus EG-Mitteln sowie Landes- und Bundesgeldern bestritten werden.

Brigitte Bardot, Frankreichs prominenteste Tierschützerin, fordert "strenge und kontrollierte" internationale Maßnahmen gegen die "schreckliche Gefahr" der Treibnetze für Delphine und andere Meeressäugetiere. Aufgeschreckt von jüngsten Berichten über vier koreanische Trawler mit Treibnetzen von 440 Kilometern, die die französische Marine 100 Meilen vor der Cote d'Azur entdeckte, hat die Ex-Filmdiva die Regierung aufgefordert, Frankreich solle die Initiative zu einer weltweiten Regelung ergreifen. Abgesehen vom massiven, unkontrollierten Fischfang würden Haifische, Schildkröten, Wale, Delphine und andere Meeressäuger "im Rahmen eines unerbittlichen und derzeit unausweichlichen Ausrottungsprozesses grausam dezimiert", schreibt BB. Frankreich solle die Initiative ergreifen, "um ein grauenvolles Massaker und die Verarmung des Meeres zu stoppen".

"Gehirnjogging" für Ältere

GÖTTINGEN, 29. Juli (dpa). Mit "Gehirnjogging" wollen Wissenschaftler älteren, vergeßlichen Menschen helfen. Hierfür bietet die Psychiatrische Klinik der Hochschule in Göttingen eine sogenannte Gedächtnissprechstunde an. Dort wird untersucht, ob die Vergeßlichkeit der Ratsuchenden eine behandelbare organische Krankheit ist oder schlicht durch Mangel an Training hervorgerufen wird. Das menschliche Gehirn habe so viele Reserven, daß auch in hohem Lebensalter ein geistig reges und aktives Leben möglich ist, teilten die Ärzte am Mittwoch in Göttingen mit.

Mit speziellen Übungen könnten die Patienten die Leistungsfähigkeit ihres Gehirns trainieren. Doch auch bei Krankheiten, die zu Vergeßlichkeit führten, habe die Forschung in den vergangenen Jahren wirksame Medikamente hervorgebracht. Kant, Adenauer, Goethe oder Picasso hätten bis ins hohe Alter Großes geleistet, weil sie ständig gedacht hätten, meinen die Wissenschaftler.

Dresden verpflichtet Milovanovic

Fußball-Bundesligist Dynamo Dresden meldet nach Thomas Rath (Hertha BSC), Nils Schmäler (VfB Stuttgart) und Miroslav Stevic (Grashoppers Zürich) den vierten Neuzugang. Der Serbe Vladan Milovanovic wurde als Vertragsamateur für 50 000 Mark vom fränkischen Bezirks- Oberligisten Neustadt gekauft.

Rom greift zum dicken Rotstift

MAILAND (dpa/VWD). Die italienische Regierung von Ministerpräsident Giuliano Amato will noch vor Beginn der Sommerferien dem Parlament ein zweites Sparpaket zur Stabilisierung des Haushalts vorlegen. Das erste Gesetz, das gestern vom Abgeordnetenhaus gebilligt wurde, sieht Mehreinnahmen und Ausgabenkürzungen in Höhe von 30 Billionen Lire (40 Milliarden Mark) noch in diesem Jahr vor. Mit dem zweiten Fiskalpaket will die Regierung im Zeitraum 1993 bis '95 insgesamt fast 200 Billionen Lire (266 Milliarden Mark) mobilisieren, davon zwei Drittel durch Kürzung der Ausgaben. Damit soll die Neuverschuldung, die heute beinahe elf Prozent des Bruttosozialprodukts beträgt, bis 1995 auf 4,9 Prozent und die Inflationsrate von jetzt 5,5 Prozent auf 2,5 Prozent gesenkt werden.

Die massive Stabilisierungspolitik, die sich die Regierung im Hinblick auf die geplante Europäische Wirtschafts- und Währungsunion auferlegt hat, wird für Italien einen empfindlichen Wachstumsverlust zur Folge haben. Nach Regierungsschätzungen dürfte das Bruttosozialprodukt im laufenden Jahr höchstens um 1,5 Prozent und im kommenden um 1,6 Prozent zulegen.

Protestaktionen eingeschränkt

BELGRAD, 29. Juli (dpa). Nach zahlreichen Protesten der Opposition ist das Demonstrationsrecht in der größten jugoslawischen Republik Serbien weitgehend eingeschränkt worden. In Zukunft darf nur noch an speziell dafür ausgewiesene Orten demonstriert werden, beschloß das von den Sozialisten beherrschte Parlament am Mittwoch in Belgrad.

Gleichzeitig werden die Veranstalter verpflichtet, hohe Kautionen für eventuelle materielle Schäden zu entrichten. Die Opposition hatte kritisiert, daß eine Demonstration weitab vom Stadtzentrum jeden Sinn verliere.

Obst- und Gemüsepreise purzeln Rekordernte bereitet Bauern Sorgen / Billigimporte aus Osten

HAMBURG (dpa/vwd/FR). Verbraucher freuen sich - die Bauern stöhnen: Deutschland erlebt derzeit eine Obst- und Gemüseschwemme. Zwar gibt es regionale Unterschiede, aber der Trend ist gleich: Die Preise gehen in den Keller, die Landwirte fürchten um ihre Erlöse, Obst und Gemüse sind so billig wie selten zuvor.

"Die Preise sind ein Witz", meint etwa Kerstin Heep, Geschäftsführerin der Kölner Fruchthansa, einem der führenden Importeure. Obst sei im Schnitt um etwa die Hälfte billiger als im Vorjahr. Nach Angaben von Händlern gibt es in ganz Europa seit dem Erntebeginn vor etwa vier Wochen ein Überangebot wegen der milden Witterung im Winter und Frühjahr. 1990 und 1991 sei in einigen Ländern die Ernte noch durch Frostschäden gemindert oder vernichtet worden. Daraufhin seien die Preise hochgegangen, so ein Kölner Importeur. Die Folge: "Alle haben angepflanzt wie die Verrückten." Besonders Pfirsiche und Nektarinen gebe es zu Schleuderpreisen. Pfirsiche würden etwa in den Geschäften bereits für unter zwei Mark je Kilo angeboten, nachdem im Vorjahr noch zwischen drei und vier Mark bezahlt werden mußte.

Auch der Fruchthof Berlin klagt. Der Preis für zehn Kilo Pflaumen sei von 20 Mark 1991 auf neun Mark in dieser Saison gefallen. Beim Gemüse gebe es eine kaum verkäufliche Blumenkohlschwemme aus den neuen Ländern. "Blumenkohl wird derzeit auf den Märkten regelrecht verramscht", meint auch Wolfgang Hein vom Centralmarkt Bonn-Roisdorf.

Für totalen Preisverfall sorgen bei Frischgemüse auch die massenhaften Billigimporte, vor allem aus Polen und der CSFR. Allein von Mai auf Juni sank der durchschnittliche Einfuhrpreis für Frischgemüse um 13 Prozent, berichtet das Statistische Bundesamt. Probleme haben damit vor allem die Landwirte der ehemaligen DDR. So gefährden Billig- Früchte aus Osteuropa bereits die Existenz der ostthüringer Obstbauern. Knapp 150 Tonnen Sauerkirschen sind beispielsweise bei der Gera Obstbau in diesem Sommer nicht geerntet worden.

"Hervorragend in punkto Ernte, miserabel in punkto Preise" ist die Situation bei Obst- und Gemüse auch in Hessen. Am schlimmsten (für die Bauern) sei es bei Kirschen, heißt es im Wiesbadener Landwirtschaftsministerium.

Probleme mit der Trockenheit haben dagegen die Getreidebauern insbesondere in Gegenden, wo leichte Böden das Wasser nicht halten können. Das Bonner Landwirtschaftsministerium rechnet in diesem Jahr nur mit einer Getreideernte von rund 36 Millionen Tonnen gegenüber 39,3 Millionen Tonnen in der vergangenen Saison.

Iduna/Nova baut bis zu 200 Stellen ab

HAMBURG (rtr/dpa/VWD). Die Versicherung Iduna/Nova will sich künftig auf Kunden in Handwerk, Handel, Gewerbe und im öffentlichen Dienst konzentrieren. Bei der Hälfte der 160 Geschäftsstellen sollen die Innendienste eingestellt und innerhalb der kommenden drei Jahre bis zu 200 Stellen "durch normale Fluktuation" abgebaut werden. In der Vergangenheit habe das Neugeschäft an erster Stelle gestanden, erklärte Vorstandschef Günter Kutz, künftig solle mehr Bestandspflege betrieben werden.

Im ersten Halbjahr lag das Neugeschäft aller Konzerngesellschaften um 40 Prozent unter dem vergleichbaren Vorjahreswert. Nach zwei Ausnahmejahren mit "überhitzten Neuabschlüssen" sei man zur Normalität zurückgekehrt, sagte Kutz. Die Beitragseinnahmen kletterten um fast sechs Prozent auf nahezu zwei Milliarden Mark. Bei der Iduna Leben wurde mit 6,8 Milliarden Mark fast 18 Prozent weniger Neugeschäft hereingeholt. In der Schadensparte sind die Beiträge, aber auch die Schäden gestiegen, vor allem bei Kraftfahrzeugen.

Im vergangenen Jahr hatte die Iduna Leben im Neugeschäft einen Zuwachs um 55 Prozent auf 14,7 Milliarden verbucht und im Bestand ein Plus von 17 Prozent auf gut 70 Milliarden. Die Iduna Allgemeine verzeichnete zwar eine Zunahme der Beitragseinnahmen um 15,5 Prozent auf 667 Millionen Mark, weist aber einen versicherungstechnischen Verlust von netto 39,5 Millionen aus.

Wessels Kapitän beim VfL Bochum

Torwart Andreas Wessels ist der neue Mannschaftkapitän des Fußball-Bundesligisten VfL Bochum. Der 28jährige wurde von seinen Teamgefährten gewählt und löst Thomas Kempe ab.

Von Ratten und Kühen

In einer hitzigen Debatte über die von den alleinregierenden Sozialisten geplante Verstaatlichung des Zeitungsverlages "Politika" haben sich die Abgeordneten im serbischen Parlament tierische Redeschlachten geliefert. "Als ich Dich zum ersten Mal gesehen habe, war mir gleich klar, daß Du ein Rattengesicht bist", herrschte der Führer der Nationalisten, Vojislav Seselj, einen Kollegen an. Dieser blieb Seselj nichts schuldig. Er erinnere ihn an eine "hochträchtige Kuh", spielte er auf den Bierbauch Seseljs an. (dpa)

Mit Pavian-Leber wohlauf

NEW YORK, 30. Juli (dpa). Dem 35jährigen Amerikaner, der schon seit vier Wochen als weltweit erster Mensch mit einer Pavian-Leber lebt, geht es immer besser. Er ißt inzwischen normale Kost. Trotz häufiger Besuche seiner Familie langweile er sich, sagte am Mittwoch eine Sprecherin des Universitätskrankenhauses in Pittsburgh (Pennsylvania).

Der Patient, der anonym bleiben will, ist allerdings weiter auf der Intensivstation, weil die Ärzte mit Abstoßreaktionen rechnen. Um diese zu verhindern, geben sie ihm eine Kombination von vier starken Medikamenten. Die Übertragung einer menschlichen Leber war in diesem Fall nicht möglich, weil der Mann unter Hepatitis B litt und eine neue Menschenleber ebenfalls infiziert worden wäre.

16fachen Mordes angeklagt

NEW YORK, 30. Juli (dpa). Ein ehemaliger US-Luftwaffensoldat hat nach Angaben der Staatsanwaltschaft in Riverside (Kalifornien) seit 1986 möglicherweise 16 Frauen ermordet. Nachdem gegen den 41jährigen William Suff bereits zuvor in zwei Fällen Anklage wegen Ermordung von Prostituierten erhoben worden war, wurde er jetzt in 14 weiteren Fällen formell angeklagt, Prostituierte umgebracht zu haben; ferner wird er in zwei Fällen des Mordversuchs bezichtigt. Der Mann hat bereits zehn Jahre im Gefängnis gesessen, weil er 1973 seine zwei Monate alte Tochter getötet hatte.

Die Frauen waren erstochen oder erwürgt worden, mehrere wiesen Verstümmelungen auf. Suff war im Januar dieses Jahres zunächst als Tatverdächtiger in zwei Fällen verhaftet worden.

Kampf um Wale geht weiter Norweger werfen Greenpeace "Medienkrieg um jeden Preis" vor

OSLO, 30. Juli (dpa). Die Auseinandersetzung um die von norwegischen Fischern wiederaufgenommene Jagd auf Zwergwale hält an. Ein Sprecher der norwegischen Marine in Bodö dementierte Angaben der Umweltorganisation Greenpeace, es sei ihr mit Hilfe von Schlauchbooteinsätzen gelungen, die Jagd auf Wale vor der arktischen Nordküste Norwegens zu verhindern. Der Deutschen Presse-Agentur sagte Korvettenkapitän Otto Kristian Svortdal, das Walfangschiff "Nybräna" sei gar nicht auf der Jagd gewesen, als sich ihm Greenpeace-Leute von ihrem Schiff "Solo" aus mit Schlauchbooten genähert hätten.

Svortdal warf der Umweltorganisation vor, einen "Medienkrieg um jeden Preis" zu führen, bei dem es lediglich um spektakuläre Bilder gehe. Schiffe der norwegischen Marine überwachen die "Solo" seit mehr als zwei Wochen, um Störungen des Walfangs zu verhindern, für den die Osloer Regierung 110 Zwergwale freigegeben hat. Nach Meinung der norwegischen Behörden gibt es wieder so viele Zwergwale, daß eine Jagd auch zu kommerziellen Zwecken nach sieben Jahren Fangverbot wieder vertretbar ist. Diese Auffassung hat auch in der Internationalen Walfangkommission IWK seit mehr als einem Jahr immer mehr Gehör gefunden, bisher aber noch nicht zu entsprechenden Beschlüssen geführt.

Greenpeace-Sprecher Pal Bugge erklärte dagegen in Oslo, die Bestandszählungen beim Zwergwal seien viel zu unsicher, "und Zweifel sollten wir den Walen zugute kommen lassen".

In der norwegischen Öffentlichkeit, die sonst sehr umweltbewußt ist, findet Greenpeace kaum Verständnis.

Anklagen im BCCI-Skandal Ex-Minister der USA beschuldigt / Scheich will Buße zahlen

NEW YORK (dpa/rtr). Der frühere amerikanische Verteidigungsminister und Präsidentenberater Clark Clifford (85) sowie sein 45jähriger Partner Robert Altman wurden jetzt wegen ihrer Verwicklung in die Skandale der Bank of Credit and Commerce International (BCCI) gleichzeitig in Washington und New York angeklagt. Nach Justizangaben wird den beiden als früheren Topmanagern der First American Bank vorgeworfen, die Aufsichtsbehörden, darunter die Notenbank, über den Einfluß der BCCI in ihrem Institut belogen und betrogen zu haben; von Verschwörung zur Täuschung ist die Rede. Clifford und Altman, die Anfang der achtziger Jahre auch als Anwälte für BCCI arbeiteten, sollen ferner Bestechungsgelder in Höhe von mehreren Millionen Dollar kassiert, über BCCI heimlich das US-Bankwesen infiltriert und die Eigentumsverhältnisse von Geldinstituten in sechs Bundesstaaten vor den Aufsehern vertuscht haben.

Der Staatsanwalt von Manhattan, Robert Morgenthau, sagte, der Fall BCCI sei nicht nur der bedeutendste Bankenbetrug der Geschichte, sondern auch einer der größten Kriminalfälle überhaupt. Den beiden Beschuldigten drohen bei einer Verurteilung mehrere Jahre Haft und hohe Geldstrafen. Die US-Notenbank kündigte unterdessen eine Zivilklage an und erwägt zudem, Clifford und Altman lebenslang "von Banktätigkeiten in den USA auszuschließen".

Clifford, Berater aller demokratischen US-Präsidenten seit Harry Truman (1945-1953) und unter Lyndon Johnson 1968/69 Verteidigungsminister, war Chef und Altman Präsident der First American, die illegal von der BCCI kontrolliert wurde. Beide hatten eine Beteiligung des Skandalinstituts an der First American bestritten. Als diese Verbindung bekannt wurde, behaupteten sie, Opfer einer Täuschung geworden zu sein. Noch immer erklären Clifford und Altman sich für unschuldig. Cliffords Anwalt hatte vergeblich an die Behörden appelliert, den alten Mann zu verschonen, weil er "eine Anklage nicht überleben würde".

Nach einem Bericht der Washington Post hat sich der saudi-arabische Scheich Kamal Adham, ein früherer Geheimdienstchef seines Landes, bereit erklärt, mit der Staatsanwaltschaft zusammenzuarbeiten. Er habe sich gleichzeitig eines Verstoßes gegen New Yorker Bankbestimmungen für schuldig bekannt und eingewilligt, 105 Millionen Dollar Geldbuße zu zahlen. Adham habe gewußt, daß BCCI illegal die First American kontrollierte. BCCI war 1991 geschlossen worden. Nach Ansicht der Behörden hat die Bank neben vielen anderen Machenschaften unter anderem Geld für Terroristen und Rauschgifthändler "gewaschen".

Lufthansa steckt zurück Zahl der Flüge über den Nordatlantik wird verringert

FRANKFURT A. M./NEW YORK (dpa/ VWD/FR). Auf die hohen Verluste im Nordatlantik-Verkehr reagiert die Lufthansa mit einer Ausdünnung des Flugplanes. Das Unternehmen streicht mit dem Beginn der Wintersaison am 25. Oktober die Verbindung zwischen Frankfurt und Charlotte im US-Bundesstaat North Carolina. Ferner endet der tägliche Flug von der Main-Metropole über Montreal nach Philadelphia künftig schon in der kanadischen Hauptstadt. Charlotte wird zur Zeit noch dreimal in der Woche bedient.

Die Lufthansa führt zur Begründung die "mangelnde Wirtschaftlichkeit" der Flüge an. Obwohl Spekulationen über weitere Streichungen zurückgewiesen werden, heißt es gleichzeitig, daß man auch andere Nordatlantik-Dienste "auf ihre Rentabilität überprüft". "Wir haben bisher Märkte und Marktanteile auf dem Nordatlantik auch bei roten Zahlen verteidigt. Angesichts der ruinösen Preiskämpfe und unserer wirtschaftlichen Lage können wir uns diese Politik vorerst nicht mehr leisten", erläutert Frederick Reick, der für Amerika zuständige Gebietsmanager. Das bedeute allerdings nicht den Anfang eines Rückzugs aus dem Geschäft zwischen Europa und Nordamerika. Vielmehr wolle man sich auf die "aufkommenstarken Kernmärkte und passagierfreundlichen Nonstop-Verbindungen" konzentrieren. In Fachkreisen gilt es gleichwohl als ausgemachte Sache, daß es nicht bei dem Rückzug auf 18 von bislang insgesamt 20 nordamerikanischen Zielorten bleibt.

Die Manager der Kranich-Firma hatten geglaubt, den drei führenden US-Gesellschaften American, Delta und United, die ihre Deutschland- und Europaflüge nach Übernahme aller Transatlantikrouten der abgestürzten PanAm und der angeschlagenen TWA stark ausweiteten, Paroli bieten zu können. Doch dies erweist sich inzwischen als Trugschluß. Die Amerikaner böten zum Teil Preise, die nicht einmal mehr die Treibstoffkosten deckten, behauptet ein Lufthansa-Sprecher. "Alles hat irgendwo seine Grenzen." Die amerikanischen Unternehmen hingegen können sich den Preiskrieg leisten, weil bei ihnen die Nordatlantikverbindungen an ihrem gesamten Streckennetz nur einen verhältnismäßig geringen Anteil ausmachen.

Der Beschluß der Lufthansa ist auch vor dem Hintergrund zu sehen, daß in diesem Jahr offenbar selbst in den Sommermonaten Verluste eingeflogen werden. Früher hatte das Unternehmen normalerweise spätestens im Mai die Gewinnphase erreicht, die dann bis in den Herbst hinein anhielt. 1992 scheint es jedoch Monat für Monat Fehlbeträge zu setzen, die sich im Gesamtjahr auf wahrscheinlich mehr als eine Milliarde Mark addieren dürften.

Stolpe-Vertraute "belastet"

POTSDAM, 30. Juli (dpa/epd). Wegen Verdachts der Falschaussage vor dem Stolpe-Untersuchungsausschuß des brandenburgischen Landtags hat die CDU- Fraktion Strafanzeige gegen den evangelischen Konsistorialpräsidenten Hans- Martin Harder und den Oberkonsistorialrat Siegfried Plath aus Greifswald erstattet. Das teilte der parlamentarische Geschäftsführer der Fraktion, Detlef Kirchhoff, am Mittwoch in Potsdam mit. Entgegen ihrer Darstellung vor dem Untersuchungsausschuß seien die beiden Kirchenvertreter "in schwerster Weise" selbst Stasi-belastet.

Kirchhoff berief sich auf Dokumente der Berliner Gauck-Behörde. Die Akten würden Plath und Harder als "wichtige Instrumente des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit zur Durchsetzung der SED-Kirchenpolitik" ausweisen. Harder wies unterdessen die Beschuldigung zurück, wissentlich als Inoffizieller Mitarbeiter der Stasi tätig gewesen zu sein.

Plath und Harder waren von Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) als Mitwisser und Mitstreiter bei seinen langjährigen Stasi-Kontakten bezeichnet worden. Bei ihrer Anhörung hatten sie Stolpe entlastet.

Erster UN-Hilfskonvoi auf dem Landweg in Sarajewo eingetroffen Friedensgespräche in London beendet / Ausschuß der drei Volksgruppen soll Zivilbevölkerung helfen / Kämpfe gehen weiter

SARAJEWO/LONDON, 29. Juli (dpa/ AFP/Reuter). Erstmals hat am Mittwoch ein Hilfskonvoi die von Serben belagerte Stadt Sarajewo auf dem Landweg erreicht. Mit der Ankunft von 21 Lkws mit rund 170 Tonnen Nahrungsmitteln aus dem kroatischen Split gelang es den Vereinten Nationen, den seit langem angestrebten Landkorridor in die umkämpfte bosnische Hauptstadt zu öffnen.

Der UN-Konvoi, der am Dienstag morgen in der dalmatinischen Hafenstadt auf die 250 Kilometer lange Strecke geschickt worden war, erreichte am Mittwoch nachmittag die von serbischen Truppen belagerte Stadt. "Wir hoffen, daß noch viele Konvois kommen werden", sagte ein Sprecher des UN-Flüchtlingswerks in Sarajewo. Die UN wollen jetzt versuchen, mit täglichen Hilfskonvois auf dem Landweg die Versorgung Sarajewos zu verbessern. In den letzten Wochen wurde die bosnische Hauptstadt über eine Luftbrücke, zu der auch Bundeswehrmaschinen beitragen, versorgt. In Sarajewo leben derzeit etwa 400 000 Menschen, darunter Zehntausende von Flüchtlingen und Vertriebenen.

In London gingen am Mittwoch nach drei Tagen die von der EG geleiteten Friedensgespräche über Bosnien-Herzegowina ohne erkennbare Annäherung bei der Suche nach einer politischen Lösung zu Ende. Erstmals einigten sich jedoch die Konfliktparteien auf einen gemeinsamen Ausschuß. Die Vertreter der Serben, Kroaten und Moslems stimmten der Bildung eines Gremiums zu, dessen Arbeit vor allem der Zivilbevölkerung zugute kommen soll. Der von den drei Parteien zu bildende Ausschuß soll sicherstellen, daß internationale Hilfslieferungen auch tatsächlich die bedrängte Bevölkerung erreichen, teilte EG-Verhandlungsführer José Cutileiro mit. Er soll die Rückkehr von Flüchtlingen in ihre Heimat ermöglichen und beim Austausch von Kriegsgefangenen sowie bei der Auflösung von Lagern für Zivilisten mithelfen.

Die Konferenzteilnehmer einigten sich nach den getrennt geführten Verhandlungen außerdem darauf, die Gespräche über eine Verfassungsregelung und politische Lösung in der Woche nach dem 17. August fortzusetzen, sagte der portugiesische Diplomat Cutileiro weiter. Bosniens Außenminister Haris Silajdzic hatte in London Pläne der EG zur Aufteilung der umkämpften Republik in Kantone nach dem Muster der Schweiz, in Wohngebiete für die einzelnen Volksgruppen also, zurückgewiesen.

In Bosnien dauerten nach kroatischen Angaben die Kämpfe vor allem im Norden und Osten der Republik an. Auch am Mittwoch wurde Sarajewo nach Berichten des kroatischen Rundfunks sporadisch mit Artillerie und Maschinengewehren beschossen. Als weiterhin dramatisch wurde vom kroatischen Rundfunk die Lage im Osten Bosniens dargestellt, wo die Stadt Gorazde weiterhin von den serbischen Truppen unter Beschuß genommen werde. Von schweren Zusammenstößen wurde auch aus der nordbosnischen Region um die Städte Derventa und Bosanski Brod, etwa 200 Kilometer nördlich von Sarajewvo, berichtet.

Die Bevölkerung von Bosnien-Herzegowina begeht nach Ansicht ihres Präsidenten Alija Izetbegovic einen "schweren Fehler", wenn sie noch auf eine internationale Eingreiftruppe hofft. Dabei sei eine Intervention "in begrenzter Form" vermutlich möglich, sagte er nach einer Meldung der Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug. Niemand sei aber bereit, seine Soldaten in Bosnien umkommen zu lassen.

Nach bosnischen Angaben werden mehr als 95 000 Menschen - vor allem Moslems - in 57 Lagern festgehalten, die von Serben in Bosnien und in Rest- Jugoslawien eingerichtet worden seien. Dies berichtete der bosnisch-herzegowinische Pressedienst.

Der Einsatz von NATO und der Westeuropäischen Verteidigungsunion (WEU) im Mittelmeer zur Einhaltung des Embargos gegen Serbien und Montenegro zeigt nach Angaben des Bonner Verteidigungsministeriums erste Erfolge. Seit Beginn der Seepatrouillen habe sich der Schiffsverkehr vor der jugoslawischen Küste halbiert, teilte das Ministerium mit. Während in den ersten Tagen der Operation noch mehr als 100 Schiffe täglich beobachtet worden seien, seien es jetzt nur noch etwa 50 pro Tag.

(Weiterer Bericht auf Seite 5 und Kommentar auf Seite 3)

Wissmann schließt weitere Steuererhöhungen nicht aus

FRANKFURT A. M., 30. Juli (dpa). Weitere Steuererhöhungen zur Finanzierung der deutschen Einheit schließt der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU, Matthias Wissmann, nicht aus. Im Hessischen Rundfunk fügte Wissmann am Mittwoch allerdings hinzu: "Steuererhöhungen dürfen für die Politik immer nur das allerletzte Mittel sein."

Wissmann reagierte auf einen Finanzierungsvorschlag des sächsischen Finanzministers Georg Milbradt (CDU). Dieser hatte Steuererhöhungen im Vergleich zu massiver Neuverschuldung der neuen Bundesländer als das kleinere Übel bezeichnet.

"Politika" verstaatlicht

BELGRAD, 30. Juli (dpa). Der größte Zeitungsverlag in der jugoslawischen Republik Serbien, "Politika", ist verstaatlicht worden. Die alleinregierenden Sozialisten von Präsident Slobodan Milosevic drückten das Gesetz am Mittwoch abend im Belgrader Parlament durch. In den letzten Tagen waren die Opposition und große Teile der Öffentlichkeit gegen die Verstaatlichung Sturm gelaufen.

Milosevic will damit offenbar vor den für Herbst geplanten Wahlen sein Medienmonopol absichern. Er stellte sich damit gleichzeitig gegen den jugoslawischen Regierungschef Milan Panic, der sich für eine Privatisierung auch der Medien ausgesprochen hatte.

"Dramatischer Rückgang" bei Blutspenden

BONN, 29. Juli (dpa). Auf einen "dramatischen Rückgang" bei Blutspenden hat das Deutsche Rote Kreuz (DRK) am Mittwoch in Bonn hingewiesen. Die Kühlräume seien leer, Katastrophenreserven existierten bei vielen Diensten nicht mehr und lebenswichtige Operationen müßten bereits zurückgestellt werden, weil nicht mehr allen Anforderungen der Krankenhäuser nachgekommen werden könne. Um seinen Versorgungsauftrag gegenüber 2400 Krankenhäusern weiterhin erfüllen zu können, ruft das DRK dringend zum Blutspenden auf.

Zivildienst für Frauen verlangt

BONN, 29. Juli (dpa). Der Bund der Selbständigen/Deutscher Gewerbeverband (BDS/DGV) hat als Ersatz für die Pflegeversicherung einen zivilen Ersatzdienst für junge Frauen gefordert. Damit könnten jährlich 240 000 Betreuungskräfte für Pflegebedürftige gewonnen und die Pflegekosten deutlich verringert werden. "Die Bundesregierung sollte schleunigst zugeben, daß sie sich mit dem umlagefinanzierten Pflegemodell verrannt hat", sagte BDS/DGV-Präsidentin Siglind Wanschka am Mittwoch in Bonn. Klein- und Mittelbetriebe könnten die Kosten für eine Pflegeversicherung auch dann nicht tragen, wenn der erste Krankheitstag nicht mehr bezahlt werde.

Bundesfrauenministerin Angela Merkel (CDU) sowie die Bundestagsabgeordnete von Bündnis 90, Christina Schenk, lehnten den Vorschlag ab. Merkel sagte in Bonn, in der Altenpflege sei nicht allein soziales Engagement gefragt, sondern fachliche Qualifikation. Schenk warnte vor einer zusätzlichen Benachteiligung von Frauen.

Elternstimme

Eltern sollten nach einem Vorschlag des CDU-Bundestagsabgeordneten Wilfried Böhm für ihre minderjährigen Kinder wählen dürfen. Mit der Einführung eines solchen Familienwahlrechts könnten Familien eher als bisher die politische Berücksichtigung von Familieninteressen durchsetzen, sagte Böhm am Mittwoch in Bonn. Familien, die früher eine gesellschaftliche Mehrheit darstellten, machten heute gerade noch ein Drittel der Haushalte in Deutschland aus. Damit fehle ihnen auch zunehmend die Möglichkeit, per Wahlzettel Druck auf die Politik auszuüben.

Nach Meinung von Böhm reichen alle bisherigen familienpolitischen Maßnahmen sowie auch die Programme und Absichtserklärungen aller Parteien nicht aus, dem "täglichen Existenzkampf der Familien" zu begegnen. Kinderreichtum bedeute für den Durchschnittsbürger "rasanten sozialen Abstieg". Als weiteres Argument für ein Familienwahlrecht führte der CDU-Politiker auch an, daß Eltern bis zur Volljährigkeit ihrer Kinder eine ganze Reihe Pflichten, Haftungen und gesetzliche Vertretungen übernehmen müßten.

Nach Angaben aus dem Handbuch des Deutschen Bundestages ist Böhm Vater von fünf Kindern. (dpa/FR)

Schelte für Tarifparteien

BONN, 31. Juli (dpa). Der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Jürgen Rüttgers, hat die Tarifpolitik der Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften für die neuen Bundesländer kritisiert. Immer mehr ostdeutsche Unternehmen verließen ihre Wirtschaftsverbände und damit auch die Tarifbindung. "Dies ist eine Reaktion auf die Unfähigkeit der Tarifparteien, flexible und auf die Situation der Menschen und Betriebe im Osten angepaßte Tarifverträge abzuschließen", sagte Rüttgers in Bonn.

Die Tarifparteien würden der differenzierten Situation in Ostdeutschland nicht gerecht. Manche Unternehmen könnten die Anpassung an das Lohnniveau im Westen schneller vollziehen. In vielen Fällen gefährdeten die vereinbarten tariflichen Stufenregelungen aber Marktchancen und Arbeitsplätze. Die CDU/CSU-Fraktion erwarte, daß eine gesetzliche Regelung zur Abweichung von Tarifverträgen in Notfällen zügig zwischen den Ministerien abgestimmt werde.Zwei Sitze für Ex-Staatspartei

BRAZZAVILLE, 29. Juli (AFP). Die Panafrikanische Union für eine soziale Demokratie (UPADES) hat die Senatswahlen in Kongo gewonnen. Wie der kongolesische Innenminister Alphonse Nzoungou am Dienstag abend in Brazzaville mitteilte, errang die Partei von Pascal Lissouba 23 der 60 Sitze in der zweiten Kammer des Parlaments, gefolgt von der Bewegung für Demokratie und vollständige Entwicklung (MCDDI) von Bernard Kolelas mit 14 Stimmen. Nur zwei Kandidaten konnte die ehemalige Einheitspartei, die Kongolesische Arbeitspartei (PTC) des Staatspräsidenten Denis Sassou Nguesso, durchsetzen.

Damit wurden die Wahlen zur ersten Kammer des Parlaments bestätigt, die am 24. Juni und 19. Juli stattfanden. Im Rahmen des Demokratisierungsprozesses sollen am 2. und 16. August Präsidentschaftswahlen abgehalten werden.

Kein Beleg für Chemiewaffen-Einsatz

NEW YORK, 29. Juli (AFP). Eine Expertenkommission der Vereinten Nationen (UN) hat bei ihrem Besuch im Kaukasus keinen Hinweis auf einen Einsatz von Chemiewaffen durch die armenische Armee entdeckt. Das wurde am Dienstag offiziell am Sitz der UN in New York mitgeteilt. Aserbaidschan hatte die armenische Armee im Juni beschuldigt, bei den Kämpfen in der aserbaidschanischen Enklave Nachitschewan Chemiewaffen eingesetzt zu haben. In einem Bericht des UN-Generalsekretärs Butros Ghali hieß es, die Indizien, die der Mission als Beweis für den Einsatz der Chemiewaffen vorgelegt wurden, hätten ohne Schwierigkeiten entkräftet werden können.

VW schließt Werk wegen Streiks Mehr als 14 000 Arbeiter in Mexiko entlassen / Streit um Tarif

MEXIKO, 29. Juli (AFP/dpa/FR). Das 100prozentige Tochterunternehmen des deutschen Automobilkonzerns Volkswagen (VW), Volkswagen de Mexico, hat sein Werk in der mexikanischen Stadt Puebla geschlossen und die Arbeitsverträge der 14 289 Arbeiter nach einem Streik gekündigt. Das teilte der Vorstandschef des Werks, Martin Josephi Wellmann, mit.

Zahlreiche Arbeiter hatten am 21. Juli die Arbeit niedergelegt, um den Rücktritt ihres Gewerkschaftsführers Gaspar Bueno Aguirre zu erreichen. Dieser hatte ihrer Ansicht nach ihre Forderungen bei einem Tarifvertrag mit dem Unternehmen nicht ausreichend berücksichtigt. VW Mexiko hatte am 2. Juli Erhöhungen der Löhne um 15 Prozent, der Leistungszulage um fünf Prozent und der Sozialleistungen um drei Prozent gewährt. Die Arbeiter wollten 50 Prozent Lohn mehr. Nach Angaben Wellmanns kostet der Streik VW de Mexico täglich umgerechnet 7,5 Millionen Mark. Der Verlust liege bislang bei rund 150 Millionen Mark. Vertragliche Verpflichtungen mit Firmen in den USA und Kanada könnten nicht eingehalten werden. Wellmann warnte, das Werk könne in eine andere Stadt oder ins Ausland verlegt werden.

Da die zerstrittenen Gewerkschaftsfraktionen unversöhnlich seien, werde das Werk vorerst geschlossen und von der Polizei bewacht, hieß es. Ein Arbeitsgericht muß innerhalb von elf Tagen die Entscheidung der Unternehmensführung überprüfen. Halte die Massenkündigung vor Gericht stand, werde VW einige der Entlassenen wieder einstellen, sie verlören aber Vergünstigungen, so die Unternehmensleitung. In dem VW-Werk, das seit 27 Jahren in Puebla arbeitet, werden fast 1000 Fahrzeuge und 2000 Motoren pro Tag produziert.

Von der VW-Zentrale in Wolfsburg war am Mittwoch bis Redaktionsschluß keine Stellungnahme zu erhalten.

Guerilla soll Waffen abgeben

COMALAPA, 29. Juli (AFP). Der salvadorianische Verteidigungsminister General Emilio Ponce hat der Guerillabewegung Volksbefreiungsfront Farabundo Marti (FMLN) vorgeworfen, den Friedensplan zu brechen. Diese weigere sich, ihre Kämpfer zu entwaffnen, bis es Programme zu ihrer Wiedereingliederung ins Zivilleben gebe. Seit Inkrafttreten des Waffenstillstandsabkommens im Februar habe die salvadorianische Armee ihre Streitkräfte um 20 700 Mann verringert. 1994 werde es insgesamt nur noch 31 500 Armeesoldaten geben, halb so viel wie vor dem Abkommen, sagte Ponce am Dienstag beim Besuch des Hauptquartiers eines Elitebataillons in Comalapa.

Gleichzeitig forderte er die FMLN auf, wie vorgesehen weitere 20 Prozent ihrer Kämpfer bis Ende Juli zu entwaffnen. Ein Fünftel der Rebellen hat bereits die Waffen niedergelegt.

Baby starb in heißem Auto

TOKIO, 29. Juli (AFP). Ein vier Wochen altes Baby ist im japanischen Toda gestorben, nachdem seine Eltern es eine Stunde lang in ihrem Auto zurückgelassen hatten, das in der Sonne stand. Draußen habe eine Temperatur von 30 Grad Celsius geherrscht, im Wagen selbst seien es 55 Grad gewesen, berichtete die Zeitung Asahi am Mittwoch. Als der Vater des Kindes nach einer Stunde vom Flipper- Spielen zurückgekommen sei, sei das Kind bereits bewußtlos gewesen. Im Krankenhaus konnte nur noch sein Tod festgestellt werden.

Hessen sucht Abstimmung

WIESBADEN, 29. Juli (AFP/me). Die hessische Landesregierung hat eine Sonderkonferenz der zuständigen Bundes- und Landesminister über den Status der Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina verlangt. Außerdem sollten bei dem Treffen auch die Kosten für Unterbringung und Versorgung einheitlich geregelt werden, sagte die hessische Gesundheitsministerin Iris Blaul (Grüne) am Mittwoch in Wiesbaden.

Abgelehnt wird von Hessen der Bonner Vorschlag, einzelne Länder könnten auf eigene Rechnung Asylbewerber aus Ex- Jugoslawien aus dem Asylverfahren herausnehmen und als Flüchtlinge mit Bleiberecht einstufen. Grundsätzlich sei man mit dieser Idee einverstanden, heißt es im Wiesbadener Innenministerium, fordere jedoch eine bundesweite Regelung - damit Länder, die dem Vorschlag folgen, nicht mit der Zuweisung zusätzlicher Asylbewerber im Rahmen ihrer Länderquote "bestraft" werden.

Sorge um abziehende Truppen

PARIS, 29. Juli (AFP). Drei französische Senatoren haben sich am Dienstag in Paris besorgt über die "sozialen und menschlichen Folgen" des französischen Truppenabzugs aus Deutschland geäußert. In ihrer Studie wiesen die Senatoren Jean-Pierre Bayle (Sozialistische Partei), Paul d'Ornano (neogaullistische RPR) und Xavier de Villepin (Zentrum) insbesondere auf die Schwierigkeiten für die rund 8800 Zivilangestellten der französischen Truppen in Deutschland hin. Für diese bedeute der Abzug "eine schmerzhafte Entwurzelung". Für die Berufssoldaten sei die Rückversetzung in die Heimat mit einem Kaufkraftverlust von 25 Prozent verbunden.

Der französische Präsident François Mitterrand hatte den Rückzug der französischen Truppen aus Deutschland - rund 43 000 Militärs und fast ebensoviel Zivilangestellte - im Juli 1990 angekündigt.Rau fragt schon nach Zeitungen

HAMBURG, 29. Juli (AFP). Dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Johannes Rau (SPD) geht es einen Tag nach seiner Nierenoperation "den Umständen entsprechend sehr gut". Wie die Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf am Mittwoch mitteilte, hat Rau die Nacht nach dem Eingriff ohne Komplikationen überstanden. Der 61jährige frage bereits nach Zeitungen und Nachrichten von der Außenwelt. Unzufrieden dürfte der Biertrinker Rau mit der "Getränkekarte" sein. Ihm sei zunächst nur Tee erlaubt. Essen dürfe der Patient erst nach zwei Tagen, "wie nach jedem Baucheingriff". Rau war am Dienstag die linke Niere herausoperiert worden.

WOLFGANG KUBICKI, schleswig-holsteinischer FDP-Vorsitzender, wird am kommenden Montag sein Bundestagsmandat niederlegen. Kubicki will sich verstärkt seiner Aufgabe als Fraktionschef im Kieler Landtag widmen, teilte ein Sprecher der Landtagsfraktion in Kiel mit. Der 40jährige Rechtsanwalt hatte bereits vor der Landtagswahl angekündigt, daß er im Lauf der Legislaturperiode sein Bonner Mandat aufgeben werde. In den Bundestag rückt die Lübecker FDP-Politikerin MICHAELA BLUNK nach. Die 49jährige gehört seit 1988 zum FDP-Landesvorstand. (AFP)

Warnung vor Serbien-Transit

MÜNCHEN, 29. Juli (AFP). Der ADAC hat deutsche Urlauber davor gewarnt, Griechenland oder die Türkei mit dem Auto auf dem Landweg anzusteuern. Auf der Transitstrecke über Ungarn und durch Ostserbien müsse mit Tankproblemen und anderen Versorgungsschwierigkeiten gerechnet werden. Wie der Automobilclub am Mittwoch in München mitteilte, sind von den Sprit-Engpässen vor allem Dieselfahrer betroffen. Trotz der seit zwei Monaten erforderlichen Gutscheine würden sie an nahezu keiner Tankstelle mehr Kraftstoff erhalten.

Darüber hinaus könne man im gesamten ehemaligen Jugoslawien nach einem Unfall auf keine ausreichende medizinische Hilfe hoffen. Die Versorgungsmängel seien jetzt so groß, daß es nicht einmal mehr überall Verbandmaterial gebe.

Hintze rügt USA und Japan

BONN, 29. Juli (AFP). CDU-Generalsekretär Peter Hintze hat die USA und Japan aufgefordert, sich stärker an der Sicherung der veralteten Atomkraftwerke in Osteuropa zu beteiligen. Sie müßten endlich ihren Beitrag zum Aufbau in Mittel- und Osteuropa leisten, verlangte Hintze am Mittwoch in Bonn. Außerdem sei eine Grundsatzvereinbarung mit Rußland und den Staaten Mittel- und Osteuropas zum Aufbau einer sicheren Energieversorgung nötig.

Die Katastrophe von Tschernobyl habe gezeigt, daß von veralteten und unsicheren Atomanlagen in Osteuropa Gefahren für den ganzen Kontinent ausgingen, sagte Hintze. Er verwies auf das von den führenden Industrienationen beschlossene Aktionsprogramm zur Erhöhung der Reaktorsicherheit in Osteuropa, dessen Finanzierung aber noch nicht geklärt ist.

Jelzin zu Besuch ermuntert

MOSKAU, 29. Juli (AFP/D). Demokratische Abgeordnete des russischen Parlaments haben sich gegen eine Verschiebung des Japan-Besuchs von Präsident Boris Jelzin ausgesprochen. Eine Verschiebung käme einer politischen Niederlage Jelzins gleich, zitierte die Moskauer Zeitung Nesawissimaja Gaseta die Deputierten am Mittwoch. Nach Auffassung des Blattes ist der Besuch Mitte September ein "entscheidender politischer Test" für die Außenpolitik der russischen Regierung.

Das russische Parlament hatte sich am Dienstag abend gegen die Rückgabe der vier südlichen Kurilen-Inseln an Japan ausgesprochen. Wie das Fernsehen im Anschluß an die Sitzung berichtete, soll eine Kommission gegründet werden, die Vorschläge über die Zukunft des Archipels im Pazifischen Ozean ausarbeiten und an Jelzin übermitteln soll.

Rebellen töteten Patrouille

COLOMBO, 29. Juli (AFP). Am fünften Jahrestag eines Friedensabkommens zwischen Indien und Sri Lanka, das den Bürgerkrieg im Norden des Inselstaates beenden sollte, haben die Befreiungstiger für Tamil Eelam (LTTE) 31 Regierungssoldaten und Polizisten getötet. Wie ein Militärsprecher in Colombo mitteilte, töteten die tamilischen Rebellen am Mittwoch in der Küstenregion Batticaloa mit Maschinengewehren und Granatwerfern 18 Soldaten und acht Polizisten, die eine Hauptverkehrsstraße bewachten. Vier weitere Polizisten und ein Mitglied einer paramilitärischen Einheit wurden bei Angriffen der Rebellen auf zwei Polizeiposten im benachbarten Bezirk Trincomalee erschossen.

Nur der Hund blieb heil

BASTIA, 29. Juli (AFP). Weil ihr Hund nachts bellte, hat ein 81jähriger Rentner in dem südkorsischen Dorf Querciolo am Dienstag abend seine Nachbarn angeschossen und schwer verletzt. Der über die nächtliche Ruhestörung erzürnte Greis feuerte in Richtung auf den Zwinger im Nachbargarten, als die Hundebesitzer das nach einem ersten Warnschuß lauthals bellende Tier beruhigen wollten. Der 50jährige Mann und seine 67jährige Frau wurden nach Angaben der Gendarmerie in Bastia an Kopf und Oberkörper getroffen und schwer verletzt. Auch der Schütze mußte ins Krankenhaus: Er erlitt vor Aufregung einen Herzanfall, als er sah, was er angerichtet hatte. Heil kam nur der Hund davon.

5000 Polizisten in Townships

JOHANNESBURG, 29. Juli (AFP). Zur Eindämmung der Gewalt in den Schwarzen-Townships will die südafrikanische Regierung 5000 Polizisten und Soldaten in 16 Siedlungen um Johannesburg herum entsenden. Das kündigte der Minister für Recht und Ordnung, Hernus Kiel, am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Johannesburg an. Als Ziel des Einsatzes nannte er die "Wiederherstellung des Friedens" in den Townships, die von der anhaltenden Gewalt besonders betroffen seien. Die zusätzlichen Einheiten der Sicherheitskräfte sollten wieder abgezogen werden, sobald sich die Lage "normalisiert" habe, fügte Kriel hinzu. Unter den 16 Townships, in denen die Sicherheitskräfte zusätzlich stationiert werden sollten, ist auch Boipatong, wo am 17. Juni 45 Menschen von Zulu-Wanderarbeitern umgebracht worden waren.

Sparappell der Arbeitgeber

SAARBRÜCKEN, 29. Juli (AFP). Die Arbeitgeberverbände haben sich wie bereits der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) für eine Arbeitsmarktabgabe zur Finanzierung arbeitsmarktpolitischer Aufgaben in den neuen Ländern ausgesprochen. Wenn die knappen Mittel der Bundesanstalt für Arbeit nicht ausreichten, müßten auch Beamte, Freiberufler und Selbständige ihren Beitrag leisten, sagte Josef Siegers, Mitglied der Hauptgeschäftsführung der Deutschen Arbeitgeberverbände, am Mittwoch im Saarländischen Rundfunk.

Siegers schlug vor, im Einzelfall die Honorierung der in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen beschäftigen Personen zu kürzen. Ihre Bezahlung dürfe nicht auf dem "hohen Niveau der ABM-Tarifverträge" weitergeführt werden. Statt dessen sollten sie "etwas weniger Gehalt bekommen" und sich den Marktpreisen in den neuen Ländern annähern.

Einigung zu Menschenrechten? Erste Verständigung von Bosnien-Konferenz gemeldet

LONDON/BELGRAD, 29. Juli (AFP). Die drei großen Volksgruppen von Bosnien-Herzegowina haben sich am dritten Tag der EG-Friedenskonferenz in London angeblich auf einen "Ausschuß zur Einhaltung der Menschenrechte" verständigt. Ein Sprecher des EG-Vermittlers Lord Peter Carrington wollte allerdings keine Details über die Einigung der drei Konfliktparteien mitteilen. Aus Delegationskreisen verlautete, der portugiesische Verhandlungsführer Jose Cutileiro habe die Vereinbarung mit großer Kraftanstrengung erzielt.

Cutileiro traf am Mittwoch erneut mit Vertretern der Parteien zu getrennten Gesprächen zusammen. Der Vertreter der Kroaten, Mate Boban, und Serbenführer Radovan Karadzic teilten mit, es seien Fortschritte erzielt worden. Sie hätten für Kroaten und Serben einen Vorschlag akzeptiert, Bosnien in Kantone für die drei Volksgruppen aufzuteilen. Der moslemische Außenminister Bosniens, Haris Silajdzic, hat das Kantons-Modell dagegen in den vergangenen Tagen mehrfach entschieden abgelehnt.

Boban sagte ferner, Cutileiro habe eine bosnische Regierung mit insgesamt neun Ministern und einem Ministerpräsidenten sowie zwei Stellvertretern vorgeschlagen. Jede Volksgruppe solle dabei drei Kabinettsmitglieder stellen.

Die über 1000 kanadischen UN-Friedenssoldaten, die in den vergangenen Wochen den Flughafen Sarajewos für die Hilfsflüge der Vereinten Nationen gesichert hatten, sind am Mittwoch in ihr ursprüngliches Einsatzgebiet in der kroatischen Region Slawonien zurückgekehrt. Sie werden von UN-Soldaten aus Frankreich, Ägypten und der Ukraine ersetzt.

Nach Angaben der Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug starteten kroatische Verbände in der Herzegowina am Mittwoch einen Gegenangriff. Sie hätten serbische Stellungen in der Nähe von Mostar mit schwerer Artillerie angegriffen. In dieser Gegend überschneiden sich die Territorialansprüche von Serben und Kroaten. Ein kroatischer Angriff auf die südostbosnische Stadt Trebinje sei zurückgeschlagen worden, meldete Tanjug.

(Weitere Berichte auf Seiten 2 und 5, Kommentar auf Seite 3)

Vermieter muß eine Parabolantenne erlauben

Mieter können von ihren Vermietern die Zustimmung zur Installation einer Parabolantenne für den Empfang von Satellitenprogrammen verlangen. Dies hat das Oberlandesgericht Frankfurt in einem vom Deutschen Mieterbund in Köln veröffentlichten Urteil entschieden (Aktenzeichen: 20 ReMiet 1 / 91). Nach Angaben des Mieterbundes ist mit dem Urteil die langjährige Streitfrage geklärt, ob sich Mieter mit einer Gemeinschaftsantenne und den drei Standardprogrammen begnügen müssen oder ob sie Anspruch auf eine Parabolantenne und damit auf eine Vielzahl von Programmen haben.

Die Frankfurter Richter hätten sich weitgehend auf das im Grundgesetz garantierte Grundrecht der Informationsfreiheit gestützt, teilte der Mieterbund mit. Der Vermieter dürfe dem Mieter "nicht ohne triftigen, sachbezogenen Grund" Einrichtungen versagen, die ihm das Leben in der Wohnung angenehmer gestalten könnten. Allerdings dürfe der Vermieter bestimmen, wo die Parabolantenne installiert wird. Er könne seine Zustimmung nur verweigern, wenn das Haus über einen Kabelanschluß verfüge, die Antenne nicht von einem Fachmann angebracht werde und der Mieter sich weigere, die Kosten für die Installation der Antenne zu übernehmen. AFP

Honecker flog nach Deutschland zurück Ex-DDR-Staatschef verließ Moskau /

MOSKAU, 29. Juli (AFP/AP/dpa/Reuter). Der frühere DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker hat nach über sieben Monaten am Mittwoch die chilenische Botschaft in Moskau verlassen. Der 79jährige wurde am Abend zum Moskauer Prominentenflughafen Wnukowo gefahren. Von dort flog er mit einem russischen Sonderflugzeug ab - nach Berlin, wie Bonner Regierungskreise bestätigten. Am Flughafen Tegel sollte er am späten Abend eintreffen, hieß es bei Redaktionsschluß dieser Ausgabe.

Als Honecker um 18.30 Uhr Ortszeit die chilenische Botschaft nach 232 Tagen Aufenthalt verließ, wurde der frühere SED-Generalsekretär vom chilenischen Botschafter in Moskau, Clodomiro Almeyda, begleitet. Honecker sollte nach Berlin geflogen und unmittelbar nach seiner Ankunft in die Haftanstalt Moabit transportiert werden, verlautete aus Bonner Regierungskreisen. Am heutigen Donnerstag solle er dem Haftrichter vorgeführt werden, der über eine mögliche Haftverschonung zu entscheiden habe.

Ein chilenischer Diplomat hatte zuvor der Moskauer Nachrichtenagentur Itar- Tass gesagt, die Bundesrepublik und Chile hätten sich über die Rückkehr Honekkers verständigt.

Honecker hatte sich am 11. Dezember gemeinsam mit seiner Frau Margot in die Moskauer Botschaft Chiles abgesetzt, um auf diese Weise seiner Abschiebung in die Bundesrepublik zu entgehen.

Bereits am Wochenende hatte es so ausgesehen, als würde Honecker nach Deutschland zurückkehren. Die Überstellung war dann jedoch an der Forderung der chilenischen Regierung nach einem formellen Ausweisungsbeschluß der russischen Regierung gescheitert. Die Bundesregierung bestand auf einer Überstellung Honeckers nach Deutschland, wo gegen ihn zwei Haftbefehle wegen gemeinschaftlichen Totschlags wegen der Todesschüsse an der früheren innerdeutschen Grenze sowie wegen Untreue bestehen.

Honecker wird als Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsrates der DDR verantwortlich gemacht für den Tod von 49 und die Verletzung von 25 Flüchtlingen an der innerdeutschen Grenze und der Berliner Mauer. Sie wurden Opfer der Schüsse von Grenzsoldaten oder von Minen und Selbstschußanlagen.

(Kommentar und Bericht auf Seite 3)

Polen schließt KP-Politiker aus

WARSCHAU, 29. Juli (AFP). Der polnische Senat hat mit knapper Mehrheit einen Gesetzentwurf gebilligt, mit dem ehemals kommunistischen Funktionären der Zugang zu politischen und wichtigen öffentlichen Ämtern versperrt werden soll. Das am Mittwoch von der polnischen Presse veröffentlichte Gesetz zielt unter anderem auf frühere Beamte des Innenministeriums, der politischen Polizei und der zivilen und militärischen Nachrichtendienste. Versperrt werden sollen ihnen künftig der Posten des Staatspräsidenten und die Ämter von Abgeordneten des Senats und des Parlaments.

Darüber hinaus dürfen die Betroffenen künftig keine verantwortlichen Ämter bei Polizei, Armee, Zoll, Justiz, Bildungswesen sowie bei der offiziellen Nachrichtenagentur PAP bekleiden. Wer sich in verantwortlicher Position befinde und von dem Gesetz betroffen sei, müsse in drei Monaten zurücktreten. Ansonsten werde ihr Fall öffentlich gemacht, heißt es in dem Gesetzestext weiter.

RAF-Häftling soll freikommen

BERLIN, 29. Juli (AFP). Das ehemalige Mitglied der Roten Armee Fraktion (RAF), Bernd Rößner, soll nach Informationen der Berliner tageszeitung in Kürze freikommen. Der 44jährige, der seit 17 Jahren inhaftiert ist, solle zunächst von Straubing nach Kassel verlegt werden, berichtete die Zeitung am Mittwoch. Die Verlegung werde die Bundesanwaltschaft bei der bayerischen Justiz beantragen, die dem wahrscheinlich zustimmen werde. In der Justizvollzugsanstalt Kassel solle Rößner auf eine Therapie in der offenen Klinik Melchiorsgrund in Hessen vorbereitet werden. Dazu müsse jedoch Bundespräsident Richard von Weizsäcker einem Gnadengesuch von Rößners Mutter zustimmen.

Rößner war 1977 wegen Beteiligung am Überfall auf die deutsche Botschaft in Stockholm zu zweimal lebenslanger Haft verurteilt worden. Das hessische Justizministerium bestätigte, daß Rößner in Kassel eine Sozialtherapie zur Vorbereitung auf die Entlassung beginnen könne.

Italiens Außenminister geht

ROM, 29. Juli (AFP). Der italienische Außenminister Vincenzo Scotti von der Christdemokratischen Partei ist am Mittwoch zurückgetreten, um Abgeordneter im Parlament bleiben zu können. Zuvor hatte seine Partei beschlossen, daß künftig die Ämter eines Ministers und eines Abgeordneten nicht mehr miteinander vereinbar sind.

Jugoslawiens Armee zieht ab

ZAGREB / ROM, 30. Juli (AFP/AP). Den Streitkräften Restjugoslawiens ist eine Zeitspanne von acht Tagen eingeräumt worden, um sich aus der Region von Dubrovnik in Kroatien zurückzuziehen. Das teilte der Vizechef der EG-Beobachtermission, David Cranston, am Mittwoch abend nach mehr als fünfstündigen Verhandlungen zwischen Vertretern der kroatischen Armee und der Armee Restjugoslawiens mit. Die Gespräche fanden auf einer britischen Fregatte vor Dubrovnik statt. Wann der Abzug beginnen soll, wurde noch nicht festgelegt. Dies solle jedoch bald geschehen, sagte Cranston.

Spitzenbeamte der Westeuropäischen Verteidigungsgemeinschaft WEU berieten am Donnerstag in Rom über die Entsendung westlicher Truppen zur Sicherung der Hilfstransporte für Bosnien.

Kriminalität/Rauschgift .18 Kilo Heroin in türkischem Gemüse-Transporter

Oldenburg (dpa/lni) - 18 Kilogramm Heroin hat die Oldenburger Polizei in einem türkischen Gemüse-Transporter sichergestellt. Der 33 Jahre alte Fahrer wurde festgenommen. Der Fang gelang der Polizei bereits am 15. Juli auf der Raststätte Dammer Berge an der Autobahn A 1 Osnabrück-Bremen. Die Ergebnisse wurden "aus ermittlungstaktischen Gründen" erst am Mittwoch veröffentlicht.

Der Fahrer die Hauptfracht, Obst und Gemüse, bereits in Frankfurt entladen. An Bord des Kühlzuges befand sich bei der Festnahme nur noch das Rauschgift in einem Versteck. Die Polizei vermutet, daß der Lastwagen bei der Einreise in die Bundesrepublik sehr viel mehr als 18 Kilogramm Heroin an Bord hatte. Als persönlichen Lohn für den Heroin-Transport erwartete der Fahrer nach eigenen Aussagen 80 000 Mark. lhe mb ek mp

Joggendes Ehepaar fand eine Leiche

DARMSTADT. Ein joggendes Ehepaar hat am Dienstag abend in einem Wald bei Erzhausen (Kreis Darmstadt-Dieburg) einen mit mehreren Stichen in Brust und Hals getöteten Mann gefunden.

Nach ersten Informationen der Darmstädter Polizei könnte es ein 23jähriger türkischer Asylbewerber sein, der seit Anfang Juli in der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft Schwalbach wohnte. Der hinter geschlagenen Baumstämmen verborgene Tote habe keine Ausweise bei sich gehabt, sondern nur einen handschriftlichen Lebenslauf in türkischer Sprache.

Vor ihrer Entdeckung hat die Leiche nach den Ermittlungen der Polizei bereits 24 Stunden im Wald gelegen. Am Mittwoch morgen durchkämmten Polizisten das Gelände rund um die Fundstelle. Die Leiche wurde zur Obduktion nach Frankfurt gebracht. lhe

Gemeinschaftsunterkunft voll - auch Zelte belegt

SCHWALBACH. In der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft für ausländische Flüchtlinge (HGU) in Schwalbach (Main-Taunus-Kreis) können zur Zeit keine zusätzlichen Asylbewerber mehr aufgenommen werden.

Nach Mitteilung von HGU-Leiter Volker Möser sind die Sammelunterkunft sowie das direkt angrenzende Camp Eschborn mit 1700 Flüchtlingen schon überbelegt. Auch die in der vergangenen Woche aufgebauten Zelte auf dem Parkplatz der HGU seien ausgebucht. Um drohende Obdachlosigkeit zu verhindern, hatten zu Wochenbeginn Kirchengemeinden in den Nachbarkommunen 60 Aslybewerber vorübergehend aufgenommen.

Bis Sonntag rechnet die HGU-Leitung mit einem Fehlbedarf von 500 Plätzen. Als Grund dafür nannte Möser die mangelnde Bereitschaft der Kommunen, Flüchtlinge aufzunehmen. Hinzu komme, daß die zentrale Bearbeitungsstelle des Bundes im bayrischen Zirndorf mit der Bearbeitung der Asylanträge nicht nachkomme, so daß die Menschen statt der angestrebten drei Wochen bis zu sechs Monate in der HGU blieben.

Der Flüchtlingsstrom aus dem ehemaligen Jugoslawien spielt allerdings, so Möser, derzeit in der HGU nur eine geringe Rolle. Dort und in ihren 33 Außenstellen in ganz Hessen sind zusammen rund 7400 Asylbewerber untergebracht. set/lhe

400 Jahre alte Menschenknochen

Teile eines vermutlich 400 Jahre alten menschlichen Skelettes haben Bauarbeiter bei Ausschachtarbeiten für einen Keller in einem Wiesbadener Vorort gefunden. Die Fundstelle ist etwa 1,80 Meter tief; sie ist vermutlich ein Grab, das jedoch zu keinem Friedhof gehörte. Das habe das Landesamt für Denkmalpflege festgestellt, berichtete die Wiesbadener Polizei. Die Gesamtumstände ließen auf ordnungsgemäße Bestattung schließen.

Sonnig bis zum Ende der Woche, dann Gewitter

Es soll heiß bleiben: Der Deutsche Wetterdienst in Offenbach erwartet bis zum Ende der Woche sonniges Wetter im ganzen Bundesgebiet mit Temperaturen zwischen 31 und 35 Grad im Süden und 26 bis 30 Grad im Norden. Die Tiefsttemperaturen in der Nacht auf Freitag klettern im Süden nicht über 20 und liegen im Norden nicht unter 15 Grad, berichteten die Meteorologen.

Wie so oft nimmt das Wetter auf die arbeitende Bevölkerung keine Rücksicht: Am Wochenende ist mit kleinen Gewittereinlagen zu rechnen. Am Samstag soll kühlere Luft von Westen für einen Temperaturrückgang auf stellenweise 25 Grad und Gewitter sorgen. Zu ersten Gewittern könne es aber auch schon am Freitag kommen, teilten die Meteorologen mit. lhe

(Wetterbericht auf Seite 22)

Scheckfälschung: Bank muß nicht haften

Wenn auf einem gefälschten Scheck die nachgemachte Unterschrift dem Original einigermaßen ähnlich ist, kann nach Ansicht des Landgerichts Frankfurt die Bank nicht haftbar gemacht werden. In ihrem Urteil (Aktenzeichen: 2 / 1 S 210 / 91) hat die Erste Zivilkammer festgestellt, daß eine Bank ihre Pflicht zur Prüfung vorgelegter Schecks bereits dann erfüllt, "wenn sie sich davon überzeugt, daß der Scheck dem äußeren Gesamtbild nach den Eindruck der Echtheit erweckt".

Mit dieser Begründung wies das Gericht eine Klage einer Kontoinhaberin auf Rückerstattung von 3000 Mark zurück, die mit drei gefälschten Barschecks von ihrem Konto abgehoben worden waren. Die Schecks waren der Frau von einer Bekannten entwendet worden. Sie behauptete, die Unterschriften auf den Schecks seien ohne weiteres als gefälscht zu erkennen gewesen. Das Gericht entschied dagegen, die Fälschungen hätten nur mit einer eingehenden Überprüfung entdeckt werden können.

In erster Instanz hatte bereits das Amtsgericht Frankfurt die Klage abgewiesen. "Der täglich anfallende Massenverkehr mit Schecks macht eine zügige Abwicklung notwendig", heißt es im erstinstanzlichen Urteil (Aktenzeichen: 30 C 3124 / 90-69) zur Begründung dafür, daß eine genauere Überprüfung von den Banken nicht verlangt werden könne. lhe

&blt; Kunst als Gegenbild zur Welt

Dem in Weimar lebenden Maler Martin Max hat die Stadt Darmstadt eine Ausstellung im Justus-Liebig-Haus gewidmet. In seinen Kaltnadelradierungen und Landschaftsgemälden entwirft Max von Harmonie und Ausgleich geprägte Gegenbilder zu einer Welt, die er als Labyrinth empfindet. Gleichwohl versteht der Künstler sein Schaffen nicht als Flucht in eine Scheinwelt. Die unter dem Titel "Begegnungen" stehende Ausstellung ist bis zum 28. August zu sehen (Öffnungszeiten montags bis freitags von 11 bis 19 Uhr (mittwochs nur bis 17 Uhr) und samstags von zehn bis zwölf Uhr). &blt; Japanische Holzschnitte in Darmstadt

Rund 200 japanische Holzschnitte aus dem 19. Jahrhundert zeigt die Darmstädter Kunsthalle vom 9. August bis 27. September. Motive der Blätter sind Legenden und geschichtliche Szenen, die japanische Idole wie Kurtisanen, Sumo- Ringer und Kabuki-Schauspieler zeigen. Daneben gibt es Landschaftsbilder, Tier- und Pflanzendarstellungen. (Die Kunsthalle ist täglich außer montags von zehn bis 13 und 15 bis 18 Uhr geöffnet.)

Geld für übersinnliche Gegenmaßnahme kassiert

BREUBERG. Zwei Wahrsagerinnen haben einer Frau aus Breuberg (Odenwaldkreis) eingeredet, Ziel einer Verschwörung zu sein, und ihr 6000 Mark für "übersinnliche Gegenmaßnahmen" abgeluchst.

Wie die Polizeidirektion Erbach mitteilte, hatten die beiden Wahrsagerinnen der Frau aus der Hand gelesen und die Glaskugel befragt. Mit "furchtbaren Prophezeiungen" bis hin zum Tod eines Kindes hätten sie ihrem Opfer weisgemacht, daß allein ihre übersinnlichen Kräfte die Gefahr abwehren könnten.

Die verängstigte Frau zahlte zunächst 6000 Mark; als das Duo noch einmal 20 000 Mark verlangte, vertraute sie sich jedoch Verwandten an, die die Polizei verständigten. Die Wahrsagerinnen werden seitdem gesucht. lhe

Frauen nutzen Fortbildung Beschäftigungsanteil gestiegen / Bilanz der Arbeitsämter

FRANKFURT A. M. Frauen nutzen immer häufiger Angebote zur beruflichen Fort- und Weiterbildung. Im ersten Halbjahr 1992 nahmen in Hessen fast 8700 Frauen entsprechende Möglichkeiten in Anspruch, nach Mitteilung des Landesarbeitsamtes vom Mittwoch befanden sich Ende Juni damit mehr als 12 000 Frauen in einer Weiterbildung - 6,5 Prozent mehr als im Vorjahr.

Zwar sei die Arbeitslosigkeit unter den Frauen noch immer höher als die der Männer, doch habe sich der Abstand merklich verringert. Ende Juni lag die Arbeitslosenquote der Frauen bei 6,1 Prozent (1991: 5,8), die der Männer bei 4,9 Prozent (1991: 4,2). Der Anteil der Frauen an den Arbeitslosen sank von Juli 1991 bis Juli '92 von 50 auf 47,8 Prozent.

Überdurchschnittlich erhöht hat sich laut Statistik der Anteil der Frauen an den Beschäftigten. Nach den jüngsten Zahlen vom September 1991 stieg die Zahl der versicherungspflichtig beschäftigten Frauen innerhalb eines Jahres um 30 110 oder 3,4 Prozent auf 921 500. Der Frauenanteil an der Gesamtbeschäftigung stieg damit von 40,9 Prozent im Jahr 1990 auf 41,1 Prozent; vor zehn Jahren waren es 38,3 Prozent.

Laut Statistik profitierten die Frauen besonders von neuen Arbeitsplätzen im Dienstleistungssektor. Dort entstanden im vergangenen Jahr 99 Prozent der zusätzlichen Frauenarbeitsplätze.

Nach wie vor eine Frauendomäne ist die Teilzeitarbeit - 45 Prozent der neu eingerichteten Stellen für Frauen waren Teilzeitstellen. 1991 waren von 246 700 dieser Positionen 93 Prozent mit Frauen besetzt, bei den Vollzeitbeschäftigten lag ihr Anteil nur bei 34,7 Prozent. zg

DSG-Betriebsrat gegen "Spar-Besetzung"

Das Konzept der Deutschen Service- Gesellschaft der Bahn (DSG) für eine "Spar-Besetzung" in Bordrestaurants von Intercity-Zügen stößt bei Teilen der Belegschaft auf Widerstand. Zumindest in der DSG-Niederlassung Frankfurt hält der Betriebsrat am Einsatz eines sogenannten Küchenhelfers fest, der nach den Plänen der DSG-Direktion in anderen DSG-Niederlassungen bereits gestrichen sei, berichtet ein Sprecher der Gewerkschaft Nahrung-Genuß-Gaststätten (NGG) in Frankfurt.

Laut NGG hatte sich der Frankfurter DSG-Niederlassungsleiter zunächst mit dem Betriebsrat darüber verständigt, 80 Prozent der Bordrestaurants wie bisher mit Küchenhelfern auszustatten. Eine entsprechende Betriebsvereinbarung habe jedoch die DSG-Direktion einseitig gekündigt. Der Frankfurter Betriebsrat hat dagegen inzwischen beim Landesarbeitsgericht eine Klage eingereicht, über die nach Mitteilung der Justizbehörde noch nicht entschieden ist.

Die Einsparung der Küchenhelfer in IC-Bordrestaurants ist Teil der DSG-Bemühungen, die hohen Personalkosten zu senken. Wie DSG-Geschäftsführungsmitglied Dagmar Haase während der Bilanz-Pressekonferenz im April berichtete, machen die Personalkosten derzeit fast 88 Prozent des Umsatzes aus. Aus diesem Grund sollen die verbliebenen Mitarbeiter in den Bordrestaurants "multifunktionell" eingesetzt und damit der Küchenhelfer überflüssig werden.

Geplant ist der Wegfall von zehn Prozent der rund 5000 Mitarbeiterstellen, darunter allerdings auch Aushilfs- und Teilzeitkräfte. lhe

Hilfe für Osteuropa-Verlage Buchmesse sucht Sponsoren für Patenschaftsaktion

Verlegern, Buchhändlern und Bibliothekaren aus osteuropäischen Ländern soll mit "Kultur-Sponsoring" der internationalen Verlagswelt die Teilnahme an der Frankfurter Buchmesse erleichtert werden. Die Messeleitung bat 2500 Verlage aus westlichen Ländern um Unterstützung des "Einladungsprogramms Osteuropa". Zur Buchmesse vom 30. September bis 5. Oktober werden 8152 Verlage aus 98 Ländern erwartet.

Mit Hilfe der Unternehmen aus westlichen Ländern könnten die Messe-Gäste aus Osteuropa Zuschüsse zur Reise und Unterkunft während der Frankfurter Bücher-Tage erhalten, erläuterte jetzt Messe-Sprecher Helmut von der Lahr. Die wichtige Buch-Region im Osten Europas müsse in das internationale Buchgeschäft eingebunden werden.

Buchhändler und Verleger aus Ost- und Mitteleuropa brauchten, so von der Lahr, nicht nur das technische Know-how aus dem Westen, sondern seien vor allem auf Kontakte zu Kollegen und Firmen in den großen Buchhandelsnationen angewiesen.

Die Organisatoren der weltweit größten Buchmesse hoffen, daß ihre Patenschaftsaktion auch vom Auswärtigen Amt mitgetragen wird. Vor zwei Jahren hatte die Buchmesse bereits Verlegern und Buchhändlern aus der ehemaligen DDR mit einer ähnlichen Kampagne geholfen. Das neue "Kultur-Sponsoring" käme etwa 1300 Angehörigen der Verlags- und Buchhändler-Branche in Osteuropa zugute.

Während der Buchmesse in Frankfurt hat in Halle 3 der "Ost-West-Treffpunkt" als Begegnungsstätte mit Verlegern aus dem europäischen Osten Premiere. Das Osteuropa-Thema und die Situation der dortigen Verlagswelt beim Aufbau marktwirtschaftlicher Strukturen werde noch mehrere Jahre die Messe als "roter Faden" bestimmen, hieß es.

Eigentliches Schwerpunkt-Motto ist in diesem Jahr "Mexiko". Das mittelamerikanische Land bereitet ein reichhaltiges Sonderprogramm mit rund 50 Veranstaltungen vor. Insgesamt investieren die Mexikaner rund 7,5 Millionen Mark in ihre Repräsentation von Buch und Kultur. Mexiko stellt das elfte Schwerpunktthema, mit dem die Buchmesse-Veranstalter seit 1976 inhaltliche Akzente setzen wollen. lhe

Betrug mit falschen Gemälden: ein Jahr Haft

Wegen Betruges mit gefälschten Kunstwerken hat ein Frankfurter Schöffengericht eine 50 Jahre alte Kunsthändlerin zu einem Jahr Haft mit Bewährung verurteilt. Die Angeklagte hatte im Frühjahr und Sommer 1990 einem österreichischen Kunst- und Antiquitätenhändler einige Werke von weltbekannten Künstlern wie Lionel Feininger, Alfred Kubin, Max Pechstein und Emil Nolde angeboten.

Der Händler hatte für die Werke Anzahlungen von rund 100 000 Schilling geleistet und sich ein Rückgaberecht einräumen lassen für den Fall, daß Zweifel an ihrer Echtheit entstünden. Ein Wiener Experte hatte später erklärt, daß es sich mit Ausnahme von zwei Federzeichnungen von Kubin durchweg um Fälschungen handelte.

Die 50jährige behauptete vor Gericht, sie sei von der Echtheit der Kunstwerke überzeugt gewesen. Überraschend wiesen aber die Richter einen Antrag der Verteidigung ab, einen Experten des Städel-Instituts zur Frage der Echtheit hinzuzuziehen. Die Kunsthändlerin sei schon deshalb zu verurteilen, weil sie "billigend in Kauf genommen habe", daß es sich um Fälschungen handeln könnte. lhe

Chiles Präsident tritt nicht wieder an

SANTIAGO, 29. Juli (Reuter). Chiles Präsident Patricio Aylwin wird sich nach Angaben seines Stabschefs im nächsten Jahr nicht zur Wiederwahl stellen. Stabschef Edgardo Boeninger sagte am Dienstag vor der Presse in Santiago, der Präsident wolle weder eine Verlängerung seiner Amtszeit noch erwäge er, erneut zu kandidieren. Der 72jährige Aylwin hatte sein Amt im März 1990 als erster demokratisch gewählter Präsident nach fast 17 Jahren Militärherrschaft unter General Augusto Pinochet übernommen.

De Klerk kündigt Bericht über Mordvorwürfe gegen Polizei an

JOHANNESBURG, 29. Juli (Reuter). Südafrikas Regierung will noch in dieser Woche zu Vorwürfen Stellung nehmen, daß zahlreiche schwarze Häftlinge in den Gefängnissen von Sicherheitskräften getötet worden seien. Präsident Frederik Willem de Klerk sagte am Dienstag, die Berichte würden von der Regierung zügig untersucht. Im Laufe der Woche sei dazu eine umfassende Erklärung zu erwarten. Der Pathologe Jonathan Gluckman hatte am Wochenende berichtet, er habe 200 Leichen von Menschen untersucht, die während der Haft gestorben seien. In 90 Prozent der Fälle sei die Polizei für die Tode verantwortlich zu machen.

Der oppositionelle Afrikanische Nationalkongreß (ANC) hat eine unabhängige Klärung der Vorwürfe und eine bessere Kontrolle der Polizei gefordert.

EG will Hilfe für Flüchtlinge erhöhen

GENF/LONDON, 29. Juli (AFP/Reuter/ AP). Die EG will ihre Hilfe für Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien deutlich erhöhen, jedoch keine Aufnahmequoten festlegen, wie dies von der Bundesrepublik gewünscht wird. Das wurde vor Beginn der Flüchtlingskonferenz der Vereinten Nationen (UN) bekannt, die am heutigen Mittwoch in Genf stattfindet.

Die EG hatte am Dienstag abend über einen gemeinsamen Vorschlag bei der Konferenz diskutiert, der von der britischen Staatssekretärin für Entwicklungshilfe, Lynda Chalker, vorgelegt werden soll. Großbritannien hat derzeit die EG-Ratspräsidentschaft inne. "Wir müssen den jugoslawischen Flüchtlingen in ihrem eigenen Land helfen und nicht nur eine Tür öffnen, um woanders hinzugehen", sagte Chalker. Sonst erreichten diejeinigen, die diese Menschen vertreiben wollten, ihr Ziel.

Dagegen sagte Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU), Deutschland werde erneut mehrere tausend Flüchtlinge aus den jugoslawischen Kriegsgebieten aufnehmen, wenn es nicht zu einer europäischen Kontingentregelung kommt. Im Deutschlandfunk äußerte der Minister am Mittwoch zugleich jedoch geringe Zuversicht, daß sich die übrigen europäischen Staaten auf der Genfer Flüchtlingskonferenz der deutschen Forderung nach Kontingenten anschließen. Auf der Konferenz in Genf stehe die Glaubwürdigkeit der Europäischen Gemeinschaft auf dem Spiel. Alle Teilnehmer würden daran gemessen, welche konkreten Maßnahmen zur Linderung des Elends der Flüchtlinge ergriffen werden.

Die hessische Familienministerin Iris Blaul forderte die Einberufung einer gemeinsamen Konferenz der Sozial- und der Innenminister der Länder, um mit dem Bund zu einer einheitlichen Regelung bei der Aufnahme der Flüchtlinge zu kommen. Dabei müßten sowohl der Status der Vertriebenen als auch die Kosten von Unterbringung und Versorgung geklärt werden, verlangte die Grünen-Politikerin in Briefen an die Vorsitzenden der Sozialminister- und der Innenministerkonferenz, Ortwin Runde und Friedel Läpple.

Obwohl sich bisher kein Fortschritt bei den Londoner Friedensgesprächen für Bosnien-Herzegowina abzeichnet, will die EG die Verhandlungen noch nicht für gescheitert erklären. EG-Diplomat Adrian Bedford sagte am Dienstag abend in London, die Standpunkte der Konfliktparteien seien "nicht unvereinbar". Er fügte allerdings hinzu: "Irgend jemand wird ein oder zwei Zugeständndisse machen müssen." Die Gespräche sollen am heutigen Mittwoch fortgesetzt werden. Die Vertreter der drei Volksgruppen haben noch keinen direkten Kontakt zueinander aufgenommen. EG-Diplomat José Cutileiro führte lediglich getrennte Gespräche mit dem Führer der bosnischen Serben, Radovan Karadzic, dem moslemischen Außenminister Haris Silajdzic sowie dem Kroaten Mate Boban.

Boban und Karadzic erklärten sich danach mit Gesprächen von Angesicht zu Angesicht einverstanden, Silajdzic sagte dagegen, er sei nicht zu Verhandlungen bereit, solange es keinen Waffenstillstand für Bosnien-Herzegowina gebe. Die Moslems wollten sich nicht zu einer Übereinkunft drängen lassen, während in Gorazde 75 000 Menschen, darunter 12 000 Kinder unter 14 Jahren, dem Hungertod nahe seien. Gorazde wird seit Monaten von serbischen Kämpfern belagert. Die UN erwägt, aus Flugzeugen Hilfsgüter über der Stadt abwerfen zu lassen.

Serbische Verbände haben Sarajewo in der Nacht zu Mittwoch erneut mit Artillerie beschossen. Rundfunkjournalisten berichteten, das Bombardement habe nach Mitternacht begonnen und sei in den frühen Morgenstunden abgeflaut. Unter Beschuß lagen den Angaben zufolge die Altstadt und der hauptsächlich von Moslems bewohnten Stadtteil Dobrinja in der Nähe des Flughafens.

Die Regierung in London stellte für Mittwoch die in internationalen Gewässern vor Dubrovnik liegende Fregatte "Avenger" für ein Gespräch zwischen kroatischen und serbischen Offizieren zur Verfügung. Bei der Unterredung, die unter dem Vorsitz von Generalmajor David Cranston stattfindet, geht es um den Abzug serbischer und kroatischer Truppen aus dem Gebiet um Dubrovnik, wie aus Kreisen des britischen Außenministeriums verlautete.

Kanada will nach den Worten von Ministerpräsident Brian Mulroney Flüchtlinge aus dem früheren Jugoslawien aufnehmen. Nach einem Treffen mit Prinz Alexander von Jugoslawien, Sohn des früheren Königs Peter II., sagte Mulroney in Ottawa, sein Kabinett werde sich in den kommenden Tagen mit dem Problem befassen. Mulroneys Frau Mila ist eine in Sarajewo geborene Serbin.

Jovan Raskovic, früherer Führer der Serben in Kroatien und Gründer der Serbischen Demokratischen Partei (SDS), ist am Dienstag im Alter von 63 Jahren in Belgrad gestorben. Dies meldete die jugoslawische Nachrichtenagentur Tanjug. Raskovic gründete 1990 in der Stadt Knin die SDS; unter seiner Führung begannen die in Kroatien lebenden Serben, sich gegen die Unabhängigkeitsbestrebungen der damals noch zu Jugoslawien gehörenden Republik Kroatien aufzulehnen. Sie beschuldigten die Regierung von Präsident Franjo Tudjman, die serbische Minderheit in der Republik unterdrücken zu wollen. In dem Krieg, der nach der Unabhängigkeitserklärung Kroatiens im Juni 1991 ausbrach, verloren 10 000 Menschen ihr Leben.

Personalkahlschlag bei IBM 32 000 Beschäftigte sollen gehen / Geringere Abfindungen

ARMONK (rtr/dpa/VWD). Der amerikanische Computerkonzern IBM hat die Zahlen zu dem bereits angekündigten zusätzlichen Stellenabbau jetzt konkretisiert. Demnach sollen in diesem Jahr weltweit mindestens 32 000 statt der bislang geplanten 20 000 Beschäftigten das Unternehmen verlassen. Der "freiwillige Stellenabbau", angereizt durch Abfindungsangebote, läuft nach Angaben der Geschäftsleitung "erfolgreicher als erwartet", so daß mehr Arbeitsplätze als vorgesehen eingespart werden könnten. Weltweit beschäftigt die Gruppe derzeit noch 344 000 Männer und Frauen.

Die durch den weiteren personellen Kahlschlag zusätzlich entstehenden Kosten beziffert das Management auf 1,2 Milliarden Dollar (knapp 1,8 Milliarden Mark). Innerhalb von 18 Monaten will der Konzern den Aufwand durch Einsparungen unter anderem beim Personal aber wieder hereingeholt haben.

Bereits im zurückliegenden Jahr hatte der Computerriese in seinen rund um den Globus verstreuten Werken 29 000 Stellen gestrichen. Der Personalabbau ist Teil einer generellen Neuordnung von IBM. In deren Rahmen wird der Konzern in 13 Kernsparten, sogenannte Baby Blues, untergliedert. Der EDV-Produzent wird nach seiner Hausfarbe Big Blue genannt.

Nach Einschätzung von Experten findet das laufende Programm zum Stellenabbau deshalb so großen "Zuspruch", weil sich bei den Belegschaften herumgesprochen zu haben scheint, daß es bei künftigen Aktionen dieser Art wohl nicht mehr Abfindungen in der augenblicklichen Höhe geben soll. Auch dürfte, wie es bei IBM heißt, das Management künftig gezielt Arbeitsplätze abbauen, während derzeit noch jeder "freiwillig" gehen kann.

Aber auch jetzt schon müssen sich die Beschäftigten mit geringeren Abfindungen zufrieden geben als Kollegen, die vor Jahren der Firma den Rücken gekehrt hatten. Nach Angaben des Unternehmensberaters Sam Albert zahlte IBM zum Beispiel noch 1988 je Dienstjahr das Gehalt von vier Wochen bis zu maximal 24 Monaten. Im laufenden Programm wird jedes Dienstjahr nur noch mit zwei Wocheneinkommen entschädigt. Insgesamt gibt es höchstens eine Abfindung im Wert von zwölf Monatsgehältern.

Im zweiten Quartal hat sich der Reingewinn von IBM auf 714 Millionen Dollar verfünffacht, wie das Unternehmen kürzlich bekanntgegeben hatte (siehe FR vom 20. Juli). Die größten Ertragszuwächse wurden in den Sparten Dienstleistungen und Software erzielt. Für das erste Halbjahr ergibt sich ein Reingewinn von 1,3 Milliarden Dollar, nachdem in der entsprechenden Periode 1991 noch 1,6 Milliarden Verlust in den Büchern standen.

Ärzte-Streik vorerst ausgeschlossen

BONN, 29. Juli (Reuter). Einen Streik auch der Allgemein-Mediziner hat der Präsident der Bundesärztekammer, Karsten Vilmar, vorerst ausgeschlossen. Ein solcher Schritt sei als "ultima ratio" (äußerstes Mittel) erst dann denkbar, wenn die Grundlagen des kassenärztlichen Systems in der Bundesrepublik in Frage gestellt würden, sagte Vilmar am Mittwoch im Deutschlandfunk. Es gebe "eine Reihe anderer Mittel", um den Sparplänen der Bundesregierung im Gesundheitswesen Widerstand entgegenzusetzen. Vilmar kündigte "erhebliche Auseinandersetzungen" in der Öffentlichkeit über den Gesetzentwurf von Gesundheitsminister Horst Seehofer an.

Postbank will staatliche Fesseln abstreifen Vorstand befürwortet Privatisierung / Kunden steigen auf höherverzinsliche Sparformen um

BONN (rtr/AP/cri). Die Postbank will sich vom staatlichen Gängelband lösen. Als ersten Schritt zu der angestrebten Privatisierung fordert Vorstandschef Günter Schneider die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft. Nur mit einem größeren Freiraum habe das Institut die Chance, sich langfristig zur Vollbank zu entwickeln. In der Diskussion über die Zukunft der Postunternehmen sei er "ganz eindeutig für eine Aufgabenprivatisierung der Postbank".

Der Vorstand bekräftigt, daß sein Haus die im vergangenen Oktober eingeleitete Expansionsoffensive fortsetzen werde. Intensiv werde jetzt an der Einführung von Kapitallebensversicherungen und Investmentzertifikaten gearbeitet. Verschiedene Sparbuchprodukte würden derzeit von Marktforschern getestet.

Die Klage der privaten Kreditwirtschaft gegen den höheren Überziehungsrahmen von 10 000 Mark für maximal 90 Tage sowie bereits eingeführte und künftige Sparformen der Postbank sieht Schneider "sehr gelassen". Das Institut werde seine vorbereiteten Projekte deswegen nicht stoppen.

Eine langfristige Sicherung der Ertragssituation ist Schneider zufolge nur mit der grundlegenden Umstrukturierung und einem rigorosen Kostenmanagement möglich. Dies bedeute, daß auch Stellen gestrichen werden müßten. Mit der bereits früher angekündigten Verringerung des Personals um 8000 auf rund 12 000 Männer und Frauen bis Ende 1996 sind nach Angaben des Vorstands rund 800 Millionen Mark per annum zu sparen.

Der Abschluß des Geschäftsjahres 1991 zeigt laut Schneider, daß sich sein Haus "auf Kurs in eine wirtschaftlich gesicherte Zukunft" befindet. Die Bilanzsumme kletterte zuletzt um zwei Prozent auf 78 Milliarden Mark. Das Teilbetriebsergebnis hat sich mehr als verdreifacht auf 548 Millionen Mark. Dabei ist die gesetzlich vorgeschriebene Abführung an den Bund in Höhe von zehn Prozent der Erträge mit 352 (Vorjahr: 290) Millionen Mark als Aufwand berücksichtigt. Die sonstigen Aufwendungen im Volumen von 848 (592) Millionen Mark als bilanzielle Vorsorge für die Rationalisierungsvorhaben der kommenden Jahre führten zu einem Verlust von 300 (409) Millionen Mark. Er wird von der Telekom ausgeglichen. Für 1992 erwartet Finanz-Chef Bernhard Zurhorst eine weitere "erhebliche Reduzierung des Jahresfehlbetrags" und für 1993 bereits die Möglichkeit, ohne Finanzausgleich auszukommen.

Kaum zufriedenstellend verlief die Entwicklung im Einlagengeschäft. Die gesamten dem Institut anvertrauten Sparbeträge summierten sich Ende 1991 auf knapp 44,8 Milliarden Mark. Sie waren damit um 120 Millionen geringer als zwölf Monate zuvor.

Einen "deutlichen Rückgang" verbuchte die Postbank bei Anlagen mit gesetzlicher Kündigungsfrist, die um 4,4 Prozent auf 26 Milliarden Mark sanken. In den ersten fünf Monaten dieses Jahres hat sich der Abfluß nach Angaben des Vorstands noch um 1,5 Milliarden Mark verstärkt. Viele Kunden seien offenbar auf höherverzinsliche Formen umgestiegen, denn diese nahmen im vergangenen Jahr um 7,3 Prozent auf 1,3 Milliarden Mark zu. Schwerpunkt dabei war die Anlage mit festem Zins. Auf den rund fünf Millionen Girokonten schlummerten Ende 1991 unverändert Sichtguthaben über 23,7 Milliarden Mark.

Für die Mitnutzung der 25 000 Schalter mußte die Bank der "Gelben Post" 1,7 Milliarden Mark bezahlen, eine Forderung, die Zurhorst als "völlig überzogen" und existenzgefährdend kritisiert.

WOLFGANG BÖTSCH, Vorsitzender der CSU-Landesgruppe, hat der SPD im Zusammenhang mit der Debatte um den Adria-Einsatz der Bundesmarine "Pazifismus" und Verweigerung vorgeworfen. Wegen dieses Pazifismus habe die SPD seit Bestehen der Bundesrepublik immer wieder vor der Verantwortung zurückgescheut, schrieb Bötsch im CSU-Parteiorgan Bayernkurier. Das Nein der SPD zur UN-Aktion, die der Überwachung des Embargos gegen Jugoslawien in der Adria dienen soll, zeuge von einer tiefen innerparteilichen Unsicherheit und Zerrissenheit. Die Verweigerung ziehe sich wie ein "roter Faden" durch die Politik der SPD von ihrem Widerstand gegen den Aufbau der Bundeswehr bis hin zum NATO-Doppelbeschluß, dem die Sozialdemokraten nicht zugestimmt hätten, "weil 300 000 Demonstranten Radau in Bonn gemacht" hätten. (Reuter)

Luftpirat wieder in Haft

LAUSANNE, 29. Juli (Reuter). Der in der Schweiz wegen Flugzeugentführung zu lebenslanger Haft verurteilte Libanese Mohammed Hussein Hariri ist nach seinem Gefängnisausbruch wieder in Haft. Am späten Dienstag abend sei Hariri in der Region Vallorbe in der Westschweiz gefaßt worden, sagte ein Sprecher der Lausanner Kantonspolizei am Mittwoch. Hariri war vor sechs Tagen mit drei weiteren Häftlingen aus einem Gefängnis im Kanton Waadt ausgebrochen. Die anderen drei Ausbrecher seien noch flüchtig.

Hariri hatte im Juli 1987 ein Flugzeug der "Air Afrique" entführt, um palästinensische Gefangene in Europa freizupressen. Bei einer Zwischenlandung in Genf wurde er überwältigt, nachdem er einen französischen Passagier erschossen und einen Steward schwer verletzt hatte.

UN-Hubschrauber beschossen

PHNOM PENH, 29. Juli (Reuter). Zum siebten Mal seit der Stationierung der UN-Haupttruppe in Kambodscha vor rund vier Monaten ist dort erneut ein Hubschrauber der "Friedensverbände" beschossen und getroffen worden. Niemand wurde verletzt.

FDP lehnt Ost-Forderung ab

BONN, 29. Juli (Reuter). Der Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Hermann Otto Solms, hat Forderungen nach zusätzlichen Haushaltsmitteln für die neuen Bundesländer zurückgewiesen. Die vom sächsischen Finanzminister Georg Milbradt (CDU) angemahnten Zusatzhilfen von rund 50 Milliarden Mark seien angesichts der Umstände nicht möglich, sagte Solms am Mittwoch in Bonn. Der FDP-Politiker schloß jedoch Gespräche über Detailfragen nicht aus, sofern diese diskussionswürdig seien.

Inspektion in Bagdad beendet UN-Team fand keine Unterlagen über Rüstungsprogramm

BAGDAD/WASHINGTON, 29. Juli (Reuter/AP). Die UN-Inspekteure haben im Bagdader Landwirtschaftsministerium nach eigenen Angaben keine direkten Hinweise auf das irakische Rüstungsprogramm gefunden. Der Leiter des Inspektionsteams, der Bundeswehroffizier Achim Biermann, schloß nach dem Abschluß der Durchsuchung am Mittwoch aber nicht aus, daß die Iraker Unterlagen aus dem Gebäude fortgeschafft haben könnten. Irak hatte die Inspektion des Ministeriums zunächst verweigert und erst nach drei Wochen unter massivem Druck der Golf-Kriegsalliierten eingelenkt.

Biermann sagte, die Inspekteure hätten keine Unterlagen aus dem Landwirtschaftsministerium mitgenommen. Ob die irakische Führung rüstungsrelevante Unterlagen entzogen habe, müsse aber noch geklärt werden.

Die Inspektoren wollten das Land noch am Abend wieder verlassen. Eine UN-Sprecherin in Bahrain sagte weiter, zusammen mit der Gruppe werde auch Rolf Ekeus abreisen, der Leiter der UN-Sonderkommission zur Vernichtung der irakischen Massenvernichtungswaffen. Der schwedische Diplomat traf zuvor in Bagdad mit dem irakischen Vize-Ministerpräsidenten Tarek Asis zusammen.

Nach dem Einlenken Iraks im Streit um die Inspektionen im Landwirtschaftsministerium werden die USA nach Angaben aus dem Verteidigungsministerium nun doch nicht den Flugzeugträger "John F. Kennedy" ins Mittelmeer schicken. Wie in Washington verlautete, wurde der Einsatz des dritten Flugzeugträgers in der Golf-Region abgesagt.

US-Regierungssprecher Marlin Fitzwater sagte am Dienstag in Washington, der Konflikt mit Irak sei nun vorerst beendet. Es gebe aber nach wie vor Spannungen, und die USA seien auf weitere Konfrontationen vorbereitet.

UN-Generalsekretär Butros Ghali sagte in New York, die noch bestehenden Probleme zwischen Irak und den Vereinten Nationen sollten möglichst auf diplomatischem Weg beigelegt werden.

"Friedenstruppen" stationiert

MOSKAU, 29. Juli (Reuter). Zum zweiten Male in diesem Monat sind am Mittwoch "Friedenstruppen" in einem der Krisenherde auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion stationiert worden. Die Truppen rückten in die moldawische Dnjestr-Region ein, um die Kämpfe zwischen Soldaten der moldawischen Regierung und der russischen und ukrainischen Bevölkerungsmehrheit zu beenden, die dort eine eigene Republik ausgerufen hat. Die Nachrichtenagentur Interfax meldete, Vertreter Moldawiens, Rußlands und der Region hätten sich erst am Dienstag abend auf die Mission verständigt. Eine ähnliche Operation in dem zu Georgien gehörenden Südossetien hatte offenbar Erfolg.

Von Macken und Menschen

ULM, 29. Juli (Reuter). Bonner Politiker haben nach Beobachtungen von Regierungssprecher Dieter Vogel keinen besonderen Vogel, sondern sind Menschen wie alle anderen auch. Forderungen nach zwangspsychiatrischen Untersuchungen für Berufspolitiker könne er daher beim besten Willen nicht begreifen, sagte Vogel am Mittwoch im Privatsender Radio 7. Auf dem Psychiatrie-Jahreskongreß in Dublin hatte ein britischer Wissenschaftler regelmäßige Seelenchecks für Politiker verlangt.

Vogel meinte, wenn ein Politiker nicht mehr zurechnungsfähig sei, merke die Öffentlichkeit das auch ohne Gutachten. Gefragt, ob er selbst eine "Macke" habe, sagte der Bonner Regierungssprecher: "Wahrscheinlich habe ich auch eine und merke das gar nicht, aber ich werde deshalb auch nicht zum Psychiater gehen."

Kosmonauten in Raumstation Russische "Sojus"-Kapsel dockte erfolgreich an Plattform an

MOSKAU, 29. Juli (Reuter). Ein russisch-französisches Kosmonautenteam ist am Mittwoch an Bord der russischen Orbitalstation "Mir" gegangen. Ihre Raumkapsel "Sojus TM-15" dockte nach einer Meldung des russischen Fernsehens mit nur dreiminütiger Verspätung an der Station an. "Sojus" war am Montag mit den Kosmonauten Anatoli Solowjow (44) und Sergej Awdejew (36) sowie dem 42jährigen Franzosen Michel Tognini vom Baikonur in Kasachstan gestartet.

Hauptaufgabe der beiden russischen Kosmonauten ist es, veraltete Teile an der Station auszuwechseln, die bereits seit sechs Jahren im Einsatz ist. Die Ausrüstung bedarf einer dringenden Überholung. Wann die neue Station einsatzbereit sein wird, ist wegen der Finanzlage Rußlands ungewiß. Tognini will während des Fluges eigene Experimente ausführen. Satellit soll an Leine geschleppt werden

CAPE CANAVERAL (dpa). Zwei europäische Forschungsprojekte sind die Attraktion des 49. Fluges einer US-Raumfähre, deren Start für den morgigen Freitag in Cape Canaveral in Florida geplant ist: Die sieben Astronauten von "Atlantis" sollen einen von Italienern gebauten Satelliten aussetzen und an einer 20 Kilometer langen Leine hinter sich herziehen. Außerdem sollen sie die freifliegende Weltraumplattform "Eureca-1" der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) im Weltraum absetzen. "Eureca-1" soll im Rahmen zahlreicher Experimente sechs bis neun Monate die Erde umkreisen und, voraussichtlich im April 1993, von einem Shuttle eingefangen und zur Erde zurückgebracht werden. Dort soll sie mit neuen Versuchen bestückt und wieder in den Weltraum geflogen werden.

CSU gegen Militärschlag

BONN, 29. Juli (Reuter). Die CSU lehnt einen militärischen Schlag gegen Serbien im Jugoslawienkonflikt ab, wie ihn der stellvertretende Vorsitzende der CDU/ CSU-Bundestagsfraktion, Johannes Gerster, gefordert hatte. CSU-Landesgruppenchef Wolfgang Bötsch wandte sich am Mittwoch in Bonn jedoch gegen die Begründung von Bundeskanzler Helmut Kohl, der eine deutsche Beteiligung an einem solchen Militärschlag aus historischen Gründen verworfen hatte. Bötsch sagte, er könne diese Begründung für sich nicht gelten lassen. Seine Bedenken seien vielmehr "militärtechnischer" Art.

Bötsch forderte die SPD erneut auf, einer Klarstellung im Grundgesetz für eine Beteiligung der Bundeswehr an internationalen Friedensaktionen "welcher Art auch immer" zuzustimmen. Er bekräftigte die Haltung der CSU, daß nach geltender Rechtslage auch eine Bundeswehr-Beteiligung an Kampfeinsätzen im Rahmen von UN-Friedensaktionen möglich sei.

Diebe beim Polizeiminister

BANGKOK, 29. Juli (Reuter). Auf dem bewachten Grundstück des thailändischen Innenministers Pow Sarasin haben Unbekannte fünf Autos ausgeplündert. Nach Polizeiangaben wurden Musikanlagen und Wertsachen im Wert von rund 60 000 Mark gestohlen. Polizeichef Narong Rienthong sprach von einem Affront. Innenminister Pow ist für die thailändische Polizei verantwortlich.

Generalstreik lähmt Libanon

BEIRUT, 29. Juli (Reuter). Das öffentliche Leben in Libanon ist am Mittwoch durch einen Generalstreik praktisch lahmgelegt worden. Läden, Banken, Universitäten, Betriebe und Supermärkte blieben geschlossen. Der Verkehr floß im ganzen Land nur spärlich. Zu dem Ausstand aufgerufen hatte der Gewerkschafts-Dachverband GLF, der der Regierung eine unverantwortliche Wirtschaftspolitik vorwirft. Der Verband erklärte sich zu einem ernsten Dialog bereit, drohte aber, andernfalls werde die Regierung die Konsequenzen tragen müssen. Nach dem Ende des 15jährigen Bürgerkriegs steckt Libanon in einer tiefen Wirtschaftskrise.

Der letzte große vom GLF ausgerufene Generalstreik hatte im Mai zum Sturz der Regierung von Ministerpräsident Omar Karami geführt. Dessen Nachfolger Raschid Solh hatte erklärt, die Überwindung der wirtschaftlichen Krise sei die erste Priorität seiner Regierung.

Sachsens Lehrer wollen teilen

DRESDEN, 31. Juli (Reuter). Die Mehrheit der Lehrer in Sachsen will sich mit einer Teilzeitstelle begnügen, wenn dadurch Kündigungen vermieden werden können. Das sächsische Kultusministerium teilte jetzt in Dresden mit, 25 000 der 31 000 Grundschul- und Mittelschullehrer seien mit einer Verringerung auf 82,5 Prozent oder mehr des Lehrauftrags einverstanden. Insgesamt stünden 42 250 Stellen für derzeit noch 48 000 Lehrer zur Verfügung. Daher werde weiter für Teilzeitarbeit und Frührente geworben. Fachlich unterqualifizierte Lehrer würden entlassen. 1989 hatte es noch 55 000 Lehrer gegeben.

Auslandsmärkte

FRANKFURT A. M. (FR). An der New Yorker Börse haben die Kurse am Mittwoch deutlich fester tendiert. Der Dow- Jones-Index für 30 Industriewerte kletterte während der ersten Stunde um 37,01 Zähler. Am Vortag war der Index um 51,87 auf 3334,07 Punkte gestiegen. In Japan zeigte der Trend gestern nach unten. Der Nikkei-Index für 225 führende Titel sank um 330,69 auf 15 095,95 Zähler.

Lasten bei US-Tochter setzen H + G fast matt

MÜNCHEN (rtr). Unregelmäßigkeiten bei der US-Tochter Fidelity Electronics International mit Belastungen von mehr als zehn Millionen Mark haben dem Schachcomputer-Hersteller Hegener + Glaser (H + G) schwer zugesetzt. Der Vorstand hat "vorsorglich" nach neuen Erkenntnissen über zusätzliche Lasten bei Fidelity der Hauptversammlung am Donnerstag den Verlust von mehr als 50 Prozent des Grundkapitals von fünf Millionen Mark angezeigt. Nach Ausfall der Dividende für 1991 ist mindestens auch für die laufende Periode keine Ausschüttung zu erwarten.

Das Ausmaß der "verheerenden" Lage bei der erst 1989 erworbenen US-Tochter Fidelity war nach den Worten von Vorstandssprecher Manfred Hegener dem Management bis ins Jahr 1991 hinein durch ein - bewußt oder fahrlässig - fehlerhaftes Rechnungswesen dort nicht bekannt. Nunmehr werde auch untersucht, ob sich jemand persönlich bereichert hat und wer für die Fehlentwicklung die Verantwortung trägt. Etwaige rechtliche Schritte gegen Teile des Fidelity-Managements werden noch geprüft.

Um die Existenz des Unternehmens fürchtet Hegener dennoch nicht. Im Kerngeschäft nämlich habe H + G 1991 bei einem Umsatzsprung um 18 Prozent auf 66 Millionen einen operativen Gewinn von 1,8 Millionen Mark gemacht. Der Konzern hat bei 72,4 Millionen Erlös 7,2 Millionen Mark Verlust ausgewiesen.

Zwei Minister verlassen Italiens neue Regierung

ROM, 29. Juli (Reuter). In Italien sind Außenminister Vincenzo Scotti und Außenhandelsminister Claudio Vitalone von der Christdemokratischen Partei am Mittwoch nur einen Monat nach der Regierungsbildung zurückgetreten. Scotti begründete seinen Schritt vor Journalisten damit, daß er nicht mit der Entscheidung seiner Parteiführung übereinstimme, wonach alle christdemokratischen Minister ihre Parlamentssitze aufgeben müßten. Er wolle Abgeordneter bleiben. Auch Vitalone will seinen Sitz im Senat nicht aufgeben.

Scotti und Vitalone stellten sich mit ihrem Rücktritt offen gegen den christdemokratischen Parteivorsitzenden Arnoldo Forlani, auf dessen Initiative der Beschluß über die Unvereinbarkeit von Ministeramt und Parlamentsmandat zustande gekommen war. Die gerade erst gebildete 51. Nachkriegsregierung in Rom gerät mit dem Rücktritt der beiden Minister schon in Schwierigkeiten.

KUNSTTURNEN

Achtkampf, Mannschaft, Frauen: 1. GUS (Boginskaja / Galijewa / Gutsu/Grudnewa / Lyssenko / Tschussowitina) 395,666 Punkte, 2. Rumänien (Bontas / Gogean / Hadarean / Milosovici / Neculita / Pasca) 395,079, 3. USA (Bruce / Dawes / Miller / Okino / Strug / Smeskal) 394,704, 4. China 392,941, 5. Spanien 391,428, 6. Ungarn 388,602, 7. Australien 387,502, 8. Frankreich 386,052, 9. Deutschland (Günther, Potempa / beide Bergisch Gladbach, Schönfelder, Schröder / beide Berlin, Stark / Rostock, Weller / Bergisch Gladbach.

Einzelwertung: 1. Miller (USA) 79,311 Punkte, 2. Boginskaja (GUS) 79,287, 3. Bontas (Rumänien) 79,211, 4. Milosovici (Rumänien) 79,198, 5. Lyssenko (GUS) 79,122, 6. Okino (USA) 78,998, 7. Gogean (Rumänien) 78,886, 8. Galijewa (GUS) 78,885, . . . 34. Stark (Rostock) 77,797, . . . 40. Schröder (Berlin) 77,460, . . . 56. Günther (Bergisch Gladbach) 76,835, . . . 71. Schönfelder (Berlin) 76,148, . . . 73. Weller (Bergisch-Gladbach) 75,948, 74. Potempa (Bergisch-Gladbach) 75,922.

Wolfgang Hunger und das Seglerpech Traum von Gold platzte schon nach vier Stunden

Moderne olympische Tragödie in drei Akten. Austragungsort die Segelreviere von Long Beach/Kalifornien, Pusan/Südkorea und Barcelona. Maritimer Medaillenkampf in der 470er Klasse, Hochleistungs-Gleitjolle für Segler.

Hauptdarsteller: Dr. Wolfgang Hunger, 32 Jahre, Assistenzarzt in der Orthopädie der Lubinus-Klinik in Kiel. Nebenrolle: Rolf Schmidt, 28 Jahre, ausgebildeter Steuerfachgehilfe und Student der Betriebswirtschaft in Berlin.

Erster Akt: Long Beach 1984. Den Brüdern Wolfgang und Joachim Hunger fehlt nach sieben Regatten oder schätzungweise 140 Kilometern ein halber Meter zur Bronzemedaille Zweiter Akt: Pusan 1988. Bei dem letzten Versuch in der abschließenden Wettfahrt, die Amerikaner John Shadden/Charlie McKee noch abzufangen und eine Medaille zu holen, kentern die beiden Kieler fünf Meter vor der Ziellinie. Sie werden Fünfte.

Dritter Akt: Barcelona 1992. Mit dem neuen Vorschoter Rolf Schmidt startet Wolfgang Hunger seinen dritten Versuch, eine Medaille zu gewinnen. Ein Frühstart in der ersten und der Riß des Spinnakers in der zweiten Wettfahrt - die Quernaht ihres neuen Segels war genau an der gleichen Stelle geplatzt wie schon im Training bei einem anderen Segel des gleichen Herstellers, - beenden am ersten Regattatag innerhalb von vier Stunden alle Olympiaträume. Die Frage nach seiner sportlichen Zukunft läßt Hunger noch unbeantwortet. sid

Die Ankunft Paul Gascoignes in Rom ließ Tifosi jubeln Gebührenpflichtiger Auftritt Ein übergewichtiger englischer Fußballer sorgt für Euphorie

In Rom ist die "Gazza-Mania" ausgebrochen. Die Tifosi von Lazio, die auf den Einsatz des Engländers Paul Gascoigne ein Jahr warten mußten, sind "aus dem Häuschen". Bereits die Ankunft des 25jährigen auf dem römischen Flughafen hatte ein selbst für italienische Verhältnisse unvorstellbares Chaos verursacht. Der "Corriera della Sera" sah beinahe das "Ende der Welt" heraufziehen.

Zur Vorstellung der neuen Mannschaft waren 50 000 Fans ins Olympia- Stadion von Rom geströmt. Dem bulligen Briten schenkten die Tifosi eine riesige Bierflasche aus Plastik. Gascoigne war begeistert: "Mit einem solchen Publikum können wir sogar Meister werden."

Die schwere Verletzung, die sich Gascoigne im vorigen Jahr im englischen Pokal-Endspiel zuzog, und die lange Pause haben ihre Spuren hinterlassen. Bis zum Saisonauftakt am 6. September muß er mindestens fünf Kilo Übergewicht abgeschwitzt haben.

Der Star ist Gascoigne im Lazio-Kader, dem auch die Deutschen Karlheinz Riedle und Thomas Doll angehören, nicht nur im Training. Seine Blödeleien und Mätzchen füllen inzwischen in Italien die Zeitungsspalten.

Den Kopf im Gefrierfach, Wein im Trainingslager oder die Frage des Engländers, der italienischen Sprache noch nicht mächtig, an Lazio-Trainer Dino Zoff, nachdem der eine kurze Ansprache gehalten hatte: "Mister, ich habe nichts verstanden, könnten Sie noch einmal von vorne beginnen?" - Gascoignes Verrücktheiten werden gierig aufgegriffen. Schon jetzt fragen sich viele Beobachter, wie lange der biedere Dino Zoff, der nur ganz selten lacht, die witzigen Einlagen des Briten denn wohl ertragen wird. "Dino Nazionale" selbst gibt sich da optimistisch: "Paul ist zwar ein extrovertierter, aber auch ein echter Profi."

Seit dem legendären Torjäger Giorgio Chinaglia, mit dem die Azurblauen 1974 italienischer Meister wurden, habe kein Lazio-Spieler soviel Charisma gehabt wie Gascoigne, schwärmte die römische Zeitung "Il Messaggero". Doch das Sportmagazin Guerin Sportivo mahnt: "Gascoigne ist kein Rockstar, sondern ein Fußballspieler."

Paul Gascoigne fühlt sich bei Lazio Rom jedenfalls pudelwohl. Sehnsucht nach England habe er nicht, versicherte er. Ganz stimmt das aber wohl doch nicht. Laut "Gazzetta dello Sport" telefoniert Gascoigne jeden Tag im Schnitt 15mal mit seiner Heimat. Nach dem einwöchigen Trainingslager in Umbrien hatte er angeblich eine Telefonrechnung von 1,5 Millionen Lire (knapp 2000 Mark) zu begleichen. sid

Sammer bekommt Dolmetscherin

Um Verständigungsprobleme mit Matthias Sammer aus dem Weg zu räumen, hat der italienische Fußball-Erstligist Inter Mailand eine Dolmetscherin verpflichtet. Inter-Trainer Oswaldo Bagnoli hatte sich beschwert, daß er Sammer im Training keine Anweisungen geben könne, weil der Deutsche noch kaum Italienisch versteht und spricht.

Möller und Kohler trafen für "Juve"

Italiens Fußball-Rekordmeister Juventus Turin hat ein Testspiel gegen Neuchatel Xamax mit 9:0 (3:0) gewonnen. Dabei zeigte Andreas Möller eine überragende Leistung und erzielte ein Tor. Neben Möller gefiel auch Jürgen Kohler, der ebenfalls einmal erfolgreich war.

Turntriumph gegen Rumänien und die USA Abschiedsfeuerwerk der GUS

Im DTB stellt sich nach der Enttäuschung die Trainerfrage

Der GUS-Turnerinnen neue Kleider glänzten gülden im ausverkauften Palau Sant Jordi. Und doch lag wehmütige Abschiedsstimmung über dem olympischen Triumph der früheren sowjetischen "Turn-Sputniks", die nach Barcelona nur noch für ihre Heimatrepubliken an die Geräte gehen werden. "Es ist ein Jammer, unser altes Erfolgssystem wird wohl sterben", sagte Tatjana Lissenko aus der Ukraine, Mitglied des Sieger-Sextetts.

Ein letztes Mal hatte die Mannschaft von Cheftrainer Alexander Alexandrow ihre Kontrahenten aus Rumänien und den USA in die Schranken verwiesen. In einer Konkurrenz auf sensationellem Niveau behauptete die schon nach dem Pflichtprogramm führende GUS-Riege mit 395,666 Punkten ihren Vorsprung vor Rumänien (395,079) und den USA (394,704). 15 000 faszinierte Zuschauer sahen ein wahres Feuerwerk an Höchstschwierigkeiten.

Was das Publikum begeisterte, war für Europameisterin Tatjana Gutsu gleichbedeutend mit dem sportlichen K.o. Die Ukrainerin, als Mitfavoritin im Einzel- Wettbewerb gehandelt, stürzte vom Schwebebalken und hatte keine Chance mehr, eine ihrer Mitstreiterinnen aus dem Mehrkampffinale zu verdrängen.

Ungetrübte Freude hingegen bei Swetlana Boginskaja. Die 19jährige, mehrfach schon abgeschrieben, genoß den Triumph inmitten ihrer bis zu eineinhalb Köpfen kleineren Teamkolleginnen. Huldvoll ließ sie sich sogar von ihrer Intimfeindin Kim Zmeskal zur Goldmedaille gratulieren. Der Mehrkampf-Weltmeisterin aus den USA drohte wie Tatjana Gutsu das vorzeitige Aus, doch mit der besten Kürleistung fand der Schützling von Bela Karolyi nach verpatzter Schwebebalken- Pflicht auf den Erfolgsweg zurück.

"Natürlich war ich unter Druck, aber auch das wird im Training geübt. Jetzt geht es für mich eigentlich erst richtig los", sagte die Texanerin mit Blick auf die Mehrkampf-Entscheidung am Donnerstag (20.00 Uhr). "Bogey" geht ebenfalls optimistisch in ihren letzten olympischen Mehrkampf: "Ich war mit meiner Leistung zufrieden, aber ich kann und will mich noch steigern." Weitere Goldfavoritinnen neben Boginskaja, Lissenko und Zmeskal sind Shannon Miller (USA) sowie die Rumäninnen Cristina Bontas und Lavinia Milosovici.

In Zukunft, so glaubt Rumäniens Chefcoach Octavian Belu entgegen den Befürchtungen von Weltcup-Siegerin Lissenko, wird es noch schwerer sein, den Kampf gegen die GUS erfolgreich zu bestehen: "Jede Republik wird eine eigene starke Mannschaft ins Rennen schicken. Meine Mädchen sollten deshalb schon hier in Barcelona gewinnen, was es zu gewinnen gibt."

Als Swetlana Boginskaja und ihre Mitstreiterinnen aus der neu gebildeten GUS-Riege mit Gold dekoriert wurden, kullerten bei den deutschen Turnerinnen aus verheulten Gesichtern Freudentränen. Zwölfte nach dem siebten Gerät, Zehnte nach dem achten und nach Bulgariens Einbruch in der Kür am Schluß sogar Neunte. Grund zum Jubel? Eigentlich nicht, wenn man mehr will.

Dennoch: Cheftrainer Wolfgang Bohner mußte sich zeitweise wie ein "Hans im Glück" fühlen, weil die Luft für ihn nicht mehr so dünn war. Ein zwölfter und letzter Platz hätte ihn kaum in seinem Amt überleben lassen. Rang neun mit 385,875 Punkten und einem Schnitt von 9,647 war zwar besser als der zehnte bei der WM 1991 mit 380,954, doch zu wenig für die zuvor so optimistischen Verantwortlichen im Deutschen Turner-Bund (DTB).

Die deutschen Bronzeträume der Männer blieben unerfüllt: Nach einer nur durchschnittlichen Kürleistung turnte das Sextett des Deutschen Turner-Bundes (DTB) beim olympischen Mannschaftswettbewerb an den Medaillen vorbei. Am Ende stand mit 575,575 Punkten wie schon nach dem Pflichtprogramm Rang vier hinter dem überlegenen Olympiasieger GUS (585,450), China (580,375) und Japan (578,000).

Bereits nach dem ersten Gerät, dem Pferdsprung, war der Rückstand der DTB-Athleten gegenüber Japan von rund 1,4 um fast einen weiteren Zähler angewachsen. An den folgenden Geräten vergrößerte sich der Abstand weiter, ein schwacher Trost war nur, daß der vierte Rang durch die Konkurrenz aus den USA und Italien nicht gefährdet war.

In keinem der sechs Durchgänge kam das DTB-Team ohne Fehler durch das Kürprogramm. Kleine Unsicherheiten und Standfehler summierten sich zu am Ende doch nicht unbeträchtlichen Punktabzügen durch die Kampfrichter. Unbeeindruckt von der nur mäßigen Form im deutschen Team blieben nur der deutsche Zwölfkampf-Meister Andreas Bäkker aus Berlin, Sylvio Kroll (Cottbus) und der Hallenser Oliver Walther.

So deutlich wie die Deutschen Bronze verfehlten, so überlegen fiel der Sieg der GUS-Riege aus. Angeführt von einem überragenden Weltmeister Witali Scherbo ließ das Sextett von Chef-Coach Leonid Arkajew nie einen Zweifel daran aufkommen, die mit Abstand besten Turner dieser Olympischen Spiele zu stellen. sid

Bahnradsport Eine Materialschlacht bestimmt über Medaillen

Karl Freiherr von Drais, der Erfinder der Laufmaschine als Vorgänger des Fahrrades, würde sich wundern. Die Olympischen Spiele in Barcelona avancieren zum High-Tech-Markt des Radsports, mit der Draisine haben die heutigen Velos fast nichts mehr zu tun. Die Materialschlacht, die man bislang in erster Linie aus der Formel 1 kannte, hat den Radsport erfaßt.

Formel-1-Giganten wie Lotus und Ferrari haben den Radsport als eines ihrer neuen Betätigungsfelder entdeckt. Die Berliner Tüftler der Forschungs- und Entwicklungsstelle für Sportgeräte, kurz FES, müssen sich einer größeren Konkurrenz erwehren. Und der Druck wächst.

Im Velodrom von Vall d'Hebron sorgte die von Lotus-Technikern entwickelte Rennmaschine des britischen Verfolgers Chris Boardman, der im Viertelfinale in 4:24,49 Minuten fast sieben Sekunden unter dem offiziellen Weltrekord des Litauers Gintautas Umaras blieb, für Furore. Als Weltbestmarke konnte die Fabelzeit allerdings nicht anerkannt werden, da Weltrekorde im Einzelstart aufgestellt werden müssen.

Obwohl Verfolgungs-Weltmeister Jens Lehmann (Leipzig) nach einer olympischen Medaille greift und in Vall d'Hebron über die 4000-m-Distanz leicht die Vorschlußrunde erreichte, wird er es schwerhaben.

In der Runde der letzten Acht setzte er sich in 4:27,71 Minuten gegen den Russen Alexander Gontschenkow durch und steigerte sich um rund drei Sekunden gegenüber der Qualifikation am Montag. Wiederum dreieinhalb Sekunden fehlten ihm allerdings zu der Bestzeit Boardmans - für die Verfolger sind dies Welten.

Designer Richard Hill steckt hinter dem Lotus-Rad, bei dessen Entwicklung er auf zehn Jahre alte Pläne des Konstrukteurs Mick Burrows zurückgriff. "Wir mußten zwar nicht alles neu entwerfen, aber es hat doch eine Menge Zeit und Geld gekostet", meint Hill, der gern darauf verweist, daß "wir die ersten waren, die Leichtbauweise und Monocoques in der Formel 1 eingeführt haben".

Der Luftwiderstand des Boardman-Rades ist um die Hälfte geringer als der bei anderen Velos. Der Rahmen aus Carbonfaser sowie Titan- und Aluminium-Teilen ist das Prunkstück des High-Tech-Gerätes, das viele Interessenten auf den Plan rief.

Die Italiener boten schon eine ganze Stange Geld, doch laut Hill soll der Verkauf erst nach Olympia eröffnet werden. "Eine kleine Stückzahl wird dann offiziell abgesetzt", erklärt er. Die Italiener hatten offensichtlich von Anfang an weniger Vertrauen in ihre Ferrari-Räder, die der Weltmeister-Vierer auf der Straße benutzte und prompt gegen das deutsche FES-Material verlor.

Für die Leute aus Berlin-Oberschöneweide steht bei Olympia eine ganze Menge auf dem Spiel. "Wir müssen unseren Mitarbeiterstamm von 120 auf unter 100 verkleinern. Das Geld ist knapp. Jede gewonnene Medaille ist ein Schritt, um zu überleben", sagt FES-Chef Kurt Debus (62). Einen Endpunkt in der technischen Revolution im Sport sieht er nicht: "Es ist noch so viel unerforscht." sid

VOLLEYBALL

Vorrunde, Frauen, Gruppe A, 1. Spieltag: Spanien - GUS 0:3 (3:15, 0:15, 3:15), USA - Japan 2:3 (15:13, 11:15, 12:15, 15:8, 13:15).

Gruppe: B: Niederlande - Brasilien 1:3 (9:15, 3:15, 15:11, 7:15).

Völler erneut für Marseille erfolgreich

Im zweiten Spiel für den französichen Fußball-Meister Olympique Marseille erzielte Rudi Völler beim 2:1-Sieg gegen die Glasgow Rangers bereits sein drittes Tor.

Deutsches Hockey-Team spielt sich zum Favoriten auf Das eigene Tor blieb sauber Nach Indien wurde auch Angstgegner Großbritannien geschlagen

Nach dem 2:0 (2:0) über Angstgegner Großbritannien am Dienstag abend drehten die deutschen Hockeyherren in Terrassa eine ausgelassene Ehrenrunde. Etwa 1000 mitgereiste Anhänger taten lautstark ihre Meinung kund, daß "so ein Tag" nie vergehen dürfte. Mutter Greta Blunck herzte innig Sohn Christian, Bundestrainer Paul Lissek strahlte vor Zufriedenheit wie ein Honigkuchenpferd.

Der Sieg über die Briten, Revanche für die 1:3-Niederlage im olympischen Finale von 1988, ebnete den Weg ins Semifinale des Olympischen Turniers und verdeutlicht die Favoritenstellung des Europameisters. Grund genug zum Jubel. Dazu kam noch die Begeisterung über das eigene Spiel: Wenn alles genauso klappt wie geplant, empfindet man wohl besonders tiefe Genugtuung.

"Unsere Taktik ist hundertprozentig aufgegangen", meinte der Gladbacher Stürmer Michael Hilgers, der das entscheidende 2:0 erzielte. "Im Mittelfeld hat Blunck den gegnerischen Spielmacher Laslett ausgeschaltet, vorne haben wir sie mit Forechecking aus dem Rhythmus gebracht."

Nach 4:0 Punkten aus den schweren Spielen gegen Indien und Großbritannien wartet am Donnerstag nur noch Australien als ernsthafter Konkurrent in der Vorrundengruppe A. Die abschließenden Spiele gegen die "olympischen Feldfüller" Ägypten und Argentinien können kein Problem sein.

"Besonders viel Selbstvertrauen gibt uns, daß wir gegen Inder und Briten ohne Gegentor geblieben sind", sagte Mannschaftskapitän Volker Fried. Dabei strotzt doch die Mannschaft ohnehin schon vor Wissen um die eigene Stärke: "Unser Standard-Niveau ist regelmäßig hoch", sagt der Kölner.

Der Lohn intensiver Trainingsarbeit unter Paul Lissek. Der Limburger Systematiker hat es in 18 Monaten verstanden, eine harmonische, kompakte Einheit zu formen. "Es ist noch nie vorgekommen, daß alle Spieler gleichzeitig einen schlechten Tag hatten", sagt Fried. Dazu kommt die ideale Vorbereitung auf den Gegner mit Hilfe der Videoauswertung.

In einer Umfrage vor dem Turnier tippten fast alle Spieler auf sich selbst als Goldmedaillengewinner. Aber nicht aus Überheblichkeit, sondern als Demonstration des unbedingten Wollens. "Die bleiben alle schön auf dem Teppich, Nachlässigkeiten gibt es nicht", sagt Wolfgang Rommel, der Präsident des Deutschen Hockeybundes (DHB). Abheben wollen sie erst am 8. August gegen 21 Uhr - wenn das Endspiel abgepfiffen wird. sid

Vorwürfe Dagmar Hases

schlagen hohe Wellen Schwimm-Olympiasiegerin sorgte für Eklat

BARCELONA, 29. Juli (sid/FR). Im "Fall Dagmar Hase" sieht der Chef de Mission der deutschen Olympiamannschaft in Barcelona, Ulrich Feldhoff, "für uns keinen Handlungsbedarf". Feldhoff sagte am Mittwoch zu der heftigen Kritik, die die Schwimm-Olympiasiegerin gegen Sportfunktionäre vorgebracht hatte: "Das ist eine Angelegenheit des Deutschen Schwimmverbandes."

Die Mannschaftsleitung und die anwesende Olympiasiegerin erklärten, daß es sich bei den Auseinandersetzungen

um keinen "Ost-West-Konflikt" handele. "Das ist ein Problem der Verbandsleitung. Wir in der Mannschaft verstehen uns prima, aber an der Spitze des Schwimmverbandes muß es Veränderungen geben", sagte Dagmar Hase, die am Vorabend olympisches Gold über 400 Meter Freistil gewonnen hatte. Unmittelbar danach hatte sie mit ihrer Forderung, daß wegen des Falles Astrid Strauß im Verband "Köpfe rollen müssen", für einen Eklat gesorgt. Astrid Strauß war wegen Dopings gesperrt worden. Davon betroffen war auch der Trainer von Dagmar Hase, Bernd Henneberg.

Dagmar Hase brach in Tränen aus, als sie erläuterte, daß ihr Trainer wegen des Strauß-Falles nicht mit ins Höhentraining fahren durfte. "Als ich mit Konsequenzen drohte, hatte der Schwimmwart nichts anderes zu tun, als mir zu schreiben, daß ich mit meinen Äußerungen meine Olympia- Nominierung gefährde."

(Berichte auf Seite 3 und im Sportteil)

Um die Zukunft braucht es den Duisburgern nicht bang zu werden "Zebras" hoffen gegen Fortuna auf Fortune Jena will die Führung verteidigen / Darmstadt mit den "Neuen" gegen Leipzig?

Tabellenführer FC Carl Zeiss Jena hat gute Chancen, die Spitze der Zweiten Fußball-Bundesliga am sechsten Spieltag am Wochenende (31. Juli bis 2. August) zu verteidigen: Die Thüringer empfangen daheim den Bundesliga-Absteiger und Vorletzten Stuttgarter Kickers, müssen allerdings auf die gesperrten Gerlach und Fankhänel verzichten. Der Tabellenzweite SC Freiburg tritt auswärts beim FC Remscheid an, Leipzig in Darmstadt.

Für Duisburg gibt's schon wieder ein Duell gegen einen Mitabsteiger. Eine Woche nach dem 0:2 bei Hansa Rostock erwartet der MSV im Wedau-Stadion die bislang stark enttäuschende Fortuna aus Düsseldorf. Auf lange Sicht gesehen, brauchen sich die "Zebras" keine Sorgen zu machen: Unter den Buchmachern ist der MSV klarer Favorit auf den Meistertitel. Beim Salzburger Wettbüro "Intertops" rangiert der Bundesliga-Absteiger mit einem Kurs von 40:10 an erster Stelle. In Braunschweig steigt das Niedersachsen-Derby zwischen der Eintracht und Hannover 96.

Der SV Darmstadt 98 steht bereits am heutigen Freitag abend (19.30 Uhr) am Böllenfalltor vor einer schwierigen Aufgabe: Der Tabellendritte VfB Leipzig gibt seine Visitenkarte ab. Ohne Niederlage hat das Team von Jürgen Sundermann einen ausgesprochen guten Start hingelegt und dürfte mit entsprechendem Selbstbewußtsein ans Böllenfalltor reisen.

Die "Lilien" stehen nach 1:3 Punkten aus den vergangenen beiden Auswärtsspielen am Scheideweg. Bei einem Sieg könnte sich die Mannschaft von Trainer Rainer Scholz weiter noch oben orientieren, bei einer Niederlage stünde der jungen Elf das Wasser wieder bis zum Hals. Wenigstens hat Scholz auf personellem Sektor wieder ein paar Alternativen mehr. Mit der überraschenden Verpflichtung des Russen Igor Bragin können sich die 98er im Defensiv-Bereich verstärken, zudem hat Stefan Malz eingesehen, daß in der Zweiten Liga Fußball zu spielen doch angenehmer ist, als ein Jahr gesperrt zu sein. Jedenfalls will der junge Mann, der von Südwest Ludwigshafen kam, jetzt seinen Vertrag beim SV 98 erfüllen.

Ob Scholz einen der beiden "Neuen" schon heute einsetzen wird, steht noch nicht fest. Vieles spricht dafür, daß die Elf das Vertrauen erhält, die in Braunschweig ein 0:0 erreichte.

Mannschaftsbus von Verona verunglückt

Der italienische Fußball-Zweitligist Verona bangt nach einem Verkehrsunfall eines seiner Mannschaftsbusse um das Leben seines Spielers Walter Bianchi. Der Profi befindet sich im Koma.

Ringen Rifat Yildiz hat die Goldspur aufgenommen

Der 27 Jahre alte Welt- und Europameister Rifat Yildiz hat im olympischen Ringerturnier in Barcelona die Goldspur aufgenommen. Als einziger seiner Gruppe ist der Goldbacher noch unbesiegt. Nach seinen Punkterfolgen über den Kubaner Willliam Lara und Alexander Ignatenko aus der GUS, 1991 in Aschaffenburg Europameister, sorgte Yildiz in der dritten Runde für eine Glanzleistung, als er den ungarischen Olympiasieger Andras Sike nach 2:28 Minuten klassisch schulterte. Nach einem verkehrten Ausheber mit nachfolgendem Überstürzer nagelte Yildiz den Ungarn auf der Matte fest.

Die Situation in dieser Klasse ist nun so, daß in der vierten Runde in dem sehr schweren Pool von Yildiz folgende Paarungen anstehen: Ignatenko ringt gegen den Amerikaner Dennis Hall, Yildiz gegen den Franzosen Patrice Mourier, den Weltmeister von 1987. Die von Yildiz bezwungenen Lara und Sike treffen in der dritten Pool-Begegnung aufeinander. Sollten in diesen Kämpfen Ignatenko und Yildiz gewinnen, steht der Goldbacher im olympischen Finale.

Yildiz' Halbbruder Fuat hat bereits den Kampf um die Bronzemedaille sicher, obwohl er seinen letzten Poolkampf gegen den zweimaligen italienischen Olympiasieger Vincenzo Maenza 0:13 verlor. Der Italiener, im "Abkochen" geradezu ein Medizinmann, erscheint alle vier Jahre in Bestform bei Olympischen Spielen. 1984 in Los Angeles war Markus Scherer aus Schifferstadt der Leidtragende, als er sich hinter Maenza mit Silber begnügen mußte.

Für die erste Enttäuschung im Deutschen Ringer-Lager sorgte Thomas Zander (Aalen) mit seiner 0:1-Punktniederlage gegen den Ungarn Peter Farkas. Offensichlich steht die neue Auslegung der Passivitätsregeln der weiteren internationalen Karriere Zanders entscheidend im Wege. Der als schwacher Bodenkämpfer bekannte Zander hatte gegen Peter Farkas keine Chance und verlor aufgrund nur einer einzigen Aktion des Ungarn am Boden.

Bundestrainer Lothar Ruch sagte zu der Niederlage seines Schützlings: "Wir wußten um die Schwäche Zanders im Bodenkampf, und seine Angriffsmöglichkeiten im Standkampf hat er trotz dreier Chancen nicht genutzt." Zander kommt in der nächsten Runde gegen den starken Goran Kasum, der allerdings auch schon eine Niederlage gegen Fakars erlitten hat. Nur ein Sieg über Kasum beläßt Zander im Wettkampf.

Aber dennoch, trotz der Erfolge der deutschen Athleten, Trauer muß der Ringerfreund tragen. Beim Olympischen Turnier in Barcelona muß Abschied genommen werden von den klassischen Ringer-Mannschaften aus Schweden, Finnland, Rumänien, Bulgarien und der Türkei. Im Kommen sind Kuba, die USA und ein paar Exoten wie die norwegischen Brüder Jon und Lars Rönningen.

Ringen ist in Bewegung geraten. Zittersiege waren an der Tagesordnung. Elegante Techniker, mutige Angreifer, schöpferische Typen und wagemutige Muskelspieler sind gefragt, seit es die neue Passivitätsregelung gibt, die den statischen Kraftringern das Leben schwer macht. Wer in Barcelona rechnet, hat meist verloren. sid/dpa

Koeman verlängert in Barcelona

Hollands Fußball-Nationallibero Ronald Koeman hat seinen bis 1993 laufenden Vertrag beim Europacupsieger FC Barcelona vorzeitig zu verbesserten Konditionen um zwei Jahre bis 1995 verlängert.Brehme flog nach Hause

Der deutsche Fußball-Nationalspieler Andreas Brehme hat nach nur einem Tag das Trainingslager seines neuen Klubs Real Saragossa in Biecas verlassen. Er flog unverzüglich zu seiner Familie nach Mailand, da sein Sohn verunglückt war.

Zaborowski kickt in der USA

Nationalspielerin Christine Zaborowski vom norwegischen Fußball-Meister Asker SC Oslo wechselt zur University of North Carolina, das Zentrum des amerikanischen Frauen-Fußballs.

Tischtennis Roßkopf/Fetzner kamen ohne Probleme weiter

Mit Sieg und Niederlage starteten die beiden deutschen Spielerinnen ins olympische Tischtennis-Turnier in Barcelona. Olga Nemes aus Dülmen gewann ihr Auftaktspiel in der Vorrunden-Gruppe K gegen die Amerikanerin Diana Gee 21:17, 21:14 und wahrte damit ihre Chancen, ins Achtelfinale einzuziehen.

Dagegen kassierte ihre Klubkollegin Elke Schall in der Gruppe B eine 15:21, 21:23-Niederlage gegen Alessia Arisi aus Italien. Einen Tag zuvor gewann sie noch überraschend im Doppel an der Seite von Nicole Struse mit 17:21, 21:18 und 21:17 gegen die rumänischen Mannschafts-Europameisterinnen Emilia Ciosu/Adriana Nastase.

Einen Auftakt nach Maß erwischten am gleichen Abend auch das Männer-Doppel Jörg Roßkopf und Steffen Fetzner. Die früheren Weltmeister hatten gegen die Chilenen Augusto Morales und Marcos Nunez mit 21:14 und 21:12 keine Probleme. Das wird sich allerdings in der dritten Runde ändern: Dann treffen die beiden Düsseldorfer auf die Japaner Koji Matsushita und Hiroshi Shibutani.

"Elke ist sehr unzufrieden. Eigentlich hatte sie sich mehr ausgerechnet, weil sie momentan sehr gut in Form ist", erklärte Damen-Bundestrainer Dirk Schimmelpfennig nach dem Spiel der 19 Jahre alten Bundesranglisten-Siegerin.

Ihre Olympia-Premiere im Einzel verlief unglücklich. Schon früh lag Elke Schall vor rund 900 Zuschauern, darunter das deutsche IOC-Mitglied Dr. Thomas Bach, 0:5 zurück, konnte sich aber noch zweimal an die in der Weltrangliste als Nummer 64 14 Plätze vor ihr eingestufte Italienerin herankämpfen - jedoch ohne Erfolg.

Wesentlich weniger Mühe als das Ergebnis aussagt hatte Olga Nemes. Die zweimalige Deutsche Meisterin dominierte in beiden Durchgängen und ließ ihre Gegnerin kaum ins Spiel kommen. sid

Interview mit Joseph Blatter "Die Technik kommt bei Olympia zu kurz"

Fast unbemerkt vom Publikum läuft das olympische Fußball-Turnier in Barcelona ab, zu dem sich die deutsche Auswahl nicht qualifizieren konnte.

Im Schnitt kamen bisher 7750 Zuschauer zu den Spielen, den Rekordbesuch erzielte der unrühmliche Auftritt Spaniens und Kolumbiens mit 18 000 Besuchern. Das Desinteresse ist allerdings auch kein Wunder, denn die Junioren üben ihren Sport unattraktiv und zudem mit brutaler Härte aus. In den ersten 16 Partien wurden acht Platzverweise und über 100 Verwarnungen ausgesprochen. Rekordhalter war dabei die von dem deutschen Schiedsrichter Markus Merk geleitete Partie zwischen Gastgeber Spanien und Kolumbien. Gleich vier Spieler, zwei jeder Mannschaft, schickte Merk völlig zu Recht vorzeitig zum Duschen.

Zum geringen Zuschauer-Aufkommen, der neuen Rückpaß-Regel, den Schiedsrichtern und der Zukunft der Turniers äußerte sich nach den ersten Olympia-Tagen Joseph Blatter, der Generalsekretär des Weltfußballverbandes FIFA.

"Wie beurteilen Sie das Niveau beim olympischen Fußball-Turnier?"

"Es ist gut, aber nicht gerade überragend. Die Qualität der Spiele erfüllt nicht die Erwartungen, weil in den Verbänden zu wenig auf Technik gearbeitet wird und die Fußballer zu Athleten erzogen werden. Aber Fußball ist ein Spiel, das in erster Linie auf Technik beruht."

"Wie hat sich die Rückpaß-Regel bewährt, die beim Olympia-Turnier erstmals angewendet wird?"

"Die ersten Erfahrungen sind positiv. Der Ball war 70 Minuten lang im Spiel. Zum Vergleich: Bei der Weltmeisterschaft 1990 in Italien waren es nur 50 Minuten."

"Bislang gab es bei den Olympischen Spielen eine Flut von Platzverweisen. Ist die Gangart zu hart?"

"Nein, das möchte ich nicht sagen. Die Schiedsrichter haben strenge Anweisung, hart durchzugreifen. Und daran halten sie sich konsequent. Wenn sie es nicht tun, drohen Ausschreitungen, und die wollen wir vermeiden. Der deutsche Schiedsrichter Markus Merk hat im Spiel Spanien gegen Kolumbien genau gehandelt, wie von der Schiedsrichter-Kommission gefordert."

"Die Zuschauer bleiben bislang weitgehend aus. Wie begründen Sie das Desinteresse der Spanier am olympischen Fußball-Turnier?"

"Das liegt daran, daß die Spanier verwöhnt sind. Sie sind vom Fußball gesättigt. Außerdem hat das Organisations-Komitee zu wenig Werbung für den Fußball gemacht. Aber die Eigendynamik unserer Sportart wird im Viertelfinale zum Tragen kommen. Und wenn nicht, kann man auch nichts machen. Wir können die Zuschauer nicht einzeln einladen."

"Glauben Sie, daß das Olympische Fußball-Turnier mit Spielern unter 23 Jahren eine Zukunft hat?"

"Eine bessere Zukunft als Basketballer einzuladen, die keine Mitglieder des internationalen Verbandes sind. Auch künftig werden wir das Olympische Fußball-Turnier mit Aktiven unter 23 Jahren spielen lassen. Olympia ist für die Jugend da, bei diesem Motto bleiben wir. Olympia in Barcelaona ist für diese Talente das Sprungbrett zur Weltmeisterschaft 1994 in den USA." sid

Brandenburg will Breitensport fördern

Das Bundesland Brandenburg will die Förderung des Breiten-, Freizeit- und Vereinssports gesetzlich verankern. Einen entsprechenden Gesetzentwurf hat Brandenburgs Sportministerin Marianne Birthler vom Bündnis 90/Grüne dem Landtag zur Debatte nach der Sommerpause vorgelegt.

HANDBALL

Vorrunde, Männer, 2. Spieltag, Gruppe A: Südkorea - Schweden 18:28 (6:15), Brasilien - Ungarn 21:27 (10:10).

Gruppe B: Frankreich - GUS 22:23 (12:14), Deutschland - Rumänien 20:20 (9:13).

SCHIESSEN

Kleinkaliber-Gewehr, liegend, Männer: 1. Eun-Chul Lee (Südkorea) 702,5 Punkte (Finale: 105,5), 2. Stenvaag (Norwegen) 701,4 (104,4), 3. Pletikosic (Serbien/Montenegro) 701,1 (104,1), 4. Bichler (München) 701,1 (103,1), 5. Bury (Frankreich) 700,0 (103,0), 6. Hirvi (Finnland) 699,5 (102,5), 7. Gabrielsson (Schweden) 699,5 (102,5), 8. Petikian (GUS) 699,2 (102,2). - Im Vorkampf ausgeschieden: 10. Rücker (Neckarsulm) 596.

Uhrig fällt im Männer-Doppelzweier aus Mit einer Magen-Darm-Infektion fällt Ruderer Peter Uhrig aus dem deutschen Doppel-Zweier aus. Der 27jährige aus Worms wurde noch am Mittwoch nach Hause geflogen. Für ihn kommt Ersatzmann Jens Köppen ins Boot von Christian Händle (Karlstadt). Badminton-Frauen ohne Niederlage Deutschlands Badminton-Damen überstanden den Olympia-Auftakt ohne Niederlage. Katrin Schmidt (Wiebelskirchen) schaffte nach ihrem Einzel-Erfolg über die Bulgarin Diana Kolewa (11:6, 11:1) an der Seite von Kerstin Ubben (Berlin) auch den Sprung in die zweite Runde der Doppel-Konkurrenz. Sie schlugen die Ungarinnen Andrea Dako/Csilla Forian mit 15:4 und 15:6. Olszewski leistete sich zehn Abwürfe Der Berliner Pawel Olszewski leistete sich als erster deutscher Starter in der B-Gruppe bei der letzten Disziplin Springreiten der Modernen Fünfkämpfer zehn Abwürfe und belegte unter den 33 schwächeren Pentathleten den 25. Platz. Damit ist es für das deutsche Team schwer, sich vom neunten Platz in der Gesamtwertung weiter nach vorne zu arbeiten.Konya läuft die Zeit davon Drei Tage vor Wettkampfbeginn in Barcelona lehnte der Rechtsausschuß des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) den Antrag vom Kugelstoß-Meister Kalman Konya auf einstweilige Anordnung ab. Damit wollte der 30jährige Kornwestheimer seine zweimonatige Sperre aussetzen lassen. DLV-Aufgebot auf 81 Athleten reduziert Pech für den deutschen Marathon-Meister Jörg Peter: Der 36jährige Berliner mußte am Mittwoch seine Teilnahme an den Olympischen Spielen in Barcelona absagen. Ein Druckschmerz im Sitzbein beeinträchtigte ihn beim schnellen Laufen. Damit reduziert sich das Aufgebot des Deutschen Leichtathletik-Verbandes auf 81 Aktive. Aus Verletzungsgründen mußte auch die Kugelstoß-Meisterin Claudia Losch (München) passen. Protest gegen Neumann abgelehnt Der Wettfahrausschuß auf dem 250 m langen Holzoval des Velodroms Vall d'Hebron lehnte den Protest der US- Sprinterin Connie Paraskevin-Young gegen die Bahnradfahrerin Annett Neumann (Cottbus) ab. Sie soll die Amerikanerin im Hoffnungslauf des Achtelfinals behindert haben. Deutscher Achter wechselt Ruderriemen Nach der überraschenden olympischen Vorlaufniederlage gegen Rumänien wechselt die Besatzung des Deutschland-Achters die Ruderriemen. Im Halbfinale werden jetzt wieder die aus den USA übernommenen "Big Blads" eingesetzt. Noch vor wenigen Wochen hatte sich der deutsche Achter entschlossen, auf die "Big Blads" zu verzichten.

Zellmann spielt für Rostock

Fußball-Zweitligist Hansa Rostock hat Abwehrspieler Marco Zallmann vom Amateur-Oberligisten Telekom Neubrandenburg als Vertragsamateur für zwei Jahre verpflichtet.

Schießen Ein Millimeter fehlte Bichler zu Bronze

Er hatte Gold im Visier, doch dann versagten die Nerven. Mit zitternder Hand vergab Schütze Hubert Bichler beim allerletzten Schuß die schon sicher geglaubte Medaille im Kleinkaliber-Liegendkampf. Eine 9,8 beendete alle Träume. Mit 701,1 Ringen mußte sich der 32 Jahre alte Polizist aus Oberbayern hinter dem ringgleichen Serben Stevan Pletikosic aufgrund des schlechteren Finalresultats mit dem vierten Platz zufriedengeben. Nur der Bruchteil eines Millimeters fehlte zu Bronze.

Gold sicherte sich der Südkoreaner Eun-Chul Lee, der mit einem furiosen Schlußspurt im Finale von Rang acht auf Rang eins vorstieß und mit 702,5 Ringen den norwegischen Favoriten Harald Stenvaag (701,4) auf den Silberrang verwies.

Einziger Trost für die deutschen Schützen: Nach dem ersten Tag mit der olympischen Schnellfeuerpistole liegt Weltmeister Ralf Schumann (Merchweiler) auf Goldkurs. Mit 299 Ringen führt der Olympia-Zweite von Seoul bei Halbzeit vor dem Letten Afanasi Kuzmin (297), gegen den er vor vier Jahren bei Olympia verlor, und Wladimir Wochmianin (GUS) (295).

Die Niederlage von Hubert Bichler war umso schmerzlicher, als er im Vorkampf mit 598 Ringen Olympischen Rekord erzielte und als souveräner Spitzenreiter ins Finale eingezogen war. Die sieben Konkurrenten mußten sich geschlossen mit 597 Ringen begnügen. sid

Tennis Steeb und Rittner weiter Starke Vorstellung des Stuttgarters gegen Rumänen Pavel

Rechtzeitig zu Olympia hat der Stuttgarter Daviscupspieler Carl-Uwe Steeb beim 7:5, 6:2, 6:2 gegen den rumänischen Nachwuchsspieler Andrej Pavel seine alte Stärke auf Sand wiedergefunden. Ebenso souverän feierte die Leverkusenerin Barbara Rittner beim Tennisturnier in Barcelona ihre olympische Premiere. Sie benötigte für das 6:3, 6:3 über die Argentinierin Florencia Labat nur 58 Minuten und trifft nun auf Nathalie Tauziat aus Frankreich oder die Tschechoslowakin Radka Zrubakova.

Zuvor war Steeb, 31. der Weltrangliste, in einer erstklassigen Vorstellung gegen Pavel in sein zweites olympisches Erlebnis nach den Spielen 1988 in Seoul gestartet. Er wartete dann auf ein mögliches Kräftemessen mit seinem Mannschafskollegen Michael Stich.

Der Elmshorner, am Montag auf Rang zehn der Weltrangliste zurückgefallen, bestritt am Mittwoch erst spät sein erstes Einzel gegen den Australier Richard Fromberg. "Ich war mit mir zufrieden, es hätte wirklich kaum besser sein können", meinte Steeb, der wegen seines austrainierten Körpers von allen Deutschen mit der Hitze am besten zurechtkommt.

Im olympischen Dorf hatte es in der Nacht zum Mittwoch eine Fete gegeben, die ihresgleichen sucht. "Bravo Boris, gut gemacht", grölten die Athleten. Der Weltranglisten-Fünfte, der am Dienstag sein erstes Einzel gegen den Norweger Christian Ruud in einer knapp fünfstündigen Nervenschlacht gewonnen hatte, war der Held des Abends. "Wir mögen Boris, er ist einer von uns", meinte Segel-Weltmeister Albert Batzill. Ob der Tennisstar die Nächte "im Hotel oder sonstwo verbringt", stört die anderen nicht.

"Die schönste der gesammelten Erfahrungen war die, daß ich von allen Athleten sehr gut aufgenommen wurde", bilanzierte der Olympia-Debütant mit der Akkreditierungsnummer 102 599 seine ersten Tage in Barcelona. Die vor seiner Ankunft von einigen Athleten lauthals geäußerten Vorbehalte gegen den Tennis- Star konnte der Weltranglisten-Fünfte weitaus leichter aus dem Weg räumen als seine körperlichen Defizite, die bei seinem Zittersieg über den Norweger Christian Ruud eklatant zu Tage traten.

Im olympischen Dorf aber avancierte der sportliche Außenseiter mit minimalen Medaillenchancen zum König ohne Allüren. "Er ist überhaupt nicht arrogant. Er ist offen, locker und ganz freundlich zu den anderen Sportlern. Er ist einer wie wir", sagt Namensvetter Andreas Becker, Stürmer in der deutschen Hokkey-Auswahl. Und der Münchner Schütze Hubert Bichler ergänzt: "Manchmal setze ich mich auf eine Bank, nur um mir Stars wie Becker im Vorbeigehen anzuschauen."

Gerüchten, das deutsche Frauenteam erwäge einen Auszug aus dem Dorf, ist derweil Barbara Rittner entgegengetreten. "Wir haben darüber gesprochen. Auch Steffi wundert sich, wo sowas herkommt. Ich kann nur sagen, wir wohnen dort und wollen bleiben."

Lokalmatadorin Arantxa Sanchez-Vicario startete beim 6:1, 6:3 über Irina Spirlea (Rumänien) ebenso vielversprechend in die Medaillenjagd wie einen Tag zuvor ihre größte Gold-Rivalin Steffi Graf. Auch die an Nummer drei gesetzte US-Amerikanerin Jennifer Capriati unterstrich ihre Ambitionen mit einem 6:1, 6:0 gegen Elna Reinach (Südafrika). Eine bittere Niederlage kassierte dagegen der Österreicher Thomas Muster, der gegen French-Open-Halbfinalist Henri Leconte (Frankreich) mit 6:7 (5:7), 6:7 (9:11), 4:6 den kürzeren zog. sid/dpa

Top-Designer Barnard bei Ferrari

Der britische Top-Designer John Barnard unterschrieb am Mittwoch in Maranello einen Fünfjahresvertrag bei Ferrari. Mit seiner Rückkehr dürfte der Wechsel des dreimaligen Weltmeisters Ayrton Senna von McLaren-Honda zu dem italienischen Renommier-Rennstall unmittelbar vor dem Abschluß stehen.

Hockeyspieler Brinkmann operiert

Der an einem Darmverschluß erkrankte Hockey-Nationalspieler Thomas Brinkmann vom HTC Uhlenhorst Mülheim ist in der Essener Universitätsklinik operiert worden.

Jena muß auf Raab verzichten

Tabellenführer FC Carl Zeiss Jena muß in der Zweiten Fußball-Bundesliga mehrere Wochen lang auf Jürgen Raab verzichten. Er leidet an einer Herzmuskel- Entzündung und muß sich für zwei Wochen in ärztliche Obhut begeben.

Peruaner Olivares beim "Club"

Fußball-Bundesligist 1. FC Nürnberg hat für die neue Saison den dritten ausländischen Spieler verpflichtet. Nach dem 21 Jahre alten Österreicher Thomas Weissenberger vom SV Spittal und dem 19 Jahre alten Argentinier Sergio Bustos vom Racing Club Buenos Aires unterschrieb der peruanische Nationalspieler Percey Olivares von Sporting Cristal Lima einen Zwei-Jahres-Vertrag.

Rudern Schweres Halbfinale für Skiffer-Star Lange

Eine schwere Halbfinalauslosung hat Skiffer Thomas Lange bei den Olympischen Ruderwettbewerben auf dem Banyoles-See erwischt. Der 28 Jahre alte Olympiasieger von 1988 im Einer bekam neben Finnlands lebender Einer-Legende Pertti Karppinen, der nach seinen fünften Olympischen Spielen seine aktive Ruderlaufbahn beenden wird, den starken Polen Kajetan Broniewski und Vize-Weltmeister Vaclav Chalupa (CSFR) zugelost.

Auch im zweiten Halbfinale dürfte es ein packendes Rennen geben. Hier rechnen sich Ex-Weltmeister Juri Jaanson (Estland), Harald Faderbauer (Österreich), der neuseeländische Olympia-Dritte Eric Verdonk sowie Xeno Müller aus der Schweiz die größten Chancen auf den Einzug ins Finale am Samstag aus.

Ein schlechtes Los zogen auch die Rotsee-Sieger Colin von Ettingshausen und Peter Hoeltzenbein. Der ungesteuerte Zweier aus Benrath und Münster muß sich mit den heißen Gold-Kandidaten Steven Redgrave und Matthew Pinsent (Großbritannien), den starken Slowenen Iztok Cop und Denis Zvegelj, dem norwegischen Brüderpaar Snorre und Sverke Lorgen sowie den österreichischen WM- Dritten Karl Sinziger und Hermann Bauer auseinandersetzen.

Drei Tage nach ihrer Blinddarmoperation konnte die Saarbrücker Achterruderin Ina Just aus dem Krankenhaus von Girona entlassen werden. Die 21jährige hatte über heftige Schmerzen im Unterleib geklagt. Nach der sofortigen Einlieferung in die Klinik war eine akute Blinddarmreizung festgestellt worden. sid

Doppelsieg für deutsche Segelflieger

Mit einem deutschen Doppelsieg endete der zehnte Wertungstag der 6. Segelflug-Europameisterschaften im ungarischen Bekescsaba. In der Offenen Klasse belegten der Stuttgarter Eberhard Laur und Klaus Holighaus aus Kirchheim/ Teck gemeinsam den ersten Platz.

Wasserspringen Albin Killat fiel auf den Bauch

Europameister Albin Killat ist bei den Olympischen Spielen an einer Medaille vorbeigesprungen. Der 30 Jahre alte Routinier verpatzte beim Wettbewerb vom 3-m-Brett seinen siebten und achten Sprung jeweils so schwerwiegend, daß er seine bis dahin souveräne Führung verlor und aussichtslos zurückrutschte.

Der 24 Jahre alte Mark Lenzi gewann und holte damit bei der 19. Austragung seit 1908 das 15. Olympia-Gold für die USA. Silber ging an Weltmeister Liangde Tan aus China vor Dmitri Sautin aus der GUS. sid

WASSERSPRINGEN

3-Meter-Brett, Männer: 1. Lenzi (USA) 676,530 Punkte, 2. Liangde Tan (China) 645,570, 3. Sautin (GUS) 627,780, 4. Murphy (Australien) 611,970, 5. Ferguson (USA) 609,120, 6. Vazquez (Mexiko) 604,140, 7. Jongejans (Niederlande) 581,400, 8. Statsenko (GUS) 577,920, . . . 10. Killat (München) 556,350. - Im Vorkampf ausgeschieden: 18. Hempel (Dresden).

Military Den Reitern lächelt gleich zweimal Bronze

Gold und Silber sind passe, aber Deutschlands Military-Reiter kämpfen dank einer Glanzvorstellung von Oldie Herbert Blöcker um Bronze. Mit einem Parforce-Ritt auf dem Geländekurs raste der 49 Jahre alte Holsteiner auf der bereits 16 Jahre alten Stute Feine Dame auf den dritten Platz der Gesamtwertung und gab der ganzen Mannschaft damit Hoffnung auf das gleiche Metall. Das abschließende Springen findet am Donnerstag im Poloklub von Barcelona statt.

In der Gesamtwertung liegen vor dem Olympia-Silbermedaillengewinner von 1976 der Australier Matthew Ryan auf Kibah Tic Toc (65,0) und der Neuseeländer Andrew Nicholson auf Spinning Rhombu (70,4). Zwischen Ryan und Blökker liegen nicht einmal drei Abwürfe im Parcours. In der Mannschaftswertung reiten im abschließenden Springen Neuseeland und Großbritannien um Gold. Beide Teams liegen nur zwei Springfehler auseinander. Dritter ist Australien, Vierter Deutschland. Deutschland und Australien trennen nur zwei Abwürfe.

Ausgeschieden ist auch der zweimalige Olympiasieger Mark Todd. Er mußte wegen einer Verletzung seines Pferdes Welton Greylag noch vor dem Cross zurückziehen. Bei einer Hitze um 35 Grad Celsius waren verschiedene Pferde vor allem auf der 7000 m langen Schlußdistanz mit 33 Hindernissen überfordert. Drei Pferde zeigten übergroße Erschöpfungserscheinungen, am schlimmsten der russische Wallach Dokaz mit Oleg Karpow im Sattel. Dokaz brach zusammen, wurde aber wieder aufgepäppelt. sid

Wasserspringen Killat beendet Karriere mit Bauchplatscher

Die olympische Karriere des Albin Killat endete in Barcelona mit einer Bauchlandung. "Das muß man wohl so sehen, daß das ein Bauchplatscher war, aber so ist halt das Leben", meinte der 30jährige Münchner nach seinem enttäuschenden zehnten Platz (556,350) im Kunstspringen vom Drei-Meter-Brett. Mit einem riesigen Knall war Killat im achten Durchgang auf dem Wasser gelandet und brachte sich damit um die so heißersehnte Olympia-Medaille. "Ich bin alles oder nichts gesprungen", meinte der Unglücksrabe gefaßt. "Das war mein letztes Olympia."

Olympiasieger im Piscina Municipal auf dem Muntjuic wurde als Nachfolger des zurückgetreten US-Superstars Greg Louganis überraschend dessen 24jähriger Landsmann Mark Lenzi (676,530 Punkte) vor dem hochfavorisierten Chinesen Liangde Tan (645,570) und Dmitri Sautin (627,780) aus der GUS. Der Dresdner Jan Hempel, WM-Vierter vom Turm, hatte mit dem 18. Rang im Vorkampf die Finalrunde um sechs Plätze verpatzt.

Albin Killat, Schreiner in der Ausbildung, hatte sich bis zum siebten Sprung eine meisterhafte Serie zusammengezimmert, lag ab dem vierten Durchgang sogar in Führung. Dann jedoch leistete sich der überragende Kunstspringer Europas den ersten Patzer, als er einen zweieinhalbfachen Delphinsalto nicht sauber eintauchte. Anschließend platschte der WM- Zweite von Perth bei einem dreieinhalbfachen Vorwärtssalto förmlich ins Bekken. sid

SCHWIMMEN

400-m-Freistil, Männer: 1. Sadowyi (GUS) 3:45,00 Minuten (Weltrekord), 2. Perkins (Australien) 3:45,16, 3. Holmertz (Schweden) 3:46,77, 4. Wojdat (Polen) 3:48,10, 5. Brown (Australien) 3:48,79, 6. Wiese (Potsdam) 3:49,06, 7. Pfeiffer (Hamburg) 3:49,75, 8. Loader (Neuseeland) 3:49,97.

Ringen Weltmeister Yildiz ringt um Olympia-Gold

Der 27 Jahre alte Rifat Yildiz, Weltmeister 1990 und 1991 und Europameister 1992, ringt am Donnerstag in Barcelona um die olympische Goldmedaille im Bantamgewicht des griechisch-römischen Stils.

Der seit drei Jahren auf höchstem Niveau kämpfende Rifat Yildiz erwies sich als souveräner Meister im Bodenlagen- Ringkampf, mit der nach Regeländerungen durch den Weltverband FILA der Zweikampf wieder eine ganz neue Dimension gewonnen hat.

Yildiz besiegte in der ersten Runde den Kubaner William Lara 3:1 und danach den früheren Europameister Alexander Ignatenko (GUS) 6:5. In der dritten Runde nahm er für die Niederlage bei den Olympischen Spielen in Seoul Revanche. Er schulterte den ungarischen Goldmedaillen-Gewinner Andras Sike nach 2:28 Minuten mit verkehrtem Ausheber und Überstürzern, der den Ungarn keine Chance ließ.

Im Kampf um den Gruppensieg hatte der ständig protestierende französische Ex-Weltmeister Patrice Mourier beim 0:6 nicht die Spur einer Chance, obwohl ein unsicherer Mattenleiter auf die Mätzchen des Franzosen ständig hereinfiel. Die letzten zwölf Sekunden des Kampfes hatte Mourier keine Lust mehr zu einem Griffwechsel.

Rifat Yildiz hatte schon vor dem Turnier ein gutes Gefühl: "Das Abkochen ging viel leichter als früher. Zudem fühle ich mich durch die neue Regelanwendung bevorteilt."

Aus der Bodenlage heraus machte Yildiz seine meisten Punkte. Zudem beflügelte ihn das gute Abschneiden seines Bruders Fuat, der in der 48-kg-Klasse noch die Chance hat, die Bronzemedaille im Kampf gegen Oleg Kutscherenko aus der GUS zu gewinnen, den Weltmeister von 1989 und 1990.

Auch Halbschwergewichtler Maik Bullmann (Bavaria Goldbach) ist dem Ziel des olympischen Endkampfes sehr nahe. In seinem bislang wichtigsten Kampf bezwang er viel deutlicher als es das 4:0 besagt, den schwedischen Junioren-Weltmeister Mikael Ljungberg. Bullmann muß nur noch den Perser Hassan Babak bezwingen, um am Donnerstag im Olympia-Finale zu stehen.

Dagegen enttäuschte der dritte deutsche Europameister nach Yildiz und Bullmann, der Aalener Mittelgewichtler Thomas Zander, über alle Maßen. Selbst Bundestrainer Lothar Ruch fand keine Entschuldigung für die schwachen Kämpfe Zanders, der in drei Begegnungen nur zu einem Wertungspunkt kam und zweimal verlor.

Zuletzt wurde er gegen Goran Kasum (Serbien/Montenegro) wegen seiner Unfähigkeit, Punkte zu machen, von der Matte geschickt. Neben Zander ist auch der Federgewichtler Mario Büttner (Goldbach) ausgeschieden.

Aber dennoch, trotz der Erfolge der deutschen Athleten, Trauer muß der Ringerfreund tragen. Beim Olympischen Turnier in Barcelona muß Abschied genommen werden von den klassischen Ringer-Mannschaften aus Schweden, Finnland, Rumänien, Bulgarien und der Türkei. Im Kommen sind Kuba, die USA und Exoten wie die norwegischen Brüder Jon und Lars Rönningen. sid

SCHWIMMEN

100-m-Schmetterling, Frauen, 1. Hong Qian (China) 58,62 Sekunden, 2. Ahmann-Leighton (USA) 58,74, 3. Plewinski (Frankreich) 59,01, 4. Xiaohong Wang (China) 59,10, 5. O'Neill (Australien) 59,69, 6. Sanders (USA) 59,82, 7. van Almsick (Berlin) 1:00,70, 8. Shito (Japan) 1:01,16.

Deutsche Handballer schafften Teil-Rehabilitation Ein Remis gegen Rumänien GUS gelang Siegtreffer über Frankreich erst kurz vor Schluß

Dem Debakel folgte die halbe Kehrtwende: Zwei Tage nach dem 15:25 gegen die GUS gelang den deutschen Handballern in Granollers ein 20:20 (9:13) gegen Rekord-Weltmeister Rumänien. Damit dürften die Medaillenträume endgültig in weite Ferne gerückt sein. Nationaltorhüter Andreas Thiel schimpfte vor allem auf die beiden Unparteiischen: "Ohne sie hätten wir das Spiel gewonnen", machte aber in Optimismus: "Wir sind so eben noch im Rennen." Am Freitag geht es gegen Frankreich.

Die Franzosen verpaßten nach ihrem Sieg gegen Spanien am Mittwoch die zweite Sensation. In der Vorrundengruppe B unterlagen sie dem Favoriten GUS knapp 22:23 (12:14). Die Russen steuern als einziges Team dieser Gruppe mit 4:0 Punkten sicher dem Halbfinale entgegen. Zwölf Minuten vor Ende des hochdramatischen Spiels hatte Frankreich noch 21:18 geführt. Den Siegtreffer für die GUS erzielte der überragende Duschebajew (9/3) 31 Sekunden vor Schluß.

Weltmeister Schweden bleibt in der A-Gruppe derweil das Maß aller Dinge. Das Team von Trainer Bengt Johansson erteilte dem Olympiazweiten Südkorea Anschauungsunterricht in Sachen Handball und gewann 28:18 (15:6). Im zweiten Spiel dieser Gruppe gewann Ungarn 27:21 (10:10) gegen Brasilien. Die erste Halbzeit wurde von der deutschen Mannschaft total verschlafen. Bis zur 19. Minute brachte sie nur zwei Tore zustande, eine unglaublich schwache Ausbeute. Im Angriff fehlte jegliche Kreativität. Bundestrainer Horst Bredemeier brachte es auf den Punkt: "Es ist doch bekannt, daß wir im Angriff nur biedere Handwerker sind."

Nach dem Wechsel stand plötzlich eine andere Mannschaft auf dem Parkett. In der Abwehr kämpfte sie plötzlich mit Löwenmut. "Hinten haben wir uns aus dem Dreck gezogen", meinte Bredemeier. Auch der Angriff wußte sich unter dem Jubel von etwa 1000 deutschen Schlachtenbummlern zu steigern. Andreas Thiel wurde nach der Pause ebenfalls besser, nachdem er in der ersten Halbzeit nach 19 Minuten gegen Jan Holpert ausgewechselt worden war, und sorgte mit mehreren Paraden dafür, daß seine Vorderleute zum 14:14-Ausgleich kamen.

Dann kam der große Auftritt des Holger Winselmann (5). Er schoß drei Tore hintereinander vom 15:15 zum 17:15, ärgerte sich nach dem Spiel: "Schade, daß wir das wieder aus der Hand gegeben haben." Über 17:18 und 19:20 mußte Jochen Fraatz (4/1) in der 57. Minute erneut für den Ausgleich sorgen. sid

Hockey-Frauen schlagen Titelverteidiger Australien Grundstein für das Halbfinale Taktisch gut eingestellt / Schock vom Montag wie vergessen

Jubel, Schweiß und Freudentränen: die deutschen Hockeyfrauen streben das Halbfinale wie die Männer im Sturmschritt an. Der 1:0 (0:0)-Sieg über Olympiasieger Australien gibt der Mannschaft von Bundestrainer Rüdiger Hänel die große Chance, mit einem Sieg über Kanada im letzten Spiel der Vorrundengruppe A am Sonntag (18.00 Uhr) um die Medaillen mitzuspielen.

Den entscheidenden Treffer in der Begegnung erzielte mit einer klug abgeschlossenen Strafecke Britta Becker in der 63. Minute. Taktisch hervorragend eingestellt hatten das junge Team während des gesamten Spiels die besseren Möglichkeiten und zeigte sich vom Schock des Montages gut erholt, als das Spiel gegen Spanien trotz einer 2:0 Führung noch 2:2 endete.

"Das war ein ganz wichtiger Sieg für uns", meinte Hänel sichtbar zufrieden nach der Partie, "es sollte jetzt eigentlich für uns reichen". Die kämpferische Leistung seiner Spielerinnen bezeichnete er als phänomenal, ebenso wie die psychologische Stärke. "Ich bin froh, daß wir jetzt drei Tage frei haben, das Training habe ich morgen abgesagt."

Und sein Männer-Kollege Paul Lissek befand kurz und knapp: "Unsere waren besser." Entsprechend groß war der Jubel der Spielerinnen nach dem Abpfiff und auch die Männer, die komplett auf der Tribüne angefeuert hatten, feierten lautstark mit.

Nach 15 unsicheren Anfangsminuten bekamen die deutsche Frauen die Partie mit zunehmender Spielzeit immer besser in den Griff. Vor allem die Braunschweiger Stürmerin Heike Lätzsch war auf der Rechtsaußenposition praktisch nicht zu stoppen. Ihre schnellen Antritte sorgten ein ums andere Mal für Verwirung im Schußkreis.

In der zweiten Spielhälfte verstärkten die Frauen vom Fünften Kontinent ihre Angriffsbemühungen. Aber dank Torfrau Susi Wollschläger, die in der 39. Minute mit einer Glanzparade, und in der 48. Minute bei einer Strafecke einen Rückstand verhinderte, blieben die australischen Bemühungen erfolglos.

Eigentlich hätte die Führung für das DHB-Team dann schon früher zustande kommen können. Bei zwei sehenswerten Strafecken-Varianten in der ersten Hälfte klärte Torfrau Partridge aber einmal großartig gegen Britta Becker, ein anderes Mal verpaßte Tanja Dickenscheid ein Zuspiel knapp. In der 51. Minute klärte Liane Tooth bei einer Strafecke von Franzisa Hentschel glücklich auf der Linie. sid

Olympisches Tennisturnier Stich kämpfte sich durch Tränen bei Edberg / 6:3, 3:6, 6:1, 3:6, 6:3 gegen Fromberg

Stefan Edbergs Traum vom Gold ging jäh zuende, und auch ein deutscher Tennispieler wird in der nächsten Runde des Olympiaturniers seine Medaillenhoffnung begraben müssen: Michael Stich oder Carl-Uwe Steeb. Die beiden Daviscup-Kollegen und zeitweiligen Doppelpartner spielen am Freitag im Stadion von Vall d' Hebron gegeneinander, nachdem Steeb sein Auftaktmatch gegen den Rumänen Andrej Pavel souverän 7:5, 6:2, 6:2 meisterte, Stich dagegen beim 6:3, 3:6, 6:1, 3:6, 6:3 gegen Richard Fromberg (Australien) phasenweise völlig unkonzentriert wirkte.

Die Mühen des letztjährigen Wimbledonsiegers waren eine Randerscheinung auf einem Randplatz, während der ungesetzte Russe Andrej Tschesnokow auf dem Centre Court für die Sensation des Tages sorgte: 6:0, 6:4, 6:4 deklassierte er Stefan Edberg.

Die Nummer zwei der Welt, Sieger des Demonstrations-Turniers 1984 in Los Angeles, fand nicht das geringste Mittel. "Ich weiß nicht, was los war. Es war einfach nicht mein Tag, was ich auch versuchte, ging schief," murmelte der Verlierer enttäuscht und mit Tränen in den Augen.

Ungefährdet spazierte die Leverkusenerin Barbara Rittner mit einem 6:3, 6:3 gegen Florencia Labat aus Argentinien in Runde zwei. Anke Huber (Heidelberg) mußte am Abend noch ihre erste Hürde gegen die Japanerin Naoko Sawamatsu nehmen.

"Ich finde es traurig, daß wir jetzt schon gegeneinander kommen", meinte Steeb, dessen Erstrundengegner Pavel zwar nur 471. der Weltrangliste, aber Juniorensieger der French Open ist. "Für einen von uns ist Olympia damit zuende. Aber man kann es ja auch positiv sehen - einer kommt sicher weiter." Der Stuttgarter weiß, er hat die schlechteren Karten. 1991 in Berlin und zuletzt bei den German Open in Hamburg unterlag er Stich.

Die unkonzentrierte Berg-und Talfahrt, die Stich gegen Fromberg durchlebte, sprach aber nicht unbedingt für den Wimbledonsieger von 1991. Erst Volleys und Aufschläge der Spitzenklasse, dann Schludereien, Selbstgespräche und leichte Fehler. Fromberg, 113. der Weltrangliste, nutzte das Tief, rannte immer wieder nach vorn und gewann den zweiten Satz 6:3.

Zwar hatte der Australier nur einen Fan, der ab und zu "Come on, Richard" rief, doch auf dem Nebenplatz fanden auch nur wenige Deutsche Platz. 6:1 dominierte Stich im dritten Satz, gab im vierten Durchgang jedoch wieder leichtfertig ein Aufschlagspiel zum 3:6 ab. Weniger dramatisch als am Vortag Boris Becker brachte er den Sieg dann schließlich noch mit 6:3 über die Runden.

Derweil plauderte Steeb über die Atmosphäre im Olympischen Dorf. In einem Luxushotel habe er zwar mehr Ruhe zur Vorbereitung als in der kleinen, spartanischen Wohnung, der sogar die Klimaanlage fehlt, aber "es gehört einfach dazu, daß man da wohnt, auch wenn es nachts laut ist". Die Gespräche mit anderen Sportlern und "daß man mal gukken kann, wie die trainieren" habe er schon in Seoul als Bereicherung empfunden. Die Unterbringung sei sogar besser als bei den Spielen in Korea.

Gerüchten, das Frauenteam erwäge den Auszug aus dem Dorf, ist Barbara Rittner entgegengetreten. "Wir haben darüber gesprochen. Auch Steffi wundert sich, wo sowas herkommt. Ich kann nur sagen, wir wohnen dort und wollen bleiben." sid

SCHWIMMEN

200-m-Brust, Männer: 1. Barrowman (USA) 2:10,16 Minuten (Weltrekord), 2. Rozsa (Ungarn) 2:11,23 (Europarekord), 3. Gillingham (Großbritannien) 2:11,29, 4. Lopez (Spanien) 2:13,29, 5. Guttler (Ungarn) 2:13,32, 6. Rogers (Australien) 2:13,59, 7. Watanabe 2:14,70, 8. Hayashi (beide Japan) 2:15,11.

RINGEN

Griechisch-römisch, Klasse bis 74 kg: 1. Iskandarian (GUS), 2. Tracz (Polen), 3. Kornbakk (Schweden), 4. Almanza (Kuba), 5. Riemer (Frankreich), 6. Marchl (Österreich), 7. Zeman (CSFR), 8. Iwanow (Bulgarien).

RADSPORT

4000-m-Einzelverfolgung: 1. Boardman (Großbritannien), 2. Lehmann (Leipzig), 3. Anderson (Neuseeland), 4. Kingsland (Australien), 5. Hermenault (Frankreich), 6. Mathey (Belgien), 7. Alperi (Spanien), 8. Beltrami (Italien).

Moderner Fünfkampf Skrzypaszek feiert zwei Olympiasiege

Der Moderne Fünfkampf wurde für das deutsche Trio zum fünffachen Krampf mit anschließenden Rücktrittsgedanken. Platz elf war für das Trio Dirk Knappheide (Warendorf), Uli Czermak (München) und Pawel Olschewski (Berlin) eine totale Enttäuschung nach dem guten fünften WM-Rang. Im Einzel kam Knappheide nach einem für seine Verhältnisse guten Wettkampf als bester Deutscher auf den 22. Platz. Czermak wurde 45., der EM- Fünfte Olschewski erreichte nach einem katastrophalen Wettkampf den 49. Rang unter 66 Teilnehmern.

Olympiasieger wurde Weltmeister Arkad Skrzypaszek aus Polen vor dem Ungarn Attila Mizser. Der 23 Jahre alte Mannschafts-Weltmeister der letzten beiden Jahre mit der GUS, Eduard Zenowka, verlor seine Führung nach vier Disziplinen im Springreiten durch einen Sturz vom Pferd und fiel auf den dritten Rang zurück. Mit der Mannschaft siegte Polen vor der GUS und Italien.

Die schwache Leistung des deutschen Teams liegt vor allem in der schlechten Form Olschewskis begründet. Noch beim letzten Wettkampf, dem Deutschlandpokal im Juni in Frankfurt, zeigte er sich mit dem sechsten Platz in guter Verfassung. Bei seiner ersten Olympiateilnahme klappte jedoch überhaupt nichts. Den negativen Höhepunkt lieferte Czermak, als er nach einem ohnehin schwachen Ritt sein Pferd neben dem Ziel herführte, und nicht bemerkte, daß die Zeitschranke noch nicht ausgelöst war. sid

Keine Sanktionen gegen Dagmar Hase Freistilstaffel holte Bronze mit neuem deutschen Rekord Gold für Barrowman über 200 m / Sadowyi gewann die 400 m

Am Tag, als die Athleten der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) der Schwimmwelt enteilten, rettete die Freistilstaffel die Ehre des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV). 24 Stunden nach dem "Fall Dagmar Hase" gewann das Quartett in neuer deutscher Rekordzeit von 3:17,90 Minuten Bronze und damit die sechste Medaille des DSV bei den Schwimm-Wettbewerben in Barcelona.

Gold ging an die USA (3:16,74), Silber an die GUS (3:17,56), deren Schlußangriff durch Alexander Popow der Heidelberger Mark Pinger nicht mehr abwehren konnte. Neben Pinger schwammen Christian Tröger, Dirk Richter und Steffen Zesner, Bundestrainer Manfred Thiesmann gab Nils Rudolph aus Hamburg keine Chance mehr.

"Eine sehr starke kämpferische Leistung meiner Staffel", lobte Thiesmann. Der 2,01-m-Mann Mark Pinger steigerte sich auf der letzten Bahn auf 48,80 Sekunden, Popow war mit sensationellen 47,83 fast eine Sekunde schneller. "Ich hätte Mark auch lieber als Rudolph im Einzelrennen schwimmen lassen, aber ich konnte mich nicht durchsetzen", meinte Thiesmann. In den Vorläufen hatte der Heidelberger als Startschwimmer in 49,75 Sekunden die drittbeste 100-m- Zeit im DSV überhaupt geschwommen.

Bei den Weltrekordjagden des vierten Finaltages im Bernat Picornell von Mike Barrowman über 200 m Brust und Jewgeni Sadowyi über 400 m Freistil standen die deutschen Schwimmer vor 10 000 Zuschauern im Regen. Stefan Pfeiffers Anlauf auf seine dritte Medaille bei seinen dritten Olympischen Spielen verlief zunächst vergeblich. Dem 26 Jahre alten Vize-Weltmeister aus Hamburg blieb über 400 m Freistil nur der siebte Platz (3:49,75) hinter dem Deutschen Meister Sebastian Wiese aus Potsdam, der für ihn hervorragende 3:49,06 Minuten schwamm.

Jewgeni Sadowyi setzte dagegen seinen Goldkurs fort. In 3:45,00 Minuten stellte er im schnellsten Rennen der Geschichte über 400 m Freistil einen phantastischen Weltrekord auf, den dritten der Olympischen Spiele, und gewann damit schon sein drittes Gold in Barcelona.

Mike Borrowman schwamm Weltrekord Nummer vier am vierten Tag. Der 23jährige in Paraguay geborene Amerikaner schraubte seine eigene Bestmarke in einem phantastischen Endspurt über 200 m Brust auf 2:10,16 Minuten. Norbert Rosza aus Ungarn mußte seine zweite Niederlage verkraften, schwamm aber in 2:11,23 Minuten Europarekord. Die alte europäische Bestmarke hatte der Brite Nick Gillingham gehalten (2:11,55), der in 2:11,29 auf dem Bronzerang auch noch unter der alten Marke blieb.

Für Christian Poswiat aus Wuppertal reichte es in der deutschen Problemdisziplin nicht einmal für das B-Finale. Mike Barrowman, der sich bei der Siegerehrung seiner Freudentränen nicht schämte, meinte zutreffend: "Es wurde erwartet, daß ich gewinne, und ich habe gewonnen. Ich fühle keine Erleichterung, sondern nur schiere Freude."

Favorit Kieren Perkins aus Australien blieb in dem dramatischen Freistil-Krimi über 400 Meter in 3:45,16 Minuten ebenfalls unter seinem alten Weltrekord (3:46,47). Bronze ging an den Schweden Anders Holmertz. Pfeiffer wird nun über 1500 m seine Medaillenchance suchen - gegen Doppel-Weltmeister Jörg Hoffmann aus Potsdam und Weltrekordhalter Perkins. Dieser meinte nach dem Rennen: "Ich bin glücklich, an einem solchen Rennen beteiligt gewesen zu sein."

Auch Franziska van Almsick blieb am vierten Tag ohne Medaille. Nach Silber und zweimal Bronze blieb dem größten Talent des DSV über 100 m Schmetterling Edelmetall versagt. "Fränzi" kam lediglich auf Rang sieben (1:00,70). Gold ging an die Chinesin Hong Qian (58,62) vor der Amerikanerin Christine Ahmann- Leighton (58,74) und Europameisterin Catherine Plewinski aus Frankreich. "Franziska kann sich ja nicht in jedem Lauf steigern", kommentierte Coach Dieter Lindemann.

Der Deutsche Schwimm-Verband wird gegen Olympiasiegerin Dagmar Hase keine Sanktionen verhängen. "Es wird keine Schritte gegen Dagmar Hase seitens des Verbandes geben, auf gar keinen Fall", unterstrich der Präsident des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV), Klaus Henter.

Den GUS-Erfolg vervollständigte Elena Rudkowskaja im Finale über 100 m Brust, in dem sie in 1:08,00 Minuten Jahresweltbestzeit schwamm und überlegen Gold gewann. Der Amerikanerin Anita Nall blieb nur der Silberrang und die Bewunderung für die herausragenden Leistungen des in Barcelona über sich hinauswachsenden Schwimm-Teams aus der ehemaligen UdSSR. Bronze ging an die Australierin Samantha Riley. Jana Dörries aus Potsdam hielt sich in 1:09,77 Minuten auf Rang fünf. Der Berlinerin Daniela Brendel blieb nur der achte und letzte Platz des A-Finales (1:11,05). sid

MODERNER FÜNFKAMPF

Einzel, 1. Skrzypaszek (Polen) 5559 Punkte, 2. Mizser (Ungarn) 5446, 3. Zenowka (GUS) 5361, 4. Starostin (GUS) 5447, 5. Brombrezzi (Italien) 5326, 6. Norebrink (Schweden) 5321, 7. Gheorghe (Rumänien) 5293, 8. Brookhouse (Großbritannien) 5292, . . . 22. Knappheide (Warendorf) 5195, . . . 45. Czermak (München) 4893, . . . 49. Olszewski (Berlin) 4834.

Mannschaftswertung: 1. Polen (Czyzowicz, Skrzypaszek, Gozdziak) 16 018 Punkte, 2. GUS (Starostine, Swatkowski, Zenowka) 15 924, 3. Italien (Tiberta, Massullo, Bomprezzi) 15 760, 4. USA 15 649, 5. Ungarn 15 571, 6. Großbritannien 15571, 7. Frankreich 15 441, 8. Schweden 15 428, . . . 11. Deutschland (Knappheide / Warendorf, Czermak / München, Olszewski / Berlin)14 931.

4000-m-Einzelverfolgung, Finale Überholter Lehmann fuhr auf den zweiten Rang

Britische Formel-1-Erfahrung gewann gegen deutsches Knowhow: Verfolgungs- Weltmeister Jens Lehmann aus Leipzig mußte sich im Finale der 4000-m-Einzelverfolgung Chris Boardman, dem Mann auf dem vielbestaunten Lotus-Rad, geschlagen geben, mehr noch, er wurde ausgangs der Zielkurve sogar eingeholt.

Dennoch war der Deutsche "sehr zufrieden mit der Silbermedaille. Sie gibt speziell dem Vierer einen weiteren Schub. Daß ich eingeholt worden bin, macht nichts. Das ist mir schon häufiger passiert". Beim Stuttgarter Sechstagerennen "werde ich nun einen Angriff auf den Weltrekord über 4000 m wagen".

Auf dem Velodrom in Vall d' Hebron setzte sich der 23jährige Brite auf dem von Technikern des Formel-1-Rennstalles Lotus entwickelten Super-Velos von Beginn an souverän gegen den zweifachen Weltmeister von Stuttgart durch. Nach der Goldfahrt des Straßen-Vierers am Sonntag sorgte der 24jährige dennoch für die zweite Medaille der deutschen Mannschaft in der katalanischen Metropole.

"Wenn ich ihn geschlagen hätte, wäre es gut gewesen, aber auch mit der Niederlage kann ich leben. Ich wollte eine Medaille gewinnen, das ist mir gelungen, deshalb bin ich glücklich", kommentierte Lehmann seine Silberfahrt. Bundestrainer Wolfgang Oehme: "Wir hatten vor dem Halbfinale Bammel, aber mit dem Erreichen des Finals haben wir unser Soll erfüllt."

Sprint-Weltmeister Jens Fiedler aus Berlin erreichte zuvor souverän das Viertelfinale. Der 22jährige Berliner gewann seinen Achtelfinallauf in 11,28 Sekunden. Im Sprint der Frauen wurde die WM- Zweite Annett Neumann ihrer Favoritenrolle durch einen 2:0-Laufsieg über die Kanadierin Tanya Dubnicoff gerecht und steht im Halbfinale im Donnerstag. sid

Ringen Weltmeister Yildiz ringt um Olympia-Gold

Der 27 Jahre alte Rifat Yildiz, Weltmeister 1990 und 1991 und Europameister 1992, ringt am Donnerstag um die olympische Goldmedaille im Bantamgewicht des griechisch-römischen Stils. Der seit drei Jahren auf höchstem Niveau kämpfende Yildiz erwies sich als souveräner Meister im Bodenlagen-Ringkampf, mit dem nach Regeländerungen durch den Weltverband FILA der Zweikampf wieder eine ganz neue Dimension gewonnen hat.

Der zweite Tag der Entscheidungen war die Stunde der GUS. Nacheinander gewannen Papiergewichtler Oleg Kutscherenko, Weltergewichtler Minazakan Iskandarian und Superschwergewichtler Alexander Karelin die Goldmedaillen.

Nach seinem Olympiasieg 1988 in Seoul, drei Weltmeisterschaften und fünf Europameisterschaften gewann der knapp 130 kg schwere Karelin erneut Gold. Alle Kämpfe beendete der seit März 1988 international unbesiegte Mann aus Nowosibirsk vor der Zeit. Im Finale stand der Schwede Tomas Johansson nur 1:33 Minuten.

Yildiz besiegte in der ersten Runde den Kubaner William Lara 3:1 und danach den früheren Europameister Alexander Ignatenko (GUS) 6:5. In der dritten Runde schulterte er den ungarischen Seoul-Olympiasieger Andras Sike nach 2:28 Minuten mit verkehrtem Ausheber und Überstürzer. Im Kampf um den Gruppensieg hatte der ständig protestierende französische Ex-Weltmeister Patrice Mourier beim 0:6 nicht die Spur einer Chance.

Zudem beflügelte Yildiz das gute Abschneiden seines Bruders Fuat, der in der 48-kg-Klasse nach einer Niederlage gegen den Kubaner Wilbur Sanchez Platz vier belegte. Olympiasieger wurde Oleg Kutscherenko aus der GUS, Weltmeister von 1989 und 1990.

Auch Halbschwergewichtler Maik Bullmann (Bavaria Goldbach) ist dem Ziel des olympischen Endkampfes sehr nahe. In seinem bislang wichtigsten Kampf bezwang er viel deutlicher, als es das 4:0 besagt, den schwedischen Junioren-Weltmeister Mikael Ljungberg. Bullmann muß nur noch den Perser Hassan Babak bezwingen, um am Donnerstag im Olympia-Finale zu stehen.

Dagegen enttäuschte Europameister Thomas Zander (Aalen) im Mittelgewicht. Bundestrainer Lothar Ruch fand keine Entschuldigung für die schwachen Kämpfe Zanders, der in drei Begegnungen nur zu einem Wertungspunkt kam und zweimal verlor. Zuletzt wurde er gegen Goran Kasum (Serbien/Montenegro) wegen seiner Unfähigkeit, Punkte zu machen, von der Matte geschickt.

Offensichtlich steht die neue Auslegung der Passivitätsregeln der weiteren internationalen Karriere Zanders entscheidend im Wege.

Der als schwacher Bodenkämpfer bekannte Zander hatte gegen Peter Farkas keine Chance und verlor aufgrund nur einer einzigen Aktion des Ungarn am Boden.

Bundestrainer Lothar Ruch sagte zu der Niederlage seines Schützlings: "Wir wußten um die Schwäche Zanders im Bodenkampf, und seine Angriffsmöglichkeiten im Standkampf hat er trotz dreier Chancen nicht genutzt." sid

Segeln Vogt/Fricke kamen als Zweite ins Ziele

Die deutschen Segler zogen beim Windlotto am zweiten Tag der olympischen Regatten mit einer Ausnahme nur Nieten. Lediglich die Deutschen Meister im Starboot, der Münchener Hans Vogt und sein 105 Kilogramm schwerer Vorschoter Jörg Fricke, brachten einen zweiten Rang in den Olympiahafen von Barcelona zurück. Im Kielwasser der Schweden Hans Wallen/Bobby Lohse gingen sie mit 17 Sekunden Rückstand über die Ziellinie. "Es läuft immer besser", freute sich Steuermann Vogt nach den vorausgegangenen Rängen sieben und 17.

Der beim Start noch mit Stärke drei wehende Ostnordost-Wind flaute zunehmend ab, so daß die Regatta zu einem Glücksspiel wurde. Das deutsche Olympia-Starboot schob sich nach einem geglückten Start schon an der zweiten Boje hinter die schwedische Crew. Die Münchener verbesserten sich in der Gesamtwertung auf den fünften Rang und liegen mit 31,3 Punkten hinter den führenden Amerikanern Mark Reynolds/Hal Haenel (8,7 Punkte).

Auf dem Bronze-Rang der Gesamtwertung liegt nach einem achten Rang in der dritten Wettfahrten der viermalige Weltmeister Albert Batzill (Schlier) mit 29,7 Punkten. Vor dem 39 Jahre alten Bio- Bauer vom Rössler-Hof liegen noch Paul Foerster/Stephen Bourdow aus den Vereinigten Staaten, die Weltmeister von 1991 und 1992, mit 11,7 Punkten und die Spanier Luis Doreste/Dominge Manrique (18,0 Punkte). sid

GEWICHTHEBEN

Klasse bis 67,5 kg: 1. Militossian (GUS) 337,5 kg (Reißen: 155,0/ Stoßen 182,5), 2. Jotow (Bulgarien) 327,5 (150,0/177,5, 3. Behm (Stralsund) 320,0 (145/175), Yahiaoui (Algerien) 315,0 (140,0/175,0), 5. Gronman (Finnland) 305,0 (135,0/170,0), 6. Tabares (Kolumbien) 300,0 (130,0/170,0), 7. Ho Im (Südkorea) 300,0 (135,0/165,0), 8. Mcrae (USA) 297,5 (135,0/162,5), 9. Horikoshi (Japan) 295,0 (130,0/165,0), 10. Patao (USA) 290,0 (132,5/157,5), 11. Bushi (Albanien) 290,0 (130,0/160,0), 12. Feri (Rumänien) 290,0 (130,0/160,0), 13. Bishanaku (Albanien) 282,5 (125,0/157,5), 14. (Venezuela) 280,0 (120,0/160,0), 15. (Marokko) 265,0 (115,0/150,0).

zu FUSSBALL

TESTSPIELE: FC Gamshurt - 1. FC Köln 0:12, AC Florenz - Hamburger SV 4:2, TuS Argenthal - 1. FC Kaiserslautern 0:7.

zu Tennis

GRAND-PRIX-TURNIER in San Marino (235 000 Dollar), erste Runde: Novacek (CSFR/Nr. 1) - Pistolesi (Italien) 6:2, 6:2, Jonsson (Schweden) - Kulti (Schweden/Nr. 5) 5:7, 6:2, 6:1, Agenor (Haiti) - Viloca (Spanien) 6:2, 6:3, Svensson (Schweden) - Gorriz (Spanien) 6:2, 6:1. (sid)

sp/ Barcelona/Kunstturnen/ Kür . Tageszusammenfassung Kunstturnen

GUS vor China und Japan

Deutsche Turner deutlich an den Medaillen vorbei Rang vier nach biederer Leistung/Wecker, Kroll, Walther im Finale

von Andreas Frank

BARCELONA (sid). Das Turnwunder fand nicht statt, die deutschen Bronzeträume blieben unerfüllt: Nach einer nur durchschnittlichen Kürleistung turnte das Sextett des Deutschen Turner-Bundes (DTB) beim olympischen Mannschaftswettbewerb an den Medaillen vorbei. Am Ende stand mit 575,575 Punkten wie schon nach dem Pflichtprogramm Rang vier hinter dem überlegenen Olympiasieger GUS (585,450), China (580,375) und Japan (578,000).

"In der Kür darf überhaupt nichts mehr schiefgehen", hatte Cheftrainer Franz Heinlein seinen Schützlingen mit auf das Turn-Podium gegeben. Doch vor knapp 1.500 Zuschauern, unter ihnen IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch, konnten die deutschen Athleten dies nicht in die Tat umsetzen. Bereits nach dem ersten Gerät, dem Pferdsprung, war der Rückstand gegenüber Japan von rund 1,4 um fast einen weiteren Zähler angewachsen. An den folgenden Geräten vergrößerte sich der Abstand weiter, ein schwacher Trost war nur, daß der vierte Rang durch die Konkurrenz aus den USA und Italien nicht gefährdet war.

In keinem der sechs Durchgänge kam das DTB-Team ohne Fehler durch das Kürprogramm. Kleine Unsicherheiten und Standfehler summierten sich zu am Ende doch nicht unbeträchtlichen Punktabzügen durch die Kampfrichter. Unbeeindruckt von der allgemein nur mäßigen Form in der deutschen Mannschaft blieben nur der deutsche Zwölfkampf-Meister Andreas Bäcker aus Berlin, Sylvio Kroll (Cottbus) und der Hallenser Oliver Walther, die sich für das Mehrkampf-Finale der besten 36 am Freitag qualifizieren konnten.

So deutlich wie die Deutschen Bronze verfehlten, so überlegen fiel der Sieg der GUS-Riege aus. Angeführt von einem überragenden Doppel-Weltmeister Witali Scherbo ließ das Sextett von Chef-Coach Leonid Arkajew nie einen Zweifel daran aufkommen, die mit Abstand besten Turner dieser Olympischen Spiele zu stellen. Sie komplettierten damit den Mannschafts-Triumph der GUS, die schon am Dienstag die Entscheidung bei den Frauen für sich entschieden hatte.

Im Gegensatz zum Frauen-Finale allerdings war das Niveau der ersten Männer- Entscheidung der Kunstturner nicht ganz so stark. Viele kleine Fehler trübten das Gesamtbild, insbesondere in der Schlußphase war vielen Athleten eine deutliche Konzentrationsschwäche anzumerken.

Die olympischen Turn-Entscheidungen werden am Donnerstag (20.00 Uhr) mit dem Mehrkampf-Finale der Frauen fortgesetzt. Für den DTB gehen in diesen Endkampf die deutsche Achtkampf-Meisterin Diana Schröder aus Berlin und die Rostockerin Kathleen Stark an die Geräte. sid uw af ma

SEGELFLIEGEN

DEUTSCHE MEISTERSCHAFTEN der Frauen und der Doppelsitzer in Kirchheim/ Teck: Frauen, Tageswertung, Clubklasse: 1. Casper (Pfinzgau) 155,3 Punkte, 2. Kothrade (Leonberg) 105,3, 3. Arndt (Klix) 47,5.

Gesamtstand nach fünf Wertungstagen: 1. Arndt 1357,3 Punkte, 2. Brockmann (Hamm) 994,7, 3. Casper (Pfinzgau) 832,3.

15-m-Rennklasse, Tageswertung: 1. Dr. Machinek (Witzenhausen) 326,6 Punkte, 2. König (Schramberg/Singen) 326,6, 3. Thomas (Saarbrücken) 321,8.

Gesamtstand nach fünf Wertungstagen: 1. König, 2156,1, 2. Thomas 2091,5, 3. Weinreich (Bad Homburg) 2037,7.

Standardklasse, Gesamtstand nach vier Wertungstagen: 1. Schaich (Stuttgart) 1779,9 Punkte, 2. Geyer (Wiesbaden) 679,0, 3. Casper (Pfinzgau) 655,7.

Doppelsitzer, Zielrückkehrflug über 136,7 km: 1. Höhne 179,9 Punkte, 2. Zerbin (beide Leverkusen) 179,8, 3. Matt (Wehr) 164,9.

Gesamtstand nach fünf Wertungsflügen: 1. Tesch (Hamburg) 1481,0 Punkte, 2. Kropp (Weser Fluggemeinschaft) 1464,6, 3. Höhne 1439,1, 4. Zerbin 1426,7, 5. Borowski (Schwarzwald) 1397,7, 6. Balz (Kirchheim/Teck) 1397,3.

Tischtennis Roßkopf/Fetzner weiter auf Viertelfinalkurs

Zwei Siege und zwei Niederlagen - die deutschen Tischtennisasse erreichten am zweiten Tag des Olympischen Turniers eine ausgeglichene Bilanz. Für die Erfolgserlebnisse sorgten im Männerdoppel die weiterhin auf Viertelfinalkurs liegenden Ex-Weltmeister Jörg Roßkopf und Steffen Fetzner (Düsseldorf) durch ein 23:21, 21:19 über die Franzosen Nicolas Chatelain/Patrick Chila und Olga Nemes aus Dülmen, die durch einen Zweisatzerfolg über Diana Gee (USA) ihre Chance wahrte, wie 1988 bei den Spielen in Seoul das Achtelfinale zu erreichen.

Gleich zweimal dagegen verließ Bundesranglistensiegerin Elke Schall am Mittwoch als Verliererin den Tisch. Am Vormittag verlor die Klubkollegin von Olga Nemes ihre Olympiapremiere im Einzel nach einer guten kämpferischen Leistung gegen Alessia Arisi (Italien). Am Abend unterlag die 19jährige an der Seite der ebenfalls erstmals bei Olympia vertretenen Nicole Struse aus Steinhagen gegen die Weltmeisterinnen Chen Zihe/ Guao Jun 12:21, 11:21.

"Das müssen die beiden eigentlich schaffen", meinte Herren-Bundestrainer Klaus Schmittinger vor dem Doppel Roßkopf/Fetzner, die noch kein Spiel gegen die Franzosen verloren haben. In der Tat aber hatte das Duo vor rund 1400 Zuschauern, darunter das deutsche IOC- Mitglied Thomas Bach, erheblich mehr Probleme als zum Auftakt gegen die Chilenen Morales/Nunez. sid

KUNSTTURNEN

Zwölfkampf, Mannschaft, Männer: 1. GUS (Belenki/Scharipow/Scherbo/Korowtschinki/Misiutine/Woropaew) 585,450, 2. China (Guo/C. Li/D. Li/G. Li/J. Li/X. Li) 580,375, 3. Japan (Aihara/Chinen/Hatakeda/Iketani/Matsunaga/Nishikawa) 578,250, 4. Deutschland (Büchner/Hannover, Franke/Halle, Kroll/Cottbus, Tippelt/Deilinghofen, Walther/Halle, Wecker/ Berlin) 575,575, 5. Italien 571,750, 6. USA 571,725, 7. Rumänien 571,150, 8. Nordkorea 570,850.

Judo Nach der Pleite eine neue Enttäuschung

Die deutschen Judoka stecken immer noch in der Krise. Axel Lobenstein (Leipzig) und Alexandra Schreiber (Leverkusen/beide Mittelgewicht) mußten sich am Mittwoch beide mit Platz fünf begnügen, obwohl sie in den Vorrundenkämpfen Medaillenform erkennen ließen. Olympiasieger wurden Waldemar Legien (Polen) und Odalis Reve (Kuba). Silber gewannen Pascal Tayot (Frankreich) und Emanuela Pierantozzi (Italien). Vier mal gab es Bronzemedaillen, darunter auch für den eigentlichen Goldfavoriten und Weltmeister Hirotaka Okada (Japan).

"Ich habe mich bärenstark gefühlt und dachte, daß ich hier etwas reißen konnte. Aber die Mißerfolge von Stöhr und Knorrek in den schweren Gewichtsklassen haben mich schon etwas verunsichert", meinte Lobenstein nach der Vorrunde. Letztlich fühlte er sich sogar um die Bronzemedaille betrogen, weil die Kampfrichter nach einem 0:0 im Kampf um Platz drei Okada mit 3:0 den Sieg zusprachen. "Ich bin tief enttäuscht von dieser Fehlentscheidung", sagte Lobenstein in seiner ersten Erregung.

Für Alexandra Schreiber war der Auftritt in Barcelona gleichzeitig der Abschied vom aktiven Sport. Die 29jährige wird als Judo-Trainerin arbeiten. Nach den bisherigen Pleiten hatte es am Mittwoch eine Mannschaftsbesprechung, die "keine Krisensitzung war" gegeben. sid

JUDO

Klasse bis 86 kg, Männer: 1. Legien (Polen), 2. Tayot (Frankreich), 3. Okada (Japan) und Gill (Kanada), 5. Lobenstein (Leipzig) und Croitoru (Rumänien).

Klasse bis 66 kg, Frauen: 1. Reve (Kuba), 2. Pierantozzi (Italien), 3. Howey (Großbritannien) und Rakels (Belgien), 5. Schreiber (Leverkusen) und Lecat (Frankreich).

Barcelona

Schwimmwart

weist Angriffe

zurück

KÖLN/BARCELONA, 29. Juli (dpa). Der Schwimmwart des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV), Hans Hartogh, hat sich gegen die Angriffe der Olympiasiegerin über 400 m Freistil, Dagmar Hase, zur Wehr gesetzt.

Im ARD-Morgenmagazin sagte Hartogh am Mittwoch: "Wir werden uns keine Schuld anrechnen lassen." Er sehe für sich selbst und andere angegriffene DSV- Funktionäre "keinen Grund zu Konsequenzen".

Am Dienstag abend hatte die Magdeburger Schwimmerin in einem ZDF- Interview unter Tränen heftige Anklage gegen Hartogh und den DSV-Doping-Beauftragten Harm Beyer geführt und Vorkommnisse bei den Deutschen Meisterschaften in München als "menschenunwürdige Behandlung" bezeichnet.

Hartogh verteidigte am Mittwoch vormittag den Entschluß, den Hase-Trainer Bernd Henneberg nicht nach Barcelona mitzunehmen, als eine "Entscheidung aus prinzipiellen Gründen".

(Siehe auch Sportteil)

Nach der Pleite bei den Schwimmern US-Überheblichkeit ist verschwunden

Die Tätowierung auf Jenny Thompsons linker Schulter ist zum bezeichnenden Symbol für die Krisenstimmung im frustrierten US-Schwimmteam geworden: ein blau-grünes Schwert, das das Herz einer Rose durchbohrt. Der Schmerz sitzt tief, die hochgepriesenen Amerikaner schwimmen von einer Enttäuschung zur anderen. Die erwarteten 17 Goldmedaillen sind längst außer Reichweite, vier Weltrekordler - Jenny Thompson, Anita Nall, Janet Evans und Matt Biondi - erlebten Pleiten. Frauen-Trainer Mark Schubert gab am Mittwoch kleinlaut zu, sich doch etwas überschätzt zu haben. "Die Euphorie bei unserer Olympia-Ausscheidung hat uns ein bißchen blind gemacht", so Schubert.

Die überraschende Niederlage am ersten Tag von Jenny Thompson über 100 m Freistil gegen die starke Chinesin Yong Zhuang war richtungsweisend. Die US-Stars waren zu siegessicher, teilweise sogar überheblich. Trotz ergiebiger Trainingslager fehlte so ausgerechnet im wichtigsten Moment der nötige Biß. dpa

Military Gestürztes Pferd brachte Baumann aus Rhythmus

Der 24,17 Kilometer lange Geländeritt der Military-Prüfung in El Montanya wurde am Mittwoch zum sportlichen Drama. Erst stürzte der 26jährige GUS-Reiter Oleg Karpow mit seinem 13jährigen Trakehner-Wallach Dokas. Dann mußte Matthias Baumann, der nach der Dressur vor drei Briten geführt hatte, wegen des Unfalls von Karpow 42 Minuten lang seinen Ritt unterbrechen, weil das Pferd vor dem Hindernis 26 lag und nicht sofort abtransportiert werden konnte.

Der 14jährige westfälische Wallach Alabaster kam total aus dem Rhythmus und nicht wieder richtig in Schwung. Als sich Baumann dann noch am Hindernis 16 eine Verweigerung einhandelte, stand fest: Der Mannschafts-Olympiasieger von Seoul, der in El Montanya vom Einzel- Gold geträumt hatte, hatte seine Medaillenchancen verloren.

Den Russen Oleg Karpow traf es viel schlimmer. Er selbst kam noch mit ein paar glimpflichen Prellungen und Schrammen davon, aber sein Pferd war nach dem schweren Sturz so erschöpft, daß es keinerlei Widerstandskraft mehr aufbrachte und sofort in eine Pferdeklinik gebracht werden mußte. Ob Dokas dieses Debakel überlebt, ist ungewiß.

Auch US-Reiterlegende Michael Plumb traf es bitter. Der 52jährige, der zum siebten Mal an Olympischen Spielen teilnimmt und zwei Gold- und vier Silbermedaillen im Einzel- und Mannschaftsklassement gewonnen hat, stürzte am 13. Hindernis, nachdem auch er wegen Karpows Unfall 42 Minuten lang seinen Ritt hatte unterbrechen müssen. dpa

Michael Knauth hält das Hockeytor sauber Luftikus reift zur Weltklasse Der Limburger wollte 1990 bereits seine Karriere beenden

Vor zwei Jahren wollte er die Torwarthandschuhe vor lauter Frust schon an den Nagel hängen, heute ist Michael Knauth unersetzlich: Der Torwart der deutschen Hockey-Nationalmannschaft avancierte im zweiten Olympia-Match des Europameisters gegen Titelverteidiger Großbritannien wieder einmal zum großen Rückhalt und wurde von seinen Mitspielern hinterher mit Lob überschüttet. "Was der heute gehalten hat, war ja absolute Weltklasse", freute sich Kapitän Volker Fried. Der pellte sich gerade aus der Torwartkluft und antwortete schweißgebadet: "Darauf muß ich erstmal einen trinken. Ich bin groggy."

Der 27 Jahre alte Keeper des Limburger HC, der nach jeder Glanzparade "zum Spannungsabbau" aufsprang und triumphierend den Fangarm nach oben reckte, war nach seinem 39. Länderspiel doppelt erleichtert: über den wichtigen Sieg und vom Gewicht her. "Ich habe in einem Match mal vier Kilo verloren. Bei dieser Bullenhitze schwitzt man unweigerlich drauflos", berichtete der gebürtige Wolfsburger, der im "Normalleben" Sportartikel produziert und Torwartzubehör vertreibt. So entwickelte er auch einen Spezialhandschuh, der die Torleute bei ihren waghalsigen Abwehraktionen besser schützen soll. "Das ist ein Prototyp aus einer Schaumstoffkonstellation mit Druckverteiler. Er ist enorm leicht und bleibt trocken", sagte er über den "Wunderhandschuh", den der Hockey-Weltverband (FIH) kurz vor Turnierbeginn verbot.

"Angeblich zu breit, stimmt aber nicht", ärgerte sich Knauth, der nur ungern an die Zeit zurückdenkt, als er bei Ex-Bundestrainer Klaus Kleiter trotz guter Leistungen keine Chance hatte. "Ich bin geschnitten worden und wollte Anfang 1990 aufhören, weil ich keine Ziele mehr sah", sagte er. Erst der neue Coach Paul Lissek, unter dem er 1985 Junioren-Weltmeister wurde, setzte auf Knauth und machte ihn zur "Bank" im Tor - obwohl er hin und wieder ein Luftikus ist. Lissek: "Leider geht er nicht immer so konzentriert zu Werke wie gegen die Briten. Sonst gäbe es international kaum einen Besseren als Knauthi." dpa

Boxen Tews verprügelte den Weltmeister Kirkorow

Als achter Athlet des Deutschen Amateur-Boxverbands (DABV) zog am Mittwoch Federgewichtler Andreas Tews (Schwerin) in das Achtelfinale des olympischen Box-Turniers ein. Der 23 Jahre alte Olympia-Zweite von Seoul schaltete in einem begeisternden Kampf Weltmeister Kirkorow (Bulgarien) mit 9:5 nach Punkten aus. "Andreas hat seine Marschroute hervorragend umgesetzt. Eine feine Leistung", lobte Bundestrainer Helmut Ranze.

Der Sieger war ebenso zufrieden. "Den schwersten Kontrahenten auf dem Weg zu einer Medaille habe ich erst einmal aus dem Weg geräumt. Er hat mir ganz schön zu schaffen gemacht", meinte Tews. Der Mecklenburger hat nun beste Aussichten auf olympisches Edelmetall. Sein nächster Gegner ist am Sonntag der Franzose Djamel Lifa.

Bisher fiel nur Dieter Berg aus, nachdem am späten Dienstag auch Schwergewichtler Bert Teuchert (Freiburg) wie erwartet das Achtelfinale erreicht hatte. Der 25jährige bezwang Elio Ibarra (Argentinien), den Dritten der Panamerikanischen Spiele, jederzeit sicher mit 5:1 nach Punkten. "Ein ganz normaler Auftakt. Doch nun kommt der große Brokken", urteilte Ranze. Teucherts nächster Kontrahent ist am Freitag der dreimalige Weltmeister Felix Savon (Kuba).

Die übrigen deutschen Achtelfinalteilnehmer sind Sven Ottke, Willi Fischer, Jan Quast, Mario Loch, Andreas Otto und Markus Beyer. dpa

Doping im Olympiajahr IAAF gibt offiziell 13 Fälle bekannt

Der Internationale Leichtathletik- Verband (IAAF) hat 13 Dopingfälle, die vom 1. Januar bis zum 24. April aufgedeckt wurden, offiziel in seinen "IAAF-News" publik gemacht. Unbekannt war bisher, daß die Weltranglisten-Erste im Diskuswerfen, Xiao Yangling aus China (71,88), zu den Dopingsündern 1992 gehört.

Dadurch sind die Medaillenaussichten von Ilke Wyludda (Halle) für den Olympia-Start am kommenden Montag gestiegen. Auf der IAAF-Liste ist mit der Marathonläuferin Iris Biba nur eine deutsche Athletin aufgeführt. Im unmittelbaren Vorfeld der Olympischen Spiele von Barcelona sind allerdings noch 21 weitere Dopingfälle bekanntgeworden.

Damit gibt es im Olympia-Jahr eine noch nie dagewesene Doping-Rekordflut. 1991 wurden von der IAAF lediglich elf Athleten mit einer Sperre zwischen sechs Monaten und vier Jahre belegt. 1990 waren es zwölf IAAF- Sportler, die gesperrt wurden.

Bei den am Freitag beginnenden Leichtathletik-Wettkämpfen werden jeweils die vier Erstplazierten jedes Wettkampfes auf Doping kontrolliert. Das erklärte Primo Nebiolo, Präsident des IAAF in Barcelona. dpa

Schwimmen van Almsick ging die doch noch Puste aus

Nach drei Medaillen ging Franziska van Almsick im vierten olympischen Finale in vier Tagen die Puste aus - Stefan Pfeiffer fügte der Pleitenserie der deutschen Männer im Becken des "Bernat Picornell"-Stadions von Barcelona mit seinem siebten Platz über 400 m Freistil eine weitere hinzu.

Auf dem besten Weg zum männlichen Superstar der olympischen Schwimm- Wettbewerbe ist der 19jährige Jewgeni Sadowyi (GUS).

Mit der Fabel-Zeit von 3:45,00 Minuten entriß der kahlgeschorene Schwimmer aus Wolgograd dem australischen Top- Favoriten Kieren Perkins den Weltrekord und das sicher geglaubte Gold und feierte nach den Triumphen über 200 m Freistil und mit der Staffel seinen dritten Olympiasieg. Wenig später fiel die nächste Bestmarke: Der US-Amerikaner Mike Barrowman verbesserte bei seinem Triumph über 200 m Brust den von ihm gehaltenen Weltrekord um fast eine halbe Sekunde auf 2:10,16 Minuten.

"Ich bin überhaupt nicht traurig", meinte die 14jährige Franziska van Almsick, nachdem sie im Finale über 100 m Schmetterling nur den siebten Platz belegt hatte. "Ich habe gelesen, daß die Zeitungen zu Hause voll von mir sind, das ist schön, aber es drückt auch." Während Hong Quian in 58,62 Sekunden die sechste Goldmedaille der Spiele für China einheimste, schwamm die Berlinerin bei ihrer vierten Final-Teilnahme innerhalb von 96 Stunden dem Feld von Anfang an hinterher. Hinter der Chinesin Hong Qian, die in den letzten Jahren von den früheren DDR-Trainern Lothar Mathes und Klaus Rudolph betreut worden war, eroberte die US-Amerikanerin Christina Ahmann-Leighton (58,74) die Silbermedaille vor der französischen Europameisterin Catherine Plewinski (59,01). dpa

RINGEN

Griechisch-römisch, Klasse bis 48 kg: 1. Kutscherenko (GUS), 2. Maenza (Italien), 3. Sanchez (Kuba), 4. Yildiz (Goldbach), 5. Dascalescu (Rumänien), 6. Simkhah (Iran), 7. Yadav (Indien), 8. Ronningen (Norwegen).

RINGEN

Griechisch-römisch, Klasse bis 130 kg: 1. Karelin (GUS), 2. Johansson (Schweden), 3. Grigoras (Rumänien), 4. Klauz (Ungarn), 5. Borodow (Kanada), 6. Lei Tian (China), 7. Ahokas (Finnland), 8. Pikilidis (Griechenland).

SCHWIMMEN

4 x 100-m-Freistil, Männer: 1. USA (Hudepohl, Biondi, Jager, Olsen) 3:16,74 Minuten, 2. GUS (Chnychin, Prigoda, Baschkatow, Popow) 3:17,56, 3. Deutschland (Tröger / München, Richter / Dresden, Zesner / Berlin, Pinger / Heidelberg) 3:17,90, 4. Frankreich 3:19,16, 5. Schweden 3:20,10, 6. Brasilien 3:20,99, 7. Großbritannien 3:21,75, 8. Australien 3:22,04.

Gewichtheben Behm erkämpfte Bronze hinter Favoriten-Duo

Jubel im deutschen Gewichtheberlager: Der 29jährige Andreas Behm (Stralsund) gewann am Mittwoch bei den Olympischen Spielen in Barcelona mit dem Bronze-Rang die erste Medaille für die "Eisenmänner". Behm, seit über einem Jahrzehnt Weltklasse, kam im Zweikampf auf 320,0 (145,0/175,0) kg und wurde dafür von seinen Betreuern nach seinem letzten Versuch jubelnd in Empfang genommen. Die Goldmedaille holte sich Israel Militosjan (GUS) mit 337,5 (155,0/182,5) kg vor Joto Jotow (Bulgarien), dem Welt- und Europameister des Vorjahres. Der Bulgare mußte sich diesmal mit 327,5 (150,0/177,5) begnügen.

Die drei Medaillengewinner bilden ein namhaftes Trio, von dem Behm der Dienstälteste auf der Heberbühne ist. Er war in seiner besten Zeit schon Vizeweltmeister, Europameister und Weltrekordler. An dieses Klasseform knüpfte der Schützling von Trainer Uwe Ihde diesmal an. Besonders im Reißen zeigte er Moral mit drei gültigen Versuchen und 145,0 kg als Bestwert. Damit hatte er den Grundstein zur Medaille gelegt.

Viel hätte nicht gefehlt und Behm hätte im Stoßen auch noch Jotow gefährdet, der zwei Fehlversuche bei 182,5 kg hatte. Dadurch war Behm gezwungen, nach seiner Anfangslast von 175,0 an 185 kg heranzugehen, was ihm dann nicht gelang. Jotow war gegen den GUS-Mann ohne Chance. Der Olympiasieger aus Leninakan erwies sich in Barcelona als der eindeutig Beste. dpa

FUSSBALL

Vorrunde, Gruppe A, 3. Spieltag: USA - Polen 2:2 (1:2).

Gruppe B, 3. Spieltag: Kolumbien - Ägypten 3:4 (2:1).

Boxen Deutsche Bilanz ist fast makellos

Der May kam im Juli: Der Frankfurter Halbschwergewichts-Weltmeister Torsten May zog am Mittwoch abend als neunter Athlet des Deutschen Amateur-Box-Verbands (DABV) in das Achtelfinale des olympischen Box-Turniers ein. In seinem Vorrundenkampf bezwang der 22jährige Blondschopf den Nordkoreaner Gil Nam Kim am Mittwoch abend souverän mit 9:1. In der Nachmittags-Veranstaltung war schon Federgewichtler Andreas Tews (Schwerin) eine Runde weitergekommen. Der Olympia-Zweite von 1988 hatte mit seinem Punkterfolg über Weltmeister Kirkor Kirkorow (Bulgarien) für den Höhepunkt des Tages gesorgt.

"Den schwersten Gegner auf dem Weg zu einer Medaille habe ich erst einmal aus dem Weg geräumt. Nun ist alles möglich", sagte Tews nach dem Kampf. Der Schweriner hat nun beste Aussichten auf olympisches Edelmetall. Sein nächster Gegner ist am Sonntag Djamel Lifa (Frankreich). "Wieder eine schwere Aufgabe, die für Andreas in seiner derzeitigen Verfassung durchaus lösbar ist", meint Bundestrainer Helmut Ranze. Er brachte bisher bis auf den Schweriner Dieter Berg im Bantamgewicht alle Deutschen in die nächste Runde.

Den ersten Ausfall mußte auch die USA-Staffel quittieren. Federgewichtler Julian Wheeler unterlag gegen Ramazi Paliani (GUS) nach Punkten. Damit ist einzig die kubanische Staffel noch komplett.

Als letzte deutsche Boxer in der Vorrunde greifen am Donnerstag Olympiasieger Andreas Zülow (Schwerin) im Halbweltergewicht gegen Jae Kim (Südkorea) und im Leichtgewicht Weltmeister Marco Rudolph (Cottbus) gegen Vasile Nistor (Rumänien) in das Turnier ein.

Indes wurden die Kampfrichter Paul Gardbo (Dänemark) und Keith Dadzie (Ghana) wegen Regelverstößen vom Turnier ausgeschlossen. dpa

Basketball Dream-Team wurde zum deutschen Alptraum

Das Dream-Team der USA ist auch für Deutschlands Basketballer zum Alptraum geworden. Nach den Vorrunden-Siegen gegen Spanien (83:74) und Angola (64:63) gelang dem Team von Bundestrainer Svetislav Pesic am Mittwoch beim 68:111 (23:58) gegen den übermächtigen Giganten die beabsichtigte Schadensbegrenzung nur halb. Vor 12 500 Zuschauern im ausverkauften Sportpalast von Badalona, unter ihnen Basketball-Fan Boris Becker, erhielt die deutsche Mannschaft eine kostenlose Lehrstunde. "Dieses Resultat interessiert mich eigentlich nicht", spielte Pesic die erste Niederlage seiner Mannschaft im olympischen Turnier herunter. In ihrem nächsten Spiel trifft die Auswahl des Deutschen Basketball-Bundes (DBB) am Freitag auf Kroatien.

Die hypernervösen deutschen Spieler erstarrten vor den großen Namen der Gegner in Ehrfurcht. Den meisten schienen die Hände zu zittern, wenn sie zu ihren unkontrollierten Würfen ansetzten. Selbst Detlef Schrempf, der als einziger im Team seine Kontrahenten aus der Profiliga NBA aus dem Effeff kannte, ließ sich von der Nervosität anstecken. Dem für die Indianer Pacers spielenden Center der deutschen Mannschaft unterliefen teilweise anfängerhafte Fehler. Mit einigen seiner Würfe traf er weder den Ring noch das Brett.

Dabei hatte es für die deutsche Mannschaft gut begonnen. Nach nur 26 Sekunden hatte der für Desio Mailand spielende Hansi Gnad für die 2:0-Führung gesorgt. Doch diese hatte nur 45 Sekunden Bestand, danach zogen die Ballzauberer aus den USA mit spielerischer Leichtigkeit unwiderstehlich davon, weil den Deutschen vier Minuten lang kein Korb mehr gelang. Nach zwölf Minuten lag das ohne den an einer Knieprellung laborierenden Superstar "Magic" Johnson angetrete Dream-Team bereits mit 28:8 vorn, ein Vorsprung, der bis zur Halbzeit auf 35 Punkte ausgebaut wurde.

Auch als die Amerikaner im zweiten Durchgang phasenweise lasch und lustlos wirkten, hatte die deutsche Mannschaft nicht den Hauch einer Chance, näher heranzukommen. Nach Belieben verschärften die US-Boys das Tempo wieder und glänzten mit begeisternden Ballstafetten. Schrempf und der Bamberger Michael Jackel trafen für die deutsche Mannschaft mit jeweils 15 Punkten noch am besten.

Die Mannschaften aus Litauen und der GUS haben nach jeweils drei Siegen bereits zwei Spiele vor dem Ende der Vorrunde das Viertelfinale des olympischen Basketball-Turniers erreicht. Am dritten Spieltag der Gruppe B gewann Litauen 104:91 gegen Puerto Rico, während die GUS China 100:84 besiegte.

Die folgenden beiden Plätze, die ebenfalls den Sprung in die Runde der letzten Acht bedeuten würden, nehmen Australien und Puerto Rico ein. Australien feierte mit dem 78:71 über Venezuela seinen zweiten Sieg. Auf ihr erstes Erfolgserlebnis warten weiterhin Venezuela und China. In der Gruppe A trift Gastgeber Spanien auf Kroatien, kam Brasilien zu einem 76:60-Erfolg über das weiterhin sieglose Angola. Ein Sieg und zwei Niederlagen lautet die Bilanz der Südamerikaner nach drei Runden. dpa

Am Balkon wird nicht gebohrt Vermieter darf Kletterpflanzen und Blumenkästen untersagen

"Es darf doch nicht wahr sein, daß man als Mieter nicht einmal selbst bestimmen kann, ob man auf dem Balkon die Blumenkästen innen oder außen aufhängt und Kletterpflanzen zieht", schimpft Eberhard H. (Name geändert), der in einer Siedlung auf dem ehemaligen Sinaigelände wohnt. Ausgelöst hat seinen Ärger vor kurzem ein Rundschreiben der Hauseigentümerin, der Victoria Lebensversicherungs AG, an alle 125 Mietparteien. Die Grundstücksverwaltung forderte sie darin unter anderem auf, die Blumenkästen nur nach innen zu hängen, damit die darunter liegenden Balkone nicht verschmutzt werden. Untersagt wird ferner, Gestelle für Kletterpflanzen an den Balkonwänden zu installieren. "An den Balkonwänden und Decken befindet sich ein wärmedämmender Außenputz. Damit dieser nicht beschädigt wird, ist es ausdrücklich verboten, dort Bohrungen anzubringen." Eberhard H. sieht sich in seiner Privatsphäre eingeengt. "Schließlich sollte doch auch die Eigentümerin froh sein, wenn diese Uniformität einer Siedlung durchbrochen wird." Günther Blatter von der Grundstücksverwaltung der Versicherung verwahrte sich gegen den Vorwurf, Mieter gängeln zu wollen. "Wir haben nichts gegen Balkonbepflanzungen", sagte er, "ja wir freuen uns sogar darüber, wenn dadurch das Bild der neuen Siedlung aufgelockert wird. Wir müssen uns aber vor Beschädigungen durch Feuchtigkeit schützen. Tun wir das nicht, haben wir mit Sicherheit in ein paar Jahren Mängelanzeigen von Mietern." Das entsprechende Rundschreiben sei nicht zu beanstanden und auch vom Mietrecht gedeckt.

Dies bestätigte auch der Vorsitzende des Frankfurter Mieterschutzvereins, Werner Schaub. "Der Vermieter darf zwar nicht bestimmen, welchen Bodenbelag oder Farbe der Balkonboden hat, doch bei der Außengestaltung des Hauses darf er eine einheitliche Gestaltung verlangen." Blumenkästen etwa müßten grundsätzlich innen angebracht werden. Sei im Mietvertrag zugelassen, sie außen anzubringen, müßten Vorkehrungen getroffen werden, daß sie nicht abstürzten. Auch Halterungen für Kletterpflanzen dürften verboten werden, da die Gefahr bestehe, daß durch die Bohrlöcher Feuchtigkeit eindringe.

Zum Recht des Vermieters auf Gestaltung der Häuserwände gehöre es auch, Parabolantennen auf dem Balkon zu untersagen. Lediglich wenn ein Hauseigentümer jahrelang in dieser Hinsicht seine Mieter habe frei schalten und walten lassen, müsse er damit rechnen, daß ihm Gewohnheitsrecht entgegengehalten wird. enk

Oben ,weht' der Stahl, vergoldet Eschenheimer Turm komplett

Frankfurt hat ein Wahrzeichen wieder: Gestern morgen um 8.21 Uhr setzten Mitarbeiter einer Fuldaer Restaurierungsfirma eine Kopie der Wetterfahne des Eschenheimer Turms zurück an ihren angestammten Platz.

Tatort Turmspitze: Am 28. Juni wird die alte Fahne gestohlen. Roland Matthes vom Hochbauamt, der die Umbauten des Turms beaufsichtigt, bemerkt den Diebstahl einen Tag später: "Ich hielt das erst für einen Scherz und habe erst einmal die Kofferräume der Bauarbeiter kontrolliert."

Erst als er Tage später vom Raub des Brickegickels und von Justitias Schwert hört, nimmt er die Tat ernst und schaltet die Polizei ein. Der Täter ist bis heute unbekannt.

Anfang Juli wird die Restaurierungsfirma Jean Kramer beauftragt, eine neue Fahne herzustellen. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, denn noch im Juli soll das Gerüst abgebaut werden. Montag letzter Woche ist es geschafft. Die neue Fahne aus vergoldetem Edelstahl ist fertig. Nur die Löcher, die der Legende nach der Wilderer Hans Winkelsee 1550 in die Fahne geschossen hatte, bereiten Schwierigkeiten. Die Restauratoren hatten weder Skizze noch Foto vom Objekt. Wies die gestohlene Fahne nur sechs Löcher auf, so hat die neue neun, in Form einer Neun angeordnet. So nämlich soll sie Winkelsee hineingeschossen haben, weil ihm die knarrende Fahne während neuntägiger Haft im Turmstübchen den Schlaf raubte.

Übers Wochenende lagerte das Wahrzeichen im Dom - "aus Sicherheitsgründen", so Matthes. Mittwoch morgen ist es dann soweit: Manfred Binder und Rainer Laibold, zwei Mitarbeiter der Firma Kramer, tragen die 30-Kilo-Fahne vorsichtig auf die 47 Meter hohe Baustellenplattform an der Turmspitze. Erst pinselt Binder noch sorgfältig Gleitfett auf die Fahnenstange. Mit Baumwollhandschuhen ("sonst läuft das Gold an") lassen sie das Wahrzeichen ins Lager gleiten. Ein letzter Test - die neue Fahne dreht sich leicht und geräuschlos.

Nur wenig später hat die Realität die Zeugen dieses Schauspiels eingeholt. Sofort fangen die Bauarbeiter an, die oberen Plattformen abzubauen. "Sicher ist sicher", meint Matthes. ert

Die rüde Methode ist nicht neu Neue Beschwerden über Werber für Johanniter-Unfallhilfe

HOCHTAUNUSKREIS. "Das war nicht das erste Mal", meldete sich gestern eine empörte FR-Leserin aus Steinbach in der Redaktion. Sie spielte an auf den Bericht "Schwarzes Schaf grast ab - Aufdringliche Mitgliederwerbung für Johanniter kritisiert" (Lokal-Rundschau vom 29. Juli). Vor vier Jahren schon sei es ihr genauso ergangen wie jetzt Werner L. aus Stierstadt. Er hatte sich - wie andere Leser - bei der FR beklagt, von einem Werber der Johanniter-Unfallhilfe an der Haustür unter Druck gesetzt worden zu sein, eine Beitrittserklärung als förderndes Mitglied zu unterschreiben.

Die Anruferin aus Steinbach erklärte, sie habe sich schon vor vier Jahren auf die gleiche Tour überreden lassen. Aber wenigstens nur für den niedrigsten Beitrag von drei Mark. "Da ist der Werber richtig frech geworden und hat gefragt, ob ich mich nicht schämen würde. Alte Leute gäben 50 oder 60 Mark."

Eigentlich habe sie daraufhin ihre Unterschrift zurückziehen wollen, sich dann aber doch gesagt: "Es ist halt ein guter Zweck". Noch heute ist die überrumpelte Steinbacherin zahlendes Mitglied. Die penetrante Methode funktioniert.

Volker Ehrmann, dem Landesgeschäftsführer der Johanniter-Unfallhilfe, kann die Steinbacherin folglich keinen Glauben schenken. Der hatte gegenüber der FR behauptet, die Beschwerden aus Oberursel hätte "ein schwarzes Schaf" unter den Werbern verursacht.

Auf seine Zusage, "sofort" der Sache nachzugehen, will Petra M. aus Friedrichsdorf nicht vertrauen. Auch sie sollte zu Hause als förderndes Mitglied der Johanniter geworben werden. "Es war eine unglaubliche Unverschämtheit. So etwas ist mir im Leben noch nicht passiert", wundert sie sich noch jetzt über die Dreistigkeit des ungebetenen Besuchers, der auch gleich über die Schwelle mit in die Wohnung geschlendert sei. "Das war so was von penetrant. Er versuchte, unbedingt eine Unterschrift zu bekommen. Wie bei einer Drückerkolonne." Petra M., die nichts unterschrieb, überlegte sogar zeitweilig, ob es sich bei dem Mann im Johanniter-Dreß nicht etwa um einen Kriminellen handele. Jedenfalls lief sie sofort nach seinem "Besuch" zum Telefon und beschwerte sich bei einem Mitarbeiter der Johanniter-Unfallhilfe. Nach dessen Auskunft müsse dort eine "Unmenge von Beschwerden" vorliegen. Da offensichtlich noch nicht darauf reagiert worden sei, befürchtet Petra M., daß die Sache wieder im Sand verläuft.

Fazit für die Frau, die eigentlich aus Überzeugung Hilfsaktionen mit Spenden unterstützt: "Solche Methoden tragen dazu bei, daß man nie mehr an der Tür was gibt." mk

Zum Umzug der Narren von 1964 liefert der Maler Hans Diebschlag noch viel Hintergründiges und Heiteres "Das ist Rüsselsheim"

RÜSSELSHEIM. Eine tiefgründige lokale Variante der Zuckmayerschen "Fastnachtsbeichte" hat Hans Diebschlag mit seinem neuen Rüsselsheim-Gemälde gefertig: Im Mittelpunkt eine Szene vom Umzug beim karnevalistischen Gardetag 1964, ergänzt und verfremdet durch Hintergründiges, Nachdenkenswertes und Heiteres aus der Opelstadt.

Das drei auf fünf Meter große Ölgemälde entstand bei einer Werkstatt-Aktion der Reihe "Kultur im Sommer" und wurde in der Aula der Park-Schule vorgestellt. Endgültiger Platz ist laut Kulturamtsleiter Kurt Roeder vermutlich im großen Festsaal des Rathauses.

Nicht von ungefähr wirkt das Bild mit seinen surrealistischen Elementen wie ein Zerrspiegel, der den Rüsselsheimer vorgehalten wird - fast wie aus einem vorbeibrausenden Auto auf die Ecke Taunus-/Frankfurter Straße gesehen. Dabei spiegelt sich vielleicht auch ein wenig das Schicksal des Hans Diebschlag wieder, der 1972 seiner Heimatstadt den Rücken kehrte, weil er damals von ihr ziemlich genug hatte.

Seither lebt der seit seinem achten Lebensjahr malende bei London, dennoch ließ ihn Rüsselsheim nicht los. Dazu trug wohl ein Erbe besonderer Art bei: Sein Vater hinterließ ihm eine umfangreiche Dia-Sammlung mit Szenen aus Rüsselsheims Alltag von 1962 bis 1980. Das regte Hans Diebschlag zur Aufarbeitung eigener Rüsselsheimer Erfahrungen an: Über vier Jahre hinweg malte er einen zwölf Gemälde umfassenden Rüsselsheim Zyklus. Daraus stammt das jetzt in Öl gemalte 15 Quadratmeter große Werk.

"Das ist Rüsselsheim", erklärt Hans Diebschlag zu seinem fast kollagenhaft anmutenden Bild: Bunte Narrengestalten neben grau am Straßenrand Staunenden - lustig Gelöstes neben militärisch streng Anmutendem. Fast wie das Goldene Kalb auf einem Festwagen thront dazwischen ein Auto, dezent verhüllt, als handele es sich um einen Erlkönig und neue Modellsensation im Entwicklungszentrum des Opelwerkes. Vieldeutig der Boden, auf dem der Umzug fußt, Erinnerung an Krieg und Vergangenheit mit einem Soldatenkopf sind schemenhaft, doch unübersehbar angedeutet. WALTER KEBER

"Kein Klärbeitrag à la Nauheim"

MÖRFELDEN-WALLDORF. Kein Klärbeitrag à la Nauheim wird in Mörfelden-Walldorf erhoben werden, betonte Bürgermeister Brehl. Die Verantwortlichen hätten sich zu einer anderen Form der Finanzierung zur Neuordnung des Kläranlagenbetriebs entschlossen, nämlich über Gebühren. Darüber bestehe Einigkeit. Andernfalls hätte es wohl Kritik gegeben und dies habe vor einer Kommunalwahl niemand provozieren wollen. cas

Planungen laufen im August an Zeichnungen für Südumgehung liegen für Bürger aus

MÖRFELDEN-WALLDORF. Noch im Monat August sollen für die Ortsumfahrung Mörfelden - die seit Jahrzehnten diskutierte Südumgehung - planerische Pflöcke eingeschlagen werden, kündigte Bürgermeister Brehl an. Denn als erster formeller Schritt für die gesamte Planungsphase läuft das sogeannnte Raumordnungsverfahren in Regie des Regierungspräsidiums an.

Die Planungsunterlagen liegen zur öffentlichen Einsichtnahme vom 10. August bis 10. September bei der Stadtverwaltung aus. Bis zum 24. September könne sich alle dazu äußern, entweder sofort im Rathaus oder später gegenüber dem Regierungspräsidium. Außerdem sind zwei Info-Veranstaltungen geplant.

Am 10. August werden bei einer Gemeinschaftsveranstaltung der Magistrats, das Parlament und verschiedene Kommissionen, darunter Vertreter der Naturschutzverbände, tagen. Darüber hinaus plant die Kommune eine Veranstaltung für durch die Ortsumgehung betroffene Bürger, und zwar für den 25. August. In der zweiten Septemberwoche werden sich laut Bürgermeister Brehl die Ausschüsse der Stadtverordnetenversammlung des Themas annehmen, bevor sich dann das Parlament am 15. September damit befaßt.

Brehl verwies darauf, daß inzwischen das Bonner Kabinett den Bundesverkehrswegeplan verabschiedet habe und in dem vordringlicher Bedarf für die Südumgehung festgeschrieben sei. Im Herbst würden sich die beiden Bundestagsfachausschüsse für Verkehr und Finanzen mit dem Plan befassen.

Er habe die Bundestagsabgeordneten aus dem Kreis sowie den ihm bekannten Verkehrsexperten der SPD-Bundestagsfraktion, Claus Daubertshäuser, um Unterstützung für die Planung gebeten. Die Ortsumfahrung sei wegen der erheblichen Verkehrsbelastung der Durchfahrten wie in der Gerauer Straße (Bundesstraße 44) dringlich, heißt es im Bundesverkehrswegeplan. cas

Olympia war groß in Mode 5000 im Palmengarten

Olympiasieger werden - das ist wohl der Traum eines jeden Sportlers. Dabei war das früher gar nicht so schwer: Die Frankfurter haben es zu Anfang dieses Jahrhunderts gleich reihenweise geschafft. In so überaus beliebten Disziplinen wie Tauziehen oder Steinstoßen beispielsweise - da waren sie immer ganz vorne dabei. Und 5000 Fans jubelten ihnen zu. Nicht etwa, daß die Sportler und ihre treuen Anhänger die weite Reise nach Athen, Paris oder St. Louis angetreten hätten - weit gefehlt. Die Frankfurter hatten ihre Olympischen Spiele direkt vor der Haustür: im Palmengarten.

Dort nämlich wurden zwischen 1897 und 1912 die "Großen Internationalen Olympischen Spiele" ausgetragen. Inmitten einer Radrennbahn, die wenige Jahre zuvor im sogenannten "Neugarten" angelegt worden war. Da traf sich nun jedes Jahr am zweiten Augustwochenende alles, was Rang und Namen hatte: deutsche und internationale Sportler, und daneben die feine Gesellschaft, für die die Veranstaltung ein "Muß" war. Olympia in Frankfurt - das war damals große Mode.

Dabei waren die "Olympischen Spiele" im Palmengarten beileibe nicht die einzigen in Frankfurt. Die Heddernheimer hatten welche, die Niederräder und die Bockenheimer auch. Die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit, 1896 in Athen ausgetragen, hatten auch in Frankfurt einen Olympiaboom ausgelöst. Geschäftstüchtige Sportveranstalter hofften, mit dem großen Titel möglichst viele Zuschauer anzulocken. Die Olympiainflation fand erst 1914 ein Ende - der Deutsche Reichsausschuß für Leibesübungen wollte den Begriff für die für 1916 nach Berlin vergebenen "richtigen" Olympischen Spiele schützen. Aber dazu kam es nicht mehr, denn der Erste Weltkrieg machte diesem Traum ein Ende. In den Jahren davor erfreuten sich die Frankfurter jedoch an "ihrem" Olympia. Die Veranstaltung im Palmengarten war immerhin die bekannteste und wichtigste in Deutschland. Und die Sportanlage mit ihren mehr als 5000 Zuschauerplätzen damals die größte im Land. Nach den Olympischen Spielen 1908 und 1912 gelang es sogar, englische und amerikanische Olympiasieger zum Wettstreit an den Main zu holen - wobei viel darüber gemunkelt wurde, was den Athleten über die Spesen hinaus bezahlt worden sei.

Und so kämpften sie denn im Oval der Radrennbahn um Wanderpreise, Ehrenpreise und "eine grosse Anzahl kunstvoller Diplome", wie die Ausschreibung von 1905 lockt. Steinstoßen und Weitsprung, Hochsprung ohne Brett, Stemmen ("beidarmig auf Dauer, 75 kg") und Tauziehen ("6 Mann von mehr als 450 kg Körpergewicht"). In halblange schwarze Hosen gekleidet, dazu Kniestrümpfe oder Socken, auf den weißen Achselhemden statt Werbeemblemen höchstens das Vereinswappen aufgenäht. Für zwei Mark Meldegebühr war man dabei, plus 30 Pfennig für die Deutsche Sportbehörde für Athletik. Die Frankfurter Zeitungen begleiteten die Wettkämpfe mit großem Interesse. Die Sieger wurden der Leserschaft sogar auf Zeichnungen vorgestellt.

Zwar waren die Spiele im Palmengarten hauptsächlich Leichtathletikwettkämpfe und wurden deshalb auch vom neugegründeten Frankfurter Verband für Turnsport organisiert. Renner bei den Zuschauern waren jedoch die "spektakulären" Sportarten wie Gewichtstemmen und Tauziehen. Letzteres war sowieso eine Frankfurter Domäne, denn mit dem berühmten Athleten Willy Dörr hatten die Frankfurter 1906 bei den Zwischenspielen in Athen in dieser Disziplin eine Goldmedaille errungen. Dörr, damals einer der besten internationalen Diskuswerfer, wurde bei seinen Auftritten in Frankfurt stürmisch gefeiert und war über Jahre hinweg eines der "Zugpferde" der Veranstaltung.

In den letzten Jahren seines Bestehens mußte aber auch die Frankfurter Olympiade gegen den Zuschauerschwund kämpfen: Die Leichtathleten verdrängten mehr und mehr die anderen Sportarten, blieben schließlich sogar einmal ganz unter sich. 1912 war endgültig Schluß im Palmengarten. esi

Videos mit Licht und Schatten Einsendeschluß für Jugendwettbewerb 1992 Ende Oktober

STADT UND KREIS OFFENBACH. Um "Licht und Schatten" soll sich alles beim Jugendvideowettbewerb 1992 drehen, der für Stadt und Kreis Offenbach jetzt angelaufen ist. Einsendeschluß ist Ende Oktober.

"Ich bin überzeugt, daß auch in diesem Jahr viele Jugendliche teilnehmen werden", sagt Erster Kreisbeigeordneter Frank Kaufmann. "Die große Beliebtheit des Videowettbewerbs läßt sich bereits an den gestiegenen Teilnehmerzahlen ablesen. So waren es 17 Jugendliche, die 1990 mitmachten. Im vergangenen Jahr wurden schon 25 Filme für den Wettbewerb angemeldet."

Das neue Thema "Licht und Schatten" ist nach Ansicht des Ersten Kreisbeigeordneten "eine Herausforderung für alle Clipsproduzenten und -produzentinnen". Mitmachen können alle jungen Leute im Alter von 13 bis 25 Jahren, auch Jugendgruppen und Video-Arbeitsgemeinschaften aus Stadt und Kreis Offenbach. Es können zum einen Beiträge mit einer Höchstdauer von zehn Minuten eingereicht werden, zum anderen Spielfilme mit einer Dauer von maximal 20 Minuten.

Zwei Jurys werden die Produktionen bewerten. Eine Gruppe setzt sich aus Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Wettbewerbs zusammen, die andere aus Fachkräften der Medienarbeit. Die Videoclips, die aus diesem Jahr stammen müssen, können an das Jugendamt der Stadt Offenbach oder an das Kreisjugendamt geschickt werden. Anmeldeformulare liegen in allen Stadt- und Gemeindeverwaltungen sowie in Jugendzentren aus. fin

Schwangere verliert Arbeitsplatz Kein Kündigungsschutz wegen Sanktionen gegen Libyen

Die Sanktionsmaßnahmen der Vereinten Nationen gegen Libyen wegen der Weigerung Ghaddafis, die mutmaßlichen Lockerbie-Attentäter auszuliefern, hat jetzt einer 30 Jahre alten Frankfurterin ihren Arbeitsplatz gekostet. Obwohl sie schwanger ist und somit eigentlich Kündigungsschutz durch das Mutterschutzgesetz genießt, gab der Regierungspräsident in Darmstadt (RP) die Zustimmung zur fristlosen Kündigung.

Ihr bisheriger Arbeitgeber, die Fluggesellschaft "Libyan Arab Airlines", hatte ihre Deutschlandfiliale geschlossen, nachdem die Bundesregierung Mitte April dieses Jahres ihr gegenüber die Einstellung des Luftverkehrs verfügte.

Unterstützt von der ÖTV-Kreisverwaltung hat die 30jährige Klage beim Arbeitsgericht erhoben. ÖTV-Sekretärin Helga Marwat bezeichnete es als widersinnig, wenn einerseits gegen Libyen Sanktionen verhängt würden, andererseits aber ein Staat wie Deutschland der libyschen Fluggesellschaft Kosten abnehme, die durch die Stillegung der Filiale entstünden.

"Die finanziellen Auswirkungen tragen nämlich nun die Sozialhilfe oder das Arbeitsamt in Form von Arbeitslosengeld. Bei soviel politischer Instinktlosigkeit kann man nur noch den Kopf schütteln."

RP-Sprecher Gerhard Müller blieb jedoch bei der Haltung des zuständigen Dezernats für Gewerbeaufsicht. "Die Zustimmung konnte nicht versagt werden, da wegen faktischer Betriebsaufgabe auch eine Umsetzung nicht möglich ist. Auch die anderen Mitarbeiter sind ja nach Hause geschickt worden." Wie die ÖTV-Sekretärin sagte, haben diese Mitarbeiter zum Teil ebenfalls Klage erhoben. In diesem Falle komme der spezielle Mutterschutz nicht zum Tragen. enk

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Wochenende

Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Batmans Rückkehr (Sa. u. So. 15, 17.15 u. 20 Uhr).

Panda-Kino: Wayne's World (Sa. und So. 17.15 und 20 Uhr); Kinder- und Jugendkino: Feivel, der Mauswanderer im Wilden Westen (Sa. und So. 15 Uhr).

Kino im Schwedenpfad (KiS): Delicatessen (Sa. und So. 20 Uhr).

Friedrichsdorf. Filmtheater Köppern: keine Vorstellung.

Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: keine Vorstellung.

Oberursel. Stadthallen-Kino I: Batman's Rückkehr (Sa. und So. 15.30, 18 und 20.30 Uhr).

Stadthallen-Kino II: Die Hand an der Wiege (Sa. und So. 18 und 20.30 Uhr); Feivel, der Mauswanderer, im Wilden Westen (Sa. und So. 15.30 Uhr).

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Basic Instinct (Sa. 22.30 Uhr); Die Hand an der Wiege (Sa. 20.15 Uhr und So. 17.30 und 20.15 Uhr). Ausstellungen Bad Homburg. Museum im Gotischen Haus, Tannenwaldweg 102: Wasserlust - Mineralquellen und Heilbäder im Rheinland (Sa. 14 bis 17 Uhr; So. 10 bis 18 Uhr).

Oberursel. Vortaunusmuseum am Marktplatz: "Landschaften an Main und Taunus" von Hans Thoma (Sa.: 10 bis 16 Uhr; So.: 10 bis 13 Uhr). Samstag

Feste Bad Homburg. Ober-Erlenbacher Stadtteilfest, 12 Uhr vor der Turnhalle.

Schmitten. Dorffest des Heimatvereins Treisberg, ab 12 Uhr.

60 Jahre Feuerwehr Arnoldshain: Hattsteinhalle, bunter Abend, 20 Uhr.

Grävenwiesbach. Backhausfest, ab 10 Uhr.

Kronberg. Bilder- und Weinmarkt, Altstadt, 15 Uhr.

Sommerfest der SDW-Kronberg, Vereinshütte, 16 Uhr.

Königstein. Kellerfest des Männergesangvereins Falkenstein, Burgruine Falkenstein, 17 Uhr. Sonstiges Neu-Anspach. "Roggen-Ernte anno dazumal" der Landfrauen, Sportplatz am Reuterweg in Hausen, 16 Uhr.

Oberursel. Altstadtführung, 14.30 Uhr ab St.-Ursula-Kirche.

Sonntag

Parteien/Parlamente Oberursel. CDU: Mauerfeldfest in Weißkirchen, Auf der Bleiche (Feuerwehrgerätehaus), ab 15 Uhr. Vereine/Organisationen Oberursel. Krabbel- und Spielkreis St. Ursula, Pfarrer-Hartmann-Haus: Familientreffen, 15 Uhr.

Wanderung des Taunusclubs nach Niederreifenberg, Parkplatz, 9.50 Uhr. Feste Schmitten. 60 Jahre Freiwillige Feuerwehr Arnoldshain: Frühschoppen, 10.30 Uhr; Festzug durch Arnoldshain, 14 Uhr.

Grävenwiesbach. Backhausfest vor dem Kirchplatz, ab 10 Uhr.

Kronberg. Bilder- und Weinmarkt, Altstadt, ab 11 Uhr. Sonstiges Steinbach. Flohmarkt, Gartenstraße bis Feuerwehrausfahrt, 9 bis 15 Uhr.

Zauberer und Jongleur Bela Kiss, Rathausplatz, 12 und 13.30 Uhr.

Notdienste

Ärzte Bad Homburg / Friedrichsdorf / Oberur- sel/Steinbach. Auskunft über die diensthabenden Notärzte einschließlich Zahn-, Augen- und Kinderärzte: Tel. 0 61 72 / 8 36 36. In dringenden Fällen: Tel. 112.

Königstein/Kronberg/Glashütten. Ärztlicher Notdienst im Hilfeleistungszentrum Königstein, Am Kreisel: Tel. 0 61 74 / 1 92 92. Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Sa.: Max + Moritz-Apotheke, Bad Homburg, Urseler Straße 26, Tel. 30 31 30.

So.: Marien-Apotheke, Bad Homburg, Kirdorfer Straße 67, Tel. 8 63 00.

Oberursel/Steinbach. Sa.: Columbus- Apotheke, Oberursel, Vorstadt 16, Tel. 46 03.

So.: Hohemark-Apotheke, Oberursel, Fischbachstraße 1, Tel. 2 17 11.

Usinger Land. Sa. und So.: Laurentius- Apotheke, Usingen, Obergasse 22, Tel. 0 60 81 / 1 43 43.

Kronberg/Königstein. Sa.: Marien-Apotheke, Königstein, Georg-Pingler-Straße 5, Tel. 0 61 74 / 2 15 97 und Apotheke am Westerbach, Kronberg, Westerbachstraße 23, Tel. 0 61 73 / 20 25.

So.: Hof-Apotheke, Kronberg, Friedrich- Ebert-Straße 16, Tel. 0 61 73 / 7 97 71.

Open-air-Festival auf der Schloßparkbühne

MARBURG. "Umsonst und draußen" ist das Motto des Open-air-Festivals, das am Samstag, 1. August, ab 14 Uhr über die Freilichtbühne des Marburger Schloßparks geht. Von knalligem Rock bis Hip-Hop, von British Beat und Ska, von Comedy und Akrobatik bis hin zu Kabarett soll die bunte Programm-Mixtur reichen, die das Marburg-Gießener Magazin Express mit Unterstützung heimischer Sponsoren auf die Beine gestellt hat.

Neben dem Ohrenschmaus und kulinarischen Leckerbissen ist zusätzlich ein familienfreundliches Beiprogramm mit Kinderspielen und Sprungkissen angesagt. Die enge Schloßzufahrt ist von 13 bis voraussichtlich 23 Uhr gesperrt.

Wer nicht zu Fuß zum Marburger Landgrafenschloß hinaufsteigen will, kann sich mit der Buslinie 16 hinkutschieren lassen, die am Samstag in einem extra dichten Takt fährt. tap

Was Frankfurter Museen und Ausstellungen zeigen

Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./So., 11 Uhr; Graphische Sammlung (bis 3. 8. geschlossen); Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 93); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Richard Diebenkorn - Fotoausstellung (bis 23. 8.); Lücke TPT - Gemeinschaftsbilder (bis 23. 9.).

Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr; Edvard Munch in Frankreich (bis 9. 8.).

Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Algighiero Boetti, Barbara Klemm, Charlotte Posenenske, Peter Roehr (bis 1. 7.); Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/Nauman/ Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.).

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr, Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".

Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, Sa., 14 Uhr, So., 11 Uhr, sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 33 71; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellung "Werkstätten der Humanität - 250 Jahre Freimaurer in Frankfurt" (bis 6. 9.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.

Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.

Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92); 31. 7. geschlossen.

Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I u. II; Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.

Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212-38471: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Dauerausstellung "Von der Urhütte zum Wolkenkratzer".

Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.

Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer-, sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Sehnsucht Jerusalem" - Fotos (bis 12. 8.).

Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 358 96: wegen Umbau geschlossen bis 15. 8.

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So. 10-17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellungen - "Fremdes Geld" & "Gold aus Mali" (bis 11. 10.).

Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Die Künstlerpostkarte - "Von den Anfängen bis zur Gegenwart" (bis 13. 9.).

Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Tel. 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Autographen der Goethezeit (bis 31. 8.).

Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 9.30 bis 20 Uhr; Dauerausstellung "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts"; Sonderausstellung "Über Schnaken, Käwwern und immergrüne Blätter zum Gelbärgern - der Zeitungsmann Adolf Stoltze" (bis 30. 10.); Sommerausstellung, "Alt-Frankfurt auf der Bühne - Adolf Stoltze und das Theater" (bis 31. 7.).

Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".

Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U-Bahn".

Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr, bei Fahrbetrieb 10 bis 17 Uhr, Fahrtage am 2. und 16. August.

Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".

Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr; Ausstellung "Kinder aus Rußland zeichnen ,Struwwelpeter' neu" (bis 31.10.).

Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche; Jörg Stein - "Calf - Installation" (bis 6. 9.).

Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.

Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr.

Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.

Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).

Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.

Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr; 31. 7., geschlossen.

Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.

Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann-Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4, Tel. 29 06 58: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr; Internationaler Plakatwettbewerb zum Umweltgipfel in Rio (bis 2. 8.).

Dormitorium im Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Rolf Böttcher - Imagination der Zeit (bis 2. 8.).

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie Ost am Palmenhaus: "Faserpflanzen" (bis 16. 8.); Foyer der Galerie am Palmenhaus: Petra Levis - "Schatten Ranken Blüten" (bis 2. 8.).

Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr; Peter Hankel - "Arbeiten 1990-1992" (bis 7. 8.).

Gästehaus Goethe-Universität, Ditmarstr. 4: Martha Zuik, Oscar Manesi, Silvia A.P. Moreno, Zulema Maza - Graphische Blätter (bis 9. 8.).

Romanfabrik, Uhlandstr. 21: André Kopp & Wolfgang Schaller - "Fotos & Hologramme von Lust und Liebe" (bis 19. 8.).

Amerika-Haus, Staufenstr. 1: Mo. bis Fr., 9 bis 17.30 Uhr; Nikolaus Troxler - "Jazz Posters" (bis 14. 8.); Georg Lopata - "Bilder aus Atlanta & Georgia" (bis 28. 8.).

Saturn-Hansa, Berger Str. 125-129, Studio Nr. 1, I. OG: Manuela Schubert - Bilder (bis 20. 8.).

Naxos-Halle, Waldschmidtstr. 19: tägl. 10 bis 19 Uhr, Führungen sonntags, 11 Uhr; "In der Tradition der Moderne - 100 Jahre Metallgewerkschaften" (bis 23. 8.).

Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20: 9 bis 12 Uhr, Mi., 15 bis 17 Uhr; Bilder behinderter Mitarbeiter der Praunheimer Werkstätten (bis Ende Sept.).

Sozial- und Reha-Zentrum West, Alexanderstr. 92, Tel. 78 99 30: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr; Gick Isac Levy (bis Ende Oktober).

Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".

Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).

Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, Fr. 10 bis 12 Uhr; Treppenhaus-Ausstellung - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".

Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.Elf Vorschläge für McNair SPD und Grüne wollen Flüchtlinge menschenwürdig unterbringen

HÖCHST. Mit einem offenen Brief haben sich die Ortsbeirats-Fraktionen der SPD und der Grünen jetzt an Iris Blaul (Grüne) gewandt. Darin machen sie der hessischen Familienministerin insgesamt elf Vorschläge, wie die vorgesehenen 200 Asylsuchenden demnächst in der McNair-Kaserne in Höchst möglichst menschenwürdig untergebracht werden können. Zudem gelte: "Je besser und vollständiger die Unterkunft für die Flüchtlinge ausgestattet ist", um so geringer seien die Belastungen für die Anwohner und den Stadtteil.

An erster Stelle steht die Forderung, die künftige Höchster Zweigstelle der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft (HGU) in Schwalbach unter Regie des Landes oder eines freien Wohlfahrtsverbandes zu betreiben, sie jedoch keinesfalls in private Hand zu vergeben. In den Augen von SPD-Chef Norbert Wildhirt ist die Unterkunft im Camp Eschborn mit seinem privaten Betreiber ein Negativbeispiel: "Weil dort gewinnorientiert gearbeitet werden muß, sparen die, wo immer es nur geht."

Die Tatsache, daß in der Schwalbacher HGU derzeit auf 100 Flüchtlinge lediglich ein Sozialarbeiter komme, betrachtet Wildhirt als "Wahnsinn". Ministerin Blaul soll ein Verhältnis von höchstens 40 : 1 sicherstellen, ebenso die Betreuung auch während der Nacht.

Außerdem verlangen SPD und Grüne, daß Asylsuchende in der McNair-Kaserne nicht länger als sechs Wochen bleiben müssen, um eine Überbelegung zu vermeiden. Weitere Forderungen beziehen sich auf die Ausstattung der Unterkunft, die Verpflegung und die Kinderbetreuung. Um den Kontakt mit den Anwohnern zu erleichtern, sollen Besuchstage veranstaltet und ständige Begegnungen ermöglicht werden. Dazu gehöre, das Areal auch für Gruppen zu öffnen, die sich wie die benachbarte Christophorus- Gemeinde für die Interessen der Asylsuchenden engagierten.

Die beiden Ortsbeiratsfraktionen wollen ihren Brief an die Familienministerin nicht als bloßen Appell verstanden wissen. "Wir erwarten von Frau Blaul eine konkrete Antwort zu jedem unserer Vorschläge", sagt Grünen-Mitglied und Kinderbeauftragte Christine Schwab: "Unser Schreiben soll vorbeugen, damit in Höchst nicht die gleichen Fehler wie in Schwalbach und Eschborn gemacht werden." leo

Mit Motorrad vom Weg abgekommen

BAD ORB. Schwere Verletzungen hat sich am Dienstagabend ein 26jähriger bei einem Unfall mit dem Motorrad zugezogen. Der junge Mann war aufgrund eines Fahrfehlers, so der Polizeibericht, auf der Spessarthöhenstraße zwischen Villbach und der Wegscheide in einer Linkskurve nach rechts abgekommen. Die Maschine prallte gegen eine Leitpfahl und rutschte etwa 20 Meter die Böschung entlang.

Der Fahrer aus dem bayerischen Raum mußte ins Krankenhaus transportiert werden, am Motorrad entstand 7000 Mark Schaden. jan

Kleine Lokalrundschau

Zuschuß für Skiclub SELIGENSTADT. Der Skiclub Seligenstadt erhält von der Stadt einen Zuschuß von fast 6000 Mark, um seine Ausrüstung zu verbessern. Das hat der Magistrat beschlossen.Sport- und Kulturausschuß tagt SELIGENSTADT. Der Sport- und Kulturausschuß des Stadtparlaments befaßt sich am Dienstag, 4. August, 19 Uhr, im Rathaus unter anderem mit den Plänen, den Parkplatz am Sportzentrum "Zellhäuser Straße" ausbauen. Das Tiefbauamt hat einen Entwurf vorgelegt, um den Platz kostengünstiger als ursprünglich vorgesehen anlegen zu können. Nach Angaben des Ersten Stadtrats Harmut Wurzel müssen 70 000 Mark investiert werden. Geburtsvorbereitung DIETZENBACH. Jutta Steinkopf leitet einen Kurs zur "Geburtsvorbereitung mit Partner" in der Kindertagesstätte an der Weiherstraße 22. Beginn ist am Montag, 10. August, 19.30 Uhr. Darauf weist die Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt hin. Orthopädisches Turnen DIETZENBACH. Orthopädisches Turnen für Hausfrauen und Berufstätige! Der Kurs der örtlichen Familienbildungsstätte beginnt am Mittwoch, 5. August, 18 Uhr, in der Alten Schule an der Darmstädter Straße 33. Mit der Jugendpflege nach Berlin SELIGENSTADT. Die städtische Jugendpflege plant für das Wochenende (15. bis 18. August) eine Bildungsreise nach Berlin. Teilnehmen können 16- bis 22jährige. Das Motto der Tour: "Berlin - durch das Auge der Kamera". Vom 10. August an können sich die junge Leute bei Iris Knies oder Thomas Heilos in der Jugendbildungsstätte (87166) anmelden. Als Unkostenbeitrag wird 70 Mark verlangt.Flohmarkt erst am 8. August DIETZENBACH. Der Flohmarkt vor dem Dietzenbacher Rathaus wird von Samstag, 1. August, auf Samstag, 8. August, verschoben. Die Freizeithändler können von 8 bis 12 Uhr ihren Trödel feilbieten. Sprechtag des Versorgungsamtes DIETZENBACH. Der nächste Sprechtag des Versorgungsamtes Frankfurt für behinderte und alte Bürgerinnen und Bürger der Stadt Dietzenbach ist am Dienstag, 11. August, 14 bis 18 Uhr, im Sozialamt in Dreieich-Spendlingen (Pestalozzistraße 1).

Die Übersetzungklausur begann zwanzig Minuten nach der angegebenen Zeit, da der Prüfer erst zur Prüfungszeit erschien und auch die Personalien der kontrollierenden Helfer erst ca. 5 bis 10 Minuten vor Prüfungszeit zugegen waren. Die gleiche Pünktlichkeit war auch am zweiten Tag zu beobachten. An beiden Tagen wurden wir Prüflinge zwar auf die Folgen von Täuschungsversuchen hingewiesen, die Klärung der Organisation der Toilettenbesuche wurde allerdings immer während der Prüfung vorgenommen. Dies allerdings auch nur deshalb, weil sich besonders am zweiten Tag Schlangen bis zu sechs Personen bildeten, die dann bis zu zwanzig Minuten ihrer Prüfzeit darauf verwandten, auf einen Gang zur Toilette zu warten. (Die "Anwärter" mußten ihren Namen angeben und dann warten, bis der Vorgänger wieder zurückgekehrt war.)

Des weiteren wurde vor der Prüfung mit keinem Wort erwähnt, wie die Benotung der Prüfung ablaufen werde bzw. bis wann sie voraussichtlich abgeschlossen sein könne und die Ergebnisse vorliegen würden.

Am Tage der Fragen zum Lektürekanon hatten diejenigen, die sich auf Verständnis- und Zusammenhangs- bzw. Überblicksfragen vorbereitet hatten, einen schweren Stand. Mein Prüfungsteil zur Vorlesung (20. Jahrhundert amerikanische Literatur) enthielt eine weitere Übersetzung mit Erläuterungsfragen zu einem Autor und weitere Fragen, aus denen fünf ausgewählt und beantwortet werden mußten. Dies waren sehr spezifische Fragen nach Autoren- und Werksnamen. Die Fragen zum Lektürekanon (eine Auswahl englischer und amerikanischer Werke aus Drama, Prosa und Lyrik sollte vorher gelesen worden sein) bezogen sich auf Autoren- und Werksnamen, Inhalt und Namen von Personen und Plätzen o. ä. aus den einzelnen Werken. Nur um ein Beispiel zu nennen: Die Frage zu Shakespeares Hamlet lautete: "Wo hat Hamlet studiert?" Im allgemeinen waren dies sehr spezifische Fragen, die mit englischer und amerikanischer Literatur, ihrer Bedeutung und Entwicklung sehr wenig Zusammenhang haben.

Ich persönlich empfand diese Fragen als Beleidigung an mich und an meine Studienarbeit in den vergangenen fünf Semestern. Die Fragen dieser Zwischenprüfung waren besonders gut zu beantworten, wenn die Vorbereitung mit zusammenfassender Sekundärliteratur, wie z. B. den York-Notes, geschehen war. In diesen "Notes", die in der Fachbereichsbibliothek kaum vorhanden sind und daher persönlich angeschafft werden mußten, sind die Antworten zu solch spezifischen Fragen herausgefiltert. Das heißt, daß Prüflinge, die solche Hefte auswendig lernen, eine solche Art von Zwischenprüfung bestehen und Prüflinge, die versuchen, sich in die Literatur einzulesen und sie zu verstehen, keine Chance haben. Im Zusammenhang mit der Kritik an der heutigen Studentenschaft, bei der häufig das scheuklappenartige Auswendiglernen ohne Erkennen von Zusammenhängen moniert wird, könnten Sie sich als Prüfungsvorstehende und Fachbereichsleitende vielleicht auch Gedanken machen, ob ein solches Verhalten nicht durch solch lächerliche Prüfungen herausgefordert wird.

Aus dem "offenen Brief" der Studentin Anke Scholz an den Vorsitzenden des Prüfungsamtes der Universität Gießen.

Betrunkener Mann verletzte Polizisten

BAD SODEN-SALMÜNSTER. Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, Körperverletzung und Trunkenheit im Straßenverkehr wirft die Polizei einem 32jährigen aus Bad Soden-Salmünster vor, den Beamte am Dienstag abend nur unter erschwerten und schmerzlichen Begleiterscheinungen zu einer Blutprobe bewegen konnten.

Ein verärgerter Nachbar hatte die Polizei verständigt, als der Mann den Angaben zufolge gegen 22.45 Uhr polternd heimkehrte und dabei mit seinem Wagen eine Mülltonne und ein Kleinkraftrad umstieß.

Als die Streifenbeamten einen Alkoholtest vornehmen wollten leistete der 32jährige heftigen Widerstand. Einer der Polizisten wurde an der Schulter verletzt, als es dem Randalierer noch einmal gelang, sich kurzfristig aus dem Streifenwagen zu befreien, in dem er später zurBlutprobe gebracht wurde. .

Ein junger Mann hatte die Tür von außen geöffnet. Die Polizei will prüfen, inwieweit er dafür zu belangen ist. jan

FR-mobil bei den Jugendtreffs am "Türmchen" in Oberreifenberg und am evangelischen Gemeindezentrum in Arnoldshain Raumnot eint die Gruppen Enttäuschung herrscht vor Von Claudia Nenninger

SCHMITTEN. Dienstag abend in Schmitten. Das FR-mobil fuhr ohne große Ankündigung an zwei dorfbekannten Jugendtreffpunkten vor: am "Türmchen" neben dem Bassenheimer Hof in Oberreifenberg und am evangelischen Gemeindezentrum in Arnoldshain. Die FR wollte von den Jugendlichen wissen: Was macht Ihr in Eurer Freizeit? Seid Ihr zufrieden mit den Schmittener Möglichkeiten? - Die Oberreifenberger, der "katholische Jugendclub", und die Arnoldshainer, das "JuZ", schienen auf den ersten Blick zwei ganz unterschiedliche Gruppen zu sein. Doch im Gespräch zeigte sich rasch, daß beide ein gemeinsames Problem haben: Es fehlt ein richtiger Jugendtreff.

Treffpunkt "Türmchen": Im Sommer ist in Oberreifenberg für die rund zwanzig "Club"-Mitglieder Freiluftsaison. In dieser Zeit ist ihr "Jugendraum" im Keller des Pfarrhauses neben der Kirche abgeschrieben. "Das ist ein Kellerloch, ziemlich feucht", sagt der ehemalige Jugendsprecher des Clubs, Stefan Berbott. So stehen die Jugendlichen am Dienstag, wie jeden Abend, mit ihren Autos und Motorrädern am "Türmchen" herum: "Wir versuchen uns zu einigen, wo man hinfahren könnte", erklärt Stefan. Im Sommer haben sie die Wahl: zur Eisdiele nach Königstein oder Neu-Anspach, zum Fußballspielen nach Oberems oder zum Grillen ins Weiltal.

Im Winter sind alle froh über den Unterschlupf im Pfarrhauskeller: "Es ist besser als gar nichts", meint Christof Waldschmitt, der Nachfolger von Stefan. Mittwochs, freitags und an Wochenenden steht ihnen der Raum ab 19 Uhr offen. Wie lange noch, ist ungewiß. "Wenn der neue Gemeindereferent mit seiner Familie einzieht, müssen wir raus", befürchten die 17- bis 19jährigen.

Die Gruppe ist bereits die zweite Generation im "Jugendraum". Für Stefan, Christof und ihre Freunde ist ein Raum "absolut nötig - vor allem im Winter". Von dem Projekt "Blockhütte", das schon seit Jahren in Schmitten - auch im Gemeindeparlament - diskutiert wird, haben sie noch nie etwas gehört. Das Holzhaus soll neben dem Schwimmbad errichtet werden. Von der Idee sind die Oberreifenberger sofort begeistert, obwohl sie die Hütte lieber in ihrem Ortsteil hätten: "Die Gemeinde bräuchte nur das Geld bereitzustellen. Aufbauen könnten wir sie ganz allein", findet Stefan. Und die Freunde nicken.

Treffpunkt evangelisches Gemeindezentrum: Hier sitzt eine Gruppe 20- bis 30jähriger gemütlich auf der Bank vorm Haus zusammen. "Wir sind die Initiative, die für alle Schmittener Jugendlichen einen Raum kriegen wollte", erzählt Markus Ebert. Voller Begeisterung und Elan machten sie sich vor fünf Jahren an die Arbeit. Heute ist keines der zehn Mitglieder mehr aktiv. "Wir haben es abgewürgt gekriegt. Die Verarscherei durch die Gemeinde macht man ein paar Mal mit, dann hat man die Nase voll", sagt Markus. Immer wieder seien sie von Bürgermeister Braun und schon dessen Vorgänger von Sitzung zu Sitzung vertröstet worden. Markus nahm sich mehrmals Urlaub, um bei der Gemeindeverwaltung einen Termin wahrzunehmen. "Zweimal passierte es mir, daß mein Gesprächspartner außer Haus war." Als sie das letzte Mal beim Bürgermeister nachfragten, erhielten sie ihren Aussagen nach die Antwort: "Ich habe euch ganz vergessen und jetzt keine Zeit. Kommt wieder!" Das war im vergangenen Jahr, seitdem gehen sie nicht mehr zur Gemeinde.

Die jüngste Enttäuschung: Die Holzhütte, eine Schenkung der DLRG Wiesbaden, die die Schmittener Rettungsschwimmer gemeinsam mit den Jugendlichen neben dem Schwimmbad in diesem Frühjahr aufbauen wollten, sei beim Abbau so "planlos" zersägt worden, daß sie nicht mehr zu gebrauchen sei. Sie regen sich kaum noch darüber auf. "Wir sind mittlerweile mobil und nicht mehr auf Schmitten angewiesen", meint Peter Hoft. Hauptthema Dienstag abends: "Wohin fahren wir am Wochenende?"

Der Blonde mit dem roten Auto Motorenknattern kündigt die Jugendclub-Mitglieder an

SCHMITTEN. Christof und Stefan stehen am "Türmchen", dem allabendlichen Treffpunkt der Oberreifenberger Jugend. Gleich gegenüber ist die Dorfkirche - es ist 19 Uhr, Zeit für den Kirchgang. Die beiden gehören zum katholischen Jugendclub, aber in die Kirche gehen sie für gewöhnlich nicht.

Plötzlich steht ein rotes Auto an der Ecke und genauso plötzlich verschwindet der blonde Insasse wieder mit seinem Gefährt. "Der kommt gleich wieder!" Laut knattert der nächste fahrbare Untersatz den Berg rauf, eine 80er. Was denn, noch kein Auto? "Ich bin erst 17", erklärt David Dinges, "aber ich bin gerade auf dem Weg in die Fahrschule, um mich anzumelden!" Er ist aus Niederreifenberg. Obwohl er es dort natürlich viel besser findet - Grinsen in Richtung der Oberreifenberger Freunde - fährt er doch abends "von unne hoch". Nein, katholisch ist David nicht, aber im katholischen Jugendclub macht er schon mit.

Mittlerweile scheint der Blonde mit dem roten Auto wieder zurück. Nein, es ist ein anderer Wagen. Zwar rot, aber er macht mehr Krach - und tiefergelegt ist er außerdem. Der Fahrer schaut interessiert zum "Türmchen", braust dann aber mit lautem Getöse davon. Zustimmendes Gebrummel kommt auf, als gleich darauf ein Motorrad um die Ecke biegt: "Jetzt müßt Ihr noch ein Bild machen, er hat das beste Motorrad." Mittlerweile ist auch der (erste) Blonde mit dem roten Auto wieder da, Ingo heißt er.

Aus dem Haus gegenüber schlendert ein Sonnenbebrillter rüber. Er ist eigentlich nicht mehr im katholischen Jugendclub, ist ihm zu langweilig. Was er denn statt dessen macht? "Video schauen", witzeln die anderen. Carsten mit der coolen Sonnenbrille gibt keine Antwort.

In Oberreifenberg kennt jeder jeden; wer im Auto vorbeifährt, bremst kurz ab, hebt grüßend die Hand und fährt weiter. Auch die Mädchen . . . Aber warum sind hier beim Treffpunkt keine Mädchen? Die Jungs grinsen, schauen unter sich: "Eigentlich gehören schon auch drei oder vier Mädchen zu der Gruppe." Aus Niederreifenberg.

Von der Oberreifenberger Frauenwelt scheinen die jungen Männer wenig angetan zu sein. Und wer eine Freundin hat, kommt sowieso nicht mehr zum "Türmchen" - erst wieder "wenn's vorbei ist."

LISA SCHMELZER

Radio und Telefon aus Jeep ausgebaut

KÖNIGSTEIN. Im Kastanienweg in Mammolshain wurde in der Nacht zum Mittwoch ein Jeep aufgebrochen. Gestohlen wurden das Autoradio mit Verstärkern und das Autotelefon.

Die Polizei in Königstein, Tel. 1035, hofft, über Hinweise dem Dieb auf die Spur zu kommen. w

Pathétique Noch ein früher Aki Kaurismäki: "Calamari Union"

FRANKFURT A. M. Zuerst die gute Nachricht: der Film dauert knapp 80 Minuten. Jetzt die bessere: es treten mehr hübsche Frauen auf als in allen anderen Aki-Kaurismäki-Filmen zusammen (etwa drei bis vier). Aber schon hier, 1985, in seinem schätzungsweise zweiten längeren Opus (der Frankfurter Pandora-Verleih veranstaltet gegenwärtig mit dem Frühwerk des Finnen eine Art Sommer-Ramschaktion), ist er ganz er selbst: trist, ja trostlos; kauzig, ja komisch; langweilig, ja öde. Nichts, nirgends, niemand, nie:Jedesmal aufs Neue scheint Kaurismäki dieses poetengezupfte Kleeblatt totalen Aus-der-Welt-gefallen-Seins im Kino sichtbar machen zu wollen; und zugleich glaubt man im Hintergrund das rotzige Lachen eines "Dennoch!" zu hören.

In "Calamari Union" macht sich eine Vielzahl junger Männer auf, das unselige Helsinki zu verlassen und das mutmaßlich gottselige Eira anzusteuern, wie eine fiktive Stadt eines schimärenhaften Deutschland heißt, das gleich überm Meer hinter Lettland - welches allenfalls für eine Notwasserung akzeptiert wird - sich auftun muß wie eine Oase in der Wüste. Da dies ein Film ohne Handlung aus dem Geist des Post-Existenzialismus und der Schwarzen Serie des Gangsterkinos ist, der angehende Meister also viel Angedautes von sich gibt, kommt es jedoch weniger auf den Inhalt als auf die Stimmung an. Und die ist superb trostlos.

Im Frühwerk eines französischen Filmregisseurs heißen alle Jungen Patrick, was immerhin interessant klang. Bei kaurismäki heißen (fast) alle Männer bloß Frank und sind alles andere als frei, weil zwanghaft auf der Flucht vor niemand anderem als sich selbst, begegnen sie doch immer nur Ihresgleichen und Gleichnamigen. Der vehement begonnene Aufbruch bleibt auf den ersten Kilometern stecken, die Truppe streunt durch lemurige U-Bahn-Schächte, es entsteigen ihre Mannen der Straßenkanalisation oder fallen von Bäumen, auf denen sie nächtigten. Sonnenbrillen glitzern im Zigarettenqualm, müde Männer machen miese Mienen, Leichen pflastern ihren Weg: die eigenen.

Zwei kommen durch und schaukeln am Ende doch nur in einer Nußschale im trüben Wasser am Stadtrand. Auf der Untergrundbahn ihrer Eigenwahrnehmung und Weltverarbeitung verkehren diese Selbst-Eingeschlossenen immer im Kreis zwischen Vorstadt und Hafen, sie gewinnen keinen Meter Boden außerhalb und verlieren bei jeder Fahrt einen der ihren. Das gelobte Eira bleibt hinterm Horizont, ein paar Jahre später jedoch buchstabiert Kaurismäki das Wort rückwärts und dreht "Ariel", durch dessen obligatorischen Grauschleier Poesie und Märchenglück schimmern. In "Calamari Union" hantiert er nur so herum mit dem, was ihm an Gelesenem und Gesehenem durch den Kopf schießt und auf die Leinwand drängt.

Gehört hat er seinerzeit jedenfalls viel Tschaikowsky, wie sich auch der Musikuntermalung eines russischen Stummfilmausschnitts godunowsch-rasputinesker Prägung entnehmen läßt. Er wird im Original mit kyrillischen Untertiteln eingespielt, welche wiederum finnisch untertitelt sind, weshalb auf die deutschen Untertitel in dieser Sequenz verzichtet wurde, weil sonst das Bild buchstäblich vernichtet worden wäre. Das ist die komischste Stelle von "Calamari Union", wir haben herzlich gelacht, ganz ohne Befürchtung, ignorant einen Stilbruch begangen zu haben. - (orfeo) HS

Olympiaprogramm

Donnerstag, 30. Juli

FECHTEN, Entscheidung, Florett- Einzel Frauen (20.00 Uhr).

GEWICHTHEBEN, Entscheidung, bis 75 kg (18.30 Uhr).

HANDBALL, Vorrunde u.a. Deutschland - Nigeria, Frauen (10.00 Uhr).

HOCKEY, Vorrunde, u. a. Australien - Deutschland, Männer (18.00 Uhr).

JUDO, Entscheidungen bis 61 kg der Frauen (22.22 Uhr), bis 78 kg der Männer (22.28 Uhr).

REITEN, Entscheidung Military (17.00 Uhr).

RINGEN, Entscheidungen 57, 62, 82 und 90 kg.

SCHIESSEN, Entscheidungen Sportpistole Männer (14.00 Uhr), KK- Dreistellungskampf Frauen (12.30 Uhr).

SCHWIMMEN, Entscheidungen 200 Meter Schmetterling Männer, 200 Meter Lagen der Frauen, 50 Meter Freistil der Männer, 800 Meter Freistil der Frauen, 100 Meter Rücken der Männer, 4x100 Meter Lagen der Frauen (ab 18.00 Uhr).

TURNEN, Entscheidung, Achtkampf Einzel Frauen (20.00 Uhr).

FERNSEHEN: Das ZDF überträgt heute die Olympischen Spiele live von 9.00 bis 0.15 Uhr. - Rund um die Uhr berichtet auch EUROSPORT von den Sommerspielen.

Wieder Ärger mit dem Führerbunker in Berlin

Es gibt mal wieder Ärger in Berlin über die angemessene Art der Vergangenheitsbewältigung. Zwar ist vom Führerbunker, von dem aus Adolf Hitler im April 1945 den Irrsinn des Krieges bis zu seinem Selbstmord immer noch weiter verlängerte, kaum noch etwas übriggeblieben. Die DDR-Behörden haben die Festung unter der alten Wilhelmstrasse längst weggesprengt, so gut es ging. Schon ein bißchen mehr Sprengkraft hätte die umliegenden Plattenbauten gefährdet. Aber das restliche, weitverzweigte Labyrinth aus Unterkünften der "SS Leibstandarte Adolf Hitler" auf dem Brachland zwischen Brandenburger Tor und Potsdamer Platz existiert noch, nach der Wende ist es wiederentdeckt worden; bis dahin war das gesamte Areal durch zwei weit auseinandergezogene Mauerstreifen flankiert und "gesichert": Die DDR-Führung wollte unter allen Umständen verhindern, daß durch die unterirdischen Gänge Menschen den Weg in den Westen finden könnten. Wer bis November 1989 die stets übervölkerte Zuschauerplattform am Potsdamer Platz betrat, sah allenfalls ein kleines Pickelchen aus einem plattgemachten Schußfeld herausragen. Auch der markierte nur einen unvollkommenen Orientierungspunkt für das weitgreifende unterirdische Maulwurfgeflecht von Gängen und Räumen. Genau gewußt haben es nur wenige, nachdem die Sowjets bei Kriegsende die Löcher ohne viel Nachdenken hatten zuschütten lassen.

Inzwischen ist die unterirdische Fundsache aus dem Jahr 1990 wissenschaftlich aufgearbeitet. Die katalogisierten Objekte reichen von halb zerfallenen Etagenbetten, Weinflaschen, mit Hakenkreuzen verzierte Besteckteile. Alles ist aus dem modrigen Untergrund in Sicherheit gebracht worden. Man hat also ein paar Anhaltspunkte, wie Hitlers Leibgarde, die vermeintliche Elite unter den Eliten, die letzten Wochen verbrachte, ehe auch sie flüchtete. Nichts Überraschendes dabei.

Man hat den zuletzt gefundenen Bunkerteil inzwischen auch ordnungsgemäß vermessen. Aber alles hat man nicht ans Tageslicht befördern können. Hitlers Fahrertruppe nämlich hat seinerzeit ihrer Phantasie freien Lauf gelassen und ihre völkischen Wunsch- und Wahnvorstellungen flächendeckend auf den Betonwänden hinterlassen. An einer Tür der Spruch: "Mannbilder gibt es viele, richtige Kerle wenige". Drinnen Graffiti, angefangen vom stilisierten deutschen Adler bis zur arischen Maid und Mutter, vom emsigen Landsmann bis zum großen Krieger, Jung-Siegfried nicht zu vergessen. Lauter Klischee-Müll mithin.

Wandmalereien freilich lassen sich nicht transportieren. Alfred Kerndl, Direktor des Archäologischen Landesamtes in Berlin, hat vorgeschlagen, das unterirdische Labyrinth als "begehbares Denkmal" der Nachwelt zugänglich zu machen.

Er hat damit einen Sturm der Entrüstung ausgelöst, vor allem aus der wahrscheinlich nicht unberechtigten Befürchtung heraus, hier könne ein "brauner Wallfahrtsort" entstehen, ähnlich Hitlers "Berghof" bei Berchtesgaden.

Es ist ja sonst an Symbolträchtigem aus dem "Dritten Reich" nicht viel übriggeblieben in der Hauptstadt.

Kerndls Konzept erscheint politisch nicht durchsetzbar. Andere Vorschläge zielen dahin, die gesamten NS-Grüfte originalgetreu im Deutschen Historischen Museum zu rekonstruieren. Aber was lehrte uns das? Die Fresken an den Wänden der Kellerräume geben keine bislang unentdeckten Auskünfte über nationalsozialistisches Gedankengut, sie bilden allenfalls eine Art Zusammenfassung der SS-Befindlichkeit selbst noch in der Endphase. Warum kann man die "Kunstwerke" nicht einfach abfotografieren, dokumentieren und dann das gesamte Bunkersystem zuschütten mit dem reichlich vorhandenen märkischen Sand?

OTTO JÖRG WEIS (Berlin)

Eröffnung des "Zeitlos am Altstädter Markt"

HANAU. Zur Eröffnung des "Zeitlos am Altstädter Markt" lädt das Café für Samstag, 1. August, ein.

Um 10 Uhr beginnt der Betrieb in dem umgebauten Laden gegenüber dem Goldschmiedehaus. Angekündigt ist ein Programm mit Kleinkunst, Musik und für das leibliche Wohl der Gäste ist ebenfalls gesorgt. jur

Eingemeindung vertuscht Sonderstempel und Postkarten zum Stedter Jubiläum

OBERURSEL. Kunden der Stedter Post, Alter Weg 17, können von Montag bis Mittwoch, 3. bis 5. August, ihren Briefen und Karten einen besonderen Stempel aufdrücken lassen.

Und das verdanken sie zunächst einmal Oberstedtens Ortsvorsteher Roland Bohn (CDU). Er hatte die Idee, zum dreifachen Jubiläum - urkundliche Ersterwähnung vor 1175 Jahren, 25 Jahre Taunushalle und 20 Jahre Eingemeindung werden 1992 begangen - einen Sonderstempel anfertigen zu lassen.

Die Post spielte mit - die über 1000 Mark, die die Stempelaktion kostet, kamen durch Spenden von Stedter Geschäftsleuten, Vereinsringmitgliedern und Bürgern zusammen.

Die Absender müssen dafür nichts extra zahlen, wenn sie ihre Post an den genannten drei Tagen in den eigens im Schalterraum aufgestellten Sonderkasten stecken. Papierene Botschaften, die darin landen, werden automatisch mit Jubiläumsstempel versehen.

Der gelbe Dienst beordert dafür extra eine zweite Angestellte nach Oberstedten. Besonders viele Grußbotschaften dürfte sie am Dienstag aus dem Sonderkasten fischen. Der 4. August nämlich ist der Jahrestag der dokumentierten Ersterwähnung.

Das in Gummi geprägte Stempelmotiv zeigt neben dem Stedter Wappen mit Hufeisen links und rechts ein vierblättriges Kleeblatt. "Sie stehen für den Ortsteil im Grünen", erläutert Bohn.

Darunter ist zu lesen "1175 Jahre Ersterwähnung" und "25 Jahre Taunushalle". Die Vorgaben der Post ließen es laut Bohn nicht zu, an alle drei Jubiläen gleichzeitig zu erinnern. Der Ortsvorsteher schmunzelt: "Und da haben wir Stedter uns entschieden, die Eingemeindung wegfallen zu lassen." Wer einen von vorne bis hinten aktuellen Oberstedter Jubel-Gruß loswerden möchte, kann am Dienstag eine neue Ansichtskarte des Oberurseler Stadtteils abstempeln lassen.

Sie wird seit der Kerb von den Stedter Vereinen für eine Mark vertrieben und zeigt neben dem Neubaugebiet "Alte Höfe", dem Feuerwehrgerätehaus und der Reformhaus-Fachakademie auch das Bierlokal "Zum Bojo" in der Hauptstraße. Sein Inhaber Rolf Schaller hat die Karte gesponsert und verkauft sie ebenfalls.

Auch sie geht auf einen Einfall Bohns zurück. Bei den Recherchen zur Jubiläumsausstellung sei er für jedes 50 oder 100 Jahre alte Dokument dankbar gewesen, auch für Postkartenansichten. "Bei der 1200-Jahr-Feier können andere auf unsere Karte zurückgreifen", hat er sich gedacht.

Deshalb seien bewußt Motive ausgewählt worden, die bisher noch nicht auf Ansichtskarten gebannt wurden. Von den 3000 Exemplaren dürfte mit Sicherheit eins ins Stadtarchiv wandern. mk

Der Generalinspekteur hat die "out-of-area"-Grenzen schon längst sprachregelnd weggesprengt

General a. D. Schmückle ist empört: ". . . es ist einfach völlig neu, was die Bundesregierung macht. Sie schickt Soldaten in ein Kriegsgebiet, das hat es bisher noch nicht gegeben." General Schmückle irrt (FR vom 23. 7. 1992 "Mir macht diese Sprache Sorge, die in Deutschland aufkommt").

Genau das haben uns politische und militärische Führer mit den Soldaten der Bundeswehr schon im Golf-Krieg Anfang 1991 vorexerziert. Ein Blick in die dort wiederbelebte Sprachwelt der Bundeswehr, deren Sprachrohr Schmückle als Pressereferent des Ministers Strauß einst war, läßt an den Zusammenhängen wenig Zweifel. Es gilt:

"Ein Kriegsgebiet umfaßt das Staatsgebiet der Kriegführenden, ihre Hoheitsgewässer, die Hohe See, . . . den Luftraum über diesen Gebieten und den Weltraum." So steht es in der Heeresdienstvorschrift "Rechtsgrundlagen für die Truppenführung" (HDv 100/600, Nr 409). Nach derselben Vorschrift waren alle Angriffe der Luftwaffe der Alliierten "Gewaltmaßnahmen, die in einem internationalen Konflikt eine Partei gegen die andere Partei . . . mit militärischen Machtmitteln durchsetzt", selbstredend auch alle Angriffe, die von türkischem Boden aus geflogen wurden.

Hierauf die Nr. 406 der Vorschrift anwendend, hat es sich bei den Angriffen zweifellos um "Kampfhandlungen zur Ausschaltung der feindlichen Streitkräfte einschließlich ihrer Anlagen und Einrichtungen sowie zur Ausschaltung sonstiger Ziele (gehandelt, d. V.), die ihrer Natur nach von allgemein anerkannter militärischer Bedeutung sind". Sie waren also "Kriegshandlungen".

Und Nr. 409 bestimmt: "Kriegshandlungen sind nur im Kriegsgebiet erlaubt." Unzweifelhaft waren die Kampfhandlungen der Alliierten auch "erlaubt", nämlich von der UNO.

Und unzweifelhaft haben die Alliierten vom Territorium der Türkei aus in den Krieg hinein gehandelt. Nach Darstellung der Österreichischen Militärzeitschrift waren allein schon am 20. 1. 1991 "246 Einsätze aus der Türkei gemeldet" worden.

Mithin dürfte auch kein Zweifel daran bestehen, daß die Türkei Kriegsgebiet im Sinne des Völkerrechts war.

Auch die rein militärische Begriffswelt deckt diese Sicht. Nach dem von einem Offizier mit Generalstabsausbildung verfaßten, einschlägigen "Lexikon zur Sicherheitspolitik" (Ernst Lutz, München 1980, S. 156) umfaßt das Kriegsgebiet das "Staatsgebiet der Kriegführenden".

Folgen wir dieser Definition, so sind zum Kriegsgebiet alle Staatsgebiete aller Mitglieder der Allianz zu rechnen. Doch wird nicht in allen Staatsgebieten eines Kriegsgebietes auch geschossen.

Deshalb unterscheidet dieselbe Quelle vom Kriegsgebiet nun noch den Kriegsschauplatz. Hierunter wird die "nach militärpolitischen und -strategischen Gesichtspunkten vorgenommene Ordnung des Raumes im Kriegsgebiet in eine rückwärts gelegene Verbindungszone und eine feindwärts gelegene Kampfzone" verstanden.

Nach dieser Definition muß das Territorium der Kriegspartei Türkei sogar in den Kriegsschauplatz eingerechnet werden. Denn von türkischem Boden aus haben hier mit Waffen beladene Kampfflugzeuge in die Kampfhandlungen in der Kampfzone eingegriffen. Sie haben aus der rückwärtigen Verbindungszone, wenn nicht gar aus der rückwärtigen Kampfzone heraus militärisch operiert.

Und hier war es zugleich, wo die NATO in voller Absicht, also nicht zufällig, ihre Eingreifstreitkraft postiert hatte - einschließlich der deutschen Soldaten.

Der vom amerikanischen Verteidigungsministerium dem Kongreß vorgelegte Abschlußbericht "Conduct of the Persian Gulf War" macht da keine Unterschiede: "Während der Phase II (Desert Storm, d.V.) hat die NATO ihre Unterstützung (der Golf-Allianz, d. V.) ausgeweitet. Das Defense Planning Committee und das Military Committee hat die NATO in erhöhtem Alarmzustand gehalten, mit 43 ausgelösten Alarmmaßnahmen . . . der bei weitem höchste Alarmierungszustand der NATO seit Einrichtung ihres Alarmierungssystems. In der Mittelmeer-Region hat ein NATO-Informationssystem die Überwasserschiffe, ein NATO-Frühwarnsystem und auf Satelliten-Kommunikation angewiesene Kontrollzentren . . . untereinander verbunden.

Die Alliierte Eingreifstreitkraft Europa (Luftwaffe), die aus 60 Flugzeugen (Alpha Jet, Mirage, RF-104, F-15, E-3A), aus Luftverteidigungskräften (Patriot, I-Hawk, und Roland) aus Belgien, Deutschland, Italien, den Niederlanden, der Türkei und den USA und aus NATO-Frühwarnflugzeugen bestand, hat in fünf türkischen Basen als Abschreckung operiert, mehr als 1600 Flüge haben sie ausgeführt . . ."

Unumwunden reiht der Bericht sie alle ein in die Menge der "mutigen und entschlossenen Helfer aller Nationen, die sich so harmonisch aufeinander eingestellt haben und die gemeinsam so tapfer gekämpft haben" (Übersetzung d. V.). Die Deutschen nimmt der Bericht keineswegs aus.

An all dem hat sich die Bundesrepublik Deutschland und hat die Bundesrepublik die Bürger damals - sprachlich gekünstelt - vorbeigelotst, indem sie glauben machen wollte, die NATO sei nicht im Krieg, und die Türkei sei nur NATO und darum seien die, auch die deutschen Soldaten, in der Türkei weder im Kriegsgebiet, noch im Krieg.

Wer dies alles im Sinn, nun aber offenen Ohres hinhört und die gegenwärtige Rekultivierung eines Militär-Normalismus von den parlamentarischen Rednerpulten mitschneidet, der wird Schmückle dann doch beipflichten und sagen müssen: Die Sprache, die wir jetzt vernehmen, es ist die Sprache von Politikern- möchte-gern-Soldaten wie von Soldaten- möchte-gern-Politikern. Es ist die Sprache der Gerne-groß-Deutschen, die die Welt am deutschen Wesen genesen sehen wollen - eben auch wieder militärisch. Es ist die Sprache der Normalität in Souveränität, in der Militär nun endlich nicht mehr hinterfragt gehört.

Es ist die Sprache des Ausstiegs aus "Verteidigung" und des Einstiegs in "Intervention", wie Reinhard Mutz im Friedensgutachten 1992 zutreffend herausarbeitet. Es ist die Sprache der Aufhebung der eben erst durch Wiedervereinigung vergrößerten und doch geographisch so beengenden bundesrepublikanischen Begrenztheit - hinein in die Borniertheit der "Krieg-als-Mittel-Politik".

Es ist nicht zuletzt auch die Sprache der Aufkündigung der Treue des Eidnehmers - des Dienstherren - gegenüber den über 4 Millionen Eidgebern seit Bestehen der Bundeswehr - den Soldaten. Hierin ist es die Sprache der Absage an die seither begründeten, bundeswehreigentümlich defensiven Traditionen. Und hierin ist es die Sprache der Entgrenzung der Grundpflicht des Soldaten. So hat kein Rangniedrigerer als der Generalinspekteur - im Mai in Leipzig - vor allen Kommandeuren, die "out-of-area"- Grenze schon längst sprachregelnd weggesprengt, - und kein Kanzler, kein Minister hat ihn zur Ordnung gerufen, und kein Gedächtnis hat ihn dem eigenen Eid erinnert. Auf die selbst gestellte Frage, "ob ein Einsatz außerhalb Deutschlands von unserem Eid gedeckt ist", hat er bestimmt: "Für unsere heutige Diskussion in der Bundeswehr ist . . . entscheidende Grundlage, daß es eine begrenzte Reichweite von Eid und Gelöbnis nicht gibt".

Wahrhaftiger und bescheidener wäre gewesen, wenn der Generalinspekteur zu sagen gewagt hätte, daß es für ihn (!) eine begrenzte Reichweite des Soldateneides nicht mehr (!) gibt. Denn daß es sie gegeben hat, über 35 Jahre, kann in den unzähligen Selbstzeugnissen der Bundeswehr nachlesen wer immer und wo immer er will. Will der Generalinspekteur sie lieber ungesagt und ungeschrieben machen? Unverständlich ist vor allem: Wie kann er, der vorausführen muß, zur "Normalität" eines Gehorsams ohne Grenzen zurück (!) wollen? Wie kann er, der die über vier Millionen Eidgeber als höchster Soldat fürsorglich (!) gegenüber dem Eidnehmer vertritt, der Politik vorauseilend, den Eid einseitig aufkündigen?

Wilhelm Nolte (Oberstleutnant), Hamburg

Hoher Schaden bei Auffahrunfall

STEINBACH. 80 000 Mark Schaden registrierte die Polizei, als ein Autofahrer am Dienstag gegen 15.40 Uhr auf der Bahnstraße nicht rechtzeitig bemerkte, daß das Auto vor ihm verkehrsbedingt angehalten hatte. Er fuhr auf und schob den Wagen auf das davor stehende Fahrzeug.

Die nicht angeschnallte Fahrerin im mittleren Wagen erlitt leichte Verletzungen, heißt es im Polizeibericht. w

Kindergärten sind eine Gemeinschaftsaufgabe

Viel zu einfach macht sich der Kommentator (FR vom 28. 7. 1992 "Der Wert der Kinder") seine Sache, wenn er die Gemeinden mit Schlagwörtern wie "der Bau einer neuen Straße wird (den Gemeinden) wichtiger sein, als der eines neuen Kindergartens". Auch das Jugendministerium bringt einige Pauschalaussagen, die sich zum Teil selbst widersprechen (1990 22 500 Kindergartenplätze mehr als 1975, einige Zeilen darunter wird von dem Platzabbau zwischen 1975 und 1990 gesprochen).

Hier der Versuch, die Gründe für fehlende Kindergartenplätze etwas sachlicher darzustellen:

Kleinere Städte und Gemeinden (die ja die Masse ausmachen) hatten nach einem Umdenkungsprozeß Anfang der 70er Jahre ihr Angebot an Kindergartenplätzen, teilweise unter Einbeziehung neuer Konzepte ("Vorschule"), ausgebaut. Das war keine 100 % Versorgung, aber meist ausreichend, weil nicht jedes Kind für den Kindergarten gemeldet wurde.

Die Kommunen müssen Schulen bauen und unterhalten, über Schlüsselzuweisungen, abhängig von der Schülerzahl, erhalten sie dafür Gelder von den Ländern. Die Kommunen sind verpflichtet, sozialen Wohnraum zur Verfügung zu stellen und dies ggf. ohne Mieteinnahmen.

Die Kommunen tragen die Sozialhilfekosten. Mit sinkenden Schülerzahlen sanken die Zuweisungen für die Schulen, die Kosten für die Gemeinden stiegen.

Die Länder reduzieren (freiwillige) Zuschüsse zu dem Kindergartenbetrieb, in krassen Fällen sogar auf Null.

Mit steigender (Dauer) Arbeitslosigkeit stiegen die Zahlen der Sozialfälle, Wohngeld, Sozialwohnungen und Sozialhilfe wurden den Gemeinden in immer größerer Zahl abverlangt.

Die Zahlen der Asylbewerber stiegen, die Gemeinden mußten für Unterbringung sorgen.

Ost-Aussiedler mit ihren Sozialansprüchen kamen ebenfalls in nicht vorhersehbarer Zahl, Sozialleistungen und Bedarf an Kindergartenplätzen stieg.

Wenn sich der Kommentator einmal die Mühe machen würde, in kleineren Städten und Gemeinden zu recherchieren (und da sollte nicht z. B. Baunatal mit seinen Gewerbesteuereinkünften als Maßstab gelten), würde ihm schnell vor Augen geführt, daß es bei den Gemeinden nicht "um eine neue Straße mehr" geht, sondern fast nur noch um die Aufrechterhaltung der Grundbedürfnisse und der gesetzlich vorgeschriebenen Sozialkosten. Und was die Moral angeht: Politik in Bund, Ländern und Gemeinden wird von Menschen gemacht. Sie ist daher so moralisch wie ihre Macher. Und da gilt, je weiter weg von der direkten Arbeit mit dem Mensch, desto weniger am Einzelschicksal orientiert. Das kann sich ein Kommunalpolitiker in einer kleineren Gemeinde gar nicht leisten. Ein Landes- oder Bundespolitiker aber sehr wohl. Hat er als Rechtfertigung doch immer "das Ganze" im Munde - egal, um was es geht.

Kurz: mir stinkt, daß immer die unteren Stufen für politische Entscheidungen geradestehen und - sind sie dazu nicht in der Lage - die Prügel einstecken müssen. Kindergärten sind nach meiner Überzeugung - genauso wie Schulen - eine Gemeinschaftsaufgabe, die Kosten sollten daher - wie auch bei den Schulen - gesetzlich geregelt verteilt werden zwischen Ländern und Gemeinden.

Erich Schiemanowski, Mannheim

Pitbull brach Katzendame Paulina das Genick FR-Leserin empört über Vorfall in der Hanauer Anne-Frank-Schule / Zweifel an neuem Gesetz

HANAU. Für Paulina kam jede Hilfe zu spät. Als die beiden Hunde sie entdeckten, rasten sie "wie die Wilden" auf die Katzendame los. Einer brach ihr das Genick, "der andere hat ihr die Kehle durchgebissen", erfuhr FR-Leserin Astrid H. von dem 26jährigen Sohn ihres Nachbarn, der die tödliche Jagd der beiden Pitbull-Terrier auf Paulina auf dem Hof der Anne-Frank-Schule am vergangenen Samstag beobachtet hatte.

Der junge Mann habe noch einschreiten wollen. Doch die Frau, die die beiden Hunde ihres Freundes ausführte, habe ihn gewarnt. Verängstigt habe sie sich das grausame Schauspiel angesehen. Weil der 26jährige befürchtete, die Pittbulls würden auch die Frau angreifen, verständigte er die Polizei. Hätte eines der Kinder, die häufig dort spielen, den Kampf beobachtet, wäre es gewiß dazwischen gegangen. "Und dann hätten die Hunde es gebissen. Da bin ich sicher." Astrid H. fragt sich nun, warum erst so etwas Grausames geschehen muß, bevor die Stadt gegen sogenannte Kampfhunde einschreitet.

Seit dem 1. Juni gilt auch in Hanau der vom Land Hessen erarbeitete erste Teil der neuen "Gefahrenabwehrverordnung über das Halten von Hunden". Außerhalb eines eingefriedeten Besitzes müssen Hunde demnach Halsband mit Anschrift des Halters tragen. Für Vierbeiner, die sich als bissig erwiesen haben, "in gefahrdrohender Weise Menschen anspringen oder zum Hetzen und Reißen von Wild, Vieh, oder anderen Hunden neigen", gelten besondere Vorschriften: Deren Besitzer müssen ihre Schützlinge an einer maximal zwei Meter langen Leine führen. In den von Kommunen ausgewiesenen Freilaufarealen gilt Maulkorbzwang.

Ab 1. August müssen Inhaber dieser "schwarzen Schafe" außerdem ihr Grundstück mit einem Warnschild bestücken. Wer sie ausführt, muß mehr als 18 Jahre zählen sowie "körperlich und geistig in der Lage sein", das Tier zu beherrschen. Wer die Vorschriften nicht befolgt, das vorgeschriebene Halsband nicht anlegt, gefährliche Hunde nicht anleint und sich mit einem als bissig bekannten Vierbeiner ohne Maulkorb im öffentlichen Raum bewegt, dem drohen ab August Geldbußen bis zu einer Maximalhöhe von 10 000 Mark.

Nach Meinung der FR-Leserin reichen diese Vorschriften nicht aus. Fast jede Woche lese sie von Unfällen mit sogenannten Kampfhunden. "Warum gilt für sie nicht generell Maulkorbzwang?" Hans von Arnim hält von derartigen Vorrichtungen nicht viel. Der Polizeibericht über das tödliche Ereignis an der Anne-Frank-Schule liegt dem Leiter des Ordnungsamts zwar noch nicht vor. Doch "ich glaube, daß Leinenzwang besser greift". Der Begriff "gefährliche Hunde" beziehe sich auf Tiere, die "sich als bissig erwiesen haben". Ob das Opfer nun eine Katze oder ein Mensch ist, sei egal: "Gebissen ist gebissen." Insbesondere wenn dies gegen den Willen des Halters geschieht, sei dies ein Indiz dafür, daß das Tier "nicht richtig gehalten ist oder charakterlich in den Anlagen" gefährlich sei. Ob die neuen Bestimmungen im Fall von Paulina zum Tragen kommt, möchte er nach einem Gespräch mit dem Halter der beiden Pitbulls klären.

Auch Astrid H. hatte den Besitzer zur Rede gestellt. Mit Hilfe der Kinder auf der Straße - "die haben auch Angst vor den Hunden" - habe sie dessen Wohnung gefunden. Im Treppenhaus sei es dann zu einem längeren Disput gekommen. Der 25jährige habe ihr gesagt, "die Feindschaft zwischen Hund und Katze seien naturbedingt. Überall auf der Welt sei das so. Und seine Hunde seien besonders fixiert auf Katzen." Im übrigen habe er ihr unverständlich mitgeteilt, er brauche die Hunde für seinen persönlichen Schutz.

Auch wenn der Tod von Paulina schmerzt: der FR-Leserin geht es um mehr als "nur" den Verlust der geliebten Katze. Der Schulhof gilt als beliebter Spielplatz, sagt sie. "Muß wirklich erst ein Kind verletzt oder gar getötet werden, ehe Besitzer von Kampfhunden in ihre Schranken gewiesen werden?"

Laut der neuen Vorschrift kann dies nur mit einem "Ja" beantwortet werden. Laut von Arnim kann die FR-Leserin zivilrechtlich Schadenersatz für ihre Katze einklagen. Die Kosten übernehme in der Regel die Haftpflichtversicherung für die Hunde. Strafrechtlich könne Astrid H. "Sachbeschädigung" geltend machen.

Im öffentlich rechtlichen Verfahren sei möglich, die Pitbulls als gefährlich einzustufen. Was den Besitzer dazu zwingen würde, sie nur noch mit Leine oder Maulkorb auszuführen.

Vor der Geschichte mit Paulina habe das Ordnungsamt erst einmal erwogen, die neue Gefahrenabwehrordnung anzuwenden. Weil ein bestimmter Hund immer auf einen anderen losgegangen war. Der Halter des "lebhafteren und vielleicht aggressiveren" Tieres habe aber versprochen, Sorge zu tragen, daß dies nicht mehr geschieht.

Von derlei Regelungen hält die FR-Leserin nichts. Kein Mensch könne die Pitbulls, deren Gewichte sie auf 50 oder 60 Kilogramm schätzt, in kribbeligen Situationen beherrschen: "Herr von Arnim soll das mal vormachen", meint die Frau. "Ich bringe ihn zu dem Hundehalter, laß eine Katze laufen und dann schauen wir mal, wie lange er sie halten kann." jur

Im Blickpunkt: Geteiltes Zypern Druck vom Sicherheitsrat

Seit zwei Wochen sucht UN-Generalsekretär Butros Ghali in abwechselnden Gesprächen mit dem (griechisch-)zyprischen Präsidenten Jorgos Vassiliou und dem türkischen Volksgruppenchef Rauf Denktasch nach Möglichkeiten zu einer Wiedervereinigung der seit 1974 geteilten Insel. Denktasch und die Türkei, die seit 18 Jahren den Norden Zyperns besetzt hält, geben sich bisher unnachgiebig. Aber jetzt gerät Ankara unter wachsenden Druck des UN-Sicherheitsrates. Im Mittelpunkt der bisher von Butros Ghali unternommenen Vermittlungsbemühungen steht die Territorialfrage, ein verzwicktes Problem, wie sich nun zeigt. Bisher halten die türkischen Soldaten, die im Sommer 1974 den Norden Zyperns besetzten, knapp 37 Prozent des Inselterritoriums. Der UN-Generalsekretär präsentierte Denktasch und Vassiliou nun eine Landkarte, die den künftigen Grenzverlauf zwischen der türkischen und der griechischen Zone eines neuen zyprischen Bundesstaates zeigt. Danach sollen sich die Türken aus den traditionell griechisch besiedelten Orten Morphou und Varoscha sowie 34 weiteren Dörfern zurückziehen. Unter dem Strich würde nach dem UN-Vorschlag den türkischen Zyprioten, die nur etwa 18 Prozent der Inselbevölkerung stellen, immerhin rund 29 Prozent des Territoriums verbleiben.

Aber Rauf Denktasch weist diese Landkarte bisher zurück. Vor allem von einem Rückzug aus Morphou will der türkische Volksgruppenchef nichts wissen. Kein Wunder: in der 1974 von den türkischen Invasionstruppen eroberten Ortschaft, die inmitten der fruchtbarsten Zitrus-Anbaugebiete Zyperns liegt, hat Denktasch in den vergangenen Jahren Tausende Festlandstürken angesiedelt. Die Siedler aus Anatolien, insgesamt mehr als 80 000, sind Denktaschs treueste politische Klientel.

Die kompromißlose Haltung des Inseltürken sorgt allerdings zunehmend für Verärgerung beim UN-Generalsekretär und den Mitgliedern des UN-Sicherheitsrates, in dessen Auftrag Butros Ghali die Zypernverhandlungen führt. Auch die türkische Regierung in Ankara sieht sich mit wachsender Kritik konfrontiert. In einem Schreiben an die Sicherheitsratsmitglieder warb der türkische Außenminister Hikmet Cetin vergangene Woche um Verständnis für Denktasch: man könne dem türkischen Volksgruppenführer keine Lösung aufzwingen, Denktasch habe schon genug Zugeständnisse machen müssen und überdies eigene "positive Vorschläge" unterbreitet.

Daß die Regierung in Ankara dem widerborstigen Denktasch scheinbar vorbehaltlos den Rücken stärkt, sorgte für Verstimmung bei US-amerikanischen Diplomaten, aber auch beim britischen Außenminister Douglas Hurd: "Herr Denktasch", so schrieb Hurd jetzt an seinen türkischen Amtskollegen Cetin, "darf nicht davon ausgehen, daß er bei seiner Rückkehr aus New York den territorialen Status quo unverändert antreffen wird."

Harsche Kritik an der unnachgiebigen Haltung des türkischen Volksgruppenchefs äußerte auch der amerikanische Zypern-Unterhändler Nelson Ledsky. Ein hochrangiger US-Diplomat, der anonym bleiben wollte, bezeichnete in einem Hintergrundgespräch mit türkischen Journalisten Denktasch gar als "das einzige Hindernis, das dem Wohlergehen der türkischen Volksgruppe im Wege steht".

Einig sind sich die meisten Beobachter darin, daß die New Yorker Zypern-Gespräche nun ihre kritische Phase erreicht haben: Zeichnet sich bis Ende dieser Woche kein Kompromiß in der Territorialfrage ab, dann dürfte auch dieser Anlauf zu einer Zypern-Lösung gescheitert sein. Und in diesem Fall werden weder Butros Ghali noch die Sicherheitsrats-Mitglieder die Neigung verspüren, in absehbarer Zukunft eine erneute Vermittlungsbemühung zu unternehmen.

GERD HÖHLER (Athen)

Jugendliche überfielen Tankstelle zum Spaß

RÜSSELSHEIM. "Einen Scherz, der böse hätte enden können", erlaubten sich nach Darstellung der Polizei drei Jugendliche, 17 und 18 Jahre alt. Maskiert und mit täuschend echt aussehenden Spielzeugwaffen ausgerüstet rannten sie nach Darstellung der Polizei am Dienstag gegen 21.20 Uhr in die Tankstelle in der Rembrandtstraße und inszenierten - wie sich später zeigte - einen Überfall.

Sechs Streifenwagen der Polizei rückten zum Tatort aus. Die Beamten trafen die drei Freunde an, wie sie feixend beisammen saßen: Das Trio hatte den Tankstellenangestellten lediglich erschrecken wollen.

Die Täter, einer aus Rüsselsheim und zwei aus Nauheim, haben nun mit einer Anzeige wegen groben Unfugs zu rechnen. Auch die Kosten für den Polizeieinsatz werden sie tragen müssen. lis

Nicht nur Opfer böser Männermacht

Lydia Stephans Artikel auf der Frauenseite (FR vom 25. 7. 1992 "Von der Hingabe an die Macht") zeugt von hohem Geist, bestätigt er doch, daß Frauen - entgegen einem gängigen Klischee - nicht nur Opfer böser Männermacht sind, sondern in vielfältiger Weise auch aktiv an solcher Macht teilnehmen. Was folgt daraus für die notwendige geistige Verarbeitung?

Es genügt nicht für die Frau, nicht selbst Krieg zu führen, wenn sie das Kriegführen dem Mann zuweist und an der Prägung des kriegerischen Männerbildes aktiven Anteil hat. Erforderlich ist nicht so sehr eine Distanzierung der Frau gegenüber böser Männermacht - sie würde nur die unselige Gleichung "Mann = Macht / Frau = Ohnmacht" bestärken -, sondern vielmehr eine Distanzierung gegenüber dem gleichsam paradiesisch naiven Selbstverständnis der Frau in bezug auf die Macht.

Erforderlich ist, daß die Frau Macht nicht nur als jammervolles Opfer erleidet, sondern als handelndes Subjekt verantwortlich an ihr teilnimmt; nur so ließe sich die für beide Geschlechter unselige Rollenverteilung zwischen böser männlicher Machthaberschaft und gutem weiblichen Opfertum angehen - und nur so könnte es gelingen, die bösen Mächte in einer übergreifenden Ordnung zu integrieren.Albrecht Verron, Frankfurt am Main

Naturvölker unerwünscht

Wann endlich berichten Sie über die wahren Gründe des verheerenden, gezielten Völkermordes? Kinderreichtum als Elendsursache zu bezeichnen ist der Gipfel des makabren Sarkasmus (FR vom 27. Juli 1992 "Hungersnot in Afrika wächst").

Die Nomadenstämme (um die es sich in dem riesigen Afrika ja handelt) können heutzutage nicht mehr in ihre altüberlieferten Gebiete wandern, wo fruchtbare Böden die Stämme bescheiden ernähren könnten.

Denn diese fruchtbaren Gebiete wurden inzwischen von internationalen Hotelketten etc. für künftige Anwendungen aufgekauft, und zwar in Größenordnungen wie das Land Hessen Quadratkilometer hat.

Naturvölker sind auf unserer Erde nicht mehr erwünscht (auch im Norden oder Asien nicht, egal wo), ihren Lebensraum will man haben, aber auf die dort angestammten Menschen kann man verzichten, weil sie keine "guten" Konsumenten sind, keine großen Investitionen mit Geld bezahlen können, auch keine brauchbaren "Instrumente" (z. B. Facharbeiter) sind, die der fürchterlichen, schrecklichen, internationalen Lobby dienen können.

Diese Lobby besteht aus Monstern, die keinen Menschen auf der Erde dulden, der nur einfach leben will, obwohl ein jeder allein durch seine Geburt ein natürliches Recht auf etwas Erde, etwas Luft, etwas Wasser und etwas Feuer hat. Und diese weltweite, schreckliche "Vorgehensweise" nur deshalb, weil diese Monster- Lobby sich nicht mehr mit einem Millionärsdasein begnügt, sondern gierig und unersättlich bereits die Billiarden-Dollar- Grenze überschritten hat. Der Rest der Menschheit wird in immer kleiner werdende Reservate gesteckt oder ausgehungert oder gegenseitig zum Morden aufgehetzt.

Wenn wir jetzt nicht schnellstens aufhören, da noch mitzuspielen (wie, weiß ich leider auch nicht), dann ergeht es uns hier in Europa bald genauso, dann sind wir in Kürze auch dran.

Anne Pfeifer, Frankfurt am Main

EC Bad Nauheim macht Verpflichtung Zawatzkys rückgängig Pöpel will Rücktritt überdenken Sieben Abgänge stehen fest / Peter Ihnacak ist im Gespräch

Ab morgigen Samstag bezieht Eishokkey-Zweitligist EC Bad Nauheim ein einwöchiges Trainingslager in Nitra (CSFR). Noch immer hat der neuverpfichtete Trainer Rudolf Sindelar das komplette Team noch nicht unter seinen Fittichen, da es aufgrund der finanziellen Engpässe des Konkursclubs bei einigen schon sicher scheinenden Verpflichtungen Schwierigkeiten gibt.

So mußte der EC den schon als perfekt gemeldeten Transfer des zweiten Ausländers, des Kanadiers Ed Zawatzky, wegen des "lieben Geldes" und erhöhten Forderungen des Stürmers stornieren. Nur Tim Schnobrich steht als erster neuer Ausländer (für Whitaker) fest, dagegen geht nun überraschend die Suche für den Evtushewski-Nachfolge in eine neue Runde.

Im Gespräch ist ein Landsmann von Sindelar, der bisher sieben Neuzugänge begrüßen kann. Der zuletzt beim Erstligisten EHC Freiburg mit wechselndem Erfolg stürmende Peter Ihnacak, bereits in der NHL tätig, steht auf dem Wunschzettel von Sindelar.

Sieben Abgänge stehen fest, auch Verteidiger Robert Schütz verläßt nach nur einjährigem Engagement die Badestadt bereits wieder in Richtung des Ligarivalen EHC Essen-West.

Dort steht Schütz unter der Fittich des bisherigen EC-Spielertrainers Gordon Blumenschein, in der Ruhrmetropole nur noch als Trainer tätig. Bei so vielen hochkarätigen Abgängen, die nur in zahlenmäßiger Hinsicht kompensiert werden konnten, gibt es einen Hoffnungsschimmer für den EC. Nachdem die meisten Neuzugänge unter die Rubrik "Talente" fallen, überlegt sich nun der 37jährige Ralph Pöpel den Rücktritt vom Rücktritt. Der Ex-Frankfurter Außenstürmer bestätigte: "Trainer Sindelar hat mich gebeten, noch eine Saison dran zu hängen. Ich werde meinen Entschluß, mit dem Leistungssport Schluß zu machen, noch einmal überdenken."

Mittelstürmer Thomas Barczikowski hat einen neuen Ein-Jahres-Vertrag unterschrieben, könnte erneut neben Pöpel stürmen. Noch hinter drei Spielern steht ein Fragezeichen: Bleibt Abwehrspieler Lars Tabert, der dringend in der "ausgebluteten" Verteidigung benötigt wird? Und kommen die bereits angesprochenen bayrischen Talente Thomas Kettner (Bad Tölz) und der Füssener Hans-Jörg Stetter. Für Kettner, ein noch unbeschriebenes Blatt, soll eine Forderung von 140 000 Mark auf dem Tisch liegen. Ob bei diesen Wahnsinnssummen der Konkursverwalter mitmacht?

Wahrscheinlich wird Kettner zumindest in den ersten von insgesamt zehn Testspielen vor dem Bundesligastart Mitte September noch nichtim zweifelsohne schwächer gewordenen EC-Kader fehlen. Die "Roten Teufel" stehen vor einer schweren Saison, es geht um das sportliche und finanzielle Überleben. jo

Gäste bei der Kirchweih ersteigern Taschentücher

BIEBERGEMÜND. Drei Tage feiert am Wochenende das Spessartdorf Roßbach sein Kirchweihfest. Es beginnt am Samstag, 1. August, um 19 Uhr mit dem Aufstellen der Kerbbaumes und wird mit einem Tanzabend in dem Festsaal fortgesetzt.

Im Anschluß an den Frühschoppen findet am Sonntag um 13.30 Uhr der Kerbzug statt.

Nachmittags musizieren der Spielmannszug Eidengesäß und die Kasseler Musikanten. Abends spielt dann wieder die Band Corrida für Freunde des Tanzes.

Auch am Montag lädt der Veranstalter, die Freiwillige Feuerwehr noch einmal zu Frühschoppen und Tanz ein, wobei für den Abend die traditionelle Versteigerung von Taschentüchern auf dem Programm steht. jan

Eine Fahrkarte reicht vom Hochtaunus bis nach Frankfurt Ab September 1993 Kooperation zwischen FVV, Verkehrsverband Hochtaunus und Taunusbahn / Vorstufe zum Verkehrsverbund Rhein-Main

Mit einem einzigen Fahrschein von Frankfurt nach Grävenwiesbach oder von Usingen nach Wiesbaden - ab September 1993 wird ein Wunsch vieler Fahrgäste Wirklichkeit. Vertreter des FVV, des Verkehrsverbandes Hochtaunus und der Taunusbahn haben am Mittwoch einen entsprechenden Kooperationsvertrag unterzeichnet. Unter der Prämisse "ein Fahrschein, ein Fahrplan, ein Netz" soll in dem Gebiet das Angebot der unterschiedlichen öffentlichen Verkehrsmittel verbessert und aufeinander abgestimmt werden.

"Die Stadt verspricht sich eine Entlastung der Pendlerströme aus dem Hochtaunuskreis", sagte Frankfurts Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD) bei der Vertragsunterzeichnung und nannte die Kooperation "einen großen Schritt voran im verkehrspolitischen Zusammenwachsen". Jürgen Banzer (CDU), Landrat des Hochtaunuskreises, führte "volkswirtschaftliche und nicht betriebswirtschaftliche Gründe" für die Zusammenarbeit an. Die Aufnahmefähigkeit der Straßen stoße an die Grenzen. "Wir müssen die öffentlichen Verkehrsmittel noch attraktiver machen, um die Bürger vom Auto wegzubringen", betonte er.

Ab September nächsten Jahres gilt im gesamten Hochtaunuskreis das FVV-Tarifsystem. Das bedeutet nicht nur, daß bei Benutzung verschiedener Verkehrsmittel nur ein Ticket gelöst werden muß. Darüber hinaus gilt überall das gesamte Service-Angebote des FVV. Unternehmen in Bad Homburg oder im Usinger Land können dann ihren aus Frankfurt pendelnden Beschäftigten ein Job-Ticket anbieten. Die Abfahrtszeiten von Bussen und Bahnen werden aufeinander abgestimmt.

Eingegliedert wird der Hochtaunuskreis in die drei Tarifzonen blau, rot und grün. Kronberg und Oberursel werden in der grünen Zone liegen, alle Haltestellen in Bad Homburg auf der Grenze zwischen grün und rot. Das bedeutet, daß für Fahrten im Stadtgebiet der drei Kommunen ein Fahrausweis einer Zone ausreicht.

Bisher nicht beteiligt an der Kooperation sind allerdings die Stadtbuslinien in Bad Homburg, Friedrichsdorf und Oberursel. Die Stadtparlamente wollen nach der Sommerpause darüber entscheiden. In Bad Homburg besteht momentan noch eine Allparteienkoalition der Ablehnung von den Grünen bis zur CDU. Die Ursache sind finanzielle Bedenken. Die Tarife der Stadtbusse müßten möglicherweise erhöht werden (eine Monatskarte in Bad Homburg kostet zur Zeit 32 Mark, nach dem Tarif des FVV wären es 62 Mark) oder die Kommune hätte höhere Zuschüsse zu leisten. Außerdem dürfte die Anschaffung von Fahrscheinautomaten 1,3 Millionen Mark verschlingen.

Die Probleme in Friedrichsdorf liegen ähnlich. Nach Aussage von Bürgermeister Gerd Schmidt (parteilos) käme es die Gemeinde billiger, den Stadtbus zum Nulltarif anzubieten, als sich dem FVV anzuschließen. Oberbürgermeister von Schoeler und Landrat Banzer zeigten sich trotzdem optimistisch, die drei Kommunen in Verhandlungen mit guten Angeboten doch noch zum Mitmachen zu bewegen. Beide betonten, daß der Erfolg des öffentlichen Nahverkehrs entscheidend davon abhänge, im ganzen Gebiet ein einheitliches System anzubieten. Geld sparen werden dagegen ab Herbst nächsten Jahres die Fahrgäste der Taunusbahn. Ihre Fahrscheine werden um bis zu 30 Prozent billiger. Eine Fahrt von Frankfurt nach Grävenwiesbach kostet heute zwölf Mark. Künftig liegt der Preis während des Berufsverkehrs bei 9,80 Mark und außerhalb der Spitzenzeiten bei 7,40 Mark.

Für eine Monatskarte der Bundesbahn von Usingen zum Frankfurter Hauptbahnhof zahlt ein Pendler heute 210 beziehungsweise 259 Mark, für eine FVV-Monatskarte auf der gleichen Strekke wird er nur noch 170 Mark berappen müssen. Außerdem entfällt für einen Teil der Fahrgäste das Umsteigen. Morgens werden drei Züge von Grävenwiesbach nach Frankfurt durchgehend verkehren, abends in die entgegengesetzte Richtung ebenso.

Kommen die meisten Verbesserungen wie das neue Tarifsystem erst im nächsten Jahr, so setzt die Taunusbahn bereits in sechs Wochen neue Züge mit neuen Triebwagen ein. Dann sollen auch alle Haltestellen mit erhöhten Bahnsteigen ausgestattet sein. Rund 40 Millionen Mark kostet der Ausbau der ganzen Strecke, die elf neuen Triebwagen verschlingen noch einmal die gleiche Summe.

"Die Kooperation ist der erste Schritt zu einem Rhein-Main-Verkehrsverbund", erklärte Andreas von Schoeler. Im Frühjahr 1993 sollen die Entwürfe für die Verbandsregeln vorgelegt werden. Dann beginnen die Vertragsverhandlungen. jom

Hilfe fürs geborene Leben?

Unsere beiden Söhne, Helge (8 Jahre) und Nils (51/2 Jahre), sind sprachbehindert bei normalem Entwicklungsstand. Die bisher einzige Möglichkeit zur Ausbildung von Helge war für ca. 7 Monate die Vorschulklasse der Reha-Klinik Bissendorf - ca. 225 km von Buxtehude, dem Wohnort der Familie, entfernt. Zu Beginn der Sommerferien bekam er - ohne Kommentar - seine Entlassungspapiere.

Der für den Kreis Stade zuständige Schulrat weigert sich, Helge einen Platz in einer Sprachheilklasse in der Nähe des Heimatortes zuzuweisen.

Obwohl Bruder Nils von einer entsprechenden Schule im Nachbarland Hamburg einen Platz zugesagt bekommen hatte, lehnte der Hamburger Oberschulrat Nils' Aufnahme zwei Wochen vor Schulanfang aus Kapazitätsgründen ab.

Der Besuch einer Regelschule ist jedoch aufgrund des Sprachdefizits beider Kinder nicht möglich. Mit Sicherheit hätten sie in einer Sprachheilschule eine gute Chance auf ein normales Leben. Aber diese Chance will ihnen in unserer Wohlstandsgesellschaft niemand geben.

Ist das die von unserer Regierung in den unendlichen Abtreibungsdiskussionen so vehement propagierte Hilfe und Unterstützung für das geborene Leben?

Was soll denn aus den Kindern ohne Schulbildung werden? Hier wird heute schon entschieden, wer morgen zum Sozialfall wird - Recht auf Leben?

D. W. Deiters, Buxtehude

Feuer im Wildpark: Funkenflug die Ursache?

GROSS-GERAU. Ein Areal fast so groß wie ein Fußballfeld, nämlich 500 Quadratmeter an Wald- und Wiesenflächen, standen am Dienstagnachmittag auf dem Freizeitgelände Wildpark in Flammen. Die Freiwillige Feuerwehr Groß-Gerau bekämpfte den Brand, der Schaden von 5000 Mark anrichtete.

Die Brandursache war bis gestern nicht ermittelt. Die Polizei schließt nicht aus, daß Funkenflug durch ein Lagerfeuer den Flächenbrand entzündete. lis

Im Blickpunkt: Olympia und der Sport Weniger wäre mehr

Olypmpische Spiele sind das größte Fest des Sports, bei denen sich die besten Athleten der Welt messen sollen. In der Vergangenheit war es üblich, das restliche Sportprogramm auf ein Minimum herunterzufahren, um auch auf diese Weise dem Sport zu huldigen. Das ist anders geworden seit die Kommerzialisierung alle Bereiche durchdringt und Terminnot im Profi- und im Amateurbereich kein Ausweichen auf ruhigere Tage mehr zuläßt.

Da müssen während der Woche die Herren Kicker aus Zweiter Bundesliga und Oberliga an den Ball, da werden zahlreiche andere Veranstaltungen durchgezogen - von deutschen Meisterschaften im Bahnengolf über die Segelflug-Europameisterschaften bis hin zu den Spielen der Tennis-Bundesliga.

Der Sport ist unruhiger geworden in den letzten Jahren. Ein Ereignis jagt das andere, und die Überfütterung macht müde. Ergebnisse, Rekorde, Turniere rauschen an den Zuschauern vorbei; wo immer ein Fernsehkanal zu finden ist, ist auch Sport zu sehen.

Gut ist diese Entwicklung gewiß nicht, auf Dauer wird sie dem Sport nur schaden. Viele Veranstaltungen leben ohnehin nur noch von Sponsoren- und Fernsehgeld. Das Publikum ist zweitrangig geworden. Manche Wettkämpfe sind überflüssig wie ein Kropf, und vieles wirkt nur organisiert, um Aktionismus zu demonstrieren und, wichtiger noch, Kassen zu füllen.

Dabei täten dem Sport Atempausen durchaus gut. Selbst die Olympischen Spiele sind im Wirbel von Fußball-Welt- und Europameisterschaften, den Weltmeisterschaften anderer Verbände und den unzähligen Tennisturnieren nur noch ein Ereignis zum Abhaken. Olympische Spiele, das ist heutzutage kein Festmenü mehr, sondern für viele eben nur noch Alltagskost. Und die Tendenz, sich der wachsenden Sport-Flut zu entziehen, wird auch unter jenen größer, die sich als echte Sport-Freaks verstehen. Daß auch die Doping-Problematik abschreckend wirkt, bestätigt sich Tag für Tag aufs Neue.

Die Widersprüchlichkeit, die in all dem liegt, sollte gerade für die Verantwortlichen im Sport ein Warnsignal sein. Das reicht vom Internationalen Olympischen Komitee über die Weltverbände, bis hin zum kleinsten Verein. Weniger ist manchmal doch mehr, und wenn der Sport sich nicht selbst umbringen will, ist wieder Besinnung auf das Natürliche notwendig. Aber es scheint, als wäre dies in einer Zeit, in der jeder vom großen Kuchen ein Stück abhaben möchte, in den Wind geschrieben. ERICH STÖR

für ute

FRANKFURT-NORD. "Sie müssen nicht schön und begabt sein, um bei uns mitzumachen. Hauptsache, sie können laufen und reden." Mit so bescheidenem Anspruch wirbt Theaterdirektor Johnson Ardell Akteure für seine nächste Produktion. Der 40jährige Amerikaner ist Chef einer ganz besonderen Spielstätte.

Die Laienbühne, die er in Frankfurt leitet, heißt "Candlelight" und ist ein "Dinner Theatre". Diese Form des Theaters hat in den Vereinigten Staaten Tradition: Das Publikum nimmt an kleinen gedeckten Tischen Platz und stärkt sich vor dem Kulturgenuß mit einem dreigängigen Menü. Salat und Hauptspeise vorweg, danach Kaffee zum Wachwerden. Das Dessert versüßt die der Pause; Alkholisches gibts an der Bar - nicht teuer, aber nur gegen Dollars.

Wer nun aber glaubt, die Bühnenaktion komme über Völlerei und Tischgespächen zu kurz, der irrt. Die jüngste Produktion der Bühne beweist das Gegenteil: Neil Simons berühmtestes Stück "Sunshine Boys".

Zwei alte Komödianten, seit Jahren verkracht, sollen noch einmal gemeinsam ihren Erfolgssketch aufführen. Die schrulligen Käuze können ihren Streit nicht begraben, obwohl sie beide einsam sind und sich zu Tode langweilen. Eisiges Schweigen, Verlegenheit und giftigen Bemerkungen - so sieht ihre Wiederbegnung aus. Wann bricht das Eis? Von dieser Spannung und seinen witzigen Dialogen lebt das Stück. Das Ensemble zeigt unter der Regie von Paul Bourne, einem Theaterprofi, mehr als unterhalterhaltsamen Boulevard. Ein bißchen wird auch immer die Tragödie hinter der Komödie sichtbar. Willie Clarke , einer der Ex-Komiker gibt gleich zu Beginn Auskunft über sein Befinden. "I'm happy. I just look miserable".

Johnson Ardells "Candlight Dinner Theatre" tourte zwei Jahre lang durch Amerikanische Clubs in Deutschland. Inzwischen hat seine Bühne im Terrace Club der Frankfurter Abrams Kaserne an der Hansaallee eine feste Spielstätte gefunden.

Er selbst ist in Chicago geboren, versuchte sich schon früh als Schauspieler und kümmert sich inzwischen vorwiegend um die wirtschalftlich-organisatorische Seite des Theaters. Seit 1979 ist Ardell in Deutschland und leitet seit 1986 das von der Army finanzierte Dinner Theatre, das es als Institution auch schon vor Ardells Zeit in Frankfurt gab.

Die Stücke bleiben in der Regel nicht länger als drei Wochen auf dem Spielplan und werden in dieser Zeit jeweils am Wochenende gespielt. Im September wird "Crimes of the Heart" gegeben. Wer Interesse hat und Englisch versteht, kann für 19,95 Dollar oder umgerechnet etwa 40 Mark Karten vorbestellen im "Frankfurt Entertainment Box Office", Hansaallee 150 unter Tel. 3 20 58 35 oder Tel. 1 51 58 35. Öffnungszeiten sind an jedem Wochentag von 15 bis 18.30 Uhr und mittwochs von 15 bis 19.30 Uhr. orf

Asbest und PCP in der Kita Während der Sanierung müssen die Kinder ins Haus der Vereine

NEU-ISENBURG. Die Kinder der Tagesstätte am Wilhelmsplatz können nach den Ferien, am kommenden Montag, erst einmal nicht wie erwartet in ihre gewohnte Kita zurückkehren. Bei einer Generaluntersuchung aller Kindergärten und Kitas auf schadstoffhaltige Bausubstanzen wurde das von der Stadt beauftragte Institut gleich im ersten Hort fündig: Asbest im Heizungsraum sowie Lindan und PCP (Pentachlorphenol) in den üppig vorhandenen Deckenbalken und Fensterrahmen.

Asbesthaltige Platten zur Wärmedämmung wurden im Heizungsraum gefunden und bereits entfernt. Nach anschließenden Messungen konnte jedoch noch kein grünes Licht für die Kinder gegeben werden. Denn noch immer fanden sich 1100 Asbestfasern in jedem Kilogramm Luft. Erlaubt sind bis zu 1000 Fasern.

Diese immer noch hohen Werte wurden aber nicht in den Aufenthaltsräumen der Kinder gemessen, sondern nur im Vorraum und im Bereich bis zum Heizungskeller.

Derzeit ist eine Firma damit beschäftigt, die Luft aus dem Hort abzusaugen und von den Fasern zu reinigen. Das dauert insgesamt etwa zwei Wochen.

Nachdem das beauftragte Institut das Asbest gefunden hatte, entdeckte es bei Probebohrungen in den Deckenbalken und Fensterrahmen, daß deren Holz mit Lindan und PCP getränkt ist. Die Stadt wartet derzeit noch auf die endgültigen Ergebnisse der Untersuchungen.

Erster Stadtrat Berthold Depper geht jedoch davon aus, daß die Kinder in drei Wochen wieder ihren Hort beziehen können. Ein Acrylanstrich, der verhindert, daß die beiden Gifte in die Innenräume dringen können, reicht laut Depper zur Sanierung schon aus. Die Deckenbalken müssen voraussichtlich zusätzlich mit Rigips-Platten gesichert werden. Da die Fenster bereits gestrichen sind, könnte sich ein weiterer Acrylanstrich dort erübrigen. Die Gifte Lindan und PCP stammen vom Holzschutzmittel Xyladecor. Wenn tatsächlich alle Holzteile versiegelt werden müssen, kostet die Sanierung "mit Sicherheit 100 000 Mark", sagt Depper.

Während der erforderlichen Arbeiten werden die Kinder im Raum des Deutschen Roten Kreuzes im Haus der Vereine untergebracht. Für die Stadt bleibt abzuwarten, ob sich in den anderen Neu-Isenburger Kitas und Kindergärten ebenfalls schadstoffhaltige Bausubstanzen finden. fra

Alle Schulklassen wieder vereint Asbestsanierung im Neubau der Taunusschule ist abgeschlossen

KÖNIGSTEIN. Nach den Sommerferien werden nicht mehr astronautenähnliche Gestalten durch den "Neubau" der Taunusschule tapern, sondern Schüler ihre Ranzen schleppen. Die Schule am Königsteiner Kreisel ist nach der 14 Millionen Mark teuren Asbestsanierung komplett wiederhergestellt. Im neuen Schuljahr können die knapp 1200 Schülerinnen und Schüler wieder alle in den insgesamt drei Gebäuden der Taunusschule unterrichtet werden. Die einjährige Sanierungsphase im Haupttrakt ist abgeschlossen - und damit die Zeit, in der Hauptschüler, Gymnasiasten und Oberstufenschüler in den zwei verbliebenen Gebäuden enger zusammenrücken und die neun Realschulklassen die Schulbank in der Integrierten Gesamtschule Stierstadt drücken mußten.

Schülerschar und Lehrerschaft werden laut Gerhard Brähler, dem kommissarischen Schulleiter, "erheblich verbesserte Unterrichtsbedingungen" vorfinden. Der Neubau war total entkernt worden. Im Januar standen keine Zwischenwände mehr. "Wie eine Tiefgarage muß man sich das vorstellen", macht Brähler die Situation anschaulich, die er nutzte, die räumliche Aufteilung zu verändern. Sein Ziel, "die pädagogische Nutzung zu optimieren", sieht er jetzt erreicht. Vor allem im musisch-kreativen Bereich sowie in Informatik und Verwaltung.

Die Bibliothek - bisher im künstlich erhellten Innenbereich des Neubaus untergebracht - wurde nach außen verlegt. Durch die hohen Fenster fällt Tageslicht ein. Dazu sollen "erweiterte Möglichkeiten individuellen Arbeitens" in der nun 240 Quadratmeter großen Bücherei dafür sorgen, daß Schüler nicht nur in Freistunden, sondern auch nachmittags gern zum Schmökern und Studieren kommen.

Die Theatergruppe kann sich über ein "Großes Haus" freuen, einen neuen Mehrzweckraum mit Bühne. Bessere Voraussetzungen also für die Probenarbeiten und regelmäßigen Aufführungen der jungen Akteure. Die Theatergruppe, so Brähler, ergänze die pädagogischen Möglichkeiten des für Kinder und Jugendliche wichtigen darstellenden Spiels.

Die Elftkläßler haben ab diesem Schuljahr ein neues Fach auf dem Stundenplan stehen: Informatik. Dafür wurde eigens ein neuer Fachraum eingerichtet - im alten Sprachlabor.

Auch die Chemiker können sich auf eine Neuerung freuen: Ein Gaschromatograph wird es ihnen nächstens erleichtern, Stoffe exakt zu analysieren.

In den letzten Sommerferien war der Neubau ausgeräumt worden - ein Jahr später ist er fast komplett wiedereingerichtet. "Der allgemeine Unterrichtsbereich ist bei Schulbeginn am Montag tiptop", freut sich Brähler. "Schlimmstenfalls" müsse lediglich der naturwissenschaftliche Unterricht noch zwei Wochen lang in den Klassenräumen abgehalten werden. "In den Fachräumen sitzen wir noch auf gepackten Kisten."

Das "Überwintern", wie Brähler sich ausdrückt, ist vorüber. Auch die Zeit der kommissarischen Schulleitung. Ab Oktober soll Brähler nach Ablauf seiner Probezeit die Schulleitung endgültig übernehmen.

Der Unterricht in der Taunusschule beginnt für die Jahrgangsstufen sechs bis 13 am Montag, 3. August, um 9.25 Uhr. Die Fünftkläßler werden einen Tag später eingeschult. Um 8.30 Uhr sind sie zum ökumenischen Gottesdienst in die Marienkirche eingeladen, um 9.30 Uhr geht dann der "Ernst des Lebens" los. mk

Jugendfeuerwehr feiert Jubiläum

HANAU. Die Klein-Auheimer Jugendfeuerwehr wird 30 Jahre alt. Ihren Geburtstag feiert sie am Samstag und Sonntag, 1. und 2. August. An beiden Tagen ist im Feuerwehrhaus eine Schau mit diversen Schutzanzügen zu sehen. Die Feuerwehr gibt auch Informationen über das richtige Verhalten, wenn im Haushalt übliche Geräte brennen. Eine Fett- und Spraydosenexplosion sollen vorgeführt werden. him

Der "Schulknast" und der Kopfsprung in die Postmoderne Oder Utopiefähigkeit / Eine gewerkschaftliche Antwort auf die Radikalkritik an der öffentlich verantworteten Bildungspolitik

FRANKFURT A. M. "Die Ohnmacht der Pflichtschule?", so betitelte jüngst die niederländische Sozialwissenschaftlerin Manuela du Bois-Reymond ihren Beitrag zum Kongreß "Jugend-Wirtschaft-Politik" in Mannheim, den die FR am 22. April veröffentlichte. Einige ihrer Thesen passen in der Tat zu aktuellen Befunden in Sachen Bildung: Klagen über "Schulmüdigkeit", "Schulvandalismus", "Motivationsverlust" wollen nicht verstummen. Rechtsradikalismus und Drogenprobleme sind Phänomene mit denen die Schule kaum fertig wird.

Die 1990 von Kurt Czerwenka veröffentlichte internationale Studie, was Schüler von ihrer Schule halten, belegt drastisch die Krisensymptome. Die Realschüler und Gymnasiasten in der Bundesrepublik beurteilen Schule und Lehrer mit Abstand am negativsten von allen untersuchten Ländern - USA, Frankreich, Schweden. "Schulknast" nennen sie ihre Schule, Prüfungen und Noten lasten "wie ein Gebirge" auf ihnen. Der Forscher stellt auch den Grund der weitverbreiteten Negativeinstellung fest: Das selektiv gegliederte Schulsystem stellt die Defizite der Schülerleistung in den Vordergrund und weckt massive Versagensängste. Schule wird für manchen Schüler, für manche Schülerin geradezu zum Alptraum.

Hat Manuela du Bois-Reymond dann nicht doch Recht, wenn sie feststellt: "Die Schule hat ihr Monopol verloren, Kinder und Jugendliche in sinnvolle und sinnhafte Lernprozesse zu integrieren. Dieses Monopol hatte sie lange Zeit inne. Zwar wurde auch früher in Schulen nicht immer sinnvoll gelernt . . ., aber gesamtgesellschaftlich war der Bildungskanon akzeptiert und tat seine Dienste unter den gegebenen sozialen Bedingungen." Die Erosion der Pflichtschule ist nach ihrer Ansicht bereits im Vormarsch - siehe Schulschwänzen und Lehrerkrankenstand. "Einer weiteren Privatisierung der nationalen Bildungssysteme sollte man nicht mehr versuchen entgegenzutreten, wie dies eine sozialdemokratische Bildungspolitik tut. Man sollte die analytische Arbeit darauf verwenden, zu zeigen, daß diese Tendenz historisch dominant wird und unaufhaltsam ist. Die Illusion der Chancengleichheit wäre auch in diesem Bereich aufzudecken." Das staatliche Schulwesen - so fährt sie fort - degeneriere zur subventionierten Restschule, um unterprivilegierten Gruppen eine Art Minimalwissen einzubleuen.

Da haben wir ihn, den Kopfsprung in die Postmoderne, den heute so viele tun, die ehedem noch engagierte Systemveränderer waren. Privatisierung, Individualisierung, subkulturelle Selbstverwirklichung, Narzißmus sind angesagt. "Gesellschaftliche Lösungen" sind nicht mehr modern. "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" - die Losung, unter der die Moderne angetreten ist: alles passé! Bildung im Dienste raffgieriger Euro-Yuppies, die mit intellektueller Eloquenz ihre weltweiten Beutezüge steuern!

Zugegeben: "Aufklärung" und "Emanzipation", "Fortschritt" oder "Zukunft", alles Begriffe, die am Anfang und im Zentrum des modernen Erziehungswesens standen, sie sagt man nicht mehr so leicht daher, ohne in intellektuelle Atemnot zu kommen. Und es stimmt, daß es keine politische, kulturelle oder intellektuelle Avantgarde mehr gibt, auf die es sich einzuschwören gilt. Aber bedeutet dies, da alte Reformlosungen jedwede Bedeutung verloren haben, nur weil sie sich immer noch nicht mit bestehenden Herrschaftsstrukturen vertragen? Sind die Traditions-Ziele linker Bildungspolitik hinfällig, nur weil sich der Kapitalismus stabiler verhalten hat, als viele geglaubt haben? "Das postmoderne Vergnügen an Unvernunft. Oder: das Vergnügen einen Jaguar zu fahren", so lautet der Titel eines Pädagogik-Artikels über die neue Weltsicht. Er drückt die Haltung aus, in der sich heute Linke und Rechte vielfach die Hand reichen können. Weil sie sich einig sind im Glauben an den Stillstand der Geschichte, im Abschwören an jede transzendierende Gesellschaftsutopie, sich nur dem Lustprinzip zuwenden und sich leichtsinnig von den Kernfragen demokratischer Bildungspolitik verabschieden. Utopieverlust ist das, was das herrschende Denken auch in linken Kreisen gegenwärtig prägt; Utopiefähigkeit wäre das, was durch Bildung gerade in dieser Zeit angeeignet werden sollte. Sie ist offensichtlich aber immer schwieriger zu haben.

Günter Gaus sagt dazu in seiner jüngsten Dresdener Rede: "Da unsere Ordnung aus guten Gründen die andere abgelöst hat, werden weiterhin alle gesellschaftlichen Fragen als erledigt angesehen: beantwortet durch den Verlauf der Geschichte. Es herrscht ein Tonfall der Gewißheit, der boshafte Vergleiche mit dem marxistischen Zungenschlag von der historischen Gesetzmäßigkeit aufdrängt." So auch bei du Bois-Reymond, wenn sie schreibt: "Man sollte die analytische Arbeit darauf verwenden, zu zeigen, daß diese (nämlich: marktwirtschaftliche) Tendenz historisch dominant wird und unaufhaltsam ist." Wer anders redet, wird schnell als einer denunziert, der von seiner Sehnsucht nach Utopie immer noch nicht lassen kann.

Kein Wunder, wenn der Münchener Philosoph Sloterdijk davon spricht, daß die Philosophie seit einem Jahrhundert im Sterben liege und er bedauernd feststellt, daß sich ihr Abschied quälend in die Länge ziehe. In seinem postmodernen Kultbuch "Kritik der zynischen Vernunft" schreibt er: "Nach den Jahrzehnten des Wiederaufbaus und dem der Utopien und ,Alternativen' ist es, als ob ein naiver Elan plötzlich verloren gegangen wäre. Katastrophen werden herbeigefürchtet, neue Werte finden starken Absatz, wie alle Analgetika. Doch die Zeit ist zynisch und weiß: Neue Werte haben kurze Beine. Betroffenheit, Bürgernähe, Friedenssicherung, Lebensqualität, Verantwortungsbewußtsein, Umweltfreundlichkeit - das läuft nicht richtig. Man kann es abwarten. Der Zynismus steht im Hintergrund bereit - bis das Palaver vorbei ist und die Dinge ihren Gang nehmen." Solcherart Zynismus - wie fortschrittlich er sich auch immer geben mag - gibt meiner Überzeugung nach keine Basis her für künftige linke Bildungspolitik. Nüchtern, d. h. ohne Wunschdenken, auf die Realitäten zu schauen, das ist sicherlich nötig und richtig. Nur - sehen die vermeintlich so nüchternen Skeptiker und Zyniker denn tatsächlich die Realität, wie sie ist? Bezogen auf die Bildungsentwicklung in der Bundesrepublik ist in den letzten zwanzig Jahren wahrscheinlich doch mehr erreicht worden, als jedem Konservativen lieb sein kann. Nicht zuletzt gewerkschaftlicher Bildungspolitik ist es zu danken, daß Facharbeiter heute so gebildet und selbstbewußt sind wie niemals zuvor. Ist mit den neuen Metall- und Elektroberufen nicht doch ein neues Lernklima in die Betriebe eingezogen, in dem sich egalitäre, partnerschaftliche, beteiligungsorientierte Lernkonzepte besser entwickeln konnten als in vielen staatlichen Schulen? Vermag der neue, ganzheitliche Qualifikationsbegriff in der beruflichen Bildung erreichen, daß die Persönlichkeit des einzelnen pädagogisch wesentlich ernster genommen wird als dies vor Jahren noch der Fall war? Konnte mit der Durchsetzung der Team- und Gruppenidee in Ausbildung und Beruf nicht ein wichtiger bildungspolitischer Beitrag geleistet werden, die sich gegen die "Ellbogengesellschaft" und gegen puren Karrierismus richtet?

Ich wage zu behaupten, daß in den Betrieben, in denen die Ausbildung nach dem neuen Muster funktioniert, deutlich weniger Ausländerfeindlichkeit und Rechtsextremismus hochkommt. Und was die Chancengleichheit betrifft: Der Zug der Zeit geht doch in diese Richtung! Die Eltern haben die Hauptschule längst abgewählt, obwohl sich die Gesamtschule nicht breit durchsetzen konnte. An die 200 Gesamtschulinitiativen haben sich übrigens in den neuen Bundesländern gebildet. Man sollte sie vielleicht auch im Westen einmal zur Kenntnis nehmen. Das Abitur boomt; was nicht heißt, daß dieses Modell noch in Zukunft trägt. Aber den Zug zur Hochschulreife haben wir doch selbst aufs Gleis gestellt!

Das Ziel der sozialen Emanzipation ist nach wie vor gerechtfertigt. Kerngehalt jeder linken Bildungspolitik ist in diesem Zusammenhang: die geistige Emanzipation der arbeitenden Mehrheit. Mit anderen Worten: Handlungsfähig und bewußt machen dafür, daß Menschen - national wie global - nicht gegen ihre eigenen Interessen handeln.

Nach dem bislang Gesagten sollte klar sein: Bedarf und Legitimation für radikalen Reformismus ist nach wie vor vorhanden. Der Weg dahin und die notwendige Handlungssicherheit ist aber nicht mehr durch "Rückgriff" auf Gewißheiten einer geschlossenen Ideologie zu klären. Im Gegenteil: wir müssen lernen, mit Ungewißheiten zu leben; wir müssen es verkraften, auf der Suche zu sein.

Was aber nicht heißen kann, die Geschichte der Arbeiterbewegung und ihrer Theorien einfach fallen zu lassen wie eine "heiße Kartoffel". Jens Reich sagt zur ostdeutschen Vergangenheitsbewältigung: "Was tun? Auf diese Frage nehme ich eine berechtigte Auszeit in Anspruch. Das Recht auf Verweigerung der Aussage. Das Menschenrecht auf Ratlosigkeit . . . Wer bündige Antworten hat, schwindelt sich in neue Illusionen."

Was heißt dies für den Bildungssektor?

1. Lernen müssen wir, daß bloße formale Strukturreformen nicht ausreichen. Die Einheitsschule ist durch nichts mehr diskreditiert worden, als durch ihr autoritäres Erziehungsklima. Die Gesamtschule ist durch nichts mehr diskreditiert worden als durch Planungswirrwarr und Pädagogik-Chaos. Um Inhalte und Lernformen gilt es zu kämpfen, die handlungsfähig machen angesichts der Großprobleme unserer Zeit. Das Konzept der "menschlichen Schule", einer "Schule, die Spaß macht", ist ebenso notwendig wie Chancengleichheit.

2. Bündnisse müssen geschlossen werden; die These vom deutschen "Produktivitätspakt" zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften wie auch die These von der Strategie des "kalkulierten Risikos" sind da womöglich hilfreich. Den Übergang zu neuen Produktionskonzepten nutzen für demokratische Freiräume, die sich der herrschenden Vereinnahmung entziehen; für neue und andere Lebensentwürfe und Bildungskonzepte, die das Bewußtsein für eine allgemeine Veränderung der Gesellschaft fördern - das ist die konkrete Utopie, die es auch in der Bundesrepublik umzusetzen gilt.

Es kann nicht darum gehen, die öffentliche Schule zu privatisieren, sondern sie mit neuen Reformaufträgen auszustatten - das ist die aktuelle Aufgabe linker Bildungspolitik. KARLHEINZ HIESINGER

Der Autor ist geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, zuständig für Bildung und Berufsbildung.

Donnerstag, 30. Juli

Theater Volkstheater, Tel. 28 86 98: 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23 (bei Regen im Volkstheater). Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Theatersaal: 21 Uhr, Mathias Beltz - "Füsse im Feuer"; Studiobühne: 21.30 Uhr, Zwieback/Stache - "Der Aufschrei der Aluminiumlöffel im Theater Tafü-Lafö".

Summertime Festival: 21.30 Uhr, Dogtroep - "Der Aufstieg der Könige"; Brüningpark Höchst.

Volksbildungsheim, Eschenheimer Anlage 40: 20.30 Uhr, Michael Schumacher & Friends - Ballett & Berliner Luft Ensemble - Lieder von Brecht, Weill etc.

Circus Fliegenpilz, Tel. 707 59 47: 16 & 20 Uhr, Vorstellungen in der Wasser-Manege; Bockenheimer Depot.

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 u. 23.30 Uhr, Variete-Revue. Musik Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Eugene Brosnan.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Crossroads. Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, Black Bembel Blues Band.

Jazzkneipe, Berliner Str.: 22 Uhr, Piano George.

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: 19.30 Uhr, Kühn - Humair - Jenny - Clark - Jazz.

Kulturwerkstatt, Germaniastr. 89: 20.30 Uhr, Dozentenkonzert "Jazz - das Lied der Strasse". Dorian Gray, Im Flughafen Frankfurt, Terminal C/Level 0: 21 Uhr, Beach Party. Vorträge / Diskussione Lesbisch Schwules Jugendtreffen: 11 Uhr, Diskussion mit betroffenen Strichern & obdachlosen Jugendlichen - "Out - und dann?"; Veranstaltungszelt im Ostpark. Literatur Lesbisch Schwules Jugendtreffen: 18 Uhr, Lesung Eva Stäbler; Veranstaltungzelt im Ostpark.Kino/Filme Das Kinoprogramm finden Sie im Anzeigenteil der heutigen Ausgabe. Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zu "Bernd und Hilla Becher, Anna und Berhard Blume".

Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo" sowie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe.Kinder Merian-Spielplatz, Bornheim: 13 bis 18 Uhr, Ferienspielaktionen (6 bis 14 J.). Sonstiges Schach-Senioren-Gruppe, Sozialzentrum Marbachweg, Cafeteria: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin. City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

Hausfrauen-Bund: 14 Uhr, Handarbeitskreis; Brentano-Haus. Märkte Bockenheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Bockenheimer Warte. Apotheken Folgende Apotheken sind von Donnerstag, 8.30 Uhr, bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Altkönig-Apotheke, Niddagaustraße 73, Tel. 78 36 39; Ahorn-Apotheke, Griesheim, Waldschulstraße 43 a, Tel. 38 24 86; Bären-Apotheke, Höchst, Königsteiner Straße 12, Tel. 31 34 19; Bonameser Apotheke, Bonames, Homburger Landstraße 667, Tel. 50 13 63; Falken-Apotheke, Ginnheim, Ginnheimer Landstraße 125, Tel. 53 15 52; Hans-Thoma-Apotheke, Sachsenhausen, Schweizer Straße 23, Tel. 62 33 60; Löwen- Apotheke, Zeil 65-69, Tel. 29 52 02; Luisen-Apotheke, Rothschildallee 20, Tel. 45 66 77; Sonnen-Apotheke, Bergen-Enkheim, Westpreußenstr. 14, Tel. 0 61 96 / 3 19 19; Wolf-Apotheke, Eschersheimer Landstraße 87, Tel. 55 01 88. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden.

Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42.

Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen.

Tierärztlicher Notdienst

(19 bis 23 Uhr)

Dr. Bodo von Rhein, Jacques-Offenbach-Str. 14 b, Offenbach, Tel. 84 64 28.

Danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").Anwaltsnotdienst in Strafsachen

(24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83.

Telefonberatungen Tag und Nacht

Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern

Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112

Überfall 110

Polizei 75 51

Krankentransport 49 00 01 - 4

Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33

ADAC-Pannenhilfe 1 92 11

ACE-Pannenleitstelle 1 92 16

AvD-Pannennotruf 6 60 66 00

VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366

Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66

Drogennotruf 62 34 51

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche.

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- ohne Gewähr -

EG will Hilfe erhöhen

Ott darf bei der Diskussion nicht immer mitreden Der Beigeordnete wurde bei der Debatte über Klärbeitrag zeitweise ausgeschlossen

NAUHEIM. Der ehrenamtliche Beigeordnete Dietrich Ott (Grüne) durfte bei der Sitzung des Gemeindevorstandes in diese Woche nicht an der Beratung des Tagesordnungspunktes "Widersprüche gegen die Bescheide über die Heranziehung zu einer Vorausleistung für die Erweiterung der Kläranlage" teilnehmen. Anlaß für den Ausschluß ist die Mitgliedschaft Otts im Vorstand der Bürgerinitiative Klärbeitrag (BiK).

Der Gemeindevorstand sieht in Otts Vorstandsmitgliedschaft eine Interessenskollision mit seinen Aufgaben als Beigeordneter: Die BiK und ihr Vorstand haben die "Widersprüche gegen die Heranziehung zur Vorausleistung initiiert und unterstützt". Ott habe sogar ausgeschlossen werden müssen, da sonst Beschlüsse unwirksam geworden wären.

Die BiK, zu der Ott zählt, wehrt sich gegen den Klärbeitrag, der einmalig von allen Grundstücksbesitzern erhoben werden soll, um die Verbesserung der Kläranlage zu finanzieren. Die BiK (mehr als 1000 Mitglieder) will gerichtlich klagen.

Begründet wird der Ausschluß mit der Hessischen Gemeindeordnung: Mitglieder des Gemeindevorstands (oder des Parlaments) dürfen nicht an Beschlüssen mitwirken, die ihre eigenen Belange zum Inhalt haben oder Angelegenheiten betreffen, die sie kraft ihrer Tätigkeit als Vorstandsmitglied eines Vereines, einer Gruppe der Gemeinde gegenüber vertreten.

Dietrich Ott möchte den Ausschluß nicht hinnehmen und die Sache von seinem Rechtsanwalt prüfen lassen. "Sonst wäre ja jede außerparlamentarische Aktivität verwehrt", meint Ott. Er versteht die Hessische Gemeindeordnung anders: Er sieht die Intessenskollision nur gegeben, wenn er persönlich Vor- oder Nachteile aus einem Beschluß ziehen könne. Beim Klärbeitrag sei er als Grundstücksbesitzer aber ebenso betroffen, "wie etwa auch Bürgermeister Zaich".

Rudolf Zaich wies darauf hin, daß Dietrich Ott nicht bei allen Tagesordnungspunkten zum Klärbeitrag - unter anderem ging es um Stundungsanträge zu den Bescheiden - vom Gemeindevorstand ausgeschlossen worden sei, sondern nur bei diesem, bei dem die Interessenskollision gegeben schien. Ob es auch künftig Ausschlüsse Otts von Sitzungen des Gemeindevorstandes geben werde, lasse sich nicht vorhersagen, sei aber auch nicht auszuschließen.

Der Gemeindevorstand hat in seiner Sitzung einen weiteren Beschluß gefaßt, der Ott betrifft. Der Gemeindevorstand verneinte die Möglichkeit, daß Ott an Gesprächen zwischen Gemeinde und BiK teilnehmen könne.

Der Gemeindevorstand begründete: Eine Teilnahme Otts sei nicht möglich, weil er sonst "gegen die ihm obliegende Treuepflicht eines Ehrenbeamten verstoßen würde". Ein Ehrenbeamter "darf keine Ansprüche Dritter gegen die Gemeinde geltend machen", wie es der Fall wäre, wenn Ott "für die BiK mit der Gemeinde über die Widersprüche verhandelt". lis

Autos, Schlager, Rock'n' Roll Großes Oldie-Festival am Fuße der Burg Gleiberg

In Wettenberg, unweit von Gießen, werden am Wochenende die 50er und 60er Jahre wieder lebendig. Die Oldiefete steigt vom 31. Juli bis zum 2. August am Fuße der Burg Gleiberg im alten Ortskern von Krofdorf.

In den zwei Jahren seines Bestehens hat sich das Festival, das "Musik und Motoren" mit der Alltagskultur der 50er und 60er Jahre verknüpft, längst überregional einen Namen gemacht. Automobile mit Haifischmäulern werden an den drei Tagen das Bild des 4500-Seelen-Dorfes bestimmen. Und Musik wird erklingen, auf sieben Bühnen, von 35 Formationen: Rock und Beat am Freitagabend, der "deutsche Schlager" am Samstagmittag, Twist und Jazz am Abend und die "Rollin' Fifties" am Sonntagnachmittag. Zu diesem Spektakel, das von der Gemeindeverwaltung organisiert wird, werden mehr als 30 000 Besucher erwartet.

Ein "riesiges Familienfest" erhofft sich Bürgermeister Gerhard Schmidt, selbst begeisterter Anhänger der Beatles-Musik und ehedem Isetta-Fahrer, damals in den 50ern. Vor zwei Jahren tüftelte man im Rathaus nach einer Konzeption, die möglichst viele Altersgruppen anspricht. Ein Park-and-Ride-System am Ortseingang (Oldtimer dürfen rein) hält die Fahrzeuge der Besucher vom Geschehen fern, das Geschirr an den vielen Buden ist aus Porzellan, und kritische Programm-Punkte sollen dem Eindruck einer verklärenden "Jubel-Fete" begegnen.

Am Donnerstagabend wird in der Mehrzweckhalle das Frankfurter Kabarett "Die Katakombe" mit einem Sondergastspiel die Epoche einer kritischen Würdigung unterziehen. Natürlich wird er da zu hören sein, der legendäre "Tor- Schrei", aber auch die Irrtümer und Versäumnisse der 50er und 60er Jahre werden mit Witz und Zynismus beleuchtet. Am Sonntagvormittag schließlich die "Benzingespräche" mit dem hessischen Verkehrsminister Ernst Welteke (SPD).

Für die Kinder gibt's am letzten Nachmittag Zaubereien, Hula-Hoop und Schmink-Aktionen, für die Großen Petticoat-Wettbewerbe. Der "Eintrittsbutton" für alle drei Tage kostet acht Mark, für Kinder unter zwölf Jahren kostet es gar nichts. Der Ortsteil Krofdorf-Gleiberg ist mit dem Auto über den Gießener Ring (A 485 und A 480) sowohl von Süden als auch von Norden her (Abfahrt Wettenberg) zu erreichen. Von den ausgewiesenen Parkplätzen am Ortsrand verkehren regelmäßig Sonderbusse ins Zentrum.

VOLKER TRUNK

Für die "Roten" steigt am Sonntag schon ein Kellerduell

Die erste Gewißheit, die die Trainer vor dem dritten Spieltag der hessischen Fußball-Oberliga gewonnen haben, ist die nüchterne Erkenntnis, daß die Ungewißheit bleibt. Konditionsprobleme hier, mangelnder Feinschliff da -, die unruhigen Herren an der Seitenlinie haben bisweilen mit Halbheiten zu kämpfen. Also erhebt sich allenthalben Wehklagen, denn positive Eindrücke sollen gefälligst nicht überbewertet, negative dagegen tunlichst abgestellt werden.

Den Prototyp des Fehlstarts offerierte Rot-Weiss Frankfurt seinen Anhängern und rangiert, nachdem der Ball in der höchsten hessischen Amateurklasse bislang 180 Minuten getreten wurde, ohne Punktgewinn am Tabellenende. Desillusioniert, aber längst nicht entmutigt geht es für die "Roten" im einzigen Sonntagsspiel beim "Kellerduell" gegen den ebenfalls mit dem Makel zweier Niederlagen behafteten SV Wiesbaden nicht alleine um Wiedergutmachung, sondern vor allem darum, Trainer Jungs Bilanz nicht über den Haufen zu werfen. "Ich habe in der Oberliga noch nie drei Spiele hintereinander verloren", sagte der vom Erfolg verwöhnte Coach vor Saisonbeginn. Höchste Zeit, dürfte Jung hoffen, daß dies seine Mannschaft zur Kenntnis nimmt und beginnt Maßstäbe zu setzen.

Ohne derlei Sorgen kann der FV Bad Vilbel seinen zweiten Heimauftritt am heutigen Freitag (19.30 Uhr) angehen. Gegen die keck wider alle Prognosen anspielende neuformierte Mannschaft von Viktoria Aschaffenburg, die Kloss trotz eines Bänderrisses einsetzten will, darf der Aufsteiger auf errungene 3:1 Punkte blicken und auf die Unterstützung der Zuschauer vertrauen.

Wenig Vertrauen in seinen Angriff durfte bislang der Coach des FSV Frankfurt, Herbert Dörenberg, setzen. Viele Chancen, wenig Tore - ein Ärgernis, mit dem Gegner Neukirchen nicht zu kämpfen hat. Auch die unglückliche 3:4-Niederlage in Egelsbach konnte dem Aufsteiger, der bei seinem Oberligadebüt schon achtmal traf, das Selbstvertrauen vor dem zweiten Heimspiel nicht rauben.

Kickers Offenbach thront, allein noch ohne Punktverlust, an der Tabellenspitze, erwartet Rekordbesuch, einen VfR Bürstadt, dem die Puste für neunzig Minuten fehlt, und ein Fortsetzen der makellosen Bilanz. Ein schwerer Gang steht der SG Egelsbach im Duell bei dem punktgelichen und ebenfalls ambitionierten SV Wehen bevor. Während die Gastgeber zwei völlig unterschiedliche Spiele ablieferten, fehlt in Egelsbach trotz erreichter 3:1 Punkte noch jegliche Ordnung und die Form vermeintlicher Spitzenkräfte.

Die Eintracht-Amateure treffen bei ihrem ersten Auftritt am Riederwald auf Borussia Fulda. Vom Gegner zeigte sich Eintracht-Trainer Ramon Berndroth bislang "beeindruckt" und hat ihm zu seinem Meisterschaftsfavoriten auserkoren. Doch seiner jungen Mannschaft traut Berndroth "jegliche Überraschung" zu. Die Spvgg. Bad Homburg muß in Marburg antreten und hofft nach dem 1:1-Unentschieden gegen RW Walldorf, das an diesem Spieltag pausiert, auf kontinuierliche Steigerung. Noch ohne Gegentor und mit einem überzeugenden 4:0-Erfolg gegen Marburg im Rücken, fährt Eintracht Haiger zum KSV Hessen Kassel. FR

Hunderte treten wieder zum Volksradfahren an

BAD ORB. Hunderte von Radlern treten am Sonntag, 2. August, in die Pedale, wenn in Bad Orb der Startschuß für zum Volksradfahren fällt. Die populäre Trimm-Veranstaltung wird vom Radfahrverein Germania bereits zum 17. Mal ausgerichtet. Zwischen 8.30 und 11.30 Uhr begeben sich vom Salinenplatz aus wieder Einheimische und Kurgäste, Familien, Verbände und Vereine auf den mehrere Kilometer langen ausgesteckten Rundkurs durch das Haseltal. Jeder Teilnehmer erhält eine Medaille, dazu werden die jüngsten und ältesten Radfahrer mit Pokalen ausgezeichnet. Auf Geschwindigkeit kommt es beim Volksradfahren nicht an. Die Fahrer müssen lediglich bis 13 Uhr im Ziel sein.

Die Ehrungen finden auf dem Salinenplatz statt, wo am Nachmittag Musik spielt. Dazu gibt es eine Tombola. jan

125 Namen zählt die Bewerbungsliste um eine Sozialbauwohnung

Es gilt das Dringlichkeitsprinzip Kommunale Vermittlungsstelle setzt große Hoffnung in Fehlbelegungsabgabe Von Annette Wittkopf

STEINBACH. Wohnungssuche im Vordertaunus - ein Alptraum. Und angesichts horrender Maklerprovisionen obendrein teuer. Steinbacher haben es da besser. Dem Einwohnermeldeamt in der Gartenstraße ist seit vielen Jahren eine kommunale Wohnungsvermittlungsstelle angegliedert, ein kostenloser Service für alle Bürgerinnen und Bürger. Profitieren kann davon allerdings nur, wer Anspruch auf eine Sozialwohnung hat. Besserverdienende, die sich höhere Mieten leisten können, verweisen die städtischen Mitarbeiter auf den freien Wohnungsmarkt.

Von den rund 4500 Haushalten, die es in der Taunusstadt gibt, entfallen etwa 1700 auf Sozialwohnungen. "Dieser Prozentsatz ist einmalig im südhessischen Bereich", weiß Bürgermeister Edgar Parnet. Über zwei Drittel dieser Wohnungen wurden mit Geld aus Frankfurt gebaut. Die ersten Bewohner waren überwiegend Steinbacher, so war es damals zwischen den beiden Stadtverwaltungen ausgehandelt worden. Doch nach deren Auszug fiel das Belegungsrecht an Frankfurt zurück.

Die Stadt Steinbach hat 475 Wohnungen mitfinanziert und sich damit das Recht gesichert, zu bestimmen, wer einzieht. Auswahl hat sie genug. Auf der Liste der Wohnungssuchenden zählt Rolf Riegel, Leiter des Amtes für Ordnung und Umweltschutz und Chef von Marina Klingenberger und Anette Send, die die Wohnungsvermittlungsstelle betreuen, 125 Namen: 30 suchen eine Einzimmer-, 40 eine Zweizimmer-, 30 eine Dreizimmer- und 25 eine Vierzimmerwohnung.

Nicht alle sind Steinbacher. "Wenn eine Steinbacherin alt geworden ist und Sohn oder Tochter zu sich nehmen möchte, die vielleicht in Kelkheim leben, damit diese sie versorgen können, nehmen wir die auch mit auf die Liste", konstruiert Riegel einen Fall. In Frankfurt gilt dagegen eine rigorosere Auswahlpraxis.

Dort wird jeder Wohnungssuchende zu einer Nummer. Das ist in der Kleinstadt Steinbach nicht nötig. "Bei uns geht es nach Dringlichkeit, nicht nach dem Datum der Anmeldung", erläutert Riegel. Die Wohnungssuchenden werden eingehend nach ihren persönlichen Lebens- und derzeitigen Wohnumständen befragt und es werden Karteikarten angelegt. Sobald eine Wohnung frei wird, wird aus dem jeweiligen Kreis der Bewerber derjenige ausgesucht, dessen Fall am dringendsten ist.

Erst kürzlich machte die Wohnungsvermittlungsstelle eine fünfköpfige Aussiedlerfamilie aus Polen überglücklich. Sie war nach ihrer Ankunft in der Bundesrepublik vom Hochtaunuskreis zunächst in ein Haus in der Rossertstraße eingewiesen worden, das dieser als Not- und Übergangsunterkunft gemietet hat. Nach einiger Zeit aber mußten die Eltern mit ihren drei schulpflichtigen Kindern wieder ausziehen. Sie wurden in zwei winzige Zimmer in eine Königsteiner Sammelunterkunft verlegt, weil sie in Steinbach keine Wohnung gefunden hatten. Jetzt konnten sie zurückkommen, weil eine Vierzimmerwohnung frei geworden war. Die vorherige Bewohnerin, eine Witwe, wollte in eine Zweizimmerwohnung umziehen. "Wir erleben oft Tragödien", schildert Rolf Riegel den Alltag in der Wohnungsvermittlungsstelle, "aber wenn eine Familie sich so freut wie in diesem Fall, ist das die beste Motivation."

Natürlich wird von Wohnungssuchenden versucht, auf die begehrte Liste zu kommen, obwohl ihr Einkommen über der Grenze liegt. "Wenn sie aber gebeten werden, einen Einkommensnachweis vorzulegen, ziehen sie ihren Antrag meist schnell wieder zurück." Oft leider nicht, ohne die Mitarbeiterinnen böse zu beschimpfen. Von herber Enttäuschung bis zu massiver Beleidigung geht, was sie von Abgewiesenen zu hören bekommen.

Riegel hofft, daß die Fehlbelegungsabgabe im nächsten Jahr Bewegung in den Wohnungsmarkt bringt und die mietgünstigen Unterkünfte wieder denen zugute kommen, für die sie gebaut wurden.

Aus Angst vor Abschiebung wollte Rumäne sich verbrennen

In drastischer Weise hat der 31jährige Rumäne Gheorghe Coman am Montag auf die Schwierigkeiten aufmerksam gemacht, in der sich zahlreiche rumänische Asylbewerber in der Bundesrepublik befinden. Coman, dessen Asylantrag vom Bundesamt für die Aufnahme ausländischer Flüchtlinge abgelehnt worden war, hatte sich auf dem Marktplatz von Karlstadt am Main mit Petroleum übergossen und gedroht, sich selbst anzuzünden. Der Polizei gelang es jedoch, dies rechtzeitig zu verhindern. Sie lieferte Coman in eine Psychiatrische Klinik ein, aus der er am Dienstag wieder entlassen wurde.

Klaus Oswald von der Flüchtlingsberatungsstelle der Caritas in Lohr, der Coman betreut, kritisiert, "wie sehr die Angst der rumänischen Asylbewerber und die politischen Einschätzungen der Behörden auseinanderklaffen". Comans Furcht vor seiner Abschiebung habe in seiner Tat "tragischen Ausdruck" gefunden, sagt Oswald.

Comans Rechtsanwalt Klaus Schroeder wies darauf hin, daß Rumänen schlechte Chancen hätten, als Asylbewerber anerkannt zu werden. Das Auswärtige Amt in Bonn betrachte Rumänien seit dem Systemwechsel als demokratischen Staat, in dem es nicht mehr zu politischer Verfolgung komme. "Was die Situation in Rumänien angeht, liegen vom Auswärtigen Amt auf der einen Seite, amnesty international und der Heinrich-Böll-Stiftung auf der anderen Seite ganz konträre Stellungnahmen vor", unterstrich Schroeder.

Wolfgang Grenz, Asylreferent bei amnesty international, sagte, daß die Situation in Rumänien sich tatsächlich "etwas gebessert" habe. Dabei nahm er allerdings die Situation der Roma in Rumänien aus. Die Mehrheit der Asylanträge von Rumänen werde deshalb negativ beschieden, sagte Grenz der FR. In einzelnen Fällen komme es jedoch immer noch zu politischer Verfolgung. Im vergangenen Jahr seien die Anträge von 16 Rumänen positiv beschieden worden.

Grenz berichtete von einer Reihe von Fällen, in denen Asylsuchende in Rumänien politisch verfolgt worden seien. Ihnen drohe heute zwar keine Gefahr mehr, aber ihr "subjektives Gefühl" sei anders, beschrieb Grenz die Schwierigkeit. Sie könnten nur darauf hoffen, daß ein Richter ihre "damalige Verfolgung" so beurteile, daß es ihnen nicht zuzumuten sei, nach Rumänien zurückzukehren.

Der Elektromechaniker Coman war im Juli 1991 in die Bundesrepublik eingereist und hatte kurz darauf einen Asylantrag gestellt. In seinem Verfahren hatte der Rumäne berichtet, daß er bei Unruhen in Bukarest im Juni 1990 von rumänischen Sicherheitskräften festgenommen worden sei. Er sei für drei Monate in Untersuchungshaft geraten und in dieser Zeit mißhandelt und gefoltert worden. In der darauffolgenden Zeit habe es wiederholt Telefonanrufe mit Drohungen gegeben, so daß er sich schließlich zur Ausreise nach Deutschland entschlossen habe. Zur Begründung hatte Coman auch darauf hingewiesen, daß in seiner Heimat derzeit ein Verfahren gegen ihn laufe. Es hänge mit den Vorfällen bei den Universitätsunruhen zusammen.

In der Begründung für seine Ablehnung durch das Bundesamt heißt es: "Laut Auskunft des Auswärtigen Amtes an das Bundesamt liegen keine Anhaltspunkte dafür vor, daß Demonstrationsteilnehmern im Rahmen von Ermittlungsverfahren ihre politische Einstellung oder ihr politisches Verhalten vorgeworfen wird oder Beschuldigungen nur vorgeschoben werden." Die Verfahren entsprächen rechtsstaatlichen Grundsätzen. Aufgrund der eingetretenen Änderungen in Rumänien sei für den Antragsteller die Gefahr einer Verfolgung auszuschließen.

Rechtsanwalt Schroeder hofft immer noch für seinen Mandanten. Das rechtskräftige Urteil müsse noch zugestellt werden. "Das kann auch noch zwei Monate dauern", sagt Schroeder. Sobald es eingetroffen sei, wolle er mit einem Berufungsverfahren und einer Petition an den Bayerischen Landtag versuchen, die Abschiebung Comans zu verhindern. GEMMA PÖRZGEN

"Erlebnistour" führt zu den Schmetterlingen

FLÖRSHEIM. Das Kleingetier im Tümpel nimmt der Nachwuchs beim "offenen Sonntag" im Naturschutzhaus der Weilbacher Kiesgruben unter die Lupe. Von 10 bis 12 Uhr gehen Biologinnen mit Kindern ab fünf Jahren auf Exkursion.

Schmetterlinge tummeln sich im Lehrgebiet der rekultivierten Kiesgruben. Bei der Erlebnistour wird auch nach dem selten gewordenen Schwalbenschwanz "gefahndet". Im Naturschutzhaus gibt es dann allerlei Zusatz-Informationen.

Früh raus muß, wer bei einer naturkundlichen Führung der Gesellschaft für Ornithologie mitmachen will. Die Stiefel werden bereits um 9 Uhr geschnürt. Treffpunkt ist am Naturschutzhaus, das am "offenen Sonntag" erst um 16 Uhr seine Pforten schließt. kkü

Dringender Appell: Gastfamilien gesucht

LANGEN. "Ich brauche dringend noch drei Gastfamilien in Langen und Umgebung. Es ist wirklich die Ungeheuerlichkeit passiert, daß Gasteltern sieben Tage vor Ankunft ihres Schülers abgesagt haben", sagt Andrea Marquard vom Deutsch-Französischen Schüleraustausch (DFS), die jetzt ziemlich in der Bredouille ist. Am Montag, 3. August, treffen 20 französische Gastschüler aus Paris und Lyon ein, die bis zum 24. August bleiben werden. Für einen 15 und zwei 16 Jahre alte Schüler gibt es noch keine Gastfamilie. Die Organisation gewährt pro Tag 22 Mark Haushaltsgeldzuschuß.

Marquard betont, daß die Gäste kein eigenes Zimmer brauchen, keine Extrawürste. Und fürs Freizeitprogramm nach dem Deutschunterricht sorgt ein DFS- Team. Wichtig sei nur eine aufgeschlossene Familie, die mit dem Gast auch redet. Wer einen Platz bieten kann: Andrea Marquard, Telefon 06103 / 7 98 17. dok

Altenstädter Autofahrer zog sich Verletzungen zu

ALTENSTADT. Aus Unachtsamkeit kam ein Fahrer aus Altenstadt nach Polizeiangaben mit seinem Auto Dienstag nacht von der Kreisstraße 235 ab. Weiteren Angaben zufolge fuhr er aus Rodenbach kommend Richtung Altenstadt, als sein Fahrzeug nach einer langgezogenen Rechtskurve nach links ausscherte, sich überschlug und auf der rechten Seite liegen- blieb. Der Fahrer wurde leicht verletzt, an dem Auto entstand Totalschaden. ub

Namen+Notizen

HORST GEBHARD aus Ockstadt und HERBERT SIBBE aus Friedberg feiern am heutigen Donnerstag ihre silberne Priesterjubiläen. Beide stehen seit 25 Jahren im Dienste der katholischen Kirche. Dr. Horst Gebhard (63) stammt aus Bad Kreuznach, studierte in Tübingen und wurde 1967 in Mainz zum Priester geweiht. Nach sechs Kaplanjahren ist er seit 1974 Seelsorger für die rund 1700 Katholiken in Ockstadt.

Zusätzlich ist er Gefängnispfarrer für die rund 60 Insassen der Friedberger Vollzugsanstalt. Gebhard machte sich auch als Historiker einen Namen: Er veröffentlichte seine Nachforschungen über die Geschichte der Hexenverfolgung in der Wetterau. Pfarrer Sibbe (62) stammt aus Bingen. Der in Mainz geweihte Priester ist seit 1971 Religionslehrer am Friedberger Augustiner-Gymnasium. Dort führt er seit 1976 den Dienstrang eines Oberstudienrates.

HENDRICK JOLIE tritt zum 1. August als neuer Kaplan in die Bad Nauheimer Bonifatiusgemeinde ein. Er löst den Jung-Priester MICHAEL MARIN ab, der zu den Augustiner-Chorherren nach Maria Bronnen in den Schwarzwald wechselt. Auch die Ordensfrau MARIA GERBURGA verläßt die knapp 6000 Katholiken in der Nauheimer Kernstadt, Steinfurth, Wisselsheim, Rödgen und Schwalheim. 46 Jahre lebte sie im "Haus St. Lioba" der sechs Nauheimer Schwestern unserer Lieben Frau, zuletzt als Hausoberin. In der Pfarrei wirkte sie als Lektorin, Kommunionhelferin, im Caritaskreis und im Altenbesuchsdienst. Maria Gerburga wird Oberin in einer ähnlichen Einrichtung in Mönchengladbach.

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Beratung / Selbsthilfe Friedberg. LVA: Sprechtag, 8-12 Uhr, Auskunfts-/Beratungsst., Hanauer Str. 30.

Diakonisches Werk: Gemeindeclub Knospe, Offener Treff für Menschen in Krisensituationen, 14-20 Uhr, Seewiese.

Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus, Tel. 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 / 47 74.

Mütter- u. Familienzentrum: Offene Stillgruppe, Treffen, 10-11.30 Uhr, Alte Feuerwache Johannisstr. 5.

Haus der Gesundheit: 9.30-11 Uhr Diätberatung; 15.30 Uhr Vortrag der Ernährungsberaterin: Ernährung älterer Menschen.

Bad Vilbel. Kinderschutzbund: Stillgruppe, 10-12 Uhr; Leseclub, 15-17 Uhr, Frankfurter Straße 85 (I. Stock).

Echzell. Freundeskreis Wetterau, Verein für Suchtkrankenhilfe: Gruppenstunde, 20-22 Uhr, Ev. Gemeindehaus, Lindenstr. 4, Kontakttelefon 0 60 08 / 3 15.

Nidda. Frauen-Notruf: Selbsthilfegruppen, 19.30-22 Uhr, Weiherstr. 12, Borsdorf, Tel. 0 60 43 / 44 71.

Büdingen. Kath. Gemeinde St. Bonifatius: Mutter-Kind-Kreis, 10 Uhr, Haus Walburga.

Kulturmix Bad Nauheim. Kurkonzert, 15.30 Uhr, Trinkkuranlage.

Absolventinnen der Darmstädter Akademie für Tonkunst: Kammermusikabend, 20 Uhr, Kath. Gemeindezentrum St. Bonifatius.

Bad Vilbel. Burgfestspiele: "Dame Kobold" v. Calderòn de la Barca, 20.15 Uhr, Wasserburg.

Glauburg. Jugendclub Stockheim / Glauberg: Open-AirKonzert, ab 15 Uhr, Dünstberg Stockheim (beschildert ab Kath. Kirche).

Nidda. Kurkonzert, 10-11.30, 15.30-17 Uhr, 19.30-21 Uhr Sonderkonzert: Musikalische Reise zwischen Wien und Budapest, Trinkkurhalle Bad Salzhausen. Gruppen / Vereine Bad Nauheim. Mütter- u. Familienzentrum: Babytreff, 15-17 Uhr, KiGa Steinfurth; Offene Stillgruppe, 10-11.30 Uhr, Alte Feuerwache.

Eisenbahnfreunde: Club-Abend, 20 Uhr, Clubheim.

Hiesbachverein: Stammtisch, 20 Uhr, Sportheim.

Schachclub: Jugend spielt Schach, 16 Uhr, allgemeiner Spielabend, 19.30 Uhr, Musikpavillon Trinkkuranlage.

DLRG: Abnahme aller Schwimmprüfungen, 17.30 Uhr, Usa-Wellenbad.

Gem. Usa-Gärten: Stammtisch, 18 Uhr, Vereinshaus.

Rosbach. SG Rodheim: Lauftreff, Treffpunkt 18.30 Uhr, Clubheim Mainzer Str.

Florstadt. SU Nieder-Florstadt: Meisterschaftsfeier Handballabt., Bürgerhaus Ober-Florstadt.

Kaninchenzuchtverein H 32: Monatsversammlung, Altenstädter Str. 32 Nieder-Florstadt. Altenstadt. VfL: Joga für Frauen und Männer mit Grundkenntnissen (auch für Nicht-Mitglieder des VfL), 20-21.30 Uhr, Brunnenstr. 16, Heegheim, Tel. 0 60 47 / 20 32.

Büdingen. Mädchen-Café, 16-19 Uhr, Am Marktplatz 3, Tel. 0 60 42 / 27 16.

Hirzenhain. VfR: Flutlichtturnier, Sportplatz. Vorträge / Kurse Bad Vilbel. Ev. Frauenhilfe Hessen und Nassau: Gymnastik nach der Geburt und mit dem Baby leben, Kursbeginn, 11.30 Uhr, Grüner Weg 4-6.

Nidda. Wachsveredelungs-Kursus, 15-17 Uhr, Lesehalle Bad Salzhausen.

Ferienveranstaltungen Karben. KSV Klein-Karben: Super Schnupper-Tage, (auch am Sa., am So. Spielfest).

Karbener Kinderplanet (nur noch heute).Blutspendetermin Gedern. DRK: Blutspendetermin, 18-20 Uhr, Gesamtschule. Parteien / Parlamente Florstadt. Die Grünen: Treffen zur Listenaufstellung für die Kommunalwahl 1993, 20 Uhr, Feldstr. 10, Ober-Florstadt. Verschiedenes Hirzenhain. FFW: Kirmes in Merkenfritz (bis 3. August).

Bad Nauheim. Tanzabend, 19 Uhr, Café Kurhaus.

Büdingen. SV Orleshausen: Fußball- Turnier, Orleshausen.

Ortenberg. Vereinsgemeinschaft Usenborn: Kirmes, DGH Usenborn (bis 3. 8.).

Abfallsammlung Friedberg. Altpapiersammlung in Kernstadt Bezirk II (Hausmülltour Mi. u. Do.). Ausstellungen Friedberg. Jac Leirner - Blue phase and ghost, Öffnungszeiten: Di., Mi., Do., So. 11-19 Uhr, nach Vereinbarung unter 0 60 31 / 24 43, Galerie Hoffmann, Görbelheimer Mühle, Fauerbach (bis 15. 8.).

Ev. Kirchengemeinde: Martin Niemöller (1892-1984), Ausstellung zu den Öffnungszeiten der Dankeskirche (bis 31. 8.).

Büdingen. Büdinger Geschichtsverein: "Der Herrnhaag, die Herrnhuter und Büdingen", Öffnungszeiten: Di.-Fr., 10-12 Uhr, Mi. u. Sa., 15-17 Uhr, So. u. Feiertage 10-12 u. 15-17 Uhr, Heuson- Museum im Rathaus (bis 29. November). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Otto - der Liebesfilm (15, 20.15, 22.30 Uhr) - Blende: Wayne's World (15, 20.15 Uhr); Basic Instinct (22.15 Uhr) - Studio: Feivel, der Mauswanderer II (15 Uhr); Die Hand an der Wiege (20.15, 22.30 Uhr) - Keller: Batmans Rückkehr (15, 20.15, 22.30 Uhr).

Bad Nauheim. Terminus: Edward II (19 Uhr); Stop oder meine Mami schießt (21.15 Uhr).

Butzbach. Bambi: Wie ein Licht in dunkler Nacht (20 Uhr) - Capitol: Batmans Rückkehr (20 Uhr).

Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: Betriebsferien bis 31. Juli, keine Vorstellungen.

Büdingen. Royal: Otto - der Liebesfilm (20, 22.30 Uhr) - Princess: Batmans Rückkehr (20, 22.30 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Mambo Kings (19.45 Uhr); Edward II (22 Uhr).

Lich. Traumstern: Von Luft und Liebe (19.30 Uhr); Van Gogh (21.45 Uhr).

Schütz verläßt Bad Nauheim

Nach nur einjährigem Gastspiel verläßt Verteidiger Robert Schütz den Eishockey-Zweitligisten EC Bad Nauheim. Aus finanziellen Gründen geht der Ex- Iserlohner zum Zweitliga-Kontrahenten ERC Essen-West, wo er unter dem bisherigen Bad Nauheimer Spielertrainer Gordon Blumenschein spielen wird.

Schlafen kann in Sebokeng Selbstmord bedeuten In den Schwarzen-Townships Südafrikas weiß kaum noch jemand, wer Freund und wer Feind ist Von Johannes Dieterich (Johannesburg)

In südafrikanischen Zeitungen werden die Siedlungen rund um Johannesburg inzwischen nach Gefährlichkeit sortiert. Sebokeng steht obenan und hat ein rotes Signal bekommen: "Hohes Risiko - nicht ohne Polizeibegleitung betreten", erläutert die Fußnote. "Die Gewalt in Sebokeng ist inzwischen dermaßen eskaliert", warnt Polizeisprecher Eugene Opperman in Zeitungen und übers Radio, "daß sich Nichteinwohner aller Rassen von dem Township tunlichst fernhalten sollten." Sebokeng ist Kriegsgebiet - die mitten in einer Industrieregion südlich von Johannesburg gelegene Siedlung wird inzwischen sowohl von ausländischen Kamerateams als auch von der städtischen Müllabfuhr gemieden. Über Sebokeng hängt dicker Qualm. In den Schwarzensiedlungen ist das im Winter üblich: Dort wird - wenn überhaupt - mit Kohle geheizt. Schon weniger üblich sind die hohen Abfallhaufen am Straßenrand, die dem beißenden Rauchgeruch noch einen Hauch scharfen Verwesungsgestanks beimischen. In den Müllhalden suchen Kühe, Hühner und Kinder nach noch einmal Verwertbarem. Gesundheitsexperten befürchten, daß in der mehr als 200 000 Einwohner zählenden Siedlung jederzeit eine Cholera-Epidemie ausbrechen könnte.

Alle paar hundert Meter liegt ein ausgebranntes Fahrzeugwrack am Wegrand. Die Trümmer werden bei Bedarf als Straßensperre auf den Teer gezerrt. Für die Staubstraßen hat sich die Bevölkerung einer anderen Methode bedient: Die meisten Wege wurden mit tiefen Gräben für Fahrzeuge unpassierbar gemacht. Teilweise seien die Hindernisse mit einer Maschine gezogen worden, die von einer Totengräber-Gesellschaft im benachbarten Township Sharpeville gestohlen wurde, erzählt man. Dabei hätten die Totengräber das Gerät dringend gebraucht: Allein an einem Tag im Juni mußten in Sharpeville 38 Gräber ausgehoben werden - für die Opfer des Massakers in der Nachbarsiedlung Boipatong. Seit diesem 17. Juni herrscht auch in Sebokeng Krieg - vor allem zwischen Bevölkerung und Polizei. Statistiker rechnen vor, daß seit dem Massaker in Boipatong weitere 58 Menschen in den Schwarzensiedlungen der Industrieregion ums Leben gekommen sind - drei Polizisten und 55 Einwohner. In Sebokeng wird jede Nacht geschossen, berichten Einwohner. Wer auf wen, das wissen selbst die Beteiligten nicht ganz genau. "Es ist schlimmer als 1976", beschreiben einheimische Journalisten die Lage in den Townships: Bislang galt der Schüleraufstand in Soweto als Gradmesser für Aufruhr, Chaos, Polizei- Brutalität und die Schreckensherrschaft der Township-Jugend.

Die Ortsgruppe der "Jugendliga" des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) in Sebokeng heißt noch immer "Zweigstelle Moskau". An den Wänden des "Büros" hängen Plakate, die entweder auf vergangene Massaker oder auf künftige Demonstrationen hinweisen. Zwischendrin ein Poster, das einen gewissen Fawett Mothuledi Mathebe (1958-1990) ehrt: "Ein galanter Kämpfer. Geboren im Kampf. Getauft in revolutionären Feuern. Gestorben im Kampf." Sakhiwe Khumalo, 23jähriger Jugendliga-Sekretär für politische Erziehung, sagt: "In Sebokeng bedeutet Schlafen Selbstmord. Es gibt kein normales Leben mehr."

Nach dem Bericht des Politsekretärs hat das jüngste Kapitel des blutigen Kampfs in Sebokeng vor genau zwei Jahren begonnen, als die "Inkatha"-Partei eine Kundgebung im örtlichen Stadion veranstaltete. Danach seien "Inkatha"- Anhänger durch das Township gezogen und hätten mehr als 20 Menschen umgebracht. Ein halbes Jahr später habe sich der ortsbekannte Gangsterboß Khetis Kheswa der regierungsnahen Partei Mangosuthu Buthelezis angeschlossen: Daraufhin sei ein Massaker dem anderen gefolgt. Nachdem die Township-Jugend schließlich das Haus des Gangsterbosses niedergebrannt habe, sei Kheswa in die Barackensiedlung "Kwa Madala" umgezogen: Nach den Ermittlungen der Polizei wurde von diesem Hostel aus das Massaker in Boipatong verübt.

"1976 und 1984 waren wir noch in der Lage, unsere Feinde zu identifizieren", sagt Jugendliga-Sekretär Khumalo, "aber heute ist das anders: Gangster, Spitzel, Inkatha und die Polizei - alle sind an den Morden beteiligt." Die gesamte lokale Führungsspitze des ANC in Sebokeng halte sich gegenwärtig versteckt, erzählt Sakhiwe Khumalo: "Kein Mensch geht mehr unbeschwert seiner Arbeit nach, die Leute vergnügen sich nicht mehr, keiner geht mehr in die Kneipe, keiner mehr auf den Fußballplatz." Nur eine Institution hat Konjunktur: die Selbstverteidigungseinheiten.

Praktisch jedes der über 3000 Mitglieder der ANC-Jugendliga in Sebokeng schiebt mehrere Male in der Woche nächtens Wache. Neben den in die Staubstraßen gebuddelten Gräben schlagen sich die Twens und Teenager in zwei Schichten die Nacht um die Ohren - die meisten jungen Kerle sind bewaffnet: "Die Bevölkerung hilft uns dabei, Schußwaffen zu kaufen", gibt Sakhiwe Khumalo ohne Umschweife zu. "Manchmal helfen uns sogar Freunde aus den Reihen der Polizei." Kürzlich hoben weniger freundlich gesinnte Angehörige der Sicherheitskräfte eine ganze Einheit der Selbstverteidigungstruppe in Sebokeng aus, verhafteten 17 junge Milizionäre und stellten drei Gewehre, eine Pistole und mehrere Uniformen sicher. "Jeder Weiße hat eine Waffe", meinte der nationale Jugendliga- Präsident Peter Mokaba kürzlich bei einer Beerdigung: "Also steht auch jedem Schwarzen eine Waffe zu - selbst wenn er sie sich von einem Polizisten gegen dessen Willen beschaffen muß."

Sebokeng ist in Straßenzüge, Blocks und Zonen aufgeteilt. "Die Situation ist nicht hundert, aber neunzig Prozent unter unserer Kontrolle", sagt der 21jährige Jugendliga-Blockwart Xaba Mothobi: "Wir sind die Speerspitze der Bewegung." Wenn sich ein Nachbar etwas zuschulden kommen läßt, werden in Sebokeng nicht die "Knechte des Regimes" - Polizei oder die Gerichte - zu Rate gezogen, die "Gemeinschaft" richtet vielmehr selbst: "Mancher ist schon zu Inkatha übergelaufen, weil er unser Angebot von - sagen wir mal - drei Peitschenhieben nicht akzeptiert hat", erzählt Blockwart Mothobi. Das "Angebot" der Volksgerichte beschränkt sich nicht immer nur auf Peitschenhiebe. Die Hinrichtung mit einem benzingetränkten Autoreifen um den Hals ist wieder in Mode gekommen. Vor allem auch in Sebokeng.

"Das ist ein sehr schwieriges Problem", sinniert Jugendliga-Sekretär Sakhiwe Khumalo über die Frage, was wohl mit Menschen geschieht, die solche "Halskrausen"-Hinrichtungen miterleben - vor allem, wenn es sich um Kinder handelt: "Aber die heutigen Kinder wachsen in einer Zeit auf, in der dies unvermeidbar ist." Daß die Halskrause "keine gute Sache" ist, gibt der 23jährige Sekretär für politische Erziehung durchaus zu: "Aber der Ärger der Bevölkerung rechtfertigt sie." Immer häufiger richtet sich der Ärger der Bevölkerung auch gegen die selbsternannten Richter selbst. "Diese Gauner gehören in Ketten gelegt und für eine sehr, sehr lange Zeit in Gefängniszellen festgehalten", wetterte kürzlich Jabu Sindane vom Johannesburger "Institut für Vielparteien-Demokratie", nachdem er einen halben Tag lang von Jugendlichen in Sebokeng festgehalten, durchsucht und gepeinigt worden war.

"Wir haben zweifellos Probleme mit der Disziplin in Sebokeng", räumt Ronnie Kasrils, Chef der Organisationsabteilung im Johannesburger ANC-Hauptquartier, ein. Immer wieder kam es auch zu Schießereien zwischen ANC-Anhängern selbst, berichtet der Sebokenger Pastor Lord MacCamel: Dahinter stünden manchmal politische Differenzen - oft aber auch persönliche Animositäten zwischen Möchtegern-Führern der Bewegung. "Vielen hier wäre es am liebsten gewesen, wenn Staatspräsident de Klerk den Volksentscheid verloren hätte. Dann wäre es zum offenen Krieg gekommen", sagt Vater MacCamel.

Der 20jährige Blockwart Samuel Leotlela bestätigt das: "Ich war froh, als der ANC die Verhandlungen abbrach." Schließlich sei die Zahl der Mitglieder in seiner Jugendliga-Zone von 500 auf 800 hochgeschnellt. "Zuvor waren wir enttäuscht von unseren Führern und dachten, sie würden sich nicht mehr um das Volk kümmern." Samuel Leotlela geht davon aus, daß die gegenwärtige Protestwelle die Regierung schließlich in die Knie zwingen wird - zahlreiche ANC- Befreiungsfunktionäre hatten diesen Glauben mit Schlagworten wie "Option Leipzig" und "Operation Ausgang" auch genährt. "Diese Begeisterung war etwas übertrieben", räumt Ronnie Kasrils, Koordinator der Protestkampagne, heute ein: "Der Eindruck, daß die Regierung einfach aus dem Amt gewischt wird, muß korrigiert werden."

Auf der Suche nach Wegen zur Wiederaufnahme der Verhandlungen muß die Oppositionsbewegung die Militanz der Jugendliga nun dämpfen. Das Township- Leben wird sich zwar auch in den nächsten Jahren nicht verbessern - doch die politische Räson verlangt Beweglichkeit. Bei den jungen "Comrades" stößt das nicht immer auf Verständnis: "Als Mandela aus dem Gefängnis kam, hat er sich noch nicht einmal bedankt bei uns", meint ein junger "Kamerad" frustriert.

Wie man die Sonne in den Tank bekommt

FLÖRSHEIM. "Pack die Sonne in den Tank!" lautet ein Vorschlag des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) Flörsheim. Der will es allerdings nicht beim bloßen Appell belassen, sondern gemeinsam mit der Kolpingfamilie das Know-how vermitteln.

Was es mit der Sonnenenergie und den sie einfangenden Kollektoren auf sich hat, erfahren Interessierte am Mittwoch, 5. August, bei einem Informationsabend um 20.15 Uhr im Gemeindezentrum von St. Gallus.

Attraktiv sei die Sonnenenergie nicht nur aus Gründen des Umweltschutzes, sondern auch finanziell, schreibt der BUND in der Ankündigung. Schließlich finanziere das Land Hessen den Kauf der Kollektoren mit: Bis Ende 1993 gebe es einen Zuschuß in Höhe von 30 Prozent.

Wer am Mittwoch keine Zeit hat, den verweist der BUND nach Hattersheim. Im Energieberatungszentrum (Posthofstraße 38) gibt es Informationen übers Energie- und Wassersparen. Geöffnet ist die Beratungsstelle donnerstags von 13.30 bis 18.30 Uhr, an allen anderen Werktagen von 8.30 bis 12.30 Uhr. kkü

Löbbecke marschiert nach Süden und Osten

an FRANKFURT A. M. Auf Expansionskurs marschiert das Berliner Bankhaus Löbbecke. In Zukunft ist das Institut nicht nur zweimal in der Hauptstadt, in Braunschweig, Magdeburg und Frankfurt (Main), sondern auch in München vertreten. Dieser sechste Stützpunkt mit zunächst 20 Leuten sei durch "die enorme Ausweitung der Geschäfte insbesondere auch im süddeutschen Raum" erforderlich geworden, begründet der geschäftsführende Gesellschafter Günter Follmer diese Entscheidung. Weitere Filialen sollen wegen der Geschäftsausdehnung in Ostdeutschland im Laufe des Jahres auch in Dresden und eventuell in Potsdam eröffnet werden.

Für das laufende Geschäftsjahr strebt das 1761 gegründete Bankhaus, das gegenwärtig knapp 390 Leute beschäftigt, einen Zuwachs der Bilanzsumme von drei auf vier Milliarden Mark an. Im ersten Semester seien bereits ein Geschäftsvolumen von 3,6 Milliarden und eine Bilanzsumme von 3,5 Milliarden Mark erreicht worden. Weitere Zuwächse soll die neue Niederlassung an der Isar bringen.

Ende vergangenen Jahres verfügte die Bank nach einer Aufstockung über eine Kapitaldecke aus haftenden Eigenmitteln von über 160 Millionen Mark. Mehrheitsgesellschafter ist seit Ende 1989 die Cassa di Risparmio del Provincie Lombarde (Cariplo) in Mailand - die größte Sparkasse der Welt.

Brief an die Redaktion Die Bürger waren nicht eingeladen

Zum FR-Bericht "CDU will Wallauer vor KE-Lärm schützen" (21. 7. 1992):

Mit großem Interesse begann, ich Ihren Artikel über die am 20. Juli stattgefundene "Vor-Ort-Information" in Sachen ICE zu lesen. Als ich allerdings an die Stelle kam, wo Sie schreiben, daß die Christdemokraten "Bürger und Presseleute" eingeladen hatte, war ich sehr erstaunt.

Ich lese sehr aufmerksam meine Zeitungen und achte auch auf Aushänge, aber von einer solchen Einladung war mir nichts bekannt. Auch die "Bürgerinitiative gegen Wallauer Gleisdreieck e.V.", deren Existenz Herrn Felix bekannt ist, (sonst hätte er sich nicht zu deren Meinung geäußert), hatte keine Einladung. Da ich ein Mensch bin, der erst einmal einen Fehler bei sich vermutet, habe ich die CDU-Hofheim angerufen und gefragt, in welcher Form und wann sie die Wallauer Bürger zu dieser Besichtigung eingeladen hatte. Man teilte mir mit, daß keine Einladung an die Bürger ergangen sei, da es sich um eine CDU-interne Angelegenheit gehandelt habe; das müßte die Presse wohl falsch verstanden haben.

Ich wollte mich schon mit dieser Tatsache abfinden, aber als ich dann in einer dritten Zeitung noch einmal lesen mußte, daß man die Anwohner vermißte, muß ich mich doch ernsthaft fragen, ob drei verschiedene Journalisten die Einladung falsch verstanden haben, oder ob die Politiker die Bürger nur auf einem für die Presse bestimmten Papier eingeladen hatten. Auf jeden Fall entstand der Eindruck, daß wir Wallauer uns nicht für solche gravierende Veränderungen in unserem Lebensraum interessieren. War das Absicht, Herr Felix? Iris Fleischmann-Wolf Am Wickerbach 55 6239 Hofheim 4

CDU informiert über die Abtreibungspille

ALTENSTADT. Die Altenstädter CDU- Frauen laden für Mittwoch, 5. August, 20 Uhr in das Gemeinschaftshaus Waldsiedlung zu einem Informationsabend über Abtreibung und die "Abtreibungspille" RU 468 ein.

Dr. Wolfgang Furch, Chefarzt am Hochwaldkrankenhaus Bad Nauheim, wird an diesem Abend teilnehmen. Als Gynäkologe beschäftigt er sich mit medizinischen, körperlichen und psychischen Problemen des Schwangerschaftsabbruches. ub

Elternschule informiert über Drogen-Problematik

FLÖRSHEIM. "Kommt auch mein Kind in Kontakt mit Drogen?" Dieser Frage geht der Diplom-Psychologe Michael Luger in einem Vortrag der Elternschule Taunus am Dienstag, 18. August, um 20 Uhr im Gemeindezentrum St. Katharina im Stadtteil Wicker nach.

Was ist der Reiz der Droge? Wer ist gefährdet? Wie können Eltern Einfluß nehmen? Was ist zu tun, wenn das Kind Drogen nimmt? Antworten darauf will Luger interessierten Eltern geben. Denn die stünden oft ratlos vor dem Problem. kkü

Steaks, Würstchen und "Rock im Spritzenhaus"

KELSTERBACH. "Ein Tag bei der Feuerwehr" heißt es am Samstag, 1. August, bei einer Veranstaltungsfolge anläßlich der Jubiläumsfeierlichkeiten "40 Jahre Stadt Kelsterbach". Um 10 Uhr geht's am Gerätehaus mit der Übergabe des neuen Rüstwagens und Fahrzeugweihe los, dann wird zum Frühschoppen gebeten.

Gegen 12 Uhr wird Eintopf gereicht und um 13.30 Uhr beginnen Vorführungen. Von 15 Uhr an können das Feuerwehrhaus und die Fahrzeuge besichtigt werden. Von 16 Uhr an gibt's Steaks und Würste vom Grill. Abends gibt's "Rock im Spritzenhaus": Um 18 Uhr spielt die Schülerband der IGS Kelsterbach, von 20 Uhr an die Rockformation "Catch 22". cas

Neuenhainer Kerb beginnt heute Festplatz wird wegen Kieselrot-Verseuchung feuchtgehalten

BAD SODEN. Noch ragt Neuenhains Kerwebaum nicht in die Höhe. Das mußte leider erfahren, wer gestern abend zum Kleinsportplatz an der Kronthaler Straße gegangen ist und dort vergeblich wartete. In der FR war fälschlicherweise gemeldet, daß die kranzgeschmückte Fichte am Donnerstag aufgestellt wird, dabei passiert's erst heute um 17.30 Uhr. Wir bitten, diesen Übermittlungsfehler zu entschuldigen.

Kein reines Versehen ist indes die Arsen- und Bleiverseuchung des Festplatzes an der Dreilindenschule (wir berichteten). Für die Kerbbesucher hat das jetzt ganz (un)praktische Konsequenzen: Sie werden - hochsommerlichen Temperaturen zum Trotz - nur in wasserfesten Schuhen feiern können. Der Grund: Der Platz wird das ganze Wochenende über befeuchtet, damit kein vergifteter Staub aufgewirbelt und folglich eingeatmet wird. So haben es Landrat Jochen Riebel und Kreis-Umweltdezernent Gerd Mehler angeordnet. Beide versichern in einem gemeinsamen Schreiben, auf dem feuchten Platz könnten die Neuenhainer "bedenkenlos" ihre Kerb feiern.

Riebel und Mehler stützen sich ihren Angaben zufolge auf die Einschätzung des Berliner Bundesgesundheitsamtes. Die Behörde halte es für "verantwortbar", auf feuchtem Boden zu feiern. Und die Stadt Bad Soden "garantierte", den Untergrund zu besprengen.

Nach der Kerb soll der Platz dann saniert werden. Auch das betrachte das Bundesgesundheitsamt für unumgänglich. Der Auftrag hierfür ist laut Riebel bereits vergeben; Ende August soll die Arbeit erledigt sein. Dann werde Bessunger Kies das Kieselrot ersetzen. dis

Evangelische Frauenhilfe regt Fastenwoche an

BAD NAUHEIM. Die evangelische Frauenhilfe will mit einer gemeinsamen Fastenwoche Denkanstöße über Eßgewohnheiten und Verhaltensweisen geben. Der Gruppe sollen auch Grundprinzipien gesunder Ernährungsformen erläutert werden. Eigene Wünsche und Anliegen sollen ebenfalls behandelt werden. Abschluß der Fastenwoche ist eine gemeinsame Mahlzeit. Während eines Informationsabends am Montag, 10. August, 20 Uhr, werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in die Fastenmethode eingeführt. Der Fasten-Kurs beginnt am Samstag, 15. August, 20 Uhr in Bad Nauheim, Frankfurter Straße 34. Anmeldungen nimmt die Evangelische Familienbildungsstätte Friedberg unter Tel. 0 60 31 / 9 19 76, montags, dienstags und donnerstag von 9 bis 12 und von 14 bis 17 Uhr entgegen. ub

Spvgg. Hattstein erwartet Panathinaikos Athen Griechische Nationalspieler Als Höhepunkt der Feierlichkeiten zum 20jährigen Bestehen

Am morgigen Samstag (1. August) erwartet die Spvgg. Hattstein im vorgezogenen Spiel der Fußball-Bezirksliga Hochtaunus zum Rundenstart den SC Eintracht Oberursel (16 Uhr), zwei Tage später gastiert mit dem mehrfachen griechischen Meister Panathinaikos Athen eine internationale Spitzenmannschaft auf dem Rasenplatz im Schmittener Ortsteil Arnoldshain, wo die Spvgg. Hattstein ihre sportliche Heimat hat. Der letztjährige Viertelfinalist im europäischen Meister- Wettbewerb absolviert gerade ein Trainingslager im Sporthotel Erbismühle, und über den Inhaber dieses Sporthotels knüpften die Hattsteiner auch den Kontakt zu den Griechen. 1991 war Panathinaikos Meister und Pokalsieger Griechenlands, in der vergangenen Saison belegten sie mit 48:20-Punkten und 66:21-Toren den dritten Rang hinter AEK Athen (54:14-Punkten) und Olympiakos Piräus (51:17).

Panathinaikos Athen kassierte die kompletten Zuschauer-Einnahmen, während der Gastgeber durch den Verkauf von Speisen und Getränken ebenfalls "seinen Schnitt" machen wird. "Wir rechnen mit rund 500 Zuschauern und wollen den Fans ein großes Fußballfest bieten", sagt Spvgg.-Spielertrainer Andreas Haller selbstbewußt.

Der Untertaunus-Verein würde auch durch eine erwartete klare Niederlage nicht aus den "Latschen kippen". Haller hofft, von seinem "Kollegen", dem bekannten früheren jugoslawischen Nationalspieler Ivica Osim, einiges abgucken zu können.

Die mit Nationalspielern gespickte Athener Mannschaft soll mit ihrem Auftritt einen der Höhepunkte zum 20. Geburtstag der Spvgg. Hattstein ermöglichen. "Das soll der krönende Abschluß unserer Feierlichkeiten werden", sagt Andreas Haller. hdp

VHS hat jetzt auch Archäologie im Angebot

DREIEICH. Das neue Programm der Volkshochschule (VHS) Dreieich liegt jetzt in Banken, Sparkassen, Einzelhandelsgeschäften, Bürgerhäusern und im Rathaus aus. Nach Mitteilung der VHS ist es der umfangreichste Arbeitsplan seit Bestehen der Einrichtung. Noch ist genügend Zeit, um in der Broschüre zu blättern und sich etwas auszusuchen aus dem reichhaltigen Angebot, die Anmeldung läuft erst Mitte August an.

In mehr als 180 Kursen, Seminaren und Einzelveranstaltungen aus den unterschiedlichsten Fachbereichen bietet die Volkshochschule erwachsenengerechte, professionelle Weiterbildung an.

Ein Schwerpunkt ist in diesem Jahr der Bereich Pädagogik/Psychologie, in dem zahlreiche Angebote für Eltern und Jugendliche zu finden sind. Im Bereich Kunst und Kultur wird mit den Exkursionen "Kunst-Tour" ein Zugang zu neuen, außergewöhnlichen Museen gesucht.

Neu ist auch der Kurs "Einführung in die Archäologie", der den Blick über Goldfunde und die Gletscherleiche "Ötzi" hinaus auf die realistischen Möglichkeiten und Grenzen der Vorgeschichtsforschung lenken will.

Außerdem gibt es zahlreiche Computer- und Schreibmaschinenkurse sowie Sprachkurse für die unterschiedlichsten Lernstufen. In 56 Kursen können sieben Sprachen gelernt werden.

Eine frühzeitige Anmeldung empfiehlt sich für die Angebote zum künstlerischen Gestalten und in der Gesundheitsbildung. Sie würden, so die VHS-Leiterin Hildegard Fries, jedes Jahr beliebter.

Von Montag, 17. August, an können sich Interessierte anmelden bei der VHS, Konrad-Adenauer-Straße 22, Dreieich-Sprendlingen. Bis 29. August gelten dann besondere Öffnungszeiten: montags bis freitags von 15 bis 19 Uhr, samstags von 10 bis 12 Uhr, Telefon 06103 / 6 16 06.

dok

Fußball-Termine

BEZIRKSLIGA HOCHTAUNUS: Spvgg. Hattstein - SC Eintracht Oberursel (Samstag, 16 Uhr), SG 05 Hausen - Inter Oberursel, Usinger TSG - FC Weißkirchen, EFC Kronberg - FSV Friedrichsdorf, 1. FC 04 Oberursel - SG Oberhöchstadt, TuS Weilnau - SV 1920 Seulberg, TG 02 Wernborn - FC Königstein, SG Schneidhain/Falkenstein - FSV Steinbach (alle Sonntag, 15 Uhr), FV 09 Stierstadt - CCCP Bad Homburg sowie DJK Bad Homburg - Spvgg. Bad Homburg II (jeweils verlegt).

KREISLIGA A HOCHTAUNUS: SG 1910 Westerfeld - TuS Merzhausen (Samstag, 18 Uhr), SGK 1890 Bad Homburg II - Farblos Schneidhain (Sonntag, 13.15 Uhr), Eschbacher Bomber - SG Hundstadt, FC Reifenberg - FC Oberstedten, Sportfr. Friedrichsdorf - FC Teutonia Köppern, TSG Wehrheim - FC Laubach, SG Weilrod - SG 1862 Anspach, TV 1893 Burgholzhausen - SG Mönstadt (alle Sonntag, 15 Uhr), SV Frisch Auf Emmershausen - SG Niederlauken (Dienstag, 20.15 Uhr). dip

Im Außengelände steckt immer noch Gift Mieter ziehen am Freitag trotzdem in die Waldstraße 58 - 62: Bauzaun als Sicherung

NEU-ISENBURG. Acht jetzt fertiggestellte Wohnungen in der Waldstraße 58 - 62 übergibt die Gemeinnützige Wohnungsbau-Gesellschaft (Gewobau) am Freitag ihren Mietern. Der Bau war im Juni 1991 ins Gerede gekommen, weil im Zuge der Bauarbeiten herausgekommen war, daß das Erdreich mit verschiedenen Giften belastet war. Bis 1986/87 war auf dem Grundstück jahrelang eine Kfz-Werkstatt betrieben worden. Der Boden, auf dem das Haus jetzt steht, war verseucht mit unpolaren Kohlenwasserstoffen, flüchtigen lipophilen Stoffen (Öle und Fette), Schwermetalle, Blei und flüchtigen Halogenverbindungen. Das Erdreich ist bereits weggeschafft worden.

Noch nicht entsorgt und saniert ist jedoch die Erde des Außengeländes. Bis zum Frühjahr 1993 hofft die Stadt die Entsorgung über die Bühne zu bringen. Das Gesundheitsamt hat keine Bedenken, die Mieter einziehen zu lassen, da die Gifte sich unter einer geschlossenen Decke befinden und das belastete Gelände mit einem Bauzaun gesichert wird. Die Mieter wurden bisher nicht eigens informiert, denn Bürgermeister Robert Maier geht davon aus, daß die Kontamination des Bodens allgemein bekannt ist.

Wenn keiner der ehemaligen Benutzer des Grundstücks haftbar gemacht werden kann, muß die Stadt für die Sanierung aufkommen, die - wie Erster Stadtrat Berthold Depper spekuliert - "mindestens eine Million Mark" kosten wird. Der Quadratmeter Wohnraum kostet die Stadt dort, ohne die Sanierungskosten, bereits um die 5000 Mark.

Das jetzt nahezu fertiggestellte Haus ist eines von sieben Projekten des Sozialen Wohnungsbaus, in dessen Rahmen in Neu-Isenburg derzeit - also 1992 und 1993 - 113 Wohnungen gebaut werden. Insgesamt waren 39 Millionen Mark dafür aufzubringen. 8,9 Millionen kommen vom Land. Ein 23-Millionen-Mark-Darlehen gibt die Stadt dazu, die außerdem das Eigenkapital der Gewobau um eine Million Mark aufstockte. Auch 1993 und 1994 erwartet die Gesellschaft eine Kapitalstärkung in gleicher Höhe. Wenn keine neuen Baugebiete ausgewiesen werden, sieht Geschäftsführer Bob Finkel derzeit kein Betätigungsfeld mehr für die Gewobau. Es sei denn, man klemme in die vorhandenen Baugebiete noch weitere Häuser. Finkel empfiehlt dringend den Bau von Wohnungen für Leute mit mittlerem Einkommen. fra

Wir gratulieren

Herrn Rudolf Rübner, Klein-Karben, zum 72. Geburtstag.

Frau Berta Dörr, Assenheim, zum 80. Geburtstag.

Keine Enten füttern: Ratten werden zur Plage

SELIGENSTADT. Die Kolonne des Bauhofs hat jetzt am Mainufer, dort, wo die Fähre anlegt, ein Schild mit dem Hinweis "Bitte nicht füttern - Rattenplage" aufgestellt. Erster Stadtrat Hartmut Wurzel erläuterte, daß durch das Brot, mit dem die Seligenstädter immer wieder die Wasservögel fütterten, auch das nagende Ungeziefer angelockt werde.

In diesem Jahr waren laut Wurzel bereits zwei Rattenbekämpfungen notwendig. Wenn weiterhin Brot ins Wasser geworfen werde, sei es der Stadtverwaltung nicht möglich, die Ratten vom Mainufer fernzuhalten. Die Enten und Schwäne "können sich indes leicht von dem ernähren, was im Main oder in den umliegenden Teichen zu finden ist", meinte der Erste Stadtrat. fin

Vor dem Yoga-Betreiben erst einmal Yoga testen

HATTERSHEIM. Die Wirbelsäule entspannen, den Bandscheiben Erholung gönnen, Gelenke und Seele gleichermaßen baumeln lassen - mit Yoga soll das kein Problem sein. Die innere Ruhe zu finden, hilft der Verein für Volksbildung Anfängern in neuen Kursen.

Bevor Interessierte einsteigen, sollen sie sich in Yoga testen. Am 3. und 4. sowie 10. und 11. August hält Christina Thormann Übungsstunden. Diese dauern von 9.30 bis 11 Uhr und finden im Seniorenzentrum Altmünstermühle (Erbsengasse 12) statt. Anmeldungen dazu sind nicht erforderlich. Die Yoga-Kurse beginnen dann am 17. August. kkü

Slowakische Musiker spielen in Lützelhausen

LINSENGERICHT. Das slowakische Orchester Dychovy Hmcarovani ist am kommenden Wochenende anläßlich der 666-Jahr-Feier Lützelhausens zu Gast beim Musikverein Lützelhausen. Das Begrüßungsfest für die 16 Musiker steigt am Freitag, 31. Juli, ab 20 Uhr im Hof des Vereinswirtes "Zum Grünen Baum".

Eingeladen sind besonders Helfer, die sich um das Vereinsjubiläum vor wenigen Wochen verdient gemacht haben. Der Vorstand will sich bei allen Mitarbeitern bedanken. lex

"Bundesbank gefährdet Aufschwung im Osten" Berliner Institut erhebt schwere Vorwürfe: Sklaven des eigenen Geldmengenkonzepts / Löhne keine Preistreiber

rb FRANKFURT A. M. Schwere Vorwürfe, wie sie in dieser Massivität in wissenschaftlichen Diskussionen selten zu hören sind, richtet das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) an die Adresse der Bundesbank. Eine "Blockade des Denkens", eine Gefahr für den Aufschwung in Ostdeutschland und sogar einen Verstoß gegen das Bundesbankgesetz machen die Berliner Forscher beim Zentralbankrat aus. Mit der jüngsten Verteuerung der Kredite konterkarierten die Währungshüter "die einmalige historische Kraftanstrengung" der Vereinigung und ließen damit die im Gesetz geforderte Unterstützung der Wirtschaftspolitik vermissen.

Eines der Hauptargumente für die Erhöhung des Diskontsatzes vor zwei Wochen war der starke Anstieg der Kreditnachfrage in diesem Jahr um elf Prozent und damit der umlaufenden Geldmenge (M 3). Diese Ausweitung müsse jedoch im Zusammenhang mit dem Aufbau des Kapitalstocks in den neuen Bundesländern gesehen werden, meint das Institut. Dieser Prozeß sei nicht inflationär, da die Kapazitäten in ganz Deutschland derzeit unterausgelastet seien. Die Kreditgewährung für Investitionen in der Ex-DDR sei "im höchsten Maße erwünscht, sie ist sogar noch zu gering". Über die Steigerung der Produktivität wirkten die Investitionen sogar "mittelfristig inflationshemmend". Hinter dem momentan kräftigen Geldmengenwachstum stehe auch eine zunehmende Präferenz der Anleger für Termineinlagen, betont das DIW. Diese Tendenz habe die Bundesbank mit ihrer Hochzinspolitik aber selbst erst angeheizt. Letztlich werde sie "zum Sklaven ihres eigenen Geldmengenkonzepts, wenn sie nicht mehr entscheiden kann, welche Bestimmungsgrößen der Geldmenge inflationäre Effekte mit sich bringen und welche das Gegenteil bewirken".

Das DIW geht auch auf das Argument angeblich zu hoher Tarifabschlüsse ein. Auf die diesjährige Lohnrunde habe die Bundesbank bereits mit ihren früheren Beschlüssen reagiert. Im nächsten Jahr sei dagegen mit deutlich geringeren Erhöhungen zu rechnen, wie die bereits vorliegenden Abschlüsse (zum Beispiel Metall) zeigten. Auch die nach DIW-Meinung zu rasche Lohnangleichung in Ostdeutschland führe höchstens zu größerer Arbeitslosigkeit, aber kaum zu einem zusätzlichen Inflationsschub, "weil die Unternehmen dort höhere Preise als im Westen in der Regel nicht durchsetzen können". Die beträchtliche Teuerungsrate Ost sei vor allem durch den Abbau von Subventionen bedingt und deshalb von der Geldpolitik hinzunehmen.

Das DIW wiederholt seinen schon früher geäußerten Vorschlag einer Konzertierten Aktion zur Überwindung der gegenwärtigen "Blockade der Wirtschaftspolitik". Dabei sollten die Gewerkschaften mäßige Lohnforderungen (Produktivitätszunahme plus "unvermeidliche" Preissteigerung), die Bundesregierung unter anderem den Verzicht auf eine Steuerentlastung der Unternehmen sowie die Bundesbank eine kräftige Zinssenkung zusagen.

Brandanschlag auf Florstadter Eis-Café

FLORSTADT. Einen Brandanschlag haben bislang noch unbekannte Täter auf das Eis-Café Cancian in Florstadt verübt. Wie die Kripo Friedberg mitteilt, hörte der Pächter des Eis-Cafés, der mit seiner Familie über dem Lokal wohnt, am gestern gegen vier Uhr früh Motorengeräusche eines eilig abfahrenden Autos. Kurze Zeit später bemerkte er Flammen an der Eingangstür, wo er später auch einen ausgeleerten Fünf-Liter-Benzinkanister fand. Gemeinsam mit Nachbarn konnte der Mann das Feuer löschen. Doch Hitzeeinwirkung und Ruß hatten schon einen Schaden von 5000 Mark verursacht.

Für die Friedberger Kripo steht der Brandanschlag im Zusammenhang mit mehreren anonymen Drohungen gegen den italienischen Pächter des Eis-Cafés. Bereits mehrfach hatte ein unbekannter Anrufer den Mann aufgefordert, "seinen Geschäftsbereich" zu verkleinern. Der Pächter des "Eis- Café Cancian" betreibt noch mehrere Eisdielen und mobile Eisverkaufswagen im oberhessischen Raum. cor

Wohnen hinterm Wall: Im Baugebiet "In den Reden" wird schon kräftig gebuddelt Kriftel plant keine riesigen Projekte, sondern meist "Lückenfüller" / Freizeitpark: Bedenken wegen Nähe zu Trinkwasserbrunnen / Gewerbe an der Kläranlage

KRIFTEL. Es war eine Sache von wenigen Tagen. Bagger und Planierraupen rückten an, schoben Erde von hier nach da, kehrten unter üppig wuchernden Wildpflanzen frisches Braun hervor und schufen im Handumdrehen die Voraussetzungen für ein neues Baugebiet am Krifteler Ortsrand.

"In den Reden", direkt an der Landstraße 3018 zwischen Hofheim und Zeilsheim, sollen in den nächsten Monaten auf einem 1,6 Hektar großen Areal hinter dem Lärmschutzwall Wohnungen für etwa 150 Menschen entstehen. Nicht große Einheiten wie den benachbarten "Bücher-Häusern" an der Königsberger Straße, sondern in "lockerer Bebauung, die der Struktur der Gemeinde entspricht", wie Erster Beigeordneter Paul Dünte (CDU) betont. Das heißt: vorwiegend Häuser für ein bis drei Familien.

"Bevor es richtig Winter wird, müssen schon die ersten Rohbauten rausgucken", deutet der Verwaltungsmann einen ungefähren zeitlichen Rahmen für das Projekt an, das mit 10 000 Quadratmetern Baufläche das größte von insgesamt fünf neuen Baugebieten der Gemeinde ist. Keine riesigen Vorhaben, sondern meist "Lückenfüller" von bescheidenem Ausmaß. "Die Einwohnerzahl Kriftels wird dadurch nicht steigen", betont Dünte. "Aber wenn wir nichts täten, würde sie abrutschen."

Weil das allein nicht weiter tragisch wäre, führt der Erste Beigeordnete auch einen anderen Grund an, warum die Gemeinde in den vergangenen Monaten einige neue Bebauungspläne aufgestellt hat: "Wir können uns dem Siedlungsdruck nicht entziehen." Zu groß ist die Wohnungsnot im Ballungsraum Rhein- Main, als daß eine Kommune sich hier absoluten Stillstand leisten könnte.

Andererseits - und darauf hat Kämmerer Dünte schon öfter hingewiesen - müssen auch ökologische Aspekte berücksichtigt, darf nicht jede freie Fläche bebaut werden. Doch in genau solch einen Konflikt kommt die Gemeinde mit ihrem geplanten Baugebiet am Freizeitpark, für das es derzeit noch keinen rechtskräftigen Bebauungsplan gibt. Einerseits möchte sie die Lücke zwischen Aussiedlerhof, Brunnenweg und Kapellenstraße schließen sowie zwischen Eisenbahnlinie und Kapellenstraße "nicht störendes Gewerbe" zulassen, doch auf der anderen Seite muß sie auch vorsichtig sein. Denn das geplante Baugebiet grenzt an die Wassergewinnungsanlage "Im Bieth" im westlichen Bereich. Dünte: "Wir lassen jetzt erst einmal von den Fachbehörden ermitteln, wieviel Abstand wir von den Brunnen halten müssen."

Für die Grünen in Gemeindeparlament liegt die Antwort längst schon auf der Hand. "Wir sind gegen jegliche Bebauung in der Nähe der Brunnen. Ohnehin wissen wir eigentlich gar nicht, was dieses Baugebiet soll", sagt Ingo Mehling und fügt hinzu: "Aber es ist in Kriftel ein offenes Geheimnis, daß damit auch einer Firma die Gelegenheit gegeben werden soll, ihr Betriebsgelände zu erweitern."

Ebenfalls Kritik gibt es an einem weiteren Vorhaben der Gemeinde im Südosten auf der anderen Seite der Bahnlinie. Im Zusammenhang mit der notwendigen Erweiterung der Kläranlage wurde im Parlament darüber diskutiert, die freien Flächen, die zwischen ihr und der Randbebauung liegen, für Wohnungen und Gewerbebetriebe zu nutzen. Gewerbebetriebe darum, weil rund um die Kläranlage das Wohnen wegen unangenehmer Gerüche nicht zumutbar erscheint.

Inzwischen hat das Regierungspräsidium den Bebauungsplan mit dem Namen "Mönchhof II" genehmigt. Doch mit der nun festgeschriebenen Regelung sind Krifteler Oppositionspolitiker nicht ganz einverstanden. Ingo Mehling von den Grünen: "Statt weitere Gewerbebetriebe anzusiedeln, hätte man die Fläche um die Kläranlage lieber freilassen sollen." Doch gegen die Wohnbebauung hat die Öko- Partei nichts einzuwenden - immerhin werden Häuser für etwa 100 Menschen geschaffen.

Weitere 50 Menschen können voraussichtlich in den nächsten Jahren am Bahnhof eine Wohnung finden. Doch für die geplante "Rahmenbebauung des Bahnhofsvorplatzes" liegen konkrete Pläne noch nicht vor. Recht vage ist derzeit auch noch die von Dünte angekündigte Bebauung des Geländes gegenüber der katholischen Kirche, das kleinste der Krifteler Zukunftsprojekte. ubk

Privatradio PSR darf weiter senden

Das erste Privatradio Ostdeutschlands, der "Private Sächsische Rundfunk" (PSR), darf vorläufig weiter senden. Das Verwaltungsgericht Dresden hatte jetzt drei Anträge auf "einstweiligen Rechtsschutz" von Anbietergesellschaften abgelehnt, die bei der Lizenzvergabe unterlegen waren. Die Antragsteller strebten eine aufschiebende Wirkung des Sofortvollzugs der Lizenzentscheidung an, den die Sächsische Landesanstalt für Privaten Rundfunk und Neue Medien (SLM) angeordnet hatte.

Die zuständige Richterin habe in der Entscheidung der SLM, Radio PSR die Sendelizenz zu überlassen, "keinen offensichtlich rechtswidrigen Verwaltungsakt" gesehen, erklärte der Pressesprecher des Dresdener Verwaltungsgerichts, Christoph Jestaedt, auf epd-Anfrage. Das Interesse von Radio PSR, zu senden, werde höher eingeschätzt als das Interesse der Antragsteller, die Funkfrequenz neu ausschreiben zu lassen. Gegen die Entscheidung des Dresdener Verwaltungsgerichts könne beim Oberverwaltungsgericht Bautzen Beschwerde eingelegt werden.

Die abgewiesenen Anstragsteller, unter ihnen die Landeswelle Sachsen und die Antenne Sachsen, hatten der SLM-Versammlung vorgeworfen (die FR berichtete darüber), die Bewerbungen nicht genügend geprüft zu haben. Außerdem sei es rechtswidrig, daß Radio PSR erst nach Bewerbungsschluß eine vollständige Gesellschafterliste vorgelegt und Treuhandschaften nachgewiesen habe. epd

"Das Fernsehen versteht vom Licht rein gar nichts" Kameramänner diskutierten in Berlin über HDTV und TV-Bilder

Nimmt Wim Wenders endgültig Abschied vom Film? Auf der 3. Europäischen Sommerakademie in Berlin, die diesmal den Kameramännern des Kinos, den "Meistern des Lichts", gewidmet war, verkündete er jedenfalls: High Definition Television, kurz HDTV, das Hochauflösende Fernsehen, werde mit seinem der Leinwand verwandten Format, mit seiner brillanten Tiefenschärfe und Farbe, die Bildsprache der Zukunft sein. Am Ende des 20. Jahrhunderts, "dem Jahrhundert der Bilder", so der Regisseur, würden mit HDTV neue Geschichten erzählt werden. Neue Visionen seien an der Schwelle zum nächsten Jahrtausend am Entstehen, ein neues Verständnis der Welt.

Bislang habe die Fernsehästhetik nur negative Auswirkungen auf das Kino und sein Publikum gehabt. Zunehmend sei im Film zuviel geredet, zuviel gezoomt und zuviel geschnitten worden. Dank der sich abzeichnenden Qualitäten von HDTV werde die Totale eine Renaissance erleben, würden Erzählungen wieder vielfältiger und humaner. Filmwerte, die von der herkömmlichen Fernsehästhetik zerstört wurden, könnten zurückkehren. Das Publikum könnte wieder sehen lernen.

Das alte und das neue Fernsehen: mal wie ein böser, mal wie ein guter Geist schreckte das Medium die rund 400 Teilnehmer des insgesamt fast vier Wochen andauernden Treffens kürzlich in der Berliner Akademie der Künste immer wieder auf. Robby Müller, Kameramann so vieler Wenders-Filme, bekannte eher gleichmütig, die meisten Filme an denen er mitwirkte, seien zwar von Fernsehanstalten mit finanziert, er werde aber auch künftig nur fürs Kino arbeiten. Walter Lasally ("Alexis Sorbas") wetterte hingegen, in diesem Medium sei man nichts anderes als ein "gedungener Knipser", ein "gekaufter Söldner". Die Clip-Äasthetik des TV ende eines nicht mehr fernen Tages im völligen Bedeutungsverlust der Bilder. Und Billy Williams ("Gandhi") stellte lakonisch fest: "Das Fernsehen versteht vom Licht rein garnichts."

Gelassenheit dagegen bei einem großen alten Mann der französischen Cinematographie, Henri Alekan. Im Grunde, sagt der Kameramann von Cóteaus "La Belle et la Bête", ist es gleich, mit welcher Technik bewegte Bilder erzeugt werden. Relevant sei nur die Frage: wie wecke ich mit den Bildern die Emotionen des Publikums? 100 Jahre sei der Film alt, das Fernsehen mal eben so 30, 40. Am Anfang der Kinogeschichte hätten ebenfalls sehr simple Techniken gestanden. "Wir sollten unsere Erfahrungen als Kameraleute des Films ins Fernsehen hineintragen."

Dann erzählt Alekan eine kleine Anekdote: Es sei noch gar nicht so lange her, da habe er den französischen Staatspräsidenten für eine Fernsehsendung aufnehmen müssen. Das habe er, selbstverständlich, mit allen Mitteln seiner Kunst getan, der Kino-Kunst eben. Natürlich habe er, Mann des Lichts, besonders auf die Ausleuchtung des Gesichts von Mitterand geachtet. Zum Entsetzen der Fernsehleute. Der Präsident, protestierten sie, sehe nicht nur um 20 Jahre jünger aus, sondern, im Lichte Alekans betrachtet, wie ein Schauspieler, wie ein Komödiant! "Was wollen Sie", hat da Alekan geantwortet, "das ist er ja auch: der erste Komödiant der Republik."

Ein anderer Großer des Kinos, Haskell Wexler ("Wer hat Angst vor Virginia Woolf", "Einer flog über das Kuckucksnest"), politisierte die Debatte so: Bilder, selbstredend auch und gerade Fernsehbilder, würden immer mit einer Absicht präsentiert. "Meine zentrale Frage: wer kontrolliert die Bilder in unserer Welt heute?" Denn wer sie kontrolliere - "letztlich die Leute, die uns bezahlen" - der kontrolliere die Wirklichkeit, "der kontrolliere uns, uns alle."

Die Kritik der Kameramänner am Fernsehen - gekommen waren außerdem Michael Ballhaus, Miklos Gurban, Bruno de Keyzer, Theo Bierkens, Vilmos Zsigmond, Diene Tames und Carlo Di Palma - mündete in einer gemeinsamen Deklaration, in der bedauert wird, daß das Überleben des Kinos vom Fernsehen abhängt, einem Medium, in dem die "Tyrannei der Einschaltquote herrscht. Am Ende dieses Weges werde die pure Banalität stehen. Dagegen gelte es, auch im Interesse des Nachwuchses, Widerstand zu leisten.

Keine Berührungsängste gegenüber dem Fernsehen hat der Initiator, Mentor und Gastgeber der Europäischen Sommerakademie, Peter Lilienthal, Film- und Fernsehregisseur und Direktor der Abteilung Film und Medien an der Berliner Akademie der Künste. Freund der subversiven Aktion, scheut er sich nicht, Regisseure wie Angelopoulos oder Tarkowskij "im Fernsehen zu verteidigen", wenn ihnen auf dem Film-Markt der Garaus gemacht wird, sprich: kein Verleih ihre Meister-Werke mehr ins Kino bringt. Bundesgenossen sieht Lilienthal einige, zum Beispiel die Leute, die bei "Arte" arbeiten, dem Europäischen Kulturkanal.

Lilienthal ist Purist nicht aus Prinzip. Wolfram Schütte, Filmkritiker der "Frankfurter Rundschau", ist es. Ebenso Andreas Kilb von der Hamburger "Zeit". Beide wehrten sich auf einem Treffen der Filmkritik während der Sommerakademie vehement gegen eine Auseinandersetzung mit dem Kino-Film im Fernsehen. "Selbst wenn die Tage des Autoren-Kinos in Europa", so Schütte, "gezählt sind" und mithin auch die seiner Zunft.

Um die erschreckende Misere des europäischen Autoren-Films wenigstens ansatzweise zu mildern, schlugen die in Berlin versammelten Kritiker (dabei auch Klaus Eder, Karsten Visarius und Wolf Donner) vor, künftig mit Hilfe einer internationalen Jury jährlich ein gutdotiertes Filmprädikat zu vergeben, wenn möglich im Rahmen des europäischen Filmpreises "Felix". Woher das Geld kommen soll (im Zweifelsfall aus Brüssel), ist noch offen. Ihren ersten Bündnispartner sehen Schütte & Co in der Europäischen Filmakademie.

Film und Fernsehen. Am Ende der 3. Europäischen Sommerakademie waren die Leute aus den Sendern ganz unter sich: Eberhard Fechner reflektierte seine "Licht-Stille" aus dem Fernsehfilm "Tadellöser & Wolff", in dem er chronologisch die Stilmittel der Ufa der dreißiger Jahre, der Kriegsberichterstattung, der DEFA und des westdeutschen Nachkriegsfilms zitiert; Klaus Wildenhahn und Gisela Tuchtenhagen (NDR), erläuterten beispielhaft am amerikanischen Dokumentarfilm die sechziger Jahre, Jahre die Methode der teilnehmenden Beobachtung, und die Spielfilmredaktion des SWF stellte die Kriterien ihrer ambitionierten Reihe "Debüt im Dritten" vor.

Letztes Highlight: das Programm des Reiner E. Moritz, Produzent internationaler Kultursendungen und Regisseur der Bildschirmreihe "1000 Meisterwerke". Moritz stellte nicht nur seine Produktionspalette vor (von "A TV Dante" bis zur "Sydney Dance Company"), er holte auch zu einem kulturkritischen Rundumschlag aus; beginnend mit dem Höhlengleichnis von Platon, in dem das Leben gleichsam als Schattendasein auf der Wand erscheint, endend bei Sony und dem "Verlust der Bilder".

High Definiton Television? Moritz sieht eigentlich keine Notwenigkeit für das neue Fersehbild. Notwendig seien vor allem bessere Fernsehprogramme.

Aber HDTV kommt, es läßt sich nicht abwenden, die Industrie drückt das durch". Im Herbst wird er nach Japan reisen, um weitere Ausgaben der "Meisterwerke" zu produzieren - mit HDTV.

PETER PAUL KUBITZ

Akademiepräsident will sich wehren

ROSTOCK. Der letzte Präsident der Akademie der Wissenschaften der DDR, der Rostocker Medizinprofessor Horst Klinkmann, will mit allen Mitteln gegen die Amtsenthebung vorgehen, die ihm wegen seiner Vergangenheit droht. Die Ehrenkommission der Rostocker Universität, die die Vergangenheit aller Akademiker in der Hochschule überprüft, hatte dem Kultusministerium in Schwerin empfohlen, Klinkmann wegen "mangelnder persönlicher Eignung" zu kündigen. Dieser warf dem Gremium mangelnde Objektivität vor.

Die Entscheidung der Kommission wurde veröffentlicht, als sich der Betroffene in Japan aufhielt. Unter anderem wegen seiner Forschungen zum künstlichen Herzen ist der Internist weltberühmt. Wegen seiner Tätigkeit für die Akademie der Wissenschaft ist er zur Zeit von seiner Arbeit als ordentlicher Professor für innere Medizin an der Rostocker Universität freigestellt. Theoretisch muß die Regierung der Empfehlung der Kommission nicht folgen. Klinkmann sagte in einem AP-Gespräch, er sei "wild entschlossen", gegen eine eventuelle Kündigung vorzugehen.

Als Argument für seine mangelnde Eignung führte die Kommission laut Klinkmann "zu große Staatsnähe" an. Er hält sich selbst für "einen Symbolfall", weil die Empfehlung öffentlichkeitswirksam geworden sei. "Eigentlich habe ich Lust gehabt, nach zwei Jahren als Akademiepräsident wieder in meinem Beruf zu arbeiten." Bei Bedarf könne er im Ausland sofort wissenschaftlich weiterforschen, meinte der Mediziner. Er verwies darauf, daß er Inhaber eines Lehrstuhls in Bologna und einer Professur in Glasgow sei, aber er wolle lieber in Rostock bleiben. Erstens sei er "pathologischer Mecklenburger", und zweitens "meine ich, ich müßte jetzt die Verantwortung für die Verantwortung übernehmen, mit der ich in der Vergangenheit hier gearbeitet habe".

Im Ausland werde wenig Verständnis sowohl für die Würdigung der Ehrenkommission als auch für seine Entscheidung aufgebracht, sich dagegen zu wehren, meinte Klinkmann. "Die Kommission hat mir unter anderem vorgeworfen, daß ich von meinen früheren Auslandsreisen immer wieder in die DDR zurückgekehrt bin und damit zur Stärkung des Systems beigetragen hätte."

Wenn er sich jetzt gegen die Amtsenthebung wehre, so tue er dies auch für Hunderte von Akademikern, "denen dasselbe droht wie mir, die ungerecht behandelt worden sind. Die Arbeit dieser Ehrenkommission ist die Festschreibung der Inkompetenz und zu weiten Teilen persönliche Rechnungsbegleichung", sagte der Professor.

Auf die Frage, ob eine solche Kündigung Auswirkungen auf seine Ruhestandsbezüge habe, antwortete der 57 Jahre alte Klinkmann: "Ja, positive. Wenn die mich hier rausschmeißen, dann gehe ich ins Ausland, verdiene das Zehnfache und werde ein reicher Mann. Ich habe sehr, sehr viele Ideen, die ich noch umsetzen möchte, und auf deren Umsetzung werde ich nicht verzichten." Der Mediziner wird nach eigenen Angaben im September Rektor eines internationalen Verbandes aus zehn Universitätskliniken mit Sitz in Bologna. "Ich wollte das eigentlich von hier aus machen", sagte er.

Weder von der Rostocker Ehrenkommission noch vom Kultusministerium in Schwerin waren Stellungnahmen zu dem Fall zu erhalten. Der stellvertretende Vorsitzende der Kommission, der frühere schleswig-holsteinische Justizminister Henning Schwarz, berief sich auf strenge Schweigepflichten. Die Sprecherin des Ministeriums, Frauke Lippmann, sagte, daß ein Termin für die endgültige Entscheidung noch offen sei. Inhaltlich wollte das Ministerium ebenfalls nicht Stellung zu den Vorwürfen nehmen. AP

Reifen geplatzt: Vier Leute verletzt

FRIEDRICHSDORF. Vier Verletzte fordert ein Zusammenstoß auf der Autobahn Frankfurt-Kassel in der Höhe von Burgholzhausen am Dienstag abend. Nach Auskunft der Autobahnpolizei in Butzbach geriet ein Wagen aus dem Raum Gießen ins Schleudern, weil ein Reifen platzte. Ein nachfolgendes Fahrzeug fuhr auf. Die Polizei schätzt den Schaden auf 21 000 Mark.

Der Rettungshubschrauber mit Notarzt und die Bad Homburger Feuerwehr waren im Einsatz; die Wehrleute brauchten aber nicht einzugreifen. che

Hamadi-Clan besucht Brüder in Haftanstalt

Am "Roten Brünnchen" soll's schöner werden

SELIGENSTADT. Der Fußweg zum "Rote Brünnchen" soll schöner werden. Der Magistrat hat jetzt dem Entwurf zur Umgestaltung zugestimmt. Die Gasse zwischen Freihofplatz und Mainufer, die im Volksmund auch "Rotes Brünnchen" genannt wird, wird bepflastert.

Die Grundstücke entlang des Weges werden durch Sandstein abgegrenzt. Ferner ist vorgesehen, die Verbindung zur Kleinen Maingasse wieder zu öffnen. Die Stadt plant zudem, die Gasse mit Pflanzen und einer Pergola optisch aufzuwerten.

Auf eine zusätzliche Rampe für Rollstuhlfahrer unweit des Brunnens soll verzichtet werden, weil der Magistrat befürchtet, daß Mofafahrer dann durch die enge Gasse knattern würden. Das Vorhaben wurde mit den Denkmalschützern abgestimmt. Das Stadtbaumt schätzt die Kosten auf 290 000 Mark. Das Stadtparlament hat nun noch das letzte Wort. fin

Knapp am Regen vorbei Siegfried Wagners "Bärenhäuter" in Rudolstadt

RUDOLSTADT. Intendant am Landestheater der von der mächtigen Heidecksburg bewachten thüringischen Residenzstadt ist der Musikwissenschaftler und Opernregisseur Peter P. Pachl, Autor einer kompendiösen Biographie von Siegfried Wagner, dem Sohn Richard Wagners, einem bedeutenden "Gesamtkunstwerker" und Opernautor. Bis heute wird Siegfried Wagner von der Bayreuther Sippschaft, die ihre Geschäfte lieber mit dem untangierten Oeuvre Richard Wagners betreibt, vernachlässigt und geradezu totgeschwiegen. Vor allem zu Lebzeiten Winifreds, der unseligen Gattin Siegfried Wagners, waren private Gründe dafür vorhanden: Siegfried Wagners skandalöse Homosexualität, seine liberale politische Haltung, sein für die Verhältnisse der damaligen Wagnerfamilie unterdurchschnittlich entwickelter Antisemitismus. Mitverschuldet durch Bayreuth, das Bemühungen um das Werk Siegfried Wagners teilweise sogar energisch verhinderte, gehört dieser Künstler heute zu den fast Vergessenen. Gleichwohl gibt es eine Siegfried Wagner-Gesellschaft, und hier und da (etwa in Wiesbaden zu Zeiten des Generalmusikdirektors Siegfried Köhler) kam es auch zu einigen Aufführungen.

Geradezu populär war um die Jahrhundertwende für kurze Zeit Siegfried Wagners Märchenoper "Der Bärenhäuter", die in der Spielzeit 1899/1900 an deutschsprachigen Bühnen alles übrige überrundete. Dieses Werk präsentierte Pachl nun im Rahmen der "Rudolstädter Festspiele" als Freilichtaufführung im Hof der Heidecksburg. Nach Probenwochen bei stabilem Sommerwetter fielen die ersten beiden Aufführungen Mitte Juli leider einem Zwischentief zum Opfer und mußten notdürftig im Theatergebäude absolviert werden, worauf man nicht recht eingerichtet war. Aber auch der dritte Termin, der erste in der Burg-Szenerie, drohte zu platzen. Den ganzen Tag über zeigte sich der Himmel unentschlossen und eher verhangen. Bei milden Temperaturen wurde die Wiedergabe gewagt.

Doch vier Stunden Spieldauer sind eine lange, störanfällige Zeitstrecke. Während der ersten Pause des Dreiakters nieselte es leicht, hörte dann aber wieder auf, so daß mit dem zweiten Akt begonnen wurde. Kaum eine Viertelstunde später tropfte es wiederum zart von oben, aber für die Geigen des ungeschützt dem Wetter ausgesetzten Orchesters war's schon zuviel (welch eine Leichtfertigkeit, nicht wenigstens für ein wirksames Orchester-Wetterdach zu sorgen!), und es mußte abgebrochen werden. Pachl erschien und unternahm es, die zum Teil von weither angereisten Zuschauer wohlgemut wieder heimzuschikken. Das Auditorium ließ sich aber nicht von den kaum lästigen, bald wieder verebbenden Regentropfen schrecken.

So plädierte auch der Dirigent Konrad Bach dafür, nach kurzer Pause versuchsweise weiterzuspielen. Siehe da, Petrus hatte ein Einsehen und machte den Wasserhahn wieder (fast) dicht, abgesehen von ein paar Zitterminuten im dritten Akt, der aber ohne Unterbrechung durchging. Eine Hängepartie das Ganze; leicht hätte es ein ärgerliches Desaster werden können. Freilichtaufführungen müßten heutzutage doch einen gewissen Grad von Abgesichertheit erreichen, ansonsten ist wohl auch keine ausreichende Publikumsmotivation zu erzielen. Das Publikumsareal in der Heidecksburg war diesmal keineswegs gefüllt.

Dabei war die Aufführung, von unvorhersehbarem Wetter-Glück begünstigt, alles in allem interessant und gelungen. Irritierend freilich die oft arg "künstlich" anmutende akustische Aufbereitung mit krachenden Verstärkern, mit der Optik nicht übereinstimmenden Klangquellen und überdimensionalen Stimmen der mit Körpermikrophon ausgerüsteten (und oft elektronisch sehr unterschiedlich behandelten) Stimmen. Da ist also noch allerhand zu experimentieren, bis professionelle Resultate erreicht sind. Die riesige Spielfläche evozierte eine auf kräftige Konturen angelegte Regie. Pachl inszenierte entsprechend großflächig; einleuchtende optische Signale setzte eine längliche Riesentheke und ein gut ausgeleuchteter geöffneter Kasten mit ansteigenden Sitzreihen.

Erfahren mit dem Vokabular moderner Opernregie, bezog Pachl auch imaginäre und phantasmagorische Figuren in die Handlung ein, was zur Märchenoper nicht übel paßte. Doch sorgte derlei nicht auffällig für Differenzierung oder Verwirrung. Mit Gusto dagegen offerierte Pachl zünftige Ingredienzen der Freiluft-Dramaturgie, ließ Rösser und Reiter auf die Szene kommen, Kutschen an- und abfahren, sogar eine leibhaftige Kuh über den Burghof führen.

Siegfried Wagners Märchenmotivik holt die Rettungs- und Erlösungsphilosopheme Richard Wagners ins Irdische und Pragmatische zurück, biegt dabei manches wieder ins Frühromantische- Marschnerische ab, wodurch auch ein Zug von Anachronismus durch die Operntexte weht, deren Sprachgestalt sich hier noch sehr am Vater orientiert.

Musikalisch könnte man von einer "Lohengrin"-Verzweigung sprechen; diesem Werk scheint der "Bärenhäuter" idiomatisch am nächsten zu stehen. Doch gibt es außerdem noch so etwas wie selbstverständlich verinnerlichte Verarbeitung des späten Richard Wagner, ganz abgesehen von keineswegs peripheren italienisch-französischen Einflüssen. Am persönlichsten muten vielleicht die fränkisch-folkloristischen, tänzerisch inspirierten Passagen an - Siegfried Wagner war viel mehr auf der "Festwiese" daheim als sein Vater. Der meisterliche, abwägende und inspirierte Opernarchitektoniker zeigt sich insbesondere in großartigen Finaltableaus - etwa der aparten Zeremonie der grusligen Herrichtung des Bärenhäuters durch die Höllengeister im ersten Akt oder in der wunderbar apotheotischen, kaum ein Ende findenden Glücksmusik des letzten Aufzugs.

Konrad Bach hatte als Dirigent ein gutes Faible für die musikalischen Feinheiten, die ihm (und den engagierten Theaterinstrumentalisten) auch angesichts großzügiger Raumverhältnisse nicht in der Luft zerrannen. In den Hauptpartien des Hans Kraft und der Luise beeindruckten der fast baritonal timbrierte Heldentenor Volker Horn und die bei umsichtiger Schulung vielversprechende, dramatisch kolorierte Sopranstimme von Beth Johanning. Doch auch alle übrigen Partien und die Chöre beteiligen sich liebevoll. Im nächsten Sommer soll die Rudolstädter Siegfried Wagner-Pflege fortgesetzt werden. In den gleichen stilistischen Umkreis gehört "Das Herz" von Pfitzner, das ab kommenden Mai im Rudolstädter Theater wieder schlagen soll.

HANS-KLAUS JUNGHEINRICH

Bonn rechtfertigt Arbeit mit Ministererlaubnis Bei Großfusionen winkt Unternehmen Ausnahmegenehmigung trotz wettbewerblicher Bedenken

has FRANKFURT A. M. Ein insgesamt gutes Zeugnis stellt sich das Bundeswirtschaftsministerium für seine Arbeit auf dem Gebiet von Ausnahmegenehmigungen bei Firmenzusammenschlüssen aus. Eine Ministererlaubnis kann Bonn erteilen, wenn die mit einer Fusion verbundene Wettbewerbsbeschränkung von gesamtwirtschaftlichen Vorteilen aufgewogen wird oder die Verschmelzung der Unternehmen durch ein überragendes Interesse der Allgemeinheit gerechtfertigt erscheint. Die in jüngerer Zeit mit Abstand spektakulärste "Hochzeit" von Konzernen, die der Bundeswirtschaftsminister nach einem Veto des Berliner Kartellamts ermöglichte, war die heftig umstrittene Übernahme von Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB) durch Daimler-Benz.

In seinem Erfahrungsbericht zu den Ausnahmegenehmigungen betont das Haus Möllemann, es sei "eine konsequente ordnungspolitische Linie" eingehalten und dem "Wettbewerbsprinzip hoher Rang" eingeräumt worden. Durchgesetzt habe sich die Einsicht, daß "die Ministererlaubnis kein Instrument zur wirtschaftspolitischen Struktursteuerung" sei. "Großes Gewicht" sei zudem darauf gelegt worden, ein "möglichst transparentes Verfahren zu entwickeln".

Rückblickend wird in dem Bericht festgestellt, das von den fusionswilligen Firmen häufig vorgetragene Argument der Sicherheit von Arbeitsplätzen sei "wenig stichhaltig". Zusammenschlüsse führten, wenn sie tatsächlich Verbundvorteile mit sich brächten, eher zu größeren Job-Verlusten als die getrennte Weiterführung von Unternehmen. Ferner sei die "Kapazitäts- und Arbeitsplatzentwicklung" in der Regel anders verlaufen als von den Antragstellern für eine Ministererlaubnis unterstellt.

Der Statistik des Hauses Möllemann zufolge wurden seit Einführung der deutschen Fusionskontrolle 1973 immerhin 15 Verfahren für eine Ausnahmegenehmigung eingeleitet. Zweimal erteilte der Minister ohne Einschränkungen seinen Segen (Veba/Gelsenberg 1974 und BP/Veba 1979). Dreimal verband er sein Okay mit Auflagen (Babcock/Artos 1976, IBH/Wibau 1981, Daimler/MBB 1989). Einmal rang er sich zu einer Teilerlaubnis durch (Thyssen/Hüller-Hille 1977). In vier Fällen senkte Bonn den Daumen: Abgelehnt wurden Kaiser/VAW 1975, VEW/Sidechar 1986, MAN/Sulzer 1990 und Baywa/WLZ in diesem Jahr. Fünfmal wurden die Anträge zurückgenommen, weil die involvierten Firmen angeblich "keine Erfolgsaussichten mehr sahen".

Freilich: So sehr das Bundeswirtschaftsministerium die eigene Arbeit auch rechtfertigt und lobt, es fällt doch auf, daß die Neigung in Bonn groß ist, bei vergleichsweise weniger wichtigen Fusionen Härte zu zeigen und bei spektakulären Mammutfusionen eher nachzugeben. Den sicherlich größten Fehlgriff leistete sich die Politik im Fall IBH/Wibau. Kurze Zeit nach der Sondererlaubnis meldete diese Gruppe Konkurs an.

Nach wie vor hängt auch der Genehmigung der Riesenfusion von Daimler und MBB ein bitterer Nachgeschmack an. Und zugeben müssen die Autoren von Möllemann, daß sich die im Zusammenhang mit den Erlaubnissen zu Veba/Gelsenberg und Veba/BP abgegebenen energiepolitischen Prognosen zur Versorgungssicherheit "im Rückblick als recht problematisch erwiesen" haben.

Teakwondo-Kurs beim Volksbildungswerk

HOCHHEIM. Ausdauer, schnelle Reaktionen, Beweglichkeit - das muß intus haben, wer sich in Teakwondo übt. Einen Kursus in dem koreanischen Kampfsport bietet jetzt das Volksbildungswerk an.

Der Lehrgang unter Leitung von Martina Leist und Bernd Seibert beginnt am Mittwoch, 5. August. Trainiert wird an zwölf Nachmittagen jeweils um 16.45 Uhr in der Turnhalle der Weinbergschule (Kirchstraße). Die Kursgebühr beträgt 50 Mark. Anmeldungen und Auskunft beim Volksbildungswerk (Tel. 0 61 46 / 6 16 66). kkü

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Kinos Hanau. Arabella: Die Hand an derWiege (15, 17.30, 20 Uhr).

Central: Waynes World (15.15, 17.45, 20.15 Uhr).

Kino-Center im Grimm-Center: Kino I, Kino II, Kino III: Keine Meldung.

Palette: Feivel im Wilden Westen (15.15), The Player (17.30, 20 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Mambo Kings (19.45 Uhr), Edward II (22 Uhr).

Mühlheim. Augenblick: Otto, der Liebesfilm (15.45 und 20.15 Uhr).

Zeitlos: Batman's Rückkehr (15.15 und 19.45 Uhr), Delicatessen (22 Uhr).

Gelnhausen. Pali: Otto, der Liebesfilm (20.30 Uhr).

Casino: Batman's Rückkehr (20.15 Uhr). Kulturmix Hanau. Kultursommer: Chawwerusch Theater (Astoria, Groteske mit Musik), 21 Uhr Fronhof.

Schöneck. Konzert mit den Friends Singers, 20 Uhr evangelische Kirche Kilianstädten.Beratung/Selbsthilfe Hanau. Beratung für Kriegsdienstverweigerer und Zivildienstleistende durch die DFG, 19 bis 21 Uhr Café Zeitlos, Martin Luther Anlage.

Sprechstunde des Versichertenältesten der BfA, Wolfgang Bruder, 15 Uhr Barmer Ersatzkasse, Nürnberger Straße.

Selbsthilfekontakt-Telefon 10 bis 12 Uhr, 25 55 00.

Beratung für Frauen und Mädchen durch den Verein Frauen helfen Frauen, Telefon 2 68 67.

Sprechstunde des Ortsgerichts Mittelbuchen, 17.30 Uhr Wachenbucher Straße 17,Telefon 7 23 38.

Treffen der Anonymen Alkoholiker, 19.30 Uhr ev. Gemeindezentrum, Theodor Heuß Straße 1,Großauheim.

Information und Beratung für Alkoholgefährdete und Angehörige durch den Guttempler Orden, 19.30 Uhr Pavillon auf dem Schulhof der alten Hola, Julius-Leber-Straße 2, Kontakt-Telefon 0 61 83 / 7 33 17.

Anonyme Beratung für straffällig gewordene Jugendliche und deren Eltern durch den Verein zur Förderung der Jugendgerichtshilfe, 15-18 h, Tel. 1 58 56.

Beratung für Jugendliche und junge Erwachsene durch die Familien- und Jugendberatungsstelle 9 bis 17 Uhr,Sandeldamm 21, Telefon 1 40 51.

Treffen des Senorenschutzbundes Graue Panther, 15 Uhr Dietrich Bonhoeffer Haus, am Goldschmiedehaus.

Treffen der Emotion Anonymous, Selbsthilfegruppe für seelische Gesundheit, 9.30 Uhr Dietrich Bonhoeffer Haus, am Goldschmiedehaus, Kontakt-Telefon 8 12 31 oder 3 97 26.

Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung 9 bis 19 Uhr Gustav Hoch Straße 10, Telefon 8 20 08.

Sprechstunde der Lawine Beratungsstelle für Betroffene von sexuellem Mißbrauch 10 bis 12 Uhr Nürnberger Straße 11,Telefon 25 66 02.

Treff für Jugendliche in Berufsnot 10 bis 13 Uhr offener Treff, 14 bis 17 Uhr Beratung, Bruchköbeler Landstraße 39a, Telefon 8 48 00.

Maintal. Treffen der Anonymen Alkoholiker und Angehörigen, 19.30 Uhr evangelisches Gemeindezentrum Berliner Straße 58, Dörnigheim, Kontakt-Telefon 0 61 81 / 25 10 97.

Gelnhausen.Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung 15 bis 19 Uhr, Berliner Straße 45, Telefon 0 60 51 / 44 78.

Aids-Beratung des Kreisgesundheitsamtes, 13 bis 15 Uhr, Landratsamt, Telefon 0 60 51 / 8 53 77.

Beratung für Selbsthilfe in der SEKOS 16 bis 20 Uhr Altenhaßlauer Straße 21,Telefon 7 45 77.

Schlüchtern. Rosengarten Kontakt- undBeratungsstelle für Menschen mit seelischen Problemen 9 bis 12 Uhr Weitzelstraße 11, Telefon 0 66 61 / 7 14 14.

Verschiedenes Maintal. Evangelische Kirchengemeinde Hochstadt, Ringstraße 13, 14 Uhr Offener Spieleflur.

Langenselbold. Seniorentreff: 14.30 Uhr DRK-Handarbeitsgruppe, 14 Uhr Singkreis, Sozialstation Uferstraße.

Schöneck. Jugendtreff Café Mars, 16 bis 19 uhr Video-AG, 18 bis 21 Uhr offener Treff, altes Hofgut Büdesheim.

Erlensee. Lauftreff der TSG, 18 Uhr am Vogelschutzpark.

Das Spielmobil ist in der Zeit von 14 bis 17 Uhr auf der Wasserburg.

Großkrotzenburg. Kartenspiele für Senioren, 15 Uhr Theodor Pörtner Haus.

Öffnungszeiten des Jugendzentrums Schulstraße 15 bis 22 Uhr.

Gelnhausen. Frauenzentrum Kuhgasse 8, 15 Uhr Mutter-Kind-Café (mit Kinderbetreuung), 19.30 Uhr offener Treff.

Angebote zur Freizeitnutzung Volksbildungswerk Hochheim offeriert neues Kursprogramm

HOCHHEIM. Gymnastik nach der Geburt, Meditation und Yoga, Atemtraining und Seidenmalerei - eine breite Palette an sinnvoller Freizeitbeschäftigung bietet das Volksbildungswerk (VBW) Hochheim auch im kommenden Halbjahr mit seinen Kursen an. Und auch für Hobbybastler lohnt es sich wieder, Interesse zu zeigen. Neu allerdings ist die Art der Anmeldung: Wer an einem (oder mehreren) der Seminare teilnehmen möchte, muß das dem VBW fortan schriftlich kundtun.

Vorwiegend Bewährtes findet sich in dem neuen Programm, das seit einigen Tagen in ziemlich allen öffentlichen Gebäuden ausliegt. Die künstlerische Ader beispielsweise kann einmal mehr beim Porträtzeichnen oder beim Holzschnitzen gepflegt werden. Ebenso im Seidenmalen und Gestalten von Blumengestecken können sich die Teilnehmer(innen) wieder üben.

Zum gar oft vermißten Durchblick in der Elektrotechnik soll ein Seminar verhelfen, das am 31. August beginnt. Ob Hifi-Anlage, Mikrowelle oder Satelliten-TV, Verbraucher sind in Sachen Haushaltselektronik mitunter überfordert, heißt es in der Ankündigung. An zwölf Abenden soll zu erfahren sein, was es mit Watt auf sich hat und wie ein Computer funktioniert. Breit ist das VBW-Angebot auch in Sachen Gesundheit. Abnehmen ohne Frust, Atemtraining, Meditation und Yoga stehen für Anfänger und Fortgeschrittene gleichermaßen auf dem Programm, ebenso Kurse in Gymnastik, Heilverfahren, Fußreflexzonen-Massage und Augentraining. Beim Töpfern und Malen kommt auch der Nachwuchs zu seinem Recht. Aber bei derlei Freizeitspaß soll es nicht bleiben, denn für Zwölf- bis 15jährige wird zudem autogenes Training offeriert. Ziel dieses Kurses ist es, den Streß in der Schule und die Angst vor Klassenarbeiten abzubauen.

Informationen über sämtliche Kurse erteilt das VBW montags von 9 bis 11 und von 19 bis 21 Uhr sowie donnerstags von 9 bis 11 Uhr unter der Rufnummer 0 61 46 / 6 16 66.

Anmeldungen sind schriftlich an das Volksbildungswerk, Stettiner Straße 15, zu richten. Dort ist auch das Programmheft für das kommende Semester erhältlich. kkü

Förderverein der Jugendkunstschule Hanau hat einen Katalog herausgebracht Die Phantasie des Nachwuchses fördern Arbeitsergebnisse aus Kursen werden vorgestellt Von Jutta Rippegather HANAU. Im Kindergartenalter sprühen die Kleinen meist vor Kreativität. Je weiter die schulische Entwicklung dann fortschreitet, desto mehr verkümmern diese Eigenschaften. Zunehmend rücken intellektuelle Fähigkeiten in den Vordergrund. Die Phantasie des Nachwuchses, seine Begabungen und Talente zu fördern, hat sich die Jugendkunstschule Hanau auf's Banner geschrieben. Um noch attraktiver für sich zu werben, stellte der Förderverein jetzt einen farbigen Katalog zusammen, in dem er zahlreiche Arbeitsergebnisse aus den Kursen für Sieben- bis 18jährige vorstellt. Die Broschüre soll aber auch die Kleinen animieren: "Kinder wollen ihre Arbeiten präsentieren", meint Kulturdezernent Klaus Remer. Deshalb stellen die Frankfurter Sparkasse sowie die Sparkasse Hanau auch wechselweise alle halbe Jahre Werke der Nachwuchskünstler auf. Gemeinsam mit der Stadt Hanau finnanzieren die beiden Kreditinstitute die Jugendkunstschule (Juks) mit jährlich je 10 000 Mark. Neben der Volkshochschule zählen auch sie zu den Verteilern der neuen Broschüre, die der Förderverein bezahlte.

In der Einleitung stellt sich die 1986 gegegründete Juks selbst dar: Kinder zeigen ihre Werke, die zum Teil ausgesprochen künstlerischen Wert besitzen. Doch hohe Leistungen stehen nicht im Vordergrund, wie der Förderverein ausdrücklich betont. Wichtig sei der Spaß an der Sache. Kontinuierlich nehmen die Zahlen der Teilnehmer und Kurse zu. Besuchten im Jahr 1988 noch 243 junge Menschen die 31 Veranstaltungen, so üben sich inzwischen 563 Kleine in 74 Kursen, die in Schulräumen des gesamten Stadtgebiets angeboten werden.

Neben Angeboten in kreativer Kunst stehen verschiedene Theaterprojekte im Vordergrund. Brigitte Kucharzewski beispielweise arbeitete in der Vergangenheit mit Kindern von Landfahren. Damit junge Ausländer den Draht zu ihrem heimatlichen Kulturkreis nicht verlieren, veranstaltet die Juks verschiedene Folklore-Tanzkurse. Gemäß dem Trend befindet sich auch Graffiti ganz vorn in der Beliebtheitsskala. Die Broschüre zeigt, wie kunstvoll die im öffentlichen Raum vielfach umstrittenen Werke sein können. Neben einer Super-8-Kamera für Trickfilme stehen den Jugendlichen auch eine Videkamera zur Verfügung.

Des weiteren zeigt das 26seitige Heft Arbeitsergebnisse der Kurse in der ostasiatischen Papierfalttechnik Origami, im Töpfern und Bildhauern mit Ytong. Auch wer sich an Instrumenten wie Flöten oder Keyboards üben möchte, findet in der Juks Berücksichtigung.

Wie der Föderverein anläßlich der Vorstellung der Broschüre mitteilte, kostet eine Unterrichtseinheit inklusiv Material 1,80 Mark. "Im großen Umfang", so Volkshochschulleiter Fritz Reichert, sei der Föderverein jedoch schon eingesprungen, wenn die Eltern nicht finanziell in der Lage sind, ihrem Nachwuchs den Besuch der Juks zu ermöglichen. Ziel der Kurse seien "nicht hohe Leistungen, nur daß Kinder überhaupt kreativ sind".

Briefe an die Redaktion "Irgendetwas wird schon hängenbleiben"

"Voller Lügen und aus der Luft gegriffener Behauptungen" besteht nach Ansicht von Bad Vilbels Bürgermeister Günther Biwer der Leserbrief von Gerhardt Otterbach aus Bad Vilbel-Dortelweil (FR vom 18. Juli: "Der Baum braucht Hilfe und Bad Vilbel einen neuen Ersten Stadtrat"). Der FR-Leser hatte darin indirekt Ersten Stadtrat Klaus Minkel für die Zerstörung der Wurzeln an der Dortelweiler Linde verantwortlich gemacht und geargwöhnt, der Baum passe offenbar nicht in die Planung des Dorfplatzes. Günther Biwer nimmt in der Entgegegnung auf den Dortelweiler Bürger seinen Umweltdezernenten Minkel in Schutz und schreibt:

"Der Leserbrief des Herrn Otterbach zur Linde in Dortelweil ist nicht nur unfair und grob, er besteht voller Lügen und aus der Luft gegriffener Behauptungen. Da wird auf Herrn Minkel eingedroschen und irgendwas wird schon hängenbleiben. Herr Otterbach tut so, als ob wider besseres Wissen der Baum beseitigt werden soll. Ja, es wird unterstellt, der Erste Stadtrat, Herr Minkel, würde durch vorsätzliches Handeln die Linde beseitigen wollen. Daß das Gegenteil bewiesen werden kann, müßte Herr Otterbach eigentlich wissen, denn ich selbst habe in einer Presseerklärung dargestellt und unterlegt durch Aktenauszüge bewiesen, daß die städtische Verwaltung den Baum ausdrücklich nicht nur erhalten wollte, sondern durch Verbesserungen seiner Umgebung seine Lebensbedingungen günstiger gestalten wollte.

Darüber hinaus sollte er der Bevölkerung durch das Gestalten eines Ruheplatzes auch wieder zugänglicher gemacht werden. Die Linde und ihr Platz: Mittelpunkt örtlichen Geschehens. Das habe ich so geäußert."

Günther Biwer Bürgermeister von Bad Vilbel

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Im Bad wird wieder gebaut Ab 3. August halb geschlossen

BAD HOMBURG. Verzögerungen und Pannen pflasterten den Weg des Seedammbades zum Erlebnisbad. Am 2.Mai dieses Jahres war es dann soweit: das neue 50-Meter-Sportbecken, das Sprungbecken und eine zusätzliche Liegewiese wurden eröffnet. Insgesamt hatte der Umbau mehr als 30 Millionen DM gekostet. Genau drei Monate konnten die Besucher das Seedammbad genießen; jetzt soll alles schon wieder ein Ende haben: vom 3. August bis voraussichtlich 13. September bleiben Erlebniszone, Hallenbad und Sauna geschlossen.

Beim Erlebnisbereich stehen nach Aussagen von Bernd Eller, dem kaufmännischen Direktor der Stadtwerke, "Mängelbeseitigungen aus Gewährleistungsansprüchen" auf dem Programm. "Erst beim Betrieb kommen gewisse Mängel zum Vorschein, und diese müssen nun von den zuständigen Firmen beseitigt werden", erklärt Eller: "Der Erlebnisbereich ist nun seit zwei Jahren ununterbrochen geöffnet: die Rutsche wird noch mal überarbeitet, und die abgebrochenen Wipp-Inseln müssen neu befestigt werden." Pumpen, Ventile und Filter müssen ebenfalls überprüft und gegebenenfalls ausgewechselt werden.

Etwas anders sieht es im Hallenbad aus. Seit 1968 wurden hier immer nur kleinere Reparatur- und Instandsetzungsmaßnahmen durchgeführt. Schon länger ist geplant, die Technik im alten Bereich an die computergesteuerte Schaltanlage im neugestalteten Teil anzugleichen. In den 24 Jahre alten Umkleideräumen werden neue Bodenfliesen gelegt. Außerdem sind in Hallen- und Erlebnisbad zusätzliche Schallschutzmaßnahmen vorgesehen. Den jetzigen Zeitpunkt findet Bernd Eller gut gewählt, denn "in der Freibadsaison sind die meisten Badegäste ja sowieso draußen". Und bis zum Herbst sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Die 70 Meter lange Rutsche hofft Eller schon wieder früher in Betrieb nehmen zu können. In der Sauna wird eine zweite Fluchttür eingebaut, entsprechend den Auflagen des Brandschutzes.

Um den Gästen den Besuch des Seedammbades dennoch schmackhaft zu machen, gelten in der Zeit der Teilschließung für alle Besuchergruppen die Preise der Familienkarte ohne Zeitbegrenzung, also vier Mark für Erwachsene und zwei Mark für Kinder, Jugendliche und alle, die nur den ermäßigten Eintrittspreis zahlen müssen. isa

Während der Sommerferien tippt der Rektor Briefe im Zwei-Finger-Such-System selbst Putzmittel prägen den Schul-Duft Auch Lehrer nicht untätig Von Susanne Settemeyer

SCHWALBACH. Wenn Wolfram Ahner in diesen Tagen zur Arbeit geht, kann es schon mal vorkommen, daß er das in Jeans tut. Was für den "Chef" sonst strikt tabu ist - in den Sommerferien bricht er bisweilen mit diesem Grundsatz. Denn kaum einer sieht ihn in diesem Aufzug. Und bei den paar Kollegen, die ihn zu Gesicht bekommen, muß er keine Autoritätseinbußen befürchten. Und daß Briefe während des Urlaubs der Sekretärin im Zwei-Finger-Such-System auf der Schreibmaschine entstanden sind, sieht man ihnen auch nicht an. Doch ab Montag gilt wieder der Normalfall. Dann ist die ruhige Zeit vorbei, ist der Vormittag wieder in Dreiviertelstunden-Einheiten zerschnitten, rennen ihm Kinder täglich die Bude ein. Für den Leiter der Friedrich-Ebert-Gesamtschule heißt das: Statt reiner Verwaltungsarbeit ist dann auch wieder der Pädagoge gefragt.

Verwaist liegt das Schulgelände am Westring in der Mittagssonne. Kein Papierfetzen, kein Zigarettenstummel, keine einladende, offene Tür: Nichts zeugt davon, daß hier irgend jemand ist oder war. "TAG HERR LEHRER": Das verblassende Rot des Schriftzugs an dem kleinen Mäuerchen ist weniger eine freundliche Begrüßung für den kommenden Montag - das A hat den "Anarchie-Kreis" drumherum -, als vielmehr Ausdruck der ungehemmten Mitteilungsfreudigkeit von farbliebenden Schülern.

Erst nach drei vergeblichen Versuchen läßt sich die vierte Flügeltür am Haupteingang öffnen - eine Welle von Putzmittel-"Duft" schlägt der neugierigen Besucherin entgegen. Das Licht ist ausgeschaltet, doch auch im Halbdunkel fallen Sauberkeit und glänzende Fußböden sofort ins Auge. Ebenso wie der Zettel, der vor dem Sekretariat an die Wand gepinnt ist: "Verordnung über die Änderung der Verordnung über den Ausfall von Unterrichtsstunden bei großer Hitze". Doch momentan interessiert sich niemand für das Thermometer, das an Schultagen um 10 und 11 Uhr regelmäßig abgelesen wird.

Viel mehr interessieren derzeit die geheimnisvollen Zahlenkolonnen, die auf dem Computerbildschirm im Planungszimmer blinken. Konzentriert sitzen die Schulleitungsmitglieder Wilfried Hülsemann und Manfred Müller in dem Raum vor der Flimmerkiste, an drei Wänden eingerahmt von bunten Steckwänden. "Da müssen wir noch was machen", sagt Müller und deutet auf die rosafarbene Lücke, dienstags in der fünften Stunde. Ansonsten steht der Stundenplan für die 7a. Verlassen wollen sich die Programmkenner jedoch nicht auf das elektronische Hilfsmittel. "Der Computer macht nur Vorschläge und kontrolliert uns", erläutert Hülsemann. "Aber wir müssen im Dialog arbeiten, um alle Kriterien für die Stundenpläne unterzubringen."

Ob pädagogisch sinnvolle Bedingungen oder Wünsche der Lehrer - bis alle Details umgesetzt sind, vergehen unzählige Arbeitsstunden. Wer da meint, Lehrer hätten doch ein tolles Leben, weil sie soviel Ferien haben, der irrt. "Bekannte aus der Wirtschaft haben mir schon gesagt: Den Job möchte ich nicht machen", berichtet Ahner.

Während der Unterrichtszeit ist der Leiter von 7.15 bis 14.30 Uhr in der Schule zu finden. Das sind schon mehr als sieben Stunden. Dazu kommen Konferenzen, Verwaltungskram und die Korrektur von Klausuren. "Eine Stunde brauche ich pro Arbeit", rechnet der Deutschlehrer. Bei drei Klausuren pro Klasse im Schulhalbjahr eine nicht zu unterschätzende Belastung.

Zwar hat Ahner als Schulleiter weniger Pflichtstunden zu halten. Ein "normaler" Lehrer aber muß bis zu 26 Dreiviertelstunden Lehrstoff vermitteln und hat sechs Klassen zu betreuen. "Da ist man mittags schon ganz schön fertig", kennt Ahner seine Kolleginnen und Kollegen.

Hinzu komme nachmittags oft Sozialisationsarbeit, wie der Schulleiter die umfassende Beschäftigung mit Verhaltensauffälligkeiten der Pennäler nennt. Das gehe soweit, daß die Lehrer schon mal die Eltern besuchen.

"Ich kann nur milde lächeln, wenn jemand sagt: Probleme gibt's an unserer Schule nicht", sagt Ahner. Schließlich werde auch den Schülern mit mindestens 30 Stunden Wochenunterricht enorm viel abverlangt. "Man muß da schon sehr, sehr achtgeben und Verständnis für Überforderung und Konzentrationsschwierigkeiten zeigen."

Mit wieviel Engagement man dabei ist, sei Einstellungssache; Ahner aber nimmt für sich in Anspruch, kompetent und stets ansprechbar zu sein. "Schülerprobleme dürfen nicht auf die lange Bank geschoben werden. Die erwarten eine schnelle Lösung." Genauso wie einen guten Unterricht. "Der Lehrer hat zwar die Freiheit, nichts zu tun. Das rächt sich aber", weiß der Schulleiter. "Entweder die Schüler gehen dann über Tisch und Bänke oder die Eltern stehen auf der Matte."

Die Freiheit, von der landläufig geschwärmt wird, besteht laut Ahner lediglich darin, daß Lehrer sich ihre Arbeitszeit einteilen können und Urlaubstage nicht offiziell eingereicht und kontrolliert werden. Daß das kein Vorteil sein muß, bekommt am ehesten die Familie des Lehrers oder der Lehrerin zu spüren. Wilfried Hülsemann gibt offen zu: "Meine Frau sagt, ich sei ein ,Workaholic'."

Frankfurter Filmtips

"Es ist nicht einzusehen, warum Karl Valentin dem großen Charlie nicht gleichgestellt werden sollte - es sei denn, man legte allzuviel Gewicht darauf, daß er Deutscher ist": Dem bissigen Kommentar Bertolt Brechts, der 1923 an Valentins berühmten "Mysterien eines Frisiersalons" mitwirkte, ist aus filmhistorischer Perspektive wenig hinzuzufügen. In der Harmonie ist eine kleine Retrospektive der Filmsketche des 1882 geborenen Valentins angelaufen, der von 1912 bis (zum von den Nazis verhängten Berufsverbot) 1941 in mehr als 50 Filmen aufgetreten ist.

In drei Programmen - Valentin und die Musik, Valentin und die Tükken des Lebens sowie Valentin und die Kunst - werden dort Kostproben eines Filmkomikers gezeigt, dessen rustikales Aussehen und umständliches Gebaren nur Begleiter eines Humors waren, der primär aus der beim Wort genommene Sprache und den daraus resultierenden, genüßlich zelebrierten Mißverständnissen entstand: Valentins große Erfolge, wie etwa die in der ,Harmonie' gezeigten Alltagsdramen Der Firmling, Die Erbschaft, Die Orchesterprobe, datieren aus den Dreißiger Jahren, als der Tonfilm schon in den Kinderschuhen steckte.

Vor Lachen weinen mögen viele auch bei Monthy Python's Klassiker Das Leben des Brian (1979): Die Vision von der Vita des Nazareners, wie sie nicht im Buch der Bücher steht, läuft am Wochenende im open air-Kino der ,Pupille' auf dem Bockenheimer Campus.

Schon empfohlen und weiter im Programm: Schtonk!, Delicatessen, The Player, Julia und ihre Liebhaber, Die Liebenden von Pont Neuf, Betty sowie Die rote Laterne, der im ,Berger' neu angelaufene jüngste Bilderrausch von Berlinale-Preisträger Zhang Yimou. oll

"Emil und die Detektive" spielen im Apollo-Kino

ALTENSTADT. Am Wochenende endet das Ferienkino der Apollo-Lichtspiele. Am Samstag und Sonntag, 1. und 2. August, werden "Emil und die Detektive" ab 18 Uhr einen Dieb zur Strecke bringen. Der Film wird auch Montag und Mittwoch, 3. und 5. August, 16 Uhr, gezeigt. Bei dem dänischen Abenteuerfilm "Goldregen", der am Samstag und Sonntag, 1. und 2. August, 16 Uhr, dürfen die Zuschauer Action, Spaß und Spannung erwarten. ub

Wir gratulieren

Herrn Hans Scheer aus Maintal-Wachenbuchen zum 85. Geburtstag am Donnerstag, 30. Juli.

Heute ins Filmmuseum zu Fassbinder

Die große Fassbinder-Retrospektive ist vorbei, noch immer aber sind die 150 Fotos aus dem Fundus des Münchener Kameramanns Peter Gauhe, der 1969 bis 1974 als Beleuchter und Standfotograf beim "enfant terrrible" RWF arbeitete, im Parterre des Filmmuseums ausgestellt. Sie zeigen Fassbinder beim Drehbuchstudium, bei der Arbeit mit den Schauspielern auf dem Set, hinter der Kamera, geben Zeugnis seiner legendären Arbeitswut, in die sich der Regisseur im Wettlauf mit Angst und Einsamkeit hineinsteigerte. Die Bilder zeigen einen von Kino im Kopf Getriebenen, seiner "Familie" in Haßliebe verbunden; einen Macher mit Zuckerbrot und Peitsche, der seine Charaktere liebte, weil sie - wie er selbst - Außenseiter waren und wegen der Anderen und der Umstände böse sein mußten; sie sind Dokumente auch der gruppeninternen Konflikte beim Dreh, die Fassbinders despotischer Genius beim Dreh hervorrief. Die Ausstellung am Schaumainkai, die durch ihre schlichte Präsentation (wobei die Fotos oft in Doppelperspektive arrangiert - eines zeigt das Team bei Dreharbeiten hinter der Kamera, das andere die Kameraperspektive der Szene im Film - und dankenswerterweise nicht mit Text vollgepflastert wurden) läßt so vor allem die Dramatik des geistig-kulturellen Aufbruchs Anfang der Siebziger Jahre, der sich im Mikrokosmos des Fassbinder-Clans kondensierte, spürbar werden.

Der fotographische Blick hinter die Kulissen scheint dabei gar manche Sturm- und Drang-Attitude als solche zu entlarven und, in historischer Distanz, ihren Gestus der Verzweiflung blankzulegen. Selbst Rainer Werner Fassbinder gefiel sich schließlich, an Godard ("Film ist 24mal in der Sekunde Wahrheit") angelehnt, auch in der Pose der Ohnmacht: "Film, das ist 25mal in der Sekunde Lüge" (noch bis 30. August). oll

Die Politiker, die Politik und die Demokratie sind ins Gerede gekommen. Verdrossenheit ist das Stichwort der Zeit, mit dem sich Abende im Fernsehen und an den Stammtischen füllen lassen. In der Sendung "Kontrovers" diskutierte am 16.Juli von 21.15 bis 22.00Uhr Moderator Ernst Elitz (Chefredakteur des Süddeutschen Rundfunks Stuttgart) mit vier Experten Wege aus der lähmenden Vertrauenskrise. Einen Mitschnitt der Diskussion stellte uns der Sender zur Verfügung. Wir dokumentieren in einer redaktionell leicht bearbeiteten Abschrift die wichtigsten Passagen dieser Diskussion, an der sich auch Zuschauer beteiligen konnten.

Heranwachsende sollen Haushalt selbst führen Marienkirchengemeinde bietet Wohnraumhilfe an Von Joachim Haas-Feldmann HANAU. Lobby für lobbylose, sozial schwache Heranwachsende zwischen 18 und 25 Jahren ohne Wohnung will die Stiftung der Evangelischen Marienkirchengemeinde in Hanau sein. In der Akademiestraße 4 hat sie eine Geschäftsstelle für Wohnraumhilfe bezogen. Geschäftsführer Lothar Hain, Sozialarbeiter Diethelm Sannwald und Stiftungsvorsitzender Horst Rühl haben sich zum Ziel gesetzt, zunächst Wohnplätze für 24 junge Menschen zu finden. Doch die Suche nach willigen Vermietern im südlichen Main-Kinzig- Kreis ist schwierig. Immerhin, nach einem Taufgespräch mit Pfarrer Rühl bot jemand aus einer Branche, die gemeinhin als Raffer gelten, zwei Wohnungen an: ein Makler. Für Rühl ist das ein Hoffnungsschimmer, auch mit anderen dieses Berufsstands ins Geschäft kommen zu können. Ansonsten setzt er auf Vermieter, die "eigentlich keine Lust mehr hatten zu vermieten oder die das Geld eigentlich" nicht brauchen. Rühl appelliert an die soziale Verantwortung, die mit Eigentum verbunden sei "angesichts des massiven Wohnraumnot im Rhein-Main-Gebiet". Die Wohnraumhilfe wirbt damit, sich um den sozialen Frieden in dem Haus zu kümmern, wo ihre Klientinnen und Klienten künftig in Ein- bis Zwei-Zimmer-Wohnungen unterkommen. Wenn einer der jungen Menschen ausraste, "müssen wir den Wohnraum wiederherrichten oder schlimmstenfalls räumen", so Rühl. Damit es nicht erst soweit kommt, setzt die Stiftung auf Betreutes Wohnen durch Sozialarbeiter/innen. Die Heranwachsenden sollen ihre neuen Bleiben selbst renovieren können und nach der Betreuungsphase die Möglichkeit haben, als seitherige Untermieter den Hauptmietvertrag der Wohnraumhilfe zu übernehmen. Damit ist gewährleistet, daß es zu keinem Bruch kommt und die jungen Menschen in ihren Wohnungen bleiben können. Den Haushalt selbst zu führen, Lehre oder Arbeit wieder aufzunehmen, Ämtergänge zu erledigen, mit Geld, Nachbarschaft und anderen Sozialkontakten umzugehen zu lernen, das stellt sich Hain als Ziele der Hilfe vor.

Die Miete zahlt entweder das Sozialamt oder der junge Untermieter selbst. Das Finanzpolster der Wohnraumhilfe ist mit einer halben Million Mark relativ dünn, doch für Ausfallbürgschaften steht die Hanauer Kirchenverwaltung gerade.

Das Geld der gemeinnützigen Stiftung bürgerlichen Rechts stammt zu knapp einem Fünftel aus dem sogenannten Almosenkasten der Marienkirche, der ehedem "für die Ärmsten der Armen" (Rühl) angelegt worden war. Den Rest erbrachten zwei Grundstücksverkäufe in Kesselstadt. Nachdem sich die Ökumenische Nichtseßhaftenhilfe in Hanau gebildet hatte, um Menschen beim Wiedereinstieg ins bürgerliche Leben zu helfen, sah die Stiftung Bedarf darin, vorbeugend zu arbeiten, bevor Menschen langfristig wohnungslos werden. Um das zu professionalisieren, Wohnraum zu schaffen und die Heranwachsenden nicht allein zu lassen, rief die Stiftung die Wohnmraumhilfe für Heranwachsende ins Leben. Denn, so Rühls Erfahrung: "Vor meiner Haustür wurden die klingelnden Obdachlosen immer jünger."

Ähnliche Planungen für Betreutes Wohnen Heranwachsender gab es beim Sozialen Dienst der Stadt Hanau. Daß die überflüssig geworden sind, wird in einer Vorlage des Magistrats für die Stadtverordnetenversammlung anerkennend erwähnt, denn laut Kinder- und Jugendhilfegsetz wäre diese Aufgabe sowieso ab 1994 auf die Stadt zugekommen. An den freien Träger Wohnraumhilfe jährlich 48 000 Mark Zuschuß zu zahlen, darauf zielt die Magistratsvorlage ab.

Für die 250 000 Mark für den Geschäftsstellenbetrieb pro Jahr kommen zu 65 Prozent Landeswohlfahrtsverband und Land Hessen auf, zu 20 Prozent die Stadt Hanau, zu fünf Prozent die Stadt Maintal und zu zehn Prozent die Stiftung selbst, solange der Main-Kinzig-Kreis keinen Beitrag leistet. Vom Land wünscht sich Rühl mehr finanzielles Engagement und vom Landeswohlfahrtsverband (LWV) einen günstigeren Betreuungsschlüssel für den Zuschuß.

Sonntag treffen sich im Kurhaus die Philatelisten

BAD VILBEL. Liebhaber von Ersttagsbriefen und Sondermarken haben am Sonntag, 2. August, wieder Gelegenheit, ihre Sammlung zu komplettieren. Von 9 bis 16 Uhr lädt der Briefmarkensammlerverein zu seinem Briefmarken-Großtauschtag in den Kurhaussaal ein. cor

Börse heute auf Seite 12

Es wurmt jeder unnötige Schlag Deutsche Minigolf-Meisterschaft: Senioren spielen in Walldorf

MÖRFELDEN-WALLDORF. Auf der Minigolfanlage der SKG Walldorf herrscht seit Montag täglich von acht bis 20 Uhr reges Treiben: Da wird gefachsimpelt und unermüdlich auf den 18 Bahnen das kleine Bällchen Richtung Loch gespielt. Noch wird nur trainiert. Erst heute und am morgigen Freitag zählt jeder Schlag, läuft hier jeweils von 9 Uhr an die Vorrunde zur 34. Deutschen Meisterschaft im Minigolf.

Auf der 1974 erstellten Anlage fand schon 1980 einmal eine Deutsche Meisterschaft statt. Diesmal betreiben in Walldorf die Senioren und die Seniorinnen Auslese: Von den 142 Teilnehmer/innen in zwei Altersklassen (45 bis 58 Jahre sowie über 58 Jahre) kommen die 18 besten zur Zwischenrunde, die ebenso wie das Finale am Samstag in Dreieichenhain ausgetragen wird.

Von den 22 Aktiven der rund 40 Mitglieder zählenden Minigolfabteilung spielt einer bei der Meisterschaft mit, wird die fünf Durchgänge auf den 18 Bahnen absolvieren: Wolfgang Weil startet für die SKG, obwohl der ehemalige Walldorfer inzwischen in Bad Soden / Salmünster wohnt. Mit dem Heimvorteil der ihm vertrauten Anlage hofft er, den Sprung in die Zwischenrunde zu schaffen. Auch Erich Stör, Abteilungsleiter der SKG-Minigolfer, hatte die Teilnahme in der Tasche, die er aus beruflichen Gründen nicht wahrnehmen kann.

Eigentlich hatte die SKG auch Zwischen- und Endrunde nach Walldorf holen wollen. "Wir haben im Prinzip die bessere Infrastruktur," meint Stör mit Verweis auf die ausreichend vorhandenen Parkplätze, die Toiletten und Räume im Vereinsheim. Doch sportliche Überlegungen hätten beim Verband den Ausschlag zugunsten Dreieichenhains gegeben: die dortige Anlage gilt sportlich als anspruchsvoller - ist fast doppelt so groß wie in Walldorf, was bei dem zu erwartenden Menschenandrang wichtig ist.

In Walldorf können die Besucher nicht auf die recht beengte Anlage, bedauert Stör. Doch von außen läßt sich das Geschehen beobachten; dafür kostet es keinen Eintritt. Angesichts der vielen Arbeit, die das Ausrichten macht, sind die Walldorfer mittlerweile nicht böse, nur die Vorrunde austragen zu dürfen: "Im Nachhinein können wir sagen: Glück gehabt."

Für den umfangreichen Service in Walldorf spricht der aufgestellte Fernseher, auf dem sich die Olympischen Spielen verfolgen lassen. Doch die Wettkämpfe in Barcelona interessieren nur am Rande: In erster Linie geht's ums Minigolf. lis

FVV-Tips fürs letzte Ferien-Wochenende

Unter dem Motto "Geschichte im Grünen" preist der FVV für das letzte Ferienwochenende zwei weitere Tips aus seinem Freizeitführer an: die barocke Kurbadanlage Wilhelmsbad in Hanau und die Burg Eppstein.

Schloß Wilhelmsbad mit Puppenmuseum und Freiluft-Gastronomie ist mit der S 7 vom Haupt- oder Südbahnhof zu erreichen, die Eppsteiner Burg mit der S 2 (Richtung Niedernhausen).

Der FVV-Freizeitführer enthält mehr als 400 Tips für Ausflüge und Besuche, die alle gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu realisieren sind. Für fünf Mark gibt es ihn an den größeren FVV-Kundendienststellen und im Buchhandel. tom

Mehr Sicherheit muß gar nicht viel Geld kosten CDU: Stadt Rodgau soll begleitend vorbeugen

RODGAU. Die Stadt soll der Polizei Schützenhilfe leisten bei der vorbeugenden Verbrechensbekämpfung, ohne daß das Stadtsäckel sonderlich darunter leidet. Das schwebt der Rodgauer CDU vor, die auch einen ganzen Katalog von Vorschlägen ersonnen hat.

Wichtigstes Anliegen ist die zuletzt nach den Rodgauer Schulbränden erhobene Forderung nach einer Aufwertung des Polizeipostens in Dudenhofen zu einer vollwertigen Polizeistation. Gegenwärtig ist die Wache lediglich tagsüber und auch nicht an Wochenenden besetzt.

Eine Anregung betrifft die Stadt auf ihrem ureigenen Terrain: Der Durchgang von der Vordergasse in den Rathaushof in Jügesheim ist zwar mit zwei Laternen bestückt, deren Lichtkegel jedoch so gebündelt zum Erdboden zielen, daß ringsum Platz genug für dunkle Gestalten bleibt. Vor allem Frauen scheuen deshalb die abendliche oder gar nächtliche Abkürzung, aber auch der Umweg durch die Kirchgasse nützt ihnen nichts. Da gibt es überhaupt keine Lampe.

Ähnlich finstere Örtlichkeiten hat die Union an der Rodaubrücke in der Wiesenstraße in Dudenhofen oder auch im Leipziger Ring in Nieder-Roden ausfindig gemacht. Dort beeinträchtigt zum Teil auch üppig sprießendes Laub den Lichtschein der Straßenlaternen.

Das Thema gilt auch für die Tiefgarage unter dem Rathaus, von Frauen der winkligen Platzverhältnisse wegen gemieden. Die Christdemokraten schlagen vor, dort unten wenigstens die von der Einfahrt aus zu überblickenden Plätze für Damen zu reservieren.

Ohne, daß ihr Kosten entstünden, könnte sich die Stadt auch des Angebots des Polizeiladens am Offenbacher Wilhelmsplatz bedienen. Deren Broschüren geben nützliche Tips, wie Nachbarn sich gegenseitig helfen können in ihrer Abwehr von Ganoven, wie Bürger mit wenig Aufwand ihre Immobilien schützen können vor Wohnungseinbrechern und anderen Spitzbuben. Bei ihrem Antrittsbesuch beim Einwohnermeldeamt könnte Neubürgern ein ganzes Paket solcher guter Ratschläge an die Hand gegeben werden, wie die städtischen Anlaufstellen überhaupt dieses Schriftenmaterial vorhalten sollten.

Aber auch Seniorennachmittage könnte die Stadt als Gastgeber nutzen, um diese von Trickbetrügereien etwa besonders gebeutelte Altersgruppe aufzuklären und zu warnen.

Bei neuen Baugebieten sollte die Polizei in den erforderlichen Anhörungen nicht nur aus verkehrstechnischer Sicht konsultiert werden, sondern auch den jeweiligen Sicherheitsaspekt in einem bestimmten Gebiet beleuchten. ttt

Commerzbank knöpft sich bald die Aktionäre vor Vorstand deutet Kapitalaufstockung noch in diesem und höhere Dividende im nächsten Jahr an

jk FRANKFURT A. M. Das monströse Wort "Dividendenerhöhungsphantasie" kommt Martin Kohlhaussen ganz leicht über die Lippen. Schließlich hält sie der Vorstandssprecher der Commerzbank "für durchaus begründet". Damit die rund 160 000 Anteilseigner des gelben Kreditinstituts ob der Aussicht, im nächsten Jahr statt zehn vielleicht elf Mark je Aktie oder gar noch mehr einstreichen zu können, aber nicht allzu sehr ins Träumen geraten, konfrontiert sie der Bankier gleichzeitig mit Näherliegendem - mit einer Kapitalerhöhung. Unter der Voraussetzung, daß die Börsen "nicht mehr von so großer Unruhe beseelt sind wie zur Zeit", sei nicht auszuschließen, "daß wir uns noch in diesem Jahr am Markt zeigen". Soll vermutlich heißen: Die Commerzbank bittet die Aktionäre demnächst zur Kasse. Und das kann teuer werden. Denn der Vorstand hat sich auf der Hauptversammlung im Mai ermächtigen lassen, das Kapital um maximal 400 Millionen Mark aufzustocken sowie Wandel- und Optionsanleihen und Genußrechte zu begeben.

Seine "Dividendenerhöhungsphantasie" stellt Kohlhaussen zwar unter den Vorbehalt, "daß das Jahr noch nicht rum ist" und die nächsten Monate "nicht so wahnsinnig bequem" werden dürften, doch sind die Geldmanager eifrig bemüht, die im ersten Halbjahr auf 1,94 Prozent im Konzern und auf 2,26 Prozent in der AG erhöhte Zinsmarge nicht wieder zusammenschrumpeln zu lassen. Wie das geht, erläutert Kohlhaussen in entwaffnender Offenheit. Für "die ganze Breite des Kreditgeschäfts" wurde den Niederlassungen die Empfehlung gegeben, "linear zu dem Beschluß der Bundesbank" die Zinsen heraufzusetzen, also um drei viertel Prozentpunkte. Für die Spargelder und sonstigen Einlagen der Kunden gab es diese Anweisung "natürlich nicht".

Somit wird es auch ganz natürlich sein, daß die Commerzbank ihren Rekordgewinn von 1991 in diesem Jahr schon wieder übertrifft. Nach der Hälfte der Strekke weist sie im Konzern ein - in seiner absoluten Höhe erstmals genanntes - Betriebsergebnis von 975 Millionen und in der AG von 653 Millionen Mark (jeweils plus 18 Prozent) aus. Abzüglich der Profite aus den eigenen Geschäften mit Wertpapieren, Devisen und Edelmetallen ergeben sich Teilbetriebsergebnisse von 875 Millionen und 587 Millionen Mark (plus 15 und plus 14 Prozent). Diese Kennzahl für die Bewertung der Ertragssituation von Kreditinstituten ist definiert als Zins- und Provisionsüberschuß minus Personal- und Sachaufwand.

Im Gegensatz zu den "betrüblichen Perspektiven" für das Geschäft mit den Mitgliedern der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS), die weitere, den Steueraufwand drückende Wertberichtigungen erforderlich machen (bislang sind die Kredite zu 60 Prozent abgesichert) und "neue freie Risiko-Engagements" verbieten, scheint Kohlhaussen die Beziehung zum bröckelnden kanadischen Immobilien- und Industriekonzern Olympia & York nicht sonderlich zu drükken. Sie sei zwar "unbequem, aber nicht dramatisch". Beim Londoner Bürostadt-Komplex Canary Wharf, ein von Olympia & York in Angriff genommenes Projekt über 3,5 Milliarden Mark, ist die Commerzbank zusammen mit zehn anderen Instituten "auf gesicherter Basis an erster Rangstelle" mit 550 Millionen Pfund engagiert. "Ich gehe davon aus, daß die Gruppe der elf Banken kein Geld verlieren wird", betont der Vorstandssprecher, wobei er gleichzeitig Wert auf die Feststellung legt, daß dort zur Zeit keineswegs eine "Einöde", sondern ein "modernes, strukturstarkes Büro-Village" anzutreffen sei. Das Hauptproblem liege in der mangelhaften Anbindung zur Londoner City. Ein darüber hinaus bestehender Konsortial-Kredit an Olympia & York in Kanada ist durch die Verpfändung von Industriebeteiligungen abgesichert.

&blt; Kabarett mit Matthias Beltz

Am 30. und 31. Juli ist im Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstraße 4, der Kabarettist Matthias Beltz mit seinem Programm "Füsse im Feuer" zu Gast. Diese Off Tat-Produktion handelt vom Übergang der antiken und christlichen Götterordnung in die heutige Wirklichkeit. Beltz wurde vom Nürnberger Burgtheater mit dem deutschen Kabarettpreis 1991 ausgezeichnet. Beginn ist jeweils um 21 Uhr. Kartenvorbestellungen sind unter der Rufnummer 069/40 58 95 20 möglich. &blt; Jazz - das Lied der Strasse Die Kulturwerkstatt, Germaniastrasse 89, lädt für Donnerstag, 30. Juli, um 20.30 Uhr, zu einem Dozentenkonzert mit Axel Hagen (Gitarre), Matthias Jahner (Saxophon), Peter Kahlenborn (Schlagzeug), Susanne Peusquens (Kontrabass) und Hendrik Soll (Klavier) ein. Am Freitag, 31. Juli, geben die Teilnehmer des Workshops "Jazz - das Lied der Strasse" um 18 Uhr ein Abschlußkonzert. &blt; Führung zu Moderner Kunst Das Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, veranstaltet am 30. und 31. Juli sowie am 2. August drei Führungen: am Donnerstag, um 15.15 Uhr, zu "Bernd und Hilla Becher, Anna und Bernhard Blume", am Freitag, um 15.15 Uhr, zu "Stephan Balkenhol" und am Sonntag, um 11 Uhr, zu "Andy Warhol und die Pop Art". &blt; Kunsthandwerks-Museum zu Die Mitarbeiter des Museums für Kunsthandwerk machen am Freitag, 31. Juli, einen Betriebsausflug. Das Museum bleibt an diesem Tag geschlossen. &blt; Workshop "Künstlerpostkarte" Im Rahmen der Ausstellung "Die Künstlerpostkarte" die derzeit im Deutschen Postmuseum zu sehen ist bietet das Museum vom 4. August an einen Workshop für Jugendlichen und Erwachsene an. Vorgesehen ist eine allgemeine Einführung in die Thematik sowie die Möglichkeit eigene gestaltete Postkarten anzufertigen. Um telefonische Anmeldung, Tel. 069/ 60 60 370 wird gebeten. &blt; Gespräch, Lesung & Ballett Im Rahmen des Lesbisch Schwulen Jugendtreffens finden am heutigen Donnerstag, 30. Juli, drei Veranstaltungen statt. Im Zelt im Ostpark diskutieren um 11 Uhr betroffene Stricher und obdachlose Jugendliche über das Thema "Coming Out - und dann?". Moderiert wird das Gespräch von Hans-Peter Schlich (KISS Ffm) und Holger Fitzner (AIDS-Hilfe Ffm). Um 18 Uhr am gleichen Ort stellt Eva Stäbler den neuen Roman von Sara Schumann "Leben am Rande" vor. Dieser Roman, der in der neuen feministischen Ariadne-Edition erschienen ist, spielt in New York und erzählt von einem Leben mit Aids. Im Volksbildungsheim findet um 20.30 Uhr ein Ballettabend mit Michael Schumacher (Ballett Frankfurt), Tom Koch (Ballett Frankfurt), Victor Garcia (Staatliches Ballett Ulm) und Robert Seidler (School of Modern Dance Rotterdam) statt. &blt; Kammerkonzert in Sprendlingen In der Sprendlinger Kirche, Am Wilhelmshof, musiziert am heutigen Donnerstag um 20.15 Uhr das Bläserquintett der Lettischen Philharmonie. Auf dem Programm stehen Werke von Haydn, Danzi, Vasks, Grinups, Ibert und Farkas. &blt; Jazz im Palmengarten Um 19.30 Uhr ist im Palmengarten, Siesmayerstraße 63, Musikpavillon, das Trio Joachim Kühn - Daniel Humair - J.F. Jenny Clark zu hören. Bei Regen wird das Konzert in den Festsaal des Palmengarten-Gesellschaftshauses verlegt. &blt; Platin-Prints In der L.A. Galerie, Fahrgasse 87, wird am heutigen Donnerstag, um 19.30 Uhr, eine Ausstellung mit Schwarzweiß-Fotografien des Künstlers Horst eröffnet. Zu sehen sind die eleganten Portraitfotos bis zum 15. August. Öffnungszeiten der Galerie dienstags, mittwochs und freitags von 13 bis 18.30 Uhr, donnerstags von 13 bis 20 Uhr, samstags von 11 bis 16 Uhr und sonntags von 14 bis 18 Uhr. &blt; "Neuer Engel. Westwärts" In der Filmreihe "Zum ersten Mal in Frankfurt" präsentiert das Kommunale Kino, Schaumainkai 41, am heutigen Donnerstag, 30. Juli, 20 Uhr, und am Freitag, 31. Juli, um 17.30 Uhr, den deutschen Spielfilm "Neuer Engel. Westwärts" von Gerhard Theuring.

Bauchtanz am Lagerfeuer und leckere Häppchen

FLORSTADT. Bauchtanz am Lagerfeuer: Die Stadener SPD macht's möglich.

Als besondere Attraktion werden beim Sommerfest am Samstag, 1. August, an der Grillhütte am Sauerbrunnen ab 20.30 Uhr zwei Bauchtänzerinnen rund um ein Lagerfeuer zu orientalischen Klängen die Hüften kreisen lassen.

Für Kinder sind am Nachmittag von 16 bis 17 Uhr Spiele vorbereitet.

Wer sich nur den kulinarischen Genüssen verschreiben möchte, kann sich den Spezialitäten vom Grill oder dem Kuchenbüfett (ab 15 Uhr) widmen. cor

Engpässe in Biebesheim: Sondermüll bleibt liegen

BIEBESHEIM / FRANKFURT. Engpässe bei der Sondermüllverbrennungsanlage in Biebesheim nennt der Umlandverband Frankfurt (UVF) als einen Grund, warum die vom 3. August bis 5. September angekündigte Sondermüll-Sammlung im Hochtaunuskreis ausfällt. Der zweite Grund sei "die Begrenzung der jährlichen Sammelmengen für die Kreise".

Mit dem Hochtaunuskreis "ist damit eine zweite Region - nach dem Einzugsgebiet des Zweckverbandes Abfallentsorgung Offenbach - von den Beschränkungen in ihrer Sammlung überrascht worden", erklärt der UVF. Er rät, die Sonderabfall-Kleinmengen bis zur Sammlung im November aufzubewahren. lis

Internationale Gruppe leistet nun Anschubhilfe Ab Montag helfen junge Leute bei den Vorarbeiten für eine heilpädagogische Einrichtungen

BAD SODEN-SALMÜNSTER. Eigentlich müßte in das einstige Kreisaltenheim in Eckardroth längst wieder Leben eingekehrt sein. Als der hessische Albert- Schweitzer-Kinderdorf-Verein das zuletzt leerstehende Gebäude im Dezember 1990 für 180 000 Mark erwarb, da sollten dort binnen eines Jahres die Voraussetzungen für eine heilpädagogische Einrichtung geschaffen werden. Die pädagogische Konzeption, die eine Außenstelle des Hanauer Kinderdorfes vorsieht, in der ein Dutzend psychisch gestörte Kinder betreut werden, ist zwar längst ausgereift, alleine: dem Verein fehlt es wie so vielen anderen sozialen Hilfsorganisationen an der nötigen finanziellen Unterstützung.

500 000 Mark waren für den Umbau des Hauses, das noch aus dem vorigen Jahrhundert stammt, kalkuliert worden. Eine Rechnung, die hinten und vorne nicht aufgeht, wie sich schnell zeigte. Da sämtliche Wasser-, Elektro- und Heizungsinstallationen ebenso wie sanitären Anlagen komplett erneuert werden müssen, dazu auch Dach, Türen, Fenster und Fußböden einer dringenden Sanierung oder des Austausches bedürfen, haben sich die benötigten Mittel mittlerweile auf 1,4 Millionen Mark summiert.

Zuviel für den Albert-Schweitzer-Kinderdorf Verein alleine, zumal auch die Bemühungen um Zuschüsse noch nicht von dem erhofften Erfolg gekrönt waren.

In dieser Situation hat der Internationale Bauorden (IBo), ein sozialer Gemeinschaftsdienst von Jugendlichen, dem Verein seine Unterstützung zugesagt. Vom kommenden Montag an leisten insgesamt 17 junge Menschen aus Belgien, der Slowakei, Polen, Algerien, Marokko und Deutschland Anschubhilfe für das soziale Projekt. Zwei Wochen lang werden die freiwilligen Helfer des Bauordens, dessen Deutscher Zweig seinen Sitz in Worms hat, die Voraussetzungen für den späteren Umbau schaffen. So soll das seit nun zweieinhalb Jahren leerstehende Gebäude nicht nur entrümpelt, alte Tapeten und Anstriche entfernt sowie die Außenanlagen gepflegt werden. Die Jugendlichen haben sich fest vorgenomen, sämtliche Installationen zu demontieren; Arbeiten, die von einigen ehrenamtlichen Helfern aus dem Dorf unter der Leitung von Josef Weinl vor einigen Monaten begonnen wurden.

Seit 1953 organisiert der IBo in aller Welt Bau- und Sozialeinsätze, bei denen junge Christen im Alter zwischen 16 und 30 Jahren ihre Solidarität mit anderen Hilfsorganisationen demonstrieren. An mehr als 4000 Orten sind in diesen fast 40 Jahren von der Aktionsgemeinschaft über 5500 Projekte wie Bau oder Renovierung von Kinder- und Jugendheimen, Sozialwohnungen, Kirchen, Pfarrzentren, Krankenhäuser oder Kindergärten gefördert worden. Weltweit zählt der Internationale Bauorden 180 000 freiwillige Helfer aus 65 Nationen.

In Eckardroth sollen langfristig insgesamt zwölf Kinder im Alter von sechs bis vierzehn betreut werden, bei denen andere Jugendhilfemaßnahmen bisher Erfolg blieben, die sich bereits zeitweilig in einer Jugendpsychatrie aufgehalten haben oder deren psychische Störungen durch Gewaltanwendungen im Elternhaus verursacht wurden. Das pädadgogische Konzept beinhaltet intensive Kontakte mit den Kindern, bei denen die Betreuer als wichtige Bezugspersonen vorgsehen sind.

Dementsprechend käme in Eckardroth auf fast jeden Patienten auch ein Pädagoge. Der Aufenthalt in der Einrichtung ist auf ein bis zwei Jahre befristet. Nach dieser Zeit steht ein Wechsel in eine andere Einrichtung an, sofern eine Rückkehr in die frühere Umgebung ausgeschlossen ist.

In dem Heim in Eckardroth haben im Oktober 1884 zwei Schwestern eine Kinderbewahranstalt eröffnet. Fünf Jahre später entstand hier das erste Krankenhaus im Kreis Schlüchtern. Nach einem Umbau wurde das Gebäude 1928 zum Altenheim, im Anschluß an den Krieg diente es zeitweilig als Flüchtlingsunterkunft. Danach betreuten hier bis 1989 die "barmherzigen Schwestern des heiligen Vinzenz von Paul zu Fulda" Senioren. jan

Tempo 30: Muß das Gericht entscheiden?

DREIEICH. Die Grüne/BI-Fraktion schließt auch rechtliche Schritte nicht mehr aus, falls erneut ihr gemeinsamer Antrag mit der SPD: "In allen Tempo 30- Zonen und in allen anderen Straßen im Stadtgebiet, in denen als Höchstgeschwindigkeit 30 km/h angeordnet ist, das Symbol 30 auf die Fahrbahn zu markieren" nicht umgesetzt wird.

Ein ähnlich lautender Antrag wurde in der Haushaltssitzung im Dezember 1991 zwar beschlossen, aber Bürgermeister Bernd Abeln habe ihm aus rechtlichen Gründen nicht folgen können. Die Grübis informierten sich daraufhin bei Experten und Fachleuten aus anderen Kommunen, in denen diese Maßnahmen schon umgesetzt wurden. Das hat sie in ihrer Auffassung bestätigt, daß die Haltung des Dreieicher Bürgermeisters als Ortspolizeibehörde - "weil juristisch falsch" - nicht länger hinzunehmen sei. Die Grübis sagen: "Es ist inzwischen kein Geheimnis mehr, daß Bürgermeister Abeln (CDU) seine Position als örtliche Ordnungsbehörde ausnutzt, um durch Paragraphenreiterei Beschlüsse der parlamentarischen Mehrheit an der Ausführung zu hindern, auch wenn diese Beschlüsse von Flensburg bis München bereits in gleicher Weise realisiert werden und Zustimmung finden."

Die Grübis sehen in Abelns Verhalten eindeutig den Versuch, rot-grüne Planungen und Forderungen aus der Bevölkerung auf kaltem Wege in der Schublade verschwinden zu lassen. Sie sagen: "Sollte er sich erneut sperren, werden rechtliche Schritte nicht mehr ausgeschlossen. Wir Feierabendpolitiker, die wir die gesamte Freizeit zum Wohle der Stadt einsetzen, lassen uns nicht länger an der Nase herumführen." dok

Sonnig bis zum Ende der Woche, dann Gewitter

Es soll heiß bleiben: Der Deutsche Wetterdienst in Offenbach erwartet bis zum Ende der Woche sonniges Wetter im ganzen Bundesgebiet mit Temperaturen zwischen 31 und 35 Grad im Süden und 26 bis 30 Grad im Norden. Die Tiefsttemperaturen in der Nacht auf Freitag klettern im Süden nicht über 20 und liegen im Norden nicht unter 15 Grad, berichteten die Meteorologen am Mittwoch.

Wie so oft nimmt das Wetter auf die arbeitende Bevölkerung keine Rücksicht: Am Wochenende ist mit kleinen Gewittereinlagen zu rechnen. Am Samstag soll kühlere Luft vom Westen für einen Temperaturrückgang auf stellenweise 25 Grad und Gewitter sorgen. Zu ersten Gewittern könne es aber auch schon am Freitag kommen, teilten die Meteorologen mit. lhe (Wetterbericht auf Seite 25)

Musikunterricht wird ausgebaut Altkönigschule geht mit ministerieller Genehmigung neue Wege

KRONBERG. Als zweiter Schule in Hessen hat der Kultusminister der Altkönigschule eine Schwerpunktbildung in Musik genehmigt. "Das darf auch als Anerkennung der bisherigen Arbeit gewertet werden", freut sich Schulleiter Walter Heist. Damit haben mit dem neuen Schuljahr Schülerinnen und Schüler der fünften Klassen die Möglichkeit, an einem erweiterten Musikunterricht teilzunehmen.

Die Kinder haben zwei Stunden Musikunterricht statt bisher einer. Darüber hinaus hat die Schule nun die Möglichkeit, für instrumentalen Anfangsunterricht in Kleingruppen Lehraufträge zu vergeben. Das bedeutet, daß der Unterricht gegen eine geringe Kostenbeteiligung oder sogar kostenlos erteilt werden kann. Auch Leihinstrumente stellt die Schule den Anfängern zur Verfügung.

Das Erlernen eines Musikinstrumentes hat anerkanntermaßen einen hohen pädagogischen Stellenwert, erläutert Heist. Vokales und instrumentales Ensemblespiel ist daher wichtiger Bestandteil des erweiterten Musikunterrichtes.

Schülerinnen und Schüler, die daran teilnehmen wollen, haben daher neben den zwei Unterrichtsstunden Musik je eine weitere Stunde für den Instrumentalunterricht und für eine Musiziergruppe. Damit die zeitliche Belastung nicht zu groß wird - denn schließlich gehört auch regelmäßiges Üben auf dem Instrument dazu - wird der Stundenplan so gestaltet, daß die vorgeschriebene Wochenstundenzahl nicht überschritten wird, verspricht der Schulleiter.

Der Antrag auf Bildung des Schwerpunktes Musik an der AKS war auf Antrag der Musiklehrer mit Unterstützung der Gesamtkonferenz, des Elternbeirates und der Schülervertretung beim Kultusministerium gestellt worden. "Die Aufgeschlossenheit für den ästhetischen Bereich, der Umgang mit Musik, können Anleitung zu sinnvollem Tun und zu erfüllter Lebenserfahrung werden", so heißt es in dem Antrag. "Die Anleitung zu aktivem Umgang mit Musik hilft Jugendlichen bei der Entwicklung ihrer Emotionalität, zumal sie in rationale und psychomotorische Prozesse eingebunden ist und somit der Forderung nach ganzheitlicher Erziehung entspricht." Häufig würden musikalische Begabungen nicht rechtzeitig und in adäquater Weise gefördert, heißt es weiter. "Die allgemeinbildende Schule hat aber die Aufgabe, solchen Schülerinnen und Schülern die Voraussetzungen zu bieten, sich entsprechend ihren Möglichkeiten optimal zu entfalten." AW

Kommentar

"Zuviel Ärger mit der Stadt: VDA geht nach Berlin", meldete noch am Mittwoch eine Zeitung. Da war das über die Presseagenturen verbreitete Dementi des Verbandes der Deutschen Automobilindustrie schon 24 Stunden alt. Der Verband sei in Berlin lediglich an einem Grundstück für eine Repräsentanz interessiert, hieß es, ein Umzug der Zentrale werde entgegen "aufgebauschten Berichten" nicht geplant. Allenfalls wenn die Bundesministerien einmal in Berlin residierten, sei eine Übersiedlung von Frankfurt vorstellbar.

Indessen: von "Dauerärger" des VDA mit den Kommunalbehörden geht schon seit einiger Zeit die lancierte Rede. Treiben auto- und wirtschaftsfeindliche rot-grüne Römerpolitiker und unfähige Behörden wichtige Verbände und Organisation geradezu aus der Stadt, wie die CDU meint? "Kleinliche bürokratische Hemmnisse bringen Frankfurt in Verruf", wehklagte die Rathaus- Union prompt. Edwin Schwarz, der stellvertretende CDU-Fraktionschef, forderte den Oberbürgermeister in aufgeblasener Strenge zum Handeln auf.

"Kleinliche bürokratische Hemmnisse" lagen im Weg, als der Verband mitten in einem rechtsgültig als Wohngebiet ausgewiesenen Westendbereich ein Bürohaus samt Garagengebäude neben den schon bestehendem VDA-Sitz bauen wollte. Planungsdezernent Wentz teilte seinerzeit bedauernd mit, daß ein Ausnahme nicht möglich sei, daß es für weitere Bürohäuser keine Genehmigung geben könne. Wie auch? Ausgerechnet im Westend, dessen Struktur - mit tatkräftiger Hilfe kurzsichtiger CDU-Politiker - jahrzehntelang zerstört worden ist, sollten weitreichende Sonderkonditionen für einen einflußreichen Wirtschaftsverband gelten? Als "Modell" für viele andere Interessenten vielleicht?

"In Frankfurt gibt es ein befriedigendes Büroraumangebot", sagt Wentz-Referent Micheal Kummer, der sich gut daran erinnert, wie zäh der VDA verhandelte. Auch Oberbürgermeister Hauff und der damalige Wirtschaftsdezernent von Schoeler führten Gespräche mit den Interessenvertretern der Autoindustrie - die städtischen Wirtschaftsförderer wurden eingeschaltet. Die hätten "gut und eng mit der früheren VDA-Spitze zusammengearbeitet", weiß Werner Junghanns, bei der Wirtschaftsförderungs GmbH für Firmenbetreuung und Standortberatung Die Sprüche vom "Ärger" zuständig. Natürlich habe im geschützten Westendwohngebiet kein weiteres Bürohaus gebaut werden können.

Im Frühjahr vermittelte die Stadt in unmittelbarer Nähe des VDA-Standortes ein bestehendes Bürogebäude für die Erweiterung. Alle Beteiligten seien zufrieden gewesen, sagt Junghanns. Von Verstimmung keine Spur.

"Dauerärger, kleinliche bürokratische Hemnisse"? Unabhängig davon, daß der VDA mit seinen 90 Beschäftigten vielleicht doch eines Tages in die neueBundeshauptstadt Berlin ziehen wird, um Mercedes und den für die Automobilindustrie wichtigen Bundesministerien nahe zu sein: viel wahrscheinlicherist, daß die Vertreter der Konzern-Bosse - anhaltende Spekulationen über einen Abzug der IAA aus Frankfurt stehen immer im Hintergrund - auf Sonderkonditionen im Westend pochten und daß die Sprüche vom "Dauerärger" mit den Behörden erst auftauchten, als die Stadt nicht spurte.

Daß die Rathaus-Union peinlich vorschnell die "Autofeindlichkeit" der rot-grünen Römerkoalition für die angebliche Flucht des VDA aus Frankfurt verantwortlich machte und sich nicht entblödete, zum Beleg auch die geänderte Verkehrsführung an der Katharinenkirche anzuführen, ist ein anderes Kapitel. Es handelt von einer schmerzhaft provinziellen Oppositionspolitik in einer großen deutschen Stadt.

CLAUS GELLERSEN

Seit Tagen auf der Flucht vor der drohenden Abschiebung Der Nigerianer Jerry O. und seine Heusenstammer Freunde hoffen nach der Ablehnung des Asylantrags auf Petitionsausschuß

HEUSENSTAMM. In einer Petition an den Hessischen Landtag sehen seine Freunde nun die letzte Chance, daß er in Deutschland bleiben darf und nicht in sein Heimatland Nigeria abgeschoben wird: Der 31jährige Jerry O. (Name der Redaktion bekannt), der nach eigener Einschätzung bei seiner Rückkehr um Leib und Leben fürchten müßte, ist nicht als asylberechtigt anerkannt worden. Seit Tagen versteckt er sich deshalb bei Freunden in Heusenstamm und meidet sein Zimmer bei der Arbeiterwohlfahrt, denn jederzeit kann er jetzt nach der Ablehnung seines Antrags in Abschiebehaft genommen werden.

Die Vereinigung "Pro Asyl" und Menschen jeglicher politischen Couleur bemühen sich zur Zeit, die drohende Abschiebung im letzten Augenblick zu verhindern. In diesen Tagen beginnt eine Unterschriftensammlung, die zusammen mit einem entsprechenden Appell an den Petitionsausschuß des Hessischen Landtags weitergegeben werden soll. Dieses Gremium kann trotz Ablehnung des Asylantrags das Bleiberecht in Deutschland gewähren, wenn besondere Umstände das erlauben. Bei Jerry O. ist das nach Meinung vieler Heusenstammer der Fall.

Der Afrikaner war im Oktober 1990 nach Deutschland gekommen, nachdem ihm sein Anwalt in Lagos zur Flucht geraten hatte. Die nigerianische Militärregierung warf ihm vor, sich an einem gescheiterten Putschversuch beteiligt zu haben. Jerry O. war daraufhin verhaftet und später wieder freigelassen worden mit der Auflage, sich täglich zweimal zu melden.

Nach Einschätzung seines Rechtsanwaltes mußte er damit rechnen, im Falle einer Gerichtsverhandlung zu einer lebensbedrohenden Strafe verurteilt zu werden. In seiner Heimat galt der Lagerverwalter eines Fischerei-Unternehmens als politisch unzuverlässig, nachdem er schon als Student gegen die Militärjunta demonstriert hatte.

Mit Hilfe eines Ausweises von einem Familienmitglied und mit Unterstützung seiner Freunde gelang Jerry O. die Flucht. Im März 1991 kam er nach Heusenstamm, im April befragte ihn die Asylbehörde zu den Ereignissen in Nigeria. In diesem Gespräch, so sieht das heute Bernd Fischer von dem Unterstützerkreis "Pro Asyl", macht der Nigerianer "aus Angst vor dem aggressiven Beamten" (wie er selbst sagt) den entscheidenden Fehler: Er modifiziert seine Aussage, weil er fürchtet, sonst nicht als politisch Verfolgter anerkannt und umgehend ausgeflogen zu werden. Aus der "Haftentlassung durch die Behörden" (die von dieser jederzeit hätte widerrufen werden können) wurde so "eine Befreiung während eines Aufstandes".

Im weiteren Asylverfahren wurde das zum "Knackpunkt" und alle weiteren Angaben des Asylbewerbers für die Behörde offensichtlich unglaubwürdig. So zog man auch in Zweifel, ob der Nigerianer wirklich innerhalb von 48 Stunden seine Flucht per Flugzeug hätte organisieren können. Das Urteil: Der Asylantrag wird als unbegründet zurückgewiesen. Die nigerianische Militärjunta gilt hierzulande nicht überall als die undemokratische Regierung, der "amnesty international" Folterungen und Verstöße gegen die Menschenrechte vorwirft.

Daß eine Rückkehr in die Heimat für Jerry O. riskant wäre, zeigt auch die Einschätzung seiner Situation durch Verwandte. Als im November 1991 die Mutter des Nigerianers überraschend starb und er im ersten Schmerz unbedingt nach Lagos fliegen wollte, rieten ihm Schwager und Schwester dringend davon ab. Die politische Situation sei immer noch gefährlich für sein Leben und seine Zukunft.

In dem einen Jahr seines Heusenstammer Aufenthaltes hat Jerry O. viele Freunde gefunden, die sich jetzt für ihn einsetzen. Er hat in den vergangenen Monaten als Altenpfleger bei der Arbeiterwohlfahrt gearbeitet und zu seinen Schützlingen einen herzlichen Kontakt gefunden. Als evangelischer Christ schloß er sich der Gemeinde von Pfarrer Klaus Gottschlich an. Er versuchte, die Beziehungen zwischen den rund 60 afrikanischen Asylbewerbern in Heusenstamm und den Einheimischen zu verbessern, organisierte Gespräche. Kein Wunder, daß auch Bürgermeister Josef Eckstein (CDU) dem Neubürger ein positives Zeugnis ausstellt und für sein Hierbleiben plädiert.

Auf der Suche nach einem Ausweg aus der für Jerry O. bedrohlichen Situation verfielen seine Freunde auch auf den Gedanken, ihm eine Heirat mit einer deutschen Frau vorzuschlagen. Der überzeugte Christ lehnte ab. Und das Vorhaben, den 31jährigen von einem Heusenstammer Ehepaar adoptieren zu lassen, scheiterte schon im Vorfeld an den nicht vorhandenen Dokumenten wie Geburtsschein und Ausweis.

Bleibt als letzte Hoffnung der Petitionsausschuß. Am kommenden Samstag, 1. August, werden an einem Stand vor der Bank für Gemeinwirtschaft (Frankfurter Straße) zwischen 9.30 und 12 Uhr Unterschriften für die Bewilligung des Bleiberechts gesammelt. Diese Aktion wird am Sonntag nach dem Gottesdienst vor der evangelischen Kirche wiederholt. Pfarrer Gottschlich, der sich an diesem Tag von seiner Gemeinde verabschiedet und Heusenstamm verläßt, will in seiner letzten Heusenstammer Predigt für Jerry O. eintreten. HELGA FRANKE

1993 wird's ernst mit der Fehlbelegungsabgabe

NEU-ISENBURG. Im Isenburger Rathaus ist man derzeit im Begriff die im Februar vom Hessischen Landtag beschlossene Fehlbelegungsabgabe im Sozialen Wohnungsbau in die Tat umzusetzen. Das heißt: Mieter, die mehr als 40 Prozent über der zugelassenen Einkommensgrenze liegen, müssen zwischen einer und neun Mark pro Quadratmeter Wohnfläche an die Stadt zahlen. Ernst wird es jedoch erst vom 1. Juli 1993 an. Als Gnadenfrist muß bis zum 30. Juni 1994 jedoch nur die Hälfte der Abgabe auf den Tisch gelegt werden.

Um die Abgabe rechtzeitig fordern zu können, schaffte die Stadt für die Wohnungsabteilung im Sozialamt zwei zusätzliche PC's an, die an ein EDV-Programm des Kommunalen Gebietsrechenzentrums angeschlossen sind. Das kostete insgesamt 49 500 Mark.

Zwei Aushilfskräfte werden von Herbst an die öffentlich geförderten Wohnungen erfassen und mit Hilfe von Fragebogen die Einkommen der Bewohner ermitteln. Das voraussichtlich vier Monate beschäftigte Aushilfspersonal kostet 37 000 Mark. fra

Magistrat bleibt bei Votum für Umgehung "Ökologische Brücke" soll Natur-Schaden begrenzen

BAD NAUHEIM. Der Magistrat der Stadt Bad Nauheim hält nach wie vor an dem mittlerweile umstrittenen Bau der weiträumigen Umgehungsstraße um Bad Nauheim und Ober-Mörlen (B 275a) fest und fordert deren raschen Bau. Das betonten in einer gemeinsamen Pressekonferenz gestern Bad Nauheims Rathauschef Bernd Rohde und der CDU-Bürgermeisterkandidat, Erster Stadtrat Dr. Werner Flach.

Die beiden Christdemokraten vertraten die Auffassung, daß die seit Jahren geplante Umgehungsstraße nicht nur Ober-Mörlen, sondern auch Bad Nauheim wesentlich vom Verkehr entlaste. Nach Angaben des Bürgermeisters würde durch die B 275a der Schleichverkehr von Ober-Mörlen nach Bad Nauheim überflüssig. Mit dem Bau könnte die Bad Nauheimer Altstadt täglich von einigen tausend Autos befreit werden.

Rohde räumte ein, daß der Bau nach der 1989 vorgestellten Umweltverträglichkeitsstudie gravierende ökologische Beeinträchtigungen mit sich bringe, die nur schwerlich ausgeglichen werden könnten. In der Studie heißt es wörtlich: "Die Umgehung führt in jedem Falle zu hohen ökologischen Risiken, und zwar insbesondere beim Naturschutzpotential sowie beim Erlebnis- und Erholungspotential." Die kritischen Bereiche sind nach der Studie der Bad Nauheimer Stadtwald und das Landschaftsschutzgebiet Taunus. Die Studie weiter: "Innerhalb des untersuchten Korridors gibt es keine Möglichkeit, diese zum Beispiel durch Verlegung der Trasse wesentlich reduzieren zu können . . . "

Weil ein Ausgleich nur schwer geschaffen werden kann, halten beispielsweise Rohde und Flach eine von der Studie angeregte 100 Meter lange "ökologische Brücke" im sensibelsten Bereich für sinnvoll und unterstützenswert. Diese soll ebenerdig an das Gelände anschließen und gleichzeitig den Lärm vermindern. Darüber hinaus fordern die beiden Bad Nauheimer CDU-Politiker Ersatzmaßnahmen als Ausgleich.

Rohde kritisierte den Bad Nauheimer Stadtrat und sozialdemokratischen Bürgermeisterkandidaten Peter Keller, da dieser in einem Schreiben an das hessische Wirtschaftsministerium wörtlich mitgeteilt hatte, daß "sich die Bedenken gegen die B 275a Ortsumgehung hier verstärken und nach der nächsten Kommunalwahl eine Mehrheit gegen die B 275a aus UWG, Grünen und SPD, aber auch aus einzelnen Stadtverordneten der CDU zustande kommen kann." Die Gegnerschaft Kellers zu dem Straßenbauprojekt hätten erhebliche Irritationen in der Landesregierung darüber ausgelöst, was die Stadt Bad Nauheim wolle.

Doch damit muß es nicht weit her gewesen sein. Denn der Büroleiter des zuständigen Verkehrsministers Ernst Welteke teilte gestern auf Anfrage der FR mit, daß das Land Hessen gravierende Einwände gegen den neuen Bundesverkehrswegeplan geltend gemacht habe, und deshalb eine "umfassende Prioritätendiskussion über alle Bundesfernstraßenprojekte in Hessen ablehnt". Die Landesregierung nahm zwar zu einigen Straßenbauprojekten in Nordhessen Stellung, nicht jedoch zu der vom Bundeskabinett gewünschten Höherstufung der Umgehungsstraße 275 a in den sogenannten "vordringlichen Bedarf". Rohde glaubt deshalb auch, das es im Bundestag über die B 275a keine größeren Diskussionen mehr geben wird.

Selbst wenn ein entsprechender Beschluß des Bundestages vorliegen sollte, wird das Planfeststellungsverfahren erst dann in Gang gesetzt, wenn die Streckenführung der B 3a um Friedberg geklärt ist, auf die die B 275a mündet. str

Lebenshilfe-Sommerfest mit Bildungs-Videofilm

FLÖRSHEIM. Bewohner, Nachbarn, Freunde und Förderer feiern am Samstag, 8. August, ein Sommerfest im Wohnheim der Lebenshilfe in der Untermainstraße 9.

Neben Spiel, Spaß und Unterhaltung gibt es Leckeres vom Grill und Kühles im Glas. Als besonderen Leckerbissen kündigt die Lebenshilfe einen Videofilm an. Der wurde in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule gedreht und greift das Thema "Bildungsurlaub für behinderte Menschen" auf. Der Monitor wird gegen 19.30 Uhr angeschaltet. kkü

Ministerium vergibt an Betriebe Förderpreise

WETTERAUKREIS. Mit 20 000 Mark sollen frauenfördernde Maßnahmen und Initiativen bei Betrieben mit bis zu 500 Beschäftigten belohnt werden. Bereits zum dritten Mal verleiht das Hessische Ministerium für Frauen, Arbeit und Sozialordnung den Förderpreis für den frauenfreundlichsten Betrieb des Jahres.

"Viele Arbeitsplätze sind nicht auf die Bedürfnisse von Frauen zugeschnitten. Der Förderpreis kann zu einer Veränderung beitragen", hofft Frauenbeauftragte Susanne Hild. Die Jury legt auch Wert auf Bemühungen, Frauen ein Nebeneinander von Beruf und Familie zu ermöglichen. Bewerbungen für den Förderpreis müssen bis zum 30. September beim Hessischen Ministerium eingereicht werden. Das Frauenamt des Wetteraukreises beantwortet Fragen unter Tel. 0 60 31 / 8 38 25 oder 8 38 26. ub

Kleine FR

Tango um Mitternacht KARBEN. Der Tango um Mitternacht ist nicht ausgeschlossen, wenn am Samstag, 8. August, die Tanzsportabteilung des KSV Klein-Karben zum Tanztee bittet. Ab 19 Uhr kann im KSV-Heim auf dem Günter-Reutzel-Sportfeld eine flotte Sohle aufs Parkett gelegt werden.

Unterricht beginnt wieder KARBEN. Am 3. August beginnt die Schule wieder. Unterrichtsanfang in der Sonderschule ist um zehn Uhr.

Deponiegas-Anlage ist flop-verdächtig Meßtechniker: Der Müll ist zu alt und gibt nicht genug her/Millionen Mark verpulvert?

NEU-ANSPACH. "Hier ist es ja richtig angenehm, anderswo stapfe ich mitten im Saft", sagt Peter Oester. Er ist in der Tat andere Arbeitsverhältnisse gewöhnt: keine idyllischen Pfade durch kniehohes Gras, kein Grillenzirpen bei strahlend schönem Wetter - wie hier auf der Deponie Brandholz. Der Schweizer Meßtechniker geht der Frage nach, warum die Deponiegas-Verstromungsanlage so schwach auf der Brust ist (die FR berichtete). Bisher hat Oester die Hälfte der für die Stromgewinnung aus Biogas vorgesehen Fläche untersucht; seine Diagnose lautet: "Die Deponie ist dicht. Es liegt also nicht daran, daß Gas an der Oberfläche austritt. Vielmehr ist ein Großteil der Anlage falsch konzipiert, denn aus Altmüll läßt sich kaum Gas absaugen."

Stimmt diese Einschätzung, dann handelt es sich bei der über elf Millionen Mark teuren Anlage um einen riesigen Flop. Die ersten beiden Bauabschnitte der Deponie wurden bis 1981 fertiggestellt, basieren also völlig auf Altmüll. Auch der Müll im dritten Bauabschnitt ist teilweise schon elf Jahre alt - und damit für die Biogasgewinnung offensichtlich ungeeignet. "Fünfzig Prozent des Gases tritt schon im ersten Jahr aus dem Müll aus, der Rest dauert auch nicht wesentlich länger", sagt Oester. Lagere der Müll seit Jahren, sei kaum noch Biogas zu gewinnen. Bei dem Betreiber der Anlage, der Lahmeyer AG Bad Homburg/ Frankfurt, dürfte diese Nachricht eine große Depression auslösen.

Bei der Betreiberfirma hatte man sich auf drei Gutachten verlassen, zuletzt vom Ingenieurbüro Niklas aus dem Jahre 1988. Danach sollten auf Brandholz mindestens 1000 Kubikmeter Gas pro Stunde anfallen. Nach Angaben des Umlandverbandes Frankfurt (UVF), der die Deponie 1991 vom Hochtaunuskreis übernahm, werden aber nur 200 Kubikmeter gewonnen. "Möglich, daß die Deponie grundsätzlich nicht mehr hergibt, weil das Abfallgemisch nicht stimmt", erklärt Henner Frei, 1. Betriebsleiter des UVF. Wenn dem so ist, wurde die Anlage falsch geplant: Anhand der Anlieferscheine für Müll wird ein Kataster geführt, mit dem sich ungefährer Ort sowie Art und Menge des Mülls ablesen lassen.

Die allzu optimistischen Prognosen stützten sich zu einem großen Teil auf Kontrollbohrungen, bei denen Gas gesammelt und abgesaugt wurde. "Es wurden drei Bohrungen gemacht. Müßig zu sagen, ob man nach dem Schweizer-Käse-Prinzip mehr hätte machen sollen", sagt Henner Frei. UVF-Pressesprecher Bernd Röttger weckt Verständnis für die Gutachter. Als die Anlage vor sieben Jahren in den Köpfen der Planer entstand, habe man schließlich technisches Neuland betreten. Das bestätigt auch Peter Oester. So sei es zum Beispiel immer noch absolut herrschende Meinung in der Literatur, daß Biogas langfristig zu gewinnen ist. Die Gutachter hätten es deshalb zumindest in dieser Hinsicht nicht besser wissen können. Möglich sei außerdem, daß die Gutachten zu einem Zeitpunkt erstellt wurden, als der untersuchte Müll noch frisch war - und damit gasträchtig.

Peter Oester verläßt sich da schon lieber auf seine Erfahrung. Innerhalb von drei Tagen wird der 36jährige die Deponie auf Schusters Rappen abgelaufen haben. Dabei saugt er ständig Gas von der Oberfläche ab und trägt in einem Raster von 20 mal 10 Metern die Meßwerte ein. Zur Sicherheit nimmt er luftfreie Proben in 50 Zentimeter Tiefe.

Auf einer Übersichtskarte trägt er die Ergebnisse dann farbig ein. Nach gut der Hälfte der Deponie ist diese Tafel fast ausschließlich gelb - und Gelb ist die Farbe für den niedrigsten Gasanteil.

JÜRGEN DICKHAUS

Gehweg muß frei sein von pieksenden Rosen

KARBEN. In der Dunkelheit ist es schnell passiert, hat man sich am überhängenden Rosenstrauch die Arme zerkratzt oder am auf den Gehweg ragenden Ast den Kopf gestoßen. Um solche Unfälle zu vermeiden, weist die Stadt Karben ihre Bürgerinnen und Bürger darauf hin, daß auf Straßen und Gehwege ragende Äste und Zweige von den Anliegern entfernt werden müssen. cor

Hintergrund: Warten auf die neueste Statistik

Ziehen neue Bürger in die Gemeinde, dann liegt eines auf der Hand: Es sind in vielen Fällen junge Familien. Und damit ist auch schon ein Thema auf dem Tisch, das seit Wochen in Kriftel für Diskussionen sorgt: Kindergartenplätze. Mit den bestehenden Einrichtungen kann der Bedarf derzeit nicht gedeckt werden. Die umstrittene Aufstockung der Gruppengröße soll nach Plänen von Bürgermeister Hans-Werner Börs kurzfristig über den Engpaß hinwegretten.

Doch wie soll es in der Zukunft weitergehen? Der Erste Beigeordnete Paul Dünte (CDU) kann mit konkreten Zahlen derzeit noch nicht dienen. Bis Ende des Jahres, hofft er, liegt die neueste Kindergartenstatistik vor, mit deren Zahlen die Gemeinde dann jonglieren kann. Doch schon jetzt weiß der Kämmerer: "Die Nachfrage nach Kindergärten ist in Kriftel größer als im Landesdurchschnitt. Die Kapazitäten sind erschöpft."

Bei der Höhe der Mieten und Hypothekenzinsen sind viele Mütter und Väter gezwungen, gleichzeitig arbeiten zu gehen. Eine vernünftige Betreuung für ihr Kind zu haben, ist für viele eine existentielle Frage. Eine Realität, an der die Gemeinde aus Düntes Sicht nicht vorbeikommt.

Doch wie sie konkret in den nächsten Jahren darauf reagiert, steht noch nicht fest. Nur soviel: "Die Kindergärten an der Bleichstraße und der Immanuel-Kant-Straße sollen weitere Gruppen bekommen. Aber wir suchen auch noch andere Möglichkeiten", betont Dünte. Da kann er sich auch ein modellhaftes Kinderhaus mit verschiedenen Betreuungsangeboten von Kindergarten über Krippe bis zum Hort vorstellen. Ein Grundstück gäbe es für solch ein Projekt wahrscheinlich auch schon: ein Gelände im Engler, das derzeit aber noch als Kinderspielplatz vorgesehen ist. ubk

Im Blickpunkt: Mann gegen Frau Der weiße Rosenkrieg

Vor knapp 20 Jahren war das ungleiche Duell der Geschlechter beinahe noch ein Politikum. Nicht nur engagierte Feministinnen hielten den (sportlich unsinnigen) Vergleich zwischen einer Frau und einem Mann für eine Frage der Gleichberechtigung, für eine Frage von Akzeptanz und Emanzipation, vielleicht sogar für einen Meilenstein auf dem Weg zu einem diskrimierungsfreien Sport der beiden Geschlechter. Also stieg Billie Jean King, seinerzeit weltbeste weibliche Interpretin von Lobs, Stops und Crosses, in ihr weißes Röcklein, befreite weiterhin der zu diesem Zeitpunkt 25 Jahre ältere Bobby Riggs sein Holz-Racket vom zentimeterhohen Staub, und beide droschen sich den anno 1973 noch weißen Filzball nur so um die Ohren, daß es nicht unbedingt eine Freude war. Mister Riggs, das sei am Rande erwähnt, war der zweifelhafte Sieger dieses zweifelhaften Zweikampfes.

Was damals schlagzeilenträchtig war, kann heute allemal noch jemanden hinter dem Ofen vorlocken. Ergo spielten in Paris im Frühling Frau Graf, Herr Noah und noch ein paar Damen und Herren gegeneinander zur Erheiterung des Publikums und zur ganz und gar nicht wundersamen Vermehrung des kargen Salärs. Und jetzt wollen im September die beiden "Oldies" Martina Navratilova und Jimmy Connors, natürlich im legendären Caesar's Palace in der Zockerstadt Las Vegas, aufschlagen. Und damit das Match nicht ganz so eintönig-einseitig verläuft, räumt der bald 40jährige Connors, vom Scheitel bis zur Turnsohle Gentleman, seiner fünf Jahre jüngeren Gegnerin ein paar Vorteile ein.

Bleibt die Frage, was das Ganze soll. Gut, der Sieger schnappt schlappe 500 000 Dollar, was vom Prinzip her nicht unbedingt zu verachten, im Falle der Weltranglisten-Vierten, die nach 158 siegreich beendeten Turnieren runde 17 Millionen Dollar allein an Preisgeld auf dem Konto hat, indes allenfalls etwas für die Portokasse ist. Und der Herr Connors wird nach gut zwei Jahrzehnten Profi- Tennis wohl auch den einen oder anderen Dollar gut angelegt haben. Offiziell, so betonen boy and girl, wollen sie mit ihrem "Rosen-Krieg" der Sache des Tennis einen besonderen Dienst erweisen. "So eine Initiative", sagt die einstige Wimbledon-Abonnementsiegerin und meint das offensichtlich ernst, "kann nur das Interesse am Tennis verstärken."

Wenn sie sich da nur nicht geschnitten hat. Der Zuschauer hat sich ein feines Näschen dafür bewahrt, was Show, was Sport und was Klamauk ist. Aber wenigstens stehen die Tennis-Heroen mal wieder im Mittelpunkt. Vielleicht ist das ja der eigentliche Grund für diese soap-opera. THOMAS KILCHENSTEIN

SPD hat Ideen zur Lösung der Parkplatznot

HÖCHST. "Wenn's um mehr Parkplätze geht, ist Phantasie gefragt" - so heißt das Motto bei den Sozialdemokraten im Ortsbeirat, nachdem der Bau der Tiefgarage auf dem Marktplatz auf unabsehbare Zeit verschoben werden mußte. Wie berichtet, stoppten die Verantwortlichen im Römer das 20-Millionen-Projekt wegen Geldmangels im letzten Augenblick.

Geht es nach den Vorstellungen der SPD-Fraktion, dann können die städtischen Verkehrsplaner die Parkraumnot in Höchst mit einem ganzen Bündel von Maßnahmen entschärfen. Einige Beispiele: So müsse baldmöglichst ein Plakettensystem eingeführt werden, das den Anwohnern der Altstadt erlaube, an Parkuhren gratis zu halten oder ihre Autos im eingeschränkten Halteverbot abzustellen. Ebenfalls für die Altstadtbewohner könnten am Mainufer einige Parkplätze reserviert und für einen günstigen Mietpreis überlassen werden.

Für Entlastung soll auch ein neues Parkdeck westlich des Haupteingangs zum Höchster Bahnhof sorgen, dessen Kosten sich Stadt und Bundesbahn teilen könnten. Außerdem regt die SPD an, mit Hoechst darüber zu verhandeln, ob ein Teil der Parkplätze am Tor Ost an Samstagen von allen Bürgerinnen und Bürgern genutzt werden könnte. leo

Empört über Vertreter-Masche Wie FR-Leserin eine Versicherung verkauft werden sollte

HÖCHST. "Im ersten Moment dachte ich, meiner Tochter wäre etwas passiert", erregt sich FR-Leserin R. aus Höchst. Zwei Männer standen vor der Tür und erklärten: "Wir kommen wegen der Sandra." Wie sich im Laufe des Gesprächs herausstellte, kamen die beiden Herren vor allem, um eine Versicherung zu verkaufen. Was Frau R. ärgert: "Die wußten ganz genau, daß unsere Tochter Sandra jetzt eine Lehre beginnt und haben etwas von der Berufsgenossenschaft erzählt." Und vor allem: "Mir war am Anfang gar nicht klar, daß ich es mit Versicherungsleuten zu tun hatte."

Vertreter Heinrich Gerhold glaubt allerdings, sich "völlig korrekt vorgestellt" zu haben. Er habe nicht nur deutlich gesagt, daß er vom Signal-Informationsdienst sei und "einmal die Leistungen der gesetzlichen Unfallversicherung" vorrechnen wolle, sondern auch seine Visitenkarte übergeben. Die weise ihn als Mitarbeiter des "Versorgungswerks des Handwerks in Gemeinschaft mit den Signalversicherungen" aus, erklärte Gerhold der FR.

Wie der Pressesprecher des Versicherungskonzerns, Hannes Tutschku, gestern bestätigte, bietet die vor 80 Jahren von der Dortmunder Handwerkskammer gegründete Signal "spezielle Produkte" für Handwerker und Angestellte an. "Unsere Außendienstmitarbeiter zeigen den Kunden" auf, welche Lücken die gesetzliche Unfallversicherung hat und offerieren private Zusatzversicherungen. Wie alle große Versicherungen werbe die Signal auch "an der Haustür".

Die Adressen erfahren die Vertreter laut Tutschku von Kunden, die "uns dann Leute aus ihrem Bekanntenkreis nennen". Die Masche, bereits bei der Vorstellung an der Haustür mit familiären Details aufzuwarten, hält Tutschku "auf keinen Fall für gut". "Das ist eine Frage des Stils." Signal lege großen Wert darauf, daß die Außendienstmitarbeiter korrekt und zurückhaltend auftreten.

Ellen Waitzis von der Verbraucherzentrale Hessen nennt die Masche, gleich mit privaten Informationen "ins Haus zu fallen", "unlauter". Waitzis: "Da werden Kenntnisse ausgenutzt, um andere gewogen zu stimmen. Es soll ein Gefühl der Vertrautheit vermittelt werden."

Ihr Tip beim Besuch von Versicherungsvertreter: nie sofort unterschreiben; mindestens eine Nacht drüber schlafen, um nicht dem Werbungsdruck zu erliegen. Ellen Waitzis rät auch, vor Abschluß eines Vertrages Vergleichsangebote einholen. Wer keine Beratung wünsche, solle dem Vertreter vor der Tür "hart sagen, daß er keinen Besuch wünscht".

Bei Fragen können sich Betroffene auch direkt an die Verbraucherzentrale in Frankfurt wenden. Die kämpft laut Ellen Waitzis zwar noch um die Planstelle eines Finanz- und Versicherungsberaters, kann aber in Einzelfällen bereits jetzt weiterhelfen. Telefon: 069 / 28 07 01. tos

Polizei setzt auf anonymen Anrufer

RODGAU. Ein anonymer Anrufer, der sich am vergangenen Freitag, 24. Juli, an die im Rodgauer Rathaus residierende Arbeitsgruppe Brand gewendet und einen gezielten Hinweis auf eine bestimmte Person gegeben hatte, die sich in der Nacht zum 30. Mai beim Brand der Jügesheimer Wilhelm-Busch-Schule in der dortigen Berliner Straße aufgehalten hatte, wird gebeten, sich nochmals zu melden.

Die zuständigen Beamten sichern dem Zeugen absolute Vertraulichkeit zu. Die Polizei ist unter der Rufnummer 0 61 06 / 69 34 11 zu erreichen. ttt

Für Zisternen gibt's Geld von der Stadt

BRUCHKÖBEL. Angesichts der schwindenden Wasserreserven weist die Stadt Bruchköbel erneut darauf hin, daß sie sich am Bau privater Zisternen und Reservoirs mit 30 Prozent der Kosten, höchstens aber 1000 Mark beteiligt.

Dieser Zuschuß wird nicht nur gewährt, wenn der Antragsteller seine Toiletten zukünftig mit dem aufgefangenen Regenwasser spült, sondern auch wenn es lediglich zum Bewässern des Gartens genutzt wird.

Wie eine Zisterne ohne großen Aufwand und mit einigem praktischen Geschick selbst gebaut werden kann, das steht in einer Broschüre, die im Rathaus erhältlich ist. Weitere Informationen gibt es über das Umwelttelefon unter 701-289. hein

Wohnung den Vorrang vor Kindergartenplätzen gegeben Kirchengemeinde "Taunusblick" in Zeilsheim muß nächstes Jahr wahrscheinlich eine Gruppe schließen / Für Anbau fehlt Geld

ZEILSHEIM. "Wir geben so schnell nicht auf und werden weiter um 20 Kindergartenplätze kämpfen." Wilhelm Dietz vom Kirchenvorstand der evangelischen Gemeinde Taunusblick will sich nicht damit abfinden, daß der Evangelische Regionalverband den Vorschlag, aus einer Ein-Zimmer-Wohnung einen weiteren Kindergartenraum zu machen, abgelehnt hat. Dietz: "Wir werden versuchen, den Regionalverband noch umzustimmen."

Wie die FR berichtete, hatte das Landesjugendamt für die Kindertagesstätte nur noch eine bis 31. Juli '93 befristete Betriebserlaubnis erteilt. Grund: den Bestimmungen des Jugendwohlfahrtsgesetzes zufolge fehlt ein Mehrzweckraum, in dem die Kinder essen, turnen oder sich zum Schlafen zurückziehen können. Wird der nicht geschaffen, dürfen im kommenden Jahr nur noch 40 Kinder statt bislang 60 Kinder betreut werden.

Seit 1986 dringt das Landesjugendamt laut Dezernentin Gabriele Barath auf einen weiteren Raum, erteilte der Gemeinde deshalb immer nur befristete Ausnahmegenehmigungen. Doch jetzt soll Schluß damit sein.

Den Kellerraum, den die Kirchengemeinde als Mehrzweckraum einrichten wollte, hat das Landesjugendamt nicht akzeptiert. Barath: "Der ist feucht und muffig." Außerdem könnten die Kinder nur durchs Freie in den Raum gelangen. Im Winter bedeute das: aus- und anziehen, um zum Essen, Schlafen oder Turnen in den Mehrzweckraum zu kommen.

Den Vorschlag der Wiesbadener Behörde, die ehemalige Leiterinnen-Wohnung, ein etwa 30 Quadratmeter großes Ein- Zimmer-Appartement, zur Kindertagesstätte zu schlagen, griff die Gemeinde schließlich auf. Doch jetzt spielte der Evangelische Regionalverband nicht mit.

Ziel des konfessionellen Trägers sei es eben auch, Wohnraum zu erhalten, erklärte Margret Kern-Bechtold vom Evangelischen Regionalverband der FR. Aus Sicht der Kinder, gibt die Fachberaterin für Kitas zu, sei die Entscheidung "natürlich fatal". Doch der Vorstand habe den Interessenkonflikt "Tagesstättenplätze gegen Wohnraum" nun mal so entschieden.

Was Kirchenvorstand Wilhelm Dietz überhaupt nicht begreifen kann. Denn als Wohnung sei der 30-Quadratmeter-Raum ohnehin kaum zumutbar. Durch das Zimmer führt der Fluchtweg des Kindergartens. Und unten drunter befindet sich der Gemeindesaal, in dem es regelmäßig bei Hochzeiten, Taufen und anderen Festen hoch her geht. Dietz: "Die Leiterin des Kindergartens ist dann immer zu Freunden gegangen, weil es ihr zu laut war."

Daß die Kindertagesstätten-Chefin jetzt pensioniert wird und auszieht, ihre Nachfolgerin aber eine eigene Wohnung hat, hätte der Gemeinde zudem gerade ins Konzept gepaßt.

Bleibt nach der Absage des Regionalverbandes nur noch die teure Alternative "Anbau". Direkt an den Waschraum der Kita könnte laut Gabriele Barath vom Landesjugendamt ein Mehrzweckraum angesetzt werden. Platz wäre dann auch für das vom Landesjugendamt angemahnte Personalzimmer. Doch hier wird's vermutlich am Geld scheitern. Margret Kern-Bechtold: "Der Regionalverband baut nur, wenn das Projekt mit 50 Prozent Fremdmitteln finanziert wird."

Die Liste derer, die vom Land Zuschüsse für den Bau von Kitas erhalten wollen, ist lang; eine Lösung für 1993 also nicht in Sicht. Die letzte Hoffnung der Kirchengemeinde liegt laut Dietz in einer erneuten Verhandlungsrunde mit dem Evangelischen Regionalverband. Sonst muß im nächsten Jahr eine komplette Kita-Gruppe dichtgemacht werden. Dietz: "Für den sozialen Brennpunkt Taunusblick wäre das eine Katastrophe." tos

Familienspielfest am Sonntag in Langen

LANGEN. Die Interessengemeinschaft Langener Familienspielfest veranstaltet am Sonntag, 2. August, auf dem alten SSG-Sportplatz an der Zimmerstraße das zweite Langener Familienspielfest.

Sie hofft, daß Eltern nicht nur ihre Kinder dorthin bringen, sondern auch selbst aktiv mitmachen. Los geht's um 10 Uhr.

In der ersten Stunde kann an Spielgeräten getollt werden. Um 11 Uhr ist ein Rasenhockeyspiel gegen eine Mannschaft der Stadtverwaltung geplant. Bürgermeister Dieter Pitthan wurde dabei um die Mannschaftsführung gebeten. Der Aikido-Verein aus Dietzenbach demonstriert Selbstverteidigung, in einer Schminkecke entstehen Paradiesvögel, Flamenco wird getanzt.

Feucht geht es beim Figurenspritzen der Jugendfeuerwehr zu. Außerdem werden die Spiele angeboten: Indiaca, Scoop, Family-Tennis, Frisbee oder das Gleichgewichtsspiel auf Rädern "Pedalos". Auf einem riesen Luftkissen, dem "Air Tramp" können kleine Besucher hüpfen, spielen und toben.

Für Speisen und Getränke ist gesorgt. Der Clou wird eine Riesenpaella sein. Der Eintritt zu diesem Familienspielfest ist frei. dok

Konzerterlös kommt Kindern zugute

HANAU. Zugunsten der Albert-Schweizer-Kinderdörfer in Hanau und Wetzlar veranstaltet der Johannes-Brahms-Chor aus Hanau am Samstag, 8. August, ein Benefiz-Chorkonzert im Weißen Saal von Schloß Pillipsruhe. Die Klavierbegleitung des Chores hat Jürgen Weiß übernommen. Die Leitung hat Petra Weiß.

Zu hören sind Werke von Rossini, Fauré, Brahms aber auch Schumann. Das Konzert beginnt um 20 Uhr.

Der Eintritt kostet 10 und 15 Mark. Karten gibt es an der Abendkasse oder als Vorbestellungen unter der Telefonnummer 0 61 81/27 09 14. alu

Im Blickpunkt: Bund für soziale Verteidigung Haß in Kriegsgebiet abbauen

Seit über einem Jahr unterstützt der "Bund für soziale Verteidigung" (BSV), ein Zusammenschluß von mehr als 40 Friedensgruppen mit Sitz im westfälischen Minden, Friedensorganisationen in Serbien, Kroatien, Bosnien und Slowenien. Der BSV hilft ihnen finanziell und organisiert Seminare. Die deutsche Gruppierung fordert mehr Hilfe für die Friedensbewegung in Ex-Jugoslawien - und kein militärisches Eingreifen von außen. "Die Leute wollen weder von einer serbischen oder kroatischen, noch von einer NATO- oder UN-Bombe umgebracht werden", meint Eric Bachmann, der für den BSV bereits mehrmals ins ehemalige Jugoslawien gereist ist. Die Partner des Bundes - in Serbien das "Zentrum für Anti-Kriegs- Aktionen" und in Kroatien die "Anti- Kriegs-Kampagne" - sähen wie die deutschen Friedensgruppen deutlich, daß eine militärische Intervention nicht Haß und Vorurteile abbaue. Das könnten die Leute nur miteinander tun. Deshalb organisiert der "Bund für soziale Verteidigung" seit einigen Monaten Seminare in gewaltfreier Konfliktaustragung für serbische und kroatische Friedensgruppen.

Außerdem habe die deutsche Organisation den Kontakt der Gruppen miteinander aufgebaut, indem sie Fax- und Computerverbindungen zwischen Belgrad und Zagreb auf dem Umweg über Westeuropa hergestellt hätten, berichtet der 43jährige BSV- Mitarbeiter Bachmann.

Neben solcher praktischer Hilfe will der BSV die Partner weiterhin finanziell unterstützen, die in Serbien zum Beispiel Informationstelefone für Kriegsdienstverweigerer eingerichtet hätten und jeden Tag Mahnwachen vor Regierungsgebäuden abhielten.

Der Pazifist Bachmann ist überzeugt, daß die meisten Serben den Krieg nicht wollten. "50 Prozent der jungen Männer, die einberufen werden, gehen nicht hin." Ein Beleg seien auch die Demonstrationen, die von den Friedensgruppen mitorganisiert worden seien und an denen bislang etwa zwei Millionen Menschen teilgenommen hätten.

Um diese Entwicklung zu stärken, braucht die Friedensbewegung laut Bachmann rasche Hilfe. Der Sender Radio B 92 in Belgrad, der für die Opposition wichtig sei, habe beispielsweise große Probleme, Kassetten oder Tonbandmaterial zu bekommen. Unabhängigen Zeitungen fehle Papier. Der BSV wolle hier tätig werden.

Darüber hinaus wolle man zum Beispiel Ärzte und Krankenschwestern in der Vermittlung bei Konflikten schulen. "Nach den Minensuchtruppen sind sie die ersten, die in die Dörfer kommen", erzählt Bachmann. Und "genügend Konfliktstoff" sei da, auch wenn keine Bomben mehr fallen: "Man stelle sich vor, eine Familie kommt zurück und ihr Haus ist von anderen bewohnt."

Die deutschen Friedensgruppen bemühen sich auch um Umterstützung für Flüchtlinge. In Kroatien seien internationale Workcamps gegründet worden, "wo Leute aus vielen Ländern Flüchtlingskinder betreuen. Später sollen sie für den Aufbau von Schulen und öffentlichen Gebäuden weitergeführt werden". In Deutschland hat der BSV vor ein paar Wochen die Aktion "Ein Obdach für Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina" begonnen - etwa 600 Einheimische hätten bisher eine Aufnahmeerklärung unterzeichnet, berichtet Eric Bachmann.

Wer die Arbeit des BSV unterstützen will, kann unter den Stichwörtern "Flüchtlingsaufnahme", "Radio B 92" oder "Elektronische Mailbox" auf das Konto 89 420 814 bei der Sparkasse Minden-Lübbecke (Bankleitzahl 490 501 01) spenden. Wer Flüchtlinge aufnehmen möchte, wende sich an den BSV, Friedensplatz 1a, 4950 Minden, Telefon: 05 21 / 2 94 56.

UWE POLLMANN (Bielefeld)

Die bosnische Seite meldete 8018 Kriegstote seit Anfang April. Die bosnisch-serbische Teilrepublik zählte in ihrem Bereich 5749 getötete Zivilisten und Soldaten. Die eroberungswütigen Separatisten sprachen von zehntausend toten Serben in moslemischen und kroatischen Gebieten.

Welche Buchhalter des Todes haben da ihre Strichlisten geführt und wie? Haben sie die mitzählen können, die als Opfer von Snajpers (das ist die kroatische Schreibweise von Snipers, dem englischen Wort für Heckenschützen) erschossen an Straßenrand liegenblieben? Wie viele Tote gibt es im umzingelten Gorazde, aus dem zuerst verzweifelte Funkamateursprüche mit der Bitte um Hilfe, dann resignierte Bitten um eine Beerdigung in Würde über den Äther herausdrangen? Wer zählt die Leichen, die die Drina herunterschwimmen oder die nach Massakern in unbekannten, ausgelöschten Dörfern nicht geborgen werden? Wer kennt die Zahl derer, die in Sportstadien oder "Lagern" wie einst in Dachau oder Chile nur deshalb gefangengehalten werden, weil Der normale Schrecken sie die falsche Religion/Nationalität/ Denkweise haben, und gefoltert, erstochen oder erschossen werden?

Nur, das Fehlen einer ordentlichen Buchhaltung entschuldigt nichts. Nach dem noch keineswegs absehbaren Ende dieser neuerlichen Tragödie auf dem eingebildeten und herrischen europäischen Kontinent soll keiner sagen, man habe das alles gar nicht so genau gewußt. Die gräßlichen allabendlichen Bilder und Berichte definieren unsere hinreichende Mitwisserschaft und Mitschuld, die sich aus historischer und politischer Verstrikkung, aber aktuell auch aus Untätigkeit, Hilflosigkeit und haarsträubendem politischen Aktionismus ergibt.

Hinterher sollen, weil genaue Zahlen fehlen, nicht wieder die Verharmloser Gehör finden. Vukovar, Osijek, Dubrovnik, Sarajewo, Bosanski Brod, Mostar - die Verbrechen gegen die Menschlichkeit und gegen europäisches Kulturerbe sind so kolossal, daß sie kein Historikerstreit wird herunterrechnen können. Das buchhalterische Aufrechnen von Greueltaten, von wem auch immer politisch gewünscht, ist unmöglich, bedeutet zwangsläufig Bilanzfälschung und verhindert, daß für die Zukunft etwas gelernt wird.

Noch schwieriger als die Zwischenbilanz des Todes ist die des Lebens in dem aberwitzigen Krieg. Wo ist der eigentlich? Mal hier, mal dort; er springt oft unberechenbar terroristisch hin und her. Am einfachsten ist er in den Köpfen und Herzen, in den Gedanken und Gefühlen zu lokalisieren. Der Krieg ist allgegenwärtig, aber nicht immer beherrschend; er läßt auch dem normalen, banalen Leben Platz - nicht immer, aber immer zu wenig; er tritt urplötzlich auf und schlägt zu. Es ist ein rascher Wechsel vom Leben zum Tod und umgekehrt, der Rhythmus einer schrillen Tragödie, die immer wieder ins Absurde umkippt.

Wie ist ein solches Leben zu ertragen? Es wird erzählt, daß viele Leute in Sarajewo, der Not gehorchend und um beruhigender Normalität willen, Tag für Tag zu ihrer Arbeit eilen. Sie hätten sich schon daran gewöhnt, beim Überqueren von Straßen und Kreuzungen wegen der Snipers ganz schnell zu laufen - wie hakenschlagende Hasen. Es wird aber auch von Leuten erzählt, die sich in der Lebensgefahr ganz normal bewegen. Leichtsinn oder der Versuch, kein Kaninchen zu sein und Würde zu bewahren?

Die Kinder, die neulich zum Fußballspielen während einer Feuerpause rausgegangen sind und dies mit ihrem Leben bezahlt haben, wären zu retten gewesen. Sie hätten "nur" im Keller bleiben müssen. Aber hätte man ihnen das kleine Bißchen Normalität verweigern sollen? Das schreckliche Ende konnte man nicht ahnen - auch nicht, als das Schlangestehen beim Bäcker in Sarajewo mit einem mörderischen Anschlag beendet wurde.

Dem Tod trotzen und die Lebenden mahnen - das ist offenkundig die Absicht des Cellisten, der viele Tage in der Fußgängerzone der bosnischen Hauptstadt das unsäglich traurige Adagio in d-moll von Albinoni gespielt hat oder dies noch tut. Hoffentlich werden er und seine Botschaft kein Opfer von Gewalt. ens

Der Pegel steigt um 2500 Mark Schulleiterin von Engagement für Behindertenaufzug überrascht

STEINBACH. "Ich bin überwältigt", bekannte die Leiterin der Geschwister-Scholl-Schule, Gabriele Becker. "Es ist beeindruckend, wie die Bevölkerung die Sache zu ihrer eigenen Angelegenheit gemacht hat." Die Sache ist der Behindertenaufzug, den die Schule braucht, um ihren beiden vom Rollstuhl abhängigen Schülern die Teilnahme am Schulalltag zu ermöglichen.

Am Dienstag will Vereinsringsvorsitzender Klaus Döge der Schulleiterin einen Scheck über 2500 Mark überreichen, der Erlös des Bürgerfrühschoppens. Damit steigt der Pegel auf dem Behindertenaufzugskonto auf stattliche 15 000 Mark an. 2500 Mark erwirtschafteten die Eltern Weihnachten bei einer Plätzchenbackaktion, 10 000 Mark brachte der Flohmarkt ein. "Die ganze Stadt ist in Bewegung geraten", freute sich auch Bürgermeister Edgar Parnet und bekundete seine Hochachtung vor den Bürgern, die alles tun, um behinderten Kindern zu helfen. Er will aus der Bürgerstiftung "Bürger helfen Bürgern" eine nicht genannte Summe beisteuern.

Der Elternbeiratsvorsitzende der Geschwister-Scholl-Schule, Jürgen Haase, rechnet damit, daß der Behindertenaufzug in ein bis zwei Jahren eingebaut werden kann. Der Hochtaunuskreis hat derzeit kein Geld für dem Aufzug.

Landrat Jürgen Banzer signalisierte aber Schulleiterin Gabriele Becker, Mittel im nächsten Haushaltsjahr dafür bereitstellen zu wollen. AW

Die neuen Werkshallen stehen - ohne Produktionspause soll der komplizierte Umzug von Frankfurt nach Karben beginnen VDO verpflanzt jetzt Menschen und Maschinen Betriebsrat überwacht Einlösung der Versprechungen Von Hannes Mathias KARBEN. Von VDO ist im Gewerbegebiet schon einiges zu sehen. In den letzten 23 Monaten, seit Beginn der Erdarbeiten am 27. August 1990, hat die Firma viel bewegt. Zweieinhalb zweigeschossige sogenannte Module zeigen sich auf dem 13 Hektar großen Gelände im neuen unverwechselbaren Stil der Firma, "corporate design" nennen ihn die Fachleute. Die 13 Meter hohen, miteinander verbundenen Werkshallen sind außen mit grauem Stahlblech verkleidet. Kobaldblaue Fensterrahmen und die von der Bauflucht abgesetzten Treppenhäuser mit einer Verkleidung aus rötlichem Porphyrbeton zeigen schon, wie nach und nach alle in aller Welt stehenden VDO-Werke sich einmal präsentieren werden. Der Neubau des Werks ist der eine, der Umzug von VDO aus den veralteten Produktionsstätten in der Gräfstraße in Frankfurt-Bockenheim ist der andere sicher kompliziertere Schritt. Die Nagelprobe darauf, ob die Umzugspläne funktionieren, steht noch aus. Am Freitag nächster Woche werden die ersten Mitarbeiter nebst Maschinen aus der Gräfstraße nach Karben verpflanzt. Die Produktion soll nach Möglichkeit nicht unterbrochen werden. Werkleiter Karl- Jürgen Brandt (unser Bild) gab sich beim Pressetermin am Dienstag betont locker und entspannt. Trotz hochsommerlicher Temperaturen war er superkorrekt gekleidet. "Man könnte ja andernfalls annehmen, wir machten hier Urlaub." Der Anzug hat erkennbar "Luft". Der Umzugsstreß hat wohl schon einige Pfunde gekostet.

250 Handwerker kümmern sich derzeit um das "Innenleben" der Module, die pro Stockwerk mit 6,50 Metern Geschoßhöhe und 1000 Quadratmetern Grundfläche geräumiger als ein Fußballfeld sind. Verloren kommen sich angesichts dieser Dimensionen jene 20 Beschäftigten vor, die bereits seit dem 20. Juli in der Frühschicht an einem neuen Arbeitsplatz arbeiten und hier die Motorsteuerelektronik für die Stuttgarter Nobelkarossen der S-Klasse produzieren. Die Mitarbeiter sind "geerdet" und tragen Baumwollkleidung, um nicht elektrisch aufgeladen zu werden.

Monatlich einmal, jeweils freitags, werden Maschinen aus der Gräfstraße auf Lastwagen geladen und in Karben installiert. Am darauffolgenden Dienstag jeweils soll wieder produziert werden. VDO, das in der Gräfstraße und demnächst in Karben elektronische Steuer- und Regelsysteme für alle namhaften Automobilhersteller produziert, arbeitet "just in time" - das heißt, es liefert direkt an die Montagebänder in Wolfburg, Rüsselsheim, München oder Stuttgart. Da die Teile klein sind, reichen zumeist 40 bis 50 kleine Transporter für die tägliche Auslieferung wie auch für die Anlieferung der immerhin zwei Millionen Bauteile, die am Tag zusammengefügt werden müssen.

Die Hälfte der Produktion wird VDO Karben nach dem für August nächsten Jahres geplanten Umzug nach Babenhausen liefern, wo der Werkzeug- und Formenbau konzentriert ist. Zwischen Karben und Babenhausen werden täglich drei Sattelzüge verkehren.

Jedes Modul wird über einen Kernbereich versorgt, dessen Mittelpunkt wiederum ein "Bahnhof" für die Materialanlieferung und die Produktauslieferung ist. Diese Bahnhöfe werden von einem Transportsystem bedient, das ohne Fahrer elektronisch gesteuert durch die Hallen fährt und sogar per Fahrstuhl über mehrere Stockwerke geführt werden kann.

Den Neubau hat die Firma genutzt, um auch die Arbeitsorganisation zu verändern. Ziele sind nach Angaben von Werkleiter Brandt, daß die Mitarbeiter ihr Produkt vom Anfang bis Ende sehen können, und daß auch die Verwaltung eng mit dem Produktionsbereich verbunden wird.

Die Kosten des Werks in Karben werden nach wie vor auf 160 Millionen Mark geschätzt, obwohl die Planung im Vergleich zu den Absichtserklärungen von vor zwei Jahren abgespeckt wurde. Nicht drei Module, sondern nur zweieinhalb sind gebaut worden. Auf den Bau eines eigenen Verwaltungsgebäudes wurde verzichtet. Hinzugekommen ist ein eigener Kantinenbau, aufwendiger gestaltet wird das Gebäude für die Abfallentsorgung, so daß sich die Einsparungen wieder ausgleichen, sagte Brandt.

Ohne Euphorie und sehr aufmerksam beobachtet der Betriebsrat von VDO, ob alle die Mitarbeiter/-innen betreffenden Firmenzusagen tatsächlich eingehalten werden. Ausgestanden ist für die Vorsitzende des Betriebsrates, Gerlinde Freitag, der Umzug noch lange nicht.

Ursprünglich waren für Karben 2200 Beschäftigte geplant, jetzt sollen es nur noch 1500 Arbeitsplätze sein. 300 Mitarbeiter/-innen, die in der Gräfstraße befristete Arbeitsverträge hatten, werden nicht mit nach Karben übernommen, ein Teil der Beschäftigten geht außerdem in den Vorruhestand. Weitere 400 Mitarbeiter werden in Heddernheim beschäftigt werden können, wo VDO die Industrielle Meßtechnik konzentriert hat.

Nach Angaben von Gerlinde Freitag wird VDO eine Zeitlang einen Werksbus einsetzen, der die Beschäftigten von der Gräfstraße und vom Frankfurter Westbahnhof nach Frankfurt fährt. Bis 1997 soll den umziehenden Beschäftigten ihr Mehraufwand erstattet werden. Außerdem wurde vom Betriebsrat eine Treueprämie von 350 Mark pro Jahr der Beschäftigung mit einer Obergrenze von zwanzig Jahren ausgehandelt.

Vom Bahnhof Groß-Karben will die Firma einen Buspendelverkehr zum Werksgelände im Acht-Minuten-Takt einsetzen. Beschäftigte, für die der Umzug unzumutbar ist, werden mit 2500 Mark abgefunden. Gerlinde Freitag: "Mehr an Sozialleistungen haben wir der Firma nicht abringen können."

Unisys kriegt nun die Kurve Deutsche EDV-Tochter nennt Ertragszahlen / Kosten gesenkt

doe FRANKFURT A. M. "Früher", gesteht Geschäftsführer Götz Siebrecht, "waren wir immer recht zugeknöpft." Wohl wahr. Erst durch die Presse wurde der Umfang des Personalabbaus bei der deutschen Tochter des angeschlagenen Computer-Riesen Unisys im vergangenen Jahr offenbar, und zum Geschäftsergebnis machten die Manager im Taunusstädtchen Sulzbach keine Angaben. Daß der Konzern jetzt von dieser Politik abweicht und in die Öffentlichkeit geht, ist kein Zufall. Der positive Umschwung scheint nach einer Restrukturierungsphase erreicht zu sein: Im ersten Halbjahr hat Unisys 16 Millionen Mark Gewinn gemacht. In der Vergleichsperiode waren noch 41 Millionen "Miese" angefallen. Für das Gesamtjahr ist eine Rückkehr in die schwarzen Zahlen auch beim operativen Geschäft in Aussicht.

"Hausgemachte Probleme und Marktprobleme" macht Unisys-Chef Siebrecht gleichermaßen für das schlechte Abschneiden in der Vergangenheit verantwortlich. Mit einer strategischen Neuausrichtung habe der US-Konzern weltweit auf die Schwierigkeiten reagiert. Statt "alles für jeden" anbieten zu wollen, konzentriere man sich auf die vorhandenen Kunden (schwerpunktmäßig Banken und Versicherungen, Post- und Luftfahrtunternehmen sowie ausgewählte Industriefirmen) und betreibe ein "selektives Neugeschäft". Außerdem wolle sich Unisys, dem allgemeinen Branchentrend entsprechend, vom Computerbauer zunehmend zum Dienstleister entwickeln.

Dies geschieht mit deutlich verringertem finanziellen Aufwand. In Deutschland wurden die Kosten 1990 um 17 und 1991 um weitere 15 Prozent reduziert. Statt zwölf Lagerhallen gibt es hierzulande nun nur noch vier. Die Hierarchiestufen bis hin zum obersten Boß in Pennsylvania wurden von 13 auf sieben verringert. Auch beim Personal wurde kräftig gestrichen: Mit 865 Leuten (davon 500 in Sulzbach) stehen heuer rund 350 weniger als vor zwei Jahren auf den Gehaltslisten. Alleine 48 Manager der zweiten Führungsebene, so Siebrecht, mußten in der Bundesrepublik gehen.

Nach dieser Schlankheitskur hat sich Unisys nun die "Qualitätsverbesserung" auf die Fahnen geschrieben. "Die Mannschaft", berichtet Finanzchef Volker Dawedeit, sei "hochmotiviert". Auch der Kassenwart selbst ist zufrieden. Nachdem im ersten Semester der Umsatz um ein Drittel auf 246 Millionen angeschwollen ist, erwartet er im Gesamtjahr mindestens 450 Millionen Mark (plus fünf Prozent) Erlöse. Davon sollen 15 Millionen als Überschuß hängenbleiben. 1991 hatte nur ein Scheck der US-Mutter den operativen Verlust von 52 Millionen in einen Gewinn von zwölf Millionen verwandelt.

Kurs bei der AOK: "Abnehmen mit Genuß"

NIEDERDORFELDEN. Die Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK) Main-Kinzigbietet auch in Niederdorfelden Kurse "zum Schlankwerden" an. Das 16wöchige Programm beginnt am 13. August um 18 und um 20 Uhr in den Räumen des Katholischen Gemeindezentrums. Anmeldungen und nähere Auskünfte bei der Kursleiterin unter Tel. 06181/7164.

Das Gruppenprogramm der AOK läuft unter dem Motto "Abnehmen mit Genuß" und ist "für Personen mit Gewichtsproblemen gedacht, die die Mühe des Abnehmens kennen und sich Ermutigung und Unterstützung dabei wünschen, etwas für ihren Körper zu tun", teilt die AOK mit. Mit Bewegungs- und Entspannungsübungen werde geholfen, Schritt für Schritt die Signale des Körpers besser zu verstehen, Freude an der Bewegung zu finden und zwischen echten und vermeintlichen (Eß-) Bedürfnissen zu unterscheiden. pom

Werner Vogel stellt in Bibliothek aus

RODENBACH. Einen Querschnitt seiner Kunst stellt der Kirschauer Maler und Grafiker Werner Vogel in der Zeit von Dienstag, 4., bis Samstag, 29. August, in der Niederrodenbacher Gemeindebibliothek aus. Gezeigt werden 40 Werke, Aquarelle, abstrakte Grafiken und Ölbilder, hauptsächlich impressionistisch dargestellte Landschaften und Ansichten. Der gebürtige Sachse wird bei der Ausstellungseröffnung am Dienstag um 18 Uhr zugegen sein und seine Bilder erläutern. hein

Karneval am Ostbahnhof Gina Livingston Band

Der Drummer ist verschwunden, der Saal halbleer, und der Mann am Mischpult sitzt auf den Ohren - aber Gina Livingston ist gut drauf. Die Gitarre unterm Arm, schnappt sie sich den nächstbesten Barhocker und beginnt schon mal alleine: "Since you've been gone", haucht die kleine Frau aus Sacramento ins Mikro, während nach und nach Band und Fans eintrudeln.

Keine zwei Minuten später aber weiß auch der letzte im "Sound-Depot", was ihn heute abend erwartet: eine große, ausgelassene Soul-Party.

Denn Gina Livingston macht nicht einfach nur Musik. Mal schreiend, mal singend, mal lamentierend erzählt uns das schwarzgelockte Energiebündel Geschichten über die Liebe und das Leben im allgemeinen. Mit Tremolo in der Stimme und Stakkato-Gitarre zelebriert sie ihre eingängigen Songs, die bisweilen wie rockige Gospels daherkommen.

Lieder, die durch nur minimal variierte Themen eine faszinierende Eigendynamik entwickeln. Hin und wieder verläßt die Kalifornierin auch die ausgetretenen Soul-Pfade und spielt einfach nur Pop- Rock - aber verdammt guten.

Eine Frau auf dem Weg nach oben: Stilsicher und gelöst wirkt die sympathische Musikerin inzwischen auf der Bühne, aus früheren Fehlern hat Gina Livingston gelernt. "This is a chance to move", ruft sie ihren Fans im Sound-Depot zu, und es soll bloß keiner glauben, dieser Aufforderung entgehen zu können. Da steht die "schwarze" Stimme der Gina Livingston vor, mit der sie die eigenen Songs immer wieder hemmungslos konterkariert.

Und dann, am Ende dieser gut einstündigen Ein-Frau-Show, zeigt die Amerikanerin, was sie sonst noch alles draufhat: Als habe sie ihr Leben lang nichts anderes gemacht, setzt sie sich hinters Schlagzeug und jagt fehlerlos durch einen Höllenbeat. Der arbeitslose Drummer verteilt unterdessen an die Gäste Bonbons aus der Ersatz-Snare - Karneval am Ostbahnhof. JÖRG SCHINDLER

Beging Taxifahrer Unfallflucht? 14 Jahre alte Radfahrerin war bewußtlos zu Boden gestürzt

BAD HOMBURG. Eine 14jährige Radfahrerin wurde am Montag beim Zusammenstoß mit einem Taxi leicht verletzt. Wie die Bad Homburger Polizei gestern mitteilte, fuhr das Mädchen gegen 20.30 Uhr auf der Friedberger Straße in Richtung Kirdorf. Die Radlerin benutzte den Gehweg, mußte aber ausweichen und auf die Straße fahren, weil ein Taxi mit allen Rädern auf dem Bürgersteig stand. Als sie gerade an dem Taxi vorbeifahren wollte, setzte dessen Fahrer zum Wenden an und fuhr dafür vom Gehweg herunter. Das Mädchen fuhr gegen das Taxi und blieb bewußtlos liegen.

Als kurze Zeit später eine Bekannte des Mädchens mit dem Auto vorbeikam, half der Taxifahrer, das verletzte Mädchen in das Auto zu legen. Dann machte er sich allerdings davon. Da aber das Kennzeichen notiert wurde, konnte der Taxifahrer ermittelt werden. Er muß nun mit einer Anzeige wegen Unfallflucht rechnen, teilte die Polizei mit. ca

Tonkünstler gastieren im Zentrum Sankt Bonifatius

BAD NAUHEIM. Kammermusik wird am Freitag, 31. Juli, ab 20 Uhr im katholischen Gemeindezentrum St. Bonifatius geboten.

Drei Absolventen der Akademie für Tonkunst in Darmstadt werden Werke von Bach, Haydn, Brahms und Heller spielen.

An der Klarinette musiziert Marion Olsowski, am Violoncello Kirsten Kunze und am Klavier Nancy Kauß.

Am Dienstag, 11. August, gastiert der aus Moskau stammende Pianist Jewgenij Kruschewski im Gemeindezentrum, der bereits mehrere internationale Musikpreise gewonnen hat. str

Brand in Holz- und Spänelager Auch Autos und Bäume zerstört / 150 000 Mark Schaden

WEHRHEIM. "Wenn der Wind von Westen geweht hätte, wäre es schlimm geworden", ahnte Ortsbrandmeister Dieter Messinger hinterher, "zum Glück hat er gerade noch rechtzeitig gedreht". Dennoch: Trotz Ostwind kam es schlimm genug. Die Holzlagerhalle und der Spänebunker der "Holz-Jäger GmbH" im Wehrheimer Gewerbegebiet Am Kappengraben sind gestern bis auf einige verkohlte Balken niedergebrannt. Die Polizei schätzt den Schaden auf rund 150 000 Mark.

Das Feuer war kurz vor 12 Uhr erst im gegenüberliegenden Baumarkt und kurz darauf von Eigentümer Joachim Christ bemerkt worden. Nur wenig später rückten die Feuerwehren aus Wehrheim und Obernhain sowie aus Usingen an. Fast 50 Männer und Frauen kämpften schließlich unter Leitung von Ortsbrandmeister Dieter Messinger gegen die hoch in den Himmel lodernden Flammen an.

Im trocknen Kiefern-Schnittholz (Christ: "Beste Ware für Möbel- und Innenausbau") fand das prasselnde Feuer reiche Nahrung. Im Nu entwickelte sich eine so starke Hitze, daß angrenzende Büsche und Bäume Feuer fingen.

Gerade als die ersten Feuerwehrfahrzeuge in den Kappengraben einbogen, schossen aus zwei Autos, die an der Straße neben dem Firmengelände geparkt waren, meterhohe Stichflammen empor. Die beiden Fahrzeugen waren ebenso wenig zu retten wie der rund 40 Meter lange und etwa zehn Meter breite und hoch gefüllte Spänebunker und die Lagerhalle für das Holz.

Andere Autos, die Mitarbeitern und Kunden des gegenüberliegenden Baumarkts gehören, konnten gerade noch aus dem Hitze-Inferno weggefahren werden. Die Notbesatzung des Holzhandels, der gerade Betriebsferien hat, versuchte, mit Gabelstaplern noch einige der Holzstapel zu bergen, die im Freien auf dem Werksgelände lagerten. Die meisten der Bretter verkohlten dennoch. Sägewerk und Büro des Betriebs blieben, weil auf der Rückseite des Ostwinds gelegen, unversehrt.

Über die Ursache des Feuers herrschte an der Brandstelle Ungewißheit. Feuerwehrleute bezweifelten, daß sich die vier Meter hohen Berge von Holzspänen selbst entzündet haben können. Eigentümer Joachim Christ wies unterdessen darauf hin, daß erst am Morgen ein Teil der Späne abgefahren worden sei. Dabei sei frischer Sauerstoff an den Berg aus Sägemehl herangekommen. Das Gelände ist aber auch jederzeit von außen zugänglich. Wo das Feuer tatsächlich ausbrach, ist laut Auskunft der Polizei noch nicht bekannt. che

Fernmeldeamt stiftet drei Telefaxgeräte

HANAU. Drei Telefaxgeräte hat das Fernmeldeamt jetzt dem Kreisverband des Roten Kreuzes und dem Hanauer Köcheverein gestiftet.

Mit diesen Fernkopierern soll den beiden Organisationen, die regelmäßig Hilfslieferungen nach Rußland und Weißrußland starten, die Arbeit erleichtert werden.

Um dieser Aufgabe auch zukünftig gerecht werden zu können, bittet das Rote Kreuz um finanzielle Unterstützung aus der Bevölkerung.

Spendengelder können auf das Konto der Sparkasse Hanau, Bankleitzahl 506 500 23, Kontonummer 24 448, unter dem Stichwort "Osthilfe" eingezahlt werden. hein

Kinderclub wieder offen "Mädchentag", Flohmarkt und Disco-Party im Programm

MAINTAL. Der städtische Kinderclub in der Dietrich-Bonhoeffer-Schule im Stadtteil Dörnigheim (Ascher Straße) ist - nach einer Woche Pause wegen der Kinderfreizeit in Plön - ab Montag, 3. August, wieder regelmäßig geöffnet.

Allerdings versuchen die Verantwortlichen derzeit, die Öffnungszeiten probeweise ein wenig zu verschieben. So ist der Kinderclub montags und donnerstags nach wie vor jeweils von 14 bis 17 Uhr geöffnet, aber dienstags und mittwochs von 16 bis 19 Uhr. Diese Regelung gilt zunächst nur bis Ende August.

In dem vom Amt für Jugend, Kultur und Sport jetzt als Broschüre herausgegebenen August-Programm ist unter anderem ein Bericht (mit Foto) einer Kindergruppe enthalten, die Mitte Juli "eine Super-Schlauchboot-Tour auf der Lahn" unternommen hat. Erinnert wird, daß jetzt regelmäßig jeden Monat ein "Mädchentag" (Freitag, 28. August) stattfindet.

Und überhaupt wird freitags immer wieder etwas Besonderes geboten: Am 7. August ist von 16 bis 18.30 Uhr Flohmarkt im Club. Verkaufen dürfen nur Kinder. Standgebühr werden nicht erhoben, für Getränke und Kuchen ist gesorgt. Am 14. August steht von 18.30 bis 21.30 Uhr Disco-Party auf dem Programm, diesmal aber ohne Tanzwettbewerb. Der Eintritt kostet 2,50 Mark.

Und am 21. August kann im Kinderclub übernachtet werden. Ab 19 Uhr ist der Club geöffnet. Wenn es hinreichend dunkel ist, gibt es Open-air-Kino im Innenhof. Für fünf Mark werden zwei Streifen geboten: "Kevin allein zu Haus" und "Hexen hexen".

Schließlich wird auf die neue Möglichkeit hingewiesen, im Kinderclub Geburtstag zu feiern. Das ist allerdings nur an den Tagen möglich, an denen der Club offiziell geschlossen ist. Die Zahl der Gäste ist auf 25 begrenzt, die Schlußzeiten der Feste sind nach Alter gestaffelt und pro Stunde sind 15 Mark für die Betreuung (Aufsicht) zu zahlen. Nähere Auskünfte und Anmeldung telefonisch unter der Club-Nummer 0 61 81 / 49 43 55. pom

B-Plan "Obergärten" ROSBACH. Einmal mehr wird sich am Dienstag, 4. August, der Bauausschuß mit dem Bebauungsplan "Obergärten" befassen, und zwar ab 20 Uhr im Bürgerhaus Rodheim.

Die AOK hilft Berufsanfängern

MAIN-KINZIG-KREIS. Wer in diesen Wochen nach überstandener Schulzeit eine Lehre oder eine sonstige Ausbildung beginnt, muß einigen Papierkram bewältigen. Dabei hat sich die AOK als Hilfe angeboten. Die Ortskrankenkasse ist im Besitz etlicher Vordrucke und Formulare, die von den Azubis gebraucht werden.

Notwendig ist zuerst einmal ein Versicherungsheft von der Rentenversicherung, teilt die AOK mit. Dieses Heft kann in der Geschäftsstelle beantragt werden. Beim Arbeitgeber abgegeben werden muß außerdem die Lohnsteuerkarte, die es bei der Stadt- oder Gemeindeverwaltung gibt, und schließlich ein ärztliches Attest vom Hausarzt oder Gesundheitsamt.

Für alle Berufsstarter hält die AOK Vordrucke für die Schulzeitbescheinigungen bereit, die alle diejenigen benötigen, die über das 16. Lebensjahr hinaus die Schule besucht haben. Die Bescheinigungen, die dann von der Schule ausgestellt werden, sind für die späteren Rentenansprüche wichtig. Wer Rat und Hilfe für seinen Papierkram haben will, wendet sich möglichst schnell an Brigitte Hugl von der AOK unter der Telefonnummer 0 61 81 /102 - 411. hein

Jazztage in Seligenstadt

Die Seligenstädter Jazztage beginnen am Freitag, 31. Juli, um 19.30 Uhr am Palatium mit dem "Peter-Linhart-Quartett". Die Band hat Fusion-Jazz, Eigenkompositionen und Interpretationen von Miles Davis- bis Wayne Shorter-Stücken im Repertoire. Weiter geht es mit "Basement", die Latin, Salsa und Fusion spielen.

Am Samstag, 1. August, treten um 19.30 Uhr Ray Austins "High Jinks" auf, deren musikalische Bandbreite von Ragtime bis Rock 'n' Roll reicht. Danach ist das "Torsten-Plagenz-Quartett zu hören. Titel von Benny Goodman bilden den musikalischen Schwerpunkt des Quartetts.

Am Sonntag, 2. August, spielt die "Maryland Jazzband" von 11 Uhr an. Die Kölner Band gibt es seit 1975. Sie will zu den Wurzeln des Jazz, dem New Orleans Jazz zurückführen.

Zum Abschluß der Jazztage tritt die Band der Bandleader von den "European Swing All Stars" auf. Sie spielen swingenden Jazz jenseits der Stilgrenzen von "Oldtime" und "Modern". Auskunft erteilen: Eckhard Redmann, Tel. 06 98 07 22 91 und Ulrich Hof, Tel. 0 61 82 35 02. Tageskarten kosten am Freitag 10 Mark, am Samstag und Sonntag jeweils 15 Mark. orf

Runter vom Müllberg: Willi Wurm wirbt für die Biotonne

DREIEICH. Willi Wurm, das lustige Würmchen, das derzeit auf Plakaten in Dreieichenhain anzuschauen ist, steht Pate für die Biomülltonne. Bei einem Pilotprojekt will die Stadt im Stadtteil testen, ob sich Biomülleinsammlung bewährt. Für Grünabfälle, die in der Küche anfallen, wird allen Dreieichenhainern vom 1. Oktober an eine mit einer braunen Decke versehene 120 oder 240 Liter Tonne zur Verfügung gestellt. Sie kann kostenlos und freiwillig bestellt werden. Wer sich rasch entscheidet, bekommt auch noch einen "Oskar" (Plastikbehälter) für die Papiersäcke dazu - für die organischen Stoffe in der Küche.

Willis Tonne soll zunächst alle 14 Tage zusätzlich zum Hausmüll und dann alternierend alle zwei Wochen im Wechsel mit der Hausmüllabfuhr geleert werden. Erster Stadtrat Werner Müller sagt: "Rund 40 Prozent des Abfalls ist Biomüll, und wir können daraus guten Kompost herstellen." Müller hält diesen Weg für den ökologisch und ökonomisch günstigsten, um auf Dauer den Müllberg zu reduzieren. Am 1. Oktober soll mit der Anlieferung der Tonnen begonnen werden; Bestellungen unter Telefon 0 61 03 / 601 - 353 oder 354. Die braunen Papiersäcke gibt es in allen Verwaltungsstellen der Stadt. Müller: "Keiner muß befürchten, daß die Tüten aufweichen, wenn nasse Kartoffelschalen hineingeworfen werden." dok

Ein großes Fest zum 30. der Jugendfeuerwehr

HANAU. Die Jugendfeuerwehr der Freiwillige Feuerwehr Klein-Auheim feiert am Samstag, 1. August, ihr 30jähriges Bestehen. Mit einer Feierstunde um 14 Uhr wollen die 40 aktiven Männer und Frauen der Jungwehr das Jubiläum in Klein-Auheim begehen.

Ab 15 Uhr beginnt ein Programm für große und kleine Besucher. Geplant sind Spiele für die Kinder sowie Löschexperimente und feuerwehrtechnische Demonstrationen. Die Übungen sollen unter anderem auch auf der Seligenstädter Straße vorgeführt werden. Am Abend ist für die Jugendliche eine Discoveranstaltung im Gerätehaus geplant.

Weitergefeiert wird am Sonntag mit einem Frühschoppen sowie anschließender Kaffeetafel und einem Grillabend. alu

Bis zu 600 000 Kubikmeter russischen Gases rauschen durch die Rohre der Übernahmestation in Schlüchtern Sibirische Kraft wärmt die Wohnungen im Kreis Die Anlage im Bergwinkel verteilt die Energieströme Von Jürgen Schultheis SCHLÜCHTERN. Einmal in der Woche bekommen die Kugelhähne auf der Anhöhe bei Schlüchtern Besuch: Männer schließen das Gitter an der Umzäunung auf, betreten das von Wiesen umgebene Gelände und öffnen die doppelflügeligen Tore der Halle. Jetzt fällt Licht auf die stattlichen Hähne, die hier vor Wind und Wetter geschützt werden. Sie kommen aus Holland und sind die Einsamkeit gewöhnt. Mit 70fachem Luftdruck rauschen bis zu 600 000 Kubimeter Erdgas durch die Hohlkörper der Hähne, die in der Übergabestation den Zustrom russischen Gases freigeben. Was hier stündlich durch die silbernen Rohre fließt, entspricht etwa der fünffachen Energie des Atomkraftwerkes Biblis. Die Anlage der Gas-Union bei Schlüchtern zählt deshalb zu den größten im Lande. Im September 1977 ist die von einer Essener Ingenieurfirma und von einem holländischen Bauunternehmen errichtete Station in Betrieb gegangen. Damit begann für die Region zwischen Maintal und Kassel das "H-Gas-Zeitalter", sagt Gerhard Uhlig, Betriebsingenieur der Gas-Union aus Frankfurt. Der Gesellschaft gehören etwa 500 Kilometer Leitung, die von Frankenthal bei Ludwigshafen über Bischofsheim bei Mainz nach Frankfurt über Hanau, Gelnhausen und Schlüchtern nach Kassel und Göttingen führt. Unweit der Bergwinkelstadt betreibt das Unternehmen eine der zwei großen Gasübernahmestationen, die die umweltfreundliche Energie in regionale Rohrsysteme speisen. Eine dritte Anlage dieser Art ist derzeit in Schenklengsfeld bei Bad Hersfeld im Bau.

Während die Station bei Bischofsheim das Netz der Gas-Union mit der großen Nord-Süd-Leitung verbindet, die von Emden über Mühlhausen nach Italien führt, zapft die Schlüchterner Anlage über die sogenannte Megal-Leitung eine der großen Gaskanäle bei Würzburg an. Dort verläuft eine der Hauptschlagadern der bundesdeutschen Gasversorgung: Über eine Distanz von mehr als 5500 Kilometern pumpt ein russisches Unternehmen hochwertiges Erdgas aus dem nordsibirischen Urengoy über die Tschechoslowakei nach Nürnberg und Würzburg.

Mit einer Fließgeschwindigkeit von maximal 20 Metern pro Sekunde kommt die Energie bei der Übernahmestation in Schlüchtern an. Zwei Filter reinigen das Gas zunächst von Staub und Flüssigkeiten, bevor der Rohstoff über Kugelhähne in die fünf großen, etwa 50 Zentimeter durchmessenden Abzweigleitungen gespeist wird. Die Kugelhähne in den Leitungen dienen als Regler, die im Normalfall die Gaszufuhr ab- oder anschalten. Die Gefäße aus hochvergütetem Stahl sind an beiden Seiten mit jeweils 24 Schrauben von doppelter Daumendikke an den Rohren befestigt. Die starke Armierung hat ihren Grund: Mit bis zu 70fachem Luftdruck wird der wertvolle Rohstoff über Kilometer nach Schlüchtern gepreßt.

Ein paar Meter weiter im Gebäude der Übernahmestation treibt das Gas Turbinenradzähler an, die die Menge des durchfließenden Stoffes messen. Eine weitere Armatur registriert das durchströmende Gas auf mechanische Weise. Fallen die elektrisch betriebenen Zähler einmal aus, behalten die Betreiber mit diesem Zähler auch weiterhin die Kontrolle. Weiter vorne kontrolliert ein Ventil den Leitungsdruck im nachgeordneten Rohrsystem, das das Gas durch das Kinzigtal nach Gelnhausen, Hanau und Maintal leitet. Steigt im Zubringer der Druck über ein zulässiges Maß, mindert der Regler automatisch den Druck in der Übernahmestation. Ein weiterer Kugelhahn schließt das System ab: Am anderen Ende des Raumes senkt sich die Leitung wieder in den Boden. Von dort gelangt die Energie über ein Rohr ins Kinzigtal, wo über kleinere Stationen das Gas an die Haushalte in den Städten und Gemeinden weitergegeben wird.

Die Anlage auf dem Hügel bei Schlüchtern wird von der Zentrale der Maingas AG in Frankfurt ferngesteuert. Die Aktiengesellschaft ist zusammen mit den Kreiswerken Gelnhausen Eigner der Main-Kinzig Gas, die in der Region der Geschäftspartner der hiesigen Kunden ist.

Über Daten- und Informationsleitungen kontrollieren und überprüfen Fachleute fernab am Main die Anlage im Osten des Kreises. Neben dem wöchentlichen Besuch der Wartungsmänner kommen alle drei Monaten Fachleute zur Inspektion der Station. Nach der dreitägigen Arbeit, bei der bestimmte Anlagenteile demontiert werden, verlassen die Männer die Station.

Zurück bleiben die Kugelhähne, die wieder allein mit dem Druck fertig werden müssen.

Bewegung ist im Usinger Land

HOCHTAUNUSKREIS. Der "Gaukler- Treck" zieht von heute an durchs Usinger Land. Jugendliche aus Frankreich, Spanien, Brandenburg und dem Usinger Land werden unter dem Motto "Da ist Bewegung im Land" drei Tage lang Theater machen, musizieren, Puppenspiele aufführen und Kinderzirkus-Attraktionen präsentieren.

Veranstalter des bunten Reigens ist die BDP-Bildungsstätte in Neu-Anspach.

Die Jugendlichen erarbeiteten ihr Programm zehn Tage lang in der Alten Schule.

Heute abend treten die Gaukler zum ersten Mal auf dem Dorfplatz in Altweilnau auf. Der Vorhang hebt sich um 19.30 Uhr. Am Freitag, 31. Juli, zieht der Treck nach Grävenwiesbach weiter. An der Lehmkauthalle beginnt die Vorstellung ebenfalls um 19.30 Uhr.

Der letzte Gaukler-Auftritt ist in Neu- Anspach, am Samstag, 1. August, um 14 Uhr. Die Vorstellung wurde von 15 Uhr um eine Stunde vorverlegt. cn

SPD: Kindergärten auf Asbest untersuchen

HAINBURG. Eine mögliche Asbestgefahr wittern die Hainburger Sozialdemokraten in den Kindergärten der Gemeinde: Bei den wegen eines Brandschadens notwendigen Renovierungsarbeiten im Kindergarten "Arche Noah" tragen die Arbeiter Schutzanzüge.

Die SPD fragt sich - und den Gemeindevorstand -, ob die Gefahr wirklich nur in den vom Feuer beschädigten Teilen des Kindergartens lauert. Die Vermutung liege nahe, daß auch andere Trakte betroffen sind. Darüber hinaus fordern die örtlichen Sozialdemokraten auch eine Überprüfung anderer Kindergärten älteren Baudatums auf Asbest, um berechtigte Sorgen von Müttern und Vätern zu zerstreuen. ttt

Verbraucher Initiative mit Aufpasserrolle beim DSD

has FRANKFURT A. M. Die Verbraucher Initiative, die immer wieder durch ihre Kritik an der Gesellschaft Duales System Deutschland (DSD) und dem von dieser für Einwegverpackungen vergebenen Grünen Punkt aufgefallen ist, nimmt den ihr im beratenden DSD-Kuratorium angebotenen Sitz an. In diesem Gremium will die Organisation kritischer Konsumenten eine Aufpasser- und Vermittlerrolle spielen. Gerd Billen, Vorsitzender der Kundenlobby, betont, die Verbraucher Initiative werde sich dabei aber nicht als "ökologisches Feigenblatt für Müllmanager mißbrauchen lassen". Und mit Blick auf das DSD-Emblem auf Einweg-Gebinden fügt er hinzu: "Der Grüne Punkt muß nicht weg oder andersfarbig werden, er muß einfach umweltfreundlich werden - dafür wollen wir sorgen."

Die Annahme des Sitzes im Kuratorium dürfte im Zusammenhang stehen mit einer Zusicherung der Duales System Deutschland. Laut Billen will sich diese von Industrie und Handel getragene Gesellschaft nun verstärkt für den Ausbau von Mehrwegsystemen einsetzen und in ihrer Werbung vermehrt darauf hinweisen, daß "echte Müllvermeidung" damit beginne, "überflüssige Verpackungen gar nicht erst einzukaufen". Beim DSD will sich Billen zudem dafür stark machen, daß etwa die Kosten für den Grünen Punkt auf den Verpackungen deklariert werden und neutrale Kontrollen bei der Verwertung der Gebinde stattfinden.

Nach Geburt Gymnastik für Mutter und Baby

BAD VILBEL. Rückbildungsgymnastik einerseits und Massage fürs Baby andererseits können Frauen nach der Entbindung beim Kurs der Evangelischen Familienbildungsstätte Friedberg in Bad Vilbel lernen. Der Kurs beginnt am Montag, 31. August, um 11.30 Uhr im Grünen Weg 4-6. Nähere Informationen sind unter der Rufnummer 0 60 31 / 9 19 76 bei der Familienbildungsstätte erhältlich. cor

Bauer verwandelt flugplatz in Pflugplatzl

Dort, wo das Saarland so gar nicht dem Bild entspricht, das man sich sogern von dieser Kohle- und Stahlregion in Deutsch-Südwest macht, liegt Wustweiler, eine kleine Ortschaft mit 2845 Einwohnern in einer ruhigen, fast idyllisch anmutenden Mittelgebirgslandschaft. Die Hinweistafeln zu den "Attraktionen" des Dorfes sind in Holz geschnitzt, wie es sich für eine Gemeinde, die nicht auf Industriedreck, sondern auf Erholungssuchende setzt, die dem Industriestreß entfliehen wollen, gehört. Eines der Holz-Hinweisschilder weist auf den Flugplatz Wustweiler hin. Doch auf dem Platz, im aktuellen Fliegerkalender als "Segelfluggelände, 365 Meter hoch" ausgewiesen, auf dem auch Freiluftballon-Starts erfolgen können, wird seit Monaten kein eleganter Segler mehr zum lautlosen Gleiten in die Luft geschleppt. Ein Landwirt hat mit akkurat gezogenen Furchen aus dem Flugplatz stellenweise einen "Pflugplatz" gemacht.

Gut 40 Meter tief und 20 Meter breit ist die Grasnarbe des Segelflugfeldes umbrochen. Fast in der Mitte des Feldes ist die Landebahn durchschnitten, fehlt der Streifen, den die Segler zum sicheren Starten und Landen brauchen. "Spaziergänger", so berichtet Gerhard Zewe, Polizeibeamter und nebenbei Vorsitzender des Flugsportvereins Illtal Saar, "haben uns zuerst auf diese ungewöhnliche (P)Flugschneise hingewiesen." Denn beiliebe nicht sei auf dem Platz jeden Tag Flugbetrieb. Nicht immer seien Vereinsmitglieder im kleinen Hangar oder der angrenzenden Cafeteria gut zwei Kilometer außerhalb des Dorfes anzutreffen.

Die Illtaler Flieger sind mit knapp 50 Mitgliedern ein kleiner Verein. Vier Segler, ein Motorsegler, ein Schleppflugzeug und zwei kleinere Reiseflugzeuge zählen zum Bestand. Beschwerden, so Ortsvorsteher Alois Alt, hat es im Dorf über die Flieger nicht gegeben, wenn da nicht die Differenzen mit dem Verpächter eines Flughafenteilstückes, einem Nebenerwerbslandwirt gewesen wären.

Der bemängelte, daß der Hangar, den die Flieger als "Halle" bezeichnen, seine Eigentumsrechte verletzt. Die Unterstellmöglichkeit für die Flugzeuge sei zu dicht an seine Grenze gebaut. Vermessungen wiesen aber angeblich nach, daß die Halle nicht auf dem Land des Pächters, sondern auf vereinseigenem Gelände stand. Der Pächter forderte Nachmessungen, die auch kein anderes Ergebnis brachten. Die Auseinandersetzung eskalierte. Ein Kaufangebot lehnte er ab. Stattdessen kündigte der Nebenerwerbslandwirt den jederzeit kündbaren Pachtvertrag, spannte den Pflug ein und legte den Flugbetrieb kurzerhand durch Umpflügen lahm. Einen Versuch der Segelflieger, die Sache wieder gerade zuschieben, beantwortete er mit einem zweiten Tiefpflug. Seither steht die Schleppmaschine für Segler still, sind zwei Flugzeuge ausgelagert.

Während der Nebenwerwerbslandwirt sich als Eigentümer und Verpächter im Recht wähnt, hoffen die Segelsportler in Wustweiler auf das Amtsgericht in Ottweiler. Das soll entscheiden, ob der Verpächter so einfach den Flugbetrieb lahmlegen durfte. Denn schließlich hatte der Platz, anders als einige Militärflughäfen im benachbarten Rheinland-Pfalz, von Anfang an die vorgeschriebene Genehmigung nach dem Luftverkehrsgesetz. Außerdem ist der "Flughafen" Wustweiler in allen amtlichen Karten als Segelfluggelände aus gewiesen. Das gilt auch für den Flächennutzungsplan der Gemeinde. Danach hätte der Landwirt, der auf seinem Pflug-Streifen des Flugplatzes bisher weder Grünfutter noch Getreide anbaut und eine landwirtschaftliche Bearbeitung bis auf das Umpflügen auch nicht erkennen läßt, selbst gegen geltendes Recht verstossen, wenn er aus dem genehmigten Flugplatz-Grünland ungenehmigtes Ackerland macht. In einem ähnlichen Fall, so erinnern sich die Flieger hoffnungsfroh, habe ein Gericht gegen die landwirtschaftliche Zweckentfremdung des Flugplatz- Geländes und für das Flugrecht entschieden.

Bis zur richterlichen Entscheidung warnen frisch gemalte Hinweisschilder (Segler-Vereinschef Zewe: "Wir sind optimistisch.") am Flugfeld-Ackerstreifen:"Unbefugten ist das Betreten des Flugplatzes verboten."

MICHAEL GRABENSTRÖER

Donnerstag, 30. Juli

Theater

Volkstheater, Tel. 28 86 98: 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23 (bei Regen im Volkstheater).

Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Theatersaal: 21 Uhr, Mathias Beltz - "Füsse im Feuer"; Studiobühne: 21.30 Uhr, Zwieback/Stache - "Der Aufschrei der Aluminiumlöffel im Theater Tafü-Lafö".

Summertime Festival: 21.30 Uhr, Dogtroep - "Der Aufstieg der Könige"; Brüningpark Höchst.

Volksbildungsheim, Eschenheimer Anlage 40: 20.30 Uhr, Michael Schumacher & Friends - Ballett & Berliner Luft Ensemble - Lieder von Brecht, Weill etc.

Circus Fliegenpilz, Tel. 7 07 59 47: 16 & 20 Uhr, Vorstellungen in der Wasser-Manege; Bockenheimer Depot.

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 u. 23.30 Uhr, Varieté-Revue. Musik

Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Eugene Brosnan.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Crossroads.

Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, Black Bembel Blues Band.

Jazzkneipe, Berliner Str.: 22 Uhr, Piano George.

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: 19.30 Uhr, Kühn - Humair - Jenny - Clark - Jazz.

Kulturwerkstatt, Germaniastr. 89: 20.30 Uhr, Dozentenkonzert "Jazz - das Lied der Straße".

Dorian Gray, Im Flughafen Frankfurt, Terminal C/Level 0: 21 Uhr, Beach Party.

Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./So., 11 Uhr; Graphische Sammlung (bis 3. 8. geschlossen); Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 93); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Richard Diebenkorn - Fotoausstellung (bis 23. 8.); Lücke TPT - Gemeinschaftsbilder (bis 23. 9.)..

Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10, Tel. 212 3 04 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Algighiero Boetti, Barbara Klemm, Charlotte Posenenske, Peter Roehr (bis 1. 7.); Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Oktober/Dezember).

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr, Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".

Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 212 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z. geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, Sa., 14 Uhr, So., 11 Uhr, sowie nach Vereinbarung unter Tel. 212 - 33 71; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellung "Werkstätten der Humanität - 250 Jahre Freimaurer in Frankfurt" (bis 6. 9.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.

Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.

Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 212 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 212 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92).

Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 212 - 3 88 30: Bibliothek Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Mi. bis 19 Uhr geöffnet; Dauerausstellungen I u. II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.

Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212 - 3 84 71: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Dauerausstel- lung "Von der Urhütte zum Wolkenkratzer".

Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.

Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr, in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Sehnsucht Jerusalem" - Fotos (bis 12. 8.).

Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 - 3 58 96: wegen Umbau geschlossen bis 15. 8.

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10-17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellungen - "Fremdes Geld" & "Gold aus Mali" (bis 11. 10.).

Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr, Die Künstlerpostkarte - "Von den Anfängen bis zur Gegenwart" (bis 13. 9.).

Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Tel. 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Autographen der Goethezeit (bis 31. 8.).

Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 9.30 bis 20 Uhr; Dauerausstellung "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts"; Sonderausstellung "Über Schnaken, Käwwern und immergrüne Blätter zum Gelbärgern - der Zeitungsmann Adolf Stoltze" (bis 30. 10.); Sommerausstellung, "Alt-Frankfurt auf der Bühne - Adolf Stoltze und das Theater" (bis 31. 7.).

Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".

Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 213 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinbarung; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U- Bahn".

Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr, bei Fahrbetrieb 10-17 Uhr, Fahrtage am 2. u. 16. August.

Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".

Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Ausstellung "Kinder aus Rußland zeichnen ,Struwwelpeter' neu" (bis 31. 10.).

Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche; Jörg Stein - "Calf - Installation" (bis 6. 9.).

Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.

Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr.

Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.

Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).

Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.

Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.

Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.

Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.

Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags, 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr, u. Di./ Do., 19 Uhr; Edvard Munch in Frankreich (bis 9. 8.).

Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.

Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10-14 Uhr; Loic Le Groumellec (- 31. 7.).

Galerie der Dresdner Bank, Geschäftsstelle Schillerstr. 19: während der Geschäftszeiten; Susanne Melchert - Arbeiten auf Papier (bis 31. 7.).

Galerie Wolfhard Viertel, Robert- Mayer-Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Joachim Kuhlmann - "Skulpturen & Zeichnungen (bis 31. 7.).

Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6, Tel. 72 80 15: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Max Neumann - Arbeiten auf Papier, Mischtechniken 1991 (bis 1. 8.).

Durhammer Galerie, Klingerstr. 8, Tel. 28 92 93: Horst Schwitzki, Horst Bartnig (bis 1. 8.).

Galerie von Miller, Braubachstr. 33, Tel. 69 29 19: Di. bis Fr., 12 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Alte Stammeskunst aus Afrika & Ozeanien "Die Perle" (-1.8.).

Galerie Schwind, Braubachstr. 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Halle Junge Kunst - Malerei; Hans Aichinger - Holzschnitte (bis 5. 8.).

Galerie Raphael, Grüneburg Weg 89, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Mircea Schlotter - "Acryl auf Leinwand und Papier - Lichtobjekte" (bis 8. 8.).

Aurum Galerie für Schmuck, Oppenheimer Landstr. 42, Tel. 62 77 26: Di. bis Fr., 10 bis 12 und 14 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; "Kunstoff" - Objekte und Schmuck aus Kunststoff (bis 8. 8.).

Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 7 30 60 00: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Inge Jastram, Hans-Ruprecht Leisz - Zeichnungen, Graphik & Arbeiten auf Papier (bis 13. 8.).

Galerie Loehr, Alt Niederursel 41, Tel. 57 58 55: Di. bis Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Gerald Domenig - Malerei/Thomas Bechinger - Zeichnung, Fotografie (bis 15. 8.).

Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel. 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr; Grafik des Kapitalistischen Realismus (bis 20. 8.).

Galerie Timm Gierig, Leinwandhaus., Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 13 und 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr; Edgar Augustin - Plastik und Zeichnungen (bis 20. 8.).

Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 79 07: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Die Radierung - Beispiele aus der Werkstatt Zein in Wien (bis Ende August).

Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel. 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Walter Stöhrer - "Neue Radierungen" (bis 28. 8.).

Galerie Helmut Papst, Saalgasse 26, Tel. 2 97 73 53: Di. bis Mi., 17 bis 20 Uhr, Do. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr; Josef Scharl, Paul Kleinschmidt, Oskar Kokoschka, Maurice Cockrill, Hughie O'Donoghue, Arturo di Stefano, Douglas Portway - "Grafik" (bis 29. 8.).

Thanka, Eckenheimer Landstr. 126, Tel. 55 72 61: Mo. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Kelimarbeiten (bis 31. 8.).

Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Leonardo Fretta, Romano Furlani, Albano Morandi (bis 5. 9.).

Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 7 41 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Künstler der Galerie (bis 5. 9.).

Frankfurter Kunstkabinett, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Stefan Plenkers - Gemälde und farbige Tuschen (bis 25. 9.). Ausstellungen

Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr; Wolfgang Krause Zwieback/H.-Christoph Bigalke/Erwin Stache - "Das ausgestellte Tafü-Lafö - Fotos, Sprachen, Zeichnungen, Klang, Objekte" (bis 30. 7.).

Maingas Galerie, Unter der Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Künstler aus den neuen Bundesländern - "Lebens Energie" (bis 31. 7.); Barbara Kemper - Moderne skripturale Malerei (bis 1. 8.).

Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr; Walter Jens - Bücher- & Dokumentenschau (bis 31. 7.).

Palais Jalta, Bockenheimer Landstr. 102: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr; "Juden und Antisemitismus in Rußland 1900 bis 1990" (bis Ende Juli).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4, Tel. 29 06 58: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr; Internationaler Plakatwettbewerb zum Umweltgipfel in Rio (bis 2. 8.).

Dormitorium im Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Rolf Böttcher - Imagination der Zeit (bis 2. 8.).

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie Ost am Palmenhaus: "Faserpflanzen" (bis 16. 8.); Foyer der Galerie am Palmenhaus: Petra Levis - "Schatten Ranken Blüten" (bis 2. 8.).

Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr; Peter Hankel - "Arbeiten 1990-1992" (bis 7. 8.).

Gästehaus Goethe-Universität, Ditmarstr. 4: Martha Zuik, Oscar Manesi, Silvia A. P. Moreno, Zulema Maza - Graphische Blätter (bis 9. 8.).

Romanfabrik, Uhlandstr. 21: André Kopp & Wolfgang Schaller - "Fotos & Hologramme von Lust u. Liebe" (-19.8.).

Amerika-Haus, Staufenstr. 1: Mo. bis Fr., 9 bis 17.30 Uhr; Nikolaus Troxler - "Jazz Posters" (bis 14. 8.); Georg Lopata - "Bilder aus Atlanta & Georgia" (bis 28. 8.).

Saturn-Hansa, Berger Str. 125-129, Studio Nr. 1, I. OG: Manuela Schubert - Bilder (bis 20. 8.).

Naxos-Halle, Waldschmidtstr. 19: tägl. 10 bis 19 Uhr, Führungen sonntags, 11 Uhr; "In der Tradition der Moderne - 100 Jahre Metallgewerkschaften" (bis 23. 8.).

Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20: 9 bis 12 Uhr, Mi., 15 bis 17 Uhr; Bilder behinderter Mitarbeiter der Praunheimer Werkstätten (bis Ende September).

Sozial- und Reha-Zentrum West, Alexanderstr. 92, Tel. 78 99 30: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr; Gick Isac Levy (bis Ende Oktober).

Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".

Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).

Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, Fr., 10 bis 12 Uhr; Treppenhaus-Ausstellung - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".

Führungen und Lesungen in historischen Kostümen präsentiert Das Museum im Schloß Philippsruhe wird 25 Jahre alt / Jubiläumsfeier am Sonntag, 9. August / Premiere des Papiertheaters

HANAU. Im August vor 25 Jahren wurde das Museum Hanau imn Schloß Philippsruhe eröffnet. Zur Feier des Jubiläums hat die Museumsverwaltung ein Festprogramm zusammengestellt und den Werdegang des Museums in einer kleinen Dokumentation herausgebracht. Stadt und Geschichtsverein veranstalten gemeinsam am Sonntag, 9. August, von 11 bis 18 Uhr ein großes Museumsfest im Schloß.

Die Eröffnung werden um 11 Uhr Kulturdezernent Klaus Remer und der Vorsitzende des Geschichtsvereins, Eckhard Meise, vornehmen. Die Museumsmitarbeiter Anton Merk, Richard Schaffer- Hartmann und Sabine Wolfram werden von 12 bis 13 Uhr Führungen durch das Schloß zu ausgewählten Themen anbieten. Gleichzeitig können die Besucher ab 12 bis 18 Uhr unter dem Motto "lebendiges Museum" Führungen und Lesungen mitmachen, die in historischen Kostümen aus der Zeit des Barock und Historismus, eines Daniel Oppenheim oder Jacob Grimm präsentiert werden.

Die Premiere von Nestroys "Tannhäuser" steht auf dem Spielplan des Papiertheaters um 15 Uhr. Weitere Aufführungen zeigen die Akteure zwischen 16 und 17 Uhr. Der Darstellung der Technik alter Meister hat sich die Diplom-Restauratorin Katrin Pillon angenommen. Sie wird von 12 bis 18 Uhr die Entstehungsweisen eines Gemäldes vorstellen. Wer zwischendrin eine Verschnaufpause einlegen und einen Kaffee trinken möchte, kann das im Museumscafé tun. Dieses ist ebenso von 12 bis 18 Uhr geöffnet.

Im Vorhof des Schlosses wird am Sonntag gleichzeitig ein Fest für Kinder organisiert und ein Kunsthandwerker-Markt aufgebaut. Künstler und Handwerker aus dem Hanauer Raum zeigen die Herstellung von Keramik und Fayencen, Silberschmiedearbeiten, Bildhauerarbeiten in Holz und Stein und Lucie Frühwacht wird vor Publikum das Handwerk des Zigarrenwickelns näherbringen. Außerdem sind Bücherstände aufgebaut, von 15 bis 18 Uhr spielen die Sugarfoot Stompers und der Reit- und Fahrvereinorganisiert Kutschfahrten durch den Schloßpark.

Wer bei den Dampftagen und dem Steinheimer Aktionstag im Museum die Gelegenheit verpaßt hat, mit dem Dampfer Credo zu schippern, der hat am Sonntag zwischen 12 und 18 Uhr erneut die Chance. alu

Ausstellungen Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr; Wolfgang Krause Zwieback/H.-Christoph Bigalke/Erwin Stache - "Das ausgestellte Tafü-Lafö - Fotos, Sprachen, Zeichnungen, Klang, Objekte" (bis 30. 7.).

Maingas Galerie, Unter der Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Künstler aus den neuen Bundesländern - "Lebens Energie" (bis 31. 7.); Barbara Kemper - Moderne skripturale Malerei (bis 1. 8.).

Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr; Walter Jens - Bücher- & Dokumentenschau (bis 31. 7.).

Palais Jalta, Bockenheimer Landstr. 102: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr; "Juden und Antisemitismus in Rußland 1900 bis 1990" (bis Ende Juli).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4, Tel. 29 06 58: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr; Internationaler Plakatwettbewerb zum Umweltgipfel in Rio (bis 2. 8.).

Dormitorium im Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Rolf Böttcher - Imagination der Zeit (bis 2. 8.).

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie Ost am Palmenhaus: "Faserpflanzen" (bis 16. 8.); Foyer der Galerie am Palmenhaus: Petra Levis - "Schatten Ranken Blüten" (bis 2. 8.).

Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr; Peter Hankel - "Arbeiten 1990-1992" (bis 7. 8.).

Gästehaus Goethe-Universität, Ditmarstr. 4: Martha Zuik, Oscar Manesi, Silvia A. P. Moreno, Zulema Maza - Graphische Blätter (bis 9. 8.).

Romanfabrik, Uhlandstr. 21: André Kopp & Wolfgang Schaller - "Fotos & Hologramme von Lust und Liebe" (bis 19. 8.).

Amerika-Haus, Staufenstr. 1: Mo. bis Fr., 9 bis 17.30 Uhr; Nikolaus Troxler - "Jazz Posters" (bis 14. 8.); Georg Lopata - "Bilder aus Atlanta & Georgia" (bis 28. 8.).

Saturn-Hansa, Berger Str. 125-129, Studio Nr. 1, I. OG: Manuela Schubert - Bilder (bis 20. 8.).

Naxos-Halle, Waldschmidtstr. 19: tägl. 10 bis 19 Uhr, Führungen sonntags, 11 Uhr; "In der Tradition der Moderne - 100 Jahre Metallgewerkschaften" (bis 23. 8.).

Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20: 9 bis 12 Uhr, Mi., 15 bis 17 Uhr; Bilder behinderter Mitarbeiter der Praunheimer Werkstätten (bis Ende September).

Sozial- und Reha-Zentrum West, Alexanderstr. 92, Tel. 78 99 30: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr; Gick Isac Levy (bis Ende Oktober).

Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".

Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).

Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, Fr., 10 bis 12 Uhr; Treppenhaus-Ausstellung - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".

Bürgertreff: Wie werden Rodheims Straßen stiller?

ROSBACH. Rodheims Straßen sollen ruhiger werden. Über die geplanten Maßnahmen können sich die Bürgerinnen und Bürger des Rosbacher Stadtteils am Dienstag, 10. August, informieren. Die Bürgerversammlung beginnt um 20 Uhr im Bürgerhaus Rodheim. cor

"Ohrwürmer" und Exotisches beim musikalischen Frühschoppen Am Sonntag startet die Railhouse Jazzband im Waldhaus Da Capo zwischen Bad Nauheim und Ober-Mörlen die neue Serie

BAD NAUHEIM. Die Bad Nauheimer Railhouse Dixieland Jazzband und die Frankfurt Jazz Connection bilden am Sonntag, 2. August, den Auftakt zu fünf Jazz- und Folkkonzerten im Waldhaus Da Capo. Veranstalter ist das Bad Nauheimer Kulturamt.

Nach dem Auftakt um 11 Uhr am Sonntag durch die Railhouse Dixieland Jazzband spielt die Frankfurt Jazz Connection, die eine Mischung quer durch die traditionellen Stile des Mainstream-Jazz bietet. Alle Musiker haben langjährige Erfahrung. Sie gehören zu den gefragtesten Solisten der deutschen Jazzszene.

An den folgenden Augustsonntagen spielen im Waldhaus am Schleichweg von Ober-Mörlen nach Bad Nauheim auch bekannte Gruppen wie Yannick Monot & Nouvelle France und Werner Lämmerhirt. Trotzdem will das Kulturamt nicht nur Bekanntes und Berühmtes vorstellen, sondern auch gute ausgefallene Musik präsentieren. Dazu Kulturamtsleiter Johannes Lenz: "Obwohl der Unterhaltungswert ganz beachtlich ist, geht es in erster Linie um anspruchsvolle Musik aus weiten Bereichen von Jazz und Folk." Deshalb wechselt das Programm auch wöchentlich zwischen Jazz- und Folkkonzerten. Der Eintritt zu den musikalischen Frühschoppen zwischen 11 und 13 Uhr ist frei. Wie immer bittet das Kulturamt, den Besuch der Jazz- und Folkkonzerte mit einem Spaziergang zu verbinden oder mit dem Fahrad zu kommen. str

Unfallflucht: Polizei stoppte Autofahrer

RODGAU / OBERTSHAUSEN. Die Heusenstammer Polizei konnte in der Nacht zum Mittwoch bei Obertshausen einen Autofahrer stoppen, dem angelastet wird, kurz zuvor in Rodgau-Jügesheim einen Verkehrsunfall verursacht zu haben. Der Chauffeur soll im Alten Weg einen geparkten Wagen gerammt haben und anschließend geflüchtet sein. Bei dem Unfall entstand nach Auskunft der Polizei ein Schaden in Höhe von 9000 Mark.

Die Polizei löste eine Funkfahndung aus. Ein Anwohner hatte den Unfall beobachtet und die Wache verständigt. Beamte, die in einem Streifenwagen zwischen Heusenstamm und Obertshausen unterwegs waren, sahen unweit des Bundeswehrdepots das verdächtige Fahrzeug, an dem Unfallspuren entdeckt wurden. Der Fahrer mußte mit zur Blutprobe. Sein Führerschein wurde sofort einkassiert. fin

Fahrer wollte nach Unfall erst gründlich ausschlafen Betriebsfest mit Folgen: Geldstrafe, ein Jahr ohne Führerschein

"Daß man in der kurzen Zeit so viel trinken kann", staunte ein 58 Jahre alter Autofahrer, der sich in Frankfurt vor dem Verkehrsrichter verantworten mußte. Mit einer Alkoholkonzentration im Blut, die vier Liter Bier entsprach, war er am Ende einer kleinen Betriebsfeier seiner Meinung nach noch voll fahrtüchtig, hatte aber auf den letzten Metern seiner Heimfahrt schließlich noch einen Unfall gebaut.

"Wahrscheinlich hat der Chef eine Runde nach der anderen geschmissen, und der Ober kam dauernd mit dem Tablett", mutmaßte der Verteidiger. Sein Mandant, ein Spengler und Installateur, der wegen Trunkenheit im Verkehr sowie wegen Unfallflucht auf die Anklagebank mußte, konnte sich lediglich daran erinnern, daß er "drei, höchstens vier Bier" bestellt hatte.

Tatsächlich waren es mindestens 2,3 Promille Alkohol, die der Angeklagte im Blut hatte, als er nach der Betriebsfeier im Bornheimer Bürgerhaus am 20. November letzten Jahres wieder nach Hause wollte. Ursprünglich hatte er noch ein Taxi nehmen wollen, aber da er, wie er meinte, zufolge "praktisch kaum etwas getrunken" hatte, setzte er sich kurzerhand selbst ans Steuer.

Wie der Prozeß deutlich machte, kam die grobe Fehleinschätzung nicht von ungefähr. Nach seinem Umgang mit Alkohol gefragt, behauptete der Angeklagte ernst: "Sonst trinke ich eigentlich nicht", räumte auf weitere Fragen ein: "Höchstens mal 'ne Flasche Bier zum Frühstück, wenn nichts anderes da ist."

Auf der Heimfahrt ging zunächst auch alles gut - bis in Heddernheim die Straßen schmaler wurden. Nur 200 Meter von zu Hause entfernt passierte es: Mit seinem Wagen prallte der Angeklagte gegen einen abgestellten Pkw, wobei gleich noch ein weiteres Auto beschädigt wurde. Gesamtschaden: rund 6000 Mark. Trotzdem fuhr der Mann weiter, um sich nach dem Schreck erst mal gründlich auszuschlafen.

Als kurze Zeit darauf die Polizei in seiner Wohnung erschien und ihn zum Test ins Gerichtsmedizinische Institut mitnahm, war dem Angeklagten "die ganze Sache furchtbar peinlich". "Er hat sich so geschämt, weil doch sein Bruder Polizist ist", verriet der Verteidiger. Seiner Ansicht nach war die Zurechnungsfähigkeit des Mandanten, der wegen einer starken Erkältung auch Tabletten eingenommen hatte, so weit herabgesetzt, daß er zum Unfallzeitpunkt jedenfalls nur bedingt schuldfähig war.

Davon gingen auch der Anklagevertreter und später Richter Felix Rupp aus. Das Urteil: 2250 Mark Geldstrafe (50 Tagessätze zu je 45 Mark). Darüber hinaus verhängte das Gericht eine Führerscheinsperre von weiteren fünf Monaten, nachdem der Autofahrer gleich nach dem Vorfall seine Fahrerlaubnis hatte abgeben müssen. Lepp

Kleine FR

Radtour nach Steinau HANAU. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club, Ortsgruppe Hanau, unternimmt am Sonntag, 2. August, eine Radtour nach Steinau. Ausgangspunkt ist das Brüder-Grimm-Denkmal um 9 Uhr. Auskunft in Rentenfragen HANAU. Die AOK Main-Kinzig bietet wieder Beratungsdienst der Landesversicherungsanstalt an. Der Fachmann steht für ein Gespräch am Mittwoch, 5. August, von 8.30 bis 12 Uhr in der Geschäftsstelle in Hanau, Mühlstraße 2 A, zur Verfügung.

Großer Andrang im Gelben Haus Beschäftigte in Schottens Multi-Media-Bibliothek überlastet

SCHOTTEN. Einen starken Nutzer- Andrang in der neuen Stadt-Bibliothek verzeichnet der Gelbe-Haus-Geschäftsführer Peter Eisenburger. Sieben Wochen nach der Eröffnung des Zentrums in der alten Schule seien bereits 4000 Titel ausgeliehen - also mehr als die Hälfte des aktuellen Bestandes. Die beiden Bibliotheks-Betreuerinnen seien voll ausgelastet. Anfang August komme ein Bibliothekar hinzu. Etwa 500 Personen gehörten zum wachsenden Nutzer-Kreis der Bibliothek. Die Hälfte der ausgeliehenen Medien seien Bücher, ansonsten handele es sich um Videos, CD's, Toncassetten und Disketten. Das zeige, wie wichtig neue Medien in den Bibliotheken seien. Im Gelben Haus wird ihre Verbreitung besonders gefördert. Mit finanzieller Hilfe der Europäischen Gemeinschaft und des Landes Hessen bietet es unter anderem eine "lokale Datenbank" und elektronische Buchverzeichnisse an. Neu ist auch der städtische Fax-Dienst. Für 50 Pfennig Gebühr pro Telefoneinheit kann jeder Bürger im Gelben Haus schriftliche Mitteilungen an beliebige Fax-Teilnehmer versenden.

Die Software-Ecke der Modell-Bibliothek erhält laut Eisenburger laufend neues Material. Jüngst sei die neueste Version eines Virenscanners eingetroffen; ebenso 180 Schriftarten für das Textprogramm "GeoWorks". Die Bibliotheks-Software kann kostenlos ausgeliehen werden.

Kommerzielle Computer-Kurse bietet die neue "Gesellschaft für Informations- und Kommunikationstechnik Schotten mbH" (an der auch die Stadt Schotten und die Friedberger Industrie- und Handelskammer beteiligt sind) demnächst im Obergeschoß des Gelben Hauses an. Am 15. und 16. August sollen die Computer der halbprivaten Firma in einem "Netzwerk Live"-Seminar erstmals zusammengeschaltet werden. In einem Wochenendkurs ab dem 23. August lernen Handwerker die Computer-Nutzung für ihre Firma. Es geht um Lagerführung, das Erstellen von Ausschreibungen und Rechnungen. Am 14. August beginnt ein "Schnupperkurs" für PC-Einsteiger. Drei verschiedene Kurse widmen sich im August den Betriebssystemen MS-DOS, GeoWorks und Windows. Ab dem 5. August kann man im Gelben Haus jeden Mittwoch WordPerfect für Windows erlernen. An Landwirte wendet sich demnächst ein kostenfreier Kurs des "Hessischen Agrar-Informationsdienstes". Genaue Informationen gibt es im Gelben Haus (Vogelsbergstraße 137a, 6479 Schotten) unter Tel. 0 60 44 / 7 27. nes

Kleine FR

Rap statt Rauch NEU-ANSPACH. "Abtanzen statt einnebeln" ist das Motto zum Mitmachen für Kinder und Jugendliche am heutigen Freitag um 17 Uhr vor dem Bürgerhaus. Cicero Spinafri zeigt, was in Break, Funk und Rap alles drinsteckt. Die Aktion ist Teil der Kampagne "Ohne Rauch geht's auch", die die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zur Zeit im Usinger Land veranstaltet. Nur zum ersten Schultag ins Stadthaus USINGEN. Die Schüler der F 5 und der siebten Klassen der Konrad-Lorenz- Schule müssen nur am ersten Schul- tag, am Montag, ins Stadthaus. Sie sind von einer Auslagerung nicht betroffen.Feuerspritze zum Grillfest GRÄVENWIESBACH. Am Sonntag, 9. August, wird beim Grillfest des Ortsvereinsringes Naunstadt der Feuerwehr eine neue Tragkraftspritze 8/8 übergeben. Beginn ist um 10 Uhr an der Grillhütte im Steinbruch. Vogelschützer treffen sich GRÄVENWIESBACH. Die Vogel- und Naturschutzgruppe trifft sich am Mittwoch, 5. August, um 20 Uhr in der Gaststätte "Hessenstube". Bereits um 19.30 Uhr wird der neue Grillplatz an der Lehmkauthalle besichtigt. Zwei Wanderungen an einem Tag NEU-ANSPACH. Der Taunusklub lädt für Sonntag, 2. August, zu zwei Wanderungen in den Hochtaunus ein. Klaus Röder und Axel Lospichl führen eine Gruppe ab 9 Uhr von der Breiten Straße zum Altkönig und wieder zurück. Die Laufzeit beträgt etwa sechs Stunden. Um 13.30 Uhr fahren die Wanderfreunde ab Breite Straße mit Privatautos zum Sandplacken, wo Helmut Schöffner und Walter Junge eine zweite Gruppe zum Fuchstanz und zurück führen werden (etwa zwei Stunden).Saalburg-Preis wird verliehen HOCHTAUNUSKREIS. Der neugeschaffene Saalburg-Preis für Geschichte und Heimatpflege wird am Sonntag, 9. August, um 11 Uhr in der großen Halle des römischen Kastells Saalburg erstmals verliehen. Preisträger sind Martha Kaethner (Weilrod/Usingen), Reinhard Michel (Bad Homburg/Oberursel) und die Geschichtsarbeitsgemeinschaft der Humboldtschule Bad Homburg.

Irische Folklore in der Schutzhütte Okarben

KARBEN. Als "Paddy goes to Holyhead" vor zwei Jahren irische Folklore an der Okarbener Schutzhütte der Naturfreunde aufspielte, kannte das Trio noch kaum jemand. Heute belegt es Spitzenplätze in den Hitparaden - und kommt wieder nach Okarben. Am Freitag, 21. August, wird die Irish-Folk-Gruppe ab 20 Uhr an der Schutzhütte Tinwhistle, Akkordeon, Geige und Gitarre anstimmen.

cor

Wer spendet Badekleidung

HANAU. Damit insbesondere den jungen Bosnien-Flüchtlingen in der Hessen-Homburg-Kaserne nicht die Decke auf den Kopf fällt, sollen sie ins Heinrich-Fischer-Bad gehen können. Doch Badehosen und -anzüge fehlen ihnen.

Daher ruft Hanaus Sozialdezernent Klaus Remer die Bevölkerung auf, Schwimmkleidung zu spenden. Abgabestelle ist täglich von 16 bis 19 Uhr der Gemeindesaal der Kreuzkirche in der Karl-Marx-Straße. him

Namen + Notizen

JOSEF SCHLEIFSTEIN, Herausgeber der Werke des Politikers und Schriftstellers Franz Mehring und langjähriger Leiter des Instituts für Marxistische Studien und Forschungen (IMSF) in Frankfurt, ist - wie erst jetzt bekannt wurde - am vergangenen Freitag im Alter von 77 Jahren in Bad Homburg gestorben, wo er seit vielen Jahren lebte. Der Wissenschaftler und Kommunist, der in der Zeit der Nazi-Diktatur viele Jahre in Gefängnissen und Zuchthäusern verbrachte und schließlich emigrieren mußte, lehrte unter anderem als Hochschullehrer an der Karl-Marx- Universität in Leipzig. Diese und die Universität von Wroclaw verliehen ihm die Ehrendoktorwürde. Viele Jahre gehörte Professor Schleifstein den Vorständen der KPD und später der DKP an. Eine Trauerfeier findet am Samstag, 15. August, um 11 Uhr im Bürgerhaus Bornheim statt.

HORST BURGHARDT, Landtagsabgeordneter der Grünen aus Friedrichsdorf, ist jetzt auch Vorsitzender der Fraktion seiner Partei im Stadtparlament. Der bisherige Fraktionschef Reiner Gutermuth ist wegen eines längeren Auslandaufenthalts von diesem Amt zurückgetreten.

Neue Partner in Europa Hessen und Emilia Romagna vereinbaren Zusammenarbeit

WIESBADEN. Das Land Hessen geht jetzt einen neuen Weg bei internationalen Partnerschaften: Nachdem bisher relativ zufällig Kontakte zu weit entfernten Ländern geknüpft worden waren (zu Armenien, zu einer Region in Nicaragua, zum US-Staat Wisconsin, zum afrikanischen Kamerun, zuletzt auch zu Jaroslawl in Rußland), setzt die Landesregierung jetzt gezielter auf Kooperation mit ähnlich strukturierten Regionen in Europa.

Als Auftakt für dieses neue Konzept unterzeichnete Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) am Mittwoch eine Erklärung über eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit der norditalienischen Region Emilia Romagna (Bologna). In der Diskussion sind ähnliche Abkommen auch mit Regionen in Spanien und Frankreich.

In einer Pressemitteilung der Wiesbadener Staatskanzlei zu der neuen Partnerschaft heißt es, Hessen und Emilia Romagna "paßten" von ihren Strukturdaten gut zueinander (Einwohnerzahl, Industriestruktur, Wirtschaftsstärke, vergleichsweise niedrige Arbeitslosigkeit). Die Emilia Romagna, die ebenfalls bereits Kontakte zu Regionen in Spanien und Frankreich geknüpft hat, sei zur Zeit auch "innerhalb Italiens die aktivste Region beim Vorantreiben der Regionalismusdiskussion".

Ziel der Kooperation sei auch die "direkte interregionale Zusammenarbeit" in Europa unterhalb der Ebene der Nationalstaaten. Hier wird das neue Partnerschaftskonzept auch politisch wichtig: Wenn das geplante "Europa der Regionen" mit einer eigenen Regionalvertretung auf Ebene der Europäischen Gemeinschaft kommt, bekommen auch Absprachen zwischen Regionen EG-weit Bedeutung.

Eichel sagte bei der Unterzeichnung der Erklärung, beide Regionen wollten sich dafür einsetzen, daß auf EG- Ebene zentral nur das geregelt werde, was die Regionen nicht selbst könnten. Der Präsident der Region Emilia Romagna, Enrico Boselli, bescheinigte seinem Heimatland Italien einen Nachholbedarf in Sachen Föderalismus gegenüber der Bundesrepublik. Er hoffe aber, daß von den rund 170 Regionen und autonomen Gebieten der zwölf EG-Staaten ein "Europa der Regionen" mitgetragen werde.

Welche gemeinsamen Projekte Hessen und die Emilia Romagna angehen, ist weitgehend noch offen. Im Pressetext der Staatskanzlei heißt es, zunächst solle ein "intensiver Meinungsaustausch" herbeigeführt werden. Gemeinsame Arbeitsgremien sollen näheres festlegen. Die Förderung "unmittelbarer und intensiver Austauschbeziehungen" zwischen Gemeinden, Organisationen, Institutionen und Unternehmen soll laut "Absichtserklärung" (so heißt der unterzeichnete Vertrag) gefördert werden.

Auch "nach außen hin" (also in der europaweiten Diskussion) soll die Zusammenarbeit weiterentwickelt werden. Das Ziel von Verbindungen zu weiteren europäischen Regionen wird ausdrücklich festgeschrieben. me

Ein Nein zu "Republikanern" CDU-Vorsitzender Schoppe beruhigt DGB-Vorsitzenden Kunze

OFFENBACH. "Ihre Sorge, die Offenbacher CDU könnte möglicherweise mit den Republikanern bei den bevorstehenden Kommunalwahlen eine Koalition eingehen, ist vollkommen unbegründet", schreibt CDU-Vorsitzender und Landtagsabgeordneter Hermann Schoppe in einem Brief an den DGB-Vorsitzenden Horst Kunze.

Die Offenbacher CDU werde mit keiner rechts- oder linksradikalen Partei, und schon gar nicht mit den "Republikanern", falls sie denn ins Stadtparlament einziehen sollten, zusammenarbeiten. Die CDU wolle und werde "das Offenbacher Notbündnis mit den Sozialdemokraten auch über den kommenden Wahltermin hinaus bis 1997 fortsetzen", und das schließe Koalitionen mit anderen Parteien aus.

Schoppe verspricht: "Wir werden alles daran setzen, mit unserer Politik die Republikaner und andere rechtsradikale Parteien überflüssig zu machen und ihre Wähler, die diesen häufig ihre Stimme nur aus Protest gegen die demokratischen Parteien abgegeben, wieder für diese Parteien zu gewinnen." Er gibt sich sicher, daß künftig immer mehr Protest- und Nichtwähler erkennen, daß ihr Verhalten nur einer Partei nütze, die sie eigentlich gar nicht wollten.

DGB-Vorsitzender Kunze hatte Schoppe schriftlich die Gretchen-Frage über sein Verhältnis zu den "Republikanern" gestellt, nachdem CDU-Landtagsabgeordnete im sogenannnten "Petersberger Kreis" öffentlich über eine eventuelle Zusammenarbeit mit diesen in Kommunalparlamenten und im Landtag nachgedacht hatten. lz

Die Telefonnummer der "Möve"

Der Verein "Möve", der Angehörigen von Inhaftierten in Hessen beim Bewältigen ihres Alltags helfen will und Kontakte zu Ämtern und Therapeuten knüpft, ist in 6117 Schaafheim-Radheim, Hauptstraße 76, Tel. 0 60 73 / 8 00 44 zu erreichen.

Keine neue Spur im Neckermann-Raub

Die Kriminalpolizei hat noch immer keine Spur von den beiden etwa 25 Jahre alten Tätern, die am Mittag des 20. Juli bei einem Überfall auf die Hauptkasse des Versandhauses Neckermann in der Hanauer Landstraße im Ostend mehrere 10 000 Mark erbeutet hatten. Aus Angst vor Nachahmungstätern hat Neckermann nach den Worten von Polizeisprecher Peter Borchardt die Kripo ausdrücklich darum gebeten, die genaue Raubsumme nicht zu nennen. Nach Informationen der FR wurden annähernd 50 000 Mark erbeutet.

Nicht geklärt ist bislang, wie sich die beiden Männer - am Pförtner vorbei - Zugang zu der Kasse im fünften Stock des Hauptgebäudes von Neckermann verschaffen konnten. Das Versandhaus hat jetzt für Hinweise, die zur Ergreifung der Täter führen, eine Belohnung von 5000 Mark, die Staatsanwaltschaft Frankfurt weitere 3000 Mark ausgesetzt.

Wie berichtet, hatten die beiden Männer die 50 Jahre alte Kassiererin, die sich alleine im Kassenraum aufhielt, gefesselt, ihr den Schlüssel zum Tresor weggenommen und waren kurz darauf geflüchtet. Mit einem älteren, weinroten Ford Fiesta waren sie nach Angaben von Zeugen in Richtung Adam-Opel-Straße gefahren.

Ein Täter ist etwa 1.80 Meter groß, schlank und hat blondes, langes zum Zopf gebundenes Haar. Bekleidet war er mit einem grauen T-Shirt und einer dunklen Jacke. Möglicherweise stammt er aus dem ehemaligen Jugoslawien. Sein Komplize ist etwa 1.75 Meter groß und kräftig, hat kurze dunkle Haare und trug Jeans und Sonnenbrille.

Hinweise nimmt die Kriminalpolizei unter den Telefonnummern 7 55 - 40 40 oder 40 12 entgegen. enk

Namen vom Grabstein entfernt Streit vor dem Kadi / Gericht: Denkmal nur ein Symbol

HANAU. Die Deutschen werden immer streitlustiger. Es gibt kaum noch ein mögliches Konfliktfeld, das nicht schon vor dem Kadi gelandet wäre. Symptomatisch für die Prozeßflut kann der Werbespot einer bekannten Versicherung gelten, in dem um die Kirschen in Nachbars Garten gerungen wird. Dieser Tage hatte auch die 7. Zivilkammer des Hanauer Landgerichts einen recht skurrilen Fall zu entscheiden, der aufzeigt, daß noch nicht einmal der Tod das Ende allen Zwists darstellt.

Der Sachverhalt ist ein wenig kompliziert: Nachdem die Mutter des jetzigen Klägers 1986 gestorben war, wurde ihre Urne im gemeinsamen Grab der Familie H. auf dem Hanauer Friedhof bestattet. H. lautete der Geburtsname der Frau, die sich die Beisetzung in dem Familiengrab ausbedungen hatte. Der Grabstein erhielt eine entsprechende Inschrift. Zwischenzeitlich verblichen weitere Familienangehörige, so daß der Platz auf dem Grabstein nicht mehr für alle Namen ausreichend war. Daraufhin entschloß sich der Grabbesitzer, alle Namen zu entfernen und nur noch den pauschalen Hinweis auf die Familien H. und R. anzubringen.

Das wiederum mißfiel dem Sohn der 1986 gestorbenen Frau R., geborene H. Er forderte seinen Verwandten auf, die Inschrift wieder anzubringen und zog schließlich vor den Kadi, um sein vermeintliches Recht durchzusetzen. Als alleiniger "Totenfürsorge-Berechtigter" habe nur er über die äußere Gestaltung des Grabsteines, jedenfalls was seine Mutter angehe, zu bestimmen. Der Besitzer des Grabes argumentierte dagegen, als Finanzier sei er auch für die Grabgestaltung verantwortlich. Außerdem sei nach dem Tod so vieler Familienangehöriger gar nichts anderes möglich gewesen, ohne jemanden zu benachteiligen. Nur ein größerer Grabstein hätte gereicht, alle Namen aufzunehmen. Den aber genehmigte die Friedhofsverwaltung nicht. Die jetzt gewählte Inschrift werde beiden Familien gerecht und bewahre ihr Andenken.

Diese Auffassung teilte auch die Kammer unter dem Vorsitzenden Richter Peter Strieder. Sie wies die Klage mit der Begründung ab, mit der Bestattung der Frau seien die Parteien ein Rechtsverhältnis eingegangen, das in "erster Linie den Erhalt und die Gestaltung der Familiengrabstätte für die Zukunft zum Gegenstand hat". Der Kläger müsse daher auf die Belange aller Beteiligten Rücksicht nehmen. Er könne nicht einfach verlangen, daß der jeweils älteste eingetragene Name gelöscht werde, nur damit seine Mutter auf dem Gedenkstein genannt werde. Denn bei einem solchen Procedere müßten die Inschriften ständig erneuert werden, wenn wieder ein Todesfall zu beklagen sei. Das Gericht weiter: "Der Gedenkstein einer Familiengrabstätte sollte nicht eine beschränkte Anzahl von ständig wechselnden Namensinschriften tragen, sondern als Denkmal für die Verstorbenen der Familie gekennzeichnet sein. Nur so steht er auch als Symbol für diejenigen, deren Namen schon lange in Vergessenheit geraten sind." hein

Richtiger Baumschnitt garantiert gute Ernte

KARBEN. Wer eine gute Obsternte haben möchte, muß Apfel- und Birnbaum pflegen. Wie, das zeigt der Sommerschnittlehrgang in der Gemeinschafts- Obstanlage Klein-Karben am Samstag, 15. August. Der Kurs beginnt um neun Uhr. Nichtmitglieder müssen einen Beitrag von fünf Mark zahlen. cor

Betonmischer und Feuerwehr in Not "Filmreife Szenen" in Hofheim

HOFHEIM. Die besten Drehbücher schreibt gemeinhin das Leben. Und die Szene, die Polizisten und Feuerwehrleute am Dienstag abend in Hofheim erlebten, ist fürwahr filmreif:

Den Kapellenweg steuerte der Fahrer eines Betonmischers ein. Auf der engen, abschüssigen Straße versuchte er, das tonnenschwere Gefährt zu rangieren - mit beinahe fatalen Folgen: Der Lastwagen neigte sich gewaltig zur Seite und drohte umzukippen.

Flugs rief der Fahrer Polizei und Feuerwehr. Die eilten heran, hängten den Betonmischer an die Seilwinden zweier Feuerwehrautos. Zentimeter um Zentimeter richtete sich der Wagen auf, stand schließlich wieder gerade. Der Fahrer - ein Stein war ihm vom Herzen gefallen - kletterte ins Führerhaus, gab Gas, legte den Gang ein und fuhr los.

Ein gewaltiger Rumms war die Folge des Frühstarts: Er war noch immer mit den Seilwinden an die Feuerwehrautos gebunden. Die allerdings werden in der nächsten Zeit keinen Laster mehr aufrichten können: Sämtliche Winden sind samt Bolzen und Metallgestängen aus ihren Verankerungen gerissen.

Kommentar der Polizei: So was gibt's normalerweise nur im Kino. kkü

Fidele Senioren machen sich einen schönen Tag

KARBEN. Walter Klein aus Klein-Karben macht Musik, Erika und Heinz Schneider aus Rendel bereiten das Essen zu, die gute Stimmung macht die Rentner- und Pensionärsgemeinschaft Karben selbst. Am Mittwoch, 5. August, ab 15 Uhr, treffen sich die Senioren zu Tanz und Textvorträgen im "Rendeler Hof".

Drogenabhängige bei Einbruch festgenommen

BAD NAUHEIM. Ein junges Pärchen wurde am Montag in den frühen Morgenstunden von der Polizei festgenommen, nachdem es versucht hatte, in eine Tankstelle in der Frankfurter Straße in Bad Nauheim einzubrechen. Ein Hinweis aus der Nachbarschaft hatte die Polizei auf die Spur der beiden Drogenabhängigen geführt, die nach Vermutungen der Polizei ihre Sucht mit Straftaten finanzierten. Zahlreiche Einbrüche in Gaststätten und Wohnungen in der Bad Nauheimer Gegend sollen auf ihr Konto gehen.

Bei der Durchsuchung ihres Zimmers wurden einige Gegenstände sichergestellt, von denen die Polizei vermutet, daß sie aus Straftaten stammen. Die rechtmäßigen Besitzer werden gebeten, sich umgehend mit der Kripo Friedberg, Telefon 0 60 31 / 60 10, in Verbindung zu setzen.

Es handelt sich um ein braunes Schlüsseletui, Aufschrift "Auto Dunker", mit einem Audi-Zündschlüssel und zwei weitern Schlüsseln, einem Bund mit fünf Schlüsseln, darunter ein BMW- und ein Peugeot-Zündschlüssel. Zwei weitere Schlüsselbünde, mit 11 beziehungsweise 15 Schlüsseln, wurden ebenfalls gefunden. An dem zweiten befindet sich ein Lederanhänger mit einem Wassermann- Sternzeichen.

Die Herkunft einer 40 Zentimeter großen Mädchenpuppe mit Kleid und Schirm der "Creation Brigitte", einer Rolex-Damenuhr, zweier Ringe mit einem blauen beziehungsweise grünen Stein und diverser ausländischer Geldscheine konnte ebenfalls noch nicht geklärt werden. ub

Ministererlaubnis bei Fusionen Reinwaschung

Es gibt eigentlich keinen Grund, weshalb das Bundeswirtschaftsministerium ausgerechnet jetzt einen Bericht über Ausnahmegenehmigungen für Firmen- Fusionen formuliert. Mit Sicherheit gab nicht der geplante, inzwischen abgeblockte Zusammenschluß der süddeutschen Agrargenossen von Baywa und WLZ den Ausschlag für eine solche Analyse. Dafür war der Fall viel zu wenig spektakulär. Das Haus Möllemann sieht dies wohl auch so. Es betont, die Veröffentlichung sei "ohne aktuellen Tagesbezug".

Das klingt glaubhaft. Gleichwohl, es muß ein Motiv geben, warum sich die Ministerialen an die Arbeit machten. Gemunkelt wird, daß ihr Chef Jürgen Möllemann bis vor kurzem gar nicht wußte, welch gefährliches Instrument er mit der Macht zur Erteilung einer Ausnahmegenehmigung in Händen hält. Vielleicht will sich der gelernte Grundschullehrer ja fortbilden. Schließlich halten ihn drei Viertel der vom Institut für Demoskopie Allensbach befragten 600 Manager mittlerweile für überschätzt. Will er nicht weiter absacken, muß sich Möllemann informations- und lernfähig geben. Das scheint er zu machen.

Doch Vorsicht ist bei der Lektüre des Erfahrungsberichts angesagt. Denn die Untersuchung legten die Bonner Beamten als Rechtfertigung für ihre Arbeit zu schönfärberisch an. Bei den Ministererlaubnissen sei eine "konsequente ordnungspolitische Linie" eingehalten und dem "Wettbewerbsprinzip hoher Rang" eingeräumt worden. Das liest sich toll, mutet aber trotzdem wie der verzweifelte Versuch einer Reinwaschung von begangenen Sünden an. Taufrisch in Erinnerung ist noch die von Bonn forcierte Züchtung eines Rüstungsriesen unter der Führung von Daimler-Benz durch das Minister-Okay zur Übernahme von MBB, und zwar keineswegs "mit einer Reihe von zum Teil einschneidenden Auflagen", wie es der Bericht dem Leser weismachen will. Vielmehr mußte Daimler eher "kleine Kröten" schlucken.

Zugegeben: Durch den "Crash" der sozialistischen Systeme in Osteuropa und die deshalb schrumpfenden Wehrtechnik-Märkte erscheint die Daimler/ MBB-Hochzeit heute in anderem Licht als noch 1989. Doch diese Entwicklungen konnte der damals für die Ausnahmegenehmigung zuständige Wirtschaftsminister beim besten Willen nicht vorausahnen. Somit haben die Bonner in diesem Fall nur Glück gehabt. Ein geringer Trost angesichts folgenden Satzes aus der Analyse. Zu Daimler/MBB und der Umrüstung von militärischen auf zivile Produkte heißt es: "Das politische Risiko, daß Forderungen nach staatlichen Anpassungshilfen und Ausgleichsmaßnahmen nachgegeben werden muß, hat sich deutlich vermindert."

Wie bitte? Wer um alles in der Welt ist auf die Idee gekommen, da "muß" hinzuschreiben? has

Schützen feiern KARBEN. Zu ihrem Sommerfest am Samstag, 8. August, laden die Schützen Burg-Gräfenrode alle Bürgerinnen und Bürger ein. Ab 15 Uhr werden Kaffee und Kuchen serviert, ab 17 Uhr gibt es Grillspezialitäten und Bier vom Faß.

Pläne liegen schon in der Schublade, doch Zeilsheims Bücherei muß warten: Stadt hat kein Geld in der Kasse Schmökern über der Stadthalle Aufbau aufs Dach?

ZEILSHEIM. Wann Zeilsheim die seit Jahren avisierte Stadtteilbücherei bekommen wird, ist ungewisser denn je. Wo die Bibliothek hin soll, bleibt ebenfalls offen. Die FR erfuhr, daß es zwar schon Pläne für einen einstöckigen Aufbau auf die Stadthalle gibt, doch hat der Römer das bisher geheimgehaltene Projekt bis 1996 auf Eis gelegt: Die Kosten von vier Millionen Mark sind aus der leeren Stadtkasse nicht zu bezahlen.

"Es ist zwar noch nichts definitiv entschieden", sagte Barbara Purbs auf FR- Anfrage, "aber aus bibliothekarischer Sicht würde ich dem Standort Stadthalle den Vorzug geben." Die Leiterin der Frankfurter Stadtbücherei traf sich erst vor wenigen Wochen mit Architekten und Vertretern der Saalbau GmbH, die für die Stadthalle verantwortlich ist. Dabei seien kurz zuvor fertiggestellte Pläne vorgelegt worden, wie der Platz für eine Stadtteilbücherei geschaffen werden könne.

Laut Reinhold Schäfer von der Saalbau gab Barbara Purbs selbst den Anstoß dazu, die von ihr gewünschte "Stadthallen- Lösung" in einen Bauplan umzusetzen. Das daraufhin von der Frankfurter Studiengruppe "Wohnung und Stadtplanung" ausgearbeitete Konzept sieht so aus: ein einstöckiger, rund 750 Quadratmeter großer Aufbau auf das Dach der Stadthalle. Da das Projekt aber etwa vier Millionen Mark kosten würde, sich die Saalbau vor allem aus städtischen Geldern finanziert, die Stadtkasse jedoch leer ist, wurde die weitere Planung bis 1996 zurückgestellt, so Schäfer. "Aber abgeschmettert ist die Sache damit noch nicht", betonte er.

Außer der "zentralen Lage" spricht nach Auffassung von Barbara Purbs noch ein zweiter Punkt dafür, die Bücherei auf die Stadthalle "aufzupfropfen". Die ebenfalls diskutierte Variante, auf dem Gelände der Adolf-Reichwein-Schule eine kombinierte Schul- und Stadtteilbibliothek einzurichten, berge "baurechtliche Komplikationen" in sich: "Auf den Schulhof einen Neubau hinzustellen, ist nicht ohne weiteres möglich." Diese Erkenntnis habe sie erst jüngst gewonnen, beim Gespräch mit den Architekten und der Saalbau.

Allen Planungen wird offenbar nicht nur durch den städtischen Geldmangel ein Riegel vorgeschoben, sondern auch durch seine Folgen auf die personelle Ausstattung der Stadtbücherei. Denn die Zahl der Mitarbeiter ist laut Barbara Purbs auf 88 Prozent reduziert worden. "An eine Stadtteilbücherei in Zeilsheim ist daher überhaupt erst dann zu denken, wenn ich wieder mehr Personal bewilligt bekomme." Eine Prognose, wann damit zu rechnen ist, mochte sie nicht abgeben.

Renate Kummetat scheint von alledem bislang nichts gewußt zu haben. "Das ist ja das Neueste, daß auf unserem großen Schulhof nicht gebaut werden darf", empört sich die Rektorin der Adolf-Reichwein-Schule. Vor kurzem habe sie einen Brief von der Frankfurter Kulturdezernentin Linda Reisch (SPD) erhalten. Darin sei ihr mitgeteilt worden, daß die Reichweinschule weiterhin als Standort in Frage komme. Eine Entscheidung sei allerdings nicht absehbar. "Die Zeit verrinnt unwiederbringlich", schimpft Renate Kummetat und sieht ihre Wunschvorstellung in immer weitere Ferne entschwinden: eine Bibliothek, in der sich Schüler und Erwachsene nicht nur Bücher ausleihen. Dort sollten auch Autorenlesungen und kleine Theateraufführungen das kulturelle Leben im Stadtteil bereichern. Dort sollten sich ausländische Eltern treffen können. Und in den Schulunterricht sollten feste Lesezeiten eingefügt werden: "Eine solche Verquickung von Schule einerseits und Angebot für jung und alt andererseits kann kein anderer Standort bieten." leo

DGB startet Aktion gegen die Karenztag-Pläne

Mit einer groß angelegten Briefaktion will der Kreisverband des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) klären, wie die Bundes- und Landtagsabgeordneten in Frankfurt sowie andere Mandatsträger über die Einführung von Karenztagen zur Finanzierung der Pflegeversicherung denken. In den Betrieben und Verwaltungen werden nach Angaben des Gewerkschaftsbundes derzeit Flugblätter mit dem Titel verteilt, "Wer Karenztage sät, wird Sturm ernten".

Dies sei aber nur der Anfang einer breit angelegten Kampagne gegen das "völlig unsinnige Vorhaben" der Bundesregierung. "Richtig los geht es nach der Sommerpause", erklärte der DGB-Vorsitzende, Dieter Hooge.

Vorgesehen sind öffentliche Veranstaltungen zum Beispiel über den Streik gegen die Karenztage in den 50er Jahren. Auch Warnstreiks seien nicht ausgeschlossen. ft

"Sei mein Frosch", sagt Autorin Marie-Luise Ritter

KARBEN. Märchen müssen keineswegs weltfremd und keimfrei sein. Liebe und Leben müssen sich in ihnen nicht nur in idealistischen Sphären bewegen, sondern können sich höchst lebendig zur Lust und zum Spott der Beteiligten in der Welt herumwälzen. Das findet zumindest Marie-Luise Ritter. Mit Liebesmärchen und lüsternen Liedern unter dem Motto "Sei mein Frosch" gastiert die Autorin zum fünfjährigen Bestehen der Stadtbücherei am Donnerstag, 20. August, um 20 Uhr im Bürgerzentrum. cor

Chiles Präsident tritt nicht an

SANTIAGO, 29. Juli (Reuter). Chiles Präsident Patricio Aylwin wird sich im nächsten Jahr nicht zur Wiederwahl stellen. Dies teilte Stabschef Edgardo Boeninger in Santiago mit. Aylwin (72) hatte sein Amt im März 1990 als erster demokratisch gewählter Präsident nach fast 17 Jahren Militärherrschaft übernommen.

Thüringen ruft nach Gesetz "SED-Unrecht schnell bereinigen" / Klage über Verzögerung

me ERFURT, 29. Juli. Thüringen drängt auf eine schnelle Verabschiedung des "SED-Unrechtsbereinigungsgesetzes", das vom Bundesrat zunächst noch einmal an den Vermittlungsausschuß überwiesen worden ist. Der Erfurter Justizminister Hans-Joachim Jentsch (CDU) sagte am Mittwoch, eine Reihe von Unrechtsurteilen könnten derzeit nicht aufgehoben werden, weil Bund und Länder sich noch über Höhe und Finanzierung der Entschädigungszahlungen streiten.

Jentsch forderte, das Gesetz unmittelbar nach der Sommerpause zu verabschieden, damit es spätestens zum 1. Oktober in Kraft treten könne. Beratungen im Bundestag hätten das Inkrafttreten des Gesetzes sieben Monate verzögert. Dies dürfe nicht noch einmal geschehen.

Das Gesetz sei dringend nötig, weil die Aufarbeitung von Unrechtsurteilen in den neuen Ländern bislang noch auf einer Rechtsgrundlage aus der ehemaligen DDR-Volkskammer geschehen müsse, teilte Jentsch mit. Auf dieser Grundlage seien in Thüringen von 15 000 Anträgen auf Rehabilitation oder Urteilskorrektur inzwischen fast 50 Prozent erledigt worden. Weiter seien laut dpa rund 1000 Ermittlungsverfahren eingeleitet worden, von denen sich mehr als die Hälfte gegen Ex-Staatsanwälte, Richter oder Schöffen richte.

In einem Teil der verbliebenen Fälle (Beispiele: ein Todesurteil wegen Spionage, Delikte im Zusammenhang mit Gewalt am 17. Juni 1953) sei eine völlige Aufhebung früherer Richtersprüche bislang rechtlich nicht möglich.

Das geplante "Bereinigungsgesetz" sieht vor, daß künftig alle Urteile aufgehoben werden können, die in den Bereich "politische Strafverfolgung" einzuordnen sind. Umstritten an diesem Gesetz ist noch die vom Bundestag am 17. Juni beschlossene Kostenteilung zwischen Bund und Ländern. Außerdem ist nach dem Nein des Bundesrates wieder offen, ob es bei 300 Mark Entschädigungszahlung pro Monat für zu Unrecht verhängte Haft bleibt, oder ob diese Summe auf bis zu 600 Mark angehoben werden soll.

Der Fechtmogul Emil Beck hat sich in Tauberbischofsheim sein eigenes Imperium errichtet Freund oder Feind - im Königreich herrscht ein einfaches Weltbild Wer nicht spurt ist weg "wie faule Äpfel" / System von Verbindungen und Abhängigkeiten / Patriarchalische Struktur findet großen Anklang bei der Industrie Aus Barcelona berichtet unser Mitarbeiter Thomas Vögele

Die US-amerikanische Mär vom Tellerwäscher, der zum Millionär wurde, ist so alt wie abgedroschen. Sie wird vor allem jenen gerne erzählt, für die sie nie Wirklichkeit wird - und das sind die allermeisten. Für manch einen aber wird sie doch wahr; und nicht nur im fernen Amerika.

Zum Beispiel auch im verträumten, abgeschiedenen Taubertal. Da trug sich vor 41 Jahren folgendes zu: Ein 16jähriger Friseurlehrling mit Namen Emil Beck sah in der Wochenschau einen Film über Sportfechten und war darüber so begeistert, daß er sich das am Tag darauf noch einmal ansah.

Es habe ihm ungemein imponiert, schrieb Becks Biograph Richard Möll später, "daß es einen solch ritterlichen Sport noch gibt". Emil Beck beschloß, sein Leben fortan dem Fechten zu widmen. Das Ergebnis ist bekannt: aus dem Friseurlehrling wurde der "Goldschmied vom Taubertal".

Der Erfolg kam langsam, aber beständig. Mitte der 60er Jahre gab es den ersten Titel auf nationaler Ebene, 1970 den ersten Sieg bei einem Weltcupturnier. Dem ersten Weltmeistertitel 1973 durch die Degenmannschaft folgte dann 1976 der endgültige Durchbruch auf internationaler Ebene: zwei Gold- und zwei Silbermedaillen bei den Olympischen Spielen in Montreal.

Von diesem Moment an kam im deutschen Sport keiner mehr an Emil Beck vorbei; er wurde zur personifizierten Leistungsideologie. Seit vierzig Jahren richtet er sein ganzes Tun nur auf den Erfolg aus; dasselbe Engagement verlangt er von seinen Sportlern und Mitarbeitern. So etwas gefällt Politikern und Wirtschaftsführern.

Emil Beck machte sich daran, ein kleines Imperium aufzubauen und durch Vernetzungen abzusichern. In Tauberbischofsheim entstand ein mittelständischer Betrieb mit 60 Mitarbeitern und einer derart verschachtelten Struktur, daß deren schematische Darstellung jedem multinationalen Konzern mit Tochter- und Briefkastenfirmen ebenbürtig ist. Und über allem, ganz oben, steht sein Name.

Das "Modell Tauberbischofsheim" beruht nach innen auf dem Prinzip der "Rundumversorgung" (man kann es auch vollständige Vereinnahmung nennen). Athleten und Trainer folgen Beck - oder sie lassen es. Dann aber sind sie in der Regel weg - "wie faule Äpfel", so Beck. Zumindest aus Tauberbischofsheim. Aber wer wagt es unter solchen Bedingungen schon, gegen "den Emil" aufzubegehren, dem die Sportler doch alles zu verdanken haben.

Der Degenfechter Arnd Schmitt hat einen solchen Abnabelungsprozeß 1986 mit seinem Wechsel nach Leverkusen gewagt, begleitet von Beckschen Verwünschungen. Schmitt revanchierte sich in Seoul mit dem Gewinn der Goldmedaille. Oder Anja Fichtel, zweifache Goldmedaillengewinnerin von Seoul, der die ständigen Einmischungen in ihr Privatleben auf die Nerven gingen. Sie rechnete 1991 vor der WM in Wien in einem "Spiegel"- Interview mit Beck ab.

Nach außen ist das "Modell Tauberbischofsheim" ein System von Verbindungen und Abhängigkeiten: zahlreiche Gremien - Beirat, Stiftungsrat, Aufsichtsrat, Präsidium, Vorstand, Marketinggesellschaft -, besetzt mit Leuten aus Becks Umfeld oder solchen, die wichtig sind. Sie nehmen derartige Ämter deshalb gerne an, weil sie die Hoffnung haben, daß so auch auf sie ein bißchen vom Glanz der Beckschen WM- und Olympiamedaillen scheinen möge.

Die Namensliste der Mitglieder des "Kuratoriums des Olympiastützpunktes Tauberbischofsheim" liest sich wie das "Who is who" der fränkischen und baden- württembergischen Wirtschaft. Neben hochrangigen Vertretern aus Bundes- und Landespolitik sind praktischerweise auch gleich die örtlichen Medien eingebunden.

Zwei Verlagsleiter von Zeitungen aus der Region (Fränkische Nachrichten/ Tauber-Zeitung), ein Redakteur der Main-Tauber-Post (der frühere Fechter Matthias Pusch) und der Geschäftsführer eines lokalen Privatradios. "Ein Königreich aus altfränkischem Filz" nannte die "Stuttgarter Zeitung" einmal das Beck- Imperium.

Hauptförderer der deutschen Fechter ist Daimler-Benz, dessen früherer Direktor Helmut Schmidt im Vorstand des FC Tauberbischofsheim präsidiert. Das Fechtzentrum mit seinem "Zweiklassenparkplatz" - abgesperrter Nahbereich für die besternten Nobelkarossen - offenbart dem Besucher gleich, aus welchen Quellen die Gelder sprudeln. In Tauberbischofsheim braucht man keine Tapeten, dort verkleiden Sponsorenembleme die Wände.

Wer viel hat, der hat auch viele Neider. So auch Beck. "Grundsätzlich ist es besser, beneidet als bemitleidet zu werden", lautet eine von Becks Grundauffassungen. Sein Weltbild ist klar geliedert: Hie Freund, da Feind. Dazwischen gibt es nichts. Wer nicht für ihn ist, ist gegen ihn.

Kritische Journalisten zum Beispiel. Die läßt er im Daimler-Club von Barcelona schon mal beim trauten Plausch von Sohn René belauschen, dem Geschäftsführer der Fechtmarketing.

Und wenn's dann so richtig in ihm kocht, wenn er die versammelte Kamarilla seiner Gegner ausmacht, dann kann es schon sein, daß sich einer nach einem kräftigen Ellbogenstoß nach vorne bewegt, wenn "der Emil" hinter ihm vorbeigegangen ist.

Ossis: In Westbetrieben besticht Sauberkeit und Organisation Viele im Osten haben "durch Diskreditierung des Systems ihre Identität verloren" / Besuch bei Degussa in Hanau

HANAU. Manfred Frühwacht, Ausbildungsleiter der größten Degussa-Zweigniederlassung in Wolfgang, gehört zu den Dozenten der Arbeitsgemeinschaft Betriebliche Weiterbildungsforschung (BWF), die vor allem in den neuen Bundesländern Fachleute für Aus- und Weiterbildung qualifiziert. Zwei von denen, die er dort kennenlernte, hat er dieser Tage nach Hanau eingeladen, um das Ausbildungszentrum und die Produktionsstätten von Degussa kennenzulernen und um einen Einblick in die Facharbeiterausbildung in den alten Bundesländern zu geben: Ursula Reuther und Jürgen Schnau.

Das Interessante an Reuther ist, daß sie seit März 1991 als Ossi in Bochum bei BWF arbeitet. Die 41jährige ist dann gewissermaßen hin- und hergeworfen, wenn sie im Rahmen eines Qualifizierungsprojekts für Führungskräfte von Voreingenommenen hören muß, sie als Wessi könne die östlichen Bundesländer aus eigener Erfahrung nicht beurteilen. Kann sie eben doch: Bis zur Wende war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Berufs-, Betriebs- und Erwachsenenpädagogik der Ostberliner Humboldt-Universität.

Von rund 20 BWF-Wissenschaftler(inne)n stammt nur ein Fünftel aus der ehemaligen DDR. Sie sei "interessiert und neugierig" aufgenommen worden, erzählt sie im FR-Gespräch. Über den Alltag in der DDR hätten sie aber keinen blassen Schimmer gehabt. Beispielsweise darüber, daß Vergesellschaftung auch Positives gehabt habe: Die Menschen in der DDR hätten mehr Zusammengehörigkeitsgefühl gehabt und seien nicht so vereinzelt wie im Westen. Durch die Diskreditierung des Systems hätten viele im Osten aber jetzt ihre Identität verloren und fragten sich, ob sie Jahre ihres Leben umsonst vertan hätten. Die Wendeeuphorie im Westen sei längst Diskussionen darüber gewichen, wieviel die Einheit auf dem Gehaltskonto koste. Der Materialismus ihrer West-Kollegen habe sie "nicht gewundert, aber doch erschreckt". Sie kann das besser beurteilen als andere Ossis, weil sie einige Jahre in Paris lebte, wo ihr Mann von 1983 bis 1986 für die UNESCO arbeitete.

Ihr stinkt, daß die Menschen im Osten für die im Westen die Prügelknaben dafür abgeben müßten, daß es ei- nem schlechter gehe. "Wir würden uns gerne selber ernähren, wenn Arbeit statt Arbeitslosigkeit finanziert würde", kritisiert sie die Bonner Politik und solidarisiert sich mit dem "Wir" mit den Ossis.

Jürgen Schnau versucht, es realistisch zu sehen: "Die Entwicklung zweier entgegengesetzter Gesellschaften konnte wirtschaftlich wohl nicht anders laufen." Einmal habe er zu einem belehrenden West-Berater gesagt: "So nicht mit mir. Ich bin ja kein 20jähriger." Das sei aber eine negative Ausnahme gewesen. Was die Stimmung im Osten drücke, sei nicht die wirtschaftliche Lage, sondern die grassierende Arbeitslosigkeit. Im Madgeburger Bereich erreiche die Quote 16 Prozent - Tendenz steigend.

Der 51jährige leitet die Personalentwicklung bei der Magdeburger Hochbau AG, mit 3500 Beschäftigten einer der größten Arbeitgeber in Sachsen-Anhalt. Die Treuhand will das Unternehmen aber in westdeutsche Hände übergeben. Und je mehr neue Eigner das sind, fürchtet Schnau, desto mehr Verbliebene von ehedem 9000 Menschen im ehemaligen Wohnbaukombinat müssen um ihren Arbeitsplatz fürchten. Denn dann sei zu erwarten, daß westdeutsche Konzerne sich nur die Filetstücke herausgriffen. Dabei laufe das Wohnungsbaugeschäft gut - allerdings nicht in Sachsen-Anhalt, sondern in Niedersachsen.

Schnau arbeitete sich zu DDR-Zeiten vom Motorschlosser auf dem zweiten Bildungsweg hoch zum promovierten Betriebswirt. Seit 20 Jahren beschäftigt er sich mit Aus- und Weiterbildung im Betrieb. Der Wendeprozeß hat für ihn eine persönliche Öffnung bedeutet. Er sagt im FR-Gespräch freimütig: "Unmittelbar nach der Wende hätte ich mit einem Alt- BRDler nicht so reden können wie mit Ihnen jetzt." Im Zusammenleben mit Wessis hat er erfahren, "daß alle nur mit Wasser kochen." Daß im Unterbewußten dennoch ein Sich-Zurück-Gesetzt-Fühlen verankert zu sein scheint, spricht aus seinem Satz zu Reuther: "Sie wohnen ja nun schon in Bochum."

Ein Ausbildungszentrum wie das von Degussa Wolfgang hätten sie "noch nie gesehen", sind Reuther und Schnau des Lobes voll. In Westbetrieben besteche Sauberkeit und Organisation. Zu DDR-Zeiten habe er dagegen mehr arbeiten müssen als Westkollegen, so Schnau, "weil ich mir auch meine Rohrleitungen selbst suchen mußte".

JOACHIM HAAS-FELDMANN

Suche nach Wegen aus der ökologischen Krise Polens

BAD VILBEL. Mit der ökologischen Krise Polens wollen sich Bad Vilbels Naturfreunde während eines Bildungsurlaubs vom 25. September bis 4. Oktober auseinandersetzen. Geplant sind Besuche in Breslau und Krakau. Bei Stadtrundgängen mit polnischen Umweltschutzgruppen werden den Teilnehmern und Teilnehmerinnen die Folgen des sauren Regens an historischen Gebäuden erläutert. Bei einer mehrtägigen Wanderung durch die Beskiden, einem Mittelgebirge im Süden Polens, werden die Ausmaße des Waldsterbens gezeigt. In Gesprächen mit Politikern und Umweltbeauftragten sollen Strategien und Lösungskonzepte für die ökologische Krise Polens entwikkelt werden. Das Naturfreunde-Angebot richtet sich an alle, die Anspruch auf Bildungsurlaub haben oder sich mit der Situation Polens auseinandersetzen wollen. Anmeldungen können noch schriftlich bei gleichzeitiger Anzahlung von 300 Mark (Gesamtkosten 610 Mark) bis 31. Juli an Norbert Nakoinz in die Bergstraße 18 in Bad Vilbel geschickt werden. cor

In Japan hapert es mit dem Selbstvertrauen Neuer Konjunkturbericht der Regierung kann das Stimmungstief nicht verjagen

Zum ersten Mal seit dem allmählichen Ende des "Heisei-Booms", der mehr als fünf Jahre gedauert hatte, stößt Nippons Regierung mit ihrer traditionellen Konjunkturprognose auf Skepsis. Die japanische Presse hat sich unausgesprochen auf den Standpunkt eingeschworen, dem Ökonomischen Weißbuch 1992 entweder keinen Glauben zu schenken oder zumindest Zweifel anzumelden. Für das Flaggschiff der Wirtschaftszeitungen, für Nihon Keizei, provoziert der Bericht "Mißtrauen vor Überoptimismus".

Dabei hat die Regierung ihre Zuversicht schon selbst ein gutes Stück zurückgenommen. Noch vor wenigen Wochen war davon die Rede, die konjunkturelle Talsohle werde nach den Sommerferien durchschritten. Spätestens im Herbst gehe es mit Nippons Wirtschaft wieder deutlich aufwärts. Nun ist dieser auch international mit großen Erwartungen herbeigesehnte Termin erst einmal auf das Ende des laufenden Fiskaljahres (31. März 1993) verschoben worden. Bis dahin legt sich das Kabinett nur auf die Unverbindlichkeit fest, daß "ein gravierender Konjunktureinbruch ebenso unwahrscheinlich ist wie ein rapider Höhenflug".

Nach Auffassung der für den Bericht federführenden staatlichen Wirtschaftsplanungsbehörde (EPA) ist die gegenwärtige Flaute eine "Korrekturphase", die nach der langen Hochkonjunktur, gekennzeichnet von beeindruckenden Zuwachsraten bei Industrieinvestitionen, am Bau und beim privaten Verbrauch, längst überfällig war. Daneben erwähnt EPA immerhin auch die "De-Inflation" am Kapitalmarkt, die den "spekulativen Wertzuwachs" an den Aktien- und Immobilienmärkten abbaue. Dieses japanische Amts-Chinesisch läßt sich wohl so interpretieren, daß mit einer weiteren Talfahrt an der Börse gerechnet wird.

Auch Nippons Regierung sieht Gefahren für die ökonomische Entwicklung, wenn die Notierungen noch tiefer fallen und damit "die Zukunftsentscheidungen wichtiger Unternehmen psychologisch belasten". Dabei gibt es bei etwas distanzierter Betrachtung wenig Anlaß für den schon fast panischen Pessimismus in der Wirtschaft. Die Arbeitslosenrate schwankt um international beneidenswerte zwei Prozent. Die Inflation hält sich in denselben Grenzen, und das derzeitige Wachstum von gleichfalls rund zwei Prozent würde - angesichts des dahinter steckenden Volumens - in vielen anderen Ländern als erfreulicher Aufschwung definiert. Außerdem: Japan erlebte eine beispiellose, 60 Monate dauernde Boom-Phase, die jährlich Steigerungsraten von über fünf Prozent hervorbrachte.

Die erwünschte Wiederbelebung versucht die Regierung durch großdimensionierte Vorhaben der öffentlichen Hand und durch niedrige Zinsen zu fördern. Auch Investitionen der Industrie zur weiteren Rationalisierung der Produktion gelten als unterstützungswerte Konjunkturlokomotiven. Da die ruhigere Entwicklung abgesehen von den Effekten, die auf die Rezession in den USA zurückgehen, "hausgemacht" ist und nicht - wie während der Ölpreiskrise Mitte der siebziger Jahre und bei der Yen-Aufwertung nach dem New Yorker Plaza-Akkord von 1985 - erstrangig von äußeren Faktoren abhängt, müßte die Nippon AG eigentlich ohne weiteres in der Lage sein, ihr Schiff wieder auf Erfolgskurs zu lenken.

Aber so einfach ist diese Richtung offenkundig nicht zu steuern, wenn die Stimmung erst einmal schlecht ist. An der Börse und auf der Straße wächst die Angst, und die Menschen beklagen nervös "Zustände wie nach dem Zweiten Weltkrieg", was natürlich maßlos übertrieben ist. Viele Japaner schnallen bereits den Gürtel enger - Kaufhäuser, Restaurants und Reisebüros berichten in diesem Sommer von rapiden Einbußen. Nippon mißtraut sich im Moment vor allem selbst, und die allgemeine Reaktion auf den jüngsten Konjunkturbericht beweist: die Regierung verfügt derzeit nicht über die Glaubwürdigkeit, um das nationale Stimmungstief durch amtlich verordneten Optimismus verdrängen zu können. RAINER KÖHLER (Tokio)

Schüsse am Schwanheimer Ufer Unbekannter Radfahrer schoß auf Spaziergänger

Ein etwa 20 Jahre alter Radfahrer hat am Schwanheimer Mainufer im Vorbeifahren einen 49jährigen angeschossen. Das Projektil, über dessen Kaliber noch nichts bekannt ist, verletzte das Opfer am Fuß. Die Tat, für die nach Aussage von Polizeisprecher Manfred Feist kein Motiv erkennbar ist und für die es in Frankfurt keine Parallele gibt, wurde bereits am Montag morgen verübt, jedoch erst jetzt im Polizeibericht gemeldet.

Der 49jährige, ein in Schwanheim wohnender Spanier, hatte am Wochenanfang einen Spaziergang am Main unternommen und sich dabei zur Entspannung auf eine Bank unterhalb der Schwanheimer Brücke gelegt.

Gegen 8.45 Uhr riß ihn ein Knall aus dem Halbschlaf und unmittelbar danach spürte er einen Schlag am Fuß. Als der Verletzte von der Bank hochschreckte, sah er einen Radfahrer, der sich auf dem Feldweg bereits ein Stück in Richtung Schwanheim entfernt hatte.

Dem Spanier wurde aus einer Entfernung von wenigen Metern der Spann des nackten Fußes durchschossen. Die Verletzung ist so schwer, daß der 49jährige stationär im Höchster Krankenhaus bleiben mußte. Bei der Spurensuche hofft die Polizei das Projektil mit Hilfe eines Metalldetektors zu finden.

Das Opfer konnte von dem Schützen nur eine vage Personenbeschreibung abgeben. Danach soll der Radler 1,70 bis 1,75 Meter groß sein und blonde Haare haben. Nach Aussage des Spaniers war er mit blankem Oberkörper unterwegs und lediglich mit bunten Shorts bekleidet.

Die Polize bittet Zeugen, die Aussagen zum Tathergang oder zur Person des Radfahrers machen können, um Kontakt mit den Telefonnummern 7 55 40 11 oder 7 55 40 40. habe

Streif kommt mit der GUS ins Geschäft

cri FRANKFURT A. M. Trotz steigender Baukosten kann der Fertighaus-Hersteller Streif über mangelnde Aufträge nicht klagen. Im ersten Halbjahr verbuchte er zum Beispiel ein Fünftel mehr Bestellungen für Ein- und Mehrfamilienbauten. "Wachstumsfördernd" sei vor allem die "hohe Nachfrage" aus den neuen Bundesländern, wo die Eifeler inzwischen "flächendeckend" mit Verkaufsstellen vertreten sind.

Aber nicht nur in dieser Sparte flutscht das Geschäft. So erhielt die Gruppe eine Order im Wert von 25 Millionen Mark, um ein Rehabilitationszentrum in der Nähe von Moskau zu errichten. Zwei zusätzliche Großaufträge aus der GUS gingen erst vor wenigen Tagen in der Abteilung Industrieanlagen ein. Im Rahmen des Bauprogramms zur Rückführung ehemals in der DDR stationierter russischer Soldaten soll Streif in Sibirien ein Sägewerk mit Leimholzproduktion sowie eine Türenfabrik im Kaukasus errichten. Der Gesamtwert dieser Projekte wird mit rund 100 Millionen Mark beziffert. Im Frühjahr 1994 sollen sie fertiggestellt sein. Damit hat das Unternehmen bislang 14 große Aufträge für Anlagen in der größten GUS-Republik im Volumen von 600 Millionen Mark erhalten.

Die ansonsten auf die Erstellung von Gebäuden spezialisierte Streif-Gruppe hat im vergangenen Jahr mit 1480 Beschäftigten den Umsatz um 4,2 Prozent auf 344 Millionen Mark gesteigert.

Rodgau-Fußball-Stadtmeisterschaften in Jügesheim SV einziger Landesligist Abschluß und Höhepunkt des Jubiläums am Dienstag mit OFC

Sportlich sind die Rodgauer Fußball- Stadtmeisterschaften etwas ins Zwielicht geraten, seit die Rodgauer Vereine beschlossen, daß Landesligist SV Jügesheim und die Bezirksoberligisten SV Weiskirchen und SG Nieder-Roden nur noch ihre "zweiten Garnituren" ins Rennen schicken dürfen. Diese Regelung steigert zwar die Chancengleichheit, doch das Niveau der Veranstaltung litt natürlich unter der Ausklammerung der höherklassigen Vereine. Nachdem mittlerweile der SV Jügesheim der einzige Landesliga-Vertreter ist, wäre die sportliche Kluft allerdings nicht mehr ganz so groß wie sie einmal war. Immerhin gibt sich der diesjährige Veranstalter, die TGS Jügesheim, alle erdenkliche Mühe, den "Kreisliga-Eintopf" attraktiv zu gestalten und scheint auf dem richtigen Weg. Die Jügesheimer feiern in diesem Jahr ihren "Vierzigsten" und sicherten sich aus diesem Grund das "Heimrecht". Die Veranstaltungsabschnitte beginnen am Freitag um 17.45 Uhr, Samstag, 13 Uhr, und am Sonntag um zehn Uhr.

Die erste wichtige Neuerung durch die TGS stellt der späte Termin dar. Statt am Ende einer strapaziösen Saison mit "Rumpfmannschaften" werden die acht Rodgauer Vereine in diesem Jahr mit allen Neuzugängen antreten können. "An diesem Termin paßt der Rodgau-Pokal optimal in die Saisonvorbereitung der Vereine", argumentiert Organisator Dieter Kley zurecht.

Auch von einer "Wochen-Veranstaltung" hält der TGS-Macher nichts. "Ich habe lieber an einem Wochenende den Sportplatz voll und auch eine dementsprechende Stimmung", meint Kley. Statt "Geisterspielen" rechnet er mit einem Besuch von 500 Fußball-Fans pro Tag, die eine tolle Kulisse abgeben würden. Auch rund um den Platz haben die Jügesheimer sich etwas einfallen lassen, um die Attraktivität zu steigern und hierbei nicht nur an die Fußball-Insider gedacht.

Für die "ganze Familie" hat Kley etwas zu bieten: Neben einer Hüpfburg und einem Karussell für die Kleinen ist am Sonntag ab 13 Uhr eine "Sportmodenschau" angesagt, die besonders das weibliche Geschlecht ansprechen soll.

Auch auf dem Rasen haben die Jügesheimer erfreulicherweise die Frauen nicht vergessen: Am Samstag um 19 Uhr stehen sich die Frauen-Mannschaften der TSG Wölfersheim (Oberliga Hessen) und vom BSG Dresden gegenüber und werden den Zuschauern beweisen, daß Fußball nicht nur "Männersache" ist. An einer Torwand und einem Radarmeßgerät (mißt die Schußstärke) können sich die Besucher selbst sportlich betätigen.

Um ein Zeichen zu setzen, gewähren die Jügesheimer Frauen und Kindern freien Eintritt. Für Männer kostet die Tageskarte sechs, die Dauerkarte zehn Mark.

Kostenfrei dürfen sich die Rodgauer auf die Duelle der "Ersten" am Freitag ab 17.45 Uhr einstimmen, wenn auf dem Sportgelände "Kontrastprogramm" angesagt ist: Die A-Jugendteams und die "Alten Herren" ermitteln das beste Team der Stadt. Zu Ehren der Jügesheimer AH, die es seit 20 Jahren gibt, gastiert am Sonntag (15 Uhr) dann auch das Offenbacher Traditionsteam "Waldies" in Jügesheim und tritt gegen die TGS-Mannschaft an.

Es werden, soviel ist gewiß, alle Altersgruppen bei der TGS angesprochen, auch wenn sportliche "Schmankerln" nicht zu erwarten sind. Angesichts des ausgeglichenen Teilnehmerfeldes ist aber ein spannender Kampf um den Wanderpokal zu erwarten. Als weiteren Anreiz steuert TGS-Werbepartner Sporthaus Berger einige wertvolle Sachpreise bei.

Ein fußballerischer Leckerbissen wird den Fans dafür als "Dessert" am Dienstagabend geboten. Zum Ende der Festivitäten zum 40. Geburtstag hat die TGS Oberliga-Spitzenreiter Offenbacher Kikkers zu Gast. Die mit prominenten Namen bestückte Kickers-Elf mißt sich mit dem Team der Gastgeber. Dieser Vergleich sollte wenigstens ebensoviele Fußballfreunde an den Spielfeldrand locken wie die Rodgauer Stadtmeisterschaften am Wochenende. jbp

Millionenbeute am Flughafen Wieder fünf Diebstähle / Computerteile, Uhren und Zigaretten

Beute im Wert von mehr als 1,5 Millionen Mark machten Unbekannte in den vergangenen Tagen auf dem Flughafen. Die Täter sucht die Polizei im Umfeld des Rhein-Main-Frachtbereichs. Im Zusammenhang mit anderen Diebstählen sind in diesem Jahr dort bereits sechs Mitarbeiter festgenommen worden.

Aus einem Lager wurden zwischen dem 17. und 21. Juli zwei Kartons mit etwa 1000 Computer-Prozessoren der Marke Intel gestohlen. Laut Polizei stellt die Beute einen Wert von rund 700 000 Mark dar. Zwischen dem 18. und 20. Juli wurden fast 1600 Uhren der Marke Rado - Wert 750 000 Mark - entwendet. Die Uhren lagerten in sechs Kisten; drei davon wurden aufgebrochen und leer auf dem Flughafen-Vorfeld gefunden, die übrigen drei fehlen gänzlich.

Auch auf Postsäcke der US-Militär-Luftpost haben es Diebe abgesehen. Am 24. Juli wurden am Schwanheimer Unterfeld, nahe des Höchster Weges, drei aufgeschnittene Säcke gefunden, daneben zerrissene Postsendungen. Die Polizei nimmt an, daß insgesamt fünf Postsäcke verschwunden sind und daß es den Tätern um Geld und Wertsachen ging.

Im vorerst jüngsten Fall - in der Nacht zum Dienstag - holten Einbrecher aus einem Flughafen-Lager Zigaretten der Marken HB und Marlboro, die für den zollfreien Verkauf bestimmt waren. Wert der Beute laut Polizei: 80 000 Mark. Abtransportiert wurde das Diebesgut nach der Vermutung der Ermittler mit einem VW LT Hochraumkastenwagen, der in derselben Nacht verschwand (Wert 20 000 Mark). Das Fahrzeug in den Farben der Flughafen-AG wurde möglicherweise mit dem ebenfalls am Flughafen gestohlenen Kennzeichen F - LY 605 versehen. In allen Fällen bittet die Polizei um Zeugenaussagen unter den Telefonnummern 69 42 42 oder 755 40 40. tom

Tennis-Regionalligist TP Rosbach will erneut die Aufstiegsrunde erreichen Mit Teamgeist gegen Konkurrenz bestehen Morgen beginnt die Medenrunde / Christoph Back übernimmt den Part von Wolfram Knobling

"Aller guten Dinge sind drei", sagt man, und an diese "Lebensweisheit" glauben die Tennisasse des Tennispark Rosbach nur allzu gerne. Denn vor Beginn der diesjährigen Medenrunde am morgigen Samstag haben sie sich zum Ziel gesetzt, zum drittenmal in Folge die Aufstiegsrunde zur Bundesliga respektive einen der beiden vorderen Ränge in der Regionalliga zu erreichen. Nachdem die "Shootingstars" des Jahres 1990 im vergangenen Jahr ihre Leistung stabilisieren konnten, ist in diesem Jahr ein ganz "heißer Fight" um die vorderen Ränge zu erwarten. Als Titelfavorit gilt das Team aus Ravensburg, das sich hervorragend verstärkt hat - mit einem ehemaligen Rosbacher. "Wolly" Knobling wird nicht nur die Konkurrenz verstärken, er wird den Rosbachern in der Medenrunde auch fehlen. Rotenbühl Saarbrücken, Waiblingen, Ludwigshafen und die Rosbacher gelten als Anwärter auf den zweiten Rang, der ja auch zur Endrundenteilnahme berechtigt. Der Teamgeist, die Einsatzbereitschaft und das Engagement, eben die altbekannten Rosbacher Tugenden, könnten am Ende den Ausschlag zugunsten des Tennisparks geben. Und auch die Rosbacher Fans haben sich in der Regionalliga mittlerweile einen "Namen" gemacht. Die Mannschaft präsentiert sich nach dem Weggang von Knobling in veränderter Formation. Die Nummer eins bleibt Publikumsliebling Lars Wahlgren, der in sein fünftes Tennispark-Jahr geht. Der Schwede präsentierte sich zu Beginn des Jahres in Topform, als er bei den "Australien Open" Derrick Rostagno und Brad Gilbert (Nr. 17 der Weltrangliste) schlug. Den Part von Wolfram Knobling übernimmt Christoph Back, ein "Newcomer" im Tennispark-Dreß. Der 22jährige ist derzeit die Nummer 108 in Deutschland und sammelte in Karlsruhe bereits Regionalliga-Erfahrung. Michael Franken rückt von der Vier auf die Drei. Der engagierte Kämpfertyp hat noch nicht den Zenit seiner Fähigkeiten erreicht, nimmt auf der Deutschen Rangliste derzeit Rang 121 ein. Doch von dem 22jährigen ist noch einiges zu erwarten. Die Position getauscht mit Franken hat Falk Fraikin, denn er rutschte in der Rangliste auf 156 ab. Grund hierfür war unter anderem das Abitur. Daß er sich nun wieder ganz und gar auf Tennis konzentrieren kann, schlug sich bereits Anfang des Jahres mit einem Sieg bei den Hessischen Hallenmeisterschaften nieder. Marjan Stamm, zweiter Neuzugang an Nummer fünf, ist ein "echter Hesse". Höchst, Palmengarten und Kronberg heißen die bisherigen Stationen des Youngsters. Von den technischen Qualitäten des Allrounders ist Teamchef Bernd Schuck überzeugt. Für Stamm gilt es, seine Regionlliga-Tauglichkeit unter Beweis zu stellen und sich zu etablieren. Die Rolle "Bank an der Sechs" will Christian Schmitt weiterhin übernehmen. Der clevere Routinier ist immer für eine Überraschung gut. In der Vorbereitungsphase gewann er die stark besetzten Bezirksmeisterschaften, um dies zu unterstreichen. Und unterstreichen will nun das Rosbacher Team auch seinen Anspruch darauf, eines der Spitzenteams der Regionalliga zu sein. Die erste Bewährungsprobe steht morgen mit der Heimpremiere gegen den KETV Karlsruhe an. Ab 11 Uhr wird sich das neue Rosbacher Team erstmals den Fans präsentieren und hoffentlich seiner Favoritenrolle gerecht werden. ina

In Offenbach geht es am Wochenende um die deutschen Meister in der Rollstuhl-Leichtathletik Weltrekorde können leider keine Anerkennung finden Dazu fehlt ein technischer Delegierter / Sportanlage Tambourweg auch Durchgangsstation für die Paralympics in Barcelona

Wenn sich an diesem Wochenende in Offenbach Deutschlands beste Rollstuhl-Leichtathletinnen und -Leichtathleten zum Wettkampf treffen, dann ist das nicht zuletzt der Unterstützung eines Mannes zu verdanken. Ernst Edlinger, der Vorsitzende des Leichtathletik-Bezirks Frankfurt, war es, der sich - in seiner primären Funktion als Vorsitzender des Offenbacher Leichtathletik-Clubs (OLC) - spontan bereit erklärte, die Ausrichtung der 14. offenen deutschen Leichtathletik-Meisterschaften der Rollstuhl-Sportler zu übernehmen. Er hatte einen Bittbrief des Veranstalters, des Deutschen Rollstuhl- Sportverbandes (DRS), positiv beantwortet. Damit war die größte Hürde genommen.

"Wir sind Ernst Edlinger sehr dankbar. Hätte er nicht zugestimmt, wären die Meisterschaften wohl ausgefallen", erklärte Christel Wittmann. Die DRS-Fachwartin für den Bereich Rollstuhl-Leichtathletik beklagt in diesem Zusammenhang die mangelnde Unterstützung der deutschen Vereine. "Rollstuhl-Leichtathletik wird in kaum einem Verein angeboten. Somit sind die Teilnehmer in Offenbach alle Individualisten, die wenig unterstützt werden. Selbst finanzstarke Großvereine haben kein Geld dafür. Die Rollstuhl-Leichtathleten bekommen oft noch nicht einmal Informationen weitergeleitet."

Rund hundert der besten in- und ausländischen Leichtathletinnen und Leichtathleten werden sich auf der Sportanlage Tambourweg/Heusenstammer Weg (Samstag, 14 Uhr; Sonntag, 10 Uhr) zum Kräftemessen einfinden. Es werden Gäste aus Belgien, Dänemark, Holland und Kuwait erwartet. Kurzfristig haben sich auch neun Startwillige aus England und ein Schweizer angemeldet. Jüngster Teilnehmer wird der sechsjährige Al Hassane sein, der über 100 Meter startet. "Der Junge hat sich im vergangenen Jahr auf der Reha- Messe in Düsseldorf in einen Schnellfahr-Rollstuhl für Kinder gesetzt und war fünf Tage lang nicht mehr rauszubekommen. Seitdem ist er ein begeisterter Schnellfahrer", erzählt Christel Wittmann.

Neben den insgesamt sieben Fahrdisziplinen und den beiden Staffeln gehört auch das Diskus- und Speerwerfen sowie das Kugelstoßen zum Meisterschaftsprogramm. Gestartet wird in drei verschiedenen Altersklassen. Die Wertung erfolgt in vier dem Grad der Behinderung zugeordneten Kategorien.

Den Titelkämpfen kommt in diesem Jahr besondere Bedeutung zu. "Einige Athleten haben ihre letzte Chance, sich für die vom 3. bis 14. September in Barcelona stattfindenen Paralympics zu qualifizieren", erläutet Christel Wittmann. Zwar seien schon 17 Athleten aufgrund ihrer letztjährigen Leistung vornominiert worden, "doch daran wird sich sicherlich noch etwas ändern", glaubt die 38jährige Physiotherapeutin. Für einige wenige sind die Meisterschaften in Offenbach lediglich "Durchgangsstation" auf dem Weg nach Barcelona.

In Barcelona bereits Station gemacht hat dagegen die Ravensburgerin Barbara Maier. Die zweifache Weltmeisterin wird am Sonntag an einem Einlage- Rennen über 800 Meter im Rollstuhl- Schnellfahren während der olympischen Leichathletik-Wettbewerbe teilnehmen. "Damit wird sie stellvertretend für alle Behindertensportler Deutschlands an den Start gehen", betonte Christl Wittmann. Die zweifache Silbermedaillen-Gewinnerin der Winter-Paralympics von Albertville/Tignes hatte sich in einem Ausscheidungsrennen in New Orleans qualifiziert, das während der Qualifikationsveranstaltung von Carl Lewis und Co. stattfand.

Aber auch ohne Barbara Maier werden die Konkurrenzen in Offenbach auf einem hohen Niveau stehen, denn neben den deutschen Spitzenkönnern haben sich auch internationale Top-Athleten angesagt. So wird beispielsweise die dreifache Weltrekordhalterin Ingrid Lauridsen aus Dänemark in der Schadensklasse T 3 ihr Können unter Beweis stellen. Am Start auch die fünffache Weltrekordlerin Yolande Hansen vom RSC Bad Wildungen, die in der Schadensklasse T 2 alle Bestleistungen von 100 bis 1500 Meter hält. Die 39jährige Marianne Buggenhagen aus Berlin hält die derzeitigen Welt-Bestmarken im Diskus- und Speerwerfen sowie im Kugelstoßen. Der Langstreckler (5000 und 10 000 Meter) Heinrich Köberle von der RSG Heidelberg-Schlierbach geht als zweifacher Weltrekordler ins Rennen. Das erlesene Feld wird durch fünf weitere "einfache" Weltrekordler, 31 männliche und 19 weibliche deutsche Rekordhalter sowie mehrere Jugend- und Senioren-Beste komplettiert. In Offenbach trifft sich also die "Crème de la crème" der deutschen Rollstuhl-Leichtathletik.

Einziger Repräsentant des Rhein-Main-Gebietes wird der vierfache Senioren-Beste Johannes Klein (RSC Frankfurt) sein. Allerdings: Weltrekorde wird es in Offenbach nicht zu bestaunen geben. "Wir konnten keinen technischen Deligierten bekommen", erklärt Christel Wittmann. Seitdem bekannt wurde, daß die US-Athleten ihre Weltrekorde verbotenerweise auf Asphaltboden erzielt hatten, wurde eine technische Kommission eingerichtet. Diese Komission ist allerdings hoffnungslos unterbesetzt. Dennoch: Für spannenden, attraktiven Sport ist in Offenbach gesorgt. Auch ohne offiziell anzuerkennende Weltrekorde bleibt die Leistung bestehen. odo

Donnerstag, 30. Juli

Vorträge / Diskussione Lesbisch Schwules Jugendtreffen: 11 Uhr, Diskussion mit betroffenen Strichern & obdachlosen Jugendlichen - "Out - und dann?"; Veranstaltungszelt im Ostpark. Literatur Lesbisch Schwules Jugendtreffen: 18 Uhr, Lesung Eva Stäbler; Veranstaltungzelt im Ostpark.Kinder Merian-Spielplatz, Bornheim: 13 bis 18 Uhr, Ferienspielaktionen (6 bis 14 J.). Sonstiges Schach-Senioren-Gruppe, Sozialzentrum Marbachweg, Cafeteria: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin. City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

Hausfrauen-Bund: 14 Uhr, Handarbeitskreis; Brentano-Haus. Märkte Bockenheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Bockenheimer Warte. Apotheken Folgende Apotheken sind von Donnerstag, 8.30 Uhr, bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Altkönig-Apotheke, Niddagaustraße 73, Tel. 78 36 39; Ahorn-Apotheke, Griesheim, Waldschulstraße 43 a, Tel. 38 24 86; Bären-Apotheke, Höchst, Königsteiner Straße 12, Tel. 31 34 19; Bonameser Apotheke, Bonames, Homburger Landstraße 667, Tel. 50 13 63; Falken-Apotheke, Ginnheim, Ginnheimer Landstraße 125, Tel. 53 15 52; Hans-Thoma-Apotheke, Sachsenhausen, Schweizer Straße 23, Tel. 62 33 60; Löwen-Apotheke, Zeil 65-69, Tel. 29 52 02; Luisen- Apotheke, Rothschildallee 20, Tel. 45 66 77; Sonnen-Apotheke, Bergen-Enkheim, Westpreußenstr. 14, Tel. 0 61 96 / 3 19 19; Wolf-Apotheke, Eschersheimer Landstraße 87, Tel. 55 01 88. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42.

Zahnärztlicher Notdienst

Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen.

Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr)

Dr. Bodo von Rhein, Jacques-Offenbach-Straße 14 b, Offenbach, Telefon 84 64 28.

Danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").Anwaltsnotdienst in Strafsachen

(24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83.

Telefonberatungen Tag und Nacht

Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern

Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112

Überfall 110

Polizei 75 51

Krankentransport 49 00 01 - 4

Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33

ADAC-Pannenhilfe 1 92 11

ACE-Pannenleitstelle 1 92 16

AvD-Pannennotruf 6 60 66 00

VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366

Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz Telefon 0 61 31 / 23 24 66

Drogennotruf 62 34 51

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche.

Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben.

- ohne Gewähr -

Das Wetter

FRANKFURT A. M., 29. Juli (FR). Sonnenschein, mitunter auch Bewölkung und im Osten sowie im Alpenraum Wärmegewitter, sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 26 und 30 Grad im Norden und bis 35 Grad im Süden. Aussichten: Wechselnde Bewölkung, einzelne gewittrige Regenfälle.

(Siehe auch Lokalteil)

Heute beim Gaukler-Treck, morgen in der Schleichenbach

Am heutigen Donnerstag zieht das FR-mobil mit dem Gaukler-Treck auf den Dorfplatz in Altweilnau. Die FR ist mit dabei, wenn ab 19.30 Uhr Jugendliche aus Frankreich, Spanien, Brandenburg und dem Usinger Land Theater machen, Musik spielen und Zirkusnummern aufführen.

Morgen, Freitag, rollt das FR-mobil in die Schleichenbach-Siedlung nach Usingen.

Im Neubaugebiet, zwischen Getränkemarkt und Supermarkt, macht die FRANKFURTER RUNDSCHAU ab 15.30 Uhr Station.

Wir wollen von Neu- und Altbürgern erfahren, wie es sich in Usingen wohnt und lebt. FR

Plädoyer für Freude an Erotik Mike Mathes zeigt aber auch die Angst vor dem Zerfall

GELNHAUSEN. "Manchmal entstehen Linien, die ich überhaupt nicht plane, Schatten, die eigentlich gegen die althergebrachten Regeln der Kunst verstoßen," erklärt Mike Mathes die seltsam anmutenden Brüche in seinen Porträtzeichnungen. "Vielleicht", fügt der 30jährige hinzu, "sind es Schatten, die auf der Seele liegen."

Einmal über der Augenbraue und ein anderes Mal auf der Linie zwischen Kinn und Ohr sind mit leichtem Bleistiftstrich die erhabenen Partien im Prägemuster des Zeichenkartons als Rasterflächen markiert, erscheinen diese Passagen als stellenweise hindurchscheinende Netz-Haut oder auch wie Heftpflaster aufgebracht. Für Mathes sind das "sensible Elemente", die "besondere Linien oder empfindliche Zonen" betonen sollen.

Der Künstler, der in Gelnhausen wohnt, hat für seine Ausstellung in der Galerie Ambiente, einen engen thematischen Zusammenhang gewählt. Sie ist der AIDS-Hilfe gewidmet und die Bilder handeln vom Schwulsein, von Sexualität, Erotik und AIDS-Gefahr. Die thematische Bindung sei bewußt gewählt worden, sagt Galeristin Angelika Gründel, "auch weil sonst kaum Gelegenheit besteht, diese Werke zu zeigen".

Mathes, selbst mit HIV infiziert, will seine künstlerische Arbeit als Plädoyer für das Leben verstanden wissen, als Beitrag gegen die nach seiner Erfahrung weit verbreitete Haltung in dieser Gesellschaft, daß man "am besten tot sein soll", um Unterstützung und Zuwendung zu erhalten. Die Sprachlosigkeit müsse sich auflösen, formuliert er sein wichtigstes Ziel, "so daß man über die Sensibilität spricht, über das Leben und die Freude daran". Mathes tritt engagiert ein für die schwule Sache und erklärt dabei ihre Problematik. In einigen seiner Bilder hat er Idealtypen der Szene vom Stricher bis zum Leder-Softie dargestellt. Spannungsreiche Zeichnungen sind das, indem sie auf einander überlagernden und durchdringenden Ebenen die Ambivalenz der gemeinten Charaktere aber auch die widersprüchlichen Gefühle des Künstlers offenbaren.

Die Freude an der Erotik auf der einen und die Angst vor dem körperlichen Zerfall auf der anderen Seite ziehen sich leitmotivisch durch diese Typengalerie, deren Erschaffer ebenso idealisierend schwärmerisch die Oberfläche zu betrachten scheint wie er sie gleichzeitig zweifelnd zu durchdringen und in Frage zu stellen vermag.

Mathes hat drei Jahre an der Städelschule Frankfurt studiert, sodann an der Natur und an Werken alter Meister, was er nicht verbirgt. Impulse gaben Interpretationen schwuler Fotografien und eine Zeit des Zeichnens in der schwulen Subkultur. Mathes ist ehrenamtlicher Mitarbeiter der AIDS-Hilfe, an die er 30 Prozent des Erlöses aus dem Verkauf seiner Bilder abführt. Seine Ausstellung in der Galerie Ambiente, Alte Schmidtgasse 1, ist bis zum 20. August zu sehen, dienstags bis freitags von 9 bis 12 und 14 bis 18 Uhr, samtags von 10 bis 13.30 Uhr. lex

Auf einen Blick

Seite II HOCHTAUNUSKREIS. Ferienzeit - Reisezeit. Wie ist es um den Tourismus im Taunus bestellt? Typischer Taunusbesucher ist weit über die 40. "Sanfter Tourismus" soll neue und jüngere Urlauberschichten ansprechen.Seite III KRONBERG. Auf der Suche nach dem jugendfreundlichen Kronberg: FR-mobil macht im Recepturhof Halt. Bürgermeister Wilhelm Kreß stellt sich den Fragen der jungen Leute. Seite IV LOKALSPORT. Für die Tennis-Herren des TC Bad Homburg beginnt am Wochenende die Punktrunde in der zweithöchsten deutschen Spielklasse.

Fenster stand weit offen: Gelegenheit macht Diebe

BAD VILBEL/KARBEN. Gelegenheit macht Diebe. Ein Sprichwort, das besonders zur Sommerzeit für Einbrecher gilt. So stieg in der Nacht zum Mittwoch ein Unbekannter durch das offene Fenster eines Reihenhauses "Am Römerbrunnen" in Massenheim und entwendete Bargeld, Kreditkarten und eine goldene Herrenuhr im Wert von 3000 Mark.

Vermutlich derselbe Täter suchte auch ein Reihenhaus am Hessenring in Karben auf. Hier stahl er eine Geldbörse mit 30 Mark. cor

Wirtschaftsminister übergibt Design-Preise

Der Bundespreis Produktdesign wird am Samstag, 22. August, von Jürgen Möllemann, dem Bundesminister für Wirtschaft, vergeben. Prämiert werden in diesem Jahr der Taschenrechner World Traveller ET 88 von Braun, das Flugzeugcockpit 328 von Dornier und der Scheinwerfer Emanon 76067 von Erco-Leuchten. Auch das "Griffprogramm Jasper Morrison" von Franz Schneider Brakel, die B 40 Blasformmaschine von Krupp und das Banksystem Tubis von Wilkhahn, Wilkening und Hahne werden ausgezeichnet. Weitere sieben Produkte erhielten eine Anerkennung.

Gestiftet wurde der Preis zur Förderung der Gestaltung von Produkten der Industrie und des Handwerks, die Kriterien wie innovative Gestaltung, technisch-funktionale Leistung, die Verwendung neuer Materialien und Umweltfreundlichkeit erfüllen. Mit dem Preis werden alle zwei Jahre Serienprodukte von einer Jury des Deutschen Design- Rats/Rat für Formgebung ausgezeichnet.

Auf der Herbstmesse vom 22. bis 26. August werden die prämierten Produkte in der Halle 5.1/6.1 zu sehen sein. orf

Nachrichten-Börse

Billigere Importe bremsen Teuerung Die Importe der alten Bundesländer waren im Juni um drei Prozent billiger als vor einem Jahr. Im Mai hatten die Einfuhrpreise um 2,5 Prozent tiefer gelegen. Im Vergleich zum Vormonat gingen sie im Juni um 0,4 Prozent zurück, wobei zum Beispiel Rohkaffee um 8,6 Prozent günstiger importiert wurde. Dollar fällt um halben Pfennig Der Kurs des US-Dollar wurde in Frankfurt gestern mit 1,4734 Mark festgestellt gegenüber 1,4785 am Dienstag. IWF dementiert Wachstumsbremse Der Maastrichter Vertrag zur Wirtschafts- und Währungsunion in Europa werde schon von 1994 an für zusätzliches Wachstum sorgen. Ein Sprecher des Internationalen Währungsfonds (IWF) dementiert damit Zeitungsberichte, wonach eine Studie seines Hauses Einbußen für die nächsten vier Jahre erwarte. Kanada für Freihandelszone Die kanadische Regierung will dem vorliegenden Vertragsentwurf für eine Freihandelszone mit den USA und Mexiko zustimmen.

Die verspätete Roßkur des Glücksritters Ross Perot Ein Nichtmehrkandidat gibt mit seinen Sparvorschlägen den Bewerbern um das Amt des US-Präsidenten die Themen vor

Ross Perot ist der erste Amerikaner, der als Präsidentschaftsbewerber zurücktrat, ehe er überhaupt für das Amt im Weißen Haus kandidiert hat. Nun will der milliardenschwere Geschäftsmann aus Texas der erste US-Bürger werden, der am Präsidentschaftswahlkampf teilnimmt, ohne Kandidat zu sein. Sein Plan zur Beseitigung des Haushaltsdefizits wird jedenfalls lebhafter diskutiert als die synthetisch-symbolischen Fernsehauftritte der tatsächlichen Präsidentschaftsbewerber.

Keine Frage, der Mann, der im Frühjahr plötzlich aus dem intellektuellen Vakuum einer TV-Talkshow ins Rampenlicht des Wahlkampfes trat und sich aus selbigem vor zwei Wochen ebenso unerwartet

Von Rolf Paasch (Washington)

wieder verabschiedete, hat in seiner kurzen politischen Karriere einige Kunststücke fertiggebracht. Er hat als Milliardär eine Basisbewegung kreiert, wie dies in den USA noch keinem Revolutionär gelungen ist. Er hat als Amateur und Unabhängiger den Profis des etablierten Parteiensystems einen gehörigen Schrekken eingejagt. Dies hatten in der Vergangenheit nicht einmal die Kandidaten einer dritten Partei vermocht. Und er mag mit seinem drastischen Haushaltsplan den kommenden Wahlkampfdebatten jetzt einen Rahmen und eine Richtung geben, den sie ohne Ross Perot nicht gehabt hätten: den Anflug einer ehrlichen Auseinandersetzung über das allgemeine Über-die-Verhältnisse-Leben der Vereinigten Staaten.

Selbst wenn Perot im Herbst aus aller Munde verschwunden sein sollte, hat er mit seinem Auftritt den USA in diesem so ungewöhnlichen Wahljahr einen Spiegel vorgehalten, dessen nachträgliche Betrachtung dem Land nicht schaden würde. Daß sich ein unabhängiger Kandidat in diesen Zeiten der Politikverdrossenheit, wo sich ein handlungsunfähiger demokratischer Kongreß und ein handlungsunwilliger republikanischer Präsident zur Tatenlosigkeit die Hände reichen, als populär erweist, war ja eigentlich ein positives Zeichen. Perot zeigte mit jener Mischung aus Charisma, Bodenständigkeit und entwaffnender Ehrlichkeit Eigenschaften, an denen es den Herren Bush und Clinton mangelt. Daß aber ein Drittel der Meinungsbefragten einem Heilsprediger wie Perot monatelang wie eine Hammelherde hinterherlief, ohne auch nur die geringste Ahnung über dessen politische Zielvorstellungen zu haben, ist dagegen eher beunruhigend.

Es zeigt unter anderem, wie geblendet dieses Amerika nach den achtziger Jahren von Reichtum und Geld ist, wenn es einem aus dem Nichts gekommenen Präsidentschaftskandidaten Qualifikationen zuspricht, als kämen diese proportional zu seinem Reichtum. "In einer Gesellschaft, die Geld zu ihrem Gott erklärt hat", so schreibt Lewis Lapham in Harper's Magazine über den besonderen Appeal des Ross Perot, "kann sich der Reiche das Auftreten und die Umgangsformen eines Königs leisten." Im Falle Perots war es ein Wahlkampf ohne Programm. Und wenn er sich mit seinem selbstverdienten Wahlkampfvermögen von 100 Millionen Dollar seine Unabhängigkeit vom korrupten politischen Prozeß erwerben konnte, dann war auch dies seinen Anhängern nur recht. Daß sich Perot hier anschickte, die Demokratie - deren entartete Form ihm und vielen anderen nicht mehr paßt - einfach zu kaufen, dies schien dabei kaum einen zu stören.

Auch andere Fragen über die zweifelhafte Attraktivität des Computer-Tycoons wurden nie gestellt. Beispielsweise: Wieso sollte ausgerechnet ein Geschäftsmann, der seinen Reichtum über die geschickte Ausbeutung staatlich finanzierter Sozialprogramme angehäuft hatte, nun dem Staat erklären, wo er denn in Zukunft zu sparen hat? Dies spricht freilich weniger gegen die Person des Ross Perot, als vielmehr gegen eine Wahlkampfkultur, die nur noch stromlinienförmige (Bush/Clinton) oder sonderliche Kandidaten (Reagan/Perot) hervorzubringen scheint. Eine Wahlkampfkultur, die Perot bezeichnenderweise zum Rücktritt zwang, noch ehe er seinen ersten konstruktiven Beitrag zur politischen Diskussion vorlegen konnte: einen Fünfjahresplan zur Beseitigung des Haushaltsdefizites, der drastische Einsparungen und Steuererhöhungen vorsieht.

Denn im Gegensatz zu Ronald Reagan, der noch 1984 den steuerfreien Himmel auf Erden versprach, zu George Bush, der seinen "No new taxes"-Schwur im vergangenen Jahr brechen mußte, und zu Bill Clinton, der die Haushaltsprobleme mit einer Steuer für die reichsten zwei Prozent der Bevölkerung beseitigen will, konfrontiert der Nichtmehrkandidat Perot die US-Bürger mit der traurigen Wahrheit: Ohne schmerzhafte Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen wird das Defizit nicht abzubauen sein. Perots Plan, der konkreter ist alle bisherigen Versuche zur Reduzierung des Budgetdefizits, sieht im einzelnen vor: Erhöhung der Einkommenssteuer von 31 auf 33 Prozent, Kürzung des Militäretats um zusätzliche 40 Milliarden Dollar, drastische Erhöhung des Benzinpreises über fünf Jahre - und Kürzung der Sozialausgaben und Subventionen für die nicht bedürftige Mittelklasse von insgesamt 300 Milliarden Dollar. Kurzum ein Plan, "der nie das Tageslicht gesehen hätte", so der ehemalige Carter-Berater Barry Bosworth, "wenn Perot im Rennen geblieben wäre". Obwohl dieser Wahlkampf nur Kandidaten mit nichtssagenden Programmen oder ernst zu nehmende Vorschläge ohne Kandidaten zuzulassen scheint, versuchen die ehemaligen Anhänger Perots und einige unabhängige Geister beider Parteien, jetzt das Vermächtnis des ausgestiegenen Milliardärs zu retten. Sie wollen seinen Plan, das Vier-Billionen- Dollar-Defizit der USA bis zum Jahr 1998 in ein Plus von acht Milliarden zu verwandeln, zur Richtschnur für George Bush und Bill Clinton machen.

Doch kaum hat die Debatte über das langjährige Tabu des Haushaltsdefizits begonnen, da bekommt sie schon jene heilsbringerischen Züge, die auch der Perotschen Kampagne innewohnten. So als läge in einem formal ausgeglichenen Etat der Schlüssel zur Lösung allen amerikanischen Übels. Schon warnen konservative Volkswirtschaftler wie der ehemalige Präsidentenberater Herbert Stein vor einem "Defizitterror", verweisen liberale Ökonomen auf die wachstumsschädigenden Wirkungen von Ross' Roßkur. In der Tat muß der Aufzehrung des Billionen- Budgets durch die Selbstbedienungsmentalität der Mittelklasse ein Ende gesetzt werden. Schließlich waren die staatlichen Transferzahlungen ursprünglich für die wirklich Bedürftigen vorgesehen und nicht zur Finanzierung eines Steuervorteils beim Eigenheimbau. Auch können sich die USA kaum noch jährlich 200 Milliarden Dollar für die Tilgung des Mammutdefizits leisten. Drastische Schritte zur Schuldenreduzierung müssen also in jedem Fall unternommen werden.

Ob allerdings die von Perot beschriebene Radikalkur unbedingt in der gegenwärtigen Wachstumsschwäche begonnen und in fünf Jahren abgeschlossen werden muß, ist eine ganz andere Frage. Ross Perot hat jedenfalls nach seinem Rückzug aus der Politik zu einer längst überfälligen Diskussion den Anstoß gegeben. Wenn es dem demokratischen Präsidentschaftsbewerber Bill Clinton gelingen sollte, diese Anregungen aufzunehmen und in ein radikales, aber auch realistisches Wahlprogramm einzubetten, wird er die kommende Wahl gewinnen. Nicht zuletzt dank Ross Perot.

Kind schwer verletzt

OFFENBACH. Schwere Verletzungen an den Beinen erlitt ein siebenjähriges Mädchen, als es am Dienstag abend in der Bieberer Straße nach dem Aussteigen aus einem Linienbus von dem Fahrzeug überrollt wurde. Wie die Polizei gestern mitteilte, war das Kind aus ungeklärter Ursache zu Fall gekommen. hf

Kein Hinweis auf C-Waffeneinsatz

NEW YORK, 29. Juli (AFP). UN- Experten haben bei einem Besuch im Kaukasus keinen Hinweis auf einen Einsatz von Chemiewaffen durch Armenien entdeckt. Das wurde am Sitz der UN in New York mitgeteilt. Aserbaidschan hatte Armenien beschuldigt, bei Kämpfen in Nachitschewan C-Waffen eingesetzt zu haben.

Exklusiv-Interview mit Fernseh-Sportler Felix K. Immer "live" im Bilde Gold für Olympia / Silber für den Marathon in Zeitlupe

Durch immer mehr Sportübertragungen auf dem Bildschirm hat sich eine neue Disziplin aufgetan, der Fernsehsport. Unserem Mitarbeiter Manfred Poft gelang es, ein Gespräch mit dem Topathleten dieser Branche zu führen.

FR: "Sie befinden sich zur Zeit in absoluter Topform?"

Felix: K.: "Das ist richtig, mein Saisonhöhepunkt sind nun einmal die Olympischen Sommerspiele in Barcelona, 16 Tage lang, 10 Stunden täglich, eine riesige Herausforderung!"

FR: "Wie haben Sie sich auf dieses Ereignis vorbereitet?"

Felix K.: "Zuerst hattte ich ein Höhentrainingslager geplant. Doch im Hotel hätte es nur einen Gemeinschaftsfernsehraum gegeben, da hab'ich nein gesagt. Ich bin Profi, brauche konzentrierte Vorbereitung, die war in diesem Fall nicht gewährleistet. Ein Dieter Baumann trainiert ja auch nicht mit irgendeinem Lauftreff." FR: "Also?"

Felix K.: "Bei der Fußballeuropameisterschaft im Juni habe ich mich einem ersten Formtest unterzogen. Leider nur 15 Live-Übertragungen, die UEFA müßte das Endturnier endlich auf 16 Mannschaften ausweiten, wir TV-Sportler werden doch sonst gar nicht richtig gefordert!"

FR: "Aber in den Kabelprogrammen wird doch ständig Sport gezeigt."

Felix K.: "Das stimmt. Mit Hilfe der Privaten habe ich im Juli auch die Feinabstimmung vorgenommen."

FR: Ist Fernsehsport ein verletzungsintensiver Sport?"

Felix K.: "Nein, aber die wenigen Bewegungen müssen gut durchdacht sein. Wir sind natürlich extrem von unserem Sportgerät abhängig. Das heißt, daß für alle Fälle ein Zweitgerät unbedingt erforderlich ist sowie ein heißer Draht zur nächsten Reparaturstelle und Sendeanstalt."

FR: "Stichwort Doping!"

Felix K.: "Ich bin clean, Anabolika oder Luft in den Popo, das bringt doch nichts."

FR: "Wird Ihnen dieses Dauerglotzen auf Dauer nicht doch zu langweilig?"

Felix K.: "Wissen Sie, Sie müssen einmal den gesamten Berlin-Marathon mit der neuen Superzeitlupe verfolgen. Ich sage Ihnen, Sie werden eins mit Ihrem Gerät."

FR: "War das Ihr bisheriger sportlicher Höhepunkt?"

Felix K.: "Nein, nein, das war die komplette Live-Übertragung der 24 Stunden von Le Mans. Das hältst du nur durch, wenn du körperlich fit bist, . . . und natürlich mental. Wenn's im Kopf nicht stimmt, geht gar nichts!"

FR: "Und bei Ihnen stimmt's?"

Felix K.: "Was soll denn das heißen?" FR: "Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen Ihnen für die nächsten Tage bei den Olympischen Spielen alles Gute."

Gewichtheber Naim Suleymanoglu hob die Konkurrenz aus Muskeln fürs Minimalereignis 1986 floh der Weltklasse-Athlet aus Bulgarien in die Türkei Von unserem Redaktionsmitglied Christoph Albrecht-Heider

Weder hat er es in einer populären Sportart bisher zur Meisterschaft gebracht, noch ist er ein ausgesprochener Adonis. Selbst daß er es schafft, dreimal so viele Kilos über seinen Kopf zu heben, als er selber auf die Waage bringt, erklärt nicht die besondere Rolle, die beispielsweise Sports Illustrated Naim Suleymanoglu zuschreibt.

Das auflagenstärkste Sport-Magazin der Vereinigten Staaten widmet dem in Bulgarien aufgewachsenen Türken die längste Geschichte in seinem Vorschau-Sonderheft zu den Olympischen Sommerspielen.

Seit 1985 schon läuft das Abonnement des Gewichthebers auf erste Plätze; die Goldmedaille in Barcelona nahm er wie selbstverständlich an sich, seine sportliche Überlegenheit drückt am besten aus, daß er erst zur Hantel schreitet, wenn seine Konkurrenten sich schon vom Publikum verabschiedet haben. Seine 60 Kilo Wettkampfgewicht verteilen sich auf gerade mal 153 Zentimeter, was Suleymanoglu wie einen Kraftstummel aussehen läßt.

Er zählt zu den ganz wenigen Gewichthebern, die mit ihrem Sport ein Vermögen verdient haben (auf 13 Appartments soll sich sein Immobilienbesitz belaufen, Barcelona-Prämien exklusive). In der Türkei führt er das Leben eines Show-Stars mit allen Annehmlichkeiten und Unannehmlichkeiten. Zum Held der besonderen Art aber wird Suleymanoglu durch seinen Lebenslauf.

Er wuchs in Bulgarien auf, gehörte dort zur ungeliebten türkischen Minderheit, ließ sich zum Weltklasse-Heber ausbilden und flüchtete 1986 in die Türkei. Seinen Olympia-Erfolg von 1988 über die bulgarischen Gegner verstand er als Sieg des freien Westens über die Kommunisten, ein gefundenes Fressen für diejenigen, die anhand des Medaillenspiegels Vergleiche über das politische System anstellen. Vor diesem Hintergrund wurde Suleymanoglu auch in den USA zur bekannten Nummer.

Der Mann muß regelmäßig neben dem realen Eisen auch noch "alle türkischen Erwartungen tragen", doch den Druck sei er gewöhnt, "ich bin glücklich damit". Die Bühne aber, auf der er unbestritten der Beste ist, macht so überhaupt keinen großartigen Eindruck. Wen das Interesse an Suleymanoglu in die Halle getrieben hat, wird Zeuge einer merkwürdig stimmungslosen Veranstaltung. Wäre nicht der kleine türkische Block gewesen, die Äußerungen des Publikums hätten sich lediglich in beiläufigem Klatschen erschöpft.

Wie soll auch ein Betrachter in Erregung kommen, wenn der sportliche Akt ein Minimalereignis ist. In Abständen treten kleine, muskulöse Männer auf das Podium, schreien kurz oder blicken düster, reißen die Hantel oder reißen sie nicht und gehen wieder. Sechsmal Aktion für Sekunden, mehr ist Olympia für einen Gewichtheber nicht.

Und dann weiß der Betrachter auch noch, daß viele Körper in dieser Sportart ihre Kraft anaboler Unterstützung verdanken. Im Gewichtheben ist Anabolika- Doping ein ebenso massenhaft vorkommendes Delikt wie die verbotene Einnahme von Diuretika, die Wasser aus dem Körper ziehen, womit das Auffinden anaboler Steroide im Urin erschwert werden soll.

Die Sportart geriet in den vergangenen Jahren insofern weiter ins Abseits, als selbst im Internationalen Olympischen Komitee nicht mehr alle Mitglieder das Heben von Gewichten für eine ausgezeichnete Idee halten.

Die Kraftmeierei hält sich offensichtlich auch deshalb im Olympia-Programm, weil sie eine außerordentlich funktionärsintensive Sportart ist. Allein 15 Jurymitglieder, Schiedsrichter, Ärzte, Kontrolleure sitzen in lachsfarbenen Blazern rund um das Holzpodest, um zu beschauen, was der einsame Mensch dort oben tut. Auf den Lederkissen in der VIP-Zone hat sich eine Unzahl Offizieller niedergelassen, für die eine solche Reise zu Olympischen Spielen doch eine schöne Sache ist. Der eine odere andere hat seine Frau gleich mit akkreditiert. Fürs Familienalbum werden Bilder geknipst: der Funktionär im Vordergrund, die Bühne im Hintergrund.

Nur zweimal muß Naim Suleymanoglu zur Verrichtung schreiten, einmal reißt er (was im Gegensatz zum Hochsprung erwünscht ist), einmal stößt er. Mit den restlichen Versuchen bessert er nur sein Zweikampf-Resultat ein bißchen nach. Den dritten im Stoßen schenkt er sich ganz.

Auch in Barcelona traten zwei Bulgaren gegen den Türken an, Neno Terziiski, der Vierter wurde, und Nikolai Peschalov (2.). Mindestens für Suleymanoglu scheint sich aber die politische Dimension des Sportkampfes verflüchtigt zu haben. Die Bulgaren, sagt er, seien Gegner wie alle anderen.

Kulturpreis für die Laienspielgruppe

MÜHLHEIM. Den mit 1000 Mark dotierten Kulturpreis der Stadt erhält in diesem Jahr die Lämmerspieler Laienspielgruppe St. Lucia. Das vor sechs Jahren gegründete Ensemble unter Leitung von Musikdirektor Nico Sendlbeck hat mit seinen bisher vier Aufführungen "das kulturelle Leben der Stadt bereichert", wie der Magistrat befand.

Das Laienspiel hat in dem Mühlheimer Stadtteil Tradition, wenn auch mit Unterbrechungen. Zwischen den Weltkriegen und nach 1945 pflegten es vor allem Vereine und Kirchenchöre. In diese Fußstapfen trat die Laienspielgruppe, deren Kern sich aus Sängerinnen und Sängern des Katholischen Kirchenchors Cäcilie zusammensetzt. Zu ihnen sind inzwischen auch andere Hobbyschauspieler gestoßen. Neben 15 "Stammspielern" stehen bei Bedarf noch rund 15 weitere Theaterfreunde bereit zum Auftritt.

Der Mühlheimer Kulturpreis ist bisher bereits sechsmal vergeben worden, unter anderem an die Vor- und frühgeschichtliche Arbeitsgruppe, den Sängerkranz Dietesheim, an die Mühlheimer Hobbykünstler und die "Mühlheimer Komödianten".

Verliehen wird der Preis Jahrgang 1992 im November während der Pause bei einer Aufführung von "Das Nachtmahl des Balthasar". hf

Haft für "Zwischenfinanzierung" Autoverkäufer unterschlug 200 000 Mark Kundengelder

"Als eine Form der Zwischenfinanzierung" für seine Schulden, so hatte sich der angeklagte Autoverkäufer aus Bad Homburg das vorgestellt, sollten die von ihm einbehaltenen Kundengelder in Höhe von 200 000 Mark dienen. Das Gericht sah dagegen Untreue und Unterschlagung darin und verurteilte den 50jährigen zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr mit Bewährung. Eine Geldstrafe, so die Staatsanwältin in ihrem gleichlautenden Antrag, sei bei der finanziellen Misere des Angeklagten ja wenig sinnvoll.

Das Gericht konnte diese für die Höhe des Schadens recht niedrige Strafe mit den Worten von Richter Scheimann "gut verantworten", da es "sehr viele strafmildernde Punkte" gebe. So zeigte er denn auch viel Verständnis für den "in Anstand und Ehren ergrauten" Verkäufer, der sich bis zum Februar 1990 nichts hatte zuschulden kommen lassen. Von diesem Zeitpunkt an, so die Anklage, behielt der angestellte Autoverkäufer dann jedoch bis Juni 1991 die Gelder für gekaufte Wagen für sich - insgesamt rund 200 000 Mark. Ursache für dieses Abrutschen auf die schiefe Bahn war ein privates Autogeschäft mit dem Ausland, bei dem er von seinen "Käufern" insgesamt um 300 000 Mark betrogen worden war. Da er, warum weiß er heute auch nicht mehr, mit den Wagen auch gleich die Briefe überreicht hatte, mußte er selbst die Verpflichtungen gegenüber den Autofirmen übernehmen, als sich seine Kunden absetzten. Als auch aus einem halb zugesagten Kredit seiner Bank letztendlich nichts geworden sei, habe er sich nicht anders zu helfen gewußt, um die Gläubiger zu befriedigen, erzählte der Angeklagte vor Gericht.

Nicht verstehen konnte der Richter allerdings, warum der Angeklagte sich nicht seinem Chef anvertraut und den geschäftlichen Fehler eingestanden hatte. Zumal dieser ein guter Bekannter aus Jugendzeiten gewesen war. Im nachhinein wäre dies die beste Art gewesen, mit dem Problem umzugehen, gestand der Angeklagte, aber damals "war mir das zu peinlich".

Zwar hat der Angeklagte dem geschädigten Chef seine Hälfte eines elterlichen Grundstücks überschrieben und notariell festgelegt, monatlich 2000 Mark an ihn zurückzuzahlen, doch das ehemals gute Verhältnis der Jugendfreunde ist zerstört. Seinen Job als Autoverkäufer ist er los, ein neuer ist nicht in Aussicht. Schließlich, so der Angeklagte, kennen sich in diesem Raum alle Händler. sol

"Abtreibungsschub" nicht belegt Zahl der Abbrüche steigt nicht durch liberales Recht

ukn KARLSRUHE, 29. Juli. Durch eine Liberalisierung des Abtreibungsrechts nimmt die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche nicht nachweisbar zu. Restriktive Bestimmungen führen nicht dazu, daß Frauen weniger abtreiben. Zu diesem Ergebnis kommen die Strafrechtler Albin Eser und Hans-Georg Koch in ihrem neu erschienenen Buch "Schwangerschaftsabbruch: Auf dem Weg zu einer Neuregelung". Sie stellen fest, zwischen Strafgesetzen und Abtreibungszahlen bestehe kein direkter Zusammenhang.

Ihren Antrag vor dem Bundesverfassungsgericht auf Stopp der Fristenregelung begründen die Abtreibungsgegner in der CDU mit einem zu befürchtenden "Abtreibungsschub" durch das neue Gesetz. Eser und Koch, beide am Freiburger Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht tätig, widersprechen dieser These. Sie stützen sich dabei auf empirisches Zahlenmaterial und Rechtsvergleiche.

Danach gab es im Jahr 1987 in Westdeutschland etwa 175 000 Schwangerschaftsabbrüche. Bezogen auf 100 bekanntgewordene Schwangerschaften, bedeute das eine Abbruchquote von mehr als 23 Prozent, schreiben die Strafrechtler. In England, wo das Abtreibungsrecht seit 1967 weitgehend liberalisiert sei, habe es im gleichen Jahr deutlich weniger Abtreibungen, nämlich 18,6 Prozent, gegeben. Die entsprechende Zahl in Frankreich liege noch etwa ein Prozent niedriger. Dort gebe es eine Fristenregelung für die ersten zehn Wochen mit Beratungspflicht. Die niedrigste Zahl von Schwangerschaftsabbrüchen fanden die Autoren trotz weitgehender Straflosigkeit in den Niederlanden mit neun Prozent. In Irland, dem Land mit dem rigidesten Abtreibungsverbot, liege die Zahl der bekannten Abtreibungen bei sechs Prozent.

Doch auch der Umkehrschluß, daß ein liberales Strafrecht zu weniger Abtreibungen führe, könne nicht gezogen werden, heißt es in dem Buch. Im katholischen Italien läge die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche (25,7 Prozent) mit an der Spitze der westeuropäischen Industriestaaten.Namen + Notizen

HELMUT JACKEL, zwei Jahrzehnte lang Mitarbeiter des Wasserverbandes Nidda und des Wasserverbandes Nidder-Seemenbach, ist in den Ruhestand verabschiedet worden. Der 1927 geborene Jackel war zunächst als selbständiger Landwirt und in der Wirtschaft tätig. 1970 trat er in die Dienste des Wasserverbandes. Zu seinen Aufgaben gehörte neben der Verwaltung auch die finanzielle Abwicklung von Nutzungsentschädigungen. Jackel erlebte während der Jahre Tätigkeit eine grundlegende Veränderung der Wasserverbände. Waren sie Anfang der 70er Jahre nur auf den Hochwasserschutz ausgelegt, steht heute der Naturschutz im Mittelpunkt.

Bilder von Frankfurter Olympiaden gesucht

"Fotos von den Olympischen Spielen im Frankfurter Palmengarten? Nein, die haben wir nicht." Die freundliche Dame im Stadtarchiv muß passen, ebenso der zuständige Herr in der Uni-Bibliothek. Das Sportmuseum in Niederrad besitzt zwar einiges an Materialien, aber leider fast alles nur Kopien. Mitarbeiter Heinz Ulzheimer verweist an den Deutschen Leichtathletikverband in Darmstadt. Doch dort ist der Archivleiter krank, und die Bände sind unauffindbar.

Auch Recherchen bei alten Frankfurter Vereinen, beim Deutschen Sportmuseum in Köln und beim dortigen Sporthistorischen Institut verlaufen im Sande. Und der Palmengarten selbst? "Aus dieser Zeit ist unheimlich wenig archiviert", sagt Verwaltungsleiter Werner Döpfner. Aber vielleicht - vielleicht gibt es ja noch den einen oder anderen FR-Leser, der bei sich im Bücherschrank oder im Keller noch alte Fotos oder Bildbände von den Olympia-Veranstaltungen im Palmengarten hat. Die Redaktion freut sich über Anrufe: Telefon 21 99 - 5 77. Und auch der Palmengarten winkt mit Freikarten für alte Bilder und Postkarten - wenn das kein Anreiz zum Wühlen ist? esi

. . . rief die Frau dem Radfahrer zu, der in der Einbahnstraße in die falsche Richtung fuhr: "Ei, Sie fahrn ja in die falsch' Richtung, Herr Hawwermehl!", und der Radfahrer rief zurück: "Naa, Fraa Felckestaa! Ich will zu unserer Dochter!"

. . . erzählte die Frau: "Mei Schwester in Määnz hat uns en selbstgebackene Kuche geschickt, un was maane Se: Wie merr des Paket uffmache, hadde merr bloß noch Gebrocksel!" - "Ei, was war dann des ferr en Kuche?" - "Des wisse merr net! Er war neun Dääch unnerwegs!"

. . . sagte die Nachbarin: "Ei, was is die Fraa so hochnäsich, die wo jetzt bei uns newedraa wohnt! Ei, die is doch aach kaam Baron aus'm Hinnern gefalle!" - "Die ist net hochnäsich! Die kann bloß kaa Deutsch! Die kimmt aus Bayrisch- Zell!"

. . . sagte der Mann zu seiner Frau: "Nemm dein Scherm mit, Mathilde, merr krieje Rääsche!", und die Frau sagte: "Babbel merr doch kaa Blech, Willibald! In de Wedderkart hawwe se schee Wedder gemeldt!", und der Mann sagte: "Als fort! Wer's glaabt, werd naß!"

. . . .sagte die Frau zu dem Mann, der vor dem Biergarten aufs Fahrrad zu steigen versuchte: "Ei, was dhun Sie waggele, Herr Siwwelist! Hawwe Sie am End zeviel gedrunke?", und der Mann sagte: "Finf Schobbe! Awwer laafe könnt ich, ehrlich gesacht, net mehr!"

. . . sagte die Dame: "Unser Töchterchen heißt Cosima Violetta!", und die Frau sagte: "Unsers haaßt bloß Elsje Helene."

. . . deutete der Mann auf das Nachbarhaus und sagte: "E Mordsschissel uffem Dach un kaan aanziche ganze Deller im Schrank!"

. . . stießen auf der Kreuzung zwei Autos zusammen, und der Mann, der durch den Spion vor dem Wohnzimmerfenster die Straße beobachtete, rief: "Cräsch! Des is derr heut morrjend widder e subber Programm!"

. . . gab's Durst, und der Biergarten war voll, und der Wirt sagte zu seiner Bedienung: "Ei, wo hawwe Se dann Ihr Aache, Frollein Lensche! Sie schicke merr die Gäst von weche Iwwerfillung fort, un dort driwwe is en Disch frei ferr vier Persone!" Die Kellnerin sagte: "Sie sin velleicht ghud, Scheff! Gucke Se erst emal unne drunner!"

Einbrecher ließen Bargeld mitgehen

HANAU. Zwei Wohnungseinbrüche registrierte die Hanauer Kripo am Dienstag.

Zunächst drangen in der Zeit zwischen 7 und 15 Uhr ein oder mehrere unbekannte Täter in ein Haus in der Lautenschläger Straße ein, nachdem sie den Schließzylinder gewaltsam abgedreht hatten.

Anschließend entwendeten sie einen Video-Camcorder der Firma Sharp, eine Olympus-Spiegelreflex-Kamera, Goldschmuck und 3000 Mark Bargeld. Der Schaden wird auf 10 000 Mark geschätzt.

Zwischen 16.45 und 17.30 Uhr war dann eine Wohnung in der Burgallee an der Reihe.

Der oder die Einbrecher hatten leichtes Spiel, den Balkon zu erklimmen und dort durch die offene Tür in das Innere zu spazieren.

Mitgehen ließen sie 400 Mark bares und diversen Goldschmuck. hein

Landwirte sollen Maschinen spenden

FRANKFURT A. M. Das Diakonische Werk in Hessen und Nassau hat die Landwirte der Region Wetterau/Vogelsberg aufgefordert, landwirtschaftliche Maschinen für rußlanddeutsche Siedler zu spenden.

Wie das Diakonische Werk in Frankfurt mitteilte, sollen die Geräte den 70 bis 100 Familien der Kolchose "Gute Hoffnung" in der Nähe von St. Petersburg zugute kommen. Die Familien, die aus verschiedenen Gebieten der ehemaligen Sowjetunion in die Region um St. Petersburg umgesiedelt sind, hätten dringend um Hilfe beim Aufbau ihrer Landwirtschaft gebeten, so ein Referent des Diakonischen Werks.

Die bereitgestellten Maschinen sollen von den Feuerwehren in Hessen inspiziert und anschließend mit Lastwagen nach Hamburg gebracht werden. Das Diakonische Werk in Hamburg, das die Region St. Petersburg betreut, kümmert sich dann um die Verschiffung der Geräte nach St. Petersburg.

Landwirte, die mitmachen wollen, sollen sich zwischen dem 10. August und 30. September mit der Dekanstelle Vogelsberg in Verbindung setzen. Zudem bittet das Diakonische Werk um Geldspenden, mit denen Reparatur- und Transportkosten der Maschinen finanziert werden sollen (Konto-Nr. 400 200 8 bei der Evangelischen Kreditgenossenschaft Frankfurt, Stichwort "Landwirtschaftshilfe St. Petersburg/Rußland"). lhe

HOCKEY

Vorrunde, Männer, Gruppe A, 3. Spieltag: Ägypten - Argentinien 0:1 (0:0), Australien - Deutschland 1:1 (1:0). 1. Australien 3 2 1 0 13:2 5:1 2. Deutschland 3 2 1 0 6:1 5:1 3. Großbritannien 3 2 0 1 5:3 4:2 4. Indien 3 1 0 2 2:6 2:4 5. Argentinien 3 1 0 2 1:8 2:4 6. Ägypten 3 0 0 3 1:8 0:6

Gruppe B, 3. Spieltag: Niederlande - Neuseeland 4:3 (1:2), Spanien - Malaysia 5:2 (2:2). 1. Pakistan 3 3 0 0 11:3 6:0 2. Niederlande 3 3 0 0 12:7 6:0 3. Spanien 3 2 0 1 10:5 4:2 4. GUS 3 1 0 2 11:14 2:4 5. Neuseeland 3 0 0 3 3:7 0:6 6. Malaysia 3 0 0 3 6:16 0:6

Kreis will neue Maßstäbe für Umweltpreis setzen CDU-Fraktionschef Rainer Schwarz vermutet hinter dem rot-grünen Vorstoß Parteiinteressen

WETTERAUKREIS. Über neue Richtlinien für den Umweltschutzpreis des Wetteraukreises, der seit 1983 verliehen wird und mit 5000 Mark dotiert ist, wird der Kreistag in seiner Sitzung am kommenden Donnerstag, 6. August, entscheiden. Ein geändertes Umweltbewußtsein habe die Überarbeitung der Richtlinien notwendig gemacht, erklärt die Erste Kreisbeigeordnete Gila Gertz (Die Grünen). Es solle nun nicht mehr allein der Naturschutzgedanke, "sondern vermehrt auch der Einsatz für die Umwelt im Ganzen" gewürdigt werden. Künftig sollen auch die in den Genuß des Preises kommen können, die sich um die Einsparung von Energie, Wasser und anderer Ressourcen, modellhafte umweltverträgliche Techniken bei der Abfallvermeidung oder der Vermeidung schädlicher Emissionen verdient gemacht haben. Der Kreis der Vorschlagsberechtigten wurde auf alle im Wetteraukreis ansässigen Personen, Organisationen und Verbände ausgedehnt.

Die Jury wurde verkleinert. Sie besteht nun nur noch aus drei Vertreterinnen oder Vertretern der Kreistagsfraktionen, drei sachverständigen Personen, die vom Kreisausschuß bestimmt werden, und drei Vertreterinnen oder Vertretern des Naturschutzbeirates des Wetteraukreises. Das solle "eine schnelle und effektive Arbeit des Gremiums gewährleisten", so Gertz.

Eine "massive Enflußnahme rot-grüner Interessen bei der Findung der künftigen Wetterauer Umweltpreisträger" vermutet der Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion, Rainer Schwarz, hinter den neuen Richtlinien. "Die bisherige fachliche Jury wird durch eine parteiische Jury ersetzt", meint er. Kreistag und Kreisausschuß würden nun den Preisträger bestimmen. Schwarz kritisiert, daß die Fachämter wie die für Naturschutz und Landschaftspflege, für Abfallwirtschaft und für Kreisentwicklung aus der Jury "hinausgeflogen" seien. Der CDU-Fraktionschef kritisiert weiter, daß nach den neuen Richtlinien die Städte und Gemeinden kein Vorschlagsrecht mehr hätten. Schwarz: "Sind diese nur vergessen worden oder sind sie unerwünscht, um möglichst die in Frage kommenden Preisträger in exklusiver Runde nach Gutdünken auszugucken?"

Der Christdemokrat bemängelt außerdem, daß es weder für die Bewerbung um den Preis noch für seine Verleihung einen Stichtag - beispielsweise den Tag der Umwelt am 5. Juni - gebe. ieb

Fernseher implodiert Brand im Schwesternheim

HANAU. Ein Schaden von etwa 15 000 Mark entstand bei einem Brand im Aufenthaltsraum des Schwesternwohnheims am "St.-Vinzenz"-Krankenhaus in der Hanauer Sternstraße.

Brandursache war nach bisherigen Polizeierkenntnissen ein implodierender Fernsehapparat.

Die Feuerwehr rückte den Flammen mit sechs Fahrzeugen und 30 Mann Besatzung erfolgreich zuleibe. hein

Richter Gernot Bokelmann - Keine Angst vor großen Zahlen

Er gehört nicht zu den Richtern, die auf keiner Party fehlen. Ob auf Betriebsfesten der Justiz oder wenn ein renommierter Anwalt neue Räume einweiht - Gernot Bokelmann (siehe Hill- Foto), Vorsitzender Richter im Frankfurter co op-Prozeß, ist auf Distanz bedacht. Keine schlechte Voraussetzung, um Licht in eine Affäre zu bringen, die sich ohne das Verstricktsein der Angeklagten in ein Geflecht privater, geschäftlicher und politischer Beziehungen so wohl kaum zugetragen hätte.

Seit 1976 in der 2. Großen Strafkammer, gilt der 57 Jahre alte promovierte Jurist beim Landgericht als der erfahrenste Spezialist für Wirtschaftsstrafsachen. Abweichend vom überkommenen Selbstverständnis der meisten Richter, die - "Iudex non calculat" - nicht rechnen wollen (und es oft auch nicht können), versteht es Bokelmann, mit Bilanzen umzugehen und selbst nach Jahren noch einen verwickelten Bankvorgang zu entwirren.

Angeklagte, die darauf spekulieren, sie könnten ihm mit Fachwortzauber und Zahlensimsalabim etwas vormachen, haben schlechte Karten. Die Ruhe in Person, läßt der Richter sie erst mal munter drauflosreden - um plötzlich mit einer kurzen, kompetenten Zwischenfrage zu signalisieren, daß er den Durchblick bewahrt hat. Spätestens dann müssen sich Mandant und Anwalt entscheiden: Geständnis gegen Strafrabatt oder Beweisaufnahme bis zum letzten Gefecht, mit ungewissem Ausgang.

Woher Bokelmann seine Kenntnisse aus dem Wirtschaftsleben hat? Selbst Staatsanwälte und Verteidiger, die mit ihm viele Prozesse geführt haben, wissen es nicht. Und auch der Präsident des Landgerichts gibt keine Auskunft. Man müßte ihn schon selber fragen - doch gerade das verbietet sich. Kurz vor einem spektakulären Prozeß will sich kein Richter der Gefahr aussetzen, durch ein falsches Wort, einen falschen Zungenschlag womöglich Munition für einen Befangenheitsantrag zu liefern.

In Großverfahren (Beispiel: Galen und SMH-Bank) ebenso routiniert wie in der kleinen Berufungssache, die nach 90 Minuten Verhandlung abgeschlossen ist, wird Bokelmann vor allem als Meister der Verfahrenstechnik geschätzt. Doch auch ihm sollte eine ärgerliche Panne unterlaufen, die prompt zur Aufhebung des Urteils durch den Bundesgerichtshof führte. Ein Wertpapierhändler war vom Prozeß beurlaubt und später aufgrund eines Beweismittels verurteilt worden, das ausgerechnet in seiner Abwesenheit erörtert wurde. Urlaub von der Anklagebank? Seither ist das Gericht nicht mehr so großzügig.

Daß Urteile dieser Spezialkammer in der Regel sofort rechtskräftig werden, hat noch andere Gründe. Ohne es mit Gewalt zu versuchen, setzt Bokelmann auf Verständigung unter den Prozeßbeteiligten. Dabei müssen alle - auch die Angeklagten - in die Absprache einbezogen werden. Folge ist, daß das Urteil keine Überraschung mehr sein kann. Anders würde die Bewältigung eines Verfahrenskolosses wie etwa in Sachen co op glatt ein halbes Jahrzehnt dauern.

Was so ein Richter unternimmt, wenn er sich nicht durch Akten wühlt oder Sitzung hat? Bokelmann hält sich bedeckt. Kollegen erzählen, daß er nach Dienstschluß Studien zum Hohen Mittelalter treibt, oder auch für musikalische Raritäten schwärmt; wobei er nicht 'mal beim Opern-Besuch sicher sein kann, daß ein dienstlicher Bezug - wie bei Rossinis "Gelegenheit macht Diebe" - nicht unfreiwillig und von selbst entsteht. NORBERT LEPPERT

Das Arbeitsamt rollt wieder durch den Ostkreis Job-Vermittlung legt stoppt in Bad Soden-Salmünster und Steinau / Wer sucht Aushilfskräfte ?

BAD SODEN-SALMÜNSTER / STEINAU. Hausfrauen, Rentner, Schüler und Studenten sind die Zielgruppe, die das Arbeitsamt mit einer Aktion ansprechen, bei denen die Job-Vermittler in den nächsten Tagen in Bad Soden-Salmünster und Steinau Station machen. In den ortsnahen Bürgersprechstunden informieren die Mitarbeiter über die Möglichkeiten wohnortnaher Nebenbeschäftigungen. Angesprochen werden speziell Leute, die sich für ein befristetes Arbeitsverhältnis interessieren.

Die erste Sprechstunde des Arbeitsamtes findet am Dienstag, 4. August, von 9 bis 11 Uhr im Rathaus von Bad Soden statt. Nachmittags sind Jutta Menz und der Schlüchterner Dienststellenleiter Gerhard Koch von 14 bis 16 Uhr im Gruppenraum der Freiwilligen Feuerwehr in Steinau-Marjoß zu Gast.

Am Donnerstag, 6. August, sind die Job-Vermittler von 9 bis 11 Uhr im Feuerwehrgerätehaus in Steinau-Ulmbach und von 14 bis 16 Uhr in der Markthalle des Rathauses in Steinau. Zum Abschluß der Aktion findet am Freitag, 7. August, noch ein Sprechtermin von 9 bis 11 Uhr im Rathaus Salmünster statt.

Wer während der angebotenen Zeiten Terminschwierigkeiten hat, kann sich telefonisch mit dem Arbeitsamt in Schlüchtern (0 66 61 / 30 31) oder der Job-Vermittlung in Wächtersbach (0 60 53 / 15 46) in Verbindung setzen. Dort sind sämtliche vorliegenden Stellenangebote im Computer gespeichert. Im Rahmen der Aktion sind Firmen und Privathaushalte weiterhin aufgefordert, ihren Bedarf an Aushilfskräften umgehend beim Arbeitsamt anzumelden. Dazu wollen die Arbeitsvermittler in den kommenden Wochen verstärkt Betriebe in der Region besuchen.

Die Job-Vermittlung ist kostenlos. Anträge auf Lohnersatzleistungen, Arbeitslosengeld oder -hilfe können bei diesen Sprechstunden allerdings nicht bearbeitet werden. jan

Art der Hilfe für Tschernobyl-Kinder umstritten Experten bitten um Chance für Erholung im eigenen Land / "Auslandsaufenthalt eher schädlich"

FRANKFURT A. M., 29. Juli (epd/AFP/ FR). Die Bereitschaft, Opfern der Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl, vor allem Kindern, zu helfen, indem man ihnen einen Pflege- und Betreuungsaufenthalt in Deutschland ermöglicht, hält unvermindert an. Dennoch mehren sich Stimmen aus Weißrußland und der Ukraine, die diese Hilfe skeptisch bewerten, zum einem, weil die Wirksamkeit der Betreuung in einer fremden Umgebung fraglich sei, zum anderen, weil die Bevorzugung relativ weniger Kinder bei denen, die zu Hause bleiben müssen, böses Blut schaffe.

Auf Einladung der Regierung von Rheinland-Pfalz können sich rund 1700 Kinder aus der Region um Tschernobyl in diesem Jahr für vier Wochen im Land der Reben erholen. Wie Ministerpräsident Rudolf Scharping mitteilte, gibt es ein großes Engagement von Wohlfahrts- und Sportverbänden, Kirchen und Privatleuten, die weißrussischen Kinder aufzunehmen und zu betreuen.

Viele der Kinder hätten zu Hause wegen der Verstrahlungsgefahr über Jahre hinweg nur in ihren Wohnungen leben können, erläuterte Scharping. Damit weitere Kinder ebenfalls eine Chance bekommen, ihre Gesundheit und ihre Widerstandskraft zu stärken, werde die Aktion im nächsten Jahr wiederholt.

Unabhängig davon gebe es Überlegungen im Kabinett, eine Stiftung zu gründen, die in den GUS-Ländern ein Erholungsheim betreiben soll, in dem jährlich sechs- bis siebentausend Kinder aufgenommen werden können.

45 Waisenkinder aus Tschernobyl machen im August Ferien im sächsischen Auerbach. Die neun- bis 15jährigen Kinder, von denen einige ihre Eltern durch die Reaktorkatastrophe verloren haben, sollen neben einem kulturellen, sportlichen und touristischen Programm auch medizinisch betreut werden, teilte das Bundesumweltministerium in Bonn mit. Der Aufenthalt wird durch Spenden der Wirtschaft und die sächsische Staatsregierung finanziert. Bereits im vergangenen Jahr hatten auf Initiative des Parlamentarischen Staatssekretärs im Bonner Umweltministerium, Bertram Wieczorek (CDU), hundert ukrainische Kinder ihre Ferien im sächsischen Vogtland verbracht.

1991 waren etwa 60 000 von dem Reaktorunglück betroffene Kinder aus Weißrußland zur Erholung im europäischen Ausland. Diese "Hilfe" habe sich im Rückblick als eher schädlich erwiesen, betonte jetzt eine Delegation der weißrussischen Republik während eines Aufenthaltes in Deutschland. Mit dem Dank für die Betreuung der Kinder verbanden die Weißrussen nachdrücklich die Bitte um weitere Hilfen, jedoch auf anderen Schienen.

Warum die zunächst willkommenen Einladungen die Probleme weniger gelöst als verstärkt haben, erläuterten in Regensburg Ivan Smolar, Vorsitzender des Tschernobyl-Ausschusses im weißrussischen Obersten Sowjet, und Professor Georgi Lepin, Vorsitzender der nationalen und Vizepräsident der internationalen "Union Tschernobyl": 60 000 seien nur ein Zehntel der rund 600 000 Kinder aus den radioaktiv verseuchten Landesteilen Weißrußlands. Diese relativ kleine Auswahl schaffe bei denen böses Blut, die daheim bleiben mußten, und damit "eine ungesunde psychologische Situation der Ungleichheit", sagte Lepin. Hinzu komme ein Kulturschock, ausgelöst durch den Ost-West-Unterschied im Lebensstandard. Es gebe auch medizinische Anzeichen, daß der Klimawechsel den Kindern schade.

Angesichts der wirtschaftlichen Situation in Weißrußland und der GUS haben Smolnar und Lepin genaue Vorstellungen, wie das Geld künftig zweckmäßiger zu verwenden wäre: 1000 Mark für die Erholung eines Kindes in Deutschland wären genug für zehn Erholungsaufenthalte von Kindern in der Heimat, wo jedes der 600 000 betroffenen Kinder jährlich mindestens zwei Monate lang einen Erholungsaufenthalt bräuchte. Es fehlt an allen Ecken und Enden an Nahrungsmitteln, an Medikamenten und medizinischem Gerät, an Fachkräften und Möglichkeiten zur Weiterbildung, also auch an den Voraussetzungen zur Selbsthilfe. Der Traum ist aber nur mit Hilfe aus dem Ausland zu erfüllen: Heilsanatorien mit Schulunterricht für die Kinder im eigenen Land. 45 derartige Einrichtungen zu je 25 Millionen Dollar wären nötig, aber nur eine steht mit Unterstützung einer deutschen Firma für dieses Jahr in Aussicht. Umso mehr hofft Weißrußland weiterhin auch auf die Bundesregierung, auf die deutschen Wohlfahrtsverbände und auf Privatpersonen in Deutschland, die finanzielle Patenschaften übernehmen könnten.

Die Stimmung in Weißrußland ist Smolar und Lepin zufolge gegenwärtig auf dem Nullpunkt. Die Bevölkerung hat den Glauben an die Handlungsfähigkeit der Regierung verloren, Strahlenfurcht und psychischer Streß ziehen Krankheiten nach sich. Die Geburtenrate geht zurück: Nur noch 63 Prozent der Neugeborenen sind gesund, die anderen kommen mit Schäden zur Welt.

Summertime im Brüningpark: Show war viel zu schnell vorbei

Kurioses Spiel mit Feuer und Wasser Heute nochmal "Dogtroeps"

HÖCHST. Der Schlußapplaus schwillt nur langsam zu akzeptabler Phonstärke an. "Was, das soll's schon gewesen sein?" fragen sich die Zuschauer verdutzt. Dabei war's doch so toll. "Morgen gehen wir wieder hierher", sagt ein 13jähriger bestimmend und gibt seinen Eltern damit deutlich zu verstehen: Er will mehr haben von den Dogtroeps. Das Ganze nochmal.

Schaden kann die Wiederholung nicht, so rasant wie das holländische Aktionstheater beim Frankfurter Summertime-Festival seine Show "Der Aufstieg der Könige" über den Rasen im Höchster Brüningpark jagt. Nur 45 Minuten - und schon ist der Spuk wieder vorbei, verziehen sich die skurrilen Akteure wie der Qualm ihrer Fackeln und Feuerchen.

Feuer und Wasser, das sind die Elemente, mit denen die "Dogtroeps" eine funkensprühende Performance komponiert haben, untermalt von den Klängen einer kuriosen Kapelle. Leuchtende Pyramiden auf dem Kopf schlagen die Musiker auf felgenähnliche Metallringe ein, erzeugen Töne, die mal an indonesische Gamelan- Klänge erinnern, mal an die Weisen eines Schlangenbeschwörers.

Wie in Trance hetzen die Akteure durch ihre kleine Welt aus Bretterbuden mit durchsichtigen Pergament- Wänden, riesigen Rad-Konstruktionen und knatternden Maschinen. So ist das Leben. Irgendwie schräg. Und aus all dem Wirrwarr basteln sich die Dogtroeps ihre Zeit-Geschichte. Hiervon ein bißchen, davon ein bißchen. Die Gedanken sind frei. Und Dogtroep wird einen Teufel tun, sie einzukerkern. Raus mit der Phantasie.

Der Reize gibt's genug: ein nackter Mann, der - nur mit einem Riemen um die Lenden "bekleidet" - kriechend drei hölzerne Schlitten hinter sich herzieht. Darauf jede Menge lodernde Feuerchen, auf die schwarz gewandete Frauen ihre Teekesselchen stellen. Die Damen sind von außergewöhnlicher Statur: Ihre Schenkel gleichen überdimensionalen Beinen von Reithosen, ihre Brüste sind von enormem Volumen, das Haar hängt wirr herunter. Ideen muß man haben . . .

Wer die Amsterdamer Truppe in Aktion erleben will, hat dazu am heutigen Donnerstag noch Gelegenheit. Von 21.30 Uhr an verwandelt sie den Brüningpark in eine große "Schauspielarena". Aber Decken nicht vergessen! Der Rasen wird abends ganz schön feucht. ULRIKE BAUER

Ketteler-Klinik will Landeszuschüsse

OFFENBACH. Das Ketteler-Krankenhaus, eine 280-Betten-Klinik der Grundversorgung, braucht 14 Millionen Mark. Es will damit seine aus den 50er Jahren stammenden Pflegeabteilungen modernisieren und die Hausfassade renovieren. Dort rosten die Eisenträger im Beton. Hilfe zu diesem finanziellen Kraftakt erhofft sich die Klinik im Lichtenplattenweg, deren Träger der Ursulinen-Orden "Schwestern von der Göttlichen Vorsehnung" ist, von der Landesregierung.

Denn zur Zeit bringt das Stadtkrankenhaus für 8,5 Millionen Mark seine Intensivstation auf den aktuellen Stand der Medizin - ohne Landeszuschuß. Eine Klimaanlage, zum Schutz gegen Fluglärm und verunreinigte Luft, wird eingebaut. Während der Bauphase kann die Klinik, weil das Dach nicht ganz dicht ist, 34 Betten nicht benutzen. Und das bedeutet Einnahmeverlust.

Bereits zwischen 1982 und 1986 wurde das Ketteler-Krankenhaus in zwei Bauabschnitten für rund 25 Millionen Mark modernisiert und erweitert.

Offenbachs CDU-Landtagsabgeordneter Hermann Schoppe und acht weitere Fraktionskollegen sicherten gestern nach einem Informationsbesuch in der Klinik Oberin Edelburga und dem medizinischen Direktor, Professor Dr. Hans Peter Nast, engagierte Unterstützung zu. Für die Christdemokraten ist es unverständlich, daß die Landesregierung dem Ordenshaus jegliche finanzielle Unterstützung mit dem Hinweis verweigert, daß der Zuschußetat für Krankenhaus-Modernisierungen bereits bis über das Jahr 1996 ausgereizt sei. Außerdem lassen die Landtagsabgeordneten nicht das Argument der Landesregierung gelten: Weil der Orden für sein Darmstädter Krankenhaus schon Landeszuschüsse bekam, könne er nicht auch noch Geld für Offenbach verlangen.

Für Schoppe und seine Kollegen ist das Ketteler-Krankenhaus ein Musterbeispiel für eine hervorragende und dennoch kostenbewußte Pflege. Angesichts der notwendigen Kostendämpfung im Gesundheitswesen eigne sich das Ketteler-Krankenhaus auch für die ambulante Betreuung der Patienten, schon deshalb müsse ihm das Land helfen. lz

Ohne Vernunft

Gute Absicht, aber wenig Vernunft leitete die EG im März bei ihrem Vorschlag zur "Kantonalisierung" Bosnien-Herzegowinas. Eine Idee à la Schweiz: sympathisch, nicht spannungsfrei, aber ziemlich friedlich. Der Haken: Keine Konfliktpartei glaubte an diese Lösung, so daß die verbale Zustimmung der Serben betrügerisch, die der Kroaten schwankend war und die der Moslems aus - damals - mangelndem Mut zum Widerspruch kam.

Mehr als die Hälfte von Serben und Kroaten wohnte außerhalb der für sie vorgesehenen Kantone. Man kann der serbischen Seite vieles vorwerfen, nur nicht, daß sie die Welt darüber im unklaren gelassen hätte, daß für sie Kantonalisierung gleich Teilung ist, daß für ein knappes Drittel der Bevölkerung zwei Drittel des Landes beansprucht werden und daß daraus alle anderen verschwinden sollen. Warnungen, daß eine Teilung nach ethnischen Kriterien bei dem historischen Nationalitäten-Fleckerlteppich direkt in eine Katastrophe münde, wurden im hilflosen Europa überhört.

Der Versuch, dem Land durch Anerkennung eine Bestandsgarantie und Schutz vor Aggression zu bieten, mußte scheitern. Er war reichlich schwach gegenüber den bosnisch-serbischen Eroberungsgelüsten. Getäuscht durch das Reden über "Kantonalisierung" und durch Konzentration des Interesses auf Sarajewo, blieb das Ausmaß der Katastrophe lange verborgen. Es ist längst apokalyptisch: Genozid und Vertreibung - wie vor fünfzig Jahren. ens

Dreister Überfall auf Mutter mit Baby

HANAU. Die Hilfosigkeit einer Mutter machten sich zwei dreiste Räuber am Dienstagabend gegen 20.45 Uhr zunutze. Wie die Polizei mitteilt, wollte die Frau, die ihr Baby auf dem Arm trug, zu ihrem Wagen, der auf dem Parkplatz an der Niederländisch-Wallonischen Kirche abgestellt war.

Die beiden Männer entrissen ihr die Umhängetasche, ohne daß sie sich zur Wehr setzen konnte.

Darin befanden sich unter anderem 180 Mark Bargeld. hein

Firmen-Telegramm

DG Bank bereitet Kapitalspritze vor Als Reaktion auf die neuen EG-Richtlinien und das eigene Bilanzsummenwachstum will die DG Bank ihr Kapital um 2,3 Milliarden Mark erhöhen. Ein entsprechender Antrag zur Hauptversammlung am 27. August liegt nach Angaben eines Firmensprechers vor. "Es werden Gespräche mit den Kapitaleignern geführt", heißt es in Frankfurt. Burda gibt Super-Druckerei auf Der Burda-Verlag gibt die erst kürzlich für die Herstellung des eingestellten Super-Blatts gebaute Druckerei in der brandenburgischen Ortschaft Vogelsberg auf. Betroffen sind 163 Beschäftigte, die sich größtenteils eigens für den neuen Job umschulen lassen hatten. Die 170 Millionen Mark teure Druckerei gehörte dem Gemeinschaftsunternemen von Burda und dem britischen Verleger Rupert Murdoch, der Mitte der vergangenen Woche ausgestiegen war. Thyssen kippt Tausende von Stellen Der Aufsichtsrat der Thyssen Edelstahlwerke hat der Verschmelzung des Unternehmens mit der Stahlschwester zugestimmt. Nun muß die Fusion noch von den Kontrollgremien bei Thyssen Stahl und der Konzernmutter abgesegnet werden. Infolge des Zusammenschlusses will Thyssen innerhalb von zwei Jahren 5000 der augenblicklich 40 000 Jobs einsparen.Weltweit fliehen immer mehr Zahl in zehn Jahren verdoppelt / Afrika am stärksten betroffen

NEW YORK, 30. Juli (epd). Die Zahl der Flüchtlinge weltweit ist auf 17 Millionen Menschen angestiegen und hat sich damit in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt. Darauf hat der Direktor des New Yorker Büros des Flüchtlingshochkommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR), Albert Peters, hingewiesen. Die Krisen in der Golf-Region, am Horn von Afrika, in Südwestasien und Osteuropa könnten das UNHCR und die internationale Staatengemeinschaft überfordern, sagte er in einer Rede vor Mitgliedern des Wirtschafts- und Sozialrates der UN in New York.

"In den letzten Monaten wurden jeden Tag 10 000 Menschen, oft in schlimmster körperlicher und seelischer Verfassung, gezwungen, aus ihrer Heimat zu fliehen", so Peters. Häufig seien sie neue Risiken eingegangen oder hätten nur einen unsicheren Asylstatus erhalten. Peters zufolge werden es Friedens- und Demokratisierungsprozesse in vielen Teilen der Welt jedoch ermöglichen, in diesem Jahr drei Millionen Flüchtlinge zur freiwilligen Rückkehr in ihre Heimat zu bewegen. Für das UNHCR habe die Arbeit in Afrika, das über ein Drittel der Flüchtlinge der Welt beherberge, höchste Priorität, sagte Peters. Seit 1991 seien 300 000 Flüchtlinge aus Somalia und Südäthiopien nach Kenia geflohen. Der Ausbruch des Bürgerkriegs in Somalia habe die Lage weiter verschlimmert.

Im 8,5 Millionen Einwohner zählenden südostafrikanischen Staat Malawi habe die Zahl der Flüchtlinge aus Mosambik die Millionengrenze überschritten. Verschärft werde die Lage durch eine dürrebedingte Hungersnot. Der Bürgerkrieg im westafrikanischen Liberia, der auch zu Kämpfen im Nachbarland Sierra Leone geführt hat, habe einen neuen "massiven Exodus" ausgelöst, sagte Peters.

In Asien sind nach Angaben des UNHCR-Vertreters bis Ende Juni 270 000 Moslems aus Birma nach Bangladesch geflohen. Verfolgung hätten 65 000 Angehörige der Nepali sprechenden Minderheit zur Flucht aus Bhutan nach Nepal veranlaßt.

Polizei nimmt Motorraddieb fest

MAINTAL. Durst wurde einem Motorraddieb in Maintal zum Verhängnis. Aufgrund einer anonymen Anzeige traf eine Polizeistreife den jungen Mann an einem Kiosk in Dörnigheim an, als er sich gerade davonmachen wollte.

Die Ordnungshüter mußten feststellen, daß ihm weder das Motorrad gehörte, noch er einen Führerschein besitzt. Dafür war der Mann reichlich angetrunken. hein

Stadtarchiv bereitet

Neusalz-Ausstellung vor

OFFENBACH. Eine Postkarten-Ausstellung mit Bildern von Straßen und Plätzen bereitet das Stadtarchiv zur Zeit für das Heimattreffen der "Neusalzer" Anfang September in der Stadthalle vor. Das einst schlesische und heute polnische Neusalz verbindet ein Patenschaftsvertrag mit der Stadt Offenbach. Das alljährliche Treffen ist Stadtarchivar Hans-Georg Ruppel stets Anlaß, in seinen Beständen nach Exponaten für Ausstellungen mit wechselnden Themen zu suchen.

Eine kleine Schau mit Postkarten aus "Alt-Offenbach", die zur Zeit in den Archivräumen an der Herrnstraße zu sehen ist, hat sich inzwischen als unerwarteter Erfolg herausgestellt. Eine ganze Reihe Besucher/innen bot spontan an, zu Hause in Fotoalben zu blättern und dem Archiv eigene Bilder zur Verfügung zu stellen.

Mit Dokumenten aus dem Archivfundus reichert Hans-Georg Ruppel eine Wanderausstellung an, die Ende September nach Offenbach kommt. Motto: "Gartenkunst und Gartenlust - historische Parks in Hessen." Es werden erstmals Pläne von der Umgestaltung des Rumpenheimer Schloßparks im Jahre 1839 gezeigt. Diese Entwürfe tauchten erst kürzlich auf.

Ein Schmankerl für Einheimische und "Eingeplackte" offeriert Ruppel im November. Er stellt Offenbacher Originale vor, darunter auch die beiden bekanntesten: den "Maa-Bär" und das "Streichholz-Karlchen". hf

Neuenhainer feiern Kerb mit "Geeleriewe-Rennen"

BAD SODEN. Mit dem traditionellen "Geeleriewe-Rennen" und einem "Looping Telup" statt dem altbekannten Autoscooter feiern die Neuenhainer am Wochenende ihre Kerb. Die Fete auf dem Kleinsportplatz an der Kronthaler Straße geht bis Montag.

Ab heute, 17.30 Uhr, ragt der Kerwebaum in die Höhe. Um 20 Uhr legen die Kerweburschen ihren "Eid" im Zelt ab, wird das Ebbelweifaß angestochen und der Abend mit Musik und Tanz gefeiert.

Musikalisch klingen auch Samstag und Sonntag aus. Bevor jedoch abends die Combo im Festzelt spielt, erlebt die Hauptstraße am Samstag um 15 Uhr das Geeleriewe-Rennen. Und am Sonntag ziehen die Kerweburschen (nach Frühschoppen und Eintopfessen ab 11 Uhr) durch Haupt-, Schul-, Taunus-, Schwalbacher- und Kronthaler Straße zum Festplatz. Der Umzug geht um 14 Uhr auf der Sandwiese los. Am Montag klingt die Kerb dann aus mit Tanz und Tombola. dis

Benzinspur führte zum Unfallverursacher

BRUCHKÖBEL. Teuer dürfte es für einen Autofahrer werden, der Dienstag nacht gegen 1.20 Uhr einen geparkten Wagen im Kinzigheimer Weg rammte und anschließend Fahrerflucht beging. Bei dem Unfall hatte er offenbar nicht bemerkt, daß der Kühler seines Wagens beschädigt wurde und somit eine Tropfspur bis zur heimatlichen Garage hinterließ. Die nach dem Knall von den Anwohnern herbeigerufene Polizeistreife hatte keine Mühe, den mutmaßlichen Verursacher ausfindig zu machen. Der Mann gab zu seiner Entschuldigung an, er sei am Steuer seines Wagens eingeschlafen. Außerdem roch er nach Alkohol, so daß die Beamten eine Blutprobe anordneten. Der Schaden wird auf 7000 Mark geschätzt. hein

Fahndung nach dem Fechenheimer Brandstifter

Bei der Suche nach dem Serienbrandstifter hat die Polizei ihre Öffentlichkeitsfahndung Mitte dieser Woche in Fechenheim intensiviert. Bei einer Steckaktion wurden die Briefkästen aller Haushalte mit Flugblättern bestückt, auf denen die Empfänger lesen konnten, daß für die Ergreifung des Täters eine Belohnung von 8000 Mark ausgesetzt worden ist.

In Fechenheim fährt die Feuerwehr seit dem 24. April Dauereinsätze. Seitdem registrierte die Kripo ein Dutzend Brandstiftungen, die einen Schaden von mehr als einer halben Million Mark verursacht haben. In allen Fällen waren Holzbetriebe oder deren Depots von den Anschlägen betroffen.

Zuletzt loderten die Flammen in einer Scheune in der Fachfeldstraße 28, wo Mitte letzter Woche Holzspähne angesteckt wurden. In derselben Straße hatte es bereits sechs Wochen zuvor gebrannt.

Die Polizei verfügt nicht einmal über eine vage Beschreibung des Brandstifters. Sie setzt jetzt - als Resultat der Flugblattaktion - auf eine verstärkte Mitarbeit der Bevölkerung.

Sachdienliche Hinweise nimmt jedes Polizeirevier in Frankfurt entgegen. Das Fachkommissariat ist unter der Telefonnummer 755-41 43 zu erreichen. habe

Stadtatlas soll jetzt neu aufgelegt werden

MÖRFELDEN-WALLDORF. "Es wird keine Wahlkampfbroschüre sein", meinte Bürgermeister Bernhard Brehl, als er vor der Presse die Neuauflage des Stadtatlas' Mörfelden-Walldorf ankündigte. Das gelte, auch wenn diese kostenlos verteilte Broschüre kurz vor der Kommunalwahl herauskomme.

Die vor vier Jahren aufgelegte Information der Kommune mit einem umfangreichen Serviceangebot und Aufschlüsselung wichtiger Adressen für unterschiedlichste Lebenslagen sei sehr gut bei der Bürgerschaft angekommen. Noch ganze fünf Exemplare seien vorhanden. Demnächst werde es deshalb eine neue Ausführung geben. Wie Inge Auer von der Stadtverwaltung mitteilte, werden im neuen Stadtatlas auch viele Privatfotos veröffentlicht werden, die beispielsweise über Höhepunkte des Vereinslebens und das reichhaltige Musikangebot am Ort Auskunft geben werden. Besonders hevorgehoben würden auch Jugend-, Frauen- und Seniorentreffaktivitäten. cas

FUSSBALL

Gruppe B, 2. Spieltag: Dänemark - Ghana 0:0, Mexiko - Australien 1:1 (0:1). 1. Ghana 2 1 1 0 3:1 3:1 2. Mexiko 2 0 2 0 2:2 2:2 3. Dänemark 2 0 2 0 1:1 2:2 4. Australien 2 0 1 1 2:4 1:3

Gruppe D, 2. Spieltag: Schweden - Marokko 4:0 (2:0), Paraguay - Südkorea 0:0. 1. Schweden 2 1 1 0 4:0 3:1 2. Südkorea 2 0 2 0 1:1 2:2 3. Paraguay 2 0 2 0 0:0 2:2 4. Marokko 2 0 1 1 1:5 1:3

ROLLHOCKEY

DEMONSTRATIONSWETTBEWERB, Vorrunde, 3. Spieltag, Gruppe A: Schweiz - Japan 9:2 (7:1), Portugal - Argentien 1:0 (0:0), USA - Italien 2:13 (0:4).

1. Portugal 3 3 0 0 50:0 6:0 2. Italien 3 2 1 0 24:5 5:1 3. USA 3 1 1 1 16:18 3:3 4. Argentinien 3 0 2 1 7:8 2:4 5. Schweiz 3 1 0 2 9:21 2:4 6. Japan 3 0 0 3 3:57 2:6

Gruppe B: Australien - Angola 0:2 (0:0), Brasilien - Niederlande 6:2 (4:1), Spanien - Deutschland 5:1 (3:1).

1. Spanien 3 3 0 0 33:3 6:0 2. Brasilien 3 3 0 0 19:6 6:0 3. Angola 3 1 1 1 6:11 3:3 4. Deutschland 3 1 0 2 8:11 2:4 5. Niederlande 3 0 1 2 6:20 1:5 6. Australien 3 0 0 4 2:23 0:6

Ärger um die Autobahnabfahrt Goldsteiner Bürger wehren sich / "Ungetüm auf Stelzen"

"Mit solch einem Ungetüm auf elf Meter hohen Stelzen wollen die die Welt hier zu Ende machen. Dagegen werden wir klagen." August Müller von der "Bürgerinitiative (BI) Goldstein" und vier Mitstreiter haben es am Mittwoch angekündigt: Der Bau der seit 20 Jahren projektierten westlichen A 5-Autobahnabfahrt zur Bürostadt Niederrad soll "mit allen rechtlichen Mitteln" verhindert werden.

Mehr als der Gang zum Verwaltungsgericht bleibt der BI auch nicht, denn die politischen Instanzen haben bereits gegen die Goldsteiner entschieden: Von Oberbürgermeister bis Ortsbeirat sind alle dafür, die seit Jahr und Tag von den Bürostadt-Unternehmen reklamierte Ausfahrt für den von Norden kommenden Pendlerverkehr zu schaffen. Die Straße soll auf Stelzen gebaut werden und von der A 5-Mainbrücke in Höhe Morgenzeile / Zur Frankenfurt abzweigen, ein abgeräumtes Kleingartengelände durchqueren und auf die Mainuferstraße ("Schwanheimer Ufer") münden.

Und sie führt nur wenige Meter an gut 30 Wohnhäusern des "Frankenfurt"- Sträßchens vorbei. "Das ist Wahnsinn - dieses Ding ist so nah, daß die Autofahrer direkt in die Stuben der Leute, die da wohnen, reingucken können", schimpft Sonja Gunkel aus dem Libellenweg. Und Klaus Staudenmaier, Zur Frankenfurt 19, streicht schon mal die erholsamen Nachmittage im Vorgärtchen: "Vor Lärm und Abgasen kann sich da keiner mehr retten." Schall und Auspuffschwaden würden auch noch - so schätzt man - Tränk-, Sonnen- und Libellenweg erreichen. BI-Mann Dieter Gegner aus der Morgenzeile: "Die können alle ihre Hütten verkaufen."

Gebaut wurden die Siedlungshäuser anno 1932. August Müller, jetzt Vorsitzender der Siedlergemeinschaft Goldstein, war schon damals "mit Hacke und Schippe" dabei: "Das war sehr viel Eigenleistung der Bewohner. Sie haben für sich und ihre Kinder in Selbsthilfe Wohnungen geschaffen, und die junge Generation hat das fortgeführt. Gucken Sie sich allein mal die Vorgärten an. Das wird jetzt alles auf einen Streich entwertet."

Die Siedlergemeinschaft mit ihren 2400 Mitgliedern und die Bürgerinitiative, die mit "etwa 300 Betroffenen" (Sonja Gunkel) rechnet, fürchten nicht nur den Bürostadt-Verkehr. Sie denken "mit Grausen" an den Tag, an dem die neue Leunabrücke an die Mainuferstraße angeschlossen wird: "Da kriegen wir hier an der Abfahrt doppelten Verkehr. Und dann sind auch Lastwagen dabei", meint Dieter Gegner. Die BI hat Alternativen für die A 5-Abfahrt vorgeschlagen - zum Beispiel weiter südlich am Sportplatz nahe der Straßburger Straße. "Die sind von den Politikern alle verworfen worden", sagt Sonja Gunkel, "jetzt müssen wir halt vor den Kadi ziehen." peh

Künstlerische Arbeiten aus der Berufsausbildung

RÜSSELSHEIM. "Künstlerische Arbeiten in der Berufsausbildung" stehen im Mittelpunkt einer Ausstellung, die gemeinsam vom Ausbildungsverbund Metall und der Kreisparkasse in deren Räume am Europa-Platz präsentiert werden. Offizielle Eröffnung ist am Donnerstag, 6. August, 9.30 Uhr.

Beim Ausbildungsverbund in der Bernhard-Adelung-Straße werden sprach und sozial benachteiligte Jugendliche zum Betriebsschlosser und seit drei Jahren außerdem zum Konstruktionsmechaniker ausgebildet. Vorgestellt werden jetzt im Rahmen der Unterrichtsprojekte "Kunst in der Ausbildung" gefertigte Arbeiten. Dafür werden im Verbundkonzept vier Wochenstunden in zwei Wochen während des ersten Ausbildungsjahres reserviert.

Angeboten werden Fotografie, Video, Drucken/Malen, Rockband/Percussion. Im zweiten und dritten Ausbildungsjahr finden jeweils einwöchige Workshops zu Themen wie "Alltag in der Dritten Welt" statt. cas

Frau beim Überqueren der Autobahn angefahren

ESCHBORN. Beim Versuch, die Autobahn A 66 kurz hinter dem Eschborner Dreieck zu überqueren, wurde eine 29jährigen Albanerin aus der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge (HGU) in Schwalbach von einem Auto angefahren und schwer verletzt. Ein Frankfurter habe trotz einer Vollbremsung den Unfall nicht vermeiden können.

Wenig später kam es dann noch zu einem Auffahrunfall, an dem drei Fahrzeuge beteiligt waren. Es entstand Sachschaden in Höhe von 10 000 Mark. set

Feuerwehr erhält für Einsätze bessere Geräte

KELSTERBACH. Freuen darf sich die Freiwillige Feuerwehr über einen spendablen Magistrat. Der machte nämlich eine ganze Reihe von Zuschüssen für die Brandschützer locker. So werden drei Hydrozylinder für das Rettungschneidgerät und den Spreitzer - beide werden bei Verkehrsunfällen eingesetzt - für knapp 7500 Mark angekauft.

Weitere 5500 Mark stellte der Magistrat aus dem Stadtsäckel für neue Hitzeschutzbekleidung zur Verfügung. So kann vorhandene Schutzkleidung mit asbesthaltigen Teilen ausrangiert werden. Für rund 4200 Mark schafft die Stadt nach Magistratsentscheid außerdem vier weitere Funkmeldeempfänger für neue Aktive an. Der Ankauf eines speziellen Schutzgasschweißgerätes schlägt mit 2410 Mark zu Buch. Und schließlich erhält die Wehr für knapp 3000 Mark noch ein Schlüsseldepot, wodurch im Alarmfall jedem Feuerwehrmann der Schlüssel zum Gerätehaus zugänglich ist und keiner vor verschlossener Tür steht. cas

Castro reiste früher ab

SANTIAGO DE COMPOSTELA, 29. Juli (AP). Der kubanische Staatschef Fidel Castro hat am Mittwoch seinen fast einwöchigen Besuch Spaniens vorzeitig beendet. Er trat seine Heimreise in der nordwestspanischen Stadt Santiago de Compostela sechs Stunden früher als vorgesehen an. Eine offizielle Verabschiedung Castros habe nicht stattgefunden, da die galizische Provinzregierung nicht von der Änderung der Pläne Castros unterrichtet gewesen sei, sagte ein Behördensprecher.

Castro hatte die beiden letzten Tage seines Spanienbesuches in Galizien verbracht, wo sein Vater geboren wurde. Zuvor hatte er am zweiten Ibero-Amerikanischen Gipfeltreffen in Madrid teilgenommen. Außerdem besuchte er die Eröffnung der Olympischen Spiele in Barcelona und die Expo '92 in Sevilla. Die Reise des kommunistischen Staatschefs wurde von mehreren Demonstrationen für und gegen seine Politik begleitet.

VOLLEYBALL

Vorrunde, Männer, Gruppe B: Niederlande - Südkorea 3:0 (15:5, 15:5, 15:7).

1. GUS 2 2 0 6:1 4:0 Kuba 2 2 0 6:1 4:0 3. Brasilien 2 1 1 4:3 2:2 Niederlande 2 1 1 4:3 2:2 5. Südkorea 2 0 2 0:6 0:4 Algerien 2 0 2 0:6 0:4

Patenschaft für zerstörte Gemeinden angeregt

WIESBADEN. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat die Stadt Wiesbaden aufgefordert, die Patenschaft für eine der vielen zerstörten Gemeinden in Bosnien-Herzegowina zu übernehmen. Damit würde sich die Landeshauptstadt verpflichten, beim Wiederaufbau Hilfe zu leisten. Erste positive Resonanz fand diese von der GfbV initiierte Aktion "Stein um Stein" bei den Grünen im Rathaus. Fraktionssprecher Volker Kastner meinte dazu: "Neben der direkten Hilfe für Flüchtlinge sollte man jetzt schon an deren Rückkehr nach Ende des Krieges denken."

Die Öko-Partei appellierte in diesem Zusammenhang an die Stadt. Die solle leerstehende städtische Häuser wie beispielsweise im Schulenberg 19, im Hirschgraben 11 und 13 sowie in der Oranienstraße 31 und der Knausstraße 4 kurzfristig sanieren und den Flüchtlingen aus dem ehemaligen Jugoslawien zur Verfügung stellen. maf

Schule soll über Aids aufklären Gesundheitspolitiker: Information über Medien für unzureichend

pid NORTHEIM, 29. Juli. Eine verstärkte Aids-Aufklärung in den Schulen hat der Präsident der Bundesvereinigung für Gesundheit (BfGe), Hans-Peter Voigt (Northeim), gefordert. Die Aufklärung der Bevölkerung allein über die Massenmedien reiche nicht aus, erklärte Voigt in einer am Mittwoch veröffentlichten Pressemitteilung. "Das Aids-Problem brennt uns auf den Nägeln", betonte er. Es gebe keine dringlichere Aufgabe für Gesundheitspolitiker, als endlich eine wissenschaftlich fundierte, wirksame Strategie der Vorbeugung vor allem für Jugendliche und junge Erwachsene, Frauen und Homosexuelle gegenüber der Immunschwäche-Krankheit zu entwickeln. Blutbank muß an Opfer zahlen NIZZA (Reuter). Die staatliche Blutbank in der südfranzösischen Stadt Nizza muß hohe Geldsummen an Personen zahlen, die an Aids erkrankt sind, nachdem sie bei Transfusionen infiziertes Blut erhalten hatten. Ein Gericht in Nizza entschied, die Blutbank müsse zwei Aids- Kranke mit jeweils knapp 700 000 Mark entschädigen. Die gleiche Summe geht an die Familie eines dritten Patienten, der inzwischen gestorben ist.

In Paris stehen vier ehemalige Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums vor Gericht, denen vorgeworfen wird, gegen die Infizierung des Blutes nichts unternommen zu haben. Von infizierten 1200 Blutern sind 256 gestorben. Dramatischer Anstieg in Honduras TEGUCIGALPA (AFP). Die Zahl der Menschen, die in Honduras an Aids leiden, steigt nach Angaben der Behörden "dramatisch" an. Insgesamt seien inzwischen mehr als 2000 Aidssfälle registiert worden, allein 65 davon im Juni.

VdK wählt einen neuen zweiten Vorsitzenden

BIEBERGEMÜND. Die Wahl eines neuen zweiten Vorsitzenden steht im Mittelpunkt einer außerordentlichen Mitgliederversammlung des Verein der Kriegsdienstopfer und Verbliebenen (VdK) Kassel am heutigen Donnerstag, 30. Juli, um 17 Uhr in der Gastwirtschaft "Beim Bones".

Kein Erfolgserlebnis für's Kind Amt braucht zwei Wochen für ein Freischwimmerzeugnis

Den "geheiligten Samstag" habe sie extra für den Freischwimmer-Paß ihres Töchterchens geopfert, erklärt FR-Leserin Gabriele K. Am Samstag wollte die achtjährige Rebecca den begehrten Schein im Rebstockbad erwerben. Es klappte auch auf Anhieb: Rebecca hatte sich nach 15 Minuten freigeschwommen.

Doch trotz bestandener Prüfung gab's kein Dokument. Zuerst müsse alles ans Sport- und Badeamt weitergeleitet werden, lautete die Auskunft. Nach zwei Wochen sollte dann der Paß wieder im Bad abgeholt werden. "Mit dem gleichen Arbeitsaufwand ließe sich vielleicht ein Stapel Formulare im Bad deponieren", ärgert sich die FR-Leserin und vermutet, daß hinter der ganzen Sache "der heilige Bürokrats" steckt. Für Rebecca sei es schade, meint sie, "da sie eigentlich schon während einer Freizeit in den Ferien im Tiefen schwimmen wollte". Ohne den Paß lasse man sie dort aber nicht rein.

Eine Vereinfachung der Prozedur hält Horst Breitenstein, der stellvertretende Leiter des Sport- und Badeamtes, nicht für möglich. Das Ausfüllen des Paßes im Bad sei nicht praktikabel. Außerdem müsse da "auch noch ein Bild drauf". "Das können sie eben schlecht in der Badehose machen," erklärt er. Hinzu komme die große Besucherzahl in den Freibädern, "4000 bis 5000 Besucher täglich." Die Schwimmeister müßten sich um ihre Aufsichtspflicht kümmern, das Ausstellen des Passes sei schon deshalb nicht möglich.

Wer trotzdem seinen Freischwimmer-Paß sofort mitnehmen will, dem empfiehlt Breitenstein einen Schwimmkurs. Da wird das Formular nämlich zuerst ans Sport- und Badeamt geschickt und dort ausgefüllt. Nach der Prüfung muß der Schwimmeister nur noch unterschreiben und die begehrten Pässe können sofort mitgenommen werden. wob

Politische Ohnmacht frustriert den Ausländerbeirat Vor 20 Jahren gegründetes Gremium wünscht sich mehr Einfluß / Hilfe für fast 40 000 Menschen aller Nationen Von Margit Fehlinger WIESBADEN. Als die Aufenthaltserlaubnis des iranischen Studenten abgelaufen war und ihm die Abschiebung drohte, intervenierte der Ausländerbeirat - mit Erfolg. Der Perser durfte in Wiesbaden bleiben. Geholfen wurde auch der Türkin, die in ihrer Heimat lebte und zu ihrem in Wiesbaden arbeitenden Mann ziehen wollte. Der Ausländerbeirat vermittelte die Familienzusammenführung. "Typische Hilfe in Einzelfällen" nennt Vittorio Pappalardo diese Beispiele aus der Arbeitsbilanz eines Gremiums, das sich im Magistrat und im Stadtparlament vehement für die Interessen ausländischer Mitbürger einsetzt. Vor 20 Jahren wurde der Ausländerbeirat in Wiesbaden gegründet - als erster demokratisch gewählter der Bundesrepublik. Knapp 40 000 Ausländer leben in der Landeshauptstadt, die Asylbewerber noch nicht eingerechnet. Sie kommen aus 150 Nationen, die meisten aus der Türkei und aus Italien. 62 von ihnen allen bilden den Ausländerbeirat, 31 als ordentliche Mitglieder, die übrigen als Stellvertreter. Den Löwenanteil stellen hier die Türken; vertreten sind außerdem die Nationen Italien, Griechenland, Marokko, Iran, Indien, Spanien. Die rechtliche Stellung im kommunalen Gefüge war anfangs klar definiert: "Ein beratendes Gremium des Magistrats, mehr nicht", sagt Vittorio Pappalardo, der stellvertretende Beiratsvorsitzende. Im Laufe der Zeit haben sie sich allerdings sehr wirkungsvoll mehr Einflußmöglichkeiten erkämpft, werden beispielsweise schon seit längerem im Stadtparlament und in den Ausschüssen gehört - heute ein gesetzlich verankertes Recht. Laut novellierter Hessischer Gemeindeordnung (HGO) dürfen Magistrat und Stadtverordnete nämlich erst dann Ausländer betreffende Entscheidungen fällen, wenn sie zuvor den Ausländerbeirat eingeschaltet haben.

Vittorio Pappalardo kann sich nicht erinnern, daß die Wiesbadener Stadtväter einmal einen Beschluß gegen den Willen des Ausländerbeirats gefaßt hätten. Allerdings hat der stets nur solche Wünsche und Anliegen vorgetragen, die ihm - seine geringe Machtposition realistisch einschätzend - auch durchsetzbar erschienen. Denn wenn es hart auf hart ginge, hätte der Ausländerbeirat keine rechtliche Möglichkeit, die Erfüllung seiner Forderungen zu erzwingen.

Ihre politische Ohnmacht empfinden die ausländischen Mitbürger äußerst frustrierend. "Politiker sind immer darauf bedacht, es sich mit Wählern nicht zu verscherzen." Um die Gunst der Ausländer, die noch kein kommunales Wahlrecht haben, müssen sich Stadtverordnete aber nicht besonders bemühen. Das soll sich allerdings bis spätestens 1995 ändern - zumindest für einen großen Teil der hier lebenden Ausländer: Die Maastrichter Verträge sehen das Kommunalwahlrecht für EG-Angehörige vor.

War der Wiesbadener Ausländerbeirat anfangs ein vornehmlich unpolitisches Gremium, das in erster Linie um die Verbesserung der Lebenssituation in der Fremde kämpfte, so ist er jetzt von zunehmender Politisierung geprägt. Ein Grund, warum Vittorio Pappalardo im vergangenen Jahr den Vorsitz niederlegte. Heute führt Mehmet Yilmaz das Gremium an - ein Türke, der sich derzeit in Urlaub befindet.

Während der Italiener auf parteipolitische Neutralität setzte und damit mehr zu erreichen glaubte, bekennen sich immer öfter Beiratsmitglieder zu ihrer politischen Überzeugung. Derzeit sind es in der Hauptsache Sozialdemokraten. "Damit", meint Pappalardo, "haben wir im Beirat an Unabhängigkeit eingebüßt." Immerhin wurde im Wiesbadener Ausländerbeirat vereinbart, parteipolitische Auseinandersetzung zu vermeiden. Ebenso die Nationalitätenkonflikte, die nicht auch noch in der Fremde ausgetragen werden sollen. Daß der Bürgerkrieg im früheren Jugoslawien noch nicht auf den Wiesbadener Ausländerbeirat übergegriffen hat, erklärt sich aus einem ganzen anderen Grund. Die ehemaligen Jugoslawen konnten sich - bereits geprägt von den Spannungen zu Hause - vor der Beiratswahl 1989 nicht auf eine gemeinsame Nationalitätenliste einigen und verpaßten den Abgabetermin. Die Folge: Sie sind im Ausländerbeirat überhaupt nicht vertreten. "Das ist sehr bedauerlich", sagt Vittorio Pappalardo. Denn nun könne man Hilfsmaßnahmen für Flüchtlinge nicht mit den Landsleuten abstimmen, die in Wiesbaden wohnen.

Immerhin will der Ausländerbeirat eine Initiative im Interesse der Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina ergreifen: "Wir werden die Bundesrepublik in einer Resolution auffordern, die Visapflicht für Flüchtlinge aus dem früheren Jugoslawien aufzuheben." Denn wer auf der Flucht sei, habe keine Zeit, sich noch um eine Einreiseerlaubnis zu bemühen.

Park wird eröffnet

Der "Zigeunerbaron" gastiert Bad Orb

BAD ORB. Der "Zigeunerbaron" kommt nach Bad Orb. Das Wiener Operetten-Theater hat anläßlich seines 50jährigen Bestehens die Operette aus der Feder von Johann-Strauss neu inszeniert. Sie wird am Montag, 3. August, um 19.30 Uhr im Theatersaal der Konzerthalle aufgeführt. Karten sind zum Preis von 20 bis 35 Mark im Verkehrsbüro Bad Orb, Telefonnummer (10 15) oder im Infopavillon am Salinenplatz (Rufnummer 37 31) erhältlich. Eventuell gibt es an der Abendkasse ab 18.30 Uhr noch Restkarten. jan

In den Bach gestoßen

OFFENBACH. Opfer eines brutalen Überfalls durch eine Gruppe Jugendlicher wurde am hellichten Tag ein 52jähriger Mann am "Nassen Dreieck". Nach Angaben der Polizei schlugen die offensichtlich angetrunkenen Angreifer auf den Fußgänger ein, traten nach ihm und stießen ihn in den Hainbach. hf

Unterschriftenaktion gegen Ladenschließung

Nachdem im Juni dieses Jahres bereits der Schade-Markt an der Hügelstraße in Eschersheim unter Protest der überwiegend älteren Anwohner geschlossen wurde, ist jetzt auch der Pachtvertrag für den HL-Markt an der Elenore-Sterling-Straße nicht verlängert worden. Auch diesmal sind wieder alte Leute - größtenteils Bewohner der Anne-Frank-Siedlung - die Leidtragenden.

Mit einer Unterschriftenaktion hatten sie im Vorfeld versucht, die Aufgabe des Lebensmittelladens zu verhindern, jedoch vergeblich. Das Geschäft sei in den roten Zahlen und nicht mehr rentabel, hieß es, und die Kundschaft möge doch Verständnis haben. "Wir alten Leute und die Berufstätigen sind nicht glücklich darüber", meint eine 68jährige Anwohnerin. Man müsse sich nun umstellen und ganz anders planen. Sie selbst braucht jetzt zehn Minuten länger zum nächsten Lebensmittelladen. "Ich spür's ganz schön in den Knochen, wenn ich so schwer tragen muß." Problematisch, so befürchtet sie, werde es vor allem im Winter bei Glatteis.

Man müsse auch die wirtschaftliche Seite sehen, kontert Rewe-Niederlassungsleiter Werner Haibach, zuständig für die HL- und Minimalmärkte. "So ein Standort nutzt sich mit der Zeit ab, die Umgebung verändert sich." So hätten sich auch die Kunden des Eschersheimer Marktes und deren Ansprüche verändert. "Der Laden war vor 20 Jahren genau richtig", meint Haibach. Doch in der letzten Zeit habe es eine permanente Kostensteigerung gegeben. Eine Neuanmietung der 320 Quadratmeter großen Fläche lohne sich einfach nicht mehr. Man könne den Laden doch an einen Privatmann vermieten, schlägt Haibach vor, gibt jedoch gleich zu bedenken, daß die Miete für einen Selbständigen sicher viel zu hoch sei. ki

Arbeitsamt klagt: Schwerbehinderte werden ausgegrenzt

MAIN-KINZIG-KREIS. Das Hanauer Arbeitsamt beklagt, daß immer mehr schwerbehinderte Menschen vom Arbeitsprozeß ausgegrenzt werden.

Nach einer neuen Untersuchung stellte sich heraus, daß der bereits in den vergangenen Jahren überaus hohe Anteil von Schwerbehinderten in der Arbeitslosenstatistik weiterhin drastisch nach oben geht.

So wurden im Kreisgebiet binnen eines Jahres ein Viertel mehr erwerblose Schwerbehinderte gezählt.

Rund Fünfhundert sind es inzwischen, die sich in der Hanauer Behörde gemeldet haben.

Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen, weil viele keine Hoffnung mehr haben, jemals einen Job zu finden.

Dabei sind die Unternehmer eigentlich verpflichtet, sechs Prozent ihrer Arbeitsplätze Schwerbehinderten zur Verfügung zu stellen, wenn ihr Betrieb mehr als 16 Leute beschäftigt.

Doch die meisten Firmen drücken sich vor dieser sozialen Aufgabe und zahlen lieber 200 Mark Strafe pro nichtbesetztem Arbeitsplatz und Monat.

Zwar haben Interessensverbände wie der VdK immer wieder gefordert, die genannte Summe, die sich für die Arbeitgeber als Trinkgeld darstellt, zu erhöhen, doch der Gesetzgeber stellt sich gegenüber diesen Appellen seit Jahren taub.

Dabei fördert das Arbeitsamt die Einstellung von Schwerbehinderten sogar mit Zuschüssen an die Betriebe und gleicht die Leistungsminderung über zusätzliche Fördermittel weitgehend aus. Zudem gibt es Geld für die Einarbeitung und, falls erforderlich, für das Einrichtung des behindertengerechten Arbeitsplatzes.

Für die Betroffenen selbst bietet das Arbeitsamt als Starthilfe halbjährige Schulungen an.

Die Teilnehmer können unter anderem ihr Allgemeinwissen auffrischen oder EDV-Kurse wahrnehmen.

Am Ende steht dann ein betriebliches Praktikum, das vom Arbeitsamt bezahlt wird.

Die Behörde appelliert an alle Arbeitgeber, die kostenlosen Beratungen durch die Schwerbehindertenvermittler in Anspruch zu nehmen.

Die Vermittler sind im Main-Kinzig- Kreis unter folgenden Telefonnummern zu erreichen:

Hanau 0 61 81 / 672-291, Gelnhausen 0 60 51 / 8201-34, Schlüchtern 0 66 61 / 3031 und Maintal 0 61 09 / 6 20 85.

Betriebe, die sich für einen Absolventen der genannten Kurse interessieren oder bereit sind, eine Praktikumsstelle anzubieten, wenden sich an:

Herrn Härtel im Hanauer Arbeitsamt, Telefon 0 61 81 /672-293. hein

Wo sind die Touristen geblieben? Viele Lücken auf den Rängen Taxifahrer enttäuscht / Hotelzimmer sind noch zu haben Von unserem Korrespondenten Werner Herzog

"Um ein Haar hätten wir gestreikt", sagt der Taxifahrer und fährt verbissen geradeaus. Der Verkehr ist flüssig und locker - überhaupt kein Problem. Genau das stört ihn. Wie alle seine Kollegen hat er während der Olympischen Spiele viel Arbeit und Geld erwartet. Und nun das. "Wir haben gleichviel oder noch weniger Kunden als in anderen Hochsommern, die besten nimmt uns das Olympische Organisationskomitee mit seinen Bussen und Vip-Privatwagen weg und fährt sie auf der Straßensonderspur gleich in die Stadien, wo wir bis jetzt nicht hindurften", beschwert sich der Fahrer, "dabei wies uns die Stadtverwaltung an, wir sollen unsere Taxen modernisieren und die Fremden besonders freundlich bedienen."

Recht hat er. Barcelona ist alles andere als voll. In den Straßen fahren 15 Prozent weniger und in den Parkplätzen stehen 25 bis 40 Prozent weniger Autos als im Vorjahr um die gleiche Zeit. Schon an der Grenze hapert es. Lange nicht alle "errechneten" Touristen sind gekommen. Auf der Autobahn von Perpignan nach Barcelona gibt es keinen einzigen der befürchteten Staus. "Es ist die Wirtschaftskrise in Europa", meinen die Statistiker. Tatsächlich sind jetzt, in der Hochsaison, nur 60 Prozent der Betten an der Costa Brava belegt. Und diese Leute, die keine Eintrittskarten für die Spiele haben, kommen nicht in die Stadt. Das Ergebnis: Die Park-and-ride-Parkplätze in den Vororten sind nur zu fünf Prozent belegt.

Wer Eintrittskarten hat, ist in der Stadt - und fährt diszipliniert, wie es die Stadtverwaltung gewünscht hat, mit Bus und Metro. Die Stadien sind weniger gefüllt als erwartet. Einige Sponsorenfirmen haben nicht alle ihre erworbenen Karten verteilt, theoretisch volle Zuschauerränge sind voller "Löcher" geblieben. Das Organisationskomitee hat entschieden, Gratiseintritte zu verteilen, um so den "Rahmen" zu verschönern. Eine Bedingung müssen die Gratis-Zuschauer erfüllen: Wenn der Besitzer der bezahlten Karte erscheint, müssen sie aufstehen . . .

Auch Hotelzimmer sind in der Stadt noch zu haben (die offizielle Bettenauslastung wird mit 95 Prozent angegeben). Doch kaum in den besten Hotels, sondern in Pensionen. Dort kann man auf alle Arten überrascht werden. An der schmukken Placa Reial ist ein Doppelzimmer mit Bad für 95 Mark erhältlich, an den Ramblas ein Doppelzimmer ohne Bad für das doppelte.

So richtig mit Fußgängern belebt wird Barcelonas Zentrum erst gegen sieben Uhr abends, wenn die Hitze nachläßt. Männer mit bloßem Oberkörper sind gleich als Nordländer auszumachen. Jedermann will mindestens einmal über die Ramblas flanieren und etwas einkaufen. "Wir verkaufen wegen der Spiele insgesamt nicht mehr", klagte die Vereinigung der Ladenbesitzer. Nur die Souvenirs wie Cobi-Leibchen und die Videokassetten sind Verkaufsschlager.

Dafür haben die Gaukler an den Ramblas Hochsaison. Der hochfeine Transvestit Paco Capullo etwa, der auf dem Trottoir Flamenco tanzt und auch für Fotos zu kaufen ist, oder der venezolanische Messerspringer Jorge Guillen, der Poet Eduardo Mazo mit seinen originellen Sprüchen oder die "Statue" Dona Ines. Sie sind alle für die Ausländer da. Die Barcelonesen benützen die Abendstunden für einen Spaziergang auf dem Montjuic-Hügel, von dem sie einen wunderbaren Blick auf ihre Stadt haben. Sie machen noch immer den Hauptteil des "Olympiavolkes" aus - zum Leidwesen der Tourismus-Förderer.

Lastwagen umgestürzt

OFFENBACH. Mehr als eine Stunde waren am Dienstag nachmittag drei Fahrspuren der Autobahn Würzburg- Frankfurt bei Offenbach blockiert, nachdem ein Lastwagen ins Schlingern geraten und umgestürzt war. Der Fahrer erlitt Verletzungen, den Schaden schätzt die Polizei auf rund 200 000 Mark. hf

Aufgespießt

"Deshalb wäre es meines Erachtens grundfalsch, beispielsweise bei gleichem Budget, Frauen besonders zu fördern. Das gibt nur böses Blut und führt zu Aggressionen. Ich halte es für ein Erfolgsrezept, die Männer besonders zu fördern, damit sie nicht die Angst haben, relativ zurückzufallen." Professor Dr. Michel Domsch, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Universität der Bundeswehr in Hamburg, in einem Interview mit "Wirtschaft & Weiterbildung - das Management Magazin".

Im Hintergrund: Die Gas-Union

SCHLÜCHTERN. Die Gas-Union mit Sitz in Frankfurt hat sechs Gesellschafter. Unter ihnen ist mit einem Anteil von 37,7 Prozent die Maingas AG, die wiederum zusammen mit den Kreiswerken Gelnhausen Gesellschafter der Main-Kinzig-Gas Gelnhausen ist.

Zweitgrößter Gesellschafter ist die mächtige Ruhrgas AG in Essen, die einen Anteil von knapp 26 Prozent hält. Drittgrößter in der Runde ist die Kraftwerke Mainz-Wiesbaden AG mit Sitz in Mainz. Das Unternehmen verfügt über 17,5 Prozent an der Gas- Union. Hinzu kommen die Stadtwerke Kassel mit über zehn Prozent, die Stadtwerke Göttingen mit etwa sieben Prozent und die Gas- und Wasserversorgung Fulda GmbH mit spärlichen zwei Prozent.

Vorsitzender des Aufsichtsrates der Gas-Union ist der Frankfurter Oberbürgermeister Andreas von Schoeler. Als Stellvertreter fungieren Klaus Liesen, der Vorstandsvorsitzende der Ruhrgas AG, und Hermann-Hartmut Weyel, Oberbürgermeister von Mainz.

Die Gas-Union versorgt den größten Teil Hessens sowie angrenzende Gebiete in Niedersachsen, Thüringen, Rheinland-Pfalz und Bayern. An das 495 Kilometer lange Hochdruck-Leitungssystem sind Industriebetriebe und Gasversorgungsunternehmen mit insgesamt 850 000 Kunden angeschlossen. Neben der ehemaligen Sowjetunion mit einem Anteil von 32 Prozent beziehen die alten Bundesländer vor allem Erdgas aus Holland (28 Prozent). Die Eigenversorgungsleistung liegt bei 24 Prozent. Gas kauft die Bundesrepublik außerdem in Norwegen und Dänemark. schu

Spannbänder über Straßen warnen Autofahrer wieder vor Schul- und Verkehrsanfängern Großes Risiko für kleine Kinder Tempo 30 zeigt Erfolg Von unserem Redaktionsmitglied Hans-Jürgen Biedermann Die Parolen auf den weißen Tüchern werben für Fairneß und Toleranz. Sie flattern von den Fußgängerbrücken auf der Miquelallee und in der Eschersheimer Landstraße. Sie propagieren in der Theodor- Heuss-Allee ebenso wie in der Hamburger Allee eine Verkehrsmoral, die jene 6000 Anfänger schützen soll, für die nächste Woche die Schule beginnt. Die Aufschrift auf den Spannbändern - "Schule hat begonnen. Achten Sie auf Kinder!" - war zugleich das Motto einer Pressekonferenz von Verkehrswacht und Magistrat. Nach der Bilanz von Baustadtrat Hanskarl Protzmann haben die Fachkommissionen in den vergangenen zwölf Monaten 67 Ortstermine absolviert und danach zahlreiche Gefahrenpunkte auf den Schulwegen beseitigt. Das Resulat läßt sich in der Unfallstatistik ablesen: Im Vergleich zum Jahr davor reduzierten sich die Schulwegeunfälle in Frankfurt und im Main-Taunus-Kreis von 55 auf 28.

Für die Sicherheit der ABC-Schützen engagiert sich auch diesmal wieder die Verkehrswacht. Sie finanziert nicht alleine die Spruchbänder und die gelben Mützen für die Erstkläßler, sondern sie greift auch in die Kasse, um Sonderwünsche zu erfüllen. Die Berkersheimer Grundschule in der Untergasser Hohl wird mit zwei Tafeln beschildert, die in der Straßenverkehrsordnung gar nicht vorgesehen sind. "Gas weg - Schule" lautet der Appell auf gelbem Grund. Verkehrswacht-Vorsitzender Werner Krembzow lobt die Straßenverkehrsbehörde, "weil die das ganz unbürokratisch genehmigt haben".

Hanskarl Protzmann sprach von den Handicaps der "Zwerge" im Straßenverkehr. Sechsjährige verfügten lediglich über 30 Prozent des Blickfeldes eines Erwachsenen. Ihr Hör- und Reaktionsvermögen sei noch nicht voll entwickelt. Das kann fatal werden, wenn sich Autofahrer dennoch "disziplin- und rücksichtslos verhalten" (Protzmann).

Werner Krembzow ist davon überzeugt, daß die Stadt mit ihrer konsequenten Tempo-30-Politik, die vor den Schulen begonnen wurde, einen wesentlichen Beitrag zur Verkehrssicherheit geleistet hat. Der Vorsitzende selbst hatte die Bremspolitik bereits zu einer Zeit gefordert, als der Magistrat von der CDU dominiert wurde. Damals blieb seine Initiative ohne Resonanz. Die Verkehrswacht legt dem Magistrat nahe, die großflächigen Schilder mit der 30 auch dann nicht vor den Schulen zu demontieren, wenn rundum Tempo-30-Zonen eingerichtet sind. Stadtrat Protzmann will darüber nachdenken. In jedem Falle sollen die Straßen, in denen Schulen liegen, mit den sogenannten Kölner Tellern, fünf Zentimter hohen Aluminiumscheiben, beklebt werden, um dem Tempolimit Nachdruck zu verleihen.

Ulrich von Bieberstein, stellvertretender Leiter der Verkehrsabteilung, stellt der städtischen Unfallverhütung gute Noten aus. "Die Schulwegsicherheit wird professionell betrieben", sagt der Polizeioberrat. Sein Mitarbeiter Karlheinz Böhm freut sich, daß er auf der Steckkarte für Kinderunfälle im vergangenen Jahr deutlich weniger Nadeln plazieren mußte. Der Oberkommissar: "Im vergangenen Jahr haben sich im Dienstbezirk 205 Unfälle mit Kindern bis 14 Jahren ereignet." Im Jahr davor waren es 243.

Bei den reinen Schulwegeunfällen sackte die Zahl von 55 auf 28. Häufig kommen Kinder unter die Räder, weil sie

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Wer macht mit beim Steinbacher Stadtfest?

STEINBACH. Auch der Erlös des Stadtfestes, das in diesem Jahr von den Vereinen erstmals organisiert wird, soll dem Behindertenaufzug für die Geschwister-Scholl-Schule zugute kommen (siehe nebenstehenden Bericht).

Der letzte Termin für die Vereine, bis zu dem sie mitzuteilen müssen, was sie bei dem Fest machen möchten, wurde wegen der Sommerferien von Döge auf den 20. August verlegt. Die ursprünglich auf den 2. August angesetzte Sitzung aller Vereinsvertreter wird bis nach diesem Termin verschoben.

"Wir hoffen auch auf die Teilnahme unserer ausländischen Mitbürger", sagte Döge.

"Kein hinreichend sicher feststehender Tatablauf"

KASSEL. Die Staatsanwaltschaft Kassel hat das Ermittlungsverfahren im Zusammenhang mit einem Brandanschlag auf eine türkische Gaststätte eingestellt. Nach Ausschöpfung aller Ermittlungsmöglichkeiten sei "kein hinreichend sicher feststehender Tatablauf" zu ermitteln gewesen, hieß es gestern.

Fest stehe lediglich, daß die Schäden in dem Lokal auf "zwei unabhängig voneinander entstandene Brandherde" zurückzuführen seien. Wer Urheber der Brände war, muß nach Mitteilung der Staatsanwaltschaft "letztlich offenbleiben".

Der Brand in der türkischen Gaststätte, bei dem die 42jährige Frau des iranischen Inhabers verletzt wurde, hatte im Januar dieses Jahres für einigen Wirbel gesorgt.

Zunächst wurde aufgrund der Aussagen der Frau von einem ausländerfeindlichen Übergriff dreier Männer ausgegangen. Später waren Spekulationen aufgetaucht, daß der Anschlag von den Inhabern vorgetäuscht sein könnte. rvk

Übernahmen aus Brüssel Frankfurt zahlt 1,6 Millionen für sieben Opernproduktionen

Der künftige Frankfurter Opernchef Sylvain Cambreling (er ist zurzeit noch Leiter der Brüsseler Oper) hat im Januar im Kulturausschuß angekündigt, er wolle für die Frankfurter Oper die Produktionen des Brüsseler "Ring" (vier Opern), der "Elektra" sowie der Janacek-Opern "Aus einem Totenhaus" und "Jenufa" übernehmen. Ein halbes Jahr danach hat die Oper den Vertrag über den Ankauf der Produktionen geschlossen. Jetzt will die CDU im Kulturausschuß wissen, welche Ausstattungs-Stücke jeweils gekauft worden seien, wann die einzelnen Produktionen gezeigt werden sollen und welche Höhe der Kaufpreis hat.

Ferner will die CDU vom Magistrat wissen, ob die Bühnenausstattung - eingedenk der Schwierigkeiten mit dem Gastspiel der Frankfurter in Israel - auch auf der Frankfurter Opernbühne genutzt werden kann.

Die Antworten auf die Fragen sind eindeutig und positiv. Alle genannten Produktionen der Brüsseler Oper sind bereits vorhanden (sie waren nicht vom Brandschaden dort betroffen). Die Städtischen Bühnen Frankfurt haben die gesamten Dekorationen, einschließlich der Kostüme und aller Requisiten erworben und zwar zu einem Kaufpreis von 1,6 Millonen Mark, der bereits im Januar bezahlt worden ist.

Schon vor dem Abschluß des Vertrages habe sich die Oper Frankfurt davon überzeugt, daß die Brüsseler Dekorationen auch in Frankfurt anwendbar sind, versichert Andreas von Schoeler in seiner Antwort auf die CDU-Anfrage. In Israel waren die Dekorationen aus Frankfurt zu groß gewesen; das Brüsseler Haus ist kleiner als das Frankfurter - eine Erweiterung des Bühnenbildes kann deshalb (im Gegensatz zu einer Verkleinerung wie in Tel Aviv) ohne größere Schwierigkeiten vorgenommen werden.

Es gilt übrigens als sicher, daß die Städtischen Bühnen Frankfurt durch die Übernahme der Brüsseler Opernproduktionen ein Vielfaches des ausgegebenen Summe von 1,6 Millionen sparen wird.

Silvain Cambreling wird mit seinem Programm einen Teil der Pläne, die Michael Gielen in Frankfurt nicht mehr umsetzen konnte, verwirklichen: Gielen hatte ursprünglich die Absicht, Janaceks "Totenhaus" aufzuführen. Auch Wagners "Ring der Nibelungen" sollte nach dem Willen Gielens in mehreren Aufführungen - allerdings in der Regie von Ruth Berghaus - wieder auf die Frankfurter Bühne kommen. wp

UVF stoppt Giftmüll-Sammlung HIM hat keine Kapazität mehr frei / Erst wieder im November?

HOCHTAUNUSKREIS. Die für die Zeit vom 3. August bis 5. September angekündigte Sammlung von Sondermüll-Kleinmengen in den Städten und Gemeinden des Hochtaunuskreises wird auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Dies hat der Eigenbetrieb "Abfallwirtschaft und Abfallentsorgung" des Umlandverbandes Frankfurt (UVF) mitgeteilt. Als Grund werden Engpässe bei der Sondermüll- Verbrennungsanlage der Hessischen Industriemüll-GmbH (HIM) in Biebesheim und die Begrenzung der jährlichen Sammelmengen für die Kreise genannt.

"Damit ist eine zweite Region - nach dem Einzugsgebiet des Zweckverbandes Abfallentsorgung Offenbach (ZAO) - von den Annahmebeschränkungen der HIM überrascht worden", kommentiert der beim UVF für die Abfallwirtschaft zuständige Beigeordnete Thomas Rautenberg das Aussetzen der Giftmüll-Sammlung. Er fordert die HIM auf, die ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten von Zwischenlagern zu nutzen, um abrupte Sammelunterbrechungen zu vermeiden. Außerdem bittet er die Bürgerinnen und Bürger um Verständnis. Sie sollen den Giftmüll bis zur nächsten Sammlung im November aufbewahren.

Voraussetzung für den späteren Einsatz des Schadstoff-Mobils ist, daß die begrenzten Kapazitäten in Biebesheim wieder für die Verbrennung von Problemabfällen aus den kommunalen Sonderabfall- Kleinmengensammlungen genutzt werden. Der Umlandverband will die Termine rechtzeitig bekannt geben. tel

"300 Polizisten müssen zusätzlich her" Gewerkschafter verlangen vom Landtag gerechtere Verteilung

STADT UND KREIS OFFENBACH. "Wer in Offenbach klaut, hat bessere Chancen, nicht erwischt zu werden, als irgendwoanders in Hessen", klagt Jochen Huck, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Schuld daran seien Landtag und Landesregierung, weil sie zu wenig Polizisten in die Offenbacher Region schickten. Gemäß der Faustregel, daß für 400 Einwohner ein Polizist dasein soll, fehlen rund dreihundert Polizeibeamte im 400 000 Einwohner zählenden Amtsbezirk des Offenbacher Polizeipräsidiums, rechneten Huck und DGB- Vorsitzender Horst Kunze gestern im Gewerkschaftshaus vor. Weil sich immer mehr Arbeitnehmer immer weniger sicher in den Straßen von Stadt und Kreis fühlen, vornehmlich aber in Offenbach und Dietzenbach, starten Huck und Kunze einen neuerlichen Anlauf gen Wiesbadener Innenministerium. Sie argumentieren: "Stadt und Kreis führen offensichtlich sicherheitspolitisch ein Schattendasein, und zwar im Schatten der Kriminalitätsmetropole Frankfurt." Immer mehr Kriminelle verlagerten ihre Aktivitäten aus der City in das neue Warndreieck Offenbach-Hanau-Frankfurt. Schutzpolizisten und Kripo-Beamte im Offenbacher Polizeipräsidium müssen härter arbeiten als ihre Kollegen in Frankfurt, Darmstadt, Wiesbaden und Kassel. Huck und Kunze belegen das mit der "Kriminalhäufigkeits-Statistik". Im vergangenen Jahr mußten die 762 Offenbacher Beamten 39 689 Straftaten bearbeiten. Rein statistisch kommen so auf jeden Beamten 52 Vorgänge. In Kassel waren es aber nur 31, in Wiesbaden 30, in Darmstadt 42, in Frankfurt 46. Huck und Kunze wundern sich deshalb nicht, daß im Offenbacher Polizeipräsidium die Aufklärungsquote nur 26,1 Prozent beträgt, der Landesdurchschnitt 38,8 Prozent.

Das liegt natürlich nicht daran, daß die Offenbacher Polizisten dümmer oder gar fauler als die Ganoven sind, sondern an ihrer Überlastung. Die unlängst gebildete Sonderkommission, die "Arbeitsgruppe Raub", habe schon beachtliche Erfolge vorzuweisen. Die Beamten dieser Gruppe fehlten nun an anderer Stelle.

Angesichts der Zunahme von Handtaschenraub, Straßenraub, Beschaffungskriminalität und der Kleindelikte wie Fahrrad- und Ladendiebstahl fragen Huck und Kunze: "Inwieweit ist die Offenbacher Polizei längerfristig noch in der Lage, die Bürger und Bürgerinnen, also auch die ArbeitnehmerInnen und ihre Familien zu schützen?"

Die Gewerkschafter verlangen von allen hiesigen Landtagsabgeordneten, "sich im Landtag für eine gerechtere Verteilung des hessischen Polizeipersonals einzusetzen, und zwar für das Offenbacher Polizeipräsidium und damit zugunsten der Bevölkerung in der Stadt und dem Kreis Offenbach."

Bislang hätten die anderen Regionen trotz geringerer Kriminalität immer mehr Beamte als Offenbach zugewiesen bekommen.

Außerdem müsse das Innenministerium jungen Beamten mehr Anreize bieten, ihren schweren Dienst im Ballungsraum Offenbach aufzunehmen. Stadt, Kreis und Land sollen ihnen verbilligte Wohnungen besorgen und eine Ballungsraumzulage zahlen. lz

Die südafrikanische Mannschaft ist zerrissen Die Erste und die Dritte Welt in einem gemeinsamen Team Schwarze und weiße Sportler bekommen Maulkorb umgehängt / NOK-Chef Ramsamy verweist auf schwierige politische Lage

Manfred Fiess stammt aus Bitterfeld, dem "dreckigsten Loch der DDR", wie er sagt. Dort hat er 19 Jahre lang gewohnt, eine Mechanikerlehre gemacht und zuletzt nur noch von der Hoffnung auf bessere Zeiten im Westen gelebt. 1960 ist er nach Berlin abgehauen und fünf Jahre geblieben, um festzustellen, daß es "immer noch nicht weit genug" war. Die Weite fand er in Südafrika. Dort ist er heute Oberhaupt einer dreiköpfigen Familie, Inhaber eines Drei-Mann-Betriebes, der Präzisionsteile für elektronische Waagen herstellt, und mit 51 Jahren ältester Amateur des Olympiateams. Manfred Fiess, weiß, blond, schießt für Südafrika. Er sagt, die Apartheid gebe es immer noch. Nur richte sie sich jetzt gegen Weiße.

Sam Ramsamy kennt die Homelands und die ehemalige DDR. 1973 war er an der Deutschen Hochschule für Sport und Körperkultur in Leipzig eingeschrieben, der Medaillenschmiede des untergegangenen Arbeiter- und Bauernstaates. Das Diplom hat ihm geholfen, in London eine neue Existenz mit einem Consultingbüro für Sport und Entwicklungshilfe aufzubauen. Als Südafrika die ersten winzigen Zeichen einer Demokratisierung setzte, hat er ein Amt übernommen. Sam Ramsamy, 54 Jahre alt, schwarz, ist Präsident des Nationalen Olympischen Komitees von Südafrika (Nocsa). Er sagt, ehe in seiner Heimat nicht frei gewählt werde, gebe es Apartheid und keine Demokratie.

Zwei Personen, die die ganze Zerrissenheit einer Mannschaft widerspiegeln, deren Land nach 32 Jahren erstmals wieder auf der olympischen Bühne steht. Ramsamy verschweigt die Probleme nicht, mit denen sie zu kämpfen haben. Allein das Zahlenverhältnis im Team - acht Schwarze, zwei Farbige und 87 Weiße - symbolisiert das alte System.

Wie sollte es anders sein, wenn die Schwarzen nur auf staubigen Fußballfeldern kicken, auf Tennisplätzen ohne Netze spielen und auf der Straße laufen können. Der kleine Marathonläufer Abel Mokibe zum Beispiel, der in einem Ghetto 30 Kilometer nordöstlich von Johannesburg lebt. "Ich muß auf Staubstraßen trainieren", erzählt er, "nur in den weißen Vierteln gibt es Tartanbahnen".

Manfred Fiess, der große Blonde, sagt dazu nichts. Er würde schon gerne wollen, beteuert er und prophezeit, daß Südafrika ins Chaos stürzt, jetzt wo Nelson Mandela und sein ANC an die Macht drängen. Aber er darf es nicht, weil er eine Erklärung unterschrieben hat, die ihn verpflichtet, in Barcelona über politischen Themen zu schweigen. Der Maulkorb erinnere ihn sehr an seine Heimat, meint der Bitterfelder. Ramsamy bestätigt das. "Wir haben die Athleten aufgefordert, nichts zu sagen", erklärt Ramsamy, "weil wir sie und den Demokratisierungsprozeß schützen müssen."

Die Angst, die dahintersteckt, ist offenkundig: Es ist die Angst davor, schon wieder gespalten zu werden, bevor man überhaupt zusammengefunden hat. Die (weißen) Medienvertreter vom Kap fragen ständig danach, ob Schwarz und Weiß im olympischen Dorf in den gleichen Zimmern schlafen, an denselben Tischen Mittagessen und miteinander sprechen. Tun sie natürlich nicht, weil sich der Zulu mit dem Buren schon sprachlich nicht verständigen kann, wenn er des Englischen nicht mächtig ist. Es ist schon so, wie Ramsamy festhält: "Wir haben hier die Erste und die Dritte Welt in einer Mannschaft."

Natürlich prallen diese Gegensätze in aller Schärfe aufeinander, wenn etwa die Hürdenläuferin Myrtle Bothma beklagt, daß sie ihre Nationalhymne ("die Stem") nicht hören, ihre Flagge mit den Farben der alten Buren-Republiken nicht sehen und ihr Team nicht mehr "Springböcke" nennen darf. Wenn ihr Sohn sie frage, erläutert Frau Bothma, was denn das beste sei, was man als Sportler werden könne, wisse sie keine Antwort mehr, "weil es den ,Springbock' nicht mehr gibt". Für andere wiederum wie George Mluleki, den stellvertretenden Nocsa-Vorsitzenden, sind das eher Symbole der Repression. Er hat acht Jahre auf Robin Island im Knast gesessen. "Auch heute", betont der ANC-Aktivist, "ist die Regierung de Klerk nur für die Weißen da."

Und dennoch sind Ramsamy und Mluleki sehr bemüht, Einheit zu demonstrieren. Sie werden nicht müde, in offiziellen Verlautbarungen die Harmonie hervorzuheben, wortreich berichtet der Nocsa-Chef von Mandelas Gespräch mit IOC- Präsident Juan Antonio Samaranch, das in "herzlicher Atmosphäre und völliger Übereinstimmung" stattgefunden habe. Beide hätten befunden, daß gerade der Sport, die Rückkehr des Kap-Landes in die olympische Familie den Kampf um Demokratie in Südafrika stärken werde.

Später, im kleinen Kreis, wird Ramsamy sagen, daß es keine Rückkehr in diese Familie ist, weil sie, die Schwarzen, noch nie Mitglied waren. Bis 1960, als die "Springböcke" in Rom letztmals Olympia- Medaillen hinterherliefen, war stets nur die "Herrenrasse" am Start. Erst jetzt, dürfen sich Mluleki und die Seinen dazuzählen, aber es werde noch weitere zehn Jahre dauern, bis ein wirklich vereintes Südafrika unter den fünf Ringen stehe.

Doch trotz allem Trennenden, es gibt auch heute schon Gemeinsames. Wenn Manfred Fiess sich auf den Bauch legt, seine 22 Jahre alte Kleinkaliber-Büchse in Anschlag bringt, 60 Schuß liegend abfeuert, wenig trifft (obwohl er 1970 Weltmeister war), und keine Medaille bekommt, dann wird ihm Sam Ramsamy nicht gram sein. Nicht weil er Fiess keine gönnen würde, weil er eine andere Hautfarbe, eine andere Religion und eine andere Gesinnung hat. Der Grund ist einfacherer Natur. "Für uns sind nicht die Medaillen wichtig", erklärt Ramsamy, "wichtig ist die Teilnahme."

JOSEF-OTTO FREUDENREICH

Drei Läufer aus Moskau empfahlen sich in Hausen für Seligenstadt Für Uli Amborn war die Strecke zu kurz Der Ultra-Spezialist aus Offenbach kam erst kurz vor dem Ziel ins Rollen und wurde Dritter

Werbung in eigener Sache wollten sie machen und hatten prompt Erfolg. Die Rede ist von Wladimir Schamuk, Alexej Muranow und Alexander Owtschinnikow, die beim 16. Internationalen Hausener Volks-Waldlauf die Rennen über 20 und 10 Kilometer beherrschten. Die drei Marathonläufer des SC Kant Moskau waren auf Initiative ihrer Vereins-Managerin von der veranstaltenden TGS Hausen eingeladen worden und keineswegs darauf bedacht, dicke Preisgelder zu kassieren - zu gewinnen gab es nämlich "nur" Medaillen und Urkunden. Die drei Russen wollten sich "einen Namen machen" und sich für lukrative Lauf-Veranstaltungen empfehlen; die Flugkosten mußte der Moskauer Verein selbst tragen.

Nach erfolgreich absolvierter Lauf-Arbeit erfolgte denn auch gleich der verdiente Lohn in Form einer Einladung für den am 15. August stattfindenden traditionellen Seligenstädter 10-Kilometer-Lauf. Dort winkt dem Gewinner ein Preisgeld von 250 Mark - für die drei arbeitslosen Marathonläufer ein wahres Vermögen. In Seligenstadt werden Wladimir Schamuk und Alexej Muranow wohl nicht - wie in Hausen geschehen - Hand in Hand über die Ziellinie laufen.

Die beiden Russen dominierten den 20-Kilometer-Lauf nach Belieben und hatten sich schon nach kurzer Zeit vom übrigen Feld abgesetzt. Nach der Hälfte der Distanz verfügten die bereits über einen beruhigenden Vorsprung von knapp drei Minuten vor dem späteren Drittplazierten Uli Amborn. Im Ziel lag der Offenbacher dann knapp fünf Minuten hinter Wladimir Schamuk (1:06:56,6 Stunden) und Alexej Muranow (1:06:65,9). Der 34jährige, der auf der Ultra-Marathon-Distanz zu Hause ist, kam erst kurz vor dem Ziel "ins Rollen". Mit einer weiteren Minute Rückstand kam der Kleinostheimer Wolfgang Höfer ins Ziel. Über zehn Kilometer lief Alexander Owtschinnikow ein einsames Rennen gegen die Uhr und verwies nach 32:44,3 Minuten Felix Latzko (Laufshop Fieber) auf Platz zwei. Dritter wurde der Hanauer Markus Tiede in 34:44,3 Minuten.

In den Jugend- und Schülerläufen dominierten erwartungsgemaß die Vertreter des SSC Hanau-Rodenbach. Im Jugend- und Jedermanns-Lauf über fünf Kilometer erwies sich dabei der 16jährige Christoph Fleckenstein in 18:02,4 Minuten als der Laufstärkste. Einen Dreifachsieg errang der SSC bei den Schülern und Schülerinnen über 1000 Meter. Nach 3:15,3 Minuten beendete Mohamed Gassem als Erster das Rennen. Über 400 Meter zeigte sich Mourice Fettah (SSC) der Konkurrenz überlegen. odo

Zur Sache: Ausländerbeiräte und ihre Funktion

Nach der Novellierung der Hessischen Gemeindeordnung (HGO) ist seit Juni dieses Jahres die Wahl von Ausländerbeiräten in den Städten und Gemeinden zwingend vorgeschrieben, in denen mehr als 1000 ausländische Bürger gemeldet sind. Zuvor lag dies allein im Ermessen der Kommunen.

Laut Gemeindeordnung vertritt der Ausländerbeirat "die Interessen der ausländischen Einwohner der Gemeinde", er berät Magistrat und Stadtverordnetenversammlung in allen die Ausländer betreffenden Angelegenheiten, und er muß vom Magistrat über alle Entscheidungen rechtzeitig informiert werden, die die ausländischen Mitbürger angehen. Mehr noch: Die Städte und Gemeinden müssen Personal und Geld zur Verfügung stellen, die der Ausländerbeirat für seine Arbeit benötigt.

Diese Aufwertung der Ausländerbeiräte, erläuterte Jürgen Meyer vom Hessischen Städte- und Gemeindebund in einem FR-Gespräch, sei die Vorstufe zur Einführung des kommunalen Wahlrechts für ausländische Mitbürger aus EG-Ländern.

Das nämlich soll den EG-Angehörigen laut den Maastrichter Verträgen spätestens von 1995 an eingeräumt werden. "Damit wäre eine unmittelbare Mitwirkung der Ausländer am politischen Geschehen in ihrer Gemeinde gesichert", erklärte Jürgen Meyer.

Pferdefuß des EG-Abkommens: Das Kommunalwahlrecht erhalten nur Bewohner der Mitgliedsstaaten. Ausländer der übrigen Nationen bleibe es nach wie vor verwehrt - laut Städte- und Gemeindebund ein "Zweiklassen-Wahlrecht", das nicht der Weisheit letzter Schluß sein kann. maf

Das Wetter

Wetterlage Auf der Westseite einer Hochdruckzone, die sich über Osteuropa bis zum Mittelmeer erstreckt, fließt mit einer südlichen Strömung heiße und zunehmend schwüle Luft nach Deutschland. Vorhersage bis Freitag früh Sonnige, mitunter auch wolkig und im Laufe der zweiten Tageshälfte im Osten sowie im Alpenraum örtlich Wärmegewitter. Tageshöchsttemperaturen im Norden 26 bis 30, im Süden 31 bis 35 Grad. Tiefsttemperaturen 14 bis 19 Grad. Meist schwachwindig. Weitere Aussichten Wechselnd wolkig, einzelne, zum Teil gewittrige Regenfälle. Im Norden warm, im Süden schwülheiß. Temperaturen vom Vortag, 14 Uhr MEZ

Ausland Ort Wetter Grad

Algier, leicht bewölkt 33

Amsterdam, wolkig 24

Athen, leicht bewölkt 33

Barcelona, leicht bewölkt 29

Bordeaux, leicht bewölkt 32

Brüssel, leicht bewölkt 24

Budapest, leicht bewölkt 27

Dublin, bedeckt 17

Helsinki, wolkig 18

Innsbruck, leicht bewölkt 27

Istanbul, Gewitter 25

Kairo, leicht bewölkt 33

Larnaka, leicht bewölkt 30

Las Palmas, leicht bewölkt 25

Lissabon, leicht bewölkt 28

Locarno, stark bewölkt 27

London, leicht bewölkt 24

Madrid, wolkig 31

Malaga, leicht bewölkt 31

Mallorca, leicht bewölkt 29

Nizza, leicht bewölkt 31

Paris, leicht bewölkt 28

Rom, leicht bewölkt 32

St. Petersburg, stark bewölkt 19

Stockholm, leicht bewölkt 21

Tunis, leicht bewölkt 31

Varna, leicht bewölkt 24

Venedig, leicht bewölkt 29

Warschau, leicht bewölkt 21

Wien, leicht bewölkt 25

Zürich, leicht bewölkt 25

Deutschland

Ort Wetter Grad

Berlin, leicht bewölkt 21

Dresden, leicht bewölkt 21

Feldberg/Ts., leicht bewölkt 19

Frankfurt/M., leicht bewölkt 25

Freiburg, leicht bewölkt 26

Garmisch, leicht bewölkt 24

Hamburg, leicht bewölkt 20

Köln/Bonn, leicht bewölkt 24

Leipzig, leicht bewölkt 22

München, leicht bewölkt 24

Norderney, leicht bewölkt 20

Rostock, leicht bewölkt 20

Sylt, stark bewölkt 18

Zugspitze, leicht bewölkt 10 Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64

Reisewettervorhersage 1 16 00

Segelflugwetter 1 15 06

Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01

Ozonwerte 06 11 / 58 12 42

Sonnenaufgang 5.52 Uhr

Sonnenuntergang 21.11 Uhr

Mondaufgang 6.44 Uhr

Monduntergang 21.12 Uhr

Sommerfest bei den krebskranken Kindern

Sein traditionelles Sommerfest feiert der Verein "Hilfe für krebskranke Kinder Frankfurt" am Samstag, 1. August, von 15 Uhr an im Garten der Ambulanz für die krebskranken Kinder (Uniklinik, Theodor-Stern-Kai). Höhepunkt des bunten Programms ist die Tombola, für die viele Firmen und Bürger gespendet haben. Im vergangenen Jahr waren 3000 Lose, darunter die Hälfte Gewinne, im Nu vergeben.

Vor neun Jahren gründeten Eltern betroffener Kinder den Verein, der sich bemüht, die Situation der kranken Kinder materiell und sozial zu verbessern. Den Haupteffekt des jährlichen Festes sieht die Vorsitzende Helga von Haselberg darin, daß die Kinder für einige Stunden ihre Ängste, Schmerzen und Probleme vergessen können. tom

Frankfurt und Ex-Manager einigten sich außergerichtlich Abfindung für Klaus Gerster Marek Penksa darf künftig für die Eintracht Fußball spielen

Das Tauziehen zwischen Bayer Leverkusen und Eintracht Frankfurt um die Spielgenehmigung des Juniorennationalspielers der CSFR, Marek Penksa, ist beendet. Beide Bundesliga-Klubs akzeptierten den Spruch des Schlichters Wolfgang Klein. Leverkusen hatte für das Plazet 500 000 Mark gefordert, die Eintracht hielt die Summe von 100 000 Mark für ausreichend. Über die tatsächlich gezahlte Summe hätten beide Parteien Stillschweigen vereinbart, sagte am Mittwoch Eintracht-Geschäftsführer Reiner Schäfer. Vieles spricht freilich dafür, daß man sich in der Mitte getroffen habe. Der 19 Jahre alte Penksa, der sich bis 1996 an die Eintracht bindet, war am Dienstag vom DFB auf die Transferliste gesetzt worden (die FR berichtete).

Penksa, ein offensiver Mittelfeldspieler, hatte sowohl in Leverkusen als auch in Frankfurt einen Kontrakt unterschrieben. In Leverkusen, damals noch nicht mündig, fehlte allerdings die erforderliche Unterschrift beider Elternteile. Der 19jährige, der einst bei Banska Bystrica spielte, hatte nie ein Hehl daraus gemacht, daß er lieber zur Eintracht, bei denen er seit einem Jahr mittrainierte, wechseln wollte.

Eintracht Frankfurt bemüht sich beim tschechoslowakischen Verband nun um die Freigabe, damit der DFB die Spielgenehmigung erteilen kann. Auch wenn diese, so Schäfer, bald vorliegen sollte, wird Penksa höchstwahrscheinlich nicht die Reise mit der Bundesliga-Mannschaft nach Tokio antreten können. Für Japan benötigt der Tschechoslowake ein Visum, das in der Kürze der Zeit wohl nicht zu bekommen sein wird.

Derweil haben sich Eintracht Frankfurt und ihr vormaliger Manager Klaus Gerster außergerichtlich auf einen Vergleich geeinigt. Danach erhält Gerster, dem im Zusammenhang mit dem Wechsel seines Freundes Andreas Möller nach Turin gekündigt wurde, eine Abfindung, über deren Höhe keine Angaben gemacht wurden. In einer Erklärung von Gerster- Rechtsanwalt Lothar Winkler hieß es, das Angestelltenverhältnis sei "unter Erledigung der fristlosen Kündigung" zum 20. Mai beendet worden. kil/dpa

Richter sehen schwere Arbeit nicht nur bei Muskeleinsatz

ari KASSEL, 29. Juli. Das tarifliche Eingruppierungsmerkmal der "schweren körperlichen Arbeit" darf nicht nur unter dem Aspekt der reinen Muskelbeanspruchung und Körperkraft ausgelegt werden. Diese Feststellung hat das Bundesarbeitsgericht (BAG) am Mittwoch getroffen und damit einer Packerin Anspruch auf höhere Vergütung zugesprochen. Nach dem höchstrichterlichen Spruch müssen bei der Beurteilung der Frage, ob es sich um "schwere körperliche Arbeit" handelt, auch nervliche Belastungen, schwierige Arbeitssituationen oder Umwelteinflüsse berücksichtigt werden. (AZ: 4 AZR 501/91)

Die Klägerin wurde bisher nach Lohngruppe II a des Lohntarifvertrages für den Einzelhandel bezahlt, wobei sich die nächst höhere Lohngruppe II b nur dadurch unterscheidet, als dafür "körperlich schweres Arbeiten" vorausgesetzt wird. Die Frau hatte eine Bezahlung nach Lohngruppe II b mit dem Argument gefordert, bei der Bewertung dürfe nicht nur auf Muskelbeanspruchung abgestellt werden. Sonst würden Frauen faktisch von Lohngruppe II b ausgeschlossen.

Ein Ossi schließt zur Spitze auf Verschiebungen am Lebensversicherungsmarkt / Viel Storno

doe FRANKFURT A. M. Die Aachener und Münchener Versicherung sowie die ostdeutsche Allianz-Tochter Deutsche Lebensversicherungs-AG (DLV) sind die großen Gewinner des Geschäftsjahres 1991 unter den deutschen Lebensversicherern. Beide Gesellschaften konnten kräftig Marktanteile gewinnen, während insbesondere die Volksfürsorge und Gerling, die zu den zehn größten Branchenvertretern hierzulande gehören, beim Beitragswachstum deutlich von der Konkurrenz abgehängt wurden. Dies läßt sich aus den inzwischen veröffentlichten Geschäftszahlen der Assekuranzen ablesen.

Der gesamte deutsche Lebensversicherungsmarkt ist nach Berechnungen des Branchendienstes map-report im vergangenen Jahr um 14,3 Prozent gewachsen. In der Risikoschutzgilde wird eine derart stürmische Expansion einhellig als Ausnahmeerscheinung im Gefolge der Vereinigung interpretiert. Rund 62,2 Milliarden Mark haben die Bundesbürger für die Absicherung ihres Altenteils ausgegeben.

Zwar hat sich an der Reihenfolge der größten fünf Anbieter laut map-report nichts geändert: Die Allianz (7,9 Milliarden Mark Beiträge) rangiert vor der Hamburg-Mannheimer (3,9 Milliarden), der Volksfürsorge (3,2 Milliarden), der R + V (2,5 Milliarden) und der Victoria (2,3 Milliarden). Bemerkenswert ist jedoch der Aufstieg der Aachener und Münchener, die ihre Beiträge um 27 Prozent auf 2,1 Milliarden Mark heraufschraubte und damit auf Platz sechs kletterte. Auf Rang elf schließlich hat sich mit der DLV ein absoluter Neuling in der Spitzengruppe etabliert: Die Nachfolgerin der DDR-Staatsversicherung sammelte mit 1,4 Milliarden satte 77 Prozent mehr Gelder ein, obwohl zahlreiche alte "Trabi- Sparverträge" ausliefen.

Der Branchenprimus Allianz alleine hat bei den Marktanteilen einen halben Punkt auf 12,7 Prozent eingebüßt. Dies ist jedoch mit seiner Abstinenz in der Ex-DDR zu erklären, die er der DLV überläßt. Gemeinsam kommen Allianz und ihre lupenreine Tochter auf einen Marktanteil von 15 Prozent und lassen damit die Verfolger weit hinter sich. Ein nur verhaltenes Wachstum hat dagegen die Volksfürsorge 0,4 Punkte und Gerling 0,2 Punkte Marktanteil gekostet.

Die Gewinner im Branchenwettstreit zahlen für ihre Expansion allerdings einen bedenklich hohen Preis: Aachen-Münchener wie auch DLV müssen mit 7,3 Prozent und satten 25,9 Prozent weit über dem Schnitt (4,3 Prozent) liegende Stornoquoten eingestehen. Die Allianz-Tochter begründet dies mit der Umstellung von unrentablen Alt- auf Neuverträge. Bei der Aachener dürfte auch der Verkauf über Strukturvertriebe ("Drücker") Kundenzufriedenheit gekostet haben.

&blt; Diskussion & Chansons

"No Justice - No Peace" ist eine Diskussion überschrieben, die am heutigen Freitag um 18 Uhr im Veranstaltungszelt des Lesbisch Schwulen Jugendtreffens im Ostpark stattfindet. Das Gespräch soll der Frage nachgehen, inwieweit Schwulen- und Lesbengruppen in einen politischen Zusammenhang gehören. Das heutige Kulturprogramm um 20.30 Uhr im Volksbildungsheim gestaltet Cora Frost zusammen mit ihrem Pianisten Gert Thumser: eine Mischung aus eigenen Songs und Liedern von Lale Anderson, Greta Keller, Bert Brecht u. a. Daran schließt sich eine Disco-Party an. Beginn um 23 Uhr mit open end . . . &blt; Road-Movie im Park Das Werkstattkino mal' sehn zeigt am Freitag, 31. Juli, um 21.45 Uhr im Holzhausenpark den deutschen Spielfilm "Solinger Rudi" von Dietmar Klein. Sollte es am Freitag regnen, wird die Vorführung auf Samstag, 1. August, verlegt. Der Eintritt ist frei. &blt; "Dame Kobold" in Bad Vilbel Am Freitag, 31. Juli, und Samstag, 1. August, ist auf der Bühne der Burgfestspiele in Bad Vilbel die Komödie "Dame Kobold" von Calderón de la Barca zu sehen. Vorstellungsbeginn jeweils um 20.15 Uhr. Kartenvorbestellungen unter der Rufnummer 06101 / 60 23 33. &blt; Kino in Bockenheim Am Freitag abend um 22 Uhr ist im Café Exzess, Leipziger Straße 91, der Spielfilm "Drugstore Cowboy" zu sehen. &blt; Malerei in Wiesbaden Am heutigen Freitag, 31. Juli, um 18 Uhr wird in den Ausstellungsräumen des Wiesbadener Rathauses eine Ausstellung mit Bildern von Christa Moering eröffnet. Zu sehen ist die Schau bis 30. August jeweils montags bis freitags von 10 bis 19 Uhr sowie samstags von 10 bis 17 Uhr. &blt; Premiere "Salome" Im Rahmen einer Eigenproduktion der Burgfestspiele in Dreieichenhain feiert am Freitag, 31. Juli, die Oper "Salome" von Strauss Premiere. Regie führte Herbert Gietzen. Fünf weitere Vorstellungen sind für den 1., 3., 4., 6. und 7. August geplant. Vorstellungsbeginn jeweils um 20.15 Uhr. Kartenvorbestellungen unter der Rufnummer 06103 / 37 80 37. &blt; Jazz mit "Inside Out" Das Frankfurter Jazz-Trio, Burkart Kunkel (Saxophon, Bass-Klarinette), Walter Bareither (Gitarre) und Wolfgang Güntler (Kontrabaß) bringt am heutigen Freitag, 31. Juli, im Club Voltaire, Kleine Hochstraße 5, Standards und Eigenkompositionen zu Gehör. Konzertbeginn ist um 21.30 Uhr. &blt; Platin-Prints In der L.A. Galerie, Fahrgasse 87, wird eine Ausstellung mit Schwarzweiß-Fotografien des Künstlers Horst P. Horst gezeigt. Zu sehen sind die eleganten Portraitfotos bis zum 15. August, dienstags, mittwochs und freitags von 13 bis 18.30 Uhr, donnerstags von 13 bis 20 Uhr, samstags von 11 bis 16 Uhr und sonntags von 14 bis 18 Uhr. &blt; "Neuer Engel. Westwärts" In der Filmreihe "Zum ersten Mal in Frankfurt" präsentiert das Kommunale Kino, Schaumainkai 41, am heutigen Freitag, 31. Juli, um 17.30 Uhr, den deutschen Spielfilm "Neuer Engel. Westwärts" von Gerhard Theuring.

Wir wollen einfach töten. Wir wollen Menschen jagen

Der Londoner BBC-Rundfunk berichtete jetzt über britische Söldner, die im Krieg im früheren Jugoslawien kämpfen. Wir veröffentlichen die Reportage in einer Übersetzung des Deutschen BBC-Dienstes.

Vor kurzem ist im staatlichen britischen Fernsehen ein Dokumentarfilm über britische Söldner gezeigt worden, die freiwillig nach Kroatien zogen, um gegen die serbisch dominierte Armee zu kämpfen. Der Direktor Stephen Lambert zeichnete darin ein krasses und schockierendes Portrait der Männer, die für einen Hungerlohn tagtäglich mit dem Leben spie- len: mit dem ihrem, und dem der aneren. Ruth Rach hat sich den Film angesehen.

"Ich wollte immer schon legal töten, ich wollte immer schon jenes Gefühl haben, ich wollte immer schon wissen, was im Kopf des Yorkshire Rippers abläuft: der hatte keinerlei Mitgefühl, er kennt keine Gefühle, - das feeling will ich auch, das ist besser als jede Droge."(Dave).

So beginnt der Dokumentarfilm über britische Söldner in Kroatien - und die schaurigen Worte des jungen Söldners Dave werden mit dramatischer Musik un- terlegt. Bereits in der Eingangs-Sequenz wird klar, warum diese Männer in den Krieg zogen. "Wir waren keine gute Zivilisten," sagt Daves Mitkämpfer Kit: "Wir haben ständig gegen die Gesetze verstoßen; vielleicht sind wir bloß da, weil wir die Aufregung suchen den Adrenalinschub."

Der blutige Krieg in Jugoslawien ist zum Magneten geworden für Männer, die von der Gewalt fasziniert sind. Seit dem spanischen Bürgerkrieg haben nicht mehr so viele Männer für die Sache eines anderen Landes gekämpft. Der Sold ist armselig, einhundert Pfund pro Monat, und dennoch sind hunderte von Männern aus dem Ausland gekommen, viele von ihnen aus Großbritannien. Sie nennen sich "die erste internationale Kompanie". Ihr Hauptquartier: das Haus eines ermordeten Kroaten in der Nähe von Osijek.

"Als wir herkamen, war nichts da. Aber wir haben improvisiert. Wir haben uns ans Telefon-Netz angeschlossen, wir haben 'ne Menge Öl gestohlen, damit wir's schön warm haben, die Eletrizität geht auch wieder; dann haben wir zwei Fernseher "befreit", und uns ein Video unter den Nagel gerissen." (Kit)

Kit ist der Wortführer der Kompanie: ein bulliger Typ, Stiernacken, kahlgeschorener Kopf, wasserblaue Augen; aber wenn er lächelt, muß man unwillkürlich mitlächeln: er sieht er aus, wie ein zu groß geratenes Baby.

"Ich hatte das große Glück, bei zwei verschiedenen Armeen zu dienen: der britischen Armee und der französischen Fremdenlegion. Wir bilden die Verbände hier nicht aus, wir zeigen nur, wie sie überleben können. Die kroatische Armee existiert ja erst seit kurzem, das Training haben sie - wenn's hochkommt - aus irgendeinem alten Rambo-Film. Das ist eine richtige Micky-Maus-Armee - aber: die Männer haben Mut. Und das ist das wichtigste." (Kit)

Manche Söldner halten das ganze für ein Spiel, wenn auch die Einsätze hoch sind. Politische Motive sind selten oder beschränken sich auf Sätze wie: "Kroatien kann ja gar nicht im Unrecht sein, schließlich wird es vom Westen unterstützt.

Carl erinnert sich gerne an seine Söldnervergangenheit: in Surinam, da haben sie sich die Zeit damit vertrieben, das meterhohe Gras mit Gewehrkugeln zu mähen, wenn nicht gerade was besseres zu tun war.

Ich war in Sudan, ich war in Sri Lanka, in Westafrika und in ein paar anderen Ländern, die ich lieber nicht beim Namen nennen will. Aber den besten Job hatte ich in Surinam. Ich war der Berater des Rebellenführers. Die meisten Angriffe wurden von mir geplant, ich hab auch mal ein Flugzeug entführt, ich hab Leute gekidnapt. Das war ein sehr interessanter Job." (Carl)

Von einem echten Waffenstillstand könne man in Kroatien nicht sprechen, sagt Kit. Die Situation ist nach wie vor explosiv. Über 150 Menschen sind allein in Osijek seit Januar getötet worden.

"Mein erster Job bestand darin, in die Dörfer hochzugehen und die zerstümmelten Leichen einzusammeln. So was habe ich noch nie gesehen. Ich war schon ein bißchen schockiert. Ich hab zwar genug Leichen gesehen in meinem Leben, genug Tote, die von Kugeln durchlöchert waren. Aber derartige Verstümmelungen! Das hab ich noch nie erlebt! Die Arme und Beine abgeschnitten, der Körper aufgerissen! Der schlimmste Anblick war eine alte Frau, so um die 75, der hatte man das Herz aus der Brust geschnitten." (Kit)

Dave hatte zunächst einmal keinerlei Solidaritäsgefühle mit der Bevölkerung. Zuvor war der "Bouncer" also ein Rausschmeißer in einem Nachtclub in England gewesen - fürchterlich langweilig, meint er, wie überhaupt alle Jobs außerhalb der "Kompanie".

"Als ich zunächst hier runter kam, war mir das Ganze ziemlich egal. Aber wenn man mal da ist und eine Zeitlang mit den Leuten zusammengelebt hat, will man wirklich für sie töten. Man sieht, was ihnen zugefügt wurde - und ich will einfach nur töten, um sie zu rächen. Je eher ich die Chance habe, desto besser. Ich will den Feind wirklich greifen, ich will ihm weh tun, ich will ihm so viel Schmerzen zufügen wie nur möglich". (Dave)

Der Kommandeur der ersten internationalen Kompanie kommt aus Spanien. Eduardo Florez ist kein Berufs-Soldat, sondern Journalist. Er war nach Kroatien gekommen, um über den Krieg zu berichten.

"Am Anfang versuchte ich, mich als normaler Journalist zu verhalten, ich wollte neutral und objektiv sein. Aber ich hab' meine Neutralität sehr, sehr schnell verloren: schon nach der zweiten Woche war sie weg. Ich traf die Entscheidung: das ist die gute Seite, und das ist die schlechte Seite. Natürlich ist nicht alles einfach nur schwarz/weiß, dessen bin ich mit durchaus bewußt." (Florez)

Die Kompanie soll ein Gebiet auskundschaften. Auf Karten können sie sich nicht verlassen, die sind viel zu ungenau. "Totales Chaos", schreit Kid, "bloß gut, daß die Serben gerade nicht hier sind!" Mit von der Partie sind Andy und Roy.

"Meine Eltern meinen, ich bin verrückt, hier herzukommen. Ich hatte 'ne gute Karriere in der Britischen Armee, die ist natürlich jetzt im Eimer. Vielleicht gehe ich zurück. Vielleicht bleibe ich auch für immer hier. Mein Brunder ist in der Britischen Armee. Er plärrt ständig, ich soll heimkommen und die Strafe über mich ergehen lassen. Aber darauf hab' ich echt keinen Bock. Da bleib' ich lieber hier und hab' noch ein bißchen mehr Spaß .." (Andy)

"Meine Mutter glaubt, ich arbeite bei Euro-Disney. Das hat ihr meine Schwester aufgebunden. Ich find's einfach Spitze hier, man hat alles, was man braucht, tolles Gerät, genügend Munition ... Das ist gerade so, wie's wohl in Vietnam war: du bist dein eigenes Gesetz: ah! Niemand mischt sich ein." (Roy)

Man hat bisweilen den Eindruck, daß sich unter dieser wilden Camouflage böse keine Jungen verstecken, die sich fürchterlich freuen, weil man ihnen echte Waffen in die Hand gedrückt hat, und die sich gar nicht vorstellen können, daß sie selbst auch mal am falschen Ende des Gewehrlaufs sein könnten. Zumeist scheinen die Jungs einfach nur rumzusitzen, Kippe in der einen Hand, Bierdose in der anderen. Sie bestätigen damit die alte Kriegsweisheit: Militärische Kampagnen bestehen nur zu einem Teil aus Terror, und zu neun Teilen aus reiner Langeweile.

Der Terror wird in diesem Dokumentarfilm nicht gezeigt. Dave, der seinen Helm mit dem Logo "YORKSHIRE RIPPER" verziert hat, hat genug Zeit, über den Feind nachzubrüten.

"Ich weiß, ich kann überleben, wenn ich genauso werde, wie das, was ich bekämpfe. Kein Mitgefühl, keine Emotionen. Keine Liebe im Krieg. Totale Gnadenlosigkeit. Ich werde töten ohne Mitgefühl für meinen Feind, egal, auch wenn's Frauen sind." (Dave)

Auf die Frage, ob er sich manchmal um seinen Gemütszustand Sorgen macht, sagt Dave; "ja, vor allem in letzter Zeit." Er hat Angst, verrückt zu werden; die Spannung vor dem nächsten, dem echten Einsatz ist kaum mehr auszuhalten. Er muß aufpassen, daß er nicht einfach rausrennt und brüllt, "kommt Jungs, jetzt killen wir jemand."

Dave sorgt sich jetzt schon vor der Rückkehr ins zivile Leben. "Ich hab Angst, daß ich nach dem Krieg das Gleichgewicht verliere und jemanden umbringe, vielleicht nur wegen einer Kleinigkeit."

Auch Kit betont immer wieder, daß er im zivilen Leben keinen Platz hat.

"Ich bin ein Vagabund. Ich hab' einfach nicht die Mentalität eines Zivilisten. Ich brauche Spannung, Aufregung, tonnenweise Adrenalin. Das ist falsch, ich weiß. Ich habe als Zivilist alles mögliche angestellt und vielen Menschen dabei wehgetan." (Kit)

Aber ist das Leben als Soldat nicht viel härter?

"Glauben Sie das wirklich? Als Zivilist habe ich mitansehen müssen, wie meine Frau starb. Und was kann härter sein als das?" (Kit)

Kits Ehe dauerte zwei Jahre. Seine Frau war Krankenschwester, er arbeitete als Leibwächter. Sie lebten in Surbiton, einem ruhigen Vorort in Südlondon. Seine Frau starb vor einem Jahr an Hirnhautentzündung. "Kits Kompanie" hat heimlich in der eigenen Stadt Bomben gezündet. Man will damit die Europäischen Waffenstillstandsbeobachter in die Irre führen. Wenn die Kämpfe tatsächlich beginnen, sollen die EG-Vertreter denken, die Serben hätten damit angefangen. Die Serben nehmen Kits Männer unter Beschuß. Frenchie, Justin und Andy geben sich gelassen.

"Um diesen Krieg zu überleben, kann man nicht die ganze Zeit ernst bleiben. Du kannst dich nicht jedesmal darüber aufregen, wenn jemand stirbt, den du gekannt hast. In Laslo haben wir sechs Leute verloren - einer war ein guter Freund von mir, ein guter britischer Soldat. Wir waren von allen Seiten umzingelt und wurden mit Artillerie, Mörsern und Panzern angegriffen. Wir hatten keine Deckung, es gab keinerlei medizinische Versorgung. Ed wurde von einem Heckenschützen in den Rücken getroffen. Jedesmal, wenn ich versuchte, näher an ihn ranzukommen und ihn rauszuziehen, fing der Heckenschütze wieder an zu ballern. Er sah, wie sich das Getreide bewegte und dachte wohl, der Kerl da drin ist immer noch am Leben. Ich hatte keine andere Wahl, als mich zurückzuziehen und Verstärkung zu holen. Als wir zurückkamen, lag Edward im Sterben. Er hatte echt keine Chance mehr. Ich wollte ihn nie im Stich lassen, ich bin kein Feigling. Ich hoffe, daß niemand in Großbritannien die Umstände seines Todes mißversteht. Ich hätte ihn nicht im Stich gelassen. Niemals. Und jetzt will ich nicht mehr darüber reden." (Frenchie)

"Jeder Mensch hat einen Wunsch zu töten. Es gibt Tausende und abertausende in England, die das, was ich hier so mache, auch gerne tun würden. Sie können sich höhstens auf Nordirland freuen. Das ist ein irres Gefühl, wenn das Maschinengewehr losballert, die Feuerfetzen, der Krach, das geht einem durch und durch." (Justin)

"Jeder hat das Gefühl, ok, jetzt hab ich aber wirklich genug. Wenn ich in einer wirklich aggressiven Stimmung bin und jemand sagt was zu mir, dann bring ich ihn um. Das ist eine ganz normale Reaktion. Manchen Leuten passiert das ständig . . . Ich werde mal jemanden killen, egal wo und wann. Ok. So ist das nun mal." (Justin)

"Ich sehe nicht ein, warum es ungesund ist, jemanden töten zu wollen. Ich persönlich bin fest überzeugt, daß der Mensch ein Jäger ist; das waren wir ja auch ursprünglich. Ich glaube, wir haben immer noch den Jagdinstinkt in uns. Wir wollen einfach töten. Wir wollen Menschen jagen. Das liegt in unserer Natur." (Andy)

Über die Jahrhunderte hinweg hat das Berufsbild des Söldners eine beträchtliche Abwertung erfahren. Im späten Mittelalter war es üblich, daß ein Soldat von einem bestimmten Land oder Kriegsherren angeheuert wurde, um für dessen Sache zu kämpfen. Das Stigma, das den Söldnern heute anhaftet, ist neueren Ursprungs. Justin sieht allerdings wenig Unterschied zwischen einem Söldner und einem Soldaten. Ausgebildet wurde er von einem echten britischen Berufssoldaten, einem ehemaligen Fallschirmjäger, der schon beim Falklandkrieg dabei war.

"Ich kann mich noch an seine Fotos vom Falklandkrieg erinnern. Er zeigte mir da ein Foto von einem Argentinier, dem der Kopf fehlte. Und er daneben, er hatte den Kopf an den Haaren hochgehalten und lachte einfach. Die haben Leichen eingesammelt und nebeneinander hingesetzt, mit ineinander verschlungenen Armen. Da bin ich ganz scharf drauf. Die meisten Soldaten wollen solche Andenken. Mit so was stehen sie einfach gut da. Das gibt mir meine Identität: Hier bin ich, und das hab' ich getan. Dazu bin ich fähig." (Justin)

Wenn Kit laut über seine Familie nachdenkt, kann er einem fast leidtun. Sein Vater war früh gestorben, er vermißt ihn noch immer. "Der ließ sich nichts gefallen von einem so jungen Angeber wie mir", erzählt er. "Und das war auch gut so." Er mag das Leben, das er jetzt führt; es gibt ihm die Chance, sich wieder zu fangen.

"Als meine Frau starb, fiel mein Kopf auseinander. Alles war weg. Als ich meine Frau kennenlernte, brachte sie Ordnung in mein Leben, sie gab mir eine Perspektive, und als sie starb, war alles vorbei. Alles. Ich war randvoll mit Haß, ich war böse, eklig. Dann geriet ich in Schwierigkeiten - naja, die üblichen krummen Dinger, ich war einfach ziemlich dumm. Kindisch. Ich tat ziemlich kindliche Dinge, aber in Großbritannien werden die schwer bestraft.

Ich könnte nicht überleben im Gefängnis. Auf jeden Fall nicht jetzt. Wenn ich mal das Gefühl habe, ich kann im Gefängnis überleben, geh ich zurück nach England. Dann stelle ich mich der Strafe. An eine Sache glaube ich ganz fest: Wenn du erwischst wirst, muß du die Hände hoch heben. Aber im Moment könnte ich nicht zurück. In gewisser Weise ist das Leben hier eine Strafe. Jeden Tag setze ich mein Leben aufs Spiel. Und jede Nacht. In den letzten vier Nächten habe ich jede Nacht die feindliche Front überquert. Das was ich hier so mache, ist irgendwie eine gute Strafe. Auch wenn das eine Strafe ist, die mir Spaß macht, auch wenn ich für mein Leben gern Soldat bin." (Kit)

Wenige Tage, nachdem der Dokumentarfilm gedreht wurde, wurde Kit bei einer Mission verletzt. Zwei seiner Mitkämpfer zettelten einen Streit mit dem Kommandeur an und wurden vom kroatischen Militär inhaftiert.

Die spanischen Nationalhelden "Zuuubeeerrro para Espaaannaa . . ."

Selbst die spanische Königin Sofia gab ihre vornehme Zurückhaltung auf. Sie erhob sich winkend von der Ehrentribüne und spendete Martin López Zubero stehend Applaus. Der 23 Jahre alte Schwimmer hatte gerade das Rennen über 200 Meter Rücken gewonnen, und die angespannte Nervosität von 5000 Zuschauern entlud sich in frenetischem Jubel. Die Stahlrohrtribünen des Schwimmstadions Bernat Picorell vibrierten. So feiert Spanien seine Olympiasieger.

Spanien? Si, España. Zur gleichen Zeit rangen die Fernsehreporter nach Luft. Wer ein Rennen über 1,58:47 Minuten zu einem Wettlauf der Nationen stilisiert, ohne einmal Luft zu holen ( " . . . Zuuubeeerrroo para Espaaaññaa . . . ), der muß irgendwann tief durchatmen. Der Redeschwall nahm für den Bruchteil einer Sekunde ab, danach bearbeiteten die Reporter ihre Mikrofone in unverändertem Redefluß und unvermindertem Stakkato weiter.

Martin López Zubero, den Weltrekordschwimmer, hatten alle Spanier insgeheim auf ihrer Goldrechnung. Mit dem Radrennfahrer José Manuel Moreno verhielt sich das anders. Die Nachricht von seinem Sieg im 1000 m Zeitfahren am späten Montagabend kam völlig überraschend. In den Zeitungsredaktionen begann die große Hektik. Sämtliche Schlagzeilen wurden gekippt, an den Zeitungsständen prangte auf den Frontseiten aller spanischer Blätter am folgenden Morgen ein Bild mit Moreno in Triumphpose, und großen Lettern verkündeten: "Erste Goldmedaille für Spanien".

Aber Moment, wieso für Spanien? Im allgemeinen Jubel finden Fragen kein Gehör. José Manuel Moreno und Martín López Zubero haben innerhalb weniger Stunden den Status von Nationalhelden erreicht, obwohl sie gar nicht in Spanien geboren sind. Manuel Moreno kam in Amsterdam zur Welt, López Zubero blieb in den Staaten. Trotzdem stört es auch bei der Pressekonferenz nicht weiter, daß López Zubero spanisch mit unverkennbar amerikanischem Einschlag spricht und er die andalusischen Reporter schon einmal bittet, ihre Fragen zu wiederholen: "Lo siento, no lo he entendido" - Entschuldigung, aber ich hab's nicht verstanden. Macht nichts. Hauptsache, er fühlt spanisch. und bekennt sich zu Spanien.

Einen Augenblick, wieso zu Spanien? Muß der ruhmreiche Sieger die Lage seines Hauptwohnsitzes nicht präzisieren? Kaum auf dem Gipfel angelangt, hat sich José Manuel Moreno sofort die Finger verbrannt. Er mißachtete die Tatsache, daß jede Handlung eines Olympiasiegers symbolisch überladen wird. Auf der Ehrenrunde hielt der strahlende Manuel Moreno in seiner rechten Hand die spanische Flagge, in der linken die katalanische. "Eine bittere Enttäuschung", kommentierten die Lokalblätter in Cádiz Manuel Morenos Triumphpose, "wo bleiben die andalusischen Farben?" Manuel Moreno lebt in Chiclana in der Region Cádiz, und dort stehen die Menschen mehr auf grün-weiß als auf gelb-rot. Sie haben ihrem Helden den unverzeihlichen Ausrutscher sicher schon heute wieder vergeben. Manuel Moreno bleibt einer der ihren.Wenn er nach Hause zurückkehrt, wird eine Straße nach ihm benannt sein.

Diese Ehre wird López Zubero nicht zuteil werden. Seine Eltern stammen zwar aus Zaragoza, doch er trainiert und studiert weiterhin an der University of Florida. Die Amerikaner, die ihn auch gerne zur Aufbesserung ihres Medaillenspiegels vereinnahmen würden, sind ein wenig sauer auf ihn. Nach seinem Sieg wurde López Zubero von amerikanischen Reportern gefragt: "Martin (mit Betonung auf dem a), du bist in den Staaten geboren, lebst dort, trainierst dort, und nun widmest du deine Medaille den Spaniern. Glaubst Du, das ist gerecht?"

Martin (mit Betonung auf dem i) antwortete akzentfrei und klar verständlich: "I am Spanish." MICHAEL WULZINGER

Ab 1995 deutsche Eingreiftruppen für internationale Krisen 50 000 Bundeswehrsoldaten sollen abkommandiert werden können / Zur "Eingrenzung und Eindämmung von Konflikten" Von unserer Korrespondentin Charima Reinhardt

BONN, 29. Juli. Vom Jahr 1995 an sollen rund 50 000 Soldaten der Bundeswehr abkommandiert werden können, um internationale Krisen zu bekämpfen. Über die zum Einsatz dieser Eingreiftruppe (genannt "Krisenreaktionskräfte") notwendigen organisatorischen, personellen und finanziellen Voraussetzungen will das Bundesverteidigungsministerium im Dezember einen Bericht vorlegen. Grundlage ist eine Rahmenrichtlinie, die der Generalinspekteur der Bundeswehr, Klaus Naumann, am Mittwoch in Bonn in einem Gespräch mit der FR erläuterte.

Die Planung für Einsätze deutscher Soldaten, die über die Landesverteidigung hinausgehen, bezieht sich nach Angaben Naumanns zunächst auf Fälle, in denen NATO-Partner unterstützt werden sollen, falls diese Hilfe brauchen. Die Eingreiftruppen sollten für eine "Eingrenzung und Eindämmung von Konflikten" sorgen, sagte Naumann. Sobald politisch entsprechend entschieden sei, stünden sie aber auch für Blauhelm-Missionen der Vereinten Nationen und gegebenenfalls für Kampfeinsätze außerhalb der NATO zur Verfügung. Derartige Kampfeinsätze - die zwischen den Parteien äußerst umstritten sind und eine Grundgesetzänderung erfordern würden - sollten nach Ansicht des Generalinspekteurs von einem möglichst breiten Konsens, etwa einer Kanzlermehrheit des Bundestages (die Mehrheit aller gewählten Abgeordneten, nicht nur der bei der Sitzung Anwesenden), getragen werden. Allerdings dürften politische Minderheiten "keine Sperrminorität" haben, meint der Generalinspekteur.

Nach den Worten Naumanns sollen bei Einsätzen innerhalb des NATO-Gebiets auch Wehrpflichtige an Kämpfen teilnehmen. Dies halte er für "nachvollziehbar und vertretbar", weil auch Wehrpflichtige aus anderen Ländern wie Belgien oder Holland zur Verteidigung deutschen Bodens bereit sein müßten, sagte Naumann. Außerhalb des NATO-Gebiets sei eine freiwillige Teilnahme Wehrpflichtiger einem Zwang vorzuziehen.

Den größten Anteil an den "Krisenreaktionskräften" soll mit rund 40 000 Mann das Heer haben, wovon drei bis vier Bataillone mit je 500 Soldaten für die Teilnahme an UN-Blauhelm-Missionen vorgesehen seien. Zu den Eingreiftruppen gehörten nach bisheriger Planung zudem 8000 Angehörige der Luftwaffe und bis zu 2000 der Marine. Die auserwählten sechs bis sieben Brigaden des Heeres müssen auch in Friedenszeiten voll besetzt sein, damit sie innerhalb kürzester Zeit zusammengezogen werden können, sagte der Generalinspekteur. Die jeweiligen Truppenteile sollten innerhalb von drei bis 30 Tagen an Ort und Stelle sein, nachdem auf Bündnis- und anschließend auf nationaler Ebene die Entscheidungen gefallen seien, sie zu entsenden. Von den fliegenden Staffeln der Luftwaffe sollten sechs den Eingreiftruppen zugeordnet werden, hinzu kämen Transportflieger und 15 Prozent der Flugabwehrraketen. Die Marine stelle 40 Prozent ihrer "schwimmenden Einheiten", also Zerstörer, Fregatten, Minensuchboote und U-Boote, zur Verfügung.

In der Antwort der Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage von Bündnis 90/Grünen heißt es: "Die Bundesregierung hat gebilligt, daß sich die Bundeswehr neben der vorrangigen Aufgabe der Landesverteidigung künftig auch an den Krisenreaktionskräften der NATO angemessen beteiligt.

Diese multinational eingebundenen, zahlenmäßig begrenzten Sofort- und Schnellreaktionskräfte aller Teilstreitkräfte sollen in der Lage sein, auf ein breites Spektrum unvorhersehbarer Eventualfälle sofort im Sinne eines frühzeitigen Krisenmanagements zu reagieren. Selbstverständlich müssen Ausrüstung und Ausbildung dieser Truppenteile auf diesen Auftrag ausgerichtet sein."

Für Blauhelm-Einsätze brauchen die Bundeswehrsoldaten nach Ansicht Naumanns lediglich eine "kurze Einweisung" und "keine besondere Ausbildung". Allerdings seien für derartige Einsätze, bei denen sich die Soldaten nur verteidigen dürften, wenn sie direkt angegriffen würden, "psychologische Nehmerqualitäten" gefragt. Für Kampfeinsätze dagegen bestehe derzeit "keinerlei Planungsbefugnis", sagte der Generalinspekteur.

Schwur im Mielke-Prozeß Russischer Jounalist als Zeuge / Dokumente aus Moskau gezeigt

geg BERLIN, 29. Juli. Zum ersten Mal während des jetzt mehr als fünfmonatigen Mordprozesses gegen den früheren Stasi-Chef Erich Mielke hat die zuständige Berliner Schwurgerichtskammer einen Belastungszeugen vereidigt. Die Verteidigung hatte auf dem Schwur bestanden, nachdem sie zuvor versucht hatte, den russischen Journalisten Anatoli Smirnow in Widersprüche zu verwickeln.

Smirnow hatte Ende Mai 1992 im Auftrag des Norddeutschen Rundfunks (NDR) in Moskauer Archiven für eine Fernsehsendung über Mielke recherchiert. Dabei ließ er nach eigener Aussage Dokumente von einem Fotografen ablichten, die Mielke im Zusammenhang mit dem Polizistendoppelmord am Berliner Bülowplatz aus dem Jahre 1931 belasten könnten. Unter anderem soll Mielke darin notiert haben: "Meine letzte Arbeit erledigten mein Genosse und ich, die Bülowplatzsache." Dieses als Lebenslauf ausgegebene Schriftstück trägt allerdings kein Datum, weshalb die Verteidiger Zweifel an der Echtheit äußerten.

Als kaum nachvollziehbar bezeichneten die Verteidiger auch den Umstand, daß der Journalist aus einer Gesamtakte des Moskauer "Zentrums zur Archivierung zeitgenössischer Dokumentationen" nur einzelne Abheftungen vorgelegt bekommen haben will, ohne selbst nach dem restlichen Akteninhalt zu fragen. Er habe nur die Papiere gesehen, über die "mir gesagt wurde, die sind interessant", sagte der Zeuge. Auf welche Weise der Moskauer Archivar, der Smirnows Aussage zufolge kein Deutsch spricht, dies beurteilen konnte, blieb vor Gericht Spekulation. Der Historiker Götz Aly, der ebenfalls in Moskau wegen Mielke recherchierte, hatte früher von erheblichen Problemen bei der Archivabfrage berichtet.

Smirnow, der dem NDR zwei Filme über die angebliche Moskauer Mielke-Akte geliefert haben soll, war von der Nebenklägerin - der Tochter von Paul Anlauf, einem der getöteten Polizisten - präsentiert worden. Das nach Moskau gerichtete Ersuchen auf Einsicht der fraglichen Akte blieb bislang unbeantwortet.

Aufgespießt

"Kräht der Hahn auf dem Mist, kommt der Honecker oder bleibt, wo er ist." Regierungssprecher Dieter Vogel am Mittwoch auf die Frage nach der Rückkehr Erich Honeckers, auf die er nur noch "mit abgewandelten Bauernsprüchen" reagieren könne.

Bonn will Polen in EG helfen Außenminister Kinkel zum Antrittsbesuch in Warschau

ehe WARSCHAU, 29. Juli. Der Antrittsbesuch des deutschen Außenministers Klaus Kinkel in Warschau war von weitgehender Übereinstimmung mit seinen polnischen Gesprächspartnern geprägt. Das wichtigste Anliegen seines Amtskollegen Krzysztof Skubiszewski in den Gesprächen am Mittwoch war die Unterstützung Deutschlands bei Polens Integration in die Europäische Gemeinschaft. Kinkel sicherte deutsche Unterstützung beim Prozeß der Annäherung Polens an die EG und beim späteren Beitritt zu. Weitere Themen waren die deutsch-polnische Zusammenarbeit im Kampf gegen das organisierte Verbrechen, darunter besonders Autodiebstahl und Rauschgiftschmuggel, und die Lastwagenstaus an der Grenze.

Die beiden Außenminister unterschrieben zwei Regierungsabkommen über Erleichterungen bei der Grenzabfertigung und den Ausbau der Grenzanlagen sowie einen Vertrag über die Zusammenarbeit der Zollverwaltungen. Diskutiert wurde auch die Situation der schätzungsweise 500 000 Menschen zählenden deutschen Minderheit in Polen und die Lage der - je nach Zählweise - ein bis zwei Millionen Polen in Deutschland. Minister Kinkel sagte, die Lage der deutschen Minderheit habe sich zweifellos erheblich gebessert. Der polnische Außenminister brachte demgegenüber seine Sorge über die Situation der Polen in Deutschland zum Ausdruck. Problematisch ist aus Warschauer Sicht besonders die ungelöste aufenthaltsrechtliche Situation vieler Polen, die seit Jahren in Deutschland leben und die steigende Zahl von Personen mit doppelter Staatsbürgerschaft.

Auf die Frage deutscher Journalisten nach dem Stand der Investitionsmöglichkeiten in Polen antwortete Skubiszewski, daß Polen mit dem bisher Erreichten nicht zufrieden sei: "Wir brauchen mehrere wirklich große deutsche Investitionen in Polen", erklärte er. Kinkel traf auch mit Präsident Lech Walesa und Ministerpräsidentin Hanna Suchocka zusammen.

Mit der FR zum chinesischen Film

Drei Frauen hat der reiche Herr Chen. Als er die vierte nach Hause bringt, kommt das labile Gleichgewicht unter den Gemahlinnen in ihren goldenen Käfigen durcheinander. Die Konkurrenz um den einzigen Menschen, der ihnen Status verleiht und so etwas wie Außenkontakt ermöglicht, treibt sie in bösartige Intrigen. Für zwei der Ehefrauen endet das Ringen um die Aufmerksamkeit des häuslichen Alleinherrschers tragisch.

Diese Geschichte aus dem feudalen China der 20er Jahre hat der chinesische Regisseur Zhang Yimou (in Berlin für "Das rote Kornfeld" mit dem "Goldenen Bären" ausgezeichnet) aufgegriffen und zu dem Film "Rote Laterne" verarbeitet. Das Werk, in den USA als bester ausländischer Film für den Oscar nominiert, läuft am heutigen Donnerstag, 30. Juli, in den deutschen Kinos an.

In Frankfurt wird der Spielfilm im Berger Kino gezeigt, und 20 FR-Leserinnen und -Leser können kostenlos dabeisein. Für die Vorstellung am Freitag, 31. Juli, um 20 Uhr haben die Kino-Leitung und der Filmverleih Kinowelt Freikarten bereitgestellt. Insgesamt werden zehn Mal zwei Karten vergeben.

Interessierte melden sich bei der FR-Lokalredaktion, Telefon 21 99-577, heute zwischen 15 und 16 Uhr. abi

Porsche als Renner

FRANKFURT A. M. (FR). Mit teils deutlichen Kursgewinnen konnten sich die deutschen Aktienmärkte von den Rückschlägen der vergangenen Tage etwas erholen. Ob die höheren Notierungen eine Trendwende signalisieren, vermochten aber auch die Profis auf dem Frankfurter Parkett nicht zu sagen. Das Geschäftsvolumen war gestern jedenfalls umfangreicher als zuletzt. Als Stimulans wirkte sich der in der New Yorker Wall Street gestiegene Dow-Jones-Index aus. Das Geschehen in Japan wurde hingegen ignoriert. Der Deutsche Aktienindex (Dax) kletterte in diesem Umfeld um 1,1 Prozent auf einen Schlußstand von 1628,15 Punkte.

Im Segment der Autotitel brausten Porsche voran. Aktien des Sportwagenherstellers avancierten mit einem Plus von 37 Mark zu den "Rennern" des Tages. BMW fuhren 13 Mark vor, VW gaben um 6,20 Mark "Gas". Bei den Zulieferern zeigten vor allem Conti mit einem Anstieg um elf Mark mehr Profil.

Zweistellige Zuwächse verbuchten auch einige konsumnahe Werte. So notierten Karstadt 17 Mark höher. Kaufhof kletterten um 13 Mark. Bei Horten setzte es allerdings ein Minus von 1,50 Mark.

Die von der Commerzbank veröffentlichten Zahlen und Pläne quittierte die Börse mit einem Abschlag von 1,20 Mark.

Lustlos ging es am Rentenmarkt zu. In der Mehrzahl wurden die Kurse öffentlicher Anleihen zurückgestuft. Die Durchschnittsrendite stieg folglich von 8,37 auf 8,39 Prozent. Die Bundesbank schleuste gleichwohl Titel im Nennwert von 85,1 Millionen Mark in den Markt.

Bankraub in Schöneck Wer kennt "Milchgesichter"? Polizei gibt Täterbeschreibung heraus / "Dick angezogen"

SCHÖNECK. Die Polizei hat jetzt eine differenzierte Täterbeschreibung für die beiden jungen Männer herausgegeben, die am Montag vor einer Woche einen Überfall auf die Filiale der Sparkasse in Büdesheim verübten.

Die beiden, die von Zeugen als 16- bis 18jährige "Milchgesichter" beschrieben werden, müssen vor dem Überfall aus Richtung Froschbachstraße durch die Schulstraße gekommen sein.

Nach der Tat flüchteten sie zu Fuß auf dem selben Weg zurück. Sie könnten Passanten vor allem deswegen aufgefallen sein, weil sie angesichts der sommerlichen Temperaturen unverhältnismäßig "dick" angezogen waren.

Der Täter mit dem Messer wird als etwa 1,75 Meter groß, schlank, mit nackenlangem blonden Haar, auffällig tiefliegenden Augen geschildet. Er soll eine blaue Jacke mit helleren Ärmeln, Streifen oder Schriftzügen darauf getragen haben.

Der zweite Jugendliche, der mit einer Pistole bewaffnet war, ist nach Polizeierkenntnissen rund 1,65 Meter groß, schlank bis schmal, mit bräunlichem nackenlangen Haar.

Er war ebenfalls mit einer blauen Jacke bekleidet, deren Ärmel in breitem Streifen andersfarbig abgesetzt waren.

Außerdem hatte er eine Tragetasche oder einen Rucksack bei sich.

Täterhinweise nimmt jede Polizeidienststelle entgegen. hein

Wohnfläche wird durch zweite Etage verdoppelt

Aufstockung kostet rund 3,6 Millionen Mark

KELSTERBACH. Die "Wohnanlage Südpark" für Obdachlose und Asylbewerber soll nach einer Entscheidung des Magistrates im gleichen Umfang aufgestockt werden. Rund 3,6 Millionen Mark kostet diese Vergrößerung.

Am Montag, 10. August, werden sich in einer gemeinsamen Sitzung der Planungs- und Bauausschuß sowie der Haupt- und Finanzausschuß der Stadtverordnetenversammlung mit dem Thema befassen. Auf diesen zeitlichen Ablauf habe man sich verständigt, weil wegen der Höhe des Auftragsvolumens der Magistrat allein nicht entscheiden kann, sondern das Parlament eingeschaltet werden müsse. Um jedoch möglichst schnell alles über die Bühne zu bekommen, soll bei der Ausschußsitzung die formale Voraussetzung für die Auftragsvergabe - im Vorgriff auf eine Entscheidung der erst später tagenden Stadtverordnetenversammlung erfolgen, damit die Container umgehend bestellt und geliefert werden können.

Die mit der Container-Siedlung und allgemeinen Wohnungsnot am Ort einhergehenden Probleme waren auch ein Thema beim Antrittsbesuch des neuen Landrates Enno Siehr in Kelsterbach bei Fritz Treutel als dienstältestem Bürgermeister des Kreises. Wegen der Wohnungsnot habe sich die Kommune zum Aufstellen der Container entschlossen, um Asylbewerber unterbringen zu können, erklärte Treutel: "Das ist zwar nicht das Maß der Dinge, aber immer noch besser, als eine Unterbringung im Hotel oder in Gemeinschaftsunterkünften." Einig waren sich Landrat und Bürgermeister darüber, daß endlich vom Bund die erforderlichen Maßnahmen veranlaßt werden müßten, um die Asylverfahren auch in der Praxis wesentlich zu verkürzen. Dazu gehöre vor allem eine bessere personelle Ausstattung der zuständigen Behörden. cas

Erfurter Wegweiser

So langsam dämmert der Erfurter CDU, in welch katastrophale Lage sich die "eigene" Landesregierung mit ihren Affären gebracht hat. Der Brief des Fraktionschefs Jörg Schwäblein, der ungewohnt offen die Fehler der Minister Böck und Axthelm anspricht, ist ein später Versuch, den Widerspenstigen in der eigenen Fraktion den einzig gangbaren Weg zu weisen: eine glaubwürdige Kabinettsumbildung. Die katastrophalen Umfragezahlen für die Union in Thüringen haben offenbar mit der fast landesüblichen Verzögerung Wirkung hinterlassen.

Ob die teilweise altlastverdächtige Fraktion diese Kurve nehmen wird, kann letztlich erst die vorgeschriebene Vertrauensabstimmung für eine neue Regierung im Landtag zeigen. Unumgänglich aber ist dieser Weg mit dem Brief des Fraktionschefs geworden. Die Politik des Hinausschiebens und Zudeckens, wie sie Regierungschef Bernhard Vogel aus internen Gründen zunächst durchaus klugerweise betrieben hat, ist an ihr Ende gekommen.

Daß die dringend nötige Diskussion ausgerechnet am ersten Urlaubstag des Ministerpräsidenten losgetreten wurde, belegt das Durcheinander, das die Landespolitik nach wie vor prägt. Über persönliche Motive für Schwäbleins Brief wird denn auch schon wieder mehr spekuliert als über das eigentliche Problem: die zunehmende Regierungsunfähigkeit der CDU in Thüringen - selbst wenn sie zusammen mit der FDP noch zwei Jahre lang die Parlamentsmehrheit hat. me

Vernissage "Akzente" in der Stadtbücherei

DREIEICH. "Akzente" heißt die Ausstellung des Götzenhainer Malers, Komponisten und Autors Ulrich Jokiel, der am heutigen Freitag seine Werke im Galerieraum der Stadtbücherei vorstellt. Nach der Ausstellungseröffnung um 18.30 Uhr liest Jokiel auch aus seinen Satiren vor. Die Schau ist zu den üblichen Öffnungszeiten bis zum 31. August zu besichtigen. dok

Igor Bragin soll Defensive stärken Darmstadt verpflichtet Russen ablösefrei

Fußball-Zweitligist SV Darmstadt 98 hat am Mittwoch den aus Woronesch stammenden Russen Igor Bragin verpflichtet. Der 27 Jahre alte Defensivspieler, der schon das Trainingslager der "Lilien" absolvierte, unterschrieb einen Vertrag bis 1993 plus Option, die dem Verein eine Verlängerung um ein weiteres Jahr ermöglicht. Bragin, ein Jugendfreund des beim Karlsruher SC spielenden Valerij Schmarov, soll schon am morgigen Freitag (19.30 Uhr) im Heimspiel gegen den VfB Leipzig eingesetzt werden.

Die Entscheidung für Bragin, der bereits leidlich deutsch spricht, fällte das Präsidium am Montag. Entscheidend war, daß der verheiratete Spieler keine Ablöse kostet. Igor Bragin spielte zuletzt beim SV Chimik Uwarowo in der zweiten russischen Liga. Zuvor war er von 1987 bis 1990 in Königsberg (2./1. Liga) sowie von 1982 bis 1986 in Woronesch (1. Liga) tätig. "Der Mann kann für uns mehr sein als eine Alternative", sagte Schatzmeister Uwe Wiesinger am Mittwoch.

Derweil hat auch Stefan Malz (Südwest Ludwigshafen) das Training am Böllenfalltor aufgenommen. Malz hatte zunächst einen überraschenden Rückzieher gemacht und wollte, obwohl er in Darmstadt einen Vertrag unterschrieben hatte, weiter in Ludwigshafen bleiben. Als ihm nun gewiß wurde, daß er eine einjährige Spielsperre zu fürchten hat, entschloß er sich offensichtlich wieder anders. kil

CDU-Spitze fordert Rücktritte Fraktionschef ruft nach Konsequenzen aus Erfurter Affären

me ERFURT, 29. Juli. Der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion in Thüringen, Jörg Schwäblein, verlangt ein Auswechseln der umstrittenen CDU-Minister Willibald Böck (Innen) und Hans-Henning Axthelm (Soziales). "Nach Beratung im Fraktionsvorstand" sehe er "den Zeitpunkt gekommen, daß personelle Konsequenzen gezogen werden müssen", schreibt Schwäblein in einem der FR bekanntgewordenen Brief an alle CDU- Landtagsabgeordneten.

Axthelm werde voraussichtlich selbst "die politische Verantwortung für die Fehler seiner Mitarbeiter" übernehmen, schreibt der Fraktionschef. Während er dem Sozialminister nur "Gutgläubigkeit" sowie "Fehler in seinem Umfeld und damit falsche Beratung" ankreidet, sieht Schwäblein bei Böck "selbstverschuldetes Fehlverhalten". Ein Wechsel des Innenministers in den Fraktionsvorsitz, über den im Herbst 1991 spekuliert worden war, habe "keine Erfolgsaussicht".

Zur Spendenaffäre um Böck schreibt Schwäblein, unabhängig von der "Person des dubiosen Geldboten" bleibe die Annahme einer beträchtlichen Summe (mindestens 20 000 Mark) aus unbekannter Quelle ein "politischer Fehler". Erschwerend komme hinzu, daß nach Quittieren des Erhalts "das Geld nicht sofort in voller Höhe durch die CDU-Bücher ging". Wegen des "Gesamtunternehmens" (gemeint ist die Regierungsfähigkeit der CDU in Thüringen) müsse man "die Zeichen der Zeit erkennen können".

In der "Hotelaffäre" um Axthelm meint Schwäblein, nach "derzeitigem Erkenntnisstand" habe "ein raffinierter DDR-Jurist" die Politiker der Stadt Erfurt und des Landes Thüringen "über den Tisch gezogen". Herausgekommen sei eine Pacht, die "um ein Mehrfaches zu niedrig" sei. Insgesamt böten Böck und Axthelm inzwischen "Angriffspunkte", die "nicht in ihrer Vergangenheit, sondern in der Zeit nach der Wende" liegen.

Im Zusammenhang mit neuen Vorwürfen wegen der Verpachtung eines Grundstücks, auf dem in Erfurt das Hotel "Thüringen II" errichtet wurde, leitete die Staatsanwaltschaft Erfurt am Mittwoch ein Ermittlungsverfahren gegen die direkt am Vertragsabsschluß beteiligten Personen ein. (Kommentar auf Seite 3)

Frauengutachten verteidigt Magistrat weist CDU-Kritik zurück / Fortsetzung empfohlen

Das von der CDU kritisierte Gutachten des Frauenreferats über die "geschlechtsspezifische Untersuchung zur Nutzung der Grünflächen am Mainufer" ist auf Anregung des "Consiliums Entwicklung des Stadtraums Main" entstanden. Das geht aus einem Magistratsbericht hervor, der sich auch mit einem zweiten Gutachten des Frauenreferats, "Umweltbelastungen und Gesundheitskompetenz der Frauen", befaßt.

Beide Gutachten sind nach Auffassung der Christdemokraten unwissenschaftlich. Die methodische Vorgehensweise habe im ersten Fall darin bestanden, "eine Studentin zu bezahlen, die sich bei schönem Wetter ans Mainufer setzte und das Ergebnis ihres müßigen Zeitvertreibs niederschrieb". Im zweiten Fall seien von den 60 000 Frauen, die in den westlichen Stadtteilen leben, lediglich 15 überwiegend aus der Altersgruppe der 20- bis 30jährigen befragt worden.

Anders als die Opposition hält der Magistrat die Arbeitsweisen "für wissenschaftlich und dem Erkenntnisinteresse angemessen". Bei der Main-Studie, die 6000 Mark gekostet hat, sei es durch die "Methodik der Beobachtung" gelungen, das Verhalten der Frauen bezogen auf die Gestaltung des Ufers zu erfassen. Das Consilium habe die Studie als "wertvollen Indikator für die Aufenthaltsqualität im Mainuferpark" begrüßt und sogar empfohlen, die Untersuchung fortzusetzen, um "die tatsächlichen Bedürfnisse insbesondere von Frauen" am Main zu klären.

In den Kosten von 24 000 Mark für das Gutachten "Umweltbelastungen und Gesundheitskompetenz von Frauen" sei die Beratungstätigkeit des Instituts für sozial-ökologische Forschung (ISOE) für ein Frauenstadtgespräch, das am 26. Juni 1991 in Höchst stattfand, mit enthalten. Da man mit dem Begriff "Gesundheitskompetenz von Frauen" Neuland betreten habe, seien umfangreiche Vorarbeiten notwendig gewesen.

Bei den Interviews sei das Institut "entsprechend der Methodendiskussion in der Frauenforschung" vorgegangen, die vor allem Ansätze der "oral history" (Geschichtsschreibung durch Befragen von Zeitzeugen) weiterentwickelt habe. Das Alter der interviewten Frauen hänge damit zusammen, daß junge Mütter von dem Problemkreis "Umweltbelastung/Gesundheitsvorsorge" besonders betroffen seien. Derzeit werde an einem Konzept für ein Gesundheits- und Umweltbüro für die westlichen Stadtteile gearbeitet, das die Erkenntnisse umsetzen soll. ft

NVA-Panzer gegen Zivilisten?

GÖTTINGEN, 29. Juli (KNA). Eine mit deutschen NVA-Panzern ausgerüstete türkische Militäreinheit hat nach Informationen der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in der vergangenen Woche das christlich-assyrische Dorf Mieden im Tur Abdin in der Südosttürkei beschossen. Dabei sei ein 17jähriger Assyrer schwer verletzt worden, teilte die GfbV am Mittwoch in Göttingen mit. Eine aus einem anderen Gebiet stammende bewaffnete Gruppe der kurdischen Arbeiterpartei (PKK), die den türkischen Militärposten des Dorfes überfallen habe, sei schon längst abgezogen gewesen, als Soldaten blindlings auf christlich-assyrische Zivilisten gefeuert hätten.

Angesichts dieses "brutalen Übergriffs" forderte die GfbV erneut einen sofortigen Stopp deutscher Waffenlieferungen an Ankara. Es sei ein Skandal, daß immer wieder unschuldige Männer, Frauen und Kinder Opfer türkischer "Terrorismusbekämpfung" würden. Die assyrischen Christen würden in der Türkei seit Jahren verfolgt. Seit Beginn der siebziger Jahre hätten über 57 000 von ihnen das Land verlassen.

Grundschule wird erweitert Kieselrot-Sanierung beginnt im Oktober in Buchschlag

DREIEICH. Die Selma-Lagerlöf-Schule in Buchschlag soll erweitert werden. Der Kreisausschuß Offenbach hat jetzt ein Raumordnungsprogramm und 50 000 Mark für die weitere Planung des Baues verabschiedet.

Im vergangenen Jahr hatten Untersuchungen ergeben, daß einer der beiden Pavillons der Schule auf einer durch Dioxin belasteten Kieselrotfläche errichtet worden war. Da die 20 Jahre alten Pavillons aus bautechnischen Gründen weder umgesetzt noch wiederaufgebaut werden können, sah sich der Kreis Offenbach als Schulträger veranlaßt, neue - diesmal in Massivbauweise errichtete - Schulräume bereitzustellen.

Die Sanierung der Kieselrotfläche soll voraussichtlich im Oktober beginnen.

Schuldezernentin Adelheid D. Tröscher sagt: "Insgesamt soll ein Gebäude mit elf Räumen auf 415 Quadratmeter Fläche gebaut werden." Die Kosten liegen bei einer Million Mark.

Die Selma-Lagerlöf-Schule nimmt bereits seit dem Frühjahr 1969/70 an dem Schulversuch "Eingangsstufe-Differenzierte Grundschule" zur Früheinschulung von Fünfjährigen teil. Für die Eingangsstufe 1992/93 sind derzeit 35 Kinder angemeldet. Es müssen zwei Klassen eingerichtet werden.

Nach Angaben von Schuldezernentin Tröscher ist diese Schule auch für Sprendlinger interessant, weil viele Eltern ihre Kinder dort anmelden. Das sei auch in dem Raumprogramm berücksichtigt worden. Aus diesem Grunde würden von vornherein Räume eingeplant, die eigentlich schon lange überfällig seien. Dazu gehören ein Lehrerzimmer und eine Schulbücherei. dok

Die documenta 9 wird alle Rekorde brechen Zur Halbzeit schon 260 000 Kunsttouristen gezählt / Beliebter "Himmelsstürmer"

KASSEL. Kein Zweifel, die Hessen sind kunstinteressiert: Ein Drittel der bundesdeutschen Besucher, die in den ersten drei Wochen nach Eröffnung der documenta 9 in die Fulda-Stadt Kassel kamen, stammen aus dem Hessenland. Das jedenfalls ist das Ergebnis einer ersten Erhebung unter Leitung des Kasseler Verwaltungswissenschaftlers Gerd Michael Hellstern: 1817 Besucher des "Museums der 100 Tage" standen Hellstern und seinen fünf Mitarbeitern Rede und Antwort.

Rede und Antwort standen gestern in Kassel auch die documenta-Macher: Nach 47 der insgesamt 100 Ausstellungstage zogen sie Bilanz. Allerdings nur in Ansätzen: Der künstlerische Leiter Jan Hoet behält sich sein abschließendes Resümee für ein Buch vor, das erst nach Ablauf der Ausstellung erscheinen soll.

Zufrieden äußerte er sich indes schon jetzt über "die zahlreichen Zentimeter", auf denen die internationale Presse das Kulturereignis würdigte. Und neben heftiger Kritik, so betonte Hoet, habe es auch positive Resonanz auf die von ihm und seinem dreiköpfigen Team inszenierte Ausstellung gegeben: Vor allem in seinem Heimatland Belgien, den Niederlanden und Frankreich sei die neunte documenta auf Zustimmung gestoßen.

Wie auch immer die diesjährige documenta, eine der weltweit bedeutendsten Ausstellungen der Gegenwartskunst, vom internationalen Publikum gesehen wird, unzweifelhaft ist, daß sie alle Besucherrekorde früherer documenten brechen wird. Bis zum 28. Juli zählten die Organisatoren rund 260 000 Kunsttouristen in Kassel, die wohl mehr als nur einen Blick auf die Außenskulpturen und in die zwölf Ausstellungsgebäude warfen. Das sind 37 Prozent mehr als vor fünf Jahren zur documenta 8. Und bis zum 20. September, dem Tag, an dem die d 9 ihre Tore zum letzten Mal öffnen wird, werden es nach Schätzungen von Geschäftsführer Alexander Farenholtz 600 000 sein.

Der große Andrang bringt aber auch Probleme mit sich: Nicht nur, daß die Besucher vor allem an Samstagen vor den Kartenverkaufsstellen und etlichen Gebäuden Schlange stehen müssen, auch die Kunstwerke leiden unter dem Ansturm. Das können auch die rund 300 Aufsichtskräfte, die in den Ausstellungsgebäuden und vor einigen Außenarbeiten Wache schieben, nicht verhindern.

Da wollten etliche Besucher wohl ein Andenken an ihren Kassel-Aufenthalt mitnehmen: Vier wächserne Hände, die der belgische Künstler Jan Fabre an den Wänden der Ausstellungsräume installiert hatte, verschwanden spurlos. Auch das gläserne Blatt von Jean Marc Bustamente mußte einen Zipfel einbüßen, und bisher vergeblich wartete der Hamburger Künstler Wolfgang Strack darauf, daß sein "Denker-Schlumpf" an seinen Platz im Kasseler Kulturhaus zurückkehre.

Einige der Besucher übten sich gar als Bilderstürmer: Da zerstörte jemand eine Fotografie von Zoe Leonhard. Zu sehr fühlte er sich wohl von der Großaufnahme eines weiblichen Geschlechts provoziert. Eine weitere Fotografie der Künstlerin verschwand ganz, und eine Außenarbeit neben der documenta-Halle wurde bei Nacht und Nebel beschädigt. Mag sein, daß sich hier etwas von dem Unwillen jener zeigt, die sich mit moderner Kunst noch immer nicht anfreunden können - über das Motiv der Diebe und Zerstörer läßt sich nur spekulieren.

Folgt man indes Kassels Oberbürgermeister Wolfram Bremeier, dann sind es nicht die Kasseler, die ihrem Ärger auf diese Weise Luft machen: Bremeier ist der Ansicht, daß seine Bürger die documenta 9 "voll und ganz angenommen haben". Auch wenn das sicher nicht für alle 200 000 Einwohner der Stadt gilt, so gibt es doch Anzeichen, die Bremeiers These zu bestätigen scheinen: So stellen die Kasseler laut Hellsterns Befragung 11 Prozent aller bundesdeutschen Besucher.

Vor allem aber Jonathan Borofskys Skulptur "Man walking to the Sky", die in den ersten 47 Ausstellungstagen zu einer Art Erkennungszeichen der neunten documenta avancierte, hat es den Kasselern angetan. Der "Himmelsstürmer", wie sie die menschliche Glasfaser-Figur auf dem 25 Meter langen, schräg aufragenden Stahlrohr liebevoll nennen, soll deshalb bleiben. Stadt und Lokalzeitung riefen gar zu einer Bürgeraktion auf: Gemeinsam mit den Einwohnern wollen sie Wege suchen, um dieses Ziel zu verwirklichen.

Denn noch gibt es einige Hindernisse: Immerhin rund 630 000 Mark will Borofskys New Yorker Galeristin für das Kunstwerk haben. Wie dieses Geld aufgebracht werden soll, ist noch unklar. Sogar Benefizveranstaltungen und Posterverkäufe waren da schon im Gespräch. Unklar ist bisher aber auch, wo der "Himmelsstürmer" nach der documenta stehen soll: Auf dem Friedrichsplatz wäre er nach Ansicht der Experten zu dominant und deshalb ein Problem für künftige documenta-Macher. Oberbürgermeister Bremeier plädiert dafür, ihn in einem jener Stadtteile zu installieren, in denen die Kunst bisher wenig präsent ist.

Noch aber haben die Kasseler Zeit, Lösungen zu finden. Denn die Galeristin hat zugesagt, die Skulptur für die Fulda-Stadt zu reservieren. Und bis zum 20. September, dem letzten Ausstellungstag, kann Borofskys "Himmelsstürmer" auf dem Friedrichsplatz noch bestaunt werden. Vielleicht inspiriert der Mensch aus Glasfaser, der da so mutig voranschreitet, die Bewohner bei der Lösung ihrer Probleme ein wenig. ELKE BOCKHORST

118 Bürger beteiligen sich an Stadterneuerung Bürgermeister wertet Programm zur Steigerung der Attraktivität der Städte als positiv

MÖRFELDEN-WALLDORF. "Man kann's auch sehen". Auf diesen Nenner brachte Bürgermeister Bernhard Brehl vor der Presse die positiven Auswirkungen des hessischen Landesprogrammes "einfache Stadterneuerung". Das noch bis 1996 laufende Programm werde nicht nur von der Kommune, sondern inzwischen auch von 118 Privatleuten genutzt. Bezuschußt würden vom Land verschiedenste Projekte, um die Kernbereiche von Mörfelden und Walldorf attraktiver zu machen. Die Stadt will jetzt noch einmal auf das Programm und seine Fördermöglichkeiten hinweisen und die Bürger zur Teilnahme auffordern.

Diese seit 1984 gewährte Landesunterstützung habe sich jedoch nicht nur äußerlich vorteilhaft fürs Stadtbild ausgewirkt, sondern auch in der Wohnstruktur und Belebung der Kernbereiche. Damit sei gezielt dem zum Ende der siebziger und Anfang der achtziger Jahre weit verbreiteten Trend entgegengewirkt worden, aus den Kerngebieten der Städte weg an den Rand zu ziehen.

Dieses Programm habe eindeutig zu einem Umsteuern geführt. Viele Bürger nützten die finanziellen Möglichkeiten für verschiedenste Baumaßnahmen auch nachhaltig.

Die Stadt werde sich an dem Programm beispielsweise noch mit dem alten Rathaus Mörfelden und dem Ausbau des Dachgeschosses im Polizeigebäude Mörfelden beteiligen, sagte der Bürgermeister. Dort nämlich müßten Räumlichkeiten für die Bücherei geschaffen werden, weil sich der Umzug der Polizei in einen Neubau an der Stadthalle doch noch verzögere. Außerdem beteilige sich die Kommune mit zwei Fachwerkhäusern in der Langgasse sowie der Renovierung des Waldenser Hofes im Stadtteil Walldorf am Programm.

Nach Stand vom Juli 1992 belaufen sich die geschätzten Gesamtkosten des Programms für Mörfelden-Walldorf auf 32,141 Millionen Mark. Davon entfallen 17,9 Millionen auf reine Baumaßnahmen, der Rest für Wohnumfeldvorhaben. cas

Junge-Leute-Filme nicht nur für junge Leute

KELKHEIM. Zwei von jungen Erwachsenen gedrehte Filme flimmern am Sonntag, 2. August, 20 Uhr, im Pfarramt der Dionysius-Gemeinde in Kelkheim-Münster (Kirchplatz 11) über die Leinwand.

"Der verwunschene Prinz", 1984 von Michael Mann im Alleingang produziert und mit dem 3. Platz der Friedberger Filmtage 1988 ausgezeichnet, schildert die verzweifelte Suche eines jungen Mannes nach einem Mädchen, von dem er geträumt hat. Der Farbstreifen dauert 30 Minuten.

Die gleiche Kürze hat auch der zwei Jahre später belichtete Film "Außer Du dir selbst". Er handelt vom tragischen Tod eines Mannes auf Korsika. Sein Freund rollt die Geschichte des Unglücks auf. Der Streifen fand internationale Beachtung auf der Unica Jeunesse 1987 und dem Australian Amateur Filmfestival 1990, wo er jeweils den ersten Platz belegte. dis

Im Blickpunkt: Teilung der CSFR Volkes Stimme nicht gefragt

In der Tschechoslowakei formiert sich Widerstand gegen die Teilung der Föderation von oben. Jüngste Umfragen besagen, daß die Bevölkerungsmehrheit in beiden Republiken die Spaltung der CSFR keineswegs befürwortet. Die Ergebnisse der Meinungsforscher haben die linke Opposition angespornt, sich in der Hoffnung auf Erhalt der Föderation für einen Volksentscheid über das künftige Schicksal des gemeinsamen Staates der Tschechen und Slowaken einzusetzen. Die Chance der oppositionellen Spätstarter, den rollenden Zug wieder zum Halten zu bringen, ist allerdings gering. Nach den Ergebnissen der repräsentativen Umfrage des staatlichen Meinungsforschungsinstituts IVVM hatten Anfang Juli sowohl in der Tschechischen Republik wie auch in der Slowakei lediglich 16 Prozent der Angesprochenen die Unabhängigkeit ihrer Republik befürwortet. Für eine Konföderation beider Republiken sprachen sich in Böhmen und Mähren nur drei Prozent der Befragten aus, in der Slowakei waren es 30 Prozent. Dagegen traten 49 Prozent der Slowaken und 75 Prozent der Tschechen für einen gemeinsamen Staat ein. Einen Volksentscheid über die Auflösung der CSFR halten vier Fünftel für die richtige Lösung der Verfassungkrise.

Die liberale Tageszeitung Lidove noviny veröffentlichte Stellungnahmen in- und ausländischer Staatsrechtler. "Die überwiegende Mehrheit der Experten vertritt die Ansicht, daß über die Teilung der CSFR nur ein Referendum entscheiden kann", heißt es zusammenfassend. Die Staatsrechtler berufen sich dabei zumeist auf die gültige CSFR-Verfassung, die den Volksentscheid als Grundlage für eine Auflösung der Föderation festschreibt.

An die Spitze der im wesentlichen von der Linken getragenen Bewegung gegen die Vereinbarungen des tschechischen Premiers Vaclav Klaus und seines slowakischen Gegenübers Vladimir Meciar setzte sich die Konföderation der tschechoslowakischen Gewerkschaften. Ihr Vorsitzender Richard Falbr warnte eindringlich vor den Folgen der Trennung: "Es wäre redlich, den Leuten zu sagen, daß der Zerfall des Staates den heimischen Markt dramatisch einengt, unsere Schwierigkeiten im Ausland steil anwachsen und daß sich unsere Verschuldung dramatisch erhöht."

Milos Zeman, Abgeordneter der tschechischen Sozialdemokraten im Föderalparlament, rief "alle tatsächlich demokratischen Kräfte auf, in den gesetzgebenden Organen keine Regelungen zu unterstützen, die sich verdeckt oder offen bemühen, den Willen der Bürger zu ignorieren". In der Slowakei ging die Partei der demokratischen Linken (SDL), von der kommunistischen Einheitspartei zu einer Gruppierung mit sozialdemokratischer Ausrichtung geläutert, auf Konfrontationskurs zur regierenden Bewegung für eine Demokratische Slowakei HZDS. Die SDL hatte sich aber vor zwei Wochen nicht gescheut, mit der HZDS für die slowakische Souveränitäts-Erklärung zu stimmen.

Die Politiker der Mehrheitsparteien in Prag und Bratislava (Preßburg) zeigen sich unbeeindruckt von diesen Forderungen. Die Bürger hätten ihnen in der Parlamentswahl vom Juni ein klares Mandat zur Lösung der Verfassungskrise erteilt, eine neue Befragung sei nicht notwendig, heißt es bei Meciars HZDS wie bei der Demokratischen Bürgerpartei ODS von Vaclav Klaus. Ganz ohne Druckmittel ist die Opposition aber nicht. Im Föderalparlament könnte sie das "Gesetz über das Ende der CSFR" scheitern lassen, das ODS und HZDS einbringen wollen. Auch bei der Annahme der Republikverfassungen müssen die Regierungsparteien auf Zusammenarbeit bedacht sein, um die notwendige Drei-Fünftel-Mehrheit zu sichern.

Mit der Durchsetzung einer Volksbefragung wäre die Linke allerdings auch für die Folgen verantwortlich, falls das Ergebnis des Referendums diametral der Politik der Parlamentsmehrheit widerspricht. Diese Konstellation müßte den Reformprozeß in seiner kritischsten Phase erneut lähmen. Die Bürger scheinen sich ohnehin ins Schicksal zu fügen. "Die Mehrheit wünscht keine Teilung, würde dagegen stimmen, aber erwartet eindeutig, daß sie kommt", räumte selbst die linke Tageszeitung Rude pravo ein.

ULRICH GLAUBER (Prag)

Feuerwehr rettet Tiere aus brennendem Dachzimmer

Auf rund 50 000 Mark schätzt die Feuerwehr den Schaden, den ein Zimmerbrand im Dachgeschoß eines Hauses in der Rohrbachstraße anrichtete. Die Ursache des Feuers am Mittwoch nachmittag ist noch nicht bekannt. Die Ermittlungen dauern an.

Menschen kamen bei dem Ereignis nicht zu Schaden. Mehrere Kleintiere, unter anderem ein Hase, ein Meerschweinchen und ein Kakadu, konnten die Männer der Feuerwehr aus dem brennenden und verqualmten Raum retten.

Die Feuerwehr verhinderte das Übergreifen des Brandes auf andere Räume und das Dach des Wohnhauses. Beamte des Brandkomissariats ermittelten, daß sich das Feuer vom Bett her ausgebreitet haben muß. Sie stellten in dem Raum einen Benzinkanister sicher. tom

Bagger buddelte 400 Jahre altes Skelett aus Fundort liegt nahe der evangelischen Kirche Breckenheim / Fachleute untersuchen Reste

WIESBADEN. Der Baggerführer stutzte und beendete abrupt die Buddelei: Er war am Montag nachmittag beim Ausheben einer Drainage in der Breckenheimer Erlenstraße auf Knochen gestoßen - Reste eines menschlichen Skeletts. Gleichwohl kein Fall für die Polizei. Die Beamten stellten mit geübtem Blick sofort fest, daß hier für weitere Ermittlungen nicht sie, sondern die Geschichtsforscher gefragt sind. Und Mitarbeiter des Landesamts für Denkmalpflege machten denn auch das Alter des makabren Fundes schnell aus: 400 Jahre.

"Wahrscheinlich eine ganz normale Bestattung", meint Dr. Eike Pachali vom Landesamt. Die Tiefe der Grube von 1,80 Meter läßt darauf schließen und die "typisch christliche Ausrichtung des Grabs": Kopf nach Westen, Blick nach Osten.

Dunkle Streifen in der Erde markierten die Stelle, wo sich früher einmal ein Sarg befunden haben könnte; eiserne Nägel, die zwischen den Knochen lagen, erhärten diese Vermutung. Seltsam ist nur, daß sich der alte Friedhof bei der 110 Meter entfernt liegenden evangelischen Kirche wahrscheinlich nicht bis zu dem Fundort ausgedehnt hat. "Keine Ahnung", sagt Pfarrer Wilhelm-Eberhard Frisch, "ob dort früher Gräber waren." Auch Heimatforscher Kurt Sachs ist sich da nicht sicher. Er weiß nur, daß der alte Breckenheimer Friedhof "enorm groß" war. Und daß sich in unmittelbarer Nähe des alten Grabes früher einmal ein Bauernhof befunden hat. "Dem werde ich nachgehen", versprach der Hobby-Historiker.

Die Fachleute vom Landesamt in Wiesbaden untersuchen nun die kümmerlichen Überbleibsel - "bröckelige Skelettstücke", denen der Bagger den Rest gegeben hat. "Sie sind", sagt Dr. Pachali, "in einem sehr trüben Zustand." So war auch auf den ersten Blick nicht zu erkennen, ob es sich bei dem Menschen, der vor 400 Jahren starb, um einen Mann oder eine Frau handelte, ganz zu schweigen von der Bestimmung der Todesursache. maf

Personalien von St. Georgen An der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Georgen hat Rektor Werner Löser für die kommenden sechs Jahre nun auch noch das Amt des Kolleg- und Kommunikationsrektors übernommen. Rektor Löser löst in dieser Funktion Professor Erhard Kunz ab. Weitere Personalien in St. Georgen: Herbert Heine avancierte zum Honorarprofessor, Michael Schneider wurde Professor für Dogmatik. Helmut Graßl wird 60 Jahre alt Der langjährige Gesellenvizepräsident der Handwerkskammer Rhein-Main, Helmut Graßl, wird am heutigen Donnerstag, 30. Juli, 60 Jahre alt. Seit 25 Jahren vertritt Graßl die Interessen der Gesellschaft im Handwerk, er war ab 1969 Vorsitzender des Bezirksverbandes Frankfurt der IG Bau-Steine-Erden, ehrenamtlicher Richter am Arbeitsgericht Frankfurt und Mitglied der Vertreterversammlung der AOK. Die Handwerkskammer wird für den Jubilar am 8. August im Palmengarten einen Empfang geben. Gedenken an Jürgen Ponto Am 15. Todestag des ehemaligen Vorstandssprechers der Dresdner Bank, Jürgen Ponto, läßt der Magistrat am Donnerstag, 30. Juli, an der Grabstätte im Friedhof Obersensbach/Odenwald einen Kranz niederlegen. Jürgen Ponto war am 30. Juli 1977 ermordet worden. Neue Öffnungszeit Das Parkhaus "Mousonturm" ist vom 1. August an täglich von 15 bis 1 Uhr nachts geöffnet.

UVF-Schadstoff-Mobil geht nicht auf Tour

Das Schadstoff-Mobil geht nicht auf Tour im Gebiet des Umlandverbands Frankfurt (UVF). Nach Absagen für Stadt und Kreis Offenbach sind nun auch im Hochtaunuskreis die ursprünglich für August und September terminierten Sammlungen von giftigen Sondermüll-Kleinmengen verschoben worden.

Als Grund nannte Thomas Rautenberg, der UVF-Abfalldezernent, "aktuelle Engpässe in der Sondermüll-Verbrennungsanlage Biebesheim der Hessischen Industriemüll GmbH (HIM)". Von der HIM war hierzu keine Stellungnahme zu erhalten.

Rautenberg kritisierte, daß die HIM die Bürger der Rhein-Main-Region mit solchen Nachrichten kurzfristig "überrascht" und forderte "ein Management von Zwischenlagern, um abrupte Sammelunterbrechungen zu verhindern."

Die Menschen blieben nun noch einige Monate länger auf der von ihnen gehorteten Haushalts-Chemie (Farbenreste, Pflanzengifte, Terpentin und anderes) sitzen.

Rautenberg rät den Betroffenen, "das Giftzeugs bis zur nächsten Sammlung aufzubewahren. Die ist für November geplant." peh

In Leuna sind die Existenz-Sorgen noch lange nicht beseitigt Geschäft mit deutsch-französischem Konsortium sichert nur den Raffinerie-Standort / Zukunft der Chemie ungewiß

In Berlin wurde vergangene Woche gefeiert; in Leuna, der Chemie-Metropole der Ex-DDR, eher getrauert. Die Treuhand hatte die Raffinerie der Leuna AG zusammen mit dem Tankstellennetz der Minol und die Hydrierwerke in Zeitz an das deutsch-französische Konsortium aus Elf Aquitaine, Thyssen-Handelsunion und Deutsche SB Kauf verscherbelt. Was die Breuel-Behörde als erfolgreiche Privatisierung rühmt, wird vor Ort eher mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Denn Leuna steckt nach der Weltwirtschaftskrise Ende der zwanziger Jahre und dem Bombeninferno im Zweiten Weltkrieg mitten in der dritten existenzbedrohenden Krise seit seiner Gründung 1916.

Die von den Käufern avisierte Investition in eine neue Öldestille für etwa 4,3 Milliarden Mark schafft - zunächst zumindest - nur begrenzte Erleichterung. Lediglich 1500 von einst 27 000 Arbeitsplätzen können dadurch gesichert werden. Das frühere Paradepferd der ostdeutschen Chemie scheint abgehalftert. Es scheint sich damit abfinden zu müssen, fortan im Hinterhof der europäischen Branchen-Giganten zu stehen.

Ein Gang durch die teilweise ehrwürdig anmutenden Hallen, vorbei an verrosteten Produktionsstraßen aus vergangenen Jahrzehnten, verstärkt ein solches Urteil. Da türmen sich Berge von Schrott. Aufgeschichtet von den Abriß-Kolonnen, die in besseren Zeiten das Gewirr von Rohren und Reaktoren zu warten hatten. Die Aufräumarbeiten sichern Jobs auf Zeit. Finanziert werden sie vom Arbeitsamt unter dem Stichwort Arbeitsbeschaffung. Eine Produktion im alten Stil hätte auch dann keinen Sinn, wenn die Anlagen besser in Schuß wären. Im Bestreben der DDR-Machthaber, möglichst alles auf eigenem Territorium herzustellen, entstand ein Produktions- und Sortimentsverbund, der diesen Autarkie-Forderungen zwar nahekam, aber mit westlicher betrieblicher Optimierung nicht vereinbar ist. Die Losgrößen sind zu klein, die Produktpaletten nicht an der Nachfrage eines freien Marktes orientiert.

Auch Leuna-Chef Jürgen Daßler ist nicht nach "festlichen Ansprachen und euphorischen Worten" zumute. "Zu groß ist die seelische Bedrängnis der Menschen hier. Die Sorge um den Arbeitsplatz sprengt alle bisher gekannten Dimensionen." Die Chemie schuf in dieser Region so etwas wie ein Großfamilien- Bewußtsein: Opa und Oma, Vater und Mutter, Sohn und Tochter wuchsen im Dunstkreis der Destillationskolonnen auf. Ähnlich wie Fördertürme und Hochöfen an der Ruhr prägten diese das Leben der Menschen. Der Arbeitsplatz war Teil der Privatsphäre und des gesellschaftlichen Kontaktes. Der Sturz in die Arbeitslosigkeit zerreißt diese Bindung und schafft enorme psychische Probleme. Firmenchef Daßler sieht im Einstieg von Elf und Thyssen dennoch so etwas wie einen Wendepunkt, von dem an es wieder nach oben geht. "Es besteht wohl gerade heute im besonderen Maße Grund dazu, sich an die wissenschaftlich-technischen Traditionen Leunas und unserer Väter zu erinnern", sagt er. An Fritz Haber und Carl Bosch zum Beispiel, welche die Ammoniak-Synthese entwickelten. Oder an Friedrich Bergius und Matthias Pier, die durch ihre Methode der Kohleveredelung die Geschichte der chemischen Großsynthese mitgeschrieben haben.

Der Blick zurück weckt bei ihm nicht nur wehmütige Reminiszensen, sondern ist auch Zukunftskapital. Daßler kann potentiellen Investoren etwas bieten: "Wieviele Standorte mit gut ausgebildeten Facharbeitern gibt es denn noch im Westen für ansiedlungswillige Unternehmen? Standorte für die Chemie zudem, die von der Nachbarschaft auch akzeptiert werden? Wir haben sie."

Und auch das zeigt ein Besuch im Werk: Schüchtern sprießen aus den Ruinen Fundamente für neue Anlagen; beispielsweise für die Produktion der in einem Chemiebetrieb so wichtigen Technischen Gasen oder eine Fabrik für die synthetische Herstellung des Rohstoffes Essigsäure. Um die Infrastruktur aufzumöbeln, baut die Ruhrkohle-Tochter Steag ein 450-Megawatt-Kraftwerk für Prozeßwärme und Strom. Und die neue Thyssen-Elf-Raffinerie hat die Aufgabe, neben Benzin, Diesel und Heizöl petrochemische Rohstoffe beizusteuern.

Der Raffinerie-Standort Leuna und damit etwa drei Viertel des Umsatzes, der in diesem Jahr bei zwei Milliarden Mark liegen wird, scheinen gesichert zu sein. Der Chemie-Standort Leuna mit seinen insgesamt noch 12 000 Arbeitsplätzen steht dagegen auf schwankendem Boden. Zwar breitet Daßler umfangreiche Muster der künftig denkbaren Erzeugnisse aus. Es überwiegen dabei jedoch konjunkturanfällige oder renditeschwache Grundstoff-Chemikalien. Die Liste der lukrativen Spezialitäten dagegen ist kurz. Arzneien, ein Garant für hohe Erträge auch bei flauer Konjunktur, fehlen ganz.

Da offenbaren sich Strukturschwächen, die durch den Kapitalmangel verschärft werden. Ferner fehlt ein Vertriebsnetz im Westen, das deshalb so wichtig ist, weil die einstige Stammkundschaft im Osten verlorengegangen ist und so schnell nicht wiederkommen wird. Die Losgrößen sind meist zu klein, und die Produktivität ist zur Zeit nur halb so hoch wie in Westdeutschland. Die Leute in Leuna werden noch einige Zeit brauchen, um wenigstens aus den roten Zahlen herauszukommen. LEONHARD SPIELHOFER

Verschwendete Bau-Milliarden

Von Peter Ziller (Bonn)

Wer die Antworten von Bauministerin Schwaetzer auf 58 Fragen der SPD nach der Zukunft des sozialen Wohnungsbaus durchliest, weiß immerhin, wie wenig die verantwortliche Ressortchefin weiß. Wieviel Heime fehlen? Wieviel Mietwohnungen werden jährlich in Eigentumswohnungen umgewandelt? Profitieren die reichen Bundesbürger überdurchschnittlich von den staatlichen Förder-Milliarden? Wieviel mietpreisgebundene Bleiben braucht das Land langfristig? Die Ministerialbürokraten fanden keine Antwort. Wohnungsbau - das unbekannte Wesen.

Wirtschaftsgazetten liefern ratsuchenden Kapitalanlegern präzisere Zustandsbeschreibungen einer Republik, in der etwa drei Millionen Wohnungen fehlen, Mieten und Bodenpreise explodieren und die Spekulation mit Altbauten auf Touren kommt. Die Düsseldorfer Wirtschaftswoche sah beim Blick in die "Goldgrube Altbau" folgendes: "Hauseigentümer, Immobilienhändler und Bauhandwerker jubeln, Kommunen und Mieterschützer sind in Rage. Die Stadtväter in den Ballungsgebieten warnen vor einer Umwandlungswelle ungeahnten Ausmaßes."

Was Bürgermeister sagen, hört sich Irmgard Schwaetzer zwar an, erhört wird es nicht. Die Bundesregierung, beschied sie nach einem Gespräch die kommunalen Spitzenverbände, sehe in Sachen Umwandlungsspekulation keinen Handlungsbedarf. Mieter, denen nach einem Urteil des Gemeinsamen Senats der obersten Gerichtshöfe des Bundes der Rausschmiß droht, hält die Hausherrin eines schmucken Schlößchens in Bad Godesberg für bestens geschützt. Durch die dikken Wände ihres Amts dringen nicht mal Forderungen aus den Reihen des Koalitionspartners. Vergeblich rufen der CDU- Bauexperte Kansy und die der CSU angehörende Schwaetzer-Vorgängerin Hasselfeldt nach einer Rettungsaktion für Altbau-Mietwohnungen. Gefahr für den sozialen Frieden? Die Liberale winkt ab.

Nichts sehen, nichts hören, aber viel zum Ruhm eigener Taten sagen. Das reicht nicht. Schwaetzer hat in gut anderthalb Amtsjahren für den darniederliegenden Hausbau einiges bewirkt. Einem Kabinett, das die aufziehende Wohnungsnot jahrelang verharmlost hatte, machte sie Beine. Begünstigt durch Wahldebakel für die Kanzlerpartei in den Ländern, holte die Ministerin für den sozialen Wohnungsbau, aber auch für die von der FDP hofierte Klientel der Hauserwerber einen zehnstelligen Betrag heraus. Mit dem Einfordern zusätzlicher Milliarden für den Hausbau ist es freilich nicht getan. Entscheidender ist: Wird das Geld richtig eingesetzt? Bei der Klärung dieser Frage läßt die Freidemokratin zielstrebiges Erkenntnisinteresse vermissen.

Im März hielt der Bundestag Schwaetzer an, durch eine Kommission die Wirkung der lästigen, aber unumgänglichen Subventionitis untersuchen zu lassen. Mit jährlich ausgeschütteten 40 bis 50 Milliarden Mark, so die krude Vermutung des Parlaments, müßte sich doch mehr als nur Wohnungsnot produzieren lassen. Passiert ist bis heute nichts. Ende August will die Ministerin endlich die Liste der zu berufenden Experten vorlegen.

Die FDP-Politikerin spielt bewußt auf Zeit. Auf keinen Fall will sie absehbare Befunde der Expertenkommission noch in dieser Legislaturperiode auf den Tisch bekommen. Mit einem Verriß der von ihr zu verantwortenden Förderpolitik mag sie nicht in den Wahlkampf ziehen. Die Ministerin muß vor allem das Urteil der Fachleute über die Eigenheimförderung fürchten. Noch gilt: je höher das Einkommen und damit der Grenzsteuersatz, desto mehr spendiert der Staat. Von diesem unsinnigen Prinzip hat sich inzwischen sogar die Union abgesetzt.

Bund und Länder weisen in ihren Etats nur den kleineren Teil der gewaltigen Wohnungsbauhilfen offen aus. Rund zwölf Milliarden Mark flossen im vergangenen Jahr in den sozialen Wohnungsbau der alten Länder, mit einer Milliarde honorierte der Staat das Bausparen, und knapp fünf Milliarden Mark mußten in das der Sozialhilfe verwandte Wohngeld gepumpt werden. Immer mehr Haushalte können aus eigener Kraft das Dach über ihrem Kopf eben nicht bezahlen.

Erheblich schwerer wiegen die Vorteile, die der Staat über Steuernachlässe den Immobilieneignern zukommen läßt. Dem Heer der Häuslebauer und Eigenheimbesitzer auf der grünen Wiese oder der Etage schenkt der Fiskus in diesem Jahr gut acht Milliarden. Ein viel größerer Batzen geht an Hauseigentümer, die in ihrer Steuererklärung Verluste aus Vermietung und Verpachtung geltend machen können. Ob die Hilfen bei den richtigen Personen ankommen, ob die Mittel "wirken" oder nur mitgenommen werden, kann niemand verläßlich sagen. Und Schwaetzer verhindert mit Hinhaltetaktik eine öffentliche Diskussion.

Besonders fragwürdig ist, daß rund zwei Drittel aller steuerlichen Vorteile für aus dem Bestand erworbene Immobilien gewährt werden. Wer eine umgewandelte Mietwohnung erwirbt, genießt dieselben Steuerprivilegien wie der Bauherr eines neu errichteten Heimes. Der Staat zahlt, ohne daß am Bau ein Stein bewegt wird. Dieser wohnungspolitische Unsinn heizt die Umwandlungsspekulation an.

"Wahnsinns"-Musik verstößt gegen Straßenverkehrsordnung

AACHEN, 29. Juli (AP). Zu laute Musik im Auto verstößt gegen die Straßenverkehrsordnung. Das geht aus einem am Mittwoch veröffentlichten Urteil des Landesgerichts Aachen hervor. Ein Autofahrer, der in seinem Wagen "wahnsinnig" laute Musik höre, beeinträchtige sein Reaktionsvermögen. Überhöre er dadurch die Sirenen von Polizei- oder Feuerwehrfahrzeugen, so daß es zu einem Unfall komme, so könne der Verstoß eine Mithaftung in Höhe von einem Drittel des Unfallschadens begründen, entschieden die Richter. Das Urteil ist rechtskräftig.

(AZ: LG Aachen 4 O 57/91)

Frauenhilfe bietet Gymnastik nach der Geburt

BAD VILBEL. Die evangelische Frauenhilfe bietet einen Kurs zu dem Komplex "Gymnastik nach der Geburt und mit dem Baby leben" an. Am 31. August wird um 11.30 Uhr im Grünen Weg 4-6 mit der Rückbildungsgymnastik und den Bewegungsübungen für das Baby begonnen. Anmeldungen werden unter Tel. 0 60 31 / 9 19 76 bei der Evangelischen Familien-Bildungsstätte montags, dienstags und donnerstags von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr entgegengenommen.

Kinder werden länger betreut Erweitertes Angebot in der Klingler- und der Arnoul-Schule

MÖRFELDEN-WALLDORF. Daß von den vier Grundschulen im Kreis, die vom Land eine Genehmigung zur Erweiterung des Betreuungsangebotes erhielten, zwei in Mörfelden-Walldorf liegen, wertete Bürgermeister Bernhard Brehl als "ein gutes Ergebnis". Jetzt gehe es um die konkrete Ausfüllung des Angebotes. Für das zusätzliche Personal - beispielsweise Sozialpädagogen, -arbeiter oder Erzieher - habe es bereits Vorstellungsgespräche und Auswahlrunden gegeben. Es könnte dann, wenn auch mit Anlaufschwierigkeiten, im August losgehen.

Sowohl die Bürgermeister-Klingler- Schule in Mörfelden als auch die Wilhelm-Arnoul-Grundschule in Walldorf wollten das sogenannte Modell III realisieren mit einem Betreuungsangebot von 7.30 bis 13.30 Uhr, berichtete Brehl. Im Falle der Klingler-Schule seien vom Land 30 000 Mark Förderung, für die Walldorfer Grundschule 12 500Mark Unterstützung zugesagt worden. Der Kreis gehe davon aus, daß der für die Arnoul-Schule zugesagte kleinere Betrag nicht fürs gesamte Schuljahr, sondern nur für das Kalenderjahr 1992 vorgesehen sei, sich so die Differenz gegenüber Mörfelden erkläre und 1993 aufgestockt werde, so Brehl.

Jetzt gehe es noch um den Abschluß eines öffentlich-rechtlichen Vertrages zwischen dem Schulträger und der Standortkommune. Denn Mörfelden- Walldof wolle das lobenswerte Projekt noch einmal mit 40 000 Mark aus dem Stadtsäckel unterstützen. Ohne kommunale Hilfe sei das alles nicht zu machen. Dennoch müßten am Ende auch die Eltern zahlen. Kreisweit sei dabei an einen einheitlichen Betrag von voraussichtlich 80 Mark gedacht. cas

Die unerträgliche Einsamkeit einer Olympiasiegerin Goldmedaillengewinnerin Dagmar Hase ahnte kaum, welchen Wirbel sie mit ihrer Funktionärskritik auslösen würde

Das Markenzeichen von Olympiasiegern ist normalerweise ein strahlendes Lächeln. Dagmar Hase dagegen wird wohl als eine der einsamsten und traurigsten Goldmedaillengewinnerinnen in die Sportgeschichte eingehen. Kaum hatte die 22jährige Magdeburgerin, die nach einem Überraschungserfolg bei den deutschen Meisterschaften wirklich nur per Zufall in Barcelona über 400 Meter Freistil an den Start ging, die seit sechs Jahren auf ihrer Paradestrecke ungeschlagene Amerikanerin Janet Evans düpiert, da rückte dieser Coup in den Hintergrund. Dagmar Hase setzte zur Funktionärsschelte an, und ihr Vorstoß außerhalb des Beckenrands schlug Wellen.

Vor der Tür zu den Umkleidekabinen im Schwimm-Arenal Bernat Picornell, hoch oben auf Barcelonas "heiligem Von Harald Stenger (Barcelona) Berg" Montjuic, gerade einen Steinwurf von der als Symbol des Friedens im Stadion lodernden olympischen Flamme entfernt, artikulierte sie im Freudentaumel massive Vorwürfe an die Adresse der Führung des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV). Vorbei war es mit der Ruhe, entgegen aller olympischen Ideale war die Atmosphäre in den deutschen Reihen mit einem Schlag vergiftet. Frauen-Bundestrainer Achim Jedamsky brachte seine Gefühle auf den Punkt: "Bisher waren es für uns die schönen, jetzt kommen die dreckigen Spiele." Was mit dem Ende Mai bekanntgewordenen "Dopingfall Astrid Strauß" begann, hatte einen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Zumal das, was Dagmar Hase zunächst in kleiner Runde geäußert hatte, wenig später in der Heimat für ein Millionen- Publikum in die Wohnstuben übertragen wurde; denn unter Tränen wiederholte sie vor den ZDF-Kameras ihre Sicht der Dinge. Auch beim Besuch einer deutschen Sportler-Party hielt sie sich nicht zurück. An der Seite ihres privat nach Barcelona gereisten Heimtrainers Bernd Henneberg riskierte die Magdeburgerin, die als beste Freundin ihrer Vereinskollegin Astrid Strauß gilt, eine kesse Lippe. Kern ihrer Aussagen: "Es müssen einige Köpfe rollen, grundsätzlich muß sich im DSV etwas ändern. Die Funktionäre sonnen sich nur im Erfolg der Athleten." Die Kritik löste Hektik aus. Der zu einem Empfang des deutschen Botschafters in Spanien eingeladene DSV-Präsident Klaus Henter ließ sich das TV-Interview der Olympiasiegerin per Telefon übermitteln. Rolf Andresen, leitender Direktor des Bundesausschusses Leistungssport, erreichte kurz vor 23 Uhr den deutschen Chef de mission, Ulrich Feldhoff, per Funktelefon im Palau San Jordi, wo er dem Mannschafts-Finale der Kunstturnerinnen zuschaute. Eine Viertelstunde später traf Feldhoff zur Krisensitzung im olympischen Dorf ein. Henter und DSV- Sportwart Hans Hartogh wurden bald zu diesem Termin dazugebeten. Selbst der Gedanke, ob man die Olympiasiegerin ungeachtet ihrer gerade gewonnenen Reputation wegen ihrer despektierlichen Aussagen nach Hause schicken solle, wurde erörtert. Für die deutsche Mannschaftsführung war das kein Thema. Ob die Funktionäre es genauso beurteilen, blieb offen. Angeblich machte sich niemand stark dafür.

Am frühen Mittwoch morgen wurde dann die Magdeburgerin vom NOK zum Rapport zitiert. Wenig später stand sie bei einer Pressekonferenz, an dem sie unter anderem mit Feldhoff, Andresen, Henter und Hartogh an einem Tisch saß, wieder im Blickpunkt. Sichtlich mitgenommen, aber nicht eingeschüchtert verdeutlichte sie erneut ihren Standpunkt. "Ich möchte meine Goldmedaille nicht ausnutzen. Wenn ich Vierte oder Fünfte im Endlauf geworden wäre, hätte ich genauso meinen Mund aufgemacht, wenn ich gefragt worden wäre", sagte sie, ehe sie wieder in die Details ging.

Spätestens in diesen Minuten wurde klar, daß sie offenbar nicht im geringsten geahnt hatte, welchen Hauskrach und Medienrummel sie auslösen würde, als sie ihren Frontalangriff in Richtung DSV-Spitze startete. Es ging im Endeffekt über ihre Kräfte. Als die Fragen der Journalisten kein Ende nehmen wollten, brach sie irgendwann schluchzend zusammen, erholte sich nur mühsam. Bei den einen erweckte sie Mitleid, bei anderen konnte sie das Unverständnis über ihr Vorgehen und ihre Position zum strittigen Dopingfall Strauß nicht vertreiben.

Zur Erinnerung: Astrid Strauß war Ende Mai vom DSV bei den als Olympia- Qualifikation ausgeschriebenen deutschen Meisterschaften in München für ein halbes Jahr gesperrt worden. Vorausgegangen war ein positiver Doping-Befund. Bei einer der Trainingskontrollen wurde ein enorm hoher Testosteronwert festgestellt, der auf die Einnahme verbotener Hormonpräparate hinweist. Das Unwürdige an den Ereignissen von damals: Während Astrid Strauß über 800 Meter Freistil ihr Barcelona-Ticket lösen wollte, gab der DSV ungeachtet eines Einspruchs vor einem ordentlichen Gericht das Inkrafttreten ihrer Sperre bekannt. Erst nach der Zielankunft wurde der bis dahin unwissenden Schwimmerin die Nachricht von ihrem Trainer Bernd Henneberg übermittelt - nach einem Spießrutenlauf durch die Halle; denn das bereits früher informierte Aufgebot von Fotografen und Kameraleute wollte alles genau im Bild festhalten.

So wie seinerzeit Aussage gegen Aussage stand, so ist es bis heute geblieben. Unstrittig ist dagegen, daß Dagmar Hase in Barcelona den aktuellen Stand im Rechtsstreit Strauß falsch darstellte. Nach ihrer Version wurde ihre Freundin, die stets ihre Unschuld beteuerte, zweimal von ordentlichen Gerichten freigesprochen. Von dem kann wahrlich nicht die Rede sein. Es gab lediglich Urteile per einstweiliger Verfügung auf Nebenschauplätzen, über die Sachfrage wird erstmals das Amtsgericht München Ende August/Anfang September verhandeln.

Katrin Krabbe läßt grüßen. Die zu Beginn dieses Jahres zunächst vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) wegen eines in Südafrika aufgedeckten Doping-Verstoßes vorläufig für Wettkämpfe suspendierte und von einer vierjährigen Sperre bedrohte Doppelsprintweltmeisterin hatte nach dem letztinstanzlichen Urteil des internationalen Fachverbandes IAAF ebenfalls freudig von einem Freispruch in ihrer Angelegenheit gesprochen. Das Gegenteil war der Fall. Die Richter sprachen ausdrücklich davon, daß der Verdacht der Manipulation an ihrer Urinprobe nicht ausgeräumt sei, eine Sperre aber nach dem Freispruch durch das DLV-Schiedsgericht aus formalen Gründen nicht möglich sei.

Hatte Katrin Krabbe danach aus Formgründen auf einen Olympia-Start verzichtet, so wurde Astrid Strauß im Zuge ihres "schwebenden Verfahrens" nicht für Barcelona nominiert. Dagmar Hase hat sich nun zur Fürsprecherin der Schwimmerin und ihres Trainers aufgeschwungen, die Rehabilitierung beider ist ihr Ziel. Hatte Krabbe-Trainer Thomas Springstein, den die Dopingaffäre seinen DLV-Job kostete, seinerzeit daraus gezielt einen Ost- West-Konflikt gemacht, so sind sich nun eigentlich alle Beteiligten darüber einig, daß es eine Kontroverse zwischen Aktiven und Funktionären ist. Laut Dagmar Hase ziehen die Sportler "alle an einem Strang" - in der Tat spricht vieles dafür, und die Position der DSV-Oberen ist nicht gerade günstig.

Ein namhafter Vertreter der deutschen Mannschaftsleitung, der nicht genannt werden wollte, sprach am Mittwoch im Blick auf den DSV von einer "dilettantischen Führung, die an einen Dorfverein" erinnere. Ulrich Feldhoff nahm vor der Pressekonferenz im deutschen Haus das Wort "Sauhaufen" in den Mund, ehe er drinnen moderate Töne wählte. Danach ist die Sache allein eine DSV-Angelegenheit, die nach den Spielen in Ruhe geklärt werden muß. Der olympische Friede soll einkehren, danach erst ein grundsätzlicher Gedankenaustauch steigen.

Im Gegensatz zur Hardlinerin Dagmar Hase, die sich selbst als "eigenwillig" charakterisiert, scheint dazu in ihrem Umfeld großes Interesse zu bestehen. Von Trainer Bernd Henneberg bis zu Werner Schreiber, seines Zeichens Sportminister von Sachsen-Anhalt und Präsident des SC Magdeburg. Bei allem Hickhack empfand er deshalb durchaus etwas Positives an dem von Dagmar Hase initiierten Streit: "Wenn dadurch etwas in Bewegung gekommen ist und die Dinge demnächst in offener Atmosphäre geklärt werden können, ist es gut, daß sie sich ihren Frust von der Seele geredet hat."

BASEBALL

Neue Triebwagen wird die Taunusbahn von September an auf ihrer Strecke einsetzen. Einer der rot-gelben "Silberpfeile" kostet knapp vier Millionen Mark. Ein Vollzug bietet dann 220 Fahrgästen Sitzplätze. Die Kooperation zwischen dem FVV, dem Verkehrsverband Hochtaunus und der Taunusbahn tritt erst ein Jahr später, im September 1993, in Kraft. Dann wird das Fahren mit der Taunusbahn um bis zu 30 Prozent billiger. (FR-Bild)

Mit Flüchtlingsfragen bloß politisch manövriert

Sadako Ogata macht aus ihrem schweren Dilemma kein Geheimnis mehr. Die zierliche Japanerin, ihres Zeichens Hochkommissarin der Vereinten Nationen für Flüchtlinge, befürchtet, sich durch Schutz- und Hilfsmaßnahmen für die aus Bosnien-Herzegowina vertriebenen Menschenmassen "zum Komplizen einer Politik der ,ethnischen Säuberung' zu machen".

Das sind ungewohnte Worte, besonders bei der Eröffnung einer internationalen Konferenz, die sich den Beistand für die Flüchtlinge aus den Kriegsgebieten im früheren Jugoslawien zum Ziel gesetzt hat. Geringe Hoffnungen prägte am Mittwoch das hastig nach Genf einberufene Treffen. Schon im voraus stand fest, daß die Regierungen der 37 Teilnehmerstaaten nur symbolische Hilfsangebote machen würden, um die aufgewühlte öffentliche Meinung zu besänftigen.

Was auf den ersten Blick wie Knauserigkeit aussieht, ist knallhartes politisches Kalkül. Den Millionen Ex-Jugoslawen, die durch nackte Gewalt aus ihren gebrandschatzten Städten und Dörfern vertrieben werden, steht keine spätere Rückkehr mehr offen, wenn andere Staaten sie auch nur "vorübergehend" aufnehmen.

Sadako Ogata faßt die Sachlage in zwei Sätzen zusammen: "Zum ersten Mal in seiner Geschichte ist das Hochkommissariat für Flüchtlinge mit einer skandalösen Erpressung konfrontiert, die uns keine andere Wahl läßt, als die Vertreibung hinzunehmen, um noch mehr Morde und Terror abzuwenden. Diese zynische Manipulation unserer humanitären Aufgabe könnte sehr wohl einen gefährlichen Präzedenzfall für ähnliche Situationen wie jener in Bosnien-Herzegowina darstellen."

Natürlich drängt das Hochkommissariat (UNHCR) weiterhin darauf, daß die Bosnien-Flüchtlinge provisorische Heimstätten erhalten und über den nächsten Winter kommen. Doch das sind nur mehr Rückzugsgefechte. In den maßgeblichen Hauptstädten sind die Würfel gefallen. Die britische Entwicklungsministerin Baroneß Lynda Chalker meinte unverblümt, je mehr Flüchtlinge man aufnehme, um so schwieriger werde ihre Rückführung.

Bundesinnenminister Rudolf Seiters mußte zugeben, daß Deutschland mit seinen Vorschlägen für eine europäische Lastenteilung und die Festlegung von Aufnahmekontingenten für Jugoslawien-Flüchtlinge unter den EG-Staaten völlig allein dasteht. Die im Chor wiederholte Formel lautet dagegen: Ausschließlich Hilfe vor Ort, die Flüchtlinge müßten in Heimatnähe bleiben.

In diese Haltung fügt sich nahtlos ein, daß die Regierungen auch private Initiativen, Flüchtlinge zu beherbergen, unter verschiedenen Vorwänden entmutigen. Die Opfer des Bürgerkriegs sollen bleiben, wo sie sind, damit der Druck auf die eroberungswütigen Serben nicht nachläßt.

Die Minister waren höchst unwillig der Einladung des UNHCR nach Genf gefolgt, die ein Hilferuf von Frau Ogata war. Mit unzureichenden Mitteln ausgestattet und unter der Knute der tonangebenden Regierungen gehalten, steht das Hochkommissariat vor dem Zusammenbruch seiner Bemühungen. Die Geberländer wollen ihr Geld nicht in ein Faß ohne Boden werfen, denn solange der Krieg auf dem Balkan anhält, werden die Vertreibungen weitergehen. Man ist sich einig, daß nur eine politische Lösung des Konflikts - von einer militärischen wagt man noch nicht offen zu reden - das Flüchtlingselend beenden kann.

Nach dem Fehlschlag der jüngsten Londoner Verhandlungen scheint es fragwürdiger denn je, ob die Extremisten unter den Konfliktparteien durch Zureden zur Räson zu bringen sind. Die Staatengemeinschaft setzt jetzt ihre letzten Hoffnungen auf eine erweiterte Jugoslawien-Konferenz, die am 26. August wiederum in London beginnen soll. Der britische Premier John Major wurde beauftragt, die Einladungen zu verschicken. Neben den jugoslawischen Kriegsparteien und den EG-Staaten werden erstmals auch die Vereinten Nationen, die USA und Rußland teilnehmen.

Das offizielle Konferenzziel heißt: eine friedliche politische Lösung. In Diplomatenkreisen gilt es aber als ausgemacht, daß die serbische Regierung mit schärferen Mitteln angefaßt werden muß - sei es durch Straffung der Wirtschaftssanktionen, den Ausschluß Rest-Jugoslawiens aus den internationalen Organisationen, die Aberkennung der staatlichen Legitimität oder schließlich die Androhung militärischer Mittel.

Die Genfer Flüchtlingskonferenz störte diese Kreise nur. Immerhin wurde an ihrem Rande auch über "militärisch geschützte Sicherheitszonen" für die Flüchtlinge gesprochen. Die deutschen Vertreter fanden diese Vorstellungen "sehr interessant". Schritt für Schritt nähert sich die Staatengemeinschaft somit einem militärischen Eingreifen im ehemaligen Jugoslawien, und die Flüchtlinge werden einmal mehr als Manövriermasse mißbraucht.

PIERRE SIMONITSCH (Genf)

Sondermüllsammlung fällt aus GRÄVENWIESBACH. Die angekündigte Sammlung von Sondermüll fällt aus. Das teilte der Umlandverband der Gemeindeverwaltung mit. Ein neuer Termin wird rechtzeitig bekanntgegeben.

Hirzenhainer besuchen

den Frankfurter Zoo

HIRZENHAIN. Seniorinnen und Senioren können am 19. August mit der Gemeinde dem Frankfurter Zoo einen halbtägigen Besuch abstatten. Um 12 Uhr wird der Bus am Buderus-Parkplatz in Hirzenhain sein, um 12.05 Uhr Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Esso-Tankstelle in Merkenfritz aufnehmen und um 12.10 Uhr das Bürgerhaus in Glashütten erreichen.

Im Zoo wird bis 17.30 Uhr ausreichend Zeit gegeben, die Tierwelt zu betrachten und auch ein Kaffeepäuschen einzulegen. Bis 14. August ist die Anmeldung für diesen Ausflug bei der Gemeindeverwaltung Hirzenhain, Telefon 0 60 45 / 3 77, möglich. Der Kostenbeitrag von zehn Mark wird im Bus eingesammelt, Eintritt und Busfahrt sind darin enthalten. ub

Karate und asiatische Meditationstechnik lernen

SOSSENHEIM. Im Fall der Fälle den Angreifer schachmatt setzen zu können, ohne ständig Waffen mit sich herumtragen zu müssen - solches Selbstbewußtsein versprechen die Betreiber der Karateschule in Alt-Sossenheim 74. Wer sich in die Geheimnisse des "Shotokan Karate - Do" einweihen lassen möchte, hat dazu vom 3. August an regelmäßig Gelegenheit. Kampfkunst und Selbstverteidigung werden dann montags und donnerstags jeweils von 19 bis 20.30 Uhr gelehrt.

Wem der abendliche Unterricht nicht in den Terminkalender paßt, kann auch auf Vormittagskurse ausweichen. Auf Anfrage sind sogar Einzellehrstunden möglich.

Ein weiteres Angebot der Sossenheimer Karateschule: Asiatische Meditationstechniken und Körperbeherrschung soll der "Tai Chi Chuan"-Kursus vermitteln. Interessenten sollten sich in beiden Fällen anmelden, und zwar unter der Rufnummer 069 / 34 75 65. leo

Flüchtlinge vor Reisen gewarnt

MÜNCHEN, 29. Juli (KNA). Der kirchliche Sozialdienst am Flughafen München hat Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien, die in Deutschland eine Duldung erhalten haben, vor unbedachten Reisen ins europäische Ausland gewarnt. In den zurückliegenden drei Wochen hätten sich die Fälle gehäuft, in denen Flüchtlinge bei der Wiedereinreise vom Bundesgrenzschutz zurückgewiesen werden mußten, weil ihre Duldung mit dem Verlassen Deutschlands erloschen sei, teilte Bernhard Zepf vom Flughafen- Sozialdienst am Mittwoch in München mit.

Die Bürger aus den umkämpften Gebieten im ehemaligen Jugoslawien hatten zumeist Verwandte in anderen Ländern besucht. Aus Unkenntnis hätten sie sich bei der Ausreise in der falschen Sicherheit gewiegt, sie könnten problemlos wieder zurückkehren.

Lkw-Konvoi erreichte Sarajewo Hoffnung auf Versorgung der Stadt über Landkorridor

SARAJEWO, 29. Juli (dpa/AFP). Ein Hilfskonvoi der Vereinten Nationen (UN) hat am Mittwoch nachmittag von Split aus auf dem Landweg die von serbischen Truppen belagerte Stadt Sarajewo erreicht. Dies bestätigte ein Sprecher des UN-Flüchtlingswerks in Sarajewo. "Wir hoffen, daß dies der erste von vielen Konvois ist, die noch kommen werden", sagte er. Die 21 Lastwagen mit 169 Tonnen Lebensmitteln kamen aus Split.

Die UN wollen jetzt versuchen, täglich Hilfskonvois auf dem etwa 250 Kilometer langen Landweg nach Sarajewo zu schicken, um die Versorgung der Menschen zu verbessern. In den letzten Wochen wurde die Stadt über eine Luftbrücke versorgt.

Die Bevölkerung von Bosnien-Herzegowina begeht nach Ansicht ihres Präsidenten Alija Izetbegovic einen "schweren Fehler", wenn sie noch auf eine internationale Eingreiftruppe hofft. Dabei sei eine Intervention "in begrenzter Form" vermutlich möglich, sagte er nach einer Meldung der Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug. Niemand sei aber bereit, seine Soldaten in Bosnien umkommen zu lassen. Türkische Zeitungen berichteten, der stellvertretende Präsident Bosniens, Ejup Ganic, habe bei einem Besuch in Ankara die Türkei zu militärischen Beistand aufgefordert.

Nach bosnischen Angaben werden mehr als 95 000 Menschen - vor allem Moslems - in 57 Lagern festgehalten, die von Serben in Bosnien und in Rest-Jugoslawien eingerichtet worden seien. Dies berichtete der bosnisch-herzegowinische Pressedienst. Karadzic bezeichnete in London die Berichte als moslemische Propaganda.

Der Einsatz von NATO und der Westeuropäischen Verteidigungsunion (WEU) im Mittelmeer zur Einhaltung des Embargos gegen Serbien und Montenegro zeigt nach Angaben des Bonner Verteidigungsministeriums erste Erfolge. Seit Beginn der Seepatrouillen habe sich der Schiffsverkehr vor der jugoslawischen Küste halbiert, teilte das Ministerium mit. Während in den ersten Tagen der Operation noch mehr als 100 Schiffe täglich beobachtet worden seien, seien es jetzt nur noch etwa 50 pro Tag.

"Militär-Show fehl am Platz" Luftsportgruppe Breitscheid spürt massiven Widerstand

WETZLAR. Über die angeblich "größte Luftschau Deutschlands", zu der am 9. August Militärstaffeln der Luftwaffe, der US-Air-Force und aus England sowie zivile Luftakrobaten in Breitscheid erwartet werden, ist ein heftiger politischer Streit entbrannt. Geht es nach dem Willen des Wetzlarer Landrats Gerhard Bökel (SPD) und des Gießener Polizeipräsidenten Manfred Meise, dann kann die Luftsportgruppe Haiger-Breitscheid ihren Großflugtag anläßlich ihres 40jährigen Bestehens in den Wind schreiben.

Grund: Im Vorfeld der geplanten Mammutveranstaltung, zu der vier Jahre nach der Katastrophe von Ramstein (damals wurden 70 Menschen von herabstürzenden Flugzeugteilen getötet und 365 Menschen verletzt) erneut Zehntausende von Schaulustigen erwartet werden, sind nach Auffassung des Landrats "erhebliche Mängel in den Sicherheitsvorkehrungen" festgestellt worden.

Bökel und Meise haben jetzt ein Verbot der Air-Show gefordert. Bis heute seien weder der Katastrophenschutzstab des Lahn-Dill-Kreises noch das Gießener Polizeipräsidium über den Flugtag informiert worden. Zur Regelung des Besucherverkehrs liege lediglich ein Antrag bei der Unteren Verkehrsbehörde vor.

Ein solches Ereignis, so Bökel, könne man nicht in derart "dilettantischer Weise" vorbereiten. Daß man die Verantwortung in Sachen Brandschutz "mehr oder weniger allein der örtlichen Feuerwehr auflaste" sei "nicht akzeptabel".

Bökel meldete gestern auch naturschutzrechtliche Bedenken gegen das luftige Spektakel beim zuständigen Regierungspräsidium in Darmstadt an. Dort wird in den nächsten Tagen über den Antrag der Luftsportgruppe Haiger-Breitscheid entschieden. Pressesprecher Gerhard Müller bestätigte auf Anfrage der FR den wesentlichen Kritikpunkt des Wetzlarer Landrats: Trotz "mehrfacher Aufforderungen und Mahnungen" warte man in Darmstsdt bis heute auf die zur Genehmigung notwendige brandschutztechnische Stellungnahme der Veranstalter.

Die mögliche Gefährdung von Zuschauern und Einwohnern der Gemeinde Breitscheid und die von Landrat Bökel heftig kritisierten "Eingriffe in die Natur und Landschaft" beschäftigen jetzt auch das hessische Wirtschaftsministerium. Wie Sprecherin Bettina Wieß gestern mitteilte, sei man auch in Wiesbaden "erst vor wenigen Tagen" über den geplanten Großflugtag informiert worden.

Jetzt will das Ministerium "in engem Abstimmungsverhältnis mit dem Darmstädter RP" ebenfalls ein Prüfungsverfahren in die Wege leiten. Bei "abweichenden Ergebnissen" behalte sich das Ministerium "weitere Schritte" vor, umschrieb Wieß mit vorsichtigen Worten das Prozedere.

Während der Breitscheider Gemeindevorstand inzwischen eine Beteiligung von Düsenjets an der Veranstaltung ablehnt, zielt die gemeinsam gefaßte Kritik von Landrat und Polizeichef auf die grundsätzliche Problematik militärisch bestückter Flugschauen. Angesichts des Krieges im ehemaligen Jugoslawien und der riesigen Flüchtlingsströme sie eine militärische Leistungsshow fehl am Platz. "Von den Veranstaltern", sagte Bökel, "hätten wir mehr Fingerspitzengefühl erwartet."

Nach übereinstimmender Auskunft von RP und Ministerium soll bis Anfang nächster Woche feststehen, ob der Flugtag stattfindet oder nicht. VOLKER TRUNK

"Skyline" jazzt im Höchster Burggraben

HÖCHST. Auf der Schloßterrasse am Mainufer wird am Sonntag, 2. August, wieder kräftig gejazzt. In der Reihe "Jazz am Burggraben" gibt die Band "Skyline" ihr Gastspiel im Schatten des Schloßturmes.

Der melodische Mainstream-Jazz der Gruppe ist mit nuancierten Bläsersätzen durchsetzt und beeidnruckt durch seine spielerische Leichtigkeit. tos

Tödlicher Sturz eines Arbeiters aus 15 Metern

Ein 54 Jahre alter Bauarbeiter aus der Türkei ist am Mittwoch gegen 12.30 Uhr bei einem Arbeitsunfall in der Hahnstraße am Schwanheimer Ufer ums Leben gekommen. Wie die Polizei mitteilte, war der 54jährige aus noch ungeklärter Ursache bei Arbeiten an einem Rohbau von einem Gerüst 15 Meter in die Tiefe gestürzt.

Der Arbeiter schlug auf eine Betondekke auf und zog sich schwerste Kopfverletzungen zu. Wenig später starb er in einem Krankenhaus. enk

Hirzenhain sammelt alte Kleider ein

HIRZENHAIN. Die Gemeinde Hirzenhain hat Sammelbehälter für Altkleider in allen drei Ortsteilen aufgestellt. Damit soll gewährleistet werden, daß Kleidung, Schuhe und Bettwäsche auch außerhalb der karitativen Sammlungen einer sinnvollen Verwertung zugeführt werden. Die Behinderten- und Seniorenhilfe sortiert die Kleidungsstücke und gibt tragbaren Sachen an Hilfsbedürftige. Der Rest soll zu Putzlappen verarbeitet werden.

Zusammengehörende Kleidungsstücke und Schuhe sollen entweder in einer Tüte verpackt oder zusammengebunden werden, da sonst ein Wiederfinden der Gegenstücke nicht möglich ist. Falls der Container schon voll ist, muß die Gemeindeverwaltung informiert oder die auf dem Behälter angegebene Telefonnummer angerufen werden. Die Gemeindeverwaltung weist darauf hin, daß die Container die Straßensammlungen nur ergänzen, aber nicht ersetzen sollen. ub

Nach 700 Jahren:

Judenbad wird untersucht

FRIEDBERG. Das Friedberger Judenbad wird erstmals in seiner über 700jährigen Geschichte gründlich untersucht. Es wurde befürchtet, Fäkalwasser aus der Kanalisation beeinträchtige das Kulturdenkmal. "Es besteht keine unmittelbare Gefährdung", faßt der Leiter des Kulturamtes, Michael Keller, die ersten Analysen von Dr. Legrum von Institut für Steinkonservierung in Wiesbaden zusammen. Das historische Bad könne in aller Ruhe gründlich analysiert werden.

Das Judenbad ist 1260 aus Bellmuther Sandstein gebaut worden. Bis 1808 diente es den rituellen Waschungen der jüdischen Bürger. Danach wurde es als Fleischkühlkeller genutzt. 1898 bildete sich ein Erhaltungsverein. 1902, 1908 und 1957 / 58 wurde das Bad renoviert; zuletzt mit einem Putz, der dem Sandstein offenbar schlecht bekommen ist, Salzwanderungen ermöglichte. Jetzt wird ein Quadratmeter Putz entfernt, um zu sehen, wie der Sandstein an der Luft reagiert.

Der hohe Grundwasserspiegel hat laut Dr. Legrum natürliche Ursachen. Unklar ist nur, woher eine Tropfstelle rührt. Teilweise sei es Kondenswasser, dies schade nicht. Dessen Bildung könne vermindert werden, wenn die Lüftungsgitter geschlossen werden und eine dichte Tür eingebaut wird. ieb

Preise für Benzin und Heizöl steigen

FRANKFURT A. M. (FR). Benzin- und Heizölkunden müssen tiefer in den Geldbeutel greifen. Die führenden Mineralölgesellschaften im Westen der Republik haben die Preise für alle Spritsorten um drei Pfennig je Liter heraufgesetzt. Begründet werden die Aufschläge mit gestiegenen Beschaffungskosten.

Dies dürfte auch ausschlaggebend dafür gewesen sein, daß die Heizölpreise in dieser Woche höher ausgefallen sind. Als Grund für der Auftrieb kann jedenfalls eine angeschwollene Nachfrage nicht angeführt werden. Wegen der Hitze deutet vieles eher auf eine Bestellschwäche hin.

Die Heizölnotierungen dieser Tabelle haben Händler der Frankfurter Industrie- und Handelskammer gemeldet. Sie entsprechen den mit Kunden gestern und vorgestern abgeschlossenen Geschäften (in Klammern Vorwoche):

DM DM bis 1 500 l - ( - ) bis 2 500 l 51,30-51,80 (50,16-51,53) bis 3 500 l 48,11-49,25 (45,94-48,45) bis 4 500 l 46,74-48,45 (44,52-47,31) bis 5 500 l 45,71-47,31 (45,03-46,17) bis 6 500 l 45,49-45,94 (44,46-45,60) bis 7 500 l 45,26-45,83 (44,12-45,26) bis 8 500 l - (43,32-44,46) bis 9 500 l 44,57 (42,98-44,00) bis 12 500 l 43,66-44,46 (42,52-44,23) bis 15 500 l 43,09-44,23 (41,95-42,41)

Die am 29. Juli gemeldeten Preise verstehen sich je 100 Liter einschließlich 14 Prozent Mehrwertsteuer.

Wirtschaft beurteilt Konjunktur positiver

STADT UNd KREIS OFFENBACH. Die heimische Wirtschaft und Industrie blickt wieder optimistischer in die Zukunft. Erstmals seit Anfang 1991 hat sich das Konjunktur-Klima wieder etwas verbessert, berichtet die Industrie- und Handelskammer (IHK). Das ergab eine Umfrage bei mehr als als hundert Industriebetrieben in Stadt und Kreis Offenbach.

Nachdem der Klima-Index von mehr als 170 Punkten am Jahresende 1990 kontinuierlich auf 104 Punkte im Frühjahr 1992 sank, stieg er nun wieder auf 110 Punkte an. Die Kammer fand bei ihrer vierteljährlichen Konjunktur-Umfrage heraus: Während im Vorquartal noch fast jedes zweite Unternehmen mit Sorge in die Zukunft schaute, sank dieser Wert im Sommer auf ein gutes Drittel. Parallel dazu stieg die Anzahl der Optimisten um vier Punkte auf 34 Prozent.

Ihre aktuelle Lage allerdings beurteilen die Unternehmen weniger positiv. Die Geschäfte laufen seit Anfang des Jahres schleppend. Vor allem im Maschinenbau und in der Elektro-Industrie fehlen die Aufträge aus dem Ausland. Angesichts der weiter steigenden Zinsen für Kredite befürchtet die Bauwirtschaft einen Rückgang der Aufträge und erwartet geringere Investitionsneigung.

Zwei Drittel der Befragten geben der Konjunktur jetzt zur Jahresmitte befriedigende bis gute Noten, das restliche Drittel ist unzufrieden.

Als positiv notiert die IHK: Deutlich zurückgegangen sind die Meldungen über steigende Preise für industrielle Produkte. Hier ist die Inflation offensichtlich gestoppt.

Allerdings, so berichtet die IHK diplomatisch: "Weiter rückläufig wird die Anzahl der Industriebeschäftigten bleiben. Die Aussagen über geplanten Personalabbau sind nochmals geringfügig gestiegen." Das bedeutet: Die Zahl der Arbeitslosen in der Offenbacher Region wird hoch bleiben. lz

Erzieherin für KT 97 in Bergen-Enkheim zugesagt Besetzung im Schuldezernat / Aufatmen in Goldstein

Dreißig Mütter, ein Vater und mehr als vierzig Kinder aus Bergen-Enkheim stürmten das Büro von Michael Damian, dem persönlichen Referenten von Schuldezernentin Jutta Ebeling. "Wer spielt mit mir?" und "Warum darf ich nicht in den Kindergarten?" stand auf den Plakaten, die sie dem Referenten unter die Nase hielten.

Mit dem Go-In wollten die Bergen-Enkheimer die Einstellung einer Erzieherin in "ihrer" Kindertagesstätte, der KT 97, erzwingen.

Bereits im Januar sei die Stelle ausgeschrieben worden. Endlich habe sich eine Erzieherin ausdrücklich für die KT 97 beworben. Nun werde die Einstellung durch die vom Magistrat verfügte Wiederbesetzungssperre verhindert, glaubten die empörten Eltern.

Die Zusage des Referenten, die Erzieherin werde gewiß eingestellt, konnte sie nicht beruhigen: "Wir wollen wissen, wann die Frau anfangen kann." Der stellvertretende Amtsleiter, Walter Masche, und die Leiterin der Personalabteilung, Ursula Basten, eilten Damian zu Hilfe - die Eltern blieben hartnäckig.

"Wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind, kann sie morgen anfangen", versicherte Basten. Erst als sich herausgestellt hatte, daß nur noch das Ergebnis der ärztlichen Untersuchung abgewartet werden müsse, die Erzieherin also voraussichtlich zum 15. August beginnen könne, löste sich die Versammlung auf.

Auch in Goldstein können viele Eltern aufatmen. Dort gibt es zwei Erzieherinnen, die von der Stadt eine feste Zusage auf eine Einstellung hatten. Doch dazu konnte es bislang nicht kommen, weil sich nach Angaben von Damian das Personal- und Organisationsamt "schwertat".

Zwar war vom Magistrat deutlich gesagt worden, daß Erzieherinnen von der Wiederbesetzungssperre ausgenommen seien, doch lag dem Amt eine entsprechende schriftliche Verfügung nicht vor. "Mehrfach" habe er deshalb versucht, den zuständigen Dezernenten, Joachim Vandreike, zu erreichen, beteuerte Damian. "Seit heute liegt die schriftliche Erklärung vor."

"Unser Problem ist," so der Referent weiter, "überhaupt Erzieherinnen zu finden." Derzeit seien von den rund 1000 Stellen 50 unbesetzt. Für Erzieherinnen, die langfristig erkrankt oder im Mutterschutz seien, würden weitere 44 Fachkräfte gesucht. ft

Annäherung Vatikan-Israel

sir ROM, 29. Juli. Einen Tag nach der Entlassung Papst Johannes Pauls II. aus dem römischen "Gemelli"-Krankenhaus teilte der Sprecher des Vatikans mit, der Heilige Stuhl und Israel seien bereit, in naher Zukunft diplomatische Beziehungen aufzunehmen. Der aus Polen stammende Papst hatte zwar als erstes Oberhaupt der katholischen Kirche die römische Synagoge besucht und das den Juden in der Vergangenheit zugefügte Unrecht bedauert. Eine Aufnahme diplomatischer Beziehungen schien aber bis zuletzt erst nach Erfüllung zahlreicher Bedingungen möglich zu sein.

Der Vatikan legte vor allem Wert auf einen international garantierten Status von Jerusalem, auf Freiheit und gleiche Rechte für alle religiösen Gemeinschaften in Israel und auf eine gerechte Lösung des Palästinenserproblems. Diese Fragen sollten nach Überzeugung Roms zunächst gelöst werden; erst dann könne ein Botschafteraustausch in Frage kommen. Zumindest in diesem zuletzt genannten Punkt scheint der Vatikan Israel nachgegeben zu haben.

Kein neues Wissen über Waldboden-Sanierung

"Keine neuen Erkenntnisse" darüber, wie man Umweltgifte aus verseuchten Waldböden rausbekommt, finden sich im Schlußbericht des "Zentrums für Umweltforschung", das von der Bundesregierung mit entsprechenden Untersuchungen im Frankfurter Stadtwald beauftragt war. Das meldet der Magistrat den Stadtverordneten auf Anfrage der CDU-Fraktion. Nur eines sei jetzt sicher: Die bisher übliche Methode, nämlich den Boden zu kalken, bringe nichts an Verbesserung.

Frankfurts Förster setzen von daher weiter konsequent auf "waldbauliche Maßnahmen", um die Bodengüte zu steigern: Sie pflegen und verdichten die Waldränder, machen "Laubholzunterbau" in Nadelholzbeständen und setzen Nadelhölzer auf Laubholzböden um.

Richtig "effektive Maßnahmen zur Besserung der Situation des Waldes", so resümiert der Magistrat den Report der Umweltforscher, könnten ohnehin nur von den "Emittenten" ausgehen - also denjenigen, die die Schadstoffe in die Atmosphäre pusten. peh

Gesangverein feiert Grillfest "an de Kersch"

MÖRFELDEN-WALLDORF. Zum Grillfest "An de Kersch" lädt für Samstag, 1. August, um 14 Uhr, der Gesangverein Liederzweig-Frohsinn auf den Platz zwischen den beiden evangelischen Kirchen ein. Geboten werden im Gemeindezentrum Kulinarisches und Getränke. Die Aktiven vom Liederzweig-Frohsinn unternehmen im September eine Konzertreise nach Großbritannien und werden unter anderem beim Jubiläum zum 900jährigen Bestehen der Kathedrale von Chester musikalisch mitwirken. cas

Hilfestation

Der seriöse Fünfziger ist nicht oft in Frankfurt. Gestern aber ließ es sich nicht vermeiden. Er wollte Flugtickets abholen und stellte sein Auto im Parkhaus an der Konstablerwache unter. Auf dem Weg zum Ausgang bemerkte er, daß aus seiner Jacke die Schecks fehlten. Auch im Auto fand er sie nicht, deshalb sah er Gefahr im Verzuge.

Als Erste-Hilfe-Station stach ihm in unmittelbarer Nähe ein Reisebüro ins Auge. Er betrat den Laden, fragte nach einem Telefonbuch und erhielt diese Gnade widerwillig gewährt. Als er aber von dem Scheck-Verlust erzählte und bat, gegen Gebühr natürlich, seine Bank anrufen zu dürfen, um seine Schecks sperren zu lassen, war es mit der Großherzigkeit des Angestellten vorbei. "Gehen Sie zur Zeil!" wurde dem Bittsteller beschieden.

Der kultivierte Herr war daraufhin sauer. "Wie würde dieser Mann wohl handeln, wenn wieder mal eine Frau überfallen wird und ein Zeuge bei ihm die Polizei alarmieren wollte?"

Eine gute Frage. Hoffentlich kommt niemand in die Notlage, es wirklich testen zu müssen. Ihre Bastienne

CSU macht sich für Mieter stark Ex-Ministerin fürchtet Spekulation und will Gesetz zum Wohnungseigentum ändern

ptz BONN, 29. Juli. Die CSU hat erneut eine möglichst rasche Änderung des Wohnungseigentumsgesetzes gefordert, um die Mieter von Altbauwohnungen vor "jetzt vermehrt drohender Umwandlungsspekulation" zu schützen. Nach der jüngsten Entscheidung des Gemeinsamen Senats der obersten Bundesgerichte, die eine Umwidmung von Miet- in Eigentumswohnungen erleichtert, sei Handlungsbedarf des Bundestages gegeben, erklärte die wohnungsbaupolitische Sprecherin der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Gerda Hasselfeldt, am Mittwoch.

Nach Ansicht der früheren Bundesbauministerin soll eine Umwandlung von Mietwohnungen nur dann erlaubt sein, wenn die für Neubauten geltenden Anforderungen an den Brand-, Wärme- und Schallschutz erfüllt sind. Die Kommunen hatten in den vergangenen Jahren mit einem Kniff die lukrative Spekulation mit Altbauten zum Erliegen gebracht. Sie erteilten die zum Einzelverkauf von Wohnungen notwendige Abgeschlossenheitserklärung nur dann, wenn Wände und Decken den strengen Vorschriften für einen Neubau genügten. Diese Praxis, so das Urteil der Richter, sei nicht Rechtens.

Die Stadt München habe durch ihr Vorgehen in den vergangenen Jahren etwa 200 000 alte Häuser vor einer Umwandlung in Eigentumswohnungen geschützt und damit Hunderttausende von Mietern vor der Kündigung bewahren können, schreibt Frau Hasselfeldt. Nach der aktuellen Rechtsprechung könnten jetzt alle bisher abgelehnten Anträge erneut gestellt werden. Diesen müsse die Stadt dann einen positiven Bescheid erteilen. Allein in München seien innerhalb von nur drei Wochen rund 2000 Anträge eingegangen. Die zuständigen Stellen in Berlin rechnen Hasselfeldt zufolge in den nächsten zwei Jahren mit rund 20 000 Umwandlungen. Dies sei eine "große Gefahr für den sozialen Frieden, insbesondere in den Großstädten".

Dem Bundestag liegt bereits ein Gesetzesentwurf des Bundesrates vor, in dem die Anforderungen an die Abgeschlossenheit einer Wohnung verschärft werden. Die SPD hatte bereits im Dezember vergangenen Jahres ein entsprechendes Gesetz erfolglos eingebracht. Die FDP-Politikerinnen Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer und Bundesjustizministerin Sabine Leutheuser-Schnarrenberger sehen keinen Handlungsbedarf. "Chancen für Spekulanten" lägen fast ausschließlich darin begründet, daß viele Mieter über die Schutzvorschriften zuwenig aufgeklärt seien, hatte Schwaetzer im Anschluß an ein Gespräch mit den kommunalen Spitzenverbänden erklärt. Eine Eigenbedarfskündigung durch die Käufer sei erst nach drei Jahren, in Ballungsräumen nach fünf Jahren möglich.

Die Probleme für Wohnungssuchende hätten in den vergangenen Jahren außerordentlich zugenommen, räumte Schwaetzer am Dienstag bei der Beantwortung einer kleinen Anfrage der SPD ein. Sie werde deshalb die Politik der "Angebotsausweitung am Wohnungsmarkt verstärkt fortsetzen". In diesem Jahr rechnet sie mit der Fertigstellung von knapp 400 000 Wohnungen, darunter 130 000 Sozialwohnungen.

(Kommentar auf Seite 3)

Spielmannszug feiert seinen zehnten Geburtstag

ZEILSHEIM. Seit zehn Jahren pfeift und bläst der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Marschmusik. Der runde Geburtstag wird von Freitag, 7., bis Sonntag, 9. August, gefeiert. Los geht's im Festzelt, das am Feuerwehrgerätehaus aufgebaut wird, am kommenden Freitag um 20 Uhr mit dem "Abend der Vereine". Haben die ihr Programm abgespult, spielt eine Band zum Tanz auf.

Dem Geburtstagskind zu Ehren machen sich zahlreiche Musikzüge am Samstag, 8. August, um 14 Uhr auf zu einem Sternmarsch durch Zeilsheim. Am Abend lädt der Spielmannszug zu einem bayerischen Abend mit der "Oberehrtaler Dorfmusik" ein. Einlaß: 19 Uhr. Ab 10 Uhr wird dann am Sonntag beim Frühschoppen Bier gezapft - und zwar "open end".

Karten für den bayerischen Abend gibt es bei der Frankfurter Sparkasse, Pfaffenwiese 20, im Kaufhaus Schmitt, Pfaffenwiese 3, und bei Peter Bendel, Neu- Zeilsheim 27. tos

Schüsse auf Jugoslawen: Ex-Freundin verdächtigt

Die Mordkommission hat jetzt den Anschlag auf den 27jährigen Bosnier Safet Lomnica aufgeklärt, der in der Nacht zum 21. Juli in der Heddernheimer Nistergasse mit vier Schüssen in den Bauch niedergestreckt und schwer verletzt worden war.

Nach Überzeugung von Kripo und Staatsanwaltschaft hat seine ein Jahr jüngere, ebenfalls aus Bosnien stammende ehemalige Freundin den Anschlag im Verlauf eines Streits verübt. Dies ergab sich aus der Vernehmung des 27jährigen, die aufgrund seiner Verletzungen erst am Dienstag möglich war. Der Haftrichter erließ gegen die flüchtige Frau noch am selben Tag Haftbefehl.

Wie der Verletzte den Polizisten schilderte, hatte sich seine Freundin, mit der er rund ein Jahr zusammengelebt hatte, erst vor kurzem von ihm getrennt. Am späten Abend des 20. Juli trafen sich die beiden noch einmal in der Nistergasse, nicht weit von der Wohnung der Frau entfernt. Es gab einen heftigen Streit. Die 26jährige wollte nicht, wie von ihm verlangt, die Partnerschaft fortsetzen. Im Verlauf des Streits habe die Frau plötzlich eine Pistole gezogen und vier Schüsse auf ihren Ex-Freund abgegeben.

Wie Polizeisprecher Manfred Feist sagte, sind auch der Kripo bislang nähere Einzelheiten vom Tathergang und der plötzlichen Eskalation nicht bekannt. Aufgrund des Zustands des 27jährigen war eine längere Vernehmung nicht möglich. enk

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Zypern Sicherheitsrat macht Druck Seite 2

Leitartikel Verschwendete Bau-Milliarden Seite 3

Erfurter Kabinett CDU-Spitze fordert Rücktritte Seite 4

Feuilleton Zhang Yimous' "Rote Laterne" Seite 8

Wirtschaft Bundesbank unter Beschuß Seite 9

Sport Gazzamania in Rom Seite 18

Medienrundschau Wagners "Ring" in HDTV Seite 19

Dokumentation Wider den deutschen Mißmut Seite 21

Frankfurt Bußgeld für Kneipenlärm Seite 23

Hessen "D-9" mit Rekordbesuch Seite 28

Kulturspiegel Radierungen Walter Störer Seite 30

Aus aller Welt Tschernobyl-Hilfe umstritten Seite 36

Börse Seite 12

Fernsehen und Funk Seite 20

Roman Seite 30

Filmspiegel Seiten 32/33

Freie Aussprache Seiten 34/35

Stadtteil-Fenster

Wieder zurück

Das Gezerre hat ein Ende. Erich Honecker, nach dem Zusammenbruch der DDR mit Hilfe der sowjetischen Armee aus dem Hoheitsbereich des vereinigten Deutschland in Richtung Moskau verschwunden, ist wieder da. Der Druck Bonns auf Russen und Chilenen war letzten Endes stärker als die aus persönlichen Gründen und Altlastüberlegungen langgezogene Verweigerungshaltung jener, die den ehemaligen SED-Chef der Berliner Justiz vorenthielten. Die Bundesregierung wird deshalb den mehr oder weniger massiv erzwungenen Heimflug Honeckers jetzt zufrieden als Erfolg verbuchen. Aber nach wie vor hat das alles ein Geschmäckle, weil die Ungewißheit bleibt, wer den diplomatischen Eiertanz (gewollt oder ungewollt) überhaupt erst zugelassen hat.

Es ist oft mit nachvollziehbaren Argumenten gesagt worden, die deutschen Politiker müßten froh sein, wenn der Republik ein Prozeß gegen diesen Mann erspart bliebe. Nicht auszuschließen sei, daß er jedes Tribunal zu seinen Gunsten nutzt. Das war die politische Seite der Angelegenheit. Später wuchsen auch Zweifel, ob die juristischen Elemente des Verfahrens reichen, um die Verantwortung für den Schießbefehl in einen rechtskräftigen Schuldspruch münden zu lassen. Richtig ist, daß die Nomenklatura der einstigen DDR und ihre Helfer an Mauer und Stacheldraht überprüft werden müssen, ob sie das begangen haben, was man Regierungskriminalität nennt. Logisch sind deshalb auch die Anstrengungen, dem Hauptverantwortlichen den Prozeß zu machen. Sollte es dazu kommen, wird man sehen, ob die Würdigung des Beweismaterials für ein Verdikt reicht. Die Behörden haben Erich Honekker. Aber der Rechtsstaat hat eigene Gesetze. Das letzte Wort ist deshalb noch nicht gesprochen. rr

Der Eiserne Steg fehlt Mainfest beginnt morgen

"Feiern am Fluß" heißt es in den Mitteilungen der Stadt Frankfurt am Main, herausgegeben vom Verkehrsamt "Tourist Board". Damit wird in internationalem Deutsch eines der urfrankfurterischsten, zum ersten Mal am 23. Juli 1340 aktenkundig gewordenen Ereignisse, das Mainfest, angekündigt.

Es leitet seinen Ursprung von der Weihe der Dreikönigskirche her und war die Kirmes der Fischer und Schiffer mit mehr und minder spektakulären Begleiterscheinungen. Immer zu Beginn des August steht's auf dem städtischen Programm.

Und so eröffnet Oberbürgermeister Andreas von Schoeler am Freitag, 31. Juli, exakt um 17 Uhr die "größte Gartenwirtschaft der Stadt" auf Römerberg, Paulsplatz und zwischen Untermainbrücke bis hin zur Alten Brücke.

Der Stellenwert dieses Volksfestes ist hoch; trotzdem befürchten die 110 Schaustellerbetriebe schwindende Besucherzahlen infolge der Hitze. Aber grade am Abend ist es ja wunderbar kühl am Main.

Am Samstag findet von 15 bis 17 Uhr die Windsurfregatta um den Frankfurter Bembelcup statt. Hoffentlich weht auch der Wind, denn Sportdezernentin Silvia Schenk wird persönlich daran teilnehmen.

Der Sonntag ist den Ruderern vorbehalten. Da gibt es ein kleines und ein großes Finale der Ruderregatta und das Finale zum Frankfurter Ebbelwei-Achter. Die Siegerehrung nimmt Bürgermeister Hans-Jürgen Moog vor.

Um 14.20 Uhr findet auf dem Fluß das Fischerstechen statt. Da geht's in Gummianzügen in die "klaren Fluten" des Mains.

Am Montag, 3. August, demonstrieren das Feuerlöschboot der Brand- direktion Frankfurt von 20 bis 21 Uhr eindrucksvoll auf dem Main. Und am Dienstag ist dann das "Feuerwerk der Superlative" mit Musikbegleitung der absolute Höhepunkt und Abschluß des Festes.

"Die Einarbeit von Instrumentarien, die weniger gebräuchlich sind, sorgen für ein einmaliges Erlebnisfeld bei diesem visuellen Ereignis", heißt es im einstimmenden Text.

Wie aber soll man das Feuerwerk so richtig genießen, wenn kein "Eiserner Steg" mehr da ist, von dem es in traulicher Enge, echter Tuchfühlung und nachbarlicher Übereinstimmung zu genießen war ?

An den Ufern, auf der Alten und auf der Untermainbrücke, von da sieht's genau so schön aus, sagen die Veranstalter. Für den "Eisernen Steg" als Logenplatz ist das aber kein Ersatz . . . E-S

Dagmar Hases Ausbruch nach dem Gewinn der Goldmedaille stößt auf geteiltes Echo Viel Verständnis im Kreis der Schwimm-Mannschaft Instinktloses Verhalten der Funktionäre beklagt / Zeitpunkt der Verbandskritik umstritten / DSV will Schaden begrenzen Aus Barcelona berichtet unser Redaktionsmitglied Harald Stenger

Am Tag danach saß Daniela Hunger gedankenversunken vor dem NOK-Zelt im Deutschen Haus. Über was sie grübelte, war unschwer zu erraten. Wie viele ihrer Kolleginnen und Kollegen aus der Schwimm-Nationalmannschaft spukten ihr die Äußerungen von Dagmar nach ihrem Triumph über 400 m Freistil im Kopf herum.

Die 20 Jahre alte Berlinerin, die 1988 bei den Olympischen Spielen in Seoul noch für die DDR an den Start ging, meldete ihre Zweifel an, ob das Vorgehen der Olympiasiegerin nach ihrem sensationellen Erfolg sinnvoll war. "Das war nicht clever. Die Dagmar hat so reagiert wie sie ist. Sie hat rotgesehen und dann durchgedreht. So kann man im Verband nichts verändern. Mir stinkt auch einiges, aber ich habe bisher meine Klappe gehalten. Wir müssen das bei passender Gelegenheit in sachlicher Atmosphäre lösen", meinte Daniela Hunger.

Patrick Kühl, in Magdeburg für den gleichen Verein wie Dagmar Hase und Astrid Strauß aktiv, sah es ganz anders. "Wenn sie jetzt nichts sagt, wann soll sie es dann machen. Die Kritik an ihrem Vorstoß kann ich nicht verstehen", verteidigte der 24jährige seine Klubkameradin. Gleichzeitig machte er deutlich: "Ich empfinde es als traurig, daß wir erst Druck machen müssen, damit die Funktionäre über sich nachdenken."

Wo man hinhörte und -schaute: Es schieden sich die Geister, was im Interesse der Aktiven besser gewesen wäre. Da versteht sich beispielsweise Simone Osygus in Barcelona mit Dagmar Hase bestens, aber gerade deshalb redet sie ihr nicht nach dem Mund.

"Sie ist hier meine beste Freundin, doch ihr Verhalten halte ich für falsch und kann es daher nicht akzeptieren. Man kann nicht die ganze Spitze in den Dreck ziehen, weil ein Fall schiefgelaufen ist. Außerdem denke ich, daß man nicht die ganze Mannschaft in diese Angelegenheit reinziehen sollte", stellte die 23 Jahre alte Wuppertalerin klar.

Das ändert nichts daran, daß sie wie viele andere ein gewisses Verständnis dafür aufbringt, daß die Olympiasiegerin in der ersten Freude nach ihrem Sieg aus ihrem Herzen keine Mördergrube machte - selbst Ulrich Feldhoff, der deutsche Chef de Mission, brachte das vorsichtig zum Ausdruck.

Die gesamte Angelegenheit stärker unter grundsätzlichen Perspektiven betrachtet Doppel-Weltmeister Jörg Hoffmann. Der 22jährige Potsdamer formuliert seine Kritik so: "In der DDR war früher deshalb einfach vieles besser, weil hauptamtliche Kräfte im Verband tätig waren, die organisatorisch alles im Griff hatten."

Ist im deutschen Sport die Diskussion im Gange, daß in den neuen Bundesländern künftig unter anderem aus finanziellen Gründen stärker die ehrenamtliche Mitarbeit in Verbänden und Vereinen zum Tragen kommen soll, hält er es für sinnvoll, daß entsprechende Mittel investiert werden sollen, um das hauptamtliche Management zu stärken. Trotz aller Unkenrufe stellt er die Prognose: "Wenn das für wichtig erachtet wird, dann wird das Geld dafür da sein. Daran habe ich keine Zweifel."

Ein Beispiel für amateurhaftes Verhalten lieferte DSV-Präsident Klaus Henter während der NOK-Pressekonferenz mit Dagmar Hase. Urplötzlich zog er einen Billig-Fotoapparat aus der Tasche, um von der Veranstaltung ein Erinnerungsbild zu schießen. Gerade Henter wird von Hofmann aber in Schutz genommen: "Er ist schwer in Ordnung und tut alles, was er kann. Das Problem sind die Strukturen, die geändert werden müssen." Positiv zu Henter äußert sich übrigens auch Dagmar Hase. Wessen Ablösung sie in der DSV-Führung fordert, will sie nicht öffentlich sagen: "Die Personen, die gemeint sind, wissen es."

Im Streit um Astrid Strauß teilte Henter am Mittwoch mit, daß sie in in naher Zukunft zu einer zweiwöchigen Quarantäneuntersuchung gehen soll, um ihre Hormonwerte zu überprüfen und damit neue Erkenntnisse im Zusammenhang mit der positiven Doping-Probe zu gewinnen. Bereits bei der deutschen Meisterschaft in München hatte die Magdeburgerin ihr Einverständnis dazu gegeben.

Warum es sich so lange hinauszögerte, wird kontrovers dargestellt. Von Termin- bis zu Finanzschwierigkeiten werden unterschiedliche Gründe genannt. Henter legte allerdings großen Wert auf die Feststellung, daß die jüngste Entscheidung bereits vor dem Eklat um Dagmar Hase getroffen worden sei.

Vor einer Woche wurden mit Olympia-Mannschaftsarzt Joseph Keul entsprechende Verhandlungen geführt und dann die Details am Dienstag morgen vor der Funktionärsschelte von Dagmar Hase in Angriff genommen.

Herbe Kritik an dem "instinktlosen" Verhalten des DSV-Doping-Beauftragten Harm Beyer übte Henter, daß ausgerechnet er die Siegerehrung von Dagmar Hase vornahm: "Man darf nicht immer fernsehsüchtig sein und muß mal zurücktreten können."

Andererseits war Beyer als Mitglied der Fachkommission des internationalen Schwimm-Verbandes FINA langfristig für diese Zeremonie eingeteilt worden, der DSV-Führung war das bis zur Siegerehrung nicht bekannt. (Siehe auch Seite 3)

Räder steuern die Menschen Surreale Collagen: Offenbacher stellt in Mannheim aus

OFFENBACH. Eine ehrenvolle Einladung hat der Offenbacher Graphiker Peter Schneider erhalten. Er stellt vom 5. August bis 13. September seine "Surrealen Collagen" im Mannheimer Landesmuseum für Technik und Arbeit aus.

Schneider, der beim hessischen Rundfunk beschäftigt und auch engagierter Höhlenforscher ist, zeichnete in betont antiquiertem Stil Menschen in ihrer Beziehung zu Natur, Umwelt und Technik.

Menschen, Tiere und Fabel- und Phantasiewesen werden dabei von komplizierten Räderwerken gesteuert und in Beziehung zu sonderbaren Maschinen gesetzt. lz

Pionier der "Grünen Schule" wird Professor

Er gilt als einer der angesehendsten Gartenpädagogen Deutschlands, Gustav Schoser, der bis Anfang 1992 Direktor des Palmengartens.

In Würdigung dieser Verdienste hat er jetzt eine Honorarprofessur an der Johann-Gutenberg-Universität in Mainz am Fachbereich Biologie erhalten. E-S

Evangelische Gemeinden wollen sich vereinigen

HÖCHST. Die beiden evangelischen Kirchengemeinden Alt-Höchst und Christophorus planen, sich zu einer Gemeinde zu vereinigen. Auf dem Tisch liegt bereits ein Vertragsentwurf, den die "Vereinigungsausschüsse" beider Seiten ausgearbeitet haben. Danach wollen sich die Kirchengemeinden nach Angaben von Pfarrer Hans-Georg Döring von St. Christophorus zusammenschließen, "ohne ihre Souveränität aufzugeben".

Hintergrund der Vereinigung ist die steigende Zahl der Kirchenaustritte. 1965 zählten beide Gemeinden noch 3000 Mitglieder. Heute gehören noch 1450 Menschen zur Gemeinde Alt-Höchst und 1850 Leute zur Christophorus-Gemeinde.

Laut Pfarrer Döring ist "die finanzielle Lage der Kirche so gespannt, daß wir nicht mehr so weiterarbeiten können" wie bisher. Von 1993 an müßten in Frankfurt etwa 40 Prozent der Mittel eingespart werden. Auch in Höchst würden dann Stellen gestrichen. tos

Landeszuschüsse zum Energiesparen

OFFENBACH. Neue Richtlinien für die Förderung von Energieeinsparungs- und Modernisierungsmaßnahmen in Altbauten hat das Land Hessen verabschiedet. Darauf weist nun die Energieberatungsgesellschaft der Energieverorgung Offenbach (EVO) hin. Gefördert werden Wohnungen, die vor dem 1. Januar 1978 bezugsfertig waren. Landeszuschüsse gibt es für die Dämmung von Außenwänden, Geschoß und Kellerdecken und des Daches. Auch der Einbau von Niedertemperatur-Ölheizkesseln, Brennwertgeräten, brennstoffbetriebene Wärmepumpen, der Austausch elektrischer Widerstandheizungen durch Warmwasser-Zentralheizungen werden gefördert.

Detail-Information geben die "Energieberater" in ihrem Pavillon in der Andréstraße 71 und unter der Telefonnummer 069 / 22 81 480. Sie beraten auch, wie man die Anträge richtig stellt. lz

2. Spieltag der Fußball-Oberliga Hessen Egelsbach im Glück, Bad Homburg nur Remis

In der Fußball-Oberliga Hessen steht nach dem zweiten Spieltag einzig Kikkers Offenbach noch verlustpunktfrei an der Tabellenspitze. Eintracht Haiger schob sich mit einem klaren 4:0-Erfolg gegen Aufsteiger Marburg auf den zweiten Platz. Überraschend knapp mit 4:3 besiegte die SG Egelsbach Aufsteiger Neukirchen. Bürstadt und Wehen sowie Bad Homburg und Walldorf trennten sich jeweils 1:1.

Egelsbach - Neukirchen 4:3 (2:1) Der Aufsteiger aus Nordhessen brachte sich selbst um die Früchte seiner Arbeit. Neukirchen spielte gegen eine erschrekkend schwache Egelsbacher Mannschaft nicht nur gut mit, sie bestimmte sogar das Geschehen. Vor allem im zweiten Durchgang, als der Gast durch Rickert (72.) mit 3:2 in Führung gehen konnte. Zuvor hatte in einer abwechslungsreichen Begegnung Cyrys (18.) und Müller (45.) für Egelsbach und zweimal Münn (33. und 60.) für die Gäste getroffen. Die Freude bei den Nordhessen hielt allerdings nicht lange an. Aleksic glich nur drei Minuten nach der erstmaligen Führunf aus und der eingewechselte Schmidt markierte kurz vor dem Ende sogar noch den glücklichen Siegtreffer. Egelsbachs Trainer Schäty brachte denn auch die Leistung seiner Mannschaft auf den richtigen Nenner: "Eigentlich hätte ich alle elf auswechseln müssen."

Bad Homburg - Walldorf 1:1 (1:0) Der beste Mann auf dem Platz erzielte auch das erste Tor. Rückkehrer Ralf Haub gelang bereits nach elf Spielminuten die 1:0-Führung für die Platzherren, die im ersten Abschnitt klar die Szenerie beherrschte. Allein Haub hätte an diesem Abend die Spvgg. zum Sieg schießen können. Er scheiterte jedoch immer wieder am gut aufgelegten Walldorfer Torhüter Gemeri. Sein Bad Homburger Kollege Voigt hatte im zweiten Durchgang seine großen Auftritte. Die Walldorfer machten Druck, kamen Holtkamp, Richter und Hormel zu guten Chancen, die jedoch Voigt vereitelte. Wenige Sekunden vor dem Abpfiff fiel dann doch noch der gerechte Ausgleichstreffer. Während der Bad Homburger Stoll eine Zeitstrafe absaß, nutzte Hormel die numerische Überlegenheit zum 1:1.

Bürstadt - Wehen 1:1 (1:0) In einer niveauarmen Partie gab es eine gerechte Punkteteilung. Die Gastgeber agierten zu Beginn überraschend druckvoll. Die beste Chance in der Anfangsphase vergab der Bürstädter Müller. Die Führung für die Gastgeber erzielte in der 36. Minute Kar in Abstaubermanier. Einen Schuß von Foale konnte Wehens Torhüter nicht festhalten, Kar war zur Stelle. Vor 450 Zuschauern blieben die Gäste vieles schuldig. Im ersten Abschnitt hatte einzig Raab eine gute Torchance, er scheiterte aber an Bürstadts Torwart Schäfer. Nach dem Wechsel agierten die Wehener zunächst druckvoller: Hübner gelang denn auch in der 57. Minute der Ausgleich. Danach kehrte aber wieder Ruhe auf dem Platz ein. Beide Mannschaften waren sichtlich mit dem Punkt zufrieden.

Haiger - Marburg 4:0 (2:0) Mit einer eindrucksvollen Leistung bestätigten die Haigerer ihren Trainer Alhäuser, der nach dem 0:0 in Walldorf prognostizierte, daß es "nur noch besser werden kann". Die Eintracht ließ dem Aufsteiger keine Chance. Torjäger Lang gelang die Führung in der Anfangsphase, die Spielmacher Waldschmidt kurz vor dem Wechsel noch auf 2:0 erhöhen konnte. Auch im zweiten Durchgang das gleiche Bild. Haiger dominierte und kam durch Zabel (70.) und Boller (90.) zu weiteren Treffern. hu

Ordnungsamt geht gegen nächtlichen Kneipenlärm vor Zunehmende Anwohner-Proteste gegen Gartenlokale Von unserem Redaktionsmitglied Jürgen Schenk Das Ordnungsamt will in den nächsten Wochen mit Zwangs- und Bußgeldern konsequent gegen Wirte von Gartenlokalen und Straßencafés vorgehen, die sich nicht um lärmgeplagte Anwohner scheren und die übliche Sperrstunde um 23 Uhr für den Garten- und Straßenbetrieb um mehr als 15 Minuten überschreiten. Wie der zuständige Abteilungsleiter im Ordnungsamt, Günther Wassermann, sagte, häufen sich im Amt inzwischen die Beschwerden von Mietern und Hauseigentümern, die in der Nähe solcher Lokale und Cafés wohnen und auch um Mitternacht oft noch keinen Schlaf finden. "Tatortschwerpunkt" sei Sachsenhausen. "Wenn die jeweils verhängten Zwangsgelder zwischen 300 und 500 Mark nicht wirken", so Wassermann, "werden wir uns auch nicht scheuen, alteingesessenen Wirten traditionsreicher Gartenlokale die Konzession nach dem Gaststättengesetz wegen Unzuverlässigkeit zu entziehen. Die Eigentümer müssen sich dann eben zuverlässige Betreiber suchen." Im Ordnungsamt ist man der einhelligen Meinung, "daß inzwischen das Maß voll ist". Allein in Sachsenhausen, so Wassermann, habe sein Amt in den vergangenen Wochen gegen Wirte, die die Sperrzeit nicht einhielten, 70mal Strafgelder verhängt. Aus ganz Frankfurt seien etwa 160 Beschwerden eingegangen "Es muß auch bei diesen Wirten und deren Gäste in den Kopf hinein, daß die Stadt gleichermaßen auch die Interessen von Frankfurtern wahren muß, die in der Nähe wohnen und in Ruhe die Nacht verbringen wollen."

Vor einigen Tagen traf sich Wassermann mit Wirten aus Sachsenhausen und erklärte ihnen unverhohlen, in Zukunft müsse "um 23 Uhr im Freien abgeräumt sein". Nicht länger werde die Stadt zusehen, daß die Sperrzeit in Wohngebieten bis zum letzten "ausgereizt" werde und dann mehr oder weniger alkoholisierte Besucher von Straßencafés und Gartenlokalen noch über eine Stunde lärmend durch die Straßen zögen, Autotüren laut zuschlügen und den "Kavalierstart" übten. Die Diskussion mit den Wirten, sagte Wassermann, sei zu Beginn von deren Seite "emotional aufgeheizt" geführt worden. Er habe jedoch den häufig gebrachten Einwand, in anderen deutschen Städten sei zum Teil bis 1 Uhr nachts geöffnet, anhand von Fakten widerlegt. Auch eine Großstadt wie zum Beispiel Düsseldorf lasse die Sommergärten in Wohngebieten sogar schon um 22 Uhr schließen. Auch in Hessen sei Frankfurt die einzige Stadt, die als Regel für Gastronomie im Freien die Sperrstunde von 23 Uhr habe. Diese Großzügigkeit sei einer Stadt wie Frankfurt angemessen, doch dann müßten sich auch die Wirte an verbindliche Grenzen halten. Nach der Bundesimmissionsschutzverordnung dürften nach 22 Uhr in den Sommergärten und den Straßencafés die Lärmrichtwerte eigentlich den Bereich von 45 bis 60 Dezibel nicht überschreiten. In Frankfurt sei dies häufig nicht der Fall.

Wassermann hält nichts davon, daß sich Wirte und Straßencafébesitzer gegenseitig verteufeln. "Wo es angebracht ist und keine Nachbarschaft gestört wird, können wir uns auch Ausnahmegenehmigungen vorstellen, Gartenlokale bis 1 Uhr offen zu halten." Als Beispiel nannte er die Gerbermühle am Oberräder Mainufer. "Es gibt keine Nachbarn in der näheren Umgebung. Nur, von diesem Wirt haben wir noch keinen solchen Antrag auf Verlängerung der Sperrzeit bekommen. Wir würden sofort ja sagen, zumal dadurch die Abfahrt der Autos von dem Lokal zeitlich entzerrt werden könnte."

Wassermann dementierte gegenüber der FR die Meldung einer Frankfurter Tageszeitung, wonach es bei der Stadt Überlegungen gebe, für 1993 die Sperrzeit für Gastronomie im Freien grundsätzlich wieder auf 22 Uhr zu senken. "Dies wäre für uns der äußerste Notnagel, wenn andere Maßnahmen nicht greifen. Wir sind zuversichtlich, daß wir Erfolg haben."

VDA-Gerüchte: SPD rügt CDU als unseriös

Als widersprüchlich und unseriös hat die Rathaus-SPD die Erklärungen der Christdemokraten zum angeblich bevorstehenden Umzug des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) nach Berlin bezeichnet.

Die Art und Weise, wie der stellvertretende CDU-Fraktionschef Edwin Schwarz unbestätigte Gerüchte als Tatsachen weiterverbreite, zeige, daß die Union wenig Interesse an einer sachlichen Arbeit im Interesse der Stadt habe.

SPD-Fraktionsgeschäftsführer Franz Frey wies darauf hin, daß der Verband eine Baugenehmigung für ein Areal gefordert habe, das im rechtsgültigen Bebauungsplan aus Wohngebiet ausgewiesen sei. Schwarz hahe zudem verschwiegen, daß es dem Magistrat gelungen sei, dem Verband der Automobilhersteller auf andere Weise zu helfen.

Der Vorwurf der Autofeindlichkeit an die Adresse der rot-grünen Koalition im Römer sei dümmlich und abgedroschen, sagte Frey. cg

(Siehe Kommentar)

Projekt, keine Patronage Magistrat antwortet auf gereimten CDU-Vorwurf

"Bist Du rot-grün, ich Dich bedien'!" reimt die CDU-Stadtverordnetenfraktion und behauptet, daß SPD und Grüne "eine besondere Klientel besonders fördern", während andere "nicht genehme" in die Röhre guckten. So habe der Magistrat den Karnevalvereinen "Pierrette" und "Stutzer" nicht geholfen, als sich diese neue Vereinsheime suchen mußten; eine "Selbstbestimmungstruppe in der Stoltzestraße 11" indes werde "mit erheblichem finanziellen Aufwand alimentiert".

Die "Truppe" - das sind die 22 Jugendlichen eines seit Oktober 1989 laufenden Wohn- und Arbeitsprojekts. Die Teilnehmer waren zuvor obdachlos und hatten keine Ausbildung. Rund zwei Millionen Mark hat es gekostet, so kontert der rot- grüne Magistrat die CDU-Anwürfe, die 22 unterzubringen, ihnen Lehrgänge zu finanzieren und Unterstützung zu zahlen. 800 000 Mark davon trug der Landeswohlfahrtsverband.

Das "Projekt Stoltzestraße" sei eine "sinnvolle und notwendige Maßnahme der sozialen und beruflichen Rehabilitation", sagt OB von Schoeler (SPD), bei der Förderung von Vereinen indes müsse man "Schwerpunkte setzen" in dieser "Zeit knapper Mittel". peh

bitte BRUCH rauswerfen, bitte stattdessen BRAND einbauen

wir haben einen Waldbrand. Gruß Günther Scherf

Waldbrand am Sandplacken

HOCHTAUNUSKREIS. Zwei jeweils rund 100 Meter im Durchmesser große Waldflächen in der Elisabethenschneise am Sandplacken löschten die Schmittener Feuerwehren gestern abend.

Ein Pilot hatte den Rauch von seinem Flugzeug aus entdeckt. Das Feuer war schnell unter Kontrolle. che

OBERURSEL. Das Modell der historischen Adler-Lokomotive dampft am Samstag, 1. August, wieder durch die Stadt. Der Bund der Selbständigen hat den Zug bestellt, um Kinder und Kunden von zehn bis 14.30 Uhr von Geschäft zu Geschäft bummeln zu lassen. Haltestellen sind überall eingerichtet, Start ist am Reisebüro in der Kumeliusstraße, die Bahn fährt über die Feldberg- und die Liebfrauenstraße, durch die Vorstadt, die Korfstraße, die Ackergasse und den Marktplatz. . Am Reisebüro wird außerdem eine Wurfbude aufgebauit, es gibt viele Preise zu gewinnen. Der Erlös sit für den Verein der Muskelkrankenbestimmt. s

,Kein Druck auf Boff ausgeübt'

BONN, 30. Juli (KNA). Der Franziskanerorden hat nach eigenem Bekunden den brasilianischen Befreiungstheologen und ehemaligen Franziskaner Leonardo Boff nicht durch Druck oder Verfolgung zur Aufgabe des Priesteramtes und zum Verlassen des Ordens bewegt. In einem am Mittwoch in Bonn veröffentlichten Brief schreibt der Generalminister des Ordens, Herman Schalück, auch er selbst sei im Fall Boff "allen gegenteiligen Behauptungen zum Trotz" nicht von anderen Instanzen unter Druck gesetzt worden. Ausdrücklich plädiert der Ordensobere für eine kritischere Beurteilung der Person Boffs. "Treue zur Kirche als ganzer und Treue zu den Armen" dürften nicht auseinanderfallen.

Schalücks Schreiben ist an 17 Münsteraner Theologen gerichtet, die in einem am Dienstag veröffentlichten Brief "Maßregelungen" gegen Boff kritisiert und sich mit diesem solidarisch erklärt hatten. Die Theologen, unter ihnen Johann Baptist Metz, Dieter Emeis und Erich Zenger, betonten, die "Vertreter des kirchlichen Amtes" müßten sich fragen, "ob sie wirklich vor Gott und ihrem Gewissen sicher sein können, mit ihren zahlreichen und vielfältigen Maßregelungen - den im Laufe vieler Jahre durchgeführten, angedrohten und zuletzt nochmals angekündigten - dem Menschen, Priester und Ordensmann Leonardo Boff nicht eine Bürde aufgezwungen zu haben, unter der er zusammenbrechen mußte". Die kirchlichen Amtsträger sollten auf Vertrauen statt auf Disziplinarmaßnahmen setzen.

"Kongreßzentrum fürs Messegelände"

Ein Tagungs- und Kongreßzentrum samt Hotel fordert die Rathaus-CDU zur Ergänzung der Infrastruktur auf dem Frankfurter Messegelände. In einem Antrag an die Stadtverordnetenversammlung werden neue Entwicklungsinitiativen und ein kurzfristiges Konzept "für einen der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren in Frankfurt" gefordert. Die Union schlägt eine Ausweitung des Messegeländes auf den Bereich der Bundesbahn am Güterbahnhof vor, verlangt einen "optimalen Anschluß" an das öffentliche Verkehrsnetz und die Sicherung der Parkplätze in unmittelbarer Nähe.

Das westliche Messegelände, die City- West und das Battelle-Gebiet müßten von der U-Bahn erschlossen werden, mit dem Bau der S-Bahn-Station Messe müsse unverzüglich begonnen werden, heißt es in dem Antrag.

Bei allen Bemühungen um einen verbesserten Nahverkehrsanschluß werde die Messe im Wettbewerb aber nur bestehen können, wenn ausreichende Parkmöglichkeiten angeboten werden könnten. Die Union zieht Vergleiche zu Hannover, wo 50 000 Parkplätze angeboten werden könnten, und Düsseldorf, wo 20 000 zur Verfügung stünden. Die Struktur der Frankfurter Ausstellungen erfordere eine Kapazität von 30 000 bis 40 000 Plätzen, die allerdings nicht alle in unmittelbarer Nähe zur Verfügung stehen müßten. Unumstritten müsse sein, daß 15 000 Parkplätze "messenah" erhalten bleiben müssen.

Die Christdemokraten beklagen, daß auf dem Mittelstreifen der Theodor- Heuss-Allee 200 Parkplätze ersatzlos einer Wiese geopfert worden seien. 4500 weitere sollten den Wohnungsbauplänen am Rebstock zum Oper fallen. Der angekündigte Ausgleich durch "angebliche Parkhäuser" sei offensichtlich nicht ernst gemeint, weil der rot-grüne Magistrat die finanziellen Mitel nicht aufbringen könne.

"Seit SPD und Grüne in Frankfurt mehrheitlich den Magistrat stellen, fehlen kurz-, mittel- und langfristige Perspektiven für den Ausbau der Messe" stellt die CDU-Fraktioin in ihrem Antrag fest. Auch Unklarheiten bei der Entwicklung des Öffentlichen Personennahverkehrs stünden einer dynamischen Entwicklung entgegen.

Die Messe sei für den Wohlstand und die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt aber von zu großer Bedeutung, daß diese Konzeptionslosigkeit länger hingenommen werden könne. cg

Keine "Dachorganisation" von Jugendbanden

Anders als in Berlin gibt es in Frankfurt keine Anzeichen dafür, daß sich gewalttätige Jugendcliquen zu einer "Dachorganisation" zusammenschließen.

Wie aus der Antwort des Magistrats auf eine Anfrage der CDU hervorgeht, seien "neben Rivalitäten und gewalttätigen Auseinandersetzungen" zwar auch "freundschaftliche Beziehungen zwischen einzelnen Jugendgruppen bekannt". Diese Beziehungen würden sich aber nach Aussage der Polizei "nicht erkennbar in einer Vereinigung manifestieren". ft

Mit dem Auto (fast) vors Klassenzimmer

Wenn der Unfallsachbearbeiter Karlheinz Böhm die Meldebögen der Reviere auswertet, dann macht der Oberkommissar das mit dem Ernst und der Routine des Profis. Vor einigen Monaten war der Stoff wenigstens mal Anlaß zum Schmunzeln. Das hat ein Zehnjähriger mit einem kuriosen Schulwegeunfall verursacht.

Der Grundschüler wurde nach der Übernachtung bei seiner Schwester durch das Schlüsselbrett in Versuchung geführt. Er nahm den Autoschlüssel an sich, kletterte in den Peugeot 304 und schaltete die Zündung ein. Wie man Auto fährt, das hat er sich als Beifahrer des Vaters eingeprägt.

An diesem Morgen, das hat er den Polizeibeamten später ganz freimütig erzählt, wollte er den Mitschülern beweisen, daß er mit dem Auto vor das Klassenzimmer fahren kann. Lange Zeit ging das gut.

Der Knirps absolvierte den Cityring wie ein Alter und bog schulmäßig von der Lange Straße in die Hanauer Landstraße ab. Das Ziel war nicht mehr weit. Doch dann kam er auf die Nebenspur, streifte ein Auto und prallte gegen den Kofferraum des Vordermanns.

Er hat versprochen, noch einige Jahre mit dem Rad zu fahren. habe

Handelskammer: Klima in der Wirtschaft ist schlecht

Die Stimmung in der Wirtschaft sei nach wie vor gedrückt, das Klima werde "immer kühler", klagt die Industrie- und Handelskammer. Eine Umfrage unter den Unternehmen zum Ende des zweiten Quartals habe ergeben, daß die Produktion nach wie vor "rückläufig" sei. Industrie und Baugewerbe würden ihren Personalbestand weiter verringern. Nur im Dienstleistungsbereich höre man überwiegend positive Stimmen.

Trotz "anhaltender Konjunkturdelle" planten viele Unternehmen für Investitionen mehr Geld ein als bisher. Während sich im allgemeinen der Preisanstieg wegen der geringeren Nachfrage eher abschwächen dürfte, wollen nach Angaben der IHK Einzelhandel, Reisebüros und Medienwirtschaft die Preise "noch einmal kräftig" anziehen. ft

Leisere Fracht-Flieger Triebwerkslärm soll strengste Auflagen unterschreiten

Die "german cargo" (gcs), die Frachtcharter-Tochter der Lufthansa, macht die alten Triebwerke ihrer Flieger leiser. Am zurückliegenden Wochenende überführte das Unternehmen die laut gcs "weltweit erste mit einem lärmreduzierenden hushkit ausgerüstete Boeing 737-Frachtmaschine" nach Frankfurt. Mit dieser speziellen Umrüstung der Triebwerke unterschreite man "die strengsten Auflagen der internationalen Zivilluftfahrtorganisation" (ICAO).

Die Lufthansa-Tochter leiste - so das Eigenlob - "mit dieser millionenschweren Investition einen weiteren wegweisenden Beitrag zum Lärmschutz", denn die Frachtflugzeuge seien ja "vorwiegend nachts im Kurzstreckeneinsatz in Europa". Der Lärmpegel bei der Landung werde durch das hushkit-System um 4,8 db (a) gesenkt.

Umgerüstet wurde der Frachter in der neuen Lufthansa-Werft Berlin-Schoenefeld. Das soll bis Ende 1993 auch mit acht weiteren gcs-Boeings geschehen.

Die übrigen acht Maschinen der cargo-Flotte haben das nicht nötig. Sie waren bereits bei Ankauf mit modernen Triebwerken bestückt, die den ICAO-Normen entsprachen. peh

Honecker verläßt sein Moskauer Exil Ex-DDR-Staatschef räumt Chiles Botschaft

Großes Risiko für . . .

(Fortsetzung von Seite 19)

für den Autofahrer unerwartet zwischen parkenden Autos auftauchen und ganz plötzlich die Fahrbahn betreten. So ein 13jähriger Junge, der auf der Rödelheimer Landstraße durch einen Lastwagen verdeckt wurde.

In der Borsigallee rechnete ein Autofahrer nicht damit, daß ein Zwölfjähriger den Radweg entgegen der Fahrtrichtung benutzte. Der Junge wurde nur leicht verletzt. Zu spät kam die Hilfe für einen Achtjährigen, der in der Bornheimer Atterbarry-Housing-Area einen Radfahrer überholen wollte und dabei mit dem Mountainbike unter die Zwillingsreifen eines Lastwagens geriet.

Karlheinz Böhm analysiert die Kinderunfälle und leitet die Meldebögen an die Verkehrsschulen der Polizei weiter. Die korrespondieren mit der Straßenverkehrsbehörde, sofern die Unfallursache auf bauliche Mängel oder auf problematische Ampelschaltungen zurückzuführen ist.

Ortsbeiräte und Elterninitiativen haben die Verwaltung immer wieder auf Schwachstellen aufmerksam gemacht und für Korrekturen gesorgt. Beispielhaft waren die Aktivitäten in der Humperdinck-Schule im Westend und in der Comeniusschule im Nordend. In den Schulen sind die Fachberater für die Verkehrssicherheit die Ansprechpartner der Eltern, die mit den Schulwegeplänen nicht einverstanden sind.

(Siehe auch rechts: "Mit dem Auto . . .")

Kritik an Verzögerung von Universitätsneubau

Der Bau des neuen Universitätsgebäudes auf dem Bockenheimer Depot verzögert sich nach Angaben des finanzpolitischen Sprechers der CDU-Landtagsfraktion, Karlheinz Weimar, deshalb "unzumutbar", weil man sich im Finanzministerium nicht einigen könne, welches Planungsbüro beauftragt werden soll. Die Frage, ob es möglich sei, das Unternehmen des ehemaligen Innenministers Winterstein (SPD), zu beauftragen, sei der Sache nicht dienlich, erklärte Weimar. "Was nützt es, wenn der anstehende Neubau zur ,sofortigen Planung' genehmigt worden ist, wenn bisher noch nicht einmal ein Planungsauftrag erteilt wurde?"

Angesichts steigender Studentenzahlen sei eine Verbesserung der Hochschulsituation in Frankfurt "dringend erforderlich", betonte Weimar. ft

Weiterbildung auch im Kreis der Familie

Lernen macht Spaß, vor allem wenn es im Kreis der Familie oder unter Gleichgesinnten geschieht, findet die katholische Familienbildung. Im neuen Herbstprogramm sind wieder Wochenenden für junge Familien und ein Bildungsurlaub für Mütter mit Kindern zwischen drei und acht Jahren enthalten. An den Samstagen gibt es Veranstaltungen mit Themen, die das Miteinanderleben in Familie und Gesellschaft erleichtern sollen.

Das Programm liegt in den katholischen Gemeinden und Kindergärten sowie im Haus der Volksarbeit aus. Dort kann es unter der Telefonnummer 15 01-1 67 angefordert werden. ft

Aufdringliche Mitgliederwerbung

OBERURSEL. "Die Leute werden überrannt; sie wissen nicht, was sie unterschreiben." Werner L. aus Stierstadt ist empört über die Methode der Johanniter-Unfallhilfe, mit der in diesen Tagen an Haustüren um fördernde Mitglieder geworben wird. Da schellt ein junger Mann an der Wohnungstür, gekleidet im blütenweißen Dreß der Hilfsorganisation und bittet um Hilfe. Nein, Bargeld will er nicht, ein Formular sollen die Leute unterschreiben: "Wenn Sie uns unterstützen, können wir beispielsweise auch dem alten Ehepaar, das hier im Haus wohnt, weiterhelfen." Das Formular entuppt sich als Beitrittserklärung als förderndes Mitglied der Johanniter. Wer nicht unterschreiben und lieber eine einmalige Spende geben will, wird belehrt, daß das nicht gehe. Auch die Unterlagen könne er nicht aus der Hand geben: "Die sind durchnumeriert", läßt der Werber wissen.

Für Werner L. ist diese Art, die Leute unter Druck zu setzen, "unlauterer Wettbewerb". Eine andere Oberurselerin, der gleiches widerfahren war, erinnern die Methoden an das mitunter rüde Vorgehen von Zeitschriften- Vertretern. Volker Ehrmann, Landesgeschäftsführer der Johanniter-Unfallhilfe mit Sitz in Dieburg, bestätigt, daß zur Zeit eine Werbekolonne von fünf oder sechs Leuten im Hochtaunuskreis unterwegs ist, wundert sich aber über Beschwerden: "Bisher ist das gut gelaufen und die Leute haben die Anweisung, sich zurückzuziehen, wenn jemand nicht förderndes Mitglied werden will." Die Werber seien Mitglied der Johanniter, versichert Ehrmann, allerdings aus Österreich: "Das sind Studenten, die das als Ferienjob machen. Sie arbeiten auf Honorarbasis." Deutsche bekomme man nicht mehr für solche Arbeiten. Die Beschwerden aus Oberursel kann sich Ehrmann nur mit einem "schwarzen Schaf" unter den Werbern erklären: "Der Sache werde ich nachgehen."

Ottokar Wroblinski, Geschäftsführer der Johanniter-Unfallhilfe in Frankfurt, will sich ebenfalls auf die Suche nach dem hartnäckigen Werber machen: "Wir reden den Leuten immer ins Gewissen, zurückhaltend zu sein. Vor allem bei älteren Leuten. Wenn ich entdecke, daß jemand unterschrieben hat, der älter als 60 Jahre ist, storniere ich das sofort." nau

Wichtiger als Menschen?

Zum Bericht über das aus der Grünanlage abgeschleppte Auto (FR vom 27. 7.):

Nach Ansicht der Richter müßte es jedem Autofahrer klar sein, daß Parken außerhalb der Fahrbahn grundsätzlich nicht erlaubt ist. Da muß man sich anläßlich der unendlich vielen Autos, die auch dort auf Bürgersteigen und Fahrradwegen stehen, wo es nicht durch ein Schild ausdrücklich gestattet ist, fragen, ob das den Autofahrern klar ist.

Selbst die Polizei hat vielfach Verständnis dafür, daß Radfahrer und Fußgänger von solchen Autos behindert oder gar gefährdet werden, denn wo sollen die armen Autofahrer ihre Autos denn hinstellen, zumal wenn auf der Straße Halteverbot besteht? Denn wenn man dort hält, ist die Polizei schnell da, weil wohl Autos wichtiger als Menschen sind. Und nunmehr hat es sich gezeigt, daß auch ein Baum wichtiger als ein Mensch ist. Peter Muthesius, Frankfurt

Schlachthof-Straße Zum Artikel "Der Schlachthof wird stehen, bevor Erschließungsstraßen da sind", FR vom 27. 7.).

Es ist reine Wunschvorstellung, daß der Schlachthof in absehbarer Zeit stehen wird. Wann und ob dies jemals der Fall sein wird, ist noch völlig offen. Und je unbestimmter dies wird, um so mehr versuchen Magistrat und FR den Eindruck des bereits Endgültigen zu erwecken.

Außerdem widerspricht Ihre Verknüpfung von Schlachthof und Straßenbau allen bisherigen Beteuerungen des Planungsdezernenten. Für ihn ist der Schlachthof schon jetzt ausreichend erschlossen; so werden auch alle Bedenken der Bürger gegen den Bebauungsplan Nr. 572 beschieden. Fakt bei leerer Stadtkasse ist: Frankfurts Reichtum ist für alles da, selbst für die umstrittensten Fehlplanungen.Hans Heidenreich, Frankfurt

"Autofahrer tyrannisiert" Gewolltes Chaos! Nur mit diesem Motto können die neuesten Taten des rot- grünen Magistrats betreffend Verkehrsentlastung von dem Gebiet rund um die Hauptwache (FR vom 23. 7.) beschrieben werden. Doch festzustellen ist folgendes: Mehr Staus, mehr Abgase und mehr Gefahren für die Bürger!

Die neue Verkehrsführung wurde den ca. 9000 Autofahrern, die täglich von der Berliner Straße durch die Katharinenpforte fahren, nicht einmal durch Schilder angezeigt, wodurch viel Verwirrung, Ärger und auch Gefahrensituationen entstanden. Erst jetzt, nachdem die neuen Maßnahmen schon in die Tat umgesetzt wurden, wird über die Einrichtung von Hinweistafeln diskutiert, aber nicht gehandelt. Alle diese Taten erwecken den Anschein, als ob das primäre Ziel des Magistrats nur dasjenige sei, die Autofahrer durch Provozierung von Staus und Chaos ohne Not zu tyrannisieren. Der notwendige Umstieg auf einen attraktiven Nahverkehr sollte gewollt sein, kann aber nicht erzwungen werden. Walter Seubert, Jürgen Aha, Frankfurt

"Unsinniger Rat" Zum Artikel "Gutachter bestätigt: Von Sozialhilfe kann man nicht leben", FR vom 15. 7.:

Die Forderung des Gutachters, Prof. Roth, Sozialhilfeempfänger sollten arbeiten dürfen, ohne daß ihnen der Verdienst gekürzt werde, um Schulden begleichen zu können, ist absolut unsinnig.

Für Arbeitnehmer mit geringem Einkommen wäre ein Anreiz da, erst recht Schulden zu machen: Über einen Mehrbedarf zur Schuldentilgung sozialhilfebedürftig geworden, könnten sie sich ihre Verbindlichkeiten vom Staat bezahlen lassen. Prof. Roth hätte sich bei erfahrenen Fachleuten, zum Beispiel unserer Schuldnerberatungsstelle, informieren sollen, bevor er eine Forderung aufstellt, die nichts anderes bedeutet, als daß der kommunale Haushalt die Forderungen von kapitalstarken Gläubigern, zum Beispiel Banken, finanzieren soll.

Bei vielen Haushalten mit geringem Einkommen geht es jedoch nicht um Schuldentilgung, sondern um Absicherung des notwendigsten Lebensbedarfs. Besonders bei hohen Mieten kann die Pfändungsfreigrenze durch Antrag bei Gericht heraufgesetzt werden, das wird im von Prof. Roth mitherausgegebenen "Leitfaden der Sozialhilfe" leider nicht erwähnt. Im geschilderten Fall könnte zum Beispiel die arbeitende alleinerziehende Mutter mit 7jährigem Sohn, Miete und zusätzliche Heizungskosten von 1000 Mark monatlich vorausgesetzt, 2480 Mark pro Monat pfändungsfrei für sich behalten; ein höherer Betrag als der Sozialhilfebedarf, da das Gericht eine sogenannte "Besserstellung" für Arbeitende hinzufügt. Ulli Winter, Schuldnerberater, Sozialamt Frankfurt

"Drogen-Wächter" Zu "CDU besichtigt die Drogenszene", FR vom 23. 7.:

Elends-Canvassing im Frankfurter Grüngürtel. Die Spitzenkandidatin und ihr Tross gaben sich die Ehre. Einmal wenigstens, in rasendem Tempo, wollte man sich in die tiefen Abgründe bewegen, die man um Gottes willen nur bloß nicht Theaterbesuchern oder Bankern zumuten dürfe.

Was hier dem "gesundheitspolitischen" Sprecher Weißenseel eingefallen ist - entlarvend für die eigentlichen Absichten bei potentieller Macht im Römer? Um die sozialen Umstände macht sich niemand auch nur einen wirklichen Gedanken.

Entgiften, Arbeitslager (Pardon: mit Entzug verbundene, kontrollierte Arbeitsplätze), aber Methadon nur nach medizinischer Indikation, sehen das die süchtigen Menschen auch als Lösung ihres Problems? In niedersächsischen Gemeinden gab es in der Vergangenheit sogenannte "Armenwächter". Die sollten verhindern, daß Arme zum Betteln in die Ortschaften kamen und so die Bürger mit diesem Problem konfrontierten. Damit brauchte man sich keine Gedanken über deren Schicksal zu machen oder auch nur einen Gedanken darauf zu verwenden, wie diese Mitmenschen in ihre Lage gekommen waren. Ein Herrn Weißenseel und Herrn Stammler wahrscheinlich sehr sympathisches Verfahren. Dieter Wittbrodt, Frankfurt

"Kleingärtner-Krieg" Zum Artikel "Der Kleinkrieg der Kleingärtner", FR vom 25. 7.:

Seit rund 20 Jahren kenne ich nun ökologisch bewirtschaftete Hausgärten in den verschiedensten Gegenden. Meine Erfahrung: Wer seinen Garten "unkrautfrei" halten will, kann dies ohne nennenswerten Arbeitsaufwand selbst dann erreichen, wenn unmittelbar jenseits seiner Grundstücksgrenzen ganze Meere von Brennesseln, Disteln und anderen Wildpflanzen wachsen. Die Mär vom hemmungslosen "Unkrautwuchs" durch Samenflug ist zumindest für mich längst widerlegt, und ich habe bisher auch niemanden getroffen, der sie bewiesen hätte.

Ich kann nur an die traditionsverhafteten Kleingärtner appellieren, ihre eigenen Ansichten und Prämissen selbstkritisch zu überprüfen und zu korrigieren, soweit sie objektiv unrichtig sind.

Soweit es aber um rein subjektive (Ordnungs- und Geschmacks-)Fragen geht, muß man sie auch offen als solche vertreten, anstatt sich ängstlich hinter Schein-Realitäten zu verschanzen, und zugleich dem anderen von vornherein das Recht zubilligen, auf seine Fasson selig zu werden.

Hubertus Hildebrand, Reinheim

Sadowyi gewann bereits seine dritte Goldmedaille

BARCELONA, 29. Juli (FR) Bei den Olympischen Sommerspielen in Barcelona hat der Schwimmer Jewgeni Sadowyi aus Wolgograd bereits seine dritte Goldmedaille gewonnen. Über 400 Meter Freistil stellte der für die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten startende Athlet in 3:45,00 Minuten gleichzeitig einen neuen Weltrekord auf.

Die deutsche Olympia-Mannschaft errang am Mittwoch drei Medaillen. Der Radfahrer Jens Lehmann gewann Silber im 4000 Meter Verfolgungsfahren, die 4 x 100 m-Schwimmstaffel der Männer gewann Bronze wie auch der Gewichtheber Andreas Behm. Der Ringer Rifat Yildiz hat als Final-Teilnehmer bereits Silber sicher.

Weiter hohe Wellen schlugen die Vorwürfe der Schwimmerin Dagmar Hase gegen Funktionäre des Deutschen Schwimmverbandes.

(Weitere Berichte auf Seite 3 und im Sportteil)

Manche pumpen das Wasser sogar aus dem Bach Stadt erlaubt Gartenbesitzern Entnahme aus der Rodau nur eimerweise

HOCKEY

Vorrunde, Frauen, Gruppe A, 2. Spieltag: Australien - Deutschland 0:1 (0:0).

1. Deutschland 2 1 1 0 3:2 3:1 2. Australien 2 1 0 1 2:1 2:2 3. Spanien 1 0 1 0 2:2 1:1 4. Kanada 1 0 0 1 0:2 0:2

Gruppe B, 2. Spieltag: Südkorea - Großbritannien 1:3 (0:2).

Wiederbelebung der Spiele in Athen zog einen Boom nach sich

Das Wetter

Wetterlage Auf der Westseite einer Hochdruckzone, die sich über Osteuropa bis zum Mittelmeer erstreckt, fließt mit einer südlichen Strömung heiße und zunehmend schwüle Luft nach Deutschland.

Vorhersage bis Freitag früh

Sonnige, mitunter auch wolkig und im Laufe der zweiten Tageshälfte im Osten sowie im Alpenraum örtlich Wärmegewitter. Tageshöchsttemperaturen im Norden 26 bis 30, im Süden 31 bis 35 Grad. Tiefsttemperaturen 14 bis 19 Grad. Meist schwachwindig.

Weitere Aussichten

Wechselnd wolkig, einzelne, zum Teil gewittrige Regenfälle. Im Norden warm, im Süden schwülheiß. Temperaturen vom Vortag, 14 Uhr MEZ

Ausland Ort Wetter Grad

Algier

wolkig 31

Amsterdam

leicht bewölkt 18

Athen

wolkig 31

Barcelona

leicht bewölkt 28

Bordeaux

wolkig 27

Brüssel

wolkig 20

Budapest

leicht bewölkt 28

Dublin

leicht bewölkt 18

Helsinki

Regenschauer 15

Innsbruck

wolkig 23

Istanbul

wolkig 27

Kairo

leicht bewölkt 33

Larnaka

leicht bewölkt 31

Las Palmas

leicht bewölkt 25

Lissabon

leicht bewölkt 34

Locarno

leicht bewölkt 33

London

leicht bewölkt 21

Madrid

wolkig 34

Malaga

leicht bewölkt 26

Mallorca

leicht bewölkt 33

Moskau

leicht bewölkt 30

Nizza

leicht bewölkt 29

Paris

wolkig 23

Rom

wolkenlos 30

St. Petersburg

wolkig 25

Stockholm

Regen 12

Tunis

leicht bewölkt 35

Varna

wolkig 25

Venedig

wolkig 31

Warschau

leicht bewölkt 22

Wien

leicht bewölkt 24

Zürich

leicht bewölkt 22

Deutschland

Berlin

wolkig 19

Dresden

wolkig 19

Feldberg/Ts.

leicht bewölkt 17

Feldberg/Schw.

stark bewölkt 14

Frankfurt/M.

leicht bewölkt 22

Freiburg

stark bewölkt 24

Garmisch

wolkig 20

Hamburg

wolkig 18

Köln/Bonn

leicht bewölkt 21

Leipzig

stark bewölkt 20

München

wolkenlos 21

Norderney

wolkig 17

Rostock

wolkig 19

Sylt

wolkig 17

Zugspitze

wolkig 7

Telefonansagedienste

Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Ozonwerte 06 11 / 58 12 42 Sonnenaufgang 5.52 Uhr

Sonnenuntergang 21.11 Uhr

Mondaufgang 6.44 Uhr

Monduntergang 21.12 Uhr

Künftig stärkere Kontrolle über den Flughafen Aufsichtsrat verlangt bis September vom Vorstand eine "mittelfristige Unternehmensplanung"

Der Vorstand der Flughafen AG (FAG) soll vom Aufsichtsrat künftig stärker kontrolliert werden und schon bis zum September eine "mittelfristige Unternehmensplanung" vorlegen, die dann jährlich für jeweils vier Jahre fortgeschrieben werden soll. Das sind die wichtigsten Ergebnisse einer Sondersitzung des Aufsichtsgremiums, bei der erstmals auch die teilweise alarmierenden Gutachten über die Finanzlage der FAG Thema waren.

Insgesamt vier Gutachten von Bundes- und Landesrechnungshof, dem Wirtschaftsprüfungsinstitut "Deutsche Treuhand" und von der "Treuarbeit AG" waren in den vergangenen Monaten angefertigt worden. Zum Teil hatten sie massive Kostenüberschreitungen (vor allem beim Terminal Ost) sowie langfristig finanzielle Engpässe bescheinigt.

Der Aufsichtsrat meinte jetzt zwar, Presseberichte über eine "Finanzkrise" des Frankfurter Flughafens entbehrten jeder Grundlage. Gleichzeitig heißt es aber auch, man fühle sich durch die Gutachten in der Absicht "bestärkt", die Planungs- und Kontrollinstitutionen zu verbessern.

Die Aufsichtsratsvorsitzende und Wiesbadener Finanzministerin Annette Fugmann-Heesing (SPD) sagte nach der Sitzung gegenüber der FR, es gebe tatsächlich finanzielle Risiken, falls die Unternehmensplanung nicht flexibel reagiere und der FAG-Vorstand "gegensteuere". Sie bemühte sich aber ebenso wie FAG- Chef Horstmar Stauber nach der Aufsichtsratssitzung um die Betonung von Gemeinsamkeiten. Es gehe jetzt nicht um "Vorwürfe an den Vorstand", sagte Fugmann-Heesing, sondern um bessere Planung und Kontrolle. Stauber meinte in einem Fernsehinterview, die neu in den Aufsichtsrat gekommenen rot-grünen Landespolitiker hätten eine "Einarbeitungszeit" hinter sich bringen müssen, nach der man jetzt zu "einvernehmlichen Positionen" gekommen sei.

Erwogen wird inzwischen auch, im Aufsichtsrat einen eigenen "Bauausschuß" für Fragen des Flughafen- Ausbaus einzurichten. Die Anteilseigner (Stadt Frankfurt, Land Hessen und Bund) haben noch einmal erklärt, daß sie "über den Dividendenverzicht hinaus" kein Geld für den Flughafen zur Verfügung stellen wollen.

Über konkrete Zahlen und Projekte sei im Aufsichtsrat nicht gesprochen worden, hieß es. Details sollen im Rahmen der mittelfristigen Unternehmensplanung besprochen werden, die es früher bereits einmal gab und die jetzt vom FAG-Vorstand selbst wieder vorgeschlagen worden ist.

Zu einer weiter vorgezogenen Ablösung von Vorstandschef Stauber, der zum Jahresende vorzeitig gehen wird, kam es nicht. Bereits in den vergangenen Tagen hatte sich abgezeichnet, daß auch das Land nach der im Juni gefallenen Entscheidung für Staubers designierten Nachfolger Wilhelm Bender kein Interesse an neuen Personalquerelen hatte. Eine "sehr harte Diskussion" hat es nach Teilnehmerberichten aber über die Problematik "öffentlicher Äußerungen" gegeben.

Anlaß war Staubers öffentliche Kritik am Aufsichtsrat vom vergangenen Wochenende. Alle Beteiligten hätten sich verpflichtet, "nicht nachzulegen", hieß es. Fugmann-Heesing sagte anschließend, nach ihrer "persönlichen Einschätzung" sei Staubers Politiker-Schelte "wenig förderlich" gewesen. me

Freie Aussprache

Bonn verspricht fairen Prozeß Rückkehr des früheren DDR-Staatschefs bundesweit begrüßt

BONN, 29. Juli (AP/Reuter/FR). Bundesregierung und Parteien haben die Rückkehr des früheren DDR-Staats- und Parteichefs Erich Honecker nach Deutschland einhellig begrüßt und ihm einen fairen, rechtsstaatlichen Prozeß zugesichert. Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) sagte am Mittwoch abend in Bonn, Honecker könne nun vor Gericht gestellt werden. Bei dem bevorstehenden Verfahren gehe es nicht um Rache, sondern um den Versuch, der Gerechtigkeit Genüge zu tun.

Leutheusser sagte weiter, Honecker werde von der deutschen Justiz nicht wegen seiner gescheiterten Politik als ehemaliger Staatsratsvorsitzender der DDR zur Verantwortung gezogen, sondern wegen des Vorwurfs der Beteiligung an zahlreichen Totschlagshandlungen.

SPD-Chef Björn Engholm zeigte sich ebenfalls befriedigt. Ein als zutiefst ungerecht empfundener Zustand habe nun ein Ende. Nach seinen Worten kann sich Honecker jetzt nicht mehr der juristischen Verantwortung entziehen. Er warnte jedoch zugleich vor überspannten Hoffnungen. In einem Rechtsstaat könnten tiefsitzende Wünsche nach Vergeltung nicht befriedigt werden. Das Strafrecht eigne sich nur bedingt dazu, politisches und moralisches Unrecht zu verfolgen.

Die Menschen in den neuen Ländern werden die Rückkehr Honeckers nach Einschätzung des aus Ostdeutschland stammenden FDP-Generalsekretärs Uwe Lühr mit gemischten Gefühlen aufnehmen. Schlagartig werde vieles wieder ins Bewußtsein gerückt, was nach der deutschen Einheit verdrängt worden sei. Die Rückkehr komme spät, "aber noch nicht zu spät", sagte Lühr.

Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) sagte: "Wir in Brandenburg erwarten Erich Honecker ohne Haß. Die Sorgen um Arbeit und Wohnung sind mittlerweile stärker geworden als Rachegefühle gegenüber dem Führer des alten Unrechtsregimes." Es sei aber gut, daß Honecker nun vor Gericht komme: "Kriminalität, auch unter dem Deckmantel der Politik, darf nicht unbestraft bleiben."

Tore wie am Fließband Die Lattek-Schützen waren ihre Gage wert

SV Calbach - FC Schalke 04 0:15 (0:7)

Der FC Schalke 04, der gerade ein Trainingslager in der Erbismühle absolviert, siegte vor 2200 Zuschauern beim Büdinger Bezirksligisten SV Calbach standesgemäß mit 15:0 (7:0). Die Gelsenkirchener mußten dabei auf den gesperrten Mihajlovic sowie den dänischen Nationalspieler Christensen, Luginger und Gaber (alle angeschlagen) verzichten. Dennoch waren die Lattek-Schützlinge ihre Gage von 20 000 Mark wert, denn sie schossen Tore wie am Fließband und übertrafen damit die Mannschaft der vergangenen Saison, die an gleicher Stelle "nur" 12:2 gewonnen hatte. Der zweite Aufguß hatte 600 Zuschauer weniger angelockt.

Der Bundesligist nutzte die läuferischen Mängel der viertklassigen Amateure, die am Vorabend ein Turnierspiel über die volle Zeit ausgetragen hatten, zu einigen Kabinettstückchen, wobei sich von den Neuzugängen der aus Düsseldorf gekommene Michael Büskens (2 Tore) in den Vordergrund spielte. Mit dem Erfurter Thomas Linke setzte Trainer Lattek allerdings nur eine weitere Neuverpflichtung ein.

Der Ex-Kaiserslauterer Scherr sowie die ebenfalls aus Düsseldorf gekommenen Hey und Spanring saßen auf der Bank. Den 61. Geburtstag von Schalke- Idol Charly Neumann umrahmten Uwe Leifeld mit vier Treffer, Peter Sendscheid (3), Müller (3), Büskens (2) sowie Borodjuk und Eigenrausch. hdp

Fechenheim: Brand in Lagerhalle

Aus bisher unbekannter Ursache ist in der Lagerhalle der Firma Neckermann am Mittwochabend ein Feuer ausgebrochen: Etwa ein Drittel der 100 Meter langen und 20 Meter breiten Halle, in der vorwiegend Gartenmöbel und verpackte Stühle gelagert wurden, ist bei dem Brand in dem Gebäude an der Hugo-Junker-Straße zerstört worden. Die Höhe des Sachschadens ließ sich nach Auskunft der Feuerwehr am Abend noch nicht beziffern.

Im Einsatz waren gegen 18.20 Uhr drei Löschzüge der Berufsfeuerwehr und Freiwillige aus Fechenheim, Enkheim und Oberrad.

Durch den eineinhalbstündigen Brand in Fechenheim, berichtete die Feuerwehr am späten Mittwochabend, seien für die Anwohner keine Gefahren entstanden. Bei Messungen seien "geringe Beeinträchtigungen", aber "keine gefährlichen Stoffe" festgestellt worden. ing

Chiles Botschaft angeblich freiwillig verlassen / In Berlin festgenommen

Verschwendete Bau-Milliarden

Von Peter Ziller (Bonn)

Wer die Antworten von Bauministerin Schwaetzer auf 58 Fragen der SPD nach der Zukunft des sozialen Wohnungsbaus durchliest, weiß immerhin, wie wenig die verantwortliche Ressortchefin weiß. Wieviel Heime fehlen? Wieviel Mietwohnungen werden jährlich in Eigentumswohnungen umgewandelt? Profitieren die reichen Bundesbürger überdurchschnittlich von den staatlichen Förder-Milliarden? Wieviel mietpreisgebundene Bleiben braucht das Land langfristig? Die Ministerialbürokraten fanden keine Antwort. Wohnungsbau - das unbekannte Wesen.

Wirtschaftsgazetten liefern ratsuchenden Kapitalanlegern präzisere Zustandsbeschreibungen einer Republik, in der etwa drei Millionen Wohnungen fehlen, Mieten und Bodenpreise explodieren und die Spekulation mit Altbauten auf Touren kommt. Die Düsseldorfer Wirtschaftswoche sah beim Blick in die "Goldgrube Altbau" folgendes: "Hauseigentümer, Immobilienhändler und Bauhandwerker jubeln, Kommunen und Mieterschützer sind in Rage. Die Stadtväter in den Ballungsgebieten warnen vor einer Umwandlungswelle ungeahnten Ausmaßes."

Was Bürgermeister sagen, hört sich Irmgard Schwaetzer zwar an, erhört wird es nicht. Die Bundesregierung, beschied sie nach einem Gespräch die kommunalen Spitzenverbände, sehe in Sachen Umwandlungsspekulation keinen Handlungsbedarf. Mieter, denen nach einem Urteil des Gemeinsamen Senats der obersten Gerichtshöfe des Bundes der Rausschmiß droht, hält die Hausherrin eines schmucken Schlößchens in Bad Godesberg für bestens geschützt. Durch die dicken Wände ihres Amts dringen nicht mal Forderungen aus den Reihen des Koalitionspartners. Vergeblich rufen der CDU-Bauexperte Kansy und die der CSU angehörende Schwaetzer-Vorgängerin Hasselfeldt nach einer Rettungsaktion für Altbau- Mietwohnungen. Gefahr für den sozialen Frieden? Die Liberale winkt ab.

Nichts sehen, nichts hören, aber viel zum Ruhm eigener Taten sagen. Das reicht nicht. Schwaetzer hat in gut anderthalb Amtsjahren für den darniederliegenden Hausbau einiges bewirkt. Einem Kabinett, das die aufziehende Wohnungsnot jahrelang verharmlost hatte, machte sie Beine. Begünstigt durch Wahldebakel für die Kanzlerpartei in den Ländern, holte die Ministerin für den sozialen Wohnungsbau, aber auch für die von der FDP hofierte Klientel der Hauserwerber einen zehnstelligen Betrag heraus. Mit dem Einfordern zusätzlicher Milliarden für den Hausbau ist es freilich nicht getan. Entscheidender ist: Wird das Geld richtig eingesetzt? Bei der Klärung dieser Frage läßt die Freidemokratin zielstrebiges Erkenntnisinteresse vermissen.

Im März hielt der Bundestag Schwaetzer an, durch eine Kommission die Wirkung der lästigen, aber unumgänglichen Subventionitis untersuchen zu lassen. Mit jährlich ausgeschütteten 40 bis 50 Milliarden Mark, so die krude Vermutung des Parlaments, müßte sich doch mehr als nur Wohnungsnot produzieren lassen. Passiert ist bis heute nichts. Ende August will die Ministerin endlich die Liste der zu berufenden Experten vorlegen.

Die FDP-Politikerin spielt bewußt auf Zeit. Auf keinen Fall will sie absehbare Befunde der Expertenkommission noch in dieser Legislaturperiode auf den Tisch bekommen. Mit einem Verriß der von ihr zu verantwortenden Förderpolitik mag sie nicht in den Wahlkampf ziehen. Die Ministerin muß vor allem das Urteil der Fachleute über die Eigenheimförderung fürchten. Noch gilt: je höher das Einkommen und damit der Grenzsteuersatz, desto mehr spendiert der Staat. Von diesem unsinnigen Prinzip hat sich inzwischen sogar die Union abgesetzt.

Bund und Länder weisen in ihren Etats nur den kleineren Teil der gewaltigen Wohnungsbauhilfen offen aus. Rund zwölf Milliarden Mark flossen im vergangenen Jahr in den sozialen Wohnungsbau der alten Länder, mit einer Milliarde honorierte der Staat das Bausparen, und knapp fünf Milliarden Mark mußten in das der Sozialhilfe verwandte Wohngeld gepumpt werden. Immer mehr Haushalte können aus eigener Kraft das Dach über ihrem Kopf eben nicht bezahlen.

Erheblich schwerer wiegen die Vorteile, die der Staat über Steuernachlässe den Immobilieneignern zukommen läßt. Dem Heer der Häuslebauer und Eigenheimbesitzer auf der grünen Wiese oder der Etage schenkt der Fiskus in diesem Jahr gut acht Milliarden. Ein viel größerer Batzen geht an Hauseigentümer, die in ihrer Steuererklärung Verluste aus Vermietung und Verpachtung geltend machen können. Ob die Hilfen bei den richtigen Personen ankommen, ob die Mittel "wirken" oder nur mitgenommen werden, kann niemand verläßlich sagen. Und Schwaetzer verhindert mit Hinhaltetaktik eine öffentliche Diskussion.

Besonders fragwürdig ist, daß rund zwei Drittel aller steuerlichen Vorteile für aus dem Bestand erworbene Immobilien gewährt werden. Wer eine umgewandelte Mietwohnung erwirbt, genießt dieselben Steuerprivilegien wie der Bauherr eines neu errichteten Heimes. Der Staat zahlt, ohne daß am Bau ein Stein bewegt wird. Dieser wohnungspolitische Unsinn heizt die Umwandlungsspekulation an.

Oppositionspolitiker erlag Attentat

LOMÉ, 30. Juli (AP). Eine Woche nach dem auf ihn verübten Attentat ist der togolesische Oppositionspolitiker Tavio Amorin am Mittwoch den Schußwunden erlegen, die ihm dabei zugefügt worden waren. Der togolesische Ministerpräsident Joseph Koffigoh erklärte am Mittwoch abend in Lomé, der 34jährige Vorsitzende der Panafrikanischen Sozialistischen Partei sei in einem Pariser Krankenhaus gestorben. Amorin war am 23. Juli im Zentrum der togolesischen Hauptstadt mit einem Kugelhagel niedergestreckt worden. Hauptverdächtig für die Tat sind zwei bislang flüchtige Polizisten.

. . . und außerdem Ihr früher Tod hielt den Mythos lebendig

Marilyn Monroes Bild, eine unverwechselbare Komposition aus Tausenden von Fotos, 30 Filmen und der Pop-Ikone Andy Warhols, gehört zu den kulturellen Symbolen dieses Jahrhunderts. Längst ist die Literatur über Leben und Sterben des Hollywood-Geschöpfs nicht mehr zu überschauen und wächst doch noch immer an, nicht selten voller Spekulationen und Sensationsmacherei. Die vaterlose Norma Jean Baker aus Los Angeles, die als Marilyn Monroe weltberühmt wurde, bleibt auch nach ihrem tragischen Ende am 5. August 1962 so unsterblich wie die uralt verblichenen Filmdiven Marlene Dietrich und Greta Garbo.

Diese ließen sich nicht mehr ablichten, als die Jahre ihre Gesichter und Körper zeichneten, weil sie um ihren Mythos fürchteten. Doch strahlend präsent sind nicht mehr die Bilder dieser Leinwandgöttinnen, sondern jener Frau, die einem Filmkritiker einst vorkam, "als habe Michelangelo sie aus einer Sahnetorte modelliert".

66 Jahre alt wäre die Monroe nun, wenn sie nicht schon mit 36 Jahren gestorben wäre. Aber wer mag sich vorstellen, daß diese "Stradivari des Sex" (Norman Mailer) eine Greisin geworden wäre? Der Tod auf dem Höhepunkt ihrer märchenhaften Karriere von der Vorstadtschönheit zum Superstar ist Teil eines Mythos, der Marilyn lebendig hält.

Sheila Benson, eine US-amerikanische Filmpublizistin, hat ihre eigene Erklärung für die ungebrochene Popularität des blonden Vamps: "Sie war so überaus liebenswürdig. Nicht nur die Männer, auch die Frauen liebten sie. Die Frauen sahen in ihr keine Konkurrentin, sondern sie bewunderten ihre Schönheit." Die Feministin Gloria Steinem hat vor einigen Jahren in ihrem Buch "Marilyn" die Faszination der Frau, die erst als totes Lustobjekt der Männer zum Idol der Frauen wurde, etwas anders akzentuiert: "Marilyn personifizierte die heimlichen Hoffnungen der Männer und viele heimliche Ängste der Frauen."

Für Roger Richman und seine fünf Angestellten in einem Büro in Beverly Hills bedeutet der Monroe-Mythos bares Geld, denn er vermarktet ihn weltweit. "Wir haben rund 100 Lizenzen für 150 bis 175 verschiedene Marilyn-Produkte: Posters, Kalender, Puppen, Sonnenbrillen und auch eine kalifornische Rotweinmarke Marilyn Merlot. Dazu wachen wir über die Fotorechte und über die Verwendung von Monroe-Filmausschnitten für die Fernsehwerbung." Ein Videoverleih wird pünktlich zum 30. Todestag eine Luxusausgabe mit einer Sammlung von 13 ihrer Filme, "The Marilyn Collection", auf den US-Markt werfen und darf sich davon gute Einnahmen versprechen.

Ernie Garcia, ein Mitglied des 3000 Mitglieder umfassenden US-amerikanischen Marilyn-Monroe-Fanklubs schätzt die Zahl allein der in den USA erschienenen Monroe-Bücher auf bislang 105. Im Gedenkmonat August werden weitere fünf Publikationen dazukommen. Und niemand weiß, wieviel Bücher außerhalb der Vereinigten Staaten über den toten Star im Umlauf sind. Als jüngst ein bislang unveröffentlichtes Foto der Leiche Marilyn Monroes freigegeben wurde, das erloschene Gesicht gezeichnet vom exzessiven Medikamentenkonsum, lief es sofort um die Welt. So geschmacklos das war, bewies es doch erneut: Das Jahrhundertidol Marilyn bleibt ein sicheres Geschäft.

WOLFGANG HÜBNER (AP)

Ost-Forderung als "utopisch" abgelehnt

STUTTGART, 30. Juli (AP). Der baden- württembergische Finanzminister Gerhard Mayer-Vorfelder hat davor gewarnt, die Angleichung der Lebensverhältnisse in Deutschland durch einen wirtschaftlichen Niedergang im Westen zu erkaufen. Viele Forderungen der Ost-Länder seien "utopisch", schrieb der CDU-Politiker in einem Beitrag für die Stuttgarter Nachrichten.

Würde der Forderung seines sächsischen Amtskollegen nach zusätzlichen 50 Milliarden Mark pro Jahr entsprochen, stiege der Finanztransfer von West nach Ost auf rund 200 Milliarden Mark im Jahr. Ohne Schaden für die Wirtschaft sei dies "allenfalls bei Wachstumsraten von über acht Prozent leistbar".

Von den Politikern in Ostdeutschland wünsche er sich mehr Anerkennung für die Hilfe des Westens, sagte Mayer-Vorfelder. Sie müßen einsehen, daß das Tempo der Angleichung sich dem wirtschaftlich und finanziell Machbaren anpassen müsse. Auch sei es "recht und billig", auf einen Abbau des Personalüberhangs von rund 350 000 Beschäftigten in den neuen Ländern zu drängen.

FDP für Frauen in Kampfverbänden

MÜNCHEN, 30. Juli (AP). Der Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion Werner Hoyer möchte Frauen den freiwilligen Dienst in der Bundeswehr auch in Kampfverbänden ermöglichen. Weibliche Freiwillige müßten "auch an der Waffe" zum Einsatz kommen können", forderte er am Donnerstag in der Süddeutschen Zeitung. "Dafür das Grundgesetz zu ändern wird aber wegen der vorherrschenden Meinung in CDU und SPD sehr schwer werden", fügte Hoyer hinzu. "Die Position der FDP ist hierbei klar. Die Gegenargumente offenbaren ein antiquiertes Frauenbild."

Irak Zusammenarbeit mit UN

MANAMA, 30. Juli (AP). Nach Beendigung der Affäre um die Durchsuchung des Landwirtschaftsministeriums in Bagdad hat Irak am Mittwoch versprochen, künftig besser mit den Inspektoren der Vereinten Nationen (UN) zusammenzuarbeiten. Das Inspektorenteam unter Leitung des deutschen Luftwaffenoffiziers Achim Biermann ist wieder von Bagdad nach Manama in Bahrain zurückgekehrt, nachdem die Suche nach militärischen Unterlagen in Ministerium ergebnislos blieb.

Der Vorsitzende der UN-Sonderkommission, der Schwede Rolf Ekeus, sagte am Mittwoch, der stellvertretende irakische Ministerpräsident Tarik Asis habe versprochen, Irak werde "ein neues Kapitel der Zusammenarbeit" mit der UN beginnen. Ekeus bezeichnete dies als einen großen Triumph für die Vereinten Nationen. Die irakische Seite verstehe nun den Ernst der Lage.

Über die ergebnislose Suche der Inspektoren im Ministerium sagte Oberstleutnant Biermann in Manama, man habe keine Materialien gefunden, die gemäß dem Waffenstillstandsabkommen im Golfkrieg verboten seien. Es gebe jedoch "Spuren", die darauf hindeuteten, daß vor dem Eintreffen des Teams am Dienstag einige Gegenstände, etwa Möbel aus dem Gebäude geschafft worden seien.

Präsident Saddam Hussein zeigte sich derweil im irakischen Fernsehen in Siegerpose. In Begleitung von Leibwächtern durchschwamm er als symbolische Geste den Tigris.

Der irakischen Nachrichtenagentur Ina zufolge, wollte Hussein mit seinem Bad an den 33. Jahrestag seiner Durchquerung des Flusses erinnern. Damals hatte er nach einem Mordversuch an dem damaligen Präsidenten Abdel Karim Kassim trotz einer Beinverletzung den Fluß durchschwommen.

Deutscher in Rocky Mountains verunglückt

DURANGO, 30. Juli (AP). Ein deutscher Bergsteiger, der seit Samstag in den Rocky Mountains vermißt wurde, ist am Mittwoch von Suchmannschaften tot aufgefunden wurden. Wie die Polizei mitteilte, wurde die Leiche des Mannes von Hubschrauberbesatzungen in einer Felsspalte an der Nordseite des 4200 Meter hohen Berges Eulos Peak entdeckt. Der Mann hatte offenbar versucht, seinen dritten Gipfel innerhalb eines Tages zu besteigen. Auf dem Windom Peak und dem Sunlight Peak in den San Juan Mountains, die Teil der Rocky Mountains sind, hatte er sich noch in das Gipfelbuch eingetragen. Polizeiangaben zufolge arbeitete der Deutsche in New York und wollte eine neue Arbeitsstelle in Santa Clara in Kalifornien antreten.

Kurz gemeldet: Neun Millionen für Lockerbie-Opfer

NEW YORK, 30. Juli (AP). Ein US-Gericht hat am Mittwoch den Hinterbliebenen eines Rechtsanwalts, der 1988 beim Anschlag auf einen PanAm-Jumbo über der schottischen Ortschaft Lockerbie ums Leben kam, neun Millionen Dollar an Schadenersatz zuerkannt. Angesichts von 94 Klagen und Forderungen in Höhe von rund 300 Millionen Dollar hatten die Rechtsanwälte der in Konkurs gegangenen Fluggesellschaft Berufung angekündigt.

Lockerbie: Erneut Millionen-Entschädigung

NEW YORK, 30. Juli (AP). Ein US-Gericht hat am Mittwoch den Hinterbliebenen eines Rechtsanwalts, der 1988 beim Anschlag auf einen PanAm-Jumbo über der schottischen Ortschaft Lockerbie ums Leben kam, neun Millionen Dollar Schadenersatz zuerkannt. Bei der Explosion einer an Bord geschmuggelten Bombe, waren 270 Menschen getötet worden. Ein Gericht hatte am 10. Juli entschieden, daß die inzwischen in Konkurs gegangene Fluggesellschaft eine Mitschuld an dem Unglück trage. Angesichts von 94 Klagen und Forderungen in Höhe von rund 300 Millionen Dollar hatten die Rechtsanwälte der Fluggesellschaft Berufung angekündigt.

"Verweigerungsrecht für Drogenberater"

BONN, 30. Juli (AP). Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer hat das neue Zeugenverweigerungsrecht für Drogenberater als eine Voraussetzung bezeichnet, das Vertrauensverhältnis zwischen Beratern und Drogenabhängigen zu stärken. Das vom 31. Juli an geltende Verweigerungsrecht erspare den Beratern Konflikte, den Abhängigen nehme es Angst, sagte der CSU-Politiker am Donnerstag in Bonn. "In erster Linie wollen wir dem Drogenabhängigen, der sich kleine Mengen zum eigenen Gebrauch verschafft, helfen", sagte der Minister. Da die Beschaffung der Suchtmittel durch Drogenabhängige stets eine illegale Handlung sei, erhielten Mitarbeiter der Drogenberatung zwangsläufig Kenntnis von solchen Straffälligkeiten. Helfen und beraten sei besser als Strafe.

Die "Prawda" bittet das "Opfer der Unmoral" um Verzeihung Französische Kommunisten fürchten einen Schauprozeß gegen Honecker / Chinesische Regierung hüllt sich in Schweigen

MOSKAU / SANTIAGO, 30. Juli (AP / Reuter / dpa / ach). Die Moskauer Zeitung Prawda hat den ehemaligen DDR-Staatschef Erich Honecker wegen seiner erzwungenen Rückkehr nach Deutschland als ein Opfer schmutziger politischer Intrigen bezeichnet. Das ehemalige Parteiorgan der sowjetischen Kommunisten schrieb am Donnerstag, "der kranke Kommunist" Honecker sei wieder in einem deutschen Gefängnis. Weiter hieß es: "Und möglicherweise in demselben Gefängnis, wo er unter dem faschistischen Regime acht Jahre zugebracht hat."

"Verzeih uns, Erich Honecker", bat der Prawda-Kommentator. Der 79jährige ehemalige Generalsekretär der SED und Staatsratsvorsitzende der DDR sei "ein Opfer der Unmoral seiner ehemaligen Freunde und Genossen: Gorbatschow und Jelzin." Die Politiker, die sich an "diesen schmutzigen Spielchen" beteiligt hätten, verdienten nur Verachtung.

Die französischen Kommunisten warfen der politischen Führung im vereinigten Deutschland vor, sie plane einen Schauprozeß gegen Honecker. In einer Stellungnahme, die in der kommunistischen Tageszeitung L'Humanité abgedruckt wurde, hieß es, die Bonner Regierung versuche, alle Errungenschaften der früheren DDR auszulöschen und sich gleichzeitig international als Weltmacht darzustellen. "Innerhalb des Landes versucht Deutschland mit einer Beharrlichkeit, die lediglich auf politischer Strategie und nicht auf den Regeln des Gesetzes beruht, alle organisierten Andersdenkenden, zu vernichten", hieß es.

In China wurde Honeckers Rückflug nach Deutschland zwar gemeldet, aber mit keinem Wort kommentiert.

In Chile sagte Außenminister Enrique Silva Cimma, die Lösung des "Falls Honecker" sei "gerecht, würdevoll" ausgefallen und werde den Vorstellungen aller drei involvierten Länder gerecht. Die Rechte des Landes teilt diese Auffassung nicht. Die parlamentarischen Oppositionsparteien UDI und RN warfen dem Außenminister seit Honeckers Einzug in die chilenische Botschaft am 11. Dezember 1991 ein "amateurhaftes Management" des Falles vor. Die Rückkehr Honeckers hätte man ihrer Ansicht nach bereits vor Monaten erzielen können.

Die Sozialisten zeigten sich bereit, die Einschätzung der Regierung vor der Öffentlichkeit Chiles mitzutragen. Auf persönlicher Ebene haben jedoch viele chilenische Sozialisten Mühe mit der Vorstellung, Honecker in den Mühlen der Justiz zu sehen. Als der frühere starke Mann der DDR das Botschaftsgebäude Chiles in Moskau verließ, ließ sich das Zentralkomitee der Partei aus Rußland minütlich über die Vorgänge informieren.

Mercedes hegt GUS-Phantasie Pkw- und Lkw-Fabriken in drei asiatischen Staaten geplant

STUTTGART (AP). Mercedes-Benz startet zu einer Offensive in der ehemaligen Sowjetunion. Vorstandschef Werner Niefer kündigte die Errichtung von Produktions- und Montagestätten in Usbekistan, Kasachstan und Turkmenistan an, die in vier bis fünf Jahren ihren Betrieb aufnehmen könnten. Während einer Reise durch die drei zentralasiatischen Länder habe er Absichtserklärungen über Projekte von nicht geringer Größenordnung unterzeichnet. Laut Niefer sind die drei Mitglieder der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) dabei, sich von Moskau zu lösen. Sie verfügten über riesige Bodenschätze wie Erdöl, Erdgas und Edelmetalle. Jährlich würden beispielsweise in Usbekistan und Kastachstan 70 bis 80 Tonnen Gold gefördert. "Das sind zukunftsorientierte, kapitalstarke Länder, die haben Kasse. Wenn vernünftige Verträge ausgehandelt werden, sehe ich große Chancen, daß wir dort Geschäfte machen und Geld verdienen können", sagte der Mercedes-Chef. Man sei daher entschlossen, die Pläne durchzuziehen: "Wir werden powern." Zunächst würden Fahrzeuge in die GUS-Staaten geliefert, danach beginne die Lizenzfertigung.

Helmut Werner, der im Mai den Vorstandsvorsitz übernehmen wird, bezeichnete die geschäftlichen Ansätze als "überraschend gut" und die Finanzprobleme als "überraschend klein". Niefer sei der erste westliche Unternehmer gewesen, "der sich in diesem Teil der Welt gezeigt hat". Trotz politischer Unsicherheiten sei dies langfristig ein Markt mit enormen Wachstumschancen.

Laut Niefer hat ihm die usbekische Staatsführung besonders deutlich gemacht, daß sie an westlichem Know-how zum Aufbau einer leistungsfähigen Infrastruktur interessiert sei. Eine von ihm in Taschkent unterzeichnete Absichtserklärung habe die Überprüfung einer gemeinsamen Fertigung von Geländewagen zum Inhalt. Er schätze, daß dieses Projekt einige 100 000 Fahrzeuge umfassen könnte. Usbekistan wolle auch den Staatsfuhrpark von russischen Fahrzeugen auf Limousinen mit dem Stern umstellen. Außerdem sei die Errichtung von Mercedes-Vertretungen und Schauräumen in der Hauptstadt Taschkent und im kasachischen Alma Ata vereinbart worden, die in spätestens acht Wochen eröffnet werden sollten.

Mit der Regierung Kasachstans wurde in erster Linie über die Montage von Nutzfahrzeugen und Unimogs gesprochen. Außerdem gebe es einen Vorvertrag über eine Pkw-Fertigung. Niefer nannte keine Einzelheiten und sagte lediglich, es handele sich um "eine anständige Zahl, mehrere tausend Autos". In Turkmenistan ist der Bau einer Fabrik für Drei-Achser-Lkw im Gespräch.

Todesurteil nach 18 Jahren vollstreckt

SALT LAKE CITY, 30. Juli (AP). Nach 18 Jahren in der Todeszelle ist am Donnerstag im US-Staat Utah der wegen Raubmordes verurteilte William Andrews hingerichtet wurde. Der 37jährige Andrews hatte bis zuletzt gegen das Todesurteil mit der Begründung gekämpft, er sei für die Erschießung von drei Menschen bei der Geiselnahme in einem Rundfunkgeschäft 1974 nicht verantwortlich zu machen. Doch das Oberste Gericht der USA lehnte am Dienstag seinen Antrag auf Umwandlung des Todesurteils in eine lebenslange Haftstrafe ab. Der Todesschütze bei dem Geiseldrama von Ogden, bei dem Opfer gefoltert und vergewaltigt wurden, war 1987 hingerichtet worden. Die Staatsanwaltschaft hatte erklärt, Andrews sei nach dem Gesetz genauso schuldig wie Selby.

Im Blickpunkt: Prozeß gegen Ex-DDR-Staatschef Mit zwei Normen gemessen

Der ehemalige DDR-Staatschef Erich Honecker kann in seinem für den Herbst erwarteten Prozeß mit der "milderen Norm" zwischen dem Strafrecht der ehemaligen DDR und dem Strafrecht der Bundesrepublik rechnen. Honecker und fünf weitere frühere DDR- Staatsfunktionäre sind des gemeinschaftlichen Totschlags in 49 Fällen und des gemeinschaftlich versuchten Totschlags in 25 Fällen an der innerdeutschen Grenze und der Berliner Mauer angeklagt. Nach Darstellung von Berlins Justizsprecherin Uta Fölster wird bei der Anklage das Strafrecht der DDR ebenso zugrunde gelegt wie das Strafrecht der Bundesrepublik. "Es wird verglichen, gibt es den Straftatbestand in beiden Rechtssystemen. Ja, dies ist der Fall. Sodann muß bei den Voraussetzungen sowie im Strafmaß geprüft werden, welches die mildere Norm ist, dieses wird dann zugrunde gelegt", sagt Fölster.

Der Paragraph 212 des Strafgesetzbuches der Bundesrepublik lautet: "Wer einen Menschen tötet, ohne Mörder zu sein, wird als Totschläger mit Freiheitsstrafe nicht unter fünf Jahre bestraft. In besonders schweren Fällen ist auf lebenslange Freiheitsstrafe zu erkennen." Der Paragraph 113 des DDR-Strafgesetzbuches sagt: "Die vorsätzliche Tötung eines Menschen wird mit Freiheitstrafe bis zu zehn Jahren bestraft. Der Versuch ist strafbar."

Honecker war von 1960 bis 1971 Sekretär und ab 1971 Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsrates der DDR. In dieser Funktion wird er in der 800 Seiten starken Anklageschrift und 22 Beiakten für den Tod zahlreicher Republikflüchtlinge verantwortlich gemacht.

Das Gremium war verantwortlich für die Sicherheitslage der DDR und deren Grenzsicherungsanlagen. Offenbar gab es keinen eigentlichen Schießbefehl, zumindest wurde bisher keiner gefunden. Doch nach Angaben von Berlins Generalstaatsanwalt Dieter Neumann belegen zahlreiche Protokolle, daß Honecker darauf gedrungen habe, "eine erfolgreiche Republikflucht zu verhindern, wenn nötig mit dem gezielten Todesschuß". Der Verteidigungsrat habe als oberstes Ziel verfolgt, die Grenze unpassierbar zu machen. "Ein toter Flüchtling war besser als eine geglückte Flucht", auf diese Sichtweise habe vor allem Honekker gedrungen, sagt Neumann. Die Grenzsoldaten seien für ihre Tat ausgezeichnet und belobigt worden.

Daß Honecker "nur" wegen 49 Maueropfern angeklagt ist, obwohl es nach neuesten Berichten wahrscheinlich mehr als 300 Todesfälle gab, liegt nach Darstellung Neumanns an der schwierigen und umfangreichen Ermittlungslage. "Wenn wir erst alle Fälle ermittelt hätten, ehe wir Anklage erhoben haben, hätten wir wahrscheinlich das Lebensalter der Angeschuldigten weit übertroffen."

Mit Honecker werden sich auf der Anklagebank vor der 27. Großen Strafkammer des Landgerichts Berlin der ehemalige DDR-Minister für Staatssicherheit, Erich Mielke, der frühere Ministerpräsident Willi Stoph, Ex-Verteidigungsminister Heinz Keßler wiederfinden sowie die früheren Mitglieder des Zentralkomitees Fritz Streletz und Hans Albrecht.

Ein weiterer Haftbefehl gegen Honecker basiert auf dem Vorwurf der Untreue und des Vertrauensmißbrauchs. Honecker soll die priviligierte Versorgung der SED-Prominentensiedlung Wandlitz angeordnet haben, die allein 1988/89 der DDR-Volkswirtschaft einen Schaden in Höhe von 15,5 Millionen D-Mark zugefügt haben soll.

Die Berliner Arbeitsgrupe Regierungskriminalität ermittelt in immer neuen Verfahren gegen Honecker. Dabei geht es unter anderem um Untreue, Anstiftung zum Totschlag im Zusammenhang mit der Liquidierung von mutmaßlichen Spionen durch die DDR-Justiz und um Rechtsbeugung. So wurde beispielsweise erst im März bekannt, daß Honecker im Verdacht steht, durch "Zentrale Festlegungen" dafür gesorgt zu haben, daß ausreisewillige DDR-Bürger strafrechtlich verfolgt wurden. Honecker soll mitveranlaßt haben, daß auch Kündigungsschutzklagen der Ausreisewilligen, die wegen ihres Antrags entlassen worden waren, abgewiesen wurden.

Der Kölner Strafrechtler Günter Kohlmann äußerte im ARD-"Morgenmagazin" am Donnerstag Zweifel daran, daß Honecker mit Mitteln des Strafrechts beizukommen sei. "Die Situation des Staatsanwalts dürfte äußerst schwierig sein." Kohlmann weiter: "Es muß nachgewiesen werden, daß er für jeden Schuß, jeden Todesschuß, verantwortlich gemacht werden kann."

SIEGFRIED KNAUER-RUNGE (AP)

Schätzungen mit Daten belegt Familienministerium: Pflegeversicherung wird nicht teurer

BONN, 30. Juli (AFP/AP). Die Zahl der Pflegebedürftigen in der Bundesrepublik ist nach einer neuen Studie des Bundesfamilienministeriums seit 1978 weitgehend gleich geblieben. Danach gibt es derzeit 1,1 Millionen Pflegebedürftige außerhalb von Heimen, also in Privathaushalten, und rund 450 000, die stationär gepflegt werden, gab Staatssekretär Alfred Hasinger am Donnerstag vor Journalisten in Bonn bekannt. Bislang war die Bundesregierung in ihren Berechnungen von 1,7 Millionen Menschen ausgegangen, die ständig oder regelmäßig Hilfe im Alltag brauchten.

Hasinger sagte, die Studie liefere erstmals gesicherte Daten über den Pflegebedarf. Sie unterstreiche, daß eine Pflegeversicherung unbedingt notwendig sei. Die von Infratest und den Universitäten Erlangen und Tübingen nach der Befragung von 27 000 Haushalten angefertigte Studie bestätigt nach Angaben Hasingers auch die Kostenschätzungen der Bundesregierung für eine Pflegeversicherung. Befürchtungen, sie werde teurer als erwartet, seien mit dem aktuellen Datenmaterial entkräftet.

Wie aus der Untersuchung hervorgeht, sind 43 Prozent aller Pflegebedürftigen älter als 80 Jahre. Trotzdem sei selbst in der Altersgruppe über 85 Jahre nur rund ein Viertel überhaupt pflegebedürftig. Den Zahlen zufolge werden die weitaus meisten Pflegebedürftigen, rund 77 Prozent, hauptsächlich von einer Bezugsperson betreut, in der Regel aus der Verwandtschaft. 83 Prozent dieser Pflegenden sind Frauen. Nur die Hälfte der schweren Fälle unter den Pflegebedürftigen werden von Sozialdiensten unterstützt. Dies zeige die hohe Belastung von Familienangehörigen, die zu 78 Prozent darüber geklagt hätten, sagte Hasinger.

Die Zahl der Pflegebedürftigen, die soziale Dienste in Anspruch nehmen, ist gegenüber der Sozialdata-Erhebung von 1978 deutlich angestiegen. Damals hatten nur 13 bis 22 Prozent zusätzlich Hilfe etwa von Sozialstationen erhalten, heute sind es 40 Prozent. Obwohl zwei Drittel aller Pflegebedürftigen zu Hause gepflegt werden, sind die Wohnungen nur bis zu zehn Prozent behindertengerecht ausgestattet, etwa mit einer speziellen Badewanne oder Toilette.

Rentenansprüche gekürzt

BONN, 30. Juli (AP/dpa). Nach seiner Rückkehr aus Moskau wird der frühere DDR-Staatschef Erich Honecker eine Rente erhalten, die sich wie bei jedem anderen Rentner in den neuen Bundesländern nach dem Rentenüberleitungsgesetz und damit nach seinen Beiträgen bemißt. "Es gibt kein Sonderrecht für Honecker", betonte ein Sprecher des Bundesarbeitsministeriums am Donnerstag.

Honecker hat in der Bundesrepublik allenfalls geringe Ansprüche auf Altersbezüge. Seine früheren Ansprüche beruhten im wesentlichen auf monatlich 1700 Mark, die als Ehrenpension für "Kämpfer gegen den Faschismus" in der alten DDR gewährt wurden. Nach dem Einigungsvertrag wurde sie zunächst bis Ende 1991 weiter gezahlt. Während Honecker sich in Moskau aufhielt, bekam er die Pension nicht mehr.

Anders sieht es mit einem Anspruch auf eine Sozialversicherungsrente aus, die auf eigenen Beiträgen beruht. Inwieweit Honecker auf eine solche Rente Anspruch hat, war dem Arbeitsministerium im einzelnen nicht bekannt. In früheren Berichten hieß es, daß Honecker rund 500 Mark Rente aufgrund von Beitragszahlungen als junger Dachdecker zustehe.

Jeder zweite fährt eine Dreckschleuder Umweltministerium beklagt mangelndes ökologisches Bewußtsein der Autofahrer

BONN, 30. Juli (AP). Trotz jahrelanger steuerlicher Förderung von schadstoffarmen Autos und bleifreiem Benzin fährt noch immer über die Hälfte der Deutschen eine Dreckschleuder. Einen Tag vor dem Auslaufen der staatlichen Begünstigung von Kat-Nachrüstungen und der Steuerbefreiung für besonders schadstoffarme Dieselautos zeigte sich der Sprecher des Bundesumweltministers, Franz August Emde, enttäuscht von der geringen Resonanz. "Was das Auto angeht, liegt beim Umweltbewußtsein der Deutschen noch immer viel im argen", sagte er am Donnerstag in Bonn.

Von den gut 31 Millionen Personenwagen, die am 1. Januar dieses Jahres in den alten Bundesländern zugelassen waren, blies nach Angaben des Kraftfahrtbundesamtes in Flensburg die überwiegende Mehrheit von 20 Millionen die Abgase ungefiltert in die Luft. Von den 27 Millionen Benzinern hatten gar nur 5,7 Millionen einen geregelten und 200 000 einen ungeregelten Katalysator. Von den 4,2 Millionen Dieselwagen galten immerhin fast 3,9 Millionen als schadstoffarm.

Für Ostdeutschland lag dem Bundesamt keine Aufschlüsselung nach Schadstoffgruppen vor. Mit neuen Kennzeichen waren dort am 1. Juli dieses Jahres gut vier Millionen Pkw gemeldet. Angesichts dieser Zahlen muten die jahrelangen Bemühungen des Staates, den Autofahrern umweltbewußtes Verhalten schmackhaft zu machen, wenig erfolgreich an: Seit dem 1. Juli 1985 gilt für schadstoffarme Autos ein erheblich niedrigerer Satz bei der Kfz-Steuer. Diese Vergünstigung läuft für besonders saubere Diesel am heutigen Freitag aus.

All denjenigen, die ein Auto ohne Katalysator in der Garage stehen hatten und sich kein neues leisten wollten oder konnten, bot der Gesetzgeber ab 1. Dezember 1989 an, auf Kosten des Staates einen Schadstoffilter nachträglich einbauen zu lassen und danach in die niedrigere Kfz-Steuerklasse zu kommen. Diese Regelung läuft nun aus. Nach den zunächst bis zum Oktober 1991 vorliegenden Zahlen nahmen in den alten Bundesländern lediglich 880 000 Autobesitzer das Angebot an; über 500 Millionen Mark wurden dafür aufgewendet, wie das Bundesfinanzministerium in Bonn mitteilte.

"Mir kann keiner erzählen, daß nicht viel mehr hätten nachgerüstet werden können", sagte Emde auf Anfrage. Mit erheblichem finanziellen Aufwand sei immer wieder, zuletzt im Frühjahr dieses Jahres, gemeinsam mit Kfz-Handwerk, Automobilklubs und Tankstellen an die Bürger appelliert worden, ihren Wagen nachzurüsten. Doch offenbar würden heute sogar Neuwagen noch ohne Kat gekauft. Ab Januar wird zumindest das ein Ende haben. Dann muß jeder in Deutschland als Neuwagen verkaufte Pkw einen Kat haben.

Doch selbst wenn alle Autos in Deutschland langfristig schadstoffarm wären, wäre die Umwelt nicht unbedingt weniger belastet als heute. Die Zahl der Zulassungen steigt schier unaufhaltsam, allein von 1987 bis 1991 in Westdeutschland um eine halbe Million auf rund 3,5 Millionen.

In Sarajewo kam es in der Nacht zum Donnerstag nach UN-Angaben zu den heftigsten Kämpfen seit Wochen gekommen. Wie das Hauptquartier der UN-Friedenstruppe in Sarajewo mitteilte, konzentrierten sich die Gefechte zwischen serbischen Kräften und den Einheiten der Territorialverteidigung auf die Vorstädte Dobrinja, Stup, Butmir und Nedjarici. Granaten schlugen aber auch im Stadtzentrum ein. Auf dem Flughafen, für dessen Schutz die Blauhelme verantwortlich sind, schlugen den Angaben zufolge drei Granaten ein. Soldaten der UN-Friedenstruppe verbrachten ebenso wie die Bewohner von Sarajewo die Nacht in Kellern und Schutzräumen. Nach Darstellung der Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug entflammten die Kämpfe nach Angriffen moslemischer Kräfte auf die zu einem großen Teil von Serben bewohnte Vorstadt Nedjarici.

Nach serbischen Berichten sind bei den Kämpfen in Bosnien-Herzegowina innerhalb der letzten vier Monate fast 16 000 Serben getötet worden. In der selbsternannten Republik der bosnischen Serben wurden nach diesen Angaben von April bis Juli mindestens 2079 serbische Soldaten und 3670 serbische Zivilisten getötet, berichtete Tanjug. Die Agentur berief sich auf eine Miteilung der serbischen "Regierung der Republik Bosnien-Herzegowina". In den von Kroaten und Moslems kontrollierten Gebieten der Republik wurden nach diesen Angaben 10 000 Serben getötet, "überwiegend Frauen, Kinder und alte Menschen".

Nach Erhebungen von Menschenrechtsorganisationen sind 1,5 Millionen Kroaten und Moslems vor den Kämpfen und "ethnischen Säuberungsaktionen" der Serben aus Bosnien geflohen.

Streiks in Polen fortgesetzt

WARSCHAU, 30. Juli (AP). Die Firmenleitung des polnischen Automobilherstellers FSM und das Streikkomitee der Arbeiter haben am Donnerstag ihre Tarifverhandlungen fortgesetzt. Zuvor hatten die Beschäftigten in Tychy ein Angebot der Arbeitgeber für Lohnerhöhungen um 90 bis 110 Mark abgelehnt. Ein Sprecher des Streikkomitees bemängelte laut der polnischen Nachrichtenagentur PAP, der Vorschlag der Firmenleitung habe keine Entschädigungen oder Arbeitsplatzgarantien für die Streikenden beinhaltet.

Auch in anderen Branchen wurden die Streiks fortgesetzt. In vier Bergwerken und mehreren Mühlen ruhte die Arbeit ebenso wie in dem staatlichen Kupferbetrieb in Legnica in Südwestpolen. Dort traten am Donnerstag, dem elften Tag des Ausstandes, zehn Arbeiter in den Hungerstreik.

Kirche plant Osteuropa-Hilfe

STUTTGART, 31. Juli (AP). Die Evangelische Kirche in Deutschland will neben ihrer Entwicklungshilfeaktion "Brot für die Welt" ein zweites Hilfswerk für die osteuropäischen Staaten ins Leben rufen. "Brot für die Welt"-Direktor Hans- Otto Hahn sagte jetzt in Stuttgart, die "Nothilfe Osteuropa" werde bereits konkret vorbereitet und solle so bald wie möglich anlaufen. Hahn betonte aber, die Hilfe für die Länder der Dritten Welt behalte absoluten Vorrang. "Dort steht nicht die Lebensqualität auf dem Spiel, sondern das Leben selbst."

Erfreut zeigte sich der Direktor des Diakonischen Werks der EKD darüber, daß sich das Spendenaufkommen von "Brot für die Welt" zwischen dem 1. Juni 1991 und dem 30. April 1992 im gesamten Bundesgebiet mit 113,7 Millionen Mark auf dem nahezu unverändert hohen Niveau des Vorjahres gehalten habe.

VW gibt Arbeitern schuld

WOLFSBURG, 30. Juli (AP) Als schnellen und erfolgversprechenden Weg zur Beendigung eines Arbeitskampfes hat der Volkswagen-Konzern in Wolfsburg sein Vorgehen gegen Tausende VW-Arbeiter in der mexikanischen Stadt Puebla bezeichnet. In einer Erklärung, die die Konzernpressestelle am Donnerstag herausgab, heißt es, es handele sich nicht um eine Auseinandersetzung zwischen der Unternehmensleitung und der Gewerkschaftsführung. Vielmehr streite sich letztere mit einer bei der voraufgegangenen Wahl gescheiterten oppositionellen Gruppe aus der Belegschaft. Diese Gruppe habe die Mehrzahl der Beschäftigten am Betreten des Werksgeländes gehindert. Deswegen sei es zum Produktionsstopp gekommen.

Jetzt sei der Manteltarifvertrag mit der Gewerkschaft gekündigt worden, hieß es weiter. Diese Vorgehensweise bedeutet nach Angaben von VW, daß der Betrieb während einer Zehn-Tage-Frist für die gewerkschaftlich organisierten Mitarbeiter geschlossen bleibt und daß innerhalb dieses Zeitraums ein Schiedsgericht die Rechtmäßigkeit der Kündigung beurteilen muß.

Politiker hoffen auf baldigen Prozeß gegen Honecker Rachegedanken verworfen / "Vergangenheit damit nicht erledigt"

BONN, 30. Juli (AP/dpa/Reuter/AFP). Nach der Rückkehr des ehemaligen DDR-Staatschefs Erich Honecker haben Bonner Spitzenpolitiker und Parteien die Hoffnung auf ein baldiges Gerichtsverfahren gegen ihn geäußert. Mit den Worten: "Es wurde Zeit. Nun kann der Prozeß beginnen", reagierte Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) nach Angaben von Regierungssprecher Dieter Vogel auf die Nachricht von der Überstellung des 79jährigen.

CDU-Generalsekretär Peter Hintze erinnerte daran, daß die CDU von jeher die Auffassung vertreten habe, Honecker müsse sich in einem rechtsstaatlichen Verfahren vor einem deutschen Gericht verantworten. Der Justitiar der Unionsfraktion, Franz Möller, sagte, es gehe beim Verfahren gegen Honecker nicht um politisch motivierte Rache, sondern um strafrechtliche Verantwortlichkeit.

Der Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Wolfgang Bötsch, sagte, die Rückkehr Honeckers habe den Vorwurf widerlegt, Kleine würden gehängt, die Großen dagegen ließe man laufen.

Auch der Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Hermann Otto Solms, begrüßte, daß Honecker vor ein deutsches Gericht komme. "Ich danke der Bundesregierung, daß sie die Rückführung Honeckers auf diplomatischen Wegen und damit ohne außenpolitische Konflikte erreicht hat", sagte Solms.

Der aus Ostdeutschland stammende FDP-Generalsekretär Uwe Lühr äußerte im Südwestfunk die Erwartung, daß es nicht zu einem "politischen Schauprozeß" gegen Honecker kommen werde. Ihm stehe ein faires rechtsstaatliches Verfahren zu. Über einen Prozeß könne auch noch einiges über die Zusammenhänge im DDR-System klarer werden.

Der SPD-Politiker und frühere Unterhändler bei den Ostverträgen, Egon Bahr, bezweifelte, daß das Unrecht des SED- Regimes "durch Strafrecht aufgearbeitet werden kann". Es sei nicht dazu da, politische Schuld zu messen. Aber Honecker werde in dem Prozeß "seine Satelliten und Epigonen ein bißchen in die Pfanne hauen. Die hält er für Feiglinge".

Der Vorsitzende der sächsischen CDU-Landesgruppe im Bundestag, Joachim Schmidt, warnte davor, die Vergangenheitsbewältigung allein der Justiz zu überlassen. "Wir alle sollten uns darüber im klaren sein, daß es nicht reicht, Honecker vor Gericht zu stellen und dann das Thema Vergangenheitsbewältigung für erledigt zu erklären", sagte Schmidt.

Ja Spaniens zu Maastricht

MADRID, 30. Juli (AP). Der spanische Senat hat Verfassungsänderungen zugestimmt, mit denen die Voraussetzungen für die Annahme des Maastrichter Vertrages für die Europäische Union geschaffen werden. Mit 236 Stimmen gegen eine bei einer Enthaltung wurden Verfassungsänderungen über die Rechte von Spaniern und Ausländern verabschiedet. Das Abgeordnetenhaus hatte die Änderungen am 22. Juli einstimmig gebilligt.

Damit wurde die Verfassung erstmals seit der Rückkehr des Landes zur Demokratie vor 14 Jahren geändert. Das Verfassungsgericht hatte zuvor festgestellt, daß der EG-Vertrag über eine politische und wirtschaftliche Union nicht ohne diese Änderungen in Kraft treten könne. Die Ratifizierung des Vertragswerks, das neben der Weiterentwicklung der EG zu einer Politischen Union auch die Einführung einer einheitlichen Währung vorsieht, wird im Herbst erwartet.

Unruhen in Togo

LOMÉ, 30. Juli (AP/AFP). Nach dem Tod des togolesischen Oppositionspolitikers Tavio Amorin ist es am Donnerstag in der Hauptstadt Lomé zu gewalttätigen Protesten gekommen. Regierungsgegner riefen zu einer "Operation Tote Stadt" auf, die bis zum Rücktritt von Staatschef Gnassingbe Eyadema andauern solle. Sie errichteten Straßensperren und zündeten Autoreifen an. Die Polizei ging mit Tränengas gegen die mit Eisenstangen bewaffneten Jugendlichen vor.

Amorin war am Mittwoch, eine Woche nach einem auf ihn verübten Attentat, seinen Verletzungen in einem Pariser Krankenhaus erlegen, wie Ministerpräsident Joseph Koffigoh am Abend in Lomé mitteilte. Hauptverdächtig, die Schüsse auf den Oppositionspolitiker abgefeuert zu haben, sind zwei flüchtige Polizisten. Regierungsgegner werfen Präsident Eyadema vor, er stecke hinter dem Attentat, das sich nahtlos in eine Reihe von Morden an Gegnern von ihm einfüge.

Neues Konzept für Maxhütte SPD und Betriebsrat fordern Kooperation mit Sachsen

SULZBACH-ROSENBERG (rtr/AP/ dpa/VWD). Die angeschlagene Neue Maxhütte (NMH) in der Oberpfalz könnte nach Auffassung der SPD und des Betriebsrates durch eine enge Kooperation mit den Sächsischen Edelstahlwerken (SEW) in Freital gerettet werden. Ein Konzept der bayerischen Sozialdemokraten sieht vor, daß die NMH durch die Lieferung von Vormaterial an SEW ihre Kapazität von derzeit 340 000 auf 500 000 Jahrestonnen erhöhen könnte. Damit würde beiden Firmen geholfen, die sich mit ihren Produktpaletten ergänzen. Betriebsratsvorsitzender Albert Vetter forderte den bayerischen Ministerpräsidenten Max Streibl und seinen sächsischen Kollegen Kurt Biedenkopf auf, die "Ehe" bald zu stiften. Der Chef der Maxhütte, Friedrich Haase, sieht in der vorgeschlagenen Kooperation eine Chance zur langfristigen Sicherung des einzigen süddeutschen Stahlstandortes. Biedenkopf soll seine Zustimmung signalisiert haben.

Wie aus Branchenkreisen verlautet, sind die ostdeutschen Werke durch Kreditlinien und -bürgschaften des Landes sowie Mittel der Treuhand finanziell ausreichend gepolstert, um die notwendigen Investitionen und auch innerbetriebliche Sanierungen ohne große Probleme realisieren zu können. Der bayerische SPD- Landtagsabgeordnete Armin Nentwig sagte, die Kooperation mit den SEW sei die einzige Möglichkeit, den bayerischen Stahlstandort zu erhalten.

Die Maxhütte war 1987 nach 135jähriger Betriebsdauer in Konkurs gegangen. Daraufhin hatten die fünf Stahlwerke Thyssen, Mannesmann, Klöckner, Krupp und Saarstahl sowie der Freistaat Bayern das Unternehmen aufgefangen und als Neue Maxhütte reorganisiert. Von ursprünglich noch 4500 Beschäftigten wurden 1850 übernommen. Die fünf Firmen halten zu je gleichen Teilen 55 Prozent, Bayern besitzt den Rest. Neuerdings bekundeten vier der Unternehmen, sie wollten ihre Anteile abstoßen, womit das Werk in eine neue Krise geriet.

Bei einem "Aus" der Neuen Maxhütte würden nach Angaben der SPD 835 Millionen Mark an volkswirtschaftlichen Kosten auf Bayern und die Region Mittlere Oberpfalz zukommen. Zu befürchten sei eine Verdoppelung der Arbeitslosenquote in diesem Raum auf 20 Prozent sowie ein drastischer Kaufkraftverlust mit entsprechenden Folgen für den lokalen Handel. Der Landtagsabgeordnete Albert Schmid warf Regierungschef Streibl geringes Interesse am Erhalt der Maxhütte vor. Er kündigte eine Landtagsinitiative seiner Partei an: "Wir werden den Ministerpräsidenten auf Vordermann bringen."

Als "Unverschämtheit" hat Bayerns Wirtschaftsminister August Lang die Angriffe der SPD bezeichnet. In Abstimmung mit Streibl versuche sein Haus seit Monaten intensiv, das Unternehmen bei der Lösung der Probleme zu unterstützen.Spanien/Rushdie . Rushdie bittet spanischen Universitätsrektor um Vermittlung

EL ESCORIAL/SPANIEN (ap).Der Schriftsteller Salman Rushdie hat den spanischen Universitätsrektor Gustavo Villapalos Salas gebeten, er möge sich bei der iranischen Regierung um eine Aufhebung des Todesurteils gegen ihn einsetzen. Auf einem Universitätsseminar in der Nähe von Madrid verwies Rushdie am Donnerstag auf die guten Beziehungen, die Villapalos in der arabischen Welt habe. Villapalos hatte sich vor dem Golfkrieg erfolgreich um die Freilassung spanischer Geiseln in Bagdad bemüht. Er versprach, ein Gespräch mit iranischen Behörden zu suchen. Auch der peruanische Schriftsteller Mario Vargas Llosa zeigte sich zuversichtlich, daß sich Spanien dank seines Einflusses in der arabischen Welt für Rushdie einsetzen könne.

Ende

AP/199/gü/pz

Auslandsmärkte

FRANKFURT A. M. (FR). An der New Yorker Börse ist der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte gestern während der ersten Stunde des Handels um 1,08 Punkte geklettert. Am Vortag war das Kursbarometer um 45,12 auf 3379,19 Zähler gestiegen.

In Japan legte der Nikkei-Index für 225 führende Titel gestern um 459,65 auf 15 555,50 Punkte zu.

Kurz gemeldet: Neuer Handelsminister in Helsinki

HELSINKI, 30. Juli (AP). Neuer Handels- und Industrieminister in Finnland wird der Staatssekretär Pekka Tuomisto. Der 52jährige wird am kommenden Montag vereidigt werden. Tuomisto löst Kauko Juhantalo ab, der nach Berichten über finanzielle Schwierigkeiten in seiner Unternehmensgruppe zurückgetreten war.

Zoll kassiert Kriegsgerät

MÜNCHEN, 30. Juli (AP). Die deutschen Zollbehörden haben an der deutsch-österreichischen Grenze bei Salzburg 5000 Stahlhelme und 3780 Kampfanzüge beschlagnahmt, die für Kroatien bestimmt waren. Wie die Oberfinanzdirektion München am Donnerstag mitteilte, hatte eine Firma die Militärgüter als "Schutzhelme aus Metall" und "neue Arbeitsanzüge" deklariert. Sie sollten über einen österreichischen Zwischenhändler nach Zagreb geliefert werden.

Für die Zollbeamten sei nicht erkennbar gewesen, daß das "Kriegsmaterial" nach Kroatien gebracht werden sollte, gab die Behörde an. Die Firma wurde nach der Beschlagnahme durchsucht. Dabei fanden die Ermittler den Angaben zufolge weitere Belege für den Verkauf von Militärausrüstung im Wert von 1,5 Millionen Mark. Die Ausfuhr von militärischen Stahlhelmen und Kampfanzügen mit Tarnmuster ist genehmigungspflichtig.

CSFR weiter ohne Präsident

PRAG, 31. Juli (AP). Auch im dritten Durchgang ist es dem Parlament der Tschechoslowakei nicht gelungen, einen neuen Staatspräsidenten zu wählen. In den zwei Wahlgängen am Donnerstag abend erreichte keiner der drei relativ unbekannten Kandidaten die für die Wahl notwendige Stimmenzahl. Seit dem Rücktritt von Präsident Vaclav Havel am 20. Juli ist die CSFR ohne Staatsoberhaupt. Havels Wiederwahl war am 3. Juli bei einer ersten Abstimmung von den nach Unabhängigkeit der Slowakei strebenden Parteien im Bundesparlament verhindert worden.

Müllabfuhr in der Türkei streikte

ANKARA, 31. Juli (AP). Ein Streik von rund 44 000 städtischen Arbeitern hat am Donnerstag den öffentlichen Nahverkehr, die Müllabfuhr und die Straßenreinigung in fünf türkischen Großstädten lahmgelegt. Die Streikenden wollten damit ihrer Forderung nach höheren Löhnen Nachdruck verleihen. Verhandlungen darüber sind seit fünf Monaten im Gange. Die Gewerkschaft der Arbeiter fordert angesichts der hohen Inflationsrate in der Türkei eine Erhöhung der Einkommen um 116 Prozent, die Stadtverwaltungen wollen nicht über 57,3 Prozent hinausgehen. Betroffen vom Streik waren die Städte Ankara, Istanbul, Adana, Trabzon und Eskisehir.

Museen/Kunst .Hamburg: Abriß des Kunsthauses begonnen, Platz für neue Kunsthalle

Hamburg (dpa). Neben der Hamburger Kunsthalle am Ferdinandstor hat am Mittwoch der Abriß des Kunsthauses begonnen. Das 1963 von Paul Seitz entworfene Gebäude muß dem Neubau der Kunsthalle weichen. Bis Anfang 1993 soll die Baugrube bis zur Kunsthalle erweitert werden. Bereits Mitte kommenden Jahres sollen die Bauarbeiten für den von Oswald Mathias Ungers entworfenen Kunsthallen-Neubau, die sogenannte Kunstinsel, beginnen. Der Hamburger Kunstverein, der Berufsverband Bildender Künstler und die Freie Akademie der Künste werden 1993 in der bis dahin umgebauten Markthalle ein neues Domizil finden.

Die Gesamtkosten für den Neubau der Hamburger Kunsthalle sind mit 93,5 Millionen Mark veranschlagt. Der viergeschossige Kubus mit einer Ausstellungsfläche von rund 5 900 Quadratmetern wird voraussichtlich eine Fassade aus hellem Kalkstein erhalten und vor allem einer Sammlung zeitgenössischer Kunst Platz bieten.

Bereits 1978 hatte der damalige Erste Bürgermeister Hans-Ulrich Klose das Projekt Kunstinsel ins Gespräch gebracht. 1986 schrieb die Stadt einen Architekten-Wettbewerb aus, Ungers erhielt unter 80 Bewerbern den Zuschlag. Von dem Ungers-Neubau über Kunsthalle, Markthalle und Deichtorhallen soll sich einmal die "Kunst-Spange" als Achse der Bildenden Kunst in Hamburg erstrecken. dpa mh

Verzweiflung im Osten wächst Am Krisentelefon melden sich immer mehr "schwere Fälle"

BERLIN, 30. Juli (dpa). An das "Telefon des Vertrauens" - als Krisenberatungsstelle bereits zu DDR-Zeiten eine Institution - wenden sich heute immer mehr "schwere Fälle". Durchschnittlich 37,7 Minuten dauere ein Gespräch, früher sei es nach 15 Minuten beendet gewesen, berichtet Jörg Richter, Geschäftsführer der Krisenberatungsstelle in Berlin-Mitte. Während vor der Maueröffnung oft sexuelle Fragen im Mittelpunkt gestanden hätten, seien heute Arbeitslosigkeit, Schulden und Gewalt die gravierenden Probleme. Richter sagt: "Sehr viele Menschen haben die Orientierung verloren." Schlaflosigkeit, Depressionen und Ängste seien die Folgen.

Vor allem Frauen, die älter als 40 Jahre und arbeitslos sind, glaubten, "daß es für sie gelaufen ist", schildert Richter. Dagegen ertränkten viele Männer ihren Kummer in Alkohol. "Alkoholismus nimmt zu", stellt der Psychologe fest. Ziel der vier festen und etwa 50 freien Mitarbeiter sei es, den Ratsuchenden "Hilfe zur Selbsthilfe" zu geben. "Die größte Gefahr ist, daß die Leute resignieren." Vielen Anrufern werde deshalb zunächst klargemacht, daß sie selbst etwas unternehmen müßten, um aus der Misere herauszukommen. Oftmals würden Therapien oder Gesprächsgruppen vermittelt, drei bis vier Ratsuchende wenden sich täglich persönlich an Richter. Etwa 300 Menschen empfing er nach eigenen Angaben bereits in diesem Jahr, 12 000 Anrufer meldeten sich bis jetzt telefonisch.

Das "Telefon des Vertrauens" existiert laut Richter seit 1988. Die Gesundheitsverwaltung finanziere es mit 350 000 Mark im Jahr. Davon würden Miete und Telefon sowie die Gehälter bezahlt.

In den USA häuft sich immer gefährlicherer sozialer Zündstoff an Die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich sowie Rassenkonflikte bringen die "staatstragende" Mittelklasse in Bedrängnis

WASHINGTON, 30. Juli (dpa). Die Entwicklung der Bevölkerung in den USA läßt immer mehr sozialen Zündstoff erwarten. Die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich, Rassenkonflikte und eine in Bedrängnis geratene "staatstragende" Mittelklasse, die wirtschaftlich an Boden verliert, sind Anzeichen für eine zunehmende Spaltung der Gesellschaft.

Anfang 1992 lebten 253,6 Millionen Menschen in den USA. Zu Beginn der 80er Jahre waren es 226,5 Millionen. Für den jährlichen Zuwachs von 2,7 Prozent sorgte nicht nur die hohe Geburtenrate, sondern auch eine stürmische Einwanderung aus Asien und Lateinamerika. Die Minderheiten wachsen inzwischen mit Abstand am schnellsten, die schwarze Bevölkerung etwa mit 13,2 Prozent doppelt so stark wie die weiße. Die Asiaten hatten einen Rekordzuwachs von rund 108 Prozent. Auch die spanischsprachige Gemeinde vergrößerte sich mit 53 Prozent beträchtlich.

Das besonders starke Anwachsen der Minoritäten ist eng mit der zunehmenden Armut verbunden: Seit 1980 ist diese Randgruppe um 4,3 auf 31 Millionen Menschen gestiegen. Problematisch ist hier die Altersverschiebung. Jeder vierte der neuen Armen war unter 18 Jahre alt. Jeder dritte schwarze Haushalt muß mit weniger als 10 000 Dollar im Jahr auskommen, der offiziellen Armutsgrenze.

Auch die Mittelklasse büßte an Kaufkraft ein. Zwar stiegen in den 80er Jahren die Durchschnittseinkommen der Haushalte um 6,5 Prozent auf 30 056 Dollar, doch mußten gleichzeitig rund 27 Prozent mehr Miete bezahlt werden.

Die Entwicklung der Einkommen der letzten zehn Jahre ist regional sehr unterschiedlich gewesen. Während der Bundesstaat Maine im Nordosten mit einem Plus von mehr als 20 Prozent die Liste anführt, steht der West-Staat Wyoming mit durchschnittlichen Verlusten von 20 Prozent am Ende. Bei der Wahl des Wohnorts findet eine Bewegung zu den großen Ballungsräumen statt: Mehr als drei Viertel aller Amerikaner leben in Städten oder Vorstädten. Anfangs des Jahrhunderts war es erst ein Viertel. Wer es sich leisten kann, zieht in die Außenbezirke; in den Zentren bleibt die Armut zurück. Gleichzeitig wird die Gesellschaft immer älter. Das Durchschnittsalter ist in der letzten Dekade um rund zehn Prozent auf 32,9 Jahre gestiegen. 13 Prozent der US-Bürger sind älter als 65; nach offiziellen Schätzungen werden es in 40 Jahren rund 20 Prozent sein.

Ein Mitglied des Washingtoner Repräsentantenhauses beschreibt diesen Trend so: "Die Zukunft Amerikas wird von zwei Generationen bestimmt werden. Die eine ist jung, von fremder Herkunft und oft dunkler Hautfarbe und mobiler; die andere ist alt, in Amerika geboren, an die Heimat gebunden und zahlreich. Beide Generationen werden sich in einem harten Wettbewerb um die gleichen begrenzten Mittel gegenüberstehen."

Nach Meinung des Republikaners und ehemaligen Großmeisters des rassistischen Ku-Klux-Klan, David Duke, haben die Schwarzen und andere Minderheiten inzwischen die Oberhand gewonnen und bedrohen die Weißen: Die Rechte der Mehrheit werden verletzt."

Türkischer Ex-Admiral erschossen

ISTANBUL, 30. Juli (dpa). Der frühere Oberbefehlshaber der türkischen Seestreitkräfte, Kemal Kayacan, ist am Mittwoch abend in seiner Wohnung in Istanbul erschossen worden. Nach Angaben der Polizei wurde der 77jährige General-Admiral a. D. von drei Kugeln getroffen, die eine Frau und ein Mann an der Wohnungstür abgefeuert hatten. Die Verantwortung für den Anschlag übernahm in anonymen Anrufen bei Istanbuler Zeitungen die linksextremistische Untergrundorganisation Dev-Sol (Revolutionäre Linke).

TENNIS

INTERNATIONALES TURNIER der Männer in San Marino (260 000 Dollar), Einzel, 1. Runde: Mezzadri (Schweiz) - Rikl (CSFR) 6:3, 6:4; Novacek (CSFR) - Pistolesi (Italien) 6:2, 6:2.

Neues Institut für deutsches Recht in Sofia

HAMBURG, 30. Juli (dpa). Ein neues Institut für deutsches Recht in Sofia soll künftig Kenntnisse des deutschen Rechtswesens in Bulgarien verbreiten. Das Institut wird aus Mitteln des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) finanziert.

Tagestip: Reiseschecks Gebühr wird erstattet

Wer im Urlaub Reiseschecks als Zahlungsmittel einsetzt, muß in manchen Ländern zum Teil saftige Einlösegebühren zahlen. Im Extremfall verlangen Banken - wie in Portugal geschehen - für die Auszahlung eines 50 Mark-Traveller-Schecks bis zu zwölf Mark. Rechtens ist dies nicht, denn schließlich müssen bereits beim Kauf der Schecks Gebühren - meist ein Prozent der Summe - berappt werden.

Den ausgebenden Unternehmen in Deutschland, wie American Express und Thomas Cook, ist das Problem zusätzlichen Abkassierens im Ausland bekannt. "Wir können uns nicht dagegen wehren, wir haben auf die Gebührenpolitik der Banken keinen Einfluß", heißt es. Hinnehmen müssen die Kunden dies aber nicht. Beide Anbieter versichern, daß sie im Ausland verlangte Einlösegebühren bei der Rückkehr zuhause erstatten. Allerdings muß das Aufgeld belegt werden. Deshalb sollten Urlauber sich eine Quittung über die Gebühr ausstellen lassen.

Das "Abzocken" für Reiseschecks ist auch nicht die Regel. In Nordamerika etwa kann problemlos mit den Schecks bezahlt werden. Sie werden - sogar in Supermärkten - wie Bares akzeptiert. dpa/FR

Zitate

"Der Generalsekretär des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands und Vorsitzende des Staatsrats der DDR, Genosse Erich Honecker, wurde gestern nacht von Sicherheitskräften und zahlreichen Vertretern der internationalen Presse auf dem Westberliner Flughafen Tegel herzlich empfangen. Zuvor hatte der Sohn der Arbeiterklasse, Kommunist und Staatsmann sich von seinen chilenischen Genossen in Moskau mit geballter Faust verabschiedet. Als erste Station des offiziellen Programms war ein Besuch des traditionellen Berliner Arbeiterbezirks Moabit vorgesehen. . ." Bericht der Berliner Tageszeitung taz zur Rückkehr von Honecker im Stil der SED-Presse. "Erich Honecker wieder in der Hauptstadt"Überschrift aus dem Neuen Deutschland, vormals SED-Organ."Generalsekretär vom Besuch zurück" Überschrift der Jungen Welt, ehemals Zentralorgan des DDR-Jugendverbandes FDJ. "Es gibt in Bonn keinen Menschen, der der Persönlichkeit Honeckers das Wasser reichen könnte. . . Es ist eine niederträchtige, billige Rache von Kleinbürgern, die sich jetzt als vermeintliche Sieger aufspielen." Der ehemalige Chef-Kommentator des DDR-Fernsehens, Karl-Eduard von Schnitzler.

Chef der Wiener Philharmoniker ist tot

WIEN, 30. Juli (dpa). Nach einem Bergunfall ist der Konzertmeister der Wiener Philharmoniker, Gerhard Hetzel, gestorben. Der 52jährige Geiger war bei einer Bergwanderung im Gebiet von St. Gilgen (Salzburger Land) abgestürzt, am Mittwoch abend erlag er seinen schweren Verletzungen.

Studie: Anschlag der Mafia auf Politiker

ROM, 30. Juli (dpa). Das nächste Opfer der italienischen Mafia wird einer wissenschaftlichen Studie zufolge voraussichtlich ein Politiker des Landes "mit sauberer Weste", ein "Symbol für das ehrliche Italien" sein. Diese Prognose macht eine am Mittwoch abend veröffentlichte Untersuchung des angesehenen Instituts für politische, wirtschaftliche und soziale Studien ISPES in Rom. In der 20seitigen Analyse mit dem Titel "Die Sprache der Mafia" heißt es, Siziliens Cosa Nostra lege traditionell großen Wert auf symbolträchtige Aktionen. Deshalb sei nach den Morden an führenden Anti-Mafia-Jägern nun ein Anschlag auf einen Politiker wahrscheinlich.

Streiks legen den Verkehr in Athen lahm

ATHEN, 30. Juli (dpa). Dem seit einer Woche durch einen Busfahrer-Streik schwer beeinträchtigten Straßenverkehr in Athen droht am Freitag der Exitus: Die Taxifahrergewerkschaft will um zwei Uhr nachts einen 24stündigen Streik beginnen, um gegen ein drohendes Fahrverbot auf den für Busse reservierten Spuren der Hauptstraßen zu protestieren. Das Verkehrsministerium plant zur Empörung der Taxifahrer darüber hinaus, diese sogenannten "Buskorridore" auf andere Straßen Athens auszudehnen. Bereits in der Nacht zum Donnerstag blockierten Taxifahrer zahlreiche Straßen. Die Athener Busfahrer protestieren seit einer Woche mit ihrem Streik gegen das Sanierungsprogramm der konservativen Regierung unter Ministerpräsident Konstantinos Mitsotakis, das die Entlassung jedes zehnten Angestellten der staatlichen Busgesellschaft vorsieht.

Fußball beschert viel Geld und wenig Zeit Des Trainers Hektik läßt Kasse klingeln

Im englischen Spitzen-Fußball klingeln die Kassen der Vereinstrainer ebenso häufig wie die ihrer Kollegen in Deutschland. Nach Erkenntnissen eines britischen Forschungsinstituts erhalten in der englischen Premier League die Trainer, die zugleich Manager sind, im Durchschnitt ein Grundgehalt von 116 600 Pfund (349 800 Mark) im Jahr. Hinzu kommen schließlich noch Prämien, Autospesen, freie Verpflegung am Arbeitsplatz sowie Spesen für geschäftliche Betreuung. In der Bundesliga kassieren die Fußballehrer im Schnitt 200 000 bis 360 000 Mark. Spitzenverdiener wie der zuletzt in Schalke eingestiegene Udo Lattek und Erich Ribbeck vom deutschen Rekordmeister Bayern München dürften derweil jenseits der 600 000-Mark-Grenze liegen.

Zwischen der höchsten Spielklasse und der Vierten Division in England besteht laut Angaben des Forschungsinstituts eine beträchtliche Kluft. In der untersten Liga kassieren 84 Prozent der Teammanager im Schnitt weniger als 28 500 Pfund (85 500 Mark). Die unterste Grenze liege bei 18 200 Pfund (54 600 Mark).

Vierzig Prozent der gestreßten englischen Trainer würden auf ihren vollen Jahresurlaub verzichten. Jeder Teammanager besuche außer den Begegnungen des eigenen Teams durchschnitlich noch zwei weitere Spiele pro Woche. Im Schnitt verbleibe ein Trainer in der Ersten Division vier Jahre im seinem Amt, in der Zweiten und Dritten Liga 2,7 Jahre und in der Vierten Division lediglich 1,6 Jahre. dpa

Dossier über Mafia mit 3564 Namen

ROM, 30. Juli (dpa). Die italienische Zeitschrift "Epoca" hat in ihrer jüngsten Ausgabe ein 24seitiges Dossier der Carabinieri veröffentlicht, in dem detailliert mit Namen und Rang die Organisation der sizilinischen Mafia dargestellt wird. Ingesamt 3564 Personen werden aufgeführt, wobei sie nach "Familien" gegliedert sind. Sowohl die legalen als auch die gesetzeswidrigen Aktivitäten sind aufgelistet, ebenfalls das beherrschte Gebiet oder der kontrollierte Stadtteil beziehungsweise Ort. Genau wird unterschieden zwischen Chefs, Statthaltern und Vize-Chefs, Beratern, Ex-Chefs, Gruppenführern sowie den "Ehrenmännern" (einfacher Mafioso) und Handlangern. Deutlich gekennzeichnet ist auch, wer flüchtig oder wer bereits einmal verurteilt ist und wer noch offiziell eine weiße Weste hat.

BMW hält das Gaspedal durchgedrückt

MÜNCHEN (dpa/vwd/rtr/FR). BMW bleibt bei derzeit vollausgelasteten Produktionskapazitäten auf dem Gaspedal. In den ersten sechs Monaten stiegen der Konzernumsatz um zwölf Prozent auf 16,2 Milliarden Mark und der Gewinn nach Steuern um knapp elf Prozent auf 421 Millionen Mark. Die Zahl der Beschäftigten belief sich zur Jahresmitte auf 75 500 und war damit um reichlich 2500 höher als zwölf Monate zuvor. Wie es in einem Zwischenbericht weiter heißt, wird im Gesamtjahr die Produktion von 1991 (552 660 Pkw und knapp 32 200 Motorräder) aller Voraussicht nach erneut übertroffen.

Die weltweiten Zulassungen von Pkw nahmen um 14 Prozent auf 308 000 Autos zu, wobei besonders die Dreier gefragt waren. Der Absatz von Motorrädern verlief in Deutschland wiederum besonders lebhaft. Beachtliche Steigerungsraten erzielten die Münchner aber auch in den USA, in Frankreich und Japan. Rund 40 der Verkäufe entfielen auf die neuen Modelle R 100 R und K 1100 LT. Die Vereinbarung mit dem italienischen Hersteller Aprilia und dem österreichischen Bomardier-Rotex soll Anfang 1995 für die Kunden sichtbare Früchte tragen. Dann ist der Beginn des Verkaufs einer neuen Einzylinder-Maschine mit 650 Kubikzentimeter Hubraum geplant. Die Auto-Palette wird im Herbst um zwei Sportwagen erweitert, und die Fünfer-Reihe mit Achtzylinder ausgestattet.

An "Vertreibung" gescheitert

VRCHLABI, 30. Juli (dpa). Ein von den beiden Partnerstädten Marktoberdorf (Bayern) und dem ostböhmischen Vrchlabi (Hohenelbe) geplantes deutsch-tschechisches Kulturzentrum ist an einem Streit um das Wort "Vertreibung" gescheitert. Nach Presseberichten vom Donnerstag wollten die in Marktoberdorf lebenden Deutschen, die nach dem Zweiten Weltkrieg Vrchlabi verlassen mußten, in die Statuten des Kulturzentrums den Satz aufnehmen: "Marktoberdorf, Partnerstadt der aus der Stadt und dem Bezirk Vrchlabi vertriebenen Deutschen." Diese Formulierung sei von den böhmischen Ratsherren nicht akzeptiert worden. Die Verhandlungen seien daraufhin eingestellt worden.

Fast keine Sitze mehr in Kaiserslautern

Die große Nachfrage bei Sitzplatzkarten für die neue Saison der Fußball-Bundesliga führt beim 1. FC Kaiserslautern zu einem Engpaß. Von den 9500 Sitzplatz-Tickets, die im Fritz-Walter-Stadion zur Verfügung stehen, sind etwa 8200 als Dauerkarten verkauft.

Griechisches Pferd in Köln

Der griechische Großreeder Stavros Niarchos schickt aus seinem Galopper-Imperium eines seiner Pferde nach Köln: Der vierjährige Hengst Robin de Pins, den Francois Boutin in Paris trainiert, startet mit Eric Saint-Martin im Sattel auf der Rennbahn im Weidenpescher Park im "Ostermann-Pokal".

zu Tennis

EINLADUNGSTURNIER in Brookeline/Massachusetts (250 000 Dollar): Einzel, 1. Runde: Cash (Australien) - Barber (USA) 1:6, 6:3, 6:0.

2. Runde: Borg (Schweden) - Hall (USA) 6:4, 4:6, 6:1; Wolkow (GUS) - J. Bosse (Südafrika) 7:5, 6:2.

Auflagen für Tiertransporte

HANNOVER, 30. Juli (dpa). Tiertransporte ins Ausland unterliegen in Niedersachsen künftig strengeren Auflagen. Tierspediteure, die Transporte von mehr als einem Tag Dauer planen, müssen nachweisen, daß die Tiere nach spätestens 24 Stunden an einer funktionsfähigen Tränke- und Futterstelle versorgt werden können. Außerdem soll bei einer Verladung in einem Mittelmeerhafen ein dort ansässiger Amtstierarzt bescheinigen, daß dies auch tierschutzgerecht geschehen ist. Wie das Landwirtschaftsministerium am Donnerstag mitteilte, sind diese Auflagen gemeinsam mit dem Deutschen Vieh- und Fleischhandelsbund erarbeitet worden.

Kontrollen haben ergeben, daß die Tiere vielfach länger als 24 Stunden nichts zu trinken bekamen. In den Mittelmeerhäfen mußten Rinder stundenlang auf die Verladung warten.

Mehr Metallbetriebe beantragen Kurzarbeit

KÖLN (dpa/VWD). Die schlappe Nachfrage in der Metall- und Elektroindustrie wirkt sich auch auf die Beschäftigung aus. Nach Angaben des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall hat sich die Zahl der kurzarbeitenden Betriebe in Westdeutschland innerhalb von zwölf Monaten verdreifacht auf 2340 Firmen im Mai. Zuletzt arbeiteten 150 000 Menschen in diesem Wirtschaftszweig kurz und damit doppelt soviel wie vor Jahresfrist. Auch der Personalabbau hat sich beschleunigt. Allein von Januar bis April sank die Zahl der Beschäftigten um 40 000. Seit April 1991 wurden die Belegschaften innerhalb von zwölf Monaten um insgesamt 80 000 Männer und Frauen verringert. Ende Juni waren in der Metall- und Elektroindustrie 13 Prozent mehr Leute ohne Job als ein Jahr zuvor. Die beiden Zweige zählen derzeit etwa 4,2 Millionen Beschäftigte.

Die inländische Nachfrage stagniert laut Gesamtmetall seit Mitte 1991, das Auslandsgeschäft sei in den vergangenen beiden Jahren um 14 Prozent geschrumpft. Die Aufträge seien seit dem Konjunkturhoch im Herbst 1991 bis Mai dieses Jahres um fünf Prozent zurückgegangen. Zwar hätten sich die Exportaussichten der Unternehmen im ersten Semester 1992 aufgehellt. Doch angesichts der Entwicklung in den USA und Europa sowie dem anhaltenden Kostendruck, den hohen Zinsen und der Geldentwertung im Inland falle es zunehmend schwerer, optimistischen Prognosen zu glauben.

Deutschem Ohr angenäht

DECIN, 30. Juli (dpa). Ein deutscher Tourist, dem bei einem Autounfall in der Nähe der nordböhmischen Stadt Decin (Tetschen) ein Ohr abgerissen worden war, hat Glück im Unglück gehabt. Wie die Zeitung "Rude pravo" am Donnerstag berichtete, war erst im Krankenhaus das Fehlen des rechten Ohres bemerkt worden. In einer sofort eingeleiteten Suchaktion am Unfallsort fanden Polizisten das vermißte Ohr, brachten es ins Krankenhaus, wo es dem Patienten mit 42 Stichen wieder angenäht wurde. Mit beiden Ohren habe der Tourist nach Hause zurückkehren können.

Paolo da Palma sechs Spiele gesperrt

Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hat den Zweitligaprofi Paolo da Palma vom VfL Osnabrück bis zum 2. September, längstens jedoch für sechs Pflichtspiele gesperrt. Der 26jährige Mittelfeldspieler hatte am 22. Juli im Spiel seiner Mannschaft beim FC Carl- Zeiss Jena die rote Karte gesehen.

Tischtenniszentrum in Düsseldorf

Knapp zwei Millionen Mark stellt die nordrhein-westfälische Landesregierung für den Bau eines Tischtenniszentrums in Düsseldorf zur Verfügung. Bei zügiger Bau-Abwicklung könnte die Einrichtung bereits Ende 1993 bezugsfertig sein.

Neues Stadion für Wacker Innsbruck

Trainer Horst Hrubesch und sein Team Wacker Innsbruck bekommen ein neues Fußballstadion. In den nächsten Jahren soll neben dem bestehenden "Tivolistadion" ein zu zwei Dritteln uberdachter Neubau mit 20 000 Sitzplätzen entstehen.

Schalker Christensen verletzt

Bent Christensen, dänischer Stürmer des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04, zog sich im Trainingslager Erbismühle/Taunus eine Verhärtung im linken Oberschenkel zu. Der Einsatz des 25jährigen beim Saisonstart am 15. August im Gelsenkirchener Parkstadion gegen Wattenscheid 09 ist gefährdet.

Richter mit Erfahrung

BERLIN, 30. Juli (dpa). Hansgeorg Bräutigam, Vorsitzender Richter im anstehenden Prozeß gegen Erich Honecker, hat Erfahrungen in Prozessen gegen ehemals DDR-Mächtige. Er hat im März drei ehemalige SED-Funktionäre im PDS-Millionen-Schieberprozeß zu Bewährungsstrafen verurteilt. Im PDS-Verfahren bewies Bräutigam Durchsetzungsvermögen. Er kam, was viele Prozeßbeobachter vorher nicht für möglich hielten, in nur sechs Monaten zu einem Urteil.

Erste Solartankstelle

HAMBURG, 30. Juli (dpa). Die erste deutsche Solartankstelle in einem Parkhaus hat am Donnerstag der Hamburger Umweltsenator Fritz Vahrenholt (SPD) eingeweiht. Er zapfte als erster die umweltfreundliche Energie für ein Elektromobil. Die 32 000 Mark teure Anlage besteht aus zwanzig Solarmodulen auf einer Fläche von zehn Quadratmetern und produziert im Jahresdurchschnitt rund 900 Kilowattstunden Strom. Die Betreiber gehen davon aus, daß es über 100 Elektromobile im Einzugsbereich des Parkhauses gibt.

Landessportschule soll erhalten bleiben Abstimmungsprobleme zwischen Ost und West

Eingehend hat der Staatssekretär im brandenburgischen Bildungsministerium, Gerd Harms, den Deutschen Sportbund (DSB) sowie den Deutschen Behindertenverband aufgefordert, die von der Schließung bedrohte Landessportschule in Lindow (Kreis Neuruppin) zu unterstützen. Ohne deren Einverständnis würden weder zugesagte Bundes- noch Landesmittel in die ehemalige DDR-Kaderschmiede fließen, sagte Harms vor Journalisten in Potsdam.

Der DSB hält derzeit weiterhin am Erhalt der Sportschule Kienbaum (Kreis Fürstenwalde) fest. An dieser Stätte hätten Land und Landessportbund (LSB) jedoch wegen der Größe kein Interesse, so Harms. Lindow biete beste Trainingsbedingungen für 200 Schwimmer, Turmspringer sowie Judoka und Boxer.

Der Behindertenverband, so meint Harms, plane weiterhin die Errichtung eines Bundesleistungszentrums in Duisburg-Wedau. Nach Vorstellungen des Landes soll aber in Lindow eine Bundesleistungssportschule für Behinderte, ein Trainingsstützpunkt für DSB und LSB-Aktive sowie Schulsportmöglichkeiten für die Kreise Gransee und Neuruppin entstehen. Die Konkurrenz zu Duisburg offenbare ein weiteres Mal, wie schwer in einigen Bereichen die Abstimmung zwischen Ost und West sei.

Das Defizit in Lindow bezifferte Harms auf rund 800 000 Mark, die derzeit noch vom LSB getragen werden. Ohne eine schnelle Lösung müsse die Schule bis Jahresende schließen, 50 Arbeitnehmer müßten entlassen werden. dpa

Viett soll keine Kronzeugin sein Bundesanwaltschaft fordert "lebenslang" für RAF-Aussteigerin

KOBLENZ, 30. Juli (dpa/Reuter/AP). Lebenslange Haft hat die Bundesanwaltschaft am Donnerstag für die frühere Terroristin der Rote Armee Fraktion (RAF), Inge Viett, gefordert. Die Terroristin habe "kaltblütig" und in "Mordabsicht" 1981 auf einen französischen Polizisten in Paris geschossen, der sie verfolgte, sagte Bundesanwalt Werner Widera in seinem Plädoyer vor dem Koblenzer Oberlandesgericht. Der Polizist ist seitdem fast vollständig gelähmt.

Außerdem ist die frühere Terroristin, die sich inzwischen von der RAF losgesagt hat, nach Ansicht der Bundesanwaltschaft schuldig an der Beihilfe zum dreifachen versuchten Mord beim RAF- Sprengstoffanschlag auf NATO-General Alexander Haig 1979. Sie habe eine Maschinenpistole aus dem Bestand der "Bewegung 2. Juni" beigesteuert, sagte Oberstaatsanwalt Gerhard Altvater. Dieser Gruppe habe Viett bis 1979 angehört, bevor sie zur RAF gekommen sei.

Nach Angaben der Anklagebehörde in Karlsruhe ist der Prozeß gegen Inge Viett das letzte Verfahren gegen die in der früheren DDR festgenommenen Terroristen. In dieser "Prozeß-Serie" sei er auch der erste, in dem sich die Bundesanwaltschaft gegen die Anwendung der Kronzeugenregelung ausspreche.

Diese kann nach Ansicht der Anklagebehörde nicht angewendet werden, weil Viett über die Beteiligung früherer Mitterroristen an Anschlägen keine erhellenden Angaben gemacht habe.

Die Bundesanwälte legten es zum Nachteil der Angeklagten aus, daß sie zwar seit ihrer Übersiedlung in die DDR 1982 keine Straftaten mehr begangen und sich nach eigenen Aussagen vom Terrorismus gelöst, andererseits aber den "organisatorischen Zusammenhalt" der RAF auch nicht in Frage gestellt und sich mit inhaftierten Terroristen solidarisch erklärt habe.

Für die Beteiligung am RAF-Sprengstoffanschlag 1979 und die Beihilfe am dreifachen versuchten Mord beantragte Karlsruhe acht Jahre Haft. Sie seien mit der Strafe für versuchten Mord, auf lebenslang zusammenzuziehen. Das Urteil wird für den 14. August erwartet.

Paris besteht auf Weinsteuer

BRÜSSEL, 30. Juli (dpa). Die Forderung Frankreichs nach einer Weinsteuer blockiert das erst am Montag beschlossene Paket zur Harmonisierung der Verbrauchsteuern in der EG. Ein Sprecher der französischen EG-Vertretung teilte am Donnerstag in Brüssel mit, die Pariser Regierung halte ihren eingelegten Vorbehalt aufrecht. Damit müssen zumindest die umstrittenen Teile des Pakets, das eine Annäherung der Mehrwertsteuer und der Verbrauchsteuer auf Alkhohol, Tabak und Mineralöl vorsieht, neu verhandelt werden.

Frankreichs Widerstand richtet sich hauptsächlich gegen die in dem Steuerpaket festgehaltene Nichtbesteuerung von Wein. Frankreich erhebt als einziges Erzeugerland eine Weinsteuer und befürchtet nach Öffnung der Grenzen aus den Nachbarländern eine Schwemme von Billigwein.

Rushdie überraschend in Spanien

MADRID. Salman Rushdie ist überraschend bei einem Schriftstellerseminar der spanischen Sommeruniversität El Escorial aufgetaucht. Der schwer bewachte britische Autor nahm an einem Seminar über den peruanischen Schriftsteller Mario Vargas Llosa teil. Rushdie bat die internationale Öffentlichkeit bei dieser Gelegenheit erneut um Unterstützung und Solidarität. dpa

Neues Stadion für Wacker Innsbruck

Wacker Innsbruck bekommt ein neues Fußball-Stadion. In den nächsten Jahren soll neben dem bestehenden "Tivoli" ein zu zwei Dritteln überdachter Neubau mit 20 000 Sitzplätzen entstehen. " Der Innsbrucker Stadtsenat gab für das rund 41,5 Millionen teure Projekt "grünes Licht" .

Rechtsextremist verurteilt

BERLIN, 30. Juli (dpa). Ein 29jähriger Mann, der nach Auffassung des Berliner Landgerichts dem rechtsextremen Umfeld zuzurechnen ist und den Nationalsozialismus bejaht, ist am Donnerstag wegen gefährlicher Körperverletzung und Widerstand zu fünf Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt worden. Der gelernte Fußbodenleger hatte im Februar 1991 einem 28jährigen Türken ein Messer in den Bauch gestoßen und lebensgefährlich verletzt. Der Fall liege an der Grenze zum versuchten Totschlag, sagte die Vorsitzende Richterin.

Der Angeklagte konnte sich nach eigenen Aussagen aufgrund seines Alkoholkonsums zur Tatzeit an den Vorfall nicht erinnern. Vor der Messerstecherei hatte es einen Streit gegeben. Der Türke war zunächst im Auto an dem 29jährigen vorbeigefahren und durch eine Geste beleidigt worden. Als er ihn daraufhin zur Rede stellen wollte, sei er plötzlich angegriffen worden. Bei seiner Festnahme leistete der Täter der Polizei Widerstand.

Ostberlin künftig ohne Abendzeitung

BERLIN (dpa/VWD). Die einzige Abendzeitung der Hauptstadt, der Berliner Kurier am Abend (Auflage 93 000 Exemplare) erscheint heute zum letzten Mal. Das in dem zu Gruner + Jahr gehörenden Berliner Verlag erscheinende Blatt werde zugunsten der seit April 1991 erscheinenden Morgenausgabe eingestellt, erklärt Chefredakteur Wieland Sandmann. Der "Kurier am Morgen" (120 000 Exemplare) erscheine dafür ab Montag mit einem deutlich vergrößerten Umfang und erweitertem Regional- und Serviceteil.

Die Entscheidung sei vor dem Hintergrund eines veränderten Leseverhaltens gefallen. Viele Ostberliner, die vor der Wende die S-Bahnfahrt zum Lesen der Abendzeitung genutzt hätten, seien heute mit dem eigenen Auto unterwegs. Zudem "verschlingt eine Abendzeitung unglaublich viel Geld", sagt Sandmann.

Der Berliner Kurier ist Nachfolger der zu DDR-Zeiten im Berliner Verlag erschienenen BZ am Abend. Seit April 1991 erschien der umbenannte Kurier in einer Morgen- und einer Abendausgabe. Die Erweiterung erfolgte, um im Wettbewerb mit der Ost-Boulevardzeitung Super besser gerüstet zu sein. Sandmann bestätigt, daß die Veränderungen beim Kurier in direktem Zusammmenhang mit der Einstellung der Super-Zeitung am vergangenen Freitag stehe: "Die Märkte sind wieder offen." Ziel sei es, die Morgenausgabe weiter zu stärken.

Franzosen planen Elektroautos in Serie

SAARBRÜCKEN/STUTTGART (dpa/ vwd). Die französischen Konzerne Peugeot Citroën und Renault wollen von 1995 an Elektroautos in Serie produzieren. Nach Angaben der deutschen Peugeot-Tochter ist eine Großfertigung mit mehreren zehntausend Wagen geplant. Die beiden Modelle Peugeot 101 und Citroën AX Eléctrique, die jetzt in Paris vorgestellt wurden, haben eine Reichweite bis zu 160 Kilometer. Ihre Batterien schaffen in 20 Minuten eine Stromaufnahme für 40 Kilometer.

Um die Voraussetzungen für die Produktion und den Einsatz von Elektrofahrzeugen zu ebnen, einigten sich die beiden Unternehmen und der Stromkonzern Eléctricité de France (EdF) in einem Rahmenabkommen auf die Entwicklung eines einheitlichen Systems von Aufladestationen an öffentlichen und privaten Parkplätzen. Bis 1995 sollen in mindestens zehn Gemeinden solche "Tankstellen" entstehen.

Die französische Regierung unterstützt das Vorhaben durch eine besonders günstige Abschreibungsregelung für Firmen, die Elektrofahrzeuge kaufen. Außerdem gibt es Fördergelder im Rahmen eines Innovationsprogramms in den beiden kommenden Jahren. Peugeot Citroën bietet bereits seit 1989 Elektro-Nutzfahrzeuge für Unternehmen und Kommunen an.

Mercedes-Benz will auf der IAA im Herbst nächsten Jahres neue Autos präsentieren, die, wie Vorstandschef Werner Niefer in dieser Woche ankündigte, klein sind und ohne Benzin und Diesel fahren.

"Phantom-Alge" frißt Fische

WASHINGTON, 30. Juli (dpa). Wissenschaftler haben eine bisher unbekannte "Phantom-Alge" entdeckt: Sie vergiftet ganze Fischschwärme und zieht sich danach schnell wieder in den Boden zurück. Die einzelligen Algen aus der Gruppe der sogenannten Dinoflagellaten lebten meist unerkannt im Schlamm des Bodens ostamerikanischer Flußmündungen, schreibt die Meeresbiologin Joann M. Burkholder von der Universität North Carolina in der jüngsten Ausgabe der britischen Wissenschaftszeitschrift "Nature" (Nr. 6385). Von Zeit zu Zeit kommen sie in großer Zahl hervor, geben im Wasser ein starkes Nervengift ab und töten damit Fische. Die Alge lebt von den Fischleichen.

Forscher hatten die Ursache vieler Fischsterben bisher nicht erkannt, da die Algen schnell wieder im Boden verschwanden. Mindestens neun große Fischsterben in der Pamlico-Bay gehen nach Ansicht der Experten auf das Konto der "Phantom-Alge".

FC Barcelona verpflichtete Vucevic

Der FC Barcelona hat den Kroaten Goran Vucevic verpflichtet. Der 21jährige Offensivspieler vom kroatischen Meister Hajduk Split wechselt für eine Ablösesumme von 1,04 Millionen Mark zum spanischen Titelträger.

Fußball-Bundesliga Rückpaß-Kniffe haben keine Chance mehr

Verstöße gegen die neue internationale Rückpaßregel müssen im deutschen Fußball von den Schiedsrichtern ab sofort streng bestraft werden. Diese Anweisung hat der Schiedsrichter-Ausschuß des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Frankfurt an seine Unparteiischen herausgegeben. Nach der Rückpaßregel dürfen die Torhüter einen zurückgespielten Ball nicht mehr mit der Hand aufnehmen.

Demnach werden Verhalten und Spielweise eines Spielers künftig als unsportlich gewertet, wenn sie "nach voller Überzeugung des Schiedsrichters dazu dienen, die Ergänzung der Regel XII zu umgehen". Diese Ergänzung besagt, daß es den Spielern auch untersagt ist, die unerlaubten Rückpässe mit irgendwelchen Tricks - beispielsweise durch Zurückspielen des Balles mit dem Kopf oder dem Knie - zu umgehen.

Der Spieler muß mit einer Verwarnung belegt und mit einem indirekten Freistoß bestraft werden. Nicht erlaubt sind auch "zufällige" Rückspiele, bei denen ein Feldspieler den Ball zwar nicht direkt zurückspielt, aber so, daß dieser den Ball annehmen kann. dpa

61jährige gebar Sohn

MODENA, 31. Juli (dpa). Im Alter von 61 Jahren ist die Norditalienerin Liliana Cantadori jetzt Mutter geworden. Nach einem Kaiserschnitt brachte die Frau in Modena einen Jungen zur Welt, dem es den Meldungen zufolge gut geht. Die Frau hatte sich mit ihrem Mann an einen Spezialisten für künstliche Befruchtung gewandt. Um den Arzt für einen Versuch zu gewinnen, hatte sie sich als zehn Jahre jünger ausgegeben. Erst bei Eintreten der Schwangerschaft erfuhr der Arzt von ihrem wahren Alter.

Somalia-Luftbrücke abgelehnt

NAIROBI, 31. Juli (dpa). Ein hochrangiger US-Experte hat der Forderung von UN-Generalsekretär Butros Ghali widersprochen, wonach in großem Umfang Lebensmittel nach Somalia eingeflogen werden sollen. Eine solche Luftbrücke helfe wenig. Das eigentliche Problem sei die mangelnde Sicherheit in dem vom Bürgerkrieg zerstörten Land, sagte der Direktor des US-Büros für Ausländische Katastrophenhilfe, James Kunder, am Donnerstag in Nairobi.

Die Lagerhäuser im Hafen der somalischen Hauptstadt Mogadischu quellten über vor Lebensmitteln. Gleichzeitig müßten nur wenige Kilometer entfernt Menschen an Hunger sterben, weil die Hilfsgüter wegen des Banditentums nicht verteilt werden könnten. In seinem Bericht an die US-Regierung werde er empfehlen, 500 bewaffnete UN-Soldaten nach Somalia zu schicken, die die Transporte von Hilfsgütern schützen sollten.

Hitzewelle bringt Ozon-Rekorde Werte des in Bodennähe gefährlichen Gases steigen rapide an

HAMBURG, 31. Juli (dpa/sp). Der strahlende Sonnenschein in weiten Teilen Deutschlands hat fast überall die Ozonwerte gefährlich hoch über den für die Gesundheit als kritisch angesehenen Grenzwert von 180 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft ansteigen lassen: Der Spitzenwert wurde, wie berichtet, am Donnerstag nachmittag in Königstein/ Hessen mit 294 Mikrogramm gemessen, gefolgt von Frankfurt-Sindlingen mit 254.

Ozon entsteht bei Sonne aus den Abgasen von Industrie und Autoverkehr. Auch im bayerischen Aschaffenburg wurden 233 Mikrogramm gemessen, in Hannover und Rinteln/Niedersachsen 228. Erhöhte Ozonwerte wurden auch aus Schleswig- Holstein, Berlin, Nordrhein-Westfalen und dem Saarland gemeldet.

In oberen Luftschichten ist das Ozon unverzichtbar, da es die gefährliche UV- Strahlung der Sonne abhält.

Der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen im Niedersächsischen Landtag, Pico Jordan, zweifelt am Sinn der Ozon- Messungen, solange der Veröffentlichung täglicher "Selbstvergiftungsrekorde" keine ernsthaften Konsequenzen folgen. Der Abgeordnete sagte am Freitag in Hannover, in verschiedenen niedersächsischen Regionen überstiegen die gemessenen Werte immer häufiger die Grenzwerte. Doch obwohl die Entstehung des Giftes ebenso bekannt sei wie seine gesundheitsschädigenden Wirkungen, werde "dieser kollektive Suizidversuch" nicht gestoppt. Jordan erinnerte an frühere Vorschläge seiner Partei, bei langanhaltenden Schönwetterperioden vorbeugende Fahrverbote auszusprechen oder in Zeiten erhöhter Ozon-Gefahren Straßen befristet zu sperren. Angesichts der jetzigen "wirklich atemberaubenden Rekorde" erschiene es ihm jedenfalls unsinnig, "die Zahlen in Tabellen und bunten Grafiken zu präsentieren und darauf zu hoffen, daß die Bevölkerung vielleicht vorübergehend etwas weniger tief einatmet".

Bonn: Übergangsfinanzierung für Ost-Kultur auch 1993

POTSDAM. Die ursprünglich auf zwei Jahre befristete Übergangsfinanzierung des Bundes für Substanzerhaltung und Infrastruktur im ostdeutschen Kulturbereich soll 1993 mit 350 Millionen Mark fortgesetzt werden. Das kündigte der Staatsminister im Bundeskanzleramt, Anton Pfeifer (CDU), bei einem Besuch in Potsdam an. Allerdings bedürften die Planungen noch der Zustimmung des Bundestages.

Die ostdeutschen Kulturministerien hatten sich eine Weiterführung der Übergangsfinanzierung in wesentlich größerem Umfang erhofft. Der Brandenburger Kulturminister Hinrich Enderlein (FDP) befürchtet bei den jetzt von Bonn geplanten Zuschüssen drastische Einbrüche in der Ost-Kultur bis hin zu Schließungen von Theatern und Museen.

Pfeifer bekräftigte die Absicht des Bundes, sich an der geplanten Stiftung Staatliche Schlösser und Gärten Berlin- Brandenburg zu beteiligen. Unter dem Dach der gemeinsamen Stiftung sollen im Januar 1993 neben den preußischen Schlössern und Gärten von Potsdam- Sanssouci die Berliner Anlagen Charlottenburg, Klein-Glienicke und die Pfaueninsel sowie die Schlösser Rheinsberg, Königs Wusterhausen, Sacrow und Caputh vereinigt werden.

Nach Angaben Pfeifers wird sich der Bund nicht mit mehr als fünfzig Prozent an der Stiftung beteiligen. Das Volumen der Bundesgelder sollte nicht unter 19,9 Millionen Mark jährlich liegen, sagte der Staatsminister. Das sei die Summe, die der Bund schon in diesem Jahr der Stiftung an Investitionsmitteln zukommen lasse. dpa

Courier und Agassi spielen im Daviscup

Der Weltranglisten-Erste Jim Courier und Wimbledon-Sieger Andre Agassi bestreiten für Davispokal-Rekordgewinner USA die Einzel beim Halbfinale im Daviscup gegen Schweden vom 25. bis 27. September in Minneapolis.

Zahl der Anschläge gestiegen

WASHINGTON, 31. Juli (dpa). Die Zahl der Bomben- und Brandanschläge in den USA ist innerhalb von fünf Jahren um 78 Prozent von 2228 auf 3691 gestiegen. Von 1987 bis 1991 kamen bei den Anschlägen 330 Menschen ums Leben, 2650 erlitten Verletzungen. Der Schaden betrug 303 Millionen Dollar, teilte das Schatzministerium am Donnerstag mit.

Die Zahl der Bombenanschläge stieg von 973 auf 1965 um 102 Prozent an. Brandanschläge nahmen um 145 Prozent von 214 auf 525 zu. Auch Bombendrohungen, die sich als "schlechter Scherz" erwiesen, nahmen von 127 auf 438 zu.

SPD verurteilt Naumanns Pläne für Eingreiftruppe

BONN, 30. Juli (dpa). Die Sozialdemokraten haben den Generalinspekteur der Bundeswehr, Klaus Naumann, wegen seiner Pläne für einen Einsatz deutscher Eingreiftruppen bei internationalen Krisen scharf angegriffen. Der außenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Karsten Voigt, sagte am Donnerstag in Bonn zu den in der Frankfurter Rundschau veröffentlichten Vorstellungen Naumanns, die Bundeswehr dürfe keine Kampfeinsätze außerhalb der NATO vorbereiten.

Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) sagte, die von Naumann dargelegten Planungen für die Aufgaben der "Krisenreaktionskräfte" belegten unmißverständlich, daß die im Grundgesetz festgelegte Aufgabe der Bundeswehr "zur Verteidigung erweitert und auf Kriegsführungspolitik ausgerichtet" werden solle. Naumann hatte dargelegt, daß ab 1995 bis zu 50 000 deutsche Soldaten als Eingreiftruppe aufgestellt werden, die auch für Blauhelm- und Kampfeinsätze außerhalb der NATO abkommandiert werden sollen, sobald darüber politisch entschieden sei.

Die SPD hielt Naumann vor, er greife der Entscheidung der Bundesregierung und des Bundestages vor. Für seine Einsatzplanung fehle ihm jede verfassungsrechtliche Grundlage. Die von Naumann offengelegten Pläne erforderten eine ganz neue technische Ausstattung großer Teile der Bundeswehr. "Sie werden zwangsläufig eine neue Aufrüstungswelle zur Folge haben, die die so oft versprochene Friedensdividende nach dem Wegfall der Blockkonfrontation endgültig zunichte macht", sagte Wieczorek-Zeul. Bei der Sicherheitspolitik der Zukunft dürften aber nicht militärische Einsätze im Vordergrund stehen, sondern humanitäre Hilfsaktionen.

Auch SPD attackiert die Bundesbank

BONN (dpa/VWD). Nach der Kritik des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) an der Zinserhöhung und Geldmengenpolitik der Bundesbank hat auch die SPD die Frankfurter Inflationsbekämpfer attackiert. "Es besteht die Gefahr, daß die Bundesbank eine unkontrollierbare Zinsspirale zu Lasten der Investitionsneigung in Bewegung gesetzt hat", erklärt der währungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Norbert Wieczorek. Nachdem die Notenbank den Diskontsatz von acht auf 8,75 Prozent angehoben, damit der "äußerst labilen Binnenkonjunktur einen Bärendienst erwiesen" und den Aufschwung Ost erschwert habe, müsse sie jetzt dringend ihr Geldmengenkonzept überprüfen, verlangt der Sozialdemokrat.

Die Geldmenge M 3 ist seiner Meinung nach angesichts der Vereinigungsturbulenzen "nicht als aussagefähige Bezugsgröße für zu erwartende Preissteigerungen geeignet". Die Aufblähung von M 3 liege "im Bereich der Termineinlagen", weniger in Liquiditätspräferenzen der Anleger, und sei in hohen Zinserträgen bei kurzfristigen Geldanlagen begründet. Im übrigen wäre, meint Wieczorek, eine forcierte Mindestreservepolitik besser gewesen als die Diskontsatzerhöhung. Die Bundesbank zwinge die westeuropäischen Partner zu überhöhten Zinsen, was sich zu Lasten von deren Binnenkonjunktur auswirke und verringerte Aufträge an deutsche Lieferanten auslöse.

Heiße Luft

BONN, 30. Juli (dpa). Mit einem Heißluftballon geht die Bundeswehr auf Reklamefeldzug. Wie ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am Donnerstag in Bonn mitteilte, wird der Ballon mit den Bundesfarben Schwarz-Rot-Gold und einem Eisernen Kreuz als Symbol in den nächsten Monaten über Deutschland fliegen, um Zeitsoldaten zu werben.

Der Ballon werde am Montag von der Parlamentarischen Staatssekretärin im Verteidigungsministerium, Ingrid Roitzsch (CDU), in der Bonner Rheinaue "getauft", hieß es. Er werde von geschulten Soldaten gefahren.

US-Gericht untersagt Haitianer-Abschiebung

NEW YORK, 30. Juli (AFP). Ein Berufungsgericht in New York hat die Politik der US-Regierung für unzulässig erklärt, Flüchtinge aus Haiti ohne Anhörung in ihre Heimat zurückzubringen.

Die Richter erließen am Mittwoch eine einstweilige Anordnung, die der US-Küstenwache untersagt, Flüchtlinge nach Haiti zurückzubringen, wenn ihr "Leben und ihre Freiheit" dort bedroht sind. Mehr als 35 000 Menschen sind in meist seeuntüchtigen Booten von Haiti nach Florida geflohen, seit der demokratisch gewählte Präsident Jean-Bertrand Aristide im September 1991 vom Militär gestürzt wurde.

US-Präsident George Bush hatte die Küstenwache im Mai angewiesen, alle Bootsflüchtlinge auf dem Meer abzufangen und direkt nach Haiti zurückzuschikken, nachdem das Flüchtlingslager in Guantanamo, dem US-Stützpunkt auf Kuba, überfüllt war. Durch den Richterspruch wird der Fall an ein Gericht in New York zurückverwiesen, das die Entscheidung Bushs im Juni für Rechtens erklärt hatte.

Dieser Richter hatte sein Urteil damit begründet, daß juristische Argumente gegen die Flüchtlingspolitik nicht für internationale Gewässer gelten würden. Das Berufungsgericht entschied jedoch, im Einwanderungsgesetz sei klar geregelt, daß die US-Behörden an keinem Platz der Erde Ausländer ihren Verfolgern ausliefern dürften.

Anwälte haitianischer Flüchtlinge begrüßten das Urteil. Es sei eine der Grundlagen der Menschenrechte, daß ein Land Flüchtlinge nicht der Unterdrückung ausliefere, sagte Lucas Guttentag von der Amerikanischen Union für Bürgerliche Freiheiten. Die meisten Haitianer begründen ihre Flucht mit der Verfolgung durch die Armee und Polizei in dem Inselstaat. Nach der Argumentation der Bush-Regierung kommen sie jedoch aus rein wirtschaftlichen Gründen über das Meer.

Eine Million Flüchtlinge kehren zurück

ISLAMABAD, 30. Juli (AFP). Rund eine Million Afghanen, die während des 14 Jahre dauernden Bürgerkriegs nach Iran und Pakistan geflüchtet waren, sind wieder in ihre Heimat zurückgekehrt. Das sagte der UN-Sondergesandte für die Rückführung der afghanischen Flüchtlinge, Nicholas Morris, am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP in Islamabad. Rund 800 000 Flüchtlinge seien seit Anfang des Jahres allein aus Pakistan nach Afghanistan zurückkehrt, das sei eine der größten Rückkehrbewegungen in der Moderne. Nach den Angaben des Hohen Flüchtingskommissariats der UN (UNHCR) seien zudem aus Iran rund 200 000 der ungefähr drei Millionen afghanischen Flüchtlinge nach Hause zurückgekehrt.

Brände rund um Tschernobyl

KIEW, 30. Juli (AFP). In der nach der Reaktorkatastrophe radioaktiv verseuchten Region um das Atomkraftwerk Tschernobyl sind am Mittwoch rund 600 Hektar Wald und Felder durch Brände vernichtet worden. Der britische Rundfunksender BBC berichtete unter Berufung auf das ukrainische Fernsehen, die Brände seien "fast vollständig" unter Kontrolle gebracht worden, bevor die Flammen das Gelände des Atomkraftwerkes erreicht hätten. Nach Angaben des Innenministeriums in Kiew brach das Feuer am Dienstag abend rund 15 Kilometer entfernt vom Atomkraftwerk aus und breitete sich durch heftige Winde angefacht rasch weiter aus. Grund für die Brände sei die anhaltende Dürre sowie die Hitzeperiode der letzten Tage gewesen.

Rabin öffnet Araber-Zentrum

JERUSALEM, 30. Juli (AFP). Das vom prominenten Palästinenserführer Faisal Husseini geleitete arabische Studienzentrum in Ost-Jerusalem ist am Mittwoch wiedereröffnet worden, nachdem es auf Erlaß der israelischen Behörden vier Jahre lang geschlossen war. Der Generalsekretär des Zentrums, Ischak Budejri, teilte am Mittwoch abend mit, die israelische Polizei habe keinerlei Nachricht gegeben, daß die jeweils ein Jahr lang gültige Schließungsanweisung verlängert werde. Daher hätten die 25 Angestellten ihre Arbeit zur Erforschung und Dokumentation der Geschichte des palästinensischen Volkes wieder aufgenommen.

Budejri erinnerte daran, daß das Zentrum auf Anweisung des jetzigen Ministerpräsidenten Yizhak Rabin geschlossen worden war, als dieser Verteidigungsminister war. Das israelische Fernsehen wertete die Wiedereröffnung als versöhnliche Geste Rabins an die palästinensische Delegation bei den Nahostverhandlungen, die von Husseini geleitet wird.

Brasiliens Präsident soll gehen

RIO DE JANEIRO, 31. Juli (AFP). Die brasilianischen Oppositionsparteien haben sich darauf geeinigt, ein Verfahren zur Amtsenthebung gegen Präsident Fernando Collor de Mello einzuleiten. Collor soll in Korruptionsfälle verwickelt sein und Gelder veruntreut haben. Der Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei (PSDB), Tasso Jereissati, sagte, auch Mitglieder des Kabinetts von Collor und Abgeordnete der Regierungspartei seien bereit, einen Antrag auf Amtsenthebung zu unterstützen.

Ein Parlamentsausschuß untersucht derzeit Korruptionsvorwürfe gegen den Unternehmer Paulo Cesar Farias. Farias, der Schatzmeister von Collors Präsidentschaftskampagne war, steht in dem Verdacht, seine Geschäfte mit Mitteln der illegalen Einflußnahme und Bestechung gefördert zu haben. Collor wiederum wird vorgeworfen, er habe die mutmaßlichen Machenschaften seines Freundes stillschweigend geduldet. Nach Ansicht von Jereissati erbrachte der Untersuchungsausschuß eindeutige Beweise für ein unrechtmäßiges Vorgehen des Präsidenten. Collor habe sich nicht wie ein Präsident, sondern wie ein Mafiachef verhalten.

Diestel "in CDU fehl am Platz"

BONN, 31. Juli (AFP). Die ostdeutschen Landesverbände der Jungen Union (JU) haben den brandenburgischen CDU-Politiker Peter Michael Diestel aufgefordert, die Partei endlich zu verlassen. "Wer gemeinsam mit der PDS Unzufriedenheit schürt und Gräben vertieft, anstatt zu gemeinsamer Aufbauarbeit zu motivieren und die Spaltung zu überwinden, ist in der Partei, die sich in besonderer Weise der Einheit Deutschlands verschrieben hat, fehl am Platz", heißt es in einer Erklärung der fünf Landesvorstände der CDU-Nachwuchsorganisation, die am Donnerstag in Bonn veröffentlicht wurde.

Diestel hat gemeinsam mit dem PDS- Vorsitzende Gregor Gysi zur Gründung von "Komitees für Gerechtigkeit" aufgerufen, um die Interessen der Ostdeutschen stärker ins Blickfeld der Politik zu rücken. Die ostdeutschen JU-Landesvorstände warfen Diestel vor, "in trauter Zweisamkeit mit der PDS" der brandenburgischen CDU schaden zu wollen.

Kurz gemeldet: Erste Auslandsbotschaft Weißrußlands

WARSCHAU, 30. Juli (AFP). Weißrußland hat in Warschau seine erste ausländische Botschaft eröffnet. Der weißrussische Botschafter Wladimir Senko überreichte Polens Präsident Lech Walesa am Mittwoch sein Beglaubigungsschreiben, wie am Donnerstag bekannt wurde.

UN fordern Wiederaufnahme der Falkland-Gespräche

NEW YORK, 31. Juli (AFP). Argentinien und Großbritannien sind jetzt vom Entkolonisierungsausschuß der Vereinten Nationen (UN) aufgefordert worden, die Gespräche über die Falkland-Inseln "so schnell wie möglich" wieder aufzunehmen. Die vom Kolonialismus geprägte Situation der Falkland-Inseln (Malwinen) müsse beendet werden.

Die Inselgruppe im südlichen Atlantik war 1833 von Großbritannien besetzt und zur Kronkolonie erklärt worden. Im April 1982 hatte Argentinien, das Anspruch auf die Falkland-Inseln erhebt, die Inselgruppe besetzt. Zwei Monate später eroberten britische Landetruppen die Falkland-Inseln zurück. Der britische Botschafter in Buenos Aires, Humphrey Maud, äußerte sich am Mittwoch zuversichtlich, daß es zu einem "freundschaftlichen Abkommen" über die Erdölförderung auf den Malwinen kommen werde. Großbritannien hatte angekündigt, einseitig mit der Förderung zu beginnen, falls es zu keiner Übereinkunft mit Argentinien komme.

Waffenverkauf per Telefax

MALMÖ, 30. Juli (AFP). Per Telefax ist einem schwedischen Sportwaffenhändler ein ganzes Arsenal von russischem Kriegsgerät zum Kauf angeboten worden. Wie die schwedische Tageszeitung "Sydsvenska Dagbladet" am Donnerstag berichtete, gehörten zu der Offerte das neue russische Jagdflugzeug MIG-29, das Stück für zwei Millionen Dollar (rund 2,9 Millionen Mark), der Kampfhubschrauber MI-8 für 1,7 Millionen Dollar und "neue" Panzer für rund 50 000 Dollar. Hinter dem Angebot sollen dem Bericht zufolge tschechoslowakische Waffenhändler stehen. "Ich habe gar keine Erlaubnis für einen Handel auf dieser Ebene, ich würde sie auch nicht bekommen", sagte der Sportwaffenhändler dem Blatt. Der schwedische Militärexperte Dag Toernblom zeigte sich dagegen weniger überrascht: "Der Handel mit russischen Waffen blüht", sagte Toernblom. Europa werde mit schwerem Kriegsmaterial aus dem Osten regelrecht überschwemmt.

Hinweise auf zweite Hilfsaktion Aufnahme weiterer 5000 Bosnien-Flüchtlinge zeichnet sich ab

BONN/GENF, 30. Juli (dpa/epd/AFP). Eine Woche nach der Ankunft von über 5000 bosnischen Kriegsflüchtlingen in Deutschland zeichnet sich eine zweite Aufnahmeaktion ab. Im Bundesinnenministerium werden am heutigen Freitag Listen mit noch zur Verfügung stehenden Kapazitäten der Bundesländer erwartet. Danach soll über die weitere Aufnahme von etwa 5000 Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien entschieden werden, teilte Ministeriumssprecher Roland Bachmeier am Donnerstag mit.

Auch das Deutsche Rote Kreuz bereitet sich darauf vor, am Wochenende erneut Kriegsflüchtlinge nach Deutschland zu holen. Die Bundesbahn plant, am Sonntag nachmittag einen ersten Sonderzug nach Kroatien zu schicken.

Innenminister Rudolf Seiters (CDU) hatte die Bereitschaft der Bundesrepublik zur weiteren Aufnahme von bedrohten Menschen auf der Genfer Flüchtlingskonferenz angekündigt, nachdem sich der Bonner Wunsch nach Aufnahme von Flüchtlingen bei den übrigen EG- Staaten nicht voll durchsetzen konnte. Auf der Konferenz wurde finanzielle Hilfe von etwa 170 Millionen Mark zugesagt.

Als einen Skandal bezeichnete der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Schnoor (SPD) die Weigerung europäischer Staaten, bosnische Flüchtlinge aufzunehmen. Ihn erinnere diese Weigerung an die Haltung des Auslands gegenüber Juden, als sie dort auf der Flucht vor der Naziverfolgung "an die Türen geklopft haben". Dagegen verteidigte die britische Regierung ihre Auffassung, daß die Flüchtlinge vor allem auf dem Balkan untergebracht werden sollten.

Ein Lenkungsausschuß der Vereinten Nationen (UN), der über Hilfsmaßnahmen für Flüchtlinge beraten soll, hat am Donnerstag in Genf seine Arbeit aufgenommen. Die Sprecherin des UN-Flüchtlingskommissariats, Sylvana Foa, sagte in Genf, international kontrollierte Sicherheitszonen im Kriegsgebiet sollten eine weitere Vertreibung von religiösen und ethnischen Minderheiten stoppen. Die Einrichtung solcher Zonen sei im Lenkungsausschuß "mit großem Interesse" aufgenommen worden.

Frankreichs "Katalog der Kataloge"

PARIS. Sämtliche gedruckten Veröffentlichungen Frankreichs seit dem 15. Jahrhundert, die in der "Bibliotheque Nationale" in Paris, in den Universitätsbibliotheken und den großen städtischen Bibliotheken aufbewahrt werden, sollen bis 1995 in einem elektronischen Katalog erfaßt werden. Der "Katalog der Kataloge" nach dem Muster des amerikanischen "National Union Catalogue" wird nach Angaben von Kulturminister Jack Lang zunächst fünf bis sechs Millionen und längerfristig über zehn Millionen Vermerke enthalten und in den meisten Bibliotheken, aber auch zu Hause über das Bildschirmtextsystem "Minitel" abrufbar sein. AFP

Hiebe für Schildkrötenfreunde

ATHEN, 31. Juli (AFP). Zwei Aktivisten der Umweltschutzgruppe Greenpeace, darunter ein Deutscher, sind jetzt auf der griechischen Insel Zante von Einheimischen mit Eisenstangen angegriffen und daraufhin zusammen mit einem der Angreifer von der Polizei festgenommen worden. Wie ein Greenpeace-Mitarbeiter AFP berichtete, verteilten die Aktivisten auf der Insel im Nordwesten Griechenlands Flugblätter, in denen sie den Schutz einer seltenen Seeschildkrötenart forderten.

Sowohl die Aktivisten als auch einer der Angreifer, der nach Greenpeace- Informationen schon öfter auf Umweltschützer losgegangen sei, mußten die Nacht auf der Polizeiwache verbringen, ehe sie am Donnerstag morgen freigelassen wurden. Die Staatsanwaltschaft habe noch keine Anklage erhoben.

Flüchtlinge kehren zurück

ISLAMABAD, 31. Juli (AFP). Eine Million afghanische Flüchtlinge sind seit Jahresanfang in ihre vom Bürgerkrieg zerstörte Heimat zurückgekehrt. Das teilte der UN-Sondergesandte für die Rückführung der afghanischen Flüchtlinge, Nicholas Morris, in Islamabad mit. Morris sprach von einer der größten Rückkehrbewegungen der Gegenwart. Drei Millionen Afghanen hatten während des 14 Jahre dauernden Bürgerkriegs im Nachbarland Pakistan Zuflucht gefunden. Falls die Rückkehrwelle weiter anhält, rechnet das UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) damit, daß bis Jahresende alle afghanischen Flüchtlinge aus Pakistan in ihre Heimat zurückgekehrt sind. Allein in der vergangenen Woche hätten 20 000 Afghanen den Chaiber-Paß überquert, der Afghanistan und Pakistan trennt. 200 000 Flüchtlinge kehrten seit Jahresanfang aus Iran zurück.

Baby zum Kauf angeboten

ATHEN, 30. Juli (AFP). Eine 37jährige Albanerin, die ihr Baby für umgerechnet 3675 Mark verkaufen wollte, ist in Athen festgenommen worden. Das teilten Justizbeamte am Donnerstag mit. Die Mutter des zwei Monate alten Mädchens war Anfang der Woche mit dem Säugling und ihrem neunjährigen Sohn heimlich nach Griechenland eingereist. Sie vertraute der Besitzerin des Hotels, in dem sie wohnte, ihre Absicht an, das Baby zu verkaufen. Die Hoteleigentümerin wandte sich daraufhin an die Polizei.

In den griechischen Medien wird häufig von Babyhandel zwischen Griechenland und dem verelendeten Albanien berichtet.Abtreibungspille gegen Krebs

WASHINGTON, 30. Juli (AFP). Ein an Gehirnkrebs leidender Patient hat am Mittwoch von der US-amerikanischen Zulassungsbehörde für Medikamente (FDA) die Erlaubnis erhalten, die umstrittene Abtreibungspille RU 486 zu benutzen. David Grow hatte vor einem Parlamentsunterausschuß am Dienstag erklärt, daß die Einnahme der Abtreibungspille sein Leben verlängern könne. "Es gibt für mich keine Behandlungsalternative."

Befürworter der umstrittenen Abtreibungspille betonen, daß das Präparat auch zur Behandlung von Tumoren eingesetzt werden könne. Das FDA hat RU 486 in den USA bisher nicht zugelassen und erst kürzlich einer schwangeren US-Amerikanerin die Benutzung verboten.Wieder Journalist getötet

ANKARA, 30. Juli (AFP). Der türkische Journalist Cetin Abayay, auf den Unbekannte am Mittwoch geschossen hatten, ist am Donnerstag an seinen Verletzungen gestorben. Das teilten die türkischen Behörden mit. In der südosttürkischen Stadt Batman sei auf offener Straße auf den Journalisten gefeuert worden, hieß es weiter. Dabei sei Abayay am Kopf getroffen worden. Abayay, der für die Monatszeitung "Ozgur Halk" arbeitete, ist der sechste Journalist, der seit Jahresanfang in der Türkei ermordet wurde.

Opfer fordern lebenslang

SAARBRÜCKEN, 30. Juli (AFP). Die Vereinigung der Opfer des Stalinismus hat eine lebenslange Freiheitsstrafe für den früheren DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker gefordert. Außerdem müsse gegen seine Frau, die ehemalige DDR-Volksbildungsministerin Margot Honecker, sofort Anklage erhoben werden, sagte der Verbandsvorsitzende Richard Knöchel am Donnerstag im Saarländischen Rundfunk. Gleichzeitig warnte Knöchel davor, Honecker zum Märtyrer werden zu lassen. Deshalb sollte er bei einer lebenslangen Freiheitsstrafe frühzeitig begnadigt werden, allerdings "nicht vor vier bis sechs Jahren".

Tote bei Explosion in Israel

TEL AVIV, 30. Juli (AFP). Bei der Explosion einer Waffenfabrik nördlich von Tel Aviv sind am Donnerstag morgen mindestens zwei Menschen getötet und 50 weitere verletzt worden. Wie Vertreter der staatlichen Rüstungsindustrie mitteilten, ereignete sich die Explosion in der Ortschaft Herstlia, nachdem während eines "Tests" ein unterirdisches Lager mit Explosivstoffen in Brand geraten sei. Ein AFP-Fotograf berichtete, zahlreiche Fabrikgebäude seien durch die Explosion völlig zerstört. Auch ungefähr 500 Häuser in der Umgebung der Waffenfabrik wurden durch die Druckwelle beschädigt.

Bereits am 21. Juni waren bei einer Explosion in einer Rüstungsfabrik in Israel zwei Menschen getötet und sieben weitere verletzt worden. Die Regierung hatte daraufhin beschlossen, alle Waffenfabriken in die Negev-Wüste im Süden des Landes zu verlegen.

LKA beklagt Zerstörungswut

SCHWERIN, 30. Juli (AFP). In Mecklenburg-Vorpommern werden immer mehr Straftaten verübt. Im ersten Halbjahr 1992 sei die Zahl der gemeldeten Delikte erheblich gestiegen, teilte der Leiter des Landeskriminalamtes (LKA), Siegfried Kordus, am Donnerstag in Schwerin mit. In diesem Zeitraum wurden 66 700 Delikte registriert. Hochgerechnet für das gesamte Jahr ergeben sich daraus 6900 Straftaten pro 100 000 Einwohner. 1991 habe die Quote dagegen noch bei 5050 gelegen. Schleswig-Holstein verzeichne rund 9000 Straftaten pro 100 000 Einwohner.

Rund 40 Prozent der ermittelten Tatverdächtigen sind Kinder, Jugendliche und Heranwachsende bis 21 Jahren. Bei ihnen sei eine zunehmende Gewaltbereitschaft festzustellen. So würde bei Einbrüchen nicht nur geklaut, sondern die gesamte Ladeneinrichtung "sinnlos zerstört". Diese Tendenz sei auch bei Körperverletzungen festzustellen.

Fernfahrer nach Angriff auf deutsche Touristen verurteilt

PARIS, 30. Juli (AFP). Wegen ihres brutalen Angriffs auf deutsche Urlauber in den französischen Alpen während der großen Straßenblockaden Anfang Juli sind vier Fernfahrer am Donnerstag vom Gericht in Bonneville (Savoyen) zu Geldstrafen zwischen umgerechnet 1950 und 3000 Mark sowie Entzug der Fahrerlaubnis für die Dauer von zwei bis drei Monaten verurteilt worden. Die drei Männer und eine Frau waren wegen Verkehrsbehinderung, vorsätzlicher Körperverletzung und Beschädigung von Privateigentum angeklagt. Die Deutschen hatten laut Justizangaben keine Anzeige erstattet.

Im Zuge der Straßensperren aus Protest gegen die Einführung eines Strafpunktesystems für Führerscheine waren die Urlauber aus Freising (Bayern) Opfer gewalttätiger Fernfahrer geworden, als sie bei Cluses in Hochsavoyen auf dem Seitenstreifen eine im Schneckentempo fahrende Lkw-Kolonne überholten. Ein Laster verfolgte den Wagen, und als dieser vor der herabgelassenen Schranke einer Autobahnzahlstelle halten mußte, schlugen drei Fernfahrer und eine Frau mit einer Eisenstange auf das Fahrzeug ein, rissen Scheibenwischer und Rückspiegel ab.

Tausende neuer Brandenburger

SCHWERIN, 30. Juli (AFP). 12 000 Bürger in 22 Gemeinden wechseln am Samstag von Mecklenburg-Vorpommern nach Brandenburg. Gleichzeitig werden 1200 bisherige Brandenburger in zwei Gemeinden und zwei Ortsteilen zukünftig Mecklenburger. Brandenburgs Sozialministerin Regine Hildebrandt (SPD) und Mecklenburg-Vorpommerns Justizminister Herbert Helmrich (CDU) tauschten am Donnerstag in Schwerin die Ratifizierungsurkunden der entsprechenden Staatsverträge aus. Die Gemeinden hatten in Volksabstimmungen für den Wechsel ins andere Bundesland gestimmt.

Tausende von russischen Soldaten ohne Wohnung

MOSKAU, 31. Juli (AFP). Weil keine entsprechenden Wohnungen für sie zur Verfügung stehen, sind 104 600 Angehörige der russischen Armee gezwungen, mit ihren Familien in Kasernen zu leben. Dies meldete die Moskauer Nachrichtenagentur Itar-Tass unter Berufung auf das russische Verteidigungsministerium.

Durch den baldigen Abzug russischer Truppen aus den unabhängig gewordenen Republiken der ehemaligen Sowjetunion dürfte sich diese Zahl sehr bald verdoppeln. Ein Ausschuß des Verteidigungsministeriums hatte am Mittwoch das Komitee zum sozialen Schutz der Armeeangehörigen aufgefordert, der russischen Regierung bis zum 15. Oktober ein Programm zur Unterbringung der Soldaten vorzulegen.

Irak an den Pranger gestellt Saddams Armee bombardiert Dörfer im Süden des Landes

GENF, 31. Juli (AFP/Reuter). Der Berichterstatter für Menschenrechtsfragen in Irak bei den Vereinten Nationen (UN), Max van der Stoel, hat die Regierung in Bagdad beschuldigt, sie habe ihre militärischen Kampfeinsätze im Süden Iraks erheblich ausgeweitet. In einer UN-Erklärung von Donnerstag rief der frühere niederländische Außenminister die irakische Führung zur "sofortigen Einstellung" des Militäreinsatzes auf.

Van der Stoel beschuldigte Irak, direkte militärische Angriffe gegen die schiitische Zivilbevölkerung im Süden des Landes zu führen. Ganze Dörfer würden dort von der irakischen Armee bombardiert. Angesichts der anhaltenden schweren Menschenrechtsverletzungen seien Sofortmaßnahmen dringend erforderlich. Stoel forderte die Entsendung von UN-Beobachtern in alle Teile Iraks.

In dem Bericht heißt es weiter, südwestlich der Stadt Amara in den Sumpfgebieten des Schatt-el-Arab seien in beträchtlicher Zahl Truppen zusammengezogen worden. Eine Videoaufzeichnung belege, daß Iraks Ministerpräsident im vergangenen Jahr mehrere Offiziere angewiesen habe, drei schiitische Stämme dort "auszulöschen". Es gebe verläßliche Informationen darüber, daß Bagdad eine "Aggressionspolitik" gegen die Bewohner im Süden betreibe. Er habe dies in einem Schreiben an Iraks Außenministerium dargelegt, sagte van der Stoel.

Unterdessen teilte das US-Verteidigungsministerium mit, die Führung in Bagdad habe Angriffe im Süden und im Norden Iraks ausgeweitet. Pentagon-Sprecher Pete Williams bezeichnete die Militäroperationen im Norden und im Süden Iraks als "Anstrengungen, um die Zivilbevölkerung einzuschüchtern".

Die Operationen hätten in den vergangenen Wochen deutlich zugenommen. Am 23. Juli seien schiitische Stellungen im Süden bombardiert worden. Dies sei der einzige Vorfall gewesen, bei dem auch Kampfflugzeuge eingesetzt wurden. Bei anderen Angriffen hätte die irakische Armee Kampfhubschrauber gegen die Schiiten eingesetzt.

Sicherheitsrisiko bei 37 US-Reaktoren

WASHINGTON, 31. Juli (AFP). In mindestens 37 US-Atomreaktoren besteht nach Angaben der US-Aufsichtskommission für die Atomreaktoren die Gefahr, daß ein entscheidendes Warnsystem im Ernstfall nicht funktioniert.

In einer am Donnerstag veröffentlichten Erklärung forderte sie deshalb, die Reaktorbetreiber müßten innerhalb von 30 Tagen verläßliche Zwischenlösungen finden und innerhalb von zwei Wochen einen Plan für die langfristige Behebung des Sicherheitsrisikos vorlegen.

Der Fehler in dem Warnsystem beruht nach der Erklärung der Kommission darin, daß bei einem Störfall das drohende Schmelzen des Reaktorkerns nicht signalisiert würde.

Das Schmelzen des Reaktorkerns gilt als der Größte Anzunehmende Unfall (GAU), da er zur Freisetzung großer Mengen radioaktiver Stoffe führen kann.

Als unmittelbare Maßnahme zur Verhinderung einer Katastrophe wurde verlangt, daß die Beschäftigten für schnelle Eingriffe geschult werden. Außerdem müsse für große Wasservorräte und eine Überprüfung der Meßgeräte in den Reaktoren gesorgt werden. Der Fehler im Warnsystem war Anfang Juli bei Routinearbeiten im Atomkraftwerk Millstone 1 im US-Bundesstaat Connecticut bemerkt worden.

Erneut Polizist in Algerien erschossen

ALGIER, 31. Juli (AFP). In Algerien reißen die Attentate gegen Polizisten nicht ab. In einem Vorort der Hauptstadt Algier wurde am Donnerstag abend ein Sicherheitsbeamter auf seinem Heimweg von einem Mordkommando vom fahrenden Auto aus erschossen. Passanten konnten einen der drei Angreifer festhalten, als diese nach einem Auffahrunfall zu Fuß weiterflüchten mußten. Bereits am Dienstag war ein Polizeioffizier in Ain Taya, rund 30 Kilometer östlich von Algier, von Unbekannten auf offener Straße ermordet worden. Seit Ausrufung des Ausnahmezustands in Algerien am 9. Februar wurden bereits rund hundert Polizisten getötet. Die Behörden vermuten, daß die Attentate auf das Konto islamischer Fundamentalisten gehen.

Rattenplage in St. Petersburg

MOSKAU, 31. Juli (AFP). St. Petersburg wird zur Zeit von einer Rattenplage heimgesucht, die nach Ansicht der Behörden zum Ausbruch von Seuchen führen kann, wenn sie nicht schleunigst bekämpft wird. Wie das russische Fernsehen am Donnerstag berichtete, ernähren sich die Ratten vor allem von Abfällen, die seit Wochen auf offener Straße verrotten. Die Bewohner wurden aufgerufen, die Abfallbeseitigung selbst in die Hand zu nehmen, um der Plage Herr zu werden. Für die Nager sei die zweitgrößte Stadt Rußlands inzwischen zu einem wahren Schlaraffenland geworden, da zudem der Preis des Rattengiftes um das Zehnfache gestiegen und somit für viele Leute unerschwinglich geworden sei, hieß es in dem Fernsehbericht weiter.

Dem 59er und 76er vergleichbar? Was Weinbauexperten raten

GEISENHEIM. Die deutschen Winzer könnten in diesem Jahr einen goldenen Schnitt machen. Ihre Rebstökke wurden von der Sonne verwöhnt und hängen überreich voll junger Trauben. Auf ergiebigen Böden und bei ertragreichen Rebsorten sollten daher die Winzer einen Teil dieser Trauben schon in diesen Tagen und damit lange vor dem Herbst wegschneiden, raten Weinbauexperten und Winzerorganisationen. So ließe sich die Qualität der übrigen Trauben steigern und einem Überangebot entgegenwirken.

Wenn das Wetter bis zur Lese mitspielt, steht den Winzern ein außergewöhnlicher Jahrgang wie der von 1976 oder 1959 ins Haus, heißt es von der Forschungsanstalt für Weinbau, Gartenbau, Getränketechnologie und Landespflege in Geisenheim im Weinbaugebiet Rheingau.

Die Reben hätten einen Wachstumsvorsprung von Durchschnittsjahren von zwei bis drei Wochen, berichtet ergänzend das Deutsche Weininstitut in Mainz. Schon im Vorjahr hatten die Stöcke nach Darstellung der Experten dank günstiger Witterung gute Ansätze für dieses Jahr entwikkelt, so daß sich viele Trauben ausbilden konnten.

Die Blüte in diesem Jahr sei optimal verlaufen, es habe zur üppigen Sonne ausreichend Regen gegeben, die Beeren seien schon erstaunlich dick und wiesen gute Werte bei den Gehaltsstoffen auf.

Angesichts dieser günstigen Umstände reiche der Schnitt im Winter, mit dem die Winzer das Holz des Vorjahres zurückschneiden und in etwa Menge und Qualität des künftigen Weins bestimmen, zur "Feinsteuerung" des Ertrages nicht aus, erklärte Prof. Wilhelm Kiefer von der Forschungsanstalt Geisenheim (Rheingau-Taunus-Kreis). Daher sollte gegebenenfalls noch einmal "ausgedünnt" und ein Drittel bis zur Hälfte der Trauben weggeschnitten werden.

Der Verzicht auf die jeweils am schwächsten ausgebildeten Trauben oder - beim Rotwein - auf diejenigen, die zuletzt Farbe bilden, erhöhe nicht nur die Qualität, sondern schone auch den Stock für das kommende Jahr.

Der Schnitt muß laut Kiefer gemacht werden, bevor die Beeren weich werden und damit anzeigen, daß sich in ihnen Fruchtzucker bildet - meist im August, in diesem Jahr früher. Beim Rotwein zeigt der Beginn der Farbbildung den spätesten Zeitpunkt für den Schnitt an.

Wie stark die Witterung die Erträge beeinflußt, läßt sich, so Kiefer, am Gewicht der einzelnen Trauben zeigen: Während die Traube eines Müller-Thurgau-Stocks normalerweise 150 Gramm wiege, könnten es in diesem Jahr 180 bis 200 Gramm sein.

Die Weinexperten hoffen, daß der Rat zum Schnitt nicht ungehört verhallt. Vor zehn Jahren noch hätten die Winzer mehr auf die Menge geachtet, inzwischen setzten viele stärker auf Qualität, meinen die Experten in Geisenheim. Außerdem müssen die Winzer auf die inzwischen geltenden Hektar-Höchsterträge achten.

Letzlich gilt vor allem aber die alte Regel der Winzer, nach der ein Jahrgang erst dann endgültig beurteilt werden kann, wenn er im Faß ist. Bis dahin können ihnen noch Kälte, Nässe und Weinschädlinge wie der "Sauerwurm" das Winzerleben sauer machen. MICHAEL BIERMANN (dpa)

Täglich werden 1000 Zweiräder gestohlen

MAINZ, 30. Juli (lrs). Täglich verschwinden bundesweit rund 1000 Zweiräder, die meisten davon "auf Nimmerwiedersehen". Besonders gefragt seien hochwertige Fahr- und Motorräder, die beim Hehler den größten Gewinn versprechen, teilte das Landeskriminalamt (LKA) Rheinland-Pfalz am Donnerstag in Mainz mit. Im kriminalpolizeilichen Vorbeugungsprogramm kritisiert die Polizei, die meisten Täter hätten es recht leicht, an ihre Beute zu gelangen. Die Mehrzahl der Räder sei nur unzureichend gesichert. Wer nicht zu Fuß nach Hause gehen wolle, sollte daher den Rahmen - möglichst samt Vorder- oder Hinderrad - mit einer Stahlkette oder einem Stahlbügel an einem festverankerten Gegenstand anschließen. Diese Vorsichtsmaßnahme gelte selbst bei kürzester Abwesenheit. Sparen an der falschen Stelle könnte Radler und Motorradfahrer teuer zu stehen kommen.

Die Polizei warnt auch davor, Werkzeug in einer unverschlossenen Satteltasche zu deponieren. Dies erleichtere einem Dieb, Teile abzumontieren. Zur leichteren Identifizierung gestohlener Zweiräder sei auf die Rahmennummer zu achten, die im Falle eines Diebstahls bei der Polizei vorgelegt werden könne.

Ausbildung für junge Thüringer

20 Jugendliche aus Thüringen werden von September an in verschiedenen Handwerksbetrieben im Landkreis Limburg-Weilburg Lehrstellen antreten. Die aus dem Kreis Greiz stammenden Lehrlinge wurden vom Berufsförderungsverein des Kreises Limburg-Weilburg vermittelt. "Damit helfen wir der heimischen Wirtschaft, die händeringend Lehrlinge sucht und bieten zugleich Greizer Jugendlichen gute Chancen für qualifizierte Ausbildungen", sagte der Vereinsvorstand, Landrat Manfred Fluck. Im Landkreis gibt es nach Auskunft von Fluck rund 800 offene Lehrstellen. Der Berufsförderungsverein beschaffte den jungen Leuten außerdem Wohnungen und unterstützt sie finanziell.

Mehr ausländische Arbeitnehmer in Hessen

FRANKFURT A. M. In Hessen haben Ende September vergangenen Jahres rund 224 600 Ausländer gearbeitet. Das waren etwa 45 000 oder 25 Prozent mehr als 1985, aber nur etwa 300 mehr als 1980, teilte das hessische Landesarbeitsamt mit. Der Anteil der ausländischen Arbeitnehmer an der Gesamtbeschäftigtenzahl lag 1991 bei etwa zehn Prozent, rund 0,8 Prozent mehr als vor sechs Jahren. 1980 kamen mehr als elf Prozent der Arbeitnehmer in Hessen aus anderen Staaten.

Gleichzeitig waren im ersten Halbjahr dieses Jahres 5610 oder 31 Prozent mehr Ausländer arbeitslos als im Vergleichzeitraum 1991. Die Arbeitlosenquote der ausländischen Beschäftigten kletterte dadurch um 1,8 Prozent auf etwa zehn Prozent; die allgemeine Quote nahm im selben Zeitraum um 0,5 Prozent zu.

Die meisten Arbeitnehmer ohne deutschen Paß sind im Verarbeitenden Gewerbe (93 930) und im Dienstleistungsgewerbe (55 330) beschäftigt. Das Baugewerbe hat mit mehr als 13 Prozent (18 180) den höchsten Ausländeranteil an den Arbeitnehmern.

Schwerpunkt der Ausländerbeschäftigung ist das Rhein-Main-Gebiet. Mit fast 15 Prozent sind in Offenbach die meisten nicht-deutschen Arbeitnehmer beschäftigt. Drei von zehn Ausländern (66 250) haben einen türkischen Paß. Fast jeder vierte (60 740) gehört einem Staat der EG an und jeder sechste (37 480) kommt aus dem ehemaligen Jugoslawien. lhe

Fundort der Leiche ist vermutlich der Tatort

DARMSTADT. Der am Dienstag abend in einem Wald bei Erzhausen (Kreis Darmstadt-Dieburg) erstochen aufgefundene Mann (die FR berichtete) ist als ein 23jähriger türkischer Asylbewerber identifiziert worden. Er sei Anfang Juli nach Deutschland gekommen und habe zunächst in der Gemeinschaftsunterkunft Schwalbach (Main-Taunus-Kreis), später in Gießen gewohnt, teilte das Polizeipräsidium Darmstadt am Donnerstag mit.

Die Obduktion habe außerdem bestätigt, daß der Mann an mehreren Stichen in Brust und Hals starb und mindestens 24 Stunden unentdeckt im Wald lag.

Ein joggendes Ehepaar hatte den Leichnam hinter geschlagenen Baumstämmen gefunden. Der Tote trug keine Ausweise bei sich, sondern lediglich einen handschriftlichen Lebenslauf in türkischer Sprache. Sehr wahrscheinlich sei der Fundort auch der Tatort, sagte ein Polizeisprecher. Obwohl die Stelle nochmals abgesucht worden sei, hätten die Beamten dort keine weiteren Hinweise entdeckt. lhe

Mit Karl-Kübel-Preis ausgezeichnet

Der mit 100 000 Mark dotierte Preis der Karl-Kübel-Stiftung geht in diesem Jahr an drei Elterninitiativen in Frankfurt, Tiefenbronn-Mühlhausen (Baden-Württemberg) und Pirna (Sachsen). Dabei erhalte das Pirnaer Zentrum für Begegnung, Beratung und Bildung für seine pädagogische Arbeit die Hälfte der Preissumme, teilte die in Bensheim (Kreis Bergstraße) ansässige Stiftung mit. 30 000 Mark sind dem aus der autonomen Frauenbewegung hervorgegangenen Frauengesundheitszentrum Neuhofstraße in Frankfurt zugedacht, der Rest dem Verein Kinderfreundliches Mühlhausen. Die Karl-Kübel-Stiftung verfolgt das Ziel, "die Lebenssituation von Familien zu verbessern."Stinktier biß den Feuerwehrmann

DARMSTADT. Mit Stühlen und Gartengeräten haben Polizisten und Feuerwehrleute am Mittwoch abend in Darmstadt ein angriffslustiges Stinktier eingekesselt und gefangen. Ein Feuerwehrmann sei dabei in die Hand gebissen worden, teilte ein Sprecher des Polizeipräsidiums mit.

Eine Familie hatte das Tier in ihrem Garten entdeckt. Der herbeigerufenen Polizeistreife gegenüber nahm der Skunk eine drohende Haltung ein, so daß die Polizisten die Feuerwehr um Verstärkung baten.

Zu fünft gelang es den Beamten schließlich, das Tier in eine Kiste zu pakken, ohne daß es sein übelriechendes Sekret verspritzte. Woher das Stinktier kam, ist ungeklärt. lhe

Finderlohn Ein Hesse kassiert 130 000 Mark

SAARBRÜCKEN. Ein 45 Jahre alter Mann aus Hessen, der Ende Januar zerrissene Banknoten im Wert von rund 130 000 Mark aus einer Mülltonne fischte, hat ein halbes Jahr später allen Grund zur Freude - er darf das Geld behalten.

Nach Auskunft der Saarbrücker Justizpressestelle vom Donnerstag fügte die Polizei in einem monatelangen Puzzlespiel mehr als 1500 echte 100- Mark-Scheine wieder zusammen, die damals von einem Unbekannten in der Nähe der Saar-Autobahn verstreut worden waren.

Weil bei den Ermittlungen keine Hinweise auf eine Straftat festgestellt wurden, waren nun 153 800 Mark "entsprechend der abgelieferten Schnipselmenge unter den Findern zu verteilen".

Die in jeweils vier bis fünf Stücke zerrissenen Hunderter waren von dem 45jährigen in einer Mülltonne auf dem Autobahnparkplatz bei Heusweiler entdeckt worden. Mitarbeiter der Straßenmeisterei kehrten bei der Kommune Saarwellingen noch einmal einen beträchtlichen Geldbetrag zusammen.

Die Überprüfung der Banknoten- Nummern blieb negativ; der Fall mußte deshalb abgeschlossen werden, ohne daß der Besitzer des Geldes gefunden wurde.

Die Bundesbank ersetzte nach den gesetzlichen Vorschriften den Gegenwert für einen Großteil des Geldes, so daß die fälligen Finderlöhne zwischen 14,36 und knapp 130 000 Mark ausgezahlt werden konnten. lrs

Historische Kanone gestohlen

Eine aus dem 17. Jahrhundert stammende Gußkanone der Burg Gleiberg bei Gießen ist gestohlen worden. Die Diebe haben die rund 100 Kilogramm schwere Kanone, die erst 1983 restauriert wurde und einen materiellen Wert von 7000 Mark hat, von ihrem vor dem Burgtor stehenden Holzsockel abgeschraubt.

84jähriger starb an Rauchvergiftung

RUNKEL. In einem Limburger Krankenhaus ist am Donnerstag ein 84jähriger Mann aus Runkel (Kreis Limburg- Weilburg) an den Folgen einer Rauchvergiftung gestorben, die er sich am Mittwoch abend bei einem Schwelbrand in seiner Wohnung zugezogen hatte.

Hausbewohner hatten den Brand zwar bemerkt und den körperbehinderten Mann retten können, doch erwies sich die Rauchvergiftung als zu schwerwiegend. Die Ursache des Brandes war gestern noch unklar. lhe e

Freier müssen mit dem Bus nach Hause

CHICAGO, 30. Juli (Reuter). Vom Straßenstrich in Chicago könnte die Kundschaft schon bald mit dem Bus nach Hause fahren müssen: Der Stadtrat hat am Mittwoch beschlossen, daß die Polizei die Autos der Freier künftig beschlagnahmen darf. Das Auto wieder auzulösen kostet 500 Dollar. Stadtrat Rickey Hendon erklärte, die neue Regelung sei notwendig, um die Straßenprostitution zu bekämpfen.

UN sollen "ethnische Säuberungen" verhindern

NEW YORK, 30. Juli (Reuter). UN-Generalsekretär Butros Ghali hat die Entsendung von mindestens 850 UN-Mitarbeitern nach Kroatien vorgeschlagen, um "ethnische Säuberungen" zu verhindern. In einem Bericht an den Sicherheitsrat warf er den Serben vor, aus den überwiegend von ihnen bewohnten Schutzzonen der Vereinten Nationen weiter Kroaten zu vertreiben. In anderen Gebieten würden Kroaten ähnliche Methoden anwenden.

Ghali verurteilte die "nicht hinnehmbare Praxis sogenannter ethnischer Säuberungen". Die neuen Mitarbeiter - Zivilisten, Polizisten und einige Militärberater - sollten an den Grenzen der UN-Zonen Einwanderungs- und Zollkontrollen einrichten. Hauptzweck dieser Aufgabenerweiterung solle es sein, den Zustrom von serbischen Flüchtlingen aus Bosnien-Herzegowina in von Serben beherrschte kroatische Orte zu verhindern, aus denen zuvor deren kroatische Bewohner vertrieben worden seien. Der Zustrom von Serben in diese Orte sei offenbar Teil einer konzertierten Aktion zur bewußten Veränderung der Bevölkerungszusammensetzung in diesen Gebieten.

Der jugoslawische Ministerpräsident Milan Panic sprach sich für internationale Tribunale gegen Organisatoren von "Säuberungen" ethnischer oder religiöser Art aus. Nach einem Treffen mit dem britischen Premierminister John Major sagte Panic am Mittwoch abend in London, er habe auf der Genfer Flüchtlingskonferenz vorgeschlagen, daß die Verantwortlichen für Lager "oder Leute, die ethnische, religiöse oder andere Säuberungen betreiben, vor internationale Gerichte gestellt werden".

In Genf hatten sich die Vertreter von über 60 Staaten darauf geeinigt, finanzielle Hilfe in Höhe von 115 Millionen Dollar (etwa 175 Millionen Mark) für die 2,5 Millionen Kriegsvertriebenen aus dem ehemaligen Jugoslawien zur Verfügung zu stellen. Deutschland blieb dagegen allein mit seinem Appell an die übrigen Staaten der Europäischen Gemeinschaft, mehr Flüchtlinge aufzunehmen. Die britische Regierung, die derzeit die EG-Ratspräsidentschaft innehat, befürwortete demgegenüber die Verstärkung der Hilfe vor Ort. Die Leiterin des UN- Flüchtlingshochkommissariats (UNHCR), Sadako Ogata, drängte die Teilnehmerstaaten zu sofortigen Maßnahmen zur Bewältigung des Flüchtlingsproblems.

In London äußerten sich der Serbe Radovan Karadzic und der Kroate Mate Boban positiv über den von EG-Vermittlern ausgearbeiteten Plan für eine neue bosnische Verfassung. Der Entwurf sieht vor, daß an der Spitze der Republik ein Ministerpräsident mit zwei Stellvertretern steht. Jede Volksgruppe soll einen dieser Posten besetzen, die drei sollen sich jeweils in der Führung abwechseln. Boban sagte, der Entwurf sehe ferner vor, daß Bosnien-Herzegowina von einem aus neun Mitgliedern bestehenden Rat regiert werden solle. Jede Volksgruppe solle drei Vertreter stellen. Über die Grenzen der künftigen Kantone in der Republik sei noch nicht gesprochen worden.

In Sarajewo war am Mittwoch der erste UNHCR-Konvoi eingetroffen, der am Vortag in Split aufgebrochen war. Dieser Erfolg eröffnet nach Auffassung der UN die Möglichkeit, einen ständigen Landkorridor nach Sarajewo zu öffnen.

Serbische und kroatische Offiziere verständigten sich nach einem Bericht des kroatischen Fernsehens auf einen Rückzug serbischer Truppen aus einem Küstenstreifen südlich von Dubrovnik. Die Gespräche fanden auf der in internationalen Gewässern vor Dubrovnik liegenden britischen Fregatte "Avenger" statt.

Serbien und Kroatien einigten sich unter Vermittlung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) auch auf den Austausch ihrer letzten Kriegsgefangenen. Das teilte das IKRK am Mittwoch in Genf mit. Danach sollen die letzten etwa 1200 Gefangenen bis zum 7. August in ihre Heimat überstellt werden.

In Sarajewo wurde in der Nacht zum Donnerstag wieder gekämpft. Granaten und Artilleriegeschosse schlugen in mehreren Stadtteilen ein.

Kalifornien steht vor einer Waldbrand-Katastrophe Nach sechs Jahren Dürre wird der Westen der USA von schlimmsten Feuersbrünsten bedroht / Klimaerwärmung die Ursache?

LOS ANGELES, 30. Juli (Reuter). Als ob Erdbeben, Rassenunruhen und Überschwemmungen noch nicht genug wären, stehen die Kalifornier innerhalb eines Jahres vor einer weiteren Katastrophe: Waldbrände. Sechs Jahre Dürre, als deren Ursache viele Fachleute die Klimaerwärmung sehen, steigende Bevölkerungszahlen und ungünstige Wetterbedingungen geben Anlaß zu der Befürchtung, daß Kalifornien schon bald die schlimmsten Brände in seiner Geschichte bevorstehen. In nur zwei Monaten dieses Jahres gab es in dem US-Bundesstaat schon mehr Brände als im ganzen Jahr 1991.

Insgesamt 18 620 Hektar Wald wurden von Mitte Mai bis zum 15. Juli vernichtet; 1991 waren es insgesamt 17 000 Hektar. Damals kamen mehr Menschen um als jemals zuvor, allein bei einem Feuer in Oakland im September 1991 25. Karen Terrill, Sprecherin des kalifornischen Amtes für Forstwesen und Brandbekämpfung, weist darauf hin, daß in diesem Jahr eine weitaus größere Gefahr für die Bevölkerung bestehe, besonders in der gegenwärtigen "Brandsaison", die von Mai bis Oktober dauert.

In den Sommermonaten Juni und Juli seien 30 bis 40 Brände pro Tag normal, erklärt die Expertin. Doch durch Blitzeinschläge entstanden im Norden kürzlich in nur drei Tagen 700 Brände. Für August und September sagen Meteorologen noch stärkere Gewitter voraus. Zusammen mit den trockenen und nur schwer einzuschätzenden Winden aus dem Norden stellen sie eine große Bedrohung dar.

Allerdings sind die Wetterbedingungen in einem großen Teil der Fälle nicht ausschlaggebend: 90 Prozent der Brände werden von Menschen verursacht, die meisten durch Unachtsamkeit. Ein weggeworfener Zigarettenstummel oder ein noch glühendes Lagerfeuer können die Brände auslösen. Mit den Bevölkerungszahlen steige auch die Zahl der Brände, erklärt Karen Terrill. Ihre These untermauert die Expertin folgendermaßen: "In den vierziger Jahren waren es etwa 2000 Brände im Jahr, in den neunziger Jahren nähern wir uns einer Zahl von durchschnittlich 12 000." In diesem Zeitraum sei die Zahl der Einwohner Kaliforniens auf 14 Millionen angestiegen.

Fachleute im Bereich der Brandbekämpfung sehen die extrem große Gefahr für 1992 in dem Zusammentreffen verschiedener Faktoren. Zum einen weisen sie auf über zehn Millionen abgestorbene Bäume und Tausende Hektar von trockenem Buschwerk nach der sechsjährigen Dürre hin. Daneben habe es vor zwei Jahren einen starken Frost gegeben, der für das Absterben zahlreicher Büsche verantwortlich sei. Erschwerend hinzu kommt, daß der Wasserstand in vielen Teilen des Staates abgesackt ist. Auch die Überschwemmungen im Süden Kaliforniens im März und die unverhältnismäßig hohen Niederschläge im Sommer bringen nach Ansicht der Experten keine Besserung: "Auf diesen Regen folgt für gewöhnlich eine starke Hitze, die die Feuchtigkeit in kürzester Zeit verschwinden läßt", erklärt Terrill. Durch den Regen wachse das Gras rascher, und das werde von der Hitze wiederum schnell zu Stroh gemacht - dem idealen Zunder -, klagen die Brandbekämpfer.

EG-Flüchtlingspolitik "hartherzig" genannt

BONN, 30. Juli (Reuter). Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Schnoor hat bedauert, daß Deutschland die europäischen Partner nicht hat bewegen können, mehr Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina aufzunehmen.

Im Deutschlandfunk bekräftigte Schnoor am heutigen Donnerstag, daß die Bundesländer zur Aufnahme von rund 5000 weiteren Bosniern am Wochenende bereit seien. Er äußerte aber auch die Sorge, daß die Haltung anderer Staaten negativen Einfluß auf die Aufnahmebereitschaft der Deutschen haben könnte. Auf der Flüchtlingskonferenz in Genf hatte die Europäische Gemeinschaft befürwortet, Flüchtlinge vor allem in Heimatnähe unterzubringen.

Der Minister sagte, daß ein europäischer Konsens zur Aufnahme der Flüchtlinge auch dazu beigetragen hätte, in der deutschen Öffentlichkeit die Akzeptanz für die eigene Flüchtlingspolitik zu wahren. Er fürchte sehr, "daß die hartherzige Haltung unserer europäischen Freunde" Auswirkungen auf das Klima unter den Deutschen haben werde.

Schnoor verlangte vor dem Hintergrund der Fluchtwelle aus Bosnien, auf Dauer einen "Flüchtlingsstatus B" für Bürgerkriegsflüchtlinge einzurichten. Dies würde das Asylverfahren entlasten und den Betroffenen Klarheit bringen. Auch Länder und Gemeinden würden entlastet. Doch bisher gebe es dazu keinen Konsens mit der Bundesregierung.

Israelisches Sprengstofflager explodiert

JERUSALEM, 30. Juli (Reuter). Bei einer Explosion in einer unterirdischen Rüstungsfabrik in Mittel-Israel sind am Donnerstag nach amtlichen Angaben zwei Menschen getötet und 47 verletzt worden. Der Einsatzleiter der Feuerwehr sagte, ein Munitionsbunker sei detoniert. Die Fabrik liegt unter dem Militärstützpunkt Nof Jam, rund 20 Kilometer vor Tel Aviv. Augenzeugen berichteten, die Detonation habe einen Großbrand entfacht und über dem Gelände sei nach der Explosion ein 100 Meter hoher weißer Rauchpilz aufgestiegen. Noch in zwei Kilometern Entfernung wurden Türen aus dem Rahmen gerissen, Fensterscheiben eingedrückt und Menschen aus dem Bett geschleudert. Die Hauptstraße nach Tel Aviv wurde für den Verkehr gesperrt.

M O S K A U / B E R L I N , 30. Juli (Reuter / dpa / AP / AFP). Margot Honecker, die Frau des früheren DDR-Staats- und Parteichefs Erich Honecker, fliegt nach Chile. Die 65 Jahre alte frühere Volksbildungsministerin der DDR sollte am Donnerstag mittag von Moskau aus an Bord einer Linienmaschine der Aeroflot die Reise nach Chile antreten. Das teilte ein Sprecher des russischen Außenministeriums in Moskau mit. In Chile lebt die Tochter der Honeckers, Sonja, die mit einem Chilenen verheiratet ist. Der Sprecher des russischen Außenministeriums, Sergej Jastreschembski sagte laut Nachrichtenagentur Interfax, Margot Honekker wolle nicht nach Deutschland zurückkehren. Erich Honecker hatte am Mittwoch seinen Zufluchtsort, die chilenische Botschaft in Moskau, verlassen und war an Bord eines russischen Sonderflugzeuges nach Berlin geflogen, wo er sofort in Haft genommen wurde. Seine Frau Margot war in der Botschaft zurückgeblieben. Ein Sprecher der Botschaft hatte zuvor erklärt, Frau Honecker sei noch immer auf dem Botschaftsgelände. Aber sie werde abreisen, nur wann und wohin, das wisse man nicht.

Gegen Frau Honecker liegt nach wie vor kein Haftbefehl vor, wie der Leiter der Berliner Arbeitsgruppe DDR-Regierungskriminalität, Christoph Schaefgen, betonte. Das Ermittlungsverfahren, das eine mögliche Verantwortung Margot Honeckers für Zwangsadoptionen in der DDR klären soll, dauere noch an.

Dem früheren DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker wurden am Donnerstag vormittag die beiden Haftbefehle verkündet. Sein Anwalt Friedrich Wolff sagte nach den Terminen, daß Honecker auf sein Anraten keine Erklärung abgegeben habe. Es seien auch keine Anträge auf Haftprüfung gestellt worden.

Erich Honecker verbrachte die erste Nacht in Untersuchungshaft nach seiner Rückkehr in die Bundesrepublik. Wie die Berliner Justizsenatorin Jutta Limbach in der Nacht zum Donnerstag vor Journalisten erklärte, hatten zwei Ärzte den 79jährigen gleich nach seiner Ankunft im Haftkrankenhaus Moabit untersucht und keinerlei Anzeichen dafür entdeckt, daß er nicht haftfähig sei. Dies sei jedoch nur ein vorläufiges Ergebnis. Sowohl Frau Limbach als auch Bundesaußenminister Klaus Kinkel betonten, es habe keinerlei Zugeständnisse für die Rückkehr Honekkers gegeben. Nach den Worten seines Anwalts Friedrich Wolff ist Honecker "gegen seinen Willen" aus der chilenischen Botschaft in Moskau gebracht worden. Wolff, der Honecker am Donnerstag vormittag in der Untersuchungshaftanstalt in Berlin-Moabit erstmals aufsuchte, sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Chilenen seien dafür verantwortlich. Die Abreise Honeckers aus der Botschaft in Moskau sei "völlig überstürzt" gewesen.

Wie Wolff sagte, liegt Honecker "mit einem ganz normalen Kriminellen" im Haftkrankenhaus des Gefängnisses auf einem Zimmer. Er mache einen "äußerst gefaßten Eindruck", sei allerdings über seine Situation "betroffen". Von akuten gesundheitlichen Problemen Honeckers berichtete Wolff nicht. Seinem Eindruck nach nehme Honecker keine Beruhigungsmittel.

Der langjährige SED-Generalsekretär war am Mittwoch abend aus dem 17monatigen Exil in Rußland zurückgekehrt. Sowohl deutsche als auch chilenische Stellen betonten, Honecker habe freiwillig die Botschaft des südamerikanischen Landes in Moskau verlassen. Er flog am Abend mit einer Sondermaschine der russischen Fluggesellschaft Aeroflot nach Berlin, wo er kurz nach der Landung auf dem Flughafen Tegel verhaftet und in die Untersuchungshaftanstalt Moabit gebracht wurde. Dort bleibt er zunächst in einem Zimmer der inneren Abteilung des Haftkrankenhauses.

Das Gericht müsse nun Sachverständige bestimmen, die Honecker gründlich untersuchten und eine abschließende Beurteilung der Haftfähigkeit vorlegten, teilte Frau Limbach mit. Dann müsse das Gericht darüber befinden. Anzeichen für mögliche Selbstmordabsichten Honekkers habe es bei den ersten Untersuchungen nicht gegeben.

Nach Angaben des Generalstaatsanwalts beim Berliner Kammergericht, Dieter Neumann, sind mit Honecker keine Gespräche über eine eventuelle Haftverschonung geführt worden, bevor er sich dazu entschloß, sich in die Hände der deutschen Justiz zu begeben. Senatorin Limbach betonte, daß es auch keinerlei Zugeständnisse an Chile oder Rußland gegeben habe. Honecker habe in Moabit keine Erklärung abgegeben, es gebe auch keine Anhaltspunkte dafür, daß er die chilenische Botschaft in Moskau nicht freiwillig verlassen habe.

Wann der Prozeß gegen Honecker beginne, sei letztlich Sache der Richter. "Ich gehe davon aus, daß der Prozeß noch in diesem Jahr beginnen wird", erklärte die Justizsenatorin. Die Anklageschrift sei Honecker schon vor einigen Tagen in der Botschaft übergeben worden. Schon bestimmt ist nach Angaben von Frau Limbach der Vorsitzende Richter des Prozesses gegen Honecker. Das Verfahren wird Hansgeorg Bräutigam leiten, der bereits im Prozeß um Millionenschiebereien bei der PDS das Urteil sprach.

Limbach betonte, daß der Prozeß nach rechtsstaatlichen Kriterien vor sich gehen werde: "Das wird kein Schauprozeß. Honecker steht nicht als Vertreter einer Ideologie vor Gericht, sondern ist des Totschlages angeklagt." Er muß sich unter anderem für den Tod von 49 Menschen verantworten, die bei Fluchtversuchen aus der ehemaligen DDR ums Leben kamen. Außerdem wird ihm Untreue vorgeworfen, da er für die Privilegien der früheren DDR-Funktionäre die Volkswirtschaft um 15,5 Millionen Mark geschädigt habe.

"Er hat den Eindruck eines voll über seine Situation orientierten Mannes gemacht", sagte Anstaltsleiter Christoph Flügge über Honecker. Nach seinen Angaben wird der Untersuchungshäftling keinerlei Kontakt mit seinem früheren Staatssicherheitsminister Erich Mielke, Ex-Verteidigungsminister Heinz Kessler oder anderen wegen der Todesschüsse an der Mauer Beschuldigten aufnehmen können. Sein Zimmer im Haftkrankenhaus sei mit einem Bett, einem Nachttisch, einem Schrank, einem Waschtisch und einer Toilette ausgestattet - "nicht besonders komfortabel", meinte Flügge.

Kurz nach der Landung in Berlin-Tegel hatten Beamte der Strafverfolgungsbehörden die Maschine Honeckers bestiegen, um ihn in Gewahrsam zu nehmen. Erst nach mehr als einer halben Stunde verließ Honecker im hellen Mantel gegen 20.45 Uhr die Maschine. Er stieg in eine schwarze Mercedes-Limousine und wurde, begleitet von einem großen Aufgebot von Polizeiwagen und anderen Zivilfahrzeugen, mit Blaulicht und Sirene in die Haftanstalt Moabit gefahren.

Die Bundesregierung und die Bonner Parteien begrüßten die Rückführung des ehemaligen DDR-Staatschefs in die Bundesrepublik einhellig. In ersten Reaktionen unterstrichen sie am Mittwoch abend, daß Honecker einen fairen und rechtsstaatlichen Prozeß erhalten werde. Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger erklärte in Bonn: "Jetzt nimmt die Gerechtigkeit ihren Lauf." Auch Außenminister Kinkel äußerte während eines Besuchs in Warschau die Überzeugung, daß den ehemaligen DDR-Staatsratsvorsitzenden in Berlin kein Schauprozeß erwarte.

Mit einem sehr langen Prozeß gegen Erich Honecker rechnet der Justitiar der SPD-Bundestagsfraktion, Willfried Penner. Der in Düsseldorf erscheinenden Westdeutschen Zeitung sagte er, die Anklage gehe von Verbrechen in mehreren Fällen aus. Somit sei die Frage der Haftverschonung bei dem 79jährigen offen. Der Einfluß der Politik auf das bevorstehende Verfahren sei sehr gering. Ein Urteil, das eine lebenslängliche Strafe vorsehe, sei zwar zu begrüßen, doch sei eher ein Strafmaß von sechs bis acht Jahren vorstellbar. Ungeachtet dessen werde sich die Frage der Haftfähigkeit und Vollstreckung stellen. Prawda sieht "Verrat" gegen Honecker MOSKAU (AFP). Das frühere Parteiorgan der sowjetischen Kommunisten, Prawda, hat sich beim Ex-Staatschef der DDR, Erich Honecker, für das "unmoralische Verhalten" der russischen und ehemals sowjetischen Führung entschuldigt. Honecker sei ein Opfer des "Verrats" und der "politischen Intrigen seiner damaligen Freunde und Kameraden Jelzin und Gorbatschow" geworden, schreibt das Blatt in seiner Donnerstagausgabe.

Es sei nur zu hoffen, daß die Verachtung für den früheren Parteichef eines Tages "unsere politischen Führer" treffen werde und nicht das Volk, das an "diesem schmutzigen Spiel" nicht beteiligt gewesen sei. Der 80jährige Honecker werde nun wieder in deutschen Gefängnissen sitzen müssen, in denen er unter dem Nazi-Regime bereits acht Jahre inhaftiert war, heißt es weiter. Die Prawda war nach dem Verbot der KP das Organ der konservativen Opposition in Rußland geworden.

(Weiterer Bericht und Kommentar auf Seite 3)

Milliarden für den Osten Waigel sagt nein

BONN, 30. Juli (Reuter). Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) hat Forderungen nach zusätzlichen Haushaltsmitteln in Milliardenhöhe für die neuen Bundesländer zurückgewiesen. Die vom sächsischen Finanzminister Georg Milbradt (CDU) angemahnten Zusatzhilfen von 50 Milliarden DM seien "finanzpolitisch nicht darstellbar", heißt es in einer am Donnerstag veröffentlichten Mitteilung seines Ministeriums. Ein Eingehen auf derartige Finanzwünsche würde das jüngst beschlossene Konsolidierungskonzept der Regierung sprengen. Bereits am Mittwoch hatte sich der Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Hermann Otto Solms, ablehnend geäußert.

Das Finanzministerium wirft dem sächsischen Finanzminister zum einen vor, keine konkreten Vorschläge zur Finanzierung dieser zusätzlichen Etatmittel vorzulegen. Zum anderen bleibe unklar, wie derart hohe Summe überhaupt sinnvoll abfließen könnten. Nach Ansicht des Ministeriums ist bis zur Einführung eines neuen gesamtdeutschen Finanzausgleichs im Jahre 1995 erreicht, daß die neuen Länder mit einer Defizitfinanzierung auskommen können, die ihren Schuldenstand und ihre Zinsbelastung deutlich unter dem Niveau der alten Länder hält. In dem Schreiben wird Milbradt indirekt vorgeworfen, er belaste unnötig die anstehenden Verhandlungen über die Neuordnung des Finanzausgleiches. "Es sollte nicht im vorhinein die These aufgestellt werden, daß diese Mittel für eine Angleichung der Lebensverhältnisse nicht ausreichen werden", hieß es. Die Bundesregierung habe vielmehr wiederholt erklärt, sie wolle im Finanzausgleich einen deutlichen Schwerpunkt zugunsten der neuen Länder setzen.

(Siehe auch Seite 2)

In den Zeugenstand geladen

MÜNCHEN, 30. Juli (Reuter). Die bayerische FDP will Erich Honecker baldmöglichst als Zeuge vor den Schalck-Ausschuß im bayerischen Landtag laden. Der frühere Staats- und Parteichef der DDR solle vor dem Untersuchungsausschuß über die Kontakte des damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß (CSU) zum DDR-Devisenbeschaffer, Alexander Schalck-Golodkowski, befragt werden. Das teilte die FDP am Mittwoch in München mit. FDP-Fraktionschef Jürgen Doeblin sagte, Honecker sei "der ideale Zeuge".

Der Ausschuß, versucht seit Monaten, Licht in die Kontakte der bayerischen Landesregierung zur kommerziellen Koordinierung des Devisenbeschaffers und die Vermittlung von Fleischgeschäften mit der DDR zu bekommen.

CSU knöpft sich LZB-Chef Müller vor

MÜNCHEN (rtr/FR). Die CSU macht Front gegen den Präsidenten der bayerischen Landeszentralbank (LZB), Lothar Müller. Dieser, selbst CSU-Mitglied, war zuletzt durch Kritik an seinem Parteichef, Bundesfinanzminister Theo Waigel, aufgefallen. In der Münchener Abendzeitung warf nun CSU-Generalsekretär Erwin Huber Müller Populismus vor und ergänzte, "in Bankkreisen schüttelt man bereits über ihn den Kopf". Huber griff auch die Bundesbank - Müller ist als LZB-Chef Mitglied des Zentralbankrates - wegen ihrer jüngsten Diskonterhöhung an. Diese könne der Konjunktur schaden und Arbeitslosigkeit fördern.

Huber warf Müller vor, er mißbrauche "offenbar sein Amt", um "sich missionarisch selbst darzustellen". Aus seinem Verhalten müsse man "Konsequenzen für die künftige Berufung" des LZB-Präsidenten ziehen. Müller halte "ständig populistische Reden, die nicht zu seinem Fachbereich gehören". Seine Forderung nach einem Volksentscheid über den Vertrag zur Europäischen Union gehe "völlig an der Verfassungswirklichkeit vorbei", und mit seiner Kritik an der geplanten Euro-Währung sei Müller auf der "Esperanto-Geldwelle" mitgeschwommen.

Müller trat schon oft als Kritiker der Pläne für den Geldverbund hervor. Beobachter glauben, daß hinter seinem Ruf nach einem Referendum weniger die demokratische Überzeugung steckt als die Absicht, die EG-Union zu torpedieren.

Polizei tötet Sikh-Führer

LUDHIANA, 31. Juli (Reuter). Im indischen Bundesstaat Punjab hat die Polizei nach eigenen Angaben einen der führenden Sikh-Separatisten getötet. Der 29 Jahre alte Gurjant Singh Budhsinghwala war Chef der Khalistan-Befreiungsarmee (KLF) und Einsatz-Koordinator verschiedener Sikh-Gruppen. Er wurde in Zusammenhang mit über 1000 Morden in sechs Jahren gesucht.

Wie die Polizei am Donnerstag mitteilte, hatte sie ihn nach einem anonymen Hinweis am Mittwoch abend bei einem Besuch seiner Freundin gestellt. Militante Sikhs führen im Punjab eine Terrorkampagne für einen unabhängigen Staat Khalistan (Land der Reinen).

Konsumgenossen-Verband verkauft Beteiligungen

BERLIN (rtr/FR). Der ostdeutsche Verband der Konsumgenossenschaften (VdK) stößt seine Firmen-Beteiligungen ab, um Kasse zu machen. Das hat sein Aufsichtsrat am Donnerstag in Berlin einstimmig beschlossen, erklärte Aufsichtsratsmitglied Dieter Steinborn. Der Erlös soll der Sicherung der Substanz der Organisation dienen, der noch 23 Genossenschaften und zwei Regionalverbände in Ostdeutschland angehören.

Der VdK betreibt mit Asko die Konsum-Interbuy Warenhandelsgesellschaft, die in den neuen Ländern rund 110 Verbrauchermärkte und einen Großhandel unterhält. Mit Horten ist der Verband bei 13 Warenhäusern im Osten engagiert. Sie setzten im Rumpfgeschäftsjahr 1991 (1. Juli bis Ende Dezember) gut 362 Millionen Mark um. Die Immobilien des VdK sollen zunächst allerdings nicht abgestoßen werden.

Die Forderung nach einer Veräußerung der Beteiligungen war vor allem von den in Konkurs befindlichen großen Genossenschaften erhoben worden. Sie erhoffen sich aus dem auf rund 300 Millionen Mark geschätzten VdK-Vermögen Beiträge für ihre eigene Sanierung. Endgültige Entscheidungen werden von der ordentlichen Generalversammlung des VdK Anfang September erwartet.

Diese soll dann auch den Jahresabschluß der Organisation für 1990/91 entgegennehmen, den der Aufsichtsrat nicht akzeptieren wollte.

Stuttgart will Bonner Korrektur

STUTTGART/BERLIN/BONN, 30. Juli (dpa/Reuter). Baden-Württembergs Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU) hat sich für Korrekturen beim geplanten Gesundheitsstrukturgesetz ausgesprochen. Das vorgesehene Entgeltsystem hätte bei wirtschaftlich arbeitenden Krankenhäusern mit sehr guter medizinischer Versorgung erhebliche Verluste zur Folge, kritisierte Teufel nach Mitteilung des Staatsministeriums vom Donnerstag in einem Brief an Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CSU).

Das Reformkonzept Seehofers ist nach Ansicht der Schweriner Landesregierung in den neuen Bundesländern derzeit noch nicht durchführbar. Darauf wies der Sozialminister von Mecklenburg-Vorpommern, Klaus Gollert, am Donnerstag im Berliner Rundfunksender Rias hin. Erst wenn das westdeutsche Niveau erreicht sei, könne in den neuen Ländern das Prinzip der sogenannten Selbstkostendeckung bei den Krankenhäusern abgeschafft werden. Vor allem wegen der geplanten Streichung dieses Prinzips machen auch die Krankenhäuser Front gegen Seehofers Vorhaben.

British Airways vor Streik

LONDON, 30. Juli (Reuter). Ein für den 4. August 1992 geplanter 24stündiger Streik bei der Fluggesellschaft British Airways Plc (BA) wird nach Gewerkschaftsangaben den Flugbetrieb der Gesellschaft europaweit sowie sämtliche Concorde-Flüge unterbinden. Die Gewerkschaft BASSA teilte am Donnerstag in London mit, der Arbeitskampf werde am 3. August um Mitternacht beginnen und am 4. um Mitternacht enden.

BA plant neue Arbeitsbedingungen für die Besatzungen auf Kurzstreckenflügen sowie eine geänderte Bezahlung.

Allianz trüben Stimmung

FRANKFURT A. M. (FR). Die Allianz- Aktie hat am Donnerstag an den bundesdeutschen Börsen wegen ungünstiger Prognosen zur Ertragsentwicklung vier Prozent eingebüßt und damit die sonst freundliche Stimmung überschattet. Die Titel der Assekuranz fielen um 77 Mark. Der Deutsche Aktienindex (Dax) schloß mit 1623,99 Punkten nahe seinem Tagestief um 4,16 Zähler unter dem Vortagesniveau. Die Allianz-Aktie ist mit rund zehn Prozent im Dax gewichtet.

Die Deutsche Bank-Tochter DB Research hatte das Papier des Versicherungsriesen zum Verkauf empfohlen sowie ihre Prognosen zur Ertragsentwicklung des Konzerns deutlich nach unten korrigiert. Auch eine Stellungnahme des Münchner Branchenprimus, die Berechnungen der DB-Analysten seien nicht korrekt, verhalf der Aktie nicht zur Erholung. Insgesamt seien die Anleger stark verunsichert gewesen, sagten Händler. "Der Verfall der Allianz-Aktie hat den Markt praktisch hypnotisiert", hieß es.

Von den übrigen Finanz-Titeln gaben Commerzbank um 1,40 und Dresdner um 0,50 Mark nach, während Deutsche um 0,50 Mark kletterten.

In der Gruppe der Autowerte stiegen BMW um drei und VW um eine Mark. Daimler sanken um 2,50 Mark.

Am Rentenmarkt zeigte die Entwicklung abwärts. Die Kurse der öffentlichen Anleihen gaben um bis zu 0,20 Mark nach. Die Durchschnittsrendite stieg auf 8,41 (8,39) Prozent. Die Bundesbank verkaufte Titel im Nennwert von 44,2 Millionen Mark. D-Mark-Auslandsanleihen tendierten uneinheitlich.

UN will Ausländer evakuieren

SARAJEWO, 30. Juli (Reuter). Die UN bereitet die Evakuierung von rund 220 Ausländern aus der seit mehreren Monaten von Serben belagerten bosnischen Hauptstadt Sarajewo vor. Diese Maßnahme sei nicht exakt durch das UN-Mandat abgedeckt, hieß es aus Kreisen der Friedenstruppen in Sarajewo. Die UN habe jedoch die bosnische Präsidentschaft und ausländische Botschaften davon in Kenntnis gesetzt, daß sie die Bitte um Sammel-Evakuierung nur schwerlich ablehnen könne.

Bosniens Regierung hat Ausländer über die Medien aufgerufen, sich für eine Evakuierung registieren zu lassen. Rund 220 Ausländer sind dem Aufruf bisher gefolgt, darunter etwa 20 Westeuropäer und eine große Gruppe von Medizinstudenten aus dem Nahen Osten.

Ghali will neuen Auftrag für UN-Truppe Blauhelme sollen Vertreibung in Ex-Jugoslawien verhindern / Kämpfe in Sarajewo

NEW YORK/SARAJEWO, 30. Juli (Reuter/AP/AFP). UN-Generalsekretär Butros Ghali hat die Verstärkung der Friedenstruppen der Vereinten Nationen in Kroatien (UNPROFOR) um mindestens 850 Mann und eine Erweiterung ihres Mandates im Sinne einer Einwanderungs- und Zollpolizei vorgeschlagen. Damit solle "die Verfolgung der nichtserbischen Bevölkerung in bestimmten Gebieten und die Zerstörung serbischer Güter in anderen" unterbunden werden, sagte Ghali am Mittwoch abend in New York. In einem Bericht für den UN-Sicherheitsrat verurteilte Ghali die "nicht hinnehmbare Praxis sogenannter ethnischer Säuberungen". Er warf sowohl Serben als auch Kroaten Verletzungen der Menschenrechte vor.

Ghali beschuldigte die Serben, weiterhin Kroaten aus den von den UN eingerichteten Schutzzonen in Kroatien zu vertreiben und an deren Stelle serbische Flüchtlinge anzusiedeln. Dabei würden terroristische Methoden bis hin zu Mord angewandt, um nichtserbische Familien zu vertreiben. Der Zustrom von Serben in diese kroatischen Orte sei offenbar Teil einer konzertierten Aktion zur Veränderung der Bevölkerungszusammensetzung. Den Serben in den UN-Schutzzonen Kroa- tiens warf Ghali zudem vor, die Kampfhandlungen in der Nachbarrepublik Bosnien-Herzegowina zu unterstützen.

Ghali schlug vor, die zusätzlichen UN- Kräfte sollten an den Demarkationslinien Aufgaben von Einwanderungs- und Zollbehörden übernehmen. Durch die Errichtung von Grenzposten solle die Einreise von Zivilisten kontrolliert werden.

Der UN-Generalsekretär machte in seinem Bericht aber auch Kroaten für Menschenrechtsverletzungen verantwortlich. Vor allem in der Westzone des UN-Gebietes würden Häuser, die von Serben verlassen worden seien, "häufig geplündert und zerstört".

In Sarajewo gab es in der Nacht zum Donnerstag nach UN-Angaben die heftigsten Kämpfe seit Wochen. Wie das Hauptquartier der UN-Friedenstruppe in Sarajewo mitteilte, konzentrierten sich die Gefechte zwischen serbischen Kräften und den Einheiten der Territorialverteidigung auf die Vorstädte Dobrinja, Stup, Butmir und Nedjarici.

Granaten schlugen aber auch im Stadtzentrum Sarajewos sowie auf dem Flughafen ein, den die Blauhelme schützen sollen. Erst in den Mittagsstunden hätten die Kämpfe nachgelassen. Nach Darstellung der Belgrader Agentur Tanjug hatten sie mit Angriffen moslemischer Kräfte auf die zumeist von Serben bewohnte Vorstadt Nedjarici begonnen.

(Weitere Berichte Seite 2, Feuilleton und Hessenseite; Kommentar auf Seite 3)

Atommüll gemeinsam sammeln

ERFURT, 30. Juli (Reuter). Sachsen und Thüringen wollen schwach radioaktiven Atommüll gemeinsam entsorgen. Der thüringische Umweltminister Hartmut Sieckmann und sein sächsischer Kollege Arnold Vaatz verständigten sich am Donnerstag in Erfurt im Grundsatz auf die Einrichtung einer gemeinsamen Sammelstelle. Es bestünden gute Voraussetzungen, einen Entsorgungsverbund aufzubauen.Drogenberatung vertraulich

BONN, 30. Juli (Reuter). Das Gesetz über ein Zeugnisverweigerungsrecht für Drogenberater tritt nach Angaben des Bundesjustizministeriums am heutigen Freitag in Kraft. Mit dem neuen Gesetz könne Drogengefährdeten, -abhängigen sowie ihren Familien und Freunden endlich die Vertraulichkeit der Beratungsgespräche zugesichert werden, sagte Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser- Schnarrenberger am Donnerstag in Bonn. Die steigenden Zahlen der Drogentoten hätten gezeigt, daß der Kampf gegen die Drogenmafia nicht allein mit den Mitteln des Strafrechts geführt werden könne. Er werde nur erfolgreich sein, wenn auch die Nachfrage nach illegalen Drogen durch Aufklärung, Beratung und Behandlung Abhängiger verringert werde. Beratung und Hilfe für Drogenabhängige könnten jedoch nur wirksam sein, wenn ein Vertrauensverhältnis bestehe.

Händler in Irak hingerichtet

NIKOSIA, 31. Juli (Reuter). In Irak sind Augenzeugen zufolge seit dem vergangenen Wochenende zahlreiche Händler unter dem Vorwurf der Profitmacherei hingerichtet worden. Den Zeugen zufolge werden die Delinquenten von der irakischen Führung als Verräter betrachtet. Die Händler seien aus ihren Läden gezerrt und an Telefonmasten gebunden worden. Später seien einige dann zur Hinrichtung fortgebracht worden, sagte ein Mann, der nach eigenen Worten mehrere der Getöteten kannte.

Die Händler hatten sich mit dem Argument verteidigt, die Preise seien wegen der Abwertung des irakischen Dinar und der nach dem Ende des Golf-Krieges von den Vereinten Nationen (UN) verhängten Sanktionen stark in die Höhe geschossen. Staatschef Saddam Hussein hatte die Kampagne mit den Worten gerechtfertigt, das Gesetz müsse gegen Personen vorgehen, die es nicht wert seien zu leben.

NVA-Militärgut für Kroatien

MÜNCHEN, 30. Juli (Reuter). An der Aufmerksamkeit der Zollbehörden an der deutsch-österreichischen Grenze ist der Schmuggel von 5000 Stahlhelmen und 3780 Kampfanzügen der früheren Nationalen Volksarmee (NVA) nach Kroatien gescheitert. Wie die Oberfinanzdirektion München am Donnerstag mitteilte, hatte eine bayerische Firma die Fracht als "Schutzhelme aus Metall" und "Arbeitsanzüge, neu" deklariert und sich eine Ausfuhrgenehmigung nach Österreich verschafft. Von dort habe die Ausrüstung illegal nach Zagreb geschafft werden sollen. Der Schmuggel flog auf, als die zwei Lkw mit dem Kriegsmaterial im Zollamt Walserberg kontrolliert wurden.

In der deutschen Absenderfirma seien bei einer Durchsuchung Belege für Verkäufe von Militärausrüstung im Werte von 1,5 Millionen DM gefunden worden.

ZF streckt Fühler nach Allison aus

FRIEDRICHSHAFEN (rtr/FR). Die Zahnradfabrik Friedrichshafen (ZF) denkt daran, einen neuen Getriebe- Giganten zu basteln. Das deutsche Unternehmen, das 1991 einen Jahresüberschuß von 282 Millionen Mark erzielte, hat seine Fühler nach der US-Firma Allison in Indianapolis ausgestreckt. Entsprechende Sondierungsgespräche bestätigt ein ZF-Sprecher. Allison, Hersteller von Automatikgetrieben für Nutz- und Militärfahrzeuge, steht als Betrieb des Automobilkonzerns General Motors (GM) seit einiger Zeit zum Verkauf. Die Gespräche hätten allerdings "kein konkretes Stadium erreicht", so daß nicht abzusehen sei, ob ZF mit Allison "in irgendeiner Form eine Kooperation eingeht", heißt es in Friedrichshafen. Die Zahnradfabrik reagiert damit auf eine Meldung der Wirtschaftswoche. Das Magazin hatte berichtet, der Getriebekonzern verhandele "intensiv über den Einstieg" bei Allison. Das US-Unternehmen gilt in seinem Segment als Weltmarktführer vor ZF und der Maschinenfabrik Voith. Der Kaufpreis für Allison wird in dem Bericht auf gut 1,1 Milliarden Mark geschätzt.

Der ZF-Konzern, dessen Gründung auf Aktivitäten von Ferdinand Graf von Zeppelin zurückgeht, setzte im vergangenen Jahr knapp 5,6 Milliarden Mark um. Das waren etwa neun Prozent weniger als zuvor. Auf den Lohn- und Gehaltslisten standen 1991 etwas mehr als 32 100 Leute. Der Rückgang um 1300 Stellen ist im Zusammenhang zu sehen mit einem geplanten Abbau von 1500 Arbeitsplätzen.

USA helfen Rußland bei C-Waffen-Zerstörung

WASHINGTON, 31. Juli (Reuter). Die USA stellen Rußland weitere 25 Millionen Dollar für die Zerstörung chemischer Waffen zur Verfügung. Eine entsprechende Vereinbarung wurde am Donnerstag in Washington unterzeichnet. Das Geld soll Rußland bei den Planungen für die Zerstörung der C-Waffen und der Entwicklung eines sicheren Transportsystems helfen. Außerdem sollen russische Abrüstungsfachleute in den USA geschult werden.

Der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, Pete William, teilte mit, die Vereinbarung sehe amerikanische Hilfsgelder mit einem Umfang von bis zu 25 Millionen Dollar vor. Damit steige der Gesamtbetrag amerikanischer Hilfe für die Waffenzerstörung in Rußland auf 125 Millionen Dollar. Insgesamt haben die USA 400 Millionen Dollar in Aussicht gestellt. Auch bei der Zerstörung der Atomwaffen und ihrem sicheren Transport zu den Zerstörungsstätten sollen die Gelder helfen.

Borg kann noch gewinnen

Der ehemalige Tennis-Weltranglistenerste Björn Borg aus Schweden steht erstmals nach seinem Comebackversuch vor einem Jahr wieder im Achtelfinale eines Turniers. Beim Tennis-Einladungsturnier in Brookline (Massachusetts) besiegte er den Amerikaner David Hall 6:4, 4:6 und 6:1.

Jockey Peter Alafi liegt im Krankenhaus Verletzung ist kein Beinbruch Fernab jeglicher Resignation / Viel Zeit bleibt für Olympia

Der Patient im St. Agatha-Krankenhaus in Köln, unweit der Rennbahn, hat sich ungewöhnlicherweise kein Telefon aufs Zimmer legen lassen. "Ich will meine Ruhe haben", sagt Peter Alafi. Er will ungestört die TV-Übertragungen der Olympischen Spiele verfolgen. Zeit genug hat Deutschlands erfolgreichster Jockey dafür, denn noch etwa zehn Tage muß er im Hospital verbringen. Ein Schien- und Wadenbeinbruch ist der Grund, erlitten bei einem Sturz am 24. Juli im ersten Rennen der Kölner Veranstaltung.

Für Normalbürger eine simple Verletzung, zeitraubend zwar, aber irgendwie zu verkraften. Peter Alafi ist kein Normalbürger. Er hat 2307 Rennen gewonnen, mehr als jeder andere in Deutschland lizensierte Jockey. Er ist aber auch 56 Jahre alt, damit längst der Senior in der Jockeystube, aber fit wie ein Junger, mit einem Gewicht von 51 Kilo.

"Es ist halt eine Frage des Alters, wie schnell es heilen wird", sagt seine Frau Iren. Die nächsten Monate sind abgehakt und damit die Saison. Ob Alafi im nächsten Jahr noch einmal in den Sattel steigen kann, steht in den Sternen. Er selbst gibt sich kämpferisch: "Resignieren war noch nie meine Sache. Ich gebe keinesfalls auf, will bald wieder dabei sein."

Seit 1959 reitet der gebürtige Budapester in Deutschland, wo er nach den Wirren des Aufstandes über Österreich hinkam. Viermal gewann er das Deutsche Derby, war ebenso oft Champion. Orofino und Köngisstuhl hießen seine bekanntesten Pferde in jüngster Zeit. Am 20. Oktober 1990 egalisierte er in Gelsenkirchen den Rekord des legendären Otto Schmidt, ritt seinen 2218. Sieg. Und stellt mit jedem Sieg fortan eine neue Bestmarke auf.

Geheimnisumwittert war er auch immer ein wenig, was er selbst nie so ganz begriff: "Die Leute haben zuviel Phantasie, ich sehe mich ganz normal." Gutbürgerlicher Familienvater, Eigenheim in Krefeld, Limousine vor der Tür. Seine Zukunftspläne vor dem Unfall: "Reiten, so lange es geht." Trainer wollte er nie werden. Und es ging zuletzt gut. Alafi ritt als Stalljockey beim Kölner Trainer Harro Remmert, war in allen wichtigen Rennen eine feste Größe. Doch zunächst einmal heißt es jetzt abwarten.

Die Operation verlief erfolgreich, eine Platte sitzt im Bein, die Ärzte sind zufrieden. Und wenn es denn doch nicht mehr gehen sollte? "Daran denke ich doch überhaupt nicht, dann könnte ich mich doch gleich aufgeben." Da hat Peter Alafi doch schon ganz andere Schlachten geschlagen. sid

zu Fussball

ÖSTERREICH (2. Spieltag): Vorwärts Steyr - Austria Salzburg 1:1, Wiener SC - Linzer ASK 3:1, Austria Wien - VFB Mödling 5:0, Sturm Graz - VSE St. Pölten 3:1, Admira/Wacker Wien - Rapid Wien 4:3, Stahl Linz - Wacker Innsbruck 2:1. - Die Tabellenspitze: 1. Austria Wien 8:1 Tore/4:0 Punkte, 2. Wiener SC 5:1/4:0, 3. Austria Salzburg 5:1/3:1, 4. Wacker Innsbruck 5:2/2:2.

Bernhard Langer führt deutsches Sextett

Deutschlands Golf-Idol Bernhard Langer führt das Teilnehmerfeld der 150 Berufsgolfer beim mit insgesamt 1,5 Millionen Mark dotierten Internationalen Turnier vom 6. bis 9. August auf der Anlage in München-Eichenried an.

Rudern, Halbfinale Spielend umschiffte Lange letzte Klippe

Einer-Star Thomas Lange hat die letzte Klippe auf dem Weg zum zweiten olympischen Gold nach 1988 beinahe spielerisch umschifft. Auf dem Banyoles-See in den Ausläufern der Pyrenäen zelebrierte der 28 Jahre alte Medizinstudent aus Halle Einerrudern in Perfektion und qualifizierte sich durch einen souveränen Halbfinal-Sieg gegen Vaclav Chalupa (CSFR) als bislang achtes deutsches Boot für die Finals am Wochenende.

Der dreimalige Einer-Weltmeister Lange war sehr verhalten aus den Startpontons gegangen und hatte sich erst bei Halbzeit an die Spitze gesetzt. Mit überaus wuchtigen Schlägen baute er seinen Vorsprung ständig aus. Sehr zum Leidwesen der finnischen Ruder-Legende Pertti Karppinen, der als Vierter mit über 17 Sekunden Rückstand bei seinen fünften Olympischen Spielen seinen Karriereausstand gab.

Nach dem ersten Halbfinal-Tag hat der Deutsche Ruderverband (DRV) erst einen Ausfall zu verzeichnen. Dieser allerdings trägt beinahe tragische Züge. Ausgerechnet der Männer-Doppelzweier, zuvor als Goldkandidat gehandelt, kam über einen vierten Platz nicht hinaus. "Es ist wie verhext", schüttelte Schlagmann Christian Händle (Karlstadt) nur den Kopf.

Unmittelbar vor dem Vorlauf war sein Partner Peter Uhrig (Worms) mit einer schweren Darm- und Mageninfektion ausgefallen und mußte durch den Potsdamer Jens Köppen ersetzt werden. Die Medaillen-Hoffnungen Händles, 1988 in dieser Bootsklasse als Vierter haarscharf an einer Medaille vorbeigeschrammt, sanken damit praktisch gegen Null. "So viel Pech kann man gar nicht haben", kommentierte dazu Bundestrainer Lothar Trawiel.

Es war der bislang einzige Wermutstropfen in der DRV-Bilanz. Mit fünf von sechs Besatzungen sind die deutschen Frauen in den Endläufen vertreten. Durch einen sicheren Erfolg gegen Rumänien mit Exweltmeisterin Elisabeta Lipa am Schlag unterstrichen die in diesem Jahr noch ungeschlagenen Kathrin Baron und Kerstin Köppen (Potsdam) ihre Goldambitionen. "Es ist noch nichts klar, die Rumäninnen steigern sich bestimmt noch", bremste Trainerin Jutta Lau voreilige Euphorie.

Vor Banyoles zum Kreis der Siegaspiranten gezählt, reduzieren sich die Hoffnungen des ungesteuerten Zweiers mit Colin von Ettingshausen und Peter Hoeltzenbein (Münster/Benrath) spätestens nach dem zweiten Halbfinalplatz auf Silber. "Wir wollen eine Medaille, Gold habe ich abgehakt", erklärte dazu Trainer Manfred Beyer angesichts der beeindrukkenden Vorstellung der wiedererstarkten Briten. sid

Turnen Wecker hat das Teamfinale abgehakt

"Jetzt beginnt mein eigenes Ding." Minuten nach der olympischen Mannschafts-Entscheidung tickte es schon wieder im Kopf von Andreas Wecker. Klingeln soll es im Mehrkampf am Freitag oder in den sechs Gerätefinals am Sonntag, in denen der Berliner fünfmal vertreten ist. Der Team-Wettbewerb, in dem die Riege des Deutschen Turner-Bundes (DTB) hinter der GUS, China und Japan einen enttäuschenden vierten Platz belegte, diente dem Deutschen Zwölfkampf- Meister nur als letzter Probelauf.

Ein Test, der zu großen Medaillenhoffnungen Anlaß gab, denn der 22jährige war wie schon im Pflichtprogramm hinter Witali Scherbo, Waleri Belenki und Grigori Misjutin als Vierter bester "Nicht-Gussi". Wecker: "Ich werde voll angreifen, Chancen sind da."

Im Team-Wettbewerb war nach dem ersten Gerät klar, daß das DTB-Sextett im Dreikampf gegen die Asiaten keine Chance hatte. Ein erneut überragender Wecker allein war zu wenig, zumal Routiniers wie Sven Tippelt (Deilinghofen) und der Hannoveraner Ralf Büchner blaß blieben. Auch Sylvio Kroll aus Cottbus blieb unter seinen Möglichkeiten, erreichte aber immerhin wie Wecker und der Hallenser Oliver Walther das Mehrkampffinale.

Im Gegensatz zu den Kunstturnerinnen, bei denen nach Rang neun die Ablösung von Cheftrainer Wolfgang Bohner beschlossene Sache zu sein scheint, gibt es derlei Überlegungen bei den Männern nicht. sid

Erwartungen nun sind gestiegen Andreas Behm gewann Gewichtheber-Bronze

Die Bronzemedaille von Andreas Behm aus Stralsund hat die Erwartungen der deutschen Gewichtheber bei Olympia in die Höhe schnellen lassen. "Wir haben uns ursprünglich zwei Medaillen ausgerechnet. Mit etwas Glück können wir jetzt das Doppelte holen", meinte Bundestrainer Rolf Milser. "Bronze durch Andy haben wir nur erträumt, obwohl er fleißig trainiert hat. Er ist aber schon im Reißen über sich hinausgewachsen und hat mit dem deutschen Rekord von 145 kg ein gutes Polster für das Stoßen geschaffen."

Mit einem Vorsprung von fünf Kilogramm auf den Chinesen Yong Wang ging Behm, trotz radikalen "Abkochens" in blendender Form, als Dritter in den zweiten Durchgang. "Wir haben Wang beim Warmmachen beobachtet. Es war klar, daß er uns nicht mehr gefährlich werden konnte. Da wir den dritten Platz somit in der Tasche hatten, haben wir versucht, Silber hinter dem Armenier Israil Militosian zu holen. Die 185 kg waren aber zu viel", meinte Milser.

Als weitere heiße Eisen haben der Olympiasieger von 1984 und Cheftrainer Frank Mantek neben den beiden Olympiazweiten Ingo Steinhöfel (Chemnitz) und Manfred Nerlinger (Neuaubing) den Dritten der Sommerspiele von Seoul, Ronny Weller aus Duisburg, im Feuer.

"Ich hoffe, daß wir noch einige Medaillen gewinnen, damit sich der ganze Trainingsaufwand der letzten Jahre lohnt. Wobei mein besonderer Dank unserem Mannschaftsarzt Bernd Dörr gilt", meinte dazu Behm. sid

sp/Barcelona/Doping .

Drei britische Dopingfälle

BARCELONA (sid).Drei britische Olympiateilnehmer sind am Donnerstag nach positiven Dopingtests aus ihrer Mannschaft ausgeschlossen und nach Hause geschickt worden. Es handelt sich um den Sprinter Jason Livingston, Hallen-Europameister über 60 m, sowie die beiden Gewichtheber Andrew Davies, 1990 Vize-Welt- und Vize-Europameister, und Andrew Saxton, Sieger der Commenwealth-Spiele 1990. Die Tests waren am 10., 11. und 15. Juli in Großbritannien durchgeführt worden. Bei Livingston handelte es sich um anabole Steroide, bei den beiden anderen wurde das anabole Stimulanzmittel Klembuterol nachgewiesen. Die Ergebnisse lagen am vergangenen Dienstag vor. sid st mo

sp/Barcelona/ Tennis/Ergebnis . sid- Olympia-Ergebnisdienst Tennis, Olympisches Turnier in Barcelona Herreneinzel, 2. Runde: Jim Courier

(USA/Nr. 1) - Gilad Bloom (Israel) 6:2, 6:0, 6:0 sid js

VOLLEYBALL

Gruppe B, 3. Spieltag: Frankreich - Kanada 0:3 (7:15, 8:15, 6:15), Algerien - Südkorea 0:3 (8:15, 11:15, 12:15), Niederlande - Brasilien 0:3 (11:15, 9:15, 4:15).

HANDBALL

Vorrunde, Frauen, Gruppe A, 1. Spieltag: Deutschland - Nigeria 32:17 (14:9), GUS - USA 23:16 (14:9).

Gruppe B, 1. Spieltag: Österreich - Spanien 20:16 (9:4).

SCHIESSEN

KK-Dreistellungskampf, Frauen: 1. Meili (USA) 684,3 Punkte (Finale: 97,3), 2. Matowa (Bulgarien) 682,7 (98,7), 3. Ksiazkiewicz (Polen) 681,5 (96,5), 4. Forian (Ungarn) 679,5 (97,5), 5. Skoko (Kroatien) 678,7 (98,7), 6. Letschewa (Bulgarien) 678,0 (97,0), 7. Bowes (Kanada) 673,6 (93,6), 8. Joo (Ungarn) 673,6 (93,6. - Im Vorkampf ausgeschieden: 20. Sperber (Penzing) 574, . . . 28. Pfeilschifter (Pemfling) 569.

Doping in Barcelona Drei britische Sportler nach Hause geschickt

Die Leitung der britischen Olympia-Delegation hat drei in internen Kontrollen des Dopings überführte Sportler nach Hause geschickt. Jason Livingston, Hallen-Eurpameister über 60 m, reiste bereits am Dienstag ab, die beiden Gewichtheber Andrew Saxton und Andrew Davies mußten am Mittwoch das Olympische Dorf in Barcelona verlassen.

Bei Kontrollen, die bei den Gewichthebern am 10. und 11. Juli, bei Livingston am 15. Juli in der Heimat durchgeführt worden waren, wurden verbotene Substanzen nachgewiesen. Bei dem Sprinter, der in Barcelona über 100 m und in der Staffel eingesetzt werden sollte, fanden sich anabole Steroide, die Gewichtheber hatten das anabol wirkende Stimulans Cenbuterol eingenommen und gestanden den Mißbrauch ihrem Verband. Der Gewichtheber Andrew Davies verzichtete derweil sogar auf den B-Test als Gegenprobe. sid

Leichtathletik Schlamperei ließ Olympiatraum platzen

Eine Schlamperei der französischen Funktionäre kostet Sprinter Bruno Marie-Rose die Teilnahme am olympischen 100-m-Lauf. Als sich der Ex-Weltrekordler mit der 4x100-m- Staffel am Donnerstag im olympischen Dorf akkreditieren wollte, mußte er feststellen, daß er nicht für die Wettkämpfe gemeldet war, obwohl er die Norm einen Tag vor Schluß der Meldefrist erfüllt hatte.

"Ich habe die Organisatoren angerufen und mitgeteilt, daß Bruno Marie- Rose starten wird. Leider habe ich vergessen, eine schriftliche Bestätigung nach Spanien zu schicken - ein fataler Irrtum", gestand Teamchef Serge Bord zerknirscht ein. Marie- Rose konnte sein Pech kaum fassen: "Ein Traum ist an menschlicher Dusseligkeit zerbrochen." sid

BASKETBALL

Vorrunde, Frauen, Gruppe A, 1. Spieltag: GUS - Kuba 89:91 (44:44).

Gruppe B, 1. Spieltag: USA - CSFR 111:55 (53:22).

Libanese Traboulsi bleibt wohl gelähmt

Der Libanese Jamal Traboulsi wird aller Voraussicht nach nie mehr laufen können. Dem 29 Jahre alten Mittelgewichtler war am 1. Oktober bei den Gewichtheber-Weltmeisterschaften in Donaueschingen die mit 172,5 kg bestückte Eisenhantel in den Nacken gefallen und hatte eine Lähmung ab der Gürtellinie verursacht.

SCHIESSEN

Schnellfeuerpistole, Männer: 1. Schumann (Dudweiler) 885 Ringe (Finale: 96), 2. Kusmins (Lettland) 882 (97), 3. Wochmianin (GUS) 882 (96), 4. Kucharczyk (Polen) 880 (97), 5. McNally (USA) 781, 6. Ignatiuk (GUS) 779, 7. Kaczmarek (Polen) 778, 8. Ante (Kolumbien) 776. - Im Vorkampf ausgeschieden: 13. Osthold (Butzbach) 583.

Werder Bremen bestreitet Benefizspiel

Ein Benefiz-Spiel zugunsten der Flüchtlinge aus den jugoslawischen Kriegsgebieten wird Fußball-Europapokalsieger Werder Bremen bestreiten. Gegner am 8. August in Wiesbaden ist der tschechische Erstligist Bohemians Prag.

Schwimmen Beyer tritt als Doping- Beauftragter zurück

Harm Beyer, der ehemalige Präsident des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV), tritt als Doping-Beauftragter des DSV mit sofortiger Wirkung zurück.

Nach dem Fall Dagmar Hase hatte DSV-Präsident Klaus Henter dem Hamburger Richter "Instinktlosigkeit" vorgeworfen, nachdem dieser der Magdeburgerin die Goldmedaille übergeben hatte. Die Übergabe war allerdings lange vorher vom Weltverband festgelegt worden.

Beyer nannte zur Begründung seines spontanen Schrittes, daß er den Zickzack-Kurs des DSV-Präsidiums in der Dopingbekämpfung nicht mehr länger mittragen könne. Im Präsidium des DSV waren die Methoden der Dopingbekämpfung schon seit einiger Zeit kontrovers diskutiert worden. sid

Schützen feiern ersten Olympiasieg Schumann trifft Gold Sperber jedoch nicht

Der Tag, der mit einer schwarzen Serie von Silvia Sperber begann, endete für die deutschen Schützen mit dem goldenen Schuß: Nach dem Desaster der Olympiasiegerin im Dreisstellungskampf traf Ralf Schumann mit der olympischen Schnellfeuerpistole mitten ins Schwarze und bescherte dem angeschlagenen Deutschen Schützen-Bund (DSB) am fünften Tag das erste Gold.

Mit drei Ringen Vorsprung ging der 30 Jahre alte Weltmeister in das nervenaufreibende Finale der besten vier Schützen, mit dem neuen olympischen Rekord von 885 Ringen verwies er den Letten Afanati Kuzmins (882) und Wladimir Wucjanine aus der GUS (882) auf die weiteren Medaillenränge.

Voller Genugtuung über seinen Erfolg ballte der kleine Mann (1,67 m) mit der Igelfrisur nach der letzten Zehn die Fäuste und legte die silbrig glänzende Pistole aus der Hand. "Ich kann mich noch gar nicht richtig freuen", sagte der Olympiasieger Schumann anschließend. "Das dauert sicherlich noch, bis das in den Kopf reingeht."

Noch 1988 in Seoul, als der frühere Leipziger noch für die DDR auf Medaillenjagd ging, gab es für den alles überragenden Schnellfeuerschützen der letzten Jahre hinter Kuzmins nur Silber. Diesmal behielt er in der Hitze von Barcelona kühlen Kopf. Ständig sprach er während des Finales, wo die Athleten innerhalb von vier Sekunden fünf Schuß abgeben müssen, mit sich selbst. Wie er dem Druck des hohen Favoriten standhielt? "Ich habe Yoga-Atmung gemacht, versucht, den Puls runterzukriegen, und mir immer wieder den technischen Ablauf vorgesagt."

Der eine auf dem Gipfel, die andere am Boden: Tapfer lächelnd legte Silvia Sperber das Gewehr aus der Hand, verdrückte ein paar Tränen und verstand die Welt nicht mehr. Die "Operation Gold" in der Königsdiziplin der Schützen endete für die Seoul-Olympiasiegerin mit einem Desaster. Mit kläglichen 574 Ringen im Dreistellungskampf landete Deutschlands Schützenkönigin im Vorkampf nur auf dem 20. Platz und verfehlte damit das Finale der besten Acht um Welten.

"Am liebsten würde ich jetzt im Erdboden versinken", gestand Silvia Sperber hinterher ihren Frust offen ein. "Ich war nicht übernervös, aber ich hab' von Anfang an keinen Anschlag gefunden. Nach dem Liegend-Schießen war ich total narrisch."

Noch schlechter erging es Junioren- Weltmeisterin Sonja Pfeilschifter (Pemfling), die mit 569 Ringen gerade mal 28. wurde. Die Goldmedaille gewann völlig überraschend die 29jährige Amerikanerin Launi Meili, die mit 684,3 Ringen die Bulgarin Nonka Matowa (682,7) und die Polin Malgorzata Ksiazkiewicz (681,5) auf die Medaillenränge verwies. Es war das erste Schützengold für die Vereinigten Staaten.

Zwar kämpfte Silvia Sperber weiterhin verbissen, aber auch im stehenden (188) und im knieenden Anschlag (194) blieb sie weit unter ihren Möglichkeiten. "Da gerätst du immer mehr unter Druck, da tut dann jeder Neuner plötzlich doppelt weh", erklärte der Trainer die vergebliche Aufholjagd der Olympiasiegerin aus Seoul. sid

"Abmahnung für die Stars" IOC beobachtet den Journalisten Lewis

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) behält den sechsmaligen Olympiasieger Carl Lewis wegen seiner journalistischen Nebentätigkeit weiter im Auge.

Nachdem ein Werbespot im Fernsehen weitere Berichte des Stars in der spanischen Zeitung "El Periodico" angekündigt hatte, wandte sich das IOC erneut an das Nationale Olympische Komitee der USA (USOC).

IOC-Informationsdirektorin Michele Verdier teilte mit, daß das IOC einen zweiten Brief bezüglich der Verletzung der Regel 59 der Olympischen Charta an das USOC geschrieben hatte. Nach Auskunft von dessen Sprecher Mike Moran ist das Schreiben noch nicht eingegangen. Zunächst hatte das Olympische Komitee IOC die Überprüfung von Lewis eingestellt, nachdem der Sprint-Weltrekordler zugesagt hatte, das Olympische Regelwerk zu achten. Dies verbietet ausdrücklich eine journalistische Nebentätigkeit von Sportlern.

Lewis hatte von der Eröffnungsfeier mit Hilfe eines tragbaren Telefons live für die Zeitung berichtet.

Auch gegen Basketballer Charles Barkley aus dem "Dream Team", der eine Kolumne für die Tageszeitung "USA Today" verfaßt hatte, wurde seitens des IOC interveniert. Ob Barkleys Kolumne fortgeführt werden soll, wurde nicht bekannt. sid

Ringen, Griechisch-römisch, bis 57 kg

Gold: Bong An Han (Südkorea)

Silber: Rifat Yildiz (Deutschland)

Bronze: Zetian Sheng (China)

Ringen, Griechisch-römisch, bis 62 kg

Gold: Akif Pirim (Türkei)

Silber: Sergej Martynow (GUS)

Bronze: Juan Maren (Kuba)

RINGEN

Griechisch-römisch, Klasse bis 57 kg: 1. Han Bong An (Südkorea), 2. R. Yildiz (Goldbach), 3. Sheng (China), 4. Ignatenko (GUS), 5. Diaz (Kuba), 6. Sandu (Rumänien), 7. Pehkonen (Finnland), 8. Hall (USA).

RINGEN

Griechisch-römisch, Klasse bis 62 kg: 1. Pirim (Türkei), 2. Martynow (GUS), 3. Maren (Kuba), 4. Zawadzki (Polen), 5. Bodi (Ungarn), 6. Lee (USA), 7. Grigorow (Bulgarien), 8. Dietsche (Schweiz), . . . 10. Büttner (Goldbach).

Schwimmen, 200-m-Schmetterl., Männer

Gold: Melvin Stewart (USA)

Silber: Danyon Loader (Neuseeland)

Bronze: Franck Esposito (Frankreich)

SCHWIMMEN

200-m-Schmetterling, Männer: 1. Stewart (USA) 1:56,26 Minuten, 2. Loader (Neuseeland) 1:57,93, 3. Esposito (Frankreich) 1:58,51, 4. Szukala (Polen) 1:58,89, 5. Kawanaka (Japan) 1:58,97, 6. Pankratow (GUS) 1:58,98, 7. Pinter (Rumänien) 1:59,34, 8. Roberts (Australien) 1:59,64.

Schwimmen, 200-m-Lagen, Frauen

Gold: Li Lin (China)

Silber: Summer Sanders (USA)

Bronze: Daniela Hunger (Deutschland)

RINGEN

Griechisch-römisch, Klasse bis 82 kg: 1. Farkas (Ungarn), 2. Stepien (Polen), 3. Turlichanow (GUS), 4. Fredriksson (Schweden), 5. Niemi (Finnland), 6. Kasum (Serbien/Montenegro), 7. Zander (Aalen), 8. Frinta (CSFR).

SCHWIMMEN

200-m-Lagen, Frauen: 1. Li Lin (China) 2:11,65 Minuten (Weltrekord), 2. Sanders (USA) 2:11,91, 3. Hunger (Berlin) 2:13,92, Dendeberowa (GUS) 2:15,47, 5. Overton (Australien) 2:15,76, 6. Limpert 2:17,09, 7. Sweetnam (beide Kanada) 2:17,13, 8. Synowska (Polen) 2:18,85.

Schwimmen, 50-m-Freistil, Männer

Gold: Alexander Popow (GUS)

Silber: Matt Biondi (USA)

Bronze: Tom Jager (USA)

RINGEN

Griechisch-römisch, Klasse bis 90 kg: 1. Bullmann (Goldbach), 2. Basar (Türkei), 3. Koguaschwili (GUS), 4. Ljungberg (Schweden), 5. Babak (Iran), 6. Foy (USA), 7. Pena (Kuba), 8. Campanella (Italien).

SCHWIMMEN

50-m-Freistil, Männer: 1. Popow (GUS) 21,91 Sekunden (Jahresweltbestzeit und Europarekord), 2. Biondi (USA) 22,09, 3. Jager (USA) 22,30, 4. Williams (Südafrika) und Kalfayan (Frankreich) je 22,50, 6. Foster (Großbritannien) 22,52, 7. Prigoda (GUS) 22,54, 8. Rudolph (Hamburg) 22,73.

TENNIS

Männer-Einzel, 2. Runde: Steeb (Stuttgart) - Stich (Elmshorn) 6:4, 6:2, 4:6, 6:3, Leconte (Frankreich) - Lavalle (Mexiko) 3:6, 6:3, 6:4, 3:6, 6:2, Koevermans (Niederlande) - Bruguera (Spanien) 1:6, 6:3, 6:3, 6:2, Oncins (Brasilien) - Chang (USA) 6:2, 3:6, 6:3, 6:3, Furlan (Italien) - Tschesnokow (GUS) 7:6, 6:4, 6:4.

Männer-Doppel, 1. Runde, u.a.: Becker/Stich (Leimen/Elmshorn) - Alami/El Aynaoui (Marokko) kampflos für Becker/Stich.

Frauen-Einzel, 2. Runde: Huber (Heidelberg) - Paulus (Österreich) 6:4, 6:1, Rittner (Leverkusen) - Tauziat (Frankreich) 6:3, 6:2, Martinez (Spanien) - Cecchini (Italien) 6:4, 6:3, Jagerman-Muns (Niederlande) - Halard (Frankreich) 7:6, 7:6, Capriati (USA) - Tarabini (Argentinien) 6:4, 6:1, Coetzer (Süafrika) - Blumberga (GUS) 6:2, 6:4, Basuki (Indonesien) - Pierce (Frankreich) 0:6, 6:3, 10:8.

Aouita nicht mehr Hallen-Weltrekordler

Der mehrfache marokkanische Weltrekordler Said Aouita hat nachträglich eine seiner Weltbestmarken verloren. Das Council des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF erkannte ihm den 3000-m-Hallen- Weltrekord wegen Verlassens der Bahn ab. Der Kenianer Kiptanui wird nun wieder in den Rekordlisten auftauchen.

Schwimmen, 800-m-Freistil, Frauen

Gold: Janet Evans (USA)

Silber: Hayley Lewis (Australien)

Bronze: Jana Henke (Deutschland)

SCHWIMMEN

800-m-Freistil, Frauen: 1. Evans (USA) 8:25,52 Minuten (Jahres-Weltbestzeit), 2. Lewis (Australien) 8:30,34, 3. Henke (Potsdam) 8:30,99, 4. Langrell (Neuseeland) 8:35,57, 5. Dalby (Norwegen) 8:37,12, 6. Splichalova (CSFR) 8:8:37,66, 7. Hansen (USA) 8:39,25, 8. Arnould (Belgien) 8:41,86.

Schwimmen, 100-m-Rücken, Männer

Gold: Mark Tewksbury (Kanada)

Silber: Jeff Rouse (USA)

Bronze: David Berkoff (USA)

Judo Lascau und Eickhoff kämpfen mit dem Frust

Als Judo-Bundestrainer Han Ho San seine Bilanz zog, war Weltmeister Daniel Lascau aus Rüsselsheim in seinem bitteren Frust bereits verschwunden. Mit der Niederlage des Halbmittelgewichtlers gegen seinen WM-Vorgänger Byung-Yoo Kim (Südkorea), der die Bronzemedaille gewann, setzte sich die Misere der deutschen Judoka beim olympischen Turnier nahtlos fort.

Lascau unterlag Kim gleich zu Beginn durch einen allerdings fragwürdigen Yuko, den der Koreaner geschickt und erfolgreich bis zum Schluß verteidigte. "Es war eine weitere krasse Fehlentscheidung der schwachen Kampfrichter", meinte Han Ho San, der sich aber auch über die schwache Form Lascaus enttäuscht zeigte.

Gold ging an den Japaner Hidehiko Yoshida, der den US-Amerikaner Jason Morris besiegte.

Die Braunschweigerin Frauke Eickhoff hat am Donnerstag abend im Halbmittelgewicht ebenfalls eine Medaille verpaßt. Die Weltmeisterin verlor im "kleinen" Finale gegen die Chinesin Di Zhang und wurde Fünfte. Damit warten die hochgehandelten Judoka nach dem vierten Finaltag immer noch auf den ersten Medaillengewinn.

Im Finale unterlag Yael Arad aus Israel der Französin Catherine Fleury. Yael Arad gewann damit die erste Medaille überhaupt für Israel während der 40 Jahre, seit denen die Sportler des Landes an Olympischen Spielen teilnehmen. sid/dpa

SCHWIMMEN

100-m-Rücken, Männer: 1. Tewksbury (Kanada) 53,98 Sekunden (Jahres-Weltbestzeit), 2. Rouse (USA) 54,04, 3. Berkoff (USA) 54,78, 4. Lopez-Zubero (Spanien) 54,96, 5. Selkow (GUS) 55:49, 6. Schott (Frankreich) 55,72, 7. Falcon (Kuba) 55,76, 8. Richter (Dresden) 56,26.

TISCHTENNIS

Männer-Doppel, Achtelfinale: Roßkopf/Fetzner (Düsseldorf) - Koji Matsushita/Hiroshi Shibutani (Japan) 21:17, 21:16.

Gewichtheben, Klasse bis 75 kg

Gold: Fedor Kassapu (GUS)

Silber: Pablo Lara (Kuba)

Bronze: Myong Nam Kim (Nordkorea)

Gewichtheben Ingo Steinhöfel verlor Kampf um Bronze knapp

Im Kampf um Bronze mußte Ingo Steinhöfel seinen Konkurrenten das Feld überlassen. Der Silbermedaillengewinner von Seoul verbesserte mit 347,5 kg (Reißen 125,0/Stoßen 122,5) seine deutschen Rekorde im olympischen Zweikampf und Stoßen zwar um jeweils fünf Kilogramm, doch beim entscheidenden dritten Versuch mit 197,5 kg scheiterte er beim Ausstoßen knapp.

Gold ging an den Weltmeister von 1990, Fedor Kassapu aus Moldawien. Dank einer gestoßenen Leistung von 202,5 kg verwies er Weltmeister Pablo Lara aus Kuba auf den Silberrang bei gleicher Leistung von 357,5 kg (155,0/202,5) nur aufgrund des um 250 Gramm geringeren Eigengewichts. Bronze in dem hochklassigen und bis zum letzten Versuch spannenden Wettbewerb ging an den Nordkoreaner Myong Nam Kim, der nach dem Reißen geführt hatte.

Eine bessere Plazierung verpaßte Steinhöfel im Reißen. Er, Kassapu und Lara scheiterten jeweils an 160 kg. Mit einem gültigen Versuch hätte der Chemnitzer sich einen Vorsprung von fünf Kilogramm verschaffen und gleichzeitig seinen deutschen Rekord um die gleiche Differenz verbessern können. Kim wäre um ein Haar gescheitert, doch im dritten Versuch brachte er sein Anfangsgewicht von 162,5 kg zur Hochstrecke.

Der Obrigheimer Oliver Caruso belegte mit 325,0 kg (145,0/180,0) den 16. Platz und blieb damit fünf Kilo unter seinen Möglichkeiten. sid

Reiten, Military, Einzel

Gold: Matthew Ryan (Australien)

Silber: Herbert Blöcker (Deutschland)

Bronze: Blyth Tait (Neuseeland) Reiten, Military, Mannschaft Gold: Australien

Silber: Neuseeland

Bronze: Deutschland

Jäckel Etappen-Vierter in Belgien

Als bislang erfolgreichster Fahrer des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) bei der 15. Wallonien-Rundfahrt für Amateure in Belgien fuhr Rene Jäckel am Donnerstag auf den vierten Etappenplatz.

Military Silber und Bronze in den Stall geholt

Den goldenen Sensationstagen von Seoul folgte für die deutschen Military-Reiter die Barcelona-Überraschung in Silber und Bronze. Der Elmshorner Herbert Blöcker verbesserte sich auf Feine Dame im abschließenden Springparcours dank eines fehlerfreien Umlaufs vom dritten Platz aus Dressur und Geländeritt noch auf Rang zwei.

Die Mannschaft mit Blöcker, Dr. Matthias Baumann (Reichertsheim) auf Alabaster, Cord Mysegaes (Delmenhorst) auf Ricardo und Ralf Ehrenbrink (Warendorf) auf Kildare profitierte vom Pech Großbritanniens und kam noch auf Platz drei. Der Medaillenhimmel hatte sich über dem deutschen Team geöffnet, als der englische Wallach Murphy Himself von Ian Stark am Donnerstag morgen den Gesundheitstest der Veterinär-Kommission nicht bestand und zurückgezogen werden mußte. Favorit Großbritannien stürzte ins Bodenlose, während Deutschland nach Dressur und Gelände auf den dritten Platz hinter den überlegenen Neuseeländern und Australien vorrückte. Gold ging schließlich an Australien, das als Military-Nation nach 1976 wieder Aufmerksamkeit erregte. Silber blieb für Mannschafts-Weltmeister Neuseeland. In der Einzelwertung erfüllte sich für Herbert Blöcker hinter Olympiasieger Matthew Ryan (Australien) auf Kibah Tic Toc und vor Blyth Tait (Neuseeland) auf Messiah ein Traum. sid

Schwimmen, 4 x 100-m-Lagen, Frauen

Gold: USA

Silber: Deutschland

Bronze: GUS

GEWICHTHEBEN

Klasse bis 75 kg: 1. Kassapu (GUS) 357,5 kg (Reißen: 155 + Stoßen: 202,5), 2. Lara (Kuba) 357,5 (155 + 202,5), 3. Myong Nam Kim (Nordkorea) 352,5 (162,5 + 190), 4. Koslowski (Polen) 352,5 (160 + 192,5), 5. Steinhöfel (Chemnitz) 347,5 (155 + 192,5), 6. Licea (Kuba) 345,0 (150 + 195), 7. Chlebosz (Polen) 340,0 (155 + 185), 8. Gang Lu 335,0 (150 + 185).

Deutscher Bahn-Vierer im Viertelfinale Jens Fiedler fährt um die Goldmedaille

Die deutschen Bahn-Vierer-Weltmeister sind die Favoritenrolle im olympischen Wettbewerb vorläufig los. In der Zeitqualifikation auf dem Velodrom in Vall d' Hebron belegte das Quartett von Bundestrainer Wolfgang Oehme in der Besetzung Michael Glöckner, Andreas Walzer (beide Stuttgart), Jens Lehmann (Leipzig) und Stefan Steinweg (Berlin) in 4:14,934 Minuten den zweiten Platz hinter dem überlegenen australischen Vierer, der in 4:11,245 Weltrekord fuhr.

Sprintweltmeister Jens Fiedler fährt am Freitag um olympisches Gold. Er bezwang im Halbfinale den Italiener Roberto Chiappa und trifft im Endlauf auf Garry Niewand (Australien).

Im Viertelfinale trafen die Deutschen auf Neuseeland. Der Coach hatte wie erwartet seinem kompletten WM-Quartett von Stuttgart vertraut und dabei den Olympiazweiten in der Einer-Verfolgung, den 24jährigen Lehmann, aufgeboten. Doch schon nach der ersten Zwischenzeit lag man eine halbe Sekunde hinter den Australiern zurück. Nach zwei Kilometern betrug der Rückstand fast zwei Sekunden und vergrößerte sich auf der Restdistanz auf mehr als 3,6 Sekunden.

Verfolgungsweltmeisterin Petra Roßner zeigte in der Zeit-Qualifikation eine eindrucksvolle Vorstellung. In 3:43,091 Minuten fuhr die 25jährige die zweitbeste Zeit hinter der australischen Straßen- Olympiasiegerin Kathryn Watt. (3:41,886).

SCHWIMMEN

4 x 100-m-Lagen, Frauen: 1. USA (Loveless, Nall, Ahmann-Leighton, Thompson) 4:02,54 Minuten (Weltrekord), 2. Deutschland (Hase / Magdeburg, Dörries / Potsdam, van Almsick / Berlin, Hunger / Berlin) 4:05,19, 3. GUS (Jiwanewskaja, Rudkowskaja, Kiritschenko, Metschtscheriakowa) 4:06,44, 4. China 4:06,78, 5. Australien 4:07,01, 6. Kanada 4:09,26, 7. Japan 4:09,92, 8. Niederlande 4:10,87.

Olympisches Tischtennis-Turnier Roßkopf und Fetzner im Gleichschritt zum Sieg

Für Jörg Roßkopf und Steffen Fetzner ist beim Tischtennis-Turnier in Barcelona eine Medaille in greifbare Nähe gerückt. Die beiden Düsseldorfer zogen durch einen 21:17, 21:16-Erfolg über die Japaner Matsushita/Shibutani als ungeschlagene Gruppensieger ins Viertelfinale ein und benötigen nur noch einen Sieg, um sich Bronze zu sichern.

Fetzner hatte schon vorher gegen den Japaner Watanabe eine gelungene Olympiapremiere als Einzelspieler gefeiert. Mühelos gewann auch Roßkopf sein Auftakteinzel in der Vorrunden-Gruppe E gegen Michael Douglas-Hyatt (Jamaica). Zu weiteren Siegen kamen Olga Nemes (Dülmen) sowie das Doppel Elke Schall/ Nicole Struse (Dülmen/Steinhagen). Weltmeister Jörgen Persson und der Olympia- Dritte Erik Lindh (Schweden) scheiterten in der Vorrunde fast sensationell gegen die Südkoreaner Kang/Hee.

Olga Nemes liegt weiter auf Erfolgskurs. Die zweimalige deutsche Meisterin gewann ihr zweites Vorrunden-Einzel gegen die Chilenin Sofija Tepes mühelos 21:10, 21:4 und wahrte damit ihre Chance, ins Achtelfinale einzuziehen. Sie trifft nun auf Hong Soon Hwa (Südkorea).

Elke Schall hätte gegen die WM-Dritte Qiao Hong (China) fast eine Sensation geschafft. Die 19 Jahre alte Bundesranglistensiegerin zwang die frühere Weltmeisterin in den dritten Satz, schließlich gab die Routine den Ausschlag: 12:21, 21:16, 9:21 lautete das Endergebnis. sid

Ghana und Australien im Viertelfinale

Die Junioren-Nationalmannschaften "U 23" aus Ghana und Australien haben das Viertelfinale des olympischen Fußball-Turniers erreicht.

REITEN

Military, Einzelwertung: 1. Ryan (Australien) Kibah Tic Toc 70,0 Punkte, 2. Blöcker (Elmshorn) Feine Dame 81,3, 3. Tait (Neuseeland) Messiah 87,6, 4. Latta (Neuseeland) Chief 87,8, 5. Hoy (Australien) Kiwi 89,4, 6. Dixon (Großbritannien) Get Smart 92,4, 7. Alvarez Cervera (Spanien) Mr. Chrisalis 102,2, 8. Donckers (Belgien) Britt 104,4, . . . 11. Ehrenbrink (Warendorf) Kildare 108,6, . . . 13. Mysegaes (Delmenhorst) Ricardo 110,4, . . . 34. Baumann (Reichertsheim) Alabaster 157,4.

Mannschaftswertung: 1. Australien (Green auf Duncan, Rolton auf Peppermint Grov, Hoy auf Kiwi, Ryan auf Kibah Tic Toc) 288,6 Punkte, 2. Neuseeland (Nicholson auf Spinning Rhombu, Latta auf Chief, Tait auf Messiah, Todd auf Welton Greylag) 290,8, 3. Deutschland (Baumann / Reichertsheim auf Alabaster, Mysegaes / Delmenhorst auf Ricardo, Ehrenbrink / Warendorf auf Kildare, Blöcker / Elmshorn auf Feine Dame) 300,3, 4. Belgien 333,05, 5. Spanien 388,8, 6. Großbritannien 406,6, 7. Japan 434,8, 8. Irland 445,8.

Schwacher Start von Thül

Einen schwachen Start erwischte der Kölner Golf-Profi Heinz-Peter Thül bei den "Scandinavian Open" im schwedischen Barsebacks bei Malmö. Der dreimalige Deutsche Golflehrer-Meister muß schon nach der ersten Runde um den "Cut", die Qualifikation für die beiden Schlußrunden, bangen.

Florett-Fechterinnen früh ausgeschieden Hohen Wetten folgte schnelle Ernüchterung

Dem Medaillenrausch der deutschen Florettfrauen von Seoul folgte die Ernüchterung in Barcelona. Nach Gold, Silber und Bronze vor vier Jahren in Südkorea blieb Deutschlands hochgewettetes Trio in Barcelona ohne Edelmetall. Tränen flossen bei der WM-Dritten des Vorjahres, Sabine Bau (Tauberbischofsheim), als sie im Viertelfinale der Weltmeisterin Giovanna Trillini (Italien) 0:2 (3:5, 4:6) unterlag und dadurch als beste Deutsche Rang sieben belegte. Zuvor waren schon Zita Funkenhauser im zweiten Hoffnungskampf und Annette Dobmeier nach der Vorrunde ausgeschieden.

Die 23jährige Bau sah in beiden Durchgängen gegen die Italienerin fast wie die sichere Siegerin aus. Zweimal führte sie schnell 3:0, ließ sich das Heft aber noch aus der Hand nehmen.

Zita Funkenhauser verlor im zweiten Hoffnungskampf gegen Claudia Grigorescu (Rumänien) 1:2 (6:5, 5:2, 5:1). "Es ist ein Trost, daß es noch den Mannschaftswettbewerb gibt. Man kommt schon mit der Einstellung zu Olympischen Spielen, mit der Mannschaft eine Medaille zu gewinnen. Im Einzel spielen doch viele Faktoren eine Rolle. Ein Weltuntergang wie vielleicht vor vier Jahren ist mein Ausscheiden aber nicht."

Schon früh war Annette Dobmeier (Tauberbischofsheim) bei ihrer ersten Olympiateilnahme ausgeschieden. Im Entscheidungskampf um den Einzug in die Direktausscheidung scheiterte sie 1:2 an der Französin Giselle Meygret. sid

FUSSBALL

TESTSPIEL: TSV Schwabach - 1. FC Nürnberg 1:1 (0:1).

SEGELFLIEGEN

DEUTSCHE MEISTERSCHAFTEN der Frauen und der Doppelsitzer in Kirchheim/Teck: Frauen, Tageswertung, Clubklasse: 1. Brockmann (Hamm) 295,8 Punkte, 2. Arndt (Klix), Casper (Pfinzgau), Geyer (Wiesbaden) alle 272,8.

Gesamtstand nach sechs Wertungstagen: 1. Arndt 1630,0 Punkte, 2. Brockmann 1290,6, 3. Casper (Pfinzgau) 1059,7.

15-m-Rennklasse, Tageswertung: 1. Mayer (Vaihingen) 489,0 Punkte, 2. Thomas (Saarbrükken) 488,4, 3. Klossok (Dinslaken) 486,5.

Gesamtstand nach sechs Wertungstagen: 1. König, 2626,7 Punkte, 2. Thomas 2580,0, 3. Zimmermann (Bremen) 2407,3.

Standardklasse, Tageswertung: 1. Keim (Sindelfingen) 293,0 Punkte, 2. Schaich (Stuttgart) 287,2, 3. Goeke (Dinslaken) 279,0.

Gesamtstand nach fünf Wertungstagen: 1. Schaich 2120,8 Punkte, 2. Keim 2006,6, 3. Hohn (Hammelburg) 1830,8.

Doppelsitzer, Tageswertung: 1. Werner Jonas (Fassberg) 281,9 Punkte, 2. Balz (Kirchheim/Teck) 280,1, 3. Petersen (Sindelfingen) 251,3.

Gesamtstand nach sechs Wertungsflügen: 1. Tesch (Hamburg) 1701,1 Punkte, 2. Kropp (Weser Fluggemeinschaft) 1684,8, 3. Balz 1677,2, 4. Zerbin 1666,8, 5. Höhne (beide Leverkusen) 1630,5, 6. Borowski (Schwarzwald) 1619,8.

EUROPAMEISTERSCHAFTEN, Endstände: Standardklasse: 1. Kepka (Polen) 8996 Punkte, 2. Brigliadori (Italien) 8803, 3. Triebel (Selb) 8786,... 6. Fischer (Hilden) 8460, 8. Weiß (Friedrichsruhe) 8151,... 27. Petzold (Ludwigsfelde) 7301,... 39. Kühl (Eisenhüttenstadt) 5895.

15-m-Rennklasse: 1. Gerbaud (Frankreich) 9658, 2. Napoleon (Frankreich) 9322, 3. Cerny (CSFR) 9246,... 8. Ziegler (Aalen) 8779,... 18. Lindemann (Berlin) 7776.

Offene Klasse: 1. Lherm (Frankreich) 10 573, Wujczak (Polen) 10 472, 3. Holighaus (Kirchheim/Teck) 10 495,... 9. Eberhard Laur (Stuttgart) 9925.

Turnen Nachrückerin Gutsu wird Olympiasiegerin

Dank des freiwilligen Verzichts ihrer Teamkollegin Rosa Galiewa darf sich Kunstturn-Europameisterin Tatjana Gutsu aus der GUS als Mehrkampf-Olympiasiegerin feiern lassen. Erst kurz vor Wettkampfbeginn für die als verletzt gemeldete Galiewa nachgerückt, nutzte die Ukrainerin ihre Chance und gewann vor 15 000 Zuschauern im ausverkauften Palau Sant Jordi die Goldmedaille im Mehrkampf (39,737). Silber ging an Shannon Miller (USA, 39,725). Bronze gewann Lavinia Milisovici aus Rumänien mit 39,687 Zählern.

Die Athletin aus Kiew behielt in einem bis zur letzten Sekunde spannenden Wettkampf auch am letzten Gerät, dem Pferdsprung, die Nerven und überholte die bis dahin führende Milosovici.

Kim Zmeskal aus den USA, eine der Topfavoritinnen auf den Olympiasieg, hatte schon zum Auftakt am Boden alle Siegchancen verspielt. Die Mehrkampf- Weltmeisterin aus Houston mußte am Boden die Turnfläche verlassen und erhielt für ihren Vortrag daher lediglich 9,775 Punkte. Angesichts der enormen Leistungsdichte in der Weltspitze war dieser Rückstand an den restlichen drei Geräten nicht mehr aufzuholen. Sie endete auf dem zehnten Platz.

Erwartungsgemäß hatten die Vertreterinnen des Deutschen Turner-Bundes (DTB) mit der Entscheidung absolut nichts zu tun. Diana Schröder belegte den 29. Platz. 32. wurde die Rostockerin Kathleen Stark. sid

KUNSTTURNEN

Achtkampf, Einzel, Frauen: 1. Gutsu (GUS) 39,737 Punkte, 2. Miller (USA) 39,725, 3. Milosovici (Rumänien) 39,687, 4. Bontas (Rumänien) 39,674, 5. Boginskaja (GUS) 39,673, 6. Gogean (Rumänien) 39,624, 7. Lyssenko (GUS) 39,537, 8. Onodi (Ungarn) 39,424, . . . 29. Schröder (Berlin) 38,624, . . . 32. Stark (Rostock) 38,274.

Fußball Viertelfinalrunde ist nun komplett

Die Viertelfinalrunde des olympischen Fußball-Turniers ist komplett. Am letzten Vorrundenspieltag qualifizierten sich die Junioren-Nationalmannschaften aus Ghana, Australien, Paraguay und Schweden für die Runde der letzten 16. Zuvor waren Polen, Italien, Gastgeber Spanien und Katar weitergekommen.

"U 17"-Weltmeister Ghana genügte ein 1:1 (0:1) gegen Mexiko, um in Gruppe D Platz eins vor den Australiern zu behaupten, die nach einem 3:0 (1:0) gegen Dänemark wie die Mexikaner 3:3 Punkte aufwiesen, jedoch über das bessere Torverhältnis verfügten.

Die Führung für Mexiko erzielte Francisco Rottlan (31.) mit einem Schuß ins lange Eck. Ghana, im Viertelfinale Gegner von Schweden, glich in der 85. Minute durch Yaw Preko aus. John Markovski brachte die Australier in der 32. Minute nach einem Fehler von Dänemarks Torwart Niels Jorgensen mit 1:0 gegen den Nachwuchs des Europameisters in Front. Mit einem Distanzschuß erhöhte Damian Mori auf 2:0 (60.), ehe Anthony Vidmar für den Schlußpunkt sorgte (65.).

Die Australier spielen in der nächsten Runde gegen C-Gruppen-Sieger Paraguay, der sich 3:1 (1:0) gegen Marokko durchsetzte. Im zweiten Gruppenspiel trennten sich Südkorea und Schweden 1:1 (1:0).

In den weiteren Viertelfinalpaarungen, die am 1. und 2. August ausgetragen werden, stehen sich Spanien und "U 21"-Europameister Italien sowie Polen und Katar gegenüber. sid

Fechten, Florett, Einzel, Frauen

Gold: Giovanna Trillini (Italien)

Silber: Huifeng Wang (China)

Bronze: Tatjana Sadowskaja (GUS)

Barcelona Sprengsatz in letzter Minute entschärft

BARCELONA, 30. Juli (dpa). In der Nähe von Barcelona ist am Donnerstag morgen ein Bombenanschlag in letzter Minute verhindert worden.

Nach Angaben der Polizei wurde bei der kleinen Gemeinde Aiguafreda ein Sprengsatz entdeckt, der in einem Koffer versteckt war. Passanten hatten die Sicherheitskräfte alarmiert, als sie sahen, wie eine Frau den Koffer vor einem Einkaufszentrum abstellte und schnell davonlief.

Der Ort Aiguafreda liegt ungefähr 30 Kilometer von Barcelona entfernt - an der Strecke nach El Montanya, wo der Geländeritt des Military-Wettbewerbes der Olympischen Spiele stattfand. Zum abschließenden Springreiten in Barcelona sollten die Pferde-Transporte diese Stelle passieren. Die Polizei entschärfte den Sprengsatz, der aus einer Butan-Gasflasche, zwei Benzin-Kanistern und einem Zünder bestand. Der Zünder war so eingestellt, daß die Bombe kurz darauf explodiert wäre. Die Polizei vermutet die linksextreme Terrorgruppe GRAPO hinter dem Anschlag.

Barcelona

Viel Aufregung

durch falschen

Bombenalarm

BARCELONA, 30. Juli (dpa). Ein Bombenalarm hat am Donnerstag für Aufregung bei den Olympischen Spielen in Barcelona gesorgt: In dem kleinen Ort Aiguafreda, unweit des Olympia-Parcours der Military-Reiter, sprengte die Polizei den Kofferraum eines Fahrzeugs, in dem eine Autobombe vermutet wurde.

Der Wagen hatte an der Strecke falsch geparkt, an der die Transporter mit den Military-Pferden vorbeikommen. Der Alarm erwies sich als unbegründet. In dem Auto wurde nichts gefunden.

In der Nähe von Almeria in Südspanien entschärften Polizei-Feuerwerker zur selben Zeit in letzter Minute einen Sprengsatz, der in einem vor einem Einkaufszentrum abgestellten Koffer versteckt war.

Passanten hatten die Sicherheitkräfte alamiert, als sie sahen, wie eine Frau den schweren Koffer abstellte und schnell davonlief. Die Polizei vermutet die linksextremen Terrorgruppe GRAPO hinter dem Anschlagversuch.

Handballerinnen besiegten Nigeria Nach Schützenfest auf Medaillenkurs

Das "Unternehmen Gold" hat für die deutschen Handball-Frauen mit einem Schützenfest zum Auftakt des olympischen Handball-Turniers in Barcelona begonnen. Gegen den Afrika-Meister Nigeria gewann das Team von Bundestrainer Heinz Strauch 32:17 (14:9) und unterstrich deutlich die Ambitionen auf Platz eins in der Gruppe A.

Nigeria war nur zu Beginn ein ernsthafter Gegner. Der Afrika-Meister von 1991 war den Kombinationen der Deutschen nicht gewachsen. "Obwohl wir fast keine Informationen hatten, hat sich unsere Taktik gegen den offensiven Gegner bewährt," meinte Strauch. Am Samstag spielt die DHB-Auswahl gegen die USA.

Um sechs Uhr begann der Tag für die deutschen Handball-Frauen, aber Müdigkeit war der gesamten Mannschaft nur bis zum 6:5, ehe die Leipzigerin Bianca Urbanke mit ihrem dritten von sieben Treffern allein in der ersten Halbzeit die Fans endlich wachrüttelte.

Die Linkshänderin befreite sich und die DHB-Auswahl durch gelungene Einzelleistungen von einer Nervosität, die lange jede Angriffsaktion lähmte. Nach drei Zeitstrafen mußte die 25jährige allerdings frühzeitig (32.) ausscheiden. Dafür übernahm ihre Vereinskameradin Kerstin Mühlner die Torschützenrolle und war mit 9/2 Treffern am erfolgreichsten. dpa

Tischtennis Fetzner gab Watanabe lediglich einen Satz

Wenn es um olympische Tischtennis- Medaillen geht, verteilt Steffen Fetzner nur kleine Geschenke. Der deutsche Vizemeister gewann gestern in Barcelona sein erstes Gruppenspiel in drei Sätzen 20:22, 21:10, 21:4 gegen den Japaner Takehiro Watanabe. "Ich habe Takehiro 1986 in Japan kennengelernt. Wir sind befreundet, aber darauf konnte ich keine Rücksicht nehmen", sagte Fetzner.

Gegen den ungewöhnlichen Penholder- Stil von Watanabe - die meisten Asiaten halten den Schläger wie einen Füllfederhalter - kam der 24 Jahre alte Düsseldorfer gut zurecht. 14:7 führte "Speedy" bereits im ersten Satz, ehe er "einbrach". Danach diktierte aber nur noch Fetzner das Spiel gegen den in der Weltrangliste schlechter eingestuften Linkshänder.

"Im nachhinein ist es sogar gut, daß Steffen den ersten Satz verschenkt hat. So hat er mehr Wettkampfpraxis bekommen, die uns allen hier fehlt", so Bundestrainer Klaus Schmittinger, den erfolgreichen Start im Herren-Einzel.

Im Frauen-Wettbewerb kannte Olga Nemes (Dülmen) ebenfalls kein Mitleid mit Sofia Tepes aus Chile. 21:10, 21:4 lautete das Ergebnis für die hochüberlegene zweimalige deutsche Meisterin, die damit bereits zu ihrem zweiten Sieg kam. Ihre zweite Niederlage kassierte dagegen Elke Schall (Dülmen). Die 19jährige spielte aber gegen die Dortmunder Weltmeisterin von 1989, Quiao Hong aus China, eine riesige Partie und holte beim 12:21, 21:16, 9:21 sogar einen Satz. dpa

Leichtathletik Kalman Konya auf dem Weg nach Barcelona

Der deutsche Kugelstoß-Vizemeister Kalman Konya ist auf dem Weg nach Barcelona. Einen Tag vor Beginn seines olympischen Wettkampfes erhielt er vom Rechtsausschuß des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) in der Nacht zum Donnerstag "grünes Licht" für seinen Start. In Darmstadt wurde der Antrag des 30jährigen Kornwestheimers auf einstweilige Anordnung gegen seine zweimontige Sperre aufgehoben. Während der DLV an den Spruch seines Rechtsausschusses gebunden ist, wird das Nationale Olympische Komitee (NOK) am (heutigen) Donnerstag die endgültige Start-Entscheidung treffen. "Nach meiner Meinung wäre es verfehlt, wenn er vom NOK die Startberechtigung erhalten würde", erklärte Rolf Andresen, stellvertretender Chef de mission der deutschen Olympiamannschaft.

"Wir sind erstaunt, wenn nicht sogar entsetzt. Mit gutem Gewissen können wir doch kaum noch Dopingkontrollen durchführen", meinte DLV-Sportwart Steinbach zur überraschenden Rechtsausschuß-Entscheidung. Wie im "Fall Krabbe" waren auch bei Konya Verfahrensfragen entscheidend. Nach vierstündiger Verhandlung unter Vorsitz von Dr. Fritz Roth (Alsbach) und mit den Beisitzern Herbert Gosewinkel (Bönen) und Henning Nickening (Gackenbach) kam das DLV-Gremium zur Überzeugung, daß die von DLV-Präsident Helmut Meyer verhängte Sperre nicht rechtmäßig sei, obwohl ernsthafte Zweifel am korrekten Verhaltens Konyas bestünden. dpa

Hockey: Indien vor dem frühen Aus Vize-Weltmeister Pakistan steuert beim olympischen Hockey-Turnier weiter auf Halbfinalkurs, Rekord-Olympiasieger Indien steht dagegen kurz vor dem frühzeitigen Aus. Die Pakistani gewannen am Donnerstag beim 6:2 (2:2) gegen das GUS- Team auch ihre dritte Turnier-Begegnung der Gruppe B. In der Gruppe A kassierte der achtmalige Goldmedaillen-Gewinner Indien beim 1:3 (0:1) gegen Großbritannien schon die zweite Niederlage. Aus für deutsches Badminton-Doppel Nach 33 Minuten war der Auftritt des deutschen Doppels beim olympischen Badminton-Turnier beendet. Stefan Frey/ Stephan Kuhl (Mainz-Zahlbach/Berlin) verloren in der ersten Runde am Donnerstag in Barcelona gegen die Briten Nick Ponting/Dave Wright mit 7:15, 9:15. Annette Dobmeier schon ausgeschieden Die Tauberbischofsheimerin Annette Dobmeier ist beim olympischen Fecht- Turnier in Barcelona aus dem Einzelwettbewerb ausgeschieden. Die Florett- Fechterin unterlag der Französin Giselle Meygret mit 5:2, 3:5, 2:5. Dagegen qualifizierte sich Sabine Bau (Tauberbischofsheim) durch ein 5:1, 5:3 über Monserrat Esqueredo (Spanien) für die Runde der letzten 32, die zuvor schon Zita Funkenhauser erreicht hatte. Volleyball-WM Italien ungeschlagen Weltmeister Italien bleibt beim Volleyballturnier in Barcelona auf Erfolgskurs. Am dritten Spieltag gewannen die Italiener gegen den Tabellenzweiten Japan glatt 3:0 (15:13, 15:7, 17:15) und behaupteten mit 6:0 Punkten die Tabellenspitze. Durch einen Erfolg gegen Gastgeber Spanien kann sich Italiens ärgster Konkurrent, Olympiasieger USA, von Platz drei auf zwei verbessern. Auftaktsieg für US-Basketballerinnen Die Basketballerinnen aus den USA starteten auf dem Weg zur angestrebten dritten Goldmedaille in Folge mit einem 111:55 (53:33) über die CSFR. Mit dem Sieg in ihrem ersten Vorrundenspiel der Gruppe B blieben die US-Girls das insgesamt 13. Spiel in Folge bei Olympia ungeschlagen.Handball: Österreich schlug Spanien Erfolgreicher Start von Österreichs Handballerinnen ins olympische Turnier. Die Mannschaft aus der Alpenrepublik schlug Gastgeber Spanien vor rund 1000 Zuschauern in Granollers sicherer, als das Ergebnis von 20:16 (9:4) aussagt. Schiedsrichter Samedow ausgeschlossen Volleyball-Schiedsrichter Rames Samedow (GUS) ist vom olympischen Turnier mit sofortiger Wirkung suspendiert. Das entschied das Kontrollkomitee der Weltförderation. Samedow hatte das Skandalspiel der Männer Japan gegen USA gepfiffen, das 2:3 für die Amerikaner geendet hatte, aber nach einem erfolgreichen Protest in ein 3:1 für die Japaner umgewandelt werden mußte. Kuba schlug US-Baseball-Team Kubas Staatschef Fidel Castro verpaßte das wenig überzeugende 9:6 seines geliebten Baseball-Teams am Mittwoch abend gegen Intimfeind USA. Damit sind die Kubaner bei der olympischen Baseball-Premiere nach vier Begegnungen als einziges Team ungeschlagen und haben sich bereits jetzt fürs Halbfinale qualifiziert.Tennis einfach nicht so wichtig nehmen Steffi Graf hat anderes im Kopf 6:1, 6:0-Erfolg über Schultz / Forget von Larsson überrascht

Dem Spaziergang ins Achtelfinale ließ Steffi Graf ein bemerkenswertes Eingeständnis und einen olympischen Appell folgen: Die Weltranglisten-Zweite bekundete nach dem deklassierenden 6:1, 6:0-Erfolg über Brenda Schultz (Niederlande), die Spiele in Barcelona nicht so ausleben zu können wie ihre Olympia-Teilnahmen in Los Angeles und Seoul. "Ich bin etwas müde. Seit Februar hatte ich vielleicht ein, zwei Wochen Pause. Und das spüre ich jetzt", verriet die 23jährige und bedauerte selbst, daß sie zu ausgelaugt sei, um Olympia genießen zu können.

Seine Favoritenrolle bei den Männern unterstrich der Weltranglisten-Erste Jim Courier (USA), der den Israeli Gilad Bloom mit 6:2, 6:0, 6:0 deklassierte. Dagegen erlebte der an Nummer sieben gesetzte Franzose Guy Forget beim 3:6, 3:6, 1:6 gegen Magnus Larsson eine böse Überraschung.

Das erste Opfer der unbarmherzigen Hitze wurde Helena Sukova (CSFR) im Match gegen Angelica Gavaldon (Mexiko). Im dritten Satz wurde die Weltranglisten-14. von Krämpfen geschüttelt und mußte schließlich beim Stand von 3:5 unter Tränen aufgeben.

Während die meisten anderen Teilnehmer in den Olympischen Spielen ihren Saisonhöhepunkt sehen, fühlt sich Steffi Graf nach einer monatelangen Turnierhatz am Ende der Kräfte und auch mental erschöpft. "Deshalb ist es hier nicht so angenehm und einfach." Um so bewußter wurde dies der 23jährigen beim Rückblick auf ihre beiden anderen Olympiastarts. "Los Angeles war für mich als damals 15jährige das Größte. Seoul war von den Kontakten zu den anderen Sportlern her das Schönste. Da habe ich einfach richtig gelebt, Sprints mit Harald Schmid gemacht und mich nicht so sehr um Tennis gekümmert."

In Barcelona aber, so bemängelte Steffi Graf, "wird Tennis viel wichtiger genommen als noch in Seoul. In dieser Zeit aber sollten die anderen Sportarten mehr herauskommen". Zudem seien die Entfernungen vom Olympischen Dorf zu den Sportstätten ein Hemmschuh auf der Suche nach dem olympischen Flair: "Ich komme kaum dazu, irgend etwas anderes zu sehen."

In der einseitigen Partie gegen die von ihrer sonstigen Aufschlagstärke schmählich verlassenen Brenda Schultz war bei Steffi Graf von Müdigkeit allerdings nichts zu sehen. Doch trotz der nur 47 Minuten dauernden Lektion für die Weltranglisten-30. aus Heemstede ist sie mit Prognosen vorsichtig: "An Gold denke ich nicht, nur an das nächste Spiel." Dort muß sie sich mit Kimiko Date (Japan) oder Magdalena Maleewa (Bulgarien) auseinandersetzen. dpa

Boxen Blendender Start der deutschen Athleten

Nur einer kam nicht durch: Die deutsche Garde der Faustkämpfer zieht zu elft in das am heutigen Freitag beginnende Achtelfinale des olympischen Box-Turniers im Pavello Club Joventut Badalona ein. Als Nachzügler boxten sich am Donnerstag Olympiasieger Andreas Zülow (Schwerin) und Weltmeister Marco Rudolph (Cottbus) durch. An die ausgezeichnete Bilanz des Deutschen Amateur-Box- Verbands (DABV) können lediglich Kuba und die USA anknüpfen.

Die als vierte Mannschaft komplett gestartete GUS-Staffel verlor bereits fünf Boxer, womit aus dem erwarteten Vier- bereits ein Dreikampf um die beste Staffel geworden ist. Bis auf den Schweriner Dieter Berg sind alle anderen mehr oder weniger souverän weitergekommen.

Das Glanzlicht setzte zweifellos Federgewichtler Andreas Tews (Schwerin) mit seinem 9:5-Erfolg über den bulgarischen Weltmeister Kirkor Kirkorow. "In dieser Verfassung braucht er keinen Gegner zu fürchten", meint Bundestrainer Helmut Ranze.

Der Olympia-Zweite von 1988 hat auf dem Weg zu einer Medaille den vermeintlich härtesten Brocken bereits aus dem Weg geräumt und trifft nun am Sonntag nun auf den Franzosen Djamel Lifa. Ranz warnte jedoch vor Euphorie, da die die Vorrunde nicht mehr als ein Pflichtübung war. "Jetzt sind erhebliche Steigerungen gefragt." Der Fingerzeig ist vor allem an die gerichtet, noch nicht überzeugen mochten wie Andreas Otto. dpa

Segeln Duo Vogt/Fricke auf Medaillenkurs

Ohne zwei schwere Jungs aus Bayern wären Deutschlands Segler vor Barcelona arm dran. Die "Stare" Hans Vogt und Jörg Fricke segelten als Dritte am Donnerstag vor den letzten drei Rennen auf Medaillenkurs. "Wenn wir uns keinen Ausrutscher mehr leisten, haben wir eine gute Chance", glaubt Steuermann Vogt. Das 195 Kilogramm schwere Duo stand dicht vor dem Sieg, doch kurz vor dem Ziel wurden die Münchner von den Amerikanern Mark Reynolds/Hal Haenel und den Kanadiern Ross McDonald/Eric Jespersen abgefangen.

Nach dem schlechten Auftakt ist die erste Starboot-Crew aus Bayern bei Olympia mit 44,7 Punkten schon Dritte hinter dem bereits zum zweiten Mal erfolgreichen US-Team (8,7 Punkte) und den Neuseeländern Davis Roderick/Donald Cowie (44,7). Vom Edelmetall dürfen nach den ersten vier Regatten auch der viermalige Weltmeister Albert Batzill aus Schlier und sein Vorschoter Peter Lang aus Bühl im Flying Dutchman träumen: Das Duo blieb als Tages-Achter mit 43,7 Gesamt-Punkten Dritter. Mit einem Vorsprung von 31 Zählern sind die Weltmeister Paul Foerster/Stephen Bourdow aus den USA Spitzenreiter vor den spanischen Ex-Weltmeistern Luis Doreste und Domingo Manrique (21,0 Punkte).

Soling-Star Jochen Schümann aus Harrislee und seine Berliner "Beifahrer" Thomas Flach und Bernd Jäkel dürfen mit ihrem siebten Platz am Match-Race nicht teilnehmen. dpa

Ringen, Griechisch-römisch, bis 82 kg

Gold: Peter Farkas (Ungarn)

Silber: Piotr Stepien (Polen)

Bronze: Daulet Turlychanow (GUS)

Boris Becker im Achtelfinale

Der Leimener Boris Becker hat beim olympischen Tennisturnier am Donnerstag abend das Achtelfinale erreicht. Sein Viertelfinalmatch gegen den 313. der Weltrangliste, Younes El Aynaoui aus Marokko, gewann der 24jährige nach 3:11 Minuten mit 6:4, 5:7, 6:4, 6:0. Um in das Viertelfinale zu erreichen, muß Becker, der erneut eine wenig überzeugende Leistung bot, in der nächsten Runde den Franzosen Fabrice Santoro besiegen.

Steffi Graf kam mühelos eine Runde weiter Fronarbeit für Boris Becker Leimener brauchte über drei Stunden für Sieg gegen Aynaoui

Boris Becker mußte für seine eklatante Formkrise erneut mit quälender Fronarbeit büßen, Steffi Graf hingegen spaziert von Runde zu Runde. Der Olympiadebütant aus Leimen und die Olympiasiegerin aus Brühl erreichten am Donnerstag mit kraß differierendem Aufwand das Achtelfinale in Barcelona. Während Steffi Graf die in der Weltrangliste immerhin auf Platz 30 stehende Brenda Schultz (Niederlande) mit 6:1, 6:0 deklassierte, lieferte Becker gegen den "Wüstenfuchs" Younes El Aynaoui (Marokko) über weite Strekken ein Spiegelbild seines Zittersieges im Auftaktmatch gegen den ebenso unbekannten Norweger Christian Ruud.

Erst nach 3:11 Stunden Kampf und Krampf zwang er den Außenseiter mit 6:4, 5:7, 6:4, 6:0 in die Knie, umjubelt von rund 1200 deutschen Schlachtenbummlern auf dem total überfüllten Nebenplatz zwei der olympischen Tennisanlage in Vall d' Hebron. Wenn sich Becker nicht gewaltig steigert, droht ihm in seinem nächsten Match gegen den Franzosen Fabrice Santoro das endgültige Aus in Barcelona. Steffi Graf trifft auf Magdalena Malejwa.

Seine Favoritenrolle bei den Herren unterstrich der Weltranglistenerste Jim Courier (USA), der den Israeli Gilad Bloom mit 6:2, 6:0, 6:0 deklassierte. Dagegen erlebte der an Nummer sieben gesetzte Franzose Guy Forget beim 3:6, 3:6, 1:6 gegen Magnus Larsson eine böse Überraschung. Am Freitag wird auch der erste Deutsche zwangsläufig auf der Strecke bleiben, wenn es zum Duell zwischen Michael Stich (Elmshorn) und Carl-Uwe Steeb (Stuttgart) kommt. Bei den Damen kämpfen am Freitag Anke Huber (Heidelberg) gegen Barbara Paulus (Österreich) und Barbara Rittner (Leverkusen) gegen die favorisierte Französin Nathalie Tauziat um den Achtelfinal-Einzug.

Wie schon gegen den 312. der Weltrangliste, den Norweger Ruud, stellte sich Becker auch gegen die Nummer 313, El Aynaoui, ein spielerisches Armutszeugnis aus. Nach ansprechendem Start unterliefen dem Leimener vor allem im zweiten und dritten Satz wieder unzählige eklatante Fehler, die ihn erneut an den Rand der Niederlage trieben. Denn beim Stand von 3:4 im dritten Durchgang hatte der 20jährige Marokkaner, der ungemein laufstark wie eine Gummiwand die Bälle zurückbrachte, zwei Break-Möglichkeiten. Doch Becker bügelte die bedrohliche Situation mit der ihm eigenen Willensstärke wieder aus.

Im Doppel kamen Steffi Graf mit ihrer Partnerin Anke Huber weiter. Die beiden hatten wenig Mühe: Sie schlugen Yayuk Basuki/Suzanna Wibowo aus Indonesien mit 6:2, 6:3. dpa

Ringen, Griechisch-römisch, bis 90 kg

Gold: Maik Bullmann (Deutschland)

Silber: Hakki Basar (Türkei)

Bronze: Gogui Koguaschwili (GUS)

Gold und Silber für die deutschen Ringer Sternstunde für Bullmann Yildiz bitter enttäuscht Strittige Entscheidung vom Mattenrichter brachte die Fans auf

Für Maik Bullmann war es eine Sternstunde, für Rifat Yildiz die bitterste Enttäuschung seiner Karriere. Der 25 Jahre alte Halbschwergewichtler griff in Barcelona erfolgreich nach dem Ringer-Gold, sein Klubkamerad aus Goldbach mußte am Donnerstag abend mit Silber vorliebnehmen.

Bullmann krönte seine lehrbuchreifen Matten-Auftritte im griechisch-römischen Stil mit einem 5:0-Finaltriumph über den Türken Hakki Basar und übertraf damit sogar die internationale Erfolgsstatistik des kürzlich verstorbenen Wilfried Dietrich. Der "Kran von Schifferstadt" hatte je einmal Olympia- und Weltmeisterschafts-Gold errungen. Bullmann feierte bereits drei WM-Championate.

Das deutsche Ringer-Glück und -Unglück lag 87 Minuten auseinander. Denn der zweimalige Bantamgewichts-Weltmeister Yildiz unterlag dem Südkoreaner Han-Bong An in der Verlängerung nach 5:36 Minuten höchst umstritten mit 5:6, und war untröstlich.

Er und sein Anhang, zu dem fünf Geschwister und die Eltern zählten, fühlten sich durch den bulgarischen Mattenrichter Todor Groudew um den Sieg betrogen. Doch ein offizieller Protest wurde abgeschmettert, zu allem Unglück hatte sich Rifat Yildiz eine Minute vor Schluß des Kampfes sogar noch eine Meniskusverletzung zugezogen.

Bullmann gewann das Gold ohne familären Beistand. Dafür schrie sich sein Trainer Günter Reichelt die Lunge aus dem Hals. "Bulle", krächzte er, "hat seinem Spitzenamen wieder alle Ehre gemacht."

Als der in Frankfurt/Oder geborene Athlet am 31. Oktober 1991 in Rom den ersten Weltmeistertitel eines Deutschen nach der Wiedervereinigung erkämpfte, war das schon ein denkwürdiger Tag. "Doch nun auch noch der Olympiasieg, das ist wirklich kaum zu begreifen", sagte Reichelt.

Seit 1989 beherrscht Bullmann seine Gewichtsklasse nach Belieben. "Ich muß selbst staunen, daß es jedes Jahr immer wieder zum richtigen Zeitpunkt so gut klappt." Ob er seine Karriere fortsetzen wird, weiß er noch nicht. Als Betreiber einer Kneipe lebe er gar nicht so schlecht. Wenn er nach Hause kommt, wird aber erst einmal richtig gefeiert, und zwar in "Bulles Pub".

Rifat Yildiz konnte seine Niederlage nicht fassen. Als der bulgarische Mattenrichter um 17.26 Uhr den Südkoreaner zum Sieger erklärte, wurde er von Tränen übermannt. Gleichzeitig versuchte der aufgebrachte Yildiz-Anhang aus der pfälzischen Ringer-Hochburg Goldbach die Matte zu stürmen.

Polizei mußte eingreifen, um die empörten Fans abzuhalten. Sie wollten Groudew an den Kragen, der ihrer Ansicht nach Rifat Yildiz um den Olympiasieg betrogen hatte.

Zunächst schien es so, als könne den in der Türkei geborenen Rifat Yildiz nichts und niemand aufhalten. Mit brillanten Griffkombinationen und kraftvollen Attacken ging er mit 5:2 in Führung. Dann gelang Han-Bong An eine Wertung zum 5:4, und plötzlich stand der Kampf auf des Messers Schneide. Als dann der Bulgare ein angebliches Hinaustreten von der Matte mit einem Punkt bestrafte, ging das Finale in die Verlängerung. Nach 5:36 Minuten war der Asiate der Glücklichere. Mit einem Bodenreißer brachte er seinen Gegener zu Fall. Han war 1990 in Rom Zeiter bei der Weltmeisterschaft im Fliegengewicht und hatte im vergangenen Jahr international pausiert, um sich in aller Stille auf das höhere Bantamgewicht vorzubereiten. Für Rifat Yildiz schien eine Welt zusammengebrochen zu sein.

Fassungslos zeigte sich auch Heimtrainer Franz Schmitt. "Ich habe schon vorher gesagt, Rifat muß mindestens vier Punkte Vorsprung machen, sonst kann er nicht gewinnen, denn die Koreaner haben so viel Geld." Groudew wies den Vorwurf der Bestechlichkeit empört zurück. "Ich bin nicht bestochen worden. Das Hinaustreten war zu 100 Prozent eine Verwarnung und ein Punkt."

Damit sind die Positionen der deutschen Ringer beim Olympiaturnier im griechisch-römischen Stil abgeschlossen. Yildiz-Bruder Fuat belegte in der 48-kg- Klasse den vierten Platz, Schwergewichtler Andreas Steinbach belegte einen bemerkenswerten fünften Rang. Diese vier Ringer erfüllten die in sie gesetzten Erwartungen, wobei der nur über die Quotenregelung des Weltverbandes FILA ins Turnier vorgestoßene Fuat Yildiz sie sogar übertraf.

Unter den Prognosen blieben Mittelgewichtler Thomas Zander (Aalen), Federgewichtler Mario Büttner (Goldbach), Leichtgewichtler Claudio Passarrelli (Schifferstadt) und Fliegengewichlter Olaf Brandt (Witten). Thomas Zander belegte in der 82 kg-Kategorie den siebten Rang nach einem Erfolg über den Tschechoslowaken Pavel Frinta. dpa/sid

Schwimmen Henke und Hunger holten Bronze

Die Schwimmer des DSV haben ihr Soll bereits am vorletzten Tag der Wettbewerbe erfüllt. Die 18jähriige Potsdamer Vize-Europameisterin Jana Henke gewann in guten 8:30,99 Minuten die Bronzemedaille über 800 m Freistil. Die Amerikanerin Janet Evans wiederholte in 8:25,52 Minuten ihren Olympiasieg von Seoul und verwischte damit den Geschmack der Niederlage, die sie über 400 m Freistil sensationell gegen die Magdeburgerin Dagmar Hase kassiert hatte. Silber ging an die Australierin Hayley Lewis (8:30,34). Australien wartet noch immer auf das erste Schwimmer-Gold.

Außerdem holte die Berlinerin Daniela Hunger Bronze über 200 m Lagen. Die Männer müssen dagegen auf ihre erste Einzel-Plakette warten: Am vorletzten Final-Tag blieb auch der Hamburger Nils Rudolph als Achter über 50 m Freistil weit von einem Medaillen-Platz entfernt. Für den vierten Weltrekord der olympischen Schwimm-Wettbewerbe sorgte die Chinesin Li Lin, die in 2:11,65 Minuten die elf Jahre alte Lagen-Bestmarke der Chemnitzerin Ute Geweniger um 8/100 Sekunden verbesserte.

Bis zur letzten Bahn hatte sich die 20jährige Kauffrau ein spannendes Kopf- an-Kopf-Rennen mit der Australierin Elli Overton geliefert, die auf der Brust- Strecke gefährlich nahe an Daniela Hunger herangekommen war. Doch dann spielte die Olympiasiegerin von 1988 auf der Freistil-Bahn ihre Spurtstärke aus und schlug als Dritte in 2:13,92 Minuten hinter Summer Sanders (USA/2:11,91) an. Die Medaillen-Sammlerin aus Berlin will dem Schwimmsport auch künftig treu bleiben: "Ich werde auch nach den Spielen weitermachen, obwohl ich im nächsten Jahr meine Ausbildung in den Vordergrund stelle." Die Erfurterin Jana Haas kam in 2:20,94 über den achten und letzten Platz im B-Finale nicht hinaus.

Der frühere Rostocker Nils Rudolph verabschiedete sich mit Platz acht in 22,73 Sekunden von der internationalen Bühne und war enttäuscht. Unmittelbar nach dem Anschlag schaute er auf die Anzeigetafel und senkte beim Aufleuchten seiner Plazierung deprimiert den Kopf. Im Vorlauf hatte der 26jährige Europameister und Europa-Rekordhalter in 22,70 Sekunden seine schnellste Zeit in diesem Jahr erzielt. Doch damit konnte er den Sprintern nicht Paroli bieten. In 21,91 Sekunden gewann Alexandre Popow (GUS) seine zweite Goldmedaille und fügte US-Superstar Matt Biondi (22,09) eine weitere schmerzliche Niederlage zu. dpa

Carsten Fischer rettete Hockey-Männern das Unentschieden Zwangspause folgte Strafecke Chance auf Halbfinale / Deutschland - Australien 1:1 (0:1)

Das Duell der Systeme blieb ohne Sieger: Die für deutsche Wertarbeit stehenden Hockey-Männer von Bundestrainer Paul Lissek und Australiens Draufgänger teilten sich beim 1:1 (0:1) im olympischen Turnier die Punkte. Das Team des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) hat damit weiterhin die besten Aussichten im Kampf um die Halbfinalplätze. Vor 3500 Zuschauern erzielte der Mülheimer Carsten Fischer das wichtige Tor für den Europameister. Für die Australier war Stephen Davies erfolgreich.

Mit 5:1 Zählern rangieren beide Mannschaften punktgleich vor Großbritannien (4:2), das durch das 3:1 über Rekord-Olympiasieger Indien seine Chancen wahrte. Die Asiaten (2:4) sind damit praktisch ohne Chance.

Die deutsche Elf wollte den Offensivgeist des Gegners nicht zur Entfaltung kommen lassen, attackierte früh und suchte selbst die Initiative. Dem Gladbacher Michael Hilgers und dem Hamburger Christian Blunck boten sich schon in der Anfangsphase gute Einschußmöglichkeiten. Gegen die im Verlaufe der Partie besser ins Spiel findenden Australier konnte Torhüter Michael Knauth gegen Lee Bodimeade zunächst glänzend retten, kurz darauf war er aber machtlos.

Stürmer Stephen Davies überwand ihn mit einem fulminanten Schuß aus dem Hinterhalt. Nach erstmaligem Rückstand in diesem Turnier taten sich die Deutschen schwer. Hinzu kam, daß diesmal auch keine der bis dahin vier Strafecken genutzt wurde. "In den ersten 20 Minuten haben wir sehr gut gespielt, aber leider unsere Chancen nicht genutzt. Ich glaube aber trotzdem, daß wir den angestrebten wichtigen Punkt noch holen", meinte Lissek-Assistent Bernhard Peters zur Pause. Nach dem Wechsel verstärkten die Deutschen den Druck, mußten aber das Handicap einer gelben Karte und der damit verbundenen fünfminütigen Zeitstrafe für Libero Fischer nach einer "Notbremse" verkraften. Als er zurückkehrte und ein Australier auf die "Strafbank" mußte, traf der Mülheimer mit der siebten Strafecke zum verdienten 1:1.

In einem weiteren Vorrunden-Spiel der Gruppe A bezwang Argentinien im Duell zweier bereits abgeschlagener Teams Ägypten mit 1:0 (0:0). In Gruppe B ziehen Weltmeister Niederlande und der WM-Zweite Pakistan weiter ihre Bahn. Die Pakistani behielten durch ein erst in der zweiten Spielhälfte herausgeschossenes 6:2 (2:2) über die GUS-Auswahl ebenso ihre "weiße Weste" wie der Weltmeister, der sich knapp 4:3 (1:2) gegen Neuseeland behauptete. dpa

Pyrrhussieg Konyas NOK lehnte Start in Barcelona ab

Die Reise des deutschen Kugelstoß-Vizemeisters Kalman Konya nach Barcelona endete in der olympischen Sackgasse. Das Nationale Olympische Komitee (NOK) für Deutschland entschied am Donnerstag abend auf einer Sitzung des geschäftsführenden Präsidiums im Olympischen Dorf, daß der 30jährige Kornwestheimer nicht an den Start gehen darf. Damit erwies sich einen Tag nachdem der Rechtsausschuß des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) seinem Antrag auf einstweilige Anordnung gegen die zweimonatige Sperre stattgegeben hatte, der juristische Erfolg als Pyrrhussieg.

"Nach meiner Meinung wäre es verfehlt, wenn er vom NOK die Startberechtigung erhalten würde", hatte Rolf Andresen, stellvertretender Chef de mission der deutschen Olympiamannschaft, bereits vor der NOK-Entscheidung erklärt. An ihr wirkten der NOK-Präsident Willi Daume, Joachim Weißkopf, August Kirsch und Werner Göhner sowie Chef de mission Ulrich Feldhoff mit. Bei der entscheidenden NOK-Sitzung war auch Konya gehört worden, der am Donnerstag abend in Barcelona eintraf. "Ich kämpfe, bis mein Wettkampf beginnt", schloß Konya nicht aus, noch einmal zu versuchen, über ordentliche Gerichte sein Startrecht zu erzwingen.

"Uns wurden die Waffen aus der Hand genommen. Manchmal kann man sich bei soviel juristischer Haarspalterei an den Kopf fassen", sagte DLV-Präsident Helmut Meyer, dem nach dem "nicht schönen" Rechtsausschuß-Beschluß nicht nach "Hosianna-Rufen" zumute war. Wie im "Fall Krabbe" waren auch bei Konya Verfahrensfragen entscheidend. Nach vierstündiger Verhandlung unter Vorsitz von Dr. Fritz Roth (Alsbach) und mit den Beisitzern Herbert Gosewinkel (Bönen) und Henning Nickening (Gackenbach) kam das DLV-Gremium zur Überzeugung, daß die von DLV-Präsident Helmut Meyer verhängte Sperre nicht rechtmäßig sei, obwohl das Richter-Trio ernsthafte Zweifel an der Korrektheit des Verhaltens Konyas hegt.

Am Mittwoch hatte der kommissarische Rechtausschuß-Vorsitzende Wolfgang Schoeppe (Ansbach) - er war bei der mündlichen Verhandlung nicht dabei - noch den Antrag auf einstweilige Anordnung abgelehnt. "Ich hatte schon stark gezögert, deshalb war ich nicht überrascht, daß die Sache kippte", so Schoeppe. Meyer hatte die Strafe auf Grundlage des Paragraphen 75 der Rechts- und Verfahrensordnung ("Vorläufige Maßnahmen") ausgesprochen, weil Konya für eine Doping-Trainingskontrolle am 23. Juli nicht auffindbar war. dpa

Medaillen für DSV-Athletinnen / Bronze für Hunger und Henke Die Lagenstaffel holte Silber Team der USA und Li Lin aus China sorgten für zwei Weltrekorde

Die deutschen Schwimmerinnen haben ihren erfolgreichen Fischzug bei Olympia fortgesetzt: Mit Silber für die Lagenstaffel sowie jeweils Bronze für die Berlinerin Daniela Hunger und Jana Henke aus Potsdam "angelten" die Mädchen am Donnerstag die Medaillen Nummer sechs bis acht aus dem Becken des "Bernat Picornell"-Stadions in Barcelona. Die Berlinerin Franziska van Almsick erhöhte ihr Medaillenkonto als vorletzte Schwimmerin des Lagen-Quartetts auf vier. Die Männer müssen dagegen weiter auf ihre erste Einzel-Plakette warten: Am vorletzten Finaltag blieben auch der Hamburger Nils Rudolph und Dirk Richter (Dresden) mit achten Plätzen weit vom Siegertreppchen entfernt.

Für die Weltrekorde Nummer vier und fünf der olympischen Schwimmwettbewerbe sorgten die Chinesin Li Lin, die in 2:11,65 Minuten die elf Jahre alte Bestmarke der Chemnitzerin Ute Geweniger über 200 m Lagen um 8/100 Sekunden verbesserte, und die 4 x 100-m-Lagenstaffel der USA, die die Bestzeit im Finale auf 4:02,54 Minuten schraubte.

"Ich bin überglücklich. Für mich ist dieser Erfolg soviel wert wie Gold vor vier Jahren", jubelte Daniela Hunger nach ihrem dritten Platz über 200 m Lagen. In Barcelona hatte sie bereits mit der Freistil-Staffel Bronze gewonnen. Bei der Siegerehrung strahlte die Berlinerin und wischte sich immer wieder Freudentränen aus den Augen. Bis zur letzten Bahn hatte sich die 20jährige Kauffrau ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen mit der Australierin Elli Overton geliefert. Dann spielte die Olympiasiegerin von 1988 auf der Freistil-Strecke ihre Spurtstärke aus und schlug als Dritte in 2:13,92 Minuten hinter Li Lin und Summer Sanders (USA/2:11,91) an.

Knapp zwei Stunden später hatte Daniela Hunger als Schlußschwimmerin der Staffel erneut Grund zum Jubel, als sie sich zusammen mit Dagmar Hase (Magdeburg), Jana Dörries (Potsdam) und Franziska van Almsick Silber umhängen konnte. In 4:05,19 Minuten mußte das Quartett nur den Amerikanerinnen, die ihnen zugleich den Weltrekord abnahmen, den Vortritt lassen.

Jana Henke freute sich unheimlich über ihren dritten Platz über 800 m Freistil: "Ich dachte, daß ich im Finale um die 8:25 Minuten schwimmen könnte. Aber nun spielt die Zeit keine Rolle mehr, sondern nur noch der Platz. Ich bin glücklich." Während die Amerikanerin Janet Evans an der Spitze ein einsames Rennen schwamm und im zweiten Anlauf in 8:25,52 Minuten das programmierte Gold gewann, holte die 18jährige Potsdamerin die vor ihr liegende Hayley Lewis (Australien) auf den letzten 100 Metern Schlag für Schlag ein. Beim Anschlag nach 8:30,99 Minuten fehlte ihr nur eine Armlänge zu Silber.

Der frühere Rostocker Nils Rudolph verabschiedete sich über 50 m Freistil mit Platz acht in 22,73 Sekunden von der internationalen Bühne und war maßlos enttäuscht: "Das ganze Rennen ging an mir vorbei. Mein Körper ist nun mal kein Formel-1-Auto." In 21,91 Sekunden gewann Alexandre Popow (GUS) seine zweite Goldmedaille in Barcelona und fügte US-Star Matt Biondi (22,09) die zweite schmerzliche Niederlage zu.

Auch für den Dresdener Dirk Richter gab es in Barcelona nichts zu erben. Der 27jährige Team-Senior, der seit 1981 bei allen internationalen Titelkämpfen Einzel-Medaillen errungen hatte, wurde im Finale über 100 m Rücken in 56,26 Sekunden Letzter. Den Olympiasieg holte sich überraschend der Kanadier Mark Tewksbury (53,98), der Weltmeister Jeff Rouse (USA) das Nachsehen gab.

Nachfolger des Offenbachers Michael Groß als Olympiasieger über 200 m Schmetterling wurde Melvin Stewart. Der Weltrekordhalter aus den USA schwamm das Feld im Finale in Grund und Boden. In 1:56,26 Minuten lag Stewart im Ziel mehr als eineinhalb Sekunden vor dem Neuseeländer Danyon Loader. dpa

Samaranch lobte Box-Wettkämpfe

Juan Antonio Samaranch, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, hat sich anerkennend über das olympische Box-Turnier ausgesprochen. "Meiner Meinung nach sind dies die besten Box-Wettkämpfe aller bisherigen Spiele", sagte er am Donnerstag abend während eines Besuchs im Pavello Club Joventut Badalona.

Kunstturnen, Achtkampf, Einzel, Frauen

Gold: Tatjana Gutsu (GUS)

Silber: Shannon Miller (USA)

Bronze: Lavinia Milosovici (Rumänien)

Judo, Klasse bis 61 kg, Frauen

Gold: Catherine Fleury (Frankreich)

Silber: Yael Ana Arad (Israel)

Bronze: Di Zhang (China)

Bronze: Jelena Petrowa (GUS)

Judo, Klasse bis bis 78 kg, Männer

Gold: Hidehiko Yoshida (Japan)

Silber: Jason Morris (USA)

Bronze: Byung-Joo Kim (Südkorea)

Bronze: Bertrand Damaisin (Frankreich)

Bahnrad-Vierer im Halbfinale Jens Fiedler fährt um die Goldmedaille

Für Deutschlands Radsport steht am heutigen Freitag nach dem Olympiasieg des Straßenvierers weiteres Gold ins Haus: Der 22jährige Doppel-Weltmeister Jens Fiedler kann sich seinen Traum erfüllen und wie sein großes Vorbild Lutz Hesslich im Sprint Gold gewinnen. Der im Sprint-Turnier ungeschlagene Berliner erreichte am Donnerstag im Velodrom d' Horta von Barcelona mit zwei glatten Halbfinal-Siegen über den Italiener Roberto Chiappa das Finale am Freitag, in dem Gary Neiwand (Australien) der Gegner ist.

Weiteres Edelmetall winkt am Freitag durch den Verfolgungs-Vierer, der mit einem Sieg über Neuseeland mit der neuen Weltbestzeit von 4:08,612 Minuten ins Halbfinale einzog, Sprint-Vizeweltmeisterin Annett Neumann (Cottbus) und vielleicht sogar durch Verfolgungs-Weltmeisterin Petra Roßner (Köln-Worringen).

Ob von hinten heraus fahrend oder von vorne attackierend: Jens Fiedler ließ seinen Gegnern in allen Rennen keine Chance. Clever und taktisch klug gewann er im Halbfinale souverän beide Rennen gegen den von ihm schon im Achtelfinale bezwungenen Roberto Chiappa (10,7/11,2) und muß im Finale wohl auch nicht den WM-Dritten Neiwand fürchten, der sich gegen Curtis Harnett (Kanada) durchsetzte. dpa

FECHTEN

Florett, Einzel, Frauen: 1. Trillini (Italien), 2. Hui-Feng Wang (China), 3. Sadowskaja (GUS), 4. Modaine (Frankreich), 5. Zalaffi (Italien), 6. Szabo (Rumänien), 7. Bau (Tauberbischofsheim), 8. McIntosh (Großbritannien), . . . 13. Funkenhauser (Tauberbischofsheim), . . . 34. Dobmeier (Tauberbischofsheim).

Ringen Biergläser klirrten in "Bulles Pub"

"Es ist Wahnsinn, daß er es geschafft hat. Ich bin ja noch so aufgeregt." Das waren die ersten Worte von Antje Merk (21) unmittelbar nach dem Finalsieg ihres Freundes Maik Bullman im olympischen Ringerturnier.

Riesen-Jubel gab es auch bei der großen Fan-Schar die sich in seiner Bierkneipe "Bulles Pub" in Frankfurt/Oder versammelt hatte. Leider erfuhren sie nur aus den Nachrichten vom erfolgreichen olympischen Finalkampf ihres "Bullen", da die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender nicht im Stammlokal zu empfangen sind. Als die Nachrichtensprecherin im Kabelfernsehen verkündete, daß Maik Bullmann jubeln kann, waren die Fans nicht mehr zu halten. "Bulle, Bulle", übertönten sie das Fernsehen, die Biergläser klirrten aneinander.

Im Blickpunkt: Kolumbien sucht Drogenboß Die USA mischen mit

Sechs US-Aufklärungsflugzeuge haben am Mittwoch in Kolumbien in die Suche nach dem flüchtigen Drogenbaron Pablo Escobar eingegriffen. Die Regierung in Bogotá, mit deren Genehmigung die fliegenden Horchposten am Mittwoch erstmals am Himmel über Medellin auftauchten, bestritt, daß die USA Escobars Entführung aus Kolumbien und seine Überstellung an die US-Justiz vorbereiteten. Gleichwohl hagelte es Proteste. Daß der Militärapparat der Vereinigten Staaten nun bei der Suche nach dem flüchtigen Gangster mitredet und mitwirkt, empfinden viele Kolumbianer als Beleidigung. Die US- Aufklärungsmaschinen, so wird befürchtet, könnten Vorboten für eine gegen Escobar gerichtete, US-amerikanische Entführungsaktion sein.

Erst neulich stufte der Oberste Gerichtshof der USA solche Methoden als Rechtens ein. Soweit bekannt, sind sie bislang lediglich in Lateinamerika angewendet worden. Kolumbiens Verteidigungsminister Rafael Pardo bestätigte, daß aus den Fliegern Fotos angefertigt worden sind und die Maschinen mit Geräten zum Abhören und Lokalisieren von Telekommunikations-Teilnehmern ausgerüstet sind.

Staatspräsident Cesar Gaviria dementierte die Möglichkeit einer Entführung durch US-Agenten. Der Gewerkschaftsdachverband CGTD indes erinnerte daran, daß "ähnliche Vorgänge" wie die jetzigen Flugzeugeinsätze die US-Militärintervention in Panama von Ende Dezember 1989 eingeläutet hätten.

Anhänger der Bush-Regierung in Washington üben sich seit Escobars Flucht bisweilen im verbalen Muskelspiel und wollen "einseitige Aktionen" der USA gegen Kolumbien nicht ausschließen. Dies dürfte freilich stärker mit George Bushs Wiederwahl-Sorgen als mit ernsthaften Absichten zu tun haben.

Obschon die Flucht Escobars die Fragwürdigkeit des Paktierens zwischen einem demokratischen Staat und dem organisierten Verbrechen offenlegte, bleibt Präsident Gavirias Antidrogen-Politik, die auf dem Friedensschluß mit den Kartellen basiert, ebenso unumstritten wie ihre Mittel (Strafminderung und Verzicht auf die Auslieferung aufgabewilliger Mafiosi an die USA). Der mehrheitlich liberale, das heißt hinter dem Präsidenten stehende Kongreß ging diese Woche einer Grundsatzdebatte aus dem Weg und ließ es bei der Befragung des Verteidigungs- und des Justizministers zum Fall bleiben.

Die Umstände der Flucht von Escobar und neun seiner engsten Mitarbeiter stehen inzwischen fest: Der Drogenbaron bestach eine Handvoll seiner militärischen Gefängniswärter mit einer Mahlzeit aus Reis, Linsen und Schinken sowie dem Versprechen, sie reich zu machen. Mit einer Perücke auf dem Kopf und in Frauenkleidern setzte sich Escobar dann seelenruhig durch das Hauptportal des sogenannten Hochsicherheitsgefängnisses von Envigado bei Medellin ab.

ULRICH ACHERMANN (Santiago)

Sich selbst ernst nehmen

Um es vorweg zu sagen, ich bin nicht der Meinung, daß das Priesteramt an den Zölibat gebunden sein muß und ich hoffe sehr, daß es auch innerhalb der katholischen Kirche bald eine Möglichkeit der Wahl für Priester gibt (FR vom 23. 7. 1992 "Katholische Kirche beurlaubt Priester wegen Zölibat-Verstoßes").

Das Vorgehen von Herrn Eifler dient m. E. diesem Anliegen wenig. Ich frage mich vielmehr, warum hat Herr Eifler, vor gerade gut fünf Jahren, das Priesteramt gewählt und ein Weiheversprechen abgegeben, wo er doch diesen Dienst (allerdings nicht das Amt!), z. B. als Krankenhausseelsorger, durchaus auch als verheirateter Mann, nämlich als Pastoraltheologe oder als Diakon hätten wählen können?

Wer hat ihn denn zu seiner Entscheidung gezwungen? Jetzt soll "die Kirche" verantwortlich sein für eine Wahl, die er - immerhin als 28jähriger - getroffen hat? Herr Eifler meint, "die Entscheidung (Suspendierung) ist tragisch für die Kirche".

Ich meine: Tragisch ist, wenn Menschen keine Verantwortung für ihr eigenes Handeln übernehmen und sich somit selbst nicht ernst nehmen.

Anita Stalf, Bensheim

Die Mehrheit der Dominikaner ist von andauernder Rezession betroffen

Trotz der begrüßenswerten Tatsache, daß Ihre Zeitung gelegentlich über die Dominikanische Republik berichtet, sind die Berichte (von Frau Neubauer) wohl in einem Luxushotel der Hauptstadt geschrieben worden, ohne daß sie gründlich recherchiert hätte.

Schlicht falsch ist beispielsweise in dem Artikel (FR vom 13. 7. 1992 "Dominikanische Republik: Führungsstil wie im Mittelalter") die Aussage, daß die Stromversorgung sich deshalb verbessert hätte, weil "sich nahezu jeder Haushalt gezwungenermaßen einen eigenen Generator angeschafft hätte". Dies trifft nur für die wenigen, aber gutsituierten Familien zu. Die Korrespondentin bräuchte sich nur in der Hauptstadt umschauen, dort wo die "normalen" Dominikaner leben, um sehr schnell feststellen zu können, daß die Mehrheit der dominikanischen Haushalte sich gar keinen Generator leisten können.

Diese Mehrheit ist von der andauernden wirtschaftlichen Rezession sichtbar betroffen. Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung wie auch die extrem niedrigen Löhne führen dazu, daß sogar ehemals bessersituierte Leute heute hungrig zu Bett gehen müssen. Nicht mal das Gehalt eines Krankenhausarztes oder eines Lehrers reicht dazu, um eine Familie ausreichend zu ernähren, geschweige denn der Lohn eines Arbeiters oder einer Arbeiterin.

Wichtiger als niedliche Geschichten von dem "kleinen Herrn im dunklen Anzug" zu erfahren wäre zu wissen, wieso dieser Herr sich so lange an der Macht halten kann.

Präsident Balaguer ist nicht nur verantwortlich für die katastrophale wirtschaftliche Situation. Er ist auch verantwortlich für Menschenrechtsverletzungen, von denen die Welt keine Notiz nimmt. Gerade in den ärmeren Wohngegenden sind willkürliche Razzien und Verhaftungen an der Tagesordnung, die von Herrn Balaguer als notwendig zur "Bekämpfung der Kriminalität" verteidigt werden. Ebenso können Menschenrechtsorganisationen, Gewerkschaften und die haitianischen Zuckerrohrarbeiter einiges über Repression berichten.

Und: welche Rolle spielte Balaguer beim Sturz des haitianischen Präsidenten Aristide?

Raili Salmela, Stuttgart

Geradezu lächerliche Wiederbelebungsversuche

Es scheint, als benötige das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) dringend Arbeit, um die bisherige Größe der eigenen Existenz zu sichern.

Also schließt es sich den "etablierten" Parteien an, die gegenwärtig alles unternehmen, um diejenigen ostdeutschen Bürger schlechtzumachen, die unter Demokratie mehr verstehen, als am Wahlsonntag die Macht des Volkes einer Elite zu übertragen.

Geradezu aber lächerlich sind die neuerlichen Wiederbelebungsversuche des alten, allzupauschalen Feindbildes der "Kommunisten" (FR vom 24. Juli 1992 "Ost-Komitees sollen Unzufriedenheit schüren und bündeln").

Selbst wenn die PDS eine führende Rolle in der Bürgerbewegung übernähme, bliebe doch die Frage: Was befürchten die Politiker- und Wirtschaftseliten eigentlich?

Zum einen könnte es schwerer werden, westlich-egoistische Bevormundungspolitik als Allgemeinwohl zu verkaufen. Bei einer starken Bürgerbewegung wären gerechte Kompromisse viel wahrscheinlicher.

Andererseits steht zu befürchten, daß sich da eine basisnahe, wirklich demokratische und ungeschmierte Partei des Volkes entwickeln könnte.

Neben Bremen sollten auch in den anderen westdeutschen Bundesländern "Komitees für Gerechtigkeit" gegründet werden.

So könnte die ausgehöhlte, arg gefährdete Demokratie unseres Landes erneuert und eine Lobby für das einfache Volk einschließlich der sozial Deklassierten geschaffen werden.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz solle selbst besser kontrolliert werden. Es wäre angebracht, sich intensiver um die wirklichen Gefährdungen unserer demokratischen Verfassung zu kümmern: um die expandierende rechtsradikale Szene und um den Filz zwischen Wirtschaft und Politik.

Archim Hippel, Borkum

Man wüßte es gern genauer

Bei den unter dem Titel "Im Wortlaut: Wehrdienstausnahmen - Hardthöhe legt Liste vor" (FR vom 18. 7. 1992) veröffentlichten Kategorien für befristet oder unbefristet nicht zum Wehrdienst Einzuberufende hat die Redaktion der FR sich in einem Falle - verständlicherweise - bemüßigt gefühlt, eine ergänzende Bemerkung in Klammer einzuschieben. Es handelt sich um die unbefristet Nicht-Einzuberufenden mit dem "Z"-Symbol, wobei Sie ergänzt haben: "die aus psychischen Gründen für ungeeignet gelten".

Man wüßte gern genauer, welche Inhalte die Hardthöhe mit diesem Symbol verbindet. Man wird erinnert an die tödlichen Folgen der Einreihung in die Kategorien der "körperlich und geistig Minderwertigen", "Psychopathen", "Asozialen" usw. in der NS-Zeit bei der Wehrmacht und besonders bei der Militärjustiz. Wer will mir verwehren, der Vermutung nachzugehen, daß das "Z"-Symbol für "Zersetzer" oder "Zersetzung" steht.

Das Unheil, das von der NS-Justiz mit dem Wehrkraft-Zersetzungs-Paragraphen angerichtet wurde, ist kaum zu beschreiben. Und immerhin waren es Militärrichter aus der NS-Zeit, die nach Einführung der Bundeswehr herangezogen wurden, um die neuen Wehrgesetze auszuarbeiten.

Bekannt ist dies zum Beispiel von dem ehemaligen Oberstkriegsgerichtsrat Dr. Martin Rittau, der im "Dritten Reich" beteiligt war an der Errichtung der Sondergerichte in Polen, mitgearbeitet hat am Erlaß für die Strafpraxis im besetzten Polen, einen maßgebenden Kommentar (mit fünf Auflagen) zu den NS-Militärstrafgesetzen geschrieben hat, bei der 4. Panzer-Division Militärrichter, anschließend als Oberstkriegsgerichtsrat Gutachter bei der 6. Armee war und der sowohl in diesen Funktionen undschließlich - offenbar dem Kessel von Stalingrad entkommen - beim Reichskriegsgericht als Ankläger beim 2. und 4. Senat, mit dem Dienstgrad Oberstrichter, am Zustandekommen von vielen Todesurteilen mitgewirkt hat.

Bereits 1950 wurde er von der "Dienststelle Blank" beauftragt mit der Ausarbeitung eines Wehrstrafgesetzbuches, er schrieb einen Kommentar zum Soldatengesetz und zum Wehrstrafrecht der Bundeswehr.

Aber nicht nur an die Militärjustiz ist zu erinnern, sondern auch an die Psychiatrie. Im Buch von Peter Riedesser und Axel Verderber "Aufrüstung der Seelen - Militärpsychologie und Militärpsychiatrie in Deutschland und Amerika" (Dreisam-Verlag, Freiburg 1985) ist der Bogen gespannt vom 1. Weltkrieg bis Ende der siebziger Jahre. Fast ungebrochen werden empörende Praktiken in "wissenschaftliche" Erwägung gezogen, um es vorsichtig auszudrücken.

Über die Einstellung der NS-Richter, speziell auch des Protagonisten Prof. Dr. Erich Schwinge gegenüber den sogenannten Psychopathen und den "Zersetzern", hat Fritz Wüllner in seinem Forschungsbericht "Die NS-Militärjustiz und das Elend der Geschichtsschreibung" (Nomos-Verlag, Baden-Baden 1991) ausführlich berichtet (S. 348 ff.). Er hat eine Zahl von nicht unter 5000 Todesurteilen allein für "Wehrkraftzersetzung" errechnet, (von denen ca. zwei Drittel vollstreckt wurden (S. 499 ff).

Ich hoffe, daß die Hardthöhe sich bereit findet, Aufklärung zu geben über Sinn und Absichten im Zusammenhang mit dem "Z"-Symbol. Es wäre mir recht, wenn sie meine Bedenken zerstreuen könnte. Schließlich kann auf die Kontinuitäten zwischen damals und heute nicht oft genug aufmerksam gemacht werden.

Hermine Wüllner, Sandhausen

FUSSBALL

2. BUNDESLIGA: SV Darmstadt 98 - VfB Leipzig, MSV Duisburg - Fort. Düsseldorf (beide Fr. 19.30), FS St. Pauli - Fortuna Köln, FC Carl Zeiss Jena - Stuttgarter Kickers (beide Fr. 20.00), Eintr. Braunschweig - Hannover 96, FC Homburg - Spvgg. Unterhaching, FSV Mainz 05 - VfL Osnabrück, Chemnitzer FC - VfL Wolfsburg (alle Sa. 15.30), FC Remscheid - SC Freiburg, SV Meppen - FC Hansa Rostock, Waldhof Mannheim - VfB Oldenburg (alle Sa. 15.00), Hertha BSC Berlin - Wuppertaler SV (So. 18.00).

OBERLIGA HESSEN: FV Bad Vilbel - Vikt. Aschaffenburg (Fr. 19.30), Kickers Offenbach - VfR Bürstadt, SV Wehen - SG Egelsbach, SC Neukirchen - FSV Frankfurt, KSV Hessen Kassel - Eintracht Haiger, VfL Marburg - Spvgg. Bad Homburg, Eintracht Ffm. Amat. - Borussia Fulda (alle Sa. 15.30), Rot-Weiß Frankfurt - SV Wiesbaden (So. 15.00). SEGELN REGATTA um die "Frankfurter Stadtmeisterschaft" (Sa. 14.00, So. 10.00 Uhr, Main bei Ffm.-Niederrad, zwischen der Main-Neckar- Brücke und der Niederräder Eisenbahnbrücke). WINDSURFEN 10. FRANKFURTER BEMBELCUP (Sa. 15.00 - 17.00 Uhr, Main - in der Nähe des Eisernen Steg). BEHINDERTENSPORT OFFENE DEUTSCHE LEICHTATHLETIK-MEISTERSCHAFTEN der Rollstuhsportler (Sa. 14.00 Uhr, So. 10.00 Uhr, Sportanlage Tambourweg/Heusenstammer Weg in Offenbach)Arbeitsgemeinschaftlädt zur Rundfahrt ein

MÖRFELDEN-WALLDORF. Zur nunmehr siebten Gemarkungsrundfahrt laden für Samstag, 1. August, gemeinsam die Arbeitsgemeinschaft Walldorfer Geschichte (AWG) und der Freundeskreis der Waldenser ein. Start mit dem Fahrrad ist um 14 Uhr an der dicken Eiche auf dem Vereinsgelände der Walldorfer Schlichterfeld-Kleingärtner. Sachkundiger Pfadfinder ist Walter Gahn, der schon bei früheren Gemarkungsfahrten viel Wissenswertes mitzuteilen hatte. Der Abschluß der Gemarkungsfahrt soll beim Walldorfer Grillfest des Gesangvereins Liederzweig-Frohsinn hinter der alten Waldenser-Kirche sein. cas

Empörung wegen Partei-Ausschluß

MÖRFELDEN-WALLDORF. Empört ist die Grün-Alternative Jugend (GAJ) über den Pateiausschluß ihres Mitgliedes Oliver Koban und der übrigen Anhänger der Grünen Bürgerliste bei den Grünen in Mörfelden-Walldorf. Dies erklärte Lars Monzheimer und Samad Sakkaki für die GAJ, die sich selbst als unabhängige politische Jugendorganisation der Grünen im Kreis Groß-Gerau bezeichnet. Beide Seiten in Mörfelden-Walldorf sollten sich kompromißbereit zeigen, und der Parteiausschluß rückgängig gemacht werden.

Ein Parteiausschluß sei so ziemlich das Letzte, was die GAJ sich unter demokratischen Prozessen vorstelle. Insbesondere die Grünen sollten fähig sein, unterschiedliche Meinungen zu tolerieren. Sein erster Gedanke - so Sakkaki - sei gewesen, als er von dem Konflikt in Mörfelden-Walldorf gehört habe, "1000 Kilometer weiter herrscht Krieg, Angst, Not und Unterdrückung, aber die Grünen in Mörfelden haben nichts anderes zu tun, als aktive Leute aus der Partei auszuschließen". Für ihn sei das ein armseliges Zeugnis.

Die GAJ verweist unter anderem auf das Engagement ihres Mitbegründers Oliver Koban: "Sein politischer Einsatz auf Orts- und Kreisebene übersteigt bei weitem das Übliche". Koban sei auch einer der jüngsten Stadtverordneten auf Landesebene bei den Grünen. cas

AsF nominiert Spitzenkandidatin

KREIS GROSS-GERAU. Die Wahl der Spitzenkandidatin für die Kreistagswahl im Zuge der Kommunalwahl im März des nächsten Jahres steht bei den SPD- Frauen an. Dazu lädt für Montag, 3. August, 20 Uhr, der Unterbezirksvorstand der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) zu einer Versammlung in der SPD-Geschäftsstelle in der Kreisstadt Groß-Gerau, Brignoler Straße 58, ein.

Die Arbeitsgemeinschaft will nach eigener Auskunft mit dieser Wahl eine Frau besonders unterstützen, die willens ist, mit ihrer Politik Frauen zu fördern und Forderungen nach Gleichberechtigung in allen Lebensbereichen im Kreistag zu vertreten. Außerdem soll das Programm für die nächste Kommunalwahl diskutiert werden. cas

Briefe an die Redaktion

Die Verkehrsberuhigung in Langen-Oberlinden findet weiterhin das Mißfallen von Bürgerinnen und Bürgern:

"Aufpflasterungen gefährden Verletzte" Als im Stadtteil Oberlinden praktizierende Ärzte sehen wir uns veranlaßt, auf folgendes hinzuweisen: Aufpflasterungen und die geplanten Engstellen, die Fahrzeuge zum Fahrspurwechsel zwingen, behindern nicht nur den Hausarzt, der zu einem Notfall gerufen wird, den Krankenwagen und den Notarztwagen, sondern gefährden auch die darin beförderten Schwerkranken und Verletzten.

Die Sekunden, um die ein Notarzt auf seinem Weg zum Patienten aufgehalten wird oder um die sich der Notarztwagen auf dem Weg zum Krankenhaus verspätet, könnten die letzten Sekunden des Patienten sein. Dr. med. J. G. Rahmig, Langen Dr. med. A. Mentzel, Langen

"Die Anwohner der B 486 würde das Geld freuen" Es ist nicht einfach, mit dem plötzlichen Geldsegen aus dem Überfluß der Steuergelder vernünftig umzugehen.

Damit der Stadt der zweckgebundene Landeszuschuß aus Wiesbaden nicht verloren geht, will man in Langen-Oberlinden eine verkehrsberuhigte Zone (Tempo 30) nochmals beruhigen, und so scheute man sich auch nicht, die Verkehrssituation dort hochzuspielen.

Die Situation auf der B 486 ist dagegen ganz anderer Art. Die Anwohner dieser Straße würden sich freuen, wenn ihnen auch mal so ein unverhoffter Geldsegen zuteil würde und wenn endlich die jahrzehntelalte Versprechungen eingelöst würden.

Bei der Tag und Nacht überdurchschnittlich belasteten Straße setzt man eigenartigerweise auf die "Eigenverantwortlichkeit" der Autofahrer, lehnt hier Tempo-50-Schilder und Tempo-50-Markierungen auf der Straße ab, ebenso die Anschaffung eines städtischen Meßgerätes, weil das alles, so der Magistrat (im Gegensatz zu den Erfahrungen aus Oberlinden und anderen Gemeinden) "nichts bringt".

Hier wird das im Durchschnitt gefahrene Tempo von 70 bis 80 heruntergespielt. Kurz vor dem Ortsschild Langen steht westlich noch ein Tempo-70-Schild - ein Hinweis auf das in Langen übliche Tempo? Im Dezember 1991 fand eine Ortsbegehung im Bereich der Mörfelder Landstraße statt, und die Herren des Regierungspräsidiums in Darmstadt und des Langener Magistrats einigten sich darauf, daß eine Vorwarnanlage an der B 486 installiert werden sollte, einmal als Hinweis auf die Ampelanlage hinter der Kurve, und zum zweiten, um die infernalischen und oft sekundenlangen Bremsgeräusche der heranrasenden Laster zu mildern. Auch sollte das kleine Hinweisschild und die nicht problemlose dreispurige Verkehrsführung auf der Eisenbahnbrücke geändert oder überwacht werden. Obwohl die Arbeiten als dringend eingestuft wurden, hat sich nach sieben Monaten noch nichts getan.

Es stehen keine Mittel zur Verkehrsberuhigung der B 486 zur Verfügung, und das dringend benötigte städtische Meßgerät wird als "unnütz" hingestellt, aber für die Verkehrsberuhigung einer bereits beruhigten Straße sind 600 000 Mark vorhanden. Verkehrsändernde Maßnahmen (wie Südliche Ringstraße und Stresemannring) wurden bisher stets als "Streiche" des Magistrats veröffentlicht.

Wieviel solcher "Streiche" werden noch in der Schublade liegen?

Margot Tragbar, Langen

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Rheinwasser kann versickern Umweltministerium gibt grünes Licht: "Beginn zeitnah"

KREIS GROSS-GERAU. "Jetzt hat es Landrat Enno Siehr schwarz auf weiß in Händen: Die Rheinwasserversickerung durch den Wasserverband Hessisches Ried kann beginnen", war gestern von der Pressestelle des Landratsamtes zu erfahren. Der entsprechende Bescheid des hessischen Umweltministers sei in Groß- Gerau eingetroffen. Mit der Rheinwasserversickerung - auch Infiltrierung genannt - soll der zu niedrige Grundwasserspiegel im Ried erhöht und somit stabilisiert werden.

In dem von Staatssekretär Rainer Baake unterzeichneten Schreiben heißt es, daß "der schnellstmöglichen Fortführung der entsprechenden Maßnahmen im Bereich Gernsheim-Allmendfeld grundsätzlich nichts mehr im Wege steht". Einziger Vorbehalt sei das "Ergebnis des bei der Wasserbehörde noch in der abschließenden Bearbeitung befindlichen wasserrechtlichen Zulassungsverfahrens".

Baake erklärte: "Da die Genehmigung für den Bau der Infiltrationsanlagen vorliegt und die zugesagten Landesmittel bereitstehen, kann der Wasserverband mit den erforderlichen Bauarbeiten zeitnah beginnen." Die Einzelheiten der konkreten Umsetzung würden "in Kürze mit dem Wasserverband unmittelbar erörtert werden".

Baake begründet den Bescheid zur Rheinwasserversickerung mit dem vom Ingenieurbüro Trischer & Partner GmbH in Darmstadt erarbeiteten Gutachten, das "keine relevanten Zweifel an der ökologischen Verträglichkeit einer weiteren Grundwasseranreicherung unter Verwendung von aufbereitetem Rheinwasser ergeben hat". Dabei würden die im Gutachten vorgeschlagenen Untersuchungen und Maßnahmen "selbstverständlich" einbezogen.

An den Konsequenzen, die aus diesem Trischer-Gutachten gezogen wurden, hatte es bis zuletzt Kritik gegeben von Teilen der Grünen sowie vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).

Landrat Enno Siehr (SPD) begrüßte dagegen die Entscheidung des Ministeriums nachdrücklich. Damit sei endlich ein Kapitel vom Tisch, das dem Kreis ebenso wie den verantwortlichen Politikern in den Riedgemeinden unter den Nägeln brenne.

Siehr sagte weiter, die Rheinwasserversickerung dürfe jedoch nicht dazu führen, daß mit dem kostbaren Gut Trinkwasser verschwenderisch umgegangen werde. Äußerste Sparsamkeit sei das Gebot der Stunde. lis (Siehe auch Hessen-Seite)

Fußball-Kreispokal, Endspiel SKV Mörfelden am Sonntag gegen Walldorf

Noch trennen den SKV Mörfelden und Rot-Weiß Walldorf zwei Klassen, doch die Planungen des Fußball-Bezirksoberligisten sind auf den Aufstieg in die Landesliga ausgerichtet. Der SKV Mörfelden hat sich Rang eins oder zwei in der Bezirksoberliga Darmstadt zum Ziel gemacht. Für Oberligist Rot-Weiß Walldorf kann das Ziel in dieser Saison nur Klassenerhalt heißen.

Dennoch gehen die Walldorfer um Trainer Geinzer als Favorit in das diesjährige Kreispokalfinale. Am Sonntag (17 Uhr) feiern die Rot-Weißen auch gewissermaßen eine Rückkehr in den Pokalwettbewerb, an dem sie in den vergangenen Jahren nicht teilnahmen. Ex-Trainer Wulf hielt nichts vom Pokal-Geschäft, Kurt Geinzer sieht das anders. Nach zwei Remis zum Start der Oberliga-Saison nutzen die Walldorfer ihr spielfreies Wochenende für den Pokalfight. Mit Zustimmung des SV Rot-Weiß wurde das Mörfelder Waldstadion, die "Heimat" des SKV, als Austragungsort gewählt. Eine vierstellige Zuschauerzahl gilt hier als erreichbar und würde beiden Vereinen bei einem Eintrittspreis von acht Mark eine willkommene Finanzaufbesserung bringen.

Einen Appell an die Besucher richtet SKV-Macher Hörner: "Der SKV braucht die Unterstützung seiner Fans". Hörner hofft auf ein "faires Derby" und sieht die Teilnahme der Rot-Weißen als "belebendes Element" im Pokalwettbewerb, auch wenn dadurch die Chancen des SKV, nach 1990 erneut den "Pott" zu holen, sinken. Im Vorjahr sicherte sich der SV Raunheim den Sieg, allerdings in Abwesenheit des Oberligisten.

Aufgehorcht haben die Walldorfer nach dem 4:1 ihres Kontrahenten gegen die SG Höchst, die im vergangenen Jahr immerhin noch Klassenrivale der Rot-Weißen in der Oberliga war. Der SKV präsentierte sich nicht nur in diesem Vorbereitungsspiel in guter Verfassung. Von den hochkarätigen Mörfelder Neuzugängen sind Bernd Schrimpf (VfR Bürstadt) und Jörg Pundmann (Borussia Fulda) noch "auf Eis gelegt". Hier wird noch über die Freigabe verhandelt, wobei die Mörfelder dem VfR und Fulda "überhöhte Forderungen" vorwerfen. Alle anderen "Neuen" sollen im Kreispokalfinale zum Einsatz kommen. Die Ex-Egelsbacher Kappermann und Lutz werden dann wohl einem "alten Bekannten" gegenüberstehen, denn im Tor der Rot-Weißen steht mit Gemeri ein weiterer ehemaliger SGE-Akteur. Im Pokalfinale wäre ein Unentschieden sicher das Wunschergebnis der Mörfelder, die dann im Elfmeterschießen ihre Chance hätten. Daß diese Chance so bald nicht wiederkommt, steht seit dem überraschenden 3:4 des SKV gegen Rüsselsheim fest. Dieses Spiel beendete bereits frühzeitig die Teilnahme der Mörfelder am Pokalwettbewerb der kommenden Saison. Da die Walldörfer ihrerseits Werbung für ihre Oberliga-Heimspiele und den Besuch des neu eingerichteten VIP- Raum betreiben wollen, ist eine spannende Auseinandersetzung zu erwarten. jbp

Nach der Radpanne der Rauswurf

Doppelt ungut endete eine Radfahrt von FR-Leser Michael H.: Erst hatte er eine Panne, und dann führte sein Versuch, mit der U-Bahn weiterzukommen, zu einem Rauswurf. "Ein starkes Stück", schäumt der Mann aus Nied. Gegen den U-Bahn-Fahrer will er eine Dienstaufsichtsbeschwerde einreichen.

Die hätte, wie die Recherchen der FR ergaben, schlechte Aussichten. Zwar bestieg der Radler den Zug außerhalb der Verkehrsspitzenzeiten (nämlich am Samstag nachmittag), zwar hatte er eine Monatskarte und für das Zweirad einen Fahrschein, doch er war in der "falschen" Linie.

Dasselbe Schicksal ereilte Werner S., nur war die Not hier noch schlimmer: Der Bornheimer hatte in Enkheim einen Fahrradunfall, war sichtlich verletzt und das Zweirad verbeult. Der U 7-Fahrer sah die Misere, komplimentierte den Mann aber dennoch hinaus. Beide FVV-Kunden warteten die nächste Bahn ab und wurden problemlos mitgenommen: Gesunder Menschenverstand siegte über Formalismus. Formal sind die beiden U- Bahn-Lenker im Recht (mal ganz abgesehen davon, wie man seine Position jemand anderem vermittelt). Denn in den "Besonderen Bedingungen für die Mitnahme von nicht zusammengeklappten Fahrrädern" steht, daß Räder in den S-Bahnen 1 bis 6, 14, 15 und K sowie in den U-Bahnen 1 bis 4 außerhalb der Verkehrsspitzen mitgenommen werden können, wenn der Platz vorhanden ist. Von den straßenbahnähnlichen U-Bahnen 5 bis 7 ist nicht die Rede.

Warum das so ist, erklärt Stadtwerke-Sprecher Frank Döbert: Diese Wagen klappen, wenn sich die Türen öffnen, Stufen aus; die Türen sind etwas schmaler und die Wagen generell weniger breit als in den Linien 1 bis 4 (2,35 statt 2,65 Meter). All dies verringert die Stellfläche und erschwert das Rangieren des Rades.

"Zulässig" ist die Fahrzeug-Mitnahme (U 1 bis 4) laut Stadtwerken montags bis freitags vor 6 Uhr, von 8.30 bis 16 Uhr und ab 18.30 Uhr, samstags, sonntags und in den Schulferien ganztägig. Für das Fahrrad muß ein zusätzliches Ticket gezogen werden. Dies und daß Zweiräder das Nachsehen haben, wenn die Plattform voll ist, akzeptieren die Radler selbstverständlich. Doch daß die etwas andere Einsteigsituation und der um 30 Zentimeter schmalere Wagen den Transport völlig verhindern sollen, vermögen sie nicht nachzuvollziehen.

"Ich kann mein Alu-Rad problemlos drei Stufen hochtragen", meint Werner S., dessen Notfall sich an einem Mittwoch abend ereignete. Möglicherweise sollten die Radler den Stadtwerken gerade bei der radtourenfreundlich verlängerten U 7 etwas Druck machen. tom

Maintaler Stadtmeisterschaften Überraschungssieg für Dörnigheimer SV

Eine faustdicke Überraschung garnierte den Eröffnungs-Spieltag der 17. Maintaler Fußball-Stadtmeisterschaften: Der FC Germania Dörnigheim, der bereits am Wochenende im Test gegen Germania 94 Frankfurt 0:5 "baden gegangen war", verlor gegen seinen neuen Klassenrivalen Dörnigheimer SV glatt mit 1:4 Toren. Standesgemäß kam hingegen der Bischofsheimer 4:1-Erfolg gegen den A- Klassisten FC Hellas Maintal. Wegen Badewetters und der zwangsweisen Inaktivität der zunächst spielfreien Hochstädter Elf wurden "nur" rund 200 Zuschauer auf dem Hochstädter Waldsportplatz registriert. Bode (12.), Eschmann (66.), Wünsche (76.) und Schlund (77.) garantierten beim Gegentor von Antoniadis (30.) den klaren FSV-Erfolg. Der FC Germania wurde beim 1:4 gegen den DSV durch Ring (21.), Heil (64.), Heigl (68.) und Kronfoth (73./Eigentor) - das vorübergehende 1:3 schoß Vusenovic (70.) - klassisch ausgekontert. In dem schmalen Dreier-Feld der Gruppe B fällt am heutigen Freitag (19.30 Uhr) zwischen dem Dörnigheimer SV und dem Bezirksoberligisten Hochstadt die Entscheidung. Die "Lilaweißen", die den DSV vor wenigen Tagen im Pokal mit 5:2 abkanzelten, gelten als Favorit und sollen eine höhere Kulisse anlocken. Vorher (18 Uhr) will der FSV Bischofsheim gegen Kewa Wachenbuchen den Weg zum zum Sieg in der Gruppe A freischaufeln. Allerdings ziehen jeweils die beiden Rangersten in die Überkreuzspiele am Samstag (16.00/17.30 Uhr) ein. Die Plazierungsspiele sind am Sonntag, wobei das Finale gegen 16.30 Uhr angestoßen werden soll. hdp

Fußballturnier der SG Marköbel

Soden/Ahl nur mit Reserve

Ansonsten ist der Auto-Schäfer-Cup bislang ein großer Erfolg

Das erste Fußball-Turnier der SG Marköbel - der Auto-Schäfer-Cup garantiert Preisgelder in Höhe von 5000 Mark - erweist sich bisher als Renner. Der Gastgeber zog bisher eine sehr gute Zwischenbilanz, begrüßte mehr als 800 Zuschauer und vermeldete einen stattlichen Umsatz. Sportlich erfüllte Landesligist FC Bayern Alzenau (4:2 gegen den SV Calbach) die Erwartungen, meldete Gastgeber SG Marköbel (4:0 gegen Düdelsheim) einen gelungenen Auftakt. Ferner imponierten der KSV Langenbergheim (2:0 gegen die SG Bad Soden/Ahl und 2:2 gegen den VfR Hainchen). Gleiches trifft auf die Limeshainer zu, die zunächst den Bezirksoberligisten SG Bruchköbel überraschend mit 2:0 Toren bezwangen und bereits mit einem Bein im Endspiel stehen.

Die Aufgabe am heutigen Freitag gegen die SG Bad Soden/Ahl (19.15 Uhr) wäre normalerweise fast unlösbar, aber der Nord-Landesligist brüskierte den Veranstalter als einziger Verein mit seiner zweiten Garnitur und dürfte gegen den Büdinger Bezirksligisten seine dritte Niederlage kassieren. Spätestens beim 0:6 gegen die SG Bruchköbel avancierte diese Elf zur Lachnummer dieser Veranstaltung. " Wir hatten die feste Zusage, daß die erste Mannschaft kommt und sind maßlos enttäuscht", konstatierte der 2. Vorsitzende Andreas Dietzel. Nicht immer zufriedenstellend waren die Schiedsrichterleistungen, wobei es mit der Einteilung haperte. Landesligist Alzenau wurde von einem überforderten Kreisklassen-Referee gepfiffen und war überhaupt nicht zufrieden.

"Bei uns werden Turnierspiele immer von Gespannen gepfiffen", wunderte sich Bayern-Sportbetriebs-Manager Alois Sambeth. Beim Spiel der SG Marköbel gegen Phönix Düdelsheim (4:0) gab es die erste rote Karte: Düdelsheims Routinier Volker Dittmann beleidigte einen SG-Akteur und legte sich nach einer hierfür verhängten Zeitstrafe noch mit Schiedsrichter Himmel (Bruchköbel) an. Hiernach sah der Referee "rot" und zog die rote Karte.In der Gruppe A will auch Bruchköbel (heute 17.30 Uhr gegen Langenbergheim) seine theoretische Chance wahren.

Der große Knüller in der Gruppe B steigt am Samstag (17.45 Uhr) mit dem Treffen SG Marköbel gegen FC Bayern Alzenau. An den beiden letzten Turniertagen - das Spiel um Platz drei (16 Uhr) Finale (18 Uhr) stehen am Sonntag auf dem Terminplan - rechnet die SG Marköbel jeweils mit vollem Haus. ppa

"Tangentopoli" gibt es jetzt auch als Spiel Italiens Richter und Politiker suchen einen Weg aus den Wirren des Mailänder Bestechungsskandals Von Horst Schlitter (Rom)

Die Entwicklung Italiens gab noch nie so viel Anlaß zur Sorge wie in diesem Jahr: Die Republik ist verschuldet, ihre Institutionen haben das Vertrauen der Bürger verloren. Allein das organisierte Verbrechen und die Korruption stehen in schönster Blüte. Selbst die Politiker versuchen nicht mehr, ihr Land gesundzubeten. "Dieser Staat ist daran nicht unschuldig", gestand vor wenigen Tagen Ministerpräsident Giuliano Amato. "Wie viele von uns haben an der Fehlentwicklung mitgewirkt, haben Mißstände zugelassen, haben es unterlassen einzugreifen, auch gegen offenkundige Kriminalität? Das sind Fragen, auf die wir so schnell wie möglich eine Antwort geben müssen.

Der Norden der Halbinsel mit der "moralischen Hauptstadt" Mailand hat längst seinen Stolz verloren. Die ersten Enthüllungen des Untersuchungsrichters Antonio Di Pietro über die Unkultur der "tangenti" (Schmiergelder) trugen ihren Teil dazu bei. Dann folgte eine Welle von Geständnissen der Unternehmer, die Bestechungsgelder zahlten, und von politischen Beamten, die sich bestechen ließen.

Nach der letzten Statistik sind der Justiz bei ihrer Aktion "Saubere Hände" weit über 150 Politiker der verschiedensten Parteien und Unternehmer ins Netz gegangen: Vor allem Christdemokraten und Sozialisten, aber auch Anhänger der "Demokratischen Linken" (PDS), die früher einmal Kommunisten hießen, Republikaner und Sozialdemokraten. Nur wenige von ihnen sitzen hinter Gittern, wenn die Justiz Verdunkelungs- oder Fluchtgefahr vermutet. Die meisten warten in Hausarrest auf die Dinge, die da kommen sollen oder genießen noch ein paar schöne Tage am Meer.

Ein halbes Jahr, seit Richter Di Pietro die Lawine lostrat hat, die aus Mailand "Tangentopoli" machte, haben die Untersuchungen ihren Höhepunkt erreicht. Noch nie waren so viele und so prominente Politiker im Zwielicht, noch nie so bekannte Vertreter und Firmen der Privatindustrie. Carlo Tognoli und Giuseppe Pilliteri, langjährige Bürgermeister der lombardischen Metropole, mußten zugeben, bedeutende Steine in dem korrupten Spiel gewesen zu sein. Im Verdacht, schmutziges Geld genommen zu haben, steht auch Italiens ehemaliger Außenminister Gianni Di Michelis, der "Doge" von Venedig.

Wie eine Bombe schlug Mitte Juli die Verhaftung des Mailänder Baulöwen Salvatore Ligresti ein, der über eine Milliarde Lire (rund 1,3 Millionen Mark) an "tangenti" zahlte, um den Zuschlag für einen zwanzigmal so hohen Auftrag zu erhalten. Der Sizilianer Ligresti, der sich nach dem Krieg völlig mittellos im Norden niedergelassen hatte, gilt heute als einer der fünf reichsten italienischen Unternehmer.

Bei dieser Götterdämmerung konnte selbst das weltberühmte Turiner Autohaus nicht unversehrt bleiben. Drei Spitzenmanager von zwei Fiat-Tochtergesellschaften folgten demselben Schema, mit dem auch andere Firmen an öffentliche Aufträge herankamen: Sie zahlten fünf Prozent an die Politiker, um für weit über hundert Millionen Mark U-Bahn-Waggons und städtische Omnibusse liefern zu dürfen.

Über die Machenschaften im Süden des Landes spricht zur Zeit niemand. Dabei ist bekannt, daß die Spielregeln des großen Geschäfts hier von der Mafia geschrieben werden, die mit eiserner Strenge auf ihre Einhaltung achtet. Der frühere Bürgermeister von Catania, Enzo Bianco, der jetzt als republikanischer Deputierter ins römische Parlament gewählt worden ist, schildert die Erfahrungen eines sizilianischen Unternehmers: Seit Monaten schon versuchte er, durch Teilnahme an mehreren öffentlichen Ausschreibungen ein Projekt im Osten der Insel realisieren zu können. Dann stellte er zu seinem Erstaunen fest, daß der zuständige Referent von Region, Provinz oder Gemeinde eigenhändig die Firma bestimmt, die den Auftrag erhält. Dieses Unternehmen zahlt dann Schmiergelder "in einem zweistelligen Prozentsatz des Auftrags". Außerdem muß der Sieger dafür sorgen, daß ein Wettbewerb mehrerer Firmen vorgetäuscht wird mit abgesprochenen Preisangeboten. Wer sich nicht an diese Absprache hält, den schließen die Beamten "wegen eines Formfehlers" aus. Hartnäckige Gegner des Systems werden mit Drohungen und, wenn nötig, mit Bomben zur Vernunft gebracht.

"Wir haben es hier mit einem Caporetto unseres politischen Systems zu tun", schreibt das römische Nachrichtenmagazin L'Espresso. Im Ersten Weltkrieg erlitt das italienische Heer bei Caporetto, das heute zu Slowenien gehört, seine schwerste Niederlage. Viele Akteure auf der politischen Szene sehen die dramatische Entwicklung mit einer Unterhöhlung der öffentlichen Moral und einer steigenden Belastung der Staatsbürger, auf die alle Preissteigerungen abgewälzt werden, als unabänderlich an. Sie verweisen auf die steigenden Ausgaben der Parteien.

Der Sozialistenführer Bettino Craxi trat sogar die Flucht nach vorn an, als er im Parlament die dubiose Parteienfinanzierung verteidigte und feststellte: "Geben wir ruhig zu, daß wir es alle so machen." Doch da stieß er auf Widerspruch. Sein Parteifreund Paris Dell'Unto konterte: "Die Wahrheit ist, daß die Parteien immer ärmer und die Politiker immer reicher werden." Diesen Schuh wollte sich wiederum der in Ehren grau gewordene Liberale Valerio Zanone nicht anziehen: "Ich habe fünf Legislaturperioden im Parlament gesessen, war dreimal Minister und habe Entscheidungen über Milliardenbeträge unterschrieben. Aber an meinen Fingern blieb keine Lira kleben."

Was ist zu tun? Den Richtern scheinen wie Goethes Zauberlehrling die Ergebnisse ihrer Ermittlungen über den Kopf zu wachsen. Außerdem müssen sie sich von den Politikern den Vorwurf gefallen lassen, sie mischten sich in Bereiche ein, die nicht ihrer Kompetenz unterliegen. Christdemokraten und Sozialisten, die Hauptsünder der Schmiergeld-Affäre, sprechen immer wieder von der Notwendigkeit, die Parteienfinanzierung zu reformieren. Doch wer darf ihnen trauen, wo sie sich im alten System auf so ungeheure Weise bereichert haben? Die PDS warnt davor, die Partei allzusehr zu schwächen. "In einer Demokratie ohne Parteien haben die Reichen viele Mittel, ihren Willen durchzusetzen," sagt Fraktionsvorsitzender Massimo D'Alema, "die breite Bevölkerung aber kommt zu kurz."

Große Skandale sind in Italien bisher fast immer unter den Teppich gekehrt worden. Aber einen so großen Teppich gibt es nicht, daß er die vielen Milliarden an "tangenti" verstecken könnte. Deshalb kommen nicht wenige Betroffene auf die Idee, einen Schlußstrich zu ziehen, noch ehe die Justiz ihre Prozesse geführt hat. Wenn alle die öffentliche Moral mißachtet haben, wäre es dann nicht richtig, die Moral zu ändern? Selbst der Richter Gherardo Colombo, der einen Teil der Ermittlungen führt, will die Flut der Korrumpierenden und Korrumpierten kanalisieren. Das Parlament soll ein Gesetz verabschieden, so schlägt er vor, das alle straffrei ausgehen läßt, die bis zu einem bestimmten Zeitpunkt noch nicht erwischt worden sind. Bedingung: Sie müßten sich selbst melden und das erhaltene Geld zurückgeben.

Nichts ist in Italien so ernst, daß man nicht darüber seine Witze machen könnte. Der Neapolitaner und Christdemokrat Roberto Mongini, 46, der selbst "mit der Hand im Sack" erwischt worden ist, hat nach überstandenem Schrecken das Milliardengeschäft zum Vorbild für sein Gesellschaftsspiel "Tangentopoli" genommen, das er jüngst im Badeort Portofino vorstellte. Ähnlich wie beim unverwüstlichen "Monopoli" werden Aktionskarten verteilt mit Befehlen wie "Zahle deine Tangente" oder "Du verlierst deinen Freund im Ministerium". Mitspieler sind die vier größten Parteien und die vier Unternehmer Mario Gschaftlhuber, Ugo Schmierling, Marco Stecher und Giampiero Teilhaber. Gewonnen hat der Politiker, der nach der nächsten Wahl ins Rathaus zurückkehrt oder der Geschäftsmann, der die U-Bahn vom Mailänder Gefängnis San Vittore bis in die Vorstadt bauen darf.

FR-Ferien-Aktion: Schöner Rundweg mit Burgblick

EPPSTEIN. Zu einer Rundwanderung um Eppstein lädt der Panoramaweg mit Start und Ziel am Bahnhof ein. Der Weg ist in diesem Jahr in Abschnitten verbessert und außerdem neu beschildert worden. Ausführlich stellt die FR die Tour im Rahmen der Serie "Ferien für Daheimgebliebene" heute im Lokalteil Frankfurt vor. tom

das tagesprogramm der südschiene

1. Thomas Vögele: Geschichte über den dreifachen Schwimm-Olympiasieger Jewgeni Sadowjew (110 Zeilen);

2. eventuell Vorschau zum Gehen, das ist die erste Leichtathletik-Entscheidung (ein Feature über die Streckung des Beines);

3. Bericht über die DLV-Pressekonferenz (beginnt um 14 Uhr).

4. Michael Maurer: Nachdreher zum Basketballspiel USA - Deutschland (120 Zeilen); Gesichte über die litauische Mannschaft (etwa 100 Zeilen).

5. Christoph Albrecht -Heider: Porträt Magic Johnson (120 Zeilen); Glosse über das Zappen durch die Olympia-Programme(70 - 80 Zeilen );

6. Harald Stenger: Geschichte über die Einer-Verfolgung: Lehmanns Silber und das britische Wunderrad

7. Josef-Otto Freudenreich: Käschstle über die Präsentation der Stuttgarter Präsentation Leichtathletik-Weltmeisterschaft (60 Zeilen),

8. Glosse über den BILD-Kolumnisten Jörg Wontora. Tschüss Christoph

Fußballkreis Main-Taunus: Cup-Auslosung, Liga-Besprechung Freilos war eine Niete SV 07 Kriftel muß jetzt doch gegen VfB Unterliederbach ran

Kuriosität im Pokal-Wettbewerb des Fußballkreises Main-Taunus: Bezirksoberligist SV 07 Kriftel wurde bei der Auslosung mit einem Freilos bedacht, konnte sich damit gedanklich bereits mit der zweiten Runde befassen. Da jedoch Landesligist VfB Unterliederbach später den Nachweis einer Meldung erbringen konnte und sich Kriftel auf Anfrage des Fußballwartes Horst Zeiser - dieser hätte auch ohne Rückfrage satzungsgemäß entscheiden können - sofort bereit erklärte, gegen Unterliederbach zu spielen, kommt es in der ersten Runde zu diesem Schlager.

Das Interesse am Pokalgeschehen war mit 48 Meldungen zufriedenstellend. Elf Klubs verzichteten allerdings auf eine Teilnahme beziehungsweise versäumten, in der Urlaubszeit rechtzeitig ihre Meldung abzugeben.

Die erste Fuhre soll zwischen dem 18. und 20. August erfolgen. Von den 24 Begegnungen ragen zudem die Spiele Germania Weilbach gegen Pokalverteidiger SG 01 Höchst (Landesliga Mitte) sowie das Treffen SV 09 Hofheim gegen FC Viktoria Sindlingen heraus. Die zweite Runde ist mit zwölf Spielen für die 36. Kalenderwoche (31. August bis 5. September) anberaumt. Da keine Zwischenrunde geplant ist, stehen am Ende drei Teams im Halbfinale, wird einer mittels Freilos ins Endspiel gelangen. "Ich will das Pokal-Geschehen nach altem Muster, ohne Qualifikationsrunden und durchgehender Auslosung bis zum Endspiel, durchführen und damit die eingetretene Verkomplizierung des Spielgeschehens eindämmen", begründet Zeiser diese Entscheidung. Pokalleiter ist fortan Horst F. Raab, der Karl-Heinz Hochgesand in dieser Funktion abgelöst hat.

Die Terminprobleme - für den Kreispokal gibt es im Hessischen Fußballverband weiterhin keine festen Spieltage - sind bisher auch im Main-Taunus ungelöst, Wochentagsrunden treffen oft nicht den Geschmack der Vereine respektive der Fans.

Der Vergleich zwischen David und Goliath (der niedrigklassigere Verein hat in der ersten Runde stets Heimrecht) garantiert jedoch einigermaßen solide Einnahmen. Der große Reibach ist allerdings auf Kreisebene nicht zu machen. Selbst im Finale müßte es schon ein Ortsderby oder ein "Elefanten-Treffen" SG 01 Höchst - VFB Unterliederbach (beziehungsweise gegen Viktoria Sindlingen) sein.

FUSSBALLKREIS MAIN-TAUNUS, ERSTE POKALRUNDE: SV 07 Kriftel - VfB Unterliederbach, SV 09 Hofheim - FC Viktoria Sindlingen, FC Germania Weilbach - SG 01 Höchst, FC Sportfr. Schwalbach - FCCB Niederhöchstadt, SG Nassau Diedenbergen - BSC Altenhain, 1. FC 1910 Mammolshain - SV 19 Zeilsheim, SG Kelkheim - DJK Rot- Weiß Zeilsheim, FV Neuenhain - Spvgg. 07 Hochheim, FC Schloßborn - SV 09 Flörsheim, FC Germania Schwanheim - SG Oberliederbach, SG Bad Soden - FC 31 Eddersheim, FC Germania Okriftel - DJK-Sportgemeinschaft Hattersheim, 1. FC Blau-Weiß Zeilsheim - DJK-SC Hochheim (alle 18. August, 19 Uhr), Rotweiß Sindlingen - FC Italia Hattersheim, TuS Niederjosbach - Fortuna Höchst, Español Kriftel - Sportfr. Schwanheim, SG Wildsachsen - 1.FC Viktoria Kelsterbach (in Diedenbergen), BSC Schwalbach - SG 1878 Sossenheim, Club Recreativo Español Höchst - BSC 47 Kelsterbach, Sportfr. Vockenhausen - 1. FC Marxheim (alle 19. August, 19 Uhr), Primavera Hofheim - TuRa Niederhöchstadt (19. August, 19.30 Uhr), Türk Spor Hattersheim - DJK Schwarz-Weiß Flörsheim (20. August, 18.30 Uhr), FG Eichwald Sulzbach - 1.FC Lorsbach (20. August, 19 Uhr), Roter Stern Hofheim - 1. FC Sulzbach (20. August, 19.30 Uhr). Mini-Runde in geteilter Kreisliga B

"Wir haben für 93/94 eine jeweils 18 Vereine umfassende Bezirks- und Kreisliga A sowie eine eingleisige Kreisliga B (mit 15 bis 17 Klubs) festgelegt und aufgrund der 21 Vereine die B-Klasse 92/93 in zwei Gruppen geteilt", konstatiert Kreisfußballwart Horst Zeiser. Dieser Entscheidung ging eine Umfrage an alle B-Klassisten voraus. Diese waren hundertprozentig für die Teilung beziehungsweise die Reformen im Spieljahr 93/94. "Wir wollten keine 21er-Liga mit zahlreichen Wochentagsrunden, denn damit behindern wir den Jugendspielbetrieb", ergänzt Zeiser.

Sein Kollege Gerhard Koch und dessen Vertreter Horst Busch (Hochtaunuskreis) wagen sich im Gegensatz zum Main-Taunus-Kreis 92/93 an solche Elefanten-Runden mit einer 21er-Staffel und einer Klasse mit 22 (!) Klubs heran. "Wir beißen uns letztlich selbst in den Schwanz, wenn wir einerseits die Jugendarbeit neu beleben wollen und andererseits den Trainings- und Spielbetrieb der Nachwuchs-Kicker ständig behindern", erläutert Zeiser seine Gedankengänge. Wochentags- und Samstagspiele bleiben die Ausnahme. "Zuerst kommt die Jugend, bei unvermeidlichen Samstagspielen stoßen die Vereine im Regelfall nicht vor 18 Uhr an", hält er an seinen Prinzipien fest. Mit elf beziehungsweise zehn Klubs starten die B-Ligisten daher mit einer Mini-Runde am 29. August in die Saison 92/93. HANS-DIETER PUTH

Kleine FR

Karl Pitterling Urlaubsvertretung GROSSKROTZENBURG. Ortsgerichtsvorsteher Theodor Breidenbach nimmt von Montag, 10. August, bis Montag, 28. August, Urlaub. Ihn vertritt Ortsschöffe Karl Pitterling, Sackgasse 6, Rufnummer 25 85. Noch einige Plätze frei GROSSKROTZENBURG. Für die Seniorenhalbtagsfahrt am Dienstag, 4. August, nach Oestrich-Winkel sind noch Plätze frei. Anmeldungen für die Tour, die 14 Mark kostet, nimmt Frau Fischer im Rathaus, Zimmer 10, entgegen.

Sprengkörper beschädigt 22 Autos Polizei vermutet Handgranate / Menschen wurden nicht verletzt

Durch die Explosion eines Sprengkörpers auf dem Parkplatz an der Wilhelm- Epstein-Straße gegenüber dem Fernmeldeturm sind in der Nacht zum Donnerstag 22 dort abgestellte Autos erheblich beschädigt worden. Der Sprengkörper detonierte unter der Spannbetonbrücke, über die die Rosa-Luxemburg-Straße führt.

Die Polizei vermutet, daß es sich um eine Handgranate handelte, die entweder aus einem fahrenden Wagen oder von der Straße auf den Parkplatz geschleudert wurde. Politische Gründe werden ausgeschlossen. "Terroristen," sagte Polizeisprecher Manfred Feist, "werfen Sprengladungen nicht so planlos in die Gegend, wie das hier geschah."

Die Druckwelle war so stark, daß auch noch in einem Umkreis von 30 Metern kleinste Metallteile Kühlerhauben durchschlugen, Autoscheiben zersplitterten und Reifen zerfetzt wurden. "Es war ein Glück", so Feist , "daß niemand verletzt wurde." Etliche Besucher der Diskothek "Tower-Club" im Fernmeldeturm hatten dort ihre Fahrzeuge abgestellt, als um 1.21 Uhr der Sprengkörper explodierte. Die Diskothek schließt gewöhnlich zwischen 1 und 3 Uhr nachts. Den Schaden schätzt die Polizei auf rund 50 000 Mark. Sie hat noch keine Spur eines Täters.

Durch den lauten Knall wurden die Bewohner umliegender Häuser aus dem Schlaf gerissen. Zwei Streifenwagenbesatzungen des alarmierten 12. Polizeireviers in Eschersheim, die kurz danach vor Ort eintrafen gingen zunächst davon aus, daß auf die Autos geschossen worden war. Dann entdeckten sie aber Einschläge im Lack der Wagen und an der angrenzenden Betonmauer, die auf Grund ihres Aussehens nur von einem Sprengkörper stammen konnten.

Der Parkplatz wurde abgesperrt und mit Halogenlampen angestrahlt. Beamte des Brand- und Sprengstoffkommissariats (K 43) sowie Experten des Hessischen Landeskriminalamtes in Wiesbaden (LKA) fanden schließlich heraus, daß der Sprengkörper etwa 15 Meter von der Wilhelm-Epstein-Straße entfernt in der ersten Parkreihe links aufgeschlagen und detoniert sein mußte. Dort war der Asphaltboden erheblich beschädigt. Noch in der Nacht wurde nicht weit entfernt davon ein kleines Metallteil gefunden, das vermutlich von dem Sprengkörper stammt. Das Ergebnis der kriminaltechnischen Untersuchung steht noch aus. Bis in die Vormittagsstunden tasteten Beamte mit einem mit Magneten bestückten Holzschieber den Parkplatz vergeblich nach weiteren Metallteilen ab.

Hinweise, die zur Klärung des Anschlags führen könnten, nimmt die Kriminalpolizei unter den Telefonnummern 755-41 43 oder -40 40 entgegen. enk

Spielmobil bei Bosnien-Kindern

HANAU. Freizeit- und Sportdezernent Klaus Remer bittet um Verständnis dafür, daß das städtische Spielmobil in nächster Zeit seinen Normalbetrieb einschränkt, weil auch die bosnischen Flüchtlingskinder in der Hessen-Homburg-Kaserne in den Genuß des Mobils kommen sollen. Die Spielplätze im Stadtgebiet werden daher ab kommenden Montag nicht in gewohntem Umfang angefahren. Die neuen Zeiten will das nebenamtliche Spielmobil-Team jeweils vor Ort mit Kindern und Eltern besprechen. him

Olympiaprogramm

Freitag, 31. Juli

BASKETBALL, Vorrunde, u.a. Kroatien - Deutschland Männer (20.30 Uhr).

FECHTEN, Entscheidung, Florett Einzel Männer (20.00 Uhr).

GEWICHTHEBEN, Entscheidung bis 82,5 kg (18.30 Uhr).

HANDBALL, Vorrunde, u.a. Deutschland - Frankreich Männer (16.00 Uhr).

JUDO, Entscheidungen bis 56 kg der Frauen (22.22 Uhr), bis 71 kg der Männer (22.28 Uhr).

LEICHTATHLETIK, Entscheidungen Kugelstoßen Männer (18.15 Uhr), 20 km Gehen Männer (19.15 Uhr).

RADSPORT, Entscheidungen, Sprint Männer und Frauen (ab 19.05 Uhr), 4000 Meter Mannschaftsverfolgung Männer (20.00 Uhr), 3000 Meter Einzelverfolgung Frauen (20.30 Uhr), 50 km Punktefahren (21.00 Uhr).

SCHIESSEN, KK-Dreistellungskampf Männer (15.30 Uhr).

SCHWIMMEN, Entscheidungen, 200 Meter Schmetterling Frauen, 200 Meter Lagen Männer, 50 Meter Freistil der Frauen, 1500 Meter Freistil Männer, 200 Meter Rücken Frauen, 4x100- Meter-Lagen Männer (ab 18.00 Uhr).

TURNEN, Entscheidung Zwölfkampf der Männer (20.00 Uhr).

FERNSEHEN: Die ARD überträgt heute die Olympischen Spiele live von 9.00 bis 0.30 Uhr. - Rund um die Uhr berichtet auch EUROSPORT von den Sommerspielen.

SPD schickt Taxi und Stadtbus auf Reisen Spektakuläre Offensive zugunsten des Nahverkehrs / Vorrang auch für Radler

RÖDERMARK. Sammeltaxis zum Nulltarif wird die Rödermärker SPD in der Woche vom 14. bis 18. September am Bahnhof Urberach stationieren, um die Pendler von den Zügen zügig nach Hause zu chauffieren und ihnen die Benutzung des eigenen Autos zu ersparen. An den vier Samstagen im November werden die örtlichen Sozialdemokraten auf eigene Kosten einen Stadtbus einsetzen, um vom Bahnhof Ober-Roden aus in Richtung Breidert und Friedhof das gleiche zu praktizieren.

Das sind zwei spektakuläre Aktionen einer Offensive, in deren Mittelpunkt eine Verbesserung der innerstädtischen Verkehrssituation steht.

Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) vor Radler-, Fußgänger- und Individualverkehr - in dieser Reihenfolge will die stärkste Oppositionspartei in der näheren Zukunft Prioritäten gesetzt wissen.

"Es ist unbestritten", erläutert SPD-Vorsitzender Norbert Schulheis, "daß in den vergangenen Jahren neue Radwege geschaffen und auch ausgeschildert wurden. Dennoch wäre es vermessen, von einer fahrradfreundlichen Stadt zu sprechen".

Anderes Beispiel Odenwaldzubringer. Die SPD ist dieses "Hoffen auf die große Lösung" leid, die es nach dem Urteil des Verwaltungsgerichtshofes Kassel ohnehin nicht mehr geben werde.

Stattdessen setzt die Partei auf den Öffentliche Personennahverkehr: "Der Problemstau ist groß, es bleibt keine Zeit, weiter in Detailfragen zu wursteln", sagt Schultheis.

Zumal sich die Rahmenbedingungen - Stichwort: Benzinpreiserhöhung - schon in naher Zukunft ändern dürften, könne der am ehesten mit Unterstützung aus dem Bonner Topf rechnen, der jetzt plane und zu gegebener Zeit realisierbare Alternativen parat habe. Zwar könne eine Oppositionspartei nicht mit der druckreifen Expertise eines Ingenieurbüros aufwarten, das Konzept aber habe die Rödermärker SPD allemal.

Sofort zu verwirklichen wäre nach Ansicht der Sozialdemokraten die Anbindung des Wohngebiets Breidert an die Buslinie 963, die verstärkte Einbeziehung von Messenhausen in die Linien 961 und 963.

Zusammen mit der Stadt Rodgau sollte geprüft werden, ob deren Rodgaubus von Rollwald nach Ober-Roden verlängert werden könnte, zumal Schulen und vor allem der Badesee Nieder-Roden Anziehungskraft auf die jeweiligen Nachbarstädte ausübten.

Noch vor dem Start der S-Bahn - nach Stand der Dinge frühestens 1997 - sollte ein Taktverkehr zwischen Offenbach und Ober-Roden möglich sein und die S 9 sogar bis Dieburg ausgedehnt werden.

Mit dem Fall der Planungen für den Odenwaldzubringer durch die Entscheidung des Kasseler Verwaltungsgerichtshofes sei es erforderlicher denn je, die Dreieichbahn sofort aufzuwerten. Dadurch könne eine schnelle Entlastung etwa der Ortsdurchfahrt Urberach erzielt werden. Die Schiene Dieburg - Rödermark - Dreieich müsse als Alternative zum täglichen Stau attraktiv gemacht werden.

Die SPD will ihre Kampagne mit Unterstützung der Öffentlichkeit starten und sich beispielsweise auch das Wissen radelnder Schülerinnen und Schüler zunutze machen. So wird am 10. August mit einem Infostand an der Rodgauschule ein Wettbewerb "Radfahrfreundliches Rödermark" eröffnet, dessen Ergebnisse in ein Jugendforum am 28. August um 16 Uhr im Rothahasaal fließen werden. Eine Mitgliederversammlung am 1. September in der Halle Urberach wird allein der Verkehrspolitik gewidmet sein.

Das Sammeltaxi und der von der SPD gecharterte Stadtbus sollen Erkenntnisse einfahren, die in einen Workshop Ende des Jahres münden werden: "Wir planen unseren Stadtbus", lautet dann das Motto für interessierte Rödermärker und Verkehrsplaner sowie -unternehmer. ttt

Neue Techniken der Seidenmalerei lernen

GROSSKROTZENBURG. Neue Techniken in der Seidenmalerei stehen im Mittelpunkt der Hobbythek, die am Montag, 3. August, von 20 bis 22 Uhr erstmals nach der Sommerpause wieder ihre Arbeit aufnimmt.

Die Teilnehmer können Fensterbilder, Haarschleifen, Kleidungen, Schleifenbroschen oder ähnliches erstellen.

Anmeldungen nimmt Frau Fischer- Effendi im evangelischen Gemeindezentrum unter der Rufnummer 14 43 oder nach 14 Uhr unter der Telefonnummer 12 12 entgegen. jur

Rettet den Stadtwald: Beton, wohin man sieht!

OBERURSEL. Unter dem Motto "Beton, wohin man sieht!" informiert die Aktionsgemeinschaft "Rettet den Stadtwald" am Samstag, 1. August, an einem Infostand in der Vorstadt über die ökologischen Folgen beton- und flächenfressender Versiegelungsprojekte. w

Junge Leute machen Programm Euro-Funk-Familie live aus dem Bad Homburg Jubiläumspark

BAD HOMBURG. Die Gäste aus den Partnerstädten geben der Champagnerluft am Wochenende einen internationalen Duft. Er wird verstärkt durch die Euro-Funk-Familie, mit der der Hessische Rundfunk am Sonntag in den Jubiläumspark zieht, um von dort das Programm von hr 4 nach Belgien, Österreich und die Tschechoslowakei zu funken. Die Live- Sendung selbst spielt sich zwischen 16.05 und 18 Uhr ab. Live mit dabei: Drafi Deutscher, die Carin Cosa Latin Band, Severine, Pepino, Cami & The Knickers und die Moonboots.

Die Künstler-Truppe stammt aus den Ländern, aus denen auch die jungen Leute kommen, die mit Reportagen und Informationen ein internationales Programm zusammengestellt haben. Bereits seit einer Woche - die FR berichtete - arbeiten jugendliche Teams bei den an der Euro-Funk-Familie beteiligten Sendern, um Erlebnisse "vor Ort" den Radiohörern zu präsentieren.

Im Jubiläumspark treffen sich alle 39 beteiligten jungen Leute. Die Sende-Sprache ist deutsch. Die Moderationen für und von Radio Budweis in der Tschechoslowakei werden durch ein elektronisches Verfahren so übersetzt, so daß jeder jeden versteht - eine Voraussetzung für Aktionen, die den europäischen Gedanken unterstützen wollen. Die Schirmherrschaft haben OB Wolfgang Assmann (CDU) und HR-Intendant Hartwig Kelm übernommen. Die Euro-Funk-Familie lief 1987 zum ersten Mal. Die Zahl der beteiligten Länder soll noch wachsen. nau

Verkehrsberuhigung wird gemacht, wie geplant Stadt hält an Aufpflasterung in Oberlinden fest / Spitzengeschwindigkeiten von bis zu Tempo 68 auf Forstring

LANGEN. Die Würfel sind gefallen: Die Vorhaben zur Verkehrsberuhigung in Oberlinden sollen wie geplant ausgeführt werden. Das sagte gestern Erster Stadtrat Klaus-Dieter Schneider (CDU). Eine entsprechende Vorlage soll dem Magistrat am Montag vorgelegt werden. Schneider erinnerte daran, daß die Pläne am 24. März 1988 von der Stadtverordnetenversammlung einstimmig beschlossen worden sind. "Wir sollten die Meinungsstreitigkeiten endlich verlassen und nachweislich etwas für die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer und insbesondere der Kinder und älteren Leute tun."

In den vergangenen vier Wochen haben die Pläne um die Verkehrsberuhigung in Oberlinden hohe Wellen bei den Bürgern des Stadtteils geschlagen. Anwohner gründeten eine Bürgerinitiative (BI), um sich gegen Aufpflasterungen und Holperstraßen zu wehren. Mit Unterschriftenlisten zogen sie vors Rathaus.

Ihrer Meinung nach könnte das Geld - das Land bewilligte einen Zuschuß von bis zu 450 000 Mark; die Stadt machte 150 000 Mark locker - sinnvoller ausgegeben werden, als für den Bau von Kindergärten. Statt Aufpflasterungen seien Zebrastreifen sowie Tempo-30-Markierungen auf der Fahrbahn ausreichend.

Die meisten Autofahrer, so die BI, würden bereits Tempo 30 einhalten. Außerdem forderte sie die Ausbesserungen der defekten Gehwege in ihrem Stadtteil.

Stadtrat Schneider gab sich verwundert über den plötzlich aufkeimenden Protest: "Die Gegner haben sich nie zu Wort gemeldet, seit wir darüber diskutieren, und wir reden seit sieben Jahren in aller Offenheit davon." Er listet auf:

• Öffentliche Bauausschußsitzung, März 1988;

• Stadtverordnetensitzung, März 1988;

• Bürgeranhörung, August 1990;

• Bürgerversammlung, Oktober 1991.

Bei all diesen Terminen sei, so Schneider, keine Stimme laut geworden, die sich generell gegen die Verkehrsberuhigungsmaßnahme gerichtet habe. Lediglich Befürchtungen über Verlust von Parkplätzen, eine erhöhte Abgasbelastung oder Behinderung von Rettungsfahrzeugen wären angesprochen worden. Diese seien jedoch von Vertretern des Bauamtes entkräftet worden. Schneider sagt: "Wirbauen keine Holperstraßen, so daß Rettungsfahrzeuge abrupt abbremsen müssen."

Die Aufpflasterungen erhielten eine jeweils ein Meter lange, acht Zentimeter hohe Anrampung, damit sie mit Tempo 30 befahren werden könnten, ohne daß vor der Engstelle abgebremst werden müßte. "All diese Sachen haben wir ja vorher auch überlegt", sagte Schneider.

Außerdem hält der Stadtrat der BI entgegen, daß nach jüngsten Messungen am Dienstag dieser Woche nachweislich 81 bis 86 Prozent der Autofahrer sich im Forstring nicht an Tempo 30 hielten. Im Ginsterbusch sind es bis zu 87 Prozent. Gemessen wurden Spitzengeschwindigkeiten von Tempo 68 (Forstring) und 74 Stundenkilometern (Im Ginsterbusch).

Genausowenig könnte die Stadt, wie die BI es vorschlägt, die Landeszuschüsse zweckentfremden und sie für den Bau von Kindergärten nutzen. Der Forderung der BI nach Aufmalen von Zebrastreifen auf die Ringstraße könnte, wie Schneider erklärte, nicht die Stadt entscheiden, weil es Genehmigungssache des Regierungspräsidenten sei. Dafür seien unter anderem Voraussetzungen, daß 50 Fußgänger pro Stunde über mehrere Stunden hinweg an einer Stelle gezählt würden.

Auch stellte der Stadtrat bei der Durchsicht der Unterschriftenliste der BI "merkwürdige Ungereimtheiten" fest. "Unter den 300 Unterzeichnern befinden sich zahlreiche Personen aus Darmstadt, Dreieich oder anderen Langener Stadtgebieten", sagte Schneider. Außerdem hätten etliche ihre Unterschrift zurückgezogen, weil sie nur gegen die schlechten Gehwege, aber nicht gegen die Verkehrsberuhigungsmaßnahme an sich protestieren wollten.

Mittlerweile haben die Sanierungsmaßnahmen für die Gehwege am Oberlindener Einkaufszentrum begonnen, deren Auftrag bereits im Juni 1992 vergeben worden war, bestätigte Schneider. Auch habe die Stadt beschlossen, weitere Aufträge für 140 000 Mark zu vergeben für die restlichen Ausbesserungsarbeiten an den Oberlindener Straßen und Wegen.

Nach den jüngsten Kostenberechnungen für die Baumaßnahmen der geplanten Verkehrsberuhigung hat sich der Betrag von insgesamt 600 000 Mark auf 350 000 Mark reduziert.

Den Grund für die enorme Kostensenkung konnte der Erste Stadtrat allerdings nicht benennen. Damit würde sich dann auch der städtische Anteil - das Land übernimmt Dreiviertel; die Stadt Einviertel - von 150 000 auf zirka 80 000 Mark reduzieren.

Schneider sagt: "Bis zum 13. September müssen wir die Aufträge vergeben haben, sonst verfällt unser Anspruch auf die Landeszuschüsse." Er hofft, daß dann die Baumaßnahmen noch in diesem Jahr fertiggestellt sein werden. dok

Nach jahrelanger Arbeit eines Autorenkollektivs liegt jetzt die Ortschronik von Büdesheim vor / Eine Fundgrube auch für Bibliophile Roter Faden durch die Geschichte

Von Helmut Pomplun

as Buch ist schwer und wirkt im Format (19 x 25 Zentimeter) behäbig-zeitlos, wie es sich für eine

D Chronik gehört. Man läßt die Seiten schnurren und bleibt gleich bei alten Fotos hängen, vertieft sich in Handschriftliches, stößt auf Tabellen, farblich reproduzierte Bilder, Faksimiles von Urkunden und Zeitungsausschnitten, Zeichnungen und Graphiken.

Unter dem aufwendig gestalteten Schutzumschlag ein sandfarbener Leineneinband, der schlichte Titel in Schokoladenbraun: "Burensheim/Büdesheim, 817/1992". Fadenheftung, chlorfreies Papier, ein professionell gemachtes Buch.

Zum Lesen legt man das gewichtige Werk bald auf den Tisch, freut sich über die "leserfreundlich" große, klare Schrift (gesetzt aus der Optima-Antiqua) mit deutlichem Zeilenabstand und über die graphische Harmonie zwischen breiten Text- und Bildspalten und den schmalen Spalten für Erläuterungen, Abbildungen und Bildtexte. Fazit: Formal rundum gelungen. Auch Bibliophile werden ihren Spaß haben an dieser Chronik.

"Ein ganz bedeutendes Werk", urteilte Bürgermeister Erwin Schmidt bei der offiziellen Präsentation am Mittwoch abend im Brendelsaal des Alten Schlosses in Büdesheim, "und wenn etwas zurückbleibt von der 1175-Jahrfeier, dann dieses Buch, auch für die nächsten Generationen".

Schmidt dankte den versammelten Autorinnen und Autoren (17 von 23 waren anwesend) für ihre jahrelange Arbeit. Besonders lobend erwähnte er Ulrich Bitter, unter dessen fachmännischer Regie die "technische Durchführung" gelaufen ist, und Bernd Vielsmeier, der als Vorsitzender des Chronik-Ausschusses die Fäden in der Hand hielt.

Es sei ihm eine Freude, "dieses Werk den Büdesheimern, ja, der Welt zu übergeben", überzog Schmidt schmunzelnd und rechtfertigte seinen Überschwang mit dem Hinweis auf nachweislich bereits vorhandene, landesweite Nachfrage: "Es liegt schon eine Anfrage aus Wiesbaden vor." Aber auch aus den beiden anderen Schönecker Ortsteilen Kilianstädten und Oberdorfelden gäbe es Bestellungen, obwohl die Gemeinde bisher nur im Ortsteil Büdesheim mit Hauswurfsendungen Reklame gemacht habe . . .

Das in einer Auflage von 1500 Exemplaren hergestellte Buch hat insgesamt rund 80 000 Mark gekostet. Der Bürgermeister ist schon aufgrund der vorhandenen Nachfrage sicher, daß alle Bücher - Preis 35 Mark - verkauft werden. Morgen und übermorgen wird der Chronik- Ausschuß beim Laternenfest mit einem Verkaufsstand präsent sein. Doch das wird die Kosten nicht decken. Den Rest muß die Gemeinde tragen. Schmidt machte deutlich, daß dies eine sinnvolle und angemessene Investition sei.

Bernd Vielmeier dankte für die Finanzierung und erläuterte das Konzept der Chronik: "Sie sollte die Zeit bis zur Gegenwart abdecken und Berührungspunkte schaffen, damit ein roter Faden entsteht, an dem Begegnungen mit der Geschichte möglich sind." Wesentliches Ziel des Kollektivs sei es gewesen, auch dem Laien den Einstieg in die Ortsgeschichte zu ermöglichen.

Dabei hat sich das Kollektiv auf verschiedenste Themen konzentriert, die gemeinsam eine Art Mosaik ergeben. Jeder Beitrag ist als eigenständige Geschichte in sich abgeschlossen. Etwa über das Reichsgut Büdesheim, die Burgmannenfamilie, den Revolutionär Fedtmilch, die Schule, die Diakonie, den Frauenalltag, die Feuerwehr, den Landtagsabgeordneten Heinrich Schaub, den Grafen von Oriola. . .

Zur Verdeutlichung der Schwierigkeiten bei der Recherche und wohl auch in der Absicht, allzu hohen Erwartungen auf ein geschlossenes Bild die Spitze zu brechen, beginnt das Vorwort mit einem Zitat aus der Kirchenchronik des vorigen Jahrhunderts: "Die Geschichte des Ortes Büdesheim beruht auf sehr dürftigen Ueberbleibseln äußerst lückenhafter, spezieller Aufzeichnungen."

Hauptlehrer Georg Höhn hatte einst das zweite Viertel dieses Jahrunderts beschrieben. Einige Gerichtsbücher aus dem 17. Jahrhundert sind vorhanden und die erwähnten Schriften des evangelischen Geistlichen.

"Wer sich allerdings der Mühe unterzieht, in Archiven nach handschriftlichen Überlieferungen zu suchen, wird auf eine große Zahl von Dokumenten stoßen", urteilte die Chronik-Redaktion. Was allein mit der Fülle des ausgebreiteten und aufbereiteten Materials bewiesen wird.

Bis nach Berlin ist beispielsweise Elfriede Gondesen gereist, um viele der - nachweislich rund 5000 - Briefe von Clara Schumann zu sichten. Die berühmte Pianistin, Frau des Komponisten Robert Schumann, wird speziell unter dem Aspekt ihrer Beziehungen zu Büdesheim dargestellt.

Doch was hat der große Dramatiker Georg Büchner, Dichter, Naturwissenschaftler und Revolutionär, mit dem Dorf zu schaffen? Und was der Dichter und Schriftsteller Clemens Brentano? Auch darüber wird Auskunft gegeben, unter anderem mit einem gewaltigen Stammbaum der Familien Berna, Brentano, von Buttlar, Christ, von Oriola, Schumann und Sommerhoff, abgedruckt auf der Innenseite des Schutzumschlages.

"Wir hatten schließlich eine derartige Fülle von Material, daß es gut für drei Bände gereicht hätte", berichtet Bernd Vielsmeier.

"Die Chronik sollte ursprünglich etwa 350 Seiten stark werden, dann gingen wir auf 450, und nun sind es gar 564 geworden. Das war für uns die Obergrenze. Ein noch größerer Umfang hätte eher abgeschreckt."Besseres Betreuungsangebot Mittagessen in der Schule

MÜHLHEIM. Die Einrichtung einer betreuenden Grundschule an der Goetheschule hat jetzt der Magistrat einstimmig beschlossen. Die Stadtverordneten werden darüber in der Sitzung am 27. August debattieren. Sobald ein Beschluß vorliegt, soll Geld vom Land beantragt werden.

Mühlheim beteiligt sich damit an einem Programm, das die rot-grüne Landesregierung verabschiedet hat. Geholfen wird damit vor allem Alleinerziehenden und / oder Berufstätigen. Die Mühlheimer haben sich dafür entschieden, wonach die Sechs- bis Zehnjährigen nicht nur bis 13.30 Uhr, sondern von 7.30 bis 15 Uhr betreut werden. Mittags gibt es ein Essen.

"Diese Einrichtungen brauchen Zeit", kündigte Bürgermeister Karl-Christian Schelzke an. Wahrscheinlich wird es 1994, bis das erste Mittagessen serviert werden kann. 50 Prozent der Kosten übernimmt das Land, die Eltern geben 25 Prozent. Das bedeutet bei 40 bis 50 Kindern genau 42 Mark monatlich für jede Familie.

Der Kreis stellt unentgeltlich die Räume zur Verfügung, das restliche Viertel trägt die Stadt. Das werden im Nachtragsetat 1992 rund 14 000 Mark sein, in 1993 29 000 Mark und 1994 34 000 Mark.

Nicht ohne Stolz verweist der Bürgermeister darauf, daß Mühlheim bei der Kinderbetreuung im Kreis ganz vorn liegt. So gibt es in der Stadt 64 Plätze in Krabbelstuben für Kinder, die bis zu drei Jahre alt sind. Das ist mehr, als alle 13 Kreiskommunen insgesamt aufweisen können. Mit 167 Hortplätzen - so Schelzke - habe die Stadt auch bei den Schulkindern den Bedarf weitgehend abgedeckt. In Dietesheim gebe es keine Warteliste mehr, in Mühlheim selbst fehlten noch drei bis vier Plätze.

Mit dem für 1994 vorgesehenen Bau der neuen Kindertagesstätte an der Friedensstraße würden letzte Lücken geschlossen. Als Provisorium bis zur Fertigstellung der neuen Kita ist der Umbau der Altentagesstätte in eine Kindertagesstätte bis Anfang 1993 geplant. hf

Gerhard Hetzel tödlich verunglückt

WIEN. Gerhard Hetzel, der 52jährige Konzertmeister der Wiener Philharmoniker, ist bei einem Bergunfall in der Nähe von St. Gilgen tödlich verunglückt. Er war früher in gleicher Funktion im Radio-Sinfonie-Orchester Berlin tätig gewesen. dpa

Muti dirigiert Neujahrskonzert WIEN. Der italienische Dirigent Riccardo Muti wird am 1. Januar das traditionelle, weltweit vom Fernsehen ausgestrahlte Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker leiten. dpa

Autor Luc Estang gestorben PARIS. Der französische Schriftsteller Luc Estang ist im Alter von achtzig Jahren in einer Pariser Klinik gestorben. Der Lyriker, Erzähler und Essayist des "Renouveau catholique", eines weltoffenen Katholizismus im Gefolge von Claudel und Bernanos. AFP

Buch des Monats August DARMSTADT. Zum Buch des Monats August wählte die Darmstädter Jury Gustave Flauberts und George Sands Briefwechsel, der im C.H.Beck-Verlag erschienen ist. fr

Honegger in der Bastille-Oper PARIS. Arthur Honeggers Dramatisches Oratorium "Johanna auf dem Scheiterhaufen" kommt am 23. September als erste Neuinszenierung der kommenden Spielzeit in der Bastille-Oper heraus. Claude Régy ist der Regisseur, Myung-Whun Chung der Dirigent, Isabelle Huppert spricht die Titelrolle. Andrei Serban inszeniert für den 13. Oktober "Elektra" von Richard Strauss, eine Coproduktion mit der San Francisco-Oper, Jiri Kout steht am Pult. Graham Vick ist der Regisseur der Ballettoper "Padmavati" von Albert Roussel (3. November). Jorge Lavelli inszeniert für den 27. November Gounods "Faust". Aus Salzburg wird am 12. Dezember "Der heilige Franziskus von Assisi" übernommen. Auch Mozarts "Figaro" steht vom 24. September an auf dem Spielplan, die alte Strehler-Inszenierung, mit der Rolf Liebermann seine Amtszeit eröffnet hatte; der Regisseur wird nun ebensowenig genannt wie ein Bühnenbildner, sondern lediglich der Dirigent Theodor Guschlbauer. fr

"Ein bißchen Regen in der persönlichen Dürre" Am Ende der erfolgreichen Spielzeit: FR-Gespräch mit Jörg Reichlin, dem künftigen Intendanten der Vilbeler Burgfestspiele

BAD VILBEL. Daß Nashs "Regenmacher", ein amerikanisches Stück aus den 50er Jahren, "Moos" angesetzt hat, mag auch der Regisseur des "Regenmachers" bei den Bad Vilbeler Burgfestspielen, Jörg Reichlin, nicht leugnen. Aber dieses Stück, das man nicht zu problematisch ansehen sollte, habe durchaus Geltung in der Welt des Theaters. Die Vilbeler Inszenierung fand nicht durchweg Beifall. FR-Redakteur Hannes Mathias sprach mit Reichlin:

FR: Herr Reichlin, die diesjährigen Burgfestspiele gehen zu Ende. Sind Sie zufrieden mit dem Ablauf?

Reichlin: Ich bin sehr zufrieden.

FR: Womit, mit dem Publikum?

Reichlin: Man spielt natürlich Theater fürs Publikum, in erster Linie nicht für sich selber. Das ist unser Brot. Die Leute gehen mit, sie sind begeistert vom "Regenmacher", und wir haben immer ausverkauft . . . Was wollen wir mehr?

FR: Schönes Wetter.

Reichlin: Das war unsere große Sorge, was machen wir, wenn es regnet?

FR: Die Kritik in den Zeitungen an Ihrer Inszenierung ging von großer Zustimmung bis zu Stimmen, denen die Sache nicht lebendig genug war.

Reichlin: Ich habe bisher eigentlich nur gute Kritiken gelesen mit Ausnahme in der Frankfurter Rundschau.

FR: Havenstein hat in einer Zeitung gesagt, mit der "Dame Kobold" habe es nicht so gut geklappt, weil er nicht genug Zeit hatte, Schauspieler auszuwählen und weil wohl auch die Darstellerin seine Erwartungen nicht erfüllt habe. Finden auch Sie, daß man die Schauspieler hätte sorgfältiger auswählen sollen? Reichlin: Dieses Jahr war die Ausnahme, weil Havenstein bis in den Oktober hinein krank war. Dann hatte er die "Dame Kobold" zuerst besetzt und dann war es nicht einfach.

FR: Sie mußten also dieselben Schauspieler für Ihre Inszenierung des "Regenmachers" übernehmen.

Reichlin: Dazu mußte ich überhaupt erst ein Stück suchen. Der "Regenmacher" war ein kleiner Glücksfall, weil einfach die Besetzung stimmt. Wenn ein Stück fest ist, dann ist man gebunden. Ich hätte gern ein Shakespeare- Stück gemacht. Ich wollte gar nicht den "Regenmacher".

FR: Was hat Sie denn an dem "Regenmacher" fasziniert?

Reichlin: Die Gegenübersetzung von Realität - Traum. Sollen wir nur immer sachbezogen denken und handeln, immer pragmatisch, oder haben wir auch Visionen, wo es hingehen könnte, auch Träume? Ich glaube, das ist ein sehr aktuelles Thema, auch über den privaten Raum hinaus ins Politische.

FR: Nun verweist die Dürre und der Schweißgeruch auf jener Ranch ja über das Westernmilieu hinaus auf die Situation des Menschen . . .

Reichlin: . . . dessen zwischenmenschliche Beziehungen ausgedörrt sind.

FR: Hier hat man mit einem "Männerhaushalt" zu tun, mit Menschen, die keine sexuellen Beziehungen haben.

Reichlin: Mit Ausnahme des Kleinen, von Jim, der seine ersten sexuellen Erfahrungen macht und davon auch spricht.

FR: In dieser sagen wir mal Zuchthaus-Atmosphäre ist die Anwesenheit der Frau beunruhigend, das störende Element. Die Männer denken ja nur daran, wie kriegen wir die Frau hier raus.

Reichlin: . . . an den Mann. Von Beunruhigung würde ich nicht reden. Ich glaube, das ist eine viel einfachere Geschichte. Ich komme vom Land, bin dort aufgewachsen. Natürlich ist auch im ländlichen Raum das Sexuelle immer präsent. Die Männer merken, diese Lizzie gibt sich als Frau auf, wenn sie nicht endlich mal wenigstens eine Beziehung zu einem Mann hat. Das droht schief zu laufen. Das Thema des Stücks ist eine Frau, die sich selbst aufgibt. Die Männer stellen das völlig falsch an. Wie die Holzhacker. Die können mit Vieh umgehen, aber nicht mit der Lizzie.

FR: In der eingeengten Atmosphäre gedeihen, psychologisch gesehen, unbewußt Homosexualität und Inzest. Die Anwesenheit der Frau, auch wenn es die Tochter und Schwester ist, löst doch unbewußt sexuelle Wünsche aus und stört deshalb . . .

Reichlin: Solche Inzestsachen können passieren, aber müssen nicht. In dem Stück gibt es keinen Hinweis darauf. FR: Die Lizzie stört. Das ist der Hinweis und latente Homosexualität der Männer drückt sich zumindest in abfälligen Bemerkungen über Frauen aus, was ja auch in einer der Kritiken in der FR als rassistischer Zug des Stücks beschrieben wurde.

Reichlin: Nur vom ältesten Bruder Noah und immer ganz eindeutig nur bezogen auf das Moment, daß hier eine Frau ist, die sich selbst nicht schön findet . . .

FR: Lizzie muß sich als Frau völlig verleugnen, weil es sonst explodiert in diesem "Zuchthaus".

Reichlin: Sicher, wir sind in der Provinz, jeder weiß über jeden Bescheid. Hinzu kommt diese Hitze. Aber Zuchthaus? Welcher Vater läßt zu, daß seine Tochter in den Stall geht zu einem möglichen Verbrecher, um dort mal ein sexuelles Erlebnis zu haben.

FR: . . . und bezahlt noch hundert Dollar dafür.

Reichlin: Das habe ich in dem Stück so gemacht. Aber es bleibt in der Schwebe. Ich habe den Alten etwas weiser gemacht.

FR: Vater Curry ist ja ziemlich unmoralisch, um nicht zu sagen, ziemlich versaut, kein erwachsener Mann.

Reichlin: Ja, er ist überhaupt nicht puritanisch, überhaupt nicht eng. Versaut? Na ja, er ist eben ein Bauer: gut, liebenswürdig, hölzern und unbeholfen. FR: Themenwechsel: Sie sind in Aussicht genommen als Nachfolger von Havenstein als Intendant. Haben Sie schon eine Idee, was Sie im nächsten Jahr machen werden?

Reichlin: Wir haben eine große Liste von Stücken. Wir wollen beide Stücke gut besetzen und beide Stücke gleichwertig. FR: Werden Sie beide Stücke inszenieren? Reichlin: Nein, da kommt noch ein anderer. Da gibt es eine Liste. Wir haben sie noch nicht angefragt, deshalb noch keinen Hinweis auf Personen.

FR: Sie werden ein Stück inszenieren und auch selbst mitspielen?

Reichlin: Das muß nicht unbedingt sein. Regieführen würde ich gern mal wieder bei einem Shakespeare. Das hängt auch an den Finanzen, und als zweites vielleicht ein eher satirisches Stück wie des "Esels Schatten" im vorigen Jahr. Wegen der Besetzung wird es eine ziemliche Puzzlearbeit geben. Bei Freilicht kann man nicht unbedingt Kammerspiele nehmen, und da fallen ganz viele Stücke weg und man muß auch aufpassen, daß man nicht zu problematische Stücke nimmt. "Andorra" als Freilicht muß nicht sein. "Nathan der Weise" neulich in Bad Vilbel hat mir wiederum ganz gut gefallen.

FR: Was würden Sie anders machen als Havenstein?

Reichlin: . . .

FR: Sie würden wahrscheinlich sagen, Sie brauchen mehr Geld.

Reichlin: (lacht) Nein. Ich will sehr sorgfältig sein bei der Besetzung, Leute zu finden, die wirklich hier im Sommer etwas auf die Beine stellen wollen, die mit Kraft und Begeisterung hierherkommen und die nicht zwischen der Spielzeit das als geldbringenden Job angucken.Am Rathaus soll es schöner werden

DIETZENBACH. Drei Landschaftsarchitekten aus dem Rhein-Main-Gebiet erhalten vom Magistrat den Auftrag, Konzepte für die Gestaltung des Rathausvorplatzes vorzulegen. Das Honorar beträgt jeweils 10 000 Mark. Alle Entwürfe sollen nach Angaben des Ersten Stadtrats Lothar Niemann von einer Jury beurteilt werden, der Vertreter von den Fraktionen, des Magistrats, der Fachämter und der Deutschen Stadtentwicklungsgesellschaft angehören.

Der Magistrat erwartet von den Fachbüros, daß folgende Aspekte berücksichtigt werden:

• Freizeitwert und Kommunikation. Eine städtebauliche Gestaltung, die zum Lesen, Sonnen und Babbeln einlädt.

• Bequeme und ansprechende Fuß- und Radwege zum Rat- und zum Bürgerhaus sowie zu den angrenzenden Wohngebieten.• Ein naturnaher Übergang vom Platz zur freien Landschaft, insbesondere dort, wo sich der Grünstreifen des Bieberbachs anschließt.

• Möglichst geringe Flächenversiegelung mit attraktivem Outfit.

• Anbindung der Arkaden des "Suba"- Komplexes als Eingangsbereich zu einer Passage mit Geschäften, Cafés und Kneipen.• Anbindung des südlich angrenzenden Baugebietes, das sich städtebaulich noch in einem unbefriedigenden Zustand befindet. fin

Protestanten: Schwieriger Weg zur Partnergemeinde

MÖRFELDEN-WALLDORF. Erstmals in größer Zahl trafen sich Protestanten aus Mörfelden-Walldorf und der Partnerstadt Vitrolles. Dabei war es für die Südhessen schwierig, den Weg zur Gemeinde der Reformierten Kirche Frankreichs zu finden. Die erst im Januar gegründete Gemeinde scheint in der 37 000-Einwohner-Stadt nahezu unbekannt; sie hat nur 84 Familien. Karl-Heinz Kubb regte an, doch ein großes Hugenottenkreuz auf dem Gebäude zu installieren, damit es Fremde besser finden.

Pfarrer Dollfuß umriß die schwierige Lage der Protestanten als Minderheit in Frankreich, die keine 700 000 Mitglieder zählt, zu denen noch 300 000 Lutheraner kommen. Interessiert ist die Gemeinde an einem Kontakt mit der Schwestergemeinde in Walldorf. lis

Israelis zu Gast im Kreis Völkermord wird zur Sprache kommen

KREIS OFFENBACH. "Einen besonderen Stellenwert messen wir dem gemeinsamen Besuch der deutschen und israelischen Jugendlichen im ehemaligen Konzentrationslager Dachau bei München bei", sagte Erster Kreisbeigeordneter Frank Kaufmann zum Programm, das der Kreis Offenbach für 13 junge Israelis und ihre deutschen Gastgeber vorbereitet hat. Die jungen Leute aus Kiryat Ono, einer Stadt mit etwa 30 000 Einwohnern südlich von Tel Aviv, werden in der kommenden Woche im Kreis erwartet. Die 15- bis 17jährigen werden von den deutschen Familien aufgenommen. Denn: Bereits in den Osterferien hatte sich eine Gruppe Jugendlicher in Israel aufgehalten.

"In Gesprächen und Diskussionen über den nationalsozialistischen Völkermord an den Juden Europas wird auch immer wieder über das spezielle Verhältnis von Deutschen und Juden gesprochen und nachgedacht", sagte Kaufmann. "Das Labour Council Kiryat Ono und der Kreis Offenbach wollen mit diesem Austauschprogramm Jugendlichen die Möglichkeit geben, einen Dialog zu eröffnen, der dazu beitragen soll, die Vergangenheit zu bearbeiten, um so in eine gemeinsame Zukunft blicken zu können."

Seit drei Jahren organisiert der Kreis Offenbach gemeinsam mit dem israelischen Labour Council von Kiryat Ono diesen Jugendaustausch. Nachdem die ersten jungen Leute an dem Programm teilgenommen hätten, so der Erste Kreisbeigeordnete, "hat es auf privater Ebene Fortsetzungen gegeben". Vorurteile seien allmählich abgebaut worden. Die Jugendgruppe wird unter anderem von Landrat Josef Lach empfangen. Besucht werden der Hessische Landtag und das Rüsselsheimer Opel-Werk. fin

Schulbeginn mit Tüte und neuem T-Shirt

OBERURSEL. Das neue Schuljahr beginnt für alle Schülerinnen und Schüler der Oberstedter Grundschule am Montag, 3. August, um 8 Uhr mit einem ökumenischen Gottesdienst in der örtlichen evangelischen Kirche; ihre Aufnahmefeier in der Schule ist erst am Dienstag, 4. August, um 10 Uhr in der Turnhalle.

Die Jahrgangsstufen sechs bis 13 am Oberurseler Gymnasium haben am Montag, 3. August, von 9.50 bis 12.30 Uhr Unterricht. Gymnasiasten, die neu aufgenommen werden, sollen zwischen 9 und 9.30 Uhr im Sekretariat vorbeischauen. Die "Neuen" in den elften Klassen treffen sich um 9.50 Uhr in der Aula. Die Fünftklässler kommen dort einen Tag später um 9 Uhr zusammen.

KRONBERG. Die evangelische Kirchengemeinde Oberhöchstadt lädt für Montag, 3. August, um 9 Uhr die Zweit- bis Viertklässler zum ökumenischen Schulanfangsgottesdienst in ihre Kirche ein. Am Dienstag findet in der katholischen Kirche Oberhöchstadt um 10 Uhr ein ökumenischer Gottesdienst für die Schulanfänger statt.

STEINBACH. Mit einer Aufnahmefeier um 10 Uhr in der Turnhalle der Geschwister-Scholl-Schule beginnt für 90 Erstkläßler am Dienstag das Schulleben. Bürgermeister Edgar Parnet überreicht jedem Kind ein T-Shirt mit der Aufschrift "Ich bin ein Steinbacher", das Wappen der Stadt und einen Stadtplan, auf dem der sicherste Weg zur Schule eingezeichnet ist. Im nächsten Jahr soll es neue Hemden geben. Dann bekommen die Mädchen T-Shirts mit dem Aufdruck "Ich bin eine Steinbacherin". mk / w

Für Müllbeseitigung wird mehr Geld verlangt Magistrat schlägt Parlament Änderung der Abfallsatzung vor / Größere Gebührengerechtigkeit

SELIGENSTADT. Die Bürgerinnen und Bürger müssen sich darauf einstellen, für die Müllbeseitigung bald tiefer in die Tasche zu greifen. Der Magistrat hat in dieser Woche dem Stadtparlament vorgeschlagen, die Abfallsatzung entsprechend zu ändern. Als Grundlage dient die Mustersatzung des Hessischen Städte- und Gemeindebundes.

Zukünftig soll beim Anliefern von Abfällen im Bauhof Gebühren verlangt werden, wie Erster Stadtrat Hartmut Wurzel ankündigte. Er sprach von Bauschutt, Gartenabfall, alten Kühlschränken und Gefriertruhen sowie Autobatterien.

Für die Sammelstelle im Bauhof muß die Stadt jährlich inzwischen etwa 170 000 Mark aufbringen - Geld, das aus dem Gebührenhaushalt finanziert wird. Um zu einer größeren Gerechtigkeit beizutragen, soll, so erläuterte Wurzel, "nach dem Versacherprinzip ein Kostenbeitrag erhoben werden". Die Anlieferung von kleineren Abfallmengen wird kostenlos bleiben.

Für Bauschutt mit einem Volumen von mehr als 50 Liter müssen die Anliefer demnächst sieben Mark berappen, von einem halben bis zu einem Kubikmeter 15 Mark. Ähnlich staffelt sich die Gebühr bei Gartenabfällen. Für die Entsorgung eines Kühlschranks muß 50 Mark gezahlt werden, für die einer -truhe 70 Mark. fin

Ein lauschiger Platz im "Niemandsland" Das "Schwalbennest" liegt an der bayrischen Grenze Von unserem Redaktionsmitglied Martin Feldmann MAINHAUSEN. Wer an diesen heißen Tagen mit angespannten Beinmuskeln auf dem Uferweg mainaufwärts in die Pedale tritt, kann auf seinem Drahtesel ins Schwitzen kommen. Und wenn der Radfahrer schweißgebadet die Schwüle des Auenwalds verläßt, die Brücke der Autobahn 45 unterquert und auf die abgelegene Waldrandsiedlung von Mainhausen-Mainflingen stößt, entdeckt er das "Schwalbennest", eine Stätte der Rast und Erfrischung. Ein lauschiger Biergarten lädt zum Verweilen ein. Das "Schwalbennest", Gaststätte und Hotel - unmittelbar an der Landesgrenze - gilt auch als Widerstandsnest gegen die Abfallpolitik im "Niemandsland" zwischen Hessen und Bayern. Hausherr und Wirt Manfred Stahl hat sich nicht nur als eiserner Kämpfer gegen die umstrittene Giftmüllkippe in Mainhausen einen Namen gemacht, sondern ist auch Hauptkläger gegen die Erweiterung der Abfalldeponie des Kreises Aschaffenburg. Nach den Plänen der Unterfranken soll sich der Unrat auf einem vierten Ausbauabschnitt bis nahe an die hessische Grenze auftürmen. Das stinkt Manfred Stahl gewaltig. Denn, so sagt er, "hier ist mein Grund und Boden". Er fürchtet, daß ein Müllberg nur einen Katzensprung von seinem Terrain entfernt das Grundwasser verunreinigen könnte. Und das ist für ihn lebenswichtig, denn er bezieht das Trinkwasser aus einem eigenen Hausbrunnen.

Stahl, der unter anderem gegen den Planfeststellungsbeschluß von 1987 vorgeht, ein viertes Deponiefeld aufzuschütten, hat Rückendeckung von der Klagegemeinschaft gegen den Kippenausbau, die wiederum von der Gemeinde Mainhausen und der Bürgerinitiative gegen Umweltzerstörung unterstützt wird. Das Verfahren - eines von vielen - ist noch beim Gericht in Würzburg anhängig.

Die Umweltschützer aus Südhessen sind bislang mit einem Vergleichsvorschlag bei den Kreispolitikern im Unterfränkischen auf taube Ohren gestoßen. Sie hatten anhand eines Gutachtens angeregt, auf eine Erweiterung des Deponiegeländes zu verzichten und statt dessen die vorhandenen Müllhügel zu erhöhen, vorausgesetzt, daß die Sickerwässer fachgerecht erfaßt und entsorgt würden. Im Fall, daß die Verantwortlichen im Aschaffenburger Landratsamt einlenken würden, sollten - so lautete das Angebot der hessischen Seite - alle Gerichtsverfahren sofort eingestellt werden.

Manfred Stahl hatte bereits alle Hebel in Bewegung gesetzt, um eine Klärschlammdeponie und drei Sammelbecken am Main zu verhindern. "Mit Erfolg", wie er sagt, "denn die Geschichte dürfte nun erledigt sein."

Wer im Biergarten sitzt, ahnt nicht, daß nur wenige hundert Meter - in Richtung Stockstadt - das Kippengelände beginnt. Große und dichte Laubbäume versperren die Sicht. Die Besucherinnen und Besucher, die den Weg bis zum "Schwalbennest" gefunden haben, genießen die ländliche Idylle - bei einem kühlen Getränk oder einem leckeren Mahl. Das Anwesen wurde in den späten 40er Jahren errichtet und dann 1956 als Gasthof von der Familie Stahl übernommen.

Schon in alter Zeit soll dort eine Schenke gewesen sein. Heimatfreund Karl Steil jr. dichtete bereits 1958: ",Zur Römerbrücke' sollt' sie heißen, doch fand der Wirt es so am best', wo rings das Wild, die Vögel wohnen, da taufte man sie ,Schwalbennest'."

Schwalbennest

Adresse: Zum Schwalbennest, Waldrandsiedlung, 6451 Mainhausen-Mainflingen, Telefon 0 61 82 / 211 74 oder 242 81. Zu erreichen über die Bundesstraße 469 - von der Autobahn 45 oder aus Richtung Seligenstadt kommend. Abzweigung nordwestlich der Autobahnbrücke (B 45), dann geteerter Weg in Richtung Main.

Radfahrer und Wanderer erreichen das Lokal am besten über den Mainuferweg von Seligenstadt in Richtung Stockstadt. Öffnungszeit: 11 Uhr. Mit dem letzten Gast wird abgeschlossen. Kein Ruhetag.

Parken: Großer Platz vor dem Anwesen. Fahrräder können am Zaun oder im Hof abgestellt werden.

Behinderte: Von der Gartenwirtschaft aus muß lediglich eine Stufe überwunden werden, um über den Hof die Toilette erreichen zu können.

Angebote: Mehr als 100 Plätze im Biergarten. Bei plötzlich einsetzendem Regen können die Gäste in das geräumige Wirtshaus flüchten.

Getränke: Pils oder Export, 0,3 Liter, 3 Mark; Hefeweizen, hell oder dunkel, 0,5 Liter, 3,50 Liter; Ebbelwoi, 0,4 Liter, 3 Mark; Mineralwasser, 0,2 Liter, 2 Mark; Limo oder Cola, 0,2 Liter, 2 Mark; verschiedene Fruchsäfte.

Speisen: Leckerer Handkäs' mit Musik, 5 Mark; zwei Rindswürste mit Kraut, Brot und Senf, 7 Mark; Portion Hausmacher Wurst mit Brot, 6,50 Mark; Forellenfilet, 7,50 Mark; Schnitzel mit Beilagen, 11 Mark; Sahneschnitzel, 12 Mark; Schweinebraten, 11 Mark; Holzfällertopf, 18 Mark.

Oft werden Wildgerichte angeboten. Ein Rehbraten mit Edelpilzen, Preisselbeeren und Beilagen kostet 20 Mark. fin

Im Blickpunkt: Relativ wenig los

KRONBERG. "In Kronberg ist relativ wenig los", findet der 24jährige Kronberger Hendrik Räcker, beschäftigt in einer Frankfurter Werbeagentur. Ein- bis zweimal in der Woche geht er in seiner Freizeit in die Receptur, manchmal in den Schützenhof, sonst nach Frankfurt. "Es fehlen gute Plätze, wo man draußen sitzen kann", findet er. Kino und Theater sind es nicht, die ihn nach Frankfurt ziehen: "Auf den Straßen ist etwas mehr los." Er vermißt in Kronberg "eine Fußgängerzone und ein nettes Café, wo man draußen sitzen kann". Er mag größere Straßenfeste. Thälerkerb, Flohmarkt und Weihnachtsmarkt findet er gut. "Aber ansonsten?"

Simon Tomasi (17), Altkönigschüler, ist in seiner Freizeit hauptsächlich im Jugendtreff in der alten Grundschule: "Oder ich sitze davor auf der Treppe oder im Park." Yvonne Haub (16), Altkönigschülerin: "Bei mir ist es dasselbe, man kann auch nicht mehr machen ohne Geld."

Simon und Yvonne finden den Jugendtreff gut, die Receptur auch nicht schlecht: "Es fehlt ein richtes Jugendhaus, wo man Konzerte machen kann und ein richtiges durchgehendes Programm." Das Stammpublikum im Jugendtreff zählt 25 bis 30 Jugendliche. Simon: "Mehr gehen da auch gar nicht rein, die Clique ist im Treff, die anderen stehen auf der Straße."

Hendrik wünscht sich etwas öfter ein Freiluftkonzert mit guten Gruppen wie in Königstein das Open-Air-Konzert auf der Burg. "Das könnte man auch im Stadtpark machen mit guten Bands, die auch Publikum von außerhalb anziehen", schlägt er vor.

Alle drei fühlen sich in Kronberg eigentlich wohl. Simon: "Eine schöne Stadt, ich würde gerne hierblieben." Yvonne pflichtet ihm bei. "Wenn's mehr gäbe, würde ich auf jeden Fall hierbleiben", versichert auch Hendrik.

Niels (17) versteht unter Freizeit etwas anderes, als nur in die Receptur zu gehen: "Sachen machen, Konzerte, Theater-AG, Diskussionsrunden über Ausländerfeindlichkeit, Billard spielen", fallen ihm spontan ein.

Er wünscht sich "ein Juze wie in Oberursel, da gibt es tausend Möglichkeiten". AW

Böse Babies Stuarts & Ross' Gags

Wie komme ich in die Alfred-Biolek- Show? Eine Frage, die Lee M. Ross und Steve Stewart in ihrer Comedy-Show neunzig Minuten lang auf Trab hält. Der vermeintliche Biolek-Auftritt wird zum Aufhänger für eine Nonstop-Gagparade zwischen schwarzem Humor und gnadenloser Albernheit.

Tempo vorlegen und Klasse beweisen mußten "Stewart & Ross" schon allein, um das vielköpfige Publikum im Hof des Historischen Museums bei Laune zu halten: Etliche konnten keinen Sitzplatz mehr ergattern und durften, eingekeilt zwischen einer Unmenge anderer Schaulustiger, stehend die Hälse recken.

Wenn auch in unbequemer Position, so konnten sich die Zuschauer doch wichtig fühlen. Sie wurden als "Preview"-Publikum für die Gags imaginiert. Schauplatz: Stewarts Wohnung, in dem das Komikerpaar zäh um die beste Pointe rang. Folgerichtig lautete Ross' letzter Satz, mit Blick auf das Publikum: "Und was sollen alle diese Leute in deinem Appartment?"

Mit solch geschickten Kunstgriffen bezogen die Akteure das Publikum immer wieder ein; so gelang ihnen zugleich ein witziges Spiel mit Illusion und Wirklichkeit.

"Stewart & Ross" produzieren nicht nur Slapstick und Jerry-Lewis-Grimmassen am laufenden Band. Hinter vordergründigem Klamauk schleicht sich auch manche Bosheit ein. So tapsen die beiden etwa mit Schnuller und Rüschenmützchen auf die Bühne und prangern die "Unterdrückung" der Babies an. Die haben ihr Dasein als putzige Tätschelobjekte satt und verwandeln sich in terroristische Killer-Kinder: ein Seitenhieb auf die Verklärung der Kindheit.

Überhaupt nehmen Stewart und Ross Klischees gern aufs Korn, oft mit leicht sadistischer Komponente. So wird etwa eine Rose, die Blume der Liebe, von Ross bestialisch geschlachtet, als er merkt, daß sie nicht nur schön ist, sondern auch piekt: Stewart & Ross sind nicht bloß harmlos wie viele Komiker im Film, sondern gerne auch mies und fies: wie im richtigen Leben.

Ihre Show lebt nicht zuletzt vom perfekten Zusammenspiel, von Dynamik, kleinen Gesten, Seitenblicken. Jeder Schritt, jeder Handgriff sitzt. Mit irrsinniger Geschwindigkeit jagen sie durch ihre Sketche, skizzieren mit wenigen Strichen Szenen oder Typen. Etwa ihren Landsmann, den "American Tourist", mit obligatorischer Baseballkappe: "Wow! Wow! Wow", brüllt er angesichts europäischer Kulturdenkmäler, "Wow! Es ist mehr als sechs Jahre alt!" MARION LÖHNDORF

"Bundesverdienstkreuz für Erich Honecker" Hendrike von Sydow und Dieter Thomas boten Unbotmäßiges im Friedberger Burggarten

FRIEDBERG. Nachts um halb eins räumte Michael Keller schnell noch die Auto-Barrikade vor dem Burgtor weg. Eine gute Gelegenheit, die Nervosität abzuarbeiten. Bei der Großveranstaltung ging alles glatt, zum Glück. Elfhundert Burggarten-Besucher zählte der Kulturamtsleiter am Mittwoch nach dem vorletzten Sommersprossen-Spektakel. Hendrike von Sydow und Dieter Thomas machten's möglich.

Diese Frankfurter Originale schnodderten zum dritten Male in Friedberg. Voriges Jahr mußten sie in der Stadthalle auftreten. Ob es an der Umgebung oder schwächeren Pointen gelegen hatte - Sydow und Thomas kamen damals nicht so gut an. Dennoch riskierte das Publikum jetzt 20 Mark fürs Ticket. Und wurde nicht enttäuscht. Trotz des freudlosen Programm-Titels ("Das Bio tobt") bot das Paar auf der Naturbühne viel Lustiges. Einen Streit über Vorzüge und Nachteile des Wohnmobil-Urlaubs, die dummfreche Lobrede der (wegen einer Fleischwunde) im Krankenbett liegenden Metzgersgattin auf den Schweinefleisch-Verzehr. Warum sind wohl die Moslems so aggressiv? Weil sie kein Schweinefleisch essen, natürlich. Gut verdaubar dümpelten noch ein paar Satire-Brocken im Nonsens-Geplauder. Erich Honecker habe nicht die Zelle, sondern das Bundesverdienstkreuz verdient: "Denn er hat uns die Ossis schließlich 40 Jahre lang vom Leibe gehalten." Als Gassenhauer (Melodie: "Wenn die Elisabeth...") gestalteten Sydow und Thomas die treffendste Selbst- und Publikumsbeschreibung: "Wir sind die Mittelschicht, wir machen jetzt die Schotten dicht . . ." Und spenden Geld für die Dritte Welt. Wenn sie uns in Ruhe läßt - so wär es allerbest. Es gab noch zwei lustige Zugaben. Dann ging man befriedigt nach Hause.

Nächsten Freitag tanzt das Sommersprossen-Publikum im Burggraben mit der Oyster-Band. Dann ist Pause, und Michael Keller macht drei Kreuze. Nächstes Jahr könnte man doch Beethovens Neunte in die Sommersprossen bringen, sagte er nachts vorm Burgtor, das letzte Absperrbrett noch in der Hand - und verschwand ins Brauhaus. KLAUS NISSEN

Luftverschmutzung

Luftbelastungswerte vom 30. Juli in Milligramm je Kubikmeter

Stoffe und Grenzwerte*

Königstein

SO2 (1,00) 0,01 (0,01) NO2 (0,20) 0,01 (0,02) Ozon (0,12) 0,29 (0,14) (in Klammern rechts Werte vom Vortag)

* nach VDI-Richtlinie 2310

Die Werte wurden von der Hessischen Landesanstalt für Umwelt an der Billtalhöhe bei Königstein gemessen.

Für den heutigen Freitag werden Ozon- Werte zwischen 180 und 260 mg erwartet.

SO2 steht für Schwefeldioxid, NO2 für Stickstoffdioxid. Diese beiden Substanzen werden zwischen 9 und 12 Uhr gemessen und als Drei-Stunden-Mittelwert angegeben.

Die Ozonkonzentrationen liegen in der Regel nachmittags höher; sie werden deswegen immer zwischen 14 und 16 Uhr gemessen und als Zwei-Stunden-Mittelwert angegeben.

Halle 10 bekommt neuen Eingang und noch eine Etage mit 11 000 Quadratmetern Fläche Zweite Galleria für die Messe 48 Tonnen am Kranhaken

48 Tonnen Stahl in die Luft heben - da geht dem normalen Kran die Puste aus. "Ein normaler Baukran schafft maximal sieben bis acht Tonnen, dann ist Schluß", erklärt Bauleiter Dieter Becker. Einer der größten Mobilkräne Europas mußte deshalb am Donnerstag zwei gewaltige Stahlrundbögen auf ihren Platz heben. Sie sollen das Gerüst der neuen Eingangshalle der Messehalle 10 bilden.

Um 9 Uhr sollte die Herkulestat beginnen - aber nur bei gutem Wetter. "Um Gottes Willen, wenn da Wind aufkommt, müssen wir sofort abbrechen, da fängt das Ding ja sofort an zu schwanken", bangte der Bauleiter. Doch das Wetter war ideal. Im Zeitlupentempo hievte der Kran den ersten Bogen mit einer Breite von 25 Metern und einer Höhe von 12,5 Metern an seinen Bestimmungsort.

Ein Spezialteam mit zwölf Männern war ständig damit beschäftigt mit Hilfe von Seilen das Ausschwenken des Stahlbogens zu verhindern. "Das können keine Gelegenheitsarbeiter", beschrieb Horst Niedlich, der technische Leiter der Messe, die schwierige Aufgabe. Für den Kraftprotz unter den Kränen war's dagegen ein Kinderspiel. "Bis zu 500 Tonnen Gewicht kann der heben", erklärte Messe-Pressereferentin Iris Saalmüller.

Der Eingang zur Halle 10 soll nach Fertigstellung, erklärt die Pressereferentin, ein "Tonnengewölbe wie bei der Galleria" sein. Entworfen wurde das Projekt von Architekt Oswalt Mathias Ungers. "Im Grunde setzt sich nun die Architektur der Galleria auch optisch fort", erklärt der technische Leiter das Konzept. Er hofft, daß sich in ferner Zukunft beide Bauten auf diese Art und Weise verbinden lassen, damit ein einheitlicher architektonischer Eindruck entstehe. Bislang sei dies aber "finanziell nicht möglich".

Seit Mai laufen die Ausbau- und Sanierungsmaßnahmen an der Halle 10. Außer dem neuen Eingang, erhält die Halle ein weiteres Stockwerk. Die Gesamtkosten: 80 Millionen Mark. Mit der Erweiterung, so erklärte die Pressereferentin, werden zusätzliche 11 000 Quadratmeter Ausstellungsfläche gewonnen. Die Bauarbeiten im Inneren der Halle 10 sollen bis Ende Oktober abgeschlossen sein, bis zur Messe "Ambiente" im Februar muß auch die Fassade fertig geschlossen werden. wob

Hornissen als friedvolle Partner Menschen stechen die großen Brummer nur wenn Gefahr droht

FLÖRSBACHTAL/LINSENGERICHT. Dieter Amend mochte das kugelförmige Gebilde nicht zerstören, das er in seinem Dachboden in Lohrhaupten entdeckte. Zu kunstvoll gewirkt erschien ihm das Ding von der Größe eines Menschenkopfes, das sich bald als Hornissennest herausstellte. So schnitt er es mitsamt der Dachlatte, an der es klebte, heraus. Das Nest stammt aus dem vergangenen Jahr oder ist noch älter, denn es war verlassen. Hornissen benutzen ihre Behausung stets nur für eine Saison.

Auch in einem Linsengerichter Dachboden wurde dieser Tage ein Hornissennest entdeckt - eines allerdings, das noch voller Leben ist. Die noch unvollendete korngelbe Kugel, die auf den ersten Blick wie ein Lampenschirm aus Bastgeflecht anmutend, unter einem Balken hängt, wird von den großen Schwestern der Wespen bewacht. Man kann aber bis auf einen Meter herankommen, ohne daß die "Bomber-Bienen", wie die US-Amerikaner sie nennen, sich aufregen.

Gelegentlich verfliegt sich eines der Tiere in die Wohnräume und scheint dann weitaus erschrockener als die Menschen, die schon einen "Präventivschlag" mit der zusammengerollten Zeitung in Erwägung ziehen. Aber Gewalt ist in solchen Fällen unnötig, wie die unfreiwilligen Quartiergeber gemerkt haben. Es genügt ein Glasgefäß, das man vorsichtig über den Brummer stülpt, wenn er sich niedergelassen hat. Dann wird eine Pappe als Deckel zwischen Unterlage und Glas geschoben und das Tier ins Freie entlassen. Verkneifen sollte man sich hektisches Herumgefuchtel mit dem Ziel, die Hornisse zu verscheuchen. Sie könnte dies als Bedrohung verstehen und sich ihres Stachels zur Gegenwehr entsinnen.

Nach den Erfahrungen des Biologen Horst Günther in der Kreisnaturkundestelle sind Hornissen "sehr friedliche Tiere" und lassen sich weniger leicht reizen als Wespen. Auch er kennt ein Beispiel friedlicher Koexistenz von Mensch und Bomber-Biene: Ein Vogelhäuschen direkt über einem Balkon ist von den gelb- schwarzen Insekten besiedelt worden. Und dennoch genießen die Wohnungsbesitzer nach wie vor auf ihrem Balkon Kaffee und Kuchen, ohne daß es zu Konflikten gekommen wäre. Ein Nebeneffekt: Hornissen dezimieren die Fliegen, von denen sie sich zu 90 Prozent ernähren.

Der Überlieferung nach sollen drei Hornissenstiche einen Menschen und sieben Stiche ein Pferd töten können. Günther erscheint das in Übereinstimmung mit dem Oberurseler Institut für Bienenkunde stark übertrieben. Wer nicht gerade hochgradig allergisch reagiere, habe nichts zu befürchten. lex

Am hellichten Tag einen Jaguar geknackt

KRONBERG. Am hellichten Tag brachen Mittwochmittag gegen 14.15 Uhr zwei vermutlich jugendliche Täter einen Wagen auf dem Jaguar-Firmengelände in der Eschborner Straße auf und klauten ein Autotelefon. Sie sollen in Richtung Bahndamm-Feldgemarkung geflohen sein. Die Polizei gibt folgende Täterbeschreibung: beide Personen zwischen 16 und 18 Jahre alt, zirka 1,70 Meter groß, schlank, dunkle, gelockte Haare. Der eine soll mit einem grauen T-Shirt mit einem Emblem auf der Brust, der andere mit einem roten T-Shirt und Blue-Jeans bekleidet gewesen sein. Hinweise an die Polizei Königstein, Tel. 0 61 74 - 10 35. mk

Viertägiges Fest rund um den Inheidener See

INHEIDEN. Vier Tage lang ist der Inheidener See Schauplatz eines großen Festes, das erstmals von den beiden anliegenden Dörfern Inheiden und Trais-Horloff gemeinsam ausgerichtet wird. Den Auftakt bildet ein Disko-Abend heute, Freitag, um 20.30 Uhr.

Höhepunkt des Festes ist das große Feuerwerk morgen, Samstag, nach Einbruch der Dunkelheit. Ab 19 Uhr spielt der Villinger Musikzug auf ei- nem Floß und der Inheidener Segelclub kreuzt mit seinen Booten auf dem See, der mit etwa 5000 Lichtern illuminiert sein wird. Die DLRG-Ortsgruppe Butzbach zeigt ein Fackelschwimmen. Nach dem Feuerwerk ist Beach-Party auf dem DLRG-Gelände.

Am Sonntag ist Kirmes und ab 21 Uhr spielt die Gruppe "Back to the 50's". Am Montag endet das Fest mit einem Frühschoppen. ieb

Maden, blaue Zettel und Kontrolle per Rad

RIEDSTADT. Per Dienstrad überprüften städtische Bedienstete in dieser Woche in Riedstadt die braunen Bio- und die schwarzen Restmülltonnen. Das Umweltamt wollte erkunden, wie es um die Getrenntsammlung bestellt ist. "Im großen und ganzen sind wir sehr zufrieden," so der Erste Beigeordnete, Wolfgang Stork. Nur vereinzelt würden noch Plastikbeutel mit in die Biotonne gegeben - in solchen Fällen gab es einen "blauen Zettel" in den Briefkasten, auf dem gebeten wird, künftig Papier zu verwenden.

Probleme mit Maden seien bei einigen Biotonnen nicht zu übersehen. Die Würmer würden dann entstehen, wenn nur Speisereste in die Tonne gegeben werden. Hier sei es notwendig, die Abfälle gut in Papier zu verpacken und auch die Tonne gelegentlich zu reinigen. lis

Vergeßlichkeit kommt Fahrerin teuer zu stehen

KRONBERG. Die Fahrerin saß nicht am Steuer, als ihr Wagen sich an der Tankstelle in der Schönberger Friedrichstraße selbständig machte und den leicht abschüssigen Hang hinabrollte. An einer in der Friedrichstraße geparkten Blechkarosse kam es scheppernd zum Stehen.

Seine Besitzerin hatte laut Polizeibericht vergessen, die Handbremse anzuziehen. Ihre Vergeßlichkeit dürfte Reparaturwerkstätten 6000 Mark einbringen. mk

"Salmonellen sind überall" Familie verklagt Hähnchen-Vertreiber und Supermarkt

OFFENBACH. "Mein Kind hat so gelitten. Es schrie vor Schmerzen. Wir dachten, das Kind stirbt uns unter den Händen weg. Ich hätte nie geglaubt, daß Salmonellen so gefährlich sind", sagt die 30jährige Brigitte K. Zusammen mit ihrem Mann Eberhard hat die Mutter von vier Kindern nun für ihren dreijährigen Sohn Timo bei der Kölner Staatsanwaltschaft Strafanzeige gegen einen Bad Bentheimer Hänchenfleisch-Vertreiber und Schadensersatzklage beim Darmstädter Landgericht gegen eine Offenbacher Supermarkt-Filiale eingereicht. Ihr Vorwurf: Trotz Warnung des staatlichen Veterinäramtes hätten die beiden Unternehmen hochgradig verseuchtes Hähnchenfleisch verkauft.

Eberhard K. kaufte am 30. April gegen elf Uhr in dem Supermarkt das tiefgekühlte Hähnchenfleisch. Es wurde am Abend gegen 19 Uhr zubereitet. Brigitte K. erzählt: "Ich habe es nicht aufgetaut, sondern gleich für zwei Stunden in die Backröhre geschoben." In der Nacht dann wurde allen unwohl. Der kleine Timo klagte über schlimme Magenschmerzen. Am 2. Mai brachten ihn seine Eltern ins Stadtkrankenhaus. Nach der Klage- Schrift diagnostizierten die behandelten Ärzte eine Salmonellen-Infektion mit dem Typ Salmonella Typhimurium. Timo blieb eine Woche im Krankenhaus und hing in der Isolierstation am Tropf. Er muß noch heute strenge Diät halten und wird mit krampflösenden Mitteln behandelt.

Eberhard K. schaltete das staatliche Veterinäramt der Stadt Offenbach ein. Die Untersuchung einer am 13. Mai gekauften Packung ergab: Auch diese Hähnchenbrustfilets waren von Salmonellen befallen. Die Eltern und ihre Anwältin verlangen jetzt Schmerzensgeld nicht unter 7 000 Mark: "Dies gilt gerade im Hinblick auf die starken Schmerzen, die der Kläger erleiden muß und die mit Medikamenten nicht zu behandeln waren. Auch die Lebensgefahr, in der er für mehrere Tage schwebte, muß bei der Bemessung des Schmerzensgeldes Berücksichtigung finden."

Eberhard K. wandte sich an den Hähnchen-Vertreiber. Das Unternehmen schrieb mit dem Ausdruck des Bedauerns: "Bei der Schlachtung und bei der weiteren Verarbeitung unserer Produkte wird auf Einhaltung strengster Hygiene geachtet. Bereits vor der Schlachtung werden die Tiere von einem amtlich bestellten Tierarzt einer Lebendtierbeschau unterzogen. Während des eigentlichen Schlachtprozesses werden die geschlachteten Tiere von Geflügelfleischkontrolleuren auf ihre Genußtauglichkeit und einwandfreien Zustand geprüft. Eventuelle kranke Tiere werden aussortiert und verworfen."

Das Unternehmen betont: "Nach der Schlachtung werden die Tiere sofort auf eine Durchschnittstemperatur von circa fünf Grad Celsius heruntergekühlt, um so ein Bakterienwachstum, (insbesondere Salmonellen) zu vermeiden. Die weitere Verarbeitung (Zerlegung, Verpackung) wird von geschultem Personal, das mit den Hygienevorschriften vertraut ist, durchgeführt. Dann wird die Ware direkt den Tiefkühlfrostern zugeführt und auf die gesetzlich vorgeschriebene Temperatur heruntergekühlt."

Das Unternehmen versichert, bislang noch mit keinem Fall wie dem von Tim K. konfrontiert worden zu sein und meint: "Ein absoluter Schutz vor Salmonelleninfektionen kann aber letztlich nur dadurch gewährleistet sein, wenn der Endverbraucher bei Transport, Lagerung und Zubereitung der Ware ebenso wie der Hersteller auf peinlichste Einhaltung der Hygiene achtet. Gerade durch unsachgemäße Behandlung des Fleisches beim Verbraucher (insbesondere beim Auftauen des gefrorenen Produktes) kann es zur Entstehung von Salmonellen kommen."

Salmonellen der Gattung Salmonella Typhimurium können in jedem Fleisch vorkommen. Dr. Johann Kubik vom staatlichen Veterinäramt des Kreises Offenbach betont dann auch: "Die Lebensmittelüberwachung funktioniert in der Bundesrepublik recht gut. Wir kontrollieren auch ständig in den Supermärkten." Außerdem habe der Verbraucher gelernt, sich entsprechend vorsichtig zu verhalten. Sein Tip: Tiefkühlfleisch zum Auftauen immer auf einen Rost legen, damit das eventuell salmonellenhaltige Wasser abtropfen kann, anschließend das Fleisch lange braten, damit die Bakterien abgetötet werden. lz

Jewgeni Sadowyi ist der Star der erfolgreichen Schwimmer aus der GUS Vor Barcelona zehneinhalb Stunden Höhentraining täglich Der 19jährige stellte gleich zwei Weltrekorde auf / Ein Sponsor aus Wolgograd greift den Athleten finanziell unter die Arme Von unserem Mitarbeiter Thomas Vögele

Ob er denn nicht müde sei, wurde Jewgeni Sadowyi gefragt, als er einen neuen Weltrekord über 400 Meter Freistil aufgestellt hatte. "Nein", sagte er, "ich fühle mich zu glücklich, um müde zu sein." Der 19jährige Russe hat in Barcelona drei Goldmedaillen gewonnen und war auch am 4 x 200-Meter-Weltrekord der GUS- Staffel am Montag beteiligt.

Die "Vereinigte Mannschaft" räumt bei den Schwimmwettbewerben in Barcelona die Medaillen ab, während die Konkurrenz, vornehmlich die aus den USA, nach den Endläufen irritiert auf die Anzeigetafel schaut. Nicht zuletzt auch wegen der Zeiten, mit denen die Sieger und Plazierten aus der GUS vorher zu Buche standen. Sadowyi belegte über 200 Meter Freistil vor den Spielen Rang fünf der Weltbestenliste 1992; seine persönliche Bestzeit vom April (1:48,75) unterbot er bei seinem ersten Sieg in Barcelona um 2,05 Sekunden. Vor seinem 400-m-Weltrekord am Mittwoch abend rangierte er in der Weltrangliste über diese Distanz auf dem zwölften Platz, seine bisherige Bestzeit verbesserte er sogar um 4,02 Sekunden. Sadowyi: "Ich bin vorher auch im Training nicht annähernd so schnell geschwommen." Kein Wunder, daß manche glauben, daß das nicht mit rechten Dingen zugeht (und dabei an die drastisch reduzierten Dopingkontrollen in der GUS denken). Mit der Frage nach der Müdigkeit war gemeint, was die Journalistin aus den USA nicht aussprechen wollte: Was nimmt man, um eine solche Distanz in einer solchen Zeit zu schwimmen und dann so frisch zu sein?

"Wir haben ein Training in 1100 Meter Höhe gemacht, in einem Ort, wo wir schon mehrere Landesrekorde geschwommen sind. Das hatte eine gute Wirkung auf uns", erklärte der kahlköpfige Sadowyi. "Und wir haben viel trainiert." Zehneinhalb Stunden am Tag, sagt er, während des dreiwöchigen Höhentrainingslagers. Ungläubiges Nachfragen - zehneinhalb Stunden? "Ja", bestätigt Sadowyi und erzählt dann, wie so ein Trainingstag abläuft: Um sieben Uhr ein 30minütiger Lauf, nach dem Frühstück gegen zehn Uhr erstes Training im Wasser. Mittagspause; Training in der Sporthalle; danach wieder ins Wasser. 30 Minuten nach dem Abendessen werden noch einmal vier Kilometer am Stück geschwommen. Gemurmel im Interviewraum des Schwimmstadions. Solche Torturen ohne unterstützende Mittel?

Ein französischer Journalist springt Sadowyi bei seinen Erklärungsversuchen hilfreich bei. Wladimir Salnikow, der früherer UdSSR-Weltrekordler über 400 und 1500 Meter habe folgende Erklärung für die Leistungsexplosion der GUS-Schwimmer genannt: Für die neuen, jungen Schwimmertypen der UdSSR-Nachfolgestaaten sei sportlicher Erfolg ein Weg, sich selbst zu verwirklichen. Ob er das auch so empfinde? "Ja", sagt der Student aus Wolgograd, sichtlich erleichtert über den Themenwechsel.

"Früher wurde Sport in der UdSSR vom Staat unterstützt, heute muß jeder für sich selbst da sein. Uns helfen die Familie und die Sponsoren." Es ist das zweite Mal, daß er Geldgeber bei diesem Gespräch dankend erwähnt. Eine Firma aus Wolgograd versorgt die Schwimmer mit der notwendigen Ausrüstung, bezahlt die Miete für das Becken und finanziert die Trainingslager.

Dann möchte jemand wissen, ob er nach seinem Sieg über 200 Meter denn mit einem Erfolg über die doppelte Distanz gerechnet habe. "Klar", sagt Sadowyi, "daß ich die 200 Meter gewonnen habe, war für mich ein Traum. Meine besseren Chancen habe ich von vornherein auf den 400 Metern gesehen."

Das sagt er, während sein enttäuschter Vorgänger als Weltrekordler, der Australier Kieren Perkins, hereinkommt. Der Weltranglistenerste und erklärter Goldfavorit ist ebenfalls unter seiner eigenen Bestmarke geblieben. "Auf den mußt du achten", rieten ihm seine Betreuer vorher, "der ist dein Gegner." Perkins hatte das umgekehrt keiner gesagt.

Margot Honecker fliegt nach Chile

Süd-Guppe der Handball-Oberliga Männer mit nur 13 Mannschaften Gruppensieger nicht automatisch nach oben

Auf einer Sitzung im oberhessischen Butzbach fiel nach langem Hick-Hack endlich die Entscheidung: Die Handball-Oberliga Süd (Männer) startet mit nur 13 Teams (bisher waren es 14) in die Saison 92/93. Dagegen geht die Nordgruppe mit 15 Teams in den langen Meisterschaftskampf. Da müssen mehrere Wochenspieltage im Norden eingelegt werden.

Grund für die unterschiedlichen Starterzahlen: Der Nordverein SG Langgöns/Dornholzhausen weigerte sich kategorisch, in die Südgruppe auszuweichen. "Uns hätten die Derbys gefehlt. Außerdem sind da die langen Anreisen", begründeten die Oberhessen ihrer Haltung. Zuerst votierten die sieben mittelhessischen Vereine in einer ersten, vorgeschobenen Sitzung für die 15:13-Lösung. Nun kam es in Butzbach zu einer hauchdünnen Entscheidung für den neuen Modus, der mit 8:7-Stimmen angenommen wurde. Die Sitzung des Verbandsschiedsgerichtes zu dem "Fall", die vor der Einigung zwischen Nord und Süd vorgesehen war, dürfte gegenstandslos sein.

Einzige Änderung im Süden: Die Begegnungen mit der ursprünglich zugeteilten SG Langgöns/Dornholzhausen entfallen. Nun ist an jedem Wochenende ein Süd-Team spielfrei. Der Norden muß dagegen einen neuen Spielplan aufstellen. 28 Spieltage plus Pokalbegegnungen stehen für die Nordvereine an. Ein Mammutprogramm für die fünftklassigen Amateure.

Auch beim zweiten Tagespunkt erzielten die Vereinsvertreter in Butzbach Einigkeit. Es ging um die Durchführungsbestimmungen von Auf- und Abstieg. Es bleibt dabei: Die Bezirksmeister steigen weiterhin direkt auf. Zuvor war heftig diskutiert worden, ob es Relegationsspiele geben sollte. Die Anzahl der Absteiger wurde auf immer noch "stolze" sechs Vereine begrenzt. Im Süden muß also fast die Hälfte der Vereine in den sauren Abstiegsapfel beißen. "Da geht es von Beginn an hoch her", meinte Wickers Pressesprecher Edmund Volk, dessen Team jedoch kaum in den Abstiegskampf angesichts seiner Routine und Leistungsfähigkeit verwickelt werden dürfte.

Schlechter sieht es dagegegen angesichts von den vielen Abstiegsplätzen für die beiden benachbarten Aufsteiger TV Flörsheim und TG Rüsselsheim aus, die in ihrer ersten Oberligasaison vor einer ganz schweren Aufgabe stehen.

"Es hätte noch schlimmer kommen können. Phasenweise waren sogar acht Absteiger wegen der nächstjährigen Zusammenlegung in einer 16er-Staffel im Gespräch", berichtete Flörsheims Männerwart Heinrich Ekkert. Jetzt bleibt es für die übernächste Saison bei 16 Vereinen.

Weitere Neuigkeit, die die Spitzenteams gar nicht begeistern wird: Erstmals steigt der Nord- oder Südmeister nicht automatisch in die Regionalliga auf. Erst die beiden Endspiele um die Hessenmeisterschaft entscheiden über den einzigen Regionalliga-Aufsteiger. Eine außergewöhnliche Oberliga-Saison, hoffentlich auch in sportlicher Hinsicht . . . jo

Hilfen für Prostituierte und Drogenabhängige finanziell gesichert Vier Einrichtungen können Arbeit fortsetzen / Stadt, Land, Bund und Kirchenspringen ein / Für zehn Stellen Regelfinanzierung

Nachdem es der Stadt gelungen ist, die Finanzierung von dreizehn Stellen sicherzustellen, können vier Einrichtungen für Prostituierte und drogenabhängige Frauen ihre Arbeit fortsetzen. Diese war gefährdet, weil gleichzeitig die Bundesmittel für Aids-Modellprojekte ausliefen und die Bundesanstalt für Arbeit ihre Mittel für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) drastisch kürzte. Es handelt sich um die "HWG"-Prostituiertenselbsthilfe, die "Tamara"-Kontakstelle, die Frauenberatungsstelle Obermainstraße und "Kiss", die Anlaufstelle für Strichjungen. Bisher verfügten diese Einrichtungen über vier feste und neun befristete Stellen. Jetzt wurde für zehn Stellen eine Regelfinanzierung gefunden, nur noch drei Stellen sind befristet. Damit habe man nicht nur die Weiterarbeit garantiert, sondern die Einrichtungen auch "auf eine solidere Basis" gestellt, heißt es in einem Magistratsbericht.

Bezahlt werden die Stellen von der Stadt, dem Land, dem Bund und der Kirche. Bei "Kiss", der Anlaufstelle für die rund 500 Strichjungen, die sich in Frankfurt verdingen, teilen sich das Drogenreferat und das Land Hessen die Finanzierung der beiden vorhandenen Stellen. Bei der Selbsthilfegruppe "HWG" (Huren wehren sich gemeinsam) ist das Frauenreferat eingesprungen. Es kommt für zwei Stellen auf. Eine weitere Stelle wird über die städtische Beschäftigungsgesellschaft "Werkstatt Frankfurt", eine vierte über die Bundesanstalt für Arbeit finanziert - allerdings nur bis April 1993.

Ebenso wie die Kontaktstelle "Tamara", die gemeinsam von der evangelischen und katholischen Kirche getragen wird, versucht "HWG", Prostituierte in allen Lebensbereichen zu unterstützen und Hilfestellungen beim Ausstieg aus der Prostitution zu geben. Darüber hinaus bemüht sich "HWG" seit Jahren um eine Verbesserung der rechtlichen Situation von Prostituierten.

Die Frauenberatungsstelle Obermainstraße für drogenabhängige und HIV-infizierte Frauen, von der auch drei Wohngemeinschaften betreut werden, kann die Arbeit mit vier festen Kräften fortsetzen, die vom Bund, dem Land und wiederum vom Drogenreferat bezahlt werden. ft

Briefe an die Redaktion

"Müssen die Betten an den Wänden festfrieren?" Unter den Bewohnern Im Eschig in Offenbach gärt es:

Müssen erst wieder Betten an den Wänden festfrieren? Es geht um die Häuser 14, 16, 18 und 20, die Liegenschaftshäuser. Auf Drängen der Bewohnerversammlung Im Eschig wurde man auf diese aufmerksam; es geht um 28 Wohnungen. Vor rund sieben Jahren wurde eine Untersuchung gemacht durch das Institut Wohnen und Umwelt. Damals wurde festgestellt, daß das Wohnen in den nassen und schimmligen Wohnungen die Gesamtheit dieser Bewohner gefährdet.

Im Frühjahr 1991, auf einen erneuten Vorstoß der Bewohnerversammlung, hatte das Bauverwaltungsamt einen Antrag auf Sanierung beim Hessischen Ministerium des Inneren gestellt, dieses gab grünes Licht, aber im Offenbacher Rathaus tut sich seitdem nichts. Manch Schlafzimmer konnte nicht benutzt werden, weil es zu naß war und schimmlig, ja es froren sogar Kinderbettchen an den Wänden an.

Die Bewohnerinnen und Bewohner wollen aber in diesen Wohnungen weiterwohnen, nur sollten die Verantwortlichen endlich mit der Sanierung beginnen - vor dem Winter.

Für die Bewohnerversammlung Im Eschig, Heidi Satler, Offenbach

"Jetzt will man den Alten noch ihr Essen nehmen" Die Stadt Offenbach will der Arbeiterwohlfahrt auf die Finger sehen, weil ihr deren Finanzgebaren bei Essen auf Rädern mißfällt (FR vom 23. Juli 1992):

Ist die CDU so christlich, daß sie jetzt auch noch den alten Menschen ihre warme Mahlzeit nehmen will? Und was sagen die Pfarrer Offenbachs dazu? Ich schäme mich jedenfalls für so eine Politik. Ich frage alle Offenbacher, warum schaut ihr zu, wenn alten und armen Menschen in die Taschen gegriffen wird?

Erst nimmt man den Alten die paar Mark für ihre Fahrkarte, jetzt will man auch noch ihr Essen nehmen. Auch ihr sitzt nicht so fest im Sattel, vielleicht seid ihr bald wieder auf der Oppositionsbank. Die Wähler werden es euch nächstes Jahr zeigen.

Herr Grüttner verbeißt sich in den Armen, fester als ein scharfer Hund. Scheinbar haßt er alles, was sozial ist, angefangen vom Kindergarten zum Sozialhilfeempfänger/in bis hin zu den alten Menschen unserer Stadt. Warum ist er eigentlich Sozialdezernent? Er sollte Platz machen für einen Mann oder Frau, die ihr Herz am richtigen Platz haben.

Friedrich Wenzel, Offenbach

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Bürger erfahren mehr über ICE-Pläne der Bahn

FLÖRSHEIM. Die Bürgerversammlung hat nur ein einziges Thema, dafür aber ein bewegendes: die Pläne der Bundesbahn für die Schnellbahntrasse. Daß der ICE an Weilbach vorbeibrausen soll, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Was die Stadt dagegen unternehmen kann, darüber erhoffen sich viele Anwohner Aufschluß am Donnerstag, 6. August, um 20 Uhr in der Weilbachhalle an der Schulstraße.

Bürgermeister Dieter Wolf (CDU) will zusammen mit Vertretern des Magistrats und der Fraktionen die Pläne der Bundesbahn erörtern. Deren Schnellbahntrasse von Köln nach Frankfurt soll an Weilbach vorbeigehen. Eine örtliche Bürgerinitiative versucht zusammen mit Gruppen aus Wallau und Hattersheim, das Vorhaben zu verhindern. kkü

Margot Honecker fliegt nach Chile

(Fortsetzung von Seite 1) "gegen seinen Willen" aus der chilenischen Botschaft in Moskau gebracht worden. Wolff, der Honecker am Donnerstag vormittag in der Untersuchungshaftanstalt in Berlin-Moabit erstmals aufsuchte, sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Chilenen seien dafür verantwortlich. Die Abreise Honeckers aus der Botschaft in Moskau sei "völlig überstürzt" gewesen.

Wie Wolff sagte, liegt Honecker "mit einem ganz normalen Kriminellen" im Haftkrankenhaus des Gefängnisses auf einem Zimmer. Er mache einen "äußerst gefaßten Eindruck", sei allerdings über seine Situation "betroffen". Von akuten gesundheitlichen Problemen Honeckers berichtete Wolff nicht. Seinem Eindruck nach nehme Honecker keine Beruhigungsmittel.

Der langjährige SED-Generalsekretär war am Mittwoch abend aus dem 17monatigen Exil in Rußland zurückgekehrt. Sowohl deutsche als auch chilenische Stellen betonten, Honecker habe freiwillig die Botschaft des südamerikanischen Landes in Moskau verlassen. Er flog am Abend mit einer Sondermaschine der russischen Fluggesellschaft Aeroflot nach Berlin, wo er kurz nach der Landung auf dem Flughafen Tegel verhaftet und in die Untersuchungshaftanstalt Moabit gebracht wurde. Dort bleibt er zunächst in einem Zimmer der inneren Abteilung des Haftkrankenhauses.

Das Gericht müsse nun Sachverständige bestimmen, die Honecker gründlich untersuchten und eine abschließende Beurteilung der Haftfähigkeit vorlegten, teilte Frau Limbach mit. Dann müsse das Gericht darüber befinden. Anzeichen für mögliche Selbstmordabsichten Honekkers habe es bei den ersten Untersuchungen nicht gegeben.

Nach Angaben des Generalstaatsanwalts beim Berliner Kammergericht, Dieter Neumann, sind mit Honecker keine Gespräche über eine eventuelle Haftverschonung geführt worden, bevor er sich dazu entschloß, sich in die Hände der deutschen Justiz zu begeben. Senatorin Limbach betonte, daß es auch keinerlei Zugeständnisse an Chile oder Rußland gegeben habe. Honecker habe in Moabit keine Erklärung abgegeben, es gebe auch keine Anhaltspunkte dafür, daß er die chilenische Botschaft in Moskau nicht freiwillig verlassen habe. Wann der Prozeß gegen Honecker beginne, sei letztlich Sache der Richter. "Ich gehe davon aus, daß der Prozeß noch in diesem Jahr beginnen wird", erklärte die Justizsenatorin. Die Anklageschrift sei Honecker schon vor einigen Tagen in der Botschaft übergeben worden. Schon bestimmt ist nach Angaben von Frau Limbach der Vorsitzende Richter des Prozesses gegen Honecker. Das Verfahren wird Hansgeorg Bräutigam leiten, der bereits im Prozeß um Millionenschiebereien bei der PDS das Urteil sprach.

Limbach betonte, daß der Prozeß nach rechtsstaatlichen Kriterien vor sich gehen werde: "Das wird kein Schauprozeß. Honecker steht nicht als Vertreter einer Ideologie vor Gericht, sondern ist des Totschlages angeklagt." Er muß sich unter anderem für den Tod von 49 Menschen verantworten, die bei Fluchtversuchen aus der ehemaligen DDR ums Leben kamen. Außerdem wird ihm Untreue vorgeworfen, da er für die Privilegien der früheren DDR-Funktionäre die Volkswirtschaft um 15,5 Millionen Mark geschädigt habe.

"Er hat den Eindruck eines voll über seine Situation orientierten Mannes gemacht", sagte Anstaltsleiter Christoph Flügge über Honecker. Nach seinen Angaben wird der Untersuchungshäftling keinerlei Kontakt mit seinem früheren Staatssicherheitsminister Erich Mielke, Ex-Verteidigungsminister Heinz Kessler oder anderen wegen der Todesschüsse an der Mauer Beschuldigten aufnehmen können. Sein Zimmer im Haftkrankenhaus sei mit einem Bett, einem Nachttisch, einem Schrank, einem Waschtisch und einer Toilette ausgestattet - "nicht besonders komfortabel", meinte Flügge.

Kurz nach der Landung in Berlin-Tegel hatten Beamte der Strafverfolgungsbehörden die Maschine Honeckers bestiegen, um ihn in Gewahrsam zu nehmen. Erst nach mehr als einer halben Stunde verließ Honecker im hellen Mantel gegen 20.45 Uhr die Maschine. Er stieg in eine schwarze Mercedes-Limousine und wurde, begleitet von einem großen Aufgebot von Polizeiwagen und anderen Zivilfahrzeugen, mit Blaulicht und Sirene in die Haftanstalt Moabit gefahren.

Die Bundesregierung und die Bonner Parteien begrüßten die Rückführung des ehemaligen DDR-Staatschefs in die Bundesrepublik einhellig. In ersten Reaktionen unterstrichen sie am Mittwoch abend, daß Honecker einen fairen und rechtsstaatlichen Prozeß erhalten werde. Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger erklärte in Bonn: "Jetzt nimmt die Gerechtigkeit ihren Lauf." Auch Außenminister Kinkel äußerte während eines Besuchs in Warschau die Überzeugung, daß den ehemaligen DDR-Staatsratsvorsitzenden in Berlin kein Schauprozeß erwarte.

Mit einem sehr langen Prozeß gegen Erich Honecker rechnet der Justitiar der SPD-Bundestagsfraktion, Willfried Penner. Der in Düsseldorf erscheinenden Westdeutschen Zeitung sagte er, die Anklage gehe von Verbrechen in mehreren Fällen aus. Somit sei die Frage der Haftverschonung bei dem 79jährigen offen. Der Einfluß der Politik auf das bevorstehende Verfahren sei sehr gering. Ein Urteil, das eine lebenslängliche Strafe vorsehe, sei zwar zu begrüßen, doch sei eher ein Strafmaß von sechs bis acht Jahren vorstellbar. Ungeachtet dessen werde sich die Frage der Haftfähigkeit und Vollstreckung stellen.

MOSKAU (AFP). Das frühere Parteiorgan der sowjetischen Kommunisten, Prawda, hat sich beim Ex-Staatschef der DDR, Erich Honecker, für das "unmoralische Verhalten" der russischen und ehemals sowjetischen Führung entschuldigt. Honecker sei ein Opfer des "Verrats" und der "politischen Intrigen seiner damaligen Freunde und Kameraden Jelzin und Gorbatschow" geworden, schreibt das Blatt in seiner Donnerstagausgabe.

Es sei nur zu hoffen, daß die Verachtung für den früheren Parteichef eines Tages "unsere politischen Führer" treffen werde und nicht das Volk, das an "diesem schmutzigen Spiel" nicht beteiligt gewesen sei. Der 80jährige Honecker werde nun wieder in deutschen Gefängnissen sitzen müssen, in denen er unter dem Nazi-Regime bereits acht Jahre inhaftiert war, heißt es weiter. Die Prawda war nach dem Verbot der KP das Organ der konservativen Opposition in Rußland geworden.

(Weiterer Bericht und Kommentar auf Seite 3)

Postbank Prassen aus der Portokasse

Ihre Kunden macht die Postbank derzeit mit der Marktwirtschaft vertraut: Weil die gelbe Post Briefe der Schwester nicht länger "umsonst" transportiert und außerdem gespart werden muß, erhalten die 5,1 Millionen Girokonto-Inhaber ihre Auszüge künftig nur noch in bestimmten Fällen kostenlos zugestellt. Wer öfter als einmal im Monat über seine Reichtümer (oder Schulden) informiert werden will, muß für das Porto demnächst löhnen.

Die Postbank selbst indes scheint mit den Gebühren ihrer Brief- und Paket-Schwester noch nicht richtig klarzukommen - frankiert sie die Benachrichtigung ihrer Klientel über den neuen Modus doch mit 80 Pfennig je Umschlag. Gut fünf Millionen Briefdrucksachen werden auf diese Weise verschickt. Oftmals, hat Wilhelm Hübner, der Chef des Postbenutzer-Verbandes beobachtet, erhält ein Kunde in diesen Tagen die Botschaft des "blauen" Instituts gar in doppelter Ausfertigung. Die Postbank dürfte somit mindestens 4,1 Millionen Mark an Porto ausgeben.

Mehr als die Hälfte davon ist herausgeschmissenes Geld. "Bei den Benachrichtigungen handelt es sich eindeutig um Massendrucksachen", sagt Hübner. Und für deren Transport verlangt der Postdienst genau 33 Pfennig pro Stück. Mit einem Blick in das Tarifheftchen ihrer Schwester hätte die Postbank, die im vergangenen Jahr immerhin 300 Millionen Mark Verlust machte, also gut und gerne 2,4 Millionen Mark sparen können.

Prinzipiell hat Postbenutzer-Lobbyist Hübner übrigens nichts dagegen, daß die Kunden des "blauen" Instituts künftig wie bei der privaten Konkurrenz für die Zustellung ihrer Auszüge zur Kasse gebeten werden. Die Portoverschwendung aber bringt ihn auf die Palme: "An diesem Beispiel zeigt sich wieder einmal, daß die Postbank überhaupt nicht wirklich sparen muß", wettert der Offenbacher.

Wohl wahr. Den Fehlbetrag der Postbank muß am Ende des Jahres nämlich die Schwester Telekom ausgleichen, die als einziges der drei Postunternehmen derzeit schwarze Zahlen schreibt. Und woher der Kommunikationsriese seine Gewinne bezieht, ist ein offenes Geheimnis: aus dem Fernsprechdienst. Letztlich, wettert Hübner, müßten daher die Telefonkunden für die Verschwendung der Postbank geradestehen. doe

Kinder entdeckten Ufo im Wald Zeltlager an der Waldhütte unter dem Motto "Außerirdische"

EGELSBACH. Die Zelte waren am vergangenen Freitag gerade aufgestellt, alle 60 Egelsbacher Kinder saßen mit ihren Betreuern rund ums Lagerfeuer und freuten sich auf die kommende Zeltlager-Woche an der Waldhütte, da durchbrach ein lärmendes Tatü-Tata die friedliche Idylle. Aus einem rasenden Feuerwehrauto eilten Feuerwehrleute herbei, um die Kinder zu warnen: Vorsicht sei geboten, denn ganz in der Nähe sei im Wald ein Ufo gelandet.

Eine schaurige Lust bemächtigte sich der acht- bis 13jährigen Kinder, und nach einer Weile gemeinsamen Überlegens beschloß die Bande, sich nicht feige zu verkriechen, sondern den Außerirdischen mutig ins Auge zu sehen. Während einer Nachtwanderung fanden sie das Ufo auf einer Waldlichtung. Und tatsächlich erwiesen sich die "Außerirdischen" als freundlich. Ein Motto für das 18. Egelsbacher Ferien-Zeltlager war gefunden: "Weltraum und Zukunft".

Eine Gruppe von Kindern setzte sich sofort hin und schrieb "ganz selbständig", wie die Betreuer Klaus Grein und Martin Schlüter betonen, ein Theaterstück zum Thema. Verraten werden soll hier nur die Ausgangssituation des Dramas: ein Raumschiff kracht in eine Fernsehstation, in der gerade ein unwissender "Experte" Unsinn über die neuesten Erkenntnisse zu Außerirdischen verbreitet.

Wie es weitergeht, können alle Science- Fiction-Freunde erfahren, wenn sie sich am Samstag abend um 17 Uhr zur Waldhütte begeben: dann ist Premiere. Für die Bühnendekoration bauten die Kinder schon ein ganz ansehnliches Raumschiff. Andere bastelten selbstkonstruierte elektrische "Orgeln", die eindeutig außerirdische Töne von sich geben. Ein anderes Grüppchen bastelte Gipsmasken, damit die Schauspieler auch wirklich so fremdartig aussehen, wie das Figuren aus dem All nun mal tun. Zwischendurch nimmt sich, wer will, jederzeit eine Weltraumpause: Da wird Federball, Frisbee und "Mensch ärger dich nicht" gespielt, ins Wasser des nahen Sees gehüpft, um die Füße zu kühlen und ab und zu ins dreieinhalb Fußmarsch-Kilometer entfernte Egelsbacher Schwimmbad gelaufen.

Währenddessen tummeln sich die anderen Kinder, die zu Hause schlafen, tagsüber in verschiedenen Projektgruppen in der Ernst-Reuter Schule. Dort bauen sie eine Stadt aus Kartons, basteln und malen und haben einmal sogar das Vergnügen einer feuchtfröhlichen Wasserrutschpartie. fra

Auch Magistrat will jetzt Gestaltung per Satzung Neuer Kurs ist späte Genugtuung für FDP und SPD

BAD VILBEL. Als "Quatsch" hatte noch zu Jahresbeginn Erster Stadtrat Klaus Minkel (CDU) eine von Denkmalpflegern wie Oppositionspolitikern geforderte Gestaltungssatzung abgetan. Dem "architektonischen Wildwuchs", wie ihn zum Beispiel die FDP kritisierte, sei auch ohne Verordnungen beizukommen, erklärten CDU und Magistrat damals übereinstimmend. Das hat sich inzwischen geändert. Weil ein Bauherr partout an markanter Stelle Garagen errichten will und somit eine neuerliche Verschandelung des Stadtbildes droht, will sich der Magistrat vom Parlament eine Gestaltungssatzung genehmigen lassen, die Flachdachbauten verhindert.

In Wahlkampfzeiten fallen meist starke Worte. Das war auch unmittelbar vor der Wahlwiederholung in Bad Vilbel nicht anders. Eine Stippvisite von Hessens oberstem Denkmalpfleger Gottfried Kiesow, brachte im Februar das Blut der Christdemokraten in Wallung. "Zuviel Verkehr, zu schmale Bürgersteige, insgesamt ein chaotisches und unharmonisches Bild", lautete damals das Expertenurteil über die Brunnenstadt. Die FDP erhob daraufhin die vor Jahren auch schon von der SPD gestellte Forderung nach einer Gestaltungssatzung zum Wahlkampfthema. Verbindliche Aussagen zu Stil, Abmessung und Optik alter wie neuer Bauten müßten her, um zu einer "organischen, gesamtheitlichen Stadtentwicklung" zu gelangen.

Die Reaktion aus dem Unions-Lager fiel heftig aus. Von "Nestbeschmutzung" war gar die Rede. Im Gegensatz zur FDP bevorzuge man "eine Stadtsanierung mit den Bürgern, nicht gegen die Bürger durch Zwang und Satzungen", erklärte CDU-Vorsitzender Herbert Klug. Und Baudezernent Minkel stellte klar: "Ohne die Mitwirkung der Stadt oder deren Einvernehmen kann heute kaum noch etwas gebaut werden."

Diese Position nehme der Magistrat auch heute noch ein, so Bürgermeister Günther Biwer. Gestalterische Bestimmungen und die damit verbundenen Einschränkungen des Einzelnen müßten auf ein Minimum reduziert bleiben. Besser sei, zwischen Bürger und Verwaltung ein "gütliches Einvernehmen" herzustellen. Daß einer solchen Good-will-Regelung, die beiden Seiten viel Spielraum läßt, aber auch Grenzen gesetzt sind, zeigt ein aktueller Vorfall. Ein privater Bauherr möchte nahe der Nidda, in ortsbildprägender Lage, Flachdachgaragen errichten. Daß sich deren Baustruktur nicht harmonisch in das übrige Ambiente einfügt, wie die Stadtverwaltung bemängelte, stört ihn nicht. Den Kompromiß, die Garagen mit Giebeldächern zu versehen, lehnt er ab. Der Magistrat richtet sich nun, wie Günther Biwer bestätigt, auf einen Rechtsstreit ein. Um hierfür besser gewappnet zu sein, soll es nun doch eine Gestaltungssatzung geben. Sie soll künftig eine Flachdachbebauung in der Innenstadt verhindern und, so hofft der Magistrat, auch noch für das strittige Bauvorhaben Geltung erhalten. Im Haupt- und Finanzausschuß (am Dienstag abend um 18 Uhr im Rathaus) steht die Satzung erstmals öffentlich zur Debatte.

Stadtsanierung "mit den Bürgern"? Der Magistrat sieht sich zwar gezwungen, von seiner ursprünglichen Position abzurücken, mag bei der neuen Satzung aber auch nicht aufs ganze gehen. Denn sonst, so Biwer, entstehe gestalterisch nur ein "Einheitsbrei". "Das Ganze lebt von einer gewissen Vielfalt, die in sich harmonisch sein sollte". Die Bad Vilbeler Stadtentwicklung sei bei Bauamtsleiter Karl Körner in guten Händen. Biwer: "Das reicht zunächst aus." JÖRG MUTHORST

"Summertime" mit Clowns, Jazz und Ironie

HÖCHST. Süß-saure Unterhaltung steht beim "Theater im Revier" auf dem Programm: Tragikomisches, Clownerien, "Buffonaden", aber auch philosophische Parabeln dürfen alle Schaulustigen erwarten, die am nächsten Dienstag, 4. August, in den Höchster Brüningpark kommen. Von 21 Uhr an tritt dann beim Summertime-Festival mit "Mimikritschi" eine Clowngruppe aus Kiew auf, die ihre Visitenkarte in Frankfurt bereits drei Mal abgegeben hat.

Traditionellen Jazz aus den 20er und 30er Jahren bieten die "Red Hot Hottentots" am Sonntag, 9. August. Das Gastspiel der bundesweit bekannten Musiker auf der Terrasse des Höchster Schlosses beginnt um 11 Uhr.

Am Dienstag, 11. August, ist erneut der Brüningpark Ort des Geschehens, wenn es in Höchst - wieder einmal - heißt: "Das Bio tobt". Dann schieben Dieter Thomas und Hendrike von Sydow ihre mittlerweile viele Jahre alte Beziehungskiste über die Bühne. Frei nach dem Motto: "Je mehr in der Welt passiert, desto weniger erlebt der einzelne." Kenner des "streitbaren" Duos wissen, daß sich die beiden Mitglieder des "Frankfurter Fronttheaters" vor allem durch beißende Ironie und treffsicheres Wortspiel auszeichnen. leo

Freitag, 31. Juli

Vorträge/Diskussionen Lesbisch Schwules Jugendtreffen: 18 Uhr, Diskussion "Schwule und Strich"; Veranstaltungszelt Ostpark. Filme / Kino Café Exzess, Leipziger Str. 91: 22 Uhr, "Drugstore Cowboy". Museen/Galerien/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zu "Stephan Balkenhol". Kinder Spielplatz Merianplatz, Bornheim: 13 bis 18 Uhr, Ferienspiele für Kinder (6 bis 14 J.). Feste Mainfest: 17 Uhr, Eröffnung; Römerberg & Mainufer. Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

Arbeitsgemeinschaft Angehöriger psychisch/ seelisch kranker Menschen: 18 Uhr, Offenes Treffen der Mitglieder; Uhlandstr. 50 HH.

PINS, Single-Verein: 20 Uhr, Stammtisch, Turmschänke, Hainer Weg 60 (Info 789 56 28). Märkte Sachsenhausen: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Diesterwegplatz. Blutspendetermine Blutspendedienst Hessen des Deutschen Roten Kreuzes: 14 bis 18 Uhr, Blutentnahmewagen Zeil zwischen Katharinenkirche & Kaufhof.ApothekenFolgende Apotheken sind von Freitag, 8.30 Uhr bis Samstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:

Apotheke am Riedhof, Sachsenhausen, Mörfelder Landstraße, 195 a, Tel. 6 31 38 38; Brock'sche Apotheke, Berger Straße 38, Tel. 44 24 35; Franziskus-Apotheke, Eschersheimer Landstraße 144, Tel. 59 16 23; Hessen-Apotheke im Gallusviertel, Frankenallee 169-171, Tel. 73 08 00; Mainkur-Apotheke, Fechenheim, Alt- Fechenheim 79, Tel. 41 17 87; Main-Taunus- Apotheke, Main-Taunus-Zentrum, Tel. 31 94 77 (nur bis 23 Uhr); Merkur-Apotheke, Heddernheim, Heddernheimer Landstraße 27, Tel. 57 14 33; Paracelsus-Apotheke, Bockenheim, Schloßstraße 81, Tel. 77 53 81; Schwarzbach- Apotheke, Alt-Schwanheim 10, Tel. 35 52 59; Spitzweg-Apotheke, Bornheim, Berger Straße 296, Tel. 45 22 96; Stoltze-Apotheke, Goethestraße 9, Tel. 28 12 19; Taunusblick-Apotheke, Zeilsheim, Pfaffenwiese 53, Tel. 36 27 70. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr) Dr. Bodo von Rhein, Jacques-Offenbach-Str. 14 b; Offenbach, Tel. 84 64 28; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").

Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich) Telefon 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4

Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33

ADAC-Pannenhilfe 1 92 11

ACE-Pannenleitstelle 19 21 6

AvD-Pannennotruf 6 60 66 00

VCD-Notrufzentrale 02 21-82 77 -366

Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66

Drogennotruf 62 34 51

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche.

Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.

- ohne Gewähr -

Wir gratulieren

Frau Anni Firle nachträglich zum 88. Geburtstag am 30. Juli.

Wir gratulieren

Frau Eugenie Anthöfer zum 80. Geburtstag am 31. Juli.

Die Bosnier werden bewacht Journalisten unerwünscht / Zweiter Treck nach Wetzlar

HANAU / WETZLAR. "Betreten für Unbefugte verboten, Warnung vor dem Hund", die Tafel an dem von einem privaten amerikanischen Security Service bewachten, von den US- Streitkräften längst geräumten Hanauer Kasernengelände ist unmißverständlich. Zwar ist das Drehtor geöffnet, doch dahinter, an einem mannshohen, willkürlich in den Maschendraht geschnittenen Loch, versperren Wachleute den Weg zum Gebäude 1001. Mit den dort kasernierten 377 Flüchtlingen aus Bosnien-Herzegowina, für die seit Montag die Stadt am Main auf unbestimme Zeit Quartier ist, dürften Journalisten zumindest innerhalb des Geländes vorerst kein Gespräch führen, erläutert denn auch ein herbeigerufener Mitarbeiter des RP und verweist an seine Behördenleitung in Darmstadt.

Freilich: Die Begründung für die Abschirmung hat sich geändert. Noch am Montag hatte Hessens Familienministerin Iris Blaul darauf gedrungen, den Bosniern nach langer Flucht 377 Flüchtlinge und strapaziöser Reise erst mal drei Tage Ruhe zu gönnen und auch erst mal das Votum der Ärzte abzuwarten. Nun haben die Ärzte keine Bedenken mehr gegen den Besuch der Medienvertreter, doch aufs Gelände darf trotzdem keiner - Ministerin Blaul hat sich vorbehalten, Unterkunft und ausgewählte Flüchtlinge in Hanau am heutigen Freitag selbst zu präsentieren.

Unverrichteterdinge umkehren mußte auch ein jugoslawisches Ehepaar aus Düsseldorf, freilich aus anderen Gründen. Die im Rheinland lebenden Landsleute hatten erfahren, daß sich in der Hanauer Kaserne Bekannte, und zwar eine Frau mit Kind, von ihnen befinden. Sie wollte ihre Angehörigen gleich mitnehmen, doch halt: Weil, so die Darstellung von DRK- Kreisgeschäftsführer Joachim Ehlert, in diesem Fall privater Unterbringung die Weiterzahlung von Sozialhilfe oder Krankenversicherung in dem anderen Bundesland ungeklärt sei, hätten die Mitarbeiter in der Kaserne von einer Ausquartierung abgeraten. Dem sei die Frau dann auch gefolgt und in Hanau geblieben.

Einen Erfolg verzeichnete das Rote Kreuz in Hanau auch mit dem Suchdienst: Das DRK konnte den Kontakt zwischen Bosniern aus München und einer Familienangehörigen in Hanau herstellen.

Nach Darstellung des Roten Kreuzes befinden sich in Hanau 20 Kleinkinder, 81 Kinder bis 13 Jahre, 37 Jugendliche bis 17 Jahre, der Rest sind Erwachsene. Es seien von Bürgern Spielsachen gespendet worden, wird am Tor der Kaserne berichtet. Außerdem sind zwei Spielmobile im Einsatz.

Immer noch ungeklärt ist die Frage, wie lange die Bosnier in der Kaserne verbleiben sollen. So sind bei der zentralen Anlaufstelle für die Meldung von Privatunterkünften (Tel. 06151- 125635) inzwischen 320 Anrufer, die etwa 450 Plätze anzubieten hatten, registriert worden. Doch der Großteil dieser Quartiere ist nach Einschätzung des Regierungspräsidiums nicht zu verwenden.

Immer noch würde von den Anrufern überwiegend die Unterbringung von Kindern oder von ein bis zwei Personen offeriert. Die in der Hessen-Homburg-Kaserne lebenden Bosnier gehörten in aller Regel jedoch zu einem Familienverband von oft sieben oder acht Personen, sagte RP- Sprecher Dieter Ohl. "Die Verteilung wird sehr schwierig", denn die Familien wollten in aller Regel zusammenbleiben.

WETZLAR/GIESSEN. Die 400 Kriegsflüchtlinge aus Bosnien/Herzegowina, die Hessen von dem zweiten 5000-Personen-Kontingent aufzunehmen hat, werden nach Auskunft von Susanne Nöcker, Sprecherin des hessischen Ministeriums für Jugend, Familie und Gesundheit, in der Wetzlarer Spilburg-Kaserne eine vorübergehende Bleibe finden. Nach Informationenen aus Wiesbaden haben sich Bund und Staatskanzlei jetzt auf diese Kaserne (es gibt daneben noch die Sixt-von-Arnim-Kaserne) in der rund 50 000 Einwohner zählenden Industriestadt geeinigt.

Unklar ist weiterhin der genaue Zeitpunkt, wann die Sonderzüge mit den Flüchtlingen in Mittelhessen eintreffen werden. "Das kann sehr schnell gehen, die Menschen stehen ja schon abfahrtbereit in Kroatien", sagte Susanne Nöcker. Allgemein wird indes damit gerechnet, daß die vom Bürgerkrieg gezeichneten Menschen Anfang nächster Woche ihr Interims-Domizil in Wetzlar erreichen.

Noch gestern nachmittag wußte man beim Gießener Regierungspräsidium noch gar nicht, in welcher Kaserne die Menschen wohnen werden. Um ganz sicher zu gehen, nahmen die Mitarbeiter des Katastrophenschutzes beim RP, die den Aufenthalt der Flüchtlinge zu organisieren haben, beide ehemaligen Einrichtungen der Bundeswehr in Augenschein. Die "etwas schwierige Nachrichtenlage" der vergangenen Tage kritisierten Keiner weiß was Vertreter von Stadt und Kreis. "Niemand weiß etwas, wie sollen wir uns da einstellen", klagte Wetzlars Bürgermeister Herbert Fiedler.

"Hilfe im Rahmen unserer Möglichkeiten", sicherte Gerhard Bökel (SPD), Landrat des Lahn-Dill-Kreises, zu. Das Regierungspräsidium, wo man laut Sprecher Jochen Süss "nur scheibschenweise mit Informationen aus Wiesbaden versorgt wurde", will jetzt die Zusammenarbeit mit der Kommune, den Hilfsorganisationen und dem Wetzlarer Kreiskrankenhaus intensivieren. "Unsere Leute sind sehr pragmatisch", erklärte Süss, "da wird das schon klappen." -ke/tru

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Kinos Hanau. Arabella: Die Hand an der Wiege (15, 17.30, 20, Sa.: 22.30 Uhr).

Central: Waynes World (15.15, 17.45, 20.15, Sa.: 22.30 Uhr).

Kino-Center im Grimm-Center: Kino I, Kino II, Kino III: Keine Meldung

Palette: Feivel im Wilden Westen (15.15), The Player 17.30, 20, Sa.: 22.30 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Mambo Kings (19.45 Uhr), Edward II (22 Uhr).

Mühlheim. Augenblick: Otto, der Liebesfilm (15.45, 18, 20.15 und Sa.: 22.30 h).

Zeitlos: Batman's Rückkehr (15.15, 17.30, 19.45 Uhr), Delicatessen (22 Uhr).

Gelnhausen. Pali: Otto, der Liebesfilm (20.30 Uhr, So.: 15.30, 18 und 20.30 Uhr).

Casino: Batman's Rückkehr (20.15 Uhr, So.: 16 und 20.15 Uhr). Kulturmix Hanau. Kultursommer: Filmnacht im Fronhof: Birdy, 22 Uhr.

Schöneck. Konzert mit den "Steps", 19 Uhr, Country Hacienda Carlos, Oberdorfelden. Ronneburg. Ausstellungseröffnung "Kunst im Kemenatensaal" von Johann Peter Hinz mit Stahlskulpturen und Hans Herrmann Richter Malerei, 15 Uhr in der Ronneburg.

Parteien/Parlamente Hanau. Nachkerb der SPD Großauheim 14 h Altentagesstätte, alte Langgasse. Verschiedenes Hanau. Puppenmuseum: 10 bis 12 Uhr Beratung alte Puppen, Parkpromenade Wilhelmsbad.

Schaufahren des Modellbauclubs mit ferngesteurten Modellschiffen, 11 bis 15 Uhr im Steinheimer Mainbogen (Nähe Druckhaus).

Evangelische Kirchengemeinde am Limes, Großauheim, 11.30 Uhr Mahnkreis auf dem Marktplatz Hanau.

"30 Jahre Jugendfeuerwehr Klein-Auheim", 14 Uhr Feierstunde, 15 Uhr Kinderfest. Brachttal. Sommerfest des Zwillingstreffs, Grillhütte Hellstein.

Schöneck. Büdesheimer Laternenfest ab 18 Uhr, 21 Uhr Festzug.

Linsengericht. Straßenfest anläßlich des 666-jährigen Jubiläums von Lützelhausen ab 16.45 Uhr. Sonntag

Kulturmix Hanau. Kultursommer: 11 Uhr Konzert mit der Dutch Swing Collage Band, Kurpark Wilhelmsbad (bei Regen im Kurhaus); 20.30 Uhr Chansonabend mit Georgette Dee und Terry Truck, Comoedienhaus Wilhelmsbad.

Ausstellung "Schmuck und Schmükkendes - Werke aus sechs Jahrzehnten" von Siegfried Männle, 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr Goldschmiedehaus.

Führung im Schloß Philippsruhe "Die Geschichte des Schloßgartens - Barock, Günderzeit, Gegenwart", 15.30 Uhr. Verschiedenes Hanau. Dorfbrunnenfest Mittelbuchen, 11.30 Uhr am Obertor.

Fahrradtour des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs, 9 Uhr Brüder- Grimm-Denkmal Marktplatz.

Puppenmuseum: Videofilm "Herstellung von Kimekomi-Puppen", 10.30 Uhr Parkpromenade Wilhemsbad.

Langenselbold. Wandertreff der Naturfreunde, (auch für Nichtmitglieder), Auf dem Wingertskippel (Naturfreundehaus).

Schöneck. Jugendtreff Café Mars, 13.30 bis 16.30 Uhr offener Treff, altes Hofgut Büdesheim.

In den Augen der anderen: Kritik nimmt sie zu persönlich

"Ich sehe durchaus, was Frau Goldmann geleistet hat. Aber sie kann schlecht mit Konflikten umgehen. Kritik nimmt sie zu persönlich. Es ist schwer, mit ihr Kontroversen auszutragen, weil sie sich sehr schnell gekränkt fühlt." Petra von Breitenbach, Vorstandsmitglied des Berufs- verbandes Bildender Künstler "Persönlich mag ich sie sehr gerne und wünsche ihr alles Gute. Ich glaube, daß sie große Fähigkeiten als Politikerin besitzt. Aber sie muß noch einiges lernen im Umgang mit der Basis. Sie hätte mehr auf die Leute zugehen müssen und scheiterte letztlich daran, daß sie nicht bereit war, mit der Basis der Grünen zusammenzuarbeiten."Klaus Wilmes, Wiesbadener Grüner, der gegen eine erneute Kandidatur Margarethe Goldmanns votierte "Sie war eine Dezernentin, die im Hinblick auf ihre fachliche Kompetenz und ihr politisches Auftreten den Grünen gut zu Gesicht gestanden hat. Sie war sicher auch eine Diva. Gar manche der Streitigkeiten zwischen ihr und dem Kreisverband der Grünen gehen auch auf ihr Konto. Ihre Nachfolger werden sich an ihr messen lassen müssen." Wenzel Mayer, Wiesbadener Grüner, der für eine erneute Kandidatur Margarethe Goldmanns votierte "Wir sind enttäuscht, daß ihr Schwerpunkt nicht auf der Schul-, sondern auf der Kulturpolitik lag. Wegen der PCB-Belastung in Schulen sind wir mit ihr aneinandergeraten. Eltern, Kolleginnen und Kollegen sind verstimmt darüber, daß das Thema Schadstoffbelastungen entgegen ihren Hoffnungen, die normalerweise in eine "grüne Dezernentin" gesetzt werden, bei ihr nicht in guten Händen lag. Rita Beek, Kreisvorsitzende der GEW Wiesbaden. "Wir brauchen mehr Frauen dieser Art. Ich habe nur beste Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit ihr gemacht. Sie hat sich stets für unsere Arbeit und für unsere Probleme interessiert. Das Pariser Hoftheater hatte in ihr eine gute Fürsprecherin." Susanne Grauer, Programmgestalterin des Pariser Hoftheaters "Dazu möchte ich mich nicht äußern."Dr. Volker Rattemeyer, Leiter des Landesmuseums in Wiesbaden

Margarethe Goldmann nimmt es nicht tragisch, daß sie ihren Sessel im Schul- und Kulturdezernat räumen muß Endlich frei für Dinge, die sie wirklich interessieren Die 40jährige läßt sich parteipolitisch nicht vereinnahmen Von Margit Fehlinger WIESBADEN. Sie gilt als fachlich kompetent - und wurde doch nicht wiedergewählt. Sie hat ein klar definiertes politisches Bewußtsein - aber kein Parteibuch. Man hält sie für mimosenhaft - und mutete ihr beispiellose persönliche Verunglimpfungen zu: Die Wiesbadener tun sich schwer mit Margarethe Goldmann, der Stadträtin, die in wenigen Wochen ihren Chefsessel im Schul- und Kulturdezernat räumen muß. Längst nicht alle, die vorgeben, sie zu schätzen, haben sie in der Vergangenheit auch unterstützt. Woran die Politikerin letztlich scheiterte, weiß keiner so genau. Auch Margarethe Goldmann nicht. Fühlt sie sich verbittert, daß ihr erst die Grünen und dann auch noch die Sozialdemokraten den Stuhl vor die Tür setzten? "Nein, denn nun habe ich die Chance, nur noch das zu machen, was ich will." Über ihrem Schreibtisch im Arbeitszimmer hängt ein riesiges Gemälde in dunklen, blau-schwarzen Tönen: aufgespannte Regenschirme und eine Lampe. Ein düsteres Bild und bestimmt nicht jedermanns Sache. Doch Margarethe Goldmann gefällt es, weil sie sich nicht mit einem flüchtigen Blick begnügt: "Je länger man es betrachtet, um so heller werden die Farben."

Das Werk des badischen Künstlers Rolf Zimmermann entspricht ihrer Mentalität. Sie ist kein Kind südlich-sonniger Leichtigkeit. "Graue Wetterlagen" sind für sie "das Schönste überhaupt" - Nieselregen eingeschlossen. Das hängt mit ihrer norddeutschen Herkunft zusammen. Sie wurde im Emsland geboren und ist in Bremen aufgewachsen. Und es rührt daher, daß sie das Landleben liebt. Denn das vermittelte ihr "die Fähigkeit zur Kontemplation, zur inneren Ruhe und zum genauen Hinsehen". Wenn sie dennoch in hektische Betriebsamkeit verfällt, dann nur, "um Zeit zu organisieren, die ich brauche, um eingehend betrachten zu können".

Wohlgefühlt hat sie sich - krasser Gegensatz zur vornehmen Hansestadt - auch im Ruhrgebiet. Dort, in Recklinghausen, war sie nach Studium und Referendariat und einem Intermezzo an der Oldenburger Volkshochschule tätig. Die Stadtteilarbeit gewährte ihr Einblick in die Probleme der Bergarbeiterfamilien. In einem Team mit betagten Mitbürgern sammelte sie Geschichten - Erinnerungen an die beschwerliche Zeit vor, während und nach dem Krieg. Die Arbeit an dem Buch, das dabei entstand, nennt Margarethe Goldmann "das Wichtigste in meinem Leben". Es markierte allerdings auch einen Höhepunkt, der in diesem beruflichen Umfeld nicht zu überbieten war: "Ich sah keine Entfaltungsmöglichkeiten mehr." Das war 1985. Damals las sie dann die Anzeige der Wiesbadener Grünen - "Kulturdezernentin gesucht".

Margarethe Goldmann bewarb sich in der festen Überzeugung, "daß diese Aufgabe vor dem Hintergrund meiner Erfahrungen für mich ein leichtes wäre". Und mußte schnell einsehen, "daß ich noch vieles zu lernen hatte". Sie ist selbstkritisch genug, zuzugeben, "daß ich mich in einzelnen Dingen überschätzt habe". Erst nach drei Jahren habe sie die Stadt so richtig gekannt und gemerkt, "daß Routine auch ihre positiven Seiten hat". So gesehen bedauert Margarethe Goldmann, daß ihr eine zweite Amtsperiode versagt bleibt. Es wäre ihr reizvoll erschienen, nach sechsjähriger Aufbauarbeit nun Akzente zu setzen. "Denn man muß eine Situation sehr genau beherrschen, wenn man eingreifen will."

Sie wäre gerne Kulturdezernentin geblieben - und hätte bei weniger festen Grundsätzen wohl auch gute Chancen gehabt. Mehr oder minder durch die Blume hat man ihr zu verstehen gegeben, daß ein Eintritt in die SPD ihrer Wiederwahl förderlich sein könnte. Ein Ansinnen, das sie kränkt: "Ich bin nicht parteipolitisch, sondern in meiner Persönlichkeit festgelegt." Es sei enttäuschend, daß man sich nach sechsjähriger Zusammenarbeit mit ihr noch mit einem Parteibuch absichern wolle, daß es Menschen gebe, die nicht auf Inhalte schauten und denen Parteimitgliedschaft wichtiger sei als die Persönlichkeit, die dahinter stehe. "Mit diesem Politikverständnis finde ich mich nicht ab."

Die dicke Haut, die in ihrem Job und auf dem öffentlichen Präsentierteller notwendig wäre, fehlt Margarethe Goldmann. Maliziös und anzüglich wurde ihre Beziehung zu Oberbürgermeister Achim Exner kommentiert. Das hat bei ihr Wunden geschlagen. Als "Exner-Liebchen" mußte sie sich in einer angesehenen Tageszeitung schmähen lassen. Und wütender noch als diese Diffamierung machte sie die Gleichgültigkeit der Leser: "Dagegen hat kaum einer protestiert." Empfindlich reagiert sie auch "auf Leute, die mit mir reden, weil sie den OB im Hintergrund sehen." Sie besteht darauf, als eigenständige Persönlichkeit angesehen zu werden.

Kann sie sich eine neuerliche Kandidatur als Stadträtin vorstellen, wenn sich nach den Kommunalwahlen im März nächsten Jahres die politische Landschaft in Wiesbaden ändert? Margarethe Goldmann (40) hält sich bedeckt: "Da sage ich weder ja noch nein." Und sie wechselt schnell auf sicheres Terrain über: Daß sie ihrer vorzeitigen "Pensionierung" viel Positives abgewinnt. Daß sie nun endlich Zeit hat, zu lesen. Und daß sie sich mit der neuen Entwicklung der bildenden Kunst beschäftigen kann. "Weil ich nach 18jähriger Berufstätigkeit endlich frei bin für die Mitarbeit an Projekten, die mich wirklich interessieren."

Programm für aktive Senioren aus Freigericht Gemeinde veranstaltet im August mehrere Ausflüge, einen Gesprächskreis und Tanznachmittag

FREIGERICHT. Die Gemeinde Freigericht bietet im August für Seniorinnen und Senioren wieder mehrere Veranstaltungen an: Den Auftakt bildet eine kleine Fahrradtour von Somborn nach Erlensee. Wer beim Ausflug dabeisein möchte, trifft sich am Montag, 3. August, um 10.30 Uhr am Rathaus in Somborn. Die Radler sollten Getränke und einen leichten Imbiß für die Tour nicht vergessen. Bei schlechtem Wetter bittet der Veranstalter, im Rathaus (Telefon: 0 60 55 / 88 80) anzurufen und nachzufragen, ob die Seniorinnen und Senioren losfahren. Die Führung bei der Fahrt übernimmt Frau Fritsch.

Einen Tag später steht eine Bäderfahrt für die älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger im Programm. Die Teilnehmer fahren am Dienstag, 4. August, das Thermalbad in Bad Soden-Salmünster an. Wer sich beim Plantschen nicht völlig erschöpft hat, kann am Mittwoch, 5. August, zum Tanznachmittag in das Somborner Sturmiushaus gehen. Der große Schwof beginnt um 14 Uhr unter Leitung von Frau Ledergerber und Frau Suwald.

Das Seniorenprogramm wird am Montag, 10. August mit einem Gesprächskreis für pflegende Angehörige fortgesetzt. Wer an der Runde teilnehmen möchte, kommt um 20 Uhr in die Alte Kirche nach Altenmittlau (Hauptstraße 72). Tags darauf brechen die Älteren erneut zu einem Ausflug auf: Für Dienstag, 11. August, steht eine große Wanderung im Sommerprogramm. Treffpunkt und Wanderziel werden von den Organisatoren noch rechtzeitig bekanngegeben.

Vorläufiger Höhepunkt des unterhaltsamen Sommermonats August ist die Seniorenfreizeit auf der Ronneburg. Das Aktivwochenende beginnt am Freitag, 28. August, und dauert bis einschließlich Sonntag, 30. August. Während des Aufenthaltes sollen die Wochenendler an Gymnastik, Seniorentanz und Wanderungen teilnehmen. Weitere Informationen zu dieser Veranstaltung sind im Rathaus zu erfahren.

Am letzten Tag des Monats steht noch einmal eine kleine Wanderung im Programm. Termin und Ziel werden vom Veranstalter noch bekanntgegeben. Weitere Auskünfte über die Veranstaltungen gibt Frau Geppert in Somborner Rathaus unter der Telefonnummer 0 60 55 / 8 88 27.

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Hilfe per Telefon

WIESBADEN. Der Verein "Auxilium", der sich um Schwerkranke und ihre Angehörigen kümmert, hat ein Telefon eingerichtet, über das Rat eingeholt werden kann. Zudem werden Helfer vermittelt, die Kranke besuchen und am Bett wachen, um Angehörige zu entlasten. Rufnummer: 0 61 34 / 2 36 55. maf

KRONBERG. "Muß die Stadt euch denn alles vorkauen? Macht doch die Theatergruppe, dann gibt die Stadt auch einen Raum." Die Ansichten von Manuel Kempf, organisiert in der Katholischen Jungen Gemeinde (KJG) stoßen auf heftigen Widerspruch der Jugendlichen, die ihre Freizeit ohne Verein gestalten wollen. "Versuch doch mal, mit einer Band einen Raum für ein Rockkonzert zu finden. Der Hausmeister in der Schönberger Mehrzweckhalle zeigt dir erst mal den Finger, wenn du mit sowas kommst", kontert Christian Maleck. Und so fordern die Leute vom Jugendtreff Grundschule mehr Raum. Unterschiedliche Positionen unter Jugendlichen, die im Recepturhof beim FR-mobil über ihre Situation diskutieren. Kommunikationsschwierigkeiten unter den jungen Leuten und mit der Stadt werden deutlich, und auch der Standpunkt von Bürgermeister Wilhelm Kreß: Investieren in ein Jugendhaus könne die Stadt nur, wenn sie genau wisse, wie viele junge Leute das nutzen.

"Es gibt in Kronberg nichts zwischen Kinderspielplatz und Kneipe", bringt eine Mutter das Problem auf den Punkt, "Sport gibt es jede Menge, aber keinen Freiraum für Jugendliche ab 13 Jahren, keinen Platz, wo sie sich locker treffen können, keinen Probenraum, wo sie üben und herausfinden können, ob Musik machen Spaß macht." Der Probenraum ist einer von vielen Wünschen bei den jungen Leuten, ein Raum, in dem sie ihre Instrumente stehen lassen können. Die Information, daß in der Stadthalle ein schalldichtes Zimmer für Musikgruppen ist, haben die Bands zwar bekommen, wie Christian bestätigt, und: "Wunderbar habe ich gedacht, wir sind mit dem Zettel in der Hand angerückt und trafen einen Hausmeister, der nichts davon wußte".

Das soll sich ändern, verspricht Verkehrsamtsleiter Horst Neugebauer, man müsse ihn nur ansprechen. Offenbar, findet auch Andreas Becker vom Stadtjugendring, liegen Kommunikationsschwierigkeiten vor: "Man muß nur die richtigen Leute ansprechen, dann klappt das."

Die Skepsis gegenüber derartigen Versprechen ist groß - nicht nur bei den jungen Leuten. Ein "ehemaliger" Jugendlicher ist sauer und verläßt die Diskussionsrunde. "Das stimmt doch alles nicht", meint er zu seinem Nachbarn, "ich habe es doch oft genug versucht."

Die Jugendtreff-Leute wehren sich gegen das Argument, ein ständiges großes Jugendhaus wie in Oberursel würde auf Dauer kein Publikum haben. "Erst wenn genügend Raum zur Verfügung steht, können wir ein Angebot machen, das viele anzieht. Aber macht das mal, wenn wie jetzt höchstens 20 Leute im Jugendtreff Platz finden." Ideen gibt es genug (siehe Kasten). Eigeninitiative ist kein Thema für sie: "Wir haben immer wieder gesagt, wir können viel selbst machen." Aber erst eine Sache auf die Beine stellen, allein organisieren und dann bei der Stadt vorsprechen, um Räume zu bekommen - das halten sie wie Jugendpflegerin Karin Hübner für die falsche Reihenfolge.

Die jungen Leute vom Jugendtreff, die für ihre Freizeit eigene Ideen entwickeln wollen und das Korsett eines Vereins oder einer kirchlichen Jugendgruppe scheuen, hören Gegenargumente der Organisierten. Manuel Kempf von der KJG betont, "daß zu uns jeder kommen kann. Wir haben auch zwei Jahre gebraucht, ehe wir von der Kirche die Räume bekommen haben." Die seien jeden Tag geöffnet, auch wenn die KJG nur einmal in der Woche eine feste Gruppenstunde habe. Animositäten zwischen den "organisierten" und "freien" Jugendlichen zeigen sich, wenn sie auch nicht offen, sondern später in kleiner Runde ausgesprochen werden: Die von der KJG haben "keinen Bock" darauf, im Jugentreff vorbeizuschauen, umgekehrt gibts aber auch keine Berührungspunkte. Kommunikationsprobleme auch unter Jugendlichen.

Der Stadtjugendring bietet sich an. "Immerhin haben wir 2000 Mitglieder", sagt Andreas Becker, "und da sind auch Jugendorganisationen dabei, die sich nicht mit Sport beschäftigen."

Vereine, die Jugendgruppen haben, werden von den Freunden der ungebundenen Freizeit nicht abgelehnt. "Ich bin auch bei den Pfadfindern", sagt Simon Tomasi, "aber ich möchte gern auch mal was anderes machen."

Da auch die Junge Union (JU) bei der Debatte vertreten ist, lebt die Diskussion über den Recepturkeller wieder auf, der nach wie vor freitags geschlossen bleibt. Die JU, ansonsten mit dem Konzept von Keller-Pächter Dieter Kaiser einverstanden, plädiert immer noch für die Freitagsöffnung: "Dann haben die Jugendlichen Zeit, was zu unternehmen." Tobias Fuchs sieht in den Argumenten für die Schließung Symptome für die Einstellung der Stadt gegenüber der Jugend: "Zwei oder drei Anlieger haben sich mit hämischen Worten über 150 Jugendliche im Recepturhof beschwert und die Stadt hat's prompt ausgehängt. So dürfen wir nicht über uns reden lassen. Offenbar haben zwei Anwohner mehr Gewicht als 150 junge Leute." Dieter Kaiser bremst: "Es hat noch andere Gründe gegeben. Wenn aber jemand andere Vorschläge für den Freitag hat, bitte, aber der muß dann auch die Verantwortung übernehmen."

Kronberger Jugendliche haben keine einhellige Meinung darüber, wie sie ihre Freizeit gestalten wollen, ist klargeworden. Und es gibt Defizite im Angebot. Aber, so fanden nicht nur die Vertreter der Stadt: "Es ist gut, mal wieder miteinander geredet zu haben." Jugendliche aus dem Jugendtreff fürchten, daß es beim Reden bleibt und daß sie seitens der Offiziellen nur "Sprechblasen" gehört haben. Die Zukunft wird's weisen. nau

Bauwirtschaft ist überaltert Fachkräfte und Nachwuchs fehlen / Hohe Fluktuation

cri FRANKFURT A. M. Die westdeutsche Bauwirtschaft ist völlig überaltert. Wie aus einer Analyse der Gewerkschaft Bau-Steine-Erden hervorgeht, nahm bei insgesamt abnehmender Beschäftigung die Zahl der Arbeitnehmer über 50 Jahre von 191 255 im Jahre 1982 bis zum vergangenen Jahr auf 250 555 zu. Gravierend ist jedoch auch die Entwicklung bei den Fachkräften, die zumeist in der Gruppe zwischen 30 und 49 Jahren zu finden sind. Die Zahl der "Dreißiger" verringerte sich im betrachteten Zeitraum von 212 183 auf 204 402, bei den "Vierzigern" wurden in der abgelaufenen Periode noch 187 687 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte gezählt nach 340 909 neun Jahre zuvor. Innerhalb von fast einer Dekade hat sich damit der Anteil der Fachkräfte mittleren Alters von 52 auf 42 Prozent verringert. Hingegen stieg trotz Vorruhestandsregelung die Quote der über 50jährigen von einem Fünftel auf 28 Prozent.

Ursachen für die Überalterung sind etwa die Abwanderung von Baufachkräften in andere Berufe - ausgelöst auch durch einen massiven Stellenabbau vor mehreren Jahren -, das schlechte Image sowie damit einhergehende Nachwuchsprobleme. Zählte das Hauptgewerbe Anfang der vergangenen Dekade noch mehr als eine Million Beschäftigte, sank deren Zahl bis 1984 auf 877 00. Mittlerweile verdienen (im Westen) wieder mehr als eine Million Menschen am Bau ihre Brötchen. Teils schlechte Arbeitsbedingungen sowie das fehlende ganzjährig gesicherte Einkommen hielten viele junge Leute vom Erlernen eines Baujobs ab. Die Imageprobleme wurden von den Unternehmern lange Jahre als Propaganda der Gewerkschaft abgetan. Inzwischen zeigen allerdings auch sie Einsicht, da der Fachkräftemangel gravierende Ausmaße angenommen hat. Mit Werbekampagnen versuchen sie junge Leute für einen Bauberuf zu gewinnen. Aber auch in den Tarifverhandlungen wurden in jüngster Zeit einige Verbesserungen erreicht. Die Lage hat sich jedoch noch längst nicht entspannt, denn zwischen 1982 und 1991 hat sich die Zahl der unter 20jährigen am Bau von damals 90 412 auf 36 972 Beschäftigte verringert. Auch von 1990 auf '91 zeigte der Trend abwärts.

Hoch ist auch die Fluktuation in der Branche. Die durchschnittliche Beschäftigungsdauer eines Arbeitnehmers im Baugewerbe betrug 1990 zwei Jahre und 139 Tage und war damit fast ein Drittel niedriger als im gesamtwirtschaftlichen Schnitt. Besonders treu sind Banker und Versicherungsangestellte. Sie hielten es im Schnitt sieben Jahre und 51 Tage bei einem Brötchengeber aus. Dabei ist aber auch zu berücksichtigen, daß der Bau stärker von konjunkturellen Schwankungen betroffen ist als die Finanzwirtschaft.

Feuerwehr löschte Wald und Holzpaletten

HAINBURG. Rund 100 Quadratmeter Wald nahe der Liebfrauenheide standen am späten Mittwochnachmittag in Flammen, die von 30 Mann der Wehr Klein- Krotzenburg rasch unter Kontrolle gebracht wurden. Passanten hatten die Wehr nicht nur alarmiert, sondern selbst Löschversuche unternommen.

Vier Stunden später galt es für die gleichen Männer, bei einem Baumarkt in der Fasaneriestraße in Brand geratene Holzpaletten zu löschen. In beiden Fällen wird vorsätzliche Brandstiftung nicht ausgeschlossen. ttt

Für die Händlerschürze:

Frankfurt: Granate explodierte auf Parkplatz

Wer will das Programm für Jugendliche machen?

KRONBERG. Anne Nasse, Geschäftsführerin der Kulturgesellschaft, sucht noch junge Kronbergerinnen und Kronberger, die im "Jugendprogrammausschuß" der GmbH mitmachen wollen.

Jugendliche, die Lust haben mitzuplanen, was sich in Zukunft in der Stadthalle und auf dem Berliner Platz für ihre Altersgruppe abspielt, wenden sich direkt an Anne Nasse (Tel. 0 61 73 / 70 31 15).

Sie signalisierte beim FR-mobil am Mittwochabend im Recepturhof Bereitschaft, auch ein Kronberger Sommerprogramm zu entwickeln. (Lesen Sie dazu unseren nebenstehenden Bericht.) mk

Mit der EG im Rücken könnte Norwegen

die Zusammenarbeit mit dem großen

Nachbarn weiter vorantreiben als ohne

sie, findet Thorvald Stoltenberg, und die

Regionalfonds der EG wären als

Finanzierungsquelle sehr willkommen.

Infomobil des ADFC steht am Landgrafenplatz

FRIEDRICHSDORF. Das Infomobil des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) macht am Samstag auf dem Landgrafenplatz Station. Radfahrer - und solche, die es werden wollen - können sich von 8.30 Uhr bis 13 Uhr über Radwege, Kartenmaterial, geführte Radtouren des ADFC, und über alles rund ums Rad informieren. Auch wird die kostenlose Grüngürtelkarte von Frankfurt verteilt. Für Kinder steht eine Fahrt mit dem Tridem auf dem Programm. isa

Hauau: Energiemobil kommt früher

HANAU. Aus organisatorischen Gründen macht das Energiemobil bereits am kommenden Dienstag, 4. August, von 9.30 bis 16 Uhr auf dem Hanauer Marktplatz Station und nicht erst am 13. August.

Kleine FR

Literatur per Telefon OFFENBACH. Über die Rufnummer 1 15 10 kann man sich in Offenbach Literatur ins Haus holen. Kurt Baumbach stellt vom 2. bis 15. August seine Reflexionen zum Thema Urlaub vor. Er formuliert das in "Offebacherisch". Von "Heinrich Heine und Klezmer" ist vom 16. bis 22. August die Rede, präsentiert von Ludo Kaiser (in Wiederholung). Walter Weisbecker trägt vom 23. August bis 5. September seinen Text zu "Ein Briefwechsel des (ganz) jungen Goethe" vor. Familientag der Kolpingfamilie MÜHLHEIM. Zum Familientag lädt die Kolpingfamilie der Pfarrei St. Sebastian in Dietesheim für Sonntag, 2. August, ein. Gefeiert wird im Garten an der Hanauer Straße. Um 10 Uhr findet ein Gottesdienst statt, anschließend ein Frühschoppen, später gibt's Mittagessen sowie Kaffee und Kuchen. Sommerfest in Heusenstamm HEUSENSTAMM. Zu seinem Sommerfest lädt der Obst- und Gartenbauverein für den 7. bis 9. August auf sein Gelände am Schloß ein. Eröffnet wird die Fete am Freitag, 7. August, um 20 Uhr mit einem Oldie-Abend, an dem die Gruppe "Rock-Sonne" spielt. Am 8. August gibt es um 15 Uhr Kinderspiele, um 20 Uhr Tanz mit "Rainbow", um 21 Uhr einen Laternenumzug durch die Gärten. Beim Frühschoppen am 9. August musiziert die "Odenwaldkapelle". Flohmarkt rund ums Kind OBERTSHAUSEN. Kinderkleidung und Spielzeug wird am Samstag, 8. August, bei einem Flohmarkt auf dem Vorplatz der St.Pius-Kirche angeboten. Die Standgebühr beträgt sieben Mark - der Erlös wird bosnischen Flüchtlingen zugute kommen. Anmeldungen nimmt Kerstin Rill, Telefon 069/86 88 91, entgegen. Verkehrsausschuß tagt OBERTSHAUSEN. Die Streckenführung der S-Bahn ist ein Thema bei der Sitzung des Verkehrs- und Umweltausschusses, zu der die Stadtverordneten am Mittwoch, 19.30 Uhr, im Rathaus an der Schubertstraße zusammentreten. Weitere Punkte: ein Antrag der SPD auf Ausweisung der Lämmerspieler Straße als Einbahnstraße und der Schutz der Landschaft im Kreis. Geburtsvorbereitung OFFENBACH. Werdenden Eltern bietet das Ketteler-Krankenhaus wieder einen Informationsabend: Am Dienstag, 4. August, wird in der Klinik, Lichtenplattenweg 85, ein Film über die Geburt vorgeführt - anschließend Diskussion. Beginn: 19.30 Uhr.

"Süße Ferienzeit" endet Schulanfang: Was wichtig und beherzigenswert ist

MAIN-TAUNUS-KREIS. Die Schulferien sind fast vorbei, und auch für die ABC-Schützen beginnt in den Schulen des Main-Taunus-Kreises der sogenannte Ernst des Lebens - für sie allerdings erst am kommenden Dienstag um 10 Uhr.

Einen Tag früher schon müssen sich die Pennäler der anderen Klassen wieder auf den berühmt-berüchtigten Bänken einfinden: Von der zweiten Klasse bis zur Oberstufe geht der Unterricht in aller Regel am Montag zwischen 8 und 8.45 Uhr los. Für die Neulinge gibt es in zahlreichen Schulen am Montagabend Informationsveranstaltungen.

Nicht nur Rechnen und Schreiben will gelernt werden, sondern auch der tägliche Gang zur Schule. Verkehrsexperten und Polizei geben deswegen Tips an Eltern und Autolenker.

Der erste Appell gilt den Autofahrern: Ihr Fuß soll runter vom Gas, sobald eine Schule vor der Windschutzscheibe auftaucht. Das gleiche gilt, wenn Kinder am Straßenrand laufen.

Die Experten weisen darauf hin, daß Kinder ihre Umwelt anders wahrnehmen als Erwachsene. So haben die Kleinen ein begrenzteres Sichtfeld. Das Tempo fahrender Autos einzuschätzen, ist ihnen unmöglich. Außerdem lassen sie sich leicht ablenken und reagieren unüberlegt. Es ist deswegen sinnvoll, die Kinder in der ersten Zeit auf dem Schulweg zu begleiten, bis sie sich alleine zurecht finden.

Die Polizei rät außerdem zu farbenfroher Kleidung. Sie erhöht die Sicherheit, weil Kinder früher von den Verkehrsteilnehmern gesehen werden können. Hingegen Finger weg vom Rad: Grundschüler können sich noch nicht zweirädrig im Straßenverkehr bewegen, meinen die Schutzmänner. Sinnvoll seien dagegen Schulweg-Gemeinschaften von Kindern.

Auch die Krankenkassen geben Tips - in erster Linie zum Pausenbrot. Und diese Ratschläge gelten auch für die Schultüte: Statt allzu vieler Süßigkeiten gehöre dort besser frisches Obst hinein. dis

Kleine FR

Dias von Kakteen in Mexiko HANAU. Dias von Kakteengebieten in Mexiko sind am 31. 7., 19.30 Uhr im Saal der Ha- nauer Gaststätte "Sandelmühle" zu sehen. Veranstalter ist der Verein der Kakteenfreunde Hanau und Umgebung. Sie bieten am 28. 8. einen Ausflug nach Thüringen an.

BAHNENGOLF

DEUTSCHE MEISTERSCHAFTEN der Männer, Frauen und Seniorinnen/Senioren in Pfungstadt, Arheilgen, Walldorf und Dreieichenhain: Vorrunde Männer und Frauen (Fr. ab 8 Uhr in Pfungstadt, Am Friedhof, ab 8 Uhr in Arheilgen, Auf der Hardt), Vorrunde der Seniorinnen und Senioren (Fr., ab 9 Uhr Walldorf, In der Trift/Dreieichenhain, Koberstädterstr.). Zwischen- und Finalrunden (Sa., ab 8 Uhr in Arheilgen/Männer und Frauen - in Dreieichenhain/Seniorinnen und Senioren).

Wohnen auf IG-Metall-Gelände Städtische Gesellschaft soll sich einkaufen und später bauen

Der Magistrat hat jetzt offiziell bestätigt, daß eine städtische Wohnungsbaugesellschaft voraussichtlich das Gelände der IG Metall in der City West an der Theodor-Heuss-Allee mit Sozialwohnungen bebauen wird. Der Magistrat beantwortete eine Anfrage der Christdemokraten, die unter Hinweis auf den geplanten Hochhausbau der IG Metall an der Wilhelm-Leuschner-Straße wissen wollten, wie sich diese Entwicklung mit der erklärten Absicht von Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) vertrage, er wolle von Bürobau-Investoren auch die Errichtung von Wohnraum fordern.

"Dies trifft nicht zu", antwortete der Magistrat auf die Frage, ob die Stadt selbst das IGM-Grundstück kaufen werde. Gleichzeitig wird mitgeteilt, daß möglicherweise eine der Stadt gehörende Gesellschaft das Gelände kaufen und mit 2000 Sozialwohnungen bebauen wird. "Der Magistrat würde dies begrüßen."

Nach Auskunft des Planungsdezernats sollen 30 Wohnungen im bestehenden IG-Metall-Gebäude an der Wilhelm- Leuschner-Straße 88 erhalten bleiben, 600 Quadratmeter sollen in Büroraum umgewandelt werden. Im Bereich des Untermainkais will die IG Metall 88 Wohnungen neu schaffen. Die Stadt wird den Gewerkschaftern "nach überschlägigen Ermittlungen" im Gegenzug 16 000 Quadratmeter Nutzfläche in einem zweiten Büroturm bewilligen.

Mit "großem Befremden" hat gestern die Rathaus-CDU auf den Bericht reagiert. Edwin Schwarz, der planungspolitische Sprecher der Union, warf der SPD vor, sie habe ihre Grundsätze über Bord geworfen. Er erinnerte daran, daß CDU und SPD einst gemeinsam eine Erhaltungssatzung für das Bahnhofsviertel beschlossen hätten, die auch an der Leuschner-Straße Hochhäuser verhindern sollte. Noch vor der Kommunalwahl 1989 sei zu CDU-Mehrheitszeiten mit dem Einverständnis der SPD ein Projekt der Commerzbank abgelehnt worden. Nun solle wenige Meter weiter das Hochhaus der IG Metall gestattet werden.

Die Sozialdemokraten hätten zudem von der einst lautstark verkündeten Politik Abstand genommen, daß Investoren auch Wohnungen bauen müßten. Was die IG Metall anbiete, könne nur als Trostpflaster angesehen werden.

Daß nun eine städtische Gesellschaft für den Bau von Sozialwohnungen in die Bresche springen solle, sei wohl kaum im Sinne dieser einst vollmundig verkündeten Linie. Die CDU fordert den Magistrat auf, mit der IG Metall neu zu verhandeln. cg

Bei der Stadt ist Sonnenenergie Trumpf

RÖDERMARK. Dusch- und Warmwasser aus den Hähnen in den Waschräumen und Heizungskellern der Sporthalle Ober-Roden und der Halle Urberach werden künftig mit Sonnenenergie temperiert. Der Magistrat hat sich dazu entschlossen, obwohl die Installation entsprechender Apparaturen wirtschaftlich kaum zu vertreten ist.

Im Auftrag der Stadtverordnetenversammlung waren entsprechende Wirtschaftlichkeits-Untersuchungen angestellt worden. Ergebnis: Für die Sporthalle Ober-Roden lassen sich jährlich rund 30 000 Kilowattstunden Strom oder 1500 Mark in barer Münze einsparen; demgegenüber stehen insgesamt 52 000 Mark an Investitionen für die solare Brauchwassererwärmung, wie der terminus technicus lautet. Die Anlage würde sich also erst nach 33 Jahren amortisieren, und selbst bei 30 Prozent an zu erwartenden Zuschüssen vom Land Hessen rechnet sich das Unterfangen erst im Jahre 2015, von Wartungs- und eventuellen Reparaturkosten einmal abgesehen.

Analog dazu die Zahlen für die Halle Urberach: Ein Einsparungseffekt von rund 21 000 Kilowattstunden oder nach heutigem Tarif 1126 Mark, nötiger Aufwand 42 800 Mark, Amortisation nach 38 beziehungsweise 27 Jahren.

Wenn sich der Magistrat dennoch für die teure Lösung entschieden hat, so im Interesse des Umweltschutzes und, so meint Erster Stadtrat Alfons Maurer, "um eine gewisse Vorbildfunktion auszuüben". Und immerhin bliebe der Stadt Rödermark damit eine dicke schwarze Wolke aus Kohlen- und Schwefeldioxid, Stickstoff und Staub in der Luft erspart. ttt

Notdienste · Notdienste

Wochenende

Ärzte und Zahnärzte Alle diensthabenden Ärzte und Zahnärzte sind bei folgenden Bereitschaftsdiensten zu erfragen:

Friedberg/Bad Vilbel/Rosbach. DRK Leitstelle Wetterau: Homburger Str. 26, Telefon 0 60 31 / 60 00 00.

Bad Nauheim. Johanniter Unfallhilfe: Telefon 0 60 32 / 3 19 16.

Altenstadt. Ärztlicher Notdienst: Lindheim, Altenstädter Str., Tel.0 60 47 / 3 51, von Sa. 11 bis Mo. 6 Uhr.

Büdingen. Ärztlicher Notdienst: Vogelsbergstr. 94 (DRK-Haus), Tel. 0 60 42 / 12 11, von Sa. 11 bis Mo. 6 Uhr.

Echzell. Johanniter Unfallhilfe, Telefon 0 60 08 / 213.

Butzbach. Malteser-Hilfsdienst: Roter Lohweg, Telefon 0 60 33 / 62 29.

Reichelsheim. Ärztlicher Bereitschaftsdienst Wetterau, Tel. 0 60 35 / 33 33.

Ortenberg-Gelnhaar. Ärztlicher Sonntagsdienst: Am Kleck 12, Tel. 0 60 46 / 23 70.

Nidda/Ranstadt. Ärztliche Sonntagsdienstgemeinschaft von Sa. 12 Uhr bis Mo. 6 Uhr, Tel. 0 60 43 / 34 11.

Karben/Niddatal. Arbeiter-Samariterbund: Tel. 0 60 39 /4 15 55 und Ärztlicher Notdienst, Klein-Karben, Rathausstr. 35, Tel. 0 60 39 / 21 45. Apotheken Friedberg, Bad Nauheim, Rosbach. Sa.: Usa-Apotheke, Bad Nauheim, Frankfurter Str. 55, Tel. 0 60 32 / 8 48 48 - So.: Apotheke am Bahnhof, Friedberg, Saarstr. 52, Tel. 0 60 31 / 26 65.

Bad Vilbel. Sa.: Sprudel-Apotheke, Friedberger Str. 13, Tel. 0 61 01 / 23 21 - So.: Süd-Apotheke, Frankfurter Str. 122, Tel. 0 61 01 / 8 53 34.

Butzbach. Sa.: Liebig-Apotheke, Marktplatz 22, 0 60 33 / 6 51 42 - So.: Bahnhof- Apotheke, Weiseler Str. 41, Tel. 0 60 33 / 6 89 88.

Karben/Niddatal. Sa.: Paracelsus-Apotheke, Petterweil, Sauerbornstr. 15, Tel. 0 60 39 /71 00 - So.: Markt-Apotheke, Klein-Karben, Karbener Weg 8-10, Tel. 0 60 39 / 25 06. Krankentransporte Bad Vilbel. Über das DRK, Tel. 0 61 01 / 8 40 20, und ASB, Frankfurter Straße 85, Tel. 0 61 01 / 22 22.

Karben/Niddatal. ASB Karben 1, Dieselstr. 9, Tel. 112 od. 0 60 39 / 4 15 55.

Rosbach. Leitstelle Friedberg-West, Tel. 0 60 31 / 60 00 00. Versorgungsbetriebe Friedberg. Bei Stromstörungen: OVAG, Friedberg, Tel. 0 60 31 / 821.

Bad Vilbel. Stadtwerke, Tel. 0 61 01 / 6 40 51, zuständig für Gas- und Wasserversorgung. Abwasserschäden: Städtischer Betriebshof über Polizei Bad Vilbel, Tel. 0 61 01 / 70 45.

Karben. Tel. 0 60 39 / 4 22 55.

Rosbach. Maingas Frankfurt, Tel. 0 69 / 70 10 11. Sonstiges Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66.

Pille danach, Pro Familia Friedberg, Tel. 0 60 31 / 23 36 (außerhalb der Sprechzeiten Adressen auf Anrufbeantworter).

Zur Sache: Ideen und Pläne

KRONBERG. "Die Stadthalle ist auch für die Jugendlichen da", versicherte Erster Stadtrat Karsten Stahlberg. Anne Nasse, zuständig für Kulturelles im Prachtbau, traut sich jedoch nicht, im großen Saal ein Rockkonzert für Jugendliche anzubieten. "Die können nicht zwei Stunden aufs Rauchen verzichten", weiß sie. Das Parkett aber verträgt nicht, daß darauf Kippen ausgedrückt werden. "Einen zusätzlichen Boden auszulegen, wäre eine Möglichkeit", meint sie. Stahlberg: "Darüber läßt sich reden."

Zur Forderung nach Übungsräumen für die Kronberger Bands verweist Bürgermeister Wilhelm Kreß auf den schallisolierten Probenraum im Keller der Stadthalle. Verkehrsamtsleiter Horst Neugebauer: "Man muß nur mit mir reden, dann kann man ruck-zuck rein." Nachteil: Die aufwendige Technik müßte bei jeder Probe auf- und abgebaut werden. Das dauert jeweils mindestens eine halbe Stunde.

Konzerte mit Kronberger Bands für Jugendliche auf dem Berliner Platz will Anne Nasse fest ins Sommerprogramm aufnehmen. "Ich warte auf Angebote von Musikgruppen, aber es muß nicht Musik sein, es können auch Kunststücke sein, Slapstick, Jonglieren oder dergleichen." Als Ansporn zum Mitmachen will sie einen Preis aussetzen. Zudem plant sie in Zusammenarbeit mit den Kronberger Lichtspielen eine Open-Air-Kino-Nacht im Park oder auf dem Berliner Platz.

Als Ort für Rockkonzerte bietet Neugebauer die Rathausterrasse an. Im angrenzenden Garten könnten die Zuhörer auf der Wiese lagern. Einzige Bedingung: Um 22 Uhr, spätestens eine halbe Stunde später müßte Schluß sein. "Aber wenn man um 16 Uhr beginnt, könnte man sich um die Zeit auch ausgetobt haben", findet er.

Als Treffpunkt für die Jugendlichen soll es bald einen zusätzlichen Raum in der alten Grundschule geben, erklärte Bürgermeister Wilhelm Kreß. Jugendliche richten ihn selbst her.

Im Winter'schen Palais oder in einem Anbau an der alten Grundschule könnte laut Kreß später ein Jugendcafé oder -haus eingerichtet werden. Die Entscheidung darüber, betonte er, liegt jedoch beim Stadtparlament. AW

Das neue Gesetz schützt das Leben besser Die Rechtsprofessoren Erhard Denninger und Winfried Hassemer zum Abtreibungs-Streit

FR: Welches sind Ihre zentralen Argumente für die Verhandlung vor dem Bundesverfassungsgericht am Dienstag?

Denninger: Zunächst: Am Dienstag wird nicht über die Hauptsache verhandelt. Es geht um die Frage eines vorläufigen Rechtsschutzes für die Antragsteller. Das bedeutet, daß die Frage der Verfassungsmäßigkeit der angegriffenen Normen keine Rolle spielt, sondern lediglich eine Folgenabwägung stattzufinden hat.

FR: Aber dafür zählen doch schon Argumente, die auch in der Hauptsache vorgetragen werden? Also etwa, ob durch die Neuregelung, wie von der Klägerseite behauptet, ein "Abtreibungsschub" einsetzen wird.

Denninger: Das ist richtig. Alles, was über die Zukunftsprognose oder die Wirkung der bisherigen Regelung zu sagen wäre, kann und muß Gegenstand der Folgenabwägung sein.

FR: Was bedeutet das für Sie?

Denninger: Zum einen ist es das genannte Stichwort Abtreibungsschub, daß heißt die Behauptung der Antragsteller, daß mit Inkrafttreten des neuen Gesetzes die Zahl der Abbrüche sprunghaft nach oben gehen würde. Das ist eine reine Spekulation. Dafür gibt es keinerlei Zahlenhintergrund, im Gegenteil. Man kann einer differenzierten und sorgfältigen Stellungnahme der Bundesärztekammer entnehmen, daß sich nach Auffassung der Ärzte nichts ändern wird, weder in der einen noch in der anderen Richtung.

FR: Es ist auch eine historische Erfahrung, daß das Strafrecht an der Zahl der Abtreibungen wenig ändert.

Denninger: Deswegen ist das neue Gesetz ganz gezielt kein Anti-Abtreibungsgesetz, sondern auch im Titel bezeichnet als "Schwangeren- und Familienhilfegesetz", das eine umfassende sozial- und familienpolitische Regelung für die Schaffung eines familien- und kinderfreundlicheren Klimas in der Bundesrepublik herbeiführen soll.

FR: So überzeugend ist die soziale Flankierung nicht.

Denninger: Da müßten wir Einzelheiten diskutieren. Ich glaube schon, daß das Gesetz so beschaffen ist, daß zwar einerseits die rechtliche Mißbilligung des Abbruchs, die das Bundesverfassungsgericht seit 1975 verlangt, vorhanden ist, aber andererseits die flankierenden Maßnahmen insgesamt nicht nur ausreichen, sondern geeignet sind, eine Wirkung zu erzielen, die das bisherige Strafrecht nun evident nicht erzielt hat. Das ist unser Hauptargument: Das neue Gesetz ist besser als das alte. Deswegen besteht kein Grund, sein Inkrafttreten zu verhindern.

FR: Wäre die Beibehaltung der Strafnorm bei Einführung der sozialen Hilfen nicht ein noch effektiverer Schutz?

Hassemer: Ich glaube, man muß sich von der Vorstellung verabschieden, das Strafrecht könnte soziale Maßnahmen unterstützen. Es verhindert sie. Welche Frauen gehen denn zu Behörden und sagen: "Ich bin in Not", wenn sie damit rechnen müssen, daß sie strafrechtlich verfolgt werden.

FR: Am Dienstag wird es auch um die Entscheidung von 1975 gehen, mit der Karlsruhe die damalige Fristenregelung aufhob. Der zentrale Leitsatz betraf die grundsätzliche rechtliche Mißbilligung des Schwangerschaftsabbruches durch den Staat. Sind Sie der Überzeugung, daß das neue Recht dies erfüllt?

Denninger: Ich bin fest davon überzeugt, daß das Gesetz in der derzeitigen Gestalt allen Bedingungen der Entscheidung von 1975 genügt, wobei man sehen muß, daß die Entscheidung damals in sich nicht bruchlos formuliert war. Es gibt liberalere, es gibt ganz harte Passagen. Zu den harten Ausgangspunkten gehört das Verlangen, daß eine klare, grundsätzliche, rechtliche und ethische Mißbilligung des Abbruchs zu erfolgen hat. Dies steht im Gesetz drin. Der Paragraph 218, der die eigentliche Grundsatzregelung enthält, unterscheidet sich inhaltlich überhaupt nicht von der jetzigen Regelung. Eine indirekte Grundsatzmißbilligung, wonach es sozialpolitisch sozusagen unerwünscht ist, ergibt sich auch aus dem sehr kostspieligen, Milliarden erfordernden Programmm, das vorgesehen ist; denn das würde der Staat nicht machen, wenn er nicht der Meinung wäre, dies sei etwas Wichtiges.

FR: Aber dies soll erst 1995 in Kraft treten . . .

Denninger: Das können Sie so pauschal nicht sehen. Wenn Sie den Anspruch auf einen Kindergartenplatz ansprechen, dann kann der noch nicht voll implementiert werden und die Pflicht für die Länder wird sozusagen ab 1995 verschärft. Aber wir sind im Jahr 1992, und 1995 sind die heute Geborenen und zu Gebärenden dann gerade drei Jahre alt, und dann können sie in den Kindergarten gehen. Außerdem fängt man nicht bei der Stunde Null an. Zu Ihrer Eingangsfrage: Das Gesetz entspricht dem Diktum des Bundesverfassungsgericht von damals, wonach die rechtliche Mißbilligung nicht unbedingt durch Strafrechtsnormen ausgedrückt werden muß, sondern daß Strafrechtsnormen nur ultima ratio sein dürfen und daß sie ihre Eignung beweisen müssen. Und seine Eignung zur Senkung der Abbruchzahlen hat das Strafrecht eben nicht bewiesen.

FR: Eignung zu Verhinderung von Straftaten: Das gilt auch für Straftaten wie Diebstahl, Betrug, Unterschlagung. Muß man beim 218 die Eignung schärfer einfordern als bei Alltagsdelikten?

Denninger: Es liegt, so glaube ich, ein wesentlicher Unterschied in der Regelungsmaterie, in dem dahinter stehenden Rechtsbewußtsein der Betroffenen. Über Diebstahl gibt es noch ein ziemlich klares Rechtsbewußtsein. Wenn der nicht verfolgt werden kann, weil die Kräfte nicht ausreichen, dann ist das ein anderes Problem als die Situation, in der die Frauen aus eigener Entscheidung eingreifen und den Abbruch machen, egal, ob er nun legalisiert oder illegalisiert ist. Das ist eine Entscheidung, die so an die Existenz der Frau geht, daß sie in den Tiefen der Persönlichkeit getroffen wird, wo das Strafrecht überhaupt nicht hinreicht.

Hassemer: Weil dies eine Entscheidung ist, die ins Innerste der Persönlichkeit hinein reicht, ist sie besonders grundrechtssensibel. Wenn das so ist, hat die Regelung einen besonders hohen Argumentationsdruck und muß beweisen, daß sie geeignet ist, um Erfolg zu zeitigen. Man darf bei dem derzeitigen Gesetz nicht vergessen: Dieses heutige Gesetz ist nicht ehrlich, jedenfalls in seiner Anwendung. Wir verstecken achtzig Prozent aller Abtreibungen in der allgemeinen Notlagenindikation. Da ist das heutige Gesetz klarer, weil es sagt, was es glaubt.

FR: Die Antragsteller argumentieren, daß in Deutschland das Rechtsempfinden vom Strafrecht geprägt sei und es deshalb nicht in das Benehmen der Schwangeren gestellt werden dürfe, allein zu entscheiden, ob sie abtreibt oder nicht.

Hassemer: Erstens wird am Strafrechtsschutz nichts zurückgenommen. Der Paragraph 218 bleibt, wie er ist. 218 b, 219 b und c bleiben - der Schutz bleibt im Grunde groß. Was sich ändert, ist nur ein etwas erweiterter Rechtfertigungsraum. Und das hat mit dem Belieben der Frau überhaupt nichts zu tun. Sondern es ist die Konsequenz aus der Erfahrung, daß das Strafrecht dieses Innerste der persönlichen Entscheidung nicht erreicht.

FR: Dürfen wir dagegenhalten? Es erreicht die tiefen Schichten des Täters nicht - ähnliches könnte man auch für andere sagen. Hier kommt doch hinzu, daß man die abtreibende Frau eigentlich nicht als Täterin sieht.

Hassemer: Der Totschläger hält schon an der Norm für den Totschlag fest. Und der Dieb an der für den Diebstahl. Es gibt in den Gefängnissen rigidere Normenvertreter als draußen. Im 218-Komplex spielt die persönliche, existentielle Moral ein große Rolle. Ich sage, daß Frauen jedenfalls heute anders darüber denken als Männer, was bedeutet, daß wir eine Beurteilungsdifferenz nach Geschlechtern haben. Wenn das so ist und es diese Differenz bei anderen Taten nicht gibt, dann soll das Strafrecht zurückhaltend sein.

Denninger: Die Täter-Opfer-Situation ist eine völlig andere als beim Totschlag, beim Raub oder beim Diebstahl. Hier ist die Täterin immer zugleich auch in der Opfersituation. Das ist für sie immer ein Opfer, ein gravierender Eingriff in sich selbst - objektiv und subjektiv. Diese Verklammerung von Täterin und Opfer macht eine andere Situation aus, und die muß, wenn man strafrechtlich an die Sache herangeht, ihren Ausdruck finden.

FR: Die Frage der "Zwangsberatung" hat in der politischen Auseinandersetzung eine große Rolle gespielt. Halten Sie es aus rechtlichen Gründen für notwendig, daß eine Beratung erfolgt?

Denninger: Ich halte es aus rechtlichen Gründen im Blick auf die Fassung des Urteils aus 1975 für notwendig, daß die Beratung eine Verpflichtung ist. Von der Sache her wäre, wie alle Sachverständigen erklärten, eine freiwillige Beratung sogar besser gewesen. Aber so wie es jetzt ausgestaltet ist, also eine Pflichtberatung ohne Protokollierung, bietet es genügend Schutz, auch unter psychologischem Blickwinkel, um ein vernünftiges Beratungsergebnis sicherzustellen.

Hassemer: Ich möchte weitergehen. Ich denke, die Beratung als Pflicht macht auch inhaltlich einen Sinn. Auf der Frau liegt viel in der Konstruktion dieses neuen Gesetzes. Deshalb ist es verständlich, daß der Gesetzgeber, ohne in Inhalte einzugreifen, festsetzt, daß sie mit dem Problem vorher einmal konfrontiert wird.

FR: Wir haben jetzt viel zu den Inhalten gehört - kommen wir zurück zu dem, was Dienstag ansteht. Dazu zählt die Frage des gespaltenen Rechtsgebietes. Die Antragsteller fordern, das Gesetz für Westdeutschland aufzuhalten, während es in den neuen Ländern gelten soll, um dort den aus Sicht der Antragsteller noch verfassungswidrigeren Zustand ein wenig zu bessern.

Denninger: Das hat zunächst einen großen Anschein der Plausibilität, wenn man vom Modell der Antragsteller ausgeht. Danach sind die neuen Bundesländer, in denen die ehemalige DDR-Regelung weiter gilt, in einer ganz schlimmen Verfassungswidrigkeit, aus der sie durch das Gesetz, das jetzt zur Debatte steht, ein bißchen herausgeholt werden. Fristenlösung mit Beratung ist zwar auch verfassungswidrig aus ihrer Sicht, aber immerhin ein bißchen besser als das, was sie haben. Also kriegen sie mal das, während bei uns im Westen der bessere Standard, also Indikationsregelung und Strafbarkeit, bleiben muß. Das ist die Vorstellung: Das neue Gesetz liegt in der Mitte.

Dies aber stößt auf eine Reihe von Bedenken. Sinn des Einigungsvertrages ist die Schaffung der Rechtseinheit in Deutschland und nicht die Vertiefung der Rechtsspaltung. Eine gespaltene territoriale Lösung wäre, wie ich meine, auch eine etwas zynische und vertieftere Spaltung der Rechtseinheit. Zudem: Je mehr die Antragsteller sagen, das neue Gesetz ist doch gar nicht so schlecht, desto mehr schmälern sie ihre Begründung für den Erlaß einer einstweiligen Anordnung im alten Bundesgebiet. Dann ist es eben gar nicht so schlecht. Und dann darf die einstweilige Anordnung nicht ergehen.

FR: Gibt es das überhaupt für einen Juristen: Etwas ist verfassungswidriger? Gibt es überhaupt einen Komperativ?

Denninger: Also im Staatsrecht ist alles möglich.

FR: Aber in der Logik nicht . . .

Denninger: In der Logik nicht, aber das Staatsrecht geht nicht nur nach Logik. Das Bundesverfassungsgericht hat diese Formel zum ersten Mal, wenn ich das recht sehe, in den Entscheidungen zum Saarstatut geprägt. Damals, in den fünfziger Jahren, ging es um die völkerrechtlichen Abmachungen, die für den allmählichen Rechtsübergang des Saarlandes in die Bundesrepublik im einzelnen ausgehandelt worden waren. Die waren noch nicht ganz verfassungskonform, aber es war eine Verbesserung in Richtung auf den Status des Grundgesetzes. Genauso könnte man natürlich sagen: Der Einigungsvertrag mit seinen zahlreichen Ausnahmen für die sofortige, totale Geltung des Grundgesetzes ist ein Zustand, der noch nicht völlig verfassungsgemäß ist, aber schon besser. Wie man das behaupten will, wenn man gleichzeitig sagt, daß das Gesetz, das jetzt in Kraft treten soll, verfassungswidrig ist, und zwar total verfassungswidrig hier, so daß man es angreifen muß, ist mir nicht erfindlich.

Hassemer: Es gibt noch einen Punkt, den ich politisch sehr schwerwiegend finde: daß den Leuten im Osten eine Regelung zweiter Klasse zugemutet wird. Das ist für die Rechtsvereinheitlichung ein großes Problem. Das ist unerträglich.

FR: Eine ganz banale Frage: Finden Sie es gut, daß diese Normenkontrollklage in Karlsruhe läuft?

Hassemer: Ja, natürlich.

FR: Besser wäre es doch gewesen, wenn die Mehrheitsentscheidung des Bundestags auch von denen akzeptiert worden wäre, die dagegen waren.

Hassemer: Also erstens war die Klage unausweichlich. Zweitens meine ich: Je breiter die Diskussion um diese Frage ist, desto besser. Das ist eine Frage, bei der die Leute, so formulieren wir das in unserer Schrift, normativ unterschiedliche Meinungen haben - aber diese Meinungen haben sie mit Entschiedenheit. Und je mehr man das transparent macht, je mehr man öffentlich darüber diskutiert, desto besser. Es wäre natürlich schrecklich, wenn das Bundesverfassungsgericht das Gesetz kassieren würde. Wenn das geschähe, dann wäre der Bundestag auf absehbare Zeit außerstande, einen anderen Kompromiß zu finden. Aber damit rechne ich nicht. Sie haben nur gefragt, ob es sinnvoll ist, daß Karlsruhe sich damit beschäftigt - und da sage ich mit einem Ausrufezeichen: Ja!

FR: Herr Denninger, Sie sind entschieden anderer Meinung. Wäre es Ihnen lieber, Sie hätten dieses Mandat nicht?

Denninger: Ich muß hier doppelspurig argumentieren. Als positiver Verfassungsjurist auf dem Boden des Grundgesetzes muß ich natürlich auch sagen, Karlsruhe ist die einzige Möglichkeit, und vielleicht können sie noch ein bißchen zur Rechtsbefriedung beitragen. Wie Sie es gesagt haben, Herr Hassemer. Aber es gibt noch eine andere, eine verfassungstheoretische, demokratietheoretische Argumentation. Und da, muß ich sagen, ist es sehr schade und traurig, daß auch in diesem Punkt der Streit wieder in Karlsruhe landen muß. Ganz generell: Es wäre besser gewesen, wenn die parlamentarische Kultur in Deutschland einen solchen Grad erreicht hätte, daß man gesagt hätte, wir haben hier verloren, wir haben aber die Sache wirklich gründlichst hin und her gewendet - jetzt muß das akzeptiert werden. Denn die Richter in Karlsruhe, so verehrungswürdig sie sind, sie haben nicht andere und nicht bessere und nicht mehr Argumente als die, die in Bonn vorgebracht worden sind.

Mit den Professoren Erhard Denninger und Winfried Hassemer, die im Streit um den Paragraphen 218 vor dem Bun desverfassungsgericht die Bundestags mehrheit vertreten, sprachen Roderich Reifenrath, Astrid Hölscher und Hans- Helmut Kohl.

Wir gratulieren

Herrn Wilhelm Malitte aus Erlensee zum 80. Geburtstag am Freitag, 31. Juli.

Herrn Wendelin Heinz aus Großkrotzenburg zum 80. Geburtstag am Freitag, 31. Juli.

Umweltschützer hinter Gitter Frankreich ahndet Protestaktion / Anwalt: Prozeßregeln verletzt Von unserem Korrespondenten Hans-Hagen Bremer

PARIS, 30. Juli. Im Eilverfahren hat ein Gericht in der südwestfranzösischen Stadt Pau am Dienstag abend sechs Umweltschützer aus Frankreich und Deutschland wegen Freiheitsberaubung und Widerstands gegen die Staatsgewalt zu je drei Monaten Gefängnis verurteilt. Je zwei Monate und 25 Tage wurden zur Bewährung ausgesetzt. Für die übrigen fünf Tage wurde trotz Berufungsklage sofortiger Vollzug angeordnet.

Die Umweltschützer, ein Franzose und fünf Deutsche von "Robin Wood", hatten am Montag mit etwa 50 anderen Demonstranten aus Frankreich und weiteren europäischen Ländern die Baubehörde Direction Départementale de l' Equipement (DDE) in Pau besetzt, um gegen das Straßen- und Tunnelbauprojekt im Aspe-Tal in den Pyrenäen zu protestieren. Der Protest richtete sich dagegen, daß die Bauarbeiten ohne Prüfung der Umweltverträglichkeit und trotz Einspruchs gegen das Genehmigungsverfahren vorangetrieben werden. Die Aktion in der Behörde war nach kurzer Zeit durch einen nach Angaben der Umweltschützer "massiven und brutalen" Polizeieinsatz beendet worden. Dabei gab es mehrere Verletzte.

Wie der Verteidiger der Umweltschützer, Rechtsanwalt Jean-Francois Blanco, berichtete, wurden bei dem Verfahren gegen die Demonstranten mehrere Rechtsregeln verletzt. So habe den Angeklagten bei der polizeilichen Vernehmung kein Dolmetscher zur Verfügung gestanden. Sie hätten ferner vor Eröffnung des Gerichtsverfahrens nicht alle Gelegenheit erhalten, sich mit ihrem Verteidiger zu besprechen.

Da das Gericht bei der Eröffnung des Prozesses die Räumung des Verhandlungssaales anordnete, fand das Verfahren unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt. Als die Zuschauer - meist Angehörige der Umweltschutzgruppen - der Anordnung nicht schnell genug nachkamen, räumte die Polizei den Saal mit Gewalt, wobei es mehrere Verletzte gab.

(Kommentar auf Seite 3)

Sorge um Wohnungsmarkt Martin schreibt an die heimischen Bundestagsabgeordneten

HANAU. Hanaus Oberbürgermeister Hans Martin sorgt sich, daß mit der erleichterten Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen der Wohnungsmarkt in Ballungsräumen wie dem Rhein-Main- Gebiet "einer Katastrophe zusteuert". Der Gemeinsame Senat der Obersten Bundesgerichte hatte am 30. Juni einen entsprechenden Spruch gefällt, und seither häufen sich die Umwandlungsanträge in deutschen Großstädten. In Hanau ist von einer Antragswelle bisher nichts zu spüren, sagte Stadtbaurat Dressler auf eine FR-Anfrage hin.

In einem Brief hat Martin nun die heimischen Bundestagsabgeordneten Bernd Reuter (SPD) und Richard Bayha (CDU) daher aufgefordert, sich für eine Änderung des Wohnungseigentumsgesetzes einzusetzen. Ziel müsse sein, die erforderliche Abgeschlossenheitsgenehmigung nur noch dann zu erteilen, wenn die Mietwohnung den Schall-, Wärme- und Brandschutz-Anforderungen für Trennwände und Trenndecken voll und ganz genüge. Mit einer solchen Definition von Abgeschlossenheit könnten die deutschen Städte über ein Mittel verfügen, Mieterverdrängungen, drastische Mieterhöhungen und Umwandlungsspekulationen zu verhindern. Geschehe dies nicht, müßten sich kinderreiche Familien immer stärker einem Verdrängungswettbewerb stellen. him

Gymnastik und andere Hilfen vor der Geburt

SULZBACH. Schwangerschaftsgymnastik gehört zu einem Geburtsvorbereitungskursus der Elternschule Taunus. Das Seminar beginnt am Mittwoch, 5. August, um 20 Uhr im katholischen Kindergarten an der Neugartenstraße.

Informiert werden Mütter und Väter ferner über Themen wie Ernährung, Körperpflege, Sexualität, Medikamente sowie über mögliche Komplikationen während Schwangerschaft und Geburt. Anmeldungen nimmt die Elternschule unter der Rufnummer 06172 / 690945 entgegen. kkü

Schlösser-Schlosser gesucht

Ladenhüter gibt es auch beim Arbeitsamt / Friseure sind rar

Nicht nur im Sommerschlußverkauf, auch beim Arbeitsamt gibt es Ladenhüter - Stellen, die keiner will oder die so ausgefallen sind, daß sich niemand berufen fühlt. Seit Februar beispielsweisewird ein "Küchenhelfer für die Vorbereitung japanischer Spezialitäten" gesucht, der gleichzeitig über gute Deutschkenntnisse verfügen sollte. Dafür darf er ruhig ein Langschläfer sein, denn der Dienst beginnt um 11.30 Uhr. Nach 15 Uhr kann er noch einmal ausgiebig Siesta halten, damit er um 18 Uhr, zur zweiten Arbeitsrunde, wieder fit ist. "Feierabend" ist um 22 Uhr.

Ebenfalls seit Februar wird eine Toilettenfrau gesucht. Offenbar wünscht sich der Arbeitgeber eine ansehliche Person, die weiß, was sich gehört, denn: die Bewerbung muß schriftlich erfolgen und ein Lichtbild beiliegen.

Friseure und Friseusen sind, so der Pressesprecher des Arbeitsamtes, Michael Schott, in Frankfurt sowieso kaum zu haben. Besonders schwierig wird's, wenn zu den üblichen Anforderungen spezielle Aufgaben dazukommen, etwa die Beratung männlicher Kunden bei dem Erwerb des passenden Toupets. Eine betriebsinterne Schulung an der Waffe verspricht ein Transportunternehmen. Alle anderen Fähigkeiten muß der Bewerber von Haus aus mitbringen: "zuverlässiges, sicheres Auftreten", ein "ordentliches Äußeres", eine Fahrpraxis von mindestens drei Jahren, und älter als 40 Jahre darf er auch nicht sein.

Schon seit November 1991 wird ein Bauschlosser gesucht, der sich beim Einrüsten von Schlössern und Burgen hervortun will. "Mobil sollte er auch sein", meinte Schott, "denn Frankfurt hat nicht soviele Schlösser und Burgen" - und von guter Gesundheit, denn es handelt sich um schwere körperliche Arbeit. Vielleicht darf der gesuchte Schloß-Schlosser deshalb höchstens dreißig Jahre alt sein?

Keine Auskunft vom Arbeitsamt ohne Statistik: Bei 56,1 Prozent der Stellen dauert es nicht einmal einen Monat, bis sie besetzt sind. Bei 19,9 Prozent findet sich innerhalb von drei Monaten der passende Bewerber. 8,5 Prozent aber werden selbst innerhalb eines halben Jahres nicht "an den Mann oder die Frau" gebracht. ft

Sitzungen der Stadtteilgremien Themen: Verkehrsberuhigung und Unterkünfte für Asylbewerber

FREIGERICHT. Die Mitglieder der Ortsbeiräte Somborn, Bernbach und Neuses treffen sich am Dienstag, 4. August, zu den ersten Sitzungen nach der Sommerpause in den Ortsteilen.

Die Vertreter des beratenden Gremiums in Somborn versammeln sich um 19 Uhr im Großen Sitzungssaal des Rathauses im ersten Obergeschoß. Die ehrenamtlichen Politiker wollen unter anderem über den Rahmenplan "Verkehrsberuhigung" der Gemeinde Freigericht diskutieren. Außerdem beraten die Teilnehmer der Sitzung über eine Änderung des Bebauungsplanes "Helgenweg" im Ortsteil Somborn.

In Bernbach kommen die Ortsbeiräte um 19 Uhr im Feuerwehrgerätehaus zusammen. Auf der Tagesordnung steht unter anderem die Unterbringung von Asylbewerbern in der Gemeinde Freigericht. Darüber hinaus beraten auch die Bernbacher über den Rahmenplan "Verkehrsberuhigung".

In Neuses beginnt die Sitzung des beratenden Gremiums ebenfalls um 19 Uhr im Mehrzweckraum der Grundschule. Auch die Neuseser besprechen an diesem frühen Abend unter anderem das Thema "Unterbringung von Asylbewerbern".

schu

Auch Abschleppwagen kommen zum Weinfest

FLÖRSHEIM. Wer Rettungswege blokkiert, wird abgeschleppt. Kein leeres Versprechen, sondern als ernste Drohung will das Flörsheimer Ordnungsamt diese Botschaft für Besucher des Wickerer Weinfestes verstanden wissen. Das Fest beginnt - wie angekündigt - am heutigen Freitag.

Feuerwehr, Rotes Kreuz und Polizei müssen im Notfall durch, sagt die Verwaltung. Frei bleiben müssen Taunus-, Hinter-, Pfarrhaus-, Kirch-, Wied- und Rathausstraße sowie die Straßen Am alten Berg und Am Graben.

Die Stadt stellt entlang der genannten Straßen Halteverbotsschilder auf. Wer sie ignoriert und dennoch dort parkt, kann nach dem Fest sein Auto suchen und muß dafür auch noch bezahlen: Abschleppkosten und Bußgeld. kkü

Metro schnappt nach Mehrheit der Asko-Gruppe Handelskonzern meldet Mammutfusion beim Kartellamt an / Kaum Chancen für Veto der Wettbewerbshüter

has FRANKFURT A. M. Der mächtige Handelskonzern Metro will noch mächtiger werden. Er hat gestern beim Kartellamt eine geplante weitreichende Beteiligung an der Saarbrücker Asko-Gruppe angemeldet. Demnach strebt die Metro bei den Saarländern die Kapitalmehrheit an, derweil sie offiziell momentan nur zehn bis elf Prozent kontrolliert.

Die Wettbewerbshüter haben nun zur Prüfung dieser Mammutfusion vier Monate Zeit. "Die werden wir wohl auch ausschöpfen. Das sind wir diesem Fall schuldig", sagt Behördensprecher Hubertus Schön und läßt damit durchblicken, welche Dimension die Kartellwächter diesem Zusammenschluß beimessen.

Für den "Ernstfall Metro/Asko" fühlen sich die Beamten im Haus am Platz der Luftbrücke in Berlin gerüstet. Bereits in den vergangenen Tagen trugen sie all jene Materialien zusammen, die nach ihrer Meinung für die Prüfung dieser Riesenfusion erforderlich sind. "Wir haben uns für einen möglichen Metro-Antrag gewappnet", so Schön. Die Arbeit in der zuständigen Beschlußabteilung des Kartellamts, die derzeit die Verflechtungen im Einzelhandel aufdröselt, zeigt, daß die Behörde felsenfest mit einem Antrag zum Zusammenschluß von Metro (unser Kumpfmüller-Foto zeigt einen Markt dieses Konzerns) und Asko rechnete.

In Kreisen des Handels wird ein Metro-Manager mit dem Satz zitiert: "Wir wollen es versuchen." Was er damit meint, liegt auf der Hand. Stil des Schweizer Handelskonzerns mit seiner Deutschland-Dependance in Düsseldorf, die wie gewohnt gegenüber der Öffentlichkeit schweigt, ist es, bei Beteiligungen schrittweise vorzugehen und eine Mehrheit anzupeilen.

Daß sich im Aktionärskreis der Asko einiges bewegt, ist seit geraumer Zeit offenbar. Dies blieb auch Firmenchef Klaus Wiegandt nicht verborgen, der kürzlich davon sprach, "große Pakete" seien "über die Börse gegangen". An welche Adressen, wisse er nicht. Von welchen Asko-Eigentümern - darunter die WestLB, die Begoha und der Unternehmer Klaus Jacobs - die Metro zusätzliche Anteile erwerben will, blieb gestern unklar.

Bei einer Fusion von Metro und Asko würde ein Mammutkonzern mit einem geschätzten Umsatz von etwa 70 Milliarden Mark entstehen. Weltweit läge eine solche Gruppe im Handel mit an der Spitze. Trotzdem stehen die Chancen dafür, daß das Kartellamt den Coup untersagen kann, schlecht. Das geltende Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) bietet kaum Möglichkeiten für ein Veto gegen den Zusammenschluß von Metro und Asko, nachdem Gerichte den Kartellwächtern "die Fusionskontrolle im Handel aus der Hand geschlagen haben", wie es der frühere Präsident der Behörde, Wolfgang Kartte, formulierte.

Die Asko selbst hat im übrigen beim Kartellamt einen "neuen" Antrag für eine Mehrheitsbeteiligung am Bielefelder Handelskonzern AVA laufen. Offensichtlich um Zeit zu gewinnen, war die "alte" Anmeldung der Übernahme kürzlich zurückgezogen worden. Das Pikante: Die beiden Asko-Anträge sind identisch.

"Sunshine-Duo" spielt beim Fest der Feuerwehr

BIEBERGEMÜND. Doppelten Grund zum Feiern haben die Brandschützer in Kassel am Wochenende.

Die Freiwillige Feuerwehr wurde vor 65 Jahren gegründet, die Jugendabteilung besteht seit 25 Jahren.

Beide Jubiläen sind Anlaß für einen Tag der offenen Tür, der am heutigen Samstag, 1. August, ab 18 Uhr mit einem Dämmerschoppen am Gerätehaus beginnt.

Ab 20 Uhr macht das "Sunshine-Duo" Musik, eine halbe Stunde später werden mehrere Vereinsmitglieder geehrt.

Auch am Sonntag gibt es Getränke sowie Kaffee und Kuchen. Dazu spielt ab 16 Uhr der Musikverein Kassel. jan

Mit Wespen in Frieden leben Naturschützerin gibt Tips, wie man mit den Insekten auskommt

MAIN-KINZIG-KREIS. Noch hat die Invasion, als die sie im vergangenen Jahr bezeichnet werden konnte, nicht eingesetzt. Doch jetzt im August beginnt die Wespenzeit, Grund für viele, vor den gefürchteten gelb-schwarzen Hinterteilen mit dem giftigen Stachel Schutz zu suchen oder gar im Vorfeld ein aufgefundenes Nest auszuräuchern.

Daß die Angst vor dem Wespenstich so begründet gar nicht ist, glaubt die Naturschützerin Antje Schöny-Tietje. "Mit Wespen läßt es sich in Frieden leben", heißt ihre These. So seien die meisten Gattungen durchaus harmlos und nicht angriffslustig zu nennen, etwa diejenigen, die in freihängenden kugeligen Behausungen wohnten. Schöny-Tietje: "Wer zu solchen Nestern einen gebührenden Abstand von zwei bis drei Metern einhält, wird von den Tieren nicht belästigt."

Stechen tun demnach nur die Deutsche und die Gemeine Wespe, wobei es sich auch dabei immer um eine Abwehrreaktion handele, meint die Sprecherin der Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON): "Man erkennt sie an ihren Nestern, die sie grundsätzlich unterirdisch oder in Höhlen am Haus anlegen". Auch bei diesen Arten sei eine friedliche Koexistenz durchaus möglich, wenn man darauf achte, süße Speisen und Getränke nicht unbedeckt im Freien stehen zu lassen, nicht aus offenen Flaschen zu trinken, den Kleinkindern nach dem Essen von Süßigkeiten den Mund abzuwischen und nicht dort barfuß zu laufen, wo gärendes Fallobst die Insekten anlockt.

Wenn schon der Fall eintrete, daß ein Wespennest entfernt werden muß, etwa wenn es nahe an einem Kinderspielplatz gebaut ist, dann sollte ein Fachmann mit dieser Aufgabe betraut werden, mahnt Antje Schöny-Tietje. Erst einmal müsse untersucht werden, ob es sich tatsächlich um den Bau von Wespen und nicht um den einer Hornisse oder anderer geschützter Arten handele. Die Untere Naturschutzbehörde des Kreises steht dabei als Beratungsstelle zur Verfügung.

Selbstjustiz könnte dem Angreifer mehr schaden als den Wespen, warnt die Naturschützerin und verweist darauf, daß in akuten Notfällen die Feuerwehr zu Hilfe gerufen werden kann, ansonsten ein ausgebildeter Insektenbekämpfer. Die Adressen stehen im Branchentelefonbuch. Informieren kann man sich außerdem bei der HGON in Rodenbach, Gartenstraße 37, Telefon 0 61 84 / 5 61 60. hein

Künftig "Hoi, a Schiff" statt "Schiff ahoi"?

Für die einen ist er ein "Akt barbarischer Naturzerstörung" (Hubert Weiger vom Bund Naturschutz), für die anderen eine "Lebensader für ganz Europa" (Bayerns Ministerpräsident Max Streibl). Wenn am heutigen Freitag die letzten Kilometer geflutet werden, ist auf jeden Fall eines der am heftigsten umstrittenen Großprojekte in Deutschland endgültig fertig: der Rhein-Main- Donau-Kanal. Am 25. September wird die offizielle Eröffnung stattfinden, mit Bundespräsident Richard von Weizsäkker an der Spitze. Dann wird die 3500 Kilometer lange Verbindung von der Nordsee zum Schwarzen Meer durchgängig befahrbar sein.

Dieser aus Sicht der Kanalenthusiasten uralte Traum hat eine Menge Geld verschlungen: Insgesamt wurden 37 Jahre lang sechs Milliarden Mark verbuddelt. Großschiffe wie auf dem Rhein können auf dem Kanal aber gar nicht fahren, da die Schleusen zu eng sind.

Dafür wurde, so Hubert Weiger, "schutzwürdigste europäische Kulturlandschaft" für immer zertört. Das idyllische Altmühltal und das Ottmaringer Tal haben ihren ursprünglichen Charakter verloren. Die Altmühl mit ihren vielen Mäandern ist, so Weiger, auf mehr als 30 Kilometern zu einem "stehenden Gerinne" geworden, viele seltene Tier- und Pflanzenarten seien für immer verschwunden.

Die Betreiber von der Rhein-Main- Donau AG (RMD) rechnen dagegen ihre ökologischen Ausgleichsmaßnahmen auf, 75 Millionen Mark allein für das Altmühltal. "Im Altmühltal", lobt RMD- Sprecher Christoph Schmidt, "werden Sie nicht mehr sehen, daß es sich um einen künstlichen Wasserlauf handelt". Der Kanal werde "von der Natur wieder angenommen". Fauna und Flora seien wieder zurückgekehrt.

Darüber kann Natürschützer Weiger nur bitter lachen. "Kunstnatur" habe man geschaffen, im Einzelfall gar nicht einmal schlecht, aber eben nur "einen Bruchteil dessen, was früher war". Und jetzt, so Weiger empört, täten die Kanalbauer auch noch so, "als ob der Kanal eine Verbesserung der Natur wäre".

Beinahe wäre der Kanal eine Bauruine geblieben. Anfang der 80er Jahre, als der Kampf gegen das Großprojekt in vollem Gange war, wollte der damalige Verkehrsminister Volker Hauff (SPD) den Geldhahn zudrehen. Der Kanal, so Hauff damals, sei "das überflüssigste Projekt seit dem Turmbau zu Babel", eine Beendigung allemal billiger als weiter Geld in den Sand zu setzen. Die bayerische CSU-Regierung focht jedoch unverdrossen für ihr Lieblingsprojekt und der Regierungswechsel 1982 wendete das drohende Aus ab.

Dabei sind die Bedenken von Hauff auch heute noch aktuell. Denn ob der Kanal wirtschaftlich jemals ein Geschäft wird, steht auch nach der Öffnung im Osten in den Sternen.

Erst im letzten Jahr hat das Statistische Landesamt in München einen Rückgang der Frachtraten auf Bayerns Flüssen ermittelt. Immerhin müssen auch die Kanalbetreiber zugeben, daß ein Schiff von Rotterdam aus über die Straße von Gibraltar und durch die Dardanellen viermal schneller - und wegen der größeren Frachtmengen auch billiger - im Schwarzen Meer ist als mit der endlosen Zockelei durch die vielen Schleusen des RMD-Kanals. Dessen Sinn, philosophiert Schmidt, liege eben "in seinen Zwischenstücken".

Für Naturschützer Weiger liegt der wirtschaftliche "Sinn" des Kanals vor allem in einer unsinnigen, ruinösen Konkurrenz zur Bahn. "Alles, was auf dem Kanal an Frachtaufkommen prognostiziert wird, geht zu Lasten der Schiene, nicht der Straße", prophezeit Weiger. Kanalgegner haben die erwartete Öde auf der teuren Wasserstraße schon immer verspottet. Während es in Hamburg "Schiff ahoi" heiße, werde man in Nürnberg am Kanal allenfalls "Hoi, a Schiff" rufen.

PETER FAHRENHOLZ (München)

Orgel und Jazzworkshop Neue Angebote der Obertshausener Musikschule

OBERTSHAUSEN. Die Möglichkeit, sich in aller Ruhe zu orientieren und das richtige Instrument zu finden, bietet im kommenden Semester die Musikschule. Diese 1988 gegründete Einrichtung innerhalb des Volksbildungswerks offeriert die Wahl zwischen Tasten-, Streich-, Blas- und Zupfinstrumenten oder dem Schlagwerk. Die Lehrgänge des Orientierungsmodells beginnen im September.

Basis des Unterrichtsprogramms sind die musikalische Früherziehung - für Kinder von vier bis fünf Jahren vom 1. August an - und die musikalische Grundausbildung für Sechs- bis Siebenjährige, die in der ersten Augustwoche beginnt. Anmeldungen nimmt jetzt das Büro der Musikschule im Rathaus entgegen. Auf diese Ausbildungsgrundlagen baut der Instrumentalunterricht auf. Wer kein Instrument besitzt, kann jeweils zu Semesterbeginn eines ausleihen. Das Angebot reicht von Akkordeon bis Waldhorn. Neu im Programm der Musikschule ist die Offerte, in einem Ensemble mitzuspielen: Blechbläser, Holzbläser und Keyboard. Angeboten wird außerdem ein Kursus "Keyboards und Computer". Es gibt die Möglichkeit, in einem neuen Kinderchor mitzusingen oder auch als Erwachsener die Musik zu entdecken: über die "musikalische Späterziehung". "Selbsterfahrung durch Musik" nennt sich ein neuer Kursus, in dem Methoden der Musiktherapie vermittelt werden.

Die Musikschule plant außerdem die Einrichtung eines Jazzworkshops und Unterricht in Flamenco-Gitarre, Kirchenorgel und Percussion. Wer sich dafür interessiert, sollte sich im Musikschulbüro, Rathaus, Beethovenstraße 2-8, Telefon 0 61 04 / 703 - 165 oder -160, melden. hf

Reitclub Gründautal lädt zu einem Turnier ein

GRÜNDAU. Der Reitclub Gründautal lädt am Samstag und Sonntag, 1. und 2. August, zu einem Reitturnier auf das neue Gelände des Vereines am Festplatz ein. Im Programm stehen Dressur und Springen in verschiedenen Klassen. Aufmerksame Preisrichter werden die Leistungen der Teilnehmer und ihrer Pferde beurteilen. Das Turnier beginnt am Samstag um neun Uhr und am Sonntag um 8.30 Uhr. schu

Die Schiffscontainer, mittlerweile mit Holzplatten verkleidet, sind allenfalls eine Notunterkunft Auf minimalem Raum zusammengezwängt Asylbewerber sind eingezogen / Spitzengespräch Von Astrid Ludwig LANGENSELBOLD. Seit Mittwoch nachmittag leben zwei Familien aus dem ehemaligen Jugoslawien und eine bulgarische Familie in der Gemeinschaftsunterkunft der Stadt Langenselbold. Um die aus ausrangierten Überseecontainern bestehende Barackenstadt hatte es vor dem Einzug der Familien Auseinandersetzungen zwischen der Stadt und dem Kreis gegeben. Der Zustand der Container und die Tatsache, daß Flüchtlinge darin leben sollen, hatte zu Protesten geführt. Die Asylbewerber selbst waren bei ihrem Einzug in die Unterkunft entsetzt. Zwei Container der Barackenstadt sind mittlerweile ausgekleidet und möbliert. 16 Menschen müssen hier auf engem Raum leben. Der separate Sanitärcontainer war am Mittwoch noch nicht fertiggestellt, so daß die drei Familien mit zwei Duschen und zwei Toiletten vorerst auskommen müssen. Wegen der noch nicht angeschlossenen sanitären Anlagen war die Ankunft der Familien um eine Woche verschoben worden. Bis zum 15. August soll die Anlage komplett aufgebaut sein und insgesamt 50 Menschen beherbergen. Zwar sind die Schiffscontainer an der Front jetzt mit Holzplatten verkleidet, weiß angemalt und gegen Kälte und Wärme gedämmt, aber mehr als allenfalls eine Notunterkunft stellen sie nicht dar. Wie lange die Menschen jedoch hier verweilen müssen, ist indes unklar. Einige Monate werden es wohl für die Familien werden.

Die Erde vor den Containereingängen wurde grob betoniert. Ein kleiner Spielplatz soll demnächst auf dem Grundstück angelegt werden. Den Raum im Freien brauchen die Familien auch, denn das Innere der Container ist derart eng bemessen, daß in dem Gemeinschaftsraum gerade einmal Platz für eine Familie ist. Konzipiert ist er jedoch überwiegend für zwei.

In dem rund 10 bis 15 Quadratmeter großen Gemeinschaftsraum sind eine Dusche, eine Toilette und eine Küchenzeile mit zwei Kühlschränken, Waschmaschinen und zwei Kochgelegenheiten untergebracht. Platz bleibt gerade noch für einen kleinen Tisch mit drei Stühlen. Zwei Türen führen in ebenso kleine Gemeinschaftsschlafräume mit Stockbetten und Schlafplätzen für fünf Personen. Hier stehen außerdem noch Schrank und ein kleiner Tisch.

In einem Container sind eine Familie mit zwei Kindern und eine mit drei Kindern untergebracht. In dem anderen lebt die jugoslawische Familie mit ihren fünf Kindern. Die Räume sind nach dem Einzug der Familien am Mittwoch mit Plastiktüten, in denen sie ihre Habe und Kleidung mitgebracht haben, belagert. Sind mehrere Menschen gleichzeitig im Gemeinschaftsraum, kann man sich kaum noch regen. An ein gemeinsames Kochen ist gar nicht zu denken. Auf minimalem Raum werden Menschen zusammengezwängt, die sich wildfremd sind.

In gebrochenem Deutsch erzählt ein Vater, daß sie zuvor in Bad Orb zu viert in einer Zwei-Zimmer-Wohnung gelebt haben und sich dort eigentlich viel wohler fühlten. Hier leben sie zu viert in einem Raum. "Es ist viel zu eng", klagt auch ein anderer Vater. Im Sommer könne man sich noch draußen bewegen, aber im Winter?.

Auf die wiederholte Frage, wieviel Quadratmeter die Container haben, gab der Betreiber der Wohnanlage, der Rodenbacher Oliver Kolley, Geschäftsführer der Firma Rentum, am Mittwoch gegenüber der FR keine Antwort. Er bestritt auch, wie die FR und andere Zeitungen berichteten, daß ihm das Grundstück und die Container gehörten. Er habe beides nur von einer Hanauer Firma gemietet und der Stadt Langenselbold angeboten. Zu welchem Preis er gemietet habe und welche Tagessätze er für die Unterbringung erhalte, darüber verweigerte er die Angaben. Die Miethöhe gehe keinen etwas an und über Geld will der Immobilienmann nicht sprechen.

Die Öffentlichkeit scheut auch das Hanauer Unternehmen Immobilien-Hausverwaltung und Versicherung (IHV), von dem Kolley Grundstück und Container gemietet hat. Über eine Anruferin ließ IHV der FR-Redaktion bestellen, daß ihr Firmenname nicht genannt werden solle. Beschwerde wurde außerdem erhoben, weil der Fotograf sich unerlaubt auf ihrem Privatgrund aufgehalten habe. Geschäfte wie diese werden offensichtlich lieber im Stillen abgewickelt.

Wie Kolley gegenüber der FR erklärte, habe er die Container als Wohncontainer angemietet und IHV habe die Herrichtung der Behälter übernommen. Er sei von normalen Wohncontainern ausgegangen, weist der Rodenbacher Kenntnisse über den Zustand zurück. Auch zwischen Stadt und Kreis geht das Gezerre um Zuständigkeiten weiter. Während Langenselbolds Sozialamtsleiter Horst Jung- Giehne erklärt, schließlich habe der Kreis den Bauantrag des Betreibers genehmigt, verweist Kreispressesprecher Alexander Lewitzki auf die Zuständigkeit der Stadt und daß der Kreis nur Hilfestellungen leiste. Kreissozialamtsleiter Klaus Pichl war dieser Tage jedoch in der Langenselbolder Jahnstraße, um sich vom Zustand der Unterkunft zu überzeugen. Laut Kreisdarstellung sei diese nicht ideal, aber hinnehmbar. Eine Festlegung, wieviel Menschen auf wieviel Quadratmeter Raum zusammenleben dürfen, gibt es laut Kreis für die Asylunterkünfte nicht.

Wie Langenselbolds Sozialamtsleiter Jung-Giehne erklärt, ist für die nächste Woche ein Gespräch zwischen dem Kreisbeigeordeten Erich Pipa und dem aus dem Urlaub zurückgekehrten Langenselbolder Bürgermeister Hans-Peter Ebner geplant. Dann, so Jung-Giehne, solle die endgültige Kompetenzverteilung geklärt werden. Darunter auch die Frage, wer die Asylbewerber sozial betreut.

Nächtliche Rowdies: Freibad wurde geschlossen

DREIEICH. Das Parkschwimmbad mußte gestern mehrere Stunden lang für Badegäste geschlossen werden. Denn unbekannte Täter hatten in der Nacht zu Donnerstag im Sprendlinger Freibad gewütet.

Sie zerstörten sechs Platten der neuen Abdeckung des Schwimmbads, die immer nachts vom Grund des Schwimmerbekkens hochgefahren wird, um für eine gleichbleibende Wassertemperatur zu sorgen.

Schwimmeister Norbert Schäfer und sein Kollege Peter Gerharz mußten die Platten einzeln bergen. Die Höhe der Reparaturkosten ist noch unklar. dok

Am 15. August in Hanau Ausländer laden zum Freundschaftsfest ein

HANAU. Wer mit offenen Augen durch die Stadt geht, hat die grünen Plakate längst erspäht. Auch die gleichfarbige Festschrift liegt bereits aus. Rund um das Olof-Palme-Haus steigt am Samstag, 15. August, ab 12 Uhr zum zehnten Mal das vom Ausländerbeirat veranstaltete Internationale Freundschaftsfest. Mit Ständen, an denen verschiedenen Gruppen über ihre Arbeit informieren und kulinarische Köstlichkeiten aus aller Welt anbieten. Und einem reichhaltigen Kulturprogramm. Doch bevor es ans Feiern geht, lädt der Ausländerbeirat für Freitag, 14. August, 20 Uhr, zur Podiumsdiskussion im Schloßgartensaal der Stadthalle ein. "Integration" heißt das Thema.

Spezialitäten aus der Türkei, Spanien, Chile, Vietnam, Italien und anderen Lädnern servieren verschiedene Initiativen ab 12 Uhr im Park des Olof-Palme-Hauses. Neben verschiedenen Gruppen - wie der Türkische Arbeiterverein oder das Frauenhaus - informiert auch die FR-Lokalredaktion über ihre Arbeit.

Nachmittags bietet der Verein "Hilfe für Akcay" einen Dia-Vortrag an. Der Treff für Jugendliche in Berufsnot organisiert einen "Workshop Dritte Welt", und der Hanauer Kulturverein zeichnet für die Kinderbelustigung verantwortlich.

Musiker und Tänzer aus Polen, Bulgarien, der Türkei, Sardinien, Spanien, Mexico, Vietnam, der Tschechoslowakei und Deutschland gestalten das Kulturprogramm, das um 12.30 Uhr beginnt. Die Schlußakkorde spielt die englische Musikgruppe "Empty Pockets" ab 20 Uhr in der Pfarrer-Hufnagel-Straße 2. jur

Frankfurt, leicht retuschiert Wie das Fremdenverkehrsamt sein Produkt vermarktet

An Frankfurt kommt man nicht vorbei, verkündet die PR-Abteilung der Stadt, das Fremdenverkehrsamt, in seinen eigens für die Fremden herausgegebenen Faltblättern. Dies gilt auch für die Phalanx der Reisejournalisten, die, Wünschelrutengängern ähnlich, unermüdlich sich schreibend auf die Suche begeben nach Sehenswertem und Denk- würdigem, welches eine Reise lohnt.

Daß die Wirklichkeit zuweilen leicht retuschiert in Druck geht, trifft sich durchaus mit dem Interesse der verbeamteten Liebhaber dieser Stadt: Tourismus ist ein Geschäft und Frankfurt ein "Produkt", das es nach allen Regeln des modernen Marketings zu verkaufen gilt.

Bilder einer Stadt, hochglanzpoliert: "Wir versuchen", sagt Verkehrsamtschef Günter Hampel, "eine bestimmte Sicht der Dinge zu bringen." Und die ist mit der Perspektive professioneller Reisechronisten deckungsgleich. "Frankfurt im Spiegel der europäischen Fachpresse", heißt die vom Verkehrsamt edierte Dokumentation, die solches belegt.

Leseprobe: Der Autor eines Hochglanz-Reisemagazins neigt zur Übertreibung und etikettiert sein touristisches Verhältnis zur Stadt am Main als "Liebeserklärung". Und die Manager-Fibel "New Business" schickt den Geschäftsreisenden mit der Information nach Frankfurt, daß die Stadt der schnellen Geschäfte und hochkarätigen Geschäftsabschlüsse auch Genießern einiges zu bieten habe.

Wichtige Verbündete im Kampf gegen die andauernde Rufschädigung ihrer Stadt sehen ihre Propagandisten in den Fluglinien, die unentgeltlich die Nachricht in die Welt befördern, daß sich Frankfurt sehen lassen kann und gesehen werden sollte. So stellt das US- Air-Magazin über Europas Mainhatten, "this center of excitement", auffordernd fest: "a city everyone should get to know." Jeder sollte sie gesehen haben.

Attraktivität ist eine meßbare Größe: Der Tourismus boomt, die lokale Branche verzeichnete allein in den vergangenen drei Jahren eine zwanzigprozentige Zuwachsrate. Jüngste Bilanz der touristischen Hochkonjunktur: Fünf Milliarden Mark hinterließen die Fremden in den Schatullen der Hoteliers und Gastronomen, in den Etats von Messegesellschaft und Kongreßausstattern.

Professionelle Öffentlichkeitsarbeit, sagen die Profis, hat zum Ziel, "das Image einer Stadt zu prägen und positiv zu beeinflussen". "Wir glauben", interpretiert der Amtsleiter die Erfolgsbilanz, "daß es uns gelungen ist, die Unverwechselbarkeit der Stadt zu positionieren." sar

Senioren schippern über Rhein und Mosel

FLÖRSHEIM. Leinen los zur Altenfahrt: Am Montag, 24., und Mittwoch, 26. August, gehen die Flörsheimer Senioren auf Tour. Abfahrt ist jeweils um 11 Uhr. Per Bus wird der Rhein angesteuert, mit dem Dampfer geht es dann weiter die Mosel hinauf bis nach Kobern-Gondorf.

Die Tickets für die Tagesausflüge gibt das Sozialamt (Riedstraße 9) am Dienstag, 11. August, in der Zeit von 8 bis 12 Uhr aus. Nähere Informationen erteilt die Stadtverwaltung unter der Rufnummer 06145 / 5030. kkü

Heute punkt 12 Uhr: FR vergibt Freikarten

BAD VILBEL. Die Burgfestspiele sind bis auf wenige Restkarten ausverkauft. Der Lokal-Rundschau ist es aber gelungen, wenigstens für die Abschlußveranstaltung am Sonntag, 9. August, noch ein Kontingent von zehn Karten für unsere Leserinnen und Leser zu ergattern. Bei der Aufführung der "Dame Kobold" um 20.15 Uhr wird auch Regisseur Claus Havenstein als Intendant der Burgfestspiele feierlich verabschiedet. Die Gastronomie ist schon um 18.30 Uhr geöffnet.

In bewährter Form will die Redaktion die Karten weitergeben. Am heutigen Freitag, punkt 12 Uhr mit dem Zeitzeichen der Post, geben wir unsere Telefonnummer 0 61 01 / 21 68 frei. Dann ist Durchkommen reiner Zufall. Wer das Glück hat, eine Verbindung unter der genannten Telefonnummer herzustellen, kann auf eine der zehn Karten hoffen. Bitte nennen Sie uns Ihre Adresse, damit Ihnen die Karten zugeschickt werden können. Pro Anruf, dafür haben Sie sicher Verständnis, kann nur eine einzige Freikarte reserviert werden. Der Rechtsweg ist wie immer ausgeschlossen. hm

Wohnungseinbrecher am hellichten Tag

RODGAU. Die kurze Abwesenheit der Wohnungsinhaber am hellichten Vormittag nutzten unbekannte Einbrecher, um aus der Schublade eines Schrankes in der Drei-Zimmer-Wohnung eines mehrstöckigen Wohn- und Geschäftshauses in der Oberen Marktstraße in Nieder-Roden 800 Mark zu erbeuten. Zuvor hatten sie sämtliche Zimmer durchsucht und Behältnisse durchwühlt. ttt

Kirchengemeinde unterstützt Hilfaktion

BRUCHKÖBEL / HANAU. Die Evangelische Kirchengemeinde in Bruchköbel unterstützt nach eigenen Angaben ab sofort die Hilfsaktion der Hanauer Kreuzkirche für die Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina, die in der Hessen- Homburg-Kaserne untergebracht wurden. Die Protestanten rufen auf, Kleidung für alle Altersstufen, Babyartikel, Kinderwägen, Spielzeug, Bettwäsche, Handtücher und Hygieneartikel, Gebrauchsgegenstände wie Bügeleisen oder Föhn zu spenden.

Angenommen werden die Spenden täglich außer donnerstags im Gemeindebüro in der Hauptstraße, außerdem montags, mittwochs und freitags von 8 bis 12 Uhr im Gemeindehaus Arche in der Varangeviller Straße. Bei Geldspenden wird auf Wunsch eine Quittung für das Finanzamt ausgestellt. Mehr Informationen haben Frau Körbitz, Telefon 0 61 81 /7 73 91, und Frau Thomsen, Telefon 7 67 24. hein

Bankraub und Überfall: Beute verpuffte in der Hosentasche

DREIEICH / NEU-ISENBURG. Der Bankräuber, der am Donnerstag morgen die Dreieicher Filiale der Commerzbank in der Freiherr-vom-Stein-Straße überfiel, hatte mit seinen 5000 Mark Beute wenig Glück. Mit einer Faustfeuerwaffe hatte der Mann um 9.38 Uhr vier Bankangestellte bedroht; Kunden waren nicht anwesend. Ein Angestellter versteckte zwischen den Geldscheinen ein "Sicherheitspäckchen", das kurze Zeit später verpufft und sich rot färbt. Genau das passierte in der Jackentasche des Täters. Er warf erst 800 Mark, dann nochmal 200 Mark auf die Straße. Laut Polizei muß er rote Farbe an Kleidung und Händen, eventuell sogar Verbrennungen haben. Die Fahndung mit Hubschraubereinsatz verlief erfolglos. Der Mann soll zwischen 35 und 40 Jahre alt sein; er hat schwarz-grau melierte Haare und trug einen grünen Parka. Hinweise an die Kripo Offenbach, Telefon 069 / 80 90 - 259.

Wie die Polizei erst gestern mitteilte, wurde ein 26 Jahre alter Mann am Montag abend auf einer Toilette gegenüber der Volksbank-Filiale im Isenburg-Zentrum um 1700 Mark beraubt. Das Geld hatte der Mann zuvor beim Bankautomaten abgehoben. Er habe, während er die Toilette benutzte, plötzlich einen Stich im Unterarm verspürt, sei bewußtlos geworden. Als er nach zehn Minuten aufwachte, war die Geldbörse verschwunden. dok

"Öffnung" der SPD ohne Einführung der Urwahl

WIESBADEN. Die hessische SPD schwenkt nicht auf Überlegungen des SPD-Bundesgeschäftsführers Karlheinz Blessing ein, durch Einführung einer parteiinternen "Urwahl" den Mitgliedern ein direktes Entscheidungsrecht bei der Aufstellung von Spitzenkandidaten zu geben.

Der Wiesbadener Landesgeschäftsführer Norbert Schmitt legte am Donnerstag "Thesen zur Öffnung der hessischen SPD" vor, die diesen Punkt nicht enthalten. Andere auf Bundesebene propagierte Vorschläge zur Erneuerung der Parteiarbeit will der Landesverband aber aufgreifen - darunter die Möglichkeit der Mitarbeit von Nichtmitgliedern in den Arbeitsgemeinschaften, generell mehr Mitwirkungsangebote an "politisch nicht Festgelegte" und verstärkte Anstrengungen zur Mitgliederwerbung.

Ende 1991 gab es nach Schmitts Angaben in Hessen 117 800 SPD-Mitglieder. Innerhalb eines Jahres sind 2800 Menschen ein- und 3800 ausgetreten. Ein Viertel der Mitglieder war älter als 60 Jahre.

In den hessischen Thesen zur Öffnung der Partei heißt es, angesichts der verbreiteten Parteiverdrossenheit seien Antworten auf "die sozial wirklich drängenden Probleme" und "in erster Linie mehr Ehrlichkeit und Nachprüfbarkeit von Aussagen und Handlungen" nötig. Auch "Bedeutung und Notwendigkeit politischer Parteien" sollten von der SPD verstärkt zum Thema gemacht werden. me

Der 84jährige Fritz Manthey vom Ski-Club Kelkheim sammelt Medaillen als Langläufer Noch viel zu jung zum Kürzertreten Mehrfacher Weltmeister Von Dieter Schwöbel

KELKHEIM. "Jetzt muß ich erstmal den Puls messen." Fritz Mantheys Zeigefinger fühlt am Handgelenk, leise zählt er mit. "76, das ist in Ordnung. Ich muß das kontrollieren, damit ich nicht übertreibe." Minuten vorher, als er zehn Kilometer lang Runde um Runde rannte, schlug sein Herz nahezu doppelt so schnell. Zu schnell, meint der Doktor, der einen Puls über 110 für einen Mann seines Alters für gefährlich hält. Aber Weißkittels Rat stößt auf taube Ohren beim zigfachen Senioren-Weltmeister im Ski-Langlauf und langjährigen Mitglied des Kelkheimer Ski-Clubs. "Ich gehe bis 140. Ärzte haben eben nicht immer die richtigen Erfahrungen", sagt der 84jährige Mann - und lacht über sich selbst.

Schneelose Zeit - aber Sommerpause kennt Fritz Manthey nicht: "Wenn ich jetzt nichts tue, halte ich im Winter nicht durch." Kurze Hose, blaßblaues Shirt mit der Aufschrift Ski-Club Kelkheim - so joggt der braungebrannte gebürtige Ostpreuße an drei Tagen zehn Kilometer; an drei anderen schwimmt er 45 Minuten am Stück. Im Frühjahr, Sommer und Herbst. Sahnehäubchen im Fitneß-Programm aber sind sonntägliche Langlauf-Stadtmeisterschaften in der Region: "Der Sog des Wettbewerbs zieht mich dorthin."

Deutlich jüngere Konkurrenz kann der Seniorenrenner zwar nicht schlagen, aber der Ehrgeiz packt ihn dennoch stets aufs Neue. "Ich sage nie, das geht nicht."

Langstreckenrennen, ob zu Fuß oder auf Brettern - für Manthey eine spät erwachte Leidenschaft. Zwar war er schon als Junge in seinem ostpreußischen Heimatort Nußdorf und später in Danzig "immer auf dem Sportplatz zu finden". Aber erst Krieg und Gefangenschaft, dann Beruf und Familie ließen dem gelernten Prokuristen keine Zeit für sein Hobby. In den 50er Jahren nach Frankfurt-Bornheim gezogen, arbeitete er oft bis Mitternacht im Werkzeugladen. Da blieb für seine Frau und die beiden Kinder kaum noch Zeit - vom Sport erst gar nicht zu reden.

Damals schon brauchte er ein klares Ziel: "Mein 25jähriges Berufsjubiläum wollte ich unbedingt vollmachen." Dafür stellte er vieles hintenan, kam oft erst spät nachts von der Firma nach Hause. Um so schwerer traf es ihn, daß ihm sein Jubiläum nicht vergönnt war: Kurz nach seinem 65. Geburtstag mußte er in Rente gehen - wenige Monate vor Vollendung des 25. Berufsjahres. "Das hat mich sehr getroffen. Ich höre ja auch nicht nach neun Kilometern zu laufen auf."

Aber der Schock war schnell verdrängt. Endlich ließ das Rentnerdasein Zeit fürs Skilaufen. Als sein Schwiegersohn den Kelkheimer Ski-Club gründete, war Manthey schnell dabei - und ist dem Verein treu geblieben. Schnell aber merkte er, daß ihm das "nur so larifari Skilaufen, von Jause zu Jause" nicht genügte.

Eine neue Herausforderung mußte her: Und die fand er vor acht Jahren, wie er sagt, "mehr aus Zufall". Denn an den Senioren-Weltmeisterschaften im Skilanglauf nahm der damals 76jährige "nur aus Neugierde teil, um mal reinzuschnuppern". Die Atmosphäre faszinierte ihn aber so sehr, daß er die Titelkämpfe fortan nicht mehr missen wollte.

Jahr für Jahr zieht es ihn seitdem ins winterliche Kanada, nach USA, Schweden oder Norwegen - stets auf eigene Kasse, denn vom hessischen Skiverband kamen bis heute nur lobende Worte. Seiner beispiellosen Erfolgsserie tat das keinen Abbruch: Ein gutes Dutzend Goldmedaillen über 15, 20, 30 Kilometer Langlauf und im Staffelwettberb brachte der Champion mit nach Hause. Den Vogel schoß er 1989 ab: Damals errang er in allen vier Disziplinen Gold.

Die Medaillen hängen neben vielen Pokalen, Tellern, Fotos und Urkunden im Wohnzimmer. Über allem steht ein Globus: Das ist der weltweite Rahmen, in dem der Senior inzwischen seine sportliche Herausforderung sucht. Mitten unter den Trophäen eine Auszeichnung, für die Manthey nicht an den Start mußte: der Ehrenpokal seines Kelkheimer Stammvereins. Obwohl er nie in der Vordertaunus-Stadt lebte und wegen der schlechten öffentlichen Verbindungen auch nur selten am Vereinsleben teilnimmt, ist der Verein für ihn sportliche Heimat.

Und so soll es auch bleiben. Manthey denkt nicht eine Sekunde ans Aufhören: "Laufen gehört einfach zu mir." Dennoch fragt sein Sohn ab und an, ob er nicht langsamer treten wolle. "Günther, sag' ich dann, das macht doch so wahnsinnigen Spaß. Und bis ich 100 bin, ist es ja noch so lange hin."

Hainhausen wird jetzt verkabelt

RODGAU. Breitbandkabel für den Fernsehanschluß werden im Stadtteil Hainhausen von Anfang August bis November verlegt. Gebuddelt wird in der Ritterstraße, Am Wingertsgrund, in der Wilhelm-Leuschner-Straße, im Hermann- Löns- und Tucholskyweg, in der Jügesheimer und August-Neuhäusel-Straße sowie im Jakob-Heil-Weg, wo zugleich auch das Fernmeldenetz modernisiert wird. ttt

Gehört Rücktritt zum Komplott? Italiens Außenminister ging aus Protest gegen Parteispitze Von unserem Korrespondenten Horst Schlitter

ROM, 30. Juli. Weniger als einen Monat nach ihrer Vereidigung ist die italienische Regierung des Sozialisten Giuliano Amato unter starken Druck geraten. Nachdem Außenminister Vincenzo Scotti am Mittwoch aus Protest gegen seinen christdemokratischen Parteisekretär Arnaldo Forlani zurückgetreten war, übernahm Ministerpräsident Giuliano Amato provisorisch Scottis Amt, um ein Auseinanderbrechen seiner Vier-Parteien-Koalition zu verhindern.

Auf Forlanis Vorschlag hatte sich die "Democrazia Cristiana" (DC) im Juni für die Unvereinbarkeit zwischen Parlamentsmandat und Regierungsamt entschieden. Im Gegensatz zu Scotti verzichteten sieben andere DC-Minister auf ihre Abgeordnetentätigkeit.

Außenhandelsminister Claudio Vitalone protestierte auf andere Weise gegen Forlani: Er nahm die Erklärung, auf seinen Sitz in der Deputiertenkammer verzichten zu wollen, zurück, blieb aber entgegen der Absprache im Kabinett. Staatspräsident Oscar Luigi Scalfaro zeigte sich "verärgert" über diese neuen Schwierigkeiten. Der frühere Ministerpräsident Giulio Andreotti war vor sechs Wochen durch die Regelung der "Inkompatibilität" von der Regierungsbildung ausgeschlossen worden, weil er Senator auf Lebenszeit ist. Scotti scheint entschlossen zu sein, jetzt Andreottis Gruppe innerhalb der DC zu verstärken. Deshalb vermuten römische Beobachter hinter seinem Rücktritt vom Ministeramt ein Komplott.

Selbst innerhalb der "Democrazia" sprechen viele von "Verantwortungslosigkeit". Giorgio La Malfa, Vorsitzender der bürgerlichen Republikaner, vertrat die Ansicht, Amato müsse formell die Regierungskrise erklären. Der Chef der KP- Nachfolgepartei PDS, Achille Occhetto, warf der DC vor, sie lade ihre Schwierigkeiten auf Parlament und Regierung ab.

(Kommentar auf Seite 3)

"Vermessungsarbeiten" waren nur vorgetäuscht

HÖCHST. Mit der gleichen Masche, aber mit weniger Erfolg als zum Wochenanfang hat ein Trickdieb am Mittwoch versucht, eine 76 Jahre alte Frau zu bestehlen. Vermutlich war es derselbe Täter wie zuvor in Nied, der gegen 10 Uhr an der Wohnungstür der Höchsterin klingelte und angab, "Vermessungsarbeiten" durchführen zu müssen. Da das Haus derzeit von einem Gerüst umgeben ist und Arbeiter ein und aus gehen, schöpfte die Frau zunächst keinen Verdacht.

Das Mißtrauen der alten Dame wuchs erst, als sich der Unbekannte keine Notizen machte, nachdem er alle Räume durchstreift hatte. Schließlich verließ er die Wohnung ohne Beute.

Der Mann mit rotblonden Haaren und schlanker Figur soll etwa 40 Jahre alt und 1,75 Meter groß sein. leo

Lachsfarbene Rose erhält den Namen "Chaumont"

BAD NAUHEIM. "Ehre, dem Ehre gebühret", sagt schon der Volksmund. Das wissen auch die Bad Nauheimer nur zu gut. Aus diesem Grund wird auf den Namen der französischen Partnerstadt Chaumont eine Rosensorte und der Platz vor dem Bad Nauheimer Hochwaldkrankenhaus getauft. Offizieller Anlaß werden die Verschwisterungsfeierlichkeiten vom 4. bis 6. September in Bad Nauheim sein.

Die Idee für die Namenstaufe soll vom Bad Nauheimer Kämmerer Dr. Werner Flach (CDU) stammen. Der hatte nach eigenen Angaben vorgeschlagen, als Gegenstück zu dem Ende Mai in Chaumont eingeweihten "Square Bad Nauheim" das kleine Rondell vor dem neuen Haupteingang des Hochwaldkrankenhauses in Chaumont-Platz zu benennen und repräsentativ zu bepflanzen.

Diese Idee gefiel wiederum der verantwortlichen Bad Nauheimer Stadträtin Ria Steinhauer so gut, daß sie nach langer Suche eine lachsfarbene Rosenzüchtung mit einer leichten Duftnote und guter Widerstandskraft ausfindig machte.

Die Pflanzung der neuen Rose "Chaumont", die im Rahmen der Verschwisterungsfeierlichkeiten offiziell getauft werden soll, kann jedoch erst in der Pflanzzeit im Herbst oder im kommenden Frühjahr erfolgen. str

Schulbücherei sucht weitere Mitarbeiterinnen

RODGAU. Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen sucht die Heinrich-Böll-Gesamtschule in Nieder-Roden für ihre Bücherei. In der Vergangenheit hatten sich jeweils Mütter von Schülerinnen und Schülern oder andere interessierte Frauen einmal wöchentlich bereitgefunden, in der Regel zu zweit bei der Ausleihe mitzuhelfen und die Aufsicht in der an Schultagen von 9 bis 12.30 Uhr geöffneten Bibliothek zu führen. Da zum Schuljahreswechsel erfahrungsgemäß Mitarbeiterinnen ausscheiden, wird "Nachwuchs" gesucht (Telefon 7 28 95). ttt

64 Quadrate sind für sie die Welt

Von Siegfried Scholz

OFFENBACH. Was hat diese Stadt nicht alles für Probleme! Zu viel Schulden, zu viel Verkehr und zu viel schlechte Luft, zu viele arme Leute, zu wenig bezahlbare Wohnungen, zu wenig Arbeitsplätze und zu viele Ausländer? Sind das überhaupt Probleme?

Offensichtlich nicht, denn den ganzen Tag über, bei Sonnenschein, bei Regen und bei Frost, stehen Trauben von Leuten in der efeubewachsenen Nische am Stadthof zwischen Stadtkirche und häßlicher Brandmauer herum. Dort geht es um Wichtigeres, um Leben und Tod, um Sieg oder Niederlage: Da werden gnadenlos Könige angegriffen, Bauern hingeschlachtet, Damen geopfert, Offiziere auf waghalsige und sogar lebensgefährliche Expeditionen geschickt.

Trotzdem: Beim königlichen Spiel im Herzen der Stadt scheint die Welt in Ordnung, hier gibt es trotz babylonischen Sprachgewirrs keine Verständigungsschwierigkeiten, hier funktioniert die multikulturelle Gesellschaft. Da spielt der Kroate noch mit dem Serben, der Muslim mit den Christen, der Opa mit dem Enkel. Was sie vereint, ist die unermüdliche Begeisterung am faszinierenden Spiel mit Millionen von Variationen. Frauen allerdings sieht man hier nie spielen.

Wildfremde kommen plötzlich ins Gespräch. Mittlerweile gibt es jede Menge Stammkundschaft. Schachenthusiasten bringen ihre eigenen Bretter mit. Keiner schilt den Knirps, weil er sein Eis auf Nachbars Hose parkt, sondern weil der neunmalkluge Lümmel wirklich gute Ratschläge geben will. Kiebitze aller Generationen und Nationen diskutieren gestenreich darüber, ob der vergangene Zug der wirklich richtige für eine siegreiche Zukunft war. Und da ist natürlich die beliebteste Stammtisch-Frage überhaupt: Was wäre gewesen oder würde passiert sein, wenn . . .?

Die Attraktivität der Offenbacher Innenstadt beweist sich jeden Tag an den 64 kleinen Quadraten neben der Stadtkirche. Wieviel Zeit haben auf einmal die Leute, die kurz vorher noch zwischen den Fachgeschäften hin- und herhasteten! Fast jeder, der vorbeikommt, verharrt und wirft einen Blick auf dieses attraktive Freiluft- und Freizeit-Theater mit den buntgemischten Protagonisten. Es ist wie beim Fußball oder bei der Kindererziehung: Jeder hält sich für einen Fachmann. Ein Mann bleibt stehen und sagt zu seiner Frau: "Laß dir ruhig Zeit beim Einkaufen. Ich warte hier auf dich."

Wieso haben so viele Leute so viel Zeit? Müßiggang ist aller Laster Anfang? Nein, hier funktioniert die City als Kommunikationszentrum. Reiner Willmann, stellvertretender Gartenbauamtsleiter sagt: "Wir hatten überall in den Parks und Grünanlagen Freiluftschachs aufgestellt. Diese Plätze blieben leer. Die Figuren verschwanden."

Nicht so im Stadthof. Abgesehen davon, daß Willmann einmal einen abhanden gekommenen Bauern in der Nachbarschaft in einem eingeschlagenen Schaufenster als Tatwerkzeug wiederfand. Im Gegensatz zum sonstigen Vandalismus auf Spielplätzen und Grünanlagen gehen hier die Bürger pfleglich mit dem öffentlichen Eigentum um. Im Stadthof können einfach keine Figuren verschwinden, weil sie den ganzen Tag über pausenlos benutzt werden.

Für ein kleines Taschengeld holt Herr Mustafa von der Stadtverwaltung pünktlicht morgens um neun die Figuren aus einer Betonkiste und legt sie ebenso pünktlich abends um neun wieder hinein.

Klar, unter dem bisweilen temperamentvollen Spiel der Großmeister leiden die Figuren. Zur Zeit sieht die schwarze Dame ziemlich lädiert aus und kämpft für ihren König ohne Unterleib. Willmann hat ein paar Figuren in Reserve: "Wir tauschen sie aber erst aus, wenn sie wirklich kaputt sind."

Gewerkschaft lädt zu Bildungsurlaub ein

MAIN-KINZIG-KREIS. Das Bildungswerk des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) lädt ein zu einem fünftägigen Bildungsurlaub mit der Thematik Chemie in Haushalt und Garten.

Das Seminar findet vom 2. bis 6. November im Pensionshaus Milseburg in Hilders / Rhön statt. Anmeldungen nimmt das Bildungswerk in Hanau, Am Freiheitsplatz 6, Telefon 0 61 81 / 24216, entgegen. hein

Ende der Sommerpause für das Zupforchester

GRÜNDAU. Die Sommerpause geht nicht nur für Politker zu Ende: Nach sechswöchigem Ausspannen müssen jetzt auch die Mitglieder des Zupforchesters an die Instrumente und wieder in die Saiten greifen.

Die erste Probe im Verein für Volksmusik Lieblos beginnt am Montag, 3. August, um 19.15 Uhr im Bürgerzentrum Lieblos. schu

Im Hintergrund: Patientendaten "Bedenkenloser Zugriff"

Der hessische Datenschutzbeauftragte Winfried Hassemer hält den Schutz von Patientendaten für "unzureichend". Im Gespräch mit der FR forderte Hassemer eine Verbesserung des Datenschutzes in der Strafprozeßordnung, aber auch mehr Rücksicht auf den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit durch Gerichte und Staatsanwälte auf Basis des bestehenden Rechts. Besonders durch die Entscheidung des Bundesgerichtshofs (BGH) zum Memminger Abtreibungs-Strafverfahren, mit dem die Beschlagnahme von Patientinnenkarteien in Verfahren gegen einen Arzt für zulässig erklärt wurde, sei dieser Grundsatz "falsch gewichtet" worden, meint der Datenschutzbeauftragte des Landes.

Für "skandalös" hält es Hassemer, daß es ein "opulent ausgestattetes Zeugnisverweigerungsrecht" zwar gibt, wenn Ärzte in der Zeugenrolle sind. Wenn Arzt und Patient gemeinsam beschuldigt werden, dürfe der Staat zur Aufklärung aber bereits auf Dateien in der Arztpraxis zurückgreifen. Wenn nur der Arzt beschuldigt ist, werde bedenkenlos sogar der Zugriff auf sensible Daten völlig Unbeteiligter (der Patienten) erlaubt. In der jetzt vom Bundestag beschlossenen Reform des Paragraphen 218 sei daraus eine erste Konsequenz ganz im Sinne der Datenschützer gezogen worden. Im neuen Gesetz heißt es: "Werden bei einem Arzt Gegenstände gefunden, die den Schwangerschaftsabbruch einer Patientin betreffen, ist ihre Verwertung in einem Strafverfahren gegen die Patientin wegen einer Straftat nach Paragraph 218 des Strafgesetzbuches ausgeschlossen." Hassemer fordert nun, ähnliche Regelungen für das gesamte Arzt-Patient-Verhältnis zu treffen - und nicht nur beschränkt auf Frauen im Zusammenhang mit Abtreibungen. Die angekündigte Aufnahme des Datenschutzes in die Strafprozeßordnung, die in Bonn derzeit vorbereitet wird, müsse solche Regelungen bringen. Die Patienten hätten ein Interesse daran, daß ihre persönlichen Daten "nur für Zwecke der Behandlung verwendet werden".

Schon mit dem bisher geltenden Recht sei aber auch eine ernsthaftere Prüfung der Verhältnismäßigkeit der Beschlagnahme von Patientenunterlagen möglich, als es im Memminger Fall geschehen sei, meint Hassemer. Geprüft werden könnte im Einzelfall auch, ob nicht die Beschlagnahme anonymisierter Karteien ausreichend ist.

Im Memminger Abtreibungsprozeß habe sich gezeigt, daß sich eine Verwertung der Daten durch die Staatsanwaltschaft in anderem Zusammenhang nachträglich dann sogar gegen die Patienten richten könne (Ermittlungen zunächst nur gegen den Arzt, später auch gegen Patientinnen). Hier wäre es nach Ansicht des Datenschutzbeauftragten "erwägenswert", ein generelles Verbot der Verwertung gegen die Patienten einzuführen.

RICHARD MENG (Wiesbaden)

Dichter ade Die Intelligenz und die Macht

Günter Kunert hat es jetzt - in der ZEIT - den Bundespräsidenten noch einmal höchst persönlich wissen lassen: auf die Intellektuellen - sprich: die Schriftsteller - möge er doch bitte nicht setzen, wenn er über eine Renovierung des politischen Systems nachdenke. Denn bei ihnen, den Intellektuellen, handele es sich um gefährliche Illusionisten und Utopisten, die mit ihren Hirngespinsten der Wirklichkeit Gewalt antäten.

Wir hören diese Warnung jetzt seit Jahr und Tag, vor allem aus dem Munde von Literaten, die die Intelligenz kurzerhand mit der Literatur gleichsetzen. Der Wirbel, der um die politisierte Literaten-Intelligenz gemacht wird, leistet den paar Köpfen, um die es geht, einen hervorragenden Dienst: Ihnen wird eine fiktive politische Bedeutung zuerkannt, die ihnen de facto längst abhanden gekommen ist.

Daß oft Törichtes, gelegentlich Gemeingefährliches dabei herauskommt, wenn Schriftsteller sich zur Politik äußern, ist ohnehin klar: Egal, ob es sich dabei um Günter Grass oder Martin Walser, um Heiner Müller oder Hans Magnus Enzensberger handelt. Doch wenn man sich schon auf die politische Gesinnung von Schriftstellern kapriziert, ist weniger von Interesse, was die paar altgedienten, heute über sechzigjährigen Auguren von sich geben. Sie bleiben weitgehend unter sich, führen untereinander einen oft saturierten Gesinnungsdiskurs, ihre Ausstrahlung nach außen jedoch ist längst gesunken.

Man sollte lieber einen Blick darauf werfen, was die 25- bis 40jährigen Schriftsteller über das Verhältnis von Literatur und Politik zu sagen haben. Die Neue Rundschau hat im Frühjahr dieses Jahres 50 Schriftsteller, die zwischen 1950 und 1966 geboren wurden, befragt. Man wollte zum Beispiel wissen, welches Thema sie wählen würden, wenn sie für ein großes Nachrichtenmagazin eine Titelstory schreiben dürften, oder was sie täten, wenn sie zum Präsidenten der Republik gewählt würden. Der großen Mehrzahl der Befragten schien schon das Ansinnen, mit dem man an sie herantrat, eine Zumutung zu sein. Sie bedenken die Fragestellung mit Hohn und Spott und überbieten sich mit albern-abgebrühten Repliken. Nichts liegt dieser Generation ferner als der Gedanke, sie hätte etwas politisch Relevantes vorzubringen. Selbst ein geschärfter Zynismus, der aus dem Leiden an einer opaken gesellschaftlichen Wirklichkeit erwüchse, wird kaum je laut. Diese eitel-verspielten Tiraden sagen nichts anderes als das, was Volkes Stimme schon immer kund gab: daß Politik schmutzig sei und daß man die Finger davon lassen solle. Für keinen einzigen der befragten Autoren ist Politik eine Versuchung, für kaum einen auch nur eine intellektuelle Herausforderung. Warum also die ganze Aufregung? Von der Schriftstellergeneration, die in der näheren Zukunft den Ton angeben wird, ist staatsgefährdende Agitation nicht zu befürchten. Schon der Gedanke, künstlerische Sensibilität in moralische Fürsprache umzusetzen, erschiene ihnen als Geschmacklosigkeit, als humanitärer Kitsch.

Die Literaten also kann man, wenn es um den politischen Ernst des Lebens geht, ruhig vergessen. Das ist kein Unglück. Man kann sich endlich von dem Mythos verabschieden, der kritische Intelligenz mit literarischer Intelligenz gleichsetzt, und kann auf jene intellektuellen Kompetenzen setzen, die politisch gefragt sind. ANDREAS KUHLMANN

Einmaliger Auftritt der NBA-Basketballer bleibt in Erinnerung USA und der Rest der Welt Deutsche wie vom Donner gerührt / Ergebnis nebensächlich Von unserem Mitarbeiter Michael Maurer

An der Show gab es nichts auszusetzen. Die Zauberer des amerikanischen Dream-Teams machten ihre Trickkiste weit auf und alles gelang aufs beste, weil die deutsche Mannschaft den ihr zugedachten Part brav erfüllte. Sie spielte mit, so weit ihre Fähigkeiten dies eben zuließ, und machten ansonsten gute Miene zum meist verwirrenden Spiel der Truppe um Michael Jordan. "Es war eine Werbung für den Basketball-Sport", sagte Henning Harnisch. "Wir waren zwar diejenigen, die darunter zu leiden hatten, aber es war trotzdem eine schöne Sache." Michael Jackel, mit 32 Jahren der Routinier im deutschen Team, war ebenfalls beeindruckt: "Dies war das tollste Gefühl, das ich je bei einem Basketballspiel hatte." Ein Ergebnis hatte die Partie im übrigen auch, nur tut dies fast nichts zur Sache. Die USA gewannen 111:68 (58:23).

Die Überlegenheit der Basketball-Könige aus den USA spiegelte sich auf dem Feld noch deutlicher wider als im Endergebnis. Sie spielen das Spiel auf eine Art und Weise, die für den Rest der Welt unerreichbar ist. Das Verständnis untereinander ist blind, selbst die überraschendsten Pässe landen immer beim Mann. Hat sich dagegen Detlef Schrempf einmal durchgespielt, ist Uwe Blab völlig perplex, daß er nun plötzlich den Ball hat. Was auch immer sich die deutschen Bundesligaspieler ausdachten, die Überflieger aus der NBA waren stets schneller. Gedanklich und körperlich. Sie erahnen, wohin der Ball fliegen wird und brauchen ihn nur noch in Empfang zu nehmen. Währenddessen verfolgten ihre Gegner meist noch staunend die Flugbahn.

Hinzu kam der Respekt vor den Basketball-Virtuosen. "Wir haben zwar vorher darüber geredet, daß wir nicht ängstlich spielen dürfen. Aber wir haben es dann trotzdem getan", meinte Detlef Schrempf, mit 15 Punkten zusammen mit Michael Jackel erfolgreichster deutscher Werfer, kopfschüttelnd. Der 29 Jahre alte NBA-Profi Indiana Pacers, der 1991 und '92 als "bester sechster Spieler" der Liga ausgezeichnet worden ist, wußte wohl als einziger, was auf sein Team und ihn selbst zukommen würde - und konnte doch nichts dagegen unternehmen.

Der Rest des Teams war nämlich wie vom Donner gerührt. "Das ist die beste Mannschaft, die es je gegeben hat", schwelgte beispielsweise Schrempfs Mannschaftskamerad Hansi Gnad. "Wenn einer rausgeht, kommt eben der nächste." Fällt der eine Megastar als Spielmacher aus, übernimmt eben der nächste dessen Part. "Ich bin der zweite Spielmacher und habe es nicht gern, der erste zu sein", erläuterte Michael Jordan seine ungewohnte Rolle. "Aber wenn es für das Team nötig ist, mache ich auch das." Das Genie der Chicago Bulls löste auch diese Aufgabe brillant - wie es zu erwarten war.

Bester Werfer der USA war Larry Bird, die 36jährige Basketball-Legende der Boston Celtics. Zuletzt wurde schon über seinen Rücktritt spekuliert, weil er aufgrund einer Rückenverletzung kaum mehr spielen konnte. Auch in Barcelona kann er sich nicht auf die Bank setzen, sondern wartet auf dem Boden liegend auf seinen Einsatz - weil das für sein Kreuz besser ist. Doch auf dem Feld ist ihm kaum etwas anzumerken. "Ich bin hier, um mein Bestes zu geben und die Goldmedaille zu gewinnen", stellt er nüchtern fest. "Wir kommen immer besser in Form, und wir haben gezeigt, daß wir Individualisten durchaus in der Lage sind, als ein Team zusammenzuspielen."

Der Vorstellung Birds und seiner Kollegen gewann Detlef Schrempf neben der "neuen Erfahrung" deshalb vor allem einen positiven Aspekt ab: "Viele haben daran gezweifelt, ob das Dream-Team wirklich so gut ist, wie es immer hieß. Jetzt haben sie es gesehen." Und dies trotz der Tatsache, daß die Superstars den Trip zu den Olympischen Spielen in erster Linie als netten Familienausflug betrachten. "Die meisten sind nicht in guter Kondition", hat Schrempf gesehen, "aber warum sollten sie auch: sie müssen ja nicht besonders viel spielen." Für seine NBA-Kollegen sei Barcelona ein gelungener Urlaub: "Die kommen her, sehen viel, leben im Luxus und holen Gold ab." Trotzdem läßt er keinen Zweifel daran, daß Jordan und Co. seiner Ansicht nach zurecht bei den Olympischen Spielen sind - weil sie nun mal die Besten sind. Allerdings glaubt der gebürtige Leverkusener, daß der Auftritt des Starensembles einmalig bleiben wird. "Die werden nie mehr ein NBA-Team schicken. Die sollten nur zeigen, wie gut sie sind." Um für die NBA, die sich international ausbreiten will, Reklame zu betreiben. Schrempf kann sich sogar vorstellen, daß es langfristig gesehen NBA-Mannschaften in Europa geben könnte. "Deutschland wäre beispielsweise ein guter Standort", vermutet er. Nach dem Fernseh-Erfolg des olympischen Basketballturniers in Barcelona wahrscheinlich mehr denn je.

Bruchköbeler Gassefest: Wer will mitmachen?

BRUCHKÖBEL. Auf zum Bruchköbeler Hof- und Gassefest heißt es wieder am Freitag und Samstag, 28. / 29. August im historischen Ortskern.

Zum Verweilen in schattigen Höfen bei Apfelwein, Bier, Gegrilltem und anderen leiblichen Genüssen, zum Bestaunen der Vorführungen, zum Musikhören oder einfach nur zum geruhsamen Plaudern miteinander laden die Anwohner und der Kulturverein "Wundertüte" ein.

Der offizielle Teil beginnt am Freitag gegen 18 Uhr im Hof des Neuen Spielhauses.

Dort wird dann auch eine Bauchtanzvorführung zu sehen sein.

Ab halb acht spielt die Gruppe "Simmermen Country Comp" Country-Musik, Rock und Skiffle (mit Baß und Waschbrett) auf der Bühne am Freien Platz.

Beim Künstler- und Flohmarkt am Samstag sind kaum Grenzen gesetzt, was die Beteiligung angeht.

Allerdings sollten diejenigen, die mitmachen wollen, sich bei Marianne Walter, Telefon 7 25 04, oder bei Frau Schurich, Telefon 7 56 81, anmelden.

In den Höfen, Winkeln und Gassen werden jedenfalls wieder einige Künstler, Mimen, Gaukler und Musikanten ihr Wesen treiben.

Auf dem Parkplatz wird um 14 Uhr die Theatergruppe "Frischluft" auftreten, gefolgt vom "Andersland"-Kinder-Mitmachtheater eine Stunde später.

Auf der Bühne hat sich für 16.30 Uhr die "Otto Normal Randale Show" angesagt.

Gitarre und Gesang präsentieren Manuel und Gary und für den krönenden Abschluß soll "Merlins Fantasy Farm" ab 19.30 Uhr auf dem Freien Platz sorgen. hein

Das Thema "Tourismus im Taunus" ist auch Gegenstand einer Diskussionsrunde im Rahmen des FR-mobil. Es legt am kommenden Dienstag, 4. August, 12 Uhr, am Ausflugslokal "Landsteiner Mühle" - zwischen Hunoldstal und Altweilnau, Abzweigung Finsternthal - eine Pause ein. Teilnehmer der Runde sind Gertrud Stöckl vom Hotel- und Gaststättenverband, Hans Walter Herpel vom Naturpark Hochtaunus, Hans-Georg Fritze vom Fremdenverkehrsverband Main + Taunus und Wolfgang Hoffmeister von den Naturfreunden. orb

Tina York singt beim Feuerwehrfest

SCHMITTEN. Nachdem das Fest der Freiwilligen Feuerwehr Arnoldshain anläßlich ihres 60jährigen Bestehens am Freitag abend mit einem Festkommers eröffnet wurde, bieten die Blauröcke auch für das Wochenende ein umfangreiches Programm an: Heute abend werden die Künstler Andy Borg, Tina York und das Duo Gert Wendel & Barbara einen Bunten Abend gestalten. Im Anschluß spielen die "Elkershäuser Musikanten" zum Tanz auf. Am Sonntag ist ab 10.30 Uhr Frühschoppen, ab 14 Uhr geht der Festzug durch Arnoldshain. Das Wochenende klingt aus mit dem Auftritt von Musikzügen in der Hattsteinhalle und einem Tanz- und Unterhaltungsprogramm. isa

Turnverein wandert in den Thüringer Wald

GRÜNDAU. Der Turnverein 1893 in Lieblos veranstaltet am Sonntag, 9. August, eine Wanderung. Das Ziel des Ausfluges ist der Rennsteig im Thüringer Wald. Die Wanderung beginnt am Parkplatz "Hohe Sonne" bei Eisenach und führt zum "Großen Inselberg".

Die Strecke ist etwa 20 Kilometer lang. Die Organisatoren empfehlen Rucksackverpflegung.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer fahren mit dem Bus nach Einsenach. Abfahrt ist um 7 Uhr an der Turnhalle in Lieblos.

Der Fahrpreis beträgt zehn Mark pro Kopf. Anmeldungen nimmt Richard Schäfer unter der Telefonnummer 0 60 51 / 1 25 43. schu

Fußball-Turniere

STADTMEISTERSCHAFTEN GELNHAUSEN: seit Dienstag, 28. Juli bis Sonntag 2. August; Sportanlage des TSV Höchst.

STADTMEISTERSCHAFTEN WÄCHTERSBACH: Samstag, 1.8 und Sonntag, 2.8.; Sportanlage Waldensberg

GRÜNDAU-TURNIER: Samstag, 1.8. (ab 14 Uhr)und Sonntag, 2.8.(ab 9 Uhr), Sportplatz in Breitenborn

FUSSBALL-TURNIER des SV Pfaffenhausen: Sonntag, 2. 8. (10 bis 18 Uhr)

BUCHBERG-CUP: von Montag, 3. August ( bis Freitag jeweils 17.45 Uhr), Smastag, 8.8. (ab 17 Uhr) bis Sonntag, 9. August(ab 9.30 Uhr) in Niedermittlau. wh

Appell: Schulhof muß endlich saniert werden

LANGEN. "Unser Schulhof muß kindgerecht saniert werden!" Diesen Appell richten die Schüler/innen, Eltern und Freunde der Wallschule in einem offenen Brief, dem sie 450 Unterschriften beigefügt haben, an den Landrat, die Schuldezernentin, an Bundes- und Landtagsabgeordnete, an die Stadtverordnetenfraktionen sowie den Magistrat in Langen. Seit 20 Jahren sind sie mehr als unzufrieden mit der schlechten Schulhofsituation. Alle Einsätze für eine Verbesserung seien bisher vergeblich gewesen. Dabei wollen sie doch nur, was Standard sein müßte:

• den löchrig, rissigen Schulhofasphalt gegen einen neuen Belag austauschen,

• altersgemäße, robuste Spielgeräte installieren, weil der Schulhof nachmittags auch als Spielplatz genutzt wird,

• ein Regendach bauen, damit Kinder trockenen Fußes die Toiletten erreichen,

• die Möglichkeit, daß Schulkinder auch bei Regen nach draußen können. dok

Für das 450-Seelen-Dorf Calbach hat sich der Auftritt des FC Schalke 04 in vielerlei Hinsicht gelohnt Am Ort des Lächelns verzog nur Udo Lattek mürrisch das Gesicht Wie ein Bundesligist übers platte Land tingelt / Ärger um den neuen Kapitän Günter Güttler / Stamm-Elf noch geheim

Charly Neumann verließ als erster den Bus - und wird von den Fans mehr umjubelt als alle Spieler. Fast als letzter kommt Trainer Udo Lattek heraus, eher mürrisch dreinschauend -, der FC Schalke 04 ist auf dem flachen Land angekommen. Im 450-Seelen-Ort Calbach in der hessischen Wetterau jubeln den Königsblauen über 2000 Fans zu. Alltag für den Bundesliga-Tross, für manchen eine willkommene Abwechslung vom Trainingsprogramm, für andere eine lästige Pflichtübung, für den Verein Schalke 04 meist eine Verpflichtung. Die Fans nehmen schließlich selbst bei diesen Vorbereitungsspielen oft mehrere hundert Kilometer auf sich.

Autogrammwünsche werden in üblichem Umfang befriedigt, Mannschaft und Trainer verschwinden schnell in den Kabinen. Besonders die kleinen Fans harren geduldig vor den Türen, sind froh über jede Unterschrift, über jedes Utensil der Königsblauen. Als Charly Neumann und Schalker Knappen Mannschaftsfotos verteilen - mancher erhascht auch einen Wimpel -, gibt es fast nur noch strahlende Gesichter.

Selbst Udo Lattek kommt im internen Plausch mit den Verantwortlichen ein erstes Lächeln über die Lippen. "Für ihre Tochter", überraschte er eine der Helferinnen im Vereinsheim, die Berge von Brötchen aufgeschnitten hatte, mit einem Schalker Trikot, das mit den Unterschriften der Spieler versehen ist. Auf die Frage "Kommt denn der Erste Vorsitzende Eichberg auch", sagt er: "Da ist doch unser Vorsitzender" und deutet auf Charly Neumann. Das Schalker Unikum steht überall im Mittelpunkt, genießt nicht nur das Bad in der Menge, sondern auch bei einem erfolgreichen Trainer wie Udo Lattek großes Ansehen.

Präzise Aussagen läßt sich der 57 Jahre alte gebürtige Ostpreuße im jetzigen Stadium nicht entlocken: "Wir wollen so weit wie möglich oben mitspielen und uns gegenüber dem Vorjahr auf jeden Fall verbessern", läßt er die Fans wissen. Sie jubeln Udo nach dieser Aussage zu. Beim Nachkarten ist er fast schon wieder ärgerlich: "Ich mag keine Zahlenspielerei und bin auch kein Hellseher", will er sich nicht auf eine genaue Tabellenposition festlegen.

Warum kehrte der bei Bayern München, Borussia Mönchengladbach, Borussia Dortmund oder dem FC Barcelona erfolgreiche Coach noch einmal auf den Trainer-Schleuderstuhl zurück? "Schalke ist einfach Schalke, daher habe ich dort den Trainerposten übernommen", lautet seine einfache Erklärung.

Die 15 Treffer gegen die braven Calbacher seines Teams nahm er zur Kenntnis, lobte den mitspielenden Gegner und fand damit rasch wieder die Zustimmung der Fans. Kann sich der FC Schalke 04 Mittelmaß erlauben? Nach dem Aufstieg nahmen die Fans selbst das erhebliche Nachlassen in der Rückrunde hin, dennoch stellte Udo Lattek in Calbach klar: "Wir werden keine weiteren Leute holen, ich komme auch mit diesem Kader zurecht." Mit Thomas Linke (Rotweiß Erfurt) und Michael Büskens (Fortuna Düsseldorf) konnten nur zwei der fünf Verpflichtungen ihr Können zeigen, die anderen wie Antoine Hey, Martin Spanring (ebenfalls beide Düsseldorf) und Uwe Scherr (Kaiserslautern) saßen angeschlagen auf der Bank. Auch der gesperrte Radmilo Mihajlovic nutzte das einzige Spiel während des Trainingslagers in der Erbismühle, um in Calbach einen Plausch mit Landsleuten und anderen Anhängern zu führen.

Einer wollte offenbar nicht mit den Fans reden: Günter Güttler. Der 31 Jahre alte Libero und neue Spielführer, der nicht zum Einsatz gekommen war, drückte sich trotz wiederholten Aufrufs vor dem Gespräch mit den Fans. Dies brachte Udo Lattek in Harnisch. "Günter, das machst du mit mir nicht noch einmal. Trotz mehrfacher Aufforderung bist du nicht zu diesem Gespräch gekommen", herrschte er den routinierten Ex-Nürnberger mit hochrotem Kopf im Mannschaftsbus an. War es der enttäuschende dritte Platz in der Inter-Totorunde, die Hinausstellung von Mihajlovic oder waren es die schlechten Laktatwerte seiner Spieler, die den Trainer-Fuchs granteln ließen? Lattek weiß genau, was er an den Routiniers hat und legt sich dennoch mit ihnen an. Er kennt seine starke Position und duldet selbst bei Vorbereitungsspielen keine Nachlässigkeiten.

Die Tingelei über das Land führt über Paderborn (Samstag) und Augsburg (Dienstag) zum Saisoneröffnungsspiel am 9. August gegen Lazio Rom. "Meine Stamm-Elf ist weitgehend klar, aber diese werde ich noch nicht verraten", will er sich nicht in die Karten gucken lassen. Auch eine Meisterprognose - "vier bis fünf Klubs haben eine Chance" - lehnt er kategorisch ab. Und beim Thema Borussia Dortmund wird er bereits wieder mürrisch: "Das ist nicht mein Bier, fragen Sie den Dortmunder Trainer", bezieht er keine Stellung zum Erzrivalen aus dem Revier.

Derweil sind die Schalker Anhänger aus dem Wetteraukreis mit Autogrammen verwöhnt worden, sah man bis auf Udo Lattek nur strahlende Gesichter. Selbst der Gastgeber, der mit den Eintrittsgeldern die Gage des Bundesligisten (20 000 Mark) nicht ganz hereinbekam, machte durch den gut florierenden Würstchen- und Getränkeverkauf noch ein Geschäft. Ein Schalker Auftritt lohnt sich eben immer. Charly Neumann umarmt seine Calbacher Freunde und steigt als letzter in den Mannschaftsbus, wo Udo Lattek mit mürrischer Miene einen vorderen Platz einnimmt. Der zweite Auftritt in Calbach innerhalb eines Jahres bewies: Den FC Schalke 04 und Charly Neumann gibt's nur einmal.

HANS-DIETER PUTH

Dreieich-Fußballturnier Wanderpokal ist verschollen

Der Sieger des Fußball-Turnieres beim TV Dreieichhain wird wohl in diesem Jahr auf den Wanderpokal verzichten müssen. Der FC Offenthal, der 1990 den alle zwei Jahre ausgespielten Titel des inoffiziellen Stadtmeisters gewann, ist offenbar nicht in der Lage, das wertvolle Stück wieder zur Verfügung zu stellen. "Der Wanderpokal war schon einige Male verschwunden. Wahrscheinlich werden wir die Verleihung einstellen", meint lapidar TV-Macher Michael Groher. Der Pokal wird vom TV gestellt, der seinem traditionellen Turnier den Anstrich einer "Stadtmeisterschaft" gab, indem er alle Dreieicher Fußballklubs zum gemeinsamen Kick lud. Erstmals ist es dem Veranstalter nun gelungen, alle zehn Dreieich- Vereine auch tatsächlich begrüßen zu können, nachdem in den vergangenen Jahren stets ein Vertreter absagte.

Das Teilnehmerfeld ist so ausgeglichen wie nie zuvor. Fünf Bezirks- und fünf A- Ligisten gehen am Samstag ab 13 Uhr in zwei Gruppen an den Start. Am Sonntag ab 9 Uhr werden die Gruppenspiele fortgesetzt. Gegen 14 Uhr geht es in die "heiße Phase": die Plazierungsspiele und das Finale (18 Uhr). Groher hofft, daß insgesamt etwa 600 Besucher neugierig sein werden, wer die neue (oder alte) Nummer eins im Dreieicher Fußball sein wird. Titelverteidiger FC Offenthal, Ortsnachbar Susgo, Bezirksoberliga-Absteiger FV 06 Sprendlingen und die weiteren Bezirksligisten SG Götzenhain und SV Dreieichenhain zählen zum Favoritenkreis. Angesichts der stattlichen Anzahl Dreieicher Fußballvereine müssen die Teams auf beiden TV-Plätzen antreten. Zwei Spiele wird jeder Vertreter auf dem Hartplatz überstehen müssen. Sein Kommen hat Bürgermeister Abeln angesagt, der die Siegerehrung vornehmen soll.

Gruppe A: SKG Sprendlingen, Susgo Offenthal, TG Sprendlingen, FV 06 Sprendlingen, TV Dreieichenhain.

Gruppe B: SC Buchschlag, Türkischer FV Dreieichenhain, SG Götzenhain, SV Dreieichenhain, FC Offenthal. jbp

Mühlheimer Fußball-Stadtmeisterschaften "Scheibenschießen" angesagt

Zu einem "Scheibenschießen" wird es wohl in der Schlußphase der Mühlheimer Fußball-Stadtmeisterschaften kommen. Nachdem der gastgebende Bezirksoberligist gegen Favorit Spvgg. Dietesheim (Landesliga) ein 2:2 erzielte, liegen beide Teams punktgleich an der Spitze. Das Torverhältnis wird aller Voraussicht nach am Ende den Ausschlag geben.

Im Spitzenspiel, das 250 Besucher an den Spielfeldrand lockte, sah es lange Zeit sogar nach einem Sturz des Favoriten aus. Durch Treffer von Neuzugang Alonso und Beheim führten die Lämmerspieler - bei einem Gegentreffer durch Caselitz per Foulelfmeter - bis zum Ende der regulären Spielzeit von 60 Minuten. Doch Schiedsrichter Grieben (Rumpenheim), mit dessen Entscheidungen die Lämmerspieler nicht immer einverstanden waren, ließ drei Minuten nachspielen und ermöglichte somit Wagner per Freistoß noch den Ausgleichstreffer. Mit 3:1-Punkten gingen beide Teams als Favoriten in die folgenden Partien. Der TSV tat sich allerdings gegen den KV Mühlheim zunächst schwer, scheiterte am tollen KV-Keeper Widerspahn. Spielertrainer Ernst List mußte die Sache in die Hand respektive auf den Fuß nehmen. In der 35. Minute warf der Torjäger sich selbst ins Rennen und besorgte mit seinen zwei Treffern (50. und 57.) noch den standesgemäßen Sieg. Die Dietesheimer wurden gegen den SV 80, der sich tapfer wehrte, ihrer Favoritenrolle gerecht und siegten durch Treffer von di Falco, Caselitz und Dymaszewski sicher.

Die Spiele der Dietesheimer gegen Fair Play Mühlheim (heute, 18.30 Uhr) und des TSV gegen den SV 80 (Sonntag, 18 Uhr) werden zur "Torejagd" der Spitzenreiter, die beide derzeit 6:2-Treffer verbuchen. Für die Lämmerspieler gilt es, die "Vorgabe" der Dietesheimer zu überbieten.

TABELLE DER STADTMEISTERSCHAFTEN: 1. Spvgg. Dietesheim und TSV Lämmerspiel jeweils 5:1-Punkte/6:2-Tore, 3. SV 80 Mühlheim 2:2/2:4, 4. Fair Play Mühlheim 0:4/1:4, 5. KV Mühlheim 0:4/0:3. jbp

Fußball-Stadtmeisterschaft Teutonia Hausen in der Favoritenrolle

In der Vergangenheit dienten die Fußball-Stadtmeisterschaften stets dazu, die Hierarchie der Fußballklubs in Obertshausen zu bestätigen. Auch am Wochenende wäre alles andere als ein Erfolg der Hausener Teutonia eine Überraschung. Als Ausrichter fungiert in diesem Jahr der FC Croatia Obertshausen. Am ehesten zum Stolperstein für die Teutonia könnte wohl noch der Offenbacher Bezirksligist Kickers Obertshausen werden. Neben den "ersten Garnituren" spielen auch die Soma-Vertretungen um den Titel. Für die Sieger werden - wie immer - Pokale bereitgehalten. TERMINPLAN DER OBERTSHAUSENER STADTMEISTERSCHAFT: Freitag, 18.30 Uhr: Teutonia Hausen - TV Hausen, 19.40 Uhr: Kikkers Obertshausen - FC Croatia Obertshausen. Samstag, 15.35 Uhr: Kickers Obertshausen - TV Hausen, 15.50 Uhr: Teutonia Hausen - FC Croatia Obertshausen.

Sonntag, 15.35 Uhr: FC Croatia Hausen - TV Hausen, 16.45 Uhr: Kickers Obertshausen - Teutonia Hausen. ina

Naturschützer suchen zupackende Helfer

GRÜNDAU. Die Ortsgruppe Breitenborn des Naturschutzbundes Deutschland, dem ehemaligen Deutschen Bund für Vogelschutz, sucht unter Mitgliedern und Nicht-Mitgliedern Helferinnen und Helfer, die an den Vorbereitung zum Bau der Vogelschutzhütte mitwirken. Vor der Genehmigung könne das Baugelände nach Angaben des Vereines aufbereitet und das Bauholz vorbereitet werden. Es sei geplant, bis Ende des nächsten Monats den Rohbau für die Hütte fertigzustellen und das Dach zu decken.

Nach Ansicht des Vereines wäre es deshalb "wünschenswert, wenn das eine oder andere Mitglied stundenweise am Abend oder samstags den Verein bei diesen anfallenden Arbeiten unterstützen würde". Nachfragen und Anmeldungen nimmt Günter Kesterke unter der Telefonnummer 0 60 58 / 25 65 entgegen. schu

Nachrichten-Börse

Mehr Arbeitslose in Frankreich Die Zahl der Erwerbslosen in Frankreich ist im Juni auf fast drei Millionen geklettert. Dies waren 12 100 mehr als im Mai. Die Quote blieb mit 10,3 Prozent unverändert.Japan braucht mehr Arbeitskräfte Japan benötigt bis zum Jahre 1996 rund sechs Millionen zusätzliche Arbeitskräfte, um das geplante Wirtschaftswachstum von 3,5 Prozent zu erreichen, aber gleichzeiitig auch die vorgesehene Verkürzung der Arbeitszeit auf 1800 Stunden per annum realisieren zu können. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Arbeitgeberverbands. Spanien setzt auf Privatisierung Die spanische Regierung erwartet hohe Einnahmen aus der geplanten Privatisierung von Staatsbetrieben. Wirtschaftsminister Carlos Solchaga veranschlagt die Erlöse bis 1994 auf 420 Milliarden Peseten (rund 6,5 Milliarden Mark). Für die Sanierung der Staatsfinanzen reichen die Mittel kaum aus. Im ersten Halbjahr betrug das Etatdefizit 1,2 Billionen Peseten. Litauens Wirtschaft liegt darnieder Die Industrieproduktion in Litauen ist im ersten Halbjahr um 43 Prozent gesunken. In der Landwirtschaft wurden 17 Prozent weniger Fleisch und gut ein Fünftel weniger Milch erzeugt als im entsprechenden Zeitraum des Vorjahres.

IG Metall will Kassenreform

ulf FRANKFURT A. M., 31. Juli. Die IG Metall dringt in der gesetzlichen Krankenversicherung auf einen Risikostrukturausgleich zwischen den verschiedenen Kassenarten. Die Ungerechtigkeiten bei den Beiträgen seien zu groß und müßten beseitigt werden, forderte das Vorstandsmitglied Horst Schmitthenner jetztin Frankfurt. Schmitthenner rechnete vor, daß beispielsweise die Techniker Krankenkasse 10,5 Prozent, die AOK Dortmund aber 16,8 Prozent des Monatseinkommens einfordert. Bei einem monatlichen Einkommen von 3500 Mark liege der Jahresunterschied bei 2600 Mark. Dies verzerre den Wettbewerb zwischen den Kassen.

Schmitthenner forderte den Gesetzgeber auf, in das geplante Gesundheitsstrukturgesetz eine Wettbewerbsordnung einzubauen, um die Unterschiede auszugleichen. Auch müsse die Trennung von Arbeitern und Angestellten bei der Zugehörigkeit zur Krankenkasse abgeschafft werden. Die IG Metall will Wahlfreiheit für alle beim Eintritt in die Kasse.

Radfahrer Jens Lehmann erweist sich als fairer Verlierer "Boardman war der Bessere" Material war zweitrangig / Glücklich über die Silbermedaille Von unserem Redaktionsmitglied Harald Stenger

Irgendwie hatte er schon vor der Abreise nach Barcelona eine dunkle Vorahnung. "Ob Erster oder Dritter, ich freue mich über jede Medaille", gab sich Jens Lehmann betont vorsichtig. Es wurde weder Gold noch Bronze, er hielt schließlich Silber in den Händen. Der amtierende Weltmeister in der 4000-m-Einzelverfolgung konnte seiner Favoritenrolle nicht gerecht werden, aber Weltuntergangsstimmung herrschte deshalb nicht bei ihm - vielmehr lobte der 24 Jahre alte Leipziger seinen britischen Bezwinger Chris Boardman in den höchsten Tönen.

Das war schon deshalb nicht selbstverständlich, weil ihm eine im olympischen Finale bisher noch nie dagewesene Schmach widerfuhr. Lehmann wurde eingangs der letzten Runde von Boardman eingeholt - nach 4:11,379 Minuten und damit 260 m vor dem Ziel war das Rennen vorzeitig beendet. Diejenigen, die im neuen Wunderrad Boardmans den Siegesfaktor sahen, belehrte dessen deutscher Widersacher eines Besseren. "Er hat souverän gewonnen, weil er der Bessere war. Das Material kann im günstigsten Fall eine Sekunde ausmachen", lehnte er es ab, nach irgendwelchen Entschuldigungen zu suchen, und machte gleichzeitig deutlich, daß er sein "Stahlroß" jetzt nicht unbedingt zum "alten Eisen" zählt, das möglichst bald in die Ecke gestellt und durch ein technisch hochwertigeres Gefährt ersetzt werden sollte.

Die von Boardman gefahrene Neuschöpfung der englischen Firma Lotus war dennoch in aller Munde. Schon vor zehn Jahren hatte Ingenieur Mike Burrows die Pläne dafür gezeichnet, doch sie wurden zunächst nicht realisiert. Erst im April dieses Jahres stieg Boardman bei Testrennen in den Sattel des neuen Velos. Das Rad für Barcelona konnte der Olympiasieger dann am vergangen Freitag in Empfang nehmen, bis zuletzt wurde an diversen Details zwecks Optimierung getüftelt.

Das Kurioseste: Ein bereits im vorigen Jahrhundert bekanntes Fahrradmodell soll der Kreation zugrunde liegen. Fast zu schön, um wahr zu sein. Zumindest das Material, das aus Frankreich angeliefert wurde, hat es damals bestimmt noch nicht gegeben. Und die Überprüfung per Nasa-Computer und im Windkanal wäre ebenfalls nicht möglich gewesen.

Deshalb ist die Konstruktion, die nach Olympia für einen Preis von 8500 Mark auf dem freien Markt feilgeboten werden soll, bei allem Altertumsgehalt der "neueste Schrei". Der Rahmen ist aus titaniumverstärktem Karbon, Hinter- und Vorderrad haben keine Gabel mehr, die parallelen Lenkerstangen liegen extrem eng und tief. Zusammen mit einem nach hinten spitz zulaufenden Flachhelm eine ideale Kombination. Die logische Konsequenz: Wenig Luftwiderstand und damit eine größere Windschlüpfrigkeit machten es möglich, daß der im Vorjahr bei der WM in Stuttgart auf dem neunten Platz registrierte Boardman erheblich schneller war.

Daß bei Lehmann und in seiner Umgebung bei allem Ehrgeiz die Freude über Silber überwog, war allenthalben zu verfolgen. Da fuhr er gleich nach dem Rennen an den Pistenrand zu seiner Frau Gaby und es gab Küßchen. Als er vom Rad stieg, umarmte ihn Bundestrainer Wolfgang Oehme und klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. Nach der Pressekonferenz ließ er sich vor dem Stadion mit Frau, Brüdern, Schwiegereltern und Freunden jubelnd fotografieren.

Allzu gern hätte er seine Eltern dabei gehabt, aber die sind derzeit mit anderen Dingen beschäftigt. Sie eröffnen im Harz ein Café. Im Harz begann für Lehmann als elfjähriger Knirps auch seine Karriere. In der "Kleinen Friedensfahrt" für nichtorganisierte Jugendliche buchte er einen stolzen Erfolg und bereits 18 Monate später durfte er im Zuge der gewissenhaften Talentförderung nach Leipzig umziehen.

Hier ist er nun mit seiner Frau, die einst zweifache DDR-Straßenmeisterin war und nach verpaßter Olympia-Qualifikation in diesem Jahr der Teilnahme an der Mountainbike-EM entgegenfiebert, zu Hause, so er denn nicht bei Verwandten in Mittenwald lebt, wo er sich zuletzt bei seinen kurzen Erholungspausen vom Streß der Barcelona-Vorbereitungen in ruhiger Atmosphäre entspannte.

Spätestens ab Anfang kommenden Jahres wird er allerdings wieder in Leipzig anzutreffen sein, denn dort eröffnet er dank der Initiative eines mit ihm befreundeten Autohändlers aus Krefeld ein Fahrradgeschäft: "Das Angebot ist ein Glückfsfall. Und wenn ich etwas mache, dann möchte ich es ordentlich machen." Das ist auch der Grund, warum Lehmann zunächst einmal alle Profi-Ambitionen hintenan gestellt hat. Der Sicherheit, die ihm der Job bietet, räumt er Priorität vor den Verlockungen des ungewissen Berufsfahrerdaseins ein. Frühestens 1994 will er seine Perspektiven neu bedenken.

Fairneßabkommen abgelehnt Grüne halten nichts vom Vorschlag des Landrats zum Wahlkampf

MAIN-KINZIG-KREIS. Das von Landrat Karl Eyerkaufer (SPD) im Vorfeld des Kommunalwahlkampfs vorgeschlagene Fairneßabkommen haben die Grünen im Kreis förmlich abgelehnt. Ein Umgang miteinander ohne Diskriminierung des Andersdenkenden sei für die Partei nicht nur vor Wahlen selbstverständlich, schreibt der Kreisverband zur Begründung. Außerdem habe der ehemalige Koalitionspartner mit der SPD in den vergangenen Jahren schlechte Erfahrungen gemacht, was die Vereinbarungen mit dieser Partei angehe.

Weiter heißt es in dem offenen Brief an den Landrat: "Zudem erscheint uns Ihr Vorhaben wenig geeignet, der allgemeinen Politikverdrossenheit entgegenzuwirken. Glaubwürdigkeit erreicht man durch Transparenz und Ehrlichkeit. Mit durchsichtigen Schaufensteraktionen können und wollen wir die BürgerInnen nicht beeindrucken. Was die Fairneß betrifft, fühlen wir uns in erster Linie den Wählern und Wählerinnen verpflichtet. Daher werden wir auch im Wahlkampf nicht auf Offenheit und Klarheit verzichten. Probleme und Fakten müssen angesprochen werden, kritische und unkonventionelle Stellungnahmen gehören für uns weiterhin zu einer informativen Öffentlichkeitsarbeit."

Abschließend erinnern die Grünen daran, daß die SPD mit ihrem mehrjährigen Juniorpartner nie besonders pfleglich umgegangen sei: "Persönliche Diffamierungen und verbale Tiefschläge waren leider an der Tagesordnung. Von Fairneß konnte da nicht einmal ansatzweise die Rede sein." hein

Im Terminhandel ist Musik drin Aber DTB spielt noch nicht "erste Geige" / Kritik zurückgewiesen

ski FRANKFURT A. M. Die Deutsche Terminbörse (DTB) verschärft das Tempo auf ihrem steilen Wachstumskurs. Nach Angaben von Geschäftsführer Jörg Franke war der Juli der umsatzstärkste Monat seit dem Start im Januar 1990, und im bisherigen Jahresverlauf sei mit 17,6 Millionen gehandelten Kontrakten - das bedeutet eine Verdreifachung gegenüber der Vergleichszeit - bereits das Volumen des gesamten Vorjahres (15,4 Millionen) weit übertroffen worden. Zu der Expansion trug die Einführung neuer Finanzprodukte bei, zum Beispiel Optionen auf den Deutschen Aktienindex (Dax) und auf Bund-Futures (Finanzterminkontrakt) im vorigen August sowie neunmonatige Aktienoptionen und Optionen auf den Dax-Future im Januar. Der Marktanteil der DTB beim Bund-Future stabilisiert sich laut Franke derzeit bei 30 Prozent; der Löwenanteil entfällt auf die Londoner Liffe, die mit diesem Angebot allerdings zweieinhalb Jahre früher am Markt war. Resümee des Geschäftsführers: Im weltweiten Konzert der Terminbörsen spiele man noch "nicht die erste Geige", bestimme aber das Thema mit.

Immer wieder zu hörende Vorwürfe, DTB-Händler manipulierten durch gezielte Transaktionen den Kassamarkt mit der Folge heftiger Kursausschläge, weist Franke zurück. Aktienverkäufe und zeitgleiche Käufe von Terminkontrakten gehörten zum normalen Arbitragegeschäft. Dennoch denken die Gremien der Terminbörse darüber nach, wie sie der Kritik, die "Geschäfte mit der Zukunft" beeinflußten den aktuellen Aktienmarkt zu stark, begegnen können. Erwogen wird ferner eine "neue Gebührenstruktur". Hintergrund sind auch Klagen von Banken, im Terminhandel sei nichts oder jedenfalls zu wenig zu verdienen. Dies könnte freilich, so DTB-Geschäftsführer Friedrich Wahl, nicht nur an hohen Gebühren, sondern "auch am Handelsgeschehen liegen".

Für 1991 legt die Trägergesellschaft der DTB, hinter der 17 deutsche Kreditinstitute stehen, erstmals einen Geschäftsbericht vor. Demnach stieg der vor allem aus Transaktionsgebühren bestehende Umsatz um 37 Prozent auf gut 113 Millionen Mark. Schon zwei Jahre nach dem Start, freut sich Wahl, wurde der "Breakeven-Punkt" erreicht: Als Gewinn blieben 14,1 (Vorjahr 9,8) Millionen hängen, mehr als genug, um den Verlustvortrag aus der Aufbauphase zu tilgen. Drei neue Zentralrechner dieser voll computerisierten Börse bildeten den Schwerpunkt der Investitionen von 20 (31) Millionen. Die Belegschaft wurde nochmals um zwölf auf 115 Leute aufgestockt. Mitte dieses Jahres zählte die DTB mehr als 77 Mitgliedsinstitute mit über 600 zugelassenen Händlern.

Aktion Fluchtweg

Die "Aktion Fluchtweg" der Tageszeitung sammelt Adressen von Berlinern, die bereit sind, bosnische Flüchtlinge bei sich aufzunehmen. Diese werden an den Senat Berlin weitergegeben, der die Verteilung der Flüchtlinge koordiniert und sie auf Privatquartiere verteilt. In unserer Dienstag-Ausgabe war die "Aktion Fluchtweg" versehentlich im Zusammenhang mit Organisationen genannt worden, die Deserteuren und Kriegsdienstverweigerern Hilfestellung bieten. Die Aktion ist über die Telefonnummer 030/25 90 22 92 zu erreichen.

Kleine FR

Neue Öffnungzeiten in Pflegestation BIEBERGEMÜND. Die Öffnungszeiten der Krankenpflegestation Wirtheim werden sich ab sofort ändern. Ab Montag, 3. August, ist die Einrichtung im Pfarrzentrum (Rufnummer0 60 50 / 83 31) montags bis freitags von 11.30 bis 12.30 Uhr besetzt.Haupt- und Finanzausschuß tagt BAD SODEN-SALMÜNSTER. Der Haupt- und Finanzausschuß tagt am Mittwoch, 5. August, um 18 Uhr im Schleifrashof. Themen sind unter anderem der Bebauungsplan "Hopfengarten / Ecke Rückmühlenweg" und der Neubau eines Feuerwehrgerätehauses in Alsberg.

An den Kanzler traut sich Müller nicht 'ran Wie örtliche Christdemokarten mit der Feuerschutzsteuer die Wahlkampftrommel rühren

GELNHAUSEN / BAD SODEN-SALMÜNSTER. Hubert Müller gilt bei den Christdemokraten als hoffnungsvoller Kandidat. Während Mitglieder der SPD-Kreisregierung mit umstrittenem Erfolg Gutachten studieren und unter der Last der Verantwortung für die Restmülldeponie schon mehrfach weiche Knie bekommen haben, übt Gelnhausens Erster Stadtrat Repräsentation: Beim Delegiertentag der Feuerwehren am Sonntag saß der Mann zusammen mit anderen Politikern und CDU-Kollegin Martina Leistenschneider an prominenter Stelle im Saal, als Wiesbadens Ministerialdirigent Heinrich Pflock die mageren Jahre für die Wehren ankündigte.

Im Zuge der Harmonisierung des europäischen Marktes erwarte das Land spürbare Mindereinnahmen.

Das hat nicht nur manchem Feuerwehrmann wenig gefallen. Müller, der von der Kreis-CDU ungeachtet des Wählerwillens im nächsten Sommer schon zum "designierten Landrat" befördert worden ist, meldete sich zusammen mit der Landtagsabgeordneten Martina Leistenschneider zu Wort und verkündete, daß die Feuerwehren "vom Land Hessen im Stich gelassen" werden.

Die hessische Regierung wolle die "finanzielle Beschneidung der Freiwilligen Feuerwehren hinter dem kommenden Europa verstecken". Und das "kann doch nicht sein, sich so gegenüber den Feuerwehren aus der Verantwortung zu stehlen".

Im Wiesbadener Innenministerium hat das Wahlkampfschreiben der beiden Christdemokraten helle Verzükkung ausgelöst. Daß "sie mich als Kronzeugen benutzen", hat Heinrich Pflock jedenfalls amüsiert. "Aber", fügt der Beamte an, "dagegen ist man nicht gefeit, daß jemand sein politisches Süppchen kocht". Und die sollen jene auslöffeln, die die Brüsseler Beschlüsse vollziehen sollen. Und das sind die Länder.

Anlaß für die christdemokratische Brandmeldung ist das EG-Übereinkommen, die Brandversicherungsmonopole abzuschaffen und den freien Wettbewerb zu gewähren. Weil die öffentlich-rechtlichen Anstalten bislang aber mehr als doppelt so viel Feuerschutzsteuern zahlen als private Versicherer, nimmt das Land von 1995 an statt bisher 44 Millionen Mark voraussichtlich nur noch rund 26 Millionen Mark aus der Feuerschutzsteuer ein. Die Mittel gibt das Innenministerium an die Kommunen weiter, damit Städte und Gemeinden die Beschaffung von Geräten für die Freiwilligen Feuerwehren bezuschussen können.

Vor Monaten schon hatten die Landesfeuerwehrverbände auf die Folgen aufmerksam gemacht und vor der Umwandlung des Monopols gewarnt. "Es war auch die Meinung von Bundeskanzler Helmut Kohl, sich dafür zu verwenden", bestätigt Gerd Fuchs, Geschäftsführer des hessischen Landesfeuerwehrverbandes. Am Ende sei die Bundesregierung bei den Verhandlungen "hinten runter gefallen". Fuchs: "Die EG hat's beschlossen und zu vermeiden war es nicht." Die Verantwortlichkeit für den Beschluß liege in Bonn.

Die Resolution aus Anlaß der 38. Verbandsversammlung der Feuerwehren Mitte April in Baunatal, mit der auf die Gefährdung des öffentlichen Brandschutzes in Hessen aufmerksam gemacht wurde, war sowohl Reaktion auf die veränderten Rahmenbedingungen wie Notruf wegen der drohenden Mindereinnahmen. Auch Kreisbrandinspektor Karl Noll warnt vor den Folgen des spärlicheren Geldstromes. Die öffentliche Sicherheit müsse gewährleistet sein und deshalb solle Hessen eine Förderung im bislang üblichen Maße gewähren. Fehlt es an Geldern aus der Feuerschutzsteuer, sollten die politisch Verantwortlichen allgemeine Steuermittel für die Finanzierung der Wehren heranziehen. "Der Bürger hat ja den Nutzen von den Geräten, die angeschafft werden", sagt Noll, "und wir können das aus eigenem Säckel nicht bezahlen".

Für Hubert Müller und Martina Leistenschneider geht die Finanzkürzung auf Kosten "der Sicherheit aller Bürgerinnen und Bürger". Während die beiden Christdemokraten deshalb schon die Wahlkampftrommel schlagen, spricht Geschäftsführer Fuchs eher von einem "engen und guten Kontakt mit dem Land", das mit dem Beschluß in eine Zwangslage gebracht worden sei.

Heinrich Pflock empfiehlt den beiden Christdemokraten "lieber an einem Strang mit der hessischen Regierung zu ziehen". Er rät zur Änderung der Feuerschutzsteuer. Aber das wäre Sache der christlich-liberalen Koalition in Bonn. Am Kanzler werden die CDUler aber kaum Kritik üben wollen.

JÜRGEN SCHULTHEIS

Die Verehrung von Earvin Johnson trägt hysterische Züge Schweren Schrittes zur Magie "Ohne Basketball stünde ich heute am Fließband" Von unserem Redaktionsmitglied Christoph Albrecht-Heider

Vor 18 Jahren schrieb Fred Stabley Sportgeschichte. Der Mitarbeiter des "Lansing State Journal" hatte ein Spiel der Basketball-Mannschaft der Everett High School gesehen, und dabei war ihm in dem Team aus Lansing ein phänomenal agierender 15 Jahre alter Schüler aufgefallen. Der Journalist sann über einen Spitznamen für das Talent nach und verfiel schließlich auf "Magic".

Bei den außerordentlichen Fähigkeiten des Spielers war es kein Wunder, daß er das Prädikat des Zauberhaften auch am College von Michigan State nicht verlor. Die Fans der Los Angeles Lakers brachen in Jubel aus, als die Manager des NBA-Klubs 1979 "Magic" aus dem Osten an die Westküste holten. Und bereits in seiner ersten Saison als Profi gelang ihm eine der heroischen Taten, über die sich Sportfans abends beim Bier lange unterhalten.

Im NBA-Finale führten die Lakers gegen die Philadelphia 76ers mit 3:2, doch bei der sechsten Partie in Philadelphia fehlte die Lakers-Legende Kareem Abdul-Jabbar wegen einer Verletzung. "Magic", der Zeit seiner Karriere den Part des Spielmachers versehen hatte, wurde auf die Center-Position gestellt. Die Lakers gewannen Spiel und Titel, denn in der ungewohnten Rolle unter dem Korb machte der 20 Jahre alte NBA-Frischling 42 Punkte, 15 Rebounds und 7 Assists. Aus Earvin Johnson war für immer und alle Zeiten "Magic" Johnson geworden.

In Barcelona, wo die US-Basketballer im Hotel Ambassador nächtigen, und in Badalona, wo sie im Sportpalast mit den Gegnern aus aller Welt ihr Spielchen treiben, zieht Magic die meiste Aufmerksamkeit auf sich und sticht selbst Michael "Air" Jordan aus, der die 90er Jahre bestimmen wird wie Johnson die vergangene Dekade überstrahlt hat.

Während der Vorstellung der Mannschaft vor der Begegnung gegen die Deutschen prasselte der lauteste Beifall von den Rängen, als der Name "Magic" fiel. Dabei saß er einer Verletzung wegen nur auf der Bank.

Die Verehrung, die diesem Mann zuteil wird, trägt Züge von Hysterie. Filtert man die irrationalen Elemente aus der Zuneigung der Massen, bleibt das Zauberhafte in den Aktionen dieses Mannes. Wenn der 2,04 Meter große Regisseur schleppenden Schrittes und den Rücken gekrümmt den Ball nach vorne dribbelt, deutet nichts auf magische Kräfte hin. Doch dann kommen Pässe, die nicht machbar scheinen: Über den Kopf nach hinten, hinter dem Rücken nach vorn, der Blick geht nach links, der Ball fliegt nach rechts. Nur Sekundenbruchteile ist ein Mitspieler unterm Korb schlecht gedeckt, schon hat Johnson den Abwehrmangel erkannt und schickt einen scharfen Paß zu seinem Mann, dem wieder zwei Punkte sozusagen in den Schoß fallen.

"Mit Magic zu spielen, kann irreführend sein. Du weißt, was immer du auch erreicht hast, nie genau, was von dir selbst kam, und was du Magic zu verdanken hast", hat Abdul-Jabbar über den Einfluß des genialen Regisseurs gesagt. In der unter rein kommerziellen Gesichtspunkten streng und effektiv organisierten National Basketball Association erinnern Johnsons Auftritte das Publikum immer wieder daran, daß der Sport seinen Anfang im Spiel nahm.

"Magic is back" steht auf einem Laken, das an der Tribünen-Brüstung im Sportpalast von Badalona hängt. Im Oktober des vergangenen Jahres hatte sich der damals 32jährige Johnson aus den Hallen verabschiedet. Auf einer Pressekonferenz teilte er mit, daß er mit dem HIV-Virus infiziert sei.

Und wie meistens, wenn er in der Öffentlichkeit ist, lächelte er. Ständig fragen die Journalisten ihn nun nach Aids. Der Arzt der australischen Basketball- Mannschaft hatte seinen Spielern vor Monaten davon abgeraten, gegen Magic zu spielen; später entschuldigte sich das NOK des Landes für die Entgleisung des Mediziners.

Ohne Basketball "stünde ich heute bei General Motors am Fließband", sagt Earvin Johnson und würde also tun, was sein Vater tat, der mit seiner Frau zehn Kinder aufzog. Der Sport hat Magic auf wundersame Weise zum reichen Mann gemacht, er selbst beziffert sein Vermögen auf 100 Millionen Dollar, allein 13 Millionen brachtem ihm im vergangenen Jahr Werbeverträge ein. Er trägt sich mit dem Gedanken, ein NBA-Team zu kaufen und will nach den Olympischen Spielen entscheiden, ob er noch mal in die Liga zurückgeht, denn er ist gesund und fühlt sich den körperlichen Anstrengungen gewachsen.

Doch wahrscheinlich ist, daß die Karriere des Earvin Magic Johnson mit dem Gewinn der olympischen Goldmedaille in Barcelona ihr Ende nimmt.

Aus dem Geschäftsleben: Marianne und Michael zu Gast bei Möbel-Walther

GRÜNDAU. Sie heißen Marianne und Michael und sie gelten als "Könige der Volksmusik". Das unglaubliche Paar mit der unglaublichen Musik gastiert am Samstag, 1. August, auf dem Gelände von Möbel-Walther im Gründauer Ortsteil Lieblos. Das Konzert mit den "bekanntesten Interpreten volkstümlicher Musik", die gerne als "Deutschlands beliebtestes Duo" bezeichnet werden, beginnt um zwölf Uhr. Die beiden Volkstümler werden vom Musikanten-Express und der "erfolgreichen Nachwuchssängerin Christina Ebner" begleitet. Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei. schu

Drifters Caravan zum Königinnen-Ball

BAD HOMBURG. Das Laternenfest wirft seine Schatten voraus: Am Samstag, 22. August, beginnt um 20 Uhr im Landgraf-Friedrich-Saal des Kurhauses der Ball der Laternenkönigin. Auf dem Programm stehen zwei Bands: die Veronika- und Dominant-Band aus München sowie die Drifters Caravan, die Begleitband von Dave Dudley, werden für ein "nonstop" Musik- und Tanzprogramm sorgen. Als Höhepunkt des Abends bildet die Sängerin der Walt-Disney-Filme, "Gwen", auf. Der Mitveranstalter, die Tanzschule Bauer, stellt ihre neuesten Tanzformationen vor. Karten sind beim Verkehrsamt im Bad Homburger Kurhaus ab sofort erhältlich. tel

Metro/Asko Deckung verlassen

Die Zeit war reif. Nachdem sich die Beamten des Kartellamtes die Arbeit aufbürdeten, die Strukturen im deutschen Einzelhandel fein säuberlich aufzudröseln, mußte Eingeweihten klar sein: Die Wettbewerbshüter erwarten ein spektakuläres Ereignis. Nun ist es eingetreten. Die Metro kriecht aus ihrem Versteck heraus und meldet die geplante Mehrheitsübernahme des Asko-Konzerns an. Entsprechende Vermutungen kursieren seit geraumer Zeit.

Das Fusionskarussell im Handel dreht sich also wieder eine Runde weiter. Angst und bange muß es Verbrauchern angesichts der Machtzusammenballung in dieser Branche werden. Metro-Chef Erwin Conradi gebietet heute schon über ein weit verzweigtes Imperium - der Warenhauskonzern Kaufhof, die Metro-Großhandelsläden, die Verbrauchermärkte Massa, Primus/Meister, Huma, Suma und BLV seien nur als Beispiele genannt. Zudem ist Conradis Einfluß auf den Kaufhof-Konkurrenten Horten seit kurzem kaum mehr wegzudiskutieren. Und die Asko? Sie zählt auch zu den "Raubrittern", greift momentan nach AVA in Bielefeld, nachdem sie sich schon den Kern der früheren co op-Gruppe schnappte. Das Sortiment der Asko runden ferner Real- und Bolle-Läden, Adler- Textilfilialen, Praktiker-Baumärkte und Unger-Möbelstützpunkte ab.

Die Nachricht "Metro kauft Asko" mutet vielleicht nicht aufregend an. Tatsächlich aber ist die Dimension einer solchen Fusion - übertragen auf den deutschen Handel und die Interessen der Verbraucher - mit der des heftig umstrittenen Zusammenschlusses von Daimler und Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB) vergleichbar. Der feine Unterschied: Konnte das Kartellamt im Daimler-Fall sein Veto einlegen, das dann der Bundeswirtschaftsminister kippte, sind den Wettbewerbshütern bei Metro und Asko die Hände gebunden. Denn seit einigen Gerichtsurteilen - vor allem zu co op/Wandmaker und Metro/Kaufhof - steht die Fusionskontrolle für den Einzelhandel zwar weiterhin im Gesetz; in der Praxis aber existiert sie nicht mehr.

Die Bundesrepublik ist deshalb auf dem schlechten Weg zu einem Einzelhandel (besonders im Segment Lebensmittel), den einige wenige Großkonzerne dominieren. Diese werden bald auch die Preise bestimmen. Wohin der Hase zu laufen droht, lassen Aussagen von Managern erahnen, nach denen schon in naher Zukunft Umsatzrenditen von drei Prozent angepeilt sind. Bisher hingegen gilt ein einziges Prozent als durchaus normale Marge.

Die Metro ist aus ihrer Deckung in Sachen Asko herausgekommen. Die Politiker jedoch, die für das Funktionieren der Marktwirtschaft verantwortlich sind, scheint die Vermachtung im Handel nicht aufzuschrecken. Was muß noch passieren, damit sich das ändert? has

Kleine FR

Wanderfahrt zum See BÜTTELBORN. Eine Wanderfahrt zum Raunheimer Badesee hat der Radfahrerclub 1903 Worfelden für den morgigen Sonntag, 2. August, vorbereitet. Treffpunkt: 13 Uhr am Bürgerhaus. Die Strekke beträgt 17 Kilometer. Ergänzt werden soll die Tour bei schönem Wetter durch Badevergnügen in Raunheim. Tag des Fußballs BÜTTELBORN. Zum "Tag des Fußballs" lädt für Sonntag, 2. August, von 10 Uhr an, die SKV auf den Sportplatz ein. Thema Jugendgottesdienste MÖRFELDEN-WALLDORF. Zum Gespräch lädt die katholische Kirchengemeinde Christ König für Montag, 3. August, 19 Uhr, Jugendliche und Erwachsene ins Bistro ein. Thema: Wie soll es mit den Jugendgottesdiensten in Walldorf weitergehen? Es sollen neue Formen und Wege gesucht werden, Jugendliche und junge Erwachsene anzusprechen. Frauen in Bauberufen GROSS-GERAU. Vom 3. bis 28. August veranstaltet das Kreisfrauenbüro die Ausstellung "Frauen in Bau- und Ausbauberufen - entwerfen - planen - bauen". Die Ausstellung wird in den Beruflichen Schulen, Darmstädter Straße, montags bis freitag, 7.30 bis 16 Uhr, zu sehen sein. Zusammengestellt wurden die Materialien von den "Baufachfrauen Berlin e.V.". Altenclub tagt KELSTERBACH. Einen musikalischen Nachmittag veranstaltet der VHS-Altenclub Süd am Montag, 3. August, 15 Uhr, in der Tagesstätte des Altenwohnheimes. Mitwirken wird der Leiter der örtlichen Musikschule, Karl-Ernst Eschborn. Schon jetzt weist der Club auf das Sommerfest am 27. August, 10.30 Uhr, hin. Kindersommerfest KELSTERBACH. Ein Kindersommerfest hat der Freizeit-Sport-Club (FSC) für Sonntag, 2. August, in und am Vereinsheim vorbereitet. Für die FSC-Mitgliedschaft steigt am Samstag, 15. August, ab 10 Uhr, das Sommerfest.

Schulkinder grundsätzlich gesetzlich versichert

MAIN-KINZIG-KREIS. Die Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK) hat wenige Tage vor dem Ferienende darauf hingewiesen, daß Schulkinder grundsätzlich bei einem Unfall gesetzlich versichert sind und auf die Familien keine finanziellen Lasten zukommen.

Dieser Versicherungsschutz erstreckt sich natürlich nicht nur auf die ABC- Schützen, sondern auf alle Schülerinnen und Schüler. Er umfaßt außerdem nicht nur die Unterrichtszeit, sondern auch die Pausen, den Weg von und hin zur Penne, außerdem die Zeit, in der in der Schülerselbstverwaltung mitgearbeitet wird, bei Ausflügen und Reisen, Kino- und Theaterbesuchen und schließlich sogar beim Einkauf von Büchern, Heften und anderen Lehrmitteln, dann aber nur in bestimmten Fällen.

Wenn ein Unfall geschieht, dann sollte sofort das Schulsekretariat davon informiert werden, rät die "Gesundheitskasse". Bei notwendiger ärztlicher Behandlung muß allerdings kein Krankenscheinvorgelegt werden. Das Finanzielle erledigt der Arzt mit dem Versicherer direkt.

Weiter informiert die AOK, daß Eltern beim Landratsamt oder der Stadt Hanau eine Übernahme der Beförderungskosten für Grundschüler beantragen können, wenn der Schulweg besonders gefährlich ist. Die Fahrten mit dem Auto werden in einem solchen Fall auch dann bezahlt, wenn der Schulweg kürzer als zwei Kilometer ist. Ab der fünften Klasse liegt die Untergrenze bei drei Kilometern. Aber selbst dann sind Ausnahmeregelungen möglich. hein

Neu: Babystammtisch

im Mütterzentrum

LANGEN. Zum Schulbeginn öffnet am Montag, 3. August, auch das Mütterzentrum wieder seine Pforten an der Zimmerstraße 3. Neu wird sein: ein "Babystammtisch" jeden Dienstag von 9.30 bis bis 11.30 Uhr. Dort können die Kleinen spielen, und Mütter haben Zeit zum Klönen, Entspannen und Informieren. Ebenfalls von August an gibt es einen speziellen Nachmittag für Mütter mit Kindern, die sechs bis zwölf Monate alt sind: donnerstags von 15 bis 17 Uhr. Außerdem kündigt Monika Maier-Luchmann einen Frauenspieleabend am Donnerstag, 13. August, 20 Uhr, an. Das Sommerfest, an dem das sechsjährige Bestehen des Mütterzentrums gefeiert wird, ist am Samstag, 15. August. Maier-Luchmann erinnert daran, daß Besucherinnen jeweils am Montag- und Freitagvormittag im Second-Hand-Laden stöbern können. Der Frühstückstreff ist weiterhin wochentags von 9.30 bis 11.30 Uhr, das "Café Stiefmütterchen" ist montags bis donnerstags von 15 bis 17 Uhr geöffnet. dok

FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 19

Japaner verabschieden sich mit Sayonara-Party

HEUSENSTAMM. Bis zum 10. August hält sich noch eine Gruppe junger Japanerinnen und Japaner auf Einladung der Deutschen Sportjugend in der Bundesrepublik auf. Sie werden am Sonntag, 9. August, bei einer Sayonara-Party im Postbildungszentrum, Jahnstraße 64, verabschiedet. Die jungen Leute erwidern den Besuch einer deutschen Jugendgruppe, die sich im Juli in Japan aufgehalten hat. Der deutsch-japanische Sportjugend-Simultanaustausch findet bereits seit 19 Jahren statt. hf

Leichtathletik "geht" los Schritt für Schritt bloß nicht abheben

Wenn einer in Asbest geboren wurde, kann ihm im heißen Barcelona dieser Tage eigentlich nichts passieren. Vor allem wenn er rund eineinhalb Stunden ununterbrochen Kontakt mit dem heißen Asphalt haben muß. Die Geher eröffnen mit ihrem Wettbewerb über 20 Kilometer heute abend die Leichtathletikentscheidungen der Olympischen Spiele. Mit dabeisein wird auch der deutsche Meister Robert Ihly aus Offenburg, vor 29 Jahren in eben jenem Asbest in der ehemaligen UdSSR geboren.

Die Außenseiter der olympischen Kernsportart Leichtathletik müssen in Barcelona außerhalb des Stadions starten. Am Fuße des Montjuic werden sie auf den Marsch geschickt, ihr Ziel wird rund 100 Meter höher im Olympiastadion sein - diesen Anstieg müssen sie auf einer Länge von 1200 Meter bewältigen. Dann noch eine Runde im Stadion, und die Geher verschwinden wieder an den Rand.

Wackelnde Hüften, ausschwingende Arme, merkwürdig anmutende Schritte, Schultern und Kopf fast statisch ruhig: Von Lachen bis Kopfschütteln reichen die Reaktionen am Straßenrand ("so etwas gibt doch Hüftschäden"); die Geher sind das gewohnt. Es sind die Regeln, die das "Watscheln" verursachen. Notwendige Reglementierungen, um das Gehen vom Laufen zu scheiden: "Gehen ist die Fortbewegung durch Schritte, bei welcher der Kontakt mit dem Boden nicht unterbrochen werden darf." Im Klartext: Der ausschreitende Fuß muß den Boden wieder berühren, ehe der hintere abhebt. Und quasi als kleines Handicap gibt es dann auch noch die Regel zwei: "Das stützende Bein muß in der vertikalen Stellung wenigstens einen Moment lang gestreckt sein." Für die Begriffsstutzigen wird das genau definiert: "Am Knie nicht gebeugt." Wo andere einen "Hals und Beinbruch" wünschen, wird der Geher mit dem Segen "einer guten Streckung" in den Wettkampf geschickt. Andere Sportarten, andere Sprüche.

Ob die Geher richtig gehen, kontrollieren entlang der Strecke sogenannte Gehrichter, die über "Bodenhaftung" und "Streckung" wachen. Es sind manchmal mehr Richter als Geher, und ihren Blikken entgeht nichts. Zweimal wird bei ausgemachten Fehlern verwarnt, beim dritten ist der Athlet draußen. Es kommen selten alle an, die fortgegangen sind. Gegen heißen Asphalt ist Robert Ihly gewappnet, für die gute Streckung will er sorgen. THOMAS VÖGELE

Nach der Umschulung bessere Berufschancen

STADT UND KREIS OFFENBACH. Jeder zweite der 60 Umschüler, die sich nun Datenverarbeitungs-, Industrie- oder Großhandelskaufleute nennen können, hat bereits während der Ausbildung einen Arbeitsplatz gefunden. Diesen Erfolg vermeldet jetzt das Arbeitsamt.

Zur Zeit fehlen im Rhein-Main-Gebiet rund 600 kaufmännische Büroleute. Deshalb ist damit zu rechnen, daß auch die übrigen Lehrgangs-Teilnehmer/innen bald einen Job finden. Gemeldet hatten sich für die Umschulung vor allem Berufsrückkehrerinnen, Arbeitnehmer/innen ohne Berufsabschluß und Aussiedler mit Vorkenntnissen, aber ohne einen hier anerkannten Abschluß. hf

Zur Sache: Direktvermarkung

HOCHTAUNUSKREIS. Dem "Arbeitskreis direktvermarktender Landwirte im Hochtaunuskreis" gehören 16 Bauern an. Auf ihren Höfen zwischen Weilrod und Bad Homburg bieten sie Fleisch, Geflügel, Wein, Honig, Obst und Gemüse an. Auch wenn sich keine "echten" Ökobauern sind, so versuchen doch die meisten, auf Insektizide möglichst zu verzichten.

Um ihren Hof und ihre Produkte vorzustellen, veranstalten die am Arbeitskreis beteiligten Landwirte einmal im Jahr einen Hoftag. Bis alle Höfe vorgestellt sind, wird es aber noch eine Weile dauern: Jedes Jahr wird nur ein Hoftag veranstaltet.

Die Namen und Adressen der Landwirte sind in der Broschüre "Gutes direkt vom Bauernhof" zu finden, die beim Amt für Landwirtschaft in Usingen und beim Vorsitzenden des Arbeitskreises, Heinz Reinhardt, auf dem Reinhardtshof zu erhalten ist. ca

Erlensee fordert Nachtflugverbot Unzumutbarer Lärm durch Hubschrauber / Bürgermeister kurbelt Initiativen an Von Wolfgang Heininger ERLENSEE / WIESBADEN. Nicht viel aufregend Neues erbrachte das Gespräch zwischen dem Erlenseer Bürgermeister Manfred Heller, dem Hanauer Landtagsabgeordneten Ronald Battenhausen (beide SPD) und dem für den militärischen Bereich zuständigen Referenten in der Wiesbadener Staatskanzlei, Hans Pippert. Die Sozialdemokraten hatten sich Mitte dieser Woche zur hessischen Landesregierung bemüht, um den Lärmterror auf dem Hubschrauberstützpunkt Erlensee-Langendiebach anzuprangern und um Abhilfe nachzusuchen. Pippert nahm in Abwesenheit des Ministerpräsidenten Eichel die Beschwerden entgegen, konnte den Kommunalpolitikern aber keine konkrete Hoffnung auf Besserung machen. Die Gemeinde Erlensee hatte bislang auf Vereinbarungen mit der US-Army vertraut, wonach bestimmte Flugrouten und Zeiten einzuhalten seien. So pochten die Verantwortlichen in den vergangenen Wochen darauf, daß die Hubschrauber eine Mittagspause einhalten müßten und nach 23 Uhr nicht mehr fliegen dürften. Schon zu den übrigen Zeiten verursachten die Helikopter ein schon fast unzumutbares Lärmpotential, vor allem in den vergangenen Monaten, argumentierte Heller.

Die US-Amerikaner antworteten ihm allerdings ungerührt, es gebe Befehl vom Hauptquartier in Heidelberg, keine Mittagspause zu machen und bis nachts um halb drei zu üben. Daran könne die Militärs schon deswegen niemand hindern, weil es keine gegensätzlichen schriftlichen Vereinbarungen gebe.

Kleinlaut muß Rathauschef Heller mittlerweile eingestehen, daß dem tatsächlich so ist. Er hat inzwischen den Schriftverkehr zwischen Kommune und der Army aus den vergangenen 25 Jahren durchgearbeitet und kein derartiges Abkommen gefunden. Nur mündliche Versicherungen habe es gegeben, etwa die, die Übungsflüge nach 18 Uhr zu reduzieren. Heller: "Die Korrespondenz seit 1967 gleicht einer Litanei. Immer wieder wurde versucht die Situation zu verbessern und immer wieder hat sie sich zu unseren Lasten verschlechtert. Nur eines ist neu: So schlimm wie jetzt war es noch nie!"

Warum die Übungen und Tiefflüge über dem bewohnten Gebiet so drastisch zugenommen haben - Teile der Friedensbewegung vermuten, es könne sich um die Vorbereitung eines militärischen Schlages in Jugoslawien handeln -, ist dem Bürgermeister schleierhaft: "Ich begreife nicht, was plötzlich in die gefahren ist. In Wiesbaden wurde uns allerdings mitgeteilt, daß nach den Präsidentschaftswahlen offenbar weitere Truppenreduzierungen in Deutschland geplant sind. Von bis zu 50 Prozent ist die Rede. Und da könnte es durchaus sein, daß die verbliebenen Stützpunkte jetzt Stärke beweisen wollen, damit dann der jeweils andere aufgelöst wird."

Im Konkurrenzkampf könnten dabei Langendiebach und ein Fliegerhorst südlich von Würzburg stehen, brachte Heller von der Staatskanzlei mit. Allerdings besitzt letzterer kein Ausbildungszentrum, wie es in Erlensee vorhanden ist. Wenn also zwischen diesen beiden Alternativen entschieden wird, liegt die Antwort zu Lasten der Bevölkerung in der Region Hanau auf der Hand.

Bei dem informellen Gespräch in Wiesbaden will es Heller gleichwohl nicht bewenden lassen, sondern auf mehreren Ebenen Initiativen anleiern. Dabei wird es auch ein Gespräch mit Ministerpräsident Eichel geben. Der wiederum wird sich demnächst mit dem neuen Oberkommandierenden der US-Streitkräfte in Deutschland und mit den Verantwortlichen im V. Korps in Frankfurt über die Mißstände unterhalten.

Auf Bundesebene soll einmal mehr der Sozialdemokrat Bernd Reuter sein Gewicht in die Diskussion einbringen. Zusätzlich soll eine Bundesratsinitiative von Hessen ausgehen, im Zuge der Überarbeitung des NATO-Truppenstatuts eine Verwaltungsvereinbarung mit den Amerikanern zu erreichen.

Die soll für Erlensee laut Heller folgende Punkte enthalten: Flugverbot an Sonn- und Feiertagen, von 23 bis 6 Uhr und in der Mittagszeit. Außerdem müsse die Flugroute, die über den Ort führt, gestrichen werden.

Mitspielen müssen dabei aber Bundesregierung und Verteidigungsminister. "Die haben uns bisher aber immer die kalte Schulter gezeigt", beklagt Manfred Heller. Zu dem Vorschlag, mit einer "Knödel"-Kanone auf die Hubschrauber zu schießen, wie vor Zeiten von einem bajuwarischen Landsmann zumindest mit publizistischem Erfolg praktiziert, meint der Bürgermeister lakonisch: "Manchmal ist einem danach."

Sein Amtskollege in Bruchköbel, Helmut Irmen (CDU), ist zwar nach der Verschärfung bei der Lärmbelastung ebenfalls sauer auf die Amerikaner - "Was derzeit läuft, ist nicht mehr zu akzeptieren." -, doch der Forderung der Opposition und der Friedensbewegung, die Stadt solle sich endlich der Genehmigungsklage anschließen, will er auch weiterhin widerstehen. Für ihn hat das eine mit dem anderen nichts zu tun.

Der gelernte Rechtsanwalt hält die Erfolgsaussichten der Gemeinschaftsklage für minimal. Diese Ansicht begründet er unter anderem mit dem jüngsten Beschluß des Darmstädter Verwaltungsgerichts zur Klage der Stadt Büdingen gegen den dortigen Hubschrauberflugplatz. Die Stadt war mit ihrem Antrag auf einstweilige Verfügung gegen die Army "hinten runter" gefallen.

Ähnlich werde es den klagenden Städten und Gemeinden im Kreis ergehen, ist sich Irmen sicher. Dafür sprächen höchstrichterliche Entscheidungen und die Tatsache, daß eine formelle Übergabe des Militärgeländes an die US-Armee erfolgte. Die Existenz dieser schriftlichen Überlassung war bis vor kurzem nicht bekannt.

Freitag, 31. Juli

Theater Volkstheater, Tel. 28 86 98: 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23 (bei Regen im Volkstheater).

Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Theatersaal: 21 Uhr, Mathias Beltz - "Füsse im Feuer".

Circus Fliegenpilz, Tel. 707 59 47: 16 & 20 Uhr, Vorstellungen in der Wasser-Manege; Bockenheimer Depot.

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 u. 23.30 Uhr, Varieté-Revue.Musik Batschkapp, Maybachstr. 24: 22 Uhr, Idiot Ballroom.

Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: 22 Uhr, Swingin'-Latin-Funky-Disco.

Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Declan Downey.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Line Out.

Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, Quietschboys.

Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Piano George.

Volksbildungsheim, Eschenheimer Anlage 40: 20.30 Uhr, Cora Frost - "Chansons für Chansonetten"; 23 Uhr, Disco Party - "Von Walzer bis Independent".

Palais Osthafen, Daimlerstraße: 22.30 Uhr, The Ultimate Garage & Deep House Party - Dancefloor.

Kulturwerkstatt, Germaniastr. 89: 18 Uhr, Abschlußkonzert der Teilnehmer "Jazz - das Lied der Straße".

Club Voltaire, Kl. Hochstr. 5: 21.30 Uhr, Jazztrio Burkart Kunkel/Walter Bareither/Wolfgang Güntler.

Kammeroper, Kastanienallee: 20.30 Uhr, "Untreue lohnt sich nicht". Samstag/Sonntag, 1./2. August

Theater Volkstheater Frankfurt, Tel. 28 86 98: Sa., 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23 (bei Regen im Volkstheater).

Lesbisch Schwules Jugendtreffen: Sa., 20.30 Uhr, Abschlußrevue & Disco; Volksbildungsheim, Eschenheimer Anlage 40.

Circus Fliegenpilz, Tel. 707 59 47: Sa./ So., 16 & 20 Uhr, Vorstellungen in der Wasser-Manege; Bockenheimer Depot.

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: Sa., 20 u. 23.30 Uhr, Varieté- Revue. Musik Batschkapp, Maybachstr. 24: Sa., 22 Uhr, Idiot Ballroom.

Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: Sa., 22 Uhr, Love Lies & Lonliness - Swing & Broadway; So., 22 Uhr, Lady's Night.

Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Six Pack; So., 19.30 Uhr, All About the Blues.

Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: Sa., 21 Uhr, Eddie Gonzalés, So., 15.30 Uhr, Colin Frost.

Al Andalus, Affentorhaus 1: Sa., 19 Uhr, Flamenco Show; So., 19 Uhr, Sevillanas.

Jazzkneipe, Berliner Str.: Sa., 22 Uhr, High Fly Quartett; So., 22 Uhr, Piano George.

Summertime Festival: So., 11 Uhr, Oriental Connection Masut Ali & Peter Giger, Historisches Museum, Saalgasse 19; So., 11 Uhr, Skyline - Mainstream Jazz, Burggraben Höchst.

Kulturkreis Östliches Frankfurt: So., 11 bis 13 Uhr, Latin & Swing; Fechenheim, Burglehen/Linn (bei Regen im JUZ Fechenheim, Starkenburger Str. 1).

Palais Osthafen, Daimlerstr./Schielestr.: Sa., 22.30 Uhr, Dancefloor - Frankfurt Manchester Club Connection.

Zeil, Hauptwache: Sa., 12 Uhr, Grand Tam Tam.

Romanfabrik, Uhlandstr. 21: Sa., 20.30 Uhr, Life Is Not A Party - Folk & Rock.

Kammeroper, Kastanienallee: Sa./So., 20.30 Uhr, "Untreue lohnt sich nicht".

Lieder im Park, Grüneburgpark (bei schlechtem Wetter in der Brotfabrik): Sa., 14.45 Uhr, Chris Paulson, Claus Boesser, Markus Sprengler, Node Chaode, Michele Baresi & HR-Amateurparodisten.

Jungsozialisten wollen Förderung für Bio-Bauern

WETTERAUKREIS. Eine gezielte Förderung der Umstellung konventioneller landwirtschaftlicher Betriebe auf ökologische Anbaumethoden fordert der Sprecher der Wetterauer Jusos, Wolfgang Dittrich.

Der Wetterauer SPD-Nachwuchs hat am Sommercamp der hessischen Jungsozialisten in Heuchelheim bei Gießen teilgenommen. Teil des Sommercamp-Programms war auch ein Besuch auf dem ökologisch bewirtschafteten Bauernhof von Volker Weber in Hüttenberg.

Der Landwirt, der nach den "Bioland- Richtlinien" produziert, vermarktet seine Erzeugnisse, vor allem Gemüse und Salate, selbst. Schwierigkeiten bereite der Absatz von ökologisch angebautem Getreide, erfuhren die Jusos von dem Öko-Bauer. Mithin fehle für viele Landwirte der wirtschaftliche Anreiz zur Umstellung ihres Betriebes auf ökologische Anbaumethoden. Gerade in dieser Frage müsse die EG-Agrarpolitik offensiver gestaltet werden, folgert Dittrich.

Tags darauf befaßten sich die Teilnehmer der Juso-Camps mit Fragen der Wasserqualität. Unter fachkundiger Leitung des ehemaligen Wetterauer Juso-Vorsitzenden Mathias Höreth wurden Wasserproben aus Bächen analysiert. ieb

Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung (bis 3. 8. geschlossen); Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 93); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Richard Diebenkorn - Fotoausstellung (bis 23. 8.); Lücke TPT - Gemeinschaftsbilder (bis 23. 9.).

Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.).

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr, Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".

Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z. geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, Sa., 14 Uhr, So., 11 Uhr, sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 33 71; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellung "Werkstätten der Humanität - 250 Jahre Freimaurer in Frankfurt" (bis 6. 9.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.

Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.

Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92).

Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I u. II; Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.

Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Dauerausstellung "Von der Urhütte zum Wolkenkratzer". Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.

Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer-, sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Sehnsucht Jerusalem" - Fotos (bis 12. 8.).

Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 358 96: wegen Umbau geschlossen bis 15. 8.

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So. 10-17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellungen - "Fremdes Geld" & "Gold aus Mali" (bis 11. 10.).

Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Die Künstlerpostkarte - "Von den Anfängen bis zur Gegenwart" (bis 13. 9.).

Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Tel. 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Autographen der Goethezeit (bis 31. 8.).

Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 9.30 bis 20 Uhr; Dauerausstellung "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts"; Sonderausstellung "Über Schnaken, Käwwern und immergrüne Blätter zum Gelbärgern - der Zeitungsmann Adolf Stoltze" (bis 30. 10.).

Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".

Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U-Bahn".

Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr, bei Fahrbetrieb 10 bis 17 Uhr, Fahrtage am 2. und 16. August. Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".

Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr; Ausstellung "Kinder aus Rußland zeichnen ,Struwwelpeter' neu" (bis 31.10.).

Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche; Jörg Stein - "Calf - Installation" (bis 6. 9.).

Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.

Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr.

Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.

Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).

Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.

Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.

Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.

Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann-Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung. Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr; Edvard Munch in Frankreich (bis 9. 8.).

Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.

Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6, Tel. 72 80 15: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Max Neumann - Arbeiten auf Papier, Mischtechniken 1991 (bis 1. 8.).

Durhammer Galerie, Klingerstr. 8, Tel. 28 92 93: Horst Schwitzki, Horst Bartnig (bis 1. 8.).

Galerie von Miller, Braubachstr. 33, Tel. 69 29 19: Di. bis Fr., 12 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Alte Stammeskunst aus Afrika & Ozeanien "Die Perle" (bis 1. 8.).

Galerie Schwind, Braubachstr. 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Halle Junge Kunst - Malerei; Hans Aichinger - Holzschnitte (bis 5. 8.).

Galerie Raphael, Grüneburg Weg 89, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Mircea Schlotter - "Acryl auf Leinwand und Papier - Lichtobjekte" (bis 8. 8.).

Aurum Galerie für Schmuck, Oppenheimer Landstr. 42, Tel. 62 77 26: Di. bis Fr., 10 bis 12 und 14 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; "Kunstoff" - Objekte und Schmuck aus Kunststoff (bis 8. 8.).

Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 730 60 00: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Inge Jastram, Hans-Ruprecht Leisz - Zeichnungen, Graphik & Arbeiten auf Papier (bis 13. 8.).

Galerie L.A., Fahrgasse 87, Tel. 28 86 87: Di., Mi., Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Do., 13 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 16 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr, Horst - "Platin-Prints" (bis 15. 8.).

Galerie Loehr, Alt Niederursel 41, Tel. 57 58 55: Di. bis Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Gerald Domenig - Malerei / Thomas Bechinger - Zeichnung, Fotografie (bis 15. 8.).

Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel. 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr; Grafik des Kapitalistischen Realismus (bis 20. 8.).

Galerie Timm Gierig, Leinwandhaus, Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 13 und 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr; Edgar Augustin - Plastik und Zeichnungen (bis 20. 8.).

Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 79 07: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Die Radierung - Beispiele aus der Werkstatt Zein in Wien (bis Ende August).

Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel. 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Walter Stöhrer - "Neue Radierungen" (bis 28. 8.).

Galerie Helmut Papst, Saalgasse 26, Tel. 297 73 53: Di. bis Mi., 17 bis 20 Uhr, Do. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr; Josef Scharl, Paul Kleinschmidt, Oskar Kokoschka, Maurice Cockrill, Hughie O'Donoghue, Arturo di Stefano, Douglas Portway - "Grafik" (bis 29. 8.).

Galerie Huber-Nising, Saalgasse 6, Tel. 202 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Albers, Bill, Hockney, Kokoschka, Marini, Poliakoff - Graphiken der 70er Jahre (bis Ende Aug.). Ausstellungen Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4, Tel. 29 06 58: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr; Internationaler Plakatwettbewerb zum Umweltgipfel in Rio (bis 2. 8.).

Dormitorium im Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Rolf Böttcher - Imagination der Zeit (bis 2. 8.).

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie Ost am Palmenhaus: "Faserpflanzen" (bis 16. 8.); Foyer der Galerie am Palmenhaus: Petra Levis - "Schatten Ranken Blüten" (bis 2. 8.).

Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr; Peter Hankel - "Arbeiten 1990-1992" (bis 7. 8.).

Gästehaus Goethe-Universität, Ditmarstr. 4: Martha Zuik, Oscar Manesi, Silvia A.P. Moreno, Zulema Maza - Graphische Blätter (bis 9. 8.).

Romanfabrik, Uhlandstr. 21: André Kopp & Wolfgang Schaller - "Fotos & Hologramme von Lust und Liebe".

Amerika-Haus, Staufenstr. 1: Mo. bis Fr., 9 bis 17.30 Uhr; Nikolaus Troxler - "Jazz Posters" (bis 14. 8.); Georg Lopata - "Bilder aus Atlanta & Georgia" (bis 28. 8.).

Naxos-Halle, Waldschmidtstr. 19: tägl. 10 bis 19 Uhr, Führungen sonntags, 11 Uhr; "In der Tradition der Moderne - 100 Jahre Metallgewerkschaften" (bis 23. 8.).

Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20: 9 bis 12 Uhr, Mi., 15 bis 17 Uhr; Bilder behinderter Mitarbeiter der Praunheimer Werkstätten (bis Ende Sept.).

Sozial- und Reha-Zentrum West, Alexanderstr. 92, Tel. 78 99 30: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr; Gick Isac Levy (bis Ende Oktober).

"Wir alle zahlen für die Zerstörung der Utopie" Ein Gespräch mit dem kroatischen Dramatiker Slobodan Snajder

Slobodan Snajder, wenn ich mich recht erinnere, habe ich Sie in der letzten Zeit in Berlin gesehen, in Mülheim, und jetzt treffe ich Sie bei der Theater- Biennale in Bonn. Meiden Sie Zagreb? Meiden Sie Kroatien?

Überhaupt nicht, aber ich versuche, so oft wie möglich nach Deutschland zu reisen. Trotzdem haben Sie mich in Mülheim nicht gesehen, während dieses schönen Ciulli-Symposiums in Mülheim war ich bei der Armee. Ich war tatsächlich mobilisiert für drei Monate. Ich habe den Krieg in Zagreb miterlebt. Aber zur Zeit ist es ruhig, es gibt keine direkte Gefahr mehr.

Beim Theater an der Ruhr ist über lange Zeit Ihr "Kroatischer Faust" auf dem Spielplan gewesen, dieser "Kroatische Faust" ist nicht nur in Mülheim gespielt worden, sondern auch auf Gastspielreisen zwischen Chikago und Warschau bis nach Zagreb und Belgrad ins alte Jugoslawien hinein. Er wird gegenwärtig nicht gespielt. Sollte man das Stück unter dem Aspekt der jetzigen Verhältnisse spielen?

Ja, gewiß, unbedingt. Denn eigentlich ist das Thema meiner Stücke der kroatische Widerstand gegen den Faschismus. Dieser Widerstand war auch als Argument für die Anerkennung Kroatiens, ich glaube, besonders wichtig in Deutschland. Es gibt Leute in Zagreb, die denken heute, daß der Schriftsteller, in diesem Fall ich, ein bißchen warten muß, noch ein paar Jahre vielleicht. Demokratie ist ein schwieriger Prozeß.

Sind Sie durch Ihre Teilnahme und Ihr Engagement an den jetzigen Prozessen und vor allem am Krieg in Kroatien überhaupt zum Schreiben gekommen?

Der Druck der Ereignisse, der Realitäten war zu stark. Wenn man künstlerische Ambitionen hat, kann man direkt überhaupt nicht reagieren. Man muß Metaphern, Bilder sammeln, natürlich Zeugen hören und warten. Und in ein paar Jahren vielleicht ein Stück schreiben über diesen Krieg. Es gibt auch jetzt andere Fromen des Theaters, etwa ein Fronttheater in Kroatien, künstlerisch total uninteressant und vielleicht nötig für diese Leute in der ersten Kampflinie.

Sind Sie typisch für die Intellektuellen und Künstler in Zagreb oder gibt es auch welche, die jetzt eingreifen in die politische Diskussion oder sich auch in den Medien kämpferisch äußern?

Ob ich persönlich typisch bin, weiß ich wirklich nicht. Ich schweige. Es gibt Intellektuelle, die haben viel geschrieben im Sinne des Kriegsdenkens. Sie waren, glaube ich, für ihren Staat, nicht nur diesen gerade werdenden Staat Kroatien nötig. Aber ich zähle mich nicht zu dieser Gruppe von Intellektuellen. Es gibt auch jene Intellektuellen noch, die immer kritisch sind und die vielleicht auf bessere Möglichkeiten warten, wichtige Fragen zu stellen. Es ist noch nicht die Zeit, wir haben noch immer Krieg. Wir leben im Kriegszustand.

Sie galten früher eher als Nestbeschmutzer mit Ihren Stücken, die mit der kroatischen Tradition, mit der kroatischen Geschichte abrechneten. Hat sich das Verhältnis des Publikums zu Ihnen geändert? Hat sich Ihr Verhältnis zum Publikum verändert?

Nestbeschmutzer ist ein schreckliches Wort, das gibt es gar nicht auf kroatisch. Aber die Sache ist mir trotzdem geläufig. Ich weiß, was Sie meinen. Meine Attitüden haben sich überhaupt nicht verändert. Ich habe viele Beziehungen in allen Teilen Jugoslawiens. Diese Beziehungen sind keine politischen Beziehungen, sie sind rein menschliche, künstlerische, also gehen sie auch ein bißchen tiefer. Ich sehe keine Bedürfnisse, etwas in meinen Attitüten zu verändern. Der "Kroatische Faust" steht immer noch auf der Tagesordnung. Ich habe dazu eine Fortsetzung geschrieben. Ich habe alle Personen des Stücks, alle Charaktere, tote und lebendige, in einem Keller in Slowenien, neben Vukovar, versammelt. Das zerstörte Vukovar ist ein kroatisches Dresden. Da wird eine endgültige Diskussion geführt über wirklich wichtige Fragen im Kontext Jugoslawines. Und dann kommt heraus, daß am Schluß ein Selbstmord unvermeidlich ist, der Selbstmord Fausts, der eher dem österreichischen Faust von Nikolaus Lenau ähnlich ist, während Faust bei Goethe doch gerettet wird. Niemand kann unseren Faust mehr retten.

Sehen Sie denn eine Möglichkeit, diesen neuen erweiterten "Kroatischen Faust" aufzuführen?

Das hoffe ich sehr. Eine Frage von ein paar Jahren vielleicht, wenn Sie Zagreb meinen. Und ich denke natürlich auch immer an Zagreb.

Sollte Roberto Ciulli in Mülheim diesen neuen Schluß auch inszenieren?

Roberto Ciulli hat, glaube ich, Probleme mit Jugoslawien. Vielleicht ist es eine Frage von Informationen. Ciulli ist, wie Sie wissen, in Südamerika. Wir haben ein bißchen den Kontakt verloren. Ich weiß nicht, was weiter passiert mit Roberto Ciulli, ich weiß nur, was mit mir passiert ist.

Meinen Sie, daß die deutschen Künstler und Intellektuellen überhaupt zu wenig interessiert sind an den kroatischen, an den jugoslawischen Verhältnissen?

Das ist ganz sicher. Ich habe das Gefühl, daß die wirklich maßgebenden deutschen Intellektuellen schweigen über das, was in Kroatien passiert ist. Noch schlimmere Schrecken stehen uns bevor. Je weiter Sie von Slowenien, in Richtung Süden also, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Kosovo und dann vielleicht nach Mazedonien schauen, desto brutaler wird der Krieg. Die Intellektuellen, wenn ich maßgebende gesagt habe, meine ich Leute wie Heiner Müller und Hans Magnus Enzensberger, die ich geschätzt habe, die ich auch veröffentlicht habe. Ich spüre, daß solche Leute schweigen. Damit ist dann die Anerkennung Kroatiens nur politisch begründet worden, die kulturelle Anerkennung blieb aus.

Von Heiner Müller gibt es im "Medea-Material", in einem Stück, das schon über zehn Jahre alt ist, einen Vers vom "Traum Jugoslawien", der zerbricht - geradezu eine Prophezeiung.

Vor zehn Jahren war das eine Prognose, die Prognose hat sich verwirklicht, und darüber wäre etwas zu sagen. Vor allem für Heiner Müller ein Argument mehr, nicht zu schweigen.

Die deutschen Intellektuellen sollten also Stellung nehmen zu Jugoslawien?

Absolut. Das war ein schöner Traum, der Traum ist vorbei, aber wir alle zahlen für diese Zerstörung der Utopie. Deutschland ist eigentlich das einzige Land Europas, das ein gewisses politisches Interesse gezeigt hat. England hinderte seine insulare Mentalität, Frankreich die eigenen Probleme am solidarischen Verhalten. Also nur die deutschen Politiker, nicht die Intellektuellen haben reagiert, und das finde ich peinlich.

Warum, meinen Sie, schweigen die Intellektuellen?

Was meinen Sie? Es ist schwer zu sagen. Vielleicht finden Sie, diese Begeisterung mit dem Staat in Kroatien, mit dem Volk überhaupt, das gehöre ins 19. Jahrhundert und diese Begeisterung sei überhaupt nicht gesund. Das alles stimmt. Ich bin vollkommen dieser Meinung, aber es geht nicht mehr um den Sozialismus, um Systeme oder überhaupt um den Staat. Es geht um die Leute, um die Opfer. Es geht nicht mehr darum, Menschen zu helfen, sondern sie zu retten. Ich denke auch, die deutschen Intellektuellen könnten mehr beitragen in Richtung einer schnelleren Absolvierung der Situation, auch durch Militär, muß ich diesmal sagen. Nur ungern. Also eine Intervention wäre fällig.

Eine Protest-Intervention oder eine Verständnis-Intervention?

Nein, diesmal meine ich direkt eine militärische Intervention. Vielleicht klingt das ein bißchen fremd. Ich bin ein Intellektueller, ich bin ein Pazifist. Aber diese Armee ist zu weit gegangen, diese Macht ist so furchtbar. Es gibt keine Zweifel mehr, was in Kroatien und Bosnien passiert. Es gibt keine Zeit mehr. Die Zeit ist vollkommen leer. Der Sand ist ausgelaufen. Es ist kein Sand mehr in der Uhr.

Das Gespräch führte Heinz Klunker

Slowakei baut bis Ende des Jahres eigene Heimwehr auf Einsatztruppe "zum Schutz der Interessen der Bevölkerung" Von unserem Korrespondenten Ulrich Glauber

PRAG, 30. Juli. Die Slowakei wird umgehend eine Heimwehr aufstellen. Der slowakische Innenminister Jozef Tuchyna teilte am Mittwoch abend im Fernsehkanal seiner Republik mit, die "Territoriale Gebietswehr" solle in einer Stärke von zwei Brigaden und fünf Regimentern noch bis Ende dieses Jahres funktionstüchtig sein. Die Gebietswehr wird laut Tuchyna im Hinterland eingesetzt und werde neben Objektbewachung unter anderem die Aufgabe haben, die "Interessen der Bevölkerung zu schützen".

Der Einschätzung des slowakischen Innenministers zufolge sind die in der Slowakei stationierten Truppen der CSFR- Armee im Kriegsfall nicht in der Lage, die notwendigen Verteidigungsaufgaben zu erfüllen. Tuchyna betonte, daß die vom Föderalparlament in Prag verabschiedete Militärdoktrin der CSFR die Möglichkeit der Gründung einer Truppe zur Gebietsverteidigung ausdrücklich vorsieht. In ihren Verhandlungen über die Aufspaltung der Tschechoslowakei hatten die Ministerpräsidenten der beiden Republiken vereinbart, die CSFR-Armee in eine tschechische und slowakische Truppe aufzuteilen, jedoch unter gemeinsamem Oberkommando zu belassen.

Der slowakische Premier Vladimir Meciar hatte am Mittwoch den ungarischen Vorschlag der "offenen Kasernen" zurückgewiesen. Budapest schwebt laut Meciars Worten vor, daß militärische Anlagen in einem Korridor von 100 Kilometern beiderseits der Grenze Inspekteuren des jeweils anderen Landes offenstünden. "Das bedeutet, daß sie im Grunde bis zu unserer Nordgrenze Zugang haben, während wir nur bis zur Hälfte ihres Staatsgebiets kommen dürfen. Das ist nichts", sagte Meciar vor Journalisten.

(Siehe auch nebenstehenden Bericht)

Bad Nauheim verbannt Autos aus der Innenstadt Magistrat will Durchgangsstraßen zurückbauen / Parlament Umwidmungsverfahren empfohlen

BAD NAUHEIM. Nach der Fertigstellung des B 3a-Teilstücks um Bad Nauheim herum bis zum neuen Autobahnanschluß Nieder-Weisel soll der Durchgangsverkehr aus der Bad Nauheimer Innenstadt verdrängt werden. Diesen Beschluß des Bad Nauheimer Stadtparlamentes vom Februar 1991 hat jetzt im Juni das Straßenbauamt in Gießen grundsätzlich zugestimmt.

Aus diesem Grund schlägt nun der Magistrat den parlamentarischen Gremien die Einleitung des Umwidmungsverfahrens vor, mit der die Weingartenstraße in Nieder-Mörlen, die Frankfurter Straße bis Ortsausgang Frankfurter Straße 1, die Steinfurther Straße bis zur Einmündung in die zukünftige B 3a und der Rödger Weg bis zur Einmündung in die B 3a zu Gemeindestraßen abgestuft werden.

Mit dem Verfahren gehen die Straßen in das Eigentum der Stadt Bad Nauheim über, die dadurch in die Lage versetzt wird, die Straßen so zurückzubauen, daß der Durchgangsverkehr auf die B 3a verdrängt wird. Das Verfahren wird bereits jetzt eingeleitet, weil damit die Möglichkeit geschaffen werden soll, möglichst zeitgleich mit der Eröffnung der B 3a auch mit den Rückbaumaßnahmen zu beginnen. Die Verdrängung des Durchgangsverkehrs gelingt nach Ansicht von Bad Nauheims zweitem hauptamtlichen Stadtrat Peter Keller (SPD), dem die städtische Straßenverkehrsbehörde untersteht, jedoch nur dann, wenn tatsächlich auch die Durchfahrtmöglichkeiten unterbrochen werden. Beispielsweise auf der Höhe der Bahnhofsallee. Als flankierende Maßnahmen hält Keller Radfahrstreifen in der Weingarten- und in der Frankfurter Straße in beiden Richtungen ebenso erforderlich wie die Förderung des Busverkehrs. Dabei soll jedoch der Kraftfahrzeugverkehr der Anlieger nicht zu kurz kommen. Keller: "Diese Maßnahmen sind ohne großen Aufwand möglich und auch kurzfristig umsetzbar."

Unabdingbar ist für Keller jedoch die Fortführung der B 3a über den Knoten am Feuerwehrstützpunkt nach Süden hinaus, weil damit eine erhebliche Verkehrsentlastung in den genannten Straßen erzielt werde, die Belastung der Schwalheimer und der Homburger Straße jedoch zunehmen werde.

Erstmals über die Einleitung des Umwidmungsverfahrens wird am Dienstag, 4. August, ab 20 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses in der Friedrichstraße 3 debattiert. An der öffentlichen Sitzung des Ausschusses für Bau- und Planung können alle interessierten Bürger teilnehmen. str

Polendeutsche wollen Geld direkt Reibungsverluste beklagt/Kinkel legte Kranz in Auschwitz nieder Von unserer Korrespondentin Edith Heller

WARSCHAU, 30. Juli. Die parlamentarischen Vertreter der deutschen Minderheit in Polen haben Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) gebeten, finanzielle Hilfen für die Deutschen in Polen direkt an entsprechende deutsche Einrichtungen in Polen zu überweisen. Es handelt sich dabei um 20 Millionen Mark, die bisher hauptsächlich in die Kasse des "Bundes der Vertriebenen" (BDV), aber auch des "Vereins für das Deutschtum im Ausland" (VDA), der Caritas und anderer vornehmlich westdeutscher Organisationen fließen.

Der Fraktionsvorsitzende der deutschen Minderheit im polnischen Parlament (Sejm), Heinrich Kroll, begründete den Vorstoß damit, daß die bisherige Praxis erhebliche Reibungsverluste mit sich bringe. So würden von den Geldern etwa teure Expertisen erstellt, für deren Realisierung jedoch keine Mittel vorhanden seien. Auch würden Hilfsgüter verschickt, die in Polen schon vorhanden seien, während andere elementare Dinge fehlten.

Als Beispiel für sachgerechte Verwendung der Mittel nannte Kroll die Unterstützung von Bewässerungsinitiativen in deutschen Dörfern, die bislang keine Wasserversorgung haben, und Kredite für Handwerker und mittelständische Unternehmer in Schlesien. "Hier vor Ort wissen wir am besten, wo die Mittel wirklich nötig sind. Wir brauchen keine Vermittler", meinte Kroll.

Kinkel schloß seine Reise am Donnerstag mit Kranzniederlegungen in den früheren Konzentrationslagern Auschwitz und Birkenau ab. In Auschwitz, wo der Außenminister einen Kranz an der Todesmauer niederlegte, trug er sich laut Nachrichtenagentur AFP mit folgenden Worten in das Gedenkbuch ein: "Die Last des Grauens von Auschwitz wiegt schwer. Worte können ihr nicht gerecht werden. Das gemeinsame Erinnern an begangenes Unrecht bleibt Voraussetzung echter Versöhnung."

Dem Antrittsbesuch des neuen Außenministers in Warschau wurde von polnischer Seite große Bedeutung beigemessen. Dies zeigte sich etwa darin, daß zu dem von Kinkel gegebenen Abendessen neben Ministerpräsidentin Hanna Suchocka auch mehr als die Hälfte des polnischen Kabinetts erschien. Kinkel versicherte in seiner Tischrede, daß Polen auf dem Weg nach Europa stets auf die deutsche Unterstützung rechnen könne.

Der stellvertretende Ministerpräsident Henryk Goryszewski von der Christlich- Nationalen Vereinigung (ZChN) hatte jedoch in einem Zeitungsinterview am Dienstag das im Vertrag von Maastricht anvisierte Europa als ein "Europa der Deutschen" kritisiert. Außenminister Skubiszewski sagte, dies sei nicht die Meinung der polnischen Regierung. Gauck-Behörde als Vorbild

BERLIN (AFP). Polen will bei der Aufarbeitung seiner sozialistischen Vergangenheit auch von deutschen Erfahrungen im Umgang mit Akten der DDR-Staatssicherheit lernen. Der Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses im polnischen Senat, Zbigniew Romaszewski, traf am Donnerstag zu einem Besuch bei der Gauck-Behörde in Berlin ein. Wie Gauck- Sprecher David Gill mitteilte, erhofft sich der Senator Anregungen für einen Gesetzentwurf.Axthelm zu Rücktritt bereit

me ERFURT, 30. Juli. Der thüringische Sozialminister Hans-Henning Axthelm (CDU), der wegen einer Hotelaffäre umstritten ist, ist zu einem Verzicht auf sein Ministeramt bereit. Wie Axthelms Sprecher Dieter Heins am Donnerstag auf Anfrage mitteilte, hat der Minister dem Erfurter Regierungschef Bernhard Vogel (CDU) bereits erklärt, er wolle einer Regierungsumbildung nicht im Wege stehen, falls Vogel sie wünsche. Axthelm wolle "alles unabhängig von seiner Person tun, um weiteren Schaden zu vermeiden". Er wolle einer Entscheidung Vogels aber nicht vorgreifen und bleibe deshalb zunächst im Amt.

Innenminister Willibald Böck (CDU), dessen Rücktritt Landtags-Fraktionschef Jörg Schwäblein in einem Brief an alle Landtagsabgeordneten in dieser Woche ebenfalls gefordert hatte, hat bislang dagegen noch keine Bereitschaft zu einem Ausscheiden aus der Regierung erkennen lassen. Mit der Entscheidung über eine Regierungsumbildung wird jetzt Mitte August gerechnet, wenn der Ministerpräsident aus dem Urlaub zurückkommt.

"Es mangelt einfach an allem" Arzt begleitete erste Hilfsgüter des Kreises für St. Petersburg

MAIN-TAUNUS-KREIS. "Man kann gar nicht aufzählen, woran es mangelt. Es mangelt einfach an allem." Dr. Jörg Stehnkuhl, Urologe am Bad Sodener Kreiskrankenhaus, ist zurück aus St. Petersburg - mit vielen Eindrücken und der Gewißheit, Menschen in unbeschreiblicher Not geholfen zu haben. Der Mediziner aus Kriftel begleitete einen Hilfsgütertransport des Main-Taunus-Kreises, mit dem dringend notwendige Medikamente, Spritzen, Infusionslösungen und vieles andere ins Krankenhaus Nummer 26 gebracht wurden.

Mit fünf anderen Kliniken ist das Hospital für die Versorgung von 1,5 Millionen Menschen zuständig. Jährlich werden im Krankenhaus Nummer 26 alleine 32 000 Patienten behandelt, rund 10 000 operiert. Unter unvorstellbaren Bedingungen, wie Stehnkuhl gestern bei einer Presskonferenz schilderte. Die hygienischen Zustände sind unzulänglich, überall bröckelt Putz von den Wänden.

"Die Nadeln von Spritzen sind teilweise zwanzig Jahre alt und werden manuell nachgeschliffen. Es gibt überhaupt keine Einmal-Artikel", nennt der Bad Sodener Arzt ein paar drastische Beispiele. Weil auch Blasenkatheter rar seien, behelfe man sich mit Schläuchen. "Und es mangelt an Instrumenten, die für Operationen dringend benötigt werden."

Blutet jemand aus der Blase, können Ärzte einen möglichen Tumor nicht diagnostizieren - und weil sie nicht wissen, wo er sitzt, auch nicht behandeln. Ein Zystoskop für Blasenspiegelungen, das in Deutschland seit Jahrzehnten zur Basisausstattung gehört, gab es bis jetzt nicht. Ganz zu schweigen von einem Ultraschallgerät. Und weil Dialyseapparte fehlen, können nur zehn Prozent aller Nierenkranken behandelt werden. Die anderen sseien über kurz oder lang zum Sterben verurteilt.

"Aber vieles, was mangels Masse nicht möglich ist, wird durch Menschlichkeit aufgefangen", hat Stehnkuhl auch positive Eindrücke gewonnen. "Der persönliche Umgang mit Patienten ist wesentlich intensiver als in der westlichen Welt, wo eine gewisse Gerätemedizin vor dem Menschen steht."

Im September soll ein zweiter Hilfstransport nach St. Petersburg gehen. Denn die Spendenaktion des Kreises hat bisher 33 833,93 Mark erbracht, von denen für die erste Lieferung knapp 20 000 Mark ausgegeben wurden. Für Transport und Organisation ging dabei kaum etwas drauf, da viele Unterneh- men laut Landrat Jochen Riebel außerordentlich hilfsbereit waren und die Aeroflot die Fracht umsonst nach Rußland flog. ubk

Kuba-Embargo verurteilt

Klassenstärken verhindern Integration Für eine Realisierung des Landesprogramms fehlen der Grimm-Schule die Lehrer Von Alexander Polaschek STEINAU. "Mehr Lehrkräfte - mehr Zusatzangebote", so rühmt dieser Tage Kultusminister Hartmut Holzapfel seinen schulpolitischen "Konsolidierungskurs", der "Wirkung zeigt". Nicht alle Lehrer teilen diese Betrachtungsweise. An der Steinauer Brüder-Grimm-Schule wird Unzufriedenheit darüber laut, daß das wohlklingende Programm zur Integration von lernbehinderten Kindern durch Lehrermangel ad absurdum geführt wird. Seit einem Jahr gibt es die Möglichkeit, auf Antrag Kinder mit Lernschwierigkeiten in die Regelschule zu integrieren. Nach der Theorie des Kultusministeriums soll in einem solchen Fall die Klassenstärke 20 Schüler nicht übersteigen.

Zudem wird, um einzelne Kinder besonders fördern zu können, der jeweiligen Klasse zusätzlich eine Sonderschullehrkraft mit sechs Wochenstunden zugeteilt. Nach FR-Informationen sieht die Praxis in Steinau jedoch so aus, daß in der Grundschule 80 Schüler auf drei erste Klassen aufgeteilt werden und eine davon mit 28 Schülern besetzt und dennoch mit einer Integrationsmaßnahme bedacht wird. Dabei sind 28 Schüler auch ohne Integrationsmaßnahme schon die höchste zulässige Klassenstärke. Die betroffene Lehrerin Amöne Nowottny bestätigte diesen Sachverhalt auf Anfrage und betonte, daß sie grundsätzlich gerne eine Integrationsmaßnahme in ihrer Klasse sähe.

Unter den jetzt zu erwartenden Bedingungen aber hält sie dies für falsch. "Dem Kind ist das keine Hilfe", kritisiert die Lehrerin, "es erhält im ersten Schuljahr den Nachweis, daß es unfähig ist." Sie findet es ärgerlich, daß man Gesetze verabschiedet habe, ohne die für die Umsetzung erforderlichen Voraussetzungen zu schaffen.

Auch Hille Uffelmann vom Schulpersonalrat ist mit der Situation nicht einverstanden, hält die Pläne in diesem speziellen Fall für "unvertretbar". "Für das lernbehinderte Kind wird es keine Möglichkeit geben, sich so zu entwickeln, wie man sich das vorgestellt hat." Am kommenden Montag werde sich das Kollegium zusammensetzen und seine Reaktion planen. Der Gesamtpersonalrat wird am Dienstag beratschlagen, ob er die Absichten des Schulamtes akzeptiert.

"Wir sind noch am Verhandeln und hoffen auf eine Entscheidung im Sinne des Gesetzes", sagte Schulleiter Hilmar Fleck. Nach dem Gesetz müßten die sachlichen und personellen Voraussetzungen gegeben sein, um eine Integrationsmaßnahme zu ermöglichen. Sei das nicht der Fall, müsse das Kind in eine Lernbehinderten-Schule gehen. Auch Fleck beruft sich auf die Vorgabe Wiesbadens, wonach die Gruppengröße die Zahl 20 nicht übersteigen soll. Aus den drei Klassen vier zu machen, "wäre die Lösung, die im Sinne der Landesregierung sinnvoll ist". Die Entscheidung hätten das Schulamt und der Gesamtpersonalrat.

Infolge der FR-Recherchen entwickelte sich gestern eine rege Kommunikation zwischen Schulleitung, Schulamt und Kultusministerium. Es kam Bewegung in den Fall. So wußte das Kultusministerium plötzlich von einer neuen Klassenaufteilung zu berichten, nach der die Fördermaßnahme in einer Klasse mit 24 Schülern stattfinden sollte. Dennoch bleibt die Problematik, wie sie Schulamtsdirektor Bernhard Koch beschrieb: Für 40 von 56 für die Integration vorgesehenen Kinder könne die Förderung nicht geleistet werden, weil die sechs dafür zugeteilten Sonderschullehrer für mehr nicht reichten.

Fest in Friedbergs "Grüner Lunge"

FRIEDBERG. Der Gartenbauverein "Grüne Lunge Burgfeldried" veranstaltet am Samstag, 8. August, sein Sommerfest. Ab 15 Uhr gibt es Kaffee und Kuchen. Es folgen Spiele für groß und klein. FR

Kläger befürchten einen "Abtreibungsschub" Countdown in Karlsruhe: Dienstag steht das Eilverfahren zum neuen Paragraphen 218 an Von Ursula Knapp (Karlsruhe)

In Karlsruhe läuft der Countdown für die wohl wichtigste Entscheidung dieses Jahres. Wie üblich werden am Montag, dem Tag vor der mündlichen Verhandlung, die sieben Richter und die eine Richterin des Zweiten Senats des Bundesverfassungsgerichts zu einer nichtöffentlichen Vorberatung zusammentreten. Am Dienstag wird dann um 10 Uhr die öffentliche Verhandlung beginnen; für den späten Abend, möglicherweise auch in der Nacht, wird die vorläufige Entscheidung erwartet.

Eigentlich geht es am Dienstag noch nicht um die Hauptsache, also nicht um die Frage, ob der neue Paragraph 218 a gegen die Verfassung verstößt oder nicht. Vielmehr muß im Eilverfahren nur darüber entschieden werden, ob die dort festgelegte Fristenregelung bis zum endgültigen Urteil ausgesetzt werden muß. 241 Abgeordnete der Union (unter ihnen dreißig Frauen) und der Freistaat Bayern haben den vorläufigen Stopp beantragt; denn "die jetzt vom Bundestag beschlossene Regelung läßt einen Abtreibungsschub befürchten", so ihre Begründung. Deshalb dürfe das Gesetz bis zur endgültigen Prüfung keinesfalls gelten.

Bis Mitternacht haben die Verfassungsrichter Zeit, die Gesetzesreform zu stoppen; denn nach 24 Uhr wird nach dem Willen der parlamentarischen Mehrheit in ganz Deutschland eine Fristenregelung mit Beratungspflicht gelten. Theoretisch ist es möglich, daß Karlsruhe eine einstweilige Anordnung erläßt, später aber das Gesetz für verfassungskonform erklärt. In der Praxis freilich ist so etwas noch nie passiert; bisher folgte jeder einstweiligen Anordnung das Verdikt "verfassungswidrig".

Vorläufigkeit hin, Vorläufigkeit her, die Politiker wissen, daß am Dienstag in Sachen Abtreibungsrecht eine wichtige Vorentscheidung fällt. Kommt es zu der beantragten Anordnung, sind die Chancen für den neuen Paragraphen 218 deutlich gesunken. Deshalb wird Wolfgang Schäuble persönlich nach Karlsruhe kommen und den Antrag der Unionsabgeordneten begründen. Für Bayern hat sich Innenminister Edmund Stoiber angesagt.

Das Wichtigste, was die Antragsteller in ihrem Gepäck haben werden, ist das alte Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 1975. Vor siebzehn Jahren hatten die Richter des Ersten Senats (die Zuständigkeit ist inzwischen auf den Zweiten Senat übergegangen) die Fristenregelung der sozial-liberalen Regierung unter Helmut Schmidt für verfassungswidrig erklärt. Dieses Urteil, das mit fünf gegen drei Stimmen erging, sagt, daß der Schutz des ungeborenen Lebens "Vorrang vor dem Selbstbestimmungsrecht der Schwangeren" hat und auch nicht "für eine bestimmte Frist in Frage gestellt werden" darf. Für die Reformgegner der schlagende Beweis, daß das neue Recht "offensichtlich verfassungswidrig" ist, wie sie in ihrem Antrag mit empörtem Unterton feststellen, so als hätte die Parlamentsmehrheit geradezu vorsätzlich die Verfassung mißachtet.

Allerdings enthält das alte Urteil noch einen anderen Leitsatz, und um ihn wird sich der Verfassungsstreit in Karlsruhe drehen. Die Richter gestanden dem Gesetzgeber 1975 nämlich zu, "die grundsätzlich gebotene Mißbilligung des Schwangerschaftsabbruchs auch auf andere Weise zum Ausdruck zu bringen als mit dem Mittel der Strafandrohung". Entscheidend sei, daß die Maßnahmen einen "tatsächlichen Schutz" des ungeborenen Lebens "gewährleisten". Das Mittel des Strafrechts müsse der Gesetzgeber "im äußersten Falle" anwenden, wenn nämlich der gebotene Schutz "auf keine andere Weise erreicht werden kann".

Genau das behaupten aber die Reformer erreicht zu haben. Für sie hilft jeder Kindergartenplatz und jede finanzielle Unterstützung mehr, die Schwangere zum Austragen des Kindes zu bewegen, als die bisherige Hürde "Notlagenindikation". Dabei hat die im Gesetz vorgesehene Beratungspflicht nach Ansicht der Reformer große Bedeutung. Bisher mußten zum Abbruch entschlossene Schwangere in der Beratung ihre Notlage bestätigt bekommen, jedes Eingehen der Schwangeren auf Hilfsvorschläge gefährdete die Attestierung der Notlage. Entsprechend wenig Gehör fanden die Hilfsprogramme in der Konfliktberatung, sie mußten vielmehr von der Schwangeren abgewehrt werden, um die Indikation zu bekommen. Ärzte und Sozialberater, die sich in der Reformdiskussion äußerten, versprechen sich von der künftigen Beratung viel eher, die betroffenen Frauen erreichen zu können; denn eine Bescheinigung über das Gespräch gibt es auf jeden Fall.

Daß sich Schwangere häufiger als bisher zur Abtreibung entschließen, dafür sieht der Vorsitzende der Bundesärztekammer, Karsten Vilmar, keinerlei Anzeichen. Der frühere Verfassungsrichter Helmut Simon, der 1975 eine der Gegenstimmen gegen das 218-Urteil abgab, hält gerade wegen der Hilfsmaßnahmen das neue Recht für verfassungsgemäß.

Für die Befürworter des Strafrechts steht dagegen fest, daß das Rechtsempfinden der Menschen durch das Strafrecht geprägt ist, und dieses Rechtsempfinden sei es, "das sich dem Wunsch der Schwangeren nach einer Abtreibunng immer noch entgegenstellt". Für die Gleichung "Mehr Strafe - weniger Abtreibungen" sind die Antragsteller bisher den Beweis schuldig geblieben. Die Erfahrungen im Ausland belegen ihre These nicht, und in Westdeutschland gehen die Abtreibungszahlen seit Jahren zurück.

Im Osten können seit der Wiedervereinigung Frauen ohne jede Beratungspflicht abtreiben lassen. Auch im Westen herrscht nach Ansicht Bayerns eine verkappte Fristenregelung; denn Notlagenindikationen würden ohne weiteres ausgestellt. Der Freistaat hatte deshalb im Februar 1990 das Bundesverfassungsgericht angerufen und ein Einschreiten gegen die Praxis der Indikationsregelung gefordert. Das Verfahren ist noch anhängig.

Im jetzigen Streit wird allerdings behauptet, daß das bestehende Recht Schwangere eher von Abtreibungen abhält als die Neuregelung. Für die Öffentlichkeit sind diese Ungereimtheiten kaum mehr nachvollziehbar, zumal da die Unionsabgeordneten auch noch wollen, daß die neue Fristenregelung mit Beratungspflicht zwar im Osten in Kraft tritt, nicht jedoch im Westen. Diese Teilung wird damit begründet, daß in den neuen Ländern eine Fristenregelung ohne Beratungspflicht gilt, also ein noch verfassungswidrigerer Zustand.

Auch Fachleute des Verfassungsrechts fragen sich, ob das Gericht auf der Grundlage von Zahlenspekulationen ein Gesetz außer Kraft setzen und damit dem Parlament jeden Entscheidungsspielraum nehmen darf. Gestritten wird zudem um eine Formulierung. Der neue Paragraph 218 a beginnt nämlich mit den Worten: "Der Schwangerschaftsabbruch ist nicht rechtswidrig, wenn . . ." Für die Kläger ist diese Formulierung ein klarer Verstoß gegen das alte Urteil von 1975; denn dort wurde die grundsätzliche gesetzliche Mißbilligung der Abtreibung gefordert. Der jetzige Gesetzeswortlaut stelle das Gegenteil von Mißbilligung dar. Man wird in Karlsruhe also buchstäblich ums letzte Wort streiten.

Statt einer Schwemme jetzt Lehrermangel Was tun mit den Langzeitarbeitslosen unter den Pädagogen? / Arbeitsgruppe wird eingesetzt

WIESBADEN. Die GEW war ein wenig stolz. "Endlich", hieß es, habe der Kultusminister das Problem akzeptiert und sich bereit erklärt, eine "Arbeitsgruppe zum Thema Langzeitarbeitslosenprogramm" einzusetzen. Es war im Mai, und zwischen Gewerkschaft und hessischem Minister wurde eine Art schulpolitisches Stillhalteabkommen geschlossen, das als kleines ministerielles Zugeständnis auch diese Arbeitsgruppe vorsah.

Fragt man den SPD-Minister Hartmut Holzapfel heute nach den Konsequenzen, dann klingen die Erfolgsmeldungen der Gewerkschaft schon etwas fragwürdiger. Die Arbeitsgruppe soll erst im Herbst zusammentreten, und zum Thema selbst wird Holzapfel vage: Sie werde die Frage, ob es das Problem überhaupt noch gibt, erst einmal klären müssen. Eine "eindeutige Antwort", sagt er voraus, werde es wohl kaum geben.

Der Grund: Die Arbeitsmarktlage für Lehrer hat sich grundlegend gewandelt. Immer häufiger ist auch in Hessen jetzt wieder von Mangelfächern die Rede - längst nicht mehr nur an den Berufsschulen. Plötzlich werden Bewerber eingestellt, die damit gar nicht gerechnet hatten. Die Statistiken der Kultusministerkonferenz für die alte Bundesrepublik belegen, warum das so ist: Waren noch 1986 von damals 20 995 Absolventen des Referendariats nur 7261 (34,6 Prozent) eingestellt worden, so waren es 1991 nur mehr bundesweit 9874 Absolventen, aber 14 667 Einstellungen. Der Anteil arbeitsloser Lehrer an allen Arbeitslosen mit Hochschulausbildung ist zwischen 1985 und 1991 von 30,7 auf 17,5 Prozent zurückgegangen. Der Trend gilt für Hessen um so mehr, als die rot-grüne Landesregierung zwischen 1991 und 1995 ja 3000 zusätzliche Lehrerstellen einrichtet. Die Zahl der eingehenden Bewerbungen sinkt (in Hessen zwischen 1989 und 1992 von 14 000 jährlich auf unter 9000), weil das Lehrerstudium zuletzt nicht mehr attraktiv war. Die Zahl der angebotenen Jobs steigt: Zum neuen Schuljahr 1992/93, das am kommenden Montag beginnt, wird das Land rund 1700 Lehrerinnen und Lehrer neu einstellen.

Wie sich vor diesem Hintergrund die Lehrerarbeitslosigkeit entwickelt hat, ist nicht ganz einfach festzustellen. "Nicht jeder arbeitslose Lehrer ist auch ein Arbeitsloser", sagt der Kultusminister, und meint damit die vielen, die längst anderswo berufliche und andere Bindungen gefunden haben und inzwischen deshalb auch längst nicht mehr jede angebotene Lehrerstelle annehmen.

25 Prozent betrug auch in diesem Sommer wieder die "Absagequote": Der Staat hatte einem Bewerber eine Stelle irgendwo im Land angeboten, aber der nahm sie nicht an.

Minister Holzapfel räumt ein, daß es weiter einen "sehr erheblichen Teil Altbewerber" gibt, von denen viele aber "nicht mehr unter beliebigen Umständen" in den Schuldienst streben. Seine Fragestellung ist jetzt: Wie kann der Staat diejenigen von ihnen gewinnen, die inzwischen für die Schulen interessante Berufserfahrungen anderswo gesammelt haben.

Zwei Ideen zur Veränderung des Einstellungsverfahrens könnten nach Holzapfels Ansicht ab dem Schuljahr 1993/94 Verbesserung bringen: Ihm schwebt vor, daß Lehrer sich künftig nicht mehr für das gesamte Land, sondern nur mehr für drei Landkreise bewerben können, um die Zahl der Absagen zu verringern. Und er greift einen Vorschlag auf, der in einigen Landkreisen bereits erprobt wird - angeregt noch vom früheren Kultusminister Christean Wagner (CDU): Die Schulen sollen vermehrt Stellen selbst im Amtsblatt des Kultusministers ausschreiben und dann auch bestimmte Zusatzqualifikationen verlangen können (etwa: ein Mathematiker mit Erfahrungen beim Unterricht für Aussiedlerkinder).

Der Minister meint, auf diese Weise würden Altbewerber mit Berufserfahrungen vermehrt nachgefragt. Bis zu zehn Prozent der freien Lehrerstellen könnten künftig per Ausschreibung durch die Schulen selbst besetzt werden - landesweit damit immerhin rund 200 Stellen jährlich.

Die Engpässe in den neuen Mangelfächern werden so kaum beseitigt werden: Bei den Ausschreibungen in einigen Regionen hat sich gezeigt, daß längst nicht auf jedes Stellenangebot auch eine Bewerbung eingeht. Die Wünsche der Schulen und der Lehrermarkt passen manchmal einfach nicht zusammen. Und je häufiger Lehrerstudenten in den vergangenen Jahren unübliche Fächerkombinationen gewählt haben (etwa: Mathematik/ Sport), desto schwieriger wird ihre Vermittlung als Ersatz für ausscheidende Lehrkräfte (etwa: Bedarf in der klassischen Kombination Mathematik/Physik).

Klaus Müller, dem GEW-Landesvorsitzenden, reichen Holzapfels Ideen noch nicht. Er beklagt, in Wiesbaden bis zuletzt auf "taube Ohren" beim Thema Langzeitarbeitslose gestoßen zu sein - und verweist auf eine schwer schätzbare Zahl von Lehrern mit ungünstigen Fächerkombinationen (Deutsch, Sozialkunde, Geschichte, Erdkunde), die nach dem geltenden Einstellungsverfahren auch weiterhin keine Chance auf eine Planstelle hätten.

Die GEW fordert hier gezielte Angebote zur "Nachqualifikation" in einem Mangel-Fach, verbunden mit einer Teilzeit-Anstellung im Schuldienst in den bereits studierten Fächern. Nur so könnten die Betreffenden nach langer Arbeitslosigkeit jetzt noch für den Schuldienst gewonnen werden.

Daß sie im Prinzip - abgesehen von der Fächerkombination - gebraucht würden, darüber besteht kaum noch Dissenz: Die Schülerzahlen nehmen weiter zu, bei den Lehrern kommt bald eine Pensionierungswelle. Selbst die jetzt schon im Staatsdienst arbeitenden Pädagogen müßten sich bald weiterqualifizieren, sagt Müller voraus, um auf Engpässe noch reagieren zu können. Selbst Sonderschullehrer sind 1992/93 erstmals schon Mangelware: In Nordhessen konnten zwölf Stellen nicht besetzt werden.

RICHARD MENG

Kleine FR

Ausschüsse tagen SELIGENSTADT. Mit der geplanten Änderung der Abfallsatzung von Seligenstadt beschäftigt sich am Montag, 3. August, 19 Uhr, im Rathaus der Ausschuß für Umwelt, Land- und Forstwirtschaft. Der Bau-, Verkehrs- und Planungsausschuß diskutiert am Dienstag, 4. August, 19.30 Uhr, ebenfalls im Rathaus über den geplanten Parkplatzausbau am Sportzentrum "Zellhäuser Straße". Bücherei wieder geöffnet SELIGENSTADT. Die Stadt- und Landschaftsbücherei wird am Montag, 3. August, wieder öffnen. Nach Angaben der Stadtverwaltung ist die Bücherei zu folgenden Zeiten geöffnet: montags von 16 bis 18.30 Uhr, mittwochs von 9.30 bis 11 und von 17 bis 19.30 Uhr, freitags von 16 bis 18.30 Uhr. Ausnahmsweise ist am kommenden Montag bereits zwischen 9 bis 11 Uhr geöffnet.

Frankfurter Orgeltage international besetzt

Organisten aus Deutschland und anderen europäischen Ländern kommen auch wieder nach Frankfurt, um Konzerte zu geben mit Werken der großen Klassiker der Orgelmusik. Vom 2. August bis 4. Oktober finden unter dem Motto "Orgelmusik für Kenner und Liebhaber" jeweils sonntags um 18 Uhr in der Heilig-Geist- Kirche am Börneplatz die Orgelkonzerte statt, veranstaltet vom Evangelischen Regionalverband Frankfurt und dem Kirchenmusikverein Frankfurt.

Den Anfang macht am 2. August der Bad Homburger Organist Hayko Siemens mit Werken von Bach, Franck und Messiaen. Am 9. August spielt der Frankfurter Organist Herbert M. Hoffmann Orgelmusik des 17. und 18. Jahrhunderts, begleitet wird er von den Trompetern Robert Bodenröder und Andreas Verpeleti. Weitere Konzerte gibt es den Musikern Gabor Trajtler aus Budapest am 20. September und Allessio Corti aus Mailand am 4. Oktober. Der Eintritt kostet pro Veranstaltung acht Mark, ermäßigt sechs Mark. fr

"Milde Staatsaufsicht" soll von "Republikanern" abschrecken Verfassungsschutz in Nordrhein-Westfalen späht die rechtsextremistische Partei weiterhin aus / PDS wird nicht beobachtet Von unserem Korrespondenten Reinhard Voss

DÜSSELDORF, 30. Juli. Nicht "Feuer und Schwert", wohl aber eine "milde Staatsaufsicht" ist nach Auffassung von Joachim Baumann, dem Chef des nordrhein-westfälischen Verfassungsschutzes, erforderlich, um das Ansehen der rechtsextremen "Republikaner" in Teilen der Bevölkerung herabzusetzen. Als einziges Flächenland der Bundesrepublik bleibe deshalb Nordrhein-Westfalen bei der seit 1989 geübten Praxis, die "Republikaner" auch mit nachrichtendienstlichen Mitteln auszuspähen und zu verfolgen, kündigten Baumann und sein Chef, der nordrhein- westfälische Innenminister Herbert Schnoor (SPD), am Donnerstag in Düsseldorf an. Neben Nordrhein-Westfalen setzt auch der Verfassungsschutz in Hamburg nachrichtendienstliche Mittel gegen die Schönhuber-Partei ein.

Die "milde Staatsaufsicht" des Verfassungsschutzes über die "Republikaner" hatte in den zurückliegenden zwei Jahren nach Einschätzung Schnoors gerade bei den Angehörigen des öffentlichen Dienstes eine abschreckende Wirkung. Das habe sich zwar nicht bei den Wahlergebnissen der Rechtsextremisten gezeigt. Daß ihre Mitgliederzahl aber von rund 3500 im Jahr 1989 auf etwa 1500 in diesem Jahr zurückging, ist nach seiner Ansicht auch der Tatsache zu verdanken, daß die "Republikaner" vom Verfassungsschutz verfolgt werden. Gerade im öffentlichen Dienst scheuten viele Menschen davor zurück, sich offen in einer Partei zu engagieren, gegen die der Verfassungsschutz vorgeht, meinte Schnoor.

Der Minister und der Verfassungsschutz-Chef räumten ein, daß allein aus dem Wortlaut des Programms der "Republikaner" schwerlich Ansatzpunkte für eine solche Verfolgung gezogen werden könnten. Sie wollen das Parteiprogramm allerdings nicht als einzige Meßlatte für deren Verfassungsfeindlichkeit gelten lassen. Dies könne man um so weniger tun, als die Spitze der Partei das Programm vor zwei Jahren anhand gerade jenes Kriterienkatalogs geändert habe, in dem das Bundesamt für den Verfassungsschutz frühere verfassungswidrige Aussagen des Programms aufgelistet hatte. Man müsse deshalb auch öffentliche Erklärungen der Parteifunktionäre als Maßstab heranziehen. Und die ließen gerade in Nordrhein-Westfalen eine "deutliche Distanz" zur Verfassung erkennen.

Im Visier des NRW-Verfassungsschutzes bleiben auch die rechtsextremistischen Skinheads. Die überwiegend von diesen "Glatzen" verübten oder angestifteten fremdenfeindlichen Straftaten nahmen gegenüber dem ersten Halbjahr 1991 deutlich zu, jedoch gegenüber der zweiten Jahreshälfte 1991 ab. Während im vorigen Jahr insgesamt 709 solcher Anschläge in Nordrhein-Westfalen registriert worden waren, betrug deren Zahl im ersten Halbjahr 1992 noch 332 Fälle.

Der "harte Kern" der Täter sei durch eine gestiegene Gewaltbereitschaft gekennzeichnet und weder durch polizeiliche Verfolgung noch öffentliche Verurteilung abzuschrecken, bedauerte Schnoor. Er bezifferte diesen Kern auf rund 300 junge Männer. Mit den üblichen Protestbewegungen der Jugend habe diese rechtsextremistische Skinhead-Szene nichts mehr gemein. Nach den Erkenntnissen des Verfassungsschutzes habe sie sich vielmehr zu einer eigenständigen, nach außen abgeschotteten und im Inneren neonazistisch indoktrinierten Subkultur mit hohem Gewaltpotential entwikkelt. Durch diese nicht von Parteien oder festgefügten Vereinigungen getragene neonazistisch geprägte militante Szene habe sich die "Bedrohungslage verschärft", meinte der Innenminister.

Im Gegensatz zu Bayern wird in Nordrhein-Westfalen die SED-Nachfolgepartei PDS nicht vom Verfassungsschutz beobachtet. Falls man die PDS zu einem "offiziellen Beobachtungsobjekt" machen würde, gäbe man ihr eine Bedeutung, die sie zumindest in Nordrhein-Westfalen nicht habe, sagte Schnoor. Ein Abschrekkungseffekt sei deshalb in diesem Fall nicht erforderlich. "Die PDS findet in Nordrhein-Westfalen praktisch nicht statt. Sie hat höchstens 200 Mitglieder und Sympathisanten", sagte er. Darin fühlt er sich nach eigenem Bekunden auch durch die Innenminister der neuen Bundesländer bestärkt, die Aktivitäten des Verfassungsschutzes gegen die PDS abgelehnt hätten.

DGB lädt zu Seminar über Satellitentechnik

WETTERAUKREIS. Moderne Kommunikationstechniken von der traditionellen Kurzwellentechnik bis zur Satellitenübertragung sind Thema eines Tagesseminares, das der DGB Wetterau gemeinsam mit dem DGB Hochtaunus für Samstag, 5. September, anbietet.

Während des Seminares werden die Sende-, Empfangs- und Steuerungsanlagen der Erdfunkstelle Usingen und des Feldbergturmes besichtigt. Es wird auch über die Vergangenheit der Funkanlagen informiert, beispielsweise, daß die Erdfunkstelle Usingen auf dem Gelände des ehemaligen Luftwaffen-Einsatzhafens Merzhausen steht.

Abfahrt ist um 8.30 Uhr an der Stadthalle in Friedberg. Anmeldungen nimmt die DGB-Kreisgeschäftsstelle in Friedberg, Kettelerstraße 19, Tel. 0 60 31 / 54 77, entgegen. ieb

"Büttel der Serben"

STUTTGART, 31. Juli (epd). Als "politisch abwegig und moralisch skandalös" hat der zuständige Referent der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, Gottfried Küenzlen, die Haltung der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) zum Konflikt im ehemaligen Jugoslawien bezeichnet. Die Kirchenkonferenz habe sich "zum Büttel des großserbischen Vernichtungskrieges gemacht", heißt es in einer am Donnerstag in Stuttgart veröffentlichten Erklärung. "Es geht um die Schaffung eines großserbischen Reiches in Grenzen, die nie serbisch waren", schreibt Küenzlen. Die als ethnisch minderwertig angesehene kroatische und bosnische Bevölkerung solle ausgerottet oder gewaltsam vertrieben werden.

Die Kirchenkonferenz, der 120 nichtkatholische Kirchen angehören, hatte kritisiert, daß Serbien in "einseitiger und unverantwortlicher Weise" für den Krieg verantwortlich gemacht werde. Die Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa ignoriere Übergriffe kroatischer Truppen und unterstütze "faktisch die Kriegsverbrecher einer Seite".

Geschichstverein soll jährlich 10 000 Mark Förderung erhalten Wegen Auseinandersetzungen um die Schwarze Kasse stellt Stadt Zusammenarbeit auf eine juristische Grundlage

HANAU. Wegen der Auseinandersetzungen um die Schwarze Kasse des Hanauer Kulturamtes, soll die Zusammenarbeit zwischen der Stadt und dem Hanauer Geschichtsverein auf eine juristisch fundierte Grundlage gestellt werden. Gemeinsam legten Kulturdezernent Klaus Remer und der Vorsitzende des Geschichtsverein, Eckhard Meise, am Donnerstag einen Vertragstext vor, den die Stadtverordnetenversammlung in ihrer nächsten Sitzung am 17. August noch bewilligen muß.

Danach soll der Geschichtsverein eine jährliche Förderung von 10 000 Mark erfahren. Kosten für langfristig angelegte Projekte sollen, wenn sie nicht zum vorgesehenen Zeitpunkt abgeschlossen werden, demnächst über außer- oder überplanmäßige Ausgaben finanziert werden.

Die widerrechtliche Anhäufung der rund 400 000 Mark Haushaltsgeldern hatten das Kulturamt Anfang des Jahres bei Bekanntwerden der Verstöße unter anderem damit begründet, daß der Zeitpunkt der Fertigstellung wissenschaftlicher Arbeiten nie ganz genau festzulegen sei und daher jederzeit Mittel vorhanden sein sollten.

In der Vereinbarung zwischen Stadt und Verein ist nun im einzelnen festgehalten, welche Leistungen der Ver- ein erbringt und auch welche Dokumentationen oder Projekte derzeit in Arbeit sind.

Darunter etwa die Herausgabe des jährlich erscheinenden neuen Magazins für Hanauer Geschichte, der Ankauf von Dokumenten und auch die Organisation wissenschaftlicher Vorträge. In Arbeit ist derzeit eine Festschrift zum 150jährigen Bestehen des Vereins, eine Dokumentation über den Ausbau von Schloß und Park Pilippsruhe oder auch ein Werk über jüdische und islamische Konvertiten und ihre Hanauer Nachfahren.

Die Vorbereitung wissenschaftlicher Projekte und deren Edition wird demnächst ein Gremium, bestehend aus dem Kulturdezernenten, dem Geschichtsverein und Fraktionsvertretern, begleiten, um, so Remer, den Informationsfluß zu verbreitern und zu verbessern.

Der Vertrag gilt zunächst bis 1995, verlängert sich jedoch automatisch.

Während einer Pressekonferenz betonten Remer und Meise nochmals die traditionell engen Verpflechtungen zwischen Stadt und Verein. Der Kulturdezernent sprach im Zusammenhang mit der Schwarzkasse von haushaltsrechtlichen Fehlern, die gemacht wurden. Dabei hätten die Leistungen des Geschichstvereins "Schieflage" erlitten und müßten gegenüber der Öffentlichkeit wieder entsprechend gewürdigt werden. Dies sei unter anderem Ziel des Vertrages. alu

Kuba-Embargo verurteilt

BERLIN, 30. Juli (epd). Die Aufhebung des US-Wirtschaftsembargos gegen Kuba würde einen friedlichen Wandel auf der kommunistisch regierten Karibik-Insel erleichtern. Diese Auffassung vertrat der kubanische Schriftsteller Jesus Diaz in der linksalternativen Berliner Tageszeitung.

"Wenn die USA die Blockade aufrechterhalten, dann stärken sie Fidel Castros starre Position", sagte Diaz, der seit eineinhalb Jahren in Berlin lebt. In diesem Fall könne es zum Blutvergießen kommen, wenn Kubaner aus Verzweiflung und Hunger aufbegehrten.

Nach Ansicht von Diaz muß Kuba mit den USA über eine Aufhebung des Embargos verhandeln und unter Umständen Zugeständnisse machen, wie zum Beispiel die Abhaltung freier Wahlen. "Wenn die Revolution so viel Unterstützung im Volk hat, wie Fidel Castro sagt - warum nicht Wahlen abhalten und sie gewinnen?", sagte Diaz.

Hausener Volkslauf SSC-Kids brillierten

Mit Masse und Klasse am Start präsentierte sich die Nachwuchs-Gilde des SSC Hanau-Rodenbach beim 16. Internationalen Hausener Volks-Waldlauf. Alle drei zu vergebenden Sieger-Medaillen gingen dabei an die Jugendabteilung des Hanauer Clubs. Im Schüler(innen)-Lauf über 1000 Meter verbuchte der SSC gar einen Dreifacherfolg. Nach 3:15,3 Minuten erreichte Mohamed Gassem als erster das Ziel. Knapp 15 Sekunden später beendete sein jüngerer Bruder Omar das Rennen als Zweitplazierter. Den Triumph komplettierte Nadine Flekkenstein, die in 3:30,5 Minuten knapp geschlagen Dritte wurde. Einen Flekkenstein-Sieg sicherte im Jugend- und Jedermannslauf ihr Bruder Christoph, der sich in 18:02,4 Minuten der Konkurrenz überlegen zeigte.

Ebenso dominierend lief SSC-Hoffnung Mouhcine Fettah, der bei den achtjährigen Schülern über 400 Meter in 1:23,8 Minuten mit acht Sekunden Vorsprung seinen Mitläufer die Fersen zeigte. Einen guten siebten Platz erreicht über 1000 Meter Nabila Amazzah in 3:57,4 Minuten, Neunter wurde ihr Vereinkamerad Jochen Fromm (3:58,9 Minuten). odo

Naturschützer mahnen Ersatz für Eingriffe in "Sinnwiesen" an Trotz vieler Versprechen läßt der Ausgleich für die Operationen in dem einzigartigen Pflanzenbestand weiterhin auf sich warten

SINNTAL. Argwöhnisch beobachteten Naturschützer im Sommer 1990, wie Bagger in den Bereich der "Sinnwiesen von Altengronau" anrollten, um den Bau des Kanalgruppensammlers für die Ortsteile Altengronau, Neuengronau und Jossa voranzutreiben. Schwere Baumaschinen in den Feuchtwiesen, damit mochten sich der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sowie die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) angesichts der leidvollen Erfahrungen mit den Schachblumenwiesen in der Vergangenheit nicht anfreunden. Zwei Jahre später ist die Skepsis der sogenannten 29er Verbände nicht geringer geworden. Der Grund: die Ausgleichsmaßnahmen für die Eingriffe in das Naturschutzgebiet mit seinem einzigartigen Pflanzenbestand lassen weiter auf sich warten. Peter Krischok, stellvertretender Vorsitzender des BUND-Kreisverbandes moniert zudem, daß die Naturschutzverbände nur unzureichend an der Ausgleichsregelung beteiligt würden.

Bereits im Oktober 1990 hatte Krischok der Oberen Naturschutzbehörde drei Ersatzmaßnahmen empfohlen, darunter auch den Ankauf einer für Maisanbau genutzten Fläche bei Altengronau. Um zu verhindern, daß möglicherweise durch Spritzungen das darunterliegende Naturschutzgebiet "Struth von Altengronau" gefährdet werde, schlug er den Erwerb der Flächen durch die Gemeinde und eine Umwandlung zur Mähwiese vor.

Doch sowohl in diesem speziellen Punkt als auch in der generellen Ausgleichsregelung sind die Hoffnungen und Erwartungen der 29er Verbände bisher nicht erfüllt worden. Die naturschutzrechtlichen Ausgleichsmaßnahmen, die bei der Erteilung der Eingriffsgenehmigung trotz heftiger Kritik Krischoks ausgeklammert wurden, sind trotz mehrfacher Zusagen durch die Obere Naturschutzbehörde noch nicht erfolgt. Zweimal haben BUND und HGON noch Kontakt mit dem Regierungspräsidium in Darmstadt aufgenommen. Zuletzt ließ Abteilungsleiter Gerhard Dumm im Oktober 1991 mitteilen, "meine Behörde beabsichtigt die Ausgleichsmaßnahmen bis zum Frühjahr des kommenden Jahres zu regeln". Krischok: "Seitdem ist in der Sache nichts mehr passiert." jan

Situation soll ,entschärft' werden SPD und Grüne drängen auf Umsetzung des Verkehrskonzepts

HÖCHST. Die Ortsbeiratsfraktionen von SPD und Grünen drängen darauf, daß mit der Umsetzung des Verkehrskonzeptes tatsächlich - wie angekündigt - noch in diesem Jahr begonnen wird. In einem Antrag zur nächsten Sitzung des Stadtteilparlaments am 11. August fordern Rot-Grün aus dem Bolongaropalast ihre Parteifreunde im Römer auf, vor allem die Situation in der Bolongarostraße und in der Emmerich-Josef-Straße so schnell wie möglich zu "entschärfen". Mit dem in den nächsten Monaten zu erwartenden Anschluß der Schwanheimer Brücke an die Mainzer Landstraße hätten Autofahrer über die B 40 endlich eine Ausweichmöglichkeit und bräuchten Höchst nicht mehr in jedem Fall zu durchqueren.

Die augenfälligste Änderung betrifft die Bolongarostraße: Sie soll in Höhe des Mainbergs für den normalen Autoverkehr gekappt werden und lediglich Linienbusse und Radfahrer passieren lassen. Anders als im Konzept vorgesehen wollen SPD und Grüne die Verkehrsführung im Bereich Mainberg, Kranen- und Amtsgasse beibehalten. Die Einbahnstraßen-Regelung in der Kranengasse soll nicht "umgedreht" werden. Um die Emmerich-Josef-Straße für den Durchgangsverkehr unattraktiv zu machen, soll an der Einmündung von der Leunastraße eine "Pförtnerampel" installiert werden, die erst nach mehreren Minuten auf "Grün" umschaltet. Mit Schikanen und am Fahrbahnrand angepflanzten Bäumen hoffen die Fraktionen, Raser sowohl in der Bolongarostraße als auch in der Emmerich-Josef-Straße zum Abbremsen zu zwingen.

"Schon lange in unseren Köpfen, aber jetzt erstmals ausgesprochen", so SPD- Chef Norbert Wildhirt, ist ein Wunsch beider Fraktionen an Hoechst: Der Chemiekonzern möge zumindest einen Teil seiner Parkplätze vom Tor Ost auf die südliche Mainseite verlagern, um die Höchster Straßen von den Autos der Farbwerker zu entlasten. leo

BASEBALL

Vorrunde, 5. Spieltag: Japan - Italien 13:3, Dominikanische Republik - Taiwan 0:11. 1. Kuba 4 3 1 43:9 8:0 2. USA 4 3 1 30:19 6:2 3. Taiwan 5 4 1 58:13 8:2 4. Japan 5 4 1 53:9 8:2 5. Puerto Rico 4 2 2 10:24 4:4 6. Dom. Republik 5 1 4 16:45 2:8 7. Spanien 4 0 4 5:47 0:8 8. Italien 5 0 5 6:53 0:10

VOLLEYBALL

Vorrunde, Frauen, Gruppe B, 2. Spieltag: Niederlande - China 3:2 (6:15, 15:17, 15:13, 16:14, 15:6), Brasilien - Kuba 1:3 (11:15, 15:3, 13:15, 9:15). 1. Kuba 2 2 0 6:2 4:0 2. Brasilien 2 1 1 4:4 2:2 3. Niederlande 2 2 1 4:5 2:2 4. China 2 0 2 3:6 0:4

Beate Schramm pflügt auf dem Lake Banyoles einem erneuten Olympiasieg entgegen Ruderin nahm Abschied vom Kollektiv und sucht nun den Erfolg als Individuum Die Potsdamerin wechselt wider Willen vom Mannschaftsboot in die "einsame" Klasse / Statt großer Worte läßt sie Taten sprechen / Talent als Leichtathletin Von der olympischen Regattastrecke berichtet unser Redakteur Harald Stenger

Es wird ernst auf dem Lake Banyoles. Mit den Halbfinal-Rennen, deren erster Teil am Donnerstag ausgetragen wurde, hat die entscheidende Phase der olympischen Ruderregatta begonnen. Für Beate Schramm, in diesem Jahr Weltcup-Gewinnerin und Rotsee-Siegerin im Einer, sollen ab heute drei tolle Tage bevorstehen. Wenn alles nach Plan läuft, dann wird die 26 Jahre alte Potsdamerin, die für den früheren Dynamo-Klub SC Berlin startet, nach dem am Freitag ins Visier genommenen Einzug in den Endlauf dann am Sonntag kurz nach 9 Uhr ganz oben auf dem Siegertreppchen stehen.

Obwohl sie ebenso wie ihr Trainer Lothar Trawiel alles dransetzt, um sich dezent im Hintergrund zu halten und den Mund nicht zu voll zu nehmen, ist sie spätestens seit ihrem Erfolg im Juni auf der "Götterstrecke" der Ruderer auf dem Rotsee bei Luzern eine heiße Goldmedaillen-Kandidatin. Sollten diese Prognosen tatsächlich eintreffen, dann wird sie als Olympiasiegerin wider Willen in die Annalen eingehen. Es bedurfte nämlich im Winter einiger Gespräche mit Bundestrainer Trawiel und anderen Experten, bis sie dazu bereit war, ihr Glück im Einer zu probieren. Heute steht sie voll dahinter und bereut ihren Wechsel bisher nicht.

Warum sie sich lange so schwer tat, ist verständlich, denn im Doppelvierer und -zweier ruderte sie in den vergangenen Jahren stets gerne und erfolgreich, das Gemeinschaftserlebnis machte ihr zusätzlichen Spaß. Der Olympiasieg mit dem Vierer 1988 in Seoul und drei WM- Titel von 1989 bis 1991 im Zweier waren die erfreuliche Bilanz der Skullerin. Jetzt ist sie allein auf sich gestellt. Ihre Eindrücke schildert sie so: "Das Umsteigen war ein Risiko, es war aber auch zugleich eine neue Herausforderung."

Und daran hat sie Gefallen gefunden, zumal sie beruflich ebenfalls gute Erfahrungen sammelte, als sie alte, eingetretene Pfade verließ und sich neu orientierte. Bis zur politischen Wende in Deutschland war sie im Osten nämlich Armee-Angehörige und profitierte von allen Vergünstigungen, die erfolgreichen Sportlern zu gute kamen. Heute ist sie als Wirtschaftskauffrau im Finanzministerium des Landes Brandenburg tätig. Viermal fünf Stunden Arbeit pro Tag und damit weit weniger Freiheiten für ihr Trainings-Pensum sind die Folge. Doch sie steht voll dazu.

Die Begründung liefert sie ohne Zögern: "Ich finde es positiv, daß ich jetzt auch einmal in das zivile Leben reingukken kann, nicht nur im Sport rumhänge und einen anderen Bekanntenkreis kennenlerne." Und das nutzt sie. Zwar trainiert sie nach eigenem Bekunden weniger, aber dafür effektiver. Als lebenslustige Frau, die gerne lacht, ist sie viel unterwegs. Trotz allem hat sie jedoch auch genügend Zeit, um sich ihre Gedanken über die Veränderungen in den neuen Bundesländern seit dem Fall der Mauer zu machen.

Hatte sie sich im alten System nie eingeengt oder unterdrückt gefühlt, weil sie zu den Privilegierten gehörte, die in sportlicher Mission ins Ausland reisen durfte, so ist jetzt in ihren Augen nicht alles Gold, was glänzen sollte. "Meine Generation hat auf die Dauer mit den neuen Verhältnissen sicherlich weniger Probleme, denn wir wachsen rein, selbst wenn es noch lange dauert, bis wirklich überall der gleiche Lebensstandard herrscht. Am härtesten trifft es aber die 40- bis 60jährigen, von denen sich viele verarscht fühlen", findet sie klare Worte. Um dann von politischen und gesellschaftlichen Fachsimpeleien wieder schnell auf den sportlichen Alltag zu sprechen zu kommen. Etwa darüber, daß sie bis zur sogenannten "Vermessung" mit 14 Jahren durch die Experten der DDR-Sportwissenschaft zum Talentschuppen im Kugelstoßen und Speerwerfen zählte.

Günstige Hebelmaße prädestinierten sie jedoch eher für das Rudern. Heute ist sie 1,86 m groß und 79 kg schwer. Glaubt man ihrem Trainer Trawiel, dann hat sie ihre Fähigkeiten noch lange nicht ausgereizt. In den vergangenen Monaten trainierte sie gemeinsam mit dem schon 1988 bei den Olympischen Spielen in Seoul siegreichen Thomas Lange in dessen Heimatstadt Halle.

Trawiel gerät beinahe ins Schwärmen, wenn er davon erzählt: "Beate ist absolut lern- und steigerungsfähig. Man merkt sehr schnell, wie sie positiv auf neue Anforderungen und Hinweise reagiert. Und man redet bei ihr nicht ins Blaue hinein, weil sie ebenfalls ihre Meinung einbringt und dadurch ein echter Gedankenaustausch möglich ist. Das ist für ihre weitere Entwicklung sinnvoll." Der Olympiasieg am Sonntag auf dem Lake Banyoles wäre der Lohn für alle Bemühungen und die Krönung einer bewegten Laufbahn.

Vorverkauf vor dem Vorverkauf Seltene Konzerte in der Alten Oper sofort ausgebucht

Als Hans F. im April das neue Veranstaltungsprogramm der Alten Oper durchblätterte, freute er sich. Dort wurde nämlich ein Konzert der Wiener Philharmoniker für den 12. September angekündigt. Der erfahrene Opern- und Konzertgänger wollte sich dieses musikalische Erlebnis auf keinen Fall entgehen lassen. Deshalb versuchte er, sich schon bald bei einer Vorverkaufsstelle die Eintrittskarte zu sichern - leider vergeblich. Das Konzert der Wiener Philharmoniker sei bereits ausverkauft, hieß es.

"Der Vorverkauf hat noch gar nicht begonnen, und schon gibt's keine Karten mehr", wunderte sich Hans F. Dabei sei der Termin für den Vorverkauf doch erst für Ende Mai angegeben gewesen. Er befürchtet, daß das Kartenkontingent nur für bestimme Gruppen vorgesehen war. "Aber es muß doch auch noch Karten für den Normalverbraucher geben", beschwert er sich. Immerhin habe man ihn nach einem Anruf bei der Alten Oper auf die Warteliste gesetzt. Nur wenn jemand seine Karte wieder verkaufen möchte, habe er eine Chance, die Philharmoniker doch noch zu sehen. Grundsätzlich, meint Hans F., müsse man den Kartenvorverkauf an der Alten Oper anders regeln. "Nicht wir, sondern der Konzertveranstalter bestimmt den Termin für den Vorverkauf", erläutert Karin Schwarzenau von der Pressestelle der Alten Oper. Deshalb könne es eine einheitliche Regelung nicht geben. "Wenn die Nachfrage sehr groß ist, dann ziehen die Veranstalter den Vorverkauf kurzfristig vor. Das bekommen viele nicht mit", begründet sie.

Nur bei eigenen Veranstaltungen bestimme die Alte Oper den Vorverkaufstermin. Der würde dann meistens in den Zeitungen publiziert. Konzerte von so hoher Qualität wie das der Wiener Philharmoniker, seien auch in Frankfurt eher selten, meint Karin Schwarzenau. "Dann sind die Karten meistens über Nacht weg." ki

Judo Lobenstein und Schreiber setzen Mißerfolge fort

Die deutschen Judoka stecken immer noch in der Krise. Axel Lobenstein (Leipzig) und Alexandra Schreiber (Leverkusen/beide Mittelgewicht) mußten sich am Mittwoch beide mit Platz fünf begnügen, obwohl sie in den Vorrundenkämpfen Medaillenform erkennen ließen. Olympiasieger wurden Waldemar Legien (Polen) und Odalis Reve (Kuba).

Lobenstein fühlte sich um die Bronzemedaille betrogen, weil die Kampfrichter nach einem 0:0 im Kampf um Platz drei Okada mit 3:0 den Sieg zusprachen.

Für Alexandra Schreiber war der Auftritt in Barcelona gleichzeitig der Abschied vom aktiven Sport. Die 29jährige wird demnächst als Judo-Trainerin arbeiten. Im Halbfinale war Emanuela Pierantozzi, die amtierende Welt- und Europameisterin aus Italien einfach für sie eine Nummer zu groß. Schon nach nur zwölf Sekunden war der Kampf zugunsten der Italienerin beendet. sid

Das Wetter

FRANKFURT A. M., 30. Juli (FR). Im Norden meist Sonnenschein, sonst heiter bis wolkig, nachmittags einzelne Wärmegewitter, sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 29 und 34 Grad. Weiter heiter bis wolkig, wenig Änderung.

(Siehe auch Lokalteil)

Spitzel in Studentengemeinde

STUTTGART/TÜBINGEN, 30. Juli (epd/FR). Gegen das Einschleusen verdeckter Polizeiermittler in die Evangelische Studentengemeinde Tübingen hat die württembergische Kirchenleitung protestiert. Oberkirchenrat Roland Trompert stellte jetzt in einem Fernsehinterview in Stuttgart die Frage, ob nicht der von der Verfassung gestützte Freiraum der Kirche bedroht worden sei.

Das baden-württembergische Landeskriminalamt (LKA) hatte zwei verdeckte Ermittler eingesetzt, um politische Gruppierungen in Tübingen und Reutlingen auf mögliche Kontakte zu terroristischen Gewalttätern zu überprüfen. Zu den bespitzelten Gruppen gehörte der Nicaragua-Kreis der Evangelischen Studentengemeinde Tübingen. Der Einsatz war - wie berichtet - nach eineinhalb Jahren beendet worden, als sich einer der Beamten "in seinem Arbeitsumfeld" verliebte und seiner Freundin offenbarte.

Kleine FR · Kleine FR

Sichere Mütze BAD VILBEL. Gelbe Sicherheitsmützen stiftet die Stadt für die 260 Schulanfänger/innen. Diese Mützen werden den Kindern bei der Einschulung Anfang nächster Woche ausgehändigt. Die Aktion besteht seit 13 Jahren und war 1979 als Beitrag zum Jahr des Kindes gedacht. Fest im Schwimmbad BAD VILBEL. Ein Schwimmbadfest zum Abschluß der Sommerferien veranstaltet die Jugendpflege am heutigen Freitag, 31. Juli, ab 15 Uhr im Freibad. Geboten werden Dreibeinschwimmen, eine T-Shirt-Hosen-Staffel und Überraschungen auch für Nichtschwimmer. Der Eintritt ins Bad ist von 14 bis 18 Uhr kostenlos.Rathaus früher geschlossen BAD VILBEL. "Wegen einer innerbetrieblichen Veranstaltung " - so eine Mitteilung des Magistrats - enden die Sprechzeiten der Stadtverwaltung am Donnerstag, 6. August, bereits um 17 Uhr. Neuer Brunnen vor der Synagoge NIDDATAL. Der neue Pumpbrunnen vor der ehemaligen Synagoge Assenheim wird am Sonntag, 9. August, um 14 Uhr in Betrieb genommen. Um 14.30 Uhr wird in der Synagoge eine Plakat- und Bildausstellung über Pastor Niemöller eröffnet, die von der Evangelischen Kirchengemeinde Assenheim organisiert wurde. Pirsch auf Fledermäuse NIDDATAL. Mit Bat-Detektor und Taschenlampen geht der Naturschutzbund bei zwei Nachtwanderungen auf die Pirsch nach Fledermäusen. Am Freitag, 7. August, um 22 Uhr, laden die Naturschützer zur Umweltwerkstatt im Alten Rathaus Assenheim ein. Der zweite Termin steht noch nicht fest. Informationen bei Frank Uwe Pfuhl, Telefon 0 60 34 / 57 47. Problemabfälle KARBEN. Die für jeweils freitags am 7. August und 9. Oktober angekündigten Abholtermine für Problemabfälle aus Gewerbebetrieben fallen nach Angaben der Stadtverwaltung aus. Für Problemabfälle aus Haushaltungen sind Termine am Freitag, 21. August und Dienstag, 25. August, festgelegt.

Parkplatz im Luftgäßchen wird zur Zeit ausgebaut

NEU-ISENBURG. Sechs Wochen dauert es, den Parkplatz im Neu-Isenburger Luftgäßchen auszubauen. Damit wurde in dieser Woche begonnen.

Der Parkplatz ist die letzte öffentliche Verkehrsfläche im Alten Ort, die neu gestaltet wird. 27 Parkplätze werden nach Vorschlägen des Stadtplanungsamtes in wasserdurchlässigem, blaugrauem Naturpflaster gestaltet. Die Zufahrt wird mit Beton gepflastert. Solange die Bauarbeiten andauern, bleibt das Luftgäßchen halbseitig gesperrt. Für den Ausbau muß die Stadt knapp 157 000 Mark auf den Tisch legen. Der verantwortliche Bauleiter ist für Fragen telefonisch erreichbar unter der Nummer 24 16 62. fra

"Friedensbewegung ist aktiv"

KARLSRUHE, 31. Juli (epd). Gegen den Vorwurf, die Friedensbewegung schweige zum Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien, hat sich das Präsidiumsmitglied der katholischen Organisation Pax Christi, Herbert Fröhlich (Heidelberg), gewehrt. Auch beim Balkankonflikt setzten sich Friedensgruppen für Gewaltfreiheit ein, sagte der Theologe am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Während des Golfkriegs habe jedoch ein größerer Teil der Gesellschaft gegen die bewaffnete Auseinandersetzung zwischen Alliierten und Irak mobilisiert werden können oder "ging von selbst auf die Straße". Diese Motivation fehle derzeit anscheinend in der Bevölkerung.

Der landeskirchliche Beauftragte für Kriegsdienstverweigerer und Zivildienstleistende, Kurt Kern (Karlsruhe), kritisierte, daß immer erst dann nach der Friedensbewegung gerufen werde, "wenn Blut geflossen ist". Zahlreiche Gruppen träten beispielsweise gegen Waffenexporte ein, ihre Warnungen würden jedoch kaum beachtet.

An der Strippe: Wolfgang Heil von der Verkehrswacht über sichere Schulwege "Schrittempo für Autos einzige Lösung"

WETTERAUKREIS. Am Montag beginnt für Tausende von Schülerinnen und Schülern der Unterricht. Für die Kleinsten ist es nicht nur ein Schulbeginn, sondern auch der Start in den täglichen Kampf mit dem gefährlichen Straßenverkehr. Die Verkehrswacht Wetteraukreis will die Kinder mit verschiedenen Aktionen schützen. FR-Mitarbeiterin Ulrike Bender sprach mit dem Vorsitzenden Wolfgang Heil.

FR: Warum bereitet der Schulbeginn ihnen Kopfzerbrechen?

Heil: Auf dem Schulweg bestehen erhebliche Gefahren für Kinder. Jetzt ist der Kraftfahrer durch die relativ langen Ferien nicht mehr gewöhnt, auf Schulkinder zu achten. Die Unfallhäufigkeit ist während dieser sechs Wochen im Schulbereich eigentlich gleich Null, danach steigt sie an. Deshalb muß der Autofahrer auf die neue Situation hingewiesen werden, sein Verhalten anpassen und auch die Eltern müssen helfen, Unfälle zu vermeiden.

FR: Wie können Eltern ihre Kinder schützen?

Heil: Die Eltern sollten möglichst am Montag, aber auch eine gewisse Zeit danach, den Schulweg gemeinsam mit ihren Kindern gehen. Außerdem haben wir allen Eltern einen Testbogen zugeschickt, mit dem bekannte Gefahrensituationen mit den Kindern "erarbeitet" werden können. Das Wichtigste ist die Frage des Radfahrens in der 1. Klasse. Man ist da geteilter Meinung. Gerade im ländlichen Bereich sind die Eltern oft großzügiger, weil die Schulen nicht so stark dem Verkehr ausgesetzt sind. Wir sind strikt dagegen, es ist einfach zu gefährlich. Kostenlos haben wir außerdem wieder die gelben Warnmützen auf Anforderung an die Eltern verteilt, die dem Kraftfahrer signalisieren, daß ein Abc-Schütze unterwegs ist. Verblüffend ist, daß diesmal nicht nur Einzelanfragen kamen, sondern Organisationen, Parteien und Städte die Mützen teilweise im Block abgeholt und dann verteilt haben.

FR: Die bisherigen Tips dienen nur dem Schutz vor den Autofahrern, die doch eigentlich die Gefahrenquellen sind. Wie müssen diese sich verhalten, um Unfälle zu vermeiden?

Heil: Dreh- und Angelpunkt ist § 3 der Straßenverkehrsordnung, das heißt durch Geschwindigkeitsreduzierung und Bremsbereitschaft muß der Autofahrer eine Gefährdung von Kindern vermeiden. Im Klartext ist der Autofahrer bei einem Unfall mit dem Kind dran, er muß sich voll entlasten. Die Verkehrswacht empfiehlt als einzige Lösung dem Autofahrer folglich nur Schrittempo im Kindergarten- und Schulbereich, auch wenn das Gesetz das nicht so vorschreibt. Nur dann kann er sein Fahrzeug ohne Probleme zum Stillstand bringen. Die Zahlen sind einleuchtend. Bei einer Geschwindigkeit von 20 Stundenkilometern beträgt der Bremsweg 2,1 Meter, bei 40 km/h nicht etwa das doppelte, sondern schon 8,2 Meter! Der Kraftfahrer ist durch seinen Führerschein eigenverantwortlich und muß sein Fahrverhalten in solchen Bereichen eben auf diejenigen einstellen, die er gefährden könnte. Das ist die einzig konsequente Lösung.

&blt; Malerei des Rokoko

In der Gemäldegalerie des Städel gibt am Samstag, dem 1. August, um 11 Uhr der Kunsthistoriker Thomas Röske eine Einführung zu dem Thema "Malerei des Rokoko". Um 15 Uhr des gleichen Tages findet dann eine Führung durch die Diebenkorn-Retrospektive statt, ebenso am Sonntagmorgen um 11 Uhr. &blt; Fotowettbewerb "Fremde Nachbarn" Noch bis zum 15. September besteht die Möglichkeit für Fotoamateure, an einem Fotowettbewerb zum Thema "Mein fremder Nachbar - Begegnung mit Menschen aus anderen Kulturen" teilzunehmen. Ein Faltblatt mit näheren Angaben zum Wettbewerb kann angefordert werden bei: AG Kultur im Confetti, Frankfurter Straße 16, 6369 Schöneck 1. &blt; Sommer in Bensheim Am Samstag, 1. August, startet in Bensheim im Schloßpark Schönberg die Veranstaltungsreihe "Sommer in Bensheim" mit der Premiere des Stückes "Einwanderer" von Mark Harelik. Das Jüdische Theater in Deutschland präsentiert die Erstaufführung dieser jüdisch-amerikanischen Familiensaga. Weitere Vorstellungen sind geplant für den 5., 7., 8., 12., 14., 15., 19., und 21. August. Beginn jeweils um 20.30 Uhr. Zusätzliche Informationen können beim Kulturamt Bensheim (Tel. 062 51/14 114) erfragt werden. &blt; La Vida New Orleans Jazz Band Zeitgenössische Musik aus der Welthauptstadt des Jazz präsentiert die La Vida New Orleans Jazz Band am Sonntag, 2. August, zwischen 11 und 14 Uhr im Hof des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst in Wiesbaden, Eingang Luisenstraße 10. Unterhaltung bietet in den Pausen das Jongleur-Duo Las Piranhas mit Slapstick & Comedy. &blt; Kaffeehaus-Romantik Das Trio Brillante umgarnt die Besucher des Stadtpark-Pavillons in Rüsselsheim am Sonntag, 2. August, mit Zigeunerweisen und Wiener Kaffeehausmusik. Beginn ist um 10 Uhr. &blt; Summmertime-Jazz am Sonntag Im Hof des Historischen Museum, Saalgasse 19, ist am 2. August, um 11 Uhr eine Mischung aus traditionellen türkischen Liedern und europäischem Jazz zu hören. Es spielt die Oriental ConnectionMesut Ali & Peter Giger. Auf der Schloßterrasse in Höchst ist zur gleichen Zeit Mainstream Jazz der Gruppe Skyline zu hören. Der Eintritt für beide Konzerte ist frei. &blt; Rhythm Blues in Hattersheim Im Hattersheimer Posthofkeller, Hauptstraße 48, tritt am Sonntag, 2. August, die Gruppe Supercharge auf. Als Vorgruppe ist die Band Free Judgement zu hören. Beginn ist um 20 Uhr. &blt; Kunst in der Kirche Am Sonntag, 2. August, veranstaltet die Galerie Harlekin Art in der Kirche Fluxeum in Wiesbaden-Erbenheim, Wandersmannstraße 2 b, von 10 bis 16 Uhr eine Ausstellung. &blt; Swing & Broadway "Love, Lies & Loneliness" spielen am Samstag, 1. August, 22 Uhr, im Jazzkeller in der Kleinen Bockenheimer Straße 18 a. Die Band interpretiert Swing und Broadway-Klassiker.&blt; Lieder im Park Die Brotfabrik lädt am Samstag, 1. August, ab 15 Uhr im Grüneburgpark ein zum Sommerprogramm "Lieder im Park" mit Chris Paulson, Claus Boeser, Michele Baresi, dem Schrägorchester und Amateurparodisten der HR-3 Paroparade. &blt; Pflanzenbilder Die Galerie "Lou ihr Milljöh" zeigt von Samstag, 1. August, bis Samstag, 29. August, eine Ausstellung mit Pflanzenbildern von Wolfgang Schaub unter dem Titel "Blühen, Werden, Sein". Die Galerie in der Dockendorfstraße 8 in Rödermark-Ober-Roden ist dienstags bis freitags von 9.30 bis 11.30 Uhr und von 16 bis 18 Uhr geöffnet, montags und samstags von 9.30 bis 11.30 Uhr. Nähere Auskünfte unter Tel. 06 07 49 56 38. &blt; Folkrock "Power-Folk" spielt am Samstag, 1. August, 20.30 Uhr, in der Romanfabrik (Uhlandstraße 21) die Band "Life Is Not A Party". In ihrer Musik verschmilzt Folk und Rock der vergangenen zwanzig Jahre mit zeitgenössischen Einflüssen. &blt; Jazz im Park Die Frankfurter Sparkasse und das Kulturamt laden am Samstag, 1. August, von 17 bis 22 Uhr ein zum "Jazz im Park". Im Bansapark am Gravenbruchring unternimmt das deutsch-amerikanische Quartett "Lady Bass & Real Gone Guys" einen Streifzug durch den traditionellen Jazz. Im Anschluß daran gibt es Swing mit der "Prowizorka Jazz Band". Bei schlechtem Wetter wird im Zelt gejazzt. Der Eintritt ist frei, für Getränke und Gegrilltes ist gesorgt. Wegen der schlechten Parkmöglichkeiten empfehlen die Veranstalter, mit der Straßenbahn zu kommen. &blt; Auktion Das Auktionshaus Helmut Zimmermann in der Bethmannstraße 50-54, lädt am Samstag, 1. August, 10 Uhr, ein zur Versteigerung von Kunst, Antiquitäten und Moderne. &blt; Führung Die Städtische Galerie Liebieghaus am Schaumainkai 71 lädt am Sonntag, 2. August, 11 Uhr, ein zu einer Führung unter dem Thema "Die frühchristliche Wallfahrt zum Heiligen Menas: Topographie und Funde."&blt; Liederabend Während der Festspiele in der Burg Dreieichenhain wird am Samstag, 1. August, 20.15 Uhr, ein Liederabend mit Inese Galante angeboten. Inese Galante singt in der Sprendlinger Kirche St. Stephan Am Wilhelmshof. Der Liederabend kostet 27 Mark im Vorverkauf und 30 Mark an der Abendkasse. &blt; Lesung Gabriele Wohmann liest am Sonntag, 2. August, 11 Uhr, in der Burg Bad Vilbel, Lohstraße 13. Karten für die Matinee kosten 5 Mark im Vorverkauf. &blt; Sinfoniekonzert Die Lettische Philharmonie spielt am Sonntag, 2. August, während der Festspiele in der Burg Dreieichenhain, Werke von Mozart, Tschaikowski, Berlioz und Rossini. Die Aufführung beginnt um 20.15 Uhr im Theater im Bürgerhaus.

HGU: Faeser will vor Gericht "Flüchtlings-Zahl begrenzen"

SCHWALBACH. "So geht es nicht mehr weiter." Die Geduld des Schwalbacher Bürgermeisters Horst Faeser (SPD) in Sachen HGU ist am Ende. Der Sozialdemokrat will dem Magistrat in der Sitzung am kommenden Dienstag vorschlagen, vor das Verwaltungsgericht zu gehen. Mit Hilfe einer einstweiligen Anordnung möchte er erreichen, daß in der hessischen Gemeinschaftsunterkunft für ausländische Flüchtlinge nicht mehr als 500 Menschen untergebracht werden.

Immer wieder würden mehr Personen in der HGU untergebracht, als in Absprachen mit dem Land ausgehandelt ist. 1981 sei beim Bau der Unterkunft die Kapazitätsgrenze von 500 gerichtlich festgesetzt worden, sagte der Sozialdemokrat. Der Leiter der HGU habe ihn jedoch zu Wochenbeginn darüber informiert, daß sich zur Zeit etwa 800 Asylbewerber in den Gebäuden, Zelten und auf den Fluren aufhielten.

Faeser hat die zuständige Ministerin, Iris Blaul, am Montag in einem Telefongespräch davon unterrichtet, daß die Stadt nicht gewillt ist, diese Situation länger hinzunehmen. "Es muß doch Instrumente geben, das in den Griff zu bekommen." Schließlich hätten andere Bundesländer nicht solche enormen Unterbringungsprobleme, glaubt Faeser zu wissen. Und die bosnischen Flüchtlinge seien in kürzester Zeit untergekommen.

Die Pressesprecherin im Familienministerium, Barbara Bussfeld, macht für die HGU-Überfüllung die Kommunen verantwortlich, die zu wenig Asylbewerber aufnehmen. "Faeser sollte sich darum bei seinen Bürgermeisterkollegen beschweren", meint sie. Allein in den Städten und Gemeinden des Main-Taunus-Kreises gab es mit Stichtag 11. Juni einen Fehlbedarf von 435 Plätzen.

Einen weiteren Grund für die Überlastung der HGU sieht Frau Bussfeld in dem geänderten Asylverfahrensgesetz. Während zuvor die ersten Anhörungen durch die jeweiligen Ausländerbehörden gemacht wurden, habe nun der Bund alles an sich gezogen. "Und der kommt in Zirndorf nicht mehr hinterher."

Immerhin deute sich eine neue Unterbringungsmöglichkeit in Hessen an, so Frau Bussfeld. Mit einem Ergebnis der Gespräche darüber rechnet sie nach dem Wochenende. set

Geschäfte, Kultur und viel Amüsement im neuen alten Rahmhof Arkadenbögen aus Glas und Spiegeln / 17 Läden ziehen ein / Sandstein "originalgetreu" / Café Cult rund um die Uhr geöffnet

Wenn am 13. August die letzte Baumaschine weggefahren ist, die Lieferanten abgezogen und die Sperrgitter demontiert sind, dann ist für die älteren Frankfurter der Blick frei auf ein Haus aus ihren Jugendtagen: Der alte neoklassizistische Rahmhof am Eck Schillerstraße/ Rahmhofstraße sieht wieder so neu aus wie im Baujahr anno 1907/1908. Das siebengeschossige Geschäftsgebäude mit seiner 80 Meter langen Fassade war im letzten Weltkrieg durch Bomben zerstört und danach nur in Teilen "dem Original gemäß" aufgebaut worden. Jetzt hat es der Königsteiner Investor und Immobilienmagnat Jürgen Schneider detailgenau für 55 Millionen Mark restaurieren und rekonstruieren lassen. "Wir haben wegen der Farbtreue sogar das Material für die Fassade, den Oberkirchner Sandstein, in dem alten Steinbruch gebrochen, in dem das 1907 gemacht wurde", sagt Architekt Sever Severain junior. Drinnen ist allerdings alles völlig anders als vor 85 Jahren. Durch den Rahmhof, der jetzt "Haus an der Börse" heißt, führt zwischen Schiller- und Taubenstraße eine Passage mit Arkadenbögen aus Glas und Spiegeln. Und in der bieten nicht nur 17 Geschäfte (Schneider: "Hundertprozentig alles waschechte alte Frankfurter, keine Kette ist drin") ihre Schuhe, Bücher, Geschenkartikel, Autozubehör und Kunst feil. Es gibt auch noch auf zwei Ebenen das "Café Cult", in dem - so Manager Horst Georg Wende - "von morgens um 8 bis zum nächsten Morgen um 4" was los sein soll: Kaffeehaus, "Cocktail-Börse", Bistro.

"Knalleffekt" seien jedoch, so Wende, das "Artrium" und das Keller-Cabaret im Untergeschoß. In beiden, dem "Artrium"-Rondell im Glaspalast und dem im Design der "klassischen Moderne" ausstaffierten Brettl eine Treppe tiefer, soll Unterhaltungs-Gastronomie steigen: Theaterspiel, Lesungen, Jazz-Sessions, Vaudeville- und Akrobatik-Revuen. In den Pausen werden Menü-Gänge serviert, nach dem letzten Vorhang das Dessert. Tagsüber hat's im Untergeschoß dann schließlich noch Lunch für Börsianer - 50 Plätze, "hochwertige Gastronomie". An der American-Cocktail-Bar offeriert der Keeper auch 400 alkoholfreie Drinks.

Daß im Rahmhof nun 20 Stunden am Tag "was losgemacht" wird, ist nicht nur das Anliegen des Bauherrn. Bürger und Politiker klagen seit Jahr und Tag darüber, daß die doch in der City gelegene Fußgängerzone Schillerstraße gleichermaßen "toter Winkel und tote Hose" sei. "Früher war das anders", weiß Schneider, "das war vor 500 Jahren, als die Frankfurter Wollweber im Rahmhof ihre Rahmen mit den Stoffen bespannten, ein Ort der Gaukler und der Volksbelustigung - nicht nur zur Messezeit. Und die Ratsherren hatten dort ihr Hirschessen."

Mit der Kombination Gastronomie/ Amüsement/Einkaufsstätte lebe somit "ein Stück Alt-Frankfurter Geschichte wieder auf". Zur Eröffnung ab 13. August steige deshalb auch eine "Im Lauf der Zeit" betitelte, dreitägige große Gag- Show.

Mit präsentieren werden sich dabei wohl auch die Gewerbemieter des Rahmhof-Komplexes, die sich in den sechs Obergeschossen eingerichtet haben: zwei Banken und ein Dienstleistungsunternehmen. Es können jedoch nicht alle Büros bezogen werden, denn die an das Passagen-Haus angrenzenden ehemaligen Wendel-Häuser - sie gehören zum Gesamt-Ensemble - sind noch nicht ge- (Fortsetzung auf Seite 20)

US-Gericht schützt Flüchtlinge Regierung darf Haitianer nicht einfach nach Hause schicken

paa WASHINGTON, 30. Juli. Ein New Yorker Berufungsgericht hat das Vorgehen der US-Regierung gegenüber Haiti-Flüchtlingen für illegal erklärt. Mit zwei zu eins Stimmen urteilten die Richter des zweithöchsten Gerichts am Mittwoch abend, daß die im Mai von Präsident George Bush verfügte Anordnung, fliehende Haitianer ohne Anhörung ihres Asylgesuches wieder nach Hause zu schicken, gegen das Einwanderungsgesetz von 1980 verstößt.

Die Regierung hatte bisher argumentiert, das Gesetz gelte nicht in "internationalen Gewässern", von wo aus die von der US-Küstenwache aufgegriffenen Flüchtlinge vor dem haitianischen Militärregime seit Mai direkt wieder nach Haiti zurückverfrachtet werden. Menschenrechtsorganisationen hatten diese Praxis in der Vergangenheit als unrechtmäßig verurteilt, waren aber mit ihrem Einspruch bisher in den unteren Gerichtsinstanzen gescheitert. Nachdem das Berufungsgericht nun mit einer einstweiligen Verfügung der Küstenwache das Abfangen haitianischer Flüchtlinge auf hoher See untersagt hat, will das US-Justizministerium eine sofortige Aufhebung dieser Verfügung durch den Obersten Gerichtshof beantragen.

Die Bush-Administration befürchtet nämlich, daß das Urteil des Berufungsgerichts zu einer neuen Zunahme der Flüchtlingszahlen führen wird. Sie waren seit Beginn der direkten Rückverfrachtung im Mai stark zurückgegangen. Von den 30 000 Haitianern, die ihre Heimat seit dem Sturz von Präsident Jean-Bertrand Aristide im September 1991 verlassen haben, waren allein 13 000 im letzten Mai gekommen. Im Juni wagten dagegen nur noch 600 Haitianer die Flucht auf meist hochseeuntauglichen Booten.

Menschenrechtsorganisationen hatten die willkürliche und häufig wechselnde US-Politik gegenüber den haitianischen Flüchtlingen scharf kritisiert. Wie diese Politik am Ende aussehen wird, muß jetzt der Oberste Gerichtshof entscheiden.

Kleine FR

Zwei neue Radwege FRIEDBERG. Die Aufträge zum Bau zweier Radwege sind von der Stadt erteilt worden. Vom "Kühlen Grund" zum Parkplatz am Burgfeld soll für rund 120 000 Mark ein kombinierter Rad- und Fußweg gebaut werden. Außerdem soll auf der anderen Seite der Kreisstraße der von Bad Nauheim kommende Radweg für 23 000 Mark bis zur Gärtnerei Hense verlängert werden. Auf Wunsch der Stadt Reichelsheim will die Stadt Friedberg dazu beitragen, die Feldwegeverbindung zwischen Beienheim und Bauernheim zu schließen, so daß diese künftig von Radfahrern besser genutzt werden kann. Im Dutzend billiger ALTENSTADT. Eine Sammelbstellung für hochstämmige Obstbäume gibt die Natur- und Vogelschutzgruppe Lindheim in Zusammenarbeit mit der Gemeinde auf. Wer solche Obsbäume bestellen möchte, kann das bis zum 20. August tun. Bestellformulare gibt es bei Rolf Frühling von der Natur- und Vogelschutzgruppe Lindheim, Am Kindchesborn 1a in Lindheim oder im Rathaus im Zimmer der Umweltberatung. Richtig helfen WETTERAUKREIS. Einen Lehrgang für Betriebs- und Ersthelfer am Arbeitsplatz bietet das DRK Wetterau an. Er findet am 18. und 19. August von 8 bis 16 Uhr beim DRK in Friedberg, Homburger Straße 26, statt. Das DRK weist darauf hin, daß jedes Unternehmen verpflichtet ist, Ersthelfer zur Verfügung zu halten. Der Lehrgang ist kostenlos. Anmeldungen werden unter Tel. 0 60 31 / 60 00 60 entgegen genommen.

Landes-CDU wirft Blaul Führungsschwäche vor

Der Streit um die Frankfurter Drogenpolitik zwischen der hessischen Gesundheitsministerin Iris Blaul (Grüne) und Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD) offenbart nach Auffassung der CDU-Landtagsfraktion vor allem die "Führungsschwäche" der Ministerin. "Diese Frau ist absolut überfordert", erklärte der sozialpolitische Sprecher der Fraktion, Gerald Weiß, am Donnerstag.

Wenn Blaul die Aussage des Oberbürgermeisters bestreite, das Ministerium sei in mehreren Gesprächen von den Frankfurter Vorstellungen unterrichtet worden, spreche dies "Bände über die chaotische Organisation im Hause Blaul". Wenn angeblich nichts abgestimmt gewesen sei, dann liege es doch an der Ministerin als zuständiger Leiterin der obersten Landesbehörde, für klare Verhältnisse zu sorgen.

Weiß forderte eine Drogenkonferenz, an der das Land, Frankfurt, die Umlandgemeinden einschließlich der Städte Wiesbaden, Rüsselsheim, Offenbach und Hanau teilnehmen sollen. Das Ministerium habe es bislang versäumt, die Folgen, die sich aus der schrittweisen Auflösung der offenen Drogenszene in Frankfurt ergeben, "konzentriert in Angriff zu nehmen". ft

Weltbank bucht Rekordgewinn Kredite an Osteuropa stark geschrumpft / GUS-Hilfe läuft an

rb FRANKFURT A. M. Eigentlich ist die Weltbank in Washington ein Non- Profit-Unternehmen. Dennoch hat sie in ihrem abgelaufenen Geschäftsjahr (30. Juni) einen Rekordgewinn erwirtschaftet, von dem beispielsweise amerikanische Privatbanken derzeit nur träumen können: 1,65 Milliarden Dollar (plus 37 Prozent gegenüber dem Vorjahr). Im Pariser Europa-Büro des Entwicklungsinstituts rätselt man selbst, wie das passieren konnte. Ein besseres Management der liquiden Mittel (zur Zeit rund 21 Milliarden Dollar) wird dort als etwas lauer Grund genannt.

Der Anschub der osteuropäischen Reformstaaten durch die Bank ist offenbar ins Stocken geraten. So schrumpften die Kreditzusagen an europäische Empfängerländer von 3,9 Milliarden Dollar (1990/91) auf nur noch 2,1 Milliarden. Dazu beigetragen hat der totale Mittel- Stopp an das ehemalige Jugoslawien, das früher im Schnitt 500 Millionen Dollar pro Jahr erhielt. Aber auch Polen, das im Vorjahr noch über eine Milliarde zugesagt bekam, geht diesmal fast völlig leer aus. Grund: Das Chaos in Wirtschaft und Politik dort habe verhindert, daß die damals zugesagten Mittel auch tatsächlich abgerufen und verwendet wurden.

Das gebremste Osteuropa-Engagement schlägt auch auf die Gesamtzahlen der Weltbank durch: Zusagen in Höhe von 15,2 Milliarden Dollar, ein Rückgang um gut sieben Prozent. Hinzu kommen zinslose Darlehen der Bank-Tochter IDA an ärmere Entwicklungsländer von 6,5 Milliarden (plus drei Prozent). Diese erhält im übrigen einen Teil des Gewinns der Mutter: 300 Millionen Dollar in der laufenden und 375 Millionen in der Mitte 1993 beginnenden Dreijahres-Periode.

Künftig setzt die Weltbank jedoch wieder auf wachsende Ausleihungen: Etwa 20 Milliarden Dollar sind für das laufende Geschäftsjahr geplant. Rund 2,5 Milliarden davon, also die Hälfte des Zuwachses, sollen an die neuen Mitgliedsstaaten der ehemaligen Sowjetunion gehen.

Zieht man von den gesamten tatsächlich ausgezahlten Mitteln die Rückzahlungen der Schuldner ab, bleibt für 1991/92 nur ein Netto-Transfer von gut sechs Milliarden Dollar (Weltbank und IDA zusammen) übrig. Sechs Entwicklungsländer (darunter Kongo, Syrien und Peru) stehen wegen ihres überfälligen Schuldendienstes derzeit auf der "Schwarzen Liste" der Bank. Für deren hervorragendes Kapitalmarkt-Standing ist dies allerdings kaum von Bedeutung - ihren Gesamtforderungen an die Dritte Welt von rund 100 Milliarden Dollar steht nämlich ein garantiertes Eigenkapital von 152 Milliarden gegenüber. Mit dem Beitritt der Schweiz kürzlich stieg die Zahl der Mitgliedsländer auf 163.

Firmen-Telegramm

Isuzu will aus Pkw-Fertigung aussteigen Der angeschlagene japanische Fahrzeughersteller Isuzu erwägt, die Herstellung von Personenwagen einzustellen. Zunächst hat das hochverschuldete Unternehmen die Entwicklung neuer Modelle gestoppt. Ende Oktober will das Unternehmen entscheiden, ob es sich künftig auf die Fertigung von Lastwagen und Bussen konzentrieren wird. Personenwagen steuern derzeit 13 Prozent zum Umsatz bei. An Isuzu ist General Motors zu 37,4 Prozent beteiligt. Toyota baut Europa-Position kräftig aus Nippons Autohersteller Toyota will seinen Umsatz in Europa bis 1995 auf zehn Milliarden Mark erhöhen. Im vergangenen Jahr wurden auf dem Alten Kontinent 7,5 Milliarden Mark erzielt. Treuhand verkauft Rohrleitungsbauer Die Treuhandanstalt hat die Rohrleitungsbau GmbH in Ludwigsfelde an den westdeutschen Anlagenbauer KSC, der zur Höwing-Gruppe gehört, veräußert. Der Erwerber will in die Firma fünf Millionen Mark investieren. Philips und Motorola kooperieren Die Halbleiterproduzenten Motorola und Philips haben eine gemeinsame Produktionsgesellschaft in Malaysia gegründet und wollen dort Elektronik-Bausteine fertigen. Die Investitionen werden auf 50 Millionen Dollar veranschlagt.

Keine Zusage für die Ewigkeit Adig-Investment philosophiert über Gebühren für Aufbaukonten

ski FRANKFURT A. M. "Derzeit", sagt Christian Humbert so auffällig nebenbei, daß die Journalistenrunde plötzlich hellwach wird, "derzeit" würden Investmentkonten spesenfrei geführt. Auf Nachfrage versucht der Geschäftsführer der Kapitalanlagegesellschaft Adig, das Thema tief zu hängen: Noch werde in seinem Hause nicht über Gebühren diskutiert. Wann denn? Wenn die Zeit reif sei. Eine Zusage für die Ewigkeit könne er nicht geben. Je mehr man in Datenverarbeitung investieren müsse, desto eher werde sich irgendwann die Frage stellen, ob die Kostenfreiheit aufrechterhalten werden könne. Ein wenig präziser wird Aufsichtsratsvorsitzender Dietrich-Kurt Frowein, im Hauptberuf Vorstandsmitglied der Commerzbank, die zusammen mit der Bayerischen Vereinsbank Hauptaktionär der Adig ist. In diesem und voraussichtlich auch im nächsten Jahr dürfte noch kein entsprechender Beschluß umgesetzt werden. Der Umkehrschluß, daß 1994 mit solchen Gebühren zu rechnen ist, wird wohl erlaubt sein, zumal die Adig-Manager beredt Klage führen über den "nicht unerheblichen Mehraufwand", den die technische Abwicklung der künftigen Zinsabschlagsteuer für die deutschen Investmentgesellschaften bedeute.

Die Adig nimmt für sich in Anspruch, "diese bequeme und kostengünstige Anlagemöglichkeit" 1965 als erste Kapitalanlagefirma hierzulande eingeführt zu haben. Ende Juni verwaltete sie 653 000 dieser "Aufbaukonten". Die Kunden zahlen dabei mehr oder weniger regelmäßig Beträge ein, wobei zum Beispiel auch 13 Mark vermögenswirksame Leistungen im Monat (noch) nicht abgewiesen werden (aber aus betriebswirtschaftlicher Sicht nicht gerade willkommen sind). Ausschüttungen werden automatisch wiederangelegt. Diese Konten werden nicht nur bei der Adig, sondern in der ganzen Investmentbranche bisher in der Regel kostenlos geführt - im Gegensatz zum Wertpapierdepot bei einer Bank.

Im vierten Quartal will die Adig Aufbaukonten auch über die Luxemburger Tochter anbieten. Der Zusammenhang mit dem Zinsabschlag liegt auf der Hand, denn dieser fällt im Großherzogtum nicht an - noch nicht, muß man auch hier sagen, denn Bonn will sich bekanntlich um die Harmonisierung der Zinsbesteuerung in den 24 OECD-Ländern bemühen.

Im Ende Juni abgelaufenen Geschäftsjahr steigerte die Adig-Gruppe (mit Luxemburg) ihr Mittelaufkommen von knapp einer auf 3,7 Milliarden Mark. Das Fondsvermögen des Branchendritten erreichte 28,2 (25,8) Milliarden Mark. Die Wertentwicklung der Adig-Fonds lag in der breiten Spanne von minus 26 bis plus 8,5 Prozent. Am Montag sind die Ausschüttungen fällig (die FR berichtete).

Mehr Sondermüll in Altenstadt Rathauschef Göllner berichtet von Anstieg um 42 Prozent

ALTENSTADT. Bei den Problemabfallsammlungen im vergangenen Jahr ist die Menge des eingesammelten Sondermülls erheblich gestiegen. Bei den fünf Sammlungen für Haushalte wurden 4470 Kilogramm eingesammelt, 42 Prozent mehr als im Jahr zuvor, teilt Bürgermeister Gerd Göllner mit. Bei der Problemabfallsammlung für das Gewerbe stieg die eingesammelte Menge gleich um 530 Prozent auf 689 Kilogramm. 1990 gab es jedoch nur drei Sammlungen, an denen sich lediglich zwei Betriebe beteiligt hatten. 1991 waren es sechs Sammlungen, und die Beteiligung stieg stark. Die Problemabfallsammlungen für die Gewerbebetriebe sind im Gegensatz zu den Haushalten gebührenpflichtig.

Auch die Menge der eingesammelten Altbatterien, die getrennt erfaßt werden, stieg erheblich. Im vergangenen Jahr wurden 1760 Kilogramm gesammelt, 26 Prozent mehr als 1990.

Die nächste Problemabfallsammlung für die Haushalte ist am 26. und 27. August, die für Gewerbebetriebe am Mittwoch, 5. August, von 15.45 bis 16.15 Uhr auf dem Parkplatz an der Altenstadthalle. ieb

Umgekrempelt wird das Weingut der Stadt Frankfurt in Hochheim (Bild links). Während die Arbeiten in den Kellergewölben weit fortgeschritten sind, geht es über Tage zögernd voran. Demnächst soll das Flaschenlager vom Hof (rechts) verschwinden. Es wird seinen neuen Platz im Keller finden. Die beiden Nebengebäude sollen abgerissen, dann Stein um Stein gemäß der Auflagen des Denkmalschutzes wieder aufgebaut werden. Knapp zehn Millionen Mark will sich die Stadt die Sanierung kosten lassen, die noch einige Zeit in Anspruch nimmt. Schneller indes soll der Gutsausschank hergerichtet werden. Noch vor Weihnachten ist mit der Eröffnung des lange verwaisten Lokals zu rechnen. (FR-Bilder: ben)

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Der Spruch wurde so lange strapaziert, bis ihn fast keiner mehr hören konnte. ,, Dabeisein ist alles'' sagte jeder, der für seine Anwesenheit bei Olympischen Spielen eine Rechtfertigung suchte und sie nicht unbedingt in sportlichen Höchstleistungen fand. Doch seit den politischen Umwälzungen vor allem im Osten Europas und dem Entstehen neuer Nationalstaaten hat das abgedroschene olympische Motto plötzlich wieder einen Inhalt bekommen. Dabeisein, sich präsentieren, der Weltöffentlichkeit vor Augen führen, daß es da einen neuen Staat gibt, diese Chance bieten die Olympischen Spiele in einem Maße wie keine andere Veranstaltung. ,,Für uns geht es hier nicht nur um die sportliche Leistung, sondern wir wollen zeigen, daß es ein freies Land Litauen gibt'', antwortet Hammerwerfer Benjaminas Viluckis auf die Frage nach seinen Zielen bei diesen Olympischen Spielen. So wie der 31jährige aus Memel denken seine 46 Mannschaftkameraden, denken Kroaten, Letten, Esten oder Slowenen ebenso wie die Mitglieder des GUS- Sammelsuriums. Sie starten zwar unter dem Kürzel ,,EUN'' und der Bezeichnung ,,Unified Team'' (Vereinigte Mannschaft), doch bei Siegerehrungen wird die Flagge des jeweiligen Staates hochgezogen und dessen Hymne gespielt.-ADieser Fall tritt bei der GUS indes weitaus häufiger ein als bei den Vertretern der übrigen neuen Staaten. Diese erleben ihr Hochgefühl meist schon bei der Vorstellung, denn die nationalbewußten Katalanen begrüßen ihre Brüder im Geiste stets mit einem besonders kräftigen Applaus. ,,Der Beifall bei der Eröffnungsfeier für uns war wunderschön'', sagt Benjaminas Viluckis. ,, Viele Menschen freuen sich offensichtlich für uns, und es ist interessant für sie, uns zu sehen.'' Für ihn selbst sind es die ersten Olympischen Spiele, an denen er teilnimmt. Zu seiner besten Zeit war Benjaminas Viluckis (Bestweite 82,24 Meter) in der UdSSR die Nummer drei hinter Juri Sedych und Sergej Litwinow. Doch er durfte nie zu Wettkämpfen ins Ausland. Der Grund: Sein Vater hatte sich 1963 nach Deutschland abgesetzt, während seine Mutter mit ihm in Memel blieb. Man wollte dem Sohn nun keine Gelegenheit geben, sich beispielsweise bei der Europameisterschaft 1986 in Stuttgart ebenfalls abzusetzen.-A,,Ich trainierte zwar weiter, aber ohne Ziel'', beschreibt er die damalige Zeit. ,,Erst 1991, nach der Unabhängigkeit, habe ich wieder richtig angefangen.'' Zu einem Zeitpunkt, als er sich bereits damit abgefunden hatte, seine Karriere zu beenden. Die Entwicklung kann er deshalb auch jetzt kaum fassen: ,,Ich hätte nie gedacht, daß ich noch einmal als Bürger eines freien Landes mit einem eigenen Team bei Olympischen Spielen starten würde.'' Doch die Unabhängigkeit hat ihren Preis. Im Gegensatz zu früher muß der mittlerweile arbeitslose Ingenieur jetzt sein sportliches Programm selbst organisieren und - unter kräftiger Mithilfe der Regierung - finanzieren. Kostenlose Trainingslager wie früher am Schwarzen Meer gibt es nicht mehr. Immerhin haben sich zwei Sportartikelfirmen gefunden, die die litauische Olympiamannschaft ausgerüstet haben. Und die Regierung kann es sich offensichtlich leisten, als Prämie für eine Goldmedaille 10!000 Dollar auszusetzen.-AOb das Abschneiden der litauischen Mannschaft allerdings für seine Landsleute eine große Bedeutung hat, kann Benjaminas Viluckis nicht voraussagen. Es gibt in Litauen wichtigeres als den Sport. ,,Wir haben viele Probleme in unserem Land. Und wir müssen lernen, ein völlig neues Leben zu führen'', sagt Viluckis. Wenn ein sportliches Ereignis das Land elektrisieren kann, dann ist dies am ehesten der Auftritt der Basketballer, die gute Aussichten haben, ins Endspiel zu kommen. ,,Wenn die spielen, sitzt das ganze Land vor dem Fernsehgerät, einschließlich Präsident Landsbergis'', berichtet Benjaminas Viluckis.- AStar und Organisator des Teams ist Sarunas Marciulionis, der 1989 als erster Spieler der UdSSR in die USA ging und jetzt bei den Golden State Warriors ein Jahresgehalt von 1,3 Millionen Dollar einstreicht. Der 28jährige, der noch 1988 in Seoul mit der UdSSR Gold gewann, hat 250!000 Dollar zusammengebracht - teils gesammelt, teils aus eigener Tasche -, um dem litauischen Basketball-Team die Vorbereitung und Teilnahme an den Olympischen Spielen zu ermöglichen. ,,Es war ein harter Winter und mein Volk braucht etwas, das es aufmuntert'', beschreibt Marciulionis seine Beweggründe. ,,Sich für ein eigenes Team bei den Olympischen Spielen zu begeistern, ist da sehr wichtig.''-E

Landschaftspflege zahlt sich aus RP überweist 127 000 Mark Ausgleichsabgabe an Schwalbach

SCHWALBACH. Das Engagement des Umweltbeauftragten Rudolf Oehl macht sich für die Stadt Schwalbach bezahlt: Wie die Verwaltung gestern erfuhr, erhält sie vom Regierungspräsidium Darmstadt 127 000 Mark Zuschüsse für die Aufforstung von Streuobstwiesen und die Neugestaltung des Waldbachufers.

Das Geld stammt aus dem Topf, in den die Ausgleichsabgaben wandern, die Investoren bezahlen, wenn sie beim Bau von Gebäuden in die Landschaft eingreifen. Schwalbach ist die erste hessische Stadt, die in den Genuß der Förderung kommt, seit die Vergabepraxis im Frühjahr geändert wurde. Ferner erhält sie weitere 100 000 Mark Ausgleichsgelder von der ortsansässigen Firma Atari.

"Ich habe schon gar nicht mehr daran geglaubt, daß wir etwas bekommen", freut sich Faeser. Denn eingereicht hat die Stadt ihren Antrag schon im Februar letzten Jahres. Und obwohl beim RP verwaltungsintern die Vergabepraxis geändert wurde, erfüllte Schwalbach bereits die Richtlinien. Die schreiben vor, daß in einem landschaftspflegerischen Begleitplan dargestellt werden muß, wie schutzwürdige Naturräume gestaltet werden. Das sind in Schwalbach vor allem Wiesen am Waldbach. Systematisch hat sich Oehl darangemacht, "vergammelte Streuobstwiesen wieder zu aktivieren", wie Faeser den Auftrag nennt. Zwar kosten neue Bäumchen nicht die Welt, wohl aber Grundstücke, die die Stadt in dem Gebiet erworben hat, um das Landschaftspflege- Gebiet möglichst weit ausdehnen zu können. "Wir sind bereits wieder kurz vor einem Verhandlungsabschluß", kündigt Oehl weitere Flächen an. Ein Privatmann habe zwar noch eine Wiese mittendrin. "Aber der pflegt sie wenigstens", ist er dankbar. Und auch die Bevölkerung respektiere diese nützlichen Schutzzonen. In Kürze kann die Stadt vielleicht sogar noch ein bißchen an den Äpfeln verdienen. Auf Kreisebene soll ein Streuobst- Verwertungsverein gegründet werden.

Ein zweites Steckenpferd von Oehl sind die Bäche. "Da ist er hartnäckig", charakterisiert Faeser seinen engagierten Fachmann. Nachdem das Ufer des Waldbaches erneuert und wuchernde Brennesseln entfernt wurden, will er sich dem Schwalbach zuwenden. Im südlichen Gemarkungsbereich soll das nach Hochwassern heruntergebrochene Ufer mit Holzstämmen und Steinen als Prallwand hergerichtet werden. Die angrenzenden Gärten - hessisches Domänenland, das an Bürger verpachtet ist - sollen zunächst so neu geordnet werden, daß eine zehn Meter breite Schutzzone entstehen kann. Darin könnten Schilf, Büsche und ein Wiesengürtel mit Wildblumen wachsen. So zukunftsweisend die Ideen klingen - Oehl ist vor allem darüber enttäuscht, daß Landschaftspflege von drei Ebenen gleichzeitig betrieben wird, ohne daß man sich sinnvoll ergänzt. So habe der Umlandverband Infrarotaufnahmen von Grüngebieten gemacht, die jetzt ausgewertet würden. Eine für Schwalbach müßige Aufgabe: Oehl weiß genau, was auf seinen Wiesen wächst und gedeiht. set

Am Tage wird Sonne getankt Nachts verhindert eine Decke ein Auskühlen des Freibades

BUTZBACH. "Das Prinzip ist denkbar einfach, die Technik erprobt und das Verlockende obendrein ist der niedrige Preis." Dieses Lob von Bürgermeister Klaus-Jürgen Fricke gilt einer Solaranlage, die er gestern mit Vertretern der Butzbacher Stadtverwaltung im Parkschwimmbad in Dreieich besichtigte. Die Anlage überzeugte die Butzbacher so sehr, daß sie bei der im August fälligen Entscheidung über eine Solaranlage für das Schrenzerbad mit großer Wahrscheinlichkeit eine wichtige Rolle spielen wird.

Die im Parkschwimmbad eingesetzte Technik besteht aus einer etwa zwei Zentimeter dicken Plane aus einem speziellen Plastikmaterial. Nachts schwimmt die Plane auf dem Wasser und wirkt so wie eine isolierende Decke, die ein nächtliches Abkühlen reduziert.

Während des Betriebes kann die Decke abgesenkt werden, je nach Besucherandrang ganz oder nur in Teilen, indem einfach die Hohlräume geflutet werden. Auf dem Beckenboden kann die Decke problemlos betreten werden. Sie wirkt durch die Sonnenenergie tagsüber wie eine Fußbodenheizung. In den Abendstunden wird in sie einfach Luft gepumpt, die Decke schwimmt wieder nach oben. Zwar ist bislang in Hessen nur das Dreieicher Freibad mit dieser Technik ausgestattet, doch hat sich mittlerweile die Funktionstüchtigkeit der Matten seit Jahren in sieben Schwimmbädern in Bayern und Baden-Württemberg bewährt.

Die Ergebnisse sind verblüffend: Rund eine Woche vor dem Saisonstart legten die Dreieicher erstmals in diesem Jahr die Planen in die Becken. Bereits nach wenigen Tagen war eine Temperatur von über 20 Grad erreicht. Mit der herkömmlichen Heizung konnte das Wasser höchstens auf 24 Grad aufgeheizt werden, die Tauch-Decke hat das Wasser derzeit bereits auf 26 Grad erwärmt.

Interessant scheinen auch die Kosten zu sein: Die Planen für das 50-Meter-Bekken im Dreieicher Parkschwimmbad (Wasserfläche knapp 900 Quadratmeter) haben rund 140 000 Mark gekostet.

Ein Nachteil hat das System jedoch: Es eignet sich nicht für Plansch- und Nichtschwimmerbecken. Diese müßten mit Solarmatten von den Dächern der Umkleidekabinen beheizt werden. str

Sicherheit für Müllautos kostet 80 000 Mark

NEU-ISENBURG. Nachdem im Mai dieses Jahres ein Neu-Isenburger Müllwerker bei der Arbeit vom Müllwagen überrollt wurde und starb, will die Stadt nun 80 000 Mark in eine Videoüberwachungsanlage für alle städtischen Müllautos investieren. So der Vorschlag des Magistrats an die Stadtverordneten.

Ein 1991 gekauftes Müllauto der Stadt hat bereits eine Videoanlage, mit deren Hilfe der Fahrer den Bereich hinter dem Wagen einsehen kann. Zusätzlich zur optischen Überwachung soll auch in die übrigen fünf Autos eine von der Stadt Essen entwickelte Rückfahrsicherung eingebaut werden, die veranlaßt, daß das Auto sofort stoppt, wenn sich dahinter jemand aufhält. fra

Elfenbein aus Kamerun bringt Männer vor Gericht Afrikaner und Chinese bei Durchreise verhaftet

Schwer zu schleppen hatten die Wachtmeister, als am Donnerstag vor der Umweltstrafkammer des Landgerichts der Prozeß um den Schmuggel mit rund einer Tonne Elfenbein eröffnet wurde. Angeklagte sind ein Chinese (63) und ein Afrikaner (27), die versucht haben sollen, das Elfenbein von Kamerun über Frankfurt nach Hongkong zu transportieren. Damit sich die Richter ein Bild von den Beweismitteln machen konnten, brachten Wachtmeister die beschlagnahmten Koffer voll mit Elfenbein aus der Asservatenkammer in den Gerichtssaal.

Wie die Staatsanwaltschaft den beiden Kaufleuten vorwirft, die Anfang Januar dieses Jahres auf dem Rhein-Main-Flughafen verhaftet wurden, sollen sie für drei Transporte mit insgesamt 900 Kilogramm Elfenbein verantwortlich sein. Der gewerbsmäßige Handel mit Elfenbein steht seit Mitte der 70er Jahre international unter Strafe und kann in der Bundesrepublik Deutschland mit bis zu fünf Jahren Freiheitsstrafe nach dem Naturschutzgesetz geahndet werden.

Beide Angeklagte waren bereits im Herbst 1989 einmal vorläufig festgenommen worden, als sie mit 303 Kilogramm Elfenbein im Gepäck auf Rhein-Main zwischenlandeten. Da die Staatsanwaltschaft ihnen keine Gewerbstätigkeit nachweisen konnte, wurde auf die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens verzichtet. Das Elfenbein wurde jedoch beschlagnahmt. Was nach dem Prozeß mit der ganzen Tonne geschehen soll, war übrigens gestern noch nicht klar. Möglicherweise findet sich ein Museum als dankbarer Abnehmer.

Obwohl gewarnt, sollen die Angeklagten ihr Elfenbeingeschäft unverdrossen fortgesetzt haben. Das aus Kamerun stammende Elfenbein wird im Fernen Osten vor allem für die Herstellung von Stempeln verwendet, in die man seinen Namen einritzen läßt. Wahrend das Kilo in Afrika für rund 40 US-Dollar zu haben ist, bekommt man in Taiwan beim Wiederverkauf dafür etwa 60 US-Dollar.

Angaben der Angeklagten zufolge war der Einkauf von Elfenbein in Kamerun damals nicht verboten. Für die Einfuhr nach Taiwan seien zwar Genehmigungen erforderlich, doch die gäbe es in Afrika praktisch zu kaufen. Daß auch die Durchfuhr von Elfenbein verboten ist, will der Chinese nicht gewußt haben. Er sei auch bei seiner ersten Festnahme nicht darauf hingewiesen worden.

Wie der Afrikaner behauptete, war er selber am Elfenbeingeschäft "überhaupt nicht interessiert". Daß er dem Chinesen beim Einkauf auf dem Markt in Doula behilflich war, sei "aus Dankbarkeit" geschehen. Erst durch den Mann aus Taiwan seien ihm Geschäftsverbindungen in den Fernen Osten eröffnet worden. Nicht um Elfenbein zu verkaufen, sondern um seinerseits einzukaufen, und zwar Schuhe für sein eigenes Geschäft, sei er mit nach Hongkong geflogen.

Über den Verstoß gegen das Bundesnaturschutzgesetz hinaus wird den Angeklagten noch Frachtbetrug vorgeworfen. Spätere Gewichtproben ergaben, daß das Übergepäck am Flughafen nicht richtig deklariert war. In diesem Zusammenhang wird ein Schaden von mehr als 10 000 Mark geltend gemacht. Lepp

Barcelona-Bummel

"Wir schalten um." Nein danke, das machen wir schon selber. Der Ankündigung des Fernsehansagers, daß nun ein Bild von anderswo kommt, bedarf es nicht mehr. Erstens ist die Fernbedienung erfunden worden, und zweitens kommen heute viel mehr Programme durch das Kabel. Die einen reden von "Zappen", die anderen von "Tele-Surfen", gemeint ist dasselbe: Auf die Tasten drücken, daß es eine Art hat. In Sekundenschnelle alles und nichts gesehen.

Auf daß die Beobachter auch im Bilde sind, hat wie üblich einer der Sponsoren Fernseher über die Arbeitstische auf den Pressetribünen verteilt. Die Kanäle sind randvoll - mit olympischem Sport, denn überall, wo sich ein Athlet regt, ist eine Kamera nicht weit. Der Berichterstatter, Zappen-duster die heimischen TV-Gewohnheiten im Blut und von hohem Arbeits-Ethos erfüllt, drückt sich also in einer Halle sitzend alle anderen Olympia-Hallen vors Auge. Cleverer darf der genannt werden, der sich an den oberen Abhang der Tribüne begibt und das Feld der Schirme so vor sich hat, daß er, falls unter den Kollegen die Interessen breit gestreut sind, das ganze olympische Tagesprogramm auf einmal sehen kann.

Sollte ihn das Angebot ermüden oder ist es noch zu dünn, weil zur frühen Morgenstunde von den meisten Schauplätzen bloß Standbilder kommen, kann er durchs - freilich dürftige - nichtsportliche Restprogramm des spanischen Fernsehens zappen. Den Einspeisern schien eingangs entweder das süchtige Schalten noch fremd, oder sie hatten die sittliche Reife der Journalisten überschätzt. Während der Eröffnungsfeier jedenfalls entdeckte einer beim Tele-Surfen eine Art Schulmädchen-Report, woraufhin auf der Pressetribüne immer mehr Schirme nicht mehr die Eröffnungsfeier zeigten, ehe ein Kabel-Kontrolleur zur Zensur griff und die unschicklichen Bilder aus der Leitung nahm.

Vergnüglich kann das selbst zusammengedrückte Programm schon sein. Hier noch mal der gewaltige Schmetterschlag im Volleyball, gleich danach die Drängelei der Radsprinter, abgelöst vom Zusammenprall zwischen Pferd und Hindernis, gefolgt vom Fallrückzieher aus dem Fußball-Stadion und abgeschlossen mit dem Schwimm-Weltrekord, und alles in Super-Zeitlupe.

Allerdings darf nicht verschwiegen werden, daß es in Ausnahmefällen beim Zappen im Kopf zur Bildschmelze kommt. Bei den griechisch-römischen Kunstspringern führt nach dem Hoffnungslauf der norwegische Skeet-Weltmeister Rifat Lewis mit 6:4 im Tiebreak der Pflicht, während die Military-Hoffnung Carlos Gudmunnsdottir den Doppelvierer kurz vor der Strafecke mit einer großen Innensichel über den Wassergraben brachte, anschließend aber in der zweiten Runde nach drei ungültigen Versuchen bei einem Netzroller mit Dunking ins Abseits geriet, so daß der Ober-Schiedsrichter auf dem Dreieckskurs das Säbel-Doppel wegen Passivität in die neutrale Ecke schickte.

Wir schalten um.

CHRISTOPH ALBRECHT HEIDER

Pflegenotstand befällt nun auch Sozialstationen "Drehpunkt" und Ökumenischer Dienst rufen um Hilfe: Es fehlt ihnen an Personal und Geld

HOFHEIM. Der Pflegenotstand - in Krankenhäusern schon lange ein Problem - erfaßt nun auch die Sozialstationen. Eine von ihnen, der "Drehpunkt" in Hofheim, rief gestern laut um Hilfe. "Wir können noch nicht von einer Pflegekatastrophe reden, aber wir haben täglich fünf bis sechs Anfragen von Hilsbedürftigen, die wir nicht aufnehmen können", sagt Krankenpfleger Albert Eisenach.

Seit Februar sucht die soziale therapeutische Einrichtung dringend eine Pflegekraft. Und auch der ökumenischen Sozialstation von Caritas und Diakonie in Hofheim geht es nicht besser. Zweieinhalb von insgesamt 15 Planstellen sind seit Wochen nicht besetzt, obwohl die Einrichtung bereits seit mehr als einem halben Jahr Ausschau hält.

Die Folge: Will man Hilfsbedürftige nicht abweisen, müssen die Krankenpflegerinnen, -pfleger und ehrenamtlichen Helfer immer mehr Arbeit übernehmen. "Und das hat Auswirkungen auf die Qualität der Pflege, weil man einfach weniger Zeit für den einzelnen Patienten hat", sagt Schwester Christina.

Zehn bis 15 Patienten muß eine Pflegekraft der ökumenischen Zentralstation täglich versorgen. "Und es sind immer mehr Schwerstpflegebedürftige dabei", hat Leiterin Christine Fitzek festgestellt. "In vielen Fällen sind das schwerkranke Leute, die früher wochen- oder monatelang im Krankenhaus waren und jetzt nach Hause geschickt wurden. Das geht nur, weil man weiß, daß wir vor Ort sind und uns um sie kümmern. Zu vielen müssen wir drei- bis fünfmal am Tag."

Die Pflege wird immer aufwendiger. Und sie soll sich auch noch im finanziellen Rahmen halten. Da sieht sich der "Drehpunkt" in einer wesentlich schlechteren Position als die ökumenische Sozialstation. Er bekommt zwar wie diese einen Landeszuschuß in Höhe von 18 000 Mark jährlich, aber nach Darstellung von Albert Eisenach keinen Defizitausgleich von der Stadt. Wenn man aber das Verhältnis von Pflegeaufwand zu den Vergütungen der Krankenkassen und den Kostensätzen betrachte, werde klar: "Die Einnahmen können niemals kostendekkend sein."

Ein Beispiel: Muß eine Pflegekraft morgens und abends zu einem Patienten, um ihm eine Spritze zu geben, schlägt das inklusive Fahrerei mit einer Arbeitsstunde zu Buche. Die kostet mit Lohnnebenkosten insgesamt 70 bis 80 Mark. Eisenach: "Bei einem Fernsehmechaniker ist man bereit, einen solchen Stundensatz zu akzeptieren, weil der ja nur einmal kommt. Aber uns vergüten die Krankenkassen für diese Leistung nur 21,10 Mark plus Fahrtkostenpauschale - was vorne und hinten nicht reicht." Und zusätzlich dürfe die Sozialstation bei den Patienten nicht kassieren. Ergebnis: Der Drehpunkt ist in die Miesen gerutscht - mit 25 000 Mark im vorigen Jahr.

"Wir machen seit Jahren auf unsere schwierige finanzielle Situation aufmerksam", sagt Wolfgang Freydank, einer der beiden Geschäftsführer. "Das hat zur Folge gehabt, daß die Stadt Hofheim uns wenigstens noch einmal denselben Zuschuß gibt wie das Land. Aber das reicht nicht. Wir bräuchten - wie die ökumenische Sozialstation - die Garantie, daß die Stadt das Defizit übernimmt." Ansonsten ist es jedes Jahr die gleiche Zitterpartie: Kommen wir über die Runden? Das wirke sich aufs Personal aus: Für die Pflegekräfte sei es ein ungeheurer Druck, stets mit der Angst leben zu müssen, daß ihnen ihr Arbeitgeber wegsterben könne. "Und wenn wir nicht mehr da sind, heißt das: 70 bis 80 Leute werden nicht mehr versorgt."

Obwohl das Personal sehr idealistisch sei und so manche Überstunde schiebe, ohne aufs Geld zu gucken, könne der Drehpunkt auf der Kostenseite nicht mehr sparen. "Es sei denn, wir würden die Qualität unserer Arbeit extrem runterfahren. Und das", meinen Eisenach und Freydank unisono, "ist nicht mit unserem Anspruch zu vereinbaren." ubk

Bankrott der Reichen

Die bosnische Flüchtlingstragödie hat ihr schlimmstes Ausmaß noch nicht erreicht, läßt aber schon den jämmerlichen Bankrott europäischer Ideale offenkundig werden - wie in anderen Regionen, etwa in Somalia. Den beschwörenden Appell der UN-Flüchtlingskommissarin mit dürftigem Obolus abzutun, ist ein starkes Stück Hartherzigkeit der Reichen, die auf politische Tarnung für ihre Kälte verzichten sollten. Daß Deutschland isoliert weiter Flüchtlinge aufnehmen will, ist nötig - aus Humanität und als Konsequenz der bisherigen Jugoslawien-Politik.

Natürlich ist Friedenschaffen die beste, heimatnahe Unterbringung die zweitbeste Flüchtlingspolitik. Nur, wo sind da die zielführenden Beiträge der Verweigerer von Genf? Natürlich begünstigen wir mit der Aufnahme von moslemischen oder kroatischen Vertriebenen aus von Serben beanspruchten Gebieten unzweifelhaft das Verbrechen einer "ethnischen Säuberung"; wir lassen uns erpressen und erleichtern dem Erpresser das schmutzige Geschäft. Nur, was ist die Alternative? Wir können doch nicht die Verfolgten, die wir in ihrer bosnischen Heimat nicht schützen können, aus höheren Gründen Lebensgefahr und Mord überantworten.

Daß auch in den UN-Schutzgebieten Kroatiens Vertreibungsunrecht geschieht, ist von Übel. Daß hier immer mehr Serben eindringen und ansässig werden, ruft in Kroatien berechtigte Empörung hervor. Höchste Zeit für die Absicht des UN-Generalsekretärs, hier einen Riegel vorzuschieben und so das UN-Engagement vom Verdacht der Parteinahme zu befreien. ens

Brandanschlag auf Asylbewerberheim

GRIESHEIM. Einen Brandanschlag haben vermutlich zwei noch unbekannte Männer in der Nacht zum Donnerstag auf ein Asylbewerberheim am südlichen Stadtrand von Griesheim (Kreis Darmstadt-Dieburg) verübt.

Einige der Asylbewerber waren gegen 23.40 Uhr aufgeschreckt, als eine Fensterscheibe zu Bruch ging. Beim Blick aus dem Fenster entdeckten sie ein brennendes Auto, das vor dem Haus abgestellt war, mehrere "Molotow-Cocktais" flogen gegen das Wohnheim.

Die Asylbewerber konnten laut Polizei ein Feuer löschen, das "an einer Hauswand ausgebrochen war". Deshalb sei der Sachschaden gering geblieben. Menschen seien nicht verletzt worden.

Vermutlich wurde der Brandanschlag von zwei Männern ausgeführt. Augenzeugen sahen zwei Verdächtige unmittelbar nach Ausbruch des Feuers fluchtartig das Gelände verlassen. Sie sollen mit einem in der Nähe geparkten grauen Kombiwagen weggefahren sein. Eine sofort eingeleitete Fahndung blieb ohne Erfolg. bre

Zwölfjährige Stieftochter immer wieder mißbraucht Lagerarbeiter muß für sechs Jahre ins Gefängnis Von unserer Mitarbeiterin Carmen Sorgler Zu sechs Jahren Gefängnis hat das Frankfurter Landgericht am Donnerstag einen 44 Jahre alten Lagerarbeiter verurteilt, der in mindestens 60 Fällen seine zwölf Jahre alte Stieftochter fortgesetzt sexuell mißbraucht hatte. Über 39 Wochen hinweg, von Januar bis Oktober 1991, hatte der Angeklagte das Mädchen regelmäßig und mehrmals die Woche, "am Schluß fast täglich", so die Aussage des Kindes, zum Geschlechtsverkehr gezwungen. Dabei drohte er immer wieder, ihr "ein Kind zu machen", falls sie ihm nicht willig sei. Dies alles spielte sich überwiegend nachts in ihrem Kinderzimmer ab, doch nutzte der Angeklagte zusätzlich jede sich bietende Möglichkeit, das Mädchen rücksichtslos zu mißbrauchen. Erst, als das Kind längere Zeit weg von zu Hause war und sich zudem das Verhältnis zwischen ihrer Mutter und ihrem Stiefvater verschlechterte, fand sie den Mut, sich einer Freundin gegenüber mitzuteilen. Das letzte Mal verging sich der Stiefvater Anfang Oktober 1991 an ihr, dann nahm ihn die Polizei am 21. Oktober fest.

Dieser Fall von fortgesetztem sexuellem Mißbrauch eines Kindes und noch dazu eines Schutzbefohlenen "weicht eklatant vom üblichen Durchschnittsfall ab", erklärte Richter Heiner Mückenberger in der Urteilsbegründung. Die ursprüngliche Anklage wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung hatte das Gericht jedoch nach dem Prinzip "im Zweifel für den Angeklagten" fallenlassen müssen, da sich die vom Mädchen berichtete anfängliche Gewaltanwendung nicht zweifelsfrei zu Lasten des Angeklagten beweisen ließ.

Der Angeklagte bestritt dies alles bis zum Schluß und beschuldigte im Gegenzug seine Frau und Stieftochter eines Komplotts gegen ihn, um ihn loszuwerden. Vor Gericht kam er damit jedoch nicht durch. An der glaubwürdigen und sehr detaillierten Aussage des Mädchens gebe es keinen Zweifel, sagte Richter Mückenberger.

"Es gibt nichts zugunsten des Angeklagten", meinte denn auch der Staatsanwalt in seinem Plädoyer, "aber eine ganze Menge zu dessen Ungunsten." Das einzig Strafmildernde wäre noch ein Geständnis gewesen, das dem Mädchen eine Aussage erspart hätte, doch dies habe der Angeklagte nicht gemacht, "und ihr so wieder Gewalt angetan".

"Es handelt sich hier um einen Tätertyp", so das Gericht in der Urteilsbegründung, "der halt- und bedenkenlos ist." Dies habe sich nicht nur in seinem Lebenslauf mit 23 Vorstrafen, sondern auch in der Verhandlung selbst gezeigt. Noch auf dem Gang vor dem Gerichtssaal hatte der Angeklagte nämlich die Mutter und das Mädchen als "dreckige Bagage" beschimpft.

Dabei war er 1981 schon einmal wegen sexuellen Mißbrauchs einer Stieftochter aus erster Ehe verurteilt worden. Damals hatte ihn das Gericht allerdings wegen seines enormen Sexualtriebs für vermindert schuldfähig erklärt und ihm lediglich eine geringe Geldstrafe auferlegt. Da es für eine verminderte Schuldfähigkeit keinerlei Anhaltspunkte gebe, so Richter Mückenberger, müsse dem Angeklagten "ganz deutlich gemacht werden, daß er mit solchen Taten nicht mehr wie vorher davonkommt".

EG-Grenzöffnung blockiert Streit um Steuerpaket / Paris will Volksabstimmung abwarten

ha BRÜSSEL, 30. Juli. Die rechtzeitige Abschaffung der Grenzkontrollen innerhalb der EG zum 1. Januar ist in Frage gestellt. Die Pariser Regierung teilte am Donnerstag mit, daß sie ihren Vorbehalt zu dem erst am Montag verabschiedeten Steuerharmonisierungspaket aufrechterhält, bis die französische Volksabstimmung über den Maastrichter Unionsvertrag am 20. September stattgefunden hat.

In Brüssel wurde zunächst versucht, die zeitliche Verzögerung herunterzuspielen. Es gilt jedoch als fraglich, ob die rechtliche Umsetzung der in einigen Mitgliedstaaten notwendigen Anhebung von Verbrauchssteuersätzen für Mineralöl beziehungsweise alkoholische Getränke und Tabakwaren noch bis zum Jahresende vollzogen werden kann, wenn die Verabschiedung der neuen EG-Steuerrichtlinien bis Ende September verzögert wird.

Dem Vernehmen nach beabsichtigt jedoch die britische EG-Präsidentschaft, das Thema Steuerharmonisierung auf die Tagesordnung des EG-Finanzministerrates am 28. September zu setzen. Dies ist jedoch ohnehin nötig, weil Fragen - wie beispielsweise die Besteuerung von Gold, Antiquitäten und Kunstschätzen - bei den Beratungen am Montag ausgeklammert worden waren.

Die Pariser Regierung befürchtet, wie in Brüssel bekannt wurde, daß die französischen Bauern bei der Volksabstimmung über den Maastrichtvertrag "ihren Zorn ablassen" könnten, weil in dem jüngsten Kompromißpaket die Besteuerung von Wein sowie von Blumenzwiebeln und Zierpflanzen nicht EG-einheitlich geregelt wurde. Unter anderem darf Deutschland auf Wein einen "Null-Steuersatz" anwenden. Deutschland und die Niederlande behalten gemäß der Vereinbarung außerdem für die Gartenbauerzeugnisse den "halben" Mehrwertsteuersatz bei, während Frankreich den normalen Mehrwertsteuersatz im vorigen Jahr erst eingeführt hat und Paris ihn beibehalten wollte.

(Kommentar auf Seite 3)

Bullmann und Schumann sind Olympiasieger Acht Medaillen für Ringer, Schwimmer und Reiter

BARCELONA, 30. Juli (FR). Der Donnerstag war der bisher erfolgreichste Tag der deutschen Olympiamannschaft bei den Spielen in Barcelona. Insgesamt acht Medaillen gewannen die Sportler und Sportlerinnen. Der Goldbacher Ringer Maik Bullmann holte sich im griechisch-römischen Stil die Goldmedaille. Mit der Schnellfeuerpistole machte Ralf Schumann seinen Olympiasieg perfekt.

Bullmanns Clubkamerad Rifat Yildiz unterlag nach einem umstrittenen Urteil im Finale des Bantamgewichts. Eine Bronzemedaille gab es über 200 m Lagen für die Berliner Schwimmerin Daniela Hunger. Ebenfalls Dritte wurde Jana Henke über 800 m Freistil. Die 4 x 100-m-Lagenstaffel der Frauen holte hinter den US-Amerikanerinnen Silber. Auf Rang zwei kam auch Military-Reiter Herbert Blöcker ins olympische Ziel. Die Mannschaft durfte sich mit Bronze schmücken.

Das Nationale Olympische Komitee hat einen Start des Kugelstoßers Kalman Konya abgelehnt. Konya war gestern nach Barcelona gereist, nachdem der Rechtsausschuß des Deutschen Leichtathletik-Verbandes ähnlich wie im "Fall Krabbe" eine Sperre wegen Verfahrensfehlern aufgehoben hatte. Konya war vorgeworfen worden, sich vor Dopingkontrollen gedrückt zu haben.

Harm Beyer, der Dopingbeauftragte des Deutschen Schwimmverbandes, ist wegen des "Zickzackkurses" des Präsidiums in Dopingfragen zurückgetreten. Beyer reagierte damit auf die Diskussionen, die nach der Kritik der Schwimmolympiasiegerin Dagmar Hase an der Verbandsführung ausgebrochen waren. Beyer war früher selbst Präsident des Schwimmverbandes. (Berichte auf den Seiten 12 bis 15)

Zur Person:

WERNER HOYER, Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, möchte Frauen den freiwilligen Dienst auch in Kampfverbänden der Bundeswehr ermöglichen. Weibliche Freiwillige müßten "auch an der Waffe" zum Einsatz kommen können, forderte er in einem Interview der Süddeutschen Zeitung. "Dafür das Grundgesetz zu ändern wird aber wegen der vorherrschenden Meinung in CDU und SPD sehr schwer werden", fügte Hoyer hinzu. "Die Position der FDP ist hierbei klar. Die Gegenargumente offenbaren ein antiquiertes Frauenbild." In der FDP-internen Debatte um die Wehrpflicht sprach sich Hoyer für deren Beibehaltung aus: "Ich bin nach wie vor ein Verfechter einer Integration der Bundeswehr in die Gesellschaft - auf der Grundlage einer Armee mit Wehrpflichtigen." (AP)

Römische Spielregeln

In Rom wird Politik betrieben, wie die feinen Leute Bridge spielen: Ausdauernd, auf jeden Vorteil bedacht und ohne Rücksicht auf die Lage der Nation. Wie schwer die Probleme Italiens wiegen, weiß hier jedes Kind. Die Schulden erreichen die Höhe des Bruttosozialprodukts; die Mafia ermordet jeden, den sie will und die Unfähigkeit des Staatsapparats wird nur noch von der Bestechlichkeit seiner Beamten übertroffen.

Ministerpräsident Amato ist ein Mann mit gutem Willen. Er hat praktische Ideen und peitscht Notmaßnahmen im Parlament durch, auch wenn er dabei die Vertrauensfrage stellen muß. Aber wie steht es mit seinen Mitarbeitern? Der christdemokratische Außenminister Vincenzo Scotti hielt es in dieser Situation für richtig zurückzutreten. Politische Meinungsverschiedenheiten? Fehlendes Vertrauen zwischen Regierungsmitgliedern? Keineswegs! Mit seinem Rücktritt wollte der Politiker seinen Parteichef Arnaldo Forlani bestrafen, weil der ihn vor die Alternative stellte: Entweder Ministersessel oder Deputiertenstuhl.

Scotti wollte beides, und weil das nicht zu haben war, spielte er nicht mehr mit. Der 25-Tage-Minister hätte auf den Gedanken kommen können, er habe noch nicht alle Aufgaben seines Ressorts erfüllt. Außerdem sollte er davor zurückschrecken, seinem Land Schaden zuzufügen. Aber nein - Bube, Dame, König, As - die Spielregeln, denen viele italienische Politiker folgen, haben mit Sachfragen nichts zu tun. Gar nichts. sir (Rom)

West-Tarif vor Gericht erstritten Anspruch für viele Beschäftigte von Post und öffentlichem Dienst

ari KASSEL, 30. Juli. Tausende von Arbeitnehmern aus den Beitrittsländern, die in westdeutschen Dienststellen der Bundespost oder auch im öffentlichen Dienst beschäftigt sind, werden nach den niedrigen Ost-Tarifen entlohnt - viele davon zu Unrecht, wie aus einer am Donnerstag verkündeten Entscheidung des Bundesarbeitsgerichtes (BAG) hervorgeht. Wer "auf nicht absehbare Zeit" in den alten Bundesländern eingesetzt wird, hat nach dieser höchstrichterlichen Entscheidung Anspruch auf eine Vergütung nach den höheren, westlichen Tarifen. Das BAG begründete das Urteil mit dem verfassungsrechtlichen Gleichheitsgrundsatz (AZ: 6 AZR 11/92 u. a.).

Der 6. Senat des Kasseler Gerichtshofes hat damit zunächst zwei aus Ost-Berlin stammenden Angestellten der Deutschen Bundespost den Anspruch auf Vergütung nach West-Tarif zugesprochen. Von der höchstrichterlichen Entscheidung sind nach unterschiedlichen Angaben zwischen 3000 und 5000 Angestellte der Bundespost einschließlich der Telekom betroffen. Die Post soll nach den Worten eines Vertreters der Postgewerkschaft bereits sechs Millionen Mark an Zusatzausgaben einkalkuliert haben für den Fall, daß sie in Kassel unterliegt.

Mit höherer Entlohnung können auch entsprechende Bedienstete des öffentlichen Dienstes rechnen. Denn die tarifliche Regelung, die höchstrichterlich zugunsten der Arbeitnehmer ausgelegt wurde, steht wortgleich im Bundesangestelltentarifvertrag des öffentlichen Dienstes.

Diese Regelung besagt, daß der Tarifvertrag Ost für jene Angestellten gilt, deren Arbeitsverhältnisse in den Beitrittsländern "begründet sind". Die Bundespost wollte diesen Passus so verstanden wissen, daß quasi der Abschluß des Arbeitsvertrages und somit die "rechtliche Verwurzelung im Beitrittsgebiet" maßgeblich ist. Folglich bezahlte sie etwa Beschäftigte, die nach der Auflösung des Hauptpostscheckamtes in Ost-Berlin nunmehr im Postgiroamt in West-Berlin arbeiten, nach den niedrigen Ost-Tarifen. Dabei sei, so argumentiert die Postgewerkschaft, die Schlechterstellung wegen der Herkunft gesetzlich verboten.

Gottesdienst beginnt früher

BAD VILBEL. Bereits um 18 Uhr und nicht erst um 18.30 Uhr beginnt der Schulanfänger-Gottesdienst am Montag, 3. August, korrigiert sich die evangelische Christuskirchengemeinde. Morgens um 8.30 Uhr findet im Grünen Weg 2 ein Gottesdienst für das zweite Schuljahr statt.

Neckermann-Brand: Eine Million Mark Schaden

Bei dem Brand in der Fechenheimer Hugo-Junkers-Straße ist am Mittwoch abend ein Schaden von einer Million Mark entstanden. Das Feuer entstand in einem Abfallcontainer und griff von dort auf eine 2000 Quadratmeter große Halle der Firma Neckermann über, in der Versandartikel wie Kleinmöbel, Waschmaschinen und Rasenmäher deponiert waren. Die Brandursache ist ungeklärt.

Am Brandort nahm die Polizei einen Frankfurter fest, der von einer Zeugin als verdächtig eingestuft wurde. Der 31jährige beteuerte, er habe weder mit dem Feuer bei Neckermann noch mit der Brandserie im Stadtteil etwas zu tun. habe

Hessen will RAF-Häftling

WIESBADEN/MÜNCHEN, 30. Juli (me/ AFP). Hessen ist bereit, den derzeit im bayerischen Straubing einsitzenden RAF- Gefangenen Bernd Rößner in die Kasseler "Sozio-kulturelle Anstalt" aufzunehmen, in der langjährige Gefangene auf die Rückkehr in die Freiheit vorbereitet werden. Die Sprecherin des Wiesbadener Justizministeriums, Reinhild Rumphorst, sagte am Donnerstag, eine entsprechende Voranfrage von Generalbundesanwalt Alexander von Stahl sei positiv beantwortet worden. Der Aufenthalt in Kassel solle nach den Vorabsprachen mit von Stahl auf drei Monate beschränkt werden.

Der Sprecher des bayerischen Justizministeriums, Gerhard Zierl, teilte in München mit, die Bundesanwaltschaft habe Rößners Verlegung inzwischen beantragt. Es könne "eventuell noch in dieser Woche" entschieden werden.

Bernd Rößner gehörte zum RAF-Kommando "Holger Meins", das 1975 in der deutschen Botschaft in Stockholm elf Geiseln nahm, um 26 RAF-Gefangene in der Bundesrepublik freizupressen. Zwei Botschaftsangehörige und zwei RAF-Terroristen kamen damals ums Leben. Rößner wurde 1977 zu zweimal lebenslanger Haft verurteilt. Er ist an den Folgen der isolierenden Haftbedingungen erkrankt.

Bis der Arzt kommt, ist der Fixer oft schon tot Sanitäter dürfen nicht spritzen - aber sie tun es

Wenn die Rettungssanitäter zu einem bewußtlosen Drogenabhängigen gerufen werden, hilft manchmal nur noch "Narcanti", ein Mittel, das die lähmende Wirkung des Rauschgifts vorübergehend aufhebt. "Narcanti" darf nur von Ärzten gespritzt werden. Weil sie einer Fixerin selbst die "Narcanti"-Spritze gab, wird derzeit gegen eine Mitarbeiterin des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) ermittelt, wie dessen kaufmännischer Geschäftsführer Hans-Peter Schreiner bestätigt. Die Staatsanwaltschaft war tätig geworden, weil die mit "Narcanti" Behandelte später tot aufgefunden wurde. Wahrscheinlich hat sich die Frau, nachdem sie mit "Narcanti" zurück ins Leben geholt worden war, erneut Heroin gespritzt, vermutet Armin Bender, der den Rettungsdienst beim Roten Kreuz (DRK). Dort gilt: Die Sanitäter dürfen kein "Narcanti" spritzen, aber sie tun es - laut Bender "auf eigene Verantwortung". Wichtig sei, den Drogenabhängigen einzuschärfen, daß sie "auf keinen Fall nachspritzen" dürfen. "Sie müssen drei, vier Stunden bis zum nächsten Schuß warten, sonst kann es ihr Tod sein." Daß dies befolgt wird, sei nicht zu garantieren.

Beim Arbeiter-Samariter-Bund gibt es seit dem vergangenen Herbst die strikte Dienstanweisung, kein "Narcanti" zu verabreichen. "Deshalb haben wir uns auch nicht gewehrt, als die Staatsanwaltschaft ein Verfahren eingeleitet hat", erklärt ASB-Sprecher Hans-Peter Schreiner. Ob es wegen der Dienstanweisung zu Todesfällen kam, sei ihm nicht bekannt. Auch in der Branddirektion, die tagsüber 25 Rettungswagen im Einsatz hat - weitere 15 werden von den Hilfsorganisationen gestellt - hält man sich streng an die Vorschriften. Durchschnittlich fünfmal am Tag werden die Feuerwehr-Sanitäter zur Taunusanlage, dem Treffpunkt der Junkies, gerufen. Bei Atemstillstand wird, so Hauptbrandmeister Norbert Stroh, der Notarztwagen gerufen.

Drei solcher Wagen gibt es in Frankfurt. Sie sind an der Universitätklinik, am Unfallkrankenhaus und am städtischen Krankenhaus in Höchst stationiert. Wenn alle drei im Einsatz sind - was nach Aussage Strohs durchaus passieren kann - springt der ärztliche Notdienst ein. Bis ein Arzt am Einsatzort erscheint, vergehen mal fünf, mal sieben, gelegentlich auch noch mehr Minuten.

"Im Prinzip müßte in jedem Wagen, der zu einem bewußtlosen Drogenabhängigen gerufen wird, ein Arzt sitzen", meint die Leiterin des Stadtgesundheitsamtes, Margarete Peters. Wie das machbar sein soll, weiß Peters nicht, aber es sei nun einmal so, daß nur Ärzte die Spritze geben dürften. Allerdings, räumt Peters ein, "wenn der Drogenabhängige schon blau ist, muß der Sanitäter helfen". Aber das könne nur die absolute Ausnahme sein.

Nach Einschätzung von Pressesprecher Hubert Hardt wird die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen gegen die ASB- Sanitäterin einstellen. "Wenn es das einzige Mittel zum Überleben war, kann man ihr keinen Strick daraus drehen. Man kann ihr auch nicht vorwerfen, daß sich die Drogenabhänige später erneut einen Schuß gesetzt hat." ft

Prügeljustiz

Frankreich, daran gibt es keinen Zweifel, ist ein Rechtsstaat. Nur, wer einmal mit der französischen Justiz Erfahrungen gemacht hat, wie sie jetzt junge Umweltschützer vor einem Gericht im südwestfranzösischen Pau sammeln durften, dem wird es nicht so leicht fallen, an Unabhängigkeit und Unparteilichkeit von Justitia im Nachbarland zu glauben.

Das Eilverfahren, in dem die jungen Leute abgeurteilt wurden, ist noch nicht einmal das Schlimmste. Auch die verschiedenen Verfahrensmängel nicht, die das Gericht bewußt in Kauf nahm, um ohne große Umstände ein Exempel zu statuieren. Der eigentliche Skandal ist, mit welcher Gleichgültigkeit es die Richter hinnahmen, daß vor ihren Augen Personen, die als Publikum - und damit als demokratische Öffentlichkeit - an dem Prozeß teilnehmen wollten, von brutal prügelnden Flics aus dem Gerichtssaal getrieben wurden, ehe sie die Möglichkeit hatten, der Aufforderung zum Verlassen des Saales nachzukommen. Eine Jusitz, die so etwas Unwürdiges zuläßt, kann nur als Prügeljustiz bezeichnet werden.

Die Proteste gegen den mit EG-Geldern unterstützten Pyrenäen-Tunnel sind bislang gewaltfrei verlaufen. Zu mehr als einer Ermahnung an den örtlichen Präfekten, den Demonstrationen - so lange sie friedlich verlaufen - nicht mit Brutalität zu begegnen, hat sich die Pariser Regierung (vertreten durch Umweltministerin Ségolène Royal) nicht aufraffen können. Da wären jetzt deutlichere Worte fällig. hhb (Paris)

FUSSBALL

PRIVATSPIEL: FC Epfendorf/SC Rottweil - Eintracht Frankfurt 0:13 (0:5).

Ausschuß berät über neue Gestaltungssatzung

BAD VILBEL. Die Genehmigung der geplanten Sportanlage in Gronau ("Auf der Speck") und die Erlassung einer Gestaltungssatzung für den Bad Vilbeler Kernstadtbereich stehen auf der Tagesordnung des Haupt- und Finanzausschusses, der am kommenden Dienstag, 4. August, um 18 Uhr im großen Sitzungssaal des Rathauses, Parkstraße 15, öffentlich tagt.

Weiterhin befassen sich die Ausschußmitglieder mit der Bezuschussung des Patenschaftsprojektes Tepl/Petschau, der Kindergärten freier Träger sowie der Anschaffung eines Behindertenfahrzeuges durch den ASB. mu

Glückskasten

Lotto am Mittwoch

ZIEHUNG A: (Gewinnzahlen: 9, 16, 30, 34, 40, 42 - 28); Kl. 1: 898 265,50 DM; Kl. 2: 40 830,20 DM; Kl. 3: 3882,90 DM; Kl. 4: 66,10 DM; Kl. 5: 4,90 DM.

ZIEHUNG B: (Gewinnzahlen: 7, 16, 22, 25, 28, 49 - 35); Kl. 1: 898 265,50 DM; Kl. 2: 44 913,20 DM; Kl. 3: 2722,- DM; Kl. 4: 53,90 DM; Kl. 5: 4,50 DM.

SPIEL 77: (Gewinnzahl: 3 2 4 6 6 1 4); Kl. 1, Super 7: 377 777,- DM; Kl. 2: 77 777,- DM; Kl. 3: 7777,- DM; Kl. 4: 777,- DM; Kl. 5: 77,- DM; Kl. 6: 17,- DM; Kl. 7: 5,- DM.

6 PLUS: (Gewinnzahl: 1 2 7 5 2 0); Kl. 1: 100 000,- DM; Kl. 2: 10 000,- DM; Kl. 3: 1000.- DM; Kl. 4: 100,- DM; Kl. 5: 10,- DM; Kl. 6: 5,- DM. (Ohne Gewähr)

Stolpe sieht Nagelprobe für Rechtsstaat

Der brandenburgische Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) sagte, in einem Prozeß bestehe die Chance herauszufinden, inwieweit in der DDR "unter dem Deckmantel der Politik Kriminalität angesiedelt" gewesen sei. Die Fülle der Anklagepunkte müsse "sauber" aufgearbeitet werden. Ein Prozeß wäre eine "Nagelprobe für den Rechtsstaat".

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) sagte, ein rechtsstaatlicher Prozeß könne zu einem stärkeren Zusammenwachsen von West und Ost führen. Man sei froh darüber, daß auch die Spitze der DDR-Staatsführung zur Rechenschaft gezogen werde.

Der Generalsuperintendent der Evangelischen Kirche von Berlin-Brandenburg, Günther Krusche, forderte einen Prozeß "mit Augenmaß", weil es den Schießbefehl an der Grenze schon gegeben habe, als Honecker "mit großen Ehren" in Bonn empfangen worden sei. Er verlangte aber auch eine Gleichbehandlung Honeckers mit den Mauerschützen.

Auch der sächsische Oberkirchenrat Volker Kreß sagte, es könnten keine Mauerschützenprozesse geführt werden, wenn es nicht Prozesse gegen die eigentlichen Verantwortungssträger gebe.

Der Magdeburger Bischof Leo Nowak brachte sein Bedauern darüber zum Ausdruck, daß im "Fall Margot Honecker" nicht mit gleicher Beharrlichkeit vorgegangen werde. Die frühere DDR-Ministerin für Volksbildung müsse für die "Verbildung" ganzer Generationen zur Verantwortung gezogen werden.

Der ehemalige DDR-Bürgerrechtler Ralf Hirsch sagte, der Prozeß müsse "schnellstmöglich vorangetrieben werden, da die Erwartungen groß sind".

Ein Prozeß verbaut nach Ansicht des PDS-Vorsitzenden Gregor Gysi die Chancen für eine politische Aufarbeitung der DDR-Geschichte. Politik dürfe nicht kriminalisiert werden, sondern müsse politisch-moralisch und historisch aufgearbeitet werden, hieß es in einer PDS-Erklärung. Honeckers Mitwirkung daran werde aber verhindert, wenn ihm das Verfahren gemacht werde. Der Prozeß werde für Honecker, die Justiz und die Bundesrepublik "die größte Blamage".

Das Wetter

Wetterlage Am Rande eines Hochs über dem Mittelmeerraum wird heiße Luft nach Deutschland geführt. Eine schwach ausgeprägte Kaltfront eines Tiefs über Finnland beeinflußt vorübergehend die Mitte und den Süden Deutschlands. Vorhersage bis Samstag Im Norden meist sonnig. Höchsttemperaturen um 25 Grad. Im übrigen Deutschland heiter bis wolkig, nachmittags zeitweise auch stark bewölkt und einzelne Wärmegewitter. Höchsttemperaturen 29 bis 34 Grad. Tiefsttemperaturen 16 bis 20 Grad.

Von Gewitterböen abgesehen, schwachwindig.

Freitag: Im Norden heiter bis wolkig, aber meist niederschlagsfrei. Im übrigen Deutschland sonnig, nachmittags und abends im Süden auch wolkig und einzelne Gewitter. Höchsttemperaturen im Norden 25 bis 30, sonst 30 bis 35 Grad.

Samstag/Sonntag: Im Norden anfangs wechselnde Bewölkung und einzelne Schauer, am Sonntag wieder sonnig. Höchsttemperaturen um 25 Grad. In den anderen Gebieten teils sonnig, teils wolkig und einzelne Schauer oder Gewitter.

Höchsttemperaturen am Samstag 29 bis 34, am Sonntag um 30 Grad.

Montag bis Donnerstag: Teils heiter, teils wolkig, vereinzelt Schauer oder Gewitter. Höchsttemperaturen im Norden um 25, im Süden um 30 Grad. Temperaturen vom Vortag, 14 Uhr MEZ

Ausland Ort Wetter Grad

Aberdeen, wolkig 18

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Casablanca, wolkig 24

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Malaga, leicht bewölkt 29

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Minsk, wolkenlos 23

Moskau, wolkig 20

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Nizza, leicht bewölkt 30

Oslo, wolkig 18

Ostende, leicht bewölkt 22

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Peking, Gewitter 29

Prag, leicht bewölkt 29

Reykjavik, leicht bewölkt 10

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Tokio, wolkenlos 29

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Venedig, wolkenlos 29

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Wien, leicht bewölkt 29

Zürich, leicht bewölkt 30

Deutschland

Ort Wetter Grad

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Cuxhaven, stark bewölkt 20

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Düsseldorf, leicht bewölkt 28

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Erfurt, leicht bewölkt 28

Feldberg/Schw., leicht bewölkt 20

Feldberg/Ts., wolkenlos 26

Fichtelberg, leicht bewölkt 22

Frankfurt/M., wolkenlos 31

Freiburg, leicht bewölkt 32

Freudenstadt, wolkenlos 27

Garmisch, leicht bewölkt 29

Görlitz, leicht bewölkt 27

Greifswald, wolkig 28

Hamburg, wolkig 24

Hannover, wolkig 28

Helgoland, stark bewölkt 20

Hof, leicht bewölkt 27

Karlsruhe, wolkenlos 34

Kassel, leicht bewölkt 27

Kempten, leicht bewölkt 28

Köln/Bonn, wolkenlos 28

Konstanz, leicht bewölkt 29

Leipzig, leicht bewölkt 29

Lübeck, wolkig 26

Lüchow, wolkig 29

Magdeburg, leicht bewölkt 30

Mannheim, wolkenlos 32

Mühldorf, leicht bewölkt 30

München, leicht bewölkt 31

Münster/Osnabrück, leicht bewölkt 28

Neubrandenburg, leicht bewölkt 28

Norderney, wolkig 21

Nürnberg, leicht bewölkt 30

Oberstdorf, leicht bewölkt 29

Öhringen, wolkenlos 30

Passau, leicht bewölkt 29

Regensburg, leicht bewölkt 31

Rostock/Warnemünde, wolkig 24

Saarbrücken, wolkenlos 29

Schleswig, stark bewölkt 23

Schwerin, wolkig 26

Stuttgart, leicht bewölkt 30

Sylt, wolkig 20

Trier, wolkenlos 30

Wasserkuppe, leicht bewölkt 25

Wittenberg, leicht bewölkt 28

Würzburg, leicht bewölkt 30

Zugspitze, leicht bewölkt 10 Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64

Reisewettervorhersage 1 16 00

Segelflugwetter 1 15 06

Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01

Ozonwerte 06 11 / 58 12 42

Sonnenaufgang 5.53 Uhr

Sonnenuntergang 21.10 Uhr

Mondaufgang 8.11 Uhr

Monduntergang 21.36 Uhr

Neunzehn Fax-Geräte in Friedberg gestohlen

FRIEDBERG. In der Nacht zum Donnerstag entwendeten Einbrecher 19 Fax- Geräte der Marke Canon, Typ 120, aus einer Lagerhalle der Firma König-Bürotechnik. Die gestohlenen Geräte waren noch originalverpackt. Die Kripo Friedberg bittet unter Tel. 0 60 31 / 60 10 um Hinweise. ub

Barcelona-Bummel

Jörg Wontorra war lange Jahre Sportchef in Bremen und einer der besten Moderatoren der ARD, bis er erkannt hat, daß Sat 1 eigentlich besser ist. Das wiederum fand das ,,Erste'' gemein und hat ihn rausgeschmissen, womit die Olympia- Akkreditierung futsch war, was für einen Sportreporter, dem das Dabeisein über alles geht, eine harte Strafe ist. Wontorra war darob auch ganz arg böse und hat gesagt, jetzt kenne er die ,,Ratten auf dem Schiff''. Doch da ist ein Presseorgan (,,Bild kämpft für sie'') '' gekommen und hat geholfen, wie stets, wenn jemand in Not ist. Seitdem freuen wir uns Tag für Tag auf ,,Wontis Tagebuch''.-AGleich am ersten Tag war ihm beschieden, wovon unsereins seit Jahren träumt: Boris schlurfte lässig in Badelatschen daher und hatte ,,richtig Lust auf das erste Interview mit mir''. Neid und nochmals Neid. Freimütig erzählte der Weltstar, daß ihn ,,alle mögen'', weil er hier ein ,,ganz normaler Sportler'' sei, und keineswegs nur mit Carl Lewis Kaffeetrinken wolle. Das beruhigt.-A Wonti schreibt selbstverständlich auch über Franzi, weil Wonti Schwimm-Spezialist (,,flieg Albatroß, flieg'') ist und Franzi die neue Wassergöt Wonti und Franzi tin. Franzi, bürgerlich Franziska van Almsick (14), ist eine Mischung aus Pippi Langstrumpf und Claudia Schiffer, berichtet das Blatt, was seinen neuen Kolumnisten sogleich zu näheren Beobachtungen anspornt: ,,Schöne, braune Augen, sinnlicher Mund und ein Lockenkopf, in dem ganz viel steckt''. Weil sie aber ,,noch nicht ganz erwachsen'' ist, halten ein Schweinchen und die Plüsch-Maus ,,Günther'' an ihrem Bett Wache. Später, verrät uns Wonti, ,,wenn Franzi groß ist'' und ,,Günther'' und das Schweinchen

nicht mehr ihre ,,einzigen Begleiter'' sind, wird sie um die 23 herum Kinder kriegen. Ja, das ist ,,perfekte Lebensplanung'', schließt ,,Deutschlands beliebtester Sportreporter''. Das beruhigt auch. Deshalb: Ad multos annos Wonti.

Kurz gemeldet

Werkstattgespräch: Kolumbus Das nächste Werkstattgespräch des SPD-Arbeitskreises Politische Theorie gilt dem Thema "500 Jahre Kolumbus - (K)ein Grund zum Feiern?" Es beginnt am Sonntag, 2. August, um 19.30 Uhr im Club Voltaire. Hoch vom Turm Im "Frehlichen Frankfort-Telefon", 2 12 / 3 50 01, spricht Frank Lehmann über den "Eschemer Tur" und erzählt die Sage von Hans Winkelsee, der Wetterfahne und der Neun.

Zum Parkfest spielen die Dorfmusikanten

LIEDERBACH. Das Fest im Oberliederbacher Park steigt an diesem Sonntag. Los geht's mit dem zünftigen Frühschoppen um 11 Uhr. Für den beschwingten Rahmen sorgen die Heftrichter Dorfmusikanten.

Damit der Nachwuchs nicht zu kurz kommt, beginnt um 15 Uhr das Kinderfest. Spiele und Überraschungen sorgen für Spaß und Kurzweil.

Sollte es regnen, haben die Veranstalter - die Stadt Liederbach und der Gesangverein Union 1846 Niederhofheim - vorgesorgt: Dann wird die Fete in die "Scheune" (Feldstraße 4) verlegt. dis

Landrat Riebel rügt Frankfurter Drogenpolitik Schoelers Brief-Appell gehe ins Leere, denn der Kreis sei der Stadt gegenüber nicht im Obligo

HOFHEIM. Für ein "bißchen zu weinerlich" hält Landrat Jochen Riebel (CDU) einen Brief von Frankfurts Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD), mit dem dieser Anfang Juli die Landräte in Hessen, Bayern, Baden- Württemberg und Rheinland-Pfalz zur Mithilfe bei der Bewältigung des Drogenproblems in der Main-Metropole aufforderte. Schoeler appellierte darin, Drogenhilfeeinrichtungen zu schaffen und an Süchtige Methadon auszuge en. Das erweiterte Drogenhilfeangebot Frankfurts werde künftig nämlich nur noch "eigenen" Süchtigen zugute kommen und nicht mehr den auswärtigen Drogenabhängigen. Diesen müßten nun Hilfen zur Rückkehr in ihre Heimatgemeinden geboten werden.

"Die Metropolenfunktion Frankfurts hat nun mal ihre Licht- und Schattenseiten", kontert Riebel. Und damit müsse auch von Schoeler leben. Die Stadt ziehe nicht nur Touristen an, sondern auch Drogenabhängige.

Riebel kommt es ziemlich seltsam vor, wenn der Frankfurter Oberbürgermeister einerseits die Vorzüge selbstverständlich hinnehme, "sobald es ein bißchen windig wird" aber das Umland hinzuziehe und Hilfen fordere.

Wenn diese "Art des Denkens" um sich greife, könnten ja künftig auch Städte wie Alzey bei Wind aus Osten die Belastung durch Flugzeuge vom Frankfurter Airport beklagen und verlangen, an den Frankfurter Gewerbesteuereinnahmen beteiligt zu werden. "Eine solche Denke ist kalter Kaffee", schimpfte Riebel gestern bei einer Pressekonferenz im Kreishaus. "Man kann doch sowas nicht gegeneinander aufrechnen. So nach dem Motto: Frankfurter Müll kommt auf die Deponie Wicker, dafür dürfen die Bürger aus dem Main-Taunus-Kreis Eintrittskarten für die Oper kaufen, die von Frankfurt subventioniert sind."

Der Main-Taunus-Kreis, aus dem etwa 20 Drogensüchtige in Frankfurt registriert worden seien, müsse sich die Forderung von Schoelers ohnehin nicht zu Herzen nehmen, meint der Landrat. "Wir haben seit mehr als vier Jahren eine Drogenberatungsstelle." Und Süchtige bekämen hier auch schon die Ersatzdroge Methadon. In Frankfurt hingegen habe die Stadtregierung das Thema drei Jahre lang "hinschlabbern" und die Drogenszene ungebremst wachsen lassen, um dann plötzlich mit riogoroser Verdrängung zuzuschlagen. ubk

Jazz-Matinees finden Anklang Positive Zwischenbilanz des Hanauer Kultursommers

HANAU. Eine positive Zwischenbilanz des Kultursommers zog Organisator und Kulturamtsmitarbeiter Dieter Jäger. Danach wurden die ersten 13 der insgesamt 22 Veranstaltungen bereits von 5000 Besuchern aufgesucht. Im Schnitt verzeichnete damit jede Veranstaltung um die 380 Zuschauer, das sind mehr als noch im Vorjahr. Die Zahl der Vorstellungen schrumpfte allerdings von 29 auf 22.

Guten Anklang, so Jäger, finden bislang vor allem die Jazz-Matinees im Park von Schloß Philippsruhe. Renner sind auch die Theatervorstellungen im Fronhof zum Null-Tarif mit rund 600 Besuchern. Positive Erfahrungen habe die Stadt mit den neu angebotenen Klassik- Open-air-Veranstaltungen dort gemacht. Dieses Angebot erwägt Jäger zu erweitern. So überlegt er, 1993 ein größeres Konzert im Park von Wilhelmsbad anzubieten. Bedauern äußerte Kulturdezernent Klaus Remer über den Wegfall des Kulturzeltes auf dem Schloßplatz. Der Umzug ins Comoedienhaus in Wilhelmsbad werde jedoch von dem überwiegenden Teil der Besucher begrüßt. Die Temperaturen seien angenehmer als im Zelt und auch die Arbeitsbedingungen für die Künstler besser. Jäger bedauert insbesondere, daß das Café vor dem Zelt als Treffpunkt wegfiel. Auch in Wilhelmsbad habe er sich mit dem Gastronomen nicht darauf einigen können, daß dieser nach den Vorstellungen die Zuschauer bewirtet. 1993 möchte zu Not das Kulturamt selbst Sorge dafür tragen, daß sich die Freunde der schönen Künste künftig noch zu einem Plausch vor dem Comoedienhaus niederlassen können. Auch das Kultur-Café im Fronhof sei als Ersatz gut angekommen, so Jäger. Voraussetzung für die weitere Existenz des Kultursommers ist, daß die nötigen Haushaltsmittel vorhanden sind, was Jäger und Remer hoffen. 1992 war der Ansatz von 200 000 Mark auf 150 000 Mark gekürzt worden. Weil die Einnahmen höher ausfielen als angenommen, habe das Geld gereicht, so Jäger. Demnächst müsse dennoch verstärkt über den Einsatz von Sponsoren nachgedacht werden. Er denkt dabei vor allem an heimische Industrieunternhmen. Nach dem Flop beim Kultursommer-Abschlußfest 1991 in der Mehrzweckhalle Mittelbuchen möchte er nicht wieder größere Getränkehersteller oder Zigarettenfirmen ansprechen. Die aufdringliche Werbung hatte damals viele Besucher verärgert. alu / jur

Die fünfte Umweltwoche beginnt mit Öko-Sekt Ausstellungen und Vorträge sollen zum Energieeinsparen animieren / Zuschüsse für Bürger

SCHWALBACH. Wenn am 17. August die diesjährige Umweltwoche im Bürgerhaus eröffnet wird, geschieht das standesgemäß - mit Öko-Sekt. Das jedenfalls ist der erste Programmpunkt einer Woche mit vielen Vorträgen zu den Schwerpunktthemen Klimaschutz, Energieeinsparung und Landschaftspflege.

Begleitet werden die Informationsabende von insgesamt acht kleinen Ausstellungen im Bürgerhaus. Es ist bereits das fünfte Mal, daß die Stadt die Umweltwoche organisiert. Nachdem im vergangenen Jahr das orstansässige Unternehmen Procter & Gamble mit von der Partie war, tritt Schwalbach nun wieder als alleiniger Veranstalter auf.

Bürgermeister Faeser stellte die fortschrittliche Umweltpolitik der Stadt heraus, die mit ihrem Blockheizkraftwerk den Kohlendioxidausstoß erheblich verringert habe. "Mit unseren Werten bleiben wir unter dem, was die Technische Anleitung Luft ab 1995 als Grenzwert vorschreibt." Insgesamt seien 70 Prozent aller Wohnungen in Schwalbach an die Fernheizanlage angeschlossen. Für die Firmen, die sich im neuen Gewerbegebiet Kronberger Hang ansiedeln, sei ein Anschlußzwang vorgeschrieben.

Seit eineinhalb Jahren ist Schwalbach zudem Mitglied im Klimabündnis, einem bundesweiten Zusammenschluß von 150 Städten, die dazu beitragen wollen, Umweltbelastungen einzudämmen.

Was die Stadt noch macht, aber auch ihre verschiedenen Programme für Zuschüsse von Zisternen, Solaranlagen und Dachbegrünung sowie die Umweltpreisträger und die Landschaftspflege werden am Montag, 17. August, nach dem Öko- Sekt vorgestellt.

Einen Tag später geht es um Gewässerbelastung durch Wasch- und Reinigungsmittel und Trinkwassereinsparungen im Haushalt.

Beide Vorträge finden im Gruppenraum 1 und 2 statt. An gleicher Stelle stellt ein Mitarbeiter des Instituts für Wohnen und Umwelt Neubauten in Niedrigenergie-Bauweise vor, sagt aber auch, wie alte Häuser wärmetechnisch saniert werden können. Außerdem wird moderne Heiztechnologie angesprochen.

Solaranlagen und Regenwasseraufbereitung sind die Stichworte für die Vorträge Donnerstag, 20. August, im kleinen Saal. Und am letzten Abend, Freitag, 21. August, ist dort die Gartenpflege samt Obst- und Gemüseanbau an der Reihe.

Alle Vorträge beginnen um 19 Uhr und finden im Bürgerhaus statt. set

Radelnder Räuber hat erneut Frau überfallen

Der radfahrende Taschenräuber hat am Dienstag gegen 14 Uhr, inzwischen zum 16. Mal, eine Passantin überfallen. Und zwar an der Ecke Eschersheimer Landstraße / Friedlebenstraße in Eschersheim. Opfer war eine 54 Jahre alte Radfahrerin. Sie war vor einem Textilgeschäft abgestiegen, um sich die Auslage anzusehen. Ihre Tasche lag im Fahrradkorb, der Trageriemen war zur Sicherung um den Sattel gebunden.

Der Täter fuhr von hinten an sie heran. Erst, als die Tasche plötzlich aus dem Korb fiel, nahm sie den Dieb wahr, der ohne Beute in Richtung Hügelstraße flüchtete. Etwa zehn Minuten danach entdeckte sie ihn an der Bushaltestelle in der Hügelstraße in Richtung Eckenheim wieder.

Leider ließ die Frau fast 24 Stunden verstreichen, bevor sie den Überfall der Polizei meldete. "Wenn wir den Täter fassen sollen", so Polizeisprecher Manfred Füllhardt, "müssen die Geschädigten uns schon unmittelbar nach dem Überfall Bescheid geben. Andernfalls hat eine Fahndung im Umkreis des Tatorts keine Erfolgsaussichten." Hinweise auf den Mann nimmt die Kripo unter den Telefonnummern 7 55 - 40 40, -40 14 sowie jede Polizeidienstelle entgegen. enk

Internationaler Kontrollrat soll Rubel stützen Ost-Experte empfiehlt rasche Währungshilfe für Rußland / Möllemann gibt Rätsel auf

Vollmundig, wie es nun einmal seine Art ist, ließ Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann dieser Tage verkünden, man wolle den angeschlagenen Firmen in der ehemaligen DDR mit neuen Instrumenten helfen, ihren darniederliegenden Osteuropa-Export anzukurbeln. Denn das alte Hausmittel Hermes hat offenbar wenig genutzt: Vom geplanten Garantie-Rahmen über fünf Milliarden Mark sind bisher erst 700 Millionen in Anspruch genommen worden. Jetzt rätseln interessierte Wirtschaftskreise, welche neuen Instrumente Möllemann aus der Tasche zaubern will, ohne Subventionsärger mit der EG sowie dem Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen (Gatt) zu bekommen.

Für Peter Danylow, Rußland-Experte beim Ost-Ausschuß der deutschen Wirtschaft in Köln, gibt es mehrere Gründe für die zögerliche Inanspruchnahme der Hermes-Bürgschaften. So hätten sich in Rußland die Import-Prioritäten von Anlagen und Maschinen zu Konsumgütern und Lebensmitteln verschoben. Aber vor allem seien die Einfuhren dort insgesamt stark geschrumpft (um 20 Prozent im ersten Quartal). Das hänge damit zusammen, daß "das gesamte interne Währungs- und Finanzsystem zerstört" sei.

Wie sich dies im Außenhandel auswirkt, beschreibt Danylow an einem Beispiel: Russische Betriebe, die importieren wollten, müßten den Devisen-Gegenwert in Rubel bei der Moskauer Außenwirtschaftsbank hinterlegen. Nach der Freigabe und dem Kursverfall des Rubel seien solche "astronomischen Summen schon allein physisch nicht zu schaffen" - das heißt, es gibt gar nicht soviele Geldscheine. Für einen einzigen ostdeutschen Eisenbahn-Waggon im Wert von einer Million Mark etwa müßte das interessierte Unternehmen derzeit 120 bis 150 Millionen Rubel deponieren.

In dieser Situation nützten auch neue Milliarden-Kredite des Auslands nichts. Helfen könne der Westen nur, glaubt Danylow, wenn er zunächst für stabile Wechselkurse in Rußland sorge. Während der Internationale Währungsfonds (IWF) den geplanten Rubel-Stabilisierungstopf erst einrichten will, wenn Moskau bereits die nötige Preis- und Haushaltsstabilität erreicht hat, sieht der Ost-Experte eine solche Zahlungsbilanzhilfe als ersten Schritt, denn Stabilität sei angesichts eines Etatdefizits von 60 Prozent des Bruttosozialproduktes "derzeit nicht zu schaffen."

Voraussetzung für eine Stützung des Rubel sei jedoch zunächst die Installation einer unabhängigen Notenbank unter Aufsicht eines internationalen Gremiums, das den Wechselkurs kontrolliere ("currency board"). Ähnliches habe es bereits in Hongkong, aber auch in Deutschland 1923 gegeben. Damals sorgte ein internationaler "Generalrat" für die Stabilität der neuen Rentenmark.

Vorläufig kann Danylow der Bundesregierung nur raten, den Hermes-Plafonds flexibler als bisher für andere GUS-Staaten zu öffnen: "Es gibt schließlich auch in der Ukraine oder Kasachstan interessante Projekte." Für die großen Kernbetriebe der Ex-DDR wie Sket oder Takraf komme es jetzt darauf an, sich noch rascher und stärker auf neue West-Märkte - "notfalls mit Bonner Hilfe" - umzuorientieren. Rußland aber könne längerfristig nur dann mit seiner Misere fertig werden, meint der Verbands-Experte, wenn es endlich darangehe, Konzessionen zur Ausbeutung seines Rohstoff-Reichtums (zum Beispiel Erdgas) an ausländische Unternehmen zu vergeben. Angesichts der meist schrottreifen Förderanlagen sei sonst nämlich zu befürchten, daß auch diese fast einzigen Devisenquellen bald versiegen werden.

ROLAND BUNZENTHAL

wl wl wl Freudenreich

Die Firma OBI ist ein sportbegeistertes Haus mit einer ausgeschlafenen Werbeabteilung. Vor sechs Jahren hat der Marktführer auf dem Sektor Bau und Heimwerkermärkte, Umsatz 2,3 Milliarden Mark per annum, erkannt, ,,daß wir wegmüssen von der Schweinebauchwerbung''. So sagt es Karl- Heinz Kröger, der bei dieser Firma für die Verkaufsförderung zuständig ist. Im Fachjargon der Reklameleute ist damit das Bewerben von einzelnen Produkten gemeint. Daraufhin hat sich das Unternehmen mit Franz Beckenbauer zusammengetan, der beispielsweise vor einer Holzbank posierte, was OBI allerdings nicht nur Freunde bescherte. Die Belegschaft sei letztlich doch ziemlich gespalten gewesen, erzählt Kröger, weil Großverdiener Beckenbauer auch ,,Sozialneid'' geweckt habe. Jetzt sei man aber rundum zufrieden. Der Grund heißt Olympia, über das die deutsche Industrie mit dreistelligen Millionenbeträgen hereingebrochen ist. Soviel wie nie zuvor.

OBI ist eines von sechs Mitgliedern im ,,Team Olympia'', das so ziemlich alles vermarkten darf, was sich im Umfeld der fünf Ringe bewegt. Dafür hat jeder der Sponsoren zwei Millionen Mark Eintrittsgebühr bezahlt und das Recht erworben, im ,,Deutschen Haus'' in Barcelona präsent zu sein. Für noch einmal je 400 000 Mark dürfen sie hier Kunden bewirten, sie mit Sportlern zusammenbringen und verdiente Mitarbeiter belohnen. Von den Wermelskirchener Heimwerkern sind derzeit fünf Paare da, welche die ,,Service-Olympiade'' unter den 6000 Beschäftigten gewonnen haben. Sie waren die besten im hausinternen Fünfkampf, der aus den Disziplinen Freundlichkeit, Information, Sonderwünsche, Fachberatung und Reklamation als Chance bestand. Seitdem diese ,,Olympiasieger im Dienst am Kunden'' ermittelt wurden, erläutert Karl- Heinz Kröger, sind Umsatz und Image besser geworden, was sehr wichtig sei in diesen Zeiten, in denen gerade im Handel nicht mehr üppig verdient werde. Deshalb investiert er gerne summa summarum zehn Millionen Mark in das Unternehmen Olympia.-AVier davon fließen den öffentlich-rechtlichen Anstalten zu, die dafür eine Titelsponsorlizenz vergeben, was bedeutet, daß OBI zusammen mit der Volkswagen-Tochter Seat und Schwarz-Schillings Telekom 160 mal a acht Sekunden in die Sendungen von ARD und ZDF eingeblockt wird. ,,Wir werden jetzt mit den großen Namen genannt'', freut sich Kröger, und dies umso mehr als er es vergleichsweise billig bekommt. Volkswagen steckt mit seiner hundertprozentigen Tochter Seat runde 50 Millionen Mark in die Spiele. Darin enthalten sind 2000 Autos für den offiziellen Fahrdienst, und ein Luxusschiff, das pro Kabine mit etwa 30 000 Mark, als ganzes mit zirka vier Millionen Mark zu Buche schlägt. Der Aufwand, sagt Harald Stibbe, der VW im ,,Deutschen Haus'' vertritt, ist gerechtfertigt. Olympische Spiele, so erklärt er, seien ein weltweites Transportmittel, mit dem Seat im europäischen Markt, wo die spanischen Automarke noch ,,erhebliche Defizite'' habe, vorzüglich zu positionieren sei. ,,Seat muß der Hero sein, diese Botschaft müssen wir penetrieren und nochmals penetrieren'', betont Herr Stibbe.-AWeniger penetrant in Barcelona ist die Bayer AG, die ihren ,,Meeting-Point'' im Herzen der Stadt, auf der Rambla Cataluna hat. Dort sitzt der Politologe Uwe H. Burghardt mit einem Etat von schätzungsweise 400 000 Mark und schenkt Holsten-Bier in Büchsen aus. Man habe die von Tochter agfa angemieteten Räume ,,bewußt familiär'' gehalten, berichtet der 33jährige, bei dem vor allem kleine Privatradios aus Deutschland anrufen, die wissen wollen, wie's Heike Henkel geht. Die große Olympia- Hoffnung ist eine von 34 Werkssportlern, aus deren Kreis der Chemiekonzern die Werbekraft vor Ort schöpft. Jüngst war der Alt-Zehnkämpfer und Neu-Moderator Jürgen Hingsen Gast in der abendlichen Talkshow und hat berichtet, daß sein Auftritt im Frühstücksfernsehen von RTL plus ,,mindestens so anstrengend ist wie ein Zehnkampf''. Bayers Burghardt amüsierte sich darüber sehr.-ADas zentrale Thema in den Lobbys der Lobbyisten dreht sich freilich weniger um den eigenen Nabel als um jenen, der sich für den deutschen Mittelpunkt in Barcelona hält. Die Rede ist von Daimler-Benz. Die Schwaben sind mit einer Urgewalt auf dem Montjuic eingebrochen, die bei Gästen wie dem Ober-Kruppianer Berthold Beitz (,,bin ich denn hier in einem Autosalon?'') eher Irritation, bei den Konkurrenten im ,,Deutschen Haus'' und bei Bayer nur noch die Frage ausgelöst hat, ob Daimler nun weniger als 20 Millionen Mark investiert oder mehr. Konzernsprecher Matthias Kleinert dementiert energisch und läßt höchstens sechs Millionen gelten, sichtbar ist jedoch der immense Aufwand, mit dem über 100 Mitarbeiter die täglich tausend Gäste betreuen. In der angemieteten Schule Escuela Bosc de Montjuic sind der Süddeutsche Rundfunk (SDR) untergebracht, der hier die unendlich lange Prominentenliste des Multis für eine Vielzahl von Sendungen abschöpft. Beispielsweise Berlins Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen, der einräumt, daß es in seiner Stadt ,,Menschen in existenzieller Not'' beziehungsweise Menschen gebe, die ,,glauben nur, sie seien in existenzieller Not''. Dies werde er aber in einem Jahr schon hinkriegen. -AEin Büro mit der notwendigen Infrastruktur haben auch der Satellitenkanal ,,Eins plus'', der RundumdieUhr-Sender ,,Eurosport'', das Berliner Privatradio 100,6, was wiederum dem SDR mächtig stinkt, sowie die Agentur Roth/Lohre/Lorenz, die den Zwergenpartner Baden-Württemberg vertritt, der sich ziemlich an die Wand gedrückt fühlt, und doch mit 3,5 Millionen Mark dabei ist.-A Um den Nachrichtenfluß auch im Printbereich zügig zu gestalten, hat Deutschlands größter Sportsponsor eine Standleitung zum ,,Sportinformationsdienst'' geschaltet, der nach eigenen Angaben der Welt größte Fachagentur ist und die Meldungen sofort weiterverbreitet. ,,Bei uns'', sagt Kleinert, der sich bei ,, Tante Fridas Jazzband'' aus Reutlingen am wohlsten fühlt, ,,spielt eben die Musik''.-AWeniger laute Töne wären möglicherweise mehr. Ganz dezent, weil man sich öffentlich nicht weh tun will, merkt Hans-Jürgen Hilgendorf dies als Frage an. Er ist Geschäftsführer der Deutschen Sport-Marketing GmbH, einer Gesellschaft des Nationalen Olympischen Komitees und der Sporthilfe, die das ,,Deutsche Haus'' mit seinem ,,Team Olympia'' initiert haben. Der 44jährige übt sich mit einem 2,5 Millionen-Budget in neuer Bescheidenheit, weil die Zeiten danach seien. Champagner wird nicht mehr ausgeschenkt, das hat er ausdrücklich verboten, das paßt nicht in seine ,,Philosophie der Zurückhaltung''.-A Sagt's und lehnt sich entspannt zurück, weil er hochinteressante Signale vom Montjuic empfangen hat. Direktor Kleinert, dessen Kosten in einem preistreibenden Wettbewerb explodiert sind, deutet den Willen zur Zusammenarbeit an. Das wie, das wo und das wann sind noch ungeklärt, für Hilgendorf steht nur soviel fest: Erstens wird es keine 1 (Daimler)+ 6 (Sponsoren)- Regelung geben und zweitens keinen Hummer, ,,unter dem sich die Tische biegen''. Letzteres wird Kleinert keine Probleme bereiten - er mag lieber Maultaschen.Abendgymnasium hat noch einige Plätze frei

OFFENBACH. Am Abendgymnasium für Berufstätige beginnt das neue Schuljahr am 3. August. Wer bislang seine Anmeldung verpaßt hat und die Mittlere Reife besitzt, kann in der "anlaufenden Einführungsphase und nach Rücksprache mit der pädagogischen Schulleitung" doch noch aufgenommen werden.

Außerdem beginnt am 10. August am Abendgymnasium ein neuer Aufbaukurs für ehemalige Hauptschüler.

Detail-Information und Bildungsberatung gibt es täglich in der Zeit von 17 bis 20 Uhr am Abendgymnasium für Berufstätige, Brandsbornstraße 11 bis 15 (im Gebäude der Leibniz-Schule), Telefonnummer 069 / 83 70 61.

Der Unterricht findet montags bis freitags von 17.45 Uhr bis 21.50 Uhr statt. Der Besuch der Schule ist kostenlos, weil sie in die Unterrichts- und Lehrmittelfreiheit des Landes Hessen einbezogen ist. Deshalb können die Schule auch Berufstätige aus Stadt und Kreis Offenbach besuchen. lz

USA erhöhen Druck auf Saddam Iraks Opposition bittet um Waffen- und Wirtschaftshilfe

paa WASHINGTON, 30. Juli. US- Außenminister James Baker ist am Mittwoch in Washington erstmals mit führenden Vertretern der irakischen Opposition gegen Saddam Hussein zusammengetroffen. In dem zweistündigen Gespräch versicherte Baker den irakischen Dissidenten, die USA stünden weiterhin auf der Seite derjenigen, "die Saddams Tyrannei bekämpfen". Der Vorsitzende der Patriotischen Union Kurdistans, Dschalal Talabani, forderte die USA dazu auf, für die schiitische Bevölkerung im Süden des Irak eine ähnliche Schutzzone einzurichten, wie sie von der UN seit dem Ende des Golf-Kriegs im kurdischen Norden überwacht wird.

Talabani und der Chef der Kurdischen Demokratischen Partei, Massud Barsani, baten Baker auch um Waffen- und Wirtschaftshilfe, damit Kurdistan in Zukunft als Modell für all diejenigen Iraker dienen könne, die Saddam stürzen und eine Demokratie errichten wollten. Außenminister Baker machte den Kurden und den an dem Gespräch teilnehmenden Vertretern der Sunniten und Schiiten Iraks keine konkreten Versprechungen in bezug auf die geforderte logistische und militärische Hilfe.

Nach dem Sieg im Golf-Krieg war US-Präsident George Bush für seine mangelnde Unterstützung der anschließenden Revolten in Kurdistan und im schiitischen Süden des Iraks heftig kritisiert worden. Die erste offizielle Einladung der Oppositionsführer durch Baker ist Teil einer neuen diplomatischen Offensive der Bush-Administration, mit der Saddam Hussein vor weiteren Angriffen auf die Minderheiten in seinem Lande gewarnt werden soll.

Unterdessen verstärkten die USA ihre militärische Präsenz in der Golf-Region. In Kuwait wurde eine zusätzliche Batterie von Patriot-Raketen installiert, eine weitere Batterie soll in ein bis zwei Tagen von Deutschland nach Bahrain verlegt werden.

Trio raubte 20jährigen im Höchster Bahnhof aus

HÖCHST. Übel mitgespielt haben drei Männer am Mittwoch nachmittag einem 20jährigen aus Niedernhausen. Der saß im Bahnhof Höchst gegen 15.45 Uhr am Gleis 3 auf einer Bank. Einer aus dem Trio fragte ihn nach Zigaretten. Der 20jährige konnte allerdings nur Tabak anbieten. Daraufhin zog ein Täter ein Butterfly-Messer und forderte die Armbanduhr des Mannes. Als ihm der Dritte im Bunde unvermittelt einen Faustschlag unter das rechte Auge verpaßte, rückte er das Stück heraus. Doch die Räuber wollten mehr und ließen sich auch noch die Geldbörse mit 40 Mark geben. Anschließend machten sie sich aus dem Staub.

Obwohl der 20jährige nach Angaben der Polizei laut um Hilfe rief, kam ihm auf dem Bahnsteig keiner der Augenzeugen zu Hilfe. tos

Das Spielmobil geht wieder auf "Tournee"

HATTERSHEIM. Mit dem Ende der Ferien geht auch das Spielmobil wieder auf Tour. Erste Station ist am Dienstag, 4. August, Okriftel. Toben und spielen können dort Kinder zwischen sechs und 13 Jahren von 15 bis 17.30 Uhr am Spielplatz in der Rossertstraße.

Tags darauf rollt der Spielbus nach Hattersheim, macht von 15 bis 17.30 Uhr halt am Spielplatz "Am Schieferstein". Zur gleichen Zeit steht das Gefährt am Donnerstag, 6., an der Grundschule "Am Weißen Stein" in Eddersheim. kkü

Nach 18 Jahren hingerichtet

SALT LAKE CITY, 30. Juli (AP). Nach 18 Jahren in der Todeszelle ist am Donnerstag im US-Staat Utah der wegen Raubmordes verurteilte William Andrews hingerichtet worden. Der 37jährige hatte bis zuletzt gegen das Todesurteil mit der Begründung gekämpft, er sei für die Erschießung von drei Menschen bei der Geiselnahme in einem Rundfunkgeschäft 1974 nicht verantwortlich zu machen. Doch das Oberste Gericht der USA lehnte am Dienstag seinen Antrag auf Umwandlung des Todesurteils in eine lebenslange Haftstrafe ab.

Der Todesschütze bei dem Geiseldrama von Ogden, bei dem die Opfer gefoltert und vergewaltigt worden waren, war 1987 hingerichtet worden. Die Staatsanwaltschaft hatte erklärt, Andrews sei nach dem Gesetz genauso schuldig wie der Todesschütze.Zur Pferdetränke

Adresse: Zur Pferdetränke, 6073 Egelsbach, Außerhalb 105 (gegenüber des Flugplatzes), Telefon: 0 61 03 / 4 98 94.

Öffnungszeiten: wochentags von 14 bis 24 Uhr, am Wochenende von 12 bis 24 Uhr. Dienstag ist Ruhetag.

Parken: ausreichend Parkplätze.

Bus/Fahrräder: keine Buslinie in der Nähe; per Fahrrad von Erzhausen und Egelsbach aus gut zu erreichen.

Angebote: 120 Plätze auf der Terrasse, 150 Plätze drinnen.

Preise: Spezialität des Hauses ist der von Elisabeth Zühl täglich selbstgemachte Kuchen: Trockener Marmorkuchen kostet 1,50 Mark, Obstkuchen 2 Mark und Sahnetorte 3,50 Mark. Schafskäse 8,50 Mark; Hausplatte aus eigener Schlachtung (verschiedene Wurst vom Rind und Käse) gibt's für 12 Mark; Schmalzbrot 2,50 Mark; argentinisches Filetsteak mit Kräuterbutter 25 Mark, für jede zusätzliche Beilage 3 Mark.

Zu trinken gibt es frische Kuhmilch aus Erzhausen, die Tasse zwei Mark. Pils und Export vom Faß (0,3 Liter) kosten 2,80 Mark, Weizenbier und alkoholfreies Bier (0,5) 4,50 Mark. Selters, Limo und Saft kosten 2,50 und ein Glas Apfelwein (0,25) zwei Mark. Der Wein kommt direkt vom rheinhessischen Winzer, kostet pro Flasche (0,7) 14 Mark, das Glas (0,2) vier Mark.

Behinderte: Die Terrasse ist nur über eine Stufe zu erreichen. Ist sie überwunden, gibt es bis zur Toilette (geräumig) keine Probleme mehr. fra

BHF blickt bang zur Bundesbank

ski FRANKFURT A. M. Obwohl sich ihre Erwartung, daß die Phase hoher Zinsen mit inverser Struktur dem Ende zugehe, durch die jüngsten Beschlüsse des Hauses Schlesinger noch nicht erfüllte, erwartet die BHF-Bank 1992 ein "befriedigendes Gesamtergebnis". Einschränkend heißt es jedoch im Zwischenbericht, die Ertragsentwicklung bis zum Jahresultimo dürfte "maßgeblich von den geldpolitischen Entscheidungen der Bundesbank und deren Auswirkungen auf die internationalen Märkte geprägt werden".

Im ersten Halbjahr konnte die BHFBank mit den auf dem Kopf stehenden Zinsen (kurzes Geld ist teurer als langes) und mit der Lage an den Finanzmärkten offenbar ganz gut leben. Das Gesamtbetriebsergebnis der Bank stieg im echten Vorjahresvergleich um fast 14 Prozent auf 142 Millionen Mark (für den Konzern wird nur das Teilresultat ohne Eigenhandelsgewinne genannt: plus 15 Prozent auf 149 Millionen, allerdings bei erweitertem Konsolidierungskreis). Auffallend ist der Vermerk, daß das Betriebsergebnis nur eingeschränkten Aussagewert über die Ertragslage besitze, weil darin die Risikovorsorge im Kreditgeschäft nicht berücksichtigt ist. Dies könnte ein dezenter Hinweis auf drohende Ausfälle bei einem Kanada-Engagement sein (die FR berichtete), worauf der Bericht nicht eingeht.

Das Geschäftsvolumen des BHF-Konzerns kletterte seit Jahresbeginn um gut sechs Prozent auf 51,5 Milliarden.

Anwohner müssen mit Lärmbelästigung rechnen

MAIN-KINZIG-KREIS. Mit nächtlichen Lärmbelästigungen müssen Anlieger an der Bundesbahnstrecke Großkrotzenburg - Hanau - Friedberg rechnen. Wie die Bundesbahn mitteilt, wird dort von Dienstag, 4. August, bis Mittwoch, 5. August, sowie von Mittwoch, 5. August, bis Donnerstag, 6. August, ein Schienenschleifzug eingesetzt.

Angetrunkener Fahrer rammte Polizeiauto

HÖCHST. Ausgerechnet auf einen geparkten Dienstwagen der Polizei prallte in der Nacht zum Donnerstag ein 18jähriger Kronberger, nachdem er mit seinem Auto nach rechts von der Fahrbahn abgekommen war. Der Unglücksrabe und sein 19 Jahre alter Beifahrer mischten sich unter die Menge der Schaulustigen. Nachdem Augenzeugen die beiden dennoch erkannten, stellte die Polizei fest, daß der 18jährige Fahrer angetrunken war. Die Höhe des Schadens wird auf rund 8000 Mark geschätzt. leo

Mafiosi-Namen veröffentlicht

ROM, 30. Juli (dpa). Die italienische Zeitschrift "Epoca" hat in ihrer jüngsten Ausgabe ein 24seitiges Dossier der Carabinieri veröffentlicht, in dem detailliert mit Namen und Rang die Organisation der sizilinischen Mafia dargestellt wird. Ingesamt 3564 Personen werden aufgeführt, wobei sie nach "Familien" gegliedert sind.

Sowohl die legalen als auch die gesetzeswidrigen Aktivitäten sind aufgelistet, ebenfalls das beherrschte Gebiet oder der kontrollierte Stadtteil beziehungsgweise Ort. Genau wird unterschieden zwischen Chefs, Statthaltern und Vize-Chefs, Beratern, Ex-Chefs, Gruppenführern sowie den "Ehrenmännern" (einfache Mafiosi) und Handlangern. Deutlich gekennzeichnet ist auch, wer flüchtig oder wer bereits einmal verurteilt ist und wer noch offiziell ein weiße Weste hat. Einzige Einschränkung der Studie: über jeder Familie steht "vermutliche Mitglieder".

Erich Honecker bleibt vorerst in Haft Zelle in Moabit / Ehefrau flog nach Chile

FRANKFURT A. M., 30. Juli (AP/AFP/dpa/Reuter). Der ehemalige DDR- Staatschef Erich Honecker bleibt nach seiner Rückkehr nach Deutschland zumindest vorerst in Haft. Am Donnerstag wurde Honecker in der Berliner Haftanstalt Moabit dem Untersuchungsrichter vorgeführt, der ihm die Haftbefehle verkündete. Honeckers Anwälte verzichteten zunächst darauf, Haftverschonung zu beantragen. Dies werden sie voraussichtlich erst in einigen Tagen tun. Honeckers Ehefrau Margot flog am Donnerstag von Moskau nach Chile. Honeckers Anwalt Friedrich Wolff sagte, sein Mandant habe die chilenische Botschaft in Moskau am Mittwoch abend nicht freiwillig verlassen, sondern sei unter Druck gesetzt worden.

Am Donnerstag vormittag verlas die zuständige Schwurgerichtskammer des Landgerichts Berlin Honecker den Haftbefehl wegen versuchten und vollendeten Totschlags in 74 Fällen im Zusammenhang mit dem Schießbefehl an der früheren deutsch-deutschen Grenze. Ein Haftrichter verlas zudem einen zweiten Haftbefehl des Amtsgericht Tiergarten wegen Vertrauensmißbrauchs und Untreue im Zusammenhang mit der aufwendigen Versorgung im früheren SED-Prominentenwohnort Wandlitz.

Honecker habe die Haftbefehle gefaßt aufgenommen und dazu nichts gesagt, berichtete sein Anwalt. Nachdem der 79jährige am frühen Morgen noch gesund gewirkt habe, sei er zwei Stunden später bereits stark erschöpft gewesen. Anfang nächster Woche will Wolff mit seinen Westberliner Kollegen über einen Antrag auf Haftverschonung beraten.

Kurz nach seiner Ankunft in Berlin war Honecker in der Nacht zu Donnerstag von Ärzten untersucht worden. Danach hatte Justizsenatorin Jutta Limbach (SPD) gesagt, er sei haftfähig und in eine Station der Inneren Abteilung des Haftkrankenhauses eingewiesen worden. Weitere Untersuchungen des vor 16 Monaten aus Deutschland Geflohenen sollen folgen. Der für den Strafvollzug zuständige Abteilungsleiter Christoph Flügge bescheinigte Honecker den "Eindruck eines rüstigen Mannes, der keinerlei akute Beschwerden aufwies".

In Bonn begrüßten Politiker die Rückführung Honeckers nach Deutschland.

(Weitere Berichte auf dieser Seite sowie Seiten 3 und 4, Kommentar auf Seite 3)

Ausschuß berät Zukunft des Kurstadt-Verkehrs

BAD NAUHEIM. Damit der Durchgangsverkehr aus Bad Nauheim unmittelbar nach der Fertigstellung der B 3 auf diese Straße gedrängt werden kann, wird der Bau- und Planungsausschuß in seiner nächsten Sitzung am Dienstag, 4. August, ab 20 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses das vom Magistrat gewünschte Umwidmungsverfahren diskutieren und vermutlich auch befürworten. Das neue Teilstück soll Ende 1994 befahrbar sein.

Weitere Themen der öffentlichen Sitzung sind ein Bericht der Stadtverwaltung über die Altstadtsanierung und ein Antrag einer Firma, die eine Annahmestelle für wiederverwertbare Baustellenabfälle einrichten will. str

38jähriger von Auto angefahren und verletzt

Beim Überqueren des Nibelungenplatzes ist ein Fußgänger in der Nacht zum vergangenen Sonntag angefahren und schwer verletzt worden. Das Opfer, ein 38jähriger polnischer Tourist, wurde von einem Ford Escort erfaßt, dessen 22jähriger Fahrer aus Offenbach in Richtung Osten unterwegs war.

Die Polizei bittet Unfallzeugen um einen Anruf beim 2. Revier in der Hynspergstraße; Telefon 43 02 61. habe

Am Mythos vom Opferlamm wird schon gestrickt Auch am "Tag danach" blieb eine schlüssige Antwort auf die Frage nach Honeckers Motiv für seine Heimkehr aus

Nein, keine Handschellen. Kein Sträflingsanzug. Auch keine Sonderausstattung der Zelle. Jene Journalisten, die zu mitternächtlicher Stunde die erste Liga der Berliner Justiz mit Fragen löcherten, erhielten nicht das erhoffte sinnfällige Bild für den Niedergang des einstigen Staats- und Parteichefs der DDR. Was Justizsenatorin Jutta Limbach im Verein mit dem Generalstaatsanwalt, dem Leiter Von Inge Günther und Axel Vornbäumen (Berlin) der Abteilung Regierungskriminalität und dem Abteilungsleiter Strafvollzug über den gegenwärtigen Verbleib Erich Honeckers in der Untersuchungshaftanstalt Berlin-Moabit mitzuteilen hatten, klang eher dürr.

Seine erste Nacht in jenem Gefängnis, dessen Gitter der damalige kommunistische Jugendfunktionär schon einmal, unter den Nazis, anderthalb Jahre lang von innen sah, verbrachte er in der Abteilung für Inneres des Haftkrankenhauses. Zuvor hatten ihn zwei Ärzte "sorgfältig untersucht", wie die Justizsenatorin bekanntgab. Mit dem "zunächst vorläufigen Ergebnis", daß der 79jährige haftfähig ist. Auch vom Augenschein her hinterließ er zumindest bei Christoph Flügge, dem Verantwortlichen beim Senat für den Vollzug, "einen rüstigen und voll orientierten Eindruck". Demnach konnte der Spaziergänger Honecker sogar zu Fuß in das Haftkrankenhaus hineingehen.

"Situationsangemessen reagiert" - was immer darunter zu verstehen sein mag - habe er auch bei der Aufnahmeprozedur. Viel mehr Details waren nicht zu erfahren. Gerade noch, daß die Krankenzelle Bett, Nachttisch, Schrank und Waschbecken enthalte. Die übliche Ausstattung eben. Ein ganz "normaler" Untersuchungshäftling sei da angekommen, das war die nächtliche Botschaft der Justiz an die aufgewühlten Medienvertreter. So bedurfte es auch erst der Nachfrage, daß Honecker "selbstverständlich sehr gründlich" auf Gegenstände durchsucht worden sei, mit denen er sich selbst etwas hätte antun können. Nein, die Giftkapsel, die - wie aus Moskau kolportiert worden war - von Honecker stets griffbereit aufbewahrt worden sein soll, gehörte nicht zu seinen Mitbringseln, die nun unter Verschluß liegen.

Etwas spektakulärer hätte die schaulustige Menge, die nur wenige Stunden zuvor an der Justizvollzugsanstalt darauf harrte, wie die einstige Ostberliner Führungsfigur in den Knast einfährt, die Verhaftung schon gerne gehabt. Inmitten eines Pfeifkonzertes, aufgeregten "Mörder-Mörder"-Rufen und einem Dutzend Spartakisten mit Roter Fahne sowie bescheidenen "Freiheit für Honekker"-Schildchen war die polizeigeschützte Wagenkolonne kurz vor 21 Uhr vor die Pforte VI in Moabit gebraust. Eine Sekundensache dann, bis die eiserne Pforte sich öffnete und die Eskorte schluckte. Wer da tatsächlich einen Blick in den Benz geworfen haben wollte, in dem Honecker hinter schwarzen Vorhängen hockte, mußte mit Phantasie begabt sein. Als Ersatz für den realen Blick auf das personifizierte Symbol des DDR-Unrechts, das Honecker für viele darstellt, dienten die Blitzlichter, Kameras und Mikrofone, die Volkes Ruf nach Wasser und Suppe für Erich entgegengestreckt wurden. Die Polizei nahm es mit Bedacht hin. Selbst beim Run auf die Straße.

Darauf legte man auch bei der nächtlichen Pressekonferenz im Rathaus Schöneberg größten Wert. "Der Strafanspruch des Staates gestattet solche Gefühle wie Triumph nicht", versuchte Jutta Limbach die Emotionen zu dämpfen und die Ehre der Justiz hochzuhalten. Honecker werde nun einmal nicht wegen einer Ideologie der Prozeß gemacht, sondern wegen Totschlagverdachts. Dabei ist man sich in Berlin durchaus bewußt, daß eine solche Sichtweise auch unter namhaften Strafrechtlern umstritten ist. Eine der zentralen Punkte des Verfahrens gegen Honecker und fünf weitere ehemalige DDR-Größen wegen der Todesschüsse an der deutsch-deutschen Grenze definierte Limbach denn auch wie folgt: "In der Tat ist die Frage, ob Honecker wegen der Gewaltakte an der Mauer strafrechlich zur Verantwortung gezogen werden kann, nicht ganz unbestritten." "Aber", so Limbach weiter, "ich denke, daß diese Frage letztlich auch der Bundesgerichtshof, vielleicht sogar das Bundesverfassungsgericht zu entscheiden haben wird, ob auch das Oberhaupt einer Regierung an bestimmte Grenzen der Sitte und des Rechts gebunden ist. Die Frage wird sich stellen, ob ein Staatsoberhaupt nach Gutdünken bestimmen kann, was Recht und Unrecht ist." Die Bundesrepublik Deutschland als Rechtsstaat par excellence - Jutta Limbach spielte zu später Stunde im Rathaus Schöneberg nur die Rolle der Vorreiterin. Auch am "Tag danach" blieb eine schlüssige Antwort auf die entscheidende Frage nach dem letztendlichen Motiv für Honeckers Abflug aus Moskau aus. Das nährte Spekulationen über den vermeintlichen "politischen Deal" oden den Druck, der zur Ausreiseaktion führte. So war denn die Politik zunächst darum bemüht, wenigstens die Rechtsstaatlichkeit des Ergebnisses zu dokumentieren. Sie tat das mit der Wiederholung von Selbstverständlichkeiten, wie etwa Bundesjustizministerin Sabine Leutheuser-Schnarrenberger. Honecker, so die Ministerin, könne mit einem "fairen Verfahren" rechnen.

Die eher zurückhaltend vorgetragene Befriedigung über das Ende des 17 Monate währenden Moskauer Exils kommt nicht von ungefähr: "Schauprozeß" und "Siegerjustiz" sind die Schlagworte, denen man in Bonn und Berlin ebenso gerne ausweichen will wie der These, man lenke mit diesem Verfahren nur von der mißlichen Situation im deutschen Osten ab. Natürlich gibt es einige, die das Brennglas unter diesem Winkel auf den "Fall Honecker" richten - und nicht wenige würden daraus gern ein Feuer "für die neuen Machthaber" entzünden. Nicht unbedingt jene vermeintlich existierende Volksseele, die an solchen Tagen gerne in Boulevardzeitungen kochend nach "Gerechtigkeit" schreit, aber "Kopf ab" meint - und sich enttäuscht zeigt, daß der Rechtsstaat andere Wege geht. Die Ostdeutschen begegneten der Heimkehr ihres früheren Staatschefs überwiegend mit Gelassenheit. Es war die phasenweise etwas ruhig gewordene Riege der DDR-Nostalgiker, die sich pünktlich mit der Ankunft Honeckers zurückmeldete. Sie hat, wie in alten Zeiten, immer noch dasselbe Sprachrohr. In Zentralorgan-Manier vermeldete das Neue Deutschland am Donnerstag den "Husarenstreich", dem der "langjährige Vorsitzende des Staatsrates der DDR und Generalsekretär des ZK der SED" ausgesetzt war. Der geschätzte ND-Leser weiß nun auch, daß es "die BRD-Justiz" war, die eine 783 Seiten starke Anklageschrift gegen Honecker formuliert hat. Neu ist, daß Volkes Stimme - falls geeignet - auch schon einmal aus West-Mund erschallen darf. Etwa in Gestalt des 62jährigen Westberliner Verwaltungsangestellten, den Zweifel am Prozeß übermannen, "weil noch nie Fairneß die deutsche Justiz ausgezeichnet hat". Oder durch den 24jährigen Westberliner, der einen "Schauprozeß" erwartet, "damit das Volk wieder seinen Schuldigen hat".

Dieser Meinung ist man nicht nur beim kürzlich gegründeten "Solidaritätskomitee für Erich Honecker". Man teilt sie mittlerweile auch bei der SED-Nachfolgepartei PDS. Das Urteil über das Verfahren ist gefällt. "Auf jeden Fall", so PDS- Sprecher Hanno Harnisch, sei das "ein politischer Prozeß". Es komme nun die "miese, plumpe, unerträgliche Rache an einem tragischen, alten Mann". Die Abwandlung dieser parteiintern einstudierten These hatte der Chef persönlich, Gregor Gysi, in bekannter Eloquenz bereits vor Monaten geliefert: "Und ich erinnere mich, wie Bundeskanzler Kohl von Erich Honecker bei der Tischrede beim Staatsempfang die Wiedervereinigung verlangt hat. Da frage ich mich, es hätte doch der Ehrlichkeit halber hinzugehört zu sagen, natürlich werden Sie anschließend samt Ihrer Grenzsoldaten sofort eingelocht." Reaktivierte Worte des Genossen Gregor vom 14. Dezember 1991. Der "eingelochte Honecker" wird mindestens noch einige Tage in Moabit bleiben. Sein Ostberliner Rechtsanwalt Friedrich Wolff stellte am Donnerstag morgen beim Haftverkündungstermin weder den Antrag auf Haftverschonung noch auf einen neuen Prüfungstermin. Er wolle zunächst die Rückkehr der beiden Westberliner Mitverteidiger aus dem Urlaub abwarten. Bis dahin - angenehmer Nebeneffekt - arbeitet die Zeit am Mythos des "politischen Häftlings", als der sich Honecker selbst betrachtet. Denn keinesfalls freiwillig will Honekker nach Darstellung des Anwalts nach Deutschland zurückgekehrt sein, sondern unter Verletzung fundamentaler internationaler Rechte. Die Chilenen hätten seinen Rausschmiß aus dem Moskauer Domizil mit Hilfe russischer Sicherheitsbeamter inszeniert, nachdem die Jelzin-Regierung noch nicht einmal in der Lage gewesen sei, die Anträge des einstigen Staatsoberhauptes auf Asyl oder auch der Gewährung eines russischen Rechtsvertreters überhaupt zu beantworten.

Als "kein gutes Vorzeichen für ein rechtsstaatliches Verfahren" wertet Wolff auch "massive Beschimpfungen", denen er sich wegen der Mandatsübernahme im Fall Honecker ausgesetzt sieht. Nicht schlecht freilich macht sich so etwas, um das vielzitierte faire Verfahren auch international in Frage stellen zu können. Erich Honecker - das fromme Opfer-lamm in den Fängen der deutschen Justiz. Zu diesem Bild paßt die Lobeshymne Wolffs über den Moskauer Spätheimkehrer. Ein ausgesprochen "angenehmer Mandant" sei das, der keine Ansprüche stelle. "Einmalig" in einem Verteidiger-Leben.Das Wetter

Wetterlage Am Rande eines Hochs über dem Mittelmeerraum wird heiße Luft nach Deutschland geführt. Eine schwach ausgeprägte Kaltfront eines Tiefs über Finnland beeinflußt vorübergehend die Mitte und den Süden Deutschlands.

Vorhersage bis Samstag

Im Norden meist sonnig. Höchsttemperaturen um 25 Grad. Im übrigen Deutschland heiter bis wolkig, nachmittags zeitweise auch stark bewölkt und einzelne Wärmegewitter. Höchsttemperaturen 29 bis 34 Grad. Tiefsttemperaturen 16 bis 20 Grad.

Von Gewitterböen abgesehen, schwachwindig.

Freitag: Im Norden heiter bis wolkig, aber meist niederschlagsfrei. Im übrigen Deutschland sonnig, nachmittags und abends im Süden auch wolkig und einzelne Gewitter. Höchsttemperaturen im Norden 25 bis 30, sonst 30 bis 35 Grad.

Samstag/Sonntag: Im Norden anfangs wechselnde Bewölkung und einzelne Schauer, am Sonntag wieder sonnig. Höchsttemperaturen um 25 Grad. In den anderen Gebieten teils sonnig, teils wolkig und einzelne Schauer oder Gewitter.

Höchsttemperaturen am Samstag 29 bis 34, am Sonntag um 30 Grad.

Montag bis Donnerstag: Teils heiter, teils wolkig, vereinzelt Schauer oder Gewitter. Höchsttemperaturen im Norden um 25, im Süden um 30 Grad.

Temperaturen vom Vortag, 14 Uhr MEZ

Ausland Ort Wetter Grad

Algier

leicht bewölkt 35

Amsterdam

wolkig 25

Athen

wolkenlos 25

Barcelona

leicht bewölkt 27

Bordeaux

wolkig 27

Brüssel

leicht bewölkt 29

Budapest

wolkig 27

Dublin

wolkig 19

Helsinki

wolkig 22

Innsbruck

leicht bewölkt 29

Istanbul

leicht bewölkt 26

Kairo

wolkenlos 31

Larnaka

leicht bewölkt 31

Las Palmas

leicht bewölkt 24

Lissabon

leicht bewölkt 28

Locarno

leicht bewölkt 28

London

stark bewölkt 24

Madrid

leicht bewölkt 30

Malaga

leicht bewölkt 29

Mallorca

leicht bewölkt 29

Moskau

wolkig 20

Nizza

leicht bewölkt 30

Paris

leicht bewölkt 33

Rom

wolkenlos 32

St. Petersburg

wolkenlos 19

Stockholm

stark bewölkt 21

Tunis

wolkenlos 33

Varna

wolkig 26

Venedig

wolkenlos 29

Warschau

leicht bewölkt 27

Wien

leicht bewölkt 29

Zürich

leicht bewölkt 30

Deutschland

Berlin

wolkig 29

Dresden

leicht bewölkt 29

Feldberg/Ts.

wolkenlos 26

Feldberg/Schw.

leicht bewölkt 20

Frankfurt/M.

wolkenlos 31

Freiburg

leicht bewölkt 32

Garmisch

leicht bewölkt 29

Hamburg

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Köln/Bonn

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Leipzig

leicht bewölkt 29

München

leicht bewölkt 31

Norderney

wolkig 21

Rostock

wolkig 24

Sylt

wolkig 20

Zugspitze

leicht bewölkt 10

Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Ozonwerte 06 11 / 58 12 42

Sonnenaufgang 5.53 Uhr

Sonnenuntergang 21.10 Uhr

Mondaufgang 8.11 Uhr

Monduntergang 21.36 Uhr

Straßenräuber fanden Opfer im Rothschildpark

Ein 53jähriger Mann ist am Mittwoch abend, gegen 19 Uhr,im Rotschildpark ausgeraubt worden.

Die beiden Täter bedrohten den Passanten zunächst mit einem Küchenmesser und zogen ihm dann die Geldbörse aus der Gesäßtasche, meldet die Polizei. In dem Portemonnaie des Überfallenen steckten 200 Mark, ein Werks- und ein ADAC-Ausweis.

Die beiden Räuber flüchteten nach der Tat in Richtung Bockenheimer Landstraße. habe

"Man muß sich von der Vorstellung verabschieden, das Strafrecht könnte soziale Maßnahmen unterstützen. Es verhindert sie. Welche Frau geht denn zu Behörden und sagt: ,Ich bin in Not', wenn sie damit rechnen muß, strafrechtlich verfolgt zu werden."

Faulenzen zwischen Pfauen und Pferden Neben der "Pferdetränke" liegt ein kleiner Tierpark Von unserer Mitarbeiterin Frauke Haß EGELSBACH. Eigentlich wollten Christa und Heinz Günter Zühl nur einen Pensionsstall aufmachen, als sie 1984 auf dem riesigen Grundstück gegenüber des Flugplatzes in Egelsbach einzogen. Doch mit der Zeit fügten sie sich dem Ansturm der Leute und eröffneten 1987 ihr Lokal "Zur Pferdetränke", das sie im Familienbetrieb bewirtschaften. Zuerst stand nur ein kleines Holzhaus neben den Ställen, ein Aufenthaltsraum für die Reiter, die sich hier nach dem Training zum Plausch zusammensetzten. Mit den Jahren verselbständigte sich das Ganze dann: "Bei uns war es wirklich genau andersrum als sonst: zuerst kamen die Leute, dann beantragten wir eine Konzession für die Gaststätte", lacht die aus Norddeutschland stammende Gisela Zühl.

Mittlerweile ist aus der kleinen Hütte ein großes Lokal mit 150 Plätzen geworden. Auf der Terrasse stehen unter Sonnenschirmen seit vergangenem Jahr noch einmal 120 Plätze zur Verfügung. "Damit war es genau dasselbe: Seit wir hier sind, sitzen die Leute bei schönem Wetter draußen. Die haben sich halt immer die Stühle rausgeholt und sich einfach in die Sonne gesetzt. Also fügten wir uns den Tatsachen und eröffneten die Terrasse."

Wenn es nach Gisela Zühl ginge, würde die Gaststätte nicht erst um 14 Uhr, sondern schon um 8 Uhr morgens öffnen. "Manchmal wenn ich vormittags 'rüber komme, sitzen schon Leute da, die 'was trinken, oder frühstücken wollen." Doch es fehlt an Personal: Die Chefin selbst bedient nahezu ausschließlich allein, drinnen und draußen. Nur hie und da gehen ihr ein paar Aushilfskräfte zur Hand. Ein hartes Brot bei insgesamt 270 Plätzen.

Neben Spaziergängern und Ausflüglern kommen die meisten Gäste der Zühls aus Egelsbach und Erzhausen. Vor allem die Flieger vom nahen Flugplatz schauen regelmäßig herein. "Bei denen geht das ja mit dem Sunset, die kommen erst wenn's dunkel wird. Im Winter kann das schon um halb fünf sein, im Sommer oft erst um 22 Uhr." Auch nutzen viele Egelsbacher die Gaststätte für ihre regelmäßigen Klassen- und Jahrgangstreffen. Und natürlich kommen täglich die Reiter des Pensionsstalls, in dem Heinz Günter Zühl weiterhin eine Pferdezucht betreibt.

Das hat der gebürtige Egelsbacher schon früher gemacht: Mitten im Ort züchtete er Fjordpferde. Doch mit der Zeit wurde dort alles zu klein und er zog mit Familie und Pferden nach "Außerhalb". Mittlerweile sind die Zühls allerdings umgestiegen auf russische Pferde. Mit drei Gestüten in der Nähe von Moskau haben sie sich auf ein Joint Venture geeinigt. Fast in ganz Europa handelt die Familie mit den russischen Pferden, deren Trainer sie gleich mitgenommen haben: Zwischen acht und zehn Pferdekenner aus Rußland wohnen als Dauermieter in den Gästezimmern der Zühls. Morgens um zehn Uhr frühstückt die fröhliche Runde gemeinsam im noch leeren Gastraum: Völkerverständigung in Reiterstiefeln. Nächstes Jahr organisiert der Pferdenarr Zühl zwei Reiterreisen nach Rußland: "Das eine wird 'ne Abenteuerreise, so richtig mit einem Packpferd. Die andere Reise wird ein bißchen ruhiger. Da fahren wir in ein schickes Hotel mit Reithalle, See und allem Drum und Dran", freut sich der Züchter schon jetzt.

Ganz nebenbei betreibt die engagierte Familie einen kleinen Tierpark: Neben den Pferden haben sie Hunde, Fische, Enten, Gänse, Haushühner, Seidenhühner, Pfauen, Hängebauchschweine und Schafe. "Wir wollen das noch erweitern", verspricht Zühl. Denn dem Kontakt zu den Viechern im Tierpark und der nahen Natur schreiben die Zühls einen Großteil ihres Erfolgs bei den Gästen zu. Die Hühner flattern schon lange einfach über den Zaun, wenn sie Hunger haben. Auf der Terrasse sitzen sie dann unter den Tischen und lassen sich füttern, erzählt Gisela Zühl, "das kann man den Leuten halt nicht abgewöhnen, es macht halt Spaß." Zwischen der zum Flugplatz führenden Straße "Außerhalb" und der Terrasse liegen die Pferdekoppeln und die Ställe: In der Tat ein Familienlokal, hier können Eltern ihre Kinder recht unbesorgt laufen lassen. Außer Pferdehufen ist keine Gefahr in Sicht.

Eine Republik stirbt

Die Suche nach einem tschechoslowakischen Präsidenten gerät zur Farce im Stil eines Bühnenstücks von Vaclav Havel. Beim neuen Anlauf des CSFR-Parlaments zur Wahl eines Staatsoberhaupts für die dahinsiechende Föderation bewarben sich am Donnerstag drei Kandidaten, die entweder ohne Unterstützung einer Parlamentsfraktion antraten oder diese Unterstützung selbst zurückwiesen. Die Aussichtslosigkeit ihrer Kandidatur stand damit schon vor der Wahl fest.

Der 39jährige Republikaner Zdenek Viktor Prochazka, gegen den in der CSFR wegen Nichtzahlung von Alimenten ermittelt wird, war unmittelbar vor der Parlamentssitzung vom Donnerstag von den zerstrittenen Rechtsradikalen aus der Partei ausgeschlossen worden. Der zweite Kandidat, der Republikaner Zdenek Pinta (61), erklärte noch vor Beginn der Parlamentssitzung, er wolle mit den Rechtsextremisten nichts zu tun haben, ließ sich aber dennoch von ihnen vorschlagen. Die 56jährige Marie Kristkova wurde aus der Fraktion der Liberalsozialen Union LSU vorgeschlagen, doch betonte deren Führung, die Kandidatur sei mit den Führungsgremien nicht abgesprochen und werde von der LSU nicht unterstützt. ULRICH GLAUBER (Prag)

Miteinander reden ist gut - etwas tun ist besser FR-mobil machte sich auf die Suche nach dem jugendfreundlichen Kronberg/Nur Sprechblasen oder Zusagen?

Exil unter Druck verlassen Honeckers Anwalt erhebt Vorwürfe gegen Chile und Rußland

geg/Vbn/ff BERLIN / BONN, 30. Juli. Erich Honecker ist nach eigener Darstellung zur Rückkehr nach Deutschland gezwungen worden. Sein Verteidiger Friedrich Wolff sagte am Donnerstag nach einer Unterredung mit Honecker, dieser habe nur unter Druck und Verletzung internationalen Rechts die chilenische Botschaft in Moskau verlassen.

Nachdem die Bundesrepublik am 22. Juli in einer Note an die russische Regierung Honeckers Rücküberstellung nach Deutschland verlangt habe, sei ihm offenbar auf Entscheidung des chilenischen Präsidenten Patricio Aylwin hin der Entzug des Gastrechtes erklärt worden, sagte Wolff. Am Mittwoch hätten russische Sicherheitsbeamte die Räume Honeckers in der Botschaft betreten und seinen Abflug gefordert. Honecker habe darauf mit Protest, aber schon aus Altersgründen ohne körperlichen Widerstand reagiert.

Die von Honecker an den russischen Präsidenten Boris Jelzin sowie den Parlamentspräsidenten gerichteten Anträge, unter anderem auf Asyl sowie auf Gewährung eines russischen Verteidigers, seien unbeantwortet geblieben, sagte der Anwalt.

Nach Darstellung von Bonner Regierungskreisen hatten chilenische Diplomaten Honecker am Montagabend signalisiert, daß man ihn "notfalls auch gegen seinen Willen, also mit Gewalt" aus der Botschaft entfernen werde. Die Ausreise aus Moskau habe sich dann wegen "unterschiedlicher Auslegung völkerrechtlicher Fragen" verzögert. Chile wollte, daß Honecker seinen Standpunkt vor einem russischen Gericht vortragen kann. Moskau habe dies abgelehnt, weil es keine Mitverantwortung übernehmen wolle. Schließlich hätten sich beide Seiten darauf geeinigt, daß Honecker den russischen Behörden einen Schriftsatz überbringt. Darin habe er geschrieben, daß er als ehemaliges Oberhaupt eines früher souveränen Staates gar nicht ausgeliefert werden dürfe.

Die Bundesregierung habe weder Honecker noch Chile oder Rußland Zusagen im Zusammenhang mit Honeckers Rücküberstellung gemacht, bekräftigte ihr Sprecher Dieter Vogel am Donnerstag.

Leguan lag auf dem Paul-Kirchhof-Platz Polizei fing Tier mit einer Kiste ein

SINDLINGEN. Einen tierischen Fang machte die Polizei gestern mittag auf dem Paul-Kirchhof-Platz. Mit einem Karton rückten Streifenbeamte einem Leguan zu Leibe, der offenbar einem Liebhaber exotischer Echsen entlaufen war.

Gegen 14.30 Uhr erreichte das 18. Revier der Hilferuf: Spielende Kinder hatten den Leguan in der Hermann-Küster- Straße entdeckt. Als die Streife eintraf, war das etwa 90 Zentimeter lange Tier bereits zum Paul-Kirchhof-Platz gelaufen. Polizeihauptmeister Harald Lukat beschaffte sich an einem Kiosk einen Karton und ging mit seinem Kollegen auf Leguan-Jagd. Den Beamten gelang es nach kurzer Verfolgung, den Kasten über das zappelige Tier zu werfen.

Der Leiter des Exotariums im Frankfurter Zoo identifizierte den Ausreißer vor Ort als südamerikanischen "Grünen Leguan", der bis zu 1,50 Meter lang werden kann. Die Echse darf laut Polizei privat gehalten werden. Bis sich der Besitzer der Tiers meldet, wird der Leguan bei Artgenossen im Zoo untergebracht. tos

Die Chance des Rechtsstaats

Von Karl-Heinz Baum (Berlin)

Der letzte und prominenteste Botschaftsflüchtling der DDR, der einstige Staatsratsvorsitzende und SED-Generalsekretär Erich Honecker ist wieder in Deutschland. Siebzehn Jahre, von 1972 bis 1989, war er der mächtigste Mann im zweiten deutschen Staat, den es seit dem 3. Oktober 1990 nicht mehr gibt. Siebzehn Monate hielt er sich in Moskau auf, davon sieben in Chiles Botschaft, nachdem er mit Hilfe der damals noch existierenden Sowjetmacht dorthin geflohen war. Schlußstrich nun unter das diplomatische Tauziehen zwischen Deutschland, Rußland und Chile. Das Aufatmen über das Ende der politischen Verwicklungen ist allerorten unüberhörbar.

Zunächst ist festzuhalten: Die Präsidenten Rußlands und Chiles, Jelzin und Alwyn, haben Wort gehalten. Sie haben dafür gesorgt, daß Honecker schließlich mit mehr oder weniger Druck Moskaus nach Deutschland zurückkehrte. Die Regierenden in Bonn und Berlin versichern zwar, es gebe keine Absprachen, geschweige denn einen Kuhhandel. Aussichten auf Kredite oder andere wirtschaftliche Hilfen haben Jelzin und Alwyn in ihrem Tun aber vermutlich doch beflügelt.

Der Rechtsstaat kann jetzt beweisen, daß die Maxime von den Kleinen, die man hängt und den Großen, die man laufen läßt, nicht stimmt. Honecker bekommt seinen Prozeß. Aber zum Rechtsstaat gehört auch die Schlüssigkeit der Beweislage. Man wird sehen, ob sie für ein Urteil reicht. Für viele Ostdeutsche kann das Verfahren wichtiger Anschauungsunterricht werden. Nach zweijährigem Umgang mit dem Rechtsstaat sind sie nicht selten schnell bereit, grundsätzlich an ihm zu zweifeln, weil sie Mängel mit Nichtfunktionieren gleichsetzen.

Der noch in diesem Jahr anstehende Prozeß gegen Honecker und andere ehemalige DDR-Spitzenpolitiker wie Erich Mielke, Willi Stoph, Heinz Keßler und Fritz Streletz birgt auch auf anderen Feldern die Chance, das Funktionieren einer demokratischen Gesellschaft zu demonstrieren. Eine Anklageschrift wegen Totschlags in 49 und wegen versuchten Totschlags in 25 Fällen ist anders als in Schau- oder Willkürprozessen unseliger DDR-Zeiten eben kein Urteil. Die individuelle Schuld der Angeklagten wird gewogen und nicht etwa deren moralisches oder politisches Versagen, so sehr viele SED-Opfer gerade das wünschen mögen.

Bei allem Medienspektakel ist der Hauptprozeß zur DDR-Regierungskriminalität kein politischer, auch kein "kurzer Prozeß". Das wird hoffentlich auch der fast achtzigjährige Honecker bald merken, der dieses Verfahren kürzlich noch einen Prozeß der Sieger gegen Besiegte nannte; er übersieht geflissentlich, daß die DDR-Bevölkerung, als sie es konnte, sich seiner und der SED-Willkürherrschaft entledigte. Ohne deren Ende gäbe es einen solchen Prozeß eben nicht.

Natürlich kann das Honecker-Verfahren nicht die DDR-Geschichte aufarbeiten; doch einen wichtigen Beitrag dazu kann es leisten. Die Prozesse zur Aufarbeitung von DDR-Unrecht, nicht nur die gegen Mauerschützen, haben jedenfalls bessere Einblicke in die DDR-Wirklichkeit zugelassen als zahlreiche Bücher und Talk-Shows zusammen. Da rückten gebrochene, gewendete oder gewandelte Lebensläufe ins Rampenlicht der Öffentlichkeit. Wer hätte schon gedacht, daß jener Grenzsoldat, der Weihnachten 1983 die tödlichen Schüsse auf den 20jährigen Silvio Proksch an der Mauer in Berlin abfeuerte, 1989 zu den eifrigen Leipziger Demonstranten gehörte, die wesentlich der DDR den Garaus machten? Ob die Regierenden in Bonn und Moskau auf Dauer froh über die Rückkehr sein werden, steht auf einem anderen Blatt. Ein sich verteidigender Honecker könnte Verstrickungen westdeutscher Politiker ebenso enthüllen wie sowjetische Anweisungen, deren Erfüllungsgehilfe er war. Das russische Fernsehen hält wohl zu Recht für möglich, daß die Hauptschuldigen an Taten, die Honecker in Deutschland zur Last gelegt werden, in Moskau sitzen. Es empfahl den Blick in sowjetische Geheimdienstakten. Honecker ist nicht der einzige Führer eines Ostblocklandes, der sich vor Gericht verantworten muß. Bulgariens Schiwkow steht vor Gericht; Rumäniens Ceaucescu verurteilte ein Revolutionsgericht im Schnellverfahren gewiß nicht rechtsstaatlich zum Tode. Die KP- Führer Ungarns und der CSSR, Kadar und Husak, starben, bevor ihnen ein Prozeß gemacht werden konnte.

Im anstehenden Honecker-Verfahren kann und darf es nicht um Rache gehen. Das Gericht wird vielmehr die Frage zu beantworten haben, ob im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts Mächtige nach eigenem Gutdünken sich ihr Recht selber setzen können, ob sie Menschenleben einfach in ihr politisches Kalkül setzen dürfen, wie die DDR-Führung mit dem Schießbefehl an Mauer und Stacheldraht. Für Diktatoren und Willkürherrscher kann das Honecker-Verfahren zur Warnung dienen: Sie können nicht mehr damit rechnen, einfach zu entkommen - auch jene nicht, die im ehemaligen Jugoslawien oder anderswo die Verantwortung für Tausende von Toten tragen.

Ministerium für neue AKWs

MÜNCHEN, 30. Juli (FR). Den Bau von acht neuen Atomkraftwerken in der Bundesrepublik empfiehlt eine Studie des Bundesforschungsministeriums, um den Ausstoß von Kohlendioxid zu verringern. Wie das Wirtschaftsmagazin Forbes berichtet, geht das Ministerium davon aus, daß die angestrebte Reduzierung der Kohlendioxid-Emissionen um mindestens 25 Prozent bis zum Jahr 2005 nicht durch Einsparmaßnahmen, sondern nur durch den Bau zusätzlicher Kraftwerke zu erreichen sei. Neben den acht neuen Atomkraftwerken empfiehlt die Studie den Bau von 16 modernen Kohlekraftwerken.

Das Szenario steht in krassem Widerspruch zu Untersuchungen des Umweltministeriums und der Enquete-Kommission des Bundestages zum Schutz des Menschen und der Umwelt. Der Vorsitzende der Klimakommission, Michael Müller (SPD), sagt dazu in der Zeitschrift: "Keines der vielen Welt-Energieszenarien kommt zu dem Ergebnis, daß selbst bei einem massiven Ausbau der Kernenergie die Kohlendioxid-Emissionen verringert werden."

Wohnung als Anwaltsbüro: 210 000 Mark Bußgeld

Ein Hauseigentümer im Westend muß jetzt mit 210 000 Mark das höchste Bußgeld zahlen, das das Amt für Wohnungswesen je wegen Zweckentfremdung von Wohnraum verhängt hat. Über zehn Jahre hinweg hatte er eine Wohnung widerrechtlich als Anwaltskanzlei nutzen lassen. Die Summe ist deshalb so hoch, weil das Amt von der Möglichkeit Gebrauch machte, den wirtschaftlichen Vorteil durch die Vermietung als Gewerberaum abzuschöpfen. Der Anwalt soll mit 20 000 Mark zur Kasse gebeten werden.

Sozialdezernent Martin Berg meinte: "Wir hoffen, daß die Höhe des Bußgeldes als Signal an Hauseigentümer wirkt." Mit diesen Bescheiden summieren sich die Bußgelder wegen Zweckentfremdung seit Januar auf 1,164 Million Mark. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 668 000 Mark.

Der Vermieter im Westend erhielt den Bescheid, nachdem ihm das Amt für Wohnungswesen bereits wegen unerlaubter Büronutzung der Nachbarwohnung im selben Gebäude ein Bußgeld über 35 000 Mark geschickt hatte. Die Firma, die dort untergebracht war, mußte inzwischen auf eine amtliche Verfügung hin ausziehen. Auch der Anwalt wurde per Verwaltungsverfügung angewiesen auszuziehen, was bislang noch nicht geschehen ist.

Wie Stadtrat Berg sagte, hat dieser Jurist bis vor kurzem seinen Vermieter im Zweckentfremdungsverfahren vertreten. Weil er als Verteidiger jede sich bietende Gelegenheit zur Verzögerung des Verfahrens genutzt habe, hatte das Amt beim Oberlandesgericht Frankfurt (OLG) erfolgreich dessen Ausschluß von der weiteren Mitwirkung am Prozeß beantragt. Hauseigentümer und Anwalt hatten sich daraufhin an den Bundesgerichtshof in Karlsruhe gewandt, der die OLG-Entscheidung jedoch bestätigte. enk

Stadt vergibt Auftrag für neue Badgasse

FRIEDBERG. Der Auftrag zu Umgestaltung der Badgasse ist von der Stadt Friedberg vergeben worden. Die etwa 200 Meter lange Verbindung zwischen der Kaiserstraße und der Seewiese soll für insgesamt 320 000 Mark zum verkehrsberuhigten Bereich umgebaut werden.

Theo Waigel hält die Kasse zu Finanzminister lehnt zusätzliche Etatmittel für den Osten ab

BONN, 30. Juli (Reuter/AP). Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) hat Forderungen nach zusätzlichen Haushaltsmitteln für die neuen Bundesländer zurückgewiesen. Die vom sächsischen Finanzminister Georg Milbradt (CDU) angemahnten Zusatzhilfen von 50 Milliarden Mark seien "finanzpolitisch nicht darstellbar", heißt es in einer am Donnerstag veröffentlichten Mitteilung seines Ministeriums. Ein Eingehen auf derartige Finanzwünsche würde das jüngst beschlossene Konsolidierungskonzept der Regierung sprengen. Bereits am Mittwoch hatte sich der Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Hermann Otto Solms, ablehnend geäußert.

Waigels Haus wirft dem sächsischen Finanzminister zum einen vor, keine konkreten Vorschläge zur Finanzierung dieser zusätzlichen Etatmittel vorzulegen. Zum anderen bleibe unklar, wie derart hohe Summen überhaupt sinnvoll abfließen könnten. Nach Ansicht des Ministeriums ist bis zur Einführung eines neuen gesamtdeutschen Finanzausgleichs im Jahre 1995 erreicht, daß die neuen Länder mit einer Defizitfinanzierung auskommen können, die ihren Schuldenstand und ihre Zinsbelastung deutlich unter dem Niveau der alten Länder hält.

Im Finanzpaket 1992 sei für die neuen Länder bereits eine wesentliche Aufstokkung des Fonds Deutsche Einheit um insgesamt 25 Milliarden Mark vorgesehen, unter anderem durch die Übertragung der gesamten Mehreinahmen aus der Mehrwersteuer in den Jahren 1993 und 1994. Den neuen Ländern stehe in diesen Jahren ein Ausgabenvolumen zur Verfügung, das eine angemessene Aufgabenerfüllung ermögliche und auch von der Finanzierungsseite her abgesichert sei, argumentierte das Finanzministerium.

In dem Schreiben wird Milbradt indirekt vorgeworfen, er belaste unnötig die anstehenden Verhandlungen über die Neuordnung des Finanzausgleiches. "Es sollte nicht im vorhinein die These aufgestellt werden, daß diese Mittel für eine Angleichung der Lebensverhältnisse nicht ausreichen werden", hieß es. Die Bundesregierung habe vielmehr wiederholt erklärt, sie wolle im Finanzausgleich einen deutlichen Schwerpunkt zugunsten der neuen Länder setzen.

Der Schweizer Zirkus "Fliegenpilz" begeisterte bei der Premiere am Bockenheimer Depot Aus der Arena wird ein Schwanensee Viele Bilder von sanfter Heiterkeit

Bankräuber flüchtete mit mehr als 30 600 Mark

WIESBADEN. Mehr als 30 600 Mark erbeutete gestern ein Räuber, der die Filiale der Nassauischen Sparkasse an der Niederwaldstraße überfallen hat. Der Mann betrat gegen 12.30 Uhr die Schalterhalle und zwang den Kassierer mit vorgehaltener Waffe zur Herausgabe des Geldes. Er flüchtete mit seiner Beute in Richtung Konrad-Adenauer-Ring. Das Geld hatte er in einer schwarzen Sporttasche mit weißer Aufschrift verstaut, die später im Gebüsch in der Wolfram-von- Eschenbach-Straße gefunden wurde. Daneben lagen fünf Zehnmarkscheine, die von dem Überfall stammen.

Die Fahndung nach dem Täter verlief bislang ergebnislos. Er soll etwa 23 bis 26 Jahre alt und 1,75 bis 1,80 Meter groß sein. Er hat schwarze, kurze und glatte Haare. Hinweise erbittet die Polizei: Rufnummer 06 11 / 345-321. maf

Stadt läßt flächendeckend Hundetoiletten aufstellen

SELIGENSTADT. In Seligenstadt, Froschhausen und Klein-Welzheim sollen laut Magistratbeschluß Hundetoiletten aufgestellt werden. Der "Klovorrichtung" sind Tüten zu entnehmen, in die Frauchen oder Herrschen die Hinterlassenschaft ihres Bellos wickeln und dann in einen Behälter werfen können. fin

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CSFR Slowakei baut Heimwehr auf Seite 2

Leitartikel Honeckers Heimkehr Seite 3

RAF-Prozeß Lebenslang für Aussteigerin? Seite 4

Feuilleton S. Wagners "Bärenhäuter" Seite 8

Wirtschaft Metro schnappt nach Asko Seite 9

Sport Schalke 04 in der Provinz Seite 16

Frankfurt Die Stieftochter mißbraucht Seite 19

Kulturspiegel Bild des Monats Seite 23

Hessen Wieder Lehrermangel Seite 26

Aus aller Welt Umweltbewußtsein schwach Seite 28

Börse Seite 11

Freie Aussprache Seite 11

Fernsehen und Funk Seite 17

Filmspiegel Seite 25

Roman Seite 26

LPG-Nachfolger wollen Schuldenlast loswerden

wüp BERNBURG. Die hochverschuldeten Nachfolger der ehemaligen Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) machen mobil. In Sachsen-Anhalt wurde jetzt die erste Interessengemeinschaft von rund 150 solcher Betriebe gegründet, die eine teilweise Befreiung von den Krediten aus sozialistischer Vergangenheit auf politischem und juristischem Weg durchfechten will. Nach der Wende standen die rund 4500 LPG der Ex-DDR durch die Währungsumstellung mit fast acht Milliarden Mark in der Kreide.

Wie der Sprecher der Interessengemeinschaft, Rasmus Reinhardt, betont, müssen die Nachfolgebetriebe zu Unrecht für rund die Hälfte dieser Kredite geradestehen. Die Darlehen seien in öffentliche oder soziale Investitionen wie den Wegebau oder Kulturhäuser geflossen, nicht im Haushalt der jeweiligen Gemeinden aufgetaucht, sondern auf den Konten der LPG geführt worden. Die Altschulden müßten deshalb, so verlangt die Interessengemeinschaft, aufgesplittet und die den Gemeinden entsprechenden Teile von diesen Kommunen übernommen werden. Außerdem sei es eine grobe Ungerechtigkeit, daß Treuhand-Unternehmen entschuldet würden, die LPG- Nachfolger aber bisher nur in sehr geringem Umfang.

Stadt gießt mit Brauchwasser Zwei neue Zapfstellen zu drei bestehenden wurden aufgemacht

Samstag, 1. August

Clown Raluti mit dem Programm "Gestatten, Clown", Louisen-Arkaden, 11.30 und 14.30 Uhr.

Europa - Freunde kennen keine Grenzen: Bad Homburger Mehrkampf unter Mitwirkung der Stadtteile, der Partnerstädte und Mitgliedern der hr 4-Euro-Funk-Familie, Jubiläumspark, 13 bis 20 Uhr.

Sommernachtsball "Champagnerluft" mit der Alpha-Band und Rock 'n' Roll-Einlage, Kurhaus, 19.30 bis 24 Uhr. Sonntag, 2. Juli

Schöppche-Jazz mit den "Echoes of Jazz", vor dem Kurhaus, 11 bis 14 Uhr.

Wassermanns Puppentheater mit "Der mächtige und gefräßige Herr von Schroffenfels", Kurhausgarten, 12 bis 12.45 Uhr.

Europa - Freunde kennen keine Grenzen, Abschlußveranstaltung der hr 4-Euro-Funk-Familie mit dem österreichischen, belgischen und tschechoslowakischen Rundfunk, Jubiläumspark, 15 bis 20 Uhr.

Live in concert über die hr 4-Sender von 16.05 bis 18 Uhr: Drafi Deutscher, Carin Cosa Latin Band, Severine, Pepino, Cami & The Knickers, Shalom, Jubiläumspark.

Abschiedssoireé vor dem Kaiser-Wilhelms-Bad mit dem Johann-Strauß-Orchester aus Wiesbaden, 20.30 bis 22 Uhr.

Kurpark in Flammmen, Abschiedsfeuerwerk, ab 22 Uhr. s

Polizeieinsatz noch umstritten Es geht um die Verwendung von 105 Bereitschaftspolizisten

Personalrat und Behördenleitung der Frankfurter Polizei streiten sich über die Verwendung von insgesamt 105 Bereitschaftspolizisten, die durch den Bundesgrenzschutz am Flughafen abgelöst werden und von August an für die Einsatzplanung des Polizeipräsidiums zur Verfügung stehen.

Während die Behördenleitung die Männer und Frauen in ihre City-Konzeption einbinden will, fordert der Personalrat eine personelle Spritze auch für die Reviere und Stationen. Personalratsvorsitzender Hansgeorg Koppmann schließt nicht aus, daß die Kontroverse vor dem Verwaltungsgericht entschieden wird.

Die Polizeiführung hat sich offensichtlich festgelegt. Ab 10. August, so sehen es die Dienstpläne vor, sollen die 105 "Neuen" in die drei Schichten bei der Einsatzbereitschaft integriert und damit vor allem auf die Drogenszene in der Taunusanlage geschickt werden, deren Auflösung mit dem OB vereinbart wurde.

Polizeisprecher Karl-Heinz Reinstädt nennt "operative Gründe" für diese Entscheidung. Verteile man die Hundertschaft auf die mehr als 20 Reviere und Stationen des Dienstbezirkes, "dann gehen die dort unter", hält Reinstädt ein solches Splitting für nicht sinnvoll.

Koppmann widerspricht dieser Argumentation. Die Reviere seien personell ausgeblutet, daß sie auch auf eine bescheidene Verstärkung angewiesen seien. Der Vorsitzende sprach von "massiven Beschwerden" gegen die Absicht der Behördenleitung.

Der Personalrat hat die Kritik der Basis in einen Initiativantrag umgesetzt. Darin heißt es, ein Teil der Bereitschaftspolizisten müsse zu den Revieren und Stationen abgeordnet werden. Am 12. August wird das Thema mit dem Polizeipräsidenten erörtert.

Dann wollen die Personalräte auch die Frage nach dem Sinn der geplanten Auflösung der Drogenszene stellen. Koppmann: "Bei den Kollegen bestehen erhebliche Zweifel." habe

Der Schweizer Zirkus "Fliegenpilz" begeisterte bei der Premiere am Bockenheimer Depot Aus der Arena wird ein Schwanensee Viele Bilder von sanfter Heiterkeit

So pfiffig wie der Name ist sein Programm: "Fliegenpilz", der schweizerische Zirkus, hatte am Mittwochabend Premiere auf dem Platz am Bockenheimer Depot. Trotz der Tageshitze war das gar nicht so heiße Zelt gut besucht. Das Besondere diesmal: In der zweiten Hälfte kommt zusätzliche Kühlung dadurch zustande, daß sich die Arena mit den Sägespänen als Untergrund dank einer flugs aufgezogenen Gummihaut in einen Schwanensee verwandelt. Ja, mit echten Schwänen, Graugänsen, Enten, gar einem langschnäbligen Pelikan, der behaglich in die Scheinwerfer blinzelt. Ein Bild, das helles Entzücken nicht nur bei Kindern auslöst. Und ein toller Einfall der Direktoren Bodo und Beatrix Hölscher, die damit eine alte Zirkustradition wiederbelebten. Präsentierte doch schon 1891 der Franzose Antoine Plegé erstmalig einen "Cirque sous l èau".

Über 300 000 Liter Wasser fließen also aus Neptuns breitem Mund in Form eines Wasserschwalls in dieses Becken, in dem eine künstliche, mit Fontänen und Leuchten bestückte Insel Mittelpunkt artistischer Höchstleistungen wird. "Les Crystals" vereinen Schönheit und Kraft zu anmutigen Hebefiguren, griechischen Standbildern ähnlich. Und Tom und Charly Ross, die beiden Holländer, die statt Knochen und Bandscheiben eigentlich Gummibänder im Leibe haben müßten, sind Reptilien und Schlangenmenschen zugleich. Das Auge hat Mühe, die Windungen und Verrenkungen nachzuvollziehen und noch einschätzen zu können, was da Hand und Fuß ist.

Rosina Martines ist auf andere Weise gelenkig: Über ein Dutzend Hula- Hoop-Reifen kreiseln am Körper hoch bis zu den Händen, drehen sich auch gegenläufig und animieren zu begeistertem Applaus.

Schließlich die Chefin selbst: Mit ihren weißen Tauben treibt sie mit leichter Hand ihr Spiel, sanftes Flattern vor wolkigem Hintergrund, während ihr Traumboot leise durchs Wasser zieht. Und die Seelöwen Neptun und Lulu folgen ihr schon deshalb aufs Wort, weil es immer wieder einen Fisch als Belohnung gibt. Das ist die Stunde der Fotografen.

Solche Bilder von sanfter Heiterkeit sind bezeichnend für das gesamte Programm. Kurzweilig, geistreich, ohne Lärm und Klamauk ziehen die einzelnen Nummern mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks an Aug' und Ohr vorbei. Gezähmte Zebras und Rinder sowie anderes Viehzeug gehören auch dazu.

Charles Knie, Nachfahre einer großen Zirkusdynastie, zeigt mit seiner Frau sogar dressierte Ziegenböcke, die über die Kinderrutsche sausen. Auch Bernhardiner sind mit von der Partie und ein Pony, das eine Kutsche voller Gänse zieht. "Grüeziwohl"-Zirkus auf dem Bergbauernhof.

Wirklich atemberaubend Nicky Vivas Rola-Rola-Schau: Vier- bis sechsstöckig, einmal gar auf einer Kegelkugel, hebt er schier die Gravitationsgesetze auf. Später, am hängenden Schlappseil, ist er ebenfalls Weltklasse, zeigt zuvor nie gesehene, tollkühne Tricks - ohne Netz und doppelten Boden.

Ein Sonderlob den Clowns Pipo und Gaston wie auch Brick und Brack, den einfältigen Kaminkehrern. Was ist Artistik, was (noch) Clownerie? Vor allem Gaston ist ein ungemein begabter Einfaltspinsel, der Worte und Gesten pointiert-sparsam zu setzen weiß. Ein Rinds-Braten-Sketch, der beweist: es gibt noch gute Clowns.

Auch Tempo-Jongleur Andreas Martinez verblüfft sein Publikum, wie alle anderen auch. Man muß lange zurückdenken, um herauszufinden, wann am Ende langanhaltender, trampelnder Applaus eine zweieinhalbstündige Zirkusdarbietung in ähnlicher Weise belohnt hat. -vau

Zum Baumschnitt ins Aukammtal

WIESBADEN. Wie der Sommerschnitt an Obstbäumen gemacht wird, können Gartenfreunde am Samstag, 8. August, von 14 Uhr an lernen. Die Exkursion ins Aukamm-Naturerlebnistal soll zeigen, wie die bedrohten Obsthochstämme zu schützen oder neu anzupflanzen sind. Treffpunkt für alle Interessenten ist die Bushaltestelle am Thermalbad. maf

"Mit Ratten in Säcke gesteckt" Iran läßt Frauen wegen nichtislamischer Kleidung mißhandeln

jm FRANKFURT A. M., 31. Juli. Wegen Verstoßes gegen die islamische Kleiderordnung sind in den vergangenen Tagen in iranischen Städten mehrere hundert Frauen festgenommen und zum Teil mißhandelt worden, wie das Kölner Büro der oppositionellen Volksmudjaheddin am Freitag berichtete. In der Hafenstadt Rudsar am Kaspischen Meer seien Frauen öffentlich ausgepeitscht worden.

Irans geistliches Oberhaupt Ayatollah Ali Khameney hatte die Moslems vor zwei Wochen aufgefordert, gegen Frauen vorzugehen, die gegen islamisches Recht verstießen. Die Generalsekretärin der Volksmudjaheddin, Maryam Radjavi, sagte: "Allein im Tehranpars-Bezirk im Osten Teherans wurden in den letzten Tagen Hunderte von Frauen verhaftet. In Ahwas haben zwei 20jährige Frauen, die wegen angeblich ungenügender Verschleierung inhaftiert worden waren, sich das Leben genommen, nachdem sie das Hauptquartier der Revolutionsgardisten verlassen hatten." In einem anderen Fall hätten "Revolutionsgardisten" zwei schwangere Frauen festgenommen. "Sie steckten diese Frauen in Säcke und warfen dann Küchenschaben und Ratten hinein, um den Widerstand der Frauen zu brechen", berichtete Radjavi. Außerdem hätten "Revolutionswächter" Frauen auf der Straße Farbe auf die Hände, ins Gesicht und auf die Haare gesprüht.

Irans Frauen müssen in der Öffentlichkeit einen Tschador tragen, der sie von Kopf bis Fuß schwarz einhüllt, oder sich mit einem Mantel verhüllen sowie mit einem Schal, der ihr Haar vollständig bedeckt. Bei Verstoß gegen diese Vorschriften können die Frauen durch Auspeitschen bestraft werden. Die Polizei hält auch Autos an, in denen ein Mann und eine Frau sitzen, um die "Legitimität ihrer Verbindung" zu prüfen. (Siehe Dokumentation, Seite 11)

Geschäfte, Kultur und viel Amüsement . . .

(Fortsetzung von Seite 19)

baut, werden erst 1993 fertig. Da steht nur die große Attrappe mit der aufgepinselten Fassade vor der Baugrube.

Verschwunden ist dieser Tage des Erdgeschoß des Parkhauses Mitte. Die Passage im Rahmhof hat hier jetzt ihr Endstück mit der Pforte zur Taubenstraße hin. Bauherr Schneider hat den Grund von der Frankfurter Aufbau AG und der Parkhaus-Gesellschaft gepachtet -"sonst hätte es keinen Ausgang gegeben".

Der "große Rest" des Parkhauses ist natürlich geblieben. Von der Passage aus pendelt ein gläserner Lift zu den oberen Decks. Dieser Aufzug war eine Bedingung dafür, daß die beiden kommunalen Gesellschaften die unterste Parkhaus-Etage räumten. Und die Stadt forderte eine "Baulast": Schneider verpflichtete sich, die Passage für immer offen zu halten für die Öffentlichkeit. "Die darf niemals dichtgemacht werden, wie das ja schon passiert ist", hieß es. peh

Bürgerinitiative lehnt auch neue U-Bahn ab Lehmann: CDU wird so ihre dritte Schlappe erleiden Von Günther Scherf BAD HOMBURG. Die Bürgerinitiative "Rettet den Dorn- und Heuchelbach" lehnt auch die jüngste Variante einer Trasse für die U-Bahn-Verlängerung von Gonzenheim in die Innenstadt und die Eichenstahl-Siedlung ab. Der Sprecher der Bürgerinitiative, Lothar Lehmann, sagte der FR, Stadtbaurat Wolfgang Weber (CDU) setze mit seinem neuen Vorschlag "weiterhin auf das bachzerstörende U-Bahn-Konzept". Die Streckenabschnitte von der heutigen Endhaltestelle in Gonzenheim bis zum geplanten Gleiskörper neben den S-Bahn-Schienen und vom Untertor bis zur Saalburgstraße sollen nach wie vor oberirdisch auf dem Bachbett von Dorn- und Heuchelbach verlaufen, kommentiert Lehmann den jüngsten Alternativvorschlag des Baurats.

Eine solche Planung werde weder die gesetzlich geforderte Umweltverträglichkeitsprüfung überstehen noch den seit 1990 verschärften Vorschriften des hessischen Wasserrechts genügen, warnt der Sprecher der Bürgerinitiative, die vor wenigen Jahren rund 2000 Einsprüche ins Planfeststellungsverfahren eingebracht hatte. Lehmann: "Wir wagen die Prognose, daß sich die Bad Homburger CDU auch mit dieser U-Bahn-Trasse erneut und damit zum dritten Mal eine Planfeststellungs-Niederlage einhandeln wird."

Die Bürgerinitiative bezweifelt unterdessen, daß die auch vom Regierungspräsidium ausdrücklich verlangte und vom Stadtparlament im März 1991 auch beschlossene Umweltverträglichkeitsprüfung überhaupt durchgeführt wird. Damals habe der Magistrat erklärt, die Untersuchung werde etwa neun Monate dauern. Inzwischen seien 16 Monate vergangen, ohne daß nur die Andeutung eines Ergebnisses bekanntgegeben worden sei. Nach Angaben von Stadtbaurat Wolfgang Weber sind bisher erst die zeichnerischen Grundlagen für die insgesamt sieben Streckenalternativen fertiggestellt worden, deren Umweltverträglichkeit geprüft und verglichen werden soll. Der Abschluß der Studie werde noch geraume Zeit dauern, zumal der Bestand an gefährdeten Pflanzen nur in einer kompletten Vegetationsperiode von Frühjahr bis Winter zu ermitteln sei.

Sein jüngster Vorschlag habe in der Tat das Ziel gehabt, die Untersuchungen zu stoppen und stattdessen einen Kompromiß anzubieten, der vielleicht auch die Zustimmung der U-Bahn-Gegner finden könne, gesteht Weber ein.

In Wahrheit fand er jedoch nicht einmal die Zustimmung seiner eigenen Partei: In einer nicht-öffentlichen Magistratssitzung wurde Weber beauftragt, die Prüfung der sieben möglichen U- Bahn-Strecken fortsetzen zu lassen und seinen jüngsten, achten Vorschlag ebenfalls auf diese Weise auf seine Umweltauswirkungen hin testen zu lassen.

Eine Stellungnahme des Mainzer Ingenieurbüros, das mit der Umweltverträglichkeitsprüfung beauftragt ist, war gestern nicht zu erhalten. Die damit beauftragten Mitarbeiterinnen seien erst nächste Woche wieder zu erreichen.

CDU für Sperrstunde "von Fall zu Fall"

Für "pragmatische Einzelfallregelungen" bei Festlegung der Sperrstunde von Gartenlokalen und Straßencafés hat sich der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende im Römer, Wolfgang Stammler, ausgesprochen. "Eine generelle Regelung kann deshalb nicht erfolgen, weil manche Straßenlokale in belebten Wohnvierteln angesiedelt sind und hier Rücksicht auf das Ruhebedürfnis der Anwohner genommen werden muß."

Grundsätzlich sei die CDU-Fraktion "glücklich darüber, daß in Frankfurt am Main immer mehr Freiluftlokale eröffnet wurden. Das belebt das Flair der Großstadt". Wie berichtet, will das Ordnungsamt bei auch nur geringfügiger Überschreitung der regulären Sperrstunde im Freien um 23 Uhr nun verstärkt mit Buß- und Zwangsgeldern gegen Wirte vorgehen. In Wiederholungsfällen soll auch nicht vor dem Entzug von Gaststättenkonzessionen haltgemacht werden. enk

Freifahrt für Polizei auch ohne Uniform?

Der Frankfurter FDP-Landtagsabgeordnete Hans-Jürgen Hielscher fordert den Nulltarif für alle Polizeibeamten in den Bussen und Bahnen des FVV. In einem am Donnerstag veröffentlichten Brief an Oberbürgermeister Andreas von Schoeler äußert der Freidemokrat die Erwartung, daß sich der OB als Vorsitzender des Verbundrates dafür einsetzen wird. Das Schreiben lag gestern in Schoelers Büro noch nicht vor.

Nach der bislang geltenden Regelung dürfen ausschließlich Beamte in Uniform die öffentlichen Verkehrsmittel ohne Tikket benutzen. Hielscher meint, das reiche nicht aus, um dem subjektiven Sicherheitsempfinden der Fahrgäste zu entsprechen.

Der Vorschlag des Abgeordneten ist nicht neu. Der Personalrat der Polizei hatte ihn bereits vor Jahren formuliert und dabei auch die Unterstützung des Innenministers gefunden.

FVV-Geschäftsführer Klaus Daumann sieht in dieser Frage jedoch keinen Handlungsbedarf. Der Verbund habe dem Sicherheitsgefühl entsprochen, indem er den Uniformträgern von Polizei und Grenzschutz die Freifahrt gewähre. Der Manager: "Die Uniform ist das Merkmal, das die subjektive Sicherheit ausmacht." Beamte in Zivil würden von den Fahrgästen nicht als Polizisten wahrgenommen und deshalb auch nicht als "Verbesserung" empfunden.

Daumann hob in diesem Zusammenhang hervor, daß für die Sicherheit in den Zügen bereits eine Menge getan werde. Er verwies auf den Schutzdienst der Stadtwerke und auf die Streifenfahrten des Bundesgrenzschutzes in den S-Bahnen.

Referent Jo Meergans meinte, der Oberbürgermeister werde den Inhalt des Briefes gewissenhaft prüfen. Grundsätzlich sei von Schoeler dem Vorschlag Hielschers "nicht abgeneigt". Der Mitarbeiter wies auf die Vereinbarung hin, wonach Kripobeamte den FVV immer dann kostenlos benutzen dürfen, wenn sie in dienstlichen Belangen im Verbundraum unterwegs sind. habe

Heißester Tag und höchste Ozonwerte

Fünf Frankfurter Meßstellen haben am Donnerstag Ozonkonzentrationen angezeigt, die über dem Grenzwert von 0,180 lagen. Die Ursache für die hohe Luftverschmutzung, an der sich in den nächsten Tagen nichts ändern wird, war die intensive UV-Strahlung der Sonne. Das Wetteramt: "Wir hatten praktisch keine Wolkenbildung." Das Umweltministerium Wiesbaden empfiehlt Bürgern, die sensibel reagieren, körperliche Belastungen im Freien zu meiden.

Am wärmsten Tag des Jahres (33,8 Grad am Flughafen) bildete sich ein Ozonhoch. Das Gift entsteht, wenn die Sonne die Stickoxide aus den Auspfuffrohren der Kraftfahrzeuge bestrahlt. Die Folgen wurden vor allem in der Sindlinger Meßstelle mit einem Frankfurter Spitzenwert von 0,254 Milligramm pro Kubikmeter Luft registriert.

In Niederrad waren es fünf Hundertstel weniger. Höchst hatte 0,242. Bockenheim 0,237. Frankfurt Ost 0,200. habe (Siehe Wetterbericht Seite 19)

Zur Sache

Gastfamilien

"Für ein Wochenende ist es kein Problem, Gäste unterzubringen. Auch eine oder zwei Wochen geht noch. Aber drei Wochen!", da tut sich Andrea Marquard aus Langen schwer. Sie bringt für den Verein Deutsch-Französischer Schüleraustausch die jungen Leute und Familien zusammen. Da entringt sich ihr manchmal ein Hilferuf (siehe Zeitungsausschnitt).

Es ist ein Kommen und Gehen, "da sind manche Familien einfach auch übersättigt". Oder sie wollen sich nicht auf einen längeren Zeitraum binden lassen. Andrea Marquard muß auch immer wieder die Sorge zerstreuen, eine Familie müsse den ganzen Tag was mit dem Gast unternehmen. Die jungen Leute, die kommen, brauchen auch kein eigenes Zimmer. Sie sollen wie jedes Familienmitglied behandelt werden.

So sieht das auch Änne Lemmermann, Vorsitzende des Europäischen Freundeskreises in Groß-Gerau. Sie kann bei ihrer Suche nach Gastfamilien auf 80 Mitglieder zurückgreifen und auf gewachsene Partnerschaften. Ob es sich um ein Wochenende oder um 14 Tage dreht - sie muß nur den Termin mit den Familien absprechen, bei denen grundsätzlich Bereitschaft besteht, jemand aufzunehmen. Meistens haben sie selbst im Ausland schon von der Gastfreundschaft anderer Familien profitiert, wissen wie das ist.

Diese Kontakte müssen natürlich gehegt und gepflegt werden, sagt Änne Lemmermann. Sie muß "gut verteilen", darf niemand überfordern. Bei gemeinsamen Fahrten und Veranstaltungen bleiben die Mitglieder des Freundeskreises über alle Fragen auf dem laufenden, können sich austauschen.

Der Hilferuf nach Gastfamilien war es, der die FR-Lokalrundschau dazu anregte, einmal eine Gastfamilie zu interviewen, ihre Erfahrungen zu hören. Wir wurden in den eigenen Reihen fündig, bei der Familie von Walter Keber, FR-Redakteur im Kreis Groß-Gerau. Bei Kebers geben sich die Gäste die Tür in die Hand. Deshalb haben wir ausnahmsweise einmal beim Kollegen - und seiner Familie vor allem - recherchiert. buc

Rettung wie am Schnürchen Feuerwache 5 übte den Ernstfall an einem Hochbaukran

HÖCHST. Großbaustelle Bolongarostraße / Ludwig-Scriba-Straße, 17.30 Uhr: Ein Kranführer erleidet in 50 Metern Höhe bei brütender Hitze eine Herzattacke. Der Arbeiter muß schnell geborgen und von einem Notarzt versorgt werden. Szenario eines Ernstfalls, für den die Männer der Feuerwache 5 gestern unter realistischen Bedingungen probten.

"Wir müssen uns besser darauf vorbereiten, Menschen auch aus extremen Höhen zu retten", erklärt Norbert Gröninger, Technischer Oberinspektor der Nieder Feuerwache. Die herkömmlichen Rettungsleinen der Feuerwehr sind gerade mal 30 Meter lang. Mit dem neuen Rollgliss - einem Abseilgerät, wie es bei der Bergrettung benutzt wird - kann die Feuerwehr jetzt Personen aus bis zu 60 Metern Höhe retten.

Noch ist die Wache 5 die einzige der Frankfurter Berufsfeuerwehr, die mit dem Spezialseil ausgerüstet ist. Bislang trainierten die Männer damit nur am Steigturm. "Da erreichen wir maximal 15 bis 18 Meter Höhe", sagt Oberbrandmeister Michael Weimar.

Heute heißt's in die luftige Höhe eines 50-Meter-Krans klettern, um den den Feuerwehrkollegen Lutz Stüdemann aus der engen Führerkabine zu retten und behutsam im Turmschacht herabzulassen.

Mit Rettungsfangleine und Feuerwehrbeil bepackt kraxelt der erste Drei-Mann-Trupp das Kranskelett hoch. Drei Kollegen werden zur Sicherung auf unterschiedlichen Höhen postiert. Oben wird der bewußtlose Kranführer zunächst mit dem Rollgliss - einem Kernmantelseil, das mit bis zu 1700 Kilogramm belastet werden kann - durch den Dacheinstieg der engen Kabine auf die Plattform gehievt.

Der Rettungsgurt für den Verletzten wird gerade angelegt, da erreicht den Einsatzleiter ein echter Hilferuf der Leitstelle: Autobrand auf der "Königsteiner". Drei Männer müssen vom Übungsort abgezogen werden, springen in das Löschfahrzeug und brausen mit Blaulicht davon.

Kein Problem für die Rettungsarbeiten am Hochkran. Oben wird der Bewußtlose behutsam in den Turmschacht bugsiert. Dann rollt das Seil im Rollgliss wie am Schnürchen über zwei kleine Räder. Die bremsen den "Abgang" des Mannes, so daß es für die Retter oben eine Leichtigkeit ist, die Aktion unter Kontrolle zu behalten. Norbert Gröninger: "Lediglich fünf Kilo Kraft sind aufzuwenden, um gegenzuhalten."

Ganz ruhig gleitet Lutz Stüdemann im Rettungssitz hinunter und wird unten von einer Notärztin in Empfang genommen. Als die das "Opfer" aus der Übungssituation entlassen hat, spricht Stüdemann selbst den Kommentar zur Ernstfallprobe: "Hat prima geklappt. Entscheidend ist, daß die Leute auch in der Höhe Ruhe bewahren und wie heute jeder Handgriff sitzt."

TOBIAS SCHWAB

Am Samstag droht Stau auf der Adickesallee

Arbeiten an der Erdgas-Versorgungsleitung führen dazu, daß in der Adickesallee am Samstag, 1. August, die Abbiegerspur in die Eckenheimer Landstraße gesperrt wird.

Zwischen 7 und 20 Uhr ist wegen der Verengung dort mit Verkehrsbehinderungen zu rechnen. FR

Schwimmen Beyer tritt als Doping- Beauftragter zurück

Die Querelen in der Führungsetage des Deutschen Schwimmverbandes (DSV) nehmen kein Ende, die Konflikte eskalieren. Einen Tag nach der Schelte von 400- Meter-Freistil-Olympiasiegerin Dagmar Hase gegen Harm Beyer gab der Antidoping-Beauftragte des DSV seinen sofortigen Rücktritt bekannt. Der Grund für seinen Schritt waren die kritischen Äußerungen von Präsident Klaus Henter zu der Tatsache, daß er die Siegerehrung für Dagmar Hase vorgenommen und er im Dopingfall Astrid Strauß an den jüngsten Beratungen des DSV in Barcelona nicht beteiligt wurde.

Hatte Beyer seinen Rücktritt bereits am Mittwoch abend in einem persönlichen 30-Minuten-Gespräch mit Henter bekanntgegeben und um Vertraulichkeit bis zur nächsten DSV-Präsidiumssitzung Ende August gebeten, so sickerte die Nachricht im Laufe des Donnerstags doch durch - Beyer machte dafür Henter verantwortlich. Der Präsident dementierte das entschieden.

Massiv kritisierte Beyer das Vorgehen der DSV-Spitze im Fall Strauß. Zu dem Zugeständnis, daß sich die Magdeburgerin nach vielem Hin und Her nun doch einer zweiwöchigen Quarantäneuntersuchung auf Verbandskosten unterziehen soll, sieht er ein deplaciertes "Zickzack". Aus seiner Sicht hätte der DSV bei seiner Politik bleiben sollen, wonach die 800-Meter-Freistilschwimmerin die Beweisführung in ihrer Dopingaffäre antreten muß. Gleichzeitig machte er deutlich: "Daß ich im Blickpunkt stehe und die Prügel in dieser Angelegenheit beziehe, aber ohne mein Wissen hinterher neue Fakten geschaffen werden, kann ich nicht akzeptieren. Und zur Kritik Henters, das Überreichen der Goldmedaille an Dagmar Hase durch Beyer sei instinktlos gewesen, meinte der zurückgetretene Antidoping-Beauftragte des DSV: "Das war eine beleidigende Äußerung, für die er sich nicht entschuldigt hat."

Grundsätzlich stellte Beyer noch einmal fest, daß aus seinen Erfahrungen das Dopingproblem in Deutschland nicht konsequent genug angegangen wird. Für ihn stehe fest: Es hat keinen Sinn, daß wir uns in diesem Kampf als Polizisten aufspielen, die nur mehr Kriminalität erzeugen. Der Konflikt müsse auf andere Weise gelöst werden. Unter anderem könne das IOC sein vieles Geld dazu nutzen, entsprechende wissenschaftliche Untersuchungen in Dopingfragen einzusetzen und damit mehr Aufklärung bei den Athleten zu betreiben. Die Vorwürfe von Dagmar Hase, als Antidoping-Beauftragter trete er für eine Freigabe von Doping ein, konterte Beyer mit der Feststellung, es ist besser, für eine Freigabe zu plädieren, als mit der Gewißheit zu leben, daß alle um den Dopingsumpf wissen und nichts passiert. HARALD STENGER

Freitag, 31. Juli

Theater Volkstheater, Tel. 28 86 98: 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23 (bei Regen im Volkstheater). Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Theatersaal: 21 Uhr, Mathias Beltz - "Füsse im Feuer".

Circus Fliegenpilz, Tel. 707 59 47: 16 & 20 Uhr, Vorstellungen in der Wasser-Manege; Bockenheimer Depot.

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 u. 23.30 Uhr, Variete-Revue. Musik Batschkapp, Maybachstr. 24: 22 Uhr, Idiot Ballroom.

Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: 22 Uhr, Swingin'-Latin-Funky-Disco.

Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Declan Downey.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Line Out.

Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, Quietschboys.

Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Piano George.

Volksbildungsheim, Eschenheimer Anlage 40: 20.30 Uhr, Cora Frost - "Chansons für Chansonetten"; 23 Uhr, Disco Party - "Von Walzer bis Independent".

Palais Osthafen, Daimlerstraße: 22.30 Uhr, The Ultimate Garage & Deep House Party - Dancefloor.

Kulturwerkstatt, Germaniastr. 89: 18 Uhr, Abschlußkonzert der Teilnehmer "Jazz - das Lied der Strasse".

Club Voltaire, Kl. Hochstr. 5: 21.30 Uhr, Jazztrio Burkart Kunkel/Walter Bareither/Wolfgang Güntler.

Kammeroper, Kastanienallee: 20.30 Uhr, "Untreue lohnt sich nicht". Vorträge/Diskussionen Lesbisch Schwules Jugendtreffen: 18 Uhr, Diskussion "Schwule und Strich"; Veranstaltungszelt Ostpark.

Filme / Kino Café Exzess, Leipziger Str. 91: 22 Uhr, "Drugstore Cowboy".

Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 25 im Anzeigenteil.

Museen/Galerien/Führungen

Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zu "Stephan Balkenhol".

Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo".

Kinder Spielplatz Merianplatz, Bornheim: 13 bis 18 Uhr, Ferienspiele für Kinder (6 bis 14 J.). Feste Mainfest: 17 Uhr, Eröffnung; Römerberg & Mainufer. Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

Arbeitsgemeinschaft Angehöriger psychisch/ seelisch kranker Menschen: 18 Uhr, Offenes Treffen der Mitglieder; Uhlandstr. 50 HH.

PINS, Single-Verein: 20 Uhr, Stammtisch, Turmschänke, Hainer Weg 60 (Info 789 56 28). Märkte Sachsenhausen: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Diesterwegplatz. Blutspendetermine Blutspendedienst Hessen des Deutschen Roten Kreuzes: 14 bis 18 Uhr, Blutentnahmewagen Zeil zwischen Katharinenkirche & Kaufhof. Apotheken Folgende Apotheken sind von Freitag, 8.30 Uhr bis Samstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:

Apotheke am Riedhof, Sachsenhausen, Mörfelder Landstraße, 195 a, Tel. 6 31 38 38; Brock'sche Apotheke, Berger Straße 38, Tel. 44 24 35; Franziskus-Apotheke, Eschersheimer Landstraße 144, Tel. 59 16 23; Hessen-Apotheke im Gallusviertel, Frankenallee 169-171, Tel. 73 08 00; Mainkur-Apotheke, Fechenheim, Alt-Fechenheim 79, Tel. 41 17 87; Main-Taunus-Apotheke, Main-Taunus-Zentrum, Tel. 31 94 77 (nur bis 23 Uhr);

Merkur-Apotheke, Heddernheim, Heddernheimer Landstraße 27, Tel. 57 14 33; Paracelsus- Apotheke, Bockenheim, Schloßstraße 81, Tel. 77 53 81; Schwarzbach-Apotheke, Alt-Schwanheim 10, Tel. 35 52 59; Spitzweg-Apotheke, Bornheim, Berger Straße 296, Tel. 45 22 96; Stoltze-Apotheke, Goethestraße 9, Tel. 28 12 19; Taunusblick-Apotheke, Zeilsheim, Pfaffenwiese 53, Tel. 36 27 70.

Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr) Dr. Bodo von Rhein, Jacques-Offenbach-Str. 14 b; Offenbach, Tel. 84 64 28; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich) Telefon 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21-82 77 -366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben. - ohne Gewähr -

UNTERHALTUNG Freitag, 31. Juli 1992, Nr. 176 · V Frankfurter Rundschau · Seite 11

VOLLEYBALL

Vorrunde, Männer, 3. Spieltag, Gruppe A: Frankreich - Kanada 0:3 (7:15, 8:15, 6:15), USA - Spanien 3:2 (15:6, 14:16, 12:15, 15:10, 15:11). 1. Italien 3 3 0 9:1 6:0 2. USA 3 2 1 7:7 4:2 3. Kanada 3 1 2 7:6 2:4 4. Japan 3 1 2 5:7 2:4 5. Spanien 3 1 2 5:8 2:4 6. Frankreich 3 1 2 4:8 2:4

Aids-Zwangstest für Prostituierte

SPRINGFIELD, 31. Juli (AP). Wegen Prostitution verurteilte Personen müssen sich im US-Staat Illinois auch gegen ihren Willen einem Aids-Test unterziehen, wenn die Behörden dies anordnen. Dies hat am Donnerstag das Oberste Gericht dieses US-Staates entschieden. Die Richter meinten, der Staat habe ein fundamentales Interesse daran, die Öffentlichkeit vor Krankheiten wie Aids zu schützen. Demgegenüber stelle der Test lediglich einen minimalen Eingriff in die Intimsphäre der betroffenen Person dar. Überdies genössen wegen einer Straftat rechtskräftig verurteilte Personen ohnehin nur einen verminderten Schutz ihrer Privatsphäre.

Vollbesetztes Flugzeug fing beim Start Feuer

NEW YORK, 31. Juli (dpa/AP). "Nur durch ein Wunder" - so formulierte es ein Flughafensprecher - ist die Mehrzahl der 292 Insassen eines Flugzeugs mit dem Schrecken davongekommen, das am Donnerstag abend auf dem New Yorker Kennedy-Flughafen beim Start von der Rollbahn abkam und in Brand geriet. 51 Passagiere wurden leicht verletzt. Der Flughafen mußte für mehrere Stunden geschlossen werden.

Wie die Behörden mitteilten, kam die Maschine vom Typ Lockheed L1011 mit 280 Passagieren und zwölf Besatzungsmitgliedern an Bord beim Start nach San Francisco von der Rollbahn ab und brannte im hinteren Teil völlig aus. Der Rumpf brach nahe dem Heck auseinander. Die Feuerwehr brauchte 50 Minuten, um den Brand zu löschen. Über die genaue Ursache des Unglücks war zunächst nichts bekannt. Die Tatsache, daß nur der hinter den Tragflächen gelegene Teil des Rumpfes ausgebrannt sei, lege jedoch die Vermutung nahe, daß das Feuer von einem der Triebwerke ausgegangen sei, hieß es.

Ein Passagier sagte, als die Maschine gerade von der Startbahn abheben wollte, sei ein Knall zu hören gewesen und der Rumpf des Flugzeugs sei hart auf den Boden aufgeschlagen. Dann sei die Maschine eine Strecke über die Rollbahn geschleudert, um dann zur Seite auf das Gras- und Sandgelände neben der Piste auszubrechen. Dort blieb das Flugzeug 30 Meter neben der Rollbahn liegen.

In zehn Jobs neue Regeln für Auszubildende

BONN (ap). Für rund 7000 Lehrlinge in zehn Berufen gelten von heute an neue Ausbildungsregeln. Betroffen sind fünf Jobs in der Schmuckbranche wie Gold- und Silberschmiede und Edelsteinbearbeiter sowie Drogisten, Büroangestellte, Meß- und Regeltechniker. Neu geschaffen wurden zwei Berufe in der Baustoffindustrie.

Nach den neuen Bestimmungen werden Drogisten künftig intensiver unter Umweltaspekten ausgebildet. Sie müssen sich nun auch mit der Entsorgung von Chemikalien, mit Pflanzenschutz und dem Umgang mit Verpackungen befassen. Kenntnisse der Gefahrstoff-Verordnung und über die Abgabe von frei verkäuflichen Arzneimitteln werden ebenfalls geprüft. Im öffentlichen Dienst wurde die Palette der Ausbildungsberufe um den Job des Fachangestellten für Bürokommunikation erweitert. Er soll vor allem auf Arbeitsplätzen tätig werden, die Sachbearbeitungs- und Schreibaufgaben verbinden. An die Stelle des Meß- und Regelmechanikers tritt künftig der Prozeßleitelektroniker, dessen Ausbildung an die Entwicklung in der Mikroelektronik angepaßt wurde.

Brandanschläge

Verwüstung in

Ladenzentrum

bei London

LONDON, 31. Juli (AP). Bei Brandanschlägen auf ein Einkaufszentrum in der englischen Stadt Milton Keynes in der Nähe von London ist am Freitag morgen ein Geschäft verwüstet worden, wie die Polizei mitteilte.

Brandsätze zündeten den Angaben zufolge in insgesamt drei verschiedenen Kaufhäusern. In den beiden anderen Fällen entstand nur leichter Sachschaden.

Die Feuer brachen aus, als Polizeibeamte das Ladenzentrum durchsuchten. Am Vorabend hatten Verkäufer kurz vor Ladenschluß insgesamt fünf Brandbomben entdeckt, die rechtzeitig entschärft werden konnten. An der Suchaktion waren auch Anti-Terror-Einheiten der Polizei beteiligt.

Bislang bekannte sich niemand zu den Anschlägen. Wie es hieß, ähnelten die Bomben aber Zündsätzen, die die Untergrundorganistion Irisch-Republikanische Armee (IRA) in diesem Jahr bereits in einem Einkaufszentrum in der nordostenglischen Stadt Gateshead gelegt hatte.

Mutterfreuden bei 61jähriger

ROM, 31. Juli (AP). In der norditalienischen Stadt Odena hat eine 61jährige Frau ein Kind zur Welt gebracht. Wie die Wochenzeitung "Oggi" berichtete, wurde Frau Liliana Cantadori am Montag von einem fast 3000 Gramm schweren Jungen entbunden. Beide seien wohlauf. Der die Frau betreuende Gynäkologe teilte mit, bereits im Frühjahr habe eine ebenfalls 61jährige Frau ein Kind ausgetragen. Im August werde eine 62jährige Italienerin ein Kind zur Welt bringen. In allen drei Fällen war den Frauen das mit dem Sperma des Ehemanns befruchtete Ei einer anderen Frau implantiert worden. Laut "Oggi" hatte Frau Cantadori 20 Jahre vergeblich auf ein Kind gehofft.

Froschmann tauchte nach Bankraub ab

BÜREN AN DER AARE, 31. Juli (AP). Ein mit einem Taucheranzug bekleideter 23jähriger Schweizer hat am Donnerstag abend im Kanton Bern eine Bank überfallen und dabei mehrere zehntausend Franken erbeutet. Der Mann betrat kurz vor 18.30 Uhr die Schalterhalle der Bank in Büren an der Aare und drohte mit einer Bombe, die er in einem Koffer mitführe. Mit der Beute flüchtete der Froschmann in Richtung Aare. Hier rüstete er sich laut Polizei mit einer vollständigen Taucherausrüstung aus und sprang in die Fluten. Den herbeigerufenen Polizeibeamten gelang es, dem abgetauchten Räuber entlang des Ufers zu folgen und ihn festzunehmen. Die Beute wurde sichergestellt, zwei mutmaßliche Komplizen ebenfalls verhaftet.

Zur Person:

OTTO HAUSER und KLAUS-JÜRGEN HEDRICH, CDU-Bundestagsabgeordnete, haben eine Verkleinerung des Parlaments von derzeit 662 Mitgliedern um 165 gefordert. Dies wäre ein wichtiger Schritt, "um in der Bevölkerung wieder mehr Vertrauen für die Politik zu gewinnen", meinten die Politiker in einer Erklärung. Man könne damit jährlich 70 Millionen Mark einsparen. So könne den Steuerzahlern klargemacht werden, wie ernst es der Politik um einen Sparkurs sei, "der auch vor den eigenen Interessen nicht haltmacht." Eine Verkleinerung des Bundestages um 25 Prozent ließe sich bereits zur Bundestagswahl 1994 realisieren, sagte Hauser. Dazu sei eine einfache Änderung des Bundestagswahlgesetzes nötig. (AP)

In Deutschland wird schon vielfach gegen Mafia ermittelt

MÜNCHEN, 31. Juli (AP). In Deutschland wird nach den Worten des Staatssekretärs Günther Beckstein vom bayerischen Innenministerium zur Zeit in 64 Fällen wegen Mafia-Aktivitäten ermittelt. Vor Journalisten sagte Beckstein, die organisierte Kriminalität in Deutschland nehme zu und klagte, der Gesetzgeber sei zu feige. Noch immer seien keine ausreichenden gesetzlichen Voraussetzungen für ein milieugerechtes Vorgehen der Polizei gegen das organisierte Verbrechen geschaffen worden. Darunter ist vor allem die Erlaubnis für Polizeibeamte zu verstehen, bei getarnten Ermittlungen auch Straftaten begehen zu dürfen.

"Mafia-Oberhäuptlinge" wollten beispielsweise in Bayern nicht nur Ruheräume, sondern suchten auch Aktionsfelder, fuhr Beckmann fort. Es sei hier und in anderen Bundesländern bereits zu zahlreichen Schutzgelderpressungen gekommen. Darüber hinaus träten in Deutschland mehr und mehr auch chinesische und türkische Gruppen in Erscheinung.

Unter Hinweis auf die Drogenkriminalität und den internationalen Rauschgiftschmuggel forderte Beckstein einen verstärkten und rechtlich abgesicherten Einsatz von verdeckten Ermittlern und technischen Geräten.

TÜV will Trend zu stärkeren Autos stoppen Experte fordert Selbstbeschränkung der Hersteller / Übermotorisierung gefährdet Mensch und Umwelt

KÖLN, 31. Juli (AP/dpa). Die Autofahrer sollten sich künftig mit weniger PS unter der Motorhaube begnügen, ihrer Sicherheit und des Umweltschutzes wegen. Mit diesem Appell wandte sich der Vorsitzende des Technischen Überwachungsvereins (TÜV) Rheinland, Albert Kuhlmann, an die Autohersteller, den Trend zu immer höheren Motorleistungen zu stoppen. Die Fortschritte beim Insassenschutz würden durch immer PS-stärkere Motoren zunichte gemacht, sagte der TÜV-Experte am Freitag in Köln. Außerdem treibe die höhere Leistung den Kraftstoffverbrauch und damit die Schadstoffemissionen in die Höhe. Komme es zu keiner freiwilligen Beschränkung, müsse der Gesetzgeber handeln, verlangte Kuhlmann.

Der TÜV-Vorsitzende verwies auf Untersuchungen, wonach die Unfallbeteiligung von Autos mit starkem Beschleunigungsvermögen erheblich ansteige. Ohnehin sei überhöhte Geschwindigkeit die Unfallursache Nummer eins. Besonders gefährdet seien junge Fahrer. Zudem sei das Streben nach immer mehr Kraft unter der Motorhaube auch schädlich für die Umwelt, sagte Kuhlmann. Denn höhere Leistung sei in der Regel mit höherem Gewicht und höherem Kraftstoffverbrauch verbunden. Außerdem verleite die höhere Leistung zu stärkeren Beschleunigungs- und Bremsmanövern. Steige der DIN-Verbrauch eines Fahrzeugmodells von der kleinsten zur größten Motorvariante um rund 40 Prozent, so verdoppele sich Tests zufolge der reale Durchschnittsverbrauch bei zügiger Fahrweise im Straßenverkehr. Entsprechend stiegen auch die Schadstoffemissionen.

Zwar würden Bremsen und Fahrwerk in der Regel der höheren Motorleistung angepaßt, die passiven Sicherheitsreserven der Fahrgastzelle blieben jedoch die gleichen wie beim PS-schwachen Basismodell. Der Trend zu immer höheren Motorleistungen sei nicht mehr zeitgemäß.

BONN (dpa). Die SPD fordert nationale und internationale Maßnahmen zur Verminderung von Schadstoffemissionen durch den Flugverkehr. Der Luftverkehr beschleunige unter anderem den Ozonabbau und verstärke den Treibhauseffekt, erläuterte die Sprecherin der Bundestagsfraktion in der Enquete-Kommission zum Schutz der Erdatmosphäre, Monika Ganseforth, vor Journalisten in Bonn. Der Anteil etwa des Kohlendioxid-Ausstoßes des Flugverkehrs an denen des gesamten Verkehrs habe 1987 in der Bundesrepublik 13 Prozent erreicht und werde im Jahre 2005 etwa 22 Prozent betragen. Die Wirkungen von Emissionen seien in der Stratosphäre, der "oberen Etage" der Atmosphäre, deutlich höher als in Bodennähe.

Nach Auffassung der SPD müssen alle internationalen und nationalen Projekte für den Überschall-Flugverkehr aufgehoben, die Flugrouten in niederige Schichten der Atmosphäre verlagert sowie Kurz- und Mittelstreckenflüge zugunsten des Schienenverkehrs verringert werden. Jegliche staatliche Förderung des Flugverkehrs sei einzustellen. Das Flugbenzin - derzeit 30 Pfennig pro Liter - müsse ebenso verteuert werden wie die Start- und Landegebühren. Ferner forderte Frau Ganseforth eine Harmonisierung der europäischen Flugsicherung und -kontrolle, um Warteschleifen zu vermeiden. Beim Verkehrsministerium fehle im Bereich Luftverkehr bislang jegliches Problembewußtsein.

Zwei Jahre Haft wegen Elfenbeinschmuggels

Wegen Elfenbeinschmuggels hat das Landgericht zwei Kaufleute zu jeweils zwei Jahren Freiheitsstrafe ohne Bewährung verurteilt. Laut Urteil hatten die beiden versucht, eine Tonne Elfenbein aus Kamerun über den Rhein-Main-Flughafen nach Taiwan zu transportieren. Wie aus der Entscheidung hervorgeht, sollte das Elfenbein für die Herstellung von Namensstempeln im Fernen Osten verwendet werden.

Die beiden Angeklagten, ein 63 Jahre alter Chinese und ein 27 Jahre alter Afrikaner, waren bereits im Herbst 1989 in Frankfurt festgenommen worden, mußten aber wieder freigelassen werden, da man ihnen nicht den gewerbsmäßigen Handel mit Elfenbein beweisen konnte.

Elfenbeinhandel steht seit Mitte der 70er Jahre international unter Strafe und kann in der Bundesrepublik Deutschland mit bis zu fünf Jahren Freiheitsstrafe nach dem Naturschutzgesetz geahndet werden. AP

Serbische Zeitung bestreikt

BELGRAD, 31. Juli (AP/AFP). Die serbische Tageszeitung Politika ist am Freitag zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg nicht erschienen: Aus Protest gegen die Verstaatlichung der Mediengruppe durch das serbische Parlament traten Redakteure und Drucker in den Streik. Politika ist das Flaggschiff des größten jugoslawischen Medienkonzerns, zu dem 16 Zeitungen und Zeitschriften sowie ein Rundfunksender gehören.

Die Beschäftigten hatten den unbefristeten Streik am Donnerstag ausgerufen, nachdem das Parlament das Gesetz angenommen hatte. Das Gesetz, das am 1. August in Kraft treten soll, gibt der serbischen Regierung das Recht, den Direktor und die Mitglieder des Verwaltungsrates von Politika zu bestimmen.

Verlagsleiter Zivorad Minovic entschuldigte sich über den Fernsehsender seines Unternehmens bei der Bevölkerung dafür, daß die Zeitung sich nicht früher gegen die Politik der Regierung von Präsident Slobodan Milosevic gestellt habe. "Nach einer Reihe von Fehlern und einem katastrophalen Krieg versucht sich diese Regierung nun mit einer Diktatur zu retten", sagte Minovic.

Zahnärzte klagen bei Kohl

BONN, 31. Juli (AP). In einem Appell an Bundeskanzler Helmut Kohl hat der Freie Verband Deutscher Zahnärzte gefordert, dem von Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer vorgelegten Gesetzentwurf zur Strukturverbesserung im Gesundheitswesen nicht zuzustimmen. Der CSU-Minister sei im Begriff, der Regierungskoalition "einen nicht mehr reparierbaren Schaden zuzufügen", warnte Verbandspräsident Ralph Gutmann in einem am Freitag in Bonn veröffentlichten Schreiben an Kohl.

"Leider kann ein kurzer Brief die Fülle der markanten Fehler, Unwahrheiten, die Inkompetenz und das verantwortungslos manipulative Handeln Ihres neuen Gesundheitsministers und seiner Ministerialbürokratie nicht ausreichend erhellen", heißt es in dem Schreiben. Gutmann bot die fachliche Mitarbeit seiner Organisation bei einer "echten und richtigen Reform" des Gesundheitswesens an. Diese könne ohne Sachverstand nicht erfolgen.

BMW ruft Motorräder zurück

MÜNCHEN, 31. Juli (AP). Die BMW AG hat alle Halter des Motorradmodells R 100 R mit Doppelscheibenbremse aufgefordert, zu einer Überprüfung der Bremsleitung Werkstätten von BMW-Vertragshändlern aufzusuchen. Wie BMW am Freitag in München mitteilte, ist bei einer Bremsbelag-Tauschaktion festgestellt worden, daß es dabei ebenso wie bei einem Wechsel des Vorderreifens bei unsachgemäßem Vorgehen zum Verbiegen der Verbindungsbremsleitung vom rechten zum linken Bremssattel kommen könne. Dies könne dazu führen, daß der Reifen die Bremsleitung streift, reißen läßt und somit die Bremsen ausfallen.

Drei Wilderer getötet

HARARE, 31. Juli (AP). Bei einer Schießerei mit Wildhütern sind in Simbabwe drei Wilderer getötet worden, die es auf das Horn von Nashörnern abgesehen hatten. Wie die Behörden am Freitag mitteilten, ereignete sich der Vorfall im Hwange-Nationalpark. Die Regierung in Harare hatte im Mai angeordnet, den rund 1000 Schwarzen Nashörnern in Simbabwe das Horn abzuschneiden, damit sie nicht von Wilderern getötet werden. Seit 1984 wurden mindetens 1000 Rhinozerosse wegen ihres Horns erlegt, das insbesondere im asiatischen Raum als Potenzmittel gefragt ist. Im gleichen Zeitraum wurden mehr als 100 Wilderer getötet.Moskau streitet Druck auf Erich Honecker ab

MOSKAU, 31. Juli (AP/AFP). Das russische Außenministerium hat am Freitag seine Darstellung bekräftigt, daß der frühere DDR-Staatschef Erich Honecker freiwillig nach Deutschland zurückgekehrt sei. "Es gab keine Gewaltanwendung, weder von Mitarbeitern der Sicherheitskräfte noch von Diplomaten", sagte Außenamtssprecher Sergej Jastrschembski in Moskau. Die russische Regierung sei angenehm überrascht, daß Honecker Einsicht gezeigt habe, sagte Jastrschembsky weiter. Honeckers Anwalt hatte am Donnerstag gesagt, sein Mandant sei zur Abreise aus Chiles Botschaft gezwungen worden.

Honecker liegt nun allein in einem Krankenraum der Untersuchungshaftanstalt Berlin-Moabit. Das hat der zuständige Richter nach Angaben von Justizsprecherin Uta Fölster vom Freitag angeordnet. Eine Begründung nannte sie nicht. Honecker hatte die Krankenzelle bis zum Donnerstag abend mit einem Strafgefangenen geteilt.

Zugleich entschied der Richter, der 79jährige dürfe keinen Kontakt zu den fünf Mitbeschuldigten aufnehmen. Mit Honecker sind wegen der Todesschüsse an der Berliner Mauer und der innerdeutschen Grenze der frühere DDR-Ministerpräsident Willi Stoph, Ex-Stasi-Chef Erich Mielke, Verteidigungsminister Heinz Keßler, dessen Stellvertreter Fritz Streletz sowie der Suhler SED-Bezirkschef Hans Albrecht angeklagt. Außer Albrecht sitzen alle seit über einem Jahr in Untersuchungshaft.

(Weiterer Bericht auf Seite 4)

USA laden Israel zu Nahostrunde ein

JERUSALEM, 31. Juli (AP). Die USA haben Israel zur nächsten Runde der Nahostfriedensgespräche eingeladen, die am 24. August in Washington stattfinden soll. Von einem russischen Diplomaten wurde Libanon eingeladen.

Massengräber entdeckt

POTSDAM, 31. Juli (AP). In unmittelbarer Nähe des früheren Konzentrationslagers Sachsenhausen bei Oranienburg sind nach Angaben des brandenburgischen Innenministeriums Massengräber entdeckt worden. Die Toten seien Häftlinge des ehemaligen sowjetischen "Spezialagers Nr. 7" gewesen, das nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet worden war, hieß es in einer Erklärung am Freitag. Das Ministerium hatte nach entsprechenden Berichten Anfang Juli Suchgrabungen veranlaßt.

Raumfähre "Atlantis" im All

CAPE CANAVERAL, 31. Juli (AP). Zu einem Flug, auf dem wieder einmal Geschichte im All geschrieben werden soll, ist am Freitag die US-Raumfähre "Atlantis" gestartet: Die sieben Astronauten, unter ihnen ein Schweizer und ein Italiener, sollen ein bisher beispielloses Experiment vornehmen und die europäische Forschungsplattform "Eureca" aussetzen. Mit ihr will Europa einen weiteren Schritt zur unbemannten und automatisierten Raumfahrt tun.

Daneben soll ein italienischer Fesselsatellit ausgesetzt werden, der an einem 20 Kilometer langen, zwei Millimeter dünnen Kupferkabel hängt. Es soll erkundet werden, inwieweit sich ein Satellit auf diese Weise unter Kontrolle halten läßt. Dabei wird der Satellit über das Kabel mit einer elektrischen Spannung von 5000 Volt versorgt. Die US-Raumfahrtbehörde NASA verspricht sich von einer erfolgreichen Erprobung dieses Systems Aufschluß über die Möglichkeit, in Zukunft Forschungssatelliten in Schichten der Atmosphäre einzusetzen, die für Versuchsballons zu hoch und für freifliegende Satelliten zu niedrig sind.

Airbus im Himalaja zerschellt

KATMANDU, 31. Juli (AP). Ein thailändisches Verkehrsflugzeug vom Typ Airbus A 310-300 mit 113 Menschen an Bord ist am Freitag im Gebirge von Nepal abgestürzt. Unter den Passagieren waren auch vier Deutsche.

(Bericht auf der Seite "Aus aller Welt")

Schwarzer Tag der Luftfahrt Wahrscheinlich mehr als 200 Tote bei Flugzeugkatastrophen

NEW YORK/HONGKONG, 31. Juli (AP). Einen schwarzen Tag hat die Zivilluftfahrt am Freitag erlebt: Bei Flugzeugabstürzen in Nepal und China kamen vermutlich über 200 Menschen ums Leben. Ein thailändisches Verkehrsflugzeug mit 113 Menschen an Bord zerschellte im Gebirge von Nepal. Der Airbus A310-300, in dem sich auch vier Deutsche befanden, sei während heftigen Regens beim Landeanflug auf Katmandu gegen einen Berg geprallt, sagte der stellvertretende Flughafendirektor Nagendra Ghimire. Die Absturzstelle rund 80 Kilometer südlich der Hauptstadt befinde sich drei Stunden Fußmarsch von der nächsten Straße entfernt. Es sei fast unmöglich, daß jemand das Unglück überlebt habe.

Nach Angaben der Flugsicherungsbehörden in Katmandu war die in Bangkok gestartete Maschine am Mittag während des Landeanflugs von den Radarschirmen verschwunden. Der Pilot habe zwar nach erteilter Landeerlaubnis einen technischen Fehler gemeldet, doch später berichtet: "Ich bin jetzt okay . . ." Dann sei jede Verbindung abgebrochen. In Bangkok wurde mitgeteilt, an Bord seien 99 Passagiere - überwiegend Touristen - und 14 Besatzungsmitglieder gewesen.

Mindestens 100 Insassen kamen beim Absturz einer chinesischen Verkehrsmaschine ums Leben. Wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua meldete, trug sich das Unglück beim Start des Flugzeugs vom Typ Yak-42 vom Flughafen Nanjing zu. 26 Menschen seien verletzt worden.

Die Maschine mit 116 Passagieren und zehn Besatzungsmitgliedern an Bord und mit dem Bestimmungsort Xiamen an der Südostküste Chinas habe nicht planmäßig abgehoben und sei etwa 600 Meter von der Startbahn entfernt "in einem Feuerball aufgegangen", hieß es in dem Bericht. Über die Ursache herrsche noch völlige Unklarheit.

Geheimnis der Insel Wörth soll gelüftet werden

Der Schleier über der Vergangenheit der Insel Wörth im Staffelsee beginnt sich zu heben. War die größte der sieben Inseln des oberbayerischen Sees im 8. Jahrhundert wirklich ein Bischofssitz, wie Historiker vermuten? Auf die Bedeutung eines Klosters auf Wörth weist eine im Auftrage Karls des Großen zusammengestellte Inventarliste von 811 hin. Sie bescheinigt eine reiche Ausstattung mit prächtigem Altargerät, üppigen Reliquienschreinen, einer wertvollen Bibliothek und einem Paar Bischofshandschuhe. Seit Archäologen der Prähistorischen Staatssammlung München 1986 auf Mauer- und Fußbodenreste einer dreischiffigen Basilika aus dem 7. oder 8. Jahrhundert gestoßen sind, ist man dem Rätsel von Wörth auf der Spur.

Das Kloster soll bei den Ungarnstürmen des 10. Jahrhunderts zerstört worden sein. Bischof Ulrich von Augsburg errichtete an seinem Platz um das Jahr 960 die St. Michaelkirche. Diese war dann ein pastoraler Mittelpunkt mit zahlreichen Filialkirchen im Umland, bis sie 1773 abgetragen und das Abbruchmaterial für die 1776 fertiggestellte Pfarrkirche im nahen Seehausen verwendet wurde. Heute steht auf Wörth, seit 1954 Eigentum des Freistaates Bayern, im Schatten einer 1000jährigen Linde eine neoromanische Kapelle.

Ausgrabungen auf der knapp 37 Hektar großen Insel im Landkreis Garmisch-Partenkirchen, die nach dreimonatiger Dauer in diesen Tagen vorerst zu Ende gehen, dürften in der Landes-, Kirchen- und Kulturgeschichte Bayerns ein neues Kapitel aufschlagen. Ist das Bistum Staffelsee identisch mit dem Bistum Neuburg, das schon in einem Codex des Klosters St. Gallen im 9. Jahrhundert als "civitas nova" erwähnt wird? War es vielleicht schon ein spätrömisches Bistum wie Augsburg oder Säben im heutigen Südtirol, da es im 8. Jahrhundert nicht in die Erneuerungsmission des irischen Mönches Bonifatius einbezogen wurde? Daß ein Bistum Neuburg bestand, das sich von den Alpen bis zur Donau erstreckte, kann als erwiesen gelten. Nicht gesichert ist bis heute der Sitz des Bischofs.

Können die Grabungen, die von der Vor- und Frühgeschichtlerin Brigitte Haas geleitet werden, Antwort auf diese Fragen geben? "Wir haben an Hand von Münzen, die wir jetzt unter dem Fußboden der ehemaligen St. Michaelkirche gefunden haben, festgestellt, daß diese erst im 13. Jahrhundert erbaut wurde", berichtet Haas. Im Schutt der Planierung für diese Kirche aber seien Architekturteile gesichert worden, die zu einem ehemaligen Kloster aus dem 7. oder 8. Jahrhundert gehörten.

Bisher seien eine Platte der Chorschranken der ehemaligen Klosterkirche und acht Gräber mit Beigaben aus Rosenkränzen, Medaillons und Kruzifixen freigelegt worden. Im Bodenbereich wurden nach Angaben der Archäologin Keramikscherben geborgen, die in die Urnenfelderzeit vor ungefähr 3000 Jahren verweisen. "Daraus schließen wir, daß die Insel bereits zu dieser vorchristlichen Zeit besiedelt wurde."

Alle Funde, darunter auch Münzen aus dem hohen Mittelalter, werden in den Prähistorischen Staatssammlung in München konserviert.

INGRID KUHN (dpa)

Die Berlin-Hilfe wird um drei Milliarden gekürzt

BERLIN, 31. Juli (dpa). Kam vor der Maueröffnung allein für West-Berlin noch jede zweite Mark an Einnahmen aus Bonn, wird es 1993 selbst bei der ursprünglich veranschlagten Bundeshilfe von 11,2 Milliarden für ganz Berlin nur jede vierte Mark sein.

Berlin wird abgenabelt. Zu Mauerzeiten künstlich hochgepäppelt, wird die deutsche Hauptstadt jetzt jäh vom Bonner Tropf gerissen. Um drei Milliarden Mark will Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) die Bundeshilfe für die Hauptstadt Berlin kürzen. Eine Milliarde mehr, als ursprünglich veranschlagt. 1994 soll der Betrag um weitere vier Milliarden Mark auf den Rest von sechs Milliarden zusammengestrichen werden. "Berlin hat keine Lobby mehr", so die allgemeine Einschätzung an der Spree. Zwar besteht Einigkeit, daß angesichts allseits leerer Kassen mit der "Subventionsmentalität" früherer Jahrzehnte endgültig Schluß sein muß. Von einem Tag auf den anderen könne das "Kind Berlin" aber nicht auf eigenen Füßen stehen. Die Politik müsse auch für künftige Generationen "gestaltungsfähig bleiben", sagt Finanzsenator Elmar Pieroth (CDU).

Die Berliner stecken in der Klemme: Zwar sollen die Steuereinnahmen in der aufstrebenden Spree-Metropole im kommenden Haushaltsjahr mit 13,87 Milliarden Mark erstmals die Bundeshilfe übersteigen. Bei einem geplanten Gesamtetat von rund 42,6 Milliarden Mark ist Berlin von einer gesunden Haushaltslage aber noch weit entfernt: Der Stadtstaat Hamburg beispielsweise finanziert seine Ausgaben zu gut Zweidritteln aus eigenen Steuereinnahmen.

Allein mit dem Rotstift ist die Krise nicht zu meistern. Zwar konnte der CDU/SPD-Senat vor der Sommerpause vor allem durch einen weiteren geplanten Personalabbau von 3500 Stellen jährlich und Vermögensverkäufen über 750 Millionen Mark eine Deckungslücke im Etatentwurf 1993 von 2,6 Milliarden Mark schließen. Sparoperationen sind aber immer wieder ein Balanceakt zwischen West und Ost. Die teilungsbedingten Folgekosten lassen wenig Spielraum: "Es gibt Altlasten und Verpflichtungen", die sich wie beim staatlich geförderten Wohnungsbau "aus den 40 Jahren Insellage ergeben und die nicht einfach von heute auf morgen wegfallen", sagt Finanzstaatssekretär Werner Heubaum (SPD).

Hält Bonn an den zusätzlichen Milliardenkürzungen bei der Bundeshilfe fest, stehen den Berlinern harte Zeiten ins Haus. Die Gefahr sei groß, daß die Unterschiede zwischen Ost und West durch "übermäßige Sparmaßnahmen zu offenen sozialen Konflikten führen", warnt Wirtschaftssenator Norbert Meisner (SPD).

Der stellvertretende Senatssprecher Eduard Heußen hält eine weitere Verschuldung über die jetzige Rekordmarke von 5,8 Milliarden Mark jährlich hinaus für "unverantwortlich". Für "den Fall der Fälle" läßt der Senat bereits gegen den Bund eine Klage vor dem Bundesverfassungsgericht vorbereiten.

Ghali mahnt UN-Beiträge an Finanzkrise gefährdet Einsätze / Auch Bonn ist Schuldner

NEW YORK, 31. Juli (dpa). Die UN werden noch vor dem Ende dieses Jahres ihre Arbeit einstellen müssen, wenn die Mitgliedstaaten nicht rasch Geld in die Kasse der Organisation bringen. Diese Prognose stellte UN-Generalsekretär Butros Ghali am Donnerstag in New York.

Mehr als zwei Drittel der UN-Mitglieder sind mit ihren Zahlungen im Rückstand, und ihre Schulden betragen jetzt insgesamt 2,63 Milliarden Mark. Allein der Einsatz von "Friedenstruppen" kostet monatlich insgesamt 330 Millionen Mark.

Mit rund 1,14 Milliarden Mark haben die USA die meisten Schulden. Als größter Beitragszahler müssen die USA für ein Viertel des UN-Budgets aufkommen.

Deutschland muß knapp neun Prozent des UN-Haushalts bezahlen und schuldet der Weltorganisation noch rund 110 Millionen Mark. "Sehr konstruktive Vorschläge"

BONN (dpa). Ghali hat nach Angaben der FDP positiv auf einen Vorstoß der Liberalen Internationalen (LI) für eine Reform der UN reagiert. In einem Antwortschreiben äußerte er sich zufrieden über die "sehr konstruktiven Vorschläge", die sich weitgehend mit seinen eigenen Vorstellungen deckten, teilte FDP-Sprecher Hans-Rolf Goebel am Freitag in Bonn mit.

Der LI-Präsident, FDP-Chef Otto Graf Lambsdorff, und der finnische Außenminister Paavo Väyrynen, Vorsitzender des LI-Komitees "Stärkung der UN", hatten Ghali Ende Juni detaillierte Reformvorschläge unterbreitet. Sie sprachen sich unter anderem dafür aus, die Teilnahme an und die Unterstützung von UN-Friedenssicherungsmissionen zur Voraussetzung für die Aufnahme in die UN zu machen. Außerdem sollten die Anteile der Mitgliedsstaaten an den Kosten für Friedensmaßnahmen in Relation zu den nationalen Rüstungsausgaben jedes einzelnen Landes gesetzt werden.

Bosnien Erneut schwere Kämpfe

ZAGREB, 31. Juli (dpa). In den Kriegsgebieten von Bosnien-Herzegowina sind nach Angaben von Radio Zagreb am Freitag morgen nach einer relativ ruhigen Nacht erneut schwere Kämpfe ausgebrochen. Seit 5.30 Uhr würden in der Hauptstadt Sarajewo vor allem das Zentrum und die Vororte um den Flughafen am südwestlichen Stadtrand von serbischen Truppen beschossen, meldete der kroatische Rundfunksender. In der Stadt seien Explosionen zu hören. Am Donnerstag abend wurden bei Angriffen auf Sarajewo vier Personen, darunter zwei Kinder, getötet und mindestens 18 weitere verletzt, so der Sender.

Seit dem frühen Morgen wurden laut Radio Zagreb auch kroatisch-moslemische Stellungen in Nordbosnien im Raum Derventa und Bosanski Brod von serbischer Artillerie angegriffen. Kroatisch-moslemische Truppen hätten mit Gegenfeuer geantwortet. Ferner hätten serbische Einheiten auf kroatischem Territorium Dörfer westlich von Slavonski Brod angegriffen. Bosanski Brod wurde laut Radio Zagreb auch am späten Donnerstag abend beschossen.

Der jugoslawische Ministerpräsident Milan Panic will nach eigenen Worten erneut nach Bosnien- Herzegowina reisen, um sich für ein Ende der Kämpfe einzusetzen. Das bekräftigte der Regierungschef am Donnerstag abend nach seiner Rückkehr von einer zweiwöchigen Reise durch die USA und Westeuropa in Belgrad. Bei seinen Gesprächen habe er klargestellt, daß das nur noch aus Serbien und Montenegro bestehende Jugoslawien keinen Anspruch auf Territorien ehemaliger Teilrepubliken erhebe.

In der ungarischen Hauptstadt Budapest hatte Panic zuvor eine Konferenz der sechs ehemaligen Teilrepubliken angeregt. (Siehe auch Seite 2)

Gorbatschow gibt Fehleinschätzung zu

ATHEN, 31. Juli (dpa). Der ehemalige sowjetische Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow hat eingeräumt, während seiner Amtszeit hätten er und seine Mitarbeiter die Bedeutung der Nationalitätenprobleme falsch eingeschätzt.

"Wir waren von den Fortschritten hypnotisiert, die es bei uns gegeben hat", sagte Gorbatschow in einem Interview des privaten griechischen Fernsehsenders Mega-Channel. Der Putschversuch vom August 1991 habe dem Reformprozeß in der ehemaligen Sowjetunion den entscheidenden Schlag versetzt. "Der Putsch hat den zur Unterzeichnung vorliegenden Vertrag der ,Neuen Union' torpediert", sagte der Ex-Präsident. Einen Rückzug aus der Politik plane er keinesfalls, sagte Gorbatschow. Er strebe jedoch kein hohes Amt an. Solange die Reformen weitergingen, fühle er sich nicht geschlagen. Den russischen Präsidenten Boris Jelzin beschuldigte er, "der Gesellschaft Reformen aufzuzwingen, die sie nicht ertragen kann".

Es gebe die Ansicht, daß die Vereinigten Staaten im Ost-West-Konflikt gesiegt hätten und jetzt eine globale Führungsrolle übernehmen müßten. "Wenn die USA sich darauf einlassen, werden sie eine Niederlage einstecken", sagte Gorbatschow.TENNIS

INTERNATIONALES Turnier in San Marino (260 000 Dollar), Männer: Einzel, 2. Runde: Novacek (CSFR) - Svensson (Schweden) 6:4, 6:4; Clavet (Spanien) - Mezzardi (Schweiz) 6:0, 6:1; Tillstroem (Schweden) - Filippini (Uruguay) 6:3, 7:6; Wuyts (Belgien) - Strelba (CSFR) 6:2, 5:0 (Aufgabe).

EINLADUNGSTURNIER in Brookline/USA (260 000 Dollar), Männer, Einzel, Achtelfinale: Lendl (USA) - Arias (USA) 6:3, 6:0; Washington (USA) - Stoltenberg (USA) 6:4, 6:0; Reneberg (USA) - Mayotte (USA) 6:3, 3:6, 6:0; Rusedski (Kanada) - Donovan (USA) 6:4, 6:0; Amend (USA) - Cash (Australien) 7:6, 6:3.

BERLIN, 31. Juli (dpa/AP/AFP). Die Untersuchungshaft des ehemaligen DDR-Staats- und Parteichefs Erich Honecker verläuft bislang ohne Probleme. Justizsprecherin Uta Fölster sagte am Freitag der Deutschen Presse-Agentur, es gebe keine Anzeichen für irgendwelche Komplikationen im Untersuchungsgefängnis Moabit, in dem sich Honecker seit Mittwoch abend befindet.

Der 79jährige Honecker, der am Mittwoch die chilenische Botschaft in Moskau verlassen hatte und nach Deutschland zurückgekehrt war, liege in der Krankenabteilung des Gefängnisses zusammen mit einem "normalen Strafgefangenen" in einer Zelle, sagte die Sprecherein der Justizbehörde. Der Alltag in der Krankenabteilung ähnele dem eines normalen Krankenhauses. Der Ex- SED-Chef werde ärztlich überwacht. Die Türen des Haftraumes würden regelmäßig abgeschlossen.

Zur Frage der Freiwilligkeit der Rückkehr Honeckers sagte Frau Fölster, der Justizverwaltung lägen keine genauen Informationen vor. Honecker-Verteidiger Friedrich Wolff hatte am Donnerstag berichtet, Honecker sei nach massivem Druck aus der Botschaft gegangen. Die chilenische Regierung hatte dagegen von einem freiwilligen Verlassen der Botschaft gesprochen.

Der Vorsitzende Richter Hans-Georg Bräutigam, der das Verfahren wegen Totschlags gegen Honecker leitet, sagte am Mittwoch abend im ZDF, der Prozeß gegen den Ex-SED-Chef werde "frühestens" im Oktober dieses Jahres beginnen. Bislang sei nach der Anklageerhebung der Staatsanwaltschaft noch nicht einmal das gerichtliche Hauptverfahren eröffnet. Bräutigam hatte den Verteidigern der fünf Angeklagten - unter ihnen auch Ex-Stasi-Chef Erich Mielke und DDR-Ministerpräsident Willi Stoph - nach der Anklageerhebung im Juni zunächst eine zweimonatige Frist zur Stellungnahmen eingeräumt.

Unterdessen ist Honeckers Frau Margot auf dem Weg nach Chile in Südamerika, wo ihre Tochter Sonja lebt. Dort sollte sie um 14.15 Uhr MESZ mit einer Maschine der sowjetischen Luftfahrtgesellschaft Aeroflot eintreffen. Margot Honecker wird sich als Touristin bei ihrer Tochter in Chile aufhalten. Das teilte der chilenische Außenminister Enrique Silva Cimma am Donnerstag abend (Ortszeit) in Santiago de Chile mit. Chile nehme alle Ausländer auf, die das Land besuchen wollten, betonte Silva.

Während des Fluges ließ Margot Honecker in einem Gespräch mit einer Reporterin des ARD-Frühstücksfernsehens erkennen, daß sie offenbar nicht nach Deutschland zurückkehren will. "Das neue Deutschland ist nicht mehr mein Land", sagte sie. Deutschland habe eine Entwicklung genommen, die es noch bereuen werde. Heimweh habe sie nicht, höchstens nach ihren Freunden, unterstrich sie.

Zu Forderungen nach einer Auslieferung der ehemaligen DDR-Ministerin nach Deutschland betonte der Leiter der Berliner Arbeitsgruppe Regierungskriminalität, Christoph Schaefgen, die Ermittlungen gegen sie stünden "erst am Anfang". Die bislang gegen Margot Honekker vorliegenden Anschuldigungen seien juristisch nicht relevant. "Das liegt auch daran, daß wir bisher nur Anzeigen haben, die recht unsubstanziierte Vorwürfe gegen Frau Honecker vortragen. Es wird behauptet, sie sei für die Zwangsadoptionen verantwortlich, ohne aber Einzelfälle zu benennen", sagte Schaefgen. Seine Behörde habe derzeit "keinen rechten Ansatzpunkt, um in Ermittlungen einsteigen zu können". An eine Anklage gegen Margot Honecker sei daher "im Moment überhaupt nicht zu denken".

Politiker von CDU, FDP und SPD hatten die Berliner Justiz zuvor in der Berliner Zeitung BZ aufgerufen, ihre Ermittlungen gegen Margot Honecker zu verstärken. Der Vorsitzende des Rechtsausschusses des Bundestages, Horst Eylmann, sagte: "Es wird Zeit, daß sich auch Margot Honecker ihrer Verantwortung als führende Politikerin der untergegangenen DDR stellt." Der rechtspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Detlef Kleinert, meinte: "Jetzt, da Erich Honecker in Deutschland ist, sollte die Berliner Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen bei Margot Honecker verstärken." Die 65jährige trage politische Mitverantwortung für die Unrechtstaten des DDR-Regimes. Kleinert nannte die Mitgliedschaft im Zentralkomitee, die Zeit als Bildungsministerin und ihre Funktion als "First Lady der DDR".

Der SPD-Innenexperte Willfried Penner vertrat die Auffassung, aus dem Vorwurf der Zwangsadoption gegen Frau Honecker könne sich der Straftatbestand der Freiheitsberaubung oder der Kindesentführung ergeben. Dann könnte die Bundesrepublik auch an Chile ein Auslieferungsbegehren stellen.

(Weiterer Bericht und Kommentar auf Seite 3)

Zweirad-Verbot auf Gehwegen

KÖLN, 31. Juli (dpa). Für "heiße Öfen" brechen zumindest in Köln jetzt "kalte Zeiten" an: Vom 1. August an will die Stadt konsequent Verwarnungsgelder verhängen, wenn Motorradfahrer ihre Maschinen auf Gehwegen parken.

Bisher hatte die städtische Verkehrsüberwachung bei solchen Sünden beide Augen zugedrückt, wegen Personalmangels und aus Rücksicht auf die "prekäre Parkplatzsituation in der Kölner Innenstadt", wie es hieß. Weil das Gehwegparken überhand genommen habe, soll jetzt aber hart durchgegriffen werden. Eine Biker-Initiative hat schon 600 Unterschriften gegen das städtische Vorhaben gesammelt und will sogar vor Gericht eine einstweilige Verfügung erwirken.

Die Motorradfahrer können nicht verstehen, warum das kompakte Zweirad auf die wenigen normalen Parkplätze verbannt werden soll. Eine einzige Maschine auf einem Auto-Parkplatz sei doch "die reine Platzverschwendung", meinte Volker Kleudgen, Sprecher der Initiative. Außerdem gebe es für die Motocyclisten keine Ausweichmöglichkeiten: Parkhäuser und Tiefgaragen in Köln seien für Motorräder gesperrt.

Im äußersten Fall wollen die Motorradfans, ähnlich wie im Frühjahr in Bonn, mit einem "Park in" auf ihre Situation aufmerksam machen. Damals hatten Hunderte Motorradfahrer frühmorgens sämtliche freien Parkplätze in der Innenstadt besetzt.

Kurz gemeldet: Direkte Kontakte zur Armeeführung

WILNA, 31. Juli (dpa). Litauens Führung und das Kommando der Nordwest- Gruppe der russischen Armee haben direkte Kontakte vereinbart, um eventuelle Zwischenfälle mit russischen Militärs beilegen zu können.

19jährigem Kopf an Leitplanke abgetrennt

WALDRACH, 31. Juli (dpa). Ein 19jähriger Soziusfahrer ohne Helm ist am Donnerstag abend bei einem Motorradunfall zwischen Waldrach und Korlingen in Rheinland-Pfalz auf besonders blutige Weise ums Leben gekommen. Eine Leitplankenbefestigung habe ihm den Kopf abgetrennt, berichtete die Polizei in Schweich nahe Trier am Freitag. Der 20jährige Fahrer des Motorrades sei lebensgefährlich verletzt worden. Die Maschine war vermutlich wegen zu hoher Geschwindigkeit in einer Rechtskurve zu Fall gekommen. Dabei seien die beiden Männer über die Fahrbahn gerutscht.

Englands Kicker zur Doping-Kontrolle

Regelmäßige Doping-Kontrollen für die neue Saison kündigte der englische Fußballverband exakt zu dem Zeitpunkt an, als drei britische Athleten bei den Olympischen Spielen in Barcelona des Dopings überführt wurden.

Munitionslager in Dresden entdeckt

DRESDEN, 31. Juli (dpa). Ein geheimes Depot mit Munition, die vermutlich aus Beständen der GUS-Truppen stammt, ist Donnerstag abend in Dresden entdeckt worden. Nach Mitteilung der Polizei vom Freitag fanden Beamte auf Grund eines anonymen Hinweises in einem unbewohnten Hintergebäude in Dresden-Löbau vier Kisten mit Panzertellerminen und 57 Kisten mit Handgranaten. Die Munition sei voll funktionsfähig. Nach Angaben eines Polizeisprechers haben Bürger beobachtet, wie die Kisten von GUS-Soldaten dort abgeladen worden seien. Ob die Munition verschoben werden sollte, sei noch nicht bekannt.

Opposition heillos zerstritten

NAIROBI, 31. Juli (dpa). Die größte Oppositionspartei in Kenia, FORD (Forum zur Wiederherstellung der Demokratie), steht nach schweren internen Querelen vor dem Zusammenbruch. Wie die unabhängige Zeitung "Daily Nation" am Freitag berichtete, hat sich das Forum in zwei Lager geteilt. Eine kurzfristig anberaumte Krisensitzung sei gescheitert. In Mombasa lieferten sich Anhänger beider Flügel eine handfeste Prügelei, bei der die Parteibüros verwüstet wurden.

Die FORD-Führer sind seit langem darüber zerstritten, wer bei den Präsidentschaftswahlen gegen Staatschef Daniel arap Moi kandidieren soll.

Ende des Bildschirmtextes scheint nicht fern Bedeutendster Anbieter zieht sich zurück / Neuer Informationsdienst in Vorbereitung

Zwölf Jahre schon dauert der erfolglose Versuch, den Bildschirmtext (Btx) in Deutschland als Massenkommunikationsmittel zu etablieren. Der Kunde sollte über seine Telefonleitung mittels eines Adapters Informationen auf den Fernsehschirm holen. Doch nur wenige ließen sich von den neuen Möglichkeiten verführen. Von den einst für 1995 anvisierten acht Millionen Nutzern dieses Dienstes ist die Telekom meilenweit entfernt: Rund 320 000 Teilnehmer werden geführt.

Jetzt kündigt der wichtigste Anbieter auf diesem Markt, die Btx Südwest Datenbank in Stuttgart, an, die geschäftlichen Tätigkeiten zum Jahresende einzustellen. Als Gründe werden die weiterhin unbefriedigende Entwicklung der Anschlußzahlen, nicht gesicherte Strategien der Telekom, das negative Image des Btx sowie hohe Kosten genannt. Südwest- Chef Peter Mahnkopf: "Ich glaube nach wie vor an dieses Medium, doch es gibt hierzulande zu viele Widerstände, gegen die wir auf Dauer nicht mehr ankamen."

Mit der Südwest Datenbank verschwindet das "Filetstück" des deutschen Btx- Angebots vom Markt. Ein pessimistischer Branchenkenner sagt voraus: "Jetzt bleibt nur noch Porno und das elektronische Telefonbuch, das sowieso keiner will." Der zentrale Vorwurf der Kritiker des Btx-Systems lautet, daß es sich nur an der Technologie und nie am Markt orientiert habe. Es sei bedienerunfreundlich, das Angebot verwildere, der Kunde werde mit der Technik allein gelassen, der Rechtsrahmen sei eine Katastrophe.

"Wie erfolgreiche Systeme im Ausland zeigen, erwartet der private Nutzer ein homogenes und durchgängig hochwertiges Anwendungspaket mit deutlich erkennbarem Gebrauchsnutzen. In der gegenwärtigen Rechtslage kann die Telekom ein solches Paket nicht selbst bilden und damit Btx auch nicht wirksam vermarkten", gesteht der in der Generaldirektion Telekom Verantwortliche Eric Danke Schwächen des Systems ein.

Zum Jahresende droht ein weiterer Schlag gegen Btx: Die Telekom führt neue Tarife ein. "Für die Zukunft muß die Telekom auch Btx wirtschaftlich betreiben", begründet Danke die Pläne. Konkret bedeuten die Einführung eines Zeittaktes und die 1993 höhere Mehrwertsteuer eine 100prozentige Verteuerung. Mahnkopf: "Damit ist Btx auch wirtschaftlich nicht mehr vertretbar."

Wie sieht die Zukunft aus? Im März wurde die Gründung der Videotel Infoservice bekanntgegeben. Dabei handelt es sich um eine Tochter des Axel Springer Verlages und der Telekom. Bei den Initiatoren heißt es: "Wir investieren nicht in Btx. Wir entwickeln vielmehr mit Videotel einen neuen interaktiven Informationsdienst für private Haushalte, der auf geeigneten Netzen angeboten werden soll. Wie Prodigy - ein auf Konsumenten und damit den Massenmarkt ausgerichteter Service in den USA - zeigt, ist für ein solches Projekt erhebliches Marktpotential vorhanden. Prodigy erreichte bereits knapp zwei Jahre nach Markteinführung über eine Million Teilnehmer."

Anfang 1993 ist ein Zielgruppentest vorgesehen. Bis zum ersten Anschluß werden weitere zwei Jahre vergehen. Die Investitionen für das neue System sollen 300 bis 500 Millionen Mark betragen. dpa

"Mafia nicht Teil der Gesellschaft"

BADEN-BADEN, 31. Juli (dpa). Der innenpolitische Experte der FDP, Gerhart Baum, hat vor einer "Mafia-Psychose in Deutschland" gewarnt. Anders als in Italien sei die Mafia bei uns nicht Teil der Gesellschaft, sagte Baum am Freitag im Südwestfunk. Zwar gebe es Entwicklungen im organisierten Verbrechen, die zur "Aufmerksamkeit und Sorge Anlaß" geben, von einem Einfluß der Mafia auf Politik, Justiz und Verwaltung könne aber nicht die Rede sein. Baum widersprach damit dem Bundeskriminalamt, das vor einem Einstieg in Schlüsselbereiche des öffentlichen Lebens gewarnt hatte.

Streik bremst dänischen Flugverkehr

KOPENHAGEN, 31. Juli (dpa). Eine spontane Arbeitsniederlegung des dänischen Bordpersonals bei der skandinavischen Fluggesellschaft SAS hat am Freitag den innerdänischen Flugverkehr weitgehend lahmgelegt. Auch mehrere Verbindungen vom Kopenhagener Flughafen Kastrup ins europäische Ausland mußten abgesagt werden. Mit ihrem Streik wollen die Stewardessen und Stewards geplante Personalkürzungen bei SAS zu ihren Lasten verhindern.

TÜV: Autofahrer sollen auf PS verzichten

KÖLN, 31. Juli (dpa). Deutschlands Autofahrer sollten sich künftig mit weniger PS unter der Motorhaube begnügen. Dies hat am Freitag der größte deutsche TÜV, der Technische Überwachungs-Verein Rheinland in Köln, im Interesse der Verkehrssicherheit und des Umweltschutzes gefordert. Die Automobilindustrie solle von sich aus dafür sorgen, daß die Motorleistung nicht mehr maßgeblicher Bewertungsfaktor im Wettbewerb der Hersteller sei. Der Trend zu immer höherer Motorleistung sei "längst nicht mehr zeitgemäß" und müsse gestoppt werden. Sollte sich die Industrie nicht freiwillig beschränken, müsse der Gesetzgeber handeln, verlangte der rheinische TÜV. Überhöhte Geschwindigkeit in PS-starken Fahrzeugen sei Unfallursache Nummer Eins.

Polen strebt in die NATO

WARSCHAU, 31. Juli (dpa). Eine Vollmitgliedschaft in der NATO und die Einbeziehung in die sicherheitspolitischen Systeme der KSZE und der Europäischen Gemeinschaft ist das Ziel der neuen polnischen Verteidigungsdoktrin. Nach einem am Freitag von der Regierungszeitung "Rzeczpospolita" veröffentlichten Entwurf setzt Polen auf die Zusammenarbeit mit Deutschland als einen der "wichtigsten Wege zur Integration mit Westeuropa". Vor der Vollmitgliedschaft in der NATO werde sich Polen um bilaterale Vereinbarungen mit den einzelnen Mitgliedstaaten bemühen.

Teil der polnischen Sicherheitspolitik ist auch die enge Zusammenarbeit mit den neuen östlichen Nachbarstaaten. Gefahren für die Sicherheit des Landes könnten durch Grenzkonflikte zwischen den an Polen grenzenden Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion sowie durch Flüchtlingsströme aus dem Osten erwachsen. Diese Grundsätze wurden am Donnerstag dem Komitee zur Verteidigung des Landes (KOK) vorgestellt.

Sargträger streiken

LÖHNE, 31. Juli (dpa). Für ein elektrisches Hilfsgerät, mit dem sie die Toten leichter zur ewigen Ruhe betten können, sind die Sargträger in Löhne-Obernbeck (Ostwestfalen) in den Streik getreten. Eine Witwe hatte nach der Beerdigung ihres übergewichtigen Mannes das 4500 Mark teure Sargversenkungsgerät der evangelisch-lutherischen Gemeinde geschenkt. Die Sargträger von Obernbeck, ehrenamtlich im Auftrag eines Bestattungsunternehmens tätig, wollten nun künftig auf das Hilfsgerät am Grab nicht mehr verzichten. Doch das Presbyterium lehnte eine "Beerdigung auf Knopfdruck" ab. Daraufhin legten fünf des Sextetts die Arbeit nieder.

Auch Gemeindepfarrer Detlef Scheiding (43) sieht durch das Gerät "den letzten Liebesdienst des Menschen am Menschen" gefährdet, wie er am Freitag der dpa sagte. Mit einem Kompromiß sollte nun der gestörte Friede auf dem Friedhof wieder hergestellt werden: Bei schweren Särgen, Regen und im hintersten Winkel gelegenen Grabstellen könne das leise arbeitende Hilfsgerät Verwendung finden, schlug das Presbyterium vor. Doch die Sargträger lehnten dies mit der Begründung der Gefahr einer "Zweiklassengesellschaft auf dem Friedhof" ab.

Leistungen halten mit der Hochglanzbroschüre noch nicht mit Nobel in die Niederungen Das neue Gesicht des HSV hat noch keine Konturen

Der Hamburger SV hat sich für die kommende Saison ein neues Gesicht verpaßt, aber genaue Konturen sind noch nicht zu erkennen. Mit einer exakten Planung wollte der Tabellen-Zwölfte nach der völlig verkorksten vergangenen Spielzeit diesmal alles besser machen. Aber schon die Vorbereitungsspiele für die am 15. August startende Fußball-Bundesliga gingen gründlich daneben. Für sieben Profis hat der HSV 3,63 Millionen Mark hingeblättert, dazu kamen fünf Vertrags-Amateure. Mit Heribert Bruchhagen arbeitet seit dem 1. Juli ein neuer Manager in der Geschäftsstelle, doch trotz der Bemühungen ist an der Elbe nur ein schwache Brise zu spüren. In den Testspielen gegen Amateurteams aus dem Norden und anschließend starke Gegner spielte die Mannschaft von Trainer Egon Coordes enttäuschend und erfolglos. In den letzten drei Spielen kassierte sie gegen Wacker Innsbruck (1:2), PAOK Saloniki (0:1) und AC Florenz drei Niederlagen in Folge. Besonders das 2:4 in Bozen gegen den AC Florenz traf den HSV schwer. Gegen die Florentiner Übermacht mit den früheren Bayern-Spielern Stefan Effenberg und Brian Laudrup demonstrierte der HSV Hilflosigkeit. Der Coach bemängelte "undiszipliniertes Verhalten in taktischer Hinsicht".

Im Trainingslager in Eppan/Südtirol verteilte Coordes Lob und Tadel: Der Ex-Rostocker Florian Weichert gefiel durch sein Durchsetzungsvermögen. Die Leistung des Bulgaren Yordan Letschkow ließ zu wünschen übrig: "Letschkow muß spielerische Klasse in Torgefährlichkeit umsetzen und sollte sich sein theatralisches Verhalten im Zweikampfverhalten abgewöhnen." Auch der zweite bulgarische Nationalspieler, Pawel Dotschew, ist großen Formschwankungen unterworfen. Dotschew, der auch gegen den AC Florenz die Libero-Rolle übernommen hatte, machte viele Fehler. Coordes zog trotz der Niederlagen ein positives Fazit: "Wir liegen im Soll. Für mich zählt keine Panikmache, wir sind keine Verlierermannschaft".

Daß es mit dem HSV wieder aufwärts-geht, soll auch die größte Imagekampagne der Klubgeschichte beweisen. So verteilte der Klub eine nobel aufgemachte vierseitige Hochglanzbroschüre (Auflage: 160 000), forderte darin zur Unterstützung auf.

Am 15. August, wenn der Deutsche Meister VfB Stuttgart im Hamburger Volksparkstadion gastiert, wird abgerechnet. "Dann werden wir sehen, was das Trainingslager gebracht hat", sagte Coordes. dpa

"Abzug aus Polen planmäßig"

WARSCHAU, 31. Juli (dpa). In Polen befinden sich nach Warschauer Angaben noch rund 12 000 Soldaten der ehemaligen Sowjetarmee. Hinzu kommen etwa 20 000 Familienmitglieder und Zivilbeschäftigte. Wie der Bevollmächtigte der polnischen Regierung für den Aufenthalt der russischen Truppen in Polen, General Zdzislaw Ostrowski, in der Regierungszeitung "Rzeczpospolita" am Freitag weiter mitteilte, verläuft der Rückzug planmäßig. Alle Kampftruppen sollen bis 15. November abgezogen sein.

Bis Ende nächsten Jahres verbleiben nach seinen Angaben noch 6000 Mann zur Sicherung des Transits für die aus Deutschland abziehenden Soldaten. Die Russen wollten 1993 noch zwei Flugplätze behalten. Polen sehe dies jedoch als nicht notwendig für die Abwicklung des Transits an.

Landwirte sollen stärker beim Naturschutz helfen

BERGEN, 31. Juli (dpa). Deutsche Landwirte sollen künftig stärker beim Naturschutz helfen. Bei der Pflege der Kulturlandschaften in Deutschland werde auf die Landwirte "zunehmend größere Verantwortung zukommen", sagte Hans Dieter Knapp von der Internationalen Naturschutzakademie auf der Insel Vilm im Greifswalder Bodden in Mecklenburg-Vorpommern am Freitag der dpa. Über Schritte zu diesem Ziel wollen Wissenschaftler und Praktiker aus der gesamten Bundesrepublik an diesem Samstag bei einem Treffen in der Naturschutzakademie beraten.

Als Folge der Industrialisierung landwirtschaftlicher Produktion sei seit einer Reihe von Jahren die Landschaftspflege vernachlässigt worden. Die Landschaften verödeten und verarmten zunehmend, sagte Knapp. Das sei "keine Schuldzuweisung an die Landwirtschaft, die ja unter starken Zwängen stand und steht". Die Landwirte müßten aber künftig verstärkt dazu angeregt werden, über die eigentliche Produktion von Nahrungsgütern auch Naturschutzaufgaben zu übernehmen.

Mehr Geld für Gesundheit?

KÖLN, 31. Juli (dpa). Die Mehrheit der Deutschen wäre bereit, für eine moderne medizinische Versorgung auf dem neuesten Stand auch höhere Krankenkassenbeiträge zu zahlen. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid unter knapp 2000 Westdeutschen im Auftrag der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV).

Die Forscher hatten gefragt: "Soll Ihrer Meinung nach wegen der Kostenentwicklung im Gesundheitswesen auf die Anwendung neuer Behandlungsmöglichkeiten verzichtet werden, um die Beitragssätze der Krankenkassen stabil zu halten, oder kann ein Anstieg der Beitragssätze um ein bis zwei Prozentpunkte akzeptiert werden?"

Nach Angaben des Instituts würden 66 Prozent einen Anstieg der Beiträge um ein bis zwei Prozentpunkte gegebenenfalls in Kauf nehmen. 22 Prozent sprachen sich gegen höhere Beiträge aus, selbst wenn Patienten "auf Fortschritte in der Medizin verzichten" müßten.

Tennis-Einladungsturnier in Brookline Alternde Prominenz im Viertelfinale

Der US-Amerikaner Ivan Lendl und der Schwede Björn Borg sind die prominentesten Spieler im Viertelfinale des mit 260 000 Dollar dotierten Einladungsturniers in Brookline/USA. Der Australier Pat Cash schied dagegen im Achtelfinale nach einem 6:7 (3:7), 3:6 gegen Eric Amend (USA) aus. Lendl trifft nun auf den Kanadier Greg Rusedski. Der fünfmalige Wimbledonsieger Björn Borg (36), der erstmals seit seinem Comeback bei einem Tennisturnier wieder unter den letzten acht steht, muß sich mit Alexander Wolkow (GUS) auseinandersetzen.

Nur anfänglich hatte Lendl Probleme mit seinem Achtelfinalgegner Jimmy Arias (USA). Nach einem 0:3-Rückstand im ersten Satz holte er sich zwölf Spiele hintereinander und gewann am Ende sicher. dpa

Täglich 400 Brände in Rußland

MOSKAU, 31. Juli (dpa). Ausgedehnte Waldbrände drohen wegen der diesjährigen Trockenheit zu einer Umweltkatastrophe auch in Rußland zu werden. "Es brechen jeden Tag 300 bis 400 neue Brände aus", sagte am Freitag der Chef des Waldschutzes im russischen Umweltministerium, Viktor Sergijenko, der dpa. Bis Freitag seien 15 626 Wald- und Moorbrände verzeichnet worden. Betroffen sei eine Fläche von 829 124 Hektar. Nach den Wetterprognosen ist auch in den nächsten Tagen nicht mit Regen zu rechnen. Für die Bevölkerung gefährliche Brände wüten vor allem in den Gebieten von St. Petersburg, Nowgorod und im fernöstlichen Magadan. Dort soll in den nächsten Tagen der Ausnahmezustand verhängt werden.

Während in den europäischen Gebieten die Feuer bekämpft werden, haben die Behörden in einigen unbewohnten Gegenden Sibiriens und des Fernen Ostens die Brandbekämpfung aufgegeben.

Wieder Tote am Dnjestr Rußland und Moldawien regeln Einsatz der "Friedenstruppen"

KISCHINJOW/MOSKAU, 31. Juli (dpa/ AFP). In der moldawischen Dnjestr- Region sind am Freitag, trotz des Einsatzes von "Friedenstruppen", wieder zwei Menschen getötet und 23 verletzt worden: Zwei Polizisten kamen in der ostmoldawischen Stadt Bendery ums Leben, als vor dem Gebäude der Polizei eine Mörsergranate einschlug. Das teilte das moldawische Verteidigungsministerium mit. Ein Konvoi der Friedenstruppen, die sich aus Einheiten Rußlands, Moldawiens und der Dnjestr-Region zusammensetzen, wurde unter Beschuß genommen. Angaben über Opfer lagen zunächst nicht vor. Moldawier und Russen habe eine "dritte Gruppe" beschuldigt, solche Zwischenfälle zu inszenieren, um die Beilegung des Konflikts in diesem Gebiet zu verhindern.

Östlich des Flusses Dnjestr leben überwiegend Russen und Ukrainer, die gegen die mögliche Wiedervereinigung Moldawiens mit Rumänien und für die Unabhängigkeit kämpfen. Die gemischte Friedenstruppe mit einer Stärke von 6200 Mann soll die Konfliktparteien entlang der Frontlinie trennen.

Rußland und Moldawien bildeten am Freitag ein Komitee, das über den Einsatz der Friedenstruppen im Fall neuer Zusammenstöße entscheidet. Der Gruppe gehören auch Dnjestr-Vertreter an. Das Kommando der Friedenstruppen soll nach Angaben des moldawischen Verteidigungsministeriums vor allem bewaffnete Gruppen ausschalten, die weder von Kischinjow noch von der "Dnjestr-Republik" kontrolliert werden.

Der moldawische Präsident Mircea Snegur übergab der Botschafterin der USA in Chisinau, Mary Pendleton, eine Bitte an US-Präsident George Bush, die Entsendung von Beobachtern der Vereinten Nationen in die Dnjestr-Region zu unterstützen. Er will nach Angaben seiner Pressestelle die gleiche Bitte auch an UN-Generalsekretär Butros Ghali richten.

Autobombe verletzt Leibwächter

BEIRUT, 31. Juli (dpa). Ein libanesischer Leibwächter des deutschen Botschafters in Libanon hat am Freitag durch die Explosion einer Bombe in seinem Wagen beide Beine verloren. Botschafter Peter Kewitt befand sich nicht in dem Wagen.

Frustriertes Opfer

Aus Wut darüber, daß man ihn nicht anstelle des ehemaligen DDR-Staats- und Parteichefs Erich Honecker inhaftieren wollte, hat ein 40jähriger Mann in der Nacht zum Freitag zehn Fenster des Potsdamer Polizeipräsidiums eingeschlagen. Der Potsdamer soll erheblich angetrunken gewesen sein, teilte die Polizei mit. (dpa)

Thailändischer Airbus mit 113 Insassen abgestürzt

BANGKOK, 31. Juli (dpa). Ein thailändischer Airbus, der am Freitag von Bangkok aus mit 99 Passagieren, darunter vier Deutschen, sowie einer 14köpfigen Besatzung in die nepalesische Hauptstadt Katmandu unterwegs war, ist abgestürzt. Dies berichteten übereinstimmend die Fluggesellschaft Thai Airways sowie die Flugüberwachung in Katmandu. Wegen der extrem schlechten Witterungsverhältnisse über dem Absturzgebiet konnten Rettungsmannschaften noch nicht zur Unglücksstelle vordringen.

Der Airbus A 310-300 sei kurz vor dem Landeanflug auf Katmandu plötzlich von den Kontrollschirmen verschwunden, berichtete ein thailändischer Fernsehsender. Nachdem zunächst Hubschrauber in dem möglichen Absturzgebiet nach dem Airbus gesucht hätten, sei das Gebiet am Abend am Boden durchkämmt worden.

Die zweistrahlige Großraummaschine, die maximal 220 Fluggästen Platz bieten kann, wurde nach Angaben des europäischen Herstellerkonsortiums Airbus Industrie (Toulouse) vor zwei Jahren an Thai Airways ausgeliefert.

Maracana-Unglück: drittes Todesopfer

Das Unglück im Maracana-Stadion von Rio de Janeiro hat ein drittes Todesopfer gefordert. Ein 17 Jahre alter Student erlag elf Tage nach dem Unfall im Krankenhaus seinen schweren Kopfverletzungen. Weitere 84 Menschen waren bei dem Unglück im größten Fußballstadion der Welt verletzt worden, als während des Finales ein Schutzgitter gebrochen war.

Mönchengladbach nennt Gründe für Rüssmanns Beurlaubung Präsidum falsch informiert Gesundung des Vereins durch Fehlentscheidungen gefährdet

Als "dringend erforderlich" stellte das Restpräsidium des krisengeschüttelten Fußball-Bundesligisten Borussia Mönchengladbach am Freitag die Beurlaubung seines Managers Rolf Rüssmann vom 8. Juli dar. Es werde sie deswegen auch nicht zurücknehmen. "Am gravierendsten schlagen Fehlinformationen über wirtschaftliches Zahlenmaterial an das Präsidium zu Buche, die auf eine gefährliche Finanzentwicklung zusteuern mußten", erklärten die beiden allein im Amt verbliebenen Präsidiumsmitglieder Hans-Peter Moll und Dieter Frantzen in einer Presseverlautbarung. Präsident Helmut Beyer war am 17. Juli nach über 30jähriger Tätigkeit wegen anhaltender Unruhe um Rüssmanns Beurlaubung zurückgetreten.

Die Gladbacher sahen sich zur Offenlegung der bisher geheimgehaltenen Gründe für die Rüssmann-Beurlaubung gezwungen, weil diese vom Rüssmann-Anwalt Reinhard Rauball (Dortmund) gewünscht wurde. Außerdem sei die Berichterstattung bisher an den Sachverhalten vorbeigegangen. Moll und Frantzen sehen Rüssmann als allein Verantwortlichen für der Geschäftsführung fehlerhaft vorgelegte oder dem Präsidium vorenthaltene Unterlagen: "Zum Beispiel ist uns eine Aufforderung der Hausbank zur Regelung der Kreditlinie vorenthalten worden, obwohl sofortiges Eingreifen des Präsidiums erforderlich gewesen wäre. Diese unverständliche Unterlassung führte zur Kontensperrung, von der wir ebenfalls nicht unterrichtet wurden."

Die Finanzlage des Vereins sei durch kaufmännische Entscheidungen Rüssmanns in eine Situation geraten, die nur durch straffe Haushaltsführung wieder ins Lot gebracht werden könne. Inzwischen sei durch Gespräche mit der Hausbank erreicht worden, daß der Finanzbedarf des Klubs gewährleistet werde. Tatkräftig unterstützt wird der Gladbacher Vorstand bei der Krisenbewältigung vom früheren Manager Helmut Grashoff. Moll und Frantzen betonen, daß sie keine Veranlassung sehen, Rüssmanns Beurlaubung zu revidieren. dpa

UN werten Einsatz in Bagdad als "Erfolg"

NEW YORK, 31. Juli (dpa). Der Leiter der UN-Sonderkommission zur Überwachung der irakischen Waffenzerstörung, Rolf Ekeus, ist am Donnerstag aus Bagdad nach New York zurückgekehrt.

Ekus hat die jüngste Mission seiner Inspektoren im irakischen Landwirtschaftsministerium in Bagdad trotz der ergebnislosen Durchsuchung als "absoluten und uneingeschränkten Erfolg" bezeichnet. Er zählte die harten gegensätzlichen Positionen auf, die zu der Auseinandersetzung mit Bagdad geführt hätten.

Irak habe das Zutrittsrecht zum Ministerium unter Berufung auf seine Souveränität strikt abgelehnt, die UN hätten unter Berufung auf die Charta und die Resolutionen des Sicherheitsrats strikt darauf bestanden. Er selbst habe dann das neue Team, dem keine Vertreter der kriegführenden Länder im Golf-Krieg angehörten, zusammengestellt, unterstrich Ekeus. Irak habe es schließlich akzeptiert. Daß das Ministerbüro nicht durchsucht worden sei, habe der Teamchef, der deutsche Experte Achim Biermann, entschieden - mit der Ablehnung dieser Durchsuchung durch die irakische Regierung habe das nichts zu tun.

Die UN-Inspektoren unter der Leitung Biermanns, die nach wochenlangen Auseinandersetzungen das Landwirtschaftsministerium durchsucht hatten, waren am Mittwoch aus Bagdad abgereist. Nach Angaben eines UN-Sprechers in New York nahmen sie außer eigenen Notizen nichts aus dem Gebäude mit.

Ekeus bestätigte vor Journalisten indirekt, daß Mitglieder des Sicherheitsrats (nach inoffiziellen Informationen vor allem die Amerikaner) ihn gedrängt hätten, die Inspektionen in Irak jetzt zu intensivieren, um die Durchsetzung des UN- Standpunktes unter Beweis zu stellen: "Wir erhalten im Sicherheitsrat ständig freundliche Ratschläge", sagte er auf eine entsprechende Frage. Er versicherte aber, daß die Kommission allein entscheide, was sie tue. Der Fahrplan für die nächste Zeit, hatten seine Mitarbeiter bereits vorher gesagt, liege fest. Er sei sich darüber klar, sagte Ekeus, daß die Auseinandersetzung mit Irak ein "heißer Punkt" im US-Präsidentschaftswahlkampf sei.

Neue Pflegegeld-Regelung

BONN, 31. Juli (dpa). Ab dem 1. August herrschen bei der Zahlung von Krankenkassen-Pflegegeld an Sozialhilfeempfänger klare Verhältnisse. Mit dem Inkrafttreten des entsprechenden Gesetzes wird künftig das von den Krankenkassen in Höhe von 400 Mark gezahlte Pflegegeld zur Hälfte auf die Pflegeleistung der Sozialhilfe angerechnet. Bislang war dies unterschiedlich gehandhabt worden. Manche Gemeinden zogen pflegebedürftigen Sozialhilfeempfängern die Krankenkassenleistung in voller Höhe ab, andere berücksichtigten sie überhaupt nicht.

Die Neuregelung ist allerdings bis Ende 1994 befristet. Dann soll im Zusammenhang mit der künftigen Pflegeversicherung zu dem Prinzip zurückgekehrt werden, daß Sozialhilfe erst dann in Betracht kommt, wenn andere Sozialleistungen nicht mehr greifen.

SPD-Frauen gegen Privilegien

BONN, 31. Juli (dpa). Für eine rechtliche Gleichstellung aller frei gewählten Lebensgemeinschaften treten die SPD- Frauen ein. Die Bevorzugung der traditionellen Ehe durch das geltende Rechtssystem sei unangemessen, sagte die neue Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF), Karin Junker, am Freitag in Bonn. Sozialrechte und Steuerprivilegien förderten "patriarchalische Strukturen und die Form der Hausfrauenehe". Nichtverheiratete Frauen und Männer würden benachteiligt, weil sie durch ihre Steuerzahlungen und Sozialversicherungsbeiträge Ehen subventionierten, sagte Junker.

Der Begriff der Familie dürfe nicht an Trauscheine gebunden sein. Der Staat müsse alle Lebensgemeinschaften fördern. Bisher seien nichteheliche Partnerschaften von Vorteilen ausgeschlossen, bei Arbeitslosen- und Sozialhilfe müßten sie sich wie Verheiratete die Einkünfte des Partners jedoch anrechnen lassen.

Flüchtlingsurteil ausgesetzt

WASHINGTON, 31. Juli (AFP). Ein New Yorker Berufungsgericht hat am Donnerstagabend seine einstweilige Verfügung gegen die zwangsweise Rückführung haitianischer Flüchtlinge für 48 Stunden ausgesetzt. Mit dieser Maßnahme sollte der US-Regierung Zeit gegeben werden, vor dem Obersten Gerichtshof Einspruch einzulegen.

Das Berufungsgericht hatte am Mittwoch die Praxis der US-Regierung für unzulässig erklärt, Flüchtinge aus Haiti ohne Anhörung in ihre Heimat zurückzubringen. Das Justizministerium hatte erklärt, das Urteil könne eine neue Fluchtwelle auslösen und gefährde die Menschen, die in häufig seeuntüchtigen Booten flüchteten; es störe auch den "ordentlichen Fortgang der US-Außenpolitik". Nach Angaben der US-Küstenwache wurden seit dem Militärputsch in Haiti im September 1991 rund 36 800 Flüchtlinge aufgegriffen, von denen 27 092 gegen ihren Willen zurückgesandt wurden.

Die Regierung von Präsident George Bush hatte wiederholt Großbritannien kritisiert, weil es die in Hongkong in Flüchtlingslagern lebenden vietnamesischen boat-people trotz deren Widerstands in die Heimat zurückschickt.

UN-Inspektoren fanden nichts Wurde Streit mit Irak über Akten durch Pannen ausgelöst?

NEW YORK, 31. Juli (AFP/FR). Die Inspektoren der Vereinten Nationen (UN) haben bei der Durchsuchung des Landwirtschaftsministeriums in Bagdad keine Dokumente gefunden, die Aufschluß über das irakische ABC-Waffenprogramm hätten geben können. Dies sagte der Leiter der UN-Inspektionen in Irak, der Schwede Rolf Ekeus, am Donnerstag abend dem UN-Sicherheitsrat in New York.

Der Hessische Rundfunk berichtete unter Berufung auf US-amerikanische Zeitungsberichte, der Streit zwischen Bagdad und den UN über die Inspektionen, der bis zu Drohungen mit einem Militärschlag gegen Bagdad führte, habe möglicherweise auf Mißverständnissen beruht. "Aus Versehen" habe am 2. Juli ein Angehöriger des UN-Inspektionsteams den Irakern mitgeteilt, welche Gebäude noch durchsucht werden sollten. Damit habe Bagdad Zeit gehabt, Dokumente wegzuschaffen oder die Inspektoren nicht ins Gebäude zu lassen. Am 5. Juli seien die Kontrolleure mit einer Wagenkolonne inklusive "Kommunikations-Lkw" und Krankenwagen vorgefahren. Erst bei der Ankunft hätten sie bemerkt, daß es sich um ein Ministerium handelte. Ministerien würden "normalerweise nicht ganz so publikumswirksam durchsucht".

Auch Douglas Englund, der die Inspektionen koordiniert, äußerte vor US-Journalisten Kritik am Vorgehen der Kontrolleure. Er sagte, die UN hätten keineswegs sichere Beweise für die Existenz rüstungsrelevanter Dokumente im irakischen Landwirtschaftsministerium gehabt. Er bestätigte, daß die Experten zunächst nicht gewußt hätten, welche Behörde in dem Gebäude untergebracht ist. Die US-Regierung versuche, die Inspektionen zu beschleunigen, um den mangelnden Willen Bagdads zur Zusammenarbeit mit den UN vorzuführen.

Ekeus sagte, die Vorwürfe Englunds basierten auf veralteten Informationen. Er räumte aber ein, daß die Lage wegen des US-Präsidentschaftswahlkampfes "heiß" sei. (Weiterer Bericht Seite 2)

Lebensgefährliche Busfahrt

Panik befällt die Fahrgäste, als Schüsse den Bus treffen, der auf der berüchtigten "Heckenschützenallee" zum Flughafen in Sarajewo unterwegs ist. Jeder hält sich fest so gut er kann, als Busfahrer Nedzad Hajdarevic mit Höchstgeschwindigkeit Schlangenlinien fährt, um dem Feuer der Heckenschützen zu entkommen. Wenig später kann Nedzad an einer sicheren Stelle anhalten und stellt fest, daß zwei Fahrgäste verletzt sind, davon eine Frau schwer. Gewohnheitsgemäß schlägt der Busfahrer den Weg zum Krankenhaus ein. Seit dem 5. Juni, dem Tag an dem die städtischen Verkehrswerke der bosnischen Hauptstadt ihren Dienst begrenzt wieder aufgenommen haben, mußte Nedzad diesen Umweg täglich fahren.

Von den 42 Fahrern, die ihren Dienst wieder aufgenommen haben, seien vier ums Leben gekommen und fünf schwer verletzt worden, sagt Nedzad. In den rot-beigen Bussen, die von Kugeleinschüssen übersät sind, werden zwar täglich mehrere Passagiere getötet oder erleiden schwere Verwundungen. Nedzad Hajdarevic fährt 84 mal pro Tag an Orten vorbei, von denen aus die serbischen Heckenschützen mit ihren Maschinengewehren auf vorbeifahrende Fahrzeuge zielen.

Um den Fahrer zu schützen, ist er links, rechts und in seinem Rücken durch eine 8 Millimeter dicke Stahlplatte geschützt. Nedzad kann die Straße nur durch die teilweise durch Einschußlöcher zerstörte Windschutzscheibe und seine Rückspiegel beobachten. Deshalb steht ihm ein zweiter Chauffeur zur Seite. Er soll dem Fahrer helfen, die Straße zu überwachen und ihn im Notfall am Steuer ersetzen. Doch nicht nur die Heckenschützen, sondern auch der Verkehr ist zur Zeit eine Gefahr auf den Straßen der bosnischen Hauptstadt. Denn die Autos rasen mit bis zu 140 Stundenkilometern durch die Straßen, um den Schüssen aus dem Hinterhalt zu entgehen. CHRISTIAN MILLET (AFP)

Kurz gemeldet: Anschlag auf englisches Einkaufszentrum

LONDON, 31. Juli (AFP). Britische Polizisten haben in der Nacht zum Freitag in einem Einkaufszentrum von Milton Keynes, nordwestlich Londons, fünf Brandbomben entschärft. Zunächst übernahm niemand die Verantwortung für das versuchte Attentat. Die Polizei vermutet einen Anschlag der nordirischen Untergrundorganisation IRA.

Südafrikas Regierung will weiterverhandeln

JOHANNESBURG, 31. Juli (AFP). In Afrika mehren sich die Anzeichen, daß in die festgefahrenen Fronten zwischen der weißen Minderheitsregierung und den Anti-Apartheidsorganisationen doch wieder Bewegung kommt.

Offenbar in dem Bemühen um Versöhnung unterstrich Präsident Frederik de Klerk am Donnerstag in einer Fernsehansprache, für die politischen Führer des Landes gebe es keine andere Möglichkeit, als an den Verhandlungstisch zurückzukehren und die Verfassungsgespräche fortzusetzen. Die Sackgasse bei den Verfassungsgesprächen im Mai hätte "verhindert werden können und sollen".

Er glaube nicht an einen völligen Vertrauensverlust zwischen seiner Regierung und der Schwarzenbewegung Afrikanischer Nationalkongreß (ANC), fuhr de Klerk fort. Gleichzeitig aber sagte er, der ANC habe für seinen Generalstreik in der kommenden Woche einen denkbar schlechten Zeitpunkt gewählt.

Wie am Donnerstag ferner zu erfahren war, hatten ANC und Regierung zum ersten Mal seit Abbruch der Verhandlungen am 23. Juni, sechs Tage nach dem Massaker in der Schwarzensiedlung Boipatong, wieder gemeinsam über das Schicksal der politischen Gefangenen verhandelt. Nach Angaben von ANC-Generalsekretär Cyril Ramaphosa ging die Regierung jedoch zunächst nicht auf die Forderung seiner Organisation ein, 400 politische Gefangene freizulassen.

Bitten um Beobachter

CHISINAU, 31. Juli (AFP). In der ost-moldawischen Stadt Bendery am Rande der Dnjestr-Region sind in der Nacht zum Freitag zwei Polizisten getötet und 22 Menschen verletzt worden, als vor dem Gebäude der Polizei mit Mörsern geschossen wurde. Das teilte das moldawische Verteidigungsministerium mit. Der moldawische Präsident Mircea Snegur übergab der US-Botschafterin in Chisinau eine Bitte an US-Präsident George Bush, die Entsendung von Beobachtern der UN in die Dnjestr-Region zu unterstützen. Er will nach Angaben seiner Pressestelle die gleiche Bitte auch an UN-Generalsekretär Butros Ghali richten. Die mehrheitlich von Russen und Ukrainern bewohnte Dnjestr-Region hat ihre Unabhängigkeit von Moldawien erklärt, weil sie deren Anschluß an Rumänien befürchtet.

Arbeiter starb an Wespenstich

LONS-LE-SAUNIER, 31. Juli (AFP). Ein 44jähriger Arbeiter ist in einem Steinbruch in der Nähe von Arbois im französischen Jura an einem Wespenstich gestorben. Wie die Polizei mitteilte, war ihm das Insekt am Donnerstag in den Hals geflogen und hatte ihn dort gestochen. Als Dante Tamborini plötzlich über zunehmende Atemschwierigkeiten klagte, versuchten seine Kollegen vergeblich, ihn durch Mund-zu-Mund-Beatmung zu retten.

Manila amnestiert Guerilleros Parlament stimmt zu / Kommunisten: "Täuschungsmanöver"

MANILA, 31. Juli (AFP). Das philippinische Parlament hat eine Amnestie für rund 4500 frühere kommunistische Guerilleros und moslemische Separatisten beschlossen. Die Abgeordneten stimmten damit am Freitag einem Vorschlag von Präsident Fidel Ramos zu. Ferner billigte das Unterhaus des Parlaments am Vortag die vom Staatschef geforderte Legalisierung der seit 35 Jahren verbotenen Kommunistischen Partei. Im Oberhaus, dem Senat, steht eine Abstimmung über die Zulassung der KP noch aus.

Die Amnestie betrifft solche Rebellen, die sich unter der Regierung von Corazon Aquino freiwillig den Behörden gestellt hatten und nicht inhaftiert sind. In der verabschiedeten Resolution heißt es, die Haftung der früheren Guerilla-Kämpfer für kriminelle Vergehen werde aufgehoben. Alle "bürgerlichen und politischen Rechte" würden ihnen zurückgegeben. Mit der Amnestie und der Legalisierung der KP will Präsident Ramos ein Ende des seit 23 Jahren andauernden Guerillakampfes in dem südostasiatischen Inselstaat erreichen. Ramos schlug auch eine Begnadigung der im Gefängnis einsitzenden Rebellen vor.

Der Oberkommandant der kommunistischen Neuen Volksarmee (NPA) auf der südlichen Insel Mindanao, Frank Navarro, bezeichnete das Amnestie-Angebot jedoch als ein "Täuschungsmanöver". Falls überhaupt, würden nur solche Rebellen aus der Haft entlassen, die lediglich wegen Subversion verurteilt worden seien.

Viele Guerilleros seien aber auch wegen krimineller Delikte in Haft, betonte Navarro in einem am Freitag veröffentlichten Interview der Zeitung Manila Chronicle. Zugleich bekräftigte er jedoch, daß KP und NPA zu Friedensgesprächen mit der Regierung bereit seien. Die Regierung von Corazon Aquino hatte 1986 erfolglose Verhandlungen mit den Kommunisten geführt.

UN beobachten Generalstreik Südafrika erlaubt Einreise / Regierung zeigt sich unbeeindruckt

JOHANNESBURG, 31. Juli (AFP/Reuter). Ein Dutzend Beobachter der Vereinten Nationen (UN) wird in der kommenden Woche in Südafrika die Entwicklung des Generalstreiks überwachen, der vom oppositionellen Afrikanischen Nationalkongreß (ANC) ausgerufen worden ist. Wie ein Sprecher des südafrikanischen Außenministeriums am Freitag mitteilte, erlaubte Präsident Frederik de Klerk dem UN-Beauftragten Cyrus Vance, die Beobachtermission zu schicken. Der ANC, der gemeinsam mit dem Gewerkschaftsverband COSATU und der Südafrikanischen Kommunistischen Partei (SACP) zu dem Generalstreik aufruft, hatte die UN um die Entsendung von Beobachtern gebeten.

Der Generalstreik ist für Montag und Dienstag geplant. Die anschließende Protestkampagne soll bis zum Sonntag dauern. Mit den Aktionen wollen die oppositionellen Organisationen ihrer Forderung Nachdruck verleihen, daß eine gemischtrassische Übergangsregierung und eine verfassunggebende Versammlung rasch eingesetzt werden müssen. Der UN-Gesandte Vance war im Laufe seines Aufenthalts in Südafrika mit Präsident de Klerk und ANC-Führer Nelson Mandela zusammengekommen. Am Sonntag wird auch der Afrika-Experte im US-Außenministerium, Herman Cohen, nach Südafrika kommen, wo er Gespräche mit den Vorsitzenden der wichtigsten politischen Organisationen führen wird. Der Besuch Cohens stehe nicht im Zusammenhang mit den Protestaktionen, sagte ein Sprecher der US-Botschaft.

Südafrikas weiße Regierung will sich durch die geplanten Massendemonstrationen nicht zum Rücktritt zwingen lassen. Das Land werde anderenfall ins Chaos gestürzt, warnte Präsident Frederik Willem de Klerk im Fernsehen. Hilfe von außen zur Wiederbelebung der Demokratie-Gespräche könne nur von begrenztem Nutzen sein. Letzten Endes müsse die Bevölkerung die Probleme des Landes selbst lösen. Es gebe keine andere Möglichkeit, als den Dialog wieder aufzunehmen. (Weiterer Bericht Seite 3)

HEINRICH LUMMER, CDU-Bundestagsabgeordneter, hat indirekt die Todesstrafe für den ehemaligen DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker gefordert. In der ehemaligen DDR hätten Tötungsdelikte, die "Verbrechen gegen die Menschlichkeit und die Menschenrechte" waren oder "heimtückisch oder in besonders brutaler Weise" begangen wurden, mit der Todesstrafe geahndet werden können. Unter jedes der Tatbestandsmerkmale könne das Verhalten Honeckers problemlos fallen. "Es ist unlogisch, das alte DDR-Strafrecht nur dort anzuwenden, wo es milder als das bundesdeutsche Strafrecht ist", meinte Lummer. (AFP)

Drei Palästinenser getötet

JERUSALEM, 31. Juli (AFP). Drei Palästinenser, denen vorgeworfen wurde, mit den israelischen Behörden zusammengearbeitet zu haben, sind in den vergangenen drei Tagen in dem von Israel besetzten Gasastreifen getötet worden. Der 40jährige Abdel Hadi Abu Daud wurde in der Nacht zum Freitag in dem Ort Chan Junis tot aufgefunden. Er war mit sechs Schüssen getötet worden. Nach Berichten von Einwohnern sollen Kämpfer der zur Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) gehörenden Fatah für den Mord verantwortlich sein.

Am Freitag morgen wurden außerdem die Leichen von zwei anderen Palästinensern gefunden, die am Dienstag von maskierten Männern aus ihren Wohnungen in der Stadt Gasa entführt worden waren.

Seelachsquote erhöht

BONN, 31. Juli (AFP). Die deutschen Kutterfischer können in diesem Jahr in der Nordsee 3000 Tonnen mehr Seelachs fangen, als ihnen bisher von der Europäischen Gemeinschaft (EG) zugeteilt worden waren. Staatssekretär Walter Kittel vom Bundesernährungsministerium teilte am Freitag mit, die weiteren Fangmöglichlichkeiten seien durch einen Quotentausch in Höhe von 2500 Tonnen mit Frankreich ebenso erreicht worden wie die Freigabe von 500 Tonnen, die für die deutsche Hochseefischerei eingeplant waren. Die deutschen Kutterfischer hatten in den vergangenen Wochen wiederholt gegen die ihrer Ansicht nach "völlig unzureichende" Fangmenge protestiert.

Neues Tramprojekt gestartet

KARLSRUHE, 31. Juli (AFP). Im Raum Karlsruhe wird Ende September in einem deutschen Pilotprojekt die städtische Straßenbahn mit dem regionalen Eisenbahnnetz verknüpft. Damit werde eine umsteigefreie, hochfrequente und schnelle Verbindung aus der Region in das Stadtzentrum geschaffen, teilte das Bundesverkehrsministerium am Freitag in Bonn mit. Die Gesamtinvestitionen betragen rund 85 Millionen Mark.

Die sogenannten Zweisystem-Stadtbahnwagen sollen auf der Strecke Karlsruhe-Bretten verkehren. Mit einer Kapazität von 100 Sitz- und 115 Stehplätzen je Wagen und mit bis zu drei Fahrzeugen in einem Verband wird die Stadtbahn dann die heutigen Nahverkehrszüge der Bundesbahn ersetzen.

Vergiftung nach 22 Jahren

STRASSBURG, 31. Juli (AFP). Ein Lkw-Unfall, der sich vor 22 Jahren ereignete, hat jetzt zu einer Trinkwasserverschmutzung im Zentralelsaß geführt. Der Bürgermeister von Erstein, Theo Schnee, sagte AFP am Freitag, in privaten Brunnen in der Nähe des Unfallortes seien 500 Mikrogramm des Lösungsmittels Tetrachlorkohlenstoff pro Liter gefunden worden. Das Wasser sei damit ungenießbar. Bei dem Lkw-Unfall waren im Dezember 1970 etwa 4000 Liter Tetrachlorkohlenstoff ausgelaufen.

Die Kosten für den Bau einer speziellen Anlage zur Reinigung des Wassers schätzte der Bürgermeister auf 4,4 bis 5,9 Millionen Mark. Der Tetrachlorkohlenstoff habe sich erst nach und nach im Grundwasser ausgebreitet. Deshalb sei nach dem Unfall zunächst keine Verschmutzung festgestellt worden.

Bosnien wirft internationaler Gemeinschaft Tatenlosigkeit vor Militäreinsatz oder Waffenlieferungen gefordert / UN-General warnt vor Intervention / Heftigste Kämpfe seit einem Monat

BONN/SARAJEWO, 31. Juli (AFP/AP/ Reuter/dpa). Die bosnische Präsidentschaft hat der internationalen Gemeinschaft Tatenlosigkeit im Konflikt in Bosnien-Herzegowina vorgeworfen und sie erneut zu einem bewaffneten Eingreifen aufgefordert. Der stellvertretende bosnische Staatspräsident Ejup Ganic sagte am Freitag bei seinem Besuch in Bonn, die Vereinten Nationen (UN) müßten sich zu einer Militärintervention entschließen oder zumindest die bosnische Armee durch Waffenlieferungen stärken.

Ganic betonte, die Aufnahme von Flüchtlingen in anderen Ländern sei nur eine "Ausflucht" und lenke vom wirklichen Problem der serbischen Aggression ab. Die gegen Serbien verhängten Sanktionen wirken nach Ansicht Ganics in der Praxis nicht. So erhalte Serbien auf dem unkontrollierten Wasserweg Donau beispielsweise Öl und andere für die Kriegsführung erforderliche Güter.

UN-General Lewis MacKenzie warnte dagegen vor einer militärischen Intervention in Bosnien-Herzegowina. Im britischen Rundfunk sagte der Kommandierende der UN-Friedenstruppe in Sarajewo, ein solches Eingreifen wäre aufgrund des Terrains und der Art des Bosnien- Konflikts extrem kompliziert. Außerdem stelle sich die Frage, was passiere, wenn die Interventionstruppe die Region wieder verlasse. Wegen des gegenseitigen Hasses der Bevölkerungsgruppen würden die Kämpfe dann vermutlich wieder aufflammen. Eine Militäraktion sei auch nicht möglich, solange UN-Friedenstruppen in der Region seien, weil diese dann selbst gefährdet wären.

Der österreichische Außenminister Alois Mock appellierte an den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, an die EG-Staaten und an "andere Regierungen", der von serbischen Verbänden eingekesselten bosnischen Stadt Gorazde zu helfen. Die Bombardierung Gorazdes müsse durch "energische Maßnahmen" beendet werden.

In Sarajewo wurden die schweren Kämpfe auch am Freitag fortgesetzt. Seit Donnerstag wurden bei den heftigsten Gefechten in der bosnischen Hauptstadt seit einem Monat mindestens acht Menschen getötet und 71 weitere verletzt, wie der bosnische Gesundheitsdienst mitteilte.

Am Freitag morgen wurde der Flughafen von Sarajewo von einer Mörsergranate getroffen und daraufhin erneut vorübergehend geschlossen. Nach Informationen der FR war der Flughafen dreimal gezielt unter Granatfeuer genommen worden.

Auch das gesamte Gebiet der kroatischen Grenzstadt Slavonski Brod wurde von serbischen Stellungen in Nordbosnien aus unter Beschuß genommen. Außerdem seien Dörfer in der Umgebung angegriffen worden, berichtete der kroatische Rundfunk. Im bosnischen Norden sei die Nachbarregion von Bosanska Posavina von serbischer Infanterie und schwerer Artillerie attackiert worden.

Schwere Vorwürfe gegen die UN hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) erhoben. Ohne jede öffentliche Kritik hätten sie die Existenz von serbischen "Konzentrationslagern" in Bosnien-Herzegowina, Massendeportationen in Viehwaggons und Massenerschießungen hingenommen, teilte die Organisation in Göttingen mit.

Nach Schätzungen der GfbV haben die Serben in Bosnien-Herzegowina in über 50 "Internierungs- und Konzentrationslagern" 80 000 bis 100 000 Menschen inhaftiert, überwiegend Moslems.

Internationales Kriegsgericht gefordert HAMBURG (dpa). Die für die Kriegsgreuel im ehemaligen Jugoslawien verantwortliche Generalität muß nach Ansicht des Hamburger Bürgermeisters Henning Voscherau (SPD) vor ein internationales Kriegsgericht gestellt werden. Diese Forderung stellte Voscherau am Freitag in Hamburg.

Lomé durch Streik lahmgelegt Togos Opposition protestiert gegen Anschlag auf Politiker

LOMÉ, 31. Juli (AFP/dpa). Die togoische Hauptstadt Lomé ist am Freitag durch einen Generalstreik weitgehend lahmgelegt worden. Das "Kollektiv der Demokratischen Opposition" (COD-2), ein Bündnis von 25 Oppositionsparteien, hatte zu dem Streik aufgerufen, um damit gegen den Anschlag auf den Oppositionspolitiker Tavio Amorin (34) zu protestieren. Amorin war am Mittwoch den Verletzungen erlegen, die er sechs Tage zuvor bei einem Attentat in Lome erlitten hatte.

Am Freitag blieben die öffentlichen Einrichtungen, Banken, Unternehmen, sowie die Geschäfte und Märkte in Lome geschlossen. Taxis fuhren nicht. In den Straßen der Stadt blieb es zunächst ruhig, Polizisten waren nicht zu sehen.

Bereits am Donnerstag war es zu Protestaktionen gekommen. Die Demonstranten wurden jedoch von der Polizei auseinandergetrieben. Dabei wurden nach einer Bilanz der Krankenhäuser 20 Menschen verletzt. In dem dicht besiedelten Stadtteil Tokoin-Gbadago in Lome waren sieben Menschen angeschossen worden. Nach Augenzeugenberichten hatten Uniformierte das Feuer eröffnet, nachdem sie in ein Haus eingedrungen waren. Ob es Polizisten oder Soldaten waren, konnten die Augenzeugen nicht angeben. Ministerpräsident Joseph Kokou Koffigoh wollte zunächst zu dem Vorfall nicht Stellung nehmen. Die Sicherheitskräfte, die am Donnerstag gegen die Demonstranten eingesetzt worden seien, hätten den Befehl erhalten, "nicht in die Menge zu schießen", sagte Koffigoh.

Mehrere hundert Demonstranten hatten am Donnerstag Straßensperren errichtet und Autoreifen in Brand gesteckt. Die Bewegung 5. Oktober und die Frauenvereinigungen hatten zu der Protestaktion aufgerufen, die ihren Angaben zufolge bis zum Rücktritt von Präsident Gnassingbe Eyadema andauern soll.

Paris stundet Beirut Schulden

PARIS, 31. Juli (AFP). Frankreich hat Libanon Schulden gestundet und neue Kredite in Höhe von 65 Millionen Franc (19,5 Millionen Mark) für die Beschaffung von Militärmaterial gewährt. Das teilte der libanesische Außenminister Fares Bueis am Freitag nach Abschluß des Paris-Besuches von Ministerpräsident Raschid Solh mit. Die libanesischen Schulden belaufen sich auf rund eine Milliarde Franc (300 Millionen Mark), davon 620 Millionen Militärdarlehen einschließlich Zinsen, die das Land zwischen 1994 und 1996 zurückzahlen wird. Für die zivilen Verbindlichkeiten wurde nach Angaben des Finanzministeriums kein Aufschub gewährt. Sie sollen fristgemäß zurückgezahlt werden.

Solh, der am Donnerstag von Staatspräsident François Mitterrand zu politischen Gesprächen empfangen wurde, versicherte, daß die geplanten Wahlen in Libanon "frei und demokratisch" sein würden.10 000 Krebsfälle bei Wismut?

MÜNCHEN/KÖLN, 31. Juli (AFP). Auf über 10 000 schätzt das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) die Zahl der an Lungenkrebs erkrankten früheren Mitarbeiter des Urankonzerns Wismut (Sachsen). Klaus Martignoni vom BfS-Institut für Strahlenhygiene sagte am Freitag in München, man müsse mit 200 bis 300 neuen Fällen pro Jahr rechnen. Der durch das Einatmen von radioaktivem Gas ausgelöste Krebs breche oftmals erst nach 15 und mehr Jahren aus. Bisher sind 5600 Lungenkrebsfälle von der Wismut AG anerkannt worden.

Nach einem in der Juli-Ausgabe der gewerkschaftsnahen Zeitschrift "forumarbeit" veröffentlichten Bericht ist auch eine Häufung von Leukämie und anderen Krebserkrankungen bei den ehemaligen Beschäftigten zu verzeichnen. Auch bei genetischen Schäden und radiogenen Mißbildungen ließen sich Zusammenhänge mit der Beschäftigung bei der Wismut aufzeigen. Die Opfer schilderten zudem, wie sie jahrelang von ihren Vorgesetzten zum Schweigen gezwungen wurden.

Tansania übel dran

DARESSALAM, 31. Juli (AFP). In Tansania werden bis zum Jahr 2000 voraussichtlich über zwei Millionen Menschen mit dem Aids erzeugenden HIV-Virus infiziert sein, wenn die Bevölkerung nicht ihre Sexualgewohnheiten ändert. Mit dieser Prognose schockte Gesundheitsminister Philemon Sarungi am Donnerstag das Parlament. 480 000 Menschen werden danach bis zum Ende des Jahrhunderts in dem ostafrikanischen Land an der bislang unheilbaren Immunschwäche erkrankt, etwa 450 000 Kinder als Folge der rapiden Aids-Verbreitung verwaist sein. Nach Angaben des Ministers ist die Zahl der Aids-Patienten in Tansania von 21 208 im Jahr 1990 auf 33 699 im vergangenen Jahr hochgeschnellt.

Auch in Simbabwe nimmt die Zahl der HIV-Infizierten rapide zu. Wie Gesundheitsminister Timothy Stampe in der Hauptstadt Harare berichtete, wurde im Juni in der südlichen Provinz Masvingo bei 42 Prozent der Schwangeren die Infektion festgestellt.

Brand nach Blitzschlag nahe Fulda

HÜNFELD, 31. Juli (dpa). Nach einem Blitzschlag sind am Freitag morgen Scheune und Stallung eines landwirtschaftlichen Anwesens in Hünfeld-Oberrombach (Kreis Fulda) niedergebrannt. In den Flammen kamen etwa 18 Schweine und ein Hund um. Außerdem wurden nach Mitteilung der Polizei die Heu- und Strohvorräte des Bauernhofes vernichtet. Wegen der Löscharbeiten mußte eine Kreisstraße länger als zwei Stunden gesperrt werden. Den Sachschaden bezifferte die Polizei mit 175 000 Mark.

Ehepaar auf Autobahn tödlich verunglückt

ROSBACH, 31. Juli (lhe). Ein griechisches Ehepaar ist am frühen Freitag morgen auf der Autobahn Frankfurt-Kassel bei Rosbach (Wetteraukreis) tödlich verunglückt. Wie das Regierungspräsidium in Darmstadt berichtete, hatten der 37jährige Ehemann und ein 36 Jahre alter Bekannter die Frau und ihren 13jährigen Sohn nach deren Urlaub vom Frankfurter Flughafen abgeholt. Auf dem Rückweg zu ihrem Wohnort im Sauerland prallte das von dem 36jährigen Deutschen gelenkte Auto an einer Steigung auf den Anhänger eines Schweizer Lastwagens. Der Wagen schleuderte über die Fahrbahn und brach auseinander. Der 37jährige und seine 41 Jahre alte Frau starben noch an der Unfallstelle. Der Fahrer und der Junge erlitten Verletzungen.

Für die Bergungsarbeiten wurde die Autobahn nach Kassel gesperrt.

Zuwanderer vergrößern Zahl der Hessen

WIESBADEN, 31. Juli (lhe). Zuwanderer haben die Zahl der Hessen auch im vergangenen Jahr steigen lassen, wenn auch weniger stark als in den vorangegangenen Jahren. Ende 1991 gab es 5,837 Millionen Einwohner, das waren 74 000 oder 1,3 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, berichtete das Statistische Landesamt am Freitag in Wiesbaden. Das Bevölkerungswachstum sei damit geringer als in den beiden Vorjahren gewesen. Grund für die Zunahme sei die hohe Zahl der Zuzüge nach Hessen. An dem "Wanderungsüberschuß" des vergangenen Jahres seien 28 300 Deutsche und 48 400 Ausländer beteiligt gewesen. Der Anteil der Ausländer an der Bevölkerung habe Ende 1991 mit 668 000 rund 11,4 Prozent betragen.

Zum 70. Mal "Zissel"

Zum 70. Mal wird in Kassel das traditionelle Heimat- und Wasserfest "Zissel" gefeiert. Höhepunkt des größten nordhessischen Volksfestes, das in diesem Jahr unter dem Motto "70 Jahre Zissel - documenta und was noch?" steht, ist am Sonntag ein großer Jubiläumsfestzug sowie ein Wasserfestzug auf der Fulda mit einem großen Feuerwerk. Höhepunkte sind auch das obligatorische Hissen des "Zisselhärings" am Samstagmittag und abends ein Schwimmen von Fackelträgern in der Fulda. Zudem wird bis Dienstag links, rechts und auf der Fulda an vielen Ständen und auf Booten mit Musik, Show und vielem mehr gefeiert.

Autocross-Veranstaltung in Siegbach untersagt

SIEGBACH. Auch in diesem Jahr wird die geplante Autocross-Veranstaltung in Siegbach im Lahn-Dill-Kreis vermutlich ausfallen. Wie Wolfgang Hofmann, Beigeordneter des Lahn-Dill-Kreises, am Freitag in Wetzlar mitteilte, hat der Kreis auf Weisung des Regierungspräsidiums in Gießen als zuständige Obere Naturschutzbehörde die am 16. August von dem Motor-Sport-Club Siegbachtal geplante Veranstaltung untersagt.

Der Kreis hat laut RP-Sprecher Jochen Süß für die Anweisung an den Kreisausschuß wie schon 1991 naturschutzrechtliche Bedenken geltend gemacht. Das Motorsportgelände des Clubs sei mit 6,8 Hektar nicht groß genug für ein mit 80 Teilnehmern und rund 2500 Zuschauern geplantes Rennen. Schließlich reisten die Zuschauer mit rund 800 Autos an, es würde ein Fahrerlager eingerichtet und es müßten WC-Kabinen aufgestellt werden. Für Feuerwehr und Deutsches Rotes Kreuz werde ebenfalls Platz gebraucht.

Der MSC-Siegbachtal hat nach Auskunft Hofmanns die Möglichkeit, das Verbot der Veranstaltung auf dem Rechtsweg anzugreifen. Verantwortliche des Clubs waren zu einer Stellungnahme nicht zu erreichen. gds

65 000 Thüringer pendeln

Mehr als 65 000 Thüringer pendeln täglich zur Arbeit in andere Bundesländer, davon über 50 000 in die alten Bundesländer, vor allem nach Bayern und Hessen.

Unwetter brachte in Kassel Menschen in Lebensgefahr

Ein Unwetter hat am Freitag abend in Kassel mehr als 300 Kellern und zahlreiche Geschäfte unter Wasser gesetzt und mehrere Menschen in Lebensgefahr gebracht. Das Wasser und bis zu hühnereigroße Hagelkörner richteten nach erster Schätzung der Polizei Schäden von mehreren Millionen Mark an. Die Straßen hätten teilweise bis zu einem halben Meter unter Wasser gestanden. Auf den Autobahnen rund um Kassel kam es zu einem Verkehrschaos.

Im Habichtswald bei Kassel wurde ein Autofahrer von einer Flutwelle überrascht und mußte auf das Dach seines Fahrzeuges klettern. Erst die Feuerwehr holte ihn von dort ab. In Schauenburg (Kreis Kassel) rettete die lokale Feuerwehr einen Bauern, der bis zum Hals vom Wasser eingeschlossen war. Zahlreiche Autos wurden in und um Kassel von den Flutwellen weggespült. lhe

UN-Truppen bleiben in Libanon

NEW YORK, 31. Juli (Reuter). Der UN- Sicherheitsrat hat einstimmig beschlossen, das Mandat der UN-Truppe in Libanon um sechs Monate zu verlängern. Die Truppe mit der Bezeichnung UNIFIL ist seit 1978 in Libanon stationiert.

Flüchtlinge Heimatnahe Unterbringung

BONN, 31. Juli (Reuter). Der kroatische Botschafter in Bonn, Iwan Ilic, hat sich für die heimatnahe Unterbringung der Bürgerkriegsflüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina ausgesprochen. Im Deutschlandfunk sagte er am Freitag, aus politischen und humanitären Gründen blieben diese Menschen, die meist keine Fremdsprache verstünden, besser in Kroatien. Auch sei es billiger, sie dort zu versorgen. Pro Flüchtling müßten täglich etwa sechs Mark aufgebracht werden, in Deutschland hingegen mindestens fünfzig. Es sei besser, wenn das Ausland den Flüchtlingen vor Ort helfe.

Ilic sagte, dies sei aber nicht mit Klekkerbeträgen zu schaffen. In seinem Land lebten derzeit rund 367 000 Menschen aus Bosnien. Hinzu kämen 265 000 Kroaten, die aus den Kampfgebieten in der eigenen Republik hätten fliehen müssen. So seien mindestens vier Millionen Mark am Tag notwendig, um alle zu versorgen.

Über 20 000 Menschen aus dem früheren Jugoslawien haben einem Zeitungsbericht zufolge seit Anfang des Jahres über Besuchsvisa Aufnahme in Großbritannien gefunden. Der Guardian berichtete am Freitag unter Berufung auf Zahlen des Innenministeriums, die Behörden stellten offenbar bereitwillig Visa für Verwandte der in Großbritannien lebenden Bürger aus Jugoslawien aus.

Die Schweizer Polizei hat am Donnerstag 15 bosnische Flüchtlingen aufgegriffen, die aus Protest gegen ihre schlechte Unterbringung in einem Barackenlager im Schweizer Kanton Aargau in ihre Heimat zurückkehren wollten und mit einem Zug bereits nach Zürich gefahren waren. Bereits nach ihrer Ankunft im Kanton Aargau hatten sie gegen den mangelnden Komfort in dem ehemaligen Auffanglager für Asylsuchende protestiert, das sie mit einem "Schafstall" verglichen.

Neun Tote bei Überfall auf Philippinen

MANILA, 31. Juli (Reuter). Auf den Philippinen sind sieben Soldaten und zwei zivile Unterhändler bei einem Überfall getötet worden. Wie die Polizei am Freitag mitteilte, hielten die Opfer gerade Gespräche mit einem kommunistischen Rebellenkommandeur, den sie zur Aufgabe bewegen wollten, als sie von Unbekannten angegriffen wurden. Es habe bei dem Vorfall in Gingoog, rund 780 Kilometer südlich von Manila, mehrere Verletzte gegeben. Die Polizei sagte nicht, ob die Rebellen für die Attacke verantwortlich seien.

Kroatien will die Flüchtlinge behalten Zagrebs Botschafter gegen Weitertransport

BONN/SARAJEWO, 31. Juli (Reuter/AFP/AP). Der Botschafter Kroatiens in Bonn hat sich für eine "heimatnahe" Unterbringung der Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina ausgesprochen. Er unterstützte damit Frankreich und Großbritannien, die sich dem deutschen Drängen widersetzen, mehr Kriegsflüchtlinge bei sich aufzunehmen. - Der stellvertretende bosnische Staatspräsident Ejup Ganic forderte eine Militärintervention der Vereinten Nationen in seinem Land. Ansonsten könne es "schon innerhalb eines Monats" von der Landkarte verschwinden. - Die Aufnahme weiterer 5000 bosnischer Flüchtlinge in Deutschland verzögert sich.

Kroatiens Botschafter Ivan Ilic sagte am Freitag im Deutschlandfunk, die meisten Bosnien-Flüchtlinge sprächen keine Fremdsprache. Sie in Kroatien unterzubringen, sei daher humaner als ein Transport in Nachbarländer. Zudem könnten sie in seinem Land billiger versorgt werden. Das koste dort täglich etwa sechs Mark pro Person, in Deutschland mindestens 50. In Kroatien seien derzeit rund 367 000 Flüchtlinge aus Bosnien. Hinzu kämen 265 000 Kroaten, die aus den Kampfgebieten in der eigenen Republik hätten fliehen müssen. So seien mindestens vier Millionen Mark am Tag notwendig, um alle zu versorgen.

Bosniens Präsidiumsmitglied Ejup Ganic warnte im Gespräch mit Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) vor einer Katastrophe, wenn das Flüchtlingsproblem nicht vor Einbruch des Winters gelöst werde. Er äußerte nach Angaben des Bonner Auswärtigen Amtes die Befürchtung, daß bei einem Vormarsch der Serben zahlreiche Flüchtlinge das Land verlassen müßten. Dies sei die kalkulierte Politik der serbischen Führung, um die ethnische Zusammensetzung von Bosnien-Herzegowina zu verändern und das Land zu entvölkern. Kinkel versicherte, Deutschland werde mit Gewalt erreichte Gebietsgewinne nicht anerkennen.

Trotz der rapide steigenden Zahl Kriegsvertriebener werden an diesem Wochenende noch nicht erneut Bosnier nach Deutschland geholt werden. Das Bundesinnenministerium verwies darauf, daß es unter den Ländern noch Unstimmigkeiten wegen der Aufnahmekapazitäten gebe. Wie das Deutsche Rote Kreuz am Freitag mitteilte, wolle man zudem jede Aktivität während der Parlamentswahlen in Kroatien am Sonntag vermeiden.

(Weitere Berichte auf den Seiten 2, 3, 4 und auf der Hessenseite)

Passagiere erlebten Wunder

NEW YORK, 31. Juli (Reuter/AP). Wie durch ein Wunder sind bei einem Brand in einem vollbesetzten Verkehrsflugzeug in New York am Donnerstag nur 18 von den 292 Insassen leicht verletzt worden. Augenzeugen berichteten, beim Start der Lockheed TriStar vom Kennedy Airport zu einem Flug nach San Francisco seien plötzlich Flammen und Rauch aus der TWA-Maschine geschlagen. Sie sei nur einige Meter hochgekommen, habe dann hart aufgesetzt und sei abseits der Startbahn zum Stehen gekommen. Ein Flughafensprecher sagte, die perfekte Bergung über die Notrutschen habe eine Katastrophe verhütet. Sekunden nach Bergung des letzten Passagiers sei die Maschine in Flammen gestanden.

China bricht mit Niger

PEKING, 31. Juli (Reuter). Die Volksrepublik China hat ihre diplomatischen Beziehungen und bilateralen Abkommen mit dem afrikanischen Entwicklungsland Niger suspendiert. Das Außenministerium in Peking begründete den Schritt am Freitag damit, daß Niger sich im Wettstreit zwischen dem kommunistischen China und dem prowestlichen Taiwan (Nationalchina) um Entwicklungshilfeangebote für die finanzstärkere Regierung in Taipeh und deren "Dollar-Diplomatie" entschieden habe.

Die Volksrepublik erhebt Anspruch auf die Insel, wo die Nationalchinesen nach ihrer Niederlage im Bürgerkrieg einen eigenen Staat gründeten. Eine Doppel-Anerkennung läßt die kommunistische Regierung in Peking nicht zu. Entsprechende Bemühungen Taiwans seien "gegen die Interessen der chinesischen Nation", erklärte das Außenministerium. Für Niger bestand die Wahlmöglichkeit zwischen einem konkreten Entwicklungshilfeangebot über 50 Millionen Dollar aus Taiwan oder der unverbindlichen Pekinger Zusage für einen zinsfreien Kredit.

USA wollen Energie sparen Abhängigkeit von ausländischem Öl soll verringert werden

WASHINGTON, 31. Juli (Reuter). Der in Zusammenhang mit dem Golf-Krieg begonnene Entwurf für ein Energie-Einspargesetz der USA ist am Donnerstag im Senat mit 93 gegen drei Stimmen verabschiedet worden. Das schon vorab als Jahrhundertgesetz gefeierte Paket nahm damit eine weitere wichtige Hürde auf dem komplizierten Gesetzgebungsweg. Die Abteilungsleiterin im US-Energieministerium, Linda Stuntz, sagte, sie rechne damit, daß die Initiative bis zum Ende der parlamentarischen Sitzungsperiode die weiteren Ausschüsse durchlaufen könne.

Mit ihrem Gesetzentwurf - der umfangreichsten Initiative im Energiebereich seit über einem Jahrzehnt - wollen Senat und Repräsentantenhaus die Abhängigkeit der USA von Öllieferungen aus dem Ausland verringern, Energie effektiver nutzen und dabei zugleich Umweltgesichtspunkte und Industrieinteressen berücksichtigen. Steuererleichterungen soll es für Förderung von Öl im Inland sowie die Produktion des Ersatzstoffes Ethanol geben. Die USA verbrauchen täglich rund 17 Millionen Barrel Öl (je 159 Liter). Die Hälfte davon wird importiert.

Der Entwurf sieht eine Ausweitung der Erforschung und Entwicklung im Bereich erneuerbare und Solar-Energie sowie für die sogenannten sauberen Kohle-Technologien vor. Außerdem soll der Wettbewerb in der Stromerzeugung intensiviert werden. Hausbesitzer sollen sparsamer mit Energie umgehen, Autos verstärkt mit alternativem Treibstoff gefahren werden. Zugleich werden in dem Entwurf Voraussetzungen für den Bau von Flüssiggas-Pipelines und neuen Atomkraftwerken geschaffen.

Einige der umstrittensten Fragen wurden in dem Entwurf nicht berücksichtigt, so die Energienutzungs-Standards bei Autos sowie die Bohrungen nach Erdöl in den Nationalparks von Alaska.

Recht auf Rückkehr betont

JERUSALEM, 31. Juli (Reuter). Das Recht der Exil-Palästinenser auf Heimkehr, wie es die UN-Resolution 194 vorsieht, gehört nach Ansicht von Palästinenser-Chef Yassir Arafat bei den Nahost-Friedensverhandlungen mit auf den Tisch. In dem ersten von einer israelischen Zeitung veröffentlichten Interview mit PLO-Chef Arafat seit zehn Jahren fügte dieser am Freitag hinzu, Israel werde dadurch in der Praxis nichts zu befürchten haben. Denn die Palästinenser, die heute in Nordafrika und Europa lebten, lebten dort gut.

Die Zeitung "Haaretz" zitierte Arafat weiter, er sei bereit, sich mit Israels neuem Regierungschef Yitzhak Rabin zu treffen.

Ost-Polizei will West-Tarif

BERLIN, 31. Juli (Reuter). Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hat den Berliner Innensenator aufgefordert, die im Westteil Berlins eingesetzten ehemaligen Angehörige der DDR-Volkspolizei auch nach Westtarif zu bezahlen. Dies sei eine Konsequenz eines am Vortag vom Bundesarbeitsgericht (BAG) verkündeten Urteils, sagte der Landesverband Berlin der GdP am Freitag. Das BAG hatte entschieden, daß die Bundespost im Westen Beschäftigte nicht nach den niedrigeren Osttarifen vergüten dürfe. Dies müsse auch für die Polizei gelten, hieß es bei der GdP.

BCCI-Ankläger wittern Betrug Skandalinstitut soll auch IWF und Weltbank getäuscht haben

NEW YORK (rtr). Betrug und Bestechung in aller Welt hat sich nach Ansicht des Staatsanwalts von Manhattan die frühere Bank of Credit and Commerce International (BCCI) zuschulden kommen lassen. Dem Gründer des Instituts, Agha Hasan Abedi, und dem ehemaligen Geschäftsführer Swaleh Naqvi wird in der Anklageschrift vorgeworfen, das Geldhaus als kriminelles Unternehmen geführt zu haben. Sie hätten in Entwicklungsländern in großem Umfang Behördenvertreter bestochen und dazu beigetragen, daß unter anderem der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank betrogen wurden.

Nach Darstellung der Staatsanwaltschaft hatte Abedi von 1972 an Finanzexperten mit dem Versprechen um sich geschart, eine Bank für die Dritte Welt zu schaffen und sie weitgehend im Besitz ihrer Beschäftigten zu lassen. Die Niederlassungen der BCCI wurden, so die Anklage, vorwiegend in Staaten mit minimaler Bankenaufsicht eingerichtet. Das Institut sei von Anfang an unterkapitalisiert und auf immer neue Einlagen angewiesen gewesen. Freundliche Behandlung und frisches Kapital habe es sich unter anderem durch Bestechung von Beamten in Pakistan, Argentinien, Tunesien oder Nigeria verschafft.

Zudem hat die Bank dem New Yorker Ankläger zufolge afrikanischen und asiatischen Staaten geholfen, Auflagen der Weltbank und des IWF zu umgehen. So habe sie 1979 Pakistan eine Million Dollar als Kredit zur Verfügung gestellt. Gegenüber den internationalen Institutionen sei dieser Betrag in betrügerischer Absicht als Beweis für einen Anstieg der pakistanischen Währungsreserven dargestellt worden. Auf diese Weise habe das Land mit Hilfe der BCCI schärfere Auflagen des IWF und eine angedrohte Abwertung der Rupie verhindert.

Das Institut und seine Filialen wurden im Sommer 1991 geschlossen, nachdem die betrügerischen Geschäfte aufgeflogen waren. Im Zusammenhang mit den Skandalen muß sich unter anderem auch der 85jährige ehemalige US-Verteidigungsminister Clark Clifford vor Gericht verantworten (siehe FR von gestern).

Schweden bietet Flugzeug an

STOCKHOLM, 31. Juli (Reuter). Schweden will Deutschland sein Jagdflugzeug "Gripen" als Ersatz für den zu teuren "Jäger 90" schmackhaft machen. Ein Sprecher des schwedischen Verteidigungsministeriums kündigte am Freitag in Stockholm an, man werde Bundesverteidigungsminister Volker Rühe bei dessen Besuch Mitte August über die Maschine unterrichten. Die schwedische Zeitung Dagens Nyheter berichtete, Deutschland könne Flugzeuge kaufen, Schweden im Gegenzug Leopard-Panzer.

Ein Sprecher des Bonner Verteidigungsministeriums lehnte es ab, sich hierzu zu äußern. Die Frage einer Alternative zum "Jäger 90" sei für die Bundesregierung zur Zeit kein Thema. Die Koalition hatte Anfang Juli beschlossen, statt des "Jäger 90" gemeinsam mit den europäischen Partnern ein billigeres Jagdflugzeug zu entwickeln. Dem schwedischen Zeitungsbericht zufolge würde die "Gripen" zwischen 60 und 70 Millionen Mark kosten. Der "Jäger" würde dagegen über 130 Millionen Mark kosten.

Gut aufgepaßt

LONDON, 31. Juli (Reuter). Sein hohes geistliches Amt schützte den anglikanischen Bischof Michael Marshall nicht vor den weltlichen Gesetzen. Als er nach acht Jahren Dienst im US-Bundesstaat Missouri nach Großbritannien zurückkehren wollte, mußte er sein Klavier zurücklassen. Begehrten doch die Zollbeamten zu wissen, wo denn der Elefant geschossen worden sei, aus dessen Stoßzähnen die Pianotasten gefertigt wurden: denn die Ausfuhr der Tastatur verstoße gegen die Gesetze zum Schutz der Elefanten.

In der Kirchenzeitung schrieb der Bischof jetzt, sein Sekretär habe auf die "Absurdität" solch "rückschauender Gewissenhaftigkeit" hingewiesen und daraufhin vom US-Zoll die Antwort erhalten: "Der Bischof hätte kein Klavier mit Elfenbeintasten kaufen sollen."

Moskau sucht nach Ausländern

MOSKAU, 31. Juli (Reuter). In Rußland hat am Freitag die Suche nach Ausländern begonnen, die nach dem Zweiten Weltkrieg in die damalige UdSSR verschleppt, dort inhaftiert und teils eingebürgert wurden. Die russische Parlamentszeitung Rossiskaja Gaseta veröffentlichte eine Liste mit 25 Namen. Gesucht wird auch eine gebürtige Deutsche namens Ida Müller, von der nur das Geburtsjahr 1893 genannt wird. Die übrigen 24 Gesuchten tragen zumeist slawische Namen, werden aber als amerikanische Bürger aufgeführt. Sie werden ebenso wie ihre Angehörigen aufgefordert, sich unter einer angegebenen Telefonnummer zu melden.

Am Donnerstag hatte der Vorsitzende der Suchkommission der Regierung, General Dmitrij Wolkogonow, berichtet, etwa 39 Personen zumeist slawischer Abstammung mit US-Paß seien 1945 gefangengenommen worden oder auf andere Weise auf sowjetisches Gebiet gelangt. Es gebe Anlaß zu der Vermutung, daß einige von ihnen noch lebten.

Jelzin stärkt Außenminister

MOSKAU, 31. Juli (Reuter). Rußlands Präsident Boris Jelzin ist am Freitag Gerüchten über einen bevorstehenden Rücktritt von Außenminister Andrej Kosyrew entgegengetreten. Ein Sprecher Jelzins sagte der russischen Nachrichtenagentur Itar-Tass, derartige Spekulationen seien Phantasie. Informationsminister Michail Poltaranin, zugleich Vize-Ministerpräsident und Jelzin-Vertrauter, sagte, Kosyrews Stuhl wackele nicht. Gegen Kosyrew ist seit einiger Zeit eine Kampagne vorwiegend von Altkommunisten im Gange. Russische Medien hatten seinen Abgang vor Herbst prophezeit.

Über 8000 Patienten behandelt

PHNOM PENH, 31.Juli (Reuter). Im Rahmen der UN-Blauhelm-Mission in Kambodscha haben deutsche Sanitäter bislang mehr als 8000 Patienten behandelt. Während eines Besuchs des Inspekteurs des Sanitäts- und Gesundheitswesens der Bundeswehr, Gunter Desch, berichteten Mediziner, seit dem 23. Mai seien etwa 250 Menschen stationär und etwa 8000 ambulant behandelt worden. Desch kündigte an, daß die Deutschen ungeachtet der Bedenken der UN-Einsatzleitung auch weiterhin Einheimische behandeln würden.

Das Hospital ist eigentlich für die Soldaten der UNTAC-Friedensmission gedacht. Gegen die Behandlung Einheimischer im Rahmen freier Kapazitäten wenden die UN-Militärs ein, dies beschwöre die Gefahr politischer Verwicklungen herauf. Desch sagte aber, in Notfällen sollten die Sanitäter auch weiter für Einheimische da sein.

Zum Aufbau des deutschen Krankenhauses sind bislang rund 400 Tonnen Material nach Phnom Penh geflogen worden, darunter 21 Fahrzeuge, tropenfeste Operationscontainer und Medikamente im Wert von über 13 Millionen Mark.

Aus für Claudio Mezzadri

Der Spanier Francisco Clavet erreichte das Viertelfinale beim Grand-Prix-Tennis Turnier in San Marino. An Nummer zwei gesetzt, bezwang er den Schweizer Claudio Mezzadri souverän 6:0, 6:1.

Cash scheiterte an Halbprofi

Pat Cash kassierte beim Tennis-Einladungsturnier in Brookline (Massachusetts) eine 6:7, 3:6-Schlappe gegen Halbprofi Eric Amend (USA).

Gardner will vom Motorrad steigen

Der ehemalige Motorrad-Weltmeister in der 500-ccm-Klasse, Wayne Gardner (Australien), will im September nach dem Abschluß der laufenden Saison seine Karriere beenden.

Weltmeister nach Handtuchwurf

Der Israeli Johar Lashin erkämpfte sich in Nashville (Tennessee) den Weltmeistertitel im Leichtgewicht nach Version der WBF. Der 21jährige besiegte den Amerikaner Pat Johnson, dessen Betreuer in der siebten Runde zum Zeichen der Aufgabe das Handtuch warfen.

Deutsche Meisterschaften der Rollstuhl-Leichtathleten Kampf der Individualisten Mangelnde Unterstützung beklagt / Offenbach ist Gastgeber

Wenn sich am kommenden Wochenende in Offenbach Deutschlands beste Rollstuhl-Leichtathleten zum fairen Wettstreit treffen, dann ist dies in erster Linie der Unterstützung des Offenbacher Leichtathletik-Clubs zu verdanken.

"Hätte sich der Fußgänger-Verein nicht bereit erklärt, wären die 14. Offenen Deutschen Meisterschaften wohl ausgefallen", erklärte Christl Wittmann. Die Fachwartin, für den Bereich Leichtathletik im Deutschen Rollstuhl-Sportverband (DRS) verantwortlich, beklagt in diesem Zusammenhang die mangelnde Unterstützung der Klubs in der Bundesrepublik Deutschland.

"Rollstuhl-Leichtathletik wird in kaum einem Verein angeboten. Somit sind die Teilnehmer in Offenbach alle Individualisten, die wenig unterstützt werden. Selbst finanzstarke Großvereine haben kein Geld dafür", sagte Christl Wittmann.

Nach wie vor kämpfen nicht nur die Rollstuhlsportler, sondern alle körperlich eingeschränkten Menschen in Deutschland um die Anerkennung ihrer Vollwertigkeit in der Gesellschaft. Da finden die Gäste aus Belgien, Dänemark, Holland und England, die zu den rund 100 Startern in Offenbach zählen, in ihrer Heimat ganz andere Bedingungen vor.

Um so erstaunlicher sind die Erfolge der Leichtathleten des DRS. "Bei den Paralympics 1988 in Seoul waren wir die führende Nation und gewannen 27 Medaillen", erklärte Christl Wittmann.

Inzwischen sind allerdings international die Leistungsabstände kleiner geworden, zumal verbesserte Trainingsbedingungen in den anderen Ländern einer Stagnation in Deutschland gegenüberstehen.

Daher wird es sehr schwer sein, in Barcelona die Erfolge von vor vier Jahren zu wiederholen. Die Titelkämpfe in Offenbach sind im Hinblick auf die Paralympics, die vom 3. bis 14. September in der katalanischen Hauptstadt stattfinden werden, für die Arrivierten letzte Formüberprüfung, für andere die letzte Qualifikationschance. sid

FIFA setzt Neapel unter Druck

Um eine Auflösung des noch bis 1993 laufenden Vertrages des argentinischen Fußballers Maradona zu erreichen, die der Präsident des italienischen Erstligisten SSC Neapel, Corrado Ferlaino, verweigert, hat der Präsident des Internationalen Fußball-Verbandes (FIFA), Joao Havelange, angekündigt, daß sich die FIFA-Kommission für das Spielerstatut mit der Angelegenheit befassen wird.

Von Rentenjob kann keine Rede sein Stürmer Klinsmann will noch einmal angreifen

"Ich habe noch große Dinge vor", sagt Jürgen Klinsmann. Der deutsche Fußball-Nationalstürmer, der von Inter Mailand zu AS Monaco gewechselt ist, will auf der großen internationalen Bühne mit frischem Schwung angreifen.

Stuttgarts Manager Dieter Hoeneß, der vielleicht damit geliebäugelt hatte, Klinsmann wieder zurückzuholen, sprach ein wenig abfällig von Monaco, als er vom neuen Ziel des Blondschopfs erfuhr. Tatsächlich denkt bei Monte Carlo jeder eher an Roulette und Urlaub als an Schweiß und sportliche Erfolge.

Klinsmann widerspricht heftig: "Wer sich ein bißchen in der Materie auskennt, weiß, daß Monaco Europapokalfinalist war und seit Jahren ein französischer Spitzenverein ist. Trainer Arsene Wenger ist ein Spitzenmann, hinter dem auch einige Bundesligisten her waren. Sportlich stehen sie noch besser da als Paris. Von einem Rentenjob kann also keine Rede sein. Ich will mit Monaco Europapokalsieger werden und mit Deutschland 1994 Weltmeister. Ich greife noch mal richtig an."

Seit seiner Ankunft im Fürstentum hat Klinsmann, der bis vor rund zwei Wochen noch Urlaub in den USA machte, Sondertraining absolviert, um den Trainingsrückstand gegenüber den Mitspielern aufzuholen. sid

Deutsches Traber-Derby Goldhelm soll wieder strahlen Wewering will sechsten Triumph / Royal Calex nicht gemeldet

Der Weg zum Sieg im 97. Deutschen Traber-Derby am Sonntag führt nur über Heinz Wewering. Der fünfmalige Derby- Gewinner aus dem Trainingszentrum Bladenhorst schickt gleich vier der 29 Dreijährigen ins Rennen, die in vier Vorläufen und dem Endlauf um die Rekord- Dotation von 1,03 Millionen Mark streiten.

Wewerings aussichtsreichster Kandidat auf den Sieg ist Titan Way. Der Hengst gewann vor knapp vier Wochen das Buddenbrook-Rennen und erwischte bei der Auslosung einen leichten Vorlauf. Der 42 Jahre alte Champion Wewering sagt über Titan Way: "Er ist zur Zeit in Topform und kann den Erfolg seines Vaters Diamond Way wiederholen." Diamond Way hatte 1985 das Derby gewonnen.

Neben Heinz Wewering hat auch Willi Rode vier Pferde am Start. "Viele wollen und können gewinnen", sagt der Recklinghausener. Dazu zählen Rodes Hengst Rambo Corner und Simone Way, neben Rosa Hanover die einzige Stute im Feld. Gesteuert wird Simone Way von Thomas Panschow, Besitzer ist der frühere Olympiasieger im Springreiten, Alwin Schokkemöhle.

Er hält mehr von Super Gerrol, gefahren von Peter Heitmann. Der Hengst hat nach längerer Krankheit und einem Spezialtraining im Wattenmeer allerdings erst ein Rennen in diesem Jahr bestritten. Vor knapp zwei Wochen siegte Super Gerrol in Recklinghausen auf Anhieb ganz sicher.

Ein Versäumnis aus dem Jahr 1990 kostete Royal Calex die Chance auf den Derby-Erfolg. Damals versäumte sein Züchter den Meldetermin. Bei der "Trophäe der Dreijährigen" hängte Royal Calex mit Titan Way, Rambo Corner, Gisco Crown und Speed Controle alle Favoriten ab.

Heinz Wewering kann es recht sein. Der Mann mit dem Goldhelm möchte sich mit einem sechsten Derby-Triumph der Marke von Hännschen Frömming nähern, der mit elf Siegen immer noch der Rekordgewinner beim Rennen um das Blaue Band ist. sid

Kunstturnen Boginskaja-Abschied ohne Medaille

Mit alten Tricks zu neuen Siegen. Der Hauch einstigen sowjetischen Kadergehorsams umwehte die Mehrkampf-Goldmedaille des ukrainischen Kunstturn- Stars Tatjana Gutsu. Eigentlich gar nicht für das Mehrkampf-Finale der besten 36 qualifiziert, rückte der Blondschopf aus Odessa für Teamkollegin Rosa Galiewa nach. Die hatte Chefcoach Alexander Alexandrow wegen einer angeblichen Verletzung am rechten Knie aus dem Wettkampf genommen, was die 14jährige nicht daran hinderte, putzmunter auf der Teilnehmertribüne herumzuklettern.

Rosas "Kniefall" war Tatjanas Glück, denn die Vierkampf-Europameisterin nutzte die unverhoffte Gunst der Stunde und krönte sich mit 39,737 Punkten vor Shannon Miller aus den USA (39,725) und der Rumänin Lavinia Milosovici (39,687) zur olympischen Turn-Königin. Spaniens Monarchin Sofia beklatschte die Leistung wie die 15 000 übrigen Zuschauer im ausverkauften Palau Sant Jordi begeistert.

"Der Druck vor dem letzten Pferdsprung war enorm groß, ich wußte genau, daß ich mir nicht den geringsten Fehler erlauben durfte", sagte Gutsu, die im letzten Durchgang Miller und Milosovici noch abfangen konnte. Eine Olympiasiegerin, die aus buchstäblich kleinen Verhältnissen stammt. Der Vater arbeitet als Weichensteller bei der staatlichen Eisenbahn, die Mutter ist in einer Obstsaftkelterei beschäftigt.

Lange durfte auch Gutsus großes Vorbild, Turnästhetin Swetlana Boginskaja, bei ihrem letzten großen Mehrkampf von einer Medaille träumen. Doch letztlich konnten Eleganz und Ausdruckskraft der 19 Jahre alten Studentin aus Minsk das besonders am Stufenbarren offenkundige Fehlen von Höchstschwierigkeiten kompensieren. Trainer Alexandrow: "Schade, daß es nicht mehr ganz gereicht hat." Olympiasiegerin Gutsu ergänzte: "Sie wird für immer mein Vorbild bleiben."

Das indiskutable Abschneiden der deutschen Turnerinnen (neunter Platz in der Mannschaft, beste Einzelturnerin Diana Schröder auf Rang 29) wird am 12. August bei der Tagung des Lenkungsstabs erster Tagesordnungspunkt sein. "Wir haben alles für die Turnerinnen getan, haben die Trainer in Ruhe arbeiten lassen, aber der Mißerfolg ist größer als der Erfolg", sagte Bundeskunstturnwartin Christa Krapp maßlos enttäuscht. Daß deshalb auch über die Bundestrainer diskutiert wird, ist verständlich. Cheftrainer Wolfgang Bohner selbstkritisch: "Jede Turnerin ist ersetzbar, auch der Trainer - und auch Bohner." sid/dpa

Riedle und Doll trafen für Lazio

Bei einem Testspiel des italienischen Fußball-Erstligisten Lazio Rom gegen eine österreichische Amateurauswahl (17:0) zeichneten sich Karlheinz Riedle (3) und Thomas Doll als Torschützen aus.

Detari als Leihgabe nach Ancona

Ungarns Fußball-Star Lajos Detari wechselt vom italienischen Zweitligisten FC Bologna zum Erstliga-Aufsteiger Ancona Calcio. Der frühere Bundesliga-"Legionär" von Eintracht Frankfurt wird für eine Saison ausgeliehen. Ancona übernimmt sein Gehalt von rund 1,2 Millionen Mark.

Olympia-Freiwillige sauer Laute Klagen über Fast-food-Essen

Die 9200 freiwilligen Helfer im olympischen Dorf in Barcelona sind sauer: Die Klagen über das Essen, das ausschließlich aus Hamburgern, Salat oder Lasagne bestehen soll, werden immer lauter. Auch ihre Arbeitszeit, die nicht wie ursprünglich vereinbart nach acht, sondern meist erst nach zwölf Stunden endet, sorgt für Ärger.

Bayern bleibt Verletzungspech treu

Im Trainingslager erlitt Verteidiger Oliver Kreuzer vom Fußball-Bundesligisten Bayern München eine Knochenabsplitterung an der rechten Ferse und wird voraussichtlich bis zum Saisonstart der Münchner am 15. August in Uerdingen ausfallen.

"Fünfkampf-Zukunft überprüfen"

Juan Antonio Samaranch, Präsident des IOC, hat nach dem Ende der Wettkämpfe im Modernen Fünfkampf erklärt: "Die olympische Zukunft dieser Sportart muß sehr genau überprüft werden." Aufgrund seiner komplizierten Struktur habe der Fünfkampf an Popularität eingebüßt, während der Triathlon stark an öffentlichem Interesse zugelegt habe.

Maltbie brauchte nur einen Schlag

Eine Extraprämie von 37 500 Mark kassierte der Amerikaner Roger Maltbie für ein "Hole in One" am 16. Loch bei den mit einer Millionen Dollar dotierten Hartford Open.

Segelflug-EM in Bekescsaba Holighaus und Triebel im Medaillen-Aufwind

Happy-End für zwei deutsche Piloten bei den Segelflug-Europameisterschaften im ungarischen Bekescsaba/Ungarn: Durch seinen Endspurt am letzten Wertungstag rutschten Klaus Holighaus (Kirchheim/Teck) in der Offenen Klasse und Claus Triebel (Selb) in der Standardklasse noch in die Medaillenränge. Beide gewannen jeweils die Bronzemedaille.

Holighaus wurde Tagessieger über eine 420-km-Strecke und verdrängte den Niederländer Gerrit Kurstjens vom dritten Platz, Triebel profitierte von der schwachen Leistung des Polen Tomasz Rubaj, der am letzten Wertungstag als Zweitplazierter noch aus den Medaillenrängen herausfiel.

Europameister wurde der Pole Franciszek Kepka. In der Offenen Klasse siegte Gerard Lherm aus Frankreich. Erwin Ziegler aus Aalen wurde in der 15-Meter- Rennklasse als bester deutscher Starter Sechster, die Goldmedaille gewann der Franzose Gilbert Gerbaud. sid

Beim Tennisturnier setzt sich die Kondition durch Steeb mit längerem Atem Viersatz-Sieg über müden Stich / Auch Huber im Achtelfinale

Carl-Uwe Steeb hat mit einem 6:4, 6:2, 4:6, 6:3-Erfolg über Michael Stich beim Tennisturnier in Barcelona die deutsche Hackordnung durcheinandergewirbelt. Als Achtelfinalist als Gegner des Mexikaners Leonardo Lavalle ist der Stuttgarter nur noch zwei Siege von einer Medaille entfernt.

Die 17 Jahre alte Heidelbergerin Anke Huber, sie bezwang Barbara Paulus (Österreich), träumt ebenfalls weiter vom Edelmetall. Sie trifft in der Runde der letzten 16 auf die Niederländerin Nicole Muns-Jagerman, die sie vor 14 Tagen beim Federation-Cup in Frankfurt nur mit Mühe besiegt hatte.

"Es ist völlig egal, wie weit man hier kommt. Das einzige, was zählt, ist eine Medaille", meinte der Stuttgarter. 1988, bei der olympischen Premiere in Seoul, war er mit einer Viertelfinalniederlage gegen Tim Mayotte (USA) knapp an Edelmetall vorbeigeschrammt.

Die deutschen Sympathien gehörten dem Außenseiter. "Charly, Charly, komm jetzt", hallte es von den Tribünen. Steeb, in der Weltrangliste 21 Plätze schlechter klassiert als Stich (Nummer 10), vertraute seiner Kondition bei Temperaturen von rund 45 Grad Celsius und setzte auf solides Grundlinienspiel.

Ohne Experimente zu wagen, hielt er den Wimbledonsieger von 1991 mit langen, überrissenen Schlägen in Schach. Stich, der zuvor die beiden einzigen Kraftproben mit Steeb souverän gewonnen hatte, reagierte schläfrig und erwachte erst nach zwei verlorenen Sätzen. Tempowechsel, pfeilschnelle Angriffe und vor ans Netz - jenes Spiel, das ihn vor Jahresfrist zum Wimbledonsieger gemacht hatte, blitzte nur kurzfristig auf.

3:0 und 5:3 führte Stich, verschenkte die Punkte zwischendurch aber immer wieder mit vermeidbaren Fehlern. Steeb, sein zeitweiliger Doppelpartner, holte sich zweimal die verlorenen Aufschlagspiele zurück, verlor den Satz jedoch 4:6. Im Schlußakt wuchs der 24 Jahre alte Stuttgarter über sich hinaus. Mit Passierbällen und sogar erstklassigen Volleys nahm er Stich zum 4:2 den Aufschlag ab und legte damit den Grundstein zum überraschenden Sieg nach zwei Stunden und 36 Minuten.

"Bei dieser Hitze können nur Athleten bestehen, die voll durchtrainiert sind", erklärte Zaungast Josef Keul, Arzt der deutschen Mannschaft. Steeb gehört zu den härtesten Arbeitern im Tennis.

Unterdessen gab es Gerüchte, Steffi Graf habe das Appartement im Dorf endgültig verlassen, und auch Boris Becker plane den Umzug ins Hotel. "Ich habe in der Nacht vor dem Match bei meinen Eltern geschlafen", meinte die Nummer eins des Frauenturniers. "Das brauchte ich einfach, um aufzutanken." sid

HANDBALL

Vorrunde, Männer, Gruppe A, 3. Spieltag CSFR - Südkorea 19:20 (11:7), Island - Ungarn 22:16 (8:3).

GOLF

HARTFORD OPEN (1 Millionen Dollar), Erste Runde, Männer: 1. Knox und Humenik beide 64 Schläge, 3. Schulz und Skinner beide 65, 5. Fehr, Eastwood, Hallberg, Maltbie, Pruitt, Hammond, Morgan (alle USA), Allen (Südafrika) alle 66.

BAY STATE CLASSICS in Canton/Massachucetts (425 000 Dollar), Erste Runde, Frauen: 1. Farwig, Descampe, Bradley alle 68 Schläge, 4. Geddes 69, 5. Williams, Taylor, Steinhauer, Ritzman, Inkster (alle USA) alle 70.

Vorschlußrunde im Rudern Beate Schramm Opfer der Hitze Achter schlägt mit "Hackebeilen" zu / Zwölf DRV-Boote im Finale

Zwei Tage nach seiner Vorlaufschlappe und dem sofortigen Umstieg auf die neuen Riemen ließ sich der Deutschland- Achter im olympischen Halbfinale nicht aus dem Rhythmus bringen und qualifizierte sich durch einen sicheren Triumph mit einer halben Länge Vorsprung gegen das hochdotierte Oktett aus den Vereinigten Staaten von Amerika als Sieger für das Finale am Sonntag.

Nach dem Ende der Vorschlußrunde hat der Deutsche Ruder-Verband (DRV) nur zwei Ausfälle zu verzeichnen. Damit ist die DRV-Flotte in zwölf der 14 olympischen Endläufe am Samstag und Sonntag vertreten.

Achter-Coach Ralf Holtmeyer, der die deutschen Großboote zuletzt viermal in Folge bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen zu Gold in der Königsklasse des Ruderns geführt hatte, war erleichtert.

"Die Entscheidung war richtig", sah der 36jährige die Feuerwehr-Aktion mit der Rückkehr zur rechteckigen Blattform gerechtfertigt. Als zusätzlichen "Schnellmacher" war die gelbe Plastikkonstruktion am Vorabend noch mit einem schmutzabweisenden Wachs zur besseren Gleitfähigkeit präpariert worden.

"Das hat der Mannschaft gutgetan. Wir haben zwar noch nicht Gold geholt, aber für die Motivation war das traumhaft", freute sich Holtmeyer nach dem Rennen vor 7000 Zuschauern in sengend heißer Mittagshitze, nachdem Nebel den pünktlichen Beginn am frühen Morgen verhindert hatte. Härtester Konkurrent im Endlauf dürfte Rumänien sein, das die Holtmeyer-Mannen im Vorlauf düpiert und das zweite Halbfinale ebenfalls gewonnen hatte.

Geradezu sensationellen Anstrich hatte das Ausscheiden von Weltcup-Siegerin Beate Schramm im Frauen-Einer. Die Berlinerin war nach ihrem Rotsee-Sieg Mitte Juni in Luzern als sichere deutsche Gold-Bank gehandelt worden.

Bis 250 Meter vor dem Ziel hatte die dreimalige Weltmeisterin im Doppel- Zweier auch noch auf dem zum Einzug in den Endkampf berechtigenden dritten Platz gelegen, ehe sie völlig ausgepumpt über ihren Skulls zusammenbrach und paddelnd die Ziellinie mit 22,74 Sekunden Rückstand hinter der siegreichen Ex- Weltmeisterin Silken Laumann aus Kanada als lediglich Viertplazierte überquerte.

"Ich war einfach platt", gestand Beate Schramm, der maßlose Enttäuschung anzusehen war und fügte an, "aber ich bin schon immer hitzeanfällig gewesen. Das ist mein großes Problem."

Taktisches Fehlverhalten warf dagegen Bundestrainer Lothar Trawiel seinem Schützling vor. "Beate ist einfach zu schnell losgefahren und hat sich übernommen. Als dann die Schwedin Maria Brandin am Ende noch aufkam, war sie mental und körperlich fertig", übte er Kritik.

Dies blieb jedoch die einzige wirkliche Negativ-Überraschung für den DRV. Nicht zuletzt der Männer-Doppelvierer sprang in die Bresche und darf sich nach seinem Halbfinalsieg gegen die Schweiz und Frankreich berechtigte Hoffnungen auf den Olympiasieg machen.

Einen guten Eindruck hinterließen auch die erst über den Hoffnungslauf ins Halbfinale geruderten Thomas Woddow und Michael Peters im gesteuerten Zweier sowie der ungesteuerte Männer- Vierer aus dem Dortmunder Leistungszentrum. sid

Brüder Blab werfen für Berlin

Bundesligist Alba Berlin hat Olaf Blab für ein Jahr unter Vertrag genommen. Der 27jährige wird damit zusammen mit seinem Bruder Uwe Blab in einer Mannschaft spielen.

Wetzelsperger nach Unfall ins Spital

Einen Bruch des rechten Handgelenks sowie zahlreiche Prellungen erlitt Toyota-Fahrer Andy Wetzelsperger aus Aiging bei einem schweren Unfall zum Auftakt der Hunsrück-Rallye in Baumholder. Sein Beifahrer Klaus Wicha aus Bad Karlshafen wurde mit einem Schock zur Beobachtung ins Krankenhaus gebracht.

Koreanischer Box-Ringrichter bedroht Der Skandal bahnt sich an Niederländer protestieren gegen krasses Fehlurteil

Fritz Sdunek war in heller Aufregung. "Die Kampfrichter als Totengräber des Boxsports haben sich erstmals deutlich zu erkennen gegeben", meinte der Coach des niederländischen Box-Teams nach der skandalösen Niederlage seines Mittelgewichtlers Raymond Joval im Achtelfinale. Nur wenig später gab es den nächsten Skandal, als der hilflose koreanische Kampfrichter Jae In Lee völlig die Übersicht verlor und der von ihm geleitete Kampf durch die Jury gestoppt wurde. Daraufhin bedrohte der zum Verlierer erklärte Spanier Jose Ortega den Referee massiv und verließ noch vor der Urteilsverkündung den Ring.

Der niederländische Mannschaftsleiter Henk Los legte sofort Protest gegen die Wertung der Punktrichter und die katastrophale Leistung von Ringrichter Tomislav Papak (Australien) ein. Der Australier, einziger Kampfrichter seines Kontinents in Badalona und dadurch mit großen Einflußmöglichkeiten ausgestattet, rettete den Algerier Ahmed Dine über die Runden, der im Schlußabschnitt stehend k.o. war, und sicherte ihm so einen 14:22-Punktsieg gegen den Niederländer.

Dine, der im ersten Kampf den italienischen Weltmeister Tomaso Russo ausgeschaltet hatte, lag nach zwei Runden bereits unangemessen hoch mit 16:2 vorn. "Ein afrikanischer Punktrichter neben mir drückte schon, wenn der Algerier nur ausholte", kommentierte Sdunek das Geschehen am Ring.

Zuvor hatte es bereits einen tunesischen Protest gegeben, der von der Jury abgewiesen wurde. Zwei Kampfrichter waren für zwei Tage gesperrt und sieben mit einer Verwarnung durch die AIBA belegt worden. Papak stand im Ring meist hinter den Kämpfern, so daß er keinen Blick auf die Schläge hatte. Er gehörte bereits bei den Weltmeisterschaften 1986 in Reno zu den Skandal-Ringrichtern.

Das Geschehen setzte sich fort, als der Neuseeländer David Tua den Spanier Ortega regelrecht verprügelte, der koreanische Referee den Kampf aber laufen ließ und die Gefahr für den Einheimischen nicht erkannte. Daraufhin brach AIBA- Vizepräsident Emil Jetschew mit dem vorzeitigen Gong den Kampf ab. Der Spanier glaubte an eine Rundenpause, wollte den Kampfabbruch nicht akzeptieren und ging auf den Referee los.

Sportlicher Höhepunkt beim Auftakt der Achtelfinal-Kämpfe bildete die 7:16- Niederlage von Alexander Lebsjak, Vizeweltmeister aus Moskau, gegen Chris Byrd aus den USA.

SCHIESSEN

Kleinkaliber-Dreistellungskampf, Männer: 1. Petikian (GUS) 1267,4 Punkte (Finale 98,4), 2. Soth (USA) 1266,6 (97,6), 3. Koba (Japan) 1265,9 (94,9), 4. Hirvi (Finnland) 1264,8 (92,8), 5. Stenvaag (Norwegen) 1264,6 (98,6), 6. Debevec (Slowenien) 1262,6 (95,6), 7. Gabrielsson (Schweden) 1262,1 (93,1), 8. Vari (Ungarn) 1258,6 (94,6). - Im Vorkampf ausgeschieden: 17. Bichler (München) 1158, . . . 29. Bernd Rücker (Neckarsulm) 1151.

SCHWIMMEN

200 m Schmetterling, Frauen: 1. Sanders (USA) 2:08,67 Minuten (Jahres-Weltbestzeit), 2. Xiaohong Wang (China) 2:09,01, 3. O'Neill (Australien) 2:09,03, 4. Haruna (Japan) 2:09,88, 5. Shito (Japan) 2:10,24, 6. Wester-Krieg (USA) 2:11,46, 7. Jacobsen (Dänemark) 2:11,87, 8. Tocchini (Italien) 2:13,78.

Bahn-Vierer im Finale gegen Australien

BARCELONA (sid).Der deutsche Bahn-Vierer trifft im Finale der 4.000-m- Verfolgung heute abend (20.00 Uhr) auf den WM-Dritten Australien. Nachdem das Team von Bundestrainer Wolfgang Oehme in 4:10,44 Minuten das Halbfinale gegen Dänemark (4:15,86) für sich entschied, setzten sich die Australier in 4:15,70 gegen Italien (4:18,29) in der anderen Vorschlußrundenauseinandersetzung durch. Aufgrund der besseren Zeit im Semifinale errang das dänische Quartett die Bronzemedaille. Bundestrainer Oehme hatte anstelle von Andreas Walzer (Stuttgart) den Berliner Guido Fulst eingesetzt.

Schwimmen, 200-m-Lagen, Männer

Gold: Tamas Darnyi (Ungarn)

Silber: Greg Burgess (USA)

Bronze: Attila Czene (Ungarn)

SCHWIMMEN

200 m Lagen, Männer: 1. Darnyi (Ungarn) 2:00,76 Minuten, 2. Burgess (USA) 2:00,97, 3. Czene (Ungarn) 2:01,00, 4. Sievinen (Finnland) 2:01,28, 5. Geßner (Erfurt) 2:01,97, 6. Karnaugh (USA) 2:02,18, 7. Dunn (Australien) 2:02,79, 8. Anderson (Kanada) 2:04,30.

Schwimmen, 50-m-Freistil, Frauen

Gold: Wenyi Yang (China)

Silber: Yong Zhuang (China)

Bronze: Angel Martino (USA)

SCHWIMMEN

50 m Freistil, Frauen: 1. Wenyi Yang (China) 24,79 Sekunden (Weltrekord), 2. Yong Zhuang (China) 25,08, 3. Martino (USA) 25,23, 4. Plewinski (Frankreich) 25,36, 5. Thompson (USA) 25,37, 6. Mechtscheriakowa (GUS) 25,47, 7. Osygus (Wuppertal) 25,74, 8. de Bruijn (Niederlande) 25,84.

Radsport, Sprint, Männer

Gold: Jens Fiedler (Deutschland)

Silber: Gary Neiwand (Australien)

Bronze: Curt Harnett (Kanada)

Radsport Weltmeister Fiedler Sprint-Olympiasieger In beiden Finalläufen den Australier Neiwand besiegt

Der Berliner Rad-Sprint-Weltmeister Jens Fiedler gewann als dritter Deutscher nach Toni Merkens (1936) und Lutz Heßlich (1980 und 1988) die olympische Goldmedaille und die insgesamt 1.000 deutsche Plakette bei Olympischen Sommerspielen seit 1896. Im Finale setzte er sich in zwei Läufen gegen den Australier Gary Neiwand durch. Bronze gewann der Kanadier Curt Harnett. Seit 1985 gingen alle Goldmedaillen bei großen Wettbewerben an deutsche Sprinter. 1984 in Los Angeles verhinderte der Olympia-Boykott der DDR einen weiteren deutschen Olympiasieg.

"Der Erwartungsdruck ist schon eine Belastung, aber die Favoritenrolle gefällt mir auch", erklärte Rad-Sprinter Jens Fiedler vor den olympischen Wettbewerben auf dem Velodrom in Vall d'Hebron. Als Weltmeister von Stuttgart war er der hohe Favorit auf die Goldmedaille, denn seit 1983 ist der erste Platz im Sprint-Wettbewerb für deutsche Athleten abonniert. Der 22 Jahre alte Elektronik- Facharbeiter, der als kaufmännischer Angestellter bei der Mercedes-Benz-AG tätig ist, wurde mit dem Druck fertig und wurde als dritter Deutscher Sprint-Olympiasieger.

Vor vier Jahren ging sein Stern bei der Junioren-Weltmeisterschaft auf, galt der Modellathlet (1,84 m/84 kg) als der kommende Mann. Doch die Konkurrenz im eigenen Lager war riesengroß. Erst in Stuttgart löste er Weltmeister Bill Huck ab und setzte sich die WM-Krone aufs Haupt. Der leidenschaftliche Angler gilt trotz seiner Jugend als gewiefter Taktiker, der auch schon des öfteren die Gegner überrascht, indem er schon eine Runde vor Schluß den Spurt anzieht und den Vorsprung über die Ziellinie rettet.

Gecoacht wird Fiedler von Jörg-Uwe Krünägel, der beim SC Berlin die ganzen Spitzenleute der ehemaligen DDR in seiner Obhut hat. Dort mißt sich Fiedler mit Leuten wie Huck, Pokorny, Raasch oder Schink. Diese Ballung von Weltklasseleuten ist wohl das Geheimnis des Sprinter- Höhenflugs in Berlin.

Fiedler ist dabei momentan die absolute Nummer eins, keiner, selbst Profi- Sprinter Michael Hübner (Chemnitz) kann ihm wohl derzeit das Wasser reichen. Imponierend ist immer wieder, mit welcher Trittfrequenz Fiedler die entscheidenden letzten Meter in Angriff nimmt, und wenn er eingangs der Zielgeraden vorne liegt, ist das Rennen eigentlich schon gelaufen.

Stimmen zu Fiedlers Olympiasieg. Bill Huck (Berlin/Vizeweltmeister und Trainingskamerad von Olympiasieger Jens Fiedler): "Ich hatte keine Befürchtungen um Jens. Er ist mit allen Waschmaschinen gewaschen, wie man so sagt. Vor allem im zweiten Lauf hat er all seine Klasse ausgespielt. Im Herbst werde ich nach meiner Krankheitspause wieder mit dem Training beginnen, und da will ich Jens wieder bezingen."

Eyk Pokorny (Berlin/Tandem-Weltmeister): "Jens hat bewiesen, er kommt mit jeder Bahn zurecht. Ich habe voll auf ihn gesetzt, denn ich habe drei Wochen meines Urlaubs geopfert, um mit ihm vor den Olympia-Wettbewerben noch in Köln zu trainieren. Ich glaube, ich war ihm ein guter Partner."

BOXEN

Mittelgewicht, Achtelfinale, u.a.: Ottke (Berlin) PS (9:2) über Brian Lentz (Dänemark).

a Rad-Sprinter Jens Fiedler holt sich hauchdünn Gold d

"Der Erwartungsdruck ist schon eine Belastung, aber die Favoritenrolle gefällt mir auch", erklärte Rad-Sprinter Jens Fiedler vor den olympischen Wettbewerben auf dem Velodrom in Vall d'Hebron. Als Weltmeister von Stuttgart war er der hohe Favorit auf die Goldmedaille, denn seit 1983 ist der erste Platz im Sprint- Wettbewerb für deutsche Athleten abonniert. Der 22 Jahre alte Elektronik-Facharbeiter, der als kaufmännischer Angestellter bei der Mercedes-Benz-AG tätig ist, wurde mit dem Druck fertig und wurde als dritter Deutscher Sprint-Olympiasieger.

Vor vier Jahren ging sein Stern bei der Junioren-Weltmeisterschaft auf, galt der Modellathlet (1,84 m/84 kg) als der kommende Mann. Doch die Konkurrenz im eigenen Lager war riesengroß. Erst in Stuttgart löste er Weltmeister Bill Huck ab und setzte sich die WM-Krone aufs Haupt. Der leidenschaftliche Angler gilt trotz seiner Jugend als gewiefter Taktiker, der auch schon des öfteren die Gegner überrascht, indem er schon eine Runde vor Schluß den Spurt anzieht und den Vorsprung über die Ziellinie rettet.

Gecoacht wird Fiedler von Jörg-Uwe Krünägel, der beim SC Berlin die ganzen Spitzenleute der ehemaligen DDR in seiner Obhut hat. Dort mißt sich Fiedler mit Leuten wie Huck, Pokorny, Raasch oder Schink. Diese Ballung von Weltklasseleuten ist wohl das Geheimnis des Sprinter-Höhenflugs in Berlin.

Fiedler ist dabei momentan die absolute Nummer eins, keiner, selbst Profi-Sprinter Michael Hübner (Chemnitz) kann ihm wohl derzeit das Wasser reichen. Imponierend ist immer wieder, mit welcher Trittfrequenz Fiedler die entscheidenden letzten Meter in Angriff nimmt, und wenn er eingangs der Zielgeraden vorne liegt, ist das Rennen eigentlich schon gelaufen. sid

Bahn-Vierer im Finale gegen Australien Der deutsche Bahn-Vierer trifft im Finale der 4.000-m-Verfolgung heute abend (20.00 Uhr) auf den WM-Dritten Australien. Nachdem das Team von Bundestrainer Wolfgang Oehme in 4:10,44 Minuten das Halbfinale gegen Dänemark (4:15,86) für sich entschied, setzten sich die Australier in 4:15,70 gegen Italien (4:18,29) in der anderen Vorschlußrundenauseinandersetzung durch. Aufgrund der besseren Zeit im Semifinale errang das dänische Quartett die Bronzemedaille. Bundestrainer Oehme hatte anstelle von Andreas Walzer (Stuttgart) den Berliner Guido Fulst eingesetzt.

Radsport, Sprint, Frauen

Gold: Erika Salumiae (Estland)

Silber: Annett Neumann (Deutschland)

Bronze: Ingrid Haringa (Niederlande)

Sprint-Silber für Annett Neumann

Die 22jährige Cottbuserin Annett Neumann gewann bei den olympischen Bahn-Rad-Wettbewerben in Vall d'Hebron die Silbermedaille im Frauen- Sprint. Die WM-Zweite von Stuttgart unterlag im Finale in drei Läufen der Estin Erika Salumiae, die ihren Olympiasieg von Seoul 1988 damit wiederholte. Den Bronzerang belegte die niederländische Weltmeisterin Ingrid Haringa. Vor vier Jahren in Seoul hatte Christa Rothenburger (Dresden) ebenfalls den zweiten Platz im Sprint hinter Erika Salumiae belegt.

Schwimmen, 1500-m-Freistil, Männer

Gold: Kieren Perkins (Australien)

Silber: Glen Housman (Australien)

Bronze: Jörg Hoffmann (Deutschland)

SCHWIMMEN

1500-m-Freistil, Männer: 1. Perkins (Australien) 14:43,48 Minuten (Weltrekord), 2. Housman (Australien) 14:55,29, 3. Hoffmann (Potsdam) 15:02,29, 4. Pfeiffer (Hamburg) 15:04,28, 5. Wilson (Großbritannien) 15:13,35, 6. Frostad (USA) 15:19,12, 7. Majcen (Slowenien) 15:19,41, 8. Andrejew (GUS) 15:33,94.

RADSPORT

Sprint, Frauen: 1. Salumiae (Estland), 2. Neumann (Cottbus), 3. Haringa (Niederlande), 4. Ballanger (Frankreich), 5. Jenuchina (GUS) 12,57, 6. Dubnicoff (Kanada), 7. Kuroki (Japan), 8. Yan Wang (China).

Gewichtheben, Klasse bis 82,5 kg

Gold: Pyrros Dimas (Griechenland)

Silber:Krzysztof Siemion (Polen)

Bronze: Ibragim Samadow (GUS)

GEWICHTHEBEN

Klasse bis 82,5 kg: 1. Dimas (Griechenland) 370,0 kg (Stoßen: 167,5 + Reißen: 202,5), 2. Siemion (Polen) 370,0 (165 + 205), 3. Samadow (GUS) 370,0 (167,5 + 202,5), 4. Ho Chjon (Nordkorea) 365,0 (165 + 200), 5. Bratoitschew (Bulgarien) 365,0 (167,5 + 197,5), 6. Elias (Kuba) 365,0 (160 + 205), 7. Huster (Meißen) 362,5 (160 + 202,5), 8. Heredia (Kuba) 362,5 (165 + 197,5)

REITEN

GRAND-PRIX-TURNIER in Düsseldorf, Dressur: 1. Rath (Neumünster) Gemenie 1585 Punkte, 2. Kraus (Recklinghausen) Angelo 1549, 3. Holzner (Wadern-Dagstuhl) Ricardo 1528, 4. Capellmann-Lütkemeier (Paderborn) Ampere 1525, 5. Haase (Hückeswagen) Finas 1518, 6. Fassbender (Grevenbroich) Lucrosus 1508.

Schwimmen, 200-m-Rücken, Frauen

Gold: Krisztina Egerszegi (Ungarn)

Silber: Dagmar Hase (Deutschland)

Bronze: Nicole Stevenson (Australien)

SCHWIMMEN

200-m-Rücken, Frauen: 1. Egerszegi (Ungarn) 2:07,06 Minuten, 2. Hase (Magdeburg) 2:09,46 (Deutscher Rekord), 3. Stevenson (Australien) 2:10,20, 4. Loveless (USA) 2:11,54, 5. Simcic (Neuseeland) 2:11,99, 6. Szabo (Ungarn) 2:12,94, 7. Poll (Costa Rica) 2:12,97, 8. Habler (Australien) 2:2:13,68.

Radsport, 4000-m-Verfolgung, Männer

Gold: Deutschland

Silber: Australien

Bronze: Dänemark

BOXEN

Halbschwergewicht, Achtelfinale: May (Frankfurt/Oder) PS 7:1 über Brown (Kanada).

RADSPORT

15. WALLONIEN-RUNDFAHRT für Amateure, fünfte Etappe, Einzelzeitfahren über 17 km: 1. Jäckel (Cottbus) 23:35,53 Minuten, 2. Streel (Belgien) 0:08 Minuten zurück, 3. Legouverneur (Frankreich) 0:24, . . . 32. Wolke (Cottbus) 2:09, . . . 46. Schruff (Köln) 2:38.

Sechste Etappe über 119 km von Carlsbourg nach Wanvercee-Baulet: 1. Putton (Belgien) 2:59:00 Stunden, 2. Pantaglou (Frankreich) 0:01 Minute zurück, 3. Ischkows (Lettland) 1:16, . . . 12. Schruff 3:32, . . . 49. Jäckel gleiche Zeit.

Gesamtklassement: 1. Pantaglou 14:41:08 Stunden, 2. Ebrion (Belgien) 0:24 Minuten zurück, 3. Rutte (Niederlande) 1:10, . . . 21. Jäckel 9:27, . . . 25. Wolke 12:14, . . . 48. Schruff 25:59.

Leichtathletik, 20-km-Gehen, Männer

Gold: Daniel Plaza (Spanien)

Silber: Guillaume Leblanc (Kanada)

Bronze: Giovanni de Benedictis (Italien)

SCHWIMMEN

4x100 m Lagen, Männer: 1. USA (Rousse, Diebel, Morales, Olsen) 3:36,93 Minuten (Weltrekord), 2. GUS (Selkow, Iwanow, Knikin, Popow) 3:38,56 (Europarekord), 3. Kanada (Tewksbury, Cleveland, Gery, Clarke) 3:39,66, 4. Deutschland (Weber/Halle, Warnecke, Keller/beide Essen, Pinger/Heidelberg) 3:40,19 (Deutscher Rekord), 5. Frankreich 3:40,51, 6. Ungarn 3:42,03, 7. Australien 3:42,65, 8. Japan 3:43,25.

zu Fussball

TESTSPIEL: VfB Wetter - 1. FC Kaiserslautern 1:10 (1:6).

Radsport, 3000-m-Verfolgung, Frauen

Gold: Petra Roßner (Deutschland)

Silber: Kathryn Watt (Australien)

Bronze: Rebecca Twigg (USA)

Duisburg - Fort. Düsseldorf 3:1 (2:0)

Duisburg: Rollmann - Notthoff - Nijhuis, Struckmann - Westerbeek, Tarnat, Steininger, Harforth (33. Böger), Minkwitz - Papic (62. Sailer), Preetz.

Düsseldorf: Schmadtke - Loose - Schilbock (46. Degen), Huschbeck - Aigner, Ronca (65. Homberg), Schütz, Drazic, Albertz - Strerath, Winter.

Schiedsrichter: Schmidhuber (Ottobrunn).

Tore: 1:0 Preetz (7.), 2:0 Westerbeek (28.), 2:1 Loose (59.), 3:1 Struckmann (80.).

Zuschauer: 18 000.

Beste Spieler: Notthoff, Westerbeek - Albertz.

Gelbe Karten: Nijhuis - Schilbock.

zu Tennis

BUNDESLIGA, Männer, 1. Spieltag, Gruppe I: Etuf Essen - Blau-Weiß Neuss 2:7, Rochusclub Düsseldorf - Rot-Weiß Hagen 6:3, TTC Iphitos München - TC Karlsruhe-Rüppurr 5:4.

RADSPORT

3000-m-Einzelverfolgung, Frauen: 1. Roßner (Köln) 3:41,753 Minuten, 2. Watt (Australien) 3:43,438, 3. Twigg (USA), 4. Malmberg (Dänemark). - Im Viertelfinale ausgeschieden: Samochwalowa (GUS), Longo-Ciprelli (Frankreich), van Moorsel (Niederlande), Vikstedt-Nyman (Finnland).

VOLLEYBALL

Vorrunde, Frauen, Gruppe A, 2. Spieltag: USA - GUS 3:2 (9:15, 17:15, 15:12, 4:15, 15:11).

RADSPORT

4000-m-Mannschaftsverfolgung, Männer: 1. Deutschland (Glöckner/Stuttgart, Lehmann/ Leipzig, Fulst, Steinweg/beide Berlin) 4:08,79 Minuten/Weltrekord, 2. Australien (Aitken, McGlege, O'Brian, O'Grady) 4:10,218, 3. Dänemark, 4. Italien. - Im Viertelfinale ausgeschieden: Großbritannien, GUS, Neuseeland, CSFR.

St. Pauli - Fortuna Köln 1:0 (1:0)

St. Pauli: Thomforde - Kocian - Schwinkendorf, Nikolic - Olck (64. Gronau), Surmann, Knäbel, Sievers, Belarbi - Manzi (40. Jeschke), Aerdken.

Köln: Zimmermann - Niggemann - Huppe, Schneider - Mink (56. Röhrich), Brandts, Köhler, Pasulko, Lottner - Deffke, Präger (71. Seufert). Schiedsrichter: Theobald (Wiebelskirchen).

Tore: 1:0 Aerdken (29.).

Zuschauer: 17 100.

Beste Spieler: Knäbel, Surmann - Huppe, Brandts.

Gelbe Karten: Sievers - Präger.

Fechten, Florett, Einzel, Männer

Gold: Phillipe Omnes (Frankreich)

Silber: Sergej Golubitski (GUS)

Bronze: Elvis Gregory (Kuba)

Jena - Stuttgarter Kickers 2:1 (1:1)

Jena: Bräutigam - Szangolies - Bliss, Röser - Molata, Celic, Wentzel, Wittke, Holetschek - Akpoborie, Schreiber (88. Klee).

Stuttgart: Reitmaier - Keim - Novodomsky, Neitzel - Krause (79. Berkenhagen), Shala, Tattermusch (88. Fischer), Imhof, Schwartz - Palumbo, Bobic.

Schiedsrichter: Mölm (Bremerhaven).

Tore: 0:1 Palumbo (18.), 1:1 Akpoborie (31.), 2:1 Akpoborie (78.).

Zuschauer: 6880.

Beste Spieler: Szangolies, Akpoborie, Wittke, Holetschek - Reitmaier, Keim, Shala.

Rote Karten: - Novodomsky wegen Unsportlichkeit (88.).

Gelbe Karten: Schreiber - Neitzel, Krause, Bobic.

Kunstturnen GUS-Trio schwang sich aufs Treppchen

Trotz einer grandiosen Aufholjagd hat Andreas Wecker das Kunstturn-Trio aus der GUS nicht sprengen können. Hinter dem neuen Olympiasieger Vitali Scherbo (59,025), Grigori Misjutin (58,925) und Waleri Belenki (58,625) reichte es für den Deutschen Zwölfkampf-Meister mit 58,450 Punkten zum vierten Rang. Dieselbe Plazierung war dem 22 Jahre alten Berliner auch schon bei den Weltmeisterschaften 1989 in Stuttgart gelungen.

Nach dem ersten Gerät hatte es vor 15 000 Zuschauern im ausverkauften Palau Sant Jordi längst nicht danach ausgesehen, als ob der Berliner auch nur in die Nähe der Medaillen gelangen könnte. Nach einem nicht völlig geglückten Pferdsprung fand sich Wecker nur auf dem 16. Platz unter 36 Teilnehmern wieder. Doch von Durchgang zu Durchgang machte der Reck-Europameister Boden gut und kam so noch fast bis auf das ominöse Treppchen. Für einen Medaillengewinn allerdings hätte schon einer der GUS-Turnstars einen Fehler machen müssen.

Doch die Schützlinge von Cheftrainer Leonid Arkajew spulten wie schon bei ihrem Triumph im Mannschafts-Wettbewerb ein nahezu makelloses Kürprogramm ab. Der neue Olympiasieger Scherbo legte den Grundstein zu seinem Sieg am Boden, wo er ungeachtet einer äußerst strengen Wertung 9,875 Zähler erhielt. Er ist mit seinem Erfolg Nachfolger von Wladimir Artemow, der 1988 in Seoul triumphiert hatte.

Im Schatten von Wecker boten auch die beiden übrigen Vertreter des Deutschen Turner-Bundes (DTB) eine zufriedenstellende Leistung. Routinier Sylvio Kroll aus Cottbus (56,700) konnte sich gegenüber seiner nicht überzeugenden Form im Mannschafts-Wettbewerb steigern und belegte trotz eines Sturzes vom Reck den 26. Platz. Bei seinem ersten großen Mehrkampf auf internationaler Bühne kam der erst 19 Jahre alte Hallenser Oliver Walther mit 57,475 Punkten sogar auf Rang 13.

Die olympischen Kunstturn-Wettbewerbe werden am Samstag mit den Geräte- Finals der Frauen fortgesetzt. sid

Judo Medaillenhoffnung schnell geplatzt

Auch Stefan Dott aus der 5000-Seelen- Gemeinde Urmitz bei Koblenz hat die deutschen Judoka vom Alptraum der Mißerfolge nicht erlösen können. Der 22 Jahre alte Student verlor im Leichtgewicht bis 71 kg im Kampf um Platz drei gegen den Israeli Oren Smagda nach 46 Sekunden obwohl er vorher Zuversicht ausgestrahlt und Umsicht bewiesen hatte. Unter dem Strich blieb zum sechsten Mal Platz fünf für den Deutschen Judo- Bund (DJB). Noch schlimmer ging es Gudrun Hausch (Reutlingen) in der Klasse bis 56 kg. Sie schied schon in der ersten Runde aus.

"Ich kämpfe meinen Kampf, lasse mich nicht verrückt machen", hatte Dott angesichts der bisherigen Negativ-Serie der deutschen Judoka in Barcelona erklärt. Und der Europameister von Prag 1991 gestaltete nach einem Freilos in Runde 1 und einem darauffolgenden leichten Sieg gegen den Afrikaner Lusumbu Mafuta (Zaire) die entscheidenden Vorrunden- Kämpfe offensiv und aggressiv.

"Endlich geht mal einer couragiert zur Sache", freute sich DJB-Sportdirektor Romenath nach dem Sieg gegen den französischen EM-Zweiten Bruno Carabetta.

Zum entscheidenden Vorrunden- Kampf gegen Finnlands Ex-Europameister Jorma Korhonen stellte sich Bundestrainer Han Ho San ganz entgegen seiner sonstigen Gewohnheit ganz unten an die Absprerrung und feuerte gemeinsam mit Vater Karl-Heinz Dott, der Stefan in Urmitz trainiert, seinen Schützling an. sid

Judo, Klasse bis 71 kg, Männer

Gold: Toshihiko Koga (Japan)

Silber: Bertalan Hajtos (Ungarn)

Bronze: Hoon Chung (Südkorea)

Bronze: Oren Smagda (Israel)

Leichtathletik Udo Beyer scheidet aus und beendet Karriere

Ruhm ist vergänglich: Diese nicht unbedingt neue, gleichwohl bittere Erfahrung mußte der 36jährige Udo Beyer aus Potsdam am Freitag zum Auftakt der olympischen Leichtathletik-Wettbewerbe in Barcelona machen. Der Kugelstoß- Olympiasieger von 1976 in Montreal blieb in der Qualifikation mit nur einem gültigen Versuch von lediglich 18,47 Meter hängen und schied aus. Danach hat Beyer das Ende seiner Karriere verkündet. Nach Olympia will der im August 37 Jahre alt werdende Ex-Weltrekordler keine Wettkämpfe mehr bestreiten. "Jetzt schlägt mir auch noch Mitleid entgegen, darum mache ich Schluß", sagte Beyer.

Auch die Seoul-Olympiazweite Christine Wachtel (Rostock) ist nur noch Zuschauerin. Die deutsche Meisterin über 800 m wurde in ihrem Vorlauf in 2:01,39 Minuten nur Vierte.

Daß die Vergangenheit aber nicht immer so schnell vergessen wird, zeigte der Vorlauf-Auftritt von Ben Johnson aus Kanada, der nach seinem Sieg 1988 in Seoul als Doping-Sünder entlarvt und für zwei Jahre gesperrt worden war. Bei seiner "sauberen" Olympia-Premiere am Freitag erhielt der Kanadier, der 10,55 lief, den meisten Beifall aller Sprinter.

Die Favoriten im Sprint waren weder bei den Frauen noch Männern in Gefahr - und hielten sich auch noch bedeckt. Die schnellsten Zeiten erreichten bei schierer Glutofen-Hitze und immens hoher Luftfeuchtigkeit Juliet Cuthbert (Jamaika) sowie die US-Boys Leroy Burrell und Dennis Michtell in 11,08 und 10,21 Sekunden. dpa/sid

Bela Karoly tritt zurück

Der erfolgreichste Turnerinnen-Trainer der Welt, der gebürtige Rumäne Bela Karoly, hat bei den Olympischen Spielen in Barcelona seinen Rücktritt angekündigt. "Er ist nicht aus Frust entstanden, sondern war lange avisiert", sagte Karoly. Bei den Olympia-Wettkämpfen wollte Karoly den ganz großen Coup landen, doch hinter der GUS und Rumänien holten die US-Amerikanerinnen nur Bronze. Deutschlands Korbjäger im Viertelfinale Schon vor ihrem vorletzten Vorrundenspiel gegen Kroatien haben die deutschen Basketballer das Viertelfinale erreicht. Ausschlaggebend war die überraschende 63:83-Niederlage von Spanien gegen die bis dato sieglosen Afrikaner. Skandal um Ringrichter Der australische Ringrichter Tomislav Hapak provozierte bei den Achtelfinalkämpfen das erste Skandal-Urteil von Barcelona, weil er den nach Punkten führenden, in der dritten Runde aber vor dem K.o. stehenden Algerier Ahmed Dine im Kampf gegen den Niederländer Raymond Joval nicht aus dem Ring nahm. Der Algerier siegte somit nach Punkten. Zweiter Gruppensieg für Steffen Fetzner Steffen Fetzner hat nach seinem 21:8, 21:11-Sieg über den Chilenen Marcos Nunez beim Tischtennis-Turnier das Achtelfinale im Visier. Letzter Gegner ist der Nordkoreaner Kim Song Hui. Mit einem Sieg beendete Elke Schall (Dülmen) das Turnier. Sie schlug die Südafrikanerin Cheryl Roberts 21:8, 21:14 und belegte den dritten Platz in der Gruppe. DRB-Auswahl gescheitert Für die deutsche Rollhockey-Nationalmannschaft ist das olympische Turnier nach einer 3:5-Niederlage gegen die Niederlande nach der Vorrunde beendet. Ein Remis hätte den Rollhockey-Spielern zum Sprung ins Halbfinale gereicht.

Tischtennis Für Roßkopf und Fetzner stehen Signale auf Grün

Freie Fahrt für Jörg Roßkopf und Steffen Fetzner: Im umgebauten Nordbahnhof von Barcelona, der "Estacia del Nord", stehen die Olympia-Signale für die deutschen Tischtennis-Asse weiterhin auf Grün. Nach dem Einzug in das Viertelfinale im Doppel gewannen die beiden Düsseldorfer am Freitag auch ihr jeweils zweites Einzel und verschafften sich gute Aussichten auf den Gruppensieg.

Europameister und Deutscher Meister Jörg Roßkopf schlug den Kanadier Gideon Joe Ng 21:12, 21:14. Auch Vizemeister Steffen Fetzner machte mit Marcos Nunez aus Chile wenig Federlesen und siegte 21:8, 21:11.

"Viel ist bisher im Turnier noch nicht passiert. Die langen Pausen zwischen den Spielen machen es schwer, in Schwung zu kommen", meinte Jörg Roßkopf. Über das entscheidende Treffen gegen Andrei Mazunow (GUS) am Samstag äußerte er sich optimistisch: "Früher habe ich gegen ihn Probleme gehabt. Bei der EM in Stuttgart konnte ich aber klar gewinnen. Er hat wohl nicht so große Fortschritte wie ich gemacht."

Als vorletzte Frauen-Vertreterin des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) verabschiedete sich die 19jährige Elke Schall mit einem 8:21, 14:21 gegen Cheryl Roberts (Südafrika) aus dem Turnier. Von den deutschen Frauen hatte am Freitag nachmittag nur noch Olga Nemes aus Dülmen Chancen auf den Gruppensieg. dpa

Schießen, KK-Dreistellungskampf

Gold: Gratschia Petikiane (GUS)

Silber: Robert Foth (USA)

Bronze: Ryohei Koba (Japan)

Fünf Deutsche im Achtelfinale des Tennis-Turniers Steeb verhilft Stich zur Pause Elmshorner müde / Barbara Rittner überraschte Nathalie Tauziat

Im Glutofen des "Centre Municipal de Tennis" verpaßte Carl-Uwe Steeb seinem Daviscup-Kollegen Michael Stich eine eiskalte Dusche. Der ehrgeizige Stuttgarter entzauberte am Freitag den völlig indisponierten Elmshorner mit einer couragierten Leistung und zog mit einem 6:4, 6:2, 4:6, 6:3 ins Achtelfinale des olympischen Tennis-Turniers ein. Dort stehen mit Anke Huber und Barbara Rittner sowie den am Freitag spielfreien Steffi Graf und Boris Becker gleich fünf von sechs deutschen Tennis-Profis.

Die Weltranglisten-Zehnte Anke Huber aus Heidelberg untermauerte ihren unverkennbaren Aufwärtstrend mit einem 6:4, 6:1 gegen Barbara Paulus (Österreich) und hat nun gegen Nicole Muns-Jagerman (Niederlande) beste Chancen auf den Viertelfinal-Einzug. Die 19jährige Leverkusenerin Barbara Rittner besiegte dank eines beherzten Auftritts überraschend die an Nummer zehn gesetzte Französin Nathalie Tauziat mit 6:3, 6:2, steht nun aber gegen Lokalmatadorin Arantxa Sanchez-Vicario vor einer kaum zu lösenden Aufgabe.

"Dieser Sieg zählt nur richtig, wenn ich auch eine Medaille hole. Und die ist für micht bestimmt drin", prophezeite ein strahlender "Charly" Steeb, der sich nun dem in einem Fünfsatz-Thriller über Henri Leconte (Frankreich) siegreichen Mexikaner Leonardo Lavalle auseinandersetzen muß. Stich hingegen schimpfte wie ein Rohrspatz über sich selbst: "Das war eine indiskutable Leistung von mir. Er hat das Spiel nicht gewonnen - ich hab's verloren." Dem Weltranglisten-Zehnten bleibt nun der Doppel-Wettbewerb an der Seite Beckers als letzte Chance auf olympisches Edelmetall. Das Duo erreichte am Freitag kampflos das Achtelfinale, weil ihre Auftaktgegner Karim Alami/Younes El Aynaoui (Marokko) wegen einer Verletzung Alamis nicht antraten. Ihre nächsten Gegner sind die Griechen Anastasios Bavelas/George Efremoglou.

"Schlaf schlecht" statt "schlaf gut" - so hatten sich Steeb und Stich am Vorabend in der gemeinsamen Wohnung des olympischen Dorfes verabschiedet. Hellwach war in dem 2:36 Stunden währenden "Frühschoppen-Duell" - die Partie begann bereits um 10.00 Uhr - lediglich Steeb. Stich hingegen wirkte bei erneut brütender Hitze über weite Phasen verschlafen und unkonzentriert. "Ich fühle mich körperlich nicht in der Verfassung, in der ich sein sollte. Vielleicht habe ich in letzter Zeit zu viel gespielt", rätselte der 23jährige über seine schweren Beine.

Steeb, der vor vier Jahren erst im Viertelfinale von Silbermedaillen-Gewinner Tim Mayotte (USA) gestoppt worden war, hatte schnell gemerkt, daß der erste Sieg über Stich zu schaffen sein würde. "Micha hat sich leicht aus der Fassung bringen lassen und sich über Kleinigkeiten aufgeregt. Das ist ein Zeichen dafür, daß er im Kopf müde ist." dpa

Schießen Schützen nehmen den Präsidenten auf's Korn

Endgültig aus und vorbei sind die Goldenen Olympia-Zeiten von Seoul, die deutschen Gewehr-Schützen müssen sich wieder in Bescheidenheit üben. Denn in Barcelona konnten sie auch ihre letzte schwache Chance auf Edelmetall nicht nutzen: Hubert Bichler und Bernd Rükker mußten nach dem Vorkampf im KK- Dreistellungs-Kampf passen. So stehen in der Olympia-Bilanz dieser Disziplin lediglich die Bronzemedaille durch Johann Riederer aus Unterföhring und der vierte Platz des Münchners Bichler zu Buche, gegenüber je einmal Gold, Silber und Bronze vor vier Jahren. Allerdings wird die Bilanz des Deutschen Schützen-Bundes (DSB) durch den Olympiasieg des Pistolen-Schützen Ralf Schumann aufpoliert.

Bei der letzten Gewehr-Entscheidung, dem Dreistellungskampf, stellte das GUS- Team noch einmal seine Dominanz unter Beweis. Gratscha Petikian (1 267,4) sicherte mit dem letzten Final-Schuß das vierte GUS-Gold. Silber ging an den US- Amerikaner Robert Foth (1 266,6), Bronze an den Japaner Ryohei Koba (1 265,9).

Eine Trumpfkarte hat der Deutsche Schützenbund (DSB) aber noch im Ärmel. Im ersten Druchgang auf die Laufende Scheibe bewiesen die beiden deutschen Olympia-Asse Jens Zimmermann (Braunschweig) und Michael Jakosits (Homburg) ihr präzises Auge. Keine schlechten Aussichten für den Samstag: mit Platz vier und fünf geht das Duo in die zweite Teilaufgabe.

Die deutschen Schützen schreiben in Barcelona trotz Gold durch Schumann kein Ruhmesblatt ihrer Geschichte, überschattet wird das Geschehen auf der Olympia-Anlage zudem durch den Auftritt des DSB-Präsidenten Andreas Hartinger. Die Aktiven fühlen sich durch einige abfällige Bemerkungen von ihm brüskiert. "Was soll man von einem Präsident halten, der nicht hinter seinen Aktiven steht", fragt Gewehr-Schütze Bichler. Zudem hatte Bundestrainer Ralf Horneber, erst seit einem dreiviertel Jahr im Amt, schon im Februar aus Verärgerung wieder das Handtuch geworfen. dpa

Schwimmen, 200-m-Schmetterl., Frauen

Gold: Summer Sanders (USA)

Silber: Xiaohong Wang (China)

Bronze: Susan O'Neill (Australien)

Segeln Soling-Star Schümann spürt schon Gold-Brise

Soling-Star Jochen Schümann darf weiter vom dritten Gold träumen. Der Olympiasieger und Weltmeister wurde am Freitag bei den olympischen Regatten vor Barcelona zwar kurz vor dem Ziel von dem Japaner Kazunori Komatsu abgefangen und verpaßte den ersten Sieg für die deutsche Flotte nur knapp. Doch nach Schümanns bestem Ergebnis kehrte der Harrisleer mit seinen Berliner "Matrosen" Thomas Flach und Bernd Jäkel nach fünf Rennen in die "Top Sechs" zurück und ist schon Dritter. Das Trio hat den Sprung in das Match-Race-Finale der besten sechs Crews schon fast geschafft.

Während bei den Solings die Medaillen am Montag und Dienstag nach neuem Modus im Kampf Boot gegen Boot vergeben werden, wird das Edelmetall in den anderen sieben Klassen nach konventionellem Muster verteilt. Aus deutscher Sicht haben nur noch der viermalige Weltmeister Albert Batzill (Schlier) und sein Vorschoter Peter Lang (Bühl) im Flying Dutchman sowie die Münchner Hans Vogt und Jörg Fricke im Starboot, die in der Gesamt-Wertung jeweils vom dritten auf den vierten Rang zurückfielen, kleine Chancen auf Edelmetall.

Es war zwar wieder kein "deutscher Wind" vor der Küste Barcelonas, doch das Soling-Trio segelte bei leichter Brise auf dem knapp 33 Kilometer langen Dreiecks-Kurs bis kurz vor dem Ziel vorneweg. Derweil drückte die spanischen Königsfamilie Kronprinz Felipe die Daumen. dpa

Handball-Bundestrainer zieht Konsequenzen aus Pleite Bredemeier kündigt Rücktritt an Demission nach Olympia / Deutschland - Frankreich 20:23

Nach dem schweren Olympia-Debakel der deutschen Handball-Nationalmannschaft kündigte Bundestrainer Horst Bredemeier seinen Rücktritt an. "Ich höre auf, aber mache das Olympia-Turnier noch zu Ende", erklärte Bredemeier nach der 20:23 (9:10)-Blamage am Freitag im dritten Olympia-Spiel gegen Frankreich. Dies teilte der Coach, dessen Vertrag bei einem Medaillen-Gewinn automatisch verlängert worden wäre, konsterniert in der Kabine der Mannschaft mit. "Ich bin grenzenlos enttäuscht. Die Mannschaft hat hier nie das gezeigt, was sie kann", sagte der Westfale, den Tränen nahe.

Wenige Minuten zuvor war die Medaillen-Chance mit einer desolaten Leistung gegen die Franzosen kläglich verspielt worden. 1:5 Punkte sind eine deprimierende Bilanz für die Auswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB). "Ich weigere mich, von Versagen zu sprechen, denn das Turnier ist noch nicht zu Ende", meinte der Dormagener Torhüter Thiel, der aber einräumte: "Warum wir so schlecht spielten, weiß ich auch nicht."

Nach dem katastrophalen 15:25 zum Auftakt gegen die GUS-Auswahl und dem 20:20 gegen Rumänien am Mittwoch zeigten die deutschen Spieler nur in der Startphase gegen die Franzosen, zu welchen Leistungen sie eigentlich im Stande sind. Doch die 5:1-Führung (13. Minute) wurde verspielt. Die Franzosen konnten nicht nur bis zur 22. Minute zum 5:5 ausgleichen, sondern gingen trotz einer die erneuten DHB-Führung (8:6) bis zur Halbzeit in Front. Grund dafür war eine Szene in der 27. Minute, als der Gummersbacher Petersen wegen der dritten Zeitstrafe die Rote Karte sah. Damit fiel die zentrale Kraft in der Abwehr aus, die Abstimmung stimmte nicht mehr.

Bredemeier unterliefen zudem taktische Fehlentscheidungen. Er brachte in der zweiten Halbzeit für den starken Thiel den Kieler Krieter. Auch die Umstellung gegenüber dem Rumänien-Spiel, den Essener Fraatz auf halblinks und den Schwartauer Schneider als Linksaußen aufzubieten, dafür aber den Hamelner Wahl zu opfern, erwiesen sich als falsch. Vor 3500 Zuschauern bauten die Franzosen die Führung aus. Nur einmal, in der 42. Minute beim 16:17 hatte der Ex- Weltmeister Gelegenheit zum Ausgleich, aber Schneider scheiterte. Der Gegner zog auf 16:21 davon.

Die meisten Tore für den DHB erzielten Fraatz, Zerbe und Ratka (je 4). Nun bleibt den Deutschen mit den Spielen am Sonntag gegen Ägypten und am Dienstag gegen Spanien nur noch die Möglichkeit zur Schadenbegrenzung. dpa

RADSPORT

Sprint, Männer: 1. Fiedler (Berlin), 2. Neiwand (Australien), 3. Harnett (Kanada), 4. Chiappa (Italien), 5. Carpenter (USA), 6. Lovito (Argentinien), 7. Kowsch (GUS), 8. Moreno (Spanien)

Barcelona/Reaktionen .. spor inla ausl Stimmen eins Stimmen zu den Medaillen-Gewinnen des Tages

Barcelona (dpa).

Stimmen zu Fiedlers Olympiasieg. Bill Huck (Berlin/Vizeweltmeister und Trainingskamerad von Olympiasieger Jens Fiedler): "Ich hatte keine Befürchtungen um Jens. Er ist mit allen Waschmaschinen gewaschen, wie man so sagt. Vor allem im zweiten Lauf hat er all seine Klasse ausgespielt. Im Herbst werde ich nach meiner Krankheitspause wieder mit dem Training beginnen, und da will ich Jens wieder bezingen."

Eyk Pokorny (Berlin/Tandem-Weltmeister): "Jens hat bewiesen, er kommt mit jeder Bahn zurecht. Ich habe voll auf ihn gesetzt, denn ich habe drei Wochen meines Urlaubs geopfert, um mit ihm vor den Olympia-Wettbewerben noch in Köln zu trainieren. Ich glaube, ich war ihm ein guter Partner."folgt Stimmen zwei dpa di

Gewichtheben Grieche Dimas brachte Samadow zur Weißglut

Ein im Vorjahr aus Albanien geflüchteter Grieche sorgte für die Sensation der Gewichtheber-Wettbewerbe. Der 21jährige Neu-Athener Pyrros Dimas brachte am Freitag im Leichtschwergewicht 370 Kilogramm im Zweikampf zur Hochstrecke und verwies den Polen Krzysztof Siemion sowie Weltmeister Ibragim Samadow (GUS), die die gleiche Leistung schafften, auf die Plätze. Der Dresdner Marc Huster markierte nach gerissenen 160 Kilogramm im Stoßen mit 202,5 kg sowie 362,5 kg im Zweikampf zwei Deutsche Rekorde und wurde Siebter.

Im Lager der GUS-Muskelmänner gab es lange Gesichter, denn den dritten Triumph nach den Siegen im Leicht- und Mittelgewicht hatte Cheftrainer Wassili Alexejew fest eingeplant. Doch der Rekord-Weltrekordler machte seine Rechnung ohne den 21jährigen Dimas auf. Die Verärgerung bei Samadow war so groß, daß er vor der Zeremonie seine Medaille vom Hals nahm, sie auf die Erde warf und demonstrativ das Podium verließ. Die Aktion dürfte ein Nachspiel haben.

Dimas schob sich schon im Frühjahr bei der Europameisterschaft in Szekszard mit seinem dritten Rang ins Rampenlicht. Noch 1991 startete er für die albanische Auswahl beim Kontinental- Championat in Dänemark. "Ich bin überglücklich. Das Gold entschädigt für alles, was ich in den letzten Jahren an Schlimmem durchmachen mußte", freute sich Dimas. dpa

Aus für Katrin Schmidt

Als letzte deutsche Einzelspielerin ist Katrin Schmidt beim olympischen Badminton-Turnier ausgeschieden. Die Wiebelskirchnerin verlor am Freitag mit 5:11, 8:11 gegen Doris Piche aus Kanada.

Leichtathletik, Kugelstoßen, Männer

Gold: Michael Stulce (USA)

Silber: James Doehring (USA)

Bronze: Wjatscheslaw Lycho (GUS)

Schwimmen, 4 x 100-m-Lagen, Männer

Gold: USA

Silber: GUS

Bronze:Kanada

Aufwärtstrend der Box-Staffel fortgesetzt Sven Ottke boxt sich ins Viertelfinale durch

Europameister Sven Ottke (Berlin) schaffte am Freitag abend als erster deutscher Boxer den Einzug in das Viertelfinale des olympischen Box-Turniers. Mit einer taktische klugen Leistung punktete der Mittelgewichtler seinen Angstgegner Brian Lentz (Dänemark) mit 9:2 sicher aus. Eine gute Stunde später folgte Weltmeister Torsten May seinem Käpitän. Der Frankfurter Halbschwergewichtler bezwang den kanadischen WM-Dritten Robert Dale Brown ebenso ungefährdet mit 7:1.

Sven Ottke setzte in seinem Fight den Aufwärtstrend der deutschen Staffel nahtlos fort. "Sven hat stets die Übersicht behalten und am Ende sogar noch Kraft gespart", zollte Trainer Ulli Wegner berechtigtes Lob für den 25jährigen Stukkateur. Ottke steht nach 1988 damit zum zweiten Mal im Viertelfinale bei Olympia und trifft nun auf den Kubaner Ariel Hernandez. Halbschwergewichtler May steigerte sich erkennbar. Mit "langen Händen" bestimmter er stets das Geschehen. Sein nächster Gegner ist Montell Griffin (USA), eine der großen US-amerikanischen Hoffnungen.

Die komplett angetretene GUS-Staffel hat bereits sieben ihrer Kämpfer verloren. Am Nachmittag schieden im Mittelgewicht Vize-Weltmeister Alexander Lebsjak gegen Chris Byrd (USA) mit 7:16 und Superschwergewichtler Nikolai Kulpin gegen Larry Donald (USA) nach einer RSC-Niederlage wegen Verletzung in der dritten Runde aus. dpa

Vier Weltrekorde zum Abschluß der Schwimm-Wettbewerbe Dagmar Hase holt auch Silber Für Hoffmann blieb hinter Australier Kieren Perkins nur Bronze

Dagmar Hase hat ihre Medaillen-Jagd am Schlußtag der olympischen Schwimm-Wettbewerbe mit Silber fortgesetzt, Jörg Hoffmann konnte dagegen nur mit Bronze den Untergang der deutschen Schwimmer im "Bernat Picornell"- Stadion von Barcelona nicht aufhalten. Drei Tage nach ihren heftigen Attacken bescherte die 22jährige Magdeburgerin dem Deutschen Schwimm-Verband (DSV) am Freitag in Barcelona über 200 m Rükken einen weiteren Platz auf dem Treppchen. Hinter der Ungarin Krisztina Egerszegi, mit drei Goldmedaillen erfolgreichste Schwimmerin der Spiele, wurde die "Rebellin" mit dem Deutschen Rekord von 2:09,46 Minuten Zweite. Damit gewannen die Frauen allein neun von elf deutschen Medaillen. Das schwache Männer-Ergebnis bestätigte zum Abschluß die Lagenstaffel mit einem vierten Rang. Erfolgreichste Nation im Schwimm-Stadion waren die USA, die elfmal Gold errangen.

"Krisztina ist eine Welt für sich, sie konnte ich nicht schlagen. Ich war überrascht, daß ich den Rummel und den Ärger nach der Goldmedaille so gut verkraftet habe", kommentierte Dagmar Hase, "aber es gab so viele Aufmunterungen, daß ich es noch einmal wisen wollte."

Stocksauer dagegen reagierte Jörg Hoffmann nach seinem dritten Platz über 1500 m Freistil auf die Diskussionen im deutschen Schwimmsport: "Ich konnte mich einfach nicht mehr motivieren. Die ganze Atmosphäre ist so versaut. Wenn ich hier gewonnen hätte, wäre ich ja sofort wieder auf Doping angesprochen worden", schimpfte der Doppel-Weltmeister aus Potsdam. Hinter dem wie ein Uhrwerk schwimmenden Australier Kieren Perkins und dessen Landsmann Glen Housman hatte er statt Gold oder Silber nur Bronze gewonnen. Während Hoffmann in 15:02,29 Minuten fast zwei Sekunden über seiner Bestzeit blieb, steigerte Perkins den Weltrekord in 14:43,48 gleich um 4,92 Sekunden.

Bis zur 400 m-Marke hatte sich Perkins einen Vorsprung von drei Körperlängen verschafft, den er bis zum Anschlag kontinuierlich ausbaute. Nicht zu rechnen war damit, daß auch Housman am Ende noch vor Hoffmann und dem viertplazierten Stefan Pfeiffer lag. Die für Jörg Hoffmann mißlich begonnene Saison blieb mit Bronze ohne versöhnlichen Abschluß.

Für weitere Weltrekorde sorgten am Schlußtag die Chinesin Wenyi Yang, die ihre eigene Bestmarke über 50 Freistil auf 24,79 Sekunden steigerte, und im Schlußwettbewerb die 4 x 100 m Lagenstaffel der USA, die ihre Bestmarke in 3:36,93 Minuten einstellte. Als Startschwimmer hatte Jeff Rouse seinen eigenen Weltrekord über 100 m Rücken um 7/100 Sekunden auf 53,86 Sekunden gesteigert. Insgesamt gab es damit in Barcelona zehn neue Bestmarken.

Hinter Yang, die im "Bernat Picornell"- Stadion das vierte Gold für das Reich der Mitte gewann, wurde 100-m-Olympiasiegerin Yong Zhuang Zweite. Simone Osygus aus Wuppertal erreichte in 25,74 Sekunden den siebten Platz. Medaillen-"Hamster" Franziska van Almsick verpaßte ihre sechste Final-Teinahme knapp. Im B-Finale hatte es die 14jährige Berlinerin, die mit zweimal Silber und zweimal Bronze zur erfolgreichsten deutschen Schwimmerin wurde, zu eilig: Wegen Fehlstarts wurde sie disqualifiziert.

Seine insgesamt vierte Goldmedaille bei Olympischen Spielen eroberte über 200 m Lagen der Ungar Tamas Darnyi, der die Lagen-Strecken seit Jahren nach Belieben beherrscht. In 2:00,76 Minuten gewann er vor Gregori Burgess (USA/2:00,97) und seinem Landsmann Attila Czene (2:01,00). Für den Weltmeisterschafts-Dritten Christian Gessner aus Erfurt reichte es trotz der persönlichen Bestzeit von 2:01,97 Minuten im Finale nur zum fünften Platz. Über 200 m Schmetterling wurde Summer Sanders endlich ihrer Favoritenrolle gerecht. Nach Bronze und Silber eroberte die US-Amerikanerin in der persönlichen Bestzeit von 2:08,67 Minuten im letzten Anlauf das von ihr erwartete Gold. dpa

LEICHTATHLETIK

Kugelstoßen, Männer: 1. Stulce (USA) 21,10 Meter, 2. Doehring (USA) 20,96, 3. Lycho (GUS) 20,94, 4. Günthör (Schweiz) 20,91, 5. Timmermann (Berlin) 20,49, 6. Bodenmüller (Österreich) 20,48, 7. Peric (Einzelstarter Serbien) 20,32, 8. Klimenko (GUS) 20,23. - In der Qualifikation ausgeschieden: 19. Beyer (Potsdam) 18,47.

Günthör-Debakel zum Leichtathletik-Start Lokalmatador Montero geht in Geschichte ein

Der olympische Auftakt der Leichtathleten wurde zum Abend der Sensationen und zu einem spanischen Volksfest. Lokalmatador Daniel Plaza Montero brachte die 61 000 Zuschauer und den spanischen König Juan Carlos in Verzükkung, als er im 20 km Gehen völlig unerwartet als erster ins Olympiastadion einbog und in 1:21,45 Stunden mit 40 Sekunden Vorsprung auf den Kanadier Guillaume Leblanc die Goldmedaille holte.

Ein Debakel erlebte zuvor in der ersten Entscheidung das schweizer Kugelstoß- Denkmal Werner Günthör. Der zweimalige Weltmeister stand nach 24 Wettkampf- Siegen in Folge als Vierter plötzlich mit leeren Händen da. Von den jüngsten Doping-Anschuldigungen offenbar doch mitgenommen, kam der 30jährige Günthör nur auf 20,91 m. Die Gunst der Stunde nutzte der US-Amerikaner Michael Stulce mit 21,70 m vor seinem Landsmann James Doehring (20,96). Bronze holte Wjatscheslaw Lycho (GUS) mit drei Zentimetern Vorsprung auf Günthör.

Für die deutschen Teilnehmer hingen die Medaillen am ersten der neun Wettkampftage zu hoch. Der Schutterwalder Robert Ihly und Axel Noack aus Berlin landeten im geschlagenen Feld der Geher, der Berliner Kugelstoß-Olympiasieger Ulf Timmermann kam mit 20,49 m nicht über Platz fünf hinaus. Der 36jährige Udo Beyer (Potsdam) verfehlte bei seiner vierten Olympia-Teilnahme mit 18,47 m die geforderte Qualifikationsweite um Längen und erklärte danach seine Kugelstoß-Laufbahn für beendet. "Das ist in die Hose gegangen, es war mein letzter Wettkampf", sagte der Olympiasieger von 1976, "sonst gebe ich mich der Lächerlichkeit preis."

Dieses Los blieb Ben Johnson zumindest vorläufig erspart. Der einstige Doping-Sünder aus Kanada lief bei seiner "sauberen" Olympia-Premiere zwar nur bescheidene 10,30 Sekunden, sicherte sich aber als Zwischenlauf-Vierter gerade noch den Einzug ins Halbfinale am Samstag. Die schnellsten des Tages aber waren der Brite Linford Christie (10,07) und US-Sprintstar Leroy Burrell (10,08) bei den Männern sowie Irina Priwalowa (GUS) in 10,98 Sekunden bei den Frauen. Während sich die Favoritinnen Merlene Ottey (Jamaika/11,15) und Gwen Torrence (USA/11,17) trotz merklicher Zurückhaltung mühelos für das Halbfinale qualifizierten, schied Andrea Philipp (Schwerin) als Sechste in 11,97 Sekunden aus.

Im Speerwurf erreichte das deutsche Trio Petra Meier-Felke (Jena) sowie Karen Forkel und Silke Renk (beide Halle) komplett den Endkampf am Samstag. Dieses Ziel verpaßte hingegen der ehemalige Hochsprung-Olympiasieger Dietmar Mögenburg (Leverkusen), dessen übersprungenen 2,15 m zu wenig waren.

Enttäuschend war auch der Auftritt von Seoul-Olympiasiegerin Christine Wachtel (Rostock) über 800 m. Die deutsche Meisterin wurde in ihrem Vorlauf in 2:01,39 Minuten nur Vierte und degradierte sich als eine der ersten unter den insgesamt 1835 Leichtathleten aus 158 Ländern schnell wieder zur Zuschauerin. dpa

Historischer Wimpernschlag-Sieg von Jens Fiedler Deutsche Bahnradsportler gewinnen drei Goldmedaillen Bahnvierer und Petra Roßner waren nicht zu stoppen

Gold - Silber - Gold - Gold: Der deutsche Radsport erlebte eine seiner größten Erfolge, die am Freitag um 19.12 Uhr im Velodrom von Barcelona mit dem historischen Sieg des Berliner Radsprinters Jens Fiedler begannen und 116 Minuten später um 21.08 Uhr mit der Gold- Fahrt von Petra Roßner (Köln-Worringen) in der 3000 m-Einerverfolgung einen krönenden Abschluß fand. Dazwischen lag die Silbermedaille der Spreewälderin Annett Neumann im Radsprint und die Triumph-Fahrt des Vierers mit Jens Lehmann (Leipzig), Michael Glöckner (Stuttgart), Stefan Steinweg (Berlin) und Guido Fulst (Berlin) in der Königsdisziplin des Radsports.

Fiedler schrieb Sportgeschichte. Mit seinem Olympiasieg holte der 22jährige die 1000. deutsche Medaille seit Beginn der Olympischen Spiele der Neuzeit 1896 in Athen. "Das ist ein unbeschreibliches Gefühl bei der Siegerehrung da oben zu stehen", sagte "Tausendsassa" Fiedler unter Tränen, nachdem sein Sieg in einem Wimpernschlag-Finale im zweiten Lauf feststand. "Das ist alles noch viel größer, als beim Weltmeisterschafts-Erfolg im Vorjahr in Stuttgart."

Mit der deutschen Fahne fuhr das sensationell starke Rad-Quartett nach dem großen Triumph in unglaublichen 4:08,791 Minuten für die 4000 m - eine in einer Freiluftarena noch nie erreichte Zeit - eine umjubelte Ehrenrunde.

Rund 1000 deutsche Fans feierten die Gold-Jungs von Bundestrainer Wolfgang Oehme, der sich nach dem ersten Vierer-Sieg bei Olympia seit 1976 langsam mit der Trainerlegende Gustav Kilian vergleichen lassen kann. "Es war grandios, bei diesem Superpublikum", meinte Michael Glöckner. Nur einer war traurig: Der Stuttgarter Andreas Walzer erfuhr am Morgen, daß er dem Berliner Guido Fulst Platz machen mußte.

"Im Finale müssen wir auf Krawall fahren", begründete Oehme den "Umbau", denn die "Australier sind stärker". Diesen Eindruck hatte man während des Rennens nie. Wie ein präzises Uhrwerk drehte der Vierer seine Runden, hatte die gefürchteten "Aussies" immer im Griff: 40/100 Sekunden Vorsprung nach 1000 m, 86/100 Vorsprung nach 2000 m, 1,60 Sekunden Vorsprung nach 3000 m, und im Gefühl des sicheren Sieges etwas nachlassend am Ende 1,42 Sekunden vorn.

Nach dem Sieg des Vierers rutschte den lautstarken, enthusiastischen deutschen Fans im nächsten Finale zunächst das Herz in die Hose: Petra Roßner lag gegen die australische Straßen-Olympiasiegerin Kathryn Watt schnell über zwei Sekunden zurück. Doch dann drehte die 25jährige gebürtige Leipzigerin, die nach dem Fall der Mauer als erste der ehemaligen DDR-Radstars in den Westen gewechselt war, erst richtig auf.

Die Studentin der Ernährungswissenschaften machte in Sekundenschnelle Sekunden gut und hatte am Ende mit 3:41,753 Minuten noch einen Vorsprung von 1,685 Sekunden herausgefahren. "Ich habe hier viel mehr erreicht, als ich mir in meinen kühnsten Träumen ausgemalt habe. Bei der Siegehrung war ich so fertig, daß ich nicht einmal heulen konnte", sagte Petra Roßner überglücklich.

Weibliche Fans hatten es schon vor den Finalläufen gewußt, daß Fiedler der "Größte" ist: Sie hatten sich den Namen des Radstars, der im Vorfeld der Spiele bei einer Leser-Umfrage einer Zeitschrift zu einem der erotischsten deutschen Olympia-Teilnehmer gewählt worden war, auf Gesicht und Arme geschrieben. Ihr Held selbst mußte dann zittern. Nachdem er den ersten Finallauf aus der zweiten Position ganz deutlich gegen den Australier Gary Malcolm Neiwand gewonnen hatte, gab es im zweiten lange Minuten der Verunsicherung. Fiedler war von seinem 25 Jahre alten Kontrahenten beim Überholen aus der zweiten Position durch langes Kurvenfahren behindert worden und wurde auf der Ziellinie fast noch abgefangen.

Erst nach unendlich lang erscheinenden Minuten erschien nach diesem Millimeter-Finale auf der Anzeigetafel: Sieger Fiedler. Was da noch keiner wußte: Der Australier war als Erster über den Zielstrich gefahren, nach der "langen Welle" aber wegen Behinderung disqualifiziert worden.

Einen phantastischen Zweikampf lieferte Annett Neumann der Estin Erika Salumä, die 1988 in Seoul die Sprint- Goldmedaille noch für die UdSSR gewonnen hatte. Im ersten Lauf nahm die in Senftenberg lebende Blondine der 30jährigen Baltin eine dreiviertel Radlänge ab. Im zweiten Durchgang drehte die Favoritin den Spieß um. Im dritten und entscheidenden Lauf hatte die als größte deutsche Radhoffnung geltende Auszubildende aus dem Spreewald dann keine Chance mehr gegen Erika Salumä, die als die erste Olympiasiegerin Estlands nach der Unabhängigkeit in die Sportgeschichte eingehen wird. dpa/sid

LEICHTATHLETIK

20-km-Gehen, Männer: 1. Plaza (Spanien) 1:21:45 Stunde, 2. Leblanc (Kanada) 1:22:25, 3. de Benedictis (Italien) 1:23:11, 4. Damilano (Italien) 1:23:39, 5. Chen (China) 1:24:06, 6. McDonald (Irland) 1:25:16, 7. Garcia (Mexiko) 1:25:35, 8. Urbanik (Ungarn) 1:26:08, . . . 11. Ihly (Offenburg) 1:26:56, . . . 20. Noack (Berlin) 1:29:55.

BOXEN

Schwergewicht, Achtelfinale: Savon (Kuba) PS 11:2 über Teuchert (Freiburg).

Boxen Ottke, May und Fischer bleiben im Ring

Ein deutsches Box-Trio sieht bereits Medaillenglanz blinken. Europameister Sven Ottke (Berlin), Weltmeister Torsten May (Frankfurt/Oder) sowie der Willi Fischer aus Frankfurt/Main zogen am Freitag abend mit überzeugenden Leistungen in das Viertelfinale des olympischen Box- Turniers ein. Ottke setzte sich gegen den Dänen Brian Lentz mit 9:2 durch, May bezwang den WM-Dritten Robert Dale Brown (Kanada) mit 7:1 und Fischer schlug den Niederländer Jerry Nijman 22:5. Für Schwergewichtler Bert Teuchert (Freiburg) hingegen war die Achtelfinal- Hürde eine Nummer zu groß. Er unterlag dem dreimaligen Weltmeister Felix Savon (Kuba) mit 2:11 nach Punkten.

Sowohl Ottke als auch May unterstrichen die Stärke der deutschen Staffel, in der vor Teuchert lediglich der Schweriner Dieter Berg auscheiden mußte. "Ein konzentrierter Auftritt. Sven hat stets die Übersicht behalten und am Ende sogar noch Kraft gespart", lobte Trainer Ulli Wegner. Karl-Heinz Krüger, Coach von Torsten May, konnte eine gute Stunde später auch für seinen Schützling ein so positives Urteil fällen. Nun warten harte Brocken auf die Deutschen.

Die GUS-Staffel verlor acht ihrer zwölf Kämpfer. Zuletzt schied im Mittelgewicht Vize-Weltmeister Alexander Lebsjak gegen Chris Byrd (USA) mit 7:16 aus, bei den Schweren unterlag Tschudinow Paul Douglas (Irland) mit 9:15 und Superschwergewichtler Nikolai Kulpin verlor gegen Larry Donald (USA) vorzeitig. sid

Fechten Mit dem Florett machen Deutsche keinen Stich

Die Königswaffe Florett ist den deutschen Fechtern aus den Händen geglitten. Einen Tag nach den Frauen machten beim Olympia-Turnier von Barcelona auch die Männer keinen Medaillen-Stich. Als bester Deutscher mußte sich Udo Wagner am Freitag abend mit dem undankbaren vierten Platz begnügen. Der 1990 von Dresden nach Tauberbischofsheim gewechselte Olympia-Zweite von Seoul unterlag im "kleinen Finale" dem Kubaner Elvis Gregory nach hartem Kampf mit 3:5, 5:2, 3:5. "Barcelona sind wohl nicht unsere Olympischen Spiele", sagte Emil Beck.

Beim Kampf um die Goldmedaille, den der Franzose Philippe Omnes gegen Sergej Golubitzki aus dem GUS-Team für sich entscheiden konnte, schauten die favorisierten Deutschen nur zu. Lediglich Musikliebhaber Wagner hatte zuvor mit dem Florett durchaus erfolgreich dirigiert. Nach der Niederlage gegen den Kubaner Elvis Gregory (6:4, 1:5, 4:6) war der dreimalige DDR-Meister und Deutsche Meister dieses Jahres nach Erfolgen über Moon Tong Lo (Hongkong), Uli Schreck, den Ungarn Zsolt Ersek und Olympiasieger Mauro Numa (Italien) ins Finale marschiert. Dort schlug er zunächst den Italiener Andrea Borella mit (5:6, 6:5, 5:0), der beim Stand von 4:1 im zweiten Gefecht wie der sichere Sieger aussah, aber plötzlich abbaute. Wagner landete schließlich auf Rang vier. dpa ¦

Basketball-Wunder wiederholte sich nicht DBB-Team diesmal zu klein Wieder gute Leistung gezeigt / Deutschland - Kroatien 78:99

Das Wunder von Murcia wiederholte sich nicht. Fünf Wochen nach dem Triumph in der Olympia-Qualifikation verloren die deutschen Basketballer am Freitag im Sportpalast von Badalona ihr Vorrundenspiel gegen Kroatien mit 78:99 (41:46). Trotz der zweiten Turnier-Niederlage kann das Team des Deutschen Basketball-Bundes (DBB) weiter von der ersten olympischen Medaille träumen. Bei einem Erfolg am Sonntag gegen Brasilien hätte die Mannschaft von Bundestrainer Svetislav Pesic, die durch den sensationellen 83:63-Sieg Angolas über Spanien schon vor Spielbeginn für das Viertelfinale qualifiziert war, in der Gruppe A Platz drei sicher. Litauen wäre in der Runde der letzten Acht der mögliche Gegner.

Ein großes Lob erhielt die deutsche Mannschaft vom früheren UdSSR-Coach Alexander Gomelski: "Kompliment. Die Deutschen haben bisher ein starkes Turnier gespielt und waren auch gegen die Kroaten nicht ohne Chance."

Das galt jedoch nur für die erste Halbzeit, als das Team dem Medaillen-Aspiranten vor 12 500 Zuschauern erfolgreich Paroli bieten konnte. Zwar begann die deutsche Mannschaft wie gegen das US- Team auch gegen die mit fünf Spielern der früheren jugoslawischen Weltmeister-Mannschaft angetretenen Kroaten nervös und wurde "kalt" erwischt. Nach nur fünf Minuten schien die DBB-Auswahl beim Stande von 4:17 einer sicheren Niederlage entgegenzusteuern.

Doch dann kämpften sich die deutschen Spieler unter der Regie des wieder einmal überragenden NBA-Profis Detlef Schrempf, dem vor der Halbzeit allein 19 Punkte gelangen, heran. In der 17. Minute gelang durch den Bamberger Michael Jackel zum 35:34 sogar erstmals die Führung, die durch eine Unaufmerksamkeit in den letzten 30 Sekunden vor der Pause jedoch wieder verspielt wurde.

Im zweiten Durchgang drehten die Kroaten allerdings auf. NBA-Star Drazen Petrovic (26 Punkte) von den New Jersey Nets, den die deutsche Abwehr zunächst gut im Griff gehabt hatte, nutzte jede Gelegenheit zum erfolgreichen Korbwurf. Auch Dreipunkte-Wurf-Spezialist Toni Kukoc (25) und Dino Radja (15), die einstigen Lieblingsschüler des Serben Svetislav Pesic, legten nun einen Gang zu. Korb um Korb zogen die Kroaten davon und rückten die Kräfteverhältnisse wieder zurecht.

Sieben Minuten vor Schluß beorderte Pesic den überragenden Werfer Detlef Schrempf (25 Punkte) zur Schonung auf die Bank. dpa

Kunstturnen, Zwölfkampf, Einzel, Männer

Gold: Witali Scherbo (GUS)

Silber: Grigori Missutin (GUS)

Bronze: Walerie Belenki (GUS)

Judo, Klasse bis 56 kg, Frauen

Gold: Miriam Blasco (Spanien)

Silber: N. Fairbrother (Großbritannien)

Bronze: Chigori Tateno (Japan)

Bronze: Driulis Gonzales (Kuba)

Tischtennis Olga Nemes schmettert am Achtelfinale vorbei

Die zweimalige Deutsche Tischtennis- Meisterin Olga Nemes hat das Achtelfinale des olympischen Turniers verpaßt. Als letzte deutsche Spielerin verlor die Dülmenerin am Freitag abend in Barcelona ihr drittes und letztes Gruppenspiel mit 17:21, 13:21 gegen die südkoreanische Defensivspielerin Hong Soon Hwa und schied damit vorzeitig aus. Bei den Herren läuft dagegen für Jörg Roßkopf und Steffen Fetzner alles nach Plan.

Die Düsseldorfer, die im Doppel-Viertelfinale am Samstag abend auf ihre Stuttgarter EM-Bezwinger Ilija Lupulesku/Slobodan Grujic aus Serbien treffen, erledigten ihre Pflichtaufgaben im Einzel souverän. Europameister Roßkopf bezwang den Kanadier Gideon Joe Ng in zwei Sätzen und trifft am (morgigen) Samstag im Spiel um den Gruppensieg auf Andrej Mazunow (GUS). Für Fetzner, der Marcos Nunez (Chile) 2:0 schlug, geht es gegen Kim Song Hui aus Nordkorea um die Qualifikation für das Achtelfinale.

Ein Desaster erlebten die Männer von Weltmeister Schweden im Doppel-Wettbewerb. Nach den Europameistern Jørgen Persson/Erik Lindh schieden auch Jan-Ove Waldner/Mikael Appelgren vorzeitig aus. Bei den Frauen qualifizierten sich vier asiatische Duos für das Halbfinale. Die Weltmeisterinnen Chen Zihe/ Gao Jun (China), ihre Teamkolleginnen Deng Yaping/Qiao Hong, Li Bun Hui/Yu Sun Bok (Nordkorea) und Hong Cha Ok/ Hyun Jung Hwa (Südkorea) spielen die Medaillen unter sich aus. dpa

Radsport, Punktefahren, Männer

Gold: Giovanni Lombardi (Italien)

Silber: Leon van Bon (Niederlande)

Bronze: Cedric Mathy (Belgien)

In der Karibik endet jeder zehnte Fluchtversuch tödlich

Juan Corderos Traum ist ein kleiner, schwarzer Stempel. Dafür hat er sich seit drei Tagen vor dem US-amerikanischen Konsulat in Santo Domingo, der Hauptstadt der Dominikanischen Republik, aufgebaut. Mit einer Dokumentenmappe, seinem Paß und schwindender Hoffnung. Jeden Tag versuchen Hunderte von Dominikanern ein Einreise-Visum für die USA zu erlangen, und einer nach dem anderen erhält einen abschlägigen Bescheid. "Weil ich jung bin, glauben sie, daß ich in den USA bleibe", klagt einer und zwinkert.

Der 24jährige Juan gehört zum wachsenden Heer von Inselbewohnern, die palmengesäumte Strände, sonnige Städte und die Calypso-getränkte Atmosphäre am liebsten weit hinter sich lassen wollen. Einer Umfrage zufolge denken 85 Prozent der sieben Millionen Einwohner an eine Ausreise. Anders als die Haitianer, die nach dem Militärcoup gegen den gewählten Präsidenten Jean-Bertrand Aristide im vergangenen September ihr Heil auf hoher See suchen, handelt es sich bei ihnen ausschließlich um potentielle Armutsflüchtlinge. Juan Cordero verdient 230 Dollar (etwa 340 Mark) im Monat als Straßenverkäufer. In den USA, so hat er gehört, sei leicht das Drei- bis Vierfache drin.

Die Karibik, Heimat für rund 33 Millionen Menschen, "exportiert" mehr als jede andere Region der Welt ihre "überschüssige" Bevölkerung - legal und illegal. So stellen die vier karibischen Staaten mit den höchsten Auswanderer-Zahlen - die Dominikanische Republik, Jamaica, Haiti und Guayana - zusammen zwölf Prozent aller legalen Einwanderer in den USA. Diese Zahl wird jedoch weit von den illegalen Zuwanderern aus dem karibischen Becken übertroffen. Denn Männer wie Cordero sind die potentiellen Kunden von "Schleppern", die den Flüchtlingsstrom in Schwung halten.

Das Städtchen Miches in der Dominikanischen Republik ist Ausgangspunkt der "La-Moya-Passage", des reichlich ungewissen Weges ins nahe Puerto Rico, das Sprungbrett in die USA. Seit 1980, so vorsichtige Schätzungen, haben sich dort mehr als 200 000 Menschen auf einer "yola" eingeschifft, wie die hölzernen Boote heißen. Nur ein Bruchteil erreicht auch tatsächlich das Ziel. Mindestens ein Zehntel überlebt die nur 130 Kilometer lange Fahrt nicht, wird Opfer von Haien oder nicht weniger gefährlichen "Raubtieren" wie skrupellosen Kapitänen, die ihre Passagiere auf offener See über Bord zwingen. Über 60 Prozent werden von der US-Küstenwache abgefangen und zurückgeschickt.

Das Geschäft mit der Hoffnungslosigkeit ist "big business". Denn nicht selten werden die Boote mit bis zu 100 Menschen überladen. Preis pro Kopf: mehrere tausend Dollar. Mit einem Teil des Geldes wird auch die dominikanische Marine geschmiert, deren Aufgabe es eigentlich ist, die Boote bereits in heimischen Gewässern abzufangen. Denn die US-Küstenwache kann in dominikanischen Hoheitsgewässern nicht eingreifen.

Aber nicht nur die Ärmsten der Armen benutzen die La-Moya-Passage, auch arbeitslose Angehörige der Mittelschicht und eine wachsende Zahl von Auswanderern aus anderen Ländern machen sich von Miches auf den Weg. Beispielsweise Kubaner, die schon für ein Touristenvisum für die Dominikanische Republik harte Dollars auf den Tisch geblättert haben. Während sich Kubaner, wenn sie es bis in die USA schaffen, vorzugsweise in Miami niederlassen, bevorzugen Dominikaner New York oder San Juan (Puerto Rico).

Selbst der Staat profitiert von der Massenflucht. Alljährlich senden Dominikaner bis zu einer Milliarde Dollar nach Hause. Und sie sind ungewöhnliche Auswanderer. Viele, die es zu bescheidenem Wohlstand gebracht haben, besuchen ihre Verwandten in der alten Heimat. Dann mieten sie protzige Wagen, geben Parties und halten den Wunsch ihrer Landsleute wach, ebenfalls in der Ferne ihr Glück zu suchen. RITA NEUBAUER (Santo Domingo)

Die Abtreibungszahlen werden steigen

In dem Artikel "Bundespräsident unterzeichnet § 218" (FR vom 29. 7. 1992) sind zwei Aussagen enthalten, die nicht unkommentiert bleiben können. Die Aussage, daß die Zahl der Abtreibungen im Verhältnis zur Bevölkerungszahl 1989 in Westdeutschland und der ehemaligen DDR ungefähr gleich hoch sei, trifft nicht zu.

In Westdeutschland konnte man damals von mindestens 250 000 Abtreibungen pro Jahr ausgehen und in der damaligen DDR von der gleichen absoluten Zahl, und nicht von 80 000. Anscheinend soll mit diesen Zahlenspielereien, genauso wie mit den Zahlen aus den Niederlanden, versucht werden, der Bevölkerung vorzugaukeln, daß eine Fristenregelung zu weniger Abtreibungen führe. Das Gegenteil ist der Fall. Das läßt sich überall in der Welt feststellen. Eine Strafandrohung ist sicherlich nicht das Allheilmittel gegen Abtreibungen, aber ein unverzichtbares.

Auch der Auffassung des Präsidenten der Bundesärztekammer, daß mit der Neuregelung die Abtreibungszahlen nicht steigen werden, muß widersprochen werden. Die Abtreibungszahlen werden steigen, wahrscheinlich sogar ziemlich kräftig. Die Frauen töten mit Sicherheit nicht aus "Jux und Dollerei" ihre ungeborenen Kinder, aber der Druck des Umfeldes der Mütter wird erheblich stärker werden. Denn in dem neuen § 218 wurde es versäumt, die Umgebung der schwangeren Mutter (Vater, Eltern etc.) in die Strafandrohung einzubeziehen. Denn diese entpuppen sich überwiegend als treibende Kraft hinter den Abtreibungen.

Ein deutliches Indiz dafür, daß Abtreibungen mit einer "Liberalisierung" steigen, ist die demographische Entwicklung unserer Bevölkerung. Mit dem Jahr 1976, dem Jahr, in dem der bisherige § 218 in Kraft trat, ist ein deutlicher Einschnitt in den Baum der Altersstruktur feststellbar. Mit der neuen Regelung werden die Probleme der Zukunft (z. B. Rentenzahlung) deutlich verschärft. Natürlich nicht hier und heute, aber in 20, 30 oder 40 Jahren. Aber, was kümmert uns das heute.

Was unserem Land Not tut, ist nicht nur eine Strafandrohung gegen Abtreibungen, mehr Hilfen für Mütter, Rechtsanspruch auf Kindergarten usw., sondern auch eine neue Moral, durch die das Bewußtsein dafür geformt wird, daß "Abtreibung" die Tötung eines ungeborenen Kindes und damit Unrecht bzw. Sünde ist. Wer das nicht erkennt, wird sich einmal dafür vor Gott verantworten müssen. Denn Gott als der Schöpfer allen menschlichen Lebens betrachtet die Tötung menschlichen Lebens als besonders schwerwiegend.

Kehren wir als Nation von dem unheilbringenden Weg, auf dem wir uns befinden, um und wenden uns wieder Gott und seinen Halt und Sicherheit gebenden Geboten zu.

Matthias Szebrat, familienpol. Sprecher der Partei bibeltreuer Christen, Messel

Heuchelei

Deutlicher als durch das ständige Lamento über die angebliche Nichtfinanzierbarkeit der Kinderbetreuungseinrichtungen kann sich die Heuchelei in der Diskussion um die Reform des § 218 gar nicht entlarven (FR vom 28. 7. 1992 "Recht auf Kindergarten in Frage gestellt").

Kinder zu haben in der heutigen Zeit (Stichworte: "Verhäuslichung der Kindheit", "Kleinfamilie", "Alleinerziehende", "Vereinbarkeit von Berufstätigkeit und Familie" . . .) ist ohne gute Krippen, Kindergärten, Horte, Betreuungsschulen, unzumutbar - sogar bei Wunschkindern.

Barbara Krämer-van de Loo, Frankfurt am Main

Rücktritt gefordert

Die skandalösen Marburger Ereignisse um den fingierten Einbruch beim AStA und den versuchten Versicherungsbetrug zeigen wieder einmal die Folgen einer vorgeblich "linken" Hochschulpolitik, die den Grundwiderspruch der bürgerlichen Gesellschaft ignoriert und ohne ganzheitlich-philosophische Wertmaßstäbe opetiert (FR vom 27. 7. 1992 "Der AStA, der Staatsanwalt und der Computer").

Der Einbruch beim Marburger AStA stellt einen Angriff auf die studentische Solidargemeinschaft dar (der AStA wird durch Beiträge aller StudentInnen finanziert!).

Der Einbruch gefährdet damit die Errungenschaften langjähriger, aufopferungsvoller politischer Basisarbeit der linken Hochschulgruppen.

Der Bund Marxistischer Anthroposophen verurteilt dieses Verhalten daher aufs schärfste und fordert den Rücktritt und die Exmatrikulation aller politisch Verantwortlichen sowie sofortige Neuwahlen des Marburger Studentenparlaments.

Über diese kurzfristigen Forderungen hinaus wird aber auch eine vertiefte grundsätzliche Diskussion über die zukünftigen Handlungsperspektiven linker, basisdemokratischer Hochschulpolitik nötig sein, der sich alle Gruppen bewußt stellen sollten.

Walter Lörk-Moellwanger (Landessprecher des Bundes Marxi- stischer Anthroposophen), Kassel

CDU begeht Kernstadt

OBERURSEL. Im Kernstadtbereich wollen sich Christdemokraten des Ortsverbandes Mitte am Dienstag, 4. August, umtun. Sie treffen sich um 18 Uhr an der Stadtbücherei, von wo aus sie durch Weiden- und Ackergasse sowie Untere Hainstraße gehen werden.

Der erste Schultag

"Mein erster Schultag" - unter diesem Motto steht der Einsatz des FR-mobils am 4. August, in Neu-Anspach.

Die FRANKFURTER RUNDSCHAU kommt ab 8.30 Uhr auf den Schulhof der Grundschule. Wenn die Erstkläßler mit ihren Schultüten und Brezeln die erste Unterrichtsstunde hinter sich gebracht haben, wollen wir wissen, was der Start in das "neue Leben" für sie bedeutet. Zu Wort kommen sollen auch die Eltern - nicht zuletzt, weil das neue Domizil ihrer Kinder immer noch nicht fertig ist. FR

Das Zeltlager der "Falken" am südlichen Mainufer: eine internationale Kommune auf Zeit Ein Mädchen namens Tannenbaum ißt mit Im klapperigen Bus von Wilnius nach Frankfurt

Sie kommen von weit her. Mit dem Kleingeld in den Taschen, dem Abenteuer Sommer im Kopf, das endlos scheint wie der uneinsehbare Himmel hinter dem Horizont. Unverwechselbar sind sie, wie beringte Zugvögel, welche der Herbstwind zurücktragen wird: die Kinder Europas.

Gegessen wird pünktlich. Um sechs bei den Borussen im Rudererdorf. Leichte deutsche Küche. Im Zeltlager der "Falken" am südlichen Mainufer finden sich die Vagabunden ein mit leichtem Gepäck und dem Staub des Tages auf der Stirn. Eine internationale Kommune auf Zeit, die sich dem Improvisationstalent und der Neugier ihrer Bewohner ebenso verdankt wie der Initiative der Sportjugend Hessen, die hier zwischen den aufgespannten Wäscheleinen die nicht-olympische Disziplin der Verständigung übt. Der Erfolg ist zuweilen augenscheinlich: wenn die erfolgreich aufgenommenen binationalen Beziehungen händchenhaltend durch das Camp schlendern.

Im Haus Europa hat noch immer jede Nationalität ihr eigenes Zelt. Spanien logiert neben Portugal, es folgen Polen, Litauen, Ungarn. Die Zwanglosigkeit kommt barfüßig daher: Die X-Large-Generation in ausgewaschenen Jeans ist international und steht Schlange vor der improvisierten Dusche. Einträchtig, als wäre das Schlangestehen eine neue völkerverbindende Erfahrung. Wenn sie, was vorkommt, über Themen wie Umwelt oder Frauen diskutieren, wenn sie gemeinsam eine Live-Sendung des Hessischen Rundfunks hinter den Kulissen verfolgen oder den Betrieb einer Apfelwein-Kelterei besichtigen, bedienen sie sich der Idiomatik internationaler Jugendtreffen: Die Portugiesin spricht leidlich Englisch, und einer der Polen beherrscht glücklicherweise Russisch und Englisch gleichermaßen gut und übersetzt die Botschaft der Portugiesin an die neue Freundin aus Litauen.

Der junge Mann aus Polen ist höflich, schüttelt die Hand zum Gruß mit staatsmännischer Geste, kramt eilfertig einen Prospekt über Bedzin nahe Kattowitz heraus und dankt wiederholt mit einem "you're welcome". Im Nachbarzelt logieren die Litauer, deren Vornamen die Naturnähe der Menschen dokumentieren. Egle, sagt Egle aus Wilnius, das heißt soviel wie "Tannenbaum". Es war das örtliche Sportkomitee, das Egle und ihre Freunde über das geplante Zeltlager der Sportjugend in einem unbekannten Land namens Hessen informiert hatte. Dann begann, was Ideenbegabte, aber Mittellose in der alten Hemisphäre der freien Marktwirtschaft schon länger beherrschen: die Suche nach einem Sponsor. Den fanden sie im Spritzpumpenwerk, in dem ihre Mütter und Väter beschäftigt sind. Going West - das war zuerst einmal eine körperliche Erfahrung. Der Bus, der sie nach längerem Anstehen für die erforderlichen Visa nach Frankfurt gebracht hat, sieht ganz so aus, als habe er seine Passagiere jeden einzelnen der 2200 Kilometer spüren lassen.

Ein Fest wird angekündigt. Ein letzter Sommernachtstraum. See you next year. Vielleicht. sar

Nachbarstädter schimpfen Steinbach zwar ein ödes "Straßennest", doch die Steinbacher fühlen sich wohl Tiefsitzender Unmut kam

niemand über die Lippen

Themen beim FR-mobil: Verkehr und Kommunikation Von Monika Kappus und Annette Wittkopf STEINBACH. Kritiksucht kann man den Menschen in Steinbach nun wirklich nicht nachsagen. "Herrlich", "wunderbar", "sehr schön" - waren die ersten Worte, die Bewohnern der kleinsten Vordertaunus-Stadt beim FR- mobil am Donnerstag auf dem Pijnacker-Platz auf die Frage einfielen, "Wie lebt es sich in Steinbach?" Auch die Nachsätze klangen überwiegend positiv: "Steinbach ist meine Wahlheimat." "Hier bin ich jetzt zu Hause und möchte nicht mehr weg." Die meisten rückten erst auf mehrfaches Nachhaken mit Verbesserungsvorschlägen heraus, zum Beispiel ein Café auf dem Pijnacker Platz, mehr Straßenfeste, eine andere Ampelschaltung, eine bessere Busverbindung. Moderate Wünsche - allgemeine Zufriedenheit. Für Außenstehende verwunderlich: "Steinbach ist doch ein Straßennest, die Hauptstraße und links und rechts Häuser - das war's" oder "Da kann man doch überhaupt nichts unternehmen". Katharina Keil (65) aus Oberhöchstadt, die regelmäßig zur Kosmetik nach Steinbach kommt, wollte nicht in dem Nachbarort leben: "Hier ist viel zu viel Verkehr, man kommt doch kaum über die Straße."

Erstaunlich wenige Steinbacher sprachen am FR-mobil die brennende Verkehrssituation an und wenn, dann eher im zweiten oder dritten Anlauf. Detlef Jerominek (47) hat vor 24 Jahren "nach Steinbach geheiratet". Er möchte nicht mehr weg. Viel verändert habe sich in den letzten zwei Jahrzehnten nicht, nur der Verkehr, der sei immer schlimmer geworden. Erst jetzt erwähnt Jerominek, daß er "direkt auf der Bahnstraße" wohnt - also an der Hauptverkehrsader. "Der Schwerlastverkehr muß raus", meint er und votiert für die Südumgehung. Kritik übt er nur indirekt: Das Industriegebiet sei immer größer geworden, wodurch auch die Zahl der täglich durch Steinbach brausenden Laster gestiegen sei.

"Sie können nicht einfach aus einem Wohngebiet den Verkehr herausnehmen und ihn in ein anderes reinpumpen", meint indes Karin Rech (42). Sie wohnt im Neubaugebiet Süd. Viele Bürger dort haben sich zur Initiative "Kontra Südumgehung" zusammengeschlossen, weil die Trasse fast direkt vor ihrer Haustür verlaufen würde. Und was ist mit dem Argument, die Zuzügler hätten doch gewußt, daß die Straße kommt? "Das ist polemisch", findet Rech. Die Bauherrn hätten gegenüber den Bewohnern damit argumentiert, daß die Südumgehung schon seit 25 Jahren geplant werde, aber nichts geschehen sei. Warum also jetzt noch? Die Stadt hätte ihrer Meinung nach kein Wohngebiet ausweisen dürfen, wenn sie dort die Umgehung installieren wollte.

Rech fühlt sich wohl in Steinbach: "Wenn die Südumgehung nicht gebaut wird, könnte ich hier alt werden. Man kennt sich eben noch in diesem überschaubaren Ort, auch die Neubürger - oder gerade die."

Den Eindruck von Vereinsringvorsitzendem Klaus Döge, die Neubürger wollten sich nicht integrieren (FR-Bericht vom 29. Juli), teilt sie nicht. "Wir wollen schon, aber nicht alles in so starren Formen eines Vereins." Für sie sind lockere Kommunikationsmöglichkeiten wichtig. Der Bürgerschoppen sollte häufiger stattfinden, ein Café auf dem Pijnacker Platz und Open-air-Kino würden ihr gefallen. Und vor allem eine direkte Buslinie nach Bad Homburg, die auch Lydia Petras (21) anmahnt.

Sie verbringt täglich über zwei Stunden im Bus oder an Haltestellen, um von Homburg nach Steinbach zu pendeln. Karin Rech ist diese Fahrzeit zu lang. Sie fährt "mit schlechtem Gewissen" Auto. Liebend gern würde sie umsteigen - wenn die Verbindung stimmte. So meint die Frau auch, statt Südumgehung sollte der öffentliche Verkehr gestärkt werden.

Mit Herz und Seele als Steinbacherin fühlt sich Elke Marie Dreja (44), obwohl sie vor zehn Jahren ins benachbarte Weißkirchen zog. "Beim Einkaufen in Steinbach trifft man nette Bekannte, man lebt nicht so anonym wie in der Großstadt." Sie würde liebend gern wieder herziehen, wenn sie eine bezahlbare Wohnung fände. Seit 20 Jahren arbeitet sie als Erzieherin im Steinbacher Kinderhort. Daher weiß sie auch, was in der Stadt noch fehlt: Ein Angebot für die Kinder zwischen zehn und fünfzehn, die noch nicht ins Jugendhaus gehen. "Sie sind in der Stadt ein bißchen verloren, sie brauchen eine Begegnungsstätte."

Seit 30 Jahren fühlt sich Gertrud Binder (76) in Steinbach wohl. "Für die Senioren wird viel getan, wir müßten zufrieden sein." Regelmäßig geht sie zur Gymnastik, zum Schwimmen, zu den Seniorenfeiern und -fahrten. Den Einkauf erledigt sie per Rad. "Für mich ist das nicht zu gefährlich", winkt sie angesichts des enormen Verkehrs auf der Bahnstraße ab, "ich fahre schon ewig und drei Tage."

"Sehr gut" gefällt es Ayako Nagai aus Japan in Steinbach, seit 16 Jahren in der Taunusstadt. Ihre heute erwachsenen Töchter besuchten in Steinbach Kindergarten und Schule. "Für ausländische Kinder gibt es ein großes Angebot", hebt die Japanerin hervor, die sich seit sieben Jahren in der städtischen Ausländerkommission engagiert. Ihr Wunsch: "Der öffentliche Verkehr könnte besser sein."

An Sportredaktionen von Barcelona-Pool: Achtung, hier kommt das Pool- Programm für den heutigen Freitag, so weit es sich im Moment absehen läßt:

1. Christoph Albrecht-Heider schreibt die Nachgeschichte zu Gold- Bullmann und Silber-Yildiz (120 Zeilen)

2. Harald Stenger kümmert sich ums Damen- Fechten (Zeilen ?)

3. Thomas Vögele schreibt eine Bilanz zu den untergetauchten US- Schwimmern (100 Zeilen)

4. 100-m-Vorlauf von Ben Johnson (60 bis 90 Zeilen) an

5. Josef- Otto Freudenreich beobachtet den Auftritt des Daimler-Vorstandsvorsitzenden Edzard Reuter in Barcelona

6. Kommentar zum Rücktritt von Harm Beyer

7. jof noch eine Boxer-Geschichte

8. Michael Maurer ist bei der NOK- Pressekonferenz und wird sich um die Herren Blöcker, Schumann und Konya kümmern - näheres nach der Pressekonferenz 9. mm: die Finals im Bahnradfahren heute abend aktuell, der Bericht (ca. 100 Zeilen) kommt (hoffentlich) so gegen 22 Uhr.

10. Bei Bedarf könnte noch eine Geschichte über Carsten Fischer geschrieben werden, nachdem die deutsche Hokkey-Nationalmannschaft gestern abend so gut wie sicher das Halbfinale erreicht hat.

Herzliche Grüße, der Pool.

Sing-Akademie ging eine Woche in Klausur zur Vorbereitung ihres Konzerts in Bad Nauheim und in Nidda Viel Spaß und Schweiß beim Proben In Theorie und Praxis Von Horst Schüßler

WETTERAUKREIS. Was Fußballern das Trainingslager, war 21 Sängerinnen und Sängern eine Sing-Akademie im Kreis-Jugendheim "Hubertus" im Wald bei Butzbach. Hier wurden sie für eine Woche in Klausur gehalten und regelrecht "eingestimmt" auf ein Konzert mit Werken von Mendelssohn-Bartholdi und van Beethoven. Es soll am 21. August im Bad Nauheimer Kurtheater und am 22. August im Schloßhof in Nidda aufgeführt werden. Es ist eine Herausforderung für Laienchöre.

Daß Sänger und Sängerinnen für mehrere Tage in einem Internat zusammengeführt werden, damit sie atmen, sprechen und singen lernen und sich somit auf ein Konzert vorbereiten, ist erstmalig im Wetteraukreis. Musikbegeisterte aus Nidda haben eine Sing-Akademie zur Vorbereitung angeregt, das Kulturamt der Stadt Bad Nauheim griff die Idee auf, engagierte dafür die Eheleute Claus Ulrich und Heidrun Heinke, er ist Theologe und Dirigent, sie Konzertsängerin und Gesangspädagogin.

Die Sing-Akademie, die heute im Kreisjugendheim zu Ende geht, wird möglicherweise zur ständigen Einrichtung auf Kreisebene unter der Trägerschaft der Kreisvolkshochschule ausgebaut. Man wolle in ihrem Rahmen, sagte Claus Ulrich Heinke, Einzelsängerinnen und -sängern die Möglichkeit vermitteln, bei größeren Konzertprojekten mitzuwirken. Dies indes setzt von den Teilnehmern die Bereitschaft zu harter Arbeit voraus. Denn, wer klangvoll(er) tönen und den Ton halten will, muß körperlich fit sein. Wer binnen einer Woche den Text für Mendelssohns Walpurgisnacht oder van Beethovens Chor-Sinfonie - beide kommen in Bad Nauheim und Nidda zu Gehör - lernen will, muß sich konzentrieren können. Entsprechend ist der "Dienstplan" für die Teilnehmer der Sing- Akademie. Schon vor dem Frühstück, erzählt Heidrun Heinke, wurden die Sänger und Sängerinnen mit Gymnastik "körperlich heiß gemacht". Gut singen kann man schließlich nur mit einer kräftigen Lunge. Nach dem Frühstück gab es theoretisch- praktischen Unterricht, dazu Stimmbildungsübungen und Atemtechnik. Mittagessen. Als "Nachtisch" wurde Einzelunterricht serviert. Nach der Kaffeepause wurden draußen Körperspiele geübt. Und so ging es weiter: Probephasen, Abendessen, autogenes Spezialtraining, zwischendurch Vorträge von Claus Ulrich Heinke über das Gesamtwerk, den von Goethe stammenden Text und den Komponisten Mendelssohn. "Das waren", loben die Heinkes das Stehvermögen ihrer Schützlinge, "täglich acht bis zehn Stunden harte Arbeit." Heinke schwärmt: "Das machten die klaglos mit, ja ganz im Gegenteil, das war denen noch zu wenig."

Hatten die Heinkes ursprünglich Bedenken, ob gleichgesinnte, von ihrer Herkunft unterschiedliche Menschen auf engem Raum über längere Zeit reibungslos zusammenleben können, waren sie am Ende angenehm erstaunt, daß alles ohne Spannungen und Vorurteile lief. Neben dem pensionierten Lokführer sang der Rosenzüchter aus Steinfurth oder die Ärztin aus Bad Nauheim. Zum harmonischen Miteinander trugen Lockerungen im Tagesprogramm bei . . . etwa ein Besuch im Maibacher Schwimmbad oder eine Grillparty unter freiem Himmel.

In der Sing-Akademie im Kreis-Jugendheim bereiteten sich geübte Chorsänger und Singbegeisterte, die keinem Vereinschor angehören, auf die beiden Konzerte in der Kurstadt und in Nidda vor. Außerdem üben schon fleißig der Kinderchor Ockstadt, der gemischte Chor von Ober-Widdersheim und eine Singgruppe aus Echzell. Sie werden demnächst gemeinsam proben, so daß sich etwa 120 Stimmen zusammenfinden, um mit Gastsängern der Sing-Akademie Halle, einem Sinfonie-Orchester aus Pirna bei Dresden und Solisten aus England, Berlin und Bad Nauheim ein hoffentlich zahlreiches Publikum am 21. August im Bad Nauheimer Kurtheater ab 19.30 Uhr und am 22. August ab 20 Uhr im Schloßhof zu Nidda zu erfreuen.

Mofafahrerin erlitt schwere Verletzungen

LINSENGERICHT. Bei einem Zusammenstoß mit einem Lastwagen hat eine Mofafahrerin aus Geislitz am Donnerstag mittag schwere Verletzungen erlitten.

Laut Polizeiangaben war der Lastwagenlenker von der Carlshausen Allee auf die Geislitzer Straße abgebogen. Der Fahrer ließ zunächst einen Traktor mit Anhänger passieren und übersah danach offensichtlich die Mofafahrerin. Die 53jährige stürzte bei dem Zusammenprall und erlitt eine Oberschenkelfraktur und eine Gehirnerschütterung. jan

Wir gratulieren

Herrn Edgar Jansen zum 70. Geburtstag am 1. August.

Großes Spektakel in Schlüchterns Altstadt

BAD SODEN-SALMÜNSTER. Mit einer ökumenischen Andacht beginnt am Samstag um 10 Uhr das 13. Altstadtfest in Salmünster. Rund um die Frankfurter Straße hat der Gewerbeverein ein rund zwölfstündiges Programm organisiert. Im Schleifrashof gibt es eine Modenschau, Kinder- und Frauentänze zu bewundern.

Das musikalische Programm reicht von Country-Musik, Auftritten der Salmünsterer Musikanten und des Musikvereins Cäcilia Bad Soden bis zum Konzert der Big-Band Elm. Abends ab 20 Uhr spielt im Amthof die Rockgruppe Nexus. jan

Sondermüll-Abfuhr ersatzlos gestrichen

RÖDERMARK. In einem Brief an den Vorstand des Zweckverbandes Abfallentsorgung Offenbach (ZAO) hat die Stadtverwaltung dagegen protestiert, daß die für den 14. und 15. August zusätzlich vorgesehene Abfuhr von Sondermüll gestrichen wird. Begründung von seiten des ZAO: Das vorgegebene Entsorgungskontingent sei erreicht, die Hessische Industriemüll GmbH nehme kein Material mehr entgegen.

"Warum", will die Stadt Rödermark nun wissen, "wurde zunächst eine zusätzliche dritte Abholung angeboten und in einigen Kommunen des Kreises auch verwirklicht, wenn absehbar war, daß das Kontingent noch nicht einmal für die reguläre zweite Einsammlung ausreicht?" ttt

Briefe an die Redaktion

Unter der Überschrift "Depots im Keller für den täglichen Suff" berichtete FR- Redakteur Gerhard Bayer am vergangenen Dienstag über geheime Alkohollager auf dem Gelände der Hoechst AG und über Zuliefererfirmen, die auf Bestellung mit ihrer Ladung auch Bier und Schnaps ins Werk einschleusen und mit Gewinn an die Beschäftigten verkaufen. Zu dem Thema erreichten uns folgende Briefe: Ganze Gruppen der Belegschaft diskriminiert

Der Artikel beleidigt alle Arbeitnehmer im Werk Hoechst. Er beleidigt aber in besonderem Maße unsere Vertrauensleute. Denn diese stempelt Herr Bayer als Alkoholhändler ab. Sowohl in einem längeren Gespräch mit mir als auch in einem Interview mit dem leitenden Werksarzt wurde betont, daß die angeführten "Depots" des täglichen Alkoholmißbrauchs wie auch der "Schwarzhandel mit Alkohol" nicht bekannt und auch überhaupt nicht denkbar sind.

Ein Zeuge, den der Journalist nicht nennt, scheint ihm wesentlich verläßlicher zu sein als ein Betriebsratsmitglied mit 35 Dienstjahren und zwölf Jahren Betriebserfahrung und ein seit 28 Jahren verantwortlich tätiger Werksarzt. Hier drängt sich der Verdacht auf, daß ein solcher Zeuge gar nicht existiert.

"Depots im Keller für den täglichen Suff", diese Art von Journalismus verunglimpft und diskriminiert ganze Belegschaftsgruppen und die Arbeit der Vertrauensleute in unvorstellbarer Weise. Zahlreiche Gespräche und Anrufe von Kolleginnen und Kollegen drücken einhellig ihre Empörung und Verärgerung über diesen Artikel aus.

In einer Zeit, in der die konjunkturelle Situation bekanntermaßen angespannt ist und dadurch berechtigte Sorgen bei vielen Arbeitnehmern bestehen, ist ein solcher Artikel in höchstem Maße arbeitnehmerfeindlich. Hier wird der Eindruck erweckt, daß unsere Kolleginnen und Kollegen, insbesondere aber die Schichtarbeiter, durch Alkoholkonsum während der Arbeitszeit Unfälle herausforderten und dadurch die Sicherheit des Werkes und die der Anwohner gefährdeten.

Die Arbeitnehmer der Hoechst AG sind gerade in Sicherheitsfragen hoch sensibel und werden auf diesem Gebiet auch ständig geschult. Diese Wirklichkeit paßt nicht zu dem Zerrbild alkoholisierter Arbeitnehmer, wie es von Herrn Bayer gezeichnet wird. Deshalb weise ich für die Kolleginnen und Kollegen der Hoechst AG diesen Artikel entschieden zurück.

Von einer überregionalen Zeitung sollte man erwarten, daß sie sich nicht auf das journalistische Niveau der Regenbogenpresse begibt, um ihre Sommerlöcher zu füllen.

Arnold Weber Hoechst-Betriebsrat und Sprecher der Arbeitsschutz- und Sicherheitskommission Rauenthaler Weg 31 6000 Frankfurt 71 Alkoholproblem im Werk wird bagatellisiert Etwa jeder siebte Beschäftigte hat ein Alkoholproblem. Ständiger Ärger mit Vor- gesetzten, Über- oder Unterforderung am Arbeitsplatz und Zukunftsängste sind unter anderem Ursachen für den Alkoholmißbrauch. Sicher trifft das auch auf Hoechst zu, aber im Werk wird weitgehend nach der Devise verfahren: "Nur nicht daran rühren." Wie der Alkoholkranke, so bagatellisiert auch das Umfeld das Problem. Nichts anderes tut auch Dr. Schuckmann. Er schätzt zwar den Anteil an Alkoholkranken im Werk ebenso hoch ein wie in der Gesamtbevölkerung. Die damit verbundenen Auswirkungen sieht er aber nicht oder höchstens "verschwindend gering". Damit widerspricht er der Aussage in der werksinternen "Alkoholbroschüre". Darin heißt es: "Unabhängige Stellen schätzen, daß zwischen 20 und 30 Prozent aller Arbeitsunfälle durch Alkohol bedingt oder mitbedingt sind."

Dr. Schuckmann sagt auch, eine "Infrastruktur der Alkoholversorgung" sei ihm nicht bekannt, und er versucht glaubhaft zu machen, daß es auch keine geben kann. Er schottet ab und bagatellisiert damit wieder. Wenn diese Lager wirklich existieren, ist das Alkoholproblem bei Hoechst bestimmt größer als er und andere es wahrhaben wollen.

Hoechst-Betriebsräte des "Forum für durchschaubare Betriebsratsarbeit" i. A. Elisabeth Aporta Hoechst AG 6230 Frankfurt 80

Die Redaktion geht davon aus, daß alle im angesprochenen Artikel zu Wort gekommenen Personen nach ihrem Wissensstand die Wahrheit gesagt haben.

Aufklären möchten wir dagegen ein Mißverständnis: Im Haupttext hieß es, daß "Alkohol beim ,Vertrauensmann' des jeweiligen Betriebs bestellt" werden könne. Damit sind natürlich nicht die nach dem Betriebsverfassungsgesetz gewählten Vertrauensleute gemeint, sondern jene Hoechst-Beschäftigten, die als "Männer des Vertrauens" den Kontakt zu den Alkohol- Lieferanten herstellen.

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

28. Inheidener Seefest

Das 28. Inheidener Seefest am heutigen Samstag wird erstmals gemeinsam von den Gemeinden Inheiden und Trais- Horloff (Kreis Gießen) veranstaltet. Programmpunkte: Fackelschwimmen, Korsofahren des Segelclubs, Musik auf dem Floß, Großfeuerwerk (nach Einbruch der Dunkelheit), anschließend Beach-Party.

Schmetterlingsinvasion aus dem Süden ist kein Signal für eine ökologische Wende / "Es wird zu viel gemäht" Ein Gaukler braucht Disteln Schwalbenschwanz ist da Von Constanze Angermann

HOCHTAUNUSKREIS. Plötzlich erhebt er sich aus der Wiese, flattert über den von der Sonne getrockneten Weg, um sich wieder auf einer lilaleuchtenden Flockenblume niederzulassen, tanzt über der bunt blühenden Sommerwiese und schwebt schließlich davon. Das Bild eines flatternden Tagpfauenauges oder eines in der Luft tänzelnden Kleinen Fuchses kann man noch beobachten. Doch wie sieht es mit den anderen Schmetterlingen aus? Gibt es sie noch, die bunte Vielfalt der Falter, die von vielen als Inbegriff der Sommeridylle empfunden wird?

"Generell gilt: die Artenvielfalt geht zurück." Helmut Winter fürchtet für die Falter das Schlimmste. Der ehemalige Förster und Schmetterlingskenner aus Friedrichsdorf kann sich um so mehr über die "Dummheit" derer ereifern, "die einiges dafür tun könnten, daß es mehr Schmetterlinge gibt". Noch lange nicht resigniert, aber immer wieder enttäuscht predigt er die Grundprinzipien, die den Schmetterlingen das Leben im Hochtaunuskreis leichter machen würden. Und trifft doch oft genug auf Unverständnis.

Daß die Artenvielfalt der Schmetterlinge die Artenvielfalt der Pflanzen voraussetzt, kann er den meisten noch verständlich machen. Doch daß diese Artenvielfalt entstehen muß und daß der Mensch oft genug durch sein Eingreifen dies verhindert, muß er immer wieder feststellen.

Kommunale Grünflächen wie Verkehrsinseln, Wiesen in der Stadt, Böschungen oder das Grün an den Straßenrändern entgehen manchmal dem Auge des ordnungsliebenden Bürgers und Gärtners und bieten deshalb oft genug das, was der Schmetterling braucht: Wildwuchs. Hier findet der Aurorafalter das auf den Wiesen oft schon nicht mehr stehende Wiesenschaumkraut, das ihm Nahrung und den Platz für die Eiablage bietet. Hier wächst noch Ampfer für den Großen Feuerfalter. Vor allem aber bietet die Wiese Schutz und ist das Heim für die kleinen Raupen, die einen Sommer lang kräftig arbeiten müssen, um das zu werden, was Menschen schön finden: ein bunt leuchtender Schmetterling.

Damit die Wiese aber auch diese Funktionen für den Schmetterling erfüllen kann, dürfte sie immer erst im Herbst, also nicht vor September, gemäht werden. "Immer wieder sehe ich einen Randstreifen, der im Juli gemäht wird. Das ist der Tod für die Raupen", bedauert Helmut Winter. Erst vor kurzem habe er wieder gesehen, daß die Grashalme in einem Friedrichsdorfer Wiesengrund gekappt worden seien - mitten im Sommer.

Die Politiker und die Verwaltung, an die dieser Vorwurf geht, wissen zum Teil um die Bedeutung der Wildblumenwiesen und -raine für die Schmetterlinge. Jörg Jakobs (Grünamt Bad Homburg) etwa ist als Schmetterlingsliebhaber froh, daß er im Stadtgebiet auch Wiesen hat, die er nur einmal im Jahr mähen muß. Doch muß er dabei verschiedene Interessen gegeneinander abwägen. Noch immer empfinden viele Bürger und Besucher den englischen Rasen als das Maximum an Ästhetik. Alle Grünflächen in der Innenstadt werden deshalb sechs- bis achtmal im Jahr einem Pflegeprogramm unterzogen. Teile des Kurparks allerdings sollen wieder zur Wiese werden.

Das Problem der verschiedenen Interessen drückt auch den Umweltberater der Stadt Friedrichsdorf, Jörg Naumann. Er kann nur Vorschläge machen, sieht aber das Gesetz auf seiner Seite: Das Naturschutzgesetz gebietet Zurückhaltung beim Mähen von Grünflächen. Dennoch beeinflussen die Schmetterlinge die Entscheidungen der Stadtgärtner selten. Vorrang haben, wie etwa an Verkehrsinseln, die Verkehrssicherheit oder das Schönheitsempfinden der Bürger. Für die Verkehrssicherheit hat Helmut Winter durchaus Verständnis. Doch besteht seiner Ansicht nach auch für das Straßenbauamt, das sich um das Grün am Straßenrand kümmert, ein gewisser Spielraum. "Der Randstreifen muß gemäht werden", das sieht er ein, auch der Graben, in dem sonst das Wasser nicht mehr abfließen kann. "Aber nicht die ganze Böschung hoch". Da tröstet es ihn auch nicht, daß man meinen könnte, in diesem Jahr seien es wieder mehr Schmetterlinge. Es kommt immer wieder vor, daß in Jahren, in denen es früh warm wird, Schmetterlinge aus dem Süden sich weiter in den Norden vorwagen und ganze Flugverbände aus Spanien oder aber auch aus dem Kaiserstuhlgebiet den Weg nach Hessen antreten. In Seulberg flattern derzeit sogar Schwalbenschwänze. Oft genug werden aber durch die importierten Falter die Arten der hier lebenden Schmetterlinge nur zahlenmäßig verstärkt. Eine größere Artenvielfalt bedeuten Invasionen aus dem Süden nicht.

Honecker nimmt Haft gelassen auf

Honecker nimmt . . .

"Bad Homburger Sommer '92" endet am Wochenende mit Europa-Spielen ohne Grenzen im Jubiläumspark Finale mit Feuerwerk Und Drafi Deutscher kommt

BAD HOMBURG. Heute mittag um 13 Uhr fällt der Startschuß: Im Jubiläumspark beginnt unter dem Motto "Europa - Freunde kennen keine Grenzen" der Bad Homburger Mehrkampf.

Die alljährliche Schlußattraktion des Sommer-Kultur-Programms, bei der die Stadtteile gegeneinander antreten, bekommt in diesem Jahr internationalen Charakter: Jede Stadtteil-Mannschaft betreut eine Gruppe aus den Partnerstädten, gemeinsam treten sie zu den Wettspielen an. Tauziehen, Dreibein-Lauf, Fischerstechen, Stabweitsprung und Hindernislauf sind die nicht-olympischen Sportarten, die auf dem Programm stehen. Rund um den Spiel-Parcours sind Zelte aufgebaut, in denen lukullische Spezialitäten aus den Partnerstädten serviert werden, die Patenschaften dafür haben Bad Homburger Gastronome übernommen. Um 20 Uhr sollen die Kämpfe beendet sein. Die Gäste aus den Partnerstädten sind auch beim farbenprächtigen Abschluß-Ereignis des "Bad Homburger Sommers" am Sonntag, 2. August, dabei: Dann steht der Kurpark wieder "in Flammen", das große Feuerwerk wird abgeschossen. Zuvor spielt ab 20.30 Uhr vor dem Kaiser- Wilhelms-Bad das Johann- Strauß-Orchester aus Wiesbaden. s

Kultursommer in Hanau: Vagabunden der Bühne Chawwerusch beherrschten die Szene Die zweifelhafte Karriere eines Tippelbruders Der nächtliche Applaus im Fronhof wollte nicht enden

HANAU. Kultursommer im Fronhof: aus den Natursteinen brütet noch um 21 Uhr die Hitze des Tages, ausgeschnittene Sommerkleider und Shorts sind vom Publikum für den Theaterbesuch bevorzugt worden, der Andrang an der Bar ist groß, Bitzelwasser besonders beliebt. Die Vagabunden der Vagantenbühne "Chawwerusch" schnüren ihr Bündel, stöhnen "Scheißwetter" und nach einem abschätzigen Blick in den Himmel stellt sich ihnen "unweigerlich" die Frage nach dem Winterquartier. Die ersten herzlichen Lacher sind ihnen sicher.

Wie in dem Streifen "Im Kittchen ist kein Zimmer frei" entwickelt sich eine Debatte über die einzigen beiden Möglichkeiten im Warmen zu überwintern: als Simulant im Krankenhaus oder als vermeintlicher Verbrecher im Knast. Pistoletta entscheidet sich für die Rolle der eingebildeten Kranken, Hupka will "als Diogenes durchkommen", denn sein Versuch, in polizeilichen Gewahrsam zu kommen, ist schnell gescheitert.

Nachdem sich die Landstreicher "bis zum Frühling" voneinander verabschiedet haben, überschreitet Hupka mitten auf der Landstraße die Grenzlinie zwischen Wirklichkeit und Märchen. Als "plastische Vision" erscheint ihm eine "hollywoodische Madam", die für ihren Mann, einen Außenminister a.D., einen eigenen Staat sucht. Die osteuropäischen Exemplare findet sie veraltet, eine Monarchie oder eine Republik sind ihr dagegen genehm. Der gewitzte Hupka ("l'etat c'est moi") erfindet ihr das Gewünschte und dient sich ihr als "erster Staatsbürger" des fiktiven Landes Astoria an. Die reiche Dame, ihr seniler Luitpold und ein Lakai eröffnen als erstes eine Botschaft, kreieren eine Hymne, einen nationalen Gruß und glitzernde Orden. Mit diesen Voraussetzungen beginnt nun der unaufhaltsame Aufstieg eines traumhaften Staatgebildes und die zweifelhafte Karriere des Tippelbruders zum Legationsrat. In einer Art "politischer Quadratur des Runden Tisches" macht sich das Hupkasche Triumphirat einflußreiche, ausländische Gäste dienstbar, Einreiswillige und Asylsuchende dagegen werden zynisch einem Hindernislauf ausgeliefert, mit Einlaßsteuern zur Kasse gebeten und dann doch abgewimmelt. Mit den Einnahmen avanciert Astorias First Lady zur Börsenmagnatin. Während einer seiner Grenzkontrollen stößt Hupka auf seine alte Weggefährtin Pistoletta, sie öffnet ihm die Augen über den Unrechtsstaat, bringt ihn auf den Boden der Realität zurück. Entsetzt will er der Welt die Wahrheit sagen, aber sie will sie nicht hören, sein Staatsstreich scheitert. Desillusioniert und mit Pistoletta über den Widerspruch von Staat und Heimat grübelnd, kehrt er auf die Landstraße zurück.

Das Stück "Astoria" stammt aus der Feder des Österreichers Jura Soyfer, der im Alter von 27 Jahren im Konzentrationslager Buchenwald umgekommen ist. Seine Stücke, voll Menschlichkeit, Witz, Poesie und politischer Brisanz, wurden noch Ende der 30er Jahre in Wiener Kellertheatern gespielt, Erich Fried und Otto Tausig brachten sie im Londoner Exil als Glanzlichter des Repertoires im Austrian Center heraus. Von den Chawwerusch-Spielleuten aus Baden-Württemberg wird die Parabel um Staats- und Menschenrecht zur Groteske mit viel Musik. Dramaturgische Anleihen bei Beckett und Brecht, Elemente des Volkstheaters und des Living Theatres verbinden sich zu einem nachdenklich-stimmenden, erschreckend zeitgemäßen Spektakel.

Dabei sind die Mimen in gleicher Weise musikalisch vielseitig (sie alternieren an den diversen Instrumenten) wie verwandlungsfähig (bis auf Emanuel Horscht als Hupka haben alle Darsteller/innen zwei bis drei Rollen zu spielen, was überzeugend gelingt). Kein Wunder, daß der Applaus im nächtlichen Fronhof nicht enden will. RUTH DRÖSE

Kleine FR

Bieberer Info-Stand OFFENBACH. Themen, die die Bieberer berühren, greift heute die FDP-Fraktion an einem Info-Stand auf. Zwischen 10 und 14 Uhr diskutieren die Liberalen vor der Sparkassenfiliale, Aschaffenburger Straße, über den "S-Bahn-Trog" (statt Schlupf), die Einrichtung eines Ortsbeirats und einen gymnasialen Zweig an der Geschwister-Scholl-Schule. Sozialamt geschlossen OFFENBACH. Das Sozialamt wird umstrukturiert und zieht zwischen dem 10. und 14. August innerhalb des Rathauses um. An diesen Tagen ist geschlossen. Aquarelle in der Galerie HEUSENSTAMM. Aquarelle und Ölbilder von Astrid Mertin zeigt vom 7. August bis 5. September die Galerie Irene Rekus, Ludwigstraße 7; Vernissage ist Freitag, 7. August, 19.30 Uhr. Öffnungszeiten: montags und donnerstags von 17 bis 20 Uhr, samstags von 11 bis 15 Uhr. 10 000 Mark für Frauenhaus OFFENBACH. Eine großzügige Spende konnte Oberbürgermeister Wolfgang Reuter jetzt dem Verein "Ein Frauenhaus für Offenbach" zur Verfügung stellen: 10 000 Mark. Den Scheck hatte Reuter von der Firma Honeywell erhalten. Anlaß war das 25jährige Bestehen des Unternehmens in Offenbach. Exportkontrolle im Seminar STADT UND KREIS OFFENBACH. Über "Exportkontrolle in Deutschland" informiert die Industrie- und Handelskammer in einem Seminar am 20. August. Anmeldungen an das IHK-Bildungszentrum, Telefon 069/82 07 234. Ausschuß mit Rädern unterwegs HEUSENSTAMM. Das Hofgut Patershausen besucht am Dienstag, 4. August, der Umwelt- und Freizeitausschuß - Treffpunkt mit Fahrrädern ist um 19 Uhr an der Feldscheune Richard-Wimmer- Straße. Nach der Rundfahrt tagt der Ausschuß im Hofgut. Themen: die Sturm- und Orkanschäden 1990 und das Konzept für die Abfallentsorgung.

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Kulturmix Bad Nauheim. Jazz und Folk im Wald: Railhouse Dixieland Jazzband & Frankfurt Jazz Connection, So. 11 Uhr, Waldhaus Da Capo, Rosbacher Str. 20.

Wunschkonzert mit dem Orchester B+O, Sa. 19.30 Uhr, Trinkkuranlage.

Kurkonzert, Sa. 10.30, 15.30 Uhr; So. 10.30 Uhr.

Bad Vilbel. Burgfestspiele: "Dame Kobold" v. Calderòn de la Barca, Sa. 20.15 Uhr; "Der Regenmacher" v. R. Nash, So. 20.15 Uhr, beide Veranst. Wasserburg.

Bürgeraktive: Jazzfrühschoppen in der Saalburg, Treffpunkt: So. 9.30 Uhr Zentralparkplatz (Fahrt mit Privat-Pkws) oder 10 Uhr Saalburg.

Butzbach. Ev. Kirchengemeinde: Orgelkonzert, So. 20 Uhr, Markuskirche.

Nidda. Kurkonzert, Sa. 10.30-11.30 u. 15.30-17.30 Uhr, So. 10.30-11.30 Uhr, Trinkkurhalle Bad Salzhausen.

Hirzenhain. Puppentheater Der Vogelsberger Kasper: "Die Wunderäpfel", Vorstellung für Kinder, So. 15 Uhr, Märchenland Merkenfritz. Lesung Bad Vilbel. Burgfestspiele: Literarische Matinee mit Gabriele Wohmann - "Das Salz, bitte", So. 11 Uhr, Wasserburg. Gruppen / Vereine Friedberg. Aquarien- u. Terrarienfreunde Wetterau: Informationsveranstaltung, Sa., kleine Freiheit vor Gastwirtschaft Schillerlinde.

Bad Nauheim. GV Frohsinn: Infostand und Chorgesang, Sa. ab 9 Uhr, Fußgängerzone. Marinekameradschaft: Kameradschaftsabend, Sa. 20 Uhr, Sportheim.

Bad Vilbel. Briefmarkensammlerverein: Großtauschtag, So. 9-16 Uhr, Kurhaus. Verein f. Vogelschutz u. Landschaftspflege: Gartenfest, Sa. 18 Uhr, Hainwinkel. Angelsportverein 53/67: Dortelweiler Anglerfest, Sa. ab 16 Uhr, So. ab 10 Uhr, Niddasportgelände Dortelweil.

Butzbach. Verein der Hundesportfreunde: Monatsversammlung, Sa. 19.30 Uhr, Vereinsheim der SV OG Kirch- Göns/Pohl-Göns.

Verein f. Deutsche Schäferhunde, OG Kirch-Göns/Pohl-Göns: Monatsversammlung, Sa. 19.30 Uhr, Vereinsheim.

Obst- u. Gartenbauverein Pohl-Göns/ Kirch-Göns: Sommerschnittlehrgang, Sa.

HSV Degerfeld: Mixed-Großfeldturnier, So. ab 10 Uhr, Schrenzerstadion.

VHC: Wanderung Niederbiel-Leun, So.

Echzell. Schnauz-Club: Feier zum 15jährigen Bestehen, Sa., Bingenheim.

Florstadt. FCC Niddageister: Kindergrillfest, Sa., Grillhütte Ober-Florstadt.

Karben. FFW Gronau: Brunnenfest, Sa. ab 15 Uhr, Brunnen Gronau.

KSG 1920 Groß-Karben: Straßenfest, Sa., W.-v.-Braun-Str., Höhe Gaststätte Turnhalle.

FFW Petterweil: Tag der offenen Tür, Sa. Feuerwehrgerätehaus.

Ev. Luth. Kirchengemeinde St. Michaelis Kl.-Karben: Gottesdienst mit Laienspielgruppe, So. 19.30 Uhr, Ev. Kirche.

Altenstadt. TTG Lindheim: Tischtennis- Pokalturnier, Sa. u. So., Altenstadthalle.

Schloßclub Höchst: Schloßfest, So. ab 10 Uhr, Schloß Günderrode Höchst.

Nidda. Eghalanda Gmoi z'Nidda: Hutza Abend, Sa. 20 Uhr, Central-Café.

Brieftaubenverein Ober-Lais: Grillfeier, Sa.

TV Eichelsdorf: Sommerfest, Sa. u. So., Sportgelände.

Kleintierzuchtverein U.-Schmitten: Kreisjungtierschau, Sa. u. So., Vereinszelt. SKG Fauerbach: AH-Stadtmeisterschaft Fußball, Sa. u. So., Sportplatz Fauerbach. Ortsbeirat Wallernhausen: Schwimmbadfest, So., Schwimmbad Wallernhausen. VHC: Wanderung mit VHC Eichelsachsen und Laubach, Treffpunkt: So. 9 Uhr, Bürgerhaus.

Büdingen. Vereinsgemeinschaft Düdelsheim: Kinderfest, Sa. u. So. ab jew. 10 Uhr, Schule Düdelsheim.

SV Orleshausen: Fußball-Turnier, Sa. u. So., Orleshausen.

VHC: Wanderung Bleichenbach-Lindheim, So.

Geflügel-Zuchtverein Düdelsheim: Grillabend, Sa., Düdelsheim.

Guttempler Wander-Rallye Oberhof, So.

Ortenberg. SC Rot-Weiß Gelnhaar: 60jähriges Bestehen, Fußballwochenende Sa. u. So., Sportplatz Gelnhaar.

Vereinsgemeinschaft Usenborn: Kirmes, Sa. u. So., DGH Usenborn.

Eckartsborner Carneval-Verein: Grillfest, Sa., DGH Eckartsborn.

Sportfischerclub: Fischerfest, Sa. u. So.

DRK-Bereitschaft: Tag der offenen Tür, So. Notarztzentrale Gelnhaar.

Gedern. Landfrauen Wenings: Backhausfest, Sa., Im Hof.

KSG Ober-Seemen: Gaudi-Turnier, Sa. Ferienveranstaltungen Karben. KSV 1890: Super Schnupper- Tag (am Sa.); Spielfest am So.

Ortenberg. Moto-Cross-Club Eckartsborn: BMX- u. Montainbike-Geschicklichkeitsrallye, Sa. Vorträge / Kurse Friedberg. DRK: Lebensrettende Sofortmaßnahmen, Kurs für Führerscheinbewerber, Sa. 8.30 Uhr, Homburger Str. 26.

Bad Vilbel. DRK: Lebensrettende Sofortmaßnahmen, Kurs für Führerscheinbewerber, Sa. 8.30 Uhr, Friedrich-Ebert- Str. 34.

Obst- u. Gartenbauverband Wetteraukreis: Schnittlehrgang für Obstbäume, Treffpunkt: Sa. 9 Uhr, Sitzungssaal des Rathauses, Parkstr. 15.

Butzbach. DRK: Lebensrettende Sofortmaßnahmen, Kurs für Führerscheinbewerber, Sa. 8.30 Uhr, Gr. Wendeler Str. 12.

Altenstadt. Obst- u. Gartenbauverein: Sommerschnitt - Vortrag und Übungen, Treffpunkt: Sa. 9 Uhr, Altenstadthalle. Parteien / Parlamente Wölfersheim. SPD-Ortsbezirk: Brükkenfest, Sa. ab 8 Uhr, auf der Brück.

Florstadt. SPD OB Staden: Sommerfest, Sa., ab 15 Uhr, Grillhütte am Sauerbrunnen. Karben. SPD Petterweil: ab 10.30 Uhr Sommerfest, ab 14 Uhr Kinderfest, So., Albert-Schäfer-Haus. Verschiedenes Friedberg. Führung durch die Altstadt mit R. Zuch, Treffpunkt: Sa. 14 Uhr, Wetterau-Museum. Bad Nauheim. Tanztee, So. 15 Uhr, Kurhaus.

Bad Vilbel. Erzeugergemeinschaft Wetterauer Direktvermarkter: Bauernmarkt, Sa. 8-13 Uhr, Frankfurter Str. 85.

Butzbach. Kirchweih im Stadtteil Münster, Sa.

Nidda. Tanzabend mit der Tanzkapelle Flamingos, Sa. 19-22.30 Uhr; Tanztee So. 15-18 Uhr, Kursaal Bad Salzhausen.

Büdingen. Künstlermarkt, So. ab 10 Uhr, rund um die ev. Kirche.

Stadtführung, Treffpunkt: Sa. 14 Uhr, Pavillon Damm.

Kirchweih im Stadtteil Wolf, Sa. u. So.

Ortenberg. Discothek Alcazar: "Weihnachtsfest", Sa. 20 Uhr, Selters.

Vereinsgemeinschaft Usenborn: Kirmes, Sa. u. So., DGH Usenborn.

Schotten. Sommermarkt mit Altstadtfest, Sa. u. So., Historische Altstadt. Ausstellungen Friedberg. Jac Leirner - Blue phase and ghost, Öffnungszeiten: Di., Mi., Do., So. 11-19 Uhr, nach Vereinbarung unter 0 60 31 / 24 43, Galerie Hoffmann, Görbelheimer Mühle, Fauerbach (bis 15. 8.).

Ev. Kirchengemeinde: Martin Niemöller (1892-1984), Ausstellung zu den Öffnungszeiten der Dankeskirche (bis 31. 8.).

Büdingen. Büdinger Geschichtsverein: "Der Herrnhaag, die Herrnhuter und Büdingen", Öffnungszeiten: Di.-Fr., 10-12 Uhr, Mi. u. Sa., 15-17 Uhr, So. u. Feiertage 10-12 u. 15-17 Uhr, Heuson- Museum im Rathaus (bis 29. November). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Otto - der Liebesfilm (Sa. 15, 20.15, 22.30, So. 13.45, 16, 18, 20.30 Uhr) - Blende: Wayne's World (Sa. 15, 20.15, So. 13.45, 16, 18, 20.30 Uhr); Basic Instinct (Sa. 22.15 Uhr) - Studio: Feivel, der Mauswanderer II (Sa. 15, So. 13.45, 16 Uhr); Die Hand an der Wiege (Sa. 20.15, 22.30, So. 18, 20.30 Uhr) - Keller: Batmans Rückkehr (Sa. 15, 20.15, 22.30, So. 13.45, 16, 18, 20.30 Uhr).

Bad Nauheim. Terminus: Das singende, klingende Bäumchen (Sa. u. So. 15.30 Uhr); Stop oder meine Mami schießt (Sa. u. So. 19 Uhr); Edward II (Sa. u. So. 21.15 Uhr).

Butzbach. Bambi: Wie ein Licht in dunkler Nacht (Sa. u. So. 15, 20 Uhr) - Capitol: Batmans Rückkehr (Sa. u. So. 15, 20 Uhr).

Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: Goldregen (Sa. 16 Uhr); Emil und die Detektive (Sa. 18 Uhr).

Büdingen. Royal: Otto - der Liebesfilm (Sa. 20, 22.30, So. 15, 17.15, 20 Uhr) - Princess: Batmans Rückkehr (Sa. 20, 22.30, So. 15, 17.15, 20 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Mambo Kings (Sa. u. So. 19.45 Uhr); Edward II (Sa. u. So. 22 Uhr).

Lich. Traumstern: Von Luft und Liebe (Sa. u. So. 19.30 Uhr); Van Gogh (Sa. u. So. 21.45 Uhr).

Ein zentraler Busbahnhof

Der zentrale Omnibusbahnhof und eine Park-and-ride-Anlage (Gesamtkosten 2,3 Millionen Mark) sind jetzt in Weilburg ihrer Bestimmung übergeben worden.

Schon wieder Feuer bei Holz-Jäger Flammen flackerten erneut auf

WEHRHEIM. Noch einmal Feuer ausgebrochen ist gestern morgen gegen 4.15 Uhr bei der Holzlagerhalle und dem Spänebunker der Holz-Jäger GmbH im Wehrheimer Gewerbegebiet am Kappengraben.

Um 5.30 Uhr hatte die Wehrheimer Feuerwehr den Brand mit Einsatz von zwölf Feuerwehrleuten gelöscht.

Die beiden Gebäude waren am Mittwoch um die Mittagszeit bereits bis auf verkohlte Stummel abgebrannt (die FR berichtete). Die Ursache des neuerlichen Brandes ist bisher ungeklärt.

"Wir nehmen an, daß das Feuer nichts mit dem ersten Brand zu tun hat", sagte Ortsbrandmeister Dieter Messinger. Theoretisch könne sich zwar ein zusammengeschobener Haufen aus Brandresten wieder entzündet haben, doch nach über 36 Stunden sei das eher unwahrscheinlich.

Eine große Gefahr sei von dem Feuer gestern nacht nicht ausgegangen, betonte Messinger weiter. Die Feuerwehrleute zogen die brennenden Reste auseinander und löschten sie.

Die Ursache für den große Brand am Mittwoch ist ebenfalls noch ungeklärt. "Daß Sägemehl oder Holz sich selbst entzünden, ist eher unwahrscheinlich", erklärte der Ortsbrandmeister. Im betroffenen Betrieb sei ja wegen Urlaubs nicht gearbeitet worden.

"Ich glaube eher an eine weggeworfene Zigarette oder etwas ähnliches als Auslöser", meinte Messinger.

Bei dem Brand am Mittwoch war ein Schaden von rund 150 000 Mark entstanden. Neben Holzhalle und Spänebunker waren auch zwei geparkte Autos vernichtet worden. jom

Ferienspiele von AWO, EKV und Caritas sind zu Ende: Sie werden immer mehr von jüngeren Kindern genutzt Stadtranderholung dient als Ersatz für den Hort Eine Chance für alleinstehende Väter und Mütter Von unserem Redaktionsmitglied Siegfried Scholz OFFENBACH. Kein Kind hat sich im Wald verirrt, ist nicht in irgendeinen Brunnen gefallen oder hat sich ein Bein gebrochen. Nur die üblichen Blessuren an Knien und Ellbogen gab es. Nach fünfwöchiger Dauer sind für rund tausend Kinder die Stadtranderholungen bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO), beim Evangelischen Kirchengemeindeverband (EKV) und der Caritas zu Ende gegangen: Keine Katastrophen, alles ist gut gelaufen, allen hat es wieder viel Spaß gemacht, und es war so schön wie immer, ziehen die Organisatoren Bilanz. Finanziell sind die Ferienspiele ebenfalls ganz gut über die Runden gekommen, wenn auch AWO und EKV zuschießen müssen. Die Stadt Offenbach zahlt für jedes Kind pro Tag einen Zuschuß von 25,50 Mark, weil ja gerade Großstadtkindern ein attraktiver Urlaub im Grünen, und wenn es nur am Stadtrand ist, ermöglicht werden soll.

Für die Eltern sind die Teilnahmegebühren sozial gestaffelt, das Sozialamt hilft. Das erste Kind kostet pro Woche bei voller Verpflegung 80 Mark, das zweite 50 Mark und das dritte 20 Mark, weitere Brüderchen und Schwesterchen kommen umsonst mit.

AWO und EKV feierten bereits vor einer Woche im Hainbachtal und auf der Rosenhöhe ihre traditionellen Abschlußfeste, gestern beendete die Caritas ihr Ferienfestival. Jeden Tag kamen durchschnittlich 145 Kinder in das Ferienzentrum der Caritas auf der Rosenhöhe, Schumannstaße. In den zwei Durchgängen wurden insgesamt 250 Kinder von 31 Helfern betreut. Das entspricht einer Kapazitätsauslastung von 80 Prozent. Etwa ein Drittel davon sind ausländische Kinder. So war das Caritas-Motto der Ferienspiele "Europa in Offenbach" ein voller Erfolg.

Ähnlich wie AWO-Ferienspieleleiter Winfried König stellte Andrea Feisel fest: Im Gegensatz zu früher kommen mehr kleinere Kinder zur Stadtranderholung und weniger die 13- bis 14jährigen. Andrea Feisel nennt diesen Grund: Es gibt immer mehr alleinerziehende Mütter und Väter. Weil in der Ferienzeit die Horte und Kitas geschlossen sind, suchen die Eltern für ihre Kleinen eine Betreuung und nutzen dafür die Stadtranderholung, wo sie gut aufgehoben sind.

Für die Größeren gibt es andere Angebote, außerdem können sie tagsüber allein gelassen werden. Andrea Feisel ist aufgefallen: Die Kinder von heute sind selbständiger, aktiver, aber auch aggressiver geworden.

Die Arbeiterwohlfahrt betreute im Hainbachtal mit 60 Helfern täglich 290 Kinder, insgesamt kamen 460 Kinder, etwa gleich viel wie im Vorjahr. Darunter waren auch zwölf behinderte Kinder. Damit sind die Platzkapazitäten ausgeschöpft. Im Gegensatz zu früher fanden weniger ausländische Kinder den Weg ins Hainbachtal. Winfried König führt das darauf zurück, daß die ausländischen Eltern bereits bei der Anmeldung benachteiligt sind: "Sie erfahren den Anmeldungstermin zu spät, und wir sind immer sehr schnell ausgebucht."

Pfarrer Dr. Michael Frase zieht eine ähnlich positive Bilanz über die evangelischen Ferienspiele rund ums Martin-Luther-Haus auf der Rosenhöhe. Täglich können hier 230 Kinder von bis zu 35 Helfern betreut werden. Man war ausgebucht, denn insgesamt kamen 375 Kinder in den fünf Wochen in den Ebsenweg zu gruppenübergreifenden Workshops mit dem Thema "Zirkus".

Auffällig: Die Kinder haben anfangs Schwierigkeiten, sich in der Gemeinschaft zurechtzufinden und frei und kreativ zu spielen. Pfarrer Frase schließt daraus, daß die Kinder zu viel Fernsehen und zu viel am Computer spielen.

Olympiaprogramm

Samstag, 1. August FECHTEN, Entscheidung Degen Einzel der Männer (20.00 Uhr).

GEWICHTHEBEN, Entscheidung bis 90 kg (18.30 Uhr).

HANDBALL, Vorrunde, u. a. USA - Deutschland der Frauen (15.00 Uhr).

HOCKEY, Vorrunde, u. a. Deutschland - Ägypten der Männer (9.45 Uhr).

JUDO, Entscheidungen, bis 52 kg Frauen (22.20 Uhr), bis 65 kg der Männer (22.28 Uhr).

KANU, Entscheidungen, Slalom Einer-Kajak Frauen (9.00 Uhr), Einer- Canadier Männer (9.00 Uhr).

LEICHTATHLETIK, Entscheidungen, Marathon Frauen (18.30 Uhr), Speerwerfen Frauen (19.20 Uhr), 100 m Frauen (19.45 Uhr), 100 m Männer (20.00 Uhr).

RUDERN, Entscheidungen (Vierer ohne, Frauen (9.10 Uhr), Doppelzweier Frauen (9.20 Uhr), Zweier ohne, Frauen (9.,40 Uhr), Vierer mit, Männer (10.00 Uhr), Doppelzweier Männer (10.20 Uhr), Zweier ohne, Männer (10.40 Uhr), Einer Männer (11.00 Uhr).

SCHIESSEN, Entscheidungen, Luftpistole Frauen (12.00 Uhr), Laufende Scheibe Männer (10.40 Uhr).

SEGELN, Entscheidung, Soling.

TURNEN, Entscheidung, Geräte Frauen (20.00 Uhr).

WASSERBALL, Vorrunde, u. a. Deutschland - Frankreich (18.30 Uhr).

FERNSEHEN: Das ZDF überträgt die Olympischen Sommerspiele live von 9.00 bis 0.15 Uhr. - Rund um die Uhr berichtet auch EUROSPORT von den Sommerspielen. Sonntag, 2. August BASKETBALL, Vorrunde, u. a. Deutschland - Brasilien der Männer (9.30 Uhr).

BOGENSCHIESSEN, Entscheidung der Frauen (13.00 Uhr).

FECHTEN, Entscheidung Säbel der Männer (20.00 Uhr).

GEWICHTHEBEN, Entscheidung bis 100 kg (18.30 Uhr).

HANDBALL, Vorrunde, u. a. Ägypten - Deutschland der Männer (14.30 Uhr).

HOCKEY, Vorrunde, u. a. Kanada - Deutschland der Frauen (18.00 Uhr).

JUDO, Entscheidungen, bis 48 kg Frauen (22.22 Uhr), bis 60 kg Männer (22.28 Uhr).

KANU, Entscheidung Slalom Einer- Kajak Männer, Zweier-Canadier Männer (ab 9.00 Uhr).

LEICHTATHLETIK, Entscheidungen Hammerwerfen (16.30 Uhr), Hochsprung Männer (18.00 Uhr), 3000 Meter Frauen (21.00 Uhr), Siebenkampf Frauen (21.30 Uhr).

RADSPORT, Entscheidung Einzel Straße Männer (8.30 Uhr).

RUDERN, Entscheidungen Einer Frauen (9.10 Uhr), Doppelvierer Frauen (9.20 Uhr), Achter Frauen (9.40 Uhr), Zweier mit, Männer (10.00 Uhr), Vierer ohne, Männer (10.30 Uhr), Doppelvierer Männer (10.40 Uhr), Achter Männer (11.00 Uhr).

SCHIESSEN, Entscheidung Trap (14.00 Uhr)

SEGELN, Entscheidungen Lechner A 390 Männer und Frauen (13.00 Uhr), Tornado, Starboot, Flying Dutchman (ab 13.30 Uhr).

TURNEN, Geräte Männer (20.00 Uhr).

WASSERBALL, Vorrunde, u. a. GUS - Deutschland (19.45 Uhr).

Die ARD überträgt die Olymischen Sommerspiele live von 9.00 Uhr bis 22.30 Uhr live. - Rund um die Uhr berichtet auch EUROSPORT von den Spielen.

Für die Händlerschürze:

USA: Flugzeug beim Start in Flammen

Wie im richtigen Gaukler-Leben

WEILROD. "Ja, wir fahr'n, ja wir fahr'n als Gaukler weg! Ja, wir fahr'n, ja, wir fahr'n im Gauklertreck!" Hoch auf den lustigen Wagen saßen und sangen Kathleen und Lissy aus dem brandenburgischen Lauchhammer, die Anspacherin Elke und Laure, Takdira und Khaled aus Marseille und Clermont-Ferrand. "Wir haben mehr gegrölt als gesungen", sagt Kathleen. Und sie haben gewunken, als sie durch die Dörfer zogen - obwohl die Anspacher sie beim Proben "vertrieben" haben. "Die wollten das Trommeln nicht hören." Wie im richtigen Gaukler-Leben.

Als Martin Seel vom Altweilnauer JuZ tags zuvor mit einem Lautsprecher kreuz und quer durchs Usinger Land fuhr, um für die Gaukler die Werbetrommel zu rühren, haben alle die Ohren gespitzt. Fenster wurden aufgerissen, nachbarschaftlicher Plausch abrupt unterbrochen. Was ist los? Immer wenn der Lautsprecher kommt, droht Wasser-Alarm. Ein neuer Wasser-Notstand? Wo und wann wird abgestellt? - Fehlanzeige! Es kommen nur die Gaukler.

Arkus, Lisa, Donna und Chico genießen alles andere als ein Hundeleben. Die Vierbeiner stromern nach Lust und Laune und ohne Leine mitten durchs Gewühl. Die Gemündener Pudeldame Donna muß als Dorffremde allerdings auf Distanz gehen. Und Arkus muß auf seinen Abendspaziergang warten. Sein Herrchen will erst einmal wissen: "Warum komme die Leut' überhaupt?"

Marie Jung ist schon 86 Jahre alt. Als sie um halb sechs vom Gießen auf dem Friedhof zurückkam, "da habbe die schon hier rumgemacht". Da blieb sie gleich auf dem Dorfplatz. Sie erinnert sich noch an früher, als Zirkuswagen mit Hunden ins Dorf kamen: "Unne uff de Wiss, wo noch net gebaut war." Um neun packt sie ihren Spazierstock: "Ich geh noch mal rin und guck dann wieder vorbei."

Stefan Schreibers Blick ist geschärft. Im Gegensatz zum ersten Gaukler-Treck vor sechs Jahren, fällt ihm auf, daß diesmal "die Nationalitäten gemischt sind". Das findet er gut. "Altweilnau ist ein relativ offener Verein", meint er. Der Grund: Unter den rund 750 Einwohnern seien auch Heimatvertriebene und Aussiedler. "Die 120 Flüchtlinge, die wir aufnehmen mußten, haben sich auch ins Ortsbild eingegliedert." Die anfänglichen Befürchtungen seien "irgendwie untergegangen". cn

Samstag / Sonntag, 1./ 2. August

Theater Volkstheater Frankfurt, Tel. 28 86 98: Sa., 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23 (bei Regen im Volkstheater).

Lesbisch Schwules Jugendtreffen: Sa., 20.30 Uhr, Abschlußrevue & Disco; Volksbildungsheim, Eschenheimer Anlage 40.

Circus Fliegenpilz, Tel. 707 59 47: Sa./So., 16 & 20 Uhr, Vorstellungen in der Wasser-Manege; Bockenheimer Depot.

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: Sa., 20 u. 23.30 Uhr, Variete-Revue. Musik Batschkapp, Maybachstr. 24: Sa., 22 Uhr, Idiot Ballroom.

Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: Sa., 22 Uhr, Love Lies & Lonliness - Swing & Broadway; So., 22 Uhr, Lady's Night.

Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Six Pack; So., 19.30 Uhr, All About the Blues.

Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: Sa., 21 Uhr, Eddie Gonzalés, So., 15.30 Uhr, Colin Frost.

Al Andalus, Affentorhaus 1: Sa., 19 Uhr, Flamenco Show; So., 19 Uhr, Sevillanas.

Jazzkneipe, Berliner Str.: Sa., 22 Uhr, High Fly Quartett; So., 22 Uhr, Piano George.

Summertime Festival: So., 11 Uhr, Oriental Connection Masut Ali & Peter Giger, Historisches Museum, Saalgasse 19; So., 11 Uhr, Skyline - Mainstream Jazz, Burggraben Höchst.

Kulturkreis Östliches Frankfurt: So., 11 bis 13 Uhr, Latin & Swing; Fechenheim, Burglehen/Linn (bei Regen im JUZ Fechenheim, Starkenburger Str. 1).

Palais Osthafen, Daimlerstr./Schielestr.: Sa., 22.30 Uhr, Dancefloor - Frankfurt Manchester Club Connection.

Zeil, Hauptwache: Sa., 12 Uhr, Grand Tam Tam.

Romanfabrik, Uhlandstr. 21: Sa., 20.30 Uhr, Life Is Not A Party - Folk & Rock.

Kammeroper, Kastanienallee: Sa./So., 20.30 Uhr, "Untreue lohnt sich nicht".

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: Sa., 15.30 Uhr, Musikverein Burgjoß; So., 11 Uhr, Philharmonisches Orchester/Dirigent: Hans-Dieter Resch; 15.30 Uhr, Musikverein Blankenbach; 18 Uhr, Tanzorchester.

Slawia Tanzensemble: So., 18.30 Uhr, Bulgarische Folklore; Sachsenhäuser Mainufer/Höhe Postmuseum.

Lieder im Park, Grüneburgpark (bei schlechtem Wetter in der Brotfabrik): Sa., 14.45 Uhr, Chris Paulson, Claus Boesser, Markus Sprengler, Node Chaode, Michele Baresi & HR-Amateurparodisten.Literatur Switchboard, Alte Gasse 36: Sa., 18 Uhr, Lesung "Ex-DDR Schwul/lesbische Zeitung - Aus einer anderen Welt". Vorträge / Diskussionen Club Voltaire, Kl. Hochstr. 5: So., 19.30 Uhr, Vortrag & Diskussion "500 Jahre Kolumbus - (K)ein Grund zu feiern?".

Lesbisch Schwules Jugendtreffen: Sa., 11 Uhr, Diskussion über "Coming Out"; Sa., 18 Uhr, Diskussion "Jugendliche und Aids"; Veranstaltungszelt Ostpark. Museen / Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: So., 11 Uhr, Führung zu "Andy Warhol und die Pop Art".

Jüdisches Museum, Untermainkai 14/15: So., 14 Uhr, Führung zum Thema "Juden in Frankfurt". Liebieghaus, Schaumainkai 71: So., 11 Uhr, Führung zum Thema "Die frühchristliche Wallfahrt zum Heiligen Menas: Topographie und Funde".

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 29: So., 12 Uhr, Führung zum Thema "Glas vom Mittelalter bis zum Jugendstil".

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: So., 11 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Fremdes Gold"; So., 14 bis 16 Uhr, Vorführung der Herstellung traditioneller Ohrgehänge.

Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53: So., 15 Uhr, Führung zur Sonderausstellung "Die Künstlerpostkarte" danach Zeichenwerkstatt für Jugendliche & Erwachsene.

Historisches Museum, Saalgasse 19: So., 14 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Werkstätten der Humanität - 250 Jahre Freimaurer in Frankfurt".

Ikonenmuseum, Brückenstr. 3-7: So., 12 Uhr, Führung zu den Neuerwerbungen.

Städel, Dürerstr. 2: Führungen in der Gemäldegalerie Sa., 11 Uhr, zum Thema "Malerei des Rokoko" und So., 11 Uhr, zum Bild des Monats - "Stephan Lochner - Altarflügel mit den Apostel-Matyrien sowie Sa., 15 Uhr, So., 11 Uhr, Führung in der Sonderausstellung "Richard Diebenkorn - Retrospektive".

Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich im "Kulturpanorama" in der Abendausgabe sowie jeden Donnerstag auf der Seite "Was-Wann-Wo". Filme/Kino JUZ-Bockenheim, Varrentrappstr. 38: So., 20 Uhr, "Der mit dem Wolf tanzt".

Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite A 4 im Anzeigenteil. Wanderungen / Stadtrundgänge DBV Naturschutzbund (KV Ffm): So., 8 Uhr, Vogelkundliche Wanderung "Fasanerie - Klein-Auheim"; Treffpunkt Steinheim Bf (Info 354 386).

Pfälzerwald-Verein: 7 Uhr, Wanderung Thüringische Rhön; Treffpunkt HBF-Südseite (Info 54 96 74).

Spessartbund: So., 8 Uhr, Gausternwanderung Vorspessart; Treffpunkt Paulsplatz/Berliner Str.

Schwarzwaldverein: 8.30 Uhr, Wanderung Geißhöhe/Wildensee/Eschau; Treffpunkt Paulsplatz/Berliner Str. (Info 44 61 06).

Frankfurter Stadt- & Gästeführer: Sa./So., 15 Uhr, Stadtrundgang, Treffpunkt Justitiabrunnen Römerberg. Feste Mainfest: Sa./So. 12 bis 24 Uhr, Volksfest; Römerberg & Mainufer.

Fidele Nassauer: Sa., 14 Uhr, Sommerfest, Clubhausgelände im Wenzelweg.

Kleingartenverein "Am Kastanienwald": Sa., 16 Uhr, Gartenfest, verlängerte Kleyerstraße (auch So., 10 Uhr).

Turnerschaft 1856 Griesheim: Sa., 14 Uhr, Sommerfest der Tennisabteilung, Bingelsweg 1.

Kleingärtnerverein Westpark: Sa., 14.30 Uhr Sommernachtsfest, Rebstockpark, Nähe Rebstockbad (auch So., 10 Uhr).

Arbeiterwohlfahrt Bornheim: Sa., 15 Uhr, Sommerfest, Kohlbrandstraße 24.

SDP Riederwald: Sa., 14.30 Uhr, Sommerfest am Bürgerhaus, Max-Hirsch-Straße 34.

Volkschor Liederkranz: Sa., 18 Uhr, Sommernachstfest, Kleingartenanlage Dorfelder Weg.

Elterninitiative Sachsenhausen: Sa., 14.30 Uhr, Sommerfest und Basar rund um das Spielhaus Brückenstraße.

Verein für Schutz- und Polizeihunde Schwanheim: Sa., 14 Uhr, Sommernachtsfest, Vereinsgelände, Schwanheimer Bahnstraße.

Liederkranz Schwanheim: Sa., 18 Uhr, Sommernachtsfest auf dem Waldsportplatz.

Arbeiterwohlfahrt Niederrad: Sa., 15 Uhr, Kinderfest, Im Mainfeld 16. Sportliches Frankfurter Billard Club: Sa./So., 10 Uhr, German-Grand-Prix, Borsigallee 45.

Frankfurter Sparkasse: So., 12.30 Uhr, Endrunde Sparkassen-Cup (Fußball), Sportanlage Spvgg. 02 Griesheim, Eichenstraße.

Rudererdorf: Sa., 14.30 Uhr, Regatta, Mainwasenweg (auch So., 14 Uhr). Sonstiges Briefmarkensammler Moenus: So. 9-13 Uhr, Briefmarkentausch; Bürgertr., Saalburgstr. 17.

Gruppe zur Versöhnung der Völker, Inheidener Str. 67: So., 14 Uhr, Treffen. Märkte Bornheim, Berger Str.: Sa., 8 bis 14 Uhr, Wochenmarkt. Innenstadt, Konstabler Wache: Sa., 8 bis 14 Uhr, Frankfurter Erzeugermarkt.

Frankfurter Flohmarkt, Sachsenhäuser Mainufer zwischen Eisernem Steg u. Holbeinsteg, Sa., 9 bis 14 Uhr. Apotheken

Samstag Folgende Apotheken sind von Samstag, 8.30 Uhr bis Sonntag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:

Apotheke am Frankfurter Berg, Berkersheimer Weg 6, Tel. 5 48 12 02; Apotheke am Palmengarten, Bockenheimer Landstraße 72-74, Tel. 72 76 13; Apotheke am Rebstock, Ackermannstraße 82, Tel. 73 42 62; Bahnhof-Apotheke, Höchst, Dalbergstraße/Ekke Antoniterstraße, Tel. 30 10 54; Barbara-Apotheke, Wittelsbacherallee 71, Tel. 44 87 17; Berg-Apotheke am Wendelsplatz, Sachsenhausen, Darmstädter Landstraße 78, Tel. 62 16 17; Fraunhof-Apotheke, Niederrad, Bruchfeldstraße 29, Tel. 67 23 65; Hadrian-Apotheke, Nordweststadt, In der Römerstadt 118, Tel. 57 11 16; Kronprinzen-Apotheke, Münchener Straße 24, Tel. 23 31 72; Nibelungen-Apotheke, Nibelungenallee 59, Tel. 55 48 44 und 55 49 47; Riederwald-Apotheke, Riederwald, Raiffeisenstraße 77, Tel. 41 37 17; Rundschau-Apotheke, Rundschauhaus, Große Eschenheimer Straße 16, Tel. 28 40 20. Sonntag Folgende Apotheken sind von Sonntag, 8.30 Uhr, bis Montag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:

Andreas-Apotheke, Eschersheim, Waldeckerstraße 5, Tel. 52 08 10; Bechtenwald-Apotheke, Zeilsheim, Bechtenwaldstraße 64, Tel. 36 43 32; Carolus-Apotheke, Sachsenhausen, Brückenstraße 21, Tel. 61 19 15; Ebelfeld-Apotheke, Heinrich-Lübke-Straße 7, Tel. 76 10 54; Kalbach-Apotheke, Kalbach, Kalbacher Hauptstraße 51, Tel. 50 36 85; Kepler-Apotheke, Eckenheimer Landstraße 73, Tel. 59 02 96; Kreuz-Apotheke, Schwanheim, Vogesenstraße 29, Tel. 35 01 82; Kuhwald-Apotheke, Müllerstraße 30, Tel. 77 17 35; Lotus-Apotheke, Kaiserstraße 72, Tel. 23 63 12; Lukas-Apotheke, Parlamentsplatz 4a, Tel. 44 75 71; Mozart-Apotheke, Griesheim, Alte Falterstraße 24, Tel. 38 30 48; Zeil-Apotheke, Zeil 27, Tel. 28 25 71. Ärztlicher Notdienst

Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (Sa., 14 Uhr, bis Mo., 6 Uhr)

Tierärztin Röhnicke, Am Buchwald/Ecke Saalburgallee, Bornheim, Tel. 43 21 11; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich) Telefon 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21-82 77-366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben. - ohne Gewähr -

Wir gratulieren

Herrn Friedrich Heiland zum 70. Geburtstag am 2. August.

Wir gratulieren

Frau Philippine Jost aus Nidderau-Ostheim zum 80. Geburtstag am Samstag, 1. August.

Herrn Wilhelm Keim aus Erlensee- Langendiebach zum 80. Geburtstag am Samstag, 1. August.

Frau Anna Pusch aus Großkrotzenburg zum 85. Geburtstag am Sonntag, 2. August.Wir gratulieren

Herrn Johann Handl zum 70. Geburtstag.

Verkehrsberuhigung sorgt für allerhand Unruhe / Am Montag geht es in Kronberg los Rabiat gegen Tempo 30

BISS klagt vor Gericht Von Annette Wittkopf

KRONBERG. Am Montag geht es los mit der neuen Verkehrsführung. "Das war viel mehr Arbeit, als wir uns vorher vorstellen konnten", sagte Erster Stadtrat Karsten Stahlberg. Praktisch jedes Verkehrsschild mußte überprüft oder erneuert werden.

Erschreckende Aggressivität von Autofahrern erlebten die städtischen Mitarbeiter, die einen Teil der Fahrbahnmarkierungen aufbrachten. Absichtlich fuhren Autofahrer Hütchen um, die zum Schutz neben den frisch gestrichenen Linien aufgestellt worden waren.

Aber auch gegen die Einführung von Tempo 30 gab es neben schriftlichen auch schon handgreifliche Protestaktionen, berichtete Bürgermeister Wilhelm Kreß. Einige unzufriedene Kronberger drehten die Tempo-30-Schilder kurzerhand um.

Pedro Gutmann und eine weitere Bewohnerin der Schillerstraße haben am Donnerstag vor einer Woche beim Verwaltungsgericht in Frankfurt eine einstweilige Verfügung gegen die neue Verkehrsführung beantragt. Sie stützen sich, wie Gutmann erläuterte, auf die Straßenverkehrsordnung (STVO). Danach dürfen Straßen, die als reine Ortsstraßen gewidmet sind, nicht mit dem Verkehr einer Landesstraße belastet werden. Das aber wird nach Gutmanns Ausführungen die Schillerstraße.

Sie stellt nach dem neuen Straßenkonzept die einzige Süd-Nord- Verbindung dar. "Auch der Schwerlastverkehr wird durch die Schillerstraße rollen, wenn auch nur in einer Richtung", argumentiert Gutmann, "damit wird sie de facto Landesstraße." Nach der STVO müssen Bürger außerdem vor Verkehrslärm geschützt werden.

Die Bürgerinitiative Schillerstraße (BISS) hat anhand einer Formel, in die Verkehrsdichte, Struktur der Straße, gefahrene Geschwindigkeiten und Entfernung von den Autos bis zu den Häusern als Faktoren eingesetzt werden, errechnet, daß in der Schillerstraße schon heute an einigen Stellen die zulässigen Höchstwerte überschritten werden.

Wenn durch die neue Verkehrsführung zusätzlicher Verkehr in die Schillerstraße geleitet wird - Gutmann geht von 8 500 bis 9 000 Fahrzeugen pro Tag aus gegenüber bisher 5 500 - werde der Lärmpegel trotz Tempo 30 weiter steigen.

"Es muß in einem Rechtsstaat möglich sein, den bestehenden Gesetzen auch zur Geltung zu verhelfen", erklärte der Bewohner der Schillerstraße. "Das werden Zwei Wochen Frist wir auch Herrn Welteke schon beibringen", verweist er auf den hessischen Minister für Wirtschaft, Verkehr und Technologie. "Entweder müssen die Gesetze geändert oder beachtet werden."

"Wir sehen dem Verfahren gelassen entgegen", kommentierte Bürgermeister Wilhelm Kreß den gerichtlichen Antrag auf einstweilige Anordnung. "Wir sind in allen Punkten ordnungsgemäß vorgegangen, hatten klare Vorgaben der Stadtverordnetenversammlung und der Gutachter.

Wir haben nichts zu befürchten", ist er überzeugt, nachdem er den Schriftsatz gemeinsam mit der städtischen Juristin eingehend geprüft hat. Das Gericht hat der Stadt eine Frist von zwei Wochen zur Stellungnahme eingeräumt. Darin sieht Kreß ein Zeichen, daß die Richter eher auf seiten der Stadt als auf der der Kläger stehen.

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Wochenende

Ärzte HANAU. Ärztlicher Sonn- und Feiertagsdienst in der Stadt Hanau (Kernstadt), Tel. 10 60; Krankentransport/Rettungsdienst, Tel. 1 06 11.

STEINHEIM/KLEIN-AUHEIM. Notfalldienstzentrale Steinheim/Klein-Auheim, Mainterrasse, Steinheim, Sa. 9 Uhr bis Mo. 7 Uhr, Telefon 6 36 66.

GROSSKROTZENBURG/GROSSAUHEIM/RODENBACH/WOLFGANG. Notfalldienstzentrale, Tel. 0 61 81 / 5 19 00, von Sa. 9 bis Mo. 6 Uhr.

MAINTAL 1, 2, 3. DRK-Station, Tel. 0 61 81 / 49 10 28.

MITTELBUCHEN/WACHENBUCHEN/ ERLENSEE/NEUBERG/BRUCHKÖBEL. Zu erfragen beim DRK, Tel. 7 58 58, Ärztehaus Bruchköbel, Hauptstraße 75, von Sa. 11 bis Mo. 6 Uhr.

LANGENSELBOLD. Dr. Nitzschner, Friedrichstraße 21, Telefon 6 20 98

SCHÖNECK/NIDDERAU/NIEDERDORFELDEN. Über das DRK im Ärztehaus Schöneck 2, Nachtweide 2, Tel. 0 61 87 / 77 77, von Sa. 9 bis Mo. 6 Uhr.

SCHLÜCHTERN/STEINAU. Ärztlicher Notdienst von Sa.: 8 Uhr bis Mo.: 7 Uhr und an Feiertagen, Telefon 0 66 61 / 40 98; Ambulante Versorgung: Ärztliche Notdienst-Zentrale, Schlüchtern, Obertorstraße 32.

GELNHAUSEN/LINSENGERICHT/ GRÜNDAU. Notdienstzentrale Gelnhausen, Am Untermarkt 13, Tel. 0 60 51 / 55 44 (Sa. 8 bis Mo. 8 Uhr).

GELNHAUSEN/HAILER/MEERHOLZ. Notdienstzentrale Freigericht/Hasselroth, Telefon 0 60 55 / 62 55.

GRÜNDAU/MITTELGRÜNDAU. Notdienstzentrale Büdingen, Tel. 0 60 42 / 12 11.

GRÜNDAU/BREITENBORN. Sa. ab 11 Uhr, Notdienstzentrale Büdingen, Tel. 0 60 42 / 12 11.

FREIGERICHT. Notdienstzentrale Hasselroth, Tel. 0 60 55 / 62 55.

BIEBERGEMÜND. Dr. Ulrich, Telefon 0 60 50 / 27 79.

FLÖRSBACHTAL/JOSSGRUND/ MERNES. Dr. Schottdorf, Telefon 0 60 57 / 12 80.

BAD ORB. Sa.: Dr. Stock, Telefon 0 60 52 / 22 75; So.: Dr. Heim/Dr. Lohrey, Telefon 0 60 52 / 33 50.

WÄCHTERSBACH. Notdienstzentrale Schlierbach, Tel. 0 60 53 / 46 77. Zahnärzte STADT-und ALTKREIS HANAU. Der dienstbereite Arzt ist beim DRK Hanau, Feuerbachstraße 47, Tel. 0 61 81 / 10 60, zu erfragen, ab Sa. 14 Uhr.

SCHLÜCHTERN. Kreiskrankenhaus Schlüchtern, Tel. 0 66 61 / 8 11.

KASSENBEZIRK GELNHAUSEN. Über DRK Gelnhausen, Tel. 0 60 51 / 1 70 36 und 1 70 37. Apotheken HANAU. Sa.: Löwen-Apotheke, Bangertstraße 4, Telefon 92 19 21; Burg-Apotheke, Steinheim, Vorstadt 11, Telefon 6 21 66. So.: Mohren-Apotheke, Freiheitsplatz 11,Telefon 2 48 34.

ERLENSEE/LANGENSELBOLD/NEUBERG/RODENBACH. Hohenstein-Apotheke, Hohenstein Strßae 1, Neuberg, Telefon 0 61 83 / 21 07.

MAINTAL. Sa.: Apotheke am Kreuzstein, Bischofsheim, Goethestraße 1, Telefon 0 61 09 / 6 21 82. So.: Main-Apotheke, Dörnigheim, Wilhelmsbader Straße 15, Telefon 0 61 81 / 4 53 68.

SCHÖNECK/NIDDERAU/NIEDERDORFELDEN/BRUCHKÖBEL. Sa.: Linden-Apotheke, Wingertstraße 1, Kilianstädten, Telefon 0 61 87 / 54 49. So.: Rathaus Apotheke, Hanauer Straße 19a, Bruchköbel, Telefon 0 61 81 / 7 73 30.

GELNHAUSEN/HAILER/MEERHOLZ/LINSENGERICHT/GRÜNDAU-LIEBLOS/ALTENHASSLAU. Sa.: Taubengarten Apotheke, Zum Taubengarten 54, Haitz, Telefon 0 60 51 / 1 53 13. So.: Wildhaus Apotheke, Gelnhäuser Straße/ Ecke Odenwaldstraße, Linsengericht-Altenhaßlau, Telefon 0 60 51 / 6 64 06.

BAD ORB. Sa.: Brunnen-Apotheke, Hauptstraße 24, Telefon 0 60 52 / 23 87. So.: Alte Stadtapotheke, Hauptstraße 69, Telefon 0 60 52 / 23 80.

FREIGERICHT. Spessart-Apotheke, Somborn, Bahnhofstraße 11, Telefon 0 60 55 / 20 71.

WÄCHTERSBACH. Tannen-Apotheke, Friedrich Wilhelm Straße, Telefon 0 60 53 / 37 21. Gemeindeschwestern LANGENSELBOLD. Gertrud Lamm, Wingertstraße 17, Gründau, Telefon 0 60 51 / 43 21. Tierärzte HANAU. Telefonisch zu erreichen unter: 25 11 91.

STEINAU/BAD SODEN-SALMÜNSTER/SCHLÜCHTERN: Beim Haustierarzt zu erfragen. Telefonseelsorge HANAU. Die Telefonseelsorge ist Tag und Nacht unter Telefon 0 61 81 / 1 11 01 zu erreichen. Hilfe bei Vergiftungen Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66. Elektro-Notdienst Im Bereich der Stadtwerke Hanau, Telefon 0 61 81 / 36 50; im Bereich der EAM (Hanauer Umland, Telefon: 0 61 81 / 27 49; im Altkreis Gelnhausen, Telefon 0 16 13 / 60 86 41; Altkreis Schlüchtern, Telefon 06 61 / 121.

Im Hintergrund: Wildwuchs erwünscht

HOCHTAUNUSKREIS. Wer vor allem das Bunte an den Schmetterlingen mag, ihre Vielfalt, kann selbst in seinem Garten etwas dafür tun. Eine kleine, "unaufgeräumte" Ecke im Garten wirkt schon Wunder. Denn nur einige wenige Schmetterlinge haben sich inzwischen auf das Speiseangebot in den Kleingärten eingestellt. Andere sind auf bestimmte Futterpflanzen angewiesen, die sie in den "ordentlichen" Gärten nicht mehr finden, da sie von den Gärtnern als störendes Unkraut betrachtet werden.

Dem Schwalbenschwanz, der schon recht selten geworden ist, kann man noch recht einfach seine Lieblingsspeise anbieten; seine Raupe ernährt sich vom Möhrengrün. Auch der Stachelbeerspanner ist leicht zufrieden zu stellen: Die Raupe frißt die Blätter der Stachelbeere, Johannisbeere und Traubenkirsche. Irreführend dagegen der Name des Birkenzipfelfalters: Seine Raupe verschmäht die Birke und tut sich stattdessen an Schwarzdorn und an der Zwetsche gütlich.

Für einen Gärtner schon etwas schwerer zu stillen ist der Hunger des orangefarben leuchtenden Großen Feuerfalters. Er braucht für seine Entwicklung verschiedene Ampferarten, von vielen Gärtnern als störendes Unkraut empfunden. Der Braune Bär, ein Nachtfalter, ist dagegen fast bescheiden. Seine Raupe ernährt sich vom Löwenzahn. Wer ein Tagpfauenauge sehen möchte, sollte im Garten auch Brennesseln stehen lassen.

Vor allem aber sollte die Raupe sich in Ruhe satt essen können, nicht als unerwünschter Eindringling behandelt werden. Denn sie ist nun einmal die unabdingbare Voraussetzung für den Schmetterling. Und macht dem Betrachter oft genug auch noch falsche Hoffnungen: Denn nicht jede bunt schillernde Raupe wird auch ein bunter Schmetterling. Dafür kann sich aus einem unscheinbaren Räupchen ein prachtvoller Falter entwikkeln. Mit dem Wissen um diesen Kreislauf ist schon viel gewonnen. Auch die Schmetterlinge, die bereits im Frühjahr ausschwärmen, haben den ganzen Zyklus ihrer Entwicklung durchgemacht. Sie haben nur, wie etwa der Zitronenfalter, die Gabe, zu überwintern.

Allgemein aber gilt: lieber etwas weniger im Garten aufräumen und dafür auch einmal unbekannte Pflanzen stehen lassen. Ein Stück des Gartens sollte eine ungedüngte Wildblumenwiese sein. Dann finden verschiedene Schmetterlinge "ihre" Futterpflanze. Und mit etwas Geduld fliegt aus der Puppe ein farbenprächtiger Schmetterling - im nächsten Jahr. ca

Motorradfahrer starb an der Unfallstelle

ROSBACH. Ein Motorradfahrer starb am Donnerstag abend bei einem Unfall auf der B 455. Er war mit eingeschaltetem Fahrtlicht auf der Bundesstraße aus Richtung Bad Homburg gefahren, als es zum Zusammenstoß mit dem Auto einer Friedrichsdorferin kam.

Nach Polizeiangaben hatte diese beim Linksabbiegen von der Abfahrt der A 5 aus Richtung Frankfurt auf die B 455 nach Bad Homburg die Vorfahrt des Motorradfahrers mißachtet. Der Motorradfahrer war auf der Stelle tot. ub

Müllmarken passé: Der Computer zählt Interview mit Bürgermeister Engel über neue Müllsatzung und neuen Amtsstil

KARBEN. Einen neuen Stil hatte Detlev Engel bei seinem Amtsantritt als Bürgermeister angekündigt. Er wolle künftig mehr auf die Diskussion setzten, mit den Bürgern, aber auch mit dem politischen Gegner. Bei der Vorstellung einer neuen Müllkonzeption versucht der Sozialdemokrat, dieses Versprechen einzulösen. Die Parlamentsfraktionen wurden frühzeitig in den Entscheidungsprozeß einbezogen. Und auch die Haushalte will Engel in den nächsten Tagen anschreiben und schon jetzt über die wichtigsten Neuerungen bei der Karbener Abfallentsorgung informieren. Als da sind: Das Märkchensystem soll zugunsten eines elektronischen Erfassungssystems aufgeben werden. Die Mülltonnen (angeboten wird wieder eine wöchentliche Leerung) werden mit computerlesbaren Chips ausgestattet. Das soll für Verwaltung und Bürgerschaft einfacher sein. Die Haushalte sollen weitgehend selbst bestimmen können, wann sie wieviel Müll "einsparen". Die Wertstofftonnen entfallen zugunsten der neuen DSD- Tonnen (Kunststoffe), Glas und Blech werden wieder in Containern gesammelt. Die Gebühren (für 1992 gibt es Rückzahlungen) sollen stabil bleiben. FR-Redakteur Jörg Muthorst unterhielt sich mit Detlev Engel über die neue Afallsatzung, die zum 1. Januar 1993 in Kraft treten soll.

FR: Herr Engel, der Magistrat hat soeben den Fraktionen seine Überlegungen zu einer neuen Abfallsatzung vorgelegt. Ist das ein Eingeständnis, daß das alte Konzept Mängel aufweist und daher in der Bevölkerung auch nicht gut angekommen ist?

Engel: Es gibt zwei Gründe, die Satzung zu ändern. Zum einen werden uns durch die Einführung des Dualen Systems (DSD) erhebliche Auflagen gemacht. Ich denke da zum Beispiel an die Glassortierung. Wir müssen ja wieder weg von unseren Wertstofftonnen. Der zweite Grund ist sicherlich - das will ich auch gar nicht verhehlen - daß die Satzung, die sicherlich auch ihr Gutes hatte - wir werden ja voraussichtlich über 1100 Tonnen weniger Müll in diesem Jahr haben - von vielen Bürgern nicht angenommen wurde. Wobei sicherlich auch eine große Rolle gespielt hat, daß es Gruppen gab, die die Bürger nach Verabschiedung der Satzung motiviert haben, Einspruch einzulegen.

FR: Wie viele Einsprüche gab es denn?

Engel: Das weiß ich im Moment gar nicht. Es waren aber schon einige. Es gab aber auch eine Menge Leute, die haben sie zurückgenommen. Wir haben die Einsprüche ernst genommen - und haben auch die Konsequenzen daraus gezogen. Wobei ich eines klarstellen möchte: Die Gebührenrückzahlung, die es jetzt geben wird, hat mit diesen Einsprüchen überhaupt nichts zu tun.

FR: Die Stadt wird also zum Jahresende Gebühren zurückerstatten, die sie zuviel kassiert hat?

Engel: Richtig. Bei der Erstellung der Satzung konnte kein Mensch wissen, wie sich die Abfallmenge entwickelt. Die von vielen beklagte Teuerung hatte mit der Mülltonnen-Umstellung überhaupt nichts zu tun. Wir hatten eben an den Wetteraukreis wesentlich mehr zu bezahlen, und deswegen wurden die Mülltonnen teuerer. Was wir jetzt zurückzahlen, das beruht nicht etwa auf einem Rechenfehler, sondern auf der Sparsamkeit und dem vorsichtigen Umgang der Bürger mit dem Müll.

FR: Was soll denn jetzt neu werden bei der Karbener Abfallentsorgung? In der Diskussion um die alte Satzung war viel vom Wiegesystem die Rede. Das ist über Modellversuche aber noch nicht hinausgekommen.

Engel: Das Wiegesystem können wir zur Zeit noch nicht nutzen. In Karben wollen wir jedoch ein elektronisches Erfassungssystem einführen. Damit wird die jeweilige Mülltonnen-Leerung registriert. Das Müllfahrzeug hat vorne einen Computer drin, und durch einen Chip, der an der Mülltonne angebracht wird - unsere Tonnen sind hierfür bereits ausgestattet -, kann das Gerät jede Leerung speichern. Wir werden also auf das Wertmärkchensystem verzichten können. Wer rausstellt, bezahlt, und wer nicht rausstellt, hat eben nichts zu bezahlen.

FR: Also weg vom Märkchenkleben und hin zum computerkontrollierten Leistungstarif.

Engel: Ja. Es kommt allerdings noch eine zweite Komponente hinzu. Wir brauchen ja bei jeder Tonne einen gewissen Grundbetrag: um die Tonnenmiete zu bezahlen und die sonstigen Kosten zu decken, die zum Beispiel durch die Sperrmüllsammlung, durch das Schreddern von Ästen, durch den Unterhalt des Wertstoffhofes und vieles andere mehr entstehen. Dafür gibt es also eine Grundgebühr, und wir werden jetzt ausrechnen, wie hoch die ungefähr sein muß. Danach werden wir dann für jede Tonnengröße eine gewisse Grundgebühr festlegen, mit der all diese Sachen abgedeckt sind. Der Rest wird nur nach Leistungstarif bezahlt. Jeder kann also bestimmen, wann er seine Tonne rausstellt und damit auch, wieviel er spart. Das ist also seine eigene Entscheidung. FR: Es wird wieder wöchentlich geleert? Engel: Es wird eine wöchentliche Leerung angeboten. Es kommen aber auch noch weitere Faktoren hinzu. Es wird ab 1. Januar eine DSD-Tonne oder einen DSD-Sack geben. Da kommen dann beispielsweise die Joghurtbecher rein, die Zahnpasta-Tuben, Folien und andere Kunststoffe, die mit dem grünen Punkt ausgestattet sind. Wahrscheinlich werden wir für die Entsorgung nach dem Dualen System unsere grüne Wertstofftonne nehmen, die ja dann wegfällt. Wir werden also wieder Container aufstellen müssen: für farbsortiertes Glas und für Weißblech. Diese Sammlung übernimmt ebenfalls das Duale System. Wir haben damit, auch finanziell, nichts mehr zu tun.

FR: Die Bürger/-innen brauchen also keine Gebühr mehr für die Wertstofftonne zu zahlen, müssen sich aber daran gewöhnen, ihr Altglas wieder zum Container zu bringen und dort nach Farben getrennt einzuwerfen. Bringt die flächendeckende Container-Aufstellung denn nicht wieder die gleichen Verschmutzungsprobleme wie früher? Die Behälter wurden deshalb ja extra weggeräumt.

Engel: Ich hoffe nicht. Das Papier wird ja nach wie vor per Straßensammlung aufgenommen.

FR: Wird es zum 1. Januar eine weitere Gebührenanhebung geben?

Engel: Das kann man nicht sagen. Ich gehe aber davon aus, daß sich die Gebühren eher noch ein wenig reduzieren, weil ja das DSD die Glas- und Blechverwertung übernimmt und 25 Prozent der Papierverwertungskosten trägt. Ich glaube daher, daß wir den Preis mindestens halten, wenn nicht unterschreiten können. Wir werden in der nächsten Stadtverordnetenversammlung eine neue Gebührenordnung, rückwirkend zum 1. Januar und nur gültig für dieses Jahr, einbringen, um die Möglichkeit zu haben, überschüssige Gebühren zurückzuzahlen.

FR: Anders als Ihr Vorgänger haben Sie bei der Vorstellung der neuen Müllkonzeption den Weg gewählt, die Oppositionsfraktionen frühzeitig zu informieren. Wollen Sie auch Naturschutzverbände wie den BUND, der die derzeitige Satzung wegen mangelnder Sparanreize kritisiert hatte, in die Diskussion einbeziehen? Engel: Ich habe die Vorstellungen des BUND ja vorliegen. Wenn sich die Fraktionen auf ein Konzept geeinigt haben, so daß Übereinstimmung herrscht, daß wir in eine Richtung marschieren können, dann werde ich auch ein Gespräch mit den Naturschutzverbänden, insbesondere mit dem BUND, führen.

FR: Worin liegt für Sie der Hauptvorteil der neuen gegenüber der alten Müllkonzeption?

Engel: Von der Bürokratie her werden wir ein wenig entlastet, wenn Sie an den Wegfall der Wertmarken denken. Auch für den Bürger wird die Handhabung einfacher. Er weiß ganz genau, woran er ist. Also: Heute stelle ich raus, dann muß ich dafür bezahlen. Stelle ich nicht raus, bleibt es lediglich beim Sockelbetrag. Die Tage, an denen er seine Tonne leeren läßt, kann er notieren und dadurch auch den Computer überprüfen.

FR: Sie versprechen sich von der neuen Satzung also mehr Klarheit und Transparenz. Wird Karben die erste Kommune sein, die ein solches Erfassungssystem praktiziert?

Engel: Ja, ich glaube, wir sind die ersten. Wir haben uns das lange überlegt. Das ist eine sichere Sache.

An der Strippe Ozon-Rekord "nur Zufall"

HOCHTAUNUSKREIS. Mit 290 Mikrogramm pro Kubikmeter Atemluft wurden am Donnerstag an der Meßstation oberhalb von Königstein die höchsten Ozonwerte in der Bundesrepublik gemessen. Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) empfiehlt einen Grenzwert von 120 Mikrogramm, der offizielle bundesdeutsche "Alarmwert" beträgt 180 Mikrogramm. Die FR befragte dazu Dr. Angelika Broll von der "Hessischen Landesanstalt für Umwelt" in Wiesbaden.

FR: Der bisherige hessische Spitzenwert wurde im August 1990 in Kassel-Bettenhausen gemessen. Warum stand am Donnerstag Königstein ganz oben auf der Skala?

Broll: Die halbstündlich von uns abgerufenen Ozonwerte lagen am Donnerstag hessenweit alle recht nahe beieinander. Das lag einfach daran, daß auch das Wetter zwischen Hoher Meißner und Odenwald recht ähnlich war: ein strahlend blauer Himmel verbunden mit hohen Temperaturen. Die besten Voraussetzungen, um aus Autoabgasen Ozon entstehen zu lassen.

FR: Gibt es bei Königstein besonders günstige natürliche oder menschengemachte Voraussetzungen? Wirkt sich die Nähe zu Frankfurt aus?

Broll: Wenn die Ozonwerte in höheren Lagen ansteigen, hat das nichts mit bestimmten natürlichen Gegebenheiten zu tun. Daß es diesmal Königstein traf, war einfach Zufall. Es hätte genausogut Gießen oder Viernheim im Odenwald sein können. Was die Nähe zum Ballungsgebiet Rhein-Main betrifft, so werden dort die Vorläufersubstanzen von Ozon - Stickoxide und Kohlenwasserstoffe - natürlich stärker gebildet. Umgekehrt entsteht aber auch mehr Stickstoffmonoxid. Und das wiederum baut Ozon in ungiftigen Sauerstoff ab. Weil Gase sich immer großräumig verteilen führt das dazu, daß der Ozongehalt in ländlichen und Waldgebieten immer über dem von Städten liegt.

FR: Das hört sich so an, als sei der gesündeste Aufenthaltsort an einem schönen Sommertag an der Frankfurter Hauptwache?

Broll: Das gerade nicht. In den Ballungsräumen gibt es ja noch genügend andere Schadstoffe, die der Gesundheit nicht zuträglich sind. Aber allein auf das Ozon bezogen, hat diese Argumentation sicher ihre Logik.

FR: Ozon wird schon seit einigen Jahren gemessen. Läßt sich etwas über die Tendenz der ermittelten Werte sagen?

Broll: Wir messen Ozon seit 1984. Eine eindeutige Tendenz läßt sich für uns nicht ablesen. Dafür ist der Zeitraum zu kurz und die ermittelten Werte zu sehr von meteorologischen Bedingungen abhängig. orb

Eltern wollen Klarheit über die Zukunft der Jugendarbeit haben Es geht das Gerücht um, die Ferienspiele werden 1993 gestrichen / Erster Stadtrat Schneider: "Das ist mir neu"

LANGEN. Bei der Abschlußgala der Langener Ferienspiele sollten eigentlich die Kinder am Donnerstag im Mittelpunkt stehen, doch überraschend taten sich zwei "Bühnen" auf: auf der einen präsentierten die Kinder als Zirkusleute verkleidet ihre Show, auf der anderen diskutierten die Mütter und Väter angeregt über die Zukunft der Ferienspiele. Denn das Gerücht, im nächsten Jahr werden die Ferienspiele gestrichen, hält sich hartnäckig in der Runde der Eltern. Auf Anfrage sagte Erster Stadtrat Klaus-Dieter Schneider (CDU) dazu: "Das ist mir neu. Nein, die Ferienspiele werden auf jedenfall auch nächstes Jahr stattfinden."

Die Eltern bleiben aber mißtrauisch. Denn sie haben erfahren, daß einer der zwei städtischen Sozialpädagogen zum 1. August in die Kulturabteilung der Stadt wechselt. Einen Nachfolger gibt es noch nicht. Das bestätigte der zweite Jugendsozialpädagoge der Stadt, Uwe Aldinger: "Ich kümmere mich demnächst alleine um die Jugendarbeit. Die freiwerdende Stelle ist noch nicht besetzt."

Die Eltern befürchten, daß im Zuge der städtischen Sparmaßnahmen als erstes bei den Angeboten für Kinder abgespeckt wird. Dr. Cornelia Pelz, Mutter von vier Kindern sagt: "Wir wissen einfach nicht mehr, wo wir dran sind." Die Mutter, Dr. Hannelore Tischer, sagt: "Überall wird versucht mehr für Kinder zu tun und hier soll funktionsfähige Jugendarbeit abgebaut werden. Das lassen wir nicht zu."

Die Stadt habe die Aufgabe den gesellschaftlichen Veränderungen Rechnung zu tragen, so die Eltern. Es kämen immer mehr Familien nach Langen - und da müßte sich auch das Angebot für Kinder erhöhen. Kindergartenplätze seien rar, es mangele an Spielplätzen, Angebote für Kinder seien überlaufen und nun komme noch eine Verschlechterung.

Gerade für berufstätige Mütter wären die Angebote in den Ferien sehr wichtig - aber nicht nur dann. Jutta Hess, Mutter zweier Kinder, sagt: "Mein Mann und ich sind beide berufstätig und wir können nicht parallel zu den Kindern sechs Wochen Urlaub nehmen. Die Ferienspiele haben mich sehr entlastet." Das bestätigt auch Katharina Burk, die sich normalerweise um Enkelsohn Sven tagsüber kümmert, wenn ihre Tochter Monika Trulsem arbeiten geht. "Der Junge ist sehr gerne hierher gegangen und für mich waren es auch schöne Ferien. Alles hat gut geklappt; ich wußte Sven war gut aufgehoben", sagt Katharina Burk.

Als ein "Unding" empfindet es Dr. Tischer, daß allein die Gemeinde Egelsbach für zirka 9000 Einwohner drei feste Jugendsozialarbeiterstellen aufweisen kann und Langen mit rund 35 000 Einwohnern bis dato nur zwei und jetzt nur noch eine im Jugendbereich hat. Dr. Pelz: "Wir wollen endlich Bescheid wissen, was hier geschieht." Und andere Mütter unterstützten, daß sie daran interessiert seien, daß ausgebaut statt eingespart würde. Dr. Tischer unkt: "Eines ist jedenfalls sicher, bei den nächsten Wahlen werden wir dran denken, wer uns das eingebrockt hat." dok

College-Chor aus USA in der Christuskirche

FRIEDRICHSDORF. Gastchöre aus USA und Chorreisen nach Amerika sind bei der evangelisch-methodistischen Kirche und ihrem Singkreis Laudate schon seit Jahren Tradition. Immer wieder machen sie auf ihren Europa-Tourneen in Friedrichsdorf Station.

Am Sonntag, 2. August, findet um 20 Uhr in der Christuskirche in der Wilhelmstraße ein Konzert des Centenary College Alumni Choir unter der Leitung des Dirigenten Will Andress statt. Der Chor besteht aus ehemaligen College-Studenten und wird überwiegend amerikanische Chorliteratur und Spirituals darbieten. Der Eintritt zu diesem Konzert ist frei. isa

Bauern kamen Blitz und Donner gerade noch zuvor Getreideernte im Kreis unter Dach und Fach Von unserem Redaktionsmitglied Jochen Nottrott KREIS OFFENBACH. Donnerstag abend, 20.50 Uhr. Hubert Wolf ist mit seinem Schlepper auf den Hof am Schachenweg im Südwesten von Seligenstadt heimgekehrt. Er kann sich darauf freuen, mit Freunden einen Polterabend zu feiern: Die Getreideernte ist nach einwöchigem, strahlendem Sonnenschein unter Dach und Fach. Noch ahnt der Vorsitzende des Kreisbauernverbandes nicht, daß es in der bevorstehenden Nacht noch gewaltig poltern wird. Mit dem heftigen Gewitter fallen zehn Liter auf jeden Quadratmeter Acker. Freitag früh kann Hubert Wolf sich die Hände reiben. Auch die Kollegen des Landwirtschaftsmeisters haben die zurückliegenden Sonnentage genutzt, um Weizen, Roggen und Hafer in die Scheuern zu fahren. Dabei war das Wetter beileibe nicht so ein Gegner wie im Norden, vor allem in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. "Sicher", denkt Hubert Wolf zurück, "der Mai war viel zu trocken." Trotzdem sind bei Wintergerste und Roggen noch normale Ernten herausgekommen, der Weizen hat 15- bis 20prozentige Verluste im Vergleich zu Durchschnittserträgen zu verzeichnen.

Jetzt gilt es noch, für den Mais, Kartoffeln - mit Ausnahme der frühen Sorten - und Rüben die Daumen zu drücken. Von der Menge her hätte der Regen in der Nacht zum Freitag für diese Früchte ruhig noch ergiebiger sein dürfen.

Auf 256 ist die Zahl der Mitglieder im Kreisbauernverband Offenbach derweil gesunken, 4790 Hektar haben sie noch unter dem Pflug. Längst suggeriert der Begriff "Landkreis" Offenbach nicht mehr Land(wirt)schaft. Im Ballungsgebiet Rhein-Main haben nicht nur Straßentrassen und Neubaugebiete Tribut gefordert, auch der Zwang zu Ausgleichsgelände (oder Geld) für jede neu versiegelte Scholle hat die landwirtschaftliche Nutzfläche schrumpfen lassen.

Zur Zeit gibt es drei Landwirte, die zwischen 75 und 100 Hektar bewirtschaften, doch demnächst wird der erste mit mehr als 100 Hektar erwartet. Jeder kleinere Betrieb, der aufgibt, wird von einem größeren geschluckt. "Die Wachstumsschwelle liegt bei 50 Hektar", erläutert Heiner Wider, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes: Die Zahl der größeren Höfe wächst, die der kleineren wird immer kleiner.

Mit klassischen Disziplinen wie Ackerbau und Viehzucht hat Landwirtschaft im Kreis Offenbach immer weniger zu tun. Reiterhöfe und Pferdepensionen sind eine Alternative, um einen Betrieb über Wasser zu halten. Hinweisschilder auf den Verkauf direkt vom Erzeuger zieren immer mehr Hofeinfahrten. Hubert Wolf hat Hausmacherwurst anzubieten und sich auf den Anbau von Spargel und Erdbeeren spezialisiert.

Die Öko-Betriebe scheinen an der Wachstumsgrenze angelangt zu sein. Wenn nicht direkt ab Hof, macht die Vermarktung Schwierigkeiten. Und die Verbraucher akzeptieren auch nicht kritiklos jeden Preis.

Die Bauern als Landschaftspfleger? Hubert Wolf nickt: Das EG-Agrarsystem befindet sich im Umbruch. Gravierende Preissenkungen werden künftig per Hektargeld ausgeglichen. Im nächsten Jahr wird jeder Landwirt seine Katasterauszüge und Pachtverträge auf den Tisch legen müssen, nachweisen, was wer anbaut. "Der Ministerrat in Brüssel wird künftig über Flächenprämien nächtelang verhandeln", schüttelt Hubert Wolf den Kopf, "nicht mehr über Getreidepreise". Den Bauern graust davor. Ihren Landwirtschaftsminister Ignaz Kiechle werden sie bald auch nicht mehr beim Wort nehmen können. Er hat vorsorglich seinen Rücktritt angekündigt.

In Südhessen hat sich inzwischen ein "Landschaftspflege- und Bodenverband" etabliert, der sich als Ansprechpartner der Kommunen und Kreise versteht und mit diesen gemeinsam über die Umwandlung von Acker- in Grünland oder auch über die Extensivierung von Landwirtschaft reden will.

Umweltschutz hat, wenn nicht aus Überzeugung, dann eben aus der Not heraus in vielen Betrieben Einzug gehalten. "Bei den zu erzielenden Preisen können es sich viele gar nicht leisten, auch noch Kunstdünger in großen Mengen zu kaufen." Kornblumen am Wegesrand danken es und feiern leuchtend-blaue Urständ. "Ganz ohne Chemie geht es aber auch nicht", sagt Hubert Wolf aus Erfahrung. Der Ölfrüchteprämien wegen hat er Sommerraps gepflanzt - ganz ohne Zusätze. Vor lauter Melde und Kamille sieht er seinen Raps kaum noch. "Dann dreschen wir eben Melde", hat sein Mitarbeiter gemeint. ttt

Aufgespießt

"Gold erschossen und errungen." Überschrift der Berliner Zeitung zu den Medaillengewinnern Maik Bullmann (Ringen) und Ralf Schumann (Schießen).

Mofa-Fahrer flüchtete vom Unfallort

FRIEDBERG. Ein etwa 20 jähriger Mofa-Fahrer entfernte sich nach einem Unfall vor dem HL-Markt in der Fauerbacher Straße nach Polizeiangaben am Donnerstag abend unerlaubt von der Unfallstelle.

Über den Unfallhergang berichtet die Polizei, daß ein Friedberger mit seinem Auto beim Linksabbiegen auf den HL-Parkplatz mit dem Mofa auf dem Bürgersteig zusammengestoßen war. Der Mofa-Fahrer, der aus Richtung Zuckerfabrik kam, stürzte dabei zu Boden.

Nach einer Unterhaltung zwischen den beiden Beteiligten verließ der Mofa-Fahrer, der eine braune verwaschene Lederjacke trug, entgegen dem Willen des Friedbergers den Unfallort. Hinweise erbittet die Polizei unter Tel. 0 60 31 / 60 10. ub

Am Köpperner Berg: Heimkehr aus Urlaub endete für griechische Familie tragisch Zwei Tote auf der Autobahn Auf Lastwagen geprallt Von Günther Scherf FRIEDRICHSDORF. Auf der Heimfahrt vom Urlaub ist ein griechisches Ehepaar aus Plettenberg im Märkischen Kreis in der Nacht zum Freitag auf der Autobahn Frankfurt - Kassel am berüchtigten Köpperner Berg tödlich verunglückt. Sein 13 Jahre alter Sohn und ein Bekannter, der das Auto gesteuert hatte, wurden verletzt zur stationären Behandlung ins Krankenhaus gebracht. Nach Angaben des Regierungspräsidiums in Darmstadt prallte das Auto aus Plettenberg gegen das linke hintere Heck eines Lastzugs aus der Schweiz, der mit etwa 50 km/h die dreispurige Steigungsstrecke hinaufkletterte. Der 36 Jahre alte Fahrer, der zusammen mit dem 37 Jahre alten Ehemann dessen Frau und den Sohn vom Rhein-Main-Flughafen abgeholt hatte, hatte sich "offenbar in der Geschwindigkeit verschätzt", berichtet die Polizei. Ihr Auto hinterließ keinerlei Bremsspur.

Durch die Wucht des Aufpralls sei das Auto auf die Überholspur geschleudert worden und in der Mitte auseinandergebrochen. Bis auf den Fahrer wurden alle Insassen herausgeschleudert und bis zu 40 Meter weit über die Fahrbahn gewirbelt. Die 41 Jahre alte Mutter und ihr vier Jahre jüngerer Mann starben noch an der Unfallstelle. Alle Kunst der Notärzte aus Bad Homburg und Usingen war vergebens. Etwa zwei Kilometer hinter der ersten Unfallstelle kam es zu einem weiteren Zusammenstoß, als ein Autofahrer aus dem Raum Gießen/Wetzlar das Ende des Staus zu spät erkannte. Er versuchte noch, in eine Lücke zwischen zwei haltenden Autos und zwei Lastwagen auszuweichen. Sein Wagen prallte dabei aber ebenfalls unter das linke Hecke eines Lastwagens. Der Fahrer und eine blutüberströmte Beifahrerin mußten ins Krankenhaus gebracht werden.

Insgesamt fünf Fahrzeuge wurden dabei beschädigt. Die Polizei schätzt die fälligen Reparaturkosten auf 22 000 Mark.

Während der Rettungs- und Bergungsarbeiten wurde die Autobahn in der Nacht in Richtung Kassel zwischen den Ausfahrten Bad Homburg und Friedrichsdorf/Friedberg voll gesperrt.

Die Bad Homburger Feuerwehr wurde lediglich zum zweiten Unfall gerufen, so daß die Helfer an der ersten Unfallstelle bei der Bergung mitten in der Nacht ohne Notbeleuchtung auskommen mußten.

FRANKFURTER RUNDSCHAU - NACHRICHTENREDAKTION UND AUS ALLER WELT

Von Johannes Dieterich (Johannesburg)

Liebe Kollegen,

ich wollte nur kurz ankündigen, daß heute mein Bericht über den sagenhaften Prozeß im Sachen "rechtsradikaler Burenhüne gegen Journalisten-Mannequin" kommt. Er wird spätestens um zwei Uhr bei Euch sein und ist vielleicht eine Spur länger als 100 Zeilen.

Außerdem wollte ich Euch ans Herze legen, daß am Montag der große Generalstreik hier beginnt. Ich weiß nicht, wie Eure Platz-Situation ist: ich könnte in jeder Länge, Größe und Hintergründigkeit einsteigen. Das Mindetsmaß sollte wohl ein Nachrichtenfeature am Montag sein - wenn Ihr schon am Sonntag einen Hintergrundbericht - vielleicht auch ökonomischer Ausrichtung (Wirtschaftsredaktion?) - haben wollt, solltet Ihr Euch melden. Falls ich nicht da bin - mein Anrufbeantorter steht Euch ständig zur Verfügung. Herzlichst, Euer Johannes

Schluss ...

Wegen des S-Bahnbaus Laskabrücke neun Monate gesperrt

OFFENBACH. Für mindestens neun Monate wird im Zuge des S-Bahnbaus die Laskabrücke gesperrt. Diese Brücke ist die Verlängerung der Laskastraße, die von der Mühlheimer Straße in Richtung Süden zum Lämmerspieler Weg abgeht.

Die Sperrung beginnt am Montag, 3. August.

Der Umbau ist notwendig, da nahe der künftigen S-Bahn-Station Offenbach-Ost zwei neue Gleise verlegt werden müssen - zusätzlich zu den bereits dort existierenden Fernbahnschienen. Deshalb müssen alle Brücken in diesem Bereich verbreitert werden.

Zunächst wird der Straßendamm südlich der Zufahrt zum Lämmerspieler Weg abgetragen, so daß nur noch die Brückenwiderlager bestehen bleiben. In dem Zwischenraum entsteht die neue Brücke, die dann die beiden S-Bahn-Gleise überspannt.

Während der Bauarbeiten muß die Verkehrsführung verändert werden. Wer künftig von der Mühlheimer Straße zum Lämmerspieler Weg fahren möchte, sollte den Brielsweg benutzen. Das gleiche gilt in der Gegenrichtung. Die Umleitung ist ausgeschildert. hf

FRANKFURTER RUNDSCHAU - NACHRICHTENREDAKTION UND AUS ALLER WELT

Von Johannes Dieterich (Johannesburg)

Liebe Kollegen,

ich wollte nur kurz ankündigen, daß heute mein Bericht über den sagenhaften Prozeß im Sachen "rechtsradikaler Burenhüne gegen Journalisten-Mannequin" kommt. Er wird spätestens um zwei Uhr bei Euch sein und ist vielleicht eine Spur länger als 100 Zeilen.

Außerdem wollte ich Euch ans Herze legen, daß am Montag der große Generalstreik hier beginnt. Ich weiß nicht, wie Eure Platz-Situation ist: ich könnte in jeder Länge, Größe und Hintergründigkeit einsteigen. Das Mindetsmaß sollte wohl ein Nachrichtenfeature am Montag sein - wenn Ihr schon am Sonntag einen Hintergrundbericht - vielleicht auch ökonomischer Ausrichtung (Wirtschaftsredaktion?) - haben wollt, solltet Ihr Euch melden. Falls ich nicht da bin - mein Anrufbeantorter steht Euch ständig zur Verfügung. Herzlichst, Euer Johannes

Schluss ...

Von Unendlichkeit umschlossen Janaceks "Aus einem Totenhaus" bei den Salzburger Festspielen

SALZBURG. Leos Janaceks letzte Oper "Aus einem Totenhaus" (nach Dostojewski) wurde vor zwei Jahren in Mannheim von Herbert Wernicke inszeniert. Eindringliches Bildzeichen war dabei eine als massenhafte Chiffre unentrinnbar vergehende Zeit fungierende Normaluhr. In Klaus Michael Grübers erster Salzburger Festspielinszenierung des exzeptionellen Werkes war es weniger die Zeit als der Raum, der die Gefangenen-Befindlichkeit symbolisierte. Die Cinemascope- Bühne des Großen Festspielhauses, den amtierenden bildsuchenden Theatermachern oft ein Ort der Verlegenheit, war selten noch selbstverständlicher, zwangloser genutzt worden als von Grüber und seinem Ausstatter Eduardo Arroyo.

Die Straflager-Realität wird auf dem Theater zumeist monochrom dargestellt, tendenziell als grau in grau. Arroyo bevorzugt dagegen eine diskrete Farbigkeit. Im zweiten Akt machen sich Sonnenauf- oder -untergangsstimmungen bemerkbar, im dritten exquisite nächtliche Beleuchtungen. Geradezu eine Farborgie ist das "Spiel im Spiel" des Mittelakts: Über die gesamte Bühnenbreite wird blitzschnell ein Vorhang heruntergelassen (er ist apart dekoriert mit verhundertfachten kerzenbestückten Totenköpfen), und hinter einer bogenartigen Öffnung entfaltet sich das Theater der verkleideten Häftlinge als grellbunter, luxuriöser Mummenschanz mit zünftigen Masken, reichlich Luftschlangen und Konfetti. Das ist sichtlich nicht die naturalistische Abbildung "armen Theaters", sondern gleißende Phantasmagorie, Moment der Entwirklichung.

Grübers Optik scheint Janaceks Intentionen genau auf der Spur. Überhöhung, humanistisches Pathos sind der "Totenhaus"-Dramaturgie nicht fremd. Die namhaft gemachte Essen "In jeder Kreatur ein Funken Gottes" greift sogar ins Theologische. Grübers Interpretation befestigt sich demnach nicht im Naturalistischen. Schon der erste Akt wirkt als gleichsam mythische Setzung: Ein großer Gefängnishof mit niedrigen begrenzenden Mauern, in der Mitte ein riesenhafter Baum auf dem einzelne Gefangene hausen, im Schlußbild ist diese Baumkrone bevölkert mit einem Heer von Rabenvögeln. Die Gefangenen, mit halbseitig geschorenen Köpfen, sitzen im Schneidersitz und werkeln an Schuh- und Lumpenhaufen, oder sie hocken am Mauerrand - man könnte sich auch in einem fernöstlichen Kloster befinden. Auffällig präsent ist der Adler, eine oftmals schamhaft gestrichene Figur, die Grüber liebevoll ins Bild bringt als mächtig-kläglich mit seinen Schwingen ruderndes Monstrum, im Profil glühäugig und blauschnäblig. Am Opernschluß verschwindet der Adlerdarsteller hinter dem dicken Baumstamm, und als Attrappe fliegt der Symbolvogel befreit davon, zeitgleich mit der die Oper beendenden Entlassung der Rahmenfigur Gorjantschikow.

Im zweiten Akt hantieren die Sträflinge an einem lädierten Holzboot; im Hintergrund eine rauchende Schiffssilhouette. Das Lager scheint ein Atoll im Meer, umschlossen von der Unendlichkeit des Wassers und des freien Horizonts. Ins Imaginäre reicht die Szenerie vor allem im dritten Akt, in der langen Erzählung Schischkows mit den schlafenden, vor sich hinträumenden Gefangenen (einer windet sich in Leidensqualen und stirbt) unter der Obhut eines einsam in der kahlen Landschaft stehenden Kanonenofens und des fast väterlich harrenden Wachsoldaten. Grüber läßt die drei großen Gefangenenerzählungen ruhig und klar vortragen - Ruhe und Umsicht machen auch die Kollektivszenen schlüssig. An Arroyos durchdachten Farbstrategien gibt es nichts auszusetzen - abgesehen vielleicht von der etwas problematischen Verwandlung, die im Schlußakt das ursprüngliche Bild wiederherstellt. In der Tat muß die Geschichte nach dem interpretatorischen Ausflug in mythische Opulenz wieder da ankommen, wo die Rahmenfigur Gorjantschikow verabschiedet wird.

In dieser Rolle war Nicolai Ghiaurov zu erleben, als Sänger ebenso sicher und diszipliniert wie als Darsteller. Eine weitere dominierende Gestalt der hünenhafte Schischkow von Monte Pederson, der seine Lebensbeichte im dritten Akt in den Mittelpunkt stellt. Nicht weniger anrührend die biographischen Profile von Skuratow (Philip Langridge) und Schapkin (Heinz Zednik). Ein internationales Sängerteam nahm sich der tschechisch gesungenen Aufführung an. Die originalsprache war an diesem Ort zweifellos geboten - leichtgemacht wurde die Rezeption damit nicht. Dem Festspielpublikum ist eine intensive Vorbereitung auf das Stück wohl zuzumuten.

Claudio Abbado dirigierte mit Sensibilität für die Klangfarben Janaceks, mit Verve und zügig gehaltenem Pathos. Ohne Abmilderung schroffer Gestik glühte die Musik in Schönheit auf - durch den Ernst ihrer sprachnahen Realisierung, die Logik und Durchsichtigkeit des erkannten Stimmgefüges. Konzertverein Wiener Staatsopernchor und Wiener Philharmoniker agierten bewundernswert plastisch.

Des am Vortag tödlich verunglückten Konzertmeisters Gerhard Hetzel wurde zu Vorstellungsbeginn mit Mozarts "Maurische Trauermusik" gedacht.

HANS-KLAUS JUNGHEINRICH

(Weitere Aufführungen vorgesehen für den 4., 10. und 21. August.)

Gegen den ersten Entwurf für eine Hochgeschwindigkeitsstrecke von Wirtheim nach Flieden formiert sich Widerstand Bahntrasse gleicht einer Rohrpost Skizze schürt Mißtrauen Von Jörg Andersson BAD SODEN-SALMÜNSTER / MAIN-KINZIG-KREIS. Kurz hinter Wirtheim kann der Bahnreisende einen letzten Blick ins Kinzigtal werfen. Dann zieht der Zug spürbar an. Sekunden später verschwindet er in der Betonröhre, taucht nach vier Kilometern, irgendwo hier muß Wächtersbach liegen, für wenige Sekunden wieder auf, um in den nächsten Tunnel zu rasen. Nach 2,2 Kilometern, Tempo 250, fegt der Zug über die Brachttalbrücke, es folgt ein kurzer offener Abschnitt, ehe es wieder duster wird. Momentaufnahmen einer ICE-Reise von Frankfurt nach Fulda - im Jahr 2005.

"Vielerorts wird der Weg für die schnellen Schienen nach seiner Fertigstellung überhaupt nicht mehr sicht- und hörbar sein und überhaupt keinen Eingriff in die Landschaft darstellen - weil die Züge im Tunnel fahren." So preist die Bundesbahn ihr Hochgeschwindigkeitsnetz, das in den nächsten Jahren sukzessive ausgebaut werden soll. Von der einstigen Eisenbahnromantik bleibt da nicht viel übrig. Den Blick aus dem Fenster kann man sich auf den Schnellbahntrassen getrost sparen. In Mittelgebirgsregionen gleicht die Zugfahrt einer Rohrpost.

Seit der neue Bundesverkehrswegeplan verabschiedet ist, steht nun endültig fest, daß auch im Main-Kinzig-Kreis daran gearbeitet wird, die Bahn weiter auf Tempo zu trimmen. Die total überlastete Bahnstrecke Hanau-Fulda soll durchgehend viergleisig verlaufen. Von der Kreisstadt bis Wirtheim ist das noch relativ einfach.

700 Millionen Mark kalkuliert die Bundesbahn für einen Ausbau der vorhandenen Strecke. Dann wird's komplizierter. Die Topographie im Kinzigtal läßt weiter östlich die Verlegung von Gleisen neben die vorhandene Strecke nicht zu. Bis Flieden ist ein kompletter Neubauabschnitt nötig. Kostenpunkt: Voraussichtlich zwei Milliarden Mark.

Bis der erste Zug auf diesem Weg von Wirtheim Richtung Distelrasen braust, ist das nächste Jahrtausend angebrochen, heißt es bei der Bundesbahndirektion. Doch einigen Kommunen und Bewohnern im Vogelsberg und Kinzigtal bereiten die Zukunftspläne bereits jetzt Kopfzerbrechen. Seitdem eine erste Planskizze bekannt geworden ist, regt sich speziell in Bad Soden-Salmünster und Brachttal der Unmut. Die Verantwortlichen haben per Einschreiben ihre Bedenken angemeldet, in Bad Soden-Salmünster formiert sich eine Bürgerinitiative (siehe auch "Im Blickpunkt").

"Zweigleisiger Neubauabschnitt zur Umgehung des Engpasses Schlüchterner Tunnel bis Flieden" nennt sich in der Bahnsprache das, was die Planer quasi für den Bundesverkehrswegeplan zu Papier gebracht haben. Eine Zeichnung, die auf den ersten Blick einem Stück Landstraße gleicht. Oben und unten markieren durchgezogene Linien den Planungskorridor. Nahezu genau in der Mitte verläuft eine mehrfach gestrichelt gezeichnete die Neubaustrecke. Die unterbrochene Linienführung markiert die Tunnel - sieben an der Zahl von Wirtheim bis zum Distelrasen. Der grobe Verlauf: Ab Neuwirtheim führt die Neubautrasse nördlich der alten unter den Ausläufern des Vogelsbergs durch einen über vier Kilometer langen Tunnel. Kurz hinter Wächtersbach beginnt ein 300 Meter langer offener Abschnitt, ehe es für weitere 2,2 Kilometer durch den Berg geht. Dann die erste Talbrücke im Bereich zwischen Hesseldorf und Schlierbach. Es folgen etwa ein Kilometer "normale" Strekke, ehe es in die nächste Betonröhre von zwei Kilometern Länge geht.

Hinein ins Salztal auf zwei Kilometern Brücke zwischen Wahlert und Romstahl hindurch. Ein offener Abschnitt und schon dräut den nächste Tunnel am Katzenstein bei Steinau-Marborn. Nach 1,5 Kilometern Dunkelheit wieder Tageslicht. Darauf huscht ein 1000 Meter langer Überholungsbahnhof vorbei, die Überquerung des Steinaubachtals und Tunnel Nummer fünf, Länge rund zwei Kilometer. Weiter führt eine Brücke über die Landesstraße nach Ürzell schließlich in Höhe von Kressenbach in den nächsten Tunnel. Südlich von Breitenbach wird mit der Haager-Wasser-Talbrücke die A 66 überquert, ehe der siebte und letzte Tunnel vor dem Landrücken erreicht ist.

Welche Aussagekraft dieser Plan besitzt, darüber streiten Bahn und Kommunalpolitiker, seit die SPD-Bundestagsabgeordnete Barbara Weiler die Pläne in die Öffentlichkeit lancierte.

Die Bundesbahndirektion wiegelt ab. Auf eine Grundsatzdiskussion möchte sich Projektleiter Manfred Wölbing zu diesem Zeitpunkt nicht einlassen: "Wir haben auf der Grundlage dieser Planung die Kosten für das Projekt ermittelt. Ökologische Faktoren sind dabei überhaupt nicht berücksichtigt worden. Der einzige Aspekt war eine möglichst ortsferne Trassierung."

Eine umfassende Information ist aus Wölbings Sicht verfrüht. Zum einen werde die Bahn ab Herbst zwei weitere Varianten weiter südlich prüfen, zum anderen könnten Detailfragen derzeit überhaupt noch nicht beantwortet werden.

Immerhin: Wo die Konfliktschwerpunkte liegen, verrät die vorhandene Karte bereits. Dazu zählen die Planer die zusätzliche Lärmbelästigung, speziell im Bereich von Wirtheim und Höchst, Wasserschutzgebiet im Bereich von Wirtheim und Wächtersbach, das großflächige Heilquellenschutzgebiet bei Bad Soden sowie die Beeinträchtigung von Landschaftsbild und Erholungseignung im Brachttal. Auch dem Steinaubachtal nördlich der Märchenstadt droht großflächige Zerschneidung. Schließlich der Landrückenbereich, wo beiderseits des Tunnels sensible Flächen ausgewiesen sind.

Der Distelrasen ist ohnehin einer der Knackpunkte. Denn der jetzige knapp vier Kilometer lange Schlüchterner Tunnel ist sanierungsbedürftig. Unabhängig davon, wie schnell sich die Bundesbahn im Bereich der Neubaustrecke durch Raumordnungs- und Planfeststellungsverfahren kämpft, steht ein zweiter Durchstich durch den Landrücken an. Hier ist der Stand der Dinge wesentlich weiter fortgeschritten. Die Arbeiten am neuen Tunnel könnten schon 1994 beginnen. Bauzeit laut Wölbing: Rund drei Jahre. Und es steht schon so gut wie fest, wo der Durchstich erfolgt; nur ein paar hundert Meter weiter nördöstlich des alten Tunnels aus dem Jahre 1909. Da durch die neue Röhre auch die spätere Schnellbahnstrecke geschleust wird, erscheint eine Hochgeschwindigkeitstrasse weiter südlich problematisch.

Noch mehr Schwierigkeiten würde der Bahn der direkte Weg durchs Kinzigtal bereiten. Für Wölbing schon aufgrund der dichten Bebauung eine "unrealistische" und letztendlich "unzumutbare" Variante. Eine Bündelung, beispielsweise mit der A 66, ist auch aus anderen Gründen kein Thema. Die neue Trasse soll fast durchgehend auf eine Höchstgeschwindigkeit von 300 Stundenkilometern angelegt werden. Da gilt es den fast 200 Meter Höhenunterschied zwischen Gelnhausen und dem Distelrasen sensibel zu bewältigen. Größere Steigungen bremsen den Zug, eine "Längsneigung", so der DB-Jargon, von mehr als 12,5 Promille würde für Güterzuge schon ein unüberwindbares Hindernis darstellen.

Trotz aller Probleme bemüht sich die Bahn derzeit nach allen Kräften, den Eindruck zu verwischen, die vorliegende Skizze sei "die von uns heißgeliebte Variante" (Wölbing). "Eine planerischen Optimierung" wäre in jedem Fall erforderlich, so der Projektleiter. In die Diskussion hat sich zuletzt noch einmal Barbara Weiler eingeschaltet. Nach Informationen von Fachmitarbeitern aus der SPD-Bundestagsfraktion bestünde derzeit "kein Grund zur Panik". Es handele sich letztlich nur um Grundsatzbeschlüsse, auf eine bestimmte Art zwei Punkte möglichst günstig und angemessen zu verbinden. Die konkrete Realisierung könne noch ganz anders aussehen, als jetzt im Entwurf, beruhigte sie.

Eingänge alle auf gleicher Ebene Platz vor dem Bürgerhaus soll nun gestaltet werden

NEU-ISENBURG. In ihrer nächsten Versammlung werden Neu-Isenburgs Stadtverordnete erneut über einen Vorschlag zur Gestaltung des Platzes vor dem Bürgerhaus in Zeppelinheim zu entscheiden haben. Der Ortsbeirat hatte schon im Sommer 1989 die Umgestaltung angeregt. Ein Darmstädter Büro wurde mit der Planung beauftragt und sein Entwurf von den Stadtverordneten Anfang 1990 gutgeheißen.

Nachdem der Vorstand der evangelischen Kirchengemeinde jedoch Anregungen und Bedenken vorbrachte, die zum vorgesehenen Preis nicht verwirklicht werden konnten, nahm die Stadt wieder Abstand vom Entwurf. Das Stadtplanungsamt überarbeitete deshalb den vorhandenen Plan noch einmal, über den jetzt im Parlament entschieden werden soll. Mit 145 000 Mark übersteigt der neue Entwurf auch nicht mehr die von den Volksvertretern angepeilten Kosten.

Im neuen Entwurf ist vorgesehen, die Eingänge zu Museum, Bürgerhaus und Post durch eine gemeinsame Ebene zu verbinden, die 15 Zentimeter über dem Niveau des Gehwegs liegt. Als Belag stellen sich die Planer Betonplatten mit einer Decke aus Natursteingranulat vor. Anstelle der defekten Brunnenbecken sind Wassermulden vorgesehen.

Die Fahrbahn und der Parkstreifen auf der Seite der Kirche bleiben unverändert. Ein zehn Zentimeter schmaler Natursteinstreifen soll Bürgerhaus und Brunnen optisch verbinden.

Der Plan wird umgesetzt, sobald Ortsbeirat und Stadtverordnete ihre Zustimmung geben. fra

Autofahrer aus Echzell auf B 455 leicht verletzt

FRIEDBERG. Bei einem Auffahrunfall zwischen drei Fahrzeugen am Donnerstag morgen wurden ein Echzeller und seine Beifahrerin leicht verletzt. Nach Polizeiangaben entstand ein Schaden von 21 000 Mark.

Drei Autos befuhren hintereinander die B 455 aus Wölfersheim in Richtung Dorheim. Als die ersten beiden Fahrzeuge verkehrsbedingt anhielten, bemerkte dies ein Wölfersheimer im hintersten Auto zu spät. Sein Fahrzeug fuhr auf das Auto des Echzellers auf. Dieses wurde widerum auf das Auto einer Wölfersheimerin geschoben. ub

Gymnasium will Raumnot notdürftig lindern Schuldezernent lehnt ein "Hilfsangebot" der Stadt ab

BAD VILBEL. Lösbar erscheinen die Raumprobleme des Georg-Büchner-Gymnasiums. Es zeichnet sich sogar eine Lösung ab, daß etwa nach den Herbstferien die Oberstufenschüler ab Klasse elf nicht mehr in die zwei Kilometer entfernte Gustav-Lesemann-Schule ausweichen müssen, wo für das Gymnasium vier Klassenräume zur Verfügung stehen. Im Herbst nämlich soll ein renovierungsbedürftiger Pavillon mit drei Klassenräumen auf dem Gelände der "nur einen Katzensprung" vom Gymnasium entfernten John- F.-Kennedy-Schule wieder zur Verfügung stehen. Büchner-Schulleiter Hans- Joachim Kalbfleisch sagte am Freitag zur FR, mit diesen drei zusätzlichen Räumen könne man notfalls auskommen, ohne weiter die Lesemannschule zu benutzen. Den dann noch fehlenden vierten Klassenraum könne man notfalls noch im Gymnasium selbst bereitstellen.

Die Mitbenutzung der Lesemannschule durch das Gymnasium war im vergangenen Jahr nicht einfach durchzusetzen gewesen. Die Regelung bedeutete nämlich eine Veränderung der Pausenzeiten des Gymnasiums, weil Zeit beim Pendeln von Schüler/-innen oder Lehrkräften verstreicht. Schon dadurch, daß die Schule nicht mehr um 13 Uhr, sondern fünf Minuten später endet, gab es regelmäßig einen Wettlauf der Fahrschüler, um noch die S-Bahn um 13.15 Uhr zu erreichen.

Der Schuldezernent des Kreises, Joachim Pollmar, ist nach seinen Angaben dennoch nicht unbedingt glücklich, wenn die für lange Sicht geplante Mitbelegung der Lesemannschule jetzt wieder kurzfristig rückgängig gemacht würde. Wenn die Schülerzahlen am Gymnasium ansteigen sollten, wofür einiges spreche, dann kämen alsbald die Themen Lesemannschule und neue Pausenregelung wieder auf den Tisch. Der Ruhe des Schulablaufs sei dies nicht unbedingt dienlich. Man solle den dreiklassigen Pavillon auf dem Kennedy-Schulgelände besser als Puffer für Raumnöte im Schulzentrum in Reserve halten.

Es gäbe noch einen anderen Weg, um die anhaltenden Raumprobleme für das Büchnergymnasium zu lösen, das mit fast unverändert 1070 Schülerinnen und Schülern das neue Schuljahr beginnt. Die Vaterschaft für diese Lösung nimmt Direktor Kalbfleisch für sich in Anspruch. Der Elternbeirat mit seinem Vorsitzenden Horst Kibbel hat die Sache weiterverfolgt und Erster Stadtrat Klaus Minkel hat mitgespielt: Die Stadt Bad Vilbel solle vier Klassenräume auf ihre Kosten auf dem Gelände des Büchnergymnasiums bauen und an den Kreis vermieten.

Joachim Pollmar hat diesem Lösungsmodell gegenüber Minkel und dem Elternbeiratsvorsitzenden Kibbel jetzt eine deutliche Absage erteilt. Pollmar argumentiert, zum einen sei die Raumsituation für die kommenden Jahre gelöst in Form der Nutzung von Räumen der Kennedyschule, der Lesemannschule und des dreiklassigen Pavillons. Zum anderen verbiete die Finanzaufsicht unwirtschaftliche Lösungen der Art, daß in einer Stadt Schulräume leerstehen, gleichzeitig aber an anderer Stelle Räume angemietet werden. Die extreme Sparsamkeit, zu der der Wetteraukreis gezwungen sei, nötige auch dazu, Lösungen hinzunehmen, die organisatorische Probleme mit sich bringen.

Schließlich verweist Pollmar darauf, daß es "gegen die Systematik des Schulverwaltungsgesetzes verstoßen" würde, wenn Städte und Gemeinden eigene Schulräume errichteten. Die Schulträgerschaft sei im Jahr 1970 auf die Landkreise übertragen worden, auch um das Raumangebot zu vereinheitlichen. Pollmar: "Von einer finanzstarken Stadt errichtete Schulgebäude würden zu einem qualitativen Gefälle in der Schullandschaft führen." hm

Im Blickpunkt: Zwischen Zeil und Zentralmärkten

STEINBACH. Mit der Steinbacher Geschäftswelt zeigten sich die meisten Bürgerinnen und Bürger am FR- mobil zufrieden. Mit Waren des täglichen Bedarfs, so sagten sie, decken sie sich überwiegend vor Ort ein. Wenn's um Klamotten geht, fahren viele schon mal gern "in die Stadt", sprich auf die Zeil oder nach Bad Homburg. Es gibt aber auch Frauen wie Elke Marie Dreja, die alles in Steinbach kaufen - bis auf Schuhe: "Die gibt es hier nicht, aber Boutiquen, die schicke Sachen auch bis Größe 48 haben", sagt sie und lobt besonders die schönen Kosmetikinstitute am Ort.

"Großeinkäufe" scheinen regelmäßig in den nahe gelegenen Eschborner Einkaufsmärkten erledigt zu werden. Eingekeilt zwischen Großmärkten und Einkaufsmeilen mit Dutzenden von Boutiquen sieht Monika Knobloch, Vizevorsitzende des örtlichen Gewerbevereins, denn auch nur wenig Möglichkeiten, neue, kleinere Geschäfte anzusiedeln.

"Wünsche haben wir viele", sagt sie. Zum Beispiel einen Tante-Emma-Laden oder eine Schlosserei. Doch es sei schwer, Interessenten zu finden. "Wir sind froh für jedes kleine Geschäft, das wir haben." Nicht nur die große Konkurrenz, auch die hohen Bodenpreise machten es für Einzelhändler schwierig, sich durchzusetzen. Ein Schuhgeschäft beispielsweise habe zugemacht, "weil einfach nicht gut verkauft wurde".

Die Rahmenbedingungen könne der Gewerbeverein nicht ändern, lediglich die Einzelhändler zusammenbringen, "damit sie nicht so allein sind". So unterstützt der Gewerbeverein Aktionswochen durch Hinweise in der von ihm herausgegebenen Steinbacher Information, macht alle zwei Jahre eine Gewerbemesse. Nach den Sommerferien ist eine Artikelserie im Infoblatt geplant, in der alle Geschäfte und Gewerbebetriebe vorgestellt werden sollen. Ein Konzept, wie die Einkaufsmöglichkeiten in Steinbach im Jahr 2000 aussehen sollen, hat der Gewerbeverein laut Knobloch nicht. Und auch keine Zahlen darüber, wieviel Kaufkraft in die Nachbarstädte abfließt. Die sind nach Bürgermeister Edgar Parnet auch im Rathaus nicht erfaßt. mk / w

Hubschrauberteam rettete verletzten Hungener

ECHZELL. Ein verletzter Autofahrer, zwei Fahrzeuge mit Totalschaden und beschädigte Verkehrszeichen waren die Folgen eines Zusammenstoßes zweier Autos am Donnerstag morgen.

Nach Polizeivermutungen überquerte ein Hungener die B 455 ohne sein Auto anzuhalten und ohne auf die Vorfahrt zu achten. Im Kreuzungsbereich mit der L 3188 kam es zu einem Zusammenstoß mit dem Auto eines Schotteners, der die Bunderstraße in Richtung Borsdorf befuhr. Durch die Wucht des Aufpralls wurde das Fahrzeug des Hungeners über eine Verkehrsinsel geschleudert und beschädigte die Verkehrsschilder. Der Hungener mußte mit einem Rettungshubschrauber in die Frankfurter Unfallklinik geflogen werden. ub

Schwimmbadgäste trauern um Fritz Herber Bei Kindern und Senioren aus Steinau war der 51jährige gelernte Malermeister beliebt

STEINAU. Man meint, er müsse mit seinem Strohhut und seinen dürren Beinen jeden Moment um die Ecke biegen, immer den Kontakt zu "seinen" Badegästen suchend: Der plötzliche Herztod von Fritz Herber (51, Bild) hat zum Ende der großen Ferien Trauer einziehen lassen in das Steinauer Freibad. Vor allem bei jenen der älteren Generation, die oft dreimal am Tag zum regelmäßigen Schwimmen kamen und sich jedes Mal aufs neue auf einen Plausch mit "ihrem" Fritz freuten. Dabei offenbarte Fritz Herber eine Sensibilität, die man dem gelernten Malermeister aus dem Steinauer Stadtteil Ulmbach auf den ersten Blick garnicht zugetraut hätte. Deshalb hatten ihn auch die Kinder in ihr Herz geschlossen. War er es doch, der sich in der Hauptsache um die Abnahmen der verschiedenen Abzeichen wie Seepferdchen, Fahrtenschwimmer oder Grundschein kümmerte. Nie ließ er sich gegenüber den Kleinen anmerken, daß sie ihm natürlich auch auf den Wecker gehen konnten mit ihrer dauernden Fragerei - am 14 Stunden-Tag, der um sechs Uhr für Fritz Herber begann und nicht vor 20 Uhr endete.

Ins Schwimmbad nach Ulmbach wollte er gerne wieder zurück, was ihm auch von der Stadt Steinau versprochen wurde. Nur mit der Einlösung hat man sich zuviel Zeit gelassen. Fritz Herber ist nun für immer nach Ulmbach zurückgekehrt. fz

Motorrad raste gegen eine Mauer Fahrer starb im Krankenhaus

USINGEN. Tödlich verunglückte in der Nacht von Donnerstag auf Freitag ein Motorradfahrer im Stadtteil Merzhausen. Nach Angaben der Polizei war der 29 Jahre alte Mann gegen 0.55 Uhr auf der Bundesstraße 275 in Richtung Weiltal unterwegs, als er in einer unübersichtlichen Rechtskurve wegen überhöhter Geschwindigkeit gegen den Randstein fuhr und ins Schleudern geriet. Anschließend prallte er gegen eine Grundstücksmauer.

Der Fahrer wurde schwer verletzt in das Usinger Krankenhaus eingeliefert. Dort starb er gegen 6 Uhr am nächsten Morgen.

BAD HOMBURG. Mit einem Streifenwagen legte sich eine Autofahrerin am Freitag morgen gegen 4.30 Uhr an. Sie fuhr auf der Promenade in Richtung Gonzenheim und bog nach rechts in die Ferdinandstraße ab. Aufgrund von Alkoholeinwirkung bevorzugte sie einen flotten Fahrstil, geriet dadurch auf die linke Fahrbahnseite und rammte ein entgegenkommendes Polizeiauto.

Nach dem Aufprall stieß ihr Wagen noch gegen ein parkendes Fahrzeug. Die Polizei schätzt den Sachschaden auf ungefähr 5000 Mark.

BAD HOMBURG. Schaden in Höhe von 9000 Mark entstand bei einem Unfall am Donnerstag morgen gegen 8 Uhr.

Nach Angaben der Polizei bog ein Autofahrer von der Homburger Straße nach links ab in die Obererlenbacher Straße. Dabei übersah er ein entgegenkommendes Fahrzeug und stieß mit diesem zusammen. jom

Melancholie und Härte Michael Schumachers Ballett

Mitten auf düsterer Bühne steht ein Mann im dunklen Anzug, darüber eine Lampe, deren knapper Lichtkegel Einsamkeit betont. Plötzlich beginnt der Mann zu straucheln, fällt schließlich auf den Rücken und leistet mit seinen Extremitäten heftig Widerstand gegen den Sturz. So symbolisch beginnt die Uraufführung eines Balletts von Michael Schumacher. Er hat es ohne Titel unter dem Motto "tanze mit mir" für das "Europäische schwul-lesbische Jugendtreffen" choreografiert.

Langsam gesellen sich drei weitere Tänzer zum ersten. Die Gruppe "Michael Schumacher & Friends" hat sich zum Festival konzipiert. Außer dem Choreographen Schumacher kommt Shaun Amyot vom Ballett Frankfurt, Tom Koch aus New York und Vitor Garcia vom Ulmer Ballett. Das Stück reiht expressive, kaftvoll getanzte Bilder aneinander, immer wieder von heiteren bis melancholischen Bildern unterbrochen.

Viele Sequenzen kommen mit reiner Bewegung ohne Musik aus. Dann tosen wuchtige Klangstrukturen wie von Thom Willems auf, dazwischen sanftere Melodien. Kurz intoniert ein Tänzer am Klavier Chopin, ein anderer zum Ende zarten Gesang von Carl Orff. Dazwischen setzt jemand mit wuchtigen Hammerschlägen symbolische Zäsuren.

Die Choreographie verknüpft mythische Sequenzen mit sentimentalen, teilweise auch heiteren bis urkomischen. Unter markanter Oberflächenstruktur schimmern angstbesetzte Figurationen durch. Männer lieben sich und kämpfen miteinander, finden in repressiver Umwelt zu solidarischen Gesten.

Sie sind ständig auf der Suche nach Nischen für Selbstverwirklichung extremer Identität. Einer entkleidet sich, aber bedeckt die Scham sogleich mit einem Aktenkoffer. Da offenbaren Bilder feine Doppeldeutigkeit von Furcht, Scheu, aber auch ironischer Kritik. Banker etwa besitzen nackt nicht mehr die bedrohliche Aura von Macht.

Zu Disco- oder Tijuanaklängen steht man plötzlich kopf. Oder bei lustig-skurrilen Strip zeigen Männer äffische Mimik. Dann stehen sie kraftvoll im Sturm des Lebens, werden gebeugt, aber fallen nicht um, räkeln sich trotzig hoch und kämpfen: gegen gesellschaftliche Vorurteile.

Wie im Kinderspiel rollen Murmeln über den Boden oder werden fontänenartig aus Mündern gespuckt. Lässig knabbert jemand Kartoffelchips. Ein anderer schaft sich mit einer HNO-Arztlampe am Kopf Licht, um den gefräßigen Schlund aggressiver Umwelt auszuloten. Im Bühnenolymp öffnet sich ein Fenster wie beim Adventskalender, und ein Tänzer erscheint als blauer Engel.

Das Männerquartett um Michael Schumacher illustriert in hinreißender Forsythemanier mit technischer Perfektion, kraftvollem Tanz, ausdrucksstarken Bildern und intensiver Mimik Problembewußtsein ganz normal wirkender Homophilie. Deren Ängste, Sehnsüchte, Träume, Freuden und Leiden sind die gleichen wie bei allen Menschen. So hat dieses Ballett das Festivalthema sensibel, künsterlich grandios und nachdenklich stimmend beleuchtet.

ROLAND LANGER

Ebert-Turnhalle vorn auf Prioritätenliste

MÜHLHEIM. Anlaß zu vorsichtigem Optimismus gab die Ankündigung von Landrat Josef Lach bei einem Besuch in Mühlheim, daß für 1995 im Kreisetat eine erste Rat für den Bau der Turnhalle an der Friedrich-Ebert-Schule eingeplant wird. Auf der Prioritätenliste der Schulbaumaßnahmen im Kreis stehen die Mühlheimer auf Platz zwei hinter einem Hallenneubau für die Kreisberufsschule (August-Bebel-Schule) in Offenbach.

Seit Jahren fordern Schüler/innen und Lehrerkollegium der Friedrich-Ebert- Haupt- und Realschule Räume für den Sportunterricht. Er muß sich zur Zeit mit Provisorien begnügen: Die Kinder müssen in einen kleinen Gymnastikraum, ins städtische Sportzentrum oder in andere Schulen gehen. Der Unterricht mußte auch schon ausfallen.

Der Landrat versicherte nun bei seinem Besuch, er wolle sich für eine Beschleunigung des Hallenbaus einsetzen. Insgesamt warten allerdings im Kreis zehn Schulen auf eine neue Turnhalle. hf

Private Krankenkassen hadern mit Kartellamt Verzicht auf Kündigungsrecht hat Haken / Krebspatienten droht weiter Beitragsverdoppelung

doe FRANKFURT A. M. Privatpatienten, die an einem schweren Leiden erkranken, von dessen Existenz sie bei Vertragsabschluß noch nichts wußten, sollen weiterhin mit Beitragszuschlägen bis zu 100 Prozent belegt werden können. Dies sieht eine Empfehlung des Verbandes der privaten Krankenversicherung (PKV) vor, gegen die das Bundeskartellamt Einwände erhebt. Der PKV-Verband zeigt sich von dem Protest der Wettbewerbshüter "überrascht". "Im Interesse der Versichertengemeinschaft", die ansonsten für die höheren Kosten insgesamt geradestehen müsse, könne man auf den Passus - der vor allem Krebs- und Aidskranke betrifft - nicht verzichten, sagt Vize-Verbandsdirektor Günther Aumüller.

Stein des Anstoßes für den Streit zwischen der Assekuranzlobby und den Kartellwächtern ist der Paragraph 41 des Versicherungsvertragsgesetzes. Diese aus dem Jahre 1908 stammende und 1939 zuletzt aktualisierte Bestimmung hat zur Folge, daß Versicherte nicht nur grundsätzlich bei Vertragsabschluß ihre Gesellschaft auf Vorerkrankungen hinweisen müssen. Vielmehr drohen den Klienten auch dann Beitragserhöhungen oder gar Kündigung, wenn später ein zum Zeitpunkt des Eintritts in die private Kasse noch verborgenes Leiden auftritt. Dies könnte beispielsweise eine latente HIV- Infektion sein, die plötzlich ausbricht.

Dieses Damoklesschwert überm Krankenbett war von der Arbeitsgemeinschaft Unabhängiger Versicherungsmakler (AUV) und auch dem Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen (BAV) angeprangert worden (die FR berichtete). Der Hauptausschuß des PKV-Verbandes beschloß daraufhin vor einem Monat, seinen 50 Mitgliedsunternehmen zwar den Verzicht auf das Kündigungsrecht, gleichzeitig aber das Festhalten an einer Möglichkeit zur Beitragserhöhung nahezulegen. Eine derartige Empfehlung für eine ganze Branche muß vom Kartellamt genehmigt werden.

Die Berliner Behörde jedoch verweigert (in Übereinstimmung mit dem BAV) ihr Plazet. Entweder, so Sprecher Hubertus Schön, solle der PKV-Verband sein Rundschreiben auf den Kündigungspassus beschränken. Oder aber die Lobbyisten sollten zumindest in jenen Fällen, in denen der Kunde definitiv von seiner Erkrankung nichts wußte, auf die Zuschlagsempfehlung verzichten.

Derartige Auflagen wollen PKV-Mann Aumüller jedoch nicht einleuchten. Brieflich wandte er gestern ein, wenn das Kartellamt wettbewerbsrechtliche Bedenken äußere, dann müßten sich diese prinzipiell gegen jede Empfehlung richten. Immerhin bringe der Vorschlag seines Verbandes, an den sich die Gesellschaften übrigens nicht halten müssen, "auf jeden Fall eine Verbesserung des Verbraucherschutzes".

Zwar möchte Aumüller den imageschädigenden Streit über den Paragraphen 41 "möglichst schnell über die Bühne" bringen. Die Empfehlung eines generellen Verzichts auf die Anwendung des strittigen Gesetzespassus aber könne nur vom Hauptausschuß beschlossen werden. Dem Vernehmen nach gibt es dagegen Widerstand unter anderem vom Branchenführer, der Allianz-Tochter Deutsche Kranken-Versicherung (DKV).

Ein verkauftes Gelände und das kleine Geheimnis des Ministers Wie das Land in eigener Sache Millionen verbaut / Bald neues Haus fürs Bauministerium / Landtag plant Besucherzentrum

as langgestreckte Haus am Wies- badener Luisenplatz ist schon seit Monaten durch ein Gerüst ver-

D stellt. "Hessisches Kultusministerium", verrät ein papiernes Schild an dem Bretterverschlag, der zum kaum mehr erkennbaren Eingang führt. Innen ist die Renovierung nach jahrelanger Arbeit abgeschlossen, bei der Fassade zieht selbst der Beginn der Arbeiten sich aber weiter hin.

Zuletzt, berichten Insider, weil sich Baufirma, Staatsbauamt und andere Beteiligte nicht über die Frage einigen konnten, wer für die festgestellten Risse an der Außenwand verantwortlich ist.

Es kann also auch viel Ärger geben, wenn der Staat in eigener Sache baut - und das ist in der Landeshauptstadt nicht eben selten. Nach und nach müssen die Gebäude von Ministerien und Landtag renoviert werden, und die Vergrößerung der Landesregierung seit den 70er Jahren (zunächst ein neues Ressort Wissenschaft und Kunst, dann das Umweltministerium und schließlich das Frauenressort) führt ständig auch zu neuem Platzbedarf. Da werden dann Summen bewegt, gegen die jene 1,2 bis 1,6 Millionen Mark (Genaues weiß man immer noch nicht) für die eilige Renovierung der Dienstvilla des Ministerpräsidenten nach Amtsantritt der Regierung Eichel nur wie eine kleine Beigabe wirken.

Der größte Brocken der vergangenen Jahre war der Anbau beim Ministerium für Wirtschaft und Technik. Rund acht Millionen Mark hat die Herrichtung des Altgebäudes (des früheren "Landeshauses") gekostet, stolze 54 Millionen der direkt anschließende Neubau. Im Juni wurde der erneuerte Behördentrakt eröffnet, und seitdem hat zumindest dieses Ressort, wovon andere (weil über die Stadt verstreut) noch träumen, ein Domizil für alle Mitarbeiter an einer Stelle.

Vor dem Ressort des jetzigen Ministers Ernst Welteke (SPD) waren in den vergangenen zehn Jahren das Innenministerium (26 Millionen Mark), das Justizressort (fünf Millionen Mark) und - am Gerüst immer noch erkennbar - das Kultusministerium (20 Millionen Mark) mit Renovierungsarbeiten dran. Auf das nächste Werk in der Reihe "Hier baut die Regierung für sich selbst" darf sich ausgerechnet Bau- und Landwirtschaftminister Jörg Jordan (SPD) freuen: Zwischen 1993 und 1994 (ehrgeiziges Ziel: Schlüsselübergabe am 31. Juli 1994) soll er ganz in der Nähe seines jetziges Domizils im Behördenzentrum Schiersteiner Berg für rund 40 Millionen Mark einen dreistöckigen Neubau bekommen, wo bislang noch Autos parken. Wenn Jordan neue Räume hat, kann Frauenministerin Heide Pfarr (SPD) nach dann mehr als drei Amtsjahren ihre Mitarbeiter unter einem Dach unterbringen und auf angemietete Räume an verschiedenen Stellen Wiesbadens verzichten.

Während die Ministerialbürokratie sich derart einrichtet, betont man im zuständigen Finanzministerium, daß der Weg über teure Neubauten am Ende günstiger ist als die Anmietung von Büroraum. Zwei Beispiele eignen sich für die Vergleichsrechnung: Für das Ministerium für Wissenschaft und Kunst, das in der schick renovierten Alten Post in der Rheinstraße zur Miete untergebracht ist, muß das Land monatlich stolze 185 245 Mark hinblättern. Die Unterbringung des Umweltministeriums von Joschka Fischer (Grüne) in einem nagelneuen Bürohaus in der Mainzer Straße kostet monatlich 165 617 Mark Miete.

Besonders pikant in diesem Fall: Das Gelände war früher einmal landeseigen. Das alte Hauptstaatsarchiv war dort abgerissen und das Areal Anfang der 80er Jahre, als noch niemand an Platzbedarf für ein eigenständiges Umweltressort dachte, für zehn Millionen Mark an eine Versicherungsgesellschaft verkauft worden. Die hat das Bürohaus gebaut und verdient jetzt gut an der Unterbringung der Fischer-Beamten. Schon nach etwas über sechs Jahren wird das Land seine zehn Millionen aus dem Geländeverkauf wieder los sein - für Miete.

Das Zentrum der Regierung dagegen blieb auf seinen Vorüberlegungen immer wieder sitzen: die Staatskanzlei, wenig repräsentativ untergebracht in einem zu kleinen Haus nahe des Kurparks und in mehreren Zusatzquartieren. Schon in den 60er Jahren gab es einmal einen Wettbewerb für einen Neubau an anderer Stelle, die aber inzwischen schon wegen des gestiegenen Platzbedarfs nicht mehr in Frage kommt. Im Juni dieses Jahres wurde plötzlich wieder einmal über die Staatskanzlei spekuliert, weil die von den US-Militärs genutzte alte Prunkvilla der Sektkellerei-Familie Söhnlein in der Paulinenstraße (das "Weiße Haus") in Frage zu kommen schien.

Eichel ins "Weiße Haus"? Das Wortspiel war so gut, daß es sich in manchen Zeitungsüberschriften wiederfand. Ein erster offizieller Blick auf die Villa aber zeigte bereits, daß sie für die Staatskanzlei zu klein und bestenfalls für Repräsentationszwecke geeignet war. Und für die Repräsentation baut die Regierung gerade 600 000 Mark teuer das Parterre in Eichels Dienstvilla in der Rosselstraße um. Insgesamt sei man auf der Suche nach einer besseren Unterbringung der Staatskanzlei "überhaupt nicht weitergekommen", meint deren Chef Jochen Suchan (SPD). Ein kompletter Neubau mit Kosten in der Größenordnung zwischen 70 und 80 Millionen sei "viel zu teuer", das jetzige "Gestoppel" werde also bleiben.

Zu alledem hat immer auch die Stadt Wiesbaden noch ein Wörtchen mitzureden, und deren Interessen waren schon in den 60er Jahren beim damals wieder verworfenen Staatskanzlei-Neubau andere als die des Landes. Einen ähnlichen Konflikt hat derzeit das hessische Parlament mit der Stadt auszutragen: Der Landtag plant ein "Besucherzentrum" am hinteren Ausgang des Plenarsaals mit Seminarräumen für Informationsangebote und neuer Garderobe (Kosten: rund fünf Millionen Mark).

Just dort aber führt derzeit das Aufeinanderprallen verschiedener Architekturstile sowieso schon zu einer allgemein als grauenhaft empfundenen städtebaulichen Situation: links in einer engen Gasse Altstadthäuschen mit kleinen Gaststätten, rechts auf Betonpfeilern die riesige Hinterwand des Plenarsaalgebäudes, abgesperrt durch einen hohen Zaun.

Den ungemütlichen, fensterlosen Plenarsaal würde der Landtag ebenfalls nur zu gerne umbauen, aber das wäre viel zu teuer. Die Stadt wiederum stört sich jetzt am abweisenden Zaun und hätte gerne ein gastronomisches Angebot an dieser Stelle - und auch über die Idee, das Beton-Monstrum irgendwie zu verkleiden, wird nachgedacht. Zwischen Landtagspräsident und Oberbürgermeister soll nun noch einmal über die Gesamtplanung verhandelt werden.

Auch über die "Staatsbauämter", die bei Regierungs- und Parlamentsumbauten beauftragt werden, scheiden sich die Geister: Die Ansicht gewinnt Anhänger, privat vergebene Aufträge kämen am Ende billiger. Als kostentreibend erweist sich daneben, daß manches Ministerium (und der Landtag sowieso) in denkmalgeschützten Gebäuden untergebracht ist. Da führt, wie ein delikates Beispiel im Kultusministerium zeigt, der Denkmalschutz dann manchmal auch zum einen oder anderen praktischen Nachteil. Im Arbeitszimmer des Kultusministers gab es früher hinter einer Art Tapetentür eine verborgene Waschgelegenheit, wo Amtsinhaber sich vor abendlichen Terminen noch einmal "fit" zu machen pflegten. Die Tür verstieß, so das Urteil der Denkmalschützer, gegen die Proportionen des Raums und mußte weichen.

Der Minister, der nach Abschluß der Innenrenovierung ansonsten jetzt aber in einem wirklich hübschen Zimmer und zudem mit neuem Mobiliar arbeiten kann (den Etat dafür hat noch der CDU-Vorgänger durchgesetzt), muß auf ein kleines Geheimnis und ein Waschbecken verzichten. RICHARD MENG

Ein Blitz war schuld am Stromausfall

BAD HOMBURG. Wer am Freitagmorgen gegen halb acht Uhr seine Kaffeemaschine angeworfen hat, wird sich gewundert haben, daß es so lange dauerte, bis der Kaffee endlich fertig war. Wer um diese Zeit die ersten Olympia-Nachrichten im Radio hören wollte, wurde ebenfalls jäh enttäuscht. Für fünf Minuten war der Strom ausgefallen.

"Der Blitz hat eingeschlagen" erklärt Heinz-Klaus Krug, Elektromeister beim E-Werk Lahmeyer in Bad Homburg. Und das ausgerechnet in die überregionale 110 KV-Leitung, die das Umspannwerk Bad Homburg mit Strom versorgt. Bei einem solchen Zwischenfall werden sofort die in der Leitung vorhandenen Leistungsschalter aktiv: Die Stromversorgung wird unterbrochen, um zu verhindern, daß die Leitung durch die entstandene Überspannung beschädigt wird. "Sobald wir sicher sind, daß keine Defekte vorhanden sind, fließt wieder Strom!" versichert Heinz-Klaus Krug. Die genaue Stelle des Blitzeinschlags kann in den meisten Fällen nicht geortet werden, am Freitagmorgen muß es in Höchst gewesen sein - aber in Bad Homburg und Umgebung wurde der Kaffee kalt. isa

Auto überschlug sich auf Bundesstraße

RANSTADT. Ein Auto aus Gelnhausen kam auf der B 457 in Richtung Ranstadt Donnerstag nacht in einer unübersichtlichen Rechtskurve ins Schleudern, fuhr in den rechten Straßengraben und überschlug sich mehrmals. Zu hohe Geschwindigkeit war die Unfallursache, so der Polizeibericht. Der Beifahrer wurde leicht verletzt. Der Schaden am Auto beläuft sich auf 20 000 Mark. ub

Aussiedler-Familien im Wohnheim droht der Gerichtsvollzieher Behördenstreit auf dem Rücken der Bürger: Kreis zahlt kein Wohngeld und Land kassiert Miete von Sozialhilfe-Empfängern

HOCHHEIM. Der Spruch vom Griff in die Tasche des nackten Mannes, er könnte auf Edmund Johann Patocska gemünzt sein. Mit Frau und Sohn wohnt der Aussiedler im Hessischen Übergangswohnheim in Hochheim, lebt von der Sozialhilfe. Mit 1250 Mark müssen die drei über die Runden kommen. Doch das Land Hessen will kassieren: Patocska soll Miete für das 15-Quadratmeter-Zimmer bezahlen, rückwirkend ab April.

Seitdem ist der Main-Taunus-Kreis zuständig für Sozialhilfe - und auch fürs Wohngeld. Der Kreis mag aber für die Miete nicht aufkommen, beruft sich auf einen Erlaß des Sozialministeriums: Demnach dürfe keine Miete von Hilfsbedürftigen verlangt werden. Das Land bittet die Aussiedler dennoch zur Kasse. "Inzwischen", sagt Patocska, "schulde ich dem Staat mehr als ein Monatseinkommen."

Martin Hofmann, Caritas-Sozialarbeiter im Wohnheim, bringt das auf eine Formel: Land und Kreis tragen auf dem Rücken der Sozialhilfe-Empfänger den Streit darüber aus, wer die Miete für die Hilfsbedürftigen bezahlen muß. Leidtragende sind die Patocskas - und weitere 30 Familien. Ihnen flattern seit vier Monaten Rechnungen ins Haus. Einige knapsen sich die Miete von der Sozialhilfe ab, leihen sich das Geld bei Freunden oder machen Schulden; anderen geht es wie Patocska: "Von was soll ich das denn bezahlen?" fragt der 62jährige.

Bis April war die Miete kein Thema für die Aussiedler. Bis dahin wurden die Anträge auf Sozialhilfe von den Bediensteten der Wohnheimverwaltung bearbeitet, der Mietzuschuß verrechnet. Doch dann delegierte das Land die Zuständigkeit per Erlaß an den MTK. Der solle die Sozialhilfe zahlen - und auch die Miete. Doch der Kreis spielte - wie gesagt - nicht mit, berief sich auf einen Erlaß des Hessischen Sozialministeriums vom Mai 1990: Bei Hilfsbedürftigkeit müsse auf das Benutzungsentgeld verzichtet werden.

Patocska: "Der Minister verzichtet, aber nicht seine Behörden." Die hielten sich offenbar ans Kleingedruckte: Der Verzicht gilt nur für Wohnheime von Landkreisen und kreisfreien Städte. Von den Einrichtungen des Landes ist keine Rede. Eine Rechnung mit zweierlei Maß? Für Patocska auf jeden Fall "ein Kurzschluß im System".

Auch Gerd Mehler (SPD), Erster Kreisbeigeordneter und Sozialdezernent, kann nicht verstehen, daß das Land Hessen versucht, die Miete einzutreiben. Der MTK stelle den Bewohnern seiner Heime die Miete zwar in Rechung, kassiere aber nicht sofort: "Das Nutzungsentgeld wird gestundet." Bezahlt wird rückwirkend, wenn die Leute wieder flüssig sind. Den Bewohnern des Wohnheimes in Hochheim habe der Kreis daher empfohlen, eine Stundung zu beantragen.

Diesen Rat hat Patocska erst befolgt, nachdem er die erste Miete aus eigener Tasche bezahlt hatte. Nun schickt die Heimverwaltung Monat für Monat eine Rechnung. 240 Mark Miete im Sommer, in den kalten Monaten 303 Mark (wegen der Heizung). Und das für 15 Quadratmeter. Dabei haben die Patocskas das Glück, erst seit November 91 dort zu wohnen. Blieben sie länger als neun Monate, betrüge die Miete 318 Mark im Sommer und 393 Mark im Winter, nach 19 Monaten sogar 342 bzw. 414 Mark.

Doch die Familie wird dem Heim den Rücken kehren: Eine Wohnung in Hochheim ist gefunden; der Umzug steht an. Die Miete dafür bezahlt zunächst das Sozialamt, bis Johann Patocska Arbeit gefunden hat. Obwohl die Rente beantragt ist, mag sich der Elektrotechniker nicht zur Ruhe setzen. "Ich würde gerne in der Forschung arbeiten", sagt er.

Zeit für Bewerbungen hatte er bisher wenig: "Zuviel Behörden-Lauferei!" Das hat sein Bild von Deutschland geprägt: "Es gibt Beamte, die haben ein Herz und wollen helfen; und es gibt Behörden, die halten sich strikt ans Gesetz."

Ans Gesetz hält sich auch das Hessische Ministerium für Jugend, Familie und Gesundheit. Eine Sprecherin, die ihren Namen nicht veröffentlicht sehen will: "Wenn die Leute keinen Widerspruch einlegen, dann kann's Probleme geben." Erfahren haben das beispielsweise Aussiedler in einem Landes-Wohnheim in Schotten. Weil auch sie ihre Miete nicht bezahlen konnten, rückte der Gerichtsvollzieher an. Hintergrund: Auch dort pochte das Land darauf, daß die Kreisverwaltung das Wohngeld bezahlt. 50 Prozent dieses Zuschusses werden aus dem Bundesetat beglichen. Um sich diesen Anteil nicht durch die Lappen gehen zu lassen, mag das Land nicht auf das Entgeld verzichten.

"Wir dürfen diesen Streit nicht auf Kosten der Leute austragen", kündigt Mehler eine kurzfristige Lösung an. "Wir dürfen sie doch nicht Hals über Kopf in Schulden stürzen." Also überlege der Kreis, in den sauren Apfel zu beißen und das Wohngeld vorzustrecken. Für die MTK-Verwaltung ein enormer Aufwand - "personell und finanziell".

Das allerdings mag die Sprecherin des Ministeriums nicht gelten lassen: Die Kreise bekämen pro Person eine Pauschale. Immerhin 38 000 Aussiedler sind in den Heimen des Landes Hessen untergebracht. 240 Millionen Mark seien dafür im Haushalt veranschlagt. Dem stünden lediglich 20 Millionen Mark an Einnahmen durch das Nutzungsentgeld gegenüber: "Daran sieht man, daß das ganz hoch subventioniert ist."

Und wie paßt das zur bis zu 414 Mark teuren Miete für eine dreiköpfige Familie in einem 15-Quadratmeter-Zimmer? "Uns geht es nicht darum, etwas zu verdienen." Das Wohnheim biete eine preiswerte Absicherung für eine gewisse Zeit. Doch es sei keine Dauerlösung, begründet die Sprecherin die Staffelung des Entgeldes.

KLAUS KÜHLEWIND

Polizei warnt vor einem Mann mit Fotowunsch

BAD HOMBURG. Ein bisher unbekannter Mann hat diese Woche zweimal junge Mädchen in der Stadt angesprochen und von ihnen Fotos machen wollen.

Die Polizei geht davon aus, daß der Unbekannte "aus sexuellen Motiven handelt".

Am Mittwoch kurz vor 19 Uhr trat der Mann im Bereich des Seedammbades auf drei Mädchen im Alter zwischen zehn und zwölf Jahren zu und fragte die Kinder, ob er sie fotografieren dürfe.

Im Gebiet des Kurparks versuchte er am Donnerstag gegen 17.20 Uhr zwei zehn Jahre alte Mädchen zu Fotoaufnahmen zu überreden.

Die Fahndung der Polizei verlief bisher erfolglos.

Die Person soll zwischen 30 und 50 Jahre alt sein, ungefähr 170 bis 180 groß, schlank und lichtes schwarzes Haar haben. Der Mann hatte einen Fotoapparat und ein Herrenrad mit einem Korb auf dem Gepäckträger bei sich.

Die Polizei bittet um Hinweise unter der Bad Homburger Telefonnummer 1200 oder bei jeder Polizeidienststelle. jom

a b

GEDERN. Beim Überholen von zwei Mannschaftswagen des US-Militärs auf der B 275 kam es am Mittwoch zu einem Unfall, bei dem die überholende Fahrerin aus Grebenhain leicht verletzt wurde. Nach Polizeiangaben stieß ihr Auto mit einem Militärfahrzeug zusammen, das nach links in einen Waldweg abbiegen wollte. Das Fahrzeug der Grebenhainerin geriet dabei in den linken Straßengraben. Es entstanden 20 000 Mark Schaden an den beiden Fahrzeugen. ub

Zur Sache: Am Umweg ändert sich wohl nichts

STEINBACH. Eine direkte Busverbindung von Steinbach nach Bad Homburg mahnte Karin Rech beim FR-mobil an. Darauf angesprochen verwies Bürgermeister Edgar Parnet auf die Mitgliedschaft Steinbachs im Verkehrsverband Hochtaunus. Er sagte zu, sich für bessere Anschlüsse der Rödelheimer Linie 916 an die Königstein-Bad Homburger Busverbindung (917) einzusetzen. Nur über diese Linien können Steinbacher per Bus in die Kurstadt gondeln - und müssen sich am Oberurseler Bahnhof die Beine in den Bauch stehen.

"Fairerweise" wollte Parnet aber nicht verschweigen, daß es schwierig sein werde, das Problem "in den Griff" zu bekommen. Schließlich werde der Fahrplan zuerst auf überregionaler Ebene festgelegt, dann regional und örtlich abgestimmt.

Und warum sorgt Steinbach nicht selbst für eine Direktverbindung? "Wenn ich Ihnen das heute zusagte, würde man mich im Parlament vierteilen", erklärte Parnet. Die Stadt bezuschusse schon die Linie 72 (Kronberg-Nordweststadt) mit 350 000 Mark und gebe 10 000 Mark dafür aus, daß der 916er Bus in der Rushhour auch Steinbach-Süd anfahre. Diese Zahlen sprechen für ihn gegen die Direktverbindung auf Steinbacher Kosten.

Bessere Chancen sieht Parnet indes für zusätzliche Begegnungsmöglichkeiten der Steinbacher. Im Moment werde in der Verwaltung ein Steinbacher Sommerprogramm ausgetüftelt. Natürlich nicht im Stil Bad Homburgs. Mit Kleinkünstlern wie Jongleuren, Luftballonkünstlern oder Drehorgelspielern ließe sich einiges für wenig Geld machen. Und wenn die Kosten niedrig sind, wird sich wohl auch das Stadtparlament für die Pläne gewinnen lassen, ist Parnet zuversichtlich. Der ebenfalls am FR-mobil geäußerte Wunsch nach einem Freiluft-Café auf dem Pijnacker Platz ist beinah erfüllt. Die Gaststätte "Zum Goldenen Stern" hat bereits eine Konzession beantragt, bei schönem Wetter einen Teil des Platzes bewirtschaften zu dürfen. Das Rathaus will grünes Licht dafür geben.

Den Hinweis von Alke Marie Dreja, daß eine Begegnungsstätte für die Zehn- bis Fünfzehnjährigen fehlt, findet der Bürgermeister berechtigt. "Da müssen wir uns Gedanken machen", sagt er zu, denn er weiß, daß nicht alle Kinder und Jugendlichen das große Angebot der zahlreichen Vereine nutzen wollen. w / mk

Angebote für Herz und Seele Das "Haus der Begegnung"

Das Haus der Begegnung am Gärtnerweg 62 kann jetzt auf ein zehnjähriges Bestehen zurückblicken und hat aus diesem Anlaß ein Jubiläums-Herbstprogramm vorgelegt. Kurse zu kulturellen Themen, Bildung und Beratung werden als Hilfe zur Selbsthilfe in Lebenskrisen angeboten. Die ganzheitliche Gesundheit steht dabei im Mittelpunkt. Insbesondere an junge Erwachsene in kritischen Gefühlslagen, in Veränderungs- und Umbruchsprozessen wendet sich das Programm. Träger des Hauses ist die katholische Kirche des Bistums Limburg.

Die Vortrags- und Gesprächsreihen "Tiefenpsychologie und Weltreligionen" und "Modelle analytischer Psychotherapie" spiegeln ein wichtiges Feld der Arbeit. Unter der Rubrik "Gesundheit und Wohlbefinden" werden Kurse von Qigong bis Yoga angeboten, unter dem Stichwort Tanz finden sich ein Wochendseminar "Afrikanischer Tanz" ebenso wie ein Tangokurs. Rhetorik lernen kann man unter dem Motto "Freie Rede" ebenso wie unter der Anleitung einer Sprachheilpädagogin "Funktionales Stimmtraining".

Eine Begegnung mit Kunst findet in der HdB-Galerie statt. Zwei Ausstellungen werden im September dort eröffnet. Phantasie und Kreativität werden unter dem Sammelbegriff "Bild, Bühne, Wort" gefordert. Malen, Jonglieren und Textilgestaltung können hier ausprobiert werden. Fünf Seminare gibt es "Exclusiv für Frauen", darunter ein Selbstverteidigungswochenende.

Wer sich für Träume, psychodynamisches Yoga interessiert, wer Wege zur Selbsterfahrung und Meditation sucht oder in einer musiktherapeutischen Selbsterfahrungsgruppe mitmachen will, findet in der Sparte "Selbsterfahrung, Beratung, Therapie", was das Herz begehrt.

Unter der Überschrift "Specials" gibt es einen "Männertreff" und einen Kurs mit dem Titel "Erlebnis Pferd". Weitere Auskünfte unter Tel. 72 88 99. orf

CDU plädiert für eine sanfte Stadtentwicklung

DIETZENBACH. Für eine "sanfte Stadtentwicklung" plädiert der CDU-Stadtverband. Über dieses Konzept möchten die Christdemokraten am Montag, 3. August, 20 Uhr, im SG-Gasthof an der Offenthalter Straße mit den Dietzenbachern diskutieren.

Zu diesem Stadtgespräch sind alle Bürgerinnen und Bürger eingeladen, wie CDU-Chef Hans Himmel betont. fin

Hypo-Urteil zieht weiter Kreise Richter verbieten Knauserigkeit bei Tilgungsverrechnung

jk FRANKFURT A. M. Das deutsche Kreditgewerbe hat immer noch nicht seinen Frieden mit den aufsehenerregenden Urteilen des Bundesgerichtshofes vom November 1988 über die Tilgungsverrechnung in Hypothekenverträgen gemacht. Obwohl die Karlsruher Richter die Geldverleiher damals dazu verpflichteten, die monatlichen oder vierteljährlichen Ratenzahlungen sofort und nicht erst am Jahresende zur Minderung der Darlehensschuld einzusetzen (sofern die bisherige Praxis nicht transparent war), versuchen einige Institute weiterhin, sich aus der Erstattung herauszuwinden.

Über einen Fall, den das Landgericht Köln jetzt gegen die beklagte Hypothekenbank entschied (Az.: 32 O 6/91), berichtet die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Dabei kungelte das Institut bei den Zins- und Tilgungsanteilen. Die Richter entlarvten folgenden Rechentrick und erteilten ihm eine Abfuhr: Anstatt die monatlichen Raten zur Tilgung zu verwenden und die Zinsen zum Jahresende zu verrechnen, war der Rechner auf vierteljährliche Zinsfälligkeit programmiert. Dadurch schmolz der Anteil der monatlichen Raten zur Tilgung des Darlehens auf wenige Mark zusammen.

"Dieser knauserigen Rückzahlung", so die Düsseldorfer Verbraucherschützer, hat das Landgericht in einer noch nicht rechtskräftigen Entscheidung "einen Rüffel erteilt". Es sprach einer Kundin, die mit der offerierten Erstattung von 1887 Mark ihrer Hypothekenbank nicht einverstanden war, weitere 8186 Mark zu. Im Vertrag seien keine vierteljährlich fälligen Zinsen vereinbart, sondern die gesamte Rate müsse zur Tilgung verwandt werden, heißt es in der Begründung für das verbraucherfreundliche Urteil. Zinsen seien nach Paragraph 608 Bürgerliches Gesetzbuch erst zum Jahresende fällig. Wenn die Bank eine derartige preiserhöhende Zinsfälligkeitsabrede treffen wolle, müsse sie den Kunden deren Wirkung verständlich erläutern.

"Auch wenn eine endgültige Klärung der Berechnungsmethode erst durch ein Urteil des Bundesgerichtshofes zu erwarten ist, sollten sich Darlehensnehmer nicht mit den Schmalspurerstattungen zufriedengeben", rät die Verbraucherzentrale. Betroffene - meist Schuldner, die Verträge zwischen April 1977 und September 1985 abgeschlossen haben - könnten eine Neukalkulation nach der Formel des Kölner Gerichts verlangen.

Die Konsumentenberater bieten jenen, die auf Ansprüche pochen wollen, ihre Hilfe an. Ein Musterbrief mit weiteren Tips sowie dem Urteil kann bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, Stichwort "Neuberechnung", Mintropstr. 27, 4000 Düsseldorf, angefordert werden. Erforderlich ist die Einsendung eines mit 1,40 Mark frankierten und adressierten Rückumschlages im Format Din A 4.

Mann lernt Knöpfe annähen Neues Kursusangebot der Offenbacher Familien-Bildungsstätte

OFFENBACH. Sein Hemd bügeln, ein Essen kochen und einen Knopf annähen - zumindest das sollte ein emanzipierter Mann heutzutage schon können und sich dabei nicht mehr auf weibliche Hilfe verlassen müssen. "Selbst ist der Mann" nennt sich deshalb ein neuer Nähkursus bei der Evangelischen Familien-Bildungsstätte. Singles und Familienväter lernen dort in fünf Doppelstunden, wie Knöpfe angenäht, Hosen gekürzt, wie gebügelt und eine Nähmaschine bedient wird.

Anmeldungen für diesen und andere Lehrgänge des neuen Programms werden vom Mittwoch, 5. August, an im Büro, Ludo-Mayer-Straße 1, entgegengenommen. Am Mittwoch ist das durch persönliche Vorsprache von 10 bis 13 Uhr möglich, telefonische Anmeldung nur zwischen 16 und 18 Uhr. Weitere Sprechstunden: montags bis freitags zwischen 10 und 13 Uhr.

Das neue Programmheft mit dem Kursusangebot für die Monate August bis Juli 1993 liegt unter anderem bei der Offenbach-Information am Stadthof und in den evangelischen Gemeindehäusern aus.

Die Familien-Bildungsstätte ist eine Einrichtung der Evangelischen Frauenhilfe. Die Kursusteilnehmer/innen sollen vor allem "lernen, Familie zu leben". Das Lehrgangsangebot reicht von der Vorbereitung junger Eltern auf die Geburt über Gruppen für Eltern und Kinder, Gesprächskreise zu Themen wie Sexualität und Erziehung bis zu fröhlichen Singkreisen oder Werkkursen.

Außer bewährten und meist schnell ausgebuchten Kursen gibt es im neuen Programm auch einiges Neue. So können Eltern und Kinder zwischen drei und fünf Jahren sich treffen, um Kindertänze und Spiellieder miteinander zu probieren.

Der Gesprächskreis für Frauen im mittleren Lebensalter erfreut sich so großer Beliebtheit, daß eine zweite Gruppe aufgrund der Nachfrage eingerichtet wurde. Dort sind noch Plätze frei.

Erstmals richtet die Bildungsstätte außerdem für Witwen, die im Alter bis zu 60 Jahren den Mann verloren haben, eine Gesprächsrunde ein.

Neu im Angebot: kreativer Tanz, Gymnastik jeweils montags um 17.30 Uhr und "Buchbinden - ein altes Handwerk". Bei dieser Einführung lernen die Teilnehmer/innen das Heften von Broschüren und kleinen Bänden nach japanischen und mittelalterlichen Techniken, die gut zu Hause angewendet werden können. hf

"Manche Nacht nicht schlafen können" Reichelsheim erinnert an Gebietsreform vor 20 Jahren Von Reiner Strack

REICHELSHEIM. "Es war schon eine spektakuläre Zeit. Damals habe ich manche Nacht nicht schlafen können, weil in der Gemeinde sehr kontrovers diskutiert wurde und die Verhandlungen mit anderen Kommunen sehr schwierig waren." Dorn-Assenheims ehemaliger Bürgermeister Wilhelm Dönges kann sich heute noch gut an die Bildung der Großgemeinde Reichelsheim vor 20 Jahren errinnern, denn damals kämpften die selbständigen Gemeinden rund um Reichelsheim mit harten Bandagen in der Frage, wer mit wem fusioniert.

Wie auch bei der Bildung der Großgemeinden andernorts ging es in Reichelsheim darum, möglichst viel für die bis dahin selbständige Gemeinde herauszuschlagen oder zumindest den erreichten Wohlstand zu sichern. Eine ganz entscheidende Rolle spielten damals auch die Versorgung der ehrenamtlichen Bürgermeister mit hauptamtlichen Posten in der Stadtverwaltung.

Ursprünglich war die Bildung der Großgemeinde Reichelsheim gar nicht vorgesehen, wie sich Karl Bausch erinnert, der seit über 20 Jahren kräftig in der Reichelsheimer Kommunalpolitik Weckesheim stellt sich vor der Fusion quer mitmischt und heute vor allem als Kreislandwirt bekannt ist. Bausch: "Damals sollten die Gemeinden zwischen Echzell und Florstadt zugeschlagen werden."

Das durch den Braunkohleabbau sehr wohlhabende Weckesheim stellte sich jedoch quer. Die Bevölkerung stimmte in einer Abstimmung für Wölfersheim, weilman sich durch eine Fusion mit der Bergarbeitergemeinde noch größere Gewerbesteuereinnahmen erhoffte. Als auch Blofeld und Heuchelheim den Echzellern eine Absage erteilt hatten, war nach der Schilderung von Bausch sprunghaft die Chance für die Bildung der Großgemeinde Reichelsheim gestiegen. Denn die Stadt Reichelsheim wollte ihren Namen und ihre Selbständigkeit behalten. Hinzu kam, daß sich die Stadt als Zentrum wegen der vorhandenen Infrastruktur wie Eisenbahnanbindung, Bank, Apotheke, Ärzte, der Molkerei und der Genossenschaft anbot.

Trotz alledem, die Dorn-Assenheimer und die Blofelder zog es nach Florstadt. Doch das seit Jahrzehnten fest von Sozialdemokraten regierte Florstadt wollte die Dorn-Assenheimer nicht, weil die Sozis um ihre Wahlbilanzen fürchteten, da damals die Dorn-Assenheimer mit großer Mehrheit die CDU wählten. Dazu Dorn- Assenheims ehemaliger parteiloser Bürgermeister Wilhelm Dönges: "Daraufhin verhandelten wir dann noch mit anderen Gemeinden. Im Gespräch war beispielsweise auch mit Bauern-, Beien-, Ossenheim und Dorn-Assenheim eine selbständige Großgemeinde zu bilden." Doch im Friedberger Landratsamt drängte man immer mehr auf die Bildung der Großgemeinde Reichelsheim.

Zum 1. Februar 1972 fusionierten dann die Gemeinden Beienheim, Blofeld, Dorn- Assenheim, Heuchelheim und Reichelsheim, zu der heute 6000 Einwohner zählenden Großgemeinde. Wegen des freiwilligen Zusammenschlusses kassierten sie erhöhte Schlüsselzuweisungen. Die bislang ehrenamtlichen Bürgermeister Otto Schultheiß (Blofeld), Fritz Heiber (Heuchelheim) und Wilhelm Dönges (Dorn-Assenheim bekamen zudem einen sicheren Job in der neuen Stadtverwaltung.

Das beeindruckte die Weckesheimer jedoch alles nicht. Da gute Worte nichts halfen, mußten sie per Gesetz zur Eingliederung in die neue Stadt Reichelsheim im August 1972 gezwungen werden. Trotz der Schlappe gaben die Weckesheimer nicht klein bei, denn die finanzkräftige Gemeinde hatte mit Erich Steffan (SPD) bereits seit 1966 einen hauptamtlichen Bürgermeister. Als 1973 die Wahl des ersten Bürgermeisters der Großgemeinde anstand, kandierte der Sozialdemokrat Steffan, obwohl die Reichelsheimer SPD einen Bergen-Enkheimer für den Bürgermeisterjob nominiert hatte.

Den hätte die SPD mit ihrer Parlamentsmehrheit auch gegen Steffan durchpauken können, doch von den 18 Sozialdemokraten, erinnert sich Karl Bausch, kippten bei der Abstimmung drei um und wählten zusammen mit den 14 CDU-Abgeordneten Erich Steffan zum Bürgermeister. Die Folge: Steffan mußte mit Hilfe der CDU gegen seine mauernden Parteifreunde regieren. Aus Furcht vor seinem Kontrahenten und Ersten Beigeordneten Willi Nohl (SPD) verzichtete Steffan gar freiweillig im ersten Jahr auf seinen Urlaub, damit dieser ihm nicht ins Handwerk pfuschen konnte.

Die erbitterten Auseinandersetzungen kosteten die Sozialdemokraten bei der nächsten Wahl die Macht: Die Abweichler innerhalb der SPD gründeten eine Freie Wählergemeinschaft, die auf Anhieb zwei Sitze errang. Die nach der Gebietsreform sich erst im Wetteraukreis formierende CDU wurde mit 15 Sitzen stärkste Fraktion in Reichelsheim. Die SPD mußte sich zunächst mit 14 Sitzen begnügen.

Da mittlerweile die CDU das Interesse an Steffan als Bürgermeister verloren hatte, wählte sie zusammen mit der FWG den parteilosen Friedhelm Huchzermeier aus Hüllhorst in Westfalen zum zweiten hauptamtlichen Bürgermeister von Reichelsheim.

Ein Teil jener Historie wird mit Sicherheit am morgigen Sonntag wieder wach, wenn der 20. Geburtstag der Großgemeinde ab 10 Uhr auf dem Marktplatz mit einem Fest mit Folkloregruppen, einem Clown, einem Dampfkarussell, Kutschfahrten und Theaterstücken gefeiert wird. REINER STRACK

Der Schloßgarten ist bald wieder offen

HANAU. Die Arbeiten im Steinheimer Schloßgarten können weitergeführt werden. Nach Angaben des Hanauer Stadtbaurates Jürgen Dressler hat der Regierungspräsident in Darmstadt die einvernehmliche Regelung zwischen Naturschutzbehörde, Naturschutzbeirat und Baudezernat akzeptiert.

In diesen Tagen könne nach den Worten von Dressler mit der Umsetzung begonnen werden. Der Stadtbaurat hofft nun, "den Schloßgarten den Steinheimerinnen und Steinheimern noch vor dem Ende dieses Sommers freigeben zu können." schu

Spielmobil steht im Park

ZEILSHEIM. Das Spielmobil der "Falken" macht vom 3. bis 7. August im Bechtenwaldpark halt. Die selbständige sozialistische Jugendorganisation bietet am Montag ab 13 Uhr, danach täglich von 10 bis 18 Uhr, Bewegungsspiele und Bastelarbeiten für Kinder bis 13 Jahre an. leo

Insel der zivil Seligen Entmilitarisierung in Gabriele Salvatores Film "Mediterraneo"

FRANKFURT A. M. Odysseus vertrödelte mit Circe fast ein Jahr, Tannhäuser vernachlässigte im Hörselberg an der Seite von Frau Venus seiner ritterlichen Pflichten, und Fletcher Christian wagte sogar eine Meuterei, um zu jenen Kokospalmen zurückzukehren, unter denen er das süße Leben kennengelernt hatte. Duch die Kulturgeschichte zieht sich wiederkehrend das Motiv vom Helden, der in den Armen einer Frau, auf einer "seligen Insel" oder im "künstlichen Paradies" die Zeit, die Welt und das Abenteuer vergißt.

Mit zufriedenen, satten und verliebten Männern, sagen uns diese Geschichten, kann man weder Staat machen noch Schlachten gewinnen, und so sind auch die sieben italienischen Marine-Soldaten, die in "Mediterraneo" am Ende des Zweiten Weltkriegs von einem englischen Schiff an Bord genommen werden, aus der Sicht der Militärs eine schlappe Truppe: Braungebrannt, leger gekleidet und unendlich entspannt, erwarten sie ihre Wiederentdeckung durch die Zivilisation mit gemischten Gefühlen. Was davor liegt, ist die Chronik einer sanften Überwältigung - nicht der zu Erobernden, sondern der Eroberer.

Das italienische "Platoon" wird 1941, noch unterm Faschismus also, ausgeschickt, um auf einer kleinen Insel in der Ägäis zu rekognoszieren, wie es im Jargon wohl heißt. Was da eigentlich beobachtet werden soll, weiß so recht niemand - das beschauliche, wildromantische Eiland ist strategisch bedeutungslos, und sogar die griechischen Bewohner des einzigen Dorfes haben vor dem anrükkenden Feind zunächst das Feld geräumt. Von dem scheint freilich nicht viel zu befürchten: Der Chef ist einer von jenen Leutnants, die mehr an homerischen Versen interessiert sind als an Gefechtshandbüchern; seine Leute entwickeln die instinktive Findigkeit eines Schwejk, wenn es darum geht, Unbequemlichkeit und Gefahr zu meiden. Einzig der Feldwebel - "ich brülle, weil Feldwebel immer brüllen" - bemüht sich, einen Rest von Disziplin aufrechtzuerhalten.

Als indes klar wird, daß das Fänlein der Sieben ohne Schiff und Funkgerät auf der Insel festsitzt, senken sich die "Nebel des Vergessens" über die Männer: Sie richten sich häuslich ein in der Fremde, fraternisieren mit der Bevölkerung - der weiblichen vor allem - und entdecken die Vorzüge der gegnerischen Kultur. "Griechenland ist das Grab der Italiener", begrüßte sie ein Graffiti bei ihrer Ankunft - die Insel entpuppt sich als sehr komfortable Ruhestätte, und im Ouzo-Rausch verfliegen den Helden die Stunden so unbemerkt wie weiland Hans Castorp auf dem "Zauberberg".

"Mediterraneo" hat in diesem Jahr den "Oscar" für die beste ausländische Produktion erhalten, und in der "New York Times" würdigte man das Werk als "einen Film der Neunziger, der den Krieg der Vierziger mit den Augen der Sechziger sieht". Tatsächlich wird hier der Traum vom Aussteigen geträumt - der Film stellt sich vor, wie schön es sein könnte, wenn Krieg wäre und niemand hinginge, er beschwört noch einmal die Vision vom mediterranen Laissez-faire, vom ländlich-autarken Leben, der Generationen von jugendlichen Griechenlandfahrern in den letzten Jahrzehnten nachjagten. Die lässige Atmosphäre, die das Drehbuch vorschreibt, hat sich dem Stab offenbar mitgeteilt. Alles andere als kinematographisch bahnbrechend, verläßt sich die Inszenierung von Gabriele Salvatore ganz auf die Leistung der Darsteller - allen voran Diego Abatantuono als Feldwebel - und die unaufdringliche Komik der Situationen.

Daß "Mediterraneo" ein Film der neunziger Jahre ist, läßt sich schließlich daran ablesen, daß er das Glück im Winkel als ein flüchtiges und fast schon phantastisches zeichnet: Dreißig Jahre nach dem Krieg hat die Moderne die archaische Idylle eingeholt - dem Aussteiger war schon immer der Pauschaltourist hart auf den Fersen. Aber auch die Männer, die ins tätige Leben, in die Gesellschaft zurückgekehrt sind, scheinen nicht recht froh geworden zu sein. Der Kommißkopf und Glücksritter etwa, der hoffte, nach der Befreiung ein "neues Italien" aufbauen zu können, sucht als alter Mann resigniert noch einmal seine Insel auf. Zwar findet er hier keine Heimat mehr, aber da, wo er eigentlich zu Hause sein sollte, war es nicht besser. Und ohnehin ist, "wer im Venusberg geweilt", dem bürgerlichen Geschäft ein für allemal verloren. (Olympia, Harmonie) SABINE HORST

Der "Chronist von Maintal" wird heute 88 Herbert Lippert hat sich auch in der Politik Verdienste erworben / Ein Pfarrer führt seine Arbeit fort

MAINTAL. Wann er erstmals "der Chronist von Maintal" genannt wurde, ist kaum noch festzustellen; er selbst weiß es auch nicht mehr. Zumindest muß es eine gewisse Zeit nach Gründung der Stadt gewesen sein. Dieses historisch so bedeutsame Ereignis hat Rektor a. D. Herbert Lippert, der heute 88 Jahre alt wird, in seiner im Nov. 1974 abgeschlossenen "Bischofsheimer Chronik" noch detailliert beschrieben und bewertet.

"Ja, nun sind wir seit dem 1. Juli 1974 eine Stadt! Maintal, Stadtteil Bischofsheim, Main-Kinzig-Kreis steht an der Ortstafel", heißt es auf einer der letzten, der 396. Seite seiner Chronik. "Maintal! Topographisch nicht ganz zutreffend und klanglich nicht sehr schön. Wir werden uns an den Namen gewöhnen müssen!" Daß er den Namen schließlich gar selbst im Ehrentitel tragen würde - eben als Chronist dieser jungen Stadt, das hätte sich Herbert Lippert seinerzeit wohl auch nicht träumen lassen, zumal er nie einen Hehl daraus gemacht hat, daß ihm dieser Name ganz und gar nicht gefällt.

Aber er hat zuvor aktiv an der Gründung der Stadt mitgewirkt - als 1. Beigeordneter im Gemeindevorstand Bischofsheim. Seine Unterschrift steht - neben der von Bürgermeister Georg Krieger - zuoberst auf dem Grenzänderungsvertrag vom 27. November 1973, mit dem die Stadt Dörnigheim und die Gemeinden Bischofsheim, Hochstadt und Wachenbuchen den Zusammenschluß besiegelt und die Gründung der Stadt Maintal initiiert haben.

Erst in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges war der im pommerschen Wersin geborene Lehrer Lippert nach Bischofsheim gekommen. Er arbeitete als Bauernknecht, dann als Waldarbeiter der Gemeinde, wurde schließlich als Lehrer an der Waldschule eingestellt und brachte es bald zum Direktor. 19 Jahre war Lippert an "seiner Schule" tätig - bis zur Pensionierung am 31. Juli 1969. Nun fand er die Zeit, die aus Archiven, Bibliotheken und Museen zusammengetragenen Informationen auch zu verarbeiten.

Mit dem Ende der Selbständigkeit der Gemeinde Bischofsheim zog sich Lippert aus der Politik zurück. Acht Jahre - von 1952 bis 1960 - war er Gemeindevertreter gewesen, vier Jahre Beigeordneter, vier Jahre Parlamentsvorsitzender, dann 1. Beigeordneter bis zur Gebietsreform. . .

Man ernannte ihn 1974 zum Ehrenbeigeordneten. Später war er dann der erste Maintaler Bürger, der mit der goldenen Verdienstmedaille ausgezeichnet wurde. Wie selbstverständlich bekam er auch das Bundesverdienstkreuz. Ab 1979 wandte er sich der Geschichte des Stadtteils Hochstadt zu. Was er aus Kirchenchroniken, Gemeinde- und Gerichtsakten zutage förderte, schrieb er nicht nur nieder, sondern setzte es auch in kleinen Geschichten um, die teils in Zeitungen (auch in der FR) veröffentlicht, teils als Sammelband herausgegeben wurden.

Die komplette Chronik von Hochstadt wollte er nicht mehr schreiben. Doch wer sollte die begonnene Arbeit fortsetzen? Die bereits vor Jahren erfolgte Gründung eines "Helferkreises" brachte offenbar auch nicht die Lösung des Problems. Vorübergehend sah es so aus, als bliebe Lippert auf seinen Materialbergen sitzen. Aber nun meint er, einen würdigen Nachfolger gefunden zu haben, wie er gestern auf Anfrage der FR erklärte. Der evangelische Pfarrer Peter Heckert, nach der "Wende" aus Schmalkalden (Thüringen) in seinen Geburtsort Hochstadt zurückgekehrt (und seither ohne Anstellung), hat sich unter Lipperts Anleitung in die Materie eingearbeitet und auch schon etliches geschrieben. Was Lippert bisher von Heckert gelesen hat, gefällt ihm gut: "Er hält sich nicht mit Kleinkram auf, hat den großen Überblick, schreibt sehr großzügig und klar." pom

Fahrendes Volk gaukelte durchs Land FR-mobil war dabei/Mißmut über die Anspacher/Trommler probten im Wald Von Jürgen Dickhaus

WEILROD. Es begab sich also zu jener Zeit, daß die Gaukler durchs Land zogen. War das ein Aufruhr! So etwas hatte das beschauliche Usinger Land schon lange nicht mehr erlebt. Da schwirrten Hexen mit feuerroten Haarschöpfen durch die Gassen von Altweilnau, da tanzte allerlei fahrendes Volk mit Fußrasseln und Federkleidern behängt. Das Tollste aber: Ein Magier mit irrem Blick schluckte Feuer, als sei's der Leibhaftige persönlich. Und überall Maskengestalten, eine dämonischer als die andere, Musikanten aus aller Herren Länder, Schlangenmenschen mit Rücken aus Gummi. Nur gut, daß sich die Gebrüder Dietz auf ihr gräfliches Burgfried zurückgezogen hatten: Das Volk johlte und war unter sich.

So oder ähnlich hätte wohl ein mittelalterlicher Geschichtsschreiber den "Gauklertreck 1992" erlebt. Der hatte das 740 Einwohner zählende Altweilnau regelrecht überfallen - schließlich steht der Treck unter dem Motto "Da ist Bewegung im Land". Mit der Bewegung hatte es zwar gleich zu Anfang gehörig gehapert: Eigentlich sollten die 60 Jugendlichen aus Frankreich, Ostdeutschland und dem Taunus mit vier Treckern durch das Usinger Land ziehen. Wenige Kilometer nach dem Start in Neu-Anspach brach ein Fahrzeug jedoch zusammen. Einen rechten Gaukler bringt so etwas natürlich nicht in Verlegenheit, und so wurde einfach umgekoppelt. Nach mehreren Stunden hatte sich der Treck dann seinen Weg über Hunoldstal und Merzhausen nach Altweilnau gebahnt.

Dort zeigten Kinder und Jugendliche im Alter von fünf bis 18 Jahren, was sie in den vergangenen Tagen in den workshops der "interkulturellen Begegnungswochen" gelernt hatten - und das ist eine ganze Menge. Der Kinderzirkus Neu-Anspach etwa verbirgt lauter kleine Primaballerinen in seinen Reihen: Spagat und Artistik mit Keulen, Reifen und Bällen bereiten keine Mühe. Der workshop "Puppenbau" wartete mit lebensgroßen Puppen aus Schaumgummi und Stoffetzen auf, ganz zu schweigen von dem riesigen chinesischen Drachen.

Nachdem der Posaunenchor Altweilnau den Zuschauern tüchtig eingeblasen hatte, bauten französische Jugendliche aus Marseille und Clermont-Ferrand mit meist nordafrikanischer Abstammung eine zehnköpfige Pyramide. Dazwischen zeigten Mädchen in Baströckchen afrikanische Tänze zu Bongotrommeln, jamaikanischen steel-drums und Saxophon.

Da war wirklich Bewegung drin. Ein bißchen mehr Beweglichkeit hätten sich die Gaukler allerdings auch von ihren Nachbarn in Neu-Anspach gewünscht. "Da wird immer groß von Frieden und Völkerverständigung geredet. Sobald man aber draußen Musik macht, wird selbst tagsüber sofort die Polizei gerufen", ärgert sich Gruppenleiter Achim Schröder über Beschwerden bei den Proben. Die hatten dazu geführt, daß die Generalprobe verlegt werden mußte - und zwar mitten in den Wald, wo die Gaukler außer Hase und Fuchs bestimmt auch einige Kobolde unterhielten.

Buntes Programm bei den Märzwindlern

WÄCHTERSBACH. Der Kleinkunstkreis "Märzwind" feiert an diesem Wochenende sein Sommerfest im Wächtersbacher Schloßpark. Es beginnt am Samstag, 1. August, um 18 Uhr mit Live-Musik im Festzelt.

Ein buntes Programm aus Musik und Kleinkunst ist angekündigt.

Am Sonntag feiern die Märzwindler ab 10.30 Uhr beim Frühschoppen weiter. Dazu spielt die Wächtersbacher Schoolhouse Jazzband auf. Der Eintritt ist an beiden Tagen frei. lex

Vorwürfe der Schüler-Union Büdinger Pennälern wird es speiübel

BÜDINGEN. Vor fast vier Jahren rückte eine Schädlingsbekämpfungsfirma in dem Teil des Büdinger Wolfgang-Ernst- Gymnasiums, der früher Sonderschule war, Flöhen mit "Detmol Konzentrat Pro" und "Detmol-dur" zu Leibe. Tobias Greilich, Vorsitzender der Wetterauer Schüler Union und Schüler einer Klasse in diesen Räumen, glaubt heute noch unter den damals eingesetzten Pestiziden zu leiden. Kopfschmerzen, Übelkeit, Nasenschmerzen und vor allem Müdigkeit seien die Symptome, über die auch 70 Prozent seiner Klassenkameradinnen und Kameraden klagen würden, behauptet er. Der Schüler-Union-Chef erhebt deshalb schwere Vorwürfe gegen den Kreisschul- und -gesundheitsdezernenten Joachim Pollmar (SPD). Der sieht die Vorwürfe der CDU-nahen Schülervereinigung längst widerlegt und vermutet dahinter Wahlkampfdonner.

In den Schulräumen sei "alles gemessen worden", und es seien keine Schadstoffe festgestellt worden, betont Pollmar. 1988 und im Oktober 1991 wurden die Räume im Auftrag des Wetteraukreises untersucht. Greilich kritisiert, es sei nach Stoffen gesucht worden, die gar nicht verwendet wurden, nach den verwendeten jedoch nicht. Bei der zweiten Untersuchung im Oktober 1991 ging es laut Pollmar auch gar nicht mehr um die Pestizide, weil sich die verwendeten Stoffe längst verflüchtigt hätten. Vielmehr sollte festgestellt werden, ob in der Luft der Räume andere gesundheitsschädigende Stoffe sind. Solche seien nicht festgestellt worden. Beschwerden könnten allenfalls durch die trockene Raumluft hervorgerufen werden, ergab die Untersuchung laut Pollmar.

Greilich vermutet eine große Intrige. Er spricht von "Vetternwirtschaft", weil die Inhaberin der Schädlingsbekämpfungsfirma mit dem "Gesundheitsaufseher vom Gesundheitsamt verheiratet ist". "Das ist nicht verboten", so Pollmar zur FR. Er habe Anweisung gegeben, daß es "keine Verquickungen gibt". ieb

Kreisjugendfeuerwehrtag

KREIS OFFENBACH. Rund 620 Jugendliche werden im Zeltlager erwartet, das aus Anlaß des Kreisjugendfeuerwehrtages vom 7. bis 9. August in Zellhausen aufgeschlagen wird. Sie kommen aus Hainburg, Mühlheim, Obertshausen, Offenbach, Seligenstadt und dem gastgebenden Mainhausen. ttt

Unterschriften übergeben Dreieichenhainer wollen Festspiele

DREIEICH. Fast 400 Unterschriften, die die Zustimmung zu den Burgfestspielen dokumentieren, übergaben am Donnerstag abend Bürger aus Dreieichenhain an Bürgermeister Bernd Abeln. Damit wollen diese Anwohner des Stadtteils daraufhinweisen, daß die Mehrzahl der Dreieichenhainer für die kulturellen Spiele an "ihrer" Burg sind. Die Unterschreiber legen größten Wert darauf, daß sie nicht als Gegengruppierung zu der "Hainer Altstadt Initiative" auftreten, die sich gegen die Spiele ausspricht.

Es habe sie geärgert, sagen die Befürworter, daß der Eindruck entstanden sei, daß die "Hainer Altstadt Ini" das Sprachrohr für die Dreieichenhainer sei. "Dem ist nicht so", sagt Frank Wagner. Die meisten Dreieichenhainer würden die Festspiele als kulturelle Bereicherung der Stadt empfinden, das Ansehen der Stadt würde gefördert und deshalb seien sie eine erhaltenswerte Einrichtung. Als "optische Belästigung" für Gäste und Bewohner der Altstadt empfinden die Befürworter der Spiele die von der "Hainer Ini" angebrachten Protestschilder. Diese seien nicht nur "häßlich und teilweise dumm", sondern wären auch für Gewerbetreibende in der Fahrgasse geschäftsschädigend, und die gastierenden Künstler müßten sie als Beleidigung ansehen.

Die Dreieichenhainer empfinden die Atmosphäre derzeit als "vergiftet". Sie seien von jeher tolerante, lebensbejahende und gastfreundliche Menschen gewesen. Max Täubler, seit 30 Jahren dort ansässig, sagt: "Die Altstadt Initiative wehrt sich doch gegen jede Aktivität hier, sei es gegen den Töpfermarkt der Hainer Weiber, sei es gegen den Weihnachtsmarkt, die Kerb oder die Festspiele - das ist nicht Rechtens." Früher war in jedem zweiten Haus in der Fahrgasse eine Kneipe, da sei es viel lauter gewesen. Wagner meinte, die Zeiten hätten sich verändert. Jeder Bürger habe eine Belastung zu tragen, und es könne nicht angehen, daß jeder in "destruktiver Art und Weise" auf die Straße ginge. "Ich empfinde das, was hier läuft, als Zeitgeistphänomen in dem Sinne, daß jeder gegen irgendetwas sein muß", sagte Wagner.

Bürgermeister Abeln hofft, daß sich die Situation entschärft und die Altstadt-Ini offen für Gespräche ist. Auch habe die Stadt viel getan, um die Belästigung durch die Festspiele für Anwohner so gering wie möglich zu halten. Abeln: "Man kann es nicht allen recht machen, aber wir suchen den Konsens mit den Leuten." Das wollen die Befürworter auch. dok

Wettbewerb gegen "Henker am Lenker"

WETTERAUKREIS. Mit vielen Preisen will die Deutsche Verkehrswacht junge Autofahrer zur Selbsterkenntnis bewegen. So verspricht der Wettbewerb "Kein Henker am Lenker" den Siegern eine zweiwöchige Reise durch Kanada in einem Wohnmobil, eine Woche Toronto, Gutscheine für Bahntickets, Fahrräder und vieles mehr.

18 Fragen zu alltäglichen Verkehrssituationen müssen für den Wettbewerb beantwortet werden. Den Teilnehmern verrät der Test, ob sie gesunden Menschenverstand beweisen oder zu den Henkern und Heizern gehören. Ziel ist es, die starke Unfallgefährdung junger Menschen abzubauen. Einsendeschluß ist der 30. September. Der Fragebogen und weitere Informationen sind bei der Verkehrswacht, Ludwigstraße 10, in Friedberg, Tel. 0 60 31 / 1 35 53, erhältlich. ub

Parlament erörtert Thema "Speckwiese"

MAINHAUSEN. Über die Zukunft des Terrains "Speckwiese" soll in der Sitzung der Gemeindevertreter am Dienstag, 4. August, 20 Uhr, im Bürgerhaus Mainflingen diskutiert werden. Die "Speckwiese" ist das Gelände, auf dem die Hessische Industriemüll GmbH (HIM) die Giftmüllkippe eröffnen möchte. Umweltminister Joschka Fischer hat inzwischen angeordnet, landesweit nach Alternativ-Standorten zu suchen.

Indes beabsichtigen die Mainhäuser, einen neuen Bebauungsplan "Speckwiese" samt einem Landschaftsplan auf den Weg zu bringen. Gemeindevorstand und Parlament wollen gerüstet sein, wenn die HIM das Feld räumen sollte. fin

Alle würden dem Triathleten heute in Finnland das "ganz große Ding" gönnen Amrheins letzte Chance auf der Mitteldistanz Europäischer Verband beschloß, diesen Wettkampf zu streichen / Mannschaft kann Gold holen

Er ist Weltmeister mit der Mannschaft und deutscher Meister in der Einzelwertung - "allerdings nur im Duathlon", wie Gerd Amrhein (Bild) immer wieder betont. Ähnliches im Triathlon schwebt ihm schon seit Jahren vor, ist Ansporn beim meist acht- oder neunstündigen täglichen Training auf den Spessarthöhen rund um den Heimatort Frammersbach, beim Lehrgang der Nationalmannschaft auf Mallorca oder in der Höhe von St. Moritz.

Heute hätte der gelernte Konditor, der am vergangenen Montag 28 wurde, Gelegenheit, einen seiner Träume zu verwirklichen. Bei den Europameisterschaften auf der Mitteldistanz im finnischen Joroinen, 300 Kilometer von Helsinki entfernt, möchte er unter die ersten fünf kommen. Dem Männerteam der deutschen Triathlon-Union (DTU) werden neben den Niederländern im Kampf um Mannschafts- Gold die meisten Chancen eingeräumt. Außer Gerd Amrhein, der für das Panasonic Team Hanau startet, sind noch Thomas Hellriegel (TV Bretten bei Karlsruhe), Matthias Giez (SC 05 Würzburg) und Olaf Rennicke (FTL Berlin) am Start. Dazu kommen drei Frauen, die man als Team nicht soweit vorne erwartet. Susanne Habiger (Roth) gilt als die stärkste und besitzt Chancen, unter die ersten zehn zu kommen.

Seit Mittwoch dieser Woche befindet sich das kleine deutsche Team in Finnland. Nach dem Flug bis Helsinki verstaute man das umfangreiche Material in zwei geräumige Wagen und nahm Kurs auf Joironen. Zu den sieben Athletinnen und Athleten gesellen sich nur noch Peter Sauerland (Solingen) als sportlicher Leiter und Uli Geisler (Hannover) als Equipechef sowie ein Masseur. Das restliche Präsidium mit Martin Engelhardt an der Spitze mußte aus Kostengründen passen. "Gemessen an den Preisen wären wir am liebsten gar nicht gefahren", so Presse-Referentin Angelika Müller (Neu-Isenburg). "Aber das konnten wir den finnischen Gastgebern nicht antun." Dafür spart die DTU dann im nächsten Jahr, wenn sich die Weltelite in Nürnberg ein Stelldichein gibt. Das größte Loch ins Budget reißen diesmal nach den Europameisterschaften in Finnland die Welt-Titelkämpfe im Herbst in Kanada.

Was die nun schon seit Jahren aufstrebende Sportart Triathlon für den Verband so teuer macht, ist vor allem die Bereitstellung verschiedener Teams für Kurz-, Mittel- und Lang-Wettbewerbe (Ultra). Kontinentale und globale Entscheidungen gibt es auf der für Olympia geplanten Kurzstrecke (1,5 Kilometer Schwimmen, 40 Kilometer Radfahren, zehn Kilometer Laufen) jedes Jahr. Dazu kommt im jährlichen Wechsel die Mittel- oder Langdistanz (M: 2/80/20 - L: 3,8/ 180/42). Bei der Kurz-Europameisterschaft im belgischen Lommel fiel vor einigen Wochen erst die Entscheidung gegen die Mitteldistanz. Sie wird also in absehbarer Zeit von der Veranstaltungsliste offizieller Titelkämpfe ganz verschwinden. Somit bietet der heutige Wettkampf in Finnland einem Athleten wie Gerd Amrhein die vielleicht letzte Chance, auf Streckenlängen, die dem Ausdauersportler mehr entgegenkommen als der Kurz-Triathlon, endlich das "ganz große Ding" zu landen.

HANS-GÜNTER SCHMIDT

Bosnier in Hanau Die Angst sitzt sehr tief

HANAU. Wo noch vor kurzem amerikanische Soldaten exerzierten, spielen jetzt Kinder im Schatten der Bäume. Bunte Wäsche flattert an Leinen, und überall im Hof stehen Männer und Frauen - in Gespräche vertieft. Gedankenverloren sitzt eine alte Frau auf den Stufen vor einem der Kaserneneingänge. Sie ist eine der nur 16 alten Menschen, die seit Montag in der Hanauer Hessen-Homburg-Kaserne Zuflucht vor den Schrecken des Bürgerkrieges in Bosnien-Herzegowina gefunden haben.

378 bosnische Flüchtlinge hat Hessen bislang aufgenommen. Weitere 200 sollen am Wochenende laut Ministerin Iris Blaul in die Von-Arnim-Kaserne in Wetzlar und nochmals 200 in einem Zeltlager in Korbach im Kreis Waldeck-Frankenberg untergebracht werden.

Die Angst sitzt bei den 378 Hanauer Flüchtlingen auch nach den ersten Tagen in Sicherheit tief. Nirgendwo dringt das Lachen der 100 Kinder ans Ohr, die hier untergebracht sind. Sie spielen stumm, schauen ebenso wie die Erwachsenen neugierig, aber ihr Lächeln kann die gedrückte Stimmung kaum kaschieren.

"Wir sind froh, hier zu sein und danken allen", wiederholt ein 48 Jahre alter Mann aus Bosanski-Novi mehrmals. Danke, das Wort fällt am gestrigen Morgen, als die Kasernen erstmals für die Öffentlichkeit geöffnet sind, immer wieder. Wie versteinert erzählen Männer und Frauen aus Bosanski-Novi und Kostajnica von ihren traumatischen Erlebnissen.

Eine 49jährige Hausfrau und ein Mann berichten, wie moslemische Einwohner von ihren serbischen Nachbarn zu einem Friedhof getrieben wurden und die Frauen mitansehen mußten, wie ihre Männer geprügelt oder ermordet wurden. Zwei junge Männer aus der Umgebung mußten in einem Viehwagen drei Tage ohne Wasser und Essen zubringen und später mit 700 anderen Moslems 45 Tage in einem Stadion ausharren, wo sie eingeschüchtert und mißhandelt wurden: "Wer sich wehrte, wurde ermordet".

Noch jetzt haben sie Angst vor Verfolgung. Aus Sorge um die im Land verbliebenen Freunde wollen sie ihre Namen nicht nennen. Für einen 48jährigen Installateur steht fest, daß er so schnell wie möglich zurück will, obwohl er sein gesamtes Gut den Serben überschreiben mußte. "Ohne Hilfe der UN", sagt er, "schaffen wir die Rückkehr jedoch nicht."

Bis dahin werden jedoch Monate vergehen. Ab Montag beginnt in der Kaserne daher der kroatischsprachige Schulunterricht für die Kinder. Die Stadt Hanau will außerdem einen Erziehungs- und Beratungsdienst einrichten, das Arbeitsamt kommt einmal die Woche zu Sprechstunden; neben einem Gebetsraum wurde auch eine Basisambulanz eingerichtet, die von einem Arzt betreut wird. Viele Flüchtlinge leiden an Schlafstörungen und Herzrasen.

Die örtliche Spendenbereitschaft hat einen Umfang erreicht, daß die Kleidersammlung in der Hanauer Kreuzkirche vorerst ausgesetzt wurde. Nur einen Wunsch hatten die Flüchtlinge noch: Sie wollten für den gestrigen Abend einen Fernseher haben, um das olympische Match im Basketball zwischen Kroatien und Deutschland sehen zu können. alu

Schachenbrunnen: Platz wird jetzt herausgeputzt

SELIGENSTADT. Der Bautrupp der Stadt Seligenstadt hat damit begonnen, den Platz am Schachenbrunnen im Wald unweit der Autobahnunterführung neu zu gestalten. Es wurde bereits ein Pflaster mit Muster am Brunnen verlegt. Außerdem wurden Palisaden aufgestellt, an deren Rückseite eine Bank zum Verweilen einlädt. fin

Schrecken, kein Schaden durch Blitz und Donner Frontgewitter bevorzugen "Zugstraßen" Von unserer Mitarbeiterin Katja Irle Ohrenbetäubende Donnerschläge und Blitze, die die Stadt zeitweise sekundenlang taghell beleuchteten, rissen am frühen Freitag morgen zahlreiche Frankfurter aus dem Schlaf. 4000 Blitze pro Stunde registrierte die Badenwerk AG in Karlsruhe für die Gewitterfront, die sich mit einer Geschwindigkeit von rund 60 Stundenkilometern von Aschaffenburg bis Marburg zog. Das Energieunternehmen, das die entsprechenden Meßstellen unterhält, stellte außerdem eine "ausgeprägte Laufrichtung" fest. Trotz der gewaltigen Blitze und beträchtlicher Regenfälle entstand in Frankfurt keinerlei Schaden, berichtete die Feuerwehr. Erst war es nur ein helles Leuchten. Ein dumpfes Grollen gesellte sich hinzu. Dann wollten die Blitze am Horizont kein Ende mehr nehmen. "Es war so taghell, daß sich draußen die Straßenlampe ausschaltete", erinnert sich ein Anwohner der Günthersburgallee.

Was abergläubische Menschen für den Zorn des Wettergottes halten, charakterisiert der Pressesprecher der Bundesanstalt für Flugsicherung, Hans-Ulrich Ohl, ganz nüchtern als eine "Mischung aus Front- und Wärmegewitter". Schäden habe es keine gegeben. "Wir sind voll im grünen Bereich. Alle Systeme am Flughafen funktionieren." Der Grund: Das Unwetter benutzte freundlicherweise eine sogenannte Gewitterzugstraße, und davon gibt es gleich zwei: "Die eine beginnt im Pfälzer Wald und führt dann bei Darmstadt in den Odenwald. Die andere startet im Taunus, erstreckt sich weiter über Mainz und Wiesbaden, streift den Norden Frankfurts und endet irgendwo im Spessart", stellt Ohl das Phänomen leicht vereinfacht dar.

Eine schlüssige Erklärung für die Gewitterstraßen, so Ohl, habe man bislang noch nicht finden können. Sicher sei aber, daß die geographischen Gegebenheiten - vor allem die Lage der Flüsse - eine große Rolle spielten. Denn erfahrungsgemäß überquerten Gewitter die Flüsse nicht, sondern blieben immer auf einer Uferseite, erläutert Ohl. Auch der Main sei eine Trennlinie. "Wenn es im Norden Frankfurts in Strömen regnet, kann es passieren, daß man in Sachsenhausen nicht mal einen Schirm aufspannen muß." Solange sich die Gewitter auf den Zugstraßen bewegen, besteht für den Flugverkehr wenig Gefahr, denn die Unwetter sind berechenbar. "Dann können wir die An- und Abflugstrecken kurzfristig ändern", sagt Ohl. Schwieriger einzuschätzen sind reine Frontgewitter, die gar nicht daran denken, einen vorgegebenen Weg zu benutzen.

Ob Front- oder Wärmegewitter - den Frankfurtern kann das egal sein, meint dazu das Wetteramt. Denn: "Bei denen regnet es sowieso", unerheblich, ob das Gewitter eine Straße benutze oder nicht. Wer jedoch mitten in einer Gewitterzugstraße wohnt, der muß sehr viel häufiger mit Blitz und Donner rechnen.

Namen+Notizen

HANS-UDO STEFFEN, bisher Vorstandsvorsitzender der zum britischen BTR-Konzern gehörenden Peter- BTR-Gummiwerke AG ("Gummi- Peter") im Hanauer Stadtteil Klein- Auheim, ist neuer Vorsitzender der Geschäftsführung der Hanauer Dunlop GmbH, zu der die Marken Dunloplan, Dunlopillo, Dunlop-Slazenger gehören. Der 49jährige Diplom-Betriebswirt trat die Nachfolge des aus Altersgründen ausgeschiedenen Generaldirektors Henrik Lotz an. Lotz hatte die Dunlop-Gesellschaft seit der Trennung von Produktionszweig "Reifen" im Jahre 1985 geleitet und hatte das Unternehmen zur Jahresmitte verlassen.Lieder aus diversen Perioden Konzert für Stimme und Orgel in Marienkirche Gelnhausen

GELNHAUSEN. Ein Programm für Stimme und Orgel bietet ein Konzert am Sonntag, 2. August, ab 17.30 Uhr in der Marienkirche mit Kirchenmusikdirektor Klaus Martin Ziegler (Orgel) und Mechthild Seitz (Mezzosopran).

Ziegler ist Kantor und Organist an der Martinskirche in Kassel und gilt als einer der profiliertesten Musiker der Kirche von Kurhessen Waldeck.

Mechthild Seitz begann ihre solistische Laufbahn unter anderem beim Vokalensemble Kassel und als Konzertsängerin und Gestalterin von Konzerten im Kirchenbereich. In dem Konzert in Gelnhausen sollen besonders die räumlichen Möglichkeiten der Marienkirche hervorgehoben werden. Gesang mit und ohne Orgelbegleitung und an verschiedenen Stellen in der Kirche gesungen stellt mittelalterliche Lieder der Hildegard von Bingen zeitgenössischen Werken von Olivier Messiaen und Hermann Wolfstieg gegenüber. Orgelwerke von Messiaen und Bach runden das Programm ab. lex

Umweltminister: Kontrollaktion für 170 Chemieanlagen

WIESBADEN. Mit einer umfassenden Kontrollaktion will das hessische Umweltministerium ab August 170 der landesweit 350 Chemieanlagen neu überprüfen lassen.

Die sicherheitstechnische Überprüfung, deren Konzeption auf die schwere Wasserstoffexplosion im Hanauer Heraeus-Werk Ende 1991 zurückgeht, soll von der Gewerbeaufsicht zusammen mit dem TÜV Rheinland durchgeführt werden. Zu jeder Anlage sollen dabei "rund 250 Fragen" von der Stoffgefährlichkeit bis hin zu Notsystemen gestellt werden, teilte das Ministerium mit.

Das Konzept für diese Fragen gehe auf eine "Risikopotentialstudie" zurück, die 1986 bereits von der damaligen rot-grünen Landesregierung in Auftrag gegeben worden war.

Begonnen wird die Kontrollaktion in rund 30 Anlagen, die nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz als "Störfallanlagen" eingeordnet werden. Im kommenden Jahr sollen die Überprüfungen dann auf rund 140 sogenannte "Nicht-Störfallanlagen" ausgeweitet werden. Weitere 180 "Störfallanlagen" werden ausgeklammert, weil hier Überprüfungen bereits stattgefunden haben und die Anlagen als "hinreichend überwacht" angesehen werden könnten. me

Wir gratulieren

Samstag Frau Anna-Marie Bürgel, Bad Vilbel, zum 87. Geburtstag.

Frau Luise Stahl, Bad Vilbel, zum 87. Geburtstag.

Herrn Richard Kaufhold, Klein-Karben, zum 70. Geburtstag.

Herrn Karl Wolf, Petterweil, zum 87. Geburtstag.

Frau Hermine Hartmann, Kaichen, zum 81. Geburtstag. Sonntag Herrn Valentin Helmreich, Bad Vilbel, zum 91. Geburtstag.

Frau Hildegard Bayer, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag.

Herrn Wolfgang Brandau, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag.

Frau Lina Wenzel, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag.

Herrn Johannes van der Aa, Klein-Karben, zum 73. Geburtstag.

Herrn Karl Fink, Groß-Karben, zum 72. Geburtstag.

Frau Maria Giar, Kloppenheim, zum 72. Geburtstag.

Frau Irmgard Gebhardt, Burg-Gräfenrode, zum 70. Geburtstag.

Frau Lina Winkler, Petterweil, zum 72. Geburtstag.

Herrn Josef Zerlik, Assenheim, zum 72. Geburtstag.

Herrn Günther Rahn, Assenheim, zum 71. Geburtstag.

Frau Berta Schneider, Bönstadt, zum 71. Geburtstag.

Herrn Kurt-Heinz Pletzer, Ilbenstadt, zum 75. Geburtstag.

Der "Bulle" mit dem einnehmenden Wesen leidet nicht an mangelndem Selbstbewußtsein Olympiasieger Bullmann - kein feiner Pinkel Freibier in der Bierbar in Frankfurt/Oder / Für Geld und Goldbach in der Ringer-Bundesliga Aus Barcelona berichtet unser Redakteur Christoph Albrecht-Heider

Aus dem Heimtrainer des Gold-Ringers Maik Bullmann spricht ein Leistungsfachmann der alten DDR. "Formelhafte Vorsatzbildung" nennt Günter Reichelt die psychische Vorbereitung auf einen Kampf, die darin besteht, daß der Kämpfer in die Begegnung reingeht mit der Einstellung: "Der Gegner muß dich erst mal schlagen."

Bullmann entspricht rein äußerlich schon dem Idealtypus eines Mannes, der seinem sportlichen Gegenüber Angst machen soll und will. Der Kopf ist kantig, der Unterkiefer vorgeschoben, der Mund ein Strich im Gesicht, der je nach Gemütslage nach oben oder unten zeigt, der Mecki sitzt ihm wie ein Helm auf dem Kopf. Diesem 25jährigen Mann nimmt man ohne weiteres ab, daß er gewinnen will. Häufig schon bekamen internationale Gegner Biß und Kraft des gelernten Elektrikers aus Frankfurt/Oder zu spüren, dreimal hintereinander ging er bei Weltmeisterschaften als Sieger der Klasse vondannen, in der die Aktiven nicht mehr als 90 Kilogramm wiegen dürfen.

Die Erinnerungen an die ersten Olympischen Spiele gehören dagegen zu den unerfreulichen in seiner Karriere. Wie Reichelt erzählt, mußte der bullige Bullmann damals auf Beschluß des Deutschen Turn- und Sportbundes abtrainieren. Die Magerkur, die planungsgemäß in die 82-kg-Klasse führte, kostete so viel Substanz, daß Bullmann 1988 in Seoul unplaziert ausschied.

So wie die Laufbahn eine Gewichtsgruppe höher danach aber lief, wäre in Barcelona alles andere als eine Goldmedaille zu wenig gewesen. Tatsächlich gewann Bullmann das Finale relativ problemlos mit 5:0 Punkten gegen den Türken Hakki Basar. Alles ging nach Plan: Bullmann legte eine Technik vor, das waren drei Punkte, beherrschte fortan die Lage und kommentierte die sportlich wichtigsten fünf Minuten seines Lebens: "5:0, das sind Welten im Ringkampfsport." Der Frankfurter ärgerte sich lediglich über den einleitenden Kopfstoß von Basar: "Der kommt angerannt wie ein Ochse, ich will dem doch nicht die Rübe einhauen, dem Idioten."

Der Frankfurter sagt solche Sätze immer mit einem Blick, der sagt: Is doch so, oder? Es ist diese direkte Art, eine für einen Spitzensportler ebenso ungewöhnliche wie im ersten Eindruck einnehmende Seite. Auf die Frage eines Journalisten nach seiner Bewertung der Ereignisse in Bosnien, auf dem Weg zur Dopingkontrolle einem Sportler gestellt, der momentan sich vor allem über die Medaille freut, versucht Bullmann eben nicht, mediengerecht eine blutarme Sentenz abzusondern, sondern sagt: "Wenn ich mir über jeden Scheiß den Kopf zerbrechen würde, bräuchte ich nicht zum Ringen fahren."

So ist er, der Olympiasieger aus Frankfurt/Oder, der nach der Vereinigung der beiden deutschen Staaten in regelmäßigen Abständen dem Westen einen kurzen, nicht schlecht entlohnten Arbeitsbesuch abstattet. Der Legionär des AC Bavaria Goldbach reist freilich immer nur zu den Bundesliga-Kämpfen an.

Die Olympischen Spiele sind für Bullmann sportlich und überhaupt zu Ende, heute bereits fliegt er nach Hause zurück und trinkt mit seinen Fans einen auf die Goldmedaille, was er praktischerweise in der eigenen Kneipe machen kann, aber auch auf Kosten seines Umsatzes geht, denn dort wird heute Freibier gezapft.

Der Ringer nämlich betreibt mit zwei Matten-Kollegen im Frankfurter Stadtteil Süd eine "Bierbar", wie Bullmann selber das Lokal nennt, das selbstverständlich nach ihm, nach "Bulle", benannt ist. Der Broterwerb paßt zu dem Mann, der dauerhaft in der Gesellschaft feiner Pinkel nicht vorstellbar ist.

Eltern und Kinder können bei der AWO spielen

BUTZBACH. Die Arbeiterwohlfahrt lädt für Samstag, 15. August, ins Butzbacher AWO-Sozialzentrum in der Johann- Sebastian-Bach-Straße 26 zum Sommerfest der Familienbildungsstätte und des Altenpflegeheims ein. Neben viel Musik gibt es Mitmachspiele für Eltern und Kinder. Ein Spieleparcours, zwei Ponys, eine Märchenhöhle und eine Krabbelwiese sollen Kinder aller Altersstufen beschäftigen.

Noch drei Plätze sind in einer Prager- Eltern-Kind-Programm(PEKiP)-Gruppe frei, die sich ab dem 20. August jeweils donnerstags von 9.30 bis 11 Uhr im Gymnastikraum des Sozialzentrums trifft. Ein neuer PEKiP-Kurs beginnt am Dienstag, 4. August, um 9 Uhr im Gymnastikraum für im März/April geborene Kinder und ihre Eltern. Information und Anmeldung unter Tel. 0 60 33 / 61 50. ub

GUS-Munitionsdepot entdeckt

DRESDEN, 31. Juli (dpa/Reuter). Ein Depot mit Munition aus Beständen der GUS-Truppen ist in Dresden entdeckt worden. Nach Mitteilung der Polizei vom Freitag fanden Beamte am Donnerstag abend in einem unbewohnten Hintergebäude in Dresden-Löbau vier Kisten mit Panzertellerminen und 57 Kisten mit Handgranaten. Die Munition sei voll funktionsfähig. "Das reicht zur Vernichtung ganzer Straßenzüge", sagte der Polizeisprecher.

Nach seinen Angaben haben Bürger beobachtet, wie die kyrillisch beschrifteten Kisten von GUS-Soldaten abgeladen wurden. Die Kriminalpolizei ermittle wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz.

Luftverschmutzung

Luftbelastungswerte vom 31. Juli in Milligramm je Kubikmeter

Stoffe und Grenzwerte*

Königstein

SO2 (1,00) 0,01 (0,01) NO2 (0,20) 0,03 (0,02) Ozon (0,12) 0,09 (0,29) (in Klammern rechts Werte vom Vortag)

* nach VDI-Richtlinie 2310

Die Werte wurden von der Hessischen Landesanstalt für Umwelt gemessen.

Für den heutigen Samstag wurde von der Landesanstalt keine Vorhersage über Ozon-Werte veröffentlicht.

SO2 steht für Schwefeldioxid, NO2 für Stickstoffdioxid. Diese beiden Substanzen werden zwischen 9 und 12 Uhr gemessen und als Drei-Stunden-Mittelwert angegeben.

Die Ozonkonzentrationen liegen in der Regel nachmittags höher; sie werden deswegen immer zwischen 14 und 16 Uhr gemessen und als Zwei-Stunden-Mittelwert angegeben.

Zuviel Formaldehyd: Stadt schließt Kindergarten

Langenhain: Fertigbau wird abgerissen / Stoff auch in Diedenbergen gefunden / Notlösung für 15 Kinder

HOFHEIM. Die Kindergärten der evangelischen Kirchengemeinden in Langenhain und Diedenbergen müssen wegen hoher Formaldehydwerte voraussichtlich abgerissen werden. Das teilte gestern Bürgermeister Rolf Felix (CDU) in einer eiligst einberufenen Pressekonferenz mit.

Bei Schadstoffmessungen sind im Langenhainer Kindergarten, einem Fertigbau aus dem Jahr 1970, Konzentrationen zwischen 210 und 240 Mykrogramm des schleimhautreizenden Formaldehyds pro Kubikmeter Raumluft festgestellt worden. Das ist teilweise das Doppelte des Grenzwerts von 120 Mykrogramm. Darum wird die Einrichtung am Montag nach den Sommerferien auch nicht mehr geöffnet. 68 Kinder müssen zu Hause bleiben.

Am Dienstag will die Stadt im großen Vereinsraum des Alten Jagdhauses einen Interims-Kindergarten einrichten, in dem allerdings nur 15 Jungen und Mädchen betreut werden können. "Bevorzugt werden Kinder von Eltern, die zwingend auf einen Platz angewiesen sind, weil beide arbeiten müssen", versichert Felix. Er bittet die Vereine um Verständnis, daß sie für einige Wochen ihr Domizil räumen müssen. "Aber eine Doppelnutzung ist nicht möglich."

Der Hofheimer Verwaltungschef stellt jedoch in Aussicht, daß die Notlösung auf sechs bis acht Wochen begrenzt werden kann. Die Stadt habe bereits mit einem Unternehmen verhandelt, das kurzfristig Container für einen Übergangskindergarten liefern könne. Sie sollen auf einem freien Grundstück des Main-Taunus-Kreises gleich neben dem verseuchten Gebäude aufgestellt werden.

Nächste Woche fährt Sozialamtsleiter Pfaffendorf nach Wiesbaden, um die Containerlösung vom Ministerium genehmigen zu lassen.

Felix rechnet damit, daß die Container zwei Jahre stehen bleiben müssen. So lange werde es wohl dauern, bis ein neuer Kindergarten an der Stelle des alten gebaut sei. "Eine Sanierung scheint mir nicht angebracht", betont der Verwaltungschef, der am Mittwoch nach Bekanntwerden der Analyse-Ergebnisse von Fresenius und Batelle mit seinen Magistratskollegen das weitere Vorgehen abgestimmt hat. "Es spricht alles dafür, daß die Spanplatten in den Wänden mit Formaldehyd belastet sind. Wenn wir die rausreißen, steht vom Kindergarten nichts mehr."

Ähnlich sieht es in Diedenbergen aus. Auch dort ist die evangelische Kirche Trägerin des Kindergartens in städtischen Räumen. Es ist ebenfalls ein Fertigbau, Anfang der 70er Jahre von derselben Firma errichtet wie in Langenhain. Doch erstaunlicherweise liegen die Meßergebnisse in den Gruppenräumen in Diedenbergen bei 100 Mykrogramm, also leicht unter dem Grenzwert. Im Turnraum hingegen erbrachten Analysen 230 Mykrogramm. "Wir können es uns nur so erklären, daß es vermutlich an den Geräten oder Matten liegt und werden jetzt noch einmal Messungen ohne Inventar durchführen lassen", sagt Felix.

Nach Gesprächen mit dem Bundesgesundheitsamt hat der Bürgermeister keine Bedenken, den Kindergarten mit Ausnahme des Turnraums erst einmal noch weiter in Betrieb zu lassen. Sollten allerdings auch die neuen Messungen die hohen Werte im Turnraum bestätigen, hält er es für sinnvoll, auch diese Einrichtung abreißen zu lassen und durch einen Neubau zu ersetzen. Es lohne sich nicht mehr, einen so alten Fertigbau zu sanieren.

Zumal es sowieso Klagen über bauliche Mängel gebe. Die seien Ende vorigen Jahres auch der Auslöser gewesen, warum die Ortsbeiräte von Langehain und Diedenbergen auf Wunsch der Eltern gefordert hätten, die Gebäude auf Schadstoffe zu untersuchen.

Felix will dem Parlament nun vorschlagen, nach dem Vorbild des städtischen Kindergartens an der Biener Straße zwei neue Gebäude zu errichten, die je zwei Millionen Mark kosten. Weil dafür sämtliche Pläne schon vorlägen, könnten sie sechs bis neuen Monate früher fertig sein als bei einer völligen Neuplanung. ubk

Trotz Samstagsarbeit blieb von Prognose nur hohles Gerüst Rohbaubesichtigung statt Einschulung / Die Grundschule soll nun nach den Herbstferien fertig sein

NEU-ANSPACH. Eigentlich sollte die Kulisse imposanter sein: Rechtzeitig zum neuen Schuljahresbeginn wollte Landrat und Schuldezernent Jürgen Banzer (CDU) - wie noch bis Ende Mai versprochen - den fertigen ersten Bauabschnitt der neuen Grundschule präsentieren. Doch statt dessen mußte die Politprominenz am Freitag mit unverputzten, hochgezogenen Wänden ohne Dach vorliebnehmen. So blieb Banzer auch nur das Lob auf die Bauarbeiter: "Ich bin stolz auf unser Hochbauamt und die Baufir- Klassen ausgelagert men. In diesem Tempo - auch Samstagsarbeit war für alle Beteiligten selbstverständlich - wurde noch nie in der Geschichte des Hochtaunuskreises ein massiver Bau hochgezogen."

Immerhin: Der Neubau auf dem kreiseigenen Gelände der Adolf-Reichwein- Schule (ARS) soll nach den Herbstferien - nach 15 Wochen Bauzeit - bezugsfertig sein. Drei vierte Klassen, für die in der Grundschule kein Platz ist, müssen solange im Bürgerhaus und in der Gesamtschule unterrichtet werden.

An der Foto-Show vor Neu-Anspachs meistdiskutierter Baustelle nahmen auch Elternvertreter, Schulleiter und der Erste Beigeordnete Manfred Schmück (SPD) teil. Banzer versprach, eine alte Forderung von Eltern und Lehrern zu erfüllen: "Wir werden ein Gesamtkonzept für die Adolf-Reichwein-Schule vorlegen." Die Gespräche über die Finanzierung der weiteren Bauabschnitte sollen in den nächsten Wochen beginnen. Der Kreis als Schulträger sei weiterhin vom Standort auf dem ARS-Gelände überzeugt. Aber: "Selbstverständlich sind wir bereit, auch darüber zu diskutieren", sagte Banzer.

Die Kosten dürften den Diskussionen allerdings Grenzen setzen. An der knappen Kasse des Kreises scheiterte bereits der ursprünglich vorgesehene Standort. Die geforderten 1,7 Millionen Mark für das 7800 Quadratmeter große Gelände an der Gustav-Heinemann-Straße konnte der Kreis nicht bezahlen. Der erste Bauabschnitt kostet 1,6 Millionen Mark. Die Gemeinde mußte sich zur Hälfte an der Finanzierung beteiligen. Die Kosten für die fertige, vierzügig geplante Grundschule werden auf insgesamt knapp 9,9 Millionen Mark geschätzt. Ohne Grundstückskosten. Über eine weitere, finanzielle Beteiligung der Gemeinde wurde noch nicht verhandelt. cn

Zwei Tote auf der Autobahn Nach Kollision mit Lastwagen brach Personenwagen auseinander

ROSBACH. Drei Todesfälle ereigneten sich am Donnerstag und Freitag auf der Autobahn in Rosbacher Gemarkung. Am Freitag um 1.15 Uhr wurde ein griechisches Ehepaar bei einem Verkehrsunfall auf der Autobahn tödlich verletzt, am Donnerstagnachmittag war ein Motorradfahrer an der Autobahnausfahrt das Opfer einer Karambolage geworden (Siehe Meldung auf dieser Seite).

Wie das Regierungspräsidium Darmstadt mitteilte, war in der Nacht zum Freitag ein Lastzug aus der Schweiz mit 50 Kilometer pro Stunde den Köpperner Berg der A 5 hinaufgefahren. Der 36jährige Fahrer eines Personenwagens aus Lüdenscheid war um 1.15 Uhr gegen die hintere Seite des Lastzuges geprallt. Das Auto schleuderte nach links und brach auseinander. Dabei wurden eine 41jährige Frau und ihr 37jähriger Ehemann auf die Fahrbahn geschleudert. Sie starben noch an der Unfallstelle. Der 13jährige Sohn und ein 36jähriger Bekannter, die ebenfalls aus dem Auto geschleudert wurden, kamen mit leichten Verletzungen davon. Der Fahrer des Autos blieb unverletzt.

Die Frau und ihr Sohn waren im Urlaub gewesen und vom Frankfurter Flughafen abgeholt worden. Wegen der Rettungsarbeiten war die Autobahn Richtung Kassel zeitweise voll gesperrt. hm

Große Hoffnungen werden in das Jugendbüro gesetzt Nach zwei Jahren neuer Anfang in der Nordweststadt

Ein Ort der "Völkerverständigung" soll es werden, das neue "Jugendbüro Nordweststadt", zumindest wenn sich die Hoffnungen von Sozialarbeiter Hartmut Schwarzer erfüllen. Im Herbst 1990 war der städtische Jugendclub im Nordwest-Zentrum nach "anhaltenden Konflikten" geschlossen worden, das neue Jugendbüro soll nun die neue Anlaufstelle sein. Obwohl offiziell schon vorgestellt, fehlt bislang noch die Inneneinrichtung. Bis Oktober sei aber alles fertig, erklärte Jugenddezernent Martin Berg. "Für mich ist das Jugendbüro schon in Betrieb", sagte Berg, schließlich hätten ja 30 Jugendliche beim 160 000 Mark teuren Umbau mitgeholfen.

Konflikte im Jugendclub hatten im Herbst 1990 zur Schließung geführt. Günter Bauer vom Jugendamt: " Der Jugendclub war der einzige Treff abends." 60 bis 80 Jugendliche kamen täglich. Da Café und Gruppenräume den gleichen Eingang besaßen, kam es zu Reibereien zwischen den verschiedenen Interessengruppen. Problematisch auch die Einführung eines Mädchentags. Die männlichen Jugendlichen kamen trotzdem und "bedrohten die Mädchen", berichtet Günter Bauer und fügt hinzu: "Da kam der Punkt, an dem klar war, daß man den Jugendclub in dieser Art nicht mehr aufrechterhalten kann." Inzwischen sind zwei Jahre vergangen, und es gibt getrennte Eingänge für Gruppenraum und Café. Zuerst habe es eine "Phase der Ratlosigkeit gegeben", erklärt Jugenddezernent Berg die lange Wartezeit. Das neue Konzept - im Gespräch mit anderen Gruppen wie Stadtteilarbeitskreis, Jugendhaus Heddernheim oder der Ernst-Reuter-Schule erarbeitet - soll besser greifen. Im Mittelpunkt stehe dabei immer das Mitspracherecht der Jugendlichen, betont Sozialarbeiter Schwarzer.

Als starres System möchte er das neue Projekt nicht verstanden wissen, "Aktivitäten auch regelmäßig außer Haus anzubieten", gehört dazu. Geplant sind unter anderem ein Radioprojekt an der ortsansässigen Gesamtschule oder eine Filmnacht im Martin-Luther-King-Park.

Für die Zukunft erhoffen sich Bauer und seine zwei Kollegen, daß aus dem Jugendbüro ein "multikulturelles" Zentrum, ein Ort der Begegnung für ausländische und einheimische Jugendliche wird. Bislang jedoch nur ein Traum: "Es wird sicherlich so sein, daß wir einen Ausländeranteil von 90 Prozent haben werden." Dies zu ändern, sei am leichtesten zu schaffen, sagt er, wenn die Jugendlichen in gemeinsamen Projekten zusammenarbeiteten.

Helfen will Bauer auch arbeitslosen Jugendlichen. Das Café soll von ihnen hauptamtlich betrieben werden. Für "Jugendliche, denen der Weg zur traditionellen Lehre verbaut ist", sei es wegen Unzuverlässigkeit oder anderer Probleme, sieht Bauer hier sogar die Chance eine Lehre zu machen, zum "Fachgehilfen für das Gastgewerbe". "Das Arbeitsamt würde das bezahlen", erklärt er. Bislang fehle aber noch das Einverständnis der Stadt, erklärt der Sozialarbeiter. wob

E.Heller an Hintergrund/Autoseite/Vermischtes Kaltstart in Richtung Osten Deutsch- polnische Zusammenarbeit bei der Jagd nach Autodieben verbessert sich

von Edith Heller

Warschau, 31. Juli. "Kaum gestohlen, schon in Polen" - stimmt dieser griffige Spruch der deutschen Illustriertenkolumnen? - Man kann sagen: Teilweise schon. Zehn Prozent der in Deutschland gestohlenen Wagen, so schätzt z.B. die Allianz- Versicherung, rollen über Oder und Neiße gen Osten. Das bei den Hochrechnungen für dieses Jahr zwischen zehn- und fünfzehntausend Stück bedeuten... Genaue Zahlen kennt auch der Leiter des HUK- Büros in Warschau nicht: "Die Diebe informieren leider nicht, wo sie die Wagen hinbringen", meint er ironisch. Der junge Mann, der seit 1.Juli den Verband der Haftpflicht-, Unfall- und Autoversicherer in Warschau vertritt, ist für die Rückführung der in Polen sichergestellten gestohlenen Wagen zuständig. Sein Job beschränkt sich - so versichert er - auf die Erledigung von Formalitäten: Verhandlungen mit Staatsanwaltschaften, und Grenzbehörden, Beischaffung aller möglicher Papiere. Trotzdem ist das HUK-Büro ohne Firmenschild in einer Warschauer Villa versteckt, und auch der Name des Chefs darf nicht in die Zeitung: mit der Automafia ist nicht zu spaßen. Bei dieser Mafia - so betont Oberstleutnant Jerzy Kizynski von der Warschauer Polizeikommendantur - handelt es sich aber keineswegs nur um Polen: es sind internationale Verbrechergangs mit polnischen deutschen, russischen und ukrainischen 'Spezialisten'. Für einen Großteil der deutschen Wagen ist Polen nur Zwischenstation: in Königsberg z.B. soll jeder zweite Westwagen gestohlen sein, und der teuerste Luxusschlitten ist dort billiger zu haben als ein Kleinwagen in Deutschland... Aber die Autos werden nicht mehr nur in die GUS-Staaten verschickt, sondern neuerdings auch nach Bulgarien, Rumänien und die Türkei. Auch in Polen selbst langen die Autodiebe noch einmal ordentlich zu: 50 Prozent an der polnischen Ostgrenze sichergestellten Wagen wurden erst in Polen geklaut. Dabei sind auch die Besitzer von Klein- und Mittelklassewagen nicht mehr sicher: die Diebe stehlen nicht mehr nur Luxuskarossen auf Bestellung, sondern denken zunehmend auch an die Belieferung von 'Normalverbrauchern' ... Die Kuriere, die die gestohlenen Autos überführen, haben an der polnischen Ostgrenze allerdings wenig zu fürchten: die Zöllner haben nur sehr beschränkte Kommunikationsmöglichkeiten und keinen Zugang zu Datenbanken über gestohlene Autos. Sie können nur die evidentesten Fälle von Autoschmuggel vereiteln. Erheblich verbessert hat sich dagegen die Situation an der polnischen Westgrenze, wo polnische und deutsche Stellen bei der Identifikation verdächtiger Fahrzeuge eng zusammenarbeiten. Auch die Zahl von 70 gewaltsamer Grenzdurchbrüche im letzte Jahr zeigt, daß die Autogangster immer öfter in die Bredouille geraten: wenn es bei der Kontrolle brenzelig wird, drücken sie aufs Gaspedal. Hier sollen die von Außenminister Kinkel am Mittwoch unterschriebenen Abkommen über die Zusammenarbeit zwischen den Grenz- und Zollbehörden verbesserte Verfolgungsmöglichkeiten schaffen. Auch in Warschau, Danzig, Lodz und Breslau und Grünberg (Zielona Gora) hat sich die Zusammenarbeit zwischen polnischen und deutschen Polizeifahndern in den letzten Monaten intensiviert. "Wir wissen die Zusammenarbet mit den Deutschen sehr zu schätzen", betont Oberstleutnant Kizynski. Ein Problem ist allerdings noch immer das fehlende Rechtshilfeabkommen zwischen beiden Staaten: der HUK-Vertreter und der Sprecher der polnischen Polizeikommendantur stöhnen gleichermaßen über die Formalitäten, die zur Rückführung der sichergestellten Autos nach Deutschland nötig sind. "Kaum gestohlen, schon in Polen" ist aber nicht nur der Leitspruch ausländischer Mafiosi: auch scheinbar brave Bundesbürger mischen beim Autodeal kräftig mit. Während die Autoversicherer sich um Auffindung und Rückführung des Autos bemühen, hoffen sie, daß das gute Stück verschwunden bleibt und kassieren bei der Kaskoversicherung ab, die auch für ein zwei Jahre altes Auto noch den Neuwert erstattet... 30 bis 50 Prozent der Autos, die Deutsche in Polen als gestohlen melden, sind - so schätzt man - in Wirklichkeit von den 'Bestohlenen' selbst verkauft worden.

Dirigentin sucht Kammerchor Büdinger Kulturtreff will "Ensemble Cantabile" gründen

BÜDINGEN. "Ensemble Cantabile" heißt der kleine gemischte Kammerchor, der unter den Fittichen des Büdinger Kulturtreffs entstehen soll. Die Leiterin des Chores ist bereits gefunden: Maria Tedeschi. Sie hat in München Musik studiert, hat 15jährige Chorerfahrung, arbeitete 15 Jahre als Opernsängerin, machte sich als Dirigentin in Oberhessen einen Namen und unterrichtet seit 28 Jahren Sängernachwuchs.

Der Name "Ensemble Cantabile" verpflichte zu hoher musikalischer Qualität, sagt Ingrid Schwann vom Kulturkreis Büdingen. Das Repertoire soll von Kammermusik, kirchlicher Musik und moderner Volksmusik bis Musicals, Spirituals und Folklore in Originalsprachen reichen und dabei den "Geschmack der jüngeren Generation" besonders berücksichtigen.

Der Name ist da, die Leiterin ist da, nun fehlen noch die Sängerinnen und Sänger. Der Kulturkreis lockt "bei Eignung" mit "solistischen Auftrittsmöglichkeiten im Rahmen der Konzerte oder sonstiger Auftritte". Gesucht wird nach Chorsängern und -sängerinnen jüngeren und mittleren Alters mit Notenkenntnissen, guter Stimmqualität und Chorerfahrung. "Der Nachwuchs wird sorgfältig geschult", verspricht Ingrid Schwann. Weil eine hohes musikalisches Niveau angestrebt wird, ist regelmäßiger Besuch der Proben Voraussetzung.

Geprobt wird jeden Mittwoch um 20 Uhr im Oberhof. Die Proben beginnen voraussichtlich im September. Wer mitmachen möchte, kann sich nachmittags zwischen 15.30 und 18.30 Uhr bei Maria Tedeschi, Tel. 0 60 48 / 75 79, anmelden. ieb

Florstadt: Überall wird fröhlich gefeiert

FLORSTADT. Ein Grillfest veranstaltet die Gesangsabteilung der Sport-Union am morgigen Sonntag, 2. August, in der Turnhalle Burggasse. Die Fete beginnt um 11 Uhr.

Ein weiteres Fest kündigen die Bewohner/-innen der Schreitzergasse in Ober- Florstadt für den heutigen Samstag, 1. August, ab 15 Uhr an.

Ein "Kindergrillfest" veranstalten die Narren der "Niddageister" am heutigen Samstagnachmittag in der Grillhütte Ober-Florstadt.

In die Grillhütte Staden lädt der SPD- Ortsbezirk Staden am heutigen Samstag ein und in der Nacht zum morgigen Sonntag wollen die Stammheimer Sportangler an der Nidda nicht nur "Würmchen baden", sondern echte Fänge machen.

Der Tennisclub Florstadt lädt Sonntag zu einem Tag der offenen Tür auf seine Tennisanlage ein. hm

Sehen, tasten, riechen und hören: Im Biebricher Schloßpark wird heute das "Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne" eröffnet Alltägliches im wahren

Wortsinn "begreifen"

Idee für die 70 Stationen stammt von Hugo Kükelhaus

WIESBADEN. Der Spaziergänger im Biebricher Schloßpark steht hinter dem Zaun einer kreisrunden Arena und stutzt: "Was wird denn hier aufgebaut?" Er sieht viele kleine Zelte, Holzscheiben, rätselhafte Utensilien zwischen Holzpflöcken, eine Art Wasserspiel und einen riesigen Stein, der wie ein Pendel an einem Stahlseil dicht überm Erdboden hin- und herschwingt. Die Antwort auf seine Frage verwirrt den Staunenden noch mehr. Ein "Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne"? Ein Parcours "gegen die Zerstörung der menschlichen Wahrnehmung"? Die Umschreibung gilt einer schlichten Idee: alltägliche Dinge, die uns umgeben, mal zu sehen, zu hören, zu riechen, zu ertasten - also im wahren Sinne des Wortes "zu begreifen". Die 70 "Erfahrungsstationen" auf dem Platz im Park werden heute morgen eröffnet.

Entworfen und zusammengestellt wurden die Objekte von dem Pädagogen und Philosophen Hugo Kükelhaus (siehe "Zur Person") - ein naturkundliches Versuchsfeld, das den Besuchern den Blick öffnet für Erscheinungen in der Natur, ihre Gesetzmäßigkeiten und für die Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde.

Da gibt es eine "Duftspirale" und Klangschalen, tönende Steine und Gongs, einen "Summstein" und einen mit Steinen aufgeschütteten Barfußweg, Balancierscheiben und ein begehbares Kaleidoskop, eine Partnerschaukel und eine Tastgalerie: Herausforderungen an die Sinnesorgane, "die irritieren, provozieren und unter die Haut gehen", wie Matthias Schwenk - Kükelhaus-Schüler und verantwortlich für das "Erfahrungsfeld" - es formuliert.

Matthias Schwenk lebt mit seiner Familie und einem Mitarbeiter-Team in Zirkuswagen im Schloßpark. Und machte dort bereits eine interessante Beobachtung: Spaziergänger sähen nicht die Büsche und Bäume oder die Blumen auf der Wiese. "Achtung Hundeköttel", das sei ihre Wahrnehmung.

Und das erinnert Schwenk an den Holzhändler, der sonntags mit seiner Familie durch den Wald promeniert und nicht Bäume erblickt, sondern Bretter und diese dann mit Marktpreisen und Auktionen assoziiert.

Die Dinge in ihrem Ursprung zu sehen, sich Zeit zu nehmen, etwas von allen Seiten zu betrachten und sich auf die Wahrnehmung seiner Sinne und das weite Spektrum von Empfindungen einzulassen - das ist Ziel der Stationen im Schloßpark.

Das Erfahrungsfeld wird seit 1967 in großen bundesdeutschen Städten aufgebaut, zuletzt war es in Bielefeld. Bisher wurden mehr als zwei Millionen Besucher gezählt, in Wiesbaden rechnet man mit "einigen zehntausend" neugierigen Gästen.

Initiiert wurde es vom Jugendamt der Landeshauptstadt: Amtsleiter Rainer Völkel war von der Lektüre eines Kükelhaus-Buchs so angetan, daß er der Theorie praktisches Erleben folgen lassen wollte. Er besuchte vor rund vier Jahren das Erfahrungsfeld in Nürnberg und war sicher: "Das käme auch bei den Wiesbadenern gut an."

Die haben bis zum 11. Oktober dienstags bis sonntags zwischen 9 und 18 Uhr Gelegenheit, ihre Sinnesorgane zu beleben. Nach Anmeldung unter Telefon 06 11 / 9 60 09 61 werden Gruppen durch das Erfahrungsfeld geführt.

Der Eintrittspreis beträgt für Erwachsene zwölf Mark, für Schüler und Studenten acht Mark, für Kinder zwischen drei und sechs Jahren sechs Mark. Außerdem werden preisgünstige Dauerkarten angeboten.

Verbunden ist dieser Appell an die menschlichen Sensoren mit einem umfangreichen Rahmenprogramm: Es gibt viele Vorträge, Konzerte und Workshops zum Thema.

MARGIT FEHLINGER

Einbrecher geschnappt

OFFENBACH. In Untersuchungshaft schickten Polizei und Haftrichter einen 34jährigen Offenbacher. Er gilt als überführt, mehrmals in eine Gaststätte eingebrochen zu sein und die Spielautomaten geplündert zu haben. Wie die Polizei ermittelte, besorgte sich der Mann die Gaststättenschlüssel aus der Wohnung einer Bekannten. lz

Zur Person: Hugo Kükelhaus

Seinen Namen kennt kaum jemand, aber die Spuren seines Wirkens sind fast allen vertraut: Hugo Kükelhaus, 1900 in Essen geboren, hat Spielplatzgeräte und Greiflinge für Babys entworfen. Nach Lehr- und Wanderjahren als Tischler war er Architekt, Künstler, Pädagoge und Philosoph. Er gilt als "Wiederentdecker der Sinne", eines seiner Bücher hat den Titel "Gegen die Zerstörung der menschlichen Wahrnehmung". Zentrale Frage seines Wirkens: "Wie kann der Mensch wieder zur bewußten Wahrnehmung seiner Organe fähig werden und zum Einklang mit seinem ganzen Körper finden?" Denn obwohl alle Erfahrungen unserer Umwelt über die Sinne vermittelt werden, "vernachlässigen wir diese grundlegende Erkenntnisquelle und verschütten uns damit den Zugang zu uns selbst".

Zur Weltausstellung 1967 in Montreal installierte er erstmals naturkundliche Erfahrungsstationen, erster Baustein für das jetzige Erfahrungsfeld der Sinne. Als er 1984 starb, hinterließ er als Vermächtnis seine Wanderausstellung, die nun auch in Wiesbaden gezeigt wird und laut Hugo Kükelhaus die Besucher erfahren läßt, "wie das Auge sieht, das Ohr hört, die Nase riecht, die Haut fühlt, die Finger tasten, der Fuß versteht, die Hand begreift, das Gehirn denkt, der Körper schwingt". maf

Im Schloßpark gibt's heute "Atemwerke"

WIESBADEN. "Atemwerke" heißt das Solokonzert mit Markus Eichenberger aus Zürich heute, 1. August, um 18.30 Uhr auf dem "Erfahrungsfeld der Sinne" im Biebricher Schloßpark. Der Musiker spielt Klarinette und Saxophon und verspricht seinen Gästen, daß "niemand das inszenierte Spannungsfeld Raum - Publikum - Interpret mit einem lauwarmen Eindruck verläßt". maf

Die angekündigten Sammlungen fallen aus

FLORSTADT. Die für 6., 14. und 18. August bereits angekündigten Sammlungen für gewerblichen und häuslichen Sondermüll fallen aus.

Wie die Gemeinde mitteilt, kann der Kreis diese Termine nicht wahrnehmen, weil es Entsorgungsengpässe der Hessischen Industriemüll GmbH (HIM) gebe und keine Möglichkeiten zur Zwischenlagerung in Hessen gegeben seien. Sondermüllabfälle aus Haushaltungen sollen nunmehr am 21. und 22. Oktober stattfinden.

Die nächste Sondermüllsammlung für gewerbliche Abfälle ist für 10. Dezember geplant. hm

Berlitz in Schutz genommen SPD begrüßt geplante Gesprächsrunde über Verkehrspolitik

WIESBADEN. Die SPD-Stadtverordneten haben die Einladung von Oberbürgermeister Achim Exner an die Industrie- und Handelskammer zu einer Gesprächsrunde über die Verkehrspolitik in der Landeshauptstadt begrüßt. Die Ergebnisse der IHK-Umfrage zu den Auswirkungen der Straßensperrung und der Einführung des Anwohnerparkens auf die Geschäftslage der Betriebe und Praxen in der Wiesbadener Innenstadt bietet nach Meinung der Sozialdemokraten "durchaus Anlaß zu eingehender Diskussion und Vertiefung des Meinungsaustauschs".

Der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Holger Goßmann, nahm ausdrücklich den zuständigen Stadtrat Dieter Berlitz in Schutz; den hatten die Vertreter von Industrie, Handel und Handwerk wegen der innerstädtischen Verkehrspolitik nämlich scharf attakkiert. Man solle Dieter Berlitz nicht "zum Sündenbock abstempeln". Der Dezernent handele im Auftrag von Magistrat und Stadtverordnetenversammlung und zeichne auch für die verkehrspolitischen Ziele mitverantwortlich, die selbst Industrie- und Handelskammer und die übrigen Wirtschaftsinstitutionen guthießen, argumentierte Goßmann. Diese Übereinstimmung sei eine gute Grundlage für künftige Gespräche.

Im übrigen wollen die SPD-Abgeordneten jetzt eine attraktive Gestaltung von Friedrich- und Luisenstraße forcieren. Erwogen wird ein Wettbewerb "für die Belebung" dieser beiden Straßen, die schon seit Monaten nur noch von Bussen und Taxen befahren werden dürfen. Bei der Umgestaltung soll "der Sachverstand der IHK, des Einzelhandelsverbandes und anderer Interessierter" einbezogen werden. maf

100 Mark für Autostellplatz? Streit um Parkflächen am Sachsenhäuser Tiefkai geht weiter

Die Umwandlung des bis dahin kostenfreien Parkgeländes am Sachsenhäuser Tiefkai - zwischen Flößer- und Obermainbrücke - in einen gebührenpflichtigen Stellplatz sorgt für Reibungspunkte mit den Anwohnern. Andreas B. aus der Frankensteiner Straße teilte der FR mit, die Bewachungsfirma habe ihm ein Angebot für eine Monatsmiete von 100 Mark unterbreitet. Der Autofahrer, der bislang kostenlos am Mainufer parken konnte, hält diese Bedingung für nicht akzeptabel.

Stadtrat Achim Vandreike hatte die Parkkonzeption Mitte Juli vorgestellt. Die 180 Stellplätze sind von vier Sachsenhäuser Gastronomen gepachtet worden. Die Initiative zielt darauf ab, den Gästen des Ebbelweiviertels einen bewachten und damit sicheren Parkplatz zu bieten. Zwischen sechs Uhr abends und drei Uhr nachts werden pro Auto fünf Mark Gebühr erhoben. Der Stadtrat kündigte an, das Ordnungsamt werde sich mit Anwohnern verständigen, die ihre Autos am Tiefkai abstellen wollen. Vandreike: "Denen müssen wir ein Stück entgegenkommen." Ein Versprechen, das nach den Erfahrungen von Andreas B. bislang nicht eingelöst worden ist.

Eine Alternative zu der Fläche am Main gibt es nicht. Mit der Parkplakette für Anwohner in dem östlichen Gebiet Sachsenhausens ist nach dem Zeitplan der Straßenverkehrsbehörde erst in der zweiten Hälfte 1994 zu rechnen. Dann kommt der Distrikt zwischen Bundesbahngleisen, Darmstädter Landstraße, Offenbacher Landstraße und Mainufer an die Reihe.

Das Büro des Stadtrates zeigte sich am Freitag überrascht von der Aussage, daß Dauermieter pro Monat 100 Mark bezahlen sollen. Vandreike-Referent Schäfer war am Freitag nicht mehr in der Lage, den Sachverhalt im Ordnungsamt zu klären. habe

Einladung zu einem Familiengottesdienst

BAD VILBEL. Zu einem Familiengottesdienst anläßlich des Schulanfangs lädt die Evangelische Heilig-Geist-Gemeinde auf dem Heilsberg am Sonntag, 9. August, 10 Uhr, in der Kirche Am Kreuz ein. DAs Thema lautet "Wurzeln schlagen" und soll zum Nachdenken anregen "über unsere Verwurzelung im Kindergarten, in der Schule, zu Hause und in unserer Heimat" - so der Gemeindebrief. Zu diesem Gottesdienst sind insbesondere auch die urkainischen Kinder, die zur Zeit in Bad Vilbel Ferien machen, und ihrer Gasteltern eingeladen. Es wird russisch gedolmetscht. Im Anschluß an den Gottesdienst wird den Besuchern Erbsensuppe von der Feuerwehr geboten. hm

Düsseldorf stoppt NPD-Richter Verfahren zur Amtsenthebung / ÖTV: Schon 1990 gewarnt Von unserem Korrespondenten Reinhard Voss

DÜSSELDORF, 31. Juli. Das NPD-Mitglied Peter Markert soll nach dem Willen des Düsseldorfer Arbeitsministers Hermann Heinemann (SPD) als ehrenamtlicher Richter beim Arbeitsgericht in Bochum seines Amtes enthoben werden. Markert war Ende 1990 von dem rechtslastigen Deutschen Arbeitnehmer-Verband (DAV) als einer seiner 14 Kandidaten für eine Tätigkeit als ehrenamtlicher Arbeitsrichter in Nordrhein-Westfalen vorgeschlagen worden.

Während ein Sprecher des Düsseldorfer Arbeitsministeriums behauptete, daß dem Ministerium die Betätigung Markerts in der als verfassungsfeindlich eingestuften NPD bei der Berufung als ehrenamtlicher Arbeitsrichter nicht bekannt gewesen sei, will die ÖTV in Nordrhein-Westfalen das Heinemann-Ministerium schon im August 1990 vor den Kandidaten des Deutschen Arbeitnehmer- Verbandes gewarnt haben. Der ÖTV-Bezirksvorsitzende Klaus Orth beschuldigte deshalb Heinemann, bei der Auswahl der ehrenamtlichen Arbeitsrichter "politisch fahrlässig" gehandelt zu haben.

Im Mai 1991 hatte Heinemann zur Warnung der ÖTV vor den DAV-Kandidaten noch geantwortet, er könne nicht erkennen, daß sich der DAV mit seiner politischen Zielsetzung "schon außerhalb der freiheitlich-demokratischen Grundordnung des Grundgesetzes bewegt".

Der DAV, der nach eigenen Angaben in der Bundesrepublik rund 5000 Mitglieder zählt, hatte allerdings schon zu dieser Zeit mehrfach Werbeanzeigen in NPD- Organen veröffentlicht. Im Gegenzug betätigte sich ein namhafter NPD-Aktivist als Leitartikler in dem DAV-Verbandsorgan, ergaben Recherchen der Berliner Tageszeitung. Markert selbst ist Stadtverbandsvorsitzender der DAV in Bochum und NPD-Vertrauensmann bei der von dieser rechtsextremistischen Partei betriebenen "Aktion Volksbegehren" gegen Asylbewerber in Deutschland.

Mit dem von Heinemann beim Landesarbeitsgericht in Hamm betriebenen Verfahren zur Amtsenthebung von Markert ist es nach Ansicht der ÖTV nicht getan. Sie verlangt, daß alle dem DAV angehörenden ehrenamtlichen Arbeitsrichter in Nordrhein-Westfalen umgehend aus diesen Ehrenämtern entlassen werden.

Im Blickpunkt: Ein "Filzstrich durch die Landschaft" Wider eine Schnellbahn im Huttengrund

BAD SODEN-SALMÜNSTER / BRACHTTAL. Die ersten Skizzen der Bundesbahn, wie eine Neubautrasse durch den östlichen Main-Kinzig-Kreis verlaufen könnte, haben einige Kommunen und Bewohner aufgeschreckt. Während Politiker in Wächtersbach, Steinau und Schlüchtern noch zurückhaltend reagieren, Bürgermeister Hans Schott bewertete die Pläne als "Filzstrich durch die Landschaft", haben Bad Soden-Salmünster und Brachttal bereits grundsätzliche Bedenken angemeldet.

In Bad Soden-Salmünster haben sich in den vergangenen Wochen bereits die betroffenen Ortsbeiräte, Kurverwaltung und der Magistrat mit der Neubaustrecke beschäftigt - sie sprachen sich durchweg einstimmig gegen die Trasse aus. In einem Schreiben an die Bundesbahndirektion äußerte stellvertretend Bürgermeister Bruno Döring die Bedenken. Bereits jetzt werde das Stadtgebiet von drei Verkehrsachsen durchzogen: die Autobahn, die vorhandene Bahntrasse und die ehemalige B 40. Eine nur wenige hundert Meter entfernte weite Bahntrasse würde eine "ganz erhebliche landschaftliche und lärmmäßige Beeinträchtigung mit sich bringen, sodaß unsere Stadt dadurch übersozialisiert würde", wie es in dem Brief heißt.

Ein weiterer elementarer Punkt aus Sicht der Stadt: "Die Trasse führt mitten durch das Heilquellenschutzgebiet". Dadurch könne die Existenzgrundlage der Kurstadt gefährdet werden. Weiterer Punkt: Die gesamte Siedlungstätigkeit im Huttischen Grund wäre im Falle einer Realisierung dieser Trasse nicht mehr vollziehbar. Protest haben zudem die Landwirte aus den Dörfern angemeldet, die um den Anbau auf ihren Flächen fürchten. Die Stadt besteht nun auf eine unverzügliche Einbeziehung in den Planungsvorgang der Bahn. Eine ähnliche Argumentationsschiene verfolgt auch die Bürgerinitiative, "Keine Schnellbahn durch den Huttengrund", die derzeit eifrig Unterschriften sammelt und sich am Dienstag, 11. August, um 20 Uhr im Gemeindehaus Wahlert zur Gründungsversammlung trifft. Gefordert wird eine demokratischen Mitbestimmung durch die betroffenen Bürger. Die Bahn solle ihre Planung offenlegen und zudem Alternativen vorschlagen, damit die Landwirtschaft und Wohnqualität nicht geschädigt werde.

Besorgt hinsichtlich der Schnellbahntrasse ist auch der Gemeindevorstand in Brachttal. Eine Verwirklichung der Pläne, wie sie derzeit existieren, könnte aus Sicht von Bürgermeister Werner Gölz "die Grundwasser- und Oberflächensituation nachteilig verändern". Dazu sei zu befürchten, daß Landschaft und Biotope im Talauenbereich Brachttals zerstört werden und die Schallemissionen durch den Bahnverkehr die Bevölkerung dauernd beinträchtigten.

Die Gemeinde habe als Wassergewinnungsgebiet für den Ballungsraum Rhein-Main ohnehin in ihrer Gemarkung starke Einschränkungen hinzunehmen. Ein Brückenbauwerk oder ein Damm würden weitere Belastungen mit sich bringen, heißt es.

Kabel-Blackout bei der Tagesschau

FRIEDRICHSDORF. Einen Vorteil hatten am Donnerstagabend in der Zeit zwischen 20 und 21 Uhr in Friedrichsdorf die Besitzer einer Fernsehantenne. Nach einem Defekt im Netzteil eines Verstärkers konnten sie im Gegensatz zu den ans Kabelfernsehen angeschlossenen Friedrichsdorfer Haushalten weiter ihr Fernsehprogramm genießen.

Ein Mitarbeiter des Fernmeldeamtes Eschborn konnte den Schaden, von dem insgesamt etwa 400 Haushalte betroffen waren, aber innerhalb von 40 Minuten beheben. isa

Im Blickpunkt: Beckenbauers Rat Alles an einem Tag

Franz Beckenbauer gab dieser Tage einen guten Tip. In einem Interview forderte er, daß alle Begegnungen eines Bundesliga-Spieltages gemeinsam an einem Tag ausgetragen werden sollten. Die Bundesliga, so erklärte der ehemalige Nationalspieler und Teamchef der Fußball-Nationalmannschaft, dürfte nicht auf die ganze Woche von Montag bis Sonntag verteilt werden. Beckenbauers begründetes Argument: "Für den Fan ist es wichtig, daß er immer das komplette Tabellenbild hat."

Wahr gesprochen. Aber der Ratschlag gilt im Grunde genommen für den ganzen Fußball. Die Unübersichtlichkeit im Fußball, dessen Stärke einmal die Geschlossenheit seiner Termine war, nimmt in atemberaubendem Tempo zu. In der Ersten Bundesliga sind Freitags-, Samstags- und Sonntagsspiele schon Standard geworden, ganz abgesehen von den aus Terminnöten eingestreuten "englischen Wochen". Und was sich in der Zweiten Liga in dieser Hinsicht tut, ist geradezu haarsträubend.

Das schadet ganz gewiß dem Fußball im gesamten, denn mit der Zerrissenheit nimmt auch das Interesse ab und man beraubt sich auch der publizistischen Möglichkeiten der Öffentlichkeitsarbeit, die in der Woche geringer sind als am Wochenende.

Doch Beckenbauers Anregung wird wohl auf taube Ohren stoßen. Schließlich überwiegen bei den Bundesliga-Klubs wirtschaftliche Überlegungen, die es angeraten erscheinen lassen, gerade dann zu spielen, wenn es am effektivsten ist. Und solange mit Trikotwerbung, Fernsehgeldern und (natürlich) auch Zuschauern (in welchem Maße auch immer) genügend Einnahmequellen vorhanden sind, kann es den Vereinen nur darum gehen, die vermeintlich beste Zeit zu nutzen, zumal gerade in bezug auf das Fernsehen Verträge über Austragungstage einzuhalten sind.

Auch ein verändertes Freizeitverhalten des Publikums ist zu berücksichtigen. Freitagabend-Spiele erfreuen sich inzwischen großer Beliebtheit, weil auf diese Weise für viele das Wochenende frei wird für viele andere interessante Betätigungen.

Auf Franz Beckenbauer, so ist zu vermuten, wird deshalb kaum gehört werden. Die Uhren sind wohl auch nicht mehr zurückzudrehen. Ein guter Rat wird in den Wind geschlagen werden; ein weiteres Beispiel dafür, daß der Kommerz über sportliche Überlegungen gesiegt hat. Aber das ist in der heutigen Zeit, in der gerade der Sport gnadenlos vermarktet wird, auch nicht anders zu erwarten.

KURT RAPP

Mozart und Brecht in Augsburg

AUGSBURG. Mit Mozarts "Die Zauberflöte" und Brechts "Baal" beginnt der neue Intendant der Städtischen Bühnen Augsburg, Peter Baumgardt, seine erste Spielzeit. Auf dem Musiktheaterspielplan stehen Günter Bialas' "Aus der Matratzengruft"in einer choreographischen Version, Humperdincks "Hänsel und Gretel", Glucks "Armida", Janaceks "Katja Kabanowa", Kanders Musical "Chicago" und Lehárs Operette "Der Graf von Luxemburg". Das Schauspiel bringt im Stadttheater Anouilhs "Beckett", Gogols "Revisor" und Goethes "Clavigo", in der Komödie unter anderem Ken Ludwigs "Othello darf nicht platzen", Ibsens "Nora". Kipphardts "Bruder Eichmann", Bernhards "Am Ziel". Auf der Freilichtbühne am Roten Turm wird Carl Orffs "Die Bernauerin" zu sehen sein. fr

Maxine Audley gestorben LONDON. Die britische Schauspielerin Maxine Audley ist im Alter von 69 Jahren in London gestorben. AFP

CDU lädt zum Fest auf die "Zigeunerwiese"

BAD VILBEL. Zum Heilsberger Hekkenfest lädt der CDU-Ortsverband Heilsberg am Wochenende 8./9. August auf die sogenannte "Zigeunerwiese" an der Einfahrt zum Heilsberg ein. Das Fest beginnt am Samstag um 15 Uhr. Markus Ohorn sorgt auf der Wersi-Orgel für flotte Musik. Auf die Kinder wartet eine Hüpfburg.

Besonders eingeladen sind ausländische Mitbewohner, insbesondere auch die Bewohner der Housing-Area der US-Streitkräfte. Das Heckenfest endet am Sonntag mit einem Frühschoppen um 11.15 Uhr nach dem Kirchgang. hm

Festerlös Bürgerinitiative pro Umgehung gespendet

OBER-MÖRLEN. Die Sperrung der Ortsdurchfahrt Ober-Mörlen der B 275 gab den Anwohnern in der Usinger Straße die Gelegenheit, am Sonntag auf der "Baustelle" ein Nachbarschaftsfest zu feiern. Beim Verkauf von Speisen und Getränken wurden 105 Mark erwirtschaftet, die der Bürgerinitiative B 275a übergeben wurden. Während des Festes beschlossen die Anwohner, die fast alle in der Bürgerinitiative organisiert sind, eine Resolution. In dieser fordern sie die Verwirklichung einer Umgehungsstraße zur Entlastung der Ortsdurchfahrt, verkehrsberuhigende Maßnahmen und Geschwindigkeitskontrollen, da die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometern an der Engstelle Usinger Straße nicht eingehalten würde. 45 Anwohner unterschrieben die Resolution, die dem Landrat und der Straßenbauverwaltung geschickt wurde. ub

Namen + Notizen

BORROS ARNETH und TILL OPATZ haben es geschafft: Die beiden Abiturienten des Bad Homburger Humboldt-Gymnasiums bringen von der "Chemie-Olympiade" in Pittsburgh (USA) Medaillen mit nach Hause. Bei dem Wettbewerb, dessen Schwierigkeitsgrad den Anforderungen eines Universitäts-Diploms entspricht, holte der 19 Jahre alte Oberurseler Opatz eine Bronzemedaille, der 18 Jahre alte Arneth aus Bad Homburg die Silbermedaille. An dem internationalen Wettkampf beteiligten sich 132 Schüler aus 32 Nationen. Aus der Bundesrepublik waren vier Teilnehmer angereist. Wie es nach der Olympiade weitergeht, haben die beiden bereits entschieden: Arneth studiert Medizin, Opatz will sich der Chemie widmen. Beide wurden in die "Studienstiftung des Deutschen Volkes" aufgenommen.

Im Museum für Wissenschaften in Barcelona läßt Woody Allen grüßen Mit Sergej Bubka zwischen Schein und Sein Olympia per Computersimulation eröffnet bislang ungekannte Einblicke in eine fiktive Welt Von unserer Mitarbeiterin Nicole Schmidt

Stellen Sie sich vor: Sie liegen auf einer Matte, mitten im olympischen Stadion. Auf den Rängen jubeln die Zuschauer, die Uhr über dem Marathonausgang zeigt zwei, der Rasen leuchtet grün, der Himmel blau, die Innenfläche ist gut gekehrt. Da kommt Sergej Bubka in Ihr Blickfeld, der ukrainische Stabhochsprungweltmeister. Sie sind ganz nah bei ihm, als könnten Sie ihn greifen, aber Ihre Arme fuchteln ins Leere. Er wird immer größer, riesig. Sie verfolgen jede seiner Bewegungen. Er setzt den Stab an, steigt hoch, sein Herzschlag ist zu hören, was macht er nicht alles gleichzeitig, da hat er die Latte übersprungen, er fällt auf Sie zu, reißt die Arme immer wieder nach oben. Geschafft. 6,12 Meter. Gejohle von der Tribüne. Huch, gleich ist er unten. Doch bevor sein Hinterteil Sie trifft, verschwindet er. Das alles passiert wirklich vor Ihren Augen, hören Sie wirklich und es ist doch nicht echt.

Auf der Leinwand-Matte liegt jetzt eine Art Leicht-Helm, Kopfhörer mit Sichtblinde: Als Comic-Zeichnung. Das waren Sie. Das merkwürdige Ding haben Sie gerade abgesetzt: in der Realität. Dort befinden Sie sich jetzt wieder. Sie sind gerade sozusagen wie die Helden in Woody Allen's Film "The purple rose of Cairo" aus der Leinwand gestiegen. Neben Ihnen steht ein großer schwarzer Computer. Der Computer allein ist es, der diese fiktive Welt produziert. In ihr können sich derzeit die Besucher des Museums für Wissenschaften bewegen. Vier gleichzeitig. Und dabei sehen Sie sich auch noch gegenseitig in der anderen Welt. Dann taucht hinter Bubka auf einmal ein Helm auf, der sich nach links und rechts bewegt. Ihr wirklicher Nachbar neben ihnen, der ihm auch zuschaut. Das ist bisher einzigartig auf der Welt, sagt der Schöpfer dieses Simulations-Systems, Javier Castellar. Auch die Technik - diese ist von seinem Arbeitgeber "Silcon Graphics" - war bisher nicht so weitausgereift, sagt er. Ein Jahr hat der 25jährige gebastelt, bis das Programm für die Ausstellung im Rahmen der "Olimpiada cultural" stand. "Aber es ist noch lange nicht perfekt, und wir sind hier weiter in der Experimentierphase."

Die Besucher bekommen in seiner "Computer-Werkstatt" aber trotzdem schon Verblüffendes geboten. Bubkas Sprung erleben sie nicht nur aus tiefen Matten, sondern auch aus hoher Latten-Sicht. Wer in die schöne falsche Stadion-Welt eintaucht, kann sogar mit dem Spitzen-Sportler in die Luft gehen und aus seiner Perspektive sehen, was er in jedem Moment seines Sprunges sieht.

Der Sound ist wirklich gut, stereo, als wäre man live dabei. Doch Applaus, Fallen der Latte und Herzschlag: Alles unecht. Computertöne. Das Ambiente - vor jedem Auge sitzt eine Kleinstleinwand - erinnert allerdings eher an einen Comic-Film, und Bubka ist bloß eine silbrig-glänzende Roboter-Puppe.

Aber die Wirklichkeit kommt in der Fiction-Abbildung der Welt doch exakt vor: Jede Bewegung der Puppe entspricht haargenau denen von Bubka. Das ist möglich, weil auch in der sportlichen Realität der Mensch in Daten abgespeichert ist. Die hat der Computer eingespeist bekommen, und so reißt eben auch die Puppe die Arme vor Freude hoch. Digitalisierung nennt Javier das.

Noch verwirrender wird die Simulation beim Skifahren. Rein in die Skistiefel, Skier anschnallen, Sensoren an die Waden, Fiction-Helm aufsetzen und los geht's, die Piste hinunter. Der Wind säuselt, ein Baum ächzt. Ein Blick nach rechts, da ist noch einer auf der Piste. Schnell bremst der eine der beiden wirklichen Skifahrer im Museumsraum ab, da hält auch die falsche Schneelandschaft für ihn an. Die Sensoren übersetzen die Bewegungen. Wer nicht skifahren kann, hat Pech: Dann funktioniert das Ganze nicht. Aber auch Asse erleben einen bösen Absturz. Javier hat perfiderweise einen Abgrund in seine Bergwelt eingebaut, dem keiner entrinnen kann.

Doch bleiben wir auf dem Boden. Bei den Gefühlen gibt es (noch?) Schwierigkeiten. Was Bubka fühlt, wenn er springt, oder ein Skifahrer, wenn er einen Abgrund hinunterstürzt, das kann der Computer nicht übermitteln. Es muß nur alles sehr schnell gehen. Ein Gefühl dafür, was es bedeutet, 8,95 Meter weit zu springen, können die Besucher in einem anderen Teil der Ausstellung bekommen, die ebenfalls im Museum zu sehen ist. Mike Powell führt das vor, der Weltmeister im Weitsprung. Die Double-Wachsfigur trägt sogar auch einen Ohrring. Eine Frau stellt sich neben ihn an den Start, kann es gar nicht fassen, daß er auch noch - zweite Position - so hoch springt und bleibt kopfschüttelnd an seinem Landeplatz stehen.

Oder: Wie schwer muß es sein, einen Expander auseinanderzuziehen. Schwarzenegger bringt es nur auf 137 Kilo. Mehr schafft er nicht, das ist auch seinem Wachsebenbild anzumerken. Ihm gegenüber steht ein mickriger Schimpase, ganz locker. Und hat 384 Kilo gezogen. Wie relativ ist doch die Wirklichkeit.

Campingzelt und Angelruten gestohlen

HANAU. Unbekannte haben in der Nacht zum Donnerstag bei einem Einbruch in einen Keller an der Königsberger Straße Beute im Wert von 3000 Mark gemacht. Laut Polizeibericht drangen der oder die Täter in den Keller eines Hauses in der Weststadt ein und entwendeten ein Damenfahrrad, ein Campingzelt, eine Bohrmaschine und zwei Angelruten. schu

Ein Jahr Gnadenfrist für die Postwerkstatt

BÜDINGEN. Die Post-eigene Autowerkstatt in der Bahnhofstraße 22 hat eine einjährige Gnadenfrist bekommen. So lange wird sie nicht geschlossen, teilte Otmar Ebertz von der Oberpostdirektion auf FR-Anfrage mit. Sie werde jedoch nicht mehr der Hanauer Post, sondern dem Frankfurter Postamt 2 unterstellt. Die drei Mechaniker warten in Büdingen wie bisher die rund 60 Fahrzeuge der Büdinger Post und die örtlichen Telekom-Autos. Die veraltete Tank-Anlage wird nach Auskunft eines Büdinger Post- Sprechers jedoch geschlossen. Die Postler sollten künftig per Sammelrechnung an privaten Tankstellen Treibstoff fassen.

Schon mehrmals gab es offenbar Schließungs-Gerüchte in Sachen Postwerkstatt. Laut Ebertz ist ihr Bestand gesichert, solange mindestens drei Mechaniker darin ausgelastet sind. Allerdings stehe in den nächsten Jahren die große Postreform bevor - "dann wird ganz neu gewürfelt". nes

Barcelona-Bummel

Vielleicht sollten wir lieber nicht hingehen. Da ertrinken wir bloß in den Menschenmassen, im Verkehrschaos und im olympischen Remmidemmi. So dachten die drei deutschen Besucher, als sie in Barcelona ankamen, im Kopf schon auf der Weiterreise. Aber die Sommernacht ist so lau und die Ramblas nicht weit. Also mal kurz einen Blick reinwerfen in diese weltberühmte, tausendfach beschriebene Flaniermeile im Herzen der großen Stadt. Dann würden die drei wenigstens daheim auch davon etwas zu erzählen haben: Wir waren dort. Und es war einfach schrecklich. Bloß gut, daß wir gleich wieder abgehauen sind.

Und nun ist es anders. Aber was heißt anders: Eigentlich so wie immer. Die Ramblas bleibt halt die Ramblas, ihrem faszinierenden Flair kann selbst diese Olympia-Supershow nichts anhaben. Nun ja, am Eröffnungsabend und als die Fakkel ihre Ehrenrunde drehte, da gab es kein Halten und kein Durchkommen mehr. Zu Zehntausenden standen sie mehrreihig Spalier, rempelten sich nach vorn und jubelten, wenn sie auch nur den Feuerschein erhaschen konnten. Jetzt, wo die "normale" Olympia-Nacht eingekehrt ist, nimmt die Ramblas jeden und jede auf, mischt sie und reiht sie ein in ihr schillerndes, faszinierendes Straßenbild. Olympia fällt nicht mal groß darin auf, malt es allenfalls noch ein bißchen bunter.

Natürlich ist es laut, schrill und voll. Aber nicht voller als an irgendeinem Wochenende im Sommer. Die Kleiderordnung hat sich ein wenig geändert. In den Cafés sitzen mehr wohlgenährte Männer mit Bermuda-Hosen und Sandalen als gewöhnlich. Olympia- und Cobi-T-Shirt-Träger, auf dem Kopf die passende Schild- Alles wie immer!? mütze, zeigen stolz, wo sie tagsüber waren. Das beweist, daß doch etliche Barceloneser in Urlaub geflüchtet sind: der Spanier zeigt seine nackten Füße höchst ungern und zieht sich gerne gut an, wenn er ausgeht.

Der Fakir, die Rapper, die Straßenmaler, die lebendige Statue, der bescheidene Clown, die Zöpfchenflechter, die abgetakelte Prostituierte: Sie sind alle da, wie immer. Nur Lola, der berühmte Flamenco- Tänzer von der Straße, hat sich neckisch die fünf Ringe über sein Torero-Jäckchen geworfen. Drei beeindruckend gebaute Männer im Sportdreß gucken ihm zu und nicht dem Wettkampf im einzigen Fernsehapparat, der draußen ausgestellt ist. "Sind das nicht die, wie heißen sie noch, diese amerikanischen Sportler, ach du weißt schon", stupst eine Frau im Abendkleid aufgeregt ihren Mann an. Der weiß nicht. Er schwelgt noch in Opernstimmung.

Von einem Balkon schaut ein Mann mit einem Fernglas auf das Treiben. Er hat sein "Ich-gehöre-dazu"-Erkennungskärtchen um den Hals hängen. Aber das, das muß ein ganz bekannter sein, hat ihn ihrerseits die Frau entdeckt. Die drei Sorten Fahnen, die aus den Fenstern des Hauses hängen, beachtet sie nicht: die katalanische, die spanische und die olympische, aber die immer kombiniert mit einer der beiden ersten: Der "Fahnenkrieg" regt keinen auf. Fünf Mark für ein Bier? Das kostete es im Operncafé auch vorher. NICOLE SCHMIDT

Rentnerin wehrte sich

OFFENBACH. Resolut und erfolgreich setzte sich eine 85jährige Frau im C & A- Kaufhaus am Mittwoch mittag gegen eine Handtaschenräuberin zur Wehr. Die Rentnerin wurde, so sagt die Polizei, von hinten von einer Frau angesprungen. Eine Kundin beobachtete diese (kurze, dunkelblonde Haare, in Rock und Bluse). Die Polizei, Telefon 8090-259, bittet diese und andere Zeugen, sich zu melden. lz

Ferien: Spiele, Spaß und . . .

"Spannungen" in Kleinsassen - 200 Bilder auf 700 Meter Leinwand gemalt 64 Künstler aus 15 Ländern schufen eine neue Landschaft / Spasa Milasinovic: Wer kann schon sonst mit so großen Formaten arbeiten?

KLEINSASSEN. 700 Meter weiße Leinwand über grünen Rhönwiesen, 64 Künstler aus 15 Ländern, wetterfeste Acrylfarben und viel Phantasie - das sind die "Zutaten" eines ungewöhnlichen "Open-air-Kunstprojektes" am Rande des Malerdorfes Kleinsassen (Kreis Fulda) unterhalb der Milseburg in der Rhön.

"Spannungen" heißt nicht nur das Thema dieser Leinwand-Landschaft, die sich seit dem vergangenen Sonntag zu einer überdimensionalen Bilder-Landschaft verändert hat. Spannend war auch die Zusammenarbeit der internationalen Künstler, spannend die engagierte bis verständnislose Anteilnahme von Besuchern - und spannend sind in jedem Fall die etwa 200 farbintensiven und teilweise ausdrucksstarken Bilder (jeweils vier Meter breit und 1,70 Meter hoch).

Das 500 Seelen zählende "Malerdorf Kleinsassen" - von 1850 bis 1940 Lebens- und Arbeitsmittelpunkt für viele Maler, Schriftsteller und Bildhauer - hat in den vergangenen 13 Jahren eine Art Wiederbelebung geschafft. Wenngleich dort der Wohnungsmarkt "dicht" ist, es keine Bauplätze gibt und ein Umzug von Künstlern eben an solch einfachen Dingen scheitert, so finden sich dennoch Möglichkeiten, Künstler zu interessieren und ihre Arbeiten zu präsentieren.

Da gibt es nicht nur einen rührigen Verein "Malerdorf Kleinsassen"; vor allem der Kreis Fulda und seine Volkshochschule engagierten sich beim Umbau der Dorfschule zur "Kunststation Kleinsassen" und deren Erweiterung durch drei großzügige Pavillons.

Die Kunststation wurde zum Treffpunkt für internationale Künstler, es gibt Vorträge und Gesprächsrunden, der Kreis finanziert ein zweijähriges Stipendium für Nachwuchskünstler - und im Zentrum aller Aktivitäten stehen viele Ausstellungen. Bekannte Künstler zeigten in den letzten Jahren ihre Werke: Johannes Grützke, Nikolaus Störtebecker, Sighard Gille, Manfred Dinnes und viele andere Maler oder Bildhauer aus China, Finnland, Polen und der Sowjetunion.

Kleinsassen hat sich nicht zuletzt auch durch die "Kunststraße Rhön" mit Arbeiten anerkannter Konstruktivisten einen besonderen Namen gemacht, ist auch im Kulturleben Hessens längst kein "unbeschriebenes Blatt" mehr. Für den Mainzer Bildhauer und Grafiker Michael Wolf hat der Ort "eine ganz besondere Faszination", weil das ganze Ambiente nichts mit Kunstbetrieb zu tun habe. "Das ist eine Insel mitten in der Rhön, die viele Möglichkeiten bietet und beweist, daß Kunst auch an solchen Orten möglich ist."

Wolf ist einer der 64 Teilnehmer; er "bearbeitete" in den vergangenen Tagen mit Kolleginnen und Kollegen auf den Wiesen rund um die Kunststation die 700 Meter Leinwand. Jeder hatte zwar seinen "Abschnitt", und es gab keine inhaltlichen Vorgaben, doch zur heutigen Vernissage (15 Uhr) präsentiert sich das Projekt als eine "durchlaufende Angelegenheit".

"Es ist für mich ein ganz neues, fast fremdartiges Experiment, in offenem Gelände zu arbeiten", bekannte der serbische Maler Predag Hegedüs. Ryszard Tomczyk aus Elblag (Polen) schwärmt von "beautiful landscape, nice weather and atmosphere", während für den Exil-Chinesen Ren Rong besonders die Begegnung mit anderen Künstler-Kollegen ein wichtiger Teil dieser Aktion ist.

"Wer kann schon sonst mit so großen Formaten arbeiten, das ist eben einfach spannend", meinte Spasa Milasinovic, gebürtige Montenegrinerin und seit einigen Jahren im hessischen Stockheim beheimatet. Der Italiener Michele Sciam aus Perugia kann sich zu Hause kein eigenes Atelier leisten und ist "ganz wild" auf das "Atelier in der Natur", einem "Raum ohne Grenzen". Darüber hinaus bedeute dieser Aufenthalt in Kleinsassen für ihn auch ein Stück "Kulturwechsel".

"Der Mensch ist ein Augentier", stellte Peter Blum, zur Zeit Stipendiat der Kunststation Kleinsassen, fest und schwärmte von den unterschiedlichsten Kompositionen, Raumaufteilungen und Materialien.

Für die veranstaltende Volkshochschule des Landkreises Fulda sind die "Spannungen" das Ergebnis der jahrelang gepflegten internationalen Beziehungen. Für den Leiter der VHS und Kunststation, Peter Ballmaier, ist der "ungeheure Zuspruch" eine Bestätigung des Konzeptes. Diese Aktion sei zwar auch "ein Stück Spektaculum", doch sie habe besondere Reize. Wann gebe es schon die Möglichkeit für Künstler wie Zuschauer, mitten in einer wachsenden Bilder-Landschaft zu stehen, so "selbst Teil eines kommunikativen Prozesses zu sein".

Sogar finanzielle Probleme gab es nicht, denn die 60 000 Mark Kosten - für ein Projekt dieser Größe vergleichsweise sehr wenig - werden von vielen Schultern getragen: Landkreis Fulda, Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst, hessischer und deutscher Volkshochschulverband, Kulturförderkreis Nordhessen und Auswärtiges Amt. Bezahlt wurden davon vor allem Anreise, Unterkunft, Verpflegung und vereinzelt für mittellose Künstler ein "Honorar" von wenigen hundert Mark.

Zusätzlich klappte diesmal auch eine Art "Kultur-Sponsoring": Drei Fuldaer Firmen stellten kostenlos die 700 Meter Leinwand, Farben und Fahrzeuge zum Transport zur Verfügung. "Wenn eine Idee überzeugt, spektakulär ist und erwarten läßt, daß sie Aufmerksamkeit erregt, ist ihre Finanzierung halt auch nicht schwierig", meinte Ballmaier.

Die "Bilder-Landschaft" ist nur noch einige Tage auf den Wiesen rund um Kleinsassen zu sehen, dann wird sie eingerollt, aber nicht eingemottet. Ein Teil soll in den Heimatländern der Teilnehmer wieder zeitweise "aufgespannt" werden und so die völkerverbindende Idee weitertragen. MARTIN ANGELSTEIN

Schwimm-Europameister Nils Rudolph spielt beim olympischen Finale keine Rolle und hängt die Badehose wohl an den Nagel "Ich bin doch kein Formel-1-Auto, das man einstellen kann" Der Mann mit den eigenartigen Allüren und den kessen Sprüchen will sich künftig auf seine journalistische Arbeit konzentrieren Aus Barcelona berichtet unser Redaktionsmitglied Harald Stenger

Er kam nicht gerade wie ein Verlierer daher - lächelnd und frohgelaunt setzte er sich auf die Tribüne. Eine Viertelstunde vorher war seine Karriere mit allen Höhen und Tiefen höchstwahrscheinlich zu Ende gegangen. Nils Rudolph, der amtierende Europameister über 50 m Freistil, spielte beim olympischen Finale keine Rolle und wird nun erst einmal ein Jahr Pause einlegen.

In Barcelona sprang für ihn im Endlauf nur der achte und letzte Platz heraus - von den Rivalen klar auf Distanz gesetzt. In 22,73 Sekunden blieb Rudolph selbst zwei Zehntelsekunden hinter dem Siebtplazierten, für eine so kurze Strecke eine sehr große Differenz. Zudem blieb der gebürtige Rostocker, der heute in Hamburg lebt, eine halbe Sekunde unter seiner persönlichen Bestzeit. Rudolph nahm's leicht: "Irgendwie ist das Rennen an mir vorbeigegangen, aber ich bin stolz darauf, in einem so hochkarätig besetzten Feld dabei gewesen zu sein."

Was soll man auch sagen, wenn es zu mehr nicht reicht. Im krisengeschüttelten DSV nahmen einige seine - zumindest vorläufige - internationale Abschiedsvorstellung mit Genugtuung zur Kenntnis. Für viele wäre ein Medaillengewinn Rudolphs ein Erfolg gegen jede Trainingslehre gewesen, denn er hielt sich von allen DSV-Vorbereitungsmaßnahmen fern und isolierte sich damit total. Der 26 Jahre alte Sonnyboy, dem außerdem der Ruf des "enfant terrible" vorauseilt, machte sich aus der hinter vorgehaltener Hand geäußerten Häme nichts.

"Wenn jetzt einige darauf 'rumreiten, ist das langweilig", erteilte er seinen Kritikern eine Absage. Die Begründung lieferte er, der zu DDR-Zeiten in Pescara zwei US-Touristen mit dem Hammer- und Sichel-Emblem verzierte T-Shirts verkaufte und daraufhin wegen "Kontakt zum Klassenfeind" vorübergehend aus der Nationalmannschaft verbannt wurde, gleich hinterher. Danach konnte er seit Monaten nicht richtig trainieren, denn immer dann, wenn das Pensum intensiver wurde, stellten sich massive Rückenbeschwerden ein, deren Ursachen bisher nicht lokalisiert wurden.

Ähnlich war es ihm schon vor der EM in Athen gegangen, so daß er seinerzeit ebenfalls in der Vorbereitungs-Phase ein Eigenbrötler-Dasein führte - und trotzdem holte er im vergangenen Herbst den Titel. Es war seine Antwort auf den Streit bei der WM in Perth, als er kurz vor Beginn der Wettkämpfe fröhlich gezecht hatte. Diesmal stand er auf der Verliererseite, denn bereits zuvor war er über 100 m Freistil im Vorlauf relativ jämmerlich gescheitert und wurde danach für die deutsche Bronzestaffel über 4x 100 m Freistil überhaupt nicht aufgestellt.

Trotz allem: Rudolph, der Mann mit den eigenartigen Allüren und den kessen Sprüchen, wollte sich in Barcelona nicht in die Schublade des Frustrierten stecken lassen. Sein Credo: "Ich bin doch kein Formel-1-Auto, das man einstellen kann." Aus. Schluß. Vorbei. Jetzt hat für ihn der Beruf Vorrang.

Seit geraumer Zeit arbeitet er in Deutschlands größtem Medien-Konzern als Redaktionspraktikant und hat viel Spaß an dieser Tätigkeit, ein Volontariat wurde ihm in Aussicht gestellt. Ob er nach seinem letzten Rang im Finale für seinen Arbeitgeber noch interessant sei, will jemand wissen. So irrelevant das im ersten Moment klingen mag: Die Frage ist nicht unbegründet, denn allzu oft verdanken Sportler ihren Einstieg in die Medienbranche allein ihrer Popularität. "Man kann ruhig Letzter werden. Viel wichtiger ist, daß man tolle Enthüllungen macht", präsentiert sich Rudolph auch hier über alle Spekulationen erhaben und offenbart zugleich sein Selbstverständnis im Blick auf den beruflichen Werdegang.

Und dann kommt er noch einmal aufs Schwimmen zu sprechen. "Ich will nebenher weiterhin für meinen Verein aktiv sein, und wenn mich der Affe beißt, fange ich für die WM 1993 wieder richtig mit dem Training an", schließt er ein Comeback nicht aus. Rudolph, der sein Geld nach der Schule nach der zehnten Klasse als Hilfsarbeiter verdiente, ehe er eine Ausbildung als Facharbeiter für Schiffselektronik absolvierte, will sich keine Türen zuschlagen. Als weiteres Standbein hat er deshalb einen zusätzlichen Vertrag als PR-Berater des Ausrüsters der deutschen Schwimm-Nationalmannschaft.

Polizei nimmt Diebe fest Goldketten aus Geschäft erbeutet

HANAU. Beamte der Hanauer Polizei haben am späten Donnerstagnachmittag zwei Männer im Alter von 24 Jahren festgenommen. Nach Angaben eines Polizeisprechers hatten die Männer kurz zuvor bei einem Trickdiebstahl mehrere Goldketten im Wert von etwa 10 000 Mark aus einem Schmuckgeschäft in der Leimenstraße gestohlen.

Die beiden 24jährigen waren um 17.15 Uhr in den Goldschmiedeladen gekommen. Während einer der Männer die Verkäuferin ablenkte, griff sein Kompagnon in die Auslage des Ladens und entwendete wertvolles Geschmeide. Anschließend flüchteten die beiden Männer.

Die Polizei leitete sofort die Fahndung nach den beiden Männern ein. Am späten Nachmittag konnten Beamte die beiden 24jährigen festnehmen. Einer der 24jährigen ist nach Angaben der Polizei drogenabhängig. schu

Im Blickpunkt: Margot Honecker Justiz sucht nach Beweisen

Selbst Friedrich Wolff, der Anwalt Erich Honeckers (79), macht sich Gedanken, wie sein Mandant in der U-Haft von Berlin-Moabit wohl die Trennung von Ehefrau Margot (65) verkraftet. Die Frau, die über 39 Jahre mal mehr, mal weniger nah an der Seite des früheren Staatsratsvorsitzenden stand, flog zur allgemeinen Überraschung nicht mit nach Deutschland zurück. Sie reiste am Donnerstag zu ihrer Tochter Sonja nach Chile. Das meistverwendete Attribut, das der einst so verhaßten früheren DDR-Volksbildungsministerin verliehen wurde, ist dadurch aufgefrischt worden: eiskalt. "Sehr schäbig" sei das, wie sie "ihren Mann in so einer schwierigen Situation alleine läßt", ereiferte sich der Vorsitzende des Rechtssausschusses des Bundestags, der CDU- Politiker Horst Eylmann. Mit den Bonner Politikern Detlef Kleinert (FDP) und Willfried Penner (SPD) schickte er der entflogenen einstigen "First Lady der DDR" (AP-Bild) den ehrpusseligen Appell hinterher, soviel "Anstand" zu zeigen, und sich freiwillig der Berliner Justiz zu stellen. Der freilich sind derzeit in Sachen Margot Honecker die Hände gebunden. Es existiert kein Haftbefehl. Die 65jährige, die über einen deutschen Reisepaß verfügt, kann hinfliegen, wo sie will.

Und das womöglich noch recht lange. Denn die Ermittlungen der Arbeitsgruppe Regierungskriminalität stehen erst am Anfang. Geprüft wird, ob Margot Honecker strafrechtlich wegen der nach der Wende in der DDR aufgedeckten Zwangsadoptionen von Kindern sowie wegen der Schikanierung von Jugendlichen in einem Heim in Torgau (Sachsen) zur Verantwortung gezogen werden kann. Sehr weit, gibt Christoph Schaefgen, Leitender Oberstaatsanwalt der Arbeitsgruppe Regierungskriminalität, zu, sei man in dieser Sache noch nicht. "Ich habe Probleme, eine ausreichende Zahl von Fällen überhaupt zu finden." Die Schwierigkeit ist, die nach DDR-Recht gedeckten Fälle von Adoptionen von denjenigen zu unterscheiden, die dagegen verstoßen. Noch gebe es keinen dringenden Tatverdacht gegen Margot Honecker. So ist es nur logisch, daß Schaefgen Fragen nach einem Auslieferungsantrag an Chile verneint: "Vorläufig nicht."

Ohnehin wird das "Delikt", wofür nach landläufiger Meinung die Ex- Volksbildungsministerin vor den Kadi gezogen werden sollte, strafrechtlich nicht zu fassen sein - die "Verbildung der Jugend", wie es der CDU- Hinterbänkler Jochen Feilcke unlängst formulierte. Bei der Berliner Justiz macht man dem Unionschristen in dieser Hinsicht wenig Hoffnung. Es gebe, so Justiz-Sprecherin Uta Fölster, "im Strafgesetzbuch keinen allgemeinen Schurken-Paragraphen".

Die Indoktrination mehrerer Generationen von Kindern und Jugendlichen wird als "Lebensleistung" der obersten Lehrerin der DDR also lediglich politisch oder moralisch bewertet werden können. Den "sozialistischen Bildungsanspruch" hat Margot Honecker, die von 1963 bis 1989 den Chefsessel im Ostberliner Volksbildungsministerium inne hatte, dabei immer vorangestellt: "Glühende Patrioten" und "Kämpfer für die Sache der Arbeiterklasse" sollten aus den Schulen des Arbeiter- und Bauernstaates hervorgehen. Notfalls mit der Waffe in der Hand. 1978 führte Margot Honecker den Wehrkundeunterricht für die 9. und 10. Klasse an den DDR- Schulen ein. Wäre es nach ihr gegangen, dann hätte diese Erziehung im Herbst 1989 Früchte tragen sollen. Noch im Juni 1989 forderte sie auf dem IX. Pädagogischen Kongreß von der Jugend, "den Sozialismus, wenn nötig mit der Waffe in der Hand" zu verteidigen.

Jugendliche "Abweichler" vom straffen sozialistischen Kurs trafen die Disziplinierungsmaßnahmen der Honecker-Gattin. Der spektakulärste Fall ereignete sich an der Ostberliner Carl- von-Ossietzky-Schule. Vier Schüler flogen auf Geheiß der Ministerin von der Schule, weil sie in einem Wandzeitungsartikel den Sinn von Militärparaden angezweifelt hatten. Für Kritik an ihrem sozialistischen Bildungsideal war die "eiserne Margot" in all den Jahren ihres strengen Regiments ohnehin nicht zu haben. 250 Eingaben leitete sie mit dem Vermerk "Provokation" an die Stasi weiter.

All dies zusammen trug dazu bei, daß die überzeugte Atheistin von der Lehrerschaft mit dem geflügelten Wort bedacht wurde: "Unser Gott heißt Margot."

AXEL VORNBÄUMEN (Berlin)

Ferien in Rod dauern zwei Tage länger

WEILROD. Über zwei zusätzliche Ferientage können sich die Schüler der Grundschule Rod an der Weil freuen.

Die Arbeiten zur Asbestsanierung der Schule sind noch nicht ganz abgeschlossen. Die Schule beginnt deshalb erst am 5. August.

Stadtschule begrüßt die "Neuen"

BAD VILBEL. Auch für die neuen Pennäler der Stadtschule beginnt am Montag der "Ernst des Lebens". Zur Einschulungsfeier sind die Schüler/-innen der Klassen 1b und 1e um 8 Uhr, der Klassen 1c und 1d um 9 Uhr sowie der Klasse 1a und der Vorklasse um 10 Uhr in den Musiksaal im zweiten Stock des oberen Schulgebäudes eingeladen. Die Stadtschüler/-innen wollen die Neulinge mit einer kleinen Vorführung begrüßen. mu

Trotz Silber im Ringen Rifat Yildiz fühlte sich doppelt verschoben

Selten wohl saß bei einem Sportler die Enttäuschung über eine Silbermedaille so tief wie bei Rifat Yildiz. Sprachlos vor Verzweiflung saß der griechisch-römisch- Ringer nach dem Finale in der Klasse bis 57 Kilogramm in einer Ecke des Aufwärmraumes.

Ihn hatte die Niederlage gegen den Koreaner Han Bong An so runtergezogen, weil er offensichtlich vorab alles andere als Gold als unerfreulich bewertet hatte, weil er nach einer 5:2-Führung erst im sudden death mit 5:6 verlor und weil er sich betrogen fühlte.

Den Eindruck, der Kampf sei aus sportpolitischen Gründen verschoben oder gar, wie ein Delegationsmitglied des Deutschen Ringer-Bundes (DRB) kurz nach der Entscheidung mutmaßte, gekauft worden, versuchten viele Leute vom DRB herzustellen. Eine "Schweinerei" nannte Olympiasieger Maik Bullmann das Urteil.

Anlaß für die Aufregung war die Beobachtung, daß Yildiz "in der Bodenlage viel zu schlecht bewertet wurde" (Bundestrainer Lothar Ruch) und daß das Kampfgericht als Mattenflucht des Goldbachers wertete, was nach der Beurteilung des DRB Resultat einer Sumo-Einlage des Koreaners war, der Yildiz einfach von der Matte geschoben habe.

Der Protest des DRB gegen die Entscheidung über Gold und Silber wurde abgelehnt. Der Ringer fühlte sich bei der Anfechtung des Urteils von seinem Verband mehr oder weniger allein gelassen, was Bullmann mit den Worten verallgemeinerte: "Ich habe das Gefühl, daß der DRB sich nicht richtig einsetzt für seine Ringer." Vor allem DRB-Präsident Hermann Schwindling geriet wieder einmal ins Kreuzfeuer der Athletenkritik. Von den Vorwürfen nahm Bullmann expressiv verbis die Trainer aus.

Auf der Pressekonferenz des deutschen Nationalen Olympischen Komitees am folgenden Tag äußerte sich Ruch sybillinisch zu den Koalitionen im Weltverband und ihren Folgen fürs Kampfgeschehen: "Wir hatten den Eindruck, daß Dinge gelaufen sind, die wir nicht einschätzen können. In Sportarten, in denen subjektive Entscheidungen eine Rolle spielen, gibt es Möglichkeiten wie Mißgunst. Die aus dem Osten schauen darauf, daß wir Deutschen nicht so stark werden."

Ruch spielte damit wie auch sein Kollege Reichelt, Trainer von Bullmann, darauf an, daß der Mattenrichter ein Bulgare war. Und für die deutsche Mannschaft stand ein gebürtiger Türke auf der Matte. Die südosteuropäischen Nachbarn sind sich nicht besonders grün. ah

Ikea Billys Rückführung

Die Wende in ihrer Heimat hat beiden schwer zugesetzt. Nach der Vereinigung blieb ihnen nichts anderes übrig, als zunächst einmal abzutauchen. Der Westen aber wollte sie unbedingt wiederhaben. Lange mußten wir auf unsere zwei Lieblings-Ossis denn auch nicht warten: Erich und Billy sind wieder da!

Von einem solchen Empfang hätten die beiden Fossile des Arbeiterstaates zu Lebzeiten der DDR wahrscheinlich nie geträumt. Hunderte von Journalisten kämpfen darum, ein Wort oder ein Lächeln von Erich aufzufangen. Und Billys Foto prangt - mal mit Hut, mal ohne - ganzseitig und farbig in allen großen Tageszeitungen.

Was denn, Sie kennen Billy nicht? Dann aber hopp das Frühstücksbrötchen beiseite gelegt und auf ins Wohn- oder Arbeitszimmer. Da steht er - 32 Millionen Mal unter deutschen Dächern, weiß, schwarz oder kiefernfarben und gut zwei Meter hoch. Billy ist das Bücherregal.

"Fast eine Revolution", erinnert sich die Ikea-Sprecherin, sei vor gut einem Jahr unter der Kundschaft ausgebrochen, als das "unmögliche Möbelhaus" sein erfolgreichstes Stück aus dem Programm strich. Die Umwälzungen in Ostdeutschland, wo Billy vor der Wende billig gefertigt wurde, hatten zu echten Nachschubproblemen geführt. Billy schien am Ende. Doch Volkes Stimme reißt auch in Schweden Mauern ein: Hunderte Protestbriefe und unzählige wütende Telefonanrufe holten den Klassiker aus Studentenzeiten zurück in den Katalog. In zwei Werken in Sachsen-Anhalt wird die Bücherwand nun gefertigt.

Welcome home, Billy! Aber ganz der Alte bist du irgendwie nicht geblieben. Okay, 30 Mark mehr, das verbuchen wir als Kosten der Einheit. Auch daß du zehn Zentimeter schlanker geworden bist (wegen der Stabilität, sagt die Ikea-Sprecherin), wollen wir dir nicht ankreiden. Hast dich auch wacker gehalten seit den gemeinsamen Tagen damals an der Uni!

Bloß unsere Wohnung haben wir während deiner Abwesenheit ein bißchen umgestaltet, alter Junge. Nicht spießig, nein! Aber die Kokosmatten auf dem Fußboden mußten einfach raus. Und das neue schwarze Ledersofa - man gönnt sich ja sonst nichts. Auch die 500 Mark teure Halogenleuchte vom italienischen Designer mußte einfach sein. Und irgendwie, versteh's bitte nicht falsch, würdest du dich in der Umgebung doch auch nicht mehr wohlfühlen, oder? doe

Aus der "Schnaps-(Zahl)-Idee" wird heute Ernst Zur 666-Jahr-Feier in Linsengericht-Lützelhausen haben sich Funk und Fernsehen angesagt

LINSENGERICHT. Mit drei Böllerschüssen und der Enthüllung eines Gedenksteines beginnt heute, Samstag, um 17 Uhr am Dalles an der alten Hauptstraße die 666-Jahr-Feier von Lützelhausen. Mit ihrem "Schnapszahl-Jubiläum" hat die Vereinsgemeinschaft den kleinsten Linsengerichter Ortsteil bundesweit bekannt gemacht. Die originelle Idee, aus der Not des verschlafenen 650. Dorfgeburtstags eine Tugend zu machen, ist sogar von der Deutschen Presseagentur (dpa) über die Fernschreiber gesendet worden. Und dann platzten auch noch die Fernsehleute mitten in die letzten Festvorbereitungen. Nach soviel Werbung und Aufmerksamkeit wollen sich die Akteure nun um so mehr ins Zeug legen, die hochgesteckten Erwartungen zu erfüllen. Nach der Eröffnungsfeier gibt es heute ab 18 Uhr Straßenmusik zum Einstimmen, bevor die Jugendfeuerwehr ihren großen Auftritt mit einer "Abseilübung" hat, den das Publikum wohl erst sehr viel später nachvollziehen wird. Denn zunächst ist noch eine alte Handdruckspritze in Aktion zu besichtigen. Ab 20.30 Uhr spielt der Theaterverein "Riwwelkuche" Sketche und Moritaten. Tänze der Turnvereins (22 Uhr) und des Singkreises (22.30 Uhr) schließen sich an.

Am Sonntag beginnt um 10.30 Uhr ein musikalischer Frühschoppen. Ab 11 Uhr steigen Luftballons zum Wettflug auf und um 11.30 Uhr wird ein nostalgisches Dampfkarussell, Modelljahr 1886, eröffnet. Zwischen 12 und 16 Uhr kann man mit dem Korb der 30-Meter-Feuerwehr- Drehleiter in die Höhe steigen. Kindertanz (14 Uhr), Kinderrallye (14-16 Uhr), Patzkonzert (15 Uhr) und Kasperle- Theater (16 Uhr) sind weitere Programmpunkte. Um 20.30 Uhr will der Theaterverein mit einer weiteren Aufführung die Lacher auf seine Seite ziehen.

Während beider Tage sind an zahlreichen Ständen in der Spessartstraße viele Helfer für die Bewirtung der Gäste da. Auf dem Speiseplan stehen Spanferkel, Zwiebelkuchen, Steckerlfisch und vieles mehr. Daneben stellen sich die örtlichen Winzer und Imker mit ihren Produkten vor, werden historische Darstellungen geboten. Alle Gäste sind aufgerufen, den historischen Spaß auch am eigenen Leibe mitzumachen und sich mit Kleidung wie anno dazumal auszustaffieren. lex

Müll: EDV-Erfassung als Start zum Wiegesystem

KARBEN. Wie viele Mülltonnen wann geleert wurden, das wurde von der Verwaltung bislang mit dem Wertmarkensystem erfaßt. Um den Verwaltungsaufwand zu verringern und den Haushalten das Märkchenaufkleben und -abrechnen zu ersparen, sollen an den Gefäßen nun elektronische Chips angebracht werden. Bei jeder Leerung wird der Chip von einem Bordcomputer am Müllfahrzeug "gelesen". Nach dem Absetzen der Tonne sind die Daten sowohl im Computer als auch im Chip der Tonne gespeichert.

Diese Datenträger sollen eine Lebensdauer von zehn Jahren haben. Zwei elektronische Abfallgefäß-Erfassungssysteme stehen zur Wahl. Sie unterscheiden sich in der Dauer der Speicherbarkeit und damit auch im Preis. Bis zu 24 Informationen (über Gefäß-Nummer, Abfallart, Name, Standort, Leerungsdatum usw.) können gespeichert werden. Die Daten des Bordrechners werden täglich oder wöchentlich in die Computer-Zentrale der Stadtverwaltung eingelesen und können dort auch überprüft werden.

Die Komplettausstattung der Karbener Mülltonnen inklusive Hard- und Software kostet rund 340 000 Mark. Die Fahrzeugausrüstung (zwei Wagen), die voraussichtlich durch das Unternehmen Edelhoff übernommen und als Aufschlag auf die Gefäßmiete umgelegt wird, ist in diesem Preis noch nicht enthalten, so der Magistrat. Um alle Tonnen rechtzeitig vor dem 1. Januar mit dem neuen System ausstatten zu können, soll das Parlament nach der Vorstellung des Magistrats bereits in seiner Sitzung am 7. August einen Grundsatzbeschluß fällen und die Mittel bereitstellen.

Die Einführung der Elektronik kann als erster Schritt in Richtung Wiegesystem verstanden werden. Beide zur Disposition stehenden Computer-Anlagen können mit einer Wiegeeinrichtung nachgerüstet werden.

Eine der Firmen hat sich bereiterklärt, in einem kleinen Stadtteil (eventuell Kloppenheim) für ein bis zwei Monate einen Probelauf durchzuführen. (Lesen Sie dazu auch obenstehendes Interview mit Bürgermeister Detlev Engel.) mu

Vorderlader und Gewehre entwendet

HANAU. Vier Gewehre und vier Vorderlader sind zwischen vergangenem Montag und Donnerstag Beute bislang unbekannter Täter geworden.

Der oder die Einbrecher drangen nach Angaben der Hanauer Polizei durch ein aufgebrochenes Kellerfenster in ein Wohnhaus an der Kepplerstraße ein. Aus der Wohnung entwendeten die Unbekannten neben den Waffen einen Videorekorder mit Kamera und Goldschmuck. schu

Bush und das Golf-Abenteuer

Von Rolf Paasch (Washington)

Für George Bush sollte es ein stolzes Datum sein. Nachdem Saddam Hussein am 2. August vor zwei Jahren seine Truppen in Kuwait einfallen ließ, zog der US- Präsident "eine Linie in den Sand" und nahm damit die Herausforderung des Diktators an. Dieser Akt, mehr ein Reflex als überlegte Politik, führte zusammen mit Saddams Mißachtung des internationalen Rechts zu jenem Golf-Krieg, den alliierte Truppen unter amerikanischer Führung schließlich mit brutaler Selbstverständlichkeit gewannen.

Dem Krieg, so mußten wir danach erfahren, lag ebensowenig eine konkrete Zielvorstellung zugrunde wie der anfänglichen Drohung mit ihm. Die einen kritisierten seinen überhasteten Beginn, als Verhandlungen und die Drohung mit Sanktionen noch nicht ganz ausgereizt schienen. Die anderen sein vorschnelles Ende, als ein Durchmarsch amerikanischer Truppen auf Bagdad ein Ende der Tyrannei Saddams versprach. Statt dessen war im westlichen Interesse einer sicheren Ölzufuhr ein kuwaitisches Regime gerettet worden, das zumindest auch Ziel UN-amtlicher Kritik und nicht nur Objekt internationaler Verteidigung hätte sein können. Den aufständischen Kurden und Schiiten dagegen verweigerten die westlichen Alliierten in Fortsetzung der so verwerflichen wie tragischen Politik Richard Nixons weiterhin die zu ihrer Befreiung von Saddam notwendige Hilfe.

Niemand profitierte von dem Golf- Krieg so sehr wie George Bush. Das siegreiche Unternehmen im Wüstensand rettete daheim eine Präsidentschaft, die in den Kommentaren des Sommers 1990 bereits mit der des gescheiterten Jimmy Carter verglichen wurde. Eine Weile glaubten die US-Bürger, der koalitionsgewandte Diplomat und entscheidungsfreudige Feldherr sei der richtige Mann an der Spitze einer Weltmacht in unruhigen Zeiten. Jetzt, da Saddam dem Wahlkämpfer Bush wie ein ungerufenes Menetekel wiedererscheint, stellen sie selbst die bisher über alle Kritik erhabene Außenpolitik der US-Administration in Frage. Denn was hat der über den Zerfall der alten Weltordnung Präsidierende anderes gemacht, als - routiniert zwar, aber ohne große Vision - die Politik von gestern fortzusetzen. Wie Saddam ihm nun vorführt, mit fragwürdigen Resultaten.

Angesichts des von Hussein im Westen zusammengekauften Massenvernichtungspotentials mag der Krieg gegen den Irak nicht völlig sinnlos gewesen sein. In Tel Aviv, aber auch in Teheran und Damaskus weiß man diesen Erfolg heute sehr wohl zu schätzen. Eine stringente Logik aber besaß der Golf-Krieg - als erstes strategisch-militärischen Ereignis in der "Neuen Weltordnung" - nicht. Sein Kontext und seine Durchführung trugen vielmehr alle Züge der alten Ordnung, die sich zwar auf der Landkarte, aber nicht in den Köpfen der Machthabenden aufgelöst zu haben scheint.

Der Beginn des Krieges resultierte aus jener klassischen amerikanischen "Appeasement"-Politik, mit der Saddam zur Wahrung eines blockgerechten Mächtegleichgewichts in den 80er Jahren als pro-westlicher Gegenpol zum iranischen Fundamentalismus herangezogen wurde. Seine vorzeitige Beendigung war dagegen dem Festhalten am Prinzip der territorialen Unversehrtheit von Staaten geschuldet. Saddam überlebte, weil die USA das staatliche Gebilde des Irak um jeden Preis retten wollten; ob dieses noch den religiösen und ethnischen Realitäten gerecht wurde oder nicht. Hieraus sprach jene Politik des territorialen Status quo, die sich für Bush auch im Falle der Sowjetunion und Jugoslawiens als anachronistisch erwiesen hat.

Der jüngste Beweis dafür sind die hilflosen Reaktionen Washingtons auf Saddams Herausforderung der UN-Aufsicht über die Zerstörung seiner Massenvernichtungswaffen. Ist das UN-Mandat prinzipiell zu unterstützen oder nur dann, wenn es George Bush in den Wahlkampf paßt? Auf welche Hilfe dürfen die jetzt nach Washington geladenen Kurden und Schiiten wirklich zählen, wenn sie es mit ihrer Opposition gegen Saddam ernst meinen? Noch einmal wird Bush sein Volk nicht in ein militärisches Abenteuer verwickeln können, ohne vorher diese Fragen klar zu beantworten.

Mit der Euphorie für weltpolizeiliche Aktionen ist in den USA auch die Begeisterung für den Obersten Befehlshaber der Streitkräfte verschwunden. Der Blick der Bevölkerung richtet sich heute auf die Heimatfront, an der der Präsident so gründlich versagt hat wie kaum einer seiner Vorgänger. Und wenn es um die Rolle der USA in der Neuen Weltordnung geht, dann erwartet man von ihm ein selbstbewußteres Auftreten in Tokio, Bonn oder Brüssel, wo es um die ökonomische Zukunft seines Landes geht; nicht in den kurdischen Bergen oder südirakischen Sümpfen, wo weder Arbeitsplätze noch Exportquoten zu verhandeln sind. Was Bush im Irak eigentlich will, das weiß er heute so wenig wie an jenem fatalen 2. August. Nur, daß dies zwei Jahre später auch seine Wähler erkannt haben.

Radfahrer schwer verletzt

OFFENBACH. Schwer verletzt wurde ein 18jähriger Radfahrer am Donnerstag abend auf der Landstraße zwischen Heusenstamm und Offenbach. Er fuhr ohne Licht und strebte plötzlich über die Straße auf den Biergarten zu. Ein 33jähriger Motorradfahrer fuhr den Radler um. Die Polizei roch Alkohol beim Kradfahrer, veranlaßte eine Blutprobe und behielt seinen Führerschein ein. lz

Beschimpfungen, Spott und Hohn geerntet Kommunalpolitiker gelang es nicht, wegen der Asylbewerber mit Anliegern ins Gespräch zu kommen

MAINTAL. Der Protest der Bischofsheimer gegen die geplante Aufstellung von drei Pavillons für Asylbewerber auf einem Wiesengrundstück am Dörnigheimer Weg ist am Donnerstag eskaliert. War es zunächst offiziell - noch am Mittwoch - um die angebliche "Rettung" von einigen Obstbäumen gegangen (siehe FR von gestern), so redeten die wütenden Anlieger am Donnerstag Klartext.

Bereits am Vormittag war das Gelände "besetzt" worden, um den Abtransport der letzten zwei gefällten Bäume und das Aufstellen eines Bauzaunes zu verhindern. Erst die Anwesenheit eines Polizeibeamten ließ die Arbeiter hinreichend Raum für ihr Tun finden. Die Menge zersteute sich. Am späteren Nachmittag wurde der Dörnigheimer Weg dann zum Schauplatz heftiger Auseinandersetzungen. Mitglieder des Magistrats, der Stadtverordnetenversammlung, der Arbeiterwohlfahrt und Gewerkschafter versuchten, mit den Protestierenden "ins Gespräch" zu kommen. Sie ernteten Beschimpfungen, Spott und Hohn.

"Mit dem Magistrat reden wir gar nicht mehr, das ist zwecklos", erklärte der ehemalige CDU-Politiker Josef Wipperfürth gegenüber der FR als "ein Sprecher der neuen Bügerinitiative". Es sei "gefährlich, in einem derart aufgeheizten Gebiet auch noch Asylanten unterzubringen", argumentierte Wipperfürth. "Wir haben schon 30 Zigeuner hier und das Jugendzentrum mit neonazistischen Aktivitäten."

Zum Beweis für die breite Ablehnung seitens der Bevölkerung bezog sich der Sprecher auf 350 gesammelte Protestunterschriften. Mit 3000 Flugblättern ruft die "Bewegung" zu einer Bürgerversammlung auf, die am Dienstag um 20 Uhr im Bürgerhaus Bischofsheim stattfinden soll.

Der Magistrat hält indes an seinen Plänen fest, gestützt auf einen einstimmigen Beschluß des Haupt- und Finanzausschusses: Bis Ende August sollen am Dörnigheimer Weg drei Pavillons stehen und zwei weitere in der Dörnigheimer Braubachstraße. Jeder Pavillon kann 24 Asylbewerbern Obdach bieten.

Erster Stadtrat Karl-Heinz Schreiber erklärte gestern auf Anfrage der FR, er habe am Donnerstag durchaus mit einigen Bürgern reden können und dabei den Eindruck gewonnen, "daß einigen doch Bedenklichkeiten gekommen sind". Das verpflichte den Magistrat, so akribisch und vorsichtig wie möglich zu arbeiten, daß möglichst keine Reibereien entstehen. Schreiber: "Wir werden informieren, ständig präsent sein und hören, was die Bevölkerung sagt und denkt."

Stadträtin Priska Hinz (Grüne) hat Unterstützergruppen zu einem Treffen eingeladen, um in Zusammenarbeit mit der Arbeiterwohlfahrt die soziale Betreuung der Asylbewerber vorzubereiten. Möglichst rasch soll ein Aufruf an die Bevölkerung mit der Bitte um Toleranz und Verständnis aufgesetzt werden. pom

Schülerunion sorgt sich um Schulverfall

WETTERAUKREIS. Protestaktionen gegen den Verfall der Wetterauer Schulen plant die nach eigenen Angaben rund 350 Mitglieder zählende Wetterauer Schülerunion. Die CDU-nahe Schülervereinigung kritisiert, daß die rot-grüne Kreisregierung alle Gelder für die Schulinstandsetzung gestrichen habe, obwohl viele Schulen dringend renoviert werden müßten. Besonders schlimm steht es laut Tobias Greilich, Kreisvorsitzender der Schülerunion, um die Mittelpunktschule in Büdingen, die seit einem Jahr abgestützt sei, damit sie nicht zusammenfalle.

Der Bedarf für die Instandsetzung der Wetterauer Schulen ist laut Greilich binnen eines Jahres von 150 Millionen auf 200 Millionen Markt angestiegen und werde weiter dramtisch wachsen, wenn nicht rasch investiert werde.

Greilich kritisierte "Prestigeobjekte" wie das Wolfgang-Ernst-Gymnasium in Büdingen und das Ernst-Ludwig-Gymnasium in Bad Nauheim, Neubauten, die jeweils an die 30 Millionen Mark gekostet haben. Die neuen Gymnasium hätten wesentlich billiger gebaut werden können, meint Greilich. So sei der Bücherturm des Wolfgang-Ernst-Gymnasiums viel zu teuer und zudem überflüssig. Der "Glaspalast" eigne sich gar nicht als Bibliothek, weil die Bücher unter der Sonneneinstrahlung litten.

Zumindest die Kritik am teuren Wolfgang-Ernst-Gaymnasium ist für die CDU- nahe Schülerorganistion ein Eigentor, denn die Pläne für das Projekt, einschließlich des teuren Bücherturmes, stammen laut Kreischuldezernent Joachim Pollmar (SPD) noch aus den Zeiten der einstigen CDU/FDP-Kreisregierung, der die Gymnasien besonders am Herzen lagen. ieb

Einbrecher erbeuteten Schmuck und Bargeld

HANAU. Unbekannte Diebe haben zwischen Mittwoch nachmittag und dem frühen Donnerstagmorgen Schaden in Höhe von 11 000 Mark angerichtet. Wie die Polizei am Freitag berichtete, hoben der oder die Täter zunächst den Rolladen des Fensters hoch und drangen anschließend in die Wohnung ein. Dabei erbeuteten sie 800 Mark Bargeld und Schmuck. schu

Heute und morgen Sommermarkt in Schotten

SCHOTTEN. Der 340. Sommermarkt wird am heutigen Samstag und morgen einiges Gedränge in der Stadtmitte hervorrufen. Um elf Uhr beginnt er im Zelt auf dem Festplatz. Ab 20 Uhr spielt dort die "Laisbachtal Skiffle Group". Am Sonntag ist ab 11 Uhr ein Frühschoppen geplant. Ab 13 Uhr sind nicht nur die Marktbuden, sondern auch die Schottener Geschäfte geöffnet.

Für Kleinkunst auf den Gassen sorgen mehrere Künstlergruppen. Blues und Swing spielen Sonntag ab 18 Uhr Musiker von Bunk's Oldtime Jazzband. nes

Ganove nutzte Unwetter zum Einbruch

KARBEN / BAD VILBEL. Das Unwetter, das gegen vier Uhr in der Nacht zum Freitag über Karben tobte, nutzte ein Einbrecher, um unbemerkt zwei Reihenhäuser in der Karbener Flurstraße heimzusuchen. Die Hausbewohner bemerkten die Einbrüche nicht. Der Täter stahl eintausend Mark, berichtet die Polizei. Am Morgen des Freitag aber konnte eine Hausfrau in der Vilbeler Schulstraße einen Einbrecher überraschen, der sich an der Terrassentür zu schaffen machte. Der Mann flüchtete. Er ist etwa 25 Jahre alt, 1,75 Meter groß, hat kurze aschblondes Haar. Seine kräftige Figur war in hellblaue Jeans, ein weißes T-Shirt und Turnschuhe der Marke Adidas gehüllt. Hinweise Tel. 06031/6010. hm

FRANKFURTER RUNDSCHAU - AUS ALLER WELT

Von Johannes Dieterich (Johannesburg) Hier die angekündigte Geschichte. Beim Redigieren bitte beachten, daß in den FR-Statuten auch die Unterhaltung als hehres Ziel des Blatts erwähnt wird. Grüße, Johannes.

Nicht der Verhandlungsstillstand, der bevorstehende Generalstreik oder gar Olympia hält Südafrika zur Zeit in Atem - die geballte Aufmerksamkeit am Kap der Guten Hoffnung gilt vielmehr einem Gerichtsverfahren, das es in vieler Hinsicht in sich hat: Eugene TerreBlanche, beleibter "Führer" der militanten, rechtsradikalen Afrikaner Widerstandsbewegung, soll ein Verhältnis mit Jani Allen, Mannequin und Ex-Kolumnistin einer liberalen englischsprachigen Wochenzeitung, unterhalten haben: für Kap-Ohren hört sich das genauso an, als ob sich ein Nashorn in eine Gazelle verrannt habe.

Das Drama entfaltet sich gegenwärtig zehntausend Kilometer weit vom Orginalschauplatz entfernt: im Hohen Gerichtshof zu London, wo die Journalisten den britischen Fernsehsender "Channel Four" auf Schadensersatz verklagt. In einem frechen Dokumentarfilm mit dem Titel "Der Führer, sein Fahrer und des Fahrers Frau" soll die Behauptung vom schrägen Liebesverhältnis zwischen Faschistenchef und Mannequin wiederholt worden sein, die ursprünglich von zwei britischen Zeitungen aufgebracht worden war. Die Blätter hatten Jani Allen in außergerichtlichen Vergleichen bereits mehrstellige Summen Schadensersatz zukommen lassen, sodaß die Journalistin vor Gericht jetzt selber eingestand, sie habe in den vergangenen zwei Jahren mehr durch Klagen als durch Arbeiten verdient. "Channel Four" zeigte sich indessen streitbereit und verhalf der südafrikanischen Öffentlichkeit zu jener Brise Amusement, die sie in der toternsten Politik sonst schmerzlich vermißt.

Der Buren-Hüne TerreBlanche ist dem Südafrikaner gemeinhin als moralisierender Nationalist, Christ und Rassist bekannt. Seine nicht nur der Rhetorik nach an Joseph Goebbels erinnernden Reden beginnen stets mit Andacht und Gebet - der Familienvater pflegt bei jeder Gelegenheit die burische Sittlichkeit gegenüber dem englisch-jüdischen Werteverfall hervorzuheben. Das gegenwärtig vor dem Londoner Gericht von dem berühmt-berüchtigten Faschistenchef gezeichnete Bild kontrastiert demgegenüber nicht ganz unerheblich.

Linda Shaw, Kronzeugin und ehemalige Mitbewohnerin der Klägerin, wußte von nächtlichen Orgien und Can- Can-Tänzen im gemeinsamen Appartement zu berichten. Alles habe damit begonnen, daß Jani Allan "unglaublich begeistert" von ihrem ersten Interview mit dem blauäugigen AWB-Chef zurückgekehrt sei und bald von Heirat und ihrem Leben als "First Lady" oder "Führerin" geträumt habe. Eines Abends wurde die Kronzeugin nach eigenen Worten durch einen "unglaublichen Lärm" aufgeschreckt: "Es war, als ob alle elektrischen Geräte gleichzeitig angeschaltet worden seien". Bei einer Inspektion durchs Schlüsselloch habe sie zwar nicht das bärtige Gesicht des 48jährigen Ehebrechers gesehen. Doch die sich rhythmisch bewegenden Körperteile, derer sie gewahr wurde, hätten nur zu der voluminösen Führergestalt passen können, sagte Frau Shaw. Außerdem hätten vier im Blickwinkel erschienene schwarze Stiefel offensichtlich zur ständigen Leibstandarde des Führers gehört. Inwiefern die beiden Bewacher an ihres Herrn Vergnügen beteiligt worden seien, wußte die Späherin allerdings nicht zu sagen. Nur eines noch: Eines Morgens habe Jani Allan verträumt ausgerufen: "Er ist ein glänzender Liebhaber, auch wenn er ein bißchen schwer ist".

Linda Shaw ist indessen nicht die einzige, die den Zwei-Meter-Hünen schwer belastet: ein Renegat der burischen Widerstandsbewegung, die sich gegenwärtig im Kriegszustand mit der Reformregierung befindet, bezeugte vor Gericht, er habe seinen sturzbetrunkenen Führer einst vom Canape in Jani Allans Wohnung retten müssen, wo er halbohnmächtig und mit herabgelassener Hose gestrandet war.

Im Kreuzverhör räumte die Klägerin zwar ein, Eugene TerreBlanche sei wohl wirklich in sie verliebt gewesen. Dem Gericht liegen Aufzeichnungen des Anrufbeantworters der Journalistin vor, auf denen der Teilzeit-Farmer in fast schon lyrischer Form die Angebetete um Erhöhrung anfleht. Doch sie sei von dem "Widerling" stets abgestoßen worden, beteuert Jani Allan - wie ihr überhaupt jegliches Vergnügen an körperlichen Freuden fremd sei. Dies wiederum, konterte der Anwalt des britischen Fernsehsenders, sei kaum mit Aufzeichnungen aus einem ihrer Tagebücher in Übereinklang zu bringen, die "Channel Four" zugespielt wurden und die Schreiberin menschlich-allzumenschlicher Phantasien durchaus mächtig zeigt. Es seien eben Phantasien und nicht Wirklichkeit gewesen, erwiderte das Mannequin.

Der AWB betrachte den Prozeß als eine einzige - selbstverständlich zum Scheitern verurteilte - Verschwörung gegen das Burentum. Der Führer selbst gab Mitte dieser Woche sibyllinisch zu Protokoll: "Ich frage mich nur, wer bei diesem Prozeß am meisten lügt". Ob sich hinter diesem Stoßseufzer der verschmähte Liebhaber verbirgt ? Der Prozeß wird fortgesetzt.

Schluss ...

Eine Oppositionspartei wirbt mit Genschers Konterfei In Kroatien bleiben viele Fragen nach der demokratischen Legitimation des Wahlgangs am Sonntag offen Von Harry Schleicher (Wien)

Die Rosenkranzperlen zeichnen die Grenzen des unabhängigen Staates Kroatien nach. "Gott und dem Volk treu", lautet die darüber prunkende Wahlparole der HDZ, der "Kroatischen Demokratischen Gemeinschaft". Neben dem Namen der mit absoluter Mehrheit in Zagreb regierenden Partei, die nach den ersten freien Wahlen im Mai 1990 die Kommunisten abgelöst hat, suggeriert das Kreuz christdemokratische Orientierung. Einigen symbolisiert es auch etwas von dem Martyrium, das Kroatien für die mit großen Opfern erkämpfte Unabhängigkeit zu erleiden hatte.

Nicht nur die Hauptstadt Zagreb, sondern ganz Kroatien steht in diesen Sommertagen im Zeichen eines hitzigen Wahlkampfes, der zeitweilig sogar den Krieg in den Hintergrund gedrängt hat. Häuserwände und was sich sonst alles bekleben läßt, sind übersät mit bunten, meist nichtssagenden Plakaten jener Parteien, die ihre Vertreter in den am Sonntag zu wählenden Sabor (Parlament) entsenden und die den erstmals vom Volk direkt zu kürenden neuen Präsidenten stellen möchten. 29 Parteien haben landesweite oder regionale Kandidatenlisten für die Wahl der insgesamt 125 Abgeordneten aufgestellt. Nur acht haben außerdem einen Kandidaten für die Präsidentschaft nominiert. Reelle Chancen, dem 1990 noch vom Sabor gewählten HDZ-Präsidenten Franjo Tudjman im Amt nachzufolgen, hat aber wohl nur einer: Franjo Tudjman selbst.

Als gegen Ende vergangenen Jahres der Präsident der nationalistischen Sammlungsbewegung HDZ baldige Parlamentswahlen ankündigte, mochten viele Kroaten dies als einen politischen Treppenwitz ansehen. Zwar schrieb die am 22. Dezember 1990 verabschiedete neue Verfassung Neuwahlen binnen Jahresfrist vor. "Wegen des uns aufgezwungenen Krieges seitens der jugokommunistischen Armee sowie Serbiens und Montenegros konnten wir im vergangenen Jahr weder neue Wahlgesetze verabschieden noch Wahlen durchführen", begründete Präsident Tudjman damals die Verfassungsverletzung. "Mit dem Sieg im Verteidigungskrieg, der Erlangung der völkerrechtlichen Anerkennung, der Aufnahme Kroatiens als souveränen und unabhängigen Staat in die Vereinten Nationen und durch das Engagement der Friedensstreitkräfte haben wir den Abzug der Reste der Besatzungstruppen aus allen kroatischen Gebieten sicherstellen können . . . Mit den Wahlen zum neuen kroatischen Sabor und mit der gleichzeitig stattfindenden, erstmalig direkten Präsidentschaftswahl unternehmen wir einen entschlossenen Schritt auf dem Wege des Ausbaus und der Festigung der neuen demokratischen und verfassungsrechtlichen Ordnung des freien und unabhängigen, souveränen und selbständigen Staates Kroatien."

Trotz solch hehrer Worte des sich mehr und mehr als unersetzlich darstellenden "Vaters des Vaterlandes" sehen laut Meinungsumfragen 38,9 Prozent der Befragten den wahren Grund für die Wahl in dem Bestreben der Regierungspartei HDZ, ihre Macht zu erhalten. Nur 50,3 Prozent glauben zudem, daß die ausgeschriebenen Wahlen korrekt sein werden. Die übrigen, eher skeptischen Bürger stimmen mit der kritischen Ansicht der meisten oppositionellen Parteien überein, die die Legitimität des Urnengangs in Frage stellen. Die wichtigsten Punkte der Kritik: In Anbetracht der Tatsache, daß rund ein Drittel des kroatischen Staatsgebietes besetzt ist, können die Wahlen nicht im gesamten Territorium Kroatiens stattfinden; infolge der immensen Flüchtlingsströme sind die Wahlverzeichnisse unvollkommen und unkontrollierbar, die Regelungen des Wahlrechts für die ständig oder vorübergehend im Ausland lebenden Kroaten sind unpräzise; die Ausübung des Wahlrechts durch die kämpfenden Soldaten der kroatischen Armee ist unklar.

Führende Politiker der Kroatischen Volkspartei (HNS) gingen noch vor Tagen davon aus, daß etwa 40 Prozent der Wähler nicht in den aktuellen Wählerlisten erfaßt seien. Den Vogel schoß der für die Präsidentschaft kandidierende Vorsitzende der Kroatischen Demokratischen Partei (HDS), Marko Veselica, ab. In Kroatien, so Veselica auf einer Wahlversammlung in Split, "herrsche eine Clique, die sich mit Waffenschmuggel beschäftigt und die Polizei manipuliert, die das kroatische Volk unterjocht und ausplündert. Millionen Dollar werden für den Wahlzirkus verschwendet. Es werden ,Papageien' und ,Sänger' gekauft, die diesen Zirkus in dem Moment aufführen, da kroatisches Blut vergossen wird." Es wäre besser, so der HDS-Chef, dafür Kampfflugzeuge zu kaufen, "damit wir Belgrad beschießen. Damit auch die Serben sehen, wie und was Krieg ist".

Nicht wenige der Oppositionsparteien, die während des Wahlkampfes von 1990 von der später siegreichen HDZ als "antikroatisch" verunglimpft worden waren, suchen diesmal die Regierungspartei durch Hurrapatriotismus zu überbieten. Heftige Kritik wird dabei an den in Kroatien stationierten UN-Friedenstruppen UNPROFOR laut. Von ihnen wird verlangt, die kroatische Souveränität über die von den Serben besetzten Gebiete oder deren Abzug herbeizuführen, damit die verlorenen Territorien mit Waffengewalt zurückerobert werden können. Am radikalsten gibt sich dabei die Kroatische Rechtspartei (HSP) Dobroslav Paragas. Die auf den Spuren der faschistischen Ustaschabewegung wandelnde Partei kündigt die Zerstörung Belgrads und die Errichtung eines Groß-Kroatien bis Zemun (ein Vorort Belgrads), der Drina und der Kotor-Bucht an.

Folgt man den Meinungsumfragen, dann hat die zersplitterte Opposition, die keine Wahlkoalition zustande brachte, keine nennenswerte Chance, der regierenden HDZ-Partei Paroli zu bieten. Je näher der Wahltermin rückte, um so mehr verschoben sich die Siegeschancen zugunsten der Regierungspartei. Der HDZ wurden zuletzt bei der Parlamentswahl 38 Prozent der Wählerstimmen prognostiziert, während die mit dem Konterfei des deutschen Ex-Außenministers Hans-Dietrich Genscher Wahlwerbung betreibende "Kroatisch Sozial-liberale Partei" (HSLS) Drazen Budisas von 25 auf 15 Prozent zurückgefallen sein soll. Im Abwind liegen auch HNS und HSP, die nur noch für acht und sieben Prozent der Wählerstimmen gutgehalten werden.

Was die Präsidentenwahl anbelangt, stehen die Sterne für Franjo Tudjman angeblich noch besser. Den Umfragen zufolge soll er am Sonntag auf etwa 43 Prozent der Wählerstimmen kommen. Da in der ersten Runde die absolute Mehrheit der abgegebenen Stimmen notwendig ist, könnte es in zwei Wochen zu einer Stichwahl kommen. Am Sieg des autoritären Tudjman dürfte dies aber ebensowenig ändern, wie die unmittelbar vor dem Wahltag von Zeitungen aufgedeckte Affäre.

Der Präsident, so die unwidersprochen gebliebene Beschuldigung, habe einen Tag vor Inkrafttreten eines Verkaufsverbots für staatliche Immobilien für 214 000 Mark eine 1407 Quadratmeter große Villa erworben, die vorher noch aus Budgetmitteln für zwei Millionen Mark renoviert worden war. Einige Zagreber Zeitungen witterten darin bereits ein kroatisches Watergate. Die Affäre wurde aber nicht einmal zum Wahlkampfthema. Lediglich einige Präsidentschaftskandidaten legten ihre Vermögensverhältnisse offen. Franjo Tudjman war nicht unter ihnen.

Duell der Nobelkarossen

OFFENBACH. Zwei Nobelkarossen krachten am Donnerstag abend an der Kreuzung Eigenheimstraße/Spießstraße zusammen. Wie die Polizei berichtet, achtete ein angetrunkener 24jähriger BMW-Fahrer nicht auf die Vorfahrt eines Mercedesfahrers. Der BWM wurde gegen einen parkenden Wagen geschleudert und überschlug sich. Sein Fahrer wurde leicht verletzt. Schaden: 12 000 Mark. lz

Taxifahrer lernen, sich zu wehren Polizei bietet spezielles Sicherheitstrainiung / Erst mal reden

"Taxifahrer überfallen und ausgeraubt" - solche Meldungen tauchen regelmäßig in den Tageszeitungen auf. Immer häufiger setzen die Täter Waffen ein, oft ist der Fahrer gleich mit mehreren Angreifern konfrontiert. Wie sie aus solchen Situationen möglichst glimpflich herauskommen, das können Taxifahrer bei Heinrich Kuhlmann lernen: Der Polizist hat ein spezielles Sicherheitstraining für diese Berufsgruppe entwickelt.

Sein Trainingsprogramm, das inzwischen von beiden Taxi-Verbänden in Frankfurt unterstützt wird, soll nach den Sommerferien auch in anderen Städten laufen. In Berlin und München hat er bereits die ersten Kurse abgehalten. Der Bundesverband der Taxifahrer hat sein Training in sein offizielles Ausbildungsprogramm übernommen. Zudem soll Kuhlmann künftig auch Kollegen aus anderen europäischen Städten, etwa Amsterdam, Zürich und Brüssel, ausbilden, die seine Erkenntnisse dann in ihrer Heimatstadt weitergeben werden.

Kurse für Taxifahrer bietet Kuhlmann bereits seit einigen Jahren an. Doch anfangs vermittelte er dort hauptsächlich Selbstverteidigungstechniken. Damals warfen die Verbände ihm vor, er wolle wohl "aggressive Rambos" heranzüchten. Doch inzwischen hat Kuhlmann, seit 20 Jahren bei der Frankfurter Polizei und dort auch Lehrer für Judo und Karate, die Inhalte völlig verändert: "Es geht mir heute vor allem um eine psychologische Verhaltensschulung", sagt er. "Die Leute sollen mit wachen Augen fahren und versuchen, aus gefährlichen Situationen möglichst früh herauszukommen." Selbstverteidigungstechniken werden erst ganz am Ende des eintägigen Kurses angesprochen: "Gewalt ist in jedem Fall die letzte Lösung."

Die Fahrer sollen per Rollenspiel und Videofilm für bestimmte Gefahrensituationen sensibilisiert werden. "Raubüberfälle passieren fast ausschließlich am Wochenende zwischen 20 und 22 Uhr. Der Fahrer wird per Telefon zu einem dunklen Hauseingang gerufen, oder er wird von einem Fahrgast zu einer unübersichtlichen Stelle dirigiert."

Wer sich darüber im klaren sei, könne entsprechend wachsam sein. Kuhlmann rät den Fahrern zudem, nur wenig Wechselgeld mit sich herumzutragen und stets auf Fluchtmöglichkeiten aus dem Auto zu sinnen.

Viele brisante Situationen lassen sich nach Kuhlmanns Erfahrungen schon durch Gespräche entschärfen. Dreiviertel der Täter stünden unter Alkoholeinfluß, der enthemmend wirke. "Der Fahrer muß versuchen, die Hemmschwelle für Gewalt beim Täter heraufzusetzen." Reagiere der Täter gestreßt oder nervös, müsse man ihm signalisieren, daß man sich nicht wehren werde. "Hier mit Gegengewalt oder einer Anzeige zu drohen, ist das Schlimmste, was man machen kann."

In den Rollenspielen geht es aber auch um Situationen wie Streit mit zahlungsunwilligen Fahrgästen oder sexuelle Belästigungen. Ein spezielles Aufbauseminar für Frauen ist in Vorbereitung. Der steigende Zuspruch ist für Kuhlmann Bestätigung: "Es nutzt nichts, vor der Gefahr den Kopf in den Sand zu stecken. Man muß darauf vorbereitet sein." esi

"Die Käwwern" laden zu ihrem Sommerfest ein

GELNHAUSEN. Am alten Wasserturm zwischen der ehemaliger Molkerei und dem HaWeGe-Markt feiert der örtliche Karnevalverein "Die Käwwern" am heutigen Samstag, 1. August, wieder sein Sommerfest.

Die Veranstaltung der Narren beginnt um 10 Uhr.

Mittags servieren die Karnevalisten ihren hungrigen Gäste Deftiges vom Grill. Für den Nachmittag kündigen die Organisatoren dann Kaffee inklusive Kuchen an. lex

Töpfer kündigt Konzept gegen Müllschiebereien ins Ausland an Umweltminister weist auf "mafiaähnliche Methoden" hin / Bau von Verbrennungsanlagen verlangt / Umweltbericht vorgestellt Von unserer Korrespondentin Charima Reinhardt

BONN, 31. Juli. Ein Konzept zur Bekämpfung des illegalen Müll-Exports hat Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) angekündigt. Töpfer, der am Freitag in Bonn gemeinsam mit dem Präsidenten des Umweltbundesamtes, Heinrich von Lersner, den Jahresbericht 1991 des Amtes vorstellte, sagte, er werde seine Pläne zur Bekämpfung der "Müllschiebereien" ins Ausland im Herbst vorlegen. Lersner sagte, die Zahl der gemeldeten Delikte bei der Abfallentsorgung sei um fast 20 Prozent gestiegen.

Offiziell wurden 1990 etwa 522 000 Tonnen Sonderabfälle und 557 000 Tonnen Siedlungsabfälle ins westliche Ausland gebracht, vor allem nach Frankreich, Belgien und in die Niederlande. Diesen genehmigten Lieferungen steht eine hohe Dunkelziffer illegaler Mülltransporte in mittel- und osteuropäische Länder wie Rumänien gegenüber. Die Ladungen werden Töpfer zufolge häufig als Wirtschaftsgüter deklariert. Es handele sich in Wahrheit aber um nichts anderes als "verschleierte Abfallexporte".

Die Gründe für solche "mafiaähnliche Methoden" lägen in den relativ risikolosen Verdienstmöglichkeiten, bei denen "dreistellige Millionensummen im Spiel" seien, und in den fehlenden Entsorgungsanlagen im Inland, sagte Töpfer. Insbesondere Ostdeutschland sei bislang nicht in der Lage, die giftigen Stoffe aus der früheren DDR-Produktion, darunter Pflanzenschutzmittel, Lösemittel, Farb- und Lackschlämme, zu entsorgen, die nicht mehr verwendet werden dürften.

Töpfer appellierte an die Bundesländer und die Industrie, Müllverbrennungsanlagen zu bauen, um dem im Abfallgesetz verankerten Grundsatz der Entsorgung im Inland gerecht zu werden. Wichtiges Element der Abfallpolitik bleibe die geplante Einführung einer Abfallabgabe, bei der es allerdings noch "Abstimmungsprobleme" zwischen den Bundesländern und dem Bundeswirtschaftsministerium gebe, sagte Töpfer.

Ein weiteres Problem, das aus dem jahrzehntelangen sorglosen Umgang mit gefährlichen Stoffen in der DDR resultiert, ist die Verseuchung der Böden und Gewässer. In Ostdeutschland sind bisher etwa 50 000 Altlastenflächen erfaßt worden. Mit erheblichen Altlasten durch Abfallstoffe, Treibstoffe und Munition rechnet das Umweltbundesamt bei den rund 1000 Liegenschaften der ehemals sowjetischen Armee mit einer Gesamtfläche von rund 250 000 Hektar. Diese "Verdachtsflächen" können allerdings erst nach dem Abzug der Truppen 1994 näher untersucht werden.

Die ökologische Sanierung und Entwicklung war 1991 Schwerpunkt des Umweltforschungsplans, für den 62,8 Millionen Mark ausgegeben wurden. Um die Möglichkeiten der Altlastensanierung zu erweitern, werden mit einem Investitionsvolumen von rund 76 Millionen Mark Bodensanierungszentren in Brandenburg und Sachsen eingerichtet.

Bei den Gewässern ist vor allem die Elbe derart stark mit sauerstoffzehrenden Nährstoffen aus der Landwirtschaft und mit Schwermetallen (vor allem Quecksilber) verseucht, daß im ursprünglich siebenstufigen Beurteilungsraster der Gewässergüte eine zusätzliche achte Stufe mit dem Merkmal "ökologisch zerstört" eingeführt werden mußte.

Besonders schlimm belastet ist die Elbe in den Ballungsgebieten Ostdeutschlands, Dresden, Halle, Leizpig, Chemnitz und Magdeburg. Insgesamt gilt die Elbe von der deutsch-tschechischen Grenze bis zur Mündung in die Nordsee überwiegend als "stark verschmutzt". Nach Angaben Töpfers haben Betriebsstillegungen in der Chemieregion mittlerweile zu einer Verringerung des Schadstoffeintrags in die Elbe um 70 bis 80 Prozent geführt. Deutlich zurückgegangen sind laut Töpfer die Belastungen des Rheins mit organischen, biologisch abbaubaren Stoffen. Mit einem internationalen Aktionsprogramm will er diesen Zustand auch in der Elbe bis zum Jahr 2000 erreichen.

Erstmals seit Jahren wieder angestiegen ist die Zahl der Umweltdelikte. In den alten Bundesländern einschließlich Berlin wurden 1991 insgesamt 23 303 Fälle angezeigt. Das bedeutet eine Zunahme und 5,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Ursache liegt laut Umweltbundesamt in der Steigerungsrate der Straftatbestände "umweltgefährdende Abfallbeseitigung" um 19,2 Prozent und "Freisetzung von Giften" um 27 Prozent. Bei anderen Delikten wie Lärmverursachung, Gefährdung schutzbedürftiger Gebiete oder unerlaubtes Betreiben einer Anlage ist die Zahl der Anzeigen zurückgegangen.

(Kommentar auf Seite 3)

Ja zu Schwedens EG-Beitritt Brüssel setzt Annahme des Maastrichter Vertrages voraus Von unserem Korrespondenten Erich Hauser

BRÜSSEL, 31. Juli. Die Kommission der Europäischen Gemeinschaft (EG) geht davon aus, daß Schweden und andere beitrittswillige Staaten den Maastrichter EG-Unionsvertrag in vollem Umfang akzeptieren. Das geht aus der Stellungnahme der Kommission zu dem Stockholmer EG-Beitrittsantrag hervor, die am Freitag in Brüssel vorgelegt wurde. Die Kommission sprach sich für die EG-Mitgliedschaft Schwedens aus.

EG-Außenkommissar Frans Andriessen sagte, für jeden Beitritt gelte, daß neue Mitgliedstaaten alles akzeptieren müßten, was die bisherigen Mitglieder beschlossen hätten. Andriessen wies auf den Beschluß der EG-Regierungschefs hin, wonach Beitrittsverhandlungen erst aufgenommen werden können, wenn der Maastrichter Vertrag von allen derzeitigen Partnern ratifiziert ist. Auf die Absicht Dänemarks, Sonderbedingungen aushandeln zu wollen, ging er nicht ein.

In der Stellungnahme wird ausdrücklich darauf verwiesen, daß die Wirtschafts- und Währungsunion mit einer späteren Gemeinschaftswährung, die gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik - Schweden ist derzeit ein neutrales Land - sowie das Gemeinschaftsbürgerrecht und die Zusammenarbeit im Innen- und Justizbereich für die Beitrittsverhandlungen zur Grundlage gehören.

Wirtschaftliche Beitrittsprobleme Schwedens gebe es nur für die Regionalpolitik in der arktischen Zone, für die Agrarpolitik, die Einfuhr von Textilien aus fremden Staaten und das schwedische Staatsmonopol zum Verkauf alkoholischer Getränke, sagte der Kommissar. (Kommentar auf Seite 3)

Hofheim stimmt

der ICE-Trasse zu

Erst Diskussion über Stellungnahme

HOFHEIM. Der Magistrat hat seinen Entwurf fertig, wie die Stellungnahme der Stadt Hofheim zur geplanten Schnellbahntrasse der Bundesbahn aussehen soll. Er will ihn in den nächsten Tagen dem Wallauer Ortsbeirat und dem Stadtparlament zur Diskussion vorlegen. Am 23. September muß die Stadtverordnetenversammlung laut Bürgermeister Rolf Felix (CDU) über die Stellungnahme zur umstrittenen ICE-Trasse abstimmen. Die vom Regierungspräsidium verlängerte Frist laufe am 30. September aus.

Grundsätzlich, so eine Zusammenfassung des Bürgermeisters, stimmt die Stadt - anders als die "Wallauer Bürgerinitiative gegen das Gleisdreieck" - dem Bundesbahn-Projekt zu, fordert aber, daß die Strecke bei Wallau in einen Tunnel kommt. Auch die hohe Brücke übers Klingenbachtal könne tiefergelegt werden, meint der Verwaltungschef.

Felix zeigt sich zuversichtlich, daß die Bahn gesprächsbereit ist, "wenn man ihr ernstzunehmende Alternativen vorschlägt, die auch machbar sind. Deswegen haben wir ja auch die Kommunale Arbeitsgemeinschaft gegründet." Das Gremium, daß die Interessen und Vorstellungen der Anlieger-Kommunen koordiniert, hat am Dienstag laut Felix "zum vorerst letzten Mal" getagt und wird die Ergebnisse seiner Arbeit in den nächsten Tagen öffentlich vorstellen.

Felix wies in diesem Zusammenhang den in einem Leserbrief geäußerten Vorwurf zurück, er habe am 20. Juli bei einer CDU-Besichtigung der ICE-Trasse absichtlich interessierte Bürger nicht eingeladen. Er sei bei der Veranstaltung der Kreis-CDU selbst nur Gast gewesen und sei nicht dafür verantwortlich, wer dazu eingeladen war und wer nicht. ubk

Kleine FR

Parlament beendet Sommerpause MÜNZENBERG. Der Bebauungsplan Jahnstraße/Fahrgasse in Gambach, die Bodenbevorratung in den geplanten Baugebieten in Trais und Ober-Hörgern, das Kriegerdenkmal auf dem Kirchplatz in Münzenberg und ein Ehrenmal für die jüdische Gemeinde Münzenberg, die Umgestaltung des Bürgerplatzes in Gambach und die Erhöhung der Wassergebühren sind Themen der Sitzung des Stadtparlamentes am Donnerstag, 6. August, um 20 Uhr im kleinen Saal des Bürgerhauses in Gambach. Kreisverwaltung feiert WETTERAUKREIS. Die Kreisverwaltung ist wegen eines Betriebsausfluges am Freitag, 7. August, geschlossen. Auch die Kraftfahrzeugzulassungsstelle und die Ausländerbehörde im Friedberger Industriegebiet sind betroffen. Alles über die Ausbildung WETTERAUKREIS. Informationen über Ausbildungsmöglichkeiten in Mittelhessen gibt die Broschüre der Berufsberatung des Arbeitsamtes Gießen "Wege in die Ausbildung". Auf rund 50 Seiten gibt sie den Schülerinnen und Schülern, die 1993 die Schule verlassen, einen Überblick über die Berufsberatung des Arbeitsamtes mitsamt Anschriften, Telefonnummern und Sprechzeiten und listet getrennt nach Schulabschlüssen die beruflichen Möglichkeiten auf. Ein umfangreicher Adressenteil nennt Schulen, die zu einem beruflichen Abschluß führen. Die Broschüre ist bei den BerufsberatungsDienststellen der Arbeitsämter in Büdingen und Friedberg erhältlich.

Büdinger können auf Plastik verzichten

BÜDINGEN. Auf Plastikgeschirr können die Büdinger Vereine bei ihren Festen ab sofort verzichten. Auf Beschluß des Magistrats müssen die Stadtteil-Bürgerhäuser ihr Keramik-Geschirr kostenlos verleihen. Die Fest-Veranstalter werden nur dann zur Kasse gebeten, wenn etwas zu Bruch geht. Ein kaputter Teller kostet beispielsweise sieben Mark, eine verschwundene Kuchengabel eine Mark. Die Bürgerhäuser von Büdingen und Düdelsheim verleihen kein Geschirr. Interessenten können sich jedoch an die Arbeiterwohlfahrt, das DRK, die Feuerwehr oder die Büdinger Schützen wenden. nes

Die "Ökumenische Wohnhilfe" steht jetzt auf einer sicheren Basis Kreis und Verein schlossen einen Kooperationsvertrag: 25 000 Mark für zehn vermittelte Wohnungen pro Jahr erhöhen Flexibilität

MAIN-TAUNUS-KREIS. Auf eine feste Basis haben die "Ökumenische Wohnhilfe" und der Kreis ihre Zusammenarbeit gestellt. Sie schlossen einen Vertrag, der dem gemeinnützigen Verein sowohl die Vermittlung von Wohnungen an Hilfsbedürftige erleichtert als auch seine Finanzierung besser absichert. Und das ohne wesentliche Kosten für den Kreis, wie Sozialdezernent Gerd Mehler (SPD) gestern betonte.

Der Kreis zahlt dem Verein jährlich 25 000 Mark, bekommt dafür aber die Garantie, daß dieser im selben Zeitraum zehn Wohnungen vermittelt. "Müßten wir dafür auf dem freien Markt Maklergebühren bezahlen, wären die 25 000 Mark auch weg", sagte Mehler. Denn für Sozialhilfe-Empfänger müsse der Kreis die Courtage übernehmen.

Doch selbst über Makler komme er an viele Wohnungen gar nicht heran. "Da hat ein Verein, der Verbindung zu den Kirchengemeinden hat, viel mehr Einfluß." Er erfahre auch von Wohnungen, die offiziell gar nicht zu haben seien. Und weil die "Ökumenische Wohnhilfe" in vielen Fällen als Vermieter auftrete und dann untervermiete, seien viele Hausbesitzer auch bereit, ihre Wohnungen Leuten zu geben, die sonst kaum Chancen hätten, etwas zu finden: Obdachlose, kinderreiche Familien, Sozialhilfeempfänger und ehemalige Strafgefangene.

Im Kooperationsvertrag ist auch geregelt, daß der Verein künftig nicht mehr bei jedem einzelnen Sozialhilfeempänger mit dem Kreis verhandeln muß, zu welchen Konditionen eine Wohnung angemietet werden kann. "Das kostet Zeit, und die hat man nicht, wenn man eine Wohnung haben will. Da müssen Entscheidungen binnen Stunden fallen", betont Vereinsvorsitzender Günter Adam.

Eine weitere Verbesserung: Bisher übernahm die Behörde Renovierungskosten nur beim Einzug. Bestand der Vermieter auf Renovierung beim Auszug, kam der Vertrag nicht zustande. Das wird jetzt flexibler gehandhabt.

Auch die Miethöhen sind jetzt etwas realistischer festgelegt, wenngleich sie laut Adam immer noch im unteren Bereich liegen. Und das macht es dem Verein im teuren Main-Taunus-Kreis schwer, Wohnungen für Menschen zu finden, die von Obdachlosigkeit bedroht sind - weil sie verschuldet sind, ihre hohe Miete nicht mehr zahlen können und in eine kleinere Wohnung umziehen müssen.

114 solcher Fälle sind derzeit bei der "Ökumenischen Wohnhilfe" im Main-Taunus-Kreis registriert - insgesamt 500 Menschen. Ein Drittel von ihnen lebt von Sozialhilfe. "Unser Klientel ist ein Spiegelbild der sozialen Randgruppen, die es aus eigener Kraft nicht schaffen, sich mit einer Wohnung zu versorgen", sagt Ottmar Vorländer, Vertreter des Caritas-Verbands im Vereinsvorstand. "Wir sehen unsere Aufgabe nicht nur darin, die Leute zu registrieren, sondern ihnen auch bei vielen Problemen zu helfen, sie in Fragen der Sozialhilfe, des Wohngelds, aber auch des Ausländerrechts zu beraten." Denn ein großer Teil sind Asylsuchende, Asylberechtigte und ausländische Arbeiter, die bereits vor Jahrzehnten nach Deutschland gekommen sind. "In einigen Fällen können wir fast schon vom betreuten Wohnen sprechen", sagt Vorländer. Da ist es gut, daß der Verein neben Geschäftsführer und Wohnungsvermittler Marcus Krüger auch den Sozialarbeiter Benedikt Schwaderlapp beschäftigen kann, dessen Planstelle vom Caritasverband bezahlt wird.

"Es wäre gut, wenn es im Kreis auch noch eine richtige Schuldnerberatungsstelle gäbe und nicht nur einen ehrenamtlichen Schuldnerberater, der lediglich ein paar Stunden in der Woche anbieten kann", betont Vorsitzender Adam. "Denn das Wohnungsproblem ist meistens nicht isoliert zu sehen."

Daß der Verein, der in Hofheim in der Eichstraße 2 eine Bleibe gefunden hat, in derlei Finanznöte nicht kommt, dazu können neben zahlreichen Kommunen auch private Förderer beitragen. Sie bekommen Mitglieds-Formulare auf Anforderung (Tel. 0 61 92 / 3 90 54). Die Nummer des Spendenkontos bei der Taunussparkasse: 359 705 25 ubk

Von Strapazen gezeichnet Bosnier berichten über Flucht / Bilanz der Hilfsaktion

HANAU. Den Schrecken der vergangenen Monate sind sie entkommen, doch die Zukunft ist ungewiß. Vom Verlust Angehöriger und den Qualen des Krieges noch ganz benommen, berichteten gestern morgen die bosnischen Bürgerkriegsflüchtlinge erstmals von ihren Erlebnissen und den Strapazen der Flucht. Drei Tage lang war die Hessen-Homburg-Kaserne zuvor für die Öffentlichkeit abgeschottet gewesen.

Vertreter der Stadt, des Landes und des DRK zogen am Freitag während einer Pressekonferenz eine erste Bilanz der Hilfsaktion, die insgesamt als erfolgreich angesehen wurde. Jugend- und Familienministerin Iris Blaul teilte gleichzeitig mit, daß weitere 400 Flüchtlinge an diesem Wochenende in Hessen aufgenommen werden. Angesichts der Hilfsbereitschaft der Bürger und des Bundes warnte sie jedoch davor, die Flüchtlinge in Deutschland in zwei Klassen einzuteilen: In die Erwünschten und die Unerwüschten. Die Ursachen für die Flucht seien stets gleich, nämlich Krieg und Elend. Einer schnellen Klärung, so Hanaus Sozialdezernent Klaus Remer, bedürfe jetzt die Frage der privaten Unterbringung der Flüchtlinge sowie der Sozial- und Krankenhilfe. Er appellierte gleichzeitig an das Darmstädter Regierungspräsidium, die Stadt bei der Versorgung der Bosnier nicht allein zu lassen und die drei RP-Beamten auch weiterhin in Hanau zu belassen.

Remer hoffte, daß die Solidarität der Bevölkerung weiter anhält. Die Flüchtlinge und die Leitung des DRK- Kreisverbandes hatten nach der enormen Spendenbereitschaft der Bürger, die gestern von den Organisatoren immer wieder gelobt wurde, noch einen Wunsch offen.

Zur Information, aber auch zur Zerstreuung der 378 Menschen bittet das DRK um noch intakte Radio- oder Fernsehgeräte. Diese werden in der Kreiszentrale in der Feuerbachstraße angenommen. alu (Siehe auch Hessenseite)

Pfauenaugen unter Wasser Rochen vom Amazonas haben im Exotarium Nachwuchs

Das Tier lüpft den Flossenrand wie ein Abschiednehmender seine Mantelschößchen und gleitet in das Reich des Zwielichts. Hinter der großen Glasscheibe, wo die Privatsphäre beginnt, in den Spalten der künstlichen Felsenlandschaft. Die achtet auch der Zoologe. Und weil der wissenschaftliche Erkenntnisdrang nicht bis in den hintersten Winkel des Großaquariums gelangt, bleibt ein Wissensdefizit. Drei Wochen alt, vielleicht auch einige Tage älter sind also die vier Pfauenaugen-Stechrochen, handtellergroß das Flossenkleid von je individueller Zeichnung - der jüngste Nachzuchterfolg im Frankfurter Exotarium. Die Verwandtschaft dieser gemächlich durch das Wasser gleitenden oder am Meeresboden ruhenden Flachfische zu den als dynamisch-aggressiv geltenden Haien ist nicht gerade augenfällig, dennoch wissenschaftlich nachgewiesen. Rochen gelten entwicklungsgeschichtlich als hochspezialisierter Seitenzweig der Familie Hai. Bei ihrer Beweissicherung für die kühne These fanden Forscher Übereinstimmungen bei Hautaufbau und Kiemen und dem ganz aus Knorpeln bestehenden Skelett.

Pfauenaugen-Spitzrochen, in den Flußläufen des Amazonas zu Hause, ernähren sich von kleinen Schalentieren, Muscheln und Schnecken. Sie sind, anders als ihre im Meer lebenden Artverwandten, lebendgebärende Fische.

Das einzig spitze bei aller harmonischen Rundung dient der Wehrhaftigkeit der Tiere: ein bis zu zehn Zentimeter langer Stachel, von feingesägten Widerhaken gesäumt, der im Verteidigungsfall positioniert wird.

Weil gefangene Jungtiere, welche die Freiheit der Meere und Flüsse mit der Unfreiheit eines Aquariums tauschen, oft die dargebotene Nahrung meiden, gestaltet sich die Nachzucht der Rochen schwierig. Weshalb der Frankfurter Zoologische Garten, der seit 1988 in seinem Stammbuch 46 Stechrochen registriert hat, eine Monopolstellung einnimmt.

Wie gesagt, die Tiere haben ihre Geheimnisse. Wer nach Lebenserwartung und maximaler Größe fragt, wird von Zoologen auf die Literatur verwiesen und ihre widersprüchlichen Angaben. Die zu verifizieren, bleibt Aufgabe der empirischen Forschung - im Frankfurter Exotarium. sar

Neuer Busbahnhof ist im Herbst fertig

BÜDINGEN. Der für rund 800 000 Mark neu gestaltete Busbahnhof vor dem Büdinger Bahnhof wird nach Auskunft des Magistrats im Herbst fertiggestellt sein.

Die Stadt werde die Anlage mit Linden und Baumhasel begrünen. Die Bundesbahn renoviere auch das angrenzende Stellwerk. FR

Metro will 51 Prozent - Asko auf der Achterbahn

has FRANKFURT A. M. Auch nach dem Bekenntnis der Metro, Mehrheitsaktionär beim Saarbrücker Handelskonzern Asko werden zu wollen, bleiben die Asko- Aktien offenbar Spekulationsobjekte. Zum Wochenschluß machten die Titel der Saarländer quasi eine Fahrt auf der Achterbahn: Die Stammaktien, die am Donnerstag mit 790 Mark geschlossen hatten, rutschten im Verlauf des Handels an der Frankfurter Börse am Freitag bis auf 762 Mark ab. In der Folge kletterten sie aber wieder auf einen Schlußkurs von 794,50 Mark. Die Wende begründeten Marktteilnehmer mit den schlechten Chancen, die dem Bundeskartellamt für eine Untersagung der Fusion eingeräumt werden.

Asko-Vorstandschef Klaus Wiegandt stellte unterdessen fest, die Metro wolle 51 Prozent des Kapitals übernehmen. Mit dieser Beteiligung und inklusive der Asko-Pakete der Westdeutschen Landesbank (WestLB), der Berliner Bank und des Unternehmers Klaus Jacobs würden dann etwa 80 Prozent von Asko "in festen Händen liegen". Die Anmeldung der Übernahme durch Metro beim Kartellamt nannte Wiegandt "ein wichtiges Ereignis für Asko".

Firmen-Telegramm

H + G-Aktionäre sind sauer "Blauäugigkeit" haben Aktionärsvertreter auf der Hauptversammlung des Schachcomputer-Herstellers Hegener + Glaser (H + G) Vorstand und Aufsichtsrat des Unternehmens vorgeworfen. Die Firmenspitze habe dem im Frühjahr entlassenen Vorstandsmitglied Alfred Prommer, der in erster Linie für hohe Verluste bei der US-Tochter Fidelity verantwortlich gemacht wurde, "grenzenlos" vertraut. Prommer wurde auf dem Treffen die Entlastung versagt. Ein Kleinaktionär drohte Verantwortlichen des angeschlagenen Unternehmens mit Strafanzeigen unter anderem wegen Betruges. Fokker drosselt Produktion Der niederländische Flugzeugbauer Fokker will die Produktion seiner 50sitzigen Turboprop-Maschine wegen fehlender Nachfrage von bisher geplanten 36 auf 26 Einheiten im Jahr herunterfahren. Der Schritt, dessen Folgen für die Arbeitsplätze noch nicht absehbar seien, hat nach Fokker-Angaben nichts mit dem mehrheitlichen Einstieg der Daimler- Tochter Dasa in Amsterdam zu tun. Walter Aufsichtsratschef bei Dywidag Der Bauunternehmer Ignaz Walter wurde zum Aufsichtsratsvorsitzenden der neuen Konzerntochter Dywidag gewählt.

Windkraftfonds der GKG plaziert Der Windkraftfonds der Gemeinnützigen Kredit-Garantiegenossenschaft (GKG) in Bochum über drei Millionen Mark wurde innerhalb der vorgesehenen Frist von sechs Monaten voll gezeichnet. Nach GKG-Angaben schufen 236 Anleger die finanzielle Basis für den Bau von 23 Windkraftanlagen. Die ersten sollen noch in diesem Jahr an der nordfriesischen Küste Strom produzieren. Impfstoffriesen marschieren zusammen Die beiden weltweit größten Hersteller von Impfstoffen, die Rhône-Poulenc-Tochter Pasteur Merieux Serums et Vaccins in Lyon und die US-Firma Merck, gründen gemeinsam einen Ableger in Europa. Continental fliegt weniger Verlust ein . . . Die noch im Vergleichsverfahren stekkende US-Fluggesellschaft Continental Airlines reduzierte ihren Verlust im ersten Halbjahr gegenüber 1991 von 290 auf 82 Millionen Dollar. Der Umsatz stieg leicht auf 2,8 Milliarden Dollar. . . . United dagegen mehr Bei der UAL, Mutter der US-Airline United, erhöhte sich der Fehlbetrag im Halbjahr auf 187 (104) Millionen Dollar bei gut sechs (5,5) Milliarden Umsatz.

Bretonen spielen Musik aus ihrer Heimat

HOFHEIM. Ein musikalischer Hauch aus der Bretagne zieht am Wochenende durch die Kreisstadt. Mit schalmeiähnlichen "Bombarden"-Instrumenten, Dudelsäcken und Schlagzeug spielt der 20köpfige bretonische Spielmannszug "Bagad Cap Caval" typische Musik aus seiner Heimat.

Die Gruppe gibt heute von 10.30 bis 11 Uhr am Untertor eine Kostprobe ihres Könnens. Wer keine Zeit hat oder richtig auf den Geschmack gekommen ist, für den gibt's dann am Sonntag ein Konzert: um 11 Uhr im Alten Wasserschloß. Nicht nur musikalisch werden Gäste verwöhnt: Der Deutsch-Französische Club verspricht auch kulinarische Spezialitäten aus dem Nachbarland.

Zwar sind Bretonen Wind und Wetter gewöhnt, dennoch: Bei Regen spielen sie in der Stadthalle. Hier wie dort ist der Eintritt frei. dis

Ausschuß befaßt sich mit Biokompostanlage

DIETZENBACH. Mit einem Vertragsentwurf zwischen dem Umlandverband und der Stadt zum Bau der Biokompostanlage in Dietzenbach befaßt sich der Ausschuß für Städtebau und Verkehr am Mittwoch, 5. August, im Rathaus. Die Sitzung beginnt um 19 Uhr. fin

Offenbacher Stadtmeisterschaften im Fußball beginnen am Freitag mit 25 Teams auf der Rosenhöhe Gemaa Tempelsee mußte die Zusage leider zurückziehen Punktspielbetrieb geht vor / Zuschauer-Rekord ist trotzdem möglich / Fans sind zum Ergebnis-Tip eingeladen

Auf einen neuen Zuschauer-Rekord hoffen die Offenbacher Fußballvereine, wenn sie am Wochenende ab Freitag (15 Uhr) die Nummer eins der Lederstadt ermitteln. Auf dem Sportgelände Rosenhöhe gehen 25 Teams ins Rennen um den Wanderpokal, gestiftet von Turnier-Sponsor Stadtsparkasse Offenbach. Etliche Spiele sind nötig, um die Teilnehmer des Finales, das am Sonntag um 16 Uhr angepfiffen wird, zu ermitteln. Auf der Rosenhöhe werden daher dem Besucher vier "Programme" parallel auf den vier Rasenplätzen angeboten. Alle 25 Teams sind in nur drei verschiedenen Spielklassen angesiedelt.

Nachdem die Reserve der Kickers sich aus der Landesliga verabschieden mußte, ist die Bezirksoberliga die hochkarätigste vertretene Klasse. Die Oberliga-Formation der Kickers nimmt traditionell nicht am Stadt-Turnier teil, um den anderen Teams nicht alljährlich den Weg zum Titel zu "verbauen".

Angesichts der sportlichen Dichte ist bei den Offenbacher Stadtmeisterschaften eine Titelprognose kaum möglich, der Spannungsgehalt sehr groß. Mit dem SV Gemaa Tempelsee mußte einer der Bezirksoberligisten absagen, da die Mannschaft vom Buchhügel bereits um Punkte spielen muß. Daß die Stadtmeisterschaften nicht am Wunschtermin, dem ersten August-Wochenende anberaumt werden konnten, liegt an der Sportplatzbelegung der SG Rosenhöhe. Die Rosenhöher sicherten sich in ihrem Jubiläumsjahr frühzeitig die Platzrechte zur Austragung ihres eigenen Turnieres. So gehen mit der OFC-Reserve und Germania Bieber nur noch zwei Bezirksoberligisten ins Rennen, die übrigen 23 Teams bieten Bezirks- und Kreisliga-Kost. Dem Zuschauer-Interesse sollte dies keinen Abbruch tun, denn wo sonst haben Fußball-Fans eine solch' gute Gelegenheit, auf "einen Blick" das neue Mannschaftsbild und den derzeitigen Leistungsstand fast aller Offenbacher Klubs zu begutachten.

Daß ein Favorit nur schwer zu benennen ist, macht auch ein Blick auf die Vorjahres-Resultate deutlich. Im 91er- Finale standen sich Bezirksligist BSC 99 und die SG Rosenhöhe (Kreisliga A) gegenüber. Durch einen 3:2-Erfolg sicherte sich der BSC, der älteste Fußballklub der Stadt, den Pokal. Die Cup- Verteidiger haben sich in der Vorrunde mit FT Oberrad, Portugues Offenbach und der OFC-Reserve auseinanderzusetzen. Die beiden ersten der vier Vierer-Gruppen und der Gruppe D, wo die Gemaa Tempelsee als "vorzeitig ausgeschieden" geführt wird, ziehen gemeinsam mit den beiden Gruppenersten der Dreier-Gruppen in die Endrunde ein.

Wie immer, wurde bei der Auslosung nicht gesetzt, was zu teilweise originellen Gruppen-Einteilungen führte, aber den B-Ligisten auch gute Chancen auf das Erreichen der Endrunde eröffnet. Ein internationales Feld bietet zum Beispiel die G-Gruppe wo mit Espanol, DJK Eiche und Italsud "Europameisterschafts-Atmosphäre" herrscht. Die Gruppe C dagegen geriet zur "Bürgeler Gruppe", denn hier sind mit dem HFC, dem SC 07 und der DJKK Sparta alle drei Bürgeler Vereine angesiedelt. So ist zumindest eines bereits klar: Ein Bürgeler Klub wird schon in der Vorrunde die Segel streichen müssen. Alle anderen Tips sind schwierig.

Einige Offenbacher Fußball-Fans werden in den Tagen vor Turnierbeginn ins Grübeln gekommen sein: Wer die Wochenend-Reise oder das Koffer-Set im Tip-Wettbewerb der Stadtsparkasse "absahnen" will, der muß die Reihenfolge der besten drei Teams richtig vorhersagen.

GRUPPENEINTEILUNG DER OFFENBACHER FUSSBALLSTADTMEISTERSCHAFTEN: GRUPPE A: VfB Offenbach, Wacker Offenbach, Sportfreunde Offenbach, SG Wiking Offenbach.

GRUPPE B: FT Oberrad, Portugues Offenbach, BSC 99 Offenbach, Kickers Offenbach II.

GRUPPE C: HFC Bürgel, SC 07 Bürgel, Germania Bieber, DJK Sparta Bürgel.

GRUPPE D: Türkischer SC Offenbach, Aris Offenbach, Blau-Gelb Offenbach, bereits aus geschieden: Gemaa Tempelsee.

GRUPPE E: Hellas Offenbach, SKG Rumpenheim, Rot-Weiß Offenbach, FC Bieber.

GRUPPE F: FC Maroc Offenbach, Zrinski Offenbach, SG Rosenhöhe.

GRUPPE G: Espanol Offenbach, DJK Eiche Offenbach, Italsud Offenbach. ina

Der Minister kommt. Der Staatsminister aus Wiesbaden. Ein Ereignis, das einen würdevollen Empfang verlangt, meint man im Friedrichsdorfer Rathaus. Und weiß, wie so etwas aussieht: Zwei Hilfspolizisten ziehen rotweiße Bänder um die Parkplätze und lassen nur die herein, die eingeladen sind. Im Sitzungssaal ist ein kaltes Buffet aufgebaut, und die Gäste sind vorsichtshalber schon für 11.30 Uhr bestellt. Der Herr aus Wiesbaden ist erst für 12 Uhr angesagt, aber man kennt das ja - es gibt immer Leute, die zu spät kommen, und das würde nur stören, wenn der Minister schon da ist.

Die Spannung wächst: Um 12.15 Uhr rät der Bürgermeister den Gästen, sich am Buffet zu bedienen. Wenn es Der Minister kam erst losgeht, sei dafür kaum noch Zeit. Der Hunger ist groß, die Platten sind bald leer. Der Erste Stadtrat wird als Empfangskomitee am Parkplatz postiert, in Erwartung von Ministerwagen und Eskorte.

Kaum einer bemerkt den großen Herrn im hellen Anzug, der die Rathaustreppe heraufschlendert und sich im Saal unters Volk mischt. Daß Jörg Jordan, seines Amtes Wohnungsbauminister, einfach so daherkommt - "volkstümlich", wie Bürgermeister Schmidt es sichtlich irritiert nennt - und wie jeder normale Bürger durch die Tür marschiert - damit hat niemand gerechnet. Auch Stadtrat Bastian nicht, der knapp daneben am Parkplatz ausharrt. nau

JUDO

Klasse bis 78 kg, Männer: 1. Yoshida (Japan), 2. Morris (USA), 3. Byung-Joo Kim (Südkorea) und Damaisin (Frankreich), 5. Adolfsson (Schweden) und Laats (Belgien).

Klasse bis 62 kg, Frauen: 1. Fleury (Frankreich), 2. Arad (Israel), 3. Di Zhang (China) und Petrowa (GUS), 5. Eickhoff (Braunschweig) und Hyun-Sook Koo (Südkorea).

Renaissance-Bau sollte gerade wieder verputzt werden, als die Denkmalpflegeeingriff: jetzt wird erst vermessen und fotografiert Neues Kleid für das Alte Rathaus Hochbauamt voreilig Von Tobias Schwab HÖCHST. Der Putz ist ab. Ohne Kleid steht das Alte Höchster Rathaus am Allmeygang da. Das baugeschichtliche Schmuckstück aus dem Jahre 1594 soll außen "geliftet" werden und einen möglichst originalen "Anstrich" bekommen. Auftraggeber ist als Eigentümerin die Stadt Frankfurt. Und die hat ihr Hochbauamt mit dem Projekt betraut. Ohne allerdings die Denkmalpflege rechtzeitig einzuschalten. Folge: Es kommt zu erheblichen Verzögerungen und Mehrkosten. Denn jetzt muß ein Fachunternehmen für Bauforschung erst einmal die Fassade dokumentieren. Vorraussetzung dafür, daß später historische Befunde freigelegt und Schäden am Mauerwerk behoben werden können. Stein für Stein zeichnet Henriette Fleck, Mitarbeiterin des Fachbüros Saltenberger und Grossbach für historische Bauforschung, die Fassade nach. Was sie mit einer Art überdimensionalem Bleistift an der Hausmauer abfährt, zeichnet der Feldpantograph auf Papier im Maßstab 1:20 nach. Quadrat für Quadrat entsteht so das "verformungsgerechte Aufmaß" des Sandsteingemäuers. Die "Bauungenauigkeiten" und späteren Eingriffe in die altehrwürdige Steinarchitektur hält die Kunstgeschichtlerin Susanne Mamo vom Fachbüro zudem mit einer Spiegelreflexkamera fest.

Eine aufwendige Dokumentation, die Hans-Günter Hallfahrt, Denkmalpfleger für Frankfurts Vororte, gerade noch anordnen konnte. Das Hochbauamt nämlich war bereits wieder drauf und dran, den Sandstein mit Putz überwerfen zu lassen. Markus Grossbach, Mitinhaber des mit Fassaden-Forschung beauftragten Fachbüros, vermißt nicht zum ersten Mal bei der Behörde jegliche Sensibilität für historische Bauten. "Da wird rangegangen, als handele es sich um irgendeine Garage." Denkmalschützer Hallfahrt mußte die Kollegen vom städtischen Hochbau erst einmal aufklären. Die nämlich waren gerade dabei, sich an einem "Kulturdenkmal" zu vergreifen. Hallfahrt: "Es handelt sich um das einzige Renaissance-Rathaus in Frankfurt und Umgebung."

1594/95 haben es die aus der Südschweiz stammenden Brüder Oswald und Jakob Stupanus erbaut. Anstelle des 1586 beim Stadtbrand zerstörten Gemeindehauses. Typisch für die Renaissance-Architektur: die dekorativen Stufengiebel aus Lungenbasalt und die auf jedem "Treppchen" ruhenden Sandsteinkugeln. Die Gebrüder Stupanus planten das Rathaus ihrer Zeit entsprechend multifunktional. Das Gebäude war im Parterre auch Markthalle und Gerichtssaal. Zwei später mit Sandstein und Ziegeln zugemauerte Rundbögen, die jetzt unter dem Putz zum Vorschein kamen, dienten als repräsentatives Arkaden-Portal in die weite Halle.

Entdeckt haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Fachbüros auch zwei ehemalige Torstürze: renaissancetypische Zufahrten in einen Art Innenhof.

Liegt die ausführliche Dokumentation des Gebäudes vor, kann sich der Steinmetz an die Ausbesserungsarbeit machen. Vor allem an den Fenstergewänden hat der Zahn der Zeit genagt.

Auch ein Statiker wird sich mit dem Bau noch einmal befassen müssen. Wie Markus Grossbach bei seinen Untersuchungen festgestellt hat, neigen sich die Stufengiebel bis zu 30 Zentimeter. Auch hier habe das Hochbauamt voreilig Tatsachen geschaffen. Ohne die Balkenkonstruktion untersuchen zu lassen, kamen neue "Bieberschwänze" aufs Dach. Ohne Zustimmung des Denkmalpflegers ließ das Hochbauamt zudem moderne Putzschienen an der historischen Eckquaderung anbringen. Die müssen jetzt wieder runter. Und bevor auch nur eine Kelle Putz an die Wand geklatscht wird, soll sich jetzt Restaurator Eberhard Gramberg auf die Suche nach historischen Farbspuren machen. Damit beim Neu-Anstrich der Original-Ton möglichst genau getroffen wird.

Klar ist, daß das Haus nicht "steinsichtig" bleiben wird. Auch wenn es noch so schön aussieht. Gramberg: "Die Renaissance-Bauten waren alle hell verputzt." Lediglich die Portale und Fenstergewände sollen frei bleiben und sandsteinfarben gestrichen werden.

Das Wetter

FRANKFURT A. M., 31. Juli. Zunächst noch heiter, im Tagesverlauf starke Bewölkung und verbreitet Schauer und Gewitter, sagt das Wetteramt voraus. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 27 und 32 Grad. Am Sonntag zunehmend sonnig und meist trocken. Weitere Aussichten: sonnig und heiß. (Siehe Lokalteil)

Vor Brüssels Tor

Auf den ersten Blick scheint sich Brüssel aufs hohe Roß zu setzen, wenn die EG-Kommission jetzt zum schwedischen Beitrittsantrag sagt, Stockholm müsse natürlich den Maastrichter Unionsvertrag akzeptieren. Also: künftige Gemeinschaftswährung, politische Sonderrechte für ausländische EG-Bürger, gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik. Da Kopenhagen sich derzeit überlegt, wie es nach dem "Nein" des dänischen Volkes aus den neuen Verpflichtungen wieder aussteigen könnte, wirkt solches Verlangen auf die bisher "neutralen" Beitrittskandidaten fast provozierend.

Die Brüsseler Kommission stützt sich auf den Lissaboner Beschluß der zwölf Regierungschefs von Ende Juni. Die haben seinerzeit einmütig (einschließlich des Dänen Poul Schlüter) befunden, ehe der Maastrichter Vertrag nicht von allen ratifiziert sei, werde es keine "offiziellen" Beitrittsverhandlungen geben. Ohnehin war klar, daß Paris die nur von London und Bonn so dringend gewünschte Erweiterung der Gemeinschaft niemals akzeptieren wird, solange das Ziel der Währungsunion und die sicherheitspolitische Loslösung Westeuropas von der US-Vorherrschaft in der NATO nicht eisern festgeschrieben sind. Das bleibt selbst dann so, wenn die französische Volksabstimmung über den Maastrichter Vertrag im September negativ ausgehen sollte. Eine EG-Erweiterung gibt es eben nur, wenn alle Klubmitglieder zustimmen.

Der Lissaboner Beschluß war deshalb auch ein Signal an die vier "Neutralen": Stockholm, Helsinki, Wien und Bern sollten helfen, die Dänen zur Vernunft zu bekehren. Falls aber auch das französische Volk nicht seine "wahren Interessen" begreifen sollte, wird das Tor zur EG länger geschlossen bleiben. Noch wagt niemand in den zwölf Hauptstädten, sich die Konsequenzen auszudenken. Ha (Brüssel)

Zuwanderer lassen Zahl der Hessen steigen

WIESBADEN. Zuwanderer haben die Zahl der Hessen auch im vergangenen Jahr steigen lassen, wenn auch weniger stark als in den vorangegangenen Jahren. Ende 1991 gab es 5,837 Millionen Einwohner, das waren 74 000 oder 1,3 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, berichtete das Statistische Landesamt.

Grund für die Zunahme sei die hohe Zahl der Zuzüge nach Hessen. 1991 seien 76 700 Menschen mehr nach Hessen gekommen als fortgezogen. Im Jahr zuvor hatten nach Darstellung der Behörde Aus- und Übersiedler für einen Rekordwanderungsgewinn von 105 100 Menschen gesorgt. An dem Wanderungsüberschuß des vergangenen Jahres seien 28 300 Deutsche und 48 400 Ausländer beteiligt gewesen.

Der Anteil der Ausländer an der Bevölkerung habe Ende 1991 mit 668 000 rund 11,4 Prozent betragen. lhe

35 Autos geklaut - aus "Lust am Autofahren"

DARMSTADT. Vier bislang unbekannte Amokfahrer, die - wie berichtet - vor wenigen Tagen mit einem gestohlenen Auto durch die Garage der Technischen Hochschule in der Darmstädter Pankratiusstraße gerast waren und den Wagen dabei schrottreif gefahren hatten, sind gefaßt.

Es handelt sich - so ein Polizeisprecher gestern - um einen 16jährigen aus Pfungstadt sowie drei 17- und 20jährige aus Darmstadt. Wegen des Verdachtes, insgesamt 35 Autodiebstähle ausgeführt zu haben, wurde einer der beiden 17jährigen in Untersuchungshaft genommen. Das Quartett begründete seine wiederholten Straftaten mit "Lust am Autofahren".

Bei den Nachforschungen kam heraus, daß die vier Jugendlichen in der vergangenen Woche insgesamt vier Autos gestohlen hatten. Sie griffen dabei stets zu Fahrzeugen eines einzigen Typs. Nach Spritztouren und nächtlichen Wettfahrten mit anderen Jugendlichen ließen sie die Autos mit leeren Tanks irgendwo stehen und stahlen sich neue Fahrzeuge. bre

ULRICH GOTTSTEIN, europäischer Vizepräsident der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW), ist von Bundespräsident RICHARD VON WEIZÄCKER mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden. Der Mediziner hatte als Vorsitzender der deutschen Sektion der Ärzte-Vereinigung, die 1985 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden war, zahlreiche humanitäre Hilfsaktionen initiiert und unterstützt. (epd)

Ein Lehrbeispiel

Jetzt ist es also fertig, das "überflüssigste Projekt seit dem Turmbau zu Babel", wie Volker Hauff als Verkehrsminister der Regierung Schmidt vor rund zehn Jahren den Rhein-Main-Donau-Kanal bezeichnet hatte. Der Kanal, von seinen Befürwortern gern als die Verwirklichung des alten Menschheitstraums gepriesen, die Nordsee mit dem Schwarzen Meer zu verbinden, war von Anfang an in mehrfacher Hinsicht eines der umstrittensten und fragwürdigsten Großprojekte. Denn hier vereinte sich ein gigantischer ökologischer Frevel mit einem äußerst zweifelhaften wirtschaftlichen Nutzen.

An den Argumenten, die zu Hauffs Vergleich führten, hat sich bis heute nichts geändert. Auch nach dem politischen Umsturz im Osten wird die Wasserstraße kein Geschäft werden. Auch noch so teure kosmetische Reparaturen an der Natur ändern nichts daran, daß eine der schutzwürdigsten Flußlandschaften, das Altmühltal, teilweise unwiderruflich zerstört wurde. Hauff hätte das Projekt gerne gekippt, doch er hat es nicht geschafft. Die CSU mit Franz Josef Strauß an der Spitze kämpfte für ihr Prestigeobjekt. Etwas zu stoppen, was zum größeren Teil schon fertig sei, wäre doch hirnrissig, argumentierten die Befürworter damals.

Ein tückisches Argument. Denn es bedeutet im Klartext, daß teure Großprojekte eigentlich nie mehr gestoppt werden können, wenn die Bagger erstmal ausgerückt sind. Der RMD-Kanal ist ein Lehrbeispiel dafür, warum man alle Tendenzen abwehren muß, staatliche Planungen vor lästigen Bürgerprotesten zu schützen.

fa (München)

Neue Kläranlage in Hirzenhain ist fertig

HIRZENHAIN. Die 10,5 Millionen Mark teure Kläranlage für Gedern und Hirzenhain ist am Donnerstag im Margaretental bei Hirzenhain eingeweiht worden.

Wenn ab dem Spätherbst auch die Abwässer von Steinberg und ab Ende 1993 die Glashüttener Fäkalien eingeleitet werden, unterzieht die Anlage die Hinterlassenschaften von rund 6500 Haushalten einer mechanischen und biologischen Reinigung. Bauherr ist der Abwasserverband Oberes Niddertal.

Rund 30 Prozent der Kosten mußten die Anlieger-Gemeinden aus den eigenen Kassen beisteuern. Bereits 1987 nahm der Abwasser-Zweckverband die Stockheimer Kläranlage in Betrieb.

Ihr sollen 1993 die Kanalisation von Lißberg und 1994 die Abwässer von Wippenbach zugeleitet werden. nes

Radsportler holen drei Goldmedaillen Funktionäre in der Kritik / Hase gewinnt Silber

BARCELONA, 31. Juli (FR). Bei den Olympischen Spielen in Barcelona haben deutsche Radsportler drei Goldmedaillen und eine Silbermedaille gewonnen. Über 200 m Rücken wurde die Schwimmerin Dagmar Hase Zweite. Nach der Attacke von Schwimm-Olympiasiegerin Dagmar Hase wurde auch aus dem Lager der Ringer Kritik an der Funktionärsspitze laut. Ringer Maik Bullmann sagte nach seinem Olympia-Gold: "Wenn wir Erfolg haben, sonnen sich die Funktionäre darin, wenn wir ihre Hilfe brauchen, verpfeifen sie sich."

Die 1000. Goldmedaille für einen deutschen Sportler bei Olympischen Spielen seit 1896 holte Rad-Sprinter Jens Fiedler aus Berlin. Wenig später machte sich der Bahn-Vierer zur Goldfahrt auf. Den dreifachen Erfolg vervollständigte Petra Roßner, die die 3000-m-Einerverfolgung gewann. Schließlich sicherte sich Annett Neumann die Sprint- Silbermedaille hinter der Estin Erika Salumä. Vier Jahre nach der Doping- Disqualifikation von Seoul kam der 100-m-Sprinter Ben Johnson (Kanada) als Vorlauf-Zweiter in 10,55 Sekunden in den Zwischenlauf.

Im Tennis warf Carl-Uwe Steeb den Elmshorner Michael Stich mit 6:4, 6:2, 4:6 und 6:3 aus dem Wettbewerb.

(Berichte auf den Seiten 12 bis 15)

Military Silber und Bronze in den Stall geholt

Den goldenen Sensationstagen von Seoul folgte für die deutschen Military- Reiter die Barcelona-Überraschung in Silber und Bronze. Der Elmshorner Herbert Blöcker verbesserte sich auf Feine Dame im abschließenden Springparcours dank eines fehlerfreien Umlaufs vom dritten Platz aus Dressur und Geländeritt noch auf Rang zwei.

Zudem profitierte die Mannschaft mit Blöcker, Matthias Baumann (Reichertsheim) auf Alabaster, Cord Mysegaes (Delmenhorst) auf Ricardo und Ralf Ehrenbrink (Warendorf) auf Kildare vom Pech Großbritianniens und kam überraschend auf Platz drei.

Der Medaillenhimmel hatte sich über dem deutschen Team geöffnet, als der englische Wallach Murphy Himself von Ian Stark am Donnerstag morgen den Gesundheitstest der Veterinär-Kommission nicht bestand und zurückgezogen werden mußte.

Favorit Großbritannien stürzte ins Bodenlose, während Deutschland nach Dressur und Gelände auf den dritten Platz hinter den überlegenen Neuseeländern und Australien vorrückte. Gold ging schließlich an Australien, das als Military-Nation nach 1976 wieder Aufmerksamkeit erregte. Silber blieb für Mannschafts-Weltmeister Neuseeland.

In der Einzelwertung erfüllte sich für Herbert Blöcker hinter Olympiasieger Matthew Ryan (Australien) auf Kibah Tic Toc und vor Blyth Tait (Neuseeland) auf Messiah ein Traum. sid

BASKETBALL

Vorrunde, Frauen, 1. Spieltag, Gruppe A: Brasilien - Italien 85:70 (41:35). 1. Brasilien 1 1 0 85:70 2 2. Kuba 1 1 0 91:89 2 3. GUS 1 0 1 89:91 1 4. Italien 1 0 1 70:85 1 Gruppe B: China - Spanien 66:63 (27:31). 1. USA 1 1 0 111:55 2 2. China 1 1 0 66:63 2 3. Spanien 1 0 1 63:66 1 4. CSFR 1 0 1 55:111 1

"Nationalismus ist eine Perversion des berechtigten Patriotismus" Sozialdemokratische Parteien aus Bad Homburgs Partnerstädten beraten über Völkerverständigung / Künftig regelmäßige Treffen

BAD HOMBURG. Die sozialdemokratischen und sozialistischen Parteien aus Bad Homburg und den Partnerstädten wollen von jetzt an jedes Jahr im Rahmen des städtischen Partnerschaftstreffens zusammenkommen. Mitglieder von sieben Parteien aus sechs Ländern unterschrieben am Freitag eine entsprechende Erklärung. Dabei war auch eine Delegation des Demokratischen Forums Peterhof. Zwischen der russischen Stadt und Bad Homburg ist in absehbarer Zukunft eine offizielle Partnerschaft geplant.

Zu dem Treffen hatte die Bad Homburger SPD eingeladen. Vertreter ihrer Partnerparteien aus Bad Mondorf (Luxenburg), Chur (Schweiz), Exeter (Großbritannien), Marienbad (CSFR), Greiz (Thüringen) und Peterhof (Rußland) kamen.

Geprägt wurden die Gespräche vor allem von den aktuellen Schwierigkeiten der sozialdemokratisch orientierten Parteien in Rußland und der CSFR. Die Vertreter aus Peterhof erzählten von ihrer Angst, daß in Rußland die Demokratiebewegung scheitern und dann wieder "alles wie früher" werden könne.

"Wir wollen keine gesonderte Außenpolitik betreiben", betonte SPD-Vorsitzender Udo Fröhlich, "sondern einen Beitrag zur Völkerverständigung leisten." In ihrer Erklärung sprechen sich die Parteien gegen Nationalismus, Rassismus und Faschismus aus. Es heißt: "Der Nationalismus ist eine Perversion des berechtigten Patriotismus. Wir leben alle gerne in unseren Heimatländern, pflegen gute Traditionen, unsere Kultur und empfinden andere Kulturen als Bereicherung." Kinderfest in Gonzenheim

BAD HOMBURG. Der SPD-Ortsbezirk Gonzenheim lädt zu einem Kinderfest am Sonntag, 2. August, ab 12 Uhr auf den Sportplatz Lange Meile ein. jom

Raubüberfall mit Rad erneut zu spät gemeldet

Inzwischen vergeht kaum ein Tag, an dem der radfahrende Räuber in Eschersheim nicht einer Frau die Handtasche entreißt und flüchtet. Den 17. Überfall in wenigen Wochen verübte er am Donnerstag gegen 16 Uhr auf der Eschersheimer Landstraße kurz vor dem Weißen Stein. Wie die Polizei mitteilte, war diesmal eine 21 Jahre alte Fußgängerin sein Opfer. In deren Umhängetasche steckte eine Geldbörse mit 100 Mark. Tasche und leere Geldbörse fand die 21jährige wenig später in der Straße "An den Weiden", dem Fluchtweg des Täters, wieder.

Erneut beklagte die Polizei, daß auch in diesem Fall die Überfallene erst mit erheblicher Verzögerung Anzeige erstattete. Polizeisprecher Manfred Feist: "Die Beraubte ließ sich fünf Stunden Zeit, bevor sie den Vorfall beim 12. Revier meldete. Zu diesem Zeitpunkt erübrigten sich natürlich gezielte Fahndungsmaßnahmen." Dringend bittet deshalb die Polizei alle weiteren Opfer von Straßenraubdelikten, sich umgehend unter der Notrufnummer 110 zu melden. "Bei einer schnellen Mitteilung an den rund um die Uhr besetzten Polizeinotruf hätten gute Chancen bestanden, den Täter festzunehmen." enk

Nach dem "schwarzen Tag" der Florettfechterinnen Katzenjammer und Gefauche Rivalinnen versprechen für Teamwettbewerb Rehabilitierung Von unserem Redaktionsmitglied Harald Stenger

Vor vier Jahren in Seoul wurden sie nach einem "historischen Tag in der deutschen Fecht-Geschichte" stürmisch gefeiert. Die deutschen Florett- Spezialistinnen hatten einen Volltreffer gelandet. Gold für Anja Fichtel, Silber für Sabine Bau und Bronze für Zita Funkenhauser - der Jubel kannte keine Grenzen. Zum Auftakt der olympischen Fecht-Wettbewerbe 1992 war dagegen der Katzenjammer groß, denn die hoch gehandelten Stars saßen oder standen zu vorgerückter Stunde in der zweiten Reihe und schauten beim Finale zu.

Wenigstens eine Medaille war fest eingeplant worden, aber Sabine Bau, Zita Funkenhauser und Annette Dobmeier rangierten nur unter ferner fochten. Für die erfolgverwöhnten Fechterinnen ein schwerer Schlag. Bundestrainer Paul Neckermann machte nicht den geringsten Versuch, jenen Versionen zu widersprechen, wonach dem "Jahrhundert-Ereignis von Seoul" der "schwarze Tag von Barcelona" folgte.

Die Einzel-Konkurrenz wurde schnell abgehakt - wenigstens nach außen. Kaum hatte Sabine Bau nach ihrer Viertelfinal-Niederlage gegen die spätere Olympiasiegerin und amtierende Weltmeisterin Giovanna Trillini (Italien) die Planche verlassen, da wurde schon an den am Montag beginnenden Mannschaftswettkampf gedacht. Was in den Köpfen der Athletinnen vorging, dokumentierte Zita Funkenhauser am besten. "Wenn wir ohne Medaille heimreisen, ändere ich meinen Namen", sagte sie bei allem Bemühen um Lockerheit verbittert.

Der Frust war umso größer, als gerade Zita Funkenhauser vor dem Olympia-Trip keinen Hehl daraus gemacht hatte, in Barcelona aus dem Schatten der schier übermächtigen Anja Fichtel-Mauritz treten zu wollen. Dieser so sehnlich erhoffte persönliche Triumph gegen die ungeliebte Rivalin, die trotz ihrer Schwangerschaft bis zuletzt in eher frevelhafter Weise in Sachen Olympia-Qualifikation auf der Planche gestanden hatte und nun exakt 53 Tage nach der Geburt ihres Sohnes Laurin wieder in Aktion tritt, blieb aus. Statt dessen wurde es ein Flop par excellence. Und Bundestrainer Neckermann wußte schon, was passiert, wenn mit der erst am Freitag in die katalanische Metropole angereisten Anja Fichtel-Mauritz für die Mannschaft eine Goldemedaille herausspringt. "Dann werden alle sagen und schreiben, daß es ohne sie nicht geht. Damit müssen wir leben", stellte Neckermann nüchtern fest.

Sicherlich auch ein nicht unerhebliches Problem für Cheftrainer Emil Beck, der sich in der Stunde des Mißerfolgs diskret im Hintergrund hielt. Immerhin flüchtete die nun in Wien lebende Anja Fichtel-Mauritz vor dem umstrittenen Tauberbischofsheimer "Fecht-Napoleon", und das gestörte Verhältnis ist seitdem nicht besser geworden. Die vor der WM im vergangenen Jahr in spektakulärer Form in die Öffentlichkeit getragene Kritik an Beck hatte die beiden endgültig entzweit, selbst wenn die rivalisierenden Interessengruppen im deutschen Fechterlager für die olympischen Tage eine Art Burgfrieden geschlossen haben. Mit Spannung darf abgewartet werden, ob das Stillhalteabkommen auf die Dauer wirklich Bestand hat.

Bundestrainer Neckermann beugte möglichen Reibereien und Profilierungsbestrebungen innerhalb des Fünfer-Teams der Florett-Frauen schon vor, indem er mit Nachdruck darauf verwies, es würde keine interne Hierarchie geben. Trotzdem ist es auch ihm nicht ganz wohl vor der angestrebten Rehabilitierung, denn der Erfolgsweg scheint von einigen schwer wegzuräumenden Steinen verbaut, weil die Animositäten innerhalb des Quintetts wohl doch stärker sind als gelegentlich erkennbar.

Neckermann bestätigt jedenfalls: "Selbstverständlich sind das keine dicken Freundinnen, doch das muß nicht sein." Und erklärend fügt er hinzu: "Sie schlagen, kratzen und beißen sich nicht. Wenn's zur Sache geht, wird auch die Anja die Zita anfeuern."

Spiele, Spaß und freudige Begegnungen Ferien für Daheimgebliebene (Schluß): Wie die Angebote angenommen wurden Von unserem Mitarbeiter Thomas Rüggeberg

ie Sommersonne hat sich für ihren Ferien-Endspurt nochmal or- dentlich angestrengt. Kleinen und

D großen Rhein-Main-Bürgern hat sie so eingeheizt, daß oft jede Bewegung - außer der zum Becken- oder Weiher-Rand - zuviel war. Das gilt auch für den größten Teil der sechs Wochen, die sich durch geschlossene Schul-Tore auszeichneten. Und doch: Die FR-Leser von drei bis 88 Jahren waren in höchstem Maße aktiv, durchquerten mit Bussen, Bahnen, Autos, Fahrrädern und zu Fuß den Ballungsraum, um den breit gestreuten Vorschlägen unserer Ferienserie zu folgen. Einigen wenigen Enttäuschungen stand eine Masse an freudigen Begegnungen, Informationen, Spaß, Spielen und Überraschungen gegenüber. Der Dank gilt allen Helfern, die sich für die Aktion ins Zeug gelegt, und allen Lesern, die durch ihr Kommen Interesse bekundet haben. Die Serie hat einen "harten Kern" an Stammkunden, wie sich wieder zeigte. Mancher Teilnehmer berichtete am Telefon, daß er mehrfach die Angebote genutzt hat - völlig unabhängig vom Alter. Dazu kamen viele, die gezielt auf ein spezielles Thema einstiegen und sich Einblicke verschafften, die es sonst nicht so ohne weiteres gibt.

Im übrigen sind auch FR-Leser nur Menschen. Und Menschen springen an, wenn es etwas umsonst oder vergünstigt gibt: Die diversen Gutscheine, die mit Verbilligung lockten, wurden wieder rege genutzt: Rund 6000 Besucher zahlten in den ersten vier Ferienwochen dank des Papierchens im Freizeitpark Lochmühle nur den halben Eintritt. Und drehten mit einem Heidenspaß in der neuen Familien-Achterbahn ihre Runden.

Der Opel-Zoo zählte bislang rund 300 Gutscheine, dank derer ein Kind pro Familie kostenlos in die Anlage konnte, und das Raule-Automobilmuseum in Eppstein halbierte die Preise für knapp 200 Besucher. Belohnt wurde auch der "Mut", einen Schiffs-Ausflug anzubieten, der Start und Ziel nicht in Frankfurt hatte: Rund 500 Freizeitmenschen begaben sich zu reduzierten Preisen im Raum Wiesbaden / Mainz auf schwimmende Kaffeefahrt in den Rheingau.

Wo wir nun schon beim Fluß sind: Der informative Besuch bei der Frankfurter Wasserschutzpolizei gleich zu Ferienbeginn traf offenbar nicht den Nerv der Daheimgebliebenen: Nur sechs Leute schauten sich im Osthafen um. Die wenigen allerdings waren hochmotiviert und blieben lange da. Bei dem Kurs, den das Museum für Kunsthandwerk und das Senckenberg-Museum zu Urzeittieren und Fabelwesen anboten, war die erste Gruppe gleich ausgebucht, und sieben Kinder meldeten sich für eine etwaige Wiederholung an. Doch dazu kam es wegen des hohen Aufwands nicht.

Zwar war die Gruppe, die sich auf dem Rasenplatz des Zentrums für Hochschul- (Fortsetzung auf Seite 18)

Rendite auf Jahreshoch

FRANKFURT A. M. (FR). Die rigide Geldpolitik der Bundesbank und die Aussage der Währungshüter, wonach an eine baldige Leitzinssenkung nicht zu denken ist, schlägt sich immer stärker am Rentenmarkt nieder. Am Freitag stieg die Durchschnittsrendite von 8,41 auf 8,45 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit dem 19. Dezember 1991. Zum Geschäft mit öffentlichen Anleihen hieß es: "Bei den wenigen Kundenanfragen, die wir heute hatten, ging es um Verkäufe." Zum Marktausgleich übernahm die Bundesbank Titel im Nennwert von 105 Millionen Mark.

Bei den Standardwerten an der Frankfurter Aktienbörse setzte es zum Wochenausklang überwiegend Einbußen. Der Deutsche Aktienindex (Dax) schloß mit 1615,42 Zählern, womit er zwar deutlich unter dem Vortagesschluß, gleichwohl aber noch knapp acht Punkte über dem Freitagstief lag.

Aus dem allgemeinen Geschehen ragte der Kursverlust von elf Mark bei der Deutschen Bank heraus. Um den Branchenprimus im Geldgewerbe rankten sich Gerüchte über ein gesunkenes Betriebsergebnis und eine Kapitalerhöhung. Während die Titel des Konkurrenten Dresdner Bank auf der Stelle traten, legten Commerzbank 0,90 Mark zu.

Abgebremst wurden mit Ausnahme von BMW (plus zehn Mark) die Autoaktien. Daimler büßten vier, VW-Stämme drei Mark ein.

In der Großchemie reichten die Abschläge bis 3,20 Mark (Hoechst). Minus- Zeichen standen auch vor konsumnahen Werten wie Karstadt und Horten.

FUSSBALL

Vorrunde, Gruppe C, 3. Spieltag: Schweden - Südkorea 1:1 (0:1), Paraguay - Marokko 3:1. 1. Schweden 3 1 2 0 5:1 4:2 2. Paraguay 3 1 2 0 3:1 4:2 3. Südkorea 3 0 3 0 2:2 3:3 4. Marokko 3 0 1 2 2:8 1:5 Die Viertelfinals: Samstag, 1. August: Spanien - Italien in Valencia, Polen - Katar in Barcelona.

Sonntag, 2. August: Ghana - Paraguya in Saragossa, Schweden - Australien in Barcelona. sid

DLV will Satzung wasserdicht machen Startverbot für Konya trifft auf Zustimmung

Als gestern vormittag um 10 Uhr der Kugelstoß-Wettbewerb bei den Olympischen Spielen begann, stand hinter dem Teilnehmer mit der Startnummer 814 ein lapidares "NP" - nicht anwesend. Tatsächlich hatte die Nummer 814, Kalman Konya, zu diesem Zeitpunkt Barcelona bereits wieder verlassen. Tags zuvor war er voller Hoffnung nach Spanien geflogen, um vor dem Nationalen Olympischen Komitee (NOK) um sein Startrecht zu kämpfen. Vorangegangen war ein juristisches Hickhack, in dem sich die Satzung des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) wie im Fall Katrin Krabbe als ausgesprochen löchrig erwiesen hat.

Nachdem der Kugelstoßer von Salamander Kornwestheim monatelang für Dopingproben nicht auffindbar gewesen war, hatte ihn DLV-Präsident Helmut Meyer in der vergangenen Woche für zwei Monate gesperrt. Der DLV-Rechtsausschuß hob diese Sperre wieder auf, weil er für einen solch gravierenden Schritt wie einer Olympia-Sperre keine juristische Grundlage gegeben sah. "Das Delikt war unstrittig", darauf wies DLV- Sportwart Manfred Steinbach hin - es ging nur um die Konsequenzen.

Über die endgültige Olympia-Nominierung entscheidet allerdings das NOK. Deshalb wurde Konya nach Barcelona gebeten und zwei Stunden lang befragt. Hinterher entschied das NOK in geheimer Abstimmung, die Nominierung zurückzuziehen. Ulrich Feldhoff, Chef de mission, erkannte zwar einige "Mißverständnisse und Ungereimtheiten" in dem Fall. Doch die Tatsache, daß Kalman Konya seit Februar dieses Jahres nicht mehr kontrolliert worden sei und er auch auf zwei schriftliche Abmahnungen nicht reagiert habe, hätten letztlich den Ausschlag gegen den Athleten gegeben. Als Manfred Steinbach abends der Leichtathletik-Nationalmannschaft den Beschluß mitteilte, "hat es spontanen Beifall gegeben". Wie auch immer die Details im Fall Konya gewesen sein mögen: Es steht fest, daß der Kornwestheimer seiner Bringschuld in Sachen Dopingkontrollen nicht nachgekommen ist. Und dies nicht erst am 23. Juli, als er für German Control unerreichbar war, sondern auch schon zuvor bei einem Aufenthalt in Ungarn. 13 Telefonanrufe, so rechnet DLV- Präsident Meyer vor, seien ohne Resonanz geblieben. Andere Athleten melden sich freiwillig, wenn ihnen der Abstand zwischen den Trainingskontrollen zu gering erscheint. Warum Konya, der ohnehin seit Jahren mit Mißtrauen beobachtet wird, nicht einmal auf Aufforderungen reagiert hat, bleibt sein Geheimnis.

Als Konsequenz aus der Affäre will der DLV nun schnellstens seine Satzung in bezug auf Kontrollen und Strafen juristisch wasserdicht machen. Diesmal konnte das NOK den Verband noch vor der Peinlichkeit bewahren, einen Athleten starten lassen zu müssen, den er aus guten Gründen gesperrt hat. Bei einer Weltmeisterschaft etwa hätte es ein solches Korrektiv nicht gegeben. Auf dem nächsten Verbandstag im Frühjahr 1993 in Duisburg "müssen die Lehren gezogen und die Satzung erledigt werden", fordert Manfred Steinbach. "Ich wage gar nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn das NOK nicht diese Entscheidung gefällt hätte." MICHAEL MAURER

EG stoppt Bonner Geschäft mit China Deutsche Subventionen für umstrittene Lieferung von Containerschiffen abgelehnt Von unserer Mitarbeiterin Karin Adelmann

Fliegengewichtler Mario Loch will bei den Olympischen Spielen auf das Treppchen steigen Der Boxer "Lochi" ist ein Kind aus den vergangenen Zeiten der DDR In Gera ist der Vize-Europameister ein großer Star / Ein Halbtagsjob auf dem Bau und das Geld der Sporthilfe sorgen für ein bescheidenes Auskommen Aus Barcelona berichtet unser Mitarbeiter Josef-Otto Freudenreich

"Lochi" ist ein Kind der DDR. Aufgewachsen im thüringischen Bischofswerder, der Vater Maurer, die Mutter Näherin, der Bruder hat Weber gelernt. "Lochi" war sportlich begabt und wurde deshalb mit zehn auf die Kinder- und Jugendsportschule (KJS) ins 280 Kilometer entfernte Gera geschickt.

Ans Heimfahren war nur noch alle drei Wochen zu denken, und das dauerte bisweilen acht Stunden, was die Intervalle seltener machte. Der Junge steckte sich ein Ring ins Rohr, trug zerschlissene Jeans und lange Haare. Kurzum, er wurde selbständig, ein immer besserer Boxer und 1991 Vize-Europameister in Göteborg. Gestatten, Mario Loch, 22 Jahre alt, der Kobold von Gera. In Barcelona will er gewinnen. Was sonst?

Der Fliegengewichtler sieht wie ein kleiner, rasierter Punker aus. Die Haare hat er bis auf einen kleinen Zopf abrasiert, weil ihm Bundestrainer Helmut Ranze erklärt hat, daß es ziemlich dusselig ist, wenn die Punktrichter jeden Kopftreffer an den hochfliegenden Haaren erkennen können. Aus dem einen Ohrring sind nach der Wende drei geworden.

"Ich wollte schon immer anders sein als die anderen", sagt das 1,63-Meter- Kerlchen, das gerade mal 54 Kilo auf die Waage bringt und weit über 100 Kämpfe hat. "Die meisten natürlich gewonnen", betont er, wieviel es genau sind, weiß er nicht.

In Gera ist "Lochi" ein Star. Wenn er mit seinem Stadtsportverein 1990 e.V. boxt, einem leistungsmäßig lumpigen Zweitligisten, kommen tausend Leute, und jubeln für "Wismut", wie der Klub früher hieß. Benannt nach dem "Hauptsponsor", der Uran förderte und heute nur noch durch seine riesigen Halden existent ist. "Warum soll ich weg", fragt Mario Loch, "hier bin ich zu Hause." Warum soll er in den Westen Deutschlands, den er vor der Wende immer recht zwiespältig geschildert bekam. Die einen behaupteten, es wimmele dort nur von Pennern und Junkies, die anderen hielten die BRD für ein Schlaraffenland. "Lochi" hat weder den einen noch den anderen geglaubt, weil er privilegiert war und reisen durfte, weil er den Westen wenigstens etwas kennenlernen konnte.

Der Wunsch, dorthin zu wechseln, treibt ihn auch heute noch nicht. Das Geld schon gar nicht. Das sei zwar notwendig, aber auch nicht alles. Lieber schafft er halbtags als Maurer. Mit den tausend Mark, die er zusätzlich von der Sporthilfe kriegt, kommt er locker über die Runden, stets in der Gewißheit, "daß mich meine Freunde auffangen", wenn's mal schlechter geht.

Bei den Wessis dagegen, "da guckt doch jeder nur nach sich", meint das Fliegengewicht und sagt etwas, was man im heutigen Deutschland selten hört: "So schlecht war der Sozialismus gar nicht, da hat jeder jedem geholfen." Sozialismus war für ihn täglich praktizierte Solidarität, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Wer nun glaubt, "Lochi" sei ein Linker, irrt gewaltig. Es ist zunächst einmal Wehmut, mit der er sich zurückerinnert, auch Trauer darüber, daß das Zusammenleben nicht mehr so funktioniert wie früher. Seine Mutter Gisela hat seit der Wende zwei Rausschmisse hinter sich, einen in einer Hosenträgerfabrik, den letzten in einer Käserei.

Vater Horst bietet seine Dienste als Maurer in der ganzen Bundesrepublik an, der Bruder hat sich bei einer Firma in Leipzig verdingt, die Messestände aufbaut. "Die Familie besteht nur noch aus dem Telefon", erzählt der Sohnemann und ist in solchen Augenblicken gar nicht mehr das strahlende Babyface, das alles ganz locker nimmt.

Diese leidvollen Erfahrungen prägen sein Weltbild und seine politische Position. "Lochi" sympathisiert mit den "Republikanern", weil "zuviele Ausländer im Land sind". Er wisse vom Wohnungsamt seiner Stadt, daß der Ossi dort nichts mehr bekomme, weil "die Türken schon alles gekriegt haben". Sein Vater tue sich immer schwerer, einen Job zu finden, weil "die Billig-Polen die Preise drücken". Und dies gepaart mit der Einschätzung, "daß wir von denen in Bonn im Stich gelassen werden", läßt ihn sein Heil bei den Rechten suchen.

Nicht, daß er ein Skinhead wäre. Das nicht, aber wenn die Skins in Gera aufmarschieren und die jugoslawischen Hütchenspieler zusammentreiben, "dann geht das schon in Ordnung". Selber zuschlagen? Nein, das würde er nicht. "Lochi", der Techniker im Ring, ist kein rechtsradikaler Schläger, er ist ein ganz normales DDR-Kind.

Heute Straßenfest in der neuen Stadtmitte

KELKHEIM. Mit einem großen Straßenfest feiert die Städtebauliche Entwicklungsgesellschaft Kelkheim (Steg) heute ihr 20jähriges Jubiläum in der neuen Stadtmitte an der Frankenallee.

Um 11 Uhr wird die Ausstellung zur Geschichte der Steg und des neuen Stadtzentrums eröffnet. Die "Butterfly's" sorgen für den musikalischen Rahmen, wenn sich ab 14 Uhr Modeschauen, Pantomimentheater, Juniorentänze und Rock'n' Roll im Halbstundentakt abwechseln - bis 19 Uhr. Melodiös klingt die Feier aus: Die Butterfly's spielen bis um 22 Uhr. Auf Kinder wartet den ganzen Tag über eine große Hüpfburg. dis

Es war wie vor vier Jahren: Kamerateams und Fotografen prügelten sich um die besten Plätze Ben Johnson läuft Konkurrenz den Rang ab und fordert mehr Fairneß ein Das Dopingsymbol schlechthin zog bei seinem olympischen Comeback alle Aufmerksamkeit auf sich / "Barcelona-Qualifikation kein Ausrutscher"

Bei der Rückkehr war es wie bei der Flucht vor drei Jahren, zehn Monaten und vier Tagen auf dem Flughafen von Seoul: Kamerateams und Fotografen prügelten sich um die besten Plätze, Journalisten hielten Diktaphone dazwischen. Benjamin Sinclair Johnson, d a s Dopingsymbol der Sportgeschichte, begann am Freitag damit, den Respekt als Mensch und als Sportler zurückzugewinnen, den er seit dem Skandal vermißt. Seit dem Ablauf der Sperre war es sein einziges Ziel gewesen, noch einmal bei Olympia zu starten, um zu beweisen, daß er auch "sauber" bestehen kann. Am 20. Juni schaffte er in 10,16 die Qualifikation für das kanadische Team.

Kurz vor seinem Vorlauf am Freitag füllten sich die Plätze der Fernsehteams, Fotografen und Journalisten auf der Tribüne des Olympiastadions. Als Ben Johnsons Name genannt wurde, gab es zwar vereinzelt Pfiffe, aber sehr viel mehr Beifall. Um 10.55 Uhr begann Johnsons sportliches Olympiacomeback, 10,55 Sekunden nach dem Start war es fürs erste beendet. Zehn Meter vor dem Ziel hatte der Kanadier im sicheren Gefühl des Weiterkommens schon das Tempo herausgenommen.

"Das war ein lockerer Lauf, die Zeit hat keine Bedeutung", sagte er danach in die zahllosen Mikrofone, die ihm in den Stadionkatakomben hingehalten wurden. Johnson strahlte.

"Ich will kein Mitleid. Ich bin durch die Hölle gegangen, und das sollen die Menschen respektieren. Es spielt keine Rolle, ob ich hier Letzter werde", sagte er NBC-Reporter Dwight Stones, zweimal Olympiadritter im Hochsprung (1972/1976). "Lewis hat sich nicht qualifiziert, und das gilt als Ausrutscher. Ich habe mich qualifiziert, und das gilt auch als Ausrutscher. Das ist nicht fair."

Mit seinem früheren Konkurrenten Carl Lewis will er nichts zu tun haben. Er spricht nicht mit ihm, er will auch nicht mehr gegen ihn laufen. Der Weltrekordler aus den USA war auch im Stadion, als Johnson in den Startblock ging. Lewis: "Es war ein komisches Gefühl, Ben im Olympiastadion zu sehen. Ich glaube, er ist sauber. Sportlich spielt er hier keine Rolle." Da mag Lewis recht haben. Doch: Die eigentlichen Favoriten für das Sprintfinale nahm nach ihren Vorläufen kaum einer zur Kenntnis. THOMAS VÖGELE

Die dynamischen Wahrheiten im Fall Werner Niefer

Wie sehr die Wahrheitsfindung ein dynamischer Prozeß ist, zeigen die Ermittlungen gegen den Vorstandsvorsitzenden der Mercedes-Benz AG, Werner Niefer. Am 31. Mai 1990 hatte der Manager in Rom am Steuer eines Busses eine Stuttgarter Touristin angefahren und erheblich verletzt. Jetzt hat der zuständige Amtsrichter Hubertus Pauly den Vorschlag der Staatsanwaltschaft, die Angelegenheit mit einem Strafbefehl von 80 000 Mark (40 Tagessätze) abzuschließen, abgelehnt. Pauly wünscht eine detaillierte Darstellung des Unfalls und eine Antwort auf die Frage, ob Niefer damals einen gültigen Busführerschein hatte.

Bereits Anfang Dezember 1990 hatte Paulys Kollege Christof Nicol das staatsanwaltschaftliche Ansinnen auf Einstellung des Verfahrens "wegen geringen Verschuldens" gegen eine Geldbuße von damals 60 000 Mark abgelehnt. Schon da spielte der von Niefer vorgelegte brasilianische Führerschein eine Rolle, zudem verlangte Nicol die Vernehmung auch von Zeugen, die unabhängig vom Hause Mercedes sind. "Es besteht kein Zweifel, daß in einem Verfahren gleichen Schuldgehalts, das sich nicht gegen einen Prominenten gerichtet hätte, die Staatsanwaltschaft zumindest Strafbefehl beantragt hätte", begründete der Richter seine Haltung.

Verwirrend sind die Antworten auf die Frage, wer überhaupt am Steuer des Busses saß. Die im Sommer 1990 vernommenen Fahrgäste, allesamt in Diensten des Konzerns, hatten nicht genau gesehen, wer nach dem Besuch des Restaurants "Cecilia Metella" den Mercedes Typ O 303 lenkte. Niefer war schon weg, als die Polizei eintraf. In deren Protokoll wird Biagio C. genannt, der auch über Jochen Prange, Finanzchef von Mercedes do Italia, der Familie des Opfers sein Bedauern ausrichten ließ. Die war um so erstaunter, als sich einige Tage später in Untertürkheim, wo der Vater des Opfers viele Jahre als Bezirksvorsteher sich nach Kräften für den Konzern eingesetzt hatte, Niefer als Fahrer zu erkennen gab.

Erst die Zeugen, die im Juli 1991 gehört wurden, hatten Niefer am Steuer gesehen. Die dritte Version sollte das Rätsel lösen: Niefer saß am Lenkrad, der italienische Fahrer griff aber hinein, weil der Konzernlenker auf der abschüssigen Rampe zur Via Appia in Schwierigkeiten geraten war.

Mehr Gemeinsamkeit boten die Aussagen über die vor dem Unfall genossenen Getränke. Viel Wasser, wenig Wein, erinnerten sich die Zeugen. Doch dazu paßt die Quittung des Restaurants nicht, die 26 Gedecke sowie jeweils 20 Flaschen Wein und Mineralwasser vermerkt. Dennoch konnte bis auf die - nicht angestellte - Reiseführerin, die Niefer nach dem Essen als angeheitert einschätzte, kein Zeuge bei dem Konzernchef Veränderungen feststellen.

Besondere Dynamik prägt die Geschichte um den brasilianischen Führerschein, den Niefer 1981 für zehn Mark erworben haben will. Der war nicht mehr aufzufinden, weshalb er ein Ersatzdokument vorlegte, das aber erst dreieinhalb Monate nach dem Unfall ausgestellt worden war und keinen Hinweis auf das Datum des Originals erhielt. Nachgereicht wurde der schwer lesbare Antrag auf Registrierung, der das Jahr 1981 belegen soll. Falls Niefer einen Führerschein hatte, ist offen, ob der in Italien etwas wert ist und ob er zeitlich befristet war. Der Ersatz jedenfalls läuft nur über drei Jahre.

Und dann ist da auch noch das Opfer, eine mittlerweile 30jährige Frau mit wohl bleibenden Beeinträchtigungen an den Beinen. Sie erhielt von Niefer bislang 18 000 Mark als Abschlagszahlung und ein letztes Angebot über insgesamt 40 000 Mark. Das spricht bei einem geschätzten Jahreseinkommen von 2 Millionen Mark wohl nicht gerade für die Niefer nachgesagte Großzügigkeit.

PETER REINHARDT (Stuttgart)

Giftige Geschäfte

Schon die hohe Zahl der völlig legalen Abfallexporte ins benachbarte Ausland ist beschämend. Geradezu skandalös ist es jedoch, wenn skrupellose Geschäftemacher deutschen Wohlstandsmüll in die ohnehin von Umweltproblemen geplagten Länder Mittel- und Osteuropas bringen, häufig scheinheilig deklariert als Wirtschaftsgüter.

In Rumänien etwa dürfte es kaum moderne Verbrennungsanlagen geben, die den Müll schadlos für die Bevölkerung beseitigen können. Im Zweifel landen hochgiftige Abfallstoffe auf wilden Deponien und tragen dort zur weiteren Verseuchung von Böden und Grundwasser bei. Die Verwaltungen der jungen osteuropäischen Demokratien sind mit der Überprüfung solch schmutziger Geschäfte hoffnungslos überfordert.

Vorrangige Aufgabe muß es sein, im Inland den Tätern die Grundlage für ihre lohnende Tätigkeit zu entziehen. Auf die Dauer lassen sich illegale Abfallexporte nur unterbinden, wenn es nichts mehr zu exportieren gibt. Die beste und umweltverträglichste Methode wäre, Müll in großem Umfang zu vermeiden. Dazu freilich bedarf es größerer Anstrengungen, als der Abfall-Mafia Strenge anzudrohen und den Bau von Müllverbrennungsanlagen anzumahnen, wie Bundesumweltminister Töpfer es macht.

Für Töpfer ist die Lösung des Problems nicht zuletzt eine Frage der Glaubwürdigkeit. Er kann nicht gut in Brüssel die Bundesrepublik als umweltpolitisches Musterland präsentieren, während gleichzeitig deutscher Müll durch Europa kutschiert wird. rei (Bonn)

Das Wetter

Wetterlage Eine über Deutschland verlaufende Gewitterfront verlagert sich am Samstag südostwärts. Gleichzeitig schwenkt die über den britischen Inseln angelangte Kaltfront über Deutschland hinweg. Dahinter wird im Norden etwas kühlere Luft herangeführt. Vorhersage, gültig bis Sonntag abend Am Samstag zunächst noch gebietsweise aufgeheitert, im Tagesverlauf aufkommende starke Bewölkung und verbreitet Schauer und Gewitter. Tageshöchsttemperaturen 27 bis 32 Grad Celsius. Tiefsttemperaturen in der Nacht zum Sonntag im Norden um 15, im Süden um 20 Grad Celsius.

Am Sonntag allgemein zunehmend sonnig und meist trocken, nur noch im Alpenbereich und im Südosten Gewitter. Im Süden weiterhin um 30 Grad Celsius.

Bei Gewittern Gefahr von Sturmböen, sonst schwacher bis mäßiger und auf westliche Richtungen drehender Wind. Weitere Aussichten für Montag Meist sonnig und heiß, später wieder aufkommende Gewitter. Temperaturen vom Vortag, 14 Uhr MEZ

Ausland Ort Wetter Grad

Aberdeen, wolkig 13

Ajaccio, leicht bewölkt 30

Algier, leicht bewölkt 37

Amsterdam, leicht bewölkt 23

Ankara, leicht bewölkt 23

Antalya, leicht bewölkt 36

Athen, leicht bewölkt 31

Barcelona, wolkenlos 28

Belgrad, wolkenlos 32

Bordeaux, leicht bewölkt 32

Bozen, leicht bewölkt 31

Brest, wolkig 23

Brüssel, leicht bewölkt 24

Budapest, leicht bewölkt 31

Bukarest, leicht bewölkt 29

Casablanca, stark bewölkt 24

Dublin, wolkig 19

Hammerfest, leicht bewölkt 14

Helsinki, leicht bewölkt 23

Innsbruck, leicht bewölkt 31

Istanbul, leicht bewölkt 30

Kairo, leicht bewölkt 34

Kiew, leicht bewölkt 26

Kopenhagen, leicht bewölkt 19

Larnaka, leicht bewölkt 31

Las Palmas, wolkig 22

Lissabon, wolkenlos 28

Locarno, leicht bewölkt 30

London, leicht bewölkt 27

Madrid, leicht bewölkt 28

Málaga, leicht bewölkt 29

Mallorca, leicht bewölkt 31

Minsk, wolkig 26

Moskau, leicht bewölkt 24

Neapel, wolkenlos 34

New York, bedeckt 20

Nizza, leicht bewölkt 30

Oslo, wolkig 17

Ostende, wolkenlos 22

Palermo, leicht bewölkt 29

Paris, leicht bewölkt 30

Peking, bedeckt 22

Prag, Regen 18

Reykjavik, Regen 10

Rom, wolkenlos 31

St. Petersburg, Gewitter 17

Stockholm, leicht bewölkt 21

Tel Aviv, leicht bewölkt 29

Tokio, wolkenlos 29

Tunis, wolkenlos 35

Varna, leicht bewölkt 27

Venedig, wolkenlos 30

Warschau, wolkig 30

Wien, wolkenlos 32

Zürich, wolkenlos 30

Deutschland

Ort Wetter Grad

Aachen, leicht bewölkt 26

Arkona, leicht bewölkt 19

Augsburg, leicht bewölkt 27

Berlin, wolkig 26

Bremen, stark bewölkt 22

Brocken, wolkig 20

Chemnitz, wolkig 22

Cottbus, leicht bewölkt 27

Cuxhaven, wolkig 19

Dresden, leicht bewölkt 23

Düsseldorf, leicht bewölkt 27

Emden, wolkig 20

Erfurt, leicht bewölkt 23

Feldberg/Schw., leicht bewölkt 20

Feldberg/Ts., wolkig 21

Fichtelberg, bedeckt 14

Frankfurt/M., stark bewölkt 27

Freiburg, leicht bewölkt 32

Freudenstadt, leicht bewölkt 28

Garmisch, leicht bewölkt 29

Görlitz, stark bewölkt 19

Greifswald, leicht bewölkt 22

Hamburg, wolkig 21

Hannover, leicht bewölkt 24

Helgoland, wolkig 19

Hof, Regen 18

Karlsruhe, leicht bewölkt 33

Kassel, leicht bewölkt 25

Kempten, leicht bewölkt 28

Köln/Bonn, leicht bewölkt 27

Konstanz, leicht bewölkt 29

Leipzig, stark bewölkt 24

Lübeck, stark bewölkt 21

Lüchow, stark bewölkt 24

Magdeburg, leicht bewölkt 28

Mannheim, wolkig 31

Mühldorf, leicht bewölkt 28

München, wolkenlos 27

Münster/Osnabrück, leicht bewölkt 24

Neubrandenburg, stark bewölkt 24

Norderney, wolkig 19

Nürnberg, stark bewölkt 23

Oberstdorf, leicht bewölkt 28

Öhringen, leicht bewölkt 30

Passau, leicht bewölkt 30

Regensburg, leicht bewölkt 26

Rostock/Warnemünde, leicht bewölkt 21

Saarbrücken, Gewitter 26

Schleswig, wolkig 20

Schwerin, wolkig 21

Stuttgart, leicht bewölkt 29

Sylt, leicht bewölkt 19

Trier, stark bewölkt 26

Wasserkuppe, leicht bewölkt 22

Wittenberg, leicht bewölkt 27

Würzburg, stark bewölkt 23

Zugspitze, leicht bewölkt 12 Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64

Reisewettervorhersage 1 16 00

Segelflugwetter 1 15 06

Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01

Ozonwerte 06 11 / 58 12 42 Sonnenaufgang 5.55 Uhr

Sonnenuntergang 21.08 Uhr

Mondaufgang 9.36 Uhr

Monduntergang 21.58 Uhr

Pollenflugvorhersage

In den nächsten Tagen kommt es wieder zu starkem Flug von Pilzsporen und Nesselpollen, außerdem zu schwachem Gräser- und Beifußpollenflug.

"Rechte der Maori schützen"

WELLINGTON, 31. Juli (epd). Der Generalsekretär des Reformierten Weltbundes, Milan Opocensky, hat die neuseeländische Regierung ermahnt, die Rechte der Maori zu schützen. Das Erbe der Ureinwohner Neuseelands müsse bewahrt werden, sagte Opocensky zur Eröffnung einer Tagung des Exekutivausschusses des Weltbundes am Freitag in der Hauptstadt Wellington.

Vor dem Treffen der Delegierten von 177 reformierten Kirchen mit mehr als 70 Millionen Mitgliedern hatte zuvor der neuseeländische Premierminister James Brendan Bolger die Bereitschaft seiner Regierung bekräftigt, weiter gegen jegliche Diskriminierung vorzugehen. Der Vorsitzende der Presbyterianischen Kirche Neuseelands, Duncan Jamieson, hatte daraufhin betont, die Kirche sei nicht damit einverstanden, wie die Regierung mit den Maori umgehe.

Hilfsangebote sind ungeeignet Flüchtlinge aus Bosnien schwer in Privatheimen unterzubringen

sp HANNOVER, 31. Juli. Innerhalb weniger Tage haben sich beim niedersächsischen Ministerium für Bundes- und Europa-Angelegenheiten 850 Familien über ein "Bürgertelefon" gemeldet und 1160 Plätze für Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina angeboten. Das sind erheblich mehr Plätze, als gegenwärtig gebraucht werden. Am vergangenen Wochenende waren 480 Flüchtlinge nach Niedersachsen eingereist.

Wie das Ministerium am Freitag mitteilte, können die meisten Angebote nicht angenommen werden, weil sie ungeeignet sind. 450 niedersächsische Familien wollten ein Kind ohne Erwachsene in Obhut nehmen; manche dachten an ein Waisenkind. Unter den Flüchtlingen im Aufnahmelager Osnabrück befindet sich jedoch kein einziges alleinstehendes Kind. Viele weitere Angebote galten für eine Mutter mit Kind. Nach Angaben des Ministeriums gehören aber die meisten Ankömmlinge aus Bosnien-Herzegowina zu größeren Gruppen, die den Wunsch haben, zusammenzubleiben. Schon aus diesem Grund gebe es bei den Bürgerkriegsflüchtlingen deutliche Reserven gegen die Aufnahme in Gastfamilien, berichtete Ministeriumssprecher Michael Bertram.

Bertram nannte zwei weitere Gründe gegen eine Privatunterbringung: die Schwierigkeiten sprachlicher Verständigung sowie die kulturellen und religiösen Unterschiede. Gerade bei den aus ländlichen Gebieten kommenden Bosniern setze in der neuen Umgebung schnell ein "Kulturschock" ein. Es müsse gründlich bedacht werden, wie weit die Fähigkeit reiche, andere Normen, Wünsche und Gewohnheiten tolerieren zu können.

In den vergangenen Tagen wurden bereits einige Angebote zurückgezogen, nachdem sich die deutschen Familien klargemacht hatten, auf welch große Aufgaben sie sich einlassen würden. Dies gelte vor allem, wenn sich der Aufenthalt der Flüchtlinge in Deutschland über ein halbes Jahr ausdehnen sollte.

Das Ministerium will eine zweiwöchige Beratungsphase einschalten, bevor Flüchtlinge Gastgebern zugeführt werden. Inzwischen wollen die Behörden die Gruppenstrukturen bei den Flüchtlingen ermitteln. Diese sollen bei allen weiteren Entscheidungen berücksichtigt werden.

EG winkt mit 20 Milliarden Kommission legt Entwurf für neuen Kohäsionsfonds vor

ha BRÜSSEL. Mögliche Einschnitte bei den Hilfen der reicheren EG-Partner für die vier ärmsten Mitgliedstaaten sieht die Brüsseler Kommission in ihrem Verordnungsentwurf für den sogenannten Kohäsionsfonds vor, der jetzt präsentiert wurde. Rund 20 Milliarden Mark von 1993 bis einschließlich 1997 oder 1999 sind für diesen neuen "Topf" vorgesehen, sofern der Maastrichter Unionsvertrag als Rechtsgrundlage im Lauf des nächsten Jahres in Kraft treten kann.

Der Vertrag bestimmt, daß ausschließlich Vorhaben für den Umweltschutz und die Verkehrs- sowie Kommunikationsinfrastruktur in Spanien, Portugal, Irland und Griechenland aus dem neuen Fonds finanziert werden sollen. Während aber bei Zahlungen aus den bisherigen Strukturfonds der Gemeinschaft eine Eigenleistung des jeweiligen Mitgliedstaates zwischen 50 Prozent bei reicheren und 25 Prozent bei ärmeren vorausgesetzt wird, soll der Kohäsionsfonds geeignete Projekte fast voll finanzieren. Lediglich zehn bis 15 Prozent Mitbeteiligung sieht der Entwurf vor, den der Ministerrat erst nach Inkrafttreten des Maastrichter Vertrages abschließend billigen kann.

Erstmals wird in der Verordnung festgehalten, daß die in den Genuß der Gelder kommenden EG-Partner ihre Konvergenzverpflichtung - Beschränkung von öffentlichen Haushaltsdefiziten, Senkung der Inflationsrate - für die geplante EG-Währungsunion erfüllen müssen, wenn sie die Unterstützung nicht verlieren wollen. Gemäß dem Vorschlag könnten von 1996 an die Mittel für neue Vorhaben auf Beschluß des Ministerrates gesperrt werden, wenn das betreffende Land seinen Obliegenheiten nicht nachkommt. Auf solche EG-internen Sanktionen hatten sich die Gipfel-Teilnehmer in Maastricht verständigt.

In Kommissionskreisen gilt es jedoch als unwahrscheinlich, daß derartige "Strafen" jemals exekutiert werden. Vertreter der vier Länder bezeichnen es als ungerecht, daß etwa Deutschland oder Belgien bei der Verletzung ihrer "Konvergenzpflichten" keinen Sanktionen unterworfen würden, nur weil sie für den EG-Haushalt Nettozahler sind.

Zahlreiche Sekten verstärken Kundenfang an den Hochschulen Untersuchung an der FU-Berlin ergab: Studenten sind besonders anfällig für fundamentalistische Heilslehren aller Art

uf BERLIN, 31. Juli. Jeden Tag zur Mittageszeit stehen sie an der Mensa, strekken den hungrigen Studenten kleine Handzettel zu oder sprechen sie direkt an: Mitglieder von Sekten auf Werbetour. Studenten seien die attraktivste Zielgruppe für Sekten, hat eine Studie der Freien Universität Berlin ergeben. Dazu wurden im ersten Halbjahr '92 Umfragen an allen deutschen Universitäten, in Hoch- und Fachhochschulen durchgeführt. Ob "Scientology", "Mun" oder "Universelles Leben" - sie alle sind auf dem Vormarsch. Dabei treten neben fundamentalistisch-christlichen Heilsverkündern sowie den Psychosekten zunehmend auch neonazistische Gruppierungen auf, wie die "Europäische Arbeiterpartei" (EAP), der auch Kontakte zum Ku-Klux-Klan nachgesagt werden.

"Die traditionellen ,Jugendsekten' (Hare Krishna, Bhagwan etc.) sind out", heißt es im Untersuchungsbericht. Dagegen im Trend: (rechts-)radikale politische Gruppen, Psychovereine, die eine Stärkung des Ego offerieren, und vor allem solche Organisationen, die sich als christlich bezeichnen, ultrafundamentalistische Positionen vertreten und häufig ebenso persönlichkeitsschädigend wie die "traditonellen" Jugendsekten seien.

Wie auch immer das Sekten-Programm, um studentische Mitglieder wird eifrig gebuhlt. Mit speziellen auf Intellektuelle zugerichteten Broschüren oder auch mit Tarnorganisationen, wie dem "Schiller-Institut" der EAP. Denn in "eine Kirche wird man hineingeboren, in eine Sekte tritt man ein" (Max Weber); die neue Klientel muß überredet werden. Aber die Investition lohnt sich. Von den studentischen Mitgliedern erhofft man sich zukünftig Gewinn: Auf Linie getrimmt, werden sie als Akademiker in Wirtschaft, Politik und Kultur die "Lehre" in den gesellschaftlichen und politischen Chefetagen weiterverbreiten.

40 Prozent der Studenten haben nach einer - allerdings nicht repräsentativen - Befragung an der Mensa der FU-Berlin Kontakte zu Sekten, sagte Professor Hartmut Zinser, wissenschaftlicher Leiter des studentischen Projekttutoriums am Freitag auf einer Pressekonferenz in Berlin. Vor allem Studenten, die sich in der Mitte ihres Studiums befänden, seien anfällig für Versprechungen eines "persönlichen Kontakts zu Gott". Die Massenuniversität wird für die Sektenanfälligkeit der Studenten verantwortlich gemacht. Gleichermaßen aber auch die "schlechte soziale Struktur" der Hochschulen und nicht zuletzt das Versagen der wissenschaftlichen Ausbildung. Denn offensichtlich fördere das Studium die Kritikfähigkeit der Studenten nicht besonders, interpretierte Zinser das Untersuchungsergebnis.

Darüber hinaus verwies Zinser auf die grundsätzlich "positive Disposition", die ein Student oder eine Studentin, "vom Elternhaus gelöst, aber noch nicht in festen Arbeits- und Lebensverhältnissen", für den Eintritt in eine Sekte aufweise.

Die Schwerpunkte der Sektenaktivitäten, so hat die Untersuchung ergeben, befinden sich im süddeutschen Raum bis Gießen, Köln und Aachen. Außer in Sachsen, schon in den 20er Jahren Zentrum sektiererischer Aktivitäten, seien die Studenten in den neuen Bundesländern weniger anfällig für Heilslehren, obwohl gerade hier die Sekten eine besonders aggressive Werbung betrieben. Als Hauptstadt werde Berlin als neues Zentrum von vielen Organisationen anvisiert. Bis zu 160 Gruppierungen wurden hier von den Wissenschaftlern registriert.

Allianz/Deutsche Bank Duell der Giganten

"Es gibt weder eine Fehde noch sonstige Animositäten zwischen uns und der Allianz", versucht ein Sprecher der Deutschen Bank die Wogen zu glätten: "Es handelt sich um eine Indiskretion, die nicht gewollt war."

Ob die Veröffentlichung beabsichtigt war oder nicht - ein Papier der Analyse-Tochter DB Research des größten deutschen Geldhauses, das sich mit den Gewinnaussichten der Allianz beschäftigte, hat den Aktienkurs des Assekuranz-Riesen kräftig auf Talfahrt geschickt. Nachdem die Papiere bereits am Donnerstag um 79 Mark gefallen waren, gaben sie gestern um weitere 35 auf 1837 Mark nach. Binnen einer Woche haben die Standardtitel damit fast zehn Prozent ihres Wertes verloren.

Ausgelöst wurde dieser Kursrutsch durch eine Verkaufsempfehlung, die die Deutschbanker im Anschluß an ein Analystentreffen ausgesprochen hatten. Die Experten korrigierten ihre Erwartungen an den Gewinn des Versicherungsgiganten, der im vergangenen Jahr in seinem Kerngeschäft erstmals einen kräftigen Verlust von 1,8 Milliarden Mark hatte hinnehmen müssen, für 1992 von 45,50 Mark auf 28 Mark je Aktie und für das darauffolgende Jahr von 54 auf 44 Mark nach unten. Für das vergangene Jahr kommen sie lediglich auf 26 Mark pro Aktie, während die Allianz selbst 40,85 Mark errechnet hatte.

Die bemerkenswerte Differenz hat ihre Ursachen in der unterschiedlichen Einschätzung jener 576 Millionen Mark "Miesen", die die Allianz- Osttochter Deutsche Versicherungs- AG (DV) zuletzt eingefahren hat. Während die DB-Analysten darin laufende Verluste sehen, die bei der Ermittlung des Ergebnisses je Anteilschein zu berücksichtigen sind, hält die Assekuranz den Fehlbetrag für eine außerordentliche Aufwendung, die eigentlich Teil des Kaufpreises sei.

"Nicht nachzuvollziehen" findet Allianz-Finanzchef Diethart Breipohl die Rechenweise der Deutschbanker, die in direkter Konkurrenz stehen: Die Allianz ist maßgeblich an der Dresdner Bank beteiligt, und die Deutsche Bank betreibt sehr erfolgreich eine eigene Lebensversicherung. Angeblich brachte die Allianz gestern als "Retourkutsche" massiv Aktien des Geldhauses auf den Markt und drückte damit deren Kurs um elf Mark. In Frankfurt spielt man den Streit der Finanzgiganten derweil herunter. Die Analysten seien "völlig unabhängig", heißt es. In England oder den USA seien Verkaufsempfehlungen im übrigen ganz alltäglich. doe

EG stoppt Bonner Geschäft mit China Deutsche Subventionen für umstrittene Lieferung von Containerschiffen untersagt Von unserer Mitarbeiterin Karin Adelmann

BONN, 31. Juli. Die Kommission der Europäischen Gemeinschaft (EG) hat am Freitag die umstrittene Lieferung deutscher Schiffe nach China abgelehnt. Wie das Bundeswirtschaftsministerium in Bonn am Freitag bestätigte, können deshalb die deutschen Subventionen in Höhe von 203 Millionen Mark für den Bau von drei Containerschiffen nicht ausbezahlt werden.

Das Schiffsgeschäft mit einem Volumen von rund 600 Millionen Mark, für das der Bundestag Ende Juni seine seit dem Massaker auf dem Pekinger Tiananmen-Platz geübte China-Politik revidiert hatte, scheint damit gescheitert zu sein. Die Subventionen aus der Werftenhilfe waren Bestandteil des Vorvertrags zwischen der Bremer Vulkan-Werft und der staatlichen chinesischen Schiffahrtsgesellschaft Cosco. Durch die Subvention sollte das deutsche Angebot international konkurrenzfähig gemacht werden.

Ihre Ablehnung begründet die EG nach Aussagen des Bonner Wirtschaftsministeriums damit, daß Cosco ein prosperierendes Unternehmen sei und keine Beihilfen oder Kredite zu Entwicklungshilfebedingungen brauche. Das Ministerium hält diese Begründung nach Angaben einer Sprecherin für nicht haltbar. Es prüfe, in welcher Form man gegen den EG-Entscheid vorgehen könne. Es sei zweifelhaft, ob das Geschäft durch ein Verfahren beim Europäischen Gerichtshof in Luxemburg gerettet werden könne. Die Auszahlung der Subventionen wäre bis zum zeitlich nicht absehbaren Gerichtsentscheid blockiert. Die Chinesen hatten aber schon im Frühjahr angekündigt, sie würden die Schiffe in Korea oder Japan bauen lassen, wenn sich der Vertragsabschluß weiter verzögere.

Die Containerschiffe, von denen zwei auf der ostdeutschen Meerestechnik-Werft (MTW) in Wismar gebaut werden sollten, hatten in Bonn einen monatelangen Streit zwischen Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) und Entwicklungshilfeminister Carl-Dieter Spranger (CSU) ausgelöst. Gegenüber der EG sollte das Geschäft als "Entwicklungshilfe" deklariert werden, da die EG-Kommission eine so hohe Subvention sonst nicht genehmigen kann.

Spranger verweigerte aber seine Zustimmung mit Hinweis auf einen Bundestagsbeschluß. Nach der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung in Peking hatte der Bundestag die Entwicklungszusammenarbeit mit China auf Projekte beschränkt, die unmittelbar den Menschen dienen oder die Wirtschaftsreformen oder Umweltschutz fördern. Containerschiffe für Cosco fallen nicht darunter, lautete Sprangers Befund. Nach monatelangem Streit und Gerangel hinter den Kulissen hatte der Bundestag Ende Juni diesen China-Beschluß suspendiert, um die Schiffslieferung zu ermöglichen.Polizist in Algier erschossen

ALGIER, 31. Juli (AFP). In Algerien reißen die Attentate gegen Polizisten nicht ab. In einem Vorort der Hauptstadt Algier wurde am Donnerstag abend ein Sicherheitsbeamter auf seinem Heimweg von einem Mordkommando erschossen. Passanten konnten einen der drei Angreifer festhalten. Bereits am Dienstag war ein Polizeioffizier in Ain Taya, rund 30 Kilometer östlich von Algier, von Unbekannten auf offener Straße ermordet worden. Seit Ausrufung des Ausnahmezustands in Algerien am 9. Februar wurden hundert Polizisten getötet. Die Behörden vermuten, daß die meisten Attentate auf das Konto islamischer Fundamentalisten gehen.

Titanenwurz blüht im Palmengarten

Eine kleine botanische Sensation ist an diesem Wochenende im Palmengarten zu sehen: Erstmals seit 1985 zeigt sich der Titanenwurz in voller Blüte.

Aus einer 44 Kilogramm schweren, aus Sumatra stammenden Knolle dieses Aronstabgewächses hat sich in den vergangenen Wochen eine zwei Meter hohe Blütenstaude erhoben. Zu sehen ist das seltene Exemplar im Regenwaldhaus des Tropicariums. sar

Hafenfest beginnt mit einem Frühschoppen

MAINTAL. Das Maintaler Hafenfest im Sportboothafen Maintal auf dem Gelände der alten Schleuse Mainkur beginnt morgen, Sonntag, 2. August, 10 Uhr, mit einem Frühschoppen. Anschließend gibt es Gegrilltes und Salat. Die Stadt will Interessierten Gelegenheit bieten, die in eigene Regie übernommene Anlage kennenzulernen. Einige Bootsbesitzer werden kostenlose Mainfahrten anbieten.

Für Dietmar,

zur Information - für einsame Zeiten... empfohlen von

Gert Zengerling:

GUS-Rußland-KORR

.Frauen im Käfig und ein Scheck für die Mafia als Erfolgsrezept

- Moskauer Disko Red Zone in der Halle des Armeesportklubs

- KGB-Gorillas übernehmen die Leibesvisitation am Eingang

Von Stephane Bentura

MOSKAU, 29. JULI (afp). Vier junge Frauen im Käfig, ein Abkommen mit der Mafia und ein paar starke Jungs vom KGB, die das Eishockeystadion von ZSKA Moskau überwachen, das sich in einen Laserpalast verwandelt hat: Die Betreiber der Mega-Disko Red Zone haben sich strikt an die goldenen Regeln gehalten, die einen bombigen Geschäftserfolg im Nachtleben der russischen Hauptstadt sichern.

"Die Moskauer Mafia-Bosse haben uns ihre Repräsentanten gesandt, die in einem dreiteiligen Anzug aufkreuzten. Wir haben sehr zivilisiert miteinander diskutiert, unter Gentleman", berichtet freimütig Igor, einer der beiden "Teilhaber", die im Frühjahr die In-Diskothek in der Halle des Armeesportklubs eröffneten. "Wir haben uns auf eine monatlich zu überweisende Summe geeinigt, und die Information ist offenbar bis ganz unten durchgedrungen", erläutert Igor unter Verweis auf die offensichtliche Zurückhaltung auch der Kleinkriminellen im Viertel.

Der smarte Jüngling, der tagsüber als Direktor einer "Finanzierungs- und Handelsgesellschaft" einträgliche Geschäfte macht, beugt sich ohne jedes Zögern den Zwängen der Nacht. Zumal er gerne einräumt, daß das erpreßte Schutzgeld dem Red Zone immer noch eine mehr als ausreichende Gewinnmarge beläßt. Um sein Incognito besorgt, hat er 13 Millionen Rubel (etwa 135.000 Mark) investiert, den Betrieb der Tanzhalle aber offiziell einer "Union der Theaterschaffenden Rußlands" überlassen, die sich um Beschallung und Dekoration kümmert.

Auf dem Beton des Spielfelds, das Schauplatz so vieler Siege der berühmten Rotweißen des ZSKA gewesen ist, rocken sechsmal pro Woche die jungen Neureichen, Ausländer, Gangster und Schönen der Nacht zu "Techno"-Rhythmen ab, die ein Diskjockey aus San Francisco auflegt. Da das Eisstadion an das Gelände des Generalstabs der GUS-Streitkräfte grenzt, werden Gebäude und die Autos der Gäste von etwa fünfzig Soldaten der OMON (Sondertruppen des Innenministeriums) überwacht. Dazu kommen Männer der 7. und 9. Abteilung des russischen KGB, mit denen genauso offizielle wie kostspielige Verträge abgeschlossen wurden. Leibesvisitation, Metalldetektoren - am Eingang wird nichts dem Zufall überlassen, Waffen sind tabu. "Die Gauner kommen hierher, um sich zu amüsieren und um Mädchen anzumachen, das Red Zone ist neutrales Terrain", erklärt Igor.

Die Profiteure der Schattenwirtschaft und die Ausländer ziehen auch zahlreiche Prostituierte an. Das seien die Freundinnen von Genja (einem bekannten Moskauer Zuhälter), kommentiert der Geldgeber achselzuckend. Ihre Anwesenheit wird aber nicht nur geduldet, sondern eher gefördert, denn das Eintrittsgeld von 15 Dollar (oder 2100 Rubel) braucht die weibliche Kundschaft nicht zu entrichten. Und so ist das horizontale Gewerbe stark vertreten, in der Kellerbar wie auf der Tanzfläche, die ironischerweise immer noch mit den alten sowjetischen Parolen zum "Ruhm der Arbeit" geschmückt ist. Darüber wacht mit spöttischem Blick Josef Stalin, porträtiert in der Uniform der bolschewistischen Garden.

Das Red Zone ähnelt den anderen Moskauer Mammutdiskos wie dem Lis in der Olympiahalle oder dem Kosmos-Pavillon, wo zu Ehren des ersten Raumfahrers Juri Gagarin gerockt wird. Ihren besonderen Reiz gewinnen die Nächte im Armeesportklub auf Kosten von vier jungen Frauen, die sich allabendlich lasziv tanzend hinter den roten Gitterstäben von vier über der Tanzfläche hängenden Käfigen ausziehen. Igor findet das normal: "Wir haben der Union der Theaterschaffenden mitgeteilt, daß es hier Käfige gibt, und das wir gerne Körper darin hätten..."

Obwohl der Armeesportklub eine wahnsinnig hohe Miete verlange, die sich auf mehrere hundertausend Rubel belaufe, liege die Gewinnrate bei hundert Prozent, verrät der Unternehmer, der weitere Zahlen aber nicht preisgeben möchte. Ab September werden die Eishockeyspieler wieder den Puck über das Eis jagen, so daß das Red Zone umziehen muß. "Wenn nötig, gehen wir woanders hin", sagt Igor wenig beunruhigt: Er habe schon mehrere gute neue Adressen im Kopf.

ncw/kay AFP

OB Andreas von Schoeler und Petra Roth vereint beim Anschnitt des Ochsen am Spieß Mainfest begann mit Regen Erfrischende Abkühlung

Poldi ist fällig. Nach 16 Monaten auf der Weide und acht Stunden am Spieß kommt das endgültige Ende eines einst 440 Kilo schweren Bullen. Eingeleitet beim Anschnitt mit Schürze. Vom Oberbürgermeister, versteht sich. Andreas von Schoeler schlüpft aus seiner anthrazitgrauen Anzugjacke, läßt sich den weißen Schurz umbinden, ein scharfes Messer reichen und löst behutsam die ersten drei Stücke aus dem knusprigen Braten. Wie jedes Jahr, wenn ein Stadtoberhaupt - in diesem Jahr gemeinsam unterwegs mit der Oberbürgermeisterkandidatin der CDU, Petra Roth, - das Spektakel in der Innenstadt eröffnet: Am Freitag nachmittag hat das Mainfest begonnen.

Pünktlich um 17 Uhr. Nicht einmal das erste Wort seiner kurzen Rede über "das traditionsreichste Fest" hat der OB gesprochen, nicht einmal die obligatorischen drei Böllerschüsse sind abgegeben, als die ersten dicken Tropfen auf das kleinteilige Pflaster des Römerbergs platschen. "Endlich Abkühlung", versprechen sich einige Damen, die einen Platz unter den eigens vor dem Römer errichteten Arkaden gefunden haben und sich nur kurzzeitig erheben, als von Schoeler die erste Runde Weißwein serviert: ein trokkener Trunk von den städt. Weingütern, der während des Mainfestes am Gerechtigkeitsbrunnen ausgeschenkt wird.

Fünf Tage lang. Ein "Fest am Fluß", dessen Ursprung auf die Weihe der Dreikönigskir- che am 23. 7. 1340 zurückgeht und bis Diens- tag, 4. 8., dauern wird. Täglich von 11 Uhr an bis nachts um 24 Uhr erwarten insgesamt 110 Schausteller und Budenbesitzer Rummelgäste, die sich ihren Weg am Paulsplatz vorbei über den Römerberg bahnen und hinunter zum Mainufer flanieren.

Schließlich beginnt dort am heutigen Samstag auch das Rahmenprogramm des Mainfestes: Um 15 Uhr wird die Regatta der Windsurfer gestartet. Am Sonntag fällt um 14 Uhr der Startschuß für die Ruderregatta, die nach 20 Minuten für das traditionelle Fischerstechen unterbrochen wird. Zu Ende gehen wird das Spektakel am Main am Dienstag: Dann wird von 22 Uhr an ein Feuerwerk entzündet. ing

Schaden von zehn Millionen Mark Anklage gegen Mitarbeiter einer Warentermingesellschaft

Mehr als zehn Millionen Mark beträgt der Schaden, den in Frankfurt eine Firma für Aktien- und Warenterminanlagen bei Hunderten von Kunden angerichtet haben soll. Hauptbeschuldigter ist der 53 Jahre alte Geschäftsführer und Gesellschafter Klaus Dieter W., der nach dem Zusammenbruch des Unternehmens zunächst in die USA geflüchtet war. Nach seiner Auslieferung hat die Staatsanwaltschaft am Freitag gegen ihn und zwei seiner Mitarbeiter Anklage wegen Betruges erhoben.

Wie Staatsanwalt Peter Rückert zu der über 400 Seiten starken Anklageschrift mitteilte, war die unter dem Kürzel SEC auftretende Firma von Anfang an verschuldet. Bereits im Gründungsjahr 1989 wurde lediglich die Hälfte der von den Kunden bereitgestellten Gelder für Warenterminoptionen gar nicht erst an die Börse weitergeleitet. Beim Zusammenbruch zwei Jahre später waren es gerade noch zehn Prozent der Kundengelder, die nicht zur Finanzierung der hohen Betriebs- und Personalkosten verwendet wurden.

Unter den insgesamt 330 Geschädigten waren unter anderem ein Bauunternehmer, der 700 000 Mark buchstäblich in den Sand setzte; ein Zahnarzt, der auf den großen Spekulationsgewinn vertraute und sich noch kurz vor dem Bekanntwerden der Affäre mit 200 000 US-Dollar beteiligte, eine Rentnerin, die ihre Altersversorgung kapitalisieren ließ und 200 000 Mark an die Firma verlor.

Wegen Betruges in derselben Branche war Klaus Dieter W. bereits 1983 zu fünf Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden. Zuletzt im offenen Vollzug, bereitete er die Gründung der SEC vor, deren Kürzel mit dem der Aufsichtsbehörde für die US-Börse identisch ist.

Außer W. fungierte ebenfalls als Geschäftsführer und Gesellschafter ein 32 Jahre alter Zahnarzt, der tagsüber Patienten behandelte und sich abends der Kapitalanlage widmete. Als Kunde, der in Warentermingeschäften Geld machen wollte, war er zuvor selber um 150 000 Mark geprellt worden. Dritter Angeklagter ist ein 46 Jahre alter Kundenberater, der als Kontaktmann zur Börse auftrat.

Nach Auskunft der Staatsanwaltschaft führte W. "einen üppigen Lebensstil": 5000 Mark Miete im Monat für Wohnen auf dem Lerchesberg und ein Mercedes 500, allerdings geleast. Zur Finanzierung soll er der Firmenkasse 325 000 Mark entnommen haben, die als Darlehen getarnt waren.

Weitere 400 000 Mark sollen aus Kundengeldern gestammt haben, die ab Mitte 1989 zum Teil direkt auf das Privatkonto flossen.

Als sich der Zusammenbruch des Unternehmens abzeichnete, setzte sich W. nach Florida ab. Von dort aus soll er schon weitere Optionsgeschäfte mit Warenterminen vorbereitet haben. Seit seiner Auslieferung im Frühjahr 1991 sitzt er in Preungesheim in Untersuchungshaft. Die beiden Mitangeklagten dagegen befinden sich auf freiem Fuß.

Ein Termin für den Prozeß vor dem Frankfurter Landgericht steht noch nicht fest. Lepp

Sprengkörper war eine Splitterhandgranate

Spezialisten der Abteilung "Sprengtechnik" des Hessischen Landeskriminalamtes in Wiesbaden (LKA) haben am Freitag den Sprengkörper, der in der Nacht zum Donnerstag auf dem Parkplatz an der Wilhelm-Epstein-Straße gegenüber dem Ginnheimer Fernmeldeturm detoniert war, eindeutig als eine Handgranate identifiziert, deren Typ von Armeen des ehemaligen Warschauer Paktes verwendet wurden. Bei dem Anschlag unter der Spannbetonbrücke, über die die Rosa-Luxemburg-Straße führt, waren 22 Autos beschädigt worden.

Die Sprengtechniker hatten am Tatort einen Metallbügel gefunden, der die schnelle Identifizierung ermöglichte. Demnach handelt es sich um eine Splitterhandgranate aus jugoslawischer Fertigung, die einen "effektiven Wirkungsbereich" von 20 Metern hat. Auch am Freitag gab es nach den Worten von Polizeisprecher Manfred Feist keine Spur von einem Täter. Unklar ist ferner, wo diese spezielle Handgranate herstammt. Einen terroristischen Hintergrund für die Tat hatte die Polizei ausgeschlossen. enk

Im Hintergrund: Militäreinsatz in Bosnien

"So eine Art Vietnam-Krieg"

Bei einem massiven Truppeneinsatz in Bosnien würde dem Westen nach Ansicht deutscher Experten ein Debakel drohen, wie es die USA in Vietnam erlebten. In einem möglicherweise langen und verlustreichen Partisanenkrieg müßte eine Interventionstruppe gegen Verbände kämpfen, die unabhängig voneinander operieren und sich aus den vielen, über das Land verstreuten Depots mit Waffen und Munition versorgen würden. Selbst begrenzte Luftangriffe oder die Schaffung von Schutzzonen für Flüchtlinge wären keinesfalls gefahrlos, meinen Fachleute. Am gefährlichsten und deshalb am wenigsten wahrscheinlich gilt die Entsendung von Landstreitkräften. "Das könnte so eine Art Vietnam-Krieg werden", urteilt Hartmut Pohlman von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Ebenhausen. Auch der Generalinspekteur der Bundeswehr, Klaus Naumann, hatte erklärt, er werde nicht zu einem Militärschlag raten.

Ein Grund für die schlechten Erfolgsaussichten einer möglichen Intervention ist die auf den Partisanenkrieg ausgerichtete Militärstrategie des früheren Jugoslawien. Im Verteidigungsfall sollte nicht nur die Armee, sondern das ganze Volk antreten. Vorbild waren die Erfolge der jugoslawischen Partisanen gegen die Deutschen im Zweiten Weltkrieg. Neben dem regulären Militär entstanden so die Verbände der Territorialverteidigung in den Einzelrepubliken. Statt zentraler Waffenlager, die mit wenigen Schlägen ausgeschaltet werden könnten, wurden überall im Land kleinere Munitionsdepots angelegt.

Das Resultat: Im früheren Jugoslawien lagert eine Unmenge von Kriegsgerät, das Partisanenkämpfer gegen eine westliche Truppe einsetzen könnten. In einem Guerilla-Krieg mit nadelstichartigen Angriffen und Sabotageakten gegen Versorgungslinien wäre die moderne Kriegstechnologie des Westens nutzlos. Wahrscheinlich wären hohe Verluste bei den Interventionstruppen die Folge. Das Risiko freilich, daß "Soldaten im Zinksarg vom Balkan zurückkehren", wolle derzeit im Westen niemand eingehen, sagt Jens Reuter vom Münchener Südost-Institut.

Ein weiteres Problem für eine Interventionstruppe stellt die konfuse militärische Lage in Bosnien dar. Meist ohne klaren Frontverlauf stehen sich Freischärlerverbände gegenüber, von einer militärischen Führung kann vielerorts keine Rede sein. Schließlich wäre vor einem massiven westlichen Militäreinsatz auch die Frage zu klären, welchem Zweck eine solche Aktion überhaupt dienen sollte. Denn die politischen Probleme hinter dem Konflikt in Bosnien könnte auch die Truppenentsendung nicht lösen.

Bei einem begrenzten Eingriff des Westens von See her oder aus der Luft, etwa um Artilleriestellungen der Serben auszuschalten oder Munitionsdepots zu zerstören, könnten die Artillerie relativ schnell verlegt werden. Auch verfügen die Serben über Luftabwehrgeschütze, mit denen sie die Depots verteidigen könnten. "Ein Spaziergang würde das nicht", sagt Reuter. Die zur Zeit diskutierte Möglichkeit, Schutzzonen für Flüchtlinge zu schaffen und diese falls nötig zu verteidigen, stößt bei Experten ebenfalls auf Skepsis. Anders als nach dem GolfKrieg, als die geschlagene Armee Saddam Husseins gegen die Schutzzonen für die Kurden im Norden Iraks nichts ausrichten konnte, müßten in Bosnien solche Zufluchtsgebiete in einem Kriegsgebiet errichtet werden. Das würde im Westen jedoch den Willen zum Kampf voraussetzen - und damit die Bereitschaft, Verluste in Kauf zu nehmen.

Da nur wenig Hoffnung auf eine politische Lösung des Balkankonflikts besteht und die Kampfparteien noch über genügend Waffen und Munition verfügen, ist nach Ansicht der Experten ein Ende des Blutvergießens vorerst nicht abzusehen. Selbst wenn der Krieg in Bosnien durch eine Blokkade der Grenzen und des Seezugangs "ausgetrocknet" würde, könnten die Gefechte mit der dort eingelagerten Munition noch Monate weitergehen, sagt Reuter: "Ich sehe kein Licht am Ende des Tunnels."

THOMAS SEIBERT (Reuter)

Spiele, Spaß und freudige Begegnungen: Wie die . . .

(Fortsetzung von Seite 17)

sport mit einer Einführung in den American Football befaßte, rund 20 Leute stark. Aber hier standen den drei Übungsleitern und zwölf Teilnehmern des Hochschulkurses nur sechs wirkliche Gäste gegenüber. Vielleicht war es zu heiß . . . Einige trollten sich zudem unverrichteterdinge, fanden nicht den Schauplatz.

Die Hitze traf wohl auch den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Der bot vier Radtouren an und zählte dabei weniger Teilnehmer als im Vorjahr. Immerhin aber fuhren 70 Pedaltreter bei 30 Grad im Schatten. Die Familientour durch den Stadtwald bot den meisten Sonnenschutz, aber das größte Feld trat zur 75 Kilometer langen Grüngürtel-Tour an. Das andere Extrem bei der naturkundlichen Fahrt des BUND zur Grube Messel: Im Dauerregen bissen neun Radler die Zähne zusammen, und in Messel stießen weitere Interessenten dazu. Organisator Carl Scherrer war "überrascht, daß es überhaupt stattgefunden hat".

Zur Rad-Suchfahrt der Naturfreunde starteten 58 am Römerberg, 49 kamen ins Ziel am Naturfreundehaus in Niederrad. Nach der "Arbeit" schmeckten Kaffee und Kuchen vorzüglich, und ein Paar aus Bischofsheim gewann den Hauptpreis, einen Wochenend-Aufenthalt im Lahntal.

Apropos Natur: Alles, was damit zu tun hat, ist "in". Trotz leichten Regens folgten 70 Baum-Freunde der Botanischen Führung des Taunusklubs im Bürgergarten am Ostpark, und 60 waren es im Botanischen Garten der Universität am Ende der Siesmayerstraße. Viele Fragen dokumentierten das starke Interesse am Verhältnis Pflanzen / Umwelt. Fast 30 Natur- Fans ließen sich von Rosita Haas und Martina Teipel über den Lehrpfad in den rekultivierten Weilbacher Kiesgruben führen, mehr als 50 besuchten den Falkenhof auf dem Feldberg, sahen die Freiflüge der Geier und Falken. Im Oberurseler Uni-Institut für Bienenkunde schauten sich 62 Gäste um. Fazit: alle zufrieden, keiner gestochen, viel Honig gekauft. Den Bad Homburger Hirschgarten ließen sich 15 Besucher zeigen. Und gestern strömten mehr als 40 in den Marxheimer Heilkräutergarten.

Aus einem großen Einzugsgebiet kamen 60 Technik-Faszinierte zur Erdfunkstelle der Telekom bei Usingen und sahen sich, geteilt in zwei Gruppen, in diesem Zentrum der interkontinentalen Kommunikation um. Der Wetterdienst in Offenbach wurde von mehr als 100 Leuten überrannt. "Wir waren überrascht, aber wir haben's gerade so geschafft", resümierte Edwin Bommer von der Pressestelle. Sein Lob galt der Tatsache, daß viele der Besucher mit öffentlichen Verkehrsmitteln gekommen waren.

Große Faszination übte der Hort des Geldes, die Bundesbank, aus. 70 streng durchgecheckte Gäste informierten sich ausgiebig. Wäre die Zahl der Plätze unbegrenzt gewesen, wären vor allem ins Geldmuseum Mengen von Leuten geströmt. Gerhard Schneider berichtete von einem "enormen Diskussionsbedarf", speziell bei der Geld-Sicherheit und Währungspolitik.

In Friedbergs Altstadt rückten 30 historisch Interessierte den Attraktionen zu Leibe. Michael Keller, Chef des Wetterau-Museums, stellte das Haus vor, ehe die zweigeteilte Gruppe in Richtung Judenbad, Burg und Adolfsturm loszog. Ins Hanauer Papiertheater-Museum kamen 23 Leute, genau die richtige Zahl für die Schaustücke und die Märchenaufführung auf der Mini-Bühne.

Die Galopprennbahn in Niederrad zog fast 50 Pferdefreunde an. Zwei Stunden fragten sie Birgit Gutermann vom Renn-Klub aus, schauten in die Stallungen, sprachen mit einem Trainer und bekamen am Schluß Freikarten für den nächsten Renntag.

Über großes Interesse freute sich auch Marianne Arnold aus Kelkheim, deren Indianer-Tipi 23 Kinder und 13 Erwachsene einen Besuch abstatteten. Es gab alles über Indianer und ihre Kultur zu hören und dann viel indianisches Kunsthandwerk zu fertigen. Frankfurts Berufsfeuerwehr brachte mit großem Aufwand in drei Wachen Kindern in Theorie und Praxis etwas über Brandschutz bei. Insgesamt kamen 44 Kinder und 24 Erwachsene. Allerdings war die Verteilung nicht optimal: Die Wache 1 im Ostend dominierte, Gallus und Nied waren recht schwach besucht.

Eisenbahn und Flugzeuge sind immer faszinierend. Zum Fahrtag des Dampfbahnclubs Oberursel kamen, nachdem sich zur Mittagszeit der Regen gelegt hatte, etwa 1000 Gäste, und viele drehten mit der Modellbahn ihre Runden. Auf dem Flugplatz des Luftsportclubs Babenhausen fanden sich 60 Leute ein, die sich über den Verein und sein Fluggerät informierten. 30 gewannen einen Freiflug, 15 weitere bezahlten einen, und vier Besucher wurden spontan Mitglied. Das zweitägige Spielfest in der Titus-Therme (Nordwestzentrum) brachte weit mehr als 1000 Kinder auf die Beine, in das über der Wasserfläche aufgespannte Spinnennetz und zu den sonstigen Spielen.

Auch die zwei mehrtägigen Kinder-Aktionen in der Schlußwoche liefen toll. Das Kindermuseum spielte die Welt vor 100 Jahren durch, und in den "Werkstätten" und "Betrieben" tummelten sich täglich rund 60 Jungen und Mädchen. Bei den "Büchern im Park" befaßten sich vier Tage lang je 50 Kleine spielerisch mit den vier Elementen. Viele Pädagogen waren von den Ideen der Zentralen Kinder- und Jugendbibliothek begeistert und wollen sie in ihren Einrichtungen übertragen. So ist für Fortsetzung gesorgt . . .

Sozialarbeit weicht Nachtleben Anlaufstelle für Problem-Jugendliche in der Schumacher-Straße

Die vier städtischen Streetworker, die sich um Problem-Jugendliche in der Innenstadt kümmern sollen, haben am Montag, 3. August, Arbeitsbeginn. Adresse ihres Büros und der Kontaktstelle für die Klientel: Kurt-Schumacher-Straße 41. Ursprünglich sollten die Sozialarbeiter, die den Stadtsäckel 300 000 Mark an Gehältern im Jahr kosten, ja ins Möbelhaus Hess an der Konstablerwache ziehen - aber da hinein kommt jetzt eine Filiale der traditionsreichen Musikkneipe "Batschkapp" (Maybachstraße).

Das Lokal heißt "Nachtleben" und verteilt sich auf zwei Etagen. Im Erdgeschoß gibt's ein Bistro, in dem man sich bereits am Nachmittag Snacks und Schoppen servieren lassen kann und in dem am Wochenende auch noch Nachtschwärmer einen Drink bekommen ("last orders" um 4 Uhr früh). Im Keller darunter ist eine Kleinkunstbühne geplant, auf der Nachwuchsgruppen der Rock-, Jazz-, Metal- und Pop-Szene Konzerte geben können. In das Sälchen passen 100 bis 150 Zuhörer. An die Stadt wird "Batschkapp"- Geschäftsführer Ralf Scheffler monatlich eine Umsatzpacht überweisen.

Die "Batschkapp" hat damit keinesfalls ihre Umzugspläne in einen Neubau am Schönhof aufgegeben. Die städtische Saalbau GmbH - so ihr kaufmännischer Leiter Gerhard Esders - geht jedenfalls davon aus, daß 1992 Baubeginn für die "neue Batschkapp" ist. 1994 soll das Haus dann stehen.

Wegen der "Batschkapp"-Tochter "Nachtleben" sind jetzt die vier Streetworker umquartiert worden. Musikcafé und ein Sozialarbeiter-Stützpunkt unter einem Dach bei "Hess" - das vertrage sich nicht, meint man im Magistrat. Für die Klienten - jugendliche Ausreißer oder Obdachlose , die Probleme mit Eltern, Schule, Lehrstelle und / oder Drogen haben - sei die "szenennahe Anlaufstelle" in der Kurt-Schumacher-Straße besser geeignet. peh

Auf einen Blick

Seite II WEILROD. Gaukler im Land. Seite III STEINBACH. Wenig zu nörgeln. Seite IV HOCHTAUNUS. Drei Tote bei Unfällen.Seite V KRONBERG. Ab Montag neue Verkehrsführung . Seite VI FR-MEHRKAMPF zum Mitspielen.

DSV-Präsident Henter in der Bredouille Die Machtproben stehen noch bevor

Klaus Henter ist in diesen olympischen Tagen zu trauriger Berühmtheit gelangt. Der Präsident des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV), erst im Januar in Kassel gewählt und mit dem Ziel angetreten, die permanten Negativschlagzeilen über die DSV- Querelen zu beenden, konnte seine Pläne nicht in die Tat umsetzen. Mehr noch: Er steht derzeit vor einem Scherbenhaufen. Nach der verbalen Ohrfeige für die Funktionärsgilde von Olympiasiegerin Dagmar Hase und dem prompten Rücktritt des Anti-Doping-Beauftragten Harm Beyer ist er "bestürzt" über das, was trotz des relativ erfolgreichen Abschneidens der Schwimmer in Barcelona passierte. Gerade deshalb gilt sein Versprechen, nicht zurücktreten zu wollen.

Wie er seine Motive schildert, klingt das ehrenwert und durchaus überzeugend. Als vermeintlicher Steuermann des knapp 600 000 Mitglieder zählenden Verbandes möchte er das Ruder nicht nach dem ersten Sturm aus der Hand legen. Und er bleibt im Bilde, wenn er versichert, er möchte alles dransetzen, um das Schiff wieder flott zu machen. Ob das allerdings eine realistische Einschätzung ist und ihm demnächst aus den eigenen Reihen nicht zu sehr der Wind ins Gesicht blasen wird, ist eine andere Frage.

Der Abschied des im Streit geschiedenen Harm Beyer, von vielen als "graue Eminenz" beim DSV angesehen, könnte durchaus der erste Schritt auf dem Weg in die (von ihm schon einmal besetzte) Verbandsspitze werden. Was beide trennt, ist die unterschiedliche Sichtweise im Dopingfall Strauß. Beyer fordert rigoroses Vorgehen gegen alle Lügen und Intrigen auf diesem Terrain. Henter möchte stärker das Menschliche berücksichtigen und hält Harm Beyer vor, er poche zu sehr auf die Gesetze.

Ein Ausweg aus dieser Krise ist nicht in Sicht, die Machtproben scheinen erst zu beginnen. Ein von Rolf Andresen, dem leitenden Direktor des Bundesausschuß für Leistungssport (BA-L), vorgeschlagener "runder Tisch" der Schwimmer nach Olympia ist sinnvoll. Ob er im Sinne einer Konfliktbewältigung hilfreich ist, muß sich erst herausstellen. Henter übt sich bereits in Selbstverteidigung und weist darauf hin, daß er in dem maroden Verband nicht alles innerhalb eines halben Jahres in Ordnung hätte bringen können. Das Verhältnis der DSV-Spitze zu den "Landesfürsten" und die Klärung der Kassenlage seien vordringliche Aufgaben gewesen.

"Ich habe von meinem Vater gelernt, in kritischen Situationen fünf Minuten länger durchzuhalten als die anderen. Wir stolpern zwar derzeit von einem Schlagloch ins andere, aber wir sind doch keine Düllmänner", zog Henter am Freitag seine persönliche Olympia-Bilanz. Es bleibt der Vorwurf, daß trotz aller anderslautenden Bekundungen auf Trainer-Ebene im DSV jeder mache, was er will und dies einem konstruktiven Leistungssport- Konzept nicht dienlich sein kann.

Hier konnte Henter nichts Entscheidendes in die Wege leiten. Das könnte ihm schneller, als er ahnt, zum Verhängnis werden. Damit verbunden ist auch herbe Kritik an Schwimmwart Hans Hartogh (Berlin), bei vielen Aktiven genauso unbeliebt wie Harm Beyer, dessen kommissarische Nachfolge als Anti-Doping-Beauftragter der bisher auch als Vorsitzender der DSV-Doping-Kommission tätige Jürgen Medla angetreten hat.

HARALD STENGER

Alarmruf wegen US-Reaktoren

WASHINGTON, 31. Juli (AFP). In mindestens 37 US-Atomreaktoren besteht nach Angaben der US-Aufsichtskommission für die Atomreaktoren die Gefahr, daß ein entscheidendes Warnsystem im Ernstfall nicht funktioniert. In einer Erklärung forderte sie deshalb, die Reaktorbetreiber müßten innerhalb von 30 Tagen verläßliche Zwischenlösungen finden und innerhalb von zwei Wochen einen Plan für die langfristige Behebung des Sicherheitsrisikos vorlegen.

Der Fehler in dem Warnsystem beruht nach der Erklärung der Kommission darin, daß bei einem Störfall das drohende Schmelzen des Reaktorkerns nicht signalisiert würde. Das Schmelzen des Reaktorkerns gilt als der größte anzunehmende Unfall (GAU), da er zur Freisetzung großer Mengen radioaktiver Stoffe führen kann. Als unmittelbare Maßnahme wurde verlangt, daß die Beschäftigten für schnelle Eingriffe geschult werden.

Das Wetter

Wetterlage Eine über Deutschland verlaufende Gewitterfront verlagert sich am Samstag südostwärts. Gleichzeitig schwenkt die über den britischen Inseln angelangte Kaltfront über Deutschland hinweg. Dahinter wird im Norden etwas kühlere Luft herangeführt.

Vorhersage, gültig bis Sonntag abend

Am Samstag zunächst noch gebietsweise aufgeheitert, im Tagesverlauf aufkommende starke Bewölkung und verbreitet Schauer und Gewitter. Tageshöchsttemperaturen 27 bis 32 Grad Celsius. Tiefsttemperaturen in der Nacht zum Sonntag im Norden um 15, im Süden um 20 Grad Celsius.

Am Sonntag allgemein zunehmend sonnig und meist trocken, nur noch im Alpenbereich und im Südosten Gewitter. Im Süden weiterhin um 30 Grad Celsius.

Bei Gewittern Gefahr von Sturmböen, sonst schwacher bis mäßiger und auf westliche Richtungen drehender Wind. Weitere Aussichten für Montag

Meist sonnig und heiß, später wieder aufkommende Gewitter.

Temperaturen vom Vortag, 14 Uhr MEZ Ausland Ort Wetter Grad

Algier

leicht bewölkt 37 Amsterdam

leicht bewölkt 23 Athen

leicht bewölkt 31 Barcelona

wolkenlos 28 Bordeaux

leicht bewölkt 32 Brüssel

leicht bewölkt 24 Budapest

leicht bewölkt 31 Dublin

wolkig 19 Helsinki

leicht bewölkt 23 Innsbruck

leicht bewölkt 31 Istanbul

leicht bewölkt 30 Kairo

leicht bewölkt 34 Larnaka

leicht bewölkt 31 Las Palmas

wolkig 22 Lissabon

wolkenlos 28 Locarno

leicht bewölkt 30 London

leicht bewölkt 27 Madrid

leicht bewölkt 28 Malaga

leicht bewölkt 29 Mallorca

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Reisewettervorhersage 1 16 00

Segelflugwetter 1 15 06

Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01

Ozonwerte 06 11 / 58 12 42 Sonnenaufgang 5.55 Uhr

Sonnenuntergang 21.08 Uhr

Mondaufgang 9.36 Uhr

Monduntergang 21.58 Uhr Pollenflugvorhersage In den nächsten Tagen kommt es wieder zu starkem Flug von Pilzsporen und Nesselpollen, außerdem zu schwachem Gräser- und Beifußpollenflug.

SG Egelsbach, Leichtathletik Durchgangsstation auf dem Weg zu Olympia

Über Egelsbach nach Barcelona. So lautete das Motto der ausländischen Gäste beim Leichtathletik-Abendsportfest der SG Egelsbach. Bei der mit 240 Athletinnen und Athleten aus 35 Vereinen gut bestückten Veranstaltung machten einige bereits für die Olympischen Sommerspiele qualifizierte Athleten aus Taiwan und Südafrika Zwischenstation. Eine gute Generalprobe gelang dabei vor allem dem taiwanesischen Sprinter Huifang Nai, der mit 10,6 Sekunden den Sprint über 100 Meter gewann. Konnte er hier den Frankfurter Lars Klingenberg noch klar auf Distanz halten (10,9 Sekunden), so mußte er sich auf der "kurvigen" 200-Meter-Distanz dem Eintracht-Sprinter mit dem gleichen Rückstand geschlagen geben. Gute 22,1 Sekunden reichten nicht gegen die noch besseren 21,8 Sekunden des Einheimischen.

Imponierend auch die Vorstellung des Lokalmatadors Jens Dietrich. In 14,7 Sekunden hatte er den 110 Meter langen Hürdenwald am schnellsten absolviert. Über 1500 Meter gab es ein "totes Rennen". Der Männer-Sieger Ulrich Keil (Eintracht Frankfurt) sowie der Südafrikaner Deon Brummer absolvierten in zwei verschiedenen Läufen - Brummer startete in der M30-Klasse - die Mittelstreckendistanz in je 3:51,9 Minuten.

Keinerlei Zweifel ließ dagegen Huizhen Wang aufkommen. Die 22jährige Taiwanesin ließ in den Kurzsprints ihre Konkurrentinnen einfach stehen, 11,6 Sekunden über 100 Meter und 23,6 Sekunden über 200 Meter lauteten die auch international beachtlichen Siegeszeiten. Auch die A-Jugendliche Petra Widmann (LG Reinheim/Groß-Bieberau) beherrschte ihre Disziplinen nach Belieben. 12,5 Sekunden über 100 Meter und 5,40 Meter im Weitsprung blieben unerreicht. Beachtlich auch die Hürdenzeit von Matthias Köppen (Darmstadt, 15,1 Sekunden). odo

Auslandsmärkte

FRANKFURT A. M. (FR). Die New Yorker Aktienbörse startete am Freitag mit uneinheitlicher Tendenz. Der Dow Jones-Index lag lediglich etwas mehr als 0,5 Zähler über dem Vortagesschluß von 3391,89 Punkten, was ein Plus von 12,70 bedeutet hatte.

An der Tokioter Börse stieg der Nikkei-Index der 225 Top-Titel zum Wochenausklang um 354,68 auf 15 910,28 Zähler.

TV Büttelborn, Handball Die Spielmacherin muß ersetzt werden

Ihre erste, dreimonatige Vorbereitungsphase haben die Bezirksliga-Handballerinnen des TV Büttelborn mittlerweile hinter sich gebracht und damit den meisten Klassenkonkurrentinnen schon einiges voraus. Den Schwerpunkt legte Trainer Peter Weiler auf das Erarbeiten eines neuen Angriffs-Konzepts: Schnelleres Laufspiel, höheres Tempo bei Spielzügen.

Um das neue System und das Zusammenspiel - schließlich verlor der Verein mit Christine Kolacki seine Spielmacherin an Oberliga-Aufsteiger TGS Walldorf und muß nun erst noch die drei starken Neuzugänge Anja Gleichmann (TV Trebur), die Norwegerin Tove Torres (TSV Pfungstadt) und Dagmar Sunner (TV Langen) integrieren - üben zu können, absolvierten die Büttelbornerinnen in den vergangenen drei Monaten daher zahlreiche Spiele. Hier versuchten sie, ausschließlich Tore aus dem Spiel heraus zu erzielen, jeden Angriff auszuspielen. Es wurden somit keine Tempogegenstöße gelaufen.

Für eine angenehme Abwechselung in der langen Vorbereitungsphase sorgte ein einwöchiger Spanien-Aufenthalt. In Rosas, im Norden der iberischen Halbinsel, bestritten die Büttelbornerinnen, die mit neun Feldspielerinnen angereist waren, ein stark besetztes Turnier. Zahlreiche andere deutsche Vereine waren vertreten, darunter auch Zweit-Bundesligist Alstertal Hamburg, mit denen das Weiler- Team bis ins Endspiel vordrang. Dort hielten die Bezirksligistinnen immerhin eine Hälfte der 30 Minuten langen Spielzeit mit, mußten die Favoritinnen dann aber von 6:6 auf 13:8 davonziehen lassen.

Nach einer dreiwöchigen Pause begann die zweite Vorbereitungsphase am vergangenen Wochenende. Jetzt wird dann die Kondition in Verbindung mit der Technik im Vordergrund stehen, aber auch die individuelle Verbesserung und die Abwehr. Schließlich hält der TVB- Coach nichts von einseitigem Konditionstraining: "Was nutzt es, wenn die Spielerinnen fünf Kilometer laufen, aber keinen Ball fangen können?" gw

Bund der Steuerzahler rügt "sehr üppige" Ministergehälter Versorgungsregelungen in Niedersachsen beanstandet / Ruf nach "Reduktion auf Normalmaß" / SPD verspricht Änderungen Von unserem Korrespondenten Eckart Spoo

HANNOVER, 31. Juli. Der Bund der Steuerzahler (BdSt) hat am Freitag in Hannover die Vergütungs- und Versorgungsregelungen für die niedersächsischen Minister beanstandet. Sie müßten "unverzüglich auf ein Normalmaß reduziert" werden. Zuvor hatten die seit zwei Jahren in Niedersachsen regierenden Sozialdemokraten bereits angekündigt, das Ministergesetz zu novellieren. Es stammt in der jetzigen Fassung aus der Zeit der CDU/FDP-Koalition.

Der Bund der Steuerzahler nannte die niedersächsische Versorgungsregelung "sehr üppig" im Vergleich zum Pensionsrecht der Beamten und erst recht im Vergleich zur gesetzlichen Rentenversicherung. Aber auch gemessen an den neuen Bestimmungen für Bundesminister sei sie "weit übersetzt". So erhalte ein ehemaliger Landesminister in Niedersachsen schon nach zwölf Amtsjahren den Höchstsatz des Altersgeldes, nämlich 75 Prozent der Bezüge eines aktiven Miisters. Ein Bundesminister brauche dafür 23 Jahre.

Schon nach vier Jahren hat ein niedersächsischer Minister, wie der Bund der Steuerzahler weiter vorrechnete, eine Versorgungsanwartschaft auf 35 Prozent der Aktiv-Bezüge, ein Bundesminister dagegen nur auf 29 Prozent. Nach Ansicht des BdSt würden 25 Prozent genügen. Die Steigerungsrate für jedes weitere Amtsjahr beträgt bei der niedersächsischen Landesregierung fünf Prozent, bei der Bundesregierung 2,5 Prozent, bei Beamten 1,88 Prozent, in der gesetzlichen Rentenversicherung 1,5 Prozent, wurde weiter angegeben.

"Nicht einzusehen" vermag der Steuerzahlerbund, weshalb ein ausscheidender Amtsinhaber eines Ministerpostens bereits vor dem 55. Lebensjahr Altersgeld erhalten kann. Wer in Niedersachsen acht Jahre Minister gewesen ist, hat nach der geltenden Regelung unabhängig von seinem Alter Versorgungsansprüche. Demgegenüber gehen die Vorstellungen des Bundes dahin, daß nach bis zu acht Amtsjahren die Versorgung mit dem 60. Lebensjahr beginnt. Dieses Eintrittsalter sollte sich für jedes weitere Amtsjahr um ein Lebensjahr verringern, aber nicht unter das 55. Lebensjahr absinken.

Das Übergangsgeld, das dazu dienen soll, einem Minister nach Ausscheiden aus dem Amt die Wiedereingliederung ins andere Berufsleben zu erleichtern, wird in Niedersachsen solange gezahlt, wie der Minister sein Amt ausgeübt hat. Mindestens wird es für sechs Monate, höchstens für drei Jahre gezahlt. Nach Ansicht des Bundes der Steuerzahler ist eine solche Bemessung des Übergangsgeldes schon nach kurzen Amtszeiten "überdimensioniert".

Die Höhe des Übergangsgeldes sei nur daraus zu erklären, daß früher, als es noch kein Altersgeld für Minister gab, das Übergangsgeld als Ersatz diente. Dieser Grund sei inzwischen entfallen.

Die Ansprüche seien kräftig zu beschneiden, fordert der Bund der Steuerzahler. Übergangsgeld dürfe höchstens für zwölf Monate gewährt werden. Außerdem hält er es für geboten, daß alle Tätigkeitsentgelte, die ein früherer Minister bezieht, voll auf das Übergangsgeld angerechnet werden.

Die gegenwärtige Regelung in Niedersachsen sieht eine Anrechnungspflicht nur bei Tätigkeiten vor, die aus öffentlichen Kassen finanziert werden.

Weniger "Dollar"-Bananen EG-Kommission verabschiedet Plan für Einfuhrquote und Zoll

ha BRÜSSEL, 31. Juli. Die Einfuhr der von deutschen Verbrauchern geschätzten "Dollar-Bananen" soll beschränkt und durch einen Zollsatz auch in Deutschland verteuert werden. Einen entsprechenden offiziellen Vorschlag verabschiedete die Brüsseler EG-Kommission am Freitag.

Allerdings kann Bonn darauf hoffen, daß der maßgeblich vom französischen Kommissionspräsidenten der Europäischen Gemeinschaft (EG), Jacques Delors, beeinflußte Vorschlag im EG-Ministerrat scheitern wird, wenn die ebenfalls an "Dollar-Bananen" gewöhnten Partnerstaaten Belgien, Niederlande, Luxemburg und Dänemark mit der deutschen Delegation zusammenhalten. Das erfuhr die FR aus der Umgebung des deutschen Kommissionsvizepräsidenten Martin Bangemann. Bangemann habe sich zusammen mit fünf anderen Mitgliedern der Kommission "vehement" gegen die Mehrheit seiner Kollegen und Kolleginnen gewehrt, hieß es in Brüssel.

Ziel des umstrittenen Vorschlags ist es, für die kleineren und süßeren Bananen aus südlichen Inselgebieten der EG sowie aus den karibischen Übersee-Departements Frankreichs und früheren westindischen Besitzungen Großbritanniens einen breiteren Absatz im künftigen gemeinsamen Binnenmarkt zu schaffen. Sie werden überwiegend von Kleinbauern erzeugt, während die "Dollar-Bananen" in den Ländern Mittelamerikas vorwiegend auf Großplantagen US-amerikanischer Konzerne geerntet werden.

Nach dem Brüsseler Vorschlag würde die EG ab 1993 "Dollar-Bananen" nur noch bis zu zwei Millionen Tonnen jährlich importieren, wobei auf den größten Teil der Importe ein Zoll von 20 Prozent erhoben werden soll. Die zollfreie Einfuhr solcher Bananen war bisher nur für Deutschland aufgrund eines Sonderprotokolls zum EWG-Vertrag gestattet. Die Einfuhr in die Benelux-Staaten und nach Dänemark war bereits durch eine Zollabgabe verteuert. Der EG-Bananenimport aus Mittelamerika liegt jährlich bei 2,3 Millionen Tonnen, wovon rund 1,4 Millionen in Deutschland konsumiert wurden.

Sportvereine feiern in Griesheim und Niederursel

Die Spvgg 02 Griesheim feiert vom heutigen Samstag, 1. August, bis Samstag, 8. August, ihr 90jähriges Bestehen. Auf dem Sportplatz an der Eichenstraße werden mehrere interessante Spiele ausgetragen. Höhepunkt ist am Dienstag, 4. August, die Partie der "02er" gegen Kickers Offenbach. Anpfiff ist um 19 Uhr.

Auch der SV 1919 Niederursel stellt sich mit einer Sportwerbewoche am Dorfwiesenweg vor. Die Niederurseler kicken am Dienstag, 4. August, 19 Uhr, gegen den Landesligisten VfB Unterliederbach und am Samstag, 8. August, 16 Uhr, gegen die SG Praunheim. Am Donnerstag, 6. August, ist erstklassiger Frauenfußball zu sehen: Die SG Praunheim trifft um 19 Uhr auf die TSG 1951. FR

Die erste "Gastarbeiter"-Generation braucht jetzt Unterstützung Irrtümer über Rückkehr und Leben im Familienclan / Beratungsstelle im Gutleutviertel

Premiere für Frankfurt und Modell für ganz Deutschland: Im Gutleutviertel, im Haus Hafenstraße 31, öffnet am Donnerstag, 6. August, 11 Uhr, die erste "Beratungsstelle für ältere Migrantinnen und Migranten". Das Projekt wird gemeinsam getragen von der Stadt Frankfurt und dem Bezirksverband des Deutschen Roten Kreuzes.

Kommune und DRK tragen damit einem Phänomen Rechnung, das man bislang kaum zur Kenntnis nahm: Die erste "Gastarbeiter"-Generation, die Anfang der 60er Jahre in die Stadt kam, geht in Rente -, und diese alten Menschen bleiben in Frankfurt. Das widerspricht gängigen Erwartungen, die im Lande kolportiert werden: Sie, die nun in Ehren ergrauten ausländischen Arbeitnehmer, würden zurückkehren ins Stammland ihrer Väter und dort - hochgeachtet und wohl versorgt - den Lebensabend in vertrauter Umgebung verbringen.

Nicht mehr als ein frommer Köhlerglaube - so die Quersumme von Recherchen des Amtes für Multikulturelle Angelegenheiten (AMKA). Die Daten, die Statistik und die kommunalen Erhebungen bewiesen das genaue Gegenteil der bisherigen Annahmen, so heißt es in einem vom Amt veröffentlichten Report. "Viele älteren Ausländer sind hiergeblieben, wo ihre Kinder geboren und aufgewachsen sind und nun auch ihre Enkel leben."

Wer nun daraus das idyllisierende Bild einer "südländischen Großfamilie" ableite, in der Oma und Opa mit den beiden nachgewachsenen Generationen in Deutschland zusammenleben, sei wiederum einem Klischee aufgesessen - so AMKA. Zu niedriges Einkommen und die im Rhein-Main-Gebiet grassierende Wohnungsnot ließen ein Zusammenleben im Clan nicht zu. Außerdem hätten Kinder und Kindeskinder zumeist ihren Lebensstil sowie Einstellungen und Verhaltensweisen der "Aufnahmegesellschaft" angepaßt. Folge: "Viele ältere Migranten leben zunehmend isoliert."

Frankfurter Beratungs-, Hilfs- und Freizeitangebote erreichten sie kaum, entsprächen auch nicht den Bedürfnissen. AMKA: "Sie müssen in anderer, neuer Weise angesprochen und beraten werden. Das soll in der Hafenstraße geleistet werden." peh

Handwerk zufrieden über Geschäftsentwicklung

88 Prozent aller Handwerksunternehmen im Bezirk Rhein-Main haben die Geschäftlage im zweiten Quartal '92 als gut oder befriedigend bezeichnet. Dies ergab sich aus einer Umfrage der Handwerkskammer. 90 Prozent aller Firmen erwarten, daß dies auch im nächsten Monat so bleibt. Insgesamt, berichtet die Kammer, habe sich die Situation des Handwerks "wieder deutlich verbessert".

Der Anteil der Betriebe, die im vergangenen Quartal gleich viel oder mehr Aufträge erhielten, stieg von 75,5 auf 82,2 Prozent. Im Durchschnitt ist ein Handwerksunternehmen jeweils für die nächsten 7,6 Wochen mit Aufträgen versorgt.

Auch bei den Betrieben, deren Kapazitäten zu 90 Prozent ausgelastet sind, zeigt der Trend leicht nach oben: Von 52 Prozent auf 53 Prozent stieg hier der Anteil der Betriebe. Spitzenreiter, was die Auslastung betrifft, sind nach wie vor Bau- und Ausbauhandwerksbetriebe. Waren es hier im ersten Quartal 38 Prozent aller Betriebe, die zu hundert Prozent ausgelastet waren, so stieg die Zahl im zweiten Quartal auf 44 Prozent.

Die gute Auftragslage spiegelt sich auch in der Umsatzentwicklung wider. Mehr als ein Viertel aller Betriebe (im ersten Quartal nur 19 Prozent) steigerte in diesem Quartal seine Umsätze. wob

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Irak Saddam bombardiert Schiiten Seite 2

Leitartikel Bush und der Golf-Krieg Seite 3

Nordrhein-Westfalen NPD-Richter gestoppt Seite 4

Feuilleton Edward Hopper in Essen Seite 7

Wirtschaft Zeitspiel im coop-Prozeß Seite 8

Dokumentation Frauenbewegung im Islam Seite 11

Sport Amrheins letzte Chance Seite 16

Frankfurt Bilanz der Ferienspiele Seite 17

Kulturspiegel Kunst im Behördenzentrum Seite 21

Hessen Das Land als Bauherr Seite 22

Aus aller Welt Ruf nach PS-schwächeren Autos Seite 24

Börse Seite 10

Freie Aussprache Seite 10

MAGAZIN Schweiz: Rund um den Brienzer See M 1

Schallplatten M 7

Fernsehen und Funk M 8

Fernsehen / Spaß · Satire · Humor M 9

TV-Wochenübersicht M 10

Auto-Kritik: Opel Astra M 11

Freizeit und Familie / Roman M 12

Freizeit und Familie / Rätsel M 13

Rockrundschau M 14

ZEIT UND BILD Die Biobauern von Pellworm ZB 1

Feuilleton / Literatur ZB 2-ZB 4

Frau und Gesellschaft ZB 5

Moderne Zeiten ZB 6

DER ANZEIGENTEIL Tiermarkt A 1

Automarkt A 5-A 13

Wohnungen / Immobilien A 14-A 35

Gewerbe-Räume A 37-A 40

Stellenanzeigen A 42-A 99

Geschäftsverbindungen A 40

Geschäfte A 36

Reise und Erholung M 1-M 6

Heirat / Bekanntschaften M 6+M 7

Verkäufe A 2+A 3

Kaufgesuche A 3

Veranstaltungen A 4

Verschiedenes A 4

Unterricht A 100

Namen + Notizen

HELMUT HAHN-KLIMROTH, stellvertretender Verwaltungsdirektor der Kliniken des Main-Taunus-Kreises in Hofheim und Bad Soden, übernimmt nach Mitteilung des Kreises kommissarisch die Leitung der Doppelklinik. Verwaltungschef DR. HANS-JOACHIM CONRAD wechselt - wie berichtet - zum 1. August an die Uniklinik Marburg.

Chancen für ausländische Frauen durch Umschulung

In diesem Monat beginnen erneut zweijährige Umschulungen in gewerbliche Berufe, die vom Berufsbildungszentrum des Internationalen Bundes für Sozialarbeit angeboten werden. In den Lehrgängen zur ausgebildeten Arzthelferin, Friseurin und Textilreinigerin sind noch freie Plätze vorhanden.

Das Berufsbildungszentrum wendet sich mit diesen drei Umschulungslehrgängen besonders an ausländische Frauen und Mädchen. Gerade sie suchten oftmals ohne Erfolg einen geeigneten Ausbildungs- oder Arbeitsplatz, da es an beruflicher Qualifikation mangelt. Um den Frauen und Mädchen bei der Entwicklung von Berufs- und Lebensperspektiven entgegenzukommen, bietet daher das "IB Berufsbildungszentrum" Bewerberinnen mit guten Deutschkenntnissen die Möglichkeit, eine Berufsausbildung nachzuholen.

Das "IB Berufsbildungszentrum" ist eines der größten Fort-, Weiterbildungs- und Umschulungszentren in Deutschland. In Frankfurt wird der IB von der Stadt gefördert. Kosten für Umschulung der Lehrgangsteilnehmer trägt unter bestimmten Voraussetzungen das Arbeitsamt. Über weitere Einzelheiten informiert das Beratungsbüro des Internationalen Bundes für Sozialarbeit (Telefon 75 80 06 22) in der Rebstöckerstraße 55. pia

Naspa setzt nach Überfall Belohnung aus

WIESBADEN. Noch keine heiße Spur hat die Polizei von dem Bankräuber, der am Donnerstag mittag eine Filiale der Nassauischen Sparkasse an der Niederwaldstraße überfallen hat. Der Täter war bewaffnet und hatte mehr als 30 600 Mark erbeutet. Das Geldinstitut hat nun eine Belohnung ausgesetzt: zehn Prozent des wiederbeschafften Geldes. maf

Exner erbost über neue US-Pläne für Erbenheim

WIESBADEN. Ungehalten reagierte Oberbürgermeister Achim Exner auf die Information der hessischen Landesregierung, daß die amerikanische Armee bis Ende August 15 Rettungshubschrauber von Griesheim auf den Erbenheimer Flugplatz verlegen wird. Der Rathauschef erbost: "Die Amerikaner führen sich auf wie eine Besatzungsmacht." Das Verhältnis zwischen Stadt und US-Armee sei "so schlecht wie nie zuvor in den letzten zehn Jahren".

Der OB will am Montag bei der hessischen Regierung nachfragen, warum sie die jüngsten Maßnahmen der US- Streitkräfte ohne Protest hinnimmt. Für ihn stelle sich die Situation so dar, "als ob Erbenheim zum Abstellplatz wird, und das nehmen wir nicht klaglos hin". Achim Exner beauftragte sogleich auch das Rechtsamt der Stadt, alle erforderlichen Schritte einzuleiten. maf

Ehrenbrief des Landes Hessen für Karl Becher

Den Ehrenbrief des Landes erhält Karl Becher, der sich unter anderem 15 Jahre lang als Beisitzer im Vorstand des Vereinsringes Griesheim engagiert hat. Sportdezernentin Sylvia Schenk wird die Auszeichnung am Samstag, 1. August, bei der Akademischen Feier zum 90jährigen Bestehen der Spielvereinigung 02 Griesheim überreichen.

Seit 1970 im SpvgG-Vorstand aktiv, hat sich Becher besonders um die Jugendarbeit in diesem Sportverein verdient gemacht. pia

Produktionsanlage ist genehmigt

HÖCHST. Das Darmstädter Regierungspräsidium hat jetzt die vom Chemiekonzern Hoechst geplante Produktionsanlage für das Kältemittel R 134 a genehmigt. Damit können im Stammwerk künftig bis zu 13 000 Tonnen des FCKW-Ersatzstoffes hergestellt werden, der die Ozonschicht nicht schädigt.

Nach Meinung von Kritikern trägt R 134 a jedoch - wenn auch weniger als FCKW - bedenklich viel zum Treibhauseffekt bei.

Die Anlage für R 134 a wird innerhalb der bestehenden FCKW-Produktionsgebäude nahe dem Tor Ost entstehen. leo

Ende der Ferien bringt die Nagelprobe für die Verkehrsplanung Am Montag verdreifacht sich die Menge der Autos / Baustellen abgeschlossen / Umdenken an der Katharinenpforte

Das Straßenbauamt hat Wort gehalten: Freitag, 14 Uhr, waren die drei großen City-Baustellen an Börsen- und Hochstraße und vor dem Hauptbahnhof geräumt und damit die "Hindernisse" beseitigt, die in den zurückliegenden sechs Wochen der Sommerferien so manchen Autofahrer gestreßt und Staus ausgelöst hatten. So rechte Freude, daß da nun wieder "freie Fahrt" gegeben ist, mochte jedoch beim verantwortlichen Bau-Stadtrat Hanskarl Protzmann (SPD) nicht aufkommen: "Mir graut vor dem Montag."

Mit Grund: Die Schule fängt wieder an, 120 000 Pendler kommen in ihren Autos in die Innenstadt zurück, das Verkehrsaufkommen wird sich von einem auf den andern Tag verdreifachen. Und: Ein mittleres Chaos scheint vorprogrammiert, denn in der City sind während der großen Ferien gewohnte Routen "umgedreht", Straßenstücke gesperrt, Fahrwege verengt und umgebaut worden.

Die erste Warnung gilt denen, die seit Jahr und Tag von der Berliner Straße aus die Hauptwache über die Katharinenpforte ansteuern. Der Pfad ist nun abgeschnitten: In den Ferien wurde nämlich die bisherige Einbahnrichtung der Katharinenpforte umgedreht. Wer's dennoch probiert, muß in der Bleidenstraße rechts ab und eine Ehrenrunde drehen.

Zweite Gefahr in diesem Bereich: Die "Drehung Katharinenpforte" bringt ungewohnten Gegenverkehr für die, die es bislang gewohnt waren, den Kornmarkt in voller Breite auf allen drei Spuren nach Norden befahren zu können. Aufgepaßt also beim Rechtsabbiegen von der Berliner Straße in den Kornmarkt: Da kommen einem jetzt auf der alten Linksaußenspur Autos entgegen!

Erhöhte Wachsamkeit ist auch auf der Großen Eschenheimer Straße geboten. Auf der rechten Seite wurde zwischen Roßmarkt und Volksbildungsheim ein Fahrradstreifen markiert. Das bedeutet: Den Autos ist eine Spur genommen worden, sie haben nichts mehr dort zu suchen. Der Radweg darf auch nicht als Standstreifen, Kurzparkzone, Ladefläche mißbraucht werden.

Riskant und unübersichtlich wird es auf dem neuen City-Radweg dort, wo Stifts- und Bleichstraße in die "Große Eschenheimer" münden. Da müssen sich Rad- mit Autofahrern arrangieren, denn wegen der Abbiegespuren kommen sich beide Gruppen mit ihren Fahrzeugen in die Quere.

Völlig privilegiert, weil allein, sind die Radfahrer dann auf der Spur vom Eschenheimer Tor in den Oeder Weg. Richtig: Für Autos ist diese Strecke blokkiert worden; wer am Volksbildungsheim in das südliche Endstück des Oeder Wegs mit dem Auto gelangen möchte, hat nur noch eine Chance über den Anlagenring.

Böse Überraschungen können auch die erleben, die am Montag mit dem Wagen aus der Junghofstraße raus "mit gewohn- (Fortsetzung auf Seite 17)

HGU: 500 Flüchtlinge verlegt Kreis drohte RP mit Katastrophenschutzalarm / Seuchengefahr

MAIN-TAUNUS-KREIS. Am Freitag nachmittag dürften die Telefonkabel zwischen Hofheim, Darmstadt, Schwalbach und Wiesbaden heißgelaufen sein: Kurz vor 15 Uhr sorgten Landrat Jochen Riebel (CDU) und der Erste Kreisbeigeordnete Gerd Mehler (SPD) für Aufruhr, als sie in einer eilig anberaumten Pressekonferenz ein Ultimatum verkündeten. Danach sollte Katastrophenschutzalarm ausgelöst werden, wenn nicht bis 17.30 Uhr 460 Menschen aus der völlig überfüllten Hessischen Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge in Schwalbach abgezogen würden. Der Grund: Am selben Morgen hatte das Kreisgesundheitsamt wegen der schlechten hygienischen Zustände akute Seuchengefahr in dem Containerdorf festgestellt.

Das Darmstädter Regierungspräsidium handelte jedoch schnell: Gegen 16 Uhr fuhren vor der HGU Busse vor, die jeweils 250 Menschen nach Gelnhausen und nach Korbach brachten.

Riebel hatte sich für die Pressekonferenz gestern nachmittag Verstärkung geholt: Nicht nur sein sozialdemokratischer Vize Mehler war zugegen; auch die Bürgermeister aus Schwalbach, Horst Faeser (SPD), und Eschborn, Martin Herkströter (CDU), sowie die Fraktionsvorsitzenden der beiden großen Parteien im Kreistag, Robert Koch und Karl Thumser, machten "Gewicht". In dem Alarm - so Riebel - sehe er die einzige Möglichkeit, Hilfe auch von außerhalb des MTK zu bekommen, um weitere Zelte an der HGU aufzustellen sowie die Versorgung mit Trinkwasser und gleichzeitig die Fäkalienentsorgung zu gewährleisten. Das hessische Katastrophenschutzgesetz biete hierfür die Möglichkeit, um "erhebliche Gefahren für Leib und Leben" abzuwenden. Daß diese existierten, davon gingen die versammelten Politiker spätestens seit Freitag morgen aus. Mit Mitarbeitern des Gesundheitsamtes hatten sich Riebel und Mehler ein Bild von den Zuständen in der HGU gemacht, nachdem deren Leiter sie telefonisch informiert hatte. "Das läßt sich kaum mit Worten beschreiben", waren sie entsetzt. "Menschen hausen auf den Fluren. Außerdem haben wir Kot, Urin und Abfälle auf Tischen und Bänken gesehen."

Aus dem Bericht des Gesundheitsamtes zitierte Mehler außerdem Eindrücke wie "bestialischen Gestank" von Fäkalien auf Wiesen hinter Containern. Die Nottoilette für die Zeltbewohner auf dem HGU- Parkplatz sei "ekelerregend". Alles in allem sei die Situation der rund 900 Flüchtlinge in der für 500 ausgelegten Unterkunft "menschenunwürdig". Eine Gruppe habe sich zudem so verbarrikadiert, daß die Verwaltungsmitarbeiter den Gebäudeteil nicht mehr betreten könnten und sich bedroht fühlten.

Riebel und Mehler verschwiegen zunächst, daß am Donnerstag zwei Menschen mit Typhus ins Krankenhaus eingeliefert worden waren. Die Krankheit hätten die zwei Neuankömmlinge jedoch mitgebracht. Mehler forderte eine gründliche Desinfektion aller HGU-Gebäude.

Die Politiker waren sich einig, daß schon längst hätte gehandelt werden müssen. Sie warfen dem Familienministerium in Wiesbaden vor, "sich ziel- und planlos treiben zu lassen" (Riebel). Karl Thumser (SPD): "Wir tragen das Handeln des Landrates wegen der Seuchengefahr mit." Er schloß sogar einen Polizeieinsatz nicht aus, um die HGU zu räumen.

Horst Faeser beklagte, daß Anregungen von der Stadt Schwalbach in Wiesbaden ignoriert worden seien. Neben dem HGU-Gelände stünden noch viele Container mit Toiletteneinrichtungen von der US-Armee. Faeser: "Die zu verwenden, hätte man doch in Verhandlungen mit den Amerikanern erreichen können."

Die Sprecherin des Familienministeriums, Barbara Bussfeld, wertete das Ultimatum am Freitag abend als "Politspektakel auf dem Rücken der Flüchtlinge". Es gebe zwar einen Unterbringungsnotstand. Der sei aber nur zu lösen, wenn die Kommunen anerkennen, daß Flüchtlingsaufnahme eine Daueraufgabe sei. Hierzu müßten in den Haushalten entsprechende Gelder eingeplant werden.

Außerdem warf die Sprecherin dem Bund vor, Spaltungspolitik zu betreiben. Für bosnische Flüchtlinge würden lang geforderte Kasernen plötzlich freigegeben. Als es jedoch in den zurückliegenden Monaten um die Unterbringung von Asylbewerbern gegangen sei, habe Bonn die Verhandlungen erschwert. Bussfeld: "Das Problem läßt sich nur sachlich lösen, es betrifft uns gemeinsam. Schließlich sind das nicht Flüchtlinge des Landes, sondern der Bundesrepublik."

Gedenkkreuze an der Startbahn West gestohlen

Unbekannte haben in einem Waldstück an der Startbahn West die beiden Kreuze entwendet, die an den Tod zweier Polizeibeamter erinnerten: Die beiden Polizisten Thorsten Schwalm und Klaus Eichhöfer waren dort am 2. November 1987 bei einem Demonstrationseinsatz erschossen worden.

Neben den Kreuzen entwendeten die Diebe Blumen und zerschlugen zwei Tonschalen. Die Beschädigungen waren am Freitag nachmittag von Beamten der Bereitschaftspolizei entdeckt worden. ing

zu TENNIS

BUNDESLIGA, Männer, Erster Spieltag: TTC Iphitos München - TC Karlsruhe-Rüppur 5:4, Etuf Essen - Blau-Weiß Neuss 2:7.

Rath gewann Dressur Grand-Prix

Mit einem Überraschungssieg für Klaus-Martin Rath (Neumünster) endeteder Dressur-Grand-Prix beim Reitturnier in Düsseldorf. Auf Gemenie verwies er Berit Kraus auf den zweiten Platz.

Boxer Paul Griffin angezählt

Die Rechtskommission des Amateur- Box-Weltverbandes hat den irischen Europameister Paul Griffin wegen unsportlichen Verhaltens nach seinem verlorenen Vorrundenkampf gegen Steven Chungu (Sambia) für ein Jahr gesperrt. Jose Ortega (Spanien), der den koreanischen Ringrichter bedroht hatte, wurde mit sofortiger Wirkung suspendiert.

Das Ende der Ferien bringt die Nagelprobe . . .

(Fortsetzung von Seite 17)

tem Schwung" die "ganz linke" der drei Fahrspuren gen Börsenstraße / Goetheplatz / Roßmarkt nehmen möchten. Diese Spur ist jetzt tabu, es gibt auch hier seit neuestem Gegenverkehr, denn man darf von Börsenstraße / Goetheplatz aus mit dem Auto in die Junghofstraße einbiegen. Die alte Einbahnregelung gilt nicht mehr.

Auf Schleichverkehr und Rückstaus müssen sich die Autofahrer im Bereich Börsen- und Hochstraße sowie am Hauptbahnhof einrichten. Zwischen Kaisersack und Bahnhofsportal ist ein neuer Fußgängerüberweg (mit Ampeln!) geschaffen worden, an den Eckpunkten Börsenstraße / Biebergasse / Freßgass' und Freßgass' / Hochstraße / Opernplatz wurden Fußgängerfurten aufgepflastert, und die Ampeln dort zeigen den Autos länger und öfters "Rot".

Nicht zu vergessen: Wegen des Mainfestes ist auch die nördliche Mainuferstraße gesperrt. Für viele bedeutet das weiträumige Umwegfahrten. Sie werden dabei auf die treffen, die sich wegen der Katharinenpforte nun eine neue Route zu ihrem altgewohnten Ziel suchen müssen.

Stadtrat Hanskarl Protzmann weiß, "daß das ein erheblicher Eingriff ins Stadtzentrum gewesen ist", was sein Dezernat da während der Ferien durchzog; und daß nun Zehntausende von Autofahrern, "auf deren innerer Landkarte sich ja ganz bestimmte Routen eingebrannt haben", am Montag ihre liebe Not mit den neuen Verhältnissen haben werden.

Dennoch: Bei allen Einzelmaßnahmen habe man in den Ferien am jeweiligen "Tag X" gerade mal "einen Tag Probleme gehabt - das war immer viel Lärm um nichts". Die Frankfurter hätten stets "sehr, sehr schnell auf die veränderten Verkehrsverhältnisse reagiert", sich großräumige Umfahrungen gesucht. Protzmann: "Ich glaube, daß die prognostizierte Reduzierung des Verkehrs um 40 Prozent auf der Großen Eschenheimer Straße greift." peh

Bundestrainer zieht aus Handball-Pleite Konsequenzen Bredemeier kündigt Rücktritt an Demission nach Olympia / Deutschland - Frankreich 20:23

Mit dem olympischen Handball-Turnier wird auch die Zeit von Horst Bredemeier als Bundestrainer der deutschen Nationalmannschaft zu Ende gehen. Zwar sagte der Coach nach dem 20:23 (9:10) gegen Frankreich, daß er die Sache noch einmal überschlafen wolle, aber alles andere als eine offizielle Rücktrittserklärung wäre eine Überraschung. Nach der zweiten Niederlage im dritten Spiel des Turniers glaubt auch Bredemeier nicht mehr, daß die Auswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB) in den verbleibenden Partien gegen Ägypten (am Sonntag) und Spanien (am Dienstag) sich noch einen Platz im Halbfinale sichern kann.

Der DHB hat mittlerweile bei seiner Männer-Mannschaft einen Verschleiß wie ein Fußball-Bundesligist. Simon Schobel überlebte immerhin noch einen Mißerfolg, den 7. Platz bei der WM 1986, und mußte nach der verpaßten Olympiaqualifikation 1988 gehen. Petre Ivanescu stieg 1989 statt in die A-WM auf in die C- WM ab und quittierte den Dienst. Horst Bredemeier übernahm von der ehemaligen DDR-Mannschaft zwar die Olympiateilnahme, doch im Sportpalast von Granollers kann nach dem 15:25 gegen die GUS, dem 20:20 gegen Rumänien und dem besagten 20:23 gegen Frankreich die Gesamtbilanz nicht mehr erfreulich werden. Bredemeier lag schon vor Olympia das Angebot vor, für zunächst drei Jahre die dänische Nationalmannschaft zu trainieren.

Gegen die Franzosen schien sich zunächst Besserung anzudeuten, man hielt in der Abwehr zusammen und lag nach 13 Minuten 5:1 vorn. Statt sich von einer der wenigen erfreulichen Phasen in diesem Turnier beflügeln zu lassen, kam die deutsche Mannschaft schon nach dem ersten krassen Fehler wieder ins Zaudern. Zur Pause lag sie überflüssigerweise bereits zurück, der zupackende Klaus-Dieter Petersen hatte bereits vor dem Wechsel nach der dritten Zwei-Minuten-Strafe die Halle verlassen.

Der Rest war phasenweise peinlich. Zwar pirschte sich die DHB-Auswahl noch einmal auf 16:17 heran, kassierte jedoch anschließend vier Tore hintereinander.

Bredemeier wechselte den Rückraum ständig durch, so daß niemand sagen konnte, er habe keine Chance bekommen. Eine Linie aber ließ keine Besetzung erkennen. Die meisten Tore warfen Holger Schneider, Volker Zerbe und Jochen Fraatz (je 4).

CHRISTOPH ALBRECHT-HEIDER

Der Kampfgeist der 98er reichte diesmal nicht Zu viele unordentliche Lilien Hobsch traf für Gast zweimal / Darmstadt - Leipzig 2:3 (0:2)

Freddy Heß hat so seine eigene Art, traumatische Erlebnisse bei einem Fußballspiel zu überwinden. Kurz nach der Halbzeit drosch er einen indirekten Freistoß aus 16 Metern in die Maschen des Leipziger Tores. Es hatte keine Auswirkungen auf den verdienten Leipziger Sieg. Der, der ihn vorher psychisch verletzt hatte, heißt Bernd Hobsch und ist derzeit mit sechs Treffern erfolgreichster Stürmer der Zweiten Fußball-Bundesliga.

Was Hobsch vorzugsweise mit Heß, aber auch den anderen Darmstädter Dekkungsspielern veranstaltete, war eine Degradierung. Der Mann gewann sämtliche Zweikämpfe und Kopfbälle, schoß zwei Tore und traf einmal nur den Pfosten. Keine zehn Minuten waren absolviert, da zeigte der Gast, wie man einen Spielmacher kompensiert. Libero Lindner wuchtete den Ball über 60 Meter zu seiner Sturmspitze. Hobsch ließ Bakalorz aussteigen und Torhüter Huxhorn griff zum erstenmal hinter sich. Der zweite Treffer der Leipziger resultierte aus mangelhafter Deckungsarbeit. Debritz frei, Hobsch frei und dieser schob aus kurzer Distanz ein. Die Darmstädter setzten dem aufgeweckten stilistisch schwachen, aber schnörkellosen Spiel der Gäste nur Einsatz entgegen. Doch es war nur Unordnung im Darmstädter Spiel. Und die führte prompt zum dritten Gegentor durch einen Elfmeter von Anders. Hoffmann hatte Turowski gefoult. Mehr als der Anschlußtreffer durch Simon gelang den Platzherren nicht mehr. Und das war gerecht so. STEFAN EULER

SV Darmstadt 98: Huxhorn - Bakalorz (24. Sanchez) - Heß, Kleppinger, Baier - Trautmann (46. Weiss), Hoffmann, Simon, Täuber - Eichenauer, Quedraogo.

VfB Leipzig: Kischko - Lindner - Edmund, Debritz (46. Anders) - Kracht, Bredow, Heidenreich, Gabriel, Hecking (64. Turowski) - Rische, Hobsch.

Schiedsrichter: Jürgen Jansen (Dormagen).

Zuschauer: 5000.

Tore: 0:1 Hobsch (6.), 0:2 Hobsch (19.), 1:2 Heß (51.), 1:3 Anders (67./Foulelfmeter), 2:3 Simon (79.).

Gelbe Karten: Weiss - Hecking, Debritz.

Neuling beweist erstaunliche Reife Viktoria verlor den Anschluß und Parizon

Bad Vilbel - Aschaffenburg 4:1 (2:1)

Auch im dritten Spiel der Saison wies Neuling Bad Vilbel Oberligareife nach. Die Abwehr um Libero Rang und Manndecker Waldschmidt ließ Viktorias Angriff keine Entfaltungsmöglichkeiten. Im Mittelfeld sind Jung, Pucher und Nix exzellente Techniker. Die Viktoria hielt eine Stunde gut mit, war aber durch Bad Vilbels Konterspiel überfordert.

Wie schon beim Spiel in Offenbach hatte Aschaffenburg auch wieder Probleme mit dem Schiedsrichter. Nach einem harmlosen Zweikampf zwischen Haigis und Zürlein entschied der Unparteiische auf Strafstoß, der zum 2:1 führte, und hart war auch der Platzverweis für Parizon (70.) nach einem Foul an Becker. Bei Bad Vilbel gab es keinen schwachen Punkt, bei der völlig neu formierten Viktoria war der von Würzburg gekommene Kilian die dominierende Figur. pb

Bad Vilbel: Grüneisen; Rang, Waldschmidt, Rodriguez, Becker, Haigis, Jung, Nix, Pucher (70. Deuerling), Erk, Proß (56. Weber).

Aschaffenburg: Weiß; Borkenhagen, Dalkilic, Matz, Gesslein (46. Correira), Kilian, Rickert, Kloss, Zürlein (76. Zahn), Parizon, Staab.

Tore: 1:0 Proß (17.), 1:1 Kloß (23.), 2:1 Proß (45./Foulelfmeter), 3:1 Weber (62.), 4:1 Pucher (68.).

Schiedsrichter: Brückner (Darmstadt).

Zuschauer: 1400.

Turbulenzen verursachten Verletzte im Flugzeug

Wahrscheinlich durch Gewitterturbulenzen im süddeutschen Raum sind drei Besatzungsmitglieder der Fluggesellschaft Air Mauritius beim Flug von Mauritius nach Frankfurt im Flugzeug verunglückt. Zwei von ihnen wurden nach der Landung mit schweren Verletzungen am späten Freitag abend in die Uniklinik gebracht.

Ob auch unter den insgesamt 150 Passagieren jemand verletzt worden ist, war bei der Verkehrsleitung des Flughafens bis Redaktionsschluß noch nicht bekannt. Die Maschine war um 19.49 Uhr auf dem Rhein-Main-Flughafen gelandet. ing

Freie Aussprache

WIESBADEN VI

MAIN-KINZIG-KREIS VI

Gewitter / 29 bis 34 Grad

Satellitenbild vom 30. Juli. Ausführlicher Wetterbericht im Lokalteil.

MAIN-KINZIG-KREIS IV

OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN V

KULTURSPIEGEL 21

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Redaktion: K. Morgenstern/I. Scheithauer

LOKALSPORT VII